AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
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Fotos Seite 18:<br />
1945: Bombenschäden im Werk Horch,<br />
Hochbau.<br />
Foto rechts:<br />
1947/48: Spielzeug und Haushaltwaren aus<br />
der Übergangsproduktion nach der Demontage<br />
im Werk Horch.<br />
Ersatzteile für alle Typen der Auto<br />
Union zu produzieren. Das galt für<br />
die Rote Armee und den zivilen<br />
Bedarf. Zur Überwachung der<br />
Aufträge für die Armee gab es den<br />
Befehl 33. Dieser hatte auch zum<br />
Inhalt, bei der Materialbeschaffung<br />
Unterstützung zu geben. Dem<br />
Betrieb wurden daher als Werkskommandanten<br />
der sowjetische<br />
Kapitän Nowogrebelski und später<br />
Major Sewerjanz bis März 1947<br />
zugeteilt. Mit Genehmigung dieser<br />
beiden Offiziere gelang es, aus dem<br />
ehemaligen Konzentrationslager<br />
Dora, einem Nebenlager des KZ<br />
Buchenwald, im Jahr 1947 neunundneunzig<br />
Maschinen zu beschaffen.<br />
Die Produktion hatte wieder eine<br />
Basis. Die neue Kesselanlage für<br />
Dampf und Strom gab dem Werk im<br />
gleichen Jahr die erforderliche<br />
Energie für die Fertigung.<br />
Horch's für Rote Armee<br />
und Minister<br />
Ein Horch 930 S von 1946, hergestellt aus<br />
vorhandenen Vorkriegsbeständen.<br />
Auf Weisung des Kommandanten<br />
Sewerjanz kam es zum Bau von drei<br />
Pkw Horch 930 S. Viele Teile gab<br />
es noch aus der Vorkriegszeit,<br />
andere wurden anhand von Zeichnungen<br />
nachgebaut, speziell die<br />
Karosserien. Die Fahrzeuge erhiel-<br />
ten die Rote Armee in Berlin-<br />
Karlshorst, die Rote Armee in<br />
Wendenschloss bei Berlin und<br />
Minister Fritz Selbmann. Die Überführung<br />
der Pkw lag in den Händen<br />
von Rudi Wohlrab.1947/48 erfolgt<br />
eine weitere Fertigung von vier<br />
Horch 930 S, allerdings mit geänderter<br />
Frontpartie. Über deren<br />
Verbleib ist nichts bekannt. Die<br />
Fertigung des 930 S war somit die<br />
erste Nachkriegsproduktion von<br />
PKW im Werk Horch.<br />
Der Pkw 930 S wurde 1937/1938<br />
konstruiert und serienreif entwickelt<br />
vom Zentralen Konstruktionsbüro<br />
(ZKB) der Auto Union und dem Werk<br />
Horch. Der Horch V-Achtzylinder<br />
930 S, Baujahr 1939, war die Sensation<br />
der IAA Berlin 1939 gewesen. Seine<br />
technischen Daten: Motor V8, 3,8 l<br />
Hubraum, 92 PS, Höchstgeschwindigkeit<br />
160 km/h, Stromlinienkarosserie<br />
nach Paul Jaray-Patenten ohne Mittelsäule,<br />
vorn Einzelradaufhängung, hinten<br />
Doppelgelenkachse, 5- bis 6-Sitzer,<br />
Länge 5,53 Meter, Radwechsel<br />
Heberut-Anlage (wirkt auf alle vier<br />
<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Räder mit Handdruck-Öldruck zum<br />
Wagenheben für Radwechsel). Eine<br />
Reihe von Besonderheiten war im<br />
damaligen Preis von 17.000 Reichsmark<br />
enthalten wie ein Radio (war<br />
1939 im Auto noch eine Sensation)<br />
und ein Lenkradschloss, ein Lüftungsgebläse<br />
für die Windschutzscheibe<br />
(damals Bewetterung genannt) und<br />
ein herausklappbares Handwaschbecken,<br />
verstellbare Rückenlehnen<br />
und weitere Raffinessen.<br />
Der sowjetische Offizier Nowogrebelski (l.) und Moritz Süppel, Leiter der Reparaturabteilung im<br />
Horch-Werk.<br />
H 920 S<br />
nach amerikanischen Vorbildern<br />
Die Leitung der Horch-Werke<br />
beschloss im Juni 1948 den Bau eines<br />
Pkw der gehobenen Mittelklasse mit<br />
der Bezeichnung Pkw 920 S. Basis<br />
waren die Erfahrungen und Kenntnisse<br />
vom Typ 930 S. Eine kleine<br />
noch bestehende Konstruktionsgruppe<br />
unter Führung von Chefkonstrukteur<br />
Weiße, Karosseriekonstrukteur<br />
Locke, den Konstrukteuren H.<br />
Walther für Motor und Getriebe<br />
und M. Wolf für Fahrwerk sowie<br />
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