Nr. 23 - September / Oktober 2009

sie mit den meisten nie ein Wort gewechselt
hat. Es ist die Gabe der guten
Beobachtung. Sie teilt die Besucher
gerne in verschiedene Kategorien
ein. Solche, die mit ihren Kopfhörern
am Ohr und dem Audioguide in der
Hand durch die Räume gehen. Sie
sind meistens die Besucher, die am
wenigsten Lärm machen. Sie verweilen
so lange vor einem Kunstwerk,
wie der gesprochene Text des Audioguides
dauert, nehmen aber kaum das
Umfeld wahr, das nicht besprochen
wird. Dann gibt es die Touristen, die
in kurzer Zeit möglichst alle Highlights
von Versailles sehen wollen.
Isabelle Penicaut erkennt sie daran,
wie sie zum Spiegelsaal oder dem
Schlafzimmer des Königs eilen, ohne
ein Auge für die kleinen Sehenswürdigkeiten
unterwegs zu haben.
Am liebsten mag die moderne
Museumswärterin allerdings die Leute,
die eher zufällig in einen Raum
des Schlosses kommen. Sie versuchen
zunächst, sich zurechtzufinden,
vielleicht eine Informationstafel zu
finden, und wirken am Anfang fast
schüchtern. Doch dann nehmen sie
sich oft die meiste Zeit, die Atmosphäre
eines Raumes zu erfahren
und kleine Details zu bewundern,
die die meisten Besucher schlichtweg
übersehen. Viele von ihnen trauen
sich auch, Isabelle Penicaut anzusprechen.
Es entsteht ein Dialog über den
Raum oder das Schloss. Dies sind die
Sternstunden von Isabelle Penicauts
Arbeitsalltag.
Zu den Privilegien ihrer Tätigkeit
gehört, dass sie mit ihren Schlüsseln
Zugang zu fast allen Bereichen des
Schlosses hat. Ein Vorteil, den sie oft
nutzt. Morgens kommt sie nicht selten
eine halbe Stunde früher, um die
Atmosphäre des noch leeren Schlosses
zu genießen. Dann schließt sie die
Augen und kann die jahrhundertealte
Geschichte von Versailles spüren.
Außerdem liebt sie es, während
der langen Stunden in den Räumen
des Schlosses kleinste Details zu entdecken.
So fiel ihr eines Tages eine
kleine Schnecke in einem goldenen
Bilderrahmen auf, die zuvor wahrscheinlich
kaum einer wahrgenommen
www.fapf.de
FRANZÖSISCH
heute
«relooké»
Das Verbandsorgan der
Vereinigung
der Französischlehrerinnen
und
-lehrer e. V.
jetzt im neuen Format
40. Jahrgang
43558
ISSN 0342-2895
1
2009
Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer e. V.
FRANZÖSISCH
heute
Französischunterricht
aus Lernersicht
Die vorrangigen Ziele der VdF lauten:
– zur Verbreitung der französischen
Sprache und Kultur beizutragen,
– den Unterricht der Nachbarsprache
Französisch inhaltlich und
didaktisch zu fördern.
In den letzten Jahren war die VdF
an der Fortbildung von ca. 5000
Lehrer/innen für Französisch alleine
oder mit unterschiedlichen Partnern
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Das 4 mal im Jahr erscheinende Heft
französisch heute versteht sich als
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