21.04.2020 Aufrufe

Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Art de Vivre Gastronomie<br />

italienischen Bra und kämpft gegen « die negativen Auswirkungen<br />

des Fastfood und die Vereinheitlichung des<br />

Geschmacks ». Sie fördert im Gegenzug das Wissen um<br />

gutes Essen und die Entwicklung eines öffentlichen Bewusstseins<br />

über die eigene kulinarische<br />

Tradition. Mittlerweile erfreut<br />

sich Slowfood in Frankreich eines<br />

immer größeren Zulaufs. Slowfood<br />

ruft zum Beispiel die Politiker dazu<br />

auf, in den Schulmensen bevorzugt<br />

regionale Produkte einsetzen zu<br />

lassen, um die Kinder zu einem guten<br />

Geschmack zu erziehen.<br />

Auch die Parlamentarier befassen<br />

sich mit dem Thema und verfassten<br />

kürzlich einen Bericht, mit<br />

dem sie die Übergewichtigkeit bekämpfen<br />

wollen. Sie fordern dafür<br />

eine Besteuerung der Lebensmittel<br />

entsprechend ihres Nährwertes.<br />

Ein Art Bonus-Malus-System also.<br />

Nach diesem Vorschlag würden<br />

Produkte wie Snacks und Fastfood<br />

Cozna Vera<br />

7, avenue de Chavoires<br />

74940 Annecy-le-Vieux<br />

Telefon: +33 (0)4 50 63 41 65<br />

www.coznavera.eu<br />

Miyou<br />

Terminal 2E<br />

mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19,6 Prozent<br />

belegt, anstatt mit dem reduzierten Steuersatz von 5,5<br />

Prozent, der derzeit gilt. Produkte, die keiner industriellen<br />

Verwertung unterzogen werden, wie etwa frisches Obst und<br />

Gemüse, sollen nur mit 2,2 Prozent anstatt der jetzigen 5,5<br />

Prozent besteuert werden. Aber die parlamentarische Initiative<br />

geht noch weiter. Sie schlägt vor, an Schulen und in<br />

Unternehmen kostenlos frisches Saisonobst und -gemüse zu<br />

verteilen und es Obst- und Gemüsehändlern einfacher zu<br />

machen, auf öffentlichem Grund Verkaufsflächen zu errichten.<br />

Diese letzten Vorschläge werden derzeit noch diskutiert,<br />

während die Idee der Steuerreduzierung schon wieder<br />

verworfen wurde. « Der Vorstoß war interessant, aber wir<br />

befinden uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase,<br />

in der die Besteuerung von Lebensmitteln bedeuten würde,<br />

die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr zu belasten »,<br />

argumentiert die französische Gesundheitsministerin Roselyne<br />

Bachelot.<br />

Erstaunlicherweise ist es der Fastfood-Bereich selbst, auf<br />

dem mittlerweile zur Attacke gegen den malbouffe geblasen<br />

wird. Die bekanntesten französischen Köche wollen das<br />

Fastfood neu erfinden, nicht mehr und nicht weniger! Da<br />

die Franzosen Fastfood wollen, sollen sie es kriegen. Aber<br />

anders als vorher. Das hat jedenfalls Thierry Marx vor. Der<br />

mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch gilt als<br />

einer der besten des Landes und wurde von Gault et Millau<br />

2006 zum Koch des Jahres gewählt. Er will 2010 unter dem<br />

Namen « Easy Marx » sein erstes Fastfood-Restaurant eröffnen.<br />

Wieso? « Weil die Imbissküche mich fasziniert », sagt er<br />

sofort. In seinem Restaurant im 18. Pariser Arrondissement<br />

will er anstatt traditionellem Fastfood schnelle Gerichte<br />

der traditionellen Küche anbieten, die aber nicht mehr als<br />

sechs oder sieben Euro kosten sollen. In Annecy-le-Vieux<br />

Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle<br />

Café Be<br />

Printemps de la Maison<br />

64, boulevard Haussmann<br />

75009 Paris<br />

im Haute-Savoie folgt bereits Marc Veyrat, ein anderer<br />

landesweit bekannter Koch, einem neuen Fastfoodkonzept.<br />

In seinem Lokal « Cozna vera » will er den malbouffe besiegen,<br />

indem er einen Kampf für das « Bio » führt. In seinem<br />

Laden soll der Kunde keine Minute<br />

auf sein Essen warten müssen und<br />

dennoch hohe Qualität erhalten.<br />

Veyrat hat eigens neue Rezepte für<br />

sein Fastfood-Lokal kreiert und<br />

bietet die Gerichte ab 5,60 Euro<br />

an.<br />

Dieses Fastfood à la française<br />

findet man inzwischen immer häufiger<br />

und auch an Orten, wo man<br />

es gar nicht vermuten würde. Zum<br />

Beispiel am Terminal 2E des Flughafens<br />

Roissy-Charle-de-Gaulle,<br />

wo Guy Martin, Chefkoch des Pariser<br />

Gastrotempels « Le Grand Véfour<br />

», einen Imbiss mit dem Namen<br />

« Miyou » eröffnete. Gleich beim<br />

Betreten wird dem Kunden klar:<br />

Hier befindet er sich in einem Luxussandwichladen.<br />

Beim Warten auf seinen Anschlussflug<br />

kann der Kunde ein Baguette mit Gänseleberpastete, Mangoconfit<br />

und gebeiztem Gemüse bestellen. Das ist schon etwas<br />

anderes als das übliche Käse-Schinken-Sandwich. Für<br />

Guy Martin handelt es sich bei seinem Konzept um einen<br />

Zugewinn an Charakter und Authentizität. « Miyou » will<br />

Hunger und Genuss zusammenzubringen. Dass der Spitzenkoch<br />

sein Fastfoodkonzept ausgerechnet am Flughafen<br />

präsentiert, kommt nicht von ungefähr. Er ist es nämlich,<br />

der die warmen Mahlzeiten für die Erste Klasse der Air<br />

France kreiert.<br />

Auch in der dritten Etage des berühmten Pariser Kaufhauses<br />

« Le Printemps de la Maison » gibt es seit neuestem<br />

Fastfood. Chefkoch Alain Ducasse hat hier ein Lokal eröffnet,<br />

wo man sich mit hochwertigem Fastfood eindecken und<br />

dabei schnell die besten Gerichte der französischen Küche<br />

kosten kann. Die Preise beginnen schon bei 4,20 Euro.<br />

Die Franzosen waren ja wirklich gut darin, aller Welt<br />

ihr Wasser als das beste überhaupt zu verkaufen. Die Marken<br />

Evian und Vittel beweisen das. Jetzt sind sie vielleicht<br />

dabei, das Fastfood à la française zu entwickeln. Schauen<br />

wir mal, ob diese Version de luxe sie als Sieger gegen den<br />

malbouffe hervorgehen lässt.<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!