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Nr. 14 - März / April 2008

Nordkfrankreich: Côte d'Opale, Centre historique Minier, Amiens, Baie de Somme Loire-Tal: die Poesie der Natur Annecy: zwischen Urbanität und Alpenromantik Biarritz: vom Fischerdorf zum legendären Seebad Rezept: la poule au pot

Nordkfrankreich: Côte d'Opale, Centre historique Minier, Amiens, Baie de Somme
Loire-Tal: die Poesie der Natur
Annecy: zwischen Urbanität und Alpenromantik
Biarritz: vom Fischerdorf zum legendären Seebad
Rezept: la poule au pot

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>14</strong> · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong><br />

Nordfrankreich<br />

Terra incognita im Herzen Europas<br />

Paris<br />

Neue Hochhäuser für die Hauptstadt<br />

Biarritz<br />

Vom Fischerdorf zum eleganten Seebad<br />

Annecy<br />

Zwischen Alpenromantik und Urbanität<br />

Heinrich IV.<br />

Der Lieblingskönig der Franzosen<br />

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Nord - Frankreich<br />

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DAS PROJEKT WURDE<br />

VON DER EUROPÄISCHEN<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

der französische Staatspräsident machte in den letzten<br />

Wochen vor allem mit seinem Privatleben Schlagzeilen.<br />

Die Frage, wann er seine neue Freundin Carla Bruni heiratet<br />

und ob sie vielleicht sogar schwanger ist, dominierte<br />

die Presse mehr als die politischen Angelegenheiten des<br />

Landes. Mit den im <strong>März</strong> anstehenden Kommunalwahlen<br />

rückt nun aber die Politik wieder in den<br />

Vordergrund. Zwar hat dieses Mal das Votum des<br />

Volkes keinerlei direkte Auswirkung auf die nationale<br />

Politik, dennoch sind die Wahlen ein wichtiges<br />

Stimmungsbarometer. Deshalb wird auch Nicolas<br />

Sarkozy die Ergebnisse sicherlich genau studieren.<br />

Währenddessen sucht die Opposition in<br />

Frankreich unverändert nach einem Ausweg<br />

aus der Krise, ohne diesen wirklich zu finden.<br />

Eines der wenigen Gesichter der Sozialisten,<br />

das die Wirren des Wahldebakels<br />

der größten Oppositionspartei im letzten<br />

Jahr unbeschadet überstand und<br />

heute zu den Sympathieträgern der<br />

Parti Socialiste zählt, ist Bertrand<br />

Delanoë, der amtierende Bürgermeister von<br />

Paris. Er muss sich bei den Kommunalwahlen<br />

im <strong>März</strong> dem Votum der Pariser<br />

stellen. Vor dem Urnengang präsentierte der<br />

Bürgermeister noch schnell spektakuläre Hochhausprojekte<br />

für die Hauptstadt. Nach eigenem<br />

Bekunden soll es sich dabei lediglich um Denkanstöße<br />

handeln. Einzelheiten zu diesen Plänen<br />

finden Sie in unserer Rubrik Frankreich heute.<br />

Ganz unpolitisch geht es wie jedes<br />

Mal in unserem Reiseteil zu. Wir möchten<br />

Ihnen in dieser Ausgabe eine Gegend vorstellen, die<br />

viele Touristen meist nur von der Durchreise her kennen:<br />

den äußersten Norden des Landes. Dabei gibt es gerade in<br />

der Picardie und der Region Nord-Pas de Calais manchen<br />

Geheimtipp zu entdecken. Aufblühende Städte, sympathische<br />

Seebäder, lange Strände und malerische Steilküsten<br />

sowie ein vielfältiges kulturelles Angebot und architektonisches<br />

Erbe lohnen bei der nächsten Reise mit Sicherheit<br />

einen längeren Zwischenstopp. Gerade im ehemaligen<br />

Kohlerevier an der Grenze zu Belgien fand in den<br />

letzten Jahren ein bemerkenswerter Strukturwandel<br />

statt, der sich heute auch positiv auf die Gästezahlen<br />

auswirkt. Schließlich befindet man sich<br />

im Norden Frankreichs mitten im Herzen<br />

von Europa: London, Brüssel, Amsterdam<br />

oder Köln liegen quasi vor der Haustür.<br />

Für alle Romantiker empfehlen wir<br />

einen Abstecher in die Alpen nach<br />

Annecy. Die Hauptstadt des Departements<br />

Haute-Savoie vereint alpine Idylle mit städtischem<br />

Flair. Wer es gerne etwas mondäner mag, ist gut<br />

in Biarritz, einem der legendärsten Seebäder der Belle<br />

Epoque, aufgehoben. Oder wie wäre es mit der Ruhe<br />

und Beschaulichkeit des Loir-Tals nördlich der<br />

Loire? Abseits ausgetretener Touristenpfade findet<br />

man dort noch ein Stück unverfälschtes ländliches<br />

Frankreich, das keine sensationellen Höhepunkte<br />

verspricht, sondern die Poesie der Natur sprechen<br />

lässt, wie einer unserer Fotografen feststellte.<br />

Sie sehen bereits, es warten wieder 100 spannende<br />

Seiten über Frankreich auf Sie. Wie immer<br />

wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.<br />

Titelblatt: Côte d’Opale<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 3


Inhalt<br />

Nordfrankreich – Terra incognita im Herzen Europas · 10<br />

Ob Le Touquet-Paris-Plage, das gerne in einem Atemzug mit anderen legendären Seebädern wie Deauville genannt<br />

wird, ob die Steilküste zwischen dem Cap Blanc-Nez und dem Cap Gris-Nez, die sich nicht hinter den bekannteren<br />

Felsen bei Etretat in der Normandie verstecken muss, ob dynamische Großstädte, quirlige Häfen oder Zeugnisse<br />

der neueren Geschichte wie das Bergbaumuseum in Lewarde, der Norden Frankreichs hat viel zu bieten.<br />

Annecy · 64<br />

Mögen Sie Städte wie Luzern<br />

oder Zürich? Dann werden<br />

Sie Annecy lieben. Romantisch<br />

am See gelegen und<br />

umgeben von Bergen ist<br />

Annecy eine Bilderbuchstadt<br />

in den Alpen.<br />

Biarritz · 70<br />

Angefangen hat alles als<br />

Fischerdorf, dann kamen<br />

Staatsoberhäupter und<br />

Adelige, später die Surfer.<br />

Der Glanz vergangener<br />

Zeiten wirkt in Biarritz bis<br />

heute nach.<br />

Loir-Tal · 60<br />

Nicht zu verwechseln mit dem Loire-Tal, lockt<br />

das Loir-Tal etwas weiter nördlich mit lieblicher<br />

Natur und viel Ruhe.<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Fokus<br />

10 Nordfrankreich –<br />

Terra incognita im Herzen Europas<br />

<strong>14</strong> Côte d’Opale Immer am Ärmelkanal entlang<br />

22 Centre Historique Minier Die Geschichte<br />

des Bergbaus erleben<br />

28 Amiens Kleine Kapitale der Picardie<br />

34 Baie de Somme Paradies für Menschen und Vögel<br />

42 Reise-Infos Nordfrankreich<br />

Hochhäuser<br />

für Paris · 52<br />

Kurz vor der Kommunal -<br />

wahl ist in der französischen<br />

Hauptstadt eine<br />

Diskussion über den<br />

Bau neuer Hochhäuser<br />

ausgebrochen.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

60 Loir-Tal Die Poesie der Natur<br />

64 Annecy Zwischen Urbanität und Alpenromantik<br />

70 Biarritz Vom Fischerdorf zum legendären Seebad<br />

74 Hotel Collège Hôtel, Lyon<br />

Heinrich IV. · 78<br />

Er gilt als einer der<br />

beliebtesten Könige<br />

Frankreichs. Sein Leben<br />

war vom Kampf zwischen<br />

Katholizismus und Protestantismus<br />

geprägt.<br />

Frankreich heute<br />

46 Kulturpolitik Kulturelle Prestigeprojekte:<br />

Naht das Ende einer Kulturpolitik um jeden Preis?<br />

48 Porträt Auf der Suche nach Gerechtigkeit<br />

52 Stadtentwicklung Neue Hochhäuser für Paris?<br />

56 Kaufkraft Leere Portemonnaies:<br />

Billigprodukte als Gegenstrategie?<br />

Wein · 86<br />

Die Qualität des Weinfasses<br />

ist entscheidend für<br />

die Qualität eines Weines.<br />

Besuchen Sie mit uns eine<br />

der traditionellsten Böttchereien<br />

des Bordelais.<br />

Art de vivre<br />

78 Geschichte Heinrich IV.: Der gute König<br />

82 Kulturprogramm <strong>März</strong> & <strong>April</strong> <strong>2008</strong><br />

84 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

86 Wein Die Kunst, ein perfektes Weinfass herzustellen<br />

90 Genuss Suprême Denoix<br />

92 Chantals Rezept La Poule au Pot<br />

Rubriken<br />

60<br />

10-43<br />

52<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

44 Kulturschock<br />

51 Abonnement<br />

58 Leben in Frankreich<br />

76 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Heftnachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

70<br />

90<br />

74<br />

64<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 5


On En Parle<br />

Arles mit neuem Museum<br />

von Frank Gehry?<br />

Ungläubige Franzosen<br />

Gerne hält sich bei einigen das Klischee vom « katholischen Frankreich ».<br />

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat nun aber das Gegenteil<br />

bewiesen: Franzosen sind viel weniger religiös als die meisten anderen<br />

Europäer. Auch Deutsche zeigen einen größeren Hang zum Glauben<br />

als Franzosen. So bezeichnen sich in Deutschland 18 Prozent der<br />

Bevölkerung als « hoch religiös », d.h. ihre Sicht auf die Welt und ihr<br />

Leben ist entscheidend durch den Glauben geprägt, und 52 Prozent<br />

als « religiös », d.h. die Religion spielt eine eher periphere Rolle im<br />

Alltag. Die Religiosität der Österreicher und Schweizer liegt noch leicht<br />

darüber. In Frankreich sind dies dagegen nur 13 bzw. 40 Prozent, d.h. fast<br />

jeder zweite Franzose teilt keine Lehre der Kirchen und glaubt nicht an<br />

übernatürliche Kräfte.<br />

Champs-Elysées:<br />

Internationale Ketten bedrohen den Boulevard<br />

Gerne wird behauptet, die Champs-Elysées sei die schönste Avenue<br />

der Welt. Doch das besondere Flair der Straße scheint mehr und mehr<br />

bedroht zu sein. Der Grund liegt in den immer höheren Ladenmieten.<br />

So kostet ein Quadratmeter mittlerweile bis zu 10.000 Euro im Jahr. Ein<br />

Wert, der weltweit zu den Spitzenmieten für Einkaufsstraßen zählt und<br />

den sich kleine Ladeninhaber nicht mehr erlauben können. Daher<br />

prägen zunehmend internationale Ladenketten das Straßenbild,<br />

kürzlich eröffnete etwa Nespresso eine neue Edelboutique an diesem<br />

Prachtboulevard. Damit geht aber auch Stück für Stück der besondere<br />

Charakter der Straße verloren. Zudem sind die zahlreichen Cafés<br />

und Kinos in Gefahr, können sie dem drastischen Anstieg der Mieten<br />

dauerhaft nicht standhalten. Ein kleiner Lichtblick ist allerdings in<br />

Sicht: Die Stadt Paris prüft, ob die legendären Lichtspielhäuser unter<br />

besonderen Schutz gestellt werden können, um eine kulturelle Verödung<br />

des Boulevards zu verhindern.<br />

Die provenzalische Kleinstadt Arles hat gute<br />

Chancen, in ein paar Jahren über eine weitere<br />

Sehenswürdigkeit zu verfügen: ein Kunst- und<br />

Kulturzentrum, entworfen vom Stararchitekten Frank<br />

Gehry, der auch das spektakuläre Guggenheim-<br />

Museum in Bilbao baute. In Arles ist für dieses Projekt<br />

eine der SNCF gehörende Industriebrache unweit<br />

des historischen Stadtzentrums vorgesehen. Hinter<br />

dem ganzen Vorhaben steht die in Zürich lebende<br />

Roche-Erbin Maja Hoffmann, die bereits viele<br />

Museen auf der Welt unterstützt und selbst über eine<br />

reiche Kunst- und Fotografiesammlung verfügt. Zwar<br />

befinden sich die Gespräche mit der Region und<br />

der Stadt noch am Anfang, doch ist Maja Hoffmann<br />

optimistisch, im Sommer bereits ein allererstes<br />

Konzept präsentieren zu können. Auch Frank Gehry<br />

sah sich bereits in Arles um.<br />

Fußball-Europameisterschaft<br />

2016 in Frankreich?<br />

Bernard Laporte, Staats sekretär für<br />

den Sport, hat erklärt, dass sich Frankreich<br />

für die Austragung der Fuß ball-<br />

Europameisterschaft im Jahr 2016<br />

bewerben will. Mit der Fuß ball-Weltmeister<br />

schaft 1998 und der Rugby-<br />

Weltmeisterschaft 2007 bewies das<br />

Land nach seiner Meinung bereits<br />

sein Organisationstalent für große<br />

Sportereignisse. Mit einer offiziellen<br />

Bewerbung ist aber nicht vor Ende<br />

dieses Jahres bzw. Anfang 2009 zu<br />

rechnen, wird das Austragungsland<br />

für 2016 erst 2011 bestimmt.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Paris-CDG wird noch größer<br />

Die Pariser Flughafengesellschaft will in den kommenden fünf Jahren<br />

weitere 2,5 Milliarden Euro in die Infrastruktur der Flughäfen der Stadt<br />

investieren. Herzstück der Ausbaupläne ist ein weiterer Satellit S4 in<br />

Paris-CDG, der 2012 fertig sein soll. In dem Jahr werden rund 80 Millionen<br />

Passagiere am Flughafen erwartet, zurzeit sind es bereits über 61<br />

Millionen. Im <strong>März</strong> soll auch der Gatebereich des 2004 eingestürzten<br />

Terminal 2E wiedereröffnet werden. Lufthansa investiert ebenfalls in<br />

Paris-CDG und renoviert die eigene Lounge im Satellit 6 des Terminal 1.<br />

Die Neugestaltung soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein und<br />

findet parallel zur Renovierung des ganzen Satelliten statt.<br />

Frankreich<br />

überholt<br />

Großbritannien<br />

Frankreich hat Groß bri tan -<br />

nien vom fünf ten Platz der<br />

wirt schaftlich stärks ten Staaten<br />

der Welt ver drängt. Laut<br />

der britischen Finan­cial<br />

Times läge der Haupt grund<br />

dafür aber lediglich im<br />

schwachen Pfund bzw.<br />

star ken Euro.<br />

Ambitionierte Projekte für Marseille<br />

Der französische Premierminister François Fillon hat dem<br />

geplanten Musée des Civilisations de l’Europe et de la<br />

Méditeranée (Mucem) in Marseille seine volle Unterstützung<br />

zugesagt. Das Museum soll ab 2012 die Sammlungen<br />

von zwei Pariser Einrichtungen, dem Musée des Arts<br />

et Traditions Populaires und dem Musée de l’Homme,<br />

aufnehmen. Währenddessen geht auch das ambitionierte<br />

Stadterneuerungsprogramm « Euro mé diterranée » weiter,<br />

das 1995 gestartet und 2020 abgeschlossen sein soll. Es ist<br />

das größte Ent wick lungs projekt auf französischem Boden,<br />

bei dem ganze Stadtteile und alte Hafenflächen mit<br />

neuem Leben erweckt werden. Hierzu gehört auch die<br />

Totalsanierung des TGV-Bahnhofs Saint-Charles, der seit<br />

kurzem in frischem Glanz erstrahlt.<br />

Weniger Werbung in Paris<br />

Die Stadt Paris überlegt, Wer bung im öffentlichen Raum zu rück zudrängen. Zu den vor gesehenen<br />

Maßnahmen zählt, die Anzahl von Werbe flächen insgesamt zu redu zieren, die<br />

maximale Größe von Werbetafeln von zwölf auf acht Quadratmeter zu reduzieren, Plakate<br />

an Schau fenstern zu verbieten, Wer bung im Umkreis von Schulen, an der Seine und auf dem<br />

Montmatre zu untersagen. Der Gesetzestext wird zurzeit diskutiert.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 7


On En Parle<br />

Palais Royal: Sanierung<br />

der Buren-Säulen<br />

22 Jahre nach der Errichtung der Säulen<br />

des Künstlers Buren im In nen hof des<br />

Palais Royal in Paris, die damals einen<br />

kleinen Skandal auslösten, drohte der<br />

Erschaffer mit ihrem Abriss. Der Grund<br />

lag in der jahre langen Vernachlässigung<br />

des Kunstwerkes. Buren hatte die<br />

Säulen ursprünglich als ein Ge samt -<br />

kunst werk mit Licht- und Was ser installati<br />

onen entworfen. Doch schon seit<br />

Jahren funktioniert die Elek tronik nicht<br />

mehr und setzte die Erosion den Säulen<br />

zu. An stelle eines Sterbens auf Raten<br />

hätte Buren eine komplette Zer störung<br />

bevorzugt. Die Drohung hat gewirkt: Das<br />

Kulturministerium stellt nun das benötigte<br />

Geld zur Sanierung bereit.<br />

Altes Geld<br />

Bei Straßenbauarbeiten wurden in Laniscat in der<br />

Bretagne Relikte aus der Eisenzeit gefunden. Es<br />

handelt sich um den größten keltischen Geldschatz,<br />

der jemals in der Region entdeckt wurde.<br />

Umweltbewusstes Verhalten<br />

auf dem Vormarsch<br />

Nach einer Umfrage des französischen Umweltinstituts<br />

praktizieren 70 Prozent der Haushalte die<br />

Mülltrennung von Glas, Papier und Verpackungen<br />

sowie Batterien. 1998 sammelten erst 36 Prozent<br />

altes Papier und 64 Prozent Glas. Sechs von<br />

zehn Haushalten geben dazu an, beim Kauf<br />

von Küchengeräten den Energieverbrauch zu<br />

berücksichtigen. Dagegen kaufen nur 34 Prozent<br />

Bio-Produkte oder energiesparende Glühbirnen.<br />

Zum Essen ins Museum<br />

Das Museum für zeitgenössische Kunst Mac/Val in Vitry-sur-Seine<br />

im Pariser Großraum lockt mit einer neuen Attraktion: Jeden ersten<br />

Sonntag im Monat wird ein Museumsrundgang angeboten, bei dem<br />

an fünf Stellen kleine kulinarische Happen gereicht werden, zubereitet<br />

vom museumseigenen Restaurant Le Transversal. So kann man sich<br />

beispielsweise vor einem Werk, das den Schrei eines Kindes darstellen<br />

soll, an dem Duft von Lakritze erfreuen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Paris wird als<br />

Drehort immer<br />

beliebter<br />

Letztes Jahr fanden in der französischen<br />

Haupt stadt 765 Dreharbeiten statt, was einer<br />

Steigerung von fünf Prozent zum Vorjahr<br />

entspricht. Einer von zwei französischen<br />

Filmen wurde in Paris gedreht, mehr als<br />

4.600 Orte dienten als Kulisse. Auch<br />

ausländische Regisseure fühlen sich<br />

von der französischen Hauptstadt<br />

angezogen, so kamen zum Beispiel<br />

sechs Filmschaffende aus den USA<br />

zum Drehen an die Seine. Doch auch<br />

koreanische oder indonesische<br />

Regisseure erlagen dem Charme<br />

der Metropole.<br />

Kühlt sich der französische<br />

Immobilienmarkt ab?<br />

Immobilienbesitzer in Frankreich konnten sich in den<br />

letzten zehn Jahren freuen, erzielten sie beim Verkauf<br />

ihres Eigentums doch meist große Gewinne. Im<br />

Durchschnitt verdoppelten sich die Immobilienpreise<br />

in diesem Zeitraum. In Spitzenlagen der Hauptstadt<br />

oder einigen Gegenden im Süden lagen die Zuwächse<br />

sogar noch höher. Doch auch ländliche Gebiete<br />

sind von den enormen Preissteigerungen betroffen.<br />

So sorgten etwa Briten im Périgord dafür, dass in<br />

einigen Dörfern Englisch längst zur zweiten inoffiziellen<br />

Alltagssprache wurde. Nun treten aber Anzeichen auf,<br />

dass sich der französische Immobilienmarkt abkühlt.<br />

Nach einer jährlichen Teuerungsrate von bis zu zehn<br />

Prozent in den letzten zehn Jahren lag der Preisanstieg<br />

2007 signifikant niedriger. Auch dauert es zunehmend<br />

länger, bis eine Immobilie ihren Eigentümer<br />

wechselt, und das Angebot bei den Maklern wächst.<br />

Allerdings rechnet zurzeit niemand mit dem Platzen<br />

einer Immobilienblase, da Banken auch in den<br />

Wachstumsjahren Kredite vorsichtig vergaben und<br />

viele Immobilien vor zehn Jahren im internationalen<br />

Vergleich massiv unterbewertet waren.<br />

Öffentlich-rechtliches Fernsehen ohne Werbung<br />

Nicolas Sarkozy hat angekündigt, die Werbung in<br />

der öffentlich-rechtlichen Senderfamilie von France<br />

Télévison abzuschaffen. Während einige ein werbe -<br />

frei es Fernsehen befürworten, sorgen sich andere um<br />

die langfristige finanzielle Ausstattung des nicht-kom -<br />

me r zi ellen Fernsehens. Der Aktienkurs des größten<br />

Privat senders TF1 schnellte nach der präsidialen Ankün<br />

di gung jedenfalls sofort in die Höhe.<br />

Französische Autos sind sauberer<br />

Während deutsche Automodelle der Marken<br />

Mercedes und BMW durchschnittlich über 180 Gramm<br />

CO 2<br />

ausstoßen und die gemittelte Emission von VW-<br />

Fahrzeugen bei rund 166 Gramm liegt, sind dies bei<br />

Autos der Marken Peugeot und Citroën nur <strong>14</strong>2 Gramm<br />

und bei Renault <strong>14</strong>7 Gramm.<br />

Orléans kehrt an den Fluss zurück<br />

Nach Lyon, Bordeaux und Paris entdecken nun auch<br />

die Bewohner von Orléans die Reize des Flusses inmitten<br />

ihrer Stadt wieder. Für rund 15 Millionen Euro wurden<br />

die Ufer der Loire neu angelegt. Die Bauarbeiten<br />

dauerten etwas über ein Jahr. Viel Platz wurde dabei<br />

für Spaziergänger und Fahrradfahrer geschaffen.<br />

Niemals ohne Handy<br />

Nach einer Untersuchung des französischen Verbandes<br />

der Mobiltelefonie und des Meinungsforschungsinstituts<br />

TNS Sofres besitzen 76 Prozent der Franzosen ein Handy.<br />

Bei den 12- bis 24-Jährigen sind es sogar 91 Prozent.<br />

Immer mehr Franzosen<br />

Auch 2007 hatte Frankreich gemeinsam mit Irland die<br />

höchste Geburtenrate Europas. Jede Französin gebärt<br />

im Durchschnitt fast zwei Kinder. Erstmals leben mehr<br />

als 63 Millionen Menschen in Frankreich.<br />

Exportschlager TGV<br />

Mit Argentinien hat sich ein weiteres Land für den TGV als<br />

Hoch ge schwin digkeitszug entschieden. Die argentinische<br />

Regierung hat Alstom den Auftrag erteilt, die erste<br />

südamerikanische Hoch ge schwin digkeitsstrecke von<br />

Buenos Aires nach Rosario und Córdo ba zu bauen.<br />

Antibiotika im Rückzug<br />

Die Verschreibung von Antibiotika geht in Frankreich<br />

beständig zurück und hat sich seit 2002 bereits um<br />

rund 25 Prozent reduziert. Bei Kleinkindern bis zu<br />

fünf Jahren beträgt der Rückgang sogar 34 Prozent.<br />

Dennoch bleiben die Franzosen nach den Griechen<br />

die zweitgrößten « Konsumenten » von Antibiotika.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 9


Fokus Nordfrankreich<br />

Nordfrankreich<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Terra incognita im<br />

Herzen Europas<br />

Malerische Kreidefelsen an der Côte d’Opale, weite Ebenen und Felder im Inland<br />

der Picardie, aber auch vom Untergang des Bergbaus gezeichnete Dörfer im Kohlerevier<br />

zwischen Valenciennes und Béthune – der Norden Frankreichs hat viele<br />

Gesichter. Hier befindet man sich im Herzen Europas: Die Hochgeschwindigkeitszüge<br />

brauchen von Lille nach London weniger als eineinhalb Stunden, nach Brüssel lediglich 35<br />

Minuten und nach Paris eine knappe Stunde. Und auch für viele Deutsche liegt die Region<br />

quasi vor der Haustür: Von Köln aus ist man in gerade einmal drei Stunden mit dem Auto in<br />

Frankreichs flämischer Metropole oder in unter fünf Stunden im mondänen Seebad Le<br />

Touquet-Paris-Plage am Ärmelkanal.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 11


Fokus Nordfrankreich<br />

Bei einer derart zentralen Lage<br />

sollte man davon ausgehen, dass der<br />

Landstrich längst zu einer beliebten<br />

Urlaubsregion geworden ist, dass<br />

zumindest Belgier, Holländer, Briten<br />

und Deutsche zahlreich hierher<br />

strömen, um französisches Savoir<br />

vivre ohne langen Anfahrtsweg zu<br />

genießen. Doch die Realität sieht<br />

etwas anders aus. Zwar befinden sich<br />

die Übernachtungszahlen kontinuierlich<br />

im Aufwind, doch gerade für<br />

Besucher aus dem deutschsprachigen<br />

Raum bleibt der Norden Frankreichs<br />

noch viel zu oft eine reine Transitregion.<br />

Dabei lohnt es sich, unterwegs<br />

anzuhalten und die landschaftlichen<br />

Schönheiten sowie sehenswerten Städte<br />

zu erkunden. Die Côte d’Opale ist<br />

vielleicht nicht die Côte d’Azur und<br />

die Picardie nicht die Provence, aber<br />

auch hier gibt es viel zu entdecken.<br />

Ohne Mühe lassen sich erlebnisreiche<br />

Tage verbringen.<br />

Eine administrative Region<br />

« Nordfrankreich » existiert dabei<br />

nicht. Was man für den Norden des<br />

Landes hält, ist insbesondere eine<br />

Frage des Blickwinkels. Für Franzosen<br />

aus Marseille dürften alle Landesteile<br />

nördlich der mediterranen Klimagrenze<br />

bereits dazu zählen. Ein Pariser<br />

würde wahrscheinlich nur das Departement<br />

Nord meinen, das sich an der<br />

belgischen Grenze entlangzieht. Seit<br />

einiger Zeit begannen allerdings zwei<br />

Jeweils von oben nach unten.<br />

Linke Spalte: renaturierte Abraumhalde<br />

in Rieulay, Fährverkehr in Calais.<br />

Mittlere Spalte: Belfried von Armentières,<br />

Strand bei Dunkerque, Marais<br />

Audomarois, Mühle von Watten.<br />

Rechte Spalte: Strand von Cayeux-sur-<br />

Mer, Bäder architektur in Wimereux.<br />

S. 10/11: Innenstadt von Lille.<br />

Regionen, die zusammen den « oberen<br />

Zacken » des Hexagons bilden, eine<br />

Marke « Nordfrankreich » auf dem<br />

deutschsprachigen Markt zu etablieren:<br />

die Picardie und die Region Nord-<br />

Pas de Calais.<br />

Zwei Regionen, die einiges gemeinsam<br />

haben, manchmal aber<br />

kaum unterschiedlicher sein könnten.<br />

Auf der einen Seite steht die Region<br />

Nord-Pas de Calais, das « Ruhrgebiet »<br />

Frankreichs. Der sperrige Name ist<br />

den beiden Departements Nord und<br />

Pas de Calais geschuldet, die zusammen<br />

diese Region bilden. Es ist ein<br />

Landstrich, der jahrzehntelang durch<br />

den Bergbau und die Industrie geprägt<br />

wurde. Das schwarze Gold sorgte für<br />

Wohlstand, zahlreiche Gastarbeiter<br />

schufteten neben den Einheimischen<br />

unter Tage. Die Städte im Revier waren<br />

Lebensmittelpunkt der Kumpel<br />

und Arbeiter. Sie mussten ein Zuhause<br />

bieten und nicht schön für Touristen<br />

sein. Noch heute, auch wenn die letzte<br />

Zeche längst geschlossen ist, zeugen<br />

alte Abraumhalden und stillgelegte<br />

Industriebrachen von der einstigen<br />

Zeit.<br />

Mit fast 2,6 Millionen Einwohnern<br />

ist das Departement Nord sogar<br />

das bevölkerungsreichste Departement<br />

von ganz Frankreich, und die Region<br />

Nord-Pas de Calais besitzt mit 325<br />

Einwohnern pro Quadratkilometer<br />

nach der Ile-de-France die höchste<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Bevölkerungsdichte des Landes. Daher ist es nicht erstaunlich,<br />

dass die Region sehr urban geprägt ist. Inzwischen hat<br />

die Gegend auch den Strukturwandel erstaunlich gut gemeistert<br />

und blickt wieder mit Optimismus in die Zukunft.<br />

So konnte beispielsweise Valenciennes vor einigen Jahren<br />

mit der Ansiedlung eines großen Toyota-Werkes seine<br />

Kompetenz im Automobilbau ausbauen, zählen die Häfen<br />

Dunkerque, Calais und Boulogne-sur-Mer zu den großen<br />

des Landes und ist Roubaix das « Versandhaus » Frankreichs,<br />

sind dort doch rund 70 Prozent der Arbeitsplätze<br />

der Versandhandelsbranche beheimatet.<br />

Doch auch die Kultur kommt im hohen Norden Frankreichs<br />

nicht zu kurz. Spätestens seitdem Lille im Jahre 2004<br />

Europas Kulturhauptstadt war, wird dies auch im Rest des<br />

Landes und im nahen Ausland wahrgenommen. Die Metropole<br />

des Nordens strotzt ohnehin vor Dynamik. Die<br />

wunderschön restaurierte Innenstadt mit ihren prachtvollen<br />

Plätzen und gemütlichen Gassen wirkt wohlhabend und attraktiv.<br />

Das Lebensgefühl ist von Nord- und Mitteleuropa<br />

beeinflusst. Hier findet man in den Restaurants der Stadt<br />

nicht nur leckeres Essen, sondern auch ein Design, das man<br />

sonst eher aus Antwerpen, Amsterdam oder Berlin denn<br />

von einem klassischen französischen Bistro kennt. Die Region<br />

Nord-Pas de Calais ist außerdem für ihre Brauereien<br />

bekannt, wenn seit dem Zweiten Weltkrieg auch viele kleinere<br />

Anlagen schließen mussten. Kein Zweifel, in Lille ist<br />

man in Europa zu Hause. Die Architektur erinnert ohnehin<br />

mehr ans flämische Gent oder Brügge als an Paris.<br />

Der kulturelle Aufbruch im Jahre 2004 blieb dabei<br />

keine Sackgasse. Ganz im Gegenteil war dies erst der Anfang,<br />

sich endgültig als kulturelles Reiseziel zu etablieren.<br />

Der Norden Frankreichs zeigt sich diesbezüglich sogar als<br />

besonders innovativ. So wurde in der im Großraum über<br />

eine Million Einwohner zählenden Hauptstadt der Region<br />

Nord-Pas de Calais das Event lille3000 ins Leben gerufen,<br />

das alle zwei Jahre den Erfolg von 2004 wiederholen soll.<br />

In der Region gibt es neuerdings zudem – dem europäischen<br />

Vorbild folgend – den Titel der regionalen Kulturhauptstadt.<br />

Zum ersten Mal durfte sich Valenciennes damit<br />

schmücken.<br />

All dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

Frankreichs nördlichste Region auch ein Agrarland ist. Die<br />

Böden zählen zu den besten Europas. Rund 70 Prozent der<br />

Fläche des Territoriums werden agrarisch genutzt. Dies<br />

hat Nord-Pas de Calais gemeinsam mit seinem südlichen<br />

Nachbarn. Denn die Picardie ist ebenfalls für ihre fruchtbaren<br />

Felder bekannt, die geologisch zum Pariser Becken<br />

gehören. Überhaupt geht es hier viel ländlicher zu. Die<br />

Region besitzt keine quirlige Metropole wie Lille, keine<br />

Hafenstädte wie Dunkerque oder Calais, dafür aber auch<br />

nicht die Probleme ehemaliger Revierstädte.<br />

Die Picardie ist ein Land des Übergangs – von den Industriezentren<br />

des Nordens zur Millionenmetropole Paris.<br />

Während die südlichen Gefilde noch im Dunstkreis der<br />

Weltstadt liegen und bei Pendlern und Pariser Wochenendausflüglern<br />

beliebt sind, geht das Leben weiter nördlich<br />

recht geruhsam zu. Dies schützte die Region aber nicht vor<br />

verheerenden Kämpfen während der beiden Weltkriege. So<br />

ging etwa die Schlacht an der Somme von 1916 als trauriger<br />

Höhepunkt eines wahnwitzigen Krieges in die Annalen der<br />

Geschichte ein. Denn die Picardie liegt nicht am Ende der<br />

Welt, sondern strategisch im Kernland Europas.<br />

Für die Touristen von heute bieten die drei picardischen<br />

Departements Somme, Oise und Aisne vor allem viel Natur<br />

und Ruhe, beeindruckende Kathedralen und prächtige<br />

Schlösser, aber auch attraktive Dörfer und Städte. Die<br />

wenigsten Reisenden werden hier drei Wochen verbringen,<br />

doch gerade für Kurzurlaube ist die Picardie das ideale<br />

Reiseziel. Es kommt der Region dabei zugute, dass sie –<br />

trotz ihrer zentralen Lage – vom Massentourismus bisher<br />

verschont blieb und so unverändert ein Stück authentisches<br />

Frankreich bietet. Etwas, was in vielen Touristenhochburgen<br />

des Landes leider immer schwieriger zu finden ist. So<br />

kann eine Reise in den Norden Frankreichs zu einem unvergesslichen<br />

Erlebnis werden, und aus der Terra incognita<br />

wird ein Geheimtipp für Kenner.<br />

Marqués au vert…<br />

„Die Natur hat<br />

ein ihr ebenbürtiges<br />

Land gefunden“<br />

Französische<br />

…Ardennen Ab 45 (*)<br />

(*) Preis <strong>2008</strong> : Übernachtung und Frühstück pro Person im Gästezimmer Qualität „4 Schlüssel“ (Basis Doppelzimmer)<br />

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Fokus Nordfrankreich<br />

Côte d’Opale<br />

Immer am Ärmelkanal entlang<br />

Sie ist trotz ihres wohlklingenden Namens weniger berühmt als andere Küsten<br />

Frankreichs. Dabei muss sich die Côte d’Opale nicht verstecken: Zwischen Calais<br />

und Berck-sur-Mer locken wildromantische Steilküsten, einladende Küstenorte<br />

und eine oft unverfälschte Natur. Das mondäne Seebad Le Touquet-Paris-<br />

Plage bringt sogar einen Hauch von Glamour an den Ärmelkanal.<br />

Eines fällt in Calais sofort auf: Hier hat man sich ganz<br />

und gar auf den großen Nachbarn jenseits des Ärmelkanals<br />

eingestellt. Denn seitdem nicht nur unzählige<br />

Fähren täglich britische Urlauber und Geschäftsleute<br />

über die Wasserstraße bringen, sondern seit 1994 auch der<br />

Eurotunnel in der Hafenstadt seinen Endpunkt hat, wurde<br />

Calais für die Inselbewohner zum Tor zum europäischen<br />

Festland und für Kontinentaleuropäer zur bevorzugten Transitstation<br />

nach Großbritannien. Calais ist ein Knotenpunkt<br />

par excellence, für Menschen genauso wie für Güter.<br />

Sichtbares Zeichen dieser Offenheit gegenüber der<br />

angelsächsischen Welt sind bereits die zweisprachigen<br />

Verkehrsschilder, die den Weg ins Zentrum auch auf<br />

Englisch weisen. Dies ist im Land der Sprache von Molière<br />

als durchaus ungewöhnlich zu bezeichnen. Das zweite<br />

unfehlbare Zeichen sind die vielen Läden für Wein und<br />

andere alkoholische Getränke, die vor allem an den breiten<br />

Ausfallstraßen mit großen Werbetafeln auf sich aufmerksam<br />

machen. Denn viele Briten kommen nur für ein paar<br />

Stunden über den Ärmelkanal, um sich auf französischer<br />

Seite günstig mit Alkoholika einzudecken.<br />

Diesen Umstand wollte sich auch die Cité de l’Europe<br />

zunutze machen, ein riesiges Shoppingcenter auf der grünen<br />

Wiese direkt am Ausgang des Eurotunnels. Neben<br />

den vielen bekannten Handelsketten und Modeboutiquen<br />

hat hier auch eine große britische Supermarktkette einen<br />

riesigen Weindiscounter eröffnet. Die britischen Kunden<br />

erkennt man in den langen Gängen des Konsumtempels<br />

also nicht nur an ihrer Sprache, sondern auch an den mit<br />

Weinflaschen bis zum Rand vollgepackten Einkaufswagen.<br />

Doch auch mancher weltoffener Franzose findet den Weg<br />

in den Laden. Denn hier gibt es etwas, was man in franzö-<br />

<strong>14</strong> · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


sischen Supermärkten sonst nur spärlich findet: Weine aus<br />

Südafrika, Australien, Neuseeland und Südamerika. Denn<br />

die Tatsache, dass die Briten zum Weinkauf nach Calais<br />

kommen, bedeutet nicht automatisch, dass sie französische<br />

Weine erwerben wollen. Vielmehr möchten viele die Produkte<br />

aus den heimischen Supermärkten wiederfinden, nur<br />

zu günstigeren Preisen eben.<br />

Von Calais zum Cap Blanc-Nez<br />

Ansonsten ist Calais eine Stadt, die nicht viele touristische<br />

Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne zu bieten hat.<br />

Nichtsdestotrotz lohnt sich ein kleiner Stadtrundgang. Die<br />

Straßen der Innenstadt wurden erst kürzlich neu angelegt<br />

und wirken einladend. Im Anschluss einer Stadtbesichtigung<br />

wartet « der » landschaftliche Höhepunkt der Côte d’Opale<br />

nur wenige Kilometer südwestlich der Transitstadt. Hierfür<br />

verlässt man Calais über die Küstenstraße D940 und durchquert<br />

zunächst Blériot-Plage, anschließend Sangatte. Der<br />

zweite Name stand lange Zeit synonym für viele menschliche<br />

Einzelschicksale, stand hier doch ein Auffanglager für<br />

afrikanische Flüchtlinge auf dem Weg ins gelobte Land:<br />

Großbritannien. Vor allem aufgrund britischer und lokaler<br />

Proteste wurde das humanitäre Zentrum Anfang dieses<br />

Jahrtausends geschlossen. Die britische Regierung verschärfte<br />

außerdem die früher sehr großzügige Asylgesetzgebung,<br />

um somit dem ungeliebten Zustrom entgegenzuwirken. Und<br />

dennoch sieht man noch immer vereinzelt Gruppen von Afrikanern<br />

im Großraum von Calais, die verzweifelt versuchen,<br />

heimlich auf der Ladefläche eines Lkws auf die andere Seite<br />

des Ärmelkanals zu gelangen.<br />

Als Tourist bekommt man davon aber wenig mit. Viel-<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 15


Fokus Nordfrankreich<br />

Die Straßen der Innenstadt von<br />

Calais im neuen Gewand.<br />

Blick vom Cap Blanc-Nez in<br />

Richtung Cap Gris-Nez.<br />

Das Rathaus von Calais mit seinem 75 Meter hohen Bergfried wurde von 1911 bis 1924 erbaut.<br />

S. <strong>14</strong>/15: Cap Blanc-Nez mit dem Dover Petrol Monument.<br />

Bunkerruinen erinnern an<br />

die Schrecken des Krieges.<br />

mehr fallen die vielen Blockhäuser auf dem Dünenkamm<br />

in Sangatte auf. Schnell stellt man sich vor, wie schön es<br />

sein muss, von dort aus einen Sonnenuntergang zu erleben<br />

oder an einem stürmischen Tag gemütlich hinter großen<br />

Fenstern auf das aufgewühlte Meer zu schauen. Sobald<br />

man Sangatte hinter sich lässt, wird die Landschaft einsam.<br />

Baumlose Hügel mit weiten Feldern und Wiesen prägen die<br />

Natur. Nach rechts schweift der Blick immer wieder über<br />

den Ärmelkanal und auf die weißen Fährschiffe. An der<br />

Küste entlang zeichnet sich vor dem Betrachter bereits das<br />

Cap Blanc-Nez ab.<br />

Es macht Spaß, die Landstraße gemütlich zum Kap<br />

hinaufzufahren. Die anderen Autofahrer sind überwiegend<br />

Ausflügler, die ebenfalls die Landschaft genießen wollen.<br />

Oben angekommen, stellt man das Auto auf einem Parkplatz<br />

neben der Straße ab und legt die letzten Meter zum Cap<br />

Blanc-Nez zu Fuß zurück. Etwas über 130 Meter recken sich<br />

die Kreidefelsen an dieser Stelle in die Höhe. Der Ausblick<br />

ist unbeschreiblich schön. Über das Meer erkennt man bei<br />

guter Sicht die Steilküste von Dover. Ein nicht ganz ernst<br />

gemeintes Sprichwort sagt: « Siehst Du die Küste auf der anderen<br />

Seite, wird es Regen geben. Siehst Du sie nicht, regnet<br />

es bereits! » In Richtung Nordosten fällt der Blick zurück auf<br />

Sangatte und Calais. Im Südwesten sieht man das Cap Gris-<br />

Nez, den kleinen Bruder vom Cap Blanc-Nez.<br />

Beide Kaps gehören zu den Grands Sites de France. Es<br />

handelt sich dabei um einen Zusammenschluss der größten<br />

landschaftlichen Sehenswürdigkeiten Frankreichs, die gemeinsam<br />

die touristische Vielfalt des Landes repräsentieren.<br />

Das Cap Blanc-Nez und das Cap Gris-Nez stehen damit in<br />

einer Reihe mit Attraktionen wie der Mont-Saint-Michel,<br />

die Dune du Pilat oder der Pont du Gard. Seit einiger Zeit<br />

hat man zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der fragilen<br />

Küste eingeleitet. So wurde auch der Parkplatz näher zur<br />

Landstraße verlegt, um der Natur wieder mehr Raum zu<br />

lassen, und der weithin sichtbare Obelisk auf dem Cap<br />

Blanc-Nez, das Dover Petrol Monument, restauriert.<br />

Auf diversen Pfaden kann man die nähere Umgebung<br />

erkunden. Nur an der Felskante sollte man vorsichtig sein.<br />

Warntafeln weisen darauf hin, dass akute Absturzgefahr<br />

besteht. Das Meer bringt immer wieder Felsen zum Einstürzen.<br />

Wissenschaftler fanden heraus, dass alle 100 Jahre<br />

rund 25 Meter der Küste der Erosion zum Opfer fallen.<br />

Geologisch gehört die Felsenküste des Cap Blanc-Nez zu<br />

den Ausläufern der Hügel des Boulonnais. Nicht übersehbar<br />

sind unterwegs die vielen Bunkerüberbleibsel aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Sie sind ein stummes Mahnmal gegen<br />

den Wahnsinn dieses Krieges. Die robuste Bauweise wird<br />

auch zukünftige Generationen noch an dieses schreckliche<br />

Kapitel der Geschichte erinnern. Außerdem erkennt man<br />

unverändert die Krater von abgeworfenen Bomben. Sie<br />

geben dem Kap eine stark wellige Oberfläche. Im Schutz<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Blick auf die Steilküste des Cap Blanc-Nez. Bei Ebbe tummeln sich zahlreiche Spaziergänger am Strand. Besonders schön<br />

sind die Lichtverhältnisse am späten Nachmittag, wenn die Felsen vom sanften Sonnenlicht angestrahlt werden.<br />

der Krater wachsen ein paar kleine Bäume am ansonsten<br />

baumlosen Kap.<br />

Vom Cap Blanc-Nez zum Cap Gris-Nez<br />

Wenn man vom Cap Blanc-Nez zum Cap Gris-Nez<br />

weiterfährt, sollte man einen kleinen Abstecher zum Strand<br />

von Escalles unternehmen. Eine kleine Straße biegt in einer<br />

engen Kurve in der Dorfmitte dorthin ab. Am Ende befindet<br />

sich ein Parkplatz. Manche wandern von hier aus hoch<br />

zum Cap Blanc-Nez. Auf jeden Fall sollte man jedoch die<br />

Möglichkeit nutzen, an dieser Stelle ans Meer zu gelangen,<br />

um die beeindruckenden Kreidefelsen des Kaps von unten<br />

aus zu sehen. Je nachdem, ob Ebbe oder Flut ist, kann man<br />

die Steilküste mit etwas Abstand bewundern. Vorsicht ist<br />

aber erneut geboten, wenn man sich zu dicht an die Felsen<br />

begibt. Herabstürzende Steine stellen jederzeit eine Gefahr<br />

dar. Besonders schön sind die Lichtverhältnisse hier in den<br />

späten Nachmittagsstunden, wenn die Kreidefelsen goldgelb<br />

im Sonnenlicht glänzen.<br />

Das Cap Gris-Nez ist weniger spektakulär als das Cap<br />

Blanc-Nez und mit 45 Metern auch deutlich niedriger.<br />

Doch auch auf dieser Landzunge lassen sich schöne Wanderungen<br />

in rauer Natur unternehmen. Ein Leuchtturm<br />

Office de Tourisme Intercommunal Calais / Côte d’Opale<br />

12, Boulevard Clémenceau - 62100 CALAIS - Tél. 03 21 96 62 40 - Fax 03 21 96 01 92


Fokus Nordfrankreich<br />

weist den Schiffen den Weg. Unterirdisch befindet sich das<br />

Seerettungszentrum CROSS, das den Ärmelkanal, einem<br />

der meist befahrenen Wasserwege der Welt, überwacht.<br />

Die Reste deutscher Bunker erinnern erneut an die strategische<br />

Bedeutung der Küste im Zweiten Weltkrieg. Eine<br />

ehemalige Abschussrampe in der Nähe beherbergt heute<br />

ein Museum über den Atlantikwall. Eine Fahrt an die<br />

Côte d’Opale ist auch eine Reise in die jüngere deutsche<br />

Geschichte.<br />

Vom Cap Gris-Nez nach Boulogne-sur-Mer<br />

Hinter dem Cap Gris-Nez wird die Landschaft flacher.<br />

Es dauert nun nicht mehr lange, bis man Boulogne-sur-<br />

Mer erreicht. Der quirlige Ort ist Frankreichs größter<br />

Fischereihafen. Neben Calais und Dunkerque fahren von<br />

hier aus auch Fähren ins britische Dover. Im Zweiten<br />

Weltkrieg wurden 85 Prozent der Bausubstanz der Stadt<br />

zerstört oder stark beschädigt. Gerade der untere Bereich<br />

zum Hafen hin wirkt heute deshalb modern. Nachkriegsbauten<br />

prägen hier das Stadtbild. Der Wiederaufbau von<br />

Boulogne-sur-Mer wurde nach einem Masterplan des<br />

Architekten Pierre Vivien durchgeführt, der sich dabei von<br />

der Charta von Athen von Le Corbusier inspirieren ließ.<br />

Er wollte eine moderne, menschliche Stadt schaffen, die<br />

dennoch traditionelle Elemente respektiert und lokale Besonderheiten<br />

berücksichtigt.<br />

Die Besucher von heute strömen vor allem in die gut<br />

erhaltende Oberstadt. Man erreicht sie vom Hafen aus über<br />

die ansteigende Hauptstraße, die von zahlreichen Geschäften<br />

gesäumt wird. Umgeben wird die Oberstadt von einer<br />

massiven Befestigungsmauer aus dem 13. Jahrhundert, von<br />

der aus sich ein schöner Blick über die Dächer von Boulogne-sur-Mer<br />

bietet. Vier Stadttore erlauben den Zugang<br />

zum Inneren der Oberstadt, wo verwinkelte Gassen zum<br />

Bummeln einladen. Die Hauptstraße ist in eine Fußgängerzone<br />

umgewandelt. Zahlreiche Restaurants stellen fast<br />

das ganze Jahr über ihre Tische und Stühle auf den Fußweg.<br />

Es herrscht eine angenehm entspannte Atmosphäre.<br />

Vor allem britische Touristen und Tagesausflügler kommen<br />

hierher und kosten die Errungenschaften der französischen<br />

Küche. Viele der Restaurants bieten eine durchgehende<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Küche an, eine große Ausnahme in Frankreich.<br />

Dominiert wird die Oberstadt baulich durch die Basilika<br />

Notre-Dame. Das Gotteshaus wurde im 19. Jahrhundert<br />

an der Stelle einer Kathedrale aus dem Mittelalter errichtet,<br />

die während der französischen Revolution zerstört wurde.<br />

Die Architektur ist von der Renaissance und Klassik inspiriert.<br />

Doch besonders auffällig ist die imposante Kuppel.<br />

Sie erhebt sich weit über die Dächer der umliegenden Häuser<br />

und prägt auch von außerhalb der Stadt die Silhouette<br />

von Boulogne-sur-Mer.<br />

Von Boulogne-sur-Mer nach<br />

Le Touquet-Paris-Plage<br />

Hinter der Hafenstadt wird die Landschaft weniger<br />

spektakulär. Höhepunkte wie das Cap Blanc-Nez fehlen.<br />

Die beiden Seebäder Equihen-Plage und Hardelot-Plage<br />

geben sich recht bodenständig. Nach rund 20 Kilometern<br />

erreicht man die Mündung der Canche. Die Landstraße führt<br />

wieder etwas ins Landesinnere, um bei Etaples den Fluss zu<br />

überqueren. Dann kündigt sich bereits das nächste lohnenswerte<br />

Ziel der Côte d’Opale an: Le Touquet-Paris-Plage.<br />

Der Ort ist kein Ferienziel wie jedes andere. Le Touquet<br />

möchte in der Liga der mondänen Seebäder mitspielen.<br />

Gerne wird die Kommune mit Städten wie Deauville<br />

oder Biarritz in einem Atemzug genannt. Schon kurz vor<br />

dem Ortseingang wird ein gewisses Geltungsbedürfnis<br />

deutlich: So weisen Schilder den Weg zum « Internationalen<br />

Flughafen Le Touquet Côte d’Opale » aus. Dabei landen<br />

und starten schon lange keine Linienflugzeuge mehr<br />

auf diesem Airport. Die einzige reguläre Flugverbindung<br />

besteht nach Lydd in England, die mit winzigen Propellermaschinen<br />

beflogen wird. Dafür nutzen manchmal Privatjets<br />

den Flughafen. Denn einige Besucher des Seebades<br />

verfügen nicht nur über eine herrschaftliche Villa im Ort,<br />

sondern auch über die finanziellen Mittel für eine « standesgemäße<br />

» Anreise.<br />

Bereits hinter dem Ortsschild spürt man die besondere<br />

Aura von Le Touquet-Paris-Plage. Die Straße führt durch<br />

ein elegantes Wohngebiet. Alles wirkt sehr gediegen, aber<br />

nicht protzig. Villen und Bungalows verteilen sich auf<br />

großzügigen Grundstücken unter hohen alten Bäumen.<br />

Auf den ersten Blick fühlt man sich mehr in einem Park<br />

als in einem Wohngebiet. Auffallend ist zudem, dass hohe<br />

Mauern oder Zäune fast ganz fehlen. Die Grundstücke<br />

sind offen gestaltet, ganz anders als an der Côte d’Azur.<br />

Die Nadelbäume erinnern einen außerdem an die Wälder<br />

der Landes im Südwesten Frankreichs.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 19


Fokus Nordfrankreich<br />

Die Basilika Notre-Dame dominiert die<br />

Stadtsilhouette von Boulougne-sur-Mer.<br />

In der Rue de Lille in der Oberstadt locken<br />

Restaurants mit durchgehender Küche.<br />

S. 18/19: Steilküste am Strand von Escalles.<br />

Nach einigen Kilometern gelangt man zu einem großen<br />

Kreisel. Die Straße ins Zentrum führt anschließend<br />

an herrschaftlichen Bauten vorbei, wie man sie aus vielen<br />

mondänen Kurbädern kennt. Auf der linken Seite beherbergt<br />

der Palais de l’Europe ein Kasino sowie das lokale<br />

Fremdenverkehrsamt. Alles wirkt aber immer noch sehr<br />

grün. Man hat nicht wirklich den Eindruck, am Meer zu<br />

sein. Auf der rechten Seite folgt das Westminster Hotel, das<br />

seit Jahrzehnten britischen Charme nach Le Touquet-Paris-<br />

Plage bringt. Es sind bis heute vor allem Gäste von der anderen<br />

Seite des Ärmelkanals, die neben den Franzosen die<br />

Vorzüge des eleganten Seebades zu schätzen wissen.<br />

Das Hotel erinnert aber auch daran, dass Le Touquet auf<br />

eine glamouröse Vergangenheit zurückblicken kann. Der<br />

Grundstein zum späteren Ruhm wurde im 19. Jahrhundert<br />

gelegt. 1837 kauften zwei Herren die unwirtliche Gegend<br />

der Canche-Mündung. Einer der beiden versuchte zunächst<br />

den Aufbau einer landwirtschaftlichen Produktion, was<br />

allerdings ohne Erfolg blieb. In der Mitte des Jahrhunderts<br />

pflanzten sie schließlich einen Pinienwald, der der Stadt<br />

noch heute ihren parkähnlichen Charakter gibt. Es war<br />

schließlich der Gründer des Tageszeitung Le Figaro, der die<br />

Landeigentümer bei einem Besuch 1874 davon überzeugte,<br />

ein Seebad mit dem Namen Paris-Plage zu gründen. Der<br />

Anfang war gemacht. Doch erst zwei Engländer bauten zum<br />

Ende des Jahrhunderts die Infrastruktur nennenswert aus<br />

und verhalfen dem Seebad damit zum Durchbruch. Nach<br />

dem Ersten Weltkrieg waren es die Goldenen Zwanziger,<br />

die Le Touquet-Paris-Plage legendär werden ließen. Hier<br />

findet man seitdem alles, was die Schönen und Reichen der<br />

Welt mögen: ein Kasino, eine Pferderennbahn, einen Golfplatz,<br />

einen Flughafen und natürlich edle Boutiquen.<br />

Hinter dem Westminster Hotel erreicht man schließlich<br />

die Ortsmitte. Verkehrsberuhigte Straßen laden zu einem<br />

Stadtbummel ein. Die Architektur vieler Gebäude erinnert<br />

bereits an die nahe Normandie. Alles wirkt sehr elegant<br />

und schick. In den Gassen buhlen Design-Restaurants neben<br />

klassischen Bistros um die Gunst der Besucher. Keine<br />

Frage, in Le Touquet herrscht eine mondänere Atmosphäre<br />

als in den anderen Küstenorten der Côte d’Opale. Hier<br />

spürt man eine gewisse Pariser Eleganz. Die Touristen unterscheiden<br />

sich von den Besuchern benachbarter Orte. Es<br />

ist ein Publikum, das man sonst in London, Paris oder an<br />

der Côte d’Azur antrifft.<br />

Enttäuschend ist dagegen der Moment, an dem man<br />

sich endlich bis zum Meer durchgeschlagen hat. Die<br />

Uferbebauung besteht aus gesichtslosen Apartmentblocks,<br />

und die Promenade ist weniger elegant als die Innenstadt.<br />

Doch der breite Strand stimmt wieder versöhnlich. So ist<br />

Le Touquet-Paris-Plage vielleicht das einzige der mondänen<br />

Seebäder Frankreichs, das für seinen außergewöhnlichen<br />

Reiz ganz ohne das Meer auskommt.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Edle Boutiquen und gepflegte Grünstreifen verströmen einen<br />

Hauch von Exklusivität in Le Touquet-Paris-Plage.<br />

Rue Jean Monnet mit dem<br />

Marché Couvert in der Ferne.<br />

Herrschaftliche Bauten an<br />

der Avenue du Verger.<br />

Das Westminister Hotel gilt als das erste Haus am Platz.


Fokus Nordfrankreich<br />

Centre Historique Minier<br />

Die Geschichte des Bergbaus erleben<br />

Die Wirtschaft und Gesellschaft im<br />

Norden Frankreichs waren über<br />

Jahrzehnte durch den Bergbau geprägt.<br />

Das Bergbaumuseum von<br />

Lewarde hält diese Vergangenheit<br />

für zukünftige Generationen lebendig<br />

und bietet die einmalige Gelegenheit,<br />

den technischen Fortschritt<br />

der letzten drei Jahrhunderte zu verfolgen.<br />

Die größte Überraschung erwartet uns am Ende des Rundgangs, als<br />

der Museumsführer, ein ehemaliger Kumpel, der selbst jahrelang<br />

in diesem Bergwerk schuftete, vorschlägt, die Stollen wieder zu<br />

verlassen und nach oben zu fahren. Nun, wer vorher sehr aufmerksam war,<br />

hätte es ahnen können, doch viele der Teilnehmer unserer Gruppe sind<br />

dennoch äußerst erstaunt. Nur wenige vermuteten die Überraschung bereits.<br />

Aber vielleicht sollten wir mit der Geschichte von vorne beginnen.<br />

Wir sind hier in Lewarde, einer Kleinstadt östlich von Douai im<br />

Herzen einer traditionsreichen Bergbauregion, die sich über die beiden<br />

Departements Nord und Pas de Calais erstreckt. Der Norden Frankreichs<br />

zählte zu den großen Kohlerevieren Europas. So wie im deutschen<br />

Ruhrgebiet oder im belgischen Wallonien drehte sich hier Jahrzehnte<br />

lang alles um die Kohle. Das schwarze Gold war die Lebensader einer<br />

Region und bildete den Grundstein für die Prosperität einer ganzen Nation.<br />

Tausende von Kumpeln arbeiteten dafür unter Tage und setzten<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Schon von außen macht das Bergwerksmuseum von Lewarde neugierig. Viele Details aus dem Alltag der Kumpel wurden hier<br />

erlebbar gemacht und geben dem Besucher einen guten Eindruck von der harten Arbeit unter Tage im Laufe der Jahrhunderte.<br />

dabei nicht selten ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr<br />

Leben aufs Spiel.<br />

Gerade nach den beiden Weltkriegen spielte die Kohleförderung<br />

in Nordfrankreich eine Schlüsselrolle für den<br />

Wiederaufbau des Landes. Kohle bedeutete Energie, und<br />

Energie erlaubte eine Industrialisierung, die Wohlstand<br />

schuf. Die Nachfrage nach Arbeitskräften war derart groß,<br />

dass nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Polen, nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg viele Südeuropäer und Nordafrikaner<br />

ins nordfranzösische Kohlerevier kamen. Doch nicht nur<br />

im 20. Jahrhundert förderte man in dieser Region Kohle.<br />

Eine fast dreihundertjährige Tradition<br />

Schon 1682 wurde dieser kostbare Rohstoff zum ersten<br />

Mal in Hardinghem entdeckt. Eine systematische Ausbeutung<br />

wurde aber erst seit 1716 erwogen, als Jacques Désandrouin<br />

anfing, Bodenanalysen in der Gegend von Valenciennes<br />

vorzunehmen. Drei Jahre zuvor hatte Frankreich im<br />

Frieden von Utrecht die Bergbauregion Wallonien verloren.<br />

Es lag auf der Hand, dass die Flöze nicht an der neuen<br />

Landesgrenze endeten, sondern dass man auch hier, weiter<br />

westlich, Kohle finden müsste. Nach vielen aufwendigen<br />

Bohrungen wurde Désandrouin 18 Jahre später endlich fündig.<br />

Am 24. Juni 1734 entdeckte er in Anzin, vor den Toren<br />

von Valenciennes, Kohleflöze von höchster Qualität. Die Ära<br />

des Bergbaus im Norden Frankreichs konnte beginnen.<br />

Im Laufe der Jahre dehnte sich das Kohlerevier immer<br />

weiter in Richtung Westen aus und reichte schließlich bis in<br />

den Großraum von Béthune. Dabei musste man jedoch immer<br />

mehr in die Tiefe gehen. Waren die Stollen im Osten<br />

nicht tiefer als 500 Meter, ging die tiefste Zeche in der Nähe<br />

von Lens bis zu 1.200 Meter unter die Erde. Die Bergwerke<br />

erstreckten sich schließlich auf einem Streifen mit einer<br />

Länge von rund 120 Kilometern, der aber niemals breiter<br />

als zwölf Kilometer war. In der Hochzeit der Kohleförderung<br />

in den Jahren von 1930 bis 1960 fanden rund 200.000<br />

Kumpel ihr Auskommen in den Zechen des Reviers.<br />

Doch dann kam der 21. Dezember 1990. An diesem Tag<br />

kurz vor Weihnachten wurde die Kohleförderung im Norden<br />

Frankreichs endgültig eingestellt. Eine fast dreihundertjährige<br />

Tradition ging zu Ende, während der insgesamt mehr als zwei<br />

Milliarden Tonnen Kohle gefördert wurden. Bis heute konnte<br />

sich die Region von diesem wirtschaftlichen Schock nicht<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 23


Fokus Nordfrankreich<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


gänzlich erholen. Der Grund für das jähe Ende<br />

lag nicht in der Erschöpfung des Rohstoffes, sondern<br />

– wie auch in vielen anderen europäischen<br />

Kohlerevieren – in der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit<br />

der heimischen Kohleförderung. Um<br />

neue Flöze zu erschließen, musste man immer<br />

tiefer graben. Doch auch höhere Sicherheitsanforderungen<br />

und gestiegene Löhne trugen dazu<br />

bei, dass die Förderung nicht mehr mit der aus<br />

Billiglohnländern bzw. mit anderen Energiequellen<br />

konkurrieren konnte.<br />

Vom Bergwerk zum Museum<br />

Hier in Lewarde, wo wir uns befinden, gingen<br />

die Lichter allerdings schon ein wenig früher aus.<br />

Im Jahre 1971 war die Zeche Delloye, in der seit<br />

1931 Kohle gefördert wurde, erschöpft. Schon die<br />

Jahre zuvor nahm die Fördermenge ab, war der<br />

Höhepunkt doch bereits 1963 erreicht, als über<br />

1.200 Tonnen Kohle pro Tag gewonnen wurden.<br />

Doch anstelle einer Schließung für immer meinte<br />

es das Schicksal gut mit Lewarde. Denn schon damals<br />

hielten es die Politiker und Verantwortlichen<br />

des Bergbaus in der Region für wünschenswert,<br />

mit Hilfe eines Museums die Erinnerung an die<br />

lange Tradition der Kohleförderung aufrechtzuerhalten.<br />

Der Standort Lewarde wurde aufgrund<br />

seiner günstigen Lage im Herzen des Reviers und<br />

seiner Repräsentativität ausgewählt. Im Mai 1984<br />

öffnete schließlich das Centre Historique Minier<br />

zum ersten Mal seine Tore.<br />

Seitdem wurde das Museum kontinuierlich<br />

ausgebaut. Zahlreiche temporäre Ausstellungen<br />

locken jedes Jahr zusätzliche Gäste an. 2002 wurde<br />

zudem ein neues Empfangsgebäude mit einer<br />

Architektur aus viel Glas eingeweiht, durch das<br />

auch wir an diesem Tag das Museum betreten.<br />

Von außen hatten wir bereits die zwei Fördertürme<br />

der Anlage gesichtet, die für ein Bergbaurevier<br />

so typisch sind. Schon der erste Eindruck<br />

ist sehr positiv. Das Personal am Empfang ist<br />

äußerst freundlich und erklärt uns, wie ein Besuch<br />

des Museums abläuft: Zunächst hat man<br />

Zeit, das Gelände auf eigene Faust zu erkunden.<br />

Anschließend geht man zu einem vorgegebenen<br />

Zeitpunkt zu dem ehemaligen Duschraum der<br />

Bergleute. Dort beginnt eine rund 90-minütige<br />

Führung, deren Höhepunkt die Besichtigung der<br />

Stollen mit einem echten Kumpel ist.<br />

Wir machen uns also zunächst auf den Weg<br />

durch die frei zugänglichen Räume. Man sieht<br />

sofort, dass das Zentrum erst vor einigen Jahren<br />

erneuert wurde. Alles wirkt modern und<br />

aufgeräumt. Vom Schmutz vergangener Tage,<br />

als die Zeche noch auf Hochtouren lief, ist<br />

nichts übrig geblieben. Vor allem Schulklassen<br />

sind an diesem Tag nach Lewarde gekommen.<br />

Doch auch einige Individualtouristen haben<br />

den Weg hierher gefunden. Uns fällt sofort eine<br />

große Glashalle zwischen zwei alten Gebäuden<br />

vor den beiden Fördertürmen auf. Dieser Bau<br />

im Stil eines Wintergartens wurde natürlich<br />

erst nachträglich angefügt und beherbergt diverse<br />

Maschinen, die auch aus anderen Zechen<br />

stammen. Eine Ausstellung beschäftigt sich<br />

außerdem mit der Frage der Energiegewinnung<br />

von gestern, heute und morgen.<br />

In den umliegenden Gebäuden sind weitere<br />

Maschinen und Hilfsmittel aus verschiedenen<br />

Epochen zu besichtigen. Überdies wurde der<br />

Pferdestall der Zeche wieder hergestellt. Es<br />

ist noch gar nicht so lange her, dass nicht nur<br />

Menschen, sondern auch Pferde unter Tage<br />

arbeiteten. Unser Museumsführer wird später<br />

dazu schelmisch bemerken, dass wir darüber<br />

bloß nicht mit Brigitte Bardot sprechen sollten.<br />

Anschließend überqueren wir die Freifläche in<br />

der Mitte der Anlage und begeben uns in einen<br />

Gebäuderiegel, von dem aus auch der geführte<br />

Rundgang beginnt. Dort sind weitere Räume<br />

und Ausstellungen zu besichtigen. Unter anderem<br />

über die Entstehung von Kohle, die Geschichte<br />

des Bergbaus im Norden Frankreichs<br />

und den Alltag der Kumpel. Auch das Büro des<br />

verantwortlichen Ingenieurs der Zeche wurde<br />

wie in den 1930er-Jahren nachgebildet. Ebenso<br />

das Büro des Geometers, der die Arbeit des Ingenieurs<br />

unterstützte, und des Buchhalters, der<br />

unter anderem die Löhne auszahlte.<br />

Ein Duschraum für 1.000 Kumpel<br />

Schließlich ist der Zeitpunkt gekommen,<br />

an dem unsere Führung beginnen soll. Wir gehen<br />

dafür zum Ende des Gebäudes, in dem ein<br />

Teil des alten Duschraumes erhalten geblieben<br />

ist, und nehmen auf einer der Bänke, an denen<br />

sich früher die Kumpels umgezogen haben,<br />

mit einer Handvoll anderer Besucher Platz, um<br />

den Erzählungen einer jungen Frau, die den<br />

ersten Teil der Führung gestaltet, zu lauschen.<br />

So erfahren wir zum Beispiel, dass früher rund<br />

1.000 Kumpel in diesem großen Saal pro Tag<br />

duschten. Dabei durften die Männer nicht zu<br />

prüde sein. Man ist hier weit entfernt von den<br />

Der Duschraum der Zeche ist zum Teil originalgetreu erhalten. Hier beginnt auch die Führung.<br />

In Lewarde sind Maschinen, Loren und Werkzeuge aus verschiedenen Epochen zu besichtigen.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 25


Fokus Nordfrankreich<br />

teilweise luxuriösen Duschkabinen moderner<br />

Schwimmbäder oder Fitnessstudios heutiger<br />

Zeit. Hier reihte sich an den Wänden vielmehr<br />

ein Duschkopf an den nächsten. Alles<br />

war äußerst schlicht und simpel gehalten. Eine<br />

Privatsphäre gab es nicht. Die Kumpel mussten<br />

meist lange ihre Haut schrubben, um sich vom<br />

Dreck eines harten Arbeitstages zu befreien.<br />

Dabei war es üblich, dass man jeweils den Rücken<br />

des Duschnachbarn wusch.<br />

In der Raummitte standen nur einige Bänke.<br />

An ihnen waren auch die Seile befestigt, mit<br />

denen die eigenen Klamotten vor Schichtbeginn<br />

bzw. die Arbeitsbekleidung nach getaner<br />

Arbeit nach oben gezogen wurde. Es gab drei<br />

wesentliche Gründe, warum man sich für dieses<br />

System entschieden hatte und gegen Spinde:<br />

Zunächst einmal war es eine platzsparende<br />

Möglichkeit, die Sachen einer so hohen Anzahl<br />

von Bergleuten auf möglichst engem Raum unterzubringen.<br />

Dann erleichterte es das Reinigen<br />

des Duschraumes. Doch vor allem hatte das<br />

System den Vorteil, dass die Arbeitskleidung<br />

besser trocknen konnte, da sich warme Luft<br />

bekanntlich unter der Decke staut.<br />

Unsere Museumsführerin erklärt uns auch,<br />

dass ein Bergwerk sehr hierarchisch organisiert<br />

war. So hatte die Führungsetage einen eigenen<br />

Duschraum, der Ingenieur der Zeche sogar eine<br />

Badewanne. Auch wurde deren Arbeitskleidung<br />

gereinigt, während dies beim einfachen Kumpel<br />

ausblieb. In dem großen Duschsaal war nur eine<br />

Ecke abgetrennt. Hier befanden sich die Duschen<br />

für die jungen Auszubildenden. Im Alter<br />

von 13 bis <strong>14</strong> Jahren fing man gewöhnlich mit<br />

der Arbeit unter Tage an. Den Jungen gewährte<br />

man durch eine Trennwand zumindest ein wenig<br />

Intimsphäre gegenüber den anderen Männern.<br />

Eine Besucherin aus unserer Gruppe fragt<br />

daraufhin leicht entsetzt, ob es denn gar keine<br />

separaten Duschräume für Frauen gab?<br />

Die Legende von der<br />

schmutzigen Lampe<br />

Diese Frage ist die perfekte Überleitung<br />

zum nächsten Raum der Besichtigungstour.<br />

Denn seit Ende des 19. Jahrhunderts war es<br />

mit dem Fortschritt der Sozialgesetzgebung<br />

Frauen untersagt, unter Tage zu arbeiten. Separate<br />

Duschräume für Frauen waren also in<br />

Zu den Besonderheiten des Bergwerksmuseums<br />

zählt, dass die Führungen in den Stollen von<br />

ehemaligen Kumpeln durchgeführt werden.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Lewarde nicht notwendig. Dennoch gab es damals in den<br />

Zechen auch weibliche Angestellte. Sie kümmerten sich<br />

zum Beispiel um das Putzen der Lampen der Bergleute. Im<br />

Lampensaal sind in einer Vitrine Lampen aus den verschiedenen<br />

Epochen ausgestellt.<br />

Die Lampe war seit jeher eines der wichtigsten Werkzeuge<br />

des Bergmanns. Lange Zeit diente sie nicht nur dazu,<br />

unter Tage Licht zu schaffen, sondern war auch ein wichtiges<br />

Warninstrument, wenn die Luft unter Tage lebensgefährlich<br />

dünn wurde. Nach jedem Schichtende gaben die<br />

Kumpel ihre Lampe ab, damit diese sorgfältig geputzt und<br />

auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden konnten.<br />

Die Legende sagt dabei, dass sich ein Bergmann besonders<br />

glücklich schätzen konnte, wenn eine Lampenputzerin zu<br />

seinen Verehrerinnen zählte. Denn natürlich würde sie die<br />

Lampe ihres angebeteten Bergmanns am gründlichsten<br />

putzen. Sollte er jedoch eines Morgens ankommen und<br />

eine schmutzige Lampe vorfinden, war es ein eindeutiges<br />

Zeichen dafür, dass er sich vorher falsch verhalten haben<br />

musste. In einem regionalen Volkslied wird diese Legende<br />

noch heute besungen.<br />

In den Stollen mit einem echten Kumpel<br />

Nun ist auch der Moment gekommen, wo wir uns<br />

alle einen Schutzhelm aufsetzen müssen. Dann geht es<br />

vor die Tür, wo wir mit einer Bahn, in der früher die<br />

Bergleute transportiert wurden, zu den beiden Fördertürmen<br />

fahren. Dort werden wir schließlich von einem<br />

echten Kumpel in Empfang genommen. Er erzählt uns,<br />

dass er Bergmann in der fünften Generation sei. Viele<br />

Jahre seines aktiven Berufslebens hat er in der Zeche<br />

von Lewarde verbracht. Noch heute merkt man seine<br />

große Leidenschaft für diesen Beruf. Die Tatsache, dass<br />

ehemalige Kumpel die Führungen des Museums übernehmen,<br />

macht den Besuch dieses Bergwerkzentrums<br />

besonders lohnenswert. Man hat das Gefühl, ein möglichst<br />

authentisches Bild von der Arbeit unter Tage zu<br />

bekommen, kleine Anekdoten inklusive.<br />

Nach der Begrüßung geht es sofort weiter zu einem der<br />

Fördertürme. Wir steigen ein paar Treppen hoch, sehen einen<br />

kurzen Film über die Rolle der Frauen im Bergbau und<br />

gelangen schließlich vorbei an Loren voller Kohle zum Förderschaft,<br />

über den sowohl die Kohle und Werkzeuge als<br />

auch die Kumpels transportiert wurden. Ein etwas mulmiges<br />

Gefühl kommt in unserer Gruppe auf, geht es nun doch<br />

endlich unter Tage. Wir betreten die Seilfahrt, die wie ein<br />

moderner Fahrstuhl wirkt. Unser Museumsführer drückt<br />

auf einen Knopf, und schon geht es mit rasanter Geschwindigkeit<br />

nach unten. Die eine Seitenwand wurde durch eine<br />

Glasscheibe ersetzt, so dass man die Schachtwand vorbeirauschen<br />

sieht. Unser Kumpel erzählt von den Gefühlen,<br />

die er am Anfang der Schicht hatte, wenn es nach unten<br />

ging, und wie er sich auf die Welt über Tage freute, wenn<br />

die Schicht zu Ende ging. Nach einigen Sekunden, oder<br />

sind es Minuten, kommen wir schließlich an unserem Ziel<br />

an. Die Tür öffnet sich, und vor uns liegt ein langer Stollen<br />

im Halbdunkel.<br />

Insgesamt sind rund 450 Meter Gänge zugänglich, in<br />

denen die Arbeit unter Tage aus den verschiedenen Epochen<br />

des Bergbaus dargestellt wird. Beflissen erklärt unser<br />

Führer den Alltag der Kumpel. Immer wieder gibt er dabei<br />

auch Einblicke, wie sich die Arbeit im Laufe der Zeit<br />

verbessert hat. Puppen machen deutlich, wie beschwerlich<br />

das Schuften in gerade einmal einen Meter hohen Stollen<br />

gewesen sein muss. Von Zeit zu Zeit wirft unser Bergmann<br />

ein paar Originalmaschinen an, um ein Gefühl für die<br />

Geräuschkulisse in den Stollen zu geben. Der Lärm ist ohrenbetäubend.<br />

Mit jedem Schritt mehr wird einem bewusst,<br />

wie beschwerlich diese Arbeit unter Tage war.<br />

Etwas später treffen wir auf eine Pferdeattrappe. Früher<br />

wurden die Tiere unter Tage zum Ziehen der Loren<br />

eingesetzt. Dabei war das Pferd genau an eine bestimmte<br />

Anzahl von Loren gewohnt. Eine Lore zuviel, und das Tier<br />

hätte seine Zugkraft verweigert. Viele Pferde überlebten die<br />

Jahre unter Tage nicht. Taten sie es doch, waren sie meist<br />

blind und krank, wenn sie außer Dienst gestellt wurden.<br />

Erst später führte man ein, dass die Pferde regelmäßig an<br />

die Oberfläche gebracht wurden und nicht permanent unter<br />

Tage blieben.<br />

Nach einer guten Dreiviertelstunde lädt uns unser Führer<br />

schließlich ein, auf einer Bank Platz zu nehmen. Er<br />

erzählt uns nun ein wenig von den Sicherheitsvorkehrungen<br />

in der Zeche. Und von den Unglücken, die trotz aller<br />

Vorsichtsmaßnahmen im Bergbau immer wieder passierten<br />

bzw. in anderen Ecken der Welt noch immer geschehen. Er<br />

spricht von der Angst, die man als Kumpel jeden Tag aufs<br />

Neue hatte. Und von der Solidarität unter den Männern. Er<br />

sagt auch des Öfteren, dass heute noch immer Menschen<br />

auf der Welt in Bergwerken unter Bedingungen arbeiten<br />

müssen, wie sie in Westeuropa vor Jahrzehnten herrschten;<br />

dass Sicherheit Geld kostet. Geld, das in einer globalisierten<br />

Welt nicht überall aufgewendet wird.<br />

Es schwingt hier zum ersten Mal ein wenig Sentimentalität<br />

und Wehmut in seinen Worten mit, nachdem er zuvor<br />

voller Leidenschaft und Stolz über seinen Beruf gesprochen<br />

hatte. Man merkt, dass mit der Schließung der letzten<br />

Zeche eine Ära zu Ende ging. Der Bergbau war eine Welt<br />

für sich. Eine Welt, die ihre eigenen Regeln und Herausforderungen<br />

hatte, die aus Kumpeln aber auch eine große<br />

Familie machte. Man versteht, warum in diesem Milieu<br />

Gewerkschaften überlebenswichtig wurden und warum die<br />

Sozialdemokratie hier einen wichtigen Nährboden fand.<br />

Anschließend werden noch ein paar Fragen gestellt.<br />

Unser Kumpel beantwortet sie mit größter Sorgfalt. Dann<br />

neigt sich die Führung dem Ende zu. Doch noch sind wir<br />

im Stollen, müssen den freien Himmel erst wiedergewinnen.<br />

Wir brechen also zusammen auf, um wieder nach oben zu<br />

fahren. Doch dann kommt die große Überraschung. Nein,<br />

wir wollen jetzt nicht verraten, was es ist. Nur ein kleiner<br />

Tipp: Achten Sie bei Ihrem Besuch darauf, wie lange der<br />

Fahrstuhl am Anfang der Besichtigungstour unterwegs ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 27


Fokus Nordfrankreich<br />

Restaurants am Quai Bélu im Saint-Leu-Viertel.<br />

Amiens<br />

Kleine Kapitale der Picardie<br />

Auf halbem Weg zwischen Paris und Calais gelegen, lockt die sympathische<br />

Hauptstadt der Picardie mit einer wunderschönen Kathedrale, schwimmen den<br />

Gärten, einem Jules-Verne-Haus sowie dem Stadtviertel Saint-Leu, das gerne<br />

als das « kleine Venedig des Nordens » bezeichnet wird. Und auch die Zukunft<br />

trifft man in Amiens, denn am Bahnhof entsteht ein neues Stadtviertel mit<br />

beeindruckender Architektur.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Die Kathedrale Notre-Dame ist Wahrzeichen und Orientierungspunkt.<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da war Amiens nur<br />

per Landstraße erreichbar. Die Hauptschlagader des<br />

Nordens, die Autobahn A1 von Paris nach Lille und<br />

weiter nach Belgien, führt weit östlich der Stadt durch die<br />

Weiten der Picardie, genauso wie die Hochgeschwindigkeitszuglinie<br />

nach Belgien, Deutschland, in die Niederlande<br />

sowie Großbritannien. Die Hauptstadt der Region befindet<br />

sich zwar im Herzen des Städtedreiecks Paris, Brüssel, London,<br />

stand im Gegensatz zu Lille bisher aber im Schatten<br />

der großen Verkehrsströme. Vielleicht ist das auch einer der<br />

Gründe, warum die 156.000 Einwohner zählende Stadt bis<br />

heute einen gewissen provinziellen Charme besitzt. Dabei<br />

hat sich die verkehrstechnische Anbindung in den letzten<br />

Jahren komplett verändert. Neue Autobahnen führen inzwischen<br />

nach Paris, Rouen, zur Küste und in den Osten, so<br />

dass Amiens längst zu einem kleinen Knotenpunkt im Herzen<br />

Nordfrankreichs wurde, was sich bei einem Blick auf die<br />

Landkarte schnell bestätigt.<br />

Städtebauprojekt Gare la Vallée<br />

Es ist daher gut nachvollziehbar, dass in der Stadt an der<br />

Somme zurzeit eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht.<br />

Äußerliches Zeichen dieses neuen Optimismus ist vor allem<br />

das für eine Stadt dieser Größe ambitionierte städtebauliche<br />

Projekt « Gare la Vallée », das die Planer gerne als das « Tor<br />

zum 21. Jahrhundert » bezeichnen. Hierfür wird gerade das<br />

Viertel um den Bahnhof herum umgestaltet und aufgewertet,<br />

so dass die Innenstadt an ihrem östlichen Rand einen<br />

neuen urbanen Höhepunkt erhält.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 29


Fokus Nordfrankreich<br />

Das Herzstück der Neugestaltung:<br />

Ein riesiges Glasdach über dem<br />

Bahnhofsvorplatz gibt der Stadt<br />

einen modernen Anstrich.<br />

Die Kathedrale von Amiens ist das<br />

größte gotische Bauwerk Frankreichs.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Herzstück des Projektes ist die Neugestaltung des<br />

Bahnhofsvorplatzes. Unter der Federführung des elsässischen<br />

Architekten Claude Vasconi aus Paris, der auch in<br />

Deutschland einige Bauten errichtete, wie das Bürohaus<br />

« Grand Bateau » in Düsseldorf oder das Shoppingzentrum<br />

« Hallen am Borsigturm » in Berlin-Tegel, entsteht ein<br />

riesiges Dach aus Glas und Stahl in luftiger Höhe. Damit<br />

soll eine neue Verbindung zwischen der historischen Innenstadt,<br />

dem Bahnhof und den angrenzenden Wohnvierteln<br />

geschaffen werden. Die futuristische Architektur stellt darüber<br />

hinaus eine neue Touristenattraktion für Amiens dar.<br />

Sie ist ein Zeichen der Zukunftsorientierung der Stadt.<br />

Doch nicht nur dieses Dach gehört zu diesem ehrgeizigen<br />

Projekt. Auch der Bahnhof selbst wird umgestaltet und<br />

modernisiert, genauso wie die umliegenden Boulevards. Es<br />

ist angedacht, die Gleisanlagen mit einer Betondecke zu<br />

überbauen und auf dieser einen Park anzulegen. Ein großes<br />

Multiplexkino mit Restaurants ist neben dem Bahnhof bereits<br />

fertiggestellt. Außerdem sind neue Büro- und Wohnhäuser<br />

vorgesehen. Schließlich ist man nur eine Stunde von<br />

Paris entfernt und der Bahnhof liegt direkt vor der Haustür.<br />

Dies könnte vielleicht sogar manchen echten Hauptstädter<br />

von den Vorzügen der Hauptstadt der Picardie überzeugen.<br />

La Tour Perret und die<br />

Kathedrale Notre-Dame<br />

Bisher strömten Touristen insbesondere wegen des<br />

Hochhauses von Auguste Perret aus den 1950er-Jahren auf<br />

den Bahnhofsvorplatz, welches im Rahmen des Stadterneuerungsprojektes<br />

ebenfalls saniert wurde. Der in Belgien geborene<br />

Architekt ist vor allem für den Wiederaufbau von Le<br />

Havre berühmt. Die Hafenstadt wurde von der UNESCO<br />

inzwischen sogar zum Weltkulturerbe gekürt. Doch wie<br />

bei vielen Bauten nach dem Krieg, die mit dem großzügigen<br />

Einsatz von Beton eine neue Architektursprache<br />

etablierten, scheiden sich auch am Hochhaus von Amiens<br />

die Geister. Für viele Architekturliebhaber ist der Bau ein<br />

Ausdruck der Moderne, entstanden auf den Trümmern des<br />

Zweiten Weltkrieges. Andere finden das Hochhaus einfach<br />

nur scheußlich.<br />

Wie auch immer man selbst diese architektonische Epoche<br />

bewerten mag, das Hochhaus von Auguste Perret prägt<br />

heute die Skyline von Amiens – neben der Kathedrale.<br />

Denn mit einer Länge von <strong>14</strong>5 Metern, einer Breite von 70<br />

Metern im Querschiff und einer Höhe des Kirchenschiffs<br />

von 42,30 Metern beherbergt Amiens das größte gotische<br />

Bauwerk Frankreichs. Schon wenn man die Autobahn verlässt,<br />

fällt die Kathedrale auf. Sie dominiert die Stadtsilhouette.<br />

Das Gotteshaus gilt seit 1981 zudem als Weltkulturerbe.<br />

Dabei ist es glücklichen Umständen zu verdanken,<br />

dass der Sakralbau die Wirren der Jahrhunderte seit dem<br />

Baubeginn im Jahre 1220 relativ unbeschadet überstanden<br />

hat. Besonders kritische Momente waren dabei die Französische<br />

Revolution und der Zweite Weltkrieg. Doch beide<br />

Male blieb die Kathedrale verschont. Gerade während des<br />

Enge Gassen und niedrige Häuser sorgen für einen<br />

gemütlichen Charakter der Hauptstadt der Picardie.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 31


Fokus Nordfrankreich<br />

Im Musée de Picardie befindet sich Kunst aus diversen<br />

Epochen, darunter Werke von Puvis de Chavannes.<br />

Das Jules-Verne-Haus gibt Aufschluss über<br />

das Leben des Schriftstellers in Amiens.<br />

Zweiten Weltkrieges kommt dies fast einem Wunder gleich,<br />

legten Bombenangriffe doch weite Teile der Innenstadt in<br />

Schutt und Asche.<br />

Ein Besuch der Kirche gehört mit Sicherheit zu den Höhepunkten<br />

eines Stadtrundgangs. Bereits die Portale zeugen<br />

von dem damaligen Geschick der Handwerker und der Gottesfürchtigkeit<br />

der Menschen, die einen derartigen Prachtbau<br />

ermöglichte. Erst im Inneren wird man sich der enormen<br />

Höhe des Kirchenschiffes wirklich bewusst. Die Raumwirkung<br />

ist überwältigend. Sehenswert ist unter anderem<br />

das Chorgestühl, das am Anfang des 16. Jahrhunderts von<br />

heimischen Künstlern und Holzschnitzern mit Skulpturen<br />

verziert wurde. Das Fremdenverkehrsamt gibt eine Broschüre<br />

mit einem kleinen Rundgang durch die Kathedrale heraus.<br />

Im Anschluss lohnt es sich, den Parc de l’Echêvé hinter dem<br />

Gotteshaus, eine kleine grüne Oase, aufzusuchen.<br />

Saint-Leu und die schwimmenden Gärten<br />

Durch diesen Park gelangt man auch hinunter zum<br />

Stadtviertel Saint-Leu. Dieses mit Kanälen der Somme<br />

durchzogene Stadtgebiet wird von den lokalen Tourismusstrategen<br />

immer wieder gerne als das « kleine Venedig des<br />

Nordens » vermarktet. Der Vergleich mag ein wenig übertrieben<br />

wirken, dennoch lohnt das Viertel aus dem Mittelalter<br />

zweifelsohne einen Abstecher. Das Wasser trieb hier früher<br />

Mühlen an, so dass sich dank der Energiegewinnung Handwerker<br />

an den Kanälen niederließen. Heute ist Saint-Leu bei<br />

Spaziergängern und Nachtschwärmern beliebt. Zahlreiche<br />

Restaurants säumen vor allem den Quai Bélu und laden zum<br />

Ausgehen ein. Von der gegenüberliegenden Uferseite bietet<br />

sich ein schöner Blick auf die bunten Häuser. Dort findet jeden<br />

Samstagmorgen der Wochenmarkt statt, auf dem früher<br />

die Bauern der schwimmenden Gärten ihr Gemüse und Obst<br />

anboten. Auch ein Teil der Universität ist in Saint-Leu zu<br />

Hause. Am besten man nimmt sich etwas Zeit und schlendert<br />

entlang der Kanäle. Vielleicht fühlt man sich nicht wie<br />

in Venedig, aber romantisch ist Saint-Leu auf jeden Fall.<br />

Einen kleinen Fußmarsch von hier entfernt gelangt<br />

man zu einer weiteren Sehenswürdigkeit von Amiens, den<br />

Hortillonnages. Es handelt sich dabei um Kleingärten, die<br />

in einem ehemaligen Flussbett der Somme liegen. Schon in<br />

der Antike soll dieses Sumpfgebiet für den Gemüse- und<br />

Obstanbau benutzt worden sein. Der Höhepunkt wurde<br />

aber im 19. Jahrhundert erreicht. Am Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

zählte man immerhin noch 250 Gemüsebauern,<br />

die ihre Ware mit flachen Holzkähnen zum Markt in Saint-<br />

Leu brachten. Heute sind es dagegen weniger als zehn, die<br />

dieser Aktivität noch professionell nachgehen. Dafür teilen<br />

sich über 1.000 Privatbesitzer die Gärten, die meist der Entspannung<br />

oder dem hobbymäßigen Gemüseanbau dienen<br />

und sich über eine Fläche von rund 300 Hektar erstrecken.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Das Viertel Saint-Lieu wird von Kanälen der Somme durchzogen und war früher ein Stadtteil der armen Leute. Heute gehört<br />

es zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und bezaubert mit malerischen Gassen und vielen Cafés und Kneipen.<br />

Touristen können einen Teil der insgesamt 65 Kilometer<br />

langen Kanäle vom Boot aus genießen. Kahnfahrten finden<br />

im Sommer an jedem Nachmittag statt. Aber auch zu Fuß<br />

lassen sich die Kleingärten erkunden.<br />

Musée de Picardie und Jules-Verne-Haus<br />

Wer nach soviel Natur Lust auf Kultur verspürt, sollte<br />

die Innenstadt in Richtung Süden durchqueren und sich<br />

zum Musée de Picardie begeben. In dem Gebäude, das<br />

von 1855 bis 1867 entstand und ein schönes Beispiel der<br />

Architektur des Zweiten Kaiserreiches ist, befinden sich<br />

unter anderem archäologische Sammlungen, Kunst aus dem<br />

Mittelalter, Skulpturen aus dem 19. Jahrhundert und monumentale<br />

Werke von Puvis de Chavannes.<br />

Vom Museum aus ist es auch nicht mehr weit bis zum<br />

Dokumentationszentrum eines der berühmtesten Bewohner<br />

der Stadt: Jules Verne. Der Schriftsteller ist zwar nicht<br />

in Amiens geboren, schrieb aber einen Großteil seiner bekannten<br />

Romane in der Hauptstadt der Picardie. Folgenreich<br />

sollte dabei sein Besuch in der Stadt im Jahre 1856<br />

sein. Aus Paris kam er damals nach Amiens, um der Hochzeit<br />

eines Freundes beizuwohnen. Dabei verliebte er sich in<br />

die Schwester der Braut. Im folgenden Jahr heirateten beide<br />

und seine Gemahlin zog zunächst zu ihm nach Paris. 1871<br />

siedelte die Familie aber nach einem Zwischenspiel in Le<br />

Crotoy schließlich nach Amiens über. Dort veröffentlichte<br />

er unter anderem das Buch « Amiens im Jahr 2000, eine<br />

ideale Stadt ». 1888 wurde er zum Stadtrat gewählt. Sein<br />

Grab befindet sich auf dem Friedhof La Madeleine.<br />

In dem heutigen Jules-Verne-Haus wohnte der Autor<br />

von 1882 bis 1900. In den 1980er-Jahren wurde es von der<br />

Stadt erworben und erstmalig für eine breite Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. 2005 erfolgte zum 100. Todestag dann<br />

eine komplette Renovierung. Doch nicht nur in diesem Dokumentationszentrum<br />

ist Jules Verne in der Stadt präsent.<br />

Das Fremdenverkehrsamt gibt sogar eine Broschüre heraus,<br />

womit man sich auf den Spuren des Schriftstellers durch<br />

die Stadt begeben kann. Diese führt beispielsweise zum<br />

hübschen Zirkus, der den Namen des Autors trägt, zum<br />

Rathaus, in dem er als Stadtrat wirkte, oder zur Bibliothek<br />

Louis Aragon, die der Schriftsteller oft besuchte und in der<br />

sich heute die Sammlung der Stadt über ihn befindet.<br />

Ein Besuch von Amiens bietet also alles, was Touristenherzen<br />

höher schlagen lässt: eine beeindruckende Kathedrale,<br />

romantische Gassen und Kanäle, zukunftsweisende<br />

Stadtentwicklungsprojekte, grüne Oasen und einen weltbekannten<br />

Autor. Und natürlich ist auch ein ganz simpler<br />

Shoppingbummel durch die Fußgängerzone der Innenstadt<br />

kurzweilig. Es spricht also nichts dagegen, dass Amiens<br />

endlich aus seinem Schatten tritt und ein beliebtes Reiseziel<br />

im Herzen Europas wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 33


Fokus Nordfrankreich<br />

Baie de<br />

Paradies für<br />

Die Mündung der Somme gehört zu den Höhepunkten einer<br />

Reise durch die Picardie. Die Landschaft ist nicht spektakulär,<br />

doch es ist gerade dieses unscheinbare harmonische Zusammenspiel<br />

von flachen Salzwiesen, maritimem Flair und weitem<br />

Horizont, das den besonderen Reiz dieser Bucht ausmacht.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Somme<br />

Menschen und Vœgel<br />

Den Namen des Flusses Somme hörte ich zum ersten<br />

Mal kurz nach der Jahrtausendwende. Ich war damals<br />

gerade von Berlin nach Paris gezogen, als das<br />

sanfte Somme-Tal von heftigen Überschwemmungen heimgesucht<br />

wurde. Die Bevölkerung war wütend und von der<br />

Politik enttäuscht. Der Groll ging sogar so weit, dass Gerüchte<br />

in der Region aufkamen, Politiker hätten Wasser von<br />

der Seine in die Somme umgeleitet, um dadurch die Hauptstadt<br />

vor Überflutungen zu schützen. Man mutmaßte in der<br />

Picardie über einen Komplott der Pariser Zentralmacht gegenüber<br />

der unschuldigen Provinz. Am Anfang belächelt,<br />

nahmen die Anschuldigungen derartige Ausmaße an, dass<br />

sich die Regierung schließlich genötigt sah, offiziell zu erklären,<br />

dass es gar keine Verbindung zwischen der Somme und<br />

der Seine gäbe. Der Vorwurf sei also schon rein technisch<br />

betrachtet unhaltbar, ganz zu schweigen davon, dass man<br />

auch sonst nicht auf eine so abwegige Idee gekommen wäre.<br />

Als Neubürger im Lande links des Rheins verfolgte ich<br />

amüsiert dieses Scharmützel zwischen Paris und der Provinz.<br />

Für mich wirkte es wie die Geschichte vom gallischen<br />

Dorf aus den Asterix-Comics, das gegen eine Übermacht<br />

aufbegehrt. Nur, dass die Bösen diesmal nicht die Römer,<br />

sondern die Hauptstädter waren. Zwar kam ich selbst aus<br />

einer Hauptstadt, doch schien mir diese angestaute Wut gegenüber<br />

Paris absurd. Die Geschehnisse machten mich aber<br />

neugierig auf diese Ecke Frankreichs. Ich nahm mir vor, eines<br />

Tages selbst in die Picardie zu reisen und die Menschen<br />

an der Somme kennenzulernen.<br />

Wie aber so oft im Leben, liegt manchmal ein wenig<br />

Zeit zwischen dem Vorsatz und seiner Realisierung. So<br />

kommt es, dass ich im letzten Herbst zum ersten Mal an<br />

die Somme fuhr. Zwar war ich schon einige Male in der<br />

Picardie, doch irgendwie schaffte ich es nie an diesen Fluss,<br />

der in der Nähe von Saint-Quentin entspringt und nach fast<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 35


Fokus Nordfrankreich<br />

250 Kilometern in den Ärmelkanal<br />

fließt. Doch nun ist es endlich soweit,<br />

und ich kundschafte das viel gepriesene<br />

Mündungsgebiet der Somme aus.<br />

Ich habe mich dafür an einem Samstagmittag<br />

mit Jean-Claude im Hafen<br />

von Saint-Valery-sur-Somme verabredet.<br />

Hier liegen ein paar Fischerkutter<br />

neben kleinen Jachten. Mein Plan ist<br />

dabei, zunächst einen ersten Eindruck<br />

vom Wasser aus zu gewinnen, bevor<br />

ich am nächsten Tag ein paar Erkundungen<br />

auf eigene Faust vornehmen<br />

möchte.<br />

Jean-Claude ist Hobbyskipper und<br />

stammt gebürtig aus Abbeville. Eine<br />

Stadt rund 15 Kilometer im Inland<br />

gelegen, die im Mittelalter einen lebendigen<br />

Hafen besaß. Seitdem ist<br />

die Somme-Mündung aber derart<br />

versandet, dass der Ort per Schiff nur<br />

noch dank des Canal de la Somme<br />

zu erreichen ist. Jean-Claude erwartet<br />

mich bereits. Er hat ein kleines<br />

Segelboot und ist gerade im Sommer<br />

oft damit unterwegs. « Für mich ist<br />

es die schönste Art, nach einer anstrengenden<br />

Woche zu entspannen »,<br />

erzählt er mir nach der Begrüßung.<br />

Und dann fährt er vielversprechend<br />

fort: « Sie werden mir nach unserem<br />

Ausflug sicherlich Recht geben, wenn<br />

ich behaupte, dass wir hier ein kleines<br />

Paradies vor der Haustür haben ». Es<br />

ist nicht zu leugnen, bereits der erste<br />

Eindruck ist verlockend. Der Hafen<br />

von Saint-Valery-sur-Somme liegt am<br />

östlichen Ortsrand. Zur einen Seite<br />

hin sieht man pittoreske Häuser am<br />

Ufer der sympathischen Kleinstadt,<br />

zur anderen spazieren Menschen über<br />

eine Landzunge mit einer Baumallee,<br />

die das Hafenbecken von der eigentlichen<br />

Flussmündung trennt.<br />

Leinen los. Wir machen uns sofort<br />

auf den Weg in Richtung Meer. Als<br />

erstes fallen mir der weite Horizont<br />

und die friedvolle Ruhe auf. Wenn<br />

man aus einer Großstadt kommt wie<br />

ich, hat man schnell vergessen, wie beruhigend<br />

die Weite der Natur wirken<br />

kann. Die Gebäude von Saint-Valerysur-Somme<br />

ziehen an uns vorbei. Die<br />

Sonne strahlt von einem stahlblauen<br />

Himmel, und eine leichte Brise sorgt<br />

für ein geruhsames Gleiten übers Wasser.<br />

Sobald wir die Landzunge hinter<br />

uns gelassen haben, wird der Blick<br />

endgültig frei auf die große Flussmündung.<br />

Man fühlt sich eher wie<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Die Baie de Somme ist<br />

bei Seglern beliebt.<br />

Der Hafen von Saint-<br />

Valery-sur-Somme. Von<br />

hier aus starten auch wir<br />

unseren Segeltörn.<br />

S. 34/35: Blick auf die<br />

Somme-Mündung von der<br />

Uferpromenade von Saint-<br />

Valery-sur-Somme aus. In<br />

der Ferne liegt Le Crotoy.<br />

AC_AZ55x122:Layout 1 25.01.<strong>2008</strong> 9:37<br />

Valeria Bruni Tedeschi<br />

Noémie Lvovsky<br />

Mathieu Amalric<br />

Louis Garrel<br />

SÉLECTION OFFICIELLE UN CERTAIN REGARD<br />

PRIX SPÉCIAL DU JURY<br />

auf einem großen See, soweit scheint<br />

das andere Ufer entfernt zu sein, als in<br />

einer Flussmündung. « Wir haben gerade<br />

Flut », erklärt mir mein Kapitän.<br />

« Hier in der Bucht machen sich die<br />

Gezeitenunterschiede stark bemerkbar,<br />

stärker als sonst an der Küste. »<br />

Steuerbords sehe ich zum ersten<br />

Mal die großen Salzwiesen, die für<br />

die Somme-Mündung so typisch sind.<br />

« Wie in anderen Buchten wird auch<br />

hier viel Sand angeschwemmt. Hinzu<br />

kommt, dass die Somme ein sehr langsam<br />

fließender Fluss ist. Dies hängt<br />

einmal mit dem geringen Gefälle von<br />

der Quelle bis zur Mündung zusammen,<br />

andererseits wird ein Teil des<br />

Wassers unterwegs vom torfhaltigen<br />

Untergrund absorbiert », berichtet<br />

Jean-Claude. « Im Laufe der Zeit bildeten<br />

sich Sandbänke, auf denen wiederum<br />

Gras wuchs. Es entstanden die<br />

sogenannten Mollières. Diese Salzwiesen<br />

dienen als Weidegebiet für Schafe.<br />

Das Fleisch dieser Tiere ist übrigens<br />

köstlich. » Ich nehme mir vor, später<br />

auf den Speisekarten der Restaurants<br />

darauf zu achten.<br />

« Früher herrschte auf der Somme<br />

einmal reger Schiffsverkehr », fährt<br />

Jean-Claude fort. « Doch diese Zeiten<br />

sind seit Ewigkeiten vorbei. Zwar<br />

baute man am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

einen Kanal bzw. kanalisierte<br />

streckenweise das Flussbett, doch diese<br />

Maßnahme konnte den Niedergang<br />

der Schifffahrt nicht verhindern. Im<br />

Ersten Weltkrieg nutzten dann die<br />

Engländer die Bucht als Stützpunkt,<br />

was nochmals für ein wenig Verkehr<br />

Ein Film von Valeria Bruni Tedeschi<br />

www.actrices-der-film.de<br />

MIT MARISA BORINI VALERIA GOLINO MAURICE GARREL SIMONA MARCHINI BERNARD NISSILLE OLIVIER RABOURDIN LAETITIA SPIGARELLI REGIE VALERIA BRUNI TEDESCHI<br />

BUCH VALERIA BRUNI TEDESCHI NOÉMIE LVOVSKY IN ZUSAMMENARBEIT MIT AGNÈS DE SACY KAMERA JEANNE LAPOIRIE SCHNITT ANNE WEIL PRODUZENTEN OLIVIER DELBOSC MARC MISSONNIER<br />

EINE PRODUKTION VON FIDÉLITÉ FILMS IN ZUSAMMENARBEIT MIT VIRTUAL FILMS UND WILD BUNCH MIT BETEILIGUNG VON CANAL+ UND CNC IM VERLEIH DER PIFFL MEDIEN<br />

Ab 10. <strong>April</strong> im Kino!<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 37


Fokus Nordfrankreich<br />

Prachtvolle Villen säumen das Ufer von Saint-Valery-sur-Somme.<br />

An der Baie de Somme scheint der Horizont kein Ende nehmen zu wollen.<br />

auf dem Wasser sorgte. Heute ist die Mündung dagegen vor<br />

allem ein Paradies für Hobbykapitäne. »<br />

Wir segeln währenddessen immer weiter dem offenen<br />

Meer entgegen. Ich genieße den Anblick der flachen Salzwiesen.<br />

Sie geben der Gegend eine ganz besondere Aura.<br />

Das Grün der Wiesen unterscheidet sich vom Farbton normaler<br />

Wiesen. Auf der rechten Seite erkennt man immer<br />

deutlicher den Fischerort Le Crotoy. Er liegt quasi genau<br />

gegenüber von Saint-Valery-sur-Somme auf der anderen<br />

Uferseite. Bis dorthin fährt auch ein Zug mit alten Waggons<br />

und einer Dampflokomotive, mit dem man einmal die<br />

Somme-Mündung umfahren kann. « In Le Crotoy hielt man<br />

Jeanne d’Arc fest, bevor sie über Saint-Valery nach Rouen<br />

gebracht wurde », erzählt Jean-Claude. « Heute kommen vor<br />

allem am Wochenende viele Tagesausflügler dorthin. Von<br />

der Uferpromenade ergibt sich ein wunderschöner<br />

Blick auf die gesamte Mündung. »<br />

Inzwischen frischt der Wind etwas auf, so<br />

dass wir an Fahrt zulegen. Es gibt eigentlich<br />

keine schönere Fortbewegungsart, als mit dem<br />

Segelboot still übers Wasser zu gleiten. Es ist<br />

für mich der passende Augenblick, Jean-Claude<br />

nach der Angelegenheit mit dem Hochwasser<br />

zu fragen. « Ach wissen Sie », antwortet er, « die<br />

Leute reden doch immer viel. Man darf das<br />

nicht überbewerten. Wir sind in der Picardie<br />

nahe an der Hauptstadt. Viele Pariser kommen<br />

übers Wochenende zu uns oder haben sogar ein<br />

Wochenendhaus hier. Wir sind uns gar nicht<br />

so fremd. » Seine relative Wortkargheit macht<br />

mir deutlich, dass Jean-Claude nicht viel Lust<br />

hat, mehr über dieses Thema zu sprechen.<br />

Ich belasse es dabei und bewundere lieber die<br />

traumhafte Landschaft. Um uns herum sind<br />

weitere Jachten unterwegs. Die weißen Segel,<br />

der blaue Himmel, die grünen Wiesen im Hintergrund:<br />

Die Somme-Mündung hat wirklich<br />

etwas Magisches.<br />

Backbords passieren wir den Leuchtturm<br />

von Le Hourdel. Es ist die letzte Landzunge,<br />

die ins Mündungsgebiet ragt. Danach weitet<br />

sich die Somme immer mehr, um schließlich<br />

ins offene Meer überzugehen. Das Ufer rückt<br />

in weite Ferne. Dann zeigt Jean-Claude auf das<br />

nördliche Ufer: « Dort liegt das Vogelschutzgebiet<br />

von Marquenterre. Es ist ein Paradies<br />

für alle Ornithologen. Allerdings sollte man<br />

das Schutzgebiet vor allem bei Flut besuchen.<br />

Mehr als 300 Vogelarten lassen sich dort beobachten.<br />

Auch viele Zugvögel machen hier<br />

im Frühling und im Herbst halt. Wissen Sie,<br />

woher der Name kommt? » Ich kann nur ratlos<br />

den Kopf schütteln. « Er kommt von la mer<br />

qui entre en terre, also dem Meer, das auf das<br />

Land fließt. Es handelt sich nämlich um eine<br />

Schwemmlandebene, die aus Dünen und Salzwiesen<br />

besteht und durch Pflanzen befestigt wurde. »<br />

Für uns ist der Zeitpunkt gekommen, wieder umzukehren<br />

und zum Jachthafen zurück zu schippern. Es ist bereits<br />

Nachmittag, und die herbstliche Sonne steht schon recht<br />

tief. Die Lichtverhältnisse sind schlicht und einfach umwerfend.<br />

Die Natur glänzt golden im Sonnenlicht. Würde<br />

man in diesem Augenblick ein Bild malen, es wäre fast zu<br />

kitschig. Als wir nach einiger Zeit wieder in Saint-Valerysur-Somme<br />

ankommen, erklärt mir Jean-Claude noch den<br />

Weg zu meiner Unterkunft und gibt mir ein paar Tipps für<br />

gute Restaurants.<br />

Am nächsten Morgen gehe ich selbst auf Entdeckungstour.<br />

Ich habe mich dazu durchgerungen, das Vogelschutzgebiet<br />

für einen anderen Aufenthalt aufzusparen und stattdessen<br />

das Südufer der Somme-Mündung zu erkunden.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Nach einem leckeren Croissant aus der Hand<br />

spaziere ich zunächst die lange Promenade von<br />

Saint-Valery-en-Somme entlang. Die Straße,<br />

die als Einbahnstraße ausgewiesen ist, wurde<br />

durch breite Holzbohlen erweitert, eine städtebaulich<br />

sehr gelungene Lösung. Der Ort<br />

hat viel maritimes Flair. Und obwohl es noch<br />

recht früh ist, sind bereits einige Spaziergänger<br />

unterwegs. In die « Hauptstadt » des Vimeu<br />

kommt man gerne für einen Tag oder ein<br />

Wochenende. Sie ist eine dieser typischen Ausflugsstädte,<br />

in denen alles recht adrett wirkt<br />

und zahlreiche Restaurants zum Verweilen<br />

einladen. Doch trotz des Touristenrummels<br />

hat der Ort seinen Charme bewahren können.<br />

Kein Zweifel, es fällt nicht schwer, sich in<br />

Saint-Valery-sur-Somme zu verlieben.<br />

Im Anschluss mache ich mich auf den Weg<br />

zu meinem nächsten Ziel: Le Hourdel. Den<br />

Leuchtturm hatte ich gestern schon vom Wasser<br />

aus gesehen. Zuvor unternehme ich aber<br />

noch einen kleinen Abstecher zum Cap Hornu.<br />

Man erreicht es über eine kleine Stichstraße<br />

von der Landstraße in Richtung Cayeux-sur-<br />

Mer. Vom Kap aus bietet sich erneut ein schöner<br />

Panoramablick auf die Somme-Mündung<br />

sowie auf Le Crotoy an der anderen Uferseite.<br />

Hier kann man über Schotter hinweg mit dem<br />

Auto bis ans Ufer fahren. Eine Familie lässt<br />

gerade ihr kleines Boot ins Wasser.<br />

Die Ankunft in Le Hourdel ist äußerst<br />

romantisch: Im Vordergrund die markanten<br />

Salz wiesen, dazwischen schaukeln einige Boote<br />

im kleinen Hafen des Ortes. In der Ferne eine<br />

Uferstraße mit Alleebäumen und der Leuchtturm.<br />

Das Spiel der Farben ist erneut betörend.<br />

Le Hourdel ist nicht sehr groß. Gerade einmal<br />

ein Bistro und ein Restaurant gibt es im Ort.<br />

Dafür kann man einen wunderschönen Spaziergang<br />

auf eine kleine Landzunge hinter dem<br />

Leuchtturm unternehmen.<br />

Gerne würde ich im Anschluss die kleine<br />

Küstenstraße hinter den Dünen nach Cayeuxsur-Mer<br />

nehmen. Doch der Weg ist als Einbahnstraße<br />

ausgewiesen – leider in entgegengesetzter<br />

Richtung. Ich fahre deshalb zurück<br />

zur Landstraße im Landesinneren. Von der<br />

Kreuzung führt eine Piste zum Maison de la<br />

Baie de Somme et de l’Oiseau. Dort sieht man<br />

präparierte Vögel und Bilder von der « fliegenden<br />

» Fauna der Somme-Mündung. Ein<br />

weiterer beliebter Ort für Ornithologen und<br />

Naturinteressierte.<br />

In Cayeux-sur-Mer wähle ich schließlich<br />

zielstrebig den Weg zum Strand. Das Seebad<br />

ist für eine frische Brise bekannt. So auch heute.<br />

Der kleine Hafen von Le Hourdel mit seinem markanten Leuchtturm.<br />

Die Salzwiesen der Somme-Mündung unterliegen dem Spiel von Ebbe und Flut.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 39


Fokus Nordfrankreich<br />

Kieselstrand in Cayeux-sur-Mer. Im Sommer werden pittoreske<br />

Badehäuschen an den Strand gestellt.<br />

Nördlich von Cayeux-sur-Mer erinnert ein halb versunkener Bunker an die Wirren des Krieges.<br />

Der Ort wirkt weniger elegant als Saint-Valery-sur-Somme.<br />

Das für Seebäder übliche Kasino macht sogar einen sehr heruntergekommenen<br />

Eindruck. Dafür locken ein unverstellter<br />

Blick aufs Meer und eine lange Seepromenade. Der Strand<br />

selbst besteht aus groben Kieselsteinen. In einem kürzlich<br />

erschienenen Reiseführer über Nordfrankreich aus einem<br />

renommierten deutschen Verlag hatte ich zuvor gelesen, dass<br />

rund « 400 Badehäuschen am Strand wie Spielzeugklötze<br />

schön der Reihe nach angeordnet sind ». Ich hatte mir bereits<br />

ausgemalt, ein paar malerische Fotoaufnahmen zu machen.<br />

Doch die Ernüchterung folgt<br />

sogleich. Es gibt keine Badehäuschen<br />

am Strand. Ich bin zu spät<br />

dran. Die Häuschen werden zum<br />

Winter hin weggeräumt. In dem<br />

Reiseführer stand das aber leider<br />

nicht.<br />

Ich beschließe, einen kleinen<br />

Strandspaziergang zu unternehmen.<br />

Unterwegs komme ich mit<br />

Françoise und Nicolas ins Gespräch.<br />

Beide wohnen im nördlichen<br />

Pariser Großraum. « Wir<br />

kommen jedes Jahr mehrmals an<br />

die Somme-Mündung, meist für<br />

einen Tag, manchmal auch über<br />

Nacht », erzählt Françoise. « Für<br />

uns ist das sehr praktisch, da<br />

wir bereits im Norden von Paris<br />

wohnen. So brauchen wir nur<br />

ein bisschen mehr als eine Stunde<br />

mit dem Auto. Aber schauen<br />

Sie sich mal um, hier laufen<br />

viele Menschen aus dem Pariser<br />

Großraum herum. » Wie könnte<br />

ich ihr widersprechen, wohne ich<br />

doch selbst in der Hauptstadt.<br />

Die Zeit verging mal wieder<br />

schneller als es einem lieb ist.<br />

Ich beschließe, mich langsam<br />

zurück auf den Weg nach Paris<br />

zu machen. Zuvor will ich mir<br />

aber nicht die Küstenstraße nach<br />

Le Hourdel entgehen lassen.<br />

Der Weg verläuft direkt hinter<br />

den Sanddünen. Das Parken unterwegs<br />

ist untersagt. Dennoch<br />

halte ich ab und zu kurz an, um<br />

einen Blick hinter die Dünen zu<br />

werfen. Etwas weiter den Strand<br />

herunter steht ein vom Wasser<br />

aus dem Gleichgewicht gebrachter<br />

Bunker. Am Strand wandern<br />

vereinzelt Menschen entlang.<br />

Auf der Straße kommen mir<br />

zahlreiche Fahrradfahrer entgegen.<br />

Es ist die perfekte Urlaubsidylle.<br />

Danach komme ich wieder an Le Hourdel und den Salzwiesen<br />

vorbei. Es fällt mir schwer, von dieser wunderschönen<br />

Landschaft und ihrer beruhigenden Wirkung Abschied<br />

zu nehmen. Aber es ist bereits Sonntagnachmittag. Morgen<br />

wartet ein Arbeitstag in Paris auf mich. Ein letztes Mal<br />

gleitet mein Blick über die breite Somme-Mündung. Kein<br />

Zweifel, ich werde wiederkommen. Und dank moderner<br />

Autobahnen braucht es dazu auch keine Wasserverbindung<br />

von der Seine an die Somme.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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Fokus Nordfrankreich<br />

Anreise<br />

Auto: Aus Norddeutschland erreicht man<br />

den Norden Frankreichs am besten über<br />

Belgien, je nach Her kunfts ort über die Achse<br />

Aachen-Liège-Valen cien nes oder die Route<br />

Duis burg-Ant wer pen-Lille. Aus Süd deutschland,<br />

der Schweiz und Öster reich fährt<br />

man über die A4 (Straß burg/Saarbrücken-<br />

Paris) bis zur A26 (Reims-Calais). Gerade in<br />

der Picardie wurden in den letzten Jahren<br />

zahlreiche Auto bahn ver bin dun gen gebaut,<br />

so dass der Kauf einer aktuellen Landkarte<br />

ratsam ist. Berlin-Lille ca. 850 km, Köln-Lille<br />

ca. 320 km, Wien-Lille ca. 1.240 km, Zürich-<br />

Lille ca. 770 km, Berlin-Amiens ca. 980 km,<br />

Köln-Amiens ca. 410 km, Wien-Amiens ca.<br />

1.280 km, Zürich-Amiens ca. 750 km.<br />

Flugzeug: Der einzige im Linienverkehr<br />

an ge flo ge ne Flughafen von Nord-Pas<br />

de Calais ist in Lille. Nachdem Lufthansa<br />

die Strecke München-Lille nach kurzer<br />

Zeit wieder einstellte, bestehen keine direk<br />

ten Flugverbindungen mehr aus dem<br />

deutschsprachigen Raum in die Stadt. Air<br />

France bindet Lille über das europäische<br />

Drehkreuz in Lyon bzw. per TGV vom<br />

Flughafen Paris-CDG aus an. Die Picardie<br />

hat ebenfalls nur einen einzigen in ter na -<br />

<br />

<br />

<br />

ti onalen Flughafen in Beauvais, der ausschließlich<br />

von Billigfluggesellschaften bedient<br />

wird. Aus dem deutschsprachigen<br />

Raum bietet nur Ryanair Flüge von Bremen<br />

nach Beauvais an. Der wichtigste Flughafen<br />

für Nordfrankreich ist daher Paris-CDG,<br />

von wo aus man bequem in die Picardie<br />

und nach Nord-Pas de Calais per Zug<br />

oder Mietwagen weiterreisen kann. Wer<br />

ganz in den Norden möchte, sollte auch<br />

den Brüsseler Flughafen als Alternative<br />

in Erwägung ziehen, gerade wenn die<br />

Weiterreise per Mietwagen geplant ist.<br />

Zug: Lille ist bestens an das Hoch ge schwindig<br />

keits netz der europäischen Bahn ge -<br />

sell schaf ten angeschlossen. Von Köln aus<br />

erreicht man Lille mit ein ma li gem Um steigen<br />

in Brüssel: Köln-Brüssel mit dem Thalys<br />

bzw. ICE, Brüssel-Lille mit dem Euro star bzw.<br />

TGV. Nach Amiens geht es da gegen über<br />

Paris: Beispielsweise Köln-Paris mit dem<br />

Thalys oder Frankfurt-Paris mit dem ICE und<br />

dann weiter mit dem Corail. Außerdem<br />

halten einige TGV-Züge auf der Strecke<br />

Paris-Lille am Bahnhof TGV Haute-Picardie<br />

in Ablaincourt-Pressoir.<br />

<br />

A16<br />

A25<br />

Allgemeine Informationen<br />

Comité Régional de Tourisme<br />

du Nord-Pas de Calais<br />

6, place Mendès France – BP 99<br />

59028 Lille Cedex<br />

Telefon: +33 (0)3 20 55 71 02<br />

www.nordfrankreich-tourismus.com<br />

Comité Régional de Tourisme de Picardie<br />

3, rue Vincent Auriol<br />

80011 Amiens Cedex<br />

Telefon: +33 (0)3 22 22 33 66<br />

www.picardietourisme.com<br />

Côte d’Opale<br />

Die beschriebene Reise lässt sich theore<br />

tisch an einem Tag erledigen. Wer es<br />

lieber etwas geruhsamer angehen möchte<br />

und vor allem unterwegs Zeit für kleine<br />

Wanderungen und Ausflüge haben will,<br />

sollte zwei bis drei Tage dafür reservieren.<br />

Office de Tourisme<br />

12, boulevard Clemenceau<br />

62100 Calais<br />

Telefon: +33 (0)3 21 96 62 40<br />

<br />

www.calais-cotedopale.com<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong><br />

A28/E402<br />

A 16/ E402<br />

<br />

A16<br />

A26/E15<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A29/E44<br />

A29/E44<br />

A 1/E15<br />

<br />

<br />

A1/E17<br />

A27<br />

<br />

A2/E19<br />

A23


Gegenüber vom Bahnhof<br />

von Valenciennes<br />

Office de Tourisme<br />

Forum Jean Noël<br />

62200 Boulogne-sur-Mer<br />

Telefon: +33 (0)3 21 10 88 10<br />

www.tourisme-boulognesurmer.com<br />

Office de Tourisme<br />

Palais de l’Europe<br />

Place de l’Hermitage<br />

62520 Le Touquet-Paris-Plage<br />

Telefon: +33 (0)3 21 06 72 00<br />

www.letouquet.com<br />

Bergbaumuseum<br />

Centre Historique Minier<br />

Fosse Delloye<br />

59287 Lewarde<br />

Telefon: +33 (0)3 27 95 82 82<br />

www.chm-lewarde.com<br />

Öffnungszeiten<br />

<strong>März</strong> – Oktober: Täglich 9.00 – 19.30 Uhr<br />

(Kassenschluss 17.30 Uhr)<br />

November – Februar: Mo – Sa<br />

13.00 – 19.00 Uhr, So 10.00 – 19.00 Uhr<br />

(Kassenschluss jeweils 17.00 Uhr)<br />

Eintrittspreise<br />

10,90 €, ermäßigt 5,90 €, spezielle<br />

Gruppentarife<br />

Anreise<br />

Von Douai über die N45 nach Lewarde.<br />

Im Ort ausgeschildert.<br />

Amiens<br />

Office de Tourisme<br />

6bis, rue Dusevel<br />

80000 Amiens<br />

<br />

Telefon: +33 (0)3 22 71 60 50<br />

www.amiens.com/tourisme<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Hortillonnages<br />

Kahnfahrten jeden Nachmittag vom 01.04.<br />

bis 31.10., wenn die Navigation möglich ist.<br />

Abfahrt:<br />

54, boulevard Beauvillé<br />

Telefon: +33 (0)3 22 92 12 18<br />

Musée de Picardie<br />

48, rue de la République<br />

80000 Amiens<br />

Telefon: +33 (0)3 22 97 <strong>14</strong> 00<br />

Maison de Jules Verne<br />

2, rue Charles Dubois<br />

80000 Amiens<br />

Telefon: +33 (0)3 22 45 45 75<br />

Somme-Mündung<br />

Syndicat Mixte Baie de Somme<br />

1, place de l’Amiral Courbet<br />

80<strong>14</strong>2 Abbeville Cedex<br />

Telefon: +33 (0)3 22 20 60 30<br />

www.baiedesomme.fr<br />

Comité de Tourisme de la Somme<br />

21, rue Ernest Cauvin<br />

80000 Amiens<br />

Telefon: +33 (0)3 22 71 22 71<br />

www.somme-tourisme.fr<br />

Office de Tourisme<br />

2, place Guillaume le Conquérant<br />

80230 Saint-Valery-sur-Somme<br />

Telefon: +33 (0)3 22 60 93 50<br />

www.saint-valery-sur-somme.fr<br />

Parc du Marquenterre<br />

25bis, chemin des Garennes<br />

<br />

80120 Saint-Quentin-en-Tourmont<br />

Telefon: +33 (0)3 22 25 68 99<br />

Maison de la Baie de Somme<br />

et de l’Oiseau<br />

Carrefour du Hourdel – RD 204<br />

80230 Lanchéres<br />

Telefon: +33 (0)3 22 26 93 93<br />

Office de Tourisme<br />

2, esplanade Aristide Briand<br />

80410 Cayeux-sur-Mer<br />

Telefon: +33 (0)3 22 26 61 15<br />

www.cayeux-sur-mer.fr<br />

Hotel<br />

95 Zimmer<br />

darunter Suiten / Whirlpools<br />

kostenlose Sauna<br />

WLAN<br />

1<br />

Restaurant<br />

1<br />

Brasserie HANS<br />

Elsässische Spezialitäten<br />

1<br />

8 place de la Gare<br />

59300 VALENCIENNES · FRANKREICH<br />

(0033) 327 463 201<br />

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33 geschmackvolle Komfortzimmer<br />

Ausländische TV-Sender<br />

25 rue Tholozé<br />

59300 Valenciennes · Frankreich<br />

(0033) 327 <strong>14</strong>5 859<br />

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Kulturschock<br />

Rendez-vous in sechs Wochen<br />

Zuerst dachte ich, meine Freundin hätte sich<br />

im Monat geirrt. Aber nein, sie meinte wirklich<br />

den 17. nächsten Monats und nicht den 17. in<br />

zwei Wochen. Woher soll ich denn heute schon<br />

wissen, ob ich in rund sechs Wochen Zeit für<br />

ein gemeinsames Abendessen habe? Vielleicht<br />

bin ich an dem Tag noch nicht einmal in der<br />

Stadt. Seitdem ich in Deutschland lebe, kenne<br />

ich die Vorliebe dieser Nation für eine stark antizipative<br />

Planungsmentalität. Doch eine Anfrage<br />

für ein privates Treffen in eineinhalb Monaten<br />

ist mir bisher noch nicht passiert.<br />

Ohnehin bedurfte es am Anfang ein wenig<br />

Zeit, bis ich mich an den anderen Umgang miteinander<br />

gewöhnt hatte. Zwar weiß ich inzwischen, dass<br />

man Verabredungen im Voraus planen sollte, doch bei<br />

der Umsetzung hapert es noch. So verzweifle ich jedes Mal<br />

von Neuem, wenn ich am späten Nachmittag noch spontan<br />

jemanden für einen gemeinsamen Abend im Kino oder<br />

Thea ter suche. Immer sind alle verplant – vom aus Einsamkeit<br />

zu Depressionen neigenden Single bis zur überforderten<br />

berufstätigen Mutter. Deutschland scheint ein Land zu sein,<br />

in dem Zeit ein seltenes Gut geworden ist. Von unangemeldeten<br />

Besuchen sehe ich inzwischen sogar ganz ab. Zwar<br />

wurde ich niemals abgewiesen, aber der Empfang war meist<br />

doch recht unterkühlt. Jedenfalls unterkühlt genug, um zu<br />

verstehen, dass man so etwas nicht unbedingt macht.<br />

Aufgefallen ist mir auch, dass diesseits des Rheins<br />

Beziehungen zwischen Menschen jeglicher Art viel mehr<br />

« diskutiert » werden müssen. Man ist nicht nur einfach<br />

befreundet, sondern muss diese Freundschaft auch definieren.<br />

Dabei scheint es säuberliche Kategorien zu geben:<br />

lose Bekannte, Bekannte, entfernte Freunde, Freunde, enge<br />

Freunde usw. Meist kommen dazu noch Extra-Kategorien<br />

für Arbeitskollegen oder die liebe Verwandtschaft. Gerne<br />

scheint man seinen Freundeskreis auch thematisch einzuteilen:<br />

Es gibt dann Bekannte, mit denen man Sport macht;<br />

andere, mit denen man zusammen kocht; wiederum andere,<br />

die den Psychologen ersetzen sollen.<br />

Viel Wert wird auch auf die Exklusivität einer Freundschaft<br />

gelegt. Aus meiner Heimat war ich es durchaus gewohnt,<br />

andere Bekannte unangekündigt zu einer Verabredung<br />

mitzubringen. Für mich ist dies sogar eine ganz besondere<br />

Ehrerweisung, bringe ich mit dieser Geste doch zum Ausdruck,<br />

meine Freunde miteinander teilen zu wollen. Meine<br />

Gegenüber fanden das meistens weniger berauschend.<br />

Manche nahmen es mir sogar übel, dass ich nicht allein<br />

zum Treffen kam.<br />

Trifft man sich in einer Kneipe oder einem Restaurant,<br />

wird die Zeche am Ende natürlich getrennt beglichen. Diese<br />

Verhaltensweise, über die außerhalb Deutschlands gerne<br />

gelästert wird, finde ich gar nicht so unangenehm, hat sie<br />

doch, wenn man sie nicht zu versessen anwendet, etwas<br />

Grundehrliches. Bis heute konnte ich mich aber nicht daran<br />

gewöhnen, dass nach dem Bezahlen alle sofort aufstehen<br />

müssen. Der Zahlvorgang scheint der ultimative Endpunkt<br />

eines jeden gemütlichen Beisammenseins zu sein.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Der Reiz der Oberflächlichkeit<br />

Als ich das erste Mal eine E-Mail von einer Freundin<br />

bekam, die mit den Worten « Je t’aime » endete, war ich perplex.<br />

Kein Zweifel, wir sind gute Freundinnen, verstanden<br />

uns eigentlich vom ersten Augenblick an, aber warum sagte<br />

sie mir nun, dass sie mich liebe? Da sie mit einem Mann<br />

verheiratet war, vermutete ich zwar keine homoerotischen<br />

Gelüste, es dauerte aber noch einige Lebensjahre in meiner<br />

Wahlheimat Frankreich, bis ich den Umgang der Franzosen<br />

mit diesen drei Wörtern verstand, die mitnichten nur eine<br />

Liebeserklärung zwischen einem glücklichen Paar sind.<br />

Gewöhnen musste ich mich auch an eine gewisse Unverbindlichkeit.<br />

Jeder kennt dieses Klischee aus<br />

den USA, wonach Menschen einen<br />

Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine<br />

Reminiszenz an Jean Geoffroy, geboren 1853<br />

in Marennes, gestorben 1924, der offiziell für<br />

den Schuldienst zeichnete. Und dieses Mal?<br />

Kleiner Tipp: Es handelt sich um einen der<br />

bedeutendsten Künstler des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

einladen und dann erstaunt sind, wenn man eines Tages<br />

wirklich vor der Tür steht. Doch auch in Frankreich erlebe<br />

ich dies öfter. Da ist zum Beispiel die nette Nachbarin, die<br />

einen auf einen Kaffee einlädt, ohne es wirklich so zu meinen,<br />

oder der höfliche Arbeitskollege, der regelmäßig etwas<br />

zusammen unternehmen möchte, nur irgendwie niemals<br />

dazu kommt.<br />

Aber auch mit guten Freunden fällt es mir oft schwer,<br />

eine tiefe emotionale Beziehung aufzubauen. Für Franzosen<br />

scheint es Themen zu geben, die sind nur für ganz wenige<br />

enge Vertraute bestimmt. Natürlich spricht man auch in<br />

Frankreich über Liebe, Sorgen, Freundschaften, also die<br />

intimsten Dinge des Lebens. Doch meist lässt man das<br />

Gespräch auf einem abstrakten Niveau und hütet sich, einen<br />

zu tiefen Einblick ins eigene Leben zu gewähren. So<br />

spricht man beispielsweise lieber über Scheidungen im Allgemeinen<br />

als über die vielleicht anstehende Trennung vom<br />

eigenen Partner.<br />

So kann es sein, dass ich die Freundin, die mir eben noch<br />

eine E-Mail mit den obigen Worten schrieb, danach frage,<br />

wie es denn momentan in ihrer kriselnden Beziehung läuft,<br />

und dennoch nicht weiß, ob ich ihre Antwort nun glauben<br />

soll. Wo ich in meiner Heimat gewohnt bin, lange intensive<br />

Gespräche zu führen, scheine ich bei gleichem<br />

Vorgehen in Frankreich die meisten Menschen nur<br />

ungewollt vor den Kopf zu stoßen. Es heißt dann,<br />

ich wäre zu direkt, zu wenig diplomatisch.<br />

Die Diplomatie hat jenseits des Rheins<br />

ohnehin einen enormen Stellenwert in zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen. Sie scheint<br />

die Ehrlichkeit im Wertekodex bei weitem zu<br />

übertreffen. Doch dieser Ansatz hat auch seine<br />

positiven Seiten. So wirkt das Miteinander oft<br />

störungsfreier, beschwingter. Probleme werden<br />

nicht künstlich groß geredet, nehmen keinen zu<br />

wichtigen Raum ein. Es geht mehr darum, gemeinsam<br />

eine nette Zeit zu verbringen. Warum<br />

muss alles authentisch sein? Am Ende ist jeder<br />

Mensch im Herzen ohnehin allein, warum soll man<br />

sich das Leben deshalb schwerer als nötig machen.<br />

Die Leichtigkeit des Seins ist verlockend.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 45


Frankreich Heute Kulturpolitik<br />

Musée du Quai Branly: Nicht nur der Bau wurde teurer als geplant, auch der Unterhalt verschlingt hohe Summen.<br />

Kulturelle Prestigeprojekte: Naht das Ende einer Kulturpolitik um jeden Preis?<br />

Frankreich ist stolz auf seine kulturellen Vorzeigeeinrichtungen. Über Jahrzehnte hinweg liebten<br />

es vor allem die Präsidenten des Landes, sich durch den Bau bzw. die Renovierung von Museen<br />

oder anderen kulturellen Einrichtungen zu verewigen. Dies nahm derartige Ausmaße an,<br />

dass in Frankreich alleine in den letzten zehn Jahren rund 60 mehr oder weniger spektakuläre<br />

Projekte initiiert wurden. Nun hat der Rechnungshof Alarm geschlagen. Nach einem kürzlich<br />

veröffentlichten Bericht gilt diese Art der Kulturpolitik als wenig effizient und vor allem als viel zu<br />

kostspielig. Die Kritik der Finanzkontrolleure ist so stark, dass die Fortführung dieses Politikstils auf<br />

der Kippe steht.<br />

Die kulturellen Prestigeprojekte des Landes sind seit jeher<br />

ein sensibles Thema in Frankreich. Die Befürworter<br />

sehen darin eine originelle und mutige Mög lichkeit,<br />

die Kulturlandschaft zu entwickeln und Einrichtungen zu<br />

schaffen, um die Frankreich in der ganzen Welt beneidet wird<br />

– etwa das Centre Georges Pompidou, die Pyramide des Louvre,<br />

die neue große Nationalbibliothek François Mitterrand<br />

oder das erst kürzlich eröffnete Musée du Quai Branly, ein<br />

Lieblingsanliegen des Altpräsidenten Jacques Chirac, um nur<br />

die bekanntesten Bauten zu nennen. Den Fürsprechern dieser<br />

Vorzeigeprojekte gemäß brauche man sich nur die Warteschlangen<br />

an den Kassen anzuschauen, um sich vom Erfolg der<br />

Einrichtungen zu überzeugen. Die Besuchermassen seien der<br />

Beweis für ein Bedürfnis der Menschen nach derartigen<br />

« Leuchttürmen » in der Museums- und Kulturlandschaft.<br />

Die Gegner führen dagegen schon lange an, dass diese<br />

Prestigeprojekte die wirkliche Lage der Kulturpolitik verschleiern<br />

und ihre Finanzierung auf Kosten der vielen weniger<br />

spektakulären kulturellen Einrichtungen im ganzen Land<br />

gingen, die chronisch an Unterfinanzierung litten, da sie nur<br />

einen Bruchteil des nationalen Kulturbudgets erhielten. Kritisiert<br />

wird auch, dass die Vorzeigeeinrichtungen meist nur<br />

von einem einzigen Menschen, dem Präsidenten, beschlossen<br />

wurden und sich fast ausschließlich im Pariser Großraum befinden,<br />

zu Lasten einer kulturellen Dezentralisierungspolitik,<br />

die wünschenswert wäre.<br />

In diesem Kontext hat der französische Rechnungshof<br />

kürzlich einen Bericht veröffentlicht. Routiniert werden dabei<br />

die Projekte und Einrichtungen auf den Prüfstand gestellt und<br />

zahlreiche Missstände bemängelt. Das Resümee ist unmissverständlich:<br />

Die Politik der kulturellen Prestigeprojekte in<br />

Frankreich kann so nicht weitergehen. Das Urteil ist mehr als<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


ein bloßes Alarmsignal, es ist ein Aufruf, insbesondere ans Kulturministerium,<br />

die Kulturpolitik nachhaltig zu reformieren.<br />

Dabei geht es um viel Geld. Der Rechnungshof hat rund<br />

60 Prestigeprojekte seit dem Jahr 1998 untersucht. Projekte,<br />

die unter der Federführung des Kulturministeriums durchgeführt<br />

werden und jeweils ein Budget zwischen vier und 290<br />

Millionen Euro aufweisen. Insgesamt geht es um die stolze<br />

Summe von 2,27 Milliarden Euro.<br />

Nicht ganz einfach ist in diesem Zusammenhang die<br />

Einordnung eines Vorhabens als Prestigeprojekt. Für eine<br />

derartige Zuordnung stehen zunächst der Symbolwert und die<br />

Prestigeträchtigkeit eines Projekts im Vordergrund. Oft existiert<br />

dabei ein gewisser politischer Druck, den man ungern so<br />

direkt benennt, denn meist handelt es sich um Vorhaben, die<br />

vom Präsidenten gewünscht werden. Grundsätzlich legte der<br />

Rechnungshof für seine Analyse aber drei Kategorien zugrunde:<br />

Projekte, die sich auf die Restaurierung oder die Rekonstruktion<br />

von Gebäuden und Einrichtungen beziehen, die das<br />

nationale Kulturerbe ausmachen, wie etwas die Domaine de<br />

Versailles, das Grand Palais,<br />

das Théâtre d’Odéon oder<br />

die Opéra Garnier. Dann<br />

Vorhaben, die existierende<br />

Einrichtungen zukünftig<br />

beherbergen sollen, da die<br />

bisherigen Konditionen entweder<br />

unzureichend sind oder<br />

mit der Entwicklung einer<br />

Institution nicht mithalten.<br />

Hierzu gehören beispielsweise<br />

die Projekte für das Archiv<br />

in Pierrefitte oder die Ecoles<br />

Ausgaben des Kulturministeriums (in Mio. Euro)<br />

280.000<br />

260.00<br />

240.000<br />

220.000<br />

d’Architecture. Schließlich<br />

komplette Neuprojekte wie<br />

etwa das Musée du Quai<br />

Branly oder die Cité Nationale de l’Histoire de l’Immigration.<br />

Die Hälfte der 60 untersuchten Vorhaben ist bereits fertiggestellt.<br />

Hier konnte der Rechnungshof also die Planung mit<br />

der Durchführung der Arbeiten vergleichen. Das Ergebnis ist<br />

erschreckend: Die 30 Projekte hätten gemäß der Planungen<br />

insgesamt 763 Millionen Euro kosten dürfen. In Wirklichkeit<br />

fielen die Bauvorhaben dem Steuerzahler jedoch mit 1,09<br />

Milliarden Euro zur Last, also mit 246 Millionen Euro mehr<br />

als vorgesehen, was eine Verteuerung um 30 Prozent bedeutet.<br />

Doch nicht nur das. Auch die Zeiträume zur Realisierung der<br />

Projekte waren viel länger als prognostiziert. So betrug die minimale<br />

Verzögerung unter allen Vorhaben bereits neun Monate<br />

– wie bei der Cité de la Musique in Paris. Den Negativrekord<br />

hält jedoch die neue Cinémathèque der Hauptstadt, die erst 45<br />

Monate später als vorgesehen eröffnet wurde. Kein Wunder,<br />

dass bei diesen Verzögerungen auch die Kostenentwicklung<br />

eine andere ist.<br />

In seinem Bericht beschäftigt sich der Rechnungshof auch<br />

ausführlich mit dem Musée du Quai Branly, das vor allem von<br />

Jacques Chirac gewünscht wurde und ethnologische Sammlungen<br />

beheimatet. Während das Haus aus wissenschaftlicher<br />

200.000<br />

2001 2002 2003 2004 2005<br />

und kultureller Sicht ein Erfolg wurde, lässt sich dies aus finanzieller<br />

Sicht leider nicht behaupten. Die Kosten während<br />

der Bauphase explodierten geradezu. 1998 wurde die Investitionssumme<br />

für das vom französischen Stararchitekten Jean<br />

Nouvel entworfene Museum mit 167,7 Millionen Euro beziffert.<br />

Während der Realisierungsphase stiegen die Kosten jedoch<br />

schnell auf 204 Millionen Euro, da eine Mediathek nicht<br />

budgetiert worden war, und am Ende sogar auf 290 Millionen<br />

Euro, was einer Verteuerung von 42 Prozent entspricht. Das<br />

am 20. Juni 2006 eröffnete Museum wurde außerdem zweieinhalb<br />

Jahre später als geplant fertiggestellt. Fakten, die für<br />

ein Vorzeigeprojekt nicht gerade vorbildlich sind.<br />

Mit großer Sorge betrachtet der Rechnungshof jedoch auch<br />

die neueren Vorhaben, die zwischen 1998 und 2006 geplant<br />

und noch nicht abgeschlossen wurden. Es geht dabei um eine<br />

prognostizierte Investitionssumme von noch rund 1,17 Milliarden<br />

Euro bis zum Jahre 2012. Zu diesen Projekten gehört<br />

beispielsweise der Bau einer Philharmonie in Paris, die 244<br />

Millionen Euro kosten soll, wovon der Staat die Hälfte übernimmt,<br />

die Konstruktion des<br />

für kulturelle<br />

Vorzeigeeinrichtungen,<br />

insbesondere im<br />

Pariser Großraum<br />

für kleinere, dezentrale<br />

Kulturprojekte<br />

Nationalarchivs in Pierrefitte<br />

(190 Millionen Euro) und<br />

die Fortsetzung der Renovierungsarbeiten<br />

im Schloss von<br />

Versailles (131,7 Millionen<br />

Euro). Die Erfahrung bei den<br />

bisherigen Projekten lehrt,<br />

dass auch hier mit Kostensteigerungen<br />

zu rechnen ist.<br />

Außerdem schlagen jedes<br />

Jahr die Unterhaltungskosten<br />

für die bereits fertiggestellten<br />

Einrichtungen im Kulturhaushalt<br />

massiv zu Buche.<br />

So musste allein das Musée<br />

du Quai Branly im Jahr 2007 mit 54 Millionen Euro vom<br />

Staat bezuschusst werden. Die Eigeneinnahmen des Museums<br />

machten nicht mehr als 18 Prozent des Gesamtbudgets der<br />

Einrichtung aus.<br />

Bei derartigen Kostenexplosionen muss man sich in der<br />

Tat fragen, wohin die französische Kulturpolitik steuert. Das<br />

Urteil des Rechnungshofes ist eindeutig: Er geht davon aus,<br />

dass das Kulturministerium nicht in der Lage sein wird, die<br />

Unterhaltungskosten der seit den 1990er-Jahren fertiggestellten<br />

Projekte, die Kosten der sich im Bau befindlichen bzw.<br />

der noch geplanten Vorhaben sowie die zu erwartenden Kostensteigerungen<br />

gleichzeitig tragen zu können. Es sei denn,<br />

das Ministerium wird von der allgemeinen Haushaltskonsolidierung<br />

der öffentlichen Hand ausgenommen. Die Finanzkontrolleure<br />

gehen sogar noch weiter und stellen ernsthaft in<br />

Frage, ob die Politik der kulturellen Leuchttürme überhaupt<br />

weitergeführt werden kann. Dabei geht es aber nicht nur darum,<br />

den Gürtel enger zu schnallen, sondern zukünftig auch<br />

gewissenhafter Budgets und Zeitplanungen einzuhalten. Eine<br />

umfassende Reform der französischen Kulturpolitik scheint<br />

unausweichlich.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 47


Frankreich Heute Porträt<br />

Auf der Suche<br />

nach Gerechtigkeit<br />

Zwei Länder, zwei Systeme, zwei<br />

Anwälte, ein Ziel: Gerechtigkeit.<br />

Opfer von ärztlichem Versagen<br />

oder pharmazeutischen Skandalen<br />

leiden oftmals doppelt: Zu dem<br />

erlittenen körperlichen und seelischen<br />

Unglück kommt oft noch<br />

die Ignoranz von Versicherungen<br />

oder von Vertretern des Gesundheitswesens.<br />

Jahrelange Prozesse,<br />

geringe Schadenersatzzahlungen<br />

und hohe psychische Belastungen<br />

sind die Folge. Nur wenige Anwälte<br />

wie die Französin Florence Boyer<br />

und der Deutsche Malte Oehlschläger<br />

kämpfen couragiert dagegen<br />

an. Ein Porträt über zwei ungewöhnliche<br />

Idealisten.<br />

Für Frankreich erleben treffen sich<br />

zwei Menschen, die sich vorher<br />

noch nie gesehen haben, jedoch<br />

durch das gleiche Anliegen geeint sind:<br />

die Suche nach Gerechtigkeit, gepaart<br />

mit einem teilweise aufopferungsvollen<br />

Berufsalltag. So ergeben sich während<br />

des Gesprächs viele Gemeinsamkeiten,<br />

auch wenn beide in unterschiedlichen<br />

Ländern beheimatet und mit verschiedenen<br />

Sprachen und Rechtsauffassungen<br />

vertraut sind.<br />

Florence Boyer merkt man den<br />

jahrelangen, kräftezehrenden Kampf<br />

um Gerechtigkeit nicht an. Schon ihre<br />

Eltern hatten eine kleine Anwaltskanzlei<br />

in Paris, die sich um Opfer von<br />

Fehlern in der Medizin kümmerte. So<br />

stritten sie beispielsweise über Jahre mit<br />

der französischen Regierung darüber,<br />

einen Entschädigungsfonds für die<br />

Opfer von verseuchten Blutkonserven<br />

einzurichten. Viele Bluter wurden in<br />

den 1980er-Jahren unwissend mit HIV<br />

oder Hepatitis C infiziert und sind in<br />

der Zwischenzeit entweder verstorben<br />

oder mussten aufgrund des Krankheitsausbruchs<br />

ihre Arbeit aufgeben.<br />

Dieser Rechtsstreit sorgte in<br />

Frankreich für Aufsehen, da er an David<br />

gegen Goliath erinnerte. Die Betroffenen<br />

hatten mit dem Staat nicht<br />

nur einen übermächtigen Gegner, der<br />

sein Mitwissen und Verschulden nicht<br />

eingestehen wollte, sondern sie mussten<br />

auch einen sehr teuren Prozess<br />

über viele Jahre vorfinanzieren. Umso<br />

größer die Erleichterung, als schlussendlich<br />

die Opfer vollends Recht bekamen<br />

und ein Entschädigungsfonds<br />

eingerichtet wurde. Dieses Urteil, an<br />

dem sich mittlerweile andere spektakuläre<br />

Medizinprozesse orientieren,<br />

schrieb in Frankreich Geschichte. Jedoch<br />

sind die Schadenersatzzahlungen<br />

keineswegs mit den enormen Summen<br />

in den USA zu vergleichen. In Frankreich<br />

kommen die Geldbeträge eher ei-<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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Sie reichen oftmals kaum als Rente<br />

aus, geschweige denn dazu, die häufig<br />

hohen Folgekosten einer Erkrankung<br />

zu bezahlen.<br />

Dementsprechend braucht auch<br />

Florence eine gehörige Portion Idealismus,<br />

um ihrer Tätigkeit nachzugehen.<br />

Bei den geringen Entschädigungssummen<br />

verzichtet sie häufig auf ihr<br />

Honorar, damit den Mandanten wenigstens<br />

eine kleine Geldsumme, von<br />

der sie dringend benötigte Hilfsmittel<br />

oder Kuren bezahlen können, bleibt.<br />

Trotz der Sorge, manchmal kaum<br />

die Gehälter der Kanzlei bezahlen zu<br />

können, ist Florence auch nach all den<br />

Jahren unverändert kämpferisch. Die<br />

Gewissheit, auf der richtigen Seite<br />

zu stehen, lässt sie auch nach langen<br />

arbeitsreichen Tagen und harten Verhandlungen<br />

jeden Morgen frohgemut<br />

aufstehen. Schwieriger ist allerdings<br />

das Abschalten von der Arbeit. Den<br />

ganzen Tag ist sie mit viel Leid,<br />

Schmerz, Unglück und Tod konfrontiert.<br />

Dies muss irgendwie verarbeitet<br />

werden. Am einfachsten ist es, mit<br />

jemandem darüber zu sprechen, aber<br />

es gibt nicht viele Menschen, die<br />

jeden Abend mit neuer Traurigkeit<br />

konfrontiert werden wollen. Mit der<br />

Berufserfahrung wird jedoch auch die<br />

Fähigkeit größer, zwischen beruflichen<br />

Schicksalen und privatem Alltag<br />

zu trennen.<br />

Richtig wütend wird Florence, wenn<br />

das Gespräch auf die Arroganz von großen<br />

Versicherungskonzernen kommt.<br />

Diese sehen nicht das Einzelschicksal,<br />

sondern nur einen « administrativen<br />

Vorgang ». Schlimmer noch, oftmals<br />

wird versucht, mit fadenscheinigen<br />

Argumenten eine Schadenersatzzahlung<br />

gänzlich zu verhindern. Geradezu<br />

absurd wird dies in absolut eindeutigen<br />

Fällen. Von solchen kann auch Malte<br />

Oehlschläger berichten, der wie Florence<br />

die Interessen von Geschädigten<br />

vertritt, allerdings in Deutschland.<br />

Wenn auch einige rechtliche Unterschiede<br />

in den beiden Ländern existieren,<br />

ähneln sich die Erfahrungen und<br />

der Berufsalltag der beiden Anwälte in<br />

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Frankreich Heute Porträt<br />

vielen Bereichen.<br />

Doch Malte erlebt auch « kuriose »<br />

Fälle. So etwa die Geschichte einer<br />

Mandantin, die nach ihrer Sterilisierung<br />

schwanger wurde. Der ärztliche<br />

Kunstfehler war nach der Geburt<br />

sogar für alle deutlich sicht- und im<br />

Gerichtssaal auch vergnüglich hörbar,<br />

allerdings weigerte sich die Versicherung<br />

des Arztes, die Unterhaltszahlungen<br />

für das Baby zu übernehmen<br />

und zweifelte das ärztliche Versagen<br />

grundsätzlich an.<br />

Natürlich werden die Ärzte,<br />

Pharmabetriebe und Behörden mit<br />

ihren jeweiligen Versicherungen<br />

ebenfalls von Anwälten vertreten,<br />

vielen der Kollegen scheint diese Seite<br />

sogar lukrativer. Florence und Malte<br />

sind als Anwalt für die Patienten in<br />

der Minderheit. Seit einigen Jahren<br />

spezialisieren sich aber mehr Juristen<br />

auf die noch recht junge Fachrichtung<br />

des Fachanwalts für Arzthaftungsrecht.<br />

Schätzungen in Deutschland<br />

gehen davon aus, dass es jedes Jahr zu<br />

ungefähr 400.000 ärztlichen Kunstfehlern<br />

kommt, jedoch nur in 10.000<br />

bis 15.000 Fällen geklagt wird. Gerade<br />

jedoch durch das Internet sowie<br />

Medienberichte über spektakuläre<br />

Prozesse werden die Menschen aufgeklärter<br />

und mündiger, so dass nicht<br />

nur das Berufsbild des Patientenanwalts<br />

attraktiver wird, sondern sich<br />

auch die Schmerzensgeldsummen erhöhen.<br />

So wurde beispielsweise 2002<br />

zum ersten Mal in Deutschland eine<br />

Schmerzensgeldzahlung in Millionenhöhe<br />

erstritten.<br />

Das französische Rechtssystem<br />

stützt sich vor allem auf Gerichtsurteile,<br />

da wenige spezifische Gesetze<br />

zum Arzthaftungsrecht existieren.<br />

In Deutschland wird eine Vielzahl<br />

von Fällen im außergerichtlichen<br />

Vergleich geschlossen. Je nach den<br />

Begleitumständen sowie der anwaltlichen<br />

Vertretung kann ein Vergleich<br />

für den Betroffenen eine geringere<br />

Entschädigungszahlung nach sich<br />

ziehen. Auf der anderen Seite bleibt<br />

bei einem Verfahren bis zu einem<br />

Gerichtsentscheid immer die Ungewissheit,<br />

ob man tatsächlich Recht<br />

zugesprochen bekommt. Schlimmer<br />

wiegt für die meisten aber noch, dass<br />

sich viele Verfahren durch mehrere Instanzen<br />

häufig über fünf bis acht Jahre<br />

und zum Teil noch länger hinziehen.<br />

Einige durch einen Vergleich gewonnene<br />

Jahre bedeuten für viele Opfer<br />

kostbare Lebenszeit, da sie aufgrund<br />

der Behandlungsfehler durch schwere<br />

Krankheiten oder Behinderungen<br />

stark beeinträchtig sind und gerne<br />

noch einen Teil des Schadenersatzes<br />

für die Rückgewinnung von ein klein<br />

wenig Lebensqualität nutzen würden.<br />

Sowohl Florence als auch Malte<br />

machen alltäglich die Erfahrung, dass<br />

die Gegenseite, also die Anwälte der<br />

Ärzte und Versicherungen, wesentlich<br />

stärker sind. Sie verfügen über<br />

größere finanzielle Mittel sowie das<br />

nötige Maß an fehlender Empathie,<br />

um knallhart die Interessen ihrer Auftraggeber<br />

durchzusetzen. Allerdings<br />

kommt es darauf an, sich als Patientenanwalt<br />

davon nicht einschüchtern<br />

zu lassen. Glücklicherweise wird es<br />

den allermeisten Lesern von Frankreich<br />

erleben nicht vergönnt sein, Florence<br />

aus der Sicht eines geschädigten<br />

Patienten jemals im Gerichtssaal zu<br />

erleben. Es ist beeindruckend, über<br />

welche Energie und Leidenschaft<br />

diese zierliche Frau verfügt und sich<br />

völlig unbeeindruckt mit den größten<br />

Versicherungskonzernen oder dem<br />

Staat anlegt. Auch Malte sieht seinen<br />

Beruf als einen wahr gewordenen,<br />

sinnstiftenden Traum an. Allerdings<br />

ist eine gehörige Portion Altruismus<br />

notwendig, um den Anforderungen<br />

dieses Berufsbildes gerecht zu werden.<br />

Schwierig ist es für ihn aber auch, die<br />

richtige Balance zwischen Anteilnahme<br />

und Distanz zu finden.<br />

Es gibt aber auch Glücksmo mente<br />

im Berufs all tag. So erzählt Mal te von<br />

einem Fall, bei dem ein Fa mi li en va ter<br />

in der Dusche zu Hause ausge rutscht<br />

und so unglücklich gestürzt war, dass<br />

er eine Hirn blutung erlitt. Der gerufene<br />

Not arzt veranlasste keine Einweisung<br />

in das nächste Krankenhaus, wo im<br />

Rahmen einer Computertomographie<br />

schnell eine richtige Diagnose<br />

gestellt und die optimale Behandlung<br />

hätte gewählt werden können. Dies<br />

hatte zur Folge, dass der Familienvater<br />

halbseitig gelähmt wurde und<br />

seinen Beruf aufgeben musste. Der<br />

anschließende Kampf war wiederum<br />

sprich wörtlich wie Da vid gegen Go liath,<br />

da das Fehl ver halten des Not arz -<br />

tes nachge wie sen werden muss te. Der<br />

an schließen de Pro zess schweiß te nicht<br />

nur die Familie zu sam men, son dern<br />

gab ihr auch das schö ne Ge fühl, dass<br />

sich das Kämp fen um Ge recht ig keit<br />

trotz all des Lei des lohnt. Dank des<br />

Schmer zens gel des führt die Fa mi lie<br />

heu te wieder ein halb wegs nor ma les<br />

Le ben. Durch die Lähm ung ha ben<br />

sich zwar viele Än der un gen er ge ben,<br />

aber we nigs tens kam kein Ab stieg in<br />

die Armut hinzu.<br />

Florence hat zusammen mit ihrer<br />

Mutter in Frankreich einen Verein<br />

gegründet, in dem sich alle Anwälte,<br />

die Patienten vertreten, zusammengeschlossen<br />

haben. Ungefähr 60 Mitglieder<br />

hat ANADAVI (Association<br />

Nationale des Avocats de Victimes de<br />

Dommages Corporels). In regelmäßigen<br />

Sitzungen werden wertvolle Tipps<br />

ausgetauscht sowie die neueste Rechtssprechung<br />

thematisiert. Ein Anliegen<br />

dabei ist auch der grenzüberschreitende<br />

Gedanke innerhalb der Europäischen<br />

Union, da nach wie vor verschiedene<br />

Rechtsauffassungen in den einzelnen<br />

Mitgliedsstaaten herrschen und das europäische<br />

Recht bei Weitem noch nicht<br />

vereinheitlicht ist.<br />

Das letzte Symposium des Vereins<br />

hat sich daher mit den europäischen<br />

Nachbarländern, vor allem England,<br />

Belgien, den Niederlanden, Spanien,<br />

Italien, Griechenland und auch<br />

Deutschland beschäftigt. Deutschland<br />

wurde von einem deutschstämmigen<br />

Anwalt aus Paris vertreten, entsandte<br />

aber im Gegensatz zu den anderen<br />

Ländern keine Patientenvertreter aus<br />

seinem Heimatland. Mit Malte hat<br />

Florence jetzt jemanden gefunden, der<br />

ihr helfen kann, den Verein ebenfalls<br />

in Deutschland aufzubauen und gemeinsam<br />

auf europäischer Ebene zu<br />

kämpfen. Dies hat auch das Redaktionsteam<br />

von Frankreich erleben glücklich<br />

gemacht. Wieder einmal konnte<br />

ein kleiner Beitrag zur deutsch-französischen<br />

Zusammenarbeit geleistet<br />

werden.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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Frankreich Heute Stadtentwicklung<br />

Neue Hochhäuser für Paris?<br />

Es ist einige Zeit her, dass zum letzten Mal ein Hochhaus in Paris errichtet wurde. Gebäude wie<br />

der Tour Montparnasse oder die Wohnsilos im 13. Arrondissement entstanden in einer Epoche,<br />

als noch ein anderer Zeitgeist herrschte. Seitdem bemühte man sich an der Seine, die historische<br />

Stadtsilhouette zu bewahren, so dass der Eiffelturm bis heute relativ konkurrenzlos über<br />

das Häusermeer der Metropole hinausragt. Dies könnte sich in Zukunft jedoch ändern. Denn<br />

ein paar Wochen vor den Kommunalwahlen hat der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë<br />

neue Hochhausprojekte für die Hauptstadt vorgeschlagen.<br />

Die Idee, in Paris Hochhäuser zu bauen, ist nicht neu.<br />

Schon Le Corbusier schlug einst vor, das historische<br />

Paris abzureißen und durch moderne Wohn- und<br />

Bürotürme zu ersetzen. Ein Vorschlag, der sicherlich zu den<br />

strittigsten seiner Karriere als Architekt und Stadtplaner<br />

zählte und der aus heutiger Sicht zum Glück niemals realisiert<br />

wurde. Allerdings blieb es an der Seine beim Thema<br />

Hochhäuser nicht immer nur bei Projekten.<br />

Gerade in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als<br />

preisgünstig neuer Wohnraum geschaffen werden musste,<br />

wuchsen auch in der französischen Hauptstadt in einigen<br />

Stadtteilen Wohntürme empor. So etwa im 13. Arrondissement,<br />

dem heutigen « China-Town », oder direkt an der<br />

Seine südlich des Eiffelturms im 15. Arrondissement. Das<br />

Hochhaus, dessen Bau bei den Parisern aber wohl die traumatischsten<br />

Folgen hinterließ, ist der Tour Montparnasse.<br />

Für seine Errichtung musste ein ganzes historisches Stadtviertel<br />

weichen und bis heute stellt das Gebäude und seine<br />

Umgebung eine Wunde im Stadtbild dar. Es ist deshalb<br />

nicht verwunderlich, wenn es bei den meisten Hauptstädtern<br />

kein Verlangen mehr nach neuen Hochhausprojekten<br />

gibt. Schließlich können sich die Architekten bereits im<br />

Geschäftsviertel La Défense, vor den Toren des historischen<br />

Paris’, mit ihren himmelstürmenden Vorhaben austoben.<br />

Dabei ist der Gedanke, in der am dichtesten besiedelten<br />

Millionenmetropole Europas durch den Bau in die Höhe<br />

Platz auf dem Boden zu schaffen, nicht ganz als absurd<br />

abzutun. Außerdem beweisen andere aufstrebende europäi-<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


An der Porte de Bercy geht<br />

es um ein Gelände, das von<br />

Autobahnen, Schienen und der<br />

Seine begrenzt wird. Das Team<br />

Barthélémy-Grino (links) schlägt<br />

für diesen Ort vor, Hochhäuser .<br />

in<br />

einer Parklandschaft zu bauen.<br />

Die Autobahn A4 (Paris-Straßburg)<br />

verschwindet unter der Erde.<br />

Das Team von Vasconi (rechts)<br />

würde dagegen vier 170 Meter<br />

hohe Wolkenkratzer errichten,<br />

um damit die Stadtgrenze von<br />

Paris markant zu kennzeichnen.<br />

Porte de Bercy<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7. 6.<br />

<strong>14</strong>.<br />

18 .<br />

5.<br />

13 .<br />

19.<br />

11.<br />

12 .<br />

20<br />

sche Metropolen, wie Barcelona oder London, dass selbst in<br />

gewachsenen Stadtstrukturen mit viel historischer Bausubstanz<br />

Wolkenkratzer attraktive Kontrapunkte zur klassischen<br />

Stadtsilhouette bilden und als insgesamt bereichernd<br />

empfunden werden können. Dies hat auch der Pariser<br />

Bürgermeister Bertrand Delanoë erkannt und zwölf Architekturbüros,<br />

wovon eines später absprang, damit beauftragt,<br />

Ideen für drei bisher vernachlässigte Gebiete entlang des<br />

inneren Stadtautobahnrings, dem Boulevard Périphérique,<br />

zu entwickeln. Jean-Pierre Caffet, stellvertretender Bürgermeister<br />

und zuständig für die Stadtentwicklung von Paris,<br />

begründete in einer großen Tageszeitung das Vorgehen wie<br />

folgt: « Wir müssen dafür sorgen, dass Paris 2020 im europäischen<br />

Wettbewerb besteht und nicht an Rom erinnert,<br />

das im Konservatismus verharrt und längst vom dynamischen<br />

Mailand überholt wurde. »<br />

Die Polemik ließ nicht lange auf sich warten: Kaum sind<br />

die Pläne der Architekten veröffentlicht, entfacht sich eine<br />

heftige Diskussion über die Frage, ob Paris neue Hochhäuser<br />

braucht oder ob solche Bauten nicht dem historischen<br />

Stadtbild widersprechen. Bertrand Delanoë verkündet deshalb<br />

seitdem unaufhörlich, dass es sich bei den präsentierten<br />

Entwürfen lediglich um Denkanstöße handele. Keines dieser<br />

Projekte würde in der vorgestellten Form eines Tages so realisiert<br />

werden. Und auch Jean-Pierre Caffet beteuert: « Wir<br />

wollen weder Dubai noch Singapur Konkurrenz machen ».<br />

Der Streit geht dabei quer durch die politischen Lager.<br />

In der aktuellen rot-grünen Regierungsmehrheit herrscht<br />

eine eher ablehnende Haltung gegenüber neuen Hochhäusern.<br />

Der Bürgermeister hatte die Idee schon nach seiner<br />

Amtsübernahme vor ein paar Jahren auf die Tagesordnung<br />

gebracht, musste sich 2003 aber einem Beschluss beugen,<br />

wonach die Höhe von Neubauten in Paris auf maximal 37<br />

Meter beschränkt wurde. Die Stimmung in seinem Regierungslager<br />

scheint sich seitdem nicht grundlegend geändert<br />

zu haben, und auch auf der Ebene der Arrondissements<br />

überwiegt die Skepsis. Sylvain Garrel von den Grünen im<br />

18. Arrondissement, wo eines der Projekte liegt, gibt klar<br />

zu verstehen: « Unser Ziel ist es, dass diese furchtbaren Vorhaben<br />

niemals verwirklicht werden ». Bei der konservativen<br />

Opposition herrscht ebenfalls keine Einigkeit hinsichtlich<br />

möglicher neuer Hochhäuser. Die Bevölkerung schließlich<br />

scheint sich überwiegend nicht wirklich nach neuen Experimenten<br />

in Sachen Wolkenkratzer zu sehnen.<br />

Auf der anderen Seite müssen selbst die Kritiker einräumen,<br />

dass die vorgestellten Entwürfe nachdenkenswerte<br />

Ansätze beinhalten. Auch geht es bei den vorgeschlagenen<br />

Örtlichkeiten nicht wirklich um Hochhäuser innerhalb<br />

gewachsener Stadtviertel, wie etwa beim Bau des Tour<br />

Montparnasse, sondern um drei Gebiete direkt am Boulevard<br />

Périphérique, die heute quasi Niemandsland innerhalb<br />

der Stadt und von Zugstrecken und Autobahnen durchzogen<br />

sind. In den Projekten steckt also auch die Chance, ein<br />

Stück lebendige Stadt zurückzugewinnen.<br />

Konkret handelt es sich um Liegenschaften an der Porte<br />

de la Chapelle, der Porte de Bercy und am Boulevard de<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 53


Frankreich Heute Stadtentwicklung<br />

Porte de la Chapelle<br />

An der Porte de Chapelle stehen die Architekten vor der<br />

Herausforderung, einen urbanen Brückenschlag zu den<br />

ärmlichen Vororten im Norden von Paris zu ermöglichen.<br />

Die Gegend hat heute keinen guten Ruf. Die<br />

Hochhäuser könnten einen neuen Impuls für den Norden<br />

der Hauptstadt geben, erinnern gleichzeitig aber<br />

auch an die Probleme der Hochhaus-Gettos aus den<br />

1960er- und 1970er-Jahren, die nicht weit von hier sind.<br />

Masséna. Letzterer befindet sich im Südosten der Stadt unweit<br />

des Entwicklungsgebiets « Paris Rive Gauche », in dem<br />

sich unter anderem die neue Nationalbibliothek François<br />

Mitterrand befindet. Ein Grundstück, das heute aus Industriebrachen,<br />

Eisenbahnstrecken und Schnellstraßen besteht.<br />

Attraktiv wird es jedoch durch die Lage an der Seine. Nach<br />

Meinung der Stadtverwaltung würde es sich anbieten, an<br />

dieser Stelle eine öffentliche Einrichtung anzusiedeln, beispielsweise<br />

ein neues Justizgebäude für die Stadt Paris.<br />

Unabhängig von der späteren Nutzung schlägt der Ar-<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7. 6.<br />

<strong>14</strong>.<br />

18 .<br />

5.<br />

13 .<br />

19.<br />

11.<br />

12 .<br />

20.<br />

chitekt Jacques Ferrier für diesen<br />

Ort drei zwischen 120 und 150<br />

Meter hohe Häuser vor, wobei<br />

eines bereits auf der anderen Seite<br />

der Ringautobahn steht und<br />

somit eine Brücke zur Nachbargemeinde<br />

Ivry-sur-Seine<br />

schlägt. In den oberen Etagen<br />

könnten Wohnungen entstehen,<br />

damit die Bewohner weit<br />

genug vom Autolärm entfernt<br />

residieren und einen herrlichen<br />

Panoramablick genießen. Anne<br />

Demians entwarf dagegen einen<br />

Doppelturm mit einer Höhe von<br />

150 bzw. 210 Metern für dieses<br />

Gebiet. Die beiden Hochhäuser<br />

wären durch Übergänge miteinander<br />

verbunden, in denen sich<br />

öffentliche Einrichtungen wie<br />

Restaurants oder Kinos befinden<br />

könnten. Die Fassade aus<br />

weißem und hellgrauem Glas<br />

soll laut der Architektin wie eine<br />

Eidechsenhaut wirken.<br />

In seinem Entwurf für die<br />

Porte de la Chapelle, an der<br />

sich eines der meist befahrenen<br />

Autobahnkreuze Frankreichs<br />

befindet, ist es dem Architekten<br />

François Leclerq wichtig, nicht<br />

ein Hochhaus um eines Hochhauses<br />

willen zu planen. Es geht<br />

ihm darum, dank Wolkenkratzer<br />

Platz auf dem Boden zu gewinnen.<br />

Sein Konzept sieht vor, die<br />

Stadtautobahn mit einem fünf<br />

Hektar großen Park zu überbauen.<br />

Um den Park herum würden<br />

sich niedrige Bauten gruppieren,<br />

in der Mitte dagegen drei 100 bis<br />

150 Meter messende Hochhäuser<br />

entstehen. Eine spiralförmige<br />

Architektur soll dafür sorgen,<br />

dass der Wind besser zirkulieren<br />

und damit Abgase und Lärm davontragen<br />

kann. Dominique Perrault würde an der gleichen<br />

Stelle nur einen Wolkenkratzer mit 131 Metern Höhe auf<br />

Pariser Seite und ein die 37 Meter nur teilweise überragendes<br />

Wohnviertel auf der anderen Seite der Stadtautobahn<br />

konstruieren.<br />

Für das dritte Gebiet an der Porte de Bercy, ebenfalls<br />

ein großes Autobahnkreuz im Osten der Kapitale, schlägt<br />

der Architekt Claude Vasconi vier gleichmäßige Türme<br />

mit einer Höhe von jeweils 130 Metern vor. Nach seinem<br />

Konzept sollen auf der Südseite der Hochhäuser Wohnun-<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


gen, auf der Nordseite Büros untergebracht werden. Nicolas<br />

Michelin würde an der Porte de Bercy dagegen nur zwei<br />

Hochhäuser errichten, die wie dicke Kegel stolze 171 Meter<br />

in den Himmel ragen.<br />

Auch wenn einige der Architektenbüros bereits konkrete<br />

Nutzungsvorschläge unterbreitet haben, ist die endgültige<br />

Bestimmung dieser neuen Wolkenkratzer, sollten sie jemals<br />

gebaut werden, noch vollkommen offen. Nach Françoise de<br />

Panafieu, Herausforderin der konservativen UMP vom derzeitigen<br />

Bürgermeister bei den Kommunalwahlen im <strong>März</strong>,<br />

sollten solche Gebäude vor allem Büros beherbergen, auf gar<br />

keinen Fall aber Sozialwohnungen. « Es ist nicht in der Kultur<br />

der Franzosen, in Hochhäusern zu wohnen », erklärte sie<br />

dazu kürzlich in einem Interview mit der Zeitung Le Figaro.<br />

Bertrand Delanoë will sich in diesem Planungsstadium auch<br />

noch nicht auf eine Nutzung festlegen. Nach seinen Vorstellungen<br />

sollte es aber eine gesunde Mischung aus Arbeiten,<br />

Wohnen und gemeinschaftlichen<br />

Einrichtungen sein.<br />

Dem Vorwurf der Grünen,<br />

mit deren Hilfe er im Rathaus<br />

reagiert, dass Hochhäuser umweltpolitisch<br />

unvertretbar seien,<br />

begegnet er mit einem moderneren<br />

Betrachtungsansatz.<br />

« Wir reden bei diesen Projekten<br />

nicht über Hochhäuser wie in<br />

den 1970er-Jahren », sagte er<br />

kürzlich in einem Interview mit<br />

dem Wochenmagazin Le Nouvel<br />

Observateur. « Hochhausprojekte<br />

im Ausland haben gezeigt, dass<br />

ein Bauen in die Höhe nicht im<br />

Widerspruch zum Umweltschutz<br />

stehen muss. Dafür bedarf es<br />

eines optimalen Zusammenspiels<br />

zwischen der Lage, der<br />

Anbindung an den öffentlichen<br />

Nahverkehr, dem systematischen<br />

Einsatz erneuerbarer Energien<br />

usw. »<br />

Bei den Projekten geht es<br />

aber noch mehr als nur um die<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7. 6.<br />

<strong>14</strong>.<br />

18 .<br />

5.<br />

13 .<br />

19.<br />

11.<br />

12 .<br />

20.<br />

Revitalisierung aufgegebener<br />

Stadträume. Der Pariser Bürgermeister<br />

möchte damit einen städtebaulich<br />

attraktiven Übergang<br />

zu den angrenzenden Kommunen<br />

schaffen, die zum Teil selbst<br />

an eigenen Hochhausprojekten<br />

arbeiten. Die Stadtgrenzen der<br />

französischen Hauptstadt sind<br />

heute im Vergleich zu anderen<br />

europäischen Metropolen wie<br />

Berlin, London oder Madrid<br />

extrem eng gefasst. Eine Situation,<br />

die dazu führt, dass nur etwas mehr als zwei Millionen<br />

Menschen im « eigentlichen » Paris leben, acht Millionen<br />

dagegen in den umliegenden Vororten. Wenn die Unterschiede<br />

jenseits und diesseits des inneren Stadtautobahnrings<br />

für den ungeübten Betrachter meist kaum erkennbar<br />

sind, bedeutet die administrative Zugehörigkeit zu Paris<br />

oder einer angrenzenden Kommune einen Imagegewinn<br />

bzw. -verlust, der sich nicht nur in den Mietpreisen niederschlägt.<br />

Auf der einen Seite des Boulevard Périphérique ist<br />

man Hauptstädter, auf der anderen banlieusard.<br />

Die Wolkenkratzer könnten deshalb dafür sorgen, die<br />

Vororte dank architektonischer Vorzeigeprojekte näher an<br />

die Hauptstadt zu binden und den Weg zu einem « Grand<br />

Paris » zu bahnen, das eines Tages über seine jetzigen Grenzen<br />

hinausreicht. Bis dahin ist aber noch ein steiniger Weg<br />

zurückzulegen. Die nächste Etappe heißt erst einmal Kommunalwahlen.<br />

Boulevard de Masséna<br />

Das Gebiet um den Boulevard Masséna verlängert<br />

das Entwicklungsgebiet « Paris Rive Gauche » zum<br />

inneren Stadtautobahnring. Das Projekt von Ferrier<br />

(oben) sieht drei Hochhäuser vor, wobei einer bereits<br />

auf der anderen Seite des Boulevard Périphérique<br />

steht und somit als Brücke zu den Vororten dient.<br />

Das Projekt des Architektenbüros Sauerbruch-Hutton<br />

(unten) soll als neuer Orientierungspunkt fungieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 55


Frankreich Heute Kaufkraft<br />

Leere Portemonnaies:<br />

Billigprodukte als Gegenstrategie?<br />

Die Franzosen beklagen allgemein eine schwindende<br />

Kaufkraft. Die Frage nach dem realen Wert des verfügbaren<br />

Einkommens ist in Umfragen bereits zur größten Sorge<br />

der Menschen geworden, sogar noch vor der Angst<br />

vor Arbeitslosigkeit. Die Regierung ist gefordert, Antworten<br />

auf dieses Problem zu finden. Ein Lösungsansatz wird darin<br />

gesehen, das Angebot von Billigprodukten zu fördern.<br />

Es ist eine der Wahrheiten, die die Regierung<br />

und die großen Lebensmittelketten<br />

lieber unter den Tisch kehren<br />

würden: die steigenden Verbraucherpreise.<br />

Kürzlich hat das bekannte Nachrichtenmagazin<br />

Le Nouvel Observateur eine Liste<br />

von Produkten und ihrer Preisentwicklung<br />

von Januar 2004 bis November 2007 veröffentlicht.<br />

Es handelte sich um mehr als 250<br />

Artikel bekannter Marken, die zu den meist<br />

verkauften im Land gehören. Das Ergebnis<br />

ist eklatant: Der Warenkorb der Zeitschrift<br />

hat sich in fast vier Jahren um 11,5 Prozent<br />

verteuert. Dieser Anstieg ist doppelt so hoch<br />

wie die offiziell vom nationalen Statistikinstitut<br />

INSEE ermittelte Inflationsrate im<br />

gleichen Zeitraum. Die Preise einiger Produkte<br />

sind dabei geradezu explodiert: So ist etwa<br />

Hackfleisch um 42,7 Prozent, Milch um 32,1 Prozent<br />

und Wasser der Marke Volvic um 26 Prozent teurer geworden.<br />

Für Makrelenfilets müssen Konsumenten nun<br />

35,9 Prozent mehr auf den Tisch legen, für Nudeln 32,8<br />

Prozent.<br />

Das Klagen der Franzosen über leere Portemonnaies<br />

scheint also gerechtfertigt zu sein. Die<br />

Menschen hatten ohnehin schon seit Jahren das<br />

Gefühl, dass die Preise stärker steigen, als die offiziellen<br />

Statistiken glauben machen wollen. Nicolas<br />

Sarkozy, der aus der Kaufkraft eines seiner zentralen<br />

Wahlkampfthemen gemacht hatte, versprach kürzlich<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


eine Modifikation der verwendeten Formel zur Inflationsberechnung.<br />

Der aktuell verwendete Warenkorb scheint<br />

nicht mehr wirklich die echten Kaufgewohnheiten der Bevölkerung<br />

widerzuspiegeln – ein Grund, warum die gefühlte<br />

Teuerungsrate über der statistisch gemessenen liegt.<br />

Doch auch gegen die Teuerung an sich will die Regierung<br />

etwas unternehmen, selbst wenn der Staatspräsident bei einer<br />

Pressekonferenz kürzlich bereits recht entnervt auf die Nachfragen<br />

der Journalisten reagierte, die seinen Wahlkampf zu<br />

diesem Thema nicht vergessen hatten. Grundsätzlich existieren<br />

zwei Stoßrichtungen, um die Kaufkraft der Bevölkerung<br />

zu erhöhen: Entweder das real verfügbare Einkommen steigt,<br />

ein Ansatz, den Nicolas Sarkozy gerne mit dem Slogan « länger<br />

arbeiten, um mehr zu verdienen » beschreibt, oder aber<br />

die Produkte werden billiger. Zu dieser zweiten Option hat<br />

Charles Beigbeder, Vorsitzender des Energieunternehmens<br />

Poweo, kürzlich einen Bericht an Luc Chatel, Staatssekretär<br />

für Konsum, übergeben, der den Titel trug: « Low-Cost, ein<br />

Antriebshebel für die Kaufkraft ».<br />

Der Begriff « Low-Cost » wurde zuerst in der Luftfahrtbranche<br />

populär, als EasyJet, Ryanair & Co. plötzlich Flugtickets<br />

zu Preisen anboten, die günstiger als die Taxifahrt<br />

zum Flughafen sind. Doch Frankreich hängt seinen Nachbarländern<br />

hinterher, wenn es um Billigprodukte geht, und<br />

dies nicht nur bei Flugreisen. Es gab bisher keine « Geiz ist<br />

geil »-Euphorie wie in Deutschland. Der Bericht an Luc<br />

Chatel sieht deshalb reelle Chancen, durch ein Low-Cost-<br />

Konzept nachhaltig eine bessere Kaufkraft zu erwirken.<br />

Es wäre jedoch übertrieben zu behaupten, dass Billigprodukte<br />

jenseits des Rheins ganz und gar unbekannt<br />

wären. So verkauft die Staatsbahn SNCF für ihre Hochgeschwindigkeitszüge<br />

schon seit einiger Zeit neben normalen<br />

Fahrkarten auch Billigtickets unter der Marke « iDTGV »,<br />

mit denen man zum Beispiel ab 19 Euro von Paris in den<br />

Süden des Landes reist. Auch Air France/KLM hat den aktuellen<br />

Zeitgeist verstanden und baut ein Streckennetz von<br />

Billigflügen der Tochtergesellschaft Transavia vom Pariser<br />

Flughafen Orly aus auf. Die Tagespresse ist ebenfalls vom<br />

Trend zum Sparen angesteckt und brachte Gratiszeitungen<br />

auf den Markt, die ausschließlich durch Anzeigenschaltungen<br />

finanziert und kostenlos verteilt werden. Sogar die<br />

renommierte Zeitung Le Monde hat einen solchen Ableger,<br />

Matin Plus. Weltbekannt ist inzwischen auch der Logan,<br />

das erste Billigauto von Renault, das zwar primär für<br />

Schwellenländer entwickelt wurde, aber auch auf dem europäischen<br />

Automarkt einen unerwarteten Erfolg feiert. Insgesamt<br />

wurde es bereits 700.000 Mal verkauft und macht<br />

damit rund zehn Prozent der Verkäufe des Konzerns aus.<br />

Allein in Frankreich, wo das Modell seit Juni 2005 unter<br />

der Marke Dacia kommerzialisiert wird, fand der Wagen<br />

auch ohne Werbekampagnen über 50.000 Käufer.<br />

Neben diesen Beispielen ist ein umfassendes Angebot<br />

von Billigprodukten in Frankreich allerdings noch nicht<br />

wirklich erkennbar. Im Gegensatz zu den europäischen<br />

Nachbarn hat das Land vor allem im Bereich der preiswerten<br />

Versorgung mit Lebensmitteln Nachholbedarf. So<br />

spielen insbesondere Discounter eine Nebenrolle im Einzelhandel.<br />

Während Aldi, Lidl & Co. in Deutschland auf<br />

einen Marktanteil von rund 40 Prozent und in Belgien von<br />

36 Prozent kommen, sind es in Frankreich gerade einmal<br />

13 Prozent. Hieraus ziehen die Verfechter der Low-Cost-<br />

Strategie ihre Argumente: Während in Deutschland rund<br />

93 Prozent der Haushalte Discounter frequentieren, sind<br />

dies in Frankreich nur 72 Prozent. Es ist also Potential für<br />

ein Wachstum dieses Segments vorhanden.<br />

Um dies zu erreichen, müssen die Franzosen jedoch ihre<br />

Kaufgewohnheiten modifizieren. Im Land stehen Markenprodukte<br />

unverändert für ein gewisses Qualitätsniveau,<br />

der Umstieg auf « No-Name-Artikel » wird also einige Zeit<br />

benötigen. Dabei ist preiswertes Einkaufen schon längst<br />

keine Frage der sozialen Schicht mehr. Um sich davon zu<br />

überzeugen, braucht man nur in einen Discounter in Paris<br />

oder anderswo zu gehen: Man findet alle gesellschaftlichen<br />

Schichten in den Gängen des Supermarkts. Der Bericht an<br />

Luc Chatel hält deshalb auch fest: « Einen Chanelkunden<br />

hält es nicht davon ab, bei Lidl einzukaufen ».<br />

Veränderungen wären aber nicht nur im Lebensmittelsektor<br />

notwendig. In der bereits erwähnten Luftfahrtbranche<br />

haben Low-Cost-Airlines nur einen Marktanteil von<br />

12 Prozent in Frankreich, gegenüber mehr als 21 Prozent in<br />

Deutschland und 36 Prozent in Großbritannien. Der französische<br />

Billigmobilfunkmarkt stagniert bei vier Prozent,<br />

während in Dänemark 25 Prozent der Menschen mit Billiganbietern<br />

telefonieren. Die Liste der Beispiele ließe sich<br />

noch beliebig fortführen.<br />

Zum ersten Mal werden mit dem Bericht an Luc Chatel<br />

aber auch konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, wie man<br />

den Low-Cost-Sektor in Frankreich ausbauen könnte.<br />

Demnach ist das Hinterherhinken des Landes in diesem<br />

Bereich insbesondere auf zu restriktive Regeln zurückzuführen.<br />

So wird beispielsweise empfohlen, städtebauliche<br />

Vorgaben zu lockern, um die Ansiedlung neuer Discounter<br />

zu fördern. Auch sollen Geschäfte einfacher am Sonntag<br />

öffnen können oder die Slotvergabe an Flughäfen soll reformiert<br />

werden. Zudem wird die fehlende Konkurrenz in<br />

einigen Branchen bemängelt. Es sei notwendig, in einigen<br />

Bereichen neue Akteure zu etablieren, beispielsweise einen<br />

neuen Mobilfunknetzbetreiber. Ebenso müssten einige<br />

legale Monopolstrukturen überdacht werden. So etwa bei<br />

den Apotheken, da nicht einzusehen sei, warum verschreibungsfreie<br />

Medikamente nur dort verkauft werden können.<br />

Im Kern geht es also vor allem darum, Konkurrenzhindernisse<br />

abzubauen und mehr Transparenz in den Markt zu<br />

bringen. Jedoch ist auch ein Mentalitätswandel der Menschen<br />

unausweichlich, soll das Konzept gelingen. Dieser ist<br />

aber eher fraglich. Werden die Franzosen eine umfassende<br />

Liebe zu Billigprodukten entwickeln? Selbst im « Geiz ist<br />

geil »-Land Deutschland hat der Erfinder dieses Slogans<br />

längst die Marketingstrategie wieder verändert und das<br />

Wort « Geiz » aus seinen Kampagnen gestrichen. Und Qualität<br />

hat ihren Preis. Diese simple Wahrheit lässt sich auch<br />

mit politischen Kampagnen nicht beiseite räumen.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 57


Leben in Frankreich<br />

Wie laufen die französischen Kommunalwahlen ab?<br />

Weniger als ein Jahr nach den<br />

Präsidentschafts- und Parlamentswahlen<br />

2007 werden die Franzosen<br />

am 9. und 16. <strong>März</strong> erneut an die<br />

Wahlurnen gerufen. Diesmal geht<br />

es darum, wer die Kommunen des<br />

Landes regieren soll. Die Lokalpolitik<br />

steht also auf dem Prüfstein. Im<br />

Allgemeinen finden in Frankreich<br />

alle sechs Jahre Kommunalwahlen<br />

statt. Zum letzten Mal war dies am<br />

11. und 18. <strong>März</strong> 2001 der Fall, so<br />

dass die nächsten Kommunalwahlen<br />

eigentlich im Frühjahr 2007 hätten<br />

organisiert werden müssen. Da<br />

letztes Jahr aber bereits zwei große<br />

Wahlen mit insgesamt vier Wahlgängen<br />

anstanden, verschob man die<br />

Kommunalwahlen ausnahmsweise<br />

um ein Jahr nach hinten.<br />

Bei den Kommunalwahlen werden<br />

die Mitglieder der Gemeinde-<br />

und Stadträte der französischen<br />

Kom munen gewählt, die anschließend<br />

aus ihrem Kreis wiederum die<br />

Bürger meister und stellvertretenden<br />

Bürger meister wählen. Letztere sind<br />

also die Gewählten der Gewählten<br />

des Volkes. Da die Wahlen am<br />

gleichen Tag im ganzen Land stattfinden,<br />

gelten sie trotz ihrer lokalen<br />

Bestimmung als ein Stimmungsbarometer<br />

für den Staatspräsidenten<br />

und seine Regierung.<br />

Aktives und passives Wahlrecht<br />

Bei den Kommunalwahlen dürfen<br />

alle Franzosen sowie alle Bürger<br />

der Europäischen Union, die ihren<br />

Wohnsitz in Frankreich haben oder<br />

dort ihre Steuern zahlen, ihre Stimme<br />

abgeben. Jede volljährige Person<br />

(ab 18 Jahren), die auf der Wählerliste<br />

einer Kommune steht, kann sich<br />

zudem als Kandidat präsentieren.<br />

Mehrfachkandidaturen sind allerdings<br />

untersagt. Jeder Kandidat darf<br />

also nur auf einer Liste eingetragen<br />

sein und sich nur in einer Kommune<br />

zur Wahl stellen. Außerdem sieht<br />

das Wahlgesetz einige Einschränkungen<br />

für bestimmte Personenkreise<br />

vor. So dürfen Funktionäre wie<br />

Polizisten oder Richter nicht in den<br />

Gemeinden antreten, in denen sie<br />

beruflich wirken.<br />

Wahlsystem<br />

Das Wahlsystem hängt von der<br />

Größe der Kommune ab, grundsätzlich<br />

handelt es sich aber um eine<br />

Wahl nach Listen, wobei jede Liste<br />

einen eigenen Wahlzettel hat. Bei<br />

Gemeinden unter 3.500 Einwohnern<br />

werden neun bis 23 Gemeinderäte in<br />

zwei Wahlgängen nach Mehrheitswahlrecht<br />

gewählt. Dabei haben die<br />

Wahlberechtigten die Möglichkeit,<br />

Namen von einer Liste zu streichen<br />

oder zu panaschieren. Die Stimmen<br />

werden nach Kandidat und nicht nach<br />

Liste ausgezählt. Damit ein Kan didat<br />

schon im ersten Wahlgang gewählt<br />

wird, muss er die absolute Mehr heit<br />

der abgegebenen Stimmen und mindestens<br />

ein Viertel der im Wählerver<br />

zeichnis eingetragenen Stimmen<br />

erreichen. Im zweiten Wahl gang ist<br />

dagegen die relative Mehrheit ausreichend,<br />

unabhängig da von, wie viele<br />

Stimmen abgegeben wurden.<br />

In Gemeinden mit mehr als 3.500<br />

Einwohnern werden zwischen 27<br />

und 163 Gemeinderäte gewählt. Hier<br />

dürfen Wahlzettel von den Wählern<br />

jedoch nicht verändert werden, auch<br />

ein Panaschieren ist untersagt. Die<br />

Stimmen werden nach Listen und<br />

nicht nach Kandidaten ausgezählt.<br />

Wenn eine Liste im ersten Wahlgang<br />

die absolute Mehrheit der abgegebenen<br />

Stimmen erlangt, erhält sie im<br />

Gemeinderat ihrem Wahlergebnis<br />

entsprechend die Mehrheit der Sitze.<br />

Die verbleibenden Sitze werden unter<br />

den anderen Listen, die mindestens<br />

fünf Prozent der Wählerstimmen<br />

auf sich vereinen konnten, im Verhältnis<br />

zum Wahlergebnis aufgeteilt.<br />

Hat keine Liste im ersten Wahlgang<br />

die absolute Mehrheit erreicht, treten<br />

in einem zweiten Wahlgang nur<br />

noch die Listen an, die im ersten<br />

Wahlgang mindestens zehn Prozent<br />

der Stimmen gewannen. Die<br />

Mehrheit der Sitze im Gemeinderat<br />

erhält dann die Liste, die die relative<br />

Mehrheit erlangt.<br />

Sonderfälle Paris, Lyon<br />

und Marseille<br />

Die drei größten Städte des Landes<br />

nehmen eine kleine Sonderrolle<br />

ein. Der Stadtrat wird hier mit Hilfe<br />

von Wahlkreisen gewählt. In Paris<br />

und Lyon entspricht ein Arrondissement<br />

einem Wahlkreis. In Marseille<br />

bilden jeweils zwei Arrondissements<br />

zusammen einen Wahlkreis. Ansonsten<br />

gelten die gleichen Regeln<br />

wie für die anderen Kommunen mit<br />

mehr als 3.500 Einwohnern. Der<br />

Stadtrat von Paris umfasst 163 Mitglieder,<br />

der von Lyon 73 und der von<br />

Marseille 101.<br />

Bürgermeisterwahl<br />

Nachdem der Gemeinderat einer<br />

Kommune vom Volk gewählt<br />

wurde, wählen die Mitglieder des<br />

Gemeinderates aus ihren Reihen den<br />

Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin.<br />

Diese Wahl findet in der ersten<br />

Woche nach der Kommunalwahl<br />

statt. Das Mandat der Bürgermeister<br />

dauert normalerweise sechs Jahre. Es<br />

ist aber möglich, dass ein Bürgermeister<br />

von seinem Amt zurücktritt<br />

und durch einen neuen ersetzt wird,<br />

ohne dass neue Kommunalwahlen<br />

ausgerufen werden müssen. Die<br />

Wiederwahl nach einer Amtszeit ist<br />

zulässig.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Loir-Tal<br />

Loir-Tal – Die Poesie der Natur<br />

Das Tal des Loir, nicht zu verwechseln mit der Loire, kennen nicht viele Frankreich-Urlauber. Zwischen der Bretagne<br />

im Westen und der französischen Hauptstadt im Osten, den Schlössern der Loire im Süden und der Normandie im<br />

Norden, fristet die Gegend, die zum Departement Sarthe gehört, eher ein Schattendasein, zumindest touristisch<br />

gesehen. Dabei gibt es in diesem lieblichen Landstrich südlich von Le Mans einiges zu entdecken. Das Fehlen spektakulärer<br />

Höhepunkte wird durch die Poesie der Natur mehr als wettgemacht. Felder und Wälder prägen die hügelige Landschaft,<br />

kleine Dörfer vermitteln ein noch authentisches Gefühl vom Leben auf dem Lande. Eine Reise in Bildern durch ein wenig<br />

bekanntes Land, aufgenommen während der vier Jahreszeiten von einem der Fotografen von Frankreich erleben für eine<br />

Ausstellung, die ein Verbund von Kommunen im Kanton Grand-Lucé organisiert hat.<br />

Langsam erwacht die Natur im Frühl ing in<br />

der Umgebung von Saint-Fraimbault.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Die Dorfkirche von<br />

Saint-Georges-de-la-Couée,<br />

umgeben vom saftigen<br />

Grün des Sommers.<br />

Ein Sommerabend neigt sich l angsam<br />

dem Ende zu, im Hintergrund die<br />

Silhouette von Saint-Vincent-du-Lorouër.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 61


Unterwegs in Frankreich Loir-Tal<br />

Ein Bauer<br />

auf seinen<br />

Feldern nahe<br />

Saint-Pierredu-Lorouër.<br />

Die Ernte ist<br />

eingefahren,<br />

der Herbst<br />

kann kommen.<br />

Die Kapell e<br />

von Saint-<br />

Fraimbault<br />

im gleißenden<br />

Licht des<br />

Wint ers.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Ein kalter Wintermorgen am Waldesrand des<br />

Forêt de Bercé bei La Croix Gorgeas.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A29<br />

A13<br />

<br />

<br />

Anreise<br />

N 137 / E 3<br />

A 83 / E 3<br />

<br />

A84 / E401<br />

<br />

<br />

<br />

aus dem deutschsprachigen Raum nonstop<br />

angeflogenen<br />

<br />

Auto: Das Loir-Tal erreicht man aus dem<br />

<br />

Flughäfen sind Paris-<br />

<br />

<br />

<br />

deutschsprachigen Raum am besten CDG (mit direkter TGV-Verbindung nach Le<br />

<br />

über die A11 (Paris-Nantes). Wer aus Mans) bzw. Paris-Orly.<br />

Norddeutschland<br />

<br />

den Pariser Großraum Zug: Über den TGV-Bahnhof in Le Mans ist<br />

umfahren möchte, kann seit kurzem auf das Loir-Tal gut ans fran zö sische Hoch geschwin<br />

digkeitszugnetz an ge bunden. Die<br />

eine neue Autobahnverbindung über<br />

<br />

Amiens und Rouen direkt nach Le Mans Fahrzeit von Paris nach Le Mans beträgt<br />

<br />

ausweichen. Von Le Mans geht es über die knapp unter einer Stunde.<br />

A28 (Le Mans-Tours) zum Loir-Tal. Berlin-Le<br />

Grand-Lucé ca. 1.280 km, Köln- Grand-Lucé<br />

<br />

Allgemeine Informationen<br />

ca. 720 km, Wien- Grand-Lucé ca. 1.470 km,<br />

<br />

Zürich- Grand-Lucé ca. 810 km.<br />

Office du Tourisme de Lucé-Bercé<br />

<br />

Flugzeug: Le Mans verfügt zwar über 4, rue de l‘Hôtel de Ville<br />

<br />

einen kleinen Flugplatz, der aber nicht im 72150 Le Grand Lucé<br />

Liniendienst angeflogen wird. Die nächsten Telefon: +33 (0)2 43 40 00 30<br />

D58<br />

N12/E50<br />

N164<br />

<br />

<br />

N24<br />

N166<br />

N12/E50<br />

N165/E60<br />

<br />

N171<br />

D13<br />

N137<br />

<br />

A 11 / E 60<br />

<br />

N 249<br />

<br />

A 87<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

<br />

A 11<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 63<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10<br />

<br />

A 85


Unterwegs in Frankreich Annecy<br />

Annecy<br />

Zwischen Urbanität und Alpenromantik<br />

Der Lac d’Annecy und die Berge im Hintergrund bilden eine perfekte Kulisse.<br />

Wenn ich mir die ideale Stadt in den Alpen vorstelle,<br />

kommen mir bisher meist Orte in der<br />

Schweiz in den Sinn, wie Luzern, Zürich oder<br />

Genf: Adrette Städte, die malerisch an einem See liegen und<br />

von mehr oder weniger hohen Gipfeln umgeben sind. Die<br />

perfekte Idylle also, die Alpenromantik mit einem Hauch<br />

von Urbanität verbindet. Doch auch in Frankreich gibt es<br />

eine derartige Traumstadt: Sie heißt Annecy. Die etwas mehr<br />

als 50.000 Einwohner zählende Hauptstadt des Departements<br />

Haute-Savoie muss keine Minderwertigkeitskomplexe<br />

gegenüber der « Konkurrenz » aus der Schweiz haben.<br />

Auch hier bilden die Alpen und ein malerischer See die<br />

ideale Kulisse für eine sehenswerte Stadt.<br />

Dies haben viele Touristen auch bereits entdeckt, wie<br />

ich bei meinem Besuch in Annecy feststellen muss. In der<br />

Altstadt und auf der Uferpromenade herrscht reger Trubel.<br />

Fotoapparate und Videokameras in den Händen sowie ein<br />

buntes Sprachengewirr verraten schnell, dass nicht nur<br />

Einheimische unterwegs sind. Ich lasse mich von dem Ansturm<br />

aber nicht abschrecken und mache mich, nachdem<br />

ich einen Parkplatz in der Nähe des Sees gefunden habe,<br />

zu Fuß auf Entdeckungstour. Annecy ist eine ideale Stadt<br />

für Fußgänger. Rund um den See lädt eine Promenade zu<br />

einem Spaziergang ein, und auch in der Altstadt ist der motorisierte<br />

Verkehr aus den pittoresken Gassen verbannt. Die<br />

Entfernungen sind überschaubar, so dass man in ein paar<br />

Stunden einen guten Eindruck von der Stadt gewinnen<br />

kann.<br />

Als ich über eine große Wiese mit dem Namen Champs<br />

de Mars, der mich an den Pariser Eiffelturm erinnert, gehe<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Das Palais de l’Ile ist das beliebteste Postkartenmotiv der Stadt.<br />

Oberhalb der Altstadt thront die Burg von Annecy.<br />

und wenige Minuten danach am Seeufer stehe, verstehe<br />

ich zu gut, warum schon seit Jahrhunderten Menschen an<br />

dieser Stelle leben. Die Lage ist einfach traumhaft. Der<br />

See von Annecy gehört sogar zu den Regionen der Alpen,<br />

die bereits sehr früh besiedelt wurden. Schon zwei bis drei<br />

Jahrtausende v. Chr. fanden die ersten Menschen hierher.<br />

Vom 1. Jahrhundert v. Chr. ist bekannt, dass am Ufer des<br />

Lac d’Annecy ein gallorömisches Dorf mit rund 2.000 Einwohnern<br />

existierte. Ob sich die alten Römer damals genauso<br />

an der Bergkulisse erfreuten wie ich heute?<br />

Am Anfang des 13. Jahrhunderts machten die Grafen<br />

von Genf Annecy zu ihrer Hauptstadt. Später kam der Ort<br />

zu Savoyen. Als Genf calvinistisch wurde, nahm Annecy<br />

Geistliche auf, die der römisch-katholischen Kirche treu<br />

geblieben waren, und wurde ein Zentrum der Gegenreformation.<br />

Als Savoyen 1860 ein Teil von Frankreich wurde,<br />

übernahm der Ort schließlich die Funktion der Hauptstadt<br />

des Departements Haute-Savoie. Auch die Industrialisierung<br />

hinterließ ihre Spuren. Annecy entwickelte sich zu einer<br />

Industriestadt von regionaler Bedeutung, in der gerade<br />

im 20. Jahrhundert die Anzahl der Einwohner steil nach<br />

oben ging. Auch heute sollte man sich von den schmucken<br />

Gassen der Altstadt nicht täuschen lassen: Annecy ist nicht<br />

nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch ein moderner<br />

Wirtschaftsstandort, wo man sogar von den Olympischen<br />

Winterspielen in nicht zu weiter Ferne träumt.<br />

Allerdings muss ich zugeben, während ich am See in<br />

Richtung der Pont des Amours entlangschlendere, dass der<br />

idyllische Eindruck einer Kleinstadt überwiegt. Sicherlich<br />

hängt dies auch damit zusammen, dass man sich in Annecy<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 65


Unterwegs in Frankreich Annecy<br />

Blick vom Pont des Amours auf den von<br />

Bäumen gesäumten Canal du Vassé.<br />

Die Kirche Saint-François-de-Sales beheimatet<br />

die italienische Gemeinde der Stadt.<br />

schon frühzeitig um eine Erhaltung des historischen Erbes<br />

und den Schutz der Natur bemühte. So engagierte man sich<br />

schon seit 1932 für eine behutsame Sanierung der Altstadt.<br />

1957, zu einer Zeit, als dem Umweltschutz allgemein noch<br />

keine große Bedeutung beigemessen wurde und an eine<br />

Partei wie die Grünen noch gar nicht zu denken war, rief<br />

man ein Programm zur Rettung des Sees ins Leben. Bemühungen,<br />

die sich auszahlten. So erhielt die Stadt schon 1972<br />

den europäischen Umweltpreis und 1983 eine Medaille der<br />

Vereinten Nationen für ihr Umweltprogramm.<br />

Der Pont des Amours, der letzten Sommer sein hundertjähriges<br />

Jubiläum feierte, gehört zu den Wahrzeichen<br />

von Annecy. Die Brücke verbindet die Champs de Mars<br />

mit den Jardins de l’Europe. Von ihr aus hat man zur einen<br />

Lac d’Annecy<br />

Nicht nur die Stadt Annecy ist einen Besuch wert, auch der<br />

gleichnamige See lohnt einen Ausflug. Er ist ohne Zweifel einer der<br />

schönsten Seen der französischen Alpen. Heute erstreckt sich der<br />

Lac d’Annecy über eine Länge von rund <strong>14</strong> Kilometern und eine<br />

Breite von maximal drei Kilometern. Vor langer Zeit existierten an<br />

gleicher Stelle zwei Seen, denn es gab eine Landzunge zwischen<br />

der Pointe du Duingt und dem Roc de Chère. Auch heute noch<br />

ist dies eine der schmalsten Stellen des Lac d’Annecy. Man kann<br />

sich beim Anblick des blauen Wassers jetzt nur noch schwer<br />

vorstellen, dass der See in den Nachkriegsjahren unter großer<br />

Wasserverschmutzung litt. Das Nordostufer ist die Sonnenseite des<br />

Sees, das auch etwas schicker und teurer ist als das Südwestufer.<br />

Zu den Besonderheiten des Lac d’Annecy gehört auch eine<br />

Unterwasserquelle: Der Fluss Boubioz entspringt in einer Tiefe von<br />

82 Metern unter dem Wasserspiegel. Um den Lac d’Annecy zu<br />

erkunden, hat man die Wahl zwischen einer Bootstour auf dem<br />

See oder einer Umrundung mit dem Auto.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Olympische Winterspiele im Jahr 2018?<br />

In der Hauptstadt des Departements Haute-Savoie strebt man nach olympischen<br />

Weihen. Man träumte bereits von einer Kandidatur für die Winterspiele im<br />

Jahre 20<strong>14</strong>, bis auf nationaler Ebene schließlich entschieden wurde, dass keine<br />

französische Stadt dafür ins Rennen geschickt wird. Der Traum war für Annecy<br />

damit zwar erst einmal geplatzt, aber nicht für immer. Inzwischen bereitet man<br />

eine Kandidatur für das Jahr 2018 vor. Die Konkurrenz wird allerdings hart sein,<br />

denn auf nationaler Ebene bemühen sich auch Grenoble und Gap um die<br />

Ausrichtung der Spiele. Laut Gilles Bernard, stellvertretender Bürgermeister und<br />

verantwortlich für den Sport, soll die Bewerbung unter das Motto « Bien-être »<br />

gestellt werden. Von Seiten der Infrastruktur sind kaum große Investitionen<br />

notwendig, da die Stadt und das Umland größtenteils bereits heute über<br />

alle erforderlichen Einrichtungen verfügen. So wird die Autobahnverbindung<br />

von Annecy nach Genf dieses Jahr eröffnet. Lyon, Chambéry und die<br />

Skigebiete sind schon jetzt bestens erreichbar. Der internationale Flughafen<br />

von Genf wird bald nur noch 20 Minuten von Annecy entfernt sein, bis<br />

zum Airport von Lyon braucht man nur gut eine Stunde. Im Jahre 2011<br />

wird zudem die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke von Genf nach Paris<br />

fertiggestellt, die die Fahrzeit in die französische Hauptstadt auf drei Stunden<br />

verkürzt. Die Hotellerie der Region entspricht schon heute den Vorgaben<br />

des Olympischen Komitees. Für die Sportler soll zudem ein Olympisches<br />

Dort errichtet werden, das danach in Sozialwohnungen umgewandelt wird.<br />

Und auch bei den sportlichen Einrichtungen kann man bereits eine gute<br />

Ausstattung vorweisen. Schließlich fanden schon einige internationale<br />

Wettkämpfe in Annecy und Umgebung statt. So ist angedacht, die Eishalle<br />

von Albertville mitzunutzen. In Annecy soll eine zweite entstehen, die<br />

anschließend als multifunktionale Veranstaltungshalle weiterverwendet<br />

werden kann. Renommierte Skigebiete liegen gleich um die Ecke. Gebaut<br />

werden müsste auch noch eine Skisprungschanze, wofür man einen Ort mit<br />

Blick auf den Montblanc vorgesehen hat. Eine Besonderheit von Olympischen<br />

Winterspielen in Annecy wäre, dass die Zuschauer mit dem Boot zu einigen<br />

Wettkampfstätten anreisen könnten.<br />

<br />

Zahlreiche Restaurants liegen an<br />

den Kanälen der Altstadt.


hartres<br />

chteaudun<br />

A 10 / E 60<br />

blois<br />

A 85 / E 604<br />

lille<br />

béthune<br />

lens<br />

Unterwegs in Frankreich Annecy<br />

Douai<br />

arras<br />

France<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

lons-lesaunier<br />

romorantinlanthena<br />

Anreise<br />

A 26 / E 15<br />

A 1 / E 17<br />

A 27<br />

A 23<br />

Auto: Aus Deutschland, der Schweiz und den<br />

Vierzon<br />

meisten österreichischen bourges Bundesländern bietet<br />

sich eine Anreise über Genf an. Nur aus<br />

der<br />

issoudun<br />

Steier mark und aus Kärnten ist eine An reise<br />

über Norditalien unter Umständen vor teilhafter.<br />

Von Genf aus geht es weiter über die<br />

N201 und A41 bzw. alternativ die A40 und A41<br />

nach Annecy. Berlin-Annecy ca. 1.160 km,<br />

Köln-Annecy ca. 800 km, Wien-Annecy ca.<br />

1.070 km, Zürich-Annecy ca. 320 km.<br />

Flugzeug: Annecy besitzt einen eigenen<br />

Flug hafen, der aus dem deutschsprachigen<br />

Raum allerdings nicht direkt angeflogen<br />

wird. Air France verbindet Annecy mit<br />

Paris-Orly. Bei Zubringerflügen der Airline<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz, die in Paris-CDG landen, ist also<br />

ein Flughafenwechsel einzuplanen. Alternativ<br />

bietet sich der Airport von Genf als<br />

Ziel flug hafen an, der von vielen deutschsprachigen<br />

Städten aus nonstop erreicht<br />

werden kann, unter anderem mit<br />

A 1 / E 15<br />

N 6<br />

N 77<br />

D 965<br />

aallon<br />

A26 / E17<br />

Montbard<br />

A 6<br />

namur<br />

liège<br />

belgien<br />

ihrem Blumenschmuck am Geländer lassen Ähnlichkeiten<br />

erkennen. Ich schlendere durch die Gassen, beobachte die<br />

Menschen und lasse die idyllische Atmosphäre auf mich<br />

wirken. Auf meinem Weg komme ich an den beiden Kirchen<br />

Saint-Maurice und Saint-Pierre vorbei. Auf der von<br />

Arkadenhäusern gesäumten Rue de Saint-Claire und der<br />

sedn<br />

Rue de l’Ile findet gerade ein Wochenmarkt statt. Stände<br />

mit leckerem Käse und frischem Obst und Gemüse lassen<br />

bei mir bereits ein leichtes Hungergefühl aufkommen.<br />

Vouziers<br />

Lufthansa, Austrian, Swiss oder EasyJet. Dion<br />

Zug: Annecy ist an das französische TGV-<br />

Netz angeschlossen. Die Fahrzeit aus<br />

Paris beträgt etwas unter vier Stunden.<br />

Außerdem bestehen aus der Schweiz gute<br />

Zugverbindungen über Genf.<br />

chalon<br />

Annecy im Internet<br />

www.lac-annecy.com<br />

www.annecy.fr<br />

thionille<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Informationen vor Ort<br />

Office de Tourisme<br />

1, rue Jean Jaurès<br />

74000 Annecy<br />

Telefon: +33 (0)4 50 45 00 33<br />

A 38<br />

A 31<br />

Mcon<br />

Informationen zur Umgebung<br />

Telefon: +33 (0)4 50 23 96 00<br />

www.savoie-mont-blanc.com<br />

A4 / E50<br />

Dole<br />

arc-et-senans<br />

A 39<br />

charleille-<br />

Mézières<br />

Seite den Blick auf den See und die cambrai dahinter liegenden Berge.<br />

Zur anderen Seite fällt der Blick auf den Canal du Vassé<br />

mit seinen zahlreichen Holzbooten und großen Bäumen am<br />

amiens<br />

Ufer. Für einen Moment fühle ich<br />

st.<br />

mich<br />

uentin<br />

an Venedig erinnert,<br />

allerdings an eine « grüne » Version der Lagunenstadt.<br />

Doch auch in Bezug auf die Altstadt ist der Vergleich<br />

Montdidier<br />

gar nicht so falsch. Zwar fehlen die für Venedig typischen<br />

laon<br />

Gondolieri, dafür durchziehen zwei Kanäle das Zentrum<br />

rethel<br />

und verströmen ein südländisches Flair. Besonders lebendig<br />

clermont<br />

ist das Viertel links und rechts vom Canal le Thiou, wobei<br />

es sich um den kanalisierten Fluss gleichen Namens handelt.<br />

Ich erliege dem Charme des Ortes. Die Ufer reimswerden<br />

von Cafés mit Tischen und Stühlen unter freiem eperna Himmel<br />

gesäumt. Zur Mittagszeit und abends ist es schwierig, überhaupt<br />

einen freien paris Platz zu finden. Einige Künstler chalons-enchampagne<br />

bieten<br />

ihre Gemälde zum Verkauf an. Von einer Brücke über den<br />

Kanal eröffnet sich ein schöner Blick auf das Palais de l’Ile.<br />

Wie der Name schon sagt, steht das Gebäude mit seinen<br />

wehrhaften Mauern auf einer kleinen Insel. Gebaut im 12.<br />

Jahrhundert, hatte das Palais schon verschiedene Funktionen<br />

inne etampes – von einer Münzwerkstatt über ein Hospiz und<br />

troes<br />

ein Gefängnis bis zum heutigen Museum. Der Anblick ist<br />

das Symbol pithiiers von Annecy und eines der meist fotografierten<br />

Motive in Frankreich.<br />

Hier kommt mir auch wieder der Gedanke von der idealen<br />

Stadt orleansin den Alpen in den Sinn. Keine Frage, die Altstadt<br />

von Annecy erinnert stark an Städte wie Luzern oder<br />

Zürich. Sowohl die Bausubstanz als auch die Uferwege chablis mit<br />

Bevor ich aber diesem Grundbedürfnis saarbrücen nachgebe, will<br />

bois de rouc<br />

ich noch zur Burg im Süden der Altstadt hochsteigen. Die<br />

Rampe du Château Verdun führt auf den Hügel hinauf. Die ehemalige<br />

Residenz der Grafen von Metz Genf wurde vom 12. bis<br />

zum 16. Jahrhundert errichtet. Heute kann die Anlage, in<br />

France<br />

der sich auch Museen befinden, besichtigt chteusalins<br />

werden. Zu den<br />

Museen bar-le-Duc gehört das commerc Observatoire régional des lacs alpins.<br />

sarrebourg<br />

Hier dreht sich alles um die Erforschung nanc der Alpenseen, archäologische<br />

Funde und das<br />

toulThema Wasserverschmutzung.<br />

st. Dizier<br />

lunéille<br />

Molsheim<br />

Als ich mich schließlich auf dem Rückweg in die Altstadt<br />

befinde, ist das Knurren meines Magens nicht mehr<br />

scherwiller<br />

zu überhören. Mit etwas Glück finde ich einen freien st.Die Tisch<br />

neufchteau<br />

in einem kleinen Restaurant am Kanal, gegenüber dem Palais<br />

de l’Ile. Mein Blick fällt auf die Brücke epinal mit den Malern<br />

chaumont<br />

colmar<br />

und Touristen. Dahinter erhebt sich die Kirche Saint-François-de-Sales<br />

mit ihrer barocken Fassade, die heute guebwiller die italienische<br />

Kirchengemeinde der Stadt beheimatet. Ich warte<br />

Mulhouse<br />

freudig auf mein Essen und plane bereits mein Programm<br />

für den Nachmittag: eine Bootstour auf dem Lac d’Annecy.<br />

nantua<br />

A 404<br />

A 36<br />

Vesoul<br />

st claude<br />

annec<br />

besancon<br />

pontarlier<br />

grenoble<br />

chambér<br />

France<br />

A 31<br />

A1<br />

A41/E712<br />

A 4<br />

D 955<br />

belfort<br />

schweiz<br />

lausanne<br />

genèe<br />

N 74<br />

thonon<br />

A40<br />

A 5<br />

N 4<br />

neuchtel<br />

A1<br />

A 9<br />

chamonix<br />

albertille<br />

Montreux<br />

A 36 / E 60<br />

A 4 / E 25<br />

A 35 / E 25<br />

sélestat<br />

Fribourg<br />

wisse<br />

hague<br />

basel<br />

bern<br />

st<br />

Fr<br />

tor<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong><br />

Valence<br />

brianon


Kalyana - photos Y. Tisseyre/OTVA - Getty


Unterwegs in Frankreich Biarritz<br />

Pioniere des Wellenreitens im Jahre 1962.<br />

Biarritz<br />

Vom Fischerdorf<br />

zum legendären<br />

Seebad<br />

Biarritz kann sich glücklich schätzen: Die Stadt am<br />

Ozean vereint alle Vorzüge eines legendären Seebades<br />

und kann dabei zugleich verschiedene, auf den ersten<br />

Blick konträre Vorlieben befriedigen. So erfreuen sich Bretagne-Liebhaber<br />

an den wilden Felsklippen innerhalb des<br />

Stadtgebiets, die dem rauen Atlantik trotzen. Wer sonst eher<br />

für die französische Riviera schwärmt, findet in Biarritz mit<br />

seinen prachtvollen Palästen, Kasinos und palmengesäumten<br />

Die historischen Badeanlagen im Jahre 1960.<br />

Wo früher ein paar Fischer ihr Auskommen<br />

suchten, entwickelte sich in den letzten beiden<br />

Jahrhunderten ein weltbekanntes Seebad.<br />

Illustre Persönlichkeiten verliehen Biarritz<br />

ein glamouröses Renommee, das bis heute<br />

nachreicht. Doch im Vergleich zur Côte d’Azur<br />

zeigt sich der Luxus im Ort an der baskischen<br />

Küste weniger aufdringlich. Junge Surfer aus<br />

der gesamten Welt sorgen zudem für eine einzigartige<br />

Atmosphäre.<br />

Alleen unter sommerlicher Hitze – schließlich ist die spanische<br />

Grenze nicht weit – dagegen eine ähnlich mediterran<br />

mondäne Atmosphäre wie an der Côte d’Azur vor.<br />

Die Anfänge waren jedoch bescheidener. Biarritz war<br />

früher ein Fischerdorf, allerdings nicht irgendeines. An<br />

diesem Ort hatte man anscheinend schon immer einen<br />

gewissen Drang zum Besonderen. Während sich anderswo<br />

viele Fischer mit dem Fang von Sardinen begnügten, spe-<br />

Der Hauptstrand des legendären Seebades.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


In Biarritz treffen sich heute Wellenreiter<br />

und Surfer aus der ganzen Welt.<br />

zialisierte man sich im französischen Baskenland auf die<br />

Jagd nach Walen, was dem Hafen schon damals eine gute<br />

Reputation bescherte. Man sagt, dass sich sogar Katharina<br />

von Medicis für den Fang der großen Meeressäuger in Biarritz<br />

interessierte. Das Wappen der Stadt ziert bis heute ein<br />

großes Walfangboot.<br />

Den Walfängern kamen die natürlichen Gegebenheiten<br />

des Ortes zugute. Späher konnten vom berühmten<br />

Rocher de la Vierge aus das Meer beobachten und so nach<br />

Walen Ausschau halten. Die heute auf dem Felsen stehende<br />

Jungfrauenstatue aus Bronze wurde aber erst im Jahr 1864<br />

errichtet. Seit 1887 erreicht man diesen Vorposten im Atlantik<br />

über eine gusseiserne Brücke, die Gustave Eiffel entwarf.<br />

Zu der Zeit – zum Leidwesen der Walfänger – hatten<br />

die großen Meeressäuger die Biskaya aber längst verlassen.<br />

Die Entwicklung zu einem Seebad setzte am<br />

Ende des 18. Jahrhunderts ein. Die Epoche der<br />

Romantik, die langsam aufkommende Mode<br />

des Bädertourismus und die damaligen Ärzte<br />

trugen dazu bei. Sommer wie Winter,<br />

wenn starke Stürme in der Biskaya toben,<br />

suchten die Gäste mit langen<br />

Spaziergängen am Meer nach<br />

Erholung und Linderung<br />

ihrer Leiden. In den Salons<br />

der Hauptstadt sprach man<br />

über das Seebad im äußersten<br />

Südwesten des Landes.<br />

Der Ort kam in Mode.<br />

Viel verdankt das ehemalige<br />

Fischerdorf dabei der Berühmtheit<br />

Am Strand von Biarritz geht es immer noch<br />

etwas mondäner zu als anderswo.<br />

seiner Gäste. So verbrachte Napoleon I. 1808 mit seiner Begleiterin<br />

Joséphine ein paar Tage in dem Urlaubsort. Weitere<br />

illustre Persönlichkeiten folgten: Victor Hugo, der nach<br />

eigenen Angaben keinen charmanteren und wunderbareren<br />

Ort wie Biarritz kannte, Stendhal, Gustave Flaubert... 1854<br />

bauten Napoleon III. und Eugénie die Villa Eugénie in der<br />

Form eines « E » als Sommerresidenz, die später jedoch den<br />

Flammen eines Feuers zum Opfer fiel und an dessen Stelle<br />

sich seitdem ein Luxushotel befindet. Das Kaiserpaar kam<br />

von 1855 bis 1868 regelmäßig jeden Sommer nach Biarritz.<br />

Eugénie wurde wegen ihrer natürlichen und offenen<br />

Art geschätzt und war bei den einheimischen Menschen<br />

beliebt. Außerdem zogen beide andere gekrönte Häupter<br />

an. So fanden unter anderem die Königin von Spanien, der<br />

Prinz von Monaco und der König von Belgien den Weg<br />

nach Biarritz.<br />

Bismarck gehörte ebenfalls zu den berühmten<br />

Gästen des Seebades. Der deutsche Reichskanzler<br />

traf sich dort gerne mit dem russischen Botschafter,<br />

dem Prinzen von Orlow, und seiner<br />

reizenden Gattin Kathy, der er offen<br />

den Hof machte. Er liebte<br />

außerdem das Baden im<br />

Meer. Eines Tages wurde<br />

er von einem Einheimischem,<br />

Joseph<br />

Fourquet, genannt<br />

Carcabueno, sogar vor<br />

dem Ertrinken gerettet.<br />

Im September 1865<br />

t r a f<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 71


Unterwegs in Frankreich Biarritz<br />

Bismarck außerdem im Geheimen Napoleon III. in Biarritz,<br />

um seine Unterstützung für die preußische Politik<br />

einzuholen, bevor er ihn einige Jahre später geradezu in die<br />

Knie zwang.<br />

Aus dieser Epoche, als Biarritz ein Magnet der Hocharistokratie<br />

war, stehen heute immer noch einige Bauwerke.<br />

Beispielsweise die orthodoxe Kirche Saint Alexandre-<br />

Nevsky mit ihrer blauen Kuppel. Sie wurde auf Verlangen<br />

der russischen Gemeinde gebaut, die in Folge der Oktoberrevolution<br />

in Biarritz recht groß war. Auch einige herrschaftliche<br />

Anwesen, allein von 1876 bis 1881 entstanden<br />

rund 300, haben die Jahrzehnte überlebt. Damals wurden<br />

oft fantasievolle Paläste errichtet, wobei die Bauherren nicht<br />

zögerten, in einen architektonischen Wettstreit miteinander<br />

zu treten. Die Vielfalt der Gäste und ihrer Geschmäcker<br />

spiegelt sich dadurch auch in der Architektur wider. So<br />

findet man in dem Seebad etwa das Château Boulard im<br />

Stil der Neorenaissance, das Fremdenverkehrsamt im neogotischen<br />

oder die Villa Françon im altenglischen Stil. Ein<br />

schönes Beispiel der architektonischen Mischung des Ortes<br />

ist die Avenue de la Reine-Victoria.<br />

Um die vorletzte Jahrhundertwende herum war Biarritz<br />

auch als «Königin der Strände, Strand der Könige » bekannt.<br />

Zudem sorgte eine Straßenbahn, die bereits 1876 konstruiert<br />

wurde, für ein Zusammenwachsen der Kommunen<br />

Bayonne, Anglet und Biarritz, die gerne als « BAB » abgekürzt<br />

werden. Der wirtschaftliche Aufschwung schlug sich<br />

in den Bevölkerungszahlen nieder. Zählte der Großraum<br />

1900 noch 12.000 Einwohner, waren es sechs Jahre später<br />

schon 15.000 und 1910 gar 18.000. Der Besucherstrom aus<br />

dem europäischen Ausland riss ebenfalls nicht ab. Adelige,<br />

Schriftsteller, Künstler, Bankiers, alle suchten an der<br />

Biskaya Erholung und einen friedlichen Zufluchtsort vorm<br />

Alltag. Immer größere und schönere Hotels schossen in die<br />

Höhe. Ein unterirdisches 20 Kilometer langes Kanalsystem<br />

brachte Wasser, das einen um zehnmal höheren Salzgehalt<br />

als das Meer aufwies, zu einer großen Thermalanlage, bei<br />

deren Grundsteinlegung die Königin von Serbien anwesend<br />

war. Die Therme wurde 1958 allerdings geschlossen und<br />

1968 abgerissen.<br />

Im Ersten Weltkrieg profitierte das Seebad von dem<br />

glücklichen Umstand, dass Paris damals noch zwölf Stunden<br />

mit dem Zug entfernt lag. Der Krieg erschien in Biarritz<br />

deshalb weniger grausam als anderswo im Land. In<br />

den Goldenen Zwanzigern konnte das einstige Fischerdorf<br />

dann an seine glorreiche Vorkriegsvergangenheit anknüpfen.<br />

Stars und Berühmtheiten wie Charlie Chaplin, Buster<br />

Keaton oder Coco Chanel zählten zu den Gästen des Ortes.<br />

Gebäude im Art-Déco-Stil entstanden, wie beispielsweise<br />

das kommunale Kasino, das Rathaus, das Hôtel Plaza oder<br />

das baskische Haus in der Avenue Edouard VII.<br />

Auch einige skurrile Anekdoten lassen sich aus der Zeit<br />

erzählen. Beispielsweise vom exzentrischen Modeschöpfer<br />

Jean Patou: Um von seiner Villa in die Stadt zu fahren, hatte<br />

die schillernde Symbolfigur der 1920er-Jahre zwei Wagen<br />

und zwei Chauffeure. Ein weißes Fahrzeug mit einem<br />

schwarzen Chauffeur für sonnige Tage und ein schwarzes<br />

Auto mit einem weißen Chauffeur für Regentage. Auf der<br />

Place Clémenceau im Zentrum kann man dank einer großen<br />

Uhr immer noch Patous ehemalige Boutique erahnen.<br />

An dem gleichen Platz befindet sich auch eine besuchenswerte<br />

Konditorei. Das Miremont in der Hausnummer<br />

1 gehört zu den Mythen des Seebades. Edmond Rostand,<br />

Autor von « Cyrano de Bergerac », schrieb einst darüber:<br />

« Zur Teezeit gibt es bei Miremont mehr Königinnen als<br />

Torten und weniger Rumkugeln als Herzöge ». Die adeligen<br />

Häupter wurden heute längst von Touristen in Bermudashorts<br />

verdrängt, die Spezialität des Hauses ist aber noch<br />

Den Rocher de la Vierge erreicht man über eine Brücke von Eiffel.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


A 11 / E 60<br />

immer die gleiche: Karamellbonbons.<br />

deanzug zu Mittag, am liebsten in den neuesten Entwürfen<br />

Biarritz konnte sich bis heute das Image eines schicken<br />

Seebades bewahren, selbst wenn an manchen Ecken bleme bei einer eher konservativen einheimischen Bevölke-<br />

<br />

<br />

von Coco Chanel. Diese « Nacktheit » war nicht ohne Pro-<br />

<br />

der einstige Glanz etwas verblichen ist. Außerdem finden rung. Der Stadtrat Léon Garay veröffentlichte am 27. Mai<br />

auch die Urlaubswünsche der heutigen Zeit ihren Platz in 1930 im Namen der öffentlichen Ordnung einen offenen<br />

dem Ferienort. So gilt Biarritz insbesondere als eine der Brief in der lokalen Tageszeitung La Gazette de Biarritz, in<br />

Hochburgen des Surfsports der Welt. Die Grundlage dazu dem er die Einhaltung einer Verordnung forderte, wonach<br />

wurde im Jahre 1956 gelegt: Während der Dreharbeiten des jegliche Form der Nacktheit nur an speziellen Orten entfernt<br />

von den Familien am Strand zu erlauben sei. Die Dis-<br />

Films « Le Soleil se lève aussi » nach einem Roman von Hemingway<br />

wurde eine Szene mit einem australischen Surfer kussion hielt noch einige Zeit an, schließlich setzten sich<br />

<br />

in der Bucht aufgenommen. Hemingway war dafür selbst aber die ökonomischen Interessen der Tourismuswirtschaft<br />

anwesend. Die Qualität der Wellen an der baskischen Küste gegenüber der Prüderie durch.<br />

sprach sich danach schnell herum. Erste Surfmeisterschaften<br />

wurden in den 1960er-Jahren ausgetragen. Heute ist der damalige Debatte um eine züchtige Badebekleidung gera-<br />

Wenn man heute am Strand spazieren geht, wirkt die<br />

Surfsport längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt. dezu grotesk. Geblieben ist allerdings der Wunsch vieler<br />

Zwei kürzlich initiierte Projekte beweisen darüber hinaus<br />

die Verbundenheit der Stadt mit dem Meer. Eine Cité anderer Ferienorte abzuheben. Biarritz bewahrt sich bis<br />

Gäste, sich durch die letzten Modetrends von der Masse<br />

<br />

<br />

du Surf et de l’Océan, in der sich alles um diese Sportart heute einen Hauch von Exklusivität. Viele junge Surfer aus<br />

<br />

und den Atlantik dreht, wird demnächst eröffnet. Außerdem<br />

werden die historischen Badeanlagen an der Küste bis sphäre an die Strände der Stadt. Sie wirken wie eine wohl-<br />

der ganzen Welt bringen aber gleichzeitig eine neue Atmo-<br />

<br />

zum Frühjahr 2009 originalgetreu wieder hergerichtet. Es tuende Erfrischungskur für das altehrwürdige<br />

<br />

Seebad. Das<br />

<br />

handelt sich dabei um ein Gebäude aus dem Jahre 1928, Schwanken zwischen Konservativismus und Modernität,<br />

das einst zum Hôtel Hélianthe gehörte und den Badegästen zwischen klassischen Werten und der Lust zu schockieren<br />

höchsten Komfort bieten sollte. Man aß dort gerne im Ba-<br />

gehört zu den ewigen Reizen von Biarritz. <br />

<br />

N24<br />

N166<br />

N12/E50<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N164<br />

<br />

<br />

N165/E60<br />

<br />

N171<br />

D13<br />

N137<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Kirche Sainte-Eugénie, erbaut vor etwas mehr als 100 Jahren. Lichtspiele an den Fassaden von Biarritz.<br />

N 137 / E 3<br />

A 83 / E 3<br />

<br />

<br />

<br />

N 249<br />

<br />

A 87<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

N 10<br />

A 11<br />

<br />

<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

A 89<br />

Anreise<br />

Auto: Aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz erreicht man Biarritz über die A10<br />

(Paris-Bordeaux) bzw. die A89 (Clermont-<br />

Ferrand-Bordeaux). Von Bordeaux geht es<br />

über die N10 durch die Wälder der Landes<br />

bis nach Biarritz. Berlin-Biarritz ca. 1.830 km,<br />

Köln-Biarritz ca. 1.280 km, Wien-Biarritz ca.<br />

2.020 km, Zürich-Biarritz ca. 1.150 km.<br />

Flugzeug: Der Flughafen von Biarritz wird<br />

aus dem deutschsprachigen Raum nur<br />

von Ryanair ab Hahn direkt angeflogen. Air<br />

France bietet aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz Umsteigeverbindungen<br />

über Paris und Lyon an, wobei bei Ver bindungen<br />

via der Hauptstadt ein Flug hafenwechsel<br />

von Paris-CDG nach Paris-Orly<br />

not wen dig ist. Lufthansa, Austrian oder<br />

Swiss haben keine Direkt ver bin dungen<br />

nach Biarritz im Flugplan.<br />

Zug: Biarritz ist an das französische Hoch geschwin<br />

dig keits netz angeschlossen. Die Fahrzeit<br />

von Paris dauert rund fünf Stun den.<br />

Biarritz im Internet<br />

www.biarritz.fr<br />

Informationen vor Ort<br />

Office de Tourisme<br />

Square d’Ixelles<br />

64200 Biarritz<br />

Telefon: +33 (0)5 59 22 37 00<br />

<br />

<br />

<br />

N10<br />

A 63<br />

<br />

<br />

<br />

A 62<br />

A64 / E80<br />

<br />

<br />

<br />

N113<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 73


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

collège hôtel<br />

Ein Hotel für Schulnostalgiker in Lyon<br />

Das 39 Zimmer zählende Collège Hôtel befindet sich auf dem<br />

rechten Saône-Ufer, nur wenige Minuten zu Fuß von der Altstadt<br />

von Lyon entfernt. Die Lage ist ideal, um von hier aus die<br />

Hauptstadt der Region Rhône-Alpes zu erkunden oder seinen geschäftlichen<br />

Verpflichtungen nachzugehen. Das Auto kann man dabei getrost<br />

in der hoteleigenen Garage lassen. Einziger Makel: Die Parkgebühren<br />

betragen zwölf Euro pro Nacht.<br />

Bereits von außen fällt das Gebäude mit sieben Etagen aus den<br />

1930er-Jahren auf. Die strahlend weiße Fassade leuchtet hell im<br />

Sonnenlicht und setzt sich von den umliegenden Häusern ab. Nachts<br />

sorgen bunt beleuchtete Fenster mit wechselnden Farben für Aufsehen.<br />

Doch die eigentliche Besonderheit dieses Boutique-Hotels<br />

entdeckt man erst im Inneren: Der Name lässt es bereits erahnen, im<br />

Collège Hôtel dreht sich alles um die gute alte Schulzeit. Auch das<br />

Logo, das von zwei jungen Designern aus London entworfen wurde,<br />

soll mit einem roten Buchstaben an die Korrekturen aus Lehrerhand<br />

erinnern.<br />

Insgesamt waren drei Jahre notwendig, um alle Einrichtungs- und<br />

Dekorationsgegenstände für dieses ungewöhnliche Hotelkonzept aufzutreiben.<br />

Tafeln, Schulstühle oder an Wänden befestigte Kleiderhaken<br />

versetzen die Gäste in ihre Kindheit zurück. Ein Sprungkasten von 19<strong>14</strong><br />

74 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


15<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 1 / E 15<br />

A 1 / E 17<br />

A 23<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A29<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A13<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

<br />

A 85 / E 604<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

aus dem Königlichen Gymnasium von<br />

<br />

Versailles fungiert als Rezeption.<br />

Immer wieder hört man von den Besuchern Kommentare wie « diese<br />

<br />

<br />

Landkarte verwendete meine Geografielehrerin<br />

<br />

auch » oder « so einen<br />

Tisch gab es in unserem Klassenzimmer ».<br />

Das Collège Hôtel ist aber nicht nur ein Ort der Nostalgie, sondern<br />

gleichzeitig ein modernes Design-Hotel, was sich insbesondere in den<br />

<br />

<br />

ganz in weiß gehaltenen Zimmern widerspiegelt. Die lackierten Kleiderschränke<br />

erinnern an die Spinde vom Sportunterricht. Der heutigen<br />

<br />

Zeit verpflichtet, gibt es natürlich WLAN im gesamten Haus sowie<br />

einen Computer mit kostenlosem Internetzugang in der Eingangslobby.<br />

Flachbildschirme und Steckdosen zum Aufladen von Mobiltelefonen<br />

unter den Nachttischen lassen keinen Zweifel aufkommen, dass man<br />

sich im Collège Hôtel ganz und gar auf die heutigen Bedürfnisse eingestellt<br />

hat. Auf jeder Etage<br />

<br />

steht außerdem ein Kühlschrank im 1960er-<br />

Jahre-Look, aus dem sich die Hotelgäste mit alkoholfreien Getränken<br />

bedienen dürfen. <br />

Der Speisesaal, in dem das Frühstück gereicht wird, ist mit seinen<br />

Tischen und Bänken ähnlich wie ein<br />

<br />

Klassenzimmer von früher angeordnet.<br />

So kann man am Morgen mit einem Croissant in der Hand<br />

<br />

seinen Gedanken an die gute alte Schulzeit nachhängen, bevor man sich<br />

<br />

ins Großstadtleben vor der Tür stürzt.<br />

N 6<br />

N 77<br />

D 965<br />

Collège Hôtel<br />

A26 / E17<br />

5, place Saint Paul<br />

69005 Lyon<br />

Telefon: +33 (0)4 72 10 05 05<br />

A 6<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

A 38<br />

A 31<br />

<br />

<br />

A4 / E50<br />

A 39<br />

<br />

<br />

A 36<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

A1<br />

<br />

A 4<br />

D 955<br />

N 74<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 5<br />

N<br />

A<br />

Internet<br />

www.college-hotel.com<br />

Zimmerpreise<br />

DZ 110 bis <strong>14</strong>0 Euro<br />

A42<br />

<br />

A43/E711<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A41/E712<br />

A40<br />

<br />

<br />

Hotelausstattung<br />

39 Zimmer, WLAN, Parkplatz<br />

(kostenpflichtig)<br />

A7/E15<br />

<br />

A49/E713<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 75


Arte-Programm<br />

Montag, 10.03.<strong>2008</strong>, 22.45 Uhr<br />

Aus einem Totenhaus – Leoš Janáček<br />

Oper<br />

30 Jahre nach ihrem « Jahrhundertring » bei den Bayreuther Festspielen<br />

waren Patrice Chéreau und Pierre Boulez im Sommer 2007<br />

wieder gemeinsam am Werk. Ihr Projekt war für beide Neuland: die<br />

1930 uraufgeführte Oper « Aus einem Totenhaus » von Leoš Janáček,<br />

die das Ringen von politischen Strafgefangenen um einen letzten<br />

Rest an Menschenwürde zeigt. Die Erfolgsproduktion der Wiener<br />

Festwochen und des Festivals von Aix-en-Provence wurde im Juli<br />

2007 im Grand Théâtre de Provence für ARTE aufgezeichnet.<br />

Sonntag, 16.03.<strong>2008</strong>, 18.15 Uhr<br />

Mein Leben – André Glucksmann<br />

Dokumentation<br />

Der 70-jährige Philosoph und Essayist André Glucksmann ist einer<br />

der prominentesten französischen Intellektuellen unserer Tage. Als<br />

Sohn jüdisch-österreichischer Emigranten wuchs er unter dem Schutz<br />

seiner mutigen Mutter in einem Pariser Vorort inmitten der deutschen<br />

Besatzer auf. Glucksmann entwickelte sich nach seinem Studium der<br />

Philosophie vom militanten Maoisten der Pariser Mai-Demonstrationen<br />

über den Verfechter einer proletarischen Revolution hin zum<br />

Aufklärer allgemeiner Strukturen von staatlicher Gewalt. Der Mann<br />

mit dem grauen Pagenkopf ist bis heute ein streitbarer Nonkonformist<br />

geblieben. Gero von Boehm sprach mit Glucksmann in Paris und in<br />

Prag, wo der Philosoph bei einem Symposion auf seinen alten Freund<br />

Vaclav Havel traf.<br />

Freitag, 21.03.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

Leïla, die Tochter des Harki<br />

Spielfilm<br />

1972: Leïla, deren Vater als Algerier auf der Seite der Franzosen<br />

gekämpft hat, lebt mit ihrer Familie wie eingesperrt in einem französischen<br />

Lager. Nur ihr Onkel Ahmed wagt es, das streng geführte<br />

Lager öffentlich als Gefängnis zu bezeichnen, wird kurz danach aber<br />

gewaltsam an einen unbekannten Ort gebracht. Als Leïla eines Tages<br />

auf einem Bauernhof Lebensmittel holt, lernt sie die liebenswürdige<br />

alte Bäuerin Juliette kennen und macht Bekanntschaft mit deren<br />

Enkel Jérôme. Leïla versucht, die Familie zum Verlassen des Lagers<br />

zu bewegen, doch die Eltern bleiben stur. Die Lage spitzt sich zu,<br />

als Onkel Ahmed völlig teilnahmslos ins Lager zurückkommt und<br />

Leïlas Beziehung mit Jérôme auffliegt…<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Interaktiv präsentieren. Intuitiv bedienen.<br />

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Art de Vivre Heinrich IV.<br />

Heinrich IV.:<br />

Der gute König<br />

Ein Mann der großen Widersprüche. Ein Mann, der Zeit seines<br />

Lebens für seine Taten geliebt wie gehasst wurde. Ein<br />

Mann, bei dessen Tod das ganze Volk trauerte. Das ist Heinrich<br />

IV., auch Heinrich der Gute genannt. Als visionärer König<br />

und als großer Lebemann hat er sich in das kulturelle<br />

Gedächtnis der Franzosen eingeprägt. Vom friedenstiftenden<br />

Edikt von Nantes bis zum unumgänglichen Poule<br />

au Pot prägt er bis heute die Geschichtsbücher und den<br />

französischen Alltag. Vielen gilt Heinrich IV. noch immer als<br />

ein mythischer, gar als ein idealer Herrscher.<br />

Eine Knoblauchzehe und etwas<br />

Wein, das war der erste Kontakt<br />

des kleinen Henri de Bourbon mit<br />

der Welt. So geschehen am 13. Dezember<br />

1553 im Schloss von Pau nach einer der<br />

ältesten Traditionen des Béarn: Der Großvater<br />

berieb die Lippen des Kleinen mit<br />

Knoblauch und ließ ihn den Duft eines<br />

Glases Jurancon-Weines inhalieren. Daraufhin<br />

bekam der Säugling seine neue<br />

Wiege, den Panzer einer Meeresschildkröte.<br />

So dachte man im Jahre 1553, seine<br />

Kinder für die Zukunft zu wappnen.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Die Mutter, Jeanne d’Albret, spätere Königin von Navarra, war<br />

eine ehrgeizige Hugenottin, die Heinrich zunächst im Geist der<br />

Protestanten erzog. Es war die Zeit der Religionskriege, zu der das<br />

Gebiet des heutigen Frankreich in mehrere Fürstentümer geteilt<br />

war. Der Vater, Antoine de Bourbon und hochrangiges Mitglied des<br />

katholischen französischen Königshauses, brachte ihn aber 1560 an<br />

den Hof nach Saint-Germain-en-Laye bei Paris, wo er eine katholische<br />

Erziehung genoss. 1572 bereits kehrte Heinrich nach Navarra<br />

zurück und folgte seiner Mutter auf den Thron als König Heinrich<br />

III. Er konvertierte wieder zum Protestantismus und regierte ein<br />

Königreich, in dem bereits seine Mutter den Calvinismus zur offiziellen<br />

Staatsreligion erklärt hatte.<br />

Heinrich, der sich um die Versöhnung von Katholiken und<br />

Protestanten bemühte, heiratete 1572 die katholische Marguerite<br />

de France, die Schwester des französischen Königs Charles IX.,<br />

die spätere Reine Margot. Von der Hochzeit berichtet eine der<br />

berühmten Anekdoten, die später über das Leben Heinrichs kursieren<br />

werden: Marguerite wollte von niemand anderem als einem<br />

Priester getraut werden, doch Heinrich als Protestant weigerte<br />

sich, eine Kathedrale zu betreten. So musste die Trauung in Paris<br />

im Freien auf dem Vorplatz von Notre-Dame abgehalten werden.<br />

Doch weniger amüsante Ereignisse holten die vorsichtige Annäherung<br />

der Religionen wieder ein und setzten den Feierlichkeiten<br />

ein vorzeitiges und furchtbares Ende. Noch während der Feiern,<br />

am 24. August 1572, der berüchtigten Bartholomäus-Nacht, metzelten<br />

katholische Bürger in Paris 3.000 Protestanten nieder. Bis<br />

zu 10.000 weitere Opfer gab es in den Provinzen. Heinrich war<br />

gezwungen, wieder zum Katholizismus überzutreten und wurde<br />

jahrelang im Louvre als Staatsgefangener festgehalten. Vier Jahre<br />

später nutzte er die Gelegenheit zur Flucht und kehrte 1576 nach<br />

Navarra zurück, wo er umgehend erneut den protestantischen<br />

Glauben annahm.<br />

Doch das wundersame Schicksal des Heinrich wollte es, dass<br />

der Bruder des französischen Königs starb und keine Nachkommen<br />

hinterließ. Doch auch der König selbst war kinderlos, und so blieb<br />

ausgerechnet Heinrich III. von Navarra in der Thronfolge der einzige<br />

legitime Nachfolger des französischen Königs. Noch kurz vor<br />

seinem Tod 1589 erkannte dieser Heinrich offiziell als legitimen<br />

Thronfolger an. So wurde Heinrich III. von Navarra 1589 der neue<br />

König von Frankreich, genannt Heinrich IV., und vereinigte Navarra<br />

wieder mit dem französischen Stammland.<br />

Heinrich IV. war am Anfang seiner Re gent schaft einer jener<br />

Herr scher, die sich als König ohne Land be zeich nen lassen mussten.<br />

Zwar hatte er von seinem Cousin den fran zö si schen Thron<br />

über nom men, doch be fand sich Frankreich in schweren Konflikten<br />

mit den Spaniern. Aber schlimmer noch, das französische Volk,<br />

über wie gend katholischen Glau bens, wollte keinen pro tes tantischen<br />

König. Drei Viertel der Fran zosen akzeptierten ihn nicht<br />

als den ihren. So war sein Schicksal fest mit dem des krisen geschüttelten<br />

Landes ver bunden, das, wie der Rest Europas, unter<br />

d e n R el ig io n sk r i e g e n ä c h z t e .<br />

So galt es für Heinrich IV., sich Anerkennung zu verschaffen<br />

und sich in der Innenpolitik durchzusetzen. Die königstreuen Katholiken<br />

forderten von ihm, den protestantischen Glauben wieder<br />

abzulegen, von ihm, der bereits im Alter von neun Jahren dreimal<br />

die Religion zu wechseln gezwungen wurde. Er weigerte sich, doch<br />

Oben: Heinrich der Gute wurde gerne gezeigt, wie er<br />

seinem Volk nahe ist und er die Gesellschaft einfacher<br />

Menschen um sich genoss. Unten: Die Geburt von<br />

Heinrich IV., Gemälde von Eugène Devéria (1805-1865).<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 79


Art de Vivre Heinrich IV.<br />

Im Schloss von Pau ist heute ein Museum<br />

untergebracht. Ab 1838 initierte Ludwig-Philippe<br />

Restaurierungsarbeiten, die die Pracht aus der Zeit<br />

von Heinrich IV. wieder in den Vordergrund stellte.<br />

Der Panzer einer Meeresschildkröte soll als<br />

Wiege für Heinrich IV. gedient haben. Sie kann<br />

heute im Schloss von Pau besichtigt werden.<br />

ließ er in einer Erklärung erkennen, dass er auch den Katholizismus<br />

respektieren würde. Den Katholiken genügte das nicht. So musste<br />

er doch den entscheidenden Schritt tun – am 25. Juli 1593 schwor er<br />

in der Église de Saint-Denis, der Grabstätte der französischen Könige,<br />

dem Protestantismus ab, empfing wenig später in Chartres die<br />

Königsweihe und sicherte sich endlich die Unterstützung von Klerus<br />

und katholischer Bevölkerung.<br />

Die Protestanten ihrerseits forderten nun die Freiheit ihrer Religionsausübung.<br />

Die gewährte ihnen Heinrich IV. schließlich weitgehend<br />

durch das Edikt von Nantes, das in Frankreich die Religionskriege<br />

beenden und dem Land den ersehnten Frieden bringen sollte.<br />

Dieser zweifellos größte Erfolg Heinrich IV. trug ihm im Volk<br />

den Titel des Roi de la Paix retrouvée ein, des « Königs des wiedergefundenen<br />

Frie dens ».<br />

Bildnisse und Überlieferungen von Heinrich IV. zeugen von<br />

einem anziehenden, leutselig lächelnden König, der die Menschen<br />

für sich einzunehmen wusste. Doch manche Darstellungen kippen<br />

auch ins Karikierende. Sein Wort von dem Huhn, dem Poule au<br />

Pot, das jeder Bauer am Sonntag in seinem Topf haben solle, reizte<br />

die Spötter. Denn trotz dieses hehren Anspruches litt auch unter<br />

der Regentschaft von Heinrich IV. die Landbevölkerung bitteren<br />

Hunger.<br />

Dabei soll er gesagt haben: « Der Ackerbau und die Viehhaltung,<br />

das sind die Brüste Frankreichs. » Doch die Realität war weit<br />

weniger idyllisch, die Krise der Landbevölkerung viel realer und<br />

das berühmte Huhn bei weitem seltener auf den Speiseplänen der<br />

Bauern, als vom König zugegeben. Dieser ließ sich auch von den<br />

vielen Bauernrevolten nicht überzeugen. Der englische Botschafter<br />

Carem schrieb 1609: « Man setzt die französischen Bauern so sehr<br />

unter Abgabenzwang und lässt ihnen kaum etwas zum leben (...),<br />

dass man ihnen lieber keine Waffen in die Hand geben möge. »<br />

Schon damals und weit vor seiner Zeit wusste Heinrich der Gute,<br />

dass er, um regieren zu können, sein Volk mit Parolen verführen<br />

musste. Mit Schlagworten, die von jedem verstanden werden und die<br />

sich schnell im Reich verbreiten lassen. Die Werbeleute von heute<br />

werden dieser Erkenntnis kaum etwas hinzuzufügen haben. Sein berühmtestes<br />

Bonmot ist zweifellos der Satz, den er aus Anlass seines<br />

mittlerweile sechsten (und erzwungenen) Religionswechsels sprach:<br />

« Paris ist eine Messe wert ». Mögen inzwischen einige Historiker<br />

bezweifeln, dass der Ausspruch direkt von Heinrich stammt, hat er<br />

doch Eingang gefunden in die Liste der berühmtesten Sprichworte<br />

der Franzosen.<br />

Die Regentschaft des Bon Roi Henri hat aus heutiger Sicht etwas<br />

verblüffend Modernes. Heinrich IV. war der erste französische Herrscher,<br />

der sich auf geschickte politische Kommunikation verstand.<br />

Dass er auch heute noch in der Bevölkerung populär ist, hängt nicht<br />

zuletzt von dieser Begabung ab. Es lässt sich bei einem französischen<br />

Staatsoberhaupt dieser Tage beobachten, dass auch er von der Lehre<br />

« Regieren durch Inszenierung » viel verstanden hat. Denn betrachtet<br />

man die französische Presse der letzten Monate, scheint Präsident<br />

Sarkozy die Mittel der Inszenierung genauso geschickt anzuwenden<br />

zu wissen wie einst Heinrich IV.<br />

Wurde Heinrich IV. von der verarmten Landbevölkerung nicht<br />

in bester Erinnerung behalten, taten es die Städter umso mehr.<br />

Ambitioniert wie Heinrich war, förderte er auch Architektur und<br />

Künste. Für Paris, das er als absolute Hauptstadt seines Reiches<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


ansah, entwarf er einen riesigen neuen Platz, den Königsplatz, der<br />

heutige Place des Vosges im Marais. Er erneuerte außerdem die<br />

Place Dauphine und ließ 1609 den berühmten Pont Neuf erbauen.<br />

Auch im Louvre wirkte er – die Große Galerie geht auf seine Pläne<br />

zurück.<br />

Der Städte- und Landschaftsbau galt Heinrich IV. als Grundpfeiler<br />

politischen Handelns. So ließ er große neue Transportwege<br />

schaffen, die die Landschaft bis heute prägen. Der Kanal von Briare<br />

zwischen der Loire und der Seine gibt davon ein beredtes Beispiel,<br />

ist er doch die erste Flussverbindung, die in Europa gebaut wurde.<br />

Doch gebaut wurde nicht nur vom König. In ganz Frankreich wurden<br />

während seiner Regentschaft neue Schlösser und Residenzen<br />

errichtet, die vom Reichtum der französischen Oberschicht zeugten.<br />

In vielen Regionen ließen sich die Neureichen oder jene, die ihren<br />

Reichtum vorher nicht offen zeigen mochten, neue, größere und<br />

schönere Herrenhäuser erbauen. Auch Handwerk und Industrie profitierten<br />

von dieser Lust am Reichtum. Es entstanden die Gobelin-<br />

Manufakturen, die Glasbläserei von Melun, die Seidenfabriken in<br />

Dourdan, die Spitzenklöppelei von Senlis... Frankreich begann sich<br />

in Sachen Luxus einen Namen zu machen. Was nicht zuletzt Heinrichs<br />

Verdienst war.<br />

Diesem Mann, der als Jugendlicher Nostradamus getroffen und<br />

von ihm die Königswürde Frankreichs vorhergesagt bekommen<br />

hatte, rieten im Mai 1610 die Astrologen zur Vorsicht. Die Sterne<br />

stünden ungünstig und im Park des Louvre sei ein Baum ohne erkennbare<br />

Gründe umgestürzt. Alles dunkle Vorzeichen? Der König<br />

ignorierte die Ratschläge und fuhr am <strong>14</strong>. Mai 1610 in offener Karosse<br />

zu einer Besprechung mit seinem Minister Sully.<br />

In der engen Pariser Rue de la Ferronnerie verkeilten sich zwei<br />

Gespanne, und während die Kutsche des Königs warten musste,<br />

sprang ein Mann herbei und stach den König mit drei Stichen nieder.<br />

Es war das 18. Attentat auf den König. Dieses sollte Erfolg<br />

haben. Noch in der Kutsche auf dem Weg zurück in den Louvre<br />

erlag Heinrich IV. seinen Verletzungen. Der Attentäter, François<br />

Ravaillac, gab später an, den König von seinen Kriegsplänen gegen<br />

Habsburg habe abbringen wollen. Noch drei Tage zuvor hatte<br />

Heinrich IV. seine Frau Marie de Médicis in der Basilika von<br />

Saint-Denis zur Königin krönen lassen, damit sie während seines<br />

Kriegszuges die Regierungsgeschäfte übernähme. Das tat sie nun<br />

tragisch früh, und Frankreich trat unter ihrer Regentschaft in den<br />

Krieg ein, der später als der Dreißigjährige in die Geschichte eingehen<br />

würde.<br />

Das außergewöhnliche Leben Heinrich IV., seine Rolle als<br />

Friedensstifter und seine besondere Fähigkeit zur politischen Kommunikation<br />

machen aus ihm einen der großen Könige Frankreichs.<br />

Ein anders denkender, ein irgendwie moderner König, der sich in<br />

den schwierigsten Zeiten Frankreichs ein Image zu geben wusste,<br />

das Jahrhunderte überdauerte und den Mythos des Bon Roi Henri bis<br />

heute nährt. Wenn gegenwärtige Präsidenten sich hin und wieder<br />

daran bedienen, unbewusst selbstverständlich, wer kann es ihnen<br />

verdenken? So etwa Jacques Chirac, in den 1980er-Jahren noch Bürgermeister<br />

von Paris, als er ankündigte, in den reinigenden Wassern<br />

der Seine baden zu wollen, um sich für eine große Zukunft vorzubereiten.<br />

Gleiches tat aus diesen Gründen schon Heinrich IV. am<br />

Quai Saint-Bernard. Zu seiner Zeit noch unbekleidet, so wie ihn die<br />

Natur geschaffen hatte.<br />

Die königlichen Gemächer.<br />

Das Nationale Museum im Schloss von Pau,<br />

Geburtshaus von Heinrich IV. am Fuße der Pyrenäen,<br />

ist idealer Ausgangsort für eine Reise auf den Spuren<br />

des « guten Königs ». Dort ist auch die Wiege aus<br />

Schildkrötenpanzer zu bestaunen.<br />

Musée national du Château de Pau<br />

64000 Pau<br />

Telefon: +33 (0)5 59 82 38 02<br />

Besuch nur mit Führung (ca. 1 Std. 15 Min.)<br />

Eintritt kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 81


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Schenkung<br />

Alice Tériade<br />

Le Cateau-Cambrésis, dauerhaft<br />

L’Enfer de la<br />

Bibliothèque<br />

Paris, bis 22.03.<strong>2008</strong><br />

Salon du Livre<br />

Paris, <strong>14</strong>. – 19.03.<strong>2008</strong><br />

Mit 39 Werken ist die Sammlung<br />

von Alice Tériade eine der wichtigsten<br />

Schenkungen der modernen<br />

Kunst, die ein Museum außerhalb<br />

von Paris in den letzten 20 Jahren<br />

erhalten hat. « Unsere Familie, das<br />

waren die Künstler. Das waren<br />

Chagall oder Picasso, die sonntags<br />

zum Mittagessen in die Villa Natache<br />

kamen. Wir wussten nie, wie<br />

viele kommen würden », erklärte<br />

Alice Tériade einmal, die im Alter<br />

von 32 Jahren ihren Ehemann, der<br />

bereits Kunstverleger war, traf und<br />

seitdem seine Liebe zur Kunst teilte.<br />

Die Schenkung nach ihrem Tod<br />

umfasst Werke von Miró, Giacometti,<br />

Picasso und Chagall.<br />

Musée Matisse<br />

Palais Fénelon<br />

11, place du Commandant<br />

Edouard Richez<br />

59360 Le Cateau-Cambrésis<br />

Telefon: +33 (0)3 27 84 64 50<br />

Internet<br />

www.tourisme-lecateau.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

4,50 €, ermäßigt 3,00 €<br />

« L’Enfer » (deutsch: die Hölle) bezeichnet<br />

in der französischen Nationalbibliothek<br />

einen mythischen<br />

Ort, an dem alle Texte und Bilder<br />

aufbewahrt werden, die gegen « die<br />

guten Sitten » verstoßen. Die Ausstellung<br />

befasst sich einerseits mit<br />

dem historischen Kontext der Abteilung.<br />

Wie kam es zu dieser Abteilung?<br />

Wie hat sie sich im Laufe<br />

der Zeit verändert? Andererseits<br />

geht es um die Werke selbst. Welche<br />

Bücher, Dokumente und Bilder<br />

werden dieser Abteilung konkret<br />

zugeordnet? Die Exposition ist eine<br />

einmalige Chance, eine der bizarrsten<br />

Sammlungen der Bibliothek zu<br />

entdecken.<br />

Bibliothèque Nationale de France<br />

Site François Mitterrand<br />

Quai François-Mauriac<br />

75013 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 53 79 59 59<br />

Internet<br />

www.bnf.fr<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />

So 13.00 – 19.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

7,00 €, ermäßigt 5,00 €<br />

Die Pariser Buchmesse ist ein wichtiger<br />

Termin im Jahreskalender der<br />

Verleger, Autoren und Leseratten.<br />

Gerade als Laie hat man die Möglichkeit,<br />

sich auf der Buchmesse<br />

wie in einer überdimensionalen<br />

Bibliothek oder in einem riesigen<br />

Buchladen zu fühlen. Doch auch für<br />

das Fachpublikum ist die Veranstaltung<br />

ein wichtiger Treffpunkt unter<br />

Kollegen. Dieses Jahr ist Israel das<br />

Partnerland der Buchmesse. Rund<br />

40 hebräischsprachige Schriftsteller<br />

werden aus diesem Anlass in Paris<br />

erwartet. Neu ist dieses Jahr ein Village<br />

Manga, wo auch Zeichen- und<br />

Japanischkurse angeboten werden.<br />

Palais des Expositions – Hall 1<br />

Porte de Versailles<br />

75015 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 41 40 50<br />

Internet<br />

www.salondulivreparis.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Fr & So 9.30 – 19.00 Uhr<br />

Sa 9.30 – 20.00 Uhr<br />

Di 9.30 – 22.00 Uhr<br />

Mi 9.30 – 17.00 Uhr<br />

Eintrittspreis<br />

5,00 €<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Meisterwerke<br />

der Sammlung<br />

Barbier-Mueller<br />

Paris, 19.03. – 24.08.<strong>2008</strong><br />

Vorführungen<br />

der Cadre Noir<br />

Saumur, 03.04 – 09.10.<strong>2008</strong><br />

24 Stunden von<br />

Le Mans (Motorrad)<br />

Le Mans, 19. & 20.04.<strong>2008</strong><br />

Die Meisterwerke einer der schönsten<br />

privaten Sammlungen afrikanischer<br />

und ozeanischer Kunst der<br />

Welt, der Sammlung Barbier-Mueller,<br />

werden ab dem 19. <strong>März</strong> bis<br />

zum August im Musée Jacquemart-<br />

André in Paris präsentiert. Die Ausstellung<br />

vereint zum ersten Mal die<br />

100 außergewöhnlichsten Exponate<br />

der Sammlung, darunter Statuen,<br />

Masken, Totems, Hauben, Helmschmuck,<br />

Zepter etc., und sie zeigt<br />

die hohe Kreativität und technischen<br />

Fertigkeiten der afrikanischen<br />

und ozeanischen Völker seit dem 9.<br />

Jahrhundert v. Chr. Darüber hinaus<br />

ist das Musée Jacquemart-André in<br />

einem schönen Stadtpalais unweit<br />

der Champs-Elysée untergebracht,<br />

der allein ein Besuch wert ist.<br />

Musée Jacquemart-André<br />

158, boulevard Haussmann<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 62 11 59<br />

Internet<br />

www.musee-jacquemart-andre.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

10,00 €, ermäßigt 7,30 €<br />

Der Cadre Noir von Saumur ist<br />

Frankreichs berühmteste Reitschule<br />

und eine der besten der Welt. Das reiterliche<br />

Können der zivilen und militärischen<br />

Ausbilder und Elitereiter ist<br />

Spitzenklasse. Regelmäßig werden<br />

öffentlich zugängliche Vorführungen<br />

gegeben, die bei allen Pferdenarren<br />

sehr beliebt sind. Es ist eine<br />

kurzweilige Gelegenheit, rund eine<br />

Stunde lang mehr über die Reitkunst<br />

à la française zu erfahren, die zwar als<br />

sehr, teilweise zu akademisch gilt,<br />

deren Schönheit und Präzision aber<br />

immer wieder aufs Neue fasziniert.<br />

Nicht nur Pferdenarren kommen bei<br />

der Vorführung auf ihre Kosten.<br />

Ecole Nationale d’Equitation<br />

Saint-Hilaire-Saint-Florent<br />

49411 Saumur<br />

Telefon: +33 (0)2 41 53 50 81<br />

Internet<br />

www.cadrenoir.fr<br />

Vorführungszeiten<br />

03. & 10. & 24.04<br />

Jeweils um 10.30 Uhr<br />

Termine für andere Monate im Internet<br />

konsultierbar<br />

Eintrittspreise<br />

15,00 €, Kinder bis 12 Jahre 8,00 €<br />

In der 31. Ausgabe des mythischen<br />

24-Stunden-Rennens von Le Mans<br />

werden die Teilnehmer den neuen<br />

Verlauf des Bugatti-Rundkurses<br />

kennenlernen. Die Veranstaltung<br />

ist Teil der Langstrecken-WM des<br />

Motorradrennsports. BMW wird<br />

erstmals im Kampf um den Weltmeisterschaftstitel<br />

teilnehmen. In<br />

Le Mans ist ohnehin festzustellen,<br />

dass immer mehr Konstrukteure,<br />

wie beispielsweise Suzuki, der<br />

aktuelle Weltmeister, Kawasaki,<br />

Yamaha und Honda, in den letzten<br />

Jahren ein Werksengagement<br />

übernommen haben. Ein Sieg in<br />

Le Mans zählt unverändert zu den<br />

prestigeträchtigsten. Für den Besucher<br />

ist es zudem eine Chance, viele<br />

andere Motorradbegeisterte aus der<br />

ganzen Welt zu treffen.<br />

Circuit des 24 Heures du Mans<br />

72000 Le Mans<br />

Telefon: +33 (0)8 92 69 72 24<br />

Internet<br />

www.lemans.org<br />

Eintrittspreise<br />

Vorverkauf bis 30.03. 47,00 €, danach<br />

53,00 €, Zuschauertribüne 13,00 €,<br />

Probeläufe 15,00 €<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 83


Art De Vivre Kulturszene<br />

Zazie: Totem<br />

CDs<br />

Zazie gewann schon diverse Musikpreise und füllte bereits<br />

große Konzertsäle. Auch ihr sechstes Album wird mit Sicherheit<br />

an diesen Erfolg anknüpfen. Dabei ist die Sängerin stets ihren<br />

politischen Überzeugungen treu geblieben und scheut sich<br />

auch nicht, mit Liedtexten zu gesellschaftspolitischen Fragen<br />

Stellung zu nehmen. CD von Mercury<br />

Jeanne Cherhal: L’eau<br />

Jeanne Cherhal sagt von sich selbst, dass sie ein großer Fan von Björk und Tori Amos sei.<br />

Der Sound ihrer Musik zeigt deshalb wohl nicht ohne Grund Ähnlichkeiten zu diesen beiden<br />

Sängerinnen. Wie der Titel bereits nahe legt, dreht sich beim neuen Album « L’eau » alles ums<br />

Wasser. Es ist das dritte ihrer Karriere, mit dem sie nun auch den deutschsprachigen Markt<br />

erobern möchte. Eine Deutschland-Tournee ist für dieses Jahr in Planung. CD von Le Pop Musik<br />

Claude François: Best of<br />

Am 11. <strong>März</strong> 1978 wurde Claude François in seiner<br />

Pariser Wohnung tot aufgefunden. Um seinen Tod<br />

ranken sich bis heute zahlreiche Spekulationen. Der<br />

30. Todestag ist für die Musikbranche jedenfalls Grund<br />

genug, mal wieder ein Album mit seinen größten<br />

Hits zu veröffentlichen. Die neue Kompilation gibt es<br />

einmal mit zwei CDs und einmal in limitierter Auflage<br />

mit drei CDs. CD von Warner Music<br />

Buch<br />

Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten<br />

Roman, 1.300 Seiten, Berlin Verlag<br />

Fiktive Lebenserinnerungen eines Offiziers der Waffen-SS, der für die Organisation<br />

der Verfolgung und Vernichtung der Juden zuständig war. Auch Jahre später zeigt<br />

der Protagonist, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die sichere Existenz eines<br />

Fabrikdirektors in Frankreich gerettet hat, keine Reue, sondern bedauert vielmehr, seine<br />

Mission nicht vollständig erreicht zu haben. Das Buch ist ein erschreckend detailgetreuer<br />

Roman über die Verbrechen der Nazis, konsequent erzählt aus der Perspektive eines<br />

Täters. Das Erstlingswerk von Jonathan Littel, der in New York geboren wurde und in<br />

Frankreich aufwuchs, rüttelt auf und sorgte in Frankreich für Furore. Nun ist das Werk<br />

auch in deutscher Übersetzung erschienen.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Actrices<br />

Frankreich 2007, 107 min • Originaltitel: Actrices • Ein Film von Valeria Bruni-<br />

Tedeschi mit Valeria Bruni-Tedeschi, Noémie Lvovsky, Mathieu Amalric,<br />

Valeria Golino, Louis Garrel, Marisa Borini • Kinostart: 10. <strong>April</strong> <strong>2008</strong>, im<br />

Verleih von Piffl Medien<br />

Filme<br />

Während Carla Bruni gerade Schlagzeilen an der Seite von Nicolas<br />

Sarkozy macht, erscheint ihre Schwester Valeria auf der Leinwand.<br />

Es ist zudem ihr erster Film, in dem sie sowohl vor als auch hinter der<br />

Kamera steht. In dem autobiografisch inspirierten Film geht es um eine<br />

Schauspielerin, die in der Mitte ihres Lebens nach dessen Sinn sucht.<br />

Caramel<br />

Libanon/Frankreich 2007, 96 min • Originaltitel: Caramel • Ein Film<br />

von Nadine Labaki mit Nadine Labaki, Yasmine Al Masri, Joanna<br />

Mouzkarzel, Gisèle Aouad, Siham Haddad • Kinostart: 3. <strong>April</strong> <strong>2008</strong>,<br />

im Verleih von Alamode<br />

DVD<br />

Fünf Frauen, die sich regelmäßig in einem Schönheitssalon in Beirut treffen, um sich über<br />

ihr Leben und die Liebe auszutauschen, sind auf der Suche nach einem kleinen Stück vom<br />

großen Glück. Zwischen Haarschnitten und Kosmetikbehandlungen vertrauen sie sich ihre<br />

verborgensten Wünsche und tiefsten Geheimnisse an, hin- und hergerissen zwischen der<br />

Tradition des Ostens und der Moderne des Westens.<br />

Nur eine Frage der Liebe<br />

Frankreich 2000, 88 min • Originaltitel: Juste une question d’amour • Ein Film von<br />

Christian Faure mit Cyrille Thouvenin, Stéphan Guerin-Tillié, Eva Darlan • DVD (OmU),<br />

erschienen bei Salzgeber<br />

Der junge Laurent führt ein klassisches Doppelleben: Seinen Eltern gegenüber gibt er<br />

vor, mit der hübschen Carole zusammenzuleben, obwohl seine große Liebe Cédric<br />

gilt. Ein Versteckspiel, das nicht ewig andauern kann... « Nur eine Frage der Liebe » war<br />

der erste Film, der im französischen Fernsehen zur Hauptsendezeit die Liebe zwischen<br />

zwei Männern vor einem Massenpublikum thematisierte. Die beiden männlichen<br />

Hauptdarsteller wurden danach mit Liebesbriefen geradezu überschüttet. Nun ist der<br />

Film in Deutschland auf DVD erschienen. Eine sehenswerte, rührende Liebesgeschichte,<br />

selbst wenn man von der Problematik gar nicht betroffen ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 85


Art de vivre Wein<br />

Die Kunst,<br />

ein perfektes Weinfass<br />

Beim Anblick schöner Weinflaschen<br />

denken wenige darüber<br />

nach, dass der edle Tropfen<br />

zuvor in Fässern gereift ist. Dabei<br />

ist gerade die Beschaffenheit<br />

dieser Fässer von größter<br />

Bedeutung für die spätere<br />

Weinqualität. Die besten<br />

Weine reifen immer noch in<br />

kostbaren Eichenfässern. Einige<br />

der renommiertesten Böttchereien<br />

befinden sich in<br />

Frank reich.<br />

herzustellen<br />

Wir sind am Hauptsitz des Unternehmens Nadalié<br />

in Blanquefort im Departement Gironde verabredet.<br />

Auf den ersten Blick unterscheidet sich die<br />

Fabrik nicht besonders von anderen Produktionsstätten der<br />

Region. Wie viele Unternehmen im Bordelais liegt auch diese<br />

Firma inmitten von Weinstöcken. Doch bei Nadalié handelt<br />

es sich um mehr als eine gewöhnliche Fabrik. Hier wird etwas<br />

hergestellt, was zum kulturellen und industriellen Erbe der<br />

Weinbauregion gehört: Weinfässer. Die Böttcherei, die nun<br />

schon in der fünften Generation der Familie Nadalié betrieben<br />

wird, kann dabei auf eine lange Tradition zurückblicken.<br />

Als wir das Werksgelände betreten, fällt uns ein großes<br />

Depot unter freiem Himmel auf, wo Hunderte von Paletten<br />

säuberlich zugeschnittener Holzbretter lagern, dem Fachmann<br />

unter dem Namen Rohdauben bekannt. Dieses Lager<br />

ist ein wenig wie der Schatz der Böttcherei, auf jeden Fall<br />

enthält es ihren wichtigsten Rohstoff. Das Holz stammt<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


überwiegend aus französischen Wäldern, aber<br />

auch aus Osteuropa und den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika. Wenn man sich den Rohdauben nähert,<br />

stellt man fest, dass es sich nicht um irgendeine<br />

Holzart handelt. Nur wertvolles Eichenholz<br />

wird in der Böttcherei verarbeitet. Die Rohdauben<br />

sind sorgfältig gestapelt und werden regelmäßig<br />

mit einem starken Wasserstrahl befeuchtet. Sie<br />

lagern zwei Jahre lang unter freiem Himmel, den<br />

Launen des Wetters mit Sonne, Regen und Kälte<br />

ausgesetzt, damit das Holz die bittersten Tannine<br />

verliert. Wegen der langen Lagerzeit nimmt das<br />

Depot beeindruckende Ausmaße an.<br />

In der Böttcherei werden jeden Tag zwischen<br />

150 und 200 Fässer gefertigt. Die Größen sind<br />

dabei ganz unterschiedlich: 300, 500, 600 Liter.<br />

Zu den Paradeprodukten des Unternehmens gehört<br />

aber natürlich auch das traditionelle 225 Liter<br />

fassende Eichenfass, das in Frankreich als barrique<br />

bordelaise, in Deutschland meist nur barrique genannt,<br />

bekannt ist. Das Fassungsvermögen entspricht<br />

dem Inhalt von 300 Weinflaschen. Wie bei<br />

der Haute Couture werden in der Böttcherei aber<br />

auch Fässer nach individuellem Kundenwunsch<br />

hergestellt. Die gesamte Produktion erfolgt ohnehin<br />

in Einzelanfertigung nach Bestellung.<br />

Dennoch braucht der Kunde nicht länger als zwei Wochen<br />

auf sein Fass zu warten, obwohl die Auftragsbücher voll<br />

sind. Da die Weinfässer zudem weltweit vermarktet werden,<br />

kann die Böttcherei eine regelmäßige Auslastung des<br />

Betriebs gewährleisten. Irgendwo auf der Welt ist immer<br />

gerade Weinlese – ein Glücksfall für das Unternehmen.<br />

Als wir das Werk besichtigen, warten gerade 152 Fässer<br />

auf ihren Abtransport in Richtung Napa Valley in den<br />

USA. Allein die Transportkosten einer solchen Bestellung<br />

belaufen sich auf 5.000 Euro. Hinzu kommen natürlich<br />

noch die Kosten für die Fässer: 600 Euro für ein barrique<br />

bordelaise aus französischem Eichenholz, die Hälfte, wenn<br />

Oben und Mitte: Die Rohdauben müssen zwei Jahre lang unter freiem<br />

Himmel lagern. Unten: Fässer, die auf Ihre Weiterverarbeitung warten.<br />

das Holz aus den Vereinigten Staaten von Amerika stammt.<br />

Die Weinwelt ist sich aber darüber einig, dass die in französischem<br />

Eichenholz vorhandenen Tannine konkurrenzlos<br />

sind und die besten Voraussetzungen für einen zukünftigen<br />

Grand Cru bilden. Summa summarum kommt bei einem<br />

solchen Auftrag also ein stattlicher Betrag zusammen. Einen<br />

solchen Aufwand würde man sicherlich nicht für einen<br />

einfachen Wein betreiben. Qualität hat ihren Preis.<br />

Hinzu kommt, dass die Brauchbarkeit der Weinfässer<br />

aus Holz, selbst der teuersten, limitiert ist. Maximal drei<br />

Jahre lang können sie von einem Winzer verwendet werden.<br />

Bei der Weinreifung kommt es auf das Zusammenspiel<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 87


Art de Vivre Wein<br />

zwischen dem Wein und dem Fass<br />

an. Durch den Kontakt findet ein<br />

Austausch mit den Tanninen des<br />

Holzes statt. Neuere Fässer geben<br />

dem Wein einen stärkeren Holzgeschmack<br />

als ältere. So geben Fässer<br />

im ersten Jahr rund die Hälfte<br />

ihrer Tannine ab, im zweiten Jahr<br />

nur noch ein Viertel und im dritten<br />

Jahr zehn Prozent. Außerdem<br />

erlauben die Holzfässer einen minimalen<br />

Luftaustausch, wodurch<br />

der Geschmack des Weines ebenfalls<br />

beeinflusst wird. Die Qualität<br />

eines Fasses ist also von größter<br />

Bedeutung für die Qualität eines<br />

Weines. Ein französisches Sprichwort<br />

besagt, dass gute Suppen<br />

immer in guten Töpfen gemacht<br />

wurden. Das Prinzip scheint auch<br />

für die Weinherstellung zu gelten.<br />

« Wir betreiben hier eines der ältesten<br />

Metiers der Weinwelt, schon<br />

die Gallier kannten Holzfässer »,<br />

erzählt uns Denis Sabouret, Chef<br />

der Böttcherei. « Allerdings haben<br />

sich die Produktionsmethoden<br />

im Laufe der Zeit stark verändert.<br />

Dabei gab es auch diverse Versuche<br />

bei der Wahl der Rohstoffe.<br />

In den 1970er-Jahren testete man<br />

gerne Fässer aus Edelstahl anstatt<br />

aus Holz. Man stellte aber schnell<br />

fest, dass der Wein nicht mehr der<br />

gleiche war. Seitdem haben wir<br />

auch besser das Zusammenspiel<br />

zwischen dem Fass und dem Wein<br />

begriffen. »<br />

Heute zeichnet sich das Gewerbe<br />

aber nicht nur durch seine traditionellen<br />

Wurzeln, sondern auch<br />

seine große Internationalität aus.<br />

In der Böttcherei Nadalié produziert<br />

man für die Weine der ganzen<br />

Welt. Man besitzt sogar eine Fabrik<br />

in Kalifornien und eine andere<br />

in Chile. Doch egal, ob es sich um<br />

einen Winzer aus der neuen Welt<br />

oder aus dem Bordelais handelt,<br />

jeder Kunde bekommt die gleiche<br />

Qualität geboten. Selbst wenn nur<br />

rund zwei Prozent der weltweiten<br />

Weinproduktion in Holzfässern<br />

reift, so handelt es sich um die zwei<br />

Prozent der renommiertesten Weine.<br />

Ein Umstand, der verpflichtet.<br />

Mit Feuer und Wasser werden die Fässer geformt.<br />

Dieser kritische Arbeitsschritt heißt Toasten.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Dies bedeutet auch, dass man etwas vom<br />

Weinanbau verstehen muss. « Es gehört zu<br />

unserer Aufgabe, dem Winzer zuzuhören,<br />

uns mit ihm austauschen zu können », erklärt<br />

uns Denis Sabouret etwas später. « Wir müssen<br />

verstehen können, welche Bedürfnisse ein<br />

Winzer genau hat, wie er seinen Wein entwickeln<br />

möchte, welche Ziele er sich setzt. Wir<br />

sind dafür da, bei der Geburt von etwas zu<br />

helfen. » Der Böttcher ist also eine Art Hebamme<br />

des Weinanbaus.<br />

Neben den verschiedenen Etappen der<br />

Fassherstellung, die allesamt überwiegend auf<br />

Handarbeit beruhen, beeindruckt uns beim<br />

anschließenden Rundgang vor allem ein Fertigungsschritt:<br />

das Erwärmen der Fässer, das<br />

auch Toasten genannt wird. In diesem Arbeitsschritt<br />

sind die Fässer bereits zusammengesetzt<br />

und werden auf einem Feuer bei gleichzeitigem<br />

Einsatz von Wasser in Form gebracht. Es ist<br />

ein sehr heikler Moment im Produktionsprozess,<br />

in dem sich entscheidet, welche Auswirkungen<br />

das Fass auf die Weinreifung haben<br />

wird. Manchmal kommen die Winzer extra<br />

nach Blanquefort, um diesem Augenblick beizuwohnen.<br />

Es geht dabei um wenige Minuten.<br />

Ein wenig zu viel oder zu wenig Hitze und<br />

der Wein entwickelt vielleicht einen anderen<br />

Charakter als gewünscht. Renommierte Universitäten<br />

haben erforscht, was während dieses<br />

Arbeitsschritts genau passiert. Man weiß<br />

heute also, welche Prozesse ablaufen: Dies hat<br />

nichts mit Magie zu tun, sondern es sind rein<br />

chemische Vorgänge. Das Erhitzen erlaubt die<br />

spätere Freisetzung der Tannine im Holz.<br />

Nicht zu vergessen ist auch, dass jedes Fass<br />

einmalig ist. Viel Erfahrung ist daher für den<br />

Betrieb einer Böttcherei notwendig. Es ist<br />

nicht einfach und braucht Zeit, sich einen Namen<br />

in der Branche zu erarbeiten. « Das erste<br />

Fass verkauft man dank seiner Reputation, das<br />

zweite aufgrund des Weingeschmacks » ist ein<br />

beliebter Ausspruch der Böttcher. Doch auch<br />

das Know-how der Weinbauern ist entscheidend.<br />

Es ist wichtig, dass ein Winzer seinen<br />

Wein versteht. Auch macht es nur für erfahrene<br />

Winzer überhaupt Sinn, einen Wein bereits<br />

nach dem ersten Reifejahr zu verkosten. Daher<br />

kommt es gerade auf das gute Zusammenspiel<br />

und das Vertrauen zwischen dem Böttcher und<br />

dem Winzer an. Gemeinsam können sie aber<br />

die besten Weine der Welt herstellen, dass haben<br />

wir bei unserem Besuch gelernt.<br />

Der Böttcher ist unverändert ein Beruf,<br />

bei dem viel Handarbeit gefragt ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 89


Art de vivre Genuss<br />

Suprême<br />

Denoix<br />

Oft sind es die Produkte, deren Rezepte von Generation zu<br />

Generation weitergegeben werden und deren Herstellung<br />

noch nicht völlig industrialisiert wurde, die mit ihrem Geschmack<br />

nicht nur anspruchsvolle Gaumen erfreuen, sondern<br />

auch an vergangene Zeiten erinnern. Im Herzen Frankreichs,<br />

in Brive-la-Gaillarde im Limousin, wird auf der Basis<br />

von Nüssen ein solches alkoholhaltiges Getränk hergestellt.<br />

In der Flasche verbirgt sich mehr als<br />

nur ein Getränk, es ist ein Stück persönliche<br />

Lebensgeschichte, die ich<br />

wohl mein Leben lang mit meinen Großeltern<br />

verbinden werde. Sobald ein Freund<br />

zu Besuch kam, holte mein Großvater die<br />

Flasche aus der Anrichte im Esszimmer.<br />

Meine Großmutter stellte in der Zwischenzeit<br />

die kleinen Gläser auf den Tisch,<br />

die nur für diesen Anlass reserviert waren,<br />

so schien es zumindest. Ich musste aber<br />

warten, bis ich rund ein Dutzend Lebensjahre<br />

auf diesem Planeten verbracht hatte,<br />

bis ich zum ersten Mal einen Suprême<br />

Denoix kosten durfte. Einen Moment,<br />

den ich noch heute vor Augen habe.<br />

Meine Großeltern wohnten in Brivela-Gaillarde,<br />

neben der Place du <strong>14</strong> Juillet.<br />

Ich verbrachte dort jedes Jahr meine<br />

Sommerferien. Als Großstadtkind war es<br />

für mich eine Chance, das « wirkliche »<br />

Leben, das Leben auf dem Lande kennenzulernen.<br />

Ein echtes Abenteuer in<br />

meinen Erinnerungen. Meine Großeltern<br />

gaben sich besonders viel Mühe, mich<br />

mit lokalen Leckereien zu verwöhnen. So<br />

lernte ich schon früh, einen Geschmack<br />

für gute Zutaten zu entwickeln.<br />

Damals zeigten sie mir auch eine<br />

kleine Fabrik im Boulevard Maréchal-<br />

Lyautey. Dort entwickelten zwei Unternehmer<br />

der Region, Pierre Lacoste und<br />

Louis Denoix, 1839 zwei Getränke, die<br />

sie berühmt machen sollten: den Caraçao<br />

für Pierre Lacoste und den Suprême Denoix<br />

für Louis Denoix. Auf der Weltausstellung<br />

von 1900 erhielten sie dafür eine<br />

Goldmedaille.<br />

Auch heute noch scheint sich wenig<br />

im Laufe der Jahrzehnte verändert zu haben.<br />

Über vier Generationen wurden die<br />

geheimen Rezepte zur Herstellung dieses<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Der Herstellungsprozess hat sich über die Jahre kaum verändert.<br />

Das Mengenverhältnis der Zutaten ist ein wohl gehütetes Geheimnis.<br />

Likörs weitergegeben. Zwar gibt es<br />

inzwischen einen Verkaufsladen, doch<br />

auch der atmet das Ambiente einer<br />

langen Geschichte. Alte Holzbalken<br />

verströmen eine heimelige Atmosphäre.<br />

Keine Frage, hier legt man viel<br />

Wert auf die Wahrung einer langen<br />

Tradition. Der Star der Boutique ist<br />

unverändert der Suprême Denoix. Seine<br />

Verkostung wird stilvoll gepflegt.<br />

Doch woraus besteht eigentlich<br />

dieses Getränk? Wichtigste Zutat<br />

sind natürlich die Nüsse. Im Spätsommer<br />

und im Herbst werden sie zu<br />

der kleinen Fabrik geliefert, wo sie<br />

anschließend in die Presse kommen.<br />

Dabei werden aber nur Nüsse aus dem<br />

Périgord verwendet. Die ausgepresste<br />

Flüssigkeit, die sehr farbintensiv und<br />

herb ist, wird anschließend gefiltert<br />

und fünf Jahre lang in Eichenfässern<br />

gelagert. Anschließend findet ein Weiterverarbeitungsprozess<br />

statt, bei dem<br />

Cognac, Sirup und Armagnacschnaps<br />

hinzugefügt wird. Das genaue Rezept<br />

und die exakten Mengenverhältnisse<br />

sind natürlich geheim. Alles wird zusammen<br />

auf einem Holzfeuer erhitzt.<br />

Olivier Poussier, weltbester Sommelier<br />

des Jahres 2000, stellte einmal<br />

beim Probieren des Suprême Denoix<br />

fest: « Das Bouquet ist intensiv, wobei<br />

sich Aromen von gegrillten, karamellisierten<br />

Nüssen mit einem Hauch von<br />

Schokolade und Pralinen mischen,<br />

unterstrichen von einer holzigen Note.<br />

Es ist ein lieblicher Likör. » Als Kind<br />

hatte ich all das noch gar nicht begriffen.<br />

Aber ich verstand auch ohne diese<br />

fachmännische Betrachtung, warum<br />

meine Großeltern dieses Getränk so<br />

liebten.<br />

Distillerie Denoix<br />

9, boulevard Maréchal Lyautey<br />

19100 Brive-la-Gaillarde<br />

Telefon: +33 (0)5 55 74 34 27<br />

www.denoix.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 91


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

König<br />

Heinrich IV. wünschte, dass jeder in seinem<br />

Volk am Sonntag ein Huhn verspeisen könne. Seit dem<br />

15. Jahrhundert eroberte sich das gegarte Hühnchen<br />

einen festen Platz im französischen Speiseplan. So<br />

möchte ich Ihnen heute dieses Gericht, das aus der<br />

Region Béarn, rund um die Stadt Pau, stammt, vorstellen<br />

und dem Thema Heinrich IV. dieser Ausgabe eine<br />

kulinarische Note hinzufügen. Bon appetit!»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />

chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 6 Personen<br />

Vorbereitungszeit: 1 Stunde<br />

Garzeit: 3 Stunden<br />

La Poule au Pot<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


Zutaten<br />

1 Huhn (2 kg) mit Innereien<br />

(Herz, Leber, Magen)<br />

1 kg Kalbsknochen<br />

200 g Landschinken (geräuchert)<br />

100 g Geflügelleber<br />

2 Eier<br />

100 g Weißbrotkrümel<br />

100 ml Milch<br />

1 Weißkohl<br />

6 Kartoffeln<br />

6 kleine Lauchstangen<br />

1 Sellerieknolle<br />

1 Kohlrübe<br />

500 g Mohrrüben<br />

2 Zwiebeln<br />

5 Schalotten<br />

3 Knoblauchzehen<br />

1 Strauß Küchenkräuter<br />

(Petersilie, Thymian, Lorbeer)<br />

4 Gewürznelken<br />

glatte Petersilie<br />

Salz und Pfeffer aus der Mühle<br />

getrocknete, scharfe Paprikaschoten (optional)<br />

Zubereitung<br />

•<br />

Für die Füllung die Weißbrotkrümel in der Milch<br />

aufweichen. Die Innereien, die Geflügelleber und den<br />

Landschinken mit den Schalotten und den Knoblauchzehen<br />

in der Küchenmaschine zerkleinern. Das ausgedrückte<br />

Weißbrot, 1 EL gehackte Petersilie, die Eier<br />

sowie Salz und Pfeffer hinzugeben und erneut mixen.<br />

• Anschließend das Huhn mit der Füllung stopfen und<br />

mit Bindfaden oder Rouladennadeln gut verschließen.<br />

• In einer sehr großen Kasserolle das gefüllte Huhn,<br />

gut gesalzen und gepfeffert, mit den Kalbsknochen<br />

und den Küchenkräutern in etwa ¾ Liter Wasser<br />

zum Kochen bringen. Den Schaum abschöpfen und<br />

auf kleiner Flamme zwei Stunden köcheln lassen.<br />

Zwischendurch immer wieder den Schaum entfernen.<br />

Je nach Geschmack während des Kochens<br />

mit getrockneten, scharfen Paprikaschoten würzen<br />

und gegebenenfalls nachsalzen und nachpfeffern.<br />

• Nach zwei Stunden den Strauß Küchenkräuter<br />

entfernen und das Gemüse dazugeben. Dafür die<br />

Gewürznelken in die Zwiebeln stecken – so sind sie<br />

am Ende leicht herauszunehmen und niemand läuft<br />

Gefahr, darauf zu beißen. Die Kohlblätter vorher<br />

drei Minuten blanchieren und danach gut mit kaltem<br />

Wasser abschrecken. Alternativ können sie auch klein<br />

geschnitten direkt in die Brühe gegeben werden.<br />

Alles zusammen weitere 40 Minuten kochen lassen.<br />

• Danach Kartoffeln hinzugeben und noch<br />

einmal 20 Minuten garen lassen.<br />

• Am Ende das Huhn herausnehmen und den Bindfaden<br />

lösen. Das Huhn mit einigen Löffeln der Füllung, dem<br />

Gemüse, scharfem Senf und Gewürzgurken servieren.<br />

Tipp<br />

•<br />

Die nach dem Kochen entstandene Brühe eignet sich<br />

hervorragend als Grundlage für andere Gerichte oder<br />

als Vorsuppe mit Croutons.<br />

Weinempfehlung<br />

•<br />

Besonders gut passt ein guter Rotwein aus der Region,<br />

zum Beispiel ein ein Buzet, ein Madiran oder ein Cahors.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong> · 93


Leserbriefe<br />

Ihre Favoriten 2007<br />

Bestes Titelblatt 2007:<br />

Impressum<br />

Im letzten Heft hatten wir Sie gebeten, uns<br />

Ihre Favoriten aus 2007 zu verraten. Wir<br />

bedanken uns für die zahlreichen Ein sendun<br />

gen und gratulieren den Gewinnern<br />

des Preisausschreibens:<br />

Janek Rößler, Gera<br />

Ingrid Horn, Waiblingen<br />

Wir haben ganz Frankreich in den<br />

letzten 40 Jahren über 35-mal mit<br />

dem Auto bereist und kennen die einschlägige<br />

Reiseliteratur, die der Markt<br />

anbietet. Ihr Heft schließt eine echte<br />

Lücke! Schade nur, dass es « lediglich »<br />

100 Seiten hat.<br />

Friedrich Karg, Planegg<br />

Ihrem Chefredakteur möchte ich<br />

ein großes Kompliment aussprechen,<br />

insbesondere für das Bordeaux-Heft.<br />

Auch ich besuchte nach etwa zehn<br />

Jahren 2007 diese schöne Stadt. Es<br />

ist nur zu bestätigen, dass diese Stadt<br />

nach dem Wandel kaum wiederzuerkennen<br />

war. Le Pont de Pierre, la Place<br />

de la Bourse etc. Nicht zu vergessen<br />

Ihr Tipp vom Restaurant L’Estaquade,<br />

von wo aus man ein schönes Panorama<br />

der herrlichen Stadt sehen kann. Diese<br />

Empfehlung bekam ich ebenfalls von<br />

meinen Bordelais-Freunden.<br />

Raimund Wulf, Dortmund<br />

Seit der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11 bin ich begeisterte<br />

Abonnentin Ihres Magazins.<br />

Der Grund meines Briefes ist folgender:<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

1. Platz: Frankreich erleben N° 10<br />

2. Platz: Frankreich erleben N° 8<br />

Bestes Heft 2007<br />

1. Platz: Frankreich erleben N° 10<br />

2. Platz: Frankreich erleben N° 12<br />

Ich habe im Herbst auf ARTE den<br />

« Guerre du Camembert » gesehen und<br />

nun Ihren Beitrag über Camembert in<br />

der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3 gelesen. Aus Solidarität<br />

zu den verbliebenen Käsereien,<br />

die noch echten Camembert herstellen,<br />

habe ich mir im französischen Supermarkt<br />

einen Camembert au lait cru einer<br />

Fromagerie aus dem Cotentin gekauft.<br />

Der Unterschied ist gewaltig. Das ist<br />

der Camembert, wie ich ihn aus meiner<br />

Kindheit kenne. Es ist ein Segen, 20<br />

Kilometer von der französischen Grenze<br />

zu wohnen. Ein anderer Camembert<br />

kommt mir nicht mehr ins Haus.<br />

Katja Hekimoglu, Blieskastel<br />

Fast seit Bestehen lese ich Euer<br />

Heft. Ich habe mir fast jede Ausgabe<br />

gekauft und die Zeitschrift nun auch<br />

abonniert. Ein großes Lob für die<br />

tollen Reiseberichte, aber insbesondere<br />

auch für die vielen nützlichen<br />

Tipps und Hintergrundinformationen.<br />

Wichtig sind mir vor allem die Informationen,<br />

die mich bei meinem Aufenthalt<br />

in Frankreich unterstützen.<br />

Dieter Ruebener, Aachen<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />

rechts, oben nach unten): Titel: Globus Medien, PPM •<br />

S.3: Ajc Presse • S.4: Globus Medien; Ajc Presse; Office du<br />

Tourisme de Biarritz • S.5: Mairie de Paris; Musée National<br />

du Château de Pau, Ajc Presse • S.6: iStock, Helge Woell;<br />

iStock, S. Greg Panosian; iStock, Dan Thornberg • S.7: Ajc<br />

Presse; Euroméditerranée • S.8: Ajc Presse; Inrap; Mac/Val<br />

Pauline Turmel 2005 • S.10-11: Fotolia, Jerome Berquez<br />

• S.12: CRT Nord/Pas de Calais, Samuel Dhote, Pascal<br />

Morès; Globus Medien • S.<strong>14</strong>-15: Globus Medien • S.16:<br />

Fotolia, Philophoto; Globus Medien • S.17-21: Globus<br />

Medien • S.22-27: Centre Historique Minier; Globus Medien<br />

• S.28-29: Globus Medien • S.30: Amiens Aménagement;<br />

Globus Medien • S.31-40: Globus Medien • S.44-45:<br />

Chantal Cobac für Ajc Presse • S.46: OT Paris, David<br />

Lefranc • S.48-49: iStock, Adam Derwis; Globus Medien<br />

• S.52-55: Mairie de Paris • S.56: iStock, Justin Horrocks<br />

• S.60-63: Ajc Presse, Maurice Albert • S.64-67: Globus<br />

Medien • S.70-73: OT Biarritz • S.74-75: Collège Hôtel •<br />

S.76: Arte, DR • S.78-81: Musée National du Château de<br />

Pau • S.82-85: DR • S.86-89: Ajc Presse • S.90-91: Office<br />

du Tourisme de Brive La Gaillarde • S.92-93: Ajc Presse •<br />

S.98: Fotolia, Beboy; Ajc Presse; OT Paris, Amélie Dupont.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 43091648<br />

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info@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Einzelheftbestellungen:<br />

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frankreicherleben@interabo.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Walter Bianchi, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />

Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich, Gérard Rival, Serge<br />

Robin, Ester Segura<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

corps. Corporate Publishing Services GmbH<br />

Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

Anzeigenleitung: Ralf Zawatzky<br />

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Gültige Anzeigenpreisliste: 3/2007<br />

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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />

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Einzelpreise im Handel: 4,90 E (D), 5,50 E (A), 9,60<br />

CHF (CH), 5,90 E (F/L/B/NL), 6,50 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 E (D), 29,70 E<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

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94 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

7<br />

8<br />

6<br />

5<br />

9<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

12<br />

2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />

Weinen<br />

10<br />

Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />

4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />

1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />

Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />

Jahrhunderts<br />

12<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris <strong>14</strong>e - Stadtspaziergang durch das <strong>14</strong>. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />

Autos Frankreichs, der Ente<br />

6<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />

Konsumtempel<br />

6<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />

Arc-et-Senans<br />

7<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6


8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18.<br />

Jahrhundert trifft<br />

13<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />

die Berufe entlang der Küste<br />

4<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />

interessiere dich für die Leyre...»<br />

4<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />

Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />

Oradour-sur-Glane<br />

11<br />

Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />

«Manons Rache»<br />

10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten Bambusgartens 4<br />

Gastronomie - Calissons 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel - HI, Nizza 8<br />

Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />

12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

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Fokus: Pariser Stadtteile<br />

Vittel<br />

Vom Kurort zur Weltmarke<br />

Albi<br />

Die ziegelrote<br />

Stadt am Tarn<br />

Taxigewerbe<br />

Die unausweichliche Reform<br />

... und viele weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15 - Mai / Juni <strong>2008</strong> erscheint am 30. <strong>April</strong> <strong>2008</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2008</strong>


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