KING KONG KUNSTKABINETT: DISKRETE SUBVERSION (Büchse der Pandora) ISBN 978-3-88178-365-1
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sein. Wäre es nicht am rationellsten, fragt man sich unwillkürlich, wenn<br />
<strong>der</strong> Computer gleich ins Großhirn eingebaut werden würde? Wir<br />
würden uns eine Menge Zeit und viele kräfteraubende Handbewegungen<br />
ersparen. Hoch aufgerichtet und frei wandelten wir wie<strong>der</strong><br />
umher, anstatt uns über Displays zu beugen. Zusammengeschaltet<br />
wären wir ja ohnehin.<br />
DREIFA CHES HINZUERFINDEN<br />
Die Dinge, die Blicke, die Botschaften sind in den Schleu<strong>der</strong>gang<br />
geraten. Auf elektronischen und digitalen Verbreitungswegen beschleunigt<br />
sich die Rotation <strong>der</strong> Zeichen und Bedeutungen. Nun folgt<br />
<strong>der</strong> nächste Schritt, die zerebrale Koppelung, die unverzügliche Telepathie.<br />
Dieser Entgrenzungsgeschichte parallel verläuft allerdings eine<br />
Geschichte neuartiger Ausgrenzung. An den Schnittstellen stockt es<br />
und staut es sich, man siebt und exkludiert und organisiert seine<br />
Unerreichbarkeit. Doch zugleich wie<strong>der</strong>um verständigt man sich über<br />
richtige und falsche Gründe für einen Zwischenaufenthalt im Stand-by-<br />
Modus. Inwieweit ist es akzeptabel, sich auszuklinken, inwieweit zeigt<br />
es eine therapiepflichtige Isolationsneigung an? Der entfesselte Blick<br />
merkt sich Ziele, die er besser übersieht. Die entfesselte Verständigung<br />
verordnet sich Sprachregelungen. Umherirrende suchen den Sinnstandard<br />
und das coole Klischee. Nach dem Rausch <strong>der</strong> Ausuferung landet<br />
die Weltschwarmintelligenz im Gitterwerk <strong>der</strong> Effizienz.<br />
Ich und meine Welt: Die Macht <strong>der</strong> Schönheit. Smarte Schaltkreise.<br />
Paradies des Geschmacks und <strong>der</strong> Vernunft. Alleinerzogener. Traumschiff. Sie<br />
will im Urlaub alles. Die Natur erinnert sich – schweres Wetter zieht auf. Die<br />
Klischees des Bösen, die amtliche Kolportage von <strong>der</strong> Macht- und Sexbestie<br />
(ganz böse Onkels), hervorgezaubert aus sterilisierten Soziotopen.<br />
Der Machbarkeitshype, dem ich höhne und gehorche: Das Gleichgewicht<br />
halten und glücklich sein. Statt im Garten <strong>der</strong> Lüste bewegen wir uns im<br />
Gehege <strong>der</strong> Leerformeln. Attraktive Gesichter sind Kommunikationsprodukte,<br />
unbegrenzt konvertierbar in an<strong>der</strong>e Gesichter. Selbstsichere<br />
Gesten und Haltungen sind dazu getrimmt, uns mitzuteilen, sie seien<br />
kompatibel mit den Gesten <strong>der</strong> Gutmeinenden in aller Welt.<br />
Eben diese Gleich-Gültigkeit <strong>der</strong> Dinge, die früher einmal die Einbildung<br />
affizierten, stachelt den Liebhaber des Unvertretbaren, den<br />
Künstler, zu Akten rigoroser Vereinfachung auf. In <strong>der</strong> Umwälzanlage des<br />
Belanglosen übt er sich in Begriffs- und Blickstutzigkeit. Einfach dadurch,<br />
dass er genauer hinsieht. Vom Event fast nichts mehr zu verstehen,<br />
bewahrt die Welt vor <strong>der</strong> Weltoffenheit. Wie beiläufig liest <strong>der</strong> Künstler<br />
Ereignissplitter von <strong>der</strong> Straße auf und trägt sie in sein Verformungslabor.<br />
Dort lagern die Versatzstücke in sybillinischer Selbstgenügsamkeit,<br />
als hätte man sie einer Parallelwelt entwendet, und fangen an,<br />
untereinan<strong>der</strong> befremdlich zu kopulieren.<br />
Das Wissen um die Indifferenz <strong>der</strong> öffentlich anerkannten Kunstschaffensmotive<br />
war schon bei <strong>der</strong> Gründung des KKKK im Jahr 1977<br />
lebendig. Man präsentierte sich als Nachgeborene und bekannte sich<br />
zur »Paradoxie eines sich nicht programmatisch verstehenden Kunstprogramms«:<br />
»Denn konstitutiv ist gerade das Wissen, daß alle<br />
‚wichtigen’ Bil<strong>der</strong> bereits gemalt sind.« (Forscherkünstler auf <strong>der</strong> Reise<br />
durch die Realität, München 1987, S. 19.) Wichtigkeit. Die Kunst als<br />
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