AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Die Entwicklung eines<br />
Dieselmotors für den Trabant<br />
Seit Bestehen der DDR wurde ständig<br />
durch unterschiedliche Maßnahmen<br />
auf einen minimalen Kraftstoffverbrauch,<br />
ganz gleich ob es sich um<br />
Benzin oder Dieselkraftstoff handelte,<br />
gedrängt. Ausgenommen war<br />
der Kraftstoffbedarf für die Bevölkerung.<br />
Für die Industrie, das<br />
Kommunalwesen, die Verwaltungen<br />
und alle übrigen Institutionen war<br />
die Kraftstoffzuteilung streng kontingentiert.<br />
Da für die Herstellung von<br />
Dieselkraftstoff sehr viel weniger<br />
Investitionen benötigt wurden als<br />
für die Herstellung von Benzin, orientierte<br />
besonders die Staatliche<br />
Plankommission auf den Bau und<br />
Einsatz von Dieselmotoren. So übertrug<br />
das Ministerium Wissenschaft<br />
und Technik Ende der 1970er Jahre<br />
dem Wissenschaftlich-Technischen<br />
Zentrum (WTZ) des VEB IFA Kombinates<br />
Pkw die Bearbeitung des<br />
Staatsplanthemas “Kraftstoffsparende<br />
Antriebssysteme”. Auf drei<br />
Ministerien verteilt waren 15 Einzelthemen<br />
wie Leichter Elektroantrieb,<br />
Alternativkraftstoffe, Pkw<br />
Dieselmotor u. a. zu bearbeiten. Das<br />
WTZ erstellte von August bis<br />
12 01/20<strong>06</strong><br />
Dezember 1978 eine Studie über<br />
die Entwicklung eines Pkw Dieselmotors,<br />
die folgende Ziele vorgab:<br />
3 Zylinder-Reihenmotor, Hubraum<br />
1102 Kubikzentimeter, Bohrung<br />
76,5 Millimeter, Hub 80 Millimeter,<br />
Nennleistung 29 Kilowatt, Wirbelkammer-Brennverfahren<br />
mit Stahlbzw.<br />
Keramikeinsatz, Direkteinspritz-Verfahren<br />
zu einem späteren<br />
Zeitpunkt. Die 3-Zylindervariante<br />
wurde gewählt, um eine kurze<br />
Baulänge des Motors zu erreichen.<br />
Die Verteidigung der Studie erfolgte<br />
am 2. Februar 1979 vor einem<br />
Expertenkreis aus Vertretern der<br />
Industrie, der Universität Dresden,<br />
der Ingenieurhochschule Zwickau<br />
und der Ministerien für Allgemeinen<br />
Maschinen-, Landmaschinen- und<br />
Fahrzeugbau sowie Wissenschaft<br />
und Technik. Von einigen Vertretern<br />
gab es zur 3-Zylinderausführung<br />
Vorbehalte. Zum Beispiel plädierte<br />
der Vertreter vom Motorenwerk<br />
Nordhausen für eine Abgasturboaufladung.<br />
Des weiteren wurde<br />
die Vergrößerung des Hubraumes<br />
auf 1300 Kubikzentimeter vorgeschlagen.<br />
Nach einer umfangreichen und qualifizierten<br />
Diskussion wurde die Studie<br />
mit Auflagen bestätigt. Im Oktober<br />
1982 erfolgte die Verteidigung des<br />
Größenvergleich der Motoren des Trabant 2-ZO 7,3 / 7,2<br />
mit dem Dieselmotor 3-VD 8 / 7,65 mit Blick auf die Schwungradseite<br />
des Trabantmotors, dahinter der Dieselmotor.<br />
Pflichtenheftes “Leichter Pkw-Dieselmotor”<br />
und die Eröffnung eines K-<br />
Themas. Auf Grund hervorragender<br />
Leistungen des Dieselmotoren-<br />
Entwicklungskollektives gelang es<br />
bereits Ende 1983, einen Pkw<br />
Trabant mit Dieselmotor fahrbereit<br />
vorzustellen. Mit diesem Fahrzeug<br />
wurden im Rahmen der Erprobung<br />
rund 25.000 Kilometer ohne Beanstandung<br />
zurückgelegt. Der Durchschnittsverbrauch<br />
lag bei 4,6 Liter<br />
pro 100 Kilometer. Nach Abschluss<br />
des Vertrages mit der VW AG<br />
wurde auch die Entwicklung dieses<br />
Motors eingestellt.<br />
Keine Basis für<br />
den Bau moderner Viertakter<br />
Wie bereits dargelegt sind alle<br />
Versuche zu Entwicklung und Bau<br />
von Viertakt-Ottomotoren für die<br />
Pkw-Typen in der DDR auf Grund<br />
der fehlenden Investitionen gescheitert.<br />
Hinzu kam die Unbeweglichkeit<br />
der Zulieferindustrie. Die meisten<br />
Zulieferbetriebe verfügten über<br />
kein eigenes Entwicklungspotenzial<br />
und verlangten vom Finalisten fertigungsgerechteKonstruktionsunterlagen,<br />
die erforderlichen Investitionen<br />
für Bau und Ausrüstung sowie<br />
die Bilanzierung der zusätzlichen