AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Auch Autos brauchen Schlankheitskuren<br />
Neue Werkstoffe im Fahrzeugbau waren Thema einer Veranstaltung<br />
des Fördervereins Automobilmuseum August Horch<br />
Eine Motorrad-Hinterradschwinge aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff<br />
entstand in einem InnoRegio-Projekt zum Fahrzeug-Leichtbau, an dem<br />
Wissenschaftler der Westsächsischen Hochschule Zwickau, der STZ<br />
Zwickau und weitere Partner mitgearbeitet haben. Foto: Reichel<br />
Autos haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an<br />
Gewicht zugelegt. So stieg die Masse eines Fahrzeugs der<br />
Golf-Klasse im Zeitraum 1974 bis 2002 von 750 auf 1200<br />
Kilogramm an. Mit diesem Fakt konfrontierte Prof. Dr.<br />
Holger Klose von der Westsächsischen Hochschule<br />
Zwickau (WHZ) im November 2005 die Gäste eines<br />
Vortrages im August Horch Museum Zwickau. Diese<br />
Veranstaltung des Museums-Fördervereins widmete sich<br />
dem Einsatz neuer Werkstoffe im Fahrzeugbau.<br />
Höhere Leistung, bessere Ausstattung sowie steigende<br />
Sicherheitsanforderungen an Pkw sind verantwortlich für<br />
die Gewichtszunahme. Mit Leichtbauwerkstoffen und -<br />
technologien soll hier gegengesteuert werden, um Pkw auf<br />
ein “Idealgewicht” im Bereich 800 bis 1000 Kilogramm<br />
“abzuspecken”. Höherfeste Stähle gehören mittlerweile<br />
34 01/20<strong>06</strong><br />
zum Standard im Automobilbau. Der Materialmix setzt sich<br />
jedoch fort mit dem Einsatz von Leichtmetallen, Kunststoffen,<br />
Keramik, Zellularwerkstoffen bis hin zu Materialverbünden,<br />
z. B. mit metallischer Matrix für den Motorbereich,<br />
mit kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen für<br />
Karosserieteile oder mit Naturfasern für den Interieurbereich.<br />
Prof. Klose verwies auf das Projekt ULSAB (= Ultra Light<br />
Steel Auto Body), bei dem Stahlunternehmen 1994 den<br />
Sportwagenhersteller Porsche mit der Konstruktion einer<br />
ultraleichten Stahlkarosserie beauftragten. Das Ergebnis<br />
war im Vergleich zu konventionellen Karosserien 25<br />
Prozent leichter, dabei 52 Prozent biegesteifer, fast doppelt<br />
so torsionssteif, schwingungsärmer und nahezu kostenneutral.<br />
Neue Technologien wie geschweißte Platinen (tailored<br />
blanks), Innenhochdruckumformen und Laserschweißen<br />
tragen zu solchen Entwicklungen bei. Auch das NSB-<br />
Konzept von ThyssenKrupp (= New Steel Body) sowie<br />
ASF (= Aluminium Space Frame) von Audi unterstützten<br />
diesen Prozess.<br />
In der sächsischen Automobilbauregion um Zwickau<br />
beschäftigen sich Wissenschaft und Wirtschaft heute auch<br />
intensiv mit dem innovativen Werkstoff Magnesium. Die<br />
WHZ arbeitet mit an der Entwicklung einer Technologieplattform<br />
zum Einsatz von Magnesium-Knetlegierungen für<br />
den Fahrzeugbau (TeMaK). Dieses Projekt der Industrieund<br />
Automobilregion Westsachsen (IAW) e.V. will u. a.<br />
serientaugliche Lösungen für den Einsatz von Magnesium<br />
im Automobilbau schaffen. In den nächsten drei Jahren sollen<br />
beispielsweise Karosseriekomponenten entstehen. VW<br />
unterstützt den Verbund u. a. bei der Auswahl geeigneter<br />
Bauteile. Erstes Arbeitsprojekt ist eine Fahrzeugtür.<br />
Ina Reichel<br />
www.fh-zwickau.de/www.iaw-2010.de