Nr. 15 - Mai / Juni 2008
Paris: alle 20 Arrondissements neu entdecken Höhlenmalereien von Lascaux: Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr Vittel: vom Kurort zur Weltmarke Esskastanien: Spezialität aus der Ardèche Rezept: Pavé de saumon
Paris: alle 20 Arrondissements neu entdecken
Höhlenmalereien von Lascaux: Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr
Vittel: vom Kurort zur Weltmarke
Esskastanien: Spezialität aus der Ardèche
Rezept: Pavé de saumon
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>15</strong> · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />
Paris<br />
Alle 20 Arrondissements<br />
neu entdecken<br />
Höhlenmalereien von Lascaux<br />
Einzigartiges Weltkulturerbe in Gefahr<br />
Vittel<br />
Vom Kurort zur<br />
Weltmarke<br />
Esskastanien<br />
Spezialität aus<br />
der Ardèche<br />
Ein Film<br />
macht Furore<br />
Exklusivinterview<br />
mit Dany Boon<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wussten Sie schon, dass man in Paris immer noch Spuren<br />
vom Standort der letzten öffentlichen Guillotine finden<br />
kann? Oder dass das Originalmodell für die New Yorker<br />
Freiheitsstatue unscheinbar im Jardin du Luxembourg<br />
steht? Oder dass Kinder sich an einem echten Bauernhof<br />
inmitten der pulsierenden Weltstadt erfreuen können?<br />
Paris ist immer wieder für Überraschungen gut und<br />
bietet Besuchern eine fast endlose Auswahl an Attraktionen.<br />
Wenn Sie zum ersten Mal an die Seine<br />
reisen, werden Sie wahrscheinlich mit der Besichtigung<br />
der klassischen Sehenswürdigkeiten beschäftigt sein.<br />
Doch spätestens bei Ihrem zweiten Besuch sollten<br />
Sie die oftmals ausgetretenen Pariser Touristenpfade<br />
verlassen und sich auch in den<br />
weniger bekannten Stadtteilen umsehen.<br />
Denn gerade dort findet man noch Orte,<br />
die meist nur die Einheimischen kennen<br />
und die ein sehr authentisches Lebensgefühl<br />
der Metropole vermitteln. Wir<br />
haben in dieser Ausgabe deshalb eine<br />
Reihe von kleineren und größeren<br />
Entdeckungstouren in allen 20<br />
Arrondissements zusammengestellt, die<br />
Ihre nächste Reise in die französische<br />
Hauptstadt noch spannender werden lassen.<br />
Für alle, die es mehr in den Süden des Landes<br />
zieht, haben wir zwei attraktive Städte besucht,<br />
die im deutschsprachigen Raum noch recht<br />
unbekannt sind: Briançon und Albi. Beide Orte<br />
verbindet man mit großen Namen – Vauban für<br />
die kleine Alpenstadt, Henri de Toulouse-Lautrec<br />
für die Gemeinde am Tarn – und lohnen<br />
wegen ihrer Sehenswürdigkeiten<br />
und ihrer Lage mit<br />
Sicherheit einen Abstecher. Außerdem<br />
möchten wir Sie nach Vittel in Lothringen<br />
entführen, dessen Ortsnamen die meisten heute<br />
eher mit dem Etikett einer Wasserflasche als mit dem<br />
Namen eines altehrwürdigen Thermalbades verbinden.<br />
Weniger Erfreuliches müssen wir Ihnen dagegen aus<br />
dem Limousin berichten. Dort sind die weltberühmten<br />
Felszeichnungen in der Höhle von Lascaux, die zum<br />
UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit gehören,<br />
ernsthaft in ihrem Fortbestand bedroht. Nachdem die<br />
Höhlenmalereien über Jahrtausende bewahrt blieben,<br />
schaffte es der Mensch jetzt in wenigen Jahren,<br />
dieses einzigartige Zeugnis aus prähistorischer<br />
Zeit zu gefährden. Als sei dies nicht schon<br />
schlimm genug, schien der französische<br />
Staat diesen Umstand – unbewusst oder<br />
absichtlich – gänzlich ignorieren zu wollen.<br />
Erst das engagierte Einschreiten von<br />
Wissenschaftlern und Künstlern brachte<br />
die Angelegenheit ins Bewusstsein<br />
der Öffentlichkeit. Nun hat sich sogar die<br />
UNESCO eingeschaltet und droht damit, die Stätte<br />
auf die rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes<br />
zu setzen. Für Außenstehende wirkt die Affäre wie ein<br />
Krimi – leider jedoch mit traurigem Realitätsbezug.<br />
In diesen Zusammenhang passt auch eine Diskussion,<br />
die das Time Magazine vor einigen Monaten<br />
mit der Behauptung lostrat, dass die französische<br />
Kultur ihre internationale Strahlkraft verloren habe.<br />
Wir gehen in dieser Ausgabe aber nicht nur dieser<br />
Fragestellung nach, sondern haben uns dem französischamerikanischen<br />
Verhältnis auch einmal auf ganz andere<br />
Weise genähert, und zwar mit einem Augenzwinkern.<br />
Aber lesen Sie selbst in unserem Kulturschock.<br />
Titelblatt: Notre-Dame (Paris)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 5
Inhalt<br />
Paris – Alle 20 Arrondissements neu entdecken · 12<br />
In Paris kann man mit einem einfachen Metroticket von Kontinent zu Kontinent « reisen ». Chinesen, Inder, Japaner, Afrikaner –<br />
Menschen aus aller Welt bereichern das kulturelle Leben der französischen Hauptstadt und haben ihre eigenen Stadtviertel. Wir<br />
stellen Ihnen aber nicht nur die ethnische Vielfalt an der Seine vor, sondern zeigen Ihnen auch den Weg zu ungewöhnlichen<br />
Sehenswürdigkeiten und echten Geheimtipps der Pariser im gesamten Stadtgebiet, Arrondissement für Arrondissement.<br />
Albi · 64<br />
Einst war die Stadt am Tarn<br />
eine Hochburg der Katharer,<br />
wovon die mächtige<br />
Kathedrale bis heute<br />
zeugt. Doch auch der<br />
Name Henri de Toulouse-<br />
Lautrec wird mit Albi<br />
verbunden.<br />
Briançon · 74<br />
An der Schnittstelle von<br />
vier Alpentälern gelegen,<br />
locken in Briançon beeindruckende<br />
Festungen<br />
von Vauban und eine<br />
idyllische Umgebung, die<br />
zum Wandern einlädt.<br />
Vittel · 68<br />
Auf Reportage in einem Ort, der für sein<br />
Wasser berühmt ist. Ob als Heilbad<br />
oder als Getränkemarke – mit Vittel wird<br />
Wellness und Gesundheit verbunden.<br />
Seit <strong>15</strong>0 Jahren...<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Fokus<br />
12 Paris – Alle 20 Arrondissements neu entdecken<br />
16 1. bis 4. Arrondissement<br />
26 5. bis 7. Arrondissement<br />
31 8. bis 12. Arrondissement<br />
40 13. bis <strong>15</strong>. Arrondissement<br />
44 16. bis 20. Arrondissement<br />
52 Reise-Infos Paris<br />
Höhlenmalereien<br />
· 60<br />
Die weltberühmten<br />
Felszeichnungen von<br />
Lascaux sind in ihrem<br />
Fortbestand ernsthaft<br />
bedroht und die<br />
Verantwortlichen scheint<br />
es kaum zu kümmern.<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
64 Albi Die ziegelrote Stadt am Tarn<br />
68 Vittel Vom Kurort zur Weltmarke<br />
74 Briançon Stadt auf mehreren Etagen<br />
78 Hotel Dolce Frégate, Provence<br />
Esskastanien · 90<br />
Vielseitige Früchte mit<br />
Stacheln. Die jahrhundertealte<br />
Kultur der Esskastanien<br />
in der Ardèche.<br />
Frankreich heute<br />
56 Französische Kultur Es geht bergab. Oder?<br />
58 Taxigewerbe Eine Reform lässt auf sich warten<br />
60 Lascaux Weltberühmte Felszeichnungen<br />
von Zerstörung bedroht<br />
Art de vivre<br />
82 Film Exklusivinterview mit dem Regisseur Dany Boon<br />
84 Kulturprogramm <strong>Mai</strong> & <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />
86 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />
88 Wein Eine kleine Revolution: die Winery<br />
90 Genuss Das Edle der Kastanien<br />
92 Chantals Rezept Pavé du Saumon<br />
Rubriken<br />
12-52<br />
Dany Boon · 88<br />
Er ist der Shootingstar des<br />
französischen Kinos. Sein<br />
erster Film schlägt alle Rekorde.<br />
Ein Exklusivinterview<br />
mit dem Jungregisseur.<br />
68<br />
5 Editorial<br />
8 On en parle<br />
51 Abonnement<br />
54 Kulturschock<br />
62 Leben in Frankreich<br />
80 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Heftnachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
88<br />
60<br />
64<br />
90<br />
78<br />
74<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 7
On En Parle<br />
Der Bling-Bling-Präsident<br />
Die Franzosen haben einen neuen Ausdruck entdeckt:<br />
Bling-Bling. Ursprünglich stammt diese Bezeichnung<br />
aus der Rap-Szene und bezeichnet eine protzige<br />
Zurschaustellung von funkelnden Schmuckstücken, etwa<br />
Goldketten, Diamantringen usw. Doch in letzter Zeit wird<br />
damit gerne der von vielen als neureich empfundene Stil<br />
von Nicolas Sarkozy herabgewürdigt. Manche sprechen<br />
sogar vom Bling-Bling-Präsidenten.<br />
Unweltschutz I: Vorbildliche Kläranlage<br />
In Vezins im Departement <strong>Mai</strong>ne-et-Loire wurde kürzlich eine neue Kläranlage in<br />
Betrieb genommen, die mit rein natürlichen Prozessen arbeitet. Die Reinigung des<br />
Abwassers erfolgt dabei ausschließlich auf mechanischer und pflanzlicher Basis –<br />
ein Novum in Frankreich. Für die Anlage musste unter anderem ein Bambushain<br />
auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern angepflanzt werden.<br />
Umweltschutz II:<br />
Ökologisches<br />
Hochhaus<br />
Pfingstmontag wird<br />
wieder Feiertag<br />
Vor ein paar Jahren wurde in Frankreich<br />
unter Protesten der Pfingstmontag als<br />
Feiertag abgeschafft, um den damit<br />
erzielten Produktivitätsgewinn der Soli<br />
dar gemeinschaft zugutekommen zu<br />
lassen. Nun macht die Regierung eine<br />
Kehrt wendung: Der Pfingstmontag soll<br />
wieder zum Feiertag werden. Im Gegenzug<br />
sollen die Unternehmen aber mit<br />
ihren Mitarbeitern auf eine andere Art<br />
und Weise einen Tag der Mehrarbeit<br />
vereinbaren, entweder durch die<br />
Kürzung eines Urlaubtages oder sonstige<br />
Mehrarbeit von mindestens sieben<br />
Stunden im Jahr.<br />
Nun ist es endgültig<br />
entschie den: Der Versich<br />
er ungs konzern Av iva<br />
wird bis 2012 ein neues<br />
Hoch haus mit dem<br />
wohl kling en den Na men<br />
« Car pe Diem » im Pa riser<br />
Ge schäfts vier tel La Défense<br />
er richt en las sen.<br />
Das Ge bäude soll 166<br />
Met er hoch und be sonders<br />
ö ko lo gisch sein. So<br />
sor gen die Neigungen<br />
der Fas sa den für einen<br />
op ti ma len Licht ein fall<br />
und So lar tech nik weit gehend<br />
für die Er wärmung<br />
des be nö tig ten Wassers.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich rückt nach links<br />
Die Kommunal- und Kantonalwahl im März war<br />
ein starkes Votum der Franzosen gegen die jetz ige<br />
Regierung. Die auf nationaler Ebene in der Op posi<br />
tion befindliche sozialistische Partei schaffte es,<br />
auf lokaler Ebene stärkste Kraft im Land zu werden.<br />
Wäh rend die Sozialisten schon vorher 20 der 22<br />
Re gi o nen Frankreichs anführten, kontrollieren sie<br />
nach der Kommunal- und Kantonalwahl nun auch<br />
59 der 101 Departements, acht mehr als zuvor.<br />
Außer dem stellt die politische Linke jetzt die Bürger<br />
meister von Toulouse, Straßburg, Reims und<br />
Saint-Etienne, die vorher von den Konservativen regiert<br />
wurden. Insgesamt werden sieben der zehn<br />
größten Städte bzw. 14 der 20 größten Städte von<br />
den Sozialisten geführt. Auch Bertrand Delanoë<br />
in Paris konnte sein Bürgermeisteramt gegenüber<br />
der konservativen Herausforderin verteidigen.<br />
Bor deaux bleibt dagegen rechts: Der ehemalige<br />
Pre mier minister Alain Juppé erhielt dort bereits im<br />
ersten Wahl gang 56 Prozent der Stimmen, ein Ergebnis,<br />
mit dessen Ein deutigkeit selbst er vorher<br />
nicht gerechnet hatte. Frankreichs jüngster Bürger<br />
meister wird der parteilose 23-jährige David<br />
Lefèvre in Friville-Escarbotin, einer 5.000 Einwohner<br />
zählenden Kommune im Departement Somme.<br />
Französische Küche als<br />
UNESCO Weltkulturerbe?<br />
Nicolas Sarkozy ist nicht für seine Zurück haltung bekannt.<br />
Einer sein er neuestens Coups zielt auf die französische<br />
Küche ab: Der Staats präsident will, dass die kulinarischen<br />
Errungenschaften seines Volkes von der UNESCO als<br />
Weltkulturerbe der Menschheit anerkannt werden. Doch<br />
auch wenn die französische Küche die Voraussetzungen<br />
des Artikels 2 der Konvention zum Schutz des immaterialen<br />
Kulturgutes auf den ersten Blick erfüllen mag, ist mit einer<br />
Entscheidung der UNESCO nicht vor Mitte 2010 zu rechnen.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Reicher Norden<br />
Von wegen, der Norden Frankreichs sei arm. Laut dem Magazin<br />
Le Point leben die reichsten Franzosen in Croix im Departement<br />
Nord. Unter allen Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern ist<br />
das deklarierte Vermögen der 362 vermögenssteuerpflichtigen<br />
Bürger der Kommune am höchsten. Danach folgen erst die<br />
Pariser des 7. und des 8. Arrondissement.<br />
Die Zugfahrt als Kontaktbörse<br />
Geschäftsreisende im Thalys zwischen Deutschland, Belgien,<br />
den Niederlanden und Frankreich können aus ihrer Zugfahrt<br />
demnächst eine Kontaktbörse machen. Die Bahngesellschaft<br />
bietet an, dass man vor der Abfahrt die Herkunftsbranchen<br />
der Mitreisenden erfahren kann. Die Idee dahinter ist, das<br />
Kennenlernen während der Zugfahrt zu erleichtern und<br />
vielleicht zum Herstellen lohnender Kontakte beizutragen. Bleibt<br />
abzuwarten, was die Passagiere davon halten.<br />
Kommt der Kreuzer Colbert wieder nach Bordeaux?<br />
Es entbehrt nicht der Komik: Nachdem der Kreuzer Colbert 14<br />
Jahre lang im Hafen von Bordeaux lag, bevor er schließlich zum<br />
bretonischen Schiffsfriedhof in Landevennec gebracht wurde,<br />
könnte das Schiff bald wieder zum Verschrotten nach Bordeaux<br />
zurückkehren. Das Unternehmen Veolia Propreté hat verlauten<br />
lassen, dass es über die Ansiedlung einer Verschrottungsanlage<br />
für alte Schiffe in Bordeaux nachdenkt. Schätzungen gehen<br />
davon aus, dass rund 500.000 Tonnen Schiffsschrott in den<br />
nächsten zehn Jahren in Frankreich anfallen werden. Ein<br />
lukratives Vorhaben also.<br />
Paris unverändert teuer<br />
Der Immobilienmarkt der französischen Hauptstadt scheint<br />
unverändert krisensicher zu sein. Im Marais wechselte ein<br />
Stadtpalais gerade für unglaubliche 80 Millionen Euro seinen<br />
Besitzer. In Saint-Germain-des-Près würde ein solches Objekt<br />
sogar 100 Millionen Euro kosten.<br />
Chinesen steigen ins Weingeschäft ein<br />
Viele Franzosen sehen es mit gemischten Gefühlen, dass die<br />
chinesische Gruppe Longhai International kürzlich für 1,68<br />
Millionen Euro das Château Latour-Laguens, ein Weingut im<br />
Bordelais mit 63 Hektar und einer Produktion von rund 160.000<br />
Flaschen pro Jahr, erwarb. Auch wenn das Château nicht zu<br />
den ganz großen Namen gehört, ist es das erste Mal, dass ein<br />
französisches Weingut in chinesische Hände fällt.<br />
Low-Cost-Terminal in Bordeaux<br />
Der Flughafen von Bordeaux hat entschieden, für 5,5 Millionen<br />
Euro einen Low-Cost-Terminal für Billigfluggesellschaften zu<br />
bauen. Damit können zwei Millionen zusätzliche Passagiere pro<br />
Jahr abgefertigt werden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 9
On En Parle<br />
Schloss, 1.200 m 2 Wohnfläche,<br />
<strong>15</strong> ha Park, von ehemaligem<br />
Staatspräsidenten zu verkaufen<br />
Der Euro fürs Tägliche, der Franc fürs Besondere<br />
So oder so ähnlich könnte eine Annonce lauten,<br />
nachdem das Château de Varvasse von der<br />
Familie des ehemaligen Staatspräsidenten Valéry<br />
Giscard d’Estaing zum Verkauf ausgeschrieben<br />
wurde. In der Auvergne gelegen, wurde das<br />
Anwesen jedoch nur wenige Tage im Jahr von der<br />
erlauchten Familie bewohnt.<br />
Spitzengastronomie I:<br />
Blutspende gegen Gourmetspeise<br />
Die bekannte Sterneköchin Anne-Sophie Pic aus<br />
Valance (3 Sterne im Guide Michelin) hat mit einer<br />
ungewöhnlichen Aktion der Blutspendefaulheit<br />
ihrer Mitbürger nachgeholfen: Einen Tag lang<br />
verwöhnte sie freiwillige Blutspender mit einer<br />
kleinen kulinarischen Köstlichkeit aus ihrer Küche.<br />
Nach einer Untersuchung des nationalen Statistikinstituts INSEE haben<br />
sich die Franzosen beim Kauf von Waren des täglichen Bedarfs gut<br />
an den Euro gewöhnt. Geht es dagegen um Anschaffungen, die man<br />
weniger häufig tätigt, rechnen die meisten Landesbürger<br />
noch in Francs. Gerade ältere Menschen und<br />
Bewohner länd licher Gebiete nehmen noch<br />
die alte Lan des währung als Referenzgröße.<br />
Besonders gut an den Euro haben sich<br />
dagegen die Men schen in Paris und<br />
Umgebung sowie in den Über see de partements<br />
gewöhnt. Im Durch schnitt<br />
kal kulieren aber noch<br />
vier von zehn Haushal<br />
ten Aus ga ben<br />
und Ge hälter in<br />
Francs.<br />
Spitzengastronomie II: Marseille hat<br />
sein erstes 3-Sterne-Restaurant<br />
Größeres<br />
Anbaugebiet<br />
für Champagner<br />
Das INAO (Institut National de<br />
l’Origine et de la Qualité) hat einstimmig<br />
der Ausdehnung des Anbaugebietes des<br />
Champagners (AOC Champagne) auf<br />
weitere Kommunen zugestimmt. Diese<br />
Entscheidung kommt in einem Moment,<br />
in dem der edle Tropfen Verkaufsrekorde<br />
auf der ganzen Welt verzeichnet. 2007<br />
wurden 338,7 Millionen Flaschen abgesetzt,<br />
gegenüber 321,6 Millionen im Vorjahr.<br />
Allerdings wird man sich noch in Geduld<br />
üben müssen: Es wird erwartet, dass sich<br />
die Erweiterung des Anbaugebiets<br />
nicht vor 2021 positiv für die<br />
Konsumenten auswirkt.<br />
Das Erscheinen einer neuen Ausgabe des Guide<br />
Michelin ist immer ein heiß ersehnter Moment<br />
in Frankreich. Schließlich entscheidet der<br />
Restaurantführer über den Beginn und das Ende<br />
von Kochkarrieren. Die neueste Ausgabe zählt<br />
8.655 Adressen weltweit, davon 3.569 Restaurants.<br />
Davon können sich 26 mit drei Sternen, 68 mit<br />
zwei Sternen und 435 mit einem Stern schmücken.<br />
Dieses Jahr verlor eine Pariser Institution, der Grand<br />
Véfour, seinen dritten Stern, während Marseille<br />
dank Gérald Passédat im Petit Nice endlich<br />
sein erstes 3-Sterne-Etablissement erhielt. Mit<br />
insgesamt 191 Sternerestaurants ist Tokio jedoch die<br />
Gastronomiehauptstadt der Welt, zumindest wenn<br />
es nach dem Guide Michelin geht.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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Frankreich erleben 4.08
Fokus Paris<br />
Paris<br />
Alle 20 .<br />
Arrondissements<br />
neu entdecken<br />
Paris ist das beliebteste Reiseziel der Welt: Rund<br />
27 Millionen Besucher zieht die französische<br />
Hauptstadt jedes Jahr an, davon 17 Millionen<br />
aus dem Ausland. Die Tourismuswirtschaft der Metropole<br />
hat also keinen Grund zum Jammern. Sogar<br />
die US-Amerikaner (18 Prozent der Besucher)<br />
kommen wieder vermehrt an die Seine, gefolgt<br />
von den Briten (17 Prozent). Die Italiener, Japaner,<br />
Spanier und Deutschen sind mit jeweils<br />
rund sieben Prozent gleich stark vertreten.<br />
Und kaum ein Besucher, der nicht dem<br />
Charme der Stadt erliegt. Viele von ihnen<br />
kommen immer wieder.<br />
Glücklicherweise verteilen sich in Paris<br />
die Sehenswürdigkeiten über das ganze<br />
Stadtgebiet, so dass sich die vielen Touristen<br />
auf die verschiedenen Viertel der Metropole<br />
verteilen. Besonders attraktiv scheinen dabei<br />
zwei Sakralbauten zu sein: Spitzenreiter der<br />
meist besuchten Attraktionen ist die Kathedrale<br />
Notre-Dame (13 Millionen Besucher pro<br />
Jahr), gefolgt von der Basilika Sacré-Cœur<br />
auf dem Montmartre (acht Millionen Besucher).<br />
An dritter Position folgt schließlich<br />
die Kultur: Der Louvre lockt jährlich rund 7,5<br />
Millionen Touristen an. Knapp dahinter liegt<br />
das Messegelände, der Parc des Expositions de<br />
Paris, mit 7,2 Millionen Besuchern, was bereits<br />
darauf hindeutet, dass die französische Kapitale auch<br />
ein wichtiges Ziel für Geschäftsreisende ist. Der Eiffelturm<br />
dagegen kann erstaunlicherweise « nur » 6,7 Millionen Besucher für<br />
sich verbuchen, obwohl er für die meisten sicher unverändert das wichtigste<br />
Symbol der Seine-Metropole ist. Man muss aber auch zugeben, dass Platz<br />
auf den Plattformen des Eiffelturms ein rares Gut ist.<br />
Paris ist aber nicht nur die meist besuchte Stadt der Welt, sondern nun schon<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 13
Fokus Paris<br />
zum 27. Mal in Folge auch die Nummer Eins im internationalen<br />
Messe- und Kongressgeschäft. Das größte Verkaufsargument<br />
ist dabei die Stadt selbst. So gehen Fachleute<br />
davon aus, dass zu einem Kongress oder zu einer Messe<br />
zwischen zehn und 30 Prozent mehr Teilnehmer kommen,<br />
nur weil die Veranstaltung in Paris und nicht in einer anderen<br />
Stadt stattfindet.<br />
Es ist daher nicht erstaunlich, dass der Tourismus, egal<br />
ob Privat- oder Geschäftsreise, zu einem wichtigen Wirtschaftszweig<br />
in der französischen<br />
Hauptstadt geworden ist. Rund acht<br />
Milliarden Euro Umsatz werden in<br />
diesem Bereich erwirtschaftet. 330<br />
Millionen Euro spült allein die für<br />
Übernachtungsgäste in allen französischen<br />
Städten obligatorische Taxe de<br />
séjour (vergleichbar mit der Kurtaxe) in<br />
die städtischen Kassen. Paris scheint<br />
also auf der Sonnenseite des Lebens zu<br />
stehen.<br />
Dennoch will der bei den gerade<br />
abgehaltenen Kommunalwahlen mit<br />
über 57 Prozent der Stimmen wiedergewählte<br />
Bürgermeister Bertrand<br />
Delanoë nicht, dass sich die Stadt<br />
auf den Lorbeeren ausruht. Für ihn<br />
muss die Attraktivität der Metropole<br />
sorgfältig gepflegt und kontinuierlich<br />
weiterentwickelt werden. Gerade in<br />
Hinblick auf den immer härter werdenden<br />
Konkurrenzkampf zwischen<br />
den Ballungsräumen der Welt und in<br />
Anbetracht neu in Mode kommender<br />
Reiseziele müsse sich das touristische<br />
Angebot stetig den veränderten Bedürfnissen<br />
der Gäste anpassen. Die<br />
Tücken liegen dabei oft im Detail: Es<br />
ist nicht unbedingt einfach, Hoteliers<br />
davon zu überzeugen, ihre Zimmer<br />
zu renovieren und gleichzeitig die<br />
Preise zu senken, nur um damit die<br />
Zukunftsfähigkeit des Tourismusstandortes<br />
zu sichern. Ebenso wenig<br />
ist es eine leichte Aufgabe, Taxifahrer<br />
dazu zu bewegen, Kreditkarten<br />
zu akzeptieren und wenigstens über<br />
Einige Zahlen...<br />
… 89 Prozent der Paris-Touristen fahren<br />
mit der Metro, um sich in der Stadt fort zube<br />
wegen. 23 Prozent nehmen auch den<br />
Bus, 16 Prozent das Taxi und 13 Prozent<br />
sind im Rahmen einer Reisebustour<br />
unterwegs. Fünf Prozent trauen sich<br />
mit dem eigenen Auto nach Paris, drei<br />
Prozent mit dem Fahrrad.<br />
… 75.000 Hotelzimmer stehen für Paris-<br />
Rei sen de bereit. Ein Zimmer kostet durchschnitt<br />
lich 83 Euro pro Nacht. Insgesamt<br />
logieren rund 60 Prozent der Besucher<br />
während ihres Aufenthaltes in der Stadt<br />
in einem Hotel. 30 Prozent bleiben bei<br />
Freun den oder Familienangehörigen. Die<br />
letzten zehn Prozent wählen an de re Übernacht<br />
ungs formen wie Cam ping oder<br />
Gästezimmer in kleinen Privat pen si onen.<br />
… 20 Arrondissements zählt die fran zösi<br />
sche Hauptstadt. Die Nummerierung<br />
er folgt im Uhrzeigersinn wie eine Spi rale<br />
von innen nach außen. Das flächenmäßig<br />
kleinste Arrondissement ist das 2.,<br />
das größte das <strong>15</strong>. Auch die Anordnung<br />
Grundkenntnisse der englischen Sprache zu verfügen, wie<br />
Servicekräfte in den Bistros und Restaurants der Stadt dazu<br />
anzuhalten, Touristen stets freundlich und zuvorkommend<br />
zu behandeln.<br />
Allerdings hat sich heute bereits weitgehend die Erkenntnis<br />
durchgesetzt, dass es Paris auch dank des Tourismus so<br />
blendend geht und dass von dieser Einnahmequelle nicht nur<br />
einige wenige Firmen, sondern die Allgemeinheit an sich<br />
profitiert. Die Stadtverwaltung ruft ihre Bürger deshalb dazu<br />
auf, den Fremdenverkehr als eine Chance und einen Bestandteil<br />
der Stadt anzunehmen. Allerdings meint Bertrand<br />
Delanoë ebenso verstanden zu haben, dass sich die Pariser<br />
eine Form des Tourismus wünschen, die mehr mit dem Alltag<br />
und dem Leben in den Stadtvierteln im Einklang steht.<br />
In Zukunft soll es deshalb darum gehen, Kontakte zwischen<br />
den Besuchern und den Einheimischen zu fördern. Etwa<br />
durch die Unterstützung von Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünften<br />
oder das Herausstellen der Vorzüge von<br />
Stadtteilen, die touristisch bisher noch im Schatten stehen.<br />
Der Tourismus in Paris soll ein humanes<br />
Gesicht bekommen, so dass die<br />
Stadt nicht nur als eine Ansammlung<br />
weltberühmter Sehenswürdigkeiten<br />
gesehen wird, sondern eine bestimmte<br />
Atmosphäre, ein gewisses Lebensgefühl<br />
in die Welt trägt. Dabei muss die<br />
Stadtverwaltung aber nicht bei Null<br />
anfangen, denn schon heute umweht<br />
die französische Hauptstadt eine positive<br />
Aura, die nur bewahrt und weiterentwickelt<br />
werden muss.<br />
Einer der Vorteile von Paris ist sicherlich<br />
die große Vielfalt der Stadt.<br />
Ohne Zweifel lässt sich in Paris viel<br />
mehr entdecken als nur den Eiffelturm,<br />
den Triumphbogen oder die<br />
Kathedrale Notre-Dame. Wer Paris<br />
wirklich kennenlernen möchte, sollte<br />
sich Zeit nehmen und die ausgetretenen<br />
Besucherpfade auch mal verlassen.<br />
Nicht, dass der Besuch des Eiffelturms<br />
oder des Louvre keinen Höhepunkt<br />
einer jeden Paris-Reise bildet, aber<br />
auch jenseits dieser Attraktionen gibt<br />
es viel zu besichtigen. Die französische<br />
Hauptstadt kann zudem als sehr sicher<br />
gelten, so dass man sich ohne Probleme<br />
zu Entdeckungstouren auf eigenen<br />
Faust in den 20 Arrondissements, die<br />
alle ihren ganz eigenen Charme und<br />
ihre eigenen Sehenswürdigkeiten haben,<br />
aufmachen sollte.<br />
Fast nirgendwo anders ist es außerdem<br />
so leicht wie in Paris, mit einem<br />
einfachen Metro- oder Busticket eine<br />
kleine Weltreise zu unternehmen. Japaner,<br />
Chinesen, Russen, Afrikaner oder Inder – Menschen<br />
von überall her fanden ihr neues Zuhause an der Seine und<br />
brachten ihre Kulturen und kulinarischen Spezialitäten mit.<br />
Viele der Communities haben ihre eigenen kleinen Zentren<br />
über die Stadt verteilt. Als Besucher kann man sich deshalb<br />
schnell in eine andere Welt versetzt fühlen, obwohl man<br />
die Stadtgrenzen gar nicht verlassen hat. Die 20 Arrondissements<br />
der französischen Hauptstadt bilden eine riesige<br />
Schatztruhe vieler kleiner und großer Überraschungen. Sie<br />
warten nur darauf, entdeckt zu werden.<br />
der Hausnummern unterliegt einem ausge<br />
klügelten System. In Straßen senkrecht<br />
zur Seine steigen die Nummern mit zunehmen<br />
dem Abstand zum Fluss, in<br />
Straßen parallel zur Seine in Richtung<br />
des Stroms an.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
wo der Himmel am schönsten ist<br />
56 x täglich nach Paris ab 11 deutschen Flughäfen.<br />
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1. ARRONDISSEMENT<br />
Der Prunk der französischen Republik<br />
Für Beaudelaire war der Louvre der ideale Ort, um sich<br />
in Paris mit jemandem zu treffen. So verabredete sich der<br />
Schriftsteller dort mit seiner Mutter: « Ich bitte Dich, heute<br />
in den großen Salon Carré zu kommen, zu einer Uhrzeit,<br />
die Dir gelegen ist. Der Salon ist geheizt, und man kann<br />
dort auf jemanden warten, ohne sich zu langweilen. Zudem<br />
ist es ein angemessener Treffpunkt für eine Frau. » Heute ist<br />
aus dem Pariser Stadtschloss längst ein weltbekanntes Museum<br />
geworden. Doch jenseits der berühmten Werke wie<br />
der Mona Lisa gibt es in dem Palast auch einige weniger<br />
bekannte Entdeckungen zu machen. So etwa im Richelieu-<br />
Flügel mit der ehemaligen Wohnung des Finanzministers.<br />
Sie wurde im Zweiten Kaiserreich vom Architekten Hector<br />
Lefuel entworfen und diente zunächst dem Staatsminister,<br />
dem auch die Fertigstellung der Arbeiten am Louvre<br />
unterstellt war, als Unterkunft. Anschließend logierten<br />
der Präsident des Staatsrates und danach der Minister<br />
der Literatur, Schönen Künste und<br />
Wissenschaften in den<br />
Räumlichkeiten,<br />
bis schließlich<br />
von 1871<br />
bis 1988 der Finanzminister<br />
einzog. Als<br />
François Mitterrand<br />
1983 das Projekt<br />
des Grand Louvre<br />
initiierte, wollte<br />
der Staatspräsident<br />
dem Museum nicht<br />
nur neuen Glanz<br />
verleihen, sondern<br />
auch die Gesamtheit<br />
der Räume wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />
Der Finanzminister sollte deshalb seinen repräsentativen<br />
Dienstsitz räumen und in einen modernen Büroblock im 12.<br />
Arrondissement umziehen. l.M. Pei, Architekt der Pyramide<br />
des Louvre, unterstützte dieses Ansinnen. « Die Büros<br />
sind eine Art Kaninchenstall mit schmutzigen Zwischengeschossen,<br />
niedrigen Decken und versperrten Fenstern »,<br />
ließ er verlauten. Aber der damals amtierende Finanzminister<br />
Edouard Balladur weigerte sich, den Louvre zu verlassen,<br />
so dass der Umzug erst nach massivem Druck 1989<br />
stattfand. Anscheinend war seine Dienstwohnung, die jetzt<br />
als Gemächer Napoleon III. firmieren, genauso gut geheizt<br />
wie der Salon Carré zu Zeiten Beaudelaires. Wenn man die<br />
Räumlichkeiten heute besucht, wundert man sich vielleicht<br />
über den Hang der französischen Republik zu Prunk und<br />
Luxus. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass ein einzelner<br />
Minister derart viel Platz einnehmen<br />
und ein Projekt wie den Grand Louvre<br />
mehrere Jahre lang blockieren<br />
konnte.<br />
Appartements Napoleon III.,<br />
Richelieu-Flügel, Musée du Louvre<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Einkaufen wie<br />
ein Pariser<br />
An diesem Ort erwartet man, jeden Augenblick auf<br />
Edith Piaf zu treffen oder einen Akkordeonspieler zu hören.<br />
Dabei geht es dieses Mal gar nicht um Montmartre,<br />
sondern um die Rue Montorgueil, eine der lebendigsten<br />
Marktstraßen der französischen Hauptstadt. In früheren<br />
Zeiten war die Straße bei normannischen Fischern beliebt,<br />
die von hier aus ihre Ware zum benachbarten « Bauch von<br />
Paris », dem Hallen-Viertel, lieferten. Noch heute spürt man<br />
in der Rue Montorgueil die Atmosphäre aus dieser Epoche.<br />
Hier preisen die Händler ihre Ware lautstark an und<br />
es treffen sich die Einheimischen gerne auf einen Plausch.<br />
Claude Monet malte die Straße 1878 aus Anlass der dritten<br />
Weltausstellung in Paris. Das Werk hängt heute im Musée<br />
d’Orsay. Im Haus mit der Nummer 38 befindet sich zudem<br />
eines der ältesten Restaurants von Paris, das 1832 eröffnete<br />
L’Escargot d’or. Zu den servierten Spezialitäten gehören<br />
Froschschenkel und andere Nationalspeisen. Früher verkehrten<br />
im L’Escargot d’or die großen Namen der Gesellschaft.<br />
Heute sind die Gerichte eher überteuert (rund 40 bis<br />
50 Euro pro Person) und der Service nur bedingt freundlich.<br />
Doch die meisten Gäste kommen ohnehin wegen der<br />
Geschichtsträchtigkeit und der Räumlichkeiten mit ihren<br />
vom Kulturministerium unter Denkmalschutz gestellten<br />
Decken.<br />
Rue Montorgueil ,<br />
L’Escargot d’or, 38 rue Montorgueil
Fokus Paris<br />
Glockenspiel in<br />
einem « weltlichen<br />
Kirchturm »<br />
Zwischen der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois<br />
und der <strong>Mai</strong>rie des 1. Arrondissements lässt sich bei einem<br />
Spaziergang ein Turm nicht übersehen, der auf<br />
den ersten Blick wie ein Kirchturm aussieht.<br />
Allerdings gehört er ganz und gar nicht zu<br />
einer Kirche, sondern zum Rathaus des<br />
Stadtteils. Erbaut wurde der Turm im<br />
Jahre 1858 nach Plänen des aus Köln<br />
stammenden Architekten Hittorff auf<br />
Veranlassung des Barons Haussmann.<br />
Seine Besonderheit ist ein aus 38 Glocken<br />
bestehendes Glockenspiel, eines der<br />
vollständigsten Frankreichs, das alle zwei<br />
Stunden zwischen 10.00 Uhr morgens<br />
und 20.00 Uhr abends sowie sonntags um<br />
12.45 Uhr läutet. Außerdem geben die<br />
Glöckner jeden Mittwoch von 13.30 bis<br />
14.00 Uhr ein wahres Glockenkonzert.<br />
Rathaus des 1. Arrondissements,<br />
4 place du Louvre<br />
Marie, eine Glocke<br />
mit blutiger Vergangenheit<br />
In der grausamen Bartholomäusnacht am 24.<br />
August <strong>15</strong>72 kündigte das Läuten der Glocke mit<br />
dem Namen « Marie », ein Geschenk von Franz I.,<br />
den Anfang des Massakers an den Hugenotten in<br />
Paris an. Noch heute läutet die Glocke bei Beerdigungen,<br />
aber auch bei Taufen oder Hochzeiten<br />
in der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois.<br />
Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois, 2 place du Louvre<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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2. ARRONDISSEMENT<br />
Klein-Tokio an der Seine<br />
Es begann mit der Vorliebe japanischer Geschäftsreisender<br />
für die Mitte von Paris, die gerne in den Hotels um<br />
die Garnier-Oper und dem Louvre herum abstiegen. In<br />
Folge siedelten sich schon am Anfang der 1960er-Jahre die<br />
ersten japanischen Restaurants in der Umgebung an, um die<br />
Geschäftsmänner und -frauen mit vertrauten Speisen aus<br />
der Heimat zu umwerben. Heute ist daraus zwischen den<br />
U-Bahn-Stationen « Opéra », « Bourse » und « Palais Royal-<br />
Musée du Louvre » ein Klein-Tokio geworden, wobei die<br />
Rue Sainte-Anne die Hauptarterie bildet. Hier haben sich<br />
viele der 20.000 in Paris lebenden Exil-Japaner angesiedelt.<br />
Hinter den typischen Pariser Hausfassaden verbergen sich<br />
japanische Buchhandlungen, Delikatessenläden, Reisebüros,<br />
Friseure und natürlich Restaurants. Letztere bieten<br />
eine echte japanische Küche an, die weit über die sonst im<br />
Westen bekannten Angebote der wie Pilze aus dem Boden<br />
schießenden Sushi-Restaurants hinausgeht. Wie in Tokio<br />
wirken einige Etablissements eher wie Kantinen als schicke<br />
Restaurants. Die hohe Anzahl von Japanern unter den Gästen<br />
weist auf die Authentizität der Küche hin. Einen kleinen<br />
Umweg lohnt auch das Kaufhaus Mitsukoshi: Auf fünf<br />
Etagen werden westliche Produkte in einem ganz und gar<br />
japanischen Umfeld mit japanischem Personal angeboten.<br />
Der Feinkostladen Kyoko ist dagegen eine<br />
kulinarische Fundgrube für alle mit Sehnsucht<br />
nach Produkten aus Fernost.<br />
Rue Sainte-Anne<br />
Mitsukoshi, 25 boulevard des Capucines<br />
Kyoko, 46 rue des Petits-Champs<br />
Ein Tempel<br />
des Wissens<br />
Der zwischen 1860 und 1866 von Labrouste<br />
errichtete Lesesaal war das Symbol der französischen<br />
Nationalbibliothek vor ihrem Umzug<br />
ins 13. Arrondissement und ist bis heute ein<br />
paradiesischer Ort der Ruhe im Großstadttrubel<br />
geblieben. 16 gusseiserne Säulen tragen die<br />
Kuppeln des Raumes, der dank seiner Oberlichter<br />
mit Tageslicht erhellt wird. Der Zugang<br />
zum Lesesaal ist stark reglementiert und bedarf<br />
einer besonderen Zulassung. Allerdings lässt<br />
sich der Raum durch eine Glastür bestaunen,<br />
die selbst viele Pariser nicht kennen. Hierfür<br />
geht man durch das Tor und betritt das Gebäude<br />
durch eine Tür rechts im Innenhof.<br />
Bibliothèque Nationale de France,<br />
Site Richelieu, 58 rue de Richelieu<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 19
Fokus Paris<br />
Passagen als Reminiszenz an eine andere Zeit<br />
Die meisten Passagen der französischen<br />
Kapitale dienen den Parisern<br />
heute nur noch als Abkürzung. Dabei<br />
haben sie vielleicht wie kein anderer<br />
Ort den einstigen Charme der Seine-<br />
Metropole bewahrt. Hier scheint die<br />
Zeit stehen geblieben zu sein. Das<br />
diffuse durch die Glaskuppeln scheinende<br />
Tageslicht und die Boutiquen<br />
wirken wie aus einer anderen Epoche.<br />
Die meisten Passagen findet man in<br />
den Arrondissements mit niedriger<br />
einstelliger Zahl. Einige sind sehr<br />
elegant wie die Galerie Véro-Dodat<br />
im 1. Arrondissement, die die Rue<br />
Jean-Jacques Rousseau mit der Rue<br />
du Bouloi verbindet. Die schönsten<br />
Passagen sind aber die Galerie Colbert<br />
und die Galerie Vivienne im 2. Arrondissement<br />
unweit des Palais-Royal. Sie<br />
gehörten auch zu den Lieblingsplätzen<br />
der Schriftstellerin Colette. Die neoklassische<br />
Innengestaltung rühmte<br />
den Kommerz. Bei einem Bummel<br />
durch die Passagen von Paris kann<br />
man sich in Erinnerung rufen, dass<br />
diese Orte einst speziell fürs Flanieren<br />
errichtet wurden, zu einer Zeit, als es<br />
noch keine Kanalisation gab und viele<br />
Ecken der Stadt düster und abweisend<br />
anmuteten. Der Bau der Passagen<br />
ermöglichte plötzlich das geruhsame<br />
Spazieren durch die Stadt. Dies hat<br />
sich bis heute nicht geändert. Kleine<br />
Bars und Bistros laden unterwegs zum<br />
Verweilen ein. Besonders an einem<br />
Regentag ist ein Rundgang durch die<br />
Passagen der französischen Metropole<br />
ein geradezu ideales Programm.<br />
Galerie Véro-Dodat, 19 rue<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
Galere Colbert, 4 rue Vivienne<br />
Galerie Vivienne, 4 rue des Petits-Champs<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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3. ARRONDISSEMENT<br />
Wo man der<br />
Erd rotation<br />
zuschauen kann<br />
In der ehemaligen Abtei Saint-<br />
Martin-des-Champs befindet sich<br />
heute eines der schönsten Museen<br />
von Paris, ein echter Geheimtipp: das<br />
Musée des Arts et Métiers. Der ehemalige<br />
Kreuzgang und die einstige<br />
Kirche bilden einen ungewöhnlichen<br />
Ort der Stille im Lärm der Großstadt.<br />
Das Gewölbe des Chorraums und die<br />
Bibliothek aus dem 13. Jahrhundert,<br />
untergebracht im ehemaligen Refektorium,<br />
einem der schönsten gotischen<br />
Bauten von Paris, sind äußerst<br />
sehenswert. In dem Museum werden<br />
die technischen Errungenschaften<br />
aus verschiedenen Jahrhunderten in<br />
einem architektonisch ansprechenden<br />
Umfeld ausgestellt. Höhepunkt eines<br />
Museumsbesuchs ist das Foucaultsche<br />
Pendel, das in der alten Klosterkirche<br />
zu bewundern ist. Es handelt sich<br />
dabei um das Original, das zur Weltausstellung<br />
1855 der Öffentlichkeit<br />
die Rotation der Erde anzeigte. Noch<br />
heute begeistern die Ausschläge des<br />
Pendels Groß und Klein.<br />
Musée des Arts et Métiers, 60 rue Réaumur<br />
Testweise (zunächst befristet bis zum<br />
30.06.<strong>2008</strong>) ist der Eintritt kostenlos.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 21
Fokus Paris<br />
U-Bahn trifft U-Boot<br />
Am Musée des Arts et Métiers befindet<br />
sich eine der ungewöhnlichsten<br />
Metro-Stationen von Paris. Der Fahrgast<br />
findet sich dort im Dekor eines U-Boots<br />
wieder, das der Nautilus vom Visionär<br />
und Schriftsteller Jules Verne nachempfunden<br />
ist. In der Deckenmitte sind zudem<br />
große Räder angedeutet, die einen<br />
Bezug zum darüber liegenden Museum<br />
herstellen sollen, genauso wie die Wandverkleidungen,<br />
die mit ihrem Industriedesign<br />
aus Kupfer an die Ausstellung<br />
erinnern. Erdacht wurde die Station vom<br />
belgischen Zeichner François Schuiten.<br />
Metro-Station « Arts et Métiers », Linie 11<br />
Die Pariser Stadtgeschichte und<br />
bekannte Schriftsteller<br />
Es hört sich vielleicht etwas anmaßend an, aber das Musée Carnavalet<br />
in unmittelbarer Nähe zur Place des Vosges im Marais kann gut<br />
und gerne als das « Gedächtnis » der Stadt Paris bezeichnet werden.<br />
Bereits das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, lohnt einen<br />
Besuch. Denn es ist eher ungewöhnlich, heute noch im Marais ein<br />
Stadtpalais aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert von innen besichtigen zu<br />
können. Die meisten sind im Privatbesitz, wurden nicht selten umgebaut<br />
und lassen sich gewöhnlich nur von außen bewundern. Das Musée<br />
Carnavalet erstreckt sich gleich auf zwei Häuser: das Hôtel Carnavalet<br />
aus dem 16. Jahrhundert und das Hôtel Le Peletier de Saint-Fargeau<br />
aus dem 17. Jahrhundert. So lässt sich das Pariser Lebensgefühl aus<br />
einer anderen Epoche leicht nachempfinden. Die Dauerausstellung<br />
zeigt dabei in mehr als 100 Sälen die Geschichte der Metropole von<br />
den Anfängen bis heute. Außerdem wurde eine Reihe von Zimmern<br />
berühmter Schriftsteller rekonstruiert. So etwa von Marcel Proust, der<br />
seinen bekannten Roman « Auf der Suche nach der verlorenen Zeit »<br />
mit den Worten begann: « Lange Zeit bin ich früh ins Bett gegangen ».<br />
Was würde der Autor wohl darüber denken, dass die Besucher heute<br />
sein Schlafzimmer, dessen Stil das Dekor seiner drei Pariser Domizile<br />
vereint, bewundern? Auch die Räume von Paul Léautaud und Anna<br />
de Noailles lassen sich besichtigen. Im Sommer sollte man zudem den<br />
kleinen Garten im Innenhof des Museums durchschreiten.<br />
Musée Carnavalet, 23 rue de Sévigné<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
ANZEIGE<br />
BEWEGTES DESIGN FÜR<br />
EINEN BEWEGENDEN SOMMER.<br />
Auch das neue Ford Focus<br />
Coupé-Cabriolet kommt im<br />
Ford kinetic Design.<br />
Köln. Der Sommer kommt und so langsam<br />
kommt auch die Vorfreude. Denn<br />
pünktlich erscheint das neue Ford Focus<br />
Coupé-Cabriolet auf den Straßen und<br />
Alleen. Und es übertrifft alle Erwartungen.<br />
Die Designer von Ford und<br />
Pininfarina setzten bei der Entwicklung<br />
konsequent auf das neue Ford kinetic<br />
Design. Und so wird dieses Fahrzeug<br />
mit seiner dynamischen Linienführung,<br />
dem progressiven Frontdesign, der athletischen<br />
Schulterlinie und unverwechselbaren<br />
Scheinwerfern einzigartig in<br />
Magische Momente mit dem neuen<br />
Editionsmodell Black Magic.<br />
der Cabriolandschaft des Sommers sein.<br />
Aber auch geschlossen als Coupé hinterlässt<br />
es einen großartigen Eindruck. Hier<br />
kommt das Ford kinetic Design noch<br />
stärker zur Geltung: Sportiv, stylisch und<br />
mit vielen Design-Highlights ist das<br />
neue Ford Focus Coupé-Cabriolet eben<br />
das Accessoire für einen großen Sommer.<br />
Von auf bis zu in 29 Sek.<br />
Schneller geht’s nicht: komplett<br />
geschlossen in nur 29 Sek. Elektrisch<br />
auf Knopfdruck. Und trotzdem verfügt<br />
das Ford Focus Coupé-Cabriolet über<br />
den größten Gepäckraum seiner Klasse.<br />
So macht Reisen Spaß.<br />
Sportlicher kann man dem Sommer nicht<br />
begegnen: Das Ford Focus Coupé-<br />
Cabriolet Editionsmodell Black Magic<br />
macht seinem Namen alle Ehre: lackiert in<br />
Nero-Schwarz<br />
mit Sportfahrwerk,<br />
17"-Leichtmetallrädern<br />
und abgedunkelten<br />
Scheinwerfern. Im<br />
Innenraum überzeugt das Editionsmodell<br />
mit Sony-Audiosystem, Sportsitzen,<br />
Lederlenkrad im 3-Speichen-Design und<br />
Handy-Vorbereitung inkl. Schnittstelle.
Fokus Paris<br />
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4. ARRONDISSEMENT<br />
JüdischesLeben imHerzen von Paris<br />
Während Menschen jüdischen Glaubens natürlich im<br />
ganzen Stadtgebiet von Paris leben, so fühlen sie sich in einem<br />
Stadtviertel ganz besonders zu Hause: im Marais. Dabei<br />
handelt es sich nicht um ein großes Quartier, sondern<br />
nur um ein paar Straßen, die sich um die Rue des Rosiers herum<br />
gruppieren. Als Besucher fühlt man sich dort sofort in<br />
eine andere Welt versetzt. Besonders auffallend ist auch das<br />
Zusammenleben verschiedener Communities auf so engem<br />
Raum, denn nur eine Straßenecke weiter zur Rue Vieille du<br />
Temple liegt das homosexuelle Zentrum der französischen<br />
Hauptstadt. Eine Koexistenz, die nicht überall auf der Welt<br />
so friedlich möglich wäre. In der Rue des Rosiers und ihren<br />
Seitenstraßen findet man dagegen jüdische Geschäfte und<br />
Restaurants. Orthodoxe Juden mit ihrer traditionellen Kleidung<br />
erinnern an Jerusalem. Man spürt, dass sich die Menschen<br />
hier kennen, dass das Leben eher ein Miteinander als<br />
ein Nebeneinander ist. Die Rue des Rosiers, deren Trasse<br />
aus dem 13. Jahrhundert stammt, erhielt ihren Namen ursprünglich<br />
wegen der Rosenstöcke, die hier die Hauswände<br />
emporwuchsen. Heute hat die Natur in dieser engen Straße<br />
keinen Platz mehr, dafür herrscht überall lebhafter Trubel.<br />
Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur Synagoge in die<br />
Rue Pavée. Sie wurde 1913 von einem russisch-polnischen<br />
Verein gebaut, um jüdischen Flüchtlingen aus Zentraleuropa<br />
ein religiöses Zuhause zu geben. Der Architekt Hector<br />
Guimard, Meister des Jugendstils, entwarf nicht nur das<br />
Gebäude, sondern auch die Inneneinrichtung. Ganz dem<br />
Zeitgeist entsprechend wurde die Synagoge aus Beton, der<br />
eine Fassade aus Stein imitiert, gebaut. Zur Einweihung<br />
1914 kam jedoch kein einziger offizieller Repräsentant des<br />
jüdischen Lebens von Paris, da sich diese von der Initiative<br />
zum Bau des Gottestempels überrumpelt fühlten. Die Synagoge<br />
steht heute unter Denkmalschutz. Um das jüdische<br />
Stadtviertel zu erkunden, bietet sich besonders der Samstagvormittag,<br />
der Tag des Sabbats, an. Dann vergisst man<br />
geradezu, in Paris und nicht im Heiligen Land zu sein.<br />
Rue des Rosiers<br />
Synagoge der Rue Pavée, 10 rue Pavée<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Notre-Dame einmal anders gesehen<br />
Die Kathedrale Notre-Dame auf<br />
der Ile de la Cité ist nicht nur eine<br />
der bekanntesten Sehenswürdigkeiten<br />
von Paris, sondern ein kleines « Universum<br />
» für sich. Nur wenige wissen,<br />
dass das Gebäude gar nicht der Kirche,<br />
sondern dem französischen Staat gehört,<br />
der es dauerhaft und kostenlos an<br />
die Kirche verpachtet hat. Jeden Tag<br />
strömen Tausende von Touristen zur<br />
Kathedrale. Offiziell dürfen sich aber<br />
nicht mehr als 3.000 Besucher gleichzeitig<br />
in dem Gotteshaus befinden.<br />
Sicherheitskräfte kontrollieren deshalb<br />
die Besucherströme an den Ein- und<br />
Ausgängen. Trotz des Ansturmes<br />
werden in der Kathedrale werktags<br />
vier und sonntags fünf Gottesdienste<br />
gefeiert. Jeden Abend übertragen der<br />
Fernsehsender KTO und die Rundfunkstation<br />
Radio Notre Dame die<br />
Abendmesse. Ein Team von Technikern<br />
wirkt dafür von der Öffentlichkeit<br />
unbemerkt im Hintergrund. Die<br />
Glocken von Notre-Dame werden<br />
von einer ultramodernen Software<br />
gesteuert, die in Anlehnung an das<br />
berühmte Werk von Victor Hugo den<br />
Spitznamen Quasimodo trägt. Rund<br />
fünf Millionen Tonnen Kerzen werden<br />
jedes Jahr in der Kirche « verbraucht »,<br />
allerdings verwendet man inzwischen<br />
nur noch Kerzen, die weder rußen<br />
noch wachsen. Zu den baulichen Superlativen<br />
von Notre-Dame gehören<br />
die beiden Fensterrosetten, die mit ihrem<br />
Durchmesser von 13,1 Metern zu<br />
den größten in Europa zählen. Auch<br />
die aus dem <strong>15</strong>. Jahrhundert stammende<br />
Orgel ist rekordverdächtig: Sie<br />
ist die größte Frankreichs und besitzt<br />
8.000 Orgelpfeifen, wovon die längste<br />
elf Meter misst.<br />
Notre-Dame, 6 place du Parvis<br />
Am Nullpunkt<br />
Frankreichs<br />
Es ist eine fast unscheinbare Windrose<br />
auf dem großen Platz vor Notre-<br />
Dame, die man leicht übersehen kann.<br />
Dabei kennzeichnet sie einen ganz<br />
besonderen Ort in der Hauptstadt,<br />
und zwar den Nullpunkt des Landes.<br />
Von hier aus werden alle Entfernungen<br />
zwischen Paris und den Städten<br />
der Provinz gemessen. Eine in einem<br />
zentralistischen Land wie Frankreich<br />
wichtige Maßeinheit.<br />
Nullpunkt, place du Parvis<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 25
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5. ARRONDISSEMENT<br />
Montaignes Fuß<br />
als Glücksbringer<br />
Die Studenten der Sorbonne wissen<br />
eigentlich gar nicht mehr so genau, warum<br />
sie es tun. Sie folgen einfach einer<br />
alten Tradition, die die Generationen<br />
überdauert hat. Danach muss man<br />
den rechten Fuß der Statue des berühmten<br />
Schriftstellers Montaigne<br />
auf dem Square Paul-Painlevé<br />
berühren und gleichzeitig einen<br />
Wunsch aussprechen. Die Franzosen<br />
lieben allgemein diese<br />
Art des Aberglaubens. Nach<br />
Angaben der Studenten soll die<br />
Geste wirklich Glück bringen.<br />
Der Fuß aus Bronze zeigt<br />
jedenfalls eindeutige Spuren,<br />
wonach schon unzählige<br />
Menschen diesem Ritual<br />
gefolgt sein müssen. Warum<br />
also nicht auch Sie?<br />
Montaigne-Statue, Square<br />
Paul-Painlevé, rue des Ecoles<br />
(gegenüber der Sorbonne)<br />
Ein Stück Morgenland<br />
in Paris<br />
Die große Moschee von Paris ist weit mehr als<br />
eine religiöse Kultstätte. Sie liegt unweit des Jardin<br />
des Plantes in einem ruhigen Viertel des 5. Arrondissements<br />
am Ende einer kleinen Straße an der Place du<br />
Puits de l’Hermine, wo sich ihr wunderschönes Minarett<br />
in die Höhe streckt. Fünfmal am Tag ruft der<br />
Muezzin zum Gebet. Gebaut nach Ende des Ersten<br />
Weltkrieges, sollte diese Moschee die rund 100.000<br />
in den Kämpfen gefallenen Moslems ehren. Die Architekten<br />
orientierten sich dabei an Moscheen aus<br />
Marokko, von wo aus sie auch die gesamten Baumaterialen<br />
importierten. Heute ist der Sakralbau ein Ort<br />
der Begegnung, an dem sich praktizierende und nicht<br />
praktizierende Moslems, aber auch Menschen anderer<br />
Konfessionen treffen. Viele Pariser finden den Weg<br />
hierher, um den Hamam, der zwar schon ein wenig<br />
in die Jahre gekommen ist, aber unverändert eine sehr<br />
authentische Atmosphäre besitzt, zu besuchen oder<br />
einen Minzetee mit orientalischem Gebäck im Salon<br />
de thé, der sich zu einem Patio hin öffnet und orientalisches<br />
Flair verströmt, zu genießen.<br />
Grande Mosquée de Paris, 2bis place du Puits de l’Hermine<br />
Hamam, 39 rue Geoffroy-Saint-Hilaire (einige Tage<br />
sind für Frauen, andere für Männer reserviert)<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Eine der schönsten Terrassen von Paris<br />
Von hier oben hat man einen der besten Blicke auf Notre-Dame, und dennoch<br />
ist dieser Umstand nur wenigen Touristen bekannt. Man muss nämlich schon<br />
wissen, dass das Institut du Monde Arabe auf der obersten Etage über eine große,<br />
öffentlich zugängliche Terrasse zur Seine hin verfügt, deren Zugang zudem<br />
kostenlos ist. Die Kultureinrichtung der arabischen Welt in Paris wurde vom<br />
französischen Stararchitekten Jean Nouvel entworfen und 1987 eingeweiht. Die<br />
Architektur stellt eine Mischung aus orientalischen und westlichen Einflüssen dar.<br />
Besonders sehenswert ist die Fassade der Südseite, die aus sich nach dem Lichteinfall<br />
richtenden Metalllinsen besteht. Um auf die Terrasse zu gelangen, nimmt<br />
man nach der Sicherheitskontrolle den gläsernen Fahrstuhl, der unterwegs einen<br />
guten Blick auf die Bibliothek ermöglicht. Oben angekommen, hat man nicht nur<br />
freien Zugang zur Terrasse, sondern kann auch ein Getränk im Teesalon zu sich<br />
nehmen. Die Kathedrale Notre-Dame liegt einem dabei majestätisch zu Füßen.<br />
Im Institut du Monde Arabe finden außerdem regelmäßig Ausstellungen statt, die<br />
meist einen Besuch lohnen.<br />
Institut du Monde Arabe, 1 rue des Fossés-Saint-Bernard<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 27
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6. ARRONDISSEMENT<br />
Bekocht<br />
von zukünftigen<br />
Köchen<br />
Paris ist für seine<br />
teuren Restaurantpreise<br />
berüchtigt. Nicht selten<br />
beschleicht einen dabei<br />
zudem das Gefühl, dass<br />
die Qualität nicht mit den<br />
Preisen mithält und dass<br />
man als Tourist « abgezockt<br />
» wird. Zum Glück gilt dies aber nicht für<br />
alle Restaurants. Ein echter und vor allem ungewöhnlicher<br />
Geheimtipp ist die renommierte<br />
Schule Grégoire-Ferrandi. In diesem Etablissement<br />
werden jedes Jahr mehr als 1.500 Schüler<br />
in diversen Berufen ausgebildet, darunter auch<br />
Köche. Von außen mag man zunächst nicht vermuten,<br />
dass man in dem großen Schulgebäude,<br />
vor dem sich oft zahlreiche Schüler versammeln,<br />
etwas essen kann. Dabei hat man sogar die<br />
Wahl zwischen zwei Restaurants, einem<br />
mit regionaler Küche in der ersten Etage<br />
und einem mit gehobener Küche in der<br />
vierten Etage. Beide erreicht man, indem<br />
man sich nach der Eingangstür sofort nach<br />
rechts wendet und an der Rezeption vorbei<br />
zum Fahrstuhl geht. Bei Orientierungsproblemen<br />
geben die Schüler gerne Auskunft.<br />
Fällt die Entscheidung auf die kulinarischen<br />
Kreationen in der vierten Etage, entdeckt man<br />
zunächst die Küchen, wo die zukünftigen Köche<br />
ihr Können unter Beweis stellen. Alle sind hier in<br />
der Ausbildung und arbeiten unentgeltlich. Dahinter<br />
liegt das vom Interieur recht schicke Restaurant.<br />
Der Oberkellner, der selbst Ausbilder<br />
ist, wacht über den reibungslosen Service, der mit<br />
vielleicht kleinen Unsicherheiten der Auszubildenden<br />
insgesamt sehr gut und aufmerksam ist.<br />
Die Gerichte selbst sind schlicht köstlich. Man<br />
braucht hier nicht den Vergleich mit den renommierten<br />
Restaurants der Hauptstadt zu scheuen,<br />
und dies vor allem zu Preisen, die weit unter denen<br />
der Spitzengastronomie liegen.<br />
Restaurant der Ecole Grégoire-Ferrandi, 28 rue de<br />
l’Abbé-Grégoir, geöffnet außerhalb der Schulferien<br />
unter der Woche mittags sowie am Donnerstagabend,<br />
Reservierung erforderlich (Telefon: +33 (0)1 49 54 17 31)<br />
Das Originalmodell der New Yorker Freiheitsstatue<br />
Die meisten Besucher des Jardin du Luxembourg, einem der schönsten Parks der Seine-<br />
Metropole, stoßen nur zufällig auf diese Statue, die sie meist zu der Bemerkung veranlasst:<br />
« Die sieht aus wie die Freiheitsstatue von New York, was macht die denn hier? » Und in der<br />
Tat, es ist wirklich die Freiheitsstatue, und zwar sogar das Original, nach dem Bartholdi die<br />
große Schwester für die andere Atlantikseite schuf. Der Künstler bot sie 1900 dem Musée<br />
du Luxembourg an, wo das Geschenk kurz darauf im Garten aufgestellt wurde.<br />
Statue de la liberté, Jardin du Luxembourg (in der Nähe der Rue Guyemer, unweit der Tennisplätze)<br />
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7. ARRONDISSEMENT<br />
Frankreichs imposanteste<br />
Festungen im Modell<br />
Das Militär konnte nicht immer auf Computer und<br />
große Bildschirme zurückgreifen, um Kriegsstrategien zu<br />
entwickeln oder das Vorankommen der eigenen Truppen<br />
zu visualisieren. Gerne vergisst man heute, dass man noch<br />
vor gar nicht langer Zeit mit viel simpleren Hilfsmitteln<br />
auskommen musste. Doch auch früher wusste man sich<br />
zu helfen. Bahnbrechend war dabei das Jahr 1668, als der<br />
damalige Kriegsminister Louvois Vauban den Auftrag gab,<br />
die Umgebung von Dunkerque als Reliefmodell abzubilden.<br />
Dadurch sollten die Befestigungsarbeiten, die von den<br />
Ingenieuren Ludwigs XIV. in der Stadt ausgeführt wurden,<br />
optisch dargestellt werden. Danach kamen diese Modelle<br />
geradezu in Mode, unterstützen sie durch ihre Dreidimensionalität<br />
doch die Vorstellungskraft der Betrachter. Allerdings<br />
blieben sie zunächst ein wohlgehütetes Instrument<br />
des Militärs. Im Jahre 1700 siedelte Ludwig XIV. seine<br />
Sammlung, die später von Napoleon I., Ludwig-Philipp<br />
und Napoleon III. vervollständigt wurde, im Louvre an.<br />
1927 wurde die Kollektion schließlich als historisch wertvoll<br />
eingestuft. Heute lassen sich 28 Modelle im Hôtel<br />
des Invalides bestaunen, darunter Befestigungsanlagen<br />
am Ärmelkanal, an der Atlantikküste, in den Pyrenäen<br />
und am Mittelmeer. Da die verwendeten Materialien, im<br />
Wesentlichen Karton, Papier und Sand, sehr fragil sind<br />
und sowohl Licht als auch Feuchtigkeit schlecht vertragen,<br />
mussten dafür sehr aufwendige Vitrinen mit einer Glasfaserbeleuchtung<br />
konzipiert werden. Die Ausstellung ist eine<br />
gute Möglichkeit, durch Frankreich zu reisen, ohne Paris<br />
zu verlassen, und sich die erstaunliche Größe mancher Festungen<br />
zu verdeutlichen.<br />
Musée des Plans-Reliefs, West-Flügel des<br />
Musée de l’Armée, Hôtel des Invalides<br />
Die Magie 20.000<br />
kleiner Lichter<br />
Für das Jahr 2000 wurden am Eiffelturm<br />
kleine Lampen montiert, die das<br />
Wahrzeichen zu jeder vollen Stunde<br />
zehn Minuten lang zum Funkeln bringen.<br />
Ursprünglich handelte es sich um<br />
eine temporäre Aktion. Wegen des<br />
großen Zuspruchs in der Bevölkerung<br />
entschied sich die Stadt jedoch<br />
dazu, die Glühbirnen zu erneuern<br />
und das Spektakel bis mindestens<br />
2010 zu verlängern. Von vielen<br />
verschiedenen Stellen der Metropole<br />
aus lässt sich das Funkeln<br />
jeden Abend bewundern. Eindrucksvoll<br />
ist das Schauspiel<br />
aber nicht nur aus der Ferne,<br />
sondern auch aus unmittelbarer<br />
Nähe, am Fuße des<br />
Eiffelturms.<br />
Eiffelturm (die ersten<br />
zehn Minuten<br />
jeder Stunde ab<br />
Dämmerung bis<br />
1.00 Uhr im Winter<br />
bzw. 2.00 Uhr<br />
im Sommer)<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 29
Fokus Paris<br />
Ein japanischer Garten in der<br />
Schaltzentrale des Weltkulturerbes<br />
Der Hauptsitz der UNESCO, der Organisation der<br />
Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und<br />
Kommunikation, beherbergt einige wenig bekannte Attraktionen,<br />
die sich besichtigen lassen.<br />
Dazu zählt neben Werken bekannter<br />
Künstler wie Picasso auch ein kleiner<br />
japanischer Garten, der sich auf einer<br />
Fläche von 1.700 Quadratmetern<br />
zwischen dem Hauptgebäude und<br />
einem Nebenhaus befindet. Er wurde<br />
von Isamu Noguchi, in Los Angeles<br />
geborener Sohn eines japanischen<br />
Poeten und einer US-amerikanischen<br />
in Japan aufgewachsenen Schriftstellerin,<br />
geschaffen. Von Kritikern wird bemängelt, dass der<br />
Garten nur bedingt japanischer Gartenbaukunst entspräche.<br />
So öffnet sich ein solcher Garten gewöhnlich seinem Besucher<br />
stückweise und nicht wie hier von einem leicht höher<br />
gelegenen Plateau. Auch die massive Verwendung von Beton<br />
ist für japanische Traditionalisten schockierend. Zudem<br />
sind die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen und<br />
Baustoffen sehr abrupt und nicht – wie sonst üblich – weich.<br />
Dennoch übt der idyllische Garten einen<br />
nicht zu leugnenden Charme aus<br />
und weckt Sehnsüchte nach Fernost.<br />
Etwas abseits wurde von Tadao Ando<br />
zudem eine Rotunde aus Beton errichtet,<br />
die als Meditationsraum dient. Da<br />
sich der Garten allerdings auf dem gut<br />
gesicherten, aber besuchbaren Gelände<br />
der UNESCO befindet, kommen<br />
nur wenige Touristen hierher. Die<br />
grüne Oase bleibt so überwiegend ein<br />
privilegierter Ort für die Mittagspause der internationalen<br />
Beamten der UN-Organisation. Ein wahrer Luxus im 7.<br />
Arrondissement, wo Grund und Boden schwindelerregende<br />
Preise haben.<br />
UNESCO, 7 place Fontenoy<br />
Wo Fassaden<br />
Parks werden<br />
In Paris kommt es zunehmend in<br />
Mode, Häuserfassaden in vertikale<br />
Parklandschaften zu verwandeln.<br />
Dabei handelt es sich nicht um vom<br />
Boden aus hochwuchernde Gewächse,<br />
sondern um Pflanzen, die direkt aus<br />
der Fassade heraus wachsen. Das spektakulärste<br />
Beispiel dafür befindet sich<br />
in der Nähe des Eiffelturms an einem<br />
Teil der Fassade des Musée des Arts<br />
Premiers, das auch unter dem Namen<br />
Musée du Quai Branly bekannt ist. Auf<br />
einer Fläche von 800 Quadratmetern<br />
hat der Architekt Gilles Clément seit<br />
2004 ganze <strong>15</strong>.000 Gewächse, die <strong>15</strong>0<br />
Pflanzenarten aus Europa, den USA,<br />
China und Japan umfassen, wuchern<br />
lassen. Eine kleine Heldentat für das<br />
Klima der französischen Hauptstadt.<br />
Jardin vertical, Musée du Quai<br />
Branly, 55 quai Branly<br />
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8. ARRONDISSEMENT<br />
Ein chinesisches<br />
Haus mitten in Paris<br />
Von weitem könnte man glauben,<br />
es handele sich um eine Filmkulisse.<br />
Doch das Gebäude im Stil einer Pagode<br />
in der Rue de Courcelles unweit der<br />
Champs-Elysées ist echt. Eigentlich<br />
ist das 13. Arrondissement als « Chinatown<br />
» bekannt, so dass dieses rote<br />
Haus inmitten der Sandsteinfassaden<br />
im eleganten 8. Arrondissement besonders<br />
überrascht. Auch die Vermutung,<br />
es könne sich vielleicht um die chinesische<br />
Botschaft oder ein chinesisches<br />
Kulturzentrum handeln, ist falsch.<br />
Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz<br />
und beherbergt die Büros und<br />
den Verkaufsladen des Unternehmens<br />
C.T. Loo & Compagnie, das sich auf<br />
fernöstliche Antiquitäten spezialisiert<br />
hat. Der Bau geht auf einen gewissen<br />
Herrn Loo zurück, einen jungen Chinesen<br />
aus wohlhabender Familie, der<br />
zu Anfang des 20. Jahrhunderts den<br />
französischen Architekten François<br />
Bloch mit der Verwirklichung seines<br />
Traumes beauftragte: ein chinesisches<br />
Haus mitten in Paris. Die Arbeiten<br />
waren 1928 abgeschlossen. Die Innengestaltung<br />
kann dabei mit der Fassade<br />
mithalten. Die diversen Räume sind<br />
liebevoll ausgestaltet, zum Teil mit<br />
Vertäfelungen aus lackiertem Holz aus<br />
dem 17. und 18. Jahrhundert. Noch<br />
heute befindet sich die Kunstsammlung<br />
des Herrn Loo in dem Haus, das<br />
man betreten darf und wo man sogar<br />
Antiquitäten und andere Dekorationsgegenstände<br />
erwerben kann.<br />
Pagode de la Galerie Loo,<br />
48 rue de Courcelles<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 31
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9. ARRONDISSEMENT<br />
Paris im dreidimensionalen Schnelldurchlauf<br />
wie etwa « Paris und die Seine »,<br />
« Die Geheimnisse von Paris »,<br />
« Paris bei Nacht » oder « Paris der<br />
Spaziergänger ». Die Ausstellung<br />
ist sowohl lohnenswert, wenn man<br />
sich bei einem Paris-Besuch einen<br />
ersten Überblick verschaffen möchte,<br />
als auch um bereits Gesehenes<br />
mit weiterführenden Informationen<br />
zu vertiefen.<br />
Paris Story, 11 rue Scribe<br />
Das Ziel war ambitioniert: Eine Ausstellung zu kreieren,<br />
die Touristen und Einheimischen die historischen, kulturellen<br />
und geografischen Gegebenheiten der französischen Kapitale<br />
kurzweilig nahebringt. Das Ergebnis kann sich sehen<br />
lassen. Die Einrichtung « Paris Story » ist weder<br />
ein klassisches Museum noch ein purer Erlebnispark.<br />
Alle Details der Ausstellung wurden sorgfältig<br />
recherchiert und historisch überprüft. So wird<br />
in einer 50-minütigen Multimediashow auf einer<br />
großen Leinwand die 2000-jährige Geschichte von<br />
Paris nachgezeichnet. In einem anderen Saal bietet<br />
ein großes interaktives Stadtmodell die Möglichkeit,<br />
einen guten Überblick über die Metropole zu<br />
gewinnen und <strong>15</strong>6 bekannte Sehenswürdigkeiten<br />
geografisch einzuordnen. In weiteren Räumen<br />
werden thematische Filme in 3D-Qualität gezeigt,<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Die kleinen Geheimnisse<br />
der Garnier-Oper<br />
Die Garnier-Oper am Ende der langen Avenue de<br />
l’Opéra könnte sehr wuchtig wirken, doch in Wirklichkeit<br />
passt sich der kolossale Bau wie selbstverständlich in das<br />
Straßenbild ein. Das Opernhaus stammt aus der Zeit, als<br />
Napoleon III. und der Baron Haussmann die französische<br />
Presse 210x140 2 28/03/08 16:45 Page 1<br />
Hauptstadt neu erschufen. Aufwendige Sanierungsarbeiten<br />
an der Fassade lassen das Gebäude<br />
seit ein paar Jahren wieder<br />
wie ein Juwel erstrahlen. Das<br />
Ergebnis der Sanierung ist sogar<br />
derart gelungen, dass selbst<br />
Einheimische regelmäßig vor<br />
dem Gebäude kurz innehalten<br />
und das reich verzierte Äußere<br />
voller Bewunderung betrachten.<br />
Den besten Blick hat man dabei<br />
vom Ausgang der Metrostation<br />
« Opéra » in der Mitte des großen<br />
Platzes vor dem Opernhaus. Der<br />
Bau des Musiktempels ging auf<br />
den Wunsch von Napoleon III.<br />
zurück, der zuvor beinahe Opfer<br />
eines Attentates am Ausgang der<br />
alten Oper geworden wäre und<br />
deshalb ein neues freistehenderes<br />
und damit besser zu bewachendes<br />
Opernhaus wollte. Charles Ganier konnte den Kaiser<br />
von seinem Entwurf überzeugen und errichtete 1874 das<br />
Haus, welches auch das kulturelle Image Frankreichs weit<br />
in die Welt hinaustragen sollte. Dies erklärt die reichhaltige<br />
Fassaden- und luxuriöse Innengestaltung: Marmor, Vergoldungen,<br />
Statuen, Gemälde – nichts schien zu aufwendig<br />
Nordfrankreich<br />
Ein wahrer<br />
kultureller<br />
Geheimtipp !<br />
Die Region Nord-Pas<br />
de Calais verfügt über<br />
48 staatlich geführte Museen<br />
und rund achtzig weitere<br />
Museumseinrichtungen.<br />
Entdecken Sie die Dauerund<br />
Sonderausstellungen<br />
einiger dieser Schätze...<br />
Am 17. <strong>Mai</strong>:<br />
Die lange Nacht der Museen.<br />
25 regionale Museen haben<br />
von 19.00 bis 1.00 Uhr morgens geöffnet.<br />
Am 20. und 21. September:<br />
Die Europäischen Tage des Kulturerbes.<br />
Und an jedem ersten Sonntag im Monat:<br />
Kostenlose Besichtigung vieler Museen.<br />
Der Palast der schönen<br />
Künste in Lille ist das zweitgrößte<br />
französische<br />
Kunstmuseum nach dem<br />
Louvre. Es beherbergt weltbekannte<br />
Sammlungen, die<br />
einen kompletten Überblick<br />
über die großen europäischen<br />
Kunsthäuser des 12. bis 20.<br />
Jahrhunderts verschaffen.<br />
Verpassen Sie nicht:<br />
Vom 25. April bis zum<br />
28. Juli <strong>2008</strong>: „Les Caprices<br />
de Goya“ („Die Launen des<br />
Francisco de Goya“).<br />
Oktober <strong>2008</strong> bis Januar<br />
2009: „Lumières nordiques“<br />
(„Nordlichter“); Edefelt,<br />
Hammershoi, Thaulow,<br />
Zorn… Ihr Wirken und<br />
Schaffen in Frankreich in der<br />
Zeit von 1870 bis 1914.<br />
LAAC, Zentrum für<br />
zeitgenössische Kunst und<br />
Aktionen in Dünkirchen.<br />
Inmitten eines<br />
Skulpturenparks erwartet<br />
Sie das LAAC mit seiner<br />
überraschenden weißen<br />
Keramikarchitektur.<br />
Verpassen Sie nicht:<br />
Die Ausstellung „Anthony<br />
Caro, sculptures d’acier,<br />
1960 – 1987“ („Anthony<br />
Caro, Stahl-Skulpturen aus<br />
den Jahren 1960 bis 1987“)<br />
konzentriert sich auf das<br />
bevorzugte Arbeitsmaterial<br />
des Künstlers; sie spiegelt die<br />
große Wirkkraft von<br />
Stahlarbeiten wie auch die<br />
Besonderheit des LAAC an<br />
sich wider, dessen Architektur<br />
und Sammlungen ein seltenes<br />
Zeugnis der Kunst zwischen<br />
1960 und 1980 ablegen.<br />
Matisse Museum in<br />
Le Cateau-Cambrésis.<br />
Das sich im Geburtsort von<br />
Matisse befindliche Museum<br />
enthält die drittgrößte<br />
französische Sammlung des<br />
Künstlers.<br />
Die kürzliche Schenkung von<br />
Alice Tériade ist eine der<br />
bedeutendsten Schenkungen<br />
moderner Kunst an ein französisches<br />
Museum in den<br />
vergangenen 20 Jahren. Die<br />
Schenkung besteht<br />
aus 39 Hauptwerken<br />
weltbekannter Künstler mit<br />
Bildern von Matisse, Léger,<br />
Picasso, Rouault, Chagall<br />
und Skulpturen von Miró.<br />
FÜR WEITERE AUSKÜNFTE UND BESTELLUNG<br />
UNSERER KOSTENLOSEN BROSCHÜREN:<br />
www.nordfrankreich-tourismus.com<br />
Museum für Kunst und<br />
Industrie in Roubaix.<br />
Das Museum ist in einem<br />
außergewöhnlichen Gebäude<br />
untergebracht. Das ehemalige<br />
Schwimmbad im Art-déco-Stil<br />
ist für sich genommen bereits<br />
ein Meisterwerk.<br />
Die Sammlung aus dem<br />
Bereich der Schönen Künste<br />
widmet sich dem 19. und 20.<br />
Jahrhundert und ist<br />
chronologisch wie auch<br />
thematisch geordnet.<br />
Zu sehen sind Gemälde,<br />
Stoffproben, Keramik, Möbel,<br />
Fotografien, und Skulpturen.<br />
Viele Statuen erwarten den<br />
Besucher auf der vielseitig<br />
ausgestatteten 11.000 m 2<br />
großen Ausstellungsfläche.<br />
© Ville de Dunkerque, Musée Matisse, Jean-Pierre Duplan, Lille, Palais des Beaux-Arts, JQuecq d'Henripret
Fokus Paris<br />
zu sein. Am Tag der Einweihung sorgte sich die Kaiserin<br />
Eugénie über den Baustil und fragte Garnier unverblümt:<br />
« Was ist denn nun der Baustil? Er ist weder griechisch,<br />
noch entspricht er dem Geiste von Ludwig XV. oder Ludwig<br />
XVI. » Selbstbewusst erwiderte Garnier: « Es ist der<br />
Stil von Napoleon III. Und Sie sorgen sich? » Da nahm ihn<br />
der Kaiser persönlich zur Seite und flüsterte: « Machen Sie<br />
sich nichts daraus, sie versteht nichts von Architektur ».<br />
Der Stil des Zweiten Kaiserreichs war somit geboren. Seit<br />
der Eröffnung der neuen Oper an der Place de la Bastille<br />
finden in der Garnier-Oper überwiegend Ballettvorführungen<br />
statt. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich der<br />
ganz in rot und gold gehaltene Hauptsaal, dessen Decke<br />
1964 von Chagall bemalt wurde. Im hinteren Bereich des<br />
Opernhauses liegen die Logen und Technikräume, während<br />
vorne Empfangssäle und eine majestätische Treppe<br />
mit großen Kandelabern für ein herrschaftliches Interieur<br />
sorgen. Zu den Eigenheiten des ehrwürdigen Opernhauses<br />
gehört auch ein Bienenstock auf dem für die Öffentlichkeit<br />
nicht zugänglichem Dach, dessen Honig von einem Requisiteur,<br />
der einst Imker war, gewonnen wird. Unter dem<br />
Gebäude wurde außerdem ein Wasserbecken gebaut, um<br />
die Fundamente zu stabilisieren und im Falle eines Feuers<br />
als Reservoir zu dienen. Im Laufe der Jahrzehnte fand auch<br />
manches tragische Ereignis in den Wänden der Oper statt.<br />
So fiel bei einer Vorführung am 20. <strong>Mai</strong> 1896 der riesige<br />
Kronleuchter von der Decke und erschlug einen Besucher,<br />
der ausgerechnet auf einem Platz mit der Nummer 13 saß.<br />
Ein wenig später stürzte ein Tänzer von der – so besagt es<br />
zumindest die Legende – 13. Stufe einer großen Treppe in<br />
den Tod. Zu den erfreulicheren Ereignissen gehörte dagegen,<br />
dass der Direktor der französischen Niederlassung der<br />
Gramophone, Alfred Clark, der Oper am 24. Dezember<br />
1907 24 Schallplatten vermachte, die in versiegelten Urnen<br />
im Untergeschoss deponiert wurden. Diese außergewöhnliche<br />
Sammlung, die im Jahre 1912 erneuert wurde, war eine<br />
Zusammenstellung der größten Sänger und Sängerinnen<br />
am Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Musikgut sollte<br />
für zukünftige Generationen bewahrt werden, weswegen<br />
man die Behälter auch 100 Jahre lang nicht öffnen durfte.<br />
Während der Sanierungsarbeiten vertraute man die Urnen<br />
1988 der Nationalbibliothek an. Nachdem die 100-Jahres-<br />
Frist nun offiziell abgelaufen ist, sollen die Urnen noch dieses<br />
Jahr geöffnet werden. Die Musik auf den Schallplatten<br />
wird anschließend auf CDs überspielt und von EMI, der<br />
Nachfolgerfirma von Gramophone, vertrieben. Außerdem<br />
soll wie 1907 eine ähnliche Aktion für die Musik aus heutiger<br />
Zeit wiederholt werden.<br />
Opéra Garnier, place de l’Opéra<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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10. ARRONDISSEMENT<br />
Indien an der Seine<br />
Der Hype um Bollywood ist nicht unbedingt neu in<br />
Paris. Schon seit Jahren zieht Frankreichs Hauptstadt Menschen<br />
aus Indien, aber auch Bangladesh, Pakistan und Sri<br />
Lanka an, die indisches Lebensgefühl an die Seine bringen.<br />
Jenseits jeglicher Folklore bringt das Viertel rund um die<br />
Metro-Station « La Chapelle » hinter der Gare du Nord bis<br />
zur Passage Brady im 10. Arrondissement ein Stück Indien<br />
nach Paris. Die Passage Brady ist eine mit einem Glasdach<br />
versehene Fußgängergasse, die die Rue du Faubourg-Saint-<br />
Denis mit dem Boulevard de Strasbourg verbindet. Hier<br />
wetteifern zahlreiche indische Restaurants mit günstigen<br />
Menüs und traditioneller Musik um Gäste. Auch in der<br />
Rue Cail kommen alle Liebhaber einer scharfen Küche<br />
auf ihre Kosten. In der Rue du Faubourg-Saint-Denis reihen<br />
sich Boutiquen, Friseure, Blumenläden, Videotheken<br />
und Verkaufsgeschäfte für Sari aneinander, die vor allem<br />
am Wochenende zahlreiche Passanten anlocken. An der<br />
Grenze zwischen<br />
dem 10. und dem<br />
18. Arrondissement<br />
steht der<br />
Ganesh-Tempel,<br />
in dem jeden Tag<br />
h i n d u i s t i s c h e<br />
Messen zelebriert<br />
werden. Einmal im Jahr findet zudem eine Prozession zu<br />
Ehren des Gottes Ganesh statt, bei der ein mit Blumen und<br />
frischem Obst geschmückter Wagen von mit traditionellen<br />
Saris bekleideten Parisern indischen Ursprungs gezogen<br />
wird. Mehr als 25.000 Zuschauer wohnen diesem fröhlichen<br />
Spektakel bei. Ein Termin, den man nicht verpassen<br />
sollte. Die nächste Prozession ist für den 31. August <strong>2008</strong><br />
geplant.<br />
Passage Brady, Eingänge: 33 boulevard de Strasbourg<br />
und 46 rue du Faubourg-Saint-Denis<br />
Temple Sri Manika Vinayakar, 72 rue Philippe-de-Girard<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 35
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11. ARRONDISSEMENT<br />
Die letzte<br />
Guillotine<br />
Das Heimatland der Menschenrechte<br />
kannte nicht nur<br />
Sternstunden, sondern auch<br />
dunkle Kapitel in seiner Geschichte.<br />
Hierzu zählt sicherlich<br />
die Erfindung der Guillotine,<br />
der sowohl anonyme als auch<br />
gekrönte Häupter zum Opfer<br />
fielen. Ausgedacht wurde diese<br />
Tötungsmaschine von einem<br />
Doktor namens Guillotin, dessen<br />
Anliegen es war, zum Tode<br />
Verurteilte möglichst schnell<br />
und effizient ins Jenseits zu befördern.<br />
Er scheute sich daher<br />
auch nicht, seine Pläne mit den<br />
Worten anzupreisen: « Meine<br />
Herren, mit dieser Maschine<br />
schlage ich Ihnen den Kopf ab,<br />
ohne das Sie den geringsten<br />
Schmerz empfinden. » 1791, am<br />
Morgen nach der Revolution,<br />
wurde seine Erfindung verwirklicht.<br />
Damit die Maschine aber<br />
möglichst perfekt funktionieren<br />
würde und vielleicht auch um<br />
sich ein besseres Gewissen zu<br />
verschaffen, wurde ein Chirurg<br />
damit beauftragt, die letzten<br />
technischen Details zu klären<br />
und Vorschläge von diversen<br />
Handwerkern unterbreiten zu lassen. Der Zimmermann<br />
Schmidt gewann schließlich die « Ausschreibung ».<br />
Überzeugen konnte er dabei mit einem Modell, das er an<br />
Strohballen und Schafen getestet hatte. Doch Schmidt war<br />
skrupellos und erkannte von Beginn an das wirtschaftliche<br />
Interesse an dieser Maschine, für die er sich sofort das Patent<br />
sichern ließ. Dank der 83 im Anschluss vom französischen<br />
Staat initiierten Bestellungen, mit denen das ganze<br />
Land ausgestattet wurde, konnte er ein Vermögen<br />
anhäufen. Äußerst diskret weisen heute vier Steinplatten<br />
im Boden an der Straßenkreuzung der Rue<br />
de la Roquette mit der Rue de la Croix-Faubin<br />
auf den letzten Standort einer Guillotine im öffentlichen<br />
Raum hin. In direkter Nachbarschaft<br />
befand sich das Gefängnis Grande Roquette, in<br />
dem durch Köpfen zum Tode verurteilte Straffällige<br />
einsaßen. Wie selbstverständlich legte ein<br />
Dekret vom 29. November 1851 deshalb fest, dass<br />
die Köpfungen in der Straße vor dem Gefängnis<br />
auszuführen seien. Noch bis 1899 fanden an dieser<br />
Stelle Exekutionen statt, bevor man die Guillotine<br />
zunächst vor, später dann in das Prison de la Santé<br />
umsetzte. Die letzte Hinrichtung per Guillotine<br />
wurde sogar erst 1972 in Paris bzw. 1973 in Marseille<br />
ausgeführt. Es dauerte im Anschluss noch<br />
bis 1981, als der sozialistische Präsident François Mitterrand<br />
als eine seiner ersten Amtshandlungen die Todesstrafe<br />
in Frankreich offiziell abschaffte. Bis heute zeugen die vier<br />
Steinplatten an der Straßenkreuzung im 11. Arrondissement<br />
von der blutigen Vergangenheit des Ortes. Niemand<br />
hat es bisher gewagt, diese stummen Zeugnisse unter einer<br />
Asphaltschicht verschwinden zu lassen.<br />
Ecke rue de la Roquette und rue de la Croix-Faubin<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Paris ganz maritim<br />
Von der Metro-Station « Bastille » der Linie 1 kann man bereits einen ersten Blick<br />
auf diesen unerwarteten Ort werfen: den Port de l’Arsenal. Denn zwischen der Place<br />
de la Bastille und der Seine versteckt sich etwas unterhalb der umliegenden Straßen<br />
ein kleiner Jachthafen – ein Stück maritimes Lebensgefühl inmitten von Paris. Durch<br />
eine Schleuse und einen unterirdischen Tunnel ist das Hafenbecken mit dem Canal<br />
Saint-Martin verbunden. Gerade bei schönem Wetter kommen viele Pariser für einen<br />
Spaziergang hierher und fühlen sich dabei fast wie am Mittelmeer oder an der Atlantikküste.<br />
Nachts ist der Zugang zum Hafenbecken allerdings verschlossen.<br />
Port de l’Arsenal, boulevard de la Bastille<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 37
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12. ARRONDISSEMENT<br />
Ein Tempel für die Filmwelt<br />
Die wenigsten denken gewöhnlich daran, im Ausland<br />
ins Kino zu gehen. Die Filme werden meist in einer fremden<br />
Sprache gezeigt und das Kinoprogramm ist für Auswärtige<br />
nicht immer einfach zu finden. In der französischen<br />
Hauptstadt existiert aber eine Einrichtung, die Kinoliebhaber<br />
nicht verpassen sollten: die neue französische Cinémathèque<br />
im 12. Arrondissement. Gerade an einem grauen<br />
Regentag bietet sich der Besuch an. Das Filmzentrum wird<br />
von einem privaten Verein getragen, der aber zu weiten Teilen<br />
durch staatliche Gelder finanziert wird. Die Aufgabe der<br />
Cinémathèque besteht also im Vergleich zu kommerziellen<br />
Kinos nicht darin, mit der Vorführung von Filmen Gewinn<br />
zu erwirtschaften, sondern das cineastische Kulturgut der<br />
Welt zu bewahren und einem interessierten Publikum zugänglich<br />
zu machen. Hierzu gehören auch die Restaurierung<br />
von Filmmaterial, die Pflege eines einmaligen Filmarchivs<br />
sowie die Organisation von Retroperspektiven und<br />
Hommagen. Dafür stehen sowohl große Kinosäle als auch<br />
kleine Vorführkabinen zur Verfügung. Was die Bibliothek<br />
für die Welt der Bücher darstellt, ist die Cinémathèque für<br />
den Film. Lange Zeit war das Filmzentrum im Palais de<br />
Chaillot im 16. Arrondissement untergebracht, bevor es<br />
im September 2005 in den Osten der Stadt umzog, in ein<br />
vom Stararchitekten Frank Gehry, der vor allem durch das<br />
Guggenheim-Museum<br />
von Bilbao einer breiten<br />
Öffentlichkeit bekannt<br />
wurde, entworfenes<br />
Gebäude. Bereits die<br />
Architektur des Gebäudes<br />
lohnt also einen Besuch.<br />
Allerdings wirkt<br />
die Cinémathèque mit<br />
ihrer Fassade aus Kalkstein<br />
« braver » als das<br />
berühmte Museum in<br />
Bilbao. Die Architektur<br />
ist dennoch ungewöhnlich<br />
und bleibt dem typischen<br />
Gehry-Stil treu.<br />
Der Architekt selbst<br />
bezeichnete das Gebäude<br />
als eine « Tänzerin,<br />
die ihr Ballettröckchen<br />
hochhebt ». Für Architekturliebhaber<br />
werden<br />
spezielle Führungen<br />
angeboten, allerdings nicht sehr häufig und leider nur auf<br />
Französisch. Die nächsten Termine sind für den 1. <strong>Juni</strong> und<br />
den 6. Juli <strong>2008</strong> vorgesehen. Für alle Kinoliebhaber existiert<br />
dagegen das ganze Jahr über ein vielseitiges Programm,<br />
wozu sowohl Filmvorführungen als auch Ausstellungen gehören.<br />
Darunter Themenreihen wie etwa « Das afrikanische<br />
Kino » oder « Die expressionistische deutsche Filmszene ».<br />
Die Dauerausstellung « Passion Cinéma » präsentiert außerdem<br />
die Geschichte diverser Filmsammlungen und zeigt,<br />
wie alte Filme konserviert werden. Die Cinémathèque ist<br />
also ein außergewöhnlicher Tempel der Kinowelt. Nicht<br />
ohne Grund sagte der Filmemacher Martin Scorsese bei<br />
der Eröffnung am neuen Ort: « Die Regisseure aus der<br />
ganzen Welt kennen die französische Cinémathèque, selbst<br />
wenn sie noch nie hier waren. Sie ist unsere gemeinsame<br />
spirituelle Bleibe. » An der Spitze der Institution steht heute<br />
der Regisseur Costa-Gavras. Und auch die Umgebung der<br />
Cinémathèque lohnt einen Umweg. Direkt vor der Haustür<br />
liegt der moderne Parc de Bercy. Etwas südöstlich davon<br />
lockt das in alten Weindepots charmant eingerichtete neue<br />
Amüsier- und Ausgehviertel Bercy Village, unter anderem<br />
mit einem modernen Multiplexkino, das die großen Kassenschlager<br />
von heute zeigt.<br />
Cinémathèque française, 51 rue de Bercy<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Ein Bauernhof<br />
in einer<br />
Weltstadt<br />
Es mag etwas surreal wirken, doch mitten in<br />
der französischen Weltstadt ist es möglich, einen<br />
echten Bauernhof zu besichtigen. Egal ob es um das<br />
Melken von Kühen, das Scheren von Schafen oder<br />
den Anbau von Gemüse und Getreide geht, der Hof<br />
unterscheidet sich nicht groß von dem echten Leben<br />
auf dem Lande. Bewirtschaftet wird die Fläche von<br />
fünf Hektar von einem Bauernehepaar. Während<br />
die Einrichtung unter der Woche Schulen vorbehalten<br />
ist, sind Familien am Wochenende sowie in<br />
den Schulferien herzlich willkommen. Eine ungewöhnliche<br />
Möglichkeit, bei einem Paris-Besuch mit<br />
Kindern die Kleinen mit ein wenig Landleben zu<br />
überraschen.<br />
La Ferme de Paris, route du Pesage<br />
Thalys<br />
Schnellzug für Streifzüge.<br />
Mit Thalys werden Städteträume wahr. Thalys bringt Sie 6 mal täglich<br />
von Köln und Aachen nach Paris. Ohne Stau. Ohne Stress.<br />
KÖLN<br />
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PARIS<br />
INFORMATION UND BUCHUNG<br />
WWW.THALYS.COM<br />
und in allen üblichen Verkaufsstellen
Fokus Paris<br />
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13. ARRONDISSEMENT<br />
Chinatown<br />
à la francaise<br />
Fast alle großen Städte der Welt haben eine Chinatown,<br />
Paris stellt dabei keine Ausnahme dar. Rund<br />
450.000 Chinesen leben in Frankreich, 88 Prozent<br />
davon im Pariser Großraum. In der französischen<br />
Hauptstadt konzentrieren sich die asiatischen Gemeinden<br />
auf zwei Viertel, eines in Belleville im Nordosten,<br />
eines im Südosten der Stadt. Letzteres, im 13. Arrondissement<br />
gelegen, spielt dabei die Hauptrolle und<br />
zählt zu einem der größten asiatischen Viertel Europas.<br />
Hier leben nicht nur Chinesen, sondern auch Vietnamesen,<br />
Kambodschaner, Laoten und weitere Nationalitäten<br />
aus dem Pazifikraum. Die äußeren « Grenzen »<br />
der französischen Chinatown bilden die Avenue de<br />
Choisy, die Avenue d’Ivry und der Boulevard Masséna.<br />
Im Herzen befindet sich die Dalle des Olympiades,<br />
ein großer Platz mit vielen kleinen Händlern. Seit<br />
den 1920er-Jahren bis nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges wohnten hier vor allem Studenten und ein<br />
paar asiatische Flüchtlinge. Ab 1950 zogen vermehrt<br />
Menschen aus Indochina ins 13. Arrondissement, eine<br />
Entwicklung, die sich in den Jahren von 1975 bis 1982<br />
massiv verstärkte. Die asiatischen Neubürger fanden<br />
ihr Zuhause in den Wohnsilos des Viertels, während<br />
die einheimischen Franzosen diese zunehmend verließen.<br />
Heute hat sich eine perfekte asiatische Infrastruktur<br />
entwickelt. Ob Lebensmittelladen, darunter<br />
der berühmte Supermarkt Tang Frères, Apotheke oder<br />
Friseur, Restaurant oder Schnellimbiss, das Herz des<br />
Quartiers schlägt eindeutig fernöstlich. Hier findet<br />
man traditionelle Kleidungsstücke aus Asien, exotische<br />
Zutaten für chinesische Gerichte oder Bambuspflanzen.<br />
Doch im Gegensatz zu anderen Chinatowns auf<br />
der Welt, schlägt sich dies nicht in der Architektur<br />
nieder, die hier vor allem durch trostlose, ganz westlich<br />
anmutende Wohnsilos geprägt ist. Sehenswert sind<br />
aber die farbenfrohen Feierlichkeiten, die aus Anlass<br />
des chinesischen Neujahrsfestes auf den Straßen des<br />
Viertels jedes Jahr veranstaltet werden.<br />
Avenue de Choisy, Avenue d’Ivry, Dalle des Olympiades<br />
Tang Frères, 168 avenue de Choisy<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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14. ARRONDISSEMENT<br />
Die Katakomben von Paris<br />
Lange Zeit besaß Paris nur<br />
einen offiziellen Friedhof, den<br />
Cimetière des Innocents im<br />
Hallen-Viertel nahe der Kirche<br />
Saint-Eustache. Über zehn<br />
Jahrhunderte hinweg nahm er<br />
die Toten der Stadt auf. Doch<br />
Ende des 18. Jahrhunderts wurde<br />
die Situation unhaltbar, die<br />
Fläche einfach zu klein und das<br />
Seuchenrisiko zu groß. Nach<br />
zahlreichen Klagen ordnete der<br />
Staatsrat mit einem Dekret am 9.<br />
November 1785 die Schließung<br />
des Cimetière des Innocents<br />
an. Damit waren die Probleme<br />
aber noch nicht gänzlich gelöst.<br />
Um den Ort wieder zu « säubern<br />
», musste ein neuer Platz<br />
für die unzähligen Knochen<br />
aus mehreren Jahrhunderten<br />
gefunden werden. Hierfür boten
Fokus Paris<br />
sich die ehemaligen Steinbrüche im 14. Arrondissement<br />
an, die dafür aufwendig hergerichtet wurden. So mussten<br />
die unterirdischen Galerien gestützt und ein Schacht mit<br />
einer Treppe zum Abladen der Knochen gebaut werden.<br />
Im Anschluss fand ab dem 7. April 1786 zwei Jahre lang<br />
eine makabre Prozession durch die französische Kapitale<br />
statt. Jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit wurden<br />
in einer Zeremonie mit Gesängen und Priestern die Knochen<br />
in mit schwarzen Tüchern bedeckten Karren zu dem<br />
ehemaligen Steinbruch transportiert.<br />
Auch in der Folge nahm die Stätte<br />
im 14. Arrondissement noch bis zum<br />
Jahr 1814 Knochen von Parisern und<br />
Pariserinnen auf. Ingesamt fanden die<br />
Überreste von rund sechs Millionen<br />
Menschen ihre endgültige Ruhestätte<br />
in den Katakomben von Paris. Schon<br />
seit den Anfängen weckten die unterirdischen<br />
Gänge dabei die Neugierde<br />
der Menschen. 1787 stieg der Graf<br />
von Artois, der spätere König Karl X.,<br />
mit mehreren Damen des königlichen<br />
Hofes hinunter. Im Folgejahr wurde<br />
der Besuch von Madame de Polignac,<br />
Vertraute von Marie-Antoinette, verzeichnet.<br />
1814 besichtigte der Kaiser<br />
Österreichs, Franz I., die Katakomben, 1860, zusammen<br />
mit seinem Sohn, Napoleon III. Und auch heute, nachdem<br />
notwendige Arbeiten durchgeführt wurden, kann man<br />
dieses « Reich des Todes » im Pariser Untergrund wieder<br />
besuchen. Eine gruselige Erfahrung, die sich aber großer<br />
Beliebtheit erfreut.<br />
Catacombes de Paris, place Denfert-Rochereau<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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<strong>15</strong>. ARRONDISSEMENT<br />
Paris aus der Vogelperspektive<br />
Das Überfliegen der französischen Hauptstadt ist aus nachvollziehbaren Sicherheitsgründen<br />
strikt reglementiert und überwiegend verboten. Der Überflug<br />
mit einem Ballon bleibt daher nur ein Traum. Seit ein paar Jahren ist es aber dank<br />
einer Kooperation zwischen der Stadtverwaltung, einem Sponsor aus der Satelliten-<br />
und Kommunikationsbranche und einer Ballonbaufirma möglich, wenigstens<br />
in einem Ballon in den Pariser Himmel aufzusteigen, auch wenn der Ballon an<br />
einem langen Seil mit dem Boden verbunden bleibt. Auf diese Weise kann man<br />
jedoch einen wunderbaren Panoramablick aus einer Höhe von 32 Metern, was einem<br />
rund zwölf Etagen hohen Gebäude entspricht, auf das endlose Häusermeer<br />
der Seine-Metropole genießen. Einmalig ist dabei, dass man den Eiffelturm und<br />
den Tour du Montparnasse gleichzeitig betrachten kann. Rund 30 Erwachsene<br />
passen in den Ballon, der mit 5.500 Kubikmetern Helium gefüllt ist. Die lohnenswerten,<br />
wenn auch nicht ganz preiswerten Aufstiege in den Pariser Himmel finden<br />
im Parc André Citroën im Westen des <strong>15</strong>. Arrondissements statt.<br />
Le Ballon de Paris, Parc André Citroën<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 43
Fokus Paris<br />
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16. ARRONDISSEMENT<br />
Live im Radio<br />
Haben Sie schon einmal hinter die Kulissen einer Radiosendung<br />
geschaut? Im 16. Arrondissement von Paris ist<br />
dies möglich. Hier öffnet die <strong>Mai</strong>son de la Radio regelmäßig<br />
ihre Türen für ein interessiertes Publikum, das gerne bei<br />
der Aufnahme einer Rundfunksendung dabei sein möchte.<br />
Hierbei kann man nicht nur viel über die Abläufe hinter<br />
dem Mikrofon lernen, sondern auch auf ganz unterschiedliche<br />
Künstler – mit etwas Glück sogar große Stars – treffen,<br />
die zu einem Interview oder Konzert ins Rundfunkhaus<br />
kommen. Selbst eine Begegnung mit Catherine Deneuve,<br />
Ségolène Royale, Gérard Depardieu oder Vincent Delerm<br />
ist nicht ausgeschlossen. Doch auch das Zusammentreffen<br />
mit weniger bekannten Namen hält nicht selten positive<br />
Überraschungen bereit. Radio France hat sich inzwischen<br />
einen Namen damit gemacht, Künstler mit einem treuen<br />
Publikum zusammenzubringen. Das Programm der einzelnen<br />
Sendungen ist dabei gewöhnlich ein paar Tage im<br />
Voraus festgelegt. Die Teilnahme ist kostenlos, man bittet<br />
Sie höchstens an ein paar Stellen zu klatschen. Das Publikum<br />
setzt sich aus Stammhörern zusammen, die um nichts<br />
auf der Welt eine bestimmte Sendung verpassen würden,<br />
und Zuhörern, die eher zufällig oder aus Neugierde hierher<br />
kommen. Außerdem haben Sie dadurch die Möglichkeit,<br />
einmal das große Rundfunkgebäude von Radio France,<br />
wo die französischen öffentlich-rechtlichen Kanäle France<br />
Inter, France Info, France Bleu, France Culture, France<br />
Musique und FIP produziert werden, von innen zu sehen.<br />
Für den Zugang gibt es allerdings eine Einschränkung: Die<br />
Teilnahme ist kostenlos im Rahmen der verfügbaren Plätze.<br />
Daher sollten Sie sich im Vorfeld am besten telefonisch über<br />
das Tagesprogramm unterrichten und möglichst rechtzeitig<br />
in der großen Halle 1 der <strong>Mai</strong>son de la Radio einfinden.<br />
Für manche Sendungen ist es sogar möglich, einen Platz im<br />
Internet im Voraus zu reservieren.<br />
Radio France, <strong>Mai</strong>son de la Radio, 116 avenue du<br />
Président Kennedy, Telefon: +33 (0)1 56 40 32 01<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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17. ARRONDISSEMENT<br />
Diner im Orient-Express<br />
Selbst die prestigevollsten<br />
Züge rollen<br />
irgendwann einmal aufs<br />
Abstellgleis. So auch<br />
ein 1927 konstruierter<br />
Waggon des legendären<br />
Orient Express´, der<br />
Paris jahrzehntelang<br />
mit Venedig verband<br />
und nun nahe der Gare<br />
Saint-Lazare als Restaurant<br />
dient. Um nicht den<br />
regulären Zugverkehr<br />
zu behindern, wurde für<br />
den Waggon ein Platz<br />
etwas weiter nördlich<br />
des Bahnhofs gefunden.<br />
Der neue Eigentümer<br />
Paul Mège restaurierte<br />
das Innere des Zuges mit<br />
viel Liebe zum Detail.<br />
Vom Gepäcknetz und<br />
den Kristallgläsern über<br />
das Silberbesteck bis<br />
zum Aufkleber an den<br />
Fenstern mit der Aufschrift<br />
« È pericoloso Sporgersi » ist<br />
alles originalgetreu erhalten geblieben.<br />
So kann man sich während eines<br />
Abendessens bei Kerzenschein<br />
gedanklich auf die Reise begeben.<br />
Die eher traditionellen Gerichte<br />
schmecken gut und sind für Pariser<br />
Verhältnisse nicht zu teuer (rund 20<br />
bis 25 Euro pro Person). Und der<br />
Waggon steht sogar auf Gleisen,<br />
allerdings führen sie nicht nach<br />
Venedig, sondern in die Vororte von<br />
Paris.<br />
Restaurant Le Wagon<br />
Bleu, 7 rue Boursault,<br />
Lernen Sie Französisch in Paris!<br />
Die richtige Adresse für das Erlernen der französischen Sprache<br />
www.alliancefr.org<br />
Alliance française Paris Ile-de-France • 101, bd Raspail 75270 Paris cedex 06 • info@alliancefr.org • tél. +33 1 42 84 90 00 • Fax +33 1 42 84 91 00<br />
asdepique©<strong>2008</strong><br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 45
Fokus Paris<br />
Stadtteil der sozialen Gegensätze<br />
Für alle, die einen guten Eindruck<br />
von der sozialen Vielfältigkeit der<br />
französischen Hauptstadt bei einem<br />
Spaziergang durch einen einzelnen<br />
Stadtteil gewinnen möchten, bietet sich<br />
das 17. Arrondissement an. Es vereint<br />
auf seiner Fläche recht unterschiedliche<br />
Gesellschaftsschichten auf engem<br />
Raum: In den Straßen um die Porte<br />
<strong>Mai</strong>llot mit dem großen Kongresszentrum<br />
steht das Geschäftsleben im<br />
Vordergrund, im Viertel um den Parc<br />
Monceau geht es bürgerlich und sehr<br />
konservativ zu, etwas weiter im Norden<br />
zur Porte de Clichy liegt ein klassisches<br />
Arbeiterviertel mit vielen Immigranten<br />
und das Viertel Batignolles entwickelt sich zunehmend zu<br />
einem Wohnort einer neuen bürgerlichen Boheme. Lange<br />
Zeit trennte eine Eisenbahnschneise das Arrondissement<br />
in einen vermögenden Westen und einen armen Osten.<br />
Heute überwiegt dagegen eine horizontale « Grenze » mit<br />
einem mehr und mehr in Mode kommenden Süden, wo sich<br />
zunehmend auch der Luxus zeigt, und einem weniger privilegierten<br />
Norden, in dem dennoch eine große Aufbruchstimmung<br />
herrscht. An der Avenue<br />
des Batignolles findet am Wochenende<br />
ein Bio-Wochenmarkt statt, der die<br />
Menschen auch aus anderen Stadtteilen<br />
anlockt. Etwas weiter nördlich entsteht<br />
gerade auf ehemaligen Gleisanlagen<br />
das neue Viertel Hauts de Malesherbes.<br />
Auf einer Fläche von sechs bis sieben<br />
Hektar, die von der Stadtautobahn,<br />
dem Boulevard Berthier, der Avenue<br />
de la Porte d’Asnières und den Gleisen<br />
zur Gare Saint-Lazare begrenzt wird,<br />
entstehen Gebäude mit einer originellen<br />
Architektur, die auch ökologische<br />
Gesichtspunkte berücksichtigen. Im<br />
Herzen bildet ein hügeliger Park mit<br />
mehr als 200 Pflanzenarten eine grüne Lunge des Viertels.<br />
Dieses Projekt ist ein gutes Sinnbild für den Aufbruch der<br />
Seine-Metropole in den letzten Jahren.<br />
Marché Bio des Batignolles, boulevard des Batignolles in der<br />
Höhe der Metro-Station « Rome », samstags 9.00 – 14.00 Uhr<br />
Jardin Hauts de Malesherbes, Eingänge: rue Albert-<br />
Roussel, place Paul Tortellier, place Luis Bernier und<br />
place des Magasins de l’Opéra Comique<br />
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18. ARRONDISSEMENT<br />
Eine Reise nach Afrika<br />
Marokko, Algerien, Tunesien, Senegal, Mali, Elfenbeinküste,<br />
Kamerun,... Afrika ist in Paris gut vertreten, insbesondere<br />
im Norden der Stadt. Einige sehen darin die Folgen<br />
einer imperialistischen Kolonialpolitik vergangener Zeiten,<br />
andere, insbesondere die jungen Generationen, ein Symbol<br />
einer multikulturellen Metropole. Unstrittig ist aber, dass<br />
all diese Menschen aus Nord-, West- und Zentralafrika –<br />
im Großraum geht man von 200.000 Afrikanern aus – die<br />
französische Hauptstadt kulturell bereichern. Man sollte sich<br />
aber auch davor hüten, ein zu idyllisches Bild zu zeichnen.<br />
Das Zusammenleben ist nicht immer und überall ohne Probleme.<br />
Insgesamt konnte Paris jedoch, gerade auch im Gegensatz<br />
zu den Problemen in den Vororten, seine verschiedenen<br />
gesellschaftlichen und ethnischen Gruppen gut integrieren.<br />
Heute ist es für die neue bürgerliche Boheme der Stadt in<br />
Mode gekommen, am Wochenende zu den afrikanischen<br />
Märkten und Vierteln im Norden aufzubrechen. Modetrends<br />
aus Afrika finden sogar Einzug in die Boutiquen der Stadt.<br />
Darüber hinaus sind einige Berufsgruppen inzwischen fest<br />
in der Hand bestimmter Nationalitäten. So spricht man in<br />
Paris längst von einer Abidjan-Connection im Sicherheitsgewerbe,<br />
scheinen doch fast alle privaten Sicherheitsleute von<br />
der Elfenbeinküste zu stammen. Das Herz des kommerziellen<br />
Afrikas in der französischen Hauptstadt schlägt im 18.<br />
Arrondissement zwischen der Metro-Station « Barbès » und<br />
der Porte de Clignancourt, wo man Stoffhändler, Läden<br />
mit exotischem Gemüse und andere Geschäfte mit afrikanischem<br />
Flair findet. An den Ausgängen der Metro werden<br />
meist kleine Zettelchen mit der Adresse von afrikanischen<br />
Hexenmeistern verteilt, die angeblich bei Problemen in der<br />
Liebe, auf der Arbeit oder sonstiger Art helfen können. An<br />
der Metro-Station « Château-Rouge » ist ein Wochenmarkt,<br />
auf dem zahlreiche exotische Produkte wie zum Beispiel besondere<br />
Gewürze angeboten werden. Kürzlich wurden für<br />
den Markt extra die Bürgersteige verbreitert. Für 2012 ist<br />
außerdem die Wiedereröffnung des großen Kinokomplexes<br />
Le Louxor angekündigt, der dem Viertel eine Plattform für<br />
den afrikanischen Film geben soll. Es ist eines der Vorzeigeprojekte<br />
des gerade wiedergewählten Pariser Bürgermeisters<br />
Bertrand Delanoë. Am besten man lässt sich hier im Norden<br />
von Paris einfach treiben. Wo hat man sonst schon die Möglichkeit,<br />
für den Preis einer U-Bahn-Fahrt auf einen anderen<br />
Kontinent zu reisen?<br />
Boulevard Barbès und Umgebung<br />
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Fokus Paris<br />
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19. ARRONDISSEMENT<br />
Die Provinz in der Hauptstadt<br />
Normalerweise legen die Pariser sehr viel Wert darauf,<br />
sich vom Rest des Landes abzugrenzen, den sie gerne<br />
etwas abwertend als Provinz bezeichnen. Dabei können<br />
auch viele Hauptstädter nicht wirklich ihre Sehnsucht<br />
nach einem eher « provinziellen » Lebensstil verleugnen.<br />
Und so konnten sich selbst im Herzen der Metropole<br />
einige kleine Oasen der Ruhe und Idylle etablieren, die<br />
von der Öffentlichkeit aber meist durch hohe Zäune und<br />
Mauern abgesperrt sind. Nicht so im 19. Arrondissement,<br />
wo das Mouzaïa-Viertel für alle zugänglich eine<br />
kleinstädtische Atmosphäre in die Weltmetropole bringt.<br />
Wenn man durch die Gassen des Quartiers schlendert,<br />
spürt man fast eine Art Dorfgemeinschaft. Die Katzen<br />
streunen durch die Gärten, und die Kinder können gefahrlos<br />
im Freien spielen. Der bodenständige Charakter<br />
darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Häuser<br />
heute, obwohl der Norden von Paris günstiger als<br />
die anderen Arrondissements ist, einen astronomischen<br />
Wert erreicht haben. So hat sich auch die Struktur der<br />
Bewohner im Laufe der Zeit langsam verändert, der ursprüngliche<br />
Geist des Viertels ist aber bis heute erhalten<br />
geblieben. Die Häuser verfügen alle über kleine Gärten.<br />
Ihre Existenz verdanken sie einem Steinbruch, der sich<br />
hier bis zum Jahre 1872 befand. Der Untergrund ist dadurch<br />
derart unterhöhlt, dass der Bau höherer und damit<br />
schwererer Häuser zu gefährlich gewesen wäre.<br />
Rue Mouzaïa, rue Miguel-Hidalgo und Umgebung<br />
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20. ARRONDISSEMENT<br />
Wo Gräber zu<br />
Sehenswürdigkeiten werden<br />
Gewöhnlich gehören Friedhöfe<br />
nicht zum bevorzugten Ort von<br />
Spaziergängern und Touristen. Ganz<br />
anders im Osten von Paris, wo der berühmte<br />
Cimetière du Père Lachaise jedes<br />
Jahr rund zwei Millionen Besucher<br />
anzieht, während « nur » eine Million<br />
Tote im Laufe der Jahrzehnte hier ihre<br />
letzte Ruhestätte gefunden haben. Der<br />
Friedhof ist also in gewisser Weise<br />
dem Leben näher als dem Tode. Dazu<br />
muss man aber auch sagen, dass diese<br />
Totenstadt mehr als ein gewöhnlicher<br />
Friedhof ist. Zunächst, weil er auf einem<br />
der sieben mythischen Hügel der<br />
französischen Hauptstadt liegt. Des<br />
Weiteren wegen des altes Baumbestandes,<br />
was aus dem Cimetière du Père<br />
Lachaise eine der schönsten Grünanlagen<br />
der Stadt macht; mit 44 Hektar<br />
darüber hinaus auch eine der größten.<br />
Rund 5.300 Bäume werden auf der<br />
Friedhofsfläche gezählt. Tausende von<br />
Katzen fühlen sich hier genauso wohl<br />
wie zahlreiche Vögel, Eidechsen und<br />
ein Bienenvolk, das sich in einer Bronzestatue<br />
des ehemaligen französischen<br />
Präsidenten Casimir Perier eingenistet<br />
haben. Doch der Friedhof ist nicht nur<br />
eine Oase der Ruhe im Großstadttrubel,<br />
sondern angesichts der vielen hier<br />
beerdigten Berühmtheiten auch ein<br />
riesengroßes Freiluftmuseum. Dabei<br />
kann das Auffinden eines bestimmten<br />
Grabes zur Schnitzeljagd werden, unterstützt<br />
durch eine Karte, die am Eingang<br />
zum Verkauf angeboten wird. Die<br />
Gräber selbst wirken ebenfalls äußerst<br />
beeindruckend, wobei alle möglichen<br />
Stilrichtungen vertreten sind – vom<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 49
Fokus Paris<br />
gotischen Grab über eine Gruft im Stile von Haussmann<br />
bis zum antiken Mausoleum, vom einfachen Steingrab bis<br />
zur mit Marmor protzenden Grabstelle. Der Cimetière du<br />
Père Lachaise lässt sich in verschiedene Viertel einteilen. Der<br />
älteste Bereich liegt nahe dem Haupteingang. Hier existieren<br />
rund 33.000 Gräber auf einer Fläche von etwa zehn Hektar.<br />
Dieser Bereich wird auch wegen der zahlreichen Gräber<br />
von Persönlichkeiten aus der Romantik der romantische genannt.<br />
An anderer Stelle gibt es ein asiatisches Viertel usw.<br />
Die Liste der auf dem Cimetière du Père Lachaise ruhenden<br />
Persönlichkeiten ist ebenfalls beeindruckend. Etwa Guillaume<br />
Apollinaire, Honoré de Balzac, Neaumarchais, Colette,<br />
Auguste Compte, Paul Eluard, Molière, Oscar Wilde aus der<br />
Welt der Literatur. Bei den Musikern und Malern sind unter<br />
anderem Chopin, Rossini, Edith Piaf, Caillebotte, Corot,<br />
Eugène Delacroix, Max Ernst, Géricault, Ingres, Modigliani<br />
oder Pisarro zu nennen. Zu den hier ruhenden Schauspielern<br />
zählen beispielsweise Sarah Bernhardt und Simone Signoret.<br />
Die Liste ließe sich noch endlos fortführen. Der Friedhof verführt<br />
manchmal aber auch zu bizarren Ritualen. So kommt<br />
es vor, dass sich Menschen nach Einbruch der Dunkelheit<br />
trotz der Kontrollen einschließen lassen oder nachts gewaltsam<br />
auf das Gelände eindringen. Einige Gräber sind zudem<br />
Orte kultischer Handlungen. So ist das Mausoleum in Form<br />
eines Dolmens von Allan Kardec eine beliebte Pilgerstätte.<br />
Wenn man seine Hand auf dessen Brust legt, sollen alle eigenen<br />
Wünsche in Erfüllung gehen. Auch die letzte Ruhestätte<br />
von Jim Morrison, dem Leadsänger der Doors, zieht Pilger<br />
aus der ganzen Welt an. Graffiti an zahlreichen umliegenden<br />
Grabstellen weisen den Weg. Auch einige wilde Partys wurden<br />
an seinem Grab gefeiert, so dass es inzwischen abgesperrt<br />
wurde und Sicherheitskräfte regelmäßig vorbeischauen. Vor<br />
dem Grabstein von Oscar Wilde liegen oft weiße Lilien, seine<br />
Lieblingsblume. Der Schriftsteller wird durch eine nackte<br />
Statue, die wie ein Vogel fliegt, gewürdigt. Auf dem Sockel<br />
befinden sich zahlreiche Beschmierungen, obwohl eine Plakette<br />
darauf hinweist, dass das Grab inzwischen unter<br />
Denkmalschutz steht. Irgendein Besucher hat zudem das<br />
Geschlechtsteil der nackten Statue abgebrochen und mitgenommen.<br />
Auch das ist der Cimetière du Père Lachaise.<br />
Ruhiger geht es an der Ruhestätte von Chopin zu. Sie ist<br />
Anlaufpunkt zahlreicher polnischer Touristen und dient<br />
als « Briefkasten » für Liebesbriefe. Um den außergewöhnlichen<br />
Friedhof im 20. Arrondissement in seiner Fülle<br />
zu erfassen, kann man hier gut einen Tag verbringen. In<br />
Anbetracht der heutigen Besuchermassen mutet es dabei<br />
geradezu grotesk an, dass am Anfang nach der Eröffnung<br />
am 21. <strong>Mai</strong> 1804 kaum ein Pariser auf dem Friedhof beerdigt<br />
werden wollte. So zählte man elf Jahre später kaum<br />
2.000 Gräber auf einer Fläche von 17 Hektar. Die Verantwortlichen<br />
bekamen deshalb kalte Füße und starteten eine<br />
Marketingaktion. Nachdem 1817 die Überreste von La<br />
Fontaine und Molière auf den Cimetière du Père Lachaise<br />
umgebettet wurden, kam jedoch der Durchbruch. So zählte<br />
man 1830 schon 33.000 Gräber. Der Friedhof war endgültig<br />
in Mode gekommen. Dies gilt bis heute, auch wenn es<br />
inzwischen fast unmöglich geworden ist, eine Grabstelle in<br />
dieser Totenstadt zu erhalten.<br />
Cimetière du Père Lachaise, Haupteingänge: avenue<br />
de Menilmontant und avenue du Père Lachaise<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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Fokus Paris<br />
Anreise<br />
Auto: Aus dem norddeutschen Raum<br />
erreicht man Paris am besten über<br />
Belgien und die Autobahn A1 (Lille-<br />
Paris). Aus dem süddeutschen Raum<br />
und Österreich bietet sich die Anfahrt<br />
über den Osten Frankreichs an, insbe<br />
son dere über die Autobahn A4<br />
(Straß burg/Saarbrücken-Paris). Aus der<br />
Schweiz erreicht man Paris über Dijon<br />
und die A6 bzw. alternativ über die A5.<br />
Berlin-Paris ca. 1.060 km, Köln-Paris ca.<br />
500 km, Wien-Paris ca. 1.240 km, Zürich-<br />
Paris ca. 660 km.<br />
Flugzeug: Die beiden Pariser Flug häfen<br />
Charles de Gaulle und Orly gehören<br />
zu den größten des Konti nents. Von<br />
vielen Städten aus dem deutschsprachigen<br />
Raum bestehen Direkt flugver<br />
bin dun gen an die Seine. So bietet<br />
Air France mehrmals täglich Non stop-<br />
Flüge ab Berlin-Tegel, Bremen, Düs seldorf,<br />
Frankfurt a.M., Hamburg, Han nover,<br />
Leipzig/Halle, München, Müns ter/<br />
Osnabrück, Nürnberg, Stutt gart, Wien,<br />
Basel und Zürich an. Mit Luft hansa<br />
geht es ebenfalls mehrmals täglich<br />
von Berlin-Tegel, Düsseldorf, Frank furt<br />
a.M., Hamburg, Hannover, Köln/Bonn,<br />
München, Nürnberg und Stutt gart<br />
nonstop nach Paris. Austrian ver bindet<br />
Wien und Swiss Zürich mit der französischen<br />
Hauptstadt. Außerdem steht<br />
die französische Weltstadt auch bei<br />
folgenden Flug gesellschaften im Flugplan<br />
(Nonstop-Verbindungen): Air Berlin<br />
(ab Düsseldorf, München, Nürnberg),<br />
EasyJet (ab Berlin-Schönefeld, Hamburg),<br />
Germanwings (ab Köln/Bonn),<br />
InterSky (ab Friedrichshafen) TUIfly<br />
(ab Hannover), Niki (ab Wien) und<br />
Sky Europe (ab Wien). Fast alle Flüge<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz landen auf dem Flughafen<br />
Paris-CDG, nur wenige kommen in Paris-<br />
Orly an. Von beiden Flughäfen bestehen<br />
gute öffentliche Verkehrsverbindungen<br />
(RER oder Bus) in die Innenstadt von<br />
Paris. Außerdem bietet Air France einen<br />
kostenpflichtigen Busshuttle an, der<br />
allen Passagieren offen steht.<br />
Zug: Von Köln aus verkehrt der Hochgeschwindigkeitszug<br />
Thalys nach Paris,<br />
aus Frankfurt a.M. über Saarbrücken<br />
der ICE, aus Stuttgart über Karlsruhe<br />
der TGV. Alle Verbindungen werden<br />
mehrmals täglich angeboten. Zürich<br />
ist ebenfalls ans französische TGV-Netz<br />
angebunden. Außerdem verkehren<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
Nachtzüge nach Paris.<br />
Paris im Internet<br />
www.parisinfo.com<br />
www.paris.fr<br />
Mehr<br />
Frankreich erleben<br />
berichtet regelmäßig<br />
über die Metropole an<br />
der Seine.<br />
Lesen Sie viele weitere<br />
spannende und<br />
informative Artikel über<br />
die französische Kapitale<br />
in den bisherigen<br />
Ausgaben.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Mac/Val -<br />
Zeitgenössischer Kunsttempel<br />
in einem Vorort<br />
von Paris<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
• <strong>Mai</strong>son de Balsac,<br />
Musée Gustave Moreau,<br />
Fondation Cartier<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
• Opéra National de<br />
Paris - Eine Bühne für das<br />
Publikum<br />
• Paris Rive Gauche -<br />
Zukünftiges<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
• Paris-CDG - Hinter den<br />
Kulissen des Pariser<br />
Flughafens Charles-de-<br />
Gaulle<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Lust auf Paris?<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />
Metropole<br />
• Märkte - Jedem seinen Markt<br />
• Interview - Anne Hidalgo<br />
• Pariser Bistros<br />
• Die Gewächs häuser von Auteuil<br />
• Gastronomie - Chez Antoine<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
• Paris 14e -<br />
Stadtspaziergang durch<br />
das 14. Arrondissement<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />
• Paris La Défense - Paris‘<br />
futuristisches Gesicht<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />
• Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
• Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über<br />
die Pariser Luxusmeile<br />
• Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings<br />
• Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs,<br />
der Ente<br />
• Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />
• Cité de l’Immigration - Ein<br />
notwendiges Museum<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
• Stadtentwicklung - Neue<br />
Hochhäuser für Paris?<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
• Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />
Verhägnis wird<br />
• Barbizon - Nabel der französischen<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
• Fontainebleau - Kleines Paradies der<br />
Glückseligkeit<br />
• Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht<br />
• Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten<br />
• Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären<br />
Lebensgefühls<br />
• Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss<br />
• Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte<br />
• Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne<br />
• Pierrefonds - Beschaulichkeit versus<br />
Monumentalität<br />
• Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />
Fahrradrevolution<br />
• Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />
polarisierenden Architekten<br />
• Gastronomie - Preiswert essen in Paris<br />
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Kulturschock<br />
Es ist noch gar nicht so lange her, da kippte man auf<br />
den Straßen US-amerikanischer Großstädte französischen<br />
Wein in die Kanalisation. Und die bei den<br />
Amerikanern beliebten Pommes frites wurden von French<br />
Fries in Freedom Fries umgetauft. Für nicht wenige Menschen<br />
gilt Frankreich allgemein als Antipode zur angelsächsischen<br />
Welt. Gerne wird das Land als ein Hüter der europäischen<br />
Kultur gesehen, als ein Land, das sich mutig gegen<br />
die Wirren einer globalisierten Welt wehrt und Traditionen<br />
wahrt. Doch ist der Lebensalltag der Menschen beidseits des<br />
Atlantiks wirklich so unterschiedlich?<br />
Bei genauerem Hinsehen lassen sich einige amüsante<br />
Parallelen zwischen der Alten und der Neuen Welt entdecken,<br />
die durchaus verblüffen können. Dafür muss man sich<br />
nur in den Dunstkreis einer mittelgroßen französischen<br />
Stadt begeben. Um das Zentrum zu erreichen, quält man<br />
sich zuvor durch große Gewerbegebiete, die die historischen<br />
Innenstädte ringförmig umlagern. In einigen Fällen könnte<br />
man gar von einer Schlinge sprechen, die das gewachsene<br />
Zentrum langsam zu erdrosseln droht. Jedenfalls scheinen<br />
die Franzosen die gleiche Vorliebe für überdimensionierte<br />
Shoppingcenter mit noch überdimensionierteren Parkplätzen<br />
auf der grünen Wiese zu haben wie die US-Amerikaner.<br />
Und nicht nur das, auch in Frankreich dominieren große<br />
Ketten die Welt des Konsums. Was Walmart, McDonalds<br />
und Starbucks für die US-Bürger darstellt, ist Fnac, Darty<br />
oder Carrefour für die Franzosen. Marktmacht geht vor<br />
Vielfalt. Wo bleibt da Platz für den kleinen Händler, der<br />
traditionsbewusst seinen Geschäften nachgeht, mag der besorgte<br />
Frankreichromantiker fragen? Die Franzosen scheinen<br />
es pragmatischer zu sehen und fahren nur zu gerne mit<br />
ihrem Auto vor die Tore der Stadt, um ihre Einkaufswagen<br />
in riesigen Supermärkten zu füllen. Und neben den Shoppingcentern<br />
stehen nicht selten große Multiplexkinos oder<br />
andere Freizeitzentren wie etwa Bowlingbahnen – ganz wie<br />
in den Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
Nun ja, mag manch einer bemerken, vielleicht ähneln<br />
die französischen Shoppingcenter den US-amerikanischen.<br />
Doch spätestens wenn die Franzosen mit den Einkäufen im<br />
trauten Heim angekommen sind, merken sie schnell den<br />
Unterschied zur Neuen Welt. Richtig, natürlich wirken viele<br />
französische Städte im Vergleich zu den Ballungsräumen<br />
auf der anderen Atlantikseite wie wohlgepflegte Open-Air-<br />
Museen. Doch ist auch dies nur ein Teil der Realität. Weit<br />
weg vom romantischen Bild einer europäischen Stadt ist<br />
man nämlich in vielen Neubauvierteln der Franzosen. Dort<br />
reiht sich nicht selten ein identisch aussehendes Einfamilienhaus<br />
an das andere. Die « Truman Show » hätte keine<br />
besseren Kulissen finden können. Selbst der Rasen scheint<br />
vielerorts genauso adrett gemäht zu sein wie drüben. Nur<br />
das Auto fällt vielleicht etwas kleiner aus.<br />
Bleibt zum Schluss die letzte wohl uneinnehmbare Bastion<br />
der Franzosen: die Küche. Niemand wird wohl ernsthaft<br />
bestreiten, dass die gastronomischen Errungenschaften<br />
der Nation mit dem gallischen Hahn, die der Staatspräsident<br />
sogar unter den Schutz der UNESCO stellen möchte,<br />
irgendwelche Parallelen mit der Burger-Kultur aus den<br />
USA aufweisen könnten. Und dennoch, es lohnt sich auch<br />
in diesem Bereich, den gewohnten Blickwinkel ein wenig<br />
zu verändern. Denn trotz aller klassischen Bistros und Restaurants<br />
gibt es in Europa wohl kaum ein anderes Land,<br />
in dem man derart viele Restaurantketten auf der grünen<br />
Wiese findet wie links des Rheins. Denn schon längst ist<br />
Frankreich nicht nur das Land der Sterneköche, sondern<br />
auch der Systemgastronomie. In immer gleich aussehenden<br />
Gebäuden locken Ketten mit Namen wie Buffalo Grill oder<br />
Courtepaille mit landesweit standardisierten Gerichten.<br />
Diese Restaurants, die man meist an den gleichen Stellen<br />
wie die großen Supermärkte oder Billighotels in Containerbauweise<br />
findet, sind mitnichten nur Touristen vorbehalten.<br />
Nicht wenige Franzosen sehen den Höhepunkt ihres Wochenendes<br />
darin, in einem dieser Restaurants zu Abend zu<br />
essen. Wie bei McDonalds kann man auch hier den Kindergeburtstag<br />
des Nachwuchses ausrichten lassen. Und wen<br />
wundert’s: Auf der Speisekarte stehen natürlich auch die<br />
unvermeidlichen Burger. Allerdings gibt es dennoch einen<br />
entscheidenden Unterschied zu den USA: Sie schmecken<br />
einfach besser.<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an<br />
Picasso, der sich für dieses Motiv von dem bekannten Buch « Don<br />
Quijote » von Miguel de Cervantes inspirieren ließ. Und dieses Mal?<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 55
Frankreich Heute Französische Kultur<br />
Es geht bergab. Oder?<br />
Die Schlagzeile hatte es in sich. Das « Ende der französischen Kultur » rief das amerikanische<br />
Time Magazine im vergangenen Herbst aus und druckte dazu das Bild des gerade verstorbenen<br />
Pantomimen Marcel Marceau. Aufs Ärgste provoziert, antwortete die französische Presse<br />
mit einer breiten Debatte über diese These, die in ihren Augen nichts anderes ist als ein veritabler<br />
Angriff auf das Heiligste der Franzosen überhaupt: ihre Kultur.<br />
Keine halben Sachen macht die<br />
Europa-Ausgabe des Time Magazine<br />
bei ihrer Kritik an Frankreich.<br />
Das Land sei nicht mehr, was es<br />
einmal war, lautet die Diagnose. Bestes<br />
Beispiel dafür sei der Niedergang der<br />
französischen Kultur: « Früher für seine<br />
einflussreichen und herausragenden<br />
Dichter, Künstler und Musiker bewundert,<br />
welkt Frankreichs Kultur heute auf<br />
dem globalen Kulturmarkt dahin. » Dieser<br />
Vorwurf sitzt. Und rührt damit an<br />
einen der sensibelsten Punkte der französischen<br />
Seele überhaupt.<br />
Das Time Magazine macht seine<br />
Analyse an den Zahlen der französischen<br />
Kulturindustrie fest. Nimmt man<br />
zum Beispiel die französischen Verlagsprodukte,<br />
schlägt zwar unverändert<br />
eine hohe Zahl von Neuerscheinungen<br />
auf dem inländischen Markt zu Buche<br />
(727 verlegte Romane im Jahr 2007<br />
gegenüber 683 Neuerscheinungen im<br />
Vorjahr), werden von diesen Veröffentlichungen<br />
aber nur wenige übersetzt.<br />
« Nur eine Handvoll der Neuerscheinungen<br />
der Saison werden im Ausland<br />
einen Verleger finden, während Molière,<br />
Balzac, Proust und Sartre weiterhin ihr<br />
Publikum in der ganzen Welt haben, »<br />
konstatiert das Magazin.<br />
Auch in der Filmindustrie sehe<br />
es nicht viel besser aus. « Frankreichs<br />
Filmwirtschaft, die größte der Welt<br />
vor 100 Jahren, läuft immer noch der<br />
Bedeutung hinterher, die sie in den<br />
1960ern mit so exponierten Vertretern<br />
wie Francois Truffaut und<br />
«<br />
Nur<br />
Jean-Luc Godard hatte, welche<br />
mit ihren Werken Filmgeschichte<br />
schrieben. » Zwar ist<br />
auch heute noch der Ausstoß<br />
an Neuproduktionen mit 200<br />
Filmen pro Jahr enorm und<br />
übertrifft den aller anderen<br />
europäischen Staaten, doch<br />
sind die meisten davon kleine<br />
Low-Budget-Filme für den<br />
heimischen Markt. Dagegen machen<br />
US-amerikanische Produktionen die<br />
Hälfte von allen an Frankreichs Kinokassen<br />
verkauften Karten aus. Diesem<br />
unangenehmen Befund weiß das Time<br />
Magazine mit beißender Ironie noch<br />
eins draufzusetzen: « Auch wenn es<br />
einige ausländische Produktionen in<br />
den vergangenen Jahren geschafft haben,<br />
an den US-Kinokassen Erfolge<br />
zu erzielen, war es einzig der halbwegs<br />
französische Film ‹ Ratatouille ›, der<br />
sich mit Erfolgen schmücken konnte<br />
und der… uuups… eine Pixar-Produktion<br />
ist, also eine amerikanische. »<br />
Und weiter geht’s im Text: Was<br />
die Musik à la française betrifft, sei ihr<br />
Anteil an der Weltmarktproduktion<br />
eine geradezu vernachlässigbare Größe.<br />
Die Zeiten<br />
der großen<br />
eine Handvoll französischen<br />
der französischen D i r i g e n t e n<br />
Neuerscheinungen und Komponisten<br />
mit<br />
der Saison werden<br />
im Ausland<br />
»<br />
internationaler<br />
einen Verleger R e p u t a t i o n<br />
finden … wie Debussy,<br />
Satie, Ravel<br />
oder Milhaud<br />
sind längst vorbei. Heute heißt es, realistisch<br />
zu sein – die großen Namen<br />
der französischen Musik sind « nur<br />
noch » Chansonsänger der 1960erund<br />
1970er-Jahre wie Charles Trenet,<br />
Charles Aznavour und Edith Piaf.<br />
Doch heutige Stars der Branche aus<br />
Frankreich? « Sollte man einen einzigen<br />
Popstar nennen, der außerhalb<br />
Frankreichs einen Namen hat und<br />
nicht Johnny Hallyday heißt, käme<br />
man bereits in Schwierigkeiten », meint<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
jedenfalls das Time Magazine.<br />
Für einen Franzosen wirken solche<br />
Analysen wie ein Stich ins Herz. Denn<br />
für sie ist ihre<br />
«<br />
Kultur fast das<br />
Fundament ihres Sollte<br />
ganzen National-<br />
und Staatsverständnisses.<br />
Sie<br />
haben zweifellos<br />
ein ganz anderes<br />
Verhältnis zu ihrer<br />
Kultur als die<br />
man einen<br />
einzigen Popstar<br />
nennen, der außerhalb<br />
Frankreichs<br />
einen Namen<br />
hat und nicht<br />
Johnny Hallyday<br />
heißt, käme man<br />
bereits in Schwierigkeiten.<br />
»<br />
meisten übrigen<br />
Völker. Und ganz<br />
sicher ein anderes<br />
als die US-Amerikaner.<br />
Genau darauf verweist eine<br />
Vielzahl der Kommentatoren, die sich<br />
in den vergangenen Monaten in die<br />
Debatte einschalteten. Für Maurice<br />
Druon von der konservativen Tageszeitung<br />
Le Figaro und Mitglied der<br />
Académie Française ist der Angriff der<br />
Amerikaner auf die Urwerte der französischen<br />
Gesellschaft schlicht « perfide<br />
». Die Amerikaner, ätzt er zurück,<br />
vermischten ständig alles miteinander<br />
und verwechselten Kultur mit Unterhaltung.<br />
Nur weil es derzeit keine<br />
großen Berühmtheiten wie Proust,<br />
Monet, Piaf oder Truffaut gebe, sei<br />
die französische Kultur keinesfalls im<br />
Niedergang begriffen. Man dürfe eben<br />
nicht die Bedeutung einer Kultur an<br />
den Wochenverkäufen der Kinokassen<br />
messen, sondern an der Beständigkeit<br />
und Dauer ihres Wirkens.<br />
Dem linksliberalen Wochenmagazin<br />
Le Nouvel Observateur und ihrem<br />
Kommentator Didier Jacob zeigt der<br />
Beitrag des Time Magazine nur die<br />
alten und ewiggleichen Vorbehalte,<br />
die die « angels<br />
ä c h s i s c h e n<br />
«<br />
Freun de » mit Auch<br />
Blick auf Frankreich<br />
hätten.<br />
« Für die Ame rikaner,<br />
» schreibt<br />
Jacob, « ist Frankreich gleichzeitig ein<br />
Objekt der Liebe wie der Abneigung.<br />
Auf eine Formel gebracht, würde das<br />
Ganze folgendermaßen lauten: De<br />
Gaulle plus Sarte plus La Baguette<br />
geteilt durch die Brüste von Sophie<br />
Marceau ergeben die Kultur der Franzosen.<br />
» Natürlich sind die Franzosen<br />
überzeugt davon, dass ihre Kultur sehr<br />
viel reicher ist. Wie aber<br />
wäre zu erklären, was das<br />
« Mehr » der französischen<br />
Kultur denn ist?<br />
Vielleicht ist die interessante<br />
Frage nicht, ob<br />
die französische Kultur<br />
verschwindet, sondern,<br />
wie sie sich im weltweiten<br />
Kulturgeschehen und in<br />
ihrem « Markt » weiterentwickelt.<br />
Es ist offensichtlich,<br />
dass der Einfluss der<br />
französische Kultur nach<br />
Zahlen gemessen (insofern man dies<br />
überhaupt beziffern kann) längst nicht<br />
mehr das Gewicht hat wie in früheren<br />
Zeiten, und dass die französischen von<br />
den englischsprachigen Kulturerzeugnissen<br />
weit übertroffen werden. Das<br />
wird jeder zugeben, der ein<br />
«<br />
Die<br />
bisschen in der Welt herumgekommen<br />
ist. Nicht zuletzt<br />
liegt das an der übermächtigen<br />
Präsenz der englischen<br />
Sprache, was auch das Time<br />
Magazine anerkennt.<br />
Als Verteidigung möge<br />
man mit Didier Jacob anführen, dass<br />
weder die USA noch Großbritannien<br />
in den letzten Jahrzehnten kulturelle<br />
Monumente hervorgebracht haben,<br />
die etwa mit dem « Hamlet » vergleichbar<br />
seien. Es handelt sich also keineswegs<br />
um ein nationales Phänomen.<br />
Das Problem, falls es denn überhaupt<br />
eines gibt, scheint anderswo zu liegen.<br />
Vielleicht in dem Moment der Unangepasstheit<br />
der französischen Kultur.<br />
Aber handelt es sich um eine Unangepasstheit<br />
der<br />
Großbritannien oder<br />
»<br />
die<br />
USA haben keinen ‹ Hamlet ›<br />
mehr hervorgebracht...<br />
französischen<br />
Kultur<br />
in der heutigen<br />
Welt,<br />
oder passt<br />
die heutige<br />
Welt nicht mehr zur französischen<br />
Kultur? Oder hat sich gar das Sprechen<br />
über die Kultur etwas zu weit<br />
von den Inhalten entfernt und geht es<br />
heute eher um die Zurschaustellung<br />
alter Errungenschaften? Es ist vielleicht<br />
nicht zufällig, dass Frankreich<br />
in Nikolas Sarkozy einen Präsidenten<br />
hat, der für eine gewisse Inszenierung<br />
von Kultur steht. Im 21. Jahrhundert<br />
begeistert nicht mehr die französische<br />
Aufklärung die Welt, sondern die Erinnerung<br />
daran.<br />
Es stimmt, die französische Kultur<br />
hat auf das Ausland nicht mehr den<br />
großen Einfluss wie früher. Ist es deshalb<br />
gleich so schlimm, wie das Time<br />
Magazine behauptet? Das Journal gibt<br />
schließlich selbst ein wenig Balsam<br />
auf die wunde französische Seele und<br />
erkennt einen besonderen Reichtum<br />
der französischen Kultur an. Der liege<br />
in der Qualität der Franzosen, fremde<br />
Kulturen in die eigene integrieren zu<br />
können. Es genügt schon der Verweis<br />
auf den Enthusiasmus, den die<br />
Franzosen der Musik von Mc Solaart,<br />
Diam’s oder Chimène Badi entgegenbringen,<br />
um zu zeigen, wie sehr sich<br />
die französische<br />
Amerikaner<br />
verwechseln<br />
Kultur<br />
»<br />
mit<br />
Unterhaltung...!<br />
Kultur mehr und<br />
mehr öffnet und<br />
fremde Einflüsse<br />
annimmt. Der<br />
Animationsfilm<br />
« R atatou i l le »<br />
lief in Frankreich<br />
weit weniger gut als in den USA.<br />
Dafür hat der tiefgründige Trickfilm<br />
« Persepolis » der Iranerin Marjane<br />
Satreapi das Herz der Franzosen im<br />
Sturm erobert. Er allerdings ist eine<br />
französische Produktion und ein schönes<br />
Beispiel für die Integrationskraft<br />
der französischen Kultur. Nun, die<br />
Zeiten ändern sich. Die Menschen<br />
auch. Und mit ihnen die Kultur.<br />
Die Franzosen beginnen heute am<br />
Image ihrer eigenen Kultur zu leiden.<br />
Ein Image, das sie selber geschaffen<br />
haben, und das mit einem bestimmten<br />
Stolz und einer unbescheidenden<br />
Sonderrolle verbunden wird. So eine<br />
Kultur ist tatsächlich wie ein Denkmal,<br />
das schlecht in die globalisierte<br />
Welt passt. Lässt sich daraus aber ein<br />
Ende der französischen Kultur ableiten?<br />
Sicherlich nicht. Vielleicht sollte<br />
stattdessen die Frage für die nächste<br />
Zeit sein, wo überhaupt der Platz für<br />
eine nationale Kultur in der Welt der<br />
Globalisierung sein könne.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 57
Frankreich Heute Taxigewerbe<br />
Taxigewerbe - Eine Reform lässt auf sich warten<br />
Philippe ist in den Vierzigern. Seit acht Jahren steuert<br />
er sein Taxi durch den Pariser Großraum. Wie viele<br />
seiner Kollegen hat er diesen Beruf nicht wirklich gewählt.<br />
Vielmehr waren es die Zufälle des Lebens, die ihn ans<br />
Lenkrad eines Taxis brachten. « Früher war ich angestellter<br />
Buchhalter », erzählt Philippe. « Doch zweimal erlebte ich<br />
Massenkündigungen mit Sozialplan. Irgendwann sagte ich<br />
mir dann, dass ich etwas anderes machen muss. Ich habe das<br />
Taxifahren gewählt, da mir dieses Metier eine gewisse Unabhängigkeit<br />
zu garantieren schien. »<br />
Unabhängigkeit – dieses Wort fällt oft, wenn man<br />
französische Taxichauffeure nach der Motivation für ihren<br />
Beruf befragt. Unabhängigkeit in Bezug auf die Arbeitszeiten,<br />
auf den Arbeitsalltag und auch allgemein auf die<br />
Gestaltung des Arbeitslebens. In der Theorie scheint dies<br />
auch richtig zu sein, doch in der Realität? Philippe, wie<br />
viele seiner Kollegen, fühlt sich weniger als unabhängiger<br />
Kleinunternehmer, sondern vielmehr als Sklave seines Autos.<br />
Philippes Arbeitstag beginnt, um den Tag ohne Staus<br />
zu beginnen und weil die Kunden in der Frühe angenehmer<br />
sind, um 4.00 Uhr morgens und endet meist erst nach vielen<br />
Stunden am Abend. « Ich habe fast kein Privatleben », gibt<br />
Philippe zu. Natürlich versucht er, die Wochenenden für<br />
Frau und Kinder freizuhalten. « Doch wenn man die ganze<br />
Woche gewohnt ist, mitten in der Nacht aufzustehen, ist es<br />
nicht einfach, den Rhythmus am Wochenende zu ändern. »<br />
Dabei sind es gar nicht die Arbeitszeiten, die für Philip pe<br />
am Schlimmsten sind. Schließlich gibt es viele Berufe, bei<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
denen man früh aufstehen oder spät in der Nacht arbeiten<br />
muss. Das Schlimmste für ihn ist, dass ihm seine Tätigkeit<br />
keine wirkliche Perspektive mehr gibt. Der Grund<br />
liegt in der jetzigen Vergabepraxis der Taxilizenzen: Um<br />
in Frankreich ein Taxi betreiben zu dürfen, muss man eine<br />
Lizenz erwerben. Wie andere Berufe, etwa Apotheker, Gerichtsvollzieher,<br />
aber auch Friseure, unterliegt die Branche<br />
strengen Zugangsregeln. Jede Präfektur stellt jedes Jahr nur<br />
wenige neue Lizenzen aus. Da sie dadurch zu einem kostbaren<br />
und seltenen Gut werden, steigen ihre Wiederverkaufspreise<br />
in astronomische Höhen, insbesondere in den großen<br />
Städten. So kostet eine Taxilizenz etwa 140.000 Euro in<br />
Toulouse und sogar 190.000 Euro und mehr in Paris. Dies<br />
sind Investitionssummen, die sich gerade junge Anwärter<br />
kaum noch leisten können. Und wer sich derart verschuldet<br />
hat, nur um seinen Beruf auszuüben, hat danach meist<br />
kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen.<br />
Dabei wird nicht das System von Zugangsbeschränkungen<br />
an sich kritisiert. Die meisten Industrieländer vergeben<br />
nur eine bestimmte Anzahl von Taxilizenzen, garantiert<br />
dieser Ansatz doch auch eine gewisse Professionalität der<br />
Branche. Die Kritik richtet sich vielmehr auf die Vergabepraxis<br />
in Frankreich. Inzwischen scheint der lukrative<br />
Handel mit den raren Lizenzen wichtiger zu sein als die<br />
eigentlichen Gründe, die hinter diesem System stehen. Die<br />
Barriere für Neuankömmlinge ist fast nicht mehr überwindbar.<br />
Die langfristige Funktionsfähigkeit eines ganzen<br />
Berufszweiges ist bedroht. Es wird also allerhöchste Zeit,<br />
wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage<br />
herzustellen.<br />
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wollte Nicolas<br />
Sarkozy eine grundlegende Reform durchsetzen. Er beauftragte<br />
Jacques Attali, ehemaliger Vertrauter von François<br />
Mitterrand, der erst kürzlich das politische Lager wechselte,<br />
zu untersuchen, an welchen Stellen der Kapitalismus à la<br />
française reformbedürftig sei. Öffentlichkeitswirksam versprach<br />
der Staatspräsident zudem, 80 Prozent der Vorschläge<br />
von Jacques Attali anschließend in die Realität umsetzen<br />
zu wollen. In einer Reihe von rund 300 Maßnahmen, dank<br />
der die Wachstumsrate um einen Prozentpunkt erhöht und<br />
<strong>15</strong>0.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollten, fand<br />
sich also auch das Konzept, wie das Taxigewerbe zu verändern<br />
sei.<br />
Jacques Attali schlug insbesondere vor, neue Chauffeurdienste<br />
zu erlauben, ähnlich den Minicabs in London.<br />
Es handelt sich dabei um Fahrdienste, die ihre Tarife frei<br />
aushandeln können, die unterwegs aber keine Passagiere<br />
von der Straße aufsammeln dürfen. Um einen solchen<br />
Fahrdienst in Anspruch zu nehmen, muss der Kunde ihn<br />
im Vorfeld telefonisch organisieren. In London gibt es rund<br />
25.000 Taxis und 44.000 Minicabs. Die Zahlen sind ähnlich<br />
in New York, wo es dieses System ebenfalls gibt.<br />
Doch die Antwort der französischen Taxichauffeure auf<br />
diesen Vorschlag ließ nicht lange auf sich warten. Sie blockierten<br />
tagelang die Verkehrsknotenpunkte der Großstädte<br />
oder verursachten mit Fahrten in der Kolonne im Schneckentempo<br />
lange Staus. Der Unmut in der Bevölkerung<br />
war schnell spürbar. In Anbetracht der damals nahenden<br />
Kommunalwahlen knickte die Regierung alsbald vor dem<br />
Protest ein und legte die gesamte Reform auf Eis. Darüber<br />
hinaus wurden die Gebühren für Taxifahrten sogar noch<br />
um 3,1 Prozent erhöht.<br />
« Es ist wie immer », regt sich Philippe auf. « Endlich hat<br />
man einmal die Probleme angehen wollen, doch am Ende<br />
bleibt alles beim Alten. Wir steuern direkt auf die Katastrophe<br />
zu. » Um die ganze Tragweite des Problems zu erfassen,<br />
muss man nur einmal versuchen, an einem regnerischen<br />
Freitagabend ein Taxi in Paris nehmen zu wollen. Es ist<br />
ein fast unmögliches Unterfangen. In der französischen<br />
Hauptstadt und den angrenzenden Vororten werden nur<br />
16.000 Taxis gezählt – selbst 1925 waren es schon 25.000.<br />
Eine Zahl, die einfach weit hinter der Nachfrage herhinkt.<br />
Die Pariser haben längst die Idee aufgegeben, dass man auf<br />
der Straße einfach nach einem Taxi Ausschau halten kann.<br />
Man spricht gerne davon, ein Taxi « finden zu müssen ». Wer<br />
auf Nummer sicher gehen will, bestellt ein Taxi über eine<br />
der Taxirufzentralen. Doch die Anfahrtskosten können die<br />
einfache Taxifahrt schnell um zehn bis <strong>15</strong> Euro verteuern.<br />
Ganz zu schweigen von den immensen Kosten für längere<br />
Fahrten. So kostet eine Fahrt von der Pariser Innenstadt<br />
zum Flughafen Paris-CDG zwischen 70 und 90 Euro.<br />
« Ich kann mir vorstellen, dass das System mit den<br />
Chauffeuren von Attali funktionieren könnte », meint<br />
Philippe. « Aber wenn die Lizenzen kostenlos werden, wer<br />
erstattet uns die hohen Kosten, die wir für unsere Lizenzen<br />
bezahlen mussten? » In der Tat, er hat damit nicht ganz<br />
Unrecht. Der Vorschlag von Attali birgt ein echtes Problem<br />
bezüglich der Altlizenzen. Die Regierung hatte dies nach<br />
den starken Protesten ebenfalls erkannt. Doch anstatt an<br />
einer Lösung zu arbeiten, zog man das ganze Vorhaben zurück.<br />
Und dies wird weder die jetzigen Sorgen der Taxifahrer<br />
noch den Unmut der Fahrgäste beheben. Was kurzfristig<br />
nach Profit für die derzeitigen Lizenzinhaber aussieht, wird<br />
langfristig die gesamte Branche in Probleme stürzen, denn<br />
schon längst versuchen viele Franzosen, lieber ganz auf Taxifahrten<br />
zu verzichten. Eine Reform des Taxigewerbes in<br />
Frankreich ist früher oder später unausweichlich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 59
Frankreich Heute Lascaux<br />
Weltberühmte Felszeichnungen<br />
von Zerstörung bedroht<br />
Die Angelegenheit ist eigentlich zu unglaublich, um wahr zu sein: Die berühmten Höhlenmalereien<br />
von Lascaux in der Dordogne, eines der bedeutendsten prähistorischen Zeugnisse<br />
der Welt und Kulturerbe der UNESCO, sind durch die Ausbreitung von Bakterien und<br />
Pilzen in ihrem Fortbestand für immer bedroht. Doch anstatt wirksame Gegenmaßnahmen<br />
einzuleiten, scheint man von offizieller Seite vor allem bemüht, Fehler aus der Vergangenheit<br />
zu vertuschen. Nur dank einer Initiative von Wissenschaftlern und Künstlern erfährt die<br />
Öffentlichkeit langsam, wie es um die einzigartigen Felszeichnungen wirklich steht. Aber ist<br />
es für eine Rettung vielleicht schon zu spät?<br />
Franzosen mögen es meist nicht<br />
gerne, wenn man mit dem Finger<br />
auf ihr Land zeigt, insbesondere<br />
wenn dabei die eigene Kulturpolitik<br />
kritisiert wird. Momentan ist es aber<br />
recht wahrscheinlich, dass sich das<br />
Land demnächst ein paar unangenehme<br />
Fragen der UNESCO gefallen<br />
lassen muss. Der Grund dafür ist das<br />
schwer nachvollziehbare Krisenmanagement<br />
bezüglich der in ihrem Fortbestand<br />
ernsthaft bedrohten Höhlenmalereien<br />
von Lascaux, die zum Weltkulturerbe<br />
der Menschheit gehören.<br />
Diese Höhle, die Experten gerne als<br />
die « Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte<br />
» bezeichnen, ist sogar in allergrößter<br />
Gefahr.<br />
Um zu verstehen, wie es zu dieser<br />
tragischen Situation kommen konnte,<br />
muss auf die Anfänge der Entdeckung dieser Stätte<br />
zurückgeblickt werden. 1940 finden vier Jugendliche nach<br />
dem Umsturz eines Baumes zufällig den Eingang zu einer<br />
Grotte. Dieser führt zu einem « Schatz » von unvorstellbarem<br />
Wert: Prähistorische Felszeichnungen, die über 17.000<br />
Jahre unbeachtet vor sich hin schlummerten. Es dauert danach<br />
nicht lange, bis die Höhle der neugierigen Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht wird. Eine private Betreibergesellschaft<br />
richtet dafür ein recht simples Belüftungssystem ein.<br />
Durch den Menschenandrang entwickelt sich in den<br />
Jahren jedoch ein Algenbefall, der sich in der Höhle immer<br />
stärker ausbreitet. Um die prähistorischen Funde nicht<br />
dauerhaft zu gefährden, wird 1963 der Zutritt für die<br />
Allgemeinheit gesperrt. Danach ist es nur noch Forschern<br />
erlaubt, die Höhle zu betreten, allerdings<br />
in einem stark reglementierten<br />
Umfang. So dürfen sich von nun an<br />
maximal fünf Personen pro Tag maximal<br />
35 Minuten lang in der Höhle<br />
aufhalten und dies nur nach einer<br />
vorangegangenen Desinfizierung ihrer<br />
Schuhe. Man will auf jeden Fall verhindern,<br />
dass Bakterien und Pilze, die<br />
die Felszeichnungen zerstören könnten,<br />
in die Grotte geschleppt werden.<br />
Außerdem ersetzt man das alte Belüftungssystem<br />
durch ein neues, das bis<br />
zur Jahrtausendwende ohne Probleme<br />
funktioniert.<br />
Doch dann fangen die Probleme<br />
an: Vor ein paar Jahren entscheidet der<br />
französische Staat, der die Aufsicht<br />
über die Stätte innehat, ohne wirklich<br />
erkennbaren Grund eine neue Belüftungsanlage<br />
einzubauen. Aber obwohl die Höhle als fragiles<br />
Weltkulturerbe geschützt ist, werden bei der baulichen Umstellung<br />
anscheinend selbst elementarste Sicherheitsvorkehrungen<br />
missachtet. Philippe Oudin, leitender Denkmalpfleger<br />
der Dordogne und damals zuständig für die Umbauten,<br />
gibt dies erstaunlicherweise selbst in einem Interview im<br />
Magazin Le Point im März 2003 zu: « Die Arbeiter trugen<br />
keine sterilen Stiefel. Ich hatte keinerlei Möglichkeit zu wissen,<br />
ob sie immer die Zugangsvorschriften zur Höhle korrekt<br />
eingehalten haben. Ich war nicht jeden Tag vor Ort. » Und<br />
auch bezüglich des beauftragten Unternehmens fördert Le<br />
Point Erstaunliches zu Tage: « Die Firma war zuvor nie mit<br />
einem derart speziellen Projekt betraut. Es handelte sich um<br />
ein gewöhnliches Unternehmen aus der Klimatechnik. »<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Auch wenn es heute schwer ist, einen klaren Kausalzusammenhang<br />
nachzuweisen, bleibt die Feststellung, dass<br />
sich die Situation in der Höhle seit dem Einbau der neuen<br />
Belüftungsanlage dramatisch verschlechtert. Die wenigen<br />
Forscher, die seitdem zu den Felszeichnungen Zugang hatten,<br />
äußern größte Besorgnis. Luc Allemand veröffentlicht<br />
als einer der ersten in der Fachzeitschrift La Recherche einen<br />
alarmierenden Artikel. Danach existiert in der Höhle schon<br />
kurz nach der Inbetriebnahme der neuen Belüftungsanlage<br />
eine zunehmende Kontamination von dunklen Stellen und<br />
Schimmelpilzen, die damals zum Glück noch nicht die<br />
Felszeichnungen erreicht hat. Doch die französische Verwaltung<br />
lehnt jegliche Selbstkritik ab und sieht sich nicht<br />
zum Einschreiten veranlasst.<br />
Wegen der fehlenden Reaktivität der Behörden und in<br />
Anbetracht der Dringlichkeit der Angelegenheit gründet die<br />
Franko-Amerikanerin Laurence Léauté<br />
Beasley, die die Höhle mehrmals besichtigen<br />
konnte und sich ihr seit langem<br />
sehr verbunden fühlt, schließlich eine<br />
internationale Initiative zur Rettung<br />
dieses einmaligen Kulturgutes. Um<br />
den französischen Staat zum Handeln<br />
zu zwingen, mobilisiert sie eine Reihe<br />
von Künstlern und anerkannten Wissenschaftlern.<br />
Nach und nach dehnt<br />
sich das Netzwerk der Unterstützer aus,<br />
sogar einige Nobelpreisträger schließen sich der Initiative an.<br />
Man setzt sich zum Ziel, den Fall vor die UNESCO zu<br />
bringen. Doch diesem Vorhaben steht ein schwer überwindbares<br />
Hindernis im Wege, denn normalerweise können nur<br />
Mitgliedsstaaten die UN-Organisation bei der Bedrohung<br />
eines Weltkulturerbes anrufen. Da es der französische Staat<br />
aber noch nicht einmal für notwenig hält, die UNESCO<br />
überhaupt von den Problemen in der Höhle von Lascaux<br />
zu unterrichten, obwohl er dies wegen des Weltkulturerbeschutzes<br />
eigentlich machen müsste, ist es unnötig, auf Hilfe<br />
von dieser Seite zu warten. Dennoch lässt sich Laurence<br />
Léauté Beasley nicht demotivieren. Sie und ihre Unterstützer<br />
schaffen es, dass die Affäre um die Felsenzeichnungen<br />
international Beachtung findet. Hinzu kommt, dass sich<br />
die dunklen Stellen in der Höhle immer weniger verstecken<br />
lassen. Schließlich erreicht es die Initiative, dass sich die<br />
UNESCO aus eigenem Antrieb der Angelegenheit annimmt.<br />
Der Prozess ist momentan in Gang. Es ist denkbar,<br />
dass die Höhlen von Lascaux auf die Liste des bedrohten<br />
Weltkulturerbes gesetzt werden. Dies wäre eine schallende<br />
Ohrfeige für den französischen Staat.<br />
Für Laurence Léauté Beasley, die wir an ihrem derzeitigen<br />
Aufenthaltsort in New York kontaktieren konnten, gibt<br />
es keine Zweifel bei der Beurteilung der Lage: « Die Höhle<br />
ist in den Händen von Bürokraten und nicht von Wissenschaftlern.<br />
Das Schlimmste ist, dass die Verantwortlichen,<br />
die sich heute um die Angelegenheit kümmern sollen, niemals<br />
die Höhle besichtigt haben. Sie sind vielmehr damit<br />
beschäftigt, den angerichteten Schaden zu vertuschen anstatt<br />
nach Lösungen zu suchen. »<br />
Dabei ist der Zustand mehr als besorgniserregend. Inzwischen<br />
sind die Felszeichnungen direkt von den dunklen<br />
Flecken betroffen. Schlimmer noch: Die von der französischen<br />
Verwaltung initiierten Gegenmaßnahmen scheinen vollkommen<br />
wirkungslos zu bleiben. « Uns wurde erklärt, dass die<br />
Flecken eine Folge der Erderwärmung seien und dass man<br />
dafür nichts könne », erzählt Laurence Léauté Beasley. « Doch<br />
diese Aussage hält einer näheren Betrachtung nicht wirklich<br />
stand. Außerdem gibt es all diese Fragen, auf deren Beantwortung<br />
wir bis heute warten: Warum wird nicht endlich die<br />
Belüftungsanlage, die mit den Problemen im Zusammenhang<br />
zu stehen scheint, ausgetauscht? Warum wurden die beiden<br />
Wissenschaftler Paul Marie Guillon und Pierre Vidal, die die<br />
Höhle bereits 1963 durch die Installation der vorangegangenen<br />
Belüftungsanlage retteten und erneut ihre Dienste anboten,<br />
nicht um Rat gebeten? Für sie wie<br />
für uns geht es nicht darum, alte Fehler<br />
anzuprangern. Dafür ist es längst zu<br />
spät. Wir wollen, dass echte Lösungen<br />
gefunden werden. Warum werden beispielsweise<br />
erneut die Höhlenwände mit<br />
chemischen Mitteln besprüht, wobei das<br />
fragile Gleichgewicht der Luftfeuchtigkeit<br />
dabei mit 800 Litern Wasser beeinträchtigt<br />
wird, obwohl diese Maßnahme<br />
schon 2004 nichts gebracht hat? Warum<br />
wird der Boden mit Kalk bestreut, obwohl dies die Durchschnittstemperatur<br />
der Höhle erhöht? Warum wird im Januar<br />
<strong>2008</strong> entschieden, die Grotte drei Monate lang zu schließen?<br />
Das scheint alles nicht sehr seriös zu sein. Niemals wurde das<br />
Problem in seiner ganzen Tragweite untersucht. Man begnügt<br />
sich damit, kurzfristig Probleme lösen und Fehler ausradieren<br />
zu wollen. Dies kann aber bei einem Gleichgewicht, das sich<br />
über Jahrtausende von Jahren etablierte, wohl kaum gelingen.<br />
»<br />
Laurence Léauté Beasley hat das Gefühl, gegen eine<br />
Wand anzurennen. Im Januar traf sie den obersten Denkmalschützer<br />
in Paris. Das Gespräch gab jedoch weder neue<br />
Erkenntnisse noch führte es zu irgendwelchen konkreten<br />
Maßnahmen. Dabei ist Eile geboten. Die einzige verbleibende<br />
Chance ist heute also, die Öffentlichkeit auf diesen<br />
Fall aufmerksam zu machen und dadurch die Politiker des<br />
Landes zum Handeln zu zwingen. Die französische Presse<br />
bleibt bisher aber eher zurückhaltend. Nur einige wenige<br />
Artikel sind bisher zu diesem Thema erschienen. Dennoch<br />
will Laurence Léauté Beasley die Hoffnung nicht aufgeben:<br />
« Es ist für uns ein echter Kampf. Nach und nach sehen wir,<br />
dass die andere Seite immer mehr in Erklärungszwang gerät.<br />
Dies beweist uns, dass wir immer stärker wahrgenommen<br />
werden. Das ist ein gutes Zeichen. » Im kommenden<br />
Juli wird die UNESCO über den Fall der Höhlenmalereien<br />
von Lascaux entscheiden. Sollte die Stätte wirklich auf die<br />
rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes kommen, müsste<br />
Frankreich sein jetziges Vorgehen grundlegend überdenken.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 61
Leben in Frankreich<br />
Was ist beim Bezahlen<br />
in Frankreich zu beachten?<br />
Mit der Einführung des Euro ist<br />
das Reisen in Frankreich einfacher<br />
geworden und Preise zu vergleichen,<br />
bereitet keine Probleme mehr. Aber<br />
auch wenn die Währung auf beiden<br />
Seiten des Rheins dieselbe geworden<br />
ist, gibt es einige ungeschriebene<br />
Regeln und nationale Eigenheiten,<br />
die es einem Fremden nicht leicht<br />
machen, sich in Frankreich zurechtzufinden.<br />
Weit davon entfernt, ein<br />
wirkliches Hindernis zu sein, bleiben<br />
doch einige sehr alltägliche Fragen:<br />
Zahlt man besser mit Karte oder<br />
in bar? Kann man einen Kaffee mit<br />
einem 50-Euro-Schein begleichen,<br />
oder ein Hotelzimmer mit einem<br />
500-Euro-Schein? Gibt man dem<br />
Kellner ein Trinkgeld? Alles sehr<br />
legitime Fragen, die wir uns auf den<br />
Reisen durch Frankreich alle schon<br />
einmal stellen mussten. Deren Hintergründe<br />
und Missverständnisse<br />
vor der Abfahrt nach Frankreich<br />
aufzuklären, macht den Aufenthalt<br />
im Land der Marianne um einiges<br />
leichter.<br />
Bar zahlen oder mit Karte?<br />
Die Franzosen hängen genauso<br />
an ihren Kreditkarten wie die Deutschen<br />
an ihrem Bargeld. Das erklärt,<br />
wieso das Aufeinandertreffen beider<br />
Nationalitäten beim Bezahlen des<br />
Öfteren für Schmunzeln sorgt. Wo<br />
ein französischer Händler das Zücken<br />
der Kreditkarte (meistgenutzt: VISA)<br />
erwartet, überrascht ihn der Deutsche<br />
mit seinen Geldscheinen. Will man<br />
sich den Gebräuchen unseres Nachbarn<br />
anpassen, ist also die Kreditkarte<br />
zu empfehlen. Doch nicht alles lässt<br />
sich mit ihr bezahlen. Häufig findet<br />
man neben der Kasse einen Hinweis,<br />
dass Kreditkarten erst ab einem Einkauf<br />
von <strong>15</strong> oder 20 Euro akzeptiert<br />
werden. Es empfiehlt sich deshalb bei<br />
kleineren Summen vor dem Bezahlen<br />
zu erfragen, ob die Zahlung mit<br />
Kreditkarte möglich ist. Übrigens,<br />
in Frankreich ist in der so genannten<br />
Carte Bleue die Funktion unserer<br />
EC-Karte und der Kreditkarte zusammengefasst<br />
– die Konsumenten<br />
haben den Vorteil, statt zwei Karten<br />
nur eine benutzen zu müssen.<br />
Kann man alles in<br />
bar bezahlen?<br />
Das französische Gesetz ist in<br />
diesem Punkt eindeutig: Jeder hat<br />
das Recht, in bar zu zahlen, solange<br />
der Betrag 3.000 Euro nicht übersteigt<br />
(wobei die Mehrwertsteuer<br />
mitgerechnet wird). Für alles, was<br />
darüber hinausgeht, ist die Zahlung<br />
per Scheck, Überweisung oder Kreditkarte<br />
obligatorisch. Sollte also<br />
eine Privatperson oder ein Händler<br />
von Ihnen verlangen, die Miete für<br />
ein Ferienhaus oder die Leihgebühr<br />
für einen Mietwagen in bar zu bezahlen,<br />
würden Sie damit streng<br />
genommen den Boden der Legalität<br />
verlassen.<br />
Mit welchem Schein zahlen?<br />
Zwar haben die Franzosen den<br />
Euro übernommen, aber ob sie alle<br />
seine Banknoten kennen, ist manchmal<br />
fraglich. Schon 100-Euro-<br />
Noten, aber erst recht die 200- und<br />
500-Euro-Scheine garantieren für<br />
Blicke, die sagen: « So einen habe ich<br />
noch nie gesehen » oder schlimmer<br />
noch: « Haben Sie den gedruckt? »<br />
Dazu muss man wissen, dass die<br />
500-Euro-Banknoten in Frankreich<br />
im Jahr 2006 nur 0,5 Prozent der in<br />
Frankreich zirkulierenden Geldmenge<br />
ausmachten. Dagegen bevorzugen<br />
die Franzosen die 20-Euro-Scheine,<br />
die mehr als 63 Prozent der Geldmenge<br />
repräsentieren (gegenüber 20<br />
Prozent in Deutschland). Deswegen<br />
unser Rat: Wenn Sie nicht auffallen<br />
wollen, zahlen Sie lieber in kleinen<br />
Scheinen.<br />
Muss man Trinkgeld geben?<br />
Ganz im Gegensatz zu den USA<br />
ist in Frankreich das Trinkgeld niemals<br />
verpflichtend. Es bleibt dem<br />
Belieben des Gastes überlassen. Das<br />
gilt gegenüber dem Kellner im Café<br />
genauso wie beim Taxifahrer. Dennoch<br />
ist der Gebrauch des Trinkgeldes<br />
mittlerweile so verbreitet, dass<br />
man nur in Fällen von schlechtem<br />
Service oder überteuertem Angebot<br />
darauf verzichtet. Häufig gibt man<br />
ein oder zwei Euro in einer Bar bzw.<br />
drei bis fünf Euro im Restaurant. Im<br />
Taxi wird oft auf einen Euro aufgerundet.<br />
In Cafés ist es lustig zu beobachten,<br />
wie die Kellner manchmal<br />
das Rückgeld beflissen in kleinsten<br />
Münzen ausgeben, nur in der Erwartung,<br />
dass der Gast gleich abwehrend<br />
aufrunden wird. Doch lassen Sie<br />
sich nicht täuschen, gerade für den<br />
obligatorischen café et croissant zahlen<br />
die Franzosen so gut wie nie ein<br />
Trinkgeld. Womit ein französischer<br />
Kellner übrigens gar nichts anfangen<br />
kann, ist die Aussage « Machen Sie<br />
60! », wenn Sie eine Rechnung von<br />
57 Euro aufrunden wollen. Lassen<br />
Sie sich immer herausgeben und legen<br />
das pourboire (Trinkgeld) dann<br />
auf den Tisch.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 63
Unterwegs in Frankreich Albi<br />
Die Kathedrale Sainte-Cécile. Daneben der ehemalige Bischofspalast, der heute das Musée de Toulouse-Lautrec beherbergt.<br />
Albi Die ziegelrote Stadt am Tarn<br />
Es macht wenig Sinn, eine Stadt oder eine Region auf<br />
ein einziges Bauwerk zu reduzieren. Paris hat bekanntlich<br />
viel mehr zu bieten als den Eiffelturm und<br />
die Normandie mehr als den Mont-Saint-Michel. Und dennoch<br />
gibt es Orte, wo eine einzige Sehenswürdigkeit alles<br />
andere zu dominieren scheint. So auch im Fall von Albi mit<br />
der Kathedrale Sainte-Cécile. Egal von welcher Himmelsrichtung<br />
man sich der Kleinstadt am Tarn im Nordosten von<br />
Toulouse nähert, das monumentale Gotteshaus ist nicht zu<br />
übersehen. Man könnte fast denken, es handele sich um eine<br />
Filmkulisse, so surreal erscheint der Größenunterschied zwischen<br />
der Kathedrale und den umliegenden Häusern. Denn<br />
während die Stadt recht flach ist, erhebt sich die Kirche<br />
Sainte-Cécile, das größte Ziegelgebäude der Welt, stolze 40<br />
Meter in die Höhe – bei einer Breite von 35 Metern und einer<br />
Länge von 114 Metern.<br />
Mit ein wenig Phantasie kann man in der Kathedrale<br />
sogar ein großes Kreuzfahrtschiff sehen, das mitten in Albi<br />
gestrandet zu sein scheint. Je mehr man sich dem Sakralbau<br />
nähert, desto stärker wird der monumentale, geradezu<br />
wehrhafte Eindruck der Architektur. Selbst Notre-Dame<br />
in Paris wirkt im Vergleich kleiner. Steht man schließlich<br />
direkt vor der Kirche, fühlt man sich von dem Bau fast<br />
erdrückt. Die Kirche erinnert eher an eine Festung als an<br />
ein Gotteshaus und wirkt abweisend. Sie erinnert aber auch<br />
daran, dass Albi auf eine lange Vergangenheit zurückblicken<br />
kann und dass der Baustil in Zusammenhang mit der<br />
Geschichte des Südwestens Frankreichs steht.<br />
Im Herzen des Departements Tarn gelegen, kam Albi<br />
seit jeher eine wichtige strategische Bedeutung zu. Mitten<br />
durch den Ort fließt der Tarn auf seinem Weg von den wilden<br />
Schluchten im Zentralmassiv zur Garonne im Westen.<br />
Die erste Brücke über den Fluss, die heutige Pont-Vieux,<br />
wurde bereits im 10. Jahrhundert errichtet. Sie erlaubte der<br />
Stadt, sich als Kreuzungspunkt zu entwickeln. Im 12. und<br />
13. Jahrhundert wurde Albi aber vor allem ein religiöses<br />
Zentrum der Katharer, sehr zum Unwillen der katholischen<br />
Kirche. Nachdem diese Glaubensrichtung niedergeschlagen<br />
war, wechselte Albi zwar wieder relativ konfliktlos zum<br />
Katholizismus, für den Klerus war es aber wichtig, diesen<br />
Wechsel nach außen hin zu verdeutlichen. Hierin begründet<br />
sich die wehrhafte Architektur der Kathedrale Sainte-<br />
Cécile sowie des benachbarten mächtigen Bischofspalastes.<br />
Gegenüberliegende Seite: Von außen erinnert die<br />
Architektur der Kathedrale an eine Festung.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Albi<br />
Romantische Gassen in der Altstadt.<br />
Der Parc Rochegude im Süden der Innenstadt.<br />
Die Place du Cloître Saint-Salvy.<br />
Beide sollten die Macht der katholischen Kirche unterstreichen.<br />
Außerdem boten sie den neuen Bischöfen von Albi<br />
Schutz vor rebellischen Angriffen der Katharer und des<br />
örtlichen Bürgertums.<br />
Die Bauzeit der Kathedrale dauerte vom 13. bis zum 16.<br />
Jahrhundert. Das Gotteshaus wurde zwar bereits im Jahre<br />
1482 geweiht, die Ausmalungen zogen sich aber noch einige<br />
weitere Jahrzehnte hin. Die Kirche zählt heute zu den bedeutendsten<br />
gotischen Bauten des Südens und ist gemeinsam mit<br />
der Eglise des Jacobines im 80 Kilometer entfernten Toulouse<br />
ein Zeugnis des Sieges der Katholiken über die Katharer. Im<br />
Inneren befindet sich außerdem ein überwältigender Reichtum<br />
von Kunstwerken aus dem Spätmittelalter. Darunter<br />
auch das Gewölbe, das von italienischen Künstlern aus Modena<br />
und Bologna in den Jahren von <strong>15</strong>09 bis <strong>15</strong>12 gestaltet<br />
wurde. Die Gemälde stellen verschiedene Themen des Alten<br />
und Neuen Testaments dar. Weiter beeindruckt im Inneren<br />
des Gotteshauses ein riesiges Wandbild, auf dem das Jüngste<br />
Gericht gezeigt wird. Gemalt zwischen 1474 und 1484, ist es<br />
auf einer Fläche von <strong>15</strong> mal 18 Metern ein imposantes Werk.<br />
Eine weitere Besonderheit der Kathedrale ist die Orgel, die<br />
mit einer Breite von 16,40 Metern und einer Höhe von <strong>15</strong>,60<br />
Metern zu den größten des Landes zählt.<br />
Sicherlich ließen sich Stunden damit verbringen, die<br />
Kunstschätze der Kathedrale ausführlich zu genießen. Es wäre<br />
aber ein Fehler, Albi nur auf seine Kirche zu beschränken.<br />
Mindestens genauso berühmt ist die Kleinstadt inzwischen für<br />
einen Künstler, der hier am 24. November 1864 im Hôtel du<br />
Bosc das Licht der Welt erblickte: Henri de Toulouse-Lautrec.<br />
Der Maler, der später die Seele von Montmartre einfing wie<br />
kein anderer, widmete in seiner künstlerischen Laufbahn<br />
viele seiner Werke der Atmosphäre in den Pariser Cabarets<br />
und Bordellen. Der bekennende Weinliebhaber hinterließ ein<br />
enormes künstlerisches Erbe: 737 Gemälde, 275 Aquarelle,<br />
369 Lithografien und rund 5.000 Zeichnungen und Skizzen.<br />
Dank einer großzügigen Schenkung sind mehr als 1.000 Werke<br />
des Künstlers in Albi im Museum verwahrt. Darunter auch<br />
eine Plakatsammlung von Toulouse-Lautrec. Die Sammlung<br />
in Albi erlaubt jedenfalls einen guten Überblick über die gesamte<br />
Schaffensphase des Künstlers.<br />
Wenn man nach soviel Kunst Lust auf ein wenig Erholung<br />
hat, bietet sich ein kleiner Abstecher zum Parc Rochegude an,<br />
der sich in der Innenstadt von Albi auf einer Fläche von drei<br />
Hektar um ein schönes Anwesen aus dem 18. Jahrhundert<br />
erstreckt. Ein kleiner See, Kaskaden, ein plätschernder Bach,<br />
eine Vogelinsel sowie ein französischer und ein englischer<br />
Garten bilden im Sommer eine idyllische Oase der Ruhe.<br />
Auf gar keinen Fall sollte man verpassen, zu den Ufern<br />
des Tarns zu schlendern und über die Pont du 22 Août 1944,<br />
die etwas östlich der Pont-Vieux den Fluss überquert, auf<br />
die andere Uferseite zu gelangen. Von dort eröffnet sich ein<br />
wunderschöner Blick auf die Silhouette von Albi. Je nach<br />
Tageszeit erstrahlen die ziegelroten Fassaden der Altstadt<br />
im hellen Morgenlicht oder in der warmen Abendsonne.<br />
Ein magischer Moment und krönender Abschluss eines<br />
jeden Stadtbesuchs.<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
D 992<br />
A8<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A26 / E17<br />
<br />
<br />
A 83 / E 3<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 11 / E 60<br />
<br />
<br />
A 87<br />
<br />
A 81 / E 50<br />
<br />
<br />
<br />
N 249<br />
<br />
<br />
A 11<br />
<br />
A 85<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 11 / E 50<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Das Lebensgefühl in Albi ist mediterran geprägt.<br />
<br />
A 10 / E 5<br />
<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
N 6<br />
<br />
N 77<br />
D 965<br />
<br />
<br />
A 5 / E 17 - E 54<br />
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A 3<br />
Anreise<br />
Kathedrale Sainte-Cécile<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Auto: Von Toulouse aus erreicht man Albi<br />
<br />
über die Autobahn A68, die direkt zur Stadt<br />
am Tarn führt. Toulouse-Albi ca. 80 km.<br />
<br />
Flugzeug: Der<br />
<br />
nächste aus dem<br />
deutsprachigen Raum angeflogene<br />
Flughafen ist in Toulouse. Lufthansa fliegt<br />
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Raum via Paris<br />
<br />
bzw. Lyon nach Toulouse.<br />
Zug: Albi ist nicht ans französische Hochge<br />
schwindigkeitsnetz angeschlossen.<br />
<br />
Von<br />
<br />
A 63<br />
<br />
A 10<br />
<br />
A64 / E80<br />
N 10<br />
A 89<br />
Tou louse verkehren jedoch zahlreiche<br />
A 62N113<br />
Züge täglich nach Albi.<br />
Albi im Internet<br />
www.albi-tourisme.fr<br />
<br />
Informationen vor Ort<br />
Office de Tourisme<br />
Palais de la Berbie<br />
Place Sainte-Cécile<br />
81000 Albi<br />
Telefon: +33 (0)5 63 49 48 75<br />
A62 / E9-72<br />
<br />
<br />
Telefon: +33 (0)5 63 43 23 43<br />
Eintritt kostenlos<br />
Musée Toulouse-Lautrec<br />
Palais de la Berbie<br />
Telefon: +33 (0)5 63 49 48 70<br />
www.musee-toulouse-lautrec.com<br />
Eintrittspreise:<br />
5,00 €, Kinder bis 13 Jahre frei, Audioguide<br />
auf Deutsch 3,00 €<br />
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Geöffnet von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />
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A64 / E80<br />
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Unterwegs in Frankreich Vittel<br />
Vom Kurort zur Weltmarke<br />
Seit mehr als <strong>15</strong>0 Jahren zieht eine kleine Stadt in<br />
Lothringen Besucher aus aller Welt in ihren Bann.<br />
Dank eines Produktes, das eigentlich allgegenwärtig<br />
ist: Wasser. Heute kennt jeder seinen Namen und<br />
verbindet mit Vittel eines der berühm testen Mineralwasser<br />
der Welt. Vittel ist aber noch mehr. Besuchen<br />
Sie mit uns ein traditionsreiches Thermalkurbad, das<br />
aus allen Winkeln den Geist einer mondänen Epoche<br />
verströmt. Ein idealer Ort zum Auftanken von Körper<br />
und Seele.<br />
Beim Betreten der Halle glaube<br />
ich mich in der Tür geirrt zu<br />
haben und komme aus dem<br />
Staunen nicht mehr heraus. Überall<br />
Pracht und Luxus, Chrom und edle<br />
Hölzer. Eine riesige Glaskuppel wölbt<br />
sich über den Raum. Das ist doch keine<br />
Bahnhofshalle! Ich komme mir eher<br />
vor wie in der Eingangshalle eines<br />
Grandhotels. Im Hintergrund erspähe<br />
ich etwas, das entfernt an einen Fahrkartenschalter<br />
erinnert, es sind Zeichen<br />
der SNCF, der französischen Staatsbahn,<br />
auszumachen, Prospekte und ein<br />
paar Werbeschilder. Aber das Logo der<br />
Bahn, normalerweise in den Bahnhöfen<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Die Bahnhofshalle von Vittel.<br />
nicht zu übersehen, ist so diskret angebracht,<br />
als solle der historische Ort<br />
nicht verunstaltet werden. Genauso<br />
ungewöhnlich die angenehme Ruhe,<br />
die in der Halle herrscht, die übliche<br />
hektische Reiseatmosphäre fehlt völlig.<br />
Die wenigen Passagiere sprechen wie<br />
in einem Museum mit gedämpfter<br />
Stimme. Aber museal ist der Bahnhof<br />
nicht, im Gegenteil, er lädt zum Verweilen<br />
ein. Ein schöner Auftakt für<br />
meinen Aufenthalt in Vittel.<br />
Die Stadt selbst präsentiert sich<br />
wie ihr Bahnhof durch majestätische<br />
Schönheit. Der ganze Ort hat dieses<br />
besondere Etwas, diese Aura einer<br />
Chalet d‘aisances im Kurpark.<br />
anderen Zeit. Ich komme mir nicht<br />
wie im Hier und Heute vor. Dass die<br />
Zeit angehalten zu sein scheint, wäre<br />
wohl übertrieben, auch hier hat die<br />
Moderne ihre Spuren hinterlassen, wie<br />
überall sonst. Aber die Neubauten sind<br />
so behutsam in die Stadt eingefügt,<br />
dass der ursprüngliche Charme des<br />
Thermalbades erhalten blieb.<br />
Die Vergangenheit Vittels, der<br />
kleinen Stadt am Rande der Vogesen,<br />
ist die Geschichte der Begegnung<br />
seines Wassers mit einem Mann. Der<br />
Advokat Louis Bouloumié sucht in der<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts nach einem<br />
Heilwasser, um seine Gallen- und<br />
Magenleiden zu lindern. Nachdem er<br />
mehrere Heilquellen in der Gegend<br />
ohne Erfolg probiert, wird er 1854 auf<br />
Vittel aufmerksam. Dort sollen die<br />
Bewohner auf das Wasser einer kleinen<br />
Quelle schwören, die in der Nähe<br />
sprudelt. Und tatsächlich: Das Wasser<br />
der Quelle « Fontaine du Gérémoy »<br />
tut ihm so gut, dass Bouloumié sich<br />
entschließt, den Bauern das Land abzukaufen<br />
und aus der Quelle ein Kurbad<br />
zu machen.<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
sind Thermal- und Heilquellen<br />
so sehr in Mode, dass Kaiser<br />
Napoleon III. die Gründungen von<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 69
Unterwegs in Frankreich Vittel<br />
Oben: Pferderennbahn von Vittel.<br />
Unten: An öffentlichen Brunnen können<br />
sich Kurgäste mit Wasser versorgen. Der<br />
Kurpark lädt zu Spaziergängen ein.<br />
Kurbädern sogar mit einem Sonderprogramm<br />
unterstützt. Die Zeit ist<br />
also günstig für ein neues Kurbad.<br />
Doch für Vittel spricht nicht viel. Die<br />
Quelle ist wirtschaftlich noch unerschlossen,<br />
ganz im Gegensatz zu anderen<br />
Quellen im Departement Vogesen.<br />
Vor allem hat Louis Bouloumié, der<br />
bekennender Anhänger der Republik<br />
und Gegner der Monarchie ist, nichts<br />
von Napoleon III. zu erwarten. Die<br />
Förderprogramme stehen Querköpfen<br />
wie ihm nicht offen. Er muss sich deshalb<br />
auf sich selbst verlassen und wagt<br />
mit eigenen Mitteln die Gründung<br />
des Kurbades. Vom geringen Kapital<br />
rührt daher der bescheidene Anfang<br />
des Heilbades, das 1854 mit nur einem<br />
schlichten Holzhaus seine Eröffnung<br />
feiert.<br />
Die Dinge entwickeln sich rasch.<br />
1855 sind die ersten Bäume gepflanzt,<br />
das Terrain als ein Park angelegt und<br />
eine hölzerne Galerie als Promenade<br />
gebaut. Sie führt in das Gebäude mit<br />
dem Quellwasser, wo das heilende<br />
Nass in Tonkrügen ausgeschenkt wird.<br />
Zwei Jahre später dann die Erweiterung<br />
zum Thermalbad. Drei Bäder und<br />
ein Duschraum werden dafür in einem<br />
Nebengebäude eingerichtet und zwei<br />
Männer eigens dafür abgestellt, Wasser<br />
auf den Dachboden zu pumpen,<br />
wo es erhitzt und in die Wannen und<br />
Duschen geleitet wird. So bescheiden<br />
der Beginn auch ist, der große Erfolg<br />
lässt nicht lange auf sich warten.<br />
Schon 1861 wird die Zahl der Bäder<br />
auf zehn erhöht. Um die steigende<br />
Zahl der Kurgäste unterzubringen,<br />
wird auch ein Hotel unerlässlich, das<br />
Luis Bouloumié auf einem Hügel erbauen<br />
lässt und das den Gästen einen<br />
spektakulären Ausblick bietet. 1869<br />
folgt nach dem Tod Bouloumiés sein<br />
Sohn Ambroise als Unternehmensleiter.<br />
Das Kurbad erreicht eine beträchtliche<br />
Größe, allein die Größe des Parks<br />
mit 400 Hektar wird in Frankreich<br />
von keinem Kurbad übertroffen. 1881<br />
kommt die Eisenbahn nach Vittel.<br />
Um zahlungskräftiges Publikum anzuziehen,<br />
wird der Architekt Charles<br />
Garnier beauftragt, ein neues Kurhaus<br />
zu errichten. Garnier, der auch die Pariser<br />
Oper gebaut hatte, war ein treuer<br />
Freund des Kurbades. Er entwirft<br />
außerdem das Casino, das den luxusverwöhnten<br />
Gästen Zerstreuung und<br />
Unterhaltung bietet. Die alten Badeanlagen<br />
werden durch modernere und<br />
größere ersetzt. Garnier unterteilt die<br />
Bäder in die medizinische Abteilung<br />
und in den Trinkbrunnen. Das ist der<br />
Ort, wo die mondänen Gäste parlieren<br />
und durch den Park flanieren können.<br />
Für die High-Society der Jahrhundertwende<br />
kann es nicht luxuriös genug<br />
sein. 1904 errichtet man eine Galerie<br />
im Stil der Belle Epoque, deren aufwendig<br />
gearbeiteten hölzernen Tribünen<br />
heute noch zu bewundern sind.<br />
Die Besucherzahlen des Heilbades<br />
schnellen in die Höhe und vermögende<br />
Gäste kommen aus der ganzen Welt.<br />
1905 werden fünf Hotels gezählt,<br />
täglich werden zwei Kurkonzerte<br />
gegeben. Vittel ist der Ort, den man<br />
gesehen haben muss und an dem man<br />
gesehen werden will.<br />
Der erste Weltkrieg unterbricht<br />
zwar den Kurbetrieb, aber schon nach<br />
dem Krieg wird in Vittel so prunkvoll<br />
gelebt wie zuvor. Das Jahr 1923<br />
übertrifft mit 10.534 Kurgästen bereits<br />
die Vorkriegszeit und 1931 liegt<br />
Vittel hinter Vichy und Aix-les-Bains<br />
an dritter Stelle in der Rangfolge der<br />
größten Kurbäder Frankreichs, 1938<br />
sogar auf Platz 2. Das Kurorchester<br />
vereinigt nicht weniger als 60 Musiker,<br />
während das nahe gelegene Nancy mit<br />
eigenem Opernhaus gerade einmal 38<br />
beschäftigt.<br />
Bei meinem Spaziergang durch<br />
den Ort ist das Erbe dieser glänzenden<br />
Zeit überall spürbar, besonders<br />
im Park mit den Thermalquellen. Die<br />
Hauptgalerie, wo sich heute der Eingang<br />
zu den Behandlungsbereichen<br />
befindet, ist schlicht atemberaubend.<br />
Mit seinen enormen Ausmaßen (<strong>15</strong>0<br />
Meter Länge bei 17 Metern Breite und<br />
einer Höhe von zehn Metern) führt sie<br />
direkt in den Park und bietet im Sommer<br />
Schatten sowie in den kälteren<br />
Jahreszeiten Schutz vor der Witterung.<br />
Entlang der Promenaden stehen liebliche<br />
Pavillons, der « Smaragdpavillon »<br />
ist so ein kleines architektonisches Juwel.<br />
Schmunzeln muss ich angesichts<br />
des prachtvollen « Chalet d’aisances ».<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Im Deutschen hieße es wohl Abort-<br />
Villa. Man ist schließlich in einem Ort<br />
des Heilwassers, dessen man sich hin<br />
und wieder auch entledigen können<br />
muss. Kurios dabei: Das, was wir heute<br />
schnöde als « Toiletten » bezeichnen,<br />
befindet sich am weitesten von<br />
den Trinkbrunnen entfernt. Wer eine<br />
schwache Blase hatte, musste damals<br />
zusehen, dass er sich früh genug auf<br />
den Weg machte, um sich zu erleichtern.<br />
Ganz in der Nähe befindet sich<br />
auch ein Golfplatz, von wo man einen<br />
grandiosen Ausblick auf die Landschaft<br />
hat. Auch ohne die Kureinrichtungen<br />
zu nutzen, ist es wirklich angenehm,<br />
(kostenlos) durch die Anlagen<br />
zu promenieren.<br />
Früher dauerte die Saison von Ende<br />
<strong>Mai</strong> bis Ende September. Während<br />
der meist dreiwöchigen Kur konnte<br />
der Gast ab 5.00 Uhr in der Frühe den<br />
Heilbrunnen nutzen. Heute lässt sich<br />
das Kurangebot auch für kürzere Zeit<br />
buchen. Neben Wochenkarten werden<br />
auch Halbtageskarten angeboten. Ich<br />
will mir dieses Erlebnis nicht entgehen<br />
lassen und beschließe, einen Nachmittag<br />
lang wie die Haute Classe der Belle<br />
Epoque zu kuren. Man hat die Wahl<br />
zwischen Ölduschen, Heilbädern und<br />
Massagen, außerdem lockt ein großes<br />
Schwimmbad. Die Thermen, kürzlich<br />
erst renoviert, bieten eine moderne<br />
Ausstattung. Zwar lässt sich mitten in<br />
der Saison kaum ein ruhiges Plätzchen<br />
finden, doch genieße ich es, vor dem<br />
großen Panoramafenster zu verweilen.<br />
Nach dem Bad in den Wassern Vittels<br />
ist der Blick in den Park eine Augenfreude<br />
und ich beobachte amüsiert das<br />
Treiben der anderen Kurgäste. Zwischendurch<br />
erfrische ich mich an den<br />
Trinkbrunnen, die überall aufgestellt<br />
sind. Heilwasser von außen und von<br />
innen – ich fühle mich gestärkt und<br />
pudelwohl. So schön es auch ist, durch<br />
die alten Parkanlagen und durch das<br />
Städtchen zu spazieren – wer Vittel<br />
wirklich erleben will, sollte sich die<br />
Anwendungen nicht entgehen lassen.<br />
Während früher die Kuranlagen<br />
und ihre mondänen Besucher für den<br />
guten Ruf der Stadt sorgten, gründet<br />
sich ihr Reichtum heute auf das<br />
Kurpark von Vittel.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 71
Unterwegs in Frankreich Vittel<br />
Oben: Zahlreiche Brunnen verschönern<br />
das Stadtbild. Unten: Schon früh baute<br />
man herrschaftliche Hotels in Vittel.<br />
<br />
A 26 / E <strong>15</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 25<br />
A 1 / E <strong>15</strong><br />
Mineralwasser bester Qualität, das<br />
in der ganzen Welt vertrieben wird.<br />
Noch Ende des 19. Jahrhunderts vermarkten<br />
neben der Kurverwaltung<br />
auch andere Unternehmen das Wasser<br />
und lassen in der Umgebung nach<br />
Brunnen bohren. Es gibt verschiedene<br />
Vittel-Mineralwasser auf dem<br />
Markt, und nicht alle sind von guter<br />
Qualität. Die Kurverwaltung zieht<br />
daher die Reißleine und gründet 1923<br />
das Unternehmen « La Compagnie<br />
Nouvelles Source » (dt. Neue Quelle).<br />
Deren Ziel ist nichts anderes, als alle<br />
kleinen Brunnen aufzukaufen und eine<br />
einheitliche Marke mit guter Qualität<br />
zu etablieren. Es ist die Sorte Vittel,<br />
die wir heute kennen, und gemeinsam<br />
mit der zweiten offiziellen Marke, dem<br />
Mineralwasser Hépar, werden sie als<br />
<br />
« Eaux Minérales Grande Source et<br />
Hépar » bezeichnet. Sie sind von den<br />
zweitklassigen Mineralwassern unterschieden,<br />
die meist 30 Prozent günstiger<br />
verkauft und als Diätwasser oder<br />
Tafelwasser vertrieben werden. Dank<br />
dieser Politik ist das Mineralwasser<br />
Vittel eines der natürlichsten und berühmtesten<br />
Trinkwasser überhaupt.<br />
<br />
Weltweit werden jede Minute 1.800<br />
Flaschen getrunken. Die Abfüllanlage<br />
der zum Nestlé-Konzern gehörenden<br />
Firma zählt zu den größten der Welt.<br />
Für Deutsche wenig bekannt ist,<br />
<br />
dass Vittel auch als Aushängeschild<br />
<br />
für den französischen Sport gilt. In<br />
der Stadt befindet sich der Olympia-<br />
<br />
A 1 / E 17<br />
A 27<br />
A 23<br />
<br />
Stützpunkt, der zur Vorbereitung der<br />
französischen Sportler für die Sommerspiele<br />
Münchens gebaut wurde. Seither<br />
trainiert die französische Mannschaft<br />
hier für Olympia, und Vittel ist zum<br />
Beispiel heute sehr stolz darauf, dass<br />
auf den Sportanlagen 19 der 47 französischen<br />
Medaillen der Spiele in Athen<br />
vorbereitet wurden. Wegen all dessen<br />
ist Vittel in Frankreich ein Synonym<br />
für Wellness, Gesundheit und Sport.<br />
Es war ein weiter Weg von dem<br />
kleinen unbekannten Brunnen des<br />
Louis Bouloumié bis zu den riesigen<br />
Produktionsanlagen von Nestlé in der<br />
heutigen Zeit. Bei meinem Besuch<br />
überrascht mich immer wieder, wie<br />
diskret und behutsam die Stadt modernisiert<br />
wurde. Für viele ist Vittel<br />
immer noch ein Ort der Ruhe und des<br />
Rückzugs. Dass es der Stadt gelungen<br />
ist, ihren Charme zu bewahren, liegt<br />
auch an der liebevollen Pflege der<br />
Kuranlagen und der ausgedehnten<br />
Parks. Noch immer werden jedes Jahr<br />
40.000 Blumen auf den 650 Hektar<br />
<br />
großen Grünanlagen angepflanzt. Um<br />
die Qualität des Wassers zu erhalten,<br />
sind 10.000 Hektar der Umgebung<br />
zum <br />
Grundwasserschutzgebiet erklärt<br />
worden. Louis Bouloumié wäre sehr<br />
stolz auf diese Entwicklung seines<br />
Kurbades. Ich beende meinen Besuch<br />
mit einem Kaffee im mondänen<br />
Bahnhofsgebäude von Vittel. Danach<br />
nimmt mich der Zug wieder mit – in<br />
eine lautere und hektischere Welt.<br />
3<br />
A 11 / E 50<br />
Anreise<br />
A 10 / E 5<br />
<br />
Vittel im Internet:<br />
N 77<br />
<br />
<br />
<br />
Auto: Von Nancy bzw. Metz aus erreicht www.vitteltourisme.com<br />
<br />
man Vittel über die Autobahn A31, die man www.thermes-vittel.com<br />
<br />
bei der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 9 verlässt. Dann geht es<br />
<br />
weiter über die D164 bis Vittel. Nancy-Vittel<br />
Informationen vor Ort: <br />
ca. 90 km, Metz-Vittel ca. 140 km.<br />
<br />
Flugzeug: Der nächst gelegene Flughafen Office de Tourisme (im Bahnhof von Vittel)<br />
ist Metz/Nancy, der vom deutschsprachigen Place de la Marne<br />
Raum allerdings nicht direkt angeflogen 88800 Vittel<br />
<br />
wird.<br />
Telefon: +33 (0)3 29 08 08 88<br />
Zug: Von Nancy aus bestehen<br />
<br />
direkte Zugver<br />
bin dungen nach Vittel.<br />
<br />
<br />
<br />
Les thermes de Vittel<br />
<br />
88800 Vittel<br />
<br />
Telefon: +33 (0)3 29 08 76 54<br />
A26 / E17<br />
<br />
<br />
<br />
A5 / E17 - E54<br />
A4 / E50<br />
<br />
<br />
<br />
A31/ E21<br />
<br />
A 31<br />
<br />
<br />
A 4<br />
<br />
<br />
N57<br />
<br />
D 955<br />
<br />
N 74<br />
N 4<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 10 / E 60<br />
<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />
N 6<br />
D 965<br />
<br />
<br />
A 6<br />
A 31<br />
<br />
<br />
<br />
A 36
Weitere Angebote in<br />
der Broschüre<br />
“Auf nach Lothringen<br />
- Tipps Kurzurlaube<br />
<strong>2008</strong>”<br />
Broschüre kostenlos<br />
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info@tourisme-lorraine.fr<br />
oder +33 329 22 <strong>15</strong> 21<br />
(7/7).<br />
Crédit photo : Hôtel “Les Vallées”<br />
Crédit photo : C. Philippot<br />
Hotel*** “Les Vallées” (La Bresse)<br />
Das 3-Sterne-Hotel LES VALLEES liegt mitten<br />
in La Bresse im Herzen des Naturparks der<br />
Vogesen, idealer Ausgangspunkt für vielfältige<br />
Naturerlebnisse. Dank der Lage gibt es<br />
unzählige Freizeitmöglichkeiten. Sie haben<br />
die Wahl! Das Hotel wurde von der Hotelgruppe<br />
„Logis de France“ mit 3 Kaminen ausgezeichnet..<br />
2 ÜF, Gourmetmenüs und Aktivitäten<br />
ab 141,00/Person.<br />
03.01.bis 19.12.<strong>2008</strong><br />
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Tel. +33 329 25 70 20, www.labellemontagne.com<br />
www.tourismus-lothringen.eu<br />
www.tourismevosges.fr<br />
Crédit photo : Hôtel “la Résidence”<br />
Hotel*** “la Résidence” (Val d’Ajol)<br />
Ein wunderschönes Haus aus dem 19.<br />
Jahrhundert, mitten im Naturschutzpark der<br />
Ballons des Vosges, umringt von hundertjährigen<br />
Bäumen. Mit einer ausgezeichneten<br />
Küche (Bauernhühnchen in Kirsch!),<br />
Schwimmbad und Sauna.<br />
2 ÜF und Gourmetmenüs<br />
ab <strong>15</strong>7,50/Person.<br />
03.01.bis 26.11.<strong>2008</strong> :<br />
die dritte Nacht ist gratis!<br />
Info und Buchung : Hotel “La Résidence”<br />
Tel. +33 329 30 68 52, www.la-residence.com<br />
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Tel. 0721 / 96 70 445
Unterwegs in Frankreich Briançon<br />
Briançon<br />
Stadt auf mehreren Etagen<br />
Briançon liegt strategisch günstig am Schnittpunkt von vier Alpentälern.<br />
Wenn man durch Frankreich reist, trifft man<br />
immer wieder auf einen Namen: Vauban.<br />
So auch in den Alpen, wo der berühmte<br />
Festungsbauer unter anderem in Briançon<br />
weit sichtbar seine Spuren hinterließ. Doch<br />
nicht nur die von ihm befestigte Stadt lohnt<br />
einen Besuch, auch die Umgebung lädt zu<br />
schönen Wandertouren ein.<br />
Egal, von welcher Himmelsrichtung aus man sich Briançon<br />
nähert, die befestigte Oberstadt und die darüber<br />
liegenden Forts sind nicht zu übersehen. Erhaben<br />
thronen sie auf Felsplateaus am Schnittpunkt der Täler der<br />
Guisane, der Durance, der Cerveyrette und der Clarée unweit<br />
der italienischen Grenze. Die Massivität der Festungsanlagen<br />
lässt sofort die einstige strategische Bedeutung der<br />
kleinen Alpenstadt erahnen. Vauban war dabei nicht der einzige,<br />
der die Stadt zu einem militärischen Bollwerk ausbaute.<br />
Schon unter den Kelten und Römern wurde Briançon befestigt.<br />
Doch Vauban gestaltete die Oberstadt, wie man sie<br />
heute noch kennt, und veranlasste den Bau des ersten Forts<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Mehrere Festungen bilden einen Ring um die Oberstadt.<br />
Die Stiftskirche dominiert die Silhouette der Oberstadt.<br />
Totenruhe mit Ausblick: Der Friedhof von Briançon.<br />
oberhalb der Stadt. Er prägte Briançon damit bis heute und<br />
wurde längst zum Markenzeichen der Stadt.<br />
« Eine von Vauban gebaute Stadt ist eine gerettete Stadt,<br />
eine von Vauban angegriffene Stadt ist eine verlorene Stadt »,<br />
dieser Ausspruch wird gerne im Zusammenhang mit Bauwerken<br />
des Feldherren und Baumeisters zitiert. Und in der<br />
Tat, sowohl die militärischen als auch die baulichen Leistungen<br />
Vaubans gingen in die Geschichtsbücher ein. Einige<br />
seiner Festungen galten sogar bis ins 19. Jahrhundert als<br />
nicht einnehmbar. Dabei verlief die Kindheit des Sébastian<br />
Le Prestre, der 1633 im Morvan im nordwestlichen Burgund<br />
geboren wurde, noch recht unscheinbar. Doch schon<br />
als Zwanzigjähriger stellte er sich in den Dienst des Königs,<br />
nachdem er zuvor vom Kardinal Mazarin « entdeckt »<br />
worden war. Für seine Tätigkeit als Baumeister kam ihm<br />
zugute, dass er sich nicht nur auf sein theoretisches Wissen<br />
berufen konnte, sondern selbst Erfahrungen im Einnehmen<br />
einer Stadt gesammelt hatte, war er doch an zahlreichen<br />
Belagerungen beteiligt, wobei er sogar mehrmals verwundet<br />
wurde.<br />
Im weiteren Verlauf seines Lebens war Vauban unermüdlich<br />
im Auftrag Ludwigs XIV. im Land unterwegs<br />
und sicherte die Außengrenzen Frankreichs. So auch im<br />
Südosten, wo er in Briançon vor die besondere Herausfor-<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 75
Unterwegs in Frankreich Briançon<br />
derung gestellt wurde, eine Befestigungsanlage<br />
trotz der steilen Hanglage zu errichten. Diese<br />
Lage macht heute einen Besuch der Stadt<br />
aber gerade besonders reizvoll, denn Briançon<br />
verteilt sich auf mehrere Etagen. Unten im<br />
Ort befindet sich die moderne Stadt. Darüber<br />
thront die Oberstadt mit ihrer monumentalen<br />
Sternschanze. Wiederum darüber sind mehrere<br />
Forts gebaut worden. Ohne Probleme kann<br />
man allein einen Tag damit verbringen, zwischen<br />
den einzelnen Ortsteilen und Festungen<br />
hin- und herzuwandern.<br />
Touristisches Herzstück von Briançon ist<br />
aber unstrittig die Oberstadt, die auch Cité<br />
Vauban genannt wird, um mit ihrem Namen<br />
gleich auf den berühmten Erbauer hinzuweisen.<br />
Nachdem man das Auto auf einem großen<br />
Parkplatz abgestellt hat, betritt man die Oberstadt<br />
durch ein beeindruckendes Stadttor. Dahinter<br />
tut sich ein Gewirr aus Gassen auf, das<br />
sofort mittelalterliches Flair aufkommen lässt.<br />
Zahlreiche Restaurants und Geschäfte säumen<br />
die Straßen. Auf der Grande Rue lässt sich die<br />
Oberstadt einmal durchqueren. Danach sollte<br />
Einer der beiden Türme der Stiftskirche.<br />
man unbedingt einen<br />
Abstecher zur Stadtmauer<br />
einplanen, wo<br />
auch die Stiftskirche<br />
steht, die die Silhouette<br />
der Oberstadt<br />
prägt. Gebaut wurde<br />
das Gotteshaus, dessen<br />
Türme von Sonnenuhren<br />
geschmückt<br />
werden, am Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts.<br />
Besonders schön ist<br />
von hier aus der Blick<br />
ins Tal und auf das<br />
Häusermeer der Unterstadt.<br />
Unter den<br />
Bäumen der Place<br />
Général Eberlé lässt<br />
sich genüsslich eine<br />
kleine Pause einlegen.<br />
Doch Briançon<br />
lohnt sich nicht nur<br />
für eine Stadtbesich-<br />
Vauban als UNESCO Weltkulturerbe<br />
Gemeinsam mit 13 anderen Stätten<br />
bemüht sich Briançon darum, Vaubans<br />
Erbe unter den Schutz der UNESCO<br />
zu stellen. Wir sprachen darüber mit<br />
Isabelle Fouilloy, Denkmalschützerin<br />
der Stadt Briançon.<br />
Madame Fouilloy, warum haben Sie<br />
sich mit anderen Orten zusammengeschlossen,<br />
um die Bauten von Vauban als<br />
Weltkulturerbe von der UNESCO anerkennen<br />
zu lassen?<br />
Für uns ist die gemeinsame Kandidatur<br />
eine große Chance. Wir hatten<br />
schon zur Jahrtausendwende über eine<br />
Bewerbung nur für Briançon nachgedacht.<br />
Beim zuständigen Ministerium<br />
wurde uns aber schnell zu verstehen<br />
gegeben, dass dieses nicht mehr der<br />
« Politik » der UNESCO entspräche,<br />
sondern dass es besser sei, sich mit<br />
anderen Partnern zusammenzutun.<br />
Besançon erhielt die gleiche Antwort<br />
aus Paris. So haben wir uns zusammengeschlossen<br />
und eine gemeinsame<br />
Kandidatur vorbereitet.<br />
Wonach wurden die teilnehmenden<br />
Stätten ausgesucht?<br />
Es ging darum, eine gute Mischung<br />
der Bauten von Vauban aus<br />
dem ganzen Land zusammenzustellen.<br />
Die 14 ausgewählten Stätten, darunter<br />
Festungen im Flachland und in den<br />
Bergen sowie ganze befestigte Städte,<br />
zeigen die ganze Facette von Vaubans<br />
baulichem Wirken.<br />
Wie lange haben Sie für die Vorbereitungen<br />
einer gemeinsamen Kandidatur<br />
gebraucht?<br />
Auch hier gilt, dass man gemeinsam<br />
stärker ist als allein. Wir haben<br />
die Bewerbung in nur zwei Jahren vorbereitet.<br />
Dabei sagte jeder vorher, dass<br />
dies gar nicht so schnell möglich sei.<br />
Wir haben es dennoch geschafft.<br />
Welches sind die nächsten Schritte<br />
bis zu einer Anerkennung durch die<br />
UNESCO?<br />
Es gibt zwei Expertengruppen. Eine<br />
studiert die Bewerbungsunterlagen, die<br />
andere kommt vor Ort. Diese Phase<br />
haben wir bereits hinter uns. Letzten<br />
August bekamen wir Besuch von der<br />
Expertengruppe, die zwei Tage in Briançon<br />
blieb und viele Fragen stellte. Den<br />
Abschlussbericht erwarten wir in diesen<br />
Tagen. Wenn alles gut läuft, ist die<br />
nächste Etappe also die Entscheidung des<br />
UNESCO Weltkulturerberates. Er tagt<br />
das nächste Mal vom 2. bis zum 10. Juli in<br />
Quebec in Kanada. Dort wird dann über<br />
die einzelnen Bewerbungen entschieden.<br />
Hat sich die Bewerbung schon heute<br />
positiv ausgewirkt?<br />
Ja, ganz klar. Im letzten Jahr hatten<br />
wir einen enormen Anstieg der Touristenzahl.<br />
Dies hängt mit Sicherheit mit<br />
der Aufmerksamkeit um die Bewerbung<br />
als UNESCO Weltkulturerbe<br />
zusammen.<br />
Madame Fouilloy, wir danken Ihnen<br />
für das Gespräch.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
E<br />
St. Quentin<br />
Charleville-<br />
Mézières<br />
tigung, sondern auch als Ausgangsquartier Sedán für Wanderun-<br />
Laon<br />
gen und Ausflüge in die Umgebung. Wer etwas mehr Zeit<br />
A26 / E17<br />
im Sommer an etwas Warmes zum Überziehen denken.<br />
Schließlich liegt gleich um die Ecke von Briançon das<br />
bekannte Skigebiet Scherwiller von Serre-Chevalier. Wer also im Win-<br />
St.Die<br />
louse. Troyes Die Schanze wurde – im Gegensatz Neufchâteau zu den anderen ter oder zu Ostern nach Sélestat Briançon fährt, kann den Aufent-<br />
gut mit ein paar Stunden oder Tagen auf den Pisten des<br />
Forts – noch von Vauban selbst geplant. Bei ihrer Fertig-<br />
Epinalhalt<br />
Chaumont<br />
Colmar<br />
stellung lebte der Baumeister allerdings nicht mehr. Im 19.<br />
Jahrhundert wurde die Anlage weiter ausgebaut, wobei es<br />
stets darum ging, dank der Festung mögliche Angriffe aus<br />
Italien abwehren zu können. Vom Fort des Salettes geht es<br />
anschließend Chablis weiter auf den 1.962 Meter hohen Croix de<br />
Toulouse. Natürlich Montbard bietet sich von hier oben ein prächtiger<br />
Ausblick. Wer nicht den gleichen Weg zurücknehmen<br />
N 6<br />
N 77<br />
D 965<br />
A 5 / E 17 - E 54<br />
A4 / E50<br />
hat, sollte sich Rethel deshalb ruhig für ein paar Tage in einem der<br />
Vouziers<br />
Thionville<br />
Hotels der Stadt einquartieren. Ein lohnenswerter Ausflug men.<br />
Saarbrücken<br />
geht zum Beispiel zu den Bois drei de Roucy Forts östlich der Oberstadt, Für alle, die nicht so gerne wandern, die aber dennoch<br />
dem Fort des Têtes, dem Fort Dauphin<br />
Karlsruhe<br />
Reims<br />
Verdun und dem Fort du auf einen grandiosen Panoramablick nicht verzichten möchten,<br />
bietet sich eine Fahrt mit Wissembourg der Seilbahn auf den Prorel<br />
Randouillet. Man verlässt dafür die Oberstadt im äußersten<br />
Südosten, überquert kurz danach die Durance, um im Westen von Briançon an. Von der Bergstation in über<br />
Epernay<br />
Metz<br />
Haguenau<br />
anschließend Chalons-en- in Serpentinen FRANCE den Berg zu erklimmen.<br />
Châteu-<br />
Ein 2.300 Metern Höhe starten außerdem mehrere lohnenswerte<br />
Wege. Beliebt ist es auch, mit der Gondel Baden-Baden nach oben<br />
wenig Champagne Kondition schadet nicht, Bar-le-Duc die Wandertour Commercy wird Salins aber<br />
auf bequemen Wegen zurückgelegt. Unterwegs kann man Sarrebourg<br />
Nancy zu fahren und den Rückweg ins Tal zu Fuß anzutreten.<br />
Strasbourg<br />
zur Belohnung immer wieder schöne Panoramablicke Toul ge-<br />
Aufgrund der Höhe und des Windes sollte man aber auch<br />
St. Dizier<br />
Lunéville<br />
Molsheim<br />
nießen.<br />
Eine andere schöne Tour ist im Norden der Oberstadt<br />
der Weg zum Fort des Salettes und auf den Croix de Tou-<br />
A 31<br />
A 31<br />
möchte, kann in nördlicher Richtung den Gipfel verlassen,<br />
um schließlich über einen schönen Wanderweg nach einigen<br />
Kilometern wieder im Tal in der Unterstadt anzukom-<br />
A 4<br />
D 955<br />
N 74<br />
N 4<br />
A 35 / E 25<br />
1.200 und Guebwiller 2.800 Metern erstrecken Freiburg sich Pisten mit einer<br />
« Serre-Chevalier Mulhouse » firmieren dabei mehrere Skistationen,<br />
egal Belfort also, zu welcher Jahreszeit man nach Briançon reist,<br />
Vesoul<br />
Basel<br />
A 36 / E 60<br />
A 4 / E 25<br />
bedeutenden Skizentrums verbinden. Auf Höhen zwischen<br />
Gesamtlänge von rund 250 Kilometern. Unter der Marke<br />
die zum Teil alpin urig, zum Teil eher modern sind. Ganz<br />
Langeweile wird bestimmt nicht aufkommen.<br />
Avallon<br />
A 6<br />
Anreise<br />
Dijon<br />
Besancon<br />
ge langt man aber von Grenoble, wohin<br />
Auto: Aus Deutschland bietet sich eine Hoch Dole ge schwin dig keit szüge verkehren, Neuchâtel<br />
Anreise entweder über die westliche Arc-et-Senans nach Briançon.<br />
Schweiz und via Annecy und Chambéry<br />
Pontarlier<br />
oder über die östliche Schweiz und Nordita<br />
lien an. Briançon liegt nur wenige Kilo-<br />
Fribourg<br />
Chalon Briançon im Internet<br />
me ter von der italienischen Grenze entfernt.<br />
Die Verbindung ins Nachbarland Saunier<br />
www.ot-briancon.fr SUISSE<br />
Lons-le-<br />
Lausanne<br />
Montreux<br />
er folgt über den Col de Montgenèvre. Aus<br />
den meisten deutschsprachigen Kantonen<br />
Informationen St Claudevor Ort<br />
der Schweiz ist die Anreise über Genf, Mâcon Annecy<br />
Office de Tourisme<br />
Thonon<br />
und Chambéry zu bevorzugen. Aus 1, Nantua place du Temple Genève<br />
Österreich geht es über Norditalien nach 05100 Briançon<br />
Briançon. Berlin-Briançon ca. 1.300 km, Telefon: +33 (0)4 92 21 08 50<br />
FRANCE Annecy<br />
Köln-Briançon ca. 1.000 km, Wien-Brian çon<br />
Chamonix<br />
ca. 1.<strong>15</strong>0 km, Zürich-Briançon ca. 530 km.<br />
Flugzeug: Die nächsten aus dem deutschsprachigen<br />
Raum angeflogenen Flughäfen<br />
Albertville<br />
sind in Genf, Turin und Lyon. Alle drei<br />
Airports erreicht man mit Nonstop-Flügen<br />
der etablierten Linienfluggesellschaften.<br />
Air France fliegt auch via Paris nach Annecy,<br />
allerdings ist bei Zubringerflügen aus<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
Grenoble<br />
ein Flughafenwechsel in Paris notwendig.<br />
Zug: Briançon ist nicht ans französische TGV-<br />
Valence<br />
Netz angeschlossen. Mit Regionalzügen<br />
Briançon<br />
A 38<br />
A 39<br />
A 404<br />
A 36<br />
A1<br />
N91<br />
A40<br />
A 5<br />
A1<br />
A 9<br />
Ein wunderschönes<br />
Bergland und ein herzlicher<br />
Empfang in Ihrem Hotel<br />
Bern<br />
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Florac<br />
A 7 / E <strong>15</strong><br />
Nyons<br />
A51<br />
Barcelonnette<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 77
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Dolce Frégate<br />
Ein Hotel wie ein provenzalisches Dorf<br />
Ein Hotel mit Meerblick an der<br />
französischen Riviera ist, zugegeben,<br />
nicht besonders originell.<br />
In den diversen Reisekatalogen finden<br />
sich zahlreiche Häuser mit dieser Eigenschaft.<br />
Ein Hotel mit Meerblick, das<br />
gleichzeitig idyllisch in sanfte Felder<br />
und Weinberge der Provence eingebettet<br />
ist, fern jeglichen Strandtrubels, ist dagegen<br />
schon eher ungewöhnlich. Wenn<br />
die Anlage dann noch wie ein provenzalisches<br />
Dorf gebaut wurde, die Architektur<br />
mit ihren Dachziegeln und Fassaden<br />
regionaltypisch daherkommt und<br />
der Hotelpark mit Olivenbäumen und<br />
Lavendel lockt, kann man mit Sicherheit<br />
von einem außergewöhnlichen Hotel<br />
sprechen. Eine solche Anlage ist das<br />
Dolce Frégate im Departement Var.<br />
Bereits der Weg zum Hotel, das<br />
man über eine kleine Straße durch die<br />
Weinfelder erreicht, lässt erahnen, dass<br />
die Gäste vor allem auf der Suche nach<br />
einem ganz bestimmten provenzalischen<br />
Lebensgefühl hierher kommen.<br />
Am Zielort wird der Gast außerdem<br />
mit einem wunderschönen Blick auf<br />
die Bucht von Bandol belohnt. Bemerkenswert<br />
ist auch die Größe des<br />
Hotelparks, zumal in dieser Region,<br />
wo Grund und Boden beliebt und daher<br />
teuer sind. Auf den hoteleigenen<br />
40 Hektar befindet sich sogar ein sehr<br />
gelungener Golfplatz. Zwar dürfen<br />
nur Golfer die akkurat geschnittenen<br />
Grasflächen betreten, aber die leicht<br />
hügeligen Greens mit dem blauen<br />
Meer im Hintergrund sind für jedermann<br />
schön anzusehen.<br />
Für alle, die sich gerne ein wenig<br />
bewegen, führt ein romantischer<br />
Wanderweg vom Dolce Frégate direkt<br />
zur Küste hinunter. In rund 20 Minuten<br />
erreicht man so das kühle Nass<br />
zu Fuß. Eine kleine Bucht lädt dort<br />
zum Baden ein. Wer dagegen lieber<br />
das Hinterland erkunden möchte, erreicht<br />
vom Hotel aus ein paar schöne<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
D 992<br />
A 11 / E 50<br />
A 1<br />
<br />
<br />
N 77<br />
A 5 / E 17 - E 54<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
N 6<br />
D 965<br />
<br />
<br />
<br />
A 6<br />
<br />
A 38<br />
A 31<br />
A 36<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 36 / E<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 39<br />
<br />
<br />
<br />
A1<br />
A 5<br />
<br />
<br />
<br />
A1<br />
A 9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A42<br />
<br />
A43/E711<br />
<br />
<br />
<br />
A41/E712<br />
A40<br />
<br />
<br />
A7/E<strong>15</strong><br />
<br />
A49/E713<br />
<br />
<br />
72<br />
<br />
<br />
Bergdörfer mit dem Auto. Doch auch<br />
für die Gäste, die lieber innerhalb der<br />
Anlage bleiben wollen, ist ausreichend<br />
gesorgt. Allein drei Außenpools lassen<br />
schnell die Sorgen des Alltags<br />
vergessen. Außerdem lockt ein Spa-<br />
Bereich mit Saunen, einem weiteren<br />
<br />
Schwimmbecken, einem Whirlpool,<br />
einem kleinen Fitness-Studio sowie<br />
diversen Wellness-Anwendungen im<br />
Inneren des Hotels.<br />
<br />
Und natürlich kommen auch die<br />
Gaumenfreuden im Dolce Frégate<br />
<br />
nicht zu kurz. Vom Sandwich am Pool<br />
über ein Restaurant mit regionaltypischen<br />
traditionellen Gerichten bis hin<br />
zu einem Spitzenrestaurant hat man als<br />
<br />
Gast die Qual der Wahl. Dem Chefkoch<br />
ist dabei wichtig, eine möglichst<br />
authentische und gleichzeitig kreative<br />
Küche anzubieten.<br />
Aus all diesen Gründen ist das<br />
Dolce Frégate mehr als ein bloßes<br />
Hotel. Es ist eine kleine Oase inmitten<br />
der oft grellen und lauten französischen<br />
Riviera. Dabei ist das Hotel<br />
A64 / E80<br />
A20 / E9<br />
A61 / E80<br />
A68<br />
jedoch bodenständig geblieben und<br />
nicht zu überkandidelt geworden. Um<br />
einen tadellosen Qualitätsanspruch<br />
zu gewährleisten, übernachten die<br />
Dolce Frégate <br />
Route de Bandol<br />
<br />
83270 Saint-Cyr-sur-Mer<br />
Telefon: +33 (0)4 94 29 39 39<br />
<br />
<br />
A 75 / E 11<br />
Internet<br />
<br />
www.fregate.dolce.com<br />
<br />
Zimmerpreise<br />
<br />
D 907<br />
E <strong>15</strong> – E 80<br />
<br />
<br />
DZ ab <strong>15</strong>0 Euro, Hauptsaison eher ab 2<strong>15</strong><br />
Euro<br />
A 9<br />
Ausstattung<br />
A 9<br />
N 106<br />
<br />
A 7 / E <strong>15</strong><br />
<br />
<br />
<br />
133 Zimmer, Außenpools, Wellness-Zentrum,<br />
Hotelpark, Golfplatz<br />
Hotelmitarbeiter regelmäßig in verschiedenen<br />
Hotelzimmern. In diesem<br />
Umfeld ist es aber sicherlich auch ein<br />
Vergnügen, Testkunde zu sein.<br />
<br />
<br />
<br />
A7<br />
<br />
A55<br />
<br />
<br />
A51<br />
<br />
A52<br />
A50<br />
A51<br />
<br />
<br />
A8/E80<br />
<br />
<br />
<br />
A8-E80<br />
A57<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 79
Arte-Programm<br />
Täglich, 14. – 23. <strong>Mai</strong> <strong>2008</strong>, 20.00 Uhr<br />
Arte Kultur aus Cannes<br />
Magazin<br />
Elise Chassaing und Annette Gerlach berichten im Wechsel über das<br />
Tagesgeschehen bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes.<br />
Montag, 12.05.<strong>2008</strong>, 21.00 Uh<br />
Das Kind<br />
Spielfilm<br />
Sonia und Bruno sind selbst noch fast Kinder, als Sonia den kleinen<br />
Jimmy zur Welt bringt. Die finanzielle Notlage des Paars und seine Angst<br />
vor Verantwortung treiben Bruno dazu, das Baby auf dem Schwarzmarkt<br />
zu verkaufen... Der Film gewann 2005 die Goldene Palme.<br />
Sonntag, 18.05.<strong>2008</strong>, 18.<strong>15</strong> Uhr<br />
Hanna Schygulla – Mein Leben<br />
Dokumentation<br />
Hanna Schygulla zählt zu den großen Stars des deutschen Nachkriegskinos.<br />
Ihre langjährige Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder<br />
machte sie einem internationalen Publikum bekannt. Heute tourt die<br />
Schauspielerin und Chansonsängerin erfolgreich mit Soloprogrammen<br />
durch Europa. Aufgewachsen ist sie in München; seit vielen Jahren lebt sie<br />
in Paris. In der Dokumentation gewährt sie Einblicke in ihr gegenwärtiges<br />
Leben und erinnert sich an eine Karriere, die schicksalhaft verbunden<br />
bleibt mit der Person Fassbinders.<br />
Mittwoch, 21.05.<strong>2008</strong>, 22.30 Uhr<br />
Manderlay<br />
Spielfilm<br />
Auf der Suche nach neuen Gangstergeschäften kommt Grace mit ihrem<br />
Vater und dessen Diebesbande am Landgut Manderlay in Alabama vorbei.<br />
Schockiert bemerken sie, dass dort im Jahre 1933 immer noch Sklaven<br />
gehalten werden. Ohne zu zögern befreit Grace die Menschen aus ihrer<br />
Knechtschaft. Das führt aber gleichzeitig zu neuen Problemen... Lars von<br />
Trier war mit dem Film 2005 im Wettbewerb von Cannes vertreten.<br />
Donnerstag, 22.05.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />
Don’t Come Knocking<br />
Spielfilm<br />
Die Glanzzeiten von Howard Spence sind vorbei. Der alternde Hollywoodstar<br />
bringt sich nur noch durch seine Eskapaden ins Gespräch. Doch<br />
plötzlich setzt er dem Ganzen ein Ende, brennt mit seinem Filmpferd bei<br />
Dreharbeiten durch und macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.<br />
Der Film von Wim Wenders gewann 2005 die Goldene Palme.<br />
Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erlesen<br />
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Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen · germany
Art de vivre Film<br />
Dany Boon<br />
Shootingstar des französischen Kinos<br />
Der Regisseur Dany Boon ist ein Kind Nordfrankreichs.<br />
Sein erster Film « Bienvenue chez les Ch’tis » ist schon<br />
kurz nach seiner Premiere zu einem Kultwerk geworden.<br />
Mit mehr als 17 Millionen Zuschauern ist es der<br />
erfolgreichste französische Film, den es je gab. Ein<br />
Rekord, der bisher vom Film « La Grande Vadrouille »<br />
mit Louis de Funès aus dem Jahre 1966 gehalten<br />
wurde. « Bienvenue chez les Ch‘tis » ist ein Film, der<br />
Vorurteile überwinden hilft und das Verbindende<br />
zwischen den regionalen Eigenheiten eines Landes<br />
betont. Wir trafen Dany Boon zu einem Exklusivinterview<br />
in Bordeaux.<br />
Dany Boon, warum hatten Sie diese<br />
Idee zu einem Film, der in Nordfrankreich<br />
spielt?<br />
Zunächst als Reaktion. Ich weiß<br />
nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, doch<br />
sobald ein Drama gedreht wird, spielt<br />
der Film in Nordfrankreich. Handelt<br />
es sich dagegen um eine Komödie,<br />
wird im Süden des Landes produziert.<br />
Es ist unfair, den Norden immer derart<br />
zu benachteiligen, zudem das negative<br />
Image nicht nur in der Filmwelt,<br />
sondern auch in der Realität weit verbreitet<br />
ist. Es ist ziemlich unglaublich,<br />
wie sich die Menschen, die meist den<br />
Norden Frankreichs gar nicht kennen,<br />
diese Region vorstellen. Es wird das<br />
Bild einer trostlosen, perspektivlosen<br />
Gegend gezeichnet, in der es immer<br />
regnet. Wenn die Menschen dann aber<br />
mal wirklich in den Norden kommen,<br />
ändern sie schnell ihre Meinung. Sie<br />
entdecken einen kulturellen und historischen<br />
Reichtum, eine Tradition, zu<br />
teilen und Fremde aufzunehmen, die<br />
ich in dieser Form niemals woanders<br />
gefunden habe. Deshalb war es meiner<br />
Meinung nach an der Zeit,<br />
eine Komödie über diese<br />
unbekannte Seite des Nordens<br />
zu produzieren.<br />
Wo beginnt der Norden<br />
Frankreichs für die Franzosen?<br />
Das hängt vom Blickwinkel ab. Die<br />
Geografie des Landes wird sehr unterschiedlich<br />
wahrgenommen. Wenn Sie<br />
jemanden in Lille danach fragen, wird<br />
er Amiens sagen. Für einen Pariser<br />
beginnt der Norden am Stadtrand.<br />
Jemand aus Marseille wird die Grenze<br />
zum Norden zwischen Lyon und<br />
Angou lême ziehen. Die Antworten<br />
fallen also sehr differenziert aus. Doch<br />
eins steht für alle fest: Der Norden ist<br />
dort, wo es immer regnet.<br />
Meinen Sie, dass dieser Film auch im<br />
Ausland verstanden werden würde, oder<br />
muss man Franzose sein, um die Komödie<br />
wirklich zu begreifen?<br />
Szene aus dem Film. Links Dany Boon, der eine der<br />
beiden Hauptrollen spielt. Rechts Kad Merad.<br />
Bald in deutschsprachigen Kinos?<br />
Laut Dany Boon finden zurzeit Gespräche mit Film verleihfirmen<br />
im deutschsprachigen Raum statt. Durch<br />
den großen Erfolg in Frankreich ist es durchaus wahrscheinlich,<br />
dass der Film auch in deutschsprachige<br />
Kinos kommt. Eine endgültige Entscheidung stand bei<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe jedoch noch nicht<br />
fest. Ein Erscheinen auf DVD gilt als sicher.<br />
Ich habe den Film in der<br />
Schweiz vorgeführt. Es war interessant<br />
zu sehen, wie die Menschen<br />
die Handlung des Films auf ihre<br />
eigenen regionalen Unterschiede<br />
übertrugen. Der Film wurde dort<br />
ein großer Erfolg. Er ist auch schon<br />
nach Kanada verkauft worden, sogar<br />
noch bevor er in die Kinos in<br />
Frankreich kam. Um ehrlich zu<br />
sein: Ich dachte eigentlich, einen<br />
rein französischen Film produziert<br />
zu haben. Doch in Wahrheit scheint<br />
in der Komödie etwas Universelles<br />
zu stecken. Es geht um einen Menschen,<br />
der plötzlich in eine ihm<br />
fremde Region versetzt wird, wobei<br />
er das Gefühl hat, in die Hölle<br />
aufzubrechen. Doch dann entdeckt<br />
er langsam seine neue Heimat. Die<br />
Frage nach Vorurteilen, die man<br />
gegenüber dem Fremden hat, ist ein<br />
Thema, das leider alle betrifft. Ich<br />
glaube sogar, dass diese Thematik<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Bergues<br />
Die kleine Stadt Bergues, in der viele Szenen des Films<br />
gedreht wurden, ist seitdem zu einem Pilgerziel vieler<br />
Touristen und Filmfreunde geworden. Das Frem den verkehrs<br />
amt hat sogar einen Rundgang passend zum Film<br />
ins Programm aufgenommen. Doch auch der Belfried<br />
von Bergues, der zum Weltkulturerbe gehört, und der<br />
heimische Käse lohnen einen Besuch der Stadt.<br />
gerade eine besondere Aktualität<br />
besitzt.<br />
Es ist eher selten, diese Thematik als<br />
Komödie darzustellen. Warum haben Sie<br />
diese Form gewählt?<br />
Es stimmt, dass man diese Art<br />
von Themen meist in schwer verdaulichen<br />
Werken darstellt, über<br />
die man Stunden nachdenken muss.<br />
Mit einer Komödie entdeckt man<br />
dagegen auf kurzweilige Art, dass<br />
wir alle, egal, ob aus dem Norden<br />
oder Süden, in der Lage sind, uns<br />
gegenseitig zu verstehen. Es existieren<br />
heute immer radikalere Ansichten<br />
auf der Welt, ohne dass wirklich<br />
versucht wird, sich auszutauschen.<br />
Darum geht es eigentlich in meinem<br />
Film. Jenseits möglicher Missverständnisse<br />
aufgrund verschiedener<br />
Sprachen bzw. Dialekte<br />
oder des unterschiedlichen<br />
Humors existiert in<br />
dem Film ein humanistischer<br />
Ansatz, der sehr<br />
typisch für den Norden<br />
ist. Schließlich kannte<br />
die Region über Jahrhunderte<br />
den kulturellen<br />
Austausch. Nehmen Sie<br />
nur die flämische Architektur<br />
im Norden. Sie<br />
hat teilweise etwas sehr<br />
Maurisches. Das ist doch<br />
erstaunlich, oder? Als ob<br />
Entfernung guten Ideen<br />
nichts anhaben kann.<br />
Die Textilindustrie<br />
und der Bergbau haben<br />
außerdem viele Immigranten<br />
angezogen, die<br />
für eine Bereicherung<br />
der Traditionen und<br />
Gewohnheiten der Einheimischen<br />
sorgten. Es<br />
ist wenig bekannt, doch<br />
das Zusammenleben<br />
verschiedener Kulturen<br />
ist eine große Erfolgsgeschichte<br />
im Norden.<br />
Was sind Ihre Erfahrungen<br />
mit den Dreharbeiten im<br />
Norden Frankreichs?<br />
Als wir in Bergues gedreht haben,<br />
waren sehr sehr viele Schaulustige vor<br />
Ort. Doch die Leute waren wunderbar.<br />
Wenn beispielsweise Hunderte<br />
von Menschen die Dreharbeiten beobachteten<br />
und wir um Ruhe baten,<br />
dann waren alle ganz still. Das ist<br />
sonst selten der Fall. Jeden Abend<br />
musste ich jedoch eine Stunde lang<br />
Autogramme geben, bevor ich nach<br />
Hause gehen konnte. Ich habe mir<br />
aber auch immer Zeit für die Menschen<br />
genommen. Meines Erachtens<br />
gehört dies zu meinem Beruf. Ohne<br />
Publikum ist man nichts. Man übt<br />
diesen Beruf für die Menschen und<br />
dank der Menschen aus. Und wenn<br />
ich heute durch Lille laufe und nicht<br />
meine Mütze aufhabe, brauche ich<br />
immer noch eine halbe Stunde für 30<br />
Meter.<br />
Hat man den Norden im Blut?<br />
Ich bin mir sicher, dass ich dem<br />
Norden verdanke, was ich heute bin.<br />
Ich kenne den Norden durch meine<br />
Familie. Ich bin dort aufgewachsen,<br />
hatte dort meine ersten wichtigen Erlebnisse<br />
des Lebens. Wäre ich in Paris<br />
groß geworden, hätte ich nicht den<br />
gleichen Lebensweg hinter mir. Ich<br />
habe die Großzügigkeit der Menschen<br />
des Nordens erlebt. Obwohl wir in bescheidenen<br />
Verhältnissen gelebt haben,<br />
sah ich, wie mein Vater anderen Menschen<br />
half, die noch weniger hatten als<br />
wir. Wir besuchten unsere Freunde,<br />
ohne uns anzumelden. Die Haustüren<br />
waren nie abgeschlossen. Man kam<br />
einfach in Kontakt miteinander. Als<br />
ich nach Paris zog, habe ich so etwas<br />
nie mehr wiedergefunden. Paris ist<br />
eine schöne Stadt, doch es fehlt ihr<br />
dieses besondere Lebensgefühl des<br />
Nordens.<br />
In Ihrem Film zeigen Sie den Norden<br />
von seiner positiven Seite. Dennoch zögern<br />
Sie auch nicht, die Menschen aus der<br />
Region ein wenig aufzuziehen.<br />
Ich glaube, es ist wichtig, über seine<br />
eigenen Schwächen reden zu können.<br />
Auf der einen Seite sind wir meist radikal<br />
in unseren Meinungen. Die anderen<br />
sind entweder genial oder nichts wert.<br />
Auf der anderen Seite soll man in einem<br />
Film oder einem Roman immer sehr<br />
korrekt, sehr ausgewogen sein. So soll<br />
man zum Beispiel keine Figuren zeigen,<br />
die trinken, um nicht ein negatives<br />
Beispiel zu geben. Oder man spricht<br />
nicht von Pennern, sondern Obdachlosen.<br />
Ich bin damit nicht einverstanden.<br />
Ich glaube, man muss den Mut haben,<br />
die Dinge beim Namen zu nennen. Nur<br />
so wird man sich verstehen können. Es<br />
stimmt, ich zeige in meinem Film Postboten,<br />
die etwas zu viel trinken. Das ist<br />
nicht gut. Aber es ist schlicht menschlich.<br />
Wir alle haben unsere Fehler und<br />
Schwächen. Und ich glaube, dass man<br />
diese Postboten dennoch verstehen und<br />
mögen kann.<br />
Dany Boon, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 83
Art de Vivre Kulturprogramm<br />
Le verre<br />
Versailles, bis 22.06.<strong>2008</strong><br />
Paracas – Schätze<br />
aus dem alten Peru<br />
Paris, bis 13.07.<strong>2008</strong><br />
Paul Kaufmann –<br />
Bilder aus dem Elsas<br />
Riquewihr, bis 02.11.<strong>2008</strong><br />
Nicht viele moderne Künstler beschäf<br />
tigen sich mit Skulpturen aus<br />
Glas. Solcherlei Kunst mit ihrem<br />
zerbrechlichen Material ist eine diffizile<br />
Angelegenheit. Von Samm lern<br />
und Kunstliebhabern schon immer<br />
geschätzt, wird sie vom breiten Publikum<br />
unbeachtet ge lassen. Einer<br />
der Vorzüge dieser Aus stellung ist<br />
nun, uns einen Zugang zum Werk<br />
von sieben internationalen Künstlern<br />
zu verschaffen, die in ihren Arbeiten<br />
mit Licht und Glas experimentieren.<br />
Außerdem ist der prachtvolle Ort<br />
der Ausstellung in Versailles, die<br />
Orangerie der Madame Elisabeth,<br />
einen Besuch wert. Es lohnt sich,<br />
wieder mal einen Ausflug in die<br />
Stadt des Sonnenkönigs zu machen.<br />
Orangerie de Madame Elisabeth<br />
26, rue Champ Lagarde<br />
78000 Versailles<br />
Telefon: +33 (0)1 39 07 71 39<br />
Internet<br />
www.yvelines.fr/actu<strong>2008</strong>/verre<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 13.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Kostenlos<br />
Die Ausstellung « Paracas, unbekannte<br />
Schätze aus dem alten Peru »<br />
präsentiert die bedeutendste Sammlung<br />
von Paracas-Stoffen, die jemals<br />
außerhalb Perus gezeigt wurde.<br />
Zum ersten Mal werden auch unschätzbare<br />
Fundstücke aus der Nekropole<br />
von Wari-Kayan gezeigt. Die<br />
außergewöhnlichen Textilien und<br />
andere Ausgrabungsgegenstände<br />
eröffnen dem Besucher einen Blick<br />
in die 2000 Jahre alte Kultur der Paracas-Halbinsel.<br />
Für die Ausstellung<br />
wurden die wertvollen Textilien mit<br />
großem Aufwand restauriert, was<br />
durch eine französisch-peruanische<br />
Kooperation realisiert werden konnte.<br />
Eine der ganz großen Ausstellungen<br />
dieses Sommers in Paris.<br />
Musée du Quai Branly<br />
37, quai Branly<br />
75007 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 56 61 70 00<br />
Internet<br />
www.quaibranly.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo, Mi, So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
Do, Fr, Sa 11.00 – 21.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
8,50 €, ermäßigt 6,00 €<br />
Paul Kaufmann zu Gast im Schlossmuseum<br />
von Riquewihr. Das Werk<br />
des in Belfort 1849 geborenen und in<br />
Colmar aufgewachsenen Illustrators<br />
spiegelt die Themen seiner Zeit und<br />
seiner Region. Er verließ das Elsass<br />
zwar schon in jungen Jahren und lebte<br />
mehr als sechs Jahrzehnte in der Pariser<br />
Gegend, aber seine Illustrationen<br />
blieben immer von seiner Heimat inspiriert.<br />
Kaufmann arbeitete für französische<br />
und englische Illustrierte, gestaltete<br />
mehr als 400 Postkarten und<br />
schuf die Illustrationen von etlichen<br />
Romanen. Zum ersten Mal werden<br />
nun über 200 seiner Werke in einer<br />
Ausstellung zusammengefasst.<br />
Musée de la Communication en Alsace<br />
Chateau de Riquewihr<br />
68340 Riquewihr<br />
Telefon: +33 (0)3 89 47 93 80<br />
Internet<br />
www.shpta.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Di - So 10.00 – 17.30 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
4,00 €, Kinder 2,50€, Familienkarte 10,50 €<br />
Die Ausstellung wird vom 29.11. bis<br />
14.12.<strong>2008</strong> noch einmal gezeigt.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Monumenta <strong>2008</strong>,<br />
Richard Serra<br />
Paris, 07.05. – <strong>15</strong>.06.<strong>2008</strong><br />
Mittelalterfestival<br />
Sedan, 17. & 18.05.<strong>2008</strong><br />
Retrospektive<br />
Gustave Courbet<br />
Montpellier, 14.06. – 28.09.<strong>2008</strong><br />
Eine Mammutausstellung! Seit seiner<br />
Wiedereröffnung bietet das Grand<br />
Palais in Paris einmal im Jahr einem<br />
Künstler mit internationalem Renommée<br />
die riesige Ausstellungsfläche von<br />
13.500 Quadratmetern an, um eigens<br />
für diese Gelegenheit geschaffene<br />
Werke zu präsentieren. Unter dem<br />
bezeichnenden Titel « Promenade »<br />
schuf in diesem Jahr Richard Serra<br />
eine Installation in Form einer stählernen<br />
Brücke. Das Werk spielt mit<br />
dem Kontrast von Metall und Glas in<br />
der Haupthalle des Grand Palais und<br />
irritiert unser Verständnis von Gleichgewicht<br />
und Schwerkraft. Auch seine<br />
anderen Skulpturen haben gigantische<br />
Ausmaße. Was gut wirkt in der Halle<br />
mit ihrer Höhe von 45 Metern.<br />
Grand Palais<br />
Avenue Winston Churchill<br />
75008 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 26 18 12<br />
Internet<br />
www.monumenta.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo – Mi 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Do – So 10.00 – 23.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
4,00 €, ermäßigt 2,00 €<br />
Ein Wochenende lang steht die<br />
Burg von Sedan ganz im Zeichen<br />
von Rittern, Gauklern und Minnesängern.<br />
Das 13. Mittelalterfestival<br />
ruft die Freunde ritterlicher Spiele<br />
und mittelalterlicher Lebensart in<br />
die Ardennen. Höhepunkt neben<br />
dem mittelalterlichen Handwerkermarkt<br />
ist dieses Mal die nachgestellte<br />
Erstürmung der Burg<br />
mit acht Katapulten. Ob die Festung<br />
damit einzunehmen ist? Am<br />
Samstag Abend wird der erhoffte<br />
Sieg mit einem großen Festumzug<br />
gefeiert. Ganz Hartgesottene können<br />
danach übrigens in dem neuen<br />
Burghotel übernachten.<br />
Château Fort<br />
08200 Sedan<br />
Internet<br />
www.medieval-sedan.com<br />
Informationen<br />
Office de Tourisme du Pays Sedanais<br />
35, rue du Ménil<br />
08200 Sedan<br />
Telefon: +33 (0)3 24 27 73 73<br />
Eintrittspreise<br />
4,00 €, im Vorverkauf bis 16. <strong>Mai</strong> 3,00 €,<br />
Wochenendticket 6,00 € (Vorverkauf<br />
5,00 €), Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />
Wer die großartige Werkschau des<br />
Gustave Courbet in Paris verpasst<br />
hat und in diesem Sommer eine<br />
Reise nach Südfrankreich plant,<br />
sollte sich diese Ausstellung nicht<br />
entgehen lassen. Das Musée Fabre,<br />
nach vier Jahren umfangreicher<br />
Renovierungsarbeiten wiedereröffnet,<br />
präsentiert sie nun in einer<br />
Zusammenarbeit mit dem Pariser<br />
Musée d’Orsay und dem Metropolitan<br />
Museum of Art in New York.<br />
Nachdem die Retrospektive in New<br />
York gezeigt wurde, macht sie jetzt<br />
im Laguedoc-Roussillon Station.<br />
Musée Fabre<br />
39, boulevard Bonne Nouvelle<br />
34000 Montpellier<br />
Telefon: +33 (0)4 67 14 83 00<br />
Internet<br />
www.montpellier-agglo.com/<br />
museefabre<br />
Öffnungszeiten<br />
Di, Do, Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Mi 13.00 – 21.00 Uhr<br />
Sa, So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Kombi-Ticket Retrospektive Courbet +<br />
Dauerausstellung 8,60 €, Kinder bis 6<br />
Jahre kostenlos<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 85
Art De Vivre Kulturszene<br />
Renan Luce: Repenti<br />
CDs<br />
Der im deutschsprachigen Raum noch unbekannte Renan Luci<br />
gewann mit diesem Album die Victoires de la Musique <strong>2008</strong>,<br />
die französische Variante der Grammys. Der Newcomer ist<br />
seitdem ein gefragter Künstler in den Musikläden links des Rheins.<br />
CD von Barclay<br />
Florent Pagny: Pagny chante Brel<br />
Vor ein paar Jahren machte der berühmte Sänger mit einer Steuerhinterziehungsaffäre Schlagzeilen, die er<br />
anschließend sogar in einem Chanson verarbeitete. Nun widmet sich der Künstler, der eigentlich von sich<br />
sagt, keine Vorbilder zu haben, seinem vielleicht einzigen Idol: Jacques Brel. Mit den elf Coverversionen auf<br />
seinem neuen Album schafft er es sogar, die Werke des legendären Chansonsängers zu entstauben und<br />
ihnen eine ganz eigene Note zu verleihen. CD von Universal<br />
Cali: L’espoir<br />
« Hoffnung » heißt das bereits dritte Studioalbum des Sängers,<br />
der im Süden Frankreichs mit der Musik von U2 und Mike Scott<br />
aufwuchs und seine musikalische Laufbahn in zwei Bands<br />
begann, bevor er seine Solokarriere startete. CD von Labels<br />
Raphael:<br />
Je sais que la terre est plate<br />
Nachdem diese Leitfigur der neuen französischen Musikszene über zwei Millionen<br />
Exemplare seines letzten Albums verkaufte, begab er sich für die Aufnahme<br />
seines neuen Werkes zu den besten Tonmeistern auf beiden Seiten des Atlantiks.<br />
Herausgekommen ist ein Album, das seine Fans nicht enttäuscht. CD von Delabel<br />
Francis Cabrel: Des roses et des orties<br />
Francis Cabrel gehört zu den Sängern, bei denen man besonders auf die Texte achten sollte.<br />
Denn meist wirft der Künstler mit seinen Liedern einen kritischen Blick auf unsere Welt, ohne<br />
dabei belehrend zu sein. So auch auf diesem Album. Beim Chanson « Les cardinaux en<br />
costume » kritisiert er etwa am Beispiel der Kirche die Obrigkeit, die die Misere der Menschen<br />
ignoriert. Mit « Des gens formidables » hinterfragt er Künstler, die sich gerne mit sozialem<br />
Engagement schmücken. CD von Columbia<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Der fliegende Händler<br />
Film<br />
Frankreich 2007, 96 min • Originaltitel: Le fils de l’èpicier • Ein<br />
Film von Eric Guirado mit Nicolas Cazalé, Clotilde Hesme und<br />
Daniel Duval • Kinostart: 24. April <strong>2008</strong>, im Verleih von Arsenal<br />
Als sein Vater nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt und<br />
deshalb mit seinem rollenden Tante-Emma-Laden nicht mehr<br />
die Dorfbewohner der Umgebung mit Lebensmitteln versorgen<br />
kann, übernimmt Antoine auf Bitten seiner Mutter widerwillig<br />
diese Aufgabe. Dafür kehrt er zurück in das Dorf seiner Kindheit<br />
und das Haus seiner Eltern, das er vor vielen Jahren im Streit<br />
verlassen hat. Begleitet wird er von seiner besten Freundin<br />
Claire, die schnell Gefallen an der wunderbaren Umgebung<br />
und dem ländlichen Leben findet. Ihrem Charme und ihrer<br />
kindlichen Freude an der Natur erliegen nicht nur die kauzigen<br />
Dorfbewohner und die eigensinnigen Kunden des Vaters. Auch<br />
Antoine findet durch sie das Land seiner Kindheit wieder und in<br />
Claire vielleicht auch die Liebe...<br />
Bücher<br />
Georg Stefan Troller:<br />
Paris geheim<br />
Reisebuch, 300 Seiten, Artemis & Winkler<br />
Für alle, die die 20 Pariser Arrondissements<br />
noch besser kennenlernen möchten, bietet<br />
sich die Lektüre dieses neuen Reisebuches<br />
an. Auf 20 Spaziergängen zeigt Georg Stefan<br />
Troller, der vor allem als Dokumentarfilmer<br />
bekannt ist und seit über 60 Jahren in Paris lebt,<br />
seine ganz persönlichen Sehenswürdigkeiten<br />
der Seine-Metropole. Es sind Passagen, Hinterhöfe, verborgene Parks, Kapellen,<br />
geheime Durchgänge – kurz Orte, die bisher meist nur die Einheimischen<br />
kannten.<br />
Ute Redeker-Sosnizka:<br />
Essen in Frankreich<br />
Wörterbuch, 256 Seiten, BoD<br />
Wer gerne nach französischen Originalrezepten kocht, findet in diesem Wörterbuch einen zuverlässigen<br />
Begleiter. Ein Kapitel des Buches ist sogar extra der französischen Rezeptsprache gewidmet. Zeichnungen<br />
von Tieren erleichtern zudem die Übersetzung von Fleischarten. Insgesamt ein liebenswert gestaltetes<br />
Nachschlagewerk.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 87
Art de Vivre Wein<br />
Eine kleine Revolution: die Winery<br />
Das Thema Wein ist in Frankreich mit der Aura großer und teurer Marken verbunden. Aber<br />
auch mit einem etwas unmodernen Image. Wer schon einmal ein renommiertes Weingut besucht<br />
hat, weiß von der andächtigen Stille in den Kellern zu berichten. Die Entdeckung guten<br />
Weins bleibt in der Regel einer kleinen Schar von Connaisseuren vorbehalten, die lieber unter<br />
sich bleiben. Doch im <strong>Mai</strong> 2007 wurde im Bordelais ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen,<br />
das traditionelle Weinhändler mit Staunen beobachten. Sein Ziel ist nichts Geringeres, als<br />
die Welt des Weines zu revolutionieren.<br />
Die Zukunft des Weines ist die Frau. » Was illustriert<br />
besser die Philosophie der Winery als dieser Satz?<br />
Er war das Motto des Festivals « Der feminine Geschmack<br />
», das die Weinhandlung anlässlich des Internationalen<br />
Frauentages im März veranstaltete. Das Zusammentreffen<br />
zu Ehren der Frauen im Weingewerbe, der Händlerinnen,<br />
Winzerinnen und Sommelières, war schon fast eine<br />
Provokation. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Welt des<br />
französischen Weines von Männern dominiert wird und<br />
sehr konservativ ist. Doch auch im Weingeschäft ändern sich<br />
die Zeiten. Die Winery wagte die Modernisierung, wofür<br />
nicht zuletzt der englische Name ein beredtes Zeichen ist,<br />
und hat Erfolg damit.<br />
Es ist die Geschichte einer verrückten, sehr mutigen<br />
Idee. Mitten in der Krise des traditionellen Weinhandels<br />
entschied sich ein Mann, den Weinhandel auf den Kopf zu<br />
stellen: den Weinkauf zu einem Erlebnis werden zu lassen<br />
und alle Sinne anzusprechen. Es ist Philippe Raoux, Erbe<br />
einer Weinhandlung in vierter Generation und Besitzer von<br />
vier Weingütern im Bordelais. Er steht heute an der Spitze<br />
eines Unternehmens, das führend im Weinhandel ist und<br />
mehr als <strong>15</strong>0.000 Kunden in Frankreich und Belgien versorgt.<br />
Nach zwei Jahren harter Arbeit und der Investition<br />
von 20 Millionen Euro ist für die Kundschaft ein Sinnestempel<br />
geschaffen worden, der für Staunen sorgt. Er liegt<br />
unweit von Bordeaux, direkt an der vielbereisten Route zu<br />
den renommierten Weingütern des Médoc, mitten in einem<br />
26 Hektar großen Park.<br />
Während Weinliebhaber bisher die traditionellen Chateaus<br />
besuchten und nach guten Weinen forschten, prä-<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
sentiert sich die Winery ihren Besuchern als ein modernes<br />
Ensemble aus Glas und Metall. Hier wird Weinhandel und<br />
Tourismus miteinander verbunden. Empfangen wird jeder,<br />
egal welche Weinkenntnisse er vorzuweisen hat. Ein Universum,<br />
das ehemals einigen wenigen Kennern vorbehalten<br />
war, öffnet sich dem Durchschnittsmenschen.<br />
Die Winery will aber viel mehr sein als eine bloße<br />
Weinhandlung. Auch Ausstellungen, Konzerte und Tagungen<br />
werden organisiert. Als Liebhaber zeitgenössischer<br />
Kunst erwarb Philippe Raoux zudem Originale<br />
von Niki de Saint-Phalle, Claude Viallat oder<br />
Bernard Pagès, die zwischen den Ausstellungsflächen<br />
präsentiert werden. Auch das Kulinarische<br />
kommt nicht zu kurz und so können die Besucher<br />
den ausgedehnten Park zum Picknick nutzen oder<br />
sich im hauseigenen Restaurant die Verbindung<br />
von Speisen und Wein auf der Zunge zergehen<br />
lassen. Beim ersten Besuch ist der Gast vielleicht<br />
ein bisschen verloren und mag sich wie in einem<br />
Freiluftmuseum vorkommen. Der Park mit den Skulpturen,<br />
das hochmoderne Gebäude und die Ausstellungen lassen<br />
nicht an eine Weinhandlung denken. Aber bald ist klar,<br />
hier müssen alle Klischees über Bord geworfen werden.<br />
Sinnesfreude ist die Devise.<br />
Aber dann doch der Verkaufsraum. Was einen hier erwartet,<br />
ist eine Ausstellungsfläche, vollkommen einzigartig<br />
in Frankreich, die auf 1.000 Quadratmetern eine Auswahl<br />
der besten Weine präsentiert. Sie werden für Preise zwischen<br />
drei und 1.000 Euro angeboten. Doch handelt es<br />
sich nicht nur um gute Tropfen aus Frankreich, sondern um<br />
Weine aus aller Welt. Das ist erwähnenswert, denn mitten<br />
La Winery<br />
im Bordelais ist das überhaupt<br />
nicht selbstverständlich.<br />
Aber zunächst ist man<br />
nicht nur hier, um Wein zu<br />
kaufen. Dieses schnöde Ansinnen<br />
kann gleich wieder<br />
aufgegeben werden. Im Verkaufsraum<br />
bietet eine große<br />
Bar unzählige Weine zum<br />
Verkosten an. Doch keine<br />
Furcht vor dem Überfluss.<br />
Junge und engagierte Weinexperten<br />
beraten die Besucher<br />
und stellen ihnen Weine<br />
ganz nach ihren Interessen<br />
zusammen. Niemand wird<br />
die Kunden belehren wollen,<br />
sondern im Gegenteil, die<br />
Gäste werden ermuntert,<br />
ihre Eindrücke von den<br />
Weinen zu schildern. Diese<br />
Erfahrung ist sehr lehrreich,<br />
denn wie arm ist doch oft das<br />
Ausdrucksvermögen. Schnell<br />
stellt man fest, dass ein einfaches:<br />
« mag ich » oder « mag ich nicht » kaum genügt. Man<br />
beginnt, sich in die Weine hineinzuschmecken – und hineinzudenken.<br />
Die Önologen des Hauses helfen dabei auf<br />
sympathisch-unaufdringliche Weise.<br />
Ein besonderes Angebot, das die Winery ihren Besuchern<br />
macht, ist das « Weinabzeichen ». Für einen kleinen<br />
Obolus kann man testen, was für ein Weintrinker man ist.<br />
In einer Blindverkostung werden die Teilnehmer angehalten,<br />
sechs Weine (geordnet nach Alter, Rebsorte, Herkunft<br />
und anderen Merkmalen)<br />
geschmacklich zu bewerten.<br />
Mit den Ergebnissen wird jedem<br />
Verkoster ein Weinprofil<br />
zugewiesen: der Ästhet, der<br />
Modebewusste, der Entdecker<br />
oder der Gourmet. Anhand<br />
dieses Profils erhält der<br />
Kunde einen speziellen Plan,<br />
der ihn zu jenen Weinen leitet,<br />
die zu seinem Geschmack am besten passen dürften.<br />
Ganz klar, die Winery ist auch ein Ort des Kommerzes<br />
und in diesem Sinne organisiert. Doch bleibt der Eindruck,<br />
dass es den Betreibern mit ihrem Anliegen ernst ist, ihren<br />
Kunden einen neuen Zugang zum Wein zu vermitteln. Das<br />
ist sympathisch und wirkt ehrlich. Schließlich finden die<br />
Kunden dort jederzeit ein offenes Ohr, werden bei ihrer<br />
Wahl ausführlich beraten und sogar gelehrt, ihren Weingeschmack<br />
besser zu verstehen. Dass sie am Ende auch<br />
ermuntert werden, die Weine zu kaufen, versteht sich von<br />
selbst. Wer sowieso zum Kaufen bereit ist, wird es in dieser<br />
kreativen Atmosphäre um so lieber tun…<br />
Rond-Point des Vendangeurs<br />
Départementale 1<br />
33460 Arsac-en-Médoc<br />
Telefon +33 (0)5 56 39 04 90<br />
www.winery.fr<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 89
Art de vivre Genuss<br />
Das Edle<br />
der<br />
Kastanien<br />
Im Herzen des Landes, da wo Frankreich<br />
vielleicht am unaufgeregtesten französisch<br />
ist, in der Ardèche, liegt sein größtes Anbaugebiet<br />
für Esskastanien. Das Städtchen mit<br />
dem bezaubernden Namen Joyeuse (dt. die<br />
Freudige), ganz im Süden des Departements,<br />
hat der Kultur der Esskastanie sogar ein eigenes<br />
Museum gewidmet. Es wird von der Gemeinde<br />
Joyeuse unterhalten und dokumentiert<br />
die jahrhundertealte Kultur des Kastanienanbaus.<br />
Wir sprachen mit seiner Leiterin,<br />
der Deutschen Ulla Falke.<br />
Frau Falke, was ist so interessant an der Esskastanie, dass<br />
man ein eigenes Museum dafür braucht?<br />
Lacht. Schon der Fakt an sich, dass es « die » Esskastanie<br />
gar nicht gibt. Wussten Sie, dass man über 200<br />
Sorten zählt und wir alleine in der Ardèche 60 davon anbauen?<br />
Es gibt viele Unterschiede, im Geschmack, in der<br />
Form, in der Konsistenz usw. Als ich nach Joyeuse kam,<br />
habe ich einmal eine Verkostung gemacht – und war von<br />
der Vielfalt verblüfft. Nicht umsonst bezeichnet man die<br />
kultivierte Frucht als Edelkastanie.<br />
Was kann man aus Kastanien denn alles machen?<br />
Viel mehr als Sie denken. Nicht nur die Früchte werden<br />
genutzt und zu Lebensmitteln verarbeitet, der Baum selbst<br />
liefert auch hochwertige Produkte. Zum einen das Holz,<br />
das sich sehr gut verarbeiten lässt. Und dann enthält die<br />
Kastanie auch Tanine, die für das Färben von Seide und<br />
Leder von Bedeutung sind. Früher gingen der Kastanienanbau<br />
und die Seidenraupenzucht miteinander einher und<br />
brachten der Bevölkerung einen ansehnlichen Wohlstand.<br />
Allerdings war es irgendwann lukrativer, die Bäume zu fällen<br />
und ihr Holz zu verwerten. Das war dann der Beginn<br />
des Niedergangs des professionellen Kastanienanbaus.<br />
Kastanien als Nahrungsmittel<br />
Brotbaum nannte man früher die Kastanie, deren Frucht ab<br />
dem Mittelalter das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung der<br />
Ardèche war. Die Kastanien wurden im Winter in speziellen<br />
Scheunen gelagert und ließen sich so bis zum folgenden Frühjahr<br />
verzehren. Aus den Früchten wurde Mehl gewonnen, aber auch<br />
die Zutaten für Süßspeisen und Liköre. Selbst ein Kastanienbier<br />
wurde gebraut und wird noch heute getrunken. Am bekanntesten<br />
aber ist die Crème de Marrons, der Brotaufstrich aus Kastanien.<br />
Die heute gängigen Produkte beinhalten aber kaum mehr<br />
als acht Prozent Kastanien aus einheimischer Ernte. Nur in der<br />
Ardèche selbst wird immer noch die originale Crème de Marrons<br />
hergestellt, zu 100 Prozent aus eigener Ernte und – natürlich –<br />
mit einem ganz eigenen Geschmack. Produziert wird auch in<br />
nennenswertem Umfang Kastanienmehl, das für Gluten-Allergiker<br />
geeignet ist. Aus ihm wird hauptsächlich Pasta hergestellt. Heute<br />
beträgt der Jahresertrag an Edelkastanien in der Ardèche<br />
5.500 Tonnen (in ganz Frankreich: 12.000 Tonnen), der von ca.<br />
500 Bauern erwirtschaftet wird. Zwei Genossenschaften und 16<br />
private Obst-Exporteure kümmern sich um die Vermarktung und<br />
beliefern vier industriell-verarbeitende Betriebe. Frankreich ist<br />
übrigens weltweit der achtgrößte Erzeuger für Esskastanien. Den<br />
Weltmarkt führen China, die Türkei und Südkorea mit jeweils über<br />
80.000 Tonnen pro Jahr an.<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Wird die Edelkastanie denn heute immer noch angebaut<br />
und kultiviert?<br />
Es gibt keine Bauern mehr, die davon leben können, aber<br />
als Nebenerwerb ist der Kastanienanbau aus der Ardèche<br />
nicht wegzudenken. Den Leuten hier gilt die Kultur der<br />
Edelkastanie sehr viel und die Produkte, die man daraus gewinnt,<br />
gehören zum täglichen Leben. In Deutschland gibt<br />
es ja auch wildwachsende Esskastanien, aber dort gehen die<br />
Leute höchstens aus Liebhaberei Kastanien sammeln. Hier<br />
dagegen baut man die Kastanie seit 1000 Jahren in Plantagen<br />
an, ähnlich den Terrassenfeldern, die man von den<br />
Olivenbäumen her kennt. Es ist noch keine 100 Jahre her,<br />
da lebten die Leute hier ausschließlich von diesem Anbau.<br />
Nutzen Sie selbst auch die Kastanienfrüchte?<br />
Aber sicher. Auf unserem Grundstück standen 35<br />
Bäume, als wir es kauften. Heute sind es leider nur noch<br />
<strong>15</strong>, weil wir eine Schädlingsplage hatten, eine Pilzerkrankung,<br />
die man Tintenkrankheit nennt. Es gibt bis heute<br />
kein Gegenmittel dafür und die Plage ist sehr gefürchtet<br />
in der Ardèche. Aber die Bäume, die uns geblieben sind,<br />
werden von uns intensiv gepflegt und wir nutzen ihren<br />
Ertrag. Und das ist normal hier, das macht jeder so.<br />
Verraten Sie uns, was man in Ihrem Museum besichtigen<br />
kann.<br />
Wir sind zwar ein kleines Museum, aber zählen jährlich<br />
<strong>15</strong>.000 Besucher. Die Zahl zeigt schon, dass es eine Menge<br />
zu sehen gibt bei uns. Das Museum ist mitten in der Altstadt<br />
von Joyeuse in einem ehemaligen Kloster untergebracht. Wir<br />
zeigen den Alltag der Kastanienbauern aus mehreren Jahrhunderten,<br />
ihre Gerätschaften und Produkte. Zum Beispiel<br />
Möbel, die aus einem einzigen Kastanienstamm gefertigt und<br />
zwei Meter breit sind. Daneben wird ausführlich der Kastanienanbau<br />
erklärt und natürlich haben wir auch Lebensmittel<br />
aus Kastanien zum Probieren. Jede Führung schließt bei uns<br />
mit einer Verkostung ab. Selbstverständlich kann man bei<br />
uns auch Produkte aus Esskastanien kaufen.<br />
Frau Falke, geben Sie uns noch einen Tipp: Was ist eine Spezialität<br />
aus Kastanien, die Sie unbedingt empfehlen würden?<br />
Machen Sie einen Kir aus Kastanienlikör – das ist ein<br />
unschlagbarer Aperitif! Einfach einen trockenen Weißwein<br />
nehmen und mit etwas Kastanienlikör mischen. Sie<br />
werden süchtig danach!<br />
Frau Falke, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Frau Falke, wie kommt man als Deutsche in die Ardèche<br />
und wird Leiterin eines Museums für Edelkastanien?<br />
Ja, das ist alles ein großer Zufall. Obwohl ich mittlerweile<br />
nicht mehr daran glaube, dass es Zufälle im Leben<br />
gibt. Im Wendejahr 1989/90 lebte ich in Berlin und arbeitete<br />
als Psychologin, als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte.<br />
Er ist Franzose und ich stand vor der Entscheidung,<br />
nach Frankreich zu ziehen. Es war das Jahr der großen politischen<br />
Veränderungen, vielleicht haben die auch auf mein<br />
Privatleben gewirkt… Jedenfalls habe ich kurzentschlossen<br />
alles hinter mir gelassen: meine Heimat, meinen alten<br />
Beruf, die Freunde. Wir haben zunächst im Elsass gelebt<br />
und ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Irgendwann hatten<br />
wir dann einen Tapetenwechsel nötig – und wollten vor<br />
allem in eine Gegend, wo es keine Menschenmassen gibt.<br />
Da verliebten wir uns in die Ardèche. Wir haben uns als<br />
Fremde hier gut eingelebt. Vor sieben Jahren kam dann das<br />
Angebot des Museums. Man suchte jemanden, der mehrere<br />
Sprachen spricht und Erfahrungen im Kulturbereich hat.<br />
So wurde ich, als Deutsche, hier Museumsleiterin. Anfangs<br />
haben manche scheel geguckt, aber heute bin ich völlig akzeptiert.<br />
Damals übrigens, im Elsass, wohnten wir in der<br />
Rue de la Châtaigneraie (dt. Kastanienstraße). Wenn das<br />
keine Vorbestimmung war, oder?<br />
Musée de la Châtaigneraie<br />
Parvis de l’église<br />
07260 Joyeuse<br />
Telefon: +33 (0)4 75 39 90 66<br />
E-<strong>Mai</strong>l: musee-chataigneraie@pays-beaumdrobie.com<br />
Öffnungszeiten<br />
<strong>15</strong>.3. – <strong>15</strong>.11.<br />
Mo – Fr 9.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />
1.5. – 30.9.<br />
zusätzlich Sa/So 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Führungen nach vorheriger Reservierung<br />
Wir sind verblüfft!<br />
Deswegen sage ich ja, manches ist im Leben vielleicht<br />
gar nicht so zufällig.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 91
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Mit<br />
diesem Rezept kommt der Sommer auf Ihren<br />
Tisch. Wenn Sie die Möglichkeit haben, grillen Sie<br />
den Lachs und selbst die Auberginen draußen im<br />
Garten. Das hilft, den Fischgeruch im Haus zu<br />
vermeiden. Dazu einen guten Weißwein, und Ihre<br />
Gäste werden glücklich sein. Bon appétit!»<br />
Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />
erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />
chantal@frankreicherleben.de<br />
Für 4 Personen<br />
Vorbereitungszeit: 20 min<br />
Garzeit: 30 – 40 min<br />
Pavé de saumon<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
Zutaten<br />
4 Lachsfilets<br />
3 große Auberginen<br />
2 Tomaten<br />
2 EL Olivenöl<br />
2 – 3 Knoblauchzehen<br />
1 reife Zitrone<br />
2 EL gehackte<br />
Petersilie<br />
Zubereitung<br />
•<br />
Den Backofen auf 250 Grad vorheizen. Das Gemüse<br />
waschen. Anschließend die Tomaten enthäuten, entkernen<br />
und in Würfel schneiden. Die Auberginen der<br />
Länge nach in drei Teile spalten. Den Knoblauch schälen,<br />
die Zitrone auspressen und die Petersilie zerrupfen.<br />
• Die Auberginen im Ofen 30 bis 40 Minuten auf<br />
einem Blech garen lassen. Dabei einmal wenden.<br />
Danach das Fleisch der Auberginen mit einem<br />
Löffel herausschälen und in eine Schale geben. Den<br />
Knoblauch darüber auspressen, das Olivenöl und<br />
den Zitronensaft hineingeben. Die Masse sollte aber<br />
nicht zu flüssig werden. Alles gut vermischen und<br />
zum Schluss die Petersilie darunterheben. Das Püree<br />
bei Zimmertemperatur gut durchziehen lassen.<br />
• Eine beschichtete Pfanne ohne Bratfett aufheizen<br />
und die Lachsfilets auf der Hautseite 5 Minuten<br />
dünsten. Salzen und pfeffern. Den Lachs auf<br />
den anderen Seiten garen, bis er blass-rosa ist.<br />
Im Inneren sollte er halb durchgegart sein.<br />
• Den Lachs mit dem erkalteten Auberginenpüree<br />
und den Tomatenwürfeln servieren.<br />
Weinempfehlung<br />
•<br />
Zu diesem Gericht passt ein trockener Weißwein,<br />
z.B. ein Pouilly sur Loire. Dessen reichhaltiger<br />
und ausgewogener Geschmack wird sich als<br />
ein idealer Begleiter zum Lachs erweisen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> · 93
Leserbriefe<br />
Seit eineinhalb Jahren erwarte ich<br />
alle zwei Monate Ihre Zeitschrift und<br />
fühle mich mit jedem Bericht ein Stück<br />
im Urlaub. Land und Leute werden dem<br />
Leser so nah gebracht, man möchte die<br />
Koffer packen und sofort losfahren. Kinovorschauen<br />
und Musikneuheiten sind<br />
genauso interessant wie wunderschöne<br />
Einblicke ins Land und in weniger touristische<br />
Regionen wie zum Beispiel das<br />
Loir-Tal und die Baie de Somme in der<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14. Übrigens unser nächstes<br />
Erkundungsziel, da sonst immer nur<br />
Durchfahrtsregion in die Bretagne. Auf<br />
noch viele so schöne Berichte!<br />
Jana Marschallek, Hannover<br />
Zuerst einmal ein großes Kompliment<br />
für Frankreich erleben. Ich finde<br />
vieles wieder, was ich kenne und lerne<br />
immer noch etwas Neues. Die Zeitung<br />
ist sehr gut gemacht, besonders der<br />
Kulturschock gefällt mir. Das Einzige,<br />
was mir nicht gefällt – und das ist<br />
wirklich das Einzige – ist die farbige<br />
Hinterlegung der Schrift auf vielen<br />
Seiten. Ich habe keine sehr guten Augen,<br />
auch die Brille hilft nicht mehr<br />
viel, und das Lesen dieser farbig hinterlegten<br />
Seiten ist für mich mühsam.<br />
Maria Geismann, per E-<strong>Mai</strong>l<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />
Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />
Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-<strong>Mai</strong>l: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief:<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />
Globus Medien GmbH<br />
Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />
Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />
Herzlichen Glückwunsch zum<br />
2-jähri gen Bestehen Eurer Zeitschrift.<br />
Wir besitzen ein Abo seit der ersten<br />
Aus gabe und müssen sagen, dass Ihr für<br />
Frank reich-Fans eine Marktlücke geschlossen<br />
habt. Eure Beiträge, Fotos und<br />
In for mationen rund um unser Lieblingsferien<br />
land verkürzen unsere Wartezeit bis<br />
zum nächsten Urlaub. Wir können Euer<br />
Magazin uneingeschränkt weiterempfehlen.<br />
Bitte weiter so mit Eurer breiten<br />
Palette an Informationen und Fotos. Wir<br />
haben aber auch einen Tipp für alle: Wer<br />
Märkte liebt, der sollte einmal an einem<br />
Samstag nach Uzès (Département Gard)<br />
fahren. Dieser Markt erstreckt sich durch<br />
die Altstadt des 8.000 Einwohner umfassenden<br />
Städtchens.<br />
Nicole und Florian Kluge, per E-<strong>Mai</strong>l<br />
Mit dem Thema Henri IV. haben<br />
Sie – hoffentlich – eine neue interessante<br />
Serie über geschichtliche Personen eröffnet.<br />
Bitte lassen Sie bald einen Auf satz<br />
über Charles de Gaulle und Co lom beyles-Deux-Eglises<br />
folgen, mög lichst noch<br />
in diesem Sommer, damit vor Winteranfang<br />
ein Besuch mög lich ist.<br />
Wolfgang Seubert, Altrip<br />
Redaktion: Wir werden gerne auch in Zu kunft<br />
in unregelmäßigen Abständen über Persönlichkeiten<br />
aus der Geschichte berichten.<br />
Vielen Dank für den Artikel über<br />
Bernard Kouchner in der Ausgabe<br />
<strong>Nr</strong>.12. Dieser Mann hat mich durch<br />
seine Arbeit schon lange beeindruckt.<br />
Umso mehr freut es mich, dass Sie<br />
ihm einen ganzen Artikel gewidmet<br />
haben. Hier in Deutschland bekommt<br />
man soviel ja nicht mit, wenn man von<br />
Herrn Sarkozy mal absieht. Machen<br />
Sie weiter so! Und Kompliment auch<br />
für Ihre schönen Fotos.<br />
Martin Mahler, Göttingen<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />
unten): Titel: Fotolia, Urbanhearts • S.3: Ajc Presse • S.6 : Fotolia, Beboy; Ajc<br />
Presse, Dominique Cache, Globus Medien • S.7: International Committee for<br />
the Preservation of Lascaux, Laurence Léauté Beasley; Pathé France • S.8:<br />
DR • S.9: Ajc Presse • S.10: DR; Frédéric Swierczynky • S.12-13: Ajc presse,<br />
Dominique Cache; Office du Tourisme de Paris (OTP), David Lefranc; Institut<br />
du Monde Arabe, Georges Fessy; Ecole Grégoire Ferrandi, Natacha Nikouline;<br />
Musée des Plans Reliefs, C. Carlet; OTP, Marc Bertrand; OTP, Philippe Wang;<br />
OPT, Marc Verhille; OTP Amélie Dupont; Direction des Affaires Culturelles<br />
(DAC), Christophe Foin; Aéroparis, Olivier Roux; OTP, Fabian Charaffi;• S.16:<br />
Ajc Presse; Musée du Louvre • S. 17-21: Ajc Presse • S.22: Ajc Presse; Musée<br />
Carnavalet Paris • S.24: OTP, Amélie Dupont; Ajc Presse, Dominique Cache •<br />
S.25, OTP David Lefranc; Ajc Presse, Dominique Cache • S.26: Ajc Presse,<br />
Dominique Cache; OTP, Amélie Dupont • S.27: Ajc Presse, Dominique Cache •<br />
S.28: Ecole Grégoire Ferrandi, Natacha Nikouline; Ajc Presse, Dominique Cache<br />
• S.29: Musée des Plans Reliefs, C. Carlet; Ajc Presse, Dominique Cache;•<br />
S.30: Unesco Paris; OTP, Amélie Dupont • S.31: Ajc Presse, Dominique Cache<br />
• S.32: Paris Story • S.33: OTP, Marc Bertrand • S.34: OTP, Claire Pignol •S.35:<br />
OTP, Philippe Wang • S.36-37 • S.38: Cinémathèque, Stéphane Dabrowski<br />
• S.39: OTP, Marc Verhille • S.40: OTP, Fabian Charaffi • S.41-42: DAC,<br />
Christophe Fouin • S.43: Aéroparis, Olivier Roux • S.44: Ajc Presse, Dominique<br />
Cache • S.45: Press4u, Le Wagon Bleu • S.46: OTP, Fabian Charaffi • S.47:<br />
OTP, Amélie Dupont • S.48: Ajc Presse, Dominique Cache • S.49: OTP, Fabian<br />
Charaffi • S.50: OTP, Marc Verhille • S.55: Chantal Cobac für Ajc Presse •<br />
S.58-59: Ajc Presse, Dominique Cache • S.60-61: International Committee for<br />
the Preservation of Lascaux, Laurence Léauté Beasley • S.64-67: Ajc Presse,<br />
Serge Robin • S.68-72: Ajc Presse • S.74: S.46: OT Paris, David Lefranc •<br />
S.48-49: Globus Medien • S.52-55: <strong>Mai</strong>rie de Paris • S.56: XX • S.60-63: Ajc<br />
Presse, Maurice Albert • S.64-67: Globus Medien • S.70-73: OT Biarritz • S.74:<br />
Ot Brinaçon, Jean-Louis Francou • S.75-77: Globus Medien, Jan Grasshoff<br />
• S.78-79: Hôtel Dolce Fregate • S.80: Arte, DR • S.82-83: Pathé France •<br />
S.84-87 • S.88-89: Ajc Presse, Serge Robin, M.A. • S.90-91: Musée de la<br />
Châtaigneraie • S.92-93: Fotolia, Pascal Cribier; Ajc Presse, M.A • S. 98: Ajc<br />
Presse, Dominique Cache; M.A., Serge Robin.<br />
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Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />
Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />
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Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />
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1 3<br />
11<br />
4<br />
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12<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />
Weinen<br />
10<br />
Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />
1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />
Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />
Jahrhunderts<br />
12<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />
Autos Frankreichs, der Ente<br />
6<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />
Konsumtempel<br />
6<br />
<strong>Mai</strong>son de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />
2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />
4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />
Arc-et-Senans<br />
7<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />
Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18.<br />
Jahrhundert trifft<br />
13<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />
die Berufe entlang der Küste<br />
4<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />
interessiere dich für die Leyre...»<br />
4<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />
Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />
Oradour-sur-Glane<br />
11<br />
Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />
«Manons Rache»<br />
10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines <strong>15</strong>0 Jah re alten Bambusgartens 4<br />
Gastronomie - Calissons 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel - HI, Nizza 8<br />
Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />
10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16 - Juli / August <strong>2008</strong> erscheint am 25. <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong>
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