AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Ein australischer Guiness-Rekord<br />
und sächsische Motorenkompetenz<br />
Industriemuseum Chemnitz eröffnete neuen Dauerausstellungsbereich<br />
“Motorenwerkstatt - Vom Muskelprotz zum Saubermann”<br />
Montageblock mit Viertakt-Motor zum Schrauben<br />
für museumspädagogische Arbeit.<br />
Funktionsmodell eines 1,2 Liter Viertakt-Otto-<br />
Motors mit Zentraleinspritzung (VW).<br />
Mit weniger als 30 Tankfüllungen wollten<br />
die Australier Helen und John Taylor in<br />
einem VW Golf die Erde umrunden und<br />
damit eine neue Bestmarke im Guiness<br />
Buch der Rekorde setzen. Das Paar bewältigte<br />
die 28.970 Kilometer durch 25<br />
Länder in 78 Tagen mit nur 24 Tankfüllungen.<br />
Den Durchschnittsverbrauch von<br />
4,5 Litern auf 100 Kilometern ermöglichte<br />
ein serienmäßiger, 115 PS starker 1,6 FSI-<br />
8 01/20<strong>06</strong><br />
Motor von VW. Die Motorenfertigung<br />
Chemnitz war der erste Volkswagen-<br />
Standort, der im Jahr 2000 mit der<br />
Produktion dieser modernen Direkteinspritzer<br />
begann. Mittlerweile werden auch<br />
die mit der “Kraft der zwei Lungen” ausgestatteten<br />
TSI-Motoren sowie moderne<br />
Dieselaggregate und Antriebskomponenten<br />
für den weltweiten VW-Konzernverbund<br />
gefertigt.<br />
Diese aktuellen Beispiele aus der Motor-<br />
Region Chemnitz haben Herkunft und<br />
Zukunft. Das verdeutlicht der Anfang<br />
April eröffnete neue Ausstellungsbereich<br />
“Motorenwerkstatt” im Industriemuseum<br />
Chemnitz. Und deutlich wird auch, dass<br />
die Entwicklung und Herstellung von Kfz-<br />
Antriebstechnik nicht losgelöst von den<br />
Anforderungen des Umweltschutzes passiert.<br />
Deshalb hat der neue Bereich<br />
bewusst den Untertitel “Vom Muskelprotz<br />
zum Saubermann” erhalten.<br />
Verdient gemacht um diese Exposition<br />
haben sich in erster Linie die Mitglieder der<br />
Arbeitsgruppe Kfz-Technik vom Förderverein<br />
des Industriemuseums sowie die<br />
Akteure des Technischen Stammtisches<br />
der IAV, dem Chemnitzer Entwicklungszentrum<br />
der Ingenieurgesellschaft Auto<br />
und Verkehr GmbH Berlin. In weniger als<br />
zwei Jahren sichteten sie u. a. den Fundus<br />
im Keller der Chemnitzer IAV, die im<br />
Gebäude der 1936 gegründeten Zentralen<br />
Versuchsanstalt der Auto Union und späterem<br />
Wissenschaftlich-Technischen Zentrum<br />
(WTZ) des DDR-Fahrzeugbaus nahtlos die<br />
reiche Automobiltradition der Region<br />
fortsetzt. In ungezählten ehrenamtlichen<br />
Stunden restaurierten die Kfz-Experten<br />
und -Freunde viele Exponate, die Zeugnis<br />
ablegen von bahnbrechenden Leistungen<br />
Chemnitzer Motorenentwickler und -<br />
bauer. Dazu gehören ein Wanderer-<br />
Aluminium-Motor von Ferdinand Porsche,<br />
Rennsportmotoren der Auto Union und<br />
Awtowelo-Aggregate genauso wie Kreiskolbenmotoren<br />
sowie der im WTZ entwickelte<br />
und erste auf der Straße gelaufene<br />
Common Rail Dieselmotor der Welt für Lkw.<br />
Neben den historischen Exponaten sind<br />
aktuelle Beispiele von VW, von VW<br />
Mechatronic, Siemens VDO und der IAV<br />
zu sehen. Auch zu alternativen Antrieben<br />
und Kraftstoffen erfährt der Museumsbesucher<br />
einiges. Z. B. wird mit der Funktionsweise<br />
der Brennstoffzelle bekannt<br />
gemacht oder der Kraftstoff aus der Natur<br />
vorgestellt, der bei Choren in Freiberg entwickelt<br />
und produziert wird. Im Fahrzeugdepot<br />
steht neben einem Trabant mit<br />
Dieselmotor ein Fahrzeug mit Hybridmotor,<br />
dessen Kombination von<br />
Verbrennungs- und Elektroantrieb einen<br />
Kraftstoffverbrauch von 2,4 Litern auf 100<br />
Kilometern ermöglicht. Diese Entwicklung<br />
der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
ist als Leihgabe bis Anfang Mai zu sehen.<br />
Obwohl der Raum für die neue<br />
“Motorenwerkstatt” sehr beengt ist,<br />
haben die Gestalter bewusst Platz gelassen<br />
für museumspädagogische Aktionen.<br />
Schüler und Jugendliche können unter<br />
Anleitung selbst an einem modernen<br />
Motor “schrauben”. Museum und Förderverein<br />
sehen darin einen guten Weg, um<br />
Verständnis und Interesse für technische<br />
Prozesse zu wecken. IR<br />
www.saechsisches-industriemuseum.de<br />
Modell eines Motorenprüfstandes wie er beispielsweise in der VW-Motorenfertigung Chemnitz oder bei der IAV<br />
GmbH zum Einsatz kommt. Fotos: Industriemuseum Chemnitz/H. Zschocke