Nr. 23 - September / Oktober 2009

Unterwegs in Frankreich Normandie
der historischen Stätte. Einige Gebäude
wurden schlichtweg abgerissen, die
Möbel und Kunstwerke über das ganze
Land verstreut. Die letzte Demütigung
musste das einst so glanzvolle Kloster
in den Jahren von 1802 bis 1824 erleiden.
Da nämlich diente die Abtei als
Steinbruch für die umliegenden Bauvorhaben.
Es musste noch einmal ein Jahrhundert
vergehen, bis die Überreste
der Abtei endlich geschützt wurden.
Doch die wirkliche Lebensversicherung
für Jumièges gilt erst seit 1947.
Seitdem nämlich ist der französische
Staat Eigner der Klosteranlage und
sorgen zahlreiche Konservierungsarbeiten
dafür, dass der Ort sich seine
majestätische Aura bewahrt.
Beim Spazieren durch die Anlage
fällt uns auf, wie harmonisch sich die
hohen Ruinen in den Park einfügen.
Die Konservateure von Jumièges haben
ein beeindruckendes Gleichgewicht
schaffen können. Die Natur
dominiert die Ruinen nicht, wie es an
vergleichbaren Orten oft der Fall ist.
Ganz im Gegenteil, die verbliebenen
Gebäudeteile fordern einen beinahe
ehrerbietigen Respekt. Die Mauerreste,
Dachgewölbe und bloßen Mauersteine,
die wie vom Himmel gefallen
zu sein scheinen, üben einen faszinie-
36 · Frankreich erleben · September / Oktober 2009