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Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

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ihrer Arbeit. Doch<br />

das Verschicken<br />

von Ausstellungsstücken<br />

ist eher<br />

die Ausnahme.<br />

H a u p t s ä c h l i c h<br />

küm mern sich die<br />

Tischler um die<br />

Restaurierung derselben.<br />

Denn die<br />

Möbel im Schloss<br />

müssen besondere<br />

Beanspruchungen<br />

aushalten. Da sie<br />

meist in öffentlich<br />

zugänglichen Räumen<br />

stehen, sind<br />

sie wechselnden<br />

Temperaturen und<br />

Luftfeuchtigkeiten<br />

sowie Lichteinflüssen<br />

ausgesetzt. Keine idealen konservatorischen<br />

Bedingungen.<br />

Bei der Restaurierung stellt sich immer<br />

wieder die Frage, wie weit die Tischler gehen<br />

sollen. Oft wird darüber in der Werkstatt diskutiert.<br />

Benjamin Girandon, einer der Tischler<br />

und Restaurateure, erklärt die Philosophie der<br />

Werkstatt wie folgt: « Die Kunst besteht darin,<br />

die an einem Möbelstück sichtbare Geschichte<br />

zu erhalten, die Eingriffe so gering und vor allem<br />

so umkehrbar wie möglich zu halten und<br />

dem Gegenstand trotzdem eine möglichst lange<br />

Haltbarkeit zu schenken. »<br />

Denn alle Objekte, die in die Werkstatt gelangen,<br />

haben eine lange Historie hinter sich.<br />

Es geht nicht darum, sie wieder in ihren Originalzustand<br />

zu versetzen. Gerade deshalb müssen<br />

die Eingriffe vorher ausgiebig besprochen<br />

und abgewogen werden. Die Restaurierung<br />

solch wertvoller Gegenstände ist das Produkt<br />

von Teamarbeit. Jeder Mitarbeiter bringt sein<br />

spezifisches Wissen ein, verschiedene Optionen<br />

werden offen diskutiert. Und auch Recherchearbeiten<br />

nehmen dabei einen wichtigen<br />

Stellenwert ein, was oft vergessen wird. « Ein<br />

Drittel unserer Zeit verbringen wir mit Recherchen,<br />

ein Drittel mit den eigentlichen Restaurierungsarbeiten<br />

und ein Drittel mit dem<br />

Erstellen von Berichten über unsere konkreten<br />

Maßnahmen », erläutert Bertrand Rondot.<br />

Und noch etwas fällt auf: Auch wenn moderne<br />

Maschinen in der Tischlerei von Versailles<br />

stehen, so haben sich viele Arbeitsmethoden<br />

im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.<br />

Viele Verfahren, die heute zur Restaurierung<br />

angewandt werden, nutzte man auch schon<br />

für den Bau der Möbel. Einige andere verbieten<br />

sich aber. So würde ein Restaurator<br />

nie das Holz abschleifen, wie es einst der<br />

Erbauer getan hat. Er muss dann innovativ<br />

sein und überlegen, wie man mit anderen<br />

Mitteln zu ähnlichen Ergebnissen gelangt.<br />

Doch das macht gerade einen der Reize der<br />

Arbeit in dieser nicht ganz gewöhnlichen<br />

Tischlerei aus.<br />

Der Vergolder: die Gabe<br />

der Geduld und Ehrfurcht<br />

Oberhalb der Tischlerei befindet sich<br />

die Werkstatt von Laurent Heissier. Er<br />

selbst gibt zu, dass er « von seiner Arbeitsstätte<br />

wahrscheinlich den besten Blick aufs<br />

Schloss genießt ». Sein offizieller Titel lautet<br />

doreur-peintre en décors, also Dekormaler und<br />

-vergolder. Grob gesagt kümmert er sich um<br />

die Restaurierung aller Vergoldungen und<br />

Goldauflagen in Versailles, wie etwa Bilderrahmen.<br />

Aber auch vorgetäuschte Marmorflächen,<br />

die es im Schloss an vielen Stellen<br />

gibt, gehören zu seinem Aufgabengebiet.<br />

Seine Werkstatt erinnert ein bisschen<br />

an einen Gemischtwarenladen. Die Regale<br />

biegen sich unter dem Gewicht von Farbpigmenten,<br />

Pinseln, Warenmustern und<br />

Werkzeugen. Auf den großen Tischen im<br />

Atelier warten diverse Gegenstände auf die<br />

Bearbeitung. Wenn Laurent Heissier von<br />

Oben: Laurent<br />

Heissier ist der Mann<br />

für alles Goldene im<br />

Schloss. Linke Seite:<br />

Die Tischlerei von<br />

Versailles sieht sich<br />

immer wieder neuen<br />

Herausforderungen<br />

gegenüber. Das junge<br />

Team findet aber<br />

jederzeit Lösungen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 71

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