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Stanislaw Lem - Transfer

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»Sie ist ganz wie die Mädchen aus unserer Zeit. Hat kein so ekelhaftes Zeug in der Nase, auch<br />

keine Teller an den Ohren, auch keine leuchtenden Zotteln auf dem Kopf, starrt nicht vor Gold.<br />

Ein Mädchen, das du auch in Ceberto oder in Apprenous treffen könntest. Kann mich an genau<br />

solche gut erinnern. Das ist alles.«<br />

»Hol mich der Teufel«, sagte ich leise. »Mag schon stimmen. Ja. Aber einen Unterschied gibt es<br />

doch.«<br />

»Na?«<br />

»Das, was ich dir bereits gesagt habe. Gleich am Anfang. Damals habe ich mich nicht so<br />

benommen. Und um die zu sagen, konnte ich mir auch kaum vorstellen.., ich hielt mich eben für<br />

ein ruhiges, stilles Wässerchen.«<br />

»Hat sich was. Schade, dass ich kein Bild von dir gemacht habe, damals, als du aus diesem Loch<br />

auf Kerenea gekrochen bist. Da hättest du schon was vom stillen Wässerchen gemerkt. Mensch,<br />

ich dachte.., ach!«<br />

»Hol doch der Kuckuck Kerenea mitsamt allen ihren Höhlen und dem ganzen Rest«, schlug ich<br />

vor. »Weißt du, Olaf, ehe ich herkam, war ich bei einem Doktor. Juffon heißt er. Netter Kerl.<br />

Bereits über achtzig, aber...«<br />

»Das ist unser Los«, meinte Olaf ruhig. Er atmete den Rauch aus, sah zu, wie er über eine zartlila<br />

Blume, die an eine ausgewachsene Hyazinthe erinnerte, zerfloss, und setzte dann fort:<br />

»Am wohlsten fühlen wir uns unter solchen Greisen. Mit einem sooo langen Bart. Wenn ich daran<br />

denke, bekomme ich die Krätze. Weißt du was? Wir sollten uns eine Menge Hühner anschaffen.<br />

Denen können wir dann die Hälse umdrehen.«<br />

»Hör auf mit dem Blödsinn. Also, dieser Doktor, weißt du, hat mir so manche ganz gescheiten<br />

Dinge gesagt. Dass wir keine - gleichaltrigen Freunde haben können, natürlich haben wir auch<br />

keine Angehörigen mehr, und es bleiben uns nur die Frauen. Aber eine Frau wäre jetzt viel<br />

schwerer zu finden als mehrere. Und recht hat er. Davon habe ich mich schon überzeugt.«<br />

»Hal, ich weiß, dass du klüger bist als ich. Du hast ja immer so - so unmögliche Sachen gemocht.<br />

Die ungeheuer schwer sein mussten, die du auf Anhieb nicht schaffen konntest und wobei du erst<br />

dreimal aus der eigenen Haut fahren musstest, bis es gelang. Anders hat es dir nie geschmeckt.<br />

Glotz mich nicht so an. Ich habe keine Angst vor dir, das weißt du wohl?«<br />

»Gott sei Dank. Das hätte auch gerade noch gefehlt.«<br />

»Also... was wollte ich sagen? Aha! Anfangs dachte ich, weißt du, dass du nur für dich allein sein<br />

willst und deshalb so büffelst und etwas mehr werden willst als nur ein Pilot und ein Mann, der<br />

dafür sorgt, dass der Laden stimmt. Ich wartete nur darauf, wann du anfangen würdest, die Nase<br />

über alle anderen zu rümpfen. Und muss sogar sagen, als du Normers und Venturi mit deinen<br />

verschiedenen Fragen zur Verzweiflung brachtest und dich da so unauffällig in deren<br />

hochgelehrte Diskussionen eingemischt hattest, weißt du, da meinte ich, du fängst damit wohl<br />

schon an. Aber später, da kam dann die Explosion, weißt du?«<br />

»Ja. Die in der Nacht.«<br />

»Eben. Und dann Kerenea und Arkturus und der Mond. Mein Lieber, von diesem Mond träume<br />

ich noch ab und zu, und einmal bin ich bei einem solchen Traum tatsächlich aus dem Bett<br />

gefallen. Nu, dieser Mond! Aber, was wollte ich... Bin wohl schon verkalkt. Vergesse dauernd<br />

alles... Na ja, dann kamen die Dinge eben, und ich verstand, dass es dir nicht darum ging. Nur hast<br />

du eben eine solche Natur, du kannst nicht anders. Kannst du dich noch erinnern, wie du Venturi<br />

um sein Privatexemplar dieses roten Buches gebeten hast? Was war das nur für ein Buch?«<br />

»Die Topologie des Hyperraumes.«<br />

»Stimmt, stimmt. Und er sagte: >Das ist für Sie zu schwer, Bregg. Sie haben ja keine<br />

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