Nr. 23 - September / Oktober 2009

nicht minder gastfreundlichen Zeiten
von einst.
Während ihrer Reisen tauschten
sich die Geschäftsleute mit den
Mönchen, Studenten und lokalen
Händlern aus und trugen die Erlebnisse
von Jumièges mit in ihre
Heimatstädte. So wuchs der gute
Ruf von Jumièges entlang der großen
Handelsrouten, und selbst auf
der anderen Seite des Ärmelkanals
war die Abtei ein Begriff. Sie prosperierte
unaufhörlich und zählte bis
zu 170 Liegenschaften in der ganzen
Normandie. Aber der hundertjährige
französisch-englische Krieg von
1337 bis 1453, während dessen sich
die Armeen diesseits und jenseits des
Ärmelkanals unzählige Schlachten
lieferten, leitete den zweiten Abstieg
von Jumièges ein. In der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es
dann die Hugenotten, die das Kloster
plünderten. Wieder wurde Jumièges
für lange Zeit eine vergessene Ruine,
bis sie ein letztes Mal von 1666 bis
1671 restauriert wurde. Dafür wurden
eine große Bibliothek und eine
Orgel gebaut, man errichtete auf
den Wällen Terrassen und legte die
Gärten neu an. Das Kloster begann
allmählich wieder aufzuleben.
Doch abermals klopfte das Schicksal
an die Klostermauern – dieses Mal
unerbittlich und endgültig. In den
Wirren der Französischen Revolution
wurden die Gebäude des Klosters verkauft.
Und die Käufer hatten wahrlich
kein besonderes Interesse am Erhalt
Frankreich erleben · September / Oktober 2009 · 35