Wellness & Spa Resort Quellenhof 2010
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Es bedurfte einer Raststätte: Ende der<br />
90er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde<br />
daher der <strong>Quellenhof</strong> erbaut. Ein Gasthof<br />
am Wegesrand.<br />
Auch für die robusten PKW’s blieb die<br />
Passeirer Straße als Schotterpiste eine<br />
Herausforderung. Das erste Stück Asphalt<br />
ist bereits mit dem <strong>Quellenhof</strong><br />
verbunden: Straßenbauingenieure, die<br />
in den 1930er Jahren im Gasthof einkehrten,<br />
veranlassten aus Dankbarkeit<br />
für die gute Kost, dass die Straße vor<br />
dem <strong>Quellenhof</strong> ein Kilometer in beide<br />
Richtungen erstmals geteert wurde.<br />
Das Tal musste sich aber bis tief in die<br />
1970er Jahre gedulden, bis es eine Asphaltstraße<br />
bekommen sollte.<br />
„Oberhalb gelegene Wiese“<br />
Das Passeiertal mündet an seinem<br />
südlichen Ende in Meran,<br />
von wo aus die meisten Besucher<br />
ins Tal fahren. Im Norden erreicht<br />
man entlang der knapp 50<br />
Kilometer langen Alpenstraße<br />
das Timmelsjoch inmitten am<br />
Alpenhauptkamm auf 2474<br />
Metern Meereshöhe.<br />
Nicht weit davon im Osten etwa liegt<br />
der Brennerpass. Während dort Verkehrswege<br />
wie Autobahn, Eisenbahn<br />
und Staatsstraße das Tal und den Pass<br />
durchkreuzen und queren, herrscht im<br />
Passeiertal idyllische Ruhe: Eine einzige<br />
Straße führt durch das Tal.<br />
Zwei Gesichter des Tales<br />
Das Gebirgstal wird gemeinhin in zwei<br />
Abschnitte geteilt, das sich auch geologisch<br />
und klimatisch nachvollziehen<br />
lässt. Das vordere Passeiertal steigt<br />
auf rund 20 Kilometern gemächlich<br />
bis auf rund 700 Metern Meereshöhe<br />
an. Es zeigt sich mit seiner mediterranen<br />
Vegetation klimatisch mild, Weingärten,<br />
Obstplantagen und sogar Palmen<br />
überdauern selbst harte Winter.<br />
Das Vorderpasseier reicht bis nach St.<br />
Leonhard.<br />
Das hintere Passeiertal hingegen steigt<br />
auf rund 30 Kilometern steil bis auf die<br />
2474 Meter des Timmelsjochs an und<br />
ist entsprechend hoch alpin auch klimatisch<br />
betrachtet. Wasserfälle, Almwirtschaften,<br />
der Schnee bleibt manchmal<br />
bis in den späten Frühling hinein. Dafür<br />
überdecken die Alpenrosen die Landschaft<br />
dann im Sommer.<br />
Die Hauptalpenstraße<br />
Ursprünglich führte lediglich ein Saumweg<br />
durch das Passeiertal. Der war<br />
einer der Fernhandelswege, die das<br />
nördliche Europa mit dem Mittelmeer<br />
verbanden. Denn lange Zeit vor dem<br />
Bau des <strong>Quellenhof</strong>s im 19. Jahrhundert,<br />
zogen bereits Händler und Gäste<br />
durch das Tal. Das Timmelsjoch wurde<br />
1241 als „Thymels“ erstmals urkundlich<br />
erwähnt. Die Kaufleute der Fugger<br />
und Welser nutzten bereits den Passeirer<br />
Handelsweg.<br />
Der Weg wurde für Pferdekutschen zur<br />
Straße ausgebaut. Deren Trasse führte<br />
zumeist am Bach entlang. Es gab dafür<br />
guten Grund: Die Passer war das<br />
Transportmittel der Holzstämme, die<br />
von ganz Tirol aus nach Oberitalien<br />
transportiert wurden. Dort wurde für<br />
herrschaftliche Häuser Möbel hergestellt<br />
– oder im Winter einfach nur der<br />
Energiebedarf gedeckt. Sobald die Passer<br />
ausreichend Wasser führte, wurden<br />
die Baumstämme mitgeschwemmt und<br />
in Meran aus dem Wasser geholt.<br />
Um mit dem Holz nah genug ans Wasser<br />
zu kommen, war die Nähe der<br />
Straße zur Passer also gerade recht.<br />
Doch barg das ebenso eine Gefahr: Bei<br />
Hochwasser wurde die Straße geflutet.<br />
Immer wieder schwemmte der wilde<br />
Gebirgsbach ganze Straßenstücke weg.<br />
Irgendwann musste eine neue Straße<br />
her: Sie wurde deutlich höher gebaut<br />
und damit sicher vor den Fluten. Dennoch<br />
folgte die Straße dem geografischen<br />
Gelände, sodass sie bis heute<br />
entsprechend kurvenreich blieb. Eine<br />
Hauptalpenstraße im wörtlichen Sinne.<br />
Ungeteert. Die Holztransporte wurden<br />
vom Wasser auf die Pferdekutschen<br />
verlegt. Die Fahrt durch das Tal war<br />
aber auch für Reisende ein Abenteuer.<br />
In drei Ortschaften haben sich die<br />
Passeirer angesiedelt. Hauptort ist die<br />
Marktgemeinde St. Leonhard, knapp<br />
südlich davon liegt St. Martin, während<br />
Moos im Passeier als letzte größere Ortschaft<br />
im Norden liegt.<br />
Der Name „Passeier“, so wird vermutet,<br />
leitet sich aus dem Rätoromanischen<br />
ab, jener Sprache, die sich nur noch<br />
in manchen Alpentälern erhalten hat.<br />
Mit den rätoromanischen Ortsbezeichnungen<br />
„pra de sura“ bzw. „prasüra“<br />
nimmt der Talname seinen Anfang.<br />
Wörtlich übersetzt bedeutet das „oberhalb<br />
gelegene Wiese“ – und davon gibt<br />
es im Tal tatsächlich viele. Heute sprechen<br />
98 Prozent der Passeirer Bevölkerung<br />
deutsch.<br />
Der Held Hofer<br />
Die Passeirer sind sich ihrer Tradition<br />
bewusst. Einer von ihnen hat diese Tradition<br />
weit über die Talgrenze hinaus<br />
verteidigt: Andreas Hofer, der berühmte<br />
Tiroler Freiheitskämpfer, dessen Jubiläum<br />
2009 das ganze Jahr über in Tirol<br />
gefeiert wurde.<br />
Andreas Hofer wurde 1767 in St. Leonhard<br />
geboren und war Wirt, Vieh- und<br />
Weinhändler. Als Tirol im Jahre 1805<br />
unter bayerische Herrschaft kam, wollten<br />
die mit Napoleon verbündeten Bayern<br />
die Ideen der Aufklärung einführen<br />
– das bedeutete das Verbot von Christmette,<br />
Prozessionen und Wallfahrten,<br />
Rosenkranz und Kerzen in der Kirche.<br />
Für das tief im Katholizismus verwurzelte,<br />
erzkonservative Tirol eine unzumutbare<br />
Maßnahme.<br />
Der Volkszorn entlud sich in einer<br />
Aufstandsbewegung, und Andreas<br />
Hofer setzte sich an die Spitze der<br />
Aufständischen. In drei Schlachten<br />
am Berg Isel bei Innsbruck im Jahre<br />
1809 besiegten die Tiroler unter<br />
seiner Führung die napoleonischen<br />
Truppen. Erst die vierte Schlacht am<br />
1. November bedeutete die endgültige<br />
Niederlage der Tiroler.<br />
Hofer flüchtete auf eine Hütte auf der<br />
Pfandleralm oberhalb von St. Martin in<br />
Passeier. Für einen Lohn von 1500 Gulden<br />
verriet der Bauer Franz Raffl aus<br />
Schenna den Franzosen sein Versteck.<br />
Hofer wurde zusammen mit seiner Frau<br />
und seinem Sohn verhaftet und nach<br />
Mantua gebracht. Ein Kriegsgericht<br />
verurteile ihn auf Befehl Napoleons zum<br />
Tode, am 20. Februar 1810 wurde das<br />
Urteil durch ein Erschießungskommando<br />
vollstreckt. Als Hofer nach der ersten<br />
Salve zusammenbrach, aber noch nicht<br />
tot war, soll er ausgerufen haben: „Ach,<br />
wie schießt ihr schlecht!“ Mag es sich<br />
bei diesem Ausspruch auch um eine<br />
Legende handeln – sie illustriert die unerschrockene<br />
Standhaftigkeit bis zum<br />
letzten Atemzug, die Andreas Hofers<br />
Ruhm begründet. Er ist der Che Quevara<br />
Tirols. Und der Tiroler Held, darauf<br />
ist man stolz im Tal, kommt aus dem<br />
Passeier.<br />
Auch spätere Tiroler versteckten sich<br />
in den Passeirer Bergen: etwa Widerstandskämpfer<br />
gegen den Faschismus,<br />
die für Südtirol und gegen Rom ihr Leben<br />
aufs Spiel setzen.<br />
Das Grenztal<br />
Ursprünglich lag das Passeiertal inmitten<br />
von Tirol. Doch das änderte sich, als<br />
nach dem Ersten Weltkrieg 1919 Österreich<br />
an Italien einige seiner Provinzen<br />
abtreten musste: Neben dem Kanaltal<br />
und Welschtirol kam damit auch Südtirol<br />
zu Italien. Die Grenze zog man<br />
genau am Ende des Passeiertals: Das<br />
Timmelsjoch, bis dahin der schwer erreichbare<br />
Alpenpass, wurde durch den<br />
Friedensvertrag von St. Germain zur<br />
Staatsgrenze.<br />
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