Nr. 23 - September / Oktober 2009
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
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Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Außenansicht,<br />
Kassenraum und<br />
Saal des Balzac.<br />
Rechte Seite:<br />
Grand Rex.<br />
S. 38: Einer der Säle<br />
von MK2 Bibliothèque.<br />
MK2 Bibliothèque kann zweifellos als das ideale Multiplexkino<br />
der heutigen Zeit gelten, zumal es viele anspruchsvolle<br />
Filme im Programm hat.<br />
Zur Avantgarde modernen Kinovergnügens zählte einst<br />
auch das Max Linder. Es war eines der ersten Säle in der<br />
Metropole, der über den THX-Tonstandard verfügte. Heute<br />
eine Selbstverständlichkeit, damals eine sensationelle<br />
Neuheit. Viele ältere Besucher erinnern sich noch immer<br />
mit Gänsehaut an den THX-Soundcheck, bevor der Film<br />
begann. Im dunklen Saal kam ein Ton aus dem Nichts, der<br />
immer lauter wurde und das Kino schließlich zum Vibrieren<br />
brachte. Gleichzeitig erschienen die drei magischen Buchstaben<br />
auf der Leinwand. Bis heute haben viele Fans von<br />
damals dem Max Linder ihre Treue gehalten und erinnern<br />
sich gerne an diese Zeit zurück.<br />
Für die junge Generation ist eine gute Tonqualität dagegen<br />
längst eine Selbstverständlichkeit. Doch die technischen<br />
Fortschritte machten gerade für die kleinen Häuser<br />
das Überleben immer schwieriger. So veränderte sich auch<br />
die Kinolandschaft in Paris. Multiplexkinos lösten kleine<br />
Schachtelkinos ab. Zwei große Gruppen, Gaumont und<br />
UGC, gefolgt von zwei kleineren, Pathé und MK2, dominieren<br />
das Angebot. Dauerkarten, mit denen man für etwas<br />
mehr als 20 Euro so viele Filme im Monat sehen kann, wie<br />
man möchte, verändern die Besuchsgewohnheiten. Einige<br />
dieser Kinofabriken sind allein wegen ihrer Größe einen<br />
Besuch wert, beispielsweise die UGC Ciné Cité Les Halles<br />
mit 19 Sälen, die UGC Cité Ciné Bercy mit 18 Sälen oder<br />
das Gaumont Aquaboulevard mit 14 Sälen. Aber Achtung,<br />
in diesen Häusern laufen vor allem Großproduktionen aus<br />
Hollywood. Die Kinos sind vor allem bei Jugendlichen aus<br />
den Vorstädten beliebt.<br />
Doch trotz dieser Dominanz großer Ketten konnten<br />
sich bis heute rund 150 unabhängige Kinosäle in Paris halten.<br />
Ihre Eigentümer sind oft mutige Leute, die mit ihrer<br />
Arbeit nicht nur auf Gewinnmaximierung schielen. So wie<br />
Jean-Jacques Schpoliansky, der Betreiber des Balzac. Mit 65<br />
Jahren steht er immer noch an der Spitze dieses legendären<br />
Kinos, das sein Großvater 1935 eröffnet hat. Zu der Zeit<br />
befanden sich die meisten Kinos im Opéra-Viertel oder an<br />
den äußeren großen Boulevards. Vor 1918 gab es gerade<br />
einmal zwei Kinos an den Champs-Elysées. Doch dann<br />
begannen die Kinobetreiber damit, sich für den Prachtboulevard<br />
zu interessieren, so auch Jean-Jacques Schpolianskys<br />
Großvater. Auch Produktionsfirmen siedelten sich an den<br />
Champs-Elysées an.<br />
Das Balzac kannte in der Anfangszeit einen nicht zu<br />
stoppenden Aufstieg. Zunächst zeigte man vor allem USamerikanische<br />
Filme, was damals gerade in Mode war.<br />
In den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren wurden viele<br />
Filmpremieren in Anwesenheit der Leinwandstars gefeiert.<br />
Das waren die glorreichen Jahrzehnte des Hauses. 1975<br />
erweiterte man das Kino um zwei kleinere Säle, um damit<br />
das Programm vielfältiger gestalten zu können. Bis heute<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>