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Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

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Unterwegs in Frankreich Périgord<br />

viele einfachere Häuser von der ärmlichen Vergangenheit.<br />

Die Fassaden wirken nach außen verschlossen, wie<br />

um sich vor der Unwirtlichkeit der Welt zu schützen.<br />

Die wenigen Fenster sind klein und schmal, die Einrichtung<br />

der Häuser ist spärlich und bescheiden. Auch wenn<br />

man heute gefahrlos durch die Wälder des Périgord Noir<br />

streifen kann, lässt ihr schattiges und dunkelgrünes<br />

Eichendickicht die Stimmung erahnen, die die Wälder<br />

damals auf die Bewohner des Périgord gehabt haben<br />

müssen. Allein dadurch bleiben die Abenteuer von Jacquou<br />

le Croquant bis heute aktuell.<br />

Zwar spielt die Geschichte des Jacquou le Croquant<br />

zu Beginn des 19. Jahrhunderts, doch das Aufbegehren<br />

der Bauern, die so genannten « Jacqueries » begannen in<br />

Frankreich sehr viel früher. Schon 1358 brachen im Beauvaisis<br />

(heutiges Departement Oise) die ersten heftigen<br />

Unruhen aus, und im gleichen<br />

Jahr fühlte sich gar der Pariser<br />

Bürgermeister bemüßigt, die<br />

Wer ist Eugène Le Roy?<br />

Landbevölkerung um Paris aufzurufen,<br />

Geboren am 29. November 1836<br />

sich gegen den König<br />

auf dem Schloss Hautefort im zu erheben. Die Bauern wurden<br />

Departement Dordogne, ist Eugène Le<br />

Roy dennoch bescheidener Herkunft.<br />

Sein Vater war Kammerdiener des<br />

Baron de Damas, dem Besitzer des<br />

Schlosses, und der Kammerzofe der<br />

Baronin. Nach der Dorfschule ging<br />

er in Périgueux zur Schule, weigerte<br />

von der Obrigkeit lange als nützliche<br />

und billige Arbeitskräfte<br />

angesehen, die gehorsam all den<br />

Königen und Feudalherren zu<br />

dienen hatten. Die Steuerlast,<br />

die man ihnen aufbürdete, war<br />

enorm und die landwirtschaftlichen<br />

sich Priester zu werden und ging<br />

Zwangsabgaben hoch.<br />

stattdessen nach Paris, wo er 1854 in<br />

die Armee eintrat. Er nahm an den<br />

Feldzügen in Algerien und Italien teil,<br />

bis er 1860 wieder ins zivile Leben<br />

zurückkehrte. In Hautefort absolvierte<br />

Im Périgord erreichten die Aufstände<br />

im 16. Jahrhundert nennenswertere<br />

Ausmaße. 1594 gab<br />

es eine erste Bauernrevolte, als<br />

die Pest das Land drückte, die<br />

er einen Verwaltungskursus, wurde Landbevölkerung ausgepresst<br />

Steuerverwalter in Périgueux und<br />

später in einigen anderen Städten<br />

der Region, darunter auch Bordeaux.<br />

In Hautefort ging er schließlich in<br />

Rente, bevor er sich in das Dorf<br />

Montignac zurückzog, wo er 1907<br />

starb. Eugène Le Roy war immer ein<br />

engagierter Verfechter der Republik<br />

und stand stets im Widerspruch zum<br />

und Steuern wieder einmal erhöht<br />

worden waren. Der Zorn<br />

einte die Bauern und sie begannen,<br />

sich der königliche Macht<br />

zu widersetzen. Seitdem nennt<br />

man die Aufbegehrenden « Croquants<br />

».<br />

Vor dem Hintergrund der<br />

Aufstände im Périgord schrieb<br />

selbstherrlichen Bürgertum. Dabei Eugène Le Roy seinen « Jacquou<br />

übte er selbst einen so genannten<br />

ehrenwerten Beruf aus, obwohl er<br />

dieses Milieu doch so sehr verachtete.<br />

Das Schreiben war für Le Roy ein<br />

Mittel, sich von diesen Widersprüchen<br />

zu befreien und auszudrücken, was er<br />

wirklich empfand.<br />

». Will man dem Helden<br />

folgen, sollte man die Spur nordwestlich<br />

von Sarlat-la-Canéda<br />

aufnehmen, in der Gegend des<br />

Waldes von Barade. Dorthin<br />

zogen sich im 17. Jahrhundert<br />

die bewaffneten Bauern, die sich<br />

im Kampf gegen die Obrigkeit<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>

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