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Nr. 23 - September / Oktober 2009

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>23</strong> · <strong>September</strong>/ <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

Nîmes<br />

Alte Römerstadt<br />

im Aufbruch<br />

Versailles<br />

Spektakulärer Blick<br />

hinter die Kulissen<br />

Naturwunder in der<br />

Ardèche<br />

Champagner<br />

Über die Champs-Elysées des Schaumweines<br />

Politik Mitterrands Neffe wird Sarkozys Kulturminister<br />

Rum Starkprozentiger Botschafter aus Übersee<br />

Paris Legendäre Lichtspielhäuser an der Seine<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

mit ein wenig Stolz kann ich Ihnen heute eine Neuerscheinung<br />

verkünden: Zum ersten Mal geben wir einen<br />

Jahreskalender heraus. Damit erfüllen wir einen Wunsch,<br />

der von Leserseite immer wieder an uns herangetragen<br />

wurde. Die Redaktion hat dafür eine Auswahl<br />

ihrer schönsten Frankreichmotive zusammengestellt,<br />

dabei aber ganz bewusst nicht nur<br />

die typischen Sehenswürdigkeiten ausgesucht,<br />

sondern gerade auch weniger klischeehafte<br />

Impressionen meiner Heimat mit einbezogen.<br />

Ich würde mich freuen, wenn der<br />

Kalender im nächsten Jahr vielleicht<br />

auch an Ihrer Wand hängen würde.<br />

Vorher hoffen wir auf einen schönen<br />

und sonnigen Herbst. Ein<br />

beliebtes Reiseziel sind zu dieser<br />

Jahreszeit die französischen<br />

Weingegenden, wo es Mitte<br />

bzw. Ende <strong>September</strong> mit der<br />

Weinlese losgeht. Ein Weinanbaugebiet<br />

der besonderen Art findet<br />

man in der Champagne, der Heimat<br />

des Champagners. Folgen Sie uns in<br />

dieser Ausgabe auf eine Reise nach<br />

Epernay. Die Kleinstadt südwestlich von<br />

Reims gilt als die Hauptstadt des weltberühmten<br />

Schaumweines. So wie die Edelboutiquen<br />

an den Champs-Elysées in Paris<br />

reiht sich an der Avenue de Cham pagne<br />

in Epernay ein Champagnerhersteller<br />

an den nächsten.<br />

Ideal sind die kommenden<br />

Wochen auch für eine Reise in<br />

den Süden Frankreichs. Die Tage sind<br />

nicht mehr so heiß und der Trubel, der in vielen<br />

Orten im Juli und August herrscht, hat sich wieder gelegt.<br />

Wie wäre es also mit einem Abstecher nach Nîmes,<br />

der stolzen alten Römerstadt und heutigen Hauptstadt<br />

des Departements Gard? Oder ins wunderschöne<br />

Périgord, wo wir auf den Spuren des in Deutschland<br />

kaum bekannten, in Frankreich aber in jeder Schule<br />

gelesenen Romans « Jacquou le Croquant »<br />

wandeln. Lohnenswert ist auch das Departement<br />

Ardèche, das viel mehr zu bieten hat als<br />

die gleichnamige Schlucht, die man bei einem<br />

Besuch aber natürlich nicht verpassen darf.<br />

Wer sorgt in Versailles eigentlich dafür,<br />

dass die vielen Pendeluhren im Schloss<br />

richtiggehen und dass der Glanz der<br />

Anlage niemals verblasst? Wir haben<br />

uns dies auch gefragt und uns auf den<br />

Weg in die Kleinstadt südwestlich von Paris<br />

gemacht, um einen Blick hinter die Kulissen<br />

zu werfen. Herausgekommen ist eine<br />

Reportage über Menschen mit teils<br />

kuriosen, teils gewöhnlichen Berufen,<br />

die alle die gleiche Leidenschaft für ihren<br />

ungewöhnlichen Arbeitsplatz teilen.<br />

Diese und viele weitere Themen finden Sie<br />

auf den folgenden Seiten, bei deren Lektüre<br />

ich Ihnen wie immer viel Vergnügen wünsche.<br />

Titelblatt: Amphitheater von Nîmes<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 3


Inhalt<br />

Avenue de<br />

Champagne · 22<br />

Nîmes · 56<br />

Périgord · 14<br />

Abbaye de Jumièges · 30<br />

Ardèche · 44<br />

Rum · 84<br />

Pariser Kinos · 38<br />

Versailles · 66<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich heute<br />

30 · Abbaye de Jumièges<br />

38 · Paris<br />

66 · Versailles<br />

14 · Périgord<br />

56 · Nîmes<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 · Avenue de Champagne<br />

44 · Ardèche,<br />

54 · Hotel<br />

14 Périgord<br />

Auf den Spuren von Jacquou le Croquant<br />

Das Périgord Noir ist bei Touristen wenig bekannt.<br />

Dabei finden sich dort romantische Schlösser, ausgedehnte<br />

Wälder und eine Menge alter Geschichten.<br />

22 Avenue de Champagne<br />

Die Champs-Elysées des Champagners<br />

Sie misst nur einige Kilometer, ist aber eine der<br />

« wertvollsten » Straßen des Landes, befinden sich<br />

unter ihr doch die Lager der renommiertesten<br />

Champagnerproduzenten. Ein Besuch in Epernay.<br />

30 Abbaye de Jumièges<br />

Magische Ruinenreste in der Normandie<br />

Früher eine Raststätte für Reisende aus aller Welt, heute<br />

ein fast vergessener Ort. Besuch in einer verfallenen<br />

Klosteranlage, die einen Hauch von Mittelalter verströmt.<br />

38 Paris<br />

Lichtspielhäuser in der Hauptstadt,<br />

mehr als nur Kino<br />

Ob in einer Pagode mit japanischem Vorgarten oder in<br />

einem ultramodernen Multiplexkino mit Doppelsitzen zum<br />

Kuscheln, in Paris gibt es Kinos für jeden Geschmack.<br />

4 4 A rd è c h e<br />

Ein Departement voller Überraschungen<br />

Westlich des Rhône-Tals gelegen, lockt das Departement<br />

Ardèche mit viel unberührter Natur und außergewöhnlichen<br />

Landschaften. Eine Reise in Bildern.<br />

54 Hotel<br />

Hôtel Helvie, Vals-les-Bains (Ardèche)<br />

56 Nîmes<br />

Römische Baudenkmäler und<br />

mediterrane Lebensfreude<br />

In Nîmes trifft man nicht nur auf einige der besterhaltenen<br />

Bauten aus römischer Zeit, sondern auch auf eine<br />

dynamische Kleinstadt mit sprudelnder Lebenslust.<br />

66 Versailles<br />

Berufe mit Tradition in historischen Mauern<br />

Alle Welt beneidet die Franzosen um das vielleicht<br />

prunkvollste Schloss der Welt: Versailles. Damit die<br />

Touristenattraktion auch für die Nachwelt erhalten bleibt<br />

und jeden Tag Tausende von Besuchern empfangen<br />

kann, bedarf es vieler fleißiger Hände. Einige Berufe sind<br />

dabei durchaus kurios. Ein Blick hinter die Kulissen.<br />

76 Frédéric Mitterrand<br />

Kabinettsumbildung: Wieder ein<br />

Mitterrand im Elysée-Palast<br />

Der neue Kulturminister Frankreichs ist so gar nicht<br />

typisch für seinen Berufsstand. Portrait eines Enfant<br />

terrible der französischen Politik, der sich auch der<br />

neuen politischen Herausforderung im Kabinett von<br />

Sarkozy mit Leidenschaft stellt.<br />

78 Städtepartnerschaft<br />

Licht und Kerzen: Lyon gratuliert<br />

Leipzig zum Wendejubiläum<br />

Das 20-jährige Jubiläum der Wende wird auch<br />

in Frankreich gefeiert. Lyon macht seiner<br />

Schwesterstadt Leipzig mit der Unterstützung beim<br />

Lichtfest sogar ein ganz besonderes Geschenk.<br />

Art de vivre<br />

84 Rum<br />

Hochprozentiges aus Übersee<br />

Frankreich ist für viele alkoholische Getränke weltbekannt.<br />

Dass Rum ebenfalls eine französische Spezialität ist,<br />

ignoriert man außerhalb der Landesgrenzen aber oft,<br />

dabei ist dessen Produktion ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

für die französischen Überseedepartements.<br />

86 Chantals Rezept<br />

Baba au rhum<br />

88 Gastronomie<br />

Fastfood erobert Frankreich<br />

Frankreichs Spitzenköche rufen zum Kampf gegen schlechtes<br />

Essen, denn auch im Land der Haute-Cuisine werden<br />

Fertiggerichte und Schnellrestaurants immer beliebter.<br />

Erobert bald Fastfood à la française die Imbissküche?<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

51 Abonnement<br />

64 Kulturschock<br />

82 Kulturszene<br />

92 Frankreich praktisch<br />

93 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Nachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 5


On En Parle<br />

Neues Comic-Museum<br />

in Angoulême<br />

Die westfranzösische Stadt Angoulême ist für ihr<br />

großes Comic-Festival bekannt. In Zukunft wird sie<br />

es auch für ihr Comic-Museum sein, das in der Stadt<br />

gerade eröffnet wurde. Untergebracht ist es in einem<br />

ehemaligen, frisch sanierten Fabrikgebäude. Zu den<br />

Besonderheiten des Museums gehört auch, dass die<br />

Exponate alle vier Monate ausgetauscht werden, so dass<br />

ein Besuch immer wieder aufs Neue lohnt. Die Gründe<br />

dafür sind die konservatorischen Anforderungen. Damit<br />

die Comic-Seiten nicht zu sehr ausbleichen, müssen<br />

sie immer wieder zurück ins dunkle Depot. Insgesamt<br />

verfügt das Museum über fast 8.000 Werke.<br />

Kombiticket für<br />

vier Pariser Museen<br />

Was sich in anderen Metropolen als erfolgreich<br />

erwiesen hat, soll nun auch in Paris funktionieren:<br />

Vier Museen im 7. und 16. Arrondissement<br />

schließen sich in ihrem Werben um Besucher<br />

zusammen. Die Cité de l’Architecture et du Patrimoine,<br />

der Palais de Tokyo, das Musée d’Art<br />

Moderne der Stadt Paris und das Musée du Quai<br />

Branly bieten zukünftig ein Kombiticket an. Wer<br />

für eines dieser Häuser den vollen Eintrittspreis<br />

errichtet hat, kann in den nächsten beiden Museen<br />

von einem ermäßigten Tarif profitieren und<br />

darf ins vierte sogar ganz umsonst hinein. Die<br />

Vergünstigungen gelten vom Tag des ersten Besuches<br />

an fünf Tage lang.<br />

Wird der<br />

Sonntag<br />

bald zum<br />

Werktag?<br />

Eine Gesetzesänderung,<br />

die in den letz ten<br />

Wochen in Frank reich<br />

kontro vers diskutiert<br />

wurde, geht nach Meinung<br />

ihrer Kritiker jedenfalls in diese Richtung.<br />

Bisher galt der Sonntag als offizieller Ruhetag für alle.<br />

Nur in engen Grenzen sah die Arbeitsgesetzgebung Ausnahmen<br />

vor, wie zum Beispiel für die Gastronomie und<br />

Hotellerie, für Krankenhäuser, kulturelle Einrichtungen<br />

oder Unternehmen, die mit schnell verderblichen Waren<br />

ihr Geld verdienen. Nun sorgt eine von Nicolas Sarkozy<br />

gewünschte Gesetzesreform dafür, dass zunehmend auch<br />

Geschäfte am Sonntag öffnen dürfen. In 15 sogenannten<br />

Konsumzonen in den Großräumen von Paris, Marseille<br />

und Lille wird der Sonntag offiziell zu einem ganz normalen<br />

Werktag. Vereinfacht wurden darüber hinaus die bereits<br />

früher möglichen Ausnahmeregelungen für Kur- und Ferienorte.<br />

Einige Regionen hatten sich im Vorfeld allerdings<br />

erfolgreich gegen diese Änderung gewehrt und blieben<br />

von der Reform ausgenommen. So etwa der Ballungsraum<br />

Lyon. Genauso die beiden elsässischen Departements Bas-<br />

Rhin und Haut-Rhin sowie das lothringische Departement<br />

Moselle, in denen aus historischen Gründen eine weniger<br />

strikte Trennung zwischen Kirche und Staat existiert. Das<br />

Gesetz wurde vom Senat mit knapper Mehrheit bestätigt.<br />

Die Opposition hat jedoch bereits den Gang zum Verfassungsgericht<br />

angekündigt. Es ist zu vermuten, dass das<br />

Thema noch einige Zeit auf der Tagesordnung der Politiker<br />

und Medien bleibt.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


TGV-Est<br />

Erfolgreiche Bilanz<br />

nach zwei Jahren<br />

Vor zwei Jahren wurde die neue Hochgeschwindigkeitstrasse<br />

von Paris in den Osten des Landes eingeweiht.<br />

Zeit für eine Bilanz. Die französische Eisenbahn<br />

SNCF verkündet stolz, dass in dieser Zeit<br />

<strong>23</strong> Millionen Passagiere mit dem TGV auf dieser<br />

Strecke gereist sind und dass die Züge eine höhere<br />

Auslastung als im nationalen Durchschnitt aufweisen.<br />

Das elsässische Fremdenverkehrsamt hat darüber<br />

hinaus eine noch umfangreichere Studie durchgeführt<br />

und kam zu weiteren positiven Ergebnissen:<br />

Danach profitiert die Tourismusindustrie dank der<br />

neuen Hochgeschwindigkeitszüge. So nahm die<br />

Zahl der Übernachtungen von Franzosen in der Region<br />

um acht Prozent zu, in Straßburg sogar um 14<br />

Prozent. Außerdem ergaben Kundenbefragungen,<br />

dass die Fahrgäste dem TGV-Angebot insgesamt<br />

eine Note von 8,1 von maximal 10,0 Punkten geben.<br />

Nur die Preispolitik schnitt bei dieser Bewertung<br />

mit einer Note von 5,7 eher durchschnittlich ab. Bei<br />

so viel Positivem gibt es wenige Schattenseiten: Die<br />

Taxifahrer von Straßburg klagen darüber, dass die<br />

rentableren Strecken zum Flughafen durch kürzere<br />

Fahrten zum Bahnhof ersetzt wurden.<br />

Tram-Train zwischen Nantes<br />

und Châteaubriant<br />

Auf einer 64 Kilometer langen Strecke zwischen<br />

Nantes und Châteaubriant im Norden des Departements<br />

Loire-Atlantique soll ab <strong>September</strong><br />

2011 ein Hybridfahrzeug – eine Mischung aus<br />

Straßenbahn und Regionalbahn – verkehren, das<br />

in Fachkreisen als Tram-Train oder Regionalstadtbahn<br />

bezeichnet wird. Der Vorteil dieses innovativen<br />

Systems liegt darin, dass die Fahrgäste<br />

aus dem Umland nicht umsteigen müssen, da die<br />

Züge im Stadtgebiet als Straßenbahn unterwegs<br />

sind. Außerhalb der Ortschaft können sie im Gegensatz<br />

zu klassischen Trams dagegen bis zu 100<br />

Stundenkilometer schnell fahren. Die Investitionskosten<br />

belaufen sich auf 261 Millionen Euro.<br />

Neue Hotelklassifizierungen ab <strong>Oktober</strong> ++ Eigentlich<br />

sollte die Reform der französischen Hotelsterne zum 1. Juli in Kraft<br />

getreten sein (wir berichteten). Doch bis zu diesem Termin erwies sich<br />

das neue System als noch nicht einsatzbereit, so dass die Re form verscho<br />

ben wurde. Nun ist die Umstellung für den 1. <strong>Oktober</strong> an ge kün digt.<br />

Das zukünftige System sieht vor, dass Klassifizierungen fünf Jahre lang<br />

gültig sind und dass es in Frankreich fünf Sterne anstatt der bisherigen<br />

vier gibt, so wie es weltweit üblich ist.<br />

Abitur <strong>2009</strong>, ein guter Jahrgang ++ Der Abi turjahrgang<br />

<strong>2009</strong> kennt viele glückliche Gesichter. Mit einer Bestandsquote von<br />

insgesamt 86 Prozent wur den die besten Ergebnisse seit je erreicht. Trotz<br />

der allgemeinen Freude fragen viele nun kritisch, ob das Abitur vielleicht<br />

zu einfach geworden ist.<br />

Private Hausverlosungen in Frankreich illegal<br />

++ Seit einiger Zeit kann man immer wieder lesen, dass Privatleute ihre<br />

Häu ser nicht verkaufen, sondern bei einer Tombola verlosen. Ein Paar<br />

im Departement Ardèche wollte diesen Weg ebenfalls wählen. Doch<br />

die Notarkammer schob dem Ansinnen einen Riegel vor, denn pri vate<br />

Lotterien für den Verkauf von Häusern sind in Frankreich illegal.<br />

Tour de France mit großem Zuschauer interesse ++<br />

Allen Doping-Skandalen zum Trotz erfreut sich die Tour de France einer<br />

unverändert hohen Popularität, zumindest im eigenen Land. So verfolgten<br />

laut France Télévisions durchschnittlich 3,6 Millionen Franzosen<br />

das Radrennen am Bildschirm, 300.000 mehr als letztes Jahr.<br />

Reglementierte Redezeit für Sarkozy ++ Ab dem<br />

1. <strong>September</strong> muss nach einer Anordnung des französischen Rundfunkrates<br />

CSA die Redezeit von Nicolas Sarkozy zu innenpolitischen<br />

Themen im Radio und Fernsehen erfasst und die der Opposition<br />

gegebenenfalls entsprechend erhöht werden. Bisher gab es eine<br />

entsprechende Regelung nur für die Regierung und die Opposition.<br />

Da sich Sarkozy aber sehr stark in die Innenpolitik einmischt, wurde<br />

diese Bestimmung nun auf ihn ausgeweitet.<br />

Wasserhahn statt Wasserflasche ++ Nachdem der<br />

Konsum von in Flaschen abgefülltem Mineralwasser bereits 2008 um 7,5<br />

Prozent zurückging, scheint die Wirtschaftskrise die Lage der Hersteller<br />

noch weiter zu verschärfen. Der Verkauf teurer Wassermarken reduzierte<br />

sich dieses Jahr bereits um weitere zehn Prozent. Bei Wassersorten<br />

mit Geschmack beläuft sich der Rückgang sogar auf <strong>23</strong> Prozent.<br />

Kampagnen zugunsten des Wassers aus dem heimischen Wasserhahn<br />

mögen auch ihren Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet haben.<br />

Salinen in Salins-les-Bains werden UNESCO Weltk<br />

u lt u re r b e + + Große Freude in der Region Franche-Comté: Die<br />

UNESCO dehnt den Titel des Weltkulturerbes der Königlichen Salinen in<br />

Arc-et-Senans auf die Salinen in Salins-les-Bains aus. Als Begründung hieß<br />

es unter anderem, dass die beiden Salinen durch die Geschichte der Salzge<br />

winnung in der Region untrennbar miteinander verbunden seien.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 7


On En Parle<br />

Der gläserne<br />

Parlamentarier<br />

Der zur Opposition gehörende Abgeordnete<br />

René Dosnière hat sich für maximale Transparenz<br />

entschieden und seine Ausgaben auf<br />

seinem eigenen Blog im Internet veröffentlicht.<br />

So kann das Volk genau nachlesen, wofür er<br />

seine monatlichen Diäten, die sich aus einem<br />

Grundgehalt von 5.219 Euro, einer pauschalen<br />

Spesenvergütung von 5.838 Euro und einer Vergütungspauschale<br />

für mögliche Mitarbeiter von<br />

9.021 Euro zusammensetzt, ausgibt. So entdeckt<br />

der interessierte Bürger, dass René Dosnière<br />

2008 durchschnittlich 400 Euro für Hotels in<br />

Paris und 880 Euro für Restaurantbesuche im<br />

Monat gezahlt hat. Bisher hat allerdings keiner<br />

seiner Kollegen verlauten lassen, dass er diesem<br />

Beispiel folgen will...<br />

Anti-Regen-Versicherung<br />

auf der Halbinsel Cotentin<br />

Die Halbinsel Cotentin im Nordwesten der Normandie<br />

hat nicht gerade den Ruf, eine wettermäßig besonders verwöhnte<br />

Ecke des Landes zu sein. Der regionale Tourismusverband<br />

zeigt sich in diesem Herbst deshalb als besonders<br />

innovativ und originell. Zusammen mit neun Hotels bietet<br />

er unter dem Label « Douceur du Cotentin » eine Schlechtwetterversicherung<br />

für Touristen an. Wer zwischen dem<br />

1. und 31. <strong>Oktober</strong> mindestens zwei Nächte in einem der<br />

Häuser verweilt, bekommt ein Drittel des Zimmerpreises<br />

zurück, wenn es zwischen 8.00 und 20.00 Uhr länger als<br />

vier Stunden lang regnet. Weitergehende Informationen:<br />

Cotentin Qualité Tourisme, Telefon: +33 (0)2 33 43 21 77,<br />

www.cotentin-tourisme.com.<br />

Monaco bereitet<br />

Saubermann-Image vor<br />

Es ist zurzeit für ein Land nicht sehr schmeichelhaft, als Steuerparadies zu<br />

gelten. Die OECD gibt auf Verlangen der G20-Staaten Listen heraus, die die<br />

internationalen Steuerstandards einzelner Staaten bewerten. Auf einer grauen<br />

Liste stehen dabei Länder, die sich internationalen Transparenz- und Kooperationsforderungen<br />

in steuerlichen Angelegenheiten unterworfen, die neuen<br />

Maßnahmen aber noch nicht vollkommen umgesetzt haben. Auf dieser Liste<br />

findet sich auch Monaco wieder. Es wird aber erwartet, dass der Name des<br />

Fürstentums Anfang 2010 gestrichen werden kann. Diesen Moment will<br />

der kleine Staat natürlich gebührend für sich nutzen, um endlich von seinem<br />

zwielichtigen Image wegzukommen. Aus diesem Grunde rekrutierte die<br />

Regierung nun schon einmal drei Kommunikationsexperten, die eine große<br />

PR-Kampagne für diese Bekanntgabe vorbereiten sollen.<br />

Frauenpower<br />

im Senat<br />

Kaum jemand nahm es in der französischen<br />

Öffentlichkeit wahr, dabei<br />

hat die Nachricht etwas Revolutionäres:<br />

Seit dem Bestehen der Fünften<br />

Republik, seit 1958 also, wählten die<br />

Senatoren zum ersten Mal eine Frau<br />

an die Spitze einer ihrer permanenten<br />

Ausschüsse, und zwar in den Vorsitz<br />

für das Gremium für soziale Angelegenheiten.<br />

In welches auch sonst? Alle<br />

Klischees scheinen in der ehrwürdigen<br />

Kammer noch nicht überwunden zu<br />

sein, aber ein Anfang für mehr Emanzipation<br />

ist gemacht.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


On En Parle<br />

Vandalismus bei<br />

Mietfahrrädern<br />

Vélib’, ein ausgeklügeltes System von Mietfahrrädern,<br />

hat in Paris zu einer Revolution<br />

der Fortbewegungsgewohnheiten der<br />

Hauptstädter geführt. Überall in der Stadt<br />

sieht man die silberfarbenen Zweiräder, die<br />

an fast jeder Straßenecke ausgeliehen werden<br />

können. Vélib’ scheint von allen geliebt<br />

– von der Stadtverwaltung, die sich damit<br />

ein grünes Image geben kann, von den Einheimischen,<br />

die den praktischen Nutzen<br />

des Systems schnell erkannten, und selbst von den Touristen,<br />

die auf einmal eine ganz neue Möglichkeit haben, sich<br />

in der Metropole kostengünstig fortzubewegen. Alles eitel<br />

Sonnenschein? Nicht ganz: Wie diverse Tageszeitungen berichten,<br />

gibt es zwei gravierende, in der Öffentlichkeit weniger<br />

diskutierte Probleme: Vandalismus und Diebstahl. So<br />

sollen rund 8.000 Fahrräder seit der Inbetriebnahme im Juli<br />

2007 gestohlen, offiziell heißt es verschwunden, und 16.000<br />

mutwillig beschädigt worden sein. Der Bertreiber JC Decaux<br />

hat deshalb Nachbesserungen an den Verleihstationen<br />

und den Zweirädern selbst vorgenommen, vor allem aber<br />

eine finanzielle Unterstützung der Stadt Paris erfolgreich<br />

eingefordert. So wird Paris das Unternehmen finanziell<br />

unterstützen, wenn die jährliche Verlustquote höher als vier<br />

Prozent des Fahrradbestandes liegt. Manche sehen in dem<br />

Vandalismus sogar einen Angriff auf ein Symbol der besser<br />

situierten Bürger der Stadt, schließlich ist Vélib’ gerade bei<br />

der Mittel- und Oberschicht äußerst beliebt. Die Stadtverwaltung<br />

weist diese Interpretation dagegen zurück und sieht<br />

die Gründe vielmehr in der generellen Kriminalitätssituation.<br />

Außerdem gibt es Gerüchte, dass JC Decaux dieses<br />

Thema stark medialisierte, um bei der Neuverhandlung des<br />

Betreibervertrages Druck auf die Stadtverwaltung ausüben<br />

zu können.<br />

Beliebte<br />

Auvergne<br />

Während manche Regionen<br />

wegen der Wirtschaftskrise<br />

über Rückgänge der Buchungszahlen<br />

klagen, scheint die Auvergne davon verschont<br />

zu bleiben. Konsequent setzte die Region in den letzten<br />

Jahren auf Ökotourismus und das Image unberührter Natur.<br />

Dies zahlt sich offenbar aus. Allein in der bei Touristen<br />

beliebten Stadt Le Puy-en-Velay stiegen die Besucherzahlen<br />

diesen Sommer um zehn Prozent. Insgesamt macht der<br />

Tourismussektor mit 1,4 Milliarden Euro 7,4 Prozent der<br />

Wirtschaftsleistung der Region aus.<br />

Mit dem TGV<br />

in die<br />

Normandie<br />

Die Normandie gehörte bisher zu den weni<br />

gen Regionen Frankreichs, die nicht ans<br />

fran zö sische TGV-Netz angeschlossen<br />

wa ren. Dies hat sich seit diesem Sommer<br />

aller dings geändert. Zwar gibt es noch keine<br />

Hochgeschwindigkeitstrassen in der Region,<br />

die schnellen Züge steuern nun aber trotzdem<br />

Städte in der Normandie an. Einmal täglich<br />

verkehrt ein TGV von Cher bourg über<br />

Caen, Lisieux, Evreux, den Flug hafen Paris-<br />

CDG nach Dijon. Ein anderer ebenfalls<br />

einmal täglich von Le Havre über Rouen,<br />

den Flughafen Paris-CDG, die Cham pagne<br />

und Lothringen nach Straßburg.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Nationale Kunsthochschule<br />

zieht in den Speckgürtel<br />

Die französische Kunsthochschule, die Ecole Nationale<br />

Supérieure des Beaux-Arts, die zu den renommiertesten<br />

Institutionen des Landes zählt und bisher im Herzen von<br />

Paris angesiedelt ist, verlegt einen Teil ihrer Fachabteilungen<br />

in einen Vorort, und zwar nach Saint-Ouen im nördlichen<br />

Speckgürtel der Seine-Metropole – eine Kommune,<br />

die Touristen vor allem wegen ihrer Flohmärkte kennen.<br />

Insgesamt sind fünf Ateliers von diesem Umzug, über den<br />

nicht jeder Student erfreut sein dürfte, betroffen.<br />

Anzeige<br />

Ferienresidenz<br />

Serre Chevalier<br />

Solide Haushaltung<br />

im Elysée-Palast<br />

Der französische Rechnungshof interessierte sich<br />

zum ersten Mal für die Ausgaben des Präsidialamtes.<br />

Diese Neuerung ist von höchster Stelle, von Nicolas<br />

Sarkozy, gewollt und Teil seiner Reformbemühungen<br />

für den französischen Staat. Ihn dürfte das Urteil<br />

der Ausgabenwächter auch durchaus erfreuen, fällt<br />

es doch grundsätzlich positiv aus. Insgesamt sei der<br />

Elysée-Palast sorgsam mit seinen Ausgaben umgegangen,<br />

bescheinigt der Rechnungshof. Kritik gibt<br />

es allerdings bezüglich der hohen Ausgaben für die<br />

Dienstreisen des Staatsoberhauptes, die den Steuerzahler<br />

2008 rund 14 Millionen Euro kosteten. Auch<br />

bei den Ausgaben für Fleischprodukte (196.375<br />

Euro) und nicht-alkoholische Getränke (126.000<br />

Euro) sieht man Einsparungspotentiale. Außerdem<br />

bemängeln die Prüfer teilweise merkwürdige<br />

Vergabepraktiken. So wurde die Organisation der<br />

traditionellen Garden Party am Nationalfeiertag der<br />

gleichen Firma wie die Jahre zuvor für 290.000 Euro<br />

übertragen, obwohl ein Konkurrent ein Angebot von<br />

nur 187.000 Euro unterbreitet hatte.<br />

Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer, die<br />

zum Erholungsgebiet Serre Chevalier gehören.<br />

Der Ort bietet viele Wander– und Wintersportmöglichkeiten.<br />

Die 3-, 4- und 5- Zimmerwohnungen<br />

sind ausgestattet mit Wohnküche,<br />

Fernseher, Telefon und Internetanschluss mit<br />

W-Lan. Im Gemeinschaftshaus gibt es eine<br />

Leihbücherei, Säle für amerikanischen Billard,<br />

Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen<br />

Festsaal und eine Terrassenbar. Dazu wird ein<br />

Vergnügungsprogramm angeboten, je nach<br />

Jahreszeiten, mit Ausfl ügen, Spiel– und<br />

Sportveranstaltungen und Konzerten.<br />

La Cîme des Prés-Chabert<br />

05220 Le Monêtier-les-Bains<br />

Tel. +33 (0)4 92 22 27 37<br />

Fax +33 (0)4 92 22 27 46<br />

E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />

www.artsetvie.com<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 11


Frankreichkalender<br />

Les enfants dans la<br />

Shoa<br />

Caen, bis 31.12.<strong>2009</strong><br />

Toulouse-Lautrec<br />

Paris, bis 03.01.2010<br />

Titien, Tintoret,<br />

Véronèse… Rivalités<br />

à Venise<br />

Paris, 17.09.<strong>2009</strong> – 04.01.2010<br />

Das Mémorial von Caen widmet sich<br />

einem schmerzhaften Thema der Erinnerung<br />

an den Zweiten Weltkrieg<br />

– der Deportation von Kindern in die<br />

Vernichtungslager Hitlerdeutschlands.<br />

Die Ausstellung zeigt persönliche<br />

Gegenstände, Bilder und Briefe der<br />

Überlebenden und greift das Leid von<br />

Auschwitz und den anderen Lagern,<br />

durch Kinderaugen gesehen, auf. Bei<br />

der bewegenden Ausstellungseröffnung<br />

sagte Simone Veil, die selbst<br />

Überlebende von Auschwitz ist: « Wir<br />

Überlebenden sind alle ein bisschen<br />

verrückt. Und irgendwie sprachlos.<br />

Aber wir haben wenigstens uns, mit<br />

denen wir die Erfahrungen teilen können.<br />

» Eine Ahnung davon kann man<br />

in dieser erschütternden und wichtigen<br />

Ausstellung bekommen.<br />

Le Mémorial de Caen<br />

Esplanade Général Eisenhower<br />

14050 Caen<br />

Telefon: +33 (0)2 31 06 06 45<br />

www.memorial-caen.fr<br />

Täglich 9.00 – 19.00 Uhr<br />

Kostenlos<br />

Henri de Toulouse-Lautrec zählt zu<br />

den bedeutendsten Vertretern des<br />

Post-Impressionismus und ist vor<br />

allem für seine Plakatkunst berühmt<br />

geworden. In dieser Ausstellung werden<br />

zwei Werkgruppen präsentiert:<br />

Die Plakate, die Toulouse-Lautrec<br />

zwischen 1891 und 1900 für das Pariser<br />

Moulin Rouge geschaffen hat, und<br />

die Arbeiten von 100 der weltbesten<br />

Grafiker, die zum 100. Todestag im<br />

Jahr 2001 entstanden. Letztere kommentieren<br />

die Werke von Toulouse-<br />

Lautrec und spannen einen Bogen<br />

durch die Kunstgeschichte des 20.<br />

Jahrhunderts. Eine Ausstellung, die<br />

in Zusammenarbeit mit dem Musée<br />

Toulouse-Lautrec in Albi realisiert<br />

wurde.<br />

Les Arts Décoratifs<br />

107, rue de Rivoli<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 55 57 50<br />

www.lesartsdecoratifs.fr<br />

Di, Mi, Fr 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Do 11.00 – 21.00 Uhr<br />

Sa, So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 6,50 Euro<br />

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

prägten drei Künstler die<br />

venezianische Malerei: Titian, das<br />

erfinderische Genie, Tintoretto, das<br />

dynamische Genie, und Veronese,<br />

das gestalterische Genie. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Museum of<br />

Fine Arts Boston zeigt der Louvre<br />

in einer spektakulären Ausstellung<br />

die Entwicklung dieser bedeutenden<br />

Künstler. Chronologisch wie thematisch<br />

wird nachgespürt, wie der<br />

Manierismus des mittleren Italiens<br />

sich in seiner Hochphase durch eine<br />

naturalistische Sichtweise auf die<br />

Welt auszeichnete. Eine Malerei,<br />

die das « goldene Zeitalter » genannt<br />

wurde. Ein Höhepunkt der neuen<br />

Saison.<br />

Musée du Louvre<br />

Place du Carrousel<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 20 53 17<br />

www.louvre.fr<br />

Mo, Do, Sa, So 9.00 – 18.00 Uhr<br />

Mi, Fr 9.00 – 22.00 Uhr<br />

11,00 Euro<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Violons de Légende<br />

Beaulieu-sur-Mer & Saint-Jean-<br />

Cap-Ferrat, 18.09. – 26.09.<strong>2009</strong><br />

Internationales<br />

Comic-Festival<br />

Chambéry, 02.10. – 04.10.<strong>2009</strong><br />

André-Charles Boulle<br />

Frankfurt a. M.,<br />

28.10.<strong>2009</strong> – 31.01.2010<br />

Der Monat <strong>September</strong> ist nicht reich<br />

an Musikfesten. Nun gibt es aber ein<br />

neues, vielversprechendes Festival<br />

rund um die Geige. Oder genauer:<br />

rund um berühmte Geigen. Zu hören<br />

sein werden historische Instrumente<br />

wie die Stradivari von Eugène<br />

Ysaye, dem ersten Geiger der Wiener<br />

Philharmoniker, oder eine Geige<br />

von Matteo Gofriller aus dem Jahre<br />

1710. Dirigieren wird der Monegasse<br />

Michel Desjardins an einigen der<br />

schönsten Plätzen der Côte d’Azur.<br />

Veranstaltungsorte in Beaulieu-sur-Mer:<br />

Casino und Villa Kerylos.<br />

Veranstaltungsorte in Saint-Jean-<br />

Cap-Ferrat:<br />

Hôtel Royal Riviera, Villa Ephrussi de<br />

Rothschild und La Voile d’Or.<br />

Reservierungen:<br />

Office de Tourisme de Beaulieu-sur-Mer<br />

Telefon: +33 (0)4 93 01 02 21<br />

Office de Tourisme de Saint-Jean-<br />

Cap-Ferrat<br />

Telefon: +33 (0)4 93 76 08 90<br />

www.festivaldebeaulieu.fr<br />

Konzert 25,00 – 30,00 Euro,<br />

mit Abendessen 65,00 Euro,<br />

mit Cocktail 50,00 – 65,00 Euro<br />

Das zweitgrößte Comic-Festival nach<br />

dem von Angoulême findet in diesem<br />

Jahr zum 33. Mal statt. Wie immer<br />

begrüßen die Organisatoren einen Ehrengast.<br />

Dieses Jahr ist es der belgische<br />

Zeichner Jean Dufaux. Der ist aber nur<br />

einer von 60 Autoren, die an den drei<br />

Tagen ihre Werke vorstellen und ihren<br />

Fans für Signierstunden zur Verfügung<br />

stehen. 20.000 Besucher werden<br />

erwartet, die begierig die 300 Neuerscheinungen<br />

begutachten werden. Für<br />

alle, die sich bei Comics nicht nur für<br />

Asterix und Obelix interessieren.<br />

Centre des Congrès Le Manège<br />

Rue de la République<br />

73000 Chambéry<br />

Telefon: +33 (0)4 79 33 30 30<br />

Espace Malraux<br />

67, place François Mitterrand<br />

73000 Chambéry<br />

Telefon: +33 (0)4 79 85 55 43<br />

www.chamberybd.fr<br />

Fr 14.00 – 19.00 Uhr<br />

Sa, So 10.00 – 19.00 Uhr<br />

5,00 Euro Tageskarte, 7,00 Euro<br />

2-Tageskarte, 8,00 Euro 3-Tageskarte,<br />

Kinder unter 12 Jahren kostenlos<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert gehörten<br />

die gekrönten Häupter Europas<br />

zu seinen Kunden. Er schuf Möbelstücke<br />

für das Schloss von Versailles<br />

und für die St. Petersburger<br />

Ermitage. Seine Arbeiten stehen<br />

heute in den Museen der ganzen<br />

Welt, in Boston, Paris und Berlin.<br />

Möbelbauer ist für André-Charles<br />

Boulle das falsche Wort. Er war<br />

Kunsttischler, Graveur, Skulpteur<br />

und Vergolder, seine Werke prägten<br />

den Stil einer ganzen Epoche. Über<br />

60 Exponate aus 30 Museen werden<br />

nun in einer einzigartigen Ausstellung<br />

vorgestellt. Darunter Meisterwerke<br />

aus Versailles, die zum ersten<br />

Mal außerhalb Frankreichs gezeigt<br />

werden.<br />

Museum für Angewandte Kunst<br />

Schaumainkai 17<br />

60594 Frankfurt a. M.<br />

Telefon: +49 (0)69 212 340 37<br />

www.angewandtekunst-frankfurt.de<br />

Di, Do – So 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Mi 10.00 – 21.00 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 13


Unterwegs in Frankreich Périgord<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Das Périgord Noir im Südosten des Departements<br />

Dordogne war mit seinen dunklen<br />

und undurchdringlichen Eichenwäldern<br />

schon immer eine Region, in der Märchen<br />

und Legenden blühten. Im späten 19. Jahrhundert<br />

fügte der Schriftsteller Eugène Le<br />

Roy eine weitere Saga hinzu, die Geschichte<br />

von Jacquou le Croquant. Ein bis heute<br />

in Frankreich sehr populärer Abenteuerroman,<br />

der die wahre Geschichte von Bauernaufständen<br />

im frühen 19. Jahrhundert<br />

aufgreift. Eine Reise durch das unbekannte<br />

Périgord, mit dem Buch in der Hand und<br />

abseits der bekannten Wege.<br />

Der Abenteuerroman « Jacquou le Croquant » ist<br />

eines der Bücher, die ganze Generationen geprägt<br />

haben. Das hat das Buch sicherlich der<br />

Schullektüre zu verdanken, zu der es bis heute gehört.<br />

Doch dass sich die Erwachsenen immer noch an den Geschichten<br />

von Jacquou erfreuen, liegt sicherlich auch daran,<br />

dass das Werk sie als Jugendliche tief im Herzen zu<br />

berühren vermochte.<br />

Denn Jacquou ist eine fast ideale Heldenfigur. So<br />

einfach er ist, so sehr kann man sich mit ihm identifizieren.<br />

Ein junger Bauer aus dem Périgord, der zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts zunächst glücklich mit seinen Eltern<br />

lebt, bis er wegen der Willkür eines Adligen zum<br />

verarmten Waisenkind wird. Es ist der Graf von Nansac,<br />

der seine Familie schon seit langem schikaniert. Dank<br />

seiner Freunde gelingt es dem schüchternen Kind, sich<br />

durchzuschlagen, bis aus ihm ein entschlossener Mann<br />

mit einnehmendem Wesen wird. Er weiß die Menschen<br />

um sich herum zu mobilisieren und kann seinen Wunsch<br />

nach Rache in einen Kampf gegen die Ungerechtigkeit<br />

umwandeln. Es ist eine Story irgendwo zwischen Robin<br />

Hood und Michael Kohlhaas. Jacquou wird am Ende<br />

das Leid seines Vaters rächen, indem er das Schloss des<br />

Grafen von Nansac niederbrennt.<br />

Jenseits dieses klassischen Plots eines Abenteuerromans<br />

besteht die Stärke des Jacquou-Stoffes darin, dass<br />

die Figur des Jacquou durch die Feder von Eugène Le<br />

Roy zum klassischen Vertreter der « Croquants » geworden<br />

ist. Jener mutigen Bauern und Landarbeiter,<br />

die gegen die mächtigen und reichen Landbesitzer für<br />

ihre Rechte stritten. Jacquou ist damit ein Vertreter der<br />

großen Tradition in der französischen Literatur, die vom<br />

kleinen guten Mann erzählt, der es aus eigener Kraft<br />

versteht, die Ausgestoßenen und Schwachen um sich zu<br />

versammeln, ihnen Selbstvertrauen zu geben und in ihnen<br />

die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken.<br />

Das Périgord zwischen 1815 und 1830, das Eugène<br />

Le Roy in seinem Roman beschreibt, hat mit dem, was<br />

wir heute darunter verstehen, wenig zu tun. Es gehörte<br />

damals, genauso wie die Bretagne und andere Ecken<br />

Aquitaniens, zum unterentwickelten und zurückgebliebenen<br />

Teil Frankreichs. Die vielen Sümpfe waren mit<br />

Mücken verseucht, die Leute konnten sich selten satt<br />

essen, und die Verkehrswege waren wegen der gefährlichen<br />

und dichten Wälder kaum ausgebaut. Die Zahl der<br />

Analphabeten war groß.<br />

Auch wenn sich die Lebensbedingungen im Périgord<br />

seither längst verbessert haben, hat es doch seinen<br />

eigenen Reiz, durch das Périgord Noir zu spazieren und<br />

die Überbleibsel der alten Zeiten aufzuspüren. Schon die<br />

Architektur zeigt es: In Städten wie Sarlat-la-Canéda<br />

genauso wie in den ländlichen Gebieten zeugen noch<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 15


Unterwegs in Frankreich Périgord<br />

viele einfachere Häuser von der ärmlichen Vergangenheit.<br />

Die Fassaden wirken nach außen verschlossen, wie<br />

um sich vor der Unwirtlichkeit der Welt zu schützen.<br />

Die wenigen Fenster sind klein und schmal, die Einrichtung<br />

der Häuser ist spärlich und bescheiden. Auch wenn<br />

man heute gefahrlos durch die Wälder des Périgord Noir<br />

streifen kann, lässt ihr schattiges und dunkelgrünes<br />

Eichendickicht die Stimmung erahnen, die die Wälder<br />

damals auf die Bewohner des Périgord gehabt haben<br />

müssen. Allein dadurch bleiben die Abenteuer von Jacquou<br />

le Croquant bis heute aktuell.<br />

Zwar spielt die Geschichte des Jacquou le Croquant<br />

zu Beginn des 19. Jahrhunderts, doch das Aufbegehren<br />

der Bauern, die so genannten « Jacqueries » begannen in<br />

Frankreich sehr viel früher. Schon 1358 brachen im Beauvaisis<br />

(heutiges Departement Oise) die ersten heftigen<br />

Unruhen aus, und im gleichen<br />

Jahr fühlte sich gar der Pariser<br />

Bürgermeister bemüßigt, die<br />

Wer ist Eugène Le Roy?<br />

Landbevölkerung um Paris aufzurufen,<br />

Geboren am 29. November 1836<br />

sich gegen den König<br />

auf dem Schloss Hautefort im zu erheben. Die Bauern wurden<br />

Departement Dordogne, ist Eugène Le<br />

Roy dennoch bescheidener Herkunft.<br />

Sein Vater war Kammerdiener des<br />

Baron de Damas, dem Besitzer des<br />

Schlosses, und der Kammerzofe der<br />

Baronin. Nach der Dorfschule ging<br />

er in Périgueux zur Schule, weigerte<br />

von der Obrigkeit lange als nützliche<br />

und billige Arbeitskräfte<br />

angesehen, die gehorsam all den<br />

Königen und Feudalherren zu<br />

dienen hatten. Die Steuerlast,<br />

die man ihnen aufbürdete, war<br />

enorm und die landwirtschaftlichen<br />

sich Priester zu werden und ging<br />

Zwangsabgaben hoch.<br />

stattdessen nach Paris, wo er 1854 in<br />

die Armee eintrat. Er nahm an den<br />

Feldzügen in Algerien und Italien teil,<br />

bis er 1860 wieder ins zivile Leben<br />

zurückkehrte. In Hautefort absolvierte<br />

Im Périgord erreichten die Aufstände<br />

im 16. Jahrhundert nennenswertere<br />

Ausmaße. 1594 gab<br />

es eine erste Bauernrevolte, als<br />

die Pest das Land drückte, die<br />

er einen Verwaltungskursus, wurde Landbevölkerung ausgepresst<br />

Steuerverwalter in Périgueux und<br />

später in einigen anderen Städten<br />

der Region, darunter auch Bordeaux.<br />

In Hautefort ging er schließlich in<br />

Rente, bevor er sich in das Dorf<br />

Montignac zurückzog, wo er 1907<br />

starb. Eugène Le Roy war immer ein<br />

engagierter Verfechter der Republik<br />

und stand stets im Widerspruch zum<br />

und Steuern wieder einmal erhöht<br />

worden waren. Der Zorn<br />

einte die Bauern und sie begannen,<br />

sich der königliche Macht<br />

zu widersetzen. Seitdem nennt<br />

man die Aufbegehrenden « Croquants<br />

».<br />

Vor dem Hintergrund der<br />

Aufstände im Périgord schrieb<br />

selbstherrlichen Bürgertum. Dabei Eugène Le Roy seinen « Jacquou<br />

übte er selbst einen so genannten<br />

ehrenwerten Beruf aus, obwohl er<br />

dieses Milieu doch so sehr verachtete.<br />

Das Schreiben war für Le Roy ein<br />

Mittel, sich von diesen Widersprüchen<br />

zu befreien und auszudrücken, was er<br />

wirklich empfand.<br />

». Will man dem Helden<br />

folgen, sollte man die Spur nordwestlich<br />

von Sarlat-la-Canéda<br />

aufnehmen, in der Gegend des<br />

Waldes von Barade. Dorthin<br />

zogen sich im 17. Jahrhundert<br />

die bewaffneten Bauern, die sich<br />

im Kampf gegen die Obrigkeit<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


efanden, zurück. Südlich des<br />

kleinen Dorfes Fossemagne findet<br />

man heute leicht die vielen<br />

kleinen Wege, die die « Croquants<br />

» früher nahmen, um sich<br />

in den dichten Eichen- und Kastanienwäldern<br />

zu verstecken.<br />

Vom Wald von Barade aus<br />

ist es nur eine halbe Autostunde<br />

zum südlich gelegenen Dorf<br />

Rouffignac-Saint-Cerin-de-<br />

Reilhac. Etwas nördlich des<br />

Ortes thront auf einem Hügel<br />

das beeindruckende Château<br />

de l’Herm, dessen Turm man<br />

schon von Weitem sehen kann.<br />

Es ist einer der Hauptschauplätze<br />

des Romans «Jacquou le<br />

Croquant », denn es handelt sich<br />

um das Schloss des Grafen von<br />

Nansac, das am Ende durch Jacquou<br />

niedergebrannt wird. Doch<br />

das geschah nur in der fiktiven<br />

Geschichte des Romans. Die<br />

Mauern des Château de l’Herm<br />

stehen noch, wenn auch in mitleiderregendem<br />

Zustand. Was<br />

die Brandfackel der Rache nicht<br />

ausrichtete, scheint hier der<br />

Zahn der Zeit zu vollbringen.<br />

Die Verfilmungen<br />

des Romans<br />

Der Besucher heute sollte sich aber davon nicht abschrecken<br />

lassen. Es lohnt sich, für den Besuch mehrere<br />

Stunden einzuplanen. Die unberührte Landschaft ringsherum<br />

ist einen Ausflug wert. Man kann gut den Hügel<br />

zu Fuß umrunden und wird an vielen Stellen mit einem<br />

schönen Ausblick auf die Umgebung belohnt. Noch<br />

spektakulärer wird die Sicht vom Turm des Schlosses,<br />

den man besteigen kann.<br />

Bis vor kurzem noch war das Schloss fast vollständig<br />

mit Brombeerhecken zugewachsen. Inzwischen befreien<br />

seine Eigentümer das Gemäuer allmählich vom Zugriff<br />

der Natur und geben ihm jeden Tag ein bisschen mehr<br />

von seinem alten Glanz zurück. Die großen Schornsteine,<br />

die aus dem Nichts in den Himmel ragen, eine Mauer,<br />

die noch steht und nicht zerfallen ist, die herrliche Steintreppe<br />

des Hauptturmes zeugen von einer erstaunlichen<br />

Kunstfertigkeit ihrer Erbauer. Die Palmenskulptur auf<br />

der Decke der Haupttreppe hat beinahe etwas Surreales<br />

in diesem halbverfallenen Gemäuer, dem zum Teil das<br />

Dach und zum Teil der Fußboden fehlt. An den Wänden<br />

in den Etagen des Schlosses hängen viele Tafeln, die die<br />

Bauernaufstände in der Region beschreiben. Natürlich<br />

geben sie auch Auskunft darüber, wo die Abenteuer von<br />

Jacquou le Croquant gespielt haben sollen.<br />

Die deutsche Übersetzung von<br />

« Jacquou le Croquant » ist vergriffen.<br />

Der Aben teuer roman wurde aber<br />

mehrfach für das Fernsehen und<br />

das Kino verfilmt und lief auch in<br />

deutschen Kinos bzw. im deutschen<br />

Fernsehen:<br />

1967 verfilmte Stellion Lorenzi den Stoff<br />

für das Fernsehen als sechsteilige Serie<br />

mit je ein ein halbstündigen Episoden.<br />

Der Film hatte einen riesigen Erfolg.<br />

Eine DVD ist in französischer Sprache<br />

erhältlich.<br />

2007 adaptierte Larent Boutonnat<br />

den Roman für das Kino. Der Erfolg<br />

war nicht ganz so groß, vielleicht<br />

weil sich der Film dem Stoff we niger<br />

reißerisch nähert und dichter an<br />

den histo rischen Umständen bleibt.<br />

Obwohl der Film im Departement<br />

Dordogne spielt, wurde ein Großteil<br />

der Dreharbeiten wegen geringerer<br />

Kosten nach Rumänien verlegt.<br />

Als DVD in fran zösischer Sprache<br />

erhältlich.<br />

Oben: Dominique Palué kümmert sich<br />

mit seiner Frau um die Restaurierung<br />

vom Château de L’Herm.<br />

S. 14: Die Zeit scheint stehen geblieben<br />

zu sein: Gasse im Dorf von Fanlac.<br />

S. 15: Château de l’Herm, einer der<br />

Schauplätze des Abenteuerromans<br />

« Jacquou le Croquant ».<br />

Linke Seite: Das ehemalige<br />

Schloss der Grafen von Nansac<br />

ist heute nur noch eine Ruine.<br />

Unten: Das gut erhaltene Treppenhaus<br />

aus dem 15. Jahrhundert zeigt mit der<br />

Palmendecke die Könnerschaft<br />

seiner Erbauer.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 17


Unterwegs in Frankreich Périgord<br />

Oben: Die idyllische Landschaft um Château de l’Herm<br />

lädt zum Spazieren ein. Mitte: Die Steinmauern von<br />

Fanlac boten eine ideale Kulisse für die Dreharbeiten zu<br />

« Jacquou le Croquant ». Unten: Die Pfarrei von Fanlac<br />

wurde im Film zum Haus des Pfarrer Bonal. Sie ist heute<br />

ein beliebtes Ausflugsziel der Jacquou-Anhänger.<br />

Ein Besuch im Château de l’Herm lohnt sich schon<br />

alleine deshalb, weil man mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

einen der beiden Besitzer des Schlosses, Marie<br />

oder Dominique Palué, antreffen wird. Dieses Paar<br />

widmet seit Jahren seine Zeit und sein Vermögen dem<br />

Erhalt des Schlosses. Sie erzählen den Besuchern mit<br />

Freuden davon. Man sollte nicht zögern, sie anzusprechen<br />

und wird einen sicher interessanten Vortrag über<br />

die Rekonstruktion des Schlosses zu hören bekommen.<br />

Dominique war 35 Jahre lang Gärtner, Marie ist<br />

Archäologin. Deswegen erhielten sie die Genehmigung,<br />

am Fuße des Schlosses eine Ausgrabungsstätte<br />

zu errichten. Die beiden geben gerne zu, dass ihr<br />

Vorhaben ein wenig verrückt ist. Dass sie schon immer<br />

alte Gemäuer liebten, reicht nicht aus, sich in ein<br />

solches Abenteuer zu stürzen. Es braucht schon eine<br />

tiefe Verständigung untereinander. « Wir verbringen<br />

den größten Teil unserer Zeit hier, aber es ist schon<br />

klar, dass wir das nicht tun, um eines Tages hier im<br />

Schloss zu wohnen », erklärt Dominique. Sie verwenden<br />

ihre ganze Kraft, weil sie das Schloss so sehr<br />

lieben, es schützen und vor dem Verfall bewahren<br />

wollen. Das tun sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

und mit den Eintrittsgeldern der Besucher. 5.000<br />

sind es pro Jahr.<br />

Vom Château de l’Herm führen engen Landstraßen<br />

ins etwa 15 Kilometer entfernte hübsche Dörfchen<br />

Fanlac. Ein anderer wichtiger Schauplatz des<br />

Werkes von Eugène Le Roy, den man aus der Fernsehverfilmung<br />

aus dem Jahr 1967 kennt. Der Ortsteil,<br />

der « Combenègre » genannt wird, ist der Ort, wo im<br />

Roman die Eltern von Jacquou lebten. Er liegt direkt<br />

an der Straße von Fanlac nach Thonac. Das kleine,<br />

halbverfallene Haus ist heute aber in Privatbesitz. Es<br />

ist nicht leicht zu finden – und es gibt auch nicht allzu<br />

viel zu sehen. Dennoch gefällt es manchem Besucher,<br />

sich ein Kiesel als Andenken für die Lieblingsserie<br />

seiner Kindheit mitzunehmen.<br />

Für die vielen Liebhaber der Romanverfilmung ist<br />

aber das Haus des Pfarrers Bonal von eigentlichem Interesse.<br />

Der tapfere Pfarrer nimmt den halbverhungerten<br />

Waisenjungen Jacquou auf und wird ihm ein zweiter<br />

Vater. Sein Haus befindet sich links neben der Kirche,<br />

am Fuß einer großen Linde. Das Haus ist vollkommen<br />

erhalten. Martine, seine Besitzerin, erinnert sich noch<br />

gut an die Dreharbeiten, die damals im Dorf für Aufsehen<br />

sorgten. Seither erlebt Fanlac wieder ruhigere Tage.<br />

Davon kann man sich überzeugen, wenn man sich auf<br />

einer der Terrassen der Cafés niederlässt. Dort lässt sich<br />

der Besuch einer Gegend beschließen, die sich fast ein<br />

wenig vor der Welt versteckt – und die mit ihren alten<br />

Geschichten doch in ganz Frankreich berühmt geworden<br />

ist.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

164<br />

D768<br />

N176/E401<br />

Dinan<br />

Rennes<br />

A84<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Sens<br />

Troyes<br />

A26/E17<br />

A5/E<br />

t<br />

N24<br />

Vannes<br />

<br />

Durch die neue Autobahn A89 von<br />

Cler mont-Ferrand nach Bordeaux hat<br />

via Paris und die Autobahn Orléans-<br />

Toulouse Les Sablesd’Olonne<br />

(A71 und A20) vorteilhafter.<br />

A83<br />

Rouffignac-Saint-Cerin-de-Reilhac …<br />

… Berlin 1.685 km … N11/E601 Hamburg Niort 1.630 km<br />

… Köln 1.180 km<br />

… Wien 1.620 km<br />

… La München Rochelle 1.190 km<br />

… Zürich E5/A10 880 km<br />

Le Mans<br />

Orleans<br />

Der nächste aus dem deutschsprachi-<br />

www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />

gen Raum direkt angeflogene Airport<br />

sich die Anbindung des Périgord A11/E501 ans ist in Toulouse. Weitere Flughäfen, die<br />

europäische Autobahnnetz stark verbessert.<br />

Aus der Schweiz, A11/E60 Öster reich Angers und aus Deutsch land, Öster reich Cheverny und der<br />

man mit Air France via Paris bzw. Chambord<br />

N165/E60<br />

A28/E502<br />

Lyon<br />

A10/E5-E60<br />

La Baule<br />

Tours<br />

den meisten Regionen Deutschlands A86/E60 Schweiz erreichen kann, sind in Bordeaux,<br />

Limoges Chenonceau und Clermont-Ferrand.<br />

A71/E9<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

erreicht man Nantes das Péri gord am besten<br />

A87<br />

Monts<br />

über diese neue Quer verbindung, Der in Brive-la-Gaillarde im Bau befindliche<br />

Airport soll 2010 eröffnet werden.<br />

A83<br />

wobei man via Saint-Etienne Cholet Anschluss<br />

Bouges-le-Château<br />

an Lyon hat. Nur aus dem äußersten<br />

A20/E9<br />

Westen Deutschlands ist eine Anreise Das Périgord ist nicht direkt ans fran zö sische<br />

A10/E5 TGV-Netz angeschlossen, noch gibt<br />

es Direktverbindungen aus dem deutschsprachigen<br />

Poitiers Raum. Von Paris aus<br />

Sarzay<br />

erreicht<br />

man die Region entweder mit dem TGV<br />

nach Bordeaux und von dort weiter mit<br />

einem Regionalexpress oder mit einem<br />

Corail (vergleichbar mit dem IC).<br />

Auxerre<br />

Comité Départemental du Tourisme<br />

de la Dordogne<br />

25, rue Wilson<br />

24000 Périgueux<br />

Telefon: +33 (0)5 53 35 50 24<br />

Château Bourgesde l’Herm<br />

24580 Rouffignac-Saint-Cerin-de-<br />

A71/E11 Reilhac<br />

Telefon: +33 (0)5 53 05 46 61<br />

www.chateaudelherm.com<br />

Öffnungszeiten:<br />

Vézelay<br />

01.04. – 11.11. täglich 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Eintrittspreise: Montluçon<br />

6,00 Euro, Kinder und Jugendliche<br />

A71/E11<br />

unter 16 Jahren kostenlos<br />

Avallon A6/E15<br />

A<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

A20/E9<br />

A89/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

A72/E70<br />

Montalivet<br />

St. Etie<br />

E5/A10<br />

Bordeaux<br />

Bergerac<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Fossemagne<br />

Fanlac<br />

Rouffignac<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Sarlat-la-Canéda<br />

V<br />

A52/E72<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Mimizan<br />

Hendaye<br />

Bayonne<br />

E5-E70/A63<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />

Rouffignac: Höhle der 100<br />

Mammuts<br />

Das Périgord ist weltweit<br />

für seine Höhlen<br />

mit kostbaren<br />

Felszeichnungen<br />

unserer Urahnen<br />

Pau<br />

bekannt. Im<br />

Tal der Vézère<br />

sind die<br />

Pamplona<br />

spektakulärsten unter ihnen zu finden.<br />

Darunter auch die Höhle der 100<br />

Mammuts, wie die Höhle von Rouffignac<br />

LESETIPPs FÜR Ausflüge in der Umgebung<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />

Frankreich wie im<br />

Bilderbuch: Eine Reise<br />

im Dordogne-Tal<br />

Das Dordogne-<br />

Toulouse<br />

Tal im<br />

Südwesten<br />

Frankreichs<br />

hat sich im<br />

Laufe der<br />

Jahrhunderte<br />

einen ganz eigenen Charakter erhalten<br />

und gilt als eines der schönsten<br />

Landstriche des Landes. Eine Reise<br />

Narbonne<br />

Carcassonne A81/E80<br />

Limoux<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />

Unterwegs in den<br />

Städten des Périgord<br />

A75/E11<br />

Das Périgord wird für<br />

Lodève<br />

seine Natur Montpellier<br />

ge liebt. Seine<br />

A9/E15<br />

Flüsse, Wälder<br />

und Tä<br />

Bézier<br />

ler<br />

wir ken wie<br />

eine Oase<br />

der Ruhe und<br />

Unberührtheit. Doch auch das urbane<br />

France<br />

Périgord geizt nicht mit Reizen. Périgueux,<br />

Brantôme, Perpignan Bergerac und Sarlat-<br />

ebenfalls genannt wird.<br />

durch eine Gegend wie im Bilderbuch. la-Canéda lohnen A9/E15 einen Collioure Besuch<br />

Andorra<br />

Port-Vendres<br />

Banyuls-sur-Mer<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Cerbère<br />

AP7/E15<br />

Nîmes<br />

O<br />

A<br />

A54<br />

A<br />

Spanien<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 19


Jahreskalender 2010<br />

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von seiner schönsten Seite zeigen. Hochwertig gedruckt<br />

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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG<br />

Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus<br />

Harnau. Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH,<br />

Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter<br />

Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.<br />

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Gültig bis Monat/Jahr<br />

Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />

von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen<br />

werden kann.<br />

Datum, Unterschrift


Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />

ie amps-lsées<br />

es amanes<br />

Sie ist zwar nur einige Kilometer<br />

lang und wenige Meter<br />

breit, doch das Renommee<br />

ihrer Anrainer ist weltbekannt:<br />

Die Avenue de Champagne<br />

in Epernay ist das Epizentrum<br />

der Champagnerproduktion.<br />

Der Besuch einer ungewöhnlichen<br />

Straße und eines unterirdischen<br />

Gängesystems, in<br />

dem Millionenwerte lagern.<br />

Durch eine große Glastür betrete ich die helle Eingangshalle.<br />

Zur Linken befindet sich eine Rezeption,<br />

hinter der elegant in schwarz gekleidete Hostessen<br />

auf Gäste warten. Schon aus der Ferne lächeln sie mich<br />

freundlich an. Alles wirkt sehr gediegen. Eigentlich erwarte<br />

ich jetzt nur noch, dass ein Kofferträger herbeieilt und mir<br />

seine Dienste anbietet. Doch ich bin weder in der Lobby<br />

eines edlen Grand Hotels noch habe ich Gepäck bei mir.<br />

Denn an dieser Rezeption checkt man nicht für ein Hotelzimmer<br />

ein, sondern für eine ungewöhnliche Besichtigungstour.<br />

Ich bin im Besucherzentrum von Moët & Chandon<br />

in Epernay, der Hauptstadt des Champagners.<br />

Schon der erste Eindruck macht deutlich, dass man sich in<br />

diesem Hause dem Understatement und dem Luxus gleichzeitig<br />

verpflichtet fühlt. Das diskret-höfliche Verhalten des<br />

Personals ist auf Perfektion getrimmt, die Einrichtung der<br />

Empfangshalle wirkt hochwertig, aber nicht protzig. Freundlich<br />

erklärt mir eine der Rezeptionistinnen das Angebot an<br />

Führungen. Als nächstes beginnt ein Rundgang durch die<br />

legendären Keller des Champagnerherstellers in englischer<br />

Sprache. Ich zögere nicht lange und kaufe mein Ticket.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · <strong>23</strong>


Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />

Oben: Die Avenue de Champagne wurde kürzlich neu gestaltet. Blick in Richtung Innenstadt.<br />

S. 22: Die Champagnermarken sind in herrschaftlichen Anwesen entlang der Avenue de<br />

Champagne untergebracht, so auch Moët & Chandon. S. <strong>23</strong>: In der Kellern von Boizel.<br />

Und so befinde ich mich schon wenige Minuten später<br />

gemeinsam mit zwei Familien aus den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika, drei Paaren aus Großbritannien und einer<br />

kleinen Gruppe aus Spanien vor unserem Gruppenführer –<br />

einem jungen Franzosen im schwarzen Anzug, der perfekt<br />

in Shakespeares Sprache doziert und den schmalen Grad<br />

zwischen Vornehmheit und Arroganz bestens beherrscht.<br />

Zunächst erzählt er uns in Anbetracht einiger Porträtgemälde<br />

– was der ganzen Veranstaltung einen erhabenen<br />

Charakter gibt, fast so, als würde man das Schloss von<br />

Versailles besichtigen und über den Sonnenkönig und seine<br />

Nachfahren sprechen – von der Geschichte und den Familienverhältnissen<br />

im Hause Moët & Chandon.<br />

Der Champagnerhersteller kann nämlich auf eine über 250<br />

Jahre währende Familientradition zurückblicken. Am Anfang<br />

stand Claude Moët, der 1743 die Firma gründete. Sein Sohn<br />

Claude Louis Nicolas baute die Aktivitäten aus und sein Enkel<br />

Jean-Rémy erschloss die europäischen Märkte und schaffte<br />

damit die Grundlage zum späteren Erfolg. Im Alter von 74<br />

Jahren übergab der Enkel des Gründers die Geschäfte wiederum<br />

an die nächste Generation. Doch dieses Mal ging die Verantwortung<br />

an zwei Menschen, seinen Sohn Victor und seinen<br />

Schwiegersohn Pierre-Gabriel Chandon. Eine Entscheidung,<br />

die sich bis heute im Doppelnamen Moët & Chandon zeigt.<br />

Unser Guide brilliert bei seinem Vortrag mit der Gabe,<br />

Geschichte und Vorzüge seines Arbeitgebers darzustellen,<br />

ohne die Führung zu sehr in eine einseitige Verkaufsshow ausarten<br />

zu lassen. Aber so erfahre ich beiläufig, dass angeblich<br />

alle zwei Sekunden irgendwo auf der Welt der Korken einer<br />

Champagnerflasche der Marke Moët & Chandon knallt und<br />

dass Persönlichkeiten wie die Marquise de Pompadour und<br />

Napoleon den edlen Tropfen liebten. Nach dieser Einleitung<br />

wird uns ein kurzer Film gezeigt, bevor es schließlich in den<br />

Untergrund geht, die eigentliche Attraktion dieses Rundgangs.<br />

Mögen die überirdischen Gebäude herrschaftlich wirken<br />

und sicherlich sehenswert sein, das eigentliche Juwel des<br />

Anwesens liegt unter der Erde. Ein Labyrinth aus unzähligen<br />

Gängen und Gewölben. Denn erst durch das Reifen<br />

in diesen Kellern erlangt der Champagner seine einmalige<br />

Note. So wie Moët & Chandon im Laufe der Jahrzehnte<br />

immer größer wurde, so bedurfte es auch eines ständigen<br />

Ausbaus des unterirdischen Gängesystems. Heute kann<br />

allein dieser Champagnerhersteller auf Kellergewölbe und<br />

-gänge mit einer Gesamtlänge von sage und schreibe 28<br />

Kilometern zurückgreifen! Natürlich werden wir bei dieser<br />

geführten Tour nur wenige hundert Meter davon sehen,<br />

aber auch diese sind bereits äußerst beeindruckend.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


In den kühlen, feuchten Stollen kommen wir immer wieder<br />

an größeren Gewölben vorbei, die bis unter die Decke mit<br />

Champagnerflaschen gefüllt sind. Man kann nur erahnen,<br />

wie viele Millionen Euro an Warenwert in diesen Gängen<br />

lagern mögen. Unser Gruppenführer gibt uns unterwegs aber<br />

nicht nur Informationen zu der Anzahl der Flaschen, die in<br />

einzelnen Gewölben lagern, und der Länge diverser Stollen,<br />

sondern erklärt auch die verschiedenen Produktionsschritte<br />

von der Weintraube bis zum fertigen Champagner und die<br />

notwendigen natürlichen Voraussetzungen für den Anbau<br />

der Weinreben.<br />

So erzählt er von den besonderen Böden in der Champagne,<br />

deren Kreidehaltigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor für<br />

die Herstellung dieses besonderen Getränks ist. Dank ihrer<br />

wird nämlich Feuchtigkeit und Wärme gespeichert, die<br />

dann nach und nach an die Rebe abgegeben wird. Deshalb<br />

nimmt man für Champagner vor allem Trauben aus Bodennähe<br />

– im Gegensatz zu Weinen aus Südfrankreich, wo die<br />

Weintrauben dank der direkten Sonnenwärme reifen. Das<br />

Klima in der Champagne, das sich sowohl durch milde maritime<br />

als auch strenge kontinentale Einflüsse auszeichnet,<br />

ist ebenfalls ein entscheidender Faktor für die Herstellung<br />

von Champagner.<br />

Die eigentliche Champagnerproduktion beginnt natürlich<br />

mit der Lese der Weintrauben im Herbst. Diese erfolgt<br />

noch von Hand und ist nicht wie andernorts mechanisiert<br />

worden. Anschließend werden die Trauben gepresst, wobei<br />

die Beerenhaut von roten Trauben nicht lange im Saft bleiben<br />

darf, da sich der Wein sonst rot verfärben würde. Anschließend<br />

beginnt die erste Gärphase, an deren Ende die<br />

Weine von ihrem Bodensatz getrennt werden. Kellermeister<br />

verkosten und klassifizieren danach die Weine, bevor es zu<br />

einer Vermählung dergleichen kommt. Je umfangreicher die<br />

Auswahl ist, desto feiner können die Abstimmungen erfolgen.<br />

Dabei werden auch Weine aus verschiedenen Jahrgängen<br />

verschnitten. Die Cuvée wird dann in Flaschen abgefüllt<br />

und waagerecht gelagert.<br />

Diese zweite Gärung ist ein entscheidender Bestandteil<br />

der Champagnerherstellung. Beigefügte Hefe ruft während<br />

dieser Reifungsphase das Moussieren des Weines hervor.<br />

Anschließend ist eine erneute Klärung des Cuvées notwendig.<br />

Dafür werden die Flaschen mit leicht nach unten geneigtem<br />

Hals in Holzvorrichtungen gesteckt und jeden Tag<br />

ein wenig gedreht. Die Hefe löst sich dadurch und gleitet<br />

in den Flaschenhals. Dank eines anschließenden Eisbades<br />

bildet sich eine Eisschicht um den Hefeversatz, der durch<br />

natürlichen Druck beim Öffnen der Flasche hinausgestoßen<br />

wird. Dieser Arbeitsschritt wird auch als degorgieren<br />

oder abschlämmen bezeichnet. Zum Abschluss wird dem<br />

Champagner eine sogenannte Versanddosage zugeführt,<br />

um den zuvor erfolgten Flüssigkeitsverlust auszugleichen.<br />

Jeder Champagnerhersteller hat sein eigenes Rezept für<br />

diese Dosage. Sie gibt dem Champagner schließlich seine<br />

einmalige Geschmacksrichtung.<br />

Un<br />

merveilleux<br />

hiver<br />

à Nancy<br />

Ein wunderbares und zauberhaftes Wochenende<br />

Nancy feiert<br />

Nikolaus<br />

Dezember 5⁄6<br />

Pauschalangebot Nancy feiert den heiligen Nikolaus<br />

Wochenende: Samstag 5. und Sonntag 6. Dezember <strong>2009</strong><br />

Im Angebot enthalten:<br />

∙ eine Übernachtung inklusive Frühstück<br />

∙ ein City-Pass Nancy<br />

∙ ein typisches lothringisches Mittagessen<br />

∙ eine Willkommenstüte<br />

∙ ein Lebkuchen-Nikolaus<br />

Ab.<br />

68€/Pers.<br />

fêtes de la Saint-Nicolas<br />

5 & 6 décembre<br />

Samstag: Veranstaltungen und Bummel durch die Straßen und<br />

um 19.30 Uhr Darbietung auf der Place Stanislas und Feuerwerk.<br />

Sonntag: Umzug durch die Altstadt. Der heilige Nikolaus hält<br />

seine Rede vom Balkon, anschließend festliche Beleuchtung mit<br />

Lichteffekten.<br />

Als wirklich traditionelles Fest, um das sich lothringische Legenden<br />

ranken, ist das Nikolausfest in Nancy DAS Ereignis, das man<br />

sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.<br />

Un<br />

merveilleux<br />

hiver<br />

à Nancy<br />

NANCY Fremdenverkehrsamt<br />

(Place Stanislas)<br />

Reservierungszentrale<br />

Direkt unter 00 33 (0)3 83 35 84 71<br />

www.ot-nancy.fr<br />

Die Reservierungszentrale in Nancy kann<br />

auch einen ganzen Aufenthalt von A bis Z<br />

organisieren, wobei Sie individuell betreut<br />

werden, und auf Anfrage „schlüsselfertige“<br />

Produkte anbieten.


Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />

Oben links: Das Anwesen von Pol Roger.<br />

Oben: An der Eingangstür von Boizel wird<br />

stolz an das Gründungsjahr 1834 erinnert.<br />

Links: Das Château-Perrier in der <strong>Nr</strong>. 13,<br />

das Gebäude war im Zweiten Weltkrieg<br />

von den deutschen Soldaten besetzt<br />

und wurde als Hauptquartier benutzt.<br />

Nach diesen ausführlichen Erläuterungen zur Herstellung<br />

von Champagner, währenddessen wir durch diverse<br />

Gänge gelaufen sind, beantwortet unser Guide noch einige<br />

Fragen zu der Beschaffenheit von Champagnerflaschen, zur<br />

Verwendung der Korken und zur Haltbarkeit des Champagners.<br />

Danach biegen wir um ein paar Ecken, bis wir<br />

schließlich in einen Verkostungsraum gelangen.<br />

Im Eintrittspreis ist der Genuss eines Glases Champagners<br />

inbegriffen. Waren die Erklärungen des Rundgangs<br />

zuvor recht allgemeingültig und nicht nur auf die Marke<br />

Moët & Chandon bezogen, zeigt sich nun natürlich das<br />

kommerzielle Interesse des Unternehmens an solchen Führungen.<br />

Aber nichts für ungut, schließlich wird niemand<br />

zum Kauf von Champagnerflaschen gezwungen und die<br />

im Preis enthaltende Kostprobe mundet hervorragend.<br />

Nach ein paar abschließenden Worten befinde ich mich<br />

schon kurz danach wieder unter freiem Himmel – rund eine<br />

Stunde, nachdem ich das vornehme Empfangsgebäude des<br />

Champagnerproduzenten betreten hatte.<br />

Doch das Ende dieser Führung ist für mich erst der<br />

Anfang der Erkundung einer ganz besonderen Straße mit<br />

klangvollem Namen: der Avenue de Champagne. Sie hat<br />

ihren Ausgang an der Place de la République und erstreckt<br />

sich vom Zentrum von Epernay in Richtung Osten. An ihrem<br />

Anfang liegt, schräg gegenüber vom Rathaus, wo sich<br />

das örtliche Fremdenverkehrsamt befindet, das Anwesen<br />

von Moët & Chandon, dessen Keller ich gerade besichtigt<br />

habe. Doch diese Marke ist mitnichten der einzige große<br />

Name an dieser Champs-Elysées des Champagners. Fast<br />

alle großen Champagnerhäuser haben eine Adresse an dieser<br />

einzigartigen Avenue. Hier befindet sich das Who’s who<br />

der Schaumweinwelt.<br />

So schließen sich auf der südlichen Straßenseite die herrschaftlichen<br />

Gebäude von Perrier Jouët, Pol Roger, Vranken<br />

Pommery Monopole, Boizel und De Venoge an das Anwesen<br />

von Moët & Chandon an. Auf der nördlichen Straßenseite<br />

findet man Dependancen dieser Marken sowie das Haus<br />

Esterlin. Etwas weiter stadtauswärts folgen schließlich noch<br />

die Gebäude von Mercier, Comtesse Lafond und – von der<br />

Avenue de Champagne etwas zurückgesetzt – De Castellane.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Ich schlendere die Avenue, die leicht ansteigt, langsam hoch. In den letzten<br />

drei Jahren wurde sie komplett saniert und strahlt seitdem endlich eine<br />

schlichte Eleganz aus, die dem Renommee der illustren Anrainer würdig<br />

ist. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Jedes Jahr kommen über<br />

400.000 Touristen in die bekannteste Straße von Epernay, die mir an einem<br />

Tag in der Woche außerhalb der Sommerferien allerdings unerwartet leer<br />

vorkommt. Doch diese Ruhe passt gut zu der vornehmen Aura, die die Architektur<br />

der Firmensitze der Schaumweinhersteller, die sich meist schon im 19.<br />

Jahrhundert hier ansiedelten, ausstrahlt.<br />

Unter der Straße und unter den ihr angrenzenden Grundstücken befinden<br />

sich die Keller und Stollen der verschiedenen Champagnerhersteller,<br />

denn nicht nur Moët & Chandon lagert hier seine wertvolle Ware. Die Gänge<br />

erstrecken sich auf einer Länge von insgesamt mehr als 100 Kilometern<br />

und gehen bis zu 40 Meter unter die Erde! Kaum zu glauben, ist die Avenue<br />

de Champagne doch nur wenige Kilometer lang. Der Hauptabschnitt zwischen<br />

der Place de la République im Westen und der Place de Champagne<br />

im Osten, an dem sich der Großteil der Champagnermarken befindet, misst<br />

sogar nur ganze eineinhalb Kilometer. Hunderte Millionen von Flaschen dieses<br />

weltberühmten Schaumweines lagern also quasi unter meinen Füßen. Ein<br />

sonderbares Gefühl.<br />

Die Geschichte der einzelnen Champagnermarken unterscheidet sich<br />

meist nicht so sehr von der Moët & Chandons. Oft stehen lange Familiendynastien<br />

hinter den renommierten Namen. So wird beispielsweise im Hause<br />

Boizel die Schaumweinproduktion in der fünften Generation kultiviert. Gegründet<br />

wurde die Marke einst im Jahre 1834 von Auguste Boizel zusammen<br />

mit seiner Frau Julie. Familienmitglieder führten den Betrieb anschließend<br />

fort. Auch die Kellergewölbe dieses Herstellers lassen sich besichtigen. Allerdings<br />

nur werktags und nur nach Voranmeldung. Der Besuch kann aber eine<br />

Alternative zum « Massenandrang » bei den größeren Häusern wie Moët &<br />

Chandon sein.<br />

Ein weiteres Beispiel für die familiären Ursprünge der großen Champagnermarken<br />

ist das Haus Pol Roger. Gegründet wurde es nur einige<br />

Jahre nach Boizel im Jahre 1849 und wird seitdem von einer Generation an<br />

die nächste übergeben. Es gehört zu den kleinsten Champagnerhäusern,<br />

ist aber stolz auf seine 160-jährige Unabhängigkeit. Die Marke machte<br />

1900 allerdings aus einem ganz anderen Grund von sich reden: Im Februar<br />

deselben Jahres stürzten Keller des Herstellers ein, wobei rund 1,5<br />

Millionen Flaschen unter dem Schutt begraben wurden. Natürlich verfügt<br />

das Unternehmen heute über neue Kellergewölbe. Der normale Tourist<br />

muss jedoch draußen bleiben, eine öffentliche Besichtigungsmöglichkeit<br />

besteht nicht.<br />

Das ist aber auch nicht weiter tragisch, hat man in der Avenue de Champagne<br />

ohnehin die Qual der Wahl. Neben Moët & Chandon bieten nämlich<br />

auch Comtesse Lafond, De Castellane und Mercier Rundgänge an, für die<br />

keine Voranmeldung notwendig ist. Letztere erlaubten im Jahre 1950 zur<br />

Premiere des Renault 4CV sogar ein Autorennen in ihren Kellern, was einen<br />

Eindruck von deren Größe gibt. Außerdem laden noch ein paar weitere<br />

Champagnerhäuser wie Achille Princier oder Gratien Alfred im Umkreis der<br />

Avenue de Champagne zu einem Abstecher ein.<br />

Doch normalerweise ist der Besuch eines Herstellers völlig ausreichend, es<br />

sei denn, man kann vom Champagner gar nicht genug bekommen. Ich drehe<br />

nach rund zwei Kilometern in Höhe des Hauses Mercier wieder um und kehre<br />

auf der anderen Straßenseite zurück zu meinem Ausgangspunkt. Eines ist<br />

sicher: Wenn ich demnächst einmal wieder die Gelegenheit habe, mit einem<br />

Glas Champagner anzustoßen, werde ich diese einzigartige Avenue im Geiste<br />

vor meinen Augen sehen.<br />

Urlaub in der<br />

Champagne<br />

Gehen Sie auf Entdeckungsreise zu den Weingütern<br />

der Champagne und wohnen Sie in einer Gite oder<br />

einem Gästehaus mit Charme. Sie werden als Freunde<br />

empfangen und wohnen in Qualitätsunterkünften,<br />

die von Liebhabern der Lebensart der Champagne<br />

geführt werden.<br />

Die Adressen mit Charme finden Sie unter<br />

www.gites-de-france-marne.com und<br />

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Prospekte und Informationen erhalten<br />

Sie per Telefon: +33 (0)3 26 64 95 05<br />

oder per E-Mail:<br />

service-reservation-marne@wanadoo.fr


Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />

Aus<br />

<br />

den meisten Gegenden Deutschlands,<br />

aus Österreich und der Schweiz<br />

erreicht man Epernay über die Autobahn<br />

A4 von Straßburg bzw. Saarbrücken<br />

nach Châlons-en-Champagne.<br />

Von dort geht es über die D3<br />

nach Epernay. Aus West- und Nord westdeutsch<br />

land bietet sich eine Anreise<br />

über die Ardennen via Liège und Sedan<br />

nach Reims an. Aus Reims führt die<br />

D951 direkt nach Epernay.<br />

Epernay …<br />

… Berlin 980 km<br />

… Köln 420 km<br />

… Wien 1.100 km<br />

… Hamburg 840 km<br />

… München 710 km<br />

… Zürich 580 km<br />

Die Region Champagne-Ardenne<br />

verfügt über keinen Verkehrsflughafen<br />

mit Linienverkehr. Der nächste inter natio<br />

nale Flughafen ist in Paris, wohin es<br />

zahlreiche Direktflugverbindungen aus<br />

dem deutschsprachigen Raum gibt, Gent<br />

etwa mit Calais Air France, Dunkerque Lufthansa, Austrian,<br />

Swiss, Air Berlin und EasyJet.<br />

Boulogne<br />

Aus dem deutschsprachigen Roubaix Raum gibt<br />

es keine direkten Zugverbindungen<br />

Lille<br />

nach Epernay. Aus Paris (Gare de l’Est)<br />

verkehrt ein Regionalexpress (TER)<br />

mehrmals täglich Arras ohne Umsteigen<br />

nach Epernay. Die Fahrzeit beträgt ca.<br />

eine Stunde und 20 Minuten.<br />

www.ot-epernay.fr<br />

Office de Tourisme<br />

7, avenue de Champagne<br />

51200 Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 53 33 00<br />

Moët & Chandon<br />

20, avenue de Champagne<br />

51200 Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 51 20 20<br />

Führungen:<br />

April bis Mitte November täglich,<br />

Mitte November bis März nur werktags,<br />

jeweils 9.30 – 11.30 Uhr und<br />

14.00 – 16.30 Uhr.<br />

Eintrittspreise:<br />

ab 14,00 Euro, ermäßigt ab 9,00 Euro,<br />

Antwerpen<br />

Kinder bis 10 Jahre frei.<br />

Boizel<br />

46, avenue de Champagne<br />

51200 Bruxel Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 54 31 83<br />

Liege<br />

Führungen:<br />

Montags bis freitags 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Charlroi<br />

und 14.00 – 17.00 Uhr, allerdings nur<br />

nach Voranmeldung!<br />

Mercier<br />

70, avenue de Champagne<br />

51200 Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 51 22 <strong>23</strong><br />

Führungen:<br />

Mitte März bis Mitte November täglich<br />

9.30 – 11.30 Uhr und 14.00 – 16.30 Uhr.<br />

Eintrittspreise:<br />

8,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro.<br />

Comtesse Lafond<br />

79, avenue de Champagne<br />

51200 Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 32 26 40<br />

Führungen:<br />

April bis Mitte Dezember täglich,<br />

Mitte Dezember bis März nur werktags,<br />

jeweils 10.00 – 12.00 Uhr und<br />

14.00 – 17.30 Uhr.<br />

Eintrittspreis:<br />

8,00 Euro.<br />

De Castellane<br />

57, rue de Verdun<br />

51200 Epernay<br />

Telefon: +33 (0)3 26 51 19 11<br />

Führungen:<br />

Mitte März bis Mitte Dezember täglich<br />

10.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />

Eintrittspreise:<br />

ab 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro.<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

A34/E46<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Lesetipp für Champagner<br />

Luxembourg<br />

0/E5-E60<br />

nonceau<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

Chambord<br />

A16<br />

Orleans<br />

PARIS<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Cheverny<br />

28 · Frankreich A71/E9 erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

A85<br />

A4/E50<br />

Sens<br />

Auxerre<br />

A26/E17<br />

Troyes<br />

Reims<br />

Epernay<br />

Vézelay<br />

A26/E17<br />

Avallon A6/E15<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A5/E17-E54<br />

Dijon<br />

A38<br />

A4/E50<br />

A31/E17-E21<br />

Saarbrücken<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

A4<br />

Karlsruhe<br />

Metz<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

A35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />

A4/E25<br />

Champagner: Lebensgenuss pur A5/E35<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

Er verzaubert durch seinen Mythos<br />

und sein tanzendes Perlenspiel. Kaum<br />

A35<br />

ein anderes Getränk gilt derart als<br />

Synonym für Luxus und High Society.<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

Heute lebt gar France eine ganze Region von<br />

seinem legendären Ruf. Colmar Auf den Spuren Freiburg<br />

dieses edlen Schaumweines aus der<br />

A35/E25<br />

Champagne.<br />

A36/E60<br />

Mulhouse<br />

Belfort<br />

Basel<br />

Besançon<br />

Deutschland<br />

Schweiz<br />

Züric


Entdecken Sie<br />

AUBE EN CHAMPAGNE<br />

Kulturerbe, Weinberge und frische Luft – nur drei der vielen Gründe,<br />

warum die Aube en Champagne, nur 500 km von Köln und Stuttgart<br />

entfernt, eine Reise wert ist. Ihr kulturelles Zentrum, das mittelalterliche<br />

Troyes, bietet ein vielfältiges Besuchsprogramm: bunt bemalte<br />

Fachwerkhäuser, Kirchen mit den schönsten Kirchenfenstern ganz<br />

Europas, originelle Museen, aber auch ein Fabrikverkaufszentrum für<br />

Markenbekleidung und vieles mehr. Auf dem Lande erwarten den<br />

Besucher unzählige Weinberge mit ihren Weinkellern der Weinstraße.<br />

Der Champagner sowie die Kostproben der traditionellen Gastronomie<br />

werden überall angeboten. Dem berühmten Sauerkraut ist ein<br />

Traditions fest vom 19.09. bis 20.09.09 gewidmet. Weitere Informationen<br />

liefert das Fremdenverkehrsamt in Troyes.<br />

KULTUR<br />

Besuchen Sie Troyes, die mittelalterliche<br />

Stadt mit ihren pittoresken Fachwerkhäusern<br />

und zahlreichen Museen. Neu ab Juli<br />

<strong>2009</strong>: «Du coté de Renoir» – Wilkommen<br />

im Atelier des Malers Renoir!<br />

19. und 20. <strong>September</strong> <strong>2009</strong><br />

Sauerkrautmarkt<br />

in Brienne le Château<br />

Alljährlich veranstaltet Brienne le Château seine „Foire à la choucroute“.<br />

Stellen Sie sich vor: Eine Kleinstadt von nur 3.800 Einwohnern empfängt an<br />

einem einzigen Wochendende ca. 40.000 Besucher! Übrigens: An zwei Tagen<br />

verkonsumieren die Besucher zwanzig Tonnen in Champagner gegartes<br />

Sauerkraut!<br />

Office de Tourisme de Brienne le Château<br />

T. +33 (0)3 25 92 82 41 – www.ville-brienne-le-chateau.fr<br />

CHAMPAGNER<br />

30 Winzer der südlichen Champagne<br />

laden ein zu einer Rundreise durch die<br />

Weinorte und Champagnerhäuser. Besuchen<br />

Sie auch das Champagnerfest «Route<br />

du Champagne en fête» und probieren<br />

Sie einen Champagner aus biologischem<br />

Anbau.<br />

SHOPPING<br />

Hier ist das größte Zentrum Europas für Werksverkauf<br />

mit Preisnachlässen von 30 – 50 % auf führende Marken<br />

aller Größen. Möchten Sie ein Kristallglas-Unikat von<br />

Bayel erwerben? Hier ist die Gelegenheit. Sie können sogar<br />

dem Glasbläser bei der Herstellung des Kunstwerks<br />

zusehen.<br />

NATUR UND<br />

ERHOLUNG<br />

Der Naturpark Fôret d’Orient mit seinen<br />

Seen und riesigen Wäldern ist ein ideales<br />

Reiseziel für Naturfreunde. 250 Vogelarten<br />

wurden im Ornithologischen Naturreservat<br />

registriert. Angeboten werden<br />

zahlreiche sportliche Aktivitäten und<br />

spannende Veranstaltungen.<br />

27. <strong>September</strong> <strong>2009</strong><br />

Äpfel pressen wie anno dazumal<br />

in Eaux Puiseaux<br />

Gérard Hotte pflegt seine Apfelbäume, presst seinen Cidre, verkauft ihn und<br />

erzählt die Geschichte seines geliebten Getränks in seinem Museum. An<br />

diesem Tag wird über 1 t Äpfel gepresst, um daraus ungefähr 800 l goldenen<br />

Saft zu gewinnen. Die Stände unter den Apfelbäumen präsentieren einheimische<br />

Erzeugnisse der Aube, angeführt vom Cidre.<br />

La Ferme d‘Hotte<br />

T. +33 (0)3 25 42 15 13 – www.lafermedhotte.com<br />

11. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

«Patrimoine Nature et Fromage»<br />

im Käsemuseum von Chaource<br />

An diesem Wochenende auf dem Programm: Vorführung einer handwerklichen<br />

Käse- und Butterherstellung im Käsemuseum von Chaource, gefolgt<br />

von einer Verkostung.<br />

Musée du fromage - T. +33 (0)3 25 40 10 67<br />

an einem Wochenende Mitte Dezember <strong>2009</strong><br />

Weihnachtsmarkt der Champagne<br />

in Neuville sur Seine<br />

«Marché de Noël» nach Art der Champagne: Eine Fülle von Geschenkideen<br />

mit dem Champagner an erster Stelle! Denn Neuville sur Seine und die Côte<br />

des Bar sind ja vor allem das Köngreich der Winzer. Die Auslagen der Händler<br />

bieten traditionelle Erzeugnisse in Hülle und Fülle. Im Dezember schimmern<br />

die Dörfer im Seinetal im Weihnachtschmuck.<br />

Mairie de Neuville sur Seine<br />

T. +33 (0)3 25 38 <strong>23</strong> 91 - mairie.neuvillesurseine@wanadoo.fr<br />

Alle unsere Wochenend-Angebote finden Sie<br />

unter: www.escapades-en-champagne.com<br />

Aube en Champagne Tourisme<br />

Tel.: +33 3 25 42 50 00 · www.aube-champagne.de


Unterwegs in Frankreich Normandie<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Magische Ruinenreste<br />

Die Abtei von Jumièges<br />

in der Normandie<br />

Die Normandie ist für kleine Überraschungen immer gut.<br />

Wie oft verbergen sich im Labyrinth der schmalen<br />

Landstraßen Sehenswürdigkeiten, die dem Reisenden<br />

unverhoffte Erlebnisse bescheren. Ein solches hatten wir<br />

30 Kilometer von Rouen entfernt, als sich uns in der Ferne<br />

die eindrucksvollen Ruinen der Abtei von Jumièges<br />

darboten. Wir ließen uns anlocken und fanden einen Ort,<br />

der zu den eindrucksvollsten an der Seine-Mündung gehört.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 31


Unterwegs in Frankreich Normandie<br />

Die Ruinen von Jumièges liegen<br />

in einem 15 Hektar großen<br />

Park. Als wir den Eingang zur<br />

Abtei erreichen, sind wir überwältigt<br />

von der majestätischen Ruinenlandschaft,<br />

die sich vor uns erhebt und fühlen<br />

uns irgendwie klein. Auch die anderen<br />

Besucher heben, nachdem sie das<br />

Kassenhäuschen passiert haben, wie<br />

benommen den Kopf und bestaunen<br />

die gewaltigen Mauern. Die Bänke im<br />

Umkreis der Ruine werden schnell besetzt.<br />

Als müsse man sich vom Anblick<br />

der Ruinen erst einmal erholen.<br />

Die beiden schlichten Klostertürme<br />

im romanischen Stil ragen 40<br />

Meter in die Höhe. Als wir uns nähern,<br />

stellen wir verblüfft fest, dass<br />

sich hinter der fast intakten Fassade<br />

der Abtei, « nichts » verbirgt. Es ist alles<br />

nur eine Ruine. Das riesige Kirchschiff,<br />

es misst 25 Meter und erinnert<br />

ein bisschen an die Kathedrale von<br />

Rouen, wird nur vom freien Himmel<br />

bedeckt. Unser Blick schweift nach<br />

oben in das sommerliche Wolkenblau<br />

und wir fühlen uns an eine Filmkulisse<br />

erinnert. Im Kircheninneren<br />

sprießt Gras und überall sind die<br />

Spuren der Vergangenheit präsent.<br />

Der Ort hat etwas Poetisches. Hier<br />

und da eine Säule, eine Statue, Mauerbrocken.<br />

Genügend Nahrung für<br />

die Fantasie, um sich vorzustellen,<br />

wie das Leben in der Abtei vor ihrem<br />

Ruinenschicksal wohl ausgesehen<br />

haben mag. Ein bisschen werden wir<br />

sogar an die Überreste von Machu<br />

Pichu in Peru erinnert.<br />

Der Bau der Abtei datiert aus dem<br />

7. Jahrhundert. Um 654 verfügte Philibert,<br />

ein Höfling von König Dagobert,<br />

den Bau eines Klosters an der<br />

strategisch wichtigen Seine-Schleife.<br />

Die Abtei wurde schnell bekannt und<br />

zog bald tausende Mönche, Studenten<br />

und Arbeiter an. Nicht weniger als<br />

vier Kirchen wurden auf dem Grund<br />

des Klosters errichtet: Saint-Pierre,<br />

Notre-Dame, Saint-Denis und Saint-<br />

Germain.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Als Nummer 1 für Feriendörfer und Apartments<br />

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in Frankreich, Italien und Spanien – mit über<br />

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1 Woche in 2-Zi.-Whg.<br />

für bis zu 5 Personen<br />

ab 196 E<br />

Eine Legende erzählt, dass die<br />

beiden Söhne von König Clovis II.<br />

(635-657), genannt König Nichtsnutz,<br />

ein schreckliches Geschick<br />

erlitten, das in Jumièges sein Ende<br />

fand. Ihr Vater übertrug dem Ältesten<br />

die Verwaltung des Königreiches,<br />

als er sich auf einen Kreuzzug<br />

begab. Der Prinz hatte aber während<br />

der Abwesenheit seines Vaters<br />

nichts Besseres zu tun, als sich mit<br />

seinem Bruder gegen ihre Mutter,<br />

die Königin, zu erheben. Diese aber<br />

gewann den Kampf und rächte sich<br />

fürchterlich. Sie ließ ihren Kindern<br />

die Beinnerven durchtrennen. Bei<br />

seiner Rückkehr litt Clovis II. großen<br />

Kummer wegen seiner verkrüppelten<br />

Söhne. Die grausame Königin<br />

ordnete deshalb an, die Brüder vom<br />

Hof zu schaffen. Man band sie in ein<br />

Boot und überließ sie führerlos der<br />

Strömung der Seine und damit ihrem<br />

Schicksal. Die Legende will es, dass<br />

das Boot schließlich Jumièges erreichte,<br />

wo Philibert die Unglücklichen<br />

fand. Als der König von dieser<br />

glücklichen Rettung hörte, beschloss<br />

er zum Dank, die Abtei finanziell<br />

reich zu entlohnen. Das leere Grab<br />

unweit der Abtei soll für die beiden<br />

Königssöhne errichtet worden sein.<br />

Historiker halten das aber für unwahrscheinlich.<br />

Normandie<br />

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(*0,14 Euro/Min. vom dt. Festnetz)<br />

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Unterwegs in Frankreich Normandie<br />

Verbürgt ist: Die Abtei von Jumièges<br />

wuchs rasch und wurde ungeheuer<br />

reich. Das sorgte für Begehrlichkeiten.<br />

Schon im Jahre 841 überfielen die Wikinger<br />

Jumièges, brandschatzten und<br />

plünderten das Kloster und nötigten<br />

die Mönche, gen Norden zu flüchten.<br />

Es dauerte bis zum 11. Jahrhundert,<br />

bis die Ruinen von Jumièges zum ersten<br />

Mal wieder aufgebaut wurden,<br />

und das Kloster Glanz und Ruhm<br />

zurückerlangte. Mit für die damalige<br />

Zeit enormen Aufwand wurde der Bau<br />

vorangetrieben und die Kirche Notre-<br />

Dame wiederhergestellt. Bei ihrer<br />

Einweihung im Jahr 1067 war selbst<br />

König Wilhelm der Eroberer zugegen.<br />

Die günstige Lage an der Seine-<br />

Schleife trug beträchtlich zur Entwicklung<br />

des Klosters bei. Der Fluss<br />

war einer der wichtigsten Wasserwege<br />

und wurde von unzähligen Händlern<br />

frequentiert, die regelmäßig in Jumièges<br />

Rast machten. Während der beschwerlichen<br />

Reisen im Mittelalter bot<br />

das Kloster ihnen einen friedlichen Ort<br />

zur Erholung und zum Eindecken mit<br />

Proviant. Es fanden sich viele kühle<br />

Brunnen, Tränken, Brotbacköfen und<br />

Herbergen, die für Reisende damals<br />

unentbehrlich waren.<br />

Auf unserem Spaziergang durch<br />

das Dorf, das bis an die Klostertore<br />

heranreicht, treffen wir auf Spuren<br />

dieser Vergangenheit. Es finden sich<br />

noch manche dieser alten, steinernen<br />

Brotbacköfen und ehemaligen Brunnen.<br />

Auch viele Namen der Gasthäuser<br />

und Wirtsstuben erinnern an die<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


nicht minder gastfreundlichen Zeiten<br />

von einst.<br />

Während ihrer Reisen tauschten<br />

sich die Geschäftsleute mit den<br />

Mönchen, Studenten und lokalen<br />

Händlern aus und trugen die Erlebnisse<br />

von Jumièges mit in ihre<br />

Heimatstädte. So wuchs der gute<br />

Ruf von Jumièges entlang der großen<br />

Handelsrouten, und selbst auf<br />

der anderen Seite des Ärmelkanals<br />

war die Abtei ein Begriff. Sie prosperierte<br />

unaufhörlich und zählte bis<br />

zu 170 Liegenschaften in der ganzen<br />

Normandie. Aber der hundertjährige<br />

französisch-englische Krieg von<br />

1337 bis 1453, während dessen sich<br />

die Armeen diesseits und jenseits des<br />

Ärmelkanals unzählige Schlachten<br />

lieferten, leitete den zweiten Abstieg<br />

von Jumièges ein. In der zweiten<br />

Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es<br />

dann die Hugenotten, die das Kloster<br />

plünderten. Wieder wurde Jumièges<br />

für lange Zeit eine vergessene Ruine,<br />

bis sie ein letztes Mal von 1666 bis<br />

1671 restauriert wurde. Dafür wurden<br />

eine große Bibliothek und eine<br />

Orgel gebaut, man errichtete auf<br />

den Wällen Terrassen und legte die<br />

Gärten neu an. Das Kloster begann<br />

allmählich wieder aufzuleben.<br />

Doch abermals klopfte das Schicksal<br />

an die Klostermauern – dieses Mal<br />

unerbittlich und endgültig. In den<br />

Wirren der Französischen Revolution<br />

wurden die Gebäude des Klosters verkauft.<br />

Und die Käufer hatten wahrlich<br />

kein besonderes Interesse am Erhalt<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 35


Unterwegs in Frankreich Normandie<br />

der historischen Stätte. Einige Gebäude<br />

wurden schlichtweg abgerissen, die<br />

Möbel und Kunstwerke über das ganze<br />

Land verstreut. Die letzte Demütigung<br />

musste das einst so glanzvolle Kloster<br />

in den Jahren von 1802 bis 1824 erleiden.<br />

Da nämlich diente die Abtei als<br />

Steinbruch für die umliegenden Bauvorhaben.<br />

Es musste noch einmal ein Jahrhundert<br />

vergehen, bis die Überreste<br />

der Abtei endlich geschützt wurden.<br />

Doch die wirkliche Lebensversicherung<br />

für Jumièges gilt erst seit 1947.<br />

Seitdem nämlich ist der französische<br />

Staat Eigner der Klosteranlage und<br />

sorgen zahlreiche Konservierungsarbeiten<br />

dafür, dass der Ort sich seine<br />

majestätische Aura bewahrt.<br />

Beim Spazieren durch die Anlage<br />

fällt uns auf, wie harmonisch sich die<br />

hohen Ruinen in den Park einfügen.<br />

Die Konservateure von Jumièges haben<br />

ein beeindruckendes Gleichgewicht<br />

schaffen können. Die Natur<br />

dominiert die Ruinen nicht, wie es an<br />

vergleichbaren Orten oft der Fall ist.<br />

Ganz im Gegenteil, die verbliebenen<br />

Gebäudeteile fordern einen beinahe<br />

ehrerbietigen Respekt. Die Mauerreste,<br />

Dachgewölbe und bloßen Mauersteine,<br />

die wie vom Himmel gefallen<br />

zu sein scheinen, üben einen faszinie-<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Rouen über Belgien, Valenciennes<br />

und Amiens. Aus Süddeutschland<br />

und Österreich via Metz, Reims und<br />

Amiens. Aus der Schweiz über Dijon<br />

und Paris. Von Rouen aus führt die D<br />

982 und anschließend die D 143 nach<br />

Jumièges.<br />

Jumièges …<br />

… Berlin 1.120 km<br />

… Köln 550 km<br />

… Wien 1.420 km<br />

… Hamburg 970 km<br />

… München 1.020 km<br />

… Zürich 820 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Rouen, der<br />

aus dem deutschsprachigen jedoch<br />

nicht angeflogen wird. Air France bietet<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz jedoch Umsteigeverbindungen<br />

via Lyon nach Rouen an. Der nächste<br />

direkt aus dem deutschsprachigen<br />

Raum bediente Flughafen ist in Paris.<br />

renden Bann auf uns aus. Auf Schritt<br />

und Tritt spüren wir, welch bewegte<br />

Geschichte dieser Ort hat.<br />

An manchen Stellen fällt das Licht<br />

fast waagerecht durch die Ruinenreste<br />

und lässt das Ensemble fast etwas Heiliges<br />

ausstrahlen. Vielleicht nicht unbedingt<br />

im religiösen Sinne, sondern<br />

eher als poetisches Zusammenspiel der<br />

alten Ruinen und der Naturgewalten.<br />

Wir verlassen die romanische und romantische<br />

Schmucklosigkeit der Abtei<br />

von Jumièges und müssen uns eines<br />

eingestehen: Wir sind berührt.<br />

Jumièges hat keinen Bahnanschluss.<br />

Der nächste große Bahnhof ist in Rouen,<br />

wohin zahlreiche Züge von Paris aus<br />

verkehren.<br />

www.jumieges.fr<br />

Abbaye de Jumièges<br />

24, rue Guillaume le Conquérant<br />

76480 Jumièges<br />

Telefon: +33 (0)2 35 37 24 02<br />

Täglich, Mitte <strong>September</strong> bis Mitte April<br />

9.30 – 13.00 Uhr und 14.30 –17.30 Uhr,<br />

Mitte April bis Mitte <strong>September</strong> 9.30<br />

–18.30 Uhr.<br />

Calais Dunkerque<br />

5,00 Euro, von November bis März<br />

jeder 1. Sonntag kostenlos, Kinder<br />

und Jugendliche Boulognebis 18 Jahren frei. Roubaix<br />

Auf Nachfrage ist eine einstündige<br />

Führung im Preis inbegriffen.<br />

Lille<br />

Willkommen in der<br />

Domaine du Clos des Fontaines,<br />

ein Hafen des Friedens im Herzen<br />

der Seine-Schleifen und in<br />

unmittelbarer Nähe zur Abtei,<br />

wo Stille und Hochgenuss<br />

vorherrschen.<br />

Hôtel de charme<br />

« Le Domaine du Clos des Fontaines »<br />

191, rue des Fontaines - Jumièges<br />

Tel.: +33 (0)2 35 33 96 96<br />

Antwerpen<br />

www.leclosdesfontaines.com<br />

Gent hotel@leclosdesfontaines.com<br />

Bruxel<br />

Charlroi<br />

Liege<br />

Arras<br />

Amiens<br />

t-Malo le Mont-<br />

Saint-Michel<br />

N176/E401<br />

A84<br />

inan<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Rennes<br />

Saint-Lô<br />

A84/E401<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

Caen A13/E46<br />

A28/E402<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Le Mans<br />

Beauvais<br />

A13/E5<br />

A10/E5<br />

A16<br />

Orleans<br />

PARIS<br />

A1/E15-E19<br />

A6/E15<br />

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www.frankreich-normandie-ferienhaeuser.com<br />

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für weitere Informationen wenden Sie sich<br />

bitte an Frau Nadège Paillard A5/E17-E54<br />

Tel: +33 (0)2 35 60 73 34<br />

Fax: +33 (0)2 35 61 69 20<br />

Email: npaillard@gitesdefrance76.com<br />

A4/E50<br />

A4/E25<br />

L<br />

A<br />

A3<br />

A<br />

A11/E60<br />

A11/E501<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

A28/E502<br />

Tours<br />

A10/E5-E60<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

A71/E9<br />

Auxerre<br />

Vézelay<br />

Avallon A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Pariser Lichtspiel häuser<br />

Mehr als nur Kino<br />

Auf der ganzen Welt sucht man ein Kino meist nach seinem Programm aus. In Paris lohnt es<br />

sich aber durchaus, andere Auswahlkriterien hinzuzuziehen. Denn einige der 376 Kinosäle der<br />

Hauptstadt, in denen jede Woche zwischen 450 und 500 verschiedene Filme gezeigt werden,<br />

lohnen allein schon wegen ihrer Geschichte oder ihrer Architektur einen Besuch. Die Wahl eines<br />

Kinos ist für viele Pariser zudem eine Frage der Lebenseinstellung. Sag’ mir, in welches Kino<br />

Du gehst, und ich sag’ Dir, wer Du bist – dieser Spruch trifft in Paris besser zu als irgendwo anders.<br />

Da viele Filme zudem in der Originalversion gezeigt werden, sind mangelnde Französischkenntnisse<br />

kein Hindernis für einen Kinobesuch. Eine Reise zu legendären und außergewöhnlichen<br />

Lichtspielhäusern an der Seine.<br />

Der Vorgang ereignete sich vor rund zwei Jahren, im<br />

August 2007: Das unabhängige, in einer Seitenstraße<br />

der weltberühmten Champs-Elysées gelegene Kino<br />

« Le Balzac » entschloss sich zur Renovierung seines großen<br />

Saals. Unter anderem sollten die Kinosessel ausgetauscht werden.<br />

Nach den vielen Jahren, die die alte Bestuhlung auf dem<br />

Buckel hatte, eine weise Entscheidung. Dem Betreiber Jean-<br />

Jacques Schpoliansky kam dabei die Idee, die alten Sessel<br />

kurzerhand zum Verkauf anzubieten. Ein genialer Einfall,<br />

denn die Stühle wurden ihm geradezu aus den Händen gerissen.<br />

Einige Kinoliebhaber reisten dafür sogar aus der Provinz<br />

an. Und selbst die Erwerber stark verschlissener Exemplare<br />

schätzten sich glücklich, nannten sie doch von nun an ein<br />

Stück legendärer Kinogeschichte ihr Eigen.<br />

Diese kleine Geschichte verdeutlicht auf ihre Weise, welches<br />

besondere Verhältnis die Pariser zu ihren Kinos pflegen.<br />

Bis heute umgibt viele Lichtspielhäuser der Hauptstadt eine<br />

ganz besondere Aura. Es geht dabei um mehr als die Vorführung<br />

eines Films. Es geht um Erinnerungen, um legendäre<br />

Ereignisse und um außergewöhnliche Orte. Die Auswahl an<br />

Kinosälen kann sich sehen lassen. Neben den allerorts üblichen<br />

Multiplexkinos, die in Frankreich meist auf die Namen<br />

Gaumont, UGC, MK2 und Pathé hören, gibt es natürlich<br />

viele kleinere oder größere Programmkinos.<br />

Doch damit nicht genug, die französische Hauptstadt ist<br />

auch Heimat einiger Lichtspielhäuser, die sich in gar keine<br />

Kategorie einordnen lassen. So kann man im schicken 7. Arrondissement<br />

in ein Kino gehen, das in einer Pagode unterge-<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Jean-Jacques Schpoliansky,<br />

Betreiber des Balzac<br />

Monsieur Schpoliansky, Sie bezeichnen sich selbst als<br />

Direktor und Unterhalter. Warum?<br />

Folgen Sie mir einfach einen Tag lang bei meiner<br />

Arbeit und Sie werden es schnell verstehen. Das<br />

Balzac ist ein kleines unabhängiges Kino. Wir sind<br />

ein Dutzend Leute, die den Kinobetrieb in Schichten<br />

à drei Personen zum Laufen bringen.<br />

Es gibt zwei Sichtweisen auf die heutige Zeit.<br />

Entweder man sagt, dass es dem Kino schlecht geht<br />

und dass die Multiplexe alles aufsaugen, oder man krempelt<br />

die Ärmel hoch und ist innovativ. Ich habe mich für den<br />

zweiten Ansatz entschieden. Für mich gibt es hinter dem<br />

Phänomen Kino ein Geheimnis, das man nie vergessen darf.<br />

Ein Kinosaal muss ein lebendiger Ort sein. Schließlich ist<br />

es ein Ort der Kultur. Man muss damit spielen. Wissen Sie,<br />

das ist ein wenig wie mit den Literatursalons im 18. Jahrhundert:<br />

Die Leute liebten es, sich zu treffen und über ihre<br />

kulturellen Vorlieben und Entdeckungen zu diskutieren.<br />

Für mich ist ein Kino genau das: Ein Ort des Austausches,<br />

ein Ort, wo sich kulturinteressierte Menschen treffen.<br />

Deshalb gebe ich mir eine doppelte Berufsbezeichnung.<br />

Neben dem Direktor bin ich auch Unterhalter.<br />

Sobald mehr als 20 Besucher im Kinosaal sitzen – zum<br />

Glück also sehr häufig –, gehe ich in den Saal und erzähle<br />

den Leuten von Neuigkeiten aus der Branche. Ich diskutiere<br />

mit ihnen auch über den Film, den sie sehen wollen,<br />

mache ihnen Lust darauf. Und es scheint zu funktionieren.<br />

Wir verkaufen mehr als 170.000 Eintrittskarten im Jahr.<br />

Was macht Ihr Kino besonders?<br />

Vieles! Vielleicht aber gerade die Tatsache, dass wir uns<br />

nicht als eine reine Abspielstätte von Filmen begreifen.<br />

Vielleicht auch, weil wir Filme aussuchen, die wir mögen<br />

und die wir deshalb mit unseren Besuchern teilen wollen.<br />

Oft muss ich darum kämpfen, die Filme zu bekommen,<br />

die ich gerne zeigen möchte. Oft wollen die Verleiher sie<br />

nur an die größeren Kinos geben. Wir zeigen also Filme,<br />

weil wir sie mögen und nicht, wie in anderen Häusern,<br />

weil sie hohe Einnahmen versprechen.<br />

Außerdem: Kennen Sie andere Kinos, in denen<br />

nach der Vorführung ein von Sterneköchen zubereitetes<br />

Abendessen serviert wird, bei dem 350 Menschen mit<br />

dem Teller auf den Knien speisen, um einen Moment der<br />

Gemeinschaft zu erleben? Zusammen mit anderen Kinos<br />

organisieren wir darüber hinaus Filmtage, an denen die<br />

Menschen verschiedene Filme in den diversen Sälen sehen<br />

und anschließend darüber diskutieren. All das macht das<br />

Balzac aus. Sie sehen, das ist mehr als ein simples Kino.<br />

Und zu unseren Besonderheiten gehört auch, dass viele<br />

Prominente gerne inkognito zu uns kommen. Sie wissen,<br />

dass wir ihren Wunsch nach Anonymität respektieren. Ich<br />

habe aufgehört, die Politiker, Schauspieler und Künstler<br />

zu zählen, die zu unseren Gästen gehören.<br />

Monsieur Schpoliansky, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

bracht ist – ein geradezu magischer Ort inmitten der hektischen<br />

Weltstadt, unweit vom Eiffelturm und Invalidendom.<br />

Das Gebäude war einst das Geschenk eines reichen Mannes<br />

an seine Ehefrau. Auf die nächste Vorführung wartet man<br />

hier in einem kleinen japanischen Garten bei – wenn man<br />

mag – einer Tasse Tee. Danach geht es in einen Saal mit<br />

Kronleuchtern, die man sonst aus vornehmen Salons kennt.<br />

Und da man sich hier in einem gut situierten Viertel der<br />

Hauptstadt befindet, weisen einem Platzeinweiser, die sich<br />

über ein kleines Trinkgeld freuen, den Weg. Entsprechend<br />

betucht und wohlgekleidet ist auch das Publikum. In der<br />

Pagode geht es um Kultur, nicht um Popcorn und Cola.<br />

Ganz anders ist das Ambiente dagegen im Osten von<br />

Paris, im Schatten der Büchertürme der neuen Nationalbibliothek.<br />

Das Multiplexkino « MK2 Bibliothèque » gehört<br />

zu den modernsten Lichtspielhäusern der Stadt, was sich<br />

bereits an der kühlen Architektur des Gebäudes erkennen<br />

lässt. Der besondere Clou des Kinos sind aber seine Sitze:<br />

So gibt es in den Sälen Doppelsitze für verliebte Paare,<br />

bei denen keine Armlehne beim Kuscheln stört. Manch<br />

ein Besucher fühlt sich so an die Kinobesuche in seiner<br />

Jugend erinnert. Schön ist in diesem Kino auch, dass<br />

selbst für wartende Besucher viel Platz zur Verfügung<br />

steht – keine Selbstverständlichkeit in Paris, wo man oft<br />

auf der Straße auf den nächsten Film warten muss, auch<br />

bei Regen. Außerdem bieten kulturorientierte Geschäfte<br />

ihr Sortiment an, so dass man Wartezeiten beispielsweise<br />

mit dem Stöbern nach DVDs überbrücken kann.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 39


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Außenansicht,<br />

Kassenraum und<br />

Saal des Balzac.<br />

Rechte Seite:<br />

Grand Rex.<br />

S. 38: Einer der Säle<br />

von MK2 Bibliothèque.<br />

MK2 Bibliothèque kann zweifellos als das ideale Multiplexkino<br />

der heutigen Zeit gelten, zumal es viele anspruchsvolle<br />

Filme im Programm hat.<br />

Zur Avantgarde modernen Kinovergnügens zählte einst<br />

auch das Max Linder. Es war eines der ersten Säle in der<br />

Metropole, der über den THX-Tonstandard verfügte. Heute<br />

eine Selbstverständlichkeit, damals eine sensationelle<br />

Neuheit. Viele ältere Besucher erinnern sich noch immer<br />

mit Gänsehaut an den THX-Soundcheck, bevor der Film<br />

begann. Im dunklen Saal kam ein Ton aus dem Nichts, der<br />

immer lauter wurde und das Kino schließlich zum Vibrieren<br />

brachte. Gleichzeitig erschienen die drei magischen Buchstaben<br />

auf der Leinwand. Bis heute haben viele Fans von<br />

damals dem Max Linder ihre Treue gehalten und erinnern<br />

sich gerne an diese Zeit zurück.<br />

Für die junge Generation ist eine gute Tonqualität dagegen<br />

längst eine Selbstverständlichkeit. Doch die technischen<br />

Fortschritte machten gerade für die kleinen Häuser<br />

das Überleben immer schwieriger. So veränderte sich auch<br />

die Kinolandschaft in Paris. Multiplexkinos lösten kleine<br />

Schachtelkinos ab. Zwei große Gruppen, Gaumont und<br />

UGC, gefolgt von zwei kleineren, Pathé und MK2, dominieren<br />

das Angebot. Dauerkarten, mit denen man für etwas<br />

mehr als 20 Euro so viele Filme im Monat sehen kann, wie<br />

man möchte, verändern die Besuchsgewohnheiten. Einige<br />

dieser Kinofabriken sind allein wegen ihrer Größe einen<br />

Besuch wert, beispielsweise die UGC Ciné Cité Les Halles<br />

mit 19 Sälen, die UGC Cité Ciné Bercy mit 18 Sälen oder<br />

das Gaumont Aquaboulevard mit 14 Sälen. Aber Achtung,<br />

in diesen Häusern laufen vor allem Großproduktionen aus<br />

Hollywood. Die Kinos sind vor allem bei Jugendlichen aus<br />

den Vorstädten beliebt.<br />

Doch trotz dieser Dominanz großer Ketten konnten<br />

sich bis heute rund 150 unabhängige Kinosäle in Paris halten.<br />

Ihre Eigentümer sind oft mutige Leute, die mit ihrer<br />

Arbeit nicht nur auf Gewinnmaximierung schielen. So wie<br />

Jean-Jacques Schpoliansky, der Betreiber des Balzac. Mit 65<br />

Jahren steht er immer noch an der Spitze dieses legendären<br />

Kinos, das sein Großvater 1935 eröffnet hat. Zu der Zeit<br />

befanden sich die meisten Kinos im Opéra-Viertel oder an<br />

den äußeren großen Boulevards. Vor 1918 gab es gerade<br />

einmal zwei Kinos an den Champs-Elysées. Doch dann<br />

begannen die Kinobetreiber damit, sich für den Prachtboulevard<br />

zu interessieren, so auch Jean-Jacques Schpolianskys<br />

Großvater. Auch Produktionsfirmen siedelten sich an den<br />

Champs-Elysées an.<br />

Das Balzac kannte in der Anfangszeit einen nicht zu<br />

stoppenden Aufstieg. Zunächst zeigte man vor allem USamerikanische<br />

Filme, was damals gerade in Mode war.<br />

In den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren wurden viele<br />

Filmpremieren in Anwesenheit der Leinwandstars gefeiert.<br />

Das waren die glorreichen Jahrzehnte des Hauses. 1975<br />

erweiterte man das Kino um zwei kleinere Säle, um damit<br />

das Programm vielfältiger gestalten zu können. Bis heute<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


ehauptet sich das Balzac gegen die große<br />

Konkurrenz im Dunstkreis der Champs-<br />

Elysées. Immerhin existieren 34 Säle in dem<br />

Viertel. 20 Jahre zuvor waren es allerdings<br />

noch doppelt so viele.<br />

Auf viel Starrummel kann auch ein anderes<br />

legendäres Kino zurückblicken, das<br />

Grand Rex. Am Boulevard Poissonnière nahe<br />

den Galeries Lafayette gelegen, gehört es wie<br />

die Pagode zu den Häusern, die sich in keine<br />

Kategorie pressen lassen, sondern die eine<br />

Klasse für sich bilden. Neben dem Anspruch,<br />

das größte Kino Europas sein zu wollen,<br />

zeichnet es sich vor allem durch seine Architektur<br />

und seine Geschichte aus. Ähnlich wie<br />

bei der Pagode stand auch hier am Anfang<br />

der verrückte Traum eines Mannes. Der Cineast<br />

Jacques Haïk, der in Frankreich Charlie<br />

Chaplin bekannt gemacht hatte, wollte in Paris<br />

ein Kino eröffnen, das unter den anderen<br />

Lichtspielhäusern hervorstach. Es sollte ein<br />

Projektionssaal werden, der die Besucher auf<br />

eine Reise weg vom Alltag schickte.<br />

Nichts war dafür zu schön oder zu teuer.<br />

Herausgekommen ist ein Gebäude im Art<br />

Déco mit einer Höhe von 70 Metern. Die<br />

Leinwand misst beeindruckende 18 Meter<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 41


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Les Etoiles du Rex – eine Reise zum<br />

cineastischen Herzen von Paris<br />

Die Idee hätte dem Gründer des Grand Rex, Jacques<br />

Haïk, sicherlich gefallen: In der Kontinuität, das Kino<br />

als einen Ort der Reise aus dem Alltag zu sehen,<br />

haben die heutigen Betreiber vor ein paar Jahren<br />

ein außergewöhnliches Spektakel erfunden, das<br />

einen nicht nur hinter die Kulissen des Grand Rex,<br />

sondern des Kinofilms insgesamt führt. Ausgestattet<br />

mit einem Audioguide (auch auf Deutsch) nimmt der<br />

Besucher unter anderem in einem Panoramafahrstuhl<br />

Platz, mit dem er hinter der Leinwand des Grand Rex<br />

entlangfährt, bevor es in den Projektionssaal und den<br />

Raum der Spezialeffekte geht. Eine Reise in die Welt<br />

des Films.<br />

in der Breite sowie elf Meter in der Höhe und wiegt über<br />

drei Tonnen. Seit 1988 lässt sie sich sogar auf 25 Meter verbreitern.<br />

Die Inneneinrichtung wirkt wie eine Filmkulisse.<br />

Griechische Statuen, venezianische Masken, Haussilhouetten<br />

aus Nizza bzw. Algier und Palmen: Wenig erinnert an<br />

den Alltag vor der Haustür. Der künstliche Sternenhimmel<br />

unter einer immensen Kuppel tut sein Übriges. Die Einweihung<br />

fand 1932 statt. Zur damaligen Zeit war das Grand<br />

Rex eine Sensation. 2.800 Sitze hat der Saal. Seit 1981 steht<br />

er unter Denkmalschutz.<br />

Dem damaligen Zeitgeist entsprach auch der Umstand,<br />

dass es im Grand Rex drei Klassen von Besuchern gab. Die<br />

Armen mussten im obersten Rang und die Mittelschicht<br />

im Parkett Platz nehmen. Der mittlere Rang mit der besten<br />

Sicht auf die Leinwand war für die Wohlhabenden<br />

reserviert. Bis heute kann man diese Unterteilung im unterschiedlichen<br />

Dekor erkennen.<br />

Auch der Service war lange Zeit außergewöhnlich.<br />

So konnten die Eltern ihre Kinder während der Filmvorführung<br />

betreuen lassen. Für Hundeliebhaber existierte<br />

ein Hundezwinger. Und wenn nach der Spätvorstellung<br />

keine Metro mehr fuhr, erleichterte ein kinoeigener Bus<br />

die Heimfahrt. Natürlich gibt es diese Annehmlichkeiten<br />

heute nicht mehr. Dies wäre nicht mehr bezahlbar. Aber<br />

ein besonderer Ort ist das Grand Rex dennoch geblieben.<br />

Eine Tradition wurde zudem bis heute bewahrt: Jedes Jahr<br />

wieder verzaubert die « Féérie des Eaux » Klein und Groß.<br />

1.200 Wasserfontänen spritzen bis zu 30 Meter in die Höhe,<br />

bevor der neueste Disney-Film gezeigt wird. Ein Spektakel<br />

für die ganze Familie.<br />

In Paris gibt es viel zu entdecken. Die Lichtspielhäuser<br />

der Hauptstadt gehören zweifelsohne dazu. Die Wahl eines<br />

Kinosaals sollte alles andere als Zufall sein. Denn sag’ mir, in<br />

welches Kino Du gehst, und ich sag’ Dir, wer Du bist...<br />

Oben: Les Etoiles du Rex.<br />

Unten links: Das Kino Pagode.<br />

Unten rechts: MK2 Bibliothèque, im Hintergrund<br />

die Büchertürme der Nationalbibliothek.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Paris am besten über die Route<br />

Aachen – Liège – Valenciennes. Aus<br />

Süddeutschland und Österreich bietet<br />

sich die Strecke über Saarbrücken/<br />

Straßburg – Metz – Reims an. Aus der<br />

Schweiz geht es über Dijon nach Paris.<br />

Paris …<br />

… Berlin 1.060 km<br />

… Köln 490 km<br />

… Wien 1.240 km<br />

… Hamburg 905 km<br />

… München 840 km<br />

… Zürich 660 km<br />

Zahlreiche Fluggesellschaften bieten<br />

(oft mehrmals täglich) Direktflüge aus<br />

viel en Städten in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz nach Paris an,<br />

da run ter Lufthansa, Austrian, Swiss, Air<br />

France, Air Berlin, Niki und EasyJet. In Paris<br />

gibt es zwei internationale Flug hä fen,<br />

CDG und Orly, die beide gut an den<br />

öffentlichen Nahverkehr an ge schlos sen<br />

sind. Die meisten Flüge aus dem deutschsprachigen<br />

Raum landen in CDG.<br />

Aus Köln fährt der Thalys, aus Frankfurt<br />

und Saarbrücken der ICE, aus München<br />

und Stuttgart der TGV und aus Zürich<br />

der Lyria mehrmals täg lich nach Paris<br />

(Gare du Nord bzw. Gare de l’Est). Außerdem<br />

bestehen Nacht zugver bin dun gen<br />

aus dem deutsch sprachi gen Raum an<br />

die Seine, etwa ab Berlin und Hamburg.<br />

www.parisinfo.com<br />

La Pagode (1)<br />

57bis, rue Babylone<br />

75007 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 55 48 48<br />

MK2 Bibliothèque (2)<br />

128, avenue de France<br />

75013 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 69 84 84<br />

Max Linder (3)<br />

24, boulevard Poissonnière<br />

75009 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 68 00 31<br />

UGC Les Halles (4)<br />

Forum des Halles Niveau 4<br />

7, place Rotonde<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 70 00 00<br />

UGC Cité Ciné Bercy (5)<br />

2, cours Saint Emilion<br />

75012 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 70 00 00<br />

Gaumont Aquaboulevard (6)<br />

16, rue du Colonel Pierre Avia<br />

75015 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 69 66 96<br />

Le Balzac (7)<br />

1, rue Balzac<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 61 10 60<br />

Le Grand Rex (8)<br />

1, boulevard Poissonnière<br />

75002 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 36 83 93<br />

Les Etoiles du Rex (8)<br />

Separater Eingang neben dem Kino<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mi – So, im Sommer<br />

täglich 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

9,80 Euro, ermäßigt 8,00 Euro<br />

AV DU PRÉSIDENT KENNEDY AVENUE DE NEW YORK<br />

QUAI ANDRÉ CITROËN<br />

QUAI BRANLY<br />

7<br />

BOULEVARD DE GRENELLE BD GARIBALDI<br />

AVENUE DES CHAMPS ÉLYSÉES<br />

QUAI D’ORSAY<br />

BOULEVARD DES<br />

INVALIDES<br />

1<br />

RUE DE RIVOLI<br />

BD HAUSSMANN<br />

QUAI DU LOUVRE<br />

RUE DE RICHELIEU<br />

BOULEVARD SAINT GERMAIN<br />

3<br />

BD POISSINIÈRE<br />

4<br />

8<br />

RUE DE TURBIGO<br />

QUAI DE L’HÔTEL DE VILLE<br />

18 .<br />

17.<br />

19.<br />

8. 9. 10 .<br />

1. 2. 16 .<br />

3.<br />

11.<br />

4.<br />

7.<br />

6.<br />

5. 12 .<br />

15.<br />

14. 13 .<br />

BD VOLTAIRE<br />

20.<br />

BOULEVARD PASTEUR<br />

BD DIDEROT<br />

BOULEVARD DU MONTPARNASSE<br />

AVENUE DU MAINE<br />

BD VICTOR BD LEFEBVRE<br />

BOULEVARD PÉRIPHÉRIQUE<br />

BD BRUNE<br />

RUE D’ALÉSIA<br />

BOULEVARD ARAGO<br />

6 2 5<br />

BD AUGUSTE<br />

BLANQUI<br />

BD DE L’HOPITAL<br />

BD VINCENT AURIOL<br />

R DE TOLBIAC<br />

QUAI DE BERCY<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 43


Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />

Ardèche<br />

Ein Departement voller Überraschungen<br />

Mit einer Fläche von 5.529 Quadratkilometern steht das<br />

Departement Ardèche bezüglich der Größe an 64. Stelle<br />

im Land. Dies ändert aber nichts daran, dass es viele<br />

landschaftliche Höhepunkte zu bieten hat. Nur einige<br />

Kilometer trennen dichte Wälder von kargen Bergfelsen,<br />

Flüsse durchziehen die Gegend und bilden pittoreske<br />

Schluchten und einsame Bergdörfer wirken wie aus einer<br />

anderen Zeit. Eine Gegend zum Entdecken und Bestaunen.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 6:17 Uhr<br />

Sonnenaufgang 1.000 Meter über<br />

dem Meeresspiegel auf dem Gipfel<br />

der Montagne Sainte-Marguerite<br />

nord westlich von Privas. Nur wenige<br />

Früh auf steher kommen in den Genuss<br />

die ser fried vollen Morgen stunden.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 45


Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 15:29 Uhr<br />

Gorges de l’Ardèche: Auf einer Länge von<br />

32 Kilometern bildet die Ardèche eine der<br />

größten Schluchten im Süden Frankreichs.<br />

Der Fluss zwischen den bis zu 300 Meter<br />

aufragenden Felswänden aus Kalkstein ist<br />

ein Paradies für Kanufahrer und Wasserratten.<br />

Zu den beliebtesten Fotomotiven<br />

in der Schlucht gehört der Pont d’Arc.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 47


Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 18:<strong>23</strong> Uhr<br />

Neck de Sceautres, südlich von Privas:<br />

Vor mehr als acht Millionen Jahren<br />

überströmte Lava das Land. Ein alter,<br />

längst nicht mehr aktiver Vulkan<br />

erinnert daran. In seinem Schatten<br />

entstand später das kleine Dorf<br />

Sceautres. Ein Ort himmlischer Ruhe.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 49


Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />

Montag, 13. Juli <strong>2009</strong>, 11:31 Uhr<br />

Der Parc de l’Intermittente im Kurort<br />

Vals-les-Bains. Seit einer Minute, so wie alle<br />

sechs Stunden, schießt eine Wasserquelle<br />

für kurze Zeit in die Höhe. Der Druck<br />

entsteht durch eine Ansammlung von<br />

Kohlendioxid. Die Besucher des Ortes, allen<br />

voran die Kinder, lieben das Spektakel. Ein<br />

kleiner Geysir inmitten eines Kurbades...<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich erleben<br />

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<br />

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Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />

Montag, 13. Juli <strong>2009</strong>, 19:42 Uhr<br />

In der Nähe der Quelle der Loire<br />

am Mont Gerbier de Jonc verläuft<br />

die Wasserscheide zwischen Atlantik<br />

und Mittelmeer. Da es schwer<br />

ist, die Bedeutung dieses Ortes<br />

auf natürliche Weise zu erfassen,<br />

weist ein Schild darauf hin.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


La Rochelle<br />

E5/A10<br />

A71/E11<br />

A6/E15<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

E602/A837<br />

Angoulême<br />

Aus<br />

<br />

den meisten Gegenden Deutschlands<br />

erreicht man das Departement<br />

Ardèche über das Rhône-Tal. Aus dem<br />

Südosten Deutschlands und Österreich<br />

bietet sich dagegen die Anreise über<br />

A89/E70<br />

die Schweiz E5/A10an. Aus der Schweiz geht<br />

Bordeaux<br />

es via Annecy, Chambéry und Valence<br />

ins Departement Ardèche.<br />

A52/E72<br />

Privas …<br />

… Berlin 1.370 km<br />

… Köln 870 km<br />

… Wien 1.310 km<br />

E5-E70/A63<br />

… Hamburg 1.320 km<br />

… München 890 km<br />

… Zürich 570 km<br />

A75/E11<br />

sprachigen Raum angeflogene Flughafen<br />

ist in Lyon. Air France verbindet<br />

le Mont-Dore<br />

die<br />

Stadt nonstop mit Düsseldorf, Ham burg,<br />

München und Stuttgart. Luft hansa hat<br />

Nonstop-Verbindungen von Düsseldorf,<br />

Frankfurt a.M. und Mün chen im Flugplan.<br />

Aus Wien geht es mit Austrian nonstop<br />

nach Lyon, aus Zürich mit Swiss.<br />

Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen Raum ins<br />

Departement Ardèche. Der nächste<br />

TGV-Bahnhof ist in Valence.<br />

AP web tv ALL 210X184.qxd:AP Der nächste, auch web aus dem tv ALL deutsch- 210X184 21/01/09 www.ardeche-guide.com<br />

15:32 Page 1<br />

segor<br />

rritz<br />

endaye<br />

na<br />

Bayonne<br />

Pau<br />

Limoges<br />

Andorra<br />

France<br />

A89/E70<br />

A72/E70<br />

Agence de Développement<br />

Touristique de l’Ardèche<br />

St. Etienne<br />

4, cours du Palais · 07000 Privas<br />

Telefon: +33 (0)4 75 64 04 66<br />

Nîmes<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Montpellier<br />

Toulouse<br />

Rhône-Alpes<br />

A9/E15<br />

Bézier<br />

Narbonne<br />

voll im<br />

Carcassonne A81/E80<br />

Bild<br />

Limoux<br />

Perpignan<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Collioure<br />

Port-Vendres<br />

Banyuls-sur-Mer<br />

Cerbère<br />

Lyon<br />

Privas<br />

Valence<br />

Orange<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Avignon<br />

A5<br />

A1/E30<br />

Aix-en-<br />

Provenc<br />

A55<br />

Marseille<br />

Cass<br />

Spanien<br />

A Gratie – Mandrak / Heimermann – Villa Florentine / P. Lebeau / S. Maviel – Mandrak – Getty / S. Maviel – Mandrak Studio / C. Martelet - Kalyana<br />

Magazinsendungen, Reportagen, Interviews, Live-Sendungen,<br />

Wettkämpfe, Ereignisse und Festivals<br />

Reisen, Sport und Kultur, die ganze Region in Bildern unter<br />

www.rhonealpes.tv<br />

alle Schwerpunkt-Fernsehsender von Rhône-Alpes


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Hôtel Helvie<br />

Ein Hauch der Goldenen Zwanziger in der Ardèche<br />

Es ist nicht gerade einfach, in<br />

einem Departement wie der<br />

Ardèche, das vor allem wegen<br />

seiner unberührten Natur und ländlichen<br />

Ursprünglichkeit berühmt ist,<br />

den luxuriösen und mondänen Stil der<br />

1920er-Jahre nachzuempfinden. Doch<br />

das Hôtel Helvie hat diese Herausforderung<br />

bravourös gemeistert.<br />

Schon die Lage des Hauses ist<br />

einzigartig. Es liegt in dem kleinen<br />

Kurort Vals-les-Bains, rund 30 Autominuten<br />

westlich von Montélimar in<br />

der Nähe von Aubenas. Der Wohlstand<br />

von Vals-les-Bains gründet auf<br />

der heilenden Wirkung seines Wassers.<br />

Mehrere Quellen und diverse<br />

Kureinrichtungen machen den Ort bis<br />

heute zu einem beliebten Thermalbad.<br />

Der Status als Kurbad bedeutet nach<br />

der französischen Gesetzgebung auch,<br />

dass die Kommune ein Kasino auf<br />

ihrem Gebiet beherbergen darf. Ein<br />

solches besitzt Vals-les-Bains seit dem<br />

Ende des 19. Jahrhunderts.<br />

Um den Glücksspielern nach dem<br />

Kasinobesuch eine standesgemäße<br />

Übernachtungsmöglichkeit anbieten<br />

zu können, entschied sich die Betreibergesellschaft<br />

in den 1930er-Jahren<br />

zum Bau eines Hotels im Art déco.<br />

Anfangs trug es den Namen « Thermal<br />

Palace », später dann « Hôtel Vivarais »<br />

(wie die Gegend heute heißt) und seit<br />

einiger Zeit « Hôtel Helvie » (wie die<br />

Gegend früher hieß). Das Hotel liegt<br />

ideal zwischen dem Kasino und den<br />

Thermen des Ortes. Bis heute konnte<br />

es die Atmosphäre aus den Anfangsjahren<br />

bewahren. Dank umfangreicher<br />

Renovierungsarbeiten im Jahre<br />

2007 genügt die Herberge gleichzeitig<br />

modernen Komfortansprüchen.<br />

Dabei verbinden sich moderne<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


alo<br />

A28/E402<br />

A13/E5<br />

PARIS<br />

Epernay<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A31/E<br />

176/E401<br />

n<br />

nnes<br />

le Mont-<br />

Saint-Michel<br />

A84<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Sens<br />

Troyes<br />

A26/E17<br />

A5/E17-E54<br />

A31/E<br />

Le Mans<br />

Orleans<br />

Nantes<br />

A83<br />

A11/E60<br />

A87<br />

Cholet<br />

A11/E501<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Chambord<br />

A28/E502<br />

A10/E5-E60<br />

Cheverny<br />

Tours<br />

A71/E9<br />

A85<br />

Chenonceau<br />

Monts<br />

Bouges-le-Château<br />

Bourges<br />

Auxerre<br />

Vézelay<br />

Avallon A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon<br />

A38<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Seine<br />

es Sables-<br />

’Olonne<br />

A83<br />

A10/E5<br />

Poitiers<br />

Sarzay<br />

N11/E601 Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

A6/E15<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

p-Ferret<br />

mizan<br />

ye<br />

Bayonne<br />

E602/A837 Designelemente gekonnt mit dem Stil<br />

der 1920er-Jahre. Als Gast spürt man<br />

das Ambiente eines ehrwürdigen Kurhotels,<br />

ohne dauernd Kurgästen über<br />

Angoulême<br />

den Weg zu laufen.<br />

Alle 27 Zimmer, die in vier Kategorien<br />

unterteilt sind (Standard, Supérieure,<br />

Luxe und Suites Juniors), sind<br />

E5-E70/A63<br />

geräumig und verfügen A89/E70 über große<br />

E5/A10<br />

Bordeaux Fenster mit Blick auf über 100 Jahre<br />

alte Platanen. Auch die Betten sind<br />

breit – in Frankreich durchaus erwähnenswert.<br />

A52/E72 Natürlich wurden die Bäder<br />

ebenfalls komplett neu gestaltet und<br />

geschmackvoll eingerichtet.<br />

Mathieu Poli, der Hoteldirektor<br />

Pau<br />

und gleichzeitig auch Kasinodirektor,<br />

hält mit einer Besonderheit nicht hinter<br />

dem Berg: Das Hotel profitiert von<br />

den Einnahmen aus dem Spielbetrieb<br />

des Kasinos und kann deshalb A89/E70 relativ<br />

günstige Zimmerpreise für ein Haus<br />

dieses Standards anbieten. Dies gilt<br />

auch für das Restaurant, in dessen Küche<br />

seit <strong>September</strong> 2007 der talentierte<br />

Stéphane Polly für frischen Wind<br />

sorgt. Für ihn sind keine Zutaten zu<br />

edel, ob Trüffel oder erlesene Weine.<br />

« Nichts macht mir mehr Freude, als<br />

zu beobachten, wie ein Gast seinen<br />

Teller anschaut und seine Augen zu<br />

leuchten anfangen. », pflegt der Chefkoch<br />

zu sagen. « Wenn ich es schaffe,<br />

zu überraschen, bin ich zufrieden ».<br />

Ein Geheimtipp ist seine Poire belle<br />

Helène dans sa coque ephémère.<br />

Limoges<br />

Toulouse<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Narbonne<br />

Carcassonne A81/E80<br />

Limoux<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55 A52<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A72/E70<br />

St. Etienne<br />

Vals-les-Bains<br />

Nîmes<br />

A75/E11 Hôtel Helvie<br />

A54/E805<br />

Lodève<br />

5, avenue Claude Expilly<br />

Montpellier<br />

Arles<br />

07600 Vals-les-Bains<br />

Telefon: A9/E15+33 (0)4 75 94 65 85<br />

Bézier<br />

www.hotel-helvie.com<br />

Lyon<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

DZ ab 65 Euro, Juniorsuite ab 120<br />

Orange<br />

Euro, Menü zwischen 20 und 60 Euro<br />

Avignon<br />

A1/E30<br />

A51/E712<br />

Marseille<br />

Cassis<br />

G<br />

A<br />

Andorra<br />

France<br />

Spanien<br />

Perpignan<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

27 Zimmer, Parkplatz, kostenloses WLAN<br />

Collioure<br />

Port-Vendres<br />

Banyuls-sur-Mer<br />

Cerbère<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 55


Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />

Nîmes<br />

<br />

Römische Baudenkmäler<br />

und mediterrane Lebensfreude<br />

Als Nemausus wurde Nîmes einst unter den<br />

alten Römern groß. Bis heute prägen Bauten<br />

aus dieser Zeit das Stadtbild und gehören zu<br />

den Hauptsehenswürdigkeiten. Doch die rund<br />

130.000 Einwohner zählende Departementhauptstadt<br />

ist seitdem mitnichten ein verstaubtes<br />

Provinznest geworden. Ein Stadtrundgang.<br />

Die Menge tobt. Dicht an dicht stehen die Besucher<br />

auf den Rängen und fiebern dem nächsten Programmpunkt<br />

entgegen. Die Sonne strahlt von<br />

einem wolkenlosen Himmel, was die Stimmung zusätzlich<br />

aufheizt. Räucherpfannen machen die Luft schwer. Eben<br />

wurden bereits Kriminelle wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.<br />

Es war nach Meinung der Zuschauer ein sensationelles<br />

Schauspiel. Der Anblick versetzte sie geradezu in Ekstase.<br />

Nun warten alle gespannt auf den Einmarsch der Gladiatoren,<br />

der jeden Moment beginnen muss.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Sie werden sich zunächst dem Publikum präsentieren<br />

und danach in den Katakomben auf ihren Einsatz warten.<br />

Es folgen ein paar Vorübungen, bei denen sie ihre Techniken<br />

mit stumpfen Waffen unter Beweis stellen können.<br />

Im Anschluss endlich der Höhepunkt des Tages: der Zweikampf<br />

der Gladiatoren. Sie werden um ihr Leben kämpfen,<br />

ihr Letztes geben. Die bereits jetzt tosende Menge wird in<br />

eine frenetische Hysterie verfallen. Unter dem Jubel der Zuschauer<br />

wird schließlich einer der beiden Kämpfer sterben<br />

– entweder ermordet von seinem Kontrahenten oder, sollte<br />

einer der beiden vorher aufgeben, auf Verlangen des Publikums.<br />

Theoretisch wäre auch eine Begnadigung möglich,<br />

aber die Masse scheint an diesem Tag nach einem grausamen<br />

Ende zu lechzen.<br />

Keinen Kilometer von hier entfernt herrscht zur gleichen<br />

Zeit eine ganz andere Atmosphäre. Hier ergötzen sich<br />

keine Massen an grausamen Kämpfen, sondern huldigen<br />

einige Römer ihren Göttern. Die meisten Bewohner von<br />

Nemausus sind ohnehin im Amphitheater und nicht am<br />

Tempel, der später einmal Maison Carrée genannt werden<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />

Linke Spalte von oben nach unten:<br />

Maison Carrée, Blick über die Dächer<br />

der Altstadt, Tour Magne.<br />

Oben, unten und S. 58/59: Amphitheater.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


wird. Am Morgen fand noch eine politische Veranstaltung<br />

statt. Nun geht es aber sehr geruhsam zu. Der Tempel erstrahlt<br />

friedfertig im Sonnenlicht. Aus der Ferne hört man<br />

allerdings die Jubelschreie aus der Arena. Sie bilden ein<br />

gleichmäßiges Hintergrundgeräusch, so wie das Rauschen<br />

des Meeres am Strand.<br />

Wiederum rund einen Kilometer von hier entfernt<br />

herrscht ebenfalls Ruhe. Von einem ovalen Turm, der Teil<br />

der Stadtbefestigung ist, blicken zwei römische Legionäre<br />

auf die Via Domitia, die das heutige Italien mit dem heutigen<br />

Spanien verbindet. Es ist aber nicht viel los an diesem<br />

Tag, so dass sich beide von der Sonne bescheinen lassen und<br />

über die Spiele in der Arena sprechen. Sicherlich können sie<br />

sich kaum vorstellen, dass der Turm noch zwei Jahrtausende<br />

später als Tour Magne zu den Hauptsehenswürdigkeiten<br />

der Stadt zählen wird.<br />

Eine Stadt mit einer über<br />

2000-jährigen Geschichte<br />

So oder so ähnlich könnte ein Tag zu Zeiten der alten<br />

Römer im heute so beschaulichen Nîmes ausgesehen haben.<br />

Denn die Hauptstadt des Departements Gard kann stolz<br />

auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Ihre Ursprünge<br />

datiert man sogar auf das 4. Jahrhundert v. Chr., doch<br />

es waren die Römer, die den Ort zu seiner Blüte verhalfen.<br />

Bis heute prägen Spuren aus dieser Zeit stolz das Stadtbild,<br />

darunter auch das Amphitheater, der Tempel und der Turm<br />

der Stadtbefestigung.<br />

An der südlichen Spitze der dreiecksförmigen Altstadt,<br />

die im Norden durch den Boulevard Gambetta, im Osten<br />

bzw. Südosten durch den Boulevard Amiral Courbet und<br />

den Boulevard de la Libération und im Westen bzw. Südwesten<br />

durch den Boulevard Alphonse Daudet und den<br />

Boulevard Victor Hugo begrenzt wird, ist das Amphitheater<br />

der Römer in einem guten Zustand erhalten geblieben.<br />

Wenn man in Nîmes mit dem Zug ankommt und sich zu<br />

Fuß der Altstadt nähert, läuft man geradewegs auf die<br />

Arena zu. Der monumentale Bau wurde nach Vorbild des<br />

Kolosseums in Rom im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet.<br />

Zur antiken Zeit fasste die Anlage rund 25.000 Zuschauer.<br />

Heute beträgt die Sitzplatzkapazität für Veranstaltungen<br />

um die 13.000 Plätze.<br />

Amphitheater: Gladiatorenkämpfe,<br />

Festung und Stierkämpfe<br />

Der gute Zustand der Arena hängt sicherlich auch mit<br />

dem Umstand zusammen, dass sich im Laufe der Geschichte<br />

andere Nutzungen für den Bau fanden. So wurde das<br />

Amphitheater wahrscheinlich im 6. Jahrhundert, nachdem<br />

die Gladiatorenkämpfe verboten wurden, in eine Festung<br />

umgewandelt, in der die Bewohner der Stadt bei Angriffen<br />

sicheren Unterschlupf fanden. Im 12. Jahrhundert wurde<br />

die Anlage zur Heimat des Vicomte von Nîmes und seiner<br />

Vasallen. Im Inneren errichtete man sogar ein Schloss und<br />

zwei Kirchen. Um die 700 Menschen lebten zu der Zeit in<br />

der Arena. Die Bauten bzw. Umbauten aus dieser Epoche<br />

bestanden noch bis zum 18. Jahrhundert fort. Erst dann begann<br />

man damit, dem Amphitheater wieder sein ursprüngliches<br />

Aussehen zu geben. Diese Restaurierungsarbeiten<br />

dauerten bis ins 19. Jahrhundert.<br />

1853 wurde schließlich eine neue Ära eingeläutet. Von<br />

nun an wurden Stierkämpfe in der Arena organisiert, so<br />

dass der Bau zu seiner eigentlichen Funktion als Stätte<br />

der Volksbelustigung zurückfand. Bis heute werden diese<br />

Stierkämpfe abgehalten – zum Karneval im Februar, zu<br />

Pfingsten und zur Weinlese. Die Pfingst-Féria von Nîmes<br />

ist sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und<br />

genießt ein ähnliches Renommee wie die Veranstaltungen<br />

von Sevilla und Madrid. Blutige Kämpfe sind also in das<br />

Amphitheater zurückgekehrt, auch wenn es heute das Blut<br />

von Stieren und nicht das von Menschen ist – es sei denn,<br />

der Torero ist unvorsichtig. Die Stadt ist stolz auf diese Tradition.<br />

Jegliche Bedenken gegen diese Meuchelei werden<br />

mit lokalpatriotischen Argumenten aus dem Weg geräumt.<br />

Tierschützer haben in Nîmes, dieser Stadt des Südens, einen<br />

schweren Stand.<br />

Zum Glück braucht man als Tourist aber nicht an diesen<br />

Spektakeln teilzunehmen, um das römische Amphitheater<br />

von innen sehen zu können. Denn an jedem Tag lässt es<br />

sich auf eigene Faust besichtigen – auf Wunsch mit Audioguide<br />

in deutscher Sprache. Die Atmosphäre ist dann<br />

ohnehin angenehmer als während der Stierkämpfe, wenn es<br />

recht laut zugeht. Man kann in Ruhe umherlaufen und sich<br />

dabei vorstellen, wie alles wohl zu Zeiten der Römer ausgesehen<br />

haben muss. Vom oberen Rand bietet sich zudem ein<br />

Die ideale Unterkunft, um Nîmes, die Provence,<br />

die Camargue und die Cevennen zu besichtigen<br />

3-Sterne-Hotel mit Pool<br />

Restaurant mit regionalen Spezialitäten<br />

Thematische Aufenthalte (Golf, Wein, Kultur...)<br />

Rundreisen für Gruppen und Familien<br />

www.nimotel.com<br />

contact@nimotel.com<br />

Tél. : +33 466 38 13 84<br />

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7 Nächte im DZ für 249 € *<br />

*pro Person im DZ (Kategorie: Komfort) vom 01.11.09 bis zum 21.03.10<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />

wunderbarer Panoramablick über die Dächer<br />

der Altstadt. Eine andere gute Möglichkeit<br />

zur Besichtigung und ein unvergessliches<br />

Erlebnis zugleich sind die Open-Air-Konzerte,<br />

die im Sommer an einigen Abenden<br />

in der Arena veranstaltet werden.<br />

Maison Carrée und Carré d’Art:<br />

Antike trifft Moderne<br />

Ein weiteres Wahrzeichen aus römischer<br />

Zeit, das man bei einer Stadtbesichtigung<br />

auf gar keinen Fall verpassen darf, ist der<br />

alte Tempel der Römer, die Maison Carrée.<br />

Umgeben von einem erst vor einiger Zeit<br />

neu angelegten Platz mit Häusern aus den<br />

beiden letzten Jahrhunderten wirkt es ein<br />

wenig wie ein gelandetes Ufo von einem<br />

anderen Stern. Ungewöhnlich klein und<br />

kompakt kommt der frisch restaurierte Bau<br />

daher. Seine poröse Fassade erzählt von<br />

einer langen Vergangenheit. Der Tempel<br />

wurde wie das Amphitheater im 1. Jahrhundert<br />

n. Chr. errichtet. Seinen heutigen<br />

Namen erhielt er aber erst im 16. Jahrhundert.<br />

Im Altfranzösischen werden viereckige<br />

Gebäude als carré (dt. Quadrat, Viereck)<br />

bezeichnet, auch wenn sie – so wie der<br />

Tempel – nicht quadratisch sind. Das Dach<br />

rekonstruierte man erst 1992 nach antikem<br />

Vorbild, was allerdings kaum auffällt. Im<br />

Inneren befindet sich heute eine moderne<br />

Multimediashow. Ein 3D-Film zeichnet<br />

das Leben in Nîmes zu Zeiten der Römer<br />

nach.<br />

Der Platz um die Maison Carrée herum<br />

ist aber nicht nur ein angenehmer Ort zum<br />

Verweilen, sondern auch ein Beweis dafür,<br />

dass sich Nîmes trotz der antiken Juwelen<br />

im Stadtbild der Moderne gegenüber nicht<br />

verschließt. Am westlichen Rand des Platzes<br />

steht das Carré d’Art, ein ultramoderner<br />

Bau des britischen Stararchitekten Sir<br />

Norman Foster. Das lichtdurchflutete Gebäude<br />

beherbergt eine Mediathek und ein<br />

Museum der modernen Kunst. Die Fassade<br />

zum Platz hin ist vollständig verglast. Das<br />

Dach steht weit über das Gebäude hervor<br />

und wird von fünf schlanken Säulen getragen.<br />

Sir Norman Foster orientierte sich<br />

bei seinem Entwurf bewusst am antiken<br />

Vorbild. Die kubistische Form und das<br />

Vordach mit Säulen spiegeln prägnante<br />

Elemente des Tempels wider.<br />

1993 wurde das Carré d’Art eröffnet.<br />

Das Musée d’Art Contemporain bildet<br />

mit rund 400 Werken zeitgenössische<br />

Kunstströmungen von den 1960er-Jahren<br />

bis heute ab, wobei es drei Schwerpunkte<br />

gibt: Kunst aus Frankreich, aus dem Mittelmeerraum<br />

und aus dem angelsächsischen<br />

bzw. deutschsprachigen Kulturraum.<br />

Zudem gibt es temporäre Ausstellungen.<br />

Aber auch weniger Kunstinteressierte sollten<br />

das Carré d’Art betreten und mit dem<br />

Fahrstuhl in das oberste Stockwerk fahren.<br />

Dort lädt das Café « Ciel du Nîmes » ein,<br />

das eine große Terrasse zum Platz hin<br />

besitzt, von wo aus man einen wunderbaren<br />

Blick auf die Maison Carrée und über<br />

die Dächer der Altstadt hat. Der perfekte<br />

Ort für eine Pause zwischendurch oder<br />

den Ausklang einer Stadtbesichtigung.<br />

Auf jeden Fall ein Muss für einen Nîmes-<br />

Besuch.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Eine Altstadt im zweiten Frühling<br />

Doch nicht nur das Carré d’Art zeugt<br />

von Nîmes als einer Stadt der Gegenwart.<br />

Bei einem Stadtbummel durch die schöne,<br />

gepflegte und zum großen Teil verkehrsberuhigte<br />

Innenstadt fällt sofort auf, dass<br />

die über zwei Jahrtausende alte Kommune<br />

eine grundlegende Verjüngungskur hinter<br />

sich hat. Überall wurden in den letzten<br />

Jahren Plätze neu gestaltet, Gassen gepflastert<br />

und Fassaden saniert. Mit viel<br />

Ehrgeiz versuchte die Stadtverwaltung<br />

den provinziellen Mief und die Zeichen<br />

des Verfalls aus dem Stadtbild zu verbannen.<br />

Mit Erfolg. Nîmes wirkt heute wie<br />

eine dynamische, wohlhabende Kleinstadt<br />

voller mediterraner Lebensfreude.<br />

Es macht Spaß, durch die Straßen der<br />

Altstadt zu bummeln und dabei an einigen<br />

weiteren Sehenswürdigkeiten wie der<br />

Kathedrale Notre-Dame-et-Saint-Castor<br />

oder der Porte Auguste vorbeizukommen.<br />

Für alle, die mehr über Nîmes wissen<br />

wollen, lohnt sich ein Abstecher ins<br />

Musée du Vieux Nîmes, dem Heimatmuseum.<br />

Ein kleiner Platz daneben fällt<br />

durch eine Art Wassertreppe auf. Dort<br />

liegt auch ein beachtenswertes Designrestaurant:<br />

Le Chapitre. Ein Restaurant<br />

mit einem derart modernen Interieur<br />

würde man eigentlich nicht in einer Stadt<br />

wie Nîmes erwarten.<br />

Zum Abschluss lohnt sich noch ein<br />

kleiner Ausflug zu den Jardins de la<br />

Fontaine, einem Stadtpark nordwestlich<br />

der Altstadt, wo sich auch die Reste des<br />

Diana-Tempels aus dem 1. Jahrhundert<br />

n. Chr. sowie der besagte Tour Magne<br />

befindet. Man erreicht die Grünanlage<br />

in wenigen Minuten zu Fuß von der<br />

Maison Carrée aus, am besten über die<br />

von Autos befreite Place d’Assas. Olivenbäume,<br />

Zypressen, Brunnen und Statuen<br />

mit esoterischen Symbolen auf dem Platz<br />

sorgen für ein ganz besonderes Ambiente.<br />

Kunsthandwerker stellen hier oft<br />

ihre Werke aus, die Südseite wird zudem<br />

von Cafés gesäumt. An der Tour Magne<br />

angekommen, schließt sich der Bogen<br />

zum Ausgangspunkt des Rundgangs am<br />

Amphitheater. Wenn man seine Augen<br />

schließt und seiner Fantasie freien Lauf<br />

lässt, hört man vielleicht auch das ferne<br />

Rauschen der Jubelschreie der Gladiatorenkämpfe<br />

in der Arena.<br />

S. 60 von oben nach unten: Café « Ciel du Nîmes », Carré d’Art,<br />

Designrestaurant « Le Chapitre ». Oben: In der Altstadt von Nîmes,<br />

viele Plätze und Gassen wurden in letzter Zeit neu angelegt. Unten:<br />

Place d’Assas, beliebt bei Kunsthandwerkern und Künstlern.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 61


A4/E50<br />

Reims<br />

Epernay<br />

Unterwegs in Frankreich Nîmes Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A4/E50<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

A4<br />

Metz<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

A4/E25<br />

A35<br />

Karlsruhe<br />

Nancy<br />

A5/E35<br />

Strasbourg<br />

6/E15<br />

Bourges<br />

E11<br />

A5/E54<br />

Aus<br />

<br />

Deutschland und der Schweiz<br />

erreicht man Nîmes A26/E17 über die Rhône-Tal-<br />

Autobahn und die A9 von Orange nach<br />

Troyes<br />

Perpignan. Die Stadt verfügt über zwei<br />

Autobahnabfahrten. Sens<br />

Aus Österreich<br />

A5/E17-E54<br />

ist eine Anreise via Norditalien und<br />

entlang der Côte d’Azur vorteilhafter.<br />

Nîmes …<br />

Vézelay<br />

… Berlin 1.490 km Avallon A6/E15<br />

… Hamburg 1.440 km<br />

Dijon<br />

… Köln 980 km … München 1.000 A38km<br />

… Wien 1.450 km … Zürich 680 km<br />

Nîmes besitzt einen eigenen Flughafen,<br />

der aber nur aus Brüssel, London Chalon-sur-Seine<br />

und Liverpool angeflogen wird. Der Carré d’Art<br />

nächste ans Streckennetz der Air<br />

France angebundene Flughafen ist<br />

in Montpellier. Für Reisende aus dem<br />

deutschsprachigen Raum ist der nur<br />

Montluçon<br />

etwas weiter entfernte Flughafen von<br />

A71/E11 Marseille jedoch vorteilhafter, A6/E15 da er<br />

über direkte Verbindungen nach<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55 A52<br />

Deutschland verfügt (Lufthansa und<br />

Germanwings) A72/E70 und auch mit Air France<br />

A89/E70 via Clermont- Paris gut zu erreichen ist.<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

Lyon<br />

le Mont-Dore Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen St. Etienne Raum.<br />

Narbonne<br />

e81/E80<br />

x<br />

Nîmes ist ans französische TGV-Netz<br />

angeschlossen. Aus Paris benötigt der<br />

Hochgeschwindigkeitszug um die drei<br />

Stunden.<br />

www.ot-nimes.fr<br />

Office de Tourisme<br />

6, rue Auguste<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 58 38 00<br />

Arènes de Nîmes<br />

Place des Arènes<br />

30000 Nîmes<br />

A31/E21-E<strong>23</strong><br />

Telefon: +33 (0)4 66 21 82 56<br />

www.arenes-nimes.com<br />

Öffnungszeiten variieren je nach<br />

Jahreszeit, <strong>September</strong> 9.00 – 18.30 Uhr, A35/E25<br />

Kurz hinter Marseille führt die A54 via <strong>Oktober</strong> 9.00 – 18.00 Uhr<br />

Arles Auxerre direkt nach Nîmes.<br />

A31/E17-E21<br />

Maison Carrée<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Montpellier<br />

Bézier<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

Orange<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Avignon<br />

Place de la Maison Carrée<br />

30000 Nîmes<br />

Öffnungszeiten Besançon variieren je nach<br />

Jahreszeit, <strong>September</strong> 10.00 – 18.30 Uhr,<br />

<strong>Oktober</strong> 10.00 – 13.00 Uhr & 14.00 –<br />

18.00 Uhr<br />

16, place de la Maison Carrée<br />

Lausanne<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 76 35 70<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Genève<br />

Ciel de Nîmes<br />

16, place de Annecy la Maison Carrée<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 36 71 70<br />

Zugang ohne Chamébry Eintrittskarte zum<br />

Museum möglich<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

April – <strong>September</strong>: Grenobleauch Freitag- &<br />

A1/E30<br />

Samstagabend<br />

Le Chapitre<br />

2A, place du Chapitre<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (04) 66 84 93 15<br />

www.le-chapitre.fr<br />

Sonntags und montags Ruhetag<br />

A51/E712<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

A8/E80<br />

A57<br />

France<br />

Colmar<br />

A35<br />

A36/E60<br />

Mulhouse<br />

Belfort<br />

A8/E80<br />

Tour Magne<br />

Jardins de la Fontaine<br />

30000 Nîmes<br />

Deutschland<br />

Öffnungszeiten variieren je nach<br />

Jahreszeit, <strong>September</strong> 9.30 – 13.00 Uhr<br />

Freiburg<br />

& 14.00 – 18.30 Uhr, <strong>Oktober</strong> 9.30 – 13.00<br />

Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Basel Lesetipps für Ausflüge<br />

in die Umgebung Zürich<br />

Schweiz<br />

Bern<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />

Das Rätsel der Höhle<br />

von Trabuc, ein<br />

Geheimnis<br />

in den<br />

Cevennen<br />

Einige<br />

Kilometer<br />

von Anduze<br />

entfernt, im Norden von Nîmes,<br />

vor den Toren des Cevennen-<br />

Nationalparks, befindet sich der<br />

Eingang zu einer Höhle, an dem<br />

man leicht achtlos vorübergehen<br />

könnte. Aber im Innern dieser<br />

Höhle hält ein Saal von seltener<br />

Schönheit eines der großen<br />

Geheimnisse der Cevennen sowie<br />

der modernen Geologie bereit:<br />

das Rätsel der 100.000 Soldaten.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />

Aigues-Mortes –<br />

Später Ruhm<br />

für die Stadt<br />

der « Toten<br />

Wasse »<br />

Die Geschich<br />

te<br />

meinte es nicht immer gut mit<br />

der Festungs stadt im Westen<br />

der kleinen Ca margue. Doch<br />

heute pulsiert das Leben in den<br />

mittelalterlichen Gassen der<br />

charmanten Altstadt, die von<br />

Nice<br />

einer komplett erhaltenen Stadtmauer<br />

eingefasst wird. Aigues-<br />

Cannes<br />

Mortes ist ein Reiseziel, das man<br />

nicht verpassen sollte.<br />

Informationen zur Bestellung dieser und<br />

anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Perpignan<br />

A9/E15 Collioure<br />

62 · Frankreich Port-Vendres erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

Banyuls-sur-Mer<br />

Cerbère<br />

AP7/E15


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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 63


Kulturschock<br />

Damen im Restaurant<br />

Meine erste Reise nach Paris. Eine Hausfrau aus<br />

der norddeutschen Provinz mitten im Pariser<br />

Chic. Seit drei Tagen laufe ich mir die Füße<br />

platt und komme aus dem Staunen nicht heraus. Heute<br />

nun bin ich mit meinem lieben Freund Antoine, einem<br />

Franzosen, in einem Restaurant verabredet. Während unseres<br />

Gesprächs kann ich es mir nicht verkneifen, die<br />

Frauen um uns herum zu mustern. Sie sind alle so elegant<br />

und sorgfältig nach der neuesten Mode gekleidet, irgendwie<br />

so … französisch. Da komme ich mir fast ein bisschen<br />

plump vor. Und dann haben sie dieses schöne brünette<br />

Haar. Ich finde es ungerecht, dass die Französinnen, die<br />

sowieso schon durch ihre reiche Kultur begünstigt sind,<br />

sich auch noch solch toller Haare erfreuen können. Mein<br />

Straßenköterblond kann da definitiv nicht mithalten.<br />

Am Nachbartisch sitzt eine Frau, die auf ihre Begleitung<br />

zu warten scheint. Immer wieder schaut sie<br />

ungeduldig auf die Uhr. Schließlich zieht sie missmutig<br />

ihr Schminktäschchen heraus und prüft ihr Make-up.<br />

Dann aber verschlucke ich mich beinahe. Die Dame betrachtet<br />

sich nicht nur im Spiegelchen, nein, sie beginnt<br />

auch noch, sich in aller Seelenruhe und vor allen Leuten<br />

zu schminken. Zieht sorgfältig die Augenbrauen nach,<br />

erneuert ihren Lippenstift, prüft den Sitz ihrer Haare.<br />

Ich bin entsetzt. Bei uns verschwindet man geflissentlich<br />

auf die Toilette, um sich aufzuhübschen. Hier in<br />

der Welthauptstadt der Mode gehen die Frauen offenbar<br />

weniger diskret damit um.<br />

Dabei sind die Französinnen doch so formvollendet!<br />

Ich sehe manche Herren, die der Dame beim Betreten<br />

des Restaurants die Tür aufhalten, was diese mit einer<br />

Selbstverständlichkeit annimmt, die echten Stil hat. Dafür<br />

sind die Französinnen beim Essen nicht sonderlich<br />

zimperlich. Ich sehe viele Frauen, die ein Steak verzehren.<br />

Erstaunlich. Bei meinen Freundinnen zu Hause ist<br />

das Fleischessen eher verpönt – wer etwas auf sich hält,<br />

isst höchstens mal eine leicht gebratene Hühnerbrust.<br />

Als ich meinem Freund Antoine von der Verwunderung<br />

erzähle, verweist er auf ein anderes Phänomen.<br />

« Das mag ja sein, » sagt er, « aber dafür tun französische<br />

Frauen etwas nicht, was ich bei Euch schon oft gesehen<br />

habe: Französische Frauen rauchen so gut wie nie<br />

auf der Straße. Und was sie schon überhaupt nicht tun<br />

würden, ist im Gehen aus einer Bierflasche zu trinken. »<br />

Belustigt erzählt er mir, wie seiner Mutter während<br />

eines Deutschlandaufenthalts einmal eine Flasche Bier<br />

serviert wurde. Ohne Glas. « Aus Kneipen mag man das<br />

ja kennen, aber im Restaurant? Den fassungslosen Blick<br />

meiner Mutter hättest Du sehen sollen », lacht er. Sie<br />

waren in ein angesagtes Restaurant geraten, wo die Leute<br />

das Bier nur aus Flaschen tranken. Ich kann Antoine<br />

aber beruhigen – das ist auch in deutschen Restaurants<br />

eine Seltenheit.<br />

Später sehe ich durchs Fenster eine mondäne Frau<br />

in einem Cabriolet vorfahren. Die Dame hat Glück,<br />

es gibt einen Parkplatz vor dem Restaurant. Würdevoll<br />

beginnt sie das Einparkmanöver und rammt den Wagen<br />

hinter wie vor ihr, um sich in der Parklücke Platz zu<br />

verschaffen. Wahrlich rabiat. Dann steigt sie aus, betritt<br />

hoheitsvoll das Restaurant und nimmt an einem Tisch<br />

am Fenster Platz. Ich kann gut hören, wie sie die Bestellung<br />

aufgibt. Mit energischer Stimme verlangt sie eine<br />

Vorspeise, eine große Hauptspeise, dazu eine Karaffe<br />

Wein und Wasser. Sie isst zügig und konzentriert, auch<br />

dabei die Würde in Person. Der Flusskrebs, der ihr serviert<br />

wird, darf sich glücklich schätzen, von solch einer<br />

Autorität verspeist zu werden.<br />

Als wir bezahlen möchten, gibt der Kellner ganz<br />

selbstverständlich die Rechnung an Antoine. Der zückt<br />

auch prompt die Brieftasche und wehrt meine Frage nach<br />

der Summe energisch ab: « Ich bitte Dich … ! » Ich lerne:<br />

Frauen bezahlen nicht im Restaurant. Jedenfalls nicht,<br />

wenn sie in männlicher Begleitung sind. Dann zahlt der<br />

Mann, egal ob er mit seiner Geliebten, seiner Großtante<br />

oder mit einer Kollegin speist. Der emanzipatorische Teil<br />

in mir rebelliert ein bisschen gegen diese Regel, aber dann<br />

will ich mich doch lieber den hiesigen Sitten anpassen.<br />

Schließlich bin ich zu Gast in Frankreich.<br />

Die Dame am Nebentisch hat den halben Liter<br />

Wein mittlerweile geleert. Keine Stunde hat das Mahl<br />

gedauert. Sie erhebt sich, verlässt erhobenen Hauptes<br />

das Restaurant, steigt in ihr Auto und fährt davon. Was<br />

für eine Erscheinung. Paris ist anders, irgendwie besonders.<br />

Und die Frauen in dieser Stadt sowieso.<br />

Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an ein Werk von Ramon Casas aus dem Jahre 1897,<br />

das heute im Museum der Modernen Kunst in Barcelona zu sehen ist. Und dieses Mal?<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 65


Frankreich heute Versailles<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Jede Pendeluhr im<br />

Schloss ist ein Unikat.<br />

Bernard Draux hat für<br />

jede Uhr dennoch den<br />

richtigen Schlüssel<br />

zum Aufziehen.<br />

Das Schloss von Versailles hat viele Gesichter: Es ist Weltkulturerbe der<br />

UNESCO, eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Landes, Museum, eine<br />

Stätte kultureller Ausstellungen und Versammlungsort des französischen<br />

Kongresses. Oder in Zahlen: <strong>23</strong>3.000 Quadratmeter umbauter Raum und<br />

730 Hektar Parkfläche. Doch Versailles ist auch ein wichtiger Arbeitgeber:<br />

Mehr als 1.000 Mitarbeiter verdienen hier ihr täglich Brot. Sie kümmern<br />

sich um 60.000 Kunstwerke, darunter 7.000 Gemälde, 2.100 Skulpturen sowie<br />

6.000 antiquarische Bücher, 32 Hektar Wiesen sowie mehr als 350.000<br />

Bäume und 35 Kilometer Rohre für den Betrieb der Fontänen. Einige dieser<br />

Metiers können dabei als durchaus kurios gelten. Ein Blick hinter die<br />

Kulissen gewöhnlicher und weniger gewöhnlicher Berufe an einem historischen<br />

Ort.<br />

Der Uhrmacher:<br />

der einsame Herr der Zeit<br />

Jeden Montagmorgen, wenn das Schloss für<br />

die Öffentlichkeit gesperrt ist, begibt sich<br />

ein unscheinbarer, nur mit einer kleinen Tasche<br />

ausgestatteter Mann diskret in das Innere<br />

von Versailles. Bernard Draux findet sich perfekt<br />

zurecht, er ist ein Kenner der Örtlichkeiten.<br />

Seine Füße gleiten schnellen Schrittes über den<br />

Fußboden. Außerdem ist er jede Woche pünktlich<br />

wie die Maurer. Denn schließlich ist er der<br />

offizielle Uhrmacher im Schloss aller Schlösser.<br />

Das verpflichtet. Seine Aufgabe ist es, die rund<br />

100 Pendeluhren in Versailles zu pflegen und<br />

jede Woche neu aufzuziehen, so dass sie den<br />

Besuchern stets die richtige Zeit anzeigen.<br />

Dabei vergisst er am Anfang seiner Tour<br />

niemals, am Sicherheitsposten, der intern « PC<br />

Gabriel » genannt wird, vorbeizuschauen. Er hat<br />

immer ein wenig Zeit, um mit den Wachmännern<br />

die letzten Neuigkeiten auszutauschen.<br />

Danach geht er dann zu einem der großen Treppenhäuser<br />

und beginnt mit seiner eigentlichen<br />

Arbeit. Der Meister der Zeit hat das Privileg,<br />

überall dort Zugang zu haben, wo sich Uhren<br />

befinden – also fast überall im Schloss.<br />

Wenn er das Schlafzimmer des Königs betritt,<br />

sind die Fensterläden zum Schutz der<br />

wertvollen Teppiche noch geschlossen. Er<br />

öffnet sie vorsichtig und nähert sich dann respektvoll<br />

der Pendeluhr, die auf dem Kamin<br />

steht. Die Ruhe im Raum ist gespenstig und<br />

magisch zugleich – so, als ob die Zeit stehen<br />

geblieben wäre. Nur das Klicken der Pendel<br />

durchbricht die Stille und erinnert daran,<br />

dass dem nicht so ist. Bernard Draux schaut<br />

auf die Uhrzeit der Pendeluhr, vergleicht sie<br />

mit seiner eigenen Armbanduhr und holt<br />

dann einen Schlüssel aus seiner Tasche, um<br />

die Pendeluhr wieder aufzuziehen. Danach<br />

geht er in das nächste Zimmer, wo sich alles<br />

von vorne wiederholt.<br />

Unterwegs kommt es natürlich auch vor,<br />

dass Bern ard Draux auf kaputte Uhren trifft.<br />

Dann muss er den Zeitanzeiger genau unter<br />

die Lupe nehmen, das defekte Teil im Uhrwerk<br />

finden und sich seine Beschaffen heit<br />

merken – not falls<br />

mit einer Zeichnung<br />

desglei chen.<br />

Denn nur in Ausnahme<br />

fällen darf<br />

er eine Uhr für eine<br />

Re para tur aus dem<br />

Schloss mit nehmen.<br />

Ersatzteile<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 67


Frankreich heute Versailles<br />

sind ohnehin ausschließlich Maßanfertigungen.<br />

Um an die Uhren zu gelangen, muss der<br />

Uhrmacher oft erst andere wertvolle und<br />

zerbrechliche Dekorationsgegenstände beiseiteräumen.<br />

Manchmal muss er fast in das<br />

Uhrenwerk hineinkriechen, so groß sind einige<br />

Pendeluhren. Seine Arbeit ist alles andere<br />

als geruhsam. Dafür sorgen schon die vielen<br />

Kilometer, die er während seiner Rundtour<br />

durch die Räume des Schlosses zurücklegt.<br />

Außerdem darf er trotz der körperlichen<br />

Anstrengungen niemals seine ruhige Hand<br />

verlieren. Volle Konzentration ist jederzeit<br />

unerlässlich. Seine Handgriffe an den Uhren<br />

erinnern schließlich an chirurgische Eingriffe.<br />

Eine mühsame Präzisionsarbeit.<br />

Bernard Draux kennt sich mit herrschaftlichen<br />

Anwesen bestens aus. Neben Versailles<br />

kümmert er sich ebenfalls um den Senat und<br />

den Justizpalast in Paris, weitere Orte mit<br />

alten ehrwürdigen Pendeluhren. In seinem<br />

Metier muss er Monotonie ohnehin nicht<br />

fürchten: Jede Uhr ist ein Unikat, im Falle<br />

von Versailles meist persönlich vom König<br />

bei renommierten Uhrmachern bestellt. Und<br />

Gebrauchsanweisungen für die Uhren gibt es<br />

nicht. Viele Pendeluhren verraten ihre exakte<br />

Funktionsweise erst bei einer Reparatur,<br />

wenn sich der Uhrmacher das Innere genauer<br />

vornehmen muss.<br />

Oft verlässt Bernard Draux die Räume des<br />

Schlosses durch kleine versteckte Türen, die<br />

für Besucher verschlossen bleiben. Er wandelt<br />

dann beispielsweise in den Gängen, die der<br />

König und die Königin nahmen, um sich zu<br />

treffen, oder die für die Dienerinnen und Diener<br />

vorgesehen waren.<br />

Auf seiner wöchentlichen Tour durch das<br />

Schloss vergisst der einsame Herr der Zeit<br />

niemals einen kleinen Raum mit harmonischen<br />

Proportionen. Es handelt sich um das<br />

Badezimmer der Königin. Auf dem Kamin<br />

thront eine kleine Pendeluhr. Dieser Raum<br />

ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich. Es gibt eigentlich keinen Grund,<br />

die Pendeluhr jede Woche neu aufzuziehen.<br />

Dennoch lässt Bernard Draux dieses Zimmer<br />

niemals aus. Wenn man ihn nach dem Grund<br />

fragt, antwortet er mit einem Schmunzeln:<br />

« Wenn man daran denkt, dass die Königin<br />

auf diese Uhr schaute, wenn sie ihr Bad nahm,<br />

muss man diese Uhr doch geradezu aufziehen,<br />

oder? Selbst wenn heute kaum jemand mehr in<br />

diesen Raum kommt, sind wir ihr das einfach<br />

schuldig. »<br />

Die Museumswärterin:<br />

alles andere als eine<br />

missmutige Aufpasserin<br />

Eines mag Isabelle Penicaut gar nicht:<br />

Wenn man sie als Museumswärterin bezeichnet.<br />

Geschieht dies, so stimmt sie das<br />

immer sehr traurig. Denn das Image von<br />

Museumswärtern ist in Frankreich – wie anderswo<br />

auf der Welt – nicht gerade schmeichelhaft.<br />

Gleich hat man das Bild von Menschen<br />

in Uniform im Kopf, die stundenlang<br />

fast regungslos auf Stühlen sitzen oder in<br />

der Ecke eines Raumes verharren und die<br />

Besucher missmutig und manchmal auch<br />

herablassend begutachten. Nur selten öffnen<br />

sie ihren Mund oder verziehen eine Miene.<br />

Man muss Isabelle Penicaut nur kurz<br />

beobachten, um zu merken, dass sie ganz<br />

und gar nicht diesem Klischee entspricht.<br />

Zunächst ist diese junge Frau, die lange<br />

Zeit als Chefassistentin in den USA und<br />

den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig<br />

war, eine elegante Dame, die eher an Carla<br />

Bruni als an eine typische Museumswärterin<br />

erinnert. Außerdem liebt sie ihren Job<br />

leidenschaftlich und sieht darin keinen bloßen<br />

Zeitvertreib, für den man bezahlt wird.<br />

Sie geht in ihrer Arbeit auf. « Es ist schade,<br />

dass so viele Besucher immer noch so ein<br />

schlechtes Bild von uns haben », beklagt sie<br />

sich. « Dabei werden wir in Versailles nach<br />

modernen Kriterien ausgesucht: Wir müssen<br />

mehrere Fremdsprachen beherrschen,<br />

über gute Fachkenntnisse verfügen und reaktionsschnell<br />

sein. »<br />

Isabelle Penicaut kann viel über die Besucher<br />

des Schlosses erzählen, selbst wenn<br />

Oben: Isabelle<br />

Penicaut kennt das<br />

Schloss wie ihre eigene<br />

Westentasche. Eines<br />

Tages entdeckte<br />

sie eine vergoldete<br />

Schnecke in einem<br />

Bilderrahmen.<br />

Rechts Seite: Auch in<br />

Versailles geschehen<br />

alltägliche Dinge,<br />

wie das Putzen der<br />

Räume und Fenster.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


sie mit den meisten nie ein Wort gewechselt<br />

hat. Es ist die Gabe der guten<br />

Beobachtung. Sie teilt die Besucher<br />

gerne in verschiedene Kategorien<br />

ein. Solche, die mit ihren Kopfhörern<br />

am Ohr und dem Audioguide in der<br />

Hand durch die Räume gehen. Sie<br />

sind meistens die Besucher, die am<br />

wenigsten Lärm machen. Sie verweilen<br />

so lange vor einem Kunstwerk,<br />

wie der gesprochene Text des Audioguides<br />

dauert, nehmen aber kaum das<br />

Umfeld wahr, das nicht besprochen<br />

wird. Dann gibt es die Touristen, die<br />

in kurzer Zeit möglichst alle Highlights<br />

von Versailles sehen wollen.<br />

Isabelle Penicaut erkennt sie daran,<br />

wie sie zum Spiegelsaal oder dem<br />

Schlafzimmer des Königs eilen, ohne<br />

ein Auge für die kleinen Sehenswürdigkeiten<br />

unterwegs zu haben.<br />

Am liebsten mag die moderne<br />

Museumswärterin allerdings die Leute,<br />

die eher zufällig in einen Raum<br />

des Schlosses kommen. Sie versuchen<br />

zunächst, sich zurechtzufinden,<br />

vielleicht eine Informationstafel zu<br />

finden, und wirken am Anfang fast<br />

schüchtern. Doch dann nehmen sie<br />

sich oft die meiste Zeit, die Atmosphäre<br />

eines Raumes zu erfahren<br />

und kleine Details zu bewundern,<br />

die die meisten Besucher schlichtweg<br />

übersehen. Viele von ihnen trauen<br />

sich auch, Isabelle Penicaut anzusprechen.<br />

Es entsteht ein Dialog über den<br />

Raum oder das Schloss. Dies sind die<br />

Sternstunden von Isabelle Penicauts<br />

Arbeitsalltag.<br />

Zu den Privilegien ihrer Tätigkeit<br />

gehört, dass sie mit ihren Schlüsseln<br />

Zugang zu fast allen Bereichen des<br />

Schlosses hat. Ein Vorteil, den sie oft<br />

nutzt. Morgens kommt sie nicht selten<br />

eine halbe Stunde früher, um die<br />

Atmosphäre des noch leeren Schlosses<br />

zu genießen. Dann schließt sie die<br />

Augen und kann die jahrhundertealte<br />

Geschichte von Versailles spüren.<br />

Außerdem liebt sie es, während<br />

der langen Stunden in den Räumen<br />

des Schlosses kleinste Details zu entdecken.<br />

So fiel ihr eines Tages eine<br />

kleine Schnecke in einem goldenen<br />

Bilderrahmen auf, die zuvor wahrscheinlich<br />

kaum einer wahrgenommen<br />

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FRANZÖSISCH<br />

heute<br />

«relooké»<br />

Das Verbandsorgan der<br />

Vereinigung<br />

der Französischlehrerinnen<br />

und<br />

-lehrer e. V.<br />

jetzt im neuen Format<br />

40. Jahrgang<br />

43558<br />

ISSN 0342-2895<br />

1<br />

<strong>2009</strong><br />

Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer e. V.<br />

FRANZÖSISCH<br />

heute<br />

Französischunterricht<br />

aus Lernersicht<br />

Die vorrangigen Ziele der VdF lauten:<br />

– zur Verbreitung der französischen<br />

Sprache und Kultur beizutragen,<br />

– den Unterricht der Nachbarsprache<br />

Französisch inhaltlich und<br />

didaktisch zu fördern.<br />

In den letzten Jahren war die VdF<br />

an der Fortbildung von ca. 5000<br />

Lehrer/innen für Französisch alleine<br />

oder mit unterschiedlichen Partnern<br />

beteiligt.<br />

In nahezu allen Bundesländern ist die<br />

VdF durch Landesverbände vertreten.<br />

Das 4 mal im Jahr erscheinende Heft<br />

französisch heute versteht sich als<br />

ein Forum für den Informations -<br />

fluss zwischen Theorie und Praxis<br />

des Französischunterrichts.<br />

Adresse der Geschäftsstelle:<br />

VdF<br />

Am Haanes 15a · 35440 Linden<br />

Tel. 06403-963663


Frankreich heute Versailles<br />

hatte. Isabelle Penicaut wollte dieses Geheimnis<br />

enträtseln und unternahm ein paar<br />

Recherchen. Sie fand heraus, dass es sich<br />

um die Signatur des Künstlers handelte,<br />

einem Mann aus Burgund. Er wollte mit<br />

diesem Symbol seine Heimatverbundenheit<br />

zum Ausdruck bringen, denn die Schnecke<br />

steht offiziell für die Region Burgund. Es<br />

sind solche Geschichten, die Isabelle Penicaut<br />

den Besuchern erzählen kann, die diese<br />

sonst in keinem Reiseführer lesen würden.<br />

Selbst in ihrer Freizeit kommt die<br />

freundliche Aufpasserin manchmal nach<br />

Versailles. Sie bringt dann ihre Kinder mit,<br />

die ihr sogar ganz freiwillig ins Schloss<br />

folgen. Denn Isabelle Penicaut hat eine originelle<br />

Methode gefunden, sie für die Geschichte<br />

des Gebäudes zu interessieren. Sie<br />

fordert die Kinder in jedem Saal auf, nach<br />

Tieren in der Dekoration zu suchen. Es erscheint<br />

unglaublich, aber es gibt in der Tat<br />

überall zahlreiche Tierdarstellungen – auf<br />

dem Fußboden, an den Wänden oder an der<br />

Decke. Die goldene Schnecke im Bilderrahmen<br />

ist nur ein Beispiel.<br />

Die Tischlerei:<br />

ein Ort der Teamarbeit<br />

Der Unterhalt von Versailles ist kein einfaches<br />

Unterfangen. Eine ganze Heerschar<br />

von Handwerkern kümmert sich das ganze<br />

Jahr darum, die Anlage und ihre Schätze<br />

für die Nachwelt zu erhalten. Ein Teil von<br />

ihnen arbeitet für die Museumswerkstätten,<br />

die von Bertrand Rondot geführt werden. Diese<br />

Ateliers sind für den Erhalt des Schlosses<br />

und seiner Kunstsammlungen von ganz zentraler<br />

Bedeutung und vereinen Abteilungen und<br />

Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen.<br />

Darunter eine Tischlerei, zwei Experten für<br />

vergoldete Holzmöbel, einen Fachmann für die<br />

Restaurierung von Büchern und die Pflege von<br />

Kupfer und einen Spezialisten für Teppiche.<br />

Die Tischlereiabteilung ist in einem Gebäude<br />

gegenüber dem Schloss untergebracht,<br />

das auch kleiner Marstall genannt wird.<br />

Ihre Werkstatt ist aber mitnichten ein wildes<br />

Durcheinander, wie man sich das bei diesem<br />

Berufszweig ausmalen könnte. Alles wirkt sehr<br />

sauber und aufgeräumt, historische Arbeitsmittel<br />

stehen neben ultramodernen Maschinen. An<br />

einem Computer mit Internetanschluss können<br />

die Mitarbeiter zudem nach Ersatzteilen oder<br />

notwenigen Informationen für ihre Arbeit<br />

suchen. Der Altersdurchschnitt ist ebenfalls<br />

erstaunlich niedrig. Die meisten Tischler sind<br />

zwischen 30 und 35 Jahre alt. Es ist ein junges,<br />

dynamisches Team.<br />

Jeder der Mitarbeiter verfügt über spezielle<br />

Fertigkeiten, auch wenn sich die Ausgangspunkte<br />

der Karrieren ähneln. Denn am Anfang<br />

stand für alle ein schweres Auswahlverwahren,<br />

der concours des métiers d’art (dt. Auswahlverfahren<br />

der künstlerischen Berufe) des öffentlichen<br />

Dienstes. Hat ein Bewerber diesen Test<br />

bestanden, wird er je nach Stellensituation<br />

irgendwo in Frankreich eingesetzt. Die Tischler,<br />

die heute in Versailles werkeln, hatten also<br />

nicht unbedingt vor, hier zu arbeiten. Alle, die<br />

hierher kommen, merken aber sofort, dass diese<br />

Arbeitsstätte ein Ort ohnegleichen ist.<br />

In der Mitte<br />

der Werkstatt<br />

wird gerade ein<br />

Möbelstück vorsichtig<br />

demontiert.<br />

Es soll in Kürze<br />

nach Frankfurt<br />

am Main gebracht<br />

werden, wo man es<br />

im Rahmen einer<br />

großen Ausstellung<br />

zu André-<br />

Charles Boulle<br />

zeigen wird. Es<br />

ist ein sehr wertvolles<br />

Möbelstück.<br />

Die Mitarbeiter<br />

sind deshalb sehr<br />

konzentriert bei<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


ihrer Arbeit. Doch<br />

das Verschicken<br />

von Ausstellungsstücken<br />

ist eher<br />

die Ausnahme.<br />

H a u p t s ä c h l i c h<br />

küm mern sich die<br />

Tischler um die<br />

Restaurierung derselben.<br />

Denn die<br />

Möbel im Schloss<br />

müssen besondere<br />

Beanspruchungen<br />

aushalten. Da sie<br />

meist in öffentlich<br />

zugänglichen Räumen<br />

stehen, sind<br />

sie wechselnden<br />

Temperaturen und<br />

Luftfeuchtigkeiten<br />

sowie Lichteinflüssen<br />

ausgesetzt. Keine idealen konservatorischen<br />

Bedingungen.<br />

Bei der Restaurierung stellt sich immer<br />

wieder die Frage, wie weit die Tischler gehen<br />

sollen. Oft wird darüber in der Werkstatt diskutiert.<br />

Benjamin Girandon, einer der Tischler<br />

und Restaurateure, erklärt die Philosophie der<br />

Werkstatt wie folgt: « Die Kunst besteht darin,<br />

die an einem Möbelstück sichtbare Geschichte<br />

zu erhalten, die Eingriffe so gering und vor allem<br />

so umkehrbar wie möglich zu halten und<br />

dem Gegenstand trotzdem eine möglichst lange<br />

Haltbarkeit zu schenken. »<br />

Denn alle Objekte, die in die Werkstatt gelangen,<br />

haben eine lange Historie hinter sich.<br />

Es geht nicht darum, sie wieder in ihren Originalzustand<br />

zu versetzen. Gerade deshalb müssen<br />

die Eingriffe vorher ausgiebig besprochen<br />

und abgewogen werden. Die Restaurierung<br />

solch wertvoller Gegenstände ist das Produkt<br />

von Teamarbeit. Jeder Mitarbeiter bringt sein<br />

spezifisches Wissen ein, verschiedene Optionen<br />

werden offen diskutiert. Und auch Recherchearbeiten<br />

nehmen dabei einen wichtigen<br />

Stellenwert ein, was oft vergessen wird. « Ein<br />

Drittel unserer Zeit verbringen wir mit Recherchen,<br />

ein Drittel mit den eigentlichen Restaurierungsarbeiten<br />

und ein Drittel mit dem<br />

Erstellen von Berichten über unsere konkreten<br />

Maßnahmen », erläutert Bertrand Rondot.<br />

Und noch etwas fällt auf: Auch wenn moderne<br />

Maschinen in der Tischlerei von Versailles<br />

stehen, so haben sich viele Arbeitsmethoden<br />

im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.<br />

Viele Verfahren, die heute zur Restaurierung<br />

angewandt werden, nutzte man auch schon<br />

für den Bau der Möbel. Einige andere verbieten<br />

sich aber. So würde ein Restaurator<br />

nie das Holz abschleifen, wie es einst der<br />

Erbauer getan hat. Er muss dann innovativ<br />

sein und überlegen, wie man mit anderen<br />

Mitteln zu ähnlichen Ergebnissen gelangt.<br />

Doch das macht gerade einen der Reize der<br />

Arbeit in dieser nicht ganz gewöhnlichen<br />

Tischlerei aus.<br />

Der Vergolder: die Gabe<br />

der Geduld und Ehrfurcht<br />

Oberhalb der Tischlerei befindet sich<br />

die Werkstatt von Laurent Heissier. Er<br />

selbst gibt zu, dass er « von seiner Arbeitsstätte<br />

wahrscheinlich den besten Blick aufs<br />

Schloss genießt ». Sein offizieller Titel lautet<br />

doreur-peintre en décors, also Dekormaler und<br />

-vergolder. Grob gesagt kümmert er sich um<br />

die Restaurierung aller Vergoldungen und<br />

Goldauflagen in Versailles, wie etwa Bilderrahmen.<br />

Aber auch vorgetäuschte Marmorflächen,<br />

die es im Schloss an vielen Stellen<br />

gibt, gehören zu seinem Aufgabengebiet.<br />

Seine Werkstatt erinnert ein bisschen<br />

an einen Gemischtwarenladen. Die Regale<br />

biegen sich unter dem Gewicht von Farbpigmenten,<br />

Pinseln, Warenmustern und<br />

Werkzeugen. Auf den großen Tischen im<br />

Atelier warten diverse Gegenstände auf die<br />

Bearbeitung. Wenn Laurent Heissier von<br />

Oben: Laurent<br />

Heissier ist der Mann<br />

für alles Goldene im<br />

Schloss. Linke Seite:<br />

Die Tischlerei von<br />

Versailles sieht sich<br />

immer wieder neuen<br />

Herausforderungen<br />

gegenüber. Das junge<br />

Team findet aber<br />

jederzeit Lösungen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 71


Frankreich heute Versailles<br />

seiner Arbeit spricht, leuchten seine Augen.<br />

Man könnte ihm stundenlang zuhören. Oder<br />

einfach nur zuschauen, wie er mit äußerster<br />

Präzision und Vorsicht mit dünnen Goldblättchen<br />

hantiert. In Frankreich gibt es nur<br />

noch einen einzigen Hersteller, der diese<br />

Goldblättchen produziert. Geliefert wird das<br />

Gold direkt von der Banque de France.<br />

Die Arbeit mit dem Gold setzt ein besonderes<br />

Geschick voraus. Die Goldblätter<br />

sind derart fein, dass man sie nicht mit der<br />

bloßen Hand berühren darf. Sie würden bei<br />

Berührung sofort zerbröseln. Es bedarf also<br />

spezieller Werkzeuge, um mit dem Gold zu<br />

arbeiten, und einer Ablage mit einer ganz<br />

spezifischen Oberfläche. Diese besteht aus<br />

Tierhaut. Aber nicht aus irgendeiner, sondern<br />

aus der Haut eines totgeborenen Kalbes.<br />

Man fragt sich, wie die Vergolder je auf die<br />

Idee gekommen sind, diese Haut auszuprobieren,<br />

und wie dieses Wissen die Jahrhunderte<br />

überlebte.<br />

Wenn Laurent Heissier über seinen Beruf<br />

erzählt, weist er gerne daraufhin, wieviel<br />

Geduld und Ehrfurcht man dafür mitbringen<br />

muss. Im Anblick seiner Präzisionsarbeit<br />

glaubt man ihm das gerne. Allgemein heißt es,<br />

dass man rund sechs Monate braucht, bis man<br />

ein Goldblättchen richtig auftragen kann, aber<br />

viele Jahre, bis man wirklich vergolden kann.<br />

Für die Restaurierungsarbeiten versucht Laurent<br />

Heissier sich immer in die Situation des<br />

Erschaffers hineinzudenken und dessen Gesten<br />

nachzuahmen. Er hat großen Respekt vor der<br />

Leistung, die einst erbracht wurde. Während<br />

er sich an sein nächstes Werk macht, ertönt leise<br />

Musik aus einem kleinen Radio. Klassische<br />

Musik. Was hätte man auch sonst in dieser<br />

Werkstatt erwarten sollen.<br />

Die Empfangsdame: die<br />

Kunst der Gastfreundschaft<br />

Eines ist sicher, Marie-Claire Chennevière<br />

ist eine Frau, die weiß, wie man Gäste empfängt.<br />

Jedes Jahr begrüßt sie gemeinsam mit<br />

ihren Kollegen rund 10 Millionen Besucher in<br />

Versailles. Es ist nicht immer einfach, die Massen<br />

zu steuern und den täglichen Stress auszuhalten.<br />

Aber selbst wenn es hektisch zugeht,<br />

vergisst sie nie ihr freundliches Lächeln. Sie<br />

will damit Aggressivität und Spannungen, für<br />

die sie oft gar nichts kann, beispielsweise wenn<br />

es stark regnet oder wenn die Besucher unter<br />

heißem Wetter leiden,<br />

abbauen. Die<br />

Empfa n g s d a me<br />

weiß dabei von der<br />

besonderen Bedeutung<br />

ihrer Arbeit.<br />

Sie und ihre Kollegen<br />

sind die ersten<br />

Gesichter, die Versailles<br />

gegenüber<br />

den Touristen repräsentieren.<br />

Und<br />

bekanntlich ist<br />

der erste Eindruck<br />

ganz besonders<br />

wichtig.<br />

Stress ist natürlicher<br />

Bestandteil<br />

des Arbeitsalltags.<br />

Immer wieder gibt<br />

es Kollegen, die<br />

dem nicht gewachsen<br />

sind und um<br />

eine Versetzung<br />

auf einen ruhigeren Posten bitten, etwa ins<br />

Trianon. Aber Marie-Claire Chennevière<br />

will ihren Job nicht tauschen. Sie mag ihre<br />

Arbeit und den Kontakt zu den vielen Menschen.<br />

Dabei geht jeden Tag ein Schwall von<br />

nicht enden wollenden Fragen über sie<br />

her. Sie beantwortet diese mit Engelsgeduld<br />

– auf Französisch, auf Englisch, auf<br />

Italienisch oder auf Spanisch. Die häufigste<br />

Frage ist « Was kann man in Versailles<br />

besichtigen? », gefolgt von « Wie lange dauert<br />

die Besichtigung? ». Es ist gar nicht so<br />

einfach, diese Fragen kurz und treffend zu<br />

beantworten. Marie-Claire Chennevière<br />

muss erst herausfinden, was die konkrete<br />

Erwartungshaltung ist und wieviel Zeit ein<br />

Besucher zur Verfügung hat.<br />

Die meisten Besucher haben eine nur<br />

sehr unvollständige Vorstellung vom<br />

Schloss und seinem Park. Natürlich kennen<br />

sie ein wenig die Geschichte und<br />

wissen von der Bedeutung des Gebäudes.<br />

Auch haben sie gehört oder gelesen, dass<br />

die Anlage sehr groß ist. Aber die wenigsten<br />

sind sich bewusst, wie riesig sie wirklich<br />

ist. Wenn sie dann aber den Plan vom<br />

Schloss und seinem Park sehen, verstehen<br />

sie, warum man mindestens einen ganzen<br />

Tag braucht, will man alles sehen.<br />

Marie-Claire Chennevière hat in ihrer<br />

Karriere auch beobachtet, dass es nationa-<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Linke Seite großes<br />

Foto: Marie-Claire<br />

Chennevière. Andere<br />

Bilder: Impressionen<br />

aus dem Schloss.<br />

le Unterschiede gibt. Die Japaner sind<br />

meistens sehr diskret. Sie trauen sich<br />

nicht, viel zu fragen und verlieren sich<br />

deshalb oft in der Vielfalt der Möglichkeiten.<br />

Die Deutschen kommen<br />

dagegen meist mit einem ganz guten<br />

Vorwissen nach Versailles. Sie unterschätzen<br />

aber oft die immense Größe<br />

der Anlage. Die Franzosen wiederum<br />

sind weniger gut über die Geschichte<br />

des Schlosses informiert, als man eigentlich<br />

vermuten dürfte. Allgemein<br />

kann man sagen, dass die Besucherprofile<br />

sehr heterogen sind. « Es gibt<br />

Besucher, die nicht wissen, wer Ludwig<br />

XIV. war, und solche, die meinen, alles<br />

besser zu wissen als wir », erzählt die<br />

Empfangsdame – natürlich begleitet<br />

von einem Lächeln.<br />

Aber wie sieht eigentlich das ideale<br />

Besichtigungsprogramm nach Marie-<br />

Claire Chennevières Meinung aus?<br />

Zunächst schlägt sie vor, dass man die<br />

Hauptbesuchszeiten meiden sollte. Am<br />

besten man kommt dafür früh morgens<br />

nach Versailles. Dann sollte man ruhig<br />

an Führungen teilnehmen, um den Ort<br />

besser kennenzulernen und in Räume zu<br />

gelangen, die einem sonst verschlossen<br />

blieben. Wer mag, kann thematische<br />

Rundgänge wählen. Zum Beispiel die<br />

Tour « Marie-Antoinette », die zu den<br />

Privatgemächern der Königin, die sich<br />

über drei Stockwerke des Schlosses erstrecken,<br />

führt. Oder « La vie quotidienne<br />

à la cour » (dt. der Alltag am Hof),<br />

bei der man in eineinhalb Stunden die<br />

wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigt:<br />

die Kapelle, das Schlafzimmer<br />

des Königs, den Spiegelsaal usw. Im<br />

Anschluss an eine Führung sollte man<br />

dann unbedingt genug Zeit für eine<br />

Erkundung der riesigen Parkanlage<br />

mitbringen.<br />

Während Marie-Claire Chennevière<br />

noch von ihren Besuchsvorschlägen<br />

spricht, entdeckt sie in der Warteschlange<br />

eine schwangere Frau. Sofort<br />

unterbricht sie ihre Ausführungen und<br />

eilt zu der Frau, um ihr zu erklären, dass<br />

sie nicht in der Schlange warten muss,<br />

sondern eine spezielle Kasse benutzen<br />

darf. Auch das gehört zu der Besuchspolitik<br />

in Versailles: Aufmerksam sein<br />

und auch bei Tausenden von Besuchern<br />

niemals den Überblick verlieren.<br />

Jean-Jacques Aillagon,<br />

Präsident des Versailler<br />

Schlosses<br />

Jean-Jacques Aillagon war französischer<br />

Kulturminister, Präsident des Pariser Centre<br />

Georges Pompidou und Intendant des Auslandssenders<br />

TV5, bevor er 2007 per Dekret<br />

von Nicolas Sarkozy an die Spitze des Versailler<br />

Schlosses berufen wurde. Nachdem er Frankreich<br />

erleben einen Blick hinter die Kulissen<br />

ermöglichte, selbst für die Presse ein großes<br />

Privileg, erzählt er in einem Exklusivinterview<br />

von seiner eigenen Verbundenheit mit dem<br />

Schloss und seiner Liebe zu Deutschland.<br />

Monsieur Aillagon, was kannten Sie von Versailles,<br />

bevor Sie zum Präsidenten des Schlosses<br />

berufen wurden?<br />

Da ich zuvor Kulturminister war, kannte<br />

ich mich natürlich gut mit den besonderen<br />

Herausforderungen in Versailles aus, wusste<br />

vom Zustand des Schlosses und dem Stand<br />

der Restaurierungsarbeiten. Außerdem bin<br />

ich oft an einem Sonntag von Paris aus nach<br />

Versailles gefahren, um im Park spazieren zu<br />

gehen und die verschiedenen Bereiche des<br />

Schlosses zu besichtigen. Schon bevor ich<br />

meinen Posten hier angenommen hatte, fühlte<br />

ich mich in Versailles zu Hause.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 73


Frankreich heute Versailles<br />

Es gibt nur wenige<br />

Schlösser weltweit, die<br />

prunkvoller sind als<br />

Versailles. Zweites Bild<br />

von unten: Spiegelsaal.<br />

Was haben Sie gefühlt, als Ihre Nominierung<br />

bekannt gegeben wurde?<br />

Ich habe dies als eine große Ehre empfunden.<br />

Die Chance und die Verantwortung<br />

zu bekommen, ein solch bedeutendes Kulturerbe<br />

Frankreichs, nein der Welt, führen<br />

zu dürfen, lässt einen natürlich nicht unberührt.<br />

Nachdem ich bereits eine andere<br />

Kultureinrichtung, das Centre Georges<br />

Pompidou, geleitet habe, wo es um moderne<br />

Kunst ging, finde ich mich nun inmitten<br />

von antiken Gegenständen mit neuen Herausforderungen<br />

und Fragestellungen wieder<br />

– eine aufregende Erfahrung.<br />

Außerdem liebe ich das Interdisziplinäre<br />

von Versailles: Das Schloss ist Museum,<br />

historisches Denkmal, Konzert ort,<br />

Forschungszentrum und Staatsgebäude in<br />

einem. Es ist ein kultureller Ort, an den<br />

man einlädt, wo man innovativ ist, forscht<br />

und nachdenkt. Wenn man hier ankommt,<br />

übermannt einen das Gefühl, dass man eine<br />

lange Geschichte erbt und man spürt die<br />

Last der historischen Verantwortung für<br />

diesen Ort.<br />

Ist es manchmal nicht schwierig, diese Last<br />

zu tragen?<br />

Wenn es Abend wird, die Besucher das<br />

Schloss verlassen und ich mich ganz allein<br />

im Spiegelsaal oder dem Schlafzimmer<br />

des Königs wiederfinde, dann spüre ich<br />

intellektuell und physisch die Dichte der<br />

Geschichte. Dieses Gefühl hat etwas sehr<br />

Sinnliches. Ich fühle mich aber nicht einsam.<br />

Ludwig XIV., Ludwig XV., Ludwig<br />

XVI., Marie-Antoinette, alle scheinen hier<br />

zu sein und mich in meiner Arbeit zu unterstützen.<br />

Wenn ich dann das Schloss verlasse und<br />

in den Garten gehe, um zu meiner Dienstwohnung<br />

zu gelangen, dann überkommt<br />

mich das Gefühl, am schönsten Ort der<br />

Welt zu sein. Wenn ich abends das Fenster<br />

meines Schlafzimmers öffne, um etwas frische<br />

Luft hereinzulassen, dann sehe ich das<br />

Schloss und die Kapelle im Dunkeln. Dann<br />

sage ich zu mir: « Junge, du hast wirklich<br />

Glück gehabt ». Man darf nicht vergessen,<br />

was für ein Privileg es ist, ein Schloss wie<br />

Versailles führen zu dürfen.<br />

Wird Versailles irgendwann alltäglich,<br />

wenn man hier arbeitet und sogar lebt?<br />

Versailles ist ein Anwesen, das sich stetig<br />

verändert. Das fängt schon ganz simpel mit<br />

dem Lauf der Jahreszeiten an. Die Gärten<br />

wirken in jeder Saison anders. Wenn sich der<br />

Winter ankündigt, verhüllen wir die Statuen<br />

mit Schutzhüllen. Das ist eine ganze andere<br />

Atmosphäre als im Frühling, wenn wir die<br />

Orangenbäume herausstellen. Versailles bezaubert<br />

immer wieder von neuem. Es gibt keine<br />

Routine.<br />

Versailles verleitet auch zum Träumen.<br />

Das Schloss ist wie eine große Schatzkiste,<br />

die glitzert und glänzt. Wenn Sie sich allein<br />

anschauen, wie viele Romane und Filme von<br />

Versailles inspiriert wurden. Auch Modeschöpfer<br />

sind davor nicht gefeit. Karl Lagerfeld<br />

kommt regelmäßig zum Fotografieren<br />

hierher. Ohne prätentiös sein zu wollen,<br />

Versailles ist Vorbild und Inspirationsquelle<br />

für viele Berufe und wurde dafür auch gebaut.<br />

Hier wurden etwa in der Herstellung von<br />

Möbeln und Dekorationsgegenständen Spitzenleistungen<br />

vollbracht. Auch das begeistert<br />

immer wieder von neuem und kann niemals<br />

alltäglich werden.<br />

Es gibt immer neue Aspekte zu entdecken.<br />

Wir haben die Verpflichtung, diese außergewöhnlichen<br />

Leistungen zu bewahren. Das<br />

kann nie ein ganz normaler Job werden.<br />

Zum Abschluss eine ganz andere Frage: Kennen<br />

Sie Deutschland?<br />

Ja, ich kenne aus familiären Gründen<br />

Deutschland sogar sehr gut. Meine Mutter<br />

und Großmutter wurden im Departement Moselle<br />

geboren, das vom Deutschen Reich annektiert<br />

worden war. Mein Großvater stammt<br />

aus dem Saarland. Ihre Kultur war also immer<br />

deutsch geprägt. Meine Mutter wurde am 16.<br />

<strong>September</strong> 1918 auf dem Gebiet des Deutschen<br />

Reiches geboren, um nach Ende des Ersten<br />

Weltkrieges Französin zu werden. Mein Vater<br />

kommt dagegen aus dem Béarn. Ich habe Vorfahren,<br />

die auf beiden Seiten der Schlachtfelder<br />

gefallen sind. Das fördert auf natürliche Weise<br />

ein gewisses Interesse für beide Länder und ein<br />

Gefühl der Verbundenheit, selbst wenn unsere<br />

Vergangenheit manchmal gewalttätig war.<br />

Doch selbst diese Gewalt macht unser gemeinsames<br />

Schicksal einzigartig. Davon bin ich<br />

überzeugt. Ich mag Deutschland von ganzem<br />

Herzen.<br />

Monsieur Aillagon, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Sprachtraining. Landeskunde. Vokabelhilfen.<br />

Frankreich erLesen.<br />

<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />

<br />

ActUALitÉ<br />

<br />

militaire à Abu Dhabi<br />

<br />

s’islamise lentement<br />

Pages 2–3<br />

ÉcO n OMi E<br />

<br />

Daniel carasso<br />

Page 4<br />

SOciÉ t É<br />

<br />

«sauver les riches»<br />

<br />

ne plaît pas à tout le monde<br />

Pages 6–7<br />

ff f RAnÇAi S fAciLE ff<br />

<br />

d’être un héros<br />

chasse aux armes à l’école<br />

Bordeaux se veut ville verte<br />

Pages 8–9<br />

c ULt URE<br />

<br />

le tour d’Eiffel<br />

<br />

7 à 77 ans<br />

Pages 10–11<br />

L’A i R DU tEMPS<br />

<br />

de nerfs<br />

Page 12<br />

Après le succès du rassemblement<br />

Europe Écologie aux<br />

élections européennes du 7 juin<br />

dernier, les écologistes veulent<br />

«s’incruster» dans le paysage<br />

politique.<br />

1 PresQue sonnés par «tant<br />

de bonheur». Hier à midi, après<br />

le score historique de ses listes<br />

dimanche – 16,28 % au coude à<br />

coude avec le PS, 14 eurodéputés<br />

–, Daniel Cohn-Bendit avait<br />

du mal à masquer sa joie. «si,<br />

il y a six mois, je vous avais dit<br />

qu’on aurait quatre élus en Île-de-<br />

France, ou trois dans le sud-est»<br />

… «Dany» marque une pause sans<br />

finir sa phrase. Le vieil enfant terrible<br />

de la vie politique française<br />

savoure le moment. La tête dans<br />

les nuages, mais les pieds sur<br />

terre. «La question, maintenant,<br />

c’est: “comment on continue?”»,<br />

dit-il.<br />

2 L’ancien chef de file des listes<br />

d’europe Écologie, qui regroupaient<br />

aussi bien les Verts<br />

que le milieu associatif ou les<br />

altermondialistes, est conscient<br />

de l’ampleur de la tâche. «Ce résultat,<br />

assure-t-il, nous donne<br />

une obligation: ne pas décevoir<br />

ces millions de citoyens qui nous<br />

ont fait confiance, ni ces milliers<br />

<br />

<br />

<br />

Légende LE chEf de file der Hauptkandidat, der spit-<br />

de militants qui ont découvert<br />

une autre manière de faire la<br />

politique.»<br />

3 Or, reconnaît-il, «quand on<br />

connaît les associations, on sait<br />

qu’elles ne changent pas facile-<br />

0 – 1 S’incruster h.: s. einnisten, Wurzeln schlagen – sonné<br />

(fam.) verrückt, wie benommen – score (m.) resultat –<br />

au coude à coude avec qn (fig.) Kopf an Kopf mit jdm.,<br />

le coude der ellbogen – PS (m.) = Parti socialiste – un<br />

eurodéputé ein Abgeordneter des eu-Parlaments – il a du<br />

mal à faire qc es fällt ihm schwer, etw. zu tun – un élu ein<br />

gewählter Volksvertreter – Île-de-france (region, in die<br />

Paris eingebettet ist) – savourer auskosten<br />

ment. Quand on connaît les Verts,<br />

on sait qu’ils ne changent pas facilement».<br />

Mais, veut-il croire,<br />

«sans vouloir être grandiloquent,<br />

rien ne sera, ou plutôt ne devrait<br />

être, comme avant!» À ses yeux,<br />

2 Regrouper zusammenschließen, vereinen – le mi-<br />

zenvertreter – rassemblement (m.) h.: sammlungsbewegung<br />

– globalement h.: insgesamt gesehen – UMP (f.) = les altermondialistes die Globalisierungskritiker – être<br />

lieu associatif gem.: das Vereins-, Organisationswesen –<br />

Union pour un mouvement populaire (regierungspartei conscient de qc s. e-r s. bewusst sein – ampleur (f.) Ausmaß,<br />

Weite – décevoir enttäuschen – confiance (f.) Ver-<br />

aus Neogaullisten und Zentristen) – score (m.) resultat<br />

trauen – le militant der Aktivist<br />

3 – 5 Or, … nun, … – association (f.) h.: Organisation –<br />

grandiloquent hochtrabend, geschwollen – la ligne de<br />

mire die Visier-, die Ziellinie – le chef gem.: staatspräsident<br />

sarkozy – baptiser taufen, nennen – néanmoins<br />

nichtsdestoweniger, gleichwohl – maintenir beibehalten<br />

– la majorité actuelle gem.: die bestehende konservativ-liberale<br />

regierungsmehrheit<br />

• Sprachzeitungen •<br />

World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />

Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER<br />

Für ihr<br />

Gesamtkonzept<br />

gewann die<br />

Sprachzeitung<br />

1 fONDÉ sur l’initiative de<br />

Daniel Cohn-Bendit en octobre<br />

2008 à Paris, europe Écologie se<br />

veut un rassemblement politique<br />

Daniel Cohn-Bendit lors d’un meeting électoral, le 7 juin dernier à Paris. Aux élections européennes,<br />

l’ancien protagoniste de Mai 68 a joué et gagné en tant que chef de file des listes d’Europe Écologie: 16,28 %<br />

des électeurs français ont voté pour le rassemblement écologiste. C’est presque autant que pour le Parti<br />

socialiste (16,48 %), le grand perdant des élections. Globalement, c’est l’UMP de Nicolas Sarkozy qui a<br />

réalisé le meilleur score en recueillant 27,78 % des voix. | Photo: Getty Images<br />

Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />

de gauche, dont les acteurs sont<br />

inspirés par l’idée d’un «green<br />

deal» face à la crise: le désir de<br />

le pour un monde<br />

<br />

<br />

Écologie regroupe des partis politiques<br />

(les Verts, la Fédération<br />

régions et Peuples solidaires),<br />

des figures renommées du milieu<br />

associatif, comme José Bové<br />

(militant anti-OGM) ou Yannick<br />

Jadot (ancien directeur des campagnes<br />

de Greenpeace), ainsi<br />

és comme<br />

en france pour son engagement<br />

contre la corruption).<br />

2 L’exploit de cette coalition<br />

bariolée, composée d’écologistes,<br />

de régionalistes et d’altermondialistes,<br />

est d’avoir obtenu<br />

16,28 % des voix le 7 juin dernier.<br />

C’est le meilleur score jamais<br />

réalisé par un parti écologiste à<br />

le rassemblement europe Écologie<br />

doit poursuivre son travail<br />

pour «essayer de s’incruster dans<br />

le paysage politique», avec en<br />

ligne de mire les élections régionales<br />

de 2010. Toute la difficulté<br />

sera, d’ici là, de conserver intacte<br />

la dynamique du rassemblement.<br />

Pour Daniel Cohn-Bendit, «l’erreur»<br />

serait de «faire un nouveau<br />

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeexemplar<br />

S ERvicE PROf S<br />

Pages 7 et 12<br />

LE JOURn AL PARLÉ<br />

Pages 3, 6 et 7<br />

parti socialiste écologiste anticapitaliste»:<br />

une «UMP de gauche<br />

serait une mauvaise solution car<br />

l’uMP ne peut fonctionner que<br />

parce qu’il y a l’idéologie du chef»,<br />

dit-il.<br />

4 La secrétaire nationale des<br />

Verts, Cécile Duflot, s’est dite elle<br />

aussi «certaine qu’il y a une volonté<br />

collective pour que le rassemblement<br />

soit poursuivi». Le débat<br />

sur la suite qui sera donnée à la<br />

campagne devrait ainsi débuter<br />

le 4 juillet lors d’une fête baptisée<br />

Écologie Day. Il se poursuivra fin<br />

août lors des journées d’été des<br />

Verts à Nîmes et à l’automne lors<br />

d’une convention.<br />

5 selon Cohn-Bendit, le rassemblement<br />

devra néanmoins<br />

«maintenir son autonomie, car<br />

c’est la seule possibilité d’un partenariat<br />

décomplexé avec tous<br />

ceux qui veulent se battre contre<br />

Leserservice: Telefon +49(0)4 21 . 369 03-76 · www.sprachzeitungen.de


Frankreich Heute Politik<br />

Kabinettsumbildung<br />

Wieder ein Mitterrand im Elysée-Palast<br />

Mit der letzten Kabinettsumbildung landete Nicolas Sarkozy<br />

wieder einmal einen politischen Coup. Denn seither ist der<br />

Neffe des ehemaligen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand<br />

neuer Kulturminister in der derzeitigen konservativen<br />

Regierung. Wieder ein Mitterrand im Elysée-Palast, wenn auch<br />

nur bei den wöchentlichen Kabinettssitzungen. Der Höhepunkt<br />

einer beeindruckenden Karriere für einen außergewöhnlich<br />

begabten Politiker.<br />

Oft hält man Frédéric Mitterrand<br />

das vor, wofür er am wenigsten<br />

kann: seinen Namen.<br />

Ein Name, der ihm anhaftet wie Pech.<br />

Für seine Kritiker ist klar, dass allein er<br />

es ist, der Mitterrand die Türen öffnet.<br />

Mitterrands Verteidiger wiederum erzählen,<br />

dass sich der Politiker am liebsten<br />

mit dem Vornamen vorstellt, um<br />

sich nicht sofort erkennen geben zu<br />

müssen. Eine delikate Angelegenheit,<br />

wenn man der Neffe des ehemaligen<br />

Präsidenten der Französischen Republik<br />

ist, noch dazu eines so charismatischen<br />

wie François Mitterrand.<br />

Wenn Frédéric Mitterrand heute<br />

im Elysée-Palast aus- und eingeht,<br />

wird er sich gewiss an die Zeiten erinnern,<br />

als er hier noch seinen Onkel besuchte.<br />

Doch das ist lange her. Heute<br />

betritt er den Palast der Republik nicht<br />

mehr als Besucher. Heute ist er hier,<br />

um zu arbeiten – und steht unter dem<br />

Druck, sich als Frédéric Mitterrand<br />

einen Namen machen zu müssen.<br />

Dieser Mann ist kein typischer<br />

Politiker. Ist er überhaupt einer? So<br />

ganz klar ist das nicht. Frédéric Mitterrand<br />

war schon so ziemlich alles,<br />

was man im Kulturbetrieb werden<br />

kann. Filmkritiker, Kinobetreiber,<br />

Fernsehmoderator, Kolumnist, Chef<br />

eines Fernsehsenders und schließlich<br />

Direktor der französischen Akademie<br />

in Rom, der hoch angesehenen Villa<br />

Medicis. Eine Biographie, die doch<br />

ziemlich weit entfernt ist von den üblichen<br />

Karriereschritten im Lebenslauf<br />

eines französischen Berufspolitikers.<br />

Der neue Kulturminister gilt als<br />

höflich, warmherzig und charmant,<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


er ist für seine Lachsalven berühmt.<br />

Genauso wie für sein kurios betontes<br />

« Bonsoir! », das er Frankreich entgegenposaunte,<br />

wenn er seine Sendung<br />

« Etoiles et Toiles » eröffnete. Ein Beispiel<br />

unter vielen für seine Mischung<br />

aus umwerfender Höflichkeit und dem<br />

Willen, Konventionen umzustoßen<br />

und etablierte Normen zu brechen.<br />

Nie hat Frédéric Mitterrand die<br />

Dinge getan, wie andere sie tun.<br />

Hätte er den Lebensweg verfolgt, wie<br />

er ihm als Spross der französischen<br />

Großbourgeoisie vorgezeichnet war,<br />

hätte er sicherlich eine standesgemäße<br />

Ehe geschlossen und wäre heute ein<br />

etablierter hoher Staatsbeamter oder<br />

Unternehmenschef. Dabei sah alles<br />

danach aus, dass sein Leben genau so<br />

verlaufen würde. Er absolvierte mit<br />

Auszeichnung das Lycée Janson de<br />

Sailly, eines der renommiertesten<br />

Gymnasien der Hauptstadt, studierte<br />

dann Geschichte in Nanterre<br />

und schloss am prestigeträchtigen<br />

Institut des Sciences Politiques mit<br />

einem Diplom ab. Das weitere Leben<br />

schien vorgezeichnet.<br />

Aber Frédéric Mitterrand ging<br />

einen anderen Weg. Er wuchs zwar<br />

in einem Umfeld auf, das genauso<br />

konservativ war wie das damalige<br />

Frankreich, versteckte aber seine<br />

Homosexualität nicht, sondern<br />

bekannte sich offen zu ihr. Das<br />

erlaubte ihm, spielerisch mit seiner<br />

Sexualität umzugehen und seine<br />

Kritiker in ihren Widersprüchen zu<br />

diesem Thema bloßzustellen. Dadurch<br />

wurde Frédéric Mitterrand zu<br />

einem kultivierten und brillianten<br />

Dandy im besten Sinne des Wortes,<br />

der in der Pariser Gesellschaft ein<br />

gern gesehener Gast war.<br />

In den 1970er-Jahren wurde er<br />

auf ein kleines, verstecktes Kino<br />

im 14. Pariser Arrondissement aufmerksam,<br />

das Cinéma Olympic. Er<br />

übernahm die Leitung und machte<br />

daraus einen der wichtigsten<br />

Cineasten-Treffpunkte der Hauptstadt,<br />

in dessen angrenzendem<br />

Restaurant bald das Who’s who der<br />

7ème Art verkehrte. Dort wurden<br />

die wichtigen Gespräche geführt,<br />

dort wurden die entscheidenden<br />

Kontakte geknüpft. Der Erfolg des<br />

Olympic mündete in der Gründung<br />

einer ganzen Kinokette. Die wurde<br />

allerdings für Frédéric Mitterrand zu<br />

einer persönlichen Niederlage. Hoch<br />

verschuldet brauchte er Jahre, um sich<br />

von diesem Abenteuer wieder zu erholen.<br />

Es war aber auch die Zeit, in der<br />

er Kontakte zu wichtigen Förderern<br />

knüpfte, und in der er lernte, seinen<br />

Willen durchzusetzen, um tun zu<br />

können, was ihm gefällt.<br />

Es folgten die Jahre im Fernsehen.<br />

Mitterrand avancierte zu einem beliebten<br />

Moderator, dessen besonderes<br />

Markenzeichen das Interview wurde.<br />

Er verstand es, seinem Gegenüber eine<br />

Atmosphäre zu schaffen, in der sich<br />

die Intimität eines tieferen Gespräches<br />

entfalten konnte. Vor allem ließ er seinen<br />

Gästen Zeit, sich auszudrücken.<br />

Seine nächtliche Gesprächssendung<br />

« Du côté de chez Fred » (1988-1991)<br />

hatte damit großen Erfolg. Wieder<br />

machte Mitterrand die Dinge anders,<br />

als man es erwartete. Einmal erhielt<br />

er bei der jährlichen Verleihung der « 7<br />

d’Or de la Télévision », dem französischen<br />

Fernsehpreis, eine der begehrten<br />

Auszeichnungen. Er aber stellte den<br />

Preis auf den Boden der Bühne, griff<br />

das Mikrofon und sagte, er habe den<br />

Preis gerade dorthin gestellt, wo das<br />

öffentliche Fernsehen seiner Meinung<br />

nach angekommen sei: auf dem untersten<br />

Niveau. Im Publikum atemlose<br />

Stille. Doch später erkannten alle an,<br />

dass er der einzige gewesen war, der<br />

es gewagt hatte, öffentlich Kritik zu<br />

üben.<br />

Wenn auch Frédéric Mitterrand<br />

gerne provoziert und mit seiner<br />

Leichtigkeit und seinem häufigen<br />

Lachen lockerer wirkt als viele andere<br />

französische Politiker, so ist<br />

er doch gewiss kein oberflächlicher<br />

Mensch. Hinter dieser Person verbirgt<br />

sich ein sensibler Mensch. 2005<br />

veröffentlichte er die Biographie « La<br />

mauvaise vie » (dt. Das schlechte<br />

Leben), in der einem ein vom Leben<br />

enttäuschter Frédéric Mitterrand<br />

begegnet. Ein Mann, « … der sich<br />

über sein vergangenes Leben beugte.<br />

Ein schlechtes Leben, das ganz<br />

anders war, als seine noble Herkunft<br />

vermuten ließ. » Das vieldiskutierte<br />

Buch ist mutig und sehr persönlich.<br />

Mitterrand offenbart darin sein Liebesleben<br />

und die schwierige Suche<br />

nach erotischer Erfüllung. Die bewegenden<br />

Bekenntnisse berührten<br />

bei Erscheinen die ganze Nation.<br />

Heute nun wird Frédéric Mitterrand<br />

Kulturminister unter Nicolas<br />

Sarkozy. Die Leute, die immer dachten,<br />

er sei mehr als « Frédéric », werden<br />

sich wohl bestätigt fühlen. Mitterrand<br />

wird sich beweisen müssen und es ist<br />

zu erwarten, dass der impulsive Politiker<br />

die Herausforderung mit Freuden<br />

annimmt. Übrigens, während ganz<br />

Frankreich seinen berühmten Onkel<br />

« Tonton » (dt. Onkelchen) nannte, tat<br />

Frédéric Mitterrand das als Einziger<br />

nicht. Schon damals machte er die<br />

Dinge anders, als die anderen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 77


Frankreich Heute Städtepartnerschaft<br />

Licht und Kerzen<br />

Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum<br />

Wenn in diesem Jahr die Wende ihr<br />

20-jähriges Jubiläum feiert, wird das<br />

auch in Frankreich registriert und mit<br />

großem Interesse verfolgt. Einige<br />

Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

widmen sich diesem Thema. Etwas<br />

Besonderes entsteht aus diesem Anlass<br />

in Leipzig. Zum 20. Jahrestag der<br />

Montagsdemonstrationen schenkt die<br />

Stadt Lyon, mit der die Sachsenmetropole<br />

durch eine langjährige Partnerschaft<br />

verbunden ist, ihrer Schwesterstadt das<br />

berühmte Lichterfest. Oder zumindest<br />

fast. Ein Bericht über ein deutschfranzösisches<br />

Projekt mit Seltenheitswert.<br />

Die Ereignisse zwischen <strong>Oktober</strong> 1989 und März<br />

1990, die in Deutschland kurz als « Die Wende »<br />

bezeichnet werden, sind in Frankreich in ihrer Abfolge<br />

und ihren Einzelheiten kaum bekannt. Das Datum des<br />

9. Novembers 1989 als das Datum des Mauerfalls jedoch ist<br />

den Franzosen ein wichtiger Begriff und nicht selten wird<br />

man in Frankreich auf die chute de mur angesprochen. Auch<br />

interessieren sich die Franzosen sehr für das Leben in der<br />

DDR und im späteren vereinten Deutschland, wenn sie die<br />

Gelegenheit haben, mit einem Ostdeutschen zu sprechen.<br />

Das 20. Jubiläum der Wende ist deshalb selbstverständlich<br />

ein Datum, das auch in Frankreich einen prominenten Platz<br />

im politischen Kalender einnimmt.<br />

Für manche hat die institutionelle Zusammenarbeit<br />

zwischen Deutschen und Franzosen ein etwas angestaubtes<br />

Image. Doch das zu Unrecht. Ein Beleg dafür ist die aktive<br />

Städtepartnerschaft von Leipzig und Lyon. Sie gipfelt dieser<br />

Tage in einem Aufsehen erregenden Projekt. In Leipzig wird,<br />

und nicht zuletzt Dank eines sehr persönlichen und freundschaftlichen<br />

Verhältnisses der beiden Bürgermeister, den<br />

Ereignissen von vor 20 Jahren in einer Weise gedacht, die<br />

ob ihrer völkerverbindenden Idee überrascht. Lyon schenkt<br />

Leipzig sein Lichterfest. Das ist vielleicht etwas übertrieben<br />

formuliert. Aber es ist so: Lyon beteiligt sich rege an dem<br />

diesjährigen Lichtfest von Leipzig, das zum Gedenken an<br />

die Montags demonstrationen organisiert wird.<br />

Bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig (genauso wie<br />

bei den vielen Veranstaltungen in den Kirchen anderswo in der<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


DDR) bedienten sich die Menschen der Kerzen als Ausdruck<br />

ihres friedlichen Protestes. Die Bilder gehen noch heute unter<br />

die Haut: Unzählige Menschen gehen schweigend durch das<br />

nächtliche, dunkle Leipzig und tragen in den bloßen Händen<br />

Kerzen, deren Wachs ihnen auf die Haut tropft. Die flackernden<br />

Flammen werden so gut es geht mit der Hand vor dem<br />

Wind geschützt. Das Kerzenlicht symbolisiert, worum es den<br />

Menschen geht. Es steht für Offenheit und für eine freie Gesellschaft.<br />

Für eine Gesellschaft, die es nicht nötig hat, ihre<br />

Politik hinter verschlossenen Türen zu machen, in der Wahlen<br />

frei, offen und ehrlich abgehalten werden, und wo auch der<br />

Rede ihr freier Raum gewährt wird. Beim Betrachten dieser<br />

Bilder 20 Jahre danach, erscheint die Kerze – oder eben: das<br />

Licht – als das Symbol für die Wendezeit schlechthin.<br />

Die Leipziger erinnern deshalb seit zwei Jahren mit einer<br />

« Nacht der Kerzen » an die Wochen des Herbstes ’89.<br />

Besonders an jenen 9. <strong>Oktober</strong>, als eine riesige Demonstration<br />

durch Leipzig führte und die in Alarmbereitschaft<br />

versetzten bewaffneten Kräfte der DDR nur einen schicksalhaft<br />

kurzen Moment vom Schießen entfernt waren. Ein<br />

Moment, der vielleicht als der « Wende-Punkt » der friedlichen<br />

Revolution schlechthin gelten kann. Nicht umsonst<br />

bestehen die Leipziger darauf, dass dieser Tag der eigentliche<br />

Wende-Geburtstag sei. Am 9. <strong>Oktober</strong> nun folgen die<br />

Leipziger alljährlich der Route, die die Demonstranten damals<br />

gingen. Auch heute wieder mit der Kerze in der Hand,<br />

um zu mahnen, dass das Vergangene nicht vergessen wird,<br />

und dass die heutige Freiheit immer auch Pflege nötig hat.<br />

In Lyon, das für das alljährliche Lichterfest berühmt ist<br />

(Frankreich erleben berichtete bereits mehrfach über die Fête<br />

de la lumière), hat die Kerze ebenfalls eine große Bedeutung.<br />

Allerdings steht die Fête de la lumière in Lyon in einer<br />

ganz anderen Tradition. Sie ist eine große Touristenattraktion,<br />

die jährlich mehr als vier Millionen Menschen in die<br />

Stadt zieht. Ein echter Wirtschaftsfaktor. Hervorgegangen<br />

aus religiösen Motiven, spricht sie aber durchaus auf ein<br />

ähnliches Prinzip an wie die Leipziger Nacht der Kerzen:<br />

Mit der Fête de la lumière soll der Gemeinschaftsgeist beschworen<br />

werden. Insofern hat das Lyoner Lichterfest etwas<br />

Politisches. Wer sich an dem, was in der Stadt geschieht,<br />

beteiligt, wer sich engagiert und Interesse zeigt am Gegenüber,<br />

der lebt seine Bürgerschaft aktiv aus – und verhindert,<br />

dass das « Dunkle » Oberhand gewinnt.<br />

Oben und linke Seite: « Nacht der Kerzen » 2008<br />

auf dem Nikolaikirchhof in Leipzig.<br />

Wenn im Rahmen der Lyoner Beteiligung am Lichtfest<br />

Leipzig der Künstler Sébastian Lefèvre eine Licht-Installation<br />

konzipieren wird, dann greift er den Gedanken der<br />

Bürgerbeteiligung auf und wird die Mauern der evangelisch-lutherischen<br />

Kirche am Goerdelering anstrahlen lassen.<br />

Die Kirche liegt an der Strecke, die die Demonstranten<br />

am 9. <strong>Oktober</strong> 1989 nahmen. Vom Dach dieser Kirche aus<br />

wurden die heimlichen Filmaufnahmen gemacht, die heute<br />

in aller Welt bekannt sind.<br />

Die Idee der gemeinsamen Veranstaltung des Lichtfestes<br />

Leipzig zum Wendejubiläum kam den beiden Bürgermeistern.<br />

Burkhard Jung, seit 2006 Oberbürgermeister von<br />

Leipzig, stand mit seinem Amtskollegen Gérard Collomb<br />

auf dem Balkon des Rathauses von Lyon. Als sie über das<br />

illuminierte Lyon schauten, kam ihnen die Idee, dass ein solches<br />

Lichterfest auch nach Leipzig gehören könnte. Damals<br />

war noch nicht daran zu denken, welche Folgen diese Idee<br />

haben würde. Heute ist aus diesem ersten Gedanken ein riesiges<br />

Projekt geworden, wofür die Lyoner Leipzig ihr Knowhow<br />

zur Verfügung stellen. Der künstlerische Direktor der<br />

Fête de la lumière von Lyon, Jean François Zurawik, reist<br />

persönlich in die sächsische Metropole, um das Fest zu choreografieren.<br />

Doch damit nicht genug. Der Leipziger und der<br />

Lyoner Bürgermeister werden zur Eröffnung des Lichtfestes<br />

eine Bürgermeisterkonferenz einberufen, der französische<br />

Generalkonsul von Leipzig wird zum Jahreskongress des<br />

Deutsch-Französischen Jugendwerkes laden und der diesjährige<br />

Leipziger Opernball wird unter dem Motto « Lyon »<br />

stehen. Die Leipziger Feierlichkeiten zum Wendejubiläum<br />

werden so auch Feierlichkeiten der deutsch-französischen<br />

Freundschaft und damit eine Rückbesinnung auf die demokratische<br />

Tradition der beiden Messestädte.<br />

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Frankreich Heute Städtepartnerschaft<br />

Monsieur Collomb, waren Sie vor der<br />

Wende schon einmal in der DDR? Und<br />

Sie als Westdeutscher, Herr Jung, kannten<br />

Sie den Osten?<br />

Aus Anlass des Lichtfests Leipzig<br />

befragten wir die Bürgermeister von<br />

Lyon und Leipzig zu diesem Ereignis<br />

und erkundigten uns dabei auch nach<br />

ihren Erfahrungen aus der Wendezeit.<br />

Monsieur Collomb, Herr Jung, welche<br />

persönlichen Erinnerungen haben Sie an<br />

die Wende und an den Mauerfall?<br />

Collomb: Der Mauerfall war für<br />

mich ein hochbewegender Moment. Ich<br />

habe die Nachrichten verfolgt und die<br />

Fernsehbilder bewundert. Wie die Menschen<br />

sich gefreut haben, als sie in Berlin<br />

über die Mauer kletterten, das war sehr<br />

bewegend. Und irgendwann wusste ich<br />

dann: Du erlebst hier gerade einen der<br />

Schlüsselmomente der Geschichte. Es<br />

war mit den Händen greifbar, dass dieses<br />

Ereignis Europa und die Welt verändern<br />

würde. Die Vereinigung Deutschlands<br />

lag damals schon in der Luft.<br />

Jung: Ich weiß noch ganz genau,<br />

wie ich den Fernseher einschaltete<br />

und von den Bildern überrascht wurde.<br />

Als sich am 9. <strong>Oktober</strong> der riesige<br />

Demonstrationszug durch Leipzig<br />

schob und wir im Westen fürchteten,<br />

dass die Staatsmacht hart durchgreifen<br />

würde, da war die Erleichterung<br />

groß, als die Schüsse ausblieben. Als<br />

am 7.11. in Berlin 400.000 Menschen<br />

friedlich auf dem Alexanderplatz demonstrierten,<br />

da ahnte ich, dass hier<br />

etwas ganz Großes im Gange war.<br />

Und ab dem 9.11. verfolgte ich atemlos<br />

die Geschehnisse an der Mauer und<br />

war ständig mit Freunden in Berlin<br />

in Kontakt. Dass eine solch friedliche<br />

Revolution möglich war, begeisterte<br />

mich am meisten.<br />

Lyon gratuliert Leipzig mit seinem<br />

Beitrag zum Lichtfest – wie kamen Sie<br />

auf diese Idee?<br />

Jung: Ich weiß, es hört sich nach<br />

einer Phrase an, aber ich kann Ihnen<br />

versichern, dass es in diesem Fall keine<br />

ist: Die Idee entstand aus Freundschaft.<br />

Gérard und ich fühlen uns seit Jahren<br />

verbunden und das nicht nur, weil wir<br />

der gleichen politischen Strömung angehören.<br />

Es gab da diesen Moment bei<br />

der Eröffnung der Fête de la lumière in<br />

Lyon vor zwei Jahren, als ich eingeladen<br />

war, eine Rede zu halten. Da standen<br />

wir nebeneinander, betrachteten<br />

das Spektakel und irgendwie war uns<br />

beiden klar, dass es hier eine Verbindung<br />

zu Leipzig gibt. Dass Leipzig<br />

dieses Fest nun wirklich auf die Beine<br />

stellen kann, verdanken wir unseren<br />

Partnern aus Lyon. Alleine hätten wir<br />

das nie stemmen können.<br />

Collomb: Burkhard hat Recht, es ist<br />

eine echte Freundschaft. Und diese gibt<br />

noch einmal einen besonderen Schub<br />

und ermöglicht es, neue Projekte anzustoßen<br />

und umsetzen. Eben auch bei<br />

der Beteiligung von Lyon am Lichtfest<br />

Leipzig. Es lag auf der Hand, dass wir<br />

den Leipzigern mit unserer Erfahrung<br />

unter die Arme greifen würden. Denn<br />

die Ereignisse der friedlichen Revolution<br />

vom Herbst 1989 haben alle Franzosen<br />

sehr beeindruckt.<br />

Jung: Nein, ich bin wirklich erst<br />

Anfang der Neunziger in die ehemalige<br />

DDR gekommen – nach Leipzig. Seit<br />

dem lebe ich hier – und deshalb gefällt<br />

mir die Zuschreibung Westdeutscher<br />

gar nicht. Ich bin mittlerweile Leipziger.<br />

Und glauben Sie mir, wenn man<br />

Bürgermeister der « Wendestadt » ist,<br />

beschäftigt man sich sehr mit der Vergangenheit<br />

in der DDR.<br />

Collomb: Ich war tatsächlich Ende<br />

der 1970er-Jahre in West-Berlin und<br />

unternahm einen Abstecher in den<br />

Ostteil. Wo wir uns gerade anlässlich<br />

des Lichtfestes unterhalten: Es war<br />

frappierend zu sehen, wie hell und<br />

erleuchtet der Westteil war, und wie<br />

dunkel und grau das östliche Berlin<br />

wirkte. Man hatte das Gefühl der ständigen<br />

Überwachung. Und ich erinnere<br />

mich auch noch gut an die Mauer, die<br />

damals schon voller Graffiti war.<br />

Das 20-jährige Wendejubiläum wird<br />

von den Franzosen mit einer Reihe<br />

von weiteren Aus stellungen und<br />

Veranstaltungen bedacht:<br />

• Im Garten des Pariser Palais Royal<br />

wurden im Juni Exponate der Mauerkunst<br />

gezeigt. Die Wander ausstellung<br />

machte im Juli und August in Berlin<br />

Station und endet im November in<br />

Moskau.<br />

• Das Mémorial vom normannischen<br />

Caen zeigt vom 09.11.<strong>2009</strong> bis 31.12.<strong>2009</strong><br />

die Ausstellung « 1989 – <strong>2009</strong>: 20. Jahrestag<br />

des Mauerfalls ».<br />

• Vom Berliner Institut Français werden<br />

anlässlich des Mauerfall-Jubi läums den<br />

ganzen Herbst über Kunst aktionen in<br />

der deutschen Haupt stadt veranstaltet.<br />

Konzerte entlang des Mauerstreifens<br />

und Auftritte der Riesenmarionetten<br />

Royale de Luxe am Brandenburger Tor<br />

gehören dazu.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Links: Burkhard Jung, Bürgermeister<br />

von Leipzig. Rechts: Gérard Collomb,<br />

Bürgermeister von Lyon.<br />

Lichtfest Leipzig<br />

9. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> 18.00 – 24.00 Uhr<br />

Lichtinstallationen an 21 Stationen von Niko<br />

laikirchhof, Augustusplatz, Georgiring,<br />

Haupt bahnhof, Tröndlinring und Goerdelerring<br />

bis zur „Runden Ecke“.<br />

Der Mauerfall und die Wende sind<br />

nun bald 20 Jahre her. Was glauben Sie,<br />

bedeuten diese Ereignisse den jungen<br />

Leuten von heute?<br />

Jung: In meinen Gesprächen in<br />

Schulen und Universitäten spüre ich es<br />

immer wieder deutlich: Für die jungen<br />

Leute ist die Wende Geschichte, lange<br />

her. Und deshalb müssen wir uns anstrengen,<br />

dass die jungen Menschen<br />

begreifen lernen, dass diese Freiheit,<br />

in der sie heute aufwachsen, nicht<br />

selbstverständlich ist. Sie muss erhalten<br />

werden, durch Zivilcourage. Wir<br />

müssen ihnen diese Grunderfahrung<br />

der Wendezeit vermitteln: Nichts<br />

muss bleiben, wie es ist. Wir Älteren<br />

sind dafür verantwortlich, dass das<br />

nicht in Vergessenheit gerät. Ich war<br />

früher selbst Lehrer und weiß, dass<br />

man die jungen Leute begeistern kann.<br />

Deshalb ist uns ja auch die Bürgerbeteiligung<br />

so wichtig: Die Nacht der<br />

Kerzen bisher genauso wie das Lichtfest<br />

in diesem Jahr sind Mitmachfeste<br />

für alle Bürger!<br />

Collomb: Die Jugendlichen in<br />

Frankreich haben das große Glück in<br />

einer Welt aufzuwachsen, in der die<br />

Teilung Europas in Ost und West<br />

längst Geschichte ist. Ich finde es<br />

wichtig, dass sie in Gesprächen mit<br />

ihren Eltern und Großeltern aus persönlichen<br />

Eindrücken davon erfahren,<br />

was die Ost-West-Teilung bedeutete.<br />

Denn was mir so gefällt, ist die Art<br />

und Weise, wie die Jugendlichen sich<br />

heute auf dem Kontinent bewegen und<br />

wie sie auch mit jungen Deutschen<br />

Mitmach-Bau der Besucher am Schriftzug<br />

„Leipzig 1989“ aus brennenden Kerzen.<br />

Festkonzert in der Nikolaikirche unter<br />

Leitung von Nikolaikantor Jürgen Wolf.<br />

Kontakt pflegen. Das ist für sie etwas<br />

Selbstverständliches. Sie fühlen sich<br />

als Europäer. Und sie leben auch so.<br />

Lyon wird sich nicht nur am Lichtfest<br />

Leipzig beteiligen, sondern anlässlich des<br />

Wendejubiläums auch selbst Veranstaltungen<br />

durchführen. Was planen Sie in<br />

Lyon, Monsieur Collomb?<br />

Collomb: Wir werden zum Beispiel<br />

zum fünften Mal das Lyoner<br />

Freiheitsforum veranstalten. In diesem<br />

Jahr wird es unter dem Motto « Europa<br />

20 Jahre nach dem Mauerfall » stehen.<br />

Dazu laden wir viele Menschen aus<br />

Leipzig und aus Deutschland ein, die<br />

uns dazu einiges zu sagen haben. Außerdem<br />

wird das Centre d‘histoire de<br />

la Résistance et de la Déportation Lyon<br />

eine große Ausstellung zur Wendezeit<br />

veranstalten, die die Erfahrungen der<br />

Leipziger Bürger veranschaulichen<br />

wird. Dafür arbeiten wir eng mit diversen<br />

Leipziger Museen zusammen.<br />

Jung: Diese Ausstellung liegt Leipzig<br />

sehr am Herzen, denn wir wollen<br />

unserer Schwesterstadt zeigen, wie<br />

unsere Geschichte ist. Dafür gibt es<br />

einen ganzen Stab von Leuten, die mit<br />

den Vorbereitungen beschäftigt sind.<br />

Aber nicht zu vergessen ist eben auch<br />

die europäische Dimension – Leipzig<br />

und Lyon arbeiten mit Partnerstädten<br />

weltweit zusammen. Wir lernen gemeinsam<br />

aus der Geschichte, um gemeinsam<br />

die Zukunft zu bewältigen.<br />

Da gibt es sehr lebendige Beziehungen<br />

auch jenseits von Wende und Mauerfall,<br />

die aber erst durch diese ermöglicht<br />

wurden.<br />

Leipzig und Lyon verbinden viele<br />

Aktivitäten, wie man auch an den langfristigeren<br />

Projekten wie dem gemeinsamen<br />

Jugendorchester sieht. Was ist die<br />

Perspektive dieser Zusammenarbeit? Wo<br />

geht es hin?<br />

Collomb: Die Mauer stand für die<br />

Teilung und für das Eingesperrtsein.<br />

Solche Dinge haben wir heute nicht<br />

mehr zu bedauern. Aber ums Reisen<br />

geht es heute auch noch. Wir brauchen<br />

unbedingt eine Direktverbindung mit<br />

dem Flugzeug von Lyon nach Leipzig.<br />

Das ist mir ein Anliegen, für das ich<br />

sehr werbe, gemeinsam mit Burkhard<br />

Jung.<br />

Jung: Ich sehe die Zukunft der<br />

Freundschaft von Leipzig und Lyon<br />

im Verbund mit anderen Metropolen.<br />

Dort werden wir unsere Zukunft<br />

haben, dort werden wir gemeinsam<br />

unsere Stärken ausspielen können, bi-,<br />

tri- und multinational. Und übrigens,<br />

noch ein Wort zum Lichtfest: Leipzig<br />

führte als erste deutsche Stadt 1701<br />

die Straßenbeleuchtung ein. Solche<br />

lichtvollen Visionen wünsche ich mir<br />

für die Zukunft auch, gemeinsam mit<br />

unseren Partnerstädten.<br />

Monsieur Collomb, Herr Jung, wir<br />

bedanken uns für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 81


Kulturszene<br />

Pierre Guimard: Les beaux<br />

souvenirs ne meurent jamais<br />

CD von Jive<br />

CDs<br />

Nach seinem erfolgreichen Debutalbum « Stéphanie »,<br />

mit dem Pierre Guimard 2007 für den begehrten Preis<br />

Victoires de la musique nominiert war, legt der Sänger<br />

nun seine zweite Platte vor. Diese enthält mehr Folk-<br />

Elemente und gibt Mundharmonika und Klavier viel Raum. « Les<br />

beaux souvenirs ne meurent jamais » (dt. Die schönen Erinnerungen<br />

sterben nie) sind romantische Songs, die ohne Umschweife von<br />

Guimards Eindrücken, Begegnungen und Reisen erzählen.<br />

Cali: Le bruit de ma vie<br />

CD von Virgin<br />

Auf zwei triumphalen Tourneen absolvierte Cali mehr als 100 Auftritte und eroberte<br />

die Herzen der Franzosen. Musikalisches Herzstück der Tourneen war das mit zwei<br />

goldenen Schallplatten gekrönte Album « L’Espoir » (dt. Die Hoffnung). Nun präsentiert<br />

er seinen Fans auf einer Doppel-CD eine akustische Zusammenfassung der<br />

Live-Auftritte. Darauf auch einige bisher unveröffentlichte Versionen seines größten<br />

Erfolges aus « L’Espoir »: « 1000 cœurs debout » (dt. 1000 aufrechte Herzen).<br />

LOL<br />

Originaltitel: LOL • Frankreich 2008, 103 min • Ein Film von Lisa Azuelos<br />

mit Sophie Marceau, Christa Theret, Jérémy Kapone, Félix Moati u.a. •<br />

Kinostart: 27. August <strong>2009</strong>, im Verleih von Delphi<br />

Filme<br />

Wer früher für « La Boum – Die Fete » schwärmte, wird feststellen, dass sich<br />

in 20 Jahren nichts geändert hat. Noch immer werden romantische Komödien<br />

über die erste Liebe gedreht – und noch immer spielt Sophie Marceau die<br />

Hauptrolle. Heute gibt sie zwar die Mutter des pubertierenden Teenagers, sieht<br />

aber mindestens so umwerfend aus wie ihre Filmtochter Lola (Christa Theret).<br />

Diese schlägt sich mit ihrem untreuen Freund herum, mit den angeblich zu vielen<br />

Pfunden und natürlich mit ihrer viel zu uncoolen Mutter. Das ist Sommerkino vom Feinsten,<br />

in Frankreich im letzten Sommer ein Kassenknüller. Übrigens, LOL bedeutet in der Internetsprache<br />

herzliches und lautes Lachen. Man kann sich auf einiges gefasst machen.<br />

Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten<br />

Originaltitel: Chéri • Großbritannien/Deutschland/Frankreich <strong>2009</strong>, 93 min •<br />

Ein Film von Stephen Frears mit Michelle Pfeiffer, Rupert Friend, Kathy Bates u.a. •<br />

Kinostart: 27. August <strong>2009</strong>, im Verleih von Prokino<br />

Luxuskurtisane Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer) kann ihr Leben genießen, sie<br />

hat alles, wovon andere nur träumen. Doch als sie sich in den sehr viel jüngeren<br />

Chéri (Rupert Friend) verliebt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Diese Beziehung<br />

bleibt eine unmögliche Liebe. Als Chéri eine Geldheirat mit einer anderen Frau<br />

eingeht, bleibt Léa als gebrochene Frau zurück. Die Handlung ist streckenweise<br />

etwas zäh, aber Freunde des opulenten Ausstattungsfilms kommen in dieser Verfilmung<br />

zweier Colette-Romane aus der Belle Epoque ganz auf ihre Kosten.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Louis Begley:<br />

Der Fall Dreyfus<br />

Untersuchung, 247 Seiten,<br />

Suhrkamp<br />

Skandal im französischen<br />

Verteidigungsministerium im<br />

Jahre 1894. Bedeutende Militärgeheimnisse<br />

sind an die<br />

Deutschen verraten worden.<br />

Unter Verdacht gerät der Hauptmann Dreyfus,<br />

nur weil er Jude ist. Eine beispiellos rassistische<br />

Hetzjagd endet mit der Verurteilung Dreyfus’<br />

zu lebenslanger Verbannung. Erst nach heftigen<br />

Protesten, darunter Emile Zolas berühmt gewordener<br />

Artikel « J’accuse... » (dt. Ich klage an...),<br />

wird Dreyfus wieder rehabilitiert. Bestsellerautor<br />

Louis Begley (« Lügen in den Zeiten des Krieges<br />

») zeichnet den Fall akribisch und detailreich<br />

nach – und zeigt erstaunliche Parallelen zu heutigen<br />

Ereignissen auf.<br />

Bücher<br />

Christian Pernath:<br />

Ein Morgen wie<br />

jeder andere<br />

Kriminalroman, 217 Seiten, dtv<br />

Der Landtierarzt und Ex-Alkoholiker<br />

Bélouard ist einsam und unglücklich.<br />

Eines schönen Junitages findet er eine<br />

verletzte Frau, kümmert sich um sie und verliebt sich in sie.<br />

Glück scheint plötzlich wieder möglich zu sein. Aber könnte<br />

sie etwas mit dem grausamen Mord zu tun haben, der in der<br />

Nähe geschah? Und wenn, will er es überhaupt wissen? Dieser<br />

psychologisch fein gestaltete Roman erzählt in sanftem,<br />

melancholischem Ton von Hass und Gewalt, ohne dabei das<br />

Menschliche aus den Augen zu verlieren. Spannend und berührend.<br />

Vincent Delecroix: Der Schuh auf dem Dach<br />

Roman, 217 Seiten, Ullstein<br />

Ein Schuh auf einem Dach regt die Bewohner eines Pariser Mietshauses an, sich jeweils<br />

ganz eigene Gedanken über ihr Leben zu machen. Manche dieser Reflektionen<br />

gehen sehr ans Herz, andere sind hintersinnige Nahrung für den Geist, wiederum andere<br />

foppen den Leser mit den Irrealitäten des Lebens. Mädchen sprechen mit Engeln,<br />

Hunde fürchten sich vor ihrem Herrchen, ein Intellektueller versucht mit bzw. trotz<br />

philosophischer Werke die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Das Buch stand in Frankreich<br />

monatelang auf den Bestsellerlisten. Zu recht.<br />

DVD<br />

Opéra national de Paris:<br />

La Dame aux camélias<br />

Frankreich <strong>2009</strong>, 190 min, DVD von Opus Arte<br />

Eine der erfolgreichsten Produktionen des Balletts der Pariser Oper<br />

erscheint nun auf DVD: Die « Kameliendame » vom Großmeister der<br />

Ballettchoreographen John Neumeier. Eine Edelkurtisane, die mit dem<br />

Mann, den sie liebt, aus Standesdünkel nicht zusammenleben darf, stirbt<br />

am Ende an Schwindsucht. Der Stoff inspirierte Verdi zu seiner Oper « La<br />

Traviata ». Neumeier dagegen inszenierte nach der Musik von Frédéric<br />

Chopin und schuf ein feinsinniges und anrührendes Handlungsballett,<br />

dessen filmische Umsetzung mehr ist, als eine bloße Aufzeichnung. Im<br />

Mittelpunkt das grandiose Ballett-Ensemble der Opéra national de Paris.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 83


Art de vivre Rum<br />

HocH prozentiges aus Übersee<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Zuckerrohrschnaps. Was für ein profaner Begriff für<br />

ein Getränk, das in uns Bilder von karibischer Sonne,<br />

Palmenküsten und relaxtem Lebensstil hervorruft.<br />

Guildive (vom englischen Kill-devil), Tafia oder Arack sind<br />

Bezeichnungen, die früher für das feurige Getränk gebräuchlich<br />

waren. Heute sprechen wir schlicht von: Rum.<br />

Der Legende nach soll ein Sklave zufällig darauf gestoßen<br />

sein, dass aus vergärtem Zuckerrohrsaft Alkohol<br />

gewonnen werden kann. Er hatte einen Becher Zuckerrohrsaft<br />

in der Sonne stehen lassen und wurde vom Alkohol<br />

überrascht, der sich gebildet hatte. Die<br />

Geschichte könnte durchaus stimmen,<br />

war der Rum doch lange der Alkohol<br />

der Sklaven auf den karibischen Inseln,<br />

die mit seiner betäubenden Wirkung<br />

ihre Lebensbedingungen zu verdrängen<br />

suchten.<br />

Häufig wird der Rum mit Kuba<br />

oder Mexiko in Verbindung gebracht.<br />

Dass Rum auch eine französische<br />

Spezialität ist, weiß man außerhalb<br />

Frankreichs kaum. Es ist der Rum von<br />

den Überseedepartements der karibischen<br />

Antillen und dem im westindischen<br />

Ozean gelegenen Departement<br />

La Réunion. Die Rumproduktion ist<br />

in den DOM (Départements d’Outre-<br />

Mer, dt. Überseedepartements) ein<br />

enormer Wirtschaftsfaktor, denn für<br />

viele Franzosen ist der wahre Rum<br />

natürlich der französische. Dabei geht<br />

die Rumproduktion der karibischen<br />

« Blumeninsel » Martinique zu 65 Prozent<br />

in den lokalen Konsum, während von dem Rum, der<br />

auf La Réunion produziert wird, der überwiegende Teil in<br />

den Export gelangt.<br />

Auf Martinique wird Rum im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Sorten nicht aus Zuckerrohrmaische hergestellt,<br />

sondern aus reinem Zuckerrohrsaft. Es ist der so<br />

genannte rhum agricole, der auf Martinique so sehr zum<br />

Alltag gehört, dass man ihn wohl als ein soziales Getränk<br />

bezeichnen muss. Kein Fest ohne Rum, kein Tanz ohne<br />

Rum, keine Beerdigung ohne Rum. Für jede Phase des Tages<br />

gibt es eine eigene Spezialität und wenn man möchte<br />

– und es verträgt –, kann man den ganzen Tag nur rumhaltige<br />

Getränke zu sich nehmen. Reinen Rum, Rum gemischt<br />

mit Wasser, Rum als Cocktail oder Rum als fruchthaltiger<br />

punch. Der Zuckerrohrschnaps gilt aber auch als Medizin<br />

und wird nicht nur zur Wunddesinfektion eingesetzt, sondern<br />

auch zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden<br />

und Kopfschmerzen und selbst zur Bekämpfung von Potenzproblemen.<br />

Die Rumproduktion auf La Réunion ist ebenfalls ein<br />

enormer Wirtschaftszweig, belegt der Rum doch Platz zwei<br />

der Ausfuhren von der Insel. Spezialitäten des Rums aus La<br />

Réunion sind der Versatz mit Kräutern, Rinden und Früchten.<br />

Das gibt dem Réunion-Rum seinen eigenen Geschmack,<br />

der sich von dem des Martinique-Rums deutlich unterscheidet.<br />

Letzterer reift vor allem in alten Bordeaux-Fässern und<br />

wird dadurch mit unverwechselbaren Aromen angereichert.<br />

Auf La Réunion produziert man allerdings noch ein erstaunliches<br />

Nebenprodukt aus Rum – und zwar Strom. Ein Sechstel<br />

des Strombedarfs der Insel wird aus den Abbauprodukten<br />

der Rumproduktion gewonnen. Dabei wird die Restmaische<br />

verfeuert, was pro Jahr das Verbrennen von 120.000 Tonnen<br />

Schweröl ersetzt. Ein Segen für die Umwelt.<br />

Unterscheidet man zwischen den<br />

beiden Produktionsweisen des rhum<br />

agricole und des rhum traditionnel<br />

(der etwa 90 Prozent der weltweiten<br />

Produktion ausmacht), so gibt es<br />

zusätzlich auch streng überwachte<br />

Qualitätsstufen der Rumsorten. Für<br />

den rhum agricole aus Martinique gibt<br />

es eine eigene AOC, die französische<br />

kontrollierte Herkunftsbezeichnung.<br />

Dabei wird genau unterschieden, wie<br />

lange der Rum gereift ist und ob er<br />

in einem Edelstahltank oder in einem<br />

Eichenfass gelagert wurde. Bei<br />

den Rumsorten, die länger als sechs<br />

Jahre gelagert wurden (meist in alten<br />

Bordeaux-Fässern), übersteigen die<br />

Flaschenpreise schnell einmal die 100<br />

Euro. Es ist der rhum hors d’âge. Der<br />

rhum blanc (dt. weißer Rum) braucht<br />

dagegen nur drei Monaten im Edelstahlfass<br />

gelagert werden. Der Rum<br />

von La Réunion wird zu großem Teil<br />

als Verschnitt in die ganze Welt verkauft. In Deutschland<br />

und Österreich stammt etwa die Hälfte des verarbeiteten<br />

Rums von La Réunion.<br />

So vielfältig die Gelegenheiten und Rezepte für den<br />

Zuckerrohralkohol sind, so vielfältig sind die Legenden, die<br />

sich um ihn ranken. Einst das Getränk der Sklaven, wurde<br />

er später zum Markenzeichen der Piraten in der Karibik.<br />

Was sich nach Abenteuerromantik anhören mag, hatte vor<br />

etwa 300 Jahren einen ernsten Hintergrund. Denn mit<br />

Rum machten die Freibeuter die Seeleute der Handelsschiffe<br />

betrunken, die vor den Karibikhäfen vor Anker lagen.<br />

So sehr betrunken, dass die Matrosen die Abfahrt ihrer<br />

Schiffe versäumten. Vor die Wahl gestellt, auf den Inseln zu<br />

versauern, oder sich von den Piraten rekrutieren zu lassen,<br />

schlugen sich die meisten auf die Seite der Banditen. Der<br />

perfide Trick wurde aber auch manch einem Piraten zum<br />

Verhängnis. Der Bande um den Seeräuber John Rackam<br />

kam die englische Marine 1720 auf die Schliche, weil die<br />

Piraten sich so sehr am Rum eines erbeuteten Schiffs gütlich<br />

taten, dass sie zu betrunken waren, um sich gegen die<br />

Verfolger zu verteidigen. Heute genießen wir den Rum zum<br />

Glück etwas gesitteter, mit dem Kuchen Baba au rhum zum<br />

Beispiel.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 85


Art de vivre Chantals Rezept<br />

uns zu Hause war es stets mein Vater, der einen<br />

«Bei<br />

Rum-Savarin zubereitete, meist ganz früh am Morgen,<br />

damit er von niemandem gestört wurde. Dann neckte<br />

er uns damit, dass dieser Kuchen wegen des Alkohols<br />

angeblich nichts für Kinder sei. Aber natürlich durften<br />

wir naschen. Wir Kinder sind inzwischen groß geworden,<br />

aber dieser traditionelle französische Kuchen<br />

hat von seinem Reiz nichts verloren. Bon appétit.»<br />

Baba<br />

au rhum<br />

Für 6 Personen • Zubereitungszeit: 30 min<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Zutaten<br />

160 g Mehl<br />

4 Eier<br />

70 g Butter<br />

200 g Zucker<br />

4 EL Milch<br />

125 g Korinthen<br />

30 g Trockenhefe<br />

Für die Glasur:<br />

500 ml Wasser<br />

250 g Zucker<br />

20 ml Rum<br />

Zubereitung<br />

• Die Korinthen in lauwarmem Wasser<br />

einweichen. Die Eier trennen. Eine<br />

Ringkuchenform ausbuttern und den<br />

Backofen auf 210 Grad vorheizen.<br />

• Das Eigelb und den Zucker schaumig<br />

schlagen. Die Milch hinzu gießen, das<br />

Mehl mit der Hefe darüber stäuben und<br />

die aufgeweichte Butter dazugeben.<br />

Die Korinthen abtropfen lassen und<br />

hinzufügen.<br />

• Das Eiweiß fest schlagen und unter die<br />

Masse heben.<br />

• Den Teig in die Kuchenform geben und<br />

20 Minuten backen lassen.<br />

• Währenddessen in einem Topf das<br />

Wasser erhitzen, den Zucker hinzufügen<br />

und 10 Minuten sprudelnd kochen<br />

lassen.<br />

• Das Zuckerwasser vom Herd nehmen<br />

und den Kochvorgang beenden. Den<br />

Rum dazugießen. Den entstandenen<br />

Sirup kurz ruhen lassen.<br />

• Noch während der Savarin in der<br />

Form ist, den Sirup vollständig darüber<br />

gießen. Anschließend den Kuchen<br />

aus der Form nehmen und abwarten,<br />

bis er abgekühlt ist und den Sirup<br />

aufgesogen hat.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 87


Art de Vivre Gastronomie<br />

Fastfood<br />

erobert Frankreich<br />

Widersprüchliches geschieht bei den Franzosen:<br />

Während das Land weltweit den Ruf genießt,<br />

eine kulinarische Hochkultur zu sein, finden<br />

doch immer mehr industrielle Fertigprodukte<br />

Eingang in den französischen Alltag.<br />

Die Folge: Man isst weniger gut, das Wissen<br />

um das kulturelle Erbe geht ein bisschen verloren<br />

und die Leute werden dicker. Manche<br />

schlagen schon Alarm und warnen, dass die<br />

französische Haute-Cuisine bald der Vergangenheit<br />

angehören könnte.<br />

Man könnte es für ein unbedeutendes Detail halten,<br />

und doch sagt es einiges aus: In den französischen<br />

McDonalds-Restaurants werden seit einiger Zeit<br />

neuartige Automaten aufgestellt. Mit ihnen können die<br />

Kunden ihre Bestellung direkt aufgeben und bezahlen. Ein<br />

Verkäufer wird dann nicht mehr gebraucht. Die US-amerikanische<br />

Fastfoodkette tut das nicht aus purem Vergnügen.<br />

Die Automaten werden aufgestellt, weil der Ruf als Schnell-<br />

Restaurant angesichts der langen Schlangen vor den Bestelltresen<br />

auf dem Spiel steht. Die Verkaufszahlen von McDonalds<br />

Frankreich steigen seit Jahren. Im Jahr 2008 um 12,2<br />

Prozent. Auch in diesem Jahr wird ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum erwartet. Über 1.200 McDonalds-Restaurants<br />

gibt es bereits in Frankreich und ein Blick in eine Mc-<br />

Donalds-Filiale zur Mittagszeit beweist, dass mehr und<br />

mehr Franzosen die Angebote der Fastfoodkette zu schätzen<br />

wissen.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Die Wirtschaftskrise muss ja für so einiges herhalten, in<br />

diesem Fall kann man sich aber nicht auf sie berufen. Oft<br />

macht es keinen Unterscheid, einen Hamburger mit den<br />

unvermeidlichen Pommes Frites und einem Kaltgetränk in<br />

einem Fastfood-Lokal zu bestellen, oder in einem Bistro<br />

das traditionelle Mittagsgericht, den Plat du Jour, zu ordern.<br />

Preislich läuft das ungefähr auf dasselbe hinaus. Es ist wohl<br />

eher zu konstatieren, dass die Franzosen an der Fastfood-<br />

Gastronomie schlichtweg Gefallen gefunden haben.<br />

Muss man sich darüber aufregen? Es ist ja schließlich<br />

keine Schande, wenn sich die Essgewohnheiten ändern.<br />

Das ist ein Prozess, der in allen industrialisierten Ländern<br />

zu beobachten ist. Unser Leben ändert sich eben. Wir verbringen<br />

weniger Zeit in der Küche. Bloß was wird dabei<br />

aus dem Bild Frankreichs als das Land der « guten Küche »?<br />

Wenn selbst die Franzosen sich dem Fastfood verschreiben,<br />

laufen sie da nicht Gefahr, allmählich den Sinn für das gute<br />

Essen zu verlieren?<br />

Es ist noch nicht lange her, da machte Nicolas Sarkozy<br />

den Vorschlag, die französische Kochkunst in das Weltkulturerbe<br />

der Menschheit aufzunehmen. Man war schnell<br />

versucht auf diesen Vorstoß zu antworten, dass dann ja<br />

alle Länder ihre Esskultur schützen lassen könnten. Gutes<br />

Essen ist nun wahrlich kein Merkmal nur von Frankreich.<br />

Doch allein die Idee zeigt schon, dass die Franzosen mit<br />

der Entwicklung ihrer Esskultur ein wirkliches Problem<br />

haben.<br />

Sie haben dafür sogar ein Wort erfunden. Das hat zwar<br />

noch nicht Eingang in die offiziellen Lexika gefunden, aber<br />

alle benutzen es: malbouffe. Es entsteht aus dem Zusammenziehen<br />

der Begriffe mal (dt. schlecht) und bouffe (dt. ugs.<br />

Essen). Mit ihm wird all das benannt, was in den Augen<br />

mancher schlechte Nahrungsmittel sind. Die Dinge, die<br />

nichts mit Vergnügen oder einer besonderen Qualität zu tun<br />

haben, sondern dem simplen Akt der Nahrungsaufnahme<br />

dienen. Malbouffe, das ist Fastfood genauso wie industrielle<br />

Fertigprodukte und Tiefkühlkost. Eben alles, was man essen,<br />

aber eben nicht genießen kann.<br />

Im Sommer, wenn die Leute sich um ihre Figur für<br />

ihren Strandurlaub sorgen, thematisieren die Zeitschriften<br />

regelmäßig den malbouffe. Sonderartikel beschäftigen sich<br />

mit dem Zuwachs der Übergewichtigen in Frankreich und<br />

die Boulevardblätter fragen in alarmierendem Ton, ob die<br />

Franzosen bald aussähen wie die US-Amerikaner. Man beklagt<br />

den malbouffe zwar, aber hält ihn irgendwie auch für<br />

nötig. Zu wenig Zeit zum Kochen, zu teure frische Lebensmittel,<br />

die Sprösslinge zu McDonalds-begeistert – die Liste<br />

der Begründungen ist lang.<br />

Ist die französische Küche also in Gefahr und müssen<br />

wir dem Boeuf Bourguignon und dem Magret de Canard<br />

langsam Adieu sagen? Ist bald Schluss mit den klassischen<br />

Menüs aus Vorspeise, Hauptspeise, Käse und Dessert?<br />

Manche glauben das und beginnen sich zusammenzuschließen.<br />

Eine Organisation, die als erste auf dieses Thema<br />

aufmerksam machte, ist Slowfood. 1989 in Paris gegründet,<br />

ist sie heute eine internationale Organisation mit Sitz im<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 89


Art de Vivre Gastronomie<br />

italienischen Bra und kämpft gegen « die negativen Auswirkungen<br />

des Fastfood und die Vereinheitlichung des<br />

Geschmacks ». Sie fördert im Gegenzug das Wissen um<br />

gutes Essen und die Entwicklung eines öffentlichen Bewusstseins<br />

über die eigene kulinarische<br />

Tradition. Mittlerweile erfreut<br />

sich Slowfood in Frankreich eines<br />

immer größeren Zulaufs. Slowfood<br />

ruft zum Beispiel die Politiker dazu<br />

auf, in den Schulmensen bevorzugt<br />

regionale Produkte einsetzen zu<br />

lassen, um die Kinder zu einem guten<br />

Geschmack zu erziehen.<br />

Auch die Parlamentarier befassen<br />

sich mit dem Thema und verfassten<br />

kürzlich einen Bericht, mit<br />

dem sie die Übergewichtigkeit bekämpfen<br />

wollen. Sie fordern dafür<br />

eine Besteuerung der Lebensmittel<br />

entsprechend ihres Nährwertes.<br />

Ein Art Bonus-Malus-System also.<br />

Nach diesem Vorschlag würden<br />

Produkte wie Snacks und Fastfood<br />

Cozna Vera<br />

7, avenue de Chavoires<br />

74940 Annecy-le-Vieux<br />

Telefon: +33 (0)4 50 63 41 65<br />

www.coznavera.eu<br />

Miyou<br />

Terminal 2E<br />

mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19,6 Prozent<br />

belegt, anstatt mit dem reduzierten Steuersatz von 5,5<br />

Prozent, der derzeit gilt. Produkte, die keiner industriellen<br />

Verwertung unterzogen werden, wie etwa frisches Obst und<br />

Gemüse, sollen nur mit 2,2 Prozent anstatt der jetzigen 5,5<br />

Prozent besteuert werden. Aber die parlamentarische Initiative<br />

geht noch weiter. Sie schlägt vor, an Schulen und in<br />

Unternehmen kostenlos frisches Saisonobst und -gemüse zu<br />

verteilen und es Obst- und Gemüsehändlern einfacher zu<br />

machen, auf öffentlichem Grund Verkaufsflächen zu errichten.<br />

Diese letzten Vorschläge werden derzeit noch diskutiert,<br />

während die Idee der Steuerreduzierung schon wieder<br />

verworfen wurde. « Der Vorstoß war interessant, aber wir<br />

befinden uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase,<br />

in der die Besteuerung von Lebensmitteln bedeuten würde,<br />

die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr zu belasten »,<br />

argumentiert die französische Gesundheitsministerin Roselyne<br />

Bachelot.<br />

Erstaunlicherweise ist es der Fastfood-Bereich selbst, auf<br />

dem mittlerweile zur Attacke gegen den malbouffe geblasen<br />

wird. Die bekanntesten französischen Köche wollen das<br />

Fastfood neu erfinden, nicht mehr und nicht weniger! Da<br />

die Franzosen Fastfood wollen, sollen sie es kriegen. Aber<br />

anders als vorher. Das hat jedenfalls Thierry Marx vor. Der<br />

mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch gilt als<br />

einer der besten des Landes und wurde von Gault et Millau<br />

2006 zum Koch des Jahres gewählt. Er will 2010 unter dem<br />

Namen « Easy Marx » sein erstes Fastfood-Restaurant eröffnen.<br />

Wieso? « Weil die Imbissküche mich fasziniert », sagt er<br />

sofort. In seinem Restaurant im 18. Pariser Arrondissement<br />

will er anstatt traditionellem Fastfood schnelle Gerichte<br />

der traditionellen Küche anbieten, die aber nicht mehr als<br />

sechs oder sieben Euro kosten sollen. In Annecy-le-Vieux<br />

Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle<br />

Café Be<br />

Printemps de la Maison<br />

64, boulevard Haussmann<br />

75009 Paris<br />

im Haute-Savoie folgt bereits Marc Veyrat, ein anderer<br />

landesweit bekannter Koch, einem neuen Fastfoodkonzept.<br />

In seinem Lokal « Cozna vera » will er den malbouffe besiegen,<br />

indem er einen Kampf für das « Bio » führt. In seinem<br />

Laden soll der Kunde keine Minute<br />

auf sein Essen warten müssen und<br />

dennoch hohe Qualität erhalten.<br />

Veyrat hat eigens neue Rezepte für<br />

sein Fastfood-Lokal kreiert und<br />

bietet die Gerichte ab 5,60 Euro<br />

an.<br />

Dieses Fastfood à la française<br />

findet man inzwischen immer häufiger<br />

und auch an Orten, wo man<br />

es gar nicht vermuten würde. Zum<br />

Beispiel am Terminal 2E des Flughafens<br />

Roissy-Charle-de-Gaulle,<br />

wo Guy Martin, Chefkoch des Pariser<br />

Gastrotempels « Le Grand Véfour<br />

», einen Imbiss mit dem Namen<br />

« Miyou » eröffnete. Gleich beim<br />

Betreten wird dem Kunden klar:<br />

Hier befindet er sich in einem Luxussandwichladen.<br />

Beim Warten auf seinen Anschlussflug<br />

kann der Kunde ein Baguette mit Gänseleberpastete, Mangoconfit<br />

und gebeiztem Gemüse bestellen. Das ist schon etwas<br />

anderes als das übliche Käse-Schinken-Sandwich. Für<br />

Guy Martin handelt es sich bei seinem Konzept um einen<br />

Zugewinn an Charakter und Authentizität. « Miyou » will<br />

Hunger und Genuss zusammenzubringen. Dass der Spitzenkoch<br />

sein Fastfoodkonzept ausgerechnet am Flughafen<br />

präsentiert, kommt nicht von ungefähr. Er ist es nämlich,<br />

der die warmen Mahlzeiten für die Erste Klasse der Air<br />

France kreiert.<br />

Auch in der dritten Etage des berühmten Pariser Kaufhauses<br />

« Le Printemps de la Maison » gibt es seit neuestem<br />

Fastfood. Chefkoch Alain Ducasse hat hier ein Lokal eröffnet,<br />

wo man sich mit hochwertigem Fastfood eindecken und<br />

dabei schnell die besten Gerichte der französischen Küche<br />

kosten kann. Die Preise beginnen schon bei 4,20 Euro.<br />

Die Franzosen waren ja wirklich gut darin, aller Welt<br />

ihr Wasser als das beste überhaupt zu verkaufen. Die Marken<br />

Evian und Vittel beweisen das. Jetzt sind sie vielleicht<br />

dabei, das Fastfood à la française zu entwickeln. Schauen<br />

wir mal, ob diese Version de luxe sie als Sieger gegen den<br />

malbouffe hervorgehen lässt.<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich praktisch<br />

Tanken gibt<br />

In Frankreich unterscheiden sich die<br />

Tankstellen nicht grundlegend von denen<br />

im deutschsprachigen Raum. Dennoch<br />

es ein paar Besonderheiten.<br />

Wo tankt man?<br />

Wie tankt man?<br />

Früher tankten die Franzosen vor allem<br />

bei kleinen freien Tankstellen, die man<br />

in jedem noch so winzigen Dorf fand.<br />

Aber so wie die Tante-Emma-Läden<br />

nicht überlebt haben, sind auch diese<br />

Tankstellen vielerorts verschwunden.<br />

Allgemein hat sich die Zahl der Stationen in Frankreich in den letzten 20<br />

Jahren von 40.000 auf 13.000 verringert. Der Markt wird heute von einigen<br />

großen Mineralölkonzernen beherrscht, insbesondere Total, Esso, BP und<br />

Shell. Außerdem mischen die großen Supermarktketten wie Leclerc, Carrefour<br />

oder Auchan in diesem Geschäft kräftig mit. Ihre Tankstellen kann<br />

man selbst an Autobahnen finden. Die kleinen freien Stationen sind dagegen<br />

in der Minderheit. Es existieren nur noch rund 1.500 im ganzen Land.<br />

Worin liegt der Unterschied<br />

zwischen den Tankstellen?<br />

Der wichtigste Unter schied liegt im<br />

Preis. Im Gegensatz zum deutschsprachigen<br />

Raum sind die Preisdifferenzen<br />

in Frankreich sehr viel stärker ausgeprägt<br />

und können leicht zehn Cent pro Liter ausmachen.<br />

Wer besonders günstig tanken will, sollte die Stationen der<br />

Supermarktketten aufsuchen. Dafür ist der Service dort auf<br />

ein Minimum beschränkt. Selbst simple Anliegen wie das<br />

Auffüllen des Spritzwassers sind oft nicht zu erfüllen. Teurer,<br />

dafür aber auch serviceorientierter sind die Stationen der<br />

großen Mineralölkonzerne. Am teuersten sind schließlich<br />

die kleinen freien Tankstellen. Dafür können sie meist bei<br />

kleinen technischen Problemen weiterhelfen, insbesondere<br />

wenn – wie oft üblich – eine Werkstatt angeschlossen ist.<br />

Preisvergleiche im Internet: www.zagaz.com.<br />

Die Stationen sind in<br />

aller Regel Selbstbedienungstankstellen.<br />

Nicht selten gibt es<br />

automatische Zapfsäulen,<br />

an denen man<br />

direkt mit Kreditoder<br />

Tankkarte bezahlt.<br />

Aber Achtung: Diese Automaten<br />

akzeptieren meist keine ausländischen<br />

Kreditkarten, selbst wenn diese mit<br />

einem Chip ausgestattet sind. Eine<br />

weitere Besonderheit ist, dass sich die<br />

Zapfpistolen beim Betankungsvorgang<br />

nicht einrasten lassen.<br />

Welche Kraftstoffarten<br />

gibt es?<br />

Bleifreies Benzin und Diesel<br />

sind überall erhältlich. Allerdings<br />

gibt es kein Normalbenzin<br />

in Frankreich. Das Benzin<br />

mit der niedrigsten Oktanzahl<br />

entspricht Superbenzin. Die<br />

verschiedenen Sorten werden<br />

aber meist mit ihrer Oktanzahl<br />

angegeben, was die Orientierung<br />

erleichtert. Autogas ist<br />

dagegen sehr viel schwieriger zu finden. Man ist gut<br />

beraten, sich vorher im Internet (www.cfbp.fr) über<br />

Tankstellen mit diesem Angebot zu informieren.<br />

Ist der Kraftstoff der Supermarkt tankstellen<br />

qualitativ genauso gut?<br />

Grundsätzlich kann man heute davon ausgehen, auch wenn dieses Thema<br />

vor ein paar Jahren eine große Polemik in Frankreich auslöste. Den<br />

Billigtankstellen der Supermärkte wurde vorgeworfen, dass sie ihre Vorratstanks<br />

seltener reinigen, was zu Motorproblemen führen kann. Die<br />

Ketten versprachen Abhilfe und sichern heute zu, dass ihre Kraftstoffe<br />

den gleichen Qualitätsstandard aufweisen wie die der großen Mineralölkonzerne.<br />

Gibt es Besonderheiten<br />

beim Bezahlen?<br />

Nachts kann es notwendig sein, insbesondere<br />

an manchen Autobahnstationen,<br />

aber auch in Städten wie Nizza,<br />

sich vor dem Tanken an der Kasse<br />

zu melden und seine Kreditkarte bzw.<br />

Geld vorzulegen, bevor sich die Zapfsäule<br />

bedienen lässt.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Arte-Programm<br />

Montag bis Freitag, ab 07.09.<strong>2009</strong>, 20.15 Uhr<br />

Die schönsten Küsten<br />

Frankreichs<br />

10-teilige Dokumentationsreihe<br />

Nur wenige Länder in Europa haben so viele<br />

Küsten wie Frankreich: Am Ärmelkanal, am Atlantik<br />

und am Mittelmeer verfügt das Land über Küsten<br />

mit einer Gesamtlänge von 5.500 Kilometern:<br />

eine außergewöhnliche Vielfalt von Klimazonen,<br />

Landschaften, Traditionen, Gewerbe sowie Freizeitmöglichkeiten.<br />

Eine Einladung zur Entdeckung<br />

der französischen Küsten jenseits klischeehafter<br />

Postkartenidylle und betoniertem Strand.<br />

Sonntag, 13.09.<strong>2009</strong>, <strong>23</strong>.15 Uhr<br />

Baukunst:<br />

Die Schokoladenfabrik<br />

Menier<br />

Dokumentation<br />

Ein Bauwerk, ein berühmter Architekt sowie<br />

viele Pläne und 3D-Animationen – das sind die<br />

Fundamente der ARTE-Architekturreihe « Baukunst<br />

». Dieses Mal wird die Schokoladenfabrik<br />

Menier vorgestellt. Sie steht in Noisiel, unweit<br />

von Paris, und wurde zwischen 1872 und 1906<br />

von drei Architekten auf dem Gelände einer alten<br />

Mühle an der Marne erbaut. Der Bau aus Ziegel<br />

und Eisen galt lange als einer der innovativsten<br />

Industriebauten seiner Zeit.<br />

Mittwoch, 07.10.<strong>2009</strong>, 21.00 Uhr<br />

Wiktor Krawtschenko –<br />

Die Affäre des<br />

moskauhörigen Paris<br />

Dokumentation<br />

Paris 1947: Der ehemalige Sowjetoffizier Wiktor<br />

Krawtschenko verklagt die französische Zeitschrift<br />

Les Lettres françaises, die ihn als amerikanischen<br />

Spion bezeichnete, wegen Verleumdung.<br />

Die Dokumentation rollt den Jahrhundertprozess<br />

noch einmal auf, bei dem sich letztlich die beiden<br />

Supermächte USA und UdSSR gegenüberstanden.<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 93


Leserbriefe · Impressum<br />

Eigentlich habe ich ja wenig Zeit<br />

und schreibe grundsätzlich keine<br />

Leserbriefe, aber nun muss ich Ihnen<br />

doch schreiben. Meine Freundin<br />

brachte mir das Frankreich<br />

erleben-Heft <strong>Nr</strong>. 18, da sie weiß,<br />

dass wir Frankreich-Fans sind.<br />

Dort stellten Sie das Périgord vor.<br />

Diese Gegend war uns neu und<br />

die Bilder so toll, dass wir nun<br />

dieses Jahr im Juni dort acht Tage<br />

Urlaub verbracht haben und dann<br />

anschließend nach Canet-Plage<br />

zum Bade- und Erholungsurlaub<br />

gefahren sind. Wir haben direkt<br />

in Périgueux gewohnt, gegenüber<br />

dem Dom. Wir haben fast alles<br />

angeschaut, was Sie vorgeschlagen<br />

haben, wie Périgueux, Beynac,<br />

Sarlat, Bourdeilles, Brantome etc.<br />

und alles in natura zu sehen war<br />

natürlich absolute Spitze.<br />

Brigitte und Gustav Schmidt,<br />

Weilheim an der Teck<br />

Durch unseren Sohn wurden wir<br />

auf Ihre Zeitschrift aufmerksam<br />

und sind seitdem begeisterte Leser.<br />

Es ist uns ein Bedürfnis, Ihnen<br />

für Ihre interessanten Artikel zu<br />

danken, denn sie haben uns angeregt,<br />

wieder einmal Frankreich zu<br />

bereisen. Wir waren im Juni in der<br />

Normandie und hatten, auch durch<br />

ihre Empfehlungen, wieder einmal<br />

einen wunderschönen Urlaub in<br />

diesem Land. Hilfreich waren auch<br />

ihre Annoncen zu Unterkünften,<br />

denn wir hatten dadurch ein nettes<br />

kleines Haus mieten können. Wir<br />

sind heute schon sicher, dass es<br />

nicht unser letzter Frankreichurlaub<br />

gewesen ist und dass wir uns<br />

durch Ihre Artikel wieder inspirieren<br />

lassen werden. Wir wünschen<br />

Ihnen weiterhin viel Erfolg und<br />

sind gespannt auf die nächsten<br />

Ausgaben, denn bestimmt werden<br />

sie wieder interessante Urlaubsziele<br />

für uns beinhalten.<br />

Gabi und Lothar Hauswald, Trittau<br />

Bereits seit einer der ersten Ausgaben<br />

lese ich als Frankreich-Fan<br />

mit sehr hohem Interesse Ihr hervorragendes<br />

Magazin. In der aktuellen<br />

Ausgabe hat mich besonders<br />

überrascht, dass Sie den Lesern<br />

Informationen zur Strandsicherheit<br />

liefern. Insbesondere für Besucher<br />

der Atlantikküste können<br />

diese im Extremfall lebensrettend<br />

sein. In Reisemagazinen wird über<br />

Strandsicherheit – nach meinem<br />

Kenntnisstand – leider viel zu<br />

selten berichtet. Insofern gebührt<br />

Ihnen hierfür ein großes Lob.<br />

Dr. Marc Hasenjäger, per E-Mail<br />

Heute fand ich die aktuelle Ausgabe<br />

Juli/August in meinem Briefkasten.<br />

Mit der Themenauswahl<br />

Provence, Nancy, Atlantik und<br />

Paris weckten Sie mein Interesse<br />

umgehend, in der Zeitschrift zu<br />

blättern. Seit der ersten Ausgabe<br />

lese ich Frankreich erleben und darf<br />

anmerken, dass der behutsame<br />

Relaunch das Magazin übersichtlicher<br />

werden ließ. Ich habe<br />

beschlossen, Frankreich erleben für<br />

immer (bis zum Lebensende) zu<br />

abonnieren.<br />

Helmut Lang, Gochsheim/Baden<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail:<br />

Per Brief:<br />

Leserbriefe<br />

leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH - Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelne<br />

Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die<br />

Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

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Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice · Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

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frankreicherleben@interabo.de · www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Nadine Braquetti-Veerapermal, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr.<br />

Jan Grasshoff, Lilian Grenier, Olivier Huonnic, Anne Kamaropoulos, Noémie<br />

Mayaudon, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival, Serge<br />

Robin, Ester Segura, Susanne Ziegler, Andrea Zuendel, Matthias Zuendel<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

Gabriele Jaster<br />

Telefon: +49 (0)211 2926166 · g.jaster@frankreicherleben.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441 · ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 4/2008<br />

Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG · Römerstraße 90 · 79618 Rheinfelden<br />

Telefon: +49 (0)76<strong>23</strong> 964-0 · Fax: +49 (0)76<strong>23</strong> 964-259<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,50 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2009</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: JanParis, Globus Medien • S.3: Ajc Presse • S.4: Boizel;<br />

Gilles Martin-Rajet, Nîmes Métropole; Serge Robin, Ajc Presse; Felipex,<br />

Istock • S.6: CiteBd, Pierre Laporte Communication; Nicolas Borel, Palais<br />

de Tokyo; Rene Wechsler, Fotolia • S.7: Fotolia; Service Communication<br />

Région Pays de Loire • S.8: Ajc Presse; Annerp, Fotolia • S.10: Ajc Presse;<br />

Comité Régional du Tourisme d’Auvergne • S.11: Fanfan, fotolia • 12-13:<br />

DR • S.14-19: Serge Robin, Ajc Presse • S.22: JanParis, Globus Medien<br />

• S.<strong>23</strong>: Andreas Achmann pour Moët&Chandon • S.24: Ville d’Epernay<br />

• S.26: Andreas Achmann pour Moët&Chandon, Hôtel Moët; Boizel;<br />

JanParis, Globus Medien • S.30-37: Ajc Presse • S.38: MK2 Bibliothèque<br />

• S.39-41: Serge Robin, Ajc Presse • S.42: Serge Robin, Ajc Presse; Marc<br />

Bertrand, Office du Tourisme de Paris; MK2 Bibliothèque • S.44-53: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.53-54: Serge Robin, Ajc Presse; Hôtel Helvie • S.56-<br />

57: JanParis, Globus Medien • S.58: Gilles Martin-Rajet, Lilian Martorell,<br />

Nîmes Métropole, JanParis, Globus Medien • S.60-62: JanParis, Globus<br />

Medien; Restaurant Le Chapitre • S.64-65: Chantal Cobac fur Ajc Presse<br />

• S.66-74: Ajc Presse • S:76: Sichov, Sipa Press • S.78-79: LTM Westend;<br />

Sten Beneke, Globus Medien; Mairie de Lyon • S.82-83: DR • S.84-85:<br />

Felipex, Istock • S.86-87: M.A, Ajc Presse • S.88:Karl Bolf, Fotolia • S.89:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; RapidEye, Istock • S.90: Joe Gough, Fotolia •<br />

S.92: Serge Robin, Ajc Presse • S.93: Arte, DR • S.98: Sneska, Istock;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Marrons Sabaton; Petit Train de la Rhune.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


Übersicht der Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

2<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

7<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

3<br />

4<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />

Metropole<br />

Hotel<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />

14<br />

Bergbaus erleben<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

1<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit<br />

urigem Humor<br />

13<br />

10<br />

11<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in<br />

die Welt der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung<br />

geht weiter<br />

10<br />

6<br />

9<br />

12<br />

13<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />

22<br />

Szeneviertel<br />

Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />

inmitten einer Weltstadt<br />

Paris: Das Grand Palais erwacht aus dem<br />

20<br />

Dornröschenschlaf<br />

An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />

Mietfahrrad entlang der Seine<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />

18<br />

Luxusherbergen<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />

alten Stadtschlosses<br />

Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />

12<br />

Verhägnis wird<br />

Barbizon - Nabel der französischen<br />

12<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />

Lebensgefühls<br />

14<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />

12<br />

Fahrradrevolution<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />

12<br />

polarisierenden Architekten<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />

9<br />

Arrondissement<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />

8<br />

Flughafens Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />

7<br />

Publikum<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />

Pariser Luxusmeile<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />

6<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />

5<br />

Fondation Cartier<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />

Vorort von Paris<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />

Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />

21<br />

Marionettenkunst<br />

Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />

Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Elsass - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />

Vogesen<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />

11<br />

Leitmotiv<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />

und charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />

sich volksnah<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />

8<br />

Technikmuseen<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />

überwindet<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />

8<br />

Dörfern des Elsass<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />

automobilen Legende<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />

treffen<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />

Grenze<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3


Hotel<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />

Burgund: Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />

Saline von Arc-et-Senans<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />

Nivernais<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />

des Jura<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />

16<br />

Wilhelm dem Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />

Klosterbergs<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />

Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />

Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />

Fjorden wie im hohen Norden<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />

ein Kanal<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />

Bretagne<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />

des Meeres<br />

Hotel<br />

Oceania Saint-Malo 22<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Atlantikküste – Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />

Vergangenheit<br />

Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />

4<br />

Metamorphose<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />

vor der Küste<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Hotel<br />

Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Atlantikküste – Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />

Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />

13<br />

Bordeaux<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />

13<br />

Markenzeichen werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />

13<br />

Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

4<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />

Seebades begründet<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />

lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />

1<br />

Schönheit<br />

Hotel<br />

The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />

in den Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />

Zerstörung bedroht<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />

13<br />

Kunstgeschichte<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />

11<br />

am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />

Vulkane<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />

zwei Meeren<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />

11<br />

Fernsicht<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />

11<br />

Schönheitskur<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />

der Belle Epoque<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />

«Toten Wasser»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />

Namens<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />

4<br />

Aalfang...<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />

Bambusgartens<br />

Hotel<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />

Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />

Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />

Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />

«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />

Provence<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />

werden<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19


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Côte d'Azur<br />

Die ewigen Reize von Cannes<br />

Die Symbole<br />

der Republik<br />

Burgund<br />

Beliebtes Cluny,<br />

unbekanntes Flavigny<br />

Glasierte Maronen<br />

Eine vorweihnachtliche Köstlichkeit<br />

Baskenland<br />

85. Geburtstag der Bergbahn<br />

des Rhune-Massifs<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24 - November / Dezember <strong>2009</strong> erscheint am 28. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>


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