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Nr. 12 - November / Dezember 2007

Pariser Umland: Vaux-le-Vicompte, Barbizon, Fontainebleau, Parc de Sceaux, Rambouillet, Saint-Germain-en-Laye, Parc de Saint-Cloud, Auvers-sur-Oise, Chantilly, Pierrefonds. Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust Vogesen: Plombières-les-Bains Rezept: Crêpe bretonne

Pariser Umland: Vaux-le-Vicompte, Barbizon, Fontainebleau, Parc de Sceaux, Rambouillet, Saint-Germain-en-Laye, Parc de Saint-Cloud, Auvers-sur-Oise, Chantilly, Pierrefonds.
Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust
Vogesen: Plombières-les-Bains
Rezept: Crêpe bretonne

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin <strong>Nr</strong>. <strong>12</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong><br />

Pariser Umland<br />

Schlösser, Parks, Künstlerdörfer<br />

Toulouse<br />

Metropole zwischen zwei Meeren<br />

Vogesen<br />

Thermale Freuden in Plombières-les-Bains<br />

Bernard Kouchner<br />

Ein Politiker mit Prinzipien<br />

Preiswert essen<br />

Günstige Restaurants<br />

in Paris<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

waren Sie schon einmal in Paris? Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Sie diese Frage bejahen, ist hoch, gilt die Weltstadt<br />

an der Seine doch als eine der meist besuchten Metropolen<br />

der Welt. Weniger bekannt ist dagegen, dass sich<br />

auch in den Vororten und im nahen Umland interessante<br />

Sehenswürdigkeiten befinden. Um sich darüber klar zu<br />

werden, muss man zu Hause nur in einen beliebigen<br />

Buchladen gehen. In der Reisebuchabteilung findet<br />

man zahlreiche Reiseführer über Paris, doch kaum<br />

einer davon deckt die Umgebung der französischen<br />

Hauptstadt in nennenswertem Umfang ab. Ganz<br />

zu schweigen davon, ein deutschsprachiges Reisebuch<br />

über die Ile-de-France zu finden.<br />

Wir haben dies zum Anlass genommen,<br />

uns ein wenig näher mit dieser unbekannten<br />

Region zu beschäftigen. Mit<br />

zehn kleinen Entdeckungstouren in das<br />

Pariser Umland möchte Ihnen unsere<br />

Redaktion Anregungen für Ihren<br />

nächsten Aufenthalt in meiner Heimatstadt<br />

geben. Acht davon liegen<br />

in der Ile-de-France, zwei in der südlichen<br />

Picardie. Dabei ist eine bunte Mischung<br />

aus prachtvollen Schlössern, herrschaftlichen<br />

Parks und romantischen Künstlerdörfern<br />

herausgekommen. Allen Zielen ist gemein,<br />

dass man sie bequem als Tagesausflug von Paris<br />

aus planen kann, auch ohne eigenes Auto.<br />

Aber natürlich gibt es im Pariser Speckgürtel auch<br />

weniger romantische Trabantenstädte. Vielleicht<br />

haben Sie noch die Bilder von brennenden<br />

Autos und Straßenschlachten zwischen<br />

Jugendlichen<br />

und der Polizei,<br />

die vor zwei Jahren um die<br />

Welt gingen, im Gedächtnis.<br />

Wie lebt es sich aber wirklich in einem Vorort,<br />

dessen Stadtbild von Hochhäusern aus Beton<br />

geprägt ist? Wir sind der Frage nachgegangen und haben<br />

zwei Redakteure nach Créteil im Südosten von Paris<br />

geschickt. Beide kamen voller Erstaunen zurück. Sicherlich<br />

ist Créteil nach allgemeinem Verständnis nicht die schönste<br />

Stadt der Welt, aber der Alltag ist dort längst nicht so trist<br />

und hoffnungslos, wie die meisten Menschen glauben.<br />

Die Politik scheint die Probleme der Vorstädte zurzeit aber<br />

etwas vergessen zu haben, jedenfalls wurde dies während<br />

der Recherchetour vielfach angemerkt. Vielleicht<br />

liegt es auch daran, dass Nicolas Sarkozy inzwischen<br />

Präsident ist und sich nicht mehr als Innenminister<br />

profilieren muss. Sein Gespür für öffentlichkeitswirksame<br />

Maßnahmen hat er aber nicht<br />

verloren. Ein raffinierter Schachzug war dabei<br />

sicherlich, mit Bernard Kouchner nicht<br />

nur einen beim Volk äußerst beliebten,<br />

sondern auch einen aus dem gegnerischen<br />

Lager stammenden Politiker in sein<br />

Kabinett zu holen. Viele Franzosen konnten<br />

nicht nachvollziehen, warum der Gründer von<br />

« Ärzte ohne Grenzen » und « Ärzte der Welt » dieses<br />

Angebot annahm und nun schon seit Mai Frankreichs<br />

Außenminister ist. Wir betrachten den Lebenslauf dieses<br />

ungewöhnlichen Politikers deshalb etwas näher.<br />

Darüber hinaus möchten wir Sie in dieser Ausgabe<br />

ins dynamische Toulouse entführen, Ihnen mit<br />

Barcelonnette eine ungewöhnliche Kleinstadt in<br />

den Alpen mit einem « guten Draht » nach Mexiko<br />

vorstellen und den Kurort Plombières-les-Bains in den<br />

Vogesen für ein Wochenende voller Erholung empfehlen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der folgenden<br />

Seiten.<br />

Titelblatt: Vaux-le-Vicomte<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> ·


Inhalt<br />

Pariser Umland – Schlösser, Parks, Künstlerdörfer · <strong>12</strong><br />

Nicht nur die aufregende Metropole Paris selbst lohnt eine Reise, auch das Umland hat viel zu bieten. Von der<br />

herrschaftlichen Schlösserpracht wie zum Beispiel das Anwesen von Chantilly über beeindruckende Parkanlagen,<br />

die oft dem Genie von André Le Nôtre zu verdanken sind, bis zu pittoresken Künstlerdörfern, die noch heute<br />

mit zahlreichen Galerien locken, gibt es im Dunstkreis der französischen Hauptstadt viel zu entdecken.<br />

Barcelonnette · 66<br />

Einst wanderten viele Bewohner<br />

der Kleinstadt nach Mexiko aus.<br />

Einige von ihnen<br />

kehrten nach vielen<br />

Jahren jedoch wieder<br />

zurück und bauten feudale<br />

Villen in ihrer alten<br />

Heimat, die heute den<br />

besonderen Charme<br />

des Ortes ausmachen.<br />

Toulouse · 58<br />

Die rosafarbene Stadt,<br />

wie sich Toulouse gerne<br />

nennt, gilt als ein Ort, an<br />

dem es sich gut leben<br />

lässt. Auch Touristen<br />

wissen zunehmend die<br />

Qualitäten der kleinen<br />

Metropole zu schätzen.<br />

Plombières-les-Bains · 70<br />

Schon die alten Römer kamen in das kleine<br />

Vogesen-Tal und vertrauten der Heilwirkung<br />

der heißen Quellen des Dorfes. Noch heute ist<br />

Plombières-les-Bains ein beliebter Kurort.<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Fokus<br />

<strong>12</strong> Pariser Umland –<br />

Schlösser, Parks, Künstlerdörfer<br />

16 Vaux-le-Vicomte<br />

Wenn Größenwahn zum Verhängnis wird<br />

20 Barbizon Nabel der französischen<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

24 Fontainebleau Kleines Paradies der Glückseligkeit<br />

26 Parc de Sceaux Wenn der Park im Mittelpunkt steht<br />

30 Rambouillet Ein Schloss für den Präsidenten<br />

32 Saint-Germain-en-Laye<br />

Sinnbild eines elitären Lebensgefühls<br />

34 Parc de Saint-Cloud Schlosspark ohne Schloss<br />

36 Auvers-sur-Oise Van Goghs letzte Ruhestätte<br />

40 Chantilly Schloss, Pferde, Schlagsahne<br />

42 Pierrefonds Beschaulichkeit versus Monumentalität<br />

44 Reise-Infos Pariser Umland<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

58 Toulouse Weltoffenheit und Lebenslust<br />

66 Barcelonnette Einmal Mexiko und zurück<br />

70 Plombières-les-Bains<br />

Thermale Freuden in den Vogesen<br />

76 Hotel Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains<br />

Frankreich heute<br />

48 Vorstädte Créteil, vom Leben in einer Trabantenstadt<br />

52 Bernard Kouchner Ein Politiker mit Prinzipien<br />

54 Kommunalpolitik Paris erlebt eine Fahrradrevolution<br />

Art de vivre<br />

80 Fondation Le Corbusier Das Erbe<br />

eines polarisierenden Architekten<br />

84 Kulturprogramm <strong>November</strong> & <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong><br />

86 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

88 Wein AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon<br />

90 Gastronomie Preiswert essen in Paris<br />

92 Chantals Rezept Crêpe Bretonne<br />

Rubriken<br />

Preiswert<br />

essen · 90<br />

Paris hat den Ruf, ein<br />

teures Pflaster zu sein.<br />

Doch an der Seine kann<br />

man auch Restaurants<br />

finden, die gut und<br />

günstig sind.<br />

88<br />

<strong>12</strong>-45<br />

80 90<br />

Bernard<br />

Kouchner · 52<br />

Politisch schlägt sein<br />

Herz links und dennoch<br />

ist Kouchner nun<br />

der Außenminister<br />

einer konservativen<br />

Regierung. Ein<br />

Erklärungsversuch.<br />

Le Corbusier · 80<br />

Er zählt zu den großen<br />

Architekten des letzten<br />

Jahrhunderts. In Paris<br />

kann man eine seiner<br />

weißen Villen besichtigen,<br />

die auch die<br />

Stiftung Le Corbusier<br />

beherbergt.<br />

70<br />

76<br />

5 Editorial<br />

8 On en parle<br />

46 Kulturschock<br />

51 Abonnement<br />

56 Leben in Frankreich<br />

78 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Heftnachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

58<br />

66<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> ·


On En Parle<br />

Bretonen-Parade auf den Champs-Elysées<br />

Nach der Love Parade nun die Breizh Parade. Rund 3.000 bretonische<br />

Musiker und Tänzer in traditionellen Kostümen marschierten<br />

dieses Jahr zum ersten Mal über die Champs-Elysées. Die Parade<br />

war der krönende Abschluss eines viertägigen Bretagne-<br />

Festivals in der französischen Hauptstadt. Rund 2.000 Zuschauer<br />

verfolgten diesen originellen Umzug vom Straßenrand aus.<br />

Innerstädtischer Autoverkehr<br />

wird zum Wahlkampfthema<br />

Seit einigen Wochen<br />

haben die französischen<br />

Medien ein neues<br />

Thema entdeckt:<br />

den innerstädtischen<br />

Autoverkehr. In Anbetracht<br />

der Kommunalwahlen<br />

2008 versuchen<br />

die Bürgermeister<br />

die eigenen Erfolge<br />

hervorzuheben bzw. neue Projekte zur<br />

Vermeidung unnützer Umweltbelastungen zu<br />

initiieren. Zahlreiche Ideen, wie man die Autos<br />

aus der Stadt heraushalten will, werden<br />

diskutiert. Die Franzosen scheinen endgültig<br />

den Umweltschutz entdeckt zu haben.<br />

Reorganisation des französischen<br />

Auslandsfernsehens<br />

Die Idee ist nicht neu, doch bisher konnte niemand<br />

die Umsetzung letztendlich durchsetzen. Nun hat sich<br />

auch Nicolas Sarkozy dieses Problems angenommen. Er<br />

möchte nach dem Vorbild der britischen BBC Frankreichs<br />

mediale Stimme im Ausland stärken und dafür die<br />

beiden Auslandsfernsehsender TV5 und France 24<br />

sowie Radio France International (RFI) unter ein Dach<br />

zusammenführen. Vor einer Verwirklichung müssen aber<br />

noch einige Hürden genommen werden. So ist France<br />

24 kein rein öffentlich-rechtlicher Sender, sondern wird<br />

zur Hälfte von der privaten TF1-Gruppe getragen. Und<br />

auch bei TV5 kann der französische Staat nicht alleine<br />

entscheiden, sondern die französischsprachigen<br />

Fernsehanstalten der Schweiz, Belgiens und Kanadas<br />

haben ein Wörtchen mitzureden.<br />

Neues Museum für Straßburg<br />

Es passiert nicht gerade jeden Tag, dass ein neues Museum seine Tore öffnet. In Straßburg<br />

fand mit der Eröffnung des Musée Tomi Ungerer gerade ein solches Ereignis statt. Es ist in<br />

der Villa Greiner unweit der Kathedrale untergebracht und würdigt den gleichnamigen<br />

Künstler. Seit 1975 überließ Tomi Ungerer seiner Heimatstadt einen Großteil seiner Werke.<br />

Heute besitzt Straßburg mehr als 8.000 Originalzeichnungen von ihm.<br />

www.musees-strasbourg.org<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Eine noble Adresse<br />

für Dominique Strauss-Kahn<br />

Noch bevor Dominique Strauss-Kahn<br />

zum neuen Chef des Internationalen<br />

Währungsfonds nominiert wurde, kaufte<br />

sich der sozialistische, ehemalige<br />

Finanzminister eine 240 Quadratmeter<br />

große Maisonettewohnung an der<br />

exquisiten Place des Vosges in Paris. Laut<br />

dem Magazin Le Point soll der Kaufpreis<br />

über vier Millionen Euro betragen haben.<br />

Dafür wohnt das Ehepaar Strauss-Kahn<br />

in illustrer Nachbarschaft. Denn der<br />

sozialistische, ehemalige Kulturminister<br />

Jack Lang residiert gleich nebenan.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Bertrand Delanoë will zweite Amtszeit<br />

Eigentlich zweifelte niemand daran, doch nun ist es auch offiziell<br />

bestätigt: Bertrand Delanoë stellt sich bei den landesweiten<br />

Kommunalwahlen 2008 der Wiederwahl. Herausgefordert wird er<br />

dieses Mal von einer Frau: Françoise de Panafieu, Kandidatin der<br />

Sarkozy-Partei UMP und zurzeit Bürgermeisterin eines Arrondissements.<br />

TGV-Ost auf Überholspur<br />

Straßburgs neue TGV-Anbindung sorgt für einen Besucherrekord in<br />

der elsässischen Metropole. Die Bürgermeisterin Fabienne Keller gab<br />

bekannt, dass diesen Sommer dadurch 30 Prozent mehr Touristen in<br />

die Stadt kamen. Der erst am 10. Juni eingeweihte TGV-Ost ist also ein<br />

voller Erfolg.<br />

Umweltbewusste Regionalversammlung<br />

Auf der Suche nach sauberen Energien will die Regionalversammlung<br />

von Midi-Pyrénées vorbildlich vorangehen und beschloss, auf dem<br />

Dach des Regierungsgebäudes Solarzellen zur Stromerzeugung auf<br />

einer Fläche von 300 Quadratmetern zu montieren.<br />

Endlich ein Kunde<br />

Zum ersten Mal seit seiner Gründung im Jahre 1986 hat der französische<br />

Konzern Dassault Aviation sein Flugzeug Rafale ins Ausland verkaufen<br />

können. Marokko bestätigte die Bestellung von zwölf Maschinen des<br />

Typs Rafale sowie von zwölf Mirage 2000-9.<br />

Spitzengehälter für<br />

Frankreichs Unternehmer<br />

Nach dem US-amerikanischen Magazin<br />

Fortune sind die Hälfte der 2006 best<br />

bezahlten europäischen Unternehmenschefs<br />

Franzosen. Dies sind fünf mehr als<br />

im Vorjahr. An oberster Stelle der französischen<br />

Spitzenverdiener steht der Vorstandsvorsitzende<br />

von Renault, Carlos<br />

Ghosn, der im letzten Jahr 45,5 Millionen<br />

US-Dollar verdiente, gefolgt von Jean-<br />

Paul Agon von L’Oréal mit 19,3 Millionen<br />

US-Dollar.<br />

Französische Diplomaten sind Verkehrssünder<br />

Zwei US-Amerikaner werteten die Strafzettel an Diplomaten, die am<br />

UN-Hauptsitz in New York arbeiten, aus und kamen zu interessanten<br />

Ergebnissen: Danach begangen französische Diplomaten im<br />

Durchschnitt 6,1 Verkehrssünden zwischen 1997 und 2005. Sie<br />

befinden sich damit allerdings « nur » an 78. Stelle von 146 untersuchten<br />

Nationen. Die meisten Strafzettel « sammelten » mit durchschnittlich<br />

246 Verstößen pro Person kuwaitische Diplomaten. Vorbildlich sind<br />

dagegen die Skandinavier, die kein einziges Bußgeld im gleichen<br />

Zeitraum erhielten.<br />

Gen für zartes Fleisch<br />

Französische Forscher wollen herausgefunden haben, warum ein Steak<br />

zäh oder zart wird. Danach steuert ein Gen die Produktion eines Proteins,<br />

dessen Anteil über die Festigkeit der Muskeln im Fleisch entscheidet.<br />

Für die Zukunft will man einen Gentest entwickeln, anhand dessen die<br />

Bauern schon zu Lebzeiten der Tiere feststellen können, ob das Fleisch<br />

später einmal zäh oder zart sein wird.<br />

Frankreich weniger wirtschaftsfreundlich als Deutschland<br />

Bei der diesjährigen Studie « Doing Business » der Weltbank, bei der<br />

untersucht wurde, wie schnell und mit welchen Kosten ein Unternehmen<br />

gegründet und betrieben werden kann, schaffte es Frankreich von<br />

insgesamt 178 Nationen nur auf den 31. Platz. Österreich kam dagegen<br />

auf den 25., Deutschland auf den 20. und die Schweiz sogar auf den<br />

16. Platz.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> ·


On En Parle<br />

Gute Nachrichten für Pariser<br />

Nachtschwärmer<br />

Ab Mitte <strong>Dezember</strong> wird die Pariser Metro nachts bis 2.15 Uhr<br />

anstatt bisher bis 1.15 Uhr verkehren. Nachtschwärmer, die auf<br />

die U-Bahn angewiesen sind, können so eine Stunde länger<br />

unterwegs sein. Die Bewohner von Frankreichs zweitgrößter<br />

Stadt schauen dagegen neidvoll in Richtung Hauptstadt. In<br />

Marseille bleibt die Metro unter der Woche auch in Zukunft<br />

nur bis 21.00 Uhr in Betrieb, außer wenn gerade Olympique<br />

Marseille in der Stadt spielt.<br />

Rugby wird weiblicher<br />

Frauen entdecken mehr und mehr eine Sportart, die bisher eine der letzten<br />

Männerdomänen war: Rugby. Der Trend bestätigte sich auch während der<br />

gerade zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Frankreich. Wenn<br />

das französische Team auf dem Platz stand, waren durchschnittlich<br />

20 Prozent des Publikums weiblich. Außerdem gab es noch vor<br />

fünf Jahren in nur zehn Ländern Frauen-Rugby, heute sind<br />

es 34 Länder. In Frankreich sind zurzeit zwar nur drei Prozent<br />

aller Rugby-Spieler weiblich, dies ist aber immerhin eine<br />

Steigerung von 25 Prozent im Vergleich zu 2006.<br />

Sarkozy dominiert<br />

die Medien<br />

Nun ist also auch bewiesen, was<br />

eigentlich jeder ohnehin schon<br />

spürte: Nicolas Sarkozy dominiert die<br />

Nachrichten. Das Institut Ina’Stat untersuchte,<br />

wie oft der neue Präsident auf<br />

dem Bildschirm der sechs großen Fernsehsender<br />

erschien. Danach war er<br />

während der ersten vier Monate nach<br />

Amtsantritt 224 Mal in den Abendnachrichten<br />

zu sehen. Jacques Chirac<br />

schaffte es im gleichen Zeitraum nach<br />

seiner Amtsaufnahme 1995 nur auf 94<br />

Auftritte und nach seiner Wiederwahl<br />

2002 sogar nur auf 75. Dieses Ergebnis<br />

ist Öl auf die Mühlen der Kritiker<br />

der zu hohen Medienpräsenz des<br />

Staatschefs.<br />

Modelloffensive von Peugeot und Citroën<br />

Der Autohersteller PSA (Peugeot, Citroën) hat kürzlich eine Modelloffensive<br />

angekündigt, die gemeinsam mit Maßnahmen zur<br />

Kostensenkung und Qualitätsverbesserung die Rendite des Konzerns<br />

steigern soll. Bis 2010 sollen 29 neue Modellvarianten auf den<br />

europäischen Markt kommen, darunter fünf komplett neue Automodelle.<br />

Weitere Schwerpunkte bilden China und die Mercosur-<br />

Länder Südamerikas. In Europa soll dies eine Absatzerhöhung von<br />

rund 300.000 Fahrzeugen nach sich ziehen, außerhalb Europas von<br />

weiteren 400.000 Autos. Außerdem will man beim Thema Qualität<br />

und Service einer der fünf besten Herstellten Europas werden.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Fokus Pariser Umland<br />

Pariser Umland<br />

<strong>12</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Schlösser, Parks,<br />

Künstlerdörfer<br />

Für viele Paris-Reisende ist das Umland der Weltstadt mehr oder<br />

weniger unbekanntes Niemandsland. Man durchquert es meist mit<br />

der RER oder dem Bus auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt,<br />

doch ansonsten bleibt der Durchschnittstourist während seines<br />

Paris-Aufenthaltes erfahrungsgemäß innerhalb des Boulevard Périférique.<br />

Der einzige Anlass, den Ballungsraum jenseits des inneren Stadtautobahnringes<br />

zu erkunden, ist im Allgemeinen ein Ausflug nach Versailles<br />

oder ins Hochhausviertel La Défense. Und dabei bleibt es dann normalerweise<br />

auch. Viele assoziieren mit dem Speckgürtel vor allem Bilder von<br />

trostlosen Trabantensiedlungen oder gar Jugendgangs und brennenden<br />

Autos.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 13


Fokus Pariser Umland<br />

Der Fôret de Fontainebleau ist für seine diversen Steinformationen bekannt.<br />

S. <strong>12</strong>/13: Das Schloss von Versailles.<br />

Kein Zweifel, Paris hat derart viele<br />

Sehenswürdigkeiten, dass man selbst<br />

bei einem längeren Aufenthalt nicht<br />

wirklich gezwungen wird, in die Ferne<br />

zu schweifen. Ob Eiffelturm, Champs-<br />

Elysées oder Louvre, ob verwinkelte<br />

Gassen im Marais oder Szenekneipen<br />

in der Rue Oberkampf: In der französischen<br />

Hauptstadt findet man von<br />

der weltbekannten Attraktion bis zum<br />

exotischen Geheimtipp alles. Aber,<br />

wer den Ballungsraum, den man gemeinhin<br />

mit der Ortbezeichnung Paris<br />

meint, und der im Französischen gerne<br />

auch als Région Parisienne benannt<br />

wird, wirklich kennenlernen will, sollte<br />

sich nicht scheuen, zu neuen Ufern<br />

aufzubrechen und sich auch einmal in<br />

die Gegenden jenseits des Boulevard<br />

Périférique zu begeben.<br />

Denn innerhalb des inneren Stadtautobahnrings,<br />

also dem Gebiet, das<br />

auch administrativ als Paris gilt, leben<br />

nur etwas mehr als zwei der rund zehn<br />

Millionen Einwohner der Hauptstadtregion.<br />

Der Großteil lebt also<br />

im Banlieue, wie man den Gürtel der<br />

unzähligen Vororte nennt. In Frankreich<br />

gab es kein Groß-Berlin- bzw.<br />

Groß-Hamburg-Gesetz, das 1920<br />

bzw. 1937 aus Deutschlands größten<br />

Städten durch Eingemeindung der<br />

angrenzenden Kommunen Millionenmetropolen<br />

machte. Vielmehr wucherte<br />

um die französische Hauptstadt,<br />

deren administrative Grenzen seit dem<br />

19. Jahrhundert nicht mehr verändert<br />

wurden, ein wildes Geflecht von Trabantenstädten<br />

ohne eine wirkliche<br />

Gesamtplanung.<br />

Es gab und gibt zwar immer wieder<br />

Versuche, die Stadtentwicklung der<br />

Metropolenregion zu koordinieren,<br />

doch meist ist die Realität der Fakten<br />

schneller als die Vorschläge der Planer<br />

oder die sich manchmal auch widersprechenden<br />

Wünsche der Lokalpolitiker.<br />

In den 1960er-Jahren verfolgte<br />

man sogar die Idee, mehrere Nouvelles<br />

Villes im Dunstkreis der Hauptstadt<br />

anzulegen, die als Zentren in der Peripherie<br />

den Druck von der Pariser Innenstadt<br />

nehmen sollten. Fünf dieser<br />

Städte wurden schließlich gegründet,<br />

nämlich Cergy-Pontoise, Marne-la-<br />

Vallée, Mélun-Sénart, Evry und Saint-<br />

Quentin-en-Yvelines. Doch dieses,<br />

wie auch alle anderen bisher verfolgten<br />

Konzepte, hat nicht verhindert, dass<br />

der Speckgürtel von Paris längst zu<br />

einem riesigen Moloch zusammengewachsen<br />

ist, zu einer Ansammlung<br />

von Schlafstädten, Gewerbegebieten,<br />

Shoppingcentern, Autobahnen und<br />

Schnellstraßen.<br />

Für einen Auswärtigen sind die<br />

Übergänge von Paris zu den angrenzenden<br />

Kommunen bzw. zwischen<br />

den einzelnen Vorstädten meistens<br />

gar nicht auf den ersten Blick sichtbar.<br />

In Vincennes sieht es beispielsweise<br />

nicht viel anders aus als im <strong>12</strong>. Arrondissement<br />

auf der anderen Seite des<br />

Boulevard Périférique. Genauso wenig<br />

ist der Unterschied zwischen Neuillysur-Seine<br />

und dem 17. Arrondissement<br />

für den ungeübten Blick erkennbar.<br />

Längst sind die Kommunen miteinander<br />

verwachsen. Allerdings gibt es<br />

teilweise große Unterschiede zwischen<br />

dem Lebensstandard in den einzelnen<br />

Vororten. So liegen etwa Neuilly-sur-<br />

Seine und Clichy ähnlich weit von der<br />

Kernstadt Paris entfernt. Hinsichtlich<br />

des Wohlstands der Einwohner liegen<br />

jedoch Welten, genauso bezüglich der<br />

ethnischen Bevölkerungszusammensetzung<br />

oder der politischen Ausrichtung.<br />

Einige Vorstädte haben eine lange<br />

kommunistische Tradition, andere<br />

gelten als erzkonservativ.<br />

Aber egal, ob es sich um einen<br />

wohlhabenden oder einen armen<br />

Vorort handelt, einen politisch linken<br />

oder rechten, beiden ist gemein, dass<br />

sich die meisten Touristen dafür nur<br />

wenig interessieren. Dabei kann man<br />

gerade im Banlieue manchen Geheimtipp<br />

entdecken. In kurzer Zeit gelangt<br />

man mit dem Auto oder dem öffentlichen<br />

Nahverkehr zu herrschaftlichen<br />

Schlössern, majestätischen Parkanlagen<br />

oder romantischen Künstlerdörfern.<br />

Eine Entdeckungsreise in die Ilede-France,<br />

wie die Region um Paris<br />

herum offiziell heißt, lohnt sich! Und<br />

meidet man den morgendlichen und<br />

abendlichen Berufsverkehr, entpuppt<br />

sie sich zudem als durchaus entspanntes<br />

Vorhaben.<br />

Hat man dabei erst einmal die Petite<br />

Couronne, wie man gerne die drei<br />

unmittelbar an Paris angrenzenden<br />

Departements Hauts-de-Seine, Seine-<br />

Saint-Denis und Val-de-Marne nennt,<br />

verlassen, wird man über eine weitere<br />

Erkenntnis staunen: So eng und dicht<br />

besiedelt der Großraum Paris im Inneren<br />

ist, so abrupt fühlt man sich im<br />

äußeren Gürtel in die tiefste Provinz<br />

versetzt. Ackerfelder, Wälder und rustikale<br />

Dörfer geben der Ile-de-France<br />

manchmal geradezu einen ländlichen<br />

Anstrich. An manchen Ecken mag<br />

man kaum glauben, dass die quirlige<br />

Zehn-Millionen-Metropole nur wenige<br />

Kilometer entfernt ist. Ein Ausflug<br />

ins Pariser Umland kann daher ein<br />

nettes Kontrastprogramm zum Großstadttrubel<br />

an der Seine sein.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Fokus Pariser Umland<br />

Das Schloss und der Park von Vaux-le-Vicomte sind<br />

Meisterwerke der Baukunst des 17. Jahrhunderts.<br />

1<br />

Vaux-le-VicomtE<br />

Wenn Größenwahn zum Verhängnis wird<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Schlossherrn jedenfalls dramatisch verändern.<br />

An diesem Abend gab Fouquet ein schillerndes<br />

Fest, dessen Pomp und Herrschaftlichkeit ihm<br />

nur knapp drei Wochen später die Freiheit kostete.<br />

Am 5. September ließ der Sonnenkönig<br />

Fouquet festnehmen und ins Gefängnis stecken,<br />

das er bis zu seinem Lebensende nicht mehr<br />

verlassen sollte.<br />

Ein jähes Ende für jemanden, dem das<br />

Schicksal zuvor so gnädig gestimmt war. Der<br />

Aufstieg Fouquets ist durchaus als fabelhaft zu<br />

bezeichnen. In eine Beamtenfamilie geboren,<br />

zog er bereits als junger Mann in das Pariser<br />

Parlament, wie die Gerichtshöfe im Ancien<br />

Régime hießen, ein. Er wurde später Generalstaatsanwalt<br />

und anschließend Oberfinanzintendant<br />

unter Mazarin. Von ihm lernte er<br />

auch, wie man sich hemmungslos bereichert.<br />

Mit nur 40 Jahren verfügte Fouquet über eines<br />

der größten Vermögen im Land. Es wurde zudem<br />

berichtet, dass man seinem Charme kaum<br />

widerstehen konnte – egal ob Dichter, Maler<br />

oder schöne Frauen, alle fühlten sich von ihm<br />

angezogen.<br />

Doch dies alles sollte ihm nicht helfen,<br />

als er am 17. August den Zorn des Königs<br />

unwiderruflich auf sich zog. Der Prunk seines<br />

Festes war für seine persönliche Zukunft fatal.<br />

Wahrscheinlich wollte er mit der Pracht nur<br />

dem König huldigen, doch in Wahrheit stellte<br />

er diesen in den Schatten. Ein Fehler, den ein<br />

Sonnenkönig nicht verzeihen konnte. Voltaire<br />

fasste den Abend des 17. August im Nachhinein<br />

mit den Worten zusammen: « Um sechs<br />

Uhr abends war Fouquet der König Frankreichs,<br />

um zwei Uhr nachts ein Niemand ». Es<br />

heißt sogar, Ludwig XIV. wollte Fouquet noch<br />

am gleichen Abend festnehmen lassen. Doch<br />

die Königsmutter soll dies verhindert haben.<br />

Das tragische Ende war damit allerdings nur<br />

um wenige Tage verschoben. Fouquet wurde<br />

wegen Veruntreuung und Unterschlagung kurz<br />

danach angeklagt und verurteilt.<br />

Das Schloss und der Park dienten im<br />

Es gibt einige Schlösser im Umkreis von<br />

Paris, doch nur wenige ziehen einen<br />

derart in den Bann wie Vaux-le-Vicomte.<br />

Liegt es an der Schönheit des Schlosses<br />

und am traumhaften Park, der eine perfekte<br />

Harmonie verkörpert? Oder ist es vielleicht sogar<br />

die menschliche Tragödie des Erbauers Nicolas<br />

Fouquet, die mit diesem Schloss für immer<br />

und ewig in Verbindung gebracht werden muss?<br />

Der 17. August 1661 sollte das Leben des<br />

Ohne Probleme kann man Stunden im Park verbringen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 17


Fokus Pariser Umland<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Anschluss jedoch als Vorbild für Versailles. Ludwig XIV.<br />

engagierte die gleichen Künstler, die auch Vaux-le-Vicomte<br />

schufen. Vieles, was der König dort gesehen hatte, wurde<br />

in seinem eigenen Märchenschloss ebenfalls verwirklicht.<br />

Aber Fouquet bezahlte dafür einen hohen Preis. Wenn<br />

man sich heute dem Schloss auf der wunderschönen mit<br />

alten Bäumen bepflanzten Alleenstraße nähert, muss man<br />

unweigerlich an das tragische Schicksal des Erbauers denken.<br />

Gleichzeitig ist Vaux-le-Vicomte<br />

aber auch ein Mahnmal dafür, wohin<br />

Größenwahn und Geltungsbedürfnis<br />

führen können.<br />

Der erste Eindruck ist dann zunächst<br />

ein wenig abschreckend. Zwar<br />

ist man in Vaux-le-Vicomte noch weit<br />

von dem touristischen Massenansturm,<br />

Die Arbeiten am Hauptgebäude<br />

des Anwesens begannen 1656.<br />

Der Park von Vaux-le-Vicomte<br />

war Le Nôtres erster privater<br />

Auftrag, von dem man weiß.<br />

der in heutiger Zeit den Charme von<br />

Versailles stark schmälert, wenn nicht<br />

gar zerstört, entfernt. Doch auch hier<br />

wird einem leider schnell bewusst,<br />

dass das Schloss, das sich noch heute<br />

in Privatbesitz befindet, längst zu einer<br />

großen Touristenattraktion wurde.<br />

Über eine Empore oberhalb des Museumsshops<br />

wird man zu den Kassen<br />

geführt. Der Gang lässt erahnen, wie<br />

lang die Schlangen in Stoßzeiten sein<br />

müssen. Doch auch an einem normalen<br />

Sommertag ist der Besucherandrang<br />

vor den Schaltern groß. Das Personal<br />

ist nur bedingt freundlich, eben so, wie<br />

es oft in überlaufenen Touristeneinrichtungen<br />

ist. Hinter der Kasse findet<br />

man dann die üblichen Einrichtungen<br />

wie ein Selbstbedienungsrestaurant<br />

und Toiletten.<br />

Der besondere Reiz von Vaux-le-Vicomte liegt aber in<br />

der Größe des Parks. Ist das Schloss, das sich natürlich<br />

auch besichtigen lässt, selbst eher überschaubar, muss man<br />

sich nur weit genug in den imposanten Garten begeben,<br />

um dem touristischen Ansturm zu entfliehen. Dabei sollte<br />

man jedoch nicht auf eine optische Täuschung hereinfallen.<br />

Steht man nämlich am Fuße des Schlosses und schaut auf<br />

die Herkules-Statue auf der gegenüberliegenden Anhöhe,<br />

könnte man meinen, diese auf direktem Wege erreichen zu<br />

können. Erst wenn man den französischen Garten passiert<br />

hat, entdeckt man einen langen Kanal in der Senke, der den<br />

Weg zur Statue um viele hundert Meter verlängert.<br />

Dieses sowie die Perfektion der Gartenanlage insgesamt<br />

ist dem Genie von André Le Nôtre zu verdanken. Der Park<br />

von Vaux-le-Vicomte war dabei sein erster privater Auftrag,<br />

von dem man weiß. Es sind nämlich nicht viele persönliche<br />

Dokumente aus Le Nôtres Leben aufbewahrt worden. Und<br />

die, die erhalten sind, stammen meist aus dem letzten Viertel<br />

des Jahrhunderts, wo die Anlangen von Vaux-le-Vicomte<br />

und Versailles den Meister längst zu Ruhm gebracht hatten.<br />

Vielleicht war Le Nôtre sein Können schon in die Wiege<br />

gelegt worden, stammte er doch von einer Gärtnerfamilie<br />

ab, der seit dem 16. Jahrhundert die Pflege der Tuilerien<br />

oblag. André Le Nôtre absolvierte aber zunächst ein wissenschaftliches<br />

Studium und interessierte sich auch für die<br />

Malerei, bevor er in die Fußstapfen des Vaters trat.<br />

Die Kunst der Symmetrie, farbenfrohe<br />

Zierbeete und feine Rasenflächen,<br />

Springbrunnen und Wasserbecken,<br />

Grotten und Statuen bilden in Vaux-le-<br />

Vicomte ein perfektes Ensemble. Alles<br />

wirkt harmonisch und durchdacht.<br />

Man kann sich nur zu gut vorstellen,<br />

welches Vermögen diese imposante<br />

Anlage einst verschlungen hat und wie<br />

viel Geld noch heute für den Unterhalt<br />

aufgebracht werden muss.<br />

Wer genug Zeit hat, sollte sich<br />

einfach treiben lassen. Ohne Probleme<br />

kann man einen halben Tag in diesem<br />

Park verbringen. Für Fußfaule und<br />

Gehbehinderte stehen sogar kleine<br />

Elektrowagen, wie man sie normalerweise<br />

von Golfplätzen her kennt, zur<br />

Verfügung. Aber schöner ist es natürlich,<br />

den Garten gemächlich zu Fuß zu<br />

erkunden. Man sollte sich auch nicht<br />

scheuen, den einen Kilometer breiten<br />

Kanal in der Senke zu umlaufen, um<br />

bis zur Herkules-Statue zu gelangen.<br />

Der weite Weg wird von hier oben mit<br />

einem einmaligen Ausblick auf das gesamte<br />

Anwesen belohnt. Auch verlaufen<br />

sich die Besucher hier im hinteren<br />

Teil des Parks so sehr, dass man den Besucheransturm am<br />

Eingang schon längst vergessen hat. Am besten setzt man<br />

sich für ein paar Minuten an die Statue und lässt das einmalige<br />

Panorama auf sich wirken. Mit ein bisschen Fantasie<br />

kann man sich gut das rauschende Fest, das Fouquet zum<br />

Verhängnis wurde, vorstellen.<br />

Auf dem Rückweg zum Schloss bieten sich einige Abstecher<br />

links und rechts des Hauptgartens an. Je mehr man<br />

sich dem Ausgang nähert, desto größer wird auch wieder<br />

der Trubel. Doch die Stunden in diesem wunderbaren Park<br />

haben so beruhigend gewirkt, dass man die anderen Besucher<br />

gar nicht mehr wahrnimmt. Am Ausgang geht man<br />

dann durch den « obligatorischen » Museumsshop, um danach<br />

vom Parkplatz aus einen letzten Blick auf das Schloss<br />

zu werfen. Nach der Besichtigung von Vaux-le-Vicomte<br />

kann man sich dem Gedanken, dass die Welt ohne Fouquets<br />

Größenwahn heute ein Stückchen ärmer wäre, nur<br />

schwer entziehen.<br />

Gegenüberliegende Seite: Ein Wassergraben trennt das Schloss vom Park, der jedoch über eine Brücke erreichbar bleibt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 19


Fokus Pariser Umland<br />

Die Grande Rue ist das Herz von Barbizon. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen an der Hauptstraße.<br />

2<br />

Barbizon<br />

Nabel der französischen Landschaftsmalerei<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Die 1.400-Seelen-Gemeinde am westlichen<br />

Rand des Forêt de Fontainebleau<br />

war über Jahrhunderte ein unscheinbares<br />

Bauerndorf, bis es im Laufe des 19. Jahrhunderts<br />

zum Mekka der französischen Landschaftsmalerei<br />

mutierte. Seitdem wurde die hier<br />

ihren Ausgang nehmende Kunstrichtung als<br />

« Schule von Barbizon » berühmt. So berühmt,<br />

dass Barbizon selbst heute noch von dem Renommee<br />

als Künstlerdorf zehren kann, sich<br />

Kunstinteressierte aus der ganzen Welt unverändert<br />

auf den Weg hierher machen und zahlreiche<br />

Galerien im Ort ihr Auskommen finden.<br />

Warum aber gerade Barbizon, dieses zuvor<br />

so unbedeutende Fleckchen im Süden der<br />

Ile-de-France? Die Antwort auf diese Frage<br />

ist vielschichtig. Es ist eine Mischung aus geografischen<br />

und historischen Gegebenheiten,<br />

aber auch der Zufall spielte sicherlich eine<br />

Rolle. Ein entscheidender Grund war dabei<br />

die unmittelbare Nähe zum Forst von Fontainebleau.<br />

Der verwunschene Wald beflügelte die<br />

Fantasie der damaligen Künstler, die gerade<br />

dabei waren, ihre Ateliers zu verlassen, um in<br />

freier Natur zu zeichnen und mit traditionellen<br />

Kunstformen zu brechen. Barbizon, direkt am<br />

Waldesrand gelegen, war als Basislager für ihre<br />

Arbeit geradezu ideal.<br />

Hinzu kamen Cholera-Epidemien in der<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts sowie die Revolution<br />

von 1848, die viele Maler bewog, die<br />

französische Hauptstadt zu verlassen und aufs<br />

Land zu ziehen. Barbizon war weit genug weg<br />

von der großen Stadt und ihren Problemen,<br />

aber dennoch nah genug, um von Zeit zu Zeit<br />

nach Paris zu fahren und dort Bilder zu verkaufen<br />

oder benötigte Utensilien zu erwerben.<br />

Und schließlich löste die Anwesenheit der<br />

ersten Künstler in Barbizon, wie Jean-François<br />

Millet, Charles Jacque und Théodore Rousseau,<br />

eine gewisse Kettenreaktion aus, die<br />

weitere Maler anzog. Rund 60 Künstler, meist<br />

französischer Nationalität, werden später zur<br />

« Schule von Barbizon » gezählt, die aufbauend<br />

auf der holländischen Landschaftsmalerei des<br />

18. Jahrhunderts und der romantischen Schule<br />

aus England die französische Malerei nachhaltig<br />

veränderte.<br />

Früher wie heute ist die Auberge Ganne<br />

der Dreh- und Angelpunkt des künstlerischen<br />

Lebens in Barbizon. Damals fanden die Maler<br />

eine günstige Unterkunft unter dem Dach<br />

des Ehepaares Ganne. Auch Besucher, die<br />

mit den Künstlern in Kontakt treten wollten,<br />

logierten hier. Schnell wurde das Haus ein bekannter<br />

Treffpunkt der Kunstszene. An langen<br />

Abenden wurde geraucht, getrunken und über<br />

die Malerei diskutiert. Heute ist aus der ehemaligen<br />

Pension das Museum der Schule von<br />

Barbizon geworden, und so spielt das Gebäude<br />

noch immer eine zentrale Rolle im Ort. Es bietet<br />

sich deshalb auch an, eine Besichtigungstour<br />

hier zu beginnen.<br />

Nachdem man eine Eintrittskarte erstanden<br />

hat, führt der individuelle Rundgang durchs<br />

Haus zunächst in einen Projektionsraum, wo<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 21


Fokus Pariser Umland<br />

Die ehemalige Auberge Ganne beherbergt heute<br />

das Museum der Schule von Barbizon.<br />

Zahlreiche Restaurants laden<br />

zum Verweilen ein.<br />

Kleine Boutiquen und Galerien<br />

säumen die Hauptstraße.<br />

ein 25-minütiger Film die Geschichte<br />

der Malerei von Barbizon anschaulich<br />

darstellt. Anschließend kann man<br />

die ehemalige Herberge besichtigen.<br />

Hierzu gehören im Erdgeschoss der<br />

Innenhof, der Speisesaal der Künstler<br />

sowie der Wohn- und Arbeitsbereich<br />

des Ehepaares Ganne. Über eine<br />

Treppe gelangt man im Anschluss ins<br />

Obergeschoss, wo unter anderem die<br />

Schlafräume der Künstler zu sehen<br />

sind. An den Wänden sind noch Relikte<br />

von Zeichnungen zu erkennen,<br />

die die Gäste damals dorthin malten.<br />

Es sind Zeugnisse ihres Alltags in<br />

Barbizon. Leider wurden sie aber im<br />

Laufe der Jahre mit Farbe überstrichen<br />

bzw. mit Tapete überklebt, so<br />

dass nur wenig davon erhalten blieb.<br />

Darüber hinaus sind Werke diverser<br />

Künstler ausgestellt, anhand derer die<br />

Bedeutung der « Schule von Barbizon »<br />

aufgezeigt werden soll.<br />

Nach dem Museumsbesuch ist es<br />

empfehlenswert, die heute als Einbahnstraße<br />

ausgewiesene Grande<br />

Rue in Richtung Ortskern entlang zu<br />

schlendern. Natürlich gibt es weitere<br />

Straßen in Barbizon, doch spielt sich<br />

das ganze Leben der kleinen Gemeinde<br />

in dieser Hauptstraße ab. Kunstgalerien,<br />

Boutiquen mit Einrichtungsund<br />

Dekorationsgegenständen sowie<br />

Restaurants und Cafés säumen den<br />

Weg. Alles ist sehr adrett und einladend.<br />

Gerade am Wochenende pilgern<br />

großstadtmüde Pariser nach Barbizon,<br />

da sie hier für ein paar Stunden dem<br />

Traum vom Leben auf dem Lande<br />

nachhängen können.<br />

Die gediegene Atmosphäre des<br />

Ortes lässt Sehnsüchte nach einer Lebensform<br />

jenseits jeglichen Großstadttrubels<br />

aufkommen, die der Realität<br />

vom Leben auf dem Dorf aber wohl<br />

kaum entsprechen mag. Doch auch<br />

das ist Barbizon: Eine Illusion des perfekten<br />

Künstlerdorfes, durch das der<br />

Geist einer glorreichen Vergangenheit<br />

zieht. Gerne kommt man hierher, um<br />

in einem der Restaurants zu Mittag<br />

zu essen und anschließend von einer<br />

Boutique zur nächsten Galerie zu<br />

spazieren, verbunden mit dem Gefühl,<br />

zumindest für ein paar Stunden einer<br />

Elite anzugehören. Und dennoch hat<br />

der Ort seine Authentizität bewahren<br />

können und wirkt längst nicht<br />

so touristisch wie etwa viele Dörfer<br />

der Provence oder des Elsass. Die<br />

Lage im Schatten der übermächtigen<br />

Hauptstadt und des bekannteren Fontainebleau<br />

schützt den bodenständigen<br />

Charme von Barbizon.<br />

Geht man die Grande Rue weiter,<br />

entdeckt man etwas versteckt zur<br />

rechten Seite die kleine Dorfkirche.<br />

Früher mussten die Bewohner am<br />

Sonntagmorgen nach Chailly zum<br />

Gottesdienst laufen. Denn erst seit<br />

1903 ist Barbizon eine eigenständige<br />

Kommune mit allem, was dazugehört:<br />

einem Bürgermeister, einer<br />

Schule, einem Friedhof und einer<br />

eigenen Kirche. Gleich daneben steht<br />

das Haus, das Théodore Rousseau als<br />

Atelier diente. Zunächst mietete er<br />

es, kaufte es dann aber alsbald von<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Noch mehr<br />

Lust auf Paris?<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1:<br />

Paris – Metropole<br />

der Sinne<br />

Die kleine Kirche von Barbizon. Daneben das Atelier von<br />

Théodore Rousseau, das besichtigt werden kann.<br />

dem Geld, das er mit seinen Werken<br />

verdiente. Heute ist es Teil des Museums<br />

der Schule von Barbizon, das<br />

hier Wechselausstellungen veranstaltet.<br />

Im Treppenhaus hängen zudem<br />

ein paar Postkarten aus alten Tagen.<br />

Théodore Rousseau ist einer der<br />

bekannten Namen aus Barbizon.<br />

Er gehört zu den größten Landschaftsmalern<br />

seiner Epoche. Seine<br />

Vorliebe galt dem hohen Wald mit<br />

seinen Lichtungen und dem Spiel<br />

des Lichtes. Seine Freundschaft zu<br />

Jean-François Millet, ein weiterer<br />

bedeutender Name der Zeit, ist<br />

sprichwörtlich. Beide Künstler, die zu<br />

einem großen Teil auch den Ruf von<br />

Barbizon begründeten, respektierten<br />

sich in ihrer Arbeit und bewunderten<br />

das Talent des anderen. Auch unterstützen<br />

sie sich gegenseitig beruflich<br />

und privat, selbst wenn sie vom Charakter<br />

sehr unterschiedlich waren.<br />

Théodore Rousseau erreichte zudem,<br />

dass im Forst von Fontainebleau ein<br />

erstes Naturreservat zum « Vergnügen<br />

des Spaziergängers und Künstlers »<br />

eingerichtet wurde. Die Gräber der<br />

beiden findet man auf dem Friedhof<br />

von Chailly. Das Atelier von Jean-<br />

François Millet lässt sich heute ebenfalls<br />

besichtigen.<br />

Folgt man dem Verlauf der Hauptstraße<br />

weiter, werden die Restaurants<br />

und Läden weniger. Es folgen noch<br />

ein paar Wohnhäuser, und schon<br />

erreicht man den Rand des sagenhaften<br />

Fôret de Fontainebleau. Kühle<br />

Waldluft schlägt einem entgegen und<br />

beflügelt, wie im 19. Jahrhundert, die<br />

Fantasie. Wer Lust zu einer kleinen<br />

Wanderung hat, kann auf einem<br />

Rundweg den Spuren der Künstler<br />

von Barbizon im Forst folgen. Das<br />

lokale Fremdenverkehrsamt gibt dazu<br />

eine Broschüre mit einem kleinen<br />

Plan heraus. Ein anderer sehr schöner<br />

Wanderweg, den man auch gut mit<br />

dem Fahrrad erkunden kann, verbindet<br />

Barbizon durch den Forst mit<br />

Fontainebleau. Auch hierzu gibt es<br />

eine Broschüre. Der Weg ist mit den<br />

Initialen « FB » für « Liaison Fontainebleau<br />

Barbizon » ausgeschildert.<br />

Und wer nach soviel Kunst- und<br />

Naturerlebnis am Abend noch keine<br />

Lust hat, wieder in die Metropole<br />

Paris zurückzukehren, der findet in<br />

Barbizon eine Reihe kleiner Hotels<br />

und Pensionen zum Übernachten.<br />

Wer weiß, manch einem mag es wie<br />

den Künstlern des 19. Jahrhunderts<br />

ergehen, die diesen Ort gar nicht<br />

mehr verlassen wollten.<br />

Stadtteile Spaziergang durch<br />

eine sinnliche Metropole<br />

Märkte Jedem seinen Markt<br />

Bistros Un crème et un croissant s.v.p.<br />

Auteuil Hinter den Kulissen der<br />

Gewächshäuser von Auteuil<br />

Willy Ronis Seine Motive sind das Paris<br />

der kleinen Leute<br />

Restaurant Chez Antoine, traditionelles Bistro<br />

unweit der Seine<br />

Interview Anne Hidalgo, die starke<br />

Frau an der Seite des Pariser<br />

Bürgermeisters<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6:<br />

Paris – Weihnachtsshopping<br />

an der Seine<br />

Kaufhäuser Mythos Grand Magasins:<br />

vom «Paradies der Damen»<br />

zum Konsumtempel<br />

Interview 1000 und ein Weihnachten<br />

Av. Montaigne Nächtlicher Bummel<br />

über die Pariser Luxusmeile<br />

Palais-Royal Die Renaissance<br />

des Shoppings<br />

Shoppingtour Auf Einkaufstour durch Paris<br />

mit einem der legendärsten<br />

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Restaurant Café Marly – Pariser Chic<br />

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Fokus Pariser Umland<br />

Im Inneren entfaltet das Schloss von Fontainebleau seine ganze Pracht.<br />

Seit diesem Sommer sind auch wieder die Papstgemächer zugänglich.<br />

3<br />

Fontainebleau<br />

Kleines Paradies der Glückseligkeit<br />

Im Jahre 1860 lieferte<br />

das Haus Fourdinois<br />

dieses kostbare<br />

Schlafzimmer.<br />

Die Stadt südlich der französischen<br />

Hauptstadt scheint es gut getroffen zu<br />

haben. In der Region ist sie dafür bekannt,<br />

ein vornehmer Wohnort zu sein, in dem<br />

es sich hervorragend leben lässt. Pariser Tagesausflügler<br />

schätzen den riesigen Forst von Fontainebleau,<br />

der die Kommune im Norden, Westen<br />

und Süden umschließt. Touristen aus dem<br />

In- und Ausland strömen wegen des berühmten<br />

Schlosses in die ehemalige Garnisonsstadt. Und<br />

die private Business School INSEAD katapultiert<br />

Fontainebleau in die Liga namhafter Wissensstandorte<br />

wie Harvard oder Yale.<br />

Die Basis für den heutigen Ruhm ist aber<br />

eindeutig das Schloss. So entstand die Kleinstadt<br />

in acht Jahrhunderten auch nicht wie die<br />

meisten französischen Ortschaften um einen<br />

Kirchturm herum, sondern am Rande des königlichen<br />

Anwesens. Dies wird schon auf den<br />

ersten Blick deutlich. Folgt man, mit dem Auto<br />

aus Paris kommend, den Schildern ins Stadtzentrum,<br />

taucht bald vor einem das herrschaftliche<br />

Schloss auf. Allerdings wird man sich<br />

nicht sofort bewusst, welche Ausmaße die Gebäude<br />

in Wirklichkeit einnehmen, verteilen sie<br />

sich doch um mehrere Höfe herum, was man<br />

erst bei einer ausführlichen Besichtigungstour<br />

entdeckt.<br />

Seit diesem Sommer gibt es übrigens noch<br />

einen Grund mehr für einen Besuch von Fontainebleau.<br />

Denn seit Juli kann man, nach über<br />

20 Jahren andauernden Restaurierungsarbeiten,<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


wieder das Appartement du Pape besichtigen. Es<br />

handelt sich dabei um elf Säle, die ihren Namen<br />

zwei Aufenthalten von Pius VII. zwischen<br />

1804 und 1814 verdanken.<br />

Das erste Mal wurde das kirchliche Oberhaupt<br />

hier zur Kaiserkrönung empfangen.<br />

Am 25. <strong>November</strong> 1804 kam der Papst dafür<br />

in Fontainebleau an. Das Schloss hatte man<br />

im Vorfeld schnell wieder hergerichtet, da es<br />

während der Revolution vollkommen ausgeplündert<br />

worden war. Der zweite Aufenthalt<br />

von Juni 18<strong>12</strong> bis Januar 1814 war weniger<br />

freiwillig. Napoleon I. hielt den Papst in den<br />

gleichen Räumen, in denen er 1804 empfangen<br />

wurde, fest, um damit ein Konkordat zu erzwingen.<br />

Dabei behandelte man das geistliche<br />

Oberhaupt jedoch mehr wie einen Gast als wie<br />

einen Gefangenen. Selbst acht Pferde standen<br />

ihm zur Verfügung. Doch Napoleons Vorhaben<br />

blieb erfolglos. In den folgenden Jahren<br />

wurden die Gemächer mehrfach umgestaltet<br />

und dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. Die<br />

letzten großen Veränderungen wurden 1860<br />

für Napoleon III. vorgenommen. Heute lassen<br />

sich deshalb vor allem Möbel und Kunstgegenstände<br />

bewundern, die dem Geschmack des<br />

Zweiten Kaiserreichs entsprechen.<br />

Doch nicht nur die Papstgemächer lohnen<br />

einen Besuch. Auch die anderen Apartments,<br />

Höfe und Museen, die das Schloss zu bieten<br />

hat, sind sehenswert. Wenn man schließlich<br />

genug von prachtvollen Sälen hat, bietet sich<br />

ein langer Spaziergang durch den wunderschönen<br />

Park von Fontainebleau an. Westlich eines<br />

kleinen zentralen Sees breitet sich ein hübscher<br />

englischer Garten aus. Er wurde im Jahre 18<strong>12</strong><br />

angelegt. Im Osten des Sees schließt sich ein<br />

klassischer französischer Garten an. Franz<br />

I. legte den Grundstein dafür, Heinrich IV.<br />

gestaltete ihn neu. Die heutige Form stammt<br />

weitgehend von André Le Nôtre.<br />

Wenn man nach Fontainebleau kommt,<br />

sollte man aber nicht nur das Schloss und den<br />

Park erkunden. Auch das Stadtzentrum, das<br />

sich nördlich davon ausbreitet, ist einen Besuch<br />

wert. Am besten verlässt man den Schlosspark<br />

durch den Jardin de Diane, um anschließend<br />

durch die von kleinen Läden und Restaurants<br />

gesäumten Straßen und Gassen zu schlendern.<br />

Der Ort wirkt wie eine wohlhabende Provinzstadt,<br />

wobei sich Pariser Chic unter ländlichen<br />

Lebensstil mischt. Und wer dann noch etwas<br />

Zeit hat, könnte den Fôret de Fontainebleau<br />

näher auskundschaften. Der 25.000 Hektar<br />

große Wald ist zu großen Teilen in Staatsbesitz<br />

und ein beliebtes Naherholungsgebiet.<br />

Die enormen Ausmaße des Schlosses sind auf den<br />

ersten Blick weniger auffällig als anderswo.<br />

Der französische Garten wurde weitgehend von Le Nôtre gestaltet.<br />

In der ersten Etage dieses Schlossflügels ist das Appartement du Pape<br />

untergebracht.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 25


Fokus Pariser Umland<br />

4<br />

Parc de Sceaux<br />

Wenn der Park im Mittelpunkt steht<br />

Als ich an diesem sonnigen Morgen Anfang September<br />

auf dem Parkplatz östlich der Gartenanlage von<br />

Sceaux ankomme, fallen mir sofort Heerscharen<br />

junger Menschen auf, die sich in Richtung des Parks begeben.<br />

Es ist la Rentrée, wie man in Frankreich die Wiederaufnahme<br />

des Schulbetriebs, aber auch insgesamt des wirtschaftlichen<br />

Lebens nach den großen Sommerferien nennt.<br />

Die jungen Leute müssen sich von diesem Tag an wieder an<br />

ihren schulischen bzw. universitären Alltag gewöhnen. Sicherlich<br />

keine ganz leichte Aufgabe, wenn man vor kurzem<br />

noch faul am Strand in der Sonne gelegen hat. Dank der<br />

rund 14.000 Lernenden erhöht sich täglich kurzfristig die<br />

Einwohnerzahl von Sceaux auf das Doppelte.<br />

Ich parke mein Auto und betrete den Parc de Sceaux<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Blick vom Schloss in den Park.<br />

durch das große Haupttor. Vor mir erstrahlt das schmucke<br />

Schloss in der Morgensonne. Einige Jogger durchqueren<br />

den Garten, und Hundehalter führen ihre geliebten Vierbeiner<br />

aus. Insgesamt liegt aber eine himmlische Ruhe über<br />

der Anlage. Nicht viele Menschen verirren sich an diesem<br />

frühen Morgen hierher, schließlich ist es ein Wochentag,<br />

und die Einheimischen sind zu dieser Uhrzeit auf dem Weg<br />

zur Arbeit. Auch die vielen Schüler und Studenten sehe<br />

ich nicht mehr, nehmen sie doch einen Seiteneingang und<br />

verschwinden hinter der Orangerie. Ich bin froh, dass ich<br />

unter der Woche hierher gekommen bin. Am Wochenende<br />

ist es im Park so voll wie im Berliner Tiergarten an einem<br />

sommerlichen Sonntag, nur dass das Grillen hier natürlich<br />

untersagt ist.<br />

Langsam schreite ich die Hauptallee zum Schlosseingang<br />

entlang, nachdem ich vorher noch einen Abstecher<br />

zum neu eröffneten Museumsshop gleich rechts neben dem<br />

Haupttor gemacht habe. Schon seit dem 15. Jahrhundert<br />

gab es ein Herrenhaus an dieser Stelle. Colbert erwarb es im<br />

Jahre 1670 und ließ es radikal umbauen. Als Oberintendant<br />

für die Bauten des Königs verfügte er über die besten Kontakte<br />

und beauftragte die Crème de la Crème der damaligen<br />

Zeit. Claude Perrault, der sich schon in Versailles einen Namen<br />

gemacht hatte, wurde als Architekt verpflichtet. Der<br />

königliche Hofmaler Charles Le Brun kümmerte sich um<br />

die Ausstattung und André Le Nôtre um die Gestaltung<br />

eines französischen Gartens. Die Einweihung des Anwesens<br />

fand schließlich im Jahre 1677 in Gegenwart von Ludwig<br />

XIV. mit einem prächtigen Fest statt.<br />

In den folgenden Jahrzehnten erfolgten einige bauliche<br />

Veränderungen. So ließ Colberts Sohn zum Beispiel eine<br />

Orangerie errichten. Während der Revolution wurde die<br />

gesamte Anlage jedoch konfisziert. Möbel und Statuen<br />

verschwanden, der Garten verwandelte sich in Ackerland.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 27


Fokus Pariser Umland<br />

Erst aus der Luft wird deutlich, wie sehr der Park von den Pariser Vorstädten umzingelt ist.<br />

Das Schloss beherbergt heute das<br />

Musée de l’Ile-de-France.<br />

Vor der Orangerie erstreckt sich<br />

ein kleiner Ziergarten.<br />

Schließlich kaufte ein Händler aus Saint-Malo das Anwesen, ließ die<br />

Gebäude allerdings abreißen. Sein Schwiegersohn, der Herzog von<br />

Treviso, errichtete 1856 ein neues Schloss an gleicher Stelle. Doch<br />

auch dieses verkam im Laufe der Zeit, bis 1924 das Departement die<br />

Immobilie erwarb und dort seit 1936 das Musée de l’Ile-de-France, das<br />

Einblicke in die Geschichte der Region ermöglicht, aber ebenso eine<br />

Keramiksammlung beherbergt, unterbrachte. Auch die Gartenanlage<br />

wurde liebevoll im Sinne von Le Nôtre restauriert, so dass Besucher<br />

heute wieder ein prachtvoller Park erwartet.<br />

Nachdem ich das Museum besucht habe, gehe ich um das Schloss<br />

herum auf die Westseite des Gebäudes. Vor mir breitet sich ein großer<br />

Garten aus, der zunächst abfällt und in der Ferne wieder ansteigt. Hier<br />

merke ich, wie winzig das Schloss im Vergleich zum Park, der immerhin<br />

stolze 152 Hektar misst, erscheint. Im Gegensatz zu den meisten<br />

Schlossparks spielt es geradezu eine Nebenrolle. Kein Zweifel, die wirkliche<br />

Attraktion in Sceaux ist der Park. Dabei überblickt man von hier<br />

oben nur rund ein Viertel des Geländes. Der ganze südliche Bereich<br />

mit seinen Wasserbassins und Kaskaden wird erst beim anschließenden<br />

Rundgang nach und nach sichtbar. Doch bereits der von hier erkennbare<br />

Teil wirkt immens.<br />

Ich halte zunächst inne und genieße für ein paar Minuten den<br />

herrlichen Ausblick. Einige Gärtner sind gerade mit der Pflege der<br />

Blumenbeete beschäftigt. Die Blütenpracht des französischen Gartens<br />

ist ohnehin entzückend. Durch die Lage des Gartens in einer Senke<br />

eröffnet sich zudem ein weiter Blick, auch auf die Umgebung. In der<br />

Ferne ragen einige Wohnsilos in die Höhe, ganz so, wie man sich die<br />

Vororte meist klischeehaft vorstellt. Dazwischen aber liegt eine wahrhaft<br />

grüne Oase, wie man sie hier im Banlieue kaum erwarten würde.<br />

Ich entschließe mich dazu, zunächst dem Hauptweg in die Senke zu<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


folgen, um im Anschluss den südlicheren Parkabschnitt<br />

zu erkunden.<br />

Dafür durchquere ich den französischen Garten. Anschließend<br />

umrunde ich das zentrale Wasserbecken. Von<br />

hier aus eröffnet sich in Richtung Süden der Blick auf den<br />

tiefer gelegenen großen Kanal, der mit 1.030 Metern genauso<br />

lang ist wie der kleine Kanal von Versailles. Ich gehe<br />

an einer großen Rasenfläche entlang bis zum westlichen<br />

Ende des Parks. Der Weg steigt dabei an. Am Ziel angekommen,<br />

werde ich mit einem wunderschönen Blick auf die<br />

Gartenanlage und das von hier wirklich sehr klein aussehende<br />

Schloss belohnt.<br />

Den Rückweg trete ich in einem großen Bogen über den<br />

südlichen Parkabschnitt an. Durch Wälder und entlang des<br />

großen Kanals gelange ich schließlich zu den großen Kaskaden,<br />

die terrassenförmig angelegt sind. Über insgesamt<br />

zehn Stufen plätschert das Wasser. Die Wasserfälle liegen<br />

zu dieser Tageszeit noch ein wenig im Schatten, wirken dadurch<br />

aber nicht weniger grandios. Ich folge ihnen zurück<br />

zum Schloss. Dort angekommen, biege ich nach rechts zur<br />

Orangerie ab.<br />

An der südlichen Seite der Orangerie schließt sich ein<br />

kleiner Ziergarten an, begrenzt durch eine mannshohe<br />

Hecke. Ich stelle mich auf eine Bank, um ein Foto von der<br />

Orangerie und dem Garten zu machen. Und als ich mich<br />

umdrehe und über die Hecke schaue, entdecke ich die vielen<br />

jungen Leute wieder, die auf der sich anschließenden Wiese<br />

munter irgendwelchen Kennlernspielen nachgehen. Auch<br />

das fällt in Sceaux auf: Hier ist der Park für die Menschen<br />

da, das Betreten der Wiesen ist erlaubt. Ein Umstand, der<br />

in Frankreich nicht immer selbstverständlich ist.<br />

Langsam spüre ich meine Füße, habe ich doch bereits<br />

einige Kilometer in dem riesigen Park zurückgelegt.<br />

Dennoch will ich den Ort noch nicht verlassen, sondern<br />

begebe mich zum Nordausgang. Hier gelangt man in die<br />

Thalys_Fr_erl_210x103.pdf 18.09.<strong>2007</strong> 18:15:17 Uhr<br />

Stadtmitte von Sceaux, wo mich die zweite Überraschung<br />

erwartet: Weder einen solchen Park hätte man hier im<br />

südlichen Speckgürtel von Paris erwartet, noch ein kleines<br />

Zentrum, das viel mehr wie ein charmantes Provinzstädten<br />

als wie ein Vorort von Paris wirkt. Das Leben spielt sich dabei<br />

vor allem um die Kirche Saint-Jean-Baptiste ab. Bistros<br />

stellen ihre Stühle auf die Bürgersteige, an der Nordseite<br />

des Platzes steht eine typische Markthalle, die vor ein paar<br />

Jahren grundsaniert wurde. Richtung Westen beginnt eine<br />

kleine Fußgängerzone mit Geschäften, Bäckereien und<br />

Banken. Von Großstadthektik ist hier keine Spur. Das Leben<br />

geht gemächlich vonstatten, eben genauso wie in der<br />

Provinz. Auch ich beschließe, einen Kaffee zu genießen,<br />

bevor ich wieder zu meinem Auto zurückkehre.<br />

Das Schloss stammt in seiner heutigen<br />

Form aus dem 19. Jahrhundert.


Fokus Pariser Umland<br />

Das Schloss von Rambouillet gehört zu einer Reihe von Residenzen,<br />

die dem Präsidenten in ganz Frankreich zur Verfügung stehen.<br />

5<br />

Rambouillet<br />

Ein Schloss für den Präsidenten<br />

Nicolas Sarkozy ist dafür bekannt, keine Berührungsängste<br />

mit den Reichen und Schönen der Welt zu<br />

haben. Ohne Skrupel ließ er sich nach seinem<br />

Wahlsieg auf eine Luxusyacht vor Malta einladen oder diesen<br />

Sommer in einen vornehmen Urlaubsort nahe der Sommerresidenz<br />

von George Bush in die USA. Fragen nach der<br />

Vereinbarkeit solcher Einladungen mit der Unabhängigkeit<br />

seines Amtes weist er mit dem Hinweis zurück, dass auch er<br />

das Recht habe, wohlhabende Freunde zu besitzen.<br />

Dabei befindet sich der französische Präsident im Vergleich<br />

zu den meisten anderen Staatsoberhäuptern Europas<br />

bereits ohne spendable Freunde in einer äußerst komfortablen<br />

Lage. Denn der Präsident Frankreichs verfügt nicht nur<br />

mit dem Elysée-Palast über einen herrschaftlichen Dienstsitz<br />

in Paris, sondern kann auch auf eine Reihe weiterer Unterkünfte<br />

im ganzen Land zurückgreifen, die für ihn vorgehalten<br />

werden, sollte er Lust verspüren, einmal der Hauptstadt<br />

den Rücken zu kehren. Eines dieser Feriendomizile ist<br />

seit 1896 das Schloss von Rambouillet im Südwesten von<br />

Paris, zwischen Versailles und Chartres gelegen.<br />

Doch Rambouillet fungiert nicht nur als Sommerresidenz<br />

des Präsidenten. Auch für Staatsempfänge oder<br />

wichtige internationale Treffen wurde und wird das Anwesen<br />

gerne genutzt. So fand hier 1975 unter Einladung<br />

von Giscard d’Estaing der erste Gipfel der wichtigsten<br />

Industrieländer der Welt statt. Damals waren es noch<br />

nicht die G8-, sondern die G6-Staaten, also Frankreich,<br />

Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan und die<br />

USA, die sich hier trafen. Im Jahre 1999 tagten in Rambouillet<br />

die Konfliktparteien des Kosovos. Tagelang be-<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


ichteten Journalisten damals aus der Kleinstadt.<br />

Die Vereinbarung von Rambouillet<br />

konnte den Kosovo-Krieg allerdings nicht<br />

verhindern. Aber auch simple Staatsbesuche<br />

führten manchmal nach Rambouillet. So<br />

wurde beispielsweise Nelson Mandela hier<br />

empfangen.<br />

Das Schloss hat im Laufe der Geschichte<br />

also schon eine Reihe illustrer Persönlichkeiten<br />

beherbergt. Auch mancher schicksalhafter<br />

Moment war darunter: So verstarb Franz I. in<br />

Rambouillet, nachdem er zuvor hier seinem<br />

Sohn die Macht übergeben hatte. Ludwig XIV.<br />

kaufte das Anwesen 1706 für einen seiner Söhne.<br />

Später erwarb Ludwig XVI. Rambouillet,<br />

doch Marie-Antoinette mochte das Schloss<br />

ganz und gar nicht. Napoleon I. unterbrach<br />

seine Reise in die Verbannung in Rambouillet<br />

und verbrachte eine Nacht im Schloss. Karl X.<br />

flüchtete während der Julirevolution ebenfalls<br />

hierher und überlegte in Rambouillet, wie<br />

er sich weiter verhalten sollte. Doch zu einer<br />

selbstbestimmten Entscheidung kam es nicht<br />

mehr, setzen ihn seine eigenen Truppen kurzerhand<br />

ab.<br />

Wenn man heute das Schloss und den Park<br />

besucht, hat man nicht unbedingt das Gefühl,<br />

an einem derart staatstragenden Ort zu<br />

verweilen. Das gesamte Anwesen wirkt recht<br />

unscheinbar, fast schon unspektakulär. Das<br />

Schloss selbst ist längst nicht so bombastisch<br />

wie etwa Vaux-le-Vicomte, Fontainebleau oder<br />

Chantilly. Nur die angrenzende Polizeikaserne<br />

gibt einen Hinweis darauf, dass das Schloss<br />

mehr als ein Museum und längst noch nicht<br />

in einen Dornröschenschlaf gefallen ist. Auch<br />

der gute bauliche Zustand verrät, dass die Gebäude<br />

noch zeitgemäßen Ansprüchen genügen<br />

müssen. Das Schloss wirkt sogar recht modern.<br />

Der französische Garten ist ebenfalls in einem<br />

tadellosen Zustand, und der mit Kanälen<br />

durchzogene englische Garten lädt zu einem<br />

längeren Spaziergang ein.<br />

Das Zentrum von Rambouillet wirkt dagegen<br />

wie die einer gewöhnlichen Kleinstadt. Ein<br />

paar Straßen, die von Geschäften gesäumt sind,<br />

bilden die Ortsmitte. Einheimische erledigen<br />

ihre Besorgungen, haben aber auch Zeit für ein<br />

kleines Schwätzchen. Rambouillet ist zu weit<br />

von Paris entfernt, um eine reine Schlafstadt<br />

zu sein, doch auch viele Berufspendler wohnen<br />

hier. Die Bürger sind, trotz der präsidialen Residenz,<br />

sehr bodenständig geblieben. Und wer<br />

weiß, vielleicht verbringt auch Nicolas Sarkozy<br />

einmal ein paar Tage im Südwesten der französischen<br />

Hauptstadt.<br />

Zahlreiche Staatsgäste wurden bereits in Rambouillet<br />

empfangen, so auch Nelson Mandela.<br />

Der Park von Rambouillet lädt zu langen Spaziergängen ein.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 31


Fokus Pariser Umland<br />

Heute steht nur noch das alte Schloss von Saint-Germain-en-Laye, das inzwischen ein Museum beherbergt.<br />

6<br />

Saint-Germainen-Laye<br />

Sinnbild eines elitären Lebensgefühls<br />

Saint-Germain-en-Laye, nicht zu verwechseln mit dem<br />

Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Près im 6. Arrondissement,<br />

ist mehr als nur ein Vorort. Es ist ein<br />

Lebensgefühl. Hier im Westen der Région Parisienne, wie<br />

man den Ballungsraum der französischen Hauptstadt gerne<br />

nennt, verbindet man die geografische Nähe zur Metropole<br />

mit den Vorzügen einer gediegenen Vorstadt. Dank der guten<br />

RER-Anbindung, die jeden Tag Tausende von Menschen<br />

direkt von Saint-Germain-en-Laye nach Paris bzw. ins Geschäftsviertel<br />

La Défense und zurück befördert, konnte sich<br />

die Kommune prächtig als Wohnort der Noblen und Reichen<br />

etablieren. Hier ist man weit davon entfernt, was die<br />

meisten Menschen mit dem Begriff Banlieue verbinden.<br />

Saint-Germain-en-Laye ist keine Trabantenstadt.<br />

Häuser mit Sandsteinfassaden und nicht trostlose Hochhäuser<br />

aus Beton prägen das Stadtbild. Hier brannten<br />

während der Vorstadtunruhen auch keine Autos. Die<br />

Vandalismus- und Kriminalitätsrate unterscheidet sich<br />

nicht wesentlich von der anderer reicher Viertel der<br />

benachbarten Metropole. Ganz im Gegenteil, die Innenstadt<br />

von Saint-Germain-en-Laye wirkt adrett und<br />

nobel. Ganz so, als hätte man das schicke 16. Arrondissement<br />

ein wenig nach Westen verschoben und ihm<br />

zugleich einen etwas provinzielleren Anstrich gegeben.<br />

Wer in Saint-Germain-en-Laye wohnt, fühlt sich als jemand<br />

Besonderes. Dem Ort haftet etwas Elitäres an, wie<br />

sonst nur wenigen Kommunen im Umkreis von Paris.<br />

Der Ortsname wird deshalb auch gerne in einem Atemzug<br />

mit Städten wie Versailles oder Neuilly-sur-Seine<br />

genannt.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Von der kleinen und großen Terrasse aus hat man einen wunderbaren<br />

Panoramablick auf die westlichen Vororte von Paris.<br />

Seit einigen Jahren wird wieder Wein angebaut. In der Ferne: La Défense.<br />

Die Gründe hierfür sind neben einer bezaubernden geografischen<br />

Lage auf einem Plateau mit Fernblick vor allem<br />

in der königlichen Vergangenheit zu suchen. Zahlreiche<br />

französische Könige kamen nach Saint-Germain-en-Laye,<br />

um die Sommerfrische zu genießen. Ludwig XIV. wurde<br />

hier, wie zuvor schon Heinrich II. und Karl IX., am 5.<br />

September 1638 gegen 11.00 Uhr geboren. Der Ort wurde<br />

daraufhin königliche Residenz und Regierungssitz, bis der<br />

Hof 1682 nach Versailles umzog. Der Sonnenkönig blieb<br />

Saint-Germain-en-Laye aber stets verbunden. Auch heute<br />

noch prägen das Schloss und der angrenzende prachtvolle<br />

Park das Stadtzentrum.<br />

Von der königlichen Pracht ist dabei nur das alte Schloss<br />

erhalten geblieben. In der heutigen Form wurde es weitgehend<br />

von Franz I. errichtet, nachdem seit dem <strong>12</strong>. Jahrhundert<br />

bereits eine Burg an der Stelle stand. Das neue Schloss<br />

dagegen, ein herrschaftliches Lustschloss direkt am Rande<br />

des Plateaus mit einer einmaligen Lage hoch über der Seine,<br />

existiert heute nicht mehr. Nur der Pavillon Henri IV., wo<br />

Ludwig XIV. getauft wurde, sowie Teile der Fundamente<br />

und Grotten sind davon noch erhalten. Seit einigen Jahren<br />

besinnt man sich aber wieder dieses Erbes. Ein Projekt wurde<br />

in Angriff genommen, wonach die vorhandenen Reste wieder<br />

restauriert und besser in Szene gesetzt werden sollen.<br />

Eine einzige Pracht ist der Schlossgarten, der von<br />

André Le Nôtre gestaltet wurde. Höhepunkte sind dabei<br />

mit Sicherheit die kleine und große Terrasse am östlichen<br />

Rand. Der Park öffnet sich hier wie ein Balkon über die<br />

westlichen Vororte von Paris. Der Blick schweift weit in<br />

die Ferne. Besonderer Blickfang sind die Hochhäuser von<br />

La Défense mit seiner weißen Grande Arche. Direkt unterhalb<br />

der Terrassenmauer wird seit ein paar Jahren auch<br />

wieder Wein angebaut. Die beiden Terrassen erstrecken<br />

sich insgesamt über 2,4 Kilometer von Süden nach Norden.<br />

Ein wunderbarer Spaziergang bietet sich geradezu an. Der<br />

weite Horizont vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Möchte<br />

man nicht den gleichen Weg zurückgehen, kann man auch<br />

durch den angrenzenden englischen Garten ins Stadtzentrum<br />

zurückkehren.<br />

Letzterem sollte man im Anschluss unbedingt einen<br />

Besuch abstatten. In den Straßen westlich des Schlosses<br />

herrscht reger Trubel. Boutiquen und Restaurants laden<br />

zum Bummeln ein. Alles ist sehr gediegen, und die Einheimischen<br />

sind meist elegant gekleidet. Die Atmosphäre<br />

ist eine Mischung aus Weltläufigkeit und Provinzialität.<br />

Gerade auch die oft prachtvollen Fassaden tragen zum<br />

besonderen Flair bei. Allein in den Jahren, die Ludwig<br />

XIV. in Saint-Germain-en-Laye verbrachte, entstanden<br />

rund 60 Herrschaftshäuser. Hat man von dem ganzen<br />

elitären Gehabe irgendwann genug, braucht man nur<br />

zum Schloss zurückzugehen und dort zur RER-Station<br />

hinabzusteigen. In nur wenigen Minuten bringen einen<br />

die Züge wieder nach Paris und somit in die Realität einer<br />

Großstadt zurück.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 33


Fokus Pariser Umland<br />

Wie ein Balkon öffnet sich der Parc de Saint-Cloud zum Häusermeer von Paris.<br />

7<br />

Parc de<br />

Saint-Cloud<br />

Schlosspark ohne Schloss<br />

Am Wochenende ist es hier richtig voll », erzählt uns<br />

Christine, die in einem der Pavillons im Park als<br />

« Kellnerin arbeitet. « Allerdings kommen meist Leute<br />

aus Paris und den umliegenden Orten zu uns. Ausländische<br />

Touristen haben wir hier eher selten zu Gast. Und wochentags<br />

geht es meist ruhig zu ». So auch an diesem Nachmittag.<br />

Obwohl die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel<br />

strahlt und die Temperaturen angenehm spätsommerlich<br />

sind, wirkt der Park verlassen. Nur einzelne Spaziergänger<br />

und ein paar Hundebesitzer kreuzen unseren Weg. Wir genießen<br />

aber die Ruhe, die in diesem 450 Hektar großen Park<br />

herrscht.<br />

Dabei müssen wir zugeben, dass wir diese Grünanlage<br />

trotz vieler Paris-Besuche nicht wirklich auf unserem<br />

Radarschirm hatten. Gerne wird immer wieder der Bois<br />

de Boulogne im Westen der französischen Hauptstadt als<br />

Naherholungsgebiet genannt. Dabei liegt der Parc de Saint-<br />

Cloud nur wenige Kilometer im Südwesten davon und wirkt<br />

unseres Erachtens durch seine Hanglage fast reizvoller als<br />

der Stadtwald. Beide Parks haben gemein, dass man mit<br />

dem Auto hineinfahren kann. Der Zugang zum Park von<br />

Saint-Cloud ist im Vergleich zum Bois de Boulogne jedoch<br />

kostenpflichtig. Aber selbst wenn man mit dem Auto<br />

hierher kommt, sollte man dieses alsbald abstellen und die<br />

Natur zu Fuß erkunden.<br />

Wie bei vielen Schlossparks in der Ile-de-France hatte<br />

André Le Nôtre auch beim Parc de Saint-Cloud seine Finger<br />

im Spiel. Alleen, die zugleich beeindruckende Sichtach-<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


sen sind, Wasserbecken und Kaskaden zeugen<br />

davon. Doch nach etwas sollte man in diesem<br />

ehemaligen Schlosspark nicht mehr suchen:<br />

nach einem Schloss. Es überlebte den Lauf der<br />

Geschichte nicht. Heute weist nur noch eine<br />

große Tafel am östlichen Rand des Parks auf<br />

die ehemalige Lage der Gebäude hin. Dabei<br />

fanden hier sogar einige historische Ereignisse<br />

statt. So erwarb etwa Marie-Antoinette im<br />

Jahre 1785 das Anwesen. Bonaparte wurde<br />

hier 1802 zum Konsul auf Lebenszeit ernannt.<br />

Auch der zivile Part seiner Trauung mit Marie<br />

Louise fand hier statt. Im Jahre 1870 erklärte<br />

Napoleon III. von Saint-Cloud aus den Krieg<br />

mit Preußen. Doch schon drei Monate später<br />

geriet das Schloss unter Beschuss und brannte<br />

aus. 1891 wurde es schließlich geschliffen.<br />

Aber die Schönheit des Parks leidet nicht<br />

unter dem Fehlen des Schlosses. Nachdem wir<br />

unseren Kaffee getrunken haben, empfiehlt<br />

uns Christine, unbedingt die breite Allee<br />

zum östlichen Parkrand hinunterzulaufen.<br />

« Sie werden sehen, der Ausblick ist einfach<br />

fantastisch », schwärmt sie uns vor. Gesagt,<br />

getan. Wir schlendern gemächlich durch den<br />

ehemaligen Schlossgarten. Wasserbecken, Statuen,<br />

Blumenkübel und Zierbäume lassen auch<br />

ohne Schloss ein königliches Ambiente aufkommen.<br />

Und als wir dann schließlich an die<br />

Stelle kommen, wo es früher stand, liegt uns<br />

Paris zu Füßen. Der Ausblick auf das Häusermeer<br />

ist einmalig. Der Eiffelturm erhebt sich<br />

majestätisch in die Höhe. Etwas weiter links<br />

davon erblicken wir Sacré Cœur. Rechts vom<br />

Eiffelturm sieht man den Tour Montparnasse.<br />

Wir hatten nicht erwartet, von hier aus einen<br />

derart hinreißenden Panoramablick auf die<br />

Seine-Metropole zu haben.<br />

Während wir noch den Ausblick genießen,<br />

kommen wir mit Janice ins Gespräch. Sie ist<br />

ein junges Aupairmädchen aus Südafrika und<br />

erzählt uns, dass sie schon seit rund vier Monaten<br />

in Paris weilt: « Viele junge Südafrikaner<br />

gehen nach Großbritannien, aber ich hatte Lust,<br />

ein europäisches Land zu entdecken, wo man<br />

kein Englisch spricht », erklärt sie uns. « Schon<br />

als Kind habe ich davon geträumt, einmal den<br />

Eiffelturm zu sehen. » Während wir miteinander<br />

sprechen, muss sie immer wieder den beiden<br />

Kindern, auf die sie aufpasst, nachrennen. Zu<br />

verlockend sind die vielen Statuen, Blumenkübel<br />

und Treppen für die beiden Kleinen. Die Eltern<br />

spielen gerade Tennis in einem renommierten<br />

Club, der im westlichen Teil des Parks untergebracht<br />

ist. Es ist eine reiche Familie, die ihr Zuhause<br />

im noblen Vorort Saint-Cloud hat. « Das<br />

Leben in Saint-Cloud ist schon außergewöhnlich<br />

», erzählt uns Janice. « Wenn man aus einem<br />

Land wie Südafrika kommt, wo alles ein wenig<br />

lockerer zugeht, muss man sich an gewisse Umgangsformen<br />

erst gewöhnen. Das Leben wirkt<br />

in diesem Vorort dann schon recht steif. Aber<br />

ich komme gut mit meiner Gastfamilie zurecht.<br />

Und außerdem hat der Luxus auch seinen Vorteil.<br />

Im August waren wir in der familieneigenen<br />

Villa an der Côte d’Azur im Urlaub ».<br />

Nachdem wir noch ein wenig geplaudert<br />

haben, verabschieden wir uns herzlich von Janice<br />

und beschließen, den Park noch weiter zu<br />

erkunden. In Richtung Süden führt eine breite<br />

Allee mit einer Wiese in der Mitte den Hügel<br />

hinauf. Der Anstieg wird wiederum mit einem<br />

schönen Blick belohnt. Etwas später kommt<br />

man zu einem weiteren Aussichtspunkt, von<br />

dem aus man sogar die Hochhäuser von La<br />

Défense erblicken kann. Anschließend geht es<br />

zurück zum Auto. Aber wir verlassen den Park<br />

nicht, ohne erneut in eines der Restaurants einzukehren.<br />

Das viele Laufen hat uns müde und<br />

hungrig gemacht, so dass wir uns jetzt einen<br />

kleinen Snack gönnen.<br />

Der Park wirkt<br />

noch heute wie<br />

ein Schlosspark,<br />

selbst wenn es das<br />

Schloss schon längst<br />

nicht mehr gibt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 35


Fokus Pariser Umland<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


8<br />

Auvers-sur-Oise<br />

Van Goghs letzte Ruhestätte<br />

Seien Sie mal ganz ehrlich: Wissen Sie, wo<br />

sich Vincent van Goghs Grab befindet?<br />

Natürlich ist bekannt, dass der Künstler<br />

lange Zeit in Frankreich wirkte, insbesondere<br />

auch in Paris. Doch nur wenige wissen, dass er<br />

die letzten Tage seines Lebens im nordwestlichen<br />

Dunstkreis der Seine-Metropole verbrachte,<br />

in Auvers-sur-Oise. In diesem Ort befindet<br />

sich auch sein Grab, genauso wie das von<br />

seinem Bruder Theo. Doch nicht nur Vincent<br />

van Gogh verweilte in diesem Dorf, das heute<br />

längst zu einem Vorort von Paris geworden ist.<br />

Auch andere Maler ließen sich hier inspirieren,<br />

so dass die Kommune an der Oise noch heute<br />

das Image eines Künstlerdorfes innehat.<br />

Einen Besuch von Auvers-sur-Oise können<br />

Sie gut am Rathaus beginnen. Auf einem Parkplatz<br />

daneben lässt sich das Auto abstellen, um<br />

den Ort gemütlich zu Fuß zu erkunden. Gleich<br />

gegenüber auf der anderen Straßenseite erblickt<br />

man die Auberge Ravoux. In diesem Gasthaus<br />

hatte Vincent van Gogh ein Zimmer angemietet.<br />

Heute kann man seine Stube besichtigen,<br />

und Schilder weisen auf den berühmten Gast<br />

hin. Als van Gogh nach Auvers-sur-Oise kam,<br />

durchlebte er noch einige Wochen intensiven<br />

Schaffens. In der kurzen Zeit, die ihm noch<br />

blieb, entstanden über 80 Bilder und Zeichnungen,<br />

insbesondere Impressionen vom Dorf<br />

und Portraits einiger Bewohner. Zu den bekanntesten<br />

Werken gehören das Bild von der<br />

Dorfkirche und das Portrait des Doktors Paul<br />

Gachet, der ihn auch medizinisch betreute und<br />

selbst Maler und Kunstliebhaber war.<br />

Nach der Maison Van Gogh bietet sich ein<br />

kleiner Spaziergang über die Hauptstraße zur<br />

Dorfkirche an. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten<br />

von Auvers-sur-Oise sind hervorragend<br />

ausgeschildert. Außerdem zeigen Hinweistafeln<br />

die Werke bekannter Künstler an ihren<br />

Originalschauplätzen. So lässt sich ein guter<br />

Eindruck vom Wirken der Impressionisten<br />

im Oise-Tal gewinnen. Vorbei am Parc Van<br />

Gogh gelangen Sie nach einigen Minuten zu<br />

einer kleinen Gasse, die nach links den Hügel<br />

hinauf zur Kirche des Ortes führt. Wohnhäuser<br />

aus Naturstein und zahlreiche Bäume und<br />

Sträucher verbreiten eine idyllische Aura. Die<br />

Kirche selbst thront etwas oberhalb des Ortes.<br />

Touristen versuchen immer wieder, mit ihrem<br />

Fotoapparat den gleichen Blickwinkel wie<br />

damals van Gogh einzufangen. Neben dem<br />

Eingang weist eine Tafel zudem auf sein berühmtes<br />

Werk hin.<br />

Von der Kirche aus führt eine Straße zu<br />

dem rund 500 Meter entfernten Friedhof der<br />

Gemeinde. Zunächst durchquert man dafür<br />

einen winzigen Wald, um anschließend auf<br />

eine Hochebene mit Feldern zu gelangen. Es<br />

ist überraschend, wie abrupt der Ort endet und<br />

man sich aufs Land versetzt fühlt. Gerade wenn<br />

die Sonne am Nachmittag schon etwas tiefer<br />

steht und die Farben in ein sanftes Licht hüllt,<br />

ist die Wirkung magisch. In der Ferne sehen<br />

Vincent van Gogh wurde in Auvers-sur-Oise begraben.<br />

Das Grab seines Bruders wurde später hierher umgebettet.<br />

Das Château de<br />

Léry beherbergt<br />

heute eine Multimediashow<br />

über den<br />

Impressionismus.<br />

Die Auberge Ravoux.<br />

Gegenüberliegende Seite: Die Kirche<br />

liegt etwas oberhalb des Dorfes.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 37


Fokus Pariser Umland<br />

Vom Château de Léry bietet sich ein schöner Blick auf den Ort und das Oise-Tal.<br />

Sie bereits die Mauern des Friedhofs, der etwas unvermittelt<br />

zwischen den Feldern liegt. Links der Friedhofsmauer<br />

spenden Alleebäume etwas Schatten. Der Friedhof selbst<br />

ist baumlos und wie die meisten Friedhöfe in Frankreich<br />

sehr « steinlastig » und sandig. Ihm fehlt die herrschaftliche<br />

Wirkung, wie sie etwa Père Lachaise oder der Friedhof von<br />

Montmartre in Paris besitzen. Dank einer Hinweistafel am<br />

Haupteingang findet man schnell zum Grab der beiden van<br />

Gogh-Brüder. Das Doppelgrab befindet sich an der nördlichen<br />

Friedhofsmauer. Es ist schlicht, mit Efeu bewachsen<br />

und verfügt über zwei getrennte Grabsteine.<br />

Zurück zur Kirche gelangen Sie entweder über die gleiche<br />

Straße oder Sie laufen im Bogen über einen Feldweg,<br />

auf dem ein weiteres Motiv von van Gogh ausgestellt ist.<br />

Ist man an der Dorfkirche wieder angekommen, sollte man<br />

nicht zurück zur Hauptstraße gehen, sondern über die oberhalb<br />

des Dorfes verlaufende Rue Daubigny den Rundgang<br />

fortsetzen. Nach rund zehn Minuten führt ein Pfad wieder<br />

hinunter zum Maison Van Gogh. Ihm gegenüber liegt das<br />

Musée Daubigny, das Bilder ausstellt, die zum Renommee<br />

von Auvers-sur-Oise beitrugen. Hierzu zählen Werke von<br />

Daubigny-Schülern, von Malern aus Barbizon und Impressionisten<br />

wie Maufra oder Guillaumin. Auch die Touristeninformation<br />

befindet sich an dieser Stelle.<br />

Im Anschluss sollten Sie zur Rue Daubigny zurückkehren,<br />

über die man nach weiteren fünf bis zehn<br />

Minuten das ehemalige Haus und Atelier von Daubigny<br />

erreicht. Von hier aus ist es auch nicht mehr weit bis zum<br />

Château de Léry. Das Schloss aus dem 17. Jahrhundert<br />

lädt heute zu einer Reise in die Zeit der Impressionisten<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Anzeige<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Tafeln weisen überall im<br />

Ort auf Originalmotive der<br />

Impressionisten hin.<br />

ein. Während eines Rundgangs kann<br />

der Besucher das kreative Wirken<br />

zum Ende des 19. Jahrhunderts in<br />

einer modernen Multimediashow<br />

nachvollziehen. Auf der Südseite<br />

des Schlosses gibt es einen kleinen<br />

französischen Garten, von dem aus<br />

Sie einen schönen Ausblick über die<br />

Dächer von Auvers-sur-Oise haben,<br />

liegt doch das Schloss, genauso wie<br />

die Kirche, etwas erhöht. Auf der<br />

Nordseite schließt sich ein schöner<br />

Landschaftsgarten an.<br />

Wenn Sie nun noch nicht zu müde<br />

sind, sollten Sie ein wenig weiter in<br />

Richtung Westen zur Maison du<br />

Docteur Gachet laufen. Der Arzt zog<br />

1872 nach Auvers-sur-Oise, behielt<br />

aber auch seine Praxis in Paris. Sein<br />

medizinisches Wissen wurde gepriesen,<br />

doch gerade sein Kunstverstand<br />

machte ihn bei zahlreichen Künstlern<br />

der damaligen Zeit beliebt. So<br />

Die Dorfkirche ist eins von van Goghs bekanntesten<br />

Motiven aus seiner Zeit an der Oise.<br />

kümmerte er sich auch liebevoll um<br />

Vincent van Gogh. Das Portrait des<br />

Arztes gehört zu den bekannten Werken<br />

des Impressionisten aus der Zeit<br />

an der Oise.<br />

Auf dem Rückweg in den Ortskern<br />

kommt man wieder am Schloss vorbei.<br />

Etwas unterhalb davon lohnt sich ein<br />

Abstecher zum Absinth-Museum. Das<br />

anrüchige Getränk erlebte seine Blütezeit<br />

im 19. Jahrhundert, bevor es Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts wegen seiner<br />

gesundheitsschädlichen Wirkung<br />

schließlich verboten wurde. Plakate,<br />

Dokumente und Ausstellungsstücke<br />

verdeutlichen die Ursprünge und<br />

Geschichte dieses Getränks. Sind Sie<br />

dann schließlich am Rathaus wieder<br />

angekommen, werden Sie mit Sicherheit<br />

Ihre Füße spüren, aber auch die<br />

Lust, sich nochmals intensiv mit der<br />

Zeit des Impressionismus beschäftigen<br />

zu wollen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 39


Fokus Pariser Umland<br />

Das Schloss von Chantilly ist ein beliebtes Ausflugsziel im Nordosten von Paris.<br />

9<br />

Chantilly<br />

Schloss, Pferde und Schlagsahne<br />

Als ich ankomme, wartet Colin bereits auf mich. Wir<br />

hatten uns für <strong>12</strong>.00 Uhr mittags verabredet, doch<br />

durch einen Stau auf der Autobahn bin ich ein wenig<br />

spät. Colin ist kein echter Chantilien, wie sich die Bewohner<br />

der Stadt nennen. Nein, er ist noch nicht einmal<br />

Franzose, auch wenn er sich in Frankreich sehr zu Hause<br />

fühlt. Vielmehr kam er vor vielen Jahren aus England nach<br />

Paris, um dort als internationaler Beamter für eine UN-Organisation<br />

zu arbeiten. « Aber nach meiner Pensionierung<br />

wollte ich raus aus der großen Stadt », erzählt mir Colin auf<br />

die Frage, was ihn denn nach Chantilly verschlagen hat. « Ich<br />

war es leid, meine Zeit in überfüllten Verkehrsmitteln zu<br />

verbringen und mich durch die Menschenmassen in den<br />

Straßen schieben zu müssen. Schon seit meinem ersten Besuch<br />

in Chantilly mochte ich den Ort. Irgendwie wirkt hier<br />

alles ein wenig britisch. Vielleicht sind es die Pferde, ich<br />

weiß es nicht. Auf jeden Fall fühle ich mich in Chantilly sehr<br />

zu Hause. Es ist, als ob man das Beste aus Frankreich und<br />

England zusammenführen würde ».<br />

Pferde spielen in der Tat eine bedeutende Rolle in der<br />

Kleinstadt, die in der südlichen Picardie liegt. Gleich wenn<br />

man mit dem Auto ankommt, begegnet man am Ortseingang<br />

den beiden Symbolen, die man gemeinhin mit Chantilly<br />

verbindet: dem Schloss und der Pferderennbahn. Die Kleinstadt<br />

nennt sich stolz Capitale du Cheval (Pferdehauptstadt).<br />

Colin schlägt mir deshalb auch vor, eine Besichtigungstour<br />

seiner Wahlheimat beim Musée Vivant du Cheval Grandes<br />

Ecuries zu beginnen. Das Museum ist im großen Marstall<br />

untergebracht, der als einer der schönsten der Welt gilt. Auf<br />

fast 190 Metern erstreckt sich das herrschaftliche Gebäude,<br />

das eher wie ein Schloss denn ein Pferdestall aussieht. Den<br />

Anstoß zum Bau gab 1719 Ludwig Heinrich, der glaubte, als<br />

Pferd wiedergeboren zu werden. Im 18. Jahrhundert waren<br />

hier mehr als 240 Pferde und über 500 Hunde untergebracht.<br />

1982 wurde schließlich das Museum eingerichtet.<br />

Ziel war es, ein lebendiges und pädagogisch wertvolles<br />

Museum zu schaffen. In 31 Räumen auf einer Fläche von<br />

4.000 Quadratmetern geht es um den Pferdesport, den damit<br />

im Zusammenhang stehenden Berufen und natürlich den<br />

Pferden selbst. Der Höhepunkt des Rundgangs ist eine Dressurvorführung,<br />

die dreimal täglich stattfindet und bei der<br />

zwei Reiter in Kostümen einfache und schwierige Übungen<br />

vorführen und erläutern. Mehr als 150.000 Besucher zieht<br />

das Museum jedes Jahr an. Gleich im Anschluss an den<br />

Marstall erstreckt sich das großflächige Hippodrom, welches<br />

1834 gebaut wurde. Auf der Südseite der Rennbahn erkennt<br />

man die Zuschauertribünen. « Wenn hier Rennen stattfinden,<br />

haben Hüte Hochkonjunktur », erzählt mir Colin mit<br />

einem Schmunzeln. « Dann fühle ich mich definitiv wie in<br />

England. Besonders mondän geht es im Juni zu, wenn zwei<br />

internationale Preise in Chantilly vergeben werden. Aber<br />

auch in den anderen Sommermonaten finden regelmäßig<br />

Pferderennen statt ».<br />

Colin führt mich nach diesem Ausflug in die Pferdewelt<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Der Marstall beherbergt heute ein Pferdemuseum. Dahinter liegt die Pferderennbahn.<br />

von Chantilly auf die Hauptstraße zurück. Wir kommen zu<br />

einem Stadttor, die Porte Saint-Denis. Es grenzt direkt an<br />

die Nordseite des Marstalls. Nun braucht man nur noch ein<br />

paar Schritte zu gehen und zur Linken taucht das sagenhafte<br />

Schloss auf. Märchenhaft spiegelt sich seine Fassade im<br />

Wasser. Das königliche Anwesen, dessen Bau sich über vier<br />

Jahrhunderte erstreckte, ist eines der sehenswertesten und<br />

bekanntesten Schlösser im Pariser Umland. Es ist mehr als<br />

verständlich, dass jedes Wochenende viele Hauptstädter, aber<br />

auch ausländische Touristen, hierher pilgern.<br />

Auch wir lassen es uns nicht nehmen, das Schloss zu<br />

besichtigen. Beflissen führt mich Colin durch die einzelnen<br />

Räume. Die Pracht ist berauschend. Doch noch viel mehr<br />

bin ich von der wunderschönen Lage und dem herrlichen<br />

Park angetan. Von allen Seiten ist das Schloss von Wasser<br />

umgeben. In der zentralen Sichtachse Richtung Norden erstreckt<br />

sich zudem ein breiter Kanal, der anschließend von<br />

dem noch viel längeren Großen Kanal gekreuzt wird. Colin<br />

fragt mich, ob ich Lust hätte, einmal um den Großen Kanal<br />

herumzugehen. Natürlich stimme ich zu. Am östlichen Ende<br />

kommen wir an einem künstlichen Wasserfall vorbei. Zurück<br />

geht es auf der nördlichen Seite, um zum Schluss noch<br />

den wunderschönen englischen Garten, der sich westlich des<br />

Schlosses ausbreitet, zu erkunden. Ich bin vom Schlosspark<br />

sehr begeistert.<br />

Das viele Herumlaufen macht hungrig. Colin schlägt vor,<br />

in einem Café in der Innenstadt einzukehren und die Tour<br />

mit einem leckeren Gateau ausklingen zu lassen. Wir kehren<br />

also in das hübsche Stadtzentrum zurück. Als ich schließlich<br />

meinen Kuchen mit Schlagsahne serviert bekomme, macht<br />

mich mein persönlicher Stadtführer noch auf ein weiteres<br />

« Wahrzeichen » von Chantilly aufmerksam: « Neben dem<br />

Hippodrom und dem Schloss ist Chantilly auch für eine<br />

kulinarische Köstlichkeit bekannt: Schlagsahne. Nicht ohne<br />

Grund heißt diese auf Französisch Chantilly. Schließlich soll<br />

sie hier erfunden worden sein », berichtet Colin voller Stolz.<br />

Dreimal täglich finden kommentierte Dressurvorstellungen statt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 41


Fokus Pariser Umland<br />

Der kleine See in der Dormitte mit seiner<br />

Promenade verströmt ein wenig mondänes Flair.<br />

10<br />

Pierrefonds<br />

Beschaulichkeit versus Monumentalität<br />

Wenn man sich Pierrefonds mit dem Auto von Paris<br />

aus nähert, führt der Weg auf den letzten Kilometern<br />

durch den Forêt de Compiègne. Urwüchsig<br />

und dicht wirkt er so, wie man sich als Kind immer<br />

einen Wald vorstellte. Auf zahlreichen Pfaden lassen sich<br />

herrliche Wanderungen unternehmen. Schon unter Ludwig<br />

XIV. und Ludwig XV. wurde das Wegenetz ausgebaut, galt<br />

der Forst, heute der größte der Picardie, doch als ideales<br />

Jagdrevier. Die recht schmale Landstraße führt fast schnurstracks<br />

geradeaus. Am östlichen Waldrand gelangt man<br />

schließlich zum Ortseingang von Pierrefonds. Und dann<br />

plötzlich, zwischen den Häusern, erblickt man zum ersten<br />

Mal das gewaltige Schloss. Die massive Festung thront geradezu<br />

über den Dächern des Ortes und wirkt viel zu groß für<br />

das kleine Dorf. Doch wenn die Abendsonne die Fassade<br />

anstrahlt und die Hektik des Tages der abendlichen Ruhe<br />

weicht, spürt man die ganze Magie von Pierrefonds. Dann<br />

verliert sogar das mächtige Schloss seine bedrohliche Monumentalität.<br />

Nun dauert es auch nicht mehr lange, und man ist bereits<br />

im Ortskern angekommen. Ein kleiner See mit einer<br />

hübschen Uferpromenade verströmt ein gewisses mondänes<br />

Flair. Die Atmosphäre erinnert an einen Kurort. Tretboote<br />

lassen sich mieten. Restaurants mit Tischen und Stühlen<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Von Nahem wirkt das Schloss wie eine uneinnehmbare Trutzburg.<br />

unter freiem Himmel locken hungrige Gäste. Die Straßen<br />

sind gepflegt und die Gebäude besitzen den Charme eines<br />

typischen französischen Dorfes. Eine kleine idyllische Oase.<br />

Vor allem aber fällt der Blick immer wieder auf das gewaltige<br />

Schloss, das sich fast senkrecht oberhalb des Ortes erhebt. Es<br />

macht den Reiz von Pierrefonds erst vollkommen, kontrastiert<br />

aber auch die Beschaulichkeit des Ortes.<br />

Schon im <strong>12</strong>. Jahrhundert gab es eine Burg an dieser<br />

Stelle. Ihre Geschichte ist sehr wechselvoll. Die Bewohner<br />

änderten sich im Laufe der Zeit, und die Mauern mussten<br />

mehreren Belagerungen standhalten. Doch schließlich nahmen<br />

die königlichen Truppen Ludwigs XIII. die Festung<br />

ein und zerstörten sie. Im Jahre 1810 erwarb Napoleon I. die<br />

Ruine. Doch es war erst Napoleon III., der die Restaurierung<br />

der Anlage in Auftrag gab. Anfangs war vorgesehen,<br />

nur Teile wieder zu errichten und den Rest als romantische<br />

Ruinenkulisse zu belassen. Doch dann wurde entschieden,<br />

das Schloss in eine kaiserliche Residenz zu verwandeln. In<br />

weiten Teilen passte man die Architektur dabei den modernen<br />

Bedürfnissen an, so dass quasi ein neuer Bau entstand. Die<br />

Arbeiten unter der Leitung von Viollet-le-Duc dauerten bis<br />

1885, allerdings unterbrochen durch den Krieg von 1870/71.<br />

Der Innenausbau wurde dabei niemals ganz vollendet.<br />

Heute gelangt man in wenigen Minuten zu den Festungsmauern,<br />

nachdem man sein Fahrzeug auf einem<br />

zentralen Parkplatz im Ortskern abgestellt hat. Durch<br />

ein Eingangstor führt der Weg auf das Plateau, auf<br />

dem das Schloss steht. Von Nahem sieht die Anlage<br />

noch massiver aus als aus der Ferne. Während sie im<br />

Sonnenlicht fasziniert, wirkt sie an einem grauen Regentag<br />

bedrohlich und abweisend. Die massiven Türme<br />

und Mauern scheinen uneinnehmbar. Dabei lässt<br />

sich heute das Innere ganz friedlich erobern: Mehrere<br />

Ausstellungen erlauben einen Blick in das Innenleben<br />

und die Geschichte der Festung. Und auch beim Blick<br />

vom Schloss geht einem der gleiche Gedanke durch den<br />

Kopf wie beim ersten Anblick desgleichen: Irgendwie<br />

wirkt die Festung viel zu überdimensioniert für dieses<br />

behagliche Dorf.<br />

Hat man das Schloss besichtigt und schlendert anschließend<br />

wieder durch die Gassen in den Ort hinunter,<br />

sollte man vor der Rückfahrt noch kurz in eines der<br />

Bistros am See einkehren. Einige Touristen gleiten mit<br />

ihrem Tretboot über den See. Ein paar Enten kreuzen<br />

ihren Weg. Der Kellner bringt den bestellten Kaffee.<br />

Im Rücken das Schloss, vor einem Romantik pur.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 43


Fokus Pariser Umland<br />

95<br />

Auvers-sur-Oise<br />

Saint-Germain-en-Laye<br />

78<br />

Parc de Saint-Cloud<br />

Parc de Sceaux<br />

Rambouillet<br />

Anreise nach Paris<br />

Chantilly<br />

Paris<br />

91Fontainebleau<br />

Barbizon<br />

Flugzeug: Von vielen Flughäfen aus<br />

dem deutschsprachigen Raum bestehen<br />

Direktflugverbindungen nach<br />

Paris. Auch Billigfluggesellschaften fliegen<br />

die französische Hauptstadt regelmäßig<br />

an. Zu den Airlines mit Non-Stop-<br />

Verbindungen an die Seine im Flugplan<br />

gehören Air France, Lufthansa, Austrian,<br />

Swiss, Air Berlin, Germanwings, easyJet,<br />

TUIfly. Die meisten Flüge aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

landen auf dem Flughafen Paris-CDG.<br />

Einige kommen jedoch auch in Paris-<br />

Orly an.<br />

Auto: Aus dem norddeutschen Raum<br />

erreicht man Paris am besten über<br />

Belgien und die A1 (Lille-Paris). Aus dem<br />

süddeutschen Raum und Österreich<br />

bietet sich die Anfahrt über den Osten<br />

Frankreichs an, insbesondere über die<br />

A4 (Straßburg/Saarbrücken-Paris). Aus<br />

der Schweiz erreicht man Paris über<br />

Dijon und die A6 oder alternativ über<br />

die A5.<br />

Zug: Von Köln aus verkehrt der Hoch-<br />

Pierrefonds<br />

77<br />

Vaux-le-Vicomte<br />

geschwindigkeitszug Thalys mehrmals<br />

täglich nach Paris, aus Frankfurt a.M.<br />

über Saarbrücken der ICE, aus Stuttgart<br />

über Karlsruhe der TGV. Auch Zürich<br />

ist ans französische TGV-Netz angebunden.<br />

Außerdem verkehren aus dem<br />

deutschsprachigen Raum Nachtzüge<br />

nach Paris.<br />

Verkehrssituation<br />

Großraum Paris<br />

www.sytadin.tm.fr<br />

Allgemeine Informationen<br />

Comité Régional du Tourisme<br />

Paris Ile-de-France<br />

11, rue du Faubourg Poissonnière<br />

75009 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 73 00 77 00<br />

www.pidf.com<br />

Vaux-le-Vicomte<br />

Anreise mit dem Auto über die A6,<br />

N104 und A5 bis zur Abfahrt <strong>Nr</strong>. 15. Von<br />

dort ausgeschildert. Anreise mit dem<br />

öffentlichen Nahverkehr mit der RER D<br />

bis Melun. Von dort aus mit dem Taxi<br />

bzw. an Sommerwochenenden mit<br />

dem Bus-Shuttle (Chateaubus).<br />

Château de Vaux-le-Vicomte<br />

77950 Maincy<br />

Telefon: +33 (0)1 64 14 41 90<br />

www.vaux-le-vicomte.com<br />

Der Zugang zum Park und Schloss ist<br />

kostenpflichtig. Achtung: Das Schloss<br />

und der Garten sind nur von März bis<br />

<strong>November</strong> für die Öffentlichkeit zugänglich.<br />

Im Winter ist die Anlage für<br />

Besucher geschlossen.<br />

Barbizon<br />

Anreise mit dem Auto über die A6 bis<br />

zur Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 13. Anschließend über<br />

die N37 und D64 nach Barbizon. Anreise<br />

mit dem öffentlichen Nahverkehr: Mit<br />

der RER D nach Melun oder Pringy-<br />

Ponthierry bzw. per Zug nach Fontainebleau.<br />

Von dort aus gibt es Busverbindungen<br />

nach Barbizon.<br />

Office de Tourisme<br />

41, Grande Rue<br />

77630 Barbizon<br />

Telefon: +33 (0)1 60 66 41 87<br />

www.barbizon-tourisme.com<br />

Musée Départemental de l’Ecole de<br />

Barbizon<br />

Auberge Ganne<br />

92, Grande Rue<br />

77630 Barbizon<br />

Telefon: +33 (0)1 60 66 22 27<br />

Fontainebleau<br />

Anreise mit dem Auto über die A6 bis<br />

zur Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 13. Dann weiter über die<br />

N37 und N7 bis Fontainebleau. Anreise<br />

mit dem Zug ab dem Bahnhof Gare de<br />

Lyon.<br />

Office de Tourisme<br />

4, rue Royale<br />

77300 Fontainebleau<br />

Telefon: +33 (0)1 60 74 99 99<br />

www.fontainebleau-tourisme.com<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Château de Fontainebleau<br />

Telefon: +33 (0)1 60 71 50 70<br />

www.musee-chateau-fontainebleau.fr<br />

Der Zugang zum Park ist kostenlos, aber<br />

für die Schlossbesichtigung wird ein<br />

Eintritt erhoben.<br />

Parc de Sceaux<br />

Anreise mit dem Auto über die D920<br />

(ehemals N20). In Bourg-la-Reine<br />

biegt die Allée d’Honneur direkt zum<br />

Park ab (ausgeschildert). Anreise mit<br />

dem öffentlichen Nahverkehr mit der<br />

RER B zur Station Parc de Sceaux oder<br />

Sceaux.<br />

Office de Tourisme<br />

70, rue Houdan<br />

92330 Sceaux<br />

Telefon: +33 (0)1 46 61 19 03<br />

www.sceaux-tourisme.fr<br />

Musée de l’Ile-de-France<br />

Château de Sceaux<br />

92330 Sceaux<br />

Telefon: +33 (0)1 46 61 06 71<br />

Parc de Sceaux<br />

http://parc.de.sceaux.free.fr<br />

Der Zugang ist kostenlos.<br />

Rambouillet<br />

Anreise mit dem Auto über die A13, A<strong>12</strong><br />

und N10. Anreise mit dem Zug ab dem<br />

Bahnhof Montparnasse.<br />

Office de Tourisme<br />

Place de la Libération<br />

78<strong>12</strong>0 Rambouillet<br />

Telefon: +33 (0)1 34 83 21 21<br />

www.rambouillet-tourisme.fr<br />

Château de Rambouillet<br />

Telefon: +33 (0)1 34 83 00 25<br />

www.monum.fr<br />

Das Schloss kann, außer während der<br />

Anwesenheit des Präsidenten, besichtigt<br />

werden. Der Zugang zum Park ist<br />

kostenlos.<br />

Saint-Germain-en-Laye<br />

Anreise mit dem Auto über die A13 und<br />

N186. Anreise mit dem öffentlichen<br />

Nahverkehr mit der RER A.<br />

Office de Tourisme<br />

38, rue au Pain<br />

78100 Saint-Germain-en-Laye<br />

Telefon: +33 (0)1 34 51 05 <strong>12</strong><br />

www.ot-saintgermainenlaye.fr<br />

La Terrasse André Le Nôtre (Park)<br />

Der Zugang ist kostenlos.<br />

Parc de Saint-Cloud<br />

Anreise mit dem Auto über die N10<br />

nach Sèvres oder die Route de la Reine<br />

nach Saint-Cloud. Anreise mit dem<br />

öffentlichen Nahverkehr mit der Metro-<br />

Linie 9 bis zur Endstation Pont de Sèvres<br />

oder der Metro-Linie 10 zur Endstation<br />

Boulogne-Pont de Saint-Cloud. Von<br />

dort aus ist der Park jeweils in Fußweite.<br />

Domaine National de Saint-Cloud<br />

92210 Saint-Cloud<br />

Telefon: +33 (0)1 41 <strong>12</strong> 02 90<br />

www.dnsc.fr<br />

Der Park ist mit dem Auto zugänglich,<br />

allerdings kostenpflichtig. Zufahrt von<br />

Sèvres oder Saint-Cloud aus.<br />

Auvers-sur-Oise<br />

Anreise mit dem Auto über die A1, A86,<br />

A15 und A115 zur N184. Anschließend<br />

sofort die Abfahrt zur D928 nehmen.<br />

Auvers-sur-Oise lässt sich mit Umsteigen<br />

mit dem Zug erreichen.<br />

Office de Tourisme<br />

Manoir des Colombières<br />

Rue de la Sansonne<br />

95430 Auvers-sur-Oise<br />

Telefon: +33 (0)1 30 36 10 06<br />

www.auvers-sur-oise.com<br />

Maison de Van Gogh<br />

Auberge Ravoux<br />

52, rue du Général de Gaulle<br />

95430 Auvers-sur-Oise<br />

Telefon: +33 (0)1 30 36 60 60<br />

Voyage au temps des impressionnistes<br />

Château d’Auvers<br />

Rue de Léry<br />

95430 Auvers-sur-Oise<br />

Telefon: +33 (0)1 34 48 48 45<br />

www.chateau-auvers.fr<br />

Chantilly<br />

Anreise mit dem Auto über die A1 bis zur<br />

Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 7. Von dort weiter über die<br />

D924 (ehemals N17). Anreise mit dem<br />

öffentlichen Nahverkehr: Entweder<br />

mit der RER D oder dem Zug ab dem<br />

Bahnhof Gare du Nord.<br />

Office de Tourisme<br />

60, avenue du Maréchal Joffre<br />

60500 Chantilly<br />

Telefon: +33 (0)3 44 67 37 37<br />

www.chantilly-tourisme.com<br />

Château de Chantilly<br />

Telefon: +33 (0)3 44 27 31 80<br />

www.chateaudechantilly.com<br />

Der Zugang zu Park und Schloss ist<br />

kostenpflichtig.<br />

Musée Vivant du Cheval<br />

Grandes Ecuries<br />

Telefon: +33 (0)3 44 27 31 80<br />

www.museevivantducheval.fr<br />

Pierrefonds<br />

Anreise mit dem Auto über die A1 bis zur<br />

Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 9. Dann weiter über die D200<br />

und D85 nach Pierrefonds. Anreise mit<br />

dem öffentlichen Nahverkehr: Zug vom<br />

Bahnhof Gare du Nord bis Compiègne.<br />

Von dort gibt es eine Busverbindung<br />

nach Pierrefonds.<br />

Office de Tourisme<br />

Place de l’Hôtel de Ville<br />

60350 Pierrefonds<br />

Telefon: +33 (0)3 44 42 81 44<br />

www.pierrefonds-tourisme.com<br />

Château de Pierrefonds<br />

Telefon: +33 (0)3 44 42 72 72<br />

www.monum.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 45


Kulturschock<br />

Es war an einem Dienstag in einer deutschen Großstadt.<br />

Ich traf mich mit einem deutschen Geschäftspartner<br />

zum Mittagessen im Restaurant, das sich mit<br />

großen Fensterfronten zur Straße hin öffnete. Unser Tisch<br />

war direkt am Fenster, so dass der Blick immer wieder auf<br />

den Trubel draußen fiel. Menschen eilten am Restaurant<br />

vorbei, reger Verkehr herrschte auf der vierspurigen Straße.<br />

Außerdem lag vor uns eine temporäre Bushaltestelle, da am<br />

eigentlichen Haltepunkt ein paar Meter weiter gebaut wurde.<br />

Busse kamen, ließen Fahrgäste ein- und aussteigen und<br />

fuhren weiter. Ab und zu staute sich der Verkehr ein wenig<br />

aufgrund einer nahen Fußgängerampel. Soweit also nichts<br />

Außergewöhnliches, was eine Erwähnung lohnen noch einen<br />

Kulturschock darstellen könnte. Es war eine ganz typische<br />

Alltagssituation, wie sie sich überall auf der Welt abspielen<br />

könnte.<br />

Doch dann nahmen die Dinge unerwartet einen anderen<br />

Lauf. Denn an der Haltestelle wartete ein Mann in einem<br />

elektrischen Rollstuhl auf den nächsten Bus. Dieser kam auch<br />

nur wenige Minuten später. Der Fahrer stieg aus, um am hinteren<br />

Ausgang eine Rampe für den Rollstuhlfahrer auszuklappen.<br />

« Wie vorbildlich », dachte ich mir. Voller Achtung sagte<br />

ich zu meinem deutschen Geschäftspartner, dass die Gewerkschaften<br />

in Frankreich mit Sicherheit nicht bereit wären, diese<br />

Aufgabe den Busfahrern zuzusprechen. Einmal mehr war ich<br />

davon überzeugt, dass das Leben in Deutschland einen Hauch<br />

zivilisierter als in meiner Heimat ist.<br />

Während ich aber noch darüber nachdachte, stellte sich<br />

heraus, dass der Busfahrer für die kleine Rampe zu weit<br />

von der Bürgersteigkante entfernt angehalten hatte. Die<br />

Rampe war schlicht und einfach zu kurz, um bis auf den<br />

Bürgersteig zu reichen. Die Bürgersteigkante stellte sich für<br />

den armen Rollstuhlfahrer aber als unüberwindbares Hindernis<br />

dar. Der Busfahrer gestikulierte zwar heftig, aber<br />

der vermeintlich neue Fahrgast wurde dadurch nur noch<br />

verzweifelter. Nun, so dachte ich mir, würde der Busfahrer<br />

wahrscheinlich ein paar Meter vorfahren, ausreichend Platz<br />

war vorhanden, und dabei den Bus einfach näher an den<br />

Bürgersteig bringen. Aber anscheinend war ein solcher Gedanke<br />

zu sehr durch den unorthodoxen Lebensstil meiner<br />

Heimat beeinflusst.<br />

Denn plötzlich hörte der Busfahrer auf, mit dem Mann<br />

im Rollstuhl zu reden, und ging auf einen Autofahrer zu,<br />

der hinter dem Bus geparkt hatte und nun wieder in sein<br />

Fahrzeug steigen wollte. Natürlich konnten wir vom Restaurant<br />

aus nicht verstehen, was die beiden sagten. Doch<br />

die Gestik zeigte deutlich, dass der verbale Austausch<br />

immer heftiger wurde. Der Busfahrer zeigte immer wieder<br />

auf das temporäre Bushaltestellenschild, das einige Meter<br />

vom Auto entfernt stand. Der Autofahrer verwies dagegen<br />

ständig auf ein Schild, das den Bereich normalerweise als<br />

Parkstreifen auswies und trotz der temporären Haltestelle<br />

nicht überklebt worden war. Anscheinend war der Busfahrer<br />

davon überzeugt, wenn es rational auch nicht wirklich<br />

stimmte, dass das geparkte Auto, übrigens eines von mehreren,<br />

daran schuld war, dass er nicht nah genug an den<br />

Bürgersteig heranfahren konnte. Die Minuten vergingen.<br />

Einige Fahrgäste stiegen in der Zwischenzeit aus dem Bus<br />

aus, um den nächsten zu nehmen, der längst in zweiter Reihe<br />

gehalten hatte.<br />

Doch nichts konnte die beiden Streithähne scheinbar<br />

beruhigen. Und so kam es, dass schließlich ein Streifenwagen,<br />

der zufällig vorbeikam, angehalten wurde. Die Polizistin<br />

ging zu dem Autofahrer und klärte ihn offenbar über<br />

die Bedeutung des temporären Bushalteschildes auf. Dieser<br />

wehrte sich erneut mit dem Hinweis auf das nicht überklebte<br />

Parkschild und den mehr als ausreichenden Platz für<br />

den Bus. Unbeirrt zog die Beamtin jedoch ihren Stift aus<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Die Statue in der letzten<br />

Ausgabe war vom<br />

tschechischen Künstler<br />

Alphonse Mucha (1860-<br />

1939). Und dieses Mal?<br />

der Tasche und fing mit dem Ausstellen eines Strafzettels<br />

an. Der Autofahrer wiederum zückte seine kleine Handykamera<br />

und machte Fotos von den Schildern und der Polizistin<br />

samt Busfahrer.<br />

Es vergingen weitere Minuten, bis schließlich alle administrativen<br />

Angelegenheiten geregelt waren. Der Autofahrer<br />

stieg in sein Fahrzeug ein und fuhr wutentbrannt davon.<br />

Wahrscheinlich überlegte er sich schon, wie und wo er<br />

gegen den Strafzettel Beschwerde einlegen würde. Immerhin<br />

hatte er Beweisfotos gemacht. Auch die Polizistin ging<br />

zurück zum Streifenwagen und fuhr mit ihrem Kollegen,<br />

der die ganze Zeit im Auto auf sie gewartet hatte, wieder<br />

los. Und der Busfahrer? Er ging ebenfalls zurück zu seinem<br />

Bus, würdigte dabei aber den Rollstuhlfahrer keines Blickes.<br />

Ich wollte meinen Augen zunächst nicht trauen, aber<br />

er verschwand in der Tat hinter seinem Lenkrad, schloss die<br />

Türen des Busses und fuhr davon. Nur der Rollstuhlfahrer<br />

blieb allein am Straßenrand zurück.<br />

« Das kann doch nicht war sein », fauchte ich leicht genervt<br />

meinen Geschäftspartner an, der dafür nun wirklich<br />

nichts konnte. « Der Busfahrer kann doch nicht einfach den<br />

Mann im Rollstuhl zurücklassen ». Ihm schien die Situation<br />

auch sehr peinlich zu sein, hatte ich zuvor doch lange davon<br />

geschwärmt, wie sehr ich Deutschland liebe. « Wissen Sie »,<br />

antwortete er mir in einem etwas verlegenen Tonfall, « in<br />

Deutschland ist es manchmal wichtiger, den Schuldigen zu<br />

finden als eine Lösung. Man will die Ursache des Problems<br />

erkunden. Das unterscheidet uns vielleicht von Südeuropa.<br />

Ihr seid zwar chaotischer, dafür wird im Chaos improvisiert.<br />

Die Umstände werden als gegeben angenommen, und<br />

man versucht, sich mit einer Situation leichter zu arrangieren<br />

». Doch noch während ich über diesen Satz nachdachte,<br />

kam schon wieder der nächste Bus. Ohne Probleme fuhr<br />

dieser nah genug an den Bürgersteig heran. Der Busfahrer<br />

musste noch nicht einmal seinen Fahrersitz verlassen, denn<br />

bereits ein aussteigender Fahrgast klappte die Rampe für<br />

den Rollstuhlfahrer aus. Alles lief wie am Schnürchen,<br />

und schon kurz danach fuhr der Bus wieder an. Das Leben<br />

vor dem Restaurant mutierte erneut zu einer gewöhnlichen<br />

Alltagssituation, und ich war wieder mit meinem geliebten<br />

Deutschland versöhnt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 47


Frankreich Heute Vorstädte<br />

Créteil<br />

Vom Leben<br />

in einer<br />

Trabantenstadt<br />

Zwei Jahre sind bereits vergangen, seitdem massive Unruhen<br />

in den französischen Vorstädten ausbrachen.<br />

Heute hat sich die Situation wieder beruhigt, auch wenn<br />

sich die Probleme, die damals zu den Ausschreitungen<br />

führten, nicht grundlegend verändert haben. Doch die<br />

Suche nach Lösungen scheint keine oberste Priorität<br />

mehr zu genießen. Dafür müssen die Trabantenstädte,<br />

insbesondere im Pariser Speckgürtel, nun mit dem<br />

Image leben, gefährlich und trostlos zu sein. Eine Reputation,<br />

die viele Bewohner traurig stimmt, wohnen sie<br />

doch gerne in ihrem Viertel.<br />

Es ist nett von Ihnen, hierher gekommen<br />

zu sein. Es ist das erste<br />

« Mal seit zwei Jahren, dass uns<br />

ein Journalist besucht. Damals während<br />

der Ereignisse fielen sie plötzlich alle<br />

hier ein: die Fernsehsender, Radiostationen<br />

und großen Tageszeitungen. Sie<br />

wollten wissen, wie das Leben im Vorort<br />

ist. Dabei war es hier in Créteil im<br />

Vergleich zu dem, was woanders passierte,<br />

ruhig. Deshalb erzählten wir den<br />

Medien, dass es uns hier gut ginge. Anscheinend<br />

wollten die Journalisten etwas<br />

anderes hören. Sie zogen schnell<br />

wieder ab. Und seitdem kam keiner<br />

mehr », erzählt uns Jacqueline, 63 Jahre<br />

alt, als wir sie in Créteil treffen.<br />

Sie wohnt seit ihrer Geburt in<br />

diesem Vorort, genauer in der Siedlung<br />

Mont-Mesly. In ihrem Gebäude,<br />

einem gut gepflegten Sozialbau auf den<br />

Höhen der Stadt, kennt jeder jeden.<br />

Jacqueline ist so etwas wie die gute<br />

Seele der Hausgemeinschaft. « Man<br />

darf nicht alles durcheinanderwerfen<br />

», empört sie sich. « Natürlich gibt<br />

es Probleme in den Vorstädten, große<br />

Probleme sogar. Aber ist das nicht<br />

auch in den großen Städten der Fall?<br />

Warum soll man nicht glücklich sein<br />

können, wenn man im Vorort wohnt?<br />

Ich bin hier geboren und ich kann Ihnen<br />

sagen, dass ich um nichts auf der<br />

Welt diesen Ort verlassen würde, um<br />

nach Paris zu ziehen. »<br />

Jacqueline ist nicht die einzige,<br />

die meint, dass die Vororte durch die<br />

Bilder in den Medien ungerechtfertigterweise<br />

in Verruf geraten sind. Vor<br />

dem Haus treffen wir Soraya. Mit 24<br />

Jahren studiert sie, muss nebenher<br />

aber als Sekretärin in einem kleinen<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Unternehmen jobben, um ihr Studium<br />

zu finanzieren. Auch sie wohnt<br />

gerne in Créteil: « Natürlich, Bilder<br />

von Graffiti an den Wänden, verwahrlosten<br />

Eingangshallen und teilweise<br />

verwaisten Gebäuden in den Köpfen<br />

der Menschen machen nicht gerade<br />

Lust auf ein Leben im Vorort. Aber<br />

schauen Sie sich doch einmal hier<br />

genau um. Sehen Sie so etwas hier?<br />

Nein! Nur die Medien nehmen dies<br />

nicht wahr. Ich sage nicht, dass es so<br />

was nicht auch gibt, aber nicht nur und<br />

überall. Man sollte nicht immer alles<br />

verallgemeinern. Das wäre, als ob ich<br />

sagen würde, dass Paris nur die hässlichen<br />

Gebäude an der Stadtautobahn<br />

ausmachen würde. »<br />

Soraya hat nicht Unrecht. Créteil<br />

ist durchaus eine angenehme Stadt.<br />

Vor allem die vielen Grünflächen fallen<br />

sofort auf. Überall stehen Bäume<br />

an den Straßen. Vor vielen Gebäuden<br />

schmücken Rasenflächen, Blumen und<br />

Büsche das Stadtbild. Im Zentrum<br />

von Créteil erstreckt sich sogar ein<br />

großer See, auf dem auch Wassersport<br />

betrieben wird. Keine Frage, es gibt<br />

schlimmere Gegenden zum Wohnen.<br />

Aber eben auch schönere. Die Architektur<br />

der Gebäude ist nicht gerade<br />

attraktiv. Damals musste schnell neuer<br />

Wohnraum geschaffen werden. Die<br />

Stadt vergrößerte sich sprunghaft: von<br />

25.000 Einwohnern im Jahre 1960 auf<br />

heute fast 90.000. So eine Entwicklung<br />

hinterlässt ihre Spuren. Die Häuser<br />

sind eher abweisend, ohne besonderen<br />

Charme. In den letzten Jahren<br />

unternahmen die Stadtverwaltung und<br />

die Wohnungsbaugesellschaften aber<br />

erhebliche Bemühungen, das Stadtbild<br />

freundlicher werden zu lassen.<br />

Balkone wurden angebaut, Fassaden<br />

farbenfroher gestrichen, Grünflächen<br />

neu angelegt und ausgeweitet. Alles<br />

Maßnahmen, um das Wohnumfeld<br />

insgesamt aufzuwerten.<br />

Créteil profitiert vor allem von<br />

der geografischen Nähe zu Paris. Der<br />

Nullpunkt der französischen Hauptstadt,<br />

die Kathedrale Nôtre-Dame,<br />

liegt gerade einmal zwölf Kilometer<br />

Luftlinie entfernt. Der Bouldevard<br />

Périférique, der innere Stadtautobahnring,<br />

nur sieben Kilometer. Doch der<br />

wichtigste Vorteil ist der Anschluss an<br />

das Pariser U-Bahnnetz. Die Metrolinie<br />

8, die Paris von West nach Ost<br />

durchquert, hat die Präfektur von Créteil<br />

als Endstation. Nicht viele Trabantenstädte<br />

haben das Privileg, durch die<br />

Metro mit der Hauptstadt verbunden<br />

zu sein.<br />

Alain gehört zu den Cristoliens, wie<br />

man die Bewohner von Créteil nennt,<br />

die jeden Tag zur Arbeit nach Paris<br />

pendeln. Er hat kein Auto, so dass er<br />

auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen<br />

ist: « Ich arbeite im Zentrum<br />

von Paris, in der Nähe der Oper. Ich<br />

komme mit der Metro dorthin, ohne<br />

Umsteigen. In nur 40 Minuten bin ich<br />

von zu Hause im Büro. Ohne Angst<br />

vor Staus steige ich in die U-Bahn<br />

und lese meine Zeitung. Man kann<br />

es kaum besser getroffen haben, es sei<br />

denn, man wohnt direkt neben seiner<br />

Arbeitsstelle. » Sobald wir auf die Frage<br />

kommen, warum er in Créteil und<br />

nicht in Paris wohnt, ist Alains Antwort<br />

eindeutig: « Die Wahl ist schnell<br />

getroffen. Hier zahle ich für eine<br />

Drei-Zimmer-Wohnung 310 Euro<br />

im Monat. In Paris würde sogar eine<br />

Ein-Zimmer-Wohnung dreimal so<br />

viel kosten. » Das Mietniveau von<br />

Créteil ist in der Tat nicht mit dem der<br />

Hauptstadt zu vergleichen. Doch auch<br />

in den Vororten steigen aufgrund der<br />

insgesamt angespannten Situation auf<br />

dem Immobilienmarkt der Metropole<br />

inzwischen die Preise. Die Zeiten<br />

sind vorbei, zu denen das Wohnen im<br />

Speckgürtel automatisch auch billig<br />

war. Heute muss man auch hier nach<br />

günstigem Wohnraum suchen.<br />

Während wir noch mit Alain reden,<br />

taucht Jacqueline wieder auf. Mit<br />

einem zufriedenen Gesichtsausdruck<br />

hält sie eine Zeitung in den Händen:<br />

« Schauen Sie, ich habe gefunden, wonach<br />

ich suchte. Es ist einer der Gründe,<br />

warum ich hier so gerne lebe. » Jacqueline<br />

zeigt uns die Zeitung. Auf dem<br />

Titelblatt befindet sich eine Zeichnung<br />

mit dem Titel « Créteil erzählt ». Angesichts<br />

unseres ungläubigen Blickes<br />

erklärt sie uns: « Es ist eine Initiative<br />

der Bibliotheken der Stadt. Jede Ausgabe<br />

beinhaltet Geschichten, verfasst<br />

von den Bewohnern der Kommune.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 49


Frankreich Heute Vorstädte<br />

Laurent Cathala,<br />

Bürgermeister von Créteil.<br />

Man findet alle möglichen Themen.<br />

Jeder kann erzählen, wozu er Lust hat<br />

und was er gerne mit seinen Mitbürgern<br />

teilen möchte. In dieser Ausgabe<br />

habe ich beispielsweise erfahren, dass<br />

es bis 1949 einen Hufschmied an<br />

der Straßenkreuzung an der großen<br />

Straße gab. » Wir blättern durch die<br />

Zeitschrift. Tatsächlich, sie ist voll von<br />

Berichten und Fotos. Die Menschen<br />

bringen sich ins Gemeinwohl ein.<br />

Bevor Jacqueline zum Einkaufen<br />

aufbricht, schwört sie uns nochmals<br />

ein: « Das Leben im Vorort ist sicherlich<br />

eine Welt für sich. Es ist anders<br />

als in Paris. Das ist für die Pariser und<br />

auch für ausländische Touristen oft<br />

schwer verständlich. Aber auch für uns<br />

ist es manchmal schwer, die Pariser zu<br />

verstehen. Und dennoch ist gegenseitiges<br />

Verständnis notwendig. Warum<br />

also nicht auch einmal ein paar Anstrengungen<br />

in die andere Richtung<br />

unternehmen? Immer nur die Vorstädte<br />

anzuklagen, ist nicht sehr einleuchtend.<br />

Außerdem müssen wir hier auch<br />

irgendwie zurechtkommen. Wenn<br />

der Staat bei uns ein Kommissariat<br />

schließt oder das Personal zusammenstreicht,<br />

fragt man nicht nach unserer<br />

Meinung. »<br />

Etwas später bemerken wir eine<br />

junge Mutter auf einem Platz. Sie<br />

passt auf ihre beiden Kinder auf, die<br />

dabei sind, mit anderen Kindern zu<br />

spielen. Wir beobachten sie, so wie<br />

sie ihre Kinder beobachtet. Wenn sie<br />

untereinander sprechen, fallen uns einige<br />

Wörter auf, die wir nicht kennen.<br />

Eines kommt dabei oft vor: Koucoudèdè.<br />

Wir fragen daher eine andere Frau,<br />

die neben uns auf einer Bank sitzt.<br />

Mit einem Schmunzeln antwortet<br />

sie: « Faire Koucoudèdè? Das bedeutet,<br />

dass sie Verstecken spielen. Der kleine<br />

Fafane hat ihnen das beigebracht. Er<br />

ist Kreole. »<br />

Als ich diese Anekdote später dem<br />

Bürgermeister von Créteil, Laurent<br />

Cathala, erzähle, antwortet er mir,<br />

dass dies eines der Markenzeichen der<br />

Vorstädte ist. Hier geht der Austausch<br />

zwischen den Kulturen einfacher vonstatten:<br />

« In den Vororten ist mehr<br />

Bereitschaft, sich auszutauschen, als<br />

in Paris. Hier hat das Wort Nachbarschaft<br />

noch einen Wert. Ich glaube,<br />

es gibt auch mehr Solidarität. Die<br />

Bewohner respektieren sich untereinander,<br />

ungeachtet ihrer ethnischen<br />

Herkunft, Hautfarbe oder ihres sozialen<br />

Status. Ganz einfach, weil sie von<br />

klein auf gewöhnt sind, miteinander zu<br />

leben. Für sie gibt es keine kulturellen<br />

Unterschiede mehr. Die Vielfalt macht<br />

den Reichtum des Alltags aus. »<br />

Wir erinnern uns dabei an einen<br />

Satz von Soraya. Sie sagte: « In meiner<br />

Straße habe ich mit Menschen aus der<br />

ganzen Welt zusammengewohnt. Heute<br />

weiß ich, dass das ein unheimlicher<br />

Vorteil war. Es wäre so schön, wenn<br />

die Leute lieber daran denken würden,<br />

wenn sie über die Vororte reden. » Wir<br />

verstehen Soraya. Hoffen wir, dass die<br />

Menschen jenseits der Trabentenstädte<br />

dieses schlummernde Potential eines<br />

Tages begreifen und die Klischees<br />

einer realitätsnäheren Wahrnehmung<br />

weichen werden.<br />

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50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Frankreich Heute Bernard Kouchner<br />

Bernard Kouchner<br />

Ein Politiker mit Prinzipien<br />

Der Lebenslauf von Bernard Kouchner ist einer<br />

der erstaunlichsten unter Frankreichs Politikern,<br />

und auch sein Erfahrungsschatz ist außergewöhnlich<br />

groß. Von den Barrikaden im Mai 1968 über<br />

die Mitgliedschaft der kommunistischen und später<br />

der sozialistischen Partei schlägt sein Herz bis<br />

heute politisch links. Dennoch findet er sich seit<br />

den letzten Wahlen auf Anfrage des konservativen<br />

Nicolas Sarkozy als Außenminister in einer<br />

rechten Regierung wieder. Bei vielen seiner alten<br />

Weggenossen stößt dies auf Unverständnis und<br />

Ablehnung. Einige sprechen sogar von Verrat.<br />

Doch ist die Entscheidung Kouchners zu diesem<br />

Schritt nicht eine logische Konsequenz der Lektionen,<br />

die ihn das Leben lehrte?<br />

«<br />

Ich kenne Deine politischen Überzeugungen und ich bitte<br />

Dich nicht, diese abzulegen », als Nicolas Sarkozy am<br />

10. Mai dieses Jahres Bernard Kouchner anruft, um ihm<br />

den Posten des Außenministers anzubieten, weiß der frisch<br />

gewählte Präsident, dass sein Wunschkandidat ohne dieses<br />

Zugeständnis niemals zustimmen würde. Bernard Kouchner<br />

ist ein Mann mit Prinzipien. Es würde nichts bringen, davor<br />

die Augen zu verschließen. Selbst die verlockende Aufgabe,<br />

die französische Außenpolitik zu leiten, ein Amt, von dem<br />

Kouchner immer träumte, würde daran nichts ändern. Und<br />

so kommt es, dass Bernard Kouchner von einer rechten Regierung<br />

zum neuen Außenminister gekürt wird, eine Aufgabe,<br />

die ihm die politische Linke niemals angeboten hatte.<br />

Doch auch Nicolas Sarkozy weiß, welche Symbolwirkung<br />

es hat, wenn er Bernard Kouchner, der zuvor die<br />

sozialistische Kandidatin Ségolène Royal unterstützte und<br />

bereits mehrmals Minister bzw. Staatssekretär in von der<br />

Parti Socialiste geführten Regierungen war, in sein Kabinett<br />

holt. Schon seit Jahren gehört Kouchner zu den beliebtesten<br />

Politikern der Franzosen. Er verkörpert ein modernes<br />

und verantwortungsbewusstes Bild der Politik und gilt<br />

als äußerst engagiert. Er ist eher ein Mann der Taten als<br />

der Worte. Das Wahlvolk weiß darum und schätzt diese<br />

Eigenschaften. Da passt es gut, dass auch Sarkozy seine<br />

Regierungszeit mit genau diesem Image prägen möchte.<br />

Acht Tage nach dem Telefonanruf, am 18. Mai <strong>2007</strong>,<br />

akzeptiert Bernard Kouchner das verlockende Angebot<br />

des Staatschefs, obwohl er unverändert der sozialistischen<br />

Partei angehört. Mit seinen 67 Jahren wird er das älteste<br />

Mitglied der neuen Regierung, deren Durchschnittsalter<br />

bei 53 Jahren liegt. Die politischen Reaktionen lassen nicht<br />

lange auf sich warten: Die Linke spricht überwiegend von<br />

einem Skandal, klagt den Präsidenten an, die politischen<br />

Spielregeln zu brechen, und Kouchner, das eigene Lager<br />

zu verraten. François Hollande, Generalsekretär der Parti<br />

Socialiste, muss sich gegen jemanden wenden, der bisher zu<br />

seinen Freunden zählte, und erklärt: « Kouchner wird mit<br />

sofortiger Wirkung aus der Partei ausgeschlossen. Dies ist<br />

die automatische Konsequenz, wenn man sich gegen die<br />

Kandidaten der eigenen Partei stellt. Kouchner muss sich<br />

in die neue Regierung integrieren. Er wird also die Kandidaten<br />

der Konservativen gegen die Sozialisten bei den<br />

Parlamentswahlen unterstützen ».<br />

Die Aufregung im Land ist derart groß, dass sich der<br />

neue Außenminister verpflichtet fühlt, seine Entscheidung<br />

öffentlich zu rechtfertigen. Als Plattform wählt er die Tageszeitung<br />

Le Monde vom 20. Mai. Unter dem Titel « Warum<br />

ich akzeptiert habe » erklärt er zunächst seine unveränderte<br />

Verbundenheit zur politischen Linken: « Ich war immer ein<br />

freier Mensch, ein Kämpfer einer aufgeschlossenen linken<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Politik, war mutig und modern, in einem Wort sozialdemokratisch.<br />

Die Tatsache, dass ich heute mit Menschen zusammenarbeite,<br />

die in einigen Bereichen nicht das Gleiche<br />

denken wie ich, bedeutet für mich keine Abwendung von<br />

meinem sozialistischen Engagement ». Dann rechtfertigt er<br />

seine Entscheidung mit der Notwendigkeit einer neuen Offenheit:<br />

« Die Außenpolitik unseres Landes ist weder links<br />

noch rechts. Als der Präsident mir die Ehre gab, diesen Posten<br />

wahrnehmen zu dürfen, stellte er sich nicht vor, dass ich<br />

damit eine Sarkozyste werde. Einige meiner Überzeugungen<br />

sind nicht die seinigen und vice versa. Es bahnen sich in<br />

der Politik, so hoffe ich, glückliche Veränderungen im Stil<br />

und der Wahrnehmung an. Dies hat einen schönen Namen:<br />

Aufbruch ». Seine letzten Worte sind schließlich unmissverständlich<br />

und zeigen die Überzeugung eines Mannes,<br />

der immer engagiert und kämpferisch agierte: « Man möge<br />

mich an meinen Ergebnissen messen ».<br />

Bernard Kouchner hat bereits mehrfach bewiesen, dass er<br />

ohne Probleme die Position eines Ministers ausfüllen kann.<br />

Man soll aber nicht erwarten, dass er seine Überzeugungen<br />

am Eingang des Quai d’Orsay, wie man das Außenministerium<br />

umgangssprachlich nennt, abgeben würde. Ganz im<br />

Gegenteil. Doch darin liegt die Gefahr, dass Verstimmungen<br />

nicht auszuschließen sind. Es dauert auch nicht lange,<br />

bis sich dies bemerkbar macht. In einem Interview für das<br />

US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek, das im<br />

Rahmen eines Irakbesuchs, dem ersten seit dem Einmarsch<br />

der US-Amerikaner ins Land, veröffentlicht wird, erklärt<br />

Kouchner in Bezug auf den irakischen Premierminister:<br />

« Viele denken, dass der Premierminister ausgetauscht werden<br />

sollte. Ich weiß aber nicht, ob dies so kommen wird,<br />

denn es scheint, dass Präsident Bush an Herrn Maliki festhält.<br />

Aber die Regierung funktioniert nicht ». Die internationalen<br />

Diplomaten erschauern bei derart direkten Worten,<br />

auch wenn der französische Außenminister nur ausspricht,<br />

was die meisten denken. Doch die Diplomatie hat ihre eigenen<br />

Regeln, und so muss sich Kouchner später offiziell beim<br />

irakischen Premierminister entschuldigen.<br />

Eine ähnliche Situation ereignet sich am 16. September,<br />

als der Außenminister in Bezug auf die Krise mit dem Iran<br />

sagt, dass « man sich auf das Schlimmste vorbereiten muss ». In<br />

nur wenigen Stunden geht diese Äußerung um die Welt. Der<br />

französische Außenminister muss sich im Anschluss in den<br />

Medien erklären. Die Franzosen verstehen seinen Satz danach<br />

besser, schließlich kennen sie den Mann und seine Grundwerte.<br />

Beim Rest der Welt ist dies nicht unbedingt der Fall.<br />

Diese Vorkommnisse verdeutlichen aber noch etwas:<br />

Wenn man Bernard Kouchner richtig deuten will, sollte<br />

man ihn als einen Menschen einschätzen, der aus Überzeugung<br />

handelt. Er ist ein Politiker, der viel während seiner<br />

Laufbahn erlebte, was manchmal auch dazu führt, dass er<br />

die Welt mit anderen Augen sieht. Bernard Kouchner kennt<br />

die Dramen der Welt. Als Mediziner gründete er die Organisation<br />

« Ärzte ohne Grenzen » und anschließend « Ärzte<br />

der Welt » und trägt damit auch zum Image des « French<br />

Doctors » bei. Als ein Mann mit Tatendrang war er in vielen<br />

Konflikten der Welt an vorderster Front und wusste als<br />

einer der ersten, wie man die Medien benutzt, um die internationale<br />

Öffentlichkeit zum Handeln zu bewegen.<br />

Manchmal wirft man ihm jedoch auch vor, zuviel des<br />

Guten zu tun. Zum Beispiel im <strong>Dezember</strong> 1992, als er sich<br />

in Mogadischu in Somalia mit einen Sack Reis auf dem Rücken<br />

fotografieren ließ. Für ihn reicht es aber nicht, nur die<br />

Menschen medizinisch zu versorgen. Vielmehr möchte er,<br />

dass die Menschen auch reagieren. Er will auf seine Art die<br />

Öffentlichkeit wachrütteln. Es stört ihn dabei nicht, Gewohnheiten<br />

durcheinanderzubringen. « Wissen Sie, nur die<br />

Opfer zählen. Nur sie allein haben das Recht, eine helfende<br />

Hand abzuweisen. Alles andere ist nur Politik », erklärt<br />

Kouchner am 6. März 2006 während einer Veranstaltung<br />

an der Ecole Normale Supérieure in Paris.<br />

Kouchner kann sich manchmal aber auch weniger bodenständig<br />

geben. Verheiratet mit der berühmten Journalistin<br />

Christine Okrent, die erste Frau, die jemals die Nachrichten<br />

im französischen Fernsehen präsentierte, gibt es zahlreiche<br />

Fotos von ihm und seiner Gattin im Pool in seinem Haus<br />

auf Korsika. In Paris lebt das Paar in einem der schicksten<br />

Viertel der Stadt, am Jardin du Luxembourg. Doch diese<br />

« luxuriösere » Seite hindert Kouchner nicht daran, seinen<br />

Grundwerten treu zu bleiben.<br />

Der Arzt begriff schnell, dass man die Welt nicht nur<br />

verändern, sondern dass er sich für eine solche Veränderung<br />

selbst instrumentalisieren muss. Einer seiner wichtigsten<br />

Verdienste ist mit Sicherheit die UNO-Resolution 688 aus<br />

dem Jahre 1991, womit das Recht der humanitären Einflussnahme<br />

anerkannt wurde. « Wenn ich damals nicht Minister<br />

gewesen wäre, hätte es diese Resolution nicht durch die<br />

Instanzen geschafft », gibt er im Frühjahr 2006 in der Zeitschrift<br />

Le meilleur des mondes zu Protokoll. Von Juli 1999<br />

bis Januar 2001 verwaltete er den Kosovo als Repräsentant<br />

der UNO – ein weiteres Mal, dass der Außenminister im<br />

Auftrag der Weltgemeinschaft unterwegs war.<br />

Aus all diesen Erfahrungen zieht Kouchner die Erkenntnis,<br />

die vielleicht auch seine Äußerung zum Nuklearprogramm<br />

des Irans erklärt: Der Mensch ist zum<br />

Schlimmsten fähig. « Ich habe gelernt, dass alles möglich<br />

ist, dass der Mensch zu allem bereit ist », sagt Kouchner.<br />

« Man soll sich keine Illusionen machen, die einzige Lösung<br />

ist, sich mit dem Schlimmsten auseinanderzusetzen. Meine<br />

Philosophie war immer, pessimistisch zu sein. So wird<br />

Hoffnung möglich ».<br />

Bernard Kouchner hat sich vorgenommen, seinen<br />

Prinzipien, die ihn sein ganzes Leben begleiteten, treu zu<br />

bleiben. Die Zukunft wird zeigen, ob die Franzosen, aber<br />

auch der Rest der Welt, diese Entscheidung verstehen und<br />

billigen werden. In der Zwischenzeit macht sich der Außenminister<br />

keine Illusionen: « In der Politik darf man in<br />

Frankreich keine Dankbarkeit erwarten. Wenn man Erfolg<br />

hat, wird man suspekt. Wenn man beliebt ist, ruft man<br />

Neid hervor und tut angeblich den anderen Unrecht. Wenn<br />

man darum weiß, soll man sich nichts erhoffen. Nur so<br />

kann man positive Überraschungen erleben. »<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 53


Frankreich Heute Vélib<br />

Paris erlebt eine<br />

Fahrradrevolution<br />

Noch vor kurzem wollte niemand daran glauben, dass man die Pariser Autofahrer<br />

davon überzeugen könnte, aufs Fahrrad umzusteigen. Obwohl sich die Metropole an<br />

der Seine aufgrund der geringen Entfernungen im Zentrum für diese Fortbewegungsart<br />

bestens eignet, waren Fahrradfahrer eher Exoten auf den Straßen. Seit einiger Zeit<br />

wird aber kräftig in eine fahrradfreundlichere Stadt investiert und seit Juli dieses Jahres<br />

stehen nun auch öffentliche Zweiräder an praktisch jeder Straßenecke zur Verfügung.<br />

Der Erfolg dieser Maßnahme übertrifft alle Erwartungen. Das als Vélib bezeichnete<br />

Angebot mutiert zu einem Gesellschaftsphänomen.<br />

Auch wenn die Franzosen jedes Jahr ihre weltberühmte<br />

Tour de France feiern und mit 3,5 Millionen<br />

verkauften Fahrrädern im Jahr 2006 der viertgrößte<br />

Konsument von Zweirädern sind, bleiben sie sehr zögerlich,<br />

wenn es darum geht, das umweltschonende Transportmittel<br />

im Alltag zu etablieren. Lange Zeit galt eine Politik, die den<br />

Ausbau zu einer fahrradfreundlichen Stadt förderte, als eine<br />

rein populistische Maßnahme, um ökologisch orientierte<br />

Wähler anzuziehen. Es mangelte jedoch stets an der Ernsthaftigkeit,<br />

wirklich eine Änderung der Gewohnheiten der<br />

Menschen erzielen zu wollen. Doch auch in Frankreich steht<br />

die Zeit nicht still. Die Hauptstadt erlebt momentan sogar<br />

eine regelrechte grüne Revolution. Nach dem Einrichten von<br />

geschützten Busspuren gelang der sozialistischen Stadtregierung<br />

nun ein weiterer Coup, der von sich reden macht. Dank<br />

Vélib, das Wort steht für Vélo-Liberté (Deutsch: Fahrrad-<br />

Freiheit), erobern Fahrradfahrer zunehmend die Straßen der<br />

Hauptstadt.<br />

Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë hatte sich<br />

zuvor in Städten wie Wien und Lyon umgeschaut, die bereits<br />

erfolgreich ähnliche Projekte initiiert hatten. Der Umfang<br />

des Pariser Konzepts ist allerdings enorm und übertrifft<br />

alles bisher Gekannte. An der Seine hat man nicht<br />

gekleckert, sondern geklotzt. Zunächst einmal ist die Zahl<br />

der zur Verfügung stehenden Fahrräder mehr als beeindruckend:<br />

Bis zum Ende des Jahres werden es 20.600 Stück<br />

sein. Doch auch die Anzahl der Ausleihmöglichkeiten ist<br />

gewaltig: Hierfür werden bis zum Ende des Jahres 1.451<br />

Stationen – sechsmal mehr als es Metrostationen gibt – in<br />

den Straßen der Hauptstadt gebaut, das bedeutet, dass im<br />

Durchschnitt alle 270 Meter eine Station liegt!<br />

Aber nicht nur diese Zahlen sind erstaunlich. Auch die<br />

Finanzierung hinter dem Konzept ist außergewöhnlich.<br />

Denn die Anschaffung, der Bau der Stationen und der<br />

gesamte kostspielige Unterhalt der Räder kosten die Stadt<br />

keinen einzigen Cent. Die Stadtverwaltung agierte geschickt<br />

und hatte die Idee, bei der Ausschreibung für die<br />

Bewirtschaftung städtischer Werbeflächen das Bereitstellen<br />

öffentlicher Fahrräder zu integrieren. Das Unternehmen<br />

JCDecaux sah sich, um die Konzession nicht an den USamerikanischen<br />

Konkurrenten Clear Channel zu verlieren,<br />

gezwungen, das Zweiradangebot in seine Offerte einzubinden.<br />

Nur so konnte das französische Unternehmen auch<br />

in Zukunft die fast 2.000 Werbeflächen der französischen<br />

Hauptstadt weiterhin vermarkten.<br />

Allein Bau und Einrichtung der automatischen Verleihstationen<br />

sowie die Anschaffung der Fahrräder summieren<br />

sich auf eine Investitionssumme von 80 bis 90 Millionen<br />

Euro. Hinzu kommen weitere Kosten für den Unterhalt<br />

sowie die Einstellung von rund 400 Mitarbeitern, die dafür<br />

benötigt werden. Und dennoch bleibt dieses Geschäft für<br />

alle Seiten eine Win-Win-Situation: lukrative Werbeflächen<br />

gegen Fahrräder für eine bessere Umwelt. Bertrand Delanoë<br />

ist fest davon überzeugt, dass Vélib für Paris nur Vorteile<br />

bringt.<br />

Die Pariser scheinen das neue Angebot jedenfalls<br />

schnell ins Herz geschlossen zu haben. Nach nur 39 Tagen<br />

wurden bereits zwei Millionen Anmietungen registriert,<br />

nach drei Monaten bereits drei Millionen. An einigen schönen<br />

Sommertagen, wie etwa am Samstag, dem 4. August,<br />

zählte man 97.000 Benutzer an einem einzigen Tag. Auch<br />

an einem normalen Tag werden im Durchschnitt rund<br />

50.000 Nutznießer registriert. Gerade in den Morgen- und<br />

Abendstunden sowie in den zentralen Stadtvierteln wird<br />

Vélib gerne und viel genutzt. Man geht davon aus, dass in<br />

den ersten Monaten bereits mehr als 100.000 Kilometer pro<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Tag mit den Fahrrädern zurückgelegt wurden. Die durchschnittliche<br />

Anmietdauer beträgt 22 Minuten. Der Erfolg<br />

ist so durchschlagend, dass bereits eine Polemik zwischen<br />

der Stadt Paris und den angrenzenden Kommunen ausgebrochen<br />

ist, die ihrerseits eine Verlängerung des Systems<br />

jenseits der Stadtgrenzen fordern.<br />

Wenn man heute durch Paris geht, sieht man überall<br />

die Verleihstationen.<br />

Sie wurden jeweils<br />

an zentralen Stellen<br />

eingerichtet, so dass<br />

man niemals lange<br />

danach suchen muss.<br />

Das Prinzip dahinter<br />

ist einleuchtend: Der<br />

Benutzer soll wissen,<br />

dass überall, wohin<br />

er sich begeben will,<br />

eine Station in der<br />

Nähe ist. Auch die<br />

Handhabung der<br />

automatischen Stationen<br />

ist simpel. Zunächst<br />

muss man sich<br />

entscheiden, ob man<br />

ein Jahresticket (29<br />

Euro), Wochenticket<br />

(fünf Euro) oder Tagesticket<br />

(ein Euro)<br />

erwerben möchte.<br />

Bezahlt wird dabei<br />

mit der Kreditkarte.<br />

Jedes Ticket erlaubt<br />

die kostenlose Benutzung<br />

eines Fahrrades<br />

für 30 Minuten je<br />

Anmietung, egal<br />

wie oft man dieses<br />

in Anspruch nimmt.<br />

Entscheidend ist nur,<br />

dass das Zweirad vor<br />

Ablauf der Zeit wieder<br />

an einer anderen<br />

Station abgegeben<br />

wird.<br />

Nur wenn eine<br />

einzelne Anmietung<br />

länger als 30 Minuten dauert, fallen zusätzliche Kosten an.<br />

So kosten die zweiten 30 Minuten einen Euro, die dritten<br />

zwei Euro usw. Das System bevorzugt also kurze Anmietzeiten.<br />

Aber niemand hindert einen daran, alle halbe<br />

Stunde das Rad zu wechseln, um keinerlei weitere Gebühren<br />

außer dem Basisticket zahlen zu müssen. Und sollte<br />

eine Verleihstation einmal voll sein, erhält man weitere 15<br />

Freiminuten, um zur nächsten, niemals weit entfernten Station<br />

zu radeln.<br />

Jedes Fahrrad verfügt über drei Gänge, einen Einkaufskorb,<br />

einen Diebstahlschutz, eine Klingel, einen Ständer,<br />

einen höhenverstellbaren Sattel, eine auch im Stand funktionierende<br />

Beleuchtung sowie einen elektronischen Chip,<br />

womit es identifiziert wird. Durch die silbergraue Farbe<br />

wirken die Räder sogar recht elegant. Einziger Wermutstropfen:<br />

Da die Fahrräder robust sein müssen, sind sie auch<br />

sehr schwer.<br />

Vélib, eine Gebrauchsanweisung<br />

1. Gehen Sie zu einer der zahlreichen<br />

Verleihstationen in den Straßen von<br />

Paris.<br />

2. Wählen Sie auf dem Bildschirm das<br />

gewünschte Ticket. Es gibt Tages-<br />

(1 Euro), Wochen- (5 Euro) und<br />

Jahrestickets (29 Euro).<br />

Bezahlt wird per Kreditkarte.<br />

3. Anschließend erhalten Sie eine<br />

Quittung über die Transaktion.<br />

Am Automaten sehen Sie auch,<br />

welches Fahrrad für Sie zur<br />

Verfügung steht.<br />

4. Gehen Sie zu dem Fahrrad, das am<br />

Automaten angezeigt wurde. Es wird<br />

automatisch für Sie entriegelt.<br />

5. Radeln Sie los. Damit keine zusätzlichen<br />

Kosten entstehen, sollte das<br />

Fahrrad innerhalb von 30 Minuten<br />

an einer Station wieder abgegeben<br />

Einige Pariser beäugen<br />

noch argwöhnisch<br />

die neuen Gefährte<br />

in ihrer Stadt,<br />

die einen revolutionären<br />

Mentalitätswechsel<br />

einzuläuten<br />

scheinen. Doch auch<br />

die Strafzettel sprechen<br />

eine eindeutige<br />

Sprache: So wurden<br />

zwischen Januar und<br />

August 6.311 Vergehen<br />

von Fahrradfahren<br />

geahndet. 2006<br />

waren es im gleichen<br />

Zeitraum nur 2.579.<br />

Es ist nicht davon<br />

auszugehen, dass die<br />

Verkehrsmoral derart<br />

gesunken ist, sondern<br />

vielmehr, dass immer<br />

mehr Radler in der<br />

Hauptstadt unterwegs<br />

sind und somit<br />

konsequenter weise<br />

auch mehr Strafzettel<br />

gezählt werden.<br />

Es gibt aber noch<br />

eine zweite Personengruppe,<br />

die Vélib<br />

für sich entdeckt hat:<br />

die Touristen. Für sie<br />

sind die öffentlichen<br />

Fahrräder eine fast<br />

werden. Sie können so oft ein Fahrrad kostenlose Variante,<br />

in der Weltstadt<br />

anmieten, wie Sie wollen.<br />

mobil zu sein. Keine<br />

Parkplatzprobleme,<br />

keine leidigen Staus, die Möglichkeit, überall anhalten zu<br />

können und dennoch schneller als zu Fuß unterwegs zu<br />

sein. Kurzum, das ideale Fortbewegungsmittel, ohne dass<br />

der Geldbeutel leidet. Selbst Bus- und Metrotickets sind auf<br />

die Dauer teurer.<br />

Schon gibt es Gerüchte, dass sich die Stadt Chicago für<br />

das System interessiert. Vélib hat mit Sicherheit eine glorreiche<br />

Zukunft vor sich. Und wer weiß, vielleicht wird es<br />

sogar ein Exportschlager.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 55


Leben in Frankreich<br />

Was sollte man über Verkehrskontrollen<br />

in Frankreich wissen?<br />

Als Nicolas Sarkozy noch französischer<br />

Innenminister war, erklärte er<br />

die Verbesserung der Verkehrssicherheit<br />

zu einem seiner obersten Ziele.<br />

Seine Botschaft war eindeutig: Null<br />

Toleranz für Verkehrssünder. Es sollte<br />

mit den kleinen « Arrangements »<br />

zwischen Polizei und Autofahrern<br />

Schluss sein. Gleiches Recht für alle<br />

und verstärkte Verkehrskontrollen<br />

standen auf dem Aktionsplan. Außerdem<br />

wurden landesweit automatische<br />

Radarfallen installiert. Heute<br />

wird man kaum mehr als 30 oder<br />

40 Kilometer im Land zurücklegen<br />

können, ohne an einer festen oder<br />

mobilen Geschwindigkeitsüberwachung<br />

vorbeizukommen.<br />

Welche Verkehrskontrollen<br />

gibt es?<br />

Die Ordnungskräfte führen<br />

sowohl tagsüber als auch nachts<br />

Verkehrskontrollen durch. Schwerpunkte<br />

dabei sind die Überprüfung<br />

der Geschwindigkeit, eines möglichen<br />

Alkoholkonsums des Fahrers,<br />

des Anlegens der Sicherheitsgurte<br />

sowie der Verkehrssicherheit des<br />

Fahrzeuges. Selbstverständlich wird<br />

auch die Gültigkeit der Papiere<br />

(Führerschein und Fahrzeugschein)<br />

kontrolliert. Geschwindigkeitskontrollen<br />

können entweder direkt durch<br />

die Ordnungskräfte oder mittels automatischer<br />

Radarfallen erfolgen.<br />

Wer führt die<br />

Kontrollen durch?<br />

Verkehrskontrollen werden sowohl<br />

von der nationalen Polizei als<br />

auch der Gendarmerie durchgeführt.<br />

Seit einiger Zeit darf auch die kommunale<br />

Polizei in den Städten, in<br />

denen sie existiert, Überprüfungen<br />

vornehmen. Bei der nationalen Polizei<br />

sind rund 2.800 Polizisten für die<br />

Überwachung der Verkehrssicherheit<br />

eingesetzt, rund 1.800 davon auf dem<br />

Motorrad. Unterstützt wird sie von<br />

Bereitschaftspolizisten und in Grenzgebieten<br />

von der Grenzpolizei. Den<br />

Großteil der Verkehrsüberwachung<br />

erledigt aber die Gendarmerie. Über<br />

62.000 Mitglieder der Gendarmerie<br />

Départementale und 17.000 der<br />

mobilen Gendarmerie sind unter anderem<br />

damit beschäftigt, Autofahrer<br />

zu kontrollieren und Verkehrssünder<br />

zu ahnden. Die Gendarmerie setzt<br />

zudem 46 Hubschrauber zur Überwachung<br />

des Verkehrs ein. Für den<br />

Verkehrssünder ist es aber letztendlich<br />

egal, wer die Kontrolle durchführt.<br />

Die Folgen sind die gleichen.<br />

Welche Höchstgeschwindigkeiten<br />

sind zu beachten?<br />

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

auf Autobahnen beträgt bei<br />

schönem Wetter normalerweise 130<br />

km/h bzw. 110 bei Regen. Auf autobahnähnlichen<br />

Schnellstraßen gilt<br />

ein Tempolimit von 110 km/h (bei<br />

Regen von 100), auf Landstraßen<br />

von 90 km/h (bei Regen von 80) und<br />

innerhalb von geschlossenen Ortschaften<br />

von 50 km/h. Bei Nebel mit<br />

Sichtweiten unter 50 Metern gilt ein<br />

generelles Tempolimit von 50 km/h<br />

auf allen Straßen. Außerdem kommt<br />

es in Ballungsgebieten oft vor, dass<br />

niedrigere Höchstgeschwindigkeiten<br />

gelten, auf Autobahnen oftmals nur<br />

110 oder 90 km/h, in Wohngebieten<br />

30. Dieses wird aber natürlich durch<br />

Schilder ausgewiesen.<br />

Wie hoch sind die Strafen?<br />

Verkehrssünden sind in fünf<br />

Klassen eingeteilt. Die Strafen können<br />

von 11 bis 1.500 Euro reichen,<br />

je nach Schwere des Verstoßes. Außerdem<br />

kann bei einigen Delikten<br />

der Führerschein eingezogen werden<br />

oder der Fahrer Punkte verlieren.<br />

Im Gegensatz zu Deutschland bekommt<br />

man nämlich keine Punkte<br />

für Verkehrssünden, sondern verliert<br />

welche von seinem vorgegebenen<br />

Führerscheinkonto. Bei besonders<br />

schlimmen Vergehen kann auch<br />

eine Strafverfolgung drohen und im<br />

schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe.<br />

Ein Großteil der Bußgelder<br />

der ersten vier Klassen, beispielsweise<br />

Geschwindigkeitsübertretungen<br />

von bis zu 50 km/h, lassen sich um<br />

30 Prozent reduzieren, wenn man<br />

sie sofort bzw. innerhalb von drei<br />

Tagen bezahlt. Ansonsten hat der<br />

Verkehrssünder 30 Tage dafür Zeit,<br />

bevor sich das Bußgeld automatisch<br />

empfindlich erhöht.<br />

Im Folgenden einige Beispiele<br />

häufiger Bußgelder: unerlaubtes<br />

Parken: 11 Euro (erhöht 33 Euro);<br />

Telefonieren mit dem Handy am<br />

Steuer: 35 Euro (erhöht 75 Euro)<br />

sowie Abzug von zwei Punkten;<br />

Abbiegen ohne Benutzung des<br />

Blinkers: 35 Euro (erhöht 75 Euro)<br />

und Abzug von drei Punkten; Geschwindigkeitsübertretung<br />

bis zu<br />

20 km/h an einer Stelle, wo mindestens<br />

50 km/h erlaubt sind: 68<br />

Euro und Abzug von zwei Punkten;<br />

Geschwindigkeitsübertretung<br />

bis zu 20 km/h an einer Stelle, wo<br />

weniger als 50 km/h erlaubt sind:<br />

135 Euro (erhöht 375 Euro) und<br />

Abzug von einem Punkt; fehlendes<br />

Anlegen des Sicherheitsgurtes:<br />

135 Euro (erhöht 375 Euro) und<br />

Abzug von drei Punkten; Missachtung<br />

einer roten Ampel oder eines<br />

Stoppzeichens: 135 Euro (erhöht<br />

375 Euro) und Abzug von vier<br />

Punkten.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Toulouse<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Toulouse<br />

Weltoffenheit und Lebenslust<br />

Auf der einen Seite scheint Toulouse alles<br />

zu haben, was einen modernen Ballungsraum<br />

lebenswert macht: das Zentralmassiv<br />

im Norden, die Pyrenäen im Süden,<br />

das Mittelmeer im Osten und den Atlantik<br />

im Westen. Zudem liegt die Iberische<br />

Halbinsel nicht weit entfernt. Auf der anderen<br />

Seite liegt nichts davon direkt vor<br />

der Haustür, muss man immer erst einige<br />

Kilometer mit dem Auto oder Zug zurücklegen.<br />

Doch dieser Umstand führte mitnichten<br />

zu einer Identitätskrise. Ganz im<br />

Gegenteil, die viertgrößte Stadt Frankreichs<br />

gilt mit ihrer Weltoffenheit und Dynamik<br />

als einer der attraktivsten Orte im<br />

ganzen Land.<br />

Die Stadtverwaltung und das örtliche Fremdenverkehrsamt<br />

sind schon längst nicht mehr darüber erstaunt:<br />

Jedes Jahr, wenn die französischen Zeitungen<br />

– meist vor den Sommerferien – ein Ranking der<br />

beliebtesten Städte der Franzosen aufstellen, schafft es Toulouse<br />

fast immer an die Spitze der Tabellen. Das Urteil ist<br />

einhellig: Hier im Südwesten lässt es sich gut leben, hier<br />

würde man gerne seine Zelte für immer aufschlagen. Wenn<br />

man nach den Ursachen für diese Liebe der Franzosen zu<br />

Toulouse forscht, hört man neben Aussagen über das milde<br />

Klima und die Schönheit der rosafarbenen Stadt, was der<br />

besonderen Bauweise mit Ziegeln geschuldet ist, vor allem<br />

ein Argument: Toulouse strotzt vor Dynamik.<br />

Alles in der Stadt scheint in Bewegung zu sein. Das<br />

fängt bereits mit der sich stetig verändernden Bevölkerung<br />

an. Mit rund 430.000 Einwohnern (844.000 im Großraum)<br />

ist Toulouse eine der wichtigsten Städte im Land.<br />

Und die Bevölkerung erneuert sich ununterbrochen. Jedes<br />

Jahr ziehen etwa 10.000 neue Bürger in die Hauptstadt der<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Toulouse<br />

Eine Fahrradtour entlang der Garonne ist bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt.<br />

Seite 58/59: Blick von der Prairie des Filtres<br />

auf das andere Garonne-Ufer.<br />

Region Midi-Pyrénées. Mit 115.000 Studenten ist die kleine<br />

Metropole zudem Frankreichs zweitwichtigster Universitätsstandort<br />

nach Paris. Dies führt dazu, dass ständig ein<br />

« frischer Wind » durch die Stadt weht.<br />

Hinzu kommt, dass schon seit langem Einwanderer die<br />

Stadt kulturell bereichern. Kamen früher aufgrund historischer<br />

Gegebenheiten und der geografischen Lage vor<br />

allem Spanier – 20.000 allein während des spanischen Bürgerkrieges<br />

– nach Toulouse, so ziehen heute viele Nordeuropäer<br />

an die Garonne. Man muss nur durch die Innenstadt<br />

spazieren, um zu sehen, wie sehr der massive Zustrom von<br />

Airbus-Mitarbeitern aus dem deutschen und angelsächsischen<br />

Raum die Stadt verändert hat. Schon längst müssen<br />

die berühmten Tapas-Bars mit sehr britisch anmutenden<br />

Pubs um die Gunst der Gäste wetteifern und wird der Genuss<br />

eines Bieres zunehmend eine Selbstverständlichkeit.<br />

Dabei existieren die verschiedenen Angebote erfolgreich<br />

nebeneinander. Die Einheimischen lieben die kulinarische<br />

Abwechslung. Dies ist sogar sinnbildlich für das Lebensgefühl<br />

von Toulouse: Vielfalt wird als Chance und nicht als<br />

Bedrohung empfunden.<br />

Auch unter den Studenten trifft man viele Ausländer.<br />

So auch Judith. Sie kam kürzlich im Rahmen eines europäischen<br />

Austauschprogramms in Frankreichs Südwesten.<br />

Um ihr Studium zu finanzieren, jobbt sie nebenher in einem<br />

Restaurant im Zentrum. « In Toulouse fiel mir sofort auf,<br />

dass die Menschen sehr tolerant sind », erzählt sie. « Am<br />

Anfang hatte ich Angst, Französisch zu sprechen. Doch<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Das Kapitol beherbergt das<br />

Rathaus von Toulouse.<br />

Das Karussell im Jardin Raymond VI.<br />

Die Decken der Arkadengänge<br />

der Place du Capitole wurden mit<br />

Bildern von Moretti versehen.<br />

dann bemerkte ich schnell, wie offen die Menschen hier<br />

reagierten. Man muss sich nur trauen, dann kann man sich<br />

verständigen, selbst wenn es eine Mischung aus Englisch,<br />

Deutsch und Spanisch wird. Ich liebe die Mentalität in<br />

Toulouse. »<br />

In der Tat, an der Garonne fühlt man sich ein wenig<br />

wie im Film « L’Auberge Espagnole » von Cédric Klapisch.<br />

Hier vermischen sich die Kulturen, zur Freude der Einheimischen,<br />

aber ebenso der Touristen. Auch die Namen<br />

auf den Türklingeln der Häuser zeugen davon. Toulouse<br />

ist ein Melting Pot. Dabei kommt aber die Verbundenheit<br />

zur eigenen okzitanischen Identität nicht zu kurz. Bereits<br />

der starke Dialekt, der für manchen Besucher mit Französischkenntnissen<br />

aus der Schule anfangs gewöhnungsbedürftig<br />

ist, weist darauf hin. In Toulouse ist man stolz auf<br />

seine Stadt.<br />

Es ist aber kein übertriebenes Selbstbewusstsein. Vielmehr<br />

zeigt sich dieser Stolz oftmals in den kleinen Dingen<br />

des Alltags. So findet man in Toulouse beispielsweise keine<br />

Wegweiser nach Paris. Sogar auf den Autobahnschildern<br />

weist man lieber Bordeaux aus, selbst wenn die Richtung<br />

auch in die Metropole an der Seine führt. Die französische<br />

Hauptstadt, mit der Bahn oder dem Auto zwischen fünf<br />

und sieben Stunden entfernt, ist nicht nur geografisch weit<br />

weg. Toulouse hat wie wenige andere Provinzstädte eine<br />

eigene Identität aufgebaut und behauptet sich stolz gegenüber<br />

der Kapitale. Dies zeigt sich exemplarisch an der<br />

Erfolgsgeschichte des ehemals lokalen Radiosenders Le<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 61


Unterwegs in Frankreich Toulouse<br />

Mouv’. Längst ist die Station, die zur<br />

öffentlich-rechtlichen Senderfamilie<br />

von Radio France gehört, zu einem<br />

nationalen Radiosender aufgestiegen.<br />

Doch im Gegensatz zu den anderen<br />

nationalen Programmen von Radio<br />

France, die alle in Paris produziert<br />

werden, sendet Le Mouv’ weiterhin<br />

von der Garonne aus.<br />

Obwohl Toulouse mit seiner<br />

Weltoffenheit und den entzückenden<br />

Farben der Fassaden schnell jeden Besucher<br />

betört, braucht es aber dennoch<br />

einige Zeit, sich die Stadt wirklich<br />

zu erschließen. Toulouse hat keinen<br />

Eiffelturm wie Paris und keinen Vieux<br />

Port wie Marseille. Hier liegt der<br />

Charme im Ensemble der Gassen,<br />

Plätze und Häuser. Man sollte sich<br />

Zeit nehmen, einzelne Orte zu verschiedenen<br />

Tageszeiten aufzusuchen<br />

und dem Lebensgefühl nachzuspüren.<br />

Es wäre zu schade, nur ein paar Stunden<br />

in der Stadt zu bleiben. Idealer<br />

ist schon ein ganzes Wochenende.<br />

Zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten<br />

stehen dafür zur Verfügung, von der<br />

einfachen Pension über das kleine Hotel<br />

bis zur Designerherberge.<br />

Dem Touristen kommt außerdem<br />

zugute, dass Toulouse eine überschaubare<br />

Stadt geblieben ist. Ohne<br />

Probleme kann man die Innenstadt zu<br />

Fuß erkunden. Wer möchte, kann sich<br />

dafür aber auch eines der vielen « öffentlichen<br />

» Fahrräder ausleihen. Für<br />

nur einen Euro pro halben Tag bzw.<br />

zwei Euro pro Tag steht der eigenen<br />

Mobilität auf zwei Rädern dann nichts<br />

mehr im Wege. Die Kommunalpolitik<br />

hat ohnehin das Fahrrad entdeckt:<br />

Rund 200 Kilometer Fahrradweg stehen<br />

heute zur Verfügung. Außerdem<br />

entstanden außergewöhnliche Initiativen<br />

rund um dieses Fortbewegungsmittel.<br />

So bietet etwa der Verein Movimento<br />

eine preiswerte Registrierung<br />

des eigenen Zweirades an, wodurch es<br />

im Falle eines Diebstahls besser identifiziert<br />

werden kann.<br />

Eine Stadtbesichtigung sollte an<br />

der Place du Capitole, dem unstrittigen<br />

Herzen von Toulouse, anfangen.<br />

Auf diesem Platz versammeln sich die<br />

Toulousains zu besonderen Anlässen.<br />

So zum Beispiel am 27. April 2005, als<br />

man von hier aus dank einer immensen<br />

Leinwand den ersten Flug des Airbus<br />

A380 live verfolgen konnte. An den<br />

Decken der umliegenden Arkadengänge<br />

befinden sich zudem sehenswerte<br />

Gemälde von Moretti, die 1997 realisiert<br />

wurden und die Geschichte der<br />

Stadt auf originelle Weise abbilden.<br />

Das Kapitol selbst beherbergt heute<br />

das Rathaus. Seine imposante 130 Meter<br />

lange Fassade gibt dem Platz seine<br />

Kontur. Gezeichnet wurde das Gebäude<br />

bereits 1730 vom Maler Antoine<br />

Rivalz, realisiert jedoch erst 1750 von<br />

Guillaume Cammas. Die acht Marmorsäulen<br />

der Fassade symbolisieren<br />

die acht Altvorderen, die von 1189 bis<br />

1789 die Stadt regierten. Durch die<br />

große Holztür, die oft unverschlossen<br />

ist, gelangt man zum Innenhof zu einer<br />

Statue von Henri IV. Durch den<br />

Garten des Kapitols kommt man anschließend<br />

zum Bergfried, in dem sich<br />

das Fremdenverkehrsamt befindet.<br />

In unmittelbarer Nähe steht die<br />

Basilika Saint-Serin, das « Juwel » von<br />

Toulouse. Ihr Bau dauerte fast hundert<br />

Jahre und wurde im <strong>12</strong>. Jahrhundert<br />

vollendet. Die kürzliche Restaurierung<br />

sorgte aber in ganz Frankreich<br />

für viel Gesprächsstoff. Denn man<br />

beschloss, Verputz und Gemälde aus<br />

dem 19. Jahrhundert wieder zu entfernen,<br />

um näher an den Urzustand der<br />

Kirche heranzukommen. Eine mutige<br />

Entscheidung, die wunderschöne Ziegelwände<br />

und mittelalterliche Fresken<br />

zum Vorschein brachten. Nur wenige<br />

Minuten von der Place du Capitole<br />

entfernt steht auch das Couvent des<br />

Jacobins. Die abweisend wirkende äußere<br />

Fassade lässt nicht vermuten, dass<br />

sich hinter den Mauern ein herrlicher<br />

Kreuzgang versteckt. Jedes Jahr im<br />

September findet in diesem Kloster<br />

das berühmte Festival « Piano aux Jacobins<br />

» statt.<br />

Wenn man anschließend vom Kloster<br />

in Richtung der Garonne geht, fällt<br />

in der Hausnummer 18 der Rue Gambetta<br />

das Librairie-Café Terra Nova<br />

auf. Wie in jedem Buchladen findet<br />

man hier natürlich Bücher. Doch das<br />

Terra Nova ist noch mehr, es ist eine<br />

Art Tor zur Welt. Die Bücher sind<br />

überwiegend nach Ländern sortiert.<br />

Aus einem Schlachthof wurde ein<br />

Museum der Modernen Kunst.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Claude Nougarose<br />

ist ein bekannter<br />

Sänger aus Toulouse.<br />

Erst hinter den Außenmauern entfaltet das<br />

Jakobiner-Kloster seinen wirklichen Charme.<br />

Das Terra Nova ist ein Ort der Begegnung der Kulturen.<br />

Blick aufs linke Garonne-Ufer mit dem Hôtel Dieu.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 63


Unterwegs in Frankreich Toulouse<br />

Im hinteren Teil des Ladens befindet<br />

sich ein Café, wo es nicht ungewöhnlich<br />

ist, Menschen anzutreffen, die auf<br />

Französisch, Spanisch, Englisch oder<br />

auch Deutsch über Literatur und die<br />

Welt diskutieren. Typisch Toulouse<br />

eben.<br />

Ist man dann schließlich am Fluss<br />

angekommen, bietet sich ein wunderschöner<br />

Blick aufs linke Ufer und das<br />

Hôtel Dieu, das ein Museum der Medizingeschichte<br />

sowie das neue Museum<br />

für medizinische Geräte beherbergt.<br />

Wenn man über die Pont-Neuf<br />

die Garonne überquert, gelangt man<br />

zum Musée d’Art Moderne et Contemporain<br />

des Abattoirs. Das Museum<br />

wurde im ehemaligen Schlachthof<br />

untergebracht. Gekonnt führte man<br />

dabei einen von den Einheimischen<br />

ehemals unbeliebten Ort ins urbane<br />

Geschehen zurück. Einen Abstecher<br />

lohnt auch der Jardin Raymond VI.<br />

Geschützt vom Großstadtlärm ist der<br />

Park eine kleine grüne Oase. Das Karussell<br />

ist von Jules Verne inspiriert.<br />

Neben dem ehemaligen Schlachthof<br />

zeugt auch der alte Wasserturm<br />

von der Fähigkeit der Stadt, alte Gemäuer<br />

kunstvoll neu zu beleben. In<br />

dem Turm befindet sich seit 1974 ein<br />

Zentrum der Fotografie mit internationalen<br />

Ausstellungen. Die alte Struktur<br />

des 1823 erbauten Wasserturms<br />

ist dabei erhalten geblieben. Sogar der<br />

Maschinenraum wurde konserviert.<br />

Die rundliche Form bietet sich für<br />

Fotoausstellungen geradezu an und<br />

erlaubt einen neuartigen Kunstgenuss.<br />

Wenn man ein paar Stunden oder<br />

gar Tage an der Garonne verbracht<br />

hat, versteht man, warum die Franzosen<br />

diese Stadt so schätzen. Es ist<br />

diese Mischung aus Weltoffenheit und<br />

Lokalstolz, Metropole und Überschaubarkeit,<br />

Dynamik und Behutsamkeit,<br />

die so anziehend wirkt. Und nicht zu<br />

vergessen natürlich, die vielen Sonnenstunden<br />

im Jahr und die kulinarischen<br />

Köstlichkeiten der Region. Die<br />

richtige Mischung machte bekanntlich<br />

schon immer den Unterschied.<br />

In einem ehemaligen<br />

Wasserturm wurde ein Zentrum<br />

der Fotografie eingerichtet.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


D 992<br />

N 137 / E 3<br />

n<br />

s<br />

aubrian<br />

s<br />

A 83 / E 3<br />

Roche<br />

St. Michel<br />

Phare de<br />

Cordouan<br />

Pointe de<br />

Grave<br />

Fougères<br />

ERDRE<br />

A 11 / E 60<br />

LOIRE<br />

N 249<br />

SÉVRE NANTAISE<br />

Royan<br />

A 87<br />

Mayenne<br />

MAYENNE<br />

kehren die Cognac Züge über weite Strecken<br />

Angoulême<br />

Jonzac<br />

A 81 / E 50<br />

SARTHE<br />

A 11<br />

A 85<br />

Alencon<br />

Mamers<br />

Châteaudun<br />

Laval<br />

Anreise<br />

Le Mans<br />

Informationen vor Ort<br />

Orleans<br />

Châteu-Gontier<br />

Vendôme<br />

Auto: Aus Süddeutschland und Chahaignes der Office de Tourisme<br />

la Segré<br />

Schweiz bietet sich eine Anreise<br />

La Chartre<br />

Donjon du Capitole<br />

la Flèche<br />

sur le Loir<br />

über Lyon und Montpellier an, aus 31000 Toulouse<br />

Angres<br />

Blois<br />

Norddeutschland über Paris und Telefon: +33 (0)5 61 11 02 22<br />

LOIR<br />

die noch relativ neue A20 (Orléans-<br />

LOIRE<br />

Tours<br />

Toulouse). Aus Österreich gelangt<br />

man am besten über Norditalien und<br />

Saumur<br />

entlang des Mittelmeeres nach Toulouse.<br />

Berlin-Toulouse ca. 1.800 km,<br />

Chinon<br />

Cholet<br />

Köln-Toulouse ca. 1.200 km, Wien-<br />

Toulouse ca. 1.750 km, Zürich-Toulouse<br />

ca. 980 km.<br />

Flugzeug: Lufthansa bietet Direktflüge<br />

von Düsseldorf, Frankfurt a.M.<br />

und München sowie Umsteigeverbindungen<br />

von vielen deutschen,<br />

österreichischen und schweizerischen<br />

Städten aus an. Air France fliegt aus<br />

dem deutschsprachigen Raum via<br />

Paris nach Toulouse. Germanwings<br />

verbindet Hamburg und Olt Bremen<br />

jeweils nonstop<br />

Rochefort<br />

St. Jeand’Angély<br />

mit Toulouse.<br />

Zug: Toulouse ist ans französische TGV-<br />

Saintes<br />

Netz angeschlossen, allerdings ver-<br />

nicht auf Hochgeschwindigkeitstrassen.<br />

Mortagne-au-Perche<br />

Nogent-le-Rotrou<br />

A 11 / E 50<br />

Chartres<br />

A 10 / E 60<br />

Stadtrundgang<br />

A 85 / E 604<br />

Basilique Saint-Serin<br />

Loches<br />

Place Saint-Serin<br />

A 10 / E 5<br />

LOIRE<br />

A 71 / E 9<br />

Romorantin-<br />

Lanthenay<br />

Vierzon<br />

Etampes<br />

Pithiviers<br />

Täglich geöffnet, während Issoudun der<br />

Mittagszeit allerdings geschlossen.<br />

Couvent des Jacobins<br />

Place des Jacobains<br />

Täglich geöffnet, Zutritt ist<br />

kostenpflichtig.<br />

Librairie-Café Terra Nova<br />

18, rue Gambetta<br />

www.librairie-terranova.fr<br />

Bourges<br />

Musée d’Art Moderne et<br />

Contemporain des Abattoirs<br />

76, allée Charles-de-Fitte<br />

www.lesabattoirs.org<br />

Täglich außer montags geöffnet.<br />

Eintrittspreise: 6,00 €, ermäßigt 3,00 €<br />

N 6<br />

Troyes<br />

N 77<br />

D 965<br />

Chablis<br />

Avallon<br />

Montbard<br />

A 6<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

C<br />

D<br />

A<br />

Arcachon<br />

Lesparre<br />

Toulouse Paulliacim Internet<br />

www.ot-toulouse.fr<br />

Blaye<br />

www.toulouse.fr<br />

Bordeaux<br />

A 63<br />

A 10<br />

N 10<br />

A 89<br />

Libourne<br />

Le Château d’eau Centre<br />

Photographique<br />

Place Laganne<br />

Täglich nachmittags außer montags<br />

geöffnet.<br />

Eintrittspreis: 2,50 €<br />

Vale<br />

Privas<br />

A 62N113<br />

Langon<br />

Cahors<br />

Mende<br />

Florac<br />

A20 / E9<br />

Agen<br />

Millau<br />

Mialet<br />

Alès<br />

Auch<br />

Toulouse<br />

A62 / E9-72<br />

Montauban<br />

A68<br />

Albi<br />

A 75 / E 11<br />

Roquefort<br />

-sur-Soulzon<br />

Lodève<br />

D 907<br />

Montpellier<br />

A 9<br />

N 106<br />

Nîmes<br />

E 15 – E 80<br />

A<br />

A<br />

Pau<br />

A64 / E80<br />

A64 / E80<br />

A61 / E80<br />

Béziers<br />

A 9<br />

Plain de la<br />

Camargu


Unterwegs in Frankreich Barcelonnette<br />

In der Villa La Sapinière wurde ein Museum eingerichtet. Es ist die einzige Villa, die sich besichtigen lässt.<br />

Barcelonnette –<br />

Einmal Mexiko und zurück<br />

Im idyllischen Ubaye-Tal gelegen, könnte Barcelonnette eine alpine<br />

Kleinstadt wie jede andere sein, wäre da nicht eine sonderbare Verbindung<br />

ins ferne Mexiko, von der heute herrschaftliche Villen im<br />

Stadtbild sowie kulturelle Events im Veranstaltungskalender zeugen.<br />

Wenn der aktuelle Bürgermeister von Mexiko-<br />

Stadt von einer Familie abstammt, deren Ursprünge<br />

in Barcelonnette liegen, dann könnte<br />

dies auf den ersten Blick ein großer Zufall sein. Doch wer<br />

die Geschichte der Kommune in den Alpen kennt, weiß,<br />

dass der Zufall weniger groß ist, als man zunächst glauben<br />

mag. Denn heute leben mehr Abkömmlinge der alpinen<br />

Kleinstadt im fernen Mexiko als in Barcelonnette selbst.<br />

Angefangen hat diese seltsame Verbundenheit Anfang des<br />

19. Jahrhunderts. Damals emigrierten die drei Brüder der<br />

Familie Arnaud in die neue Welt, um dort ihr Glück zu suchen.<br />

Zunächst nach Louisiana, kurz darauf zogen sie aber<br />

weiter nach Mexiko, wo sie ein Stoffgeschäft eröffneten. Es<br />

dauerte danach nicht mehr lange, und andere Bewohner des<br />

Ubaye-Tals folgten ihnen. Am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

zählte man rund 100 Textilunternehmen in Mexiko, die von<br />

Immigranten aus Barcelonnette betrieben wurden.<br />

Unter der mexikanischen Präsidentschaft von Porfirio<br />

Díaz wurden die neuen Einwohner, die eine wichtige Rolle<br />

in der Industrialisierung des Landes spielten, beliebte<br />

Gesprächspartner der Regierung. Eine Gruppe um die<br />

Barcelonnette-Immigranten herum kaufte sogar eine mexikanische<br />

Bank, die die landesweite Lizenz zur Ausgabe<br />

von Geldnoten besaß. Aus anfänglich bescheidenen Stoff-<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Die Villen von Barcelonnette zeugen vom Reichtum der Heimkehrer aus Mexiko. Noch heute sind sie größtenteils in Privatbesitz.<br />

und Tuchhändlern wurden zum Teil bedeutende Akteure<br />

des Spinnerei-, Weberei- und Stoffdruckwesens, die große<br />

Unternehmen und Fabriken besaßen. In Mexiko-Stadt<br />

entstanden Konsumtempel nach Pariser Vorbild. In nur<br />

wenigen Jahrzehnten schafften die Auswanderer aus dem<br />

französischen Alpental einen beachtlichen sozialen Aufstieg<br />

und beherrschten alsbald die<br />

mexikanische Textilindustrie.<br />

Aber auch in anderen<br />

Branchen fand man Immigranten<br />

aus Barcelonnette in<br />

bedeutenden Positionen.<br />

Doch obwohl sich die<br />

Zugezogenen zunehmend<br />

in ihrer neuen Heimat integrierten,<br />

blieben sie ihren<br />

ethnischen Wurzeln stets<br />

verbunden. So nannte man<br />

sie in Mexiko nach ihrem<br />

Herkunftsort, während sie<br />

Barcelonnette und Barcelona<br />

in Barcelonnette als die « Mexikaner » galten. Einige von<br />

ihnen kehrten, nachdem sie zuvor in der neuen Welt ein<br />

kleines Vermögen angehäuft hatten, wieder nach Frankreich<br />

zurück, oftmals nach Paris oder an die Côte d’Azur. Doch<br />

auch in ihrer Heimatstadt bauten sie herrschaftliche Villen,<br />

eingebettet in prachtvolle Gärten. Diesen Rückkehrern ist es<br />

heute zu verdanken, dass sich das Stadtbild von Barcelonnette<br />

von dem der Nachbargemeinden unterscheidet. Auch<br />

Wenn man den Namen « Barcelonnette » hört, kommt<br />

unweigerlich die Frage auf, ob es einen Zusammenhang<br />

mit Barcelona gibt. Und in der Tat, die Ähnlichkeit ist<br />

nicht zufällig. Denn im Jahre <strong>12</strong>31 wurde an der Stelle<br />

des heutigen Barcelonnette eine Bastion gebaut, und<br />

zwar vom Herzog von Barcelona und der Provence, die<br />

dieser zunächst Barcelone taufte. Erst fünf Jahrhunderte<br />

später etablierte sich schließlich die Ortsbezeichnung<br />

« Barcelonnette ».<br />

im kommunalen Bereich engagierten sich die « Mexikaner »<br />

in Barcelonnette: Sie gründeten eine Bank, unterstützten die<br />

Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs und beteiligten<br />

sich am Bau von öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus<br />

oder der Kirche. Dreimal wurde auch ein Rückkehrer zum<br />

Bürgermeister der Gemeinde gewählt.<br />

Wenn man heute nach<br />

Barcelonnette reist, ist es<br />

nicht schwer, die Villen der<br />

« Mexikaner » zu finden.<br />

Sie schmiegen sich wie ein<br />

Gürtel um die Innenstadt<br />

und säumen vor allem die<br />

Straßen östlich des Zentrums.<br />

Gebaut wurden sie<br />

im Wesentlichen in den<br />

Jahren zwischen 1880 und<br />

1930. Große Bedeutung<br />

wurde dabei auch der Anlage<br />

von großzügigen Gärten<br />

eingeräumt, so dass die Atmosphäre einer Gartenstadt<br />

entstand. Die Architektur ähnelt zudem einem Baustil,<br />

den man eher von der Atlantik- und Mittelmeerküste als<br />

aus dem Alpenraum kennt. Oft kamen die Bewohner nur<br />

während der warmen Sommerzeit nach Barcelonnette, um<br />

in klimatisch angenehmeren Gefilden wie der Côte d’Azur<br />

zu überwintern oder während der restlichen Zeit des Jahres<br />

den Geschäften in Paris nachzugehen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 67


Unterwegs in Frankreich Barcelonnette<br />

Die kleine Fußgängerzone verbindet<br />

das Villenviertel mit dem Rathaus.<br />

Das Rathaus von Barcelonnette wurde mit finanzieller<br />

Hilfe der Heimkehrer aus Mexiko errichtet.<br />

Während die ersten Villen mit ihren Proportionen und ihrer<br />

perfekten Symmetrie die Formensprache klassischer Bürgerhäuser<br />

aus Barcelonnette aufnahmen, wurden die Häuser<br />

der zweiten Bauwelle ab 1890 zunehmend prunkvoller und<br />

facettenreicher. Die Fassaden wurden mit Ornamenten geschmückt,<br />

die Dachkonstruktionen aufwendiger gestaltet.<br />

Architekten aus dem ganzen Land, aber auch aus Italien kamen<br />

in die Alpenkommune, um kleine Paläste zu errichten.<br />

Die Stile mischten sich zusehends, so dass eine Villa im neogotischen<br />

Stil genauso entstand wie ein Anwesen, das eher<br />

an einen florentinischen Palazzo erinnerte. Nach dem Ersten<br />

Weltkrieg nahm die Bautätigkeit schließlich ab. Die in den<br />

Folgejahren errichteten Häuser wirken wieder bescheidener<br />

und schlichter. Auffallend ist allerdings, dass die Architektur<br />

nicht durch mexikanische Elemente beeinflusst wurde. Nur<br />

die Namensgebung, wie beispielsweise Villa Puebla oder Villa<br />

Morelia, erinnert an die Verbundenheit ihrer Eigentümer<br />

nach Übersee.<br />

Heute hat an vielen Villen des Ortes der Zahn der Zeit<br />

genagt. Längst wirken die Anwesen nicht mehr so pompös<br />

wie zu Anfang des Jahrhunderts. Manche Häuser und Gärten<br />

verströmen noch den Charme einer vergangenen glanzvollen<br />

Epoche, andere sind ziemlich heruntergekommen. Doch unverändert<br />

sind die Villen in Privatbesitz und lassen sich bei<br />

einem Spaziergang nur von außen bewundern. Manchmal<br />

verhindern jedoch hohe Mauern und Zäune einen Blick auf<br />

die Häuser und Gärten. Eine Villa aber wurde in ein Museum<br />

verwandelt und kann damit auch von innen besichtigt<br />

werden. Es handelt sich dabei um die Villa La Sapinière, die<br />

von 1878 bis 1880 gebaut wurde und nun die Geschichte des<br />

Ubaye-Tales und seiner Bewohner anschaulich darstellt.<br />

Aber nicht nur die Villen der « Mexikaner » sind in Barcelonnette<br />

sehenswert. Ohne Zweifel lohnt sich auch ein<br />

Spaziergang durch die kleine Fußgängerzone, die von Geschäften,<br />

Konditoreien und Souvenirshops gesäumt wird.<br />

Sie verbindet die Villen im östlichen Stadtgebiet mit dem<br />

Rathaus, das 1934 durch Spenden der Rückkehrer gebaut<br />

werden konnte. Vor dem Rathaus breitet sich ein kleiner<br />

hübscher Platz mit Gastronomiebetrieben aus.<br />

Einen Abstecher sollte man zudem zum Friedhof von<br />

Barcelonnette unternehmen. Er liegt etwas versteckt am<br />

östlichen Ortsausgang. Seine Geschichte ist eng mit der der<br />

Villen verbunden. Es kam sogar vor, dass die Grabstätten von<br />

den gleichen Architekten entworfen wurden. Die Formensprache<br />

entspricht dem damaligen Zeitgeist. Manches Grab<br />

ist nicht weniger herrschaftlich als die prächtigen Villen und<br />

wirkt geradezu monumental. Marmor und Statuen zeugen<br />

vom Reichtum ihrer Auftraggeber. Keine Frage, der Wetteifer,<br />

der beim Bau der Wohnhäuser an den Tag gelegt wurde,<br />

wiederholte sich auf dem Friedhof in Gedenken an die verstorbenen<br />

Vorfahren. Besonders reizvoll ist zudem die Lage<br />

des Friedhofes, von wo aus man einen wunderbaren Blick<br />

auf die umliegenden Berge des Tales hat. Eine ehrwürdige<br />

Kulisse für die prächtigen Grabstätten.<br />

Die Verbindung zwischen Barcelonnette und Mexiko<br />

zeigt sich aber nicht nur im steinernen Erbe der Kleinstadt.<br />

Auch das kulturelle Leben zeugt davon. So findet jedes Jahr<br />

im August ein großes mexikanisches Festival statt, das sich<br />

seit einigen Jahren gegenüber ganz Lateinamerika geöffnet<br />

hat. Für einige Tage lebt Barcelonnette dann ganz im süd-<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


D 992<br />

es<br />

hâteaudun<br />

10 / E 60<br />

Blois<br />

85 / E 604<br />

A 10 / E 5<br />

LOIRE<br />

A 71 / E 9<br />

Digneles-Bains<br />

Romorantin-<br />

Lanthenay<br />

Vierzon<br />

Issoudun<br />

Etampes<br />

Orleans<br />

Pithiviers<br />

Bourges<br />

Paris<br />

Reims<br />

Epernay<br />

Chalons-en-<br />

Champagne<br />

Troyes<br />

N 77<br />

D 965<br />

Chablis<br />

Avallon<br />

A26 / E17<br />

Montbard<br />

FRANCE<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Bar-le-Duc<br />

St. Dizier<br />

Chaumont<br />

Dijon<br />

A 38<br />

A4 / E50<br />

A 31<br />

Chalon<br />

Selbst auf dem Friedhof wurde der eigene Reichtum ohne Hemmungen<br />

zur Schau gestellt. Die Berge bilden eine einmalige Kulisse.<br />

N 6<br />

A 6<br />

Verdun<br />

Metz<br />

Châteu-<br />

Commercy Salins<br />

Sarrebourg<br />

amerikanischen Rhythmus. Nancy Künstlergruppen<br />

Toul<br />

aus Übersee, Konzerte, Lunéville kostenlose<br />

Molsheim<br />

Salsakurse<br />

sowie eine große Parade gehören zum Programm.<br />

Mexikanische Lebensfreude Scherwiller<br />

erobert die<br />

französischen Alpen. St.Die<br />

Neufchâteau<br />

Im Jahre 2004 wurde zudem eine Städtepartnerschaft<br />

zwischen Epinal Barcelonnette Colmar und Valle<br />

de Bravo in Mexiko ins Leben gerufen. Das<br />

<strong>12</strong>.000 Einwohner zählende Dorf Guebwiller liegt in 2.000<br />

Lons-le-<br />

Saunier<br />

A 36<br />

A 31<br />

Besancon<br />

N 74<br />

Dole<br />

bestehen ebenfalls rege Beziehungen. Neuchâtel Jedes Jahr<br />

Arc-et-Senans<br />

A 39<br />

A1<br />

A 4<br />

D 955<br />

A 5<br />

N 4<br />

SUISSE<br />

Lausanne<br />

A1<br />

A 9<br />

A 36 / E 60<br />

Montreux<br />

A 4 / E 25<br />

Metern Höhe etwas mehr als 100 Kilometer<br />

Mulhouse<br />

von der mexikanischen Hauptstadt entfernt.<br />

Genauso wie Barcelonnette ist es ein beliebtes<br />

Belfort<br />

Ferienziel. Beide Kommunen haben es sich zur<br />

Vesoul<br />

Aufgabe gemacht, die historische Verbundenheit<br />

zwischen Barcelonnette und Mexiko auch in<br />

Zukunft mit Leben zu erfüllen. Und nach Louisiana,<br />

wohin die Brüder Arnaud zuerst immigrierten,<br />

bevor sie ihr Glück in Mexiko suchten,<br />

im Juni kommen Studenten von der Louisiana<br />

State University Pontarlier zu einem Sprachaufenthalt ins<br />

Ubaye-Tal. Keine Frage, in Barcelonnette Fribourg ist<br />

man stolz auf die Verbindung nach Amerika.<br />

A 35 / E 25<br />

Sélestat<br />

Ka<br />

Wissembo<br />

Haguenau<br />

Basel<br />

Bern<br />

Strasb<br />

Freibu<br />

9-72<br />

A20 / E9<br />

Montauban<br />

A68<br />

Anreise<br />

Auto: Aus Lyon über Grenoble und<br />

Gap (A48 und N85) und anschließend<br />

über die D900 nach Barcelonnette.<br />

Aus Marseille über Aix-en-Provence<br />

und Sisteron (A55 und A51) zur D900<br />

nach Barcelonnette. Beide Straßenverbindungen<br />

sind ganzjährig befahrbar.<br />

Aus Nizza über die N202 und D2205.<br />

Achtung: Im Winter können Pässe geschlossen<br />

sein. Lyon-Barcelonnette ca.<br />

300 km, Marseille-Barcelonnette ca. 230<br />

km, Nizza-Barcelonnette ca. 160 km.<br />

Flugzeug: Die nächstgrößeren Flughäfen<br />

sind in Lyon, Marseille und Nizza.<br />

Alle drei Städte können teilweise<br />

direkt, teilweise mit Umsteigen mit den<br />

etablierten Linienfluggesellschaften<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

angeflogen werden. Außerdem haben Öffnungszeiten<br />

Mende<br />

auch einige Billigfluggesellschaft diese Mi – Sa 14.30 – 18.00 Uhr<br />

FRANCE<br />

drei Ziele sowie Grenoble in ihrem Verlängerte Öffnungszeiten während Nyons<br />

Florac<br />

Flugplan stehen.<br />

der Schulferien und im Sommer.<br />

Zug: Der nächste Bahnhof ist in Gap (ca. MialetEintrittspreise<br />

Millau<br />

Carpentras<br />

70 km entfernt). Von dort aus bestehen 3,30 €, Kinder Alès und Jugendliche bis<br />

Busverbindungen nach Barcelonnette. 20 Jahre 1,80 €<br />

Albi<br />

A 75 / E 11<br />

Roquefort<br />

-sur-Soulzon<br />

Lodève<br />

Montpellier<br />

Villa La Sapinière<br />

Valence<br />

10, avenue de la Libération<br />

04400 Barcelonnette<br />

Telefon: +33 (0)4 92 81 27 15<br />

Privas<br />

E-Mail: musee.vallee@ubaye.com<br />

D 907<br />

A 9<br />

N 106<br />

Nîmes<br />

E 15 – E 80<br />

Mâcon<br />

Barcelonnette im Internet<br />

www.barcelonnette.com<br />

www.ubaye.com<br />

Informationen vor Ort<br />

Office de Tourisme<br />

Place Frédéric Mistral<br />

04400 Barcelonnette<br />

Telefon: +33 (0)4 92 81 04 71<br />

E-Mail: info@barcelonnette.com<br />

Musée de la Vallée<br />

A 7 / E 15<br />

Avignon<br />

Arles<br />

A7<br />

Nantua<br />

A 404<br />

Apt<br />

A51<br />

Annecy<br />

Grenoble<br />

A51<br />

Thonon<br />

Genève<br />

Gap<br />

Albertville<br />

A43 / E70<br />

Briançon<br />

Barcelonnette<br />

Chamonix<br />

FRANCE<br />

Castellane<br />

Grasse<br />

ITALIA<br />

Draguignan<br />

Aix-en-Provence<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 69 Cannes<br />

A8/E80<br />

A8-E80<br />

A40<br />

Torino<br />

A8-E80<br />

Nice<br />

A52<br />

A61 / E80<br />

Béziers<br />

A55<br />

A57


Unterwegs in Frankreich Plombières-les-Bains<br />

Plombières-les-Bains<br />

Thermale Freuden in den Vogesen<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Im Herzen des regionalen Naturparks Ballons des<br />

Vosges entspringt in einem reizvollen Tal die angeblich<br />

heißeste Thermalquelle des europäischen<br />

Kontinents. Die alten Römer und illustren Gäste der<br />

letzten Jahrhunderte können sich nicht geirrt haben:<br />

Plombières-les-Bains ist ein besonders charmanter<br />

Kurort, der noch heute zahlreiche Gäste<br />

anlockt.<br />

Ich sehe an Deinem Brief, dass Du noch<br />

immer in Plombières bist und dass Du<br />

« beabsichtigst, dort noch länger zu bleiben.<br />

Du machst es richtig, das Wasser und das gute<br />

Klima können Dir nur gut tun ». Der Autor<br />

dieser Zeilen, die am 7. August 1809 geschrieben<br />

wurden, war kein Geringerer als Napoleon<br />

Bonaparte. Sie galten seiner Frau Joséphine,<br />

Kaiserin der Franzosen, Königin Italiens und<br />

treuer Kurgast in der kleinen Thermalstation<br />

in den Vogesen, wohin sie regelmäßig reiste.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 71


Unterwegs in Frankreich Plombières-les-Bains<br />

Tunnel auf den Fundamenten der alten<br />

Römer, der heute als Dampfsauna dient.<br />

Oberhalb des Kurortes lädt ein terrassenförmiger Park zum Verweilen ein.<br />

Auch hier trifft man auf Überreste der alten Römer.<br />

Doch auch hier fand sie kein Wundermittel gegen ihre<br />

Unfruchtbarkeit, aufgrund derer sie ihrem Mann keinen<br />

Nachkommen schenken konnte. Ihr letzter recht langer<br />

Besuch von über zwei Monaten, währenddessen sie den besagten<br />

Brief verfasste, war bereits verdüstert durch die sich<br />

anbahnende Scheidung vom Kaiser. Dies erklärte vielleicht<br />

auch das Wohlwollen Napoleons bezüglich der räumlichen<br />

Trennung von seiner Frau während der Kur, wie es in den<br />

obigen Zeilen zum Ausdruck kam. Die bittere Perspektive<br />

für seine Ehe stellte die kaiserliche Begeisterung für Plombières-les-Bains<br />

allerdings nicht in Frage. So kam es, dass<br />

die Thermalanlagen am <strong>12</strong>. Juni 1811 Eigentum des Staates<br />

wurden und den Titel eines nationalen Heilbades erhielten.<br />

Am Anfang stand die Quelle<br />

Plombières-les-Bains, das ist die Geschichte eines kleinen<br />

Dorfes am Ende eines Tales, das selbst verlassen in den<br />

weiten Wäldern der Vogesen vor sich hin schlummerte. Ein<br />

Ort, an dem Nebel in der Frühe eine magische Atmosphäre<br />

schuf und an dem aus dem Nichts im Laufe der Jahrhunderte<br />

ein kaiserliches Kurbad wurde. Und das alles wegen<br />

einer Wasserquelle. Die Geschichte wirkt so fabelhaft,<br />

dass man beim Erzählen dergleichen fast versucht ist, mit<br />

einem « Es war einmal » zu beginnen. Wie bei den meisten<br />

Geschichten, die derart märchenhaft wirken, gibt es auch<br />

bei der Vergangenheit von Plombières-les-Bains einen Teil,<br />

bei dem man nur schwer zwischen Realität und Legende<br />

unterscheiden kann.<br />

Es soll jedenfalls so gewesen sein, dass bereits die Kelten<br />

von dem wunderbaren Wasser im Vogesen-Tal wussten.<br />

Vielleicht nutzten sie es auch für thermale Zwecke. Doch der<br />

wirkliche Aufstieg begann wohl mit den alten Römern. Man<br />

erzählt, dass eine Legion am Anfang des 2. Jahrhunderts auf<br />

dem Rückweg eines erfolgreichen Feldzuges zur Befriedung<br />

Belgiens auf den Höhen oberhalb des Tales ankam. Ihre<br />

Hunde tollten wie so oft in den Wäldern herum. Doch als<br />

die Tiere schließlich mit einem warmen Fell zurückkehrten,<br />

beschlossen die Soldaten, selbst ins Tal hinabzusteigen, um<br />

die heißen Quellen zu suchen. Thermalbäder waren bekanntlich<br />

Bestandteil römischer Lebenskultur. So dauerte es danach<br />

nicht mehr lange, bis im Tal mit viel Fachwissen eines<br />

der größten Bäder entstand, das die Römer jemals in Gallien<br />

errichteten. Die Bestimmung von Plombières-les-Bains als<br />

Kurort war damit wohl für die nächsten beiden Jahrtausende<br />

endgültig eingeläutet.<br />

Um den Wasserstrom zu beherrschen und zu kanalisieren,<br />

zögerten die Römer nicht, 30.000 Kubikmeter wasserresistenten<br />

Kalkmörtel im Tal zu verbauen. Das Prinzip folgte<br />

einer genialen Logik: Man « sperrte » das heiße Wasser unter<br />

einem Fundament aus Mörtel ein, um anschließend Löcher<br />

in das gleiche zu bohren, aus dem das Wasser mit natürlichem<br />

Druck sprudelte, womit man Bäder und Schwimmbecken<br />

speiste. Dabei stand die Funktionalität und nicht der Prunk<br />

im Vordergrund. Jean Kastener, Spezialist der Geschichte<br />

von Plombières-les-Bains, stellt daher auch fest: « Die Therme<br />

waren sehr einfach gehalten. Bei den Ausgrabungen fand<br />

man heraus, dass in Plombières Marmor, Mosaike oder andere<br />

wertvolle Dekorationselemente, wie man sie sonst von<br />

antiken Bädern kennt, komplett fehlten. » Die Größe der<br />

Anlage machte zugleich aber auch deutlich, dass die Römer<br />

das Wasser aus diesem Vogesen-Tal als bedeutend einstuften.<br />

Sicherlich nutzten sie es, um sich zu entspannen und die<br />

Wunden der Soldaten zu heilen.<br />

S. 70/71: Blick auf Plombières-les-Bains.<br />

Gegenüberliegende Seite: Eingangshalle der Napoleon-Therme<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 73


Unterwegs in Frankreich Plombières-les-Bains<br />

Achtung vor den strengen Baderegeln<br />

Noch heute fallen die vielen<br />

Balkone im Stadtbild auf.<br />

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte und als Folge diverser Invasionen<br />

wurden die äußeren Bauten der Römer praktisch vollkommen zerstört.<br />

Doch das Herzstück, die Quellen und die Kanalisation, blieb erhalten, da<br />

sie geschützt im Erdboden lagen. Im Mittelalter, genauer gesagt im 15.<br />

Jahrhundert, wurden vier der sieben Thermalanlagen aus der Antike wieder<br />

errichtet. Man kam aus Frankreich, der Schweiz und dem Heiligen<br />

Römischen Reich Deutscher Nationen nach Plombières-les-Bains, um in<br />

dem heißen Wasser zu baden.<br />

Historiker fanden heraus, dass es damals strenge Regeln für die Badegäste<br />

gab. So war es verboten, « Beleidigungen auszusprechen und Waffen<br />

zu tragen ». Außerdem war der Zugang für « sich prostituierende und<br />

unzüchtige Frauen » untersagt. Sie mussten sogar einen Abstand von mindestens<br />

500 Schritten zu den Bädern einhalten. Alle « unkeuschen Berührungen<br />

» wurden mit Peitschenschlägen in der Öffentlichkeit bestraft, um<br />

die Schuldigen anschließend ins Wasser zu werfen. Dieses Spektakel, so<br />

hieß es, sei « eines der lustigsten Schauspiele der Welt » gewesen.<br />

Dennoch waren in dieser Epoche die Thermalanlagen von Plombièresles-Bains<br />

nicht wirklich berühmt. Man kam zwar gerne hierher, genoss<br />

die heißen Quellen und ihre heilende Wirkung, doch der Ruf des Ortes<br />

wurde erst später legendär. Als bekannte Persönlichkeit interessierte sich<br />

zuerst ein Deutscher für das Kurbad und widmete diesem ein Gedicht.<br />

Es handelte sich dabei um Joachim Camarius, den Rektor der Leipziger<br />

Universität. Obwohl sein Interesse vor allem den Umgangsformen und<br />

Gewohnheiten galt, machten seine Verse Plombières-les-Bains bekannter<br />

und trugen somit zum Aufstieg des Ortes bei.<br />

Die Stadt der tausend Balkone<br />

Weihnachtsmarkt<br />

Der Weihnachtsmarkt von Plombières-les-Bains<br />

gehört zu den bekanntesten der Region. Mehr<br />

als <strong>12</strong>0 Freiwillige aus dem Dorf bauen das ganze<br />

Jahr über an der Ständen und fertigen ebenso<br />

die Weihnachtsdekoration dafür an. Auch bei<br />

der Auswahl der Händler werden strenge Maßstäbe<br />

angelegt, um ein hochwertiges Sortiment<br />

und keinen Ramsch « Made in China » anzubieten.<br />

Der Weihnachtsmarkt findet jedes Wochenende<br />

vom 1. bis 23. <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> statt.<br />

www.marchedenoel-plombieres.com<br />

Nach und nach kamen immer mehr illustre Persönlichkeiten in das<br />

vogesische Dorf. Meist Adlige, die neugierig die Heilwirkung des Wassers<br />

ausprobierten und schätzen lernten. Zu den Gästen zählten die Schwester<br />

von Heinrich IV. oder der Bruder von Ludwig XIII., aber auch Autoren<br />

wie Montaigne. Zu einer Zeit, wo es noch kein Telefon gab, schien sich<br />

die Existenz des Bades aus heutiger Sicht dennoch erstaunlich schnell im<br />

ganzen Königreich und darüber hinaus herumzusprechen. Im Jahre 1715<br />

verschrieben die Ärzte von Ludwig XIV. das Wasser von Plombières-les-<br />

Bains dem sterbenden Sonnenkönig. Doch als die Flaschen schließlich in<br />

Versailles eintrafen, war es bereits zu spät.<br />

Es war vor allem im 18. Jahrhundert, als sich Plombières-les-Bains zu einer<br />

mondänen Thermalstation entwickelte. Die Großen der Zeit kamen alle<br />

hierher: Voltaire, der Herzog von Saint-Simon, Necker, Saint-Lambert, Madame<br />

de Staël, die Töchter von Ludwig XV., Beaumarchais u.a. Es ging sogar<br />

soweit, dass die Architektur der Gebäude dem illustren Gästeansturm angepasst<br />

wurde: Um die honoren Persönlichkeiten besser beobachten zu können<br />

und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich öffentlich zu inszenieren, wurden<br />

Balkone an die Fassaden gebaut, die noch heute im Stadtbild auffallen. Plombières-les-Bains<br />

verwandelte sich damit in die Stadt der tausend Balkone.<br />

Die Revolution unterbrach im Anschluss jedoch das mondäne Treiben.<br />

Eine Zeit lang öffneten sich die Türen der Thermalanlagen für kranke<br />

oder verletzte Soldaten, die der republikanischen Armee angehörten. Doch<br />

schnell schloss der Ort danach wieder an sein illustres Renommee an. Goya,<br />

Delacroix, Lamartine, Musset, Théophile Gautier, Berlioz, um nur einige<br />

zu nennen, kamen nach Plombières-les-Bains. Doch der wichtigste Gast<br />

für die Zukunft des Kurortes war Napoleon III. Er besuchte die Quellen<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


tres<br />

Châteaudun<br />

A 10 / E 60<br />

Blois<br />

A 85 / E 604<br />

A 10 / E 5<br />

LOIRE<br />

A 71 / E 9<br />

Romorantin-<br />

Lanthenay<br />

während seiner Regentschaft fünfmal. Überzeugt von den Eigenschaften<br />

des Wassers und begeistert von der Schönheit der Örtlichkeit, gründete er<br />

1857 eine Aktiengesellschaft, an die der Staat die Konzession zum Betrieb<br />

der Thermalanlage übertrug. Im unmittelbaren Anschluss wurden große<br />

Ausbauarbeiten angeschoben. Die Napoleon-Therme entstand. Daneben<br />

wurden zwei herrschaftliche Hotels gebaut. In nur zehn Jahren veränderte<br />

der Ort sein Gesicht grundlegend und platzierte sich als einer der großen<br />

Kurorte des Landes.<br />

Wenn man all dies im Kopf hat, Gent ist es unmöglich, heute durch Plombières-les-Bains<br />

zu spazieren, ohne an diese bewegte und oft glorreiche<br />

Dunkerque<br />

Vergangenheit zu denken.<br />

BELGIQUE<br />

Überall trifft man auf Zeugnisse der verschiedenen<br />

Epochen als Thermalstation. Die Balkone sind mit Sicherheit am<br />

St. Omer<br />

augenfälligsten. Die Napoleon-Therme Roubaixmacht noch heute deutlich, wie<br />

wichtig diese Kultur Lille rund um die Heilwirkung von Wasser gewesen sein<br />

muss. Doch die beeindruckendste Endeckung sind vielleicht die Überreste<br />

der römischen BéthuneBäder. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die unverändert Namur<br />

intakten Fundamente<br />

Lens<br />

zu betreten und sich vorzustellen, dass schon vor fast<br />

zwei Jahrtausenden Menschen Douai an der gleichen Stelle vom 85 Grad warmen<br />

Wasser begeistert waren und an dessen positive Wirkung glaubten.<br />

Arras<br />

Cambrai<br />

Ein<br />

FRANCE<br />

Besuch der Thermalanlagen ist dabei nicht nur für Kurgäste im<br />

klassischen Sinne möglich. Auch Programme zum Entspannen und der<br />

Körperertüchtigung Amiens für wenige Tage werden angeboten. Es ist eine einmalige<br />

Möglichkeit, das Herz St. von Quentin Plombières-les-Bains zu erkunden.<br />

Charleville-<br />

Sicherlich gibt es Bäder, die mit einem zeitgemäßeren<br />

Mézières<br />

Design aufwarten.<br />

Dafür Montdidier erlebt man hier Thermalfreuden der authentischen Art, Sedán die<br />

sagenhafte Vergangenheit des Ortes Laon immer vor Augen.<br />

A 26 / E 15<br />

A 25<br />

Clermont<br />

Anreise<br />

A 1 / E 15<br />

A 1 / E 17<br />

A 27<br />

A 23<br />

Auto: Von Nancy aus erreicht man<br />

Plombières-les-Bains über die N57.<br />

Paris<br />

Aus Mulhouse nimmt man die N66<br />

bis Remiremont, von dort weiter auf<br />

der der N57 bis zum Kurort. Nancy-<br />

Plombières ca. 110 km, Mulhouse-<br />

Plombières ca. 104 km.<br />

Flugzeug: Die beiden nächsten großen<br />

Etampes<br />

Flughäfen sind Mulhouse/Basel und<br />

Metz/Nancy. Nach Mulhouse/Basel<br />

Pithiviers<br />

gibt es zahlreiche Nonstop-Verbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum.<br />

Orleans<br />

Zahlreiche Zeugnisse der Vergangenheit<br />

Zug: Der nächste Bahnhof ist in Remiremont,<br />

von wo aus Zugverbindungen<br />

nach Nancy bestehen.<br />

Plombières-les-Bains<br />

im Internet<br />

www.plombiereslesbains.com<br />

N 6<br />

Reims<br />

Rethel<br />

Epernay<br />

Office du Tourisme<br />

du Toursime des Vosges<br />

Neufchâteau<br />

Troyes<br />

Avenue du Général de Gaulle<br />

88000 Epinal<br />

Telefon: +33 (0)3 29 82 49 Chaumont 93<br />

Chablis<br />

Vouziers<br />

Avallon Telefon: +33 (0)3 29 30 07 00<br />

www.plombieres-les-bains.com<br />

Dijon<br />

BELGIEN<br />

Bois de Roucy<br />

Informationen vor Ort<br />

FRANCE<br />

Telefon: +33 (0)3 29 66 01 94<br />

St. Dizier<br />

Comité Départemental<br />

N 77<br />

D 965<br />

A26 / E17<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Thermalanlage<br />

Compagnie Thermale<br />

de Plombières-les-Bains<br />

Montbard<br />

Avenue des Etats-Unis<br />

88370 Plombières-les-Bains<br />

A 6<br />

A 38<br />

A4 / E50<br />

A 31<br />

Die Napoleon-Therme lockt<br />

unverändert Kurgäste an.<br />

Liège<br />

Verdun<br />

Thionville<br />

Commercy<br />

A 36<br />

Metz<br />

A 31<br />

des Vosges Méridionales<br />

Chalons-en-<br />

Place Champagne Maurice Janot<br />

Bar-le-Duc<br />

88370 Plombières-les-Bains<br />

Châteu-<br />

Salins<br />

Nancy<br />

Lunéville<br />

Epinal<br />

Plombières<br />

N47 / E23<br />

Vesoul<br />

A 4<br />

Besancon<br />

D 955<br />

Saarbrücken<br />

Belfort<br />

A 4 / E 25<br />

Sarrebourg<br />

N 4<br />

Colmar<br />

Mulhouse<br />

A 36 / E 60<br />

A 35 / E 25<br />

Sélestat<br />

K<br />

Wissem<br />

Haguen<br />

Basel<br />

Stra<br />

Frei<br />

Vierzon<br />

Issoudun<br />

Bourges<br />

Chalon<br />

Dole<br />

Neuchâtel<br />

Arc-et-Senans<br />

A 39<br />

Frankreich Pontarlier<br />

erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 75<br />

Fribourg<br />

A 5<br />

SUISSE<br />

A1<br />

Bern


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Le Prestige Impérial<br />

Modernes Design trifft auf eine Architektur des Zweiten Kaiserreichs<br />

Zu den Gebäuden, die den besonderen Charme von<br />

Plombières-les-Bains ausmachen, gehört das Hotel<br />

Le Prestige Impérial. Mit seinen 80 Zimmern und<br />

Suiten braucht es sich nicht hinter den Palästen anderer renommierter<br />

Kurorte zu verstecken. Als Napoleon III. im<br />

Jahre 1857 die Therme des Kurbades, die noch immer seinen<br />

Namen trägt, bauen ließ, wollte er den Kurgästen, die zumeist<br />

illustre Persönlichkeiten waren oder zumindest der<br />

Oberschicht angehörten, angemessene Unterkunftsmöglichkeiten<br />

bieten. So kam es, dass die Therme von zwei Gebäuden<br />

eingerahmt wurde, die als Hotel fungierten. Damit sich<br />

der Kuraufenthalt als so angenehm wie möglich gestaltete,<br />

wurde auch ein direkter Zugang von den Hotels zur Thermalanlage<br />

eingeplant. Heute sind die beiden Gebäude zum<br />

Hotel Le Prestige Impérial zusammengefasst, welches seit<br />

2004 zudem in neuem Glanz erstrahlt.<br />

Das Ergebnis der Renovierung kann sich sehen lassen: Die<br />

Innengestaltung bildet eine gekonnte Mischung aus Respekt<br />

vor der Architektur im Stil des Zweiten Kaiserreichs und<br />

modernen Designelementen. Während das Holz des alten<br />

Fahrstuhls beim Benutzen wie vor Jahrzehnten knarrt, sind<br />

die attraktiven Hotelzimmer in einem sehr zeitgenössischen<br />

Stil gehalten, wobei auch viel Aufmerksamkeit auf die Wirkung<br />

des Lichtes gelegt wurde. So bestehen die Kopfenden<br />

der Betten zum Beispiel aus einer eleganten Lichtwand. Die<br />

Tagesbettdecke unterstreicht mit ihrem Stoff und einem hellen<br />

Blauton die Modernität der Einrichtung. Ebenso ist das<br />

Design des Badezimmers durch und durch zeitgemäß.<br />

Im Erdgeschoss öffnet sich ein großer Speisesaal, mit<br />

Sicherheit einer der schönsten der Region, zu einer Veranda<br />

hin, auf der es sich morgens herrlich frühstücken lässt. Aber<br />

auch das Speiseangebot zu den anderen Tageszeiten ist emp-<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


fehlenswert. Der junge Küchenchef, der gerade einmal 25 Jahre alt ist,<br />

könnte es mit manch einem großen Namen der etablierten Kochszene<br />

aufnehmen. Besonders fällt die Innovationsfreude seiner kulinarischen<br />

Kreationen auf, beispielsweise sein mit Kakao verfeinertes Foie-Gras.<br />

Außerdem berät der Restaurantchef Frédéric Toppin mit Leidenschaft<br />

seine Gäste bei der Wahl eines passenden Weines zum Gericht. So<br />

manch eine Entdeckung kann dabei sein und das zu durchaus humanen<br />

Preisen. Denn es gehört zur Philosophie des Hauses, seinen Besuchern<br />

ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten und nicht mit überzogenen<br />

Preisen negativ aufzufallen.<br />

Le Prestige Impérial ist kein verstaubter Hotelpalast wie manch ein<br />

anderes Grand Hotel. Egal, ob man für einen längeren Kuraufenthalt,<br />

für den einmaligen Besuch der Thermalanlagen oder als Wochenendgast<br />

hierher kommt, jeder fühlt sich in diesem Haus schnell wohl. Und auch<br />

für Ausflüge in die umliegenden Vogesen bietet sich das Hotel bestens<br />

als Ausgangspunkt an.<br />

Le Prestige Impérial<br />

Avenue des Etats-Unis<br />

88370 Plombières-les-Bains<br />

Telefon: +33 (0)3 29 30 07 07<br />

Internet<br />

www.plombieres-les-bains.com<br />

Zimmerpreise<br />

DZ zwischen 72 und 102 €, je nach Saison<br />

Hotelausstattung<br />

80 Zimmer, kostenloses Internet im Zimmer,<br />

Garten, Parkplatz<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 77


Arte-Programm<br />

Samstag, 03.11.<strong>2007</strong>, 20.45 Uhr<br />

Die Astronomen von Lascaux<br />

Dokumentation<br />

Die französische Ethnologin und Astronomin Chantal<br />

Jègues-Wolkiewiez hat eine neue Theorie zu den Höhlenmalereien<br />

der Grotte von Lascaux entwickelt. Ihrer<br />

Ansicht nach sind die Bilder Beleg dafür, dass sich bereits<br />

die Cro-Magnon-Menschen mit Astronomie beschäftigt<br />

und die Bewegungen von Sonne, Mond und<br />

wichtigen Gestirnen als Tierdarstellungen dokumentiert<br />

haben. Sollte sich diese Behauptung bestätigen,<br />

müssten die bisher gültigen Vorstellungen vom Wissensstand<br />

prähistorischer Menschen überprüft werden.<br />

Freitag, 30.11.<strong>2007</strong>, 22.15 Uhr<br />

Saga Maeght<br />

Themenabend<br />

Der Name Maeght ist untrennbar mit der Kunst des<br />

20. Jahrhunderts verbunden. Der Verleger, Kunsthändler,<br />

leidenschaftliche Sammler und begeisterte Filmemacher<br />

Aimé Maeght eröffnete 1945 zusammen mit<br />

seiner Frau Marguerite eine Galerie in Paris. Künstler<br />

wie Matisse, Braque, Miró, Chagall, Calder, Kandinsky<br />

und Giacometti ließen sie schnell zur bedeutendsten<br />

Adresse für moderne Kunst werden. 1964 gründeten sie<br />

in Saint-Paul de Vence die Fondation Maeght, um dort<br />

einen Teil ihrer privaten Sammlung auszustellen. Bisher<br />

hat die Familie Maeght jegliche Verfilmung ihrer<br />

außergewöhnlichen Geschichte kategorisch abgelehnt.<br />

Für diesen Themenabend gewährt sie einen einmaligen<br />

Zugang zu ihrem unvergleichlichen Archiv.<br />

Sonntag, 16.<strong>12</strong>.<strong>2007</strong>, 20.45 Uhr<br />

Vier Degen für die Königin<br />

Spielfilm<br />

Kaum einer hat mehr geschrieben. Nach eigenem<br />

Bekunden 300 Romane. Und kaum einer hat mit<br />

D’Artagnan, Porthos, Aramis, Edmond Dantes, Milady<br />

de Winter Helden erschaffen, die auch gut noch<br />

eineinhalb Jahrhunderte nach ihrer Schöpfung weltweit<br />

so bekannt sind, dass ihr bloßer Name imstande<br />

ist, Geschichten und Bilder selbst in den Köpfen von<br />

Nichtlesern zu evozieren. Alexandre Dumas schrieb<br />

Bestseller im Akkord, die bei den Lesern bis heute gut<br />

ankommen.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Art de vivre Le Corbusier<br />

Das Erbe eines<br />

polarisierenden<br />

Architekten<br />

Es ist kein Geheimnis, dass Le Corbusier<br />

zahlreiche Bauten in Frankreich<br />

hinterließ. Weniger bekannt ist allerdings,<br />

dass die Fondation Le Corbusier,<br />

die sein Erbe heute verwaltet, ihr<br />

Domizil versteckt in einer Sackgasse<br />

im 16. Arrondissement von Paris hat,<br />

und zwar in einer weißen Villa, wie<br />

sie für die Anfangsjahre des berühmten<br />

Architekten typisch waren.<br />

Eine Hälfte des Doppelhauses steht<br />

heute Besuchern offen.<br />

Man muss den Weg in die kleine Gasse<br />

mit dem Namen Square du Docteur<br />

Blanche schon kennen. Geradezu unscheinbar<br />

geht sie von der ebenfalls nicht großen<br />

Rue du Docteur Blanche im äußersten Westen der<br />

französischen Hauptstadt, unweit des Bois de Boulogne,<br />

ab. Nichts deutet darauf hin, dass am Ende<br />

der Sackgasse ein derart bedeutendes Gebäude<br />

steht. Doch es war hier, wo Le Corbusier 1923, drei<br />

Jahre nachdem er sich seinen Künstlernamen zugelegt<br />

hatte, für seinen Bruder Albert Jeanneret und<br />

Raoul La Roche, nach denen das Anwesen heute<br />

auch Villa La Roche-Jeanneret genannt wird, ein<br />

Doppelhaus im damals noch recht dörflich geprägten<br />

Stadtteil Auteuil plante.<br />

Doch dieser Bau war mehr als nur ein weiteres<br />

Projekt, an dem Le Corbusier arbeitete. Er markierte<br />

damit in gewisser Weise einen bedeutenden<br />

Entwicklungsschritt in seinem architektonischen<br />

Schaffen und versinnbildlichte seine geistige Öffnung<br />

gegenüber Werken europäischer Zeitgenossen.<br />

Le Corbusier war zuvor von Architekturmodellen<br />

von Theo van Doesburg und Cornelis van<br />

Eesteren derart begeistert, dass er seine bisherige<br />

Formensprache für Wohnhäuser modifizierte. Insbesondere<br />

ersetzte er die zuvor geplanten kleineren<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Fenster durch große Glasflächen und schuf eine<br />

neuartige Raumfolge. Der Bau wirkte dadurch insgesamt<br />

unregelmäßig gegliedert. Einen wichtigen<br />

Stellenwert nahm in der Haushälfte für Raoul La<br />

Roche zudem die Galerie ein, die vom Auftraggeber<br />

zur Inszenierung seiner Gemäldekollektion<br />

ausdrücklich gewünscht war. Auch Ähnlichkeiten<br />

zum Bauhaus-Stil sind nicht zu leugnen. Le Corbusier<br />

verweilte einige Zeit in Deutschland, wo er<br />

auch wie Walter Gropius und Ludwig Mies van<br />

der Rohe beim Berliner Architekten Peter Behrens<br />

arbeitete. Er unterstützte zudem stets das von der<br />

Schließung bedrohte Bauhaus.<br />

Wenn man heute vor der weißen Villa steht,<br />

staunt man, wie leicht die Architektur im Gegensatz<br />

zu der monumentaleren, von Beton geprägten Formensprache<br />

aus der späteren Schaffensphase von Le<br />

Corbusier wirkt. Es gibt ohnehin nicht viele Architekten,<br />

die ihre Zeitgenossen mit ihren Bauten derart<br />

schockierten wie Le Corbusier. Auch heute noch<br />

rufen die 75 Einzelbauten, die er in zwölf Ländern<br />

errichtete, und die 42 bedeutenden städtebaulichen<br />

Pläne, die er erarbeitete, recht unterschiedliche Reaktionen<br />

hervor. Er zählte auch zu den ersten Architekten,<br />

die auf mehreren Kontinenten gleichzeitig<br />

bauten. Eine Tatsache, die bei heutigen Star-Architekten<br />

längst selbstverständlich geworden ist.<br />

Nach Paris kam Charles-Edouard Jeanneret-Gris<br />

alias Le Corbusier im Jahre 1917. Obwohl voller<br />

Ehrgeiz, erhielt er zunächst kaum Bauaufträge.<br />

1920 gehörte er zum Mitbegründer der Zeitschrift<br />

L’Esprit nouveau, in der er von Anfang an unter<br />

seinem Pseudonym Le Corbusier veröffentlichte.<br />

Durch das Magazin wurden auch reiche Bauherren<br />

auf ihn aufmerksam, für die er in Folge Entwürfe<br />

anfertigte. Le Corbusier liebte es dabei, zu provozieren<br />

und unkonventionelle Ideen zu verfolgen. Auch<br />

städtebaulich plädierte er sein Leben lang für radikale<br />

Lösungen. Vortragsreisen führten ihn durch ganz<br />

Europa. Später entdeckte er seine Leidenschaft für<br />

das Fliegen, was ihm zudem Reisen auf andere Kontinente<br />

erlaubte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />

Le Corbusier jedoch enttäuscht, dass er sich nicht mit<br />

seinen städtebaulichen Visionen beim Wiederaufbau<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 81


Art de vivre Le Corbusier<br />

Frankreichs durchsetzen konnte. Allerdings durfte er<br />

in Marseille seinen Prototyp einer Großwohnanlage<br />

verwirklichen. Es war aber letztendlich in Indien, wo<br />

er schließlich eine ganze Stadt entwerfen konnte.<br />

Sein architektonisches Erbe wird heute von der<br />

Fondation Le Corbusier verwaltet, die 1968 gegründet<br />

und ihren Sitz in der Haushälfte für Albert<br />

Jeanneret hat. Es war der ausdrückliche Wunsch des<br />

kinderlosen Architekten, dass eine Stiftung diese<br />

Aufgabe übernehmen würde. Zu ihren Aufgabengebieten<br />

gehört aber mehr, als die Rechte an seinen<br />

Werken zu wahren. So unterhält die Stiftung neben<br />

der Villa La Roche-Jeanneret noch das Wohnatelier<br />

in der Rue Nungesser et Coli sowie die Villa Le Lac<br />

in der Schweiz. Außerdem empfängt sie Forscher<br />

aus aller Welt, organisiert jährlich Seminare und<br />

unterstützt Ausstellungen über den Architekten.<br />

Auch bei Renovierungsarbeiten von Le Corbusiers<br />

Gebäuden berät sie und wacht über die denkmalgerechte<br />

Ausführung der Arbeiten.<br />

Die andere Hälfte des Doppelhauses, die für<br />

La Roche bestimmt war, lässt sich heute besichtigen<br />

und spiegelt wunderbar das Wirken des Architekten<br />

in den 1920er-Jahren wider. Ein Rund-<br />

Projekt: Le Corbusier als<br />

UNESCO-Weltkulturerbe<br />

Seit 2002 bemüht sich die Fondation Le Corbusier<br />

gemeinsam mit dem französischen Kulturministerium<br />

darum, das architektonische Erbe von Le Corbusier<br />

in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufnehmen<br />

zu lassen. Es geht darum, die Arbeit eines der<br />

bedeutendsten Architekten und Stadtplaner des 20.<br />

Jahrhunderts zu würdigen. Insgesamt stehen sieben<br />

Länder hinter dieser Initiative: Deutschland, Belgien,<br />

Frankreich, die Schweiz, Argentinien, Indien und Japan.<br />

Im Januar 2008 wird Frankreich die Bewerbung bei der<br />

UNESCO präsentieren. 23 Bauten, die in acht Kategorien<br />

(Wohnatelier, Villa, Großwohnanlage, Sakralarchitektur,<br />

die großen Programme, Stadtplanung und öffentliche<br />

Bauten) unterteilt sind, werden der Welterbe-Kommission<br />

als Gesamtwerk vorgeschlagen. Darunter auch die Villa<br />

La Roche-Jeanneret sowie die Weißenhofsiedlung in<br />

Stuttgart.<br />

Fondation Le Corbusier<br />

Maison Jeanneret<br />

8, square du Docteur Blanche<br />

75016 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 88 41 53<br />

www.fondationlecorbusier.fr<br />

gang durch das Wohnhaus eröffnet ständig neue<br />

An- und Ausblicke. Ein Besuch lohnt sich dabei<br />

nicht nur für explizite Architekturliebhaber. Noch<br />

heute wird die Modernität des Entwurfes zur damaligen<br />

Zeit spürbar. Wer danach Lust hat, noch<br />

mehr über Le Corbusier zu erfahren, kann auch<br />

sein Wohnatelier besichtigen, das sich ebenfalls<br />

im 16. Arrondissement befindet. Es wurde in den<br />

Jahren von 1931 bis 1934 errichtet.<br />

Maison La Roche<br />

10, square du Docteur Blanche<br />

75016 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 88 75 72<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo 13.30 – 18.00 Uhr<br />

Di – Do 10.00 – <strong>12</strong>.30 Uhr & 13.30 – 18.00 Uhr<br />

Fr 10.00 – <strong>12</strong>.30 Uhr & 13.30 – 17.00 Uhr<br />

Sa 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Eintrittspreise: 3 €, ermäßigt 2 €<br />

Appartement-atelier de Le Corbusier<br />

24, rue Nungesser et Coli<br />

75016 Paris<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mi 9.00 – <strong>12</strong>.00 Uhr<br />

Sa 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Eintrittspreise: 3 €<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


070588_Frankr_erleben_BEL2.qxp 02.10.<strong>2007</strong> <strong>12</strong>:56 Uhr Seite 1<br />

Anzeige<br />

Voilà la France!<br />

Kurt Masur Christophe Rousset Pascal Dusapin Véronique Gens<br />

Unter dem Motto „Voilà la France!“ präsentiert die Philharmonie<br />

Essen in der Spielzeit <strong>2007</strong>/2008 ein ganzjähriges Festival mit über<br />

100 hochkarätigen Konzerten, Vorträgen, Lesungen und Filmen.<br />

„Voilà la France!“ ist eine Hommage an die große Musiknation, wie<br />

sie in ihrer Vielfalt und außergewöhnlichen Qualität so selbst in Paris<br />

nicht zu finden ist. Angeführt von Pierre Boulez und dem wunderbaren<br />

Maestro „In Residence“ Kurt Masur hat sich die Spitzengruppe französischer<br />

Dirigenten wie Christophe Rousset, Marc Minkowski und<br />

Jean-Claude Casadesus angesagt. Die Staatsorchester aus Paris, Lyon,<br />

Toulouse und Montpellier und so gefragte Formationen wie das<br />

Ensemble Intercontemporain, Les Talens Lyriques und Les Musiciens<br />

du Louvre sowie eine erlesene Schar einzigartiger Solisten wie<br />

Angelika Kirchschlager und Véronique Gens breiten die ganze faszinierende<br />

Welt französischer Musik aus – vom Barock bis zur Moderne.<br />

Von besonderem Rang ist die Residency des Komponisten Pascal<br />

Dusapin, ein nahezu einmalig fokussierter Blick in die Arbeit des neben<br />

Boulez wohl aktuell wichtigsten Tonschöpfers Frankreichs.<br />

Dem Jazz gilt wie immer ein besonders intensives Augenmerk der<br />

Philharmonie. Einen wahren Kulminationspunkt bildet bei dieser in<br />

der Philharmonie Essen so vitalen Sparte die Fête du Jazz. Vom<br />

15. bis 17. Mai stellen Joachim Kühn und seine „Franco-Allemand-Band“,<br />

die Klarinettenlegende Louis Sclavis mit einem faszinierenden Filmkonzert<br />

und außerdem das Henri Texier Strada Quartett, das Trio<br />

Africain Essens u.v. a. Essens Ruf als Jazz-Hochburg unter Beweis.<br />

Erleben Sie Frankreich in Essen, und freuen Sie sich auf außergewöhnliche<br />

Begegnungen in einem der schönsten Konzertsäle Deutschlands!<br />

Karten an allen bekannten Ticket Online-Verkaufsstellen.<br />

www.ruhr-ticket.de · www.ticketonline.com<br />

Eine Auswahl:<br />

Mo 19. <strong>November</strong> <strong>2007</strong> | 20:00<br />

Viktoria Mullova,Violine<br />

& La Chambre<br />

Philharmonique<br />

Emmanuel Krivine, Dirigent<br />

Werke von L. van Beethoven<br />

und F. Schubert<br />

Mo 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> | 19:00<br />

„Paris, oh là là“<br />

Silvester-Gala <strong>2007</strong> mit<br />

den Kessler-Zwillingen<br />

Alice und Ellen Kessler,<br />

Chanson & Tanz<br />

Michael Quast, Conférencier<br />

Philharmonie Südwestfalen<br />

Peter Falk, Dirigent<br />

Mo 28. Januar 2008 | 2o:00<br />

La Tradition de l’Église de<br />

la Sainte-Trinité de Paris<br />

Naji Hakim &<br />

The Storstrøms<br />

Kammerensemble<br />

Werke von O. Messiaen, J. S. Bach<br />

und N. Hakim<br />

Philharmonie-Hotline:<br />

0180/59 59 59 8 (0,14 € /Min.)<br />

Fr 1. Februar 2008 | 20:00<br />

In Residence Kurt Masur<br />

Orchestre National de<br />

France & Kurt Masur<br />

Marianne Pousseur, Sprecherin<br />

Chœur de Radio France<br />

Franz Schubert Sinfonie <strong>Nr</strong>. 8<br />

h-Moll, D 759 „Unvollendete“<br />

César Franck „Psyché“ für Chor,<br />

Sprecher und Orchester<br />

Gefördert von der National-Bank AG Essen.<br />

So 3. Februar 2008 | 18:00<br />

In Residence Kurt Masur<br />

Orchestre National de<br />

France & Kurt Masur<br />

Ludwig van Beethoven Sinfonie<br />

<strong>Nr</strong>. 6 F-Dur, op. 68 „Pastorale“<br />

Claude Debussy „La Mer“<br />

(Trois Esquisses Symphoniques)<br />

Maurice Ravel La Valse<br />

Gefördert von der Alfried Krupp von<br />

Bohlen und Halbach-Stiftung.<br />

Mo 4. Februar 2008 | 20:00<br />

hr-Bigband spielt „Paris<br />

Blues“ – Auf den Spuren<br />

Duke Ellingtons in Paris<br />

Martial Solal, Klavier<br />

Das Programm der<br />

gesamten Spielzeit unter:<br />

Restkarten<br />

Sa 9. Februar 2008 | 20:00<br />

In Residence Christophe Rousset<br />

Christophe Rousset &<br />

Les Talens Lyriques<br />

Grand Opéra – Rameau:<br />

„Castor et Pollux“<br />

Véronique Gens, Sopran u.a.<br />

(Konzertante Aufführung)<br />

Gefördert von der Kunststiftung NRW.<br />

Fr 18. April 2008 | 20:00<br />

In Residence Pascal Dusapin<br />

Grand Opéra:<br />

„Faustus, the last night“<br />

Gesangssolisten, Orchestre de<br />

l’Opéra National de Lyon,<br />

Jonathan Stockhammer, Dirigent<br />

Pascal Dusapin „Faustus, the<br />

last night“, Oper in einer Nacht<br />

und 11 Kapiteln (konzertant)<br />

Gefördert von der Kunststiftung NRW.<br />

So 18. Mai 2008 | 18:00<br />

In Residence Christophe Rousset<br />

Rameau: Portrait der<br />

Sängerin Marie Fel<br />

Véronique Gens, Sopran<br />

Les Talens Lyriques<br />

Christophe Rousset, Leitung<br />

www.philharmonie-essen.de


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Fragonard, les<br />

plaisirs d’un siècle<br />

Paris, bis 13.01.2008<br />

Arcimboldo<br />

Paris, bis 13.01.2008<br />

Pharaon<br />

Valenciennes, bis 20.01.2008<br />

In dem Moment, da sich der Todestag<br />

von Fragonard zum zweihundertsten<br />

Mal jährt, widmet ihm die<br />

Stadt Paris, in der er seine ganze<br />

künstlerische Karriere verbrachte,<br />

eine Ausstellung – übrigens die erste<br />

große Exposition über diesen Maler<br />

seit über 20 Jahren. Mehr als 100<br />

Bilder aus der ganzen Welt zeigen<br />

nicht nur das Werk eines begnadeten<br />

Künstlers, sondern vermitteln auch<br />

den Eindruck einer ganzen Epoche.<br />

Fragonard wusste wie kaum ein<br />

anderer, den Geschmack und den<br />

Geist seiner Zeit in Bilder zu übersetzen.<br />

Der Veranstaltungsort dieser<br />

Ausstellung könnte zudem nicht<br />

besser gewählt sein.<br />

Musée Jacquemart-André<br />

148, boulevard Haussmann<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 62 11 59<br />

Internet<br />

www.musee-jacquemart-andre.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 – 18.00 Uhr, Do bis<br />

21.30 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

9,50 €, ermäßigt 7,00 €, Kinder bis<br />

7 Jahre kostenlos<br />

Berühmt für seine aus Pflanzen,<br />

Früchten, Tieren und anderen Elementen<br />

zusammengesetzten Gesichter,<br />

umgibt Giuseppe Arcimboldo<br />

(1526-1593) noch immer eine mysteriöse<br />

Aura. Zum ersten Mal wird diesem<br />

Künstler eine ganze Ausstellung<br />

gewidmet. Sie zeigt bisher noch unbekannte<br />

Seiten seiner Persönlichkeit<br />

und seines kreativen Schaffens, wie<br />

beispielsweise seine Kostüm- und<br />

Dekorentwürfe für die Feierlichkeiten<br />

am Hofe der Habsburger. Am<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts sahen<br />

die Surrealisten in Arcimboldo einen<br />

Vorreiter der modernen Kunst. In<br />

Paris werden rund 100 Werke von<br />

ihm ausgestellt.<br />

Musée du Luxembourg<br />

19, rue de Vaugirard<br />

75006 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 44 <strong>12</strong> 90<br />

Internet<br />

www.museeduluxembourg.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo, Fr, Sa 10.30 – 22.00 Uhr<br />

Di – Do 10.30 – 19.00 Uhr<br />

So 9.00 – 19.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

11,00 €, ermäßigt 9,00 €<br />

Die Region Nord/Pas-de-Calais<br />

hatte die originelle Idee, dem großen<br />

Beispiel auf europäischer Ebene<br />

folgend, eine regionale Kulturhauptstadt<br />

auszurufen. Zum ersten Mal<br />

profitiert Valenciennes von diesem<br />

innovativen Konzept, dank dessen<br />

die Stadt für eine Ausstellung Exponate<br />

ausleihen konnte, die sie unter<br />

sonstigen Umständen nicht bekommen<br />

hätte. Hierzu zählen insgesamt<br />

248 Ausstellungsstücke, darunter<br />

einige sehr kostbare Gegenstände<br />

aus dem Ägyptischen Museum in<br />

Kairo und dem Louvre. Die Exposition<br />

ist eine gute Möglichkeit,<br />

die Kultur der alten Ägypter besser<br />

kennenzulernen.<br />

Musée des Beaux-Arts<br />

Boulevard Watteau<br />

59300 Valenciennes<br />

Telefon: +33 (0)3 27 22 57 20<br />

Internet<br />

www.valenciennes.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo, Mi, Do, Sa, So 11.00 – 19.00 Uhr<br />

Di 14.00 – 19.00 Uhr<br />

Fr 11.00 – 22.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

8,00 €, ermäßigt 2,00 €<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Douce France,<br />

Olga Kisseleva<br />

Saint-Ouen-l’Aumône,<br />

bis 25.02.2008<br />

Weihnachtsmarkt<br />

Straßburg, 24.11. – 31.<strong>12</strong>.<strong>2007</strong><br />

Fête des Lumières<br />

Lyon, 06. – 09.<strong>12</strong>.<strong>2007</strong><br />

Die Russin Olga Kisseleva ist für ihre<br />

Arbeit mit neuen Medien bekannt.<br />

Lange Zeit träumte sie von einem<br />

lieblichen Frankreich, so wie es die<br />

Bilder ihres Schulbuchs zeigten.<br />

Heute stellt sie fest, dass die gleichen<br />

Klischees auf Keksschachteln, Butterverpackungen<br />

oder gar Wahlplakaten<br />

verwendet werden. Ihre idealistischen<br />

Vorstellungen wichen einer Realität,<br />

die oft starken kommerziellen Zwängen<br />

unterworfen ist. In den Gemäuern<br />

eines gotischen Sakralbaus im Pariser<br />

Ballungsraum will sie die Vermischung<br />

der Kulturen, die Vielfalt der<br />

Sprachen und ihre Version eines modernen<br />

Frankreichs einer Gesellschaft<br />

des Konsums gegenüberstellen.<br />

Abbaye de Maubuisson<br />

Rue Richard de Tour<br />

95310 Saint-Ouen-l’Aumône<br />

Telefon: +33 (0)1 34 64 36 10<br />

Internet<br />

www.valdoise.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo, Mi – Fr 13.00 – 18.00 Uhr<br />

Sa, So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

3,80 €, Senioren 3,00 €, bis 25 Jahre<br />

kostenlos<br />

Der Straßburger Weihnachtsmarkt<br />

ist eine Institution. Dieses Jahr findet<br />

er bereits zum 437. Mal statt, womit<br />

er der älteste Weihnachtsmarkt<br />

Frankreichs ist. Es war unter dem<br />

Einfluss der Protestanten, die gegen<br />

die ausschweifenden Traditionen<br />

der Katholiken kämpften, dass sich<br />

dieser Markt etablierte. Heute erstreckt<br />

er sich über mehrere Plätze<br />

und Gassen der Innenstadt. Händler<br />

bieten Kunsthandwerksgegenstände<br />

an. Aber auch kulinarische Spezialitäten<br />

und natürlich das französische<br />

Pendant zum Glühwein, der Vin<br />

Chaud, sind omnipräsent. Ein großer<br />

Weihnachtsbaum ziert die Place Kléber,<br />

und auf dem Kulturprogramm<br />

stehen zahlreiche Konzerte. Außerdem<br />

gibt es wie jedes Jahr auch <strong>2007</strong><br />

wieder ein Gastland: dieses Mal ist es<br />

die kanadische Provinz Québec.<br />

Innenstadt von Straßburg<br />

Informationen<br />

Office du Tourisme<br />

17, place de la Cathédrale<br />

67000 Strasbourg<br />

Telefon: +33 (0)3 88 52 28 28<br />

Internet<br />

www.ot-strasbourg.com<br />

Das Lichterfest von Lyon gehört<br />

inzwischen zu einem der größten<br />

Events am Ende des Jahres. Es ermöglicht,<br />

die Hauptstadt der Region<br />

Rhône-Alpes in einem neuen Licht<br />

zu sehen, und dies im wahrsten Sinne<br />

des Wortes. Vier Tage lang wird der<br />

dunklen Jahreszeit mit Lichtinstallationen,<br />

Feuerwerken, animierten<br />

Projektionen, angestrahlten Fassaden<br />

usw. getrotzt. Die Lyonnais sind<br />

während des Festivals zudem aufgefordert,<br />

Kerzen in die Fenster zu<br />

stellen. Einen Höhepunkt während<br />

der Fête des Lumières bildet der 8.<br />

<strong>Dezember</strong>, an dem Lampions an<br />

den Fassaden die Straßen erhellen<br />

und auch die religiöse Prozession in<br />

Fourvière stattfindet.<br />

Gesamte Innenstadt von Lyon<br />

Information<br />

Office du Tourisme<br />

Place Bellecour<br />

69002 Lyon<br />

Telefon: +33 (0)4 72 77 69 69<br />

Internet<br />

www.lyon.fr<br />

Hotelübernachtungen sollten<br />

aufgrund der hohen Nachfrage im<br />

Voraus reserviert werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 85


Art De Vivre Kulturszene<br />

Vanessa Paradis:<br />

Divinidylle<br />

CDs<br />

Serge Gainsbourg gehörte zu ihren<br />

großen Förderern und mit « Joe le Taxi »<br />

landete sie vor vielen Jahren wohl ihren<br />

bekanntesten Hit. Nun veröffentlicht die<br />

Sängerin nach sieben Jahren Abstinenz<br />

ihr neues Album, das sich in weiten<br />

Zügen am klassischen Rock’n’Roll<br />

orientiert. CD von Universal Music<br />

Bob Sinclair:<br />

Live At The Playboy Mansion<br />

Bob Sinclair gehört zu den großen französischen Namen<br />

der elektronischen Musik. Sein neues Doppelalbum ist eine<br />

gelungene Mischung aus Soul-, Disco- und House-Musik.<br />

CD von Defected<br />

Aktuelle Tourdaten französischer<br />

Artisten finden Sie auf<br />

www.french-music.org/de<br />

Filme<br />

Persepolis<br />

Frankreich <strong>2007</strong>, 96 min • Originaltitel: Persepolis • Ein Film von<br />

Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud mit den Stimmen von<br />

Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller und Hanns Zischler • Kinostart: 22.<br />

<strong>November</strong> <strong>2007</strong>, im Verleih von Prokino<br />

Marjane ist acht Jahre alt, als der Schah aus dem Iran vertrieben<br />

wird und die Mullahs die Macht an sich reißen. Fortschritt und Freiheit<br />

bleiben im Zuge der islamischen Revolution auf der Strecke. Frauen<br />

werden gezwungen, Kopftücher zu tragen. Doch die rebellische<br />

Marjane denkt gar nicht daran, sich dem rigiden Regelwerk zu<br />

unterwerfen. Sie ahnt nicht, dass ihr spielerischer Protest gefährlich<br />

ist – nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familie... Marjane<br />

Satrapis erster Spielfilm erzählt von den Schwierigkeiten des<br />

Erwachsenwerdens, von dem Aufeinanderprallen verschiedener<br />

Kulturen, von Heimweh und Einsamkeit und beschreibt die Geschichte<br />

eines einst in Glanz und kulturellem Reichtum blühenden Landes.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Laurence Tardieu:<br />

Weil nichts bleibt, wie es ist<br />

Roman, 130 Seiten, claassen Verlag<br />

Bücher<br />

Die Liebe von Vincent und Geneviève zerbricht, nachdem ihre achtjährige<br />

Tochter verschwand. Er bricht in die Großstadt auf, sie bleibt mit allen ihren<br />

Erinnerungen auf dem Land. 15 Jahre nach der Trennung fährt Vincent<br />

wieder zu Geneviève, nachdem er von ihrer schweren Erkrankung gehört<br />

hatte. Der Roman zeigt, wie sehr Tod und Leben über die Liebe miteinander<br />

verbunden sind und wie das Erinnern die Gegenwart herausfordert. Eine<br />

Liebesgeschichte, die einen im Innersten berührt.<br />

Raymond Radiguet:<br />

Den Teufel im Leib<br />

Roman, 160 Seiten, Hoffmann und Campe<br />

In einer Neuübersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel<br />

erschien dieser Klassiker, den Radiguet zwischen 1919 und<br />

1921 schrieb. Damals löste der Roman einen Skandal aus,<br />

ging es doch um eine leidenschaftliche Liebe zwischen<br />

einem 15-jährigen frühreifen Schüler und einer drei Jahre<br />

älteren Soldatenbraut, die ihren Mann bedenkenlos betrog.<br />

Doch obwohl das Werk als geschmacklos galt, wurde das<br />

Buch ein großer Erfolg und sogar mehrfach verfilmt. Die<br />

neue Übersetzung ist weniger angestaubt als die aus den<br />

Jahren 1925, 1954 und 1974.<br />

Mein bester Freund<br />

Frankreich 2006, 90 min • Originaltitel: Mon meilleur ami • Ein Film von<br />

Patrice Leconte mit Daniel Auteuil, Dany Boon, Julie Gayet, Julie Durand,<br />

Jacques Mathou, Marie Pillet, Elisabeth Bourgine, Henri Garcin, Jacques<br />

Spiesser • Kinostart: 6. <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>, im Verleih von Alamode Film<br />

Der versierte Antiquitätenhändler François lebt nur für seine Arbeit, als ihn<br />

seine Kollegin Catherine damit konfrontiert, keine Freunde zu haben. Er<br />

reagiert entrüstet und nimmt ihre Wette an, ihr innerhalb von zehn Tagen<br />

seinen besten Freund vorzustellen. François macht sich auf die Suche und muss bald feststellen, dass<br />

sich tatsächlich niemand zu ihm bekennen will. Als er sich zusammen mit dem Taxifahrer Bruno auf die<br />

Jagd macht, bemerkt er nicht einmal, dass ihn die ganze Zeit ein wahrer Freund begleitet. Der Film<br />

von Patrice Leconte begeistert mit einer fein beobachteten Geschichte über Identitätssuche und<br />

späte Lebenserkenntnisse.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 87


Art de vivre Wein<br />

AOC Touraine<br />

Der Siegeszug des Sauvignon<br />

63 kontrollierte Appellationen existieren im Loire-Tal,<br />

Frankreichs drittgrößtem Weinanbaugebiet. Rund die<br />

Hälfte der Produktion geht dabei auf das Konto der<br />

Weißweine, die einen zunehmenden Erfolg auf dem<br />

Weltmarkt verzeichnen. Unter den Weißweinen der<br />

« AOC Toraine » gibt es jedoch ganz besonders eine<br />

Rebsorte, die in letzter Zeit außergewöhnliche Zuwachsraten<br />

für sich verbuchen konnte: der Sauvignon.<br />

Die Verkaufszahlen lassen<br />

es bereits erahnen,<br />

aber auch im Praxistest<br />

ist es leicht zu überprüfen: Es<br />

wird immer einfacher, einen<br />

Weißwein aus der Touraine, insbesondere<br />

einen Sauvignon, in<br />

den Regalen großer Supermärkte<br />

und kompetenter Weinläden<br />

außerhalb der Grenzen Frank-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


eichs zu finden. Zwar sind die<br />

Weine aus dieser Region im<br />

Herzen des Landes noch nicht<br />

so berühmt wie Bordeaux-<br />

Weine, doch die Verkaufssteigerungen<br />

im Export sind beeindruckend.<br />

Eine Entwicklung,<br />

die man nur begrüßen kann: Die<br />

Weine aus dem Loire-Tal sind<br />

originell, verfügen größtenteils<br />

über eine sehr gute Qualität und<br />

fallen nicht negativ durch überzogene<br />

Preisvorstellungen auf.<br />

Man könnte nun glauben,<br />

dass dieser Erfolg einer großen<br />

Marketingkampagne zu verdanken<br />

ist, durch die es manche<br />

Weine erst geschafft haben, sich<br />

im großen Stil auf dem Weltmarkt<br />

zu etablieren. Aber nein,<br />

hinter den Weißweinen der Touraine<br />

steht kein massives Marketingbudget.<br />

Ganz im Gegenteil, der Eroberungsfeldzug<br />

durch die Verkaufsregale erfolgte<br />

vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

Die Weine aus dem Loire-Tal<br />

fielen durch ihre besonderen Charaktere<br />

auf, die den heutigen Weingeschmack zu<br />

treffen scheinen.<br />

Doch der größte Anteil an diesem<br />

Erfolg gebührt insbesondere dem Sauvignon.<br />

Nach und nach baute sich dieser<br />

Wein von der Loire seine Reputation<br />

auf. Ein glücklicher Umstand war dabei<br />

sicherlich, dass gerade die Weine,<br />

die französische Winzer meist etwas<br />

abschätzig als ungeliebte Konkurrenten<br />

betrachten, also die Weine aus den Ländern<br />

der sogenannten neuen Welt, die<br />

« Marke » Sauvignon so sehr in Mode<br />

brachten.<br />

Geografisch betrachtet erstreckt<br />

sich das Anbaugebiet der AOC Touraine<br />

auf einer Fläche von 5.500 Hektar<br />

im Südosten der Stadt Tours in unmittelbarer<br />

Nähe zur Loire und deren<br />

Zuflüssen. Es ist auch diesem Strom<br />

zu verdanken, dass sich die Weine der<br />

Region schon früh « exportieren » ließen,<br />

da der Wasserweg den Transport<br />

erleichterte. Der Weinanbau der Loire<br />

steht aber vor allem in einem engen<br />

Zusammenhang mit der Geschichte<br />

des Landes. Da die Region zu einer<br />

bevorzugten Gegend für Frankreichs<br />

Könige, Adlige und andere wichtige<br />

Persönlichkeiten wurde, wovon bis<br />

heute die herrlichen Schlösser und<br />

Parks zeugen, bestand der Bedarf, in<br />

der Nähe hochwertige Weine anzubauen,<br />

zudem die Böden und das Klima<br />

beste Voraussetzungen dafür lieferten.<br />

Nennenswert ist bei dem Weinanbaugebiet<br />

an der Loire auch, dass maritime<br />

klimatische Einflüsse in Richtung<br />

Westen immer bedeutender werden.<br />

Dies führt dazu, dass man in Richtung<br />

Osten eher Rebsorten anbaut, die früh<br />

reif werden. In Richtung Westen dagegen<br />

welche, die erst später die Weinlese<br />

erlauben. Dieser Umstand begünstigt die<br />

große Vielfalt der Loire-Weine.<br />

Der Sauvignon ist eine recht fragile<br />

Rebsorte, die sehr sensibel auf das Klima<br />

und die Bodenbeschaffenheit reagiert.<br />

Sie existiert in Frankreich schon<br />

sehr lange und wurde wahrscheinlich<br />

im Mittelalter in die Touraine gebracht.<br />

Einer der größten Fans dieser<br />

Rebsorte in der Geschichte war übrigens<br />

François I. Er mochte diesen frischen,<br />

trockenen und charaktervollen<br />

Wein besonders.<br />

Der intensive Geschmack gehört bis<br />

heute zu den Markenzeichen des Sauvignon.<br />

Auch eine gewisse Fruchtigkeit<br />

des Weins wird von seinen Liebhabern<br />

geschätzt. Beides macht es Kennern<br />

leicht, diese Rebsorte bei einem Weintest<br />

herauszuschmecken. Gerne reicht man<br />

eine Flasche Sauvignon zu einer Meeresfrüchteplatte,<br />

aber auch zu Fleisch und<br />

Käse passt der Wein gut. Er sollte eher<br />

frisch, bei einer Trinktemperatur von<br />

acht bis zehn Grad, konsumiert und<br />

nicht zu lange gelagert werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 89


Art de vivre Gastronomie<br />

Preiswert<br />

essen in Paris<br />

Einfach, aber gut<br />

Diese Lokale glänzen nicht mit einem aufwendigen<br />

Interieur. Man kommt hierher, um schnell<br />

und gut zu essen. Im Angebot sind beliebte traditionelle<br />

Gerichte, aber auch regionale Spezialitäten.<br />

Der Kundenstamm setzt sich vorwiegend aus Arbeitern<br />

und jungen Leuten zusammen, vereinzelt<br />

finden aber auch Touristen den Weg hierher.<br />

Paris hat den Ruf, ein teures Pflaster zu sein, insbesondere<br />

wenn es um Restaurants geht. Dabei gibt es<br />

auch in der französischen Hauptstadt die Möglichkeit,<br />

lecker und preiswert zu speisen. Echte Pariser kennen<br />

meist eine Reihe von Lokalen, die gutes Essen zu moderaten<br />

Preisen anbieten.<br />

Bekocht von zukünftigen<br />

Küchenchefs<br />

Viele Hotelschulen haben ein für die Öffentlichkeit zugängliches Restaurant.<br />

Normalerweise ist nur eine vorherige Reservierung notwendig, um<br />

die Kochkünste zukünftiger Küchenchefs zu genießen. Das Ambiente ist<br />

meist herzlich, so dass auch kleine Missgeschicke schnell vergessen sind.<br />

Die Preise sind zwar nicht mehr ganz niedrig, die Gerichte dafür aber<br />

sehr hochwertig. Die meisten der Einrichtungen haben nur unter der Woche<br />

geöffnet, da sich die Schüler am Wochenende erholen.<br />

Ecole supérieure de cuisine française<br />

Grégoire-Ferrandi<br />

Hier fühlt man sich wie in einem renommierten Restaurant.<br />

Der Service ist tadellos und die Speisen vom höchsten<br />

Niveau.<br />

28 rue de l’Abbé-Grégoire (6. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 49 54 17 31<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr <strong>12</strong>.30 – 14.30 Uhr, abends auf<br />

Anfrage<br />

Komplette Mahlzeit ca. 20 – 40 €<br />

Ecole de Paris des métiers de ta table,<br />

du toursime et de l’hôtellerie (EPMTTH)<br />

17 rue Jacques-Ibert (17. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 44 09 <strong>12</strong> 16<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr <strong>12</strong>.30 – 14.45 Uhr<br />

Ecole hôtelière Jean-Drouant<br />

In diesem Hotelschulenrestaurant im 17. Arrondissement mit<br />

dem leichten Charme einer Kantine geht es recht familiär<br />

zu.<br />

20 rue Médéric (17. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 56 21 01 02<br />

Öffnungszeiten: Di – Fr <strong>12</strong>.00 Uhr & 19.30 Uhr (Themendiner)<br />

Komplette Mahlzeit ca. 10 – 15 €<br />

La Table d’Albert<br />

3 rue Pierre-Leroux (7. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 43 06 33 09<br />

Öffnungszeiten: Mo – Do <strong>12</strong>.30 Uhr & Di – Do 19.30 Uhr<br />

Komplette Mahlzeit 15 – 22 € (mittags), 20 – 28 € (abends)<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Foyer de la place<br />

de la Madeleine<br />

Die Lage ist ungewöhnlich, befindet sich<br />

das kantinenartige Restaurant doch im<br />

großräumigen Untergeschoss der Kirche<br />

Madeleine. Um hierher kommen zu<br />

dürfen, muss man einen Jahresbeitrag<br />

von zwei Euro bezahlen.<br />

Place de la Madeleine<br />

(8. Arrondissement)<br />

Eingang an der rechten Seite der Kirche<br />

Telefon: +33 (0)1 47 42 39 84<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr <strong>12</strong>.30 – 13.15 Uhr<br />

Komplette Mahlzeit ca. 8,00 €<br />

Cantine des compagnons<br />

du devoir du tour de France<br />

In diese Gaststätte mit kompliziertem<br />

Namen kommen meist junge Arbeiter<br />

in der Ausbildung, die hier jeden Mittag<br />

speisen.<br />

1, place Saint-Gervais<br />

(4. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 48 87 38 69<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr mittags<br />

Einheitsmenü für 10,80 €<br />

Chez Chartier<br />

Legendäres Lokal im Faubourg Montmartre.<br />

Die Zeit scheint hier am Ende<br />

des 19. Jahrhunderts stehen geblieben<br />

zu sein. Die Speisen sind einfach und<br />

unverändert vom damaligen Zeitgeist<br />

inspiriert.<br />

7, rue du Faubourg-Montmartre<br />

(9. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 47 70 86 29<br />

Öffnungszeiten: Täglich 11.30 – 15.00 Uhr<br />

& 18.00 – 22.00 Uhr<br />

Komplette Mahlzeit ca. 15,00 €<br />

La Rôtisserie<br />

Hier serviert man einen Eintopf, Lammcurry<br />

oder Couscous. Allerdings geht es<br />

beengt zu, denn das Restaurant hat nur<br />

zehn Plätze.<br />

5, rue Sainte-Marthe<br />

(10. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 40 03 08 30<br />

Öffnungszeiten: Täglich außer<br />

Samstag- und Sonntagmittag<br />

Komplette Mahlzeit ca. 10,00 €<br />

Das Gericht als Bonus<br />

Es gibt einige Lokale in Paris, da braucht man an einigen Tagen nur ein<br />

Getränk zu bestellen und erhält als Bonus ein einfaches Gericht dazu, oft<br />

ein Couscous oder einen Teller Muscheln mit Pommes frites. Die Atmosphäre<br />

ist meist locker und entspannt.<br />

Le Tribal Café<br />

Es ist eine der beliebtesten Kneipen dieser Art. An einigen<br />

Tagen muss man den Ellenbogen einziehen, so voll ist es<br />

hier.<br />

3, cour des Petites-Écuries (10. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 47 70 57 08<br />

Einen kostenlosen Teller mit Muscheln und Pommes frites<br />

am Mittwoch- und Donnerstagabend, ein kostenloses<br />

Couscous am Freitag- und Samstagabend.<br />

Les Trois Frères<br />

14, rue Léon (10. Arrondissement)<br />

Telefon: +33 (0)1 42 64 91 73<br />

Kostenloses Couscous am Donnerstagabend,<br />

kostenlose orientalische Suppe am Sonntagabend.<br />

Le Taïs<br />

<strong>12</strong>9 boulevard de Ménilmontant<br />

(11. Arrondissment)<br />

Telefon: +33 (0)1 43 55 67 90<br />

Kostenloses Couscous am Freitag- und Samstagabend.<br />

Le Grenier<br />

152 rue Oberkampf<br />

(11. Arrondissment)<br />

Telefon: +33 (0)1 48 05 13 52<br />

Kostenloses Couscous am Samstagabend.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 91


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Das<br />

Nationalgericht der Bretonen ist schnell zubereitet<br />

und schmeckt Groß und Klein. Crêpes passen zu jeder<br />

Jahres- und Tageszeit. Sie können als leckeres Frühstück<br />

an einem Sonntagmorgen, als süße Kleinigkeit am<br />

Nachmittag oder als Dessert eines aufwendigen Mittagsoder<br />

Abendmenüs gereicht werden. Bon appetit!<br />

»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre<br />

Fragen: chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 6 Personen<br />

Vorbereitungszeit: 10 Minuten<br />

Ruhezeit des Teigs: 2 Stunden<br />

Zubereitungszeit:<br />

2 – 3 Minuten pro Crêpe<br />

Crêpe Bretonne<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


Zutaten<br />

250 g Mehl<br />

500 ml Vollmilch<br />

70 g geschmolzene Butter<br />

4 Eier<br />

2 EL Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

Zubereitung<br />

• Alle Zutaten in eine Schüssel geben und unter<br />

langsamer Zugabe der Milch mit einem Handmixer<br />

verrühren, bis der Teig geschmeidig und glatt wird.<br />

Anschließend den Teig zwei Stunden lang ruhen lassen.<br />

• Crêpe-Pfanne (falls nicht vorhanden, möglichst Pfanne<br />

mit niedrigem Rand, um das Umdrehen zu erleichtern)<br />

erhitzen und ein wenig Butter darin schmelzen lassen.<br />

• Sobald die Pfanne heiß genug ist, kann der erste Crêpe<br />

gebacken werden. Hierzu eine Kelle Teig (nicht zuviel,<br />

da ein Crêpe möglichst dünn sein sollte) in die Pfanne<br />

schütten und durch Bewegen derselben den Teig gleichmäßig<br />

verteilen. Nach einiger Zeit den Crêpe umdrehen.<br />

Wenn der Teig goldbraun gebraten ist, den Crêpe auf<br />

einen Teller geben.<br />

• Diesen Vorgang so oft wiederholen, bis der Teig<br />

ganz aufgebraucht ist. Dabei von Zeit zu Zeit erneut<br />

etwas Butter schmelzen lassen, sobald die Pfanne zu<br />

trocken wird.<br />

Tipp<br />

• Der erste Crêpe wird selten perfekt, da man erst die<br />

benötigte Teigmenge und die richtige Hitze der<br />

Pfanne testen muss.<br />

• Crêpes können zwei bis drei Tage im Kühlschrank<br />

aufbewahrt werden. Sie lassen sich gut mit ein wenig<br />

Butter in Aluminiumfolie im Backofen<br />

(ca. 5 Minuten) erhitzen.<br />

Serviervorschlag<br />

• Crêpes können mit diversen Zutaten genossen werden,<br />

insbesondere mit Zucker, Nutella oder Marmelade.<br />

• Crêpes können auch flambiert werden. Hierzu einen<br />

Likör der eigenen Wahl über den gebackenen Crêpe in<br />

der Pfanne geben, heiß werden lassen und flambieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong> · 93


Leserbriefe<br />

Ich lese Ihre Zeitschrift seit der ersten<br />

Ausgabe, und ich bin jedes Mal über<br />

die Vielfalt Ihrer Artikel erfreut. Ihre<br />

Berichte über die Provence in der letzten<br />

Ausgabe nahm ich heuer zum Anlass,<br />

meinen jährlichen Urlaub in Frankreich<br />

teilweise deswegen in dieser Region zu<br />

verbringen. Ich habe es nicht bereut,<br />

aufgrund Ihrer Anregungen vieles zu<br />

besichtigen und war auch größtenteils<br />

begeistert von der Vielfalt dieser Landschaft.<br />

Machen Sie weiter so, damit ich<br />

für die nächsten Jahre in Frankreich<br />

immer wieder etwas Neues entdecken<br />

kann. Nach meinem Aufenthalt in der<br />

Provence ging es dann zum Entspannen<br />

an den Atlantik ins Baskenland, was<br />

mein persönlicher Geheimtipp ist. Sollten<br />

Sie irgendwann einmal über diese<br />

Region berichten, bin ich schon gespannt<br />

auf welche Sehenswürdigkeiten Sie Ihre<br />

Leser hinweisen werden. Mit den besten<br />

Wünschen für Ihre Zeitschrift.<br />

Karl Springer, Ansbach<br />

Als Frankreichkenner und -liebhaber<br />

haben wir Ihre Zeitschrift von Anfang<br />

an abonniert, was wir bis heute keinen<br />

Moment lang bereut haben. In jeder Ausgabe<br />

finden wir wieder aufs Neue mehrere<br />

Beiträge, die uns sehr interessieren.<br />

So in der neuesten Ausgabe der Artikel<br />

über unsere Partnerstadt Saint-Nazaire,<br />

die wir aufgrund mehrerer Besuche und<br />

Schüleraustausche gut kennen. Schade<br />

nur, dass in dem Beitrag die seit 1969 bestehende<br />

Städtepartnerschaft zwischen<br />

Saint-Nazaire und Saarlouis mit keinem<br />

Wort erwähnt wird, ist sie doch eine der<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@<br />

frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

ältesten und, sowohl in Paris als auch in<br />

Berlin anerkanntermaßen, am besten<br />

funktionierenden deutsch-französischen<br />

jumelages!<br />

Elisabeth und Hubert<br />

Braunshausen, Saarlouis<br />

In Ihrer Juli/August-Ausgabe bringen<br />

Sie einen Bericht über die Dreharbeiten<br />

zu « Jean de Florette » und<br />

« Manon des Sources ». Wir würden<br />

diese Filme gerne in deutscher Synchronfassung<br />

auf DVD kaufen. Können<br />

Sie uns Bezugsquellen nennen?<br />

Christa Kluth, per E-Mail<br />

Redaktion: Sie können die DVD der beiden<br />

Filme beispielsweise über die bekannten<br />

Buch-Onlineshops erwerben.<br />

Kürzlich habe ich Ihr schönes<br />

Frankreich-Magazin entdeckt und<br />

sofort gekauft. Ihr Magazin ist sehr<br />

schön mit vielen interessanten Beiträgen.<br />

Ich habe heute deshalb sofort<br />

weitere Ausgaben nachbestellt.<br />

Dorothea Fekri, Gransee<br />

Herzlichen Glückwunsch zu der<br />

wundervollen Ausgabe über die französischen<br />

Alpen. Es war ein wahres<br />

Lesevergnügen, Ihre Artikel zu verschlingen.<br />

Hoffentlich hilft es, damit<br />

diese wunderschöne Ecke Frankreichs<br />

endlich mehr Aufmerksamkeit in<br />

Deutschland bekommt. Es gibt dort<br />

viel mehr zu entdecken, als die meisten<br />

glauben.<br />

Michael Stuber, München<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links<br />

nach rechts, oben nach unten): Titel: Globus Medien •<br />

S.5: Ajc Presse • S.6: Globus Medien; Ajc Presse • S.7:<br />

Ministère Français des Affaires Etrangères, F. de La Mure;<br />

Ajc presse; Fondation Le Corbusier/Bildkunst, <strong>2007</strong> • S.8-<br />

9: Comité Régional du Tourisme de Bretagne, D.Ademas<br />

/ E.Pain; Photothèque ville de Saint-Nazaire; Musée Tomi<br />

Ungerer; Paris Tourist Office, Marc Bertrand • S.10: Ajc<br />

Presse; DR • S.<strong>12</strong>-24: Globus Medien • S.14: Fotolia, Anne<br />

Geoffroy • S.24: Château de Fontainebleau • S.24-26:<br />

Globus Medien • S.26: Globus Medien; Cg92, Didier Raux<br />

• S.27-30: Globus Medien • S.31: Service photographique<br />

de la Présidence de la République Française, D.S.; Globus<br />

Medien • S.31-40: Globus Medien • S.41: Globus Medien;<br />

R&B presse • S.42-43: Globus Medien • S.46-47: Chantal<br />

Cobac für Ajc Presse • S.48-50: Ajc Presse • S.52: Sipa,<br />

Haley • S.55: Ajc Presse • S.58-65: Ajc presse • S.66-69:<br />

Globus Medien • S.70-73: Ajc Presse • S.74: Ajc Presse;<br />

Office du Tourisme de Plombières • S.75-77: Ajc Presse •<br />

S.78: Arte, DR • S.80-83: Fondation le Corbusier/Bildkunst,<br />

<strong>2007</strong> • S.84-87: DR • S.88-89: Interloire, M.A. • S.90-91:<br />

Paris Tourist Office, David Lefranc • S.92: Maceo, Fotolia •<br />

S.93: Ajc Presse • S.98: Ajc Presse; Office du Tourisme Val<br />

Thorens; Ajc presse; Sipa Asa-Pictures, Volot.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 43091648<br />

Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

info@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Einzelheftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice<br />

Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366<br />

Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Walter Bianchi, Chantal Cobac,<br />

Dominique Cache, Alain Denvers PAD Communication,<br />

Kristina von Domarus, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr.<br />

Jan Grasshoff, Olivier Huonnic, Nolwen Lequerre, Dr.<br />

Petra Morich, Barbara Paliatsaras, Gérard Rival, Serge<br />

Robin, Raymond Schubert, Ester Segura<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

corps. Corporate Publishing Services GmbH<br />

Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

Anzeigenleitung: Ralf Zawatzky<br />

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Telefon: +49 (0)211 887-3178<br />

ebru.aksan@corps-verlag.de<br />

Auftragsmanagement: Nadine König<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3177<br />

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Ajc Presse · 65, avenue du Prado · 13006 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />

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Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und<br />

mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewährleistung für<br />

die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen<br />

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unverlangte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die<br />

Kürzung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />

Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und grafische<br />

Darstellungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf fotomechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Datenträgern<br />

bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist<br />

im gut sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland,<br />

Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per<br />

Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 E (D), 5,50 E (A), 9,60<br />

CHF (CH), 5,90 E (F/L/B/NL), 6,50 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 E (D), 29,70 E<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2007</strong> Globus Medien GmbH, Hamburg<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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Übersicht der Reisethemen,<br />

7<br />

1 Paris und Umgebung<br />

• Hotel - Hôtel des Académies<br />

et des Arts, Paris <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Paris La Défense - Paris‘<br />

futuristisches Gesicht <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Paris 14e - Stadtspaziergang durch<br />

das 14. Arrondissement <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Paris-CDG- Hinter den Kulissen des<br />

Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Paris Rive Gauche - Zukünftiges <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Opéra National de Paris - Eine Bühne für<br />

das Publikum <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins:<br />

vom «Paradies der Damen» zum<br />

Konsumtempel <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Interview - 1000 und ein Weihnachten <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Avenue Montaigne - Nächtlicher Bummel<br />

über die Pariser Luxusmeile <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Palais-Royal - Die Renaissance des<br />

Shoppings <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Shoppingtour- Auf Einkaufstour durch<br />

Paris mit einem der legendärsten Autos<br />

Frankreichs, der Ente <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im<br />

Louvre <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Pariser Museen - Andere Orte <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Mac/Val - Zeitgenössischer Kunsttempel in<br />

einem Vorort von Paris <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Hotel - Kube Rooms and Bars Paris <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Stadtteile - Spaziergang durch eine<br />

sinnliche Metropole <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Märkte - Jedem seinen Markt <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Interview - Anne Hidalgo <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Die Gewächshäuser von Auteuil <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Bistros <strong>Nr</strong>. 1<br />

8<br />

6<br />

5<br />

• Gastronomie - Chez Antoine <strong>Nr</strong>. 1<br />

9<br />

2 Nordfrankreich<br />

• La Piscine - Ein Schwimmbecken als<br />

Eintrittskarte in die Welt der Kunst <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Auf Lille 2004 folgt lille3000, die<br />

Verwandlung geht weiter <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille <strong>Nr</strong>. 5<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

<strong>12</strong><br />

• Lille - Frankreichs flämische Metropole <strong>Nr</strong>. 2<br />

3 Elsass / Lothringen /<br />

Champagne<br />

• Straßburg - Stadterneuerung als<br />

politisches Leitmotiv <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Wein - Jean-Paul Schmitt,<br />

ein Winzer mit Charakter und<br />

charaktervollen Weinen <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Genuss - Madeleines, die süße<br />

Verführung aus Commercy <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Metz - Im Osten etwas Neues <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Hotel - Le Domaine du<br />

Lac, Guebwiller <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser<br />

auf Glaspaläste treffen <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Bugatti in Molsheim - Die<br />

Wiederentdeckung einer<br />

automobilen Legende <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer<br />

Silbermine aus dem 16. Jahrhundert <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Colmar - Der Zauber der Nacht <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Dorfleben - Eine Reise zu den fünf<br />

schönsten Dörfern des Elsass <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Golf im Elsass - Geheimtipp<br />

unter Golfern <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Dominikanerkloster<br />

Guebwiller - Wo Musik<br />

Grenzen überwindet <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Mulhouse - Europäische Hauptstadt<br />

der Technikmuseen <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Elsässische Weinstraße - Eine<br />

Weingegend zeigt sich volksnah <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Burgen - Auf den Spuren<br />

des Mittelalters <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Skifahren in den Vogesen -<br />

Mittelgebirge hinter der Grenze <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Wein - Champagner, Lebensgenuss pur <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Stockweiher <strong>Nr</strong>. 3<br />

4 Burgund / Jura<br />

• Saline Royale - Salz des Lebens: die<br />

königliche Saline von Arc-et-Senans <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Skifahren im Jura - Landstrich<br />

der Geruhsamkeit <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Burgund - Mit dem Hausboot auf dem<br />

Canal du Nivernais <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Jura - Hundeschlittenfahren im hohen<br />

Norden... des Jura <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund <strong>Nr</strong>. 1<br />

5 Loire-Tal<br />

• Wein - Vouvray <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Wein - Domaine de Beauséjour <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Die etwas anderen Schlösser <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Als Schlossherr im Jahr 2006... <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Höhlenwohnungen - Moderne<br />

Troglodyten am Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Gärten & Parks <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang<br />

der Loire <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Wein - Jasnières du Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Gastronomie - Chez Miton <strong>Nr</strong>. 3<br />

6 Normandie<br />

• Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre<br />

Rettung des Klosterbergs <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom<br />

Feinsten <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Le Havre - Frankreichs neuestes<br />

Weltkulturerbe <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Camembert-Herstellung <strong>Nr</strong>. 3<br />

7 Bretagne<br />

• Belle-Ile-en-Mer - Raues<br />

Eiland im Atlantik <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Le Pays des Abers - Die Bretagne<br />

im Kleinformat mit Fjorden wie<br />

im hohen Norden <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Rennes - Geschichtsträchtig<br />

und weltoffen <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Nantes-Brest-Kanal - Und aus der<br />

Mitte entspringt ein Kanal <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Bretonische Lebensart - Mehr<br />

als nur Klischees? <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Genuss - Lichouseries, zuckersüße<br />

Köstlichkeiten aus der Bretagne <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Hotel - Grand Hôtel Barrière,<br />

Dinard <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Bretagne - Thalassotherapie: die<br />

heilsamen Kräfte des Meeres <strong>Nr</strong>. 2<br />

8 Atlantikküste<br />

• Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Ein Traumwochenende im Bordelais <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Cordouan - Das kleine Versailles im<br />

Atlantik <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu<br />

- das Leben vor der Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• LaLeyre - « Wenn du die Region wirklich<br />

kennenlernen möchtest, interessiere dich<br />

für die Leyre...» <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Nantes - Eine Stadt organisiert<br />

ihre kulturelle Metamorphose <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hossegor - Wo Architektur den<br />

legendären Ruf eines Seebades<br />

begründet <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der<br />

Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hotel - Les Sources de Caudalie,<br />

Bordelais <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Aquarium von La Rochelle <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Wein - Bordelais: Les Vignobles<br />

Peyvergès <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Bordeaux - Das Erwachen einer<br />

schlafenden Schönheit <strong>Nr</strong>. 1


nach Regionen geordnet:<br />

9 Zentralfrankreich /<br />

Pyrenäen<br />

• Erinnerungskultur - Versuch einer<br />

Zustandsbeschreibung am Beispiel<br />

von Oradour-sur-Glane <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Genuss - Roquefort, le roi<br />

des fromages <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Skifahren im Zentralmassiv - Land<br />

der erloschenen Vulkane <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette<br />

zwischen zwei Meeren <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Land der Katharer - Von Foix nach<br />

Carcassonne <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Viadukt von Millau - Die Brücke über den<br />

Wolken <strong>Nr</strong>. 1<br />

10 Alpen / Rhone-Tal<br />

• Route des Grandes Alpes -<br />

Höhenrausch und Fernsicht <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole<br />

auf Schönheitskur <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre<br />

Kurbäder der Belle Epoque <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Yvoire - Mittelalterliches Flair<br />

am Genfer See <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und<br />

Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Hotel - Hameau Albert 1er,<br />

Chamonix <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Wein - Die Wahrheit über den<br />

Beaujolais Nouveau <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Skifahren in den Nordalpen<br />

- Gebirge der Superlative <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Skifahren in den Südalpen - Dem<br />

Mittelmeer so nah <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des<br />

Lichts <strong>Nr</strong>. 3<br />

11 Mittelmeerküste /<br />

Provence<br />

• Nizza - Kunst erobert die Stadt <strong>Nr</strong>. 11<br />

• Die Provence wie im Film - Auf<br />

den Spuren von «Jean Florette»<br />

und «Manons Rache» <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und<br />

Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Luberon - Eine Reise zu den<br />

Farben der Provence <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Massif de la Sainte-Baume - Auf<br />

dem Dach der Provence <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Camargue - Land zwischen Fluss und<br />

Meer <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Hotel - HI, Nizza <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Cevennen - Das Rätsel der<br />

Höhle von Trabuc <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule<br />

der Welt <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Musée du Désert - Auf den Spuren des<br />

eigenen Namens <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu<br />

mögen <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jahre<br />

alten Bambusgartens <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard<br />

beim Aalfang... <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Saint-Tropez <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln<br />

thronen <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Confiserie - Wo Blüten zu süßen<br />

Köstlichkeiten werden <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Gastronomie - Calissons <strong>Nr</strong>. 2<br />

<strong>12</strong> Korsika<br />

• Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Wenn Landstraßen zu Traumstraßen<br />

werden <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Gorges de la Restonica, Korsikas alpine<br />

Seite <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Mit der Eisenbahn durch Korsikas<br />

Bergwelt <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Restaurant - A Pineta <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio <strong>Nr</strong>. 1<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13 - Januar / Februar 2008 erscheint am 19. <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2007</strong>


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