Sicher Leben 6/2006 - Die Landwirtschaftliche Sozialversicherung
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Von Dage geiht dat dorum, dat de<br />
sobenümmten Sülstverstümmler<br />
in`n Holt, also de „Selbstwerber“<br />
bi de Berufsgenossenschaft entgegen<br />
veelfacher Meenung nich<br />
versichert sind und dat de Privatisierungsdebatten<br />
öber de <strong>Landwirtschaftliche</strong>Berufsgenossenschaft<br />
nu endgültig dor landt sind,<br />
wo se hengehört, nämlich in`n Papierkorf<br />
un et geiht schließlich<br />
dorum, dat sick de Behauptung,<br />
bi de Bidrägen to`r Berufsgenossenschaft<br />
finanzierten de „Ackerburn“<br />
de „Grönlandburn“ (oder<br />
annersrüm) up Stammdischnivo<br />
bewegt.<br />
Hermann: Dag Friedrich, na wo geiht<br />
so kört vör’n Fest?<br />
Friedrich: Och, ik bin eegentlich ganz<br />
tofreeden, ok wenn dat rosige Bild, dat<br />
man upstunds von us Landwirten so<br />
malt, för usen Hoff nich so ganz passt,<br />
aber wi wüllt ni klagen.<br />
Hermann: Wie wör dat denn güstern<br />
bi`n Landvolk-Klönabend?<br />
Friedrich: Dat wör sehr interessant un<br />
doch sind dat jümmers wedder de glieken,<br />
de versöken doht de Tatsachen to<br />
verdreihen, ohne de Fakten richtig to<br />
kennen.<br />
Hermann: Aha! Denn lat mol wat<br />
hören, vertell mol!<br />
Friedrich: Also een ganz junger Berufskollege,<br />
de meente för de Sülvstverstümmler<br />
in`n Holt, also de so benümmten<br />
„Selbstwerber“, dor schullen wi<br />
use Berufsgenossenschaftsbidräge<br />
nich för verplempern. Szüh, un dor<br />
hett em de Landvolkgeschäftsföhrer<br />
klipp un kloor to verstahn geben, dat<br />
düsse Lüde in usem System gor nich<br />
versichert sind. Tom annern ging dat<br />
ok noch dorum, dat dejenigen eene<br />
Bidragsermäßigung hebben wullen, de<br />
Lohnünnernehmer beschäftigen doht.<br />
Hermann: Na, dat Letzte is ja doch<br />
ganz interessant.<br />
Friedrich: Doröber is nu aber al faken<br />
genoog informiert wordn. Dat is doch<br />
eenfach so, dat de Lohnünnernehmer<br />
blot för dat besünnere Risiko, dat se<br />
hebbt, tom Bispill dörch wietere Wege<br />
un so füdder, eenen eegenen aber minimalen<br />
Bidrag betahlt. Un dat is tom<br />
Bispiill för Tierhaltung un Flächenbewirtschaftung<br />
bundeseenheitlich so,<br />
dat de eegentliche Bidrag to`r Berufs-<br />
16 <strong>Sicher</strong> <strong>Leben</strong> 6/<strong>2006</strong><br />
genossenschaft bi den landwirtschaftlichen<br />
Ünnernehmer verblieben deiht.<br />
Dat is ok richtig so. Wenn du dat nämlich<br />
annersrum maken würds, denn so<br />
würds du eene ungeheuerliche Bürokratie<br />
anfüern, denn du musst jeden<br />
Empfänger eener Bidragsreknung vörher<br />
anschrieven, und dat wören alleen<br />
in Neddersassen so ungefähr 100.000<br />
in`n Johr. Un wenn du denn endgültig<br />
rutkregen hest, wer de eegentlichen<br />
Arbeiten ganz oder deelwiese makt,<br />
de Nahber, de Maschinenring oder dat<br />
Lohnünnernehmen, denn so würden<br />
de annern dörch högere Bidräge belastet<br />
un de Lohnünnernehmen z. B. würden<br />
den högeren BG-Bidrag doch automatisch<br />
an den Updraggeber wieter<br />
geben. Also düsse Diskussion kann ik<br />
langsam nich mehr verstahn.<br />
Hermann: Wat gev dat denn anners<br />
noch so Nee’et up dien Spezialgebiet<br />
<strong>Sozialversicherung</strong>?<br />
Friedrich: Och so Eeniget. Een so’n<br />
Kerl, de up de Fohrt to eener Hochtiedsfier<br />
nich versichert wör, hett mol<br />
wedder rumschwadroniert, de privaten<br />
künnen dat beter un billiger. Also<br />
dat geiht doch bekanntlich um Arbeitsunfälle.<br />
Wat schall dat also? Un<br />
intwüschen hett de private Versicherungswirtschaft<br />
ok definitiv mitdeelt:<br />
„<strong>Die</strong> private Versicherungswirtschaft<br />
sieht sich aktuell nicht in der Lage, bei<br />
gleichem oder ähnlichem Leistungsniveau<br />
eine für die Arbeitgeber (Betriebsleiter)<br />
preiswertere Deckung anzubieten.<br />
<strong>Die</strong> Kostensätze der Berufsgenossenschaften<br />
liegen im Schnitt<br />
deutlich unter denen von privaten Versicherern.<br />
Selbst, wenn man die für<br />
die eine Privatisierung erforderlichen<br />
Investitionskosten außer Acht lässt,<br />
kämen auf Dauer noch Mehrbelastungen<br />
der privaten Anbieter durch Marketing-<br />
und Vertriebskosten (z. B. Provisionen)<br />
dazu.“<br />
Hermann: Na ja, dat mit den Marketing<br />
un Verdrievskosten is jo ok eene wunnerbore<br />
Formulierung, anners nennt<br />
man dat schlichtweg Verwaltungskosten<br />
un dat ganze hett denn automatisch<br />
eenen negativen Tatsch. Aber<br />
good, dat kann mi nu würklich nich<br />
mehr verwunnern.<br />
Friedrich: Na ja, verwunnert hett mi<br />
denn letztlich de Diskussion doröver,<br />
de „Ackerbau“ finanziere de „Grönlandburn“<br />
un umgekehrt. Also du<br />
weeßt jo, dat wi in usem Kreisgebiet<br />
beides hebbt. Ik find’ dat eenfach dorneeben,<br />
denn so up eenanner lostogahn,<br />
weil man ok hier de Fakten nich<br />
kennt. Ik wör körtens bi eener annern<br />
Veranstaltung, de de Berufsgenossenschaft<br />
makt hett. De öberprüft nämlich<br />
in’n Moment den Bidragsmaßstab.<br />
Un de hebbt up ehren Arbeitsbedarfstarif<br />
jetzt noch een Risikogruppenkonzept<br />
rupsett un seh` mol an dor suurt<br />
bi rut, dat sick de Risikogruppen Flächenbewirtschaftung<br />
un Tierhaltung<br />
fast up den Punkt genau drägen doht.<br />
Dat heet, dat ganze Gefasel, de eene<br />
finanziere den annern oder de annere<br />
finanziere den eenen, hett keenen<br />
Sinn un Verstand.<br />
Hermman: Denn is dat ok richtig, dat<br />
mit aller Kloorheit to seggen. Up de annere<br />
Siet weeßt du doch aber ok, meckern<br />
is de Stohlgang von de Seele.<br />
Friedrich: Dor magst du viellicht Recht<br />
hebben. Aber man schull ok dorup<br />
achten, ob dor nich ok noch Externe<br />
in’n Saal sitten doht. Wo doch jümmers<br />
ganz an`n Anfang de Presselüde<br />
mit de Bitte um „wohlwollende“<br />
Berichterstattung begrüßt werdt. Dat<br />
verlangt denn aber ok, so meene ik jedenfalls,<br />
een beeten mehr Fingerspitzengeföhl<br />
von uns sülvst un usen Berufskollegen.<br />
Hermann: Ja, dor schull man doch al<br />
een beeten vörsichtiger siehn. Man<br />
mutt’n ja schließlich mit dat öffentliche<br />
Echo leben künnen.<br />
Foto: Knoll