20.12.2012 Aufrufe

Stanislaw Lem - Transfer

Stanislaw Lem - Transfer

Stanislaw Lem - Transfer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Taucherapparaturen an, kleine Elektrotorpedos, mit denen man über den Grund der Seen fahren<br />

konnte, Gleiter, Hydroten, die sich auf einem Kissen mit verdichteter Luft bewegten,<br />

Wassermikroglider- alle waren mit besonderen, unfallverhindernden Anlagen versehen. Rennen,<br />

die sich sogar einer großen Popularität erfreuten, konnte ich nicht als Sport anerkennen:<br />

selbstverständlich gab es da keine Pferde, keine Autos - es rannten nur automatisch gesteuerte<br />

Maschinen, auf die man setzen konnte. Der traditionelle Leistungssport hatte ziemlich an<br />

Bedeutung verloren. Es wurde mir erklärt, dass die körperlichen Leistungsgrenzen des Menschen<br />

bereits erreicht worden seien und dass die Rekorde nur von einem anormalen Menschen,<br />

irgendeinem Monstrum an Kraft oder Schnelligkeit, verbessert werden könnten. Vernunftmäßig<br />

musste ich dem zustimmen. Übrigens war die Tatsache, dass die verbliebenen Reste athletischer<br />

Disziplinen sich so verbreitet hatten, recht lobenswert. Nach dieser dreistündigen Besichtigung<br />

ging ich dennoch ziemlich deprimiert aus dem Laden heraus. Die von mir gewählten Turngeräte<br />

ließ ich nach Klavestra schicken. Nach einiger Überlegung verzichtete ich auf den Glider, ich<br />

wollte mir eine Yacht kaufen. Aber Segler gab es eigentlich keine, das heißt ehrliche, zum<br />

Steuern, sondern nur so missratene Kähne, die das Gleichgewicht derart garantierten, dass ich<br />

nicht begreifen konnte, welche Art von Genugtuung einem das Segeln darauf bereiten konnte.<br />

Als ich ins Hotel zurückging, war es schon Abend. Vom Westen her zogen flaumige, rötliche<br />

Wolken auf, die Sonne war bereits verschwunden, es kam der Mond im ersten Viertel, und am<br />

Zenit leuchtete ein zweiter - irgendein großer, künstlicher Satellit. Hoch über den Dächern<br />

wimmelte es von Flugmaschinen. Die Zahl der Fußgänger hatte abgenommen, dafür erhöhte sich<br />

der Gliderverkehr, und es zeigten sich, die Fahrbahn mit langen Streifen beleuchtend, die<br />

spaltartigen Lichter, deren Bedeutung ich immer noch nicht kannte. Ich kam auf einem anderen<br />

Weg zurück und entdeckte plötzlich einen großen Garten. Am Anfang schien es mir ein Park zu<br />

sein, Terminalpark? Aber der schimmerte fern hinter dem gläsernen Bahnhofsberg im nördlichen,<br />

höheren Stadtteil.<br />

Der Anblick war übrigens außerordentlich schön, denn während die ganze Gegend, nur durch die<br />

Straßenlichter unterbrochen, von Dunkelheit bedeckt wurde, flimmerten noch die höheren<br />

Terminalteile wie schneebedeckte Gipfel beim Alpenglühen. Der Park war dicht bewachsen.<br />

Zahlreiche neue Baumarten, besonders Palmen, blühende, stachellose Kakteen. In einem von den<br />

Hauptalleen entfernten Winkel gelang es mir, einen Kastanienbaum zu finden, der mindestens<br />

zweihundert Jahre alt war.<br />

Drei solche Burschen wie ich würden seinen Stamm nicht umfassen können. Ich setzte mich auf<br />

eine kleine Bank und sah eine Zeitlang in den Himmel. Wie ungefährlich, wie harmlos sahen doch<br />

die Sterne aus, die da blinkten und in den unsichtbaren Strömungen der Atmosphäre zitterten, die<br />

die Erde vor ihnen schützte. >Sternchen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!