Nr. 18 - November / Dezember 2008
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>18</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
Périgord<br />
Land der Burgen und<br />
pittoresken Dörfer<br />
Provence<br />
Auf Cézannes Spuren in Aix<br />
Wellness<br />
Jean Nouvel konzipiert<br />
ultramodernen Badetempel<br />
Aktivurlaub<br />
Unterwegs in den Ardennen<br />
Pastis<br />
Botschafter<br />
südfranzösischer<br />
Lebensart<br />
Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 € • Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €
Deauville<br />
Mont-Saint-Michel<br />
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Die NORMANDIE<br />
auf einen KLICK!<br />
Entdeckungen, Romantik, Abenteuer<br />
Wollen Sie hoch hinaus? Steile Berge hat die Normandie zwar nicht zu bieten,<br />
wohl aber einen der bekanntesten Berge der Welt – den Mont-Saint-Michel.<br />
Deshalb lautet unser Reisetipp: Eine Heißluftballonfahrt über die Bucht des<br />
1.300-jährigen Glaubensberges – ein unvergessliches Erlebnis!<br />
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der Normandie auf Deutsch.<br />
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E-Mail: info@normandie-tourisme.fr · www.normandie-tourisme.fr
Editorial<br />
gibt es viel zu<br />
entdecken. Außerdem<br />
stehen dieses Mal Aixen-Provence,<br />
Lyon, die Ardennen<br />
sowie der neue Badetempel von Jean Nouvel<br />
in Le Havre auf unserem Reiseprogramm.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
in den letzten Wochen sah man im Fernsehen oft Bilder<br />
von EU-Ministertreffen in Frankreich, denn das Land hat<br />
noch bis zum 31. <strong>Dezember</strong> die Ratspräsidentschaft der<br />
Europäischen Union inne. Eine gute Gelegenheit, sich als<br />
perfekter Gastgeber zu präsentieren und die politischen<br />
Zusammenkünfte auch dafür zu nutzen, Europa die<br />
Schönheit und Vielfältigkeit der französischen Regionen<br />
zu zeigen. Städte wie Avignon, Cannes oder<br />
Deauville nutzten die Gunst der Stunde und boten<br />
sich erfolgreich als Austragungsorte dieser Beratungsrunden<br />
an. Doch wie laufen diese Treffen konkret<br />
ab und wie empfängt Frankreich seine Gäste wirklich?<br />
Wir haben es getestet und sind zum<br />
Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />
gefahren. Den Erlebnisbericht lesen<br />
Sie in unserer Rubrik Frankreich heute.<br />
Ganz um die Ecke der Weinmetropole<br />
liegt eine Region, die vor einigen Jahren<br />
im deutschsprachigen Raum noch als<br />
Geheimtipp galt. Inzwischen ist die<br />
Gegend auch hierzulande bekannter<br />
geworden, so dass man in den dortigen<br />
Dörfern und an den Sehenswürdigkeiten<br />
neben englischsprachigen Touristen zunehmend<br />
auch deutschsprachige hört. Sie wissen<br />
wahrscheinlich schon, wovon ich spreche.<br />
Richtig, das Périgord. Doch auch wenn diese<br />
Region zunehmend beliebter wird, ist man dort<br />
noch weit vom Massentourismus entfernt. Burgen<br />
und Schlösser, romantische Flusstäler und beeindruckende<br />
Felsformationen, pittoreske Dörfer und<br />
gemütliche Kleinstädte sowie beeindruckende<br />
prähistorische Zeugnisse – im<br />
Departement Dordogne<br />
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was man<br />
alles aus Anis herstellen kann? Gleich zwei urtypische<br />
französische Produkte gehören dazu: Pastis und Anisbonbons<br />
aus Flavigny. Während der Aperitif in der ganzen<br />
Welt bekannt ist und als Synonym des französischen<br />
Savoir-vivre gilt, ist die Süßigkeit vor allem für die<br />
Franzosen selbst eine Erinnerung an ihre Kindheit, ja<br />
sogar ein Symbol für eine heile, behütete Welt. In unserer<br />
Rubrik Art de vivre können Sie mehr über die<br />
Geschichte dieser beiden Erzeugnisse erfahren.<br />
Mit dieser <strong>18</strong>. Ausgabe existiert Frankreich<br />
erleben bereits seit drei vollen Jahren. Trotz<br />
einigen Gegenwindes konnte sich die<br />
Zeitschrift als erstes Frankreich-Magazin<br />
auf dem deutschsprachigen Markt<br />
und als Referenz für alle Frankreichliebhaber<br />
etablieren. Dies verdanken<br />
wir vor allem Ihnen und Ihrer Treue! Als<br />
kleines Dankeschön und um diesen Geburtstag<br />
gebührend zu feiern, werden wir bis zur nächsten<br />
Ausgabe das Magazin konzeptionell und grafisch<br />
leicht überarbeiten. Mit der 19. Ausgabe wird Sie<br />
dann ein verjüngtes Heft erwarten. Aber keine<br />
Sorge, das Erfolgsrezept von Frankreich erleben,<br />
einem unabhängigen Journalismus verpflichtet zu<br />
sein und eine große Themenvielfalt anzubieten, wird<br />
sich nicht verändern. Und auch grafisch bleiben wir<br />
grundsätzlich unserer Linie treu. Sie werden also ohne<br />
Probleme auch die kommende Ausgabe wiedererkennen.<br />
Bis es so weit ist, wünsche ich Ihnen erst einmal<br />
viel Lesevergnügen mit dieser Ausgabe.<br />
Titelblatt: Rocamadour<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 3
Inhalt<br />
Périgord – Land der Burgen und pittoresken Dörfer · 10<br />
Zwischen den Weinfeldern des Bordelais im Westen und den Ausläufern des Zentralmassivs im Osten erstreckt sich entlang<br />
der Dordogne das Périgord. Eine Gegend voller Überraschungen, die erst in letzter Zeit zunehmend von Reisenden<br />
aus dem deutschsprachigen Raum entdeckt wird. Zu den besonderen Reizen der Region gehören pittoreske Dörfer,<br />
wild-romantische Landschaften, unzählige Burgen und einzigartige Felszeichnungen von unseren Urahnen.<br />
Aix-en-Provence · 60<br />
Paul Cézanne ist der berühmteste Sohn<br />
der Stadt, die sein Erbe bis heute<br />
pflegt. Ein Spaziergang<br />
auf den Spuren des<br />
großartigen Malers.<br />
Ardennen · 66<br />
Wie wäre es, an einem<br />
1,2 Kilometer langen<br />
Stahlseil wie ein Vogel<br />
ins Tal zu fliegen? In den<br />
Ardennen ist dies möglich.<br />
Ein Tummelplatz für Aktivurlauber.<br />
Lyon · 72<br />
An einem langen Wochenende im <strong>Dezember</strong><br />
feiert die Rhône-Metropole ihr Lichterfest. Aufwendig<br />
illuminierte Straßen, Plätze und Häuser<br />
verzaubern in der dunklen Jahreszeit.<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Fokus<br />
10 Périgord – Land der Burgen<br />
und pittoresken Dörfer<br />
14 Dordogne-Tal Frankreich wie im Bilderbuch<br />
24 Rouffignac Die Höhle der 100 Mammuts<br />
32 Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat<br />
Unterwegs in den Städten des Périgord<br />
42 Reise-Infos Périgord<br />
Luxushotels · 46<br />
In Paris fühlt sich der<br />
Luxus zu Hause, so auch<br />
im Bereich der Hotellerie.<br />
Doch nur sieben Hotels<br />
dürfen den exklusiven<br />
Titel Palace tragen.<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
60 Aix-en-Provence Auf den Spuren von Cézanne<br />
66 Ardennen Im sagenhaften Grün der Ardennen<br />
72 Lyon Fête des Lumières <strong>2008</strong><br />
76 Hotel l’ermitage, Lyon<br />
Wellness · 80<br />
In Le Havre schuf der<br />
französische Stararchitekt<br />
Jean Nouvel einen ultramodernen<br />
Badetempel.<br />
Ein Traum aus tausenden<br />
weißen Mosaiksteinen.<br />
Frankreich heute<br />
46 Luxushotels Les Palaces, rosige Zeiten<br />
für Pariser Luxusherbergen<br />
50 Senat Hat eine Institution ausgedient?<br />
54 EU-Ratspräsidentschaft 48 Stunden<br />
beim Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />
Art de vivre<br />
Pastis · 88<br />
Kein Aperitif verkörpert<br />
die französische Lebensart<br />
mehr als der Pastis.<br />
Seine Erfindung verdankt<br />
er aber vor allem dem<br />
Verbot eines anderen<br />
Getränks, dem Absinth.<br />
80 Wellness Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel<br />
84 Kulturprogramm <strong>November</strong> & <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
86 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />
88 Aperitif Pastis, legendärer Longdrink à la française<br />
90 Genuss Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons<br />
92 Chantals Rezept Lapin à la Moutarde<br />
80<br />
46<br />
66<br />
Rubriken<br />
90<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
44 Kulturschock<br />
51 Abonnement<br />
58 Leben in Frankreich<br />
78 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Heftnachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
10-42<br />
72<br />
76<br />
60<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 5
On En Parle<br />
Museum für<br />
Frankreichs<br />
Geschichte<br />
Nicolas Sarkozy setzt sich<br />
für die Gründung eines<br />
Museums für französische<br />
Ge schichte ein. Als Ort ist<br />
das Hôtel des Invalides<br />
im Gespräch. Doch das<br />
Ver tei di gun gs ministerium,<br />
dem die Anlage gehört,<br />
hat bereits seinen Widerspruch<br />
an ge kün digt.<br />
Nach dessen Auf fassung<br />
hat im Hôtel des In valides<br />
nur die militärische Vergan<br />
genheit des Landes<br />
Platz.<br />
Mehr Chancengleichheit in Aquitanien<br />
Als erste Region Frankreichs führt Aquitanien für Personaleinstellungen den<br />
anonymisierten Lebenslauf ein. Bewerbungen gehen dafür zunächst zu einer Agentur,<br />
die persönliche Angaben schwärzt und die Lebensläufe dann mit einer Nummer<br />
versehen an die zuständigen Stellen weiterleitet. Durch diese Anonymisierung sollen<br />
die Chancengleichheit erhöht und Diskriminierungen bei der Personaleinstellung<br />
vorgebeugt werden.<br />
Marseille: Kulturhauptstadt 2013<br />
Die Entscheidung kam etwas früher als erwartet: Marseille ist neben Slovice in der<br />
Slowakei 2013 europäische Kulturhauptstadt und setzte sich damit gegen Bordeaux,<br />
Lyon und Toulouse durch. Die Wahl wird der Mittelmeermetropole einen neuen<br />
Entwicklungsschub verpassen. Als Lille 2004 beim letzten Mal diesen Titel in Frankreich<br />
innehatte, zog die nordfranzösische Stadt rund neun Millionen Besucher an, die 72<br />
Millionen Euro daließen. Es wird davon ausgegangen, dass bei einem soliden Konzept<br />
von einem investierten Euro rund sechs Euro zurück in die Wirtschaft fließen.<br />
Frisches<br />
Obst für<br />
Frankreichs<br />
Schüler<br />
Das französische Landwirt schafts minis<br />
te ri um initiierte ein Projekt, bei dem<br />
1.000 Vor- und Grundschulen in Problemvierteln<br />
des Landes mit frischem Obst<br />
für die Kleinen beliefert werden. Die<br />
Aktion wird je zur Hälfe vom Staat und<br />
von den Kommunen finanziert. 4,50 Euro<br />
fallen an, um einem Kind ein Schuljahr<br />
lang jede Woche eine frische Frucht zur<br />
Verfügung zu stellen. Zurzeit wird der<br />
Staat den Kommunen dafür 750.000<br />
Euro überweisen. Sollte das Projekt auf<br />
europäischer Ebene für alle EU-Staaten<br />
übernommen werden, könnte es bald<br />
mehr werden. Denn Frankreich könnte<br />
dann bis zu 11,9 Millionen Euro an<br />
Subventionen aus Brüssel erwarten.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Billigfluggesellschaften<br />
stellen weitere Flüge ein<br />
Gerade einmal ein paar Monate nach Aufnahme in den<br />
Flugplan stellt Germanwings seine Verbindungen von Köln/<br />
Bonn nach Marseille sowie nach Bordeaux zum Winter wieder<br />
ein. Ebenso streicht EasyJet seine Flüge von Berlin-Schönefeld<br />
nach Lyon. Ryanair hat schon vor kurzem seine gerade erst<br />
eröffnete Strecke von Bremen nach Beauvais klammheimlich<br />
aus dem Flugplan verschwinden lassen. Und TUIfly nimmt die<br />
im letzten Winter gestarteten Flüge in die französischen Alpen<br />
nach Grenoble erst gar nicht wieder auf. Zwischen Frankreich<br />
und dem deutschsprachigen Raum scheinen sich keine<br />
Billigfluggesellschaften etablieren zu können. Viele der zuletzt<br />
eröffneten Verbindungen wurden nach kurzer Zeit wieder<br />
eingestellt.<br />
Vorliebe für kurze und klassische Namen<br />
Die Franzosen mögen vor allem kurze und klassische Vornamen für<br />
ihren Nachwuchs. Dies stellte das Internetportal notrefamille.com<br />
fest. Angeführt wird die Liste der beliebtesten Mädchennamen<br />
in Frankreich von Clara, Léa und Manon. Bei den Jungen stehen<br />
Lucas, Enzo und Nathan an der Spitze. Gabriel, Naxel, Antoine,<br />
Alexandre und Paul sind aus der Liste der Top 20 herausgefallen.<br />
Eiffelturm muss « grüner » werden<br />
Die Klimadebatte geht auch am Eiffelturm nicht spurlos vorbei.<br />
Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Seine-Metropole<br />
muss ökologischer werden. Ab diesem Herbst wird der Turm<br />
deshalb in den Abendstunden nicht mehr die ersten zehn<br />
Minuten einer vollen Stunde, sondern nur noch die ersten fünf<br />
Minuten dank tausender kleiner Lampen funkeln.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Besucherrückgang bei nationalen Sehenswürdigkeiten<br />
Bei den Monumets Nationaux, die in staatlicher Hand befindlichen<br />
und vom Kulturministerium verwalteten Sehenswürdigkeiten<br />
des Landes, wurde in diesem Sommer ein Besucherrückgang<br />
verzeichnet. Die Erklärungsversuche sind vielfältig und gehen<br />
vom schlechten Wetter über die internationale Finanzkrise bis<br />
hin zum Rückgang der Kaufkraft der Menschen.<br />
Audrey Tautou als Coco Chanel<br />
Die durch Amélie Poulain 2001 berühmt gewordene<br />
Schauspielerin Audrey Tautou wird die Hauptrolle in einem<br />
Film von Warner Bros. über die Modeschöpferin Coco Chanel<br />
übernehmen. Während der zwölfwöchigen Dreharbeiten wacht<br />
Karl Lagerfeld, künstlerischer Leiter des Hauses Chanel, über die<br />
Filmgarderobe. Audrey Tautou wird zudem Nicole Kidman im<br />
nächsten Werbefilm für das Parfum Chanel N° 5 ersetzen.<br />
Kommunisten und Rechtsextreme in finanziellen Nöten<br />
Die kommunistische Partei Frankreichs bietet Räume ihrer berühmten<br />
Parteizentrale an der Place du Colonel-Fabien im 19. Arrondis<br />
se ment zur Untervermietung an, um damit Zusatzeinnahmen<br />
zu erzielen. Ein Unternehmen aus der TV-Branche zeigt sich an<br />
dem Angebot interessiert. Die rechtsextreme Front National von<br />
Marie Le Pen musste ihre Parteizentrale im edlen Vorort Saint-<br />
Cloud aus finanziellen Gründen sogar ganz verkaufen. Sie gehört<br />
nun einer Universität aus Shanghai, die dort wahrscheinlich eine<br />
Sprachschule einrichten wird.<br />
Immer mehr Babys<br />
Der Geburtenboom bei französischen Frauen scheint kein Ende zu<br />
nehmen. Nach dem nationalen Statistikinstitut INSEE ist die Zahl der<br />
Geburten erneut angestiegen. Die durchschnittliche Geburtenrate<br />
beträgt rund zwei Kinder pro Frau. Mit 63.392 Millionen Einwohnern<br />
ist Frankreich von der Bevölkerungszahl her nach Deutschland das<br />
zweitgrößte Land der EU – mit steigender Tendenz.<br />
Ende der Happy Hour<br />
Die französische Regierung denkt darüber nach, alle Promo tionsak<br />
tionen für Alkohol zu verbieten. Hierunter würde auch die beliebte<br />
Happy Hour fallen, bei der viele Bars mit einem 50-prozentigen<br />
Rabatt versuchen, Gäste während besucherschwachen Zeiten<br />
anzulocken.<br />
Milchautomat erobert das Elsass<br />
Ein kleiner Milchbauer mit 50 Kühen im elsässischen<br />
Departement Bas-Rhin hatte die glorreiche Idee, ein System<br />
von Milchautomaten der Schweiz abzuschauen. Der Automat<br />
in Wesselonne, an dem der Liter nur 1,00 Euro gegenüber circa<br />
1,45 Euro im Supermarkt kostet, ist nicht nur billiger, sondern auch<br />
umweltfreundlicher, da die Kunden die Milch in mitgebrachte<br />
Flaschen abfüllen. In der Bretagne und im Rhône-Tal beobachtet<br />
man diese Innovation bereits sehr aufmerksam.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 7
On En Parle<br />
Wiedereröffnung des Picasso-<br />
Museums von Antibes<br />
Nach Sanierungsarbeiten, die zweieinhalb Jahre<br />
andauerten, wurde das Musée Picasso in Antibes<br />
wiedereröffnet. Durch eine gekonnte Mischung aus Alt<br />
und Neu kommen die Werke von Miro, Tapie, Staël und<br />
natürlich Picasso in den frisch renovierten Räumen des<br />
Château Grimaldi wunderbar zur Geltung.<br />
Tauschbörse für Fahrkarten<br />
mit Zugbindung<br />
Gegen die Zunahme von Fahrscheinen<br />
der SNCF, die sich nicht<br />
zurückgeben bzw. nicht auf eine<br />
an dere Zugverbindung übertragen<br />
lassen, organisiert sich<br />
der Widerstand: Auf der In ter netseite<br />
www.trocdesprems.com<br />
können Rei sende, die solche<br />
Fahrkarten be sitzen, aber die Reise<br />
nicht wahrnehmen können, diese<br />
zum Weiter verkauf anbieten. Die<br />
Höchstgrenze des Verkaufspreises<br />
ist dabei der ur sprüng liche<br />
Originalpreis. Achtung ist aber<br />
vor Fahrscheinen geboten, die einen Namen ausweisen.<br />
Sie sind in der Regel nicht übertragbar. Ein ähnliches<br />
Prinzip verfolgt auch das Webportal www.kelbillet.com,<br />
wo man auch Flugtickets oder Mietwagenangebote findet.<br />
Weniger Ehen, mehr Pacs<br />
Die klassische Ehe scheint in Frankreich auf dem Rückzug zu sein. Laut dem<br />
nationalen Statistikinstitut INSEE ging nach den neuesten offiziellen Angaben<br />
die Zahl der Eheschließungen von 2005 auf 2006 von 274.000 auf 266.500 zurück.<br />
Das Durchschnittsalter der Braut (erste Ehe) beträgt 30 Jahre, das des Bräutigams<br />
32,2 Jahre. Der Pacs, die französische Version einer eingetragenen Partnerschaft<br />
für hetero- und homosexuelle Paare, erlebt dagegen einen Anstieg von 28 Prozent<br />
im gleichen Zeitraum. Seit seiner Einführung im Jahre 1999 haben sich bis zum Ende des<br />
Jahres 2006 282.900 Paare « pacsen » lassen.<br />
Kreditkarte für 12-Jährige<br />
Bisher musste man in Frankreich<br />
mindestens 16 Jahre alt sein, um in den<br />
Genuss einer Kreditkarte zu kommen.<br />
Jugendliche zwischen zwölf und<br />
16 Jahren erhielten lediglich eine<br />
Bankkarte zum Abheben von Bargeld<br />
am Automaten. Nun führen die französischen<br />
Banken BNP und Banques Populaires die Kreditkarte ab zwölf Jahren<br />
ein. Es ist aber eine debit card, d.h. beim Bezahlen wird überprüft, ob das<br />
Konto über ein ausreichend hohes Guthaben verfügt.<br />
Oper im Kino<br />
Bis Mai 2009 sollen zehn Aufführungen<br />
der Metropolitan Opera of New York in<br />
französischen Kinos live übertragen werden.<br />
Da die Veranstaltungen nach Ortszeit schon<br />
mittags stattfinden, können die Franzosen<br />
sie zur besten Anfangszeit um 19.30 Uhr<br />
genießen. In den Pausen zeigen Kameras<br />
das Geschehen hinter den Kulissen des<br />
weltbekannten Opernhauses. Mehr als 66.000<br />
Besucher werden in den Kinosälen erwartet.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Fokus Périgord<br />
Périgord – Land der<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Burgen und pittoresken Dörfer<br />
Wie soll man das Périgord<br />
definieren? Die Aufgabe<br />
ist schwerer, als man zunächst<br />
denken könnte. Natürlich ließe<br />
sich ein Ansatz wählen, der die<br />
rein administrative Seite betrachtet.<br />
Allerdings gibt es weder eine Region<br />
noch ein Departement, die diesen<br />
Namen offiziell tragen. Gerne wird<br />
jedoch das Departement Dordogne<br />
mit dem Périgord gleichgesetzt. Beide<br />
Bezeichnungen ließen sich danach<br />
als Synonym verwenden. Administrativ<br />
gesehen sicherlich nicht falsch.<br />
Beschäftigt man sich aber näher mit<br />
dem Périgord, dann wird man ihm<br />
auf diese einfache Formel gebracht<br />
wohl kaum gerecht.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 11
Fokus Périgord<br />
Von oben nach unten:<br />
Im pres si onen aus dem<br />
Dordogne-Tal, Alt stadt von<br />
Sarlat-la-Ca né da, weite Flächen<br />
des Pé ri gord sind bewaldet.<br />
S. 10/11: Blick auf Castelnaud-la-<br />
Chapelle und Beynac-et-Cazenac.<br />
Oben: Sarlat. Unten: Gänse<br />
und Enten gehören zu den<br />
Botschaftern des Périgord.<br />
Denn das Périgord ist für die meisten<br />
Franzosen und auch für viele Ausländer,<br />
die dort ihren Zweitwohnsitz eingerichtet<br />
haben, vor allem Briten und Holländer,<br />
mehr als eine bloße administrative Einheit.<br />
Es ist vielmehr ein gewisses Lebensgefühl,<br />
eine bestimmte Mentalität, eine unverwechselbare<br />
Landschaft und Architektur.<br />
Dieser Ansatz hat etwas Philosophisches<br />
und Poetisches. Von dieser Warte aus betrachtet,<br />
spielen die Departementsgrenzen<br />
nur eine zweitrangige Rolle. In den meisten<br />
Reiseführern und auch im Empfinden<br />
der Touristen wird das Périgord ohnehin<br />
in einem Atemzug mit dem östlich daran<br />
anschließenden Quercy genannt.<br />
Ebenfalls eine Region, deren Namen es,<br />
administrativ gesehen, nicht gibt, die aber<br />
landschaftlich und kulturell keinen großen<br />
Unterschied zum Périgord aufweist. Warum<br />
also das Périgord in enge administrative<br />
Grenzen zwängen wollen?<br />
Aber ganz egal, wie man das Périgord<br />
im Endeffekt definiert, es ist auf jeden Fall<br />
eine Region für alle Sinne. Die Augen<br />
erfreuen sich an herrlichen An- und Ausblicken.<br />
In den Tälern und an den Ufern<br />
der Flüsse ragen immer wieder steile Felswände<br />
in die Höhe, auf denen nicht selten<br />
Burgen und Schlösser thronen. Auch<br />
manches Dorf schmiegt sich malerisch<br />
an den Felsen. Eine Landschaft, die zum<br />
Träumen und Schwärmen einlädt und irgendwie<br />
mittelalterlich wirkt. Die Ohren<br />
lauschen währenddessen dem Rauschen<br />
der Blätter, denn das Périgord wird von<br />
dichten Wäldern bedeckt. Rund 60 Prozent<br />
des Territoriums sind bewaldet, eine<br />
hohe Quote für französische Verhältnisse.<br />
Vor allem Eichen, Nussbäume und Kastanien<br />
prägen die Flora. Aber auch das Plätschern<br />
von Bächen und Flüssen oder das<br />
Gegacker von Gänsen und Enten schwirrt<br />
durch die Luft.<br />
Die Nase erfreut sich derweil am Duft<br />
von Wäldern und Erde, auch von frischen<br />
Nüssen und Trüffeln, manchmal sogar von<br />
Safran und Tabak; Gewächse, die in der<br />
Region angebaut werden und zum wirtschaftlichen<br />
Leben beitragen. Nur wenige<br />
wissen es, aber das Departement Dordogne<br />
ist die zweitwichtigste Tabakanbauregion<br />
Frankreichs. Die Pflanzen kamen<br />
im 16. Jahrhundert aus Amerika hierher<br />
und harmonieren gut mit dem Klima im<br />
Südwesten des Landes. Schließlich der<br />
Geschmacks- und Tastsinn: Im Périgord<br />
munden zartes Gänsefleisch, köstliche<br />
Entenbrust, die allgegenwärtige Foie Gras,<br />
Steinpilze, Esskastanien oder Weine aus<br />
Bergerac. Ein Paradies für Feinschmecker<br />
und Genussmenschen. Mit anderen Worten:<br />
Das Périgord ist ein Rezept mit den<br />
unterschiedlichsten Zutaten, allesamt aber<br />
von allerbester Qualität.<br />
Es mag deshalb auch gar nicht verwundern,<br />
dass dieser Landstrich schon<br />
seit Jahrtausenden menschliches Leben<br />
anzog. Unsere Vorfahren, der Homo erectus,<br />
ließen sich hier vor mehr als 450.000<br />
Jahren nieder. Man vermutet, dass sie aus<br />
Ost- oder Nordeuropa, das unter einer<br />
Eisschicht verschwand, hierher kamen. Sie<br />
siedelten sich vor allem um den heutigen<br />
Ort Les Eyzies-de-Tayac an, wo sie in den<br />
zahlreichen Höhlen und Grotten Schutz<br />
vor der Kälte fanden. Vor rund 120.000<br />
Jahren folgte dann der Neandertaler, der<br />
bereits in Stämmen lebte und besser an das<br />
Klima angepasst war, und schließlich der<br />
Homo sapiens. Vor rund <strong>18</strong>.000 bis 12.000<br />
Jahren blühte zudem die Höhlenmalerei<br />
auf. Beeindruckende Zeugnisse davon findet<br />
man in den Höhlen des Périgord: Lascaux,<br />
Font-de-Gaume oder Rouffignac.<br />
Da Menschen die Welt zudem gerne in<br />
Kategorien einteilen, existiert bereits seit<br />
dem 19. Jahrhundert eine Vierteilung des<br />
Périgord, die gerade in letzter Zeit immer<br />
mehr von den örtlichen Marketingexperten<br />
ausgeschlachtet wird. Der Ansatz ist<br />
deshalb aber nicht weniger originell. Man<br />
spricht vom Périgord der vier Farben: Das<br />
weiße Périgord mit seinen hellen kalkhaltigen<br />
Böden um Périgueux herum. Das<br />
grüne Périgord mit seinen dichten Wäldern<br />
und Lichtungen ganz im Norden bei<br />
Nontron. Das purpurrote Périgord mit<br />
seinen Weinfeldern und mittelalterlichen<br />
Burgen in der Umgebung von Bergerac.<br />
Schließlich das schwarze Périgord mit<br />
verwunschenen Wäldern entlang der Ufer<br />
der Dordogne.<br />
Doch am Ende bleibt auch dies nur<br />
ein Versuch, das Périgord besser zu erfassen.<br />
Eigentlich hat die Region es gar<br />
nicht nötig, klassifiziert zu werden. Es<br />
reicht aus, einfach in diesen wunderbaren<br />
Landstrich im Südwesten Frankreichs<br />
zu reisen und das typische Lebensgefühl<br />
wie eine frische Brise einzuatmen. Alles<br />
andere wird dann nebensächlich.<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
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CITROËN C5
Fokus Périgord<br />
Frankreich wie im Bilderbuch:<br />
Eine Reise im Dordogne-Tal<br />
Das Dordogne-Tal im Südwesten Frankreichs hat sich im Laufe der Jahrhunderte einen ganz<br />
eigenen Charakter erhalten und gilt als eine der schönsten Gegenden des Landes. Es zeigt<br />
sich als eine entzückende Landschaft mit großartigen Ausblicken, kleinen, sich an alte Burgen<br />
schmiegenden Dörfern und anmutigen Schlössern. Durchquert man dieses einzigartige Tal<br />
vom Westen her auf der Route von Trémolat nach Domme, überrascht die authentische Vielfalt<br />
des Dordogne-Tals. Eine Reise durch eine Gegend wie im Bilderbuch.<br />
Beim Durchqueren des Dordogne-Tals bekommt<br />
man den Fluss gar nicht so oft zu Gesicht. Er versteckt<br />
sich häufig hinter einer dichten Ufervegetation<br />
oder wird von diversen Brücken und Überführungen<br />
verdeckt. Und dennoch lohnt es sich allemal, die Dordogne<br />
mit dem Auto abzufahren. Zwar verliert man den Fluss<br />
immer mal wieder aus den Augen, aber nach ein paar hundert<br />
Metern taucht er schon wieder auf. Man hat ein bisschen<br />
das Gefühl, als würde die Dordogne mit einem Verstecken<br />
spielen. Und obwohl man ständig durch eine unberührte<br />
Natur zu fahren glaubt, trifft man doch immer wieder<br />
und überraschenderweise auf Spuren menschlicher Zivilisation.<br />
Darunter viele Tabakfelder, aber natürlich auch<br />
die zahlreichen Weinberge.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 15
Fokus Périgord<br />
S. 14/15: Die Dordogne bei Domme. Panoramablick vom Cingle de Trémolat.<br />
Cingle de Trémolat: Atemberaubender<br />
Weitblick über die Dordogne<br />
Unsere Reise wollen wir mit einem Blick auf die Dordogne,<br />
auf ihre Größe und den Verlauf im Tal beginnen und<br />
wählen dafür den Cingle de Trémolat. Etwa 35 Kilometer<br />
von Bergerac entfernt gelegen, ist er der ideale Ort für eine<br />
Aussicht über die Schleife, die die Dordogne an dieser Stelle<br />
macht. Man muss nur der Beschilderung in Trémolat folgen,<br />
die auf eine kleine stille Straße in nördlicher Richtung<br />
führt, und erreicht einen dieser wenigen Plätze, wo der<br />
Fluss in seiner ganzen Weite überblickt werden kann.<br />
Nachdem man sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt<br />
hat, folgt man einfach nur den Spuren im Sand, um an den<br />
Aussichtspunkt zu kommen – nicht aber den Schildern, die<br />
nur an eine Stelle mit eingeschränkter Sicht führen. Trauen<br />
Sie sich ruhig ins Unterholz und folgen Sie dem Trampelpfad.<br />
Nach ungefähr fünf Minuten Fußweg erreicht man<br />
einen Felsvorsprung, von dem aus man einen grandiosen<br />
Blick über die Dordogne hat. Und sollten Sie zum Tagesausklang<br />
hierherkommen, werden Sie in den Genuss eines<br />
Sonnenunterganges über dem behäbig dahinfließenden<br />
Fluss kommen, der sie sprachlos macht!<br />
Von Trémolat aus nehmen wir die Straße nach Castelnaud-la-Chapelle.<br />
Unser Ziel ist nur 46 Kilometer entfernt,<br />
aber durch die vielen Kurven in den Hügeln des Périgord<br />
kommt man nur langsam vorwärts und braucht eine knappe<br />
Stunde. Aber die geschlungenen Straßen verführen auch zu<br />
einem gemächlichen Fahren und wir genießen den Anblick<br />
der lieblichen Landschaft. Das erste Mal überqueren wir<br />
die Dordogne, um auf die Landstraße D29 zu gelangen,<br />
auf der wir dem Fluss bis Siorac-en-Périgord folgen. Dort<br />
wechseln wir auf die D703, die uns weiter an der Dordogne<br />
entlangführt, bis wir den Fluss kurz vor Saint-Cyprien ein<br />
weiteres Mal überqueren.<br />
Castelnaud-la-Chapelle: Die Mittelalterburg<br />
In Castelnaud-la-Chapelle bekommen wir einen Eindruck<br />
von der Vielfältigkeit der Schlösser und Burgen im<br />
Dordogne-Tal. Unzählige von ihnen reihen sich auf den<br />
Felsvorsprüngen am Ufer des Flusses aneinander und bildeten<br />
seinerzeit wichtige strategische Punkte zur Überwachung<br />
des Tales. Es sieht schon fast ein bisschen komisch aus, wie<br />
dicht die Burgen gebaut sind und wir stellen uns vor, wie die<br />
Burgherren früher einander argwöhnisch beäugten und eifersüchtig<br />
über ihren Einflussbereich wachten.<br />
Die Burg von Castelnaud ist eine dieser mittelalterlichen<br />
Festungsanlagen und ein schönes Beispiel für die komplizierten<br />
Nachbarschaftsverhältnisse im Mittelalter. Sie ist<br />
strategisch günstig auf einem Felsvorsprung errichtet und<br />
wacht von dort über den Fluss, vor allem aber auch über die<br />
auf der anderen Seite liegende Burg von Beynac, dem Sitz<br />
der ewigen Rivalen, mit denen über Jahrhunderte hinweg<br />
um die Vorherrschaft im Dordogne-Tal gestritten wurde.<br />
Die Burg wechselte allein in einem Jahrhundert siebenmal<br />
seine Herren, als während des Hundertjährigen Krieges<br />
die Engländer und Franzosen erbittert um sie kämpften.<br />
1453 siegten die Franzosen letzten Endes und die Zeiten<br />
wurden wieder friedlicher. Nach der Französischen Revo-<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
lution geriet die Burg in Vergessenheit und die Natur nahm<br />
langsam Besitz von ihr und überwucherte das Gelände.<br />
Schließlich dienten die verlassenen Gemäuer sogar als eine<br />
Art Ersatzteillager, denn als <strong>18</strong>32 der Hafen von Castelnaud<br />
ausgebaut werden sollte, entnahm man kurzerhand<br />
dem Südflügel die großen Steine, die für die Hafenmauer<br />
benötigt wurden. Es brauchte noch mehr als 100 Jahre, ehe<br />
der französische Staat 1966 die Burg endlich als schützenswertes<br />
historisches Bauwerk klassifizierte und eine sorgfältige<br />
Restaurierung in die Wege leitete.<br />
Heute kann man hier das majestätische Panorama des<br />
Dordogne-Tals genießen, vor allem aber das lohnenswerte<br />
Museum besuchen, das den Kriegen des Mittelalters<br />
gewidmet ist. Ein etwas martialisches Thema, mag man<br />
21x14 DPN-sarlatD09 Heißluftballons 30/09/08 am Lauf der 10:55 Dordogne. Page 1<br />
Die Burg von Castelnaud-la-Chapelle aus der Vogelperspektive.<br />
vielleicht denken, das ist es aber ganz und gar nicht. Das<br />
Konzept versucht, die Lebensumstände einer belagerten<br />
Burg im Mittelalter nachvollziehbar zu machen. Alles ist<br />
so originalgetreu wie möglich hergerichtet worden und<br />
vermittelt dem Besucher lebendig, wie das Leben in diesen<br />
kriegerischen Zeiten vonstatten ging. Die Burg liegt 190<br />
Meter über dem Fluss und die Austragung der Kämpfe<br />
muss damals sehr schwierig gewesen sein. Es sind einige für<br />
die damalige Zeit sehr aufwendige Waffen zu besichtigen,<br />
zum Beispiel eine Steinschleuder. Sie erlaubte es, Kugeln<br />
von 60 Kilogramm Gewicht zu verschießen – reichte aber<br />
gerade einmal 200 Meter weit.<br />
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Fokus Périgord<br />
<strong>18</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Beynac-et-Cazenac:<br />
Eines der schönsten Dörfer Frankreichs<br />
Die Burg von Beynac, gegenüber von Castelnaud, zeigt<br />
sich mit ihren Türmchen in einer geradezu märchenhaften<br />
Silhouette. Das Dorf Beynac-et-Cazenac zu ihren Füßen<br />
zählt zu den schönsten in ganz Frankreich. Seine Straßen<br />
sind in einem einheitlichen Stil gebaut und die den Ort dominierende<br />
Burg gibt ihm ein traumhaftes Aussehen.<br />
Wie der Besuch von Castelnaud lohnt sich auch der Besuch<br />
der Burg von Beynac. Der Weg dahin ist allerdings<br />
etwas mühsam, da die schmale D703, die am Fluss entlangführt,<br />
häufig verstopft ist und nur wenig Verkehr verkraftet.<br />
Deshalb sollte man, wenn man einmal den Ort erreicht hat,<br />
den großen Parkplatz am Eingang nutzen und den Rest zu<br />
Fuß gehen. Man hat vom Flussufer einen schönen Blick<br />
auf das Dorf und am besten erklimmt man langsam die<br />
schmalen Gassen zur Burg. Dort oben angekommen fällt<br />
sofort die strategische Bedeutung der Burg auf: Direkt an<br />
der Flussbiegung gelegen, lässt sich die Dordogne hier weit<br />
überblicken. Vom Burgfried aus hat man einen unglaublichen<br />
Panoramablick. Und mit etwas Glück kann man sogar<br />
dem Aufsteigen eines der Heißluftballons beiwohnen, deren<br />
Startplatz sich in der Nähe der Burg befindet.<br />
Beynac-et-Cazenac zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs.<br />
Seite <strong>18</strong>: La Roque-Gageac in der Abendsonne.<br />
Des Milandes: Ein Schloss mit einer<br />
außergewöhnlichen Bewohnerin<br />
Im Anschluss zieht ein anderes Schloss unsere Aufmerksamkeit<br />
auf sich. Es ist das Anwesen Des Milandes,<br />
das man ebenfalls bei Castelnaud-la-Chapelle findet. Dieses<br />
Schloss aus dem 15. Jahrhundert wurde für die Gemahlin<br />
eines der Burgherren von Castelnaud erbaut, die sich ein<br />
Anwesen gewünscht hatte, das weniger kalt und feucht als<br />
die Mittelalterburg sei. Man errichtete also einen kleinen<br />
Herrensitz, der ein bisschen « femininer » war.<br />
Berühmt wurde das Schloss aber wegen einer anderen<br />
Bewohnerin. Die Sängerin Joséphine Baker erwarb nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg das Anwesen. Jene Joséphine Baker,<br />
die gegen die Rassendiskriminierung kämpfte und die mit<br />
Liedern wie « J’ai deux amours, mon pays et Paris » (dt. « Ich<br />
habe zwei Lieben, mein Land und Paris ») berühmt wurde.<br />
Sie zog in das Milandes-Schloss mit ihrer « Regenbogenfamilie<br />
», denn sie hatte auf ihren vielen Tourneen durch<br />
die Welt zwölf Kinder adoptiert und ihnen ein Zuhause<br />
gegeben. Es müssen sehr bunte Tage gewesen sein, wenn sie<br />
die Sommer hier mit ihren Kinder verbrachte und in ihrer<br />
Großzügigkeit unzählige Besucher beherbergte. Aber diese<br />
Großzügigkeit war es dann wohl auch, die sie in den Ruin<br />
führte.<br />
Die 14 Zimmer, in denen Kleider und persönliche Dinge<br />
der Joséphine Baker ausgestellt werden, geben dem Besucher<br />
einen Einblick in das Leben der Sängerin und ihrer<br />
Familie. Besonders berührend ist, dass in den Räumen die<br />
Stimme der Sängerin ausgestrahlt wird, so dass man fast<br />
den Eindruck hat, als sei die Künstlerin selbst anwesend.<br />
In der Nähe von Beynac-et-Cazenac starten viele Ballonfahrten.<br />
Das Château des Milandes, ehemals im Besitz von Josephine Baker.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 19
Fokus Périgord<br />
Park von Marqueyssac, berühmt für seine 150.000 Buchsbäume.<br />
Man gewinnt vor allem eine Idee von der Phase ihres Lebens,<br />
die mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist: ihr Engagement<br />
für die résistance während des Zweiten Weltkrieges.<br />
Joséphine Baker war durch ihre Heirat 1937 französische<br />
Staatsbürgerin geworden und hatte sich 1939 den<br />
Truppen des freien Frankreichs angeschlossen. Ihre Berühmtheit<br />
erlaubte es ihr, frei zu reisen, was sie reichlich<br />
nutzte und dabei vielen Flüchtlingen half, das Land zu<br />
verlassen. In ihren Noten transportierte sie manchmal<br />
geheime Botschaften und auf öffentlichen Empfängen<br />
sammelte sie Informationen, die sie an den Geheimdienst<br />
weitergab. Sie wurde eine richtige Agentin und nach<br />
Kriegsende dankte ihr das Land ihr Engagement mit einer<br />
Reihe großer Orden.<br />
1964 geriet Joséphine Baker aber in finanzielle Schwierigkeiten<br />
und das Schloss musste versteigert werden. Ein<br />
anderer Weltstar, Brigitte Bardot, konnte durch ihre Hilfe<br />
zunächst das Schlimmste verhindern, aber 1968 verschlechterte<br />
sich die Lage zusehends und das Gebäude wurde dann<br />
doch von den Gläubigern verkauft. Joséphine Baker erfuhr<br />
davon auf einer Tournee. Sie kehrte zurück und verbarrikadierte<br />
sich drei Tage lang in der Küche, bis das Haus<br />
ohne Skrupel geräumt wurde, obwohl Brigitte Bardot, der<br />
marokkanische König Hassan II. und die Prinzessin Gracia<br />
von Monaco interveniert hatten. Heute hängt in der<br />
Schlossküche ein berührendes Schwarz-Weiß-Foto aus diesen<br />
Tagen. Die Baker, nur mit einem Bademantel bekleidet,<br />
sitzt ganz allein im Regen und blickt traurig zu Boden. Der<br />
Weltstar, die Ikone der eleganten Welt, fand sich nun auf<br />
der Straße wieder.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Nachdem Joséphine Baker in den Siebzigern ein Comeback<br />
erlebte und wieder auf den größten Bühnen des Landes<br />
sang, erlitt sie am 12. April 1975 einen tödlichen Schlaganfall,<br />
nur wenige Tage nach der großen Feier ihres 50. Bühnenjubiläums.<br />
Ihr zu Ehren wurde im Land Staatstrauer<br />
ausgerufen: zum ersten Mal in der Geschichte Frankreichs<br />
für eine schwarze Frau.<br />
Marqueyssac: Buchsbäume<br />
auf dem Dach der Dordogne<br />
Wir verlassen nun Castelnaud-la-Chapelle, überqueren<br />
ein weiteres Mal die Dordogne und wenden uns den<br />
erstaunlichen Gärten von Marqueyssac zu. Nur ein paar<br />
Autominuten entfernt kann man dort 150.000 liebevoll<br />
beschnittene Buchsbäume bewundern, die größtenteils über<br />
100 Jahre alt sind. Man hat vom Park zudem eine außergewöhnliche<br />
Aussicht über die Dordogne und kann an schönen<br />
Tagen bis zu zehn Kilometer weit ins Land schauen.<br />
Der Blick erfasst die Essenz des Périgord: den Fluss, das<br />
Tal, die Natur, die Burgen und die Schlösser.<br />
In der typischen Gartenanlage des Frankreichs unter<br />
Napoleon III. ist die große Terrasse besonders sehenswert.<br />
Die Bäume darauf sind mit viel Fantasie und Sorgfalt<br />
beschnitten. Sie geben Marqueyssac etwas sehr Romantisches.<br />
Dabei sind es ganz gewöhnliche Buchsbäume, die<br />
sich lediglich dem kalkhaltigen Boden gut angepasst haben<br />
und gegen die Trockenheit resistent sind. Die meisten von<br />
ihnen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
gepflanzt und manche haben inzwischen eine Höhe von<br />
mehr als zehn Metern erreicht. Am besten kommt man zum<br />
Abend hierher. Denn dann kann man das unvergleichliche<br />
Abendlicht genießen, das bei Sonnenuntergang über dem<br />
Tal liegt. Besonders im Juli und August ist dieses nächtliche<br />
Spektakel, wenn die Sonne erst spät untergeht, ein Anblick,<br />
der seinesgleichen sucht.<br />
Domme: Die uneinnehmbare Festung<br />
Aussichtspunkt, 130 Meter über der Dordogne.<br />
Die Buchsbäume von Marqueyssac bedürfen vieler Pflege.<br />
Es ist an der Zeit, unsere Fahrt bis nach Domme fortzusetzen,<br />
um die dortige sagenumwobene Festung zu besichtigen,<br />
die als uneinnehmbar galt. Auf dem Weg dorthin<br />
passieren wir Anlagen zum Tabaktrocknen, eines der wichtigen<br />
landwirtschaftlichen Güter dieser Gegend. Wir fahren<br />
bis La Roque-Gageac, einem hübschen Dorf am Ufer<br />
der Dordogne, deren Häuser wie kleine Perlen am Felsufer<br />
kleben. Die Baubestimmungen haben hier wohltuend gewirkt<br />
und so ist der Ort ein einzigartiges architektonisches<br />
Ensemble, in dem keinerlei Plakatwände oder Parabolspiegel<br />
den Gesamteindruck schmälern.<br />
Um nach Domme zu kommen, überqueren wir noch<br />
einmal die Dordogne, und erreichen diese kleine berühmte<br />
Ortschaft in 150 Meter Höhe, die nicht mehr als 1.000<br />
Einwohner zählt, über eine enge, gewundene Bergstraße.<br />
Dieses « Adlernest » ist eine Bastion in geradezu klassischer<br />
achteckiger Form. Sie thront auf einem engen hohen<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 21
Fokus Périgord<br />
Blick von der Aussichtsterrasse von Domme über das Dordogne-Tal in der Abendsonne.<br />
Felsen, von dem die weite Ebene und der Fluss überblickt<br />
werden können, weshalb Domme von besonderer strategischer<br />
Bedeutung war. Eine andere Assoziation verband<br />
damit übrigens der Schriftsteller Henry Miller, der den<br />
Ort als « den nächsten Punkt zum Paradies » bezeichnete.<br />
Andere nennen die Anlage die « Akropolis des Périgord<br />
Noir ».<br />
Man fühlt sich in diesem Dorf ein bisschen wie außerhalb<br />
von Zeit und Raum. Der Felsen liegt morgens in<br />
dichtem Nebel und die Landschaft ist eine einzige Postkartenidylle.<br />
Dazu haben die Stadtväter gut daran getan, die<br />
Autos aus dem Ort zu verbannen. So ist die Hauptstraße<br />
eine Fußgängerzone und die Autos müssen am Ortseingang<br />
geparkt werden.<br />
So lässt sich Domme bestens zu Fuß besichtigen, indem<br />
man durch die Gassen schlendert und die vielen Gärtchen<br />
entdecken kann, die sich hinter alten Steinmauern verstecken.<br />
Verlaufen kann man sich übrigens nicht: Der Ort ist<br />
komplett von einer Stadtmauer umgeben und es gibt nur<br />
drei Tore, die hinausführen. Aber wir wollen den Ort gar<br />
nicht wieder verlassen, sondern auf den Gipfel hinauf. Und<br />
wir werden nicht enttäuscht: Die Aussichtsterrasse ist einfach<br />
spektakulär, von hier ist an klaren Tagen sogar Beynac<br />
zu erahnen.<br />
Wer Glück hat, wird dort oben vielleicht einen Tisch im<br />
Hôtel de l’Esplanade reservieren können und während eines<br />
wirklich guten, aber etwas teuren Abendessens (Menü für<br />
42 Euro) den atemberaubenden Ausblick genießen können.<br />
Falls Sie die Zeit und Gelegenheit dazu haben, sollten Sie<br />
in Domme übernachten. Es gibt ganz hervorragende kleine<br />
gîtes mit schönen Zimmern. Stehen Sie dann aber unbedingt<br />
früh auf und steigen Sie auf die Aussichtsterrasse.<br />
Sie können so dem Morgennebel dabei zusehen, wie er sich<br />
bei aufgehender Sonne langsam verzieht. Einen schöneren<br />
Abschluss einer Reise entlang der Dordogne kann man gar<br />
nicht haben…!<br />
In Domme meint man, die Zeit sei stehengeblieben.<br />
Verführerisch: Ein Abendessen auf der Terrasse des Hôtel de l’Esplanade.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Nur drei Tore hat die Stadtmauer von Domme.<br />
Herbst und Winter im Périgord<br />
Ideen für einen Aufenthalt<br />
in jeder Jahreszeit<br />
Fotos: OT intercommunal du Périgord Noir<br />
www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />
Die Internetseite für Ihren Urlaub im Departement Dordogne<br />
COMITE DEPARTEMENTAL DU TOURISME DE LA DORDOGNE – 25 RUE WILSON –<br />
BP2063 – 24002 PERIGUEUX CEDEX – MAIL: dordogne.perigord.tourisme@wanado.fr
Fokus Périgord<br />
Rouffignac:<br />
Höhle der<br />
100 Mammuts<br />
Das Périgord ist weltweit für seine Höhlen mit<br />
kostbaren Felszeichnungen unserer Urahnen<br />
bekannt. Im Tal der Vézère sind die spektakulärsten<br />
unter ihnen zu finden. Darunter auch<br />
die Höhle der 100 Mammuts, wie die Höhle<br />
von Rouffignac ebenfalls genannt wird. Sie ist<br />
zwar nicht die berühmteste, aber sicherlich<br />
eine der authentischsten und der am besten<br />
erhaltenen. Ungewöhnlich ist auch, dass ihr<br />
Schutz insbesondere dem Engagement einer<br />
Familie zu verdanken ist, in deren Eigentum<br />
sich die Höhle bis heute befindet.<br />
Als der Mensch sich vor 400.000 Jahren dazu entschloss,<br />
sich im heutigen Vézère-Tal niederzulassen,<br />
konnte er nicht ahnen, dass eines Tages eine internationale<br />
Organisation namens UNESCO seinen Lebensraum<br />
als Weltkulturerbe der Menschheit klassifizieren würde. Er<br />
dachte auch sicher nicht, dass später einmal Touristen aus<br />
der ganzen Welt hierher strömen würden, nur um auf seinen<br />
Spuren zu wandeln.<br />
Heute heißt das Tal auch « Vallée de l’Homme » (dt. Tal<br />
des Menschen). Man könnte hier wahrscheinlich Wochen<br />
nur damit verbringen, von einer prähistorischen Stätte zur<br />
nächsten zu pilgern. In Les Eyzies-de-Tayac lockt zudem<br />
ein sehr schönes Museum über die Urzeit im modernen<br />
Stil. Die berühmteste der Höhlen im Périgord, die auch<br />
als « Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte » gelobte Höhle<br />
von Lascaux, erfreute sich sogar eines derartig großen Be-<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Eingang zur Höhle von Rouffignac.<br />
sucherandrangs, dass sie aus Gründen der Erhaltung der<br />
Höhlenmalereien geschlossen und 200 Meter neben dem<br />
Original nachgebaut werden musste.<br />
Eine Höhle abseits des Massentourismus<br />
Es kann auf den ersten Blick daher etwas merkwürdig<br />
anmuten, gerade in diesem Tal der prähistorischen Superlative<br />
die üblichen Pfade des Tourismus zu verlassen und<br />
eine eher weniger bekannte Höhle aufzusuchen. Doch<br />
Rouffignac lohnt diesen Abstecher und ermöglicht ein<br />
ganz neues Erleben unserer Vorgeschichte. Wir machen<br />
uns deshalb auf den Weg dorthin. Schon bei der Anreise<br />
über eine kleine Landstraße wird uns schnell klar, dass<br />
nicht jeder den Weg hierher findet. Rund 20 Prozent der<br />
Besucher sind sogar Stammgäste, die immer wieder zur<br />
Höhle der 100 Mammuts zurückkehren.<br />
Rouffignac lebt von der<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Bei den heutigen Eigentümern,<br />
der Familie Plassard, wird ohnehin<br />
seit jeher viel Wert auf den<br />
Erhalt der Höhle gelegt, daher<br />
wurden auch die Besucherzahlen<br />
von ihnen limitiert. Dadurch<br />
konnte das fragile Gleichgewicht<br />
im Inneren, das für den Schutz<br />
der urgeschichtlichen Zeugnisse<br />
überlebenswichtig ist, gewahrt<br />
werden. Eine Voraussetzung dafür,<br />
dass die Höhle immer noch<br />
Besuchern offensteht. Maximal<br />
600 Menschen pro Tag dürfen<br />
die Höhle betreten. Als Lascaux<br />
noch öffentlich zugänglich war,<br />
ließ man dort 2.000 Menschen<br />
täglich hinein, zudem auf einer<br />
viel kleineren Fläche. Die Folgen<br />
für die Höhle von Lascaux sind<br />
bekannt …<br />
In der Höhle von Rouffignac<br />
liegt die Luftfeuchtigkeit konstant<br />
bei 98 Prozent, die Temperatur ist<br />
fast genauso stabil und beträgt um<br />
die 13 Grad Celsius. Es steht hier<br />
außer Frage, Fußwege im Inneren<br />
anzulegen oder sonst irgendetwas<br />
zu machen, was den Kohlendioxidausstoß<br />
durch die Besucher erhöhen<br />
könnte. Die Besichtigung der<br />
Höhle geschieht deshalb auch mit<br />
einer elektrischen Bahn, eine Eigenkonstruktion,<br />
die an Loren in<br />
Bergwerken erinnert. Diese Bahn<br />
ist sogar einer der Hauptgründe<br />
dafür, warum die prähistorischen<br />
Zeichnungen in der Höhle von Rouffignac die Besucherströme<br />
so gut « vertragen ».<br />
Eine ungewöhnliche Familiengeschichte<br />
« Uns war es immer wichtig, die richtigen Lehren aus<br />
dem zu ziehen, was in Lascaux passiert ist », erklärt uns Jean<br />
Plassard, zusammen mit seinem Sohn Frédéric heutiger<br />
Besitzer der Höhle, nach unserer Ankunft. « Die Höhle von<br />
Rouffignac ist Teil unserer Familiengeschichte. Mein Großvater<br />
hat sie meinem Vater übergeben. Heute arbeitet bereits<br />
mein Sohn an meiner Seite. Und auch für die Zukunft ist<br />
wahrscheinlich gesorgt, da ich selbst bereits Großvater bin.<br />
Ich würde fast sagen, dass die Weitergabe dieser kostbaren<br />
Stätte von einer Generation an die nächste in unseren Genen<br />
liegt. Doch es geht dabei um viel mehr. Wenn man ein sol-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 25
Fokus Périgord<br />
Pferdekopf und Nashorn.<br />
ches Kulturgut sein Eigen nennt, hat man die Verpflichtung,<br />
es zu bewahren und es auch für zukünftige Generationen<br />
zugänglich zu halten. So sehe ich es zumindest. »<br />
Kein Zweifel, Plassard senior und junior sind stolz auf<br />
ihre Höhle. Aber wie könnten sie es auch nicht sein? Diese<br />
Stätte ist schließlich einzigartig. Der Wunsch nach Bewahrung<br />
und Authentizität zeigt sich auch in der gesamten Gestaltung<br />
der Sehenswürdigkeit. Es gibt in Rouffignac keine<br />
überdimensionierten Parkplätze, keine grellen Plakate und<br />
Hinweistafeln, keine uniformierten Mitarbeiter, ja noch<br />
nicht einmal große Kassenhäuschen am Eingang. Alles<br />
wirkt sehr diskret. Jeder Mitarbeiter ist ein Liebhaber der<br />
Stätte, der dank langer Studien sachkundig über die Höhle<br />
sprechen kann. Nicht selten kommt es sogar vor, dass Jean<br />
oder Frédéric Plassard die Besuchergruppen persönlich begleiten.<br />
Angefangen hat alles mit Jeans Großvater, der die Höhle<br />
im Jahre 1929 kaufte. Als Unternehmer interessierte er sich<br />
aber nicht so sehr für das, was unter der Erde war, sondern<br />
für die Flächen über der Erde, auf denen er eine Spinnerei<br />
baute. Zwar wusste auch er schon, dass es auf dem Terrain<br />
eine Höhle gab, deren Ausmaße waren aber unbekannt.<br />
Man ging damals von einigen hundert Metern aus. Inzwischen<br />
weiß man, dass sich die unterirdischen Gänge auf<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
und zehn Kilometer erstrecken und auf drei Etagen verteilen,<br />
wobei sich die Zeugnisse aus prähistorischer Zeit nur<br />
auf der obersten Ebene befinden. Dennoch soll schon Jeans<br />
Großvater damals spaßeshalber darüber gesprochen haben,<br />
eines Tages eine kleine Bahn in die Höhle bauen zu wollen.<br />
Ohne natürlich zu wissen, welch kostbaren Schätze sich im<br />
Inneren verbargen.<br />
Ein Ausflug mit weitreichenden Folgen<br />
27 Jahre später, im Jahre 1956, legte ein Familienausflug<br />
in die Höhle schließlich die Grundlage für ihre heutige<br />
Bedeutung. Jean erinnert sich noch gut an diesen Moment:<br />
« Meine Eltern waren mit meiner Großmutter und Freunden<br />
in die Höhle hinabgestiegen, wie sie es regelmäßig von Zeit<br />
zu Zeit taten. Meine Großmutter setzte sich unterwegs auf<br />
einen Felsen. Natürlich gab es damals noch keinen Strom<br />
in der Höhle. Jeder konnte nur mit seiner eigenen Lampe<br />
die Umgebung ein wenig erhellen. Irgendwann musste sie<br />
dann mal den Kopf gehoben und sich die Decke angeschaut<br />
haben. Allerdings sagte sie nichts weiter. Erst einige Tage<br />
Das Patriarch genannte Mammut.<br />
Pferdekopf im Höhlenabschnitt H. Breuil.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 27
Fokus Périgord<br />
Jean Plassard mit seinem Sohn Frédéric, beide setzen sich engagiert für den Erhalt ihrer Höhle ein.<br />
später, als wir alle zusammen zu Tisch saßen, eröffnete sie<br />
uns auf einmal, dass sie einen gemalten Kopf in der Höhle<br />
gesehen hätte. Wir schauten uns an und wussten nicht so<br />
recht, was sie damit meinte. Natürlich weckte dies die Neugierde,<br />
an den Ort zurückzukehren. »<br />
Einige Tage später, am 26. Juni 1956, stieg eine Gruppe<br />
von vier Personen, darunter die Experten Louis René-Nougier<br />
und Romain Robert, wieder hinab. Langsam begaben<br />
sie sich immer tiefer in die Höhle hinein, 500 Meter, 600<br />
Meter... Ihre Acetylenlampen erzeugten ein schummriges<br />
Licht. Plötzlich tauchten ein paar im Fels eingravierte Striche<br />
auf. Romain Robert entdeckte als erster die Silhouetten<br />
von zwei perfekt erhaltenen Mammuts. Doch dabei sollte<br />
es nicht bleiben. Denn in den folgenden Stunden tauchten<br />
noch viele weitere Felszeichnungen auf, von Nashörnern,<br />
Pferden, Steinböcken und Büffeln – mehr als 100 paläolithische<br />
Zeugnisse. Als die vier wieder an die Oberfläche<br />
kamen, vereinbarten sie zunächst Stillschweigen, bis weitere<br />
Untersuchungen abgeschlossen wären.<br />
Ein lange Zeit unentdeckter Schatz<br />
Dabei war das Geheimnis gar kein echtes. Doch niemand<br />
schien bis zu diesem Zeitpunkt die wahre Bedeutung<br />
dieser Zeichnungen verstanden zu haben. Schon seit Jahrhunderten<br />
erkundeten Menschen die Höhle von Rouffignac.<br />
Die erste Beschreibung der Höhle stammt sogar schon<br />
aus dem Jahre 1575. Ihr Autor, François de Belleforest,<br />
berichtete darin, dass man mehrere Zeichnungen im Fels<br />
erkennen könne, wohl von verschiedenen Tieren, großen<br />
und kleinen. Der breite Höhleneingang erleichterte den<br />
Zugang und machte es einfach, sich in die Höhle zu begeben.<br />
Lediglich ihre Tiefe und ihre Dunkelheit schreckten<br />
viele Besucher vor zu langen Erkundungstouren ab.<br />
Viele der Höhlenbesucher gaben sich aber nicht damit<br />
zufrieden, die Gänge zu erkunden. Sie schrieben mit den<br />
Flammen ihrer Kerzen ihre Namen an die Wände, manchmal<br />
auch das Datum ihres Besuchs. So kam es, dass einige<br />
prähistorische Funde unter dem verschwanden, was man<br />
heute Graffiti nennen würde. Séverine, die uns heute durch<br />
die Höhle führt, kann nur schwer verstehen, was die Menschen<br />
dazu motivierte. Aber sie nimmt es inzwischen mit<br />
Humor: « Mit der Zeit finde ich diese Schmierereien immer<br />
lustiger. Viele Namen stammen von Familien aus dem Dorf<br />
Rouffignac. Man erfährt so einiges über die familiären Verhältnisse.<br />
Beispielsweise, wer hier mit wem hinuntergestiegen<br />
ist und eine kleine Liebeserklärung an seinen Geliebten<br />
oder seine Geliebte hinterließ. »<br />
Die Graffitis trugen auch dazu bei, warum Kritiker nach<br />
der Entdeckung der Felszeichnungen 1956 an der Echtheit<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Mammut und Steinböcke im großen « Gewölbe ».<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 29
Fokus Périgord<br />
derselben zweifelten. Einige Bereiche wurden inzwischen<br />
von den Schmierereien befreit. Doch an vielen Stellen ist<br />
dies nicht möglich, will man die kostbaren Zeugnisse aus<br />
der Vorgeschichte nicht beschädigen. Dank der heutigen<br />
Einstufung der Höhle als Denkmal ist die Gefahr neuer<br />
Beschädigungen dieser Art jedoch gebannt. Der Zugang<br />
zur Höhle außerhalb der geführten Besichtigungstouren ist<br />
untersagt.<br />
Man meint, ein Heiligtum zu besichtigen<br />
Während wir mit der elektrischen Bahn durch die<br />
Höhle ruckeln, warten wir voller Vorfreude auf das nun<br />
Kommende. Seit 13.000 Jahren existieren die prähistorischen<br />
Felszeichnungen in der Höhle von Rouffignac, die<br />
im Gegensatz zu denen in Lascaux aber nicht farbig sind.<br />
Wir haben das Gefühl, ein Heiligtum zu betreten. Lampen<br />
erhellen immer nur einen bestimmten Bereich für einen<br />
kurzen Augenblick. Dadurch ist selbst zu den Spitzenzeiten<br />
das Innere der Höhle nie länger als maximal dreieinhalb<br />
Stunden pro Tag angeleuchtet. Die Beleuchtungstechnik<br />
sorgt dabei auch für eine ganz besondere Atmosphäre und<br />
Spannung während der Besichtigungstour. Nur das dumpfe<br />
Geräusch des Zuges ertönt durch die Höhle. Das Fotografieren<br />
und die Mitnahme eigener Taschenlampen sind<br />
natürlich verboten.<br />
An den Wänden werden als erstes längliche Gravuren<br />
sichtbar. Wir sind versucht, darin Hinterlassenschaften unserer<br />
Urahnen erkennen zu wollen. Doch die Länge von bis<br />
zu drei Metern und auch die Anzahl lassen erste Zweifel<br />
aufkommen. Und in der Tat, es handelt sich hierbei mitnichten<br />
um prähistorische Zeugnisse menschlicher Art,<br />
sondern um Spuren von Bärenkrallen. Denn sie gehörten<br />
ebenfalls zu den Bewohnern der Höhle. In der kalten Jahreszeit<br />
verzogen sie sich hierher, um ihren Winterschlaf<br />
zu halten. Dafür gruben sie sogar richtige Nischen in den<br />
Boden, die man bis heute erkennen kann.<br />
Nach rund 700 Metern stoppt der Zug. Die Lichter<br />
gehen an. Vor uns sehen wir, nachdem sich unsere Augen<br />
ein wenig an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben, die beiden<br />
Mammutzeichnungen, die 1956 von der Großmutter<br />
zufällig entdeckt wurden. Die Darstellungen sind außergewöhnlich<br />
präzise. Ein bisschen weiter tauchen drei weitere<br />
Mammuts in regelmäßigen Abständen aus der Dunkelheit<br />
auf. Dann folgen ein Pferd und wiederum ein Mammut.<br />
Letzteres trägt wegen seiner enormen Stoßzähne den Spitznamen<br />
« Patriarch ».<br />
Die Felszeichnungen wollen keine Geschichte erzählen.<br />
Einige laden aber dennoch zum Fantasieren ein. Beispielsweise<br />
eine Szene von zwei Mammutherden, die sich um<br />
einen Felsvorsprung herum treffen, der in die Zeichnung<br />
integriert wurde. Das letzte Mammut scheint sogar etwas<br />
hinter der Herde herzuhinken.<br />
Die Rundfahrt durch die Höhle endet in einem großen<br />
« Gewölbe », an dessen Decke 64 Tierdarstellungen von fünf<br />
Tierarten – Mammut, Nashorn, Büffel, Steinbock und Pferd<br />
– zu sehen sind. Der Eindruck ist einfach überwältigend,<br />
die Dimensionen unglaublich. Außerdem war damals der<br />
Fries mit zehn Mammuts.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Dieser Höhlengang wurde nicht von Künstlern, sondern von Mutter Natur so geformt.<br />
Fußboden noch höher, so dass die prähistorischen Künstler<br />
auf dem Rücken liegend malen mussten. Wie konnten sie<br />
also die Proportionen richtig gestalten, ohne das Gesamtwerk<br />
aus der nötigen Distanz zu sehen? Die Zeichnung<br />
eines Pferdes misst beispielsweise 2,70 Meter. Auch hatten<br />
sie früher natürlich nicht die gleichen Lichtquellen wie wir<br />
heute.<br />
Auf der Rückfahrt sind alle schweigsam. Man würde<br />
gerne noch länger hier unten bleiben, alles noch länger<br />
genießen und betrachten. Doch andere wollen auch in den<br />
Genuss dieser einmaligen Funde aus prähistorischer Zeit<br />
kommen. Am Ausgang treffen wir wieder auf Jean. Er erzählt<br />
uns, dass er schon einmal ans Aufhören dachte: « Wir<br />
sind nur zu zweit und die Aufgaben sind sehr komplex.<br />
Doch wir haben dann beschlossen, weiterzumachen. Es ist<br />
wichtig, diesen Ort mit anderen zu teilen und ihn gleichzeitig<br />
zu bewahren. » Man kann Jean zu diesem weisen Entschluss<br />
eigentlich nur gratulieren.<br />
Die Besichtigung erfolgt in einer elektrischen Bahn.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 31
Fokus Périgord<br />
Unterwegs<br />
in den Städten<br />
des Périgord<br />
Das Périgord wird für seine Natur geliebt. Seine Flüsse,<br />
Wälder und Täler wirken für großstadtmüde Menschen<br />
wie eine Oase der Ruhe und Unberührtheit. Doch auch<br />
das urbane Périgord geizt nicht mit Reizen, zumal die<br />
Städte niemals wirklich groß sind. Périgueux, Brantôme,<br />
Bergerac und Sarlat-la-Canéda lohnen einen Besuch und<br />
beweisen, dass Urbanität und Ländlichkeit nicht unbedingt<br />
im Widerspruch zueinander stehen müssen.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Périgueux, die quirlige Hauptstadt<br />
Périgueux, die Hauptstadt des<br />
Departements Dordogne und<br />
Herz des weißen Périgord kann<br />
sich glücklich schätzen. Zunächst wegen<br />
ihrer günstigen geografischen Lage.<br />
Da sich der Ort genau in der Mitte des<br />
Departements befindet, kommt ihm<br />
die Rolle als Kapitale auf natürliche<br />
Weise zu. Außerdem wegen seiner langen<br />
Vergangenheit. Die Stadt existiert<br />
seit über zwei Jahrtausenden. Heute<br />
kann Périgueux deshalb sowohl mit für<br />
Aquitanien einzigartigen archäologischen<br />
Spuren aus römischer Zeit als<br />
auch mit Bauten aus dem Mittelalter<br />
und der Renaissance aufwarten.<br />
Schließlich wegen der kulinarischen<br />
Errungenschaften, die hier zu Hause<br />
sind. Schon seit dem Mittelalter ist Périgueux<br />
für seinen Marché aux Gras bekannt,<br />
auf dem köstliche Gänse- und<br />
Entenspezialitäten angeboten werden.<br />
Doch trotz dieser Vorzüge wird<br />
Périgueux von den Touristen oft noch<br />
links liegen gelassen. Vielleicht liegt<br />
es an den Einfallstraßen, gesäumt<br />
von schmucklosen Häusern und ohne<br />
einheitliches Straßenbild, die bei einer<br />
ersten Annäherung an die Stadt<br />
nicht unbedingt Begeisterungsstürme<br />
hervorrufen. Wenn man die 35.000<br />
Einwohner zählende Gemeinde nur<br />
kurz mit dem Auto durchfährt, nimmt<br />
man ihren Charme nicht wirklich<br />
wahr. Doch sollte man hier durchaus<br />
anhalten. Périgueux zählt immerhin<br />
39 Bauwerke, die als historische<br />
Denkmale gelten, und besitzt viel<br />
Altbausubstanz. Die Kapitale des<br />
Périgord will erobert werden, sie begeistert<br />
Besucher, die neugierig auf<br />
Entdeckungen sind. Doch dafür muss<br />
man sein Auto abstellen und zu Fuß<br />
auf Erkundungstour gehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 33
Fokus Périgord<br />
S. 32/33: Wochenmarkt vor der<br />
Kathedrale Saint-Front in Périgueux.<br />
Von oben nach unten. Die Überreste von<br />
Vesunna, alter Speicher am Boulevard Georges-<br />
Saumande, Ruine des Amphitheaters.<br />
Die Place de Francheville, an der sich auch das Fremdenverkehrsamt von Périgueux befindet.<br />
Von vielen Stellen der Innenstadt<br />
aus sieht man die beeindruckende<br />
Silhouette der fünf Kuppeln<br />
der Kathedrale Saint-Front, auf<br />
denen wiederum kleine Glockentürme<br />
thronen. Eine ungewöhnliche<br />
Form, die Neugier weckt. Die<br />
Kirche im byzantinischen Stil ist<br />
heute das Symbol des mittelalterlichen<br />
Périgueux und zählt zum<br />
Weltkulturerbe der Menschheit.<br />
Ohne Zweifel bringt sie einen<br />
Hauch von Orient an die Isle, die<br />
durch den Ort fließt. Der Bischof<br />
Raoul de Couhé unternahm einst<br />
einen Kreuzzug dorthin, was die<br />
Architektur erklären könnte.<br />
Bei näherem Hinsehen fällt<br />
aber auf, dass der Stil gar nicht so<br />
einheitlich ist, wie der erste Blick<br />
vermuten lässt. An dem Gotteshaus<br />
wurden nach der Errichtung<br />
im 10. Jahrhundert mehrfach Umbauten<br />
vorgenommen. So erweiterte<br />
man im 12. Jahrhundert die<br />
Kathedrale und baute einen neuen<br />
Glockenturm. Im 19. Jahrhundert<br />
rückten erneut die Handwerker<br />
unter der Leitung des Architekten<br />
Paul Abadie an, der Saint-Front<br />
anschließend als Modell für die<br />
Kirche Sacré-Cœur auf dem<br />
Montmartre in Paris nahm. Dies<br />
erklärt auch, warum viele Besucher<br />
bei ihrem ersten Besuch in<br />
Périgueux das Gefühl haben, die<br />
Kirche schon einmal gesehen zu<br />
haben.<br />
Für alle, die gerne über die<br />
Dächer der Stadt schauen wollen,<br />
ist ein Aufstieg auf den Tour Mataguerre<br />
empfehlenswert. Er ist<br />
der letzte der einst 28 Türme der<br />
Befestigungsmauer, die im Mittelalter<br />
das Quartier Puy-Saint-Front<br />
umgab. In dem Viertel sorgen viele<br />
kleine Gassen für eine mittelalterliche<br />
Atmosphäre. Einige haben<br />
eine ganz spezifische Vergangenheit.<br />
Beispielsweise die Rue Calvaire<br />
(dt. Straße des Leidensweges)<br />
unweit der Kathedrale, die von<br />
zum Tode Verurteilten genommen<br />
werden musste. Andere Gassennamen<br />
sind wiederum erfreulicher:<br />
Rue Tranquille (dt. Ruhige Straße)<br />
oder Rue de la Sagesse (dt. Straße<br />
der Weisheit), in der mehrere Bars<br />
zum Verweilen einladen. In der<br />
Nummer 1 der Rue de la Sagesse<br />
befindet sich zudem die Maison<br />
Lajoubertie mit einem wunderschönen<br />
Treppenhaus im Stile der<br />
Renaissance.<br />
Um solche Kostbarkeiten entdecken<br />
zu dürfen, kann man an<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
einem der vom örtlichen Fremdenverkehrsamt<br />
das auch gerne der « kleine Louvre<br />
angebotenen des Périgord » genannt wird.<br />
Stadtrundgänge teilnehmen. Ein<br />
Stadtführer erzählt nicht nur viel<br />
Interessantes über Périgueux und<br />
seine Bewohner, sondern hat auch<br />
die Schlüssel zu sonst verborgenden<br />
Orten. Einige Hauseigentümer<br />
ermöglichen auf diese Weise,<br />
dass auch die Öffentlichkeit Zutritt<br />
zu sehenswerten Innenhöfen,<br />
Treppenhäusern etc. hat, die sonst<br />
nicht zugänglich sind.<br />
Das Symbol der römischen<br />
Ein Besuch von Périgueux bliebe<br />
aber unvollständig, würde man<br />
nicht einen der Märkte der Stadt<br />
aufsuchen. Auf mehreren Plätzen<br />
um die Kathedrale herum bekommt<br />
man einen guten Eindruck<br />
vom kulinarischen Reichtum des<br />
Périgord. Neben den normalen<br />
Wochenmärkten zieht vor allem<br />
der Marché aux Gras Einheimische<br />
und Besucher an. Von <strong>November</strong><br />
bis März wird er jeden Mittwoch-<br />
Epoche, als Périgueux noch und Samstagmorgen auf der Place<br />
Vesunna hieß, ist der Tour de Vésone.<br />
Noch heute ragt er stolze 24<br />
Meter empor. Außerdem existieren<br />
noch Reste der antiken Stadtmauer<br />
sowie einige Überbleibsel<br />
des Amphitheaters. Allesamt Erinnerungen<br />
daran, dass schon seit<br />
16 v. Chr. Menschen im Herzen<br />
des Périgord ihr Zuhause hatten.<br />
Ergänzt wird das ganze durch das<br />
Saint-Louis abgehalten. Lokale<br />
Produzenten bieten hier ihre Foie<br />
Gras und andere Gänse- und Entenspezialitäten<br />
feil. Im <strong>Dezember</strong><br />
dreht sich alles um Trüffel,<br />
einschließlich der Vorführungen<br />
von Trüffelspürhunden und eines<br />
Wettbewerbs um den größten<br />
Trüffelpilz. Eine einmalige Möglichkeit,<br />
ein frisch zubereitetes<br />
Kunst- und Archäologiemuseum, Trüffelomelette zu kosten.<br />
21x14 OT PERIGUEUXdeutch09 30/09/08 10:59 Page 1<br />
Überbleibsel vom Tour de Vésone.
Fokus Périgord<br />
Brantôme, das kleine Venedig des Périgord<br />
Während Périgueux die Bezeichnung als Stadt noch<br />
verdient, ist das kleine Brantôme mit seinen gerade<br />
mal 2.000 Einwohnern eigentlich eher ein<br />
Dorf. Doch die Gemeinde im Herzen des grünen Périgord<br />
beschwört gerne den Vergleich mit der berühmtesten Lagunenstadt<br />
der Welt. Die Bezeichnung als das « kleine Venedig<br />
des Périgord » verdankt der Ort seiner Lage auf einer Flussschleife<br />
der Dronne sowie dem französischen Staatspräsidenten<br />
Raymond Poincaré, der Brantôme im Jahre 1913 so<br />
nannte. Natürlich ist der Vergleich etwas übertrieben, aber<br />
die Lage der Altstadt auf einer kleinen Insel hat zweifelsohne<br />
ihren ganz eigenen Charme. Nach Brantôme kommt man<br />
Großes Bild: Brantôme aus der Vogelperspektive<br />
Oben: Abtei von Brantôme.<br />
Unten: Der Dachstuhl des Klosters.<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
gerne, um am Ufer entlang zu spazieren oder in einem der<br />
vielen Restaurants mit der Familie zu Mittag zu essen.<br />
Sportbegeisterte befahren im Sommer die Dronne mit dem<br />
Kanu und Müßiggänger schauen ihnen dabei zu.<br />
Das Wahrzeichen der Gemeinde ist eine alte Abtei. Das<br />
Gebäude, das heute gleichzeitig eine Kirche, das Rathaus,<br />
das örtliche Fremdenverkehrsamt, ein Museum und einen<br />
Ausstellungssaal beherbergt, symbolisiert auf beeindruckende<br />
Weise einen großen Teil der Geschichte Frankreichs.<br />
Gegründet von Karl dem Großen,<br />
zerstörten die Normannen die<br />
Abtei später. Im 11., 15. und <strong>18</strong>.<br />
Jahrhundert wurde die Anlage<br />
mehrmals wieder aufgebaut.<br />
Pierre de Bourdeille, Brantôme<br />
genannt, machte aus ihr<br />
ab 1557 eines der wohlhabendsten<br />
Klöster<br />
von ganz Frankreich.<br />
Er<br />
verfasste<br />
zudem frivole Romane, in denen es um lebenslustige<br />
Damen, Kurtisanen und Soldaten ging. Außerdem traf er<br />
große Persönlichkeiten aus seiner Epoche und wurde enger<br />
Vertrauter von Katharina von Medici. Auch ihre Tochter,<br />
die Königin Margot, schätze seine Gegenwart. Ihre Memoiren<br />
beginnen mit den beiden Worten « In Brantôme… ».<br />
Nach dem Tod hinterließ Pierre de Bourdeille eine berühmte<br />
und reiche Abtei.<br />
Während der Französischen Revolution wurde die Anlage<br />
zerstört. Die letzten Mönche, es waren nur noch rund<br />
20, mussten sie im Jahre 1789 verlassen. Im Anschluss verkam<br />
das Kloster, fielen die Decken ein und wuchsen Bäume<br />
im Inneren. Die Ruine diente einmal sogar als Modell<br />
für die Bühnendekoration einer Hölle in der Pariser Oper.<br />
Doch im 19. Jahrhundert nahm sich der Architekt Paul<br />
Abadie, der gleiche, der auch die Kathedrale von Périgueux<br />
umbaute, des Bauwerks an und restaurierte es. Er öffnete<br />
den Klostergang zudem zur Stadt, so dass dieser heute<br />
zweigeteilt wirkt. Während der Dritten Republik wurden<br />
weitere Veränderungen vorgenommen. Unter dem Vorwand,<br />
dass Gott nicht die Zeit vorgeben dürfe, wurde die<br />
Kirchturmuhr demontiert. Dafür erhielt das Rathaus, das<br />
seitdem im Zentrum der Anlage residiert, eine Pendeluhr.<br />
Heute ist die Abtei vor allem eine beliebte<br />
Sehenswürdigkeit. Vom Kirchturm, dessen<br />
Besteigung etwas mühsam ist, kann<br />
man einen schönen Blick auf<br />
Brantôme genießen.<br />
Die Dronne ist beliebt bei Wassersportlern.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 37
Fokus Périgord<br />
Einer der beiden Statuen von Cyrano de Bergerac in Bergerac.<br />
Bergerac, literarische Heimat des Cyrano de Bergerac<br />
Im Westen des Departements Dordogne liegt die Hauptstadt<br />
des purpurroten Périgord: Bergerac. Die 29.000<br />
Einwohner zählende Kommune ist von Weinfeldern<br />
und Tabakplantagen umgeben. Ihr Herz liegt direkt an der<br />
Dordogne und ihr Hafen war lange Zeit ein wichtiger Umschlagplatz.<br />
Von hier aus wurde via Bordeaux Wein bis nach<br />
England und Nordeuropa verschifft.<br />
Wenn Bergerac heute sehr ruhig und gelassen wirkt,<br />
war dies nicht immer so. Die Geschichte der Stadt lässt<br />
sich durchaus als stürmisch bezeichnen. Während der Religionskriege<br />
galt die Kleinstadt als intellektuelles Zentrum<br />
des Protestantismus. Die Bürger von Bergerac waren meist<br />
durch Wein und Handel zu Wohlstand gekommen. Auch<br />
nach der Tragödie der Bartholomäusnacht im August 1572<br />
ließ man sich nicht in die Knie zwingen und ging in den<br />
Widerstand gegen die Katholiken. Die Konsequenzen ließen<br />
aber nicht lange auf sich warten. 1620 wurde Bergerac<br />
belagert und Ludwig XIII. ließ die Stadtmauern schleifen.<br />
Ludwig XIV. versuchte, die letzten Einwohner zum Konvertieren<br />
zu zwingen. Doch der Widerstand lebte weiter.<br />
Allerdings hatten die Hugenotten irgendwann keine wirkliche<br />
Perspektive mehr und emigrierten nach England und<br />
Holland. Das Wirtschaftsleben von Bergerac brach infolgedessen<br />
vollkommen zusammen.<br />
Im Laufe der Zeit erholte sich aber auch Bergerac wieder<br />
von diesem dunklen Kapitel der französischen Geschichte,<br />
insbesondere durch eine Konzentration auf die Landwirtschaft:<br />
Getreide, Tabak, Wein und Viehzucht. Doch weitere<br />
Tiefschläge sollten nicht lange auf sich warten lassen. Durch<br />
die Erfindung der Eisenbahn verlor der Hafen der Stadt an Bedeutung<br />
und eine Epidemie befiel die Weinstöcke der Region.<br />
Bergerac musste sich erneut eine Zukunft erarbeiten. Wiederum<br />
setze man dabei vor allem auf den Wein- und Tabakanbau,<br />
die bis heute die Stützen der lokalen Wirtschaft sind.<br />
Wenn man die sympathische Kleinstadt besucht, lohnt<br />
neben einer Bootstour auf der Dordogne, Startpunkt ist der<br />
alte Hafen, vor allem ein Spaziergang durch die weitgehend<br />
verkehrsberuhigte Innenstadt. An der Rue Saint-Clar reihen<br />
sich sehr schöne Fachwerkhäuser aneinander und auf<br />
der Place Pélissière am Fuße der Kirche Saint-Jacques stellen<br />
Cafés und Restaurants ihre Stühle und Tische auf den<br />
Platz hinaus. In der Maison Peyrarède an der Straßenecke<br />
der Rue des Rois-de-France mit der Rue de l’Ancien Pont<br />
sind außerdem ein sehenswertes Tabak- und ein Heimatmuseum<br />
untergebracht.<br />
Ein berühmter Mann, dessen Name in Zusammenhang<br />
mit der Stadt an der Dordogne steht, war allerdings niemals<br />
hier: Cyrano de Bergerac. Der Dichter, vor allem bekannt<br />
geworden durch ein Versdrama von Edmond Rostand über<br />
ihn, wurde in Paris geboren und kam zeitlebens nicht nach<br />
Bergerac. Dies hinderte Rostand aber nicht daran, in seinem<br />
Werk ausgiebig über das Périgord wie zu Zeiten von<br />
Cyranos Kindheit zu schreiben. Die Stadt ließ sich die<br />
Chance nicht entgehen, diese bekannte Figur für eigene<br />
Vermarktungszwecke zu nutzen und errichtete gleich zwei<br />
Statuen des Cyrano de Bergerac im Stadtgebiet.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Sarlat, die Perle des Périgord<br />
Wenn man nur Zeit für den Besuch einer Stadt im<br />
Périgord hat, dann sollte man auf jeden Fall Sarlat-la-Canéda<br />
wählen. Die Schönste unter den<br />
Schönen besitzt das gewisse Etwas, was die Menschen zum<br />
Schwärmen verleitet. Mit 10.500 Einwohnern ist die Hauptstadt<br />
des schwarzen Périgord nicht mehr Dorf und auch<br />
noch nicht richtig Stadt. In einer Talmulde gelegen, umgeben<br />
von Eichen- und Kastanienwäldern, geizt Sarlat<br />
nicht mit seinen architektonischen Reizen und seinem<br />
mittelalterlichen Flair. Allerdings sollte<br />
man die Hauptsaison meiden, weil es in<br />
den Gassen der Altstadt recht ungemütlich<br />
voll werden kann.<br />
Denn die Schönheit von<br />
Sarlat hat sich bei<br />
Touristen aus aller<br />
Welt<br />
l ä n g s t<br />
herumgesprochen.<br />
2007 kamen rund eineinhalb Millionen<br />
hierher. Doch auch in der Hochsaison kann man noch den<br />
besonderen Reiz der Stadt genießen. Man muss nur zeitig<br />
genug aufstehen und die Gassen in der frühen Morgensonne<br />
genießen, wenn die anderen Touristen noch im Bett liegen.<br />
Angefangen hat an dieser Stelle alles mit einer Abtei,<br />
die im 9. Jahrhundert gegründet<br />
wurde. Da sie schnell an Reichtum<br />
und Einfluss gewann, kam sie<br />
1153 unter die Obhut von Rom.<br />
Sarlat wurde außerdem bekannt<br />
für seine Märkte und Messen.<br />
Während des Hundertjährigen<br />
Krieges nahmen die<br />
Engländer die Kommune<br />
ein, sie fiel aber schnell<br />
wieder an Frankreich<br />
zurück. Im Zeitalter der<br />
Die Kirche Saint-Marie<br />
in Sarlat-la-Canéda,<br />
die heute einen<br />
Markt beherbergt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 39
Fokus Périgord<br />
Place de la Liberté in Sarlat.<br />
Straßenkunst in den Gassen von Sarlat.<br />
Renaissance prosperierte die Wirtschaft,<br />
nach den Religionskriegen kam<br />
es jedoch zum ökonomischen Stillstand.<br />
Im Gegensatz zu Bergerac blieb<br />
Sarlat immer katholisch. Am Morgen<br />
der Französischen Revolution wurde<br />
aus dem letzten Bischof der Stadt der<br />
erste Bürgermeister. Abseits der großen<br />
Verkehrs- und Warenströme gelegen,<br />
der Bahnhof wurde erst <strong>18</strong>82 errichtet,<br />
entwickelte sich der Ort nur mühsam.<br />
Heute verdanken die Bewohner ihren<br />
Wohlstand vor allem dem Tourismus.<br />
Sein Auto stellt man für eine Besichtigungstour<br />
am besten auf einem<br />
der Parkplätze am Rande der Altstadt<br />
ab. Das Herz der Kleinstadt gehört<br />
den Fußgängern. An zentraler Stelle<br />
findet man auch das örtliche Fremdenverkehrsamt,<br />
dessen Personal mehrsprachig<br />
ist – nicht unbedingt eine<br />
Selbstverständlichkeit in Frankreich<br />
– und das einen kostenlosen Stadtplan<br />
herausgibt, der die Orientierung un-<br />
Romantischer Innenhof.<br />
Glockenturm der Kathedrale Saint-Sacerdos.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
terwegs erleichtert. Doch selbst ohne<br />
Plan kann man sich in Sarlat nicht<br />
wirklich verlaufen. Es ist ohnehin ratsam,<br />
sich einfach mit offenen Augen<br />
durch die Gassen treiben zu lassen.<br />
Nicht entgehen lassen sollte man<br />
sich jedoch die Rue des Consuls, an<br />
der sich einige Sehenswürdigkeiten<br />
befinden. In der Nummer 7 beispielsweise<br />
ein Brunnen aus dem Mittelalter.<br />
Nicht weit davon das Hôtel<br />
<br />
Tapinois de Betou mit einem geradezu<br />
monumentalen Treppenhaus. Ganz<br />
am Anfang der Gasse steht die Kirche<br />
Sainte-Marie, die heute einen überdachten<br />
Markt beherbergt. Ausgebaut<br />
wurde er vom französischen Stararchitekten<br />
Jean Nouvel, der einst in Sarlat<br />
wohnte. Von ihm stammt die sieben<br />
Tonnen schwere und über 15 Meter<br />
hohe Stahltür. Es ist eine Architektur,<br />
die Mittelalter und Moderne aufeinander<br />
prallen lässt. Ein Stil, der bis heute<br />
kontrovers diskutiert wird.<br />
Wenn man anschließend in Richtung<br />
der Place du Peyrou spaziert,<br />
entdeckt man die in ihren Dimensionen<br />
beeindruckende Kathedrale Saint-<br />
Sacerdos. Gegenüber steht die Maison<br />
de la Boétie, die 1525 errichtet wurde<br />
und deren Fassade architektonische<br />
Elemente des Mittelalters mit denen<br />
der Renaissance verbindet. Hier wurde<br />
<br />
1530 der berühmte Dichter und Philosoph<br />
Etienne de la Boétie geboren.<br />
<br />
<br />
Nach einem Bummel durch die<br />
<br />
Altstadt sollte man einen Abstecher<br />
auf die Höhen vor den Toren der<br />
Gemeinde machen. Von dort erkennt<br />
man gut, dass in Sarlat eine Reihe<br />
von Türmen gebaut wurde, Tours de<br />
Noblesse (dt. Adelstürme) genannt. Sie<br />
wurden während des Hundertjährigen<br />
<br />
Krieges von den neuen Adligen erbaut.<br />
Man wollte damit die eigene Macht<br />
<br />
ausdrücken und natürlich mit seinem<br />
Nachbarn wetteifern.<br />
Oben: Impressionen <br />
aus der Altstadt von Sarlat bietet sich auch ideal zum<br />
Sarlat. Unten: Kathedrale Saint-Sacerdos<br />
Ausklang eines erlebnisreichen Tages<br />
an. Dann kann man in einem der Restaurants<br />
der Altstadt einkehren und<br />
<br />
<br />
eine lokale Spezialität kosten, den Sarlatnoix.<br />
Ein Wein, gegoren aus Nüssen<br />
<br />
und Nussbaumrinden, der über vier<br />
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Jahre in Eichenfässern reift. Ein köstlicher<br />
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Aperitif.<br />
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 41
N 137 / E 3<br />
A 83 / E 3<br />
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A84 / E401<br />
A 11 / E 60<br />
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N 249<br />
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A 87<br />
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Château de Beynac<br />
Uhr verkauft. Reservierungen im Voraus<br />
Auto: Durch die neue Autobahn A89 von 24220 Beynac-et-Cazenac<br />
sind nicht möglich. Der Zugang ist limitiert,<br />
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rechtzeitiges Erscheinen in der Hochsaison<br />
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sich die Anbindung<br />
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europäische Autobahnnetz stark<br />
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24000 Périgueux<br />
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Périgueux ca. 1.600 km, Köln-Périgueux<br />
Telefon: +33 (0)5 53 53 10 63<br />
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ca. 1.040 km, Wien-Périgueux ca. 1.710 km,<br />
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Office de Tourisme de Domme<br />
www.tourisme-perigueux.fr<br />
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Zürich-Périgueux ca. 920 km.<br />
Place Halle <br />
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Flugzeug: Der nächste aus dem 24250 Domme<br />
Office de Tourisme de Brantôme<br />
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deutschsprachigen Raum angeflogene Telefon: +33 (0)5 53 31 71 00<br />
Boulevard Charlemagne <br />
Flughafen ist in Bordeaux, den Lufthansa ab www.ot-domme.com<br />
24310 Brantôme<br />
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Telefon: +33 (0)9 77 39 17 52 <br />
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Österreich und der Schweiz bedient. Air<br />
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Office de Tourisme de Bergerac Pourpre<br />
Raum via Paris und Lyon nach Bordeaux. 24580 Rouffignac-Saint-Cernin<br />
97, rue Neuve d‘Argenson<br />
Alternativ könnte auch der Flughafen Telefon: +33 (0)5 53 05 41 71<br />
24100 Bergerac<br />
von Toulouse interessant sein, der über www.grottederouffignac.fr<br />
Telefon: +33 (0)5 53 57 03 11<br />
bessere Direktverbindungen aus dem<br />
www.bergerac-tourisme.com<br />
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deutschsprachigen verfügt als Bordeaux. Öffnungszeiten<br />
N12/E50<br />
N164<br />
Fokus Périgord<br />
Anreise<br />
N24<br />
N166<br />
N12/E50<br />
N165/E60<br />
N171<br />
D13<br />
Zug: Das Périgord ist weder direkt ans<br />
französische TGV-Netz angeschlossen,<br />
noch gibt es Direktverbindungen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum. Von Paris aus<br />
erreicht man die Region entweder mit dem<br />
TGV nach Bordeaux und von dort weiter<br />
mit einem Regionalexpress oder mit einem<br />
Corail (vergleichbar mit dem IC) via Brivela-Gaillarde.<br />
N137<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 81 / E 50<br />
<br />
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<br />
A 11<br />
A 85<br />
<br />
<br />
<br />
01.09. – 01.11. 10.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />
16.03. – 30.06. 10.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />
01.07. – 31.08. 9.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittskarten für den Vormittag werden<br />
am Morgen, für den Nachmittag ab 14.00<br />
A13<br />
<br />
A 11 / E 50<br />
<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
Office de Tourisme de Sarlat<br />
3, rue Tourny<br />
24200 Sarlat-la-Canéda<br />
Telefon: +33 (0)5 53 31 45 45<br />
www.ot-sarlat-perigord.fr<br />
A20 / E9<br />
A 10 / E 5<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Allgemeine Informationen<br />
Comité Départemental du Tourisme de la<br />
Dordogne<br />
25, rue Wilson<br />
24000 Périgueux<br />
Telefon: +33 (0)5 53 35 50 24<br />
www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />
Tal der Dordogne<br />
Château de Castelnaud<br />
Musée de la Guerre au Moyen-Age<br />
24250 Castelnaud-la-Chapelle<br />
Telefon: +33 (0)5 53 31 30 00<br />
www.castelnaud.com<br />
<br />
<br />
A 63<br />
<br />
<br />
A 10<br />
<br />
<br />
<br />
A 62<br />
<br />
N 10<br />
A62 / E9-72<br />
A 89<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
A20 / E9<br />
A89 / E70<br />
<br />
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42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
<br />
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Kulturschock<br />
Unterwegs im TGV...<br />
Denke ich an das Bahnfahren in Frankreich, muss ich<br />
immer ein bisschen schmunzeln. Irgendwie hat die<br />
französische Bahn eine Art sich zu präsentieren, die<br />
mich als Deutschen etwas erstaunt. Da sind zum einen die<br />
knalligen Bonbonfarben, mit denen die SNCF wirbt. Und<br />
dann die Website. Sie ist grellbunt und etwas überladen mit<br />
Animationen – wenn man die Unaufgeregtheit der Website<br />
der Deutschen Bahn gewohnt ist, kommt man sich eher wie<br />
auf einer Seite zum Download von Klingeltönen vor.<br />
Aber was kümmern mich die Farben – Hauptsache, ich<br />
komme schnell von A nach B. Und dafür ist der Hochgeschwindigkeitszug<br />
TGV das Aushängeschild der französischen<br />
Bahn. Mit ihm kann man in sensationellen drei<br />
Stunden von Paris nach Marseille fahren! Man stelle sich<br />
vor, in drei Stunden von Hamburg nach München zu reisen.<br />
In Deutschland undenkbar! Bei uns hält der ICE alle<br />
halbe Stunde einmal an – in Frankreich braust er mit wenigen<br />
Halten durch das Land. Und dabei sind die Preise der<br />
französischen Staatsbahn im Vergleich zur Deutschen Bahn<br />
recht moderat gehalten.<br />
Eine etwas eigene Spezies sind allerdings die französischen<br />
Schaffner. Ein französischer Schaffner hat nämlich<br />
andere Dinge zu tun, als ein deutscher. Er geht während<br />
der Fahrt durch die Gänge und fragt, ob alles in Ordnung<br />
sei und ob jemand noch ein Ticket benötige. Er knipst die<br />
Tickets aber nicht ab, denn das Entwerten der Fahrkarten<br />
übernimmt der Fahrgast selbst. An jedem Bahngleis stehen<br />
mehrere dieser kleinen gelben Automaten, an denen man<br />
seine Fahrkarte selbst abstempeln muss. « Compostez votre<br />
ticket » steht darauf. Jedes Mal habe ich die alberne Vorstellung,<br />
dass ich mein Ticket auf einen Komposthaufen werfen<br />
soll. Soll ich natürlich nicht, ich soll meine Fahrkarte<br />
entwerten. So ganz verstehe ich dieses System nicht: Man<br />
kauft ein Ticket, entwertet es vor Fahrtantritt selbst und<br />
trifft auf einen Schaffner, der einen eigentlich nicht kontrolliert.<br />
Obwohl, mittlerweile hat sich das geändert. Seit einem<br />
Jahr kontrollieren die Schaffner jeden Reisenden. Nur<br />
das Entwerten, das haben weiterhin die Fahrgäste selbst<br />
zu erledigen. Übrigens, die etwas gewöhnungsbedürftigen<br />
grellblauen Uniformen der Schaffner werden demnächst<br />
durch eine neue Kreation von Christian Lacroix ersetzt.<br />
Bei meiner ersten Fahrt im TGV überrascht mich noch<br />
so einige. Ich bin auf dem Weg von Paris nach Marseille<br />
und staune nicht schlecht, dass die SNCF für diese Strecke<br />
Doppelstockzüge einsetzt. Als ich durch den Zug<br />
gehe und dabei das « Erdgeschoss » benutze, stecke ich<br />
ganz schnell in der Sackgasse. Denn in den französischen<br />
Doppelstock-TGV sind die Durchgänge nur in der zweiten<br />
Ebene vorgesehen. Verwundert bin ich auch, dass das<br />
blitzschnelle moderne Gefährt innen doch etwas spartanisch<br />
eingerichtet ist. Die Sitze sind ein bisschen zu eng<br />
und ich suche vergebens einen Hebel, um die Position der<br />
Lehne zu verändern.<br />
Auch wenn die Fahrtzeit nach Marseille nur drei Stunden<br />
beträgt, bekomme ich bald Appetit auf einen kleinen<br />
Snack und ich begebe mich zum Restaurant, welches sich<br />
aber als eine Art Stehimbiss entpuppt. Zwar kann man<br />
ein paar warme Gerichte kaufen, muss die ziemlich überteuerten<br />
Gerichte aber im Stehen einnehmen. Heute weiß<br />
ich, dass man in der 1. Klasse auch am Platz bedient wird<br />
– wenn man bereits beim Ticketkauf diesen Service nachgefragt<br />
hat. Dem Fahrgast wird dann ein warmes Standardmenü<br />
serviert. Dafür wiederum gibt es im Zug verteilt<br />
mehrere Getränkeautomaten, an denen Kaffee und andere<br />
heiße Getränke zu haben sind. Das ist ein Service, den ich<br />
in Deutschland auch gerne hätte – wie oft musste ich schon<br />
Kaffeebecher durch etliche Abteile jonglieren, wenn ich<br />
vom Zugrestaurant kam.<br />
Einen Service bietet die französische Bahn seit Neuestem,<br />
der mich nun wirklich verblüfft. Mit der Aktion SmOS<br />
(www.tgv.dilelui.com) sorgt die SNCF für das Liebesglück<br />
ihrer Fahrgäste. Hat man nämlich einen Mitreisenden<br />
sympathisch gefunden, sich aber nicht getraut, ihn anzusprechen,<br />
kann man jetzt auf der Website der SNCF eine<br />
Annonce aufgeben. Über 1.500 Einträge der folgenden Art<br />
soll es schon geben: « Habe Dir auf der Strecke Paris-Nantes<br />
gegenüber gesessen. Du hast die ganze Zeit telefoniert und<br />
dabei so süß gelächelt. Würde Dich gerne näher kennenlernen.<br />
» Und damit der oder die Betreffende auch genau weiß,<br />
wer ihm da schreibt, kann man der Suchanfrage ein Passbild<br />
hinzufügen. Kann es eine überzeugendere Bestätigung<br />
dafür geben, dass Frankreich das Land der Liebe ist?<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine<br />
Reminiszenz an Frédéric Rouvillois, Autor des Buches<br />
« Geschichte der Höflichkeit ». Und dieses Mal?<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 45
Frankreich Heute Luxushotels<br />
Die kaiserliche Suite des Hôtel Ritz an der Place Vendôme. Sie misst insgesamt 167 Quadratmeter und kostet 12.000 Euro die Nacht.<br />
Versailles war das Vorbild für die Absperrung am Fußende des Bettes.<br />
Les Palaces – Rosige Zeiten<br />
für Pariser Luxusherbergen<br />
Es gibt Hoteliers, die haben das Wort « Krise » aus ihrem<br />
Sprachschatz gestrichen. So die Besitzer der Palaces,<br />
wie die Luxushotels der französischen Hauptstadt heißen,<br />
die sich seit Jahren an außergewöhnlichen Belegungsraten<br />
und hohen Zimmerpreisen erfreuen können.<br />
Schon das Ausnahmejahr 2000 galt in der Branche<br />
als außergewöhnlich gut, 2006 wurde dann als exzellent<br />
und 2007 gar als großartig qualifiziert. Und auch <strong>2008</strong><br />
setzt sich der positive Trend fort. Den lukrativen Kuchen<br />
teilen sich zurzeit jedoch gerade einmal sieben Häuser,<br />
weitere Investoren und Hotelketten stehen aber bereits<br />
in den Startlöchern.<br />
In Zeiten, in denen allgemein ein Verlust<br />
der Kaufkraft beklagt wird und von wirtschaftlicher<br />
Krise die Rede ist, wirkt ein<br />
Ereignis, das sich am 26. Juni in Paris abspielte,<br />
durchaus schockierend und zugleich sinnbildlich<br />
für die heutige Zeit: An diesem Tag warteten<br />
Hunderte von Menschen aus dem Showbusiness<br />
und der Pariser Schickeria ungeduldig<br />
vor dem legendären Hôtel Royal Monceau in<br />
der Avenue Hoche. Im neuesten Dior- oder<br />
Saint-Laurent-Outfit gekleidet, wollte Tout-<br />
Paris auf keinen Fall das Event verpassen, das<br />
als das dekadenteste und apokalyptischste des<br />
Jahres angekündigt war: die « Démolition Par-<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
ty du Royal Monceau » (dt. Abrissparty des<br />
Royal Monceau).<br />
Was hätten wohl Walt Disney, Ernest Hemingway,<br />
Ray Charles, Mistinguett oder General<br />
Eisenhower von diesem Abend gehalten?<br />
Sie gehörten zu dem illustren Kreis von Gästen,<br />
der in diesem Hotel, das offiziell zwar « noch »<br />
nicht als Palace gilt, von vielen aber dennoch<br />
auf die gleiche Stufe gestellt wird, logierte und<br />
zu dessen Berühmtheit beitrug. Auch Michel<br />
Polnareffs Name, der Star der französischen<br />
Popmusik, ist eng mit dem Royal Monceau<br />
verbunden. Für die Aufnahme eines neuen<br />
Albums reservierte er einst für zwei Wochen<br />
ein Zimmer. Am Ende blieb er 800 Tage und<br />
verwandelte das Zimmer 128 in sein temporäres<br />
Tonstudio. Eines der Chansons des Albums,<br />
« Goodbye Marylou », widmete er einer der Telefonistinnen<br />
des Hotels, Marie-Louise. Weitere<br />
große Namen der Musikszene, die ebenfalls im<br />
Royal Monceau logierten, waren Michael Jackson,<br />
Britney Spears, die Spice Girls, Madonna<br />
oder Tokio Hotel, allerdings setzten sie dem<br />
Personal kein musikalisches Denkmal.<br />
Dies alles spielte aber keine Rolle mehr an<br />
besagtem Abend im Juni. Die Gäste erhielten<br />
an der Rezeption anstatt eines Zimmerschlüssels<br />
einen Schutzhelm sowie eine Spitzhacke<br />
oder einen Vorschlaghammer. Die Zielrichtung<br />
war klar: die Zerstörung des Inneren<br />
des Hotels. Für einen Abend lang durften<br />
die VIP-Bauarbeiter tun und lassen, was sie<br />
wollten. Man feierte ein Happening, das den<br />
Abriss zelebrierte. Keine Mauer, kein Möbelstück,<br />
selbst der Fahrstuhl war nicht sicher vor<br />
den entfesselten Gästen, insbesondere wenn<br />
gerade eine der Kameras in der Nähe war, die<br />
den Abend filmten. Allerdings wird mit dieser<br />
Abrissparty das Hotel nicht verschwinden.<br />
Vielmehr entsteht es bis 2009 neu, unter der<br />
Regie des Stardesigners Philippe Starck. Und<br />
vielleicht wird es nach den geplanten aufwendigen<br />
Renovierungsarbeiten bald auch ganz<br />
offiziell zu den Palaces von Paris zählen.<br />
Denn diese Party war nicht nur ein Sinnbild<br />
totaler Dekadenz, sondern zugleich Ausdruck<br />
einer Philosophie, die zu einem Palace passen<br />
würde. Denn für diese Luxusherbergen ist<br />
Philippe Starck und Alexandre Allard während der Abrissparty des Royal Monceau.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 47
Frankreich Heute Luxushotels<br />
Von oben nach<br />
unten: Lobby des Four<br />
Season George V.,<br />
Salon der kaiserlichen<br />
Suite des Hôtel Ritz,<br />
Blumenschmuck<br />
im Hôtel Ritz, wofür<br />
jedes Jahr rund<br />
200.000 Rosen und<br />
100.000 Orchideen<br />
benötigt werden.<br />
keine Idee zu verrückt, keine Herausforderung<br />
zu groß – der Superlativ und das Außergewöhnliche<br />
sind in dieser Hotelkategorie<br />
schlicht alltäglich. Die Gäste eines Palace teilen<br />
nicht die täglichen Sorgen der Normalbürger.<br />
Man hat Geld und gibt es gerne aus. Natürlich<br />
protzen die Häuser entsprechend mit ihrer außergewöhnlichen<br />
Aus stattung und<br />
ihrem legendären<br />
Ruf.<br />
So besitzt das<br />
Plaza Athénée mit<br />
der « Suite Royale »<br />
die größte Hotelsuite<br />
von Paris. In<br />
der fünften Etage<br />
gelegen, genießt<br />
der Gast von dort<br />
einen einmaligen<br />
Panoramablick<br />
auf den Eiffelturm<br />
und die Dächer<br />
der Metropole<br />
an der Seine. Im<br />
Inneren betören<br />
Holz vertäfelungen<br />
aus dem <strong>18</strong>. Jahrhun<br />
dert, edle Seiden<br />
stoffe und Stickereien<br />
sowie italienischer<br />
Marmor<br />
aus Verona. Nichts<br />
Wem gehören die Palaces<br />
von Paris?<br />
ist zu kostbar für die betuchten Gäste. Um die<br />
450 Quadratmeter bewohnen zu dürfen, muss<br />
man allerdings 19.000 Euro auf den Tisch legen.<br />
Für eine Nacht! Dafür steht während des<br />
Aufenthalts der neueste Maserati Quattroporte<br />
zur freien Verfügung bereit. Vorausgesetzt, die<br />
Suite ist überhaupt frei. Denn trotz des stolzen<br />
Preises beträgt die Belegungsrate 92 Prozent!<br />
Nur ganze sieben Hotels mit insgesamt<br />
1.200 Zimmern gelten in Paris als Palace. Sie<br />
bilden die crème de la crème der internationalen<br />
Hotellerie. Es mag dabei erstaunen, dass keine<br />
legale Definition für diese Spitzenhäuser existiert.<br />
Dennoch dürfen sich nicht alle Hotels mit<br />
der Bezeichnung « 4-Sterne-Luxus », der höchsten<br />
Hotelkategorie in Frankreich, wo es offiziell<br />
keine fünf Sterne gibt, auch Palace nennen. Für<br />
Jean Taittinger, Eigentümer des Crillon an der<br />
Place de la Concorde, unterscheidet sich ein<br />
Palace von einem normalen Luxushotel durch<br />
die Existenz eines renommierten Spitzenrestaurants.<br />
Doch selbst diese Ausstattung scheint in<br />
heutiger Zeit kaum noch ausreichend zu sein.<br />
• Le Crillon (Place de la Concorde), in den Händen<br />
eines US-amerikanischen Investmentfonds<br />
• Le Ritz (Place Vendôme), im Besitz der ägyptischen<br />
Familie Al-Fayed<br />
• Le Four Seasons George V (Avenue George V),<br />
im Eigentum des saudiarabischen Prinzen Al-<br />
Waleed, betrieben von der kanadischen Hotelkette<br />
Four Seasons<br />
• Le Bristol (Rue du Faubourg-Saint-Honoré), im<br />
Besitz der deutschen Familie Oetker<br />
• Le Plaza Athénée (Avenue Montaigne), in den<br />
Hän den einer Investmentagentur aus dem<br />
Sultanat Brunei<br />
• Le Meurice (Rue de Rivoli), gleicher Eigentümer<br />
wie Plaza Athénée<br />
• Le Fouquet’s Barrière (Avenue des Champs-<br />
Elysées), einziger Palace, der von französischen<br />
Kapitalgebern gehalten wird<br />
In einer kürzlich erstellten Studie über die<br />
Pariser Hotelpaläste im Jahre 2010 definierte<br />
Jones Lang LaSalle Hotels, eines der weltweit<br />
führenden Beratungsunternehmen im Bereich<br />
von Hotelimmobilien, diese Luxusherbergen<br />
als Häuser mit Geschichte, die gewisse Werte<br />
pflegen. Nicht nur die Lage und Ausstattung<br />
müssen einzigartig<br />
sein, sondern auch<br />
der Service. Außerdem<br />
zeichnen sich<br />
diese Hotels durch<br />
u ng e w ö h n l i c h<br />
ho he Preise aus.<br />
2007 betrugen die<br />
Zim mer preise im<br />
Durch schnitt zwischen<br />
650 und 850<br />
Euro ohne Mehrwert<br />
steuer, wobei<br />
die Gäste noch<br />
außer gewöhnlich<br />
hohe Ausgaben für<br />
zusätzliche Dienstleistungen<br />
tätigten.<br />
Da erstaunt es<br />
nicht, dass weltweit<br />
nur wenige<br />
Palaces existieren.<br />
Selbst im teuren<br />
London gibt es<br />
demnach gerade<br />
einmal vier Hotels,<br />
Lanesborough, Dorchester, Madarin Oriental<br />
und Claridge’s, die diesen Kriterien genügen.<br />
Nicht ohne Grund gilt Paris als eine Stadt des<br />
Luxus. Die Hoteleigentümer freut es, zumal<br />
die durchschnittliche Auslastungsrate bei 78<br />
Prozent liegt, weit über den wirtschaftlich notwendigen<br />
65 Prozent. Dabei werden die legendären<br />
Hotelpaläste heute zunehmend von einer<br />
jüngeren Klientel frequentiert, den sogenannten<br />
Turnschuhmillionären, unter ihnen viele<br />
aus Russland, die andere Bedürfnisse aufweisen<br />
als die traditionellen Gäste früherer Zeiten. So<br />
gehören auch in diesen Hotels der ultramoderne<br />
Flachbildschirm an der Wand und der<br />
Internetzugang in jedem Zimmer längst zum<br />
Standard. Das jüngste Hotel der sieben Palaces,<br />
das erst im <strong>November</strong> 2006 eröffnete Fouquet’s<br />
Barrière an der Avenue des Champs-Elysées,<br />
hält in jedem Zimmer sogar vier Telefone, einen<br />
Drucker sowie einen Farbscanner bereit.<br />
Die Pariser sind stolz auf ihre Palaces. Dabei<br />
vergessen sie aber gerne, dass die Häuser,<br />
obwohl sie ein typisch französisches Phäno-<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Das Schwimmbad des Hôtel Ritz gilt als eines der schönsten in Paris. César Ritz<br />
stattete damals zudem als Erster alle seine Hotelzimmer mit einem Badezimmer aus.<br />
men darstellen, heute längst nicht mehr Franzosen<br />
gehören. Außer dem Fouquet’s Barrière<br />
befinden sich alle anderen Hotels längst in<br />
den Händen von Ausländern. Dies ist auch<br />
bei den aktuell geplanten Neueröffnungen<br />
nicht anders.<br />
Denn natürlich ist inzwischen auch die<br />
Konkurrenz auf diese lukrative und anscheinend<br />
krisensichere Nische im Pariser Hotelmarkt<br />
aufmerksam geworden. Bis zum Jahre<br />
2011 sollen drei neue Palaces eröffnen, die die<br />
Bettenzahl insgesamt von 1.200 auf 2.000<br />
erhöhen werden. Darunter das Shangri-La an<br />
der Place d’Iéna im 16. Arrondissement, das im<br />
Oktober 2009 seine Eingangstür zum ersten<br />
Mal öffnen wird. Das Haus der Hotelkette aus<br />
Hongkong, die ihr erstes Luxushotel 1971 in<br />
Singapur eröffnete, wird 109 Zimmer und 44<br />
Suiten aufweisen und mit dem größten privaten<br />
Swimming Pool der französischen Hauptstadt<br />
sowie einem Weinkeller mit 15.000 Flaschen<br />
um die Gunst der Gäste buhlen. 2010 folgt<br />
dann das Mandarin, ein Ableger der Mandarin<br />
Oriental Gruppe, an der Rue Saint-Honoré im<br />
1. Arrondissement. Für 2011 ist die Fertigstellung<br />
des Hôtel Majestic an der Place de l’Etoile<br />
vorgesehen, welches in das ehemalige internationale<br />
Konferenzzentrum zieht, das im Zweiten<br />
Weltkrieg das Generalquartier der deutschen<br />
Wehrmacht beherbergte. Die Eigentümer, das<br />
Unternehmen Qatari Diar, planen für diesen<br />
Palace zwischen 200 und 250 Zimmer.<br />
Doch trotz der geplanten Neueröffnungen<br />
fürchtet man in der Branche keine Überkapazitäten.<br />
Immer mehr Wohlhabende aus<br />
Russland, Brasilien, China und Indien fragen<br />
Luxuszimmer in der französischen Hauptstadt<br />
nach. Für diese Reisenden käme es nicht in<br />
Frage, in einem anderen Hotel als einem Palace<br />
zu nächtigen. Zuwachsraten von durchschnittlich<br />
4,4 Prozent in den letzten Jahren stimmen<br />
die Hoteliers optimistisch. Marylou alias Marie<br />
Louise müsste sich heute also nur an die neuen<br />
Telekommunikationstechnologien gewöhnen.<br />
Ihre Arbeitsstelle wäre ansonsten wohl als äußerst<br />
sicher anzusehen.<br />
Oben: Das berühmte<br />
Restaurant des<br />
Ambassadeurs im<br />
Hôtel de Crillon.<br />
Unten: Hôtel de<br />
Crillon an der Place<br />
de la Concorde.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 49
Frankreich Heute Senat<br />
Blick in den heutigen Plenarsaal des Senats, der vom Architekten Alphonse von Gisors entworfen und <strong>18</strong>41 fertiggestellt wurde.<br />
In dem Halbrund hinter dem Podium stehen sieben Statuen berühmter Staatsmänner.<br />
Der französische Senat<br />
Hat eine Institution ausgedient?<br />
Das parlamentarische System Frankreichs<br />
beruht auf zwei Kammern: der Assemblée<br />
Nationale und dem Senat. Immer wieder<br />
wird der Senat jedoch, der gerade neu<br />
gewählt wurde, in der französischen Öffentlichkeit<br />
in seiner Funktion sowie in seiner<br />
Zusammensetzung in Frage gestellt. Kritiker<br />
werfen ihm vor, ein antiquiertes Frankreich<br />
zu repräsentieren und die gesellschaftliche<br />
Entwicklung zu verschlafen. Ist dieser<br />
Vorwurf aber tatsächlich gerechtfertigt?<br />
Unnütz », « konservativ », « undemokratisch » und « undurchsichtig<br />
» sind die Zuschreibungen, mit denen<br />
« viele Franzosen ihren Senat (vergleichbar mit dem<br />
Deutschen Bundesrat) bedenken. Besonders beliebt ist die<br />
zweite Kammer des Parlaments nicht. Fragt man ein bisschen<br />
genauer nach, werden viele noch unfreundlicher. Man<br />
schimpft über den « Goldpalast der Republik » oder macht<br />
sich über das « Luxusaltersheim » lustig. Es fehlt nicht viel, und<br />
man könnte denken, dass die Bürger demnächst zum Pariser<br />
Palais du Luxemburg, dem Sitz des Senats, marschieren<br />
wollten, um sich die Staatsmacht wieder selbst anzueignen.<br />
Diese Stimmung erklärt einen Vorfall, der sich bei den<br />
am 21. September durchgeführten Senatswahlen in einem<br />
Dorf in der Bretagne zutrug. Anstatt ihre fünf Wahlmänner<br />
für die Wahl der Senatoren zu bestimmen, verabschiedeten<br />
die Abgeordneten von Chevaigné eine Erklärung, in<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
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Frankreich Heute Senat<br />
der die komplette Abschaffung des französischen Senats<br />
gefordert wurde. Diese Forderung war natürlich aussichtslos<br />
und überzogen, aber sie zeigt doch deutlich, wie ernst<br />
die Lage ist. In Anbetracht der vielen Kritik erscheint der<br />
Senat wie ein altes Boot, das zwar nicht<br />
untergeht, aber auch nicht mehr richtig vorwärts<br />
schwimmt.<br />
Die Zusammensetzung<br />
Nach Artikel 24 der französischen Verfassung<br />
von 1958 repräsentiert der Senat die<br />
des französischen Senats<br />
Kommunen Frankreichs sowie die im Ausland<br />
(seit 21.09.<strong>2008</strong>)<br />
lebenden Franzosen. Damit vertritt er<br />
mehr als 36.000 Städte und Gemeinden und<br />
soll als großer Rat der Kommunen fungieren.<br />
Der Senat teilt sich die gesetzgebende<br />
Gewalt mit der Assemblée Nationale (vergleichbar<br />
dem Deutschen Bundestag), deren<br />
Insgesamt:<br />
Kommunisten:<br />
PS (Sozialisten):<br />
RDSE (Radikale):<br />
339 Sitze<br />
23 Sitze<br />
117 Sitze (+21)<br />
15 Sitze (-2)<br />
gesetzgeberischen Eifer er überwachen und Union centriste (Zentristen): 29 Sitze (-1)<br />
gegebenenfalls mäßigen soll. Gesetzesvorhaben<br />
werden deshalb beiden Kammern zur<br />
Abstimmung vorgelegt.<br />
Die Senatorinnen und Senatoren sind für<br />
eine Dauer von sechs Jahren gewählt. Dabei<br />
UMP (Konservative):<br />
Parteilose:<br />
149 Sitze (-10)<br />
6 Sitze<br />
wird versetzt gewählt: Alle drei Jahre muss sich jeweils eine<br />
Hälfte des Senats der Abstimmung stellen. So soll das Gremium<br />
in seiner Zusammensetzung stets erneuert bleiben.<br />
Ein System, das auf dem Papier in bester Ordnung scheint,<br />
in der Realität aber weit weniger rosig aussieht.<br />
Eine häufig vorgebrachte Kritik bezieht sich nämlich<br />
auf den Einsatz von Wahlmännern (und -frauen) für die<br />
Senatswahlen und verweist auf den Vorteil direkter allgemeiner<br />
Wahlen wie bei der Assemblée Nationale. Denn die<br />
Senatoren werden in den Departements von Wahlmännern<br />
gewählt, die aus dem Kreis der gewählten Vertreter der<br />
Kommunen, der Departements und der Region zusammengesetzt<br />
sind. Ein Senator wird sozusagen von einem<br />
gewählten Vertreter der gewählten Vertreter gewählt. Das<br />
komplexe Wahlsystem hat dabei den entscheidenden Nachteil,<br />
dass die Wahlmänner zum überwiegenden Teil aus den<br />
Parkansicht des Palais du Luxembourg. Errichtet wurde das Gebäude unter der Leitung<br />
des Architekten Salomon de Brosse von 1615 bis 1622. Der Jardin du Luxembourg ist<br />
für die Öffentlichkeit zugänglich und gilt als einer der schönsten Parks von Paris.<br />
kleinen bis sehr kleinen Kommunen stammen, wobei 50<br />
Prozent dieser Kommunen weniger als 3.500 Einwohnern<br />
zählen. Dadurch repräsentiert der Senat vor allem das ländliche<br />
und traditionell-kon ser va ti ve Frank reich.<br />
Selbst unter<br />
dem sozialistischen<br />
Präsidenten<br />
Fran çois Mitterrand<br />
(1981-1995)<br />
war das so und<br />
auch während<br />
der so genannten<br />
cohabitation (dt.<br />
Zusammenarbeit),<br />
als der Sozialist<br />
Lionel Jospin als<br />
Premierminister<br />
unter dem konservativen<br />
Präsidenten<br />
Jacques Chirac<br />
regierte (1997-<br />
2002), änderte<br />
sich die Zusammensetzung des Senats nicht. Seitdem fragt<br />
man sich in Frankreich, wie ein Gremium die Gesellschaft<br />
repräsentieren kann, wenn es stets von der gleichen politischen<br />
Strömung bestimmt wird.<br />
Allerdings erstaunte bei den Wahlen am vergangenen 21.<br />
September das Ergebnis dennoch, denn der Zugewinn der<br />
linken Fraktion war wesentlich höher als erwartet. « Das ist<br />
mehr, als wir uns in unseren optimistischsten Hochrechnungen<br />
hatten vorstellen können », gab ein sichtlich zufriedener<br />
François Hollande, Generalsekretär der Parti Socialiste, zu<br />
Protokoll. In einigen bisher stramm konservativen Departements<br />
waren zur allgemeinen Überraschung Kandidaten des<br />
linken Lagers gewählt worden.<br />
Einer von ihnen ist François Rebsamen, Bürgermeister<br />
von Dijon und zweiter Mann in der Parti Socialiste, der<br />
im Departement Côte-d’Or (Burgund) die Mehrheit der<br />
Wahlmännerstimmen auf<br />
sich vereinigen konnte. Die<br />
drei Senatoren des Departements<br />
kamen bisher aus<br />
der konservativen Partei<br />
von Präsident Sarkozy. Nun<br />
sitzen zwei Sozialisten und<br />
ein Konservativer für das<br />
Departement im Senat. Allerdings<br />
bleibt die Mehrheit<br />
in der zweiten Kammer des<br />
Parlamentes insgesamt fest<br />
in der Hand der Konservativen,<br />
auch wenn die Linke<br />
mit 23 dazu gewonnenen<br />
Sitzen kräftig zulegen<br />
konnte. Allerdings dürfte es<br />
für die Konservativen jetzt<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Prunk, wohin man schaut. Der imposante Saal, die alte Throngalerie, die<br />
Napoléon III. <strong>18</strong>52 in einen Festsaal umbauen ließ und seitdem mehrfach<br />
umgestaltet wurde, ist heute Treffpunkt für Senatoren und Journalisten.<br />
wesentlich schwieriger werden, eine Drei-<br />
Fünftel-Mehrheit für Verfassungsänderungen<br />
zusammenzubekommen.<br />
Doch die Kritik am Senat bezieht sich<br />
nicht nur auf den Wahlmodus. Auch sein<br />
Etat wird immer wieder hinterfragt, der<br />
offiziell mit 350 Millionen Euro im Jahr<br />
angegeben wird. Eine Summe, die in Zeiten<br />
knapper öffentlicher Kassen viele als verschwenderisch<br />
ansehen. Davon erhält jeder<br />
Senator steuerfreie 5.400 Euro im Monat,<br />
dazu eine Präsenzzulage von 160 Euro, eine<br />
Funktionszulage von 1.400 Euro und eine<br />
Repräsentationszulage von 6.100 Euro, die<br />
für die Personalkosten eines Sekretariats<br />
genutzt oder aber auch selbst einbehalten<br />
werden können. Außerdem profitiert ein<br />
Senator vom senatseigenen Fuhrpark, von<br />
einer Dauerkarte in der ersten Klasse für die<br />
französische Bahn, von 40 Freiflügen zwischen<br />
Paris und seinem Wahlkreis, freiem<br />
Postverkehr und vielem mehr. Lange Zeit<br />
waren die vielen Vergünstigungen mehr<br />
oder weniger diskret behandelt worden, mittlerweile werden<br />
sie aber in der Presse diskutiert, was das Ansehen der<br />
Senatoren in der Öffentlichkeit nicht gerade bessert.<br />
Noch empfindlicher reagieren die Franzosen auf die<br />
üppigen Einkünfte der Senatoren wegen der wenigen Zeit,<br />
die die Senatoren bei der Arbeit anzutreffen sind. Denn das<br />
hochherrschaftliche Halbrund ihres Sitzungssaals ist die<br />
meiste Zeit über leer. Der Grund dafür ist ganz einfach: Im<br />
Senat kann, im Gegensatz zur Assemblée Nationale, ein<br />
einziger Abgeordneter für die gesamte Gruppe stimmen,<br />
der er angehört. Der Rest der hohen Herren und Frauen<br />
braucht sich im Senat dafür nicht blicken zu lassen.<br />
In einem von Mediapart veröffentlichten Artikel untersuchte<br />
die Journalistin Mathilde Mathieu die Protokolle<br />
des Senats und veröffentlichte die darin enthaltenen Redebeiträge<br />
der Doyenne des Senats, der 91-jährigen Senatorin<br />
Paulette Brisepierre (UMP). Die Senatorin hat sich in der<br />
Sitzungsperiode 2007/<strong>2008</strong> genau viermal zu Wort gemeldet,<br />
und zwar mit folgenden bescheidenen Worten: « Ganz<br />
genau! » (14. April), « Wie schade! » (14. Mai), « Sehr gut! »<br />
(2. Oktober) und « Ja, aber das ist eine alte Geschichte » (3.<br />
Oktober). Man muss schon zugeben, dass das keine intensive<br />
Diskussionsbeteiligung ist. Die Senatorin hat mittlerweile<br />
die weise Entscheidung getroffen, sich kein weiteres<br />
Mal für den Senat zur Wahl zu stellen. Diese amüsante<br />
Anekdote zeigt, wie sehr die Institution vielleicht an ihrer<br />
Struktur krankt. Mittlerweile ist übrigens Serge Dassault<br />
(ebenfalls UMP) dienstältestes Mitglied des Senats geworden<br />
– im Alter von 83 Jahren...<br />
Es gibt aber auch Zeichen des Fortschritts. Bei den<br />
Wahlen im September hat sich das Palais du Luxemburg<br />
wieder etwas mehr den Frauen geöffnet. Anstatt zuvor 60<br />
zählt es nun 75 Senatorinnen, was bei 343 Sitzen eine Quote<br />
von knapp 22 Prozent bedeutet. Wenn auch dieser Wert<br />
noch nicht überzeugend ist, beträgt dagegen der Anteil von<br />
Frauen in der Assemblée Nationale nur ganze <strong>18</strong> Prozent.<br />
Außerdem zählt der neue Senat mittlerweile drei Frauen<br />
maghrebinischer Abstammung, während in der Assemblée<br />
Nationale keine einzige Frau dieser Herkunft vertreten ist.<br />
Den Senat nun mit dem vorwiegend Schlechten der Republik<br />
in Verbindung zu bringen, wird ihm aber auch nicht<br />
gerecht. Zunächst einmal spielt er eine nicht zu unterschätzende<br />
stabilisierende Rolle im parlamentarischen System<br />
des Landes. Hin und wieder opponiert er selbst gegen eine<br />
Regierung, deren politische Richtung er eigentlich vertritt<br />
– so seltsam das auch klingen mag. Bei der Einführung<br />
der DNA-Tests zur Kriminalitätsbekämpfung verweigerte<br />
er beispielsweise dem Gesetz seine Zustimmung, obwohl<br />
es sich um ein Gesetzesvorhaben der konservativen Partei<br />
handelte. Außerdem zeichnet der Senat auch für eine Reihe<br />
sehr detaillierter und renommierter Enquête-Berichte<br />
verantwortlich, die politische, wirtschaftliche und soziale<br />
Fragen erörterten.<br />
Sicher, der Senat repräsentiert einen langsamen und behäbigen<br />
Politikstil. Seine Mitglieder, vielleicht weil sie älter<br />
sind als ihre Kollegen der Assemblée Nationale, behandeln<br />
die Dinge abseits des hektischen politischen Tagesgeschäfts<br />
mit einer ihnen eigenen Ruhe. Die Langsamkeit,<br />
die ihnen oft vorgeworfen wird, hat aber auch eine beruhigende<br />
Gründlichkeit zur Folge. In einer Gesellschaft,<br />
die immer kurzfristiger auf politische Probleme reagieren<br />
muss, hat eine solche Arbeitsweise keinen leichten Stand.<br />
Will der Senat in Zukunft weiter bestehen, muss er sich<br />
wohl verändern, sich mehr zur Gesellschaft öffnen und<br />
stärker an den aktuellen Debatten teilnehmen. Er selbst<br />
und die Gesellschaft würden damit nur gewinnen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 53
Frankreich Heute EU-Ratspräsidentschaft<br />
Französische EU-Ratspräsidentschaft – 48 Stunden<br />
beim Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />
Vom 1. Juli bis 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> hat Frankreich die Ratspräsidentschaft der Europäischen<br />
Union inne, bevor Tschechien diese Aufgabe übernehmen wird. Während dieser sechs<br />
Monate organisiert das Land eine Reihe wichtiger politischer Treffen. Doch wie empfängt<br />
Frankreich seine europäischen Partner? Wie groß ist die Bedeutung dieser Zusammenkünfte<br />
wirklich? Frankreich erleben verfolgte 48 Stunden lang das Geschehen während des Forum<br />
Européen du Tourisme, das am <strong>18</strong>. und 19. September in Bordeaux stattfand.<br />
Der Schalter ist eher bescheiden, doch es fehlt nicht<br />
an den üblichen Accessoires: ein Blumenstrauß,<br />
Absperrungen aus roten Kordeln und ein Schild<br />
mit der Aufschrift « UE<strong>2008</strong>.fr, accueil des participants » (dt.<br />
UE<strong>2008</strong>.fr, Empfang der Teilnehmer). Hinter dem Schalter<br />
steht natürlich eine gut aussehende, freundlich lächelnde<br />
Hostess. An diesem späten Mittwochnachmittag am 17.<br />
September liegt am ansonsten recht ruhigen Flughafen von<br />
Bordeaux eine gewisse Geschäftigkeit in der Luft. Auf Einladung<br />
der französischen EU-Ratspräsidentschaft werden<br />
zwischen 400 und 500 Teilnehmer zum Europäischen Tourismusforum<br />
in der Weinmetropole erwartet, darunter die<br />
Tourismusminister bzw. -beauftragten der 27 Mitgliedsstaaten.<br />
Vor dem Flughafen warten zahlreiche Busse sowie mehrere<br />
Limousinen und Motorradeskorten. Für den Moment<br />
sind die Motoren und Blaulichter jedoch ausgeschaltet. Die<br />
Fahrer stehen beieinander, rauchen, diskutieren. Alle warten<br />
auf die Ankunft der Politiker und Journalisten. « Bisher<br />
ist es noch recht ruhig », erzählt mir die Hostess hinter dem<br />
Empfangsschalter. « Seit heute Morgen habe ich mit Ihnen<br />
gerade einmal fünf Personen beraten ». Obwohl das Forum<br />
offiziell erst am nächsten Tag beginnt, war eine Anreise am<br />
Vortag empfohlen worden, um sich bis 19.00 Uhr zu akkre-<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
ditieren. Scheinbar bin ich einer der wenigen, die sich an<br />
diese Empfehlung gehalten haben.<br />
Damit die Teilnehmer vom Flughafen zu den verschiedenen<br />
Hotels sowie von den Hotels zum Veranstaltungsort<br />
kommen, wurde ein recht komplexes Busshuttlesystem eingerichtet.<br />
Während ich noch am Empfangsschalter verweile,<br />
stößt ein holländischer Berufskollege zu uns. Er möchte<br />
gerne wissen, wie man vom Flughafen ohne Umweg übers<br />
Hotel direkt zum Forum kommt, das am Stadtrand in dem<br />
Viertel Bordeaux-Lac abgehalten wird. Die Hostess schaut<br />
ihn freundlich an, um ihn anschließend um die Wiederholung<br />
der Frage zu bitten. Die englische Sprache scheint<br />
nicht gerade ihre Stärke zu sein. Das ganze wiederholt sich<br />
danach erneut. Der Mann nimmt letztendlich ein Taxi.<br />
Während es schon etwas merkwürdig anmutet, dass das<br />
Empfangspersonal an einem internationalen Flughafen für<br />
ein europäisches Ministertreffen nur recht dürftig Englisch<br />
spricht, muss man den Gastgebern allerdings ein gewisses<br />
Talent zum Improvisieren zusprechen. Während den ganzen<br />
Tag über nämlich Busse zu den Hotels verkehren, ist<br />
ein direkter Transfer zum Veranstaltungszentrum nur am<br />
frühen Abend vorgesehen. Da ich ebenfalls direkt dorthin<br />
möchte, müsste ich normalerweise noch gute zwei Stunden<br />
auf den abendlichen Shuttle warten. Doch mein Gegenüber<br />
spricht per Funk mit einigen Busfahrern vor dem Terminal<br />
und organisiert für mich in nur wenigen Minuten einen<br />
Shuttle nach Bordeaux-Lac.<br />
Unterwegs berichtet mir der Busfahrer, dass er erst seit<br />
ein paar Monaten in Bordeaux tätig sei. Zuvor arbeitete er<br />
in Paris, wo er viel mit solchen internationalen Events und<br />
offiziellen Staatsbesuchen zu tun hatte. In Bordeaux sind<br />
solche Veranstaltungen dagegen eher die Ausnahme. Er erzählt<br />
auch, dass er für die Fahrt Staus befürchte. Er behält<br />
Recht. Wir brauchen rund 40 Minuten für die rund zwölf<br />
Kilometer bis zum Kongresszentrum.<br />
Selbst für ein Land wie Frankreich ist die Organisation<br />
solcher Großveranstaltungen eine Herausforderung, gerade<br />
wenn sie außerhalb der Hauptstadt stattfinden. Genügend<br />
Hotelzimmer und geeignete Veranstaltungsräume müssen<br />
gefunden, Transfers organisiert werden. Doch vor allem<br />
der Schutz der Teilnehmer erfordert einen hohen Aufwand.<br />
Schließlich kommen alle Tourismusminister der Union sowie<br />
wichtige Repräsentanten der Europäischen Kommission<br />
nach Bordeaux. Das bedarf gewisser Vorsichtsmaßnahmen.<br />
Das wird auch am Eingang des Veranstaltungsortes in<br />
Bordeaux-Lac schnell deutlich. Der Einlass erinnert an<br />
die Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Sicherheitskräfte<br />
durchsuchen Taschen. Ein Aufpasser erklärt einem anderen,<br />
anscheinend einem Neuling, dass Minister nicht kontrolliert<br />
werden. Um sie zu erkennen, tragen sie eine Anstecknadel<br />
am Sakko. Ein kleines Detail, das sicherlich auch den<br />
Ministern selbst die Orientierung untereinander erleichtert.<br />
Alle anderen Teilnehmer tragen ein Namensschild. Die<br />
französische Regierung hat mit ihrem Design sowie dem<br />
der Veranstaltungsmappen etc. sogar den Designer Philippe<br />
Starck betraut. Schließlich möchte man während der EU-<br />
Ratspräsidentschaft einen guten Eindruck hinterlassen.<br />
Auch die französische Post ist präsent. An einem extra für<br />
dieses Event eingerichteten Schalter stempelt sie Briefmarken<br />
mit dem exklusiven Aufdruck « Forum Européenne du<br />
Tourisme UE<strong>2008</strong> » ab. Viele Delegationen und Journalisten<br />
machen von diesem Souvenir Gebrauch.<br />
Nach meiner Akkreditierung treffe ich jemanden vom<br />
französischen Tourismusministerium und erfahre, dass<br />
Frankreich während der sechs Monate der EU-Ratspräsidentschaft<br />
rund 50 Veranstaltungen dieser Art organisiert.<br />
Ein ambitioniertes Programm, denn es vergeht keine Woche,<br />
ohne dass sich europäische Minister irgendwo im Land<br />
treffen. Für Frankreich ist dies natürlich eine einmalige<br />
Möglichkeit, sich möglichst gut gegenüber seinen europäischen<br />
Partnern zu präsentieren. Dies hat seinen Preis: Man<br />
geht für die sechs Monate von Kosten von 200 Millionen<br />
Euro aus. Allein die reine Organisation einer einzelnen<br />
Veranstaltung beziffert sich auf durchschnittlich eine Million<br />
Euro.<br />
Die Regionen und Städte stehen dabei in Konkurrenz<br />
zueinander. Welcher Ort schafft es, ein solches Großereignis<br />
anzuziehen? Neben einer guten Infrastruktur hilft es,<br />
wenn ein Minister aus der Region stammt. So organisierte<br />
Roselyne Bachelot, französische Gesundheitsministerin,<br />
für ihre europäischen Kollegen einen Kongress in ihrer<br />
politischen Heimatstadt Angers. Ein paar Tage zuvor lud<br />
der französische Außenminister Bernard Kouchner seine<br />
Kollegen in seine Geburtsstadt Avignon ein. Die Anreise<br />
erfolgte sogar gemeinsam mit einem in den Farben der<br />
französischen EU-Ratspräsidentschaft bemalten TGV vom<br />
Flughafen Paris-CDG aus. Vor Ort wurden die Minister<br />
in Limousinen der Marken Renault, Peugeot und Citroën<br />
durch die Stadt chauffiert und ein Konzert im Papstpalast<br />
gehörte zum kulturellen Höhepunkt des Treffens.<br />
Dieses Mal darf sich also Bordeaux in Szene setzen. Auf<br />
der Tagesordnung steht der Tourismus in Europa. Hervé Novelli<br />
ist der zuständige Staatssekretär und Gastgeber dieses<br />
Forums. Er eilt von einer Delegation zur anderen, kümmert<br />
sich um die Minister und wird manchmal von Alain Juppé,<br />
dem ehemaligen Premierminister und jetzigen Bürgermeister<br />
von Bordeaux, begleitet. Letzterer lädt außerdem an einem<br />
Abend alle Minister zu einem exklusiven Empfang in sein<br />
Rathaus ein. Denn auch die Stadtverwaltung von Bordeaux<br />
will natürlich den perfekten Gastgeber geben.<br />
Am nächsten Tag erklärt mir mein Sitznachbar im Plenum,<br />
ein Mitglied der deutschen Delegation, dass die wichtigsten<br />
Gespräche nicht unbedingt während des offiziellen<br />
Programms stattfinden, sondern in informellen Runden<br />
während der Pausen sowie am Abend. Andere Delegationen<br />
bestätigen mir dies später. Es sind gerade diese Kontakte in<br />
den Gängen, am Kaffeeautomaten oder im Fahrstuhl, die<br />
den Reiz des Forums ausmachen. Networking, wie es so<br />
schön auf Neudeutsch heißt, steht im Vordergrund.<br />
Das offizielle Programm umfasst zwei Tage lang diverse<br />
Workshops und Präsentationen. Die Minister erscheinen<br />
nur selten, doch die Delegationen beteiligen sich aktiv am<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 55
Frankreich Heute EU-Ratspräsidentschaft<br />
Programm. Für die Journalisten wird eine Pressekonferenz<br />
gegeben. Ein Höhepunkt der beiden Tage ist das Galadinner,<br />
für das das Palais de la Bourse im Zentrum von<br />
Bordeaux sogar besonders illuminiert wird. Ein Mitglied<br />
der französischen Delegation vertraut mir währenddessen<br />
an, dass dieser Abend ein ausgezeichneter Anlass sei, den<br />
Gästen die kulinarischen Errungenschaften der Region<br />
nahezubringen.<br />
So verwundert es nicht, dass Austern vom Bassin<br />
d’Arcachon, herzhafter Landschinken und Piment<br />
d’Espelette, das scharfe Gewürz aus dem gleichnamigen<br />
Dorf im Baskenland, auf der Speisekarte erscheinen. Alles<br />
Produkte, auf die man hier im Südwesten des Landes sehr<br />
stolz ist. Es hat durchaus eine gewisse Komik und unbestreitbaren<br />
Charme zugleich, wenn man an diesem Abend<br />
die italienische Tourismusministerin mit einem europäischen<br />
Kollegen darüber diskutieren hört, ob denn nun Pesto<br />
oder Pfeffer besser zum Würzen von Nudeln geeignet sei.<br />
Aber natürlich kreisen die Gespräche nicht nur ums Essen.<br />
Ein paar Tische weiter kann ich verfolgen, wie sich der Vorstand<br />
eines großen Tourismuskonzerns mit einem Politiker<br />
austauscht. Denn auch beim Galadinner geht es schließlich<br />
um Politik und Projekte.<br />
Am Ende des Forums sind alle zufrieden. Die Minister<br />
konnten sich über Fragen der europäischen Tourismuspolitik<br />
verständigen. Die Ergebnisse haben zwar nichts Revolutionäres,<br />
aber dennoch konnte man einige offene Punkte gemeinsam<br />
regeln und neue Ziele festlegen. Die Delegationen<br />
wiederum lernten sich besser kennen. Viele neue Kontakte<br />
wurden geknüpft, die die zukünftige Zusammenarbeit erleichtern<br />
werden. Die Journalisten erhielten genug Informationen,<br />
um ihre Artikel zu verfassen. Und Bordeaux, sogar<br />
ganz Aquitanien, präsentierte sich als attraktiver Gastgeber<br />
und profitierte von der Berichterstattung in ganz Europa.<br />
Nächstes Jahr trifft man sich bestimmt wieder, irgendwo in<br />
Tschechien.<br />
Interview<br />
Während des Europäischen Tourismusforums<br />
spra chen wir mit Ernst Hinsken, erster Beauf<br />
tragter der Bundesregierung für Tour ismus<br />
in der Geschichte der Bundes re pu blik<br />
Deutsch land<br />
Herr Hinsken, warum ist Frankreich<br />
für die Deutschen ein so beliebtes Reiseziel?<br />
Es gibt mehrere Gründe. Beispielsweise<br />
wird Frankreich für das<br />
gute Essen geschätzt. Die französische<br />
Küche ist weltberühmt, französischer<br />
Käse wird geliebt. Frankreich bietet<br />
Großartiges im Bereich der Kultur.<br />
Das Land hat einen schönen Süden,<br />
wo fast jeden Tag die Sonne scheint<br />
und das Meer lockt. Auch die deutschfranzösische<br />
Freundschaft, die in den<br />
letzten Jahren neue Schübe erhalten<br />
hat, ist ein Grund dafür, dass Deutsche<br />
gerne ihren Urlaub in Frankreich<br />
verbringen.<br />
Ich möchte aber auch kritische<br />
Punkte anmerken. So gibt es vor allem<br />
in der Hotellerie einiges zu verbessern.<br />
Man hat es in Frankreich in den<br />
letzten Jahren versäumt, die notwendigen<br />
Investitionen vorzunehmen. In<br />
Deutschland sagt ein Sprichwort, dass<br />
der, der nicht investiert, verliert. Und<br />
das gilt speziell für Frankreich. Es<br />
gibt dort schon einige Hotels, die eher<br />
mangelhaft und verbesserungswürdig<br />
sind.<br />
Wie erklären Sie es sich, dass immer<br />
mehr Deutsche lieber nach Spanien in den<br />
Urlaub fahren?<br />
Die Spanier sind die großen Aufholer<br />
in Europa. Dies liegt aber nicht<br />
nur am spanischen Festland, sondern<br />
auch viel an den Kanaren und Balearen.<br />
Diese Inseln bieten alles, was sich<br />
Touristen für ihren Urlaub vorstellen:<br />
Sonne, Meer, eine gute Küche. Obwohl<br />
ich meine, dass die Franzosen,<br />
was letztere angeht, in gewisser Hinsicht<br />
sogar voraus sind.<br />
Wie erklären Sie es sich, dass Frankreich<br />
die Nummer 1 im weltweiten Tourismusgeschäft<br />
ist?<br />
Frankreich ist die Nummer 1, weil<br />
es ein schönes Land ist. Es ist aber auch<br />
darauf zurückzuführen, dass die Franzosen<br />
ihren Urlaub gerne im eigenen Land<br />
verbringen. In Deutschland liegt die<br />
Quote bei 30 bis 35 Prozent. In Frankreich<br />
hingegen verbringen 80 Prozent der<br />
Franzosen ihre Ferien im eigenen Land.<br />
Herr Novelli hat auf diesem Forum<br />
gesagt, dass die europäischen Länder mehr<br />
über Tourismus kommunizieren sollen.<br />
Was meint er damit?<br />
Man tauscht sich aus, so wie das<br />
jetzt hier im Rahmen der europäischen<br />
Ministerkonferenz in Bordeaux möglich<br />
ist. Das ist die eine Seite. Zum anderen<br />
ist Tourismus die beste Außenpolitik,<br />
die es überhaupt gibt. Man lernt beim<br />
Reisen andere Menschen kennen, man<br />
fängt an, sich gegenseitig zu schätzen,<br />
man entdeckt die Kultur des anderen<br />
und vieles mehr. Das ist mehr wert als<br />
die Unterschrift eines hohen Staatsmannes<br />
oder einer hohen Staatsfrau unter<br />
irgendeinem internationalen Vertrag.<br />
Herr Hinsken, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
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Leben in Frankreich<br />
Was sollte man übers Radfahren<br />
in Frankreich wissen?<br />
Seit einigen Jahren entdeckt<br />
Frank reich das Fahrrad neu. Überall<br />
entstehen neue Radwege und werden<br />
städtische Mietstationen eröffnet.<br />
Durch Impulse gerade der großen<br />
Städte wie Toulouse und Paris werden<br />
umfangreiche öffentliche Programme<br />
aufgelegt, um die Bevölkerung<br />
wieder auf das Rad zu bringen. Denn<br />
das Radfahren ist ein zeitgemäßes<br />
Fortbewegungsmittel, das nicht nur<br />
aus gesundheitsfördernden Gründen<br />
wieder in Mode gekommen ist,<br />
sondern auch schlicht aus Gründen<br />
der Sparsamkeit: hohe Spritpreise<br />
und Parkgebühren verleiden den<br />
Städtern das Autofahren. Außerdem<br />
unternehmen die Kommunen immer<br />
größere Anstrengungen, die Umweltverschmutzungen<br />
in den Innenstädten<br />
zu reduzieren. Das Radfahren ist<br />
aber nicht immer ganz ungefährlich.<br />
In Frankreich, wie auch überall sonst,<br />
sind im Straßenverkehr mit dem<br />
Fahrrad einige Regeln zu beachten,<br />
von denen manche von den Behörden<br />
besonders ernst genommen werden.<br />
Fahrradausstattung<br />
Ein Fahrrad in Einzelteilen zu<br />
verkaufen, ist in Frankreich verboten.<br />
Die in Deutschland beliebten Selbstbauräder,<br />
bei denen der Kunde sparen<br />
kann, weil er die Endmontage selbst<br />
übernimmt, wird man bei unserem<br />
Nachbarn nicht finden. Jedes Modell,<br />
das zum Verkauf angeboten wird,<br />
muss fahrbereit sein. Die Ausrüstung<br />
muss zwei funktionstüchtige Bremsen,<br />
einen Warnsignalgeber (Klingel),<br />
ein Vorderlicht mit weißer oder<br />
gelber Farbe und ein rotes Hinterlicht<br />
umfassen. Außerdem gehören Reflektoren<br />
zwingend dazu. Auch wenn<br />
die Polizei diese Vorgaben selten<br />
überprüft, sind sie doch unersetzlich.<br />
Auch in Frankreich gehören Unfälle<br />
mit unzureichend ausgestatteten<br />
Fahrrädern zur traurigen Realität.<br />
Warnwestenpflicht<br />
Seit 1. Oktober wurde in Frankreich<br />
für Fahrradfahrer zudem die<br />
Pflicht zum Tragen einer Warnweste<br />
außerhalb geschlossener Ortschaften<br />
bei Dunkelheit und bei schlechten<br />
Witterungsverhältnissen eingeführt.<br />
Es sind die gleichen Warnwesten,<br />
die auch Autofahrer für den Fall<br />
einer Panne vorhalten müssen. Eine<br />
Helmpflicht besteht in Frankreich<br />
beim Fahrradfahren dagegen nicht,<br />
allerdings gibt es mittlerweile nicht<br />
wenige, die sie fordern.<br />
Fahrradwege<br />
Wenn es Radwege gibt, muss der<br />
Radfahrer sie benutzen. Gibt es sie<br />
nicht, kann er auf der Straße fahren<br />
und hat sich dabei am rechten Straßenrand<br />
aufzuhalten – sofern der Zustand<br />
der Straße das zulässt. Die Radwege<br />
selbst sind wiederum einzig den Radfahrern<br />
vorbehalten. Für Fußgänger<br />
und vor allem für motorisierte Zweiräder<br />
sind sie verboten. Den Radweg in<br />
der falschen Richtung entlangzufahren<br />
ist untersagt, es sei denn, die Beschilderung<br />
erlaubt dies ausdrücklich.<br />
Mittlerweile werden von den Städten<br />
immer häufiger breite Radwege eingerichtet,<br />
die in beide Richtungen zu<br />
befahren sind. Was gerne getan wird,<br />
aber auch nicht erlaubt ist, ist das Fahren<br />
auf den Gehwegen. Wer auf dem<br />
Bürgersteig oder in Fußgängerzonen<br />
mit dem Rad unterwegs ist, muss<br />
absteigen. Die Radbenutzung ist dort<br />
nur gestattet, wenn das Rad sicher an<br />
der Hand geschoben wird.<br />
Verkehrsregeln<br />
Außerdem müssen Fahrradfahrer<br />
in Frankreich die Straßenverkehrsordnung<br />
genauso beachten, wie alle<br />
anderen Verkehrsteilnehmer auch.<br />
Das bedeutet vor allem, an einer roten<br />
Ampel anzuhalten und dabei Autos<br />
oder Fußgänger nicht zu behindern.<br />
Radfahrer haben unterwegs ebenso<br />
die Vorfahrtsregeln zu beachten, wobei<br />
natürlich auch für sie die Rechtsvor-Links-Regel<br />
gilt. Außerdem<br />
müssen sie als Rechtsabbieger den<br />
Fußgängern, die die Straße überqueren<br />
wollen, die Vorfahrt gewähren.<br />
Erlaubt ist ebenfalls nicht, sich<br />
als Fahrradfahrer von einem anderen<br />
Gefährt abschleppen oder ziehen<br />
zu lassen, genauso wenig, wie eine<br />
zusätzliche Person auf dem Rad zu<br />
transportieren. Ausgenommen von<br />
dieser Regel sind natürlich Fahrräder,<br />
die extra dafür gebaut wurden – Tandemräder<br />
zum Beispiel. Auch für die<br />
Beförderung von Kindern mit dem<br />
Rad gelten Ausnahmen, allerdings<br />
müs sen spezielle Sitze am Fahrrad<br />
mon tiert sein, wobei auch die Fußstützen<br />
bestimmten Standards zu<br />
entsprechen haben. Im Unterschied<br />
zu den Regeln in vielen deutschen<br />
Städten ist in Frankreich die Mitnahme<br />
von Fahrrädern im Öffentlichen<br />
Nah verkehr ohne jede Ausnahme<br />
untersagt.<br />
Anschließen der Räder<br />
Eigentlich ist das Anschließen<br />
von Fahrrädern an öffentlichem<br />
Stadt mobiliar offiziell verboten, soweit<br />
es nicht extra dafür vorgesehen<br />
ist (Fahrradständer oder spezielle<br />
Parkhäuschen). Trotzdem wird dem<br />
Frankreichbesucher auffallen, dass<br />
jeder sein Fahrrad anschließt, wo<br />
immer er will, besonders in Paris,<br />
wo selbst für Fahrräder Platzmangel<br />
herrscht. Es ist außerdem natürlich<br />
empfehlenswert, wie überall sonst,<br />
ein Fahrradschloss von guter Qualität<br />
zu benutzen und sein Fahrrad nicht<br />
nur in sich, sondern an einem festen<br />
Gegenstand anzuschließen. Unnötig<br />
zu betonen, dass auch das leider nicht<br />
immer vor Diebstahl schützt.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />
Hutfabrik von Cézannes Vater am Cours Mirabeau. Der Firmenname ist an der Fassade noch immer lesbar.<br />
Aix-en-Provence:<br />
Er gilt als einer der bedeutendsten und<br />
teuersten Maler und ist für seine Porträts,<br />
Stillleben und Darstellungen der Sainte-<br />
Victoire-Berge in der Provence weltberühmt:<br />
Paul Cézanne. Zeit seines Lebens blieb er<br />
seiner Geburtsstadt treu, die heute das Erbe<br />
ihres berühmtesten Sohnes aufwendig pflegt.<br />
Ein Spaziergang auf den Spuren Cézannes<br />
in Aix-en-Provence.<br />
Würde ein Biograf in skandalgierigen Zeiten wie<br />
diesen das Leben Cézannes aufschreiben wollen,<br />
hätte er es schwer, seinem Publikum spektakuläre<br />
Anekdoten zu präsentieren. Der Mann, der heute eine der<br />
bekanntesten Personen der Kunstgeschichte ist, führte vor<br />
gut 150 Jahren ein zurückgezogenes, ruhiges und beinahe<br />
kontemplatives Dasein. Die Malerei war sein eigentliches<br />
Leben, ein ständiges In-Frage-Stellen und ein ewiges Suchen<br />
nach der letztendlichen (und doch unerreichbaren)<br />
Perfektion. Jedes seiner Bilder sollte ein Fortschritt, eine<br />
Weiterentwicklung dessen sein, was er bereits geschaffen<br />
hatte. Ein Bild zu malen bedeutete für ihn, den Dingen seine<br />
ununterbrochene Zuwendung zu geben. Es erstaunt bei diesem<br />
Anspruch kaum, dass Kunstexperten gerade die späten<br />
Cézanne-Gemälde als die durchdrungensten und nachdenklichsten<br />
bezeichnen.<br />
Cézanne hat mehr als 80 Bilder des Sainte-Victoire-Gebirges<br />
gemalt. Er war fasziniert von dieser Landschaft und<br />
versuchte ein ums andere Mal, die Stimmung, das Licht<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Die Wohnung von Paul Cézanne in der Rue Boulegon.<br />
Cézannes Geburtshaus in der Rue de l’Opéra.<br />
Auf den Spuren von Cézanne<br />
und den Wechsel der Farben einzufangen. Von morgens<br />
bis abends konnte er sich monatelang mit nichts anderem<br />
beschäftigen. Mögen manche das als eine Verrücktheit betrachten,<br />
ist in diesem unbedingten Willen, alle Nuancen<br />
und Farbempfindungen dieser Landschaft wiederzugeben,<br />
doch die Essenz des Malens Cézannes enthalten. Es ist kurios:<br />
Zu Lebzeiten in seiner Heimat nicht besonders beliebt,<br />
hat Cézanne durch seine Arbeiten mehr für die Region getan,<br />
als alle Tourismuskampagnen zusammen. Denkt man<br />
an die Provence, denkt man an die Farben und Bilder von<br />
Cézanne. Niemand, der sich auch nur ein bisschen für die<br />
Provence interessiert, wird um den Anblick eines Gemäldes<br />
der Sainte-Victoire-Berge herumkommen.<br />
Viele wissen allerdings gar nicht, dass Cézanne gebürtiger<br />
Provenzale ist. Um den Maler näher kennenzulernen,<br />
sollte man sich in die Provence und die von ihm so oft<br />
gemalte Landschaft begeben. Es genügt, ein paar Mal am<br />
Tag die Sainte-Victoire-Berge auf sich wirken zu lassen,<br />
um von dem einzigartigen Reiz der Landschaft fasziniert<br />
zu sein. Ihre Farben und ihr Licht verändern sich im Laufe<br />
der Stunden ständig, ja manchmal innerhalb von Minuten.<br />
Nach dieser ersten Annäherung an den scheuen Künstler,<br />
lohnt es sich, in Aix-en-Provence den Spuren seines Wirkens<br />
zu folgen. Auf einem zwei- bis dreistündigen Rundgang<br />
durch die Gassen der Stadt kann man wichtige Stationen<br />
seines Lebens Revue passieren lassen. Man muss nur<br />
dem in den Boden eingelassenen « C » folgen und wird sich<br />
im Straßengewirr nicht verlaufen.<br />
Cézanne wurde am 19. Januar <strong>18</strong>39 in der Rue de<br />
l’Opéra geboren (Markierung 1 auf der Karte). Seine Familie<br />
könnte man als gutsituiert bezeichnen, besaß sein Vater<br />
doch an einer der großen Hauptstraßen der Stadt (Markierung<br />
2, Cours Mirabeau <strong>Nr</strong>. 55) eine profitable Hutfabrik.<br />
Dennoch gehörte die Familie nicht zum angesehenen Bürgertum,<br />
denn bei der Geburt Cézannes waren seine Eltern<br />
noch nicht verheiratet und schlossen auch erst fünf Jahre<br />
später die Ehe. Ein solches Verhalten und der Fakt, dass die<br />
Mutter Cézannes eine ehemalige Arbeiterin seines Vaters<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />
Das Atelier des Lauves, Cézannes Wirkungsstätte. Rechts: Die Originalpalette des Malers, ausgestellt im Musée Granet.<br />
war, genügten, um in den bürgerlichen<br />
Kreisen der Stadt als nicht gesellschaftsfähig<br />
zu gelten.<br />
Der Vater gab später die Fabrik<br />
auf und gründete eine eigene Bank<br />
(Markierung 3, Rue de Cordeliers <strong>Nr</strong>.<br />
24). Paul Cézanne ging zu dieser Zeit<br />
auf das Collège und schloss dort mit<br />
einem Jungen Freundschaft, der später<br />
genauso berühmt werden sollte wie er<br />
selbst: Emile Zola. Auf Ratschlag des<br />
Vaters, aber wohl auch aus eigenem<br />
Antrieb, schrieb sich Cézanne <strong>18</strong>58 an<br />
der juristischen Fakultät der Universität<br />
von Aix-en-Provence ein, eine noch<br />
heute hochangesehene Ausbildungsstätte.<br />
Gleichzeitig besuchte Paul die<br />
kostenlosen Kurse an der städtischen<br />
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62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Zeichenschule, in der heute das Musée<br />
Granet untergebracht ist (Markierung<br />
4, Place Saint-Jean-de-Malte). Hier<br />
begann er, Gemälde großer Meister<br />
nachzumalen, die seine spätere Arbeit<br />
beeinflussen würden, und hier offenbarte<br />
sich ihm, dass sein Schicksal<br />
in der Malerei lag. Die Jurisprudenz<br />
konnte ihn nicht inspirieren, die<br />
Malerei aber ließ ihn träumen. Nach<br />
– sicherlich ernsthaften – Diskussionen<br />
mit seinem Vater konnte Paul<br />
ihn überzeugen, nach Paris zu gehen,<br />
um sich ganz der Malerei zu widmen.<br />
Sein Vater gewährte ihm eine großzügige<br />
Unterstützung, die es ihm sogar<br />
erlaubte, abwechselnd in Paris und in<br />
der Provence zu leben.<br />
In Paris verbrachte er viel Zeit im<br />
Louvre, wo er stundenlang die alten<br />
Meister studierte und in sein Skizzenbuch<br />
kopierte. Sie waren reiche<br />
Inspiration für seine eigene Arbeit,<br />
die er unermüdlich zu perfektionieren<br />
suchte. In der Hauptstadt machte er<br />
auch die Bekanntschaft anderer Maler,<br />
die diese Epoche beeinflusst haben:<br />
unter anderem Manet, Monet, Renoir<br />
und Sisley. Ihre Arbeiten hatten eine<br />
große Wirkung auf Cezanne und seine<br />
Kunst. <strong>18</strong>69 lernte er Hortense Fiquet<br />
kennen, wagte es aber nicht, die Geliebte<br />
seinem Vater vorzustellen. Er<br />
verheimlichte die Liaison bis zum Tod<br />
des Vaters <strong>18</strong>86 und verschwieg selbst<br />
seinen <strong>18</strong>72 geborenen Sohn Paul.<br />
Die Versuche, seine Arbeiten in Paris<br />
bekannt zu machen, blieben ziemlich<br />
erfolglos. Cézanne reichte seine Bilder<br />
mehrmals bei dem berühmten Pariser<br />
Salon d’Art ein, der in diesen Jahren<br />
der Ort war, wo Kunstkritiker einen<br />
jungen Maler erheben oder mit ihrem<br />
Urteil vernichten konnten. Seine Arbeiten<br />
wurden aber jedes Mal abgelehnt.<br />
Cezanne begann, sich enttäuscht von<br />
der offiziellen Kunstkritikerszene abzuwenden.<br />
Jahre später wird Zola in seinem<br />
Roman « Das Werk » sehr plastisch<br />
die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
der jungen Pariser Kunstszene<br />
beschreiben und dabei seinen Freund<br />
Cézanne als Vorbild nehmen. Dieser<br />
fühlte sich in der Hauptfigur Claude<br />
Lantier aber so negativ beschrieben,<br />
dass es zu einem Bruch und dem Ende<br />
seiner Freundschaft mit Zola kam.<br />
Cézanne hielt sich im Laufe der<br />
Zeit wieder öfter in der Provence auf.<br />
Als er nach dem Tod seines Vaters eine<br />
erhebliche Summe erbte, die es ihm<br />
erlaubte, sich seiner Malerei in materieller<br />
Sicherheit zu widmen, ließ er<br />
sich sogar wieder in Aix-en-Provence<br />
nieder. Ab diesem Moment begann<br />
auch sein Ruhm langsam zu wachsen.<br />
Schließlich machte die erste Einzelausstellung<br />
seiner Werke im Jahre <strong>18</strong>95<br />
in Paris Furore. Die Kritiker waren<br />
sich einig, dass er einer der wichtigsten<br />
Vertreter der sich gerade entwickelnden<br />
modernen Kunst sei. Eine schöne,<br />
wenn auch späte Genugtuung.<br />
Für Cézanne war die Malerei « eine<br />
stets von Neuem zu beginnende Arbeit<br />
». Er arbeitete sehr langsam und er<br />
begann die Arbeit zu einem Gemälde<br />
häufig neu. Manchmal zum Leidwesen<br />
seiner Modelle, die nach stundenlangen<br />
Posen die Haltungen einfach<br />
nicht mehr einnehmen konnten, auch<br />
deshalb, weil der Meister eine absolute<br />
Bewegungslosigkeit einforderte. Einmal<br />
sagte er nach sage und schreibe<br />
115 Porträtsitzungen: « Ich bin gar<br />
nicht mal unzufrieden mit dem Blusenkragen<br />
», hatte allerdings auch<br />
nichts anderes gemalt als eben diesen.<br />
Die Porträtierte brach daraufhin die<br />
Zu sam men arbeit ab. Das lässt verstehen,<br />
wieso Cézanne sich lieber auf<br />
Still leben und Landschaften konzentrier<br />
te – und die Selbstbildnisse. Da<br />
musste er wenigstens das Modell nicht<br />
zum stundenlangen Stillsitzen überreden.<br />
Bei einem Besuch in Aix-en-<br />
Provence sollte man nicht auf einen<br />
Abstecher zum Atelier des Lauves<br />
(Markierung 5, Avenue Paul Cézanne<br />
<strong>Nr</strong>. 9) verzichten. Dort hat Cézanne<br />
die meisten seiner großen Werke<br />
geschaffen. Da das Atelier ein wenig<br />
außerhalb liegt, sollte man dorthin<br />
am besten mit dem Auto fahren – zu<br />
Fuß ist es doch recht mühsam. Im<br />
<strong>November</strong> 1901 kaufte Cézanne das<br />
Anwesen, das auf einem kleinen Hügel<br />
liegt, ließ es aufwendig umbauen<br />
und brachte all die Dinge dahin,<br />
die ihm teuer waren und die er fortan<br />
für seine Stillleben arrangierte.<br />
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Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />
« Die Badenden » (<strong>18</strong>96), ausgestellt im Musée Granet.<br />
Gewissenhaft, ja fast zwanghaft, verließ<br />
Cézanne von nun an jeden Tag<br />
sein Haus in der Rue Boulegan <strong>Nr</strong>. 23<br />
(Markierung 6), um zurückgezogen<br />
in seinem riesigen Atelier zu arbeiten.<br />
Hier, fast wie auf dem Lande, war der<br />
Meister in seiner Welt, weitab vom<br />
Lärm der Stadt. Bei jedem Wetter und<br />
zu jeder Jahreszeit fuhr er um sechs<br />
Uhr morgens hinaus, kehrte um halb<br />
elf zum Mittag zurück und verbrachte<br />
den Nachmittag bis fünf Uhr wieder<br />
im Atelier.<br />
Dutzende der Gemälde, die Cézanne<br />
in diesem Atelier schuf, werden heute<br />
in den bedeutendsten Museen der Welt<br />
aufbewahrt, darunter der berühmte<br />
Zyklus « Die großen Badenden ». Bei<br />
einem Besuch heutzutage, besonders in<br />
der Nebensaison, ist man überrascht,<br />
wie ursprünglich die Umgebung immer<br />
noch ist. Man glaubt, die Atmosphäre<br />
zu spüren, die damals auf Cézanne so<br />
stark gewirkt haben muss. Zwar hat<br />
sich die ganze Stadt im 20. Jahrhundert<br />
vergrößert, aber dieses Fleckchen Erde<br />
hat nichts von seinem abgelegenen Reiz<br />
eingebüßt. Es ist ein Hafen der Stille,<br />
der den Geist Cézannes zu konservieren<br />
vermag.<br />
Erstaunlicherweise waren es nicht<br />
die Franzosen, die den Ort zu schützen<br />
wussten, sondern es bedurfte der Tatkräftigkeit<br />
einiger US-Amerikaner. Als<br />
Cézanne 1906 starb, blieb das Atelier<br />
zunächst für 15 Jahre geschlossen, bis<br />
es dann bis 1951 von einer Privatperson<br />
genutzt wurde. Danach engagierten<br />
sich die beiden Amerikaner James Lord<br />
und John Rewald für den Erhalt des<br />
Ateliers und gründeten das Cézanne-<br />
Gedächtnis-Komitee. Sie versammelten<br />
115 Spender hinter sich, auch sie<br />
allesamt Amerikaner, um die Rettung<br />
des Ateliers zu finanzieren. Man kaufte<br />
Grundstück und Gebäude und übergab<br />
das Anwesen der Universität Aix-en-<br />
Provence/Marseille. 1954 wurde das<br />
Von links nach rechts: Das Atelier des Lauves von außen, im Inneren des Musée Granet, Außenansicht des Musée Granet.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
D 992<br />
A 1<br />
<br />
N 77<br />
E54<br />
<br />
<br />
<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
Museum eingeweiht und 1969 schließlich<br />
der Stadt übertragen, in deren Besitz<br />
<br />
<br />
es noch heute ist.<br />
<br />
Abgesehen vom Atelier des Lauves ist<br />
das Museum Granet der beste Ort, um<br />
<br />
sich näher mit Cézanne zu beschäftigen<br />
<br />
(Markierung 4). Während sich die Stadt<br />
D 965<br />
<br />
<br />
Aix-en-Provence zu Lebzeiten Cézannes<br />
stets geweigert hatte, Bilder des<br />
Meisters zu erwerben, hat die Städtische<br />
Kunstsammlung seit 1936 diesen Fehler<br />
wieder gutzumachen versucht. Heute<br />
präsentiert das Museum viele seiner<br />
Werke, unter anderem neun Ölgemälde,<br />
die aus einer Dauerleihgabe des Louvre<br />
stammen. Die meisten Aquarelle und<br />
Zeichnungen sind aber aus Gründen der<br />
Konservierung nur für drei Monate im<br />
Jahr zu besichtigen. Außerdem präsentiert<br />
das Museum, das kürzlich komplett<br />
renoviert wurde, die bemerkenswerte<br />
Sammlung « Von Cézanne bis Giacometti<br />
», in der die Werke von Künstlern<br />
versammelt sind, die wir für gewöhnlich<br />
in den größten und bedeutendsten Museen<br />
Europas und der Welt zu finden<br />
gewohnt sind.<br />
<br />
Denjenigen, die Aix-en-Provence<br />
mit dem Auto bereisen, sei außerdem<br />
empfohlen, den Cézanne-Parcours mit<br />
einer Fahrt zum Saint-Pierre-Friedhof<br />
(Markierung 7) abzuschließen, wo der<br />
Maler am 24. Oktober 1906 beerdigt<br />
wurde. Das Grab ist leicht zu finden,<br />
man muss nur den kleinen Hinweisschildern<br />
folgen. Am 15. Oktober 1906 malte<br />
Cézanne einmal mehr an einem Bild der<br />
Sainte-Victoire-Berge, als ein Gewitter<br />
ausbrach. Cézanne ließ sich davon nicht<br />
stören und arbeitete stundenlang im Regen<br />
an seiner Staffelei. Eine beginnende<br />
Erkältung ignorierend, verzichtete er<br />
auch in den folgenden Tagen keineswegs<br />
auf sein gewohntes Arbeitspensum und<br />
schonte sich nicht. Sein Zustand verschlechterte<br />
sich und in der Nacht von<br />
22. auf den 23. Oktober verstarb er an<br />
einer Lungenentzündung. Er starb, wie<br />
er lebte: während der Arbeit und voller<br />
Eigensinn.<br />
N 6<br />
A 6<br />
<br />
A 38<br />
A 31<br />
<br />
<br />
A7/E15<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A42<br />
A 39<br />
<br />
<br />
A43/E711<br />
A49/E713<br />
A 36<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Grab des Künstlers auf dem<br />
Friedhof Saint-Pierre.<br />
<br />
A1<br />
A41/E712<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A40<br />
A 5<br />
A1<br />
<br />
<br />
<br />
A 36<br />
<br />
A 9<br />
<br />
<br />
Anreise<br />
Aix-en-Provence im Internet<br />
<br />
E9-72<br />
<br />
Auto: Aus Deutschland und der Schweiz www.aixenprovencetourism.com<br />
<br />
erreicht man Aix-en-Provence über die<br />
Rhône-Tal-Autobahn A6 (Dijon-Marseille).<br />
Musée Granet<br />
Aus Österreich ist eine Anreise über<br />
<br />
Norditalien und entlang der Côte d’Azur Place Saint Jean de Malte<br />
vorteilhafter. Berlin-Aix ca. 1.530 km, Köln- 13100 Aix-en-Provence<br />
Aix ca. 1.030 km, Wien-Aix ca. 1.340 km,<br />
<br />
Telefon: +33 (0)4 42 52 88 32<br />
Zürich-Aix ca. 730 km.<br />
www.museegranet-aixenprovence.fr<br />
<br />
Flugzeug: Der nächste Flughafen ist in Öffnungszeiten:<br />
Marseille. Dorthin bietet Lufthansa Nonstop- Di – So 12.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr (Okt. – Mai)<br />
Verbindungen ab Düsseldorf, Frankfurt Eintrittspreise:<br />
<br />
A20 / E9<br />
<br />
a.M., München und Stuttgart an. Air France<br />
<br />
fliegt aus dem deutschsprachigen Raum<br />
A64 / E80<br />
via Paris nach Marseille.<br />
A61 / E80<br />
A68<br />
<br />
Zug: Aix-en-Provence ist gut ans fran zö sische<br />
TGV-Netz angeschlossen. Die Fahr zeit<br />
von Paris<br />
<br />
beträgt gerade einmal drei Stunden.<br />
Informationen vor Ort<br />
Office du Tourisme<br />
2, place du Général de Gaulle<br />
13100 Aix-en-Provence<br />
Telefon: +33 (0)4 42 16 11 61<br />
A 75 / E 11<br />
L’Atelier des Lauves,<br />
<br />
Atelier de Cézanne <br />
9, avenue Paul Cézanne<br />
E 15 – E 80<br />
D 907<br />
2,00 – 5,00 €, je nach Ausstellung<br />
13100 Aix-en-Provence<br />
Telefon: +33 (0)4 42 21 06 53<br />
www.cezanne-en-provence.com<br />
A 9<br />
N 106<br />
<br />
Öffnungszeiten:<br />
10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Führung auf Englisch um 16.00 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
5,50 €, ermäßigt 2,00 €<br />
A 9<br />
<br />
A7/E15<br />
<br />
A7<br />
A55<br />
<br />
<br />
A51<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A52<br />
A51<br />
A50<br />
A8/E80<br />
<br />
A8-E80<br />
A57<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />
Im sagenhaften Grün<br />
« Aktivurlaub in den Ardennen » – mit diesem Werbeslogan<br />
macht das kleine Departement im Norden Frankreichs seit<br />
längerem auf sich aufmerksam. Die Mittelgebirgslandschaft<br />
mit ihren sanften Hügeln und grünen Bergketten liegt eigentlich<br />
ein bisschen abseits der üblichen Touris tenströme. Wir<br />
fuhren hin und erkundeten, was die Gegend zu bieten hat.<br />
Oben links: Am Radwanderweg « Voie verte ».<br />
Unten links: Blick auf Fumay.<br />
Rechts: Die Maas-Schleife zwischen Fumay und Haybes-sur-Meuse.<br />
Wer die Ardennen bereist,<br />
bekommt beim Anblick des<br />
sanften Maas-Tals und der<br />
bewaldeten Bergketten schnell Lust,<br />
Natur und Landschaft intensiver zu<br />
erleben. Das trifft sich gut, denn die<br />
Ardennen bieten eine Vielzahl von<br />
Möglichkeiten, seinen Urlaub mit aktiver<br />
Betätigung zu verbringen. Man<br />
steckt viel Geld und Mühe in die Pflege<br />
der diversen und gut ausgebauten<br />
Rad- und Wanderwege und die vielen<br />
Freizeit- und Erholungsparks, die in<br />
den letzten Jahren entstanden oder<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
der Ardennen<br />
weiterentwickelt worden sind. So ist<br />
gerade erst der neue Radweg « Voie<br />
verte » (dt. Grüner Weg) eingeweiht<br />
worden, der den alten Treidelpfaden<br />
am Maas-Ufer folgt. Auf einer Strecke<br />
von 83 Kilometern lassen sich gemütliche<br />
Radtouren durch das Maas-Tal<br />
unternehmen.<br />
Aber auch die jungen Besucher<br />
scheinen nicht vergessen zu werden:<br />
Mountainbike-Pfade schlängeln sich<br />
über die Berghänge und allerorts sausen<br />
auf ausgewiesenen Strecken helmbewehrte<br />
Geländebiker durch das Dickicht.<br />
Dazu gibt es unzählige Bootsverleihe,<br />
die mit Paddeltouren auf der<br />
Maas werben. Besonders überzeugte<br />
uns, dass die vielen kommunalen wie<br />
privaten Initiativen in Netzwerken<br />
organisiert sind und ihre Angebote<br />
miteinander abstimmen. Immer stehen<br />
alle Generationen im Blick der Tourismusbeauftragten,<br />
und das erklärte Ziel<br />
ist die Erholung für die ganze Familie:<br />
Während die Großeltern den flachen<br />
Mass-Radweg erkunden, hangeln<br />
sich die jungen Leute in einem der<br />
Freizeitparks von Baum zu Baum und<br />
erklimmen die Kleinsten im Kinderbereich<br />
die ersten Klettergerüste. Immer<br />
ist eine Mietstation für Fahrräder<br />
in der Nähe eines Freizeitparks oder<br />
es streift ein Mountainbike-Pfad eine<br />
Bootsstation.<br />
Besonders neugierig macht uns der<br />
neue Freizeitpark Terraltitude bei Fumay,<br />
der als die größte Attraktion der<br />
Ardennen gilt. Er ist erst vor kurzem<br />
erneuert worden und liegt mitten im<br />
idyllischen Maas-Tal. Der Fluss zieht<br />
sich dort in weiten Schleifen gemächlich<br />
durch die Berge und an seinem<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 67
Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />
Das Klettern kann einen ordentlich ins Schwitzen bringen. Einige Stationen verlangen<br />
eine große Geschicklichkeit. Unten Mitte der Turm zum Bungee-Springen.<br />
Ufer schlängelt sich der neue Radwanderweg<br />
entlang. In Fumay ist der Weg<br />
zum Park gut ausgeschildert und führt<br />
auf einen großzügigen Parkplatz am<br />
Flussufer. Von dort überqueren wir die<br />
neue Fußgängerbrücke über den Fluss<br />
und steigen den Berghang hinauf. Was<br />
im Park als erstes ins Auge fällt, sind<br />
die Overalls, die von den Leuten getragen<br />
werden. Denn Terraltitude ist<br />
ein Park zum Klettern, Springen und<br />
Bewegen – und das in der freien Natur.<br />
Eine angenehme Ruhe liegt über<br />
dem Gelände. Blätterrauschen und das<br />
ferne Tuckern der Boote auf der Maas<br />
sind das einzige, was zu hören ist.<br />
Bis plötzlich ein merkwürdiges Geräusch<br />
unsere Aufmerksamkeit erregt.<br />
Ein fernes Summen liegt in der Luft,<br />
das allmählich zu einem Surren wird<br />
und schließlich in ein lautes Brummen<br />
übergeht. Und dann plötzlich ein<br />
gellender Schrei. Ein helmbewehrtes<br />
Wesen fliegt mit Pfeilgeschwindigkeit<br />
über unsere Köpfe hinweg und landet<br />
mit Rattern und Ruckeln in einer Art<br />
Auffangstation. Aha! Wir realisieren,<br />
dass wir uns direkt unter dem Fanstasticable<br />
befinden, der neuen Attraktion<br />
der Ardennen, von der überall gesprochen<br />
wird. Es handelt sich um ein 1,2<br />
Kilometer langes Stahlseil, das die<br />
Maas von einem Berghang zum nächsten<br />
überspannt, und an dem sich mutige<br />
Menschen in die Tiefe stürzen. Wir<br />
blicken etwas scheu auf die Person,<br />
die sich aus der Auffangstation helfen<br />
und vom Helm befreien lässt. Es ist<br />
ein junger Mann, der mit leuchtenden<br />
Augen und gar nicht grünem Gesicht<br />
noch einmal einen Schrei ausstößt.<br />
Es muss wohl so etwas heißen wie<br />
« Wahnsinn! »<br />
Etwas eingeschüchtert, aber auch<br />
neugierig geworden, betreten wir das<br />
Empfangshäuschen, wo wir in einem<br />
Umkleideraum unsere zivilen Sachen<br />
in Spinde schließen können. Wir<br />
ziehen Overalls über und betreten in<br />
Begleitung eines Trainers den Eingangsbereich<br />
des Geländes. Aber weit<br />
gefehlt, dass wir uns nun ins Vergnügen<br />
stürzen können. Zunächst zeigt<br />
man uns an einem Videobildschirm<br />
einen Film, der den Park erklärt und<br />
vor allem ausführliche Sicherheitshin-<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Musée de la Forêt<br />
Auf dem Weg durch die Ardennen, nach oder vor einer Wander- oder Radtour, sollte<br />
man im Musée de la Forêt (dt. Waldmuseum) von Renwez eine kleine Pause einlegen.<br />
Mitten im Forêt de Renwez an der Route de la Boutillette (D988) zwischen Renwez und Les<br />
Mazures gelegen (ausgeschildert), zeigt das Museum, wie die Bewohner der Ardennen in<br />
den vergangenen Jahrhunderten mit und von dem Wald lebten und welchen Stellenwert<br />
er heute noch hat. In dem winzigen Museumsshop sind ein paar typische Produkte à la<br />
ardennaise zu erwerben – zum Beispiel ein spezielles Bier, das nach uraltem Rezept der<br />
Gegend gebraut wird. www.renwez.com/musee<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
weise gibt. Denn Sicherheit wird bei<br />
der Parkverwaltung großgeschrieben.<br />
Wir werden auf die verschiedenen<br />
Farbmarkierungen hingewiesen, die<br />
an den Kletterstationen den Schwierigkeitsgrad<br />
angeben, und erfahren,<br />
dass wir an jeder Station von einem<br />
Trainer begleitet werden. Wir sind<br />
verblüfft. Was für ein Aufwand für<br />
ein bisschen Kletterei! Die Trainer, die<br />
sich untereinander mit Handfunkgeräten<br />
verständigen, verstehen sich dabei<br />
nicht als Aufpasser, sondern wollen<br />
Hilfestellungen geben und gegebenenfalls<br />
Unvorsichtige vor Dummheiten<br />
bewahren. Uns freut das, aber<br />
irgendwie sind wir auch beunruhigt.<br />
Auf was, um Himmels Willen, haben<br />
wir uns hier eingelassen?<br />
Der Parcours führt über eine<br />
Vielzahl von Stationen mit verschiedenen<br />
Schwierigkeitsstufen. Schon<br />
am Anfang kommen wir außer Puste<br />
und müssen neidvoll anerkennen, dass<br />
manche der kleinen Parkbesucher – es<br />
sind viele Familien mit Kindern unter<br />
den Besuchern – eine wesentlich bessere<br />
Kondition haben als wir. Bei der<br />
nächsten Station ist aber schon nicht<br />
mehr die Ausdauer gefragt, sondern<br />
unser Mut: Von einem 20 Meter hohen<br />
Turm kann man einen Sprung am<br />
Bungee-Seil machen. Die Gelegenheit,<br />
das einmal auszuprobieren, ohne<br />
dabei die schwindelerregenden Höhen<br />
zu überwinden, von denen man sonst<br />
in diesem Zusammenhang immer<br />
hört, wollen wir unbedingt nutzen. 20<br />
Meter sind für den Anfang schon mal<br />
nicht schlecht, finden wir. Sie fühlen<br />
sich von oben allerdings immer noch<br />
ziemlich hoch an. Aber Mut gefasst<br />
und … Sprung! Das Grün der Bäume<br />
blitzt für einen Moment vorbei, der<br />
Magen drückt sich zusammen, und<br />
schon baumelt man knapp über dem<br />
Boden und wird von einem Trainer aus<br />
den Gurten befreit. Das ist ein erster<br />
ordentlicher Adrenalinstoß!<br />
Unter dem dichten Blätterdach<br />
der Ahorn- und Kastanienbäume,<br />
durch das die Mittagssonne kräftige
Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />
Für den Sprung mit dem Fantasticable braucht man starke Nerven.<br />
Strahlen schickt, absolvieren wir die<br />
weiteren Kletter- und Geschicklichkeitsstationen.<br />
Von Baum zu Baum<br />
sind Seile, Tritte und Stiegen zu überwinden,<br />
bis wir schließlich im Bereich<br />
der höchsten Schwierigkeitsstufe<br />
angelangt sind. Hier ist der Ausdruck<br />
« Klettern » ein wahrer Euphemismus.<br />
Es ist ein Hangeln, Rutschen, Springen.<br />
Oder – je nach Geschicklichkeit<br />
und Kondition – ein schlaffes und hilfloses<br />
Taumeln. Wir sind vollkommen<br />
außer Atem, aber der Ehrgeiz hat uns<br />
gepackt. Dieser Parcours muss doch zu<br />
bezwingen sein!<br />
Gott sei Dank steht unten der<br />
Trainer bereit, der geduldig unsere<br />
hektischen Versuche dirigiert, die<br />
letzte Station zu absolvieren. Haben<br />
Sie schon einmal versucht, an einer<br />
Reihe senkrecht hängender Seile, an<br />
deren Enden Eisenringe baumeln, eine<br />
Strecke von 10 Metern zu überqueren?<br />
Trotz allen Bemühens, die Körperteile<br />
in sinnvolle Koordination zu bringen,<br />
schaukeln wir ungelenk in den Stricken<br />
und kommen keinen Meter vorwärts.<br />
Dabei hatten wir doch bei den<br />
anderen gesehen, wie es funktioniert!<br />
Der Trainer gibt einfühlsam seine<br />
Anweisungen. « Nehmen Sie das rechte<br />
Bein nach hinten », sagt er immer.<br />
Aber wo ist das rechte Bein? Wir sind<br />
so damit beschäftigt, uns überhaupt in<br />
den Seilen zu halten, dass wir kaum<br />
noch wissen, wo hinten und vorne ist.<br />
Aber dann endlich, die Beine gehorchen<br />
doch, und den Tipps des Trainers<br />
folgend, kommen wir Meter für Meter<br />
vorwärts und erreichen mit letzter Anstrengung<br />
das gegenüberliegende Podest.<br />
Eine gute Figur haben wir sicher<br />
nicht gemacht, aber wir sind durch!<br />
Nachdem wir uns reichlich ermattet<br />
in der Sonne ausgeruht und in dem<br />
kleinen Bistro gestärkt haben, wartet<br />
nun der Höhepunkt des Besuchs auf<br />
uns: das Fantasticable. Mit einem Jeep<br />
fährt uns ein Trainer in halsbrecherischem<br />
Tempo die holprigen Waldwege<br />
hinauf. « Gut festhalten! », sagt<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
A29<br />
A13<br />
<br />
<br />
Auto: Aus Norddeutschland erreicht man Comité Départemental du Tourisme des<br />
das Maas-Tal in den französischen Ar dennen<br />
Ardennes<br />
über Belgien (Aachen-Liège-Charle-<br />
22, place Ducale<br />
ville-Mézières). Aus Süddeutschland, Österreich<br />
08000 Charlesville-Mézières<br />
und der Schweiz erfolgt die An reise Telefon: +33 (0)3 24 56 06 08<br />
am besten über die Autobahn A4 (Straßburg/Saarbrücken-Paris)<br />
bis Metz. Von<br />
dort über die A30 und A31 nach Longwy<br />
Terraltitude<br />
und anschließend per Landstraße entlang Lieu dit la Folie<br />
der französisch-belgischen Grenze nach 08170 Fumay<br />
Charle ville-Mézieres. Von dort ist es nicht Telefon: +33 (0)3 24 57 57 59<br />
<br />
mehr weit bis zum Maas-Tal. Je nach genau<br />
www.terraltitude.com<br />
em Zielort bieten sich verschiedene<br />
Strecken varianten an. <br />
Der Freizeitpark<br />
Terral ti tude liegt am Ortsrand von Fumay.<br />
Ber lin-Fumay ca. 840 km, Köln-Fumay ca.<br />
<br />
270 km, Wien-Fumay ca. 1.100 km, Zürich-<br />
Fu may ca. 580 km.<br />
Flugzeug:<br />
<br />
Die französischen Ardennen verfügen<br />
<br />
<br />
über keinen eigenen Flughafen. Die<br />
<br />
nächsten aus<br />
<br />
dem deutschsprachigen<br />
Raum angeflogenen Flughäfen sind in<br />
Paris, Brüssel <br />
und Luxemburg.<br />
Zug: Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
aus dem deutschsprachigen Raum in<br />
<br />
<br />
<br />
die französischen Ardennen. Verbindungen<br />
über Luxemburg bzw. Belgien sind zeit-<br />
<br />
<br />
<br />
raubend und bedürfen des mehrmaligen<br />
<br />
Umsteigens. Charlesville-Mézières ist aber<br />
ans französische TGV-Netz angeschlossen.<br />
<br />
<br />
Von dort verkehren Regionalzüge nach<br />
<br />
Fumay.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
er noch, aber das ist überflüssig. Bei<br />
der Höllenfahrt greifen automatisch<br />
Hände und Füße nach allem, das irgendwie<br />
Halt bietet. Doch allein für<br />
den Ausblick, den wir zehn Minuten<br />
später erleben, lohnt sich die Fahrt.<br />
Im weiten Rund lässt sich die Maas-<br />
Schleife überblicken, die Sonne strahlt<br />
vor einem lieblich-blauen Himmel und<br />
die Wälder unter uns sehen aus wie<br />
ein dichter grüner Teppich, der nur an<br />
einer Stelle unterbrochen ist.<br />
Dort nämlich ist Terraltitude auszumachen<br />
und dorthin führt auch das<br />
Kabel, das wir jetzt erst bemerken.<br />
Über unseren Köpfen spannt sich in<br />
majestätischem Bogen ein Stahlseil<br />
über die Maas hinunter zum anderen<br />
Ufer, direkt in den Freizeitpark<br />
hinein. Eine kleine Plattform dient<br />
als Sprungschanze, an der sich unser<br />
Trainer auch schon zu schaffen<br />
macht. Wir blicken uns ungläubig<br />
an. Da hinunter? Wollen wir uns das<br />
wirklich antun? Der Trainer bemerkt<br />
unsere unsicheren Blicke und erzählt<br />
schmunzelnd, dass bisher jeder, der<br />
einmal gesprungen ist, voller Begeisterung<br />
wiederkam. Jeder Einwohner<br />
Fumays und aus der Umgebung war<br />
schon hier, der älteste war 75.<br />
« Sie werden sehen, das ist wie<br />
Fliegen! » Wir geben uns einen Ruck<br />
– jetzt nur keinen Rückzieher machen!<br />
–, lassen uns das « Fluggeschirr » umschnallen<br />
und setzen die Helme auf.<br />
An dem Stahlseil wird ein Schlitten<br />
befestigt, in den die Gurte eingehakt<br />
werden. An denen hängend werde<br />
ich als erster in die Waagerechte gebracht.<br />
Hilflos baumle ich an dem<br />
Geschirr und angesichts der 1,2 Kilometer<br />
vor mir bricht mir der Schweiß<br />
aus. « Am besten, Sie nehmen die<br />
Arme nach vorne, als würden Sie einen<br />
Kopfsprung machen! », empfiehlt<br />
mir der Trainer. Er gibt ein Zeichen,<br />
informiert die Bodenstation über sein<br />
<br />
Handfunkgerät und gibt mir einen …<br />
Stoooß!<br />
Mit rasender Geschwindigkeit<br />
rauscht der Schlitten das Seil entlang.<br />
<br />
Ich habe das Gefühl, als drehe<br />
sich mein Magen mehrmals um sich<br />
selbst, die Luft rauscht dröhnend in<br />
den Ohren und mein Herz macht einen<br />
Sprung. Und dann kommt er, der<br />
Schrei, den ich heute Morgen schon so<br />
oft gehört habe. Wie von selbst entlädt<br />
er sich und ein gellendes « Jaaa…! »<br />
erfüllt die Luft. Schon sehe ich die<br />
Landeschanze vor mir, nehme noch<br />
gerade die Leute wahr, die zu mir<br />
hochgucken, da fliege ich bereits in<br />
die Auffanganlage, wo der Schlitten<br />
mit einem lauten Rattern gebremst<br />
wird und ein Trainer mich auffängt.<br />
Er bringt mich zum Stehen und etwas<br />
benommen sehe ich mich um.<br />
Mit Beinen wie aus Watte gehe ich<br />
zu einer Bank, und während ich die<br />
Anreise<br />
A 26 / E 15<br />
A 25<br />
Ardennen im Internet<br />
<br />
www.ardennes.com<br />
A 1 / E 15<br />
<br />
<br />
A 1 / E 17<br />
A 27<br />
A 23<br />
anderen das Seil herunterrasen sehe,<br />
denke ich glücklich: « Unglaublich, ich<br />
bin geflogen! »<br />
Nach diesen aufregenden Stunden<br />
verlassen wir den Park, mieten uns in<br />
Fumay Räder und machen noch einen<br />
Ausflug nach Haybes-sur-Meuse, dem<br />
nächsten Ort. Auf der kleinen grasbewachsenen<br />
Uferpromenade, an der ein<br />
paar Hausboote festgemacht haben,<br />
lassen wir den Tag ausklingen. Von<br />
der Sonne beschienen und an einem<br />
Milchkaffee nippend finden wir, dass<br />
ein Urlaub in den Ardennen doch ein<br />
echter Geheimtipp ist.<br />
Informationen vor Ort<br />
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A34<br />
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A4 / E50<br />
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 71<br />
A26 / E17<br />
A4
Unterwegs in Frankreich Lyon<br />
Lyon – Fête des Lumières <strong>2008</strong><br />
Wie jedes Jahr seit 1999 strömen Tausende Franzosen<br />
und ausländische Touristen im <strong>Dezember</strong><br />
nach Lyon. Die Stadt feiert vier Tage lang eine<br />
der größten und schönsten Veranstaltungen des Landes, das<br />
für alle offen stehende und eintrittsfreie Lichterfest. Die Organisatoren<br />
können sich dabei auf eine lange Tradition berufen.<br />
Denn schon seit <strong>18</strong>52 stellen die Lyonnais am 8. <strong>Dezember</strong><br />
Kerzen in ihre Fenster. Was einmal als Volksbrauch<br />
anfing, ist heute eine wertvolle Touristenattraktion der Stadt<br />
geworden – ein Fest für die ganze Familie. Mehr als 70<br />
Lichtinstallationen schaffen eine außergewöhnlich<br />
gemütliche Atmosphäre während der<br />
dunklen Jahreszeit.<br />
Für die diesjährige<br />
Ausgabe wird eine<br />
Neuheit eingeführt:<br />
drei<br />
Rundgänge,<br />
die die Orientierung erleichtern sollen: « Rund um die<br />
Saône » mit spektakulären Projektionen im XXL-Format,<br />
der Beleuchtung des Colline de Fourvière und der Kathedrale<br />
Saint-Jean, « Auf der Halbinsel » mit dem Palais de la<br />
Bourse, der Kirche Saint-Nizier, dem Theater Célestins und<br />
der großen Place Bellecour sowie « Entlang der Rhône » mit<br />
Schauspielern auf der Straße für ein poetisches Erlebnis.<br />
Dank dieser Routen wird man nichts Wichtiges verpassen.<br />
Eine weitere Neuheit in diesem Jahr ist die räumliche Ausdehnung<br />
der Veranstaltung bis zum Parc de la Tête d’Or.<br />
Der große Erfolg machte es möglich. Die wachsenden<br />
Besucherzahlen haben aber auch<br />
ihre Schattenseite: Die Hotels<br />
sind meist schnell ausgebucht.<br />
Ein zeitiges<br />
Reservieren ist<br />
mehr als ratsam.<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 73
Unterwegs in Frankreich Lyon<br />
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74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
A 1 / E 15<br />
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A29<br />
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A13<br />
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A 4<br />
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A26 / E17<br />
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A4 / E50<br />
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A 31<br />
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D 955<br />
N 74<br />
N 4<br />
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A 11 / E 50<br />
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A 10 / E 60<br />
A 10 / E 5<br />
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A 85 / E 604<br />
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A 71 / E 9<br />
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Anreise<br />
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Auto: Aus den meisten Regionen Deutschlands<br />
erreicht man Lyon über Mulhouse,<br />
Dôle, Bourg-en-Bresse (Auto bahnen A36,<br />
A39 und A42) bzw. Metz, Nancy, Dijon<br />
(Auto bahnen A31 und A6). Nur aus dem<br />
äußers ten Südosten ist eine Anreise<br />
über die Schweiz vorteilhafter. Aus der<br />
deutsch sprachigen Schweiz erfolgt die<br />
Anreise via Genf und die A40 und A42.<br />
Aus den westlichen österreichischen<br />
Bundesländern bietet sich ebenfalls die<br />
Anreise über die Schweiz an, aus den<br />
östlichen eher über Süddeutschland.<br />
Berlin-Lyon ca. 1.240 km, Köln-Lyon ca. 730<br />
km, Wien-Lyon ca. 1.300 km, Zürich-Lyon<br />
ca. 440 km.<br />
Flugzeug: Air France fliegt nonstop ab<br />
Düs sel dorf, Frankfurt a.M., Hamburg, München,<br />
Stuttgart, Wien, Basel/Mulhouse und<br />
Zürich nach Lyon. Lufthansa bietet Direktver<br />
bin dungen ab Düsseldorf, Frankfurt<br />
a.M. und München und Austrian ab Wien<br />
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N 6<br />
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N 77<br />
D 965<br />
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an die Rhône an. Aus anderen Städten im<br />
deutsch sprachigen Raum gibt es mit Air<br />
France Umsteigeverbindungen via Paris<br />
und Lufthansa via Frankfurt a.M. bzw.<br />
Mün chen.<br />
Zug: Aus dem deutschsprachigen Raum<br />
gibt es keine direkten Zugverbindungen<br />
nach Lyon. Aus der Schweiz erreicht<br />
man die Stadt mit Umsteigen in Genf.<br />
Ansonsten ist eine Bahn anreise via<br />
Paris unter Umständen die schnellste<br />
Variante. Lyon ist gut ans fran zö sische<br />
TGV-Netz angeschlossen, die Strecke<br />
von Paris nach Lyon war sogar die erste<br />
Hochgeschwindigkeitslinie des Landes.<br />
Lichterfest im Internet<br />
www.lumieres.lyon.fr<br />
<strong>2008</strong> findet das Lichterfest vom<br />
5. bis 8. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> statt.<br />
A 6<br />
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A5 / E17 - E54<br />
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A 38<br />
A6<br />
A 31<br />
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A7/E15<br />
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A42<br />
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A 39<br />
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A43/E711<br />
A31/ E21<br />
A49/E713<br />
A 36<br />
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N57<br />
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A1<br />
A41/E712<br />
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A40<br />
A 5<br />
A<br />
A<br />
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 75<br />
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A 7 / E 15<br />
A51
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
l’ermitage<br />
Zimmer mit Ausblick<br />
Wer hat nicht schon einmal<br />
davon geträumt, mit Blick<br />
auf die Lichter der Großstadt<br />
ruhig einzuschlafen? In einer Lage,<br />
wo man es nicht vermuten würde, bietet<br />
das Designhotel l’ermitage nördlich von<br />
Lyon dieses romantische Erlebnis. Weit<br />
abseits des Großstadtrubels ist es eine<br />
Oase der Ruhe und bietet zugleich einen<br />
atemberaubenden Blick auf die Millionenstadt.<br />
Nirgendwo erinnert Lyon<br />
mehr an New York als bei einem Blick<br />
aus dem eigenen Hotelzimmer auf die<br />
nächtlich erleuchtete Metropole.<br />
Die Idee, abseits der Innenstadt ein<br />
solches Refugium für moderne Großstadtmenschen<br />
auf Reisen zu schaffen,<br />
ist schon als außergewöhnlich zu bezeichnen.<br />
Mindestens 20 Minuten mit<br />
dem Auto sind es von hier bis ins Herz<br />
der Rhône-Stadt. Der Mont Cindre in<br />
Saint-Cyr-au-Mont d’Or, wo sich das<br />
Hotel befindet, versprüht nicht gerade<br />
urbanes Lebensgefühl. Doch die Eigentümer<br />
wagten diesen Spagat zwischen<br />
Urbanität und Ländlichkeit und<br />
eröffneten eines der ungewöhnlichsten<br />
Hotels von Lyon.<br />
Der größte Trumpf der Anlage ist<br />
dabei die einmalige Lage auf einem<br />
Höhenzug, wodurch die Gäste einen<br />
traumhaften Panoramablick genießen<br />
können. Am frühen Morgen scheint<br />
man hier oben über den Nebelfeldern<br />
im Tal zu schweben. Hat sich der<br />
Dunst erst einmal gelichtet, erblickt<br />
man bei guter Sicht die schneebedeckten<br />
Gipfel der Alpen, manchmal<br />
sogar des Montblancs. Doch vor allem<br />
nach Einbruch der Dunkelheit betört<br />
das Flimmern der Lichter der Großstadt<br />
die Sinne. Weit ab von jeglichem<br />
Lärm fühlt man sich mittendrin im<br />
Trubel. Hier oben nimmt man auch<br />
erst die tatsächliche Größe der Stadt<br />
wahr. Der Tour Crayon, der einzige<br />
echte Wolkenkratzer von Lyon, wirkt<br />
aus dieser Höhe dagegen bescheiden<br />
klein. Der Blick hat etwas von einem<br />
Landeanflug auf eine verheißungsvoll<br />
glitzernde Welt. Es fällt schwer, sich<br />
vor dem Einschlafen von diesem Blick<br />
zu verabschieden und in die Welt der<br />
Träume zu begeben.<br />
l’ermitage schafft es, einander<br />
schein bar widersprechende Bedürfnisse<br />
zu vereinen. Der Liebhaber großstädtischen<br />
Lebens entdeckt in diesem<br />
Hotel eine ganz neue Perspektive auf<br />
das urbane Leben. Und der sich nach<br />
Ruhe und Natur sehnende Gast fühlt<br />
sich durch die Distanz zum Trubel im<br />
Tal geschützt.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
15<br />
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A 1 / E 15<br />
A 1 / E 17<br />
A 23<br />
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A29<br />
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A13<br />
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A 4<br />
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A26 / E17<br />
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A4 / E50<br />
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A 31<br />
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D 955<br />
N 74<br />
N 4<br />
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A 11 / E 50<br />
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A 10 / E 60<br />
A 10 / E 5<br />
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A 85 / E 604<br />
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A 71 / E 9<br />
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Doch auch das Hotel selbst ist<br />
nicht ohne Charme. Sorgsam wurden<br />
Möbel stücke und Dekoration ausgesucht:<br />
Waschbecken von Philippe<br />
Starck, Nachttische aus Hohlblocksteinen<br />
und große Flachbildschirme<br />
an den Wänden. Zur Entspannung<br />
steht zudem ein ganzjährig benutzbarer<br />
Pool mit Sonnenterrasse zur Verfügung.<br />
Zum Hotel gehört außerdem ein<br />
Restaurant. Die beiden Köche Audrey<br />
und Victorien inszenieren die französische<br />
Küche neu und bereiten jeden Tag<br />
ein abwechslungsreiches Speiseangebot<br />
zu. Natürlich hat man auch vom<br />
Restaurant aus einen wunderschönen<br />
Blick ins Tal. Bleibt am Ende die Frage<br />
nach dem Preis: Doch auch in diesem<br />
Punkt überrascht das Hotel positiv.<br />
Die Zimmer sind selbst für schma lere<br />
Geldbeutel erschwinglich.<br />
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l‘ermitage<br />
N 77<br />
D 965<br />
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Mont Cindre<br />
69450 Saint-Cyr-au-Mont d’Or<br />
Telefon: +33 (0)4 72 19 69 69<br />
Internet<br />
www.ermitage-college-hotel.com<br />
Zimmerpreise<br />
N 6<br />
<br />
DZ ab 135 Euro, mit Panoramablick ab 155<br />
Euro<br />
Ausstattung<br />
28 Zimmer, Innen- und Außenpool, W-LAN,<br />
Parkplatz<br />
A 6<br />
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A5 / E17 - E54<br />
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A 38<br />
A6<br />
A 31<br />
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A7/E15<br />
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A42<br />
A 39<br />
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A43/E711<br />
A31/ E21<br />
A49/E713<br />
A 36<br />
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N57<br />
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A1<br />
A41/E712<br />
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A40<br />
A 5<br />
A<br />
A
Arte-Programm<br />
Donnerstag, 06.11.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />
Marius und Fanny<br />
Oper<br />
Marcel Pagnol ist einer der beliebtesten französischen Schriftsteller,<br />
Vladimir Cosma einer der gefragtesten Filmmusikkomponisten.<br />
Auf der Grundlage eines Stoffs von Pagnol schrieb Cosma<br />
eine Oper mit dem « Traumpaar » Roberto Alagna und Angela<br />
Gheorghiu in den Hauptrollen. Vor der malerischen Kulisse des<br />
Alten Hafens von Marseille geht es um Freundschaft, unerfüllte<br />
Leidenschaft und die Zerrissenheit des Menschen zwischen<br />
Abenteuerlust und Treue zu seinen Wurzeln.<br />
Donnerstag, 27.11.<strong>2008</strong>, 12.00 – 24.00 Uhr<br />
Claude Lévi-Strauss<br />
Programmschwerpunkt<br />
Am Vortag des 100. Geburtstages des französischen Ethnologen<br />
Claude Lévi-Strauss bringt ARTE einen ganzen Nachmittag<br />
und Abend lang einen Programmschwerpunkt zu diesem großen<br />
Intellektuellen mit Dokumentationen, Spielfilmen, Interviews und<br />
Debatten.<br />
Freitag, 28.11.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />
Schloss in Schweden<br />
Spielfilm, Frankreich <strong>2008</strong><br />
Auf einem entlegenen, im Winter ganz von der Welt abgeschnittenen<br />
Gut, ist die seltsame Familie Falsen in obskure<br />
Beziehungen verstrickt. Der herrische Hugo mit seiner verführerischen<br />
Frau Eleonore, die altersstrenge Hausherrin Tante<br />
Agathe und der dekadente, alle verachtende Bruder Eleonores,<br />
Sebastien. Fréderic, einen jungen Historiker, verschlägt es an<br />
diesen Ort, wo er bald Opfer verwirrender Verlockungen und<br />
undurchschaubarer Ränkespielchen wird.<br />
Dienstag, 30.12.08, 20.45 Uhr<br />
Sonnenkönig<br />
Themenabend<br />
Im Rahmen dieses Themenabends über Ludwig XIV. wird<br />
der Film « Der König tanzt » gezeigt, in dem Gérard Corbiau<br />
ein fulminantes Bild der Welt des Sonnenkönigs und seines Hofes<br />
entwirft. Anschließend läuft die Dokumentation « Versailles<br />
– in den Gärten der Macht », in deren Mittelpunkt der größte<br />
und angeblich schönste Garten der Welt steht. Denn obwohl Le<br />
Nôtre der geniale Architekt dieser Gärten war, trug die Anlage<br />
von Anfang an die unauslöschliche Handschrift des absolutistischen<br />
Herrschers Ludwigs XIV.<br />
Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
VILLA IM PINZGAU<br />
Österreich/Salzburg: 11-Zimmer-Villa mit ca. 400 m 2 Wohnfläche und<br />
ca. 1.330 m 2 Grundstück. 6 Schlafzimmer, Heimkino, Indoor-Pool mit<br />
Gegenstromanlage, Kamin, Sauna, Alarmanlage, Doppelgarage.<br />
Preis: 2,35 Millionen.<br />
Alle Infos, alle Bilder unter www.bellevue.de/traumhaeuser<br />
www.BELLEVUE.de<br />
DIE SCHÖNSTEN IMMOBILIEN DER WELT IM INTERNET
Art de Vivre Wellness<br />
Les<br />
Bains des<br />
Docks<br />
Le Havres weißer Badetempel<br />
Stopp den Klischees! Nicht nur in den<br />
sonnenverwöhnten Landesteilen Frankreichs<br />
lässt es sich wunderbar planschen, auch<br />
im klimatisch weniger begünstigten Le Havre<br />
rückt seit diesem Sommer das Badevergnügen<br />
in den Mittelpunkt. Die Hafenstadt hat als<br />
neuesten Clou das Thema « Wellness » entdeckt<br />
und versucht mit einem vom Stararchitekten<br />
Jean Nouvel entworfenen Badehaus<br />
ihrem grauen Image ein puristisches Weiß<br />
entgegenzusetzen.<br />
Von außen wirkt die neue Wohlfühloase der normannischen<br />
Hafenstadt wie ein großer Koloss, der ein<br />
wenig verloren auf einer großen Brachfläche steht,<br />
die einst als Hafen genutzt wurde. Zwar sind die Innenstadt<br />
und der Bahnhof nicht weit entfernt, aber die unmittelbare<br />
Umgebung wirkt recht verlassen und trostlos. Die ultramoderne<br />
Architektur « isoliert » den Bau zusätzlich vom Rest<br />
der Stadt. Doch dies wird sich bereits in naher Zukunft ändern.<br />
So eröffnet neben den Bains des Docks bald ein Zentrum<br />
des Meeres und der nachhaltigen Entwicklung, das<br />
ebenfalls von Jean Nouvel entworfen wurde. Gleich daneben<br />
entsteht auf der Fläche der Docks Vauban nach den Plänen<br />
von Reichen & Robert ein Einkaufszentrum und unweit<br />
davon ein neues Wohnviertel, das Quartier Saint-Nicolas de<br />
l’Eure. Wie viele Hafenstädte entdeckt auch Le Havre das<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Potential aufgegebener Hafenflächen. Das neue Erlebnisbad<br />
ist also nur ein Mosaikstein im Versuch der Stadt, urbane<br />
Räume zurückzugewinnen und sich ein neues Image zu verpassen.<br />
Das Thema « Wellness » ist in Frankreich seit einigen<br />
Jahren in Mode gekommen. Auch andere Städte versuchen,<br />
sich durch neue Wellnessbäder zu profilieren, mit unterschiedlichem<br />
Erfolg. In Le Havre wollte man auf jeden<br />
Fall etwas ganz Besonderes schaffen. Nicht kleckern, sondern<br />
klotzen war die Devise. So verpflichtete die Stadt für<br />
dieses Projekt den zurzeit größten Star der französischen<br />
Architekturszene: Jean Nouvel, diesjähriger Preisträger des<br />
bedeutenden Pritzker-Preises. Er entwarf beispielsweise die<br />
Galeries Lafayette in Berlin und das Musée du Quai Branly<br />
in Paris. Momentan arbeitet sein Büro unter anderem an<br />
einem neuen Konzertsaal in Kopenhagen, einem Hochhaus<br />
in Wien, der Zweigstelle des Louvre in Abu-Dhabi und der<br />
neuen Philharmonie in Paris. Es bedurfte schon einiger<br />
Kühnheit, einen derart beschäftigten Stararchitekten um<br />
den Entwurf eines « normalen » Badehauses in einer « unbedeutenden<br />
» Stadt wie Le Havre zu bitten. Doch der Mut<br />
wurde belohnt, Jean Nouvel sagte zu.<br />
22 Millionen Euro und rund 30 Millionen kleine weiße<br />
Mosaiksteine machen aus den Bains des Docks eine Stätte<br />
modernen Designs, die mit dem Niveau der Wellnessbereiche<br />
edler Hotelpaläste mithalten kann. Die Anlage ist<br />
in mehrere Bereiche unterteilt, die sich durch Öffnungen<br />
in der Fassade schon zum Teil von außen erahnen lassen.<br />
Alles ist äußerst linear und kubisch. Während der Bau von<br />
draußen aber je nach Tageszeit in verschiedenen Grautönen<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 81
Art de Vivre Wellness<br />
schimmert, ist die dominierende Farbe im Inneren pures<br />
Weiß. Nur ein rund 50 Quadratmeter großer Bereich neben<br />
einem Planschbecken fällt mit in bunten Farben gestalteten<br />
Wänden und Blöcken auf dem Fußboden und an der Decke<br />
aus dem Rahmen und bildet einen leuchtenden Kontrastpunkt.<br />
Die großen Fenster und Oberlichter lassen nicht nur<br />
Tageslicht ins Innere des Gebäudes, sondern ermöglichen<br />
auch interessante Ausblicke auf die Stadt. Gerade für die<br />
Einheimischen, die zahlreich hierher strömen, eröffnen sich<br />
ganz ungewohnte Perspektiven auf ihre Heimatstadt.<br />
Die Wasserbecken selbst sind thematisch gestaltet. Es<br />
gibt Bereiche, wo sich Kinder munter austoben können,<br />
aber auch Ecken, in denen die Entspannung und Ruhe im<br />
Vordergrund stehen. Die jeweilige Bestimmung wird durch<br />
die Form der Becken und die Lichtverhältnisse unterstrichen.<br />
Schwimmer kommen vor allem im großen Außenbecken<br />
auf ihre Kosten, das auch im Winter beheizt und somit<br />
nutzbar ist. Saunen runden das Angebot ab. Kein Zweifel,<br />
die Bains des Docks sind eine ungewöhnliche Badeanstalt,<br />
die mit ihrem ultramodernen Design Architekturfans aus<br />
der ganzen Welt anziehen wird. Nicht eine opulente Ausstattung,<br />
sondern die Schlichtheit der Anlage begründet<br />
die luxuriöse Aura. Ein Traum für Puristen.<br />
Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Denn nur<br />
ein paar Monate nach der Eröffnung ist das Weiß in einigen<br />
stark frequentierten Bereichen des Badehauses bereits<br />
verschmutzt. Feuchte Stellen an den Wänden hinterlassen<br />
gelbliche Spuren und Mosaiksteine fallen von den Wänden.<br />
Böse Zungen behaupten sogar, dass die Bains des Docks<br />
« das am schnellsten alternde Schwimmbad der Welt » seien.<br />
Einige Details scheinen sogar von Anfang an schlecht<br />
durchdacht zu sein. So schaffen die kurzen Vorhänge in den<br />
Duschen wenig Intimsphäre. Ebenso ist es unpraktisch, dass<br />
man bereits vor Betreten der Umkleideräume seine Schuhe<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
ausziehen muss. In der Kritik stehen zudem die Eintrittspreise.<br />
Für die Benutzung der gesamten Einrichtung fallen<br />
pro Person 15 Euro an, was sich für eine Familie schnell zu<br />
einer stattlichen Summe addiert. Ein Preisniveau, das man<br />
im strukturschwachen Le Havre weniger gewohnt ist.<br />
Die Besucher scheint es nicht abzuschrecken. Rund<br />
40.000 kommen momentan schon monatlich in das Erlebnisbad.<br />
Eine Zahl, die die Stadtverwaltung erfreut. Bei<br />
300.000 Badegästen pro Jahr arbeitet die Anlage kostendeckend.<br />
Zwar wettern einige, dass ein solcher Luxustempel<br />
nicht zur Seele der Arbeiter- und Hafenstadtseele von Le<br />
Havre passe. Doch die meisten Havrais, wie die Einwohner<br />
im Französischen heißen, sind stolz auf die neue Attraktion.<br />
Bisher kamen Touristen vor allem wegen der Nachkriegsmoderne<br />
an die Mündung der Seine. In Zukunft<br />
wird mancher Besucher sicherlich wegen kleiner weißer<br />
Mosaiksteine den Weg nach Le Havre finden.<br />
Les Bains des Docks<br />
Quai de la Réunion<br />
76600 Le Havre<br />
Telefon: +33 (0)2 32 79 29 55<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10.00 – 20.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Schwimmbad 5,00 €, Kinder von 8 bis 12 Jahre 4,00 €,<br />
bis 8 Jahre kostenlos<br />
Schwimmbad & Balnéothérapie 12,00 €<br />
Schwimmbad & Fitnesscenter 12,00 €<br />
Kombiticket für alle Nutzungen 15,00 €<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 83
Art de Vivre Kulturprogramm<br />
Exposition<br />
Claude Nougaro<br />
Toulouse, bis 31.12.<strong>2008</strong><br />
Echappées<br />
nordiques<br />
Lille, bis 11.01.2009<br />
Ports, Docks<br />
et Dockers<br />
Le Havre, bis 25.01.2009<br />
Ein Sonnenstrahl im Winter: Toulouse<br />
widmet seinem berühmtesten<br />
Sänger bis zum Ende des Jahres eine<br />
Ausstellung im Maison Midi-Pyrénées<br />
im Herzen der Altstadt. Claude<br />
Nougaro ist ein Sänger, hinter dem<br />
sich ein Tausendsassa verbirgt. Die<br />
Ausstellung gibt einen Überblick<br />
über die verschiedenen Talente des<br />
Künstlers, der auch als Maler (er<br />
bewunderte das Werk von Picasso)<br />
und als Dichter arbeitete. So besteht<br />
diese Sammlung aus Skizzen, Aufzeichnungen,<br />
Dokumentarfilmen<br />
sowie Gedichten – und für die Fans<br />
des Sängers Nougaro sind alle seine<br />
Schallplatten anzuhören. Außerdem<br />
sind auch Live-Mitschnitte seiner<br />
Konzerte zu sehen.<br />
Maison Midi-Pyrénées<br />
1, rue de Rémusat<br />
31000 Toulouse<br />
Telefon: +33 (0)5 34 44 <strong>18</strong> <strong>18</strong><br />
Internet<br />
www.tourisme-midi-pyrenees.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo – Sa 10.00 - <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Kostenlos<br />
Interessieren sich skandinavische<br />
Künstler für Frankreich, werfen sie<br />
dabei einen ganz eigenen Blick auf<br />
das Land. Die Ausstellung « Echapées<br />
nordiques » im Musée des<br />
Beaux-Arts in Lille stellt 105 Werke<br />
vor allem finnischer Maler vor,<br />
deren besondere Sinnlichkeit und<br />
Kraft beeindrucken. Denn zwischen<br />
<strong>18</strong>70 und 1914 strömten zahlreiche<br />
skandinavische und finnische Maler<br />
nach Frankreich, um dem Konservatismus<br />
ihrer jeweiligen Kunstakademien<br />
zu entfliehen. In Paris, in<br />
der Normandie, in der Bretagne und<br />
in der Picardie fanden sie die Motive<br />
für ihr einzigartiges Bild vom Norden<br />
Frankreichs. Die Cote d’Opale<br />
war selten so … strahlend!<br />
Palais des Beaux-Arts de Lille<br />
Place de la République<br />
59000 Lille<br />
Telefon: + 33 (0)3 20 06 78 00<br />
Internet<br />
www.pba-lille.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo - Di 10.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
6,50 € , ermäßigt 5,00 €<br />
Das gemeinsame Projekt von Bordeaux<br />
und Le Havre widmet sich<br />
dem künstlerischen Bild des Hafens.<br />
Im 19. Jahrhundert beginnt<br />
sich der Blick auf den Hafen zu<br />
verändern und die romantischen<br />
Szenen, in denen ferne Segelschiffe<br />
ihre Anker werfen, werden durch<br />
modernere Vorstellungen abgelöst.<br />
Der Hafen wird Symbol für eine<br />
dynamische Wirtschaft und den<br />
explodierenden Welthandel. In Fotografie<br />
und Malerei (insbesondere<br />
Camille Pissaros Darstellungen des<br />
Hafens von Le Havre) wird von<br />
diesem gesellschaftlichen Wandel<br />
in plastischer Weise erzählt.<br />
Musée Malraux<br />
2, boulevard Clemenceau<br />
76600 Le Havre<br />
Telefon: +33 (0)2 35 19 62 62<br />
Internet<br />
http://musee-malraux.ville-lehavre.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo - Fr 11.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Sa & So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
Dienstags und an Feiertagen<br />
geschlossen (11.11., 25.12., 01.01.)<br />
Eintrittspreise<br />
5 €, ermäßigt: 3,00 €, frei am ersten<br />
Samstag des Monats<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Masques.<br />
De Carpeaux à<br />
Picasso<br />
Paris, bis 01.02.2009<br />
Les artisans<br />
de l’élégance<br />
Bourges, bis 08.03.2009<br />
Salon des<br />
Santonniers<br />
Arles, 20.11.<strong>2008</strong> - 11.01.2009<br />
Das Geheimnis der Maske zu entdecken,<br />
erlaubt uns die neue Ausstellung<br />
im Musée d’Orsay. Werke<br />
so berühmter Künstler wie Rodin,<br />
Carriès, Böcklin, Klinger, Gaugin<br />
und Picasso sind hier versammelt,<br />
aber auch Masken weniger<br />
bekannter Maler und Schnitzer.<br />
Zur Ausstellung gehören mehr<br />
als 100 Exponate aus dem späten<br />
19. und frühen 20. Jahrhundert.<br />
Zu dieser Zeit erlebte die Maske<br />
eine wahre Wiedergeburt und war<br />
unumgängliches Accessoire eines<br />
jeden Kostümballes. Fantasievolle<br />
oder wahrheitsgetreue Darstellung<br />
– Masken sind auf jeden Fall ein<br />
Kunstwerk für sich.<br />
Musée d’Orsay<br />
1, rue de la Légion d’honneur<br />
75007 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 49 48 14<br />
Internet<br />
www.musee-orsay.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Di - So 9.30 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Do 9.30 – 21.45 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
9,50 €, ermäßigt 7,00 €<br />
Jedes Jahr prämiert der französische<br />
Staat die begabtesten Handwerker<br />
mit dem Titel « Meilleur Ouvrier<br />
de France » (dt. Bester Handwerker<br />
Frankreichs). Diesen außergewöhnlichen<br />
Künstlern widmet die Stadt<br />
Bourges nun ein ganzes Museum<br />
und feiert Modedesigner, Schneider<br />
und Hutmacher. Die Ausstellung<br />
präsentiert 90 Exemplare, darunter<br />
Gestaltungen von Paco Rabanne<br />
und anderen berühmten Designern.<br />
Accessoires galten ja schon immer<br />
als besondere gesellschaftliche<br />
Zeichen und so machen Dinge wie<br />
Hüte, Taschen, Handschuhe und<br />
Krawatten als zwar kleine Details<br />
doch oft den großen Unterschied<br />
aus.<br />
Musée des Meilleurs Ouvriers<br />
de France<br />
Place Etienne Dolet<br />
<strong>18</strong>000 Bourges<br />
Telefon: +33 (0)2 48 57 82 45<br />
Öffnungszeiten<br />
Di - Sa 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
So 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Geschlossen am 01.11., 11.11., 25.12.<br />
Eintrittspreise<br />
Kostenlos<br />
Die schönsten Weihnachtskrippen<br />
Frankreichs feiert jedes Jahr der<br />
« Salon des Santonniers » im Kloster<br />
von Saint-Trophisme in Arles.<br />
Die uralte Herstellungsweise der<br />
berühmten provenzalischen Tonfiguren,<br />
den « Santons », gehört zu<br />
den ältesten und bestgehütetsten<br />
Traditionen der Provence. In diesem<br />
Jahr ist die Figur der schönen<br />
« Mireille », Heldin eines Buches<br />
von Frederic Mistral, das Hauptthema.<br />
Während des « Salon des<br />
Santonniers » können die Besucher<br />
den Mönchen des Klosters<br />
bei ihrer Arbeit über die Schulter<br />
schauen, die gerne und ausführlich<br />
die Fragen der Gäste beantworten.<br />
Übrigens, Ehrengast ist dieses Mal<br />
Haiti mit seinen ganz besonderen<br />
Weihnachtskrippen!<br />
Cloitre Saint Trophisme<br />
13200 Arles<br />
Telefon: + 33 (0)4 90 96 47 00<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo - So 10.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
25.12. & 01.01. 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
3,50 €, ermäßigt 2,60 €<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 85
Art De Vivre Kulturszene<br />
Julien Clerc:<br />
Où s‘en vont les avions?<br />
CDs<br />
Wenn Julien Clerc, unvergessen seit « Femmes je vous<br />
aime », ein neues Album herausbringt, ist das ein<br />
Ereignis für sich. An « Où s‘en vont les avions? » (dt. Wohin<br />
fliegen die Flugzeuge?) haben die größten Stars des<br />
französischen Chansons mitgewirkt, unter ihnen Carla<br />
Bruni und Benjamin Biolay. Zwar bleibt die Frage nach zwölf Titeln unbeantwortet,<br />
aber die Magie von Clercs Musik lässt das ganz vergessen. CD von EMI<br />
Berry: Mademoiselle<br />
Mit ihrer beruhigenden Stimme erzeugt Berry eine ganz besondere Atmosphäre<br />
und ihre Gitarrenrhythmen lassen uns manchmal an eine berühmte<br />
Ehefrau denken... Doch hier hört der Vergleich mit Carla Bruni schon auf.<br />
« Mademoiselle » hat etwas zu sagen und zögert nicht, die Leute mit ihren klaren<br />
Worten zu schockieren. Berry teilt mit uns ihre Enttäuschungen in der Liebe, ihre<br />
Lebensfreude, ihren Verdruss – komplex und widersprüchlich. Damit drückt die<br />
Sängerin mit ihrem persönlichen Ton, vielleicht sogar ohne es selbst zu wissen, die Gefühle der<br />
Frauen ihrer Generation aus. CD von Mercury<br />
Georges Bizet:<br />
Carmen- und Arlésienne-Suiten<br />
(Mark Minkowski und die Musicien du Louvre-Grenoble)<br />
Unter dem kleinen, aber feinen Naïve-Label erschien in diesem Jahr<br />
diese Einspielung der Carmen- und Arlésienne-Suiten, von denen der<br />
Dirigent Minkowski sagt, dass sich hinter jedem Akkord ein ganzes<br />
Poem verstecke. Der Aufnahme hat der Verlag ein aufwendig<br />
gestaltetes Booklet beigefügt, das die Novellen von Mérimées « Carmen » und Daudets « L’Arlésienne »<br />
textlich und gestalterisch kommentiert. Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk... CD von Naïve<br />
Willkommen bei den Sch’tis<br />
Frankreich 2007, 106 min • Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis • Ein Film von Dany Boon<br />
mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Anne Marivin, Philippe Duquesne, Guy Lecluyse, Patrick<br />
Bosso, Zinedine Soualem, Jérôme Commandeur • Kinostart: 30. Oktober <strong>2008</strong>, im Verleih von<br />
Prokino<br />
Der erfolgreichste französische Film aller Zeiten (siehe Interview mit dem Regisseur in Frankreich<br />
erleben <strong>Nr</strong>. 15) nun auch bei uns in deutscher Fassung. Die Geschichte des Postangestellten<br />
Philippe, der von Marseille in die Region Nord-Pas de Calais versetzt wird, rührt zu Tränen und<br />
ruft ausgelassene Lachsalven hervor. Der nordfranzösische Dialekt der Originalversion wurde<br />
in der Synchronisation übrigens mit einem erfundenen Kunstdialekt übersetzt – vielleicht, weil<br />
man keiner deutschen Bevölkerungsgruppe zu nahe treten wollte?<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Fred Vargas:<br />
Die dritte Jungfrau<br />
Kriminalroman, 474 Seiten, Aufbau Taschenbuch Verlag<br />
Bücher<br />
Der berühmte Pariser Kommissar Adamsberg ist wieder auf Mördersuche und Frankreichs<br />
preisgekrönte Krimiautorin nimmt uns mit in den Kosmos ihrer verschrobenen Figuren, die man<br />
sofort ins Herz schließt. In diesem Band spielt ein gruseliges Rezept aus dem Mittelalter eine<br />
ganz zentrale Rolle und Adamsberg weiß lange nicht, was die wirklichen Ingredienzien sind. Als<br />
er es erfährt, ist es vielleicht schon zu spät. Eine spannende Lektüre, die aus der Hand zu legen<br />
Ihnen schwer fallen wird!<br />
Gertrude Stein: Paris Frankreich<br />
Erinnerungen, 116 Seiten, Bibliothek Suhrkamp<br />
Jemand sagte einmal über sie, sie sei die berühmteste unbekannte<br />
Schriftstellerin der Welt. Dabei hat sie in Paris die Literatur- und Kunstszene<br />
am Anfang des 20. Jahrhunderts erheblich beeinflusst. Ihre Salons waren<br />
Zentren des künstlerischen Austauschs und ihre Gästelisten lesen sich wie<br />
das Who-is-Who der Kunstwelt. Begleiten Sie sie in ihr geliebtes Paris und<br />
lassen sie eine längst vergangene glanzvolle Epoche neu entstehen.<br />
Filme<br />
So viele Jahre liebe ich Dich<br />
Frankreich 2007, 115 min • Originaltitel: Il y a longtemps que je t’aime • Ein<br />
Film von Philippe Claudel mit Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge<br />
Hazanavicius, Laurent Grévill und Frédéric Pierrot • Kinostart: 13. <strong>November</strong><br />
<strong>2008</strong>, im Verleih von Alamode Film<br />
Ein Film über die Stärke der Frauen, über ihre Fähigkeit zu strahlen und sich neu zu erfinden. 15 Jahre lang hatte<br />
Juliette (Kristin Scott Thomas) keinen Kontakt zu ihrer Familie, nun trifft sie wieder auf ihre jüngere Schwester, die<br />
sie in ihr glückliches Familienleben aufnimmt. Nur allmählich überwinden die beiden entfremdeten Schwestern ihre<br />
geheimnisumwobene Vergangenheit und bauen Stück für Stück verlorengegangenes Vertrauen wieder auf. Die<br />
Geschichte über alte Geheimnisse und neue Aufbrüche feierte im Februar <strong>2008</strong> ihre Weltpremiere im Wettbewerb<br />
der 58. Berlinale und gewann dort den Publikumspreis.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 87
Art de Vivre Aperitif<br />
Er ist einer der populärsten Aperitifs überhaupt und aus dem<br />
Alltag der Franzosen nicht wegzu denken. Was wären die<br />
Bewohner der südlichen Landesteile ohne den « kleinen Gelben<br />
», diesen Alkohol auf Anisbasis, der so gerne unter Freunden<br />
genossen wird? Fernab aller Klischees gehört der Pastis<br />
zu den kleinen Besonderheiten, die das Image Frankreichs<br />
ausmachen. Ein Blick auf die Geschichte dieses Getränks.<br />
Kaum ein Alkohol entfesselt solche<br />
Leidenschaften wie der<br />
Pastis. Man wundert sich bereits,<br />
dass es sogar Fanclubs für dieses<br />
Getränks gibt (zum Beispiel die<br />
« Ricard’s Boys »), über ihre Anzahl<br />
muss man dann allerdings wirklich<br />
staunen. Im Internet tummeln sich<br />
zahlreiche Pastisliebhaber und tauschen<br />
sich in diversen Foren über ihr Getränk<br />
aus. Natürlich wird auch mit Devotionalien<br />
gehandelt. Gläser, Karaffen, Flaschen,<br />
Mützen, T-Shirts der großen<br />
Marken wechseln beständig ihre Besitzer.<br />
Einer dieser Pastisverrückten gesteht<br />
in einem der Foren, dass er 2.743<br />
Objekte besäße. Es sind schon liebenswerte<br />
Verrücktheiten, die die Pastisliebhaber<br />
veranstalten. Aber mal ganz<br />
ehrlich: So sehr unterscheiden sie sich<br />
nicht von den vielen Franzosen im<br />
ganzen Land, die sich täglich zum apéro<br />
zusammenfinden und ihren mit Eiswürfeln<br />
servierten Pastis genießen. Diese<br />
so hochgeschätzten geselligen Zusammenkünfte<br />
vor dem Mittag- oder<br />
Abendessen werden mit großer Hingabe<br />
gepflegt und sind ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil des französischen<br />
Alltags.<br />
Die Franzosen haben mit ihrem Pastis<br />
allerdings kein Monopol auf Anisschnäpse.<br />
In Griechenland und Bulgarien<br />
trinkt man den Ouzo, in der Türkei<br />
den Raki, im Libanon den Arak. Aber<br />
nur ein Laie würde behaupten, dass es<br />
zwischen ihnen keinen geschmacklichen<br />
Unterschied gebe. Denn nicht alles, was<br />
nach Anis schmeckt, ist auch ein Pastis.<br />
Außerdem ist die Farbe des « gelben Getränks<br />
» einzigartig, die übrigens nicht<br />
natürlich ist, sondern aus der Zugabe<br />
eines Farbstoffes resultiert. Meist wird<br />
dabei Karamell verwendet. Man findet<br />
aber auch farblose Pastissorten und von<br />
der Firma Janot sogar einen Pastis mit<br />
blauer Färbung. Eine weitere Besonderheit.<br />
Eine interessante Beobachtung<br />
lässt sich dabei hinsichtlich der Eintrübung<br />
des Pastis machen. Verdünnt<br />
man ihn mit Wasser (traditionell<br />
fünf Teile Wasser auf einen Teil Pastis),<br />
trübt sich das Getränk ein und<br />
wird ein wenig milchig. Das liegt am<br />
Anethol, einem Aromastoff, der aus<br />
Anissamen gewonnen wird und der<br />
nur schwer wasserlöslich ist. Wartet<br />
man aber einige Stunden, verfliegt das<br />
Milchige wieder.<br />
Aber kennen die Franzosen ihren<br />
Pastis eigentlich wirklich? Es scheint,<br />
nicht besonders gut: Neun von zehn<br />
Franzosen fällt zu Pastis nämlich nur<br />
der Name des Marktführers « Ricard »<br />
ein. Hinter dieser Marke verbirgt sich<br />
das, was man wohl als das Nationalgetränk<br />
der Franzosen betrachten kann,<br />
denn es ist der meistgenossene Alkohol<br />
in Frankreich und das meistverkaufte<br />
Anisgetränk der Welt. Die Franzosen<br />
Tipp: Das Pastis-Paradies<br />
Kein Problem ist es, sich in Frankreichs<br />
Super märkten mit seinem Pastis zu versorgen.<br />
Schwieriger wird es, wenn man<br />
nach regionalen Spezialitäten sucht. Wer<br />
in Marseille weilt, sollte sich deshalb die<br />
Mai son du Pastis nicht entgehen lassen.<br />
Den Kennern und Liebhabern des Pastis<br />
werden dort alle Sorten serviert, die in<br />
Frank r eich zu haben sind.<br />
La Maison du Pastis<br />
108, quai du Port<br />
13002 Marseille<br />
Telefon: +33 (0)4 91 90 86 77<br />
www.lamaisondupastis.com<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
konsumieren mehr als zwei Liter davon<br />
pro Person und Jahr. Aber der Ricard<br />
ist bei weitem nicht der einzige Pastis.<br />
Seit den 1990er-Jahren drängen einige<br />
Billigmarken auf den Markt und versuchen,<br />
ein Stück vom großen Kuchen<br />
abzubekommen. Sie werden zumeist<br />
unter dem Label von Supermarktketten<br />
vertrieben. Außerdem entwickeln<br />
andere, kleinere Hersteller couragiert<br />
eigene Pastisrezepturen und versuchen<br />
behutsam, alte Rezepte zu variieren<br />
und ihren authentischen Geschmack<br />
zu erhalten.<br />
Der Pastis hat nämlich eine lange<br />
Geschichte hinter sich. Aus Anis und<br />
anderen Kräutern wurde im <strong>18</strong>. Jahrhundert<br />
ein Getränk gebraut, das bis<br />
heute berühmt und fast schon berüchtigt<br />
ist: Absinth. Lange wurde es nur<br />
als Medikament verwendet, bis eines<br />
schönen Tages ein gewisser Major Dubied<br />
einer alten schweizerischen Heilerin,<br />
der Mutter Henriod, das Rezept<br />
für das Heilelixir abkaufte. Dubied tat<br />
sich mit seinem Schwiegersohn Henri-<br />
Louis Pernod zusammen und gründete<br />
1798 eine eigene Brennerei, das Unternehmen<br />
« Dubied Père et Fils », das<br />
mit einigem Erfolg das neue grünliche<br />
Getränk vertrieb. Bald aber verließ<br />
Pernod die Firma seines Schwiegervaters<br />
und eröffnete <strong>18</strong>05 seine eigene<br />
Brennerei: « Pernod Fils ». Der Erfolg<br />
seines Absinths war überwältigend.<br />
In weniger als einem halben Jahrhundert<br />
verbreitete sich der Aperitif<br />
in ganz Frankreich und man sprach<br />
bereits von der « grünen Stunde », zu<br />
der man sich zu Hause oder in Bars<br />
zusammenfand, um das Getränk zu<br />
konsumieren. Von Verlaine, Rimbaud,<br />
Van Gogh, Toulouse-Lautrec und<br />
vielen anderen Künstlern ist bekannt,<br />
dass sie Absinth verehrten. Die Zahl<br />
der Absinthbrennereien explodierte<br />
geradezu. <strong>18</strong>70 zählte man allein im<br />
Großraum Paris mehr als 70, in Bordeaux<br />
und Marseille jeweils 50 solcher<br />
Brennereien.<br />
Aber Absinth ist mit mehr als 72<br />
Prozent Alkohol ein sehr, sehr starkes<br />
Getränk. Man glaubte später, dass<br />
er die Gesundheit der Konsumenten<br />
schädigte, und fürchtete seine Nebenwirkungen.<br />
1915 wurde die « grüne<br />
Fee », wie Absinth genannt<br />
wurde, deshalb verboten. Aber<br />
schon 1920 erreichten seine<br />
Liebhaber, dass anishaltige<br />
Alkohole wieder erlaubt<br />
wurden, jedoch mussten<br />
strenge Auflagen beachtet<br />
werden: Der Alkoholgehalt<br />
durfte den<br />
Wert von 30 Prozent<br />
nicht übersteigen, die<br />
Getränke durften keinen<br />
Absinth mehr enthalten<br />
und selbst die grüne Farbe<br />
wurde untersagt. 30<br />
Prozent Alkoholgehalt<br />
ist aber für das Lösen<br />
des Anethol nicht ausreichend.<br />
Man musste<br />
bis 1938 warten, ehe<br />
eine Dosierung von 45<br />
Prozent Alkohol wieder<br />
erlaubt wurde. Seither ist<br />
der Anisschnaps wieder<br />
legalisiert. Inzwischen<br />
haben Untersuchungen<br />
ergeben, dass die gefürchteten<br />
Nebenwirkungen von damals<br />
wohl minderwertigem Alkohol<br />
zuzuschreiben waren, nicht aber dem<br />
Absinth selbst.<br />
Das zeitweilige Verbot in den<br />
1920er-Jahren beflügelte aber auch<br />
den Erfindungsgeist und man suchte<br />
nach Ersatzprodukten. In diesem<br />
Zusammenhang gelang einem jungen<br />
Mann ein ganz großer kommerzieller<br />
Coup. « Wenn Absinth nicht mehr<br />
hergestellt werden darf », so dachte er<br />
sich, « müsse eben ein neues Getränk<br />
auf Anisbasis erfunden werden ». Paul<br />
Ricard hieß dieser Mann. Er war<br />
Sohn eines Weinhändlers und erfand<br />
einen Pastis auf Basis von Sternanis,<br />
Lakritze und Kräutern der Provence.<br />
Dank einer intensiven Lobbyarbeit<br />
erhielt er 1932 die Berechtigung, sein<br />
G et r ä n k<br />
als « Ricard,<br />
den wahren<br />
Pastis von Marseille » zu vermarkten.<br />
Der Erfolg war überwältigend<br />
und die ersten bezahlten Ferien für<br />
die allgemeine Bevölkerung im Jahre<br />
1936 taten ihr Übriges, den Pastis<br />
im ganzen Land bekannt zu machen.<br />
Im Jahre 1974 taten sich die beiden<br />
Konkurrenten Pernod und Ricard<br />
schließlich zu einem Unternehmen<br />
zusammen. Seither ist ihre Stellung<br />
auf dem Markt unangefochten und<br />
die Franzosen können sicher sein,<br />
dass auch im letzten Zipfelchen des<br />
Landes eines nie ausgehen wird: ihr<br />
geliebter Pastis.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 89
Art de vivre Genuss<br />
Anis de Flavigny:<br />
Der Erfolg kleiner weißer Bonbons<br />
Jedes Jahr verlassen 250 Millionen Pastillen von kaum einem Gramm<br />
Gewicht die Bon bonküche von Flavigny, einem kleinen Dorf in Burgund.<br />
Ihr Rezept wurde noch nie geändert, und man sagt, sie seien ein nationales Kulturgut.<br />
Dabei sind sie doch nichts anderes als einfache Anisbonbons.<br />
Ein Bild, das für eine glückliche Kindheit steht: Die<br />
Schulkinder kommen nach Hause und die Großmutter<br />
holt aus dem Küchenbuffet eine kleine mit<br />
Anisbonbons gefüllte Schachtel und verteilt die Süßigkeit<br />
unter den Kindern. Die Anis de Flavigny sind für die Franzosen,<br />
ähnlich wie das berühmte Madeleine-Gebäck bei<br />
Proust, die Erinnerung an eine heile, vergangene Welt.<br />
Dabei ist dieser Bonbon recht simpel. Ein grünes Aniskorn<br />
in der Mitte wird von einer weißen Schicht Zucker<br />
und einigen Kräuteraromen umgeben. Mehr verbirgt sich<br />
nicht dahinter und trotzdem, welch Erfolg! Allein zwischen<br />
1990 und 2003 hat das Familienunternehmen eine Umsatzsteigerung<br />
von über 90 Prozent erzielt und ist dabei noch<br />
immer vollkommen eigenständig, was bei der Dominanz<br />
der großen französischen Lebensmittelkonzerne mittlerweile<br />
eine Seltenheit ist.<br />
Die Anis de Flavigny werden zwar auf relativ einfache<br />
Weise hergestellt, aber man braucht eine Menge Geduld<br />
dafür. Zunächst werden die Anissamen sorgfältig aus Ernten<br />
aus Syrien, der Türkei und Spanien ausgewählt. 15 Tage<br />
lang werden sie dann langwierig mit vielfachen Zuckersirupschichten<br />
umhüllt und in großen Wannen gerollt und<br />
geglättet. Diese aufwendige, alte Herstellungsweise garantiert<br />
einen Bonbon ohne Farb- und Konservierungsstoffe<br />
und ohne den Zusatz genmanipulierter Produkte.<br />
Der Beginn der Bonbonproduktion in Flavigny soll<br />
übrigens mehr oder weniger ein Zufall gewesen sein und<br />
es kann heute keiner mehr so recht sagen, wer das Rezept<br />
eigentlich erfunden hat. Das Dorf Flavigny-sur-Ozerain,<br />
etwa 60 Kilometer von Dijon entfernt, hat jedenfalls eine<br />
hübsche alte Abtei, in der im Mittelalter – wie in vielen<br />
Klöstern – die Mönche Zugriff auf den sehr teuren und<br />
seltenen Zucker hatten. Um eine gute Beziehung zur Ob-<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
igkeit zu pflegen, haben sie kleine Süßigkeiten produziert,<br />
um sie den Herren als Geschenke zu überreichen. Anfangs<br />
waren es noch Dragees, deren Mandelkerne von einer Zuckerschicht<br />
umgeben waren.<br />
Der Anis selbst ist wohl mit ziemlicher Sicherheit bereits<br />
von Flavius, einem römischen Weltreisenden, nach Burgund<br />
gebracht worden. Er trug bei seinen Reisen stets Anissamen<br />
bei sich, um sich damit vor Krankheiten zu schützen. Auch<br />
die römischen Legionäre, die Burgund besetzt hatten, sollen<br />
die heilende Wirkung des Anis geschätzt haben. Einige<br />
Jahrhunderte später fanden die Anissamen dann auch ihren<br />
Weg zu den Benediktinern in Flavigny, die ihre gezuckerten<br />
Mandelkerne irgendwann durch Anis ersetzten. Man<br />
kann heute nachweisen, dass Durchreisende bereits im 16.<br />
Jahrhundert mit solchen Anisbonbons beschenkt wurden.<br />
Heute ist der kleine Anisbonbon ein absolutes Muss in<br />
Frankreich. Auch wenn der Umsatz im Vergleich zu den<br />
Bonbons der großen Lebensmittelkonzerne kleiner ist, sind<br />
sie durch eine raffinierte Verkaufsmethode überall zu finden.<br />
Denn die Anis de Flavigny waren die ersten Süßigkeiten,<br />
die an den Bonbonautomaten der Pariser Metro verkauft<br />
wurden. Man findet sie ebenso an Autobahnraststätten,<br />
Zeitungskiosken, Bahnhöfen und Flughäfen.<br />
Ganz der Tradition entsprechend werden die Anisbonbons<br />
noch immer in den kleinen ovalen Schachteln verkauft,<br />
die mit netten Zeichnungen versehen sind. Die Abbildungen<br />
erzählen die Romanze eines Schäfers mit seiner<br />
Schäferin, eine unsterbliche Liebesgeschichte, die seit jeher<br />
mit der Marke verbunden ist.<br />
Catherine Troubat, Direktorin dieser Bonbonfabrik,<br />
steht an der Spitze eines Familienunternehmens mit 25<br />
Mitarbeitern. Mitten in der alten Abtei der Benediktiner,<br />
heute in Familienbesitz, hat die Arbeitsatmosphäre so gar<br />
nichts von einer Fabrik. Die Leute halten zwischendurch<br />
ein Schwätzchen, manche von ihnen arbeiten schon in der<br />
dritten Generation in dem Unternehmen. Die Direktorin ist<br />
bei allem Erfolg eine einfache Frau geblieben, die von sich<br />
sagt, dass ihr Freiheit viel bedeute und dass ihr der Duft<br />
von Rosen und das Lachen von Kindern wichtiger sei als<br />
ein dickes Bankkonto.<br />
So herrscht in der ehemaligen Abtei eine leichte und<br />
freudige Stimmung und man spürt eine Lebenseinstellung,<br />
die mit der Einfachheit des kleinen weißen Anisbonbons<br />
korrespondiert: Der Wille nach einem unkomplizierten<br />
und authentischen Leben, das man mit zufriedenen Kunden<br />
teilen will.<br />
Catherine Troubat, Direktorin der Bonbonfabrik.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 91
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Aus<br />
Burgund kennen wir den berühmten Dijon-<br />
Senf. Ob scharf, mittelscharf oder süß, er ist in jedem<br />
Haushalt zu finden und wird häufig zum Kochen<br />
verwendet. Vom Kaninchen mit Senfkruste gibt es viele<br />
verschiedene Rezepte und ich möchte Ihnen heute zwei<br />
Varianten vorstellen, die in unserer Familie immer am<br />
meisten Anklang gefunden haben. Bon appétit!»<br />
Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />
erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />
chantal@frankreicherleben.de<br />
Für 6 Personen<br />
Vorbereitungszeit: 10 min<br />
Garzeit: 30 min<br />
Lapin à la Moutarde<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Zutaten<br />
1 Kaninchen (1 kg bis 1,5 kg), zerteilt<br />
1 EL scharfer Senf (mit ganzen Körnern)<br />
2 EL Haselnussöl<br />
4 EL Crème Fraîche<br />
1 EL gehackter Schnittlauch<br />
Salz, Pfeffer<br />
2. Variante:<br />
150 ml trockener Weißwein<br />
Zubereitung<br />
•<br />
Die Kaninchenteile großzügig mit dem Senf be streichen, in<br />
einen Bräter legen und mit dem Haselnussöl übergießen.<br />
• Das Kaninchen fünf Minuten lang in den bei 230 Grad<br />
vorgeheizten Backofen stellen. Danach mit etwas Wasser<br />
aufgießen und das alle fünf Minuten wiederholen. Das<br />
Kaninchen darf nicht zu trocken werden. Bei Bedarf die<br />
Garzeit verlängern, aber Vorsicht: Das Fleisch gart schnell.<br />
• Das Kaninchen aus dem Ofen nehmen<br />
und die Fleischteile warm stellen.<br />
• Soßenvariante ohne Weißwein:<br />
Den Bratensaft auf hoher Flamme aufkochen lassen<br />
und das Gemisch aus Senf und Crème-Fraîche mit<br />
einem Holzlöffel gründlich unterrühren. Mit Salz<br />
und Pfeffer abschmecken und Petersilie verfeinern.<br />
Die Kaninchenteile mit der Soße servieren.<br />
• Soßenvariante mit Weißwein:<br />
Den Bratensaft auf hoher Flamme aufkochen lassen, den<br />
Weißwein hinzugeben und ganz verkochen lassen. Das<br />
Gemisch aus Senf und Crème-Fraîche gründlich unterrühren.<br />
Mit Salz und Pfeffer abschmecken und Petersilie<br />
verfeinern. Die Soße mit den Kaninchenteilen servieren.<br />
Serviervorschlag<br />
•<br />
Zum Kaninchen in Senfkruste passen gut<br />
Tagliatelle mit Champignons oder Kartoffelpüree.<br />
Weinempfehlung<br />
• Gut eignet sich zu diesem Gericht ein Chinon.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 93
Leserbriefe<br />
Im Zuge einer Fotoreportage habe ich<br />
an irgendeiner Tankstelle Deutschlands<br />
Ihr Heft entdeckt. Unsere Familie ist seit<br />
fünf Jahren eingefleischter Frankreichfan,<br />
inklusive Hund. Ihr Heft beschert<br />
uns alle zwei Monate einen traumhaften<br />
Kurzurlaub in unserem Lieblingsland.<br />
Die Fotos sind wunderbar, die Texte<br />
lassen uns als Leser die Reportage miterleben<br />
und fühlen. Vielen Dank für das<br />
wunderschöne Heft.<br />
Andrea Schneider, Coesfeld<br />
Ich lese seit ca. einem halben Jahr<br />
Ihre Zeitschrift und finde sie von der<br />
Aufmachung und vom Inhalt her sehr<br />
lesenswert. Seit Juni 2007 gibt es ja nun<br />
die neuen Verbindungen mit ICE und<br />
TGV von Deutschland nach Frankreich,<br />
die ich selber schon mehrfach<br />
genutzt habe. Privat bin ich Webmaster<br />
der Webseite http://www.TGV-Fanpage.de.<br />
Schauen Sie gerne mal auf meiner<br />
Webseite vorbei. Im angeschlossenen<br />
Forum habe ich Ihre Zeitschrift bereits<br />
weiterempfohlen.<br />
Sascha Jokiel, per E-Mail<br />
Ich bin seit der ersten Ausgabe<br />
Abonnentin Ihrer Zeitung und nach<br />
wie vor begeisterte Leserin! Unsere<br />
Urlaubsreisen führen uns seit fast 20<br />
Jahren in dieses wunderschöne Land.<br />
Besonders amüsant ist die Rubrik<br />
Kulturschock. Außerdem hat mir in<br />
der letzten Ausgabe das Interview mit<br />
Jobst Plog sehr gut gefallen, der jedem<br />
Frankreichkenner aus der Seele spricht.<br />
Meine Tochter hatte das Glück, ein<br />
mehrmonatiges studienbezogenes<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />
Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />
Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief:<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />
Globus Medien GmbH<br />
Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />
Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />
Prak tikum in Frankreich zu absolvieren<br />
und hatte somit die Möglichkeit in das<br />
fran zösische Alltagsleben einzutauchen.<br />
Sie kann den allgemeinen Eindruck von<br />
Jobst Plog über die leichtere französische<br />
Lebensart nur bestätigen. Schade,<br />
dass wir Deutschen in vielen Dingen so<br />
un nötig kompliziert und problembeladen<br />
sind, deshalb macht es noch mehr<br />
Freu de, zu unseren Nachbarn zu reisen!<br />
Constanze Witten, Hannover<br />
Mein Mann und ich sind seit dem<br />
ersten Heft begeisterte Abonnenten<br />
Ihres wunderbaren Magazins. Ich bedauere<br />
es immer wieder sehr, dass es<br />
zu diesem Heft keinen Jahreskalender<br />
gibt. Sie haben so tolle Fotos in ihren<br />
Heften, vielleicht könnte man damit<br />
einen schönen Bildkalender, eventuell<br />
sogar mit Reiseinformationen zusammenstellen.<br />
Mein jetziger Frankreichkalender<br />
hängt nun schon das zweite<br />
Jahr in meinem Büro, da ich noch keine<br />
Alternative gefunden habe. Momentan<br />
habe ich die Befürchtung, dass er auch<br />
noch ein drittes Jahr hängen wird.<br />
Hilka Bruns-Aulich, Wunstorf<br />
Redaktion: Es ist möglich, dass wir für 2010<br />
gute Nachrichten für Sie haben werden.<br />
Ich bin begeistert von dem deutschsprachigen<br />
Frankreich-Magazin, besitze<br />
jede Ausgabe und genieße es,<br />
im mer mal wieder auf einzelne Artikel<br />
zurück greifen zu können. Gibt<br />
es etwas Ver gleich bares für England/<br />
Großbritan nien in ihrem Verlag?<br />
Ursula Köpnick, per E-Mail<br />
Redaktion: Leider nicht.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />
oben nach unten): Titel: Javiergil, Dreamstime.com • S.3: Ajc Presse<br />
• S.4: Ajc Presse ; Jean-Claude Carbonne, OT Aix-en-Provence; Ajc<br />
Presse, Serge Robin; Globus Medien, Sten Beneke • S.5: Hôtel Ritz;<br />
OT Le Havre Pointe de Caux; Ricard • S.6-7: Angélique Clément, OT<br />
de Paris; Ajc Presse • S. 8: OT Antibes• S.10-11: Jean-Marie Laugery,<br />
Château de Castelnaud • S.12: Ajc Presse, Serge Robin, Luis Encinas •<br />
S.14-16: Ajc Presse, Serge Robin • S.17: Jean-Marie Laugery, Château<br />
de Castelnaud S.<strong>18</strong>-19: Ajc Presse, Serge Robin • S.20-21: Laugery,<br />
Château de Marqueyssac ; Château des Milandes • S.22-25: Ajc<br />
Presse, Serge Robin • S.26-27: Grotte de Rouffignac • S.28: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.29-31: Grotte de Rouffignac • S.32-34: Ajc<br />
Presse, Serge Robin • S.36-37: OT Brantôme; Serge Robin, Ajc Presse<br />
• S.38-41: Serge Robin, Luis Encinas, Ajc Presse • S.45: Chantal<br />
Cobac für Ajc Presse • S.46: Hôtel Ritz Paris • S.47: Hôtel Royal<br />
Monceau Paris • S.48: Hôtel Georges V Paris; Hôtel Ritz Paris • S.49:<br />
Hôtel Ritz Paris, Hôtel de Crillon Paris • S.50: Sénat • S.52: David<br />
Lefranc, OT Paris • S.53: Sénat • S.54-55: Présidence Française de<br />
l’Union Européenne <strong>2008</strong> • S.56: Serge Robin, Ajc Presse • S.60-61:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.62: Jean-Claude Carbonne, OT Aix-en-<br />
Provence ; Serge Robin, Ajc Presse • S.64: OT Aix-en-Provence; Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S. 65: Ajc Presse • S.66-70: Globus Medien, Sten<br />
Beneke • S.72-75: Ajc Presse, Serge Robin • S.76-77: Hôtel L’ermitage<br />
• S.78: Arte, DR • S.80-83: OT Le Havre Pointe de Caux • S.84-87: DR<br />
• S.88-89: Ricard • S.90-91: Les Anis de Flavigny • S.92-93: Mat, Ajc<br />
Presse • S.98: Ajc Presse; Sacha Ziegler; P.Pj, Globus Medien.<br />
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Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />
Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />
Ursula Hennigfeld, Olivier Huonnic, Noémie Mayaudon,<br />
Dr. Petra Morich, Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura<br />
Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
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und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern<br />
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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />
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94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
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Regionen geordnet:<br />
7<br />
8<br />
6<br />
5<br />
9<br />
1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Paris - Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines alten Stadtschlosses 17<br />
Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />
Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />
Jahrhunderts<br />
12<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />
Autos Frankreichs, der Ente<br />
6<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />
Konsumtempel<br />
6<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />
2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
2<br />
1 3<br />
11<br />
4<br />
10<br />
12<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Elsass - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Genuss - Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />
Weinen<br />
10<br />
Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel - Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />
4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />
Arc-et-Senans<br />
7<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte - Die Normandie unter Wilhelm dem Eroberer 16<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />
Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss - Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13<br />
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das <strong>18</strong>.<br />
Jahrhundert trifft<br />
13<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />
die Berufe entlang der Küste<br />
4<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />
interessiere dich für die Leyre...»<br />
4<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />
Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung bedroht 15<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />
Oradour-sur-Glane<br />
11<br />
Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />
«Manons Rache»<br />
10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten Bambusgartens 4<br />
Gastronomie - Calissons 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel - Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
Hotel - Dolce Frégate, Provence 15<br />
Hotel - HI, Nizza 8<br />
Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />
12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
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Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
• Im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH,<br />
Amtsgericht Charlottenburg HRB 114411B,<br />
Geschäftsführer: Markus Harnau. Abo-Vertrieb:<br />
interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg<br />
HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.<br />
Ja, Ich bestelle die folgende(n)<br />
Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />
für 4,90 € pro Heft zzgl. Ver sandkosten<br />
pauschale. Diese be trägt<br />
innerhalb Deutschlands 1,00 € fürs<br />
erste Heft und 0,50 € für je des weitere<br />
Heft. Andere Länder: 2,00 € fürs erste<br />
Heft und 1,00 € für jedes weitere Heft.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />
Land<br />
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ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein (nur von deutschem Konto möglich):<br />
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Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von 14 Tagen<br />
beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />
Werbecode: <strong>18</strong>/08<br />
Datum, Unterschrift
VoRschau<br />
Guadeloupe<br />
Wo Frankreich karibisch ist<br />
Paris<br />
Für 3 Euro mit<br />
dem Miet fahr rad<br />
entlang der Seine<br />
Atlantikküste<br />
Unterwegs auf der Ile de Ré<br />
Aigues Mortes<br />
Festungsstadt in der Camargue<br />
Bretagne<br />
Die Menhire von Carnac<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19 - Januar / Februar 2009 erscheint am 17. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>
Wenn ich groß bin,<br />
werde ich Ärztin,<br />
damit kein Kind<br />
mehr an Hirntumor<br />
sterben muss!<br />
Auch Sie<br />
können helfen.<br />
Deutsche Hirntumorhilfe e.V.<br />
Karl-Heine-Straße 27 · 04229 Leipzig<br />
Telefon: 0341.5 90 93 96<br />
Telefax: 0341.5 90 93 97<br />
E-Mail: info@hirntumorhilfe.de<br />
Internet: www.hirntumorhilfe.de<br />
Spendenkonto: Sparkasse Muldental<br />
BLZ 860 502 00 · Kto-<strong>Nr</strong>. 10 100 36 900
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Profitieren Sie vom Versailles-Tages-Pass und erhalten Sie<br />
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von Versailles. Im Preis inbegriffen ist die Hin- und Rückfahrt<br />
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klassischer und moderner Künstler!<br />
Bis 14. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> „Jeff Koons Versailles“<br />
Auskünfte unter +33 1 30 83 78 00<br />
www.chateauversailles.fr<br />
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königlicher Umgebung!<br />
23.11.<strong>2008</strong> „Berlioz à Versailles“ (Dir. Marc Minkowski)<br />
22.12.<strong>2008</strong> „Concert pour Marie-Antoinette“ (Patricia Petibon)<br />
Weitere Konzerte bis Juni 2009<br />
Karten: + 33 1 30 83 78 88 · www.chateauversailles-spectacles.fr<br />
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Marie-Antoinette erstrahlt nach mehrjähriger Renovierung in neuem<br />
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Fotos: © Christian Milet<br />
Öffnungszeiten: Schloss von Versailles Di bis So ab 9 Uhr · Gebäude von Marie-Antoinette und das Trianon täglich ab 12 Uhr