Stanislaw Lem - Transfer
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zerschlagenen Rümpfen auffingen, sie zerdrückten und unter die Pressen warfen. Die dabei<br />
entstandenen Blöcke wurden auf Fließbänder zum Haupttransporter befördert. Am Eingang zog<br />
Marger über sein Gesicht eine kleine Maske mit Filter, mir reichte er auch eine; sprechen konnten<br />
wir wegen des herrschenden Lärms nicht. Die Luft war mit einem rostigen Staub angefüllt, der in<br />
rötlichen Wolken von den Pressen aufstieg. Wir gingen durch die nächste Halle, die auch voller<br />
Lärm war, und gelangten über einen beweglichen Steg auf das Stockwerk, wo ganze Reihen von<br />
Druckpressen den aus den Trichtern kommenden Schrott, der nun schon feiner und völlig<br />
gestaltlos war, verschlangen. Eine offene Galerie führte zum entgegengesetzten Gebäude. Marger<br />
überprüfte dort die Aufzeichnungen der Kontrolluhren, und wir gelangten dann in den Fabrikhof,<br />
wo uns ein Roboter den Weg versperrte mit der Nachricht, dass Ingenieur Gloor Herrn Marger ans<br />
Telefon bitten ließe.<br />
»Entschuldigung! Moment! Bin gleich wieder da!« rief Marger und lief eine Wendeltreppe zu<br />
einem nahe stehenden Glaspavillon hinunter. Ich blieb allein auf den von der Sonne glühenden<br />
Steinfliesen. Ich sah mich um: die Gebäude an der anderen Seite des Platzes hatten wir schon<br />
besucht, es waren Sortier- und Druckpressehallen; die Entfernung mitsamt der Schallisolierung<br />
bewirkte, dass von dort kein Geräusch herkam. Hinter dem Pavillon, wo Marger verschwunden<br />
war, stand ein einzelnes niedriges, außerordentlich langes Gebäude, eine Art von Blechbaracke;<br />
ich ging dorthin, um etwas Schatten zu finden, aber von den Metallwänden kam eine unerträgliche<br />
Hitze. Schon wollte ich wieder gehen, als ich einen eigenartigen Laut hörte, der dem Geräusch<br />
arbeitender Maschinen nicht ähnlich war: er kam aus dem Inneren dieser Baracke, war schwer zu<br />
identifizieren. Dreißig Schritte weiter fand ich eine Stahltür. Vor ihr stand ein Roboter. Als er<br />
mich sah, öffnete er die Tür und trat zur Seite. Die unverständlichen Laute wurden nun stärker.<br />
Ich sah hinein: es war dort nicht ganz so dunkel, wie es mir am Anfang schien. Das tote Glühen<br />
der erhitzten Blechmassen benahm mir fast den Atem. Ich wäre sofort zurückgegangen, hätten<br />
mich die vernommenen Stimmen nicht gelähmt. Es waren nämlich menschliche Stimmen -<br />
verunstaltete, zu einem heiseren Chor zusammenfließende, undeutliche, stammelnde Stimmen.<br />
Als ob da im Dunkeln eine Unmenge kaputter Telefone reden würde.<br />
Ich machte zwei unsichere Schritte, irgend etwas knackte unter meinem Fuß, und dann erklang es<br />
deutlich vom Fußboden: »Mmmein Hhuer... mmmein Hhuer... bbitte, gefälligst...«<br />
Ich stand reglos. Die schwüle Luft schmeckte nach Eisen. Das Wispern kam von unten: »bbitte,<br />
gefällgst bsichtgen.., tummeln Hhuer...«<br />
Mit ihm verband sich eine zweite, rhythmisch rezitierende, monotone Stimme: »Exzentrische<br />
Anomalie... kugelförmige Asymptome... Pol der Unendlichkeit... Ursystem der Linien...<br />
Holonomysches System... halbmetrischer Raum... sphaerischer Raum... borstiger Raum...<br />
eingetauchter Raum...«<br />
»Mmmein Hhuer... zu Diensten... bbitte, gefällgst.., mmmein Hhuer...«<br />
Das Halbdunkel wurde förmlich von dem heiseren Geflüster durchdrungen.<br />
»Planet-Lebewesen, sein faulender Sumpf ist die Morgenröte der Existenz, die Anfangsphase.<br />
Und aus den blutigen Teighirnen wird das liebende Kupfer hervortreten...«<br />
»Brek - break - brabsel - be... bre... Veriskop...«<br />
»Klasse der Illusorischen... Starke Klasse... Leere Klasse... Klasse aller Klassen...«<br />
»Mmmein Hhuer... mmmein Hhuer, bbitte bsichtigen gefällgst...«<br />
»Sssch-till...«<br />
»Du...«<br />
»So...«<br />
»Hörschtu mich...«<br />
»Kkhöre...«<br />
»Kannst mi berühren?«<br />
»Brek - break - brabsel...«<br />
»Hab' nichts womit...«<br />
»Ssschade... wür.., würdest sehen wie leuchtend und kalt ich bin...«<br />
»Mmmein Rü... Rüstzeug und mein Goldschwert...«<br />
»Will i... ich nun wieder bbbei N... acht enterbt...«