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Nr. 15 - Mai / Juni 2008

Paris: alle 20 Arrondissements neu entdecken Höhlenmalereien von Lascaux: Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr Vittel: vom Kurort zur Weltmarke Esskastanien: Spezialität aus der Ardèche Rezept: Pavé de saumon

Paris: alle 20 Arrondissements neu entdecken
Höhlenmalereien von Lascaux: Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr
Vittel: vom Kurort zur Weltmarke
Esskastanien: Spezialität aus der Ardèche
Rezept: Pavé de saumon

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>15</strong> · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />

Paris<br />

Alle 20 Arrondissements<br />

neu entdecken<br />

Höhlenmalereien von Lascaux<br />

Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr<br />

Vittel<br />

Vom Kurort zur<br />

Weltmarke<br />

Esskastanien<br />

Spezialität aus<br />

der Ardèche<br />

Ein Film<br />

macht Furore<br />

Exklusivinterview<br />

mit Dany Boon<br />

Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 € • Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €


LIBERTÉ, ÉGALITÉ,<br />

STRASSENLAGÉ.<br />

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CITROËN C5<br />

NICHTS BEWEGT SIE WIE EIN CITROËN


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wussten Sie schon, dass man in Paris immer noch Spuren<br />

vom Standort der letzten öffentlichen Guillotine finden<br />

kann? Oder dass das Originalmodell für die New Yorker<br />

Freiheitsstatue unscheinbar im Jardin du Luxembourg<br />

steht? Oder dass Kinder sich an einem echten Bauernhof<br />

inmitten der pulsierenden Weltstadt erfreuen können?<br />

Paris ist immer wieder für Überraschungen gut und<br />

bietet Besuchern eine fast endlose Auswahl an Attraktionen.<br />

Wenn Sie zum ersten Mal an die Seine<br />

reisen, werden Sie wahrscheinlich mit der Besichtigung<br />

der klassischen Sehenswürdigkeiten beschäftigt sein.<br />

Doch spätestens bei Ihrem zweiten Besuch sollten<br />

Sie die oftmals ausgetretenen Pariser Touristenpfade<br />

verlassen und sich auch in den<br />

weniger bekannten Stadtteilen umsehen.<br />

Denn gerade dort findet man noch Orte,<br />

die meist nur die Einheimischen kennen<br />

und die ein sehr authentisches Lebensgefühl<br />

der Metropole vermitteln. Wir<br />

haben in dieser Ausgabe deshalb eine<br />

Reihe von kleineren und größeren<br />

Entdeckungstouren in allen 20<br />

Arrondissements zusammengestellt, die<br />

Ihre nächste Reise in die französische<br />

Hauptstadt noch spannender werden lassen.<br />

Für alle, die es mehr in den Süden des Landes<br />

zieht, haben wir zwei attraktive Städte besucht,<br />

die im deutschsprachigen Raum noch recht<br />

unbekannt sind: Briançon und Albi. Beide Orte<br />

verbindet man mit großen Namen – Vauban für<br />

die kleine Alpenstadt, Henri de Toulouse-Lautrec<br />

für die Gemeinde am Tarn – und lohnen<br />

wegen ihrer Sehenswürdigkeiten<br />

und ihrer Lage mit<br />

Sicherheit einen Abstecher. Außerdem<br />

möchten wir Sie nach Vittel in Lothringen<br />

entführen, dessen Ortsnamen die meisten heute<br />

eher mit dem Etikett einer Wasserflasche als mit dem<br />

Namen eines altehrwürdigen Thermalbades verbinden.<br />

Weniger Erfreuliches müssen wir Ihnen dagegen aus<br />

dem Limousin berichten. Dort sind die weltberühmten<br />

Felszeichnungen in der Höhle von Lascaux, die zum<br />

UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit gehören,<br />

ernsthaft in ihrem Fortbestand bedroht. Nachdem die<br />

Höhlenmalereien über Jahrtausende bewahrt blieben,<br />

schaffte es der Mensch jetzt in wenigen Jahren,<br />

dieses einzigartige Zeugnis aus prähistorischer<br />

Zeit zu gefährden. Als sei dies nicht schon<br />

schlimm genug, schien der französische<br />

Staat diesen Umstand – unbewusst oder<br />

absichtlich – gänzlich ignorieren zu wollen.<br />

Erst das engagierte Einschreiten von<br />

Wissenschaftlern und Künstlern brachte<br />

die Angelegenheit ins Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit. Nun hat sich sogar die<br />

UNESCO eingeschaltet und droht damit, die Stätte<br />

auf die rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes<br />

zu setzen. Für Außenstehende wirkt die Affäre wie ein<br />

Krimi – leider jedoch mit traurigem Realitätsbezug.<br />

In diesen Zusammenhang passt auch eine Diskussion,<br />

die das Time Magazine vor einigen Monaten<br />

mit der Behauptung lostrat, dass die französische<br />

Kultur ihre internationale Strahlkraft verloren habe.<br />

Wir gehen in dieser Ausgabe aber nicht nur dieser<br />

Fragestellung nach, sondern haben uns dem französischamerikanischen<br />

Verhältnis auch einmal auf ganz andere<br />

Weise genähert, und zwar mit einem Augenzwinkern.<br />

Aber lesen Sie selbst in unserem Kulturschock.<br />

Titelblatt: Notre-Dame (Paris)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 5


Inhalt<br />

Paris – Alle 20 Arrondissements neu entdecken · 12<br />

In Paris kann man mit einem einfachen Metroticket von Kontinent zu Kontinent « reisen ». Chinesen, Inder, Japaner, Afrikaner –<br />

Menschen aus aller Welt bereichern das kulturelle Leben der französischen Hauptstadt und haben ihre eigenen Stadtviertel. Wir<br />

stellen Ihnen aber nicht nur die ethnische Vielfalt an der Seine vor, sondern zeigen Ihnen auch den Weg zu ungewöhnlichen<br />

Sehenswürdigkeiten und echten Geheimtipps der Pariser im gesamten Stadtgebiet, Arrondissement für Arrondissement.<br />

Albi · 64<br />

Einst war die Stadt am Tarn<br />

eine Hochburg der Katharer,<br />

wovon die mächtige<br />

Kathedrale bis heute<br />

zeugt. Doch auch der<br />

Name Henri de Toulouse-<br />

Lautrec wird mit Albi<br />

verbunden.<br />

Briançon · 74<br />

An der Schnittstelle von<br />

vier Alpentälern gelegen,<br />

locken in Briançon beeindruckende<br />

Festungen<br />

von Vauban und eine<br />

idyllische Umgebung, die<br />

zum Wandern einlädt.<br />

Vittel · 68<br />

Auf Reportage in einem Ort, der für sein<br />

Wasser berühmt ist. Ob als Heilbad<br />

oder als Getränkemarke – mit Vittel wird<br />

Wellness und Gesundheit verbunden.<br />

Seit <strong>15</strong>0 Jahren...<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Fokus<br />

12 Paris – Alle 20 Arrondissements neu entdecken<br />

16 1. bis 4. Arrondissement<br />

26 5. bis 7. Arrondissement<br />

31 8. bis 12. Arrondissement<br />

40 13. bis <strong>15</strong>. Arrondissement<br />

44 16. bis 20. Arrondissement<br />

52 Reise-Infos Paris<br />

Höhlenmalereien<br />

· 60<br />

Die weltberühmten<br />

Felszeichnungen von<br />

Lascaux sind in ihrem<br />

Fortbestand ernsthaft<br />

bedroht und die<br />

Verantwortlichen scheint<br />

es kaum zu kümmern.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

64 Albi Die ziegelrote Stadt am Tarn<br />

68 Vittel Vom Kurort zur Weltmarke<br />

74 Briançon Stadt auf mehreren Etagen<br />

78 Hotel Dolce Frégate, Provence<br />

Esskastanien · 90<br />

Vielseitige Früchte mit<br />

Stacheln. Die jahrhundertealte<br />

Kultur der Esskastanien<br />

in der Ardèche.<br />

Frankreich heute<br />

56 Französische Kultur Es geht bergab. Oder?<br />

58 Taxigewerbe Eine Reform lässt auf sich warten<br />

60 Lascaux Weltberühmte Felszeichnungen<br />

von Zerstörung bedroht<br />

Art de vivre<br />

82 Film Exklusivinterview mit dem Regisseur Dany Boon<br />

84 Kulturprogramm <strong>Mai</strong> & <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />

86 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

88 Wein Eine kleine Revolution: die Winery<br />

90 Genuss Das Edle der Kastanien<br />

92 Chantals Rezept Pavé du Saumon<br />

Rubriken<br />

12-52<br />

Dany Boon · 88<br />

Er ist der Shootingstar des<br />

französischen Kinos. Sein<br />

erster Film schlägt alle Rekorde.<br />

Ein Exklusivinterview<br />

mit dem Jungregisseur.<br />

68<br />

5 Editorial<br />

8 On en parle<br />

51 Abonnement<br />

54 Kulturschock<br />

62 Leben in Frankreich<br />

80 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Heftnachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

88<br />

60<br />

64<br />

90<br />

78<br />

74<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 7


On En Parle<br />

Der Bling-Bling-Präsident<br />

Die Franzosen haben einen neuen Ausdruck entdeckt:<br />

Bling-Bling. Ursprünglich stammt diese Bezeichnung<br />

aus der Rap-Szene und bezeichnet eine protzige<br />

Zurschaustellung von funkelnden Schmuckstücken, etwa<br />

Goldketten, Diamantringen usw. Doch in letzter Zeit wird<br />

damit gerne der von vielen als neureich empfundene Stil<br />

von Nicolas Sarkozy herabgewürdigt. Manche sprechen<br />

sogar vom Bling-Bling-Präsidenten.<br />

Unweltschutz I: Vorbildliche Kläranlage<br />

In Vezins im Departement <strong>Mai</strong>ne-et-Loire wurde kürzlich eine neue Kläranlage in<br />

Betrieb genommen, die mit rein natürlichen Prozessen arbeitet. Die Reinigung des<br />

Abwassers erfolgt dabei ausschließlich auf mechanischer und pflanzlicher Basis –<br />

ein Novum in Frankreich. Für die Anlage musste unter anderem ein Bambushain<br />

auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern angepflanzt werden.<br />

Umweltschutz II:<br />

Ökologisches<br />

Hochhaus<br />

Pfingstmontag wird<br />

wieder Feiertag<br />

Vor ein paar Jahren wurde in Frankreich<br />

unter Protesten der Pfingstmontag als<br />

Feiertag abgeschafft, um den damit<br />

erzielten Produktivitätsgewinn der Soli<br />

dar gemeinschaft zugutekommen zu<br />

lassen. Nun macht die Regierung eine<br />

Kehrt wendung: Der Pfingstmontag soll<br />

wieder zum Feiertag werden. Im Gegenzug<br />

sollen die Unternehmen aber mit<br />

ihren Mitarbeitern auf eine andere Art<br />

und Weise einen Tag der Mehrarbeit<br />

vereinbaren, entweder durch die<br />

Kürzung eines Urlaubtages oder sonstige<br />

Mehrarbeit von mindestens sieben<br />

Stunden im Jahr.<br />

Nun ist es endgültig<br />

entschie den: Der Versich<br />

er ungs konzern Av iva<br />

wird bis 2012 ein neues<br />

Hoch haus mit dem<br />

wohl kling en den Na men<br />

« Car pe Diem » im Pa riser<br />

Ge schäfts vier tel La Défense<br />

er richt en las sen.<br />

Das Ge bäude soll 166<br />

Met er hoch und be sonders<br />

ö ko lo gisch sein. So<br />

sor gen die Neigungen<br />

der Fas sa den für einen<br />

op ti ma len Licht ein fall<br />

und So lar tech nik weit gehend<br />

für die Er wärmung<br />

des be nö tig ten Wassers.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich rückt nach links<br />

Die Kommunal- und Kantonalwahl im März war<br />

ein starkes Votum der Franzosen gegen die jetz ige<br />

Regierung. Die auf nationaler Ebene in der Op posi<br />

tion befindliche sozialistische Partei schaffte es,<br />

auf lokaler Ebene stärkste Kraft im Land zu werden.<br />

Wäh rend die Sozialisten schon vorher 20 der 22<br />

Re gi o nen Frankreichs anführten, kontrollieren sie<br />

nach der Kommunal- und Kantonalwahl nun auch<br />

59 der 101 Departements, acht mehr als zuvor.<br />

Außer dem stellt die politische Linke jetzt die Bürger<br />

meister von Toulouse, Straßburg, Reims und<br />

Saint-Etienne, die vorher von den Konservativen regiert<br />

wurden. Insgesamt werden sieben der zehn<br />

größten Städte bzw. 14 der 20 größten Städte von<br />

den Sozialisten geführt. Auch Bertrand Delanoë<br />

in Paris konnte sein Bürgermeisteramt gegenüber<br />

der konservativen Herausforderin verteidigen.<br />

Bor deaux bleibt dagegen rechts: Der ehemalige<br />

Pre mier minister Alain Juppé erhielt dort bereits im<br />

ersten Wahl gang 56 Prozent der Stimmen, ein Ergebnis,<br />

mit dessen Ein deutigkeit selbst er vorher<br />

nicht gerechnet hatte. Frankreichs jüngster Bürger<br />

meister wird der parteilose 23-jährige David<br />

Lefèvre in Friville-Escarbotin, einer 5.000 Einwohner<br />

zählenden Kommune im Departement Somme.<br />

Französische Küche als<br />

UNESCO Weltkulturerbe?<br />

Nicolas Sarkozy ist nicht für seine Zurück haltung bekannt.<br />

Einer sein er neuestens Coups zielt auf die französische<br />

Küche ab: Der Staats präsident will, dass die kulinarischen<br />

Errungenschaften seines Volkes von der UNESCO als<br />

Weltkulturerbe der Menschheit anerkannt werden. Doch<br />

auch wenn die französische Küche die Voraussetzungen<br />

des Artikels 2 der Konvention zum Schutz des immaterialen<br />

Kulturgutes auf den ersten Blick erfüllen mag, ist mit einer<br />

Entscheidung der UNESCO nicht vor Mitte 2010 zu rechnen.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Reicher Norden<br />

Von wegen, der Norden Frankreichs sei arm. Laut dem Magazin<br />

Le Point leben die reichsten Franzosen in Croix im Departement<br />

Nord. Unter allen Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern ist<br />

das deklarierte Vermögen der 362 vermögenssteuerpflichtigen<br />

Bürger der Kommune am höchsten. Danach folgen erst die<br />

Pariser des 7. und des 8. Arrondissement.<br />

Die Zugfahrt als Kontaktbörse<br />

Geschäftsreisende im Thalys zwischen Deutschland, Belgien,<br />

den Niederlanden und Frankreich können aus ihrer Zugfahrt<br />

demnächst eine Kontaktbörse machen. Die Bahngesellschaft<br />

bietet an, dass man vor der Abfahrt die Herkunftsbranchen<br />

der Mitreisenden erfahren kann. Die Idee dahinter ist, das<br />

Kennenlernen während der Zugfahrt zu erleichtern und<br />

vielleicht zum Herstellen lohnender Kontakte beizutragen. Bleibt<br />

abzuwarten, was die Passagiere davon halten.<br />

Kommt der Kreuzer Colbert wieder nach Bordeaux?<br />

Es entbehrt nicht der Komik: Nachdem der Kreuzer Colbert 14<br />

Jahre lang im Hafen von Bordeaux lag, bevor er schließlich zum<br />

bretonischen Schiffsfriedhof in Landevennec gebracht wurde,<br />

könnte das Schiff bald wieder zum Verschrotten nach Bordeaux<br />

zurückkehren. Das Unternehmen Veolia Propreté hat verlauten<br />

lassen, dass es über die Ansiedlung einer Verschrottungsanlage<br />

für alte Schiffe in Bordeaux nachdenkt. Schätzungen gehen<br />

davon aus, dass rund 500.000 Tonnen Schiffsschrott in den<br />

nächsten zehn Jahren in Frankreich anfallen werden. Ein<br />

lukratives Vorhaben also.<br />

Paris unverändert teuer<br />

Der Immobilienmarkt der französischen Hauptstadt scheint<br />

unverändert krisensicher zu sein. Im Marais wechselte ein<br />

Stadtpalais gerade für unglaubliche 80 Millionen Euro seinen<br />

Besitzer. In Saint-Germain-des-Près würde ein solches Objekt<br />

sogar 100 Millionen Euro kosten.<br />

Chinesen steigen ins Weingeschäft ein<br />

Viele Franzosen sehen es mit gemischten Gefühlen, dass die<br />

chinesische Gruppe Longhai International kürzlich für 1,68<br />

Millionen Euro das Château Latour-Laguens, ein Weingut im<br />

Bordelais mit 63 Hektar und einer Produktion von rund 160.000<br />

Flaschen pro Jahr, erwarb. Auch wenn das Château nicht zu<br />

den ganz großen Namen gehört, ist es das erste Mal, dass ein<br />

französisches Weingut in chinesische Hände fällt.<br />

Low-Cost-Terminal in Bordeaux<br />

Der Flughafen von Bordeaux hat entschieden, für 5,5 Millionen<br />

Euro einen Low-Cost-Terminal für Billigfluggesellschaften zu<br />

bauen. Damit können zwei Millionen zusätzliche Passagiere pro<br />

Jahr abgefertigt werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 9


On En Parle<br />

Schloss, 1.200 m 2 Wohnfläche,<br />

<strong>15</strong> ha Park, von ehemaligem<br />

Staatspräsidenten zu verkaufen<br />

Der Euro fürs Tägliche, der Franc fürs Besondere<br />

So oder so ähnlich könnte eine Annonce lauten,<br />

nachdem das Château de Varvasse von der<br />

Familie des ehemaligen Staatspräsidenten Valéry<br />

Giscard d’Estaing zum Verkauf ausgeschrieben<br />

wurde. In der Auvergne gelegen, wurde das<br />

Anwesen jedoch nur wenige Tage im Jahr von der<br />

erlauchten Familie bewohnt.<br />

Spitzengastronomie I:<br />

Blutspende gegen Gourmetspeise<br />

Die bekannte Sterneköchin Anne-Sophie Pic aus<br />

Valance (3 Sterne im Guide Michelin) hat mit einer<br />

ungewöhnlichen Aktion der Blutspendefaulheit<br />

ihrer Mitbürger nachgeholfen: Einen Tag lang<br />

verwöhnte sie freiwillige Blutspender mit einer<br />

kleinen kulinarischen Köstlichkeit aus ihrer Küche.<br />

Nach einer Untersuchung des nationalen Statistikinstituts INSEE haben<br />

sich die Franzosen beim Kauf von Waren des täglichen Bedarfs gut<br />

an den Euro gewöhnt. Geht es dagegen um Anschaffungen, die man<br />

weniger häufig tätigt, rechnen die meisten Landesbürger<br />

noch in Francs. Gerade ältere Menschen und<br />

Bewohner länd licher Gebiete nehmen noch<br />

die alte Lan des währung als Referenzgröße.<br />

Besonders gut an den Euro haben sich<br />

dagegen die Men schen in Paris und<br />

Umgebung sowie in den Über see de partements<br />

gewöhnt. Im Durch schnitt<br />

kal kulieren aber noch<br />

vier von zehn Haushal<br />

ten Aus ga ben<br />

und Ge hälter in<br />

Francs.<br />

Spitzengastronomie II: Marseille hat<br />

sein erstes 3-Sterne-Restaurant<br />

Größeres<br />

Anbaugebiet<br />

für Champagner<br />

Das INAO (Institut National de<br />

l’Origine et de la Qualité) hat einstimmig<br />

der Ausdehnung des Anbaugebietes des<br />

Champagners (AOC Champagne) auf<br />

weitere Kommunen zugestimmt. Diese<br />

Entscheidung kommt in einem Moment,<br />

in dem der edle Tropfen Verkaufsrekorde<br />

auf der ganzen Welt verzeichnet. 2007<br />

wurden 338,7 Millionen Flaschen abgesetzt,<br />

gegenüber 321,6 Millionen im Vorjahr.<br />

Allerdings wird man sich noch in Geduld<br />

üben müssen: Es wird erwartet, dass sich<br />

die Erweiterung des Anbaugebiets<br />

nicht vor 2021 positiv für die<br />

Konsumenten auswirkt.<br />

Das Erscheinen einer neuen Ausgabe des Guide<br />

Michelin ist immer ein heiß ersehnter Moment<br />

in Frankreich. Schließlich entscheidet der<br />

Restaurantführer über den Beginn und das Ende<br />

von Kochkarrieren. Die neueste Ausgabe zählt<br />

8.655 Adressen weltweit, davon 3.569 Restaurants.<br />

Davon können sich 26 mit drei Sternen, 68 mit<br />

zwei Sternen und 435 mit einem Stern schmücken.<br />

Dieses Jahr verlor eine Pariser Institution, der Grand<br />

Véfour, seinen dritten Stern, während Marseille<br />

dank Gérald Passédat im Petit Nice endlich<br />

sein erstes 3-Sterne-Etablissement erhielt. Mit<br />

insgesamt 191 Sternerestaurants ist Tokio jedoch die<br />

Gastronomiehauptstadt der Welt, zumindest wenn<br />

es nach dem Guide Michelin geht.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


SPRACHREISEN:<br />

Französisch an Bord*<br />

Frankreich<br />

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Sprache oder vertiefen Sie Ihre vorhandenen Kenntnisse.<br />

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Komposition aus Licht und Farbe: zartblau<br />

und fuchsiarot im Frühling, goldgelb und<br />

zartlila im Sommer, rostrot, orange und olivgrün<br />

im Herbst.<br />

Im Süden sonnenflirrende Weingärten,<br />

Lavendelfelder und Relikte römischer<br />

Regentschaft, intensives Licht und die<br />

Leichtigkeit mediterraner Lebensart – im<br />

Norden Paris, die selbstbewusst strahlende<br />

Metropole, Schlösser absolutistischer Herrscher,<br />

Fachwerk und Flamboyant,<br />

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Name/Vorname:<br />

PLZ/Ort:<br />

Straße:<br />

Telefon/E-<strong>Mai</strong>l:<br />

Frankreich erleben 4.08


Fokus Paris<br />

Paris<br />

Alle 20 .<br />

Arrondissements<br />

neu entdecken<br />

Paris ist das beliebteste Reiseziel der Welt: Rund<br />

27 Millionen Besucher zieht die französische<br />

Hauptstadt jedes Jahr an, davon 17 Millionen<br />

aus dem Ausland. Die Tourismuswirtschaft der Metropole<br />

hat also keinen Grund zum Jammern. Sogar<br />

die US-Amerikaner (18 Prozent der Besucher)<br />

kommen wieder vermehrt an die Seine, gefolgt<br />

von den Briten (17 Prozent). Die Italiener, Japaner,<br />

Spanier und Deutschen sind mit jeweils<br />

rund sieben Prozent gleich stark vertreten.<br />

Und kaum ein Besucher, der nicht dem<br />

Charme der Stadt erliegt. Viele von ihnen<br />

kommen immer wieder.<br />

Glücklicherweise verteilen sich in Paris<br />

die Sehenswürdigkeiten über das ganze<br />

Stadtgebiet, so dass sich die vielen Touristen<br />

auf die verschiedenen Viertel der Metropole<br />

verteilen. Besonders attraktiv scheinen dabei<br />

zwei Sakralbauten zu sein: Spitzenreiter der<br />

meist besuchten Attraktionen ist die Kathedrale<br />

Notre-Dame (13 Millionen Besucher pro<br />

Jahr), gefolgt von der Basilika Sacré-Cœur<br />

auf dem Montmartre (acht Millionen Besucher).<br />

An dritter Position folgt schließlich<br />

die Kultur: Der Louvre lockt jährlich rund 7,5<br />

Millionen Touristen an. Knapp dahinter liegt<br />

das Messegelände, der Parc des Expositions de<br />

Paris, mit 7,2 Millionen Besuchern, was bereits<br />

darauf hindeutet, dass die französische Kapitale auch<br />

ein wichtiges Ziel für Geschäftsreisende ist. Der Eiffelturm<br />

dagegen kann erstaunlicherweise « nur » 6,7 Millionen Besucher für<br />

sich verbuchen, obwohl er für die meisten sicher unverändert das wichtigste<br />

Symbol der Seine-Metropole ist. Man muss aber auch zugeben, dass Platz<br />

auf den Plattformen des Eiffelturms ein rares Gut ist.<br />

Paris ist aber nicht nur die meist besuchte Stadt der Welt, sondern nun schon<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 13


Fokus Paris<br />

zum 27. Mal in Folge auch die Nummer Eins im internationalen<br />

Messe- und Kongressgeschäft. Das größte Verkaufsargument<br />

ist dabei die Stadt selbst. So gehen Fachleute<br />

davon aus, dass zu einem Kongress oder zu einer Messe<br />

zwischen zehn und 30 Prozent mehr Teilnehmer kommen,<br />

nur weil die Veranstaltung in Paris und nicht in einer anderen<br />

Stadt stattfindet.<br />

Es ist daher nicht erstaunlich, dass der Tourismus, egal<br />

ob Privat- oder Geschäftsreise, zu einem wichtigen Wirtschaftszweig<br />

in der französischen<br />

Hauptstadt geworden ist. Rund acht<br />

Milliarden Euro Umsatz werden in<br />

diesem Bereich erwirtschaftet. 330<br />

Millionen Euro spült allein die für<br />

Übernachtungsgäste in allen französischen<br />

Städten obligatorische Taxe de<br />

séjour (vergleichbar mit der Kurtaxe) in<br />

die städtischen Kassen. Paris scheint<br />

also auf der Sonnenseite des Lebens zu<br />

stehen.<br />

Dennoch will der bei den gerade<br />

abgehaltenen Kommunalwahlen mit<br />

über 57 Prozent der Stimmen wiedergewählte<br />

Bürgermeister Bertrand<br />

Delanoë nicht, dass sich die Stadt<br />

auf den Lorbeeren ausruht. Für ihn<br />

muss die Attraktivität der Metropole<br />

sorgfältig gepflegt und kontinuierlich<br />

weiterentwickelt werden. Gerade in<br />

Hinblick auf den immer härter werdenden<br />

Konkurrenzkampf zwischen<br />

den Ballungsräumen der Welt und in<br />

Anbetracht neu in Mode kommender<br />

Reiseziele müsse sich das touristische<br />

Angebot stetig den veränderten Bedürfnissen<br />

der Gäste anpassen. Die<br />

Tücken liegen dabei oft im Detail: Es<br />

ist nicht unbedingt einfach, Hoteliers<br />

davon zu überzeugen, ihre Zimmer<br />

zu renovieren und gleichzeitig die<br />

Preise zu senken, nur um damit die<br />

Zukunftsfähigkeit des Tourismusstandortes<br />

zu sichern. Ebenso wenig<br />

ist es eine leichte Aufgabe, Taxifahrer<br />

dazu zu bewegen, Kreditkarten<br />

zu akzeptieren und wenigstens über<br />

Einige Zahlen...<br />

… 89 Prozent der Paris-Touristen fahren<br />

mit der Metro, um sich in der Stadt fort zube<br />

wegen. 23 Prozent nehmen auch den<br />

Bus, 16 Prozent das Taxi und 13 Prozent<br />

sind im Rahmen einer Reisebustour<br />

unterwegs. Fünf Prozent trauen sich<br />

mit dem eigenen Auto nach Paris, drei<br />

Prozent mit dem Fahrrad.<br />

… 75.000 Hotelzimmer stehen für Paris-<br />

Rei sen de bereit. Ein Zimmer kostet durchschnitt<br />

lich 83 Euro pro Nacht. Insgesamt<br />

logieren rund 60 Prozent der Besucher<br />

während ihres Aufenthaltes in der Stadt<br />

in einem Hotel. 30 Prozent bleiben bei<br />

Freun den oder Familienangehörigen. Die<br />

letzten zehn Prozent wählen an de re Übernacht<br />

ungs formen wie Cam ping oder<br />

Gästezimmer in kleinen Privat pen si onen.<br />

… 20 Arrondissements zählt die fran zösi<br />

sche Hauptstadt. Die Nummerierung<br />

er folgt im Uhrzeigersinn wie eine Spi rale<br />

von innen nach außen. Das flächenmäßig<br />

kleinste Arrondissement ist das 2.,<br />

das größte das <strong>15</strong>. Auch die Anordnung<br />

Grundkenntnisse der englischen Sprache zu verfügen, wie<br />

Servicekräfte in den Bistros und Restaurants der Stadt dazu<br />

anzuhalten, Touristen stets freundlich und zuvorkommend<br />

zu behandeln.<br />

Allerdings hat sich heute bereits weitgehend die Erkenntnis<br />

durchgesetzt, dass es Paris auch dank des Tourismus so<br />

blendend geht und dass von dieser Einnahmequelle nicht nur<br />

einige wenige Firmen, sondern die Allgemeinheit an sich<br />

profitiert. Die Stadtverwaltung ruft ihre Bürger deshalb dazu<br />

auf, den Fremdenverkehr als eine Chance und einen Bestandteil<br />

der Stadt anzunehmen. Allerdings meint Bertrand<br />

Delanoë ebenso verstanden zu haben, dass sich die Pariser<br />

eine Form des Tourismus wünschen, die mehr mit dem Alltag<br />

und dem Leben in den Stadtvierteln im Einklang steht.<br />

In Zukunft soll es deshalb darum gehen, Kontakte zwischen<br />

den Besuchern und den Einheimischen zu fördern. Etwa<br />

durch die Unterstützung von Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünften<br />

oder das Herausstellen der Vorzüge von<br />

Stadtteilen, die touristisch bisher noch im Schatten stehen.<br />

Der Tourismus in Paris soll ein humanes<br />

Gesicht bekommen, so dass die<br />

Stadt nicht nur als eine Ansammlung<br />

weltberühmter Sehenswürdigkeiten<br />

gesehen wird, sondern eine bestimmte<br />

Atmosphäre, ein gewisses Lebensgefühl<br />

in die Welt trägt. Dabei muss die<br />

Stadtverwaltung aber nicht bei Null<br />

anfangen, denn schon heute umweht<br />

die französische Hauptstadt eine positive<br />

Aura, die nur bewahrt und weiterentwickelt<br />

werden muss.<br />

Einer der Vorteile von Paris ist sicherlich<br />

die große Vielfalt der Stadt.<br />

Ohne Zweifel lässt sich in Paris viel<br />

mehr entdecken als nur den Eiffelturm,<br />

den Triumphbogen oder die<br />

Kathedrale Notre-Dame. Wer Paris<br />

wirklich kennenlernen möchte, sollte<br />

sich Zeit nehmen und die ausgetretenen<br />

Besucherpfade auch mal verlassen.<br />

Nicht, dass der Besuch des Eiffelturms<br />

oder des Louvre keinen Höhepunkt<br />

einer jeden Paris-Reise bildet, aber<br />

auch jenseits dieser Attraktionen gibt<br />

es viel zu besichtigen. Die französische<br />

Hauptstadt kann zudem als sehr sicher<br />

gelten, so dass man sich ohne Probleme<br />

zu Entdeckungstouren auf eigenen<br />

Faust in den 20 Arrondissements, die<br />

alle ihren ganz eigenen Charme und<br />

ihre eigenen Sehenswürdigkeiten haben,<br />

aufmachen sollte.<br />

Fast nirgendwo anders ist es außerdem<br />

so leicht wie in Paris, mit einem<br />

einfachen Metro- oder Busticket eine<br />

kleine Weltreise zu unternehmen. Japaner,<br />

Chinesen, Russen, Afrikaner oder Inder – Menschen<br />

von überall her fanden ihr neues Zuhause an der Seine und<br />

brachten ihre Kulturen und kulinarischen Spezialitäten mit.<br />

Viele der Communities haben ihre eigenen kleinen Zentren<br />

über die Stadt verteilt. Als Besucher kann man sich deshalb<br />

schnell in eine andere Welt versetzt fühlen, obwohl man<br />

die Stadtgrenzen gar nicht verlassen hat. Die 20 Arrondissements<br />

der französischen Hauptstadt bilden eine riesige<br />

Schatztruhe vieler kleiner und großer Überraschungen. Sie<br />

warten nur darauf, entdeckt zu werden.<br />

der Hausnummern unterliegt einem ausge<br />

klügelten System. In Straßen senkrecht<br />

zur Seine steigen die Nummern mit zunehmen<br />

dem Abstand zum Fluss, in<br />

Straßen parallel zur Seine in Richtung<br />

des Stroms an.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


wo der Himmel am schönsten ist<br />

56 x täglich nach Paris ab 11 deutschen Flughäfen.<br />

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Fokus Paris<br />

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1. ARRONDISSEMENT<br />

Der Prunk der französischen Republik<br />

Für Beaudelaire war der Louvre der ideale Ort, um sich<br />

in Paris mit jemandem zu treffen. So verabredete sich der<br />

Schriftsteller dort mit seiner Mutter: « Ich bitte Dich, heute<br />

in den großen Salon Carré zu kommen, zu einer Uhrzeit,<br />

die Dir gelegen ist. Der Salon ist geheizt, und man kann<br />

dort auf jemanden warten, ohne sich zu langweilen. Zudem<br />

ist es ein angemessener Treffpunkt für eine Frau. » Heute ist<br />

aus dem Pariser Stadtschloss längst ein weltbekanntes Museum<br />

geworden. Doch jenseits der berühmten Werke wie<br />

der Mona Lisa gibt es in dem Palast auch einige weniger<br />

bekannte Entdeckungen zu machen. So etwa im Richelieu-<br />

Flügel mit der ehemaligen Wohnung des Finanzministers.<br />

Sie wurde im Zweiten Kaiserreich vom Architekten Hector<br />

Lefuel entworfen und diente zunächst dem Staatsminister,<br />

dem auch die Fertigstellung der Arbeiten am Louvre<br />

unterstellt war, als Unterkunft. Anschließend logierten<br />

der Präsident des Staatsrates und danach der Minister<br />

der Literatur, Schönen Künste und<br />

Wissenschaften in den<br />

Räumlichkeiten,<br />

bis schließlich<br />

von 1871<br />

bis 1988 der Finanzminister<br />

einzog. Als<br />

François Mitterrand<br />

1983 das Projekt<br />

des Grand Louvre<br />

initiierte, wollte<br />

der Staatspräsident<br />

dem Museum nicht<br />

nur neuen Glanz<br />

verleihen, sondern<br />

auch die Gesamtheit<br />

der Räume wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />

Der Finanzminister sollte deshalb seinen repräsentativen<br />

Dienstsitz räumen und in einen modernen Büroblock im 12.<br />

Arrondissement umziehen. l.M. Pei, Architekt der Pyramide<br />

des Louvre, unterstützte dieses Ansinnen. « Die Büros<br />

sind eine Art Kaninchenstall mit schmutzigen Zwischengeschossen,<br />

niedrigen Decken und versperrten Fenstern »,<br />

ließ er verlauten. Aber der damals amtierende Finanzminister<br />

Edouard Balladur weigerte sich, den Louvre zu verlassen,<br />

so dass der Umzug erst nach massivem Druck 1989<br />

stattfand. Anscheinend war seine Dienstwohnung, die jetzt<br />

als Gemächer Napoleon III. firmieren, genauso gut geheizt<br />

wie der Salon Carré zu Zeiten Beaudelaires. Wenn man die<br />

Räumlichkeiten heute besucht, wundert man sich vielleicht<br />

über den Hang der französischen Republik zu Prunk und<br />

Luxus. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass ein einzelner<br />

Minister derart viel Platz einnehmen<br />

und ein Projekt wie den Grand Louvre<br />

mehrere Jahre lang blockieren<br />

konnte.<br />

Appartements Napoleon III.,<br />

Richelieu-Flügel, Musée du Louvre<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Einkaufen wie<br />

ein Pariser<br />

An diesem Ort erwartet man, jeden Augenblick auf<br />

Edith Piaf zu treffen oder einen Akkordeonspieler zu hören.<br />

Dabei geht es dieses Mal gar nicht um Montmartre,<br />

sondern um die Rue Montorgueil, eine der lebendigsten<br />

Marktstraßen der französischen Hauptstadt. In früheren<br />

Zeiten war die Straße bei normannischen Fischern beliebt,<br />

die von hier aus ihre Ware zum benachbarten « Bauch von<br />

Paris », dem Hallen-Viertel, lieferten. Noch heute spürt man<br />

in der Rue Montorgueil die Atmosphäre aus dieser Epoche.<br />

Hier preisen die Händler ihre Ware lautstark an und<br />

es treffen sich die Einheimischen gerne auf einen Plausch.<br />

Claude Monet malte die Straße 1878 aus Anlass der dritten<br />

Weltausstellung in Paris. Das Werk hängt heute im Musée<br />

d’Orsay. Im Haus mit der Nummer 38 befindet sich zudem<br />

eines der ältesten Restaurants von Paris, das 1832 eröffnete<br />

L’Escargot d’or. Zu den servierten Spezialitäten gehören<br />

Froschschenkel und andere Nationalspeisen. Früher verkehrten<br />

im L’Escargot d’or die großen Namen der Gesellschaft.<br />

Heute sind die Gerichte eher überteuert (rund 40 bis<br />

50 Euro pro Person) und der Service nur bedingt freundlich.<br />

Doch die meisten Gäste kommen ohnehin wegen der<br />

Geschichtsträchtigkeit und der Räumlichkeiten mit ihren<br />

vom Kulturministerium unter Denkmalschutz gestellten<br />

Decken.<br />

Rue Montorgueil ,<br />

L’Escargot d’or, 38 rue Montorgueil


Fokus Paris<br />

Glockenspiel in<br />

einem « weltlichen<br />

Kirchturm »<br />

Zwischen der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois<br />

und der <strong>Mai</strong>rie des 1. Arrondissements lässt sich bei einem<br />

Spaziergang ein Turm nicht übersehen, der auf<br />

den ersten Blick wie ein Kirchturm aussieht.<br />

Allerdings gehört er ganz und gar nicht zu<br />

einer Kirche, sondern zum Rathaus des<br />

Stadtteils. Erbaut wurde der Turm im<br />

Jahre 1858 nach Plänen des aus Köln<br />

stammenden Architekten Hittorff auf<br />

Veranlassung des Barons Haussmann.<br />

Seine Besonderheit ist ein aus 38 Glocken<br />

bestehendes Glockenspiel, eines der<br />

vollständigsten Frankreichs, das alle zwei<br />

Stunden zwischen 10.00 Uhr morgens<br />

und 20.00 Uhr abends sowie sonntags um<br />

12.45 Uhr läutet. Außerdem geben die<br />

Glöckner jeden Mittwoch von 13.30 bis<br />

14.00 Uhr ein wahres Glockenkonzert.<br />

Rathaus des 1. Arrondissements,<br />

4 place du Louvre<br />

Marie, eine Glocke<br />

mit blutiger Vergangenheit<br />

In der grausamen Bartholomäusnacht am 24.<br />

August <strong>15</strong>72 kündigte das Läuten der Glocke mit<br />

dem Namen « Marie », ein Geschenk von Franz I.,<br />

den Anfang des Massakers an den Hugenotten in<br />

Paris an. Noch heute läutet die Glocke bei Beerdigungen,<br />

aber auch bei Taufen oder Hochzeiten<br />

in der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois.<br />

Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois, 2 place du Louvre<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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2. ARRONDISSEMENT<br />

Klein-Tokio an der Seine<br />

Es begann mit der Vorliebe japanischer Geschäftsreisender<br />

für die Mitte von Paris, die gerne in den Hotels um<br />

die Garnier-Oper und dem Louvre herum abstiegen. In<br />

Folge siedelten sich schon am Anfang der 1960er-Jahre die<br />

ersten japanischen Restaurants in der Umgebung an, um die<br />

Geschäftsmänner und -frauen mit vertrauten Speisen aus<br />

der Heimat zu umwerben. Heute ist daraus zwischen den<br />

U-Bahn-Stationen « Opéra », « Bourse » und « Palais Royal-<br />

Musée du Louvre » ein Klein-Tokio geworden, wobei die<br />

Rue Sainte-Anne die Hauptarterie bildet. Hier haben sich<br />

viele der 20.000 in Paris lebenden Exil-Japaner angesiedelt.<br />

Hinter den typischen Pariser Hausfassaden verbergen sich<br />

japanische Buchhandlungen, Delikatessenläden, Reisebüros,<br />

Friseure und natürlich Restaurants. Letztere bieten<br />

eine echte japanische Küche an, die weit über die sonst im<br />

Westen bekannten Angebote der wie Pilze aus dem Boden<br />

schießenden Sushi-Restaurants hinausgeht. Wie in Tokio<br />

wirken einige Etablissements eher wie Kantinen als schicke<br />

Restaurants. Die hohe Anzahl von Japanern unter den Gästen<br />

weist auf die Authentizität der Küche hin. Einen kleinen<br />

Umweg lohnt auch das Kaufhaus Mitsukoshi: Auf fünf<br />

Etagen werden westliche Produkte in einem ganz und gar<br />

japanischen Umfeld mit japanischem Personal angeboten.<br />

Der Feinkostladen Kyoko ist dagegen eine<br />

kulinarische Fundgrube für alle mit Sehnsucht<br />

nach Produkten aus Fernost.<br />

Rue Sainte-Anne<br />

Mitsukoshi, 25 boulevard des Capucines<br />

Kyoko, 46 rue des Petits-Champs<br />

Ein Tempel<br />

des Wissens<br />

Der zwischen 1860 und 1866 von Labrouste<br />

errichtete Lesesaal war das Symbol der französischen<br />

Nationalbibliothek vor ihrem Umzug<br />

ins 13. Arrondissement und ist bis heute ein<br />

paradiesischer Ort der Ruhe im Großstadttrubel<br />

geblieben. 16 gusseiserne Säulen tragen die<br />

Kuppeln des Raumes, der dank seiner Oberlichter<br />

mit Tageslicht erhellt wird. Der Zugang<br />

zum Lesesaal ist stark reglementiert und bedarf<br />

einer besonderen Zulassung. Allerdings lässt<br />

sich der Raum durch eine Glastür bestaunen,<br />

die selbst viele Pariser nicht kennen. Hierfür<br />

geht man durch das Tor und betritt das Gebäude<br />

durch eine Tür rechts im Innenhof.<br />

Bibliothèque Nationale de France,<br />

Site Richelieu, 58 rue de Richelieu<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 19


Fokus Paris<br />

Passagen als Reminiszenz an eine andere Zeit<br />

Die meisten Passagen der französischen<br />

Kapitale dienen den Parisern<br />

heute nur noch als Abkürzung. Dabei<br />

haben sie vielleicht wie kein anderer<br />

Ort den einstigen Charme der Seine-<br />

Metropole bewahrt. Hier scheint die<br />

Zeit stehen geblieben zu sein. Das<br />

diffuse durch die Glaskuppeln scheinende<br />

Tageslicht und die Boutiquen<br />

wirken wie aus einer anderen Epoche.<br />

Die meisten Passagen findet man in<br />

den Arrondissements mit niedriger<br />

einstelliger Zahl. Einige sind sehr<br />

elegant wie die Galerie Véro-Dodat<br />

im 1. Arrondissement, die die Rue<br />

Jean-Jacques Rousseau mit der Rue<br />

du Bouloi verbindet. Die schönsten<br />

Passagen sind aber die Galerie Colbert<br />

und die Galerie Vivienne im 2. Arrondissement<br />

unweit des Palais-Royal. Sie<br />

gehörten auch zu den Lieblingsplätzen<br />

der Schriftstellerin Colette. Die neoklassische<br />

Innengestaltung rühmte<br />

den Kommerz. Bei einem Bummel<br />

durch die Passagen von Paris kann<br />

man sich in Erinnerung rufen, dass<br />

diese Orte einst speziell fürs Flanieren<br />

errichtet wurden, zu einer Zeit, als es<br />

noch keine Kanalisation gab und viele<br />

Ecken der Stadt düster und abweisend<br />

anmuteten. Der Bau der Passagen<br />

ermöglichte plötzlich das geruhsame<br />

Spazieren durch die Stadt. Dies hat<br />

sich bis heute nicht geändert. Kleine<br />

Bars und Bistros laden unterwegs zum<br />

Verweilen ein. Besonders an einem<br />

Regentag ist ein Rundgang durch die<br />

Passagen der französischen Metropole<br />

ein geradezu ideales Programm.<br />

Galerie Véro-Dodat, 19 rue<br />

Jean-Jacques Rousseau<br />

Galere Colbert, 4 rue Vivienne<br />

Galerie Vivienne, 4 rue des Petits-Champs<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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3. ARRONDISSEMENT<br />

Wo man der<br />

Erd rotation<br />

zuschauen kann<br />

In der ehemaligen Abtei Saint-<br />

Martin-des-Champs befindet sich<br />

heute eines der schönsten Museen<br />

von Paris, ein echter Geheimtipp: das<br />

Musée des Arts et Métiers. Der ehemalige<br />

Kreuzgang und die einstige<br />

Kirche bilden einen ungewöhnlichen<br />

Ort der Stille im Lärm der Großstadt.<br />

Das Gewölbe des Chorraums und die<br />

Bibliothek aus dem 13. Jahrhundert,<br />

untergebracht im ehemaligen Refektorium,<br />

einem der schönsten gotischen<br />

Bauten von Paris, sind äußerst<br />

sehenswert. In dem Museum werden<br />

die technischen Errungenschaften<br />

aus verschiedenen Jahrhunderten in<br />

einem architektonisch ansprechenden<br />

Umfeld ausgestellt. Höhepunkt eines<br />

Museumsbesuchs ist das Foucaultsche<br />

Pendel, das in der alten Klosterkirche<br />

zu bewundern ist. Es handelt sich<br />

dabei um das Original, das zur Weltausstellung<br />

1855 der Öffentlichkeit<br />

die Rotation der Erde anzeigte. Noch<br />

heute begeistern die Ausschläge des<br />

Pendels Groß und Klein.<br />

Musée des Arts et Métiers, 60 rue Réaumur<br />

Testweise (zunächst befristet bis zum<br />

30.06.<strong>2008</strong>) ist der Eintritt kostenlos.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 21


Fokus Paris<br />

U-Bahn trifft U-Boot<br />

Am Musée des Arts et Métiers befindet<br />

sich eine der ungewöhnlichsten<br />

Metro-Stationen von Paris. Der Fahrgast<br />

findet sich dort im Dekor eines U-Boots<br />

wieder, das der Nautilus vom Visionär<br />

und Schriftsteller Jules Verne nachempfunden<br />

ist. In der Deckenmitte sind zudem<br />

große Räder angedeutet, die einen<br />

Bezug zum darüber liegenden Museum<br />

herstellen sollen, genauso wie die Wandverkleidungen,<br />

die mit ihrem Industriedesign<br />

aus Kupfer an die Ausstellung<br />

erinnern. Erdacht wurde die Station vom<br />

belgischen Zeichner François Schuiten.<br />

Metro-Station « Arts et Métiers », Linie 11<br />

Die Pariser Stadtgeschichte und<br />

bekannte Schriftsteller<br />

Es hört sich vielleicht etwas anmaßend an, aber das Musée Carnavalet<br />

in unmittelbarer Nähe zur Place des Vosges im Marais kann gut<br />

und gerne als das « Gedächtnis » der Stadt Paris bezeichnet werden.<br />

Bereits das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, lohnt einen<br />

Besuch. Denn es ist eher ungewöhnlich, heute noch im Marais ein<br />

Stadtpalais aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert von innen besichtigen zu<br />

können. Die meisten sind im Privatbesitz, wurden nicht selten umgebaut<br />

und lassen sich gewöhnlich nur von außen bewundern. Das Musée<br />

Carnavalet erstreckt sich gleich auf zwei Häuser: das Hôtel Carnavalet<br />

aus dem 16. Jahrhundert und das Hôtel Le Peletier de Saint-Fargeau<br />

aus dem 17. Jahrhundert. So lässt sich das Pariser Lebensgefühl aus<br />

einer anderen Epoche leicht nachempfinden. Die Dauerausstellung<br />

zeigt dabei in mehr als 100 Sälen die Geschichte der Metropole von<br />

den Anfängen bis heute. Außerdem wurde eine Reihe von Zimmern<br />

berühmter Schriftsteller rekonstruiert. So etwa von Marcel Proust, der<br />

seinen bekannten Roman « Auf der Suche nach der verlorenen Zeit »<br />

mit den Worten begann: « Lange Zeit bin ich früh ins Bett gegangen ».<br />

Was würde der Autor wohl darüber denken, dass die Besucher heute<br />

sein Schlafzimmer, dessen Stil das Dekor seiner drei Pariser Domizile<br />

vereint, bewundern? Auch die Räume von Paul Léautaud und Anna<br />

de Noailles lassen sich besichtigen. Im Sommer sollte man zudem den<br />

kleinen Garten im Innenhof des Museums durchschreiten.<br />

Musée Carnavalet, 23 rue de Sévigné<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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BEWEGTES DESIGN FÜR<br />

EINEN BEWEGENDEN SOMMER.<br />

Auch das neue Ford Focus<br />

Coupé-Cabriolet kommt im<br />

Ford kinetic Design.<br />

Köln. Der Sommer kommt und so langsam<br />

kommt auch die Vorfreude. Denn<br />

pünktlich erscheint das neue Ford Focus<br />

Coupé-Cabriolet auf den Straßen und<br />

Alleen. Und es übertrifft alle Erwartungen.<br />

Die Designer von Ford und<br />

Pininfarina setzten bei der Entwicklung<br />

konsequent auf das neue Ford kinetic<br />

Design. Und so wird dieses Fahrzeug<br />

mit seiner dynamischen Linienführung,<br />

dem progressiven Frontdesign, der athletischen<br />

Schulterlinie und unverwechselbaren<br />

Scheinwerfern einzigartig in<br />

Magische Momente mit dem neuen<br />

Editionsmodell Black Magic.<br />

der Cabriolandschaft des Sommers sein.<br />

Aber auch geschlossen als Coupé hinterlässt<br />

es einen großartigen Eindruck. Hier<br />

kommt das Ford kinetic Design noch<br />

stärker zur Geltung: Sportiv, stylisch und<br />

mit vielen Design-Highlights ist das<br />

neue Ford Focus Coupé-Cabriolet eben<br />

das Accessoire für einen großen Sommer.<br />

Von auf bis zu in 29 Sek.<br />

Schneller geht’s nicht: komplett<br />

geschlossen in nur 29 Sek. Elektrisch<br />

auf Knopfdruck. Und trotzdem verfügt<br />

das Ford Focus Coupé-Cabriolet über<br />

den größten Gepäckraum seiner Klasse.<br />

So macht Reisen Spaß.<br />

Sportlicher kann man dem Sommer nicht<br />

begegnen: Das Ford Focus Coupé-<br />

Cabriolet Editionsmodell Black Magic<br />

macht seinem Namen alle Ehre: lackiert in<br />

Nero-Schwarz<br />

mit Sportfahrwerk,<br />

17"-Leichtmetallrädern<br />

und abgedunkelten<br />

Scheinwerfern. Im<br />

Innenraum überzeugt das Editionsmodell<br />

mit Sony-Audiosystem, Sportsitzen,<br />

Lederlenkrad im 3-Speichen-Design und<br />

Handy-Vorbereitung inkl. Schnittstelle.


Fokus Paris<br />

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4. ARRONDISSEMENT<br />

JüdischesLeben imHerzen von Paris<br />

Während Menschen jüdischen Glaubens natürlich im<br />

ganzen Stadtgebiet von Paris leben, so fühlen sie sich in einem<br />

Stadtviertel ganz besonders zu Hause: im Marais. Dabei<br />

handelt es sich nicht um ein großes Quartier, sondern<br />

nur um ein paar Straßen, die sich um die Rue des Rosiers herum<br />

gruppieren. Als Besucher fühlt man sich dort sofort in<br />

eine andere Welt versetzt. Besonders auffallend ist auch das<br />

Zusammenleben verschiedener Communities auf so engem<br />

Raum, denn nur eine Straßenecke weiter zur Rue Vieille du<br />

Temple liegt das homosexuelle Zentrum der französischen<br />

Hauptstadt. Eine Koexistenz, die nicht überall auf der Welt<br />

so friedlich möglich wäre. In der Rue des Rosiers und ihren<br />

Seitenstraßen findet man dagegen jüdische Geschäfte und<br />

Restaurants. Orthodoxe Juden mit ihrer traditionellen Kleidung<br />

erinnern an Jerusalem. Man spürt, dass sich die Menschen<br />

hier kennen, dass das Leben eher ein Miteinander als<br />

ein Nebeneinander ist. Die Rue des Rosiers, deren Trasse<br />

aus dem 13. Jahrhundert stammt, erhielt ihren Namen ursprünglich<br />

wegen der Rosenstöcke, die hier die Hauswände<br />

emporwuchsen. Heute hat die Natur in dieser engen Straße<br />

keinen Platz mehr, dafür herrscht überall lebhafter Trubel.<br />

Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur Synagoge in die<br />

Rue Pavée. Sie wurde 1913 von einem russisch-polnischen<br />

Verein gebaut, um jüdischen Flüchtlingen aus Zentraleuropa<br />

ein religiöses Zuhause zu geben. Der Architekt Hector<br />

Guimard, Meister des Jugendstils, entwarf nicht nur das<br />

Gebäude, sondern auch die Inneneinrichtung. Ganz dem<br />

Zeitgeist entsprechend wurde die Synagoge aus Beton, der<br />

eine Fassade aus Stein imitiert, gebaut. Zur Einweihung<br />

1914 kam jedoch kein einziger offizieller Repräsentant des<br />

jüdischen Lebens von Paris, da sich diese von der Initiative<br />

zum Bau des Gottestempels überrumpelt fühlten. Die Synagoge<br />

steht heute unter Denkmalschutz. Um das jüdische<br />

Stadtviertel zu erkunden, bietet sich besonders der Samstagvormittag,<br />

der Tag des Sabbats, an. Dann vergisst man<br />

geradezu, in Paris und nicht im Heiligen Land zu sein.<br />

Rue des Rosiers<br />

Synagoge der Rue Pavée, 10 rue Pavée<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Notre-Dame einmal anders gesehen<br />

Die Kathedrale Notre-Dame auf<br />

der Ile de la Cité ist nicht nur eine<br />

der bekanntesten Sehenswürdigkeiten<br />

von Paris, sondern ein kleines « Universum<br />

» für sich. Nur wenige wissen,<br />

dass das Gebäude gar nicht der Kirche,<br />

sondern dem französischen Staat gehört,<br />

der es dauerhaft und kostenlos an<br />

die Kirche verpachtet hat. Jeden Tag<br />

strömen Tausende von Touristen zur<br />

Kathedrale. Offiziell dürfen sich aber<br />

nicht mehr als 3.000 Besucher gleichzeitig<br />

in dem Gotteshaus befinden.<br />

Sicherheitskräfte kontrollieren deshalb<br />

die Besucherströme an den Ein- und<br />

Ausgängen. Trotz des Ansturmes<br />

werden in der Kathedrale werktags<br />

vier und sonntags fünf Gottesdienste<br />

gefeiert. Jeden Abend übertragen der<br />

Fernsehsender KTO und die Rundfunkstation<br />

Radio Notre Dame die<br />

Abendmesse. Ein Team von Technikern<br />

wirkt dafür von der Öffentlichkeit<br />

unbemerkt im Hintergrund. Die<br />

Glocken von Notre-Dame werden<br />

von einer ultramodernen Software<br />

gesteuert, die in Anlehnung an das<br />

berühmte Werk von Victor Hugo den<br />

Spitznamen Quasimodo trägt. Rund<br />

fünf Millionen Tonnen Kerzen werden<br />

jedes Jahr in der Kirche « verbraucht »,<br />

allerdings verwendet man inzwischen<br />

nur noch Kerzen, die weder rußen<br />

noch wachsen. Zu den baulichen Superlativen<br />

von Notre-Dame gehören<br />

die beiden Fensterrosetten, die mit ihrem<br />

Durchmesser von 13,1 Metern zu<br />

den größten in Europa zählen. Auch<br />

die aus dem <strong>15</strong>. Jahrhundert stammende<br />

Orgel ist rekordverdächtig: Sie<br />

ist die größte Frankreichs und besitzt<br />

8.000 Orgelpfeifen, wovon die längste<br />

elf Meter misst.<br />

Notre-Dame, 6 place du Parvis<br />

Am Nullpunkt<br />

Frankreichs<br />

Es ist eine fast unscheinbare Windrose<br />

auf dem großen Platz vor Notre-<br />

Dame, die man leicht übersehen kann.<br />

Dabei kennzeichnet sie einen ganz<br />

besonderen Ort in der Hauptstadt,<br />

und zwar den Nullpunkt des Landes.<br />

Von hier aus werden alle Entfernungen<br />

zwischen Paris und den Städten<br />

der Provinz gemessen. Eine in einem<br />

zentralistischen Land wie Frankreich<br />

wichtige Maßeinheit.<br />

Nullpunkt, place du Parvis<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 25


Fokus Paris<br />

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5. ARRONDISSEMENT<br />

Montaignes Fuß<br />

als Glücksbringer<br />

Die Studenten der Sorbonne wissen<br />

eigentlich gar nicht mehr so genau, warum<br />

sie es tun. Sie folgen einfach einer<br />

alten Tradition, die die Generationen<br />

überdauert hat. Danach muss man<br />

den rechten Fuß der Statue des berühmten<br />

Schriftstellers Montaigne<br />

auf dem Square Paul-Painlevé<br />

berühren und gleichzeitig einen<br />

Wunsch aussprechen. Die Franzosen<br />

lieben allgemein diese<br />

Art des Aberglaubens. Nach<br />

Angaben der Studenten soll die<br />

Geste wirklich Glück bringen.<br />

Der Fuß aus Bronze zeigt<br />

jedenfalls eindeutige Spuren,<br />

wonach schon unzählige<br />

Menschen diesem Ritual<br />

gefolgt sein müssen. Warum<br />

also nicht auch Sie?<br />

Montaigne-Statue, Square<br />

Paul-Painlevé, rue des Ecoles<br />

(gegenüber der Sorbonne)<br />

Ein Stück Morgenland<br />

in Paris<br />

Die große Moschee von Paris ist weit mehr als<br />

eine religiöse Kultstätte. Sie liegt unweit des Jardin<br />

des Plantes in einem ruhigen Viertel des 5. Arrondissements<br />

am Ende einer kleinen Straße an der Place du<br />

Puits de l’Hermine, wo sich ihr wunderschönes Minarett<br />

in die Höhe streckt. Fünfmal am Tag ruft der<br />

Muezzin zum Gebet. Gebaut nach Ende des Ersten<br />

Weltkrieges, sollte diese Moschee die rund 100.000<br />

in den Kämpfen gefallenen Moslems ehren. Die Architekten<br />

orientierten sich dabei an Moscheen aus<br />

Marokko, von wo aus sie auch die gesamten Baumaterialen<br />

importierten. Heute ist der Sakralbau ein Ort<br />

der Begegnung, an dem sich praktizierende und nicht<br />

praktizierende Moslems, aber auch Menschen anderer<br />

Konfessionen treffen. Viele Pariser finden den Weg<br />

hierher, um den Hamam, der zwar schon ein wenig<br />

in die Jahre gekommen ist, aber unverändert eine sehr<br />

authentische Atmosphäre besitzt, zu besuchen oder<br />

einen Minzetee mit orientalischem Gebäck im Salon<br />

de thé, der sich zu einem Patio hin öffnet und orientalisches<br />

Flair verströmt, zu genießen.<br />

Grande Mosquée de Paris, 2bis place du Puits de l’Hermine<br />

Hamam, 39 rue Geoffroy-Saint-Hilaire (einige Tage<br />

sind für Frauen, andere für Männer reserviert)<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Eine der schönsten Terrassen von Paris<br />

Von hier oben hat man einen der besten Blicke auf Notre-Dame, und dennoch<br />

ist dieser Umstand nur wenigen Touristen bekannt. Man muss nämlich schon<br />

wissen, dass das Institut du Monde Arabe auf der obersten Etage über eine große,<br />

öffentlich zugängliche Terrasse zur Seine hin verfügt, deren Zugang zudem<br />

kostenlos ist. Die Kultureinrichtung der arabischen Welt in Paris wurde vom<br />

französischen Stararchitekten Jean Nouvel entworfen und 1987 eingeweiht. Die<br />

Architektur stellt eine Mischung aus orientalischen und westlichen Einflüssen dar.<br />

Besonders sehenswert ist die Fassade der Südseite, die aus sich nach dem Lichteinfall<br />

richtenden Metalllinsen besteht. Um auf die Terrasse zu gelangen, nimmt<br />

man nach der Sicherheitskontrolle den gläsernen Fahrstuhl, der unterwegs einen<br />

guten Blick auf die Bibliothek ermöglicht. Oben angekommen, hat man nicht nur<br />

freien Zugang zur Terrasse, sondern kann auch ein Getränk im Teesalon zu sich<br />

nehmen. Die Kathedrale Notre-Dame liegt einem dabei majestätisch zu Füßen.<br />

Im Institut du Monde Arabe finden außerdem regelmäßig Ausstellungen statt, die<br />

meist einen Besuch lohnen.<br />

Institut du Monde Arabe, 1 rue des Fossés-Saint-Bernard<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 27


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6. ARRONDISSEMENT<br />

Bekocht<br />

von zukünftigen<br />

Köchen<br />

Paris ist für seine<br />

teuren Restaurantpreise<br />

berüchtigt. Nicht selten<br />

beschleicht einen dabei<br />

zudem das Gefühl, dass<br />

die Qualität nicht mit den<br />

Preisen mithält und dass<br />

man als Tourist « abgezockt<br />

» wird. Zum Glück gilt dies aber nicht für<br />

alle Restaurants. Ein echter und vor allem ungewöhnlicher<br />

Geheimtipp ist die renommierte<br />

Schule Grégoire-Ferrandi. In diesem Etablissement<br />

werden jedes Jahr mehr als 1.500 Schüler<br />

in diversen Berufen ausgebildet, darunter auch<br />

Köche. Von außen mag man zunächst nicht vermuten,<br />

dass man in dem großen Schulgebäude,<br />

vor dem sich oft zahlreiche Schüler versammeln,<br />

etwas essen kann. Dabei hat man sogar die<br />

Wahl zwischen zwei Restaurants, einem<br />

mit regionaler Küche in der ersten Etage<br />

und einem mit gehobener Küche in der<br />

vierten Etage. Beide erreicht man, indem<br />

man sich nach der Eingangstür sofort nach<br />

rechts wendet und an der Rezeption vorbei<br />

zum Fahrstuhl geht. Bei Orientierungsproblemen<br />

geben die Schüler gerne Auskunft.<br />

Fällt die Entscheidung auf die kulinarischen<br />

Kreationen in der vierten Etage, entdeckt man<br />

zunächst die Küchen, wo die zukünftigen Köche<br />

ihr Können unter Beweis stellen. Alle sind hier in<br />

der Ausbildung und arbeiten unentgeltlich. Dahinter<br />

liegt das vom Interieur recht schicke Restaurant.<br />

Der Oberkellner, der selbst Ausbilder<br />

ist, wacht über den reibungslosen Service, der mit<br />

vielleicht kleinen Unsicherheiten der Auszubildenden<br />

insgesamt sehr gut und aufmerksam ist.<br />

Die Gerichte selbst sind schlicht köstlich. Man<br />

braucht hier nicht den Vergleich mit den renommierten<br />

Restaurants der Hauptstadt zu scheuen,<br />

und dies vor allem zu Preisen, die weit unter denen<br />

der Spitzengastronomie liegen.<br />

Restaurant der Ecole Grégoire-Ferrandi, 28 rue de<br />

l’Abbé-Grégoir, geöffnet außerhalb der Schulferien<br />

unter der Woche mittags sowie am Donnerstagabend,<br />

Reservierung erforderlich (Telefon: +33 (0)1 49 54 17 31)<br />

Das Originalmodell der New Yorker Freiheitsstatue<br />

Die meisten Besucher des Jardin du Luxembourg, einem der schönsten Parks der Seine-<br />

Metropole, stoßen nur zufällig auf diese Statue, die sie meist zu der Bemerkung veranlasst:<br />

« Die sieht aus wie die Freiheitsstatue von New York, was macht die denn hier? » Und in der<br />

Tat, es ist wirklich die Freiheitsstatue, und zwar sogar das Original, nach dem Bartholdi die<br />

große Schwester für die andere Atlantikseite schuf. Der Künstler bot sie 1900 dem Musée<br />

du Luxembourg an, wo das Geschenk kurz darauf im Garten aufgestellt wurde.<br />

Statue de la liberté, Jardin du Luxembourg (in der Nähe der Rue Guyemer, unweit der Tennisplätze)<br />

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7. ARRONDISSEMENT<br />

Frankreichs imposanteste<br />

Festungen im Modell<br />

Das Militär konnte nicht immer auf Computer und<br />

große Bildschirme zurückgreifen, um Kriegsstrategien zu<br />

entwickeln oder das Vorankommen der eigenen Truppen<br />

zu visualisieren. Gerne vergisst man heute, dass man noch<br />

vor gar nicht langer Zeit mit viel simpleren Hilfsmitteln<br />

auskommen musste. Doch auch früher wusste man sich<br />

zu helfen. Bahnbrechend war dabei das Jahr 1668, als der<br />

damalige Kriegsminister Louvois Vauban den Auftrag gab,<br />

die Umgebung von Dunkerque als Reliefmodell abzubilden.<br />

Dadurch sollten die Befestigungsarbeiten, die von den<br />

Ingenieuren Ludwigs XIV. in der Stadt ausgeführt wurden,<br />

optisch dargestellt werden. Danach kamen diese Modelle<br />

geradezu in Mode, unterstützen sie durch ihre Dreidimensionalität<br />

doch die Vorstellungskraft der Betrachter. Allerdings<br />

blieben sie zunächst ein wohlgehütetes Instrument<br />

des Militärs. Im Jahre 1700 siedelte Ludwig XIV. seine<br />

Sammlung, die später von Napoleon I., Ludwig-Philipp<br />

und Napoleon III. vervollständigt wurde, im Louvre an.<br />

1927 wurde die Kollektion schließlich als historisch wertvoll<br />

eingestuft. Heute lassen sich 28 Modelle im Hôtel<br />

des Invalides bestaunen, darunter Befestigungsanlagen<br />

am Ärmelkanal, an der Atlantikküste, in den Pyrenäen<br />

und am Mittelmeer. Da die verwendeten Materialien, im<br />

Wesentlichen Karton, Papier und Sand, sehr fragil sind<br />

und sowohl Licht als auch Feuchtigkeit schlecht vertragen,<br />

mussten dafür sehr aufwendige Vitrinen mit einer Glasfaserbeleuchtung<br />

konzipiert werden. Die Ausstellung ist eine<br />

gute Möglichkeit, durch Frankreich zu reisen, ohne Paris<br />

zu verlassen, und sich die erstaunliche Größe mancher Festungen<br />

zu verdeutlichen.<br />

Musée des Plans-Reliefs, West-Flügel des<br />

Musée de l’Armée, Hôtel des Invalides<br />

Die Magie 20.000<br />

kleiner Lichter<br />

Für das Jahr 2000 wurden am Eiffelturm<br />

kleine Lampen montiert, die das<br />

Wahrzeichen zu jeder vollen Stunde<br />

zehn Minuten lang zum Funkeln bringen.<br />

Ursprünglich handelte es sich um<br />

eine temporäre Aktion. Wegen des<br />

großen Zuspruchs in der Bevölkerung<br />

entschied sich die Stadt jedoch<br />

dazu, die Glühbirnen zu erneuern<br />

und das Spektakel bis mindestens<br />

2010 zu verlängern. Von vielen<br />

verschiedenen Stellen der Metropole<br />

aus lässt sich das Funkeln<br />

jeden Abend bewundern. Eindrucksvoll<br />

ist das Schauspiel<br />

aber nicht nur aus der Ferne,<br />

sondern auch aus unmittelbarer<br />

Nähe, am Fuße des<br />

Eiffelturms.<br />

Eiffelturm (die ersten<br />

zehn Minuten<br />

jeder Stunde ab<br />

Dämmerung bis<br />

1.00 Uhr im Winter<br />

bzw. 2.00 Uhr<br />

im Sommer)<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 29


Fokus Paris<br />

Ein japanischer Garten in der<br />

Schaltzentrale des Weltkulturerbes<br />

Der Hauptsitz der UNESCO, der Organisation der<br />

Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und<br />

Kommunikation, beherbergt einige wenig bekannte Attraktionen,<br />

die sich besichtigen lassen.<br />

Dazu zählt neben Werken bekannter<br />

Künstler wie Picasso auch ein kleiner<br />

japanischer Garten, der sich auf einer<br />

Fläche von 1.700 Quadratmetern<br />

zwischen dem Hauptgebäude und<br />

einem Nebenhaus befindet. Er wurde<br />

von Isamu Noguchi, in Los Angeles<br />

geborener Sohn eines japanischen<br />

Poeten und einer US-amerikanischen<br />

in Japan aufgewachsenen Schriftstellerin,<br />

geschaffen. Von Kritikern wird bemängelt, dass der<br />

Garten nur bedingt japanischer Gartenbaukunst entspräche.<br />

So öffnet sich ein solcher Garten gewöhnlich seinem Besucher<br />

stückweise und nicht wie hier von einem leicht höher<br />

gelegenen Plateau. Auch die massive Verwendung von Beton<br />

ist für japanische Traditionalisten schockierend. Zudem<br />

sind die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen und<br />

Baustoffen sehr abrupt und nicht – wie sonst üblich – weich.<br />

Dennoch übt der idyllische Garten einen<br />

nicht zu leugnenden Charme aus<br />

und weckt Sehnsüchte nach Fernost.<br />

Etwas abseits wurde von Tadao Ando<br />

zudem eine Rotunde aus Beton errichtet,<br />

die als Meditationsraum dient. Da<br />

sich der Garten allerdings auf dem gut<br />

gesicherten, aber besuchbaren Gelände<br />

der UNESCO befindet, kommen<br />

nur wenige Touristen hierher. Die<br />

grüne Oase bleibt so überwiegend ein<br />

privilegierter Ort für die Mittagspause der internationalen<br />

Beamten der UN-Organisation. Ein wahrer Luxus im 7.<br />

Arrondissement, wo Grund und Boden schwindelerregende<br />

Preise haben.<br />

UNESCO, 7 place Fontenoy<br />

Wo Fassaden<br />

Parks werden<br />

In Paris kommt es zunehmend in<br />

Mode, Häuserfassaden in vertikale<br />

Parklandschaften zu verwandeln.<br />

Dabei handelt es sich nicht um vom<br />

Boden aus hochwuchernde Gewächse,<br />

sondern um Pflanzen, die direkt aus<br />

der Fassade heraus wachsen. Das spektakulärste<br />

Beispiel dafür befindet sich<br />

in der Nähe des Eiffelturms an einem<br />

Teil der Fassade des Musée des Arts<br />

Premiers, das auch unter dem Namen<br />

Musée du Quai Branly bekannt ist. Auf<br />

einer Fläche von 800 Quadratmetern<br />

hat der Architekt Gilles Clément seit<br />

2004 ganze <strong>15</strong>.000 Gewächse, die <strong>15</strong>0<br />

Pflanzenarten aus Europa, den USA,<br />

China und Japan umfassen, wuchern<br />

lassen. Eine kleine Heldentat für das<br />

Klima der französischen Hauptstadt.<br />

Jardin vertical, Musée du Quai<br />

Branly, 55 quai Branly<br />

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8. ARRONDISSEMENT<br />

Ein chinesisches<br />

Haus mitten in Paris<br />

Von weitem könnte man glauben,<br />

es handele sich um eine Filmkulisse.<br />

Doch das Gebäude im Stil einer Pagode<br />

in der Rue de Courcelles unweit der<br />

Champs-Elysées ist echt. Eigentlich<br />

ist das 13. Arrondissement als « Chinatown<br />

» bekannt, so dass dieses rote<br />

Haus inmitten der Sandsteinfassaden<br />

im eleganten 8. Arrondissement besonders<br />

überrascht. Auch die Vermutung,<br />

es könne sich vielleicht um die chinesische<br />

Botschaft oder ein chinesisches<br />

Kulturzentrum handeln, ist falsch.<br />

Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz<br />

und beherbergt die Büros und<br />

den Verkaufsladen des Unternehmens<br />

C.T. Loo & Compagnie, das sich auf<br />

fernöstliche Antiquitäten spezialisiert<br />

hat. Der Bau geht auf einen gewissen<br />

Herrn Loo zurück, einen jungen Chinesen<br />

aus wohlhabender Familie, der<br />

zu Anfang des 20. Jahrhunderts den<br />

französischen Architekten François<br />

Bloch mit der Verwirklichung seines<br />

Traumes beauftragte: ein chinesisches<br />

Haus mitten in Paris. Die Arbeiten<br />

waren 1928 abgeschlossen. Die Innengestaltung<br />

kann dabei mit der Fassade<br />

mithalten. Die diversen Räume sind<br />

liebevoll ausgestaltet, zum Teil mit<br />

Vertäfelungen aus lackiertem Holz aus<br />

dem 17. und 18. Jahrhundert. Noch<br />

heute befindet sich die Kunstsammlung<br />

des Herrn Loo in dem Haus, das<br />

man betreten darf und wo man sogar<br />

Antiquitäten und andere Dekorationsgegenstände<br />

erwerben kann.<br />

Pagode de la Galerie Loo,<br />

48 rue de Courcelles<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 31


Fokus Paris<br />

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9. ARRONDISSEMENT<br />

Paris im dreidimensionalen Schnelldurchlauf<br />

wie etwa « Paris und die Seine »,<br />

« Die Geheimnisse von Paris »,<br />

« Paris bei Nacht » oder « Paris der<br />

Spaziergänger ». Die Ausstellung<br />

ist sowohl lohnenswert, wenn man<br />

sich bei einem Paris-Besuch einen<br />

ersten Überblick verschaffen möchte,<br />

als auch um bereits Gesehenes<br />

mit weiterführenden Informationen<br />

zu vertiefen.<br />

Paris Story, 11 rue Scribe<br />

Das Ziel war ambitioniert: Eine Ausstellung zu kreieren,<br />

die Touristen und Einheimischen die historischen, kulturellen<br />

und geografischen Gegebenheiten der französischen Kapitale<br />

kurzweilig nahebringt. Das Ergebnis kann sich sehen<br />

lassen. Die Einrichtung « Paris Story » ist weder<br />

ein klassisches Museum noch ein purer Erlebnispark.<br />

Alle Details der Ausstellung wurden sorgfältig<br />

recherchiert und historisch überprüft. So wird<br />

in einer 50-minütigen Multimediashow auf einer<br />

großen Leinwand die 2000-jährige Geschichte von<br />

Paris nachgezeichnet. In einem anderen Saal bietet<br />

ein großes interaktives Stadtmodell die Möglichkeit,<br />

einen guten Überblick über die Metropole zu<br />

gewinnen und <strong>15</strong>6 bekannte Sehenswürdigkeiten<br />

geografisch einzuordnen. In weiteren Räumen<br />

werden thematische Filme in 3D-Qualität gezeigt,<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Die kleinen Geheimnisse<br />

der Garnier-Oper<br />

Die Garnier-Oper am Ende der langen Avenue de<br />

l’Opéra könnte sehr wuchtig wirken, doch in Wirklichkeit<br />

passt sich der kolossale Bau wie selbstverständlich in das<br />

Straßenbild ein. Das Opernhaus stammt aus der Zeit, als<br />

Napoleon III. und der Baron Haussmann die französische<br />

Presse 210x140 2 28/03/08 16:45 Page 1<br />

Hauptstadt neu erschufen. Aufwendige Sanierungsarbeiten<br />

an der Fassade lassen das Gebäude<br />

seit ein paar Jahren wieder<br />

wie ein Juwel erstrahlen. Das<br />

Ergebnis der Sanierung ist sogar<br />

derart gelungen, dass selbst<br />

Einheimische regelmäßig vor<br />

dem Gebäude kurz innehalten<br />

und das reich verzierte Äußere<br />

voller Bewunderung betrachten.<br />

Den besten Blick hat man dabei<br />

vom Ausgang der Metrostation<br />

« Opéra » in der Mitte des großen<br />

Platzes vor dem Opernhaus. Der<br />

Bau des Musiktempels ging auf<br />

den Wunsch von Napoleon III.<br />

zurück, der zuvor beinahe Opfer<br />

eines Attentates am Ausgang der<br />

alten Oper geworden wäre und<br />

deshalb ein neues freistehenderes<br />

und damit besser zu bewachendes<br />

Opernhaus wollte. Charles Ganier konnte den Kaiser<br />

von seinem Entwurf überzeugen und errichtete 1874 das<br />

Haus, welches auch das kulturelle Image Frankreichs weit<br />

in die Welt hinaustragen sollte. Dies erklärt die reichhaltige<br />

Fassaden- und luxuriöse Innengestaltung: Marmor, Vergoldungen,<br />

Statuen, Gemälde – nichts schien zu aufwendig<br />

Nordfrankreich<br />

Ein wahrer<br />

kultureller<br />

Geheimtipp !<br />

Die Region Nord-Pas<br />

de Calais verfügt über<br />

48 staatlich geführte Museen<br />

und rund achtzig weitere<br />

Museumseinrichtungen.<br />

Entdecken Sie die Dauerund<br />

Sonderausstellungen<br />

einiger dieser Schätze...<br />

Am 17. <strong>Mai</strong>:<br />

Die lange Nacht der Museen.<br />

25 regionale Museen haben<br />

von 19.00 bis 1.00 Uhr morgens geöffnet.<br />

Am 20. und 21. September:<br />

Die Europäischen Tage des Kulturerbes.<br />

Und an jedem ersten Sonntag im Monat:<br />

Kostenlose Besichtigung vieler Museen.<br />

Der Palast der schönen<br />

Künste in Lille ist das zweitgrößte<br />

französische<br />

Kunstmuseum nach dem<br />

Louvre. Es beherbergt weltbekannte<br />

Sammlungen, die<br />

einen kompletten Überblick<br />

über die großen europäischen<br />

Kunsthäuser des 12. bis 20.<br />

Jahrhunderts verschaffen.<br />

Verpassen Sie nicht:<br />

Vom 25. April bis zum<br />

28. Juli <strong>2008</strong>: „Les Caprices<br />

de Goya“ („Die Launen des<br />

Francisco de Goya“).<br />

Oktober <strong>2008</strong> bis Januar<br />

2009: „Lumières nordiques“<br />

(„Nordlichter“); Edefelt,<br />

Hammershoi, Thaulow,<br />

Zorn… Ihr Wirken und<br />

Schaffen in Frankreich in der<br />

Zeit von 1870 bis 1914.<br />

LAAC, Zentrum für<br />

zeitgenössische Kunst und<br />

Aktionen in Dünkirchen.<br />

Inmitten eines<br />

Skulpturenparks erwartet<br />

Sie das LAAC mit seiner<br />

überraschenden weißen<br />

Keramikarchitektur.<br />

Verpassen Sie nicht:<br />

Die Ausstellung „Anthony<br />

Caro, sculptures d’acier,<br />

1960 – 1987“ („Anthony<br />

Caro, Stahl-Skulpturen aus<br />

den Jahren 1960 bis 1987“)<br />

konzentriert sich auf das<br />

bevorzugte Arbeitsmaterial<br />

des Künstlers; sie spiegelt die<br />

große Wirkkraft von<br />

Stahlarbeiten wie auch die<br />

Besonderheit des LAAC an<br />

sich wider, dessen Architektur<br />

und Sammlungen ein seltenes<br />

Zeugnis der Kunst zwischen<br />

1960 und 1980 ablegen.<br />

Matisse Museum in<br />

Le Cateau-Cambrésis.<br />

Das sich im Geburtsort von<br />

Matisse befindliche Museum<br />

enthält die drittgrößte<br />

französische Sammlung des<br />

Künstlers.<br />

Die kürzliche Schenkung von<br />

Alice Tériade ist eine der<br />

bedeutendsten Schenkungen<br />

moderner Kunst an ein französisches<br />

Museum in den<br />

vergangenen 20 Jahren. Die<br />

Schenkung besteht<br />

aus 39 Hauptwerken<br />

weltbekannter Künstler mit<br />

Bildern von Matisse, Léger,<br />

Picasso, Rouault, Chagall<br />

und Skulpturen von Miró.<br />

FÜR WEITERE AUSKÜNFTE UND BESTELLUNG<br />

UNSERER KOSTENLOSEN BROSCHÜREN:<br />

www.nordfrankreich-tourismus.com<br />

Museum für Kunst und<br />

Industrie in Roubaix.<br />

Das Museum ist in einem<br />

außergewöhnlichen Gebäude<br />

untergebracht. Das ehemalige<br />

Schwimmbad im Art-déco-Stil<br />

ist für sich genommen bereits<br />

ein Meisterwerk.<br />

Die Sammlung aus dem<br />

Bereich der Schönen Künste<br />

widmet sich dem 19. und 20.<br />

Jahrhundert und ist<br />

chronologisch wie auch<br />

thematisch geordnet.<br />

Zu sehen sind Gemälde,<br />

Stoffproben, Keramik, Möbel,<br />

Fotografien, und Skulpturen.<br />

Viele Statuen erwarten den<br />

Besucher auf der vielseitig<br />

ausgestatteten 11.000 m 2<br />

großen Ausstellungsfläche.<br />

© Ville de Dunkerque, Musée Matisse, Jean-Pierre Duplan, Lille, Palais des Beaux-Arts, JQuecq d'Henripret


Fokus Paris<br />

zu sein. Am Tag der Einweihung sorgte sich die Kaiserin<br />

Eugénie über den Baustil und fragte Garnier unverblümt:<br />

« Was ist denn nun der Baustil? Er ist weder griechisch,<br />

noch entspricht er dem Geiste von Ludwig XV. oder Ludwig<br />

XVI. » Selbstbewusst erwiderte Garnier: « Es ist der<br />

Stil von Napoleon III. Und Sie sorgen sich? » Da nahm ihn<br />

der Kaiser persönlich zur Seite und flüsterte: « Machen Sie<br />

sich nichts daraus, sie versteht nichts von Architektur ».<br />

Der Stil des Zweiten Kaiserreichs war somit geboren. Seit<br />

der Eröffnung der neuen Oper an der Place de la Bastille<br />

finden in der Garnier-Oper überwiegend Ballettvorführungen<br />

statt. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich der<br />

ganz in rot und gold gehaltene Hauptsaal, dessen Decke<br />

1964 von Chagall bemalt wurde. Im hinteren Bereich des<br />

Opernhauses liegen die Logen und Technikräume, während<br />

vorne Empfangssäle und eine majestätische Treppe<br />

mit großen Kandelabern für ein herrschaftliches Interieur<br />

sorgen. Zu den Eigenheiten des ehrwürdigen Opernhauses<br />

gehört auch ein Bienenstock auf dem für die Öffentlichkeit<br />

nicht zugänglichem Dach, dessen Honig von einem Requisiteur,<br />

der einst Imker war, gewonnen wird. Unter dem<br />

Gebäude wurde außerdem ein Wasserbecken gebaut, um<br />

die Fundamente zu stabilisieren und im Falle eines Feuers<br />

als Reservoir zu dienen. Im Laufe der Jahrzehnte fand auch<br />

manches tragische Ereignis in den Wänden der Oper statt.<br />

So fiel bei einer Vorführung am 20. <strong>Mai</strong> 1896 der riesige<br />

Kronleuchter von der Decke und erschlug einen Besucher,<br />

der ausgerechnet auf einem Platz mit der Nummer 13 saß.<br />

Ein wenig später stürzte ein Tänzer von der – so besagt es<br />

zumindest die Legende – 13. Stufe einer großen Treppe in<br />

den Tod. Zu den erfreulicheren Ereignissen gehörte dagegen,<br />

dass der Direktor der französischen Niederlassung der<br />

Gramophone, Alfred Clark, der Oper am 24. Dezember<br />

1907 24 Schallplatten vermachte, die in versiegelten Urnen<br />

im Untergeschoss deponiert wurden. Diese außergewöhnliche<br />

Sammlung, die im Jahre 1912 erneuert wurde, war eine<br />

Zusammenstellung der größten Sänger und Sängerinnen<br />

am Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Musikgut sollte<br />

für zukünftige Generationen bewahrt werden, weswegen<br />

man die Behälter auch 100 Jahre lang nicht öffnen durfte.<br />

Während der Sanierungsarbeiten vertraute man die Urnen<br />

1988 der Nationalbibliothek an. Nachdem die 100-Jahres-<br />

Frist nun offiziell abgelaufen ist, sollen die Urnen noch dieses<br />

Jahr geöffnet werden. Die Musik auf den Schallplatten<br />

wird anschließend auf CDs überspielt und von EMI, der<br />

Nachfolgerfirma von Gramophone, vertrieben. Außerdem<br />

soll wie 1907 eine ähnliche Aktion für die Musik aus heutiger<br />

Zeit wiederholt werden.<br />

Opéra Garnier, place de l’Opéra<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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10. ARRONDISSEMENT<br />

Indien an der Seine<br />

Der Hype um Bollywood ist nicht unbedingt neu in<br />

Paris. Schon seit Jahren zieht Frankreichs Hauptstadt Menschen<br />

aus Indien, aber auch Bangladesh, Pakistan und Sri<br />

Lanka an, die indisches Lebensgefühl an die Seine bringen.<br />

Jenseits jeglicher Folklore bringt das Viertel rund um die<br />

Metro-Station « La Chapelle » hinter der Gare du Nord bis<br />

zur Passage Brady im 10. Arrondissement ein Stück Indien<br />

nach Paris. Die Passage Brady ist eine mit einem Glasdach<br />

versehene Fußgängergasse, die die Rue du Faubourg-Saint-<br />

Denis mit dem Boulevard de Strasbourg verbindet. Hier<br />

wetteifern zahlreiche indische Restaurants mit günstigen<br />

Menüs und traditioneller Musik um Gäste. Auch in der<br />

Rue Cail kommen alle Liebhaber einer scharfen Küche<br />

auf ihre Kosten. In der Rue du Faubourg-Saint-Denis reihen<br />

sich Boutiquen, Friseure, Blumenläden, Videotheken<br />

und Verkaufsgeschäfte für Sari aneinander, die vor allem<br />

am Wochenende zahlreiche Passanten anlocken. An der<br />

Grenze zwischen<br />

dem 10. und dem<br />

18. Arrondissement<br />

steht der<br />

Ganesh-Tempel,<br />

in dem jeden Tag<br />

h i n d u i s t i s c h e<br />

Messen zelebriert<br />

werden. Einmal im Jahr findet zudem eine Prozession zu<br />

Ehren des Gottes Ganesh statt, bei der ein mit Blumen und<br />

frischem Obst geschmückter Wagen von mit traditionellen<br />

Saris bekleideten Parisern indischen Ursprungs gezogen<br />

wird. Mehr als 25.000 Zuschauer wohnen diesem fröhlichen<br />

Spektakel bei. Ein Termin, den man nicht verpassen<br />

sollte. Die nächste Prozession ist für den 31. August <strong>2008</strong><br />

geplant.<br />

Passage Brady, Eingänge: 33 boulevard de Strasbourg<br />

und 46 rue du Faubourg-Saint-Denis<br />

Temple Sri Manika Vinayakar, 72 rue Philippe-de-Girard<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 35


Fokus Paris<br />

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11. ARRONDISSEMENT<br />

Die letzte<br />

Guillotine<br />

Das Heimatland der Menschenrechte<br />

kannte nicht nur<br />

Sternstunden, sondern auch<br />

dunkle Kapitel in seiner Geschichte.<br />

Hierzu zählt sicherlich<br />

die Erfindung der Guillotine,<br />

der sowohl anonyme als auch<br />

gekrönte Häupter zum Opfer<br />

fielen. Ausgedacht wurde diese<br />

Tötungsmaschine von einem<br />

Doktor namens Guillotin, dessen<br />

Anliegen es war, zum Tode<br />

Verurteilte möglichst schnell<br />

und effizient ins Jenseits zu befördern.<br />

Er scheute sich daher<br />

auch nicht, seine Pläne mit den<br />

Worten anzupreisen: « Meine<br />

Herren, mit dieser Maschine<br />

schlage ich Ihnen den Kopf ab,<br />

ohne das Sie den geringsten<br />

Schmerz empfinden. » 1791, am<br />

Morgen nach der Revolution,<br />

wurde seine Erfindung verwirklicht.<br />

Damit die Maschine aber<br />

möglichst perfekt funktionieren<br />

würde und vielleicht auch um<br />

sich ein besseres Gewissen zu<br />

verschaffen, wurde ein Chirurg<br />

damit beauftragt, die letzten<br />

technischen Details zu klären<br />

und Vorschläge von diversen<br />

Handwerkern unterbreiten zu lassen. Der Zimmermann<br />

Schmidt gewann schließlich die « Ausschreibung ».<br />

Überzeugen konnte er dabei mit einem Modell, das er an<br />

Strohballen und Schafen getestet hatte. Doch Schmidt war<br />

skrupellos und erkannte von Beginn an das wirtschaftliche<br />

Interesse an dieser Maschine, für die er sich sofort das Patent<br />

sichern ließ. Dank der 83 im Anschluss vom französischen<br />

Staat initiierten Bestellungen, mit denen das ganze<br />

Land ausgestattet wurde, konnte er ein Vermögen<br />

anhäufen. Äußerst diskret weisen heute vier Steinplatten<br />

im Boden an der Straßenkreuzung der Rue<br />

de la Roquette mit der Rue de la Croix-Faubin<br />

auf den letzten Standort einer Guillotine im öffentlichen<br />

Raum hin. In direkter Nachbarschaft<br />

befand sich das Gefängnis Grande Roquette, in<br />

dem durch Köpfen zum Tode verurteilte Straffällige<br />

einsaßen. Wie selbstverständlich legte ein<br />

Dekret vom 29. November 1851 deshalb fest, dass<br />

die Köpfungen in der Straße vor dem Gefängnis<br />

auszuführen seien. Noch bis 1899 fanden an dieser<br />

Stelle Exekutionen statt, bevor man die Guillotine<br />

zunächst vor, später dann in das Prison de la Santé<br />

umsetzte. Die letzte Hinrichtung per Guillotine<br />

wurde sogar erst 1972 in Paris bzw. 1973 in Marseille<br />

ausgeführt. Es dauerte im Anschluss noch<br />

bis 1981, als der sozialistische Präsident François Mitterrand<br />

als eine seiner ersten Amtshandlungen die Todesstrafe<br />

in Frankreich offiziell abschaffte. Bis heute zeugen die vier<br />

Steinplatten an der Straßenkreuzung im 11. Arrondissement<br />

von der blutigen Vergangenheit des Ortes. Niemand<br />

hat es bisher gewagt, diese stummen Zeugnisse unter einer<br />

Asphaltschicht verschwinden zu lassen.<br />

Ecke rue de la Roquette und rue de la Croix-Faubin<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Paris ganz maritim<br />

Von der Metro-Station « Bastille » der Linie 1 kann man bereits einen ersten Blick<br />

auf diesen unerwarteten Ort werfen: den Port de l’Arsenal. Denn zwischen der Place<br />

de la Bastille und der Seine versteckt sich etwas unterhalb der umliegenden Straßen<br />

ein kleiner Jachthafen – ein Stück maritimes Lebensgefühl inmitten von Paris. Durch<br />

eine Schleuse und einen unterirdischen Tunnel ist das Hafenbecken mit dem Canal<br />

Saint-Martin verbunden. Gerade bei schönem Wetter kommen viele Pariser für einen<br />

Spaziergang hierher und fühlen sich dabei fast wie am Mittelmeer oder an der Atlantikküste.<br />

Nachts ist der Zugang zum Hafenbecken allerdings verschlossen.<br />

Port de l’Arsenal, boulevard de la Bastille<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 37


Fokus Paris<br />

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12. ARRONDISSEMENT<br />

Ein Tempel für die Filmwelt<br />

Die wenigsten denken gewöhnlich daran, im Ausland<br />

ins Kino zu gehen. Die Filme werden meist in einer fremden<br />

Sprache gezeigt und das Kinoprogramm ist für Auswärtige<br />

nicht immer einfach zu finden. In der französischen<br />

Hauptstadt existiert aber eine Einrichtung, die Kinoliebhaber<br />

nicht verpassen sollten: die neue französische Cinémathèque<br />

im 12. Arrondissement. Gerade an einem grauen<br />

Regentag bietet sich der Besuch an. Das Filmzentrum wird<br />

von einem privaten Verein getragen, der aber zu weiten Teilen<br />

durch staatliche Gelder finanziert wird. Die Aufgabe der<br />

Cinémathèque besteht also im Vergleich zu kommerziellen<br />

Kinos nicht darin, mit der Vorführung von Filmen Gewinn<br />

zu erwirtschaften, sondern das cineastische Kulturgut der<br />

Welt zu bewahren und einem interessierten Publikum zugänglich<br />

zu machen. Hierzu gehören auch die Restaurierung<br />

von Filmmaterial, die Pflege eines einmaligen Filmarchivs<br />

sowie die Organisation von Retroperspektiven und<br />

Hommagen. Dafür stehen sowohl große Kinosäle als auch<br />

kleine Vorführkabinen zur Verfügung. Was die Bibliothek<br />

für die Welt der Bücher darstellt, ist die Cinémathèque für<br />

den Film. Lange Zeit war das Filmzentrum im Palais de<br />

Chaillot im 16. Arrondissement untergebracht, bevor es<br />

im September 2005 in den Osten der Stadt umzog, in ein<br />

vom Stararchitekten Frank Gehry, der vor allem durch das<br />

Guggenheim-Museum<br />

von Bilbao einer breiten<br />

Öffentlichkeit bekannt<br />

wurde, entworfenes<br />

Gebäude. Bereits die<br />

Architektur des Gebäudes<br />

lohnt also einen Besuch.<br />

Allerdings wirkt<br />

die Cinémathèque mit<br />

ihrer Fassade aus Kalkstein<br />

« braver » als das<br />

berühmte Museum in<br />

Bilbao. Die Architektur<br />

ist dennoch ungewöhnlich<br />

und bleibt dem typischen<br />

Gehry-Stil treu.<br />

Der Architekt selbst<br />

bezeichnete das Gebäude<br />

als eine « Tänzerin,<br />

die ihr Ballettröckchen<br />

hochhebt ». Für Architekturliebhaber<br />

werden<br />

spezielle Führungen<br />

angeboten, allerdings nicht sehr häufig und leider nur auf<br />

Französisch. Die nächsten Termine sind für den 1. <strong>Juni</strong> und<br />

den 6. Juli <strong>2008</strong> vorgesehen. Für alle Kinoliebhaber existiert<br />

dagegen das ganze Jahr über ein vielseitiges Programm,<br />

wozu sowohl Filmvorführungen als auch Ausstellungen gehören.<br />

Darunter Themenreihen wie etwa « Das afrikanische<br />

Kino » oder « Die expressionistische deutsche Filmszene ».<br />

Die Dauerausstellung « Passion Cinéma » präsentiert außerdem<br />

die Geschichte diverser Filmsammlungen und zeigt,<br />

wie alte Filme konserviert werden. Die Cinémathèque ist<br />

also ein außergewöhnlicher Tempel der Kinowelt. Nicht<br />

ohne Grund sagte der Filmemacher Martin Scorsese bei<br />

der Eröffnung am neuen Ort: « Die Regisseure aus der<br />

ganzen Welt kennen die französische Cinémathèque, selbst<br />

wenn sie noch nie hier waren. Sie ist unsere gemeinsame<br />

spirituelle Bleibe. » An der Spitze der Institution steht heute<br />

der Regisseur Costa-Gavras. Und auch die Umgebung der<br />

Cinémathèque lohnt einen Umweg. Direkt vor der Haustür<br />

liegt der moderne Parc de Bercy. Etwas südöstlich davon<br />

lockt das in alten Weindepots charmant eingerichtete neue<br />

Amüsier- und Ausgehviertel Bercy Village, unter anderem<br />

mit einem modernen Multiplexkino, das die großen Kassenschlager<br />

von heute zeigt.<br />

Cinémathèque française, 51 rue de Bercy<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Ein Bauernhof<br />

in einer<br />

Weltstadt<br />

Es mag etwas surreal wirken, doch mitten in<br />

der französischen Weltstadt ist es möglich, einen<br />

echten Bauernhof zu besichtigen. Egal ob es um das<br />

Melken von Kühen, das Scheren von Schafen oder<br />

den Anbau von Gemüse und Getreide geht, der Hof<br />

unterscheidet sich nicht groß von dem echten Leben<br />

auf dem Lande. Bewirtschaftet wird die Fläche von<br />

fünf Hektar von einem Bauernehepaar. Während<br />

die Einrichtung unter der Woche Schulen vorbehalten<br />

ist, sind Familien am Wochenende sowie in<br />

den Schulferien herzlich willkommen. Eine ungewöhnliche<br />

Möglichkeit, bei einem Paris-Besuch mit<br />

Kindern die Kleinen mit ein wenig Landleben zu<br />

überraschen.<br />

La Ferme de Paris, route du Pesage<br />

Thalys<br />

Schnellzug für Streifzüge.<br />

Mit Thalys werden Städteträume wahr. Thalys bringt Sie 6 mal täglich<br />

von Köln und Aachen nach Paris. Ohne Stau. Ohne Stress.<br />

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Fokus Paris<br />

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13. ARRONDISSEMENT<br />

Chinatown<br />

à la francaise<br />

Fast alle großen Städte der Welt haben eine Chinatown,<br />

Paris stellt dabei keine Ausnahme dar. Rund<br />

450.000 Chinesen leben in Frankreich, 88 Prozent<br />

davon im Pariser Großraum. In der französischen<br />

Hauptstadt konzentrieren sich die asiatischen Gemeinden<br />

auf zwei Viertel, eines in Belleville im Nordosten,<br />

eines im Südosten der Stadt. Letzteres, im 13. Arrondissement<br />

gelegen, spielt dabei die Hauptrolle und<br />

zählt zu einem der größten asiatischen Viertel Europas.<br />

Hier leben nicht nur Chinesen, sondern auch Vietnamesen,<br />

Kambodschaner, Laoten und weitere Nationalitäten<br />

aus dem Pazifikraum. Die äußeren « Grenzen »<br />

der französischen Chinatown bilden die Avenue de<br />

Choisy, die Avenue d’Ivry und der Boulevard Masséna.<br />

Im Herzen befindet sich die Dalle des Olympiades,<br />

ein großer Platz mit vielen kleinen Händlern. Seit<br />

den 1920er-Jahren bis nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges wohnten hier vor allem Studenten und ein<br />

paar asiatische Flüchtlinge. Ab 1950 zogen vermehrt<br />

Menschen aus Indochina ins 13. Arrondissement, eine<br />

Entwicklung, die sich in den Jahren von 1975 bis 1982<br />

massiv verstärkte. Die asiatischen Neubürger fanden<br />

ihr Zuhause in den Wohnsilos des Viertels, während<br />

die einheimischen Franzosen diese zunehmend verließen.<br />

Heute hat sich eine perfekte asiatische Infrastruktur<br />

entwickelt. Ob Lebensmittelladen, darunter<br />

der berühmte Supermarkt Tang Frères, Apotheke oder<br />

Friseur, Restaurant oder Schnellimbiss, das Herz des<br />

Quartiers schlägt eindeutig fernöstlich. Hier findet<br />

man traditionelle Kleidungsstücke aus Asien, exotische<br />

Zutaten für chinesische Gerichte oder Bambuspflanzen.<br />

Doch im Gegensatz zu anderen Chinatowns auf<br />

der Welt, schlägt sich dies nicht in der Architektur<br />

nieder, die hier vor allem durch trostlose, ganz westlich<br />

anmutende Wohnsilos geprägt ist. Sehenswert sind<br />

aber die farbenfrohen Feierlichkeiten, die aus Anlass<br />

des chinesischen Neujahrsfestes auf den Straßen des<br />

Viertels jedes Jahr veranstaltet werden.<br />

Avenue de Choisy, Avenue d’Ivry, Dalle des Olympiades<br />

Tang Frères, 168 avenue de Choisy<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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14. ARRONDISSEMENT<br />

Die Katakomben von Paris<br />

Lange Zeit besaß Paris nur<br />

einen offiziellen Friedhof, den<br />

Cimetière des Innocents im<br />

Hallen-Viertel nahe der Kirche<br />

Saint-Eustache. Über zehn<br />

Jahrhunderte hinweg nahm er<br />

die Toten der Stadt auf. Doch<br />

Ende des 18. Jahrhunderts wurde<br />

die Situation unhaltbar, die<br />

Fläche einfach zu klein und das<br />

Seuchenrisiko zu groß. Nach<br />

zahlreichen Klagen ordnete der<br />

Staatsrat mit einem Dekret am 9.<br />

November 1785 die Schließung<br />

des Cimetière des Innocents<br />

an. Damit waren die Probleme<br />

aber noch nicht gänzlich gelöst.<br />

Um den Ort wieder zu « säubern<br />

», musste ein neuer Platz<br />

für die unzähligen Knochen<br />

aus mehreren Jahrhunderten<br />

gefunden werden. Hierfür boten


Fokus Paris<br />

sich die ehemaligen Steinbrüche im 14. Arrondissement<br />

an, die dafür aufwendig hergerichtet wurden. So mussten<br />

die unterirdischen Galerien gestützt und ein Schacht mit<br />

einer Treppe zum Abladen der Knochen gebaut werden.<br />

Im Anschluss fand ab dem 7. April 1786 zwei Jahre lang<br />

eine makabre Prozession durch die französische Kapitale<br />

statt. Jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit wurden<br />

in einer Zeremonie mit Gesängen und Priestern die Knochen<br />

in mit schwarzen Tüchern bedeckten Karren zu dem<br />

ehemaligen Steinbruch transportiert.<br />

Auch in der Folge nahm die Stätte<br />

im 14. Arrondissement noch bis zum<br />

Jahr 1814 Knochen von Parisern und<br />

Pariserinnen auf. Ingesamt fanden die<br />

Überreste von rund sechs Millionen<br />

Menschen ihre endgültige Ruhestätte<br />

in den Katakomben von Paris. Schon<br />

seit den Anfängen weckten die unterirdischen<br />

Gänge dabei die Neugierde<br />

der Menschen. 1787 stieg der Graf<br />

von Artois, der spätere König Karl X.,<br />

mit mehreren Damen des königlichen<br />

Hofes hinunter. Im Folgejahr wurde<br />

der Besuch von Madame de Polignac,<br />

Vertraute von Marie-Antoinette, verzeichnet.<br />

1814 besichtigte der Kaiser<br />

Österreichs, Franz I., die Katakomben, 1860, zusammen<br />

mit seinem Sohn, Napoleon III. Und auch heute, nachdem<br />

notwendige Arbeiten durchgeführt wurden, kann man<br />

dieses « Reich des Todes » im Pariser Untergrund wieder<br />

besuchen. Eine gruselige Erfahrung, die sich aber großer<br />

Beliebtheit erfreut.<br />

Catacombes de Paris, place Denfert-Rochereau<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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<strong>15</strong>. ARRONDISSEMENT<br />

Paris aus der Vogelperspektive<br />

Das Überfliegen der französischen Hauptstadt ist aus nachvollziehbaren Sicherheitsgründen<br />

strikt reglementiert und überwiegend verboten. Der Überflug<br />

mit einem Ballon bleibt daher nur ein Traum. Seit ein paar Jahren ist es aber dank<br />

einer Kooperation zwischen der Stadtverwaltung, einem Sponsor aus der Satelliten-<br />

und Kommunikationsbranche und einer Ballonbaufirma möglich, wenigstens<br />

in einem Ballon in den Pariser Himmel aufzusteigen, auch wenn der Ballon an<br />

einem langen Seil mit dem Boden verbunden bleibt. Auf diese Weise kann man<br />

jedoch einen wunderbaren Panoramablick aus einer Höhe von 32 Metern, was einem<br />

rund zwölf Etagen hohen Gebäude entspricht, auf das endlose Häusermeer<br />

der Seine-Metropole genießen. Einmalig ist dabei, dass man den Eiffelturm und<br />

den Tour du Montparnasse gleichzeitig betrachten kann. Rund 30 Erwachsene<br />

passen in den Ballon, der mit 5.500 Kubikmetern Helium gefüllt ist. Die lohnenswerten,<br />

wenn auch nicht ganz preiswerten Aufstiege in den Pariser Himmel finden<br />

im Parc André Citroën im Westen des <strong>15</strong>. Arrondissements statt.<br />

Le Ballon de Paris, Parc André Citroën<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 43


Fokus Paris<br />

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16. ARRONDISSEMENT<br />

Live im Radio<br />

Haben Sie schon einmal hinter die Kulissen einer Radiosendung<br />

geschaut? Im 16. Arrondissement von Paris ist<br />

dies möglich. Hier öffnet die <strong>Mai</strong>son de la Radio regelmäßig<br />

ihre Türen für ein interessiertes Publikum, das gerne bei<br />

der Aufnahme einer Rundfunksendung dabei sein möchte.<br />

Hierbei kann man nicht nur viel über die Abläufe hinter<br />

dem Mikrofon lernen, sondern auch auf ganz unterschiedliche<br />

Künstler – mit etwas Glück sogar große Stars – treffen,<br />

die zu einem Interview oder Konzert ins Rundfunkhaus<br />

kommen. Selbst eine Begegnung mit Catherine Deneuve,<br />

Ségolène Royale, Gérard Depardieu oder Vincent Delerm<br />

ist nicht ausgeschlossen. Doch auch das Zusammentreffen<br />

mit weniger bekannten Namen hält nicht selten positive<br />

Überraschungen bereit. Radio France hat sich inzwischen<br />

einen Namen damit gemacht, Künstler mit einem treuen<br />

Publikum zusammenzubringen. Das Programm der einzelnen<br />

Sendungen ist dabei gewöhnlich ein paar Tage im<br />

Voraus festgelegt. Die Teilnahme ist kostenlos, man bittet<br />

Sie höchstens an ein paar Stellen zu klatschen. Das Publikum<br />

setzt sich aus Stammhörern zusammen, die um nichts<br />

auf der Welt eine bestimmte Sendung verpassen würden,<br />

und Zuhörern, die eher zufällig oder aus Neugierde hierher<br />

kommen. Außerdem haben Sie dadurch die Möglichkeit,<br />

einmal das große Rundfunkgebäude von Radio France,<br />

wo die französischen öffentlich-rechtlichen Kanäle France<br />

Inter, France Info, France Bleu, France Culture, France<br />

Musique und FIP produziert werden, von innen zu sehen.<br />

Für den Zugang gibt es allerdings eine Einschränkung: Die<br />

Teilnahme ist kostenlos im Rahmen der verfügbaren Plätze.<br />

Daher sollten Sie sich im Vorfeld am besten telefonisch über<br />

das Tagesprogramm unterrichten und möglichst rechtzeitig<br />

in der großen Halle 1 der <strong>Mai</strong>son de la Radio einfinden.<br />

Für manche Sendungen ist es sogar möglich, einen Platz im<br />

Internet im Voraus zu reservieren.<br />

Radio France, <strong>Mai</strong>son de la Radio, 116 avenue du<br />

Président Kennedy, Telefon: +33 (0)1 56 40 32 01<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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17. ARRONDISSEMENT<br />

Diner im Orient-Express<br />

Selbst die prestigevollsten<br />

Züge rollen<br />

irgendwann einmal aufs<br />

Abstellgleis. So auch<br />

ein 1927 konstruierter<br />

Waggon des legendären<br />

Orient Express´, der<br />

Paris jahrzehntelang<br />

mit Venedig verband<br />

und nun nahe der Gare<br />

Saint-Lazare als Restaurant<br />

dient. Um nicht den<br />

regulären Zugverkehr<br />

zu behindern, wurde für<br />

den Waggon ein Platz<br />

etwas weiter nördlich<br />

des Bahnhofs gefunden.<br />

Der neue Eigentümer<br />

Paul Mège restaurierte<br />

das Innere des Zuges mit<br />

viel Liebe zum Detail.<br />

Vom Gepäcknetz und<br />

den Kristallgläsern über<br />

das Silberbesteck bis<br />

zum Aufkleber an den<br />

Fenstern mit der Aufschrift<br />

« È pericoloso Sporgersi » ist<br />

alles originalgetreu erhalten geblieben.<br />

So kann man sich während eines<br />

Abendessens bei Kerzenschein<br />

gedanklich auf die Reise begeben.<br />

Die eher traditionellen Gerichte<br />

schmecken gut und sind für Pariser<br />

Verhältnisse nicht zu teuer (rund 20<br />

bis 25 Euro pro Person). Und der<br />

Waggon steht sogar auf Gleisen,<br />

allerdings führen sie nicht nach<br />

Venedig, sondern in die Vororte von<br />

Paris.<br />

Restaurant Le Wagon<br />

Bleu, 7 rue Boursault,<br />

Lernen Sie Französisch in Paris!<br />

Die richtige Adresse für das Erlernen der französischen Sprache<br />

www.alliancefr.org<br />

Alliance française Paris Ile-de-France • 101, bd Raspail 75270 Paris cedex 06 • info@alliancefr.org • tél. +33 1 42 84 90 00 • Fax +33 1 42 84 91 00<br />

asdepique©<strong>2008</strong><br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 45


Fokus Paris<br />

Stadtteil der sozialen Gegensätze<br />

Für alle, die einen guten Eindruck<br />

von der sozialen Vielfältigkeit der<br />

französischen Hauptstadt bei einem<br />

Spaziergang durch einen einzelnen<br />

Stadtteil gewinnen möchten, bietet sich<br />

das 17. Arrondissement an. Es vereint<br />

auf seiner Fläche recht unterschiedliche<br />

Gesellschaftsschichten auf engem<br />

Raum: In den Straßen um die Porte<br />

<strong>Mai</strong>llot mit dem großen Kongresszentrum<br />

steht das Geschäftsleben im<br />

Vordergrund, im Viertel um den Parc<br />

Monceau geht es bürgerlich und sehr<br />

konservativ zu, etwas weiter im Norden<br />

zur Porte de Clichy liegt ein klassisches<br />

Arbeiterviertel mit vielen Immigranten<br />

und das Viertel Batignolles entwickelt sich zunehmend zu<br />

einem Wohnort einer neuen bürgerlichen Boheme. Lange<br />

Zeit trennte eine Eisenbahnschneise das Arrondissement<br />

in einen vermögenden Westen und einen armen Osten.<br />

Heute überwiegt dagegen eine horizontale « Grenze » mit<br />

einem mehr und mehr in Mode kommenden Süden, wo sich<br />

zunehmend auch der Luxus zeigt, und einem weniger privilegierten<br />

Norden, in dem dennoch eine große Aufbruchstimmung<br />

herrscht. An der Avenue<br />

des Batignolles findet am Wochenende<br />

ein Bio-Wochenmarkt statt, der die<br />

Menschen auch aus anderen Stadtteilen<br />

anlockt. Etwas weiter nördlich entsteht<br />

gerade auf ehemaligen Gleisanlagen<br />

das neue Viertel Hauts de Malesherbes.<br />

Auf einer Fläche von sechs bis sieben<br />

Hektar, die von der Stadtautobahn,<br />

dem Boulevard Berthier, der Avenue<br />

de la Porte d’Asnières und den Gleisen<br />

zur Gare Saint-Lazare begrenzt wird,<br />

entstehen Gebäude mit einer originellen<br />

Architektur, die auch ökologische<br />

Gesichtspunkte berücksichtigen. Im<br />

Herzen bildet ein hügeliger Park mit<br />

mehr als 200 Pflanzenarten eine grüne Lunge des Viertels.<br />

Dieses Projekt ist ein gutes Sinnbild für den Aufbruch der<br />

Seine-Metropole in den letzten Jahren.<br />

Marché Bio des Batignolles, boulevard des Batignolles in der<br />

Höhe der Metro-Station « Rome », samstags 9.00 – 14.00 Uhr<br />

Jardin Hauts de Malesherbes, Eingänge: rue Albert-<br />

Roussel, place Paul Tortellier, place Luis Bernier und<br />

place des Magasins de l’Opéra Comique<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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18. ARRONDISSEMENT<br />

Eine Reise nach Afrika<br />

Marokko, Algerien, Tunesien, Senegal, Mali, Elfenbeinküste,<br />

Kamerun,... Afrika ist in Paris gut vertreten, insbesondere<br />

im Norden der Stadt. Einige sehen darin die Folgen<br />

einer imperialistischen Kolonialpolitik vergangener Zeiten,<br />

andere, insbesondere die jungen Generationen, ein Symbol<br />

einer multikulturellen Metropole. Unstrittig ist aber, dass<br />

all diese Menschen aus Nord-, West- und Zentralafrika –<br />

im Großraum geht man von 200.000 Afrikanern aus – die<br />

französische Hauptstadt kulturell bereichern. Man sollte sich<br />

aber auch davor hüten, ein zu idyllisches Bild zu zeichnen.<br />

Das Zusammenleben ist nicht immer und überall ohne Probleme.<br />

Insgesamt konnte Paris jedoch, gerade auch im Gegensatz<br />

zu den Problemen in den Vororten, seine verschiedenen<br />

gesellschaftlichen und ethnischen Gruppen gut integrieren.<br />

Heute ist es für die neue bürgerliche Boheme der Stadt in<br />

Mode gekommen, am Wochenende zu den afrikanischen<br />

Märkten und Vierteln im Norden aufzubrechen. Modetrends<br />

aus Afrika finden sogar Einzug in die Boutiquen der Stadt.<br />

Darüber hinaus sind einige Berufsgruppen inzwischen fest<br />

in der Hand bestimmter Nationalitäten. So spricht man in<br />

Paris längst von einer Abidjan-Connection im Sicherheitsgewerbe,<br />

scheinen doch fast alle privaten Sicherheitsleute von<br />

der Elfenbeinküste zu stammen. Das Herz des kommerziellen<br />

Afrikas in der französischen Hauptstadt schlägt im 18.<br />

Arrondissement zwischen der Metro-Station « Barbès » und<br />

der Porte de Clignancourt, wo man Stoffhändler, Läden<br />

mit exotischem Gemüse und andere Geschäfte mit afrikanischem<br />

Flair findet. An den Ausgängen der Metro werden<br />

meist kleine Zettelchen mit der Adresse von afrikanischen<br />

Hexenmeistern verteilt, die angeblich bei Problemen in der<br />

Liebe, auf der Arbeit oder sonstiger Art helfen können. An<br />

der Metro-Station « Château-Rouge » ist ein Wochenmarkt,<br />

auf dem zahlreiche exotische Produkte wie zum Beispiel besondere<br />

Gewürze angeboten werden. Kürzlich wurden für<br />

den Markt extra die Bürgersteige verbreitert. Für 2012 ist<br />

außerdem die Wiedereröffnung des großen Kinokomplexes<br />

Le Louxor angekündigt, der dem Viertel eine Plattform für<br />

den afrikanischen Film geben soll. Es ist eines der Vorzeigeprojekte<br />

des gerade wiedergewählten Pariser Bürgermeisters<br />

Bertrand Delanoë. Am besten man lässt sich hier im Norden<br />

von Paris einfach treiben. Wo hat man sonst schon die Möglichkeit,<br />

für den Preis einer U-Bahn-Fahrt auf einen anderen<br />

Kontinent zu reisen?<br />

Boulevard Barbès und Umgebung<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 47


Fokus Paris<br />

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19. ARRONDISSEMENT<br />

Die Provinz in der Hauptstadt<br />

Normalerweise legen die Pariser sehr viel Wert darauf,<br />

sich vom Rest des Landes abzugrenzen, den sie gerne<br />

etwas abwertend als Provinz bezeichnen. Dabei können<br />

auch viele Hauptstädter nicht wirklich ihre Sehnsucht<br />

nach einem eher « provinziellen » Lebensstil verleugnen.<br />

Und so konnten sich selbst im Herzen der Metropole<br />

einige kleine Oasen der Ruhe und Idylle etablieren, die<br />

von der Öffentlichkeit aber meist durch hohe Zäune und<br />

Mauern abgesperrt sind. Nicht so im 19. Arrondissement,<br />

wo das Mouzaïa-Viertel für alle zugänglich eine<br />

kleinstädtische Atmosphäre in die Weltmetropole bringt.<br />

Wenn man durch die Gassen des Quartiers schlendert,<br />

spürt man fast eine Art Dorfgemeinschaft. Die Katzen<br />

streunen durch die Gärten, und die Kinder können gefahrlos<br />

im Freien spielen. Der bodenständige Charakter<br />

darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Häuser<br />

heute, obwohl der Norden von Paris günstiger als<br />

die anderen Arrondissements ist, einen astronomischen<br />

Wert erreicht haben. So hat sich auch die Struktur der<br />

Bewohner im Laufe der Zeit langsam verändert, der ursprüngliche<br />

Geist des Viertels ist aber bis heute erhalten<br />

geblieben. Die Häuser verfügen alle über kleine Gärten.<br />

Ihre Existenz verdanken sie einem Steinbruch, der sich<br />

hier bis zum Jahre 1872 befand. Der Untergrund ist dadurch<br />

derart unterhöhlt, dass der Bau höherer und damit<br />

schwererer Häuser zu gefährlich gewesen wäre.<br />

Rue Mouzaïa, rue Miguel-Hidalgo und Umgebung<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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20. ARRONDISSEMENT<br />

Wo Gräber zu<br />

Sehenswürdigkeiten werden<br />

Gewöhnlich gehören Friedhöfe<br />

nicht zum bevorzugten Ort von<br />

Spaziergängern und Touristen. Ganz<br />

anders im Osten von Paris, wo der berühmte<br />

Cimetière du Père Lachaise jedes<br />

Jahr rund zwei Millionen Besucher<br />

anzieht, während « nur » eine Million<br />

Tote im Laufe der Jahrzehnte hier ihre<br />

letzte Ruhestätte gefunden haben. Der<br />

Friedhof ist also in gewisser Weise<br />

dem Leben näher als dem Tode. Dazu<br />

muss man aber auch sagen, dass diese<br />

Totenstadt mehr als ein gewöhnlicher<br />

Friedhof ist. Zunächst, weil er auf einem<br />

der sieben mythischen Hügel der<br />

französischen Hauptstadt liegt. Des<br />

Weiteren wegen des altes Baumbestandes,<br />

was aus dem Cimetière du Père<br />

Lachaise eine der schönsten Grünanlagen<br />

der Stadt macht; mit 44 Hektar<br />

darüber hinaus auch eine der größten.<br />

Rund 5.300 Bäume werden auf der<br />

Friedhofsfläche gezählt. Tausende von<br />

Katzen fühlen sich hier genauso wohl<br />

wie zahlreiche Vögel, Eidechsen und<br />

ein Bienenvolk, das sich in einer Bronzestatue<br />

des ehemaligen französischen<br />

Präsidenten Casimir Perier eingenistet<br />

haben. Doch der Friedhof ist nicht nur<br />

eine Oase der Ruhe im Großstadttrubel,<br />

sondern angesichts der vielen hier<br />

beerdigten Berühmtheiten auch ein<br />

riesengroßes Freiluftmuseum. Dabei<br />

kann das Auffinden eines bestimmten<br />

Grabes zur Schnitzeljagd werden, unterstützt<br />

durch eine Karte, die am Eingang<br />

zum Verkauf angeboten wird. Die<br />

Gräber selbst wirken ebenfalls äußerst<br />

beeindruckend, wobei alle möglichen<br />

Stilrichtungen vertreten sind – vom<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 49


Fokus Paris<br />

gotischen Grab über eine Gruft im Stile von Haussmann<br />

bis zum antiken Mausoleum, vom einfachen Steingrab bis<br />

zur mit Marmor protzenden Grabstelle. Der Cimetière du<br />

Père Lachaise lässt sich in verschiedene Viertel einteilen. Der<br />

älteste Bereich liegt nahe dem Haupteingang. Hier existieren<br />

rund 33.000 Gräber auf einer Fläche von etwa zehn Hektar.<br />

Dieser Bereich wird auch wegen der zahlreichen Gräber<br />

von Persönlichkeiten aus der Romantik der romantische genannt.<br />

An anderer Stelle gibt es ein asiatisches Viertel usw.<br />

Die Liste der auf dem Cimetière du Père Lachaise ruhenden<br />

Persönlichkeiten ist ebenfalls beeindruckend. Etwa Guillaume<br />

Apollinaire, Honoré de Balzac, Neaumarchais, Colette,<br />

Auguste Compte, Paul Eluard, Molière, Oscar Wilde aus der<br />

Welt der Literatur. Bei den Musikern und Malern sind unter<br />

anderem Chopin, Rossini, Edith Piaf, Caillebotte, Corot,<br />

Eugène Delacroix, Max Ernst, Géricault, Ingres, Modigliani<br />

oder Pisarro zu nennen. Zu den hier ruhenden Schauspielern<br />

zählen beispielsweise Sarah Bernhardt und Simone Signoret.<br />

Die Liste ließe sich noch endlos fortführen. Der Friedhof verführt<br />

manchmal aber auch zu bizarren Ritualen. So kommt<br />

es vor, dass sich Menschen nach Einbruch der Dunkelheit<br />

trotz der Kontrollen einschließen lassen oder nachts gewaltsam<br />

auf das Gelände eindringen. Einige Gräber sind zudem<br />

Orte kultischer Handlungen. So ist das Mausoleum in Form<br />

eines Dolmens von Allan Kardec eine beliebte Pilgerstätte.<br />

Wenn man seine Hand auf dessen Brust legt, sollen alle eigenen<br />

Wünsche in Erfüllung gehen. Auch die letzte Ruhestätte<br />

von Jim Morrison, dem Leadsänger der Doors, zieht Pilger<br />

aus der ganzen Welt an. Graffiti an zahlreichen umliegenden<br />

Grabstellen weisen den Weg. Auch einige wilde Partys wurden<br />

an seinem Grab gefeiert, so dass es inzwischen abgesperrt<br />

wurde und Sicherheitskräfte regelmäßig vorbeischauen. Vor<br />

dem Grabstein von Oscar Wilde liegen oft weiße Lilien, seine<br />

Lieblingsblume. Der Schriftsteller wird durch eine nackte<br />

Statue, die wie ein Vogel fliegt, gewürdigt. Auf dem Sockel<br />

befinden sich zahlreiche Beschmierungen, obwohl eine Plakette<br />

darauf hinweist, dass das Grab inzwischen unter<br />

Denkmalschutz steht. Irgendein Besucher hat zudem das<br />

Geschlechtsteil der nackten Statue abgebrochen und mitgenommen.<br />

Auch das ist der Cimetière du Père Lachaise.<br />

Ruhiger geht es an der Ruhestätte von Chopin zu. Sie ist<br />

Anlaufpunkt zahlreicher polnischer Touristen und dient<br />

als « Briefkasten » für Liebesbriefe. Um den außergewöhnlichen<br />

Friedhof im 20. Arrondissement in seiner Fülle<br />

zu erfassen, kann man hier gut einen Tag verbringen. In<br />

Anbetracht der heutigen Besuchermassen mutet es dabei<br />

geradezu grotesk an, dass am Anfang nach der Eröffnung<br />

am 21. <strong>Mai</strong> 1804 kaum ein Pariser auf dem Friedhof beerdigt<br />

werden wollte. So zählte man elf Jahre später kaum<br />

2.000 Gräber auf einer Fläche von 17 Hektar. Die Verantwortlichen<br />

bekamen deshalb kalte Füße und starteten eine<br />

Marketingaktion. Nachdem 1817 die Überreste von La<br />

Fontaine und Molière auf den Cimetière du Père Lachaise<br />

umgebettet wurden, kam jedoch der Durchbruch. So zählte<br />

man 1830 schon 33.000 Gräber. Der Friedhof war endgültig<br />

in Mode gekommen. Dies gilt bis heute, auch wenn es<br />

inzwischen fast unmöglich geworden ist, eine Grabstelle in<br />

dieser Totenstadt zu erhalten.<br />

Cimetière du Père Lachaise, Haupteingänge: avenue<br />

de Menilmontant und avenue du Père Lachaise<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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Fokus Paris<br />

Anreise<br />

Auto: Aus dem norddeutschen Raum<br />

erreicht man Paris am besten über<br />

Belgien und die Autobahn A1 (Lille-<br />

Paris). Aus dem süddeutschen Raum<br />

und Österreich bietet sich die Anfahrt<br />

über den Osten Frankreichs an, insbe<br />

son dere über die Autobahn A4<br />

(Straß burg/Saarbrücken-Paris). Aus der<br />

Schweiz erreicht man Paris über Dijon<br />

und die A6 bzw. alternativ über die A5.<br />

Berlin-Paris ca. 1.060 km, Köln-Paris ca.<br />

500 km, Wien-Paris ca. 1.240 km, Zürich-<br />

Paris ca. 660 km.<br />

Flugzeug: Die beiden Pariser Flug häfen<br />

Charles de Gaulle und Orly gehören<br />

zu den größten des Konti nents. Von<br />

vielen Städten aus dem deutschsprachigen<br />

Raum bestehen Direkt flugver<br />

bin dun gen an die Seine. So bietet<br />

Air France mehrmals täglich Non stop-<br />

Flüge ab Berlin-Tegel, Bremen, Düs seldorf,<br />

Frankfurt a.M., Hamburg, Han nover,<br />

Leipzig/Halle, München, Müns ter/<br />

Osnabrück, Nürnberg, Stutt gart, Wien,<br />

Basel und Zürich an. Mit Luft hansa<br />

geht es ebenfalls mehrmals täglich<br />

von Berlin-Tegel, Düsseldorf, Frank furt<br />

a.M., Hamburg, Hannover, Köln/Bonn,<br />

München, Nürnberg und Stutt gart<br />

nonstop nach Paris. Austrian ver bindet<br />

Wien und Swiss Zürich mit der französischen<br />

Hauptstadt. Außerdem steht<br />

die französische Weltstadt auch bei<br />

folgenden Flug gesellschaften im Flugplan<br />

(Nonstop-Verbindungen): Air Berlin<br />

(ab Düsseldorf, München, Nürnberg),<br />

EasyJet (ab Berlin-Schönefeld, Hamburg),<br />

Germanwings (ab Köln/Bonn),<br />

InterSky (ab Friedrichshafen) TUIfly<br />

(ab Hannover), Niki (ab Wien) und<br />

Sky Europe (ab Wien). Fast alle Flüge<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz landen auf dem Flughafen<br />

Paris-CDG, nur wenige kommen in Paris-<br />

Orly an. Von beiden Flughäfen bestehen<br />

gute öffentliche Verkehrsverbindungen<br />

(RER oder Bus) in die Innenstadt von<br />

Paris. Außerdem bietet Air France einen<br />

kostenpflichtigen Busshuttle an, der<br />

allen Passagieren offen steht.<br />

Zug: Von Köln aus verkehrt der Hochgeschwindigkeitszug<br />

Thalys nach Paris,<br />

aus Frankfurt a.M. über Saarbrücken<br />

der ICE, aus Stuttgart über Karlsruhe<br />

der TGV. Alle Verbindungen werden<br />

mehrmals täglich angeboten. Zürich<br />

ist ebenfalls ans französische TGV-Netz<br />

angebunden. Außerdem verkehren<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

Nachtzüge nach Paris.<br />

Paris im Internet<br />

www.parisinfo.com<br />

www.paris.fr<br />

Mehr<br />

Frankreich erleben<br />

berichtet regelmäßig<br />

über die Metropole an<br />

der Seine.<br />

Lesen Sie viele weitere<br />

spannende und<br />

informative Artikel über<br />

die französische Kapitale<br />

in den bisherigen<br />

Ausgaben.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Mac/Val -<br />

Zeitgenössischer Kunsttempel<br />

in einem Vorort<br />

von Paris<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />

• <strong>Mai</strong>son de Balsac,<br />

Musée Gustave Moreau,<br />

Fondation Cartier<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />

• Opéra National de<br />

Paris - Eine Bühne für das<br />

Publikum<br />

• Paris Rive Gauche -<br />

Zukünftiges<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />

• Paris-CDG - Hinter den<br />

Kulissen des Pariser<br />

Flughafens Charles-de-<br />

Gaulle<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Lust auf Paris?<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />

Metropole<br />

• Märkte - Jedem seinen Markt<br />

• Interview - Anne Hidalgo<br />

• Pariser Bistros<br />

• Die Gewächs häuser von Auteuil<br />

• Gastronomie - Chez Antoine<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />

• Paris 14e -<br />

Stadtspaziergang durch<br />

das 14. Arrondissement<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />

• Paris La Défense - Paris‘<br />

futuristisches Gesicht<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />

• Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

• Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über<br />

die Pariser Luxusmeile<br />

• Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings<br />

• Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs,<br />

der Ente<br />

• Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />

• Cité de l’Immigration - Ein<br />

notwendiges Museum<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />

• Stadtentwicklung - Neue<br />

Hochhäuser für Paris?<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />

• Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />

Verhägnis wird<br />

• Barbizon - Nabel der französischen<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

• Fontainebleau - Kleines Paradies der<br />

Glückseligkeit<br />

• Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht<br />

• Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten<br />

• Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären<br />

Lebensgefühls<br />

• Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss<br />

• Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte<br />

• Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne<br />

• Pierrefonds - Beschaulichkeit versus<br />

Monumentalität<br />

• Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />

Fahrradrevolution<br />

• Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />

polarisierenden Architekten<br />

• Gastronomie - Preiswert essen in Paris<br />

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Kulturschock<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da kippte man auf<br />

den Straßen US-amerikanischer Großstädte französischen<br />

Wein in die Kanalisation. Und die bei den<br />

Amerikanern beliebten Pommes frites wurden von French<br />

Fries in Freedom Fries umgetauft. Für nicht wenige Menschen<br />

gilt Frankreich allgemein als Antipode zur angelsächsischen<br />

Welt. Gerne wird das Land als ein Hüter der europäischen<br />

Kultur gesehen, als ein Land, das sich mutig gegen<br />

die Wirren einer globalisierten Welt wehrt und Traditionen<br />

wahrt. Doch ist der Lebensalltag der Menschen beidseits des<br />

Atlantiks wirklich so unterschiedlich?<br />

Bei genauerem Hinsehen lassen sich einige amüsante<br />

Parallelen zwischen der Alten und der Neuen Welt entdecken,<br />

die durchaus verblüffen können. Dafür muss man sich<br />

nur in den Dunstkreis einer mittelgroßen französischen<br />

Stadt begeben. Um das Zentrum zu erreichen, quält man<br />

sich zuvor durch große Gewerbegebiete, die die historischen<br />

Innenstädte ringförmig umlagern. In einigen Fällen könnte<br />

man gar von einer Schlinge sprechen, die das gewachsene<br />

Zentrum langsam zu erdrosseln droht. Jedenfalls scheinen<br />

die Franzosen die gleiche Vorliebe für überdimensionierte<br />

Shoppingcenter mit noch überdimensionierteren Parkplätzen<br />

auf der grünen Wiese zu haben wie die US-Amerikaner.<br />

Und nicht nur das, auch in Frankreich dominieren große<br />

Ketten die Welt des Konsums. Was Walmart, McDonalds<br />

und Starbucks für die US-Bürger darstellt, ist Fnac, Darty<br />

oder Carrefour für die Franzosen. Marktmacht geht vor<br />

Vielfalt. Wo bleibt da Platz für den kleinen Händler, der<br />

traditionsbewusst seinen Geschäften nachgeht, mag der besorgte<br />

Frankreichromantiker fragen? Die Franzosen scheinen<br />

es pragmatischer zu sehen und fahren nur zu gerne mit<br />

ihrem Auto vor die Tore der Stadt, um ihre Einkaufswagen<br />

in riesigen Supermärkten zu füllen. Und neben den Shoppingcentern<br />

stehen nicht selten große Multiplexkinos oder<br />

andere Freizeitzentren wie etwa Bowlingbahnen – ganz wie<br />

in den Vereinigten Staaten von Amerika.<br />

Nun ja, mag manch einer bemerken, vielleicht ähneln<br />

die französischen Shoppingcenter den US-amerikanischen.<br />

Doch spätestens wenn die Franzosen mit den Einkäufen im<br />

trauten Heim angekommen sind, merken sie schnell den<br />

Unterschied zur Neuen Welt. Richtig, natürlich wirken viele<br />

französische Städte im Vergleich zu den Ballungsräumen<br />

auf der anderen Atlantikseite wie wohlgepflegte Open-Air-<br />

Museen. Doch ist auch dies nur ein Teil der Realität. Weit<br />

weg vom romantischen Bild einer europäischen Stadt ist<br />

man nämlich in vielen Neubauvierteln der Franzosen. Dort<br />

reiht sich nicht selten ein identisch aussehendes Einfamilienhaus<br />

an das andere. Die « Truman Show » hätte keine<br />

besseren Kulissen finden können. Selbst der Rasen scheint<br />

vielerorts genauso adrett gemäht zu sein wie drüben. Nur<br />

das Auto fällt vielleicht etwas kleiner aus.<br />

Bleibt zum Schluss die letzte wohl uneinnehmbare Bastion<br />

der Franzosen: die Küche. Niemand wird wohl ernsthaft<br />

bestreiten, dass die gastronomischen Errungenschaften<br />

der Nation mit dem gallischen Hahn, die der Staatspräsident<br />

sogar unter den Schutz der UNESCO stellen möchte,<br />

irgendwelche Parallelen mit der Burger-Kultur aus den<br />

USA aufweisen könnten. Und dennoch, es lohnt sich auch<br />

in diesem Bereich, den gewohnten Blickwinkel ein wenig<br />

zu verändern. Denn trotz aller klassischen Bistros und Restaurants<br />

gibt es in Europa wohl kaum ein anderes Land,<br />

in dem man derart viele Restaurantketten auf der grünen<br />

Wiese findet wie links des Rheins. Denn schon längst ist<br />

Frankreich nicht nur das Land der Sterneköche, sondern<br />

auch der Systemgastronomie. In immer gleich aussehenden<br />

Gebäuden locken Ketten mit Namen wie Buffalo Grill oder<br />

Courtepaille mit landesweit standardisierten Gerichten.<br />

Diese Restaurants, die man meist an den gleichen Stellen<br />

wie die großen Supermärkte oder Billighotels in Containerbauweise<br />

findet, sind mitnichten nur Touristen vorbehalten.<br />

Nicht wenige Franzosen sehen den Höhepunkt ihres Wochenendes<br />

darin, in einem dieser Restaurants zu Abend zu<br />

essen. Wie bei McDonalds kann man auch hier den Kindergeburtstag<br />

des Nachwuchses ausrichten lassen. Und wen<br />

wundert’s: Auf der Speisekarte stehen natürlich auch die<br />

unvermeidlichen Burger. Allerdings gibt es dennoch einen<br />

entscheidenden Unterschied zu den USA: Sie schmecken<br />

einfach besser.<br />

Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an<br />

Picasso, der sich für dieses Motiv von dem bekannten Buch « Don<br />

Quijote » von Miguel de Cervantes inspirieren ließ. Und dieses Mal?<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 55


Frankreich Heute Französische Kultur<br />

Es geht bergab. Oder?<br />

Die Schlagzeile hatte es in sich. Das « Ende der französischen Kultur » rief das amerikanische<br />

Time Magazine im vergangenen Herbst aus und druckte dazu das Bild des gerade verstorbenen<br />

Pantomimen Marcel Marceau. Aufs Ärgste provoziert, antwortete die französische Presse<br />

mit einer breiten Debatte über diese These, die in ihren Augen nichts anderes ist als ein veritabler<br />

Angriff auf das Heiligste der Franzosen überhaupt: ihre Kultur.<br />

Keine halben Sachen macht die<br />

Europa-Ausgabe des Time Magazine<br />

bei ihrer Kritik an Frankreich.<br />

Das Land sei nicht mehr, was es<br />

einmal war, lautet die Diagnose. Bestes<br />

Beispiel dafür sei der Niedergang der<br />

französischen Kultur: « Früher für seine<br />

einflussreichen und herausragenden<br />

Dichter, Künstler und Musiker bewundert,<br />

welkt Frankreichs Kultur heute auf<br />

dem globalen Kulturmarkt dahin. » Dieser<br />

Vorwurf sitzt. Und rührt damit an<br />

einen der sensibelsten Punkte der französischen<br />

Seele überhaupt.<br />

Das Time Magazine macht seine<br />

Analyse an den Zahlen der französischen<br />

Kulturindustrie fest. Nimmt man<br />

zum Beispiel die französischen Verlagsprodukte,<br />

schlägt zwar unverändert<br />

eine hohe Zahl von Neuerscheinungen<br />

auf dem inländischen Markt zu Buche<br />

(727 verlegte Romane im Jahr 2007<br />

gegenüber 683 Neuerscheinungen im<br />

Vorjahr), werden von diesen Veröffentlichungen<br />

aber nur wenige übersetzt.<br />

« Nur eine Handvoll der Neuerscheinungen<br />

der Saison werden im Ausland<br />

einen Verleger finden, während Molière,<br />

Balzac, Proust und Sartre weiterhin ihr<br />

Publikum in der ganzen Welt haben, »<br />

konstatiert das Magazin.<br />

Auch in der Filmindustrie sehe<br />

es nicht viel besser aus. « Frankreichs<br />

Filmwirtschaft, die größte der Welt<br />

vor 100 Jahren, läuft immer noch der<br />

Bedeutung hinterher, die sie in den<br />

1960ern mit so exponierten Vertretern<br />

wie Francois Truffaut und<br />

«<br />

Nur<br />

Jean-Luc Godard hatte, welche<br />

mit ihren Werken Filmgeschichte<br />

schrieben. » Zwar ist<br />

auch heute noch der Ausstoß<br />

an Neuproduktionen mit 200<br />

Filmen pro Jahr enorm und<br />

übertrifft den aller anderen<br />

europäischen Staaten, doch<br />

sind die meisten davon kleine<br />

Low-Budget-Filme für den<br />

heimischen Markt. Dagegen machen<br />

US-amerikanische Produktionen die<br />

Hälfte von allen an Frankreichs Kinokassen<br />

verkauften Karten aus. Diesem<br />

unangenehmen Befund weiß das Time<br />

Magazine mit beißender Ironie noch<br />

eins draufzusetzen: « Auch wenn es<br />

einige ausländische Produktionen in<br />

den vergangenen Jahren geschafft haben,<br />

an den US-Kinokassen Erfolge<br />

zu erzielen, war es einzig der halbwegs<br />

französische Film ‹ Ratatouille ›, der<br />

sich mit Erfolgen schmücken konnte<br />

und der… uuups… eine Pixar-Produktion<br />

ist, also eine amerikanische. »<br />

Und weiter geht’s im Text: Was<br />

die Musik à la française betrifft, sei ihr<br />

Anteil an der Weltmarktproduktion<br />

eine geradezu vernachlässigbare Größe.<br />

Die Zeiten<br />

der großen<br />

eine Handvoll französischen<br />

der französischen D i r i g e n t e n<br />

Neuerscheinungen und Komponisten<br />

mit<br />

der Saison werden<br />

im Ausland<br />

»<br />

internationaler<br />

einen Verleger R e p u t a t i o n<br />

finden … wie Debussy,<br />

Satie, Ravel<br />

oder Milhaud<br />

sind längst vorbei. Heute heißt es, realistisch<br />

zu sein – die großen Namen<br />

der französischen Musik sind « nur<br />

noch » Chansonsänger der 1960erund<br />

1970er-Jahre wie Charles Trenet,<br />

Charles Aznavour und Edith Piaf.<br />

Doch heutige Stars der Branche aus<br />

Frankreich? « Sollte man einen einzigen<br />

Popstar nennen, der außerhalb<br />

Frankreichs einen Namen hat und<br />

nicht Johnny Hallyday heißt, käme<br />

man bereits in Schwierigkeiten », meint<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


jedenfalls das Time Magazine.<br />

Für einen Franzosen wirken solche<br />

Analysen wie ein Stich ins Herz. Denn<br />

für sie ist ihre<br />

«<br />

Kultur fast das<br />

Fundament ihres Sollte<br />

ganzen National-<br />

und Staatsverständnisses.<br />

Sie<br />

haben zweifellos<br />

ein ganz anderes<br />

Verhältnis zu ihrer<br />

Kultur als die<br />

man einen<br />

einzigen Popstar<br />

nennen, der außerhalb<br />

Frankreichs<br />

einen Namen<br />

hat und nicht<br />

Johnny Hallyday<br />

heißt, käme man<br />

bereits in Schwierigkeiten.<br />

»<br />

meisten übrigen<br />

Völker. Und ganz<br />

sicher ein anderes<br />

als die US-Amerikaner.<br />

Genau darauf verweist eine<br />

Vielzahl der Kommentatoren, die sich<br />

in den vergangenen Monaten in die<br />

Debatte einschalteten. Für Maurice<br />

Druon von der konservativen Tageszeitung<br />

Le Figaro und Mitglied der<br />

Académie Française ist der Angriff der<br />

Amerikaner auf die Urwerte der französischen<br />

Gesellschaft schlicht « perfide<br />

». Die Amerikaner, ätzt er zurück,<br />

vermischten ständig alles miteinander<br />

und verwechselten Kultur mit Unterhaltung.<br />

Nur weil es derzeit keine<br />

großen Berühmtheiten wie Proust,<br />

Monet, Piaf oder Truffaut gebe, sei<br />

die französische Kultur keinesfalls im<br />

Niedergang begriffen. Man dürfe eben<br />

nicht die Bedeutung einer Kultur an<br />

den Wochenverkäufen der Kinokassen<br />

messen, sondern an der Beständigkeit<br />

und Dauer ihres Wirkens.<br />

Dem linksliberalen Wochenmagazin<br />

Le Nouvel Observateur und ihrem<br />

Kommentator Didier Jacob zeigt der<br />

Beitrag des Time Magazine nur die<br />

alten und ewiggleichen Vorbehalte,<br />

die die « angels<br />

ä c h s i s c h e n<br />

«<br />

Freun de » mit Auch<br />

Blick auf Frankreich<br />

hätten.<br />

« Für die Ame rikaner,<br />

» schreibt<br />

Jacob, « ist Frankreich gleichzeitig ein<br />

Objekt der Liebe wie der Abneigung.<br />

Auf eine Formel gebracht, würde das<br />

Ganze folgendermaßen lauten: De<br />

Gaulle plus Sarte plus La Baguette<br />

geteilt durch die Brüste von Sophie<br />

Marceau ergeben die Kultur der Franzosen.<br />

» Natürlich sind die Franzosen<br />

überzeugt davon, dass ihre Kultur sehr<br />

viel reicher ist. Wie aber<br />

wäre zu erklären, was das<br />

« Mehr » der französischen<br />

Kultur denn ist?<br />

Vielleicht ist die interessante<br />

Frage nicht, ob<br />

die französische Kultur<br />

verschwindet, sondern,<br />

wie sie sich im weltweiten<br />

Kulturgeschehen und in<br />

ihrem « Markt » weiterentwickelt.<br />

Es ist offensichtlich,<br />

dass der Einfluss der<br />

französische Kultur nach<br />

Zahlen gemessen (insofern man dies<br />

überhaupt beziffern kann) längst nicht<br />

mehr das Gewicht hat wie in früheren<br />

Zeiten, und dass die französischen von<br />

den englischsprachigen Kulturerzeugnissen<br />

weit übertroffen werden. Das<br />

wird jeder zugeben, der ein<br />

«<br />

Die<br />

bisschen in der Welt herumgekommen<br />

ist. Nicht zuletzt<br />

liegt das an der übermächtigen<br />

Präsenz der englischen<br />

Sprache, was auch das Time<br />

Magazine anerkennt.<br />

Als Verteidigung möge<br />

man mit Didier Jacob anführen, dass<br />

weder die USA noch Großbritannien<br />

in den letzten Jahrzehnten kulturelle<br />

Monumente hervorgebracht haben,<br />

die etwa mit dem « Hamlet » vergleichbar<br />

seien. Es handelt sich also keineswegs<br />

um ein nationales Phänomen.<br />

Das Problem, falls es denn überhaupt<br />

eines gibt, scheint anderswo zu liegen.<br />

Vielleicht in dem Moment der Unangepasstheit<br />

der französischen Kultur.<br />

Aber handelt es sich um eine Unangepasstheit<br />

der<br />

Großbritannien oder<br />

»<br />

die<br />

USA haben keinen ‹ Hamlet ›<br />

mehr hervorgebracht...<br />

französischen<br />

Kultur<br />

in der heutigen<br />

Welt,<br />

oder passt<br />

die heutige<br />

Welt nicht mehr zur französischen<br />

Kultur? Oder hat sich gar das Sprechen<br />

über die Kultur etwas zu weit<br />

von den Inhalten entfernt und geht es<br />

heute eher um die Zurschaustellung<br />

alter Errungenschaften? Es ist vielleicht<br />

nicht zufällig, dass Frankreich<br />

in Nikolas Sarkozy einen Präsidenten<br />

hat, der für eine gewisse Inszenierung<br />

von Kultur steht. Im 21. Jahrhundert<br />

begeistert nicht mehr die französische<br />

Aufklärung die Welt, sondern die Erinnerung<br />

daran.<br />

Es stimmt, die französische Kultur<br />

hat auf das Ausland nicht mehr den<br />

großen Einfluss wie früher. Ist es deshalb<br />

gleich so schlimm, wie das Time<br />

Magazine behauptet? Das Journal gibt<br />

schließlich selbst ein wenig Balsam<br />

auf die wunde französische Seele und<br />

erkennt einen besonderen Reichtum<br />

der französischen Kultur an. Der liege<br />

in der Qualität der Franzosen, fremde<br />

Kulturen in die eigene integrieren zu<br />

können. Es genügt schon der Verweis<br />

auf den Enthusiasmus, den die<br />

Franzosen der Musik von Mc Solaart,<br />

Diam’s oder Chimène Badi entgegenbringen,<br />

um zu zeigen, wie sehr sich<br />

die französische<br />

Amerikaner<br />

verwechseln<br />

Kultur<br />

»<br />

mit<br />

Unterhaltung...!<br />

Kultur mehr und<br />

mehr öffnet und<br />

fremde Einflüsse<br />

annimmt. Der<br />

Animationsfilm<br />

« R atatou i l le »<br />

lief in Frankreich<br />

weit weniger gut als in den USA.<br />

Dafür hat der tiefgründige Trickfilm<br />

« Persepolis » der Iranerin Marjane<br />

Satreapi das Herz der Franzosen im<br />

Sturm erobert. Er allerdings ist eine<br />

französische Produktion und ein schönes<br />

Beispiel für die Integrationskraft<br />

der französischen Kultur. Nun, die<br />

Zeiten ändern sich. Die Menschen<br />

auch. Und mit ihnen die Kultur.<br />

Die Franzosen beginnen heute am<br />

Image ihrer eigenen Kultur zu leiden.<br />

Ein Image, das sie selber geschaffen<br />

haben, und das mit einem bestimmten<br />

Stolz und einer unbescheidenden<br />

Sonderrolle verbunden wird. So eine<br />

Kultur ist tatsächlich wie ein Denkmal,<br />

das schlecht in die globalisierte<br />

Welt passt. Lässt sich daraus aber ein<br />

Ende der französischen Kultur ableiten?<br />

Sicherlich nicht. Vielleicht sollte<br />

stattdessen die Frage für die nächste<br />

Zeit sein, wo überhaupt der Platz für<br />

eine nationale Kultur in der Welt der<br />

Globalisierung sein könne.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 57


Frankreich Heute Taxigewerbe<br />

Taxigewerbe - Eine Reform lässt auf sich warten<br />

Philippe ist in den Vierzigern. Seit acht Jahren steuert<br />

er sein Taxi durch den Pariser Großraum. Wie viele<br />

seiner Kollegen hat er diesen Beruf nicht wirklich gewählt.<br />

Vielmehr waren es die Zufälle des Lebens, die ihn ans<br />

Lenkrad eines Taxis brachten. « Früher war ich angestellter<br />

Buchhalter », erzählt Philippe. « Doch zweimal erlebte ich<br />

Massenkündigungen mit Sozialplan. Irgendwann sagte ich<br />

mir dann, dass ich etwas anderes machen muss. Ich habe das<br />

Taxifahren gewählt, da mir dieses Metier eine gewisse Unabhängigkeit<br />

zu garantieren schien. »<br />

Unabhängigkeit – dieses Wort fällt oft, wenn man<br />

französische Taxichauffeure nach der Motivation für ihren<br />

Beruf befragt. Unabhängigkeit in Bezug auf die Arbeitszeiten,<br />

auf den Arbeitsalltag und auch allgemein auf die<br />

Gestaltung des Arbeitslebens. In der Theorie scheint dies<br />

auch richtig zu sein, doch in der Realität? Philippe, wie<br />

viele seiner Kollegen, fühlt sich weniger als unabhängiger<br />

Kleinunternehmer, sondern vielmehr als Sklave seines Autos.<br />

Philippes Arbeitstag beginnt, um den Tag ohne Staus<br />

zu beginnen und weil die Kunden in der Frühe angenehmer<br />

sind, um 4.00 Uhr morgens und endet meist erst nach vielen<br />

Stunden am Abend. « Ich habe fast kein Privatleben », gibt<br />

Philippe zu. Natürlich versucht er, die Wochenenden für<br />

Frau und Kinder freizuhalten. « Doch wenn man die ganze<br />

Woche gewohnt ist, mitten in der Nacht aufzustehen, ist es<br />

nicht einfach, den Rhythmus am Wochenende zu ändern. »<br />

Dabei sind es gar nicht die Arbeitszeiten, die für Philip pe<br />

am Schlimmsten sind. Schließlich gibt es viele Berufe, bei<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


denen man früh aufstehen oder spät in der Nacht arbeiten<br />

muss. Das Schlimmste für ihn ist, dass ihm seine Tätigkeit<br />

keine wirkliche Perspektive mehr gibt. Der Grund<br />

liegt in der jetzigen Vergabepraxis der Taxilizenzen: Um<br />

in Frankreich ein Taxi betreiben zu dürfen, muss man eine<br />

Lizenz erwerben. Wie andere Berufe, etwa Apotheker, Gerichtsvollzieher,<br />

aber auch Friseure, unterliegt die Branche<br />

strengen Zugangsregeln. Jede Präfektur stellt jedes Jahr nur<br />

wenige neue Lizenzen aus. Da sie dadurch zu einem kostbaren<br />

und seltenen Gut werden, steigen ihre Wiederverkaufspreise<br />

in astronomische Höhen, insbesondere in den großen<br />

Städten. So kostet eine Taxilizenz etwa 140.000 Euro in<br />

Toulouse und sogar 190.000 Euro und mehr in Paris. Dies<br />

sind Investitionssummen, die sich gerade junge Anwärter<br />

kaum noch leisten können. Und wer sich derart verschuldet<br />

hat, nur um seinen Beruf auszuüben, hat danach meist<br />

kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen.<br />

Dabei wird nicht das System von Zugangsbeschränkungen<br />

an sich kritisiert. Die meisten Industrieländer vergeben<br />

nur eine bestimmte Anzahl von Taxilizenzen, garantiert<br />

dieser Ansatz doch auch eine gewisse Professionalität der<br />

Branche. Die Kritik richtet sich vielmehr auf die Vergabepraxis<br />

in Frankreich. Inzwischen scheint der lukrative<br />

Handel mit den raren Lizenzen wichtiger zu sein als die<br />

eigentlichen Gründe, die hinter diesem System stehen. Die<br />

Barriere für Neuankömmlinge ist fast nicht mehr überwindbar.<br />

Die langfristige Funktionsfähigkeit eines ganzen<br />

Berufszweiges ist bedroht. Es wird also allerhöchste Zeit,<br />

wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage<br />

herzustellen.<br />

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wollte Nicolas<br />

Sarkozy eine grundlegende Reform durchsetzen. Er beauftragte<br />

Jacques Attali, ehemaliger Vertrauter von François<br />

Mitterrand, der erst kürzlich das politische Lager wechselte,<br />

zu untersuchen, an welchen Stellen der Kapitalismus à la<br />

française reformbedürftig sei. Öffentlichkeitswirksam versprach<br />

der Staatspräsident zudem, 80 Prozent der Vorschläge<br />

von Jacques Attali anschließend in die Realität umsetzen<br />

zu wollen. In einer Reihe von rund 300 Maßnahmen, dank<br />

der die Wachstumsrate um einen Prozentpunkt erhöht und<br />

<strong>15</strong>0.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollten, fand<br />

sich also auch das Konzept, wie das Taxigewerbe zu verändern<br />

sei.<br />

Jacques Attali schlug insbesondere vor, neue Chauffeurdienste<br />

zu erlauben, ähnlich den Minicabs in London.<br />

Es handelt sich dabei um Fahrdienste, die ihre Tarife frei<br />

aushandeln können, die unterwegs aber keine Passagiere<br />

von der Straße aufsammeln dürfen. Um einen solchen<br />

Fahrdienst in Anspruch zu nehmen, muss der Kunde ihn<br />

im Vorfeld telefonisch organisieren. In London gibt es rund<br />

25.000 Taxis und 44.000 Minicabs. Die Zahlen sind ähnlich<br />

in New York, wo es dieses System ebenfalls gibt.<br />

Doch die Antwort der französischen Taxichauffeure auf<br />

diesen Vorschlag ließ nicht lange auf sich warten. Sie blockierten<br />

tagelang die Verkehrsknotenpunkte der Großstädte<br />

oder verursachten mit Fahrten in der Kolonne im Schneckentempo<br />

lange Staus. Der Unmut in der Bevölkerung<br />

war schnell spürbar. In Anbetracht der damals nahenden<br />

Kommunalwahlen knickte die Regierung alsbald vor dem<br />

Protest ein und legte die gesamte Reform auf Eis. Darüber<br />

hinaus wurden die Gebühren für Taxifahrten sogar noch<br />

um 3,1 Prozent erhöht.<br />

« Es ist wie immer », regt sich Philippe auf. « Endlich hat<br />

man einmal die Probleme angehen wollen, doch am Ende<br />

bleibt alles beim Alten. Wir steuern direkt auf die Katastrophe<br />

zu. » Um die ganze Tragweite des Problems zu erfassen,<br />

muss man nur einmal versuchen, an einem regnerischen<br />

Freitagabend ein Taxi in Paris nehmen zu wollen. Es ist<br />

ein fast unmögliches Unterfangen. In der französischen<br />

Hauptstadt und den angrenzenden Vororten werden nur<br />

16.000 Taxis gezählt – selbst 1925 waren es schon 25.000.<br />

Eine Zahl, die einfach weit hinter der Nachfrage herhinkt.<br />

Die Pariser haben längst die Idee aufgegeben, dass man auf<br />

der Straße einfach nach einem Taxi Ausschau halten kann.<br />

Man spricht gerne davon, ein Taxi « finden zu müssen ». Wer<br />

auf Nummer sicher gehen will, bestellt ein Taxi über eine<br />

der Taxirufzentralen. Doch die Anfahrtskosten können die<br />

einfache Taxifahrt schnell um zehn bis <strong>15</strong> Euro verteuern.<br />

Ganz zu schweigen von den immensen Kosten für längere<br />

Fahrten. So kostet eine Fahrt von der Pariser Innenstadt<br />

zum Flughafen Paris-CDG zwischen 70 und 90 Euro.<br />

« Ich kann mir vorstellen, dass das System mit den<br />

Chauffeuren von Attali funktionieren könnte », meint<br />

Philippe. « Aber wenn die Lizenzen kostenlos werden, wer<br />

erstattet uns die hohen Kosten, die wir für unsere Lizenzen<br />

bezahlen mussten? » In der Tat, er hat damit nicht ganz<br />

Unrecht. Der Vorschlag von Attali birgt ein echtes Problem<br />

bezüglich der Altlizenzen. Die Regierung hatte dies nach<br />

den starken Protesten ebenfalls erkannt. Doch anstatt an<br />

einer Lösung zu arbeiten, zog man das ganze Vorhaben zurück.<br />

Und dies wird weder die jetzigen Sorgen der Taxifahrer<br />

noch den Unmut der Fahrgäste beheben. Was kurzfristig<br />

nach Profit für die derzeitigen Lizenzinhaber aussieht, wird<br />

langfristig die gesamte Branche in Probleme stürzen, denn<br />

schon längst versuchen viele Franzosen, lieber ganz auf Taxifahrten<br />

zu verzichten. Eine Reform des Taxigewerbes in<br />

Frankreich ist früher oder später unausweichlich.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 59


Frankreich Heute Lascaux<br />

Weltberühmte Felszeichnungen<br />

von Zerstörung bedroht<br />

Die Angelegenheit ist eigentlich zu unglaublich, um wahr zu sein: Die berühmten Höhlenmalereien<br />

von Lascaux in der Dordogne, eines der bedeutendsten prähistorischen Zeugnisse<br />

der Welt und Kulturerbe der UNESCO, sind durch die Ausbreitung von Bakterien und<br />

Pilzen in ihrem Fortbestand für immer bedroht. Doch anstatt wirksame Gegenmaßnahmen<br />

einzuleiten, scheint man von offizieller Seite vor allem bemüht, Fehler aus der Vergangenheit<br />

zu vertuschen. Nur dank einer Initiative von Wissenschaftlern und Künstlern erfährt die<br />

Öffentlichkeit langsam, wie es um die einzigartigen Felszeichnungen wirklich steht. Aber ist<br />

es für eine Rettung vielleicht schon zu spät?<br />

Franzosen mögen es meist nicht<br />

gerne, wenn man mit dem Finger<br />

auf ihr Land zeigt, insbesondere<br />

wenn dabei die eigene Kulturpolitik<br />

kritisiert wird. Momentan ist es aber<br />

recht wahrscheinlich, dass sich das<br />

Land demnächst ein paar unangenehme<br />

Fragen der UNESCO gefallen<br />

lassen muss. Der Grund dafür ist das<br />

schwer nachvollziehbare Krisenmanagement<br />

bezüglich der in ihrem Fortbestand<br />

ernsthaft bedrohten Höhlenmalereien<br />

von Lascaux, die zum Weltkulturerbe<br />

der Menschheit gehören.<br />

Diese Höhle, die Experten gerne als<br />

die « Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte<br />

» bezeichnen, ist sogar in allergrößter<br />

Gefahr.<br />

Um zu verstehen, wie es zu dieser<br />

tragischen Situation kommen konnte,<br />

muss auf die Anfänge der Entdeckung dieser Stätte<br />

zurückgeblickt werden. 1940 finden vier Jugendliche nach<br />

dem Umsturz eines Baumes zufällig den Eingang zu einer<br />

Grotte. Dieser führt zu einem « Schatz » von unvorstellbarem<br />

Wert: Prähistorische Felszeichnungen, die über 17.000<br />

Jahre unbeachtet vor sich hin schlummerten. Es dauert danach<br />

nicht lange, bis die Höhle der neugierigen Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht wird. Eine private Betreibergesellschaft<br />

richtet dafür ein recht simples Belüftungssystem ein.<br />

Durch den Menschenandrang entwickelt sich in den<br />

Jahren jedoch ein Algenbefall, der sich in der Höhle immer<br />

stärker ausbreitet. Um die prähistorischen Funde nicht<br />

dauerhaft zu gefährden, wird 1963 der Zutritt für die<br />

Allgemeinheit gesperrt. Danach ist es nur noch Forschern<br />

erlaubt, die Höhle zu betreten, allerdings<br />

in einem stark reglementierten<br />

Umfang. So dürfen sich von nun an<br />

maximal fünf Personen pro Tag maximal<br />

35 Minuten lang in der Höhle<br />

aufhalten und dies nur nach einer<br />

vorangegangenen Desinfizierung ihrer<br />

Schuhe. Man will auf jeden Fall verhindern,<br />

dass Bakterien und Pilze, die<br />

die Felszeichnungen zerstören könnten,<br />

in die Grotte geschleppt werden.<br />

Außerdem ersetzt man das alte Belüftungssystem<br />

durch ein neues, das bis<br />

zur Jahrtausendwende ohne Probleme<br />

funktioniert.<br />

Doch dann fangen die Probleme<br />

an: Vor ein paar Jahren entscheidet der<br />

französische Staat, der die Aufsicht<br />

über die Stätte innehat, ohne wirklich<br />

erkennbaren Grund eine neue Belüftungsanlage<br />

einzubauen. Aber obwohl die Höhle als fragiles<br />

Weltkulturerbe geschützt ist, werden bei der baulichen Umstellung<br />

anscheinend selbst elementarste Sicherheitsvorkehrungen<br />

missachtet. Philippe Oudin, leitender Denkmalpfleger<br />

der Dordogne und damals zuständig für die Umbauten,<br />

gibt dies erstaunlicherweise selbst in einem Interview im<br />

Magazin Le Point im März 2003 zu: « Die Arbeiter trugen<br />

keine sterilen Stiefel. Ich hatte keinerlei Möglichkeit zu wissen,<br />

ob sie immer die Zugangsvorschriften zur Höhle korrekt<br />

eingehalten haben. Ich war nicht jeden Tag vor Ort. » Und<br />

auch bezüglich des beauftragten Unternehmens fördert Le<br />

Point Erstaunliches zu Tage: « Die Firma war zuvor nie mit<br />

einem derart speziellen Projekt betraut. Es handelte sich um<br />

ein gewöhnliches Unternehmen aus der Klimatechnik. »<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Auch wenn es heute schwer ist, einen klaren Kausalzusammenhang<br />

nachzuweisen, bleibt die Feststellung, dass<br />

sich die Situation in der Höhle seit dem Einbau der neuen<br />

Belüftungsanlage dramatisch verschlechtert. Die wenigen<br />

Forscher, die seitdem zu den Felszeichnungen Zugang hatten,<br />

äußern größte Besorgnis. Luc Allemand veröffentlicht<br />

als einer der ersten in der Fachzeitschrift La Recherche einen<br />

alarmierenden Artikel. Danach existiert in der Höhle schon<br />

kurz nach der Inbetriebnahme der neuen Belüftungsanlage<br />

eine zunehmende Kontamination von dunklen Stellen und<br />

Schimmelpilzen, die damals zum Glück noch nicht die<br />

Felszeichnungen erreicht hat. Doch die französische Verwaltung<br />

lehnt jegliche Selbstkritik ab und sieht sich nicht<br />

zum Einschreiten veranlasst.<br />

Wegen der fehlenden Reaktivität der Behörden und in<br />

Anbetracht der Dringlichkeit der Angelegenheit gründet die<br />

Franko-Amerikanerin Laurence Léauté<br />

Beasley, die die Höhle mehrmals besichtigen<br />

konnte und sich ihr seit langem<br />

sehr verbunden fühlt, schließlich eine<br />

internationale Initiative zur Rettung<br />

dieses einmaligen Kulturgutes. Um<br />

den französischen Staat zum Handeln<br />

zu zwingen, mobilisiert sie eine Reihe<br />

von Künstlern und anerkannten Wissenschaftlern.<br />

Nach und nach dehnt<br />

sich das Netzwerk der Unterstützer aus,<br />

sogar einige Nobelpreisträger schließen sich der Initiative an.<br />

Man setzt sich zum Ziel, den Fall vor die UNESCO zu<br />

bringen. Doch diesem Vorhaben steht ein schwer überwindbares<br />

Hindernis im Wege, denn normalerweise können nur<br />

Mitgliedsstaaten die UN-Organisation bei der Bedrohung<br />

eines Weltkulturerbes anrufen. Da es der französische Staat<br />

aber noch nicht einmal für notwenig hält, die UNESCO<br />

überhaupt von den Problemen in der Höhle von Lascaux<br />

zu unterrichten, obwohl er dies wegen des Weltkulturerbeschutzes<br />

eigentlich machen müsste, ist es unnötig, auf Hilfe<br />

von dieser Seite zu warten. Dennoch lässt sich Laurence<br />

Léauté Beasley nicht demotivieren. Sie und ihre Unterstützer<br />

schaffen es, dass die Affäre um die Felsenzeichnungen<br />

international Beachtung findet. Hinzu kommt, dass sich<br />

die dunklen Stellen in der Höhle immer weniger verstecken<br />

lassen. Schließlich erreicht es die Initiative, dass sich die<br />

UNESCO aus eigenem Antrieb der Angelegenheit annimmt.<br />

Der Prozess ist momentan in Gang. Es ist denkbar,<br />

dass die Höhlen von Lascaux auf die Liste des bedrohten<br />

Weltkulturerbes gesetzt werden. Dies wäre eine schallende<br />

Ohrfeige für den französischen Staat.<br />

Für Laurence Léauté Beasley, die wir an ihrem derzeitigen<br />

Aufenthaltsort in New York kontaktieren konnten, gibt<br />

es keine Zweifel bei der Beurteilung der Lage: « Die Höhle<br />

ist in den Händen von Bürokraten und nicht von Wissenschaftlern.<br />

Das Schlimmste ist, dass die Verantwortlichen,<br />

die sich heute um die Angelegenheit kümmern sollen, niemals<br />

die Höhle besichtigt haben. Sie sind vielmehr damit<br />

beschäftigt, den angerichteten Schaden zu vertuschen anstatt<br />

nach Lösungen zu suchen. »<br />

Dabei ist der Zustand mehr als besorgniserregend. Inzwischen<br />

sind die Felszeichnungen direkt von den dunklen<br />

Flecken betroffen. Schlimmer noch: Die von der französischen<br />

Verwaltung initiierten Gegenmaßnahmen scheinen vollkommen<br />

wirkungslos zu bleiben. « Uns wurde erklärt, dass die<br />

Flecken eine Folge der Erderwärmung seien und dass man<br />

dafür nichts könne », erzählt Laurence Léauté Beasley. « Doch<br />

diese Aussage hält einer näheren Betrachtung nicht wirklich<br />

stand. Außerdem gibt es all diese Fragen, auf deren Beantwortung<br />

wir bis heute warten: Warum wird nicht endlich die<br />

Belüftungsanlage, die mit den Problemen im Zusammenhang<br />

zu stehen scheint, ausgetauscht? Warum wurden die beiden<br />

Wissenschaftler Paul Marie Guillon und Pierre Vidal, die die<br />

Höhle bereits 1963 durch die Installation der vorangegangenen<br />

Belüftungsanlage retteten und erneut ihre Dienste anboten,<br />

nicht um Rat gebeten? Für sie wie<br />

für uns geht es nicht darum, alte Fehler<br />

anzuprangern. Dafür ist es längst zu<br />

spät. Wir wollen, dass echte Lösungen<br />

gefunden werden. Warum werden beispielsweise<br />

erneut die Höhlenwände mit<br />

chemischen Mitteln besprüht, wobei das<br />

fragile Gleichgewicht der Luftfeuchtigkeit<br />

dabei mit 800 Litern Wasser beeinträchtigt<br />

wird, obwohl diese Maßnahme<br />

schon 2004 nichts gebracht hat? Warum<br />

wird der Boden mit Kalk bestreut, obwohl dies die Durchschnittstemperatur<br />

der Höhle erhöht? Warum wird im Januar<br />

<strong>2008</strong> entschieden, die Grotte drei Monate lang zu schließen?<br />

Das scheint alles nicht sehr seriös zu sein. Niemals wurde das<br />

Problem in seiner ganzen Tragweite untersucht. Man begnügt<br />

sich damit, kurzfristig Probleme lösen und Fehler ausradieren<br />

zu wollen. Dies kann aber bei einem Gleichgewicht, das sich<br />

über Jahrtausende von Jahren etablierte, wohl kaum gelingen.<br />

»<br />

Laurence Léauté Beasley hat das Gefühl, gegen eine<br />

Wand anzurennen. Im Januar traf sie den obersten Denkmalschützer<br />

in Paris. Das Gespräch gab jedoch weder neue<br />

Erkenntnisse noch führte es zu irgendwelchen konkreten<br />

Maßnahmen. Dabei ist Eile geboten. Die einzige verbleibende<br />

Chance ist heute also, die Öffentlichkeit auf diesen<br />

Fall aufmerksam zu machen und dadurch die Politiker des<br />

Landes zum Handeln zu zwingen. Die französische Presse<br />

bleibt bisher aber eher zurückhaltend. Nur einige wenige<br />

Artikel sind bisher zu diesem Thema erschienen. Dennoch<br />

will Laurence Léauté Beasley die Hoffnung nicht aufgeben:<br />

« Es ist für uns ein echter Kampf. Nach und nach sehen wir,<br />

dass die andere Seite immer mehr in Erklärungszwang gerät.<br />

Dies beweist uns, dass wir immer stärker wahrgenommen<br />

werden. Das ist ein gutes Zeichen. » Im kommenden<br />

Juli wird die UNESCO über den Fall der Höhlenmalereien<br />

von Lascaux entscheiden. Sollte die Stätte wirklich auf die<br />

rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes kommen, müsste<br />

Frankreich sein jetziges Vorgehen grundlegend überdenken.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 61


Leben in Frankreich<br />

Was ist beim Bezahlen<br />

in Frankreich zu beachten?<br />

Mit der Einführung des Euro ist<br />

das Reisen in Frankreich einfacher<br />

geworden und Preise zu vergleichen,<br />

bereitet keine Probleme mehr. Aber<br />

auch wenn die Währung auf beiden<br />

Seiten des Rheins dieselbe geworden<br />

ist, gibt es einige ungeschriebene<br />

Regeln und nationale Eigenheiten,<br />

die es einem Fremden nicht leicht<br />

machen, sich in Frankreich zurechtzufinden.<br />

Weit davon entfernt, ein<br />

wirkliches Hindernis zu sein, bleiben<br />

doch einige sehr alltägliche Fragen:<br />

Zahlt man besser mit Karte oder<br />

in bar? Kann man einen Kaffee mit<br />

einem 50-Euro-Schein begleichen,<br />

oder ein Hotelzimmer mit einem<br />

500-Euro-Schein? Gibt man dem<br />

Kellner ein Trinkgeld? Alles sehr<br />

legitime Fragen, die wir uns auf den<br />

Reisen durch Frankreich alle schon<br />

einmal stellen mussten. Deren Hintergründe<br />

und Missverständnisse<br />

vor der Abfahrt nach Frankreich<br />

aufzuklären, macht den Aufenthalt<br />

im Land der Marianne um einiges<br />

leichter.<br />

Bar zahlen oder mit Karte?<br />

Die Franzosen hängen genauso<br />

an ihren Kreditkarten wie die Deutschen<br />

an ihrem Bargeld. Das erklärt,<br />

wieso das Aufeinandertreffen beider<br />

Nationalitäten beim Bezahlen des<br />

Öfteren für Schmunzeln sorgt. Wo<br />

ein französischer Händler das Zücken<br />

der Kreditkarte (meistgenutzt: VISA)<br />

erwartet, überrascht ihn der Deutsche<br />

mit seinen Geldscheinen. Will man<br />

sich den Gebräuchen unseres Nachbarn<br />

anpassen, ist also die Kreditkarte<br />

zu empfehlen. Doch nicht alles lässt<br />

sich mit ihr bezahlen. Häufig findet<br />

man neben der Kasse einen Hinweis,<br />

dass Kreditkarten erst ab einem Einkauf<br />

von <strong>15</strong> oder 20 Euro akzeptiert<br />

werden. Es empfiehlt sich deshalb bei<br />

kleineren Summen vor dem Bezahlen<br />

zu erfragen, ob die Zahlung mit<br />

Kreditkarte möglich ist. Übrigens,<br />

in Frankreich ist in der so genannten<br />

Carte Bleue die Funktion unserer<br />

EC-Karte und der Kreditkarte zusammengefasst<br />

– die Konsumenten<br />

haben den Vorteil, statt zwei Karten<br />

nur eine benutzen zu müssen.<br />

Kann man alles in<br />

bar bezahlen?<br />

Das französische Gesetz ist in<br />

diesem Punkt eindeutig: Jeder hat<br />

das Recht, in bar zu zahlen, solange<br />

der Betrag 3.000 Euro nicht übersteigt<br />

(wobei die Mehrwertsteuer<br />

mitgerechnet wird). Für alles, was<br />

darüber hinausgeht, ist die Zahlung<br />

per Scheck, Überweisung oder Kreditkarte<br />

obligatorisch. Sollte also<br />

eine Privatperson oder ein Händler<br />

von Ihnen verlangen, die Miete für<br />

ein Ferienhaus oder die Leihgebühr<br />

für einen Mietwagen in bar zu bezahlen,<br />

würden Sie damit streng<br />

genommen den Boden der Legalität<br />

verlassen.<br />

Mit welchem Schein zahlen?<br />

Zwar haben die Franzosen den<br />

Euro übernommen, aber ob sie alle<br />

seine Banknoten kennen, ist manchmal<br />

fraglich. Schon 100-Euro-<br />

Noten, aber erst recht die 200- und<br />

500-Euro-Scheine garantieren für<br />

Blicke, die sagen: « So einen habe ich<br />

noch nie gesehen » oder schlimmer<br />

noch: « Haben Sie den gedruckt? »<br />

Dazu muss man wissen, dass die<br />

500-Euro-Banknoten in Frankreich<br />

im Jahr 2006 nur 0,5 Prozent der in<br />

Frankreich zirkulierenden Geldmenge<br />

ausmachten. Dagegen bevorzugen<br />

die Franzosen die 20-Euro-Scheine,<br />

die mehr als 63 Prozent der Geldmenge<br />

repräsentieren (gegenüber 20<br />

Prozent in Deutschland). Deswegen<br />

unser Rat: Wenn Sie nicht auffallen<br />

wollen, zahlen Sie lieber in kleinen<br />

Scheinen.<br />

Muss man Trinkgeld geben?<br />

Ganz im Gegensatz zu den USA<br />

ist in Frankreich das Trinkgeld niemals<br />

verpflichtend. Es bleibt dem<br />

Belieben des Gastes überlassen. Das<br />

gilt gegenüber dem Kellner im Café<br />

genauso wie beim Taxifahrer. Dennoch<br />

ist der Gebrauch des Trinkgeldes<br />

mittlerweile so verbreitet, dass<br />

man nur in Fällen von schlechtem<br />

Service oder überteuertem Angebot<br />

darauf verzichtet. Häufig gibt man<br />

ein oder zwei Euro in einer Bar bzw.<br />

drei bis fünf Euro im Restaurant. Im<br />

Taxi wird oft auf einen Euro aufgerundet.<br />

In Cafés ist es lustig zu beobachten,<br />

wie die Kellner manchmal<br />

das Rückgeld beflissen in kleinsten<br />

Münzen ausgeben, nur in der Erwartung,<br />

dass der Gast gleich abwehrend<br />

aufrunden wird. Doch lassen Sie<br />

sich nicht täuschen, gerade für den<br />

obligatorischen café et croissant zahlen<br />

die Franzosen so gut wie nie ein<br />

Trinkgeld. Womit ein französischer<br />

Kellner übrigens gar nichts anfangen<br />

kann, ist die Aussage « Machen Sie<br />

60! », wenn Sie eine Rechnung von<br />

57 Euro aufrunden wollen. Lassen<br />

Sie sich immer herausgeben und legen<br />

das pourboire (Trinkgeld) dann<br />

auf den Tisch.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 63


Unterwegs in Frankreich Albi<br />

Die Kathedrale Sainte-Cécile. Daneben der ehemalige Bischofspalast, der heute das Musée de Toulouse-Lautrec beherbergt.<br />

Albi Die ziegelrote Stadt am Tarn<br />

Es macht wenig Sinn, eine Stadt oder eine Region auf<br />

ein einziges Bauwerk zu reduzieren. Paris hat bekanntlich<br />

viel mehr zu bieten als den Eiffelturm und<br />

die Normandie mehr als den Mont-Saint-Michel. Und dennoch<br />

gibt es Orte, wo eine einzige Sehenswürdigkeit alles<br />

andere zu dominieren scheint. So auch im Fall von Albi mit<br />

der Kathedrale Sainte-Cécile. Egal von welcher Himmelsrichtung<br />

man sich der Kleinstadt am Tarn im Nordosten von<br />

Toulouse nähert, das monumentale Gotteshaus ist nicht zu<br />

übersehen. Man könnte fast denken, es handele sich um eine<br />

Filmkulisse, so surreal erscheint der Größenunterschied zwischen<br />

der Kathedrale und den umliegenden Häusern. Denn<br />

während die Stadt recht flach ist, erhebt sich die Kirche<br />

Sainte-Cécile, das größte Ziegelgebäude der Welt, stolze 40<br />

Meter in die Höhe – bei einer Breite von 35 Metern und einer<br />

Länge von 114 Metern.<br />

Mit ein wenig Phantasie kann man in der Kathedrale<br />

sogar ein großes Kreuzfahrtschiff sehen, das mitten in Albi<br />

gestrandet zu sein scheint. Je mehr man sich dem Sakralbau<br />

nähert, desto stärker wird der monumentale, geradezu<br />

wehrhafte Eindruck der Architektur. Selbst Notre-Dame<br />

in Paris wirkt im Vergleich kleiner. Steht man schließlich<br />

direkt vor der Kirche, fühlt man sich von dem Bau fast<br />

erdrückt. Die Kirche erinnert eher an eine Festung als an<br />

ein Gotteshaus und wirkt abweisend. Sie erinnert aber auch<br />

daran, dass Albi auf eine lange Vergangenheit zurückblicken<br />

kann und dass der Baustil in Zusammenhang mit der<br />

Geschichte des Südwestens Frankreichs steht.<br />

Im Herzen des Departements Tarn gelegen, kam Albi<br />

seit jeher eine wichtige strategische Bedeutung zu. Mitten<br />

durch den Ort fließt der Tarn auf seinem Weg von den wilden<br />

Schluchten im Zentralmassiv zur Garonne im Westen.<br />

Die erste Brücke über den Fluss, die heutige Pont-Vieux,<br />

wurde bereits im 10. Jahrhundert errichtet. Sie erlaubte der<br />

Stadt, sich als Kreuzungspunkt zu entwickeln. Im 12. und<br />

13. Jahrhundert wurde Albi aber vor allem ein religiöses<br />

Zentrum der Katharer, sehr zum Unwillen der katholischen<br />

Kirche. Nachdem diese Glaubensrichtung niedergeschlagen<br />

war, wechselte Albi zwar wieder relativ konfliktlos zum<br />

Katholizismus, für den Klerus war es aber wichtig, diesen<br />

Wechsel nach außen hin zu verdeutlichen. Hierin begründet<br />

sich die wehrhafte Architektur der Kathedrale Sainte-<br />

Cécile sowie des benachbarten mächtigen Bischofspalastes.<br />

Gegenüberliegende Seite: Von außen erinnert die<br />

Architektur der Kathedrale an eine Festung.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 65


Unterwegs in Frankreich Albi<br />

Romantische Gassen in der Altstadt.<br />

Der Parc Rochegude im Süden der Innenstadt.<br />

Die Place du Cloître Saint-Salvy.<br />

Beide sollten die Macht der katholischen Kirche unterstreichen.<br />

Außerdem boten sie den neuen Bischöfen von Albi<br />

Schutz vor rebellischen Angriffen der Katharer und des<br />

örtlichen Bürgertums.<br />

Die Bauzeit der Kathedrale dauerte vom 13. bis zum 16.<br />

Jahrhundert. Das Gotteshaus wurde zwar bereits im Jahre<br />

1482 geweiht, die Ausmalungen zogen sich aber noch einige<br />

weitere Jahrzehnte hin. Die Kirche zählt heute zu den bedeutendsten<br />

gotischen Bauten des Südens und ist gemeinsam mit<br />

der Eglise des Jacobines im 80 Kilometer entfernten Toulouse<br />

ein Zeugnis des Sieges der Katholiken über die Katharer. Im<br />

Inneren befindet sich außerdem ein überwältigender Reichtum<br />

von Kunstwerken aus dem Spätmittelalter. Darunter<br />

auch das Gewölbe, das von italienischen Künstlern aus Modena<br />

und Bologna in den Jahren von <strong>15</strong>09 bis <strong>15</strong>12 gestaltet<br />

wurde. Die Gemälde stellen verschiedene Themen des Alten<br />

und Neuen Testaments dar. Weiter beeindruckt im Inneren<br />

des Gotteshauses ein riesiges Wandbild, auf dem das Jüngste<br />

Gericht gezeigt wird. Gemalt zwischen 1474 und 1484, ist es<br />

auf einer Fläche von <strong>15</strong> mal 18 Metern ein imposantes Werk.<br />

Eine weitere Besonderheit der Kathedrale ist die Orgel, die<br />

mit einer Breite von 16,40 Metern und einer Höhe von <strong>15</strong>,60<br />

Metern zu den größten des Landes zählt.<br />

Sicherlich ließen sich Stunden damit verbringen, die<br />

Kunstschätze der Kathedrale ausführlich zu genießen. Es wäre<br />

aber ein Fehler, Albi nur auf seine Kirche zu beschränken.<br />

Mindestens genauso berühmt ist die Kleinstadt inzwischen für<br />

einen Künstler, der hier am 24. November 1864 im Hôtel du<br />

Bosc das Licht der Welt erblickte: Henri de Toulouse-Lautrec.<br />

Der Maler, der später die Seele von Montmartre einfing wie<br />

kein anderer, widmete in seiner künstlerischen Laufbahn<br />

viele seiner Werke der Atmosphäre in den Pariser Cabarets<br />

und Bordellen. Der bekennende Weinliebhaber hinterließ ein<br />

enormes künstlerisches Erbe: 737 Gemälde, 275 Aquarelle,<br />

369 Lithografien und rund 5.000 Zeichnungen und Skizzen.<br />

Dank einer großzügigen Schenkung sind mehr als 1.000 Werke<br />

des Künstlers in Albi im Museum verwahrt. Darunter auch<br />

eine Plakatsammlung von Toulouse-Lautrec. Die Sammlung<br />

in Albi erlaubt jedenfalls einen guten Überblick über die gesamte<br />

Schaffensphase des Künstlers.<br />

Wenn man nach soviel Kunst Lust auf ein wenig Erholung<br />

hat, bietet sich ein kleiner Abstecher zum Parc Rochegude an,<br />

der sich in der Innenstadt von Albi auf einer Fläche von drei<br />

Hektar um ein schönes Anwesen aus dem 18. Jahrhundert<br />

erstreckt. Ein kleiner See, Kaskaden, ein plätschernder Bach,<br />

eine Vogelinsel sowie ein französischer und ein englischer<br />

Garten bilden im Sommer eine idyllische Oase der Ruhe.<br />

Auf gar keinen Fall sollte man verpassen, zu den Ufern<br />

des Tarns zu schlendern und über die Pont du 22 Août 1944,<br />

die etwas östlich der Pont-Vieux den Fluss überquert, auf<br />

die andere Uferseite zu gelangen. Von dort eröffnet sich ein<br />

wunderschöner Blick auf die Silhouette von Albi. Je nach<br />

Tageszeit erstrahlen die ziegelroten Fassaden der Altstadt<br />

im hellen Morgenlicht oder in der warmen Abendsonne.<br />

Ein magischer Moment und krönender Abschluss eines<br />

jeden Stadtbesuchs.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


D 992<br />

A8<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A26 / E17<br />

<br />

<br />

A 83 / E 3<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 60<br />

<br />

<br />

A 87<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

<br />

<br />

<br />

N 249<br />

<br />

<br />

A 11<br />

<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Das Lebensgefühl in Albi ist mediterran geprägt.<br />

<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N 6<br />

<br />

N 77<br />

D 965<br />

<br />

<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Golfen wie Gott in Frankreich – mit p&v,<br />

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1 Woche<br />

ab 300 €<br />

A 6<br />

<br />

A 3<br />

Anreise<br />

Kathedrale Sainte-Cécile<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Auto: Von Toulouse aus erreicht man Albi<br />

<br />

über die Autobahn A68, die direkt zur Stadt<br />

am Tarn führt. Toulouse-Albi ca. 80 km.<br />

<br />

Flugzeug: Der<br />

<br />

nächste aus dem<br />

deutsprachigen Raum angeflogene<br />

Flughafen ist in Toulouse. Lufthansa fliegt<br />

<br />

von Düsseldorf, Frankfurt a.M. und München<br />

<br />

nonstop die Stadt an. Germanwings bietet<br />

<br />

einen Direktflug ab Hamburg, Olt ab<br />

<br />

Bremen an. Mit Air France geht es von<br />

vielen Flughäfen im deutschsprachigen<br />

Raum via Paris<br />

<br />

bzw. Lyon nach Toulouse.<br />

Zug: Albi ist nicht ans französische Hochge<br />

schwindigkeitsnetz angeschlossen.<br />

<br />

Von<br />

<br />

A 63<br />

<br />

A 10<br />

<br />

A64 / E80<br />

N 10<br />

A 89<br />

Tou louse verkehren jedoch zahlreiche<br />

A 62N113<br />

Züge täglich nach Albi.<br />

Albi im Internet<br />

www.albi-tourisme.fr<br />

<br />

Informationen vor Ort<br />

Office de Tourisme<br />

Palais de la Berbie<br />

Place Sainte-Cécile<br />

81000 Albi<br />

Telefon: +33 (0)5 63 49 48 75<br />

A62 / E9-72<br />

<br />

<br />

Telefon: +33 (0)5 63 43 23 43<br />

Eintritt kostenlos<br />

Musée Toulouse-Lautrec<br />

Palais de la Berbie<br />

Telefon: +33 (0)5 63 49 48 70<br />

www.musee-toulouse-lautrec.com<br />

Eintrittspreise:<br />

5,00 €, Kinder bis 13 Jahre frei, Audioguide<br />

auf Deutsch 3,00 €<br />

Parc de Rochegude<br />

Boulevard Carnot<br />

Geöffnet von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />

<br />

A20 / E9<br />

<br />

<br />

A64 / E80<br />

<br />

A61 / E80<br />

A68<br />

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Tel.: 01805 – 901011<br />

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Unterwegs in Frankreich Vittel<br />

Vom Kurort zur Weltmarke<br />

Seit mehr als <strong>15</strong>0 Jahren zieht eine kleine Stadt in<br />

Lothringen Besucher aus aller Welt in ihren Bann.<br />

Dank eines Produktes, das eigentlich allgegenwärtig<br />

ist: Wasser. Heute kennt jeder seinen Namen und<br />

verbindet mit Vittel eines der berühm testen Mineralwasser<br />

der Welt. Vittel ist aber noch mehr. Besuchen<br />

Sie mit uns ein traditionsreiches Thermalkurbad, das<br />

aus allen Winkeln den Geist einer mondänen Epoche<br />

verströmt. Ein idealer Ort zum Auftanken von Körper<br />

und Seele.<br />

Beim Betreten der Halle glaube<br />

ich mich in der Tür geirrt zu<br />

haben und komme aus dem<br />

Staunen nicht mehr heraus. Überall<br />

Pracht und Luxus, Chrom und edle<br />

Hölzer. Eine riesige Glaskuppel wölbt<br />

sich über den Raum. Das ist doch keine<br />

Bahnhofshalle! Ich komme mir eher<br />

vor wie in der Eingangshalle eines<br />

Grandhotels. Im Hintergrund erspähe<br />

ich etwas, das entfernt an einen Fahrkartenschalter<br />

erinnert, es sind Zeichen<br />

der SNCF, der französischen Staatsbahn,<br />

auszumachen, Prospekte und ein<br />

paar Werbeschilder. Aber das Logo der<br />

Bahn, normalerweise in den Bahnhöfen<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Die Bahnhofshalle von Vittel.<br />

nicht zu übersehen, ist so diskret angebracht,<br />

als solle der historische Ort<br />

nicht verunstaltet werden. Genauso<br />

ungewöhnlich die angenehme Ruhe,<br />

die in der Halle herrscht, die übliche<br />

hektische Reiseatmosphäre fehlt völlig.<br />

Die wenigen Passagiere sprechen wie<br />

in einem Museum mit gedämpfter<br />

Stimme. Aber museal ist der Bahnhof<br />

nicht, im Gegenteil, er lädt zum Verweilen<br />

ein. Ein schöner Auftakt für<br />

meinen Aufenthalt in Vittel.<br />

Die Stadt selbst präsentiert sich<br />

wie ihr Bahnhof durch majestätische<br />

Schönheit. Der ganze Ort hat dieses<br />

besondere Etwas, diese Aura einer<br />

Chalet d‘aisances im Kurpark.<br />

anderen Zeit. Ich komme mir nicht<br />

wie im Hier und Heute vor. Dass die<br />

Zeit angehalten zu sein scheint, wäre<br />

wohl übertrieben, auch hier hat die<br />

Moderne ihre Spuren hinterlassen, wie<br />

überall sonst. Aber die Neubauten sind<br />

so behutsam in die Stadt eingefügt,<br />

dass der ursprüngliche Charme des<br />

Thermalbades erhalten blieb.<br />

Die Vergangenheit Vittels, der<br />

kleinen Stadt am Rande der Vogesen,<br />

ist die Geschichte der Begegnung<br />

seines Wassers mit einem Mann. Der<br />

Advokat Louis Bouloumié sucht in der<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts nach einem<br />

Heilwasser, um seine Gallen- und<br />

Magenleiden zu lindern. Nachdem er<br />

mehrere Heilquellen in der Gegend<br />

ohne Erfolg probiert, wird er 1854 auf<br />

Vittel aufmerksam. Dort sollen die<br />

Bewohner auf das Wasser einer kleinen<br />

Quelle schwören, die in der Nähe<br />

sprudelt. Und tatsächlich: Das Wasser<br />

der Quelle « Fontaine du Gérémoy »<br />

tut ihm so gut, dass Bouloumié sich<br />

entschließt, den Bauern das Land abzukaufen<br />

und aus der Quelle ein Kurbad<br />

zu machen.<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

sind Thermal- und Heilquellen<br />

so sehr in Mode, dass Kaiser<br />

Napoleon III. die Gründungen von<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 69


Unterwegs in Frankreich Vittel<br />

Oben: Pferderennbahn von Vittel.<br />

Unten: An öffentlichen Brunnen können<br />

sich Kurgäste mit Wasser versorgen. Der<br />

Kurpark lädt zu Spaziergängen ein.<br />

Kurbädern sogar mit einem Sonderprogramm<br />

unterstützt. Die Zeit ist<br />

also günstig für ein neues Kurbad.<br />

Doch für Vittel spricht nicht viel. Die<br />

Quelle ist wirtschaftlich noch unerschlossen,<br />

ganz im Gegensatz zu anderen<br />

Quellen im Departement Vogesen.<br />

Vor allem hat Louis Bouloumié, der<br />

bekennender Anhänger der Republik<br />

und Gegner der Monarchie ist, nichts<br />

von Napoleon III. zu erwarten. Die<br />

Förderprogramme stehen Querköpfen<br />

wie ihm nicht offen. Er muss sich deshalb<br />

auf sich selbst verlassen und wagt<br />

mit eigenen Mitteln die Gründung<br />

des Kurbades. Vom geringen Kapital<br />

rührt daher der bescheidene Anfang<br />

des Heilbades, das 1854 mit nur einem<br />

schlichten Holzhaus seine Eröffnung<br />

feiert.<br />

Die Dinge entwickeln sich rasch.<br />

1855 sind die ersten Bäume gepflanzt,<br />

das Terrain als ein Park angelegt und<br />

eine hölzerne Galerie als Promenade<br />

gebaut. Sie führt in das Gebäude mit<br />

dem Quellwasser, wo das heilende<br />

Nass in Tonkrügen ausgeschenkt wird.<br />

Zwei Jahre später dann die Erweiterung<br />

zum Thermalbad. Drei Bäder und<br />

ein Duschraum werden dafür in einem<br />

Nebengebäude eingerichtet und zwei<br />

Männer eigens dafür abgestellt, Wasser<br />

auf den Dachboden zu pumpen,<br />

wo es erhitzt und in die Wannen und<br />

Duschen geleitet wird. So bescheiden<br />

der Beginn auch ist, der große Erfolg<br />

lässt nicht lange auf sich warten.<br />

Schon 1861 wird die Zahl der Bäder<br />

auf zehn erhöht. Um die steigende<br />

Zahl der Kurgäste unterzubringen,<br />

wird auch ein Hotel unerlässlich, das<br />

Luis Bouloumié auf einem Hügel erbauen<br />

lässt und das den Gästen einen<br />

spektakulären Ausblick bietet. 1869<br />

folgt nach dem Tod Bouloumiés sein<br />

Sohn Ambroise als Unternehmensleiter.<br />

Das Kurbad erreicht eine beträchtliche<br />

Größe, allein die Größe des Parks<br />

mit 400 Hektar wird in Frankreich<br />

von keinem Kurbad übertroffen. 1881<br />

kommt die Eisenbahn nach Vittel.<br />

Um zahlungskräftiges Publikum anzuziehen,<br />

wird der Architekt Charles<br />

Garnier beauftragt, ein neues Kurhaus<br />

zu errichten. Garnier, der auch die Pariser<br />

Oper gebaut hatte, war ein treuer<br />

Freund des Kurbades. Er entwirft<br />

außerdem das Casino, das den luxusverwöhnten<br />

Gästen Zerstreuung und<br />

Unterhaltung bietet. Die alten Badeanlagen<br />

werden durch modernere und<br />

größere ersetzt. Garnier unterteilt die<br />

Bäder in die medizinische Abteilung<br />

und in den Trinkbrunnen. Das ist der<br />

Ort, wo die mondänen Gäste parlieren<br />

und durch den Park flanieren können.<br />

Für die High-Society der Jahrhundertwende<br />

kann es nicht luxuriös genug<br />

sein. 1904 errichtet man eine Galerie<br />

im Stil der Belle Epoque, deren aufwendig<br />

gearbeiteten hölzernen Tribünen<br />

heute noch zu bewundern sind.<br />

Die Besucherzahlen des Heilbades<br />

schnellen in die Höhe und vermögende<br />

Gäste kommen aus der ganzen Welt.<br />

1905 werden fünf Hotels gezählt,<br />

täglich werden zwei Kurkonzerte<br />

gegeben. Vittel ist der Ort, den man<br />

gesehen haben muss und an dem man<br />

gesehen werden will.<br />

Der erste Weltkrieg unterbricht<br />

zwar den Kurbetrieb, aber schon nach<br />

dem Krieg wird in Vittel so prunkvoll<br />

gelebt wie zuvor. Das Jahr 1923<br />

übertrifft mit 10.534 Kurgästen bereits<br />

die Vorkriegszeit und 1931 liegt<br />

Vittel hinter Vichy und Aix-les-Bains<br />

an dritter Stelle in der Rangfolge der<br />

größten Kurbäder Frankreichs, 1938<br />

sogar auf Platz 2. Das Kurorchester<br />

vereinigt nicht weniger als 60 Musiker,<br />

während das nahe gelegene Nancy mit<br />

eigenem Opernhaus gerade einmal 38<br />

beschäftigt.<br />

Bei meinem Spaziergang durch<br />

den Ort ist das Erbe dieser glänzenden<br />

Zeit überall spürbar, besonders<br />

im Park mit den Thermalquellen. Die<br />

Hauptgalerie, wo sich heute der Eingang<br />

zu den Behandlungsbereichen<br />

befindet, ist schlicht atemberaubend.<br />

Mit seinen enormen Ausmaßen (<strong>15</strong>0<br />

Meter Länge bei 17 Metern Breite und<br />

einer Höhe von zehn Metern) führt sie<br />

direkt in den Park und bietet im Sommer<br />

Schatten sowie in den kälteren<br />

Jahreszeiten Schutz vor der Witterung.<br />

Entlang der Promenaden stehen liebliche<br />

Pavillons, der « Smaragdpavillon »<br />

ist so ein kleines architektonisches Juwel.<br />

Schmunzeln muss ich angesichts<br />

des prachtvollen « Chalet d’aisances ».<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Im Deutschen hieße es wohl Abort-<br />

Villa. Man ist schließlich in einem Ort<br />

des Heilwassers, dessen man sich hin<br />

und wieder auch entledigen können<br />

muss. Kurios dabei: Das, was wir heute<br />

schnöde als « Toiletten » bezeichnen,<br />

befindet sich am weitesten von<br />

den Trinkbrunnen entfernt. Wer eine<br />

schwache Blase hatte, musste damals<br />

zusehen, dass er sich früh genug auf<br />

den Weg machte, um sich zu erleichtern.<br />

Ganz in der Nähe befindet sich<br />

auch ein Golfplatz, von wo man einen<br />

grandiosen Ausblick auf die Landschaft<br />

hat. Auch ohne die Kureinrichtungen<br />

zu nutzen, ist es wirklich angenehm,<br />

(kostenlos) durch die Anlagen<br />

zu promenieren.<br />

Früher dauerte die Saison von Ende<br />

<strong>Mai</strong> bis Ende September. Während<br />

der meist dreiwöchigen Kur konnte<br />

der Gast ab 5.00 Uhr in der Frühe den<br />

Heilbrunnen nutzen. Heute lässt sich<br />

das Kurangebot auch für kürzere Zeit<br />

buchen. Neben Wochenkarten werden<br />

auch Halbtageskarten angeboten. Ich<br />

will mir dieses Erlebnis nicht entgehen<br />

lassen und beschließe, einen Nachmittag<br />

lang wie die Haute Classe der Belle<br />

Epoque zu kuren. Man hat die Wahl<br />

zwischen Ölduschen, Heilbädern und<br />

Massagen, außerdem lockt ein großes<br />

Schwimmbad. Die Thermen, kürzlich<br />

erst renoviert, bieten eine moderne<br />

Ausstattung. Zwar lässt sich mitten in<br />

der Saison kaum ein ruhiges Plätzchen<br />

finden, doch genieße ich es, vor dem<br />

großen Panoramafenster zu verweilen.<br />

Nach dem Bad in den Wassern Vittels<br />

ist der Blick in den Park eine Augenfreude<br />

und ich beobachte amüsiert das<br />

Treiben der anderen Kurgäste. Zwischendurch<br />

erfrische ich mich an den<br />

Trinkbrunnen, die überall aufgestellt<br />

sind. Heilwasser von außen und von<br />

innen – ich fühle mich gestärkt und<br />

pudelwohl. So schön es auch ist, durch<br />

die alten Parkanlagen und durch das<br />

Städtchen zu spazieren – wer Vittel<br />

wirklich erleben will, sollte sich die<br />

Anwendungen nicht entgehen lassen.<br />

Während früher die Kuranlagen<br />

und ihre mondänen Besucher für den<br />

guten Ruf der Stadt sorgten, gründet<br />

sich ihr Reichtum heute auf das<br />

Kurpark von Vittel.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 71


Unterwegs in Frankreich Vittel<br />

Oben: Zahlreiche Brunnen verschönern<br />

das Stadtbild. Unten: Schon früh baute<br />

man herrschaftliche Hotels in Vittel.<br />

<br />

A 26 / E <strong>15</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 25<br />

A 1 / E <strong>15</strong><br />

Mineralwasser bester Qualität, das<br />

in der ganzen Welt vertrieben wird.<br />

Noch Ende des 19. Jahrhunderts vermarkten<br />

neben der Kurverwaltung<br />

auch andere Unternehmen das Wasser<br />

und lassen in der Umgebung nach<br />

Brunnen bohren. Es gibt verschiedene<br />

Vittel-Mineralwasser auf dem<br />

Markt, und nicht alle sind von guter<br />

Qualität. Die Kurverwaltung zieht<br />

daher die Reißleine und gründet 1923<br />

das Unternehmen « La Compagnie<br />

Nouvelles Source » (dt. Neue Quelle).<br />

Deren Ziel ist nichts anderes, als alle<br />

kleinen Brunnen aufzukaufen und eine<br />

einheitliche Marke mit guter Qualität<br />

zu etablieren. Es ist die Sorte Vittel,<br />

die wir heute kennen, und gemeinsam<br />

mit der zweiten offiziellen Marke, dem<br />

Mineralwasser Hépar, werden sie als<br />

<br />

« Eaux Minérales Grande Source et<br />

Hépar » bezeichnet. Sie sind von den<br />

zweitklassigen Mineralwassern unterschieden,<br />

die meist 30 Prozent günstiger<br />

verkauft und als Diätwasser oder<br />

Tafelwasser vertrieben werden. Dank<br />

dieser Politik ist das Mineralwasser<br />

Vittel eines der natürlichsten und berühmtesten<br />

Trinkwasser überhaupt.<br />

<br />

Weltweit werden jede Minute 1.800<br />

Flaschen getrunken. Die Abfüllanlage<br />

der zum Nestlé-Konzern gehörenden<br />

Firma zählt zu den größten der Welt.<br />

Für Deutsche wenig bekannt ist,<br />

<br />

dass Vittel auch als Aushängeschild<br />

<br />

für den französischen Sport gilt. In<br />

der Stadt befindet sich der Olympia-<br />

<br />

A 1 / E 17<br />

A 27<br />

A 23<br />

<br />

Stützpunkt, der zur Vorbereitung der<br />

französischen Sportler für die Sommerspiele<br />

Münchens gebaut wurde. Seither<br />

trainiert die französische Mannschaft<br />

hier für Olympia, und Vittel ist zum<br />

Beispiel heute sehr stolz darauf, dass<br />

auf den Sportanlagen 19 der 47 französischen<br />

Medaillen der Spiele in Athen<br />

vorbereitet wurden. Wegen all dessen<br />

ist Vittel in Frankreich ein Synonym<br />

für Wellness, Gesundheit und Sport.<br />

Es war ein weiter Weg von dem<br />

kleinen unbekannten Brunnen des<br />

Louis Bouloumié bis zu den riesigen<br />

Produktionsanlagen von Nestlé in der<br />

heutigen Zeit. Bei meinem Besuch<br />

überrascht mich immer wieder, wie<br />

diskret und behutsam die Stadt modernisiert<br />

wurde. Für viele ist Vittel<br />

immer noch ein Ort der Ruhe und des<br />

Rückzugs. Dass es der Stadt gelungen<br />

ist, ihren Charme zu bewahren, liegt<br />

auch an der liebevollen Pflege der<br />

Kuranlagen und der ausgedehnten<br />

Parks. Noch immer werden jedes Jahr<br />

40.000 Blumen auf den 650 Hektar<br />

<br />

großen Grünanlagen angepflanzt. Um<br />

die Qualität des Wassers zu erhalten,<br />

sind 10.000 Hektar der Umgebung<br />

zum <br />

Grundwasserschutzgebiet erklärt<br />

worden. Louis Bouloumié wäre sehr<br />

stolz auf diese Entwicklung seines<br />

Kurbades. Ich beende meinen Besuch<br />

mit einem Kaffee im mondänen<br />

Bahnhofsgebäude von Vittel. Danach<br />

nimmt mich der Zug wieder mit – in<br />

eine lautere und hektischere Welt.<br />

3<br />

A 11 / E 50<br />

Anreise<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

Vittel im Internet:<br />

N 77<br />

<br />

<br />

<br />

Auto: Von Nancy bzw. Metz aus erreicht www.vitteltourisme.com<br />

<br />

man Vittel über die Autobahn A31, die man www.thermes-vittel.com<br />

<br />

bei der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 9 verlässt. Dann geht es<br />

<br />

weiter über die D164 bis Vittel. Nancy-Vittel<br />

Informationen vor Ort: <br />

ca. 90 km, Metz-Vittel ca. 140 km.<br />

<br />

Flugzeug: Der nächst gelegene Flughafen Office de Tourisme (im Bahnhof von Vittel)<br />

ist Metz/Nancy, der vom deutschsprachigen Place de la Marne<br />

Raum allerdings nicht direkt angeflogen 88800 Vittel<br />

<br />

wird.<br />

Telefon: +33 (0)3 29 08 08 88<br />

Zug: Von Nancy aus bestehen<br />

<br />

direkte Zugver<br />

bin dungen nach Vittel.<br />

<br />

<br />

<br />

Les thermes de Vittel<br />

<br />

88800 Vittel<br />

<br />

Telefon: +33 (0)3 29 08 76 54<br />

A26 / E17<br />

<br />

<br />

<br />

A5 / E17 - E54<br />

A4 / E50<br />

<br />

<br />

<br />

A31/ E21<br />

<br />

A 31<br />

<br />

<br />

A 4<br />

<br />

<br />

N57<br />

<br />

D 955<br />

<br />

N 74<br />

N 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />

N 6<br />

D 965<br />

<br />

<br />

A 6<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

A 36


Weitere Angebote in<br />

der Broschüre<br />

“Auf nach Lothringen<br />

- Tipps Kurzurlaube<br />

<strong>2008</strong>”<br />

Broschüre kostenlos<br />

bestellen :<br />

info@tourisme-lorraine.fr<br />

oder +33 329 22 <strong>15</strong> 21<br />

(7/7).<br />

Crédit photo : Hôtel “Les Vallées”<br />

Crédit photo : C. Philippot<br />

Hotel*** “Les Vallées” (La Bresse)<br />

Das 3-Sterne-Hotel LES VALLEES liegt mitten<br />

in La Bresse im Herzen des Naturparks der<br />

Vogesen, idealer Ausgangspunkt für vielfältige<br />

Naturerlebnisse. Dank der Lage gibt es<br />

unzählige Freizeitmöglichkeiten. Sie haben<br />

die Wahl! Das Hotel wurde von der Hotelgruppe<br />

„Logis de France“ mit 3 Kaminen ausgezeichnet..<br />

2 ÜF, Gourmetmenüs und Aktivitäten<br />

ab 141,00/Person.<br />

03.01.bis 19.12.<strong>2008</strong><br />

Info und Buchung : Hotel “Les Vallées”<br />

Tel. +33 329 25 70 20, www.labellemontagne.com<br />

www.tourismus-lothringen.eu<br />

www.tourismevosges.fr<br />

Crédit photo : Hôtel “la Résidence”<br />

Hotel*** “la Résidence” (Val d’Ajol)<br />

Ein wunderschönes Haus aus dem 19.<br />

Jahrhundert, mitten im Naturschutzpark der<br />

Ballons des Vosges, umringt von hundertjährigen<br />

Bäumen. Mit einer ausgezeichneten<br />

Küche (Bauernhühnchen in Kirsch!),<br />

Schwimmbad und Sauna.<br />

2 ÜF und Gourmetmenüs<br />

ab <strong>15</strong>7,50/Person.<br />

03.01.bis 26.11.<strong>2008</strong> :<br />

die dritte Nacht ist gratis!<br />

Info und Buchung : Hotel “La Résidence”<br />

Tel. +33 329 30 68 52, www.la-residence.com<br />

Unsere Pauschalen<br />

einfach in Deutschland<br />

reservieren !<br />

Tel. 0721 / 96 70 445


Unterwegs in Frankreich Briançon<br />

Briançon<br />

Stadt auf mehreren Etagen<br />

Briançon liegt strategisch günstig am Schnittpunkt von vier Alpentälern.<br />

Wenn man durch Frankreich reist, trifft man<br />

immer wieder auf einen Namen: Vauban.<br />

So auch in den Alpen, wo der berühmte<br />

Festungsbauer unter anderem in Briançon<br />

weit sichtbar seine Spuren hinterließ. Doch<br />

nicht nur die von ihm befestigte Stadt lohnt<br />

einen Besuch, auch die Umgebung lädt zu<br />

schönen Wandertouren ein.<br />

Egal, von welcher Himmelsrichtung aus man sich Briançon<br />

nähert, die befestigte Oberstadt und die darüber<br />

liegenden Forts sind nicht zu übersehen. Erhaben<br />

thronen sie auf Felsplateaus am Schnittpunkt der Täler der<br />

Guisane, der Durance, der Cerveyrette und der Clarée unweit<br />

der italienischen Grenze. Die Massivität der Festungsanlagen<br />

lässt sofort die einstige strategische Bedeutung der<br />

kleinen Alpenstadt erahnen. Vauban war dabei nicht der einzige,<br />

der die Stadt zu einem militärischen Bollwerk ausbaute.<br />

Schon unter den Kelten und Römern wurde Briançon befestigt.<br />

Doch Vauban gestaltete die Oberstadt, wie man sie<br />

heute noch kennt, und veranlasste den Bau des ersten Forts<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Mehrere Festungen bilden einen Ring um die Oberstadt.<br />

Die Stiftskirche dominiert die Silhouette der Oberstadt.<br />

Totenruhe mit Ausblick: Der Friedhof von Briançon.<br />

oberhalb der Stadt. Er prägte Briançon damit bis heute und<br />

wurde längst zum Markenzeichen der Stadt.<br />

« Eine von Vauban gebaute Stadt ist eine gerettete Stadt,<br />

eine von Vauban angegriffene Stadt ist eine verlorene Stadt »,<br />

dieser Ausspruch wird gerne im Zusammenhang mit Bauwerken<br />

des Feldherren und Baumeisters zitiert. Und in der<br />

Tat, sowohl die militärischen als auch die baulichen Leistungen<br />

Vaubans gingen in die Geschichtsbücher ein. Einige<br />

seiner Festungen galten sogar bis ins 19. Jahrhundert als<br />

nicht einnehmbar. Dabei verlief die Kindheit des Sébastian<br />

Le Prestre, der 1633 im Morvan im nordwestlichen Burgund<br />

geboren wurde, noch recht unscheinbar. Doch schon<br />

als Zwanzigjähriger stellte er sich in den Dienst des Königs,<br />

nachdem er zuvor vom Kardinal Mazarin « entdeckt »<br />

worden war. Für seine Tätigkeit als Baumeister kam ihm<br />

zugute, dass er sich nicht nur auf sein theoretisches Wissen<br />

berufen konnte, sondern selbst Erfahrungen im Einnehmen<br />

einer Stadt gesammelt hatte, war er doch an zahlreichen<br />

Belagerungen beteiligt, wobei er sogar mehrmals verwundet<br />

wurde.<br />

Im weiteren Verlauf seines Lebens war Vauban unermüdlich<br />

im Auftrag Ludwigs XIV. im Land unterwegs<br />

und sicherte die Außengrenzen Frankreichs. So auch im<br />

Südosten, wo er in Briançon vor die besondere Herausfor-<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 75


Unterwegs in Frankreich Briançon<br />

derung gestellt wurde, eine Befestigungsanlage<br />

trotz der steilen Hanglage zu errichten. Diese<br />

Lage macht heute einen Besuch der Stadt<br />

aber gerade besonders reizvoll, denn Briançon<br />

verteilt sich auf mehrere Etagen. Unten im<br />

Ort befindet sich die moderne Stadt. Darüber<br />

thront die Oberstadt mit ihrer monumentalen<br />

Sternschanze. Wiederum darüber sind mehrere<br />

Forts gebaut worden. Ohne Probleme kann<br />

man allein einen Tag damit verbringen, zwischen<br />

den einzelnen Ortsteilen und Festungen<br />

hin- und herzuwandern.<br />

Touristisches Herzstück von Briançon ist<br />

aber unstrittig die Oberstadt, die auch Cité<br />

Vauban genannt wird, um mit ihrem Namen<br />

gleich auf den berühmten Erbauer hinzuweisen.<br />

Nachdem man das Auto auf einem großen<br />

Parkplatz abgestellt hat, betritt man die Oberstadt<br />

durch ein beeindruckendes Stadttor. Dahinter<br />

tut sich ein Gewirr aus Gassen auf, das<br />

sofort mittelalterliches Flair aufkommen lässt.<br />

Zahlreiche Restaurants und Geschäfte säumen<br />

die Straßen. Auf der Grande Rue lässt sich die<br />

Oberstadt einmal durchqueren. Danach sollte<br />

Einer der beiden Türme der Stiftskirche.<br />

man unbedingt einen<br />

Abstecher zur Stadtmauer<br />

einplanen, wo<br />

auch die Stiftskirche<br />

steht, die die Silhouette<br />

der Oberstadt<br />

prägt. Gebaut wurde<br />

das Gotteshaus, dessen<br />

Türme von Sonnenuhren<br />

geschmückt<br />

werden, am Anfang<br />

des 18. Jahrhunderts.<br />

Besonders schön ist<br />

von hier aus der Blick<br />

ins Tal und auf das<br />

Häusermeer der Unterstadt.<br />

Unter den<br />

Bäumen der Place<br />

Général Eberlé lässt<br />

sich genüsslich eine<br />

kleine Pause einlegen.<br />

Doch Briançon<br />

lohnt sich nicht nur<br />

für eine Stadtbesich-<br />

Vauban als UNESCO Weltkulturerbe<br />

Gemeinsam mit 13 anderen Stätten<br />

bemüht sich Briançon darum, Vaubans<br />

Erbe unter den Schutz der UNESCO<br />

zu stellen. Wir sprachen darüber mit<br />

Isabelle Fouilloy, Denkmalschützerin<br />

der Stadt Briançon.<br />

Madame Fouilloy, warum haben Sie<br />

sich mit anderen Orten zusammengeschlossen,<br />

um die Bauten von Vauban als<br />

Weltkulturerbe von der UNESCO anerkennen<br />

zu lassen?<br />

Für uns ist die gemeinsame Kandidatur<br />

eine große Chance. Wir hatten<br />

schon zur Jahrtausendwende über eine<br />

Bewerbung nur für Briançon nachgedacht.<br />

Beim zuständigen Ministerium<br />

wurde uns aber schnell zu verstehen<br />

gegeben, dass dieses nicht mehr der<br />

« Politik » der UNESCO entspräche,<br />

sondern dass es besser sei, sich mit<br />

anderen Partnern zusammenzutun.<br />

Besançon erhielt die gleiche Antwort<br />

aus Paris. So haben wir uns zusammengeschlossen<br />

und eine gemeinsame<br />

Kandidatur vorbereitet.<br />

Wonach wurden die teilnehmenden<br />

Stätten ausgesucht?<br />

Es ging darum, eine gute Mischung<br />

der Bauten von Vauban aus<br />

dem ganzen Land zusammenzustellen.<br />

Die 14 ausgewählten Stätten, darunter<br />

Festungen im Flachland und in den<br />

Bergen sowie ganze befestigte Städte,<br />

zeigen die ganze Facette von Vaubans<br />

baulichem Wirken.<br />

Wie lange haben Sie für die Vorbereitungen<br />

einer gemeinsamen Kandidatur<br />

gebraucht?<br />

Auch hier gilt, dass man gemeinsam<br />

stärker ist als allein. Wir haben<br />

die Bewerbung in nur zwei Jahren vorbereitet.<br />

Dabei sagte jeder vorher, dass<br />

dies gar nicht so schnell möglich sei.<br />

Wir haben es dennoch geschafft.<br />

Welches sind die nächsten Schritte<br />

bis zu einer Anerkennung durch die<br />

UNESCO?<br />

Es gibt zwei Expertengruppen. Eine<br />

studiert die Bewerbungsunterlagen, die<br />

andere kommt vor Ort. Diese Phase<br />

haben wir bereits hinter uns. Letzten<br />

August bekamen wir Besuch von der<br />

Expertengruppe, die zwei Tage in Briançon<br />

blieb und viele Fragen stellte. Den<br />

Abschlussbericht erwarten wir in diesen<br />

Tagen. Wenn alles gut läuft, ist die<br />

nächste Etappe also die Entscheidung des<br />

UNESCO Weltkulturerberates. Er tagt<br />

das nächste Mal vom 2. bis zum 10. Juli in<br />

Quebec in Kanada. Dort wird dann über<br />

die einzelnen Bewerbungen entschieden.<br />

Hat sich die Bewerbung schon heute<br />

positiv ausgewirkt?<br />

Ja, ganz klar. Im letzten Jahr hatten<br />

wir einen enormen Anstieg der Touristenzahl.<br />

Dies hängt mit Sicherheit mit<br />

der Aufmerksamkeit um die Bewerbung<br />

als UNESCO Weltkulturerbe<br />

zusammen.<br />

Madame Fouilloy, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


E<br />

St. Quentin<br />

Charleville-<br />

Mézières<br />

tigung, sondern auch als Ausgangsquartier Sedán für Wanderun-<br />

Laon<br />

gen und Ausflüge in die Umgebung. Wer etwas mehr Zeit<br />

A26 / E17<br />

im Sommer an etwas Warmes zum Überziehen denken.<br />

Schließlich liegt gleich um die Ecke von Briançon das<br />

bekannte Skigebiet Scherwiller von Serre-Chevalier. Wer also im Win-<br />

St.Die<br />

louse. Troyes Die Schanze wurde – im Gegensatz Neufchâteau zu den anderen ter oder zu Ostern nach Sélestat Briançon fährt, kann den Aufent-<br />

gut mit ein paar Stunden oder Tagen auf den Pisten des<br />

Forts – noch von Vauban selbst geplant. Bei ihrer Fertig-<br />

Epinalhalt<br />

Chaumont<br />

Colmar<br />

stellung lebte der Baumeister allerdings nicht mehr. Im 19.<br />

Jahrhundert wurde die Anlage weiter ausgebaut, wobei es<br />

stets darum ging, dank der Festung mögliche Angriffe aus<br />

Italien abwehren zu können. Vom Fort des Salettes geht es<br />

anschließend Chablis weiter auf den 1.962 Meter hohen Croix de<br />

Toulouse. Natürlich Montbard bietet sich von hier oben ein prächtiger<br />

Ausblick. Wer nicht den gleichen Weg zurücknehmen<br />

N 6<br />

N 77<br />

D 965<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

A4 / E50<br />

hat, sollte sich Rethel deshalb ruhig für ein paar Tage in einem der<br />

Vouziers<br />

Thionville<br />

Hotels der Stadt einquartieren. Ein lohnenswerter Ausflug men.<br />

Saarbrücken<br />

geht zum Beispiel zu den Bois drei de Roucy Forts östlich der Oberstadt, Für alle, die nicht so gerne wandern, die aber dennoch<br />

dem Fort des Têtes, dem Fort Dauphin<br />

Karlsruhe<br />

Reims<br />

Verdun und dem Fort du auf einen grandiosen Panoramablick nicht verzichten möchten,<br />

bietet sich eine Fahrt mit Wissembourg der Seilbahn auf den Prorel<br />

Randouillet. Man verlässt dafür die Oberstadt im äußersten<br />

Südosten, überquert kurz danach die Durance, um im Westen von Briançon an. Von der Bergstation in über<br />

Epernay<br />

Metz<br />

Haguenau<br />

anschließend Chalons-en- in Serpentinen FRANCE den Berg zu erklimmen.<br />

Châteu-<br />

Ein 2.300 Metern Höhe starten außerdem mehrere lohnenswerte<br />

Wege. Beliebt ist es auch, mit der Gondel Baden-Baden nach oben<br />

wenig Champagne Kondition schadet nicht, Bar-le-Duc die Wandertour Commercy wird Salins aber<br />

auf bequemen Wegen zurückgelegt. Unterwegs kann man Sarrebourg<br />

Nancy zu fahren und den Rückweg ins Tal zu Fuß anzutreten.<br />

Strasbourg<br />

zur Belohnung immer wieder schöne Panoramablicke Toul ge-<br />

Aufgrund der Höhe und des Windes sollte man aber auch<br />

St. Dizier<br />

Lunéville<br />

Molsheim<br />

nießen.<br />

Eine andere schöne Tour ist im Norden der Oberstadt<br />

der Weg zum Fort des Salettes und auf den Croix de Tou-<br />

A 31<br />

A 31<br />

möchte, kann in nördlicher Richtung den Gipfel verlassen,<br />

um schließlich über einen schönen Wanderweg nach einigen<br />

Kilometern wieder im Tal in der Unterstadt anzukom-<br />

A 4<br />

D 955<br />

N 74<br />

N 4<br />

A 35 / E 25<br />

1.200 und Guebwiller 2.800 Metern erstrecken Freiburg sich Pisten mit einer<br />

« Serre-Chevalier Mulhouse » firmieren dabei mehrere Skistationen,<br />

egal Belfort also, zu welcher Jahreszeit man nach Briançon reist,<br />

Vesoul<br />

Basel<br />

A 36 / E 60<br />

A 4 / E 25<br />

bedeutenden Skizentrums verbinden. Auf Höhen zwischen<br />

Gesamtlänge von rund 250 Kilometern. Unter der Marke<br />

die zum Teil alpin urig, zum Teil eher modern sind. Ganz<br />

Langeweile wird bestimmt nicht aufkommen.<br />

Avallon<br />

A 6<br />

Anreise<br />

Dijon<br />

Besancon<br />

ge langt man aber von Grenoble, wohin<br />

Auto: Aus Deutschland bietet sich eine Hoch Dole ge schwin dig keit szüge verkehren, Neuchâtel<br />

Anreise entweder über die westliche Arc-et-Senans nach Briançon.<br />

Schweiz und via Annecy und Chambéry<br />

Pontarlier<br />

oder über die östliche Schweiz und Nordita<br />

lien an. Briançon liegt nur wenige Kilo-<br />

Fribourg<br />

Chalon Briançon im Internet<br />

me ter von der italienischen Grenze entfernt.<br />

Die Verbindung ins Nachbarland Saunier<br />

www.ot-briancon.fr SUISSE<br />

Lons-le-<br />

Lausanne<br />

Montreux<br />

er folgt über den Col de Montgenèvre. Aus<br />

den meisten deutschsprachigen Kantonen<br />

Informationen St Claudevor Ort<br />

der Schweiz ist die Anreise über Genf, Mâcon Annecy<br />

Office de Tourisme<br />

Thonon<br />

und Chambéry zu bevorzugen. Aus 1, Nantua place du Temple Genève<br />

Österreich geht es über Norditalien nach 05100 Briançon<br />

Briançon. Berlin-Briançon ca. 1.300 km, Telefon: +33 (0)4 92 21 08 50<br />

FRANCE Annecy<br />

Köln-Briançon ca. 1.000 km, Wien-Brian çon<br />

Chamonix<br />

ca. 1.<strong>15</strong>0 km, Zürich-Briançon ca. 530 km.<br />

Flugzeug: Die nächsten aus dem deutschsprachigen<br />

Raum angeflogenen Flughäfen<br />

Albertville<br />

sind in Genf, Turin und Lyon. Alle drei<br />

Airports erreicht man mit Nonstop-Flügen<br />

der etablierten Linienfluggesellschaften.<br />

Air France fliegt auch via Paris nach Annecy,<br />

allerdings ist bei Zubringerflügen aus<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

Grenoble<br />

ein Flughafenwechsel in Paris notwendig.<br />

Zug: Briançon ist nicht ans französische TGV-<br />

Valence<br />

Netz angeschlossen. Mit Regionalzügen<br />

Briançon<br />

A 38<br />

A 39<br />

A 404<br />

A 36<br />

A1<br />

N91<br />

A40<br />

A 5<br />

A1<br />

A 9<br />

Ein wunderschönes<br />

Bergland und ein herzlicher<br />

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Torino<br />

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Privas<br />

Gap<br />

ITALIA<br />

Mende<br />

Florac<br />

A 7 / E <strong>15</strong><br />

Nyons<br />

A51<br />

Barcelonnette<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 77


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Dolce Frégate<br />

Ein Hotel wie ein provenzalisches Dorf<br />

Ein Hotel mit Meerblick an der<br />

französischen Riviera ist, zugegeben,<br />

nicht besonders originell.<br />

In den diversen Reisekatalogen finden<br />

sich zahlreiche Häuser mit dieser Eigenschaft.<br />

Ein Hotel mit Meerblick, das<br />

gleichzeitig idyllisch in sanfte Felder<br />

und Weinberge der Provence eingebettet<br />

ist, fern jeglichen Strandtrubels, ist dagegen<br />

schon eher ungewöhnlich. Wenn<br />

die Anlage dann noch wie ein provenzalisches<br />

Dorf gebaut wurde, die Architektur<br />

mit ihren Dachziegeln und Fassaden<br />

regionaltypisch daherkommt und<br />

der Hotelpark mit Olivenbäumen und<br />

Lavendel lockt, kann man mit Sicherheit<br />

von einem außergewöhnlichen Hotel<br />

sprechen. Eine solche Anlage ist das<br />

Dolce Frégate im Departement Var.<br />

Bereits der Weg zum Hotel, das<br />

man über eine kleine Straße durch die<br />

Weinfelder erreicht, lässt erahnen, dass<br />

die Gäste vor allem auf der Suche nach<br />

einem ganz bestimmten provenzalischen<br />

Lebensgefühl hierher kommen.<br />

Am Zielort wird der Gast außerdem<br />

mit einem wunderschönen Blick auf<br />

die Bucht von Bandol belohnt. Bemerkenswert<br />

ist auch die Größe des<br />

Hotelparks, zumal in dieser Region,<br />

wo Grund und Boden beliebt und daher<br />

teuer sind. Auf den hoteleigenen<br />

40 Hektar befindet sich sogar ein sehr<br />

gelungener Golfplatz. Zwar dürfen<br />

nur Golfer die akkurat geschnittenen<br />

Grasflächen betreten, aber die leicht<br />

hügeligen Greens mit dem blauen<br />

Meer im Hintergrund sind für jedermann<br />

schön anzusehen.<br />

Für alle, die sich gerne ein wenig<br />

bewegen, führt ein romantischer<br />

Wanderweg vom Dolce Frégate direkt<br />

zur Küste hinunter. In rund 20 Minuten<br />

erreicht man so das kühle Nass<br />

zu Fuß. Eine kleine Bucht lädt dort<br />

zum Baden ein. Wer dagegen lieber<br />

das Hinterland erkunden möchte, erreicht<br />

vom Hotel aus ein paar schöne<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


D 992<br />

A 11 / E 50<br />

A 1<br />

<br />

<br />

N 77<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N 6<br />

D 965<br />

<br />

<br />

<br />

A 6<br />

<br />

A 38<br />

A 31<br />

A 36<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 36 / E<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 39<br />

<br />

<br />

<br />

A1<br />

A 5<br />

<br />

<br />

<br />

A1<br />

A 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A42<br />

<br />

A43/E711<br />

<br />

<br />

<br />

A41/E712<br />

A40<br />

<br />

<br />

A7/E<strong>15</strong><br />

<br />

A49/E713<br />

<br />

<br />

72<br />

<br />

<br />

Bergdörfer mit dem Auto. Doch auch<br />

für die Gäste, die lieber innerhalb der<br />

Anlage bleiben wollen, ist ausreichend<br />

gesorgt. Allein drei Außenpools lassen<br />

schnell die Sorgen des Alltags<br />

vergessen. Außerdem lockt ein Spa-<br />

Bereich mit Saunen, einem weiteren<br />

<br />

Schwimmbecken, einem Whirlpool,<br />

einem kleinen Fitness-Studio sowie<br />

diversen Wellness-Anwendungen im<br />

Inneren des Hotels.<br />

<br />

Und natürlich kommen auch die<br />

Gaumenfreuden im Dolce Frégate<br />

<br />

nicht zu kurz. Vom Sandwich am Pool<br />

über ein Restaurant mit regionaltypischen<br />

traditionellen Gerichten bis hin<br />

zu einem Spitzenrestaurant hat man als<br />

<br />

Gast die Qual der Wahl. Dem Chefkoch<br />

ist dabei wichtig, eine möglichst<br />

authentische und gleichzeitig kreative<br />

Küche anzubieten.<br />

Aus all diesen Gründen ist das<br />

Dolce Frégate mehr als ein bloßes<br />

Hotel. Es ist eine kleine Oase inmitten<br />

der oft grellen und lauten französischen<br />

Riviera. Dabei ist das Hotel<br />

A64 / E80<br />

A20 / E9<br />

A61 / E80<br />

A68<br />

jedoch bodenständig geblieben und<br />

nicht zu überkandidelt geworden. Um<br />

einen tadellosen Qualitätsanspruch<br />

zu gewährleisten, übernachten die<br />

Dolce Frégate <br />

Route de Bandol<br />

<br />

83270 Saint-Cyr-sur-Mer<br />

Telefon: +33 (0)4 94 29 39 39<br />

<br />

<br />

A 75 / E 11<br />

Internet<br />

<br />

www.fregate.dolce.com<br />

<br />

Zimmerpreise<br />

<br />

D 907<br />

E <strong>15</strong> – E 80<br />

<br />

<br />

DZ ab <strong>15</strong>0 Euro, Hauptsaison eher ab 2<strong>15</strong><br />

Euro<br />

A 9<br />

Ausstattung<br />

A 9<br />

N 106<br />

<br />

A 7 / E <strong>15</strong><br />

<br />

<br />

<br />

133 Zimmer, Außenpools, Wellness-Zentrum,<br />

Hotelpark, Golfplatz<br />

Hotelmitarbeiter regelmäßig in verschiedenen<br />

Hotelzimmern. In diesem<br />

Umfeld ist es aber sicherlich auch ein<br />

Vergnügen, Testkunde zu sein.<br />

<br />

<br />

<br />

A7<br />

<br />

A55<br />

<br />

<br />

A51<br />

<br />

A52<br />

A50<br />

A51<br />

<br />

<br />

A8/E80<br />

<br />

<br />

<br />

A8-E80<br />

A57<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 79


Arte-Programm<br />

Täglich, 14. – 23. <strong>Mai</strong> <strong>2008</strong>, 20.00 Uhr<br />

Arte Kultur aus Cannes<br />

Magazin<br />

Elise Chassaing und Annette Gerlach berichten im Wechsel über das<br />

Tagesgeschehen bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes.<br />

Montag, 12.05.<strong>2008</strong>, 21.00 Uh<br />

Das Kind<br />

Spielfilm<br />

Sonia und Bruno sind selbst noch fast Kinder, als Sonia den kleinen<br />

Jimmy zur Welt bringt. Die finanzielle Notlage des Paars und seine Angst<br />

vor Verantwortung treiben Bruno dazu, das Baby auf dem Schwarzmarkt<br />

zu verkaufen... Der Film gewann 2005 die Goldene Palme.<br />

Sonntag, 18.05.<strong>2008</strong>, 18.<strong>15</strong> Uhr<br />

Hanna Schygulla – Mein Leben<br />

Dokumentation<br />

Hanna Schygulla zählt zu den großen Stars des deutschen Nachkriegskinos.<br />

Ihre langjährige Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder<br />

machte sie einem internationalen Publikum bekannt. Heute tourt die<br />

Schauspielerin und Chansonsängerin erfolgreich mit Soloprogrammen<br />

durch Europa. Aufgewachsen ist sie in München; seit vielen Jahren lebt sie<br />

in Paris. In der Dokumentation gewährt sie Einblicke in ihr gegenwärtiges<br />

Leben und erinnert sich an eine Karriere, die schicksalhaft verbunden<br />

bleibt mit der Person Fassbinders.<br />

Mittwoch, 21.05.<strong>2008</strong>, 22.30 Uhr<br />

Manderlay<br />

Spielfilm<br />

Auf der Suche nach neuen Gangstergeschäften kommt Grace mit ihrem<br />

Vater und dessen Diebesbande am Landgut Manderlay in Alabama vorbei.<br />

Schockiert bemerken sie, dass dort im Jahre 1933 immer noch Sklaven<br />

gehalten werden. Ohne zu zögern befreit Grace die Menschen aus ihrer<br />

Knechtschaft. Das führt aber gleichzeitig zu neuen Problemen... Lars von<br />

Trier war mit dem Film 2005 im Wettbewerb von Cannes vertreten.<br />

Donnerstag, 22.05.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

Don’t Come Knocking<br />

Spielfilm<br />

Die Glanzzeiten von Howard Spence sind vorbei. Der alternde Hollywoodstar<br />

bringt sich nur noch durch seine Eskapaden ins Gespräch. Doch<br />

plötzlich setzt er dem Ganzen ein Ende, brennt mit seinem Filmpferd bei<br />

Dreharbeiten durch und macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.<br />

Der Film von Wim Wenders gewann 2005 die Goldene Palme.<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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Art de vivre Film<br />

Dany Boon<br />

Shootingstar des französischen Kinos<br />

Der Regisseur Dany Boon ist ein Kind Nordfrankreichs.<br />

Sein erster Film « Bienvenue chez les Ch’tis » ist schon<br />

kurz nach seiner Premiere zu einem Kultwerk geworden.<br />

Mit mehr als 17 Millionen Zuschauern ist es der<br />

erfolgreichste französische Film, den es je gab. Ein<br />

Rekord, der bisher vom Film « La Grande Vadrouille »<br />

mit Louis de Funès aus dem Jahre 1966 gehalten<br />

wurde. « Bienvenue chez les Ch‘tis » ist ein Film, der<br />

Vorurteile überwinden hilft und das Verbindende<br />

zwischen den regionalen Eigenheiten eines Landes<br />

betont. Wir trafen Dany Boon zu einem Exklusivinterview<br />

in Bordeaux.<br />

Dany Boon, warum hatten Sie diese<br />

Idee zu einem Film, der in Nordfrankreich<br />

spielt?<br />

Zunächst als Reaktion. Ich weiß<br />

nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, doch<br />

sobald ein Drama gedreht wird, spielt<br />

der Film in Nordfrankreich. Handelt<br />

es sich dagegen um eine Komödie,<br />

wird im Süden des Landes produziert.<br />

Es ist unfair, den Norden immer derart<br />

zu benachteiligen, zudem das negative<br />

Image nicht nur in der Filmwelt,<br />

sondern auch in der Realität weit verbreitet<br />

ist. Es ist ziemlich unglaublich,<br />

wie sich die Menschen, die meist den<br />

Norden Frankreichs gar nicht kennen,<br />

diese Region vorstellen. Es wird das<br />

Bild einer trostlosen, perspektivlosen<br />

Gegend gezeichnet, in der es immer<br />

regnet. Wenn die Menschen dann aber<br />

mal wirklich in den Norden kommen,<br />

ändern sie schnell ihre Meinung. Sie<br />

entdecken einen kulturellen und historischen<br />

Reichtum, eine Tradition, zu<br />

teilen und Fremde aufzunehmen, die<br />

ich in dieser Form niemals woanders<br />

gefunden habe. Deshalb war es meiner<br />

Meinung nach an der Zeit,<br />

eine Komödie über diese<br />

unbekannte Seite des Nordens<br />

zu produzieren.<br />

Wo beginnt der Norden<br />

Frankreichs für die Franzosen?<br />

Das hängt vom Blickwinkel ab. Die<br />

Geografie des Landes wird sehr unterschiedlich<br />

wahrgenommen. Wenn Sie<br />

jemanden in Lille danach fragen, wird<br />

er Amiens sagen. Für einen Pariser<br />

beginnt der Norden am Stadtrand.<br />

Jemand aus Marseille wird die Grenze<br />

zum Norden zwischen Lyon und<br />

Angou lême ziehen. Die Antworten<br />

fallen also sehr differenziert aus. Doch<br />

eins steht für alle fest: Der Norden ist<br />

dort, wo es immer regnet.<br />

Meinen Sie, dass dieser Film auch im<br />

Ausland verstanden werden würde, oder<br />

muss man Franzose sein, um die Komödie<br />

wirklich zu begreifen?<br />

Szene aus dem Film. Links Dany Boon, der eine der<br />

beiden Hauptrollen spielt. Rechts Kad Merad.<br />

Bald in deutschsprachigen Kinos?<br />

Laut Dany Boon finden zurzeit Gespräche mit Film verleihfirmen<br />

im deutschsprachigen Raum statt. Durch<br />

den großen Erfolg in Frankreich ist es durchaus wahrscheinlich,<br />

dass der Film auch in deutschsprachige<br />

Kinos kommt. Eine endgültige Entscheidung stand bei<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe jedoch noch nicht<br />

fest. Ein Erscheinen auf DVD gilt als sicher.<br />

Ich habe den Film in der<br />

Schweiz vorgeführt. Es war interessant<br />

zu sehen, wie die Menschen<br />

die Handlung des Films auf ihre<br />

eigenen regionalen Unterschiede<br />

übertrugen. Der Film wurde dort<br />

ein großer Erfolg. Er ist auch schon<br />

nach Kanada verkauft worden, sogar<br />

noch bevor er in die Kinos in<br />

Frankreich kam. Um ehrlich zu<br />

sein: Ich dachte eigentlich, einen<br />

rein französischen Film produziert<br />

zu haben. Doch in Wahrheit scheint<br />

in der Komödie etwas Universelles<br />

zu stecken. Es geht um einen Menschen,<br />

der plötzlich in eine ihm<br />

fremde Region versetzt wird, wobei<br />

er das Gefühl hat, in die Hölle<br />

aufzubrechen. Doch dann entdeckt<br />

er langsam seine neue Heimat. Die<br />

Frage nach Vorurteilen, die man<br />

gegenüber dem Fremden hat, ist ein<br />

Thema, das leider alle betrifft. Ich<br />

glaube sogar, dass diese Thematik<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Bergues<br />

Die kleine Stadt Bergues, in der viele Szenen des Films<br />

gedreht wurden, ist seitdem zu einem Pilgerziel vieler<br />

Touristen und Filmfreunde geworden. Das Frem den verkehrs<br />

amt hat sogar einen Rundgang passend zum Film<br />

ins Programm aufgenommen. Doch auch der Belfried<br />

von Bergues, der zum Weltkulturerbe gehört, und der<br />

heimische Käse lohnen einen Besuch der Stadt.<br />

gerade eine besondere Aktualität<br />

besitzt.<br />

Es ist eher selten, diese Thematik als<br />

Komödie darzustellen. Warum haben Sie<br />

diese Form gewählt?<br />

Es stimmt, dass man diese Art<br />

von Themen meist in schwer verdaulichen<br />

Werken darstellt, über<br />

die man Stunden nachdenken muss.<br />

Mit einer Komödie entdeckt man<br />

dagegen auf kurzweilige Art, dass<br />

wir alle, egal, ob aus dem Norden<br />

oder Süden, in der Lage sind, uns<br />

gegenseitig zu verstehen. Es existieren<br />

heute immer radikalere Ansichten<br />

auf der Welt, ohne dass wirklich<br />

versucht wird, sich auszutauschen.<br />

Darum geht es eigentlich in meinem<br />

Film. Jenseits möglicher Missverständnisse<br />

aufgrund verschiedener<br />

Sprachen bzw. Dialekte<br />

oder des unterschiedlichen<br />

Humors existiert in<br />

dem Film ein humanistischer<br />

Ansatz, der sehr<br />

typisch für den Norden<br />

ist. Schließlich kannte<br />

die Region über Jahrhunderte<br />

den kulturellen<br />

Austausch. Nehmen Sie<br />

nur die flämische Architektur<br />

im Norden. Sie<br />

hat teilweise etwas sehr<br />

Maurisches. Das ist doch<br />

erstaunlich, oder? Als ob<br />

Entfernung guten Ideen<br />

nichts anhaben kann.<br />

Die Textilindustrie<br />

und der Bergbau haben<br />

außerdem viele Immigranten<br />

angezogen, die<br />

für eine Bereicherung<br />

der Traditionen und<br />

Gewohnheiten der Einheimischen<br />

sorgten. Es<br />

ist wenig bekannt, doch<br />

das Zusammenleben<br />

verschiedener Kulturen<br />

ist eine große Erfolgsgeschichte<br />

im Norden.<br />

Was sind Ihre Erfahrungen<br />

mit den Dreharbeiten im<br />

Norden Frankreichs?<br />

Als wir in Bergues gedreht haben,<br />

waren sehr sehr viele Schaulustige vor<br />

Ort. Doch die Leute waren wunderbar.<br />

Wenn beispielsweise Hunderte<br />

von Menschen die Dreharbeiten beobachteten<br />

und wir um Ruhe baten,<br />

dann waren alle ganz still. Das ist<br />

sonst selten der Fall. Jeden Abend<br />

musste ich jedoch eine Stunde lang<br />

Autogramme geben, bevor ich nach<br />

Hause gehen konnte. Ich habe mir<br />

aber auch immer Zeit für die Menschen<br />

genommen. Meines Erachtens<br />

gehört dies zu meinem Beruf. Ohne<br />

Publikum ist man nichts. Man übt<br />

diesen Beruf für die Menschen und<br />

dank der Menschen aus. Und wenn<br />

ich heute durch Lille laufe und nicht<br />

meine Mütze aufhabe, brauche ich<br />

immer noch eine halbe Stunde für 30<br />

Meter.<br />

Hat man den Norden im Blut?<br />

Ich bin mir sicher, dass ich dem<br />

Norden verdanke, was ich heute bin.<br />

Ich kenne den Norden durch meine<br />

Familie. Ich bin dort aufgewachsen,<br />

hatte dort meine ersten wichtigen Erlebnisse<br />

des Lebens. Wäre ich in Paris<br />

groß geworden, hätte ich nicht den<br />

gleichen Lebensweg hinter mir. Ich<br />

habe die Großzügigkeit der Menschen<br />

des Nordens erlebt. Obwohl wir in bescheidenen<br />

Verhältnissen gelebt haben,<br />

sah ich, wie mein Vater anderen Menschen<br />

half, die noch weniger hatten als<br />

wir. Wir besuchten unsere Freunde,<br />

ohne uns anzumelden. Die Haustüren<br />

waren nie abgeschlossen. Man kam<br />

einfach in Kontakt miteinander. Als<br />

ich nach Paris zog, habe ich so etwas<br />

nie mehr wiedergefunden. Paris ist<br />

eine schöne Stadt, doch es fehlt ihr<br />

dieses besondere Lebensgefühl des<br />

Nordens.<br />

In Ihrem Film zeigen Sie den Norden<br />

von seiner positiven Seite. Dennoch zögern<br />

Sie auch nicht, die Menschen aus der<br />

Region ein wenig aufzuziehen.<br />

Ich glaube, es ist wichtig, über seine<br />

eigenen Schwächen reden zu können.<br />

Auf der einen Seite sind wir meist radikal<br />

in unseren Meinungen. Die anderen<br />

sind entweder genial oder nichts wert.<br />

Auf der anderen Seite soll man in einem<br />

Film oder einem Roman immer sehr<br />

korrekt, sehr ausgewogen sein. So soll<br />

man zum Beispiel keine Figuren zeigen,<br />

die trinken, um nicht ein negatives<br />

Beispiel zu geben. Oder man spricht<br />

nicht von Pennern, sondern Obdachlosen.<br />

Ich bin damit nicht einverstanden.<br />

Ich glaube, man muss den Mut haben,<br />

die Dinge beim Namen zu nennen. Nur<br />

so wird man sich verstehen können. Es<br />

stimmt, ich zeige in meinem Film Postboten,<br />

die etwas zu viel trinken. Das ist<br />

nicht gut. Aber es ist schlicht menschlich.<br />

Wir alle haben unsere Fehler und<br />

Schwächen. Und ich glaube, dass man<br />

diese Postboten dennoch verstehen und<br />

mögen kann.<br />

Dany Boon, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 83


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Le verre<br />

Versailles, bis 22.06.<strong>2008</strong><br />

Paracas – Schätze<br />

aus dem alten Peru<br />

Paris, bis 13.07.<strong>2008</strong><br />

Paul Kaufmann –<br />

Bilder aus dem Elsas<br />

Riquewihr, bis 02.11.<strong>2008</strong><br />

Nicht viele moderne Künstler beschäf<br />

tigen sich mit Skulpturen aus<br />

Glas. Solcherlei Kunst mit ihrem<br />

zerbrechlichen Material ist eine diffizile<br />

Angelegenheit. Von Samm lern<br />

und Kunstliebhabern schon immer<br />

geschätzt, wird sie vom breiten Publikum<br />

unbeachtet ge lassen. Einer<br />

der Vorzüge dieser Aus stellung ist<br />

nun, uns einen Zugang zum Werk<br />

von sieben internationalen Künstlern<br />

zu verschaffen, die in ihren Arbeiten<br />

mit Licht und Glas experimentieren.<br />

Außerdem ist der prachtvolle Ort<br />

der Ausstellung in Versailles, die<br />

Orangerie der Madame Elisabeth,<br />

einen Besuch wert. Es lohnt sich,<br />

wieder mal einen Ausflug in die<br />

Stadt des Sonnenkönigs zu machen.<br />

Orangerie de Madame Elisabeth<br />

26, rue Champ Lagarde<br />

78000 Versailles<br />

Telefon: +33 (0)1 39 07 71 39<br />

Internet<br />

www.yvelines.fr/actu<strong>2008</strong>/verre<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 13.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Kostenlos<br />

Die Ausstellung « Paracas, unbekannte<br />

Schätze aus dem alten Peru »<br />

präsentiert die bedeutendste Sammlung<br />

von Paracas-Stoffen, die jemals<br />

außerhalb Perus gezeigt wurde.<br />

Zum ersten Mal werden auch unschätzbare<br />

Fundstücke aus der Nekropole<br />

von Wari-Kayan gezeigt. Die<br />

außergewöhnlichen Textilien und<br />

andere Ausgrabungsgegenstände<br />

eröffnen dem Besucher einen Blick<br />

in die 2000 Jahre alte Kultur der Paracas-Halbinsel.<br />

Für die Ausstellung<br />

wurden die wertvollen Textilien mit<br />

großem Aufwand restauriert, was<br />

durch eine französisch-peruanische<br />

Kooperation realisiert werden konnte.<br />

Eine der ganz großen Ausstellungen<br />

dieses Sommers in Paris.<br />

Musée du Quai Branly<br />

37, quai Branly<br />

75007 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 56 61 70 00<br />

Internet<br />

www.quaibranly.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo, Mi, So 11.00 – 19.00 Uhr<br />

Do, Fr, Sa 11.00 – 21.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

8,50 €, ermäßigt 6,00 €<br />

Paul Kaufmann zu Gast im Schlossmuseum<br />

von Riquewihr. Das Werk<br />

des in Belfort 1849 geborenen und in<br />

Colmar aufgewachsenen Illustrators<br />

spiegelt die Themen seiner Zeit und<br />

seiner Region. Er verließ das Elsass<br />

zwar schon in jungen Jahren und lebte<br />

mehr als sechs Jahrzehnte in der Pariser<br />

Gegend, aber seine Illustrationen<br />

blieben immer von seiner Heimat inspiriert.<br />

Kaufmann arbeitete für französische<br />

und englische Illustrierte, gestaltete<br />

mehr als 400 Postkarten und<br />

schuf die Illustrationen von etlichen<br />

Romanen. Zum ersten Mal werden<br />

nun über 200 seiner Werke in einer<br />

Ausstellung zusammengefasst.<br />

Musée de la Communication en Alsace<br />

Chateau de Riquewihr<br />

68340 Riquewihr<br />

Telefon: +33 (0)3 89 47 93 80<br />

Internet<br />

www.shpta.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Di - So 10.00 – 17.30 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

4,00 €, Kinder 2,50€, Familienkarte 10,50 €<br />

Die Ausstellung wird vom 29.11. bis<br />

14.12.<strong>2008</strong> noch einmal gezeigt.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Monumenta <strong>2008</strong>,<br />

Richard Serra<br />

Paris, 07.05. – <strong>15</strong>.06.<strong>2008</strong><br />

Mittelalterfestival<br />

Sedan, 17. & 18.05.<strong>2008</strong><br />

Retrospektive<br />

Gustave Courbet<br />

Montpellier, 14.06. – 28.09.<strong>2008</strong><br />

Eine Mammutausstellung! Seit seiner<br />

Wiedereröffnung bietet das Grand<br />

Palais in Paris einmal im Jahr einem<br />

Künstler mit internationalem Renommée<br />

die riesige Ausstellungsfläche von<br />

13.500 Quadratmetern an, um eigens<br />

für diese Gelegenheit geschaffene<br />

Werke zu präsentieren. Unter dem<br />

bezeichnenden Titel « Promenade »<br />

schuf in diesem Jahr Richard Serra<br />

eine Installation in Form einer stählernen<br />

Brücke. Das Werk spielt mit<br />

dem Kontrast von Metall und Glas in<br />

der Haupthalle des Grand Palais und<br />

irritiert unser Verständnis von Gleichgewicht<br />

und Schwerkraft. Auch seine<br />

anderen Skulpturen haben gigantische<br />

Ausmaße. Was gut wirkt in der Halle<br />

mit ihrer Höhe von 45 Metern.<br />

Grand Palais<br />

Avenue Winston Churchill<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 26 18 12<br />

Internet<br />

www.monumenta.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo – Mi 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Do – So 10.00 – 23.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

4,00 €, ermäßigt 2,00 €<br />

Ein Wochenende lang steht die<br />

Burg von Sedan ganz im Zeichen<br />

von Rittern, Gauklern und Minnesängern.<br />

Das 13. Mittelalterfestival<br />

ruft die Freunde ritterlicher Spiele<br />

und mittelalterlicher Lebensart in<br />

die Ardennen. Höhepunkt neben<br />

dem mittelalterlichen Handwerkermarkt<br />

ist dieses Mal die nachgestellte<br />

Erstürmung der Burg<br />

mit acht Katapulten. Ob die Festung<br />

damit einzunehmen ist? Am<br />

Samstag Abend wird der erhoffte<br />

Sieg mit einem großen Festumzug<br />

gefeiert. Ganz Hartgesottene können<br />

danach übrigens in dem neuen<br />

Burghotel übernachten.<br />

Château Fort<br />

08200 Sedan<br />

Internet<br />

www.medieval-sedan.com<br />

Informationen<br />

Office de Tourisme du Pays Sedanais<br />

35, rue du Ménil<br />

08200 Sedan<br />

Telefon: +33 (0)3 24 27 73 73<br />

Eintrittspreise<br />

4,00 €, im Vorverkauf bis 16. <strong>Mai</strong> 3,00 €,<br />

Wochenendticket 6,00 € (Vorverkauf<br />

5,00 €), Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />

Wer die großartige Werkschau des<br />

Gustave Courbet in Paris verpasst<br />

hat und in diesem Sommer eine<br />

Reise nach Südfrankreich plant,<br />

sollte sich diese Ausstellung nicht<br />

entgehen lassen. Das Musée Fabre,<br />

nach vier Jahren umfangreicher<br />

Renovierungsarbeiten wiedereröffnet,<br />

präsentiert sie nun in einer<br />

Zusammenarbeit mit dem Pariser<br />

Musée d’Orsay und dem Metropolitan<br />

Museum of Art in New York.<br />

Nachdem die Retrospektive in New<br />

York gezeigt wurde, macht sie jetzt<br />

im Laguedoc-Roussillon Station.<br />

Musée Fabre<br />

39, boulevard Bonne Nouvelle<br />

34000 Montpellier<br />

Telefon: +33 (0)4 67 14 83 00<br />

Internet<br />

www.montpellier-agglo.com/<br />

museefabre<br />

Öffnungszeiten<br />

Di, Do, Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Mi 13.00 – 21.00 Uhr<br />

Sa, So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Kombi-Ticket Retrospektive Courbet +<br />

Dauerausstellung 8,60 €, Kinder bis 6<br />

Jahre kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 85


Art De Vivre Kulturszene<br />

Renan Luce: Repenti<br />

CDs<br />

Der im deutschsprachigen Raum noch unbekannte Renan Luci<br />

gewann mit diesem Album die Victoires de la Musique <strong>2008</strong>,<br />

die französische Variante der Grammys. Der Newcomer ist<br />

seitdem ein gefragter Künstler in den Musikläden links des Rheins.<br />

CD von Barclay<br />

Florent Pagny: Pagny chante Brel<br />

Vor ein paar Jahren machte der berühmte Sänger mit einer Steuerhinterziehungsaffäre Schlagzeilen, die er<br />

anschließend sogar in einem Chanson verarbeitete. Nun widmet sich der Künstler, der eigentlich von sich<br />

sagt, keine Vorbilder zu haben, seinem vielleicht einzigen Idol: Jacques Brel. Mit den elf Coverversionen auf<br />

seinem neuen Album schafft er es sogar, die Werke des legendären Chansonsängers zu entstauben und<br />

ihnen eine ganz eigene Note zu verleihen. CD von Universal<br />

Cali: L’espoir<br />

« Hoffnung » heißt das bereits dritte Studioalbum des Sängers,<br />

der im Süden Frankreichs mit der Musik von U2 und Mike Scott<br />

aufwuchs und seine musikalische Laufbahn in zwei Bands<br />

begann, bevor er seine Solokarriere startete. CD von Labels<br />

Raphael:<br />

Je sais que la terre est plate<br />

Nachdem diese Leitfigur der neuen französischen Musikszene über zwei Millionen<br />

Exemplare seines letzten Albums verkaufte, begab er sich für die Aufnahme<br />

seines neuen Werkes zu den besten Tonmeistern auf beiden Seiten des Atlantiks.<br />

Herausgekommen ist ein Album, das seine Fans nicht enttäuscht. CD von Delabel<br />

Francis Cabrel: Des roses et des orties<br />

Francis Cabrel gehört zu den Sängern, bei denen man besonders auf die Texte achten sollte.<br />

Denn meist wirft der Künstler mit seinen Liedern einen kritischen Blick auf unsere Welt, ohne<br />

dabei belehrend zu sein. So auch auf diesem Album. Beim Chanson « Les cardinaux en<br />

costume » kritisiert er etwa am Beispiel der Kirche die Obrigkeit, die die Misere der Menschen<br />

ignoriert. Mit « Des gens formidables » hinterfragt er Künstler, die sich gerne mit sozialem<br />

Engagement schmücken. CD von Columbia<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Der fliegende Händler<br />

Film<br />

Frankreich 2007, 96 min • Originaltitel: Le fils de l’èpicier • Ein<br />

Film von Eric Guirado mit Nicolas Cazalé, Clotilde Hesme und<br />

Daniel Duval • Kinostart: 24. April <strong>2008</strong>, im Verleih von Arsenal<br />

Als sein Vater nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt und<br />

deshalb mit seinem rollenden Tante-Emma-Laden nicht mehr<br />

die Dorfbewohner der Umgebung mit Lebensmitteln versorgen<br />

kann, übernimmt Antoine auf Bitten seiner Mutter widerwillig<br />

diese Aufgabe. Dafür kehrt er zurück in das Dorf seiner Kindheit<br />

und das Haus seiner Eltern, das er vor vielen Jahren im Streit<br />

verlassen hat. Begleitet wird er von seiner besten Freundin<br />

Claire, die schnell Gefallen an der wunderbaren Umgebung<br />

und dem ländlichen Leben findet. Ihrem Charme und ihrer<br />

kindlichen Freude an der Natur erliegen nicht nur die kauzigen<br />

Dorfbewohner und die eigensinnigen Kunden des Vaters. Auch<br />

Antoine findet durch sie das Land seiner Kindheit wieder und in<br />

Claire vielleicht auch die Liebe...<br />

Bücher<br />

Georg Stefan Troller:<br />

Paris geheim<br />

Reisebuch, 300 Seiten, Artemis & Winkler<br />

Für alle, die die 20 Pariser Arrondissements<br />

noch besser kennenlernen möchten, bietet<br />

sich die Lektüre dieses neuen Reisebuches<br />

an. Auf 20 Spaziergängen zeigt Georg Stefan<br />

Troller, der vor allem als Dokumentarfilmer<br />

bekannt ist und seit über 60 Jahren in Paris lebt,<br />

seine ganz persönlichen Sehenswürdigkeiten<br />

der Seine-Metropole. Es sind Passagen, Hinterhöfe, verborgene Parks, Kapellen,<br />

geheime Durchgänge – kurz Orte, die bisher meist nur die Einheimischen<br />

kannten.<br />

Ute Redeker-Sosnizka:<br />

Essen in Frankreich<br />

Wörterbuch, 256 Seiten, BoD<br />

Wer gerne nach französischen Originalrezepten kocht, findet in diesem Wörterbuch einen zuverlässigen<br />

Begleiter. Ein Kapitel des Buches ist sogar extra der französischen Rezeptsprache gewidmet. Zeichnungen<br />

von Tieren erleichtern zudem die Übersetzung von Fleischarten. Insgesamt ein liebenswert gestaltetes<br />

Nachschlagewerk.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 87


Art de Vivre Wein<br />

Eine kleine Revolution: die Winery<br />

Das Thema Wein ist in Frankreich mit der Aura großer und teurer Marken verbunden. Aber<br />

auch mit einem etwas unmodernen Image. Wer schon einmal ein renommiertes Weingut besucht<br />

hat, weiß von der andächtigen Stille in den Kellern zu berichten. Die Entdeckung guten<br />

Weins bleibt in der Regel einer kleinen Schar von Connaisseuren vorbehalten, die lieber unter<br />

sich bleiben. Doch im <strong>Mai</strong> 2007 wurde im Bordelais ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen,<br />

das traditionelle Weinhändler mit Staunen beobachten. Sein Ziel ist nichts Geringeres, als<br />

die Welt des Weines zu revolutionieren.<br />

Die Zukunft des Weines ist die Frau. » Was illustriert<br />

besser die Philosophie der Winery als dieser Satz?<br />

Er war das Motto des Festivals « Der feminine Geschmack<br />

», das die Weinhandlung anlässlich des Internationalen<br />

Frauentages im März veranstaltete. Das Zusammentreffen<br />

zu Ehren der Frauen im Weingewerbe, der Händlerinnen,<br />

Winzerinnen und Sommelières, war schon fast eine<br />

Provokation. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Welt des<br />

französischen Weines von Männern dominiert wird und<br />

sehr konservativ ist. Doch auch im Weingeschäft ändern sich<br />

die Zeiten. Die Winery wagte die Modernisierung, wofür<br />

nicht zuletzt der englische Name ein beredtes Zeichen ist,<br />

und hat Erfolg damit.<br />

Es ist die Geschichte einer verrückten, sehr mutigen<br />

Idee. Mitten in der Krise des traditionellen Weinhandels<br />

entschied sich ein Mann, den Weinhandel auf den Kopf zu<br />

stellen: den Weinkauf zu einem Erlebnis werden zu lassen<br />

und alle Sinne anzusprechen. Es ist Philippe Raoux, Erbe<br />

einer Weinhandlung in vierter Generation und Besitzer von<br />

vier Weingütern im Bordelais. Er steht heute an der Spitze<br />

eines Unternehmens, das führend im Weinhandel ist und<br />

mehr als <strong>15</strong>0.000 Kunden in Frankreich und Belgien versorgt.<br />

Nach zwei Jahren harter Arbeit und der Investition<br />

von 20 Millionen Euro ist für die Kundschaft ein Sinnestempel<br />

geschaffen worden, der für Staunen sorgt. Er liegt<br />

unweit von Bordeaux, direkt an der vielbereisten Route zu<br />

den renommierten Weingütern des Médoc, mitten in einem<br />

26 Hektar großen Park.<br />

Während Weinliebhaber bisher die traditionellen Chateaus<br />

besuchten und nach guten Weinen forschten, prä-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


sentiert sich die Winery ihren Besuchern als ein modernes<br />

Ensemble aus Glas und Metall. Hier wird Weinhandel und<br />

Tourismus miteinander verbunden. Empfangen wird jeder,<br />

egal welche Weinkenntnisse er vorzuweisen hat. Ein Universum,<br />

das ehemals einigen wenigen Kennern vorbehalten<br />

war, öffnet sich dem Durchschnittsmenschen.<br />

Die Winery will aber viel mehr sein als eine bloße<br />

Weinhandlung. Auch Ausstellungen, Konzerte und Tagungen<br />

werden organisiert. Als Liebhaber zeitgenössischer<br />

Kunst erwarb Philippe Raoux zudem Originale<br />

von Niki de Saint-Phalle, Claude Viallat oder<br />

Bernard Pagès, die zwischen den Ausstellungsflächen<br />

präsentiert werden. Auch das Kulinarische<br />

kommt nicht zu kurz und so können die Besucher<br />

den ausgedehnten Park zum Picknick nutzen oder<br />

sich im hauseigenen Restaurant die Verbindung<br />

von Speisen und Wein auf der Zunge zergehen<br />

lassen. Beim ersten Besuch ist der Gast vielleicht<br />

ein bisschen verloren und mag sich wie in einem<br />

Freiluftmuseum vorkommen. Der Park mit den Skulpturen,<br />

das hochmoderne Gebäude und die Ausstellungen lassen<br />

nicht an eine Weinhandlung denken. Aber bald ist klar,<br />

hier müssen alle Klischees über Bord geworfen werden.<br />

Sinnesfreude ist die Devise.<br />

Aber dann doch der Verkaufsraum. Was einen hier erwartet,<br />

ist eine Ausstellungsfläche, vollkommen einzigartig<br />

in Frankreich, die auf 1.000 Quadratmetern eine Auswahl<br />

der besten Weine präsentiert. Sie werden für Preise zwischen<br />

drei und 1.000 Euro angeboten. Doch handelt es<br />

sich nicht nur um gute Tropfen aus Frankreich, sondern um<br />

Weine aus aller Welt. Das ist erwähnenswert, denn mitten<br />

La Winery<br />

im Bordelais ist das überhaupt<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Aber zunächst ist man<br />

nicht nur hier, um Wein zu<br />

kaufen. Dieses schnöde Ansinnen<br />

kann gleich wieder<br />

aufgegeben werden. Im Verkaufsraum<br />

bietet eine große<br />

Bar unzählige Weine zum<br />

Verkosten an. Doch keine<br />

Furcht vor dem Überfluss.<br />

Junge und engagierte Weinexperten<br />

beraten die Besucher<br />

und stellen ihnen Weine<br />

ganz nach ihren Interessen<br />

zusammen. Niemand wird<br />

die Kunden belehren wollen,<br />

sondern im Gegenteil, die<br />

Gäste werden ermuntert,<br />

ihre Eindrücke von den<br />

Weinen zu schildern. Diese<br />

Erfahrung ist sehr lehrreich,<br />

denn wie arm ist doch oft das<br />

Ausdrucksvermögen. Schnell<br />

stellt man fest, dass ein einfaches:<br />

« mag ich » oder « mag ich nicht » kaum genügt. Man<br />

beginnt, sich in die Weine hineinzuschmecken – und hineinzudenken.<br />

Die Önologen des Hauses helfen dabei auf<br />

sympathisch-unaufdringliche Weise.<br />

Ein besonderes Angebot, das die Winery ihren Besuchern<br />

macht, ist das « Weinabzeichen ». Für einen kleinen<br />

Obolus kann man testen, was für ein Weintrinker man ist.<br />

In einer Blindverkostung werden die Teilnehmer angehalten,<br />

sechs Weine (geordnet nach Alter, Rebsorte, Herkunft<br />

und anderen Merkmalen)<br />

geschmacklich zu bewerten.<br />

Mit den Ergebnissen wird jedem<br />

Verkoster ein Weinprofil<br />

zugewiesen: der Ästhet, der<br />

Modebewusste, der Entdecker<br />

oder der Gourmet. Anhand<br />

dieses Profils erhält der<br />

Kunde einen speziellen Plan,<br />

der ihn zu jenen Weinen leitet,<br />

die zu seinem Geschmack am besten passen dürften.<br />

Ganz klar, die Winery ist auch ein Ort des Kommerzes<br />

und in diesem Sinne organisiert. Doch bleibt der Eindruck,<br />

dass es den Betreibern mit ihrem Anliegen ernst ist, ihren<br />

Kunden einen neuen Zugang zum Wein zu vermitteln. Das<br />

ist sympathisch und wirkt ehrlich. Schließlich finden die<br />

Kunden dort jederzeit ein offenes Ohr, werden bei ihrer<br />

Wahl ausführlich beraten und sogar gelehrt, ihren Weingeschmack<br />

besser zu verstehen. Dass sie am Ende auch<br />

ermuntert werden, die Weine zu kaufen, versteht sich von<br />

selbst. Wer sowieso zum Kaufen bereit ist, wird es in dieser<br />

kreativen Atmosphäre um so lieber tun…<br />

Rond-Point des Vendangeurs<br />

Départementale 1<br />

33460 Arsac-en-Médoc<br />

Telefon +33 (0)5 56 39 04 90<br />

www.winery.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 89


Art de vivre Genuss<br />

Das Edle<br />

der<br />

Kastanien<br />

Im Herzen des Landes, da wo Frankreich<br />

vielleicht am unaufgeregtesten französisch<br />

ist, in der Ardèche, liegt sein größtes Anbaugebiet<br />

für Esskastanien. Das Städtchen mit<br />

dem bezaubernden Namen Joyeuse (dt. die<br />

Freudige), ganz im Süden des Departements,<br />

hat der Kultur der Esskastanie sogar ein eigenes<br />

Museum gewidmet. Es wird von der Gemeinde<br />

Joyeuse unterhalten und dokumentiert<br />

die jahrhundertealte Kultur des Kastanienanbaus.<br />

Wir sprachen mit seiner Leiterin,<br />

der Deutschen Ulla Falke.<br />

Frau Falke, was ist so interessant an der Esskastanie, dass<br />

man ein eigenes Museum dafür braucht?<br />

Lacht. Schon der Fakt an sich, dass es « die » Esskastanie<br />

gar nicht gibt. Wussten Sie, dass man über 200<br />

Sorten zählt und wir alleine in der Ardèche 60 davon anbauen?<br />

Es gibt viele Unterschiede, im Geschmack, in der<br />

Form, in der Konsistenz usw. Als ich nach Joyeuse kam,<br />

habe ich einmal eine Verkostung gemacht – und war von<br />

der Vielfalt verblüfft. Nicht umsonst bezeichnet man die<br />

kultivierte Frucht als Edelkastanie.<br />

Was kann man aus Kastanien denn alles machen?<br />

Viel mehr als Sie denken. Nicht nur die Früchte werden<br />

genutzt und zu Lebensmitteln verarbeitet, der Baum selbst<br />

liefert auch hochwertige Produkte. Zum einen das Holz,<br />

das sich sehr gut verarbeiten lässt. Und dann enthält die<br />

Kastanie auch Tanine, die für das Färben von Seide und<br />

Leder von Bedeutung sind. Früher gingen der Kastanienanbau<br />

und die Seidenraupenzucht miteinander einher und<br />

brachten der Bevölkerung einen ansehnlichen Wohlstand.<br />

Allerdings war es irgendwann lukrativer, die Bäume zu fällen<br />

und ihr Holz zu verwerten. Das war dann der Beginn<br />

des Niedergangs des professionellen Kastanienanbaus.<br />

Kastanien als Nahrungsmittel<br />

Brotbaum nannte man früher die Kastanie, deren Frucht ab<br />

dem Mittelalter das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung der<br />

Ardèche war. Die Kastanien wurden im Winter in speziellen<br />

Scheunen gelagert und ließen sich so bis zum folgenden Frühjahr<br />

verzehren. Aus den Früchten wurde Mehl gewonnen, aber auch<br />

die Zutaten für Süßspeisen und Liköre. Selbst ein Kastanienbier<br />

wurde gebraut und wird noch heute getrunken. Am bekanntesten<br />

aber ist die Crème de Marrons, der Brotaufstrich aus Kastanien.<br />

Die heute gängigen Produkte beinhalten aber kaum mehr<br />

als acht Prozent Kastanien aus einheimischer Ernte. Nur in der<br />

Ardèche selbst wird immer noch die originale Crème de Marrons<br />

hergestellt, zu 100 Prozent aus eigener Ernte und – natürlich –<br />

mit einem ganz eigenen Geschmack. Produziert wird auch in<br />

nennenswertem Umfang Kastanienmehl, das für Gluten-Allergiker<br />

geeignet ist. Aus ihm wird hauptsächlich Pasta hergestellt. Heute<br />

beträgt der Jahresertrag an Edelkastanien in der Ardèche<br />

5.500 Tonnen (in ganz Frankreich: 12.000 Tonnen), der von ca.<br />

500 Bauern erwirtschaftet wird. Zwei Genossenschaften und 16<br />

private Obst-Exporteure kümmern sich um die Vermarktung und<br />

beliefern vier industriell-verarbeitende Betriebe. Frankreich ist<br />

übrigens weltweit der achtgrößte Erzeuger für Esskastanien. Den<br />

Weltmarkt führen China, die Türkei und Südkorea mit jeweils über<br />

80.000 Tonnen pro Jahr an.<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Wird die Edelkastanie denn heute immer noch angebaut<br />

und kultiviert?<br />

Es gibt keine Bauern mehr, die davon leben können, aber<br />

als Nebenerwerb ist der Kastanienanbau aus der Ardèche<br />

nicht wegzudenken. Den Leuten hier gilt die Kultur der<br />

Edelkastanie sehr viel und die Produkte, die man daraus gewinnt,<br />

gehören zum täglichen Leben. In Deutschland gibt<br />

es ja auch wildwachsende Esskastanien, aber dort gehen die<br />

Leute höchstens aus Liebhaberei Kastanien sammeln. Hier<br />

dagegen baut man die Kastanie seit 1000 Jahren in Plantagen<br />

an, ähnlich den Terrassenfeldern, die man von den<br />

Olivenbäumen her kennt. Es ist noch keine 100 Jahre her,<br />

da lebten die Leute hier ausschließlich von diesem Anbau.<br />

Nutzen Sie selbst auch die Kastanienfrüchte?<br />

Aber sicher. Auf unserem Grundstück standen 35<br />

Bäume, als wir es kauften. Heute sind es leider nur noch<br />

<strong>15</strong>, weil wir eine Schädlingsplage hatten, eine Pilzerkrankung,<br />

die man Tintenkrankheit nennt. Es gibt bis heute<br />

kein Gegenmittel dafür und die Plage ist sehr gefürchtet<br />

in der Ardèche. Aber die Bäume, die uns geblieben sind,<br />

werden von uns intensiv gepflegt und wir nutzen ihren<br />

Ertrag. Und das ist normal hier, das macht jeder so.<br />

Verraten Sie uns, was man in Ihrem Museum besichtigen<br />

kann.<br />

Wir sind zwar ein kleines Museum, aber zählen jährlich<br />

<strong>15</strong>.000 Besucher. Die Zahl zeigt schon, dass es eine Menge<br />

zu sehen gibt bei uns. Das Museum ist mitten in der Altstadt<br />

von Joyeuse in einem ehemaligen Kloster untergebracht. Wir<br />

zeigen den Alltag der Kastanienbauern aus mehreren Jahrhunderten,<br />

ihre Gerätschaften und Produkte. Zum Beispiel<br />

Möbel, die aus einem einzigen Kastanienstamm gefertigt und<br />

zwei Meter breit sind. Daneben wird ausführlich der Kastanienanbau<br />

erklärt und natürlich haben wir auch Lebensmittel<br />

aus Kastanien zum Probieren. Jede Führung schließt bei uns<br />

mit einer Verkostung ab. Selbstverständlich kann man bei<br />

uns auch Produkte aus Esskastanien kaufen.<br />

Frau Falke, geben Sie uns noch einen Tipp: Was ist eine Spezialität<br />

aus Kastanien, die Sie unbedingt empfehlen würden?<br />

Machen Sie einen Kir aus Kastanienlikör – das ist ein<br />

unschlagbarer Aperitif! Einfach einen trockenen Weißwein<br />

nehmen und mit etwas Kastanienlikör mischen. Sie<br />

werden süchtig danach!<br />

Frau Falke, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Frau Falke, wie kommt man als Deutsche in die Ardèche<br />

und wird Leiterin eines Museums für Edelkastanien?<br />

Ja, das ist alles ein großer Zufall. Obwohl ich mittlerweile<br />

nicht mehr daran glaube, dass es Zufälle im Leben<br />

gibt. Im Wendejahr 1989/90 lebte ich in Berlin und arbeitete<br />

als Psychologin, als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte.<br />

Er ist Franzose und ich stand vor der Entscheidung,<br />

nach Frankreich zu ziehen. Es war das Jahr der großen politischen<br />

Veränderungen, vielleicht haben die auch auf mein<br />

Privatleben gewirkt… Jedenfalls habe ich kurzentschlossen<br />

alles hinter mir gelassen: meine Heimat, meinen alten<br />

Beruf, die Freunde. Wir haben zunächst im Elsass gelebt<br />

und ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Irgendwann hatten<br />

wir dann einen Tapetenwechsel nötig – und wollten vor<br />

allem in eine Gegend, wo es keine Menschenmassen gibt.<br />

Da verliebten wir uns in die Ardèche. Wir haben uns als<br />

Fremde hier gut eingelebt. Vor sieben Jahren kam dann das<br />

Angebot des Museums. Man suchte jemanden, der mehrere<br />

Sprachen spricht und Erfahrungen im Kulturbereich hat.<br />

So wurde ich, als Deutsche, hier Museumsleiterin. Anfangs<br />

haben manche scheel geguckt, aber heute bin ich völlig akzeptiert.<br />

Damals übrigens, im Elsass, wohnten wir in der<br />

Rue de la Châtaigneraie (dt. Kastanienstraße). Wenn das<br />

keine Vorbestimmung war, oder?<br />

Musée de la Châtaigneraie<br />

Parvis de l’église<br />

07260 Joyeuse<br />

Telefon: +33 (0)4 75 39 90 66<br />

E-<strong>Mai</strong>l: musee-chataigneraie@pays-beaumdrobie.com<br />

Öffnungszeiten<br />

<strong>15</strong>.3. – <strong>15</strong>.11.<br />

Mo – Fr 9.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />

1.5. – 30.9.<br />

zusätzlich Sa/So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Führungen nach vorheriger Reservierung<br />

Wir sind verblüfft!<br />

Deswegen sage ich ja, manches ist im Leben vielleicht<br />

gar nicht so zufällig.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 91


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Mit<br />

diesem Rezept kommt der Sommer auf Ihren<br />

Tisch. Wenn Sie die Möglichkeit haben, grillen Sie<br />

den Lachs und selbst die Auberginen draußen im<br />

Garten. Das hilft, den Fischgeruch im Haus zu<br />

vermeiden. Dazu einen guten Weißwein, und Ihre<br />

Gäste werden glücklich sein. Bon appétit!»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />

chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 4 Personen<br />

Vorbereitungszeit: 20 min<br />

Garzeit: 30 – 40 min<br />

Pavé de saumon<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


Zutaten<br />

4 Lachsfilets<br />

3 große Auberginen<br />

2 Tomaten<br />

2 EL Olivenöl<br />

2 – 3 Knoblauchzehen<br />

1 reife Zitrone<br />

2 EL gehackte<br />

Petersilie<br />

Zubereitung<br />

•<br />

Den Backofen auf 250 Grad vorheizen. Das Gemüse<br />

waschen. Anschließend die Tomaten enthäuten, entkernen<br />

und in Würfel schneiden. Die Auberginen der<br />

Länge nach in drei Teile spalten. Den Knoblauch schälen,<br />

die Zitrone auspressen und die Petersilie zerrupfen.<br />

• Die Auberginen im Ofen 30 bis 40 Minuten auf<br />

einem Blech garen lassen. Dabei einmal wenden.<br />

Danach das Fleisch der Auberginen mit einem<br />

Löffel herausschälen und in eine Schale geben. Den<br />

Knoblauch darüber auspressen, das Olivenöl und<br />

den Zitronensaft hineingeben. Die Masse sollte aber<br />

nicht zu flüssig werden. Alles gut vermischen und<br />

zum Schluss die Petersilie darunterheben. Das Püree<br />

bei Zimmertemperatur gut durchziehen lassen.<br />

• Eine beschichtete Pfanne ohne Bratfett aufheizen<br />

und die Lachsfilets auf der Hautseite 5 Minuten<br />

dünsten. Salzen und pfeffern. Den Lachs auf<br />

den anderen Seiten garen, bis er blass-rosa ist.<br />

Im Inneren sollte er halb durchgegart sein.<br />

• Den Lachs mit dem erkalteten Auberginenpüree<br />

und den Tomatenwürfeln servieren.<br />

Weinempfehlung<br />

•<br />

Zu diesem Gericht passt ein trockener Weißwein,<br />

z.B. ein Pouilly sur Loire. Dessen reichhaltiger<br />

und ausgewogener Geschmack wird sich als<br />

ein idealer Begleiter zum Lachs erweisen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 93


Leserbriefe<br />

Seit eineinhalb Jahren erwarte ich<br />

alle zwei Monate Ihre Zeitschrift und<br />

fühle mich mit jedem Bericht ein Stück<br />

im Urlaub. Land und Leute werden dem<br />

Leser so nah gebracht, man möchte die<br />

Koffer packen und sofort losfahren. Kinovorschauen<br />

und Musikneuheiten sind<br />

genauso interessant wie wunderschöne<br />

Einblicke ins Land und in weniger touristische<br />

Regionen wie zum Beispiel das<br />

Loir-Tal und die Baie de Somme in der<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14. Übrigens unser nächstes<br />

Erkundungsziel, da sonst immer nur<br />

Durchfahrtsregion in die Bretagne. Auf<br />

noch viele so schöne Berichte!<br />

Jana Marschallek, Hannover<br />

Zuerst einmal ein großes Kompliment<br />

für Frankreich erleben. Ich finde<br />

vieles wieder, was ich kenne und lerne<br />

immer noch etwas Neues. Die Zeitung<br />

ist sehr gut gemacht, besonders der<br />

Kulturschock gefällt mir. Das Einzige,<br />

was mir nicht gefällt – und das ist<br />

wirklich das Einzige – ist die farbige<br />

Hinterlegung der Schrift auf vielen<br />

Seiten. Ich habe keine sehr guten Augen,<br />

auch die Brille hilft nicht mehr<br />

viel, und das Lesen dieser farbig hinterlegten<br />

Seiten ist für mich mühsam.<br />

Maria Geismann, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-<strong>Mai</strong>l: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

Herzlichen Glückwunsch zum<br />

2-jähri gen Bestehen Eurer Zeitschrift.<br />

Wir besitzen ein Abo seit der ersten<br />

Aus gabe und müssen sagen, dass Ihr für<br />

Frank reich-Fans eine Marktlücke geschlossen<br />

habt. Eure Beiträge, Fotos und<br />

In for mationen rund um unser Lieblingsferien<br />

land verkürzen unsere Wartezeit bis<br />

zum nächsten Urlaub. Wir können Euer<br />

Magazin uneingeschränkt weiterempfehlen.<br />

Bitte weiter so mit Eurer breiten<br />

Palette an Informationen und Fotos. Wir<br />

haben aber auch einen Tipp für alle: Wer<br />

Märkte liebt, der sollte einmal an einem<br />

Samstag nach Uzès (Département Gard)<br />

fahren. Dieser Markt erstreckt sich durch<br />

die Altstadt des 8.000 Einwohner umfassenden<br />

Städtchens.<br />

Nicole und Florian Kluge, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Mit dem Thema Henri IV. haben<br />

Sie – hoffentlich – eine neue interessante<br />

Serie über geschichtliche Personen eröffnet.<br />

Bitte lassen Sie bald einen Auf satz<br />

über Charles de Gaulle und Co lom beyles-Deux-Eglises<br />

folgen, mög lichst noch<br />

in diesem Sommer, damit vor Winteranfang<br />

ein Besuch mög lich ist.<br />

Wolfgang Seubert, Altrip<br />

Redaktion: Wir werden gerne auch in Zu kunft<br />

in unregelmäßigen Abständen über Persönlichkeiten<br />

aus der Geschichte berichten.<br />

Vielen Dank für den Artikel über<br />

Bernard Kouchner in der Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>.12. Dieser Mann hat mich durch<br />

seine Arbeit schon lange beeindruckt.<br />

Umso mehr freut es mich, dass Sie<br />

ihm einen ganzen Artikel gewidmet<br />

haben. Hier in Deutschland bekommt<br />

man soviel ja nicht mit, wenn man von<br />

Herrn Sarkozy mal absieht. Machen<br />

Sie weiter so! Und Kompliment auch<br />

für Ihre schönen Fotos.<br />

Martin Mahler, Göttingen<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: Fotolia, Urbanhearts • S.3: Ajc Presse • S.6 : Fotolia, Beboy; Ajc<br />

Presse, Dominique Cache, Globus Medien • S.7: International Committee for<br />

the Preservation of Lascaux, Laurence Léauté Beasley; Pathé France • S.8:<br />

DR • S.9: Ajc Presse • S.10: DR; Frédéric Swierczynky • S.12-13: Ajc presse,<br />

Dominique Cache; Office du Tourisme de Paris (OTP), David Lefranc; Institut<br />

du Monde Arabe, Georges Fessy; Ecole Grégoire Ferrandi, Natacha Nikouline;<br />

Musée des Plans Reliefs, C. Carlet; OTP, Marc Bertrand; OTP, Philippe Wang;<br />

OPT, Marc Verhille; OTP Amélie Dupont; Direction des Affaires Culturelles<br />

(DAC), Christophe Foin; Aéroparis, Olivier Roux; OTP, Fabian Charaffi;• S.16:<br />

Ajc Presse; Musée du Louvre • S. 17-21: Ajc Presse • S.22: Ajc Presse; Musée<br />

Carnavalet Paris • S.24: OTP, Amélie Dupont; Ajc Presse, Dominique Cache •<br />

S.25, OTP David Lefranc; Ajc Presse, Dominique Cache • S.26: Ajc Presse,<br />

Dominique Cache; OTP, Amélie Dupont • S.27: Ajc Presse, Dominique Cache •<br />

S.28: Ecole Grégoire Ferrandi, Natacha Nikouline; Ajc Presse, Dominique Cache<br />

• S.29: Musée des Plans Reliefs, C. Carlet; Ajc Presse, Dominique Cache;•<br />

S.30: Unesco Paris; OTP, Amélie Dupont • S.31: Ajc Presse, Dominique Cache<br />

• S.32: Paris Story • S.33: OTP, Marc Bertrand • S.34: OTP, Claire Pignol •S.35:<br />

OTP, Philippe Wang • S.36-37 • S.38: Cinémathèque, Stéphane Dabrowski<br />

• S.39: OTP, Marc Verhille • S.40: OTP, Fabian Charaffi • S.41-42: DAC,<br />

Christophe Fouin • S.43: Aéroparis, Olivier Roux • S.44: Ajc Presse, Dominique<br />

Cache • S.45: Press4u, Le Wagon Bleu • S.46: OTP, Fabian Charaffi • S.47:<br />

OTP, Amélie Dupont • S.48: Ajc Presse, Dominique Cache • S.49: OTP, Fabian<br />

Charaffi • S.50: OTP, Marc Verhille • S.55: Chantal Cobac für Ajc Presse •<br />

S.58-59: Ajc Presse, Dominique Cache • S.60-61: International Committee for<br />

the Preservation of Lascaux, Laurence Léauté Beasley • S.64-67: Ajc Presse,<br />

Serge Robin • S.68-72: Ajc Presse • S.74: S.46: OT Paris, David Lefranc •<br />

S.48-49: Globus Medien • S.52-55: <strong>Mai</strong>rie de Paris • S.56: XX • S.60-63: Ajc<br />

Presse, Maurice Albert • S.64-67: Globus Medien • S.70-73: OT Biarritz • S.74:<br />

Ot Brinaçon, Jean-Louis Francou • S.75-77: Globus Medien, Jan Grasshoff<br />

• S.78-79: Hôtel Dolce Fregate • S.80: Arte, DR • S.82-83: Pathé France •<br />

S.84-87 • S.88-89: Ajc Presse, Serge Robin, M.A. • S.90-91: Musée de la<br />

Châtaigneraie • S.92-93: Fotolia, Pascal Cribier; Ajc Presse, M.A • S. 98: Ajc<br />

Presse, Dominique Cache; M.A., Serge Robin.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 43091648<br />

Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Walter Bianchi, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />

Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Ursula Hennigfeld, Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich,<br />

Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

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un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die<br />

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94 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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Übersicht der<br />

Reisethemen, nach<br />

Regionen geordnet:<br />

7<br />

8<br />

6<br />

5<br />

9<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

12<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />

Weinen<br />

10<br />

Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />

1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />

Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />

Jahrhunderts<br />

12<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />

Autos Frankreichs, der Ente<br />

6<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />

Konsumtempel<br />

6<br />

<strong>Mai</strong>son de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />

2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />

4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />

Arc-et-Senans<br />

7<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13


Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18.<br />

Jahrhundert trifft<br />

13<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />

die Berufe entlang der Küste<br />

4<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />

interessiere dich für die Leyre...»<br />

4<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />

Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />

Oradour-sur-Glane<br />

11<br />

Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />

«Manons Rache»<br />

10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines <strong>15</strong>0 Jah re alten Bambusgartens 4<br />

Gastronomie - Calissons 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel - HI, Nizza 8<br />

Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />

10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

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Bretagne<br />

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sich um<br />

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Wälder?<br />

Atlantikküste<br />

Bootstour in der Bucht von Arcachon<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16 - Juli / August <strong>2008</strong> erscheint am 25. <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>


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