Stanislaw Lem - Transfer
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»Frohlockend wohl nicht. Aber was könnte ich anderes tun? Ich kann doch nicht mit der ganzen<br />
Welt hadern...«<br />
»Na, dann sei dir der schwarze und der blaue Himmel gnädig«, sagte er. »Und jetzt, wenn du<br />
willst, können wir in die Stadt fahren.«<br />
»Schön«, sagte ich. »Mittagessen gibt es in zweieinhalb Stunden, also kommen wir noch<br />
rechtzeitig zurück.«<br />
»Und wenn wir nicht rechtzeitig da sind, kriegen wir nichts mehr?«<br />
»Doch, aber...«<br />
Unter seinem Blick wurde ich rot. Er schien es nicht zu merken, war damit beschäftigt, Sand von<br />
seinen bloßen Füßen abzuschütteln. Wir gingen nach oben, zogen uns um und fuhren mit dem<br />
Wagen nach Klavestra. Der Verkehr auf der Fahrbahn war ziemlich stark. Zum erstenmal sah ich<br />
bunte Glider, rosa und zitronenweiße. Wir fanden eine Autowerkstatt. In den gläsernen Augen des<br />
Roboters, der den beschädigten Wagen besah, schien mir ein Erstaunen zu schimmern. Wir ließen<br />
den Wagen dort und gingen zu Fuß zurück. Es zeigte sich, dass es zwei Klavestras gab, die<br />
Altstadt und die Neustadt; in der alten, im lokalen Industriezentrum, war ich am vorigen Tag<br />
zusammen mit Marger gewesen.<br />
Die neue, moderne Sommererholungsstätte war voller Menschen, fast ausschließlich junger, oft<br />
Teenager. Die Jungen in ihren leuchtend bunten Kleidern schienen als römische Soldaten<br />
verkleidet zu sein: die Kleiderstoffe glänzten in der Sonne wie ganz kurze Panzer. Viele Mädchen,<br />
die meisten hübsch, oft in Strandanzügen, die gewagter waren als alles, was ich bisher gesehen<br />
hatte. Bei der Wanderung mit Olaf spürte ich die Blicke der ganzen Straße. Bunte Gruppen hielten<br />
bei unserem Anblick unter den Palmen inne. Wir waren größer als alle, die Menschen blieben<br />
stehen, drehten sich nach uns um, es war ein peinliches, ganz dummes Gefühl.<br />
Als wir endlich zur Fahrbahn kamen und über die Felder gen Süden wendeten, Richtung Villa,<br />
trocknere sich Olaf die Stirn mit dem Taschentuch. Ich war auch etwas verschwitzt.<br />
»Das soll doch der Deiwel holen«, sagte er.<br />
»Behalte diesen Wunsch für eine bessere Gelegenheit.«<br />
Er lächelte etwas sauer. »Hal!«<br />
»Ja?«<br />
»Weißt du, wie das aussah? Wie eine Szene im Filmatelier: alte Römer, Kurtisanen und<br />
Gladiatoren.«<br />
»Gladiatoren sind dabei wir?«<br />
»Genau.«<br />
»Laufen wir jetzt?« fragte ich.<br />
»Los.«<br />
Wir rannten durch die Felder. Es waren etwa fünf Meilen. Aber wir verliefen uns etwas zu weit<br />
nach rechts und mussten wieder umkehren. Immerhin hatten wir dann noch Zeit, vor dem<br />
Mittagessen zu baden.