21.04.2020 Aufrufe

Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Wirtschaftskrise muss ja für so einiges herhalten, in<br />

diesem Fall kann man sich aber nicht auf sie berufen. Oft<br />

macht es keinen Unterscheid, einen Hamburger mit den<br />

unvermeidlichen Pommes Frites und einem Kaltgetränk in<br />

einem Fastfood-Lokal zu bestellen, oder in einem Bistro<br />

das traditionelle Mittagsgericht, den Plat du Jour, zu ordern.<br />

Preislich läuft das ungefähr auf dasselbe hinaus. Es ist wohl<br />

eher zu konstatieren, dass die Franzosen an der Fastfood-<br />

Gastronomie schlichtweg Gefallen gefunden haben.<br />

Muss man sich darüber aufregen? Es ist ja schließlich<br />

keine Schande, wenn sich die Essgewohnheiten ändern.<br />

Das ist ein Prozess, der in allen industrialisierten Ländern<br />

zu beobachten ist. Unser Leben ändert sich eben. Wir verbringen<br />

weniger Zeit in der Küche. Bloß was wird dabei<br />

aus dem Bild Frankreichs als das Land der « guten Küche »?<br />

Wenn selbst die Franzosen sich dem Fastfood verschreiben,<br />

laufen sie da nicht Gefahr, allmählich den Sinn für das gute<br />

Essen zu verlieren?<br />

Es ist noch nicht lange her, da machte Nicolas Sarkozy<br />

den Vorschlag, die französische Kochkunst in das Weltkulturerbe<br />

der Menschheit aufzunehmen. Man war schnell<br />

versucht auf diesen Vorstoß zu antworten, dass dann ja<br />

alle Länder ihre Esskultur schützen lassen könnten. Gutes<br />

Essen ist nun wahrlich kein Merkmal nur von Frankreich.<br />

Doch allein die Idee zeigt schon, dass die Franzosen mit<br />

der Entwicklung ihrer Esskultur ein wirkliches Problem<br />

haben.<br />

Sie haben dafür sogar ein Wort erfunden. Das hat zwar<br />

noch nicht Eingang in die offiziellen Lexika gefunden, aber<br />

alle benutzen es: malbouffe. Es entsteht aus dem Zusammenziehen<br />

der Begriffe mal (dt. schlecht) und bouffe (dt. ugs.<br />

Essen). Mit ihm wird all das benannt, was in den Augen<br />

mancher schlechte Nahrungsmittel sind. Die Dinge, die<br />

nichts mit Vergnügen oder einer besonderen Qualität zu tun<br />

haben, sondern dem simplen Akt der Nahrungsaufnahme<br />

dienen. Malbouffe, das ist Fastfood genauso wie industrielle<br />

Fertigprodukte und Tiefkühlkost. Eben alles, was man essen,<br />

aber eben nicht genießen kann.<br />

Im Sommer, wenn die Leute sich um ihre Figur für<br />

ihren Strandurlaub sorgen, thematisieren die Zeitschriften<br />

regelmäßig den malbouffe. Sonderartikel beschäftigen sich<br />

mit dem Zuwachs der Übergewichtigen in Frankreich und<br />

die Boulevardblätter fragen in alarmierendem Ton, ob die<br />

Franzosen bald aussähen wie die US-Amerikaner. Man beklagt<br />

den malbouffe zwar, aber hält ihn irgendwie auch für<br />

nötig. Zu wenig Zeit zum Kochen, zu teure frische Lebensmittel,<br />

die Sprösslinge zu McDonalds-begeistert – die Liste<br />

der Begründungen ist lang.<br />

Ist die französische Küche also in Gefahr und müssen<br />

wir dem Boeuf Bourguignon und dem Magret de Canard<br />

langsam Adieu sagen? Ist bald Schluss mit den klassischen<br />

Menüs aus Vorspeise, Hauptspeise, Käse und Dessert?<br />

Manche glauben das und beginnen sich zusammenzuschließen.<br />

Eine Organisation, die als erste auf dieses Thema<br />

aufmerksam machte, ist Slowfood. 1989 in Paris gegründet,<br />

ist sie heute eine internationale Organisation mit Sitz im<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!