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Stanislaw Lem - Transfer

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»Kannst beruhigt sein«, lächelte nun auch ich, »es ist eine ehrliche Mauer.«<br />

Ich telefonierte nach dem Frühstück. Ich wollte mit ihm allein essen. Der weiße Roboter brachte<br />

Kaffee. Und ein vollgestelltes Tablett, es war ein sehr reichhaltiges Frühstück. Wir aßen<br />

schweigend. Mit Vergnügen sah ihn ich kauen, sah eine Haarsträhne über seinem Ohr sich<br />

bewegen.<br />

Dann meinte Olaf: »Rauchst du noch?«<br />

»Ja. Zweihundert Schwarze habe ich mitgebracht. Was später werden soll, weiß ich nicht. Aber<br />

vorläufig rauche ich. Willst du eine?«<br />

»Ja.«<br />

Wir rauchten.<br />

»Und weiter? Spielen wir mit offenen Karten?« fragte er nach einer langen Zeit.<br />

»Ja. Ich werde dir alles sagen. Du mir auch?«<br />

»Immer. Nur, Hal, weiß ich nicht, ob sich das lohnt.«<br />

»Sag nur eins: weißt du, was das Schlimmste ist?«<br />

»Die Frauen.«<br />

»Ja.«<br />

Wir schwiegen wieder.<br />

»Also deshalb?« fragte er.<br />

»Ja. Du wirst es beim Mittagessen sehen. Unten. Die Villa ist zur Hälfte von ihnen gemietet.«<br />

»Ihnen?«<br />

»Junges Ehepaar.«<br />

Unter seiner sommersprossigen Haut traten wieder die Kiefermuskeln hervor.<br />

»Schon schlimmer.«<br />

»Ja. Bin hier seit vorgestern. Ich weiß nicht, wie es kam, aber... bereits, als wir miteinander<br />

telefonierten. Ohne irgendeinen Grund, ohne.., nichts, nichts. Rein gar nichts.«<br />

»Interessant«, sagte er.<br />

»Wieso?«<br />

»Weil es mir ähnlich erging.«<br />

»Warum bist du also gekommen?«<br />

»Hal, du hast eine gute Tat vollbracht - verstehst du?«<br />

»Dir gegenüber?«<br />

»Nein. Einer anderen Person. Denn es hätte kein gutes Ende genommen.«<br />

»Warum?«<br />

»Entweder weißt du es, oder du kannst es nicht verstehen.«<br />

»Ich weiß. Olaf, was ist das aber? Sind wir tatsächlich Wilde?«<br />

»Keine Ahnung. Zehn Jahre waren wir ohne Frauen. Daran musst du zuerst denken.«<br />

»Das erklärt aber nicht alles. In mir steckt so eine Rücksichtslosigkeit, ich nehme einfach auf<br />

keinen Rücksicht, verstehst du?«<br />

»Doch, immer noch, mein Sohn«, sagte er. »Immer noch.«<br />

»Tja, aber du weißt, worum es geht?«<br />

»Ich weiß.«<br />

Wieder schwiegen wir.<br />

»Willst du noch weiter tratschen oder boxen?« fragte er.<br />

Ich lachte.<br />

»Woher hast du die Handschuhe?«<br />

»Das würdest du nie erraten, Hal.«<br />

»Hast du sie machen lassen?«<br />

»Ach wo. Geklaut.«<br />

»Nein! «<br />

»So wahr mir der Himmel helfe. Aus einem Museum... musste deshalb extra nach Stockholm<br />

fliegen, weißt du?«<br />

»Na, dann gehen wir.«

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