20.12.2012 Aufrufe

AufgeHorcht 1/06

AufgeHorcht 1/06

AufgeHorcht 1/06

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Foto Seite 12:<br />

Größenvergleich der Motoren des Trabant 2-ZO 7,3 / 7,2<br />

mit dem Dieselmotor 3-VD 8 / 7,65 mit Blick auf die Ansaugseite.<br />

Arbeitskräfte. Damit waren die<br />

Finalisten oftmals überfordert. Diese<br />

Situation zog sich durch bis in die<br />

erste Verarbeitungsstufe. So gab es<br />

nur wenige Betriebe in der<br />

Zulieferindustrie, die den Enderzeuger<br />

durch Eigenentwicklung<br />

neue Bauteile oder Baugruppen<br />

anboten. Kompliziert wurde die<br />

Lage, wenn vom Enderzeuger ein<br />

Bauteil gefordert wurde, für das es<br />

noch kein bilanzverantwortliches<br />

Organ gab, dass heißt, wenn es um ein<br />

Teil ging, das noch nicht im Bilanzverzeichnis<br />

enthalten war. Dann<br />

musste mit Hilfe des Bilanzsystems<br />

ein Bilanzverantwortlicher ermittelt<br />

werden, der für die Bereitstellung<br />

des bisher noch nicht im Bilanzverzeichnis<br />

enthaltenen Teiles verantwortlich<br />

gemacht wurde. Da es in<br />

diesem Prozess meistens um neue<br />

Teile ging, für die eine Zuordnung zu<br />

einem alten Erzeugnissortiment<br />

nicht gegeben war, wehrten sich die<br />

Betriebe, dieses Teil in ihre Bilanzverantwortung<br />

zu übernehmen. Unter<br />

diesen Bedingungen war es für den<br />

Enderzeuger sehr schwer, in kurzer<br />

Zeit neue Erzeugnisse mit Knowhow<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Am Beispiel der Entwicklung eines<br />

neuen Viertakt-Ottomotors hätte es<br />

für den Einsatz von Tassenstößeln,<br />

gepanzerten Ventilen oder 3-Stofflagerschalen<br />

keine Voraussetzungen<br />

und durch die übergeordneten<br />

Organe keine Unterstützung gegeben.<br />

Für gepanzerte Ventile gab es z. B.<br />

kein Aufkommen an Stellit für die<br />

Herstellung der Panzerung. Auch die<br />

Fertigung der Tassenstößel wäre an<br />

der Höhe der Investitionen und der<br />

Bereitschaft eines Herstellerbetriebes<br />

gescheitert.<br />

Die Basis für den Bau eines modernen<br />

Viertakt-Ottomotors in der<br />

DDR war damit nicht gegeben. Der<br />

Ausweg aus dieser Situation bestand<br />

nur in der Lizenznahme eines<br />

Motors unter den Bedingungen des<br />

“tupfengleichen” Nachbaues, das<br />

heißt, einen Nachbau ohne DDR<br />

typische Ausweichlösungen wie sie<br />

oft auf Grund der NSW-Unabhängigkeit<br />

(NSW = Nichtsozialistisches<br />

Wirtschaftsgebiet) gefordert wurden.<br />

Angebot von Volkswagen<br />

an die Regierung der DDR<br />

Der Vorstand der Volkswagen AG<br />

übergab 1983 der Regierung der DDR<br />

ein Angebot zur Lizenznahme und<br />

Herstellung der Alpha-Motorenbaureihe<br />

EA 111. Am 21. Juni 1983<br />

<strong>AufgeHorcht</strong><br />

beschloss das Sekretariat des ZK der<br />

SED eine Verhandlungskonzeption,<br />

welche die Verhandlungen mit der<br />

VW AG zur Produktionsaufnahme<br />

der Alpha-Motorenbaureihe für die<br />

Pkw Trabant und Wartburg in der<br />

DDR zum Inhalt hatte. Auf dieser<br />

Grundlage führte eine Delegation,<br />

zu der auch der Autor gehörte, vom<br />

5. Juli bis 8. November 1983<br />

umfangreiche Verhandlungen. Sie<br />

hatten die Aufgabe, den Inhalt des<br />

vorliegenden Angebotes zu qualifizieren,<br />

damit eine allseitig fundierte<br />

Gesamtaussage und konkrete<br />

Vorschläge für das weitere Vorgehen<br />

möglich wurden. Im Einzelnen ging<br />

es dabei um folgende Aufgaben:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

Bestimmung der technischen und<br />

technologischen Parameter und<br />

Bedingungen des Liefer- und<br />

Leistungsumfanges der Ausrüstungen<br />

und Motoren<br />

Bestimmung der juristisch-kommerziellen<br />

Grundbedingungen<br />

Vereinbarung der Lizenz- und<br />

Vertriebsrechte<br />

Refinanzierung und Kompensation<br />

Die Vorschläge der Verhandlungsdelegation<br />

führten am 12. November<br />

1984 zu dem zwischen den Außenhandelsorganen<br />

der DDR und der<br />

Volkswagen AG abgeschlossenen<br />

Vertrag. Damit wurden die Rechte<br />

zur Herstellung und zum Vertrieb<br />

der Motorenbaureihen EA 111 erworben<br />

und die Lieferung einer<br />

Motorengebrauchtanlage für die<br />

Herstellung der Motoren abgeschlossen.<br />

Auf dieser Anlage konnten<br />

bei maximaler Auslastung in drei<br />

Schichten bis zu 430.000 Motore<br />

pro Jahr der Größenklasse 1,05 Liter<br />

und 1,3 Liter hergestellt werden.<br />

Ebenso wurde ein Exportvertrag<br />

über die Lieferung von Rumpfmotoren<br />

Verstärkter Trabant Vorderbau mit<br />

McPherson Federbeinachse und<br />

Dieselmotor 3-VD 8 / 7,65.<br />

01/20<strong>06</strong><br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!