AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Teilkonstrukteure und technische<br />
Zeichner gingen an die Lösung<br />
dieser Aufgabe. Musterbau und<br />
Versuch standen bereit. Dank solcher<br />
Spezialisten wie Max Schilling, Fred<br />
Oppen und anderer entstanden das<br />
Holz- und die erforderlichen Kopiermodelle<br />
bis zum zweiten Quartal<br />
1949.<br />
Als Vergleichsfahrzeuge standen<br />
dem Werk die amerikanischen<br />
Pkw “Nash” und “Buick” sowie ein<br />
“Opel Admiral” zur Verfügung. Für<br />
die Beschaffung von speziellem<br />
Material beziehungsweise Teilen<br />
existierte eine zentrale Beschaffungsgruppe<br />
in Berlin (auch für Vergleichsfahrzeuge).<br />
Geplant waren<br />
drei Versuchsfahrzeuge, gebaut<br />
wurde bis 31. Oktober 1950 lediglich<br />
eines. Angearbeitet waren die<br />
Versuchsfahrzeuge zwei und drei.<br />
Auf Weisung des Ministeriums für<br />
Industrie IFA Maschinenbau und<br />
Elektrotechnik, Abteilung Fahrzeugbau,<br />
vom 14. Oktober 1954 wurde<br />
das Vorhaben 920 S eingestellt.<br />
Das zweite und dritte Versuchsfahrzeug<br />
wurden nicht fertiggestellt,<br />
das erste brachte der Autor am<br />
1. April 1951 in das neu gegründete<br />
FEW Karl-Marx-Stadt. Es kostete<br />
381.802,17 DM. Die Entwicklung<br />
des 920 S fand ihren Abschluss am<br />
31. Dezember 1951.<br />
20 01/20<strong>06</strong><br />
Kurzbeschreibung H 920<br />
Motor: Zylinderzahl 6, 3,3 Liter,<br />
75 PS bei 3.600 U/min, maximale<br />
Geschwindigkeit 150 km/h, zugelassen<br />
für 5 bis 6 Personen. Die<br />
Vorderpartie war elegant und aerodynamisch<br />
gestaltet. Vier Türen,<br />
Karosserie seitlich weit heruntergezogen<br />
und mit B-Säule, gebogene<br />
geteilte Windschutzscheibe, Klimaanlage<br />
und Radio. Eine Besonderheit<br />
war die Lage des Getriebes<br />
am Differential.<br />
Wiedersehen nach fünfzig Jahren<br />
Fünfzig Jahre später, das Auto war<br />
durch verschiedene Länder Europas<br />
gereist, sollte der Autor den 920 S<br />
im Zwickauer Automobilmuseum<br />
“August Horch” wiedersehen. Was<br />
war geschehen? Anfang Dezember<br />
1998 kam ein Anruf vom<br />
Restaurator Werner Zinke aus<br />
Zwönitz im Erzgebirge. Er informierte<br />
darüber, dass ihm ein<br />
Sammler aus Belgien einen Horch<br />
versprach; welcher Typ, das konnte<br />
er nicht sagen. Dr. Winfried Sonntag,<br />
Jürgen Pönisch und der Autor fuhren<br />
gespannt nach Zwönitz zur<br />
Besichtigung. Werner Zinke führte<br />
uns in eine Scheune, und da stand er<br />
nun, unrestauriert und nicht fahrbereit.<br />
Ein Horch 930 S aus den Jahren 1947 oder<br />
1948.<br />
Ich traute meinen Augen kaum, mein<br />
Herz schlug höher: nach 50 Jahren<br />
ein Wiedersehen mit dem Horch<br />
Typ 920 S! Wir alle waren uns einig,<br />
dass dieses Fahrzeug für die Geschichte<br />
der Nachkriegszeit eine besondere<br />
kulturhistorische Rolle spielt.<br />
Der Horch 920 S dokumentierte den<br />
technische Fortschritt, den internationalen<br />
Trend - und wir “Horcher” der<br />
Nachkriegszeit wollten unbedingt die<br />
Tradition des eleganten großen Pkw<br />
wieder beleben. Leider kam es nie zur<br />
Serienproduktion. Heute können wir<br />
den Typ 920 S im Automobilmuseum<br />
“August Horch” bewundern.<br />
Dr. Werner Lang<br />
Fotos: Archiv Dr. Werner Lang<br />
Der Autor begann nach einer Lehre<br />
zum Former sowie einem Maschinen-<br />
und Fahrzeugbaustudium in<br />
Zwickau 1949 seine berufliche Laufbahn<br />
bei Horch Zwickau. Er wurde<br />
Technischer Direktor und 1958, mit<br />
dem Zusammenschluss der Werke<br />
Horch und Audi Chefkonstrukteur.<br />
1966 promovierte er an der TU<br />
Dresden. Als Direktor für Wissenschaft<br />
und Technik bei Sachsenring<br />
hat Lang maßgeblich an der Weiterentwicklung<br />
des Trabant und seiner<br />
Nachfolgemodelle mitgearbeitet.<br />
Mit dem Horch 920 S stellten die Zwickauer<br />
Automobilwerker 1950 einen großen Pkw vor,<br />
der an die Erfolge der Marke Horch der 1930er<br />
Jahre anknüpfte. Leider wurde er nie in Serie<br />
produziert.