Wasser. Meine Haut wurde prompt rot, wie verbrüht. Ich wiederholte den Sprung. Schon besser, doch noch nicht so, wie er sein sollte. Nach der zweiten Beuge hatte ich keine Zeit mehr, mich zu strecken, hielt auch die Füße nicht richtig. Aber ich war eigensinnig und hatte ja Zeit, so viel Zeit! Der dritte, vierte, fünfte Sprung. Schon hatte ich etwas Ohrensausen, als ich - vorher auf alle Fälle noch einmal Ausschau haltend- einen Schraubensalto versuchte. Das war schon ein Fiasko, eine totale Blamage. Bein Aufschlagen auf das Wasser verlor ich die Puste, schluckte eine Menge Wasser und kroch dann prustend und würgend auf den Strand. Ich setzte mich unter die durchbrochene Sprungbrettleiter, so gedemütigt und wütend, dass ich schließlich zu lachen begann. Dann schwamm ich noch weiter: vierhundert - Pause - und wieder vierhundert. Als ich ins Haus zurückkehrte, sah die Welt schon ganz anders aus. >Das hat mir wohl am meisten gefehlt
der UNO. Eine Zeitlang irrte er von einem Ausschuss zum anderen, und es sah fast so aus, als ob er in endlosen Beratungen untergehen sollte. Die experimentellen Arbeiten wurden aber ziemlich rege vorangetrieben, man führte Verbesserungen ein, machte Massenexperimente an Tieren, später auch an Menschen. Zuerst haben sich die Verfasser selbst diesem Eingriff unterworfen - Trimaldi war eine Zeitlang gelähmt, man kannte damals noch nicht die Gefahren, mit denen die Betrisierung erwachsenen Menschen drohte, und dieser fatale Unfall hielt die ganze Sache weitere acht Jahre auf. Aber im Jahre siebzehn nach Null- dies war meine private Zeitrechnung: Null bedeutete den Start des »Prometheus« - wurde der Beschluss über die Einführung der Betrisierung gefasst; dies war der Beginn und nicht das Ende des Kampfes um eine Humanisierung der Menschheit - wie das Schulbuch verkündete. In zahlreichen Ländern wollten die Eltern ihre Kinder dem Eingriff nicht unterziehen, und die ersten Betrostationen wurden zu Angriffsobjekten. Viele von ihnen wurden vollständig vernichtet. Die Zeit des Aufruhrs, der Repressalien, des Zwangs und Widerstands dauerte zwanzig Jahre. Das Schulbuch berichtete darüber - aus wohlverständlichen Gründen - nur ganz allgemein. Ich nahm mir vor, nähere Einzelheiten an den Quellen zu suchen, ohne aber jetzt die Lektüre zu unterbrechen. Eine Änderung in der Haltung der Menschen hatte sich erst dann ergeben, als die erste betrisierte Generation bereits Kinder hatte. Über die biologische Seite des Eingriffs berichtete das Büchlein nichts. Dafür gab es mehrere Loblieder zu Ehren von Bennet, Trimaldi und Sacharow. Es gab einen Vorschlag, die Zeitrechnung der Neuen Ära bei der Einführung der Betrisierung anzufangen, das kam aber nicht durch. Die Zeitrechnung hat sich nicht geändert. Aber die Menschen änderten sich. Das Kapitel schloss mit pathetischen Worten von der Neuen Ära des Humanismus. Ich suchte eine von Ullrich geschriebene Betrisierungsmonographie heraus. Wieder nichts als Mathematik, aber ich beschloss, mich da durchzukauen. Der Eingriff wurde nicht - wie ich insgeheim befürchtete - am Erbplasma vorgenommen. Wäre es übrigens so gewesen, dann müsste man nicht mehr jede kommende Generation betrisieren. Daran dachte ich mit Hoffnung. Immer also blieb - zumindest theoretisch - eine Rückzugsmöglichkeit. Man hatte auf das sich entwickelnde Vorderhirn - in einer frühen Lebensphase - mit einer Gruppe proteolytischer Enzyme eingewirkt. Die Resultate waren unterschiedlich: eine Reduzierung der Aggressionstriebe von 80 bis 88 Prozent im Vergleich zu den Nichtbetrisierten; Ausschluss der Entstehung assoziativer Verbindungen zwischen den Aggressionsakten und dem Bereich positiver Gefühle; Reduzierung der Möglichkeiten einer Aufnahme des persönlichen Lebensrisikos im Durchschnitt um 87 Prozent. Als größte Errungenschaft wurde betont, dass diese Veränderungen die Entwicklung der Intelligenz und die Gestaltung der Persönlichkeit nicht nachteilig beeinflussten und - was vielleicht noch wichtiger war - die entstandenen Beschränkungen nicht nach dem Prinzip von Angstverkopplungen funktionierten. Mit anderen Worten: der Mensch unterließ das Töten nicht deshalb, weil er vor der Tat selbst Angst hatte. Eine derartige Form würde Neurosen verursachen und die ganze Menschheit verängstigen. Er tat dies nicht mehr, weil es »ihm nicht in den Sinn kommen konnte«. Ein Satz von Ullrich sagte mir zu: »Die Betrisierung verursacht den Aggressivitätsschwund durch Mangel an Antrieb, nicht durch Verbot.« Nach einigem Nachdenken fand ich aber, dass dies das Wichtigste nicht erklärte, nämlich den Gedankenverlauf eines der Betrisierung unterzogenen Menschen. Diese Menschen waren ja völlig normal, konnten sich also alles, daher auch einen Mord vorstellen. Was verhinderte also eine Verwirklichung? Auf diese Frage suchte ich eine Antwort, bis es dunkel wurde. Wie es meistens bei wissenschaftlichen Problemen vorkommt, komplizierte sich das, was in einer summarischen Besprechung oder Kurzfassung relativ einfach und klar erscheint, um so mehr, je genauere Erklärungen ich forderte. Das singende Signal rief mich zum Abendessen - ich bat, es mir aufs Zimmer zu bringen, rührte es aber nicht einmal an. Wissenschaftliche Erklärungen, die ich endlich fand, deckten sich nur unvollständig. Eine ekelähnliche Repulsion, höchste Aversionsstufe, die auf eine für einen Nichtbetrisierten unverständliche Art noch gesteigert wurde, am interessantesten waren die Aussagen der Untersuchten, die seinerzeit - vor achtzig Jahren - im Trimaldi-Institut bei Rom die Aufgabe hatten, die unsichtbare, in ihren Gehirnen errichtete Schranke zu durchbrechen. Das war
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Stanislaw Lem: Transfer Roman Deuts
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Ich hatte nichts mit, nicht mal ein
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Ton wie von einem Posthorn, vier ov
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Ebene hinüberging, die nach oben f
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Reklamen, mechanisch, gewaltig. Ich
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sämtliche Eskale vom dritten an na
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Erfüllung nur für wenige Menschen
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und dann flogen die anderen weg. Un
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»Das weiß ich selber nicht so rec
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Prometheus< und dem Kleinplaneten h
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Start versucht hatte. Ich kroch hin
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VIII Inzwischen gab Olaf immer noch
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Um jeden Preis versuchte ich, ein a
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Ich schwieg. »Hab es mir schon dam
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tief unten, und dann schwand auch d
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flammenden Flügeln, die Farben, di