Nr. 23 - September / Oktober 2009
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
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wird. Am Morgen fand noch eine politische Veranstaltung<br />
statt. Nun geht es aber sehr geruhsam zu. Der Tempel erstrahlt<br />
friedfertig im Sonnenlicht. Aus der Ferne hört man<br />
allerdings die Jubelschreie aus der Arena. Sie bilden ein<br />
gleichmäßiges Hintergrundgeräusch, so wie das Rauschen<br />
des Meeres am Strand.<br />
Wiederum rund einen Kilometer von hier entfernt<br />
herrscht ebenfalls Ruhe. Von einem ovalen Turm, der Teil<br />
der Stadtbefestigung ist, blicken zwei römische Legionäre<br />
auf die Via Domitia, die das heutige Italien mit dem heutigen<br />
Spanien verbindet. Es ist aber nicht viel los an diesem<br />
Tag, so dass sich beide von der Sonne bescheinen lassen und<br />
über die Spiele in der Arena sprechen. Sicherlich können sie<br />
sich kaum vorstellen, dass der Turm noch zwei Jahrtausende<br />
später als Tour Magne zu den Hauptsehenswürdigkeiten<br />
der Stadt zählen wird.<br />
Eine Stadt mit einer über<br />
2000-jährigen Geschichte<br />
So oder so ähnlich könnte ein Tag zu Zeiten der alten<br />
Römer im heute so beschaulichen Nîmes ausgesehen haben.<br />
Denn die Hauptstadt des Departements Gard kann stolz<br />
auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Ihre Ursprünge<br />
datiert man sogar auf das 4. Jahrhundert v. Chr., doch<br />
es waren die Römer, die den Ort zu seiner Blüte verhalfen.<br />
Bis heute prägen Spuren aus dieser Zeit stolz das Stadtbild,<br />
darunter auch das Amphitheater, der Tempel und der Turm<br />
der Stadtbefestigung.<br />
An der südlichen Spitze der dreiecksförmigen Altstadt,<br />
die im Norden durch den Boulevard Gambetta, im Osten<br />
bzw. Südosten durch den Boulevard Amiral Courbet und<br />
den Boulevard de la Libération und im Westen bzw. Südwesten<br />
durch den Boulevard Alphonse Daudet und den<br />
Boulevard Victor Hugo begrenzt wird, ist das Amphitheater<br />
der Römer in einem guten Zustand erhalten geblieben.<br />
Wenn man in Nîmes mit dem Zug ankommt und sich zu<br />
Fuß der Altstadt nähert, läuft man geradewegs auf die<br />
Arena zu. Der monumentale Bau wurde nach Vorbild des<br />
Kolosseums in Rom im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet.<br />
Zur antiken Zeit fasste die Anlage rund 25.000 Zuschauer.<br />
Heute beträgt die Sitzplatzkapazität für Veranstaltungen<br />
um die 13.000 Plätze.<br />
Amphitheater: Gladiatorenkämpfe,<br />
Festung und Stierkämpfe<br />
Der gute Zustand der Arena hängt sicherlich auch mit<br />
dem Umstand zusammen, dass sich im Laufe der Geschichte<br />
andere Nutzungen für den Bau fanden. So wurde das<br />
Amphitheater wahrscheinlich im 6. Jahrhundert, nachdem<br />
die Gladiatorenkämpfe verboten wurden, in eine Festung<br />
umgewandelt, in der die Bewohner der Stadt bei Angriffen<br />
sicheren Unterschlupf fanden. Im 12. Jahrhundert wurde<br />
die Anlage zur Heimat des Vicomte von Nîmes und seiner<br />
Vasallen. Im Inneren errichtete man sogar ein Schloss und<br />
zwei Kirchen. Um die 700 Menschen lebten zu der Zeit in<br />
der Arena. Die Bauten bzw. Umbauten aus dieser Epoche<br />
bestanden noch bis zum 18. Jahrhundert fort. Erst dann begann<br />
man damit, dem Amphitheater wieder sein ursprüngliches<br />
Aussehen zu geben. Diese Restaurierungsarbeiten<br />
dauerten bis ins 19. Jahrhundert.<br />
1853 wurde schließlich eine neue Ära eingeläutet. Von<br />
nun an wurden Stierkämpfe in der Arena organisiert, so<br />
dass der Bau zu seiner eigentlichen Funktion als Stätte<br />
der Volksbelustigung zurückfand. Bis heute werden diese<br />
Stierkämpfe abgehalten – zum Karneval im Februar, zu<br />
Pfingsten und zur Weinlese. Die Pfingst-Féria von Nîmes<br />
ist sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und<br />
genießt ein ähnliches Renommee wie die Veranstaltungen<br />
von Sevilla und Madrid. Blutige Kämpfe sind also in das<br />
Amphitheater zurückgekehrt, auch wenn es heute das Blut<br />
von Stieren und nicht das von Menschen ist – es sei denn,<br />
der Torero ist unvorsichtig. Die Stadt ist stolz auf diese Tradition.<br />
Jegliche Bedenken gegen diese Meuchelei werden<br />
mit lokalpatriotischen Argumenten aus dem Weg geräumt.<br />
Tierschützer haben in Nîmes, dieser Stadt des Südens, einen<br />
schweren Stand.<br />
Zum Glück braucht man als Tourist aber nicht an diesen<br />
Spektakeln teilzunehmen, um das römische Amphitheater<br />
von innen sehen zu können. Denn an jedem Tag lässt es<br />
sich auf eigene Faust besichtigen – auf Wunsch mit Audioguide<br />
in deutscher Sprache. Die Atmosphäre ist dann<br />
ohnehin angenehmer als während der Stierkämpfe, wenn es<br />
recht laut zugeht. Man kann in Ruhe umherlaufen und sich<br />
dabei vorstellen, wie alles wohl zu Zeiten der Römer ausgesehen<br />
haben muss. Vom oberen Rand bietet sich zudem ein<br />
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 59