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1 Einleitung<br />
Die Europäische Union hat sich verpflichtet, die Treibhausgasemission bis 2020 um mindestens<br />
20 % (gegenüber dem Stand von 1990) zu reduzieren. Mit einem Anteil von 26 % trägt der<br />
Gesamtverkehr erheblich zu den CO2-Gesamtemissionen in der EU bei. Der Pkw-Verkehr ist dabei<br />
mit 12 % für in etwa die Hälfte der Emission verantwortlich. In den kommenden Jahren sollen die<br />
Emissionsgrenzwerte weiter gesenkt werden, was bei stetig steigenden Anforderungen an die<br />
Fahrzeuge die Forderung nach zusätzlicher Gewichtsreduktion der Rohkarosserie verschärft. Die<br />
Umsetzung von Leichtbaukonzepten im Rohkarosseriebereich erfolgt anforderungsabhängig bei<br />
den verschiedenen Pkw-Herstellern unterschiedlich. So bilden neben Aluminiumlegierungen,<br />
Kunststoffen und Faserverbundwerkstoffen neu entwickelte hochfeste Stahlfeinbleche die<br />
werkstofftechnische Grundlage.<br />
Die in den letzten Jahren ständig gestiegenen Anforderungen an Sicherheit, Zuverlässigkeit,<br />
Komfort und Fahrleistungen konnten durch Steifigkeitserhöhung der Karosserie, Verbesserung des<br />
Fahrwerks und höhere Motorleistungen realisiert werden. Diese Maßnahmen waren allerdings<br />
stets mit einer Zunahme der Fahrzeuggewichte verbunden. So haben sich<br />
fahrzeugklassenübergreifend innerhalb der letzten drei Jahrzehnte die Fahrzeuggewichte im Mittel<br />
um etwa 600 kg erhöht. Diese Steigerungen des Gesamtgewichts eines Fahrzeugs lassen sich<br />
durch den Einsatz von Leichtbaukomponenten im Bereich des Rohkarosseriebaus teilweise<br />
kompensieren. Die durch Rohkarosserie-Leichtbaumaßnahmen erreichte Verringerung der<br />
gestiegenen Fahrzeuggewichte bewirkt eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der<br />
Kohlendioxidemissionen. Dabei verstärkt sich der Trend zur Multi-Material-Bauweise.<br />
Dementsprechend werden immer häufiger unterschiedliche Fügetechnologien nebeneinander beim<br />
Bau einer Rohkarosserie angewandt. Neben den üblichen Schweiß- und Lötverfahren werden<br />
dabei auch mechanische Füge- und Klebverfahren eingesetzt. Überdies wendet man,<br />
insbesondere zur Steifigkeitserhöhung von Karosserieteilen, auch hybride Verfahren,<br />
beispielsweise das Widerstandspunktschweißkleben an. Für die neu entstandenen hochfesten<br />
Stahlwerkstoffkonzepte stellen das Widerstandspunktschweißen und -kleben wirtschaftliche und<br />
prozesssichere Fügeverfahren dar und dominieren die stahlblechorientierten Werkstoffsegmente<br />
im Rohkarosseriebau. Die im Karosseriebau eingesetzten Karosseriestähle bestehen aus<br />
mehreren Festigkeitsklassen. Neben normalfesten („weichen“) Tiefziehgüten und mikrolegierten<br />
Feinkornstählen bilden die hochfesten Mehrphasenstähle (Dualphasen- und<br />
Komplexphasenstähle, TRIP Stähle u. a.) aber auch pressgehärtete Mangan-Bor-Stähle, wie der<br />
22MnB5 + AS140, die werkstofftechnische Basis einer Rohkarosserie. Dabei werden die<br />
modernen Mehrphasenstähle häufig unter der gemeinsamen Bezeichnung „Advanced high<br />
strength steels“ (AHSS) zusammengefasst.<br />
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