Stanislaw Lem - Transfer
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»Das lässt sich nicht erkennen?«<br />
»Oh, doch. Und wie!«<br />
»Ja - wie?«<br />
Sie schwieg.<br />
»Nais...«<br />
»Aber...«<br />
»Was denn?«<br />
»Ich habe Angst...«<br />
»Es zu sagen?«<br />
»Ja.«<br />
»Aber warum denn?«<br />
»Du würdest es schon verstehen, wenn ich es dir sagte. Denn, siehst du, betrisiert wird nicht durch<br />
Brit. Mit dem Brit hat es nur so eine -Nebenwirkung... Da geht es um etwas anderes...« Sie wurde<br />
blass. Ihre Lippen zitterten.<br />
>Was für eine Weltwas für eine Welt ist das!<<br />
»Ich kann nicht. Ich habe eine schreckliche Angst.«<br />
»Vor mir?«<br />
»Ja.«<br />
»Ich schwöre dir...«<br />
»Nein, nein... Ich glaube dir, nur... Nein. Das kannst du nicht verstehen!«<br />
»Willst du es mir nicht sagen?«<br />
In meiner Stimme muss etwas gewesen sein, was ihr half, ihre Angst zu überwinden. Ihr Gesicht<br />
wurde streng. An ihren Augen sah ich, wie groß die Anstrengung war.<br />
»Es ist.., dazu da... damit man nicht.., töten kann.«<br />
»Unglaublich! - Menschen?«<br />
»Niemanden.«<br />
»Auch keine Tiere?«<br />
»Ja. Niemanden...«<br />
Sie flocht und löste ihre Finger, ohne die Augen von mir zu lassen - als ob sie mit diesen Worten<br />
mich von einer unsichtbaren Kette losgelassen, mir in die Hand ein Messer gedrückt hätte, mit<br />
dem ich sie niederstechen könnte.<br />
»Nais«, sagte ich ganz leise. »Nais, habe keine Angst. Wirklich.., du brauchst nichts zu<br />
befürchten.«<br />
Sie versuchte zu lächeln. »Hör zu...«<br />
»Ja?«<br />
»Als ich das sagte...«<br />
»Ja?«<br />
»Hast du da nichts gespürt?«<br />
»Und was sollte ich spüren?«<br />
»Stell dir vor, du tust, was ich dir eben sagte.«<br />
»Dass ich töte? Das soll ich mir vorstellen?«<br />
Sie zuckte zusammen. »Ja...«<br />
»Na - und?«<br />
»Spürst du denn nichts?«<br />
»Nein. Aber es ist ja nur ein Gedanke, und ich habe keinerlei Absicht...«<br />
»Aber du kannst es? Nicht? Du kannst es wirklich? Nein«,<br />
hauchte sie nur mit den Lippen, als spräche sie zu sich selbst, »du bist nicht betrisiert...«<br />
Jetzt endlich begriff ich die Bedeutung des Ganzen und verstand, dass es für sie ein Schock sein<br />
musste.<br />
»Eine große Sache«, meinte ich und fügte nach einer Weile hinzu: »Aber besser wäre es<br />
vielleicht, wenn sich die Menschen das ohne.., solche Kunstmittel abgewöhnen würden...«<br />
»Ich weiß nicht. Vielleicht«, erwiderte sie. Sie atmete tief. »Jetzt weißt du also, warum ich Angst<br />
bekam?«<br />
»Offengestanden nicht so ganz. Vielleicht ein wenig. Na, du dachtest wohl kaum, dass ich dich...«