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Stanislaw Lem - Transfer

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»Ja.«<br />

»Na, dann man los.«<br />

Das Wasser war kalt und herrlich. Ich machte eine Schraube rückwärts: es ging großartig. Bisher<br />

war mir das nie gelungen. Ich schwamm hoch, prustend und würgend, da ich mit der Nase etwas<br />

Wasser eingezogen hatte.<br />

»Pass auf«, warnte mich Olaf vom Ufer, »nun musst du acht auf dich geben. Erinnerst du dich<br />

noch an Markel?«<br />

»Ja. Wieso?«<br />

»Er ist auf vier ammoniakhaltigen Jupitermonden gewesen, und als er zurückkam und sich auf<br />

dem Übungsplatz setzte und aus seiner Rakete herauskroch, mit Trophäen wie ein<br />

Weihnachtsbaum behangen, da stolperte er und brach sich das Bein. Pass also jetzt auf. Sage ich<br />

dir.«<br />

»Werde ich schon. Scheußlich kalt ist das Wasser. Ich komm lieber raus.«<br />

»Richtig. Könntest dir einen Schnupfen holen. Den hatte ich zehn Jahre lang nicht mehr. Sobald<br />

ich aber Luna anflog, bekam ich einen Husten.«<br />

»Weil es dort so trocken gewesen ist, weißt du«, sagte ich mit todernstem Gesicht. Olaf lachte und<br />

bespritzte mein Gesicht mit Wasser, als er einen Meter neben mir hineinsprang.<br />

»Tatsächlich trocken«, meinte er, indem er hochschwamm.<br />

»Gute Bezeichnung, wirklich. Trocken, jedoch recht ungemütlich.«<br />

»Ol, nun laufe ich.«<br />

»Schön. Dann treffen wir uns beim Frühstück. Oder magst du nicht?«<br />

»Aber ja.«<br />

Ich lief nach oben, trocknete mich unterwegs ab. Vor der Tür hielt ich den Atem an. Schaute<br />

vorsichtig herein. Sie schlief immer noch. Ich nutzte die Gelegenheit und zog mich schnell um.<br />

Sogar rasieren konnte ich mich noch im Badezimmer. Dann schob ich den Kopf wieder ins<br />

Zimmer hinein – mir schien, dass sie sich bewegt hatte. Als ich auf Zehenspitzen ans Bett<br />

herantrat, öffnete sie die Augen.<br />

»Hab' ich.., hier.., geschlafen?«<br />

»Ja. Ja, Eri...«<br />

»Mir war, als ob jemand...«<br />

»Ja. Eri - ich.., ich war das.«<br />

Sie sah mich lange an, als ob alle Erinnerungen erst langsam in ihr wach wurden. Ihre Augen<br />

weiteten sich anfangs ein wenig - vor Staunen? -, dann schloss sie sie, machte sie wieder auf -<br />

schaute verstohlen, sehr schnell, so aber, dass ich es merkte, unter die Bettdecke - und zeigte ihr<br />

gerötetes Gesicht. Ich räusperte mich. »Du willst wohl in dein Zimmer- wie? Dann gehe ich<br />

lieber, oder...?«<br />

»Nein«, sagte sie, »ich hab' doch den Mantel.« Sie zog ihn zusammen, setzte sich im Bett auf. »Ist<br />

es.., schon.., wirklich so?« fragte sie leise in einem Ton, als nähme sie von etwas Abschied.<br />

Ich schwieg.<br />

Sie stand auf, ging durch das Zimmer, kam wieder zurück. Sie hob die Augen, sah mir ins Gesicht<br />

- in ihrem Blick war eine Frage, eine Unsicherheit und noch etwas, was ich nicht erraten konnte.<br />

»Herr Bregg...«<br />

»Ich heiße Hal. So ein - Vorname...«<br />

»Ha... Hal, ich...«<br />

»Ja?«<br />

»Ich... weiß wirklich nicht.., ich möchte... Seon...«<br />

»Was?«<br />

»Nun... er...«<br />

Konnte oder wollte sie nicht »mein Mann« sagen?<br />

»...kommt übermorgen wieder.«<br />

»So?«<br />

»Was soll dann werden?«<br />

Ich schluckte.<br />

»Soll ich mit ihm sprechen?« fragte ich.

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