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Stanislaw Lem - Transfer

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ADAPT- Empfehlungen. Ja, denn sie befahlen gar nichts, sie wiederholten fortwährend, dass sie<br />

in meinem Interesse handelten und dass ich tun könnte, was ich wollte: sogar direkt vom Mond<br />

auf die Erde springen - das war der witzige Doktor Abs -, wenn ich es so eilig hätte. Ich nahm<br />

keine Rücksicht auf den ADAPT, aber Olaf könnte das vielleicht nicht passen. Jedenfalls wollte<br />

ich ihm schreiben. Die Adresse hatte ich. Arbeit. Sollte ich mir einen Job suchen? Als Pilot? Und<br />

was dann - Kursflüge Mars-Erde-Mars machen? Das verstand ich gut, aber...<br />

Plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich doch Geld hätte. Eigentlich war es kein Geld, es hieß<br />

anders, aber ich begriff den Unterschied nicht, man konnte dafür doch alles haben. Ich bat um<br />

Verbindung mit der Stadt. Im Hörer pulsierte ein ferner Gesang. Das Telefon hatte keine Zahlen,<br />

auch keine Drehscheibe, vielleicht sollte man den Namen der Bank nennen? Ich hatte ihn auf<br />

einem Zettel notiert, der Zettel war - im Anzug. Ich schaute ins Bad: der Anzug lag schon im<br />

Schränkchen, frisch gereinigt, in den Taschen befand sich mein ganzer Kleinkram, auch der<br />

Zettel.<br />

Die Bank war keine Bank- sie hieß Omnilox. Ich sprach diesen Namen aus, und so schnell, als<br />

hätte sie gerade auf mein Anliegen gewartet, ließ sich eine tiefe Stimme hören: »Omnilox hier.«<br />

»Mein Name ist Bregg«, sagte ich, »Hal Bregg. Und ich habe wohl bei Ihnen ein Konto... ich<br />

möchte gerne wissen, wie viel es ist?«<br />

Ein Knacks und eine andere, höhere Stimme sagte: »Hal Bregg?«<br />

»Ja.«<br />

»Wer eröffnete dieses Konto?«<br />

»Raflu - der Raumflug im Auftrag des Planeteologischen Instituts und der Raumflugkommission<br />

der UNO. Aber das ist schon einhundertsiebenundzwanzig Jahre her ...«<br />

»Haben Sie irgendeinen Beweis?«<br />

»Nein, nur einen Zettel des Luna-ADAPT vom Direktor Oswamm...«<br />

»In Ordnung. Kontostand: sechsundzwanzigtausendvierhundertsieben Iten.«<br />

»Iten?«<br />

»Ja. Wünschen Sie sonst noch etwas?«<br />

»Ich möchte gern etwas Ge... das heißt, Iten abheben.«<br />

»In welcher Form? Wollen Sie vielleicht einen Kalster?«<br />

»Was ist das? Ein Scheckbuch?«<br />

»Nein. Sie werden sofort bar zahlen können.«<br />

»So? Gut.«<br />

»Bis zu welcher Höhe soll man Ihnen den Kalster öffnen?«<br />

»Was weiß ich - fünftausend...«<br />

»Fünftausend. Sehr wohl. Sollen wir ihn ins Hotel schicken?«<br />

»Ja. Moment mal - ich habe den Namen dieses Hotels vergessen.«<br />

»Ist es nicht das, von wo aus Sie anrufen?«<br />

»Doch. «<br />

»Es heißt Alcaron. Den Kalster schicken wir sofort. Nur noch eine Frage: hat sich Ihre rechte<br />

Hand nicht verändert?«<br />

»Nein - wieso?«<br />

»Ach, nichts. Gegebenenfalls hätten wir den Kalster ändern müssen. Sie bekommen ihn gleich.«<br />

»Danke«, sagte ich und legte den Hörer zurück. Sechsundzwanzigtausend - wieviel ist das? Ich<br />

hatte keine Ahnung. Etwas fing zu summen an. Ein Radio ? Es war das Telefon. Ich hob den<br />

Hörer.<br />

»Bregg?«<br />

»Ja«, sagte ich. Mein Herz klopfte nur einmal etwas stärker. Ich erkannte ihre Stimme. »Woher<br />

wusstest du, wo ich bin?« fragte ich, da sie nicht gleich weitersprach.<br />

»Vom Infor. Bregg... Hal... hör zu, ich wollte dir erklären...«<br />

»Da gibt es nichts zu erklären, Nais.«<br />

»Du bist böse. Aber verstehe doch...«<br />

»Ich bin nicht böse.«<br />

»Hal, wirklich. Komm heute zu mir. Wirst du kommen?«<br />

»Nein. Nais, sag mir bitte, wieviel das ist - zwanzig und ein paar Tausend Iten?«

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