WirtschaftsLEBEN_FRG_1_net
Das Magazin für die niederbayerische Wirtschaft. Ausgabe Region FRG Nr. 1WirtschaftsLEBEN l Ausgabe Region Freyung-Grafenau Nr. 1 l Verbreitungsgebiet: Landkreis Freyung-Grafenau l April 2020Geplant. Gebaut. Gewohnt.Die Akteure in der Immobilienbranche ab S. 46Freyung: SovielDynamik war nie S. 12Waldkirchen:Im Woid is Aufbruch S. 24Grafenau: „Wir habenwas weitergebracht“ S. 36Serie „Läuft?“:Röhrnbach ab S. 62
- Seite 2: Einstieg Habe die EhreJuBioDas Denk
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- Seite 42: Standorte Grafenau Standorte Grafe
- Seite 46: Standorte Grafenau Standorte Grafe
- Seite 50: Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohn
Das Magazin für die niederbayerische Wirtschaft. Ausgabe Region FRG Nr. 1
WirtschaftsLEBEN l Ausgabe Region Freyung-Grafenau Nr. 1 l Verbreitungsgebiet: Landkreis Freyung-Grafenau l April 2020
Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Die Akteure in der Immobilienbranche ab S. 46
Freyung: Soviel
Dynamik war nie S. 12
Waldkirchen:
Im Woid is Aufbruch S. 24
Grafenau: „Wir haben
was weitergebracht“ S. 36
Serie „Läuft?“:
Röhrnbach ab S. 62
Einstieg Habe die Ehre
JuBio
Das DenkMal im Bücherregal.
Habe die Ehre
Hier ist sie, die Startausgabe von Wirtschafts-
LEBEN für die Region Freyung-Grafenau Die überaus
positive Resonanz auf die bisherigen Ausgaben
in den Landkreisen Landshut, Rottal-Inn und Passau
hat uns ermutigt, auch hier aktiv zu werden.
Umso mehr als diese positive Resonanz von beiden
Seiten kam, die für uns relevant sind: Wirtschaft
und Politik.
WirtschaftsLEBEN wird daher zukünftig zweimal
jährlich im Landkreis erscheinen, wie auch
nach und nach in allen übrigen niederbayerischen.
Die nächsten Stationen werden die Landkreise
Deggendorf und Regen sein.
In jeder Ausgabe gibt es als Schwerpunkt-
Thema das „Rampenlicht“, diesmal: die Lage im
Bereich Immobilien: „Geplant. Gebaut. Gewohnt“.
Die Beiträge zeigen, dass herausragende Firmen
der Baubranche im Landkreis zuhause sind.
Auf jeden Fall aber ist der Landkreis eine
Bauboom-Region, weil überall emsig gebaut
wird. Doch selbst im Bayerischen Wald schaut
man nicht mehr nur auf Wachstum, und schon
gar nicht um jeden Preis. Klar ist: Alle Parameter
zeigen Positives: Die Wirtschaft brummt, die
Bevölkerung wächst insgesamt wieder, und der
rege Zuzug von überall her belegt die hohe Attraktivität
der Arbeitsplätze und der Lebensqualität
in der Region.
Klar ist aber auch: So kann es nicht einfach
unverändert weiter gehen. Die Flächen werden
knapp, und alle Preise steigen, von Ackerflächen
über Bauland bis zu Immobilien und Baukosten.
Auf kurz oder lang wird daher anders gebaut werden
müssen: Grüner und höher.
Ebenfalls eine feste Einrichtung bei uns bleibt
die Serie „Läuft?“: Wir stellen in jeder Ausgabe
eine Kommune vor, bei der es eben läuft: Wirtschaftlich
und auch bei den sogenannten „weichen“
Faktoren, der Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Wolfgang Asenhuber
Herausgeber
Den Anfang der Serie „Läuft?“ macht in der
Ausgabe Freyung-Grafenau der Markt Röhrnbach:
„A weng ebbs geht oiwei“ (ab S. 62). Hier treffen
sich Bodenständigkeit und kreative Unternehmen.
Der scheidende Bürgermeister Josef Gutsmiedl
hinterlässt seinem Nachfolger Leo Meier ein gut
bestelltes Feld: Die Wirtschaft brummt, und man
darf davon ausgehen, dass Corona in der Erinnerung
nicht mehr als eine schmerzliche Delle sein wird.
Das gilt sicherlich für den ganzen Landkreis
(und ganz Niederbayern). Das zeigen die
drei Standort-Porträts von Freyung, Waldkirchen
und Grafenau. Die Region hat die Ärmel hochgestrickt.
Viele große und kleine Unternehmen
zeigen, was sie draufhaben. Überall sieht und
spürt man die Aufbruchstimmung, sind findige
Unternehmer gut drauf. So kann es weitergehen.
Wir sind dabei. Die nächste Ausgabe erscheint im
Herbst. Man sieht sich.
n
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Firmengeschichte
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1 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Inhalt
WirtschaftsLEBEN l Region Freyung-Grafenau Nr. 1
WirtschaftsLEBEN l Region Freyung-Grafenau Nr. 1
Inhalt
(Unten von links): Die Karl Bachl GmbH & Co. KG zählt zu den wichtigsten Akteuren der heimischen
und europäischen Bauindustrie. Inhaber und Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Karl Bachl blickt mit Tochter und
Mitinhaberin Christine Bachl auf Jahre dynamischen Wachstum zurück.(S. 50 ff.)
Daneben: Max Haidl mit Söhnen Florian (li.) und Philipp (re.): „Nach dem abflauenden Neubau-Boom
wird in 1-2 Jahren wieder mehr Sanierung kommen.“ (S 54 ff.)
Rechts: Geschäftsleitung der Karl-Gruppe (v.li.): André Karl, Günther Karl jun., Günther Karl. Die
Karl-Gruppe ist heute einer der Big Player der Region im Bereich Bau und Immobilien. ( S. 48 ff.)
Landrat Sebastian Gruber (re.) mit Wirtschaftsreferent
des LandkreisesJohannes Gastinger:
Attraktivität des Landkreises weiter steigern, damit
Fachkräfte kommen und bleiben.
Der Karl-Turm in Deggendorf geht der Fertigstellung
entgegen und wird die Skyline des „Tores
zum Bayerischen Wald“ prägen. Die Karl Gruppe
wird zukünftig hier ihren Hauptsitz haben.
Die Serie „Läuft bei dir?“ stellt in jeder Ausgabe eine
Kommune aus dem Landkreis als Wirtschaftsstandort
und Heimatort vor. In dieser Ausgabe:
Der Markt Röhrnbach ab Seite 62
Editorial – Habe die Ehre
Es wird anders gebaut werden müssen 1
Mitbekommen?
Karriere persönlich:
Neuer Bürgermeister in Grafenau 4
Herzig GmbH: Ein „Showroom“ zum Vorzeigen 4
Knauf AMF: Stark in der Region –
weltweit auf Erfolgskurs 5
Stefan Penninger ist Niederbayerns
erster Gewürz-Sommelier 5
Standorte – Freyung
„Die einzelnen Wirtschaftszweige
profitieren voneinander“ – Landrat Sebastian
Gruber im Interview 6
Wiederkommen und bleiben –
das Regionalmanagement will sich u. a. darum
bemühen, dass abgewanderte „Waidler“ wieder
zurückkommen und junge Leute gar nicht erst
weggehen 8
Sehr erFREYliche Dynamik – Freyungs
1. Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich gibt
Auskunft über den Stand der Dinge. 10
Freyung FREYd se – nicht nur über
die Gartenschau 12
Wenn ein ganzes Haus singt und klingt:
Mit der Volksmusikakademie hat sich
Freyung eine über die Region hinaus
bedeutende Bildungseinrichtung
in die Stadt geholt 14
Gemeinsames „Digitales Gründerzentrum“
(GreG) mit Landkreis Rottal-Inn 15
Unternehmen aus der Region
ECOPLAN Ingenieurgesellschaft mbH:
„Wir statten große Gebäude mit der
richtigen Technik aus“ 16
Schraml.it: „Wir sprechen die Sprache
unserer Kunden“ 18
IQ MEDWORKS GmbH:
Neues Denken in Medizin und Pflege 20
Innovations- und Gründerzentrum
Waldkirchen (IGZ): Räume mieten,
reinsetzen und loslegen 23
Standorte – Waldkirchen
Im Woid is Aufbruch: Waldkirchen hat
einen dynamischen Aufbruch in Gang gesetzt 24
Sport Jakob nimmt die Herausforderungen des
Wandels an 26
Andere Städte bemühen sich um Einkaufserlebnisse.
Waldkirchen IST ein Einkaufserlebnis. 27
Wellness & Kosmetik Simona Seibold: ... klein,
aber besonders“ 28
Parfümerie-Drogerie Haller:
„Leben Sie schön!“ 29
Und dann das Herzstück – hereinspaziert! 31
Hedy Kunze: „Unser Trumpf ist die
kompetente, persönliche und freundliche Beratung“31
Hotel-Restaurant Gottinger:
Man geht einfach zum Gottinger 32
Sonnenhaus for Future: Simon Stockinger
liebt sein Sonnenhaus von Kozeny 34
Standorte – Grafenau
„Wir haben was weitergebracht“ –
Noch-Bürgermeister Max Niedermeier
über seine abgelaufene Amtszeit 36
Unternehmen aus der Region
AVS Römer: Erfolg durch
weitsichtige Entscheidungen 38
Wensauer Com-Systeme GmbH:
„IT-Sicherheit ist eine Herausforderung
für uns und für die ganze Branche “ 38
Komax SLE GmbH & Co. KG:
Wachstumschancen durch Megatrend
Digitalisierung in der Automotive Branche 40
Sedlbauer AG: „Jeden Tag
ein bisschen besser werden“ 42
Wensauer Com-Systeme GmbH:
„IT-Sicherheit ist eine Herausforderung
für uns und für die ganze Branche “ 44
Rampenlicht: Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Karl Gruppe:
Nie auf ausgetretenen Pfaden gehen 46
Das Herz schlägt in Niederbayern 48
Dittrich & Greipl mit
neuem Produktionsgebäude 49
Karl-Turm wird höher 49
Unternehmensgruppe Bachl: „Service macht
eine Firma zum Unternehmen“ 50
Bachl-Geschäftsführer Michael Küblbeck
im Interview: „Ständiges Streben nach
vorne und pausenloses Optimieren“ 52
Unternehmensgrupppe HAIDL Fenster
und Türen: Max Haidl im Interview:
„Du musst die Leute mögen“ 54
HAIDLGruppe – „Den Unterschied erleben“ 56
MEIER KRAN AG –
individuell, clever, vielseitig 57
Architekt Dipl-Ing. Erwin Wenzl über
flächensparendes Bauen, grüne Dächer und
Tendenzen für das Bauen der Zukunft. 58
Spezialisten aus der Region
temperi legal services: Russlandgeschäft –
„Sachkundig, dynamisch
und von zuverlässig hoher Qualität.“ 60
Medientechnik Furtner – mehr, als man denkt 61
Läuft bei dir?
Röhrnbach? Läuft! –
A weng ebbs geht oiwei 62
Reihofer Steuerberatung: „Digital,
überregional vernetzt und doch vor Ort“ 64
Der scheidende 1. Bürgermeister Josef Gutsmiedl
im Gespräch über seine Amtszeit 66
Leberecht Goeritz –
Frische für die ganze Region 66
Firma Helmut Nader Recycling OHG: „Abfall gibt
es eigentlich gar nicht“ 67
Der Erdinger Heinrich Liebl engagiert sich mit viel
Geld und Herzblut für die
Belebung des Röhrnbacher Marktplatzes 68
Seit 50 Jahren unterwegs – Geschichte des
Familienunternehmens Plach 68
LebensART
Mal wieder ein Buch? 70
Reloading in der #heideseinhaus 71
Impressum72
2 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
3 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Mitbekommen? WirtschaftsLEBEN in Kürze.
Mitbekommen? WirtschaftsLEBEN in Kürze.
Knauf AMF: Stark in der Region –
weltweit auf Erfolgskurs
Neuer Bürgermeister
in Grafenau
Zur großen Überraschung aller politischen Beobachter
wurde Max Niedermeier in der Stichwahl
von Herausforderer Alexander Mayer klar auf den
2. Platz verwiesen.
In absoluten Zahlen: 3.058 Stimmen für Mayer,
2.225 Stimmen für Niedermeier. Er gratulierte
zwar artig, konnte aber seine Enttäuschung nicht
ganz verbergen: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit
getan, er kann gehen“, kommentiere er den
Wahlausgang.
n
Ein „Showroom“ zum Vorzeigen
Ausstellungsräume der Firma Herzig gehören zu den weltweit gelungensten Ladenprojekten
„Storebook 2020“ – so heißt der Titel des
Hochglanzbuchs, das der Deutsche Ladenbauverband
im renommierten Callwey-Verlag herausgegeben
hat. Beschrieben werden darin die „originellsten
nationalen und internationalen Konzepte“
zur Präsentation von Waren, wie es auf der Rückseite
der hochwertigen Publikation heißt. Als beispielhaft
präsentieren die Autoren exklusive Läden
wie ein Sportgeschäft in Singapur, den Versace
Concept Store in Miami Beach oder den Rimowa
Flagshipstore in London. Und den „Showroom“ der
Firma Herzig in Waldkirchen, eines Spezialisten für
Sanitär, Heizung und Klimatechnik.
„Wir waren überrascht, dass wir dabei sind,
weil man alle möglichen Großstädte in diesem
Buch findet. Und mittendrin wir aus dem Bayerischen
Wald – es freut uns, in dieser Reihe genannt
zu werden“, sagte Rita Herzig von der Geschäftsführung.
n
In den letzten zehn Jahren hat Knauf AMF an dem Ausbau seines Produktionsportfolios
und seiner Systemlösungskompetenz intensiv weitergearbeitet.
So wurde 2010 ein Profilwerk errichtet,
in dem die Herstellung der eigenen
Unterkonstruktion (AMF VENTATEC ® )
für die Montage der Mineralplatten (AMF
THERMATEX ® ) erfolgt. Zum weiteren
Ausbau der Systemlösungskompetenz
wurde das Produktprogramm von
Knauf AMF zum einen 2013 durch
den Erwerb des Holzwolleherstellers
HERADESIGN ® und zeitgleich zum
anderen, durch die Akquisition des
europäischen Marktführers der Unterkonstruktion
DONN ® erweitert.
Insgesamt sechs
Produktionsstandorte
Zu Knauf AMF in Grafenau gehören
noch fünf weitere Produktionsstandorte:
Viersen (Deutschland), Ferndorf
(Österreich), Peterlee (Großbritannien),
Dreux (Frankreich) und Antwerpen
(Belgien). Das Unternehmen beschäftigt
insgesamt über 700 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, nahezu 400 sind
am Standort Grafenau beschäftigt.
Ein klares Markenkonzept, hohes fachliches
Know-how, konsequentes Qualitätsdenken
bei den Produkten und Systemen,
die Entwicklung attraktiver Innovationen
sowie umfangreiche Servicepakete für
Architekten und Planer, Fachhandel und
Handwerk sind die zentralen Bausteine
des Erfolges. Mit Vertriebsgesellschaften
in weltweit 36 Ländern sorgt Knauf
AMF in den Märkten für enge Kundenbeziehungen,
höchste Qualitätsstandards
sowie eine intensive Marktbearbeitung.
Ganzheitliche Systemlösungen
für die modulare Decke
Top-Servicequalität bietet Knauf AMF den
Marktpartnern auf allen Ebenen. Planer
und Architekten erhalten fachliche Unterstützung,
insbesondere bei der Systemauswahl.
Hier stehen besonders die Anforderungen
der Bauherren und Auftraggeber im
Vordergrund.
„Ganzheitliche Systemlösungskompetenz
für die modulare Decke“ heißt dazu das
Konzept, nach dem die Marktbearbeitung
erfolgt. Knauf AMF liefert nicht ausschließlich
einzelne Produkte, sondern
definiert sich als ganzheitlicher Anbieter
von Deckensystemen mit seinen starken
Produktmarken. In diesem Kontext spielen
vor allem Qualität, Innovation, Kreativität
und Leistungsfähigkeit eine tragende Rolle.
Das Unternehmen investiert kontinuierlich,
um die innovative Schlagkraft weiterhin zu
verbessern und die permanente Optimierung
der Systemlösungen zu garantieren.
Letztlich sind vor allem die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in der Region sowie an den
weltweiten Standorten von Knauf AMF für
den herausragenden Erfolg und den hohen
Stellenwert des Unternehmens und seiner
Marken bei Kunden und Investoren verantwortlich.
n
Stefan Penninger mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber bei der
feierlichen Urkunden-Überreichung.
Stefan Penninger ist Niederbayerns
erster Gewürz-Sommelier
Nach der erfolgreichen Abschlussprüfung an
der Genussakademie Bayern ist Stefan Penninger,
Inhaber der Hausbrennerei Penninger, nun
der erste Gewürz-Sommelier Niederbayerns. Im
Oktober überreichte ihm die bayerische Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber feierlich
die Urkunde, anlässlich des ersten bayerischen
Sommelier-Gipfels im Kulmbacher Gewürz-
Museum. Dies ist bereits Stefan Penningers zweiter
Sommelier-Titel neben dem des Edelbrand-
Sommeliers.
Der Grund für die anspruchsvolle und zeitaufwändige
Fortbildung liegt auf der Hand: Kräuter
und Gewürze spielen bei Penninger und im Bayerischen
Wald seit jeher eine wichtige Rolle. Der
Kräutergeist Bärwurz und der Kräuterlikör Blutwurz
sind sowohl für die Brennerei als auch für
die Region typisch. „Allerdings sind Kräuter und
Gewürze natürlich nicht nur ein Thema für Spirituosen
aus dem Bayerischen Wald”, erklärt Stefan
Penninger, „es gibt kaum eine Kategorie unter den
Nahrungsmitteln, die so umfassend und weltweit
positiv besetzt ist. Die Liebe zu Gewürzen ist das
verbindende Element der Kulinarik”.
Knauf AMF-Hauptsitz in Grafenau: Ein klares Markenkonzept, hohes fachliches Know-how, konsequentes
Qualitätsdenken bei den Produkten und Systemen, die Entwicklung attraktiver Innovationen
sowie umfangreiche Servicepakete für Architekten und Planer, Fachhandel und Handwerk sind die
zentralen Bausteine des Erfolges.
Die neuerworbenen Erkenntnisse werden
gleich in konkrete Projekte umgesetzt. Zum einen
entwickelte er auf Basis des GRAPHIT Rum
den Spiced GRAPHIT, einen Spiced Rum. Diese
Spirituosen-Kategorie erfreut sich in den letzten
Jahren wachsender Beliebtheit. Die Variante von
Penninger ist natürlich mit bayerischen Kräutern
und Wurzeln verfeinert, die mit karibischer Mandel
und Vanille kombiniert werden. Als zweites Projekt
gestaltete er zusammen mit seinem Team eine
neue Ausstellung rund um das Thema Kräuter und
Gewürze, die im Schnapsmuseum “Gläserne Destille”
in Böbrach ihren Platz fand. n
4 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
5 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Oben (im Uhrzeigersinn): Spektakulärer Abriss der GESA-Klinik mit einem Bagger am riesigen Kran; Landratsamt-Dienstgebäude beim Schloss Wolfstein,
Computer-Montage, Touristenmagnet Baumwipfelpfad bei Neuschönau, Landrat Sebastian Gruber bei Lagebesprechung für die Generalsanierung des
Kompetenzzentrums Dachtechnik Waldkichen; Freizeit-Impressionen.
„Die einzelnen Wirtschaftszweige
profitieren voneinander“
Der Tourismus im Landkreis Freyung-Grafenau erfreut sich einer stabilen Wachstumsphase. Aber was sonst so am Wirtschaftsstandort
passiert, muss man wohl Aufbruch nennen. Im „Zukunftsatlas“ ist der Landkreis Freyung-Grafenau als eine der zehn Aufsteigerregionen
Deutschlands gelistet. Landrat Sebastian Gruber gibt im WirtschaftsLEBEN-Gespräch einen Überblick.
Landrat Sebastian Gruber: Gleiche Lebensverhältnisse
im ländlichen Raum als umfassendes Ziel.
Herr Gruber, welche Einflussmöglichkeiten oder Stellschrauben
hat der Landkreis hinsichtlich der Weiterentwicklung
als Wirtschaftsstandort, die ja in erster
Linie von den Kommunen getragen wird?
Unsere Gemeinden sind hier sehr aktiv. Es gibt aber
auch viele Punkte, an denen der Landkreis ansetzt, um
den Wirtschaftsstandort zu stärken. Über verschiedene
Kanäle, etwa LEADER, Regionalmanagement, Wirtschaftsförderung,
Euregio bringen wir Fördermittel und
Förderprojekte in den Landkreis. Sowohl ansässige Unternehmen
als auch solche, die sich hier ansiedeln wollen,
erhalten die bestmögliche Beratung und Unterstützung.
Arbeitgebern und Arbeitnehmern bieten wir ein
umfangreiches und qualitativ hochwertiges Aus- und
Fortbildungsprogramm. Frühzeitig bereiten wir unsere
Arbeitgeber auf bevorstehende Themen und Tendenzen
vor. Wir verbessern die Anbindung der bestehenden Gewerbestandorte,
bzw. setzen uns dafür ein: Breitband,
Mobilfunk und Straßen etc.
Was kann der Landkreis zum Ausbau des schnellen Internets
beitragen?
Der Landkreis kann grundsätzlich nur indirekt – über
die politische Schiene – zum zeitnahen Ausbau des
schnellen Internets beitragen. Hier werden wir nicht
müde, darauf hinzuweisen, dass der Ausbau des Breitband-
und Mobilfunknetzes ein entscheidender Faktor
zur Erhaltung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
für den ländlichen Raum ist. Zwar hat der Freistaat
Bayern im Rahmen der „Förderung des Aufbaus von
Hochgeschwindigkeitsnetzen“ 1,5 Milliarden Euro für
den Ausbau zur Verfügung gestellt, trotzdem ist der
Breitbandausbau für die Telekommunikationsanbieter
nicht überall rentabel. Hier müssen wir weiter Druck
machen für schnelle Lösungen.
Was bedeutet das Ziel „gleiche Lebensverhältnisse“
konkret für Ihre Regionalpolitik?
Dazu gehört für mich zunächst eine langfristige Sicherung
der Grund- und Daseinsversorgung (z. B.
Einkaufsmöglichkeiten, Bildungs- und Kultureinrichtungen,
Schwimmbäder, etc.), eine gute medizinische
Versorgung und natürlich das Thema Mobilität. Zur
Grundversorgung gehören heutzutage auch ein flächendeckender
Anschluss an das Breitband und eine gute
Mobilfunknetzabdeckung.
Welchen Handlungsbedarf sehen Sie aktuell beim Öffentlichen
Nahverkehr?
Das ÖPNV-Angebot im Landkreis ist gut, wir können
uns bayernweit messen lassen. Die Anstrengungen der
letzten Jahre haben gefruchtet. Dennoch gibt es auch
hier Verbesserungsmöglichkeiten. So sind jetzt die Abfahrtszeiten
der Busse auf einschlägigen Online-Portalen
und Apps abrufbar und damit für jedermann schnell
auffindbar sein. Auch im Bus wird es digital: 30 Busse
werden mit WLAN ausgestattet. Und bei der Bestellung
der Rufbusse wollen wir die Zeiten für Beratung und
Buchung ausdehnen.
Welchen Handlungsbedarf sehen Sie bei Verkehr/Infrastruktur
allgemein?
Für uns sind neben guten ÖPNV-Anbindungen vor allem
auch intakte Straßen und vernünftige Anbindungen an
Bundesstraßen und Autobahnen wichtig. Die zwei größten
Punkte auf der Wunschliste sind dabei ein schneller
dreispuriger Ausbau der B 12 sowie weitere Ortsumgehungen
an der B 533. Die Schiene spielt derzeit leider
nur über die Waldbahn eine Rolle. Einer möglichen Reaktivierung
der Schiene zwischen Freyung, Waldkirchen
„Wir wollen uns natürlich
weiterhin als Start-up- und
Technologieregion etablieren.
Ich sehe den Landkreis da
auf einem sehr guten Weg.“
und Passau stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber,
sofern sie zu einer Angebotsverbesserung für Arbeitnehmer,
Schüler und Touristen führt.
Wohin will der Landkreis als Wirtschaftsstandort?
Der Landkreis ist und bleibt eine Tourismusregion. Dazu
gehören im Übrigen auch eine gut gepflegte Kulturlandschaft,
Artenvielfalt, regenerative Energieerzeugung
und regionale Nahrungsmittel. Unsere Landwirtschaft
leistet da einen erheblichen und wichtigen Beitrag.
Reicht das? Welchen Stellenwert haben die anderen
Wirtschaftszweige, Industrie vor allem?
Wir wollen uns natürlich weiterhin als Start-up- und
Technologieregion etablieren. Ich sehe den Landkreis
dabei derzeit auf einem sehr guten Weg. Im „Zukunftsatlas“
ist der Landkreis Freyung-Grafenau als eine der
zehn Aufsteigerregionen Deutschlands gelistet und belegt
den sehr guten Rang 5. Neben dem Innovationsund
Gründerzentrum in Waldkirchen werden wir ab
2020 auch ein „Digitales Gründerzentrum“ zusammen
mit dem Landkreis Rottal-Inn in Betrieb nehmen, auch
mit Blick auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
mit den Nachbarländern Österreich und Tschechien
in diesem Bereich.
In welchen Wirtschaftsbereichen sehen Sie das größte
Wachstumspotenzial?
Generell sehe ich die vorhandene Branchenvielfalt als
Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg des Landkreises.
Freyung-Grafenau bietet ein breit gefächertes, mittelständisch
geprägtes Spektrum von Industrie, Handwerk,
Handel‚ Landwirtschaft und Dienstleistungen.
Läuft hier ein signifikantes Wachstum nicht den Interessen
der Tourismusbranche zuwider?
Natürlich braucht es gegenseitiges Verständnis und entsprechende
Rücksichtnahme, dann sind jedoch beide
Bereiche gut vereinbar. Sie profitieren ja auch voneinander,
etwa über Arbeiten und Aufträge für Handwerk
und Gewerbe von Seiten der Tourismusbetriebe. Die
vielfältigen und hochwertigen touristischen Freizeiteinrichtungen
steigern die Lebensqualität aller Landkreisbewohner
und werden von den Einheimischen das
ganze Jahr über genutzt. Gut verdienende Facharbeiter
sind ja auch zahlungskräftige Gäste, die dabei helfen,
die Betriebe ganzjährig auszulasten.
Tourismus im Bayerischen Wald insgesamt boomt, wie
ist die Entwicklung des Tourismus im Landkreis?
Viele Betriebe im Landkreis – sowohl im Übernachtungs-,
als auch im Erlebnisbereich – haben renoviert,
modernisiert und dabei die Qualität des Angebots deutlich
erhöht, andere sind gerade dabei. Dazu mussten
in den letzten Monaten und Jahren immer wieder
verschiedene Vermietungsbetriebe der unterschiedlichen
Kategorien vorübergehend bzw. einzelne auch für
längere Zeiträume schließen. Die Übernachtungszahlen
sind – bis auf geringfügige monatliche Ausreißer – aber
in etwa gleichgeblieben. Daher bin ich zuversichtlich,
dass wir den erfolgreichen Weg weiter fortsetzen und
die Zahlen sogar noch etwas ausbauen können.
Wie steht es um neue bzw. zu erschließende Gewerbeund
Industriegebiete?
Da tut sich einiges im Landkreis. Beispielsweise sind
Flächen in den drei Städten Freyung, Grafenau und
Waldkirchen zu nennen, genauso wie der Gewerbepark
Prombach, in Hinterschmiding das Gewerbegebiet
Sonndorf oder Flächen in Spiegelau-Oberkreuzberg.
Sehen Sie wirtschaftliche Auswirkungen des Flüchtlingszustroms,
sei es positiv oder negativ?
Bei der derzeitigen Situation der Vollbeschäftigung im
Landkreis – 1,9 % Arbeitslosenquote – muss man nicht
mehr nur von Fachkräftemangel, sondern mittlerweile
von einem Arbeitskräftemangel sprechen. Grundsätzlich
hat der Flüchtlingszustrom, neben allen bekannten
Herausforderungen, für die Wirtschaft ein zusätzliches
Potenzial an Arbeitskräften mit sich gebracht.
Eine unserer größten Stärken sind
die Menschen hier, die mit Verantwortungsbewusstsein,
Ausdauer,
Fleiß, Kreativität und Mut an Leben,
Arbeit und bürgerschaftliches
Engagement herangehen.
Es gibt im Landkreis positive Beispiele, aber auch Fälle,
bei denen eine Integration sehr schwergefallen ist.
Wie könnte man die Stärken des Landkreises als Wirtschaftsstandort
kurz umreißen?
Wer sich hier als Unternehmer niederlässt, kann auf gut
ausgebildete, motivierte und fleißige Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter bauen. Der Landkreis kann neben angemessenen
Preisen für Flächen und Immobilien auch
mit geringeren Lebenshaltungskosten für Arbeitnehmer
und einem großen Plus an Lebensqualität durch die uns
umgebende, wunderbare Natur punkten. Durch die Nähe
zu den Hochschulstandorten Passau und Deggendorf
werden in der Region Forschung und Entwicklung immer
wichtigere Aspekte. Es gibt mittlerweile drei Hochschulcampi
der Technischen Hochschule Deggendorf im
Landkreis, in denen zusammen mit der mittelständischen
Wirtschaft Forschung auf Weltniveau betrieben
wird. (Siehe S. 15)
n
6 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
7 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Für Wirtschaftsförderung im Landkreis ist primär
das vierköpfige „Team Wirtschaft, Tourismus
und Regionalentwicklung“ zuständig, mit dem
Wirtschaftsreferenten Hannes Gastinger, LEADER-
Manager und LAG-Geschäftsführer Tobias Niedermeier,
Regionalmanager Stefan Schuster und
Tourismusreferent Bernhard Hain.
„Die Wirtschaftsförderung ist eine Kern-
Aufgabe des Landkreises“, betont Landrat Gruber.
„Mit ihr unterstützen wir die Betriebe vor Ort, und
helfen dabei, Arbeitsplätze für gut ausgebildete
Fachkräfte in unserer Region zu halten und noch
viele weitere zu schaffen.“
Überregionale Beachtung fand vor gut drei
Jahren der Auftakt der Imagekampagne mit dem
Slogan „MADE - Mehr als du erwartest …“, entwickelt
vom Regionalmanagement, das am Landratsamt
im Sachgebiet 14 „Wirtschaftsförderung,
Tourismus, Regionalentwicklung“ angesiedelt ist.
Dort arbeitet Regionalmanager Stefan Schuster
weiter daran, den Leuten aufzuzeigen, dass es sich
im Landkreis Freyung-Grafenau sehr gut leben und
arbeiten lässt.
„MADE - Mehr als du erwartest …“. wird finanziell
vom Freistaat gefördert, zu Jahresbeginn
2019 wurde dadurch für weitere drei Jahre die
Finanzierung gesichert. So ging man daran, das
Projekt weiterzuentwickeln.
Oben: Logo und Slogan der Landkreis-Imagekampagne „MADE - Mehr als du erwartest …“:
Überregionale Beachtung und Förderung durch den Freistaat. Links: Die Region glänzt mit einem
abwechslungsreichen Angebot an Veranstaltungen und Freizeitmöglichkeiten.
Wiederkommen und bleiben
Zwar zeigt die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis eine durchweg positive Tendenz, dennoch sieht es das Regionalmanagement
als zentrale Aufgabe, die Attraktivität des Landkreises – vor allem im Hinblick auf den Fachkräftebedarf – aktiv zu kommunizieren,
damit abgewanderte „Waidler“ wieder zurückkommen und junge Leute gar nicht erst weggehen.
Das Team Wirtschaft, Tourismus und Regionalentwicklung im Landratsamt (von re.): Landrat Sebastian
Gruber mit Wirtschaftsreferent Johannes Gastinger, LEADER-Manager und LAG-Geschäftsführer Tobias
Niedermeier, Regionalmanager Stefan Schuster und Tourismusreferent Bernhard Hain.
Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau
„Verstärktes Innenmarketing in
der Region jetzt mehr im Fokus,
um aufzuzeigen, dass es sich im
Landkreis Freyung-Grafenau sehr
gut leben und arbeiten lässt.“
Mit dem Eintritt in eine neue Förderperiode
wurde die Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit
mit der Agentur siimple neu justiert, um der
Kampagne neue Impulse zu geben. Setzte man zu
Beginn noch verstärkt auf überregionale Kampagnen,
beispielsweise mit großflächiger Werbung
in der Münchener U-Bahn, so soll der Fokus nun
mehr auf der Werbung vor Ort liegen. „Verstärktes
Innenmarketing“ nennt Schuster diesen Ansatz.
Thematisch gesehen soll die Grundausrichtung
der Kampagne bestehen bleiben. „Zentrale
Botschaft der Landkreis-Imagekampagne wird es
bleiben, dass in der Region zahlreiche Unternehmen
und Betriebe beheimatet sind, die hochwertige
und attraktive Arbeitsplätze quer über alle
Branchen und Bereiche zu bieten haben.
Darüber hinaus sollen aber gerade auch sogenannte
„weiche“ Standortfaktoren thematisiert
werden. Dazu gehören das im Vergleich zu größeren
Städten günstige und großzügige Wohnen,
der hohe Natur- und Freizeitwert, vergleichsweise
sehr niedrige Kriminalitätsraten und vor allem
auch die Synergien und Vorzüge, die durch grenzüberschreitende
Kooperationen mit Österreich und
Südböhmen entstehen.
In Zusammenarbeit mit der beauftragten
Agentur und vielen Gesprächen mit Unternehmensvertretern
gelang es, zahlreiche neue Partnerunternehmen
zu gewinnen, die die Kampagne
begleiten und ihr so auch deutlich größere
„Schlagkraft“ verleihen. Gleichzeitig waren diese
Gespräche wichtig, so Schuster, um ein gutes
Gespür dafür zu bekommen, welche konkreten
Maßnahmen Wirtschaft und Landkreis gemeinsam
weiterbringen.
Die Herausforderung heißt
Fachkräftebedarf
Vorrangige Ziele des Regionalmanagements
Das Regionalmanagement Freyung-
Grafenau ist im Herbst 2008 als Instrument
installiert worden,
mit dem die Region
unter anderem den
demografisch bedingten
Herausforderungen
begegnen wollte.
Regionalmanager
Stefan Schuster
Aufgabe des Regionalmanagements
ist bis
heute, mit geeigneten
Maßnahmen den
Herausforderungen zu
begegnen, denen
die Region aufgrund ihrer Lage im
ländlichen Raum gegenübersteht. Dazu
gehören unter anderem die Bereiche
Demografie und Fachkräftebedarf.
Im Gesamtkontext betreut das Regionalmanagement
in den beiden Handlungsfeldern
„Regionale Identität“ sowie
„Innovation und Wettbewerbsfähigkeit“
insgesamt sechs größere Projekte mit
zahlreichen Einzelmaßnahmen. Eines
der Projekte aus dem Handlungsfeld
„Regionale Identität“ ist die Imagekampagne
„Mehr als du erwartest …“.
Stefan Schuster, Tel.:0 8551 57-264
E-Mail: stefan.schuster@landkreis-frg.de
„Dabei sind es im ländlichen Raum
häufig auch kleinere Betriebe, die
Außergewöhnliches leisten und
extrem erfolgreich, aber selbst
im näheren Umfeld weitgehend
unbekannt sind.“
Konkret steht also hinter „Mehr als du erwartest
…“ eine breite Palette an Einzelmaßnahmen,
die dazu beitragen, sowohl den Hiesigen als auch
Menschen, die die Region noch nicht wirklich
kennen, die Attraktivität von Leben und Arbeiten
im Bayerischen Wald zu vermitteln. Auch in den
kommenden Jahren wird es viele unterschiedliche
Maßnahmen geben, die in ihrer Gesamtheit dazu
beitragen, Freyung-Grafenau als Standort positiv
zu positionieren.
Die attraktiven Arbeitsplätze der
Region bekannt machen
Es sind im ländlichen Raum oft nicht unbedingt
große Unternehmen, die entscheidende Impulse
setzen, sondern häufig auch ganz kleine, die
Außergewöhnliches leisten, Alleinstellungsmerkmale
vorweisen und teilweise auf ihrem Sektor
sogar Weltmarktführer sind – Unternehmen, die
extrem erfolgreich, aber selbst im näheren Umfeld
weitgehend unbekannt sind.
Deckung des Fachkräftebedarfs
als zentrale Herausforderung
Gerade Berufseinsteiger haben solche Unternehmen
oft nicht auf dem Schirm. Daher soll die
Kampagne diese „heimlichen Helden“ bekannter
machen. Bei einer Arbeitslosenquote im Landkreis
Freyung-Grafenau bei rund zwei Prozent – und
damit im Bereich der Vollbeschäftigung – fällt es
genau solchen Unternehmen oft schwer, gut qualifizierten
Fachkräftenachwuchs auf allen Qualifikationsebenen
zu finden, erklärt Schuster. Generell
habe man die Deckung des Fachkräftebedarfs insgesamt
als eine der zentralen Herausforderungen
für den ländlichen Raum identifiziert.
Wichtigster Auftrag an alle Beteiligten wird es
aus Sicht Schusters sein, mit der Kampagne den
gesamten Landkreis – also möglichst viele Menschen,
die in der Region leben – „mitzunehmen“.
Marketingexperten sprechen von mindestens
10 Jahren, die so ein Prozess der positiven Markenbildung
brauche, so Schuster: „Deshalb müssen
wir gemeinsam mit unseren Partnern einen
langen Atem unter Beweis stellen und versuchen,
auf breiter Basis Unterstützer zu gewinnen.“ n
Detaillierte Informationen zur Landkreis-Imagekampagne
unter
www.mehralsduerwartest.de.
Johannes Gastinger – Wirtschaftsreferent
des Landkreises
Der Landkreis Freyung-Grafenau
hat seit Juli 2019 einen neuen Wirtschaftsreferenten:
Johannes Gastinger.
Wirtschaftsreferent
Johannes
Gastinger
Der gebürtige Hutthurmer
stammt selbst aus
einem Handwerks-Familienbetrieb
und war nach
seinem abgeschlossenen
Studium der
Betriebswirtschaftslehre
mit dem Schwerpunkt
„Strategisches Management
& Unternehmensführung“
zunächst beim Bayerischen
Fußball-Verband in München
als DFB-Projektmanager und Referent
für Schulfußball und Bildung tätig.
Ganz im Sinne der Landkreiskampagne
„MADE in FRG“, die junge Leute
aus den Ballungszentren wieder zurück
in die Heimat holen will, war es auch
der Wunsch von Gastinger, seinen
Lebensmittelpunkt von der Großstadt
wieder zurück in die niederbayerische
Heimat zu verlagern. Nachdem Gastinger
daraufhin seit 2015 im Landratsamt
Rottal-Inn beschäftigt war, folgte
für den 33-jährigen der Wechsel zum
Landratsamt Freyung-Grafenau.
Gastinger: „Mein Wunsch ist es, allen
Unternehmen, egal ob Großunternehmen,
Mittelständlern oder kleinen
Familienbetrieben, als kompetenter Ansprechpartner
zur Verfügung zu stehen.“
Das Aufgabenfeld des Wirtschaftsreferenten
im Landkreis Freyung-Grafenau
ist breit und reicht von der Betreuung
bereits ansässiger Unternehmen,
über die Fördermittel- und Existenzgründungsberatung,
bis hin zur Unterstützung
bei Neu-Ansiedlungen.
Johannes Gastinger, Tel.: 08551 57-120
E-Mail:
johannes.gastinger@landkreis-frg.de
8 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
9 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
Sehr erFREYliche Dynamik
Freyung legt seit Jahren eine dynamische Entwicklung hin, wie man sie lange nicht gesehen hat. Alle Parameter gehen deutlich
nach oben, und ein Großprojekt folgt dem nächsten. Der 1. Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich gibt im Gespräch mit WirtschaftsLEBEN
Auskunft über den Stand der Dinge.
Herr Heinrich, die Volksmusikakademie ist ein weiterer,
überregional bedeutender Meilenstein in der jüngeren
Stadtentwicklung. Wie läuft es?
Wir haben eine weit über die Erwartungen hinausgehende
Resonanz, die dazu geführt hat, dass wir Ende
Juli im Stadtrat bereits einstimmig die Pläne für eine
Erweiterung in Auftrag gegeben haben.
Wir werden förmlich überrannt, auch schon mit Buchungen
für das nächste Jahr. Und wir haben festgestellt,
dass uns die Kapazitäten nicht ausreichen werden,
deswegen gehen wir bereits jetzt den nächsten
Bauabschnitt an.
Die Flächen dafür stehen zur Verfügung?
Es war ja immer geplant, dass ein Gebäude nebenan,
ein ehemaliges Feuerwehrhaus, mittelfristig mal genutzt
werden kann. Wir hätten natürlich nicht erwartet,
dass wir nach so kurzer Zeit bereits in die konkrete
Planung gehen würden.
Heißt das, dass auch betriebswirtschaftlich schon so
etwas wie ein Breakeven sichtbar ist?
Wir bekommen ja laufende Betriebskostenzuschüsse,
die es uns ermöglichen, den Betrieb mit einem geringen
Defizit laufen zu lassen. Aber es ist natürlich bei
einer Bildungseinrichtung nicht möglich, dass man sie
kostendeckend betreibt.
Aber dafür gibt es doch Synergieeffekte für die Stadt?
Es profitiert ganz erheblich die Gastronomie und auch
die Hotellerie. Und natürlich merken wir auch, dass die
Frequenz im Stadtkern durch die zusätzlichen Gäste
doch erkennbar gesteigert wird.
Die Landesgartenschau ist der andere gelungene Coup.
Da ist mit dem Verkauf der GESA-Klinik an die Karl-
Gruppe ein großes Hindernis überwunden ...
Ja, die Firma Karl ist so gut wie fertig mit dem Abriss.
Was kommt nach der Gartenschau auf dieses Areal?
Wir haben das als Stadt komplett in der Hand, weil es
einen Bebauungsplan gibt, der ausschließlich eine touristische
Nutzung ermöglicht. Es wird also definitiv eine
touristische Nutzung geben.
Stehen jetzt noch weitere Hürden im Weg?
Ich glaube, dass wir jetzt gut auf Kurs sind. Wir haben
allerdings einen sehr sportlichen Bauzeitenplan, müssen
in zwei Jahren die gesamte Baumaßnahme abwickeln
und das ist schon eine große Herausforderung.
Vor allem angesichts der Auslastung der Baufirmen, die
momentan herrscht, es bleibt also spannend.
Nachdem es von der Dimension her ein sehr attraktives
Projekt ist, bin ich sehr optimistisch, dass sich
kompetente Firmen bewerben, aber natürlich bleibt es
spannend, vor allem, was die Kosten angeht.
Der nächste große Baustein in der Stadtentwicklung
Freyungs 1. Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich
„Das Thema Wohnungsbau ist
sehr dominant. Wir haben eine
immense Wohnungsnachfrage,
die wir im Moment nicht
befriedigen können. Damit
befassen wir uns derzeit ganz
aktiv. Wir versuchen, neue
Investoren und entsprechende
Flächen zu akquirieren.“
wird dann die Polizeiakademie?
Bauherr ist ja der Freistaat. Ich bin aber in die Gespräche
immer mit eingebunden. Es gibt schon einen Konsens
mit dem größten Teil der Grundstückseigentümer,
und ich bin ganz optimistisch, dass der Freistaat Bayern
jetzt in absehbarer Zeit die Verbriefungen vornimmt.
Und wann wird dann gebaut?
Ich persönlich gehe davon aus, dass zwischen dem Kauf
der Grundstücke und dem Baubeginn mindestens zwei
Jahre vergehen werden, weil es sich um eine gigantische
Investition handelt. Alleine das Baurecht zu schaffen,
mit allen dazugehörigen Gutachten ... Das braucht
seine Zeit.
Wie entwickelt sich der Tourismus allgemein in der
Stadt?
Wir haben in den vergangenen Jahren steigende Zahlen,
wobei man klar sagen muss, wir sind immer noch
weit entfernt von den Zahlen, die wir in den 1990-er
Jahren hatten. Aber zumindest ist der Trend insgesamt
konstant leicht steigend.
Übernachtungszahlen?
Wir sind bei knapp 200.000. Das war schon mal bei
160.000.
Der Ferienpark boomt, hört man.
Seitdem die Stadt in die Vermarktung eingestiegen ist,
entwickelt er sich ebenfalls kontinuierlich positiv.
Die Stadt als Unternehmer?
Die Stadt hat mit ihrer eigenen Service GmbH die Vermittlung
der Wohnungen übernommen, nachdem die
Verwaltungsgesellschaften mehrfach insolvent waren
und die Eigentümer gesagt haben, dann lassen wir es
lieber leerstehen, bevor ständig unser Geld weg ist.
Daher hat sich der Stadtrat vor fünf Jahren dafür entschieden,
dass wir auf Provisionsbasis die Vermittlung
von Wohnungen übernehmen. Von da an war es möglich,
die Eigentümer wieder ins Boot zu bekommen, weil
sie wussten, dass die Stadt nicht in die Insolvenz geht
und auch ein öffentliches Interesse hat.
Weitere Herausforderungen?
Das Thema Wohnungsbau ist sehr dominant. Wir haben
eine immense Wohnungsnachfrage, die wir im Moment
Bilder unten (im Uhrzeigersinn): Stadtansicht
Freyung, Innenhof Musikakademie, Sudkessel Brauerei
Lang, Stadtplatzcenter innen, Cineplex-Kino,
Stadtplatz bei Nacht: Deutlich höhere Gästefrequenz,
u.a. durch die Volksmusikakademie.
„Natürlich ist das Thema
Einzelhandel ständig auf der
Tagesordnung.
Da ist der Strukturwandel
in vollem Gange.“
nicht befriedigen können. Damit befassen wir uns derzeit
ganz aktiv. Versuchen, neue Investoren und entsprechende
Flächen zu akquirieren.
Wie sieht es konkret mit Wohnbauflächen im Moment
aus?
Wir erschließen gerade ein Areal mit 6 Mehrfamilienhäusern
neu. Das ist für Freyung ganz wichtig, weil es
weniger einen Bedarf nach Neubaugebieten im Einfamilienbereich
gibt als nach Wohnungen.
Baugebiet gibt es also derzeit keines?
Doch, das Aufeld, das ist allerdings zu zwei Dritteln
schon bebaut. Ansonsten setzen wir ganz gezielt auf
Nachverdichtung. Es gibt einen einstimmigen Stadtratsbeschluss:
Wir werden keine neuen Baugebiete mehr
ausweisen, sondern wir nützen die vielen Baupotenziale,
die in der Stadt ohnehin noch vorhanden sind.
Sie sind überzeugt, dass Nachverdichtung reichen
muss?
Ja, wir haben eine mittlere zweistellige Zahl an Bauplätzen
im Stadtgebiet, die voll erschlossen sind und
nur aktiviert werden müssen. Und wir haben eine Reihe
von Häusern, bei denen mittelfristig ein Brachfallen zu
erwarten ist, die wir dann ganz gezielt wieder mit Leben
füllen wollen. Häuser mit großen Grundstücken usw.
In welcher Größenordnung?
Um die 50 Flächen im Stadtgebiet können sofort bebaut
werden, die genau Zahl wird derzeit noch ermittelt.
Da spricht man dann von Geschosswohnungsbau?
Es sind vor allem Einfamilienhausgrundstücke, die einfach
im Moment unbebaut sind oder in einer Größe von
2.000 bis 3.000 qm, die nach heutigen Maßstäben für
mehrere Häuser reicht. Da braucht man keinen Kanal,
Wasser usw., weil alles da ist.
Kann man also sagen, es gibt Wohnungsknappheit in
Freyung?
Die Nachfrage ist größer als das Angebot, zweifellos.
Die Stadt wächst seit 2011 kontinuierlich.
Dann steigen auch die Preise, nehme ich an?
Wir sind immer noch auf einem sehr verträglichen Niveau,
aber ja, sie steigen.
Zahlen?
Es gibt keinen Mietspiegel, aber eine Neubauwohnung
kriegt man so im Bereich von 6 bis 8 Euro, es gibt aber
auch Altbauten, die noch deutlich günstiger zu haben
sind.
Acht Euro in guter Lage und Neubau?
Absolut, ja.
Und wie entwickeln sich die Grundstückspreise?
Der normale Quadratmeter für ein Einfamilienhaus in
Zentrumsnähe liegt bei 99 Euro, wir haben jetzt bei den
genannten Mehrfamilienhausgrundstücken in bester
Lage einen Preis von 149 Euro, inklusive Erschließung.
Abgesehen vom Wohnungsbau, wo drückt sonst der
Schuh?
Natürlich ist das Thema Einzelhandel ständig auf der
Tagesordnung. Wir haben eine kontinuierliche Veränderung,
die eben dazu führt, dass sich im Stadtbereich
Leerstände ergeben, die wir natürlich immer wieder füllen
müssen. Da ist der Strukturwandel in vollem Gange.
Wie sieht es aktuell aus? Sind Leerstände im Stadtzentrum
sichtbar?
Vereinzelt, wir haben aber auch immer wieder Erfreuliches.
Es eröffnet immer mal wieder ein neues Geschäft.
Thema Nahverkehr. Was genau ist eigentlich das Modell
„Freyfahrt“?
Das ist ein über App buchbarer, flexibel fahrender Kleinbus,
der seit einem Jahr in Betrieb ist und zu einer
erheblichen Verbesserung der Versorgung beiträgt. Die
Nutzerzahlen steigen kontinuierlich. Das war am Anfang
durchaus schwierig, weil es wohl gewöhnungsbedürftig
war, so etwas mit einer App zu buchen. Aber der Stadtbus
deckt eben eine Vielzahl kleinerer Dörfer nicht ab,
die haben jetzt erstmalig ein Angebot bekommen.
Der holt dann auch einzelne Personen ab?
Ja, und zwar an über 200 virtuellen Haltestellen. Sie
bestellen sich den Bus und sehen auf Ihrer App, wann
der kommt. Er braucht ein paar Minuten, vielleicht auch
mal 20, wenn er gerade am anderen Ende der Stadt ist.
Und Sie können für eine Pauschale von 2,90 Euro zu
jeder Haltestelle im gesamten Stadtgebiet fahren.
Wie weit ist Freyung mit schnellem Internet?
Wir werden nach Abschluss der laufenden Arbeiten
in der Stadt eine sehr gute Versorgung haben. Dazu
kommt noch, dass wir als Kommune uns entschieden
haben, bei jeder Baumaßnahme immer auch Leerrohre
mit zu verlegen, so dass ein Glasfaseranschluss später
mit geringem Aufwand für den Hauseigentümer umsetzbar
ist.
10 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
11 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
Dann hat jeder Haushalt wie viel Mbit?
Minimum 30, und wo die Glasfaser bis ins Haus gelegt
wird, wesentlich mehr. Aber 30 plus x haben dann alle.
Hält die Infrastruktur mit dem Bevölkerungswachstum
Schritt?
Wir haben ganz massiv in die Schulinfrastruktur investiert,
gerade bei Sportanlagen, Sanierung der Dreifachturnhalle,
Sporthalle der Grundschule ...
Nächstes Jahr steht die große Sanierung des Freyunger
Stadions an. Mit 400-Meter-Laufbahn und allem, was
dazugehört. Da investieren wir ganz erheblich.
Und der Verkehr in der Stadt?
Ein weiteres Großprojekt ist mitten in der Umsetzung:
Die Verkehrsentlastung des Stadtplatzes durch die
Westspange, da wird gerade der zweite Bauabschnitt
für über 3 Mio. gebaut. Und wir gehen davon aus, dass
wir in den nächsten beiden Jahren noch zwei weitere
große Bauabschnitte haben werden, so dass dann eine
signifikante Entlastung des Stadtplatzes realisiert ist.
Wie entwickeln sich Gewerbe und Industrie?
Wir haben eine außergewöhnlich positive Entwicklung
der Steuereinnahmen und der Beschäftigtenzahlen.
In den letzten zehn Jahren hatten wir einen Zuwachs
von rund 1.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen,
damit liegen wir jetzt deutlich über 5.000. Und
zwar durch kontinuierliches, organisches Wachstum.
Die Gewerbesteuer hat sich in den letzten zehn Jahren
mehr als verdoppelt.
„Ein weiteres Großprojekt ist die
Verkehrsentlastung des Stadtplatzes
durch die Westspange,
da wird gerade der zweite Bauabschnitt
für über 3 Mio. gebaut.
Und wir werden noch zwei weitere
große Bauabschnitte haben, so
dass dann eine signifikante
Entlastung des Stadtplatzes
realisiert ist.“
Was waren die größten Brocken, größere Neuansiedlungen?
Es gibt schon einzelne Neuansiedlungen, die Firma
Hirschmann Automotive mit 170 Mitarbeitern, oder
IBE Optics mit 30; aber insgesamt ist es ein sehr
breit gefächertes Wachstum, viele Firmen, die in den
letzten Jahren fünf bis zehn Leute neu eingestellt haben.
Und das freut mich besonders, weil wir damit
nicht von einzelnen Großen abhängig sind, sondern
breit aufgestellt, was natürlich gut ist im Hinblick auf
Krisensicherheit.
Ein Zuwachs von 1.000 also nur durch Wachstum von
kleinen Mittelständlern?
Der größte Einzelposten ist tatsächlich Hirschmann, mit
derzeit rund 170 Leuten.
Ein anderes Beispiel ist noch das Kunststoffwerk Bachl,
das hat 40 neue Leute eingestellt, in den letzten Jahren.
Das besteht aber schon lange, es ist halt jetzt um
diese Zahl gewachsen, und in dieser Größenordnung
gab es eine Vielzahl.
Wie ist der aktuelle Bevölkerungsstand?
Wir sind jetzt bei über 7.300.
Wie bekommen Sie Ihre Work-Live-Balance hin?
Das ist nicht einfach. Aber meine Familie hat sehr viel
Verständnis und weiß, dass ich das nicht einfach als
Beruf, sondern als Leidenschaft betreibe. Ansonsten
muss man halt bereit sein, viel in seinem Leben diesen
Aufgaben unterzuordnen. Aber das mache ich mit
Freude, und meine Frau kennt mich nur so, sie hat
mich schon so kennengelernt; insofern ist das kein
Problem.
Aber konkret, was ist für Sie Freizeit?
Eine Wanderung auf einen Berggipfel des Bayerischen
Waldes.
n
der mit den vorhandenen Gegebenheiten und der
einmaligen Topographie spielt und eine Reihe von
wunderbaren Ausblicken u.a. bis weit in das Dachsteingebirge
hinein bietet. Die mittige Offenfläche
auf der Kuppe und deren Artenvielfalt sollen durch
zukünftige Extensivierung der landwirtschaftlichen
Nutzung sowie langfristige Pflege naturnah erhalten
werden.
Der Geyersberg als Ganzes wird durch Fußund
Radwege weiter erschlossen und soll künftig
sommers wie winters ein großes Wegenetz bieten.
Regionalgärten, Ferienpark
und Bergglashütte
Es sind drei Freizeitschwerpunkte geplant: Regionalgärten,
Ferienpark und Bergglashütte, dort
wird es jeweils eine Aussichtsterrasse in Form von
großzügigen, promenadenartigen Aufenthaltsbereichen
geben.
Die Regionalgärten sollen südlich des zukünftigen
Hotelareals ein intensiv gestaltetes Band aus
Regionalgärten mit hoher Aufenthalts- und Erholungsqualität
werden, auch über die Gartenschau
hinaus. Dort werden regionaltypische gärtnerische
Themen inszeniert.
Ortsansicht Freyung
Buchberger Leite
„Wir wollen den Naherholungsund
Tourismusstandort
Geyersberg, der ja seit
40 Jahren in Freyung ein
touristisches Zentrum ist, für die
Zukunft fit machen. Das heißt, die
ganze Infrastruktur ertüchtigen,
neue Attraktionen schaffen, und
damit eigentlich die
Grundlagen für die nächsten
Jahrzehnte schaffen.“
ein touristisches Zentrum ist, für die Zukunft fit
machen. Das heißt, die ganze Infrastruktur ertüchtigen,
neue Attraktionen schaffen, und damit
eigentlich die Grundlagen für die nächsten Jahrzehnte
schaffen.“
„Ort schafft Mitte“
Freyung FREYd se – nicht nur über die Gartenschau
Volksmusikakademie, Landesgartenschau und bald auch noch eine Polizeiakademie. Die Stadt prosperiert in jeder Hinsicht.
Dahinter steckt Planung von langer Hand, die schon vor der Ära Heinrich begann und von diesem beherzt weitergeführt und
zu ungeahntem Erfolg geführt wird.
Aufbruchstimmung ist ja weit verbreitet in den
drei Städten des Landkreises Freyung-Grafenau;
aber Freyung, an Einwohnern gemessen die deutlich
kleinste, bohrt schon noch ein paar Bretter
mehr – dünne und dicke. Die Stadt ist mit ihren
fast 7.400 Einwohnern durch außergewöhnliche
und innovative Projekte weit über die Landkreisgrenzen
hinaus als Musterschüler einer Stadtentwicklung
im Gespräch.
Ein Meilenstein Richtung Erfolg war schon
die Ansiedlung des Technologie Campus Freyung
(TCF) im Jahr 2009 – ein Forschungszentrum der
Technischen Hochschule Deggendorf und die Heimat
des Instituts für angewandte Informatik sowie
der Forschungsgruppe Bionik. Durch anwendungsorientierte
Forschung entstehen hier marktfähige,
optimierte Produkte, Verfahren und Dienstleistungen.
Der TCF kooperiert mit Partnern aus der
Wirtschaft und forscht bzw. entwickelt für Unternehmen.
Die Vision hinter der Regionalisierung der
Luftbild Geyersberg, hier noch mit GESA-Klinik
Abrissarbeiten an der GESA-Klinik: Platz für die
Gartenschau und einen bleibenden Höhenpark
Hochschule ist der Aufbau der Region Bayerischer
Wald zu einer Technologieregion. (Siehe auch Beitrag
auf der Folgeseite.)
Das ganz dicke Freyunger Brett ist derzeit
die Bayerische Landesgartenschau. Sie ist in den
vergangenen Jahren zu einem städtebaulichen,
sozialen und ökonomischen Instrument der Stadtentwicklung
geworden und soll quasi die Eröffnungsfeier
für den „neuen“ Geyersberg werden,
der mit seinen touristischen Einrichtungen arg
in die Jahre gekommen ist. Letztes Jahr wurde
das dort dominierende Gebäude der ehemaligen
GESA-Klinik abgerissen. Jetzt laufen die Vorbereitungen.
Unter dem Leitbild „Höhenpark“ soll der Geyersberg
sowohl als stadtbezogener wie auch als
überregionaler Erholungs-und Tourismusstandort
gestärkt und neu positioniert werden. Es soll ein
außergewöhnlicher Höhenpark angelegt werden,
Die Außenanlagen des Ferienparks, einer Ferienanlage
aus den 1970-er Jahren, werden im
Rahmen der Gartenschau gestalterisch aufgewertet
und sollen beispielhaft zeigen, wie auch ein
urbanes Wohnumfeld naturnah und ansprechend
gestaltet werden kann.
Ein Aktivpark für alle
Generationen beim Ferienpark
Im Umfeld entsteht mit dem Aktivpark ein
für alle Generationen nutzbarer Bereich mit vielen
Aktions- und Erholungsangeboten. Der Geyersberg
wird spielerisch erklettert. Auf dieser „Bergtour“,
ausgehend vom begrünten Dach der neuen Parkgarage
nimmt der Schwierigkeitsgrad der Spielbereiche
kontinuierlich zu, so dass Kinder aller
Altersgruppen sowie Erwachsene angesprochen
werden. Ziel der Gipfeltour ist die „Alm“ mit einer
Spiel- und Veranstaltungswiese am Gipfel.
Kritikern möglicher hoher Kosten hält 1.
Bürgermeister Olaf Heinrich bereits vorbeugend
entgegen, finanziell sei eine Gartenschau nie ein
Gewinngeschäft. „Uns geht es auch nicht darum,
dass wir da drei Monate lang die große Show
veranstalten, sondern das zentrale Thema ist, wir
wollen den Naherholungs- und Tourismusstandort
Geyersberg, der ja seit 40 Jahren in Freyung
Freyung FREYd se: „… Steigende Einwohnerzahlen,
der zweitschönste Wanderweg Bayerns mit
der Buchberger Leite, ein kulinarisches Angebot
der Extraklasse, das einzige Kino im Landkreis,
Luftkurort, StadtplatzCenter, Tor zum Nationalpark,
Langlauf- und Wanderparadies, vielfältige gesellschaftliche
und kulturelle Veranstaltungshighlights
u. a. im Kurhaus ...“
„Es soll ein außergewöhnlicher
Höhenpark angelegt werden, der
mit der einmaligen Topographie
spielt und eine Reihe von
wunderbaren Ausblicken u.a.
bis weit in das Dachsteingebirge
hinein generiert.“
Eine Reihe von Maßnahmen im Rahmen des
Programms „Ort schafft Mitte“ haben im Laufe
der letzten Jahre das Stadtbild verändert. Wer
heute durch Freyung streift, sieht ein lebendiges,
schmuckes Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität,
vielfältiger Gastronomie und einer Einkaufswelt,
die der Größe der Stadt durchaus angemessen ist
– herausragend das StadtplatzCenter mit Geschäften,
Büros und dem einzigen Cineplex im Landkreis,
das nach Auskunft des Betreibers deutlich
über Plan läuft.
Freyung hat derzeit den 13. Haushalt in Folge
mit Nettoschuldentilgung bei einem Stand von gut
12 Mio. Euro. Man freut sich über kontinuierlich
steigende Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommensteuer
und über eine stetig wachsende
Einwohnerzahl, die derzeit auf die 7.400 zugeht.
Für sich spricht auch die beachtlich wachsende
Steuerkraft pro Kopf: 2013 lag sie bei 724,84 Euro,
2018 geht man von 1.200 Euro aus.
Dass die Stadt einmal so gut dastehen würde,
hat mancher noch vor zehn Jahren nicht für
möglich gehalten. Nach der Jahrtausendwende
gab es erhebliche Einwohnerverluste. Zwischen
1999 und 2007 betrug der Rückgang etwa fünf
Prozent. Haushalt und Schuldenstand waren Anlass
zur Sorge um die Zukunft. Es war, vorsichtig
ausgedrückt, dringender Handlungsbedarf. n
12 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
13 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Standorte Landkreis Freyung-Grafenau
Gemeinsames „Digitales Gründerzentrum“ (GreG) mit Landkreis Rottal-Inn
Grenzübergreifender Standort in Freyung soll im Laufe des Jahres 2020 im Gebäude des Technologiecampus Freyung an den
Start gehen. Derzeit laufen noch die Vorbereitungen.
„Sing mar a weng“ in der Volksmusikakademie: Ein offenes Singen, bei dem erfahrene Singleiter mit den Teilnehmern bekannte und auch rare Stückl üben – aus
Spaß an der Freud. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, nur Singfreude muss mitgebracht werden. .
Wenn ein ganzes Haus singt und klingt
Mit der „Volksmusikakademie in Bayern“ hat sich Freyung eine über die Region hinaus bedeutende Bildungseinrichtung in die Stadt
geholt, von der nicht nur Liebhaber der einschlägigen Musik profitieren, sondern der ganze Wirtschaftsstandort.
Früher wieherten hier Rösser der Langbrauerei,
heute hört man Volksmusik jeglicher Art in
den 2018 fertig gestellten Räumen der „Volksmusikakademie
in Bayern“. Sie ist als musikalisches
Bildungshaus an den Start gegangen, und die Resonanz
übertrifft alle Erwartungen, so dass bereits
eine Erweiterung in Planung ist.
Volksmusik hautnah erleben –
die Volksmusikakademie
bietet alle Möglichkeiten
Offenbar hat man einen Nerv getroffen, denn
der Erfolg übertrifft alle Erwartungen. Das liegt
wohl auch am breiten und ausgeklügelten Angebot.
Aus den hellen freundlichen Räumen tönt von
früh morgens bis spät in die Nacht Musik. Kleinere
und größere Ensembles geben sich quasi die
Klinke in die Hand, von der Stubnmusi bis zum
Blasorchester.
Die Angebote richten sich aber keineswegs
nur an bestehende Ensembles, also an Sänger,
Tänzer und Musikanten – es ist für jeden was
„Da sind zum einen jene, die die
Akademie für eigene Probenwochenenden
und Fortbildungen
buchen, zum anderen die Anfänger
oder Fortgeschrittenen, die das hauseigene
Seminarprogramm für sich
entdeckt haben.
Da kann man auch mit Gleichgesinnten
verschiedener
Generationen nach Herzenslust
Landler tanzen, das Können auf dem
eigenen Instrument verfeinern, an
einer bayerisch-böhmischen
Blasmusikwerkstatt teilnehmen
oder erste volksmusikalische Schritte
beim „Volxmusicamp“ unternehmen.“
Volksmusikakademie in Bayern, Freyung
www.volksmusikakademie.de
dabei. So findet in der kalten Jahreshälfte einmal
im Monat die „GewölbeSitzweil“ statt. Dabei
spielen Musikanten auf, stimmen Volkssänger
ihre Lieder an, und es wird dazu getanzt, gekartlt
oder es geht einfach nur ein netter Ratsch bei
Speis und Trank. (Die nächsten Termine siehe
Homepage.)
Jeden 3. Donnerstag im Monat sind alle Singbegeisterten
ab 19.30 Uhr zum „Sing mar a weng“
eingeladen: Ein offenes Singen, bei dem erfahrene
Singleiter mit den Teilnehmern bekannte und rare
Gsangl, Couplets, Moritaten, Gstanzl sowie andere
Volkslieder aus dem Bayerischen Wald und darüber
hinaus zum Klingen bringen. Besondere Vorkenntnisse
sind nicht erforderlich, nur Singfreude
muss mitgebracht werden.
In den eineinhalb Stunden treffen erfahrene
auf ungeübte Sänger, und das Repertoire reicht
vom einstimmigen Volkslied bis hin zu leichten
mehrstimmigen Sätzen. Der Spaß an der Freud
steht im Vordergrund. Die Offenen Singen finden
in Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises
Freyung-Grafenau statt.
n
Die Landkreise Freyung-Grafenau und Rottal-
Inn haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam
ein digitales Gründerzentrum mit zwei
Standorten in Freyung und Pfarrkirchen zu errichten,
das sich in den bestehenden Verbund der
Gründerzentren in Deggendorf, Landshut und Passau
(Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern
– GZDN) eingliedert und diesen um das Thema
der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit
Österreich und der Tschechischen Republik ergänzt.
Aus diesem Grund erhält das neue Zentrum
an den Standorten Freyung und Pfarrkirchen auch
den Namen „GreG“ (Grenzüberschreitendes Gründerzentrum).
Hier sollen für junge, kreative Menschen
ideale Bedingungen geschaffen werden, die eine
Geschäftsidee mit einem klaren, technologie- und
BEI UNS MACHT ÜBEN SPASS!
VIELFÄLTIGES SEMINARANGEBOT.
ERSTKLASSIGE PROBENRÄUME.
SINGEN, TANZEN, MUSIZIEREN.
Gefördert von
Regionalmanagement
Bayern
Im Technologiecampus Freyung soll auf 240 qm
das Digitale Gründerzentrum starten.
digitalem Fokus realisieren wollen. Neben tollen
Arbeitsbedingungen, einem Co-Working Space
und einem starken Netzwerk zu etablierten Unternehmen,
Hochschulen sowie weiteren Gründungs-
RICHTIG GUT.
in der Kreisstadt Freyung im Bayerischen Wald
www.volksmusikakademie.de | +49 8551 914 7135
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einrichtungen profitieren die „Startups“ auch von
einem gezielten Coaching-Programm.
Das Grenzüberschreitende Gründerzentrum in
Freyung befindet sich aktuell noch in den Umbaumaßnahmen
und wird im Laufe des Jahres 2020
im Gebäude des TC Freyung an den Start gehen.
„Digitale Gründer“ oder an einer Gründung
Interessierte, können sich an Johannes Gastinger,
den Wirtschaftsreferenten des Landkreises
Freyung-Grafenau, wenden (Tel.: 08551 57-120,
E-Mail: johannes.gastinger@landkreis-frg.de). n
Brandschutz Lösslein
Seit Juni 2012 finden sowohl Privathaushalte
wie auch Unternehmen in der Region
bei der Firma Brandschutz Lösslein
einen kompetenten Ansprechpartner in
allen brandschutztechnischen Fragen und
Angelegenheiten. Das Leistungsspektrum
reicht vom Feuerlöscherverkauf über
Wartungsarbeiten an sicherheitstechnischen
Einrichtungen wie etwa
Brandschutztüren, Brandmeldetechnik,
Rauchabzugsanlagen oder Wandhydranten
bis hin zur Installation von
Brandmeldeanlagen, auch nach DIN
14675 mit Aufschaltung Feuerwehr.
Zudem hat Lösslein die Schulungen für
die in den Arbeitsstättenrichtlinien vorgeschriebenen
Brandschutzhelfer in seinem
Service-Paket: 5 % der Mitarbeiter
eines Betriebs müssen jährlich nach den
Arbeitsstättenrichtlinien (ARS A 2.2) zum
Brandschutzhelfer ausgebildet werden.
Diese Schulungen finden vor Ort statt.
Sie dauern je nach Betriebsgröße drei
bis fünf Stunden und vermitteln die notwendigen
Maßnahmen und Handlungsstrategien
für den Ernstfall, inklusive
praktische Übungen am Feuertrainer
(Brandsimulation).
n
14 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
15 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
„Wir statten große Gebäude mit
der richtigen Technik aus“
Wenn es um Heizung, Sanitär, Klima geht, fragen Bauherren gerne bei der Freyunger ECOPLAN Ingenieurgesellschaft mbH an. Seit
30 Jahren hat sich das Team um Geschäftsführer Christian Friedl über die Region hinaus einen Namen in Sachen Beratung, Planung
und Baubetreuung von Heizungsanlagen sowie raumlufttechnischen Anlagen in größeren Gebäuden gemacht. Christian Friedl im
Interview mit WirtschaftsLEBEN über die Besonderheiten und Herausforderungen des Metiers.
Herr Friedl, Ihr Unternehmen hat sich als Planungsbüro
für Versorgungs- und Haustechnik positioniert, ein weites
Feld, wo liegen derzeit Ihre Schwerpunkte?
Unsere Kernkompetenzen liegen im Bereich Heizung,
Sanitär, Klima, und zwar in größeren Gebäuden. Vor
allem in Gebäuden der öffentlichen Hand, aber auch
größere Gebäude privater Auftraggeber.
Wie sehen Heizungen in solchen Gebäuden heutzutage
aus?
Bei uns geht es derzeit vor allem um einen möglichst
hohen Anteil sogenannter regenerativer Energieanlagen.
Und natürlich immer um Energieeffizienz.
Heißt?
Kraft-Wärmekopplung ist neben der Wärmeerzeugung
mit Holz oder Wärmepumpen die zeitgemäße Technologie.
Wir sind ganz stark in der regenerativen Heizenergieversorgung.
Welche Vorteile haben BHKW für Ihre Kunden?
Es sind ja, wie der Name schon sagt, kleine Kraftwerke,
die Gebäude wie Krankenhäuser, Behörden, aber auch
Wohnhäuser unterstützend mit Strom und Wärme versorgen
können. Der Clou ist, dass sie Strom erzeugen
und die dabei entstehende Wärme zum Heizen nutzen
können. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist.
Welcher Brennstoff ist der beste?
Bisher vor allem Erdgas, weil es einfach zu handhaben
und von den fossilen Brennstoffen am umweltfreundlichsten
ist. Derzeit kommen aber vermehrt ausgereiftere
Anlagen auf den Markt, die mit Holzvergasung
funktionieren, d. h. man betreibt diese mit Holz in Form
von Hackgut oder Pellets.
Das heißt, man hat einen regenerativen Energieträger
und weitgehende Klimaneutralität?
So ist es. Darum dürfte der Trend in diese Richtung
zeigen.
Geht es bei Versorgungstechnik immer um Heizen?
Sie nannten als zweites Geschäftsfeld Sanitär. Ich nehme
an, das sind nicht nur Badezimmer und Toiletten?
Natürlich nicht, jedenfalls nicht bei uns. Sanitärtechnik
bedeutet bei uns auch Schwimmbadtechnik sowie technische
und medizinische Gasversorgung.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Die medizinische Gasversorgung wird in Krankenhäusern
zur Beatmung von Patienten und für medizinische
Geräte benötigt. Die technische Gasversorgung wird
beispielsweise für Holzbearbeitungsmaschinen, z. B.
in Werkstätten von Berufsschulen, benötigt. Bei der
Schwimmbadtechnik planen wir die Reinigung und
Desinfektionen des Schwimmbadwassers.
Auch für private Schwimmbäder?
Auch für private Auftraggeber. Momentan haben wir z. B.
die Planung für ein Hotel-Schwimmbad in Arbeit.
Und Klima, Ihr drittes Geschäftsfeld?
Wie der Name sagt, geht es um das Raumklima: Belüftungsanlagen
der unterschiedlichsten Art, die dazu
dienen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Frischluftanteil
auf angenehmem Niveau zu halten.
Planen Sie das Ganze jeweils oder führen Sie den Bau
auch aus?
Unten (v. li. n. re.): Krankenhausneubau in Freyung, Installationsdetail der medizinischen Gasversorgung für die Intensivabteilung; Volksmusikakademie in Freyung.
ECOPLAN-Geschäftsführer Dipl. Ing. Christian
Friedl, Fachgebiet Versorgungstechnik.
Als Ingenieurbüro planen wir in Abstimmung mit dem
Bauherrn die entsprechenden Teilgebiete der Projekte.
Dann machen wir eine Ausschreibung, der günstigste
Bieter bekommt den Auftrag, und wir überwachen die
Bauausführung. Da sind wir praktisch der verlängerte
Arm des Bauherrn.
Welcher Ihrer Geschäftsbereiche ist am stärksten?
Wir sind seit einiger Zeit besonders stark in der regenerativen
Heizenergieversorgung und haben schon sehr viele
Heizwerke realisiert. Sogenannte Nahwärme. Da sind wir
gut aufgestellt. Aber auch die Raumlufttechnik boomt.
Wie ist die Nachfrage bei Heizwerken?
Die richtet sich vor allem danach, wie der Ölpreis ist.
Liegt er hoch, boomt das Geschäft mit Heizwerken, fällt
er, sinkt auch die Nachfrage.
„Unser Metier ist Beratung,
Planung und Baubetreuung von
Heizungsanlagen, Sanitärtechnik
und raumlufttechnischen Anlagen
in größeren Gebäuden wie
Krankenhäusern,
(Berufs-)Schulen, Behörden,
Schwimmbädern usw. Dabei
verstehen wir uns als verlängerter
Arm des Bauherrn“
Weil die in der Anschaffung teurere Anlage sich nicht
so schnell amortisiert im Vergleich zur Ölheizung?
Genau. Durch die Klimaproblematik erwarten wir aber
wieder eine steigende Nachfrage. Da ist natürlich gerade
die Holzvergasung ein im wahrsten Sinne heißes
Thema, weil sie fast klimaneutral ist.
Sind Sie auch ganz allgemein von der Dynamik der Baukonjunktur
abhängig?
Durchaus, wir sind ja in den meisten Fällen der verlängerte
Arm des Architekten.
Auch bei Aufträgen von Kommunen?
Wenn die Wirtschaft brummt, geht es den Kommunen
gut, dann investieren sie. Bei Flaute müssen sie natürlich
sparen.
Es gab allerdings in den letzten Jahren einen gewaltigen
Investitionsstau, da gibt es noch viel zu tun.
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Bau-Konjunktur
in den nächsten Jahren ein?
Die ist ja momentan extrem gut. Es ist anzunehmen,
dass sich deshalb die Baukonjunktur künftig abschwächt.
Aber gerade in unserem Tätigkeitsbereich
sehe ich auf Grund der anstehenden Aufgaben, dem
Klimawandel entgegenzuwirken, weiter eine gute Auftragslage.
Sind Sie bei den Baumaßnahmen für die Gartenschau
mit von der Partie?
Ja, bei der Planung der Tiefgarage. Es geht allerdings
nur um Trinkwasser und Abwasserentsorgung. Das
Parkhaus ist so geplant, dass keine Lüftungsanlage
notwendig ist.
Und bei der Volksmusikakademie?
Ein spannendes, komplexes Projekt, wir waren mit von
der Partie. Bei der Sanierung des Langstadl-Gewölberaums
ging es um eine adäquate Lüftungsanlage. Im
Neubau Übernachtungsgebäude haben wir uns um die
Fußbodenheizung und barrierefreie Bäder gekümmert.
Im Proberaum waren hohe schallschutztechnische Anforderungen
zu erfüllen. Es ist alles gut geworden
Sonstige größere aktuelle Projekte?
Visitenkarte ECOPLAN
Ingenieurgesellschaft mbH
Gründungsjahr: 1989
Fachkompetenz: Versorgungs-
und Haustechnik.
Dienstleistung: Beratung, Planung
und Baubetreuung von Heizungs- und
Sanitäranlagen sowie von raumlufttechnischen
Anlagen in größeren Gebäuden.
Expertise: Sanitärtechnik, technische
und medizinische Gasversorgung,
Schwimmbadtechnik, Regenerative
Energieversorgung, BHKW
(Kraftwärmekoppelung), Nahwärme-Anlagen,
Raumlufttechnik.
Mitarbeiter:
Geschäftsführer: Dipl. Ing. Christian
Friedl, gelernter Technischer Zeichner
und Diplom-Ingenieur der Fachrichtung
Versorgungstechnik.
Das Team besteht aus sechs weiteren
MitarbeiterInnen (Techniker
und Zeichner).
Projekte (Auszug)
• Sanierung der Berufsschule
Waldkirchen,
• Neubau der Polizeiinspektion Grafenau,
• Biomasse-Heizwerk Freyung,
• Wärmepumpenanlage
Messestadt Riem,
• Krankenhäuser im Landkreis Freyung-
Grafenau (Erweiterungen, Sanierung, in
Waldkirchen derzeit Umwidmung
zum Gesundheitszentrum).
Wir sind bei den Krankhäusern in Freyung und Grafenau
ständig mit dabei, planen alles, was aus unserem Fachgebiet
gebraucht wird. OP, Intensiv-Station usw.
In Freyung ging es zuletzt z. B. um die Sanierung der
Intensivstation sowie der Abteilung für Geburtshilfe. Unser
Part war die Planung und Umsetzung der Technik
für Heizung, Sanitär, Lüftung und medizinische Gasversorgung.
Dann vor allem die Berufsschule in Waldkirchen, ein
großes Projekt, das geht auf zehn Jahre.
Ferner die Außenstelle vom Münchener Finanzamt in
Grafenau, das Gemeindezentren in Neuschönau und
diverse andere in den letzten Jahren. (Siehe Kasten
oben.)
Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen die Herausforderungen
der Zukunft?
Energieeffiziente und nachhaltige Gebäudetechnik planen,
gleichzeitig aber auch die Behaglichkeit in Gebäuden
nicht außer Acht lassen.
n
16 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
17 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
„Wir sprechen die Sprache unserer Kunden“
Seit bald 25 Jahren ist Schraml.it der Ansprechpartner im Landkreis Freyung - Grafenau, wenn es um Informations- und Telekommunikationstechnik
(IT) geht. Diese langjährige Erfahrung bei intelligenten IT-Lösungen ist Basis für Investitionssicherheit und
Flexibilität – unverzichtbar für Industrieunternehmen, Gewerbebetriebe und Kommunen.
„Als das führende IT-Systemhaus des Landkreises
Freyung–Grafenau finden wir immer
die passende Lösung für Ihre IT. Ob Ihr Server,
Telefonanlage, Datensicherung, das hauseigene
Datennetzwerk oder Ihr persönlicher PC, kurz
gesagt alle Themen ihrer IT. Wir haben das
Wissen und die Erfahrung, alle IT Themen zu
bedienen.“ So bringt Roland Schraml kurz und
bündig sein erfolgreiches Geschäftskonzept auf
den Punkt.
IT-Systemhaus, das heißt bei Schraml: Alles
rund um Server, Netzwerktechnik, Telefonanlagen,
PCs/Notebooks, Tablets, Software, W-LAN, Router,
Firewall, Datensicherung, Virenschutz, Mobilfunk,
Zubehör, Managed Service, Software as a Service,
Device as a Service. Im täglichen Geschäftsbetrieb
bedeutet das eine Fülle von Dienstleistungen für
„Was unsere Kunden
an uns schätzen?
Dass wir als mittelständisches
Unternehmen immer ein offenes
Ohr für ihre Probleme haben und
diese mit unserer kompetenten
und pragmatischen Art schnell
und unkompliziert lösen.“
Privatkunden, Freiberufler und Unternehmen jeglicher
Branche. Bei Privatkunden geht es meist um
Smartphone, Telefon, Tablet, Laptop oder Drucker.
Schraml.it bietet dabei ausschließlich Geräte an,
die vorher selbst getestet und für gut befunden
wurden. Im Geschäft in Freyung wird man unkompliziert
und neutral beraten, bis hin zum passenden
Mobilfunk-, Telefon- oder Internetvertrag.
Starke mittelständische Unternehmen aus
unterschiedlichsten Branchen – Industrieunternehmen,
Banken, Hotels, Ärzte oder Behörden –
gehören genauso zum langjährigen, zufriedenen
Kundenstamm wie eine Vielzahl öffentlicher Einrichtungen.
„Wir suchen Verstärkung:
Vollzeitkräfte und Azubis (m/w/d);
IT-Systemelektroniker,
Fachinformatiker für
Systemintegration,
IT-Systemkaufmann, Verkäufer.“
Zu den aktuellen Projekten zählen unter
anderem ITK Kompletteinrichtungen für Seniorenheime,
Schulen, Logistiker und Hotels. Interessenten
sendet Schraml.it eine aktuelle Referenzliste
zu.
Bei allen gilt: Bürokommunikation soll vielseitig,
komfortabel und wirtschaftlich sein. Deswegen
sind die von Schraml.it installierten Produkte
und Anlagen nicht nur leicht zu bedienen,
sondern auch jederzeit erweiterbar.
Mit Verkauf und Installation ist es aber natürlich
nicht getan, denn es soll ja laufen. Reibungslos
und jederzeit. Schraml: „Unser größtes
Bestreben ist es, mögliche System- oder Gerä-
teausfälle frühzeitig zu erkennen und diese mit
effektiven Maßnahmen zu unterbinden (Managed
Services), daher ist eine dauerhafte, permanente
Wartung der Systeme entscheidend. In mit Ihnen
abgesprochenen Intervallen kümmern wir uns
beispielsweise automatisch um Ihre laufenden
Systeme, halten diese aktuell und auf dem neuesten
Stand der Technik.“
Sowohl für Gewerbe- als auch für Privatkunden
gilt der Schraml.it-Leitspruch „UND ES
LÄUFT...“ gleichermaßen. Schraml: „Wir wollen,
dass bei Ihnen alles läuft – zu jeder Zeit. Sollte
dies einmal nicht der Fall sein, werden wir alles
dafür tun, Ihr Anliegen schnellstmöglich zu bearbeiten.“
Bei Schraml.it stehen qualifizierte, freundliche
Mitarbeiter für den persönlichen Kontakt bereit
und pflegen den direkten Kundendialog. „Nur
so kann eine optimale Betreuung auf lange Sicht
funktionieren“, so Schraml.
„Wir sind in unserer Region
verwurzelt. Zuverlässige
Erreichbarkeit und ein schneller
wirksamer Kundensupport sind
die größten Vorteile für
unsere Kunden.“
Die gesunde Mischung von erfahrenen Mitarbeitern,
die bereits über 30 Jahre in der ITK
Branche tätig sind, und jungen Mitarbeitern, die
eine hoch qualifizierte Ausbildung als Fachinformatiker
oder IT-Systemkaufleute haben, sorgt für
Sicherheit, Kontinuität und Stabilität in allen Bereichen
der IT. Ständige Investitionen in In- und
Outhouse Weiterbildungen sichern den hohen
Qualitätsstandard der Schraml.it.
Schraml: „Zuverlässige Erreichbarkeit, Erfüllung
der Kundenwünsche, ein schneller wirksamer
Kundensupport, maßgeschneiderte Lösungen und
eine transparente Dokumentation: Diese Versprechen
haben wir uns seit nunmehr über 20 Jahren
auf unsere Fahnen geschrieben. Bald 25 Jahre
Wachstum mit zufriedenen Kunden bestätigen unsere
Philosophie. Nehmen Sie uns beim Wort!“ n
Unser tägliches Leben wird mittlerweile zu
großen Teilen von der digitalen Welt bestimmt.
Wir nutzen mobile Netzwerke und modernste
Kommunikationselektronik.
Wir speichern sensible Daten, teilen Inhalte
mit Freunden, kommunizieren mit Geschäftspartnern,
vereinbaren Termine oder tätigen
Einkäufe – sowohl privat als auch geschäftlich.
Dabei verlassen wir uns darauf, dass unsere
Daten sicher und immer wieder abrufbar sind.
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Inhaber
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18 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
19 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
Neues Denken in Medizin und Pflege
Als Dienstleister und Partner bei einer Reihe von zukunftsweisenden, innovativen Projekten im Bereich der medizinischen Versorgung
ländlicher Gebiete macht die IQ MEDWORKS GmbH (IQM) von sich reden. Eigentlich europaweit tätig, engagiert sich das Unternehmen
derzeit auch in der Region mehrfach. Etwa im Rettungsdienstbereich Straubing und im Pilotprojekt Digitales Dorf im Landkreis
Freyung-Grafenau. Es geht um die Möglichkeiten, wie Digitalisierung gerade auf dem Land helfen kann, schnellstmöglich effektiv
Hilfe zu gewährleisten.
Alle reden von Digitalisierung. Manche glauben
sogar, die Zukunft der Medizin läge in der Digitalisierung.
Die Mitarbeiter des Freyunger Unternehmens
IQ MEDWORKS kennen sich da aus – das
ist ihr Spezialgebiet. Und sie sagen: die Zukunft
der Medizin liegt nicht in der Digitalisierung oder
der Telemedizin. Aber man kann damit viel Gutes
tun und die Medizin ein ganzes Stück flexibler, am
Patienten orientierter und sogar sicherer machen.
Der Schlüssel liegt in der Vernetzung aller an
der medizinischen und pflegerischen Versorgung
Beteiligten. Der persönliche Kontakt zwischen
Arzt/Pflege und Patienten/Angehörige kann nicht
ersetzt werden. Es ist aber möglich, durch datengestützte
Prozesse medizinische Versorgungsund
Behandlungspfade so zu optimieren, dass
sie die Arbeit erleichtern und Unsicherheiten beseitigen.
Stellen Sie sich vor, Sie pflegen einen
Angehörigen und haben mitten in der Nacht ein
Problem, das Sie verunsichert. Telemedizin macht
es möglich, dass Sie zu jeder Zeit auf ärztliche
und/oder pflegerische Hilfe zurückgreifen können.
„Die Schnelligkeit junger
Unternehmen und das langfristige
Denken eines etablierten Mittelständlers,
kombiniert mit einer
modernen Unternehmensführung,
die besonders darauf schaut, dass
schlaue Köpfe zusammenarbeiten,
führt bei IQM zu einer bodenständigen
Vision für ein modernes
Gesundheitswesen.“
„Die technologischen Mittel
und die Verfahren müssen so
gestaltet werden, dass jeder damit
zurechtkommt, auch wenn er nicht
mit Handy und Computer
aufgewachsen ist.“
reich Straubing und im Pilotprojekt Digitales Dorf
im Landkreis Freyung-Grafenau. Es geht um die
Möglichkeiten, wie Digitalisierung helfen kann, um
gerade auf dem Land, schnellstmöglich effektiv
medizinische Hilfe auf einem hohen Niveau sicherzustellen.
Zum Leistungspaket der IQM gehören Beratungsleistungen
zur Einführung von Telemedizinsystemen.
Angefangen dabei, zu schauen, was
fehlt, und wie man vorhandene Probleme lösen
kann. Dann die möglichen Lösungen an die regionalen
Bedürfnisse so anzupassen, dass sie auch in
die Praxis für Pflege und Ärzte passen.
Patienten und pflegende Angehörige bekommen
mehr Sicherheit und Flexibilität an der ambulant-stationären
Schnittstelle. IQM sorgt dabei für
die Kommunikation und Datenübertragung zwischen
Haus- und Fachärzten, Pflegediensten und
Pflegeheimen sowie Krankenhäusern verschiedener
Versorgungsstufen. Das sorgt für so hohe
Flexibilität, dass ärztliche Kompetenz für die medizinischen
Fachberufe und pflegende Angehörige
sofort zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht
Telemedizin Systeme von IQM schaffen sogenannte
Remote-Areas in für Ärzte nicht oder nicht schnell
Telenotarzt: Ein zusätzlicher Notarzt erhöht mit
zukunftsweisender Technologie die Effektivität von
Ob als Dienstleister oder Kooperationspartner,
die IQ MEDWORKS GmbH (IQM) hat stets ein
Auge auf das Gesundheitswesen. Bei einer Reihe
von zukunftsweisenden Innovationsprojekten im
Bereich des Gesundheitswesens macht IQM von
sich reden. Eigentlich europaweit tätig, engagiert
sich das Unternehmen derzeit auch in der Region
mehrfach und intensiv. Etwa im Rettungsdienstbewird.
Auch kann dadurch ein Kontakt zwischen
einem Facharzt und dem Hausarzt in vielen Fällen
sofort stattfinden, solange der Patient noch in der
Praxis ist.
Dazu müssen Prozessabläufe zusammen mit
den Anwendern sorgfältig analysiert werden und
Datenschutzanforderungen so gestaltet werden,
dass ein praxisgerechtes Arbeiten möglich ist.
erreichbaren Situationen, wie etwa Hochsee-
Arbeitsplätze oder Expeditionen.
Einsätzen. Die Rettungssanitäter sind in Echtzeit
audio-visuell mit ihm verbunden.
Wichtig sind dabei die Schulung und das Training
der Anwender. Die technologischen Mittel und die
Verfahren müssen so gestaltet werden, dass jeder
damit zurechtkommt. Auch wenn er nicht mit
Handy und Computer aufgewachsen ist.
Die Schnelligkeit junger Unternehmen und
das langfristige Denken eines etablierten Mittelständlers,
kombiniert mit einer modernen Unternehmensführung,
die besonders darauf schaut,
dass schlaue Köpfe zusammenarbeiten, führt zu
einer bodenständigen Vision für ein modernes
Gesundheitswesen. Für IQM zählt das große Ganze.
Deshalb will man nachhaltige Werte schaffen
und den Einsatz bereits vorhandener Ressourcen
im Gesundheitswesen verbessern. Das Ziel ist ein
belegbarer Wert, der etwas nützt, statt Konzepte,
die in der Praxis dann nicht funktionieren.
Die Folgen des Fachkräftemangels, die Abwanderung
der Bevölkerung in die Ballungszentren
und der aus der älter werdenden Bevölkerung resultierende
Aufwand in der Medizin erfordern eine
Modernisierung des Gesundheitswesens. Vor allem
in an sich strukturschwachen Regionen, deren
vorhandenes Potential noch in vielen Bereichen
optimierbar ist.
Die Einrichtung von Medizin-Netzwerken ist
eines der Ziele, die mit Freude an der Sache
Was ist eigentlich Telemedizin?
• Audiovisuelle Kommunikation
und Vitaldaten-Übertragung
(wenn nötig) in Echtzeit
• Rechtssichere und automatisierte
Dokumentation
• Standardisierte Prozesse und Verfahren
• Standardisierte Kommunikation
• Anwenderspezifizierte Ausstattung
• Simulationsbasierte Schulung
und Training der Anwender
Wofür ein Telenotarzt?
• Unterstützt das Fachpersonal im
Rettungswagen bei spezifischen Fragen
und Entscheidungen, wie beispielsweise
bei Klärung der Frage, ob ein
Patient überhaupt in ein Krankenhaus
gebracht werden muss, oder vielleicht
daheim weiter versorgt werden könnte.
• Kann die Rechtssicherheit für
Notfallsanitäter bei erweiterten
Maßnahmen erhöhen.
• Kann mit seiner hohen Erfahrung eine
„Zweitmeinung“ für eingebundene
Notärzte ermöglichen, wenn zum
Beispiel schwer kranke oder verletzte
Kinder versorgt werden müssen
„Patienten und pflegende
Angehörige können durch
Telemedizin mehr Sicherheit
erlangen.“
verfolgt werden. Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser
und Anwender wie Pflegedienste oder
Pflegeheime so miteinander zu verknüpfen, dass
medizinisches Wissen überall ohne großen Aufwand
selbstverständlich vorhanden ist. Bei IQM
arbeiten Kranken- und GesundheitspflegerInnen,
Notfallsanitäter, Wissenschaftler und Informationstechniker
Hand in Hand, um Telemedizin so
zu gestalten, dass sie in der Praxis Nutzen bringt
und die Sicherheit für die Patienten erhöht.
Das Ziel ist, ärztliche und pflegerische Kompetenz
und Erfahrung punktgenau dort zur Verfügung
zu stellen, wo sie gebraucht wird. Damit
ist es möglich, eine Medizin der Zukunft auch in
oder bei seltenen Vergiftungen, etc.
• Optimiert die Vernetzung klinischer
und ambulanter Struktur.
• Kann die knappe Ressource
Notarzt entlasten.
ZIEL der Telemedizin- Maßnahmen ist
das Zusammenwachsen von Präklinik
und Klinik in der interdisziplinären Patientenversorgung
durch Vernetzung von
• Rettungsdienst
• Kliniken verschiedener Versorgungsstufen
bis hin zu großen
Maximalversorgungskliniken
• Regionalen Versorgungszentren
• Ärztlichem Bereitschaftsdienst
• Notfallpflege und/oder Gemeinde-
Notfallsanitäter, Gemeindeschwester
• Pflegediensten und Pflegeheimen
Koordination & Telemedizinnetze ermöglichen
für die Patienten das problemlose
Finden der für sie richtigen
und notwendigen Versorgung.
Die Einbeziehung von Kompetenz
und Expertise in medizinische Versorgungsprozesse
wird zu jeder
Zeit zur Selbstverständlichkeit.
20 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
21 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Freyung
Standorte Freyung
Regionen sicherzustellen, wo es immer schon
schwierig war, dies zu gewährleisten.
IQM hat dies für die Offshore Windparks in
der Nord- und Ostsee ebenso geschafft, wie auf
Schiffen in den Weltmeeren. Das funktioniert dort
seit 2014 und stellt die medizinische Versorgung
sicher.
Folgende Arbeitsgebiete stehen aktuell zur
Verfügung:
• Die Vernetzung von Pflege zu Hause, so dass
pflegende Angehörige und Pflegedienste sicher
und effizient arbeiten und auf ärztliches Wissen
bei Bedarf jederzeit zurückgreifen können.
• Die Organisation und Technologie zur Gestaltung
regionaler Versorgungsnetze.
• Die Notfallversorgung (Akut- und Notfallmedizin)
so zu optimieren, dass Fehlleitungen vermieden
und Ressourcen optimal genutzt werden
können.
• Die Anbindung von so genannten „Remote Areas“
(z.B. Expeditionen, Berghütten und ferne
Arbeitsgebiete) an medizinische Expertise.
• Sicherstellung der Konnektivität notwendiger
technologischer Systeme.
IQM-Knowhow beim Projekt
Digitales Dorf in den Gemeinden
Spiegelau und Frauenau
In den beiden Bayerwaldgemeinden läuft
noch bis zum April 2020 ein Erprobungsprojekt
zur Vernetzung von Hausärzten, Praxisassistenten,
Pflegeheim und Pflegedienst. Erstmals in Bayern
wurde dabei mit dem Waldschmidhaus am Rachel
auch ein touristisches Ausflugsziel an die medizinische
Versorgung mit Telemedizin angebunden. Das
Wirtsehepaar am Waldschmidhaus kann sich zu
jeder Zeit mit der Notaufnahme im Krankenhaus
Grafenau verbinden und damit in Notfällen wertvolle
Zeit bis zum Eintreffen der Bergwacht und
eines Notarztes überbrücken. Die beiden Hausarzt-
Telemedizinsysteme können die
Effizienz im Rettungsdienst
signifikant erhöhen.
Wie das geht, wurde im
Pilotprojekt Telenotarzt erprobt.
praxen in Spiegelau und Frauenau arbeiten mit
moderner Technik, um eine Verbindung zu ihren
Praxisassistentinnen oder dem Pflegeheim in Spiegelau
herstellen zu können. Damit ist es möglich,
auf Fragen an den Hausarzt in Telemedizinvisiten
oder bei Bedarf auch schnell zu reagieren und die
notwendigen Entscheidungen zu treffen. IQM ist
in diesem Projekt Partner der Technischen Hochschule
Deggendorf (Campus Grafenau).
Telemedizinsysteme können die Effizienz im
Rettungsdienst deutlich erhöhen. Wie das geht,
wurde im Pilotprojekt Telenotarzt in den Landkreisen
Straubing-Bogen, der Stadt Straubing,
und in den Landkreisen Deggendorf und Regen,
dem Rettungsdienstbereich Straubing, erprobt.
IQM hat dieses Projekt verantwortlich, in Kooperation
mit dem Bayerischen Staatsministerium
des Innern, für Sport und Integration und der Arbeitsgemeinschaft
der Krankenkassenverbände in
Bayern durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt
von der Bundesregierung und den bayerischen
Krankenkassen. Die wissenschaftliche Auswertung
lag beim Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement
der Ludwig-Maximilian-Universität
in München. Der bayerische Ministerrat hat eine
schrittweise Ausweitung eines solchen Systems
auf ganz Bayern beschlossen, sobald die notwendigen
rechtlichen Voraussetzungen dazu geschaffen
sind.
IQ Medworks www.iqmx.eu
Dabei sitzt ein Telenotarzt in der Rettungsleitstelle
und kann jederzeit von der Besatzung eines
Rettungswagens bei Bedarf hinzugezogen werden.
Dafür wurde ein interdisziplinäres Telemedizinsystem
entwickelt, das alle notwendigen Komponenten
in einer Systemplattform zusammenfasst:
• Fallmanagement,
• Kommunikation (audio-visuell),
• Dokumentation,
• Übertragung von Vitaldaten (EKG, etc.).
Da ist zunächst der Telemedizin-Arbeitsplatz
auf der Seite des Notarztes und die mobilen Systeme
im Rettungswagen sowie direkt bei der Besatzung,
wenn diese sich nicht im Fahrzeug, sondern
außerhalb befindet.
Die Kommunikation findet über Echtzeit
AUDIO/VIDEO Streaming statt. Parallel werden,
ebenfalls in Echtzeit, die Vitaldaten des Patienten
an den Telenotarzt übertragen.
Wichtig ist auch in diesem Projekt: Der Notarzt
vor Ort wird immer notwendig sein, wenn Lebensgefahr
besteht. Ein Telenotarzt kann aber Zeit
überbrücken, wenn die Anfahrt des konventionel-
„Ein Telenotarzt kann aber Zeit
überbrücken, wenn die Anfahrt
des konventionellen Notarztes
länger dauert oder Entscheidungen
zu treffen sind, die eine
unmittelbare Anwesenheit beim
Patienten eben nicht erfordern.“
len Notarztes länger dauert oder Entscheidungen
zu treffen sind, die eine unmittelbare Anwesenheit
beim Patienten eben nicht erfordern. Die Arbeit
eines Telenotarztes gewinnt beispielsweise dann
Vorteile, wenn die Straßenverhältnisse ein Vorankommen
eines fahrenden Notarztes schwierig machen,
oder wenn mehrere Notärzte in einem Gebiet
gebraucht werden.
Mit modernster Technik wurde auch in den
Regionen, die über eine schlechte Mobilfunkverfügbarkeit
klagen, eine sichere Daten- und
Sprachverbindung hergestellt. Dabei werden
auch schwache Mobilfunkkanäle gebündelt, um
die Arbeit zwischen Telenotarzt und Rettungswagen
zu ermöglichen. Nur da, wo überhaupt
kein Handynetz mehr vorhanden ist, kann auch
nichts mehr verstärkt werden. IQ MEDWORKS
forscht außerdem mit mehreren Universitäten
und Kooperationspartnern an der Gestaltung von
Intensivpflegeplätzen in der Häuslichkeit (z. B.
Heimbeatmung).
n
IGZ Waldkirchen: In 21 Jahren über 70 Unternehmen beim Start unterstützt und immer sehr gut ausgelastet. Mehr als 300 Arbeitsplätze sind daraus entstanden.
Räume mieten, reinsetzen und loslegen
Innovations- und Gründerzentrum Waldkirchen (IGZ) l Das IGZ blickt auf 21-jähriges, erfolgreiches Bestehen zurück – eine
Erfolgsgeschichte, die sich sehen lassen kann und aus der Region kaum noch wegzudenken ist.
Räume mieten, reinsetzen und loslegen, so
bringen die Mieter des Innovations- und Gründerzentrums
Waldkirchen (IGZ) die Vorteile auf den
Punkt. Als Existenzgründerzentrum zur Förderung
von Gründern und jungen Unternehmen aus der
Region ist das IGZ kaum mehr weg zu denken. Gestartet
wurde das Projekt im Rahmen einer Initiative
der Bayerischen Staatsregierung im März 1998;
getragen wird es von einer Betriebsgesellschaft,
mit dem Landkreis Freyung-Grafenau und der
Stadt Waldkirchen als Gesellschafter. Die Absicht
war und ist, Neugründungen in der Region optimale
Start- und Entwicklungsbedingungen zu bieten.
„Wir wollen Gründern und jungen Unternehmern
auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit eine Plattform
bieten und sie die ersten Jahre begleiten“, so
Geschäftsführerin Rosemarie Grünberger.
„Läuft“, könnte man sagen: Die durchschnittliche
Belegungsquote der letzten 10 Jahre lag über
90 %. Zur Verfügung stehen insgesamt etwas
mehr als 1.500 qm, aufgeteilt auf Büro- und Produktionsflächen.
Über 70 Firmen haben hier bisher
ihren Start in die Selbständigkeit gewagt und mittlerweile
weit über 300 Arbeitsplätze geschaffen.
Fünf Jahre beträgt die festgelegte Verweildauer,
sie kann aber auf Antrag auf bis zu acht Jahre
verlängert werden.
Nicht nur die kostengünstige und flexible Anmietung
von Räumen für Produktion und Dienstleistung
sind für fast alle Existenzgründer ein
Geschäftsführerin Rosemarie Grünberger (li.),
Mitarbeiterin Nicole Höpfl, Bürgermeister Heinz
Pollak: „Nicht nur für Waldkirchen, sondern für den
ganzen Landkreis enorm wichtig.“
Günstige Miete, Beratung,
Unterstützung, Synergie-Effekte
und nützliche Kontakte:
„Auch wenn Sie alleine starten,
starten Sie bei uns nie alleine“.
wichtiger Grund, auch wegen der Beratung und
Unterstützung beim Aufbau eines Unternehmens
suchen Interessierte den Kontakt zum Gründerzentrum.
So stehen z. B. Berater der Hans-Lindner-Stiftung,
Kundenberater der örtlichen Banken
u.v.m. zur Verfügung, prüfen eine vielleicht noch
nicht ganz ausgereifte Geschäftsidee, begleiten die
Erstellung eines Businessplanes und unterstützen
in Sachen Finanzierungsfragen.
Durch guten Branchenmix entstehen darüber
hinaus Synergieeffekte, und es ergeben sich zwischen
jungen Gründern und auch ehemaligen Mietern
wertvolle Kundenkontakte, die nicht selten in
Geschäftsbeziehungen münden.
Von den 70 Firmen haben sich nach der Gründerzeit
36 außerhalb des IGZ niedergelassen. Der
Großteil davon ist in der Region geblieben. Acht
Unternehmen siedelten sich in Waldkirchen an,
zwölf Betriebe an einem anderen Standort im
Landkreis Freyung-Grafenau, acht Firmen verlegten
ihren Sitz in den nördlichen Landkreis Passau.
Die Strukturen sind dabei sehr unterschiedlich:
Vom Ein-Mann-Betrieb bis zum 100-Mitarbeiter-
Haus ist alles dabei.
Einer der klingenden Namen, die hier anfingen,
ist die inzwischen international agierende
Krenn AG, aber auch Pulverbeschichtung Fürst und
die Veit Energie Consult GmbH kann man z. B. als
Erfolgsgeschichten verbuchen.
n
22 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
23 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen
Standorte Waldkirchen
Im Woid is Aufbruch
Rührige Unternehmer und ein 1. Bürgermeister, der auf Wirtschaft gebürstet ist, haben binnen einiger Jahre in Waldkirchen
einen dynamischen Aufbruch in Gang gesetzt: Waldkirchen festigt seine herausragende Position als Einkaufsstadt, der Tourismus
gedeiht sehr erfreulich und darüber hinaus wachsen jetzt auch viele andere Wirtschaftsbereiche im Luftkurort – die Bevölkerung
ebenfalls, und zwar rasant.
„So viel wie nie“ kommt oft vor, wenn Waldkirchens
1. Bürgermeister Heinz Pollak über „seine“
Stadt spricht. Zuzug, Geburten, Bevölkerung,
Wohnbau, Gewerbeansiedlungen, Investitionen,
Arbeitsplätze ...
Pollak war mit seinen damals 37 Jahren Überraschungssieger
der Kommunalwahl 2014 und
wurde jetzt mit satten 78,58 % wiedergewählt.
Er hat sich zu einem Wirtschaftsbürgermeister
gemausert, der diese als Basis für alles andere
Notwendige und Gute betrachtet. Entsprechend
treibt er die Dinge voran: „It‘s the economy ...“
Tatsächlich kann er eine beachtliche Bilanz aufzählen.
Darunter der Breitbandausbau mit einem
Investitionsvolumen von mehreren Millionen Euro.
In Waldkirchen ist heute eine Geschwindigkeit von
mehr als 50 Mbit/s das Normale, teils gibt es bis
zu 200 und kaum unter 30.
Investiert wird und wurde aber auch sonst
kräftig. Seitens der Stadt vor allem in die Infrastruktur,
von Aufenthaltsqualität, Bau- und Gewerbegebieten
über Freizeit und Schulen bis zum
Waldkindergarten.
Ein Schwerpunkt sind Baugebiete. Die jüngsten
waren schon verkauft, bevor sie überhaupt
ganz erschlossen waren. Derzeit stehen keine
Grundstücke mehr zum Verkauf, es wird aber bereits
das neue Baugebiet Dorn erschlossen.
Nachfrage bei Baugrundstücken
größer als Angebot
Waldkirchen ist schon jetzt die größte Stadt
im Landkreis, die Einwohnerzahl geht mit einem
jährlichen Wachstum im hohen zweistelligen Bereich
stramm auf die 11.000 zu (derzeit knapp
10.600). Das speist sich zum Teil aus der gestiegenen
Geburtenziffer, aber hauptsächlich aus dem
Umland. Durch den Zuwachs ist Waldkirchen mit
einem derzeitigen Durchschnittsalter von knapp 44
Jahren relativ jung.
Den Grund dafür sieht Pollak u. a. darin, dass
Waldkirchen ein breiteres Spektrum an Freizeiteinrichtungen
unterhält als alle anderen Kommunen
in der Region: Hallenbad, Freibad, Eishalle, Kletterpark,
Golfplatz, um nur einige zu nennen, die sich
die Stadt einiges kosten lässt.
Das ist darüber hinaus auch für den florierenden
Tourismus förderlich. Waldkirchen verzeichnet
aktuell deutliche Zuwächse bei Übernachtungen
im Vergleich zu den Vorjahresmonaten (2018 gesamt
um die 200.000), obwohl eines der wichtigsten
Häuser am Platz, das Hotel Reutmühle, derzeit
geschlossen hat und nach Insolvenz der Betreibergesellschaft
im letzten Jahr einer ungewissen
Zukunft entgegensieht.
Heinz Pollak, 1. Bürgermeister Waldkirchen.
„Das Wachstum brauchen wir
dringend, damit unser Einzelhandel
und die Gastronomie
weiterhin florieren. Wir sind die
Einkaufsstadt in der Region,
auch für Touristen.“
Waldkirchen baut derzeit einen neuen Kindergarten
an die Kinderkrippe an, erweitert den Kindergarten
‚Arche Noah‘ in Böhmzwiesel und richtet
den mittlerweile vierten Waldkindergarten ein.
Dazu kommt das umfassende Angebot an Schulen.
Waldkirchen hat alle Schularten: vier Grundschulen,
Mittelschule, Gymnasium, Förderschule, Berufsschule,
BOS, FOS.
Bei soviel Zuzug bleibt natürlich als Nebeneffekt
auch ein Anstieg bei Immobilienpreisen und
Mieten nicht aus. Die Grundstückspreise in der
Premiumlage Augenweide mit herrlichem Fernblick
werden „ab“ 250 Euro aufgerufen, im Kapelllenfeld
liegt der Quadratmeter immerhin bei etwa
120 Euro. In den Außenbereichen kommt man mit
etwa 100 Euro zum Zug. Bei den Gewerbegebieten
reicht die Spanne von 29 Euro in Richardsreut bis
35 Euro in Wotzmannsreut, jeweils erschlossen.
Und die Mieten haben sich binnen fünf Jahren
fast verdoppelt, obwohl so viel gebaut wurde wie
nie: Letztes Jahr um die 50 Wohnungen, in diesem
werden es über 100. Je nach Lage und Ausstattung
zahlt man jetzt zwischen 6 und 10 Euro für
den Quadratmeter, zum Teil auch schon um die
12 Euro. Vor fünf Jahren war das noch zwischen
4 und 6 Euro.
Mittelschul-Arial soll mit
Gewerbe bebaut werden
Zu den größeren Investitionsbrocken der
jüngsten Zeit gehört die neue Mittelschule, deren
Fertigstellung zugleich die Frage aufwarf,
was man am sinnvollsten mit dem Areal der alten
anstellen könnte. Pollaks Plan: Veräußerung
zum symbolischen Preis von einem Euro, aber
natürlich im Rahmen eines Deals, der eine für die
Stadt nutzbringende Investition durch den Käufer
beinhaltet. Es soll eine gewerbliche Nutzung mit
einer ansehnlichen Zahl an Arbeitsplätzen daraus
werden.
Oben: Das Modehaus Garhammer fügt sich modern in das alte Stadtgemäuer ein, darunter:
Der Marktplatz mit Wochenmarkt und florierendem Einzelhandel; Entspannnung in der Natur am
Saussbach, Karolibad: Waldkirchen hat Freizeitangebote en masse.
Arbeitsplätze sind natürlich insgesamt ein
entscheidender Aspekt für die dynamische Entwicklung
der Stadt; derzeit sind es rund 3.250,
Tendenz steigend. Basis dafür ist die entschlossene
Projektierung bzw. Erweiterung von Gewerbegebieten,
aber auch die entschlossene Wegbereitung
für Neuansiedlungen, wie zuletzt etwa bei
der Schnapsbrennerei Penninger, die im Juli 2019
Richtfest feierte.
In den letzten beiden Jahren wurden zwei
große neue Gewerbegebiete ausgewiesen – Wotzmannsreut
und Richardsreut –, die sind beinahe
verkauft. Derzeit arbeitet man im Rathaus an einer
Erweiterung. Flächen, sagt Pollak, sind auf Sicht
nicht das Problem. Die Stadt kauft ständig auf
Vorrat, auch kleinere Areale, die irgendwann als
Ausgleichs- oder Tauschflächen gebraucht werden
könnten. Waldkirchen ist flächenmäßig mit gut 80
km 2 der Flächenkrösus im Landkreis (Grafenau 63
km 2 , Freyung gut 48 km 2 ).
Enorme Dynamik bei
Firmen-Neuansiedlungen
Aktuell sind mehrere neue Unternehmen im
Gewerbegebiet Lobo in Richardsreut am Start,
wo erst im Juli letzten Jahres die Erschließung
abgeschlossen wurde. Darunter Edelstahlverarbeitung
Obermüller, Industrieservice Stockinger und
der Dachspezialist Hannes Schmid. Im Sommer
2019 war z. B. Spatenstich bei Ford Brandl für eine
neue Ausstellungshalle und einen Waschpark.
Neu gebaut hat Glas Brandl aus Jandelsbrunn, neu
eröffnet haben z. B. die Fa. Kfz. Aicher und die
Firma Inti Plan, die mit etwa 35 Mitarbeitern von
Freyung nach Waldkirchen umgezogen ist.
Einzelhandel floriert:
Leerstände? Welche Leerstände?
Besonders ungewöhnlich aber ist die Position
Waldkirchens als Einkaufsstadt. Nach Leerständen
befragt, antwortet Pollak schmunzelnd:
„Welche Leerstände?“ Tatsächlich gibt es keine
in der Stadt. Was in Zeiten von Online-Handel
fast unglaublich ist: Die Innenstadt hat Dutzende
kleine Einzelhandelsgeschäfte, darunter Foto
Hintermann, Spielwaren Pollner, Sport Jakob und
drei erfolgreiche Schuhgeschäfte. Es gibt sogar
eine florierende Buchhandlung im Baronhof, deren
Inhaberin in Zeiten von Amazon ein Leuchtturm
traditionellen Buchhandels ist, aber zugleich mit
eigenem Online-Shop ein Beispiel findiger Anpassung
an den Zeitenwechsel ist. Und es gibt praktisch
alle Lebensmittelfilialisten: REWE, NORMA,
ALDI, LIDL NETTO, EDEKA und demnächst wohl
auch PENNY. Alles in allem ein Arrangement von
Sortimenten, das es in dieser Qualität und Zusammensetzung
weit und breit nicht gibt.
Der neue Penninger wird mit seinem Besucherzentrum
und „gläserner“ Produktion ab
nächstem Jahr noch mehr Frequenz in die Stadt
24 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
25 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen
Mitbekommen? WirtschaftsLEBEN in Kürze.
bringen. Optimistische Schätzung gehen von
bis zu 90.000 Penninger-Besuchern im Jahr
aus.
Natürlich schwimmt das alles ein wenig
im Kielwasser des außergewöhnlichen
Modehauses Garhammer, ein Glücksfall von
Familienbetrieb, der sich ständig neu erfindet
und offenbar auch die Herausforderung
Online-Handel meistert. (Siehe – „Wer nicht
mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ auf den
Folgeseiten,)
Stadtrat arbeitet grundsätzlich
konsensorientiert
Spatenstich für Mehrfamilienhaus (v. li.): Bauherr
Josef Knödlseder, Planer Michael Gruber, Mitarbeiter,
Stadtmanager Michael Hobelsberger und
Bürgermeister Heinz Pollak.
Soll das Wachstum so weitergehen? „Das ist
dringend notwendig“, da gibt es für Pollak keinen
Zweifel. „Wir brauchen das Wachstum, um alles
erhalten zu können, Freizeiteinrichtungen, Einzelhandel
und Gastronomie.“
Mit dem Thema Flächenfraß konfrontiert,
kontert Pollak: Es gab viele brachliegende Flächen,
die wir jetzt sinnvoll nutzen.“ Und zum Umweltschutz:
„Wir machen da sehr viel. Gerade
läuft wieder eine Baumpflanzaktion, wir machen
Blühwiesen, wir werden demnächst einen Umweltmonat
mit den Schulen machen; wir haben
seit 1. Mai auch den Naturpark Bayerischer Wald
bei uns im Rathaus angesiedelt, der sich nur um
die Thematik Natur- und Umweltschutz kümmert.
Möglich wurde dieser Lauf wohl auch
deswegen, weil der parteilose Pollak es versteht,
so ziemlich alle Verantwortlichen immer
mitzunehmen: „Alle 24 Stadträte ziehen mit
mir an einem Strang, um die größte Stadt
des Landkreises auf dem richtigen Kurs zu
halten“, schwärmt er. Zwar werde oft lange
und viel diskutiert, „aber wir kommen immer
zu einer gemeinsamen Entscheidungen, die
wir auch gemeinsam und geschlossen nach
außen vertreten“.
Richtfest (2019)beim Penninger-Neubau (v. li.):
Bgm. Heinz Pollak, Stefan und Reinhard Penninger,
Prokurist Christoph Bauer und Landrat Sebastian
Gruber. Bald steht der komplette Umzug an.
Da wundert es nicht, dass Pollak noch nicht
genug hat. Auf die Frage, ob er im nächsten Jahr
wieder antritt, antwortet er ohne Zögern: „Ich
bin zwar noch nicht aufgestellt, aber zu 99 %
ja.“ Kriegt so ein Mann die persönliche Work-
Live-Balance hin? „Es geht so“, antwortet er mit
leicht ironischem Unterton und gesteht eine Siebentagewoche.
Immerhin aber hat er eine eiserne
Regel: Dreimal im Jahr zwei Wochen Urlaub
mit rein gar keinem Amtsgeschäft, nicht einmal
telefonisch.
n
Links: Die Fotomontage zeigt den Wandel der Haller-Fassade (Parfümerie-Lifestyle-Haus Haller) im Verlauf eines Jahrhunderts der Waldkirchener Einzelhandelsgeschichte.
Rechts: Schnappschuss von der letzten Garhammer Modenschau im Bürgerhaus, die an beiden Tagen mit jeweils 2.000 Zuschauern binnen
48 Stunden ausverkauft war.
Wer nicht mit der Zeit geht,
geht mit der Zeit.
Sport Jakob nimmt die Herausforderungen des Wandels an
Sport Jakob l Mit einer trendigen Umgestaltung der 2.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche hat Sport Jakob seine
herausragende Positionierung in der Region untermauert. Und die dritte Generation der Handelsfamilie läuft sich schon warm.
Waldkirchen l Andere Städte bemühen sich um Einkaufserlebnisse in Gestalt von City-Centern oder Malls und allerlei Attraktionen
in diesen. Waldkirchen IST ein Einkaufserlebnis. Davon erzählt dieser Wochenendbesuch in einer Kleinstadt –vor Corona –, die die
üblichen Probleme nicht zu kennen scheint. Leere Innenstadt? Einzelhandelskrise? – Nicht mit uns, ist hier die Handlungsmaxime.
Kein Wunder, dass Waldkirchen ein Einkaufserlebnis
ist, mit solchen Unternehmerfamilien:
Um den hohen und immer neuen Anforderungen
im Einzelhandel gerecht zu werden, hat
die Familie Jakob ihr traditionsreiches Sportgeschäft
auf einer Gesamtverkaufsfläche von nahezu
2.000 Quadratmetern komplett neu gestylt.
„Damit können wir unseren Kunden auch echte
Leistungsverbesserungen bieten“, sagt Claus Jakob.
Er und seine Gattin Heike legten bei der
Neueröffnung viel Wert darauf, die neue Vielfalt
bei der Einrichtung deutlich zu machen, Wohlfühlathmosphäre,
kürzere Wege, und bessere
Übersicht inklusive. Es wurde unter anderem die
gesamte Skipräsentation neu strukturiert.
Passend dazu errang Jakob im Oktober beim
Award „Die Besten der Sportbranche Deutschlands“
Platz zwei in der Kategorie Wintersport.
„Vom Holz zum Holz zurück – so heißt das
neue Konzept des Interieurs“, sagte Claus Jakob
in seiner Rede bei der Wiedereröffnung.
Familie Jakob: Inhaber Claus Jakob mit
Gattin Heike sowie den Töchtern Magdalena
(li.) und Elisa: „Service am Kunden und bestens
geschultes Personal sind entscheidend.“
Zu Beginn nämlich wurden im Familienbetrieb
Jakob nur Holzwaren hergestellt: Alois Jakob,
der Vater des jetzigen Firmeninhabers begann
1954 die Produktion von Holzskiern. Eine Werkstätte
mit Verkauf wurde angeschlossen und
das Sortiment bald auf Ganzjahres-Sportartikel
erweitert. Das erwies sich als weitsichtige Entscheidung,
denn in den folgenden Jahrzehnten
gewann der Sport stetig an Bedeutung.
Immer wieder baute die Familie Jakob deshalb
großzügig aus, erweiterte und modernisierte.
1993 stieg dann Claus Jakob ins Geschäft ein.
Seit fast sieben Jahrzehnten stellt Sport Jakob
sich damit den Herausforderungen des Wandels,
und derzeit ist mit den Töchtern Magdalena und
Elisa bereits die dritte Generation am Start.
„Aber ohne die Einsatzbereitschaft des hoch
qualifizierten, sportbegeisterten und langjährigen
Jakob-Teams wäre dieser Erfolg nicht möglich
gewesen“, betont Claus Jakob. Rund 25 Mitarbeiter
beschäftigt das Familienunternehmen. n
Es herrscht ein belebtes Treiben in der schönen
Innenstadt mit seinen malerischen Gassen,
denen man noch die mittelalterliche Stadtentwicklung
aus der Blütezeit des „Goldenen Steigs“ ansieht.
Es gibt viele Einzelhandelsgeschäfte und die
verschiedensten gastronomischen Angebote.
Sehr viel Treiben sogar, für eine Stadt mit
gerade einmal 10.600 Einwohnern, selbst an normalen
Wochentagen und erst recht natürlich an
besonderen, von denen es in Waldkirchen im Laufe
eines Jahres eine ganze Reihe gibt. Ein rühriger
Werbering versorgt die Stadt mit diversen Events,
wie „Mitternachtsshopping“ oder Ostermarkt,
Herbstmarkt und der „Mantelsonntag“ am letzten
Sonntag im Oktober („weil man da einen Mantel
kauft“) und einigem anderen mehr.
Und dieses geschäftige Treiben liegt nicht nur
daran, dass Waldkirchen traumhaft eingebettet ist
in ein Urlaubsgebiet mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.
Es liegt auch daran, dass der Einzelhandel
der Stadt ein Einzugsgebiet hat, das nicht nur
Garhammer-Geschäftsführer Christoph Huber
„Der Mix in der ganzen Stadt
macht uns stark, und das wollen
wir auch in Zukunft so halten.“
weit über die Stadtgrenzen, sondern auch über
den Landkreis hinaus reicht. Doch warum ist das
so?
Fährt man die Ringmauerstraße hoch, kann
man beispielsweise das Auto im Parkhaus lassen,
hat aber an normalen Tagen auch gute Chancen,
einen anderen Parkplatz zu finden. Der Einkaufsbummel
kann losgehen. Vom Parkhaus ist es
nämlich nur ein Katzensprung zum Marktplatz
mit seinen Seitengassen. Kaum ein Sortiment, das
man hier nicht findet, und eben auch solche, die
es in vergleichbaren Städten nicht mehr oder nicht
mehr auf diesem Niveau gibt.
Geboten sind zahlreiche Fachgeschäfte, von
Mode und Schuhen über Buchhandlung, Schreibwaren,
Fotoartikel bis hin zu Optiker und Schmuck
– das komplette Spektrum der Konsumwelt, und
Geschäfte des täglichen Bedarfs sowieso. Für letzteren
sorgen alteingesessene Familienbetriebe wie
Bäcker und Metzger, aber auch die wichtigsten
Filialisten sind im Stadtgebiet vertreten.
26 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April Oktober 202019
27 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen Standorte Waldkirchen
Stellvertretend für das hohe Niveau des Einzelhandels
seien etwa Haller Lifestyle, Spielwaren
Pollner, Sport Jakob, Buchhandlung Kunze, Foto
Hintermann, Egger Radl, Musikhaus Seilbold, Weber
Blumen, Ambiente Lebensart genannt, auch
zwei Uhren- und Schmuck-Geschäfte, drei florierende
Schuhhäuser gehören dazu oder „Trachtenflirt“,
ein etwas anderes Trachtengeschäft. Alle
Genannten haben Anziehungskraft für die ganze
Region.
Ein entscheidender Faktor dafür ist natürlich
das Modehaus Garhammer. Ein Glücksfall
für Waldkirchen und eine Besonderheit in jeder
Hinsicht. Einerseits ein mittelständisches Familienunternehmen
mit Tradition und tiefer regionaler
Verwurzelung. Gleichzeitig aber ein Modehaus mit
Marken und Kollektionen, die sonst nur in europäischen
Großstädten zu finden sind. Auf über 9.000
Quadratmetern bietet Garhammer ausgesucht
hochwertige Mode in ansprechendem Ambiente
und individuellem Service. Kein Wunder, dass
die Leute nicht nur aus der Umgebung, sondern
Ein entscheidender Faktor dafür
ist natürlich das Modehaus
Garhammer. Ein Glücksfall für
Waldkirchen und eine Besonderheit
in jeder Hinsicht. Einerseits
ein mittelständisches Familienunternehmen
mit Tradition und
tiefer regionaler Verwurzelung.
Gleichzeitig aber ein Modehaus
mit Marken und Kollektionen,
die sonst nur in europäischen
Großstädten zu finden sind.
von weit her zu Garhammer kommen – auch aus
Österreich und Tschechien. Rund 1.000 zahlende
Kunden sind es durchschnittlich pro Verkaufstag,
rund 300.000 also im Jahr. Mit über 500 Mitarbeitern,
darunter mehr als 20 Auszubildende, ist Garhammer
einer der größten Arbeitgeber der Region.
Personal Shopping – Ihr
persönlicher Modeberater
Garhammer besticht vor allem auch durch
seine umfangreichen Serviceleistungen. Beispielsweise
kann man/frau sich einen persönlichen Modeberater
„buchen“: Für einen besonderen Anlass
oder einfach mal wieder aus Lust auf das pure
Shopping-Erlebnis kann man/frau telefonisch oder
per Mail einen Termin mit einem persönlichen
Modeberater vereinbaren – komplett kostenlos
natürlich. Und das läuft dann so: Man übermittelt
vorab ein paar Details, wie zum Beispiel Konfektionsgröße
sowie Farb- und Stilvorlieben, und wenn
gewünscht, stellt der Modeberater dann für den
Termin bereits eine Vorauswahl nach Angaben
des Kunden zusammen. Die kann man dann zum
Wunschtermin entspannt im Hause Garhammer
anprobieren.
Ende 2015 stieg Garhammer mit einem Curated
Shopping Modell in den Online-Handel ein. Auf
der Garhammer Webseite unter „Personal Outfit“
können sich Kunden – nach Beantwortung einiger
Fragen zu Konfektionsgröße, Stil-/Farbvorlieben
usw. kostenlos komplette Outfit-Vorschläge zusenden
lassen. „Wir sehen das als konsequente Übertragung
unserer starken Beratungskompetenz auf
den Online-Bereich“, sagt Geschäftsführer Christoph
Huber; die Zukunft aber liege weiterhin auf
stationärem Handel, wo man die eigenen Stärken
voll dem Kunden zu Gute kommen lassen kann:
Indivuellen Service und ein Einkaufserlebnis.
Ein Sahnehäubchen ist das Restaurant
JOHANNS ganz oben im Modehaus, sozusagen als
Penthouse mit herrlicher Aussicht. Küchenchef Michael
Simon Reis kreiert hier köstliche Menüs und
„Die Zusammenarbeit
zwischen Handel und Stadt
klappt wirklich sehr gut.“
Bei der letzten waren die vier
Veranstaltungen im Bürgerhaus
innerhalb von 48 Stunden ausverkauft.
Rund 2.000 Besucher
zählte die Gala an beiden Tagen.
wurde dafür noch im ersten Jahr seiner Tätigkeit
mit einem Michelin-Stern geehrt.
Bedenken, dass Garhammer Waldkirchen zu
sehr dominiere, zerstreut Christoph Huber: „Der
Mix in der ganzen Stadt macht uns stark, und das
wollen wir auch für die Zukunft so erhalten.“ Huber
unterstreicht seinen Team-Gedanken u. a. mit
seinem Engagement bei „Waldkirchen PLUS +“,
der örtlichen Werbegemeinschaft: „Allein das zeigt
doch schon, dass wir ein enormes Interesse am
Erfolg von Waldkirchen insgesamt haben und dass
da an einem Strang gezogen wird. Aber natürlich
sind wir uns bewusst, dass wir eine Lokomotivfunktion
haben.“
Was das heißt, kann man z. B. auch daran
ablesen, dass die Garhammer-Modenschauen ein
gesellschaftliches Ereignis sind, bei denen gerne
dabei ist, wer etwas auf sich hält. Bei der letzten
waren die vier Veranstaltungen im Bürgerhaus innerhalb
von 48 Stunden ausverkauft. Rund 2.000
Besucher zählte die Gala an beiden Tagen.
„Wir sind anders, ... klein, aber besonders“
Wellness & Kosmetik Simona Seibold l In Stocking bei Waldkirchen lädt eine ganz besondere Wellness-Oase
zum Entspannen ein. Die perfekte Ergänzung zum Waldkirchener Einkaufserlebnis.
Umrandet von Bäumen, erwartet die Gäste ein
1.500 qm großer, vor zwei Jahren komplett neu
gestalteter, exotisch anmutender Außenbereich
mit Schwimmteich, Sandstrand, Sonnenterrasse
und Pool. Wellness & Kosmetik Simona ist die einzige
Übernachtungsunterkunft in Waldkirchen mit
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lifting Kosmetik, energetische Massagen, trendiges
Wimpern Styling oder ein romantisches
Verwöhnpaket. Es können Einzelanwendungen
genauso gebucht werden wie Übernachtungspauschalen
mit oder ohne Wellness und natürlich
„einfach“ ein Day Spa.
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„Leben Sie schön!“
Parfümerie-Drogerie Haller l „Der Haller“ hat sich in 90 Jahren Unternehmensgeschichte immer zur rechten Zeit den neuen
Erfordernissen des Marktes angepasst. So ist der Weg von einer Seifensiederei zum modernen Parfümerie-Lifestyle-Haus nicht
nur eine Erfolgsgeschichte, sondern auch ein Schulbeispiel, wie der Einzelhandel sich immer wieder neu erfinden kann, um für den
Kunden attraktiv zu bleiben.
„Unser Firmenslogan umfasst unser ganzes
Sortiment – schön sein von innen und außen sowie
in einem schönen Wohnumfeld leben!“ So erklärt
Katharina Pinker den Slogan „Leben Sie schön“,
der zugleich 90 Jahre Unternehmensgeschichte
verdichtet, wenn auch nur für Insider. Denn es
begann 1929 mit einer „Medizinal-Drogerie“, in
der das Gründerehepaar Josef Haller und seine
Frau Juliane zunächst mit Körper- und Kranken-
Pflegeartikeln aller Art handelte, dann aber das
Sortiment immer mehr in Richtung Körper- und
Gesichtspflege, Kosmetik, Düfte, Babyartikel und
Pflanzenschutz entwickelten.
Mit der ersten Erweiterung 1964 waren eine
größere Kosmetik-Abteilung und mehr Platz
für Kindernähr- und Pflegemittel möglich. In den
1970-er Jahren wurde die Verkaufsfläche auf
400 qm erweitert. Inzwischen waren Josef Haller
jun. und Gattin Gabi Haller am Ruder, sie integrierten
die Warengruppen Neuform-Reformhaus
und eine große Boutique-Abteilung in das Unternehmen.
In der Folgezeit erhielt dann vor allem
die Parfümerie-Abteilung neue Impulse und entwickelte
sich zur führenden Parfümerie in der
Region.
Katharina (li.) und Gabi Haller, Parfümerie-
Abteilung: „Schön sein von innen und außen
sowie in einem schönen Wohnumfeld leben!“
1996 wagte die Familie den größten Schritt
in der Firmen-Entwicklung: Durch den Abriss der
noch verbliebenen landwirtschaftlichen Gebäude
an der Ringmauerstraße konnte in einem großen
Umbau die „Haller-Passage“ eröffnet werden. Sie
war der Brückenschlag zwischen dem Marktplatz
und der Ringmauerstraße.
Die große Verkaufsfläche von jetzt 1.000 qm
erforderte ein neues, zukunftsweisendes Unternehmens-Konzept.
Zu den angestammten Warengruppen
Parfümerie und Drogerie kam eine neue
Haushalts-Abteilung mit den Sortimenten Wohnaccessoires,
Glas, Porzellan, Küche und Dekorations-Artikel
hinzu. Das Parfümerie-Angebot wurde
durch ein integriertes Kosmetikstudio und ein
Nagel-Studio abgerundet. Damit wurde das Leitbild
„Leben Sie schön“ Realität.
2008 trat die Tochter Katharina in das Unternehmen
ein. Sie und Ehemann Michael Pinker
entwickelten zunächst den Warenbereich Lifestyle
weiter. Seit 2016 lässt die neu entstandene Haller
Grill-Welt auf 200 qm (Männer-)Herzen höher
schlagen und setzt sogar im Winter Grill-Akzente,
etwa mit einem Weber-Grillseminar. n
28 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
29 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen Standorte Waldkirchen
16 internationale Models präsentierten die
von elegant bis sportlich reichenden Must-Haves
für Herbst und Winter. Dabei legten sie vor einer
abwechslungsreichen Lichtkulisse zu Chart-Hits
Tanzeinlagen hin.
Die Aktivitäten von „Waldkirchen PLUS“
können sich sehen lassen, die, so Huber, mit konstruktiver
Unterstützung der Stadt und namentlich
von Bürgermeister Pollak durchgeführt werden.
„Der hat“, so Huber, „schon noch mal eine Schippe
draufgelegt, was Veranstaltungen angeht, der
steht da aktiv unterstützend dahinter, ob Bürgerfest
oder auch verkaufsoffene Sonntage, Herbstmarktaktion
usw., die Zusammenarbeit zwischen
Handel und Stadt klappt wirklich sehr gut.“
Und jetzt zwitschert
Penninger daher
Bei Penninger wird eine komplett
neu konzipierte Ausstellung
zu sehen sein.
Man rechnet mit rund 50.000
Besuchern pro Jahr.
Und dann das Herzstück – hereinspaziert!
Alte Freunde treffen, neue Bekanntschaften schließen, gemütlich ratschen,
hausgemachte Leckereien aus der Region genießen und mit einem unbeschwerten
Gefühl ins weiche Hotelbett fallen. Hört sich gut an? Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Es ist neu, es ist stylisch, und es kommt an.
Moderne Innenarchitektur in historischem Gemäuer
mitten am Marktplatz. Wer in Waldkirchen
unterwegs ist, sollte hier mal gewesen sein; und
viele Waldkirchener haben hier ein zweites Wohnzimmer:
Herzstück – Restaurant, Bar, Hotel.
Über ein Jahr hat die Umgestaltung des alten
Stadt-Hauses gedauert. „Nur noch die Außenhülle
ist alt – innen ist alles neu“ sagt Inhaber Claus
Löfflmann.
Marktplatz 19 | 94065
Tel. 08581 6909594
Fax 08581 6909593
hello@herzstueck-waldkirchen.de
herzstueck-waldkirchen.de
Im Restaurant trifft bayerisch-weltoffene Kulinarik
auf Kreativität und Herzlichkeit. Die Leute in
der Küche beherrschen das traditionelle Küchenhandwerk
und setzen auf Qualität aus der Region.
Zu alledem wird im nächsten Jahr ein weiterer
Besuchermagnet seinen neuen Produktionsstandort
mit Besucherzentrum in Waldkirchen
eröffnen: Die Alte Hausbrennerei Penninger GmbH
feierte vor ein paar Monaten Richtfest. Dieser Umzug
des bekannten und umtriebigen Spirituosen-
Herstellers von Hauzenberg nach Waldkirchen wird
von beiden Seiten als vielversprechend eingestuft.
„Die Lage des Hanggrundstücks hat uns von
Anfang an begeistert,“ sagt Stefan Penninger. Kein
Wunder: Direkt am Ortseingang und von der Straße
aus perfekt sichtbar ist es der ideale Platz für ein
marketingwirksamens Projekt, das sich auf etwa
22.000 Quadratmetern präsentiert. „Zudem“, so
Penninger weiter, „haben uns die Besucher- und
Übernachtungszahlen von Waldkirchen überzeugt.
Waldkirchen ist ein attraktiver Tourismusstandort
und Penninger eine deutschlandweit bekannte
Marke, das ist einfach eine ausgezeichnete Kombination.“
„Waldkirchen und Penninger ist
eine ausgezeichnete Kombi.“
Das sieht auch Bürgermeister Pollak so: „Penninger
wird uns zusätzlich Tagesgäste bringen,
die dann mit Penninger, Garhammer, Wimmer
Wohnkollektionen und der herrlichen Lage einiges
geboten bekommen.“
Denn Penninger plant mehr als nur einen
Produktionsstandort oder eine Brennerei. Zentraler
Bestandteil wird die „gläserne Produktion“
sein – dem Besucher wird Einblick in die Herstellung
der Penninger-Spezialitäten gegeben,
von der Anlieferung der Rohstoffe bis hin zum
fertigen Produkt. Dazu wird eine komplett neu
konzipierte Ausstellung zu sehen sein, die allen
Besuchern einen Einblick in die spannende Penninger-Welt
gibt. Penninger rechnet mit bis zu
50.000 Besuchern pro Jahr. Der erster „Waldkirchener
Blutwurz“ wurde bereits im August 2016
angesetzt und wird in limitierter Auflage von 200
Flaschen abgefüllt.
Und auf dem Heimweg noch ein
blumiges Geschenk
Wer den Einkaufsbummel noch mit einer
Übernachtung in Waldkirchen krönen möchte, hat
ein buntes Angebot an Möglicheiten in so ziemlich
jeder Preisklasse. Oder darf es ein wenig mehr
sein? Bei Simona Seibold in Stocking, fünf Minuten
vom Marktlatz entfernt, gibt es zur Übernachtung
nicht nur den einzigen Hotel-Pool der Stadt,
sondern auch attraktive Wellness-Pakete.
Und wer ein blumiges Geschenk mit nach
Hause nehmen möchte, sollte auf dem Heimweg
noch kurz bei Blumen Weber haltmachen: Da wartet
ein zu jederJahreszeit buntes Sortiment an blühenden
Begleitern und sonstigen Pflanzen – von
bester Qualität, wie Inhaberin Heidi Weber-Siegel
verspricht Einheimische versorgen sich hier mit
floristisch individuellen Sträußen, Gestecken und
Arrangements für jeden Anlass, von Hochzeit oder
Trauer über Jubiläums- und Festtagen bis hin zu
Tagungen und Versammlung, samt Bühnen- und
Saaldekoration.
n
Wohlfühl-Zimmer für jeden
Anspruch
130 Sitzplätze in der Gastronomie, 24 Zimmer
mit 46 Betten im Hotel, das ist die frische Attraktion
im Waldkirchener Gastgewerbe. Alle Zimmer
zeichnen sich durch eine ideale Kombination von
Design, Komfort und Liebe zum Detail aus, 16 sind
klimatisiert. Boxspringbetten mit Bettwäsche nach
Biostandard sind selbstverständlich, ebenso Tresor
und Minibar mit Granit-Gin.
Hedy Kunze: „Unser Trumpf ist die kompetente,
persönliche und freundliche Beratung“
Fast ein Unikum ist die Buchhandlung Hedy
Kunze, nicht nur für eine Stadt wie Waldkirchen,
sondern für ihre ganze Branche, die unter dem
Druck von Amazon & Co sowie einem rückläufigen
Buchmarkt insgesamt ächzt. Die Rede vom
Buchhandelssterben geht um. Nicht so bei Hedy
Kunze. Im Gespräch mit ihr merkt man auch
ziemlich schnell, was ihr Erfolgsgeheimnis ist:
Begeisterung und Leidenschaft fürs Buch. Aus
dieser Einstellung heraus betreibt sie nicht nur
Traditionelles Küchenhandwerk
„Egal, ob auf dem Teller oder im Glas – bei
uns kommt alles von Herzen“, formuliert Löfflmann
sein Credo, das vom gesamten Team gelebt wird.
Auch für gelungene Tagungen und Seminare
hält das Herzstück alles Notwendige und Angenehme
bereit. Bis zu 30 Personen können in der Herzstube
tagen, unterstützt von moderner Technik wie
einem 75 Zoll Touchscreen.
n
die Buchhandlung mit insgesamt fünf Mitarbeiterinnen,
sondern ist auch häufig in Schulen und
Kindergärten unterwegs, um dort den Kleinen
den Spaß am Lesen zu vermitteln. Manchmal
bringt sie dann sogar Autoren mit. Die Kinder,
sagt Kunze, kommen später dann auch in den
Laden – mit Eltern im Schlepptau –, und bekommen
persönliche, kompetente Beratung, damit
sie mit den Büchern Freude haben.
„Wir merken nichts von einer drückenden
Konkurrenz des Online-Handels“, strahlt Kunze.
„Die Menschen, die zu uns kommen, mögen den
persönlichen Kontakt , und sogar die Urlauber
kommen immer wieder, viele bestellen sogar
dann bei uns telefonisch, wenn sie wieder daheim
sind.“
Hedy Kunze mit ihrer Schwester Gisela Appel in
ihrem „Reich“: Kein Problem mit Amazon & Co
Hedy Kunze mit Kindern in der Stadtbibliothek
Hauzenberg: „Wir vermitteln Spaß an Büchern.“.
Kunze ist überzeugt, dass andere Buchläden
auch besser bestehen könnten, wenn sie solche
Beratung und persönliche Zuwendung böten, wie
ihre Mitarbeiterinnen das tun. Stattdessen aber
würden beherzte und kompetente Buchhändler
immer weniger, was Amazon & Co in die Hände
spiele. Das Personal in den großen Buchläden
kenne vor allem die Themen in den einzelnen
Regalen, kaum aber die Bücher, die sie verkaufen
sollen.
n
30 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
31 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen Standorte Waldkirchen
Man geht einfach
zum Gottinger
Das Hotel-Restaurant Gottinger ist seit bald 150 Jahren eine feste Größe in
der Waldkirchener Gastronomie und erlebt gerade in den letzten Jahren eine
neue Blüte. Man überlegt in Waldkirchen meistens nicht lange, wo man hingeht,
wenn man Bedarf an guter Gastronomie hat, die so ziemlich für jeden
Anlass das richtige Ambiente zu bieten hat: Bayerische Gemütlichkeit mit
feiner, regionaler Küche, Gasträume mit Panorama-Blick, ein Nebenzimmer für
Familienfeiern, einen großzügigen Tagungsraum mit zeitgemäßer technischer
Ausstattung für Konferenzen und Fortbildungen etc. Nicht zu vergessen ein
rustikaler Biergarten unter 100 Jahre alten Kastanien. Für Urlauber und
Geschäftsreisende bietet das zugehörige Hotel Zimmer für jeden Anspruch –
Sauna und Wellness inklusive.
Man geht einfach zum Gottinger, egal ob der
Landrat einen Info-Abend hält, die Ilztalbahn über
den Stand der Dinge informiert, Bürgermeister
Pollak bei einer Bürgerversammlung spricht, die
Dachdeckermeister zum Treffen einladen oder der
ÖDP-Ortsverband tagt: Das Restaurant Gottinger
ist die angesagte Location, und man empfiehlt das
zugehörige Hotel gerne den Gästen, die von weiter
her anreisen.
Seit ziemlich genau 148 Jahren hat das Landhotel
Restaurant Gottinger einen klingenden Namen
in der Stadt und genauso lange ist es familiengeführt.
Seit 2009 führen die Schwestern Marita
Gottinger und Erika Gottinger-Jany das Hotel in
fünfter Generation, und sie tun das, wie man in
jedem Winkel des Hauses regelrecht fühlen kann,
mit Herzblut und ganzem Einsatz, der sich erkennbar
auch auf das Team überträgt.
Die Liegenschaft befindet sich in ruhiger Lage
des Luftkurortes Waldkirchen. Das Gottinger ist als
„Großzügiger Tagungs- und
Seminarraum für 25 Personen
mit zeitgemäßer technischer
Ausstattung.“
familienfreundlich bekannt, gemütlich eingerichtet
und bietet aufgrund seiner exponierten Lage einen
traumhaften Ausblick. Insgesamt stehen den
Gästen 24 komfortable Zimmer und Apartments
zur Verfügung – alle mit Dusche/WC, SAT-TV Anschluss
und WLAN, überwiegend auch mit Balkon
bzw. Terrasse.
Für das Wohlbefinden der Gäste sorgt auch der
175 qm große Wellness-Beauty-Bereich mit Zirbelholz-,
Dampf- und Bio-Sauna samt Lichteffekten,
Fußbecken für Wechselbäder, Ruhebereichen mit
Seit 2009 führen nun die Schwestern Erika Gottinger-Jany (li.), Marita Gottinger das Hotel-Restaurant mit
einer bald 150-jährigen Tradition.
Entspannungs-Liegen und Sitzgelegenheiten, Massageraum
mit wechselnden Massage-Angeboten
von professionellen Therapeuten sowie einem separaten
Kosmetik-Bereich für individuelle Pflege.
Das einzigartige Panoramarestaurant gewährt
einen exklusiven Weitblick bis hinein in den Böhmerwald.
So können Sie beim Essen Ihren Blick
über die idyllische Natur des Bayerischen Waldes
schweifen lassen. Dies übrigens auch im schönen
Biergarten – unter 100 Jahre alten Kastanienbäumen,
bei bayerischer Gemütlichkeit und Gastlichkeit.
Die Küche legt Wert auf frische
und heimische Zutaten
In der gut bürgerlichen Küche wird größte
Sorgfalt auf die Auswahl frischer und heimischer
Produkte gelegt. Egal ob reichhaltiges Frühstücksbuffet,
abwechslungsreiches Mittags- oder Abendmenü,
hier ist für jedermanns Geschmack etwas
dabei.
Für Familienfeste bietet das Gottinger ein ruhiges
Nebenzimmer an; für Seminare und Tagungen
steht ein großzügiger Tagungs- und Seminarraum
für 25 Personen mit zeitgemäßer technischer Ausrüstung
zur Verfügung.
Bilder im Uhrzeigersinn: Apartment mit Blick ins
Grüne, das Weinfassl für ein romantisches „Candle
Light Dinner“ zu zweit; Wellness-Bereich mit
Sauna und Ruheraum.
Paare, die sich mal zu zweit etwas Besonderes
gönnen wollen, buchen im Gottinger das „Romantische
Candle Light Dinner“ im Weinfassl (siehe
Bild links), mit 3-Gang-Wahlmenü zu 34,00 Euro
pro Person.
n
HERZIGSACHE
HAUSTECHNIK, HEIZUNG,
LÜFTUNG, KLIMA,
SANITÄR & BÄDER
Jandelsbrunnerstr. 56
94065 Waldkirchen
T 08581 / 9717-0
www.herzig-gmbh.de
Inh. Klaudia Egger I Normannstr. 2 l 94065 Waldkirchen I Tel.: 08581 987310 I Fax: 08581 920773
Mail: egger-radl@web.de I www.egger-radl.de
32 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
33 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Waldkirchen Standorte Waldkirchen
Sonnenhaus for Future
Als Simon Stockinger das Kozeny-Sonnenhaus vor Jahren das erste Mal sah, war es um ihn geschehen. „So ein Haus will
ich einmal haben“, sagte er sich. Das war im Jahr 2007, das Waldkirchener Bauunternehmen Kozeny präsentierte damals das
Sonnen-Musterhaus der Öffentlichkeit. Heute ist Stockinger stolzer Besitzer und schwärmt immer noch.
Stockingers Faszination kommt nicht von ungefähr.
Nicht nur, dass das Haus in technischer
Hinsicht kein Mauerblümchen von nebenan ist,
sondern es steckt voller schöner kleiner Details.
Sozusagen nichts von der Stange.
Alle Gewerke geben ihr Bestes. Schließlich
sollte es was zum Vorzeigen sein. Jede einzelne
Tür vom Schreiner gefertigt, dort eine Decke aus
original historischen Bauernhausbalken, hier eine
Verglasung, die früher mal in einer Kirche war ...
Aber es ist nicht nur die Schönheit, die mit der
Sonne um die Wette strahlt, es hat sozusagen einen
Draht zu dieser und zapft ihre Wärme zum
Heizen und für Warmwasser an.
Denkbar einfach ist die Funktionsweise
eines Sonnenhauses
Eine Sonnenhausheizung besteht aus verschiedenen
Komponenten, die optimal aufeinander
abgestimmt sind. Eine große thermische Solaranlage,
die zur Straße hin genau nach Süden
ausgerichtet ist, nimmt die Sonnenwärme auf
und leitet sie über den Solarkreislauf in einen
groß dimensionierten Solarspeicher. Dort wird
die aufgenommene Wärme über Wärmetauscher
abgegeben und somit das im Speicher befindliche
Wasser aufgeheizt. Aufgrund des großen
Speichervolumens kann die Sonnenwärme über
Tage oder sogar Wochen gespeichert und bei Bedarf
genutzt werden. Mitte November 2019 hat
Stockinger zum ersten Mal seit Februar eingeheizt,
und zwar mit Scheitholz in seinem wasserführenden
Kachelofen im Wohnbereich.
Das ganze Haus ist natürlich nach Stand der
Technik gedämmt, so dass wenig Wärme nach außen
entweicht, daher ist das Gebäude übers Jahr
gesehen zu mehr als 50 % allein von der Sonne
mit Heizung und Warmwasser versorgt.
„Es war immer mein Ziel, Arbeit und Wohnen
zu vereinen“, sagt Stockinger. Jetzt hat er immerhin
sein Büro im eigenen Haus. Dort arbeitet er
allerdings nicht den überwiegenden Teil seines Arbeitstages.
Tagsüber findet man ihn in der Werkstatt
in der Bahnhofstraße, die gerade erweitert
wurde.
„In diesem Haus steckt eine
ausgefeilte, aber einfach und
mühelos zu bedienende
Energietechnik sowie eine
Vielzahl von handwerklichen
Schmankerln, die es zu etwas
ganz Besonderem machen.“
Kozeny-Musterhaus: Minimale Energiekosten und maximale Unabhängigkeit.
Dort sind zwei moderne CNC-Fräsmaschinen
in Betrieb, die Stockinger für individuelle Aufträge,
vor allem aus der Industrie, programmiert. Denn
Stockinger ist im Hauptberuf Unternehmer. Als gelernter
Werkzeugmechaniker hat er sich, zunächst
im Nebenerwerb, mit seinem kleinen Maschinenbaubetrieb
einen Namen gemacht: STOCKINGER
Maschinen- und Vorrichtungsbau ist spezialisiert
auf Sonderanfertigungen.
Allerdings hat er noch ein zweites Standbein,
und kein kleines: Seit vorletztem Jahr ist er zusammen
mit seinen Kollegen Markus Haydn und
Simon Stockinger an der CNC-Fräsmaschine
– die Kunden schätzen
Zuverlässigkeit, Termintreue, Qualität
und kommen immer wieder.
STOCKINGER Maschinenund
Vorrichtungsbau
Kapellenfeld 2
D-94065 Waldkirchen
Phone: +49(8581) 986 614 4
Mobil: +49(160) 519 78 38
info@stockinger-maschinenbau.de
Hajo Weidinger Inhaber der Waldkirchener Großraum-Diskothek
Lobo, die seit mehr als 20 Jahren
den Ton im Nachtleben des Landkreises Freyung-
Grafenau angibt.
Genaugenommen ist dieses zweite Standbein
deutlich größer als das erste, jedenfalls, was die
Mitarbeiterzahl angeht: Rund 80 Personen sind bei
Lobo unter Vertrag. Stockinger erledigt für Lobo
die ganzen kaufmännischen Angelegenheiten. So
sind es denn meist vor allem die Stunden, die bei
anderen unter Freizeit laufen, in denen Stockinger
in seinem geliebten Büro im eigenen Haus arbeitet.
Zusammen mit seinen ehrenamtlichen Engagements
kommt da einiges zusammen. Denn bekannt
ist Stockinger ja nicht nur als Unternehmer.
Neben seinem unternehmerischen Erfolg gibt er
auch in der Kommunalpolitik Gas. So vertritt er
für die CSU sowohl im Waldkirchener Stadtrat wie
auch im Kreistag Freyung-Grafenau seit 2014 die
Interessen der Bevölkerung.
„Unser besonderes Augenmerk
gilt einer ökologischen, umweltund
ressourcenschonenden
Bauweise – verbunden mit
unserer gewohnten
Zuverlässigkeit.“
Investitionen in die Zukunft – Bauen mit Kozeny
Sonja und Klaus Kozeny
Mittlerweile stehen viele individuell gebaute
Sonnenhäuser des Bauunternehmens Kozeny in
der ganzen Region. Es werden modernste, innovative
Baustoffe verwendet. Ein äußerst minimaler
Energieverbrauch trotz wohliger Raumtemperaturen
ist dabei oberstes Prinzip. Erreicht wird dieser
Anspruch durch eine gut gedämmte, massive
Wie aus einer abgelebten Immobilie eine lukrative Geldanlage wird
Im linken Bild ein Altbestand, wie ihn der Auftraggeber an das Unternehmen Kozeny zur Bebauung
übergeben hat, rechts die aktuelle Bebauung: Ein zeit- und marktgerechtes Mehrfamilienhaus, attraktiv
für Mieter und Eigentümer. Alles aus einer Hand. Kozeny baut schlüsselfertig oder Rohbau, ganz nach
Wunsch und in jedem Fall lukrativ.
Sonja und Klaus Kozeny: Auch was Bauen im
Bestand angeht auf der Höhe der Zeit. Baugrundstücke
werden immer teurer, so dass die Investition
in Altobjekte definitiv lohnt – sei es eine Umnutzung
oder eine Modernisierung. Kozeny bringt
Altbestand bautechnisch, nutzungstechnisch und
bauphysikalisch auf den heutigen Stand.
Auch im Segment Gewerbebau hat sich Kozeny
ein herausragendes Image als zuverlässiger Partner
geschaffen.
n
BAUEN MIT EINEM PARTNER, DEM MAN VERTRAUT
und nachhaltige Gebäudehülle samt einer richtig
dimensionierten Sonnenhaustechnik. In sonnenarmen,
kalten Winterperioden wird bei Bedarf
mit etwas Holz zugeheizt.
Bewährt hat sich ein Energiemix aus rund
zwei Drittel Sonne und einem Drittel Holz, wobei
es auch stark auf die Größe des Sonnentanks
ankommt, der sonnenarme Zeiten überbrückt.
Ein solches Einfamilienhaus kommt so mit zwei
bis vier Raummetern Brennholz über den Winter.
Kozeny baut natürlich nicht nur Sonnenhäuser,
sondern deckt ein breites Spektrum zeitgemäßen
Bauens ab (s. Kasten). „Wir verbinden handwerkliche
Tradition mit modernster, hochqualitativer
und werthaltiger Bautechnik. Unser besonderes
Augenmerk legen wir dabei auf eine ökologische,
umwelt- und ressourcenschonende Bauweise –
verbunden mit unserer gewohnten Zuverlässigkeit.“
So fasst Klaus Kozeny die Positionierung
des Unternehmens zusammen.
n
Kozeny Bauunternehmen e.K.
Gegründet 1973
Mitarbeiter: 40
Kozeny ist kompetenter,
verlässlicher Partner für
• Beratung und Planung
• hochwärmegedämmte, massiv gebaute
Wohnhäuser, schlüsselfertig
oder als Rohbau
• Gewerbe- und Hallenbau
• Landwirtschaftliche Hallen
und Stallungen
• Biogasanlagen, Güllebehälter, Fahrsilos
• Kleinkläranlagen
• Renovierung und Sanierung
• Ideen für Sonderlösungen
• Komplettangebot an Baustoffen
www.kozeny-bau.de
Kozeny Bauunternehmen e.K.
Konradstraße 38
94065 Waldkirchen / Karlsbach
Tel. 08581 910168
Fax 08581 910173
info@kozeny-bau.de
34 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
35 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Grafenau Standorte Grafenau
„Wir haben was weitergebracht.“
Auch in Grafenau wird kräftig in die Hände gespuckt. Von schlechter Stimmung in der Wirtschaft keine Spur. Es wird gebaut und
die Signale stehen auf Wachstum. Der scheidenende 1. Bürgermeister Max Niedermeier gibt im WirtschaftsLEBEN-Gespräch einen
knappen Überblick, und bringt die zu Ende gehende Amtszeit auf den Punkt: „Wir haben alle zusammen was weitergebracht.“
Herr Niedermeier, bei unserem letzten Interview vor
drei Jahren haben Sie noch über einen hohen Schuldendienst
geklagt, wie ist die Lage?
Die Finanzsituation hat sich dadurch wesentlich verbessert,
dass die Zinsen unten sind. Daher ist der Finanzdienst
wesentlich geringer geworden.
Wird dann mehr getilgt?
Wir tilgen etwas mehr, aber wir wollen an unserem Kurs
festhalten, in wirtschaftlich Notwendiges zu investieren.
Wie hat sich das Thema Leerstände entwickelt?
Das ist ein Dauerthema. Helfen wird uns, dass wir unsere
Sorgenkinder Feriendorf und Sonnenhof wieder in
die Spur gebracht haben. Das wird maßgeblich dazu
beitragen, dass mehr Umsatz für Einzelhandel und auch
für die Gastronomie in die Stadt kommt. Das ist praktisch
aktive Leerstandsbekämpfung.
Da kommen wir gleich noch darauf zurück. Zunächst:
Wie schaut es konkret im Zentrum aus?
„In der zurückliegenden Periode
hatten wir einen Stadtrat, mit
dem man auch ohne eigene
Mehrheitsfraktion sehr konstruktiv
zusammenarbeiten
konnte.“
Max Niedermeier,
der scheidende 1.
Bürgermeister von
Grafenau
Wir haben einige Leerstände und schauen halt, dass wir
die Hauptstraße, die erste Reihe sozusagen, leerstandsfrei
bekommen. Vom Stadtplatz aus den Berg hoch ist
ja der Campus und zukünftig das Finanzamt – derzeit
noch Baustelle – und momentan ein Leerstand.
Wie läuft‘s beim Nahverkehr?
Da gibt es in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und
dem Ilzer Land deutliche Verbesserungen. Wir haben
eine engere Taktung, der Schulbus ist für den öffentlichen
Verkehr freigegeben worden, und es gibt insgesamt
mehr Angebote
Wenn ich von Grafenau nach Passau möchte ...
Geht das über Freyung
Und dauert?
Je nach Tageszeit 1-2 Stunden.
Was tut sich in Sachen Breitband?
Wir schöpfen die Fördermittel voll aus und bauen entsprechend
aus. Im Zentrum sind wir größtenteils gut
versorgt, aber es geht natürlich um die Leistungsstärke.
Wo liegt die?
Überwiegend bei 30 Mbit, aber wir wollen natürlich
erhöhen. Manchmal liegt es aber auch daran, dass
die Leute einfach einen höheren Vertrag abschließen
müssen.
Was sind die wichtigsten Infrastrukturprojekte?
Im Gewerbegebiet Reißmühle haben wir mittlerweile
über 1.000 Arbeitsplätze. Dort ist auch die Hauptzufahrt
zum Nationalpark. Daher haben wir erhebliche Verkehrsprobleme
und bauen einen neuen Kreisel, zusammen
mit staatlichem Bauamt und Landratsamt.
Der Bereich Bildung?
Wir haben alles da, von der Grundschule bis hin zum
Gymnasium, aber auch Förderschule, VHS, verschiedene
Berufsschulen etc. – und noch viel mehr in der Nähe.
Der Campus entwickelt sich gut, hört man aus Deggendorf.
Das Ziel waren 25 Beschäftigte, jetzt sind wir bei über
40 Arbeitsplätzen. Das ist natürlich schon ein wichtiger
Baustein für die Innenstadtbelebung. Aber auch als Impulsgeber
und Partner für viele Unternehmen.
Der prognostizierte Bevölkerungsschwund scheint
auch in Grafenau nicht einzutreten?
Richtig. Wir liegen bei knapp 8.400 Einwohnern, Tendenz
leicht steigend, hauptsächlich durch Zuzug, aber
auch die Geburtenrate steigt; wir haben sogar einen
leichten Geburtenüberschuss.
„Die wichtigen Beschlüsse sind
fast immer einstimmig oder jedenfalls
mit einer deutlichen Mehrheit.
So können wir alle zusammen
stolz sein, dass wir in Grafenau
die letzten 6 oder 8 Jahre was
weitergebracht haben.“
Im Uhrzeigersinn: Stadtplatz Grafenau, Kurpark,
Baustelle Finanzamt, 1. Bgm. Max Niedermeier
(li.) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
und Landrat Sebastian Gruber, Luftaufnahme AMF,
Visualisierung neues Feriendorf, Licht-Box mit
Technologie Campus im linken Hintergrund.
Wie sieht es mit Bauplätzen aus?
Wir verfolgen hauptsächlich die Strategie „Innen statt
Außen“, wollen also schwerpunktmäßig in der Stadt
verdichten, nicht nach außen erweitern. Das geht Step
by Step, und die Nachfrage ist groß. Da hatten wir z. B.
eine Wiese mitten im Ortskern, oberhalb vom Bahnhof
mit 24 Bauplätzen. Sie ist mittlerweile schon sehr stark
bebaut. Dann haben wir im Innenbereich von Haus im
Wald wieder 12 Parzellen ausgewiesen. Oben an der
Pfarrer-Rankl-Straße wird gerade ein großes Grundstück
mit einem Büro- und einem großen Wohngebäude
bebaut. Beide werden demnächst bezugsfertig.
Gibt es in Grafenau Wohnungsknappheit?
Ja. Aber wir bekommen es in den Griff. Es ziehen viele
Leute aus dem Umland in die Stadt, weil halt die älteren
Herrschaften auch gerne mal flanieren gehen und alles
Wichtige fußläufig erreichbar haben möchten.
Aber es ziehen natürlich auch unsere Freizeiteinrichtungen
ganz allgemein.
Wie entwickeln sich die Kaufpreise im Wohnungsmarkt?
Unter diesen Umständen natürlich nach oben, sowohl
bei den Grundstücken wie auch bei den Erschließungskosten.
Können Sie uns konkrete Zahlen nennen?
Innerorts bekommen Sie den Quadratmeter im privaten
Markt ab 99 Euro, im Außenbereich liegen wir bei 70
bis 80 Euro.
Und die Mieten?
Die Mieten sind moderat hochgegangen, aber es hat
sich auch die Qualität sehr gesteigert. Mittlere Ausstattung,
gute Lage, bekommen Sie noch für 6 Euro/qm.
Vor zehn Jahren waren es fünf und weniger.
Was kostet Gewerbegrund?
Bei Gewerbegebieten ist das immer Verhandlungssache.
Tourismus ist immer noch Sorgenkind?
Sorgenkinder waren das Feriendorf und der Sonnenhof.
Beides haben wir, wie gesagt, in den Griff bekommen.
Beim Feriendorf läuft gerade der Abriss, und die Neubebauung
ist in trockenen Tüchern: 200 Ferienhäuser, ein
kleines Hotel und ein großer Wellnessbereich, komplett
neu. Wir haben einen guten Vertragspartner, die Auszeit
Hotel & Resort AG aus München. Das sind dann wieder
800 Betten.
Und der Sonnenhof?
Der hat auch einen neuen Besitzer, und es laufen
umfangreiche Umbaumaßnahmen im Wellnessbereich
usw. Am 1. Juli wird neu eröffnet.
Wie läuft der Wohnmobil-Standplatz?
Wie verzeichnen eine steigende Tendenz. Insgesamt hat
sich also der Tourismus zum großen Hoffnungsträger
entwickelt.
Wie hoch ist eigentlich der Anteil Tourismus im Stadthaushalt?
Direkt – also Gewerbesteuer usw. –, ist das nicht so
wild, aber die indirekten Geldflüsse sind sehr wichtig.
Das kann man aber in Euro nicht konkret angeben. Die
Betriebe investieren ja auch immer wieder und zahlen
dann weniger Steuern, aber das ist auch gut so. Die
Tourismusbranche gehört zum Rückgrat unserer Wirtschaft.
Wir erwarten z. B. steigende Einnahmen beim
Kurbeitrag, die wir dann wieder in die Infrastruktur
investieren können.
Und wie entwickeln sich die Gewerbe allgemein?
Positiv, kann man ganz klar sagen. Wir haben jetzt in
Haus im Wald die Erweiterung von Greipl, der baut
ziemlich groß. Zambelli baut auch, ebenso AVS Römer
und Komax SLE.
Die Außenstelle des Finanzamtes München steht mittlerweile
im Rohbau.
Es läuft schon der Innenausbau. Das wird dieses Jahr
fertig und bringt uns 50 Vollzeitarbeitsplätze.
Gibt es freie Flächen für Gewerbeansiedlungen?
Derzeit nicht. Wir sind auf der Suche, und es gibt erfolgversprechende
Gespräche. Aber es ist schwierig, die
Bauern haben wenig Interesse an Verkauf. Obwohl wir
einen guten Preis bezahlen.
Wie gelingt dem 1. Bürgermeister von Grafenau seine
Work-Life-Balance?
Meine Frau muss es ausbaden, und sie macht es mit.
Ich liebe einfach diesen Beruf und es macht Spaß. Anders
würde das nicht gehen.
Wie sehen Sie das Resumee Ihrer Amtszeit?
In der zurückliegenden Periode hatten wir einen
Stadtrat, mit dem man auch ohne eigene Mehrheitsfraktion
sehr konstruktiv zusammenarbeiten konnte,
und die wichtigen Beschlüsse sind fast immer einstimmig
oder jedenfalls mit einer deutlichen Mehrheit
gefallen. So können wir alle zusammen stolz sein,
dass wir in Grafenau die letzten 6 oder 8 Jahre was
weitergebracht haben.
n
36 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
37 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Grafenau Standorte Grafenau
Gabriela Römer, geschäftsführende Gesellschafterin, und Geschäftsführer Christoph Cegla bei der
Verleihung „Großer Preis des Mittelstandes 2019“, einem der begehrtesten Wirtschaftspreise Deutschlands.
Auch der Bayerischen Mittelstandspreis des „Europäischen Wirtschaftsforums e.V.“ wurde AVS
Römer 2019 zugesprochen.
AVS Römer Verschraubungen nun auch im
Metallspritzgussverfahren (MIM) hergestellt:
Höchste Qualität bei leichter und kompakter
Bauweise.
AVS Römer Firmengebäude in Reismühle/Grafenau: Herausragender Erfolg durch perfekt auf den Kunden zugeschnittene Lösungen.
Erfolg durch weitsichtige Entscheidungen
AVS Römer hat in den letzten Jahren ein beinahe beispielloses Wachstum in seinem Marktsegment hingelegt. Die wichtigsten
Bereiche sind zumeist kundenspezifische Komponenten für die Bereiche der Kaffeevollautomaten, Medizin- und Labortechnik
sowie Maschinen- und Anlagenbau. Marketingleiter Dr. Korbinian Gruber zu den Einzelheiten.
Herr Dr. Gruber, AVS Römer hat dynamische
Jahre hinter sich, letztes Jahr wichtige Preise eingeheimst
und jetzt wird bereits wieder erweitert … Was
ist das Erfolgsgeheimnis? Die richtigen Produkte zur
richtigen Zeit?
Einerseits ja. Aber sagen wir Erfolgsrezept: In unseren
Kernbranchen sind wir stets im engen Austausch mit
langjährigen Kunden. Davon profitieren natürlich beide
Seiten. Gleichzeitig wissen wir um Trends und Entwicklungen
- was wiederum im Neukundenbereich hilfreich
ist. Des Weiteren sind es übergeordnete Stärken, die
uns auszeichnen: Dazu gehört ein Team mit sehr hohem
technischen Knowhow, innovative Fertigungstechnologien
und die Tatsache, dass wir Spezialist für kundenspezifische
Lösungen sind.
Und andererseits?
Dass wir in in den genannten Bereichen so stark sind,
ist natürlich kein Zufall. Es hat bei uns schon vor vielen
Jahren gute, weitblickende Entscheidungen gegeben, in
dieses wachsende Marktsegment einzusteigen, als die
Entwicklung noch nicht für jeden erwartbar war.
Es soll ja Leute geben, die gar nicht genau wissen, was
Ihr Unternehmen eigentlich macht. Wie erklären Sie es
dem Laien?
Wir entwickeln und produzieren Komponenten von
Schläuchen und Rohren zum Durchleiten, Verteilen,
Dr. Korbinian Gruber, Marketingleiter AVS Römer.
bzw. Absperren von gasförmigen und flüssigen Medien.
Konkret bedienen wir die drei Bereiche Steck- und
Schraubverbindungen, Magnetventile und Sensorik.
Welche Rolle spielt Automatisierung in Ihrem Unternehmen,
sagen wir in den nächsten 10-20 Jahren?
Unser Portfolio besteht aus rund 6.500 Produkten. Das
klingt erst einmal viel. Doch der Schwerpunkt unseres
Geschäftsmodells liegt auf den schon erwähnten Sonderlösungen.
Eine Vollautomatisierung ist hier nicht
sinnvoll.
Ein Grundprinzip unseres Unternehmens war schon
immer der Ansatz „Low volume, high mix“, das heißt:
niedrige Stückzahl, aber dafür eine hohe Zahl von unterschiedlichen
Kunden und Branchen. Daneben sind
unsere strategischen Stützen jedoch Vollautomaten im
Lebensmittelbereich und Nischen der Medizin- und Labortechnik
– um die wichtigsten zu nennen.
Und Künstliche Intelligenz?
Wir sind der Überzeugung, dass auch für uns hohes Potential
darin steckt. Aktuell läuft ein vielversprechendes
Pilotprojekt in der Disposition.
Ist Datensicherheit für Ihre Anlagen eine Herausforderung
oder könnte sie zum Problem werden?
Das Thema ist natürlich präsent. AVS Römer hat dazu
Sicherheitskonzepte erstellt und bereits umgesetzt.
Probleme in diesem Bereich hatten wir bisher nicht.
Kann man über derzeit laufende größere Projekte etwas
verraten?
Unser Schwerpunkt liegt bei den Sonderlösungen. Allerdings
entwickeln wir zudem verstärkt Produkte für den
Markt und nicht nur für einzelne Kunden. Unabhängig
„Zu unseren Stärken gehören ein
Team mit sehr hohem technischem
Knowhow, innovative Fertigungstechnologien
und die Tatsache,
dass wir Spezialist für kundenspezifische
Lösungen sind.“
von Projekten ist für AVS Römer der Change eine Herausforderung,
der wir uns jeden Tag wieder stellen..
Alle reden von Fachkräftemangel. Wie haben Sie den
enormen Personalzuwachs hinbekommen?
Wir sind mit der Anzahl der Bewerbungen zufrieden.
Doch gerade in technisch geprägten Lehrberufen könnte
das Interesse größer sein. Der Fachkräftemangel ist
ein strukturelles Problem und betrifft auch uns. Allerdings
lassen wir auch hier nichts unversucht, um einerseits
unsere Mitarbeiter immer wieder von AVS Römer
als Top-Arbeitgeber zu überzeugen. Andererseits gilt
das auch für Personen, die sich interessieren,,,,,,,,,,,,,,
Teil der „Römer-Familie“ zu werden.
Konkret gefragt: Können Sie alle Stellen besetzen?
Im Großen und Ganzen ja. Aber manche eben auch
nicht. Im letzten Jahr z. B. war es schwierig, jemanden
als Azubi für den Bereich „Kunststoff/ Elastomere“ zu
finden. In meiner Abteilung wollen wir aktuell eine Stelle
im Bereich Marktforschung besetzen, was sich, wie
erwartet, ebenso schwierig gestaltet.
Wie kriegt man ein solches Wachstum intern auf die
Reihe?
Alles im Fluss.
Messen, dosieren, steuern und verbinden
auf höchstem Niveau
AVS Römer GmbH & Co. KG • Reismühle 3 • 94481 Grafenau • www.avs-roemer.de
Das ganze Change-Management ist natürlich eine Herausforderung.
Strukturen und Prozesse müssen ständig
weiterentwickelt und angepasst werden, so dass das
Unternehmen hervorragend funktioniert. Außerdem
steht zum Schluss immer der Mensch im Mittelpunkt.
Oberstes Ziel ist es also dabei, jeden einzelnen mitzunehmen.
Gibt es dafür eine eigene Stabsstelle?
Das Thema ist aktuell an oberster Stelle verortet, also
bei der Geschäftsführung.
Laufen derzeit größere Projekte im Produktionsbereich?
Neben der spangebenden Fertigung von Edelstahl-
Komponenten bieten wir mittlerweile auch Komponenten
an, die nach dem MIM-Verfahren (Metallspritzguss)
hergestellt werden. Das bedeutet für den Kunden eine
größere Vielfalt durch komplexere Geometrien, die möglich
sind. Außerdem können wir diese Komponenten
auch kostengünstiger anbieten. Ein weiterer Vorzug –
auch gegenüber Mitbewerbern.
n
38 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
39 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Grafenau Standorte Grafenau
Komax-Produkt Lambda 8: Voll automatisierte Anlage zur Herstellung von Datenleitungen im Auto.
Gute Wachstumschancen durch Megatrend
Digitalisierung in der Automotive Branche
Die Komax SLE GmbH & Co. KG, Grafenauer Standort der Komax Gruppe, liegt mit seinen Produkten für die Automotive-Branche voll
im Trend. Geschäftsführer Günther Silberbauer erklärt, woran das liegt.
Herr Silberbauer, Ihr Unternehmen hat rasante Wachstumsjahre
hinter sich, kann das so weitergehen?
Die Komax Gruppe bedient vier Marktsegmente: Automotive,
Data-/Telekom, Industrial und Luftfahrt/
Aerospace. Der größte Teil ist Automotive, da ist auch
der Standort Grafenau unterwegs, und wir sehen gute
Wachstumschancen.
Es soll ja Leute geben, die gar nicht genau wissen, was
Ihr Unternehmen eigentlich macht. Wie erklären Sie es
dem Laien?
Unsere Kunden bestellen bei uns Maschinen und Anlagen
für die Produktion von Datenleitungen.
Ihre Kunden sind Automotive-Zulieferer …
Genauer gesagt, beliefern wir Automotive-Zulieferer, die
komplette Bordnetze bauen. Dort braucht man unsere
Produkte.
Könnten Sie vielleicht ein konkretes Beispiel sagen,
was Ihr Unternehmen herstellt.
Wir haben zwei Produktgruppen. Die Hauptproduktgruppe
sind Sondermaschinen. Das sind Anlagen, mit
denen unsere Kunden Datenleitungen produzieren. Dabei
herrschen sehr hohe Anforderungen, die es in der
Hochfrequenztechnik braucht. Die zweite Produktgruppen
sind Qualitätsmessmittel, sogenannte Quality-Tools.
Haben Sie einfach eine gute Welle erwischt?
Ich würde sagen, wir haben Trends früh erkannt. Die
Fahrzeuge werden zunehmend digitalisiert, z. B. im
Bereich Infotainment, also Internet, GPS, Mobilfunk
und noch weiter im Bereich Assistiertes Fahren, also
Komax SLE-Geschäftsführer Günther Silberbauer.
„Wir profitieren von zwei
Megatrends im Automotive
Bereich: Emissionsfreies Fahren,
also Elektro-Auto und
Connected Car, also intelligente
Fahrzeuge.“
ADAS-Funktionen. (Advanced Driver Assistant, Anm. d.
Redaktion)
Es gibt dabei fünf Levels. Wie ist der Stand?
Aktuell ist man bei Level zwei, also bei teilautomatisiertem
Fahren. Die nächste Stufe, also Stufe 3, ist vermutlich
2021 in der Oberklasse Standard.
Schon?
Ja, das ist das hoch automatisierte Fahren, da ist
man ja schon länger dran. Die Funktionen sind schon
weitgehend in den Fahrzeugen drin, nur noch nicht
freigeschaltet. Das heißt, dass man z. B. über längere
Strecken, etwa auf der Autobahn, nicht selbst fahren
und steuern muss. Level 4, das ist voll automatisiertes
Fahren und Level 5, das ist Autonomes Fahren – sind in
der Entwicklung.
Würden Sie eine Prognose wagen, ab wann Stufe 4
beim automatisierten Fahren erreicht wird?
Stufe 4, also voll automatisiertes Fahren, wird voraussichtlich
ab 2025 kommen. Und autonom fahren, wo
man also kein Lenkrad mehr braucht, so ab 2030.
Und was ist Ihr Part dabei?
Bei all dem gibt es sehr viel Sensorik, Radar- und Lidarsysteme,
Kamerasysteme usw., alles wird vernetzt und
im Fahrzeug mit Datenleitungen verbunden.
Man kann also davon ausgehen, dass Ihr Unternehmen
weiterhin gute Wachstumschancen hat, egal ob Elektroauto
oder nicht, weil sie alle digitalisiert werden?
So ist es. Es gibt zwei Megatrends im Automotive Bereich.
Einer ist emissionsfreies Fahren, eben Elektro,
Von oben nach unten: Detail-Ansicht aus der
Produktion, 2 x Blick in die großzügige Kantine, die
„Gipfeltreff“ heißt, Standort Grafenau.
der andere ist das Connected Car, also intelligente
Fahrzeuge. Wir profitieren davon, dass immer höhere
Bandbreiten an Daten im Fahrzeug notwendig sind.
Wo sehen Sie gegenwärtig die speziellen Herausforderungen
in Ihrem Marktsegment?
Uns beschäftigt die sogenannte Traceability, also die
Rückverfolgbarkeit der Qualität bzw. möglicher Qualitätsmängel
in der Produktion. Unsere Kunden haben
äußerst hohe Qualitätsanforderungen. Und durch die
zunehmende Automatisierung im Automotive Bereich
– jetzt reden wir wieder vom hoch automatisierten
Fahren –, ist natürlich die Sicherheit unserer Systeme
ein wichtiger Punkt, und die Automobilhersteller wollen
natürlich dann auch wissen, wie die Qualität einer Datenleitung
vor der Lieferung überprüft wurde. Das heißt,
dass man dies im Falle eines Problems, eines Ausfalls,
zurückverfolgen kann: Wo ist in der Fertigung ein Fehler
entstanden ... Unsere Herausforderung ist, das zweifelsfrei
rückverfolgbar zu machen, weil sich alle an der
Lieferkette Beteiligten absichern wollen.
Kann man über derzeit laufende größere Projekte etwas
verraten?
Über konkrete Projekte kann ich nicht öffentlich
kommunizieren. Komax SLE Grafenau hat ein breites
Spektrum an Lösungen. Von Tischgeräten bis zur vollautomatischen
Produktionsanlage – teil-, hoch- und
vollautomatisiert.
Was uns sehr beschäftigen wird, weil es gerade verstärkt
auf den Markt kommt, ist das sogenannte Automotive
Ethernet, also das gleiche, was man zuhause
hat, dann auch im Auto. Ein Netzwerk, mit sehr hohen
Bandbreiten von Multi-Gigabit Datenübertragung pro
Sekunde, dafür braucht es Multigigabit Datenleitungen –
ein riesiger Wachstumsmarkt für uns.
„Hoch automatisiertes Fahren
kommt binnen eines Jahres, voll
automatisiertes Fahren voraussichtlich
ab 2025 und autonom
fahren, wo man also kein Lenkrad
mehr braucht, etwa ab 2030.“
Fühlen Sie sich krisensicher?
Ziemlich, aber das Corona-Virus zeigt, wie schnell sich
etwas ändern kann. Jedenfalls sind im Moment und auf
Sicht Datenleitungen voll im Trend.
Wie geht es Ihnen beim Thema Fachkräftemangel?
Mit Fachkräftemangel hat wohl derzeit jede Firma zu
tun. Aber wir kommen dank unseres Ansehens gut zurecht:
sehr abwechslungsreiche Tätigkeiten, viel Technologie
usw., das macht uns attraktiv als Arbeitgeber.
Das reicht?
Die Liste unserer Bemühungen ist lang. Wir arbeiten
z. B. mit Hochschulen zusammen, etwa mit der TH
Deggendorf, wir haben über 30 Azubis und ermöglichen
auch den Mitarbeitern die berufsbegleitende Weiterbildung,
haben einen hohen Standard an Sozialleistungen
... Ferner unterstützen wir Duales Studium bei uns.
Nicht zuletzt haben wir eine sehr gute Betriebskantine,
mit einem sehr guten Koch, der alles frisch und regional
kocht. Das Arbeitsklima ist anheimelnd, und es
gibt auch gemeinsame Freizeitaktivitäten bei der Belegschaft.
Sie können im Prinzip alle Stellen besetzen?
Ja. Die Gruppe hat über 2.200 Mitarbeiter, hier in Grafenau
sind wir mit über 200 der zweitgrößte Standort. n
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40 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
41 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Grafenau Standorte Grafenau
Sedlbauer AG
v v
(von li. nach re.:) Laserfräse, Standort Grafenau, Standort Cícenice (CZ), teilautomatisierter Arbeitsplatz.
„Jeden Tag ein bisschen besser werden“
Die Sedlbauer AG, ein Unternehmen der EDWANZ group, hat sich mit einer klaren, soliden Strategie als führender
Anbieter für kundenspezifische Systemlösungen und Systemintegration bei elektromechanischen Systemen und Baugruppen
etabliert. Der langjährige Prokurist und zukünftige CEO Tobias Feilmeier über die enormen Herausforderungen, auf diesem
Markt zu bestehen.
Ihr Unternehmen hat, nach schwierigen Jahren, wieder
Oberwasser – gibt es ein Erfolgsrezept, oder haben Sie
einfach eine gute Welle erwischt?
Wir haben eine klare Strategie, in deren Rahmen wir
intensiv an unserer Kostenstruktur und unseren Prozessen
gearbeitet haben. Das zahlt sich jetzt schön langsam
aus. Wir müssen aber jeden Tag daran arbeiten,
wieder ein bisschen besser zu werden.
Können Sie uns Konkretes sagen? Wie sieht Ihre Zukunftsausrichtung,
aus? Märkte, Internationalisierung?
Als Aktiengesellschaft können wir über solche strategischen
Themen keine Auskunft geben.
Sehen Sie eine Konjunkturdelle kommen?
Wir sind schon sehr lange in einer Boom-Phase. Die
Historie hat immer wieder gezeigt, dass kein Boom ewig
anhält, und immer wieder durch Dellen unterbrochen
wird. Kein Aufschwung kann ewig anhalten. Aktuell
haben wir noch dazu den Corona Virus, den keiner auf
dem Schirm hatte und der momentan für sehr viel Unsicherheit
sorgt.
E-Mobilität ist zu einem neuen Standbein bei Sedlbauer
geworden. Boomt es?
„Wir sind generell in einer
Phase, in der die Anforderungen
an Qualität, kurze Lieferzeiten und
flexible Lösungen stetig wachsen,
der Preis aber immer weiter nach
unten gehen soll.“
E Mobility ist seit 2011 eines unserer Standbeine. Von
unserer SlimBox haben wir bislang mehrere Tausend
Stück ohne eine einzige Reklamation verkaufen können.
Momentan können wir noch nicht von einem Boom
sprechen. Wir sehen aber sehr wohl, dass sich etwas
tut am Markt und versuchen uns dementsprechend mit
unseren Produkten zu platzieren.
Es soll ja Leute geben, die gar nicht genau wissen, was
Ihr Unternehmen eigentlich macht. Wie erklären Sie es
dem Laien?
Wir stellen elektromechanische Systeme und Baugruppen,
Ringkerntransformatoren sowie medizintechnische
Produkte her. Salopp formuliert: Alles was aus Blech
gemacht und mit Elektronik verbunden wird.
Sie haben früh einen starken Standort in Tschechien
entwickelt – eine Weichenstellung für den Erfolg?
Ohne unseren Standort in Tschechien wären wir in
bestimmten Bereichen schon lange nicht mehr wettbewerbsfähig.
Ich weiß, dass Verlagerungen immer kritisch
gesehen werden, aber durch diese frühe Verlagerung
von bestimmten, sehr kostensensiblen Bereichen
haben wir es geschafft, Jobs in Deutschland zu sichern
und auch zu schaffen.
Wie groß dürfen wir uns den Standort in Tschechien im
Vergleich zu Grafenau vorstellen?
Wir haben in Tschechien ungefähr 100 Leute und in
Grafenau 150.
Der Unterschied ist gar nicht so groß.
Von der Mitarbeiterzahl her nicht. Bei
den Quadratmetern sieht es anders
aus, weil wir hier in Grafenau einen
sehr großzügig gestalteten Standort
haben. Hier gab es ja in der Boomphase
weit mehr Mitarbeiter. In Tschechien
CEO Maximilian Halser (re.) scheidet zum 30. April bei Sedlbauer aus, um sich neuen Projekten zu widmen.
Tobias Feilmeier (li.), bisher als Prokurist langjähriger Kollege in der Geschäftsführung, ist sein Nachfolger.
ist es vergleichsweise beengt.
Ihr Unternehmen hat derzeit also rund 250 Mitarbeiter.
Wie geht es Ihnen mit dem Fachkräftemangel?
Der ist auch für uns natürlich ein Thema. Bisher haben
wir es aber ganz gut gemeistert, unsere offenen Stellen
adäquat zu besetzen. Wir versuchen, als Arbeitgeber generell
attraktiv zu sein, indem wir eine Unternehmenskultur
pflegen, die Mensch und Organisation verbindet.
Dazu gehört für uns, Verantwortungsbewusstsein zu
fördern, fair miteinander umzugehen, authentisch zu
sein und Mitarbeitern auch Freiräume zu gewähren. Ich
denke, dass solche Faktoren neben der Bezahlung eine
sehr wichtige Rolle spielen, um Fachkräfte zu gewinnen
und auch langfristig ans Unternehmen zu binden.
Wo sehen Sie gegenwärtig die speziellen Herausforderungen
in Ihrem Marktsegment?
Wir sind generell in einer Phase, in der die Anforderungen
an Qualität, kurze Lieferzeiten und flexible Lösungen
stetig wachsen, der Preis aber immer weiter
nach unten gehen soll. Wir haben z. B. einen starken
Preisdruck aus China. All das meinte
ich eingangs mit „wir müssen jeden Tag ein bisschen
besser werden“.
Das läuft auf ständig fortschreitende Automatisierung
hinaus?
Bei großen Konzernen ja, aber bei uns im Mittelstand
sind wir von einer Industrie 4.0 weit entfernt. Das ist
wie beim Autonomen Fahren: Jeder spricht davon,
aber ob das wirklich so schnell kommt? Es fängt ja
schon mit einem wirklich flächendeckend verlässlichen
Funknetz an, das wir im Bayerischen Wald immer noch
nicht haben.
Beschäftigen Sie sich mit dem Thema „Internet der
Dinge, Künstliche Intelligenz?
Natürlich haben wir jetzt schon große automatisierte
Maschinen, aber Internet der Dinge und Künstliche
Intelligenz sehe ich in unserem Marktsegment in den
nächsten Jahren nicht als beherrschendes Thema.
Generell sind solche Fragen sehr schwierig zu beantworten.
Es gibt unzählige Prognosen und Fachartikel.
Ich versuche mich immer von solchen Deutungen der
Zukunft herauszuhalten. Die Vergangenheit hat oft genug
gezeigt, wie schwierig es ist, Prognosen über
einen so langen Zeitraum zu erstellen. Meistens
kommt es ohnehin anders, als man denkt.
Ist Datensicherheit für Ihre Anlagen eine Herausforderung
oder könnte sie zum Problem werden?
Weil es eine 100-prozentige Datensicherheit auf
Bild: Mit Ringkernübertragern ist Sedlbauer
einst groß geworden, und sie sind immer noch
wichtiger Bestandteil der Produktpalette.
Die Sedlbauer AG, ein Unternehmen der
EDWANZ group, bietet Design, Entwicklung,
Konstruktion und Produktion von elektromechanischen
Baugruppen, Ladesäulen und
-boxen, POS- und Kiosksystemen, Transformatoren,
Stromversorgungen und induktiven
Komponenten.
Das Unternehmen hat sich als führender
Anbieter für kundenspezifische Systemlösungen
und Systemintegration als zuverlässiger und
flexibler Partner etabliert.
Kunden sind vor allem in den Marktsegmenten
Telekommunikation, Medizintechnik, E-Mobility,
Industrieelektronik, Elektromechanik und
Bahntechnik tätig.
Zur EDWANZ group gehören neben der Sedlbauer
AG die b-plus GmbH – ein Unternehmen,
das sich in kurzer Zeit als anerkannter Partner
der Automobil-Industrie und der mobilen Automation
etablierte; ferner Deutronic – als Spezialist
für intelligente Leistungselektroniksysteme
weltweit für Industriekunden tätig.
• Gründung 1899 in München
• 1961 Errichtung einer Zweigniederlassung in
Grafenau
• 1991Gründung der Tochterfirma Sedlbauer
s.r.o. in Tschechien
• 1993 Komplette Verlagerung aller Geschäftstätigkeiten
von München nach Grafenau
www.sedlbauer.de
absehbare Zeit nicht geben kann und wird, gehört das
Thema generell zu den großen Herausforderungen,
denen wir uns bestmöglich stellen. Wir haben unsere
eigenen Server, aber wenn es jemand drauf anlegt ...
Allerdings dürften wir für großangelegte, kriminelle
Hackerangriffe wenig interessant sein, im Vergleich zu
Konzernen oder Banken usw.
Kann man über derzeit laufende größere Projekte etwas
verraten?
Ein aktuelles Projekt ist der Wechsel in der Vorstandschaft
der Sedlbauer AG zum 30.04.2020. Unser aktueller
Vorstand, Maximilian Halser, wird uns nach sechs
Jahren verlassen und sich neuen Projekten widmen.
Die letzten Jahre haben Herr Halser und ich als Geschäftsführung
gemeinsam die Wege der Sedlbauer
AG gestaltet, Investitionen vorangetrieben, Prozesse
neu strukturiert und verbessert, und vor allem immer
versucht, unsere Kunden bei allen Fragen zu unterstützen.
Ich werde Herrn Halser zum 01.05.2020 nachfolgen
und aktuell sind wir natürlich damit beschäftigt, diesen
Wechsel so reibungslos wie möglich zu gestalten. Wir
haben die letzten Jahre eine gute Entwicklung vollzogen
und wollen den eingeschlagenen Weg auch kontinuierlich
und zielstrebig weiterverfolgen. nI
42 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
43 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Standorte Grafenau Standorte Grafenau
„Wir betreuen ja unsere Kunden
auch im Bereich IT-Sicherheit,
Firewall-Lösungen, Schutz der
mobilen Endgeräte, DSGVO-
Anforderungen usw. In diesem
Bereich haben wir uns die letzten
Jahre stark weiterentwickelt “
„IT-Sicherheit ist eine Herausforderung
für uns und für die ganze Branche “
Die Wensauer Com-Systeme GmbH hat sich in der Region eine herausragende Marktposition im Bereich ITK erarbeitet. Inhaber
Christian Wensauer hier im WirtschaftsLEBEN-Gespräch über die Gründe für den Erfolg und die kommenden Herausforderungen.
Herr Wensauer. Wie schafft man in der IT-Branche
heute eine einzigartige Marktposition – was hat Ihr
Unternehmen, was andere nicht haben?
Ein Vorteil ist sicherlich, dass wir Telekommunikation
und IT haben, ITK eben. Man bekommt bei uns das ganze
heute verfügbare Spektrum. Dann sind wir ein junges
Team, sehr flexibel und regional ausgerichtet. Der Kunde
hat immer einen persönlichen Ansprechpartner, bei
uns gibt es keine Computerstimme mit Warteschleife.
In unserem Einzugsgebiet von 40-50 Kilometern sind
wir binnen einer halben Stunde beim Kunden, wenn es
brennt …
Wo ist der dringendste Handlungsbedarf beim Ausbau
der Handy-Netze und bei der Infrastruktur für schnelles
Internet?
Beim Mobilfunkt haben wir leider immer noch viel zu viele
Löcher, gerade was das kommende 5G angeht, da muss
dringend was passieren, um gleiche Voraussetzungen des
ländlichen Raumes zu schaffen. Beim Festnetz ist ja mittlerweile
sehr viel gemacht worden, so dass einigermaßen
schnelles Internet fast überall verfügbar ist. Luft nach
oben gibt es zwar da auch. Aber meines Erachtens muss
der Fokus auf die Mobilfunknetze gelegt werden, weil das
einfach in Zukunft entscheidend ist. Viele Dienste der
Zukunft erfordern mobiles Internet, wie z.B. intelligente
„Ein Vorteil ist sicherlich, dass wir
Telekommunikation und IT haben.
Man bekommt bei uns das ganze
heute verfügbare Spektrum.
Dann sind wir ein junges Team,
sehr flexibel, regional ausgerichtet.
Der Kunde hat immer einen
persönlichen Ansprechpartner, bei
uns gibt es keine Computerstimme
mit Warteschleife.
In unserem Einzugsgebiet von
40-50 Kilometern sind wir binnen
einer halben Stunde beim
Kunden, wenn es brennt …“
Verkehrsleitsysteme, usw.
Sie haben sich relativ früh für einen Partnervertrag mit
Telekom entschieden. Nie bereut?
Definitiv nicht. Das sind jetzt rund 20 Jahre, und wir
hatten immer eine gute Unterstützung, Telekom ist
schließlich Marktführer, im Festnetz sowieso, aber auch
im Mobilfunk. Das war die richtige Strategie, gerade in
unserem ländlichen Bereich.
Wo sehen Sie gegenwärtig die speziellen Herausforderungen
Ihrer Branche?
Zuerst ist das der Fachkräftemangel. Es ist schwierig,
jemand mit Fachkompetenz zu kriegen. Der Arbeitsmarkt
ist leergefegt. Es herrscht ja auch im ganzen
Landkreis eine sehr niedrige Arbeitslosenquote. Faktisch
Vollbeschäftigung.
Und Herausforderungen im Bereich Technologie?
Vor allem das Thema IT-Sicherheit. Weniger für uns,
als für unsere Kunden, es ist viel Schadsoftware unterwegs,
und das wird sich noch weiter steigern. Da sind
wir immer gefragt. Beratung, Schulungen, Firewall etc.
Zukünftig wird IT-Sicherheit noch wichtiger werden,
gerade wenn es um die Vernetzung von Geräten und
Maschinen geht. Das ist eine Herausforderung für die
ganze Branche.
Sehen Sie noch Wachstumschancen im Handymarkt?
Eher nicht. Der Handymarkt hat sicherlich, was mögliche
Anwendungen betrifft, einen hohen Sättigungsgrad
erreicht. Das läuft jetzt vor allem auf Ersatzbeschaffungen
hinaus.
Neuigkeiten kann man sich ja, was die Anwendungen
angeht, kaum noch ausdenken.
Was jetzt kommt, sind Falt-Smartphones, damit werden
die Geräte noch kompakter, bei gleichzeitig größeren
Displays, aber ansonsten keine großartigen Innovationen.
Wo liegen die Wachstumschancen für Ihr Unternehmen?
Wir betreuen ja unsere Kunden auch im Bereich IT-
Sicherheit, neben Firewall-Lösungen Schutz der mobilen
Endgeräte im Hinblick auf DSGVO-Anforderungen,
Netzwerk-Sicherheit, Mitarbeiter-Trainings. In diesem
Bereich haben wir uns die letzten Jahre stark weiterentwickelt
und sind aktuell einer der wenigen Gold-
• Fernsehen mit rund 100 Sendern, davon über 20 in HD
• Serien, Filme, Shows und Dokus in der Megathek inklusive
• Direkter Zugriff auf Streaming-Dienste und Partner²
• Nur für kurze Zeit: 1 Jahr Sky Sport Paket inklusive 1, 3 ,
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Christian Wensauer (li.) mit Marketingleiter Michael Haydn: „Das Thema IT-Sicherheit wird mit dem Internet
der Dinge, also der Vernetzung elektronischer Geräte, noch erheblich an Relevanz zunehmen.“
Partner des Herstellers Sophos in unserer Region. Sophos
ist weltweit führend im Bereich IT Security, Data
Protection und Unified Threat Management (UTM).
Und weiter in die Zukunft gedacht?
Wenn einmal die 5G-Netze da sind, sehen wir einen
riesen Wachstumsmarkt, Stichwort KI. Das hat für die
ganze Branche großes Potenzial, wenn das sogenannte
Internet der Dinge real wird, sprich die Geräte alle miteinander
kommunizieren und lernfähig sind.
Wohin läuft die Entwicklung der mobilen Kommunikation,
sagen wir in den nächsten 10-20 Jahren?
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Das ist eben genau das: die Vernetzung der Endgeräte.
Mit Endgeräten meinen Sie Haushaltsgeräte?
Nicht nur Haushaltsgeräte, im Prinzip wird jedes elektronische
Gerät mit dem Netz verbunden sein. Z. B. der
Motor Ihres Garagentors, der mit Ihrem Auto kommuniziert,
und rechtzeitig öffnet, wenn Sie anfahren.
Können Sie ein laufendes größeres Projekt nennen?
Haben wir natürlich immer, aktuell z. B. ein Seniorenzentrum
mit mehreren Wohnanlagen, wo wir die Standorte
vernetzen. Bei uns selbst läuft gerade ein Laden-
Umbau, Anfang April ist Neueröffnung. n
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1) Voraussetzung für dieses Angebot ist ein paralleler Abschluss eines MagentaTV Vertrags über die Tarife MagentaZuhause M oder L. Es gilt für MagentaTV Neukunden, die in den letzten 3 Monaten keinen Anschluss bei der Telekom hatten und deren
Bereitstellungstermin vor dem 31.05.2020 erfolgt. Mit Annahme des Angebots kommt ein separater Abonnementvertrag mit der Sky Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG zustande. Die Mindestvertragslaufzeit beträgt 12 Monate (Monat der Freischaltung
(anteilig) zzgl. 12 Monate). Während der Mindestvertragslaufzeit fällt für das erst gewählte Sky Paket kein mtl. Preis an. Die einmalige Aktivierungsgebühr entfällt. Der Vertrag mit Sky endet automatisch, wenn der Vertrag mit der Telekom Deutschland
während der Mindestvertragslaufzeit endet. Verlängerung: Bei nicht fristgerechter Kündigung (2 Monate vor Ablauf der Vertragslaufzeit) verlängert sich das Abonnement automatisch um weitere 12 Monate zu den Standardpreisen. Abonnement-Standardpreise:
Sky Cinema € 34,99 mtl., Sky Fußball-Bundesliga für € 39,99 mtl. oder Sky Sport für € 29,99 mtl. Alle Preise inkl. MwSt. Angebot gültig bis 31.03.2020. Stand: Februar 2020. Änderungen vorbehalten. Sky Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG, Medienallee
26, 85774 Unterföhring. 2) Streaming-Dienste/Programmanbieter erfordern einen separaten Vertrag. 3) Hinweis zur UEFA Champions League im Sky Sport Paket: Alle Spiele in der Original Sky Konferenz sowie die meisten deutschen Einzelspiele exklusiv –
garantiert bis Sommer 2021. 4) Aktion gilt bis 29.03.2020 für Breitband-Neukunden, die in den letzten 3 Monaten keinen Breitbandanschluss bei der Telekom hatten. MagentaZuhause M und L kosten in den ersten 6 Monaten jeweils 19,95 €/Monat, danach
kostet MagentaZuhause M 39,95 €/Monat und MagentaZuhause L 44,95 €/Monat. Der Aufpreis für MagentaTV beträgt 5 €/Monat zzgl. 4,95 €/Monat für den Receiver. Bei Buchung von MagentaZuhause M oder L mit MagentaTV erfolgt eine Gutschrift i.
H. v. 120 €, bestehend aus 60 € Receiver-Gutschrift (bei Miete im Endgeräte-Service-Paket ab 4,95 €/Monat) und 60 € TV-Gutschrift. Hardware zzgl. Versandkosten in Höhe von 6,95 €. Einmaliger Bereitstellungspreis für neuen Telefonanschluss 69,95 €.
Mindestvertragslaufzeit für MagentaZuhause und MagentaTV 24 Monate, für Router und Receiver 12 Monate. MagentaZuhause ist in vielen Anschlussbereichen verfügbar. Ein Angebot von: Telekom Deutschland GmbH, Landgrabenweg 151, 53227 Bonn.
Wensauer Com-Systeme GmbH l Spitalstraße 56 l 94481 Grafenau l cw-comsysteme.de
44 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
45 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Nie auf ausgetretenen Pfaden gehen
Karl-Gruppe l Die Karl-Gruppe hat sich von einem kleinen Bauunternehmen binnen einiger Jahrzehnte zu einem überregional agierenden,
familiengeführten Konzern mit vier Geschäftsbereichen entwickelt und ist heute einer der Big Player der Region im Bereich
Bau und Immobilien. André Karl, einer der beiden Söhne des Firmengründers Günther Karl, hier im WirtschaftsLEBEN-Gespräch.
„Der Bau-Boom dürfte noch mindestens
drei, vier Jahre
anhalten, weil so viele große
Projekte bereits projektiert und
durchfinanziert sind.“
Herr Karl, was ist Ihr USP, was haben Sie, was die Anderen
nicht haben?
Allgemein sind es sicher die schnellen Entscheidungswege,
die uns von vielen anderen unterscheiden, und
dass wir als Geschäftsleitung nah bei den Mitarbeitern
sind. Wir haben keine großen Hierarchien. Ganz wichtig
war wohl auch, dass unser Vater, der Firmengründer,
immer das Gespür für sinnvolles Neues gehabt hat und
nie ausgetretene Pfade gegangen ist.
Dann sind wir ja sehr breit aufgestellt mit den vier
Geschäftsbereichen und, nicht zu vergessen: Die
ganze Familie steht voll und ganz hinter dem Unternehmen.
War der Einstieg in den Energie-Sektor nicht am Anfang
eine ziemlich verrückte Idee?
Es war wohl mehr ein innerer Antrieb. Mein Vater ist ja
in dem kleinen Innernzell aufgewachsen, wo es in seiner
Kindheit noch keine zentrale Stromversorgung gab.
So sind die paar Häuser durch ein privates Wasserkraftwerk
versorgt worden, mit einer gewissen Abhängigkeit
vom jeweiligen Eigentümer. Als er dann in den 1980-er
Jahren die Chance bekommen hat, in Gumpenried am
Schwarzen Regen das Wasserkraftwerk zu erwerben,
hat er diese genutzt.
Man kann aber doch nicht einfach so ein Wasserkraftwerk
bauen?
Natürlich nicht. Drei von denen, die wir gekauft haben,
waren ja z. B. bei Papierfabriken dabei, die wir übernommen
haben. Da sind wir ins Risiko gegangen, haben
die Papierfabriken gekauft und die Wasserkraftwerke
auf Stand der Technik gebracht.
Zur Karl-Gruppe
Gründung 1966
Hauptsitz Innernzell
Geschäftsleitung: Günther Karl,
Günther Karl jun., André Karl
4 Geschäftsfelder: Bau, Energie,
Industrie, Immobilien
44 Gesellschaften
Ca. 400 Mitarbeiter
Ausbildung in 12 kaufmännischen
und technischen Berufen
sowie duale Studienplätze
Derzeit im Bau:
• Neuer, zeitgemäßer Standort für
Karl Bau GmbH in Hengersberg
(Verwaltungsgebäude, Werkstatt,
Schlosserei, Lagerhalle)
• Karl-Turm in Deggendorf als
zukünftiger Hauptsitz der Karl-Gruppe
„Jedenfalls bilden wir die ganze
Kette ab, vom Abriss bis zur
Vermarktung. Wir übernehmen
das Risiko und entwickeln die
Industriebrachen neu.“
In welchen Teilbereichen sehen Sie in den nächsten
Jahren die stärkste Dynamik?
Auf jeden Fall im Baubereich. Speziell: Rückbau bzw.
Abriss alter Bausünden. Auch sind die Lebenszyklen der
Immobilien kurz geworden. Da kommt einiges in den
nächsten Jahren.
Auch bei der Übernahme von stillgelegten Fabriken
wird Dynamik drin sein: abreißen und neu entwickeln,
Richtung Arbeitsplätze oder Wohnbebauung. Wir haben
in den letzten Jahren vier Papierfabriken übernommen
und 2015 eine Glasfabrik in Achern bei Baden-Baden.
Das sind Branchen, die in Deutschland und auch in Europa
kaum Zukunft sehen, weil die Kosten, vor allem
die Energiekosten, so hoch sind. Die Glasfabriken gehen
Richtung Osten. Die Papierproduktion geht in den asiatischen
Bereich – wir haben z. B. eine Papiermaschine
nach Bangladesch verkauft.
Kann man da noch von Baufirma reden?
Jedenfalls bilden wir die ganze Kette ab, vom Abriss
bis zur Vermarktung. Wir übernehmen das Risiko und
entwickeln die Industriebrachen neu. Beispiel Achern,
da haben wir 2015 die Glasfabrik gekauft, 2016 mit
dem Abriss begonnen, den Alteigentümer komplett
von allen Haftungen freigestellt. Wir haben die ganzen
Altlasten saniert, die enorm waren, und dann in Zusammenarbeit
mit der Stadt einen neuen Bebauungsplan
auf 11,2 ha entwickelt, der seit kurzem rechtskräftig
ist, die Erschließung wird im Frühjahr 2020
abgeschlossen sein. Schließlich haben wir das Areal
an einzelne Investoren verkauft, die dort Wohnungen
errichten werden.
Geschäftsleitung der Karl-Gruppe (v.li.): André Karl, Günther Karl jun., Günther Karl
Alles inhouse?
Richtig. Wir brauchen da kaum Unterstützung von außen,
sondern haben das komplette Knowhow im Haus.
Das ist in dieser Zusammensetzung so ziemlich einmalig
in Deutschland.
Und Bauträgertätigkeit bei solchen Objekten?
Das überlassen wir lieber Unternehmen aus der jeweiligen
Region.
Das enorme Knowhow in Sachen Abriss und Neuprojektierung
kommt auch wieder bei der GESA-Klinik in
Freyung zum Tragen, die Sie zum symbolischen Preis
von 1 Euro gekauft haben, damit dort die Gartenschau
gelingen kann. Auch nicht ganz ohne Risiko.
Ja, es liegen von Fachbüros Gutachten vor, die eine
erhebliche Belastung dokumentieren. Natürlich geht
man ins Risiko, ob später die Erlöse ausreichen werden.
Kann man schon sagen, was aus dem Klinikgelände
nach der Gartenschau wird?
Das werden wir dann zusammen mit der Stadt klären.
Der Bebauungsplan sieht eine touristische Nutzung vor.
Sind die Wachstumschancen Ihres Unternehmens
durch Flächenknappheit bzw. ökologische Belange eingeschränkt?
Foto: Sepp Eder
Eher nein. Aber Ökologie ist natürlich ein Thema. Das
sieht man ja auch bei den Wasserkraftwerken, die wir
als umweltschonende Energiegewinnung sehen.
Wir legen aber auch insgesamt ganz viel Wert darauf.
Unser Maschinenpark ist auf Effizienz und wenig Verbrauch
getrimmt.
Machen Sie denn keine Projektierungen auf bisher unbebautem
Gelände?
Schon auch. Bei Iggensbach z. B. haben wir 10 ha zusammengekauft
und entwickeln direkt an der Autobahn
ein Gewerbegebiet.
Man hört landauf, landab von einer Preis-Spirale im
Immobilienbereich, von Preis-Explosionen gar. Sehen
Sie das in Ihrem Markt auch?
Beim Ankauf von Immobilien allgemein muss man
jetzt schon sehr genau hinschauen, vor allem, wenn
man mit eigenem Geld arbeitet, wie wir. Du nimmst
dir halt, wenn du mehr bezahlst, ein größeres Risiko
herein. Fonds dagegen, Anlage-Unternehmen usw., die
arbeiten mit fremdem Geld und zahlen teils Preise, von
denen wir sagen, das ist nicht mehr nachvollziehbar.
Da merken wir die Preisdynamik schon, und man muss
ja höhere Preise dann im Verkauf wieder wettmachen.
Dann steigen die Preise wohl weiter?
Ich glaube, das kann keiner sagen. Unserer Überzeugung
nach werden die Zinsen weiter unten bleiben, andererseits
haben wir ja global doch einige Krisenherde,
Handelskrieg, Brexit, Großkonzerne bauen Stellen ab,
erhebliche Verwerfungen im Gefolge des Dieselskandals,
was unseren wichtigsten Wirtschaftszweig gefährdet
...
Wagen Sie eine Prognose, wie lange der Bauboom noch
anhält?
Gelände der ehemaligen Glasfabrik in Achern
(Baden-Württemberg): Links der Zustand 2015,
daneben die Baugruben (2018) und rechts die
Visualisierung der geplanten Bebauung.
Ziemlich sicher bis 2022/23, weil so viele Projekte angestoßen
und auch durchfinanziert sind. Die werden
realisiert.
Was bedeutet Digitalisierung konkret für die zukünftige
Konkurrenzfähigkeit Ihres Unternehmens?
Digitalisierung ist natürlich längst ein Wettbewerbsfaktor,
und wir haben sie vor allem in der gesamten
Planung. Angefangen von 3D-Baugruben bis hin zu
3D-Modellen von ganzen Stadtteilen, wie man am
Beispiel Achern sehen kann. Das BIM kommt immer
mehr zum Tragen, sowohl im Immobilienbereich als
auch im Baubereich. (Anm. der Redaktion: BIM ist
die Abkürzung für Building Information Modelling; eine
umfassende Software für Bauwerksdatenmodellierung
und beschreibt eine Methode der optimierten Planung,
Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden.)
„Fonds dagegen, Anlage-Unternehmen
usw., die arbeiten mit
fremdem Geld und zahlen teils
Preise, von denen wir sagen, das
ist nicht mehr nachvollziehbar.“
Inwiefern auf der Baustelle?
Am Bau selber sind die Maschinen GPS-gesteuert. Das
heißt, du gibst dem Computer die Daten ein, und der
Baggerfahrer draußen bekommt auf seinem Display angezeigt,
wie tief seine Schaufel gerade ist und wie tief
er noch runter muss. Das gibt die Arbeitsvorbereitung
bei uns im Haus aufgrund der Plankoordinaten ein.
Dann ist es ja bald soweit, dass man den Baggerfahrer
gar nicht mehr braucht?
Fachkräfte wird man immer brauchen, auch wenn sich
die Anforderungen ändern.
Auf der BAUMA letztes Jahr wurde gezeigt, wie ein
Bagger draußen im Gelände von einem Mann drinnen
im Büro bedient wird ...
So etwas kann ich mir auf absehbare Zeit in der Praxis
nicht vorstellen.
In 20 bis 30 Jahren vielleicht?
Glaube ich nicht. Wer baumaschinenaffin ist und so einen
Job mag, solche Leute gibt es Gott sei Dank noch,
46 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
47 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
„Wir sehen unser Unternehmen
auch als Hobby. Natürlich mag
und muss man Geld verdienen,
aber es muss Spaß machen.“
gerade in Niederbayern ... So einer steuert nicht vom
Büro aus eine Maschine.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen darüber
hinaus? Drängen z. B. Unternehmen aus Niedriglohnländern
auf den Markt?
Wir haben unseren Bautarif, der Mindestlohn ist über 12
Euro. Niedriglohn-Firmen sehen wir nicht als Problem.
Unternehmer sagen uns in letzter Zeit immer, ohne
Mitarbeiter aus Kroatien oder Polen sähe es fachkräftemäßig
düster aus.
Das natürlich schon. Auch wir beschäftigen ausländische
Mitarbeiter, die sich übrigens sehr gut integrieren.
Sie arbeiten top und sind nette Leute.
Wir haben vier Mitarbeiter aus Nigeria, mehrere aus
Osteuropa, die helfen uns ungemein und werden natürlich
nach deutschen Tarifen bezahlt. Auch in der Zusammenarbeit
mit unseren deutschen Mitarbeitern gibt
es keine Probleme, die kommen gut miteinander aus.
Es steht eine Verlagerung an ...
Das Bauunternehmen kommt nach Hengersberg, da
investieren wir ganz erheblich, weil das Bauunternehmen
in der jetzigen Größe fortgeführt werden soll und
ein entsprechendes Areal mit passender Infrastruktur
braucht. Und die anderen Bereiche, Finanzen, Immobilien,
kommen in den Büroturm nach Deggendorf. (Siehe
auch Firmenporträt rechts.)
Wie weit ist der Karl-Turm eigentlich?
Ich war gerade auf der Baustelle, es wird derzeit das
oberste Stockwerk aufgestellt. Wir wollen in der 2. Jahreshälfte
2021 fertig sein. Hengersberg wird Mitte 2020
fertig sein.
Ist Fachkräftemangel für Ihr Unternehmen ein akutes
Problem?
Du musst dich um die Mitarbeiter kümmern. Wir holen
laufend junge, engagierte Leute und bilden selbst aus.
Das funktioniert sehr gut. Das liegt auch daran, dass
unsere Superstars auf den Baustellen ihr Knowhow und
ihre Arbeitsauffassung sehr gut an die jungen Leute
weitergeben.
Wie gelingt Ihnen eine Work-Life-Balance?
Wir sehen unser Unternehmen auch als Hobby. Natürlich
mag und muss man Geld verdienen, aber es muss
Spaß machen.
Überlegt man sich als junger Mensch eigentlich auch
einmal, ob der Einstieg in die väterliche Firma der passende
Weg ist?
Wir sind da einfach hineingewachsen. Bis letztes Jahr
haben wir auch über der Firma, im selben Gebäude,
gewohnt.
n
Hauptsitz der Karl-Gruppe in Innernzell: Derzeit ist darüber hinaus ein neuer, zeitgemäßer Standort
für die Karl Bau GmbH in Hengersberg in Entstehung, der Mitte 2020 fertig sein wird; ein
Jahr später soll die Hauptverwaltung den neuen Karl-Turm in Deggendorf beziehen.
Das Herz schlägt in Niederbayern
Karl Gruppe l Den Abbruch eines Bauwerkes aus der Luft durchführen? Den schiefen
Turm von Pisa aufrechterhalten oder einer Industriebrache neues Leben einhauchen?
Die Antwort auf diese Fragen kennt die Karl-Gruppe. Mit innovativen Lösungen, Kompetenz
und Verlässlichkeit hat sich die Unternehmensgruppe in den letzten Jahrzehnten
deutschlandweit einen Namen aufgebaut.
Das Herz von KARL schlägt in Niederbayern,
wo vor über 50 Jahren die Erfolgsgeschichte des
Familienunternehmens begann. Günther Karl gründete
1966 eine kleine Baufirma und legte damit
den Grundstein. Seither wuchs das Unternehmen
kontinuierlich zu einem familiengeführten Konzern.
Bis heute steht Günther Karl an der Spitze der Unternehmensgruppe,
die er zusammen mit seinen
Söhnen Günther Karl jun. und André Karl leitet.
Vier Geschäftsfelder: Bau, Energie,
Industrie und Immobilien
Über die Jahre sind zum Bereich Bau die Geschäftsfelder
Energie, Industrie und Immobilien
hinzugekommen. Besonders die Unternehmensbereiche
Industrie und Immobilien haben sich zu
bedeutenden Tätigkeitsfeldern der Gruppe entwickelt.
Beispielsweise wurde innerhalb kürzester
Zeit das Areal der ehemaligen Glasfabrik in Achern
(Baden-Württemberg) rückgebaut. (Siehe auch
Interview auf der vorausgehenden Seite.)
Nachhaltiges Wachstum
weiterhin angestrebt
Neben der Entwicklung von Industriebrachen
hat sich KARL in den letzten Jahren auf den Erwerb
und die Revitalisierung von gewerblichen
Leerstandsimmobilien spezialisiert. In Darmstadt
projektierte die Karl-Gruppe aus der Gläubiger-
Position heraus eine Büroimmobilie mit mehr als
56.000 qm Mietfläche und in Eschborn/Frankfurt
drei achtstöckige Bürogebäude mit ca. 22.000 qm
Mietfläche. Nach erfolgreicher Generalsanierung
wurden beide Objekte wieder verkauft.
Eines der wesentlichen Ziele ist und bleibt
nachhaltiges Wachstum – sowohl auf wirtschaftlicher
als auch auf personeller Ebene. Um den Bedarf
an qualifizierten Mitarbeitern und Nachwuchstalenten
auch in Zukunft aus den eigenen Reihen zu decken,
bildet das Familienunternehmen inzwischen in
12 verschiedenen kaufmännischen und technischen
Berufen aus. Zusätzlich bietet die Karl-Gruppe seit
einiger Zeit auch duale Studienplätze an.
Neue Firmengebäude in Hengersberg
und Deggendorf in Bau
Die Expansion der letzten Jahre führte dazu,
dass die bisherigen Betriebsflächen in Innernzell
nicht mehr ausreichend sind. Daher wird derzeit
im Gewerbegebiet in Hengersberg der neue
Standort für den Geschäftsbereich Bau errichtet.
Neben einem modernen Bürogebäude entstehen
auch eine großzügige Werkstatthalle, eine
Schlosserei und eine Lagerhalle. Die Hauptverwaltung
zieht voraussichtlich nächstes Jahr nach
Deggendorf in Karl-Turm, der zentral gelegen auf
insgesamt neun Stockwerken ausreichend Platz
für die Mitarbeiter von KARL sowie für weitere
Mieter bieten wird.
n
Dittrich & Greipl mit neuem Produktionsgebäude
Mit dem Ausbau des Hauptstandortes in Haus i. Wald will die Fa. Dittrich & Greipl
weiter auf Wachstumskurs bleiben.
Heiterkeit bei der Einweihungsfeier: Die Architekten AlfonsDöringer und Albert Köberl (vorne v.r.)
überreichten Geschäftsführer Jürgen Greipl (li.) eine Fotografie vom Werk II.
In Rekordzeit von knapp einem Jahr wurde
das Werk 2 der Fa. Dittrich & Greipl an der Passauer
Straße in Haus i. Wald gebaut, und dabei
wurde sogar der Kostenrahmen eingehalten. Zusammenhalt
und Regionalität waren der Schlüssel
zum Erfolg, so der Tenor der Reden bei der
Einweihungsfeier. In der Betriebskantine „Lusen“
mit weitem Blick über das Ilztal begrüßte Seniorchef
Franz Greipl die Gäste aus Politik und
Wirtschaft.
Hauptredner war Jürgen Greipl, Geschäftsführer
der Dittich & Greipl GmbH und der Greipl
Verwaltungs GmbH. Er sprach von einem „unvergleichlichen
Gefühl“ beim Anblick des fertigen
Werks II. Der Bau eines komplett neuen
Produktionsstandortes für acht Millionen Euro
im Bauabschnitt 1 sei die bisher größte Herausforderung
in der 34-jährigen Firmengeschichte
gewesen. Das Werk sei im Endausbau für 160
Mitarbeiter ausgelegt, schon jetzt würden 100
hier arbeiten.
„Der Schritt war wichtig und notwendig. Für
diesen Entschluss brauchte es viel Mut, Vertrauen
und eine solide Grundlage.“ Dafür bedankte er sich
bei seinen Mitgesellschaftern – seinen Eltern und
seiner Schwester Yvonne und seiner eigenen Familie
mit Ehefrau Sonja.
Für ihre Geduld mit dem Bauherren lobte
Jürgen Greipl die Architekten Alfons Döringer
und Albert Köberl mit Planerin Tina Günther. „Sie
brachten eine Leidenschaft für dieses Objekt mit,
als wäre es ihr eigenes.“ Etwa, als Franz Greipl
spontan die Idee hatte, das Werk Röhrnbach gleich
in den Bauabschnitt 1 zu integrieren. „Das hat unser
Maschinenplanungs-Layout komplett über den
Haufen geworfen. “
Nicht nur bei dieser Umplanung habe sich
die Stärke und Flexibilität der regionalen Unternehmen
gezeigt: „Es wurden Lösungen und keine
Ausreden gesucht“, so Greipl.
n
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Karl-Turm wird höher
Beim Karl-Turm in Deggendorf wird
derzeit der „Gipfel“ erreicht: Das
9. Stockwerk in dem einen Gebäudeteil
und ein Technik-Aufbau oben
auf deme 8. Stockwerk des anderen.
Die Umplanungen sind eine Folge der
großen Probleme mit den Bohrpfählen
in dem schwierigen Untergrund.
Da die Technik-Räume nicht wie ursprünglich
geplant unterirdisch untergebracht
werden können, werden sie auf
das Dach verlagert. Dafür wurde bereits
vor rund einem Jahr eine Tekturänderung
beantragt, nun wird für Lüftung und
Co. noch etwas mehr Platz benötigt.
Eigentlich sollte eine Gebäude-Hälfte
Richtung Stadthallenkreuzung nur acht
Stockwerke bekommen. Nun werden
es jeweils neun, das eine aber lediglich
eine deutlich zurückgesetzte Einhausung
der Technik. Der Bauauschauss hat
der Änderung einstimmig zugestimmt.
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48 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
49 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
„Service macht eine
Firma zum Unternehmen“
Unternehmensgruppe Bachl l „Gemeinsam Werte schaffen“ heißt der Leitspruch der
Unternehmensgruppe Bachl, deren bald hundertjährige Geschichte sich liest wie ein
immerwährendes Wirtschaftswunder. Von einer ursprünglich kleinen Ziegelei hat man
sich zu einem Big Player, nicht nur in der heimischen Bauwirtschaft, entwickelt. Auch
zukünftig will das Unternehmen dynamisch weiterwachsen und dabei frühzeitig ökologische
Belange in die Wachstumsstrategie miteinbeziehen.
Heute hat die Unternehmensgruppe Bachl vier
große, starke Geschäftsbereiche: Kunststoffe/
Dämmstoffe, Hoch- und Tiefbau, Betonwerk sowie
Fenster und Türen. Dazu kommen Autohäuser
und firmeneigene Gästehäuser. Die Produkte
und Dienstleistungen umfassen ein ungewöhnlich
breites Spektrum, das von Dämmstoffen über
Baudienstleistungen, kommunalem Straßenbau
über Qualitätsbaustoffe aus Beton, Fertigteilen
aus Stahl- und Spannbeton, Baustoffen für Garten-
und Landschaftsbau, Natursteinprodukten für
Küche, Bad und Wohnen, Metall- und Stahlbau bis
hin zu Fenster und Türen aus eigener Produktion
reicht. Somit ist Bachl ein Partner für alle Phasen
des Bauens.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr
1926 in Deching bei Röhrnbach als Produktionsstätte
von Mauerziegeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg
führte ein stetiger Aufwärtstrend zu einem
erweiterten Angebot von Produkten und Dienstleistungen
rund um den Bausektor.
Zahlen & Fakten
Geschäftsbereiche
• Hoch- und Tiefbau
• Betonwerke
• Kunststoffe/Dämmstoffe/Recycling
• Fenster- und Türen
• Granitwerk
• Mobilitätszentrum
• Gästehäuser
Mitarbeiter: ca. 2.000
Produktionsstätten in Deutschland,
Tschechien und Ungarn
Handelsniederlassungen in Tschechien,
Ungarn, Österreich, Italien,
Polen, Rumänien und Kroatien
Die kleine Ziegelei hat sich inzwischen zu einer
Firmengruppe mit etwa 2.000 Mitarbeitern im Inund
Ausland entwickelt. Im Bereich Kunststoffe/
Dämmstoffe wird nicht nur an deutschen Produktionsstandorten,
sondern auch in Tschechien und
Ungarn produziert, allerdings werden von dort aus
fast nur die heimischen Märkte und aufgrund der
räumlichen Nähe auch der österreichische Markt
bedient. Da Dämmstoffe ein hohes Transportvolumen
erfordern, sind weite Transportwege nicht
wirtschaftlich.
„Es kommt darauf an, immer die
Zeichen des Marktes früh zu
erkennen und schnell zu
reagieren. Wo läuft es hin, was
machen die Wettbewerber, was
wollen die Kunden?“
Neben den Auslandstöchtern in Tschechien
und Ungarn werden in Österreich, Italien, Polen,
Rumänien und Kroatien Handelsniederlassungen
unterhalten. In Deutschland und Tschechien ist
Bachl Markführer bei Dämmstoffen.
Die Leitung des Unternehmens liegt in Händen
von Familienunternehmer Karl Bachl sowie den
beiden Geschäftsführern Michael Küblbeck und
Thomas Hörtreiter-Buchcic. Als entscheidende Herausforderung
sehen sie, „immer die Zeichen des
Marktes früh zu erkennen und schnell zu reagieren:
Wo läuft es hin, was machen die Wettbewerber,
was wollen die Kunden?“
Das ist bei der Vielschichtigkeit der Gruppe
Granitwerk Hauzenberg: „Alle Bestandteile liefert die Natur.“
Dämmplattenverlegung.
Oben: Natursteinprodukte gehören zum Portfolio.
Unten: Betonfertigteile.
Ausstellungsstücke im Kunststoffcampus Bayern.
Bachl-Transporter: „Mobilität ist natürlich auch für
uns ein ganz wichtiger Punkt.“
„Eine moderne und nachhaltige
Bauweise ist ohne
konstruktive Fertigteile aus
Stahl- und Spannbeton heute
kaum mehr denkbar.“
ziemlich komplex, zumal ständige Änderungen
in den Bereichen Technik, Zulassungen, Gesetze,
Auflagen usw. mit herein spielen. Dazu kommen
die Schnelllebigkeit und Volatilität der Weltmärkte.
Denn Bachl bezieht Rohstoffe aus aller Welt. In
jedem Bereich gilt es, kontinuierlich zu überlegen,
wo es hingehen soll und dabei langfristige Planungen
aufzustellen, die bei Bedarf ständig nachjustiert
werden können. Diese Planung ist ebenfalls
abhängig von Regelungen und Gesetzen, welche
die Energiewende mit sich bringt, auch die jüngst
beschlossenen Maßnahmen zum Klimaschutz betreffen
Bachl direkt.
„Dämmen ist aktiver
Klimaschutz“
Denn „Dämmen ist aktiver Klimaschutz“ lautet
eine der Leitlinien. Bereits 2014 wurde unter
Federführung der Firmengruppe Bachl das erste
Energieeffizienzhaus Plus in Niederbayern errichtet,
das die Ostbayerische Technische Hochschule
Regensburg zwei Jahre lang im Rahmen der
Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundes
wissenschaftlich begleitet hat.
Die Karl Bachl Kunststoffverarbeitung entwickelt
und produziert seit 1969 hochwertige
Dämmstoffe für Anwendungen an Dach, Wand,
Fußboden und Keller sowie für Sonderanwendungen
im industriellen Bereich. Modernste Produktionsanlagen
und ein Innovationsmanagement
sorgen für eine ressourcenschonende Herstellung.
Dazu gehört auch, dass Produktionsreste dem Fertigungsprozess
direkt wieder zugeführt werden.
Fenster und Türen komplettieren
energieeffiziente Gebäudehüllen
Seit rund 30 Jahren fertigt Bachl in eigenen
Produktionsstätten auf modernsten Anlagen Fenster
und Türen aus Kunststoff und Aluminium mit
einem hohen Anspruch an Qualität, Service und
Zuverlässigkeit. Das heißt: Beratung, Planung, Aufmaß,
Fertigung und Einbau aus einer Hand.
Darüber hinaus sind Kunststofffenster von
Bachl zu 100 Prozent recycelbar. Sowohl alte,
ausgebaute Kunststofffenster, als auch bei der
Fertigung neuer Fenster anfallende Reste werden
wiederverwertet und durch ein spezielles Verfahren
wieder dem Produktionskreislauf zugeführt.
In den Karl Bachl Betonwerken werden seit
fast einem Jahrhundert hochqualitative Hoch- und
Tiefbaustoffe produziert. Dabei ist der Werkstoff
Beton in der modernen Bauweise aktueller denn
je – nicht nur wegen seiner Widerstandsfähigkeit,
seiner Langlebigkeit oder dem damit verbundenen
Werterhalt, sondern auch wegen seiner Eigenschaft
als Wärmespeicher.
Beton als zukunftsweisender
Qualitäts-Baustoff
Im Hinblick auf Ökologie braucht sich Beton
nicht zu verstecken. Alle Bestandteile liefert die Natur,
und von der Herstellung bis zum Recycling weist
dieser Baustoff eine umweltfreundliche Energiebilanz
auf. Durch Vorfertigung von Betonbauteilen ist
er zudem wirtschaftlich und zukunftsweisend.
Individuelle Lösungen im
Fertigteilbau
Hochwertig und nach jeweiliger Anforderung
produziert, beschleunigen konstruktive Fertigteile
aus Stahl- und Spannbeton jedes Bauvorhaben. Sie
sind wirtschaftlicher als aufwendige Schalungsarbeiten
vor Ort und durchaus auch interessant im
Hinblick auf den Fachkräftemangel.
Dank innovativer Schalungstechniken erschließen
die individuell geplanten und nach Maß
produzierten Fertigteile über die reine Funktionalität
hinaus auch eine Vielzahl an architektonischen
Gestaltungsmöglichkeiten.
Automotive mit kräftigen Synergien
für das ganze Unternehmen
Direkt an der B 12 zwischen Passau und Böhmen
befindet sich das Bachl Mobilitätszentrum –
eine Servicestation für die Region. Dazu gehören
zwei Autohäuser mit den Erfolgsmarken Mercedes
und KIA sowie eine moderne Werkstatt mit Reifenund
Ersatzteilservice. Auf dem großzügigen Areal
befindet sich zudem ein moderner Rasthof mit außergewöhnlichem
Serviceangebot, der 24 Stunden
am Tag geöffnet hat – auch sonn- und feiertags.
Sogar drei Gästehäuser betreibt das Unternehmen
mittlerweile – eines im Ilztal, zwei in Sachsen. n
(Siehe auch Interview auf der Folgeseite.)
50 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
51 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Ständiges Streben nach vorne
und pausenloses Optimieren.
Unternehmensgruppe Bachl l Die Karl Bachl GmbH & Co. KG zählt mit ihren fünf Unternehmensbereichen und zahlreichen
Niederlassungen im In- und Ausland sowie rund 2.000 Mitarbeitern zu den wichtigsten Akteuren der heimischen und europäischen
Bauindustrie. Zu ihren Stärken gehört eine Vielseitigkeit, die ihresgleichen sucht. Geschäftsführer Michael Küblbeck (Bereich Kunststoffe/Dämmstoffe)
im Wirtschaftsleben-Gespräch über die sonstigen Erfolgsfaktoren und weitere Wachstumschancen.
Herr Küblbeck, die Unternehmensgruppe Bachl hat sich
in wichtigen Teilbranchen der Bauwirtschaft eine herausragende
Rolle erarbeitet und die Aktivitäten sogar
in die Bereiche Automotiv und Gastronomie ausgeweitet.
Was ist Ihr USP, was haben Sie, was die Anderen
nicht haben?
Unser Erfolg ist vor allem auf unsere qualifizierten und
motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen.
Durch die Unterstützung der Führungskräfte,
die sich zum Großteil aus unserer eigenen Mannschaft
heraus entwickelt haben, und eine wertschätzende Zusammenarbeit
innerhalb der einzelnen Teams können
wir unser Leitbild „Gemeinsam Werte schaffen“ leben
und auch auf unsere Produkte und Kunden übertragen.
Zudem haben wir den Anspruch an uns, in jedem Bereich
immer mindestens so gut zu sein wie der Wettbewerb.
Wir streben dabei stets nach vorne und optimieren bei
Bedarf unsere bestehenden Prozesse und Strukturen.
Gerade rund um unseren Firmensitz profitieren wir von
einer starken Verwurzelung mit der Region.
Wie kam es eigentlich zum Engagement im Bereich Automotive,
das ist ja für ein Bauunternehmen nicht das
Nächstliegende?
Unser Unternehmen verfügt schon seit langer Zeit über
einen umfangreichen Fuhrpark, der kontinuierlich am
Wachsen ist. Da wir bei unseren LKWs fast ausschließlich
auf Mercedes setzen, haben wir eine eigene leistungsfähige
Mercedes-Werkstatt aufgebaut, zumal es
in der näheren Umgebung auch keine gab. So kam es
aus Effizienzgründen zu einer firmeneigenen Werkstatt
und Tankstelle, aus denen sich nun hervorragende Synergien
für das gesamte Unternehmen ergeben.
In welchen Teilbereichen Ihres Unternehmens sehen
Sie in den nächsten Jahren die stärkste Dynamik?
Dynamik im Sinne von Veränderung gibt es heutzutage
in jedem Bereich, weil man sich dem Wandel anpassen
muss. Wir sehen aber auch in jedem Bereich Wachstumspotenziale.
Im Bereich Bau ist dies z. B. der Netzbau: Hier haben
wir ein enormes Wachstumspotenzial.
Bei den Betonwerken ist es die modulare Fertigung,
welche auch hinsichtlich des Arbeitskräftemangels in
der Baubranche immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Je mehr man im Werk vorfertigen kann, desto weniger
Arbeitsstunden falllen auf der Baustelle an.
Im Bereich Dämmstoffe geben Themen wie Energieeffizienz
und Klimawandel die Marschrichtung vor, sodass
Geschäftsführer Dipl.Kfm. Michael Küblbeck (Bereich
Kunststoffe/Dämmstoffe)
„Wir sehen die ökologischen
Belange eher als Wachstumschance,
weil der Trend in Richtung
Kreislaufwirtschaft geht.“
immer stärker hochwertige Dämmsysteme gefordert
sind. Falls der Neubau irgendwann wieder stagnieren
sollte, wird man verstärkt auf die Sanierung von Bestandsgebäuden
setzen – vor allem auch in energetischer
Hinsicht. Und bei diesem Thema ist auch ein weiterer
Bereich unseres Unternehmens gefragt, nämlich
unser Fensterwerk.
Sie erwarten eine Sanierungswelle?
Momentan haben wir in Deutschland eine Sanierungsquote
von deutlich unter einem Prozent, wonach theoretisch
jedes Gebäude nur alle 150 Jahre saniert werden
würde. Der dadurch entstehende Sanierungsrückstau
muss zwangsläufig abgebaut werden. Wenn man sich
alleine vor Augen hält, dass 43 % des deutschen Primärenergieverbrauchs
auf das Konto der Gebäude gehen,
sieht man, wie groß hier der Handlungsbedarf ist.
Das ist für den Dämmstoffmarkt eine große Chance.
Sind die Wachstumschancen Ihres Unternehmens
durch Flächenknappheit bzw. ökologische Belange eingeschränkt?
Wir sehen die ökologischen Belange eher als Wachstumschance.
Der Trend geht in Richtung Kreislaufwirtschaft.
Aus diesem Grund haben wir z. B. vor kurzem
die Regranulatsparte von Deutschlands größtem
EPS-Recycler, der Fischer Gruppe, übernommen. Im
Rahmen einer Genossenschaft errichten wir zudem
gerade in den Niederlanden zusammen mit anderen
europäischen Unternehmen aus der PS-Branche eine
Recycling-Anlage, in der aus EPS-Abfällen mit Hilfe
der so genannten CreaSolv ® Technologie wieder reiner
Rohstoff gewonnen werden kann. Insgesamt sehen wir
das Thema Nachhaltigkeit als Chance, die es zu ergreifen
gilt.
Dass auf diesem Gebiet der Erfolg vor allem von zukunftsweisenden
Technologien abhängt, hat sich noch
nicht so richtig in der Politik herumgesprochen.
Hier müsste die Förderkulisse weiter verbessert werden,
womit wir wieder bei den Themen energetische
Sanierung und steuerliche Absetzbarkeit wären.
Auf Kosten des Steuerzahlers?
Beim Primärenergiebedarf könnte man problemlos 20 %
einsparen, ohne den Fiskus zu belasten, da durch die
Mehrwertsteuer und Unternehmensbesteuerungen das
Geld wieder zurückfließen würde. Die Amortisierungsdauer
der Ausgaben auf Verbraucherseite würde sich
nicht nur durch die steuerliche Vergünstigung, sondern
auch durch die Energieeinsparung verkürzen.
Ist das Ihre persönliche Einschätzung?
Es gibt hierzu eine belastbare Studie des Forschungsinstituts
für Wärmeschutz (FIW )in München. Diese
besagt u. a. auch, dass der Großteil der Energie, welche
jährlich über die Hauswände aller deutschen Wohnhäuser
verloren geht, in etwa der Leistung der deutschen
Atomkraftwerke entspricht und mittels fachgerechter
Dämmung eingespart werden könnte. Es wäre also
grundsätzlich möglich, Atomkraftwerke allein durch
Gebäudedämmung zu kompensieren.
Inhaber und Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Karl Bachl blickt zusammen mit seiner Tochter und Mitinhaberin
Christine Bachl auf ein jahrzehntelanges, durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder und Zukäufen
bedingtes Wachstum zurück
Man hört landauf, landab von Preis-Explosionen im Immobilienbereich.
Sehen Sie das in Ihrem Markt auch
bzw. ist Ihr Unternehmen davon betroffen?
Wir sehen diese Preissteigerungen ebenfalls, aber vorrangig
bei den Grundstücken. In den Bereichen Bauzulieferindustrie
und Bauausführungen sind die Kosten
grundsätzlich stabil, jedoch lassen inflationsbedingte
Lohnerhöhungen auch dort die Preise steigen. Aber es
gibt auch bestimmte Rohstoffe wie Sand und Kies, welche
aufgrund ihrer Verknappung immer teurer werden
und damit auch zu Preiserhöhungen im Immobilienbereich
beitragen.
Das betrifft Sie aber nicht wirklich, oder?
Mittelbar natürlich schon, wenn dadurch weniger Projekte
realisiert werden
Ich meinte die steigenden Grundstückskosten …
Wir merken schon, dass die Bautätigkeit sich verändert.
Der Trend geht eher weg vom Einfamilienhaus, hin zum
Mehrgeschossbau, vor allem in den Städten.
Wagen Sie eine Prognose, wie lange der Bauboom noch
anhält?
Für mindestens die nächsten zwei Jahre stehen mehr
als genügend Projekte an; für alles, was darüber hinausgeht,
lassen sich nur schwer Prognosen treffen. Momentan
sehen wir jedenfalls noch keine Abschwächung.
Was bedeutet Digitalisierung konkret für die zukünftige
Konkurrenzfähigkeit Ihres Unternehmens?
Digitalisierung ist natürlich für uns ein riesen Thema. Wir
haben mehrere Mitarbeiter, die sich speziell damit beschäftigen.
Die Effizienz unserer Produktion hängt maßgeblich
davon ab und verschafft uns im Vergleich zum
Wettbewerb entscheidende Vorteile für unsere Kunden.
„Wir müssen die Digitalisierung
vorantreiben, damit wir mit den
Arbeitskräften, die uns zur
Verfügung stehen, das immer
größer werdende Volumen
bewältigen können.“
Geht das schon über die administrative Auftragsabwicklung
hinaus?
Das hängt vom Produkt ab. In einigen Betriebsteilen
sind die Abläufe komplett digitalisiert. Nehmen wir unsere
Dämmstoffsparte. Wenn der Kunde bis 13.00 Uhr
bestellt, ist die Ware am nächsten Morgen deutschlandweit
um 7.00 Uhr auf der Baustelle, obwohl sie dazwischen
noch gefertigt werden muss. Diesen Spezialservice
bieten wir diversen Kunden an.
Sagten Sie deutschlandweit?
Wir haben in Deutschland z. B. fünf EPS-Werke. Die
Disposition erfolgt nicht durch einen Mitarbeiter, sondern
ist voll digitalisiert – von der Auftragsannahme,
über die Entscheidung, an welchem Standort die entsprechenden
Kapazitäten bewerkstelligt werden können,
bis hin zu Transport und Logistik..
Ähnlich läuft es in den anderen Bereichen. Aber das ist
längst nicht abgeschlossen. Wir sehen Digitalisierung
bis auf weiteres als große Herausforderung.
Karl Bachl GmbH & Co. KG: Hauptsitz in Deching
bei Röhrnbach. Aus einer vor fast 100 Jahren
gegründeten Ziegelei wurde eine international
agierende Firmengruppe mit rund 2.000 Mitarbeitern
und zahlreichen Niederlassungen im In- und
Ausland. (Siehe auch „Läuft Röhrnbach“, S. 38 ff)
Dipl.-Betriebswirt (FH) Thomas Hörtreiter-Buchcic:
Geschäftsführer Baudienstleistungen und
Betonwerke
Was genau ist beim Styropor noch menschliche Arbeit?
Die Bedienung und Überwachung der Produktionsanlagen
und natürlich die Herstellung von Sonderanfertigungen
sowie beispielsweise das Bewegen von Material
oder auch die Verladung.
Wie weit kann sich Automatisierung in Ihrem Bereich
– konkret an der Baustelle – in den nächsten 20-30
Jahren entwickeln? Spricht man schon vom autonomen
Bagger oder Ähnlichem?
Den Faktor Mensch wird man nicht ersetzen können.
Und das ist auch gut so.
Fallen durch Digitalisierung mehr Arbeitsplätze weg,
als neu dazukommen?
Unser Unternehmen ist von Wachstum geprägt. Wir
müssen die Digitalisierung vorantreiben, um unsere
Aufgaben erfüllen zu können.
Gleichzeitig müssen wir uns so aufstellen, dass wir mit
den Arbeitskräften, die uns zur Verfügung stehen, ein
immer größeres Volumen bewältigen können.
Also eher Fachkräftemangel?
Wir sind stets auf der Suche nach Fachkräften. Eine
Stelle in unserer Personalabteilung ist alleine dafür zuständig,
qualifizierten Leuten von extern den Weg zur
Firma Bachl zu zeigen.
Bekommen Sie ausreichend?
Wir bekommen das einigermaßen gut hin und haben
hierzu verschiedene Maßnahmen wie z. B. die Aktion
„Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ initiiert.
Sowohl am Firmensitz als auch an allen anderen Standorten
versuchen wir, eine enge Vernetzung mit der
Region zu pflegen, um ausreichend Arbeitskräfte zu
bekommen.
Haben Sie ein erfolgreiches Rezept für Ihre persönliche
Work-Life-Balance?
Als Führungskraft hat man natürlich keine 40-Stundenwoche
und für Hobbies meistens weniger Zeit als
manch anderer. Für mich ist es das Wichtigste, dass
die Arbeit Spaß macht, denn dann ist man auch in der
Lage, Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.
Wenn die Arbeit gleichzeitig zum Hobby wird, dann
stellt sich die Balance automatisch ein. n
(Siehe auch Beitrag auf der vorausgehenden Seite.)
52 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
53 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
„Du musst die Menschen mögen“
Unternehmensgrupppe HAIDL Fenster und Türen l In gut 25 Jahren Jahren hat Max Haidl eine Unternehmensgruppe auf die Beine
gestellt, die in ihrem Marktsegment auf dem europäischen Markt ganz vorne mitspielt und gegen internationale Konkurrenz eine
herausragende Position hält. Im WirtschaftsLEBEN-Interview schildert er, worauf es beim Erfolg ankommt und benennt die aktuellen
Herausforderungen für einen Mittelständler in Zeiten der Globalisierung.
Herr Haidl, kann man die Gründe für so eine erfolgreiche
Dynamik auf den Punkt bringen?
Das lässt sich nicht plakativ zusammenfassen. Aber an
erster Stelle sind das die Mitarbeiter. Dann die Fertigungsanlagen,
da würde ich uns unter die zehn Modernsten
in Europa einordnen.
Aber was ist mit dem Unternehmer?
Man muss natürlich sehr viel Empathie mitbringen und
Entscheidungsfreude. Und man muss den ständigen
Druck aushalten. Dazu kommt, was fast noch schwieriger
ist, du musst Druck ausüben, du musst hinschauen.
Also motivieren.
Ja, und zwar vor allem, wenn es darum geht, unangenehme
Dinge anzupacken. Führung bedeutet auch, du
musst den Leuten sagen, wo es lang geht.
Was genau heißt das?
Es geht natürlich immer um Leistung, aber eine Führungskraft
muss vor allem Fairness, Gerechtigkeit und
Geradlinigkeit leben, damit es sich auf die Mitarbeiter,
auf die Unternehmenskultur überträgt.
In welchen Teilbereichen Ihres Unternehmens sehen
Sie in den nächsten Jahren die stärkste Dynamik?
Holzbau und Zimmerei wahrscheinlich. Weil immer
mehr der schlüsselfertige Bau kommt und auch wegen
der Klimaproblematik. Da bietet einfach der Holzrahmenbau
sehr viele Vorteile.
Wie ist die Entwicklung bei den Werkstoffen im Fensterbau?
Geht Kunststoff zurück?
Max Haidl: „Du musst den ständigen Druck
aushalten.“
„Erste Voraussetzung für den
Erfolg sind Mitarbeiter, die unsere
Unternehmenskultur mittragen:
Leistung, Geradlinigkeit, Fairness
und Zuverlässigkeit.“
Das ist differenziert zu sehen. Ich glaube nicht, dass
es rückläufig sein wird. Kunststofffenster werden im
Neubau immer einen hohen Marktanteil haben, weil sie
einfach günstiger sind. Und Holz-Alu-Fenster werden
vor allem immer im Bereich Sanierung einen hohen
Marktanteil haben, weil da die Leute nicht so sehr auf
den letzten Euro schauen.
Sind die Wachstumschancen Ihres Unternehmens
durch Flächenknappheit bzw. ökologische Belange eingeschränkt?
Im Gegenteil. Ökologisches Bauen bietet für uns Wachstumschancen.
Die Flächenknappheit ist aber ein zentrales
Problem. Du musst heute, um Erfolg zu haben,
anders bauen als noch vor 20 oder 30 Jahren.
Das heißt?
Du musst eine moderne Fertigung haben, wo sich Mitarbeiter
wohlfühlen. Dazu helle, freundliche und gesunde
Arbeitsplätze. Das fordert natürlich einen gewissen
Flächenverbrauch.
Das betrifft jetzt Fertigungshallen?
Genau
Und im Wohnbau?
Da gibt es genügend Sanierungsfälle – Altbau, Leerstände,
Fabrikgebäude, die nicht mehr genützt werden
können, usw. Auch gibt es Potenzial hinsichtlich verdichteter
Bebauung, gerade in Städten.
Sanierung als großer Wachstumsmarkt?
Absolut. Wir haben in den letzten zehn Jahren, seit der
Finanzkrise und den gefallenen Zinsen, eine immense
Neubauentwicklung gehabt. Davor sind mehr als zwei
Drittel unserer Fenster in die Sanierung/Renovierung
gegangen. Heute ist es umgekehrt: Zwei Drittel gehen
in den Neubau. Und das wird sich wieder ändern. Der
Neubauboom wird noch 1-2 Jahre anhalten, die Baugenehmigungszahlen
sind bereits rückläufig, dann kommt
wieder mehr Sanierung.
Nehmen wir etwa den Bauboom in den neuen Bundesländern
nach der Wende. Diese Gebäude sind dann über
30 Jahre alt, da stehen Sanierungen an.
Man hört landauf, landab von Preis-Explosionen im
Baubereich. Sehen Sie das in Ihrem Markt auch bzw.
ist Ihr Unternehmen davon betroffen?
Ja, bei den Zulieferungen und natürlich im eigenen
Unternehmen durch höhere Lohnkosten. Die Lohnsteigerungen
sind de facto deutlich höher als die tariflich
vereinbarten Erhöhungen, vor allem bei Leistungsträgern.
Wie weit kann man die an den Kunden weitergeben?
Wir versuchen natürlich auch, zu rationalisieren und
zu modernisieren. Das ist ein ständiger Prozess, aber
es gibt Grenzen, dann muss man gesteigerte Kosten
weiterreichen, damit man wirtschaftlich gesund bleibt.
Was bedeutet Digitalisierung konkret für die zukünftige
Konkurrenzfähigkeit Ihres Unternehmens?
Wir digitalisieren und automatisieren bereits seit 2004
intensiv und kontinuierlich. Derzeit läuft ein Projekt, das
in ungefähr eineinhalb Jahren abgeschlossen sein wird,
damit haben wir unseren Stand in Europa dann nochmals
ausgebaut.
Was kann man sich konkret darunter vorstellen?
Das ist vor allem eine durchgängige Vernetzung aller
Bereiche. Eine Anfrage kommt rein, der Kunde bekommt
ein Angebot, es wird ein Auftrag. Dann betrifft
das die Materialwirtschaft, die Produktionskapazitäten,
Liefertermine, bis zur Auslieferung und Fakturierung/
Bezahlung.
Der Fachhandelskunde kann z. B. auf seinem Smartphone
sehen, in welcher Produktionsphase die Fenster sind.
Von links: Eingang zum HAIDL ATRIUM: Der
Region etwas zurückgeben und sie weiter vorwärts
bringen.“
Hauptwerk in Röhrnbach: 1992 errichtet und seitdem
immer wieder vergrößert.
Standort im österreichischen Reichersberg: Derzeit
entsteht dort eine weitere Produktionshalle.
Max Haidl mit Söhnen Florian (li.) und Philipp (re.): „Nach dem abflauenden Neubau-Boom wird in
1-2 Jahren wieder mehr Sanierung kommen.“
Zu den großen
Herausforderungen für
uns gehört die
Wettbewerbsverzerrung auf dem
europäischen Markt, die osteuropäischen
Konkurrenten werden
eklatant bevorteilt.“
Und seinem Endkunden entsprechende Auskunft geben,
auch einen verbindlichen Liefertermin sagen usw.
Und in der eigentlichen Produktion?
Der ganze Ablauf ist voll automatisiert. Die Mitarbeiter
arbeiten mit Scanner und Bildschirm, d. h. es laufen
keine Arbeitspapiere mehr mit.
Aber Zuschneiden, Bohren, Fräsen, das machen Mitarbeiter?
Ja. Es müssen auch Dichtungen eingezogen werden,
Verschweißen, Gläser einsetzen, Beschläge reinschrauben
usw. Klar sind da auch Roboter am Werk, aber die
müssen auch noch gesteuert und überwacht werden.
Braucht man also weniger Leute?
Vor 20 Jahren habe ich für den gleichen Ausstoß ungefähr
die doppelte Mitarbeiterzahl gebraucht.
Wie weit kann sich Automatisierung in Ihrem Bereich –
vor allem in der Fertigung, aber auch auf der Baustelle
– in den nächsten 20-30 Jahren entwickeln? Geht das
noch so weiter?
Nein, jedenfalls nicht in diesem Tempo. Wir stoßen da
an ganz natürliche physikalische Grenzen. Automatisierung
geht halt ab einer gewissen Komplexität langsamer
oder gar nicht.
Wo fallen Arbeitsplätze weg, welche neuen könnten
entstehen?
Neue Arbeitsplätze entstehen ganz eindeutig im EDV-
Bereich. Darüber hinaus im Bereich Lager, Logistik,
Service. Aber auch in der technischen Abwicklung, also
Planung, Arbeitsvorbereitung.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen darüber
hinaus?
Die Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU ist eklatant.
Inwiefern?
Nehmen wir z. B. Polen oder überhaupt osteuropäische
Länder. Die haben Subventionsvorteile von bis zu 60 %.
Und die haben nicht die hohen Sozialstandards. Dort
gibt es z. B. Tagelöhner, die nur beschäftigt werden,
wenn Arbeit da ist. Das ist bei uns undenkbar, da hat
schon Zeitarbeit nicht das beste Image.
Nicht dass wir solche Zustände wie in Polen wollten,
aber es ist eben ein verzerrter Wettbewerb.
Auch die Bürokratisierung gehört hier dazu. Im Hochlohnland
Deutschland haben wir nun mal eine teure
Fertigung und damit deutliche Nachteile. Nicht nur
gegenüber asiatischen Staaten, sondern auch schon
gegenüber osteuropäischen.
Aber Sie fertigen nur in Deutschland und Österreich?
Ja, weil wir eine ganz andere Philosophie haben. Über
Qualität reden wir erst gar nicht, die ist bei uns sowieso
gegeben; entscheidend ist für uns höchste Kompetenz
und Zuverlässigkeit. Dass der Kunde also von uns ein
entsprechendes Produkt bekommt und nicht irgendwas
von der Stange.
Ihre Kunden wissen, dass sie ein wenig mehr bezahlen,
aber dafür ist es vom Haidl?
Genauso ist es.
Wie zufrieden sind Sie mit der Internetversorgung an
54 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
55 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Ihren Standorten?
Mittlerweile kann man damit leben, hat aber lange gedauert.
In Röhrnbach sind wir aber noch weit hinter
Österreich. Unser Standort in Reichersberg ist deutlich
besser versorgt.
Ist Fachkräftemangel für Ihr Unternehmen ein akutes
Problem?
Ich denke, wir gehören zu den attraktiveren Arbeitgebern.
Wir gestehen unseren Mitarbeitern z. B. eine
gewisse Work-Life-Balance zu, Freitagnachmittag oder
Samstag arbeiten etwa kommt bei uns nur in Ausnahmefällen
vor. Ein angemessener Sommerurlaub usw. ist
Standard.
Wir tun auch sehr viel im sozialen Bereich, verschiedene
Vergünstigungen, Zuschüsse für Kinderbetreuung,
Fahrradleasing usw.
Daher haben wir das Fachkräftethema ganz gut im
Griff. Wir haben auch keine Probleme mit Lehrlingsnachwuchs.
Einen Mangel gibt es allerdings bei LKW-Fahrern.
Beschäftigen Sie Migranten oder würden Sie welche
beschäftigen, wenn es sich anböte?
Ja, unter zwei Voraussetzungen, erstens Arbeitswilligkeit,
d.h. ein Schuss deutsche Mentalität, Zuverlässigkeit
vor allem; zweitens ausreichende Deutschkenntnisse.
Er muss mindestens die Anweisungen ganz klar
verstehen, was er zu tun hat. An letzterem ist es bisher
gescheitert.
„Es ist wohl vor allem die Freude
an der Arbeit, ein gewisser Ehrgeiz
gehört dazu, aber auch:
Gern mit Menschen zusammen
sein. Als Unternehmer musst du
die Menschen mögen, egal ob
Kunden, Lieferanten
oder Mitarbeiter.“
Wie läuft eigentlich das HAIDL-ATRIUM?
Es geht gerade so mit einer schwarzen Null in die Bilanz,
was die laufenden Kosten angeht, aber für eine
Abschreibung oder Refinanzierung reicht es nicht. Dafür,
dass wir es nicht forcieren, läuft es also relativ gut.
Das Entscheidende für mich ist ohnehin nicht die Vollauslastung,
es ist ja auch unter dem Aspekt entstanden,
dass wir der Region etwas zurückgeben wollen. Nicht
zuletzt nützt es uns wohl auch hinsichtlich Fachkräften
und Lehrlingen, die uns auf diesem Weg einfach
kennenlernen. Wir haben z. B. Abschlussbälle der verschiedenen
Schulen bei uns. Darüber hinaus haben wir
Tagungen, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, Kabarett- und
Musikveranstaltungen, Ausstellungen …
Was treibt einen als Unternehmer an, sein Leben so
sehr an der Entwicklung der Firma auszurichten?
Es ist wohl vor allem die Freude an der Arbeit, ein gewisser
Ehrgeiz gehört dazu, aber auch: Gern mit Menschen
zusammen sein. Du musst die Menschen mögen,
egal ob Kunden, Lieferanten oder Mitarbeiter.
Und es ist immer interessant. Wenn du am Montagfrüh
reinkommst, weißt du nie, wer kommt heute, wer
kommt heute nicht. Wer hat sich beim Fußballspielen
verletzt oder ist krank …
Wie sieht Ihre persönliche Work-Life-Balance aus?
Meine Frau und ich fahren öfter mal in Kurzurlaub –
drei, vier Tage. Ich brauche nicht 14 Tage, das muss ich
vorher büßen und danach erst recht.
Ansonsten reicht eine gewisse Grundzufriedenheit,
sich freuen, Dankbarkeit fürs Leben. Dankbarkeit ist
für mich der alles entscheidende Schlüssel zu einem
erfolgreichen und positiven Leben.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Ja.
n
jobs.knaufamf.com
HAIDLGruppe – „Den Unterschied erleben“
Vor genau 56 Jahren, im Jahr 1954, gründete Max Haidl sen. einen kleinen Zimmereibetrieb. Max Haidl jun. baute diesen zu einem
modernen Holzbaubetrieb aus und begann im Jahr 1993 mit sechs Mitarbeitern eine Fertigung von Kunststoff-Fenstern.
Was vor mehr als 50 Jahren als kleiner Handwerksbetrieb
begann, ist mittlerweile ein modernes,
leistungsstarkes Unternehmen geworden.
Erfahrung und Können aus jahrzehntelanger Tätigkeit
und mehr als 200 gut ausgebildete Mitarbeiter
vermitteln den Kunden Vertrauen und Sicherheit.
Modernste Maschinen und Anlagen, die Zusammenarbeit
mit führenden Zulieferern und ständige
Weiterentwicklung gewährleisten Qualität auf
höchstem Niveau.
Heute verlassen pro Jahr mehr als 65.000
Kunststofffenster, 20.000 Holz/Holz-Alu Fenster
sowie über 5.000 Haustüren die Werke der Unternehmensgruppe.
HAIDL Fenster und Haustüren
stehen im gesamten süddeutschen und österreichischen
Raum für höchste Qualität und Zuverlässigkeit.
„Vieles hat sich im Laufe der langjährigen
Firmengeschichte geändert, aber eines ist geblieben:
Unsere Begeisterung für Qualität“, so Firmenchef
Max Haidl, der inzwischen das Familienunternehmen
zusammen mit den Söhnen Florian und
Philipp führt
56 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April Oktober 202019
HAIDL ATRIUM: Gut angenommene Location für
Veranstaltungen jeglicher Art.
HAIDL verfügt über eine der modernsten
Produktionsanlagen Europas. Hier sind vom Materialeingang
bis zum Versand sämtliche Arbeitsschritte
bestens koordiniert und durchgehend
digitalisiert.
Das erzeugt Quantität, ohne die Qualität aus
den Augen zu verlieren, Beschädigungen werden
vermieden, die Reklamationsquote bewegt sich
nahe Null. Modernste Hochleistungs-Fertigungsstraßen
werden von innovativen Programmen dirigiert.
Gemeinsam mit qualifizierten Facharbeitern
ermöglicht das eine äußerst effiziente Fertigung.
„Ein Produktivitätsvorteil, den wir gerne an unsere
Kunden weitergeben“, so Haidl. Die rationelle und
wirtschaftliche Produktion, so der rührige Unternehmer
weiter, ermögliche auch eine flexible Auftragsabwicklung
mit kurzen Lieferzeiten – und das
alles zu günstigen Preisen.
Die Unternehmensgeschichte ist voll von
bahnbrechenden, großen Investitionen. Die aktuell
größte – rund 14 Millionen Euro – ist der Neubau
am österreichischen Standort Reichersberg.
Dort soll nächstes Jahr eine zusätzliche, neue
Fertigungshalle inklusive benötigter Maschinen
und Fertigungsanlagen in Betrieb gehen, auch
der Verwaltungsbereich wird vergrößert und modernisiert.
n
157863_Inserat_Wirtschaftsleben_D_185x128.indd 1 18.03.20 14:41
MEIER KRAN AG – individuell, clever, vielseitig
Der Spezialist für Autokran und Schwertransporte
Als Mitglied der Firmengruppe Meier-Bau
ist MEIER KRAN AG seit 1992 der Spezialist in
den Bereichen Autokran und Schwertransporte.
Letztere können bis 100 to Stückgewicht europaweit
durchgeführt werden. Der Fahrzeugpark
umfasst 17 Autokräne von 40 to bis 400 to.
Ergänzt wird der Leistungsumfang durch die Ladekranfahrzeuge.
Neben reinen Autokraneinsätzen und Schwerlasttransporten
bietet die MEIER KRAN AG auch
die Kombination von mehreren Leistungsberei-
chen. So sind komplette Betriebsumzüge inklusive
Demontage von Bauteilen oder Maschinen in einer
Halle mit anschließendem Transport auf der Straße
und/oder Verschiffung sowie der späteren Wiedereinbringung
der Maschinen am Bestimmungsort
jederzeit durchführbar. Mit verbreiterbaren Planenaufliegern
kann auch der Maschinen- und Anlagenbau
sehr zuverlässig bedient werden.
Vielfältige Leistungen, ein Team aus rund 50
kompetenten Fachkräften und die individuell abgestimmte
Durchführung bei jedem einzelnen Projekt
... UND MEHR
www.meier-kran.de
machen das Unternehmen zu einem zuverlässigen
Partner auch für komplexe Projekte.
Mit der Zentrale in Rotthalmünster und drei
weiteren Niederlassungen in Hutthurm, Neuötting
und Plattling kann die MEIER KRAN AG flexibel
und zeitnah auf die Anfragen und Wünsche der
Kunden reagieren. Ob reiner Autokraneinsatz oder
Schwertransport, ob Bergung oder komplexe Lösung
als Kombination aus allen Tätigkeitsfeldern
Die Meier Kran AG überzeugt durch starke
Leistungen und höchste Qualität: Qualitätsmanagementsystem
zertifiziert nach DIN EN ISO
9001, Arbeitsschutzmanagement mit OHRIS-Zertifizierung.
n
Meier-Autokräne beim Umschlag im Hafen.
57 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
Rampenlicht Geplant. Gebaut. Gewohnt.
„Licht, Grün und Privatheit auf kleinem Raum,
das ist heute die Herausforderung“
Das Baurojekt Brauhöfe auf dem Gelände der ehemaligen Peschl-Brauerei dürfte den Immobilienmarkt in Passau signifikant prägen.
Ein städtebaulich nicht alltägliches Projekt. WiirstschaftsLEBEN hat mit dem Architekten über die Herausforderungen bei der
Planung des neuen Quartiers gesprochen: Architekt Dipl-Ing. Erwin Wenzl über flächensparendes Bauen, grüne Dächer und
Tendenzen für das Bauen der Zukunft.
Herr Wenzl, worin liegt die städtebauliche Herausforderung
bei dem Projekt Brauhöfe?
Bei einer relativ großen Brachfläche von insgesamt fast
2,5 ha angemessen und attraktiv zu planen, ist in so einer
zentralen Lage schon per se eine Herausforderung.
Insgesamt ist die Herausforderung, dass man im verdichteten
Wohnungsbau, also auch im Geschossbau,
Qualitäten aufbaut für Familien, nicht bloß für Paare
und Singles bzw. Senioren, das wäre schon ein wichtiger
Beitrag auch für die Baulandentwicklung. Weil nicht
alle künftig das klassische Einfamilienhaus werden haben
wollen oder haben können.
Was sind da die Hauptkriterien?
Wir haben den städtebaulichen Entwurf so gemacht,
dass da wirklich ein attraktives, urbanes Wohngebiet
entsteht.
Was heißt das konkret?
Es sind vier Quartiere entstanden, Höfe mehr oder
weniger, die jeweils an Straßen oder Plätzen liegen,
mit einem schönen städtebaulichen Umfeld und schön
ausgelegten Innenhöfen, wo auch Quartiersgrün gut
untergebracht werden kann und eben entsprechende
Freiflächen gegeben sind.
Man hört derzeit viel von Baukostensteigerung, teils
durch politische Vorgaben, betrifft das Ihre Arbeit?
Es gibt für manche Gewerke ganz normale Preissteigerungen.
Zurzeit schlagen aber besonders stark die technischen
Gewerke zu Buche. Also Gebäude-Ausstattung,
Heizung, Elektro und auch die Wärmedämmungen.
Indirekt schlägt sich die konjunkturelle Lage auch in
anderen Gewerken nieder, da wird wegen der hohen
Nachfrage der Sand teurer, der Kies teurer usw.
Können und müssen Sie das schon in Ihre Planungen
mit einbeziehen?
Die Kostenfrage fließt natürlich grundsätzlich schon in
der Entwurfsphase mit ein. Es geht immer um das richtige
Maß. Man mag ja nicht zu sachlich und nüchtern
bauen, man mag ja auch eine Gestaltung hineinlegen.
Aber immer in einer Abgewogenheit zwischen Tradition
und Moderne einerseits sowie Aufwand und Effektivität
andererseits. Und da gibt es Möglichkeiten.
Als da wären?
Für uns ist wichtig, dass die Wohnungen in der Stadt,
– vielleicht nicht genauso, aber ähnlich wie die Einfamilienhäuser
draußen –, gute Angebote haben, sprich
Freiflächen, Terrassen, Balkone, Loggien. Und die
Wohnungen selber sollen gut belichtet sein. Da geht
es um Sturzhöhen und solche Sachen. Natürlich auch
Architekt Dipl-Ing. Erwin Wenzl zeichnet für die
Planung des derzeit größten Passauer Wohnbauprojektes
verantwortlich.
um Blickachsen. Und es muss eine Privatheit entstehen.
So etwas kann man nicht nur auf die Fassade abstellen,
die muss sowieso gut sein. Tatsächlich geben eigentlich
der Grundriss und die Belichtung für die Räume schon
das Fassadenmotiv vor.
Bei den Balkonen oder bei den Fenstern verfechten
wir z. B. nicht unbedingt die raumtiefen Fenster oder
Glastüren, die ja dann wieder den Schutz der Privatheit
beeinträchtigen.
Sie sind städtebaulich schon vielfach involviert gewesen.
Wie gehen Sie mit dem Thema Flächenknappheit
um, wie soll man eigentlich in Zukunft noch bauen.?
Wir haben natürlich nicht den quadratischen Kreis,
also die Lösung schlechthin. Man muss verschiedene
Aspekte bedenken. Wie es im Bestand weiter geht, ist
das eine. Wir haben seit spätestens der 1950-er Jahre
große Siedlungsgebiete mit relativ großen Häusern und
vor allem großen Grundstücken für jeweils eine Familie.
Da ist das Thema Nachverdichtung angesagt.
Und bei einem Neubau?
Da sollte man darauf achten, dass möglicherweise
später dann eine zweite Generation auch darin Platz
findet. Man spricht also vom wachsenden Haus, oder
vom schrumpfenden oder vom teilbaren.
Da gibt es durchaus clevere Lösungen, wenn man schon
bei der Planung daran denkt, was in 30 Jahren passiert.
Wie kann ich mir das vorstellen? Man plant so, dass
man später leichter umbauen kann?
Ja genau. Wir haben z. B. ein Projekt, da braucht man
eigentlich nur eine Türe zusperren und etwas ummöblieren,
und schon ist die untere Ebene für die Senioren
und die obere für die junge Familie, die dann auch ein
schönes Freiflächenangebot und natürlich auch die Gartennutzung
hat.
Da ist aber dann in der ersten Phase ziemlich viel Platz,
in der zweiten Phase dann weniger für alle?
Das ist ein weiterer Aspekt und eine der Herausforderungen
bei diesen klassischen Einfamilienhäusern auf
dem Land. Und natürlich kleinere Grundstücke. Man
braucht einfach keine 1.000 qm Grundstücke. Aber es
muss der Haustyp dazu passen. Man hat ja jahrzehntelang
das Haus mitten ins Grundstück platziert, mit
einer entsprechenden Abstandsgröße rundherum. Und
dadurch ist die Privatheit entstanden. Wenn man also
kleinere Grundstücke hat, muss natürlich der Haustyp
auch etwas cleverer sein. Kettenhäuser sind eine clevere
Alternative zum eher unbeliebten Reihenhaus. Bei 12
oder 15 Meter Parzellenbreite kann man sehr viel Platz
sparen und trotzdem Privatheit gut aufbauen.
Kettenhäuser?
Häuser, die nicht wie Reihenhäuser Wand an Wand stehen,
sondern es ist immer die Garage oder ein Nebengebäude
dazwischen. Da ist auf Grundstücken von 400
bis 500 qm eine sehr angemessene Baustruktur möglich.
„Insgesamt ist die Herausforderung,
dass man im verdichteten
Wohnungsbau, also auch im
Geschossbau, Qualitäten für Familien
aufbaut, weil nicht
alle künftig das klassische
Einfamilienhaus werden haben
wollen oder haben können.“
Wenn wir jetzt in die Städte gehen wie Passau, sehen
Sie da Potenzial, dass man – Stichwort mehr Grün in
die Stadt – die Dächer mehr ausnützt?
Wenn man nicht gerade direkt im Altstadtbereich ist,
wo das geneigte Dach sakrosankt ist, dann geht das natürlich.
Wir machen das ja auch bei den Brauhöfen. Wir
haben flache, begrünte Dächer, die das Grün steigern
und auch den Wasserhaushalt verbessern. Man kann,
da gibt es Berechnungen dazu, durch entsprechende
Dacheingrünung die Drosselung von Regenwasserabfluss
auch bei Starkregen so gestalten, dass man keine
zusätzlichen Maßnahmen braucht, Zisternen oder Rigolen
usw. Das spielt ja in der heutigen Zeit eine große
Rolle.
Haben Sie Erfahrung mit Grünflächen, die über Innenhöfe
und begrünte Dächer hinaus direkt in die Architektur
integriert sind?
Wir haben zusätzlich zu diesen bodengebundenen
Begrünungen bei den Brauhöfen auch die Idee, teilweise
die Fassaden zu begrünen. Auch das ist ein klimafreundlicher
Beitrag, geht aber nicht überall.
Kann das so weit gehen, dass in absehbarer Zeit in
luftiger Höhe auch Bäume und Büsche wachsen, also
Biotope auf den Dächern?
Auf dem Areal der einstigen Peschl-
Brauerei realisiert die SSN Group ein an
modernesten Standards ausgerichtetes
Neubauprojekt, das mit seinen attraktiven
Wohnformen insbesondere Studenten,
Familien und Paare anspricht, die ein
Zuhause in urbaner Lage suchen. Die
Quartiersentwicklung sieht Eigentumswohnungen,
Mietwohnungen sowie vier
Baukörper mit gefördertem Wohnraum vor
(Anteil 15 %). Daneben bietet das neue
Quartier nach Fertigstellung auch Platz
für Gewerbe sowie für ein Hotel oder ein
Boardinghouse. Derzeit laufen bereits die
Vorarbeiten auf dem sehr verkehrsgünstig
und zugleich innenstadtnah gelegenen
Theoretisch schon. Wir allerdings planen nie intensive
Dachbegrünungen, sondern extensive.
Was heißt das?
Eine Bepflanzung, die man weitgehend sich selbst
überlassen kann und nicht weiter kultivieren muss. Also
nicht Gras oder Rasen, sondern sogenanntes Sedum.
Das ist ein Krautbestand, Dickblattgewächse, mit sehr
schöner Farbgestaltung im Bereich gelb-rot, der auch
für die Insekten sehr viel leistet und jahreszeitenbeständig
ist.
Warum das?
Weil man da geringere Aufbauhöhen hat und weniger
Gewicht. Aber das muss man trotzdem sehr früh einplanen,
eben wegen dem Gewicht und der entsprechenden
Statik; auch brauchen diese Bodenmassen natürlich
Platz und Höhe.
Letztlich eine Kostenfrage?
Nicht nur. Es gibt viele Aspekte. Wie pflegt man es, ist
der Standort geeignet, wie ist die Be- und Entwässserung
...
Warum ist der Wasserrückhalt so wichtig?
Diese Dachbegrünungen speichern das Regenwasser,
es geht darum, dass das Wasser nicht so schnell abfließt,
wie es bei versiegeltem Boden der Fall ist.
Warum baut man nicht einfach höher, bei der allgemeinen
Flächenknappheit?
Wir bauen im Grunde genommen immer so hoch wie
möglich, aber angemessen. Man muss sich natürlich die
Umgebung anschauen, z. B. bei den Brauhöfen: Da haben
wir schon 4 + D in der Nachbarbebauung. Also wird man
natürlich auch auf diese Höhe gehen. Da bin ich der Meinung,
eine niedrigere Bebauung wäre falsch unter dem
Aspekt der Bodennutzung. Sparsamer Umgang mit Grund
und Boden ist der 1. Artikel im Baugesetzbuch.
Wenn die Querschnitte der Straßen, der Plätze und Höfe
stimmen, also der Einfallswinkel für die Belichtung,
dann ist Höhe daher völlig richtig.
Wohin geht also der Trend? Wenn ich mir z. B. überlege,
dass die Wohnfläche pro Person in den letzten 50
Jahren sich fast verdreifacht hat ...
Ich denke, dass die Kurve flacher wird oder vielleicht
gar nicht mehr steigt, weil das Bauen insgesamt teurer
geworden ist und auch noch teurer werden wird. Außerdem
gibt es ja auch natürliche Grenzen, wie viel man
sinnvoll nutzen kann.
n
Areal. Im März rollten die Bagger an.
Die erste Teil-Fertigstellung ist für das
zweite Quartal 2021 vorgesehen. Das
gesamte Quartier wird voraussichtlich im
vierten Quartal 2021 bezugsfertig sein.
Der Verkauf läuft bereits erfolgreich, wie
Uli Popp von der Passauer Immobilienfirma
Hatz & Popp freudig mitteilt, die das
Brauhöfe-Areal verwaltet und gemeinsam
mit der Sparkasse Passau den Vertrieb
der Wohnungen vorantreibt: „Wir haben
vom Wohnhof 1 bereits über 50 Prozent
vom Plan weg verkauft, das ist sehr
ungewöhnlich.“
n
www.ssn-group.com/de/projects
58 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
59 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Spezialisten temperi legal services
Spezialisten VSH Medientechnik Furtner
Russlandgeschäft: „Sachkundig, dynamisch
und von zuverlässig hoher Qualität.“
temperi legal services l Wer in Russland investieren will, braucht spezifische Kenntnisse russischer Gepflogenheiten und rechtlicher
Besonderheiten. Genau das ist Fachgebiet von temperi legal services: „Wir sind Spezialisten für Russisches Recht:
VSH Medientechnik Furtner –
mehr, als man denkt
VSH Medientechnik Furtner l Seit der Gründung durch Klaus Furtner vor mehr
als 35 Jahren hat sich das Unternehmen als kompetenter Spezialist für aktuelle
Medientechnik am Markt etabliert.
Für Ihr
Zuhause
& Gewerbe
VSH Medientechnik Furtner: Das gewachsene Leistungsspektrum basiert auf vier Säulen: Video- und
Audiotechnik, IT- und Sicherheitstechnik, Präsentations- und Beschallungstechnik, Consumer Electronic.
Moskau: Der russische Markt erfordert spezifisches Knowhow, auch in rechtlichen Angelegenheiten.
Braucht man überhaupt einen juristischen Rat,
wenn es sich in erster Linie um eine Ideen- oder
Produktvermarktung auf dem russischen Markt
handelt? Nicht zwangsläufig. Mit unternehmerischem
Gespür kann man gewiss auch dort neue
Aufgaben meistern.
Russland-Kompetenz erhöht
die Erfolgschancen
Will man den Weg zum Ziel jedoch mit offenen
Augen gehen, reale Stolperfallen umgehen,
mit dem guten Gefühl der Planungssicherheit vorgehen,
Ressourcenverschwendung vermeiden und
die russischen Partner verstehen, im Zeitplan liegen
– auch bei in Russland spürbar anderem Zeitgefühl
– und dabei noch Kopf und Hände für das
Wesentliche sowohl im heimischen wie auch im
russischen Geschäft frei haben, wird eine vorbereitende
und auch begleitende rechtliche Beratung
im Russischen Recht eine lohnende Investition mit
klarem Nutzen sein.
Mit der mehrjährigen Erfahrung und anwaltlicher
Sorgfalt gewährt das Team von temperi legal
„Sie können sich auf uns verlassen,
wenn es um eine Vertragsgestaltung
mit Bezügen zu
Russland, eine Überprüfung Ihrer
Handels- und Kooperationspartner
in Russland, eine Klärung
von Investmentbedingungen,
einen Markteintritt und Geschäftsaufbau
in Russland, eine
umfassende Begleitung bei der
Gründung Ihrer russischen GmbH
oder einer Niederlassung in russischen
Regionen, einen Erwerb
bzw. Verkauf von russischen
Gesellschaften oder weitere
gesellschaftsrechtliche Fragen,
eine steuerrechtliche Beratung
oder eine Prozessführung vor
russischen Gerichten oder
Schiedsgerichten geht.“
Dr. Olga Kylina, Inhaberin von
temperi legal.services.
services seinen Kunden eine fach- und sachkundige,
konsequente und zeitgemäße Beratung. Basis
dafür ist entsprechende Expertise für Russisches
Recht und für Internationales Recht mit Bezug zu
Russland aus erster Hand; ebenso Vertragspraxis
mit russischen Partnern.
Von vorbeugender Beratung bis
Rechtsbeistand bei Problemen
Das Angebot von temperi legal services umfasst
rechtliche Absicherung im Russlandgeschäft,
vorbeugende Beratung, um häufige Probleme
im Russlandgeschäft zu vermeiden, aber auch
Rechtsbeistand, der den Blick auf Chancen und
Risiken im russischen Markt schärft, wenn es darum
geht, notwendige Antworten zu finden oder
vielfältige Möglichkeiten zu entdecken, Neues im
russischen Markt erfolgreich zu beginnen oder Altes
zu beenden.
Das Team von temperi legal services berät
seine Kunden ganz individuell mit stets aktuellem
Knowhow, detaillierter Sorgfalt und strategischer
Sichtweise.
n
VSH Medientechnik Furtner bietet seinen
Kunden heute von der Standard-Software bis zum
selbst entwickelten Produkt ein breit gefächertes
Spektrum umfassender Systemlösungen. Die Anforderungen
der Auftraggeber werden durch exakte
Bedarfsanalysen ermittelt. Dadurch ist die Firma
Furtner in der Lage, optimale Lösungen für den
konkreten Bedarf zu finden. Zu den Kunden zählen
unter anderem Kliniken, Universitäten, Schulen,
Landratsämter, Industrie, Polizei, verschiedenste
Firmen und klassische Endkunden.
Neben ORF arbeiten beispielsweise auch viele
regionale Sender mit Technik aus dem Hause Furtner.
Das gewachsene Leistungsspektrum basiert
auf vier Säulen:
• eine professionelle Video- und Audiotechnik. Mit
den großen Broadcast-Herstellern JVC, Panasonic
und Sony verbindet die Firma Furtner eine
langjährige Partnerschaft. Dadurch kann für jede
erdenkliche Anwendung das optimale Gerät
zur Verfügung gestellt werden. Zum Portfolio
gehören modernste Technologien wie z. B. VSHtapelessProduction
und VSH-SATcaster.
• eine zuverlässige IT- und Sicherheitstechnik.
IT-TECHNIK: Die Welt ist vernetzt und VSH
Medientechnik Furtner sorgt dafür, dass
Netzwerke reibungslos funktionieren. Sie ist
Partner der weltweit führenden Hersteller
und bietet ein breites Produktsortiment für
IT-Hardware, IT-Software und IT-Dienstleistungen.
Die umfangreichen Komponenten- und
Komplettlösungen kommen im Industrie-,
Office- und auch Privatbereich zum Einsatz.
SICHERHEITSTECHNIK: Ob einbruchssicherer
Schließzylinder, vollintegrierte Überwachungstechnik,
Rauchwarnmelder- oder Alarmanlagen-
Systeme – VSH Medientechnik Furtner berät
fachlich & kompetent, gerne auch beim Kunden
vor Ort.
• eine moderne Präsentations- und Beschallungstechnik.
Kommunikation in einen Raum bringen,
Stimmen die richtige Bühne bieten – hochwertige
Veranstaltungs- und Multimediatechnik
macht dies möglich. VSH Medientechnik Furtner
bietet Gesamtlösungen, von der perfekt geplanten
Konferenztechnik bis hin zur mitreißenden
Stadionbeschallung:
• Großbildprojektion und Displays – Indoor
oder Outdoor,
• Beschallungs- und Steuerungstechnik,
• POI-, POS- und Education-Anwendungen,
• Messe- und Veranstaltungsservice,
• hochwertige Consumer Electronic der neuesten
Generation,
• Digitales Klassenzimmer.
• hochwertige Consumer Electronic. In den Worten
von Geschäftsführer Andreas Furtner:
„Erleben Sie die zeitlose Ästhetik, sinnvolle
Technik und einfache Bedienung der exklusiven
Produktpalette der Firma Furtner – von
puristischen Fernsehern über klanggewaltige
Soundanlagen, bis hin zum kompletten
Heimnetzwerk. VSH Medientechnik Furtner
unterstützt Sie bei der Auswahl, Planung und
Installation und ist auch danach Ihr Ansprechpartner.
Erleben Sie die aktuellen Technik-
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Türsprechstellen, Schließanlagen,
Hausautomation, Heimkino,
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60 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
61 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Läuft: Markt Röhrnbach Röhrnbach Läuft: Markt Röhrnbach
Bilder im Uhrzeigersinn: Marktplatz Röhrnbach, Ortsansicht aus Richtung Kaltenstein, die historische Brücke bei Bruckmühle, Rathaus, Luftbild Bachl in Deching,
Eingang HAIDL Atrium, Hotel Jagdhof, Burg Kaltenstein, Seniorenwohnheim Rosenium.
A weng ebbs geht oiwei
Mit den Kommunalwahlen im März ging im Markt Röhrnbach quasi eine Ära zu Ende. Josef Gutsmiedl trat nicht mehr an, und mit
Leo Meier wurde ein Vertreter der nächsten Generation gewählt. Schon vor der Wahl hat WirtschaftsLEBEN mit beiden
gesprochen, als Meier – weit vor dem Kommunalwahlkampf – sich schon als beherzter Akteur bei der Neubelebung des
Röhrnbacher Marktplatzes einen Namen machte. Er übernimmt von Gutsmiedl ein gut bestelltes Feld. Röhrnbach stemmt sich
erfolgreich gegen Bevölkerungsschwund und Verödung des Ortskerns, hat aber auch ein sorgsames Auge auf das Dorfleben in den
außerhalb liegenden Ortsteilen. Was die Ortsmitte angeht, bringt ein Mann aus Erding frischen Wind in den Markt:
Heinrich Liebl investiert in einige zentrale Gebäude.
„Nach 19 Jahren als 1. Bürgermeister und
insgesamt 36 im Gemeinderat ist es genug“, sagte
Josef Gutsmiedl letztes Jahr anlässlich seines 65
Geburtstages und gab bekannt, dass er nicht mehr
antreten werde. Zwei Generationen Marktentwicklung
hat er mitgeprägt und die Frage, wie er seine
persönliche Work-Life-Balance auf die Reihe kriege,
hat er achselzuckend mit einem Schmunzeln
beantwortet: „Meine Frau würde sagen, dass ich
noch dran arbeiten muss.“
Was er mit alle der Zeit anfangen wird, weiß
er selbst noch nicht so genau. Ganz lässt er von
der Politik jedenfalls noch nicht. Immerhin ist er ja
in den aktuellen Kreistag mit stolzen 15.628 Stimmen
wiedergewählt und bis auf weiteres stellvertretender
CSU-Kreisvorsitzender. Und sonst? Er
will endlich mehr Zeit für seine Hobbies und für
zuhause haben, wahrscheinlich wird er auch bei
der einen oder anderen ehrenamtlichen Aufgabe
nicht nein sagen, allerdings will er sich da noch
nicht festlegen.
„Belebung der Ortsmitte
und die Dorfkultur in den
äußeren Ortsteilen stehen
weiterhin im Zentrum
unserer Lokalpolitik.“
Anlässlich seines 65. Geburtstages überreichte
ihm der 2. Bürgermeister Mario Dumps auf
Beschluss des Marktgemeinderates die Goldene
Marktmedaille des Marktes Röhrnbach. Damit wurden
vonseiten der Gemeinde die jahrzehntelangen
vielfältigen Leistungen und Verdienste Gutsmiedls
auf kommunalpolitischem und gesellschaftlichem
Gebiet anerkannt und gewürdigt.
Gesellschaftliches und politisches Engagement
gehörten von Jugendzeit an zu Gutsmiedls
Leben. Beim Sportverein Röhrnbach war er nicht
nur als Spieler aktiv, sondern auch als Funktionär,
u. a. sechs Jahre lang als 1. Vorsitzender. Die FFW
Außernbrünst führt seit 1970 den Namen „Josef
Gutsmiedl“ in ihrer Mitgliederliste. Hinzu kommen
zahlreiche weitere Mitgliedschaften in Vereinen
und Verbänden.
Förderung der Vereine und Verbände war und
ist Gutsmiedl ein großes Anliegen, ebenso die Förderung
des sozialen Netzes in der Gemeinde. Dies
stellte Gutsmiedl insbesondere auch als Vorsitzender
der Bürgerstiftung Röhrnbach unter Beweis.
Von 1982 an war die CSU Gutsmiedls „politische
Heimat“, deren Ortsvorsitzender er von 1997
bis 2017 war. Der Landkreis-CSU dient er seit 2001
als stellvertretender Vorsitzender.
„Mit großem persönlichem Einsatz hast Du
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63 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Läuft: Markt Röhrnbach Röhrnbach Läuft: Markt Röhrnbach
die erfolgreiche Aufbauarbeit in Röhrnbach fortgeführt“,
sagte 2. Bürgermeister Mario Dumps beim
Festakt. Beim weiteren Ausbau der Infrastruktur
im Gemeindegebiet habe Gutsmiedl stets auch
Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Und auch darauf,
alle Gemeindeteile zu berücksichtigen. Das größte
Einzelprojekt war dabei der Neubau des Klärwerks.
Ein Schwerpunkt der zurückliegenden Jahre
war es, die öffentlichen Einrichtungen zu erhalten
und zukunftsfähig auszurichten, beispielsweise
bei der Dorferneuerung Außernbrünst/Deching,
der Erneuerung von Wasser- und Kanalleitungen
sowie Verkehrswegen, der Generalsanierung der
Mittelschule oder der aktuell noch laufenden energetischen
Sanierung des Rathauses mit Abbau von
Barrieren.
Das Bemühen um den Ausbau der Infrastruktur
im Interesse einer zeitgemäßen Lebensqualität
auch für die zughörigen Dörfer zieht sich durch
die Amtszeit von Gutsmiedl wie ein roter Faden. In
weitsichtigen Entscheidungen des Marktgemeinderates
wurden dafür immer wieder erhebliche
Finanzmittel eingesetzt. Im vergangenen Jahr war
das nicht anders, und einige Großprojekte reichen
in die Amtszeit von Nachfolger Meier hinein. Es
wurde und wird noch an allen Ecken und Enden
wieder neu gebaut oder saniert.
„Digital, überregional vernetzt und doch vor Ort für Sie da“
Die Reihofer Steuerberatung setzt auf Innovation und zeitgemäßes Qualitätsmangement für ihre Mandanten
Die Reihofer Steuerberatung unterstützt Unternehmen
als kompetenter und versierter Ratgeber
in allen steuerlichen Angelegenheiten und
übernimmt neben der laufenden Finanzbuchhaltung,
der Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie
der Erstellung des Jahresabschlusses gerne die
Lösung individueller steuer- und abgabenrechtlicher
Probleme.
Die Kanzlei ist in der Region Vorreiter in Sachen
Digitalisierung des Rechnungswesens. Gemeinsam
mit dem Mandanten optimiert das Reihofer-Team
die Prozesse der Finanzbuchhaltung. Die Belege
Ehepaar Lydia und Markus Reihofer (4. u. 3. v. rechts) mit Team
Leo Meier mit Gattin Christa: Strahlende Gesichter
am Wahlabend.
werden einfach gescannt, auf Vollständigkeit geprüft
und sicher im Rechenzentrum gespeichert.
Die digitale Finanzbuchhaltung optimiert insgesamt
Abläufe und reduziert Bearbeitungszeiten.
Um Unternehmen bestmöglich betreuen und
die eigenen fachlichen Qualifikationen optimal einbringen
zu können, arbeitet die Reihofer Steuerberatung
systematisch und konsequent auf Basis eines
umfassenden Qualitätsmanagement-Systems.
Markus Reihofer: „So können wir sicherstellen,
dass wir das bestmögliche Ergebnis für unsere
Mandenten erreichen.“
Im Bereich Außernbrünst/Deching etwa
sind schon seit 2006 kontinuierlich Dorferneuerungsprojekte
durchgeführt worden, danach die
abschließenden Sanierungsmaßnahmen bei der
Infrastruktur im Außernbrünster Siedlungsgebiet
und 2019 galt es, die Wasserversorgung zu erneuern.
In Sachen Abwasser wurde unter anderem
ein Trennsystem eingebaut, das es ermöglicht, unverschmutztes
Oberflächenwasser in die Erlau zu
leiten und verschmutztes Oberflächenwasser zur
Röhrnbacher Kläranlage zu pumpen.
Eine weitere Großbaustelle beschäftigte die
Gemeinde in der Ortsmitte an der Grund- und Mittelschule
am Goldenen Steig. Zunächst wurde das
800 Quadratmeter große Grundschuldach erneuert
und auch eine Wärmedämmung aufgebracht,
nachdem dort Undichtigkeiten festgestellt worden
sind.
Nur einen Katzensprung weiter wurde und
wird am Rathaus vorne und hinten und oben und
unten gebaut und saniert: Energetische Sanierungsmaßnahmen
und solche für Barrierefreiheit
stehen an. Bezuschusst wird das Projekt durch
Gelder vom kommunalen Investitionsprogramm
für energetische Sanierung und Barriereabbau.
Die erste Kostenschätzung aus 2016 hatte noch
441.000 Euro betragen, doch durch das mittlerweile
erheblich höhere Preisniveau und höhere
Qualität bei der Ausführung steigerte sich die
Summe auf über 600.000 Euro.
Die Reihofer Steuerberatung GmbH ist Partner
der innovatax GmbH Steuerberatungsgesellschaft
mit Sitz in München, die auf kleine und mittelständische
Unternehmen spezialisiert ist. Markus
Reihofer ist dort Geschäftsführer und Gesellschafter.
Die innovatax GmbH bündelt die Kompetenz
mehrerer Berater unter einem gemeinsamen Dach.
Die Partnerschaft erweitert damit das Dienstleistungsangebot
der Reihofer Steuerberatung GmbH
am Standort Röhrnbach. Reihofer: „Uns verbinden
das Interesse am Neuen und die professionelle
Gelassenheit, mit der wir uns in der zunehmend
digitalisierten Welt bewegen. Im Team arbeiten wir
dezentral und dennoch eng vernetzt.“ n
In vier Bauabschnitten wurde die Straßenbeleuchtung
mit hocheffizienten Lampen ausgestattet.
Ein Beitrag zum Klimaschutz, denn durch diese
Maßnahme wird eine Einsparung von jährlich 90
Tonnen CO2 erreicht. In den Jahren 2012, 2017,
2018 und 2019 wurden insgesamt 690 Straßenleuchten
umgerüstet.
Das Ganze kostete den Markt rund 320.000
Euro. Der erste Bauabschnitt im Jahr 2012 und
der letzte in 2019 wurden mit staatlichen Zuwendungen
von rund 20 Prozent gefördert.
Der Haushalt 2019 war mit 16,8 Mio. Euro ein
Rekordhaushalt und wurde trotzdem einstimmig
beschlossen. Mit dem vorgelegten Zahlenwerk,
so Gutsmiedl anlässlich der betreffenden Marktgemeindesratssitzung,
sei einmal mehr die Leistungsfähigkeit
der Gemeinde und der Betriebe
unter Beweis gestellt worden. „Die Einnahmen
aus Gewerbesteuer, Einkommensteuerbeteiligung
und sonstigen Steuern haben eine stabile Größe
erreicht und sind teilweise überdurchschnittlich
stark gestiegen.“
Im Haushaltsjahr 2019 wurden Investitionen
in Höhe von etwa 5,3 Millionen Euro getätigt. Die
größten Maßnahmen sind dabei die Energetische
Sanierung des Rathauses (600.000 Euro), Neubau
des Roten-Kreuz-Hauses (200.000 Euro), Sanierung
der Schulanlage (350.000 Euro), Sanierung
der gesamten Infrastruktur der Garten-Straße,
Grüner Weg, Kapellen-Straße und Haberlmühl-
Straße in Höhe von etwa 1,4 Mio. Euro als größte
Maßnahme.
„Die Weichen für die Zukunft sind gestellt“,
sagte Dumps abschließend an die Adresse des
Bürgermeisters mit dem Blick auf das Geleistete.
Gutsmiedl genießt auch über das Gemeindegebiet
hinaus große Anerkennung. Seit Mai 2002
ist er ununterbrochen Mitglied des Kreistags und
dabei auch in verschiedenen Ausschüssen, Verbänden
usw. vertreten.
Leo Meier von der JBL, in der Wahl am 15.
März zunächst nur mit knappem Vorsprung führend,
setzte sich dann in der Stichwahl klar
mit 57,18 % der abgegebenen Stimmen gegen
Christian Aumüller von der CSU (47,82 %)
durch und ist ab Mai neuer 1. Bürgermeister, der
sich als Kandidat der JBL seine Mehrheiten in dem
insgesamt aus 5 Gruppierungen zusammengesetzten
Marktgemeinderat wird suchen müssen. (CSU
5 Sitze, CWG/FW 2, FWG 3, JBL 4, JL 2).
„Es freut mich unbändig, ich bin dankbar und
stolz und möchte Röhrnbach mit viel Herz und riesigem
Engagement in die Zukunft führen“, sagte
Meier in einer ersten Reaktion nach seiner Wahl
zum 1. Bürgermeister von Röhrnbach. Getrübt
Zum 45. Mal sollte dieses Jahr am 30. August der Röhrnbacher Flohmarkt am Marktplatz stattfinden,
einer der Höhepunkte des Jahres im Röhrnbacher Kalender. Den ganzen Tag werden die Gäste musikalisch
unterhalten. Es gibt allerlei Kunst und Krempel zu kaufen und natürlich auch viele verschiedene
Gaumenfreuden. Am Tag davor findet gewöhnlich die traditionelle Röhrnbacher Sitzweil statt. Dass beides
in diesem Jahr möglich sind wird, ist eher unwahrscheinlich.
Leo Meier am Wahlabend:
„Wir haben einen
wunderbaren Markt mit Herz,
und der gehört mit Leben gefüllt.“
sei seine Freude durch die Corona-Krise, die die
Gesellschaft stark belaste. „Bleibt daheim“, sagte
das künftige Marktoberhaupt – und versprach,
alle Unterstützer seines Teams nach dem Ende
der Virus-Bedrohung zu einer Wahlparty ins Haidl-
Atrium einzuladen. „Vorab danke ich allen meinen
Helfern, dem JBL-Team, meiner Familie – es war
eine Superzeit.“
Obgleich Meier erst am 1. Mai sein Amt antritt,
versprach er, schon jetzt allen Bewohnern der
Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, die
unter der Corona-Krise leiden. „Wenn ein Bürger
in Röhrnbach Hilfe braucht, dann kann er sich
ab sofort bei mir rühren.“ Seine erste Maßnahme
im Amt werde zudem das Einrichten einer Bürgersprechstunde
sein, die freitags unbürokratisch
vonstatten gehen soll.
„Ich habe viele neue Ideen, bin
voller Tatendrang und freue mich,
endlich loslegen zu können.“
Bis dahin gilt es, so Meier, das Gespräch mit
den gewählten Gemeinderäten zu suchen, mit den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Rathaus,
Bauhof, Kläranlage und Schule. Vor allem aber
wird es um die Vorbereitung zur Amtsübergabe
gehen. Meier: „Ich werde mit Bürgermeister Josef
Gutsmiedl die wichtigsten anstehenden Projekte
besprechen und diese fortführen.“
In den Kreistag war Meier zuvor ja bereits
gewählt und das hat er auf der Zielgeraden für
die Stichwahl auch gerne betont: „Hier werden
wichtige Entscheidungen für die Marktgemeinde
getroffen. Dies ist eine gute Voraussetzung für unseren
Markt für die nächsten sechs Jahre.“
Überzeugt hat wohl vor allem sein jahrzehntelanges
Engagement auf allen Ebenen. Zuletzt etwa
seine beherzte Initiative für die Belebung des
Marktplatzes. Als Geschäftsführer der Marktmitte
GbR hat er vor Jahren das Erdgeschoss vom ehemaligen
Beinbauer angemietet und betreibt dort
einen Bio- und Landmarkt mit einer Mitbringsel-
Abteilung, in der es kleine Geschenkerl gibt – alles
Waren von heimischen Künstlern. Zusätzlich sind
ein Kosmetikstudio sowie eine Fahrschule dort
untergebracht.
Bei seinem Herzensprojekt Markmitte arbeitet
Meier auch seit Jahren mit Heinrich Liebl zusammen,
der drei Häuser dort erworben hat und allem
Anschein nach wirklich etwas bewegen kann. (Siehe
übernächste Seite.)
Meiers zweites Aufgabenfeld ist natürlich,
gleiche Bedingungen auch für die zum Markt
gehörenden Dörfer zu schaffen, ein Spagat, der
in der Ära Gutsmiedl gut gelungen ist. Neben
Förderung der Vereine und der Dorfkultur geht
es dabei auch um weitere Möglichkeiten zum
Bauen.
n
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65 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Läuft: Markt Röhrnbach Röhrnbach Läuft: Markt Röhrnbach
Lebendige Dörfer, Marktbelebung, Energieautarkie
und Wohnungsbau als Zukunftsaufgaben
Der scheidende 1. Bürgermeister Josef Gutsmiedl im Gespräch über Kernpunkte seiner
Arbeit, mit denen Nachfolger Leo Meier wohl weiter beschäftigt sein wird.
Herr Gutsmiedl, was sind die wichtigsten Handlungsfelder,
auf denen Ihr Nachfolger weitermachen muss?
Wohnraum-Beschaffung bzw. Sanierung von alten Gebäuden
gehört sicher dazu, weil wir ja nicht nur in die
Fläche rausgehen wollen, sondern sanieren und nachverdichten.
Das macht aber nicht hauptsächlich die
Gemeinde, da ist da die private Seite gefordert.
Gibt es Wohnungsknappheit?
Ja, moderner Wohnraum ist knapp. Wir haben zwar
sehr viele Neubauten. Aber hauptsächlich Einfamilienhäuser.
Damit wird relativ viel Fläche verbaut, doch es
entstehen nicht genug Wohnungen. Zu wenig Einliegerwohnungen
oder Appartements.
Man sollte meinen, auf dem Land wäre genug Fläche ...?
Es gibt eindeutig die Tendenz zu Single-Haushalten.
Wir haben Zuzüge vor allem im Bereich der Arbeitnehmerschaft,
etwa im Dienstleistungsbereich, durch die
Hotellerie z. B., oder die großen Baufirmen, Elektro usw.
Und da braucht es kleine, moderne Einheiten.
Hält der Schulstandort da mit?
Wir sanieren die Grundschule und die Schulturnhalle.
Die Mittelschule ist bereits saniert.
Die Grundschule in Kumreut wurde aufgelöst und die
Schülerinnen und Schüler am Standort Röhrnbach zusammengeführt.
Es wird überhaupt viel gebaut in Röhrnbach.
In der Kumreuter Schul-Immobilie ist ein Mehrzweckraum
auf einem guten Weg, für Sport, Kultur und als
Dorftreff.
Das Rathaus wird ebenfalls saniert, im Hinblick auf Barrierefreiheit
und energetische Sanierung.
Wie läuft eigentlich der interkommunale Gewerbepark
Prombach?
Da sind wir guter Dinge, dass er demnächst voll belegt
ist. Anfragen sind genügend da. Wir schauen halt, dass
am Ende alles zusammenpasst. Aber man kann sagen,
es ist praktisch ausgebucht.
Es hat auch deswegen seine Zeit gedauert, weil wir
ganz bewusst auch darauf Wert gelegt haben, dass wir
Neuansiedlungen mit Arbeitsplätzen bekommen, produzierendes
Gewerbe und bevorzugt aus der Region oder
Umsiedlungen aus dem Ort, und nicht zu viele Logistik-
Betriebe, wo nur Lagerhallen gebaut werden.
Das sah ja vor ein paar Jahren noch ganz anders aus.
Als wir es gestartet haben, hatten wir ja wirtschaftlich
eine ganze andere Situation, nach der Wirtschaftskrise
2008/2009. Da waren wir um jeden Strohhalm froh,
heute wird einem sowas aus der Hand gerissen.
Sind neue Gewerbeflächen in Aussicht?
Neue Gewerbegebiete sind in Vorbereitung, aber noch
ist die problematische Flächensituation nicht gelöst.
Wir sind ja räumlich vergleichsweise beengt, brauchen
auch Wohnbaugebiete, dann die Ausgleichsflächen ...
Aber für Erweiterungen bestehender Betriebe finden
wir immer eine Lösung. Für neue Betriebe ist einfach
das Flächenangebot derzeit nicht da.
Wo liegen ungefähr die Grundstückspreise?
Beim Wohnbau zuletzt 85 Euro, wenn die Gemeinde
den Grund abgibt.
Und auf dem privaten Markt?
Da wird alles bezahlt, wenn es eine schöne Lage ist. Bis
weit in den dreistelligen Bereich hinein.
Und Gewerbegrund?
Da gibt es keinen festen Preis, das ist abhängig vom
Betrieb und u. a. von dessen Förderwürdigkeit.
Wie sieht aus Ihrer Sicht der lokale Arbeitsmarkt aus?
Wir haben rund 2.200 Arbeitsplätze und sind eine Einpendlergemeinde.
Facharbeiter werden in allen Bereichen
gesucht.
Wie entwickelt sich das Gewerbe allgemein?
Es gibt immer wieder kleine Gründungen, auch laufend
Erweiterungen. Die Gewerbesteuer ist stabil bei 3 Mio.,
wird aber wohl als Folge von Corona zurückgehen.
Und der Tourismus?
Das Wellnesshotel Jagdhof hat sich zum 5-Sterne-Hotel
entwickelt und plant eine weitere Qualitätsverbesserung
in Sachen Sternestandard. Eine Investition in
Millionenhöhe.
Auch sonst läuft der gehobene Standard ganz gut, und
auch kleinere Unternehmen laufen erfolgreich. Wir haben
stabile Übernachtungszahlen.
Gibt es Leerstände im Zentrum?
Haben wir immer wieder, aber es entsteht auch was
Neues. Oben stand zuletzt das ehemalige Zoogeschäft
leer, das ist jetzt vermietet. Oder die Gärtnerei Putz,
ein alteingesessenes Familienunternehmen direkt
Noch-Bürgermeister Josef Gutsmiedl mit Staatsminister
a. D. Helmut Brunner im BewegungsPark
auf dem Freizeitgelände am Osterbach.
gegenüber der Kirche, hat geschlossen, das Gebäude
ist bereits abgetragen, aber hier ist ein Wohnungsbau
geplant.
Wir waren ja nie der große Einzelhandelsmarkt, das ergibt
sich schon durch die Nähe zu Waldkirchen, Freyung
und Passau ist ja auch nicht weit. Die Tendenz geht
auch im Zentrum eher Richtung Wohnraum.
Wie kommt Röhrnbach mit dem demographischen
Wandel zurecht?
Der Bevölkerungsstand ist seit einigen Jahren stabil bei
rund 4.400.
Erwarten Sie Wachstum?
Eher nicht. Ohne Zuzüge hätten wir einen Einwohnerrückgang.
Worum geht es sonst, die nächsten Jahre?
Ein Anliegen wird das Thema „lebendige Dörfer“ bleiben.
Da braucht es immer wieder Ideen. Letztes Jahr
haben wir z. B. eine mobile Bühne erworben, für die
Vereine, Theateraufführungen etc.
Ferner ist die Energieautarkie ein großes Thema. Röhrnbach
will bis 2030 die von der Gemeinde verbrauchte
Energie mit Fotovoltaik und Biomasse selbst erzeugen.
Windkraft haben wir nicht.
Wie sieht es mit schnellem Internet aus?
Dieses Jahr, so jedenfalls der Plan, werden die Bauarbeiten
für den weiteren Ausbau beginnen, ein riesen
Projekt, auf drei Jahre verteilt, mit einem Investitionsvolumen
von rund 3,4 Mio. Euro, damit wir überall mindestens
30 Mbit haben. Das haben wir im Markt zwar
flächendeckend, aber nicht in den äußeren Ortsteilen.
Wenn die jetzigen Maßnahmen abgeschlossen sind,
geht es weiter, um auf 50 Mbit oder höher zu kommen.
Aber das ist noch Zukunftsmusik.
n
Leberecht Goeritz – Frische für die ganze Region
Leberecht Goeritz GmbH & Co. KG l Das Abensberger Molkereifrischdienstunternehmen Leberecht Goeritz beliefert von Röhrnbach
aus den bayerischen Wald und baut gerade neu im Gewerbepark Prombach.
„Abfall gibt es eigentlich gar nicht“
Die Firma Helmut Nader Recycling OHG führt als zertifizierter Fachbetrieb Altautos, Metall- und Elektroschrott einer neuen
Verwendung zu. Aus Schrott werden Rohstoffe.
Im Gewerbepark Prombach baute gerade auch
die Firma Leberecht Goeritz GmbH & Co. KG, und
zwar ein sogenanntes Plattformlager, von dem aus
die Kunden in der Region beliefert werden. Es besteht
schon längere Zeit in Röhrnbach und stand eigentlich
zur Modernisierung an, aber, so Geschäftsführer
Leberecht Goeritz: „Aufgrund der jahrelangen
Verbundenheit mit dem Markt Röhrnbach haben wir
uns entschlossen, ein komplett neues Plattformlager
im Gewerbegebiet Prombach zu bauen.“
200 Mitarbeiter, 54 eigene
Kühlfahrzeuge
Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich
in Abensberg. Von da aus wird die die bestellte Ware
für die Region um Röhrnbach mit einem großen
Kühl-Lkw zum hiesigen Lager gebracht und dann
mit 3 kleineren Kühltransportern an die Kundschaft
geliefert. Das Lager in Röhrnbach bzw. Prombach
ist also quasi ein Umschlagplatz, damit die Ware
schneller beim Kunden ankommt, denn Leberecht
Goeritz liefert binnen 24 Stunden. Das Unternehmen
zählt mit rund 200 Mitarbeitern und 54 eigenen,
modernen Kühlfahrzeugen zu den führenden Mol-
Firmensitz in Abensberg (oben) und neues Lager in
Prombach: 24-Stunden-Lieferung für 5.000 Kunden.
kereifrischdienstunternehmen in Bayern und agiert
über die Zusammenarbeit mit der Euro-Frische-
Team-GmbH in Düsseldorf – ein Zusammenschluss
von über einem Dutzend ähnlich spezialisierter Unternehmen
– auch bundesweit.
Das Sortiment umfasst frische Molkereiprodukte
und auch sonstige kühlbedürftige Waren,
wie Feinkost, Wurstwaren oder frische grüne Salate,
Tiefkühlkost und GV-Artikel, also Lebensmittel
für Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen usw. In
ca. 7.000 qm großen Lagerhallen wird ein ständiges
Liefersortiment von ca. 8.000 Artikeln immer
vorrätig gehalten. Die Waren werden direkt von
den Herstellern bezogen. An 5 Tagen in der Woche
wird geliefert.
Mehr als 5.000 Kunden
in ganz Bayern
„Der tägliche Umgang mit kühlbedürftigen
Artikeln und frischen Molkereiprodukten, ist für
uns nach 63 Jahren Marktkompetenz tägliche
Routine“, so Geschäftsführer Goeritz, „daher
vertrauen mehr als 5.000 Kunden in Bayern auf
unsere Leistung“. Kunden sind Krankenhäuser,
Altenheime und sonstige soziale Einrichtungen,
Hotels, Gastronomie, Betriebskantinen, Pizzerien,
Eisdielen, Bäcker, Metzgereien, Tankstellen, Imbisse,
Lebensmittelshops, Lebensmittelverbrauchermärkte.
n
„Abfall gibt es eigentlich gar nicht“, sagt
Carmen Nader von der Helmut Nader Recycling
OHG, und meint damit, dass ihr Mann Helmut und
die beiden Söhne zusammen mit rund 11 Mitarbeitern
aus Schrott und Altautos alles herausholen, was
noch zu irgendetwas zu gebrauchen ist. Seit 1951
gibt es die Firma, und die beiden Söhne sind die
vierte Generation.
Die „Rohstoffe“ für dieses längst zum anspruchsvollen
Handwerk gewordene Business sind
ausgediente Autos einerseits und Metallabfälle
jeglicher Art andererseits, die Nader-Kunden in
bereitgestellten Containern sammeln. Das heißt,
die Firma Nader stellt bei metallverarbeitenden
Betrieben, Kfz.-Werkstätten etc. Container auf und
verwertet die Inhalte: Metalle jeglicher Art.
Altautos werden trockengelegt, dann die noch
brauchbaren Teile ausgebaut. Die Metalle werden
anschließend an Spezialfirmen weitergereicht,
die sie schreddern, sortieren und schließlich das
Material einschmelzen, um sie einer neuen Verwendung
als Werkstoff zuzuführen. Aus diesen
Abläufen ergeben sich drei Geschäftsbereiche:
Autorecycling, Containerdienst und Schrotthandel.
Das Nader-Team: „Schrott ist Rohstoff.“ Unten Container-Fahrzeuge mit Anhänger.
Nader ist dafür gleich mehrfach zertifiziert: Als Entsorgungsfachbetrieb
nach § 56 Kreislaufwirtschaftsgesetz,
als Altfahrzeug-Demontagebetrieb nach der
Altfahrzeug -Verordnung und als Erstbehandlungsanlage
nach § 21 Abs. 3 Elektro-Altgeräte-Gesetz.
Die Zertifizierungen müssen jedes Jahr erneuert
werden, betont Helmut Nader: „Ohne Zertifizierung
wäre eine Entsorgung nicht zulässig.“ n
66 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
67 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Läuft: Markt Röhrnbach Röhrnbach Läuft: Markt Röhrnbach
„Wir schauen, dass wir da
wieder was draus machen“
Der Erdinger Heinrich Liebl und Sohn Quirin engagieren sich mit viel Geld
und Herzblut für die Belebung des Röhrnbacher Marktplatzes. Heinrich Liebl im
WirtschaftsLEBEN-Gespräch über das Wie und Warum.
Herr Liebl, Sie werden nach und nach zum Sanierer des
Röhrnbacher Marktplatzes, was verbindet Sie als Oberbayer
eigentlich mit Röhrnbach?
Es ist einfach der Bayerische Wald. Ich bin als Jugendlicher
mit 18 Jahren, das war 1972, schon zur Eröffnung
des Nationalparks gefahren. Später haben wir mit den
Kindern immer da Urlaub gemacht. Ansonsten habe ich
mich ja schon immer für Immobilien interessiert und
wollte in der Gegend schon immer investieren, weil es
mir da gefällt. Außerdem bekommt man hier noch was
für sein Geld.
Sie haben diverse Liegenschaften in der Region erworben,
aber wie ein Immobilien-Mogul wirken Sie nicht.
Ich bin kein reicher Mann und habe mir alles selbst
erarbeitet. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, habe
ich nicht mehr als einen Baugrund mitbekommen.
Zunächst habe ich Schreiner gelernt und den Meister
gemacht, später habe ich über Telekolleg die Fachhoch-
Als der Busfahrer Hubert Plach die damaligen
Bürgermeister von Außernbrünst und Röhrnbach
– Karl Bachl sen. und Ludwig Fuchs – davon
überzeugt hatte, einen eigenen Schülertransport
für die beiden Gemeinden einzurichten und dann
auch die Willhelmsreuter einen Schulbus wollten,
musste Hubert Plach nur noch seine Ehefrau Erika
überzeugen. Schnell war dann sein Privatauto,
ein alter Mercedes D 190, verkauft und dafür ein
Mercedes-Benz Bus O 321 angeschafft.
Huber Plach legte damit den Grundstein für das
Familienunternehmen Plach, die heutige HUBERT
PLACH Verkehrsbetriebe GmbH. Zwei Jahre später
wurde mit der Anschaffung eines Müllwagens ein
zweites Standbein, die Müllabfuhr, geschaffen,
die bis zum Jahr 1977 privat und eigenwirtschaftlich
in vielen Gemeinden des Landkreises Freyung
- Grafenau durchgeführt wurde.
Mit Gründung des ZAW Donau-Wald konnte
sich das Familienunternehmen als verlässlicher
Vertragspartner des neuen Zweckverbandes für
schulreife erworben, den Fachlehrer gemacht und bin
Berufsschullehrer geworden.
Ich habe Bausparverträge angespart und dann innerhalb
von vier Jahren ein Haus gebaut, fast nur in
Eigenleistung, mit Familie und Freunden, ganz ohne
Baufirma. Als das nach 10 Jahren abbezahlt war, habe
ich mir in Tittling einen Baugrund gekauft, weil wir da
immer Urlaub gemacht haben.
Als der abbezahlt war, habe ich da auch gebaut. Mit
einer Erbschaft von 120.000 Euro habe ich mir in Freising
eine Doppelhaushälfte gekauft und nach 10 Jahren
sehr gut wieder verkauft. Das war dann der Grundstock
für die Investition beim Habelsberger-Haus in Röhrnbach.
Das ist das große Anwesen neben der Kirche,
mit Hausnummer 8 und 10, wo der Zooladen drin war,
ehemals der erste Supermarkt in Röhrnbach. Früher hat
das Gasthaus zur Post geheißen, da war das der größte
und reichste Wirt am Ort. Ein Haus von Anfang des
Seit 50 Jahren unterwegs – Geschichte des Familienunternehmens Plach
Das im Jahr 1969 als Busunternehmen gegründete Familienunternehmen HUBERT PLACH Verkehrsbetriebe GmbH hat sich in den
letzten 50 Jahren einen Namen im Bereich Personenverkehr und insbesondere auch als Abfallentsorgungsbetrieb gemacht.
Entsorgungsleistungen im Bereich Transport, Verpressung
und Sortierung von Abfall und Wertstoffen
etablieren.
Hat der Firmengründer, Hubert Plach, im Jahre
1969 mit einem Mitarbeiter und zwei Bussen
begonnen, so beschäftigt der Betrieb heute 20
teils langjährige Mitarbeiter. Im Fuhrpark stehen
acht moderne und gepflegte Busse für alle Arten
der Personenbeförderung zur Verfügung. Ausgestattet
sind die Busse mit jeglichem Komfort und
allen aktuell erforderlichen Sicherheitssystemen.
Acht Busse und sieben
Entsorgungsfahrzeuge
Sieben Entsorgungsfahrzeuge nach neuestem
Stand der Technik sowie eine hochmoderne stationäre
Ballenpresse stehen für eine umweltkonforme
Bereitstellung der Abfälle und Wertstoffe
zur Verfügung. In 50 Jahren hat sich die Firma
Plach damit zu einem leistungsfähigen Dienstleis-
Heinrich Liebl (M.) mit Sohn Quirin (re.) im
Strategiegespräch mit dem zukünftigen Bürgermeister
Leo Meier
19. Jhs., dreistöckig, drei tiefe Keller, mehrere Etagen,
sehr interessant. Die zwei anderen Häuser waren aus
ähnlichen Gründen zu haben.
Dann kam noch das Nachbarhaus dazu.
Wir haben gesehen, dass dieser Marktplatz ziemlich
unten ist, und da haben wir gesagt, wir schauen, dass
wir da wieder was draus machen. Als wir dann erfahren
haben, dass das Eibl-Anwesen auch zum Verkauf steht,
haben wir uns getraut.
„Wir“?
Mein Sohn und ich machen das miteinander. Und meine
Kleines Bild: Fahrzeuge aus der Gründungszeit
des Unternehmens, daneben aktuelle Fahrzeuge
aus der inzwischen acht Busse und sieben
Entsorgungsfahrzeuge starken Flotte.
tungsunternehmen für Personenbeförderung und
Entsorgung entwickelt. Modernste Technik und
erfahrenes Personal sind Garant für zuverlässige
und kompetente Betreuung der Kunden.
Heute arbeitet der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb
weit über die Landkreisgrenzen hinaus.
Die hochmodernen Reisebusse fahren Kunden
aus der Heimat aber auch aus nah und fern sicher
Die von Familie Liebl erworbenen Liegenschaften Eibl- und Habelsberger-Haus: „Das war schon ein Risiko.“
Frau macht das Büro.
Wieviel haben Sie in Röhrnbach investiert?
Im Ganzen, mit allem gut 2,2 Mio. Euro.
Sieht man schon Licht am Ende des Tunnels, Richtung
Rendite? Wie schauen Ihre Pläne aus?
Es sind jetzt Gott sei Dank die Wohnungen alle vermietet.
Im Weiteren will ich schauen, dass ich den Markt
belebe. Weitere Wohnungen aus-, bzw. umbauen, Speicher
ausbauen, kurz: Wohnraum schaffen.
In einem der Häuser ist der alte Eibl-Wirt. Da hört man,
das soll wieder ein bairisches Wirtshaus werden.
und zuverlässig über Europas Straßen. Die Linienbusse
befördern Schüler und sind im öffentlichen
Personennahverkehr unterwegs.
Die Einzigartigkeit des Familienunternehmens
zeigt sich auch darin, dass es im deutschlandweiten
Branchenvergleich kein weiteres Unternehmen
gibt, das zwei so unterschiedliche Geschäftsbereiche
unter einen Hut bringt und über Jahre hinweg
erfolgreich und nachhaltig betreibt. Seit nunmehr
25 Jahren leitet der älteste Sohn der Familie,
Wolfgang Plach, die Geschicke des Familienunternehmens
in der zweiten Generation. n
„Ich bin gelernter Schreiner,
später habe ich über Telekolleg
die Fachhochschulreife erworben,
den Fachlehrer gemacht und
bin Berufsschullehrer geworden,
jetzt in Pension.“
Hubert Plach Verkehrsbetriebe GmbH
Pötzerreut 5
94133 Röhrnbach
Tel.: +49 (0) 8582 96 18-0
Fax: +49 (0) 8582 96 18-20
E-Mail: plach-reisen@t-online.de
www.plach-reisen.de
www.plach-abfalllogistik.de
Mal schaun. Da ist 40 Jahre nichts mehr gemacht worden.
Ohne Renovierung geht da nichts mehr.
Von welchen Kosten reden wir da?
Wir haben einen Voranschlag in Höhe von 1,5 Mio. Euro.
Aber das kann sich natürlich nicht rechnen.
Und dann?
Mein Sohn übernimmt das jetzt als Wirt. Wir fangen
erst einmal mit neuer Theke, neuer Küche und
neuen Toiletten an. Und natürlich mussten wir den
Brandschutz auf Vordermann bringen. Der Rest bleibt
vorübergehend noch so, und es wird peu à peu weiter
renoviert.
Dann sehen Sie schon eine Refinanzierung am Horizont?
Ja, aber das war schon ein Risiko. Hohe Verbindlichkeiten
für das Habelsberger-Haus und zunächst keine
Miete … Da haben wir eine ganze Weile erheblich
zugeschossen, langsam wird es heller in den Monatsbilanzen.
Da sind jetzt nur Wohnungen drin?
So ist es.
Sie beweisen, dass man mit hochgestrickten Ärmeln
was bewegen kann ...
Man kann auch heute noch mit Ehrgeiz, Ausdauer, Talent
und Fleiß etwas erreichen.
Warum war das bei den bisherigen Inhabern nicht
möglich?
Die Nachkommen wollten nicht übernehmen. Die hatten
einfach andere Pläne.
Bei einem solchen Leben ... Haben Sie geschlafen auch
irgendwann?
Ja, das war wenig. Und ich war auch immer wieder
krank, mit knapp 56 Jahren wurde ich pensioniert.
Rund 50-mal war ich in meinem Leben im Krankenhaus
und bin 20-mal operiert worden. Einmal bin ich auch
schon im Sterben gelegen. Habe also viele Höhen und
Tiefen erlebt. Jetzt habe ich mit dem „Schef“ einen
Vertrag ausgehandelt, dass ich 106 Jahre alt werde.
(lacht)
Wie schafft man es, sich einen solchen Optimismus
zu bewahren, wenn man immer wieder solche Knüppel
zwischen die Beine geworfen kriegt?
Mein Glaube hat mir geholfen. Sonst hätte ich verzweifelt.
n
68 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
69 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
Mal wieder ein Buch?
Ausstieg: Buchtipps
Ausstieg: LebensART
In der heutigen Zeit tut es gut, sich wieder
mit positiven, zukunftsorientierten
Gedanken zu befassen. Eine überzeugende
Absage an den Pessimismus
unserer Tage ist dieses Werk von Matt
Ridley: Die Geschichte der Menschheit
sieht er als großartige Erfolgsgeschichte,
und es gibt keinen vernünftigen
Grund für die – allerdings weitverbreitete
– Annahme, dass urplötzlich in
unserer Zeit der Fortschritt erlahmen,
die Innovationskraft und Erfindungsgabe
der Menschen versiegen und
die Verbreitung von Wohlstand an ein
Ende kommen soll. Die kulturelle Entwicklung
des Menschen hat über Jahrtausende
zu immer besseren Lebensbedingungen
geführt. Der Schlüssel
dafür waren die Arbeitsteilung und der Austausch von Ideen. Wenn wir nicht verzagen
und die kreativen Kräfte der Menschen nicht behindert werden, dann kann
uns ein 21. Jahrhundert bevorstehen, in dem der Wohlstand sich vermehrt, Armut
zurückgeht, Krankheiten eingedämmt werden, die Überbevölkerung abnimmt, die
technologische Entwicklung blüht, Wissen und Bildung immer mehr Menschen
erreicht und Umweltbedingungen sich verbessern.
Matt Ridley: Wenn Ideen Sex haben, 480 Seiten, Plassen Verlag, 24,99 Euro
Matt Ridley ist in Oxford promovierter Zoologe, er hat als Journalist beim »Economist«
gearbeitet und war als Banker tätig. Als Buchautor ist er international erfolgreich
und in mehr als 25 Sprachen übersetzt.
Und noch eine positive Sicht der Welt:
Michael Shermer vertritt die These,
dass wir in der „moralischsten“ Zeit der
Menschheitsgeschichte leben. Was auf
den ersten Blick verblüffend klingt, begründet
er überzeugend.
Sein Buch über den moralischen Fortschritt
zeigt anhand umfangreichen Datenmaterials
und zahlreicher Beispiele,
dass die geschichtliche Entwicklung
trotz mancher Rückschläge letztlich
in die richtige Richtung geht: Immer
mehr Menschen können ein Leben
führen, das von Werten wie Wahrheit,
Gerechtigkeit oder Freiheit geprägt ist.
Von den Faktoren, die über die Jahrhunderte
dazu beigetragen haben,
sind die Wissenschaft und die Vernunft sicherlich die wichtigsten.
Der Fortschritt der Wissenschaft führte zum Zeitalter der Vernunft und der Aufklärung,
aus dem die moderne säkulare Welt mit den liberalen Demokratien hervorging,
in denen Bürgerrechte und die Gleichheit vor dem Gesetz existieren. Zugleich
wurde der Geltungsbereich moralischer Standards schrittweise ausgeweitet, so dass
immer mehr Menschen – und mittlerweile auch Tiere – in deren Genuss kommen.
In seinem erhellenden Werk stellt Shermer heraus, wie Wissenschaft, Rationalismus,
Skeptizismus und abstraktes Denken uns einer gerechten Welt näherbringen.
Michael Shermer: Der moralische Fortschritt. Wie die Wissenschaft uns zu besseren
Menschen macht, 564 Seiten, Klappenbroschur, Alibri Verlag, 29 Euro.
Michael Shermer studierte Psychologie und Wissenschaftsgeschichte und lehrt seit
1979 an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Er ist Gründer und Herausgeber
der Zeitschrift Skeptic und schreibt regelmäßig für den Scientific American.
Shermer hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht.
Es wird alles immer schlimmer, eine
schreckliche Nachricht jagt die andere:
Die Reichen werden reicher, die Armen
ärmer. Es gibt immer mehr Kriege,
Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen.
Viele Menschen tragen solche beängstigenden
Bilder im Kopf. Doch sie liegen
damit grundfalsch.
Unser Gehirn verführt uns zu einer
dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten
der Realität entspricht, wie der
Statistiker und Wissenschaftler Hans
Rosling erklärt. Wer das Buch gelesen
hat, wird .u. a.
• ein sicheres, auf Fakten basierendes
Gerüst besitzen, um die Welt so zu
sehen, wie sie wirklich ist,
• die zehn gängigsten Arten von
aufgebauschten Geschichten erkennen,
• bessere Entscheidungen treffen können.
Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund, Ola Rosling. Wie wir lernen, die Welt so
zu sehen, wie sie wirklich ist
Ullstein Taschenbuch, Klappenbroschur, 400 Seiten, 16. Euro.
Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, war Professor
für Internationale Gesundheit am Karolinska Institut und Direktor der Gapminder-Stiftung
in Stockholm. Er war zudem Gründungsmitglied von Ärzte ohne Grenzen
e.V. in Schweden und Mitglied der Internationalen Gruppe der Schwedischen
Akademie der Wissenschaften.
Oft kommt beim Blick in die Nachrichten
das Gefühl auf, dass alles schlimmer
wird. Gibt es immer mehr Armut
auf der Welt? Geht es mit unserer Lebensqualität
bergab? Ist die Demokratie
auf dem Rückzug? Herrscht heute
gar bei uns mehr Gewalt als früher?
Mitnichten!, sagt Martin Schröder, Professor
für Soziologie und viel befragter
Experte zu Themen wie Lebensqualität,
Glück und Zufriedenheit. Wussten Sie,
dass die Wahrscheinlichkeit, in der Badewanne
zu ertrinken, doppelt so hoch
ist wie die, Opfer eines Terroranschlags
zu werden? Das ist nur eines von vielen
Beispielen, das zeigt, dass es der Welt
besser geht, als viele glauben.
Tatsächlich ging es uns noch nie so gut wie heute. Martin Schröder kann das beweisen:
Mit zahlreichen Statistiken, Grafiken und Beispielen belegt er, dass es
keine Gründe für Panikmache und Hysterie gibt. Flüchtlingskrise, Globalisierung,
Zinsentwicklung – Martin Schröder gibt uns Fakten an die Hand, die uns helfen,
populistische Scheinargumente und Fake-News zu erkennen und uns selbst sicherer
zu fühlen. Denn er ist überzeugt: »Pessimisten beherrschen die Schlagzeilen.
Optimisten behalten Recht.«
Martin Schröder. Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig
von Krisen reden, Klappenbroschur, 228 Seiten, Benevento,15,99 Euro.
Martin Schröder, geboren 1981, hat seine Promotion am Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsforschung in Köln verfasst. Seine weitere akademische Laufbahn
führte ihn unter anderem nach Harvard, seit 2013 ist er Professor für Soziologie an
der Universität Marburg. Für seine wissenschaftliche Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet,
unter anderem mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung.
Reloading in der
#heideseinhaus
Mit „Manager Reloading“ hat sich Heide Faller, Personal Trainerin & Life
Coach, ein ganz spezielles Angebot für ganz spezielle erfolgreiche Menschen
ausgedacht; für solche nämlich, die gerade auf dem Schlauch stehen –
und ein kleines „Reloading“ für eine gute Idee halten. Sie kann ihr Angebot
am besten selbst beschreiben. Voilà:
Sich wieder aufladen
in der #heideseinhaus
Keinen Bock auf Klinik? Nicht schon wieder Karibik? Darf ich Dir mal die
#heideseinhaus Therapie vorstellen? Oh, hoppla, Therapie darf ich es ja nicht
nennen, schließlich bin ich ja keine Ärztin. Also nennen wir es besser Methode.
Die #heideseinhaus Methode.
Die #heideseinhaus Methode ist die Essenz aus über 56 Jahren Lebenserfahrung
in den unterschiedlichsten Bereichen: Sport, Ernährung,
Mutterdasein, Katastrophenmanagement/Krisensituationen,
Gesundheitsprophylaxe, Mindset, Energiearbeit … Alles „live“ durchlebt,
ohne Netz und doppelten Boden.
Und entschuldige bitte, wenn ich einfach „Du“ sage. In meinem Haus geht es
eben sehr entspannt zu. Dieses Haus hat schon vieles erlebt, viele Menschen gesehen
und beherbergt. Es ist sogar in seinem 500-jährigen Dasein selbst schon
einmal komplett umgezogen. Nun ist es #heideseinhaus. Auf Hochdeutsch
grammatikalisch nicht korrekt, ich weiß. Aber auf Niederbairisch sagt man so.
Nur noch funktionieren, kennst Du das?
Du kannst einfach nicht mehr, aber niemand nimmt es wahr oder hört Dir zu?
Dabei würde Dir ein kurzer Boxenstopp genügen, um wieder Boden zu gewinnen?
Du schaffst es noch, aber bist Dir nicht sicher, wie lange noch?
Mitten im Herzen des Rottals, gleich hinter Pfarrkirchen, gibt es ein
Haus, das eigentlich gar nicht da sein dürfte, bewohnt von Menschen,
die eigentlich gar nicht dort wohnen dürften.500 Jahre Leben, mühevoll
wiederaufgebaut, obwohl es für den Ofen hergerichtet war.
Bei mir kannst Du lernen, einfach zu SEIN. Viele erfolgreiche Menschen haben
das inzwischen verlernt. Alte Verhaltensmuster, familiäre oder berufliche
Zwänge, zu viel Ablenkung, Karriere ...
Die #heideseinhaus Methode
Erst mal ankommen, runterkommen, sich wohlfühlen. Den Terminstress
hinter sich lassen, stattdessen sich wieder auf sich selbst besinnen und in
sich hinein spüren. Gemeinsam kochen, essen, reden, Sport und Wellness,
draußen sein, lange Waldspaziergänge mit unseren Hunden und viel Achtsamkeit
im Umgang mit Tier und Natur helfen
Dir dabei, einen anderen Blickwinkel
aufs Leben zu bekommen.
Es sind die einfachsten Dinge, die
dabei helfen.
Highlight ist die tägliche Access
Consciousness Behandlung: Das
sind Reset-Übungen für die Bereitschaft
und Fähigkeit, bewusst und
völlig präsent in allen Bereichen
deines Lebens zu sein – für mehr
Leichtigkeit, Freude und Herrlichkeit
im Leben.
Dabei kannst Du Dir aussuchen,
ob Du nur ein paar Tage oder eine
ganze Woche zu uns in unser 500
Jahre altes Bauernhaus im Rottal
kommst und Dir diese etwas andere,
exklusive Auszeit nimmst ...
Heide Faller, Pfarrkirchen
www.manager-reloading.com
70 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
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Herausgeber und v.i.S.d.P.:
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72 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
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u49 WirtschaftsLEBEN l Ausgabe FRG 1 l April 2020
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