AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
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nicht erfasst werden konnten. Das<br />
erweiterte die Anzahl von Investitionsvorhaben.<br />
Sie ergab sich aus<br />
Anforderungen, die erst nach konstruktiver<br />
Lösung der Einbaubedingungen<br />
und der Ergebnisse der<br />
Fahrerprobung bekannt wurden. Im<br />
Ergebnis dieser Situation musste<br />
festgestellt werden, dass der zum<br />
Zeitpunkt der Beschlussfassung vorhandene<br />
Erkenntnisstand und fehlender<br />
Verhandlungsvorlauf zu einer<br />
enormen Fehleinschätzung hinsichtlich<br />
des erforderlichen Investitionsaufwandes<br />
geführt hat.<br />
Eine weitere wichtige Ursache für<br />
die enormen Abweichungen bei den<br />
Investitionen lag an den ständigen<br />
Veränderungen der Preisbasen. So<br />
wurde seit 1984 dreimal der Richtungskoeffizient<br />
für importierte Ausrüstungen<br />
von 2,6 bis auf 4,5 geändert.<br />
Damit erhöhte sich z. B. der Preis<br />
einer Maschine aus einem kapitalistischen<br />
Land im Anlagevermögen<br />
eines Betriebes um das 4,5-Fache.<br />
Nach Überwindung aller Probleme<br />
und Schwierigkeiten erfolgte am 31.<br />
August 1988 die feierliche Übergabe<br />
der Alphamotoren-Fertigungsanlage<br />
durch den Vorstandsvorsitzenden<br />
der VW AG an den Generaldirektor<br />
des IFA Kombinates Pkw. Damit<br />
waren gleichzeitig die Rechte zur<br />
Herstellung und zum Vertrieb der<br />
Motorenbaureihe EA 111 verbunden<br />
sowie der technische Rückstand<br />
auf dem Gebiet der Viertakt-<br />
Ottomotorenfertigung überwunden.<br />
So konnte das AWE zur Leipziger<br />
Herbstmesse 1988 den Wartburg<br />
1.3 vorstellen, der nunmehr anstelle<br />
eines Zweitakt-Ottomotors ein<br />
modernes, nach dem Viertaktprinzip<br />
arbeitendes Triebwerk erhielt. Mit<br />
dem neuen Motor, dem Herzstück<br />
eines jeden Fahrzeuges, konnte der<br />
erste Schritt zum Erreichen des<br />
internationalen Entwicklungsstandes<br />
bei der Pkw-Fertigung vollzogen<br />
werden. Damit verbunden war ein<br />
Innovationsprozess in der Zulieferindustrie<br />
bis hin zur Grundstoffindustrie.<br />
Mit den hohen Anforderungen<br />
an die Fertigungstechnik und Qualitätssicherung<br />
war es erforderlich,<br />
ein komplexes Qualitäts-Sicherungssystem<br />
für das Gesamtvorhaben<br />
durchzusetzen. In dieses System<br />
wurden die heutigen internationalen<br />
Forderungen zur Vereinbarung von<br />
Qualitätsnachweisen, wie sie in den<br />
ISO-Normen 9001 bis 9004 fixiert<br />
sind, integriert und damit erfüllt.<br />
Für die Zwickauer und Chemnitzer<br />
Automobilbauer war es ein Glück,<br />
dass es zu DDR-Zeiten zum<br />
Abschluss dieses Motorenvertrages<br />
kam. Denn nach der Wende engagierte<br />
sich die VW AG in Westsachsen<br />
und baute ein am Standort<br />
Zwickau-Mosel vom VEB Sachsenring<br />
Automobilwerke Zwickau begonnenes<br />
Automobilwerk zu einem der<br />
Dr. Winfried Sonntag und<br />
Dipl. Ing. Karl-Heinz Brückner<br />
hinter dem Fahrschemel des Trabant 1.1<br />
Fotos: Arschiv des Autors<br />
<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Automatisches Einlauffeld zur Prüfung von ausgewählten<br />
Parametern für alle gefertigten Motoren.<br />
modernsten Automobilwerke aus.<br />
In Chemnitz entstand auf dem<br />
Gelände des ehemaligen VEB Barkas<br />
ein äußerst modernes Motorenwerk.<br />
So verdanken es die Automobilbauer<br />
Westsachsens der VW<br />
AG und ihrem damaligen Vorstandvorsitzenden<br />
Prof. Dr. Carl Hahn,<br />
dass für viele von ihnen die Arbeitsplätze<br />
erhalten blieben und die<br />
Tradition des Automobilbaus fortgesetzt<br />
werden kann.<br />
Dr. Winfried Sonntag<br />
Der Autor begann 1949 als Konstrukteur<br />
im Horch-Werk Zwickau, wurde<br />
1954 Technischer Direktor bei Audi<br />
Zwickau und 1958 Technischer Direktor<br />
des VEB Sachsenring Automobilwerke<br />
Zwickau. Ab 1963 leitete er das<br />
Wissenschaftlich-Technische Zentrum<br />
Automobilbau der DDR, agierte von<br />
1968 bis 1978 als Generaldirektor der<br />
VVB Auto und war bis 1991 Auftragsleiter<br />
für das Projekt VW-Motor.<br />
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