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Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

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Das Périgord Noir im Südosten des Departements<br />

Dordogne war mit seinen dunklen<br />

und undurchdringlichen Eichenwäldern<br />

schon immer eine Region, in der Märchen<br />

und Legenden blühten. Im späten 19. Jahrhundert<br />

fügte der Schriftsteller Eugène Le<br />

Roy eine weitere Saga hinzu, die Geschichte<br />

von Jacquou le Croquant. Ein bis heute<br />

in Frankreich sehr populärer Abenteuerroman,<br />

der die wahre Geschichte von Bauernaufständen<br />

im frühen 19. Jahrhundert<br />

aufgreift. Eine Reise durch das unbekannte<br />

Périgord, mit dem Buch in der Hand und<br />

abseits der bekannten Wege.<br />

Der Abenteuerroman « Jacquou le Croquant » ist<br />

eines der Bücher, die ganze Generationen geprägt<br />

haben. Das hat das Buch sicherlich der<br />

Schullektüre zu verdanken, zu der es bis heute gehört.<br />

Doch dass sich die Erwachsenen immer noch an den Geschichten<br />

von Jacquou erfreuen, liegt sicherlich auch daran,<br />

dass das Werk sie als Jugendliche tief im Herzen zu<br />

berühren vermochte.<br />

Denn Jacquou ist eine fast ideale Heldenfigur. So<br />

einfach er ist, so sehr kann man sich mit ihm identifizieren.<br />

Ein junger Bauer aus dem Périgord, der zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts zunächst glücklich mit seinen Eltern<br />

lebt, bis er wegen der Willkür eines Adligen zum<br />

verarmten Waisenkind wird. Es ist der Graf von Nansac,<br />

der seine Familie schon seit langem schikaniert. Dank<br />

seiner Freunde gelingt es dem schüchternen Kind, sich<br />

durchzuschlagen, bis aus ihm ein entschlossener Mann<br />

mit einnehmendem Wesen wird. Er weiß die Menschen<br />

um sich herum zu mobilisieren und kann seinen Wunsch<br />

nach Rache in einen Kampf gegen die Ungerechtigkeit<br />

umwandeln. Es ist eine Story irgendwo zwischen Robin<br />

Hood und Michael Kohlhaas. Jacquou wird am Ende<br />

das Leid seines Vaters rächen, indem er das Schloss des<br />

Grafen von Nansac niederbrennt.<br />

Jenseits dieses klassischen Plots eines Abenteuerromans<br />

besteht die Stärke des Jacquou-Stoffes darin, dass<br />

die Figur des Jacquou durch die Feder von Eugène Le<br />

Roy zum klassischen Vertreter der « Croquants » geworden<br />

ist. Jener mutigen Bauern und Landarbeiter,<br />

die gegen die mächtigen und reichen Landbesitzer für<br />

ihre Rechte stritten. Jacquou ist damit ein Vertreter der<br />

großen Tradition in der französischen Literatur, die vom<br />

kleinen guten Mann erzählt, der es aus eigener Kraft<br />

versteht, die Ausgestoßenen und Schwachen um sich zu<br />

versammeln, ihnen Selbstvertrauen zu geben und in ihnen<br />

die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken.<br />

Das Périgord zwischen 1815 und 1830, das Eugène<br />

Le Roy in seinem Roman beschreibt, hat mit dem, was<br />

wir heute darunter verstehen, wenig zu tun. Es gehörte<br />

damals, genauso wie die Bretagne und andere Ecken<br />

Aquitaniens, zum unterentwickelten und zurückgebliebenen<br />

Teil Frankreichs. Die vielen Sümpfe waren mit<br />

Mücken verseucht, die Leute konnten sich selten satt<br />

essen, und die Verkehrswege waren wegen der gefährlichen<br />

und dichten Wälder kaum ausgebaut. Die Zahl der<br />

Analphabeten war groß.<br />

Auch wenn sich die Lebensbedingungen im Périgord<br />

seither längst verbessert haben, hat es doch seinen<br />

eigenen Reiz, durch das Périgord Noir zu spazieren und<br />

die Überbleibsel der alten Zeiten aufzuspüren. Schon die<br />

Architektur zeigt es: In Städten wie Sarlat-la-Canéda<br />

genauso wie in den ländlichen Gebieten zeugen noch<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 15

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