AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Neustart mit Nobelwagen<br />
Die ersten Nachkriegs-Pkw aus dem Werk Horch Zwickau<br />
waren H 930 S - 1948 folgte die Neuentwicklung H 920 S -<br />
Leider konnte sie nie in Serie gehen<br />
Im April 1945 rückten die Amerikaner unaufhaltsam auf Zwickau vor. Durch Luftangriffe im Oktober 1944<br />
und März 1945 gab es beträchtliche Bombenschäden in der Stadt mit Verlusten unter der Bevölkerung.<br />
Im Werk Horch zerstörten die Bomben die 300-Meter-Halle, die mechanische Fertigung, den Versuch,<br />
das Montageband für Heeresfahrzeuge, die Härterei und die Wagenreparatur. Um weitere Schäden zu<br />
vermeiden, übergaben die Verantwortlichen die Stadt am 17. April 1945 kampflos den Amerikanern.<br />
Am 1. Juli 1945 übernahm die sowjetische Rote Armee Zwickau entsprechend der Abkommen der Siegermächte<br />
von Jalta und Teheran.<br />
Demontage und<br />
Neuanfang nach Kriegsende<br />
Die amerikanische Armee hatte im<br />
April, sofort nach der Besetzung<br />
Zwickaus, die Produktion bei Horch<br />
und Audi verboten. Am 22. Juni<br />
1945 erfolgte die Beschlagnahme<br />
der Werke Audi und Horch durch<br />
die sowjetische Besatzungsmacht.<br />
Sie befahl am 3. Juli 1945 die Demontage<br />
beider Werke zur Wiedergutmachung<br />
von Kriegsschäden. Diese<br />
begann am 22. August 1945 und fand<br />
ihren Abschluss am 22. März 1946.<br />
3.800 Maschinen, welche 95 Prozent<br />
des Maschinenparks des Werkes<br />
Horch bildeten, wurden verpackt,<br />
verladen und per Bahn in die Sowjetunion<br />
transportiert. Alle nicht zerstörten<br />
Betriebseinrichtungen blieben<br />
dem Werk erhalten und wurden so<br />
Basis für den Neuanfang.<br />
Am 1. Januar 1946 übernahm die noch<br />
verbliebenen Bestände an Material,<br />
Maschinen und Einrichtungen die<br />
18 01/20<strong>06</strong><br />
neu entstandene Firma Sächsische<br />
Aufbauwerke GmbH. Sie war Rechtsnachfolgerin<br />
der Auto Union und<br />
wurde mit 1.700 Arbeitskräften der<br />
Industrieverwaltung 19 eingegliedert.<br />
So kam es zur neuen Firmierung<br />
Industrieverwaltung 19, Fahrzeugbau<br />
Werk Horch, Zwickau Sachsen.<br />
Über Feuerzeuge und Schrotmühlen<br />
zur Autoreparatur<br />
Die Reparatur war die erste Abteilung<br />
im Werk Horch, welche die<br />
Produktion aufnahm. Erste Aufträge<br />
kamen von der Roten Armee. Es<br />
galt, Reparaturen an Fahrzeugen<br />
unterschiedlicher Fabrikate auszuführen.<br />
Das brachte erste finanzielle<br />
Mittel und ermöglichte es, dem<br />
Betrieb einen großen Stamm von<br />
Facharbeitern zu erhalten. Der Bevölkerung<br />
fehlten Wirtschaftsgegenstände<br />
aller Art. Ein so genanntes<br />
Füllprogramm mit der Produktion von<br />
täglichen Gebrauchsartikeln entstand.<br />
Es wurden Küchenherde, Küchenwaagen,<br />
Schränke, Feuerzeuge,<br />
Schrotmühlen und vieles mehr<br />
gefertigt - insgesamt 87 Artikel. Ein<br />
Teil der Erzeugnisse ging an die<br />
Belegschaft und wurde als<br />
Tauschobjekt gegen Lebensmittel<br />
verwendet.<br />
3.391.000 Reichsmark Umsatz im<br />
ersten Halbjahr waren ein guter<br />
Anfang. Mit der Freigabe des<br />
Betriebes durch die Besatzungsmacht<br />
begann dessen Aufbau. Die<br />
durch Bomben zerstörte 300-<br />
Meter-Halle und der Hochbau erhielten<br />
eine erste Sanierung. Arbeiter<br />
halfen nach Feierabend kostenlos<br />
bei der Instandsetzung, Jugendbrigaden<br />
leisteten Hunderte Stunden<br />
bei Arbeitseinsätzen im Werk. Mit<br />
Sonderbefehl Nummer 44 der<br />
Sowjetischen Militäradministration<br />
in Deutschland (SMAD) stand für<br />
das Werk Horch die Verpflichtung,<br />
im russischen Sektor fahrende Auto<br />
Union-Fahrzeuge zu reparieren und