Nr. 23 - September / Oktober 2009
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
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Ich schlendere die Avenue, die leicht ansteigt, langsam hoch. In den letzten<br />
drei Jahren wurde sie komplett saniert und strahlt seitdem endlich eine<br />
schlichte Eleganz aus, die dem Renommee der illustren Anrainer würdig<br />
ist. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Jedes Jahr kommen über<br />
400.000 Touristen in die bekannteste Straße von Epernay, die mir an einem<br />
Tag in der Woche außerhalb der Sommerferien allerdings unerwartet leer<br />
vorkommt. Doch diese Ruhe passt gut zu der vornehmen Aura, die die Architektur<br />
der Firmensitze der Schaumweinhersteller, die sich meist schon im 19.<br />
Jahrhundert hier ansiedelten, ausstrahlt.<br />
Unter der Straße und unter den ihr angrenzenden Grundstücken befinden<br />
sich die Keller und Stollen der verschiedenen Champagnerhersteller,<br />
denn nicht nur Moët & Chandon lagert hier seine wertvolle Ware. Die Gänge<br />
erstrecken sich auf einer Länge von insgesamt mehr als 100 Kilometern<br />
und gehen bis zu 40 Meter unter die Erde! Kaum zu glauben, ist die Avenue<br />
de Champagne doch nur wenige Kilometer lang. Der Hauptabschnitt zwischen<br />
der Place de la République im Westen und der Place de Champagne<br />
im Osten, an dem sich der Großteil der Champagnermarken befindet, misst<br />
sogar nur ganze eineinhalb Kilometer. Hunderte Millionen von Flaschen dieses<br />
weltberühmten Schaumweines lagern also quasi unter meinen Füßen. Ein<br />
sonderbares Gefühl.<br />
Die Geschichte der einzelnen Champagnermarken unterscheidet sich<br />
meist nicht so sehr von der Moët & Chandons. Oft stehen lange Familiendynastien<br />
hinter den renommierten Namen. So wird beispielsweise im Hause<br />
Boizel die Schaumweinproduktion in der fünften Generation kultiviert. Gegründet<br />
wurde die Marke einst im Jahre 1834 von Auguste Boizel zusammen<br />
mit seiner Frau Julie. Familienmitglieder führten den Betrieb anschließend<br />
fort. Auch die Kellergewölbe dieses Herstellers lassen sich besichtigen. Allerdings<br />
nur werktags und nur nach Voranmeldung. Der Besuch kann aber eine<br />
Alternative zum « Massenandrang » bei den größeren Häusern wie Moët &<br />
Chandon sein.<br />
Ein weiteres Beispiel für die familiären Ursprünge der großen Champagnermarken<br />
ist das Haus Pol Roger. Gegründet wurde es nur einige<br />
Jahre nach Boizel im Jahre 1849 und wird seitdem von einer Generation an<br />
die nächste übergeben. Es gehört zu den kleinsten Champagnerhäusern,<br />
ist aber stolz auf seine 160-jährige Unabhängigkeit. Die Marke machte<br />
1900 allerdings aus einem ganz anderen Grund von sich reden: Im Februar<br />
deselben Jahres stürzten Keller des Herstellers ein, wobei rund 1,5<br />
Millionen Flaschen unter dem Schutt begraben wurden. Natürlich verfügt<br />
das Unternehmen heute über neue Kellergewölbe. Der normale Tourist<br />
muss jedoch draußen bleiben, eine öffentliche Besichtigungsmöglichkeit<br />
besteht nicht.<br />
Das ist aber auch nicht weiter tragisch, hat man in der Avenue de Champagne<br />
ohnehin die Qual der Wahl. Neben Moët & Chandon bieten nämlich<br />
auch Comtesse Lafond, De Castellane und Mercier Rundgänge an, für die<br />
keine Voranmeldung notwendig ist. Letztere erlaubten im Jahre 1950 zur<br />
Premiere des Renault 4CV sogar ein Autorennen in ihren Kellern, was einen<br />
Eindruck von deren Größe gibt. Außerdem laden noch ein paar weitere<br />
Champagnerhäuser wie Achille Princier oder Gratien Alfred im Umkreis der<br />
Avenue de Champagne zu einem Abstecher ein.<br />
Doch normalerweise ist der Besuch eines Herstellers völlig ausreichend, es<br />
sei denn, man kann vom Champagner gar nicht genug bekommen. Ich drehe<br />
nach rund zwei Kilometern in Höhe des Hauses Mercier wieder um und kehre<br />
auf der anderen Straßenseite zurück zu meinem Ausgangspunkt. Eines ist<br />
sicher: Wenn ich demnächst einmal wieder die Gelegenheit habe, mit einem<br />
Glas Champagner anzustoßen, werde ich diese einzigartige Avenue im Geiste<br />
vor meinen Augen sehen.<br />
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