Unterwegs in Frankreich Nîmes Linke Spalte von oben nach unten: Maison Carrée, Blick über die Dächer der Altstadt, Tour Magne. Oben, unten und S. 58/59: Amphitheater. 58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
wird. Am Morgen fand noch eine politische Veranstaltung statt. Nun geht es aber sehr geruhsam zu. Der Tempel erstrahlt friedfertig im Sonnenlicht. Aus der Ferne hört man allerdings die Jubelschreie aus der Arena. Sie bilden ein gleichmäßiges Hintergrundgeräusch, so wie das Rauschen des Meeres am Strand. Wiederum rund einen Kilometer von hier entfernt herrscht ebenfalls Ruhe. Von einem ovalen Turm, der Teil der Stadtbefestigung ist, blicken zwei römische Legionäre auf die Via Domitia, die das heutige Italien mit dem heutigen Spanien verbindet. Es ist aber nicht viel los an diesem Tag, so dass sich beide von der Sonne bescheinen lassen und über die Spiele in der Arena sprechen. Sicherlich können sie sich kaum vorstellen, dass der Turm noch zwei Jahrtausende später als Tour Magne zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zählen wird. Eine Stadt mit einer über 2000-jährigen Geschichte So oder so ähnlich könnte ein Tag zu Zeiten der alten Römer im heute so beschaulichen Nîmes ausgesehen haben. Denn die Hauptstadt des Departements Gard kann stolz auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Ihre Ursprünge datiert man sogar auf das 4. Jahrhundert v. Chr., doch es waren die Römer, die den Ort zu seiner Blüte verhalfen. Bis heute prägen Spuren aus dieser Zeit stolz das Stadtbild, darunter auch das Amphitheater, der Tempel und der Turm der Stadtbefestigung. An der südlichen Spitze der dreiecksförmigen Altstadt, die im Norden durch den Boulevard Gambetta, im Osten bzw. Südosten durch den Boulevard Amiral Courbet und den Boulevard de la Libération und im Westen bzw. Südwesten durch den Boulevard Alphonse Daudet und den Boulevard Victor Hugo begrenzt wird, ist das Amphitheater der Römer in einem guten Zustand erhalten geblieben. Wenn man in Nîmes mit dem Zug ankommt und sich zu Fuß der Altstadt nähert, läuft man geradewegs auf die Arena zu. Der monumentale Bau wurde nach Vorbild des Kolosseums in Rom im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Zur antiken Zeit fasste die Anlage rund 25.000 Zuschauer. Heute beträgt die Sitzplatzkapazität für Veranstaltungen um die 13.000 Plätze. Amphitheater: Gladiatorenkämpfe, Festung und Stierkämpfe Der gute Zustand der Arena hängt sicherlich auch mit dem Umstand zusammen, dass sich im Laufe der Geschichte andere Nutzungen für den Bau fanden. So wurde das Amphitheater wahrscheinlich im 6. Jahrhundert, nachdem die Gladiatorenkämpfe verboten wurden, in eine Festung umgewandelt, in der die Bewohner der Stadt bei Angriffen sicheren Unterschlupf fanden. Im 12. Jahrhundert wurde die Anlage zur Heimat des Vicomte von Nîmes und seiner Vasallen. Im Inneren errichtete man sogar ein Schloss und zwei Kirchen. Um die 700 Menschen lebten zu der Zeit in der Arena. Die Bauten bzw. Umbauten aus dieser Epoche bestanden noch bis zum 18. Jahrhundert fort. Erst dann begann man damit, dem Amphitheater wieder sein ursprüngliches Aussehen zu geben. Diese Restaurierungsarbeiten dauerten bis ins 19. Jahrhundert. 1853 wurde schließlich eine neue Ära eingeläutet. Von nun an wurden Stierkämpfe in der Arena organisiert, so dass der Bau zu seiner eigentlichen Funktion als Stätte der Volksbelustigung zurückfand. Bis heute werden diese Stierkämpfe abgehalten – zum Karneval im Februar, zu Pfingsten und zur Weinlese. Die Pfingst-Féria von Nîmes ist sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und genießt ein ähnliches Renommee wie die Veranstaltungen von Sevilla und Madrid. Blutige Kämpfe sind also in das Amphitheater zurückgekehrt, auch wenn es heute das Blut von Stieren und nicht das von Menschen ist – es sei denn, der Torero ist unvorsichtig. Die Stadt ist stolz auf diese Tradition. Jegliche Bedenken gegen diese Meuchelei werden mit lokalpatriotischen Argumenten aus dem Weg geräumt. Tierschützer haben in Nîmes, dieser Stadt des Südens, einen schweren Stand. Zum Glück braucht man als Tourist aber nicht an diesen Spektakeln teilzunehmen, um das römische Amphitheater von innen sehen zu können. Denn an jedem Tag lässt es sich auf eigene Faust besichtigen – auf Wunsch mit Audioguide in deutscher Sprache. Die Atmosphäre ist dann ohnehin angenehmer als während der Stierkämpfe, wenn es recht laut zugeht. Man kann in Ruhe umherlaufen und sich dabei vorstellen, wie alles wohl zu Zeiten der Römer ausgesehen haben muss. Vom oberen Rand bietet sich zudem ein Die ideale Unterkunft, um Nîmes, die Provence, die Camargue und die Cevennen zu besichtigen 3-Sterne-Hotel mit Pool Restaurant mit regionalen Spezialitäten Thematische Aufenthalte (Golf, Wein, Kultur...) Rundreisen für Gruppen und Familien www.nimotel.com contact@nimotel.com Tél. : +33 466 38 13 84 Sonderangebot: 7 Nächte im DZ für 249 € * *pro Person im DZ (Kategorie: Komfort) vom 01.11.09 bis zum 21.03.10 Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 59