AufgeHorcht 1/06
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<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Der lange Weg vom Zweitakt-<br />
zum Viertakt-Motor<br />
Erfolgversprechende eigene Entwicklungen scheiterten<br />
an fehlenden Investitionen - Das Projekt Alpha sollte die Modernisierung<br />
für den Pkw-Motorenbau in der DDR bringen<br />
Mit Beginn der 1980er Jahre zeichnete sich immer mehr ab, dass die in der DDR produzierten Pkw<br />
nicht dem internationalen Stand insbesondere in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch sowie die Schadstoff-<br />
und Geräuschemission entsprachen. Wesentliche Ursache waren die als Antriebsquelle verwendeten<br />
Zweitakt-Ottomotoren, die in international vergleichbaren Personenkraftwagen seit 1960 nicht mehr<br />
eingesetzt wurden. Es gab erfolgversprechende Entwicklungen von Viertakt-Ottomotoren, deren Fertigung<br />
jedoch an fehlenden Investitionen scheiterte. Mit der Lizenznahme der Alpha Motorenreihe von VW<br />
sollte der Pkw-Motorenbau modernisiert werden.<br />
Bekannt ist, dass der Zweitakt-Ottomotor<br />
aufgrund des Arbeitsverfahrens<br />
Nachteile in der Energieausnutzung<br />
gegenüber dem Viertakt-Ottomotor<br />
besitzt. Diese waren auch durch ökonomisch<br />
aufwändige Weiterentwicklungsmaßnahmen<br />
zur damaligen Zeit<br />
nicht zu beseitigen, weil unvertretbare<br />
Disproportionen zwischen Aufwand<br />
und Nutzen eingetreten wären.<br />
Der aus der Sicht der Volkswirtschaft<br />
der DDR geforderte effektive<br />
Einsatz von Energieträgern und die<br />
nationale sowie internationale Forderung<br />
nach Einhaltung der ECE-<br />
Regelungen zur Schadstoff- und<br />
Geräuschemission sowie zur Sicherung<br />
einer Entlastung der Umwelt forderten<br />
eine geeignete Motorenkonzeption<br />
für Personenkraftwagen.<br />
10 01/20<strong>06</strong><br />
Die Bezeichnung “ECE” steht für<br />
“Economic Comission for Europe”<br />
und nimmt im System der ökonomischen<br />
Organe und Organisationen<br />
der UNO einen sehr wichtigen Platz<br />
ein, weil in ihr die damaligen sozialistischen<br />
Staaten Osteuropas, die<br />
kapitalistischen Staaten Westeuropas<br />
und die USA vertreten waren. Im<br />
Februar 1953 begann die Arbeit der<br />
von der UN-Wirtschaftskomission<br />
für Europa beauftragten Arbeitsgruppe<br />
“Kraftfahrzeugbau” (WP 29),<br />
in der nach der Aufnahme der DDR<br />
am 13. Dezember 1972 in die ECE<br />
alle europäischen RGW-Länder vertreten<br />
waren. Das Ziel der Arbeitsgruppe<br />
“Kraftfahrzeugbau” in der<br />
ECE besteht darin, einheitliche<br />
Sicherheitsvorschriften auf dem<br />
Gebiet des Kraftfahrzeugbaues zu<br />
erarbeiten und danach gebaute<br />
Fahrzeuge in den jeweiligen Ländern<br />
zum Verkehr zuzulassen.<br />
Dieser Aspekt war für den Export<br />
der DDR-Pkw in das sozialistische<br />
als auch in das kapitalistische Wirtschaftsgebiet<br />
von großer Bedeutung.<br />
Weitere zu einer neuen Motorenkonzeption<br />
zwingende Prämissen waren:<br />
kurzfristige Erreichung des wissenschaftlich-technischen<br />
Höchststandes<br />
auf konstruktivem und technologi-<br />
3 Zylinder/4-Takt Ottomotor in Reihe, Typbezeichnung<br />
Motor 234, auf Basis Wartburg<br />
353, Blick auf Vorderseite Motor.<br />
( Archiv Dipl. Ing. Horst Ihling )<br />
schem Gebiet in der Motorenproduktion;<br />
weitestgehende Standardisierung<br />
einer Motorenbaureihe<br />
und damit eine Verbesserung der<br />
Ersatzteilbereitstellung; Erhöhung<br />
der Grenznutzungsdauer der Motoren<br />
und ihrer Baugruppen (Vergaser,<br />
Getriebe, Lichtmaschine usw.) und<br />
damit Verringerung des Ersatzteilbedarfes,<br />
Forderung nach hochwertigen<br />
Konsumgütern und Senkung<br />
des Kraftstoffflottenverbrauchs aufgrund<br />
gestiegener Erdölpreise auf<br />
dem Weltmarkt.<br />
Die Entwicklung eines Viertakt-<br />
Motors für den Wartburg P 353 W<br />
Ausgehend von der Forderung nach<br />
Einsatz eines Viertakt-Ottomotors<br />
in den Pkw vom Typ Wartburg<br />
P 353 W insbesondere zur Kraftstoffeinsparung<br />
und Verringerung der<br />
Abgasemission wurden vom VEB<br />
Automobilwerk Eisenach (AWE) Einbauuntersuchungen<br />
mit dem Dacia<br />
Motor durchgeführt. Im Ergebnis<br />
dieser Untersuchungen ergab sich,<br />
dass die Dacia-Werke nicht die volle<br />
Stückzahl der benötigten Motoren<br />
auf Grund ungenügender Kapazität in<br />
den Fertigungsanlagen bereitstellen<br />
konnte. Somit hätte ein weiterer