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Wellness & Spa Resort Quellenhof 2010

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„Wir haben eine Nachspeise mit Zitronenmelisse<br />

garniert. Dafür brauchte<br />

es nur die Spitzen des Kräuterstengels.<br />

Der Rest sind aromatisch hervorragende<br />

Blätter, die sich aber nicht mehr zur<br />

Dekoration eignen. Hier setze ich sie<br />

an, mit Zucker und Zitrone, für einen<br />

frischen Melissensaft“. Selbst gemacht<br />

wie in Mutters Küche, köstlichste Restverwertung,<br />

denn sowohl im Speisesaal<br />

sowie auch in den <strong>Wellness</strong>- und Aktivitätszentren<br />

sind Mitarbeiter und Gäste<br />

glücklich, wenn sie Saft serviert bekommen.<br />

Zumal derart frisch und gesund.<br />

Der Chef einer Küche, der auch schon<br />

mal mehr als 500 Menüs zubereitet und<br />

dabei noch solche feingesponnene Logistik<br />

leistet, hat alles unter Kontrolle.<br />

Küchenchef als Einkaufschef<br />

Die braucht es, denn der Küchenchef ist<br />

auch Einkaufschef und wenn auch nur<br />

mal 300 Menüs für eine Mahlzeit vorzubereiten<br />

sind, mit elf oder mehr Speisen,<br />

die dann auch erlesen, spitzfindig und<br />

zur Zufriedenheit der Gäste gelingen<br />

sollen – dann braucht es beste Produkte.<br />

Weit mehr als 100 Kilogramm Fleisch<br />

wird für einen Abend gebraucht. „Ich<br />

muss bei diesen Mengen nicht nur auf<br />

die Qualität achten, sondern auch auf<br />

den Preis“, berichtet Raffl von seiner<br />

organisatorischen Arbeit (die der eines<br />

Managers schon recht ähnlich ist). Mindestens<br />

vier Kostenvoranschläge holt er<br />

da ein, um auch wirklich in die Gunst<br />

des Wettbewerbs unter den Metzgereien<br />

zu kommen. Dabei ist natürlich der Preis<br />

wichtig, aber auch die Qualität: Es reicht<br />

nicht, dass die Qualität sehr gut ist. Sie<br />

muss bei der gesamten Menge hervorragend<br />

sein. Und die gesamte Menge, eben<br />

die genannten 100 Kilogramm Fleisch,<br />

müssen von derselben Qualität sein. Dem<br />

Laien mag dies schier unmöglich erscheinen:<br />

Wenn eine 100 Kilogramm schwere<br />

Kuh geschlachtet wird, hat die doch nur<br />

ein paar Kilogramm Filet oder Schulter.<br />

Selbst wenn aus der selben mehrere Kühe<br />

vom gleichen Alter zugleich geschlachtet<br />

werden, werden es zwar noch ein paar<br />

Kilogramm Filet oder Schulter mehr,<br />

„aber jedes Vieh liefert eine etwas andere<br />

Fleischqualität“, so Raffl, „was nützt es<br />

mir, wenn das eine Stück eine halbe Stunde<br />

früher gar ist als das andere?“<br />

Die Kunst des Küchenchefs beginnt also<br />

bereits beim Einkauf.<br />

Kreative Inspiration<br />

Und dann gibt es auch die sich mehrenden<br />

Wünsche der Gäste: „Zum Beispiel<br />

wird aufgrund von Allergien immer häufiger<br />

auch glutenfreie Küche verlangt“,<br />

so Raffl. Die Küche im <strong>Quellenhof</strong> ist<br />

keine Krankenhausküche, sondern die<br />

eines Toprestaurants. Dennoch bemüht<br />

sich der Küchenchef, einzelne Sonderwünsche<br />

der Gäste zu erfüllen – in der<br />

Hoffnung, dass sich die Anfragen diättechnischer<br />

Kost doch in Grenzen halten.<br />

Walter Raffl ist ein Virtuose seiner<br />

Kunst. Im Reich der Geschmackskombinationen<br />

ist er einfallsreich, phantasievoll<br />

– aber der immer noch junge Mann<br />

mit 35 Jahren weiß längst, was zu tun<br />

ist, damit das auch so bleibt. Er inspiriert<br />

sich regelmäßig an anderen Orten.<br />

In den Monaten der Winterpause am<br />

<strong>Quellenhof</strong> kocht Walter Raffl regelmäßig<br />

mit Kollegen anderer Küchen, zumeist in<br />

österreichischen Hotels. Damit bleibt er<br />

im Austausch mit Trends und Erfahrungen<br />

der anderen, der in der langen Saison<br />

im idyllischen Passeiertal doch nicht<br />

gar so leicht möglich wäre. Damit gelingt<br />

ihm auch die andauernde Abwechslung,<br />

die den Stammgästen im <strong>Quellenhof</strong><br />

längst zur Tugend geworden ist.<br />

Die Philosophie ist schlicht und einfach<br />

Hier im <strong>Quellenhof</strong> trägt Raffl die ganze<br />

kulinarische Verantwortung. Sein Chef,<br />

Heinrich Dorfer: „Unser Koch ist ein<br />

Glücksfall, wir können ihm blindlings<br />

vertrauen, er macht es bestens.“ Man<br />

merkt es dem Küchenchef Walter Raffl<br />

an: Er ist an dieser Herausforderung gewachsen.<br />

Und natürlich hat er seine eigene<br />

Philosophie am Herd. „Man kann in<br />

vielen Fällen die Produkte belassen, wie<br />

sie sind, um das Beste aus ihnen herauszuholen“.<br />

Das gilt bereits für eine Tomate,<br />

wie für fast jedes andere Produkt.<br />

Selbst wenn Produkte miteinander kombiniert<br />

werden, bevorzugt Raffl wenige<br />

Komponenten. Klare Geschmackslinien<br />

zugunsten einer hohen Qualität.<br />

Inspirationen dafür holt sich Raffl auch<br />

aus anderen Kochtraditionen: Etwa<br />

aus der asiatischen Küche. „Die lässt<br />

Produkte auch klar ihren eigenen Geschmack<br />

entfalten“, so Raffl. Immer<br />

wieder mal lässt er sich auch für seine<br />

Gäste auf asiatische Gerichte ein.<br />

Themenabende<br />

Längst gehört auch das schon zum<br />

Speiseplan: kulturelle Schwerpunkte<br />

werden immer wieder mal gesetzt. Ob<br />

zu einer ethnischen Kost geladen wird,<br />

ob Tiroler Kochkunst verfeinert wird,<br />

ob ein eigenes Kinderprogramm auch<br />

für die Kleinsten aufgebaut wird – etwa<br />

am Pizzaofen – oder ob in der Schauküche<br />

vor den Augen der Gäste Speisen<br />

zubereitet werden. Küchenchef Walter<br />

Raffl macht das Normalste auf der Welt<br />

– nämlich sich zu ernähren – zu einem<br />

Event, das unvergesslich bleibt.<br />

Der Weinkeller<br />

und sein Hüter<br />

In den Weinkellern lagern<br />

gute Tropfen, die arttypisch<br />

gelagert und affin zur Küche<br />

während den Mahlzeiten serviert<br />

werden. Ein eigener Sommelier<br />

schaut mit achtsamem Blick,<br />

dass das Gesamtbouquet<br />

abgerundet wird.<br />

Gleich in zwei Weinkellern lagern<br />

die flüssigen Schätze des <strong>Quellenhof</strong>s:<br />

Der etwas Größere umfasst einen<br />

Hauptbestand von etwa 10.000<br />

Flaschen. Der Andere birgt noch mal<br />

rund 7000 Flaschen an Raritäten –<br />

in diesem Fall stehen Schaumweine,<br />

Sekt und Champagner im Mittelpunkt.<br />

Ist es vielerorts en vogue mit Weinen aus<br />

Übersee, von Australien bis Südamerika,<br />

aufzutrumpfen, so liegt der Schwerpunkt<br />

der Enothek des <strong>Quellenhof</strong>es auf<br />

Qualitätsweinen aus Südtirol und aus<br />

Italien. Vereinzelt Weine aus Österreich<br />

oder anderen Nachbarn, Exoten aber<br />

liegen nur einzelne auf. Das bedeutet<br />

nicht, dass die <strong>Quellenhof</strong>-Enothek das<br />

Naheliegende bietet: Im Repertoire sind<br />

besondere Tropfen die Normalität.<br />

Aufschwung für Südtiroler Weine<br />

Möglich ist das vor dem Hintergrund,<br />

dass etwa die Hersteller der Südtiroler<br />

Weine sich in den vergangenen Jahren<br />

zu einem auffälligen Qualitätsaufschwung<br />

entschieden haben. Das führte<br />

dazu, dass der Durchschnitt in Qualität<br />

und Besonderheit deutlich höher<br />

liegt als im Vergleich etwa noch zu den<br />

1980er und 1990er Jahren. Das bedeutet<br />

allerdings keineswegs, dass alles aus<br />

Südtirol im <strong>Quellenhof</strong> seiner Enothek<br />

Niederschlag findet.<br />

Eher im Gegenteil: Der Sommelier Matteo<br />

Lattanzi sucht und findet edle Tropfen<br />

immer häufiger bei kleinen Weinproduzenten.<br />

Wer sich auf der Panoramakarte<br />

der Südtiroler Weinhersteller<br />

Sommelier Matteo<br />

einigermaßen orientieren kann, der<br />

kann im <strong>Quellenhof</strong> doch noch überrascht<br />

werden.<br />

Lattanzi hat trotz seiner Jugend bereits<br />

ein beachtliches Curriculum: Er<br />

gewann einige Nachwuchswettbewerbe,<br />

renommiert ist die Erstplatzierung<br />

34 <strong>2010</strong><br />

<strong>2010</strong> 35

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