AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Rosemeyer drehte auch<br />
auf dem Sachsenring<br />
einige Runden<br />
“<strong>AufgeHorcht</strong>”-Leser erinnert<br />
an eine Begebenheit von 1936<br />
Mit der nachfolgenden Schilderung soll<br />
auf eine Episode von vor 70 Jahren,<br />
dem 5. Juli des Jahres 1936, aufmerksam<br />
gemacht werden: die Demonstrationsfahrt<br />
eines Auto Union-<br />
Rennwagens Typ C bei der erstmaligen<br />
Ausrichtung des “Großen Preises von<br />
Europa” für Motorräder auf dem<br />
Rennkurs bei Hohenstein-Ernstthal.<br />
Neben den Rennen auf der englischen<br />
Isle of Man (Tourist Trophy) galt die<br />
Ausrichtung eines Europameisterschaftslaufes<br />
für Motorräder, der bis<br />
dato jährlich in einem anderen europäischen<br />
Land stattfand, als das größte<br />
Motorradsportereignis und fand in<br />
Presse und Rundfunk internationale<br />
Anerkennung.<br />
Das Großereignis in Hohenstein-<br />
Ernstthal wurde gefördert von der<br />
seit Herbst 1932 in Chemnitz ansässigen<br />
Auto Union, einem wirtschaftlich<br />
motivierten Zusammenschluss der<br />
vier sächsischen Automobilhersteller<br />
Audi, DKW, Horch und Wanderer.<br />
Das traf besonders auf die<br />
DKW-Werke<br />
zu, deren<br />
30 01/20<strong>06</strong><br />
Rosemeyer in der Queckenberg-Kurve.<br />
"<strong>AufgeHorcht</strong>"-Leser Jürgen Rabe wurde insbesondere durch die Schilderungen zum Rennwagenbau und zum<br />
Rennsport der Auto Union in den vergangenen Ausgaben angeregt, der Redaktion Fotos und einen Text zu einer<br />
Demonstrationsfahrt eines Auto Union-Rennwagens auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal<br />
von 1936 zu schicken. Er schreibt:<br />
Rennmotorräder bekanntlich in<br />
Zschopau für die Renneinsätze vorbereitet<br />
wurden. Die Freude auf die<br />
Motorradrennen verstärkte sich um<br />
so mehr, als bekannt wurde, dass der<br />
bekannte Autorennfahrer und Idol der<br />
Jugend, Bernd Rosemeyer, mit seinem<br />
Auto Union-Rennwagen zwei Runden<br />
zur Demonstration der Leistungsfähigkeit<br />
hiesiger Automobilbauer auf<br />
dem Rundkurs zurücklegen wird.<br />
Dieses “Spektakel” wollten über<br />
250.000 Zuschauer miterleben, obwohl<br />
für den Eintritt 1,60 Reichsmark<br />
zu zahlen war, für die damalige Zeit<br />
ein stolzer Preis.<br />
Zeitzeugen berichteten übereinstimmend<br />
dazu. Schon von weitem wurden<br />
die Besucher auf das für sie noch nicht<br />
sichtbare Ereignis aufmerksam. Der<br />
sonore Sound des Rennwagens kündigte<br />
sich durch die Bergauffahrt<br />
im benachbarten Bernsdorf an. Die<br />
Anfahrt zur Rennstrecke erfolgte via<br />
Landstraße Hof-Zwickau-Dresden<br />
(heute B173) und nicht wie<br />
damals auch<br />
üblich in<br />
einem Renntransporter. Am Rennwagen<br />
wurde für die 20 Kilometer<br />
von Zwickau zum Startort vor den<br />
Toren der Stadt Hohenstein-Ernstthal<br />
kurzerhand ein Nummernschild für<br />
den öffentlichen Straßenverkehr<br />
montiert und los ging es. Der Fahrer<br />
Bernd Rosemeyer stieg erst am Start<br />
und Ziel der Rennstrecke in das nun<br />
vorgewärmte Fahrzeug und fuhr vor<br />
staunendem Publikum zwei Demonstrationsrunden.<br />
Er war in einer Reihe<br />
von Begleitfahrzeugen mitgekommen.<br />
Die Badberg-Kurve soll er mit einer<br />
derartigen Geschwindigkeit durchfahren<br />
haben, dass er nur dank seiner<br />
großen Fahrkünste das quer stehende<br />
Fahrzeug (und dessen hin und her<br />
schwänzelndes Heck) bis auf Höhe der<br />
Autoreparaturwerkstatt Helmut Lange<br />
wieder in den Griff bekam.<br />
Dann begannen die Motorradrennen.<br />
Die Engländer Frith (Norton 350<br />
ccm) und Guthrie (Norton 500 ccm)<br />
sowie der Ire Tyrell Smith (Excelsior<br />
250 ccm) dominierten und wurden<br />
verdient mit der Europameisterwürde<br />
geehrt. Für die deutschen<br />
Fahrer Kluge (DKW 250 ccm),<br />
Steinbach (NSU 350 ccm) und H.P.<br />
Müller (DKW 500 ccm) blieben die<br />
Vizetitel. Übrigens, die Rennstrecke<br />
erhielt erst 1937 den Namen Sachsenring.<br />
Jürgen Rabe, Hermsdorf<br />
Fotos: Sammlung Jürgen Rabe<br />
Rosemeyer in der Nötzold-Kurve.