Nr. 23 - September / Oktober 2009
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
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Art de Vivre Gastronomie<br />
italienischen Bra und kämpft gegen « die negativen Auswirkungen<br />
des Fastfood und die Vereinheitlichung des<br />
Geschmacks ». Sie fördert im Gegenzug das Wissen um<br />
gutes Essen und die Entwicklung eines öffentlichen Bewusstseins<br />
über die eigene kulinarische<br />
Tradition. Mittlerweile erfreut<br />
sich Slowfood in Frankreich eines<br />
immer größeren Zulaufs. Slowfood<br />
ruft zum Beispiel die Politiker dazu<br />
auf, in den Schulmensen bevorzugt<br />
regionale Produkte einsetzen zu<br />
lassen, um die Kinder zu einem guten<br />
Geschmack zu erziehen.<br />
Auch die Parlamentarier befassen<br />
sich mit dem Thema und verfassten<br />
kürzlich einen Bericht, mit<br />
dem sie die Übergewichtigkeit bekämpfen<br />
wollen. Sie fordern dafür<br />
eine Besteuerung der Lebensmittel<br />
entsprechend ihres Nährwertes.<br />
Ein Art Bonus-Malus-System also.<br />
Nach diesem Vorschlag würden<br />
Produkte wie Snacks und Fastfood<br />
Cozna Vera<br />
7, avenue de Chavoires<br />
74940 Annecy-le-Vieux<br />
Telefon: +33 (0)4 50 63 41 65<br />
www.coznavera.eu<br />
Miyou<br />
Terminal 2E<br />
mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19,6 Prozent<br />
belegt, anstatt mit dem reduzierten Steuersatz von 5,5<br />
Prozent, der derzeit gilt. Produkte, die keiner industriellen<br />
Verwertung unterzogen werden, wie etwa frisches Obst und<br />
Gemüse, sollen nur mit 2,2 Prozent anstatt der jetzigen 5,5<br />
Prozent besteuert werden. Aber die parlamentarische Initiative<br />
geht noch weiter. Sie schlägt vor, an Schulen und in<br />
Unternehmen kostenlos frisches Saisonobst und -gemüse zu<br />
verteilen und es Obst- und Gemüsehändlern einfacher zu<br />
machen, auf öffentlichem Grund Verkaufsflächen zu errichten.<br />
Diese letzten Vorschläge werden derzeit noch diskutiert,<br />
während die Idee der Steuerreduzierung schon wieder<br />
verworfen wurde. « Der Vorstoß war interessant, aber wir<br />
befinden uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase,<br />
in der die Besteuerung von Lebensmitteln bedeuten würde,<br />
die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr zu belasten »,<br />
argumentiert die französische Gesundheitsministerin Roselyne<br />
Bachelot.<br />
Erstaunlicherweise ist es der Fastfood-Bereich selbst, auf<br />
dem mittlerweile zur Attacke gegen den malbouffe geblasen<br />
wird. Die bekanntesten französischen Köche wollen das<br />
Fastfood neu erfinden, nicht mehr und nicht weniger! Da<br />
die Franzosen Fastfood wollen, sollen sie es kriegen. Aber<br />
anders als vorher. Das hat jedenfalls Thierry Marx vor. Der<br />
mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch gilt als<br />
einer der besten des Landes und wurde von Gault et Millau<br />
2006 zum Koch des Jahres gewählt. Er will 2010 unter dem<br />
Namen « Easy Marx » sein erstes Fastfood-Restaurant eröffnen.<br />
Wieso? « Weil die Imbissküche mich fasziniert », sagt er<br />
sofort. In seinem Restaurant im 18. Pariser Arrondissement<br />
will er anstatt traditionellem Fastfood schnelle Gerichte<br />
der traditionellen Küche anbieten, die aber nicht mehr als<br />
sechs oder sieben Euro kosten sollen. In Annecy-le-Vieux<br />
Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle<br />
Café Be<br />
Printemps de la Maison<br />
64, boulevard Haussmann<br />
75009 Paris<br />
im Haute-Savoie folgt bereits Marc Veyrat, ein anderer<br />
landesweit bekannter Koch, einem neuen Fastfoodkonzept.<br />
In seinem Lokal « Cozna vera » will er den malbouffe besiegen,<br />
indem er einen Kampf für das « Bio » führt. In seinem<br />
Laden soll der Kunde keine Minute<br />
auf sein Essen warten müssen und<br />
dennoch hohe Qualität erhalten.<br />
Veyrat hat eigens neue Rezepte für<br />
sein Fastfood-Lokal kreiert und<br />
bietet die Gerichte ab 5,60 Euro<br />
an.<br />
Dieses Fastfood à la française<br />
findet man inzwischen immer häufiger<br />
und auch an Orten, wo man<br />
es gar nicht vermuten würde. Zum<br />
Beispiel am Terminal 2E des Flughafens<br />
Roissy-Charle-de-Gaulle,<br />
wo Guy Martin, Chefkoch des Pariser<br />
Gastrotempels « Le Grand Véfour<br />
», einen Imbiss mit dem Namen<br />
« Miyou » eröffnete. Gleich beim<br />
Betreten wird dem Kunden klar:<br />
Hier befindet er sich in einem Luxussandwichladen.<br />
Beim Warten auf seinen Anschlussflug<br />
kann der Kunde ein Baguette mit Gänseleberpastete, Mangoconfit<br />
und gebeiztem Gemüse bestellen. Das ist schon etwas<br />
anderes als das übliche Käse-Schinken-Sandwich. Für<br />
Guy Martin handelt es sich bei seinem Konzept um einen<br />
Zugewinn an Charakter und Authentizität. « Miyou » will<br />
Hunger und Genuss zusammenzubringen. Dass der Spitzenkoch<br />
sein Fastfoodkonzept ausgerechnet am Flughafen<br />
präsentiert, kommt nicht von ungefähr. Er ist es nämlich,<br />
der die warmen Mahlzeiten für die Erste Klasse der Air<br />
France kreiert.<br />
Auch in der dritten Etage des berühmten Pariser Kaufhauses<br />
« Le Printemps de la Maison » gibt es seit neuestem<br />
Fastfood. Chefkoch Alain Ducasse hat hier ein Lokal eröffnet,<br />
wo man sich mit hochwertigem Fastfood eindecken und<br />
dabei schnell die besten Gerichte der französischen Küche<br />
kosten kann. Die Preise beginnen schon bei 4,20 Euro.<br />
Die Franzosen waren ja wirklich gut darin, aller Welt<br />
ihr Wasser als das beste überhaupt zu verkaufen. Die Marken<br />
Evian und Vittel beweisen das. Jetzt sind sie vielleicht<br />
dabei, das Fastfood à la française zu entwickeln. Schauen<br />
wir mal, ob diese Version de luxe sie als Sieger gegen den<br />
malbouffe hervorgehen lässt.<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>