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AufgeHorcht 1/06

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ideale Formgebung verlangt Bauteile,<br />

die sozusagen nur aus Fasern höchster<br />

zulässiger Beanspruchung bestehen.<br />

Ausnutzungsgrad von Federn,<br />

Spannungen in einem Träger.<br />

Ein klassisches Beispiel ist die Feder.<br />

Die einfache Biegefeder hat den<br />

schlechten Ausnutzungsgrad von 25<br />

Prozent, wenn die Häufigkeit<br />

der Spannungswerte<br />

über den Volumen<br />

aufgetragen wird.<br />

Das Arbeitsvermögen<br />

des Federvolumens ist<br />

mit 11 Prozent noch<br />

schlechter ausgenützt,<br />

weil die Volumensteile<br />

mit zum Beispiel 50<br />

Prozent Spannung nur<br />

25 Prozent der zulässigen<br />

Federarbeit leisten.<br />

Leider sind Ausnutzungsgrad<br />

und Arbeitsvermögen<br />

nur in sehr<br />

vereinfachten Fällen<br />

berechenbar. Die ideale<br />

Feder ist die unendliche<br />

dünnwandige Torsionsfeder,<br />

die bei gleichem Arbeitsvermögen<br />

nur 6,7 Prozent einer einfachen<br />

Biegefeder wiegt. Undurchsichtig wird<br />

der Ausnutzungsgrad bei komplizierten<br />

Bauteilen, wie die Betrachtung<br />

eines einfachen biegungsbeanspruchten<br />

Gitterträgers im Vergleich zu<br />

einem Vollwandträger und schließlich<br />

einer verrippten Wand lehrt. Wo in den<br />

Rippen Zugspannungen zu erwarten<br />

sind, weist die Wand Druckspannungen<br />

auf. Das wahre Spannungsbild wird<br />

von der Deformation und Dehnung<br />

abhängig. Dehnungsmessungen im<br />

Betrieb über die ganzen Oberflächen<br />

werden zur unerlässlichen Forderung,<br />

wo es sich darum handelt, aus<br />

Konstruktionsteilen den höchsten<br />

Ausnutzungsgrad herauszuholen.<br />

Die Messtechnik hat die Praxis dieses<br />

Verfahrens leider<br />

noch versagt, wenn<br />

auch schon wertvolle<br />

Ansätze im<br />

Dehnlinienverfahren<br />

von Maybach<br />

und spannungsoptische<br />

Messungen<br />

vorliegen. Die Praxis<br />

geht allgemein den<br />

schnellen Weg, dort<br />

Verstärkungen vorzunehmen,<br />

wo die<br />

Teile einreißen.<br />

Häufig ist dieser<br />

Weg falsch. Die<br />

Bruchgefahr ist gesünder zu heilen,<br />

wenn Material dort weggenommen<br />

wird, wo infolge örtlicher Überbeanspruchung<br />

die Dehnung überschritten<br />

wird, ohne zur Festigkeit des<br />

Konstruktionsteils beizutragen. Diese<br />

Stellen zu finden und auszumerzen, ist<br />

die schwierige Aufgabe des Leichtbaus,<br />

der sich im Rennwagenbau unter<br />

dem Hochdruck termingerechter<br />

Entwicklungsaufgaben und Gestaltungsänderungen<br />

der Bauteile keiner<br />

zeitraubenden Forschungsarbeit widmen<br />

kann.<br />

Ein Beispiel: Stoßweise beanspruchte<br />

Zahnräder aus hochwertigstem Material<br />

neigten zu Einrissen im Zahngrund.<br />

Das Polieren des Zahngrundes<br />

brachte keine Besserung, ebenso hatte<br />

die Verarbeitung der Zähne ein negatives<br />

Resultat. Hierauf Verschmälerung<br />

der tragenden Zahnbreite durch keilförmiges<br />

Abarbeiten der Flanken-<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

enden und damit Beseitigung der überbeanspruchten<br />

Randzone: Die Rissund<br />

Bruchgefahr war beseitigt. Ein<br />

anderes Beispiel sind die bekannten<br />

Entlastungskerben nach Thum.<br />

Der zeitliche Ausnutzungsgrad aller<br />

Fahrwerksteile ist schlecht, was wohl<br />

durch die neuzeitliche weiche Rennwagenfederung<br />

verbessert werden<br />

konnte. Die 12 und 16 zylindrischen<br />

Rennmotoren ermöglichen an sich<br />

schon einen guten zeitlichen Nutzungsgrad<br />

des Kurbeltriebwerks, der<br />

durch die Völligkeit des PV-Diagramms<br />

bei Lademotoren noch gesteigert wird.<br />

Ein schönes Beispiel für die Leistung<br />

der Hauptkräfte auf kürzestem Wege<br />

ist das Motor-Hinterachs-Getriebe-<br />

Aggregat des AUTO UNION-Rennwagens<br />

nach der Konstruktion von<br />

Dr. Porsche. Durch diese Bauweise<br />

konnte ein Leistungsgewicht von 1,7<br />

Kilogramm pro PS erreicht werden,<br />

(bezogen auf das Gewicht des fahrfertigen<br />

Wagens) und damit ein Höchst-<br />

Heckmotoraggregat des<br />

AUTO UNION-Rennwagens.<br />

maß an Beschleunigung, das bis heute<br />

nicht übertroffen wurde.<br />

Der Weltrekord über 1 Kilometer mit<br />

stehendem Start wird uns später<br />

nochmals beschäftigen. Hand in Hand<br />

mit der konstruktiven Gestaltung für<br />

diesen Sonderzweck muss die Fabrikation<br />

im Rennwagenbau Aufgaben<br />

bewältigen, denen nur ein erstklassiger<br />

Werkzeugmaschinenbestand in den<br />

Händen hervorragend geschulter und<br />

gewissenhafter Facharbeiter gerecht<br />

wird.<br />

Text und Fotos: Archiv FES<br />

01/20<strong>06</strong><br />

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