Nr. 23 - September / Oktober 2009
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant Normandie: Abbaye de Jumièges Ardèche: ein Departement voller Überraschungen Rezept: Baba au rhum Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude
Périgord: auf den Spuren von Jacquou le Croquant
Normandie: Abbaye de Jumièges
Ardèche: ein Departement voller Überraschungen
Rezept: Baba au rhum
Versailles: Berufe mit Tradition in historischen Mauern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>23</strong> · <strong>September</strong>/ <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
Nîmes<br />
Alte Römerstadt<br />
im Aufbruch<br />
Versailles<br />
Spektakulärer Blick<br />
hinter die Kulissen<br />
Naturwunder in der<br />
Ardèche<br />
Champagner<br />
Über die Champs-Elysées des Schaumweines<br />
Politik Mitterrands Neffe wird Sarkozys Kulturminister<br />
Rum Starkprozentiger Botschafter aus Übersee<br />
Paris Legendäre Lichtspielhäuser an der Seine<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Deutschland 4,90 €<br />
Österreich 5,50 €<br />
Schweiz 9,60 CHF<br />
Frankreich & Benelux 5,90 €<br />
Italien 6,50 €
Interaktiv<br />
präsentieren,<br />
intuitiv<br />
kommunizieren:<br />
mit TouchScreens XXL<br />
Aus die Maus!<br />
Für Inhalte, die Menschen<br />
wirklich berühren, liefern<br />
wir den großen Rahmen.<br />
Beratung, Konzeption, Content<br />
und Technologie für interaktive<br />
Kommunikationslösungen aus<br />
einer Hand:<br />
Dolivostr. 11<br />
64293 Darmstadt<br />
Tel. +49 (0)6151 788030<br />
mail@data-touch.de<br />
www.data-touch.de
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
mit ein wenig Stolz kann ich Ihnen heute eine Neuerscheinung<br />
verkünden: Zum ersten Mal geben wir einen<br />
Jahreskalender heraus. Damit erfüllen wir einen Wunsch,<br />
der von Leserseite immer wieder an uns herangetragen<br />
wurde. Die Redaktion hat dafür eine Auswahl<br />
ihrer schönsten Frankreichmotive zusammengestellt,<br />
dabei aber ganz bewusst nicht nur<br />
die typischen Sehenswürdigkeiten ausgesucht,<br />
sondern gerade auch weniger klischeehafte<br />
Impressionen meiner Heimat mit einbezogen.<br />
Ich würde mich freuen, wenn der<br />
Kalender im nächsten Jahr vielleicht<br />
auch an Ihrer Wand hängen würde.<br />
Vorher hoffen wir auf einen schönen<br />
und sonnigen Herbst. Ein<br />
beliebtes Reiseziel sind zu dieser<br />
Jahreszeit die französischen<br />
Weingegenden, wo es Mitte<br />
bzw. Ende <strong>September</strong> mit der<br />
Weinlese losgeht. Ein Weinanbaugebiet<br />
der besonderen Art findet<br />
man in der Champagne, der Heimat<br />
des Champagners. Folgen Sie uns in<br />
dieser Ausgabe auf eine Reise nach<br />
Epernay. Die Kleinstadt südwestlich von<br />
Reims gilt als die Hauptstadt des weltberühmten<br />
Schaumweines. So wie die Edelboutiquen<br />
an den Champs-Elysées in Paris<br />
reiht sich an der Avenue de Cham pagne<br />
in Epernay ein Champagnerhersteller<br />
an den nächsten.<br />
Ideal sind die kommenden<br />
Wochen auch für eine Reise in<br />
den Süden Frankreichs. Die Tage sind<br />
nicht mehr so heiß und der Trubel, der in vielen<br />
Orten im Juli und August herrscht, hat sich wieder gelegt.<br />
Wie wäre es also mit einem Abstecher nach Nîmes,<br />
der stolzen alten Römerstadt und heutigen Hauptstadt<br />
des Departements Gard? Oder ins wunderschöne<br />
Périgord, wo wir auf den Spuren des in Deutschland<br />
kaum bekannten, in Frankreich aber in jeder Schule<br />
gelesenen Romans « Jacquou le Croquant »<br />
wandeln. Lohnenswert ist auch das Departement<br />
Ardèche, das viel mehr zu bieten hat als<br />
die gleichnamige Schlucht, die man bei einem<br />
Besuch aber natürlich nicht verpassen darf.<br />
Wer sorgt in Versailles eigentlich dafür,<br />
dass die vielen Pendeluhren im Schloss<br />
richtiggehen und dass der Glanz der<br />
Anlage niemals verblasst? Wir haben<br />
uns dies auch gefragt und uns auf den<br />
Weg in die Kleinstadt südwestlich von Paris<br />
gemacht, um einen Blick hinter die Kulissen<br />
zu werfen. Herausgekommen ist eine<br />
Reportage über Menschen mit teils<br />
kuriosen, teils gewöhnlichen Berufen,<br />
die alle die gleiche Leidenschaft für ihren<br />
ungewöhnlichen Arbeitsplatz teilen.<br />
Diese und viele weitere Themen finden Sie<br />
auf den folgenden Seiten, bei deren Lektüre<br />
ich Ihnen wie immer viel Vergnügen wünsche.<br />
Titelblatt: Amphitheater von Nîmes<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 3
Inhalt<br />
Avenue de<br />
Champagne · 22<br />
Nîmes · 56<br />
Périgord · 14<br />
Abbaye de Jumièges · 30<br />
Ardèche · 44<br />
Rum · 84<br />
Pariser Kinos · 38<br />
Versailles · 66<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Frankreich heute<br />
30 · Abbaye de Jumièges<br />
38 · Paris<br />
66 · Versailles<br />
14 · Périgord<br />
56 · Nîmes<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
22 · Avenue de Champagne<br />
44 · Ardèche,<br />
54 · Hotel<br />
14 Périgord<br />
Auf den Spuren von Jacquou le Croquant<br />
Das Périgord Noir ist bei Touristen wenig bekannt.<br />
Dabei finden sich dort romantische Schlösser, ausgedehnte<br />
Wälder und eine Menge alter Geschichten.<br />
22 Avenue de Champagne<br />
Die Champs-Elysées des Champagners<br />
Sie misst nur einige Kilometer, ist aber eine der<br />
« wertvollsten » Straßen des Landes, befinden sich<br />
unter ihr doch die Lager der renommiertesten<br />
Champagnerproduzenten. Ein Besuch in Epernay.<br />
30 Abbaye de Jumièges<br />
Magische Ruinenreste in der Normandie<br />
Früher eine Raststätte für Reisende aus aller Welt, heute<br />
ein fast vergessener Ort. Besuch in einer verfallenen<br />
Klosteranlage, die einen Hauch von Mittelalter verströmt.<br />
38 Paris<br />
Lichtspielhäuser in der Hauptstadt,<br />
mehr als nur Kino<br />
Ob in einer Pagode mit japanischem Vorgarten oder in<br />
einem ultramodernen Multiplexkino mit Doppelsitzen zum<br />
Kuscheln, in Paris gibt es Kinos für jeden Geschmack.<br />
4 4 A rd è c h e<br />
Ein Departement voller Überraschungen<br />
Westlich des Rhône-Tals gelegen, lockt das Departement<br />
Ardèche mit viel unberührter Natur und außergewöhnlichen<br />
Landschaften. Eine Reise in Bildern.<br />
54 Hotel<br />
Hôtel Helvie, Vals-les-Bains (Ardèche)<br />
56 Nîmes<br />
Römische Baudenkmäler und<br />
mediterrane Lebensfreude<br />
In Nîmes trifft man nicht nur auf einige der besterhaltenen<br />
Bauten aus römischer Zeit, sondern auch auf eine<br />
dynamische Kleinstadt mit sprudelnder Lebenslust.<br />
66 Versailles<br />
Berufe mit Tradition in historischen Mauern<br />
Alle Welt beneidet die Franzosen um das vielleicht<br />
prunkvollste Schloss der Welt: Versailles. Damit die<br />
Touristenattraktion auch für die Nachwelt erhalten bleibt<br />
und jeden Tag Tausende von Besuchern empfangen<br />
kann, bedarf es vieler fleißiger Hände. Einige Berufe sind<br />
dabei durchaus kurios. Ein Blick hinter die Kulissen.<br />
76 Frédéric Mitterrand<br />
Kabinettsumbildung: Wieder ein<br />
Mitterrand im Elysée-Palast<br />
Der neue Kulturminister Frankreichs ist so gar nicht<br />
typisch für seinen Berufsstand. Portrait eines Enfant<br />
terrible der französischen Politik, der sich auch der<br />
neuen politischen Herausforderung im Kabinett von<br />
Sarkozy mit Leidenschaft stellt.<br />
78 Städtepartnerschaft<br />
Licht und Kerzen: Lyon gratuliert<br />
Leipzig zum Wendejubiläum<br />
Das 20-jährige Jubiläum der Wende wird auch<br />
in Frankreich gefeiert. Lyon macht seiner<br />
Schwesterstadt Leipzig mit der Unterstützung beim<br />
Lichtfest sogar ein ganz besonderes Geschenk.<br />
Art de vivre<br />
84 Rum<br />
Hochprozentiges aus Übersee<br />
Frankreich ist für viele alkoholische Getränke weltbekannt.<br />
Dass Rum ebenfalls eine französische Spezialität ist,<br />
ignoriert man außerhalb der Landesgrenzen aber oft,<br />
dabei ist dessen Produktion ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />
für die französischen Überseedepartements.<br />
86 Chantals Rezept<br />
Baba au rhum<br />
88 Gastronomie<br />
Fastfood erobert Frankreich<br />
Frankreichs Spitzenköche rufen zum Kampf gegen schlechtes<br />
Essen, denn auch im Land der Haute-Cuisine werden<br />
Fertiggerichte und Schnellrestaurants immer beliebter.<br />
Erobert bald Fastfood à la française die Imbissküche?<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
64 Kulturschock<br />
82 Kulturszene<br />
92 Frankreich praktisch<br />
93 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 5
On En Parle<br />
Neues Comic-Museum<br />
in Angoulême<br />
Die westfranzösische Stadt Angoulême ist für ihr<br />
großes Comic-Festival bekannt. In Zukunft wird sie<br />
es auch für ihr Comic-Museum sein, das in der Stadt<br />
gerade eröffnet wurde. Untergebracht ist es in einem<br />
ehemaligen, frisch sanierten Fabrikgebäude. Zu den<br />
Besonderheiten des Museums gehört auch, dass die<br />
Exponate alle vier Monate ausgetauscht werden, so dass<br />
ein Besuch immer wieder aufs Neue lohnt. Die Gründe<br />
dafür sind die konservatorischen Anforderungen. Damit<br />
die Comic-Seiten nicht zu sehr ausbleichen, müssen<br />
sie immer wieder zurück ins dunkle Depot. Insgesamt<br />
verfügt das Museum über fast 8.000 Werke.<br />
Kombiticket für<br />
vier Pariser Museen<br />
Was sich in anderen Metropolen als erfolgreich<br />
erwiesen hat, soll nun auch in Paris funktionieren:<br />
Vier Museen im 7. und 16. Arrondissement<br />
schließen sich in ihrem Werben um Besucher<br />
zusammen. Die Cité de l’Architecture et du Patrimoine,<br />
der Palais de Tokyo, das Musée d’Art<br />
Moderne der Stadt Paris und das Musée du Quai<br />
Branly bieten zukünftig ein Kombiticket an. Wer<br />
für eines dieser Häuser den vollen Eintrittspreis<br />
errichtet hat, kann in den nächsten beiden Museen<br />
von einem ermäßigten Tarif profitieren und<br />
darf ins vierte sogar ganz umsonst hinein. Die<br />
Vergünstigungen gelten vom Tag des ersten Besuches<br />
an fünf Tage lang.<br />
Wird der<br />
Sonntag<br />
bald zum<br />
Werktag?<br />
Eine Gesetzesänderung,<br />
die in den letz ten<br />
Wochen in Frank reich<br />
kontro vers diskutiert<br />
wurde, geht nach Meinung<br />
ihrer Kritiker jedenfalls in diese Richtung.<br />
Bisher galt der Sonntag als offizieller Ruhetag für alle.<br />
Nur in engen Grenzen sah die Arbeitsgesetzgebung Ausnahmen<br />
vor, wie zum Beispiel für die Gastronomie und<br />
Hotellerie, für Krankenhäuser, kulturelle Einrichtungen<br />
oder Unternehmen, die mit schnell verderblichen Waren<br />
ihr Geld verdienen. Nun sorgt eine von Nicolas Sarkozy<br />
gewünschte Gesetzesreform dafür, dass zunehmend auch<br />
Geschäfte am Sonntag öffnen dürfen. In 15 sogenannten<br />
Konsumzonen in den Großräumen von Paris, Marseille<br />
und Lille wird der Sonntag offiziell zu einem ganz normalen<br />
Werktag. Vereinfacht wurden darüber hinaus die bereits<br />
früher möglichen Ausnahmeregelungen für Kur- und Ferienorte.<br />
Einige Regionen hatten sich im Vorfeld allerdings<br />
erfolgreich gegen diese Änderung gewehrt und blieben<br />
von der Reform ausgenommen. So etwa der Ballungsraum<br />
Lyon. Genauso die beiden elsässischen Departements Bas-<br />
Rhin und Haut-Rhin sowie das lothringische Departement<br />
Moselle, in denen aus historischen Gründen eine weniger<br />
strikte Trennung zwischen Kirche und Staat existiert. Das<br />
Gesetz wurde vom Senat mit knapper Mehrheit bestätigt.<br />
Die Opposition hat jedoch bereits den Gang zum Verfassungsgericht<br />
angekündigt. Es ist zu vermuten, dass das<br />
Thema noch einige Zeit auf der Tagesordnung der Politiker<br />
und Medien bleibt.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
TGV-Est<br />
Erfolgreiche Bilanz<br />
nach zwei Jahren<br />
Vor zwei Jahren wurde die neue Hochgeschwindigkeitstrasse<br />
von Paris in den Osten des Landes eingeweiht.<br />
Zeit für eine Bilanz. Die französische Eisenbahn<br />
SNCF verkündet stolz, dass in dieser Zeit<br />
<strong>23</strong> Millionen Passagiere mit dem TGV auf dieser<br />
Strecke gereist sind und dass die Züge eine höhere<br />
Auslastung als im nationalen Durchschnitt aufweisen.<br />
Das elsässische Fremdenverkehrsamt hat darüber<br />
hinaus eine noch umfangreichere Studie durchgeführt<br />
und kam zu weiteren positiven Ergebnissen:<br />
Danach profitiert die Tourismusindustrie dank der<br />
neuen Hochgeschwindigkeitszüge. So nahm die<br />
Zahl der Übernachtungen von Franzosen in der Region<br />
um acht Prozent zu, in Straßburg sogar um 14<br />
Prozent. Außerdem ergaben Kundenbefragungen,<br />
dass die Fahrgäste dem TGV-Angebot insgesamt<br />
eine Note von 8,1 von maximal 10,0 Punkten geben.<br />
Nur die Preispolitik schnitt bei dieser Bewertung<br />
mit einer Note von 5,7 eher durchschnittlich ab. Bei<br />
so viel Positivem gibt es wenige Schattenseiten: Die<br />
Taxifahrer von Straßburg klagen darüber, dass die<br />
rentableren Strecken zum Flughafen durch kürzere<br />
Fahrten zum Bahnhof ersetzt wurden.<br />
Tram-Train zwischen Nantes<br />
und Châteaubriant<br />
Auf einer 64 Kilometer langen Strecke zwischen<br />
Nantes und Châteaubriant im Norden des Departements<br />
Loire-Atlantique soll ab <strong>September</strong><br />
2011 ein Hybridfahrzeug – eine Mischung aus<br />
Straßenbahn und Regionalbahn – verkehren, das<br />
in Fachkreisen als Tram-Train oder Regionalstadtbahn<br />
bezeichnet wird. Der Vorteil dieses innovativen<br />
Systems liegt darin, dass die Fahrgäste<br />
aus dem Umland nicht umsteigen müssen, da die<br />
Züge im Stadtgebiet als Straßenbahn unterwegs<br />
sind. Außerhalb der Ortschaft können sie im Gegensatz<br />
zu klassischen Trams dagegen bis zu 100<br />
Stundenkilometer schnell fahren. Die Investitionskosten<br />
belaufen sich auf 261 Millionen Euro.<br />
Neue Hotelklassifizierungen ab <strong>Oktober</strong> ++ Eigentlich<br />
sollte die Reform der französischen Hotelsterne zum 1. Juli in Kraft<br />
getreten sein (wir berichteten). Doch bis zu diesem Termin erwies sich<br />
das neue System als noch nicht einsatzbereit, so dass die Re form verscho<br />
ben wurde. Nun ist die Umstellung für den 1. <strong>Oktober</strong> an ge kün digt.<br />
Das zukünftige System sieht vor, dass Klassifizierungen fünf Jahre lang<br />
gültig sind und dass es in Frankreich fünf Sterne anstatt der bisherigen<br />
vier gibt, so wie es weltweit üblich ist.<br />
Abitur <strong>2009</strong>, ein guter Jahrgang ++ Der Abi turjahrgang<br />
<strong>2009</strong> kennt viele glückliche Gesichter. Mit einer Bestandsquote von<br />
insgesamt 86 Prozent wur den die besten Ergebnisse seit je erreicht. Trotz<br />
der allgemeinen Freude fragen viele nun kritisch, ob das Abitur vielleicht<br />
zu einfach geworden ist.<br />
Private Hausverlosungen in Frankreich illegal<br />
++ Seit einiger Zeit kann man immer wieder lesen, dass Privatleute ihre<br />
Häu ser nicht verkaufen, sondern bei einer Tombola verlosen. Ein Paar<br />
im Departement Ardèche wollte diesen Weg ebenfalls wählen. Doch<br />
die Notarkammer schob dem Ansinnen einen Riegel vor, denn pri vate<br />
Lotterien für den Verkauf von Häusern sind in Frankreich illegal.<br />
Tour de France mit großem Zuschauer interesse ++<br />
Allen Doping-Skandalen zum Trotz erfreut sich die Tour de France einer<br />
unverändert hohen Popularität, zumindest im eigenen Land. So verfolgten<br />
laut France Télévisions durchschnittlich 3,6 Millionen Franzosen<br />
das Radrennen am Bildschirm, 300.000 mehr als letztes Jahr.<br />
Reglementierte Redezeit für Sarkozy ++ Ab dem<br />
1. <strong>September</strong> muss nach einer Anordnung des französischen Rundfunkrates<br />
CSA die Redezeit von Nicolas Sarkozy zu innenpolitischen<br />
Themen im Radio und Fernsehen erfasst und die der Opposition<br />
gegebenenfalls entsprechend erhöht werden. Bisher gab es eine<br />
entsprechende Regelung nur für die Regierung und die Opposition.<br />
Da sich Sarkozy aber sehr stark in die Innenpolitik einmischt, wurde<br />
diese Bestimmung nun auf ihn ausgeweitet.<br />
Wasserhahn statt Wasserflasche ++ Nachdem der<br />
Konsum von in Flaschen abgefülltem Mineralwasser bereits 2008 um 7,5<br />
Prozent zurückging, scheint die Wirtschaftskrise die Lage der Hersteller<br />
noch weiter zu verschärfen. Der Verkauf teurer Wassermarken reduzierte<br />
sich dieses Jahr bereits um weitere zehn Prozent. Bei Wassersorten<br />
mit Geschmack beläuft sich der Rückgang sogar auf <strong>23</strong> Prozent.<br />
Kampagnen zugunsten des Wassers aus dem heimischen Wasserhahn<br />
mögen auch ihren Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet haben.<br />
Salinen in Salins-les-Bains werden UNESCO Weltk<br />
u lt u re r b e + + Große Freude in der Region Franche-Comté: Die<br />
UNESCO dehnt den Titel des Weltkulturerbes der Königlichen Salinen in<br />
Arc-et-Senans auf die Salinen in Salins-les-Bains aus. Als Begründung hieß<br />
es unter anderem, dass die beiden Salinen durch die Geschichte der Salzge<br />
winnung in der Region untrennbar miteinander verbunden seien.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 7
On En Parle<br />
Der gläserne<br />
Parlamentarier<br />
Der zur Opposition gehörende Abgeordnete<br />
René Dosnière hat sich für maximale Transparenz<br />
entschieden und seine Ausgaben auf<br />
seinem eigenen Blog im Internet veröffentlicht.<br />
So kann das Volk genau nachlesen, wofür er<br />
seine monatlichen Diäten, die sich aus einem<br />
Grundgehalt von 5.219 Euro, einer pauschalen<br />
Spesenvergütung von 5.838 Euro und einer Vergütungspauschale<br />
für mögliche Mitarbeiter von<br />
9.021 Euro zusammensetzt, ausgibt. So entdeckt<br />
der interessierte Bürger, dass René Dosnière<br />
2008 durchschnittlich 400 Euro für Hotels in<br />
Paris und 880 Euro für Restaurantbesuche im<br />
Monat gezahlt hat. Bisher hat allerdings keiner<br />
seiner Kollegen verlauten lassen, dass er diesem<br />
Beispiel folgen will...<br />
Anti-Regen-Versicherung<br />
auf der Halbinsel Cotentin<br />
Die Halbinsel Cotentin im Nordwesten der Normandie<br />
hat nicht gerade den Ruf, eine wettermäßig besonders verwöhnte<br />
Ecke des Landes zu sein. Der regionale Tourismusverband<br />
zeigt sich in diesem Herbst deshalb als besonders<br />
innovativ und originell. Zusammen mit neun Hotels bietet<br />
er unter dem Label « Douceur du Cotentin » eine Schlechtwetterversicherung<br />
für Touristen an. Wer zwischen dem<br />
1. und 31. <strong>Oktober</strong> mindestens zwei Nächte in einem der<br />
Häuser verweilt, bekommt ein Drittel des Zimmerpreises<br />
zurück, wenn es zwischen 8.00 und 20.00 Uhr länger als<br />
vier Stunden lang regnet. Weitergehende Informationen:<br />
Cotentin Qualité Tourisme, Telefon: +33 (0)2 33 43 21 77,<br />
www.cotentin-tourisme.com.<br />
Monaco bereitet<br />
Saubermann-Image vor<br />
Es ist zurzeit für ein Land nicht sehr schmeichelhaft, als Steuerparadies zu<br />
gelten. Die OECD gibt auf Verlangen der G20-Staaten Listen heraus, die die<br />
internationalen Steuerstandards einzelner Staaten bewerten. Auf einer grauen<br />
Liste stehen dabei Länder, die sich internationalen Transparenz- und Kooperationsforderungen<br />
in steuerlichen Angelegenheiten unterworfen, die neuen<br />
Maßnahmen aber noch nicht vollkommen umgesetzt haben. Auf dieser Liste<br />
findet sich auch Monaco wieder. Es wird aber erwartet, dass der Name des<br />
Fürstentums Anfang 2010 gestrichen werden kann. Diesen Moment will<br />
der kleine Staat natürlich gebührend für sich nutzen, um endlich von seinem<br />
zwielichtigen Image wegzukommen. Aus diesem Grunde rekrutierte die<br />
Regierung nun schon einmal drei Kommunikationsexperten, die eine große<br />
PR-Kampagne für diese Bekanntgabe vorbereiten sollen.<br />
Frauenpower<br />
im Senat<br />
Kaum jemand nahm es in der französischen<br />
Öffentlichkeit wahr, dabei<br />
hat die Nachricht etwas Revolutionäres:<br />
Seit dem Bestehen der Fünften<br />
Republik, seit 1958 also, wählten die<br />
Senatoren zum ersten Mal eine Frau<br />
an die Spitze einer ihrer permanenten<br />
Ausschüsse, und zwar in den Vorsitz<br />
für das Gremium für soziale Angelegenheiten.<br />
In welches auch sonst? Alle<br />
Klischees scheinen in der ehrwürdigen<br />
Kammer noch nicht überwunden zu<br />
sein, aber ein Anfang für mehr Emanzipation<br />
ist gemacht.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
On En Parle<br />
Vandalismus bei<br />
Mietfahrrädern<br />
Vélib’, ein ausgeklügeltes System von Mietfahrrädern,<br />
hat in Paris zu einer Revolution<br />
der Fortbewegungsgewohnheiten der<br />
Hauptstädter geführt. Überall in der Stadt<br />
sieht man die silberfarbenen Zweiräder, die<br />
an fast jeder Straßenecke ausgeliehen werden<br />
können. Vélib’ scheint von allen geliebt<br />
– von der Stadtverwaltung, die sich damit<br />
ein grünes Image geben kann, von den Einheimischen,<br />
die den praktischen Nutzen<br />
des Systems schnell erkannten, und selbst von den Touristen,<br />
die auf einmal eine ganz neue Möglichkeit haben, sich<br />
in der Metropole kostengünstig fortzubewegen. Alles eitel<br />
Sonnenschein? Nicht ganz: Wie diverse Tageszeitungen berichten,<br />
gibt es zwei gravierende, in der Öffentlichkeit weniger<br />
diskutierte Probleme: Vandalismus und Diebstahl. So<br />
sollen rund 8.000 Fahrräder seit der Inbetriebnahme im Juli<br />
2007 gestohlen, offiziell heißt es verschwunden, und 16.000<br />
mutwillig beschädigt worden sein. Der Bertreiber JC Decaux<br />
hat deshalb Nachbesserungen an den Verleihstationen<br />
und den Zweirädern selbst vorgenommen, vor allem aber<br />
eine finanzielle Unterstützung der Stadt Paris erfolgreich<br />
eingefordert. So wird Paris das Unternehmen finanziell<br />
unterstützen, wenn die jährliche Verlustquote höher als vier<br />
Prozent des Fahrradbestandes liegt. Manche sehen in dem<br />
Vandalismus sogar einen Angriff auf ein Symbol der besser<br />
situierten Bürger der Stadt, schließlich ist Vélib’ gerade bei<br />
der Mittel- und Oberschicht äußerst beliebt. Die Stadtverwaltung<br />
weist diese Interpretation dagegen zurück und sieht<br />
die Gründe vielmehr in der generellen Kriminalitätssituation.<br />
Außerdem gibt es Gerüchte, dass JC Decaux dieses<br />
Thema stark medialisierte, um bei der Neuverhandlung des<br />
Betreibervertrages Druck auf die Stadtverwaltung ausüben<br />
zu können.<br />
Beliebte<br />
Auvergne<br />
Während manche Regionen<br />
wegen der Wirtschaftskrise<br />
über Rückgänge der Buchungszahlen<br />
klagen, scheint die Auvergne davon verschont<br />
zu bleiben. Konsequent setzte die Region in den letzten<br />
Jahren auf Ökotourismus und das Image unberührter Natur.<br />
Dies zahlt sich offenbar aus. Allein in der bei Touristen<br />
beliebten Stadt Le Puy-en-Velay stiegen die Besucherzahlen<br />
diesen Sommer um zehn Prozent. Insgesamt macht der<br />
Tourismussektor mit 1,4 Milliarden Euro 7,4 Prozent der<br />
Wirtschaftsleistung der Region aus.<br />
Mit dem TGV<br />
in die<br />
Normandie<br />
Die Normandie gehörte bisher zu den weni<br />
gen Regionen Frankreichs, die nicht ans<br />
fran zö sische TGV-Netz angeschlossen<br />
wa ren. Dies hat sich seit diesem Sommer<br />
aller dings geändert. Zwar gibt es noch keine<br />
Hochgeschwindigkeitstrassen in der Region,<br />
die schnellen Züge steuern nun aber trotzdem<br />
Städte in der Normandie an. Einmal täglich<br />
verkehrt ein TGV von Cher bourg über<br />
Caen, Lisieux, Evreux, den Flug hafen Paris-<br />
CDG nach Dijon. Ein anderer ebenfalls<br />
einmal täglich von Le Havre über Rouen,<br />
den Flughafen Paris-CDG, die Cham pagne<br />
und Lothringen nach Straßburg.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Nationale Kunsthochschule<br />
zieht in den Speckgürtel<br />
Die französische Kunsthochschule, die Ecole Nationale<br />
Supérieure des Beaux-Arts, die zu den renommiertesten<br />
Institutionen des Landes zählt und bisher im Herzen von<br />
Paris angesiedelt ist, verlegt einen Teil ihrer Fachabteilungen<br />
in einen Vorort, und zwar nach Saint-Ouen im nördlichen<br />
Speckgürtel der Seine-Metropole – eine Kommune,<br />
die Touristen vor allem wegen ihrer Flohmärkte kennen.<br />
Insgesamt sind fünf Ateliers von diesem Umzug, über den<br />
nicht jeder Student erfreut sein dürfte, betroffen.<br />
Anzeige<br />
Ferienresidenz<br />
Serre Chevalier<br />
Solide Haushaltung<br />
im Elysée-Palast<br />
Der französische Rechnungshof interessierte sich<br />
zum ersten Mal für die Ausgaben des Präsidialamtes.<br />
Diese Neuerung ist von höchster Stelle, von Nicolas<br />
Sarkozy, gewollt und Teil seiner Reformbemühungen<br />
für den französischen Staat. Ihn dürfte das Urteil<br />
der Ausgabenwächter auch durchaus erfreuen, fällt<br />
es doch grundsätzlich positiv aus. Insgesamt sei der<br />
Elysée-Palast sorgsam mit seinen Ausgaben umgegangen,<br />
bescheinigt der Rechnungshof. Kritik gibt<br />
es allerdings bezüglich der hohen Ausgaben für die<br />
Dienstreisen des Staatsoberhauptes, die den Steuerzahler<br />
2008 rund 14 Millionen Euro kosteten. Auch<br />
bei den Ausgaben für Fleischprodukte (196.375<br />
Euro) und nicht-alkoholische Getränke (126.000<br />
Euro) sieht man Einsparungspotentiale. Außerdem<br />
bemängeln die Prüfer teilweise merkwürdige<br />
Vergabepraktiken. So wurde die Organisation der<br />
traditionellen Garden Party am Nationalfeiertag der<br />
gleichen Firma wie die Jahre zuvor für 290.000 Euro<br />
übertragen, obwohl ein Konkurrent ein Angebot von<br />
nur 187.000 Euro unterbreitet hatte.<br />
Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer, die<br />
zum Erholungsgebiet Serre Chevalier gehören.<br />
Der Ort bietet viele Wander– und Wintersportmöglichkeiten.<br />
Die 3-, 4- und 5- Zimmerwohnungen<br />
sind ausgestattet mit Wohnküche,<br />
Fernseher, Telefon und Internetanschluss mit<br />
W-Lan. Im Gemeinschaftshaus gibt es eine<br />
Leihbücherei, Säle für amerikanischen Billard,<br />
Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen<br />
Festsaal und eine Terrassenbar. Dazu wird ein<br />
Vergnügungsprogramm angeboten, je nach<br />
Jahreszeiten, mit Ausfl ügen, Spiel– und<br />
Sportveranstaltungen und Konzerten.<br />
La Cîme des Prés-Chabert<br />
05220 Le Monêtier-les-Bains<br />
Tel. +33 (0)4 92 22 27 37<br />
Fax +33 (0)4 92 22 27 46<br />
E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />
www.artsetvie.com<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 11
Frankreichkalender<br />
Les enfants dans la<br />
Shoa<br />
Caen, bis 31.12.<strong>2009</strong><br />
Toulouse-Lautrec<br />
Paris, bis 03.01.2010<br />
Titien, Tintoret,<br />
Véronèse… Rivalités<br />
à Venise<br />
Paris, 17.09.<strong>2009</strong> – 04.01.2010<br />
Das Mémorial von Caen widmet sich<br />
einem schmerzhaften Thema der Erinnerung<br />
an den Zweiten Weltkrieg<br />
– der Deportation von Kindern in die<br />
Vernichtungslager Hitlerdeutschlands.<br />
Die Ausstellung zeigt persönliche<br />
Gegenstände, Bilder und Briefe der<br />
Überlebenden und greift das Leid von<br />
Auschwitz und den anderen Lagern,<br />
durch Kinderaugen gesehen, auf. Bei<br />
der bewegenden Ausstellungseröffnung<br />
sagte Simone Veil, die selbst<br />
Überlebende von Auschwitz ist: « Wir<br />
Überlebenden sind alle ein bisschen<br />
verrückt. Und irgendwie sprachlos.<br />
Aber wir haben wenigstens uns, mit<br />
denen wir die Erfahrungen teilen können.<br />
» Eine Ahnung davon kann man<br />
in dieser erschütternden und wichtigen<br />
Ausstellung bekommen.<br />
Le Mémorial de Caen<br />
Esplanade Général Eisenhower<br />
14050 Caen<br />
Telefon: +33 (0)2 31 06 06 45<br />
www.memorial-caen.fr<br />
Täglich 9.00 – 19.00 Uhr<br />
Kostenlos<br />
Henri de Toulouse-Lautrec zählt zu<br />
den bedeutendsten Vertretern des<br />
Post-Impressionismus und ist vor<br />
allem für seine Plakatkunst berühmt<br />
geworden. In dieser Ausstellung werden<br />
zwei Werkgruppen präsentiert:<br />
Die Plakate, die Toulouse-Lautrec<br />
zwischen 1891 und 1900 für das Pariser<br />
Moulin Rouge geschaffen hat, und<br />
die Arbeiten von 100 der weltbesten<br />
Grafiker, die zum 100. Todestag im<br />
Jahr 2001 entstanden. Letztere kommentieren<br />
die Werke von Toulouse-<br />
Lautrec und spannen einen Bogen<br />
durch die Kunstgeschichte des 20.<br />
Jahrhunderts. Eine Ausstellung, die<br />
in Zusammenarbeit mit dem Musée<br />
Toulouse-Lautrec in Albi realisiert<br />
wurde.<br />
Les Arts Décoratifs<br />
107, rue de Rivoli<br />
75001 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 55 57 50<br />
www.lesartsdecoratifs.fr<br />
Di, Mi, Fr 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Do 11.00 – 21.00 Uhr<br />
Sa, So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
8,00 Euro, ermäßigt 6,50 Euro<br />
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
prägten drei Künstler die<br />
venezianische Malerei: Titian, das<br />
erfinderische Genie, Tintoretto, das<br />
dynamische Genie, und Veronese,<br />
das gestalterische Genie. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Museum of<br />
Fine Arts Boston zeigt der Louvre<br />
in einer spektakulären Ausstellung<br />
die Entwicklung dieser bedeutenden<br />
Künstler. Chronologisch wie thematisch<br />
wird nachgespürt, wie der<br />
Manierismus des mittleren Italiens<br />
sich in seiner Hochphase durch eine<br />
naturalistische Sichtweise auf die<br />
Welt auszeichnete. Eine Malerei,<br />
die das « goldene Zeitalter » genannt<br />
wurde. Ein Höhepunkt der neuen<br />
Saison.<br />
Musée du Louvre<br />
Place du Carrousel<br />
75001 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 20 53 17<br />
www.louvre.fr<br />
Mo, Do, Sa, So 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Mi, Fr 9.00 – 22.00 Uhr<br />
11,00 Euro<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Violons de Légende<br />
Beaulieu-sur-Mer & Saint-Jean-<br />
Cap-Ferrat, 18.09. – 26.09.<strong>2009</strong><br />
Internationales<br />
Comic-Festival<br />
Chambéry, 02.10. – 04.10.<strong>2009</strong><br />
André-Charles Boulle<br />
Frankfurt a. M.,<br />
28.10.<strong>2009</strong> – 31.01.2010<br />
Der Monat <strong>September</strong> ist nicht reich<br />
an Musikfesten. Nun gibt es aber ein<br />
neues, vielversprechendes Festival<br />
rund um die Geige. Oder genauer:<br />
rund um berühmte Geigen. Zu hören<br />
sein werden historische Instrumente<br />
wie die Stradivari von Eugène<br />
Ysaye, dem ersten Geiger der Wiener<br />
Philharmoniker, oder eine Geige<br />
von Matteo Gofriller aus dem Jahre<br />
1710. Dirigieren wird der Monegasse<br />
Michel Desjardins an einigen der<br />
schönsten Plätzen der Côte d’Azur.<br />
Veranstaltungsorte in Beaulieu-sur-Mer:<br />
Casino und Villa Kerylos.<br />
Veranstaltungsorte in Saint-Jean-<br />
Cap-Ferrat:<br />
Hôtel Royal Riviera, Villa Ephrussi de<br />
Rothschild und La Voile d’Or.<br />
Reservierungen:<br />
Office de Tourisme de Beaulieu-sur-Mer<br />
Telefon: +33 (0)4 93 01 02 21<br />
Office de Tourisme de Saint-Jean-<br />
Cap-Ferrat<br />
Telefon: +33 (0)4 93 76 08 90<br />
www.festivaldebeaulieu.fr<br />
Konzert 25,00 – 30,00 Euro,<br />
mit Abendessen 65,00 Euro,<br />
mit Cocktail 50,00 – 65,00 Euro<br />
Das zweitgrößte Comic-Festival nach<br />
dem von Angoulême findet in diesem<br />
Jahr zum 33. Mal statt. Wie immer<br />
begrüßen die Organisatoren einen Ehrengast.<br />
Dieses Jahr ist es der belgische<br />
Zeichner Jean Dufaux. Der ist aber nur<br />
einer von 60 Autoren, die an den drei<br />
Tagen ihre Werke vorstellen und ihren<br />
Fans für Signierstunden zur Verfügung<br />
stehen. 20.000 Besucher werden<br />
erwartet, die begierig die 300 Neuerscheinungen<br />
begutachten werden. Für<br />
alle, die sich bei Comics nicht nur für<br />
Asterix und Obelix interessieren.<br />
Centre des Congrès Le Manège<br />
Rue de la République<br />
73000 Chambéry<br />
Telefon: +33 (0)4 79 33 30 30<br />
Espace Malraux<br />
67, place François Mitterrand<br />
73000 Chambéry<br />
Telefon: +33 (0)4 79 85 55 43<br />
www.chamberybd.fr<br />
Fr 14.00 – 19.00 Uhr<br />
Sa, So 10.00 – 19.00 Uhr<br />
5,00 Euro Tageskarte, 7,00 Euro<br />
2-Tageskarte, 8,00 Euro 3-Tageskarte,<br />
Kinder unter 12 Jahren kostenlos<br />
Im 17. und 18. Jahrhundert gehörten<br />
die gekrönten Häupter Europas<br />
zu seinen Kunden. Er schuf Möbelstücke<br />
für das Schloss von Versailles<br />
und für die St. Petersburger<br />
Ermitage. Seine Arbeiten stehen<br />
heute in den Museen der ganzen<br />
Welt, in Boston, Paris und Berlin.<br />
Möbelbauer ist für André-Charles<br />
Boulle das falsche Wort. Er war<br />
Kunsttischler, Graveur, Skulpteur<br />
und Vergolder, seine Werke prägten<br />
den Stil einer ganzen Epoche. Über<br />
60 Exponate aus 30 Museen werden<br />
nun in einer einzigartigen Ausstellung<br />
vorgestellt. Darunter Meisterwerke<br />
aus Versailles, die zum ersten<br />
Mal außerhalb Frankreichs gezeigt<br />
werden.<br />
Museum für Angewandte Kunst<br />
Schaumainkai 17<br />
60594 Frankfurt a. M.<br />
Telefon: +49 (0)69 212 340 37<br />
www.angewandtekunst-frankfurt.de<br />
Di, Do – So 10.00 – 17.00 Uhr<br />
Mi 10.00 – 21.00 Uhr<br />
8,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Périgord<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Das Périgord Noir im Südosten des Departements<br />
Dordogne war mit seinen dunklen<br />
und undurchdringlichen Eichenwäldern<br />
schon immer eine Region, in der Märchen<br />
und Legenden blühten. Im späten 19. Jahrhundert<br />
fügte der Schriftsteller Eugène Le<br />
Roy eine weitere Saga hinzu, die Geschichte<br />
von Jacquou le Croquant. Ein bis heute<br />
in Frankreich sehr populärer Abenteuerroman,<br />
der die wahre Geschichte von Bauernaufständen<br />
im frühen 19. Jahrhundert<br />
aufgreift. Eine Reise durch das unbekannte<br />
Périgord, mit dem Buch in der Hand und<br />
abseits der bekannten Wege.<br />
Der Abenteuerroman « Jacquou le Croquant » ist<br />
eines der Bücher, die ganze Generationen geprägt<br />
haben. Das hat das Buch sicherlich der<br />
Schullektüre zu verdanken, zu der es bis heute gehört.<br />
Doch dass sich die Erwachsenen immer noch an den Geschichten<br />
von Jacquou erfreuen, liegt sicherlich auch daran,<br />
dass das Werk sie als Jugendliche tief im Herzen zu<br />
berühren vermochte.<br />
Denn Jacquou ist eine fast ideale Heldenfigur. So<br />
einfach er ist, so sehr kann man sich mit ihm identifizieren.<br />
Ein junger Bauer aus dem Périgord, der zu Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts zunächst glücklich mit seinen Eltern<br />
lebt, bis er wegen der Willkür eines Adligen zum<br />
verarmten Waisenkind wird. Es ist der Graf von Nansac,<br />
der seine Familie schon seit langem schikaniert. Dank<br />
seiner Freunde gelingt es dem schüchternen Kind, sich<br />
durchzuschlagen, bis aus ihm ein entschlossener Mann<br />
mit einnehmendem Wesen wird. Er weiß die Menschen<br />
um sich herum zu mobilisieren und kann seinen Wunsch<br />
nach Rache in einen Kampf gegen die Ungerechtigkeit<br />
umwandeln. Es ist eine Story irgendwo zwischen Robin<br />
Hood und Michael Kohlhaas. Jacquou wird am Ende<br />
das Leid seines Vaters rächen, indem er das Schloss des<br />
Grafen von Nansac niederbrennt.<br />
Jenseits dieses klassischen Plots eines Abenteuerromans<br />
besteht die Stärke des Jacquou-Stoffes darin, dass<br />
die Figur des Jacquou durch die Feder von Eugène Le<br />
Roy zum klassischen Vertreter der « Croquants » geworden<br />
ist. Jener mutigen Bauern und Landarbeiter,<br />
die gegen die mächtigen und reichen Landbesitzer für<br />
ihre Rechte stritten. Jacquou ist damit ein Vertreter der<br />
großen Tradition in der französischen Literatur, die vom<br />
kleinen guten Mann erzählt, der es aus eigener Kraft<br />
versteht, die Ausgestoßenen und Schwachen um sich zu<br />
versammeln, ihnen Selbstvertrauen zu geben und in ihnen<br />
die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken.<br />
Das Périgord zwischen 1815 und 1830, das Eugène<br />
Le Roy in seinem Roman beschreibt, hat mit dem, was<br />
wir heute darunter verstehen, wenig zu tun. Es gehörte<br />
damals, genauso wie die Bretagne und andere Ecken<br />
Aquitaniens, zum unterentwickelten und zurückgebliebenen<br />
Teil Frankreichs. Die vielen Sümpfe waren mit<br />
Mücken verseucht, die Leute konnten sich selten satt<br />
essen, und die Verkehrswege waren wegen der gefährlichen<br />
und dichten Wälder kaum ausgebaut. Die Zahl der<br />
Analphabeten war groß.<br />
Auch wenn sich die Lebensbedingungen im Périgord<br />
seither längst verbessert haben, hat es doch seinen<br />
eigenen Reiz, durch das Périgord Noir zu spazieren und<br />
die Überbleibsel der alten Zeiten aufzuspüren. Schon die<br />
Architektur zeigt es: In Städten wie Sarlat-la-Canéda<br />
genauso wie in den ländlichen Gebieten zeugen noch<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Périgord<br />
viele einfachere Häuser von der ärmlichen Vergangenheit.<br />
Die Fassaden wirken nach außen verschlossen, wie<br />
um sich vor der Unwirtlichkeit der Welt zu schützen.<br />
Die wenigen Fenster sind klein und schmal, die Einrichtung<br />
der Häuser ist spärlich und bescheiden. Auch wenn<br />
man heute gefahrlos durch die Wälder des Périgord Noir<br />
streifen kann, lässt ihr schattiges und dunkelgrünes<br />
Eichendickicht die Stimmung erahnen, die die Wälder<br />
damals auf die Bewohner des Périgord gehabt haben<br />
müssen. Allein dadurch bleiben die Abenteuer von Jacquou<br />
le Croquant bis heute aktuell.<br />
Zwar spielt die Geschichte des Jacquou le Croquant<br />
zu Beginn des 19. Jahrhunderts, doch das Aufbegehren<br />
der Bauern, die so genannten « Jacqueries » begannen in<br />
Frankreich sehr viel früher. Schon 1358 brachen im Beauvaisis<br />
(heutiges Departement Oise) die ersten heftigen<br />
Unruhen aus, und im gleichen<br />
Jahr fühlte sich gar der Pariser<br />
Bürgermeister bemüßigt, die<br />
Wer ist Eugène Le Roy?<br />
Landbevölkerung um Paris aufzurufen,<br />
Geboren am 29. November 1836<br />
sich gegen den König<br />
auf dem Schloss Hautefort im zu erheben. Die Bauern wurden<br />
Departement Dordogne, ist Eugène Le<br />
Roy dennoch bescheidener Herkunft.<br />
Sein Vater war Kammerdiener des<br />
Baron de Damas, dem Besitzer des<br />
Schlosses, und der Kammerzofe der<br />
Baronin. Nach der Dorfschule ging<br />
er in Périgueux zur Schule, weigerte<br />
von der Obrigkeit lange als nützliche<br />
und billige Arbeitskräfte<br />
angesehen, die gehorsam all den<br />
Königen und Feudalherren zu<br />
dienen hatten. Die Steuerlast,<br />
die man ihnen aufbürdete, war<br />
enorm und die landwirtschaftlichen<br />
sich Priester zu werden und ging<br />
Zwangsabgaben hoch.<br />
stattdessen nach Paris, wo er 1854 in<br />
die Armee eintrat. Er nahm an den<br />
Feldzügen in Algerien und Italien teil,<br />
bis er 1860 wieder ins zivile Leben<br />
zurückkehrte. In Hautefort absolvierte<br />
Im Périgord erreichten die Aufstände<br />
im 16. Jahrhundert nennenswertere<br />
Ausmaße. 1594 gab<br />
es eine erste Bauernrevolte, als<br />
die Pest das Land drückte, die<br />
er einen Verwaltungskursus, wurde Landbevölkerung ausgepresst<br />
Steuerverwalter in Périgueux und<br />
später in einigen anderen Städten<br />
der Region, darunter auch Bordeaux.<br />
In Hautefort ging er schließlich in<br />
Rente, bevor er sich in das Dorf<br />
Montignac zurückzog, wo er 1907<br />
starb. Eugène Le Roy war immer ein<br />
engagierter Verfechter der Republik<br />
und stand stets im Widerspruch zum<br />
und Steuern wieder einmal erhöht<br />
worden waren. Der Zorn<br />
einte die Bauern und sie begannen,<br />
sich der königliche Macht<br />
zu widersetzen. Seitdem nennt<br />
man die Aufbegehrenden « Croquants<br />
».<br />
Vor dem Hintergrund der<br />
Aufstände im Périgord schrieb<br />
selbstherrlichen Bürgertum. Dabei Eugène Le Roy seinen « Jacquou<br />
übte er selbst einen so genannten<br />
ehrenwerten Beruf aus, obwohl er<br />
dieses Milieu doch so sehr verachtete.<br />
Das Schreiben war für Le Roy ein<br />
Mittel, sich von diesen Widersprüchen<br />
zu befreien und auszudrücken, was er<br />
wirklich empfand.<br />
». Will man dem Helden<br />
folgen, sollte man die Spur nordwestlich<br />
von Sarlat-la-Canéda<br />
aufnehmen, in der Gegend des<br />
Waldes von Barade. Dorthin<br />
zogen sich im 17. Jahrhundert<br />
die bewaffneten Bauern, die sich<br />
im Kampf gegen die Obrigkeit<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
efanden, zurück. Südlich des<br />
kleinen Dorfes Fossemagne findet<br />
man heute leicht die vielen<br />
kleinen Wege, die die « Croquants<br />
» früher nahmen, um sich<br />
in den dichten Eichen- und Kastanienwäldern<br />
zu verstecken.<br />
Vom Wald von Barade aus<br />
ist es nur eine halbe Autostunde<br />
zum südlich gelegenen Dorf<br />
Rouffignac-Saint-Cerin-de-<br />
Reilhac. Etwas nördlich des<br />
Ortes thront auf einem Hügel<br />
das beeindruckende Château<br />
de l’Herm, dessen Turm man<br />
schon von Weitem sehen kann.<br />
Es ist einer der Hauptschauplätze<br />
des Romans «Jacquou le<br />
Croquant », denn es handelt sich<br />
um das Schloss des Grafen von<br />
Nansac, das am Ende durch Jacquou<br />
niedergebrannt wird. Doch<br />
das geschah nur in der fiktiven<br />
Geschichte des Romans. Die<br />
Mauern des Château de l’Herm<br />
stehen noch, wenn auch in mitleiderregendem<br />
Zustand. Was<br />
die Brandfackel der Rache nicht<br />
ausrichtete, scheint hier der<br />
Zahn der Zeit zu vollbringen.<br />
Die Verfilmungen<br />
des Romans<br />
Der Besucher heute sollte sich aber davon nicht abschrecken<br />
lassen. Es lohnt sich, für den Besuch mehrere<br />
Stunden einzuplanen. Die unberührte Landschaft ringsherum<br />
ist einen Ausflug wert. Man kann gut den Hügel<br />
zu Fuß umrunden und wird an vielen Stellen mit einem<br />
schönen Ausblick auf die Umgebung belohnt. Noch<br />
spektakulärer wird die Sicht vom Turm des Schlosses,<br />
den man besteigen kann.<br />
Bis vor kurzem noch war das Schloss fast vollständig<br />
mit Brombeerhecken zugewachsen. Inzwischen befreien<br />
seine Eigentümer das Gemäuer allmählich vom Zugriff<br />
der Natur und geben ihm jeden Tag ein bisschen mehr<br />
von seinem alten Glanz zurück. Die großen Schornsteine,<br />
die aus dem Nichts in den Himmel ragen, eine Mauer,<br />
die noch steht und nicht zerfallen ist, die herrliche Steintreppe<br />
des Hauptturmes zeugen von einer erstaunlichen<br />
Kunstfertigkeit ihrer Erbauer. Die Palmenskulptur auf<br />
der Decke der Haupttreppe hat beinahe etwas Surreales<br />
in diesem halbverfallenen Gemäuer, dem zum Teil das<br />
Dach und zum Teil der Fußboden fehlt. An den Wänden<br />
in den Etagen des Schlosses hängen viele Tafeln, die die<br />
Bauernaufstände in der Region beschreiben. Natürlich<br />
geben sie auch Auskunft darüber, wo die Abenteuer von<br />
Jacquou le Croquant gespielt haben sollen.<br />
Die deutsche Übersetzung von<br />
« Jacquou le Croquant » ist vergriffen.<br />
Der Aben teuer roman wurde aber<br />
mehrfach für das Fernsehen und<br />
das Kino verfilmt und lief auch in<br />
deutschen Kinos bzw. im deutschen<br />
Fernsehen:<br />
1967 verfilmte Stellion Lorenzi den Stoff<br />
für das Fernsehen als sechsteilige Serie<br />
mit je ein ein halbstündigen Episoden.<br />
Der Film hatte einen riesigen Erfolg.<br />
Eine DVD ist in französischer Sprache<br />
erhältlich.<br />
2007 adaptierte Larent Boutonnat<br />
den Roman für das Kino. Der Erfolg<br />
war nicht ganz so groß, vielleicht<br />
weil sich der Film dem Stoff we niger<br />
reißerisch nähert und dichter an<br />
den histo rischen Umständen bleibt.<br />
Obwohl der Film im Departement<br />
Dordogne spielt, wurde ein Großteil<br />
der Dreharbeiten wegen geringerer<br />
Kosten nach Rumänien verlegt.<br />
Als DVD in fran zösischer Sprache<br />
erhältlich.<br />
Oben: Dominique Palué kümmert sich<br />
mit seiner Frau um die Restaurierung<br />
vom Château de L’Herm.<br />
S. 14: Die Zeit scheint stehen geblieben<br />
zu sein: Gasse im Dorf von Fanlac.<br />
S. 15: Château de l’Herm, einer der<br />
Schauplätze des Abenteuerromans<br />
« Jacquou le Croquant ».<br />
Linke Seite: Das ehemalige<br />
Schloss der Grafen von Nansac<br />
ist heute nur noch eine Ruine.<br />
Unten: Das gut erhaltene Treppenhaus<br />
aus dem 15. Jahrhundert zeigt mit der<br />
Palmendecke die Könnerschaft<br />
seiner Erbauer.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Périgord<br />
Oben: Die idyllische Landschaft um Château de l’Herm<br />
lädt zum Spazieren ein. Mitte: Die Steinmauern von<br />
Fanlac boten eine ideale Kulisse für die Dreharbeiten zu<br />
« Jacquou le Croquant ». Unten: Die Pfarrei von Fanlac<br />
wurde im Film zum Haus des Pfarrer Bonal. Sie ist heute<br />
ein beliebtes Ausflugsziel der Jacquou-Anhänger.<br />
Ein Besuch im Château de l’Herm lohnt sich schon<br />
alleine deshalb, weil man mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
einen der beiden Besitzer des Schlosses, Marie<br />
oder Dominique Palué, antreffen wird. Dieses Paar<br />
widmet seit Jahren seine Zeit und sein Vermögen dem<br />
Erhalt des Schlosses. Sie erzählen den Besuchern mit<br />
Freuden davon. Man sollte nicht zögern, sie anzusprechen<br />
und wird einen sicher interessanten Vortrag über<br />
die Rekonstruktion des Schlosses zu hören bekommen.<br />
Dominique war 35 Jahre lang Gärtner, Marie ist<br />
Archäologin. Deswegen erhielten sie die Genehmigung,<br />
am Fuße des Schlosses eine Ausgrabungsstätte<br />
zu errichten. Die beiden geben gerne zu, dass ihr<br />
Vorhaben ein wenig verrückt ist. Dass sie schon immer<br />
alte Gemäuer liebten, reicht nicht aus, sich in ein<br />
solches Abenteuer zu stürzen. Es braucht schon eine<br />
tiefe Verständigung untereinander. « Wir verbringen<br />
den größten Teil unserer Zeit hier, aber es ist schon<br />
klar, dass wir das nicht tun, um eines Tages hier im<br />
Schloss zu wohnen », erklärt Dominique. Sie verwenden<br />
ihre ganze Kraft, weil sie das Schloss so sehr<br />
lieben, es schützen und vor dem Verfall bewahren<br />
wollen. Das tun sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
und mit den Eintrittsgeldern der Besucher. 5.000<br />
sind es pro Jahr.<br />
Vom Château de l’Herm führen engen Landstraßen<br />
ins etwa 15 Kilometer entfernte hübsche Dörfchen<br />
Fanlac. Ein anderer wichtiger Schauplatz des<br />
Werkes von Eugène Le Roy, den man aus der Fernsehverfilmung<br />
aus dem Jahr 1967 kennt. Der Ortsteil,<br />
der « Combenègre » genannt wird, ist der Ort, wo im<br />
Roman die Eltern von Jacquou lebten. Er liegt direkt<br />
an der Straße von Fanlac nach Thonac. Das kleine,<br />
halbverfallene Haus ist heute aber in Privatbesitz. Es<br />
ist nicht leicht zu finden – und es gibt auch nicht allzu<br />
viel zu sehen. Dennoch gefällt es manchem Besucher,<br />
sich ein Kiesel als Andenken für die Lieblingsserie<br />
seiner Kindheit mitzunehmen.<br />
Für die vielen Liebhaber der Romanverfilmung ist<br />
aber das Haus des Pfarrers Bonal von eigentlichem Interesse.<br />
Der tapfere Pfarrer nimmt den halbverhungerten<br />
Waisenjungen Jacquou auf und wird ihm ein zweiter<br />
Vater. Sein Haus befindet sich links neben der Kirche,<br />
am Fuß einer großen Linde. Das Haus ist vollkommen<br />
erhalten. Martine, seine Besitzerin, erinnert sich noch<br />
gut an die Dreharbeiten, die damals im Dorf für Aufsehen<br />
sorgten. Seither erlebt Fanlac wieder ruhigere Tage.<br />
Davon kann man sich überzeugen, wenn man sich auf<br />
einer der Terrassen der Cafés niederlässt. Dort lässt sich<br />
der Besuch einer Gegend beschließen, die sich fast ein<br />
wenig vor der Welt versteckt – und die mit ihren alten<br />
Geschichten doch in ganz Frankreich berühmt geworden<br />
ist.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Saint-Brieuc<br />
N12/E50<br />
164<br />
D768<br />
N176/E401<br />
Dinan<br />
Rennes<br />
A84<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Sens<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
A5/E<br />
t<br />
N24<br />
Vannes<br />
<br />
Durch die neue Autobahn A89 von<br />
Cler mont-Ferrand nach Bordeaux hat<br />
via Paris und die Autobahn Orléans-<br />
Toulouse Les Sablesd’Olonne<br />
(A71 und A20) vorteilhafter.<br />
A83<br />
Rouffignac-Saint-Cerin-de-Reilhac …<br />
… Berlin 1.685 km … N11/E601 Hamburg Niort 1.630 km<br />
… Köln 1.180 km<br />
… Wien 1.620 km<br />
… La München Rochelle 1.190 km<br />
… Zürich E5/A10 880 km<br />
Le Mans<br />
Orleans<br />
Der nächste aus dem deutschsprachi-<br />
www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />
gen Raum direkt angeflogene Airport<br />
sich die Anbindung des Périgord A11/E501 ans ist in Toulouse. Weitere Flughäfen, die<br />
europäische Autobahnnetz stark verbessert.<br />
Aus der Schweiz, A11/E60 Öster reich Angers und aus Deutsch land, Öster reich Cheverny und der<br />
man mit Air France via Paris bzw. Chambord<br />
N165/E60<br />
A28/E502<br />
Lyon<br />
A10/E5-E60<br />
La Baule<br />
Tours<br />
den meisten Regionen Deutschlands A86/E60 Schweiz erreichen kann, sind in Bordeaux,<br />
Limoges Chenonceau und Clermont-Ferrand.<br />
A71/E9<br />
St. Nazaire<br />
A85<br />
erreicht man Nantes das Péri gord am besten<br />
A87<br />
Monts<br />
über diese neue Quer verbindung, Der in Brive-la-Gaillarde im Bau befindliche<br />
Airport soll 2010 eröffnet werden.<br />
A83<br />
wobei man via Saint-Etienne Cholet Anschluss<br />
Bouges-le-Château<br />
an Lyon hat. Nur aus dem äußersten<br />
A20/E9<br />
Westen Deutschlands ist eine Anreise Das Périgord ist nicht direkt ans fran zö sische<br />
A10/E5 TGV-Netz angeschlossen, noch gibt<br />
es Direktverbindungen aus dem deutschsprachigen<br />
Poitiers Raum. Von Paris aus<br />
Sarzay<br />
erreicht<br />
man die Region entweder mit dem TGV<br />
nach Bordeaux und von dort weiter mit<br />
einem Regionalexpress oder mit einem<br />
Corail (vergleichbar mit dem IC).<br />
Auxerre<br />
Comité Départemental du Tourisme<br />
de la Dordogne<br />
25, rue Wilson<br />
24000 Périgueux<br />
Telefon: +33 (0)5 53 35 50 24<br />
Château Bourgesde l’Herm<br />
24580 Rouffignac-Saint-Cerin-de-<br />
A71/E11 Reilhac<br />
Telefon: +33 (0)5 53 05 46 61<br />
www.chateaudelherm.com<br />
Öffnungszeiten:<br />
Vézelay<br />
01.04. – 11.11. täglich 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Eintrittspreise: Montluçon<br />
6,00 Euro, Kinder und Jugendliche<br />
A71/E11<br />
unter 16 Jahren kostenlos<br />
Avallon A6/E15<br />
A<br />
Angoulême<br />
Limoges<br />
A20/E9<br />
A89/E70<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
A72/E70<br />
Montalivet<br />
St. Etie<br />
E5/A10<br />
Bordeaux<br />
Bergerac<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Fossemagne<br />
Fanlac<br />
Rouffignac<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Sarlat-la-Canéda<br />
V<br />
A52/E72<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Hossegor<br />
Biarritz<br />
Mimizan<br />
Hendaye<br />
Bayonne<br />
E5-E70/A63<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Rouffignac: Höhle der 100<br />
Mammuts<br />
Das Périgord ist weltweit<br />
für seine Höhlen<br />
mit kostbaren<br />
Felszeichnungen<br />
unserer Urahnen<br />
Pau<br />
bekannt. Im<br />
Tal der Vézère<br />
sind die<br />
Pamplona<br />
spektakulärsten unter ihnen zu finden.<br />
Darunter auch die Höhle der 100<br />
Mammuts, wie die Höhle von Rouffignac<br />
LESETIPPs FÜR Ausflüge in der Umgebung<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Frankreich wie im<br />
Bilderbuch: Eine Reise<br />
im Dordogne-Tal<br />
Das Dordogne-<br />
Toulouse<br />
Tal im<br />
Südwesten<br />
Frankreichs<br />
hat sich im<br />
Laufe der<br />
Jahrhunderte<br />
einen ganz eigenen Charakter erhalten<br />
und gilt als eines der schönsten<br />
Landstriche des Landes. Eine Reise<br />
Narbonne<br />
Carcassonne A81/E80<br />
Limoux<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Unterwegs in den<br />
Städten des Périgord<br />
A75/E11<br />
Das Périgord wird für<br />
Lodève<br />
seine Natur Montpellier<br />
ge liebt. Seine<br />
A9/E15<br />
Flüsse, Wälder<br />
und Tä<br />
Bézier<br />
ler<br />
wir ken wie<br />
eine Oase<br />
der Ruhe und<br />
Unberührtheit. Doch auch das urbane<br />
France<br />
Périgord geizt nicht mit Reizen. Périgueux,<br />
Brantôme, Perpignan Bergerac und Sarlat-<br />
ebenfalls genannt wird.<br />
durch eine Gegend wie im Bilderbuch. la-Canéda lohnen A9/E15 einen Collioure Besuch<br />
Andorra<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Cerbère<br />
AP7/E15<br />
Nîmes<br />
O<br />
A<br />
A54<br />
A<br />
Spanien<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 19
Jahreskalender 2010<br />
Vom Heft an die Wand<br />
NEU !<br />
Die schönsten Motive aus Frankreich erleben versammelt<br />
in einem exquisiten Wandkalender. Bilder, die Frankreich<br />
von seiner schönsten Seite zeigen. Hochwertig gedruckt<br />
auf 50 x 35 cm.<br />
19,90 Euro zzgl. Versandkosten (in Deutschland 4,50€Euro / andere Länder 8,90€Euro)
Bestellen Sie<br />
den Kalender<br />
noch heute:<br />
Coupon per Fax an:<br />
+49 (0)30 / 61 10 53 67<br />
Coupon per Post an:<br />
Frankreich erleben-<br />
Aboservice<br />
Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG<br />
Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus<br />
Harnau. Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH,<br />
Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter<br />
Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.<br />
Ja,<br />
ich bestelle den Jahreskalender Frankreich erleben 2010<br />
für 19,90 Euro zzgl. Versandkostenpauschale (innerhalb<br />
Deutschlands 4,50 Euro, andere Länder 8,90 Euro).<br />
Werbecode: K <strong>23</strong>/09<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Land<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Solange<br />
der Vorrat<br />
reicht<br />
Den Bestellpreis bezahle ich per:<br />
Bankeinzug (nur von deutschem Konto möglich):<br />
<br />
Kontonummer<br />
Geldinstitut<br />
Kreditkarte:<br />
<br />
Visa<br />
<br />
Kartennummer<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bankleitzahl<br />
MasterCard AMEX Diners Club<br />
<br />
Gültig bis Monat/Jahr<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />
von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen<br />
werden kann.<br />
Datum, Unterschrift
Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />
ie amps-lsées<br />
es amanes<br />
Sie ist zwar nur einige Kilometer<br />
lang und wenige Meter<br />
breit, doch das Renommee<br />
ihrer Anrainer ist weltbekannt:<br />
Die Avenue de Champagne<br />
in Epernay ist das Epizentrum<br />
der Champagnerproduktion.<br />
Der Besuch einer ungewöhnlichen<br />
Straße und eines unterirdischen<br />
Gängesystems, in<br />
dem Millionenwerte lagern.<br />
Durch eine große Glastür betrete ich die helle Eingangshalle.<br />
Zur Linken befindet sich eine Rezeption,<br />
hinter der elegant in schwarz gekleidete Hostessen<br />
auf Gäste warten. Schon aus der Ferne lächeln sie mich<br />
freundlich an. Alles wirkt sehr gediegen. Eigentlich erwarte<br />
ich jetzt nur noch, dass ein Kofferträger herbeieilt und mir<br />
seine Dienste anbietet. Doch ich bin weder in der Lobby<br />
eines edlen Grand Hotels noch habe ich Gepäck bei mir.<br />
Denn an dieser Rezeption checkt man nicht für ein Hotelzimmer<br />
ein, sondern für eine ungewöhnliche Besichtigungstour.<br />
Ich bin im Besucherzentrum von Moët & Chandon<br />
in Epernay, der Hauptstadt des Champagners.<br />
Schon der erste Eindruck macht deutlich, dass man sich in<br />
diesem Hause dem Understatement und dem Luxus gleichzeitig<br />
verpflichtet fühlt. Das diskret-höfliche Verhalten des<br />
Personals ist auf Perfektion getrimmt, die Einrichtung der<br />
Empfangshalle wirkt hochwertig, aber nicht protzig. Freundlich<br />
erklärt mir eine der Rezeptionistinnen das Angebot an<br />
Führungen. Als nächstes beginnt ein Rundgang durch die<br />
legendären Keller des Champagnerherstellers in englischer<br />
Sprache. Ich zögere nicht lange und kaufe mein Ticket.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · <strong>23</strong>
Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />
Oben: Die Avenue de Champagne wurde kürzlich neu gestaltet. Blick in Richtung Innenstadt.<br />
S. 22: Die Champagnermarken sind in herrschaftlichen Anwesen entlang der Avenue de<br />
Champagne untergebracht, so auch Moët & Chandon. S. <strong>23</strong>: In der Kellern von Boizel.<br />
Und so befinde ich mich schon wenige Minuten später<br />
gemeinsam mit zwei Familien aus den Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, drei Paaren aus Großbritannien und einer<br />
kleinen Gruppe aus Spanien vor unserem Gruppenführer –<br />
einem jungen Franzosen im schwarzen Anzug, der perfekt<br />
in Shakespeares Sprache doziert und den schmalen Grad<br />
zwischen Vornehmheit und Arroganz bestens beherrscht.<br />
Zunächst erzählt er uns in Anbetracht einiger Porträtgemälde<br />
– was der ganzen Veranstaltung einen erhabenen<br />
Charakter gibt, fast so, als würde man das Schloss von<br />
Versailles besichtigen und über den Sonnenkönig und seine<br />
Nachfahren sprechen – von der Geschichte und den Familienverhältnissen<br />
im Hause Moët & Chandon.<br />
Der Champagnerhersteller kann nämlich auf eine über 250<br />
Jahre währende Familientradition zurückblicken. Am Anfang<br />
stand Claude Moët, der 1743 die Firma gründete. Sein Sohn<br />
Claude Louis Nicolas baute die Aktivitäten aus und sein Enkel<br />
Jean-Rémy erschloss die europäischen Märkte und schaffte<br />
damit die Grundlage zum späteren Erfolg. Im Alter von 74<br />
Jahren übergab der Enkel des Gründers die Geschäfte wiederum<br />
an die nächste Generation. Doch dieses Mal ging die Verantwortung<br />
an zwei Menschen, seinen Sohn Victor und seinen<br />
Schwiegersohn Pierre-Gabriel Chandon. Eine Entscheidung,<br />
die sich bis heute im Doppelnamen Moët & Chandon zeigt.<br />
Unser Guide brilliert bei seinem Vortrag mit der Gabe,<br />
Geschichte und Vorzüge seines Arbeitgebers darzustellen,<br />
ohne die Führung zu sehr in eine einseitige Verkaufsshow ausarten<br />
zu lassen. Aber so erfahre ich beiläufig, dass angeblich<br />
alle zwei Sekunden irgendwo auf der Welt der Korken einer<br />
Champagnerflasche der Marke Moët & Chandon knallt und<br />
dass Persönlichkeiten wie die Marquise de Pompadour und<br />
Napoleon den edlen Tropfen liebten. Nach dieser Einleitung<br />
wird uns ein kurzer Film gezeigt, bevor es schließlich in den<br />
Untergrund geht, die eigentliche Attraktion dieses Rundgangs.<br />
Mögen die überirdischen Gebäude herrschaftlich wirken<br />
und sicherlich sehenswert sein, das eigentliche Juwel des<br />
Anwesens liegt unter der Erde. Ein Labyrinth aus unzähligen<br />
Gängen und Gewölben. Denn erst durch das Reifen<br />
in diesen Kellern erlangt der Champagner seine einmalige<br />
Note. So wie Moët & Chandon im Laufe der Jahrzehnte<br />
immer größer wurde, so bedurfte es auch eines ständigen<br />
Ausbaus des unterirdischen Gängesystems. Heute kann<br />
allein dieser Champagnerhersteller auf Kellergewölbe und<br />
-gänge mit einer Gesamtlänge von sage und schreibe 28<br />
Kilometern zurückgreifen! Natürlich werden wir bei dieser<br />
geführten Tour nur wenige hundert Meter davon sehen,<br />
aber auch diese sind bereits äußerst beeindruckend.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
In den kühlen, feuchten Stollen kommen wir immer wieder<br />
an größeren Gewölben vorbei, die bis unter die Decke mit<br />
Champagnerflaschen gefüllt sind. Man kann nur erahnen,<br />
wie viele Millionen Euro an Warenwert in diesen Gängen<br />
lagern mögen. Unser Gruppenführer gibt uns unterwegs aber<br />
nicht nur Informationen zu der Anzahl der Flaschen, die in<br />
einzelnen Gewölben lagern, und der Länge diverser Stollen,<br />
sondern erklärt auch die verschiedenen Produktionsschritte<br />
von der Weintraube bis zum fertigen Champagner und die<br />
notwendigen natürlichen Voraussetzungen für den Anbau<br />
der Weinreben.<br />
So erzählt er von den besonderen Böden in der Champagne,<br />
deren Kreidehaltigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor für<br />
die Herstellung dieses besonderen Getränks ist. Dank ihrer<br />
wird nämlich Feuchtigkeit und Wärme gespeichert, die<br />
dann nach und nach an die Rebe abgegeben wird. Deshalb<br />
nimmt man für Champagner vor allem Trauben aus Bodennähe<br />
– im Gegensatz zu Weinen aus Südfrankreich, wo die<br />
Weintrauben dank der direkten Sonnenwärme reifen. Das<br />
Klima in der Champagne, das sich sowohl durch milde maritime<br />
als auch strenge kontinentale Einflüsse auszeichnet,<br />
ist ebenfalls ein entscheidender Faktor für die Herstellung<br />
von Champagner.<br />
Die eigentliche Champagnerproduktion beginnt natürlich<br />
mit der Lese der Weintrauben im Herbst. Diese erfolgt<br />
noch von Hand und ist nicht wie andernorts mechanisiert<br />
worden. Anschließend werden die Trauben gepresst, wobei<br />
die Beerenhaut von roten Trauben nicht lange im Saft bleiben<br />
darf, da sich der Wein sonst rot verfärben würde. Anschließend<br />
beginnt die erste Gärphase, an deren Ende die<br />
Weine von ihrem Bodensatz getrennt werden. Kellermeister<br />
verkosten und klassifizieren danach die Weine, bevor es zu<br />
einer Vermählung dergleichen kommt. Je umfangreicher die<br />
Auswahl ist, desto feiner können die Abstimmungen erfolgen.<br />
Dabei werden auch Weine aus verschiedenen Jahrgängen<br />
verschnitten. Die Cuvée wird dann in Flaschen abgefüllt<br />
und waagerecht gelagert.<br />
Diese zweite Gärung ist ein entscheidender Bestandteil<br />
der Champagnerherstellung. Beigefügte Hefe ruft während<br />
dieser Reifungsphase das Moussieren des Weines hervor.<br />
Anschließend ist eine erneute Klärung des Cuvées notwendig.<br />
Dafür werden die Flaschen mit leicht nach unten geneigtem<br />
Hals in Holzvorrichtungen gesteckt und jeden Tag<br />
ein wenig gedreht. Die Hefe löst sich dadurch und gleitet<br />
in den Flaschenhals. Dank eines anschließenden Eisbades<br />
bildet sich eine Eisschicht um den Hefeversatz, der durch<br />
natürlichen Druck beim Öffnen der Flasche hinausgestoßen<br />
wird. Dieser Arbeitsschritt wird auch als degorgieren<br />
oder abschlämmen bezeichnet. Zum Abschluss wird dem<br />
Champagner eine sogenannte Versanddosage zugeführt,<br />
um den zuvor erfolgten Flüssigkeitsverlust auszugleichen.<br />
Jeder Champagnerhersteller hat sein eigenes Rezept für<br />
diese Dosage. Sie gibt dem Champagner schließlich seine<br />
einmalige Geschmacksrichtung.<br />
Un<br />
merveilleux<br />
hiver<br />
à Nancy<br />
Ein wunderbares und zauberhaftes Wochenende<br />
Nancy feiert<br />
Nikolaus<br />
Dezember 5⁄6<br />
Pauschalangebot Nancy feiert den heiligen Nikolaus<br />
Wochenende: Samstag 5. und Sonntag 6. Dezember <strong>2009</strong><br />
Im Angebot enthalten:<br />
∙ eine Übernachtung inklusive Frühstück<br />
∙ ein City-Pass Nancy<br />
∙ ein typisches lothringisches Mittagessen<br />
∙ eine Willkommenstüte<br />
∙ ein Lebkuchen-Nikolaus<br />
Ab.<br />
68€/Pers.<br />
fêtes de la Saint-Nicolas<br />
5 & 6 décembre<br />
Samstag: Veranstaltungen und Bummel durch die Straßen und<br />
um 19.30 Uhr Darbietung auf der Place Stanislas und Feuerwerk.<br />
Sonntag: Umzug durch die Altstadt. Der heilige Nikolaus hält<br />
seine Rede vom Balkon, anschließend festliche Beleuchtung mit<br />
Lichteffekten.<br />
Als wirklich traditionelles Fest, um das sich lothringische Legenden<br />
ranken, ist das Nikolausfest in Nancy DAS Ereignis, das man<br />
sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.<br />
Un<br />
merveilleux<br />
hiver<br />
à Nancy<br />
NANCY Fremdenverkehrsamt<br />
(Place Stanislas)<br />
Reservierungszentrale<br />
Direkt unter 00 33 (0)3 83 35 84 71<br />
www.ot-nancy.fr<br />
Die Reservierungszentrale in Nancy kann<br />
auch einen ganzen Aufenthalt von A bis Z<br />
organisieren, wobei Sie individuell betreut<br />
werden, und auf Anfrage „schlüsselfertige“<br />
Produkte anbieten.
Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />
Oben links: Das Anwesen von Pol Roger.<br />
Oben: An der Eingangstür von Boizel wird<br />
stolz an das Gründungsjahr 1834 erinnert.<br />
Links: Das Château-Perrier in der <strong>Nr</strong>. 13,<br />
das Gebäude war im Zweiten Weltkrieg<br />
von den deutschen Soldaten besetzt<br />
und wurde als Hauptquartier benutzt.<br />
Nach diesen ausführlichen Erläuterungen zur Herstellung<br />
von Champagner, währenddessen wir durch diverse<br />
Gänge gelaufen sind, beantwortet unser Guide noch einige<br />
Fragen zu der Beschaffenheit von Champagnerflaschen, zur<br />
Verwendung der Korken und zur Haltbarkeit des Champagners.<br />
Danach biegen wir um ein paar Ecken, bis wir<br />
schließlich in einen Verkostungsraum gelangen.<br />
Im Eintrittspreis ist der Genuss eines Glases Champagners<br />
inbegriffen. Waren die Erklärungen des Rundgangs<br />
zuvor recht allgemeingültig und nicht nur auf die Marke<br />
Moët & Chandon bezogen, zeigt sich nun natürlich das<br />
kommerzielle Interesse des Unternehmens an solchen Führungen.<br />
Aber nichts für ungut, schließlich wird niemand<br />
zum Kauf von Champagnerflaschen gezwungen und die<br />
im Preis enthaltende Kostprobe mundet hervorragend.<br />
Nach ein paar abschließenden Worten befinde ich mich<br />
schon kurz danach wieder unter freiem Himmel – rund eine<br />
Stunde, nachdem ich das vornehme Empfangsgebäude des<br />
Champagnerproduzenten betreten hatte.<br />
Doch das Ende dieser Führung ist für mich erst der<br />
Anfang der Erkundung einer ganz besonderen Straße mit<br />
klangvollem Namen: der Avenue de Champagne. Sie hat<br />
ihren Ausgang an der Place de la République und erstreckt<br />
sich vom Zentrum von Epernay in Richtung Osten. An ihrem<br />
Anfang liegt, schräg gegenüber vom Rathaus, wo sich<br />
das örtliche Fremdenverkehrsamt befindet, das Anwesen<br />
von Moët & Chandon, dessen Keller ich gerade besichtigt<br />
habe. Doch diese Marke ist mitnichten der einzige große<br />
Name an dieser Champs-Elysées des Champagners. Fast<br />
alle großen Champagnerhäuser haben eine Adresse an dieser<br />
einzigartigen Avenue. Hier befindet sich das Who’s who<br />
der Schaumweinwelt.<br />
So schließen sich auf der südlichen Straßenseite die herrschaftlichen<br />
Gebäude von Perrier Jouët, Pol Roger, Vranken<br />
Pommery Monopole, Boizel und De Venoge an das Anwesen<br />
von Moët & Chandon an. Auf der nördlichen Straßenseite<br />
findet man Dependancen dieser Marken sowie das Haus<br />
Esterlin. Etwas weiter stadtauswärts folgen schließlich noch<br />
die Gebäude von Mercier, Comtesse Lafond und – von der<br />
Avenue de Champagne etwas zurückgesetzt – De Castellane.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Ich schlendere die Avenue, die leicht ansteigt, langsam hoch. In den letzten<br />
drei Jahren wurde sie komplett saniert und strahlt seitdem endlich eine<br />
schlichte Eleganz aus, die dem Renommee der illustren Anrainer würdig<br />
ist. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Jedes Jahr kommen über<br />
400.000 Touristen in die bekannteste Straße von Epernay, die mir an einem<br />
Tag in der Woche außerhalb der Sommerferien allerdings unerwartet leer<br />
vorkommt. Doch diese Ruhe passt gut zu der vornehmen Aura, die die Architektur<br />
der Firmensitze der Schaumweinhersteller, die sich meist schon im 19.<br />
Jahrhundert hier ansiedelten, ausstrahlt.<br />
Unter der Straße und unter den ihr angrenzenden Grundstücken befinden<br />
sich die Keller und Stollen der verschiedenen Champagnerhersteller,<br />
denn nicht nur Moët & Chandon lagert hier seine wertvolle Ware. Die Gänge<br />
erstrecken sich auf einer Länge von insgesamt mehr als 100 Kilometern<br />
und gehen bis zu 40 Meter unter die Erde! Kaum zu glauben, ist die Avenue<br />
de Champagne doch nur wenige Kilometer lang. Der Hauptabschnitt zwischen<br />
der Place de la République im Westen und der Place de Champagne<br />
im Osten, an dem sich der Großteil der Champagnermarken befindet, misst<br />
sogar nur ganze eineinhalb Kilometer. Hunderte Millionen von Flaschen dieses<br />
weltberühmten Schaumweines lagern also quasi unter meinen Füßen. Ein<br />
sonderbares Gefühl.<br />
Die Geschichte der einzelnen Champagnermarken unterscheidet sich<br />
meist nicht so sehr von der Moët & Chandons. Oft stehen lange Familiendynastien<br />
hinter den renommierten Namen. So wird beispielsweise im Hause<br />
Boizel die Schaumweinproduktion in der fünften Generation kultiviert. Gegründet<br />
wurde die Marke einst im Jahre 1834 von Auguste Boizel zusammen<br />
mit seiner Frau Julie. Familienmitglieder führten den Betrieb anschließend<br />
fort. Auch die Kellergewölbe dieses Herstellers lassen sich besichtigen. Allerdings<br />
nur werktags und nur nach Voranmeldung. Der Besuch kann aber eine<br />
Alternative zum « Massenandrang » bei den größeren Häusern wie Moët &<br />
Chandon sein.<br />
Ein weiteres Beispiel für die familiären Ursprünge der großen Champagnermarken<br />
ist das Haus Pol Roger. Gegründet wurde es nur einige<br />
Jahre nach Boizel im Jahre 1849 und wird seitdem von einer Generation an<br />
die nächste übergeben. Es gehört zu den kleinsten Champagnerhäusern,<br />
ist aber stolz auf seine 160-jährige Unabhängigkeit. Die Marke machte<br />
1900 allerdings aus einem ganz anderen Grund von sich reden: Im Februar<br />
deselben Jahres stürzten Keller des Herstellers ein, wobei rund 1,5<br />
Millionen Flaschen unter dem Schutt begraben wurden. Natürlich verfügt<br />
das Unternehmen heute über neue Kellergewölbe. Der normale Tourist<br />
muss jedoch draußen bleiben, eine öffentliche Besichtigungsmöglichkeit<br />
besteht nicht.<br />
Das ist aber auch nicht weiter tragisch, hat man in der Avenue de Champagne<br />
ohnehin die Qual der Wahl. Neben Moët & Chandon bieten nämlich<br />
auch Comtesse Lafond, De Castellane und Mercier Rundgänge an, für die<br />
keine Voranmeldung notwendig ist. Letztere erlaubten im Jahre 1950 zur<br />
Premiere des Renault 4CV sogar ein Autorennen in ihren Kellern, was einen<br />
Eindruck von deren Größe gibt. Außerdem laden noch ein paar weitere<br />
Champagnerhäuser wie Achille Princier oder Gratien Alfred im Umkreis der<br />
Avenue de Champagne zu einem Abstecher ein.<br />
Doch normalerweise ist der Besuch eines Herstellers völlig ausreichend, es<br />
sei denn, man kann vom Champagner gar nicht genug bekommen. Ich drehe<br />
nach rund zwei Kilometern in Höhe des Hauses Mercier wieder um und kehre<br />
auf der anderen Straßenseite zurück zu meinem Ausgangspunkt. Eines ist<br />
sicher: Wenn ich demnächst einmal wieder die Gelegenheit habe, mit einem<br />
Glas Champagner anzustoßen, werde ich diese einzigartige Avenue im Geiste<br />
vor meinen Augen sehen.<br />
Urlaub in der<br />
Champagne<br />
Gehen Sie auf Entdeckungsreise zu den Weingütern<br />
der Champagne und wohnen Sie in einer Gite oder<br />
einem Gästehaus mit Charme. Sie werden als Freunde<br />
empfangen und wohnen in Qualitätsunterkünften,<br />
die von Liebhabern der Lebensart der Champagne<br />
geführt werden.<br />
Die Adressen mit Charme finden Sie unter<br />
www.gites-de-france-marne.com und<br />
www.clevacances-marne.com<br />
Prospekte und Informationen erhalten<br />
Sie per Telefon: +33 (0)3 26 64 95 05<br />
oder per E-Mail:<br />
service-reservation-marne@wanadoo.fr
Unterwegs in Frankreich Avenue de Champagne<br />
Aus<br />
<br />
den meisten Gegenden Deutschlands,<br />
aus Österreich und der Schweiz<br />
erreicht man Epernay über die Autobahn<br />
A4 von Straßburg bzw. Saarbrücken<br />
nach Châlons-en-Champagne.<br />
Von dort geht es über die D3<br />
nach Epernay. Aus West- und Nord westdeutsch<br />
land bietet sich eine Anreise<br />
über die Ardennen via Liège und Sedan<br />
nach Reims an. Aus Reims führt die<br />
D951 direkt nach Epernay.<br />
Epernay …<br />
… Berlin 980 km<br />
… Köln 420 km<br />
… Wien 1.100 km<br />
… Hamburg 840 km<br />
… München 710 km<br />
… Zürich 580 km<br />
Die Region Champagne-Ardenne<br />
verfügt über keinen Verkehrsflughafen<br />
mit Linienverkehr. Der nächste inter natio<br />
nale Flughafen ist in Paris, wohin es<br />
zahlreiche Direktflugverbindungen aus<br />
dem deutschsprachigen Raum gibt, Gent<br />
etwa mit Calais Air France, Dunkerque Lufthansa, Austrian,<br />
Swiss, Air Berlin und EasyJet.<br />
Boulogne<br />
Aus dem deutschsprachigen Roubaix Raum gibt<br />
es keine direkten Zugverbindungen<br />
Lille<br />
nach Epernay. Aus Paris (Gare de l’Est)<br />
verkehrt ein Regionalexpress (TER)<br />
mehrmals täglich Arras ohne Umsteigen<br />
nach Epernay. Die Fahrzeit beträgt ca.<br />
eine Stunde und 20 Minuten.<br />
www.ot-epernay.fr<br />
Office de Tourisme<br />
7, avenue de Champagne<br />
51200 Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 53 33 00<br />
Moët & Chandon<br />
20, avenue de Champagne<br />
51200 Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 51 20 20<br />
Führungen:<br />
April bis Mitte November täglich,<br />
Mitte November bis März nur werktags,<br />
jeweils 9.30 – 11.30 Uhr und<br />
14.00 – 16.30 Uhr.<br />
Eintrittspreise:<br />
ab 14,00 Euro, ermäßigt ab 9,00 Euro,<br />
Antwerpen<br />
Kinder bis 10 Jahre frei.<br />
Boizel<br />
46, avenue de Champagne<br />
51200 Bruxel Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 54 31 83<br />
Liege<br />
Führungen:<br />
Montags bis freitags 9.00 – 12.00 Uhr<br />
Charlroi<br />
und 14.00 – 17.00 Uhr, allerdings nur<br />
nach Voranmeldung!<br />
Mercier<br />
70, avenue de Champagne<br />
51200 Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 51 22 <strong>23</strong><br />
Führungen:<br />
Mitte März bis Mitte November täglich<br />
9.30 – 11.30 Uhr und 14.00 – 16.30 Uhr.<br />
Eintrittspreise:<br />
8,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro.<br />
Comtesse Lafond<br />
79, avenue de Champagne<br />
51200 Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 32 26 40<br />
Führungen:<br />
April bis Mitte Dezember täglich,<br />
Mitte Dezember bis März nur werktags,<br />
jeweils 10.00 – 12.00 Uhr und<br />
14.00 – 17.30 Uhr.<br />
Eintrittspreis:<br />
8,00 Euro.<br />
De Castellane<br />
57, rue de Verdun<br />
51200 Epernay<br />
Telefon: +33 (0)3 26 51 19 11<br />
Führungen:<br />
Mitte März bis Mitte Dezember täglich<br />
10.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />
Eintrittspreise:<br />
ab 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro.<br />
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
A34/E46<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Lesetipp für Champagner<br />
Luxembourg<br />
0/E5-E60<br />
nonceau<br />
Rouen<br />
A13/E5<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
Chambord<br />
A16<br />
Orleans<br />
PARIS<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Cheverny<br />
28 · Frankreich A71/E9 erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
A85<br />
A4/E50<br />
Sens<br />
Auxerre<br />
A26/E17<br />
Troyes<br />
Reims<br />
Epernay<br />
Vézelay<br />
A26/E17<br />
Avallon A6/E15<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A5/E17-E54<br />
Dijon<br />
A38<br />
A4/E50<br />
A31/E17-E21<br />
Saarbrücken<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
A4<br />
Karlsruhe<br />
Metz<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
A35<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
A4/E25<br />
Champagner: Lebensgenuss pur A5/E35<br />
Nancy<br />
Strasbourg<br />
Er verzaubert durch seinen Mythos<br />
und sein tanzendes Perlenspiel. Kaum<br />
A35<br />
ein anderes Getränk gilt derart als<br />
Synonym für Luxus und High Society.<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
Heute lebt gar France eine ganze Region von<br />
seinem legendären Ruf. Colmar Auf den Spuren Freiburg<br />
dieses edlen Schaumweines aus der<br />
A35/E25<br />
Champagne.<br />
A36/E60<br />
Mulhouse<br />
Belfort<br />
Basel<br />
Besançon<br />
Deutschland<br />
Schweiz<br />
Züric
Entdecken Sie<br />
AUBE EN CHAMPAGNE<br />
Kulturerbe, Weinberge und frische Luft – nur drei der vielen Gründe,<br />
warum die Aube en Champagne, nur 500 km von Köln und Stuttgart<br />
entfernt, eine Reise wert ist. Ihr kulturelles Zentrum, das mittelalterliche<br />
Troyes, bietet ein vielfältiges Besuchsprogramm: bunt bemalte<br />
Fachwerkhäuser, Kirchen mit den schönsten Kirchenfenstern ganz<br />
Europas, originelle Museen, aber auch ein Fabrikverkaufszentrum für<br />
Markenbekleidung und vieles mehr. Auf dem Lande erwarten den<br />
Besucher unzählige Weinberge mit ihren Weinkellern der Weinstraße.<br />
Der Champagner sowie die Kostproben der traditionellen Gastronomie<br />
werden überall angeboten. Dem berühmten Sauerkraut ist ein<br />
Traditions fest vom 19.09. bis 20.09.09 gewidmet. Weitere Informationen<br />
liefert das Fremdenverkehrsamt in Troyes.<br />
KULTUR<br />
Besuchen Sie Troyes, die mittelalterliche<br />
Stadt mit ihren pittoresken Fachwerkhäusern<br />
und zahlreichen Museen. Neu ab Juli<br />
<strong>2009</strong>: «Du coté de Renoir» – Wilkommen<br />
im Atelier des Malers Renoir!<br />
19. und 20. <strong>September</strong> <strong>2009</strong><br />
Sauerkrautmarkt<br />
in Brienne le Château<br />
Alljährlich veranstaltet Brienne le Château seine „Foire à la choucroute“.<br />
Stellen Sie sich vor: Eine Kleinstadt von nur 3.800 Einwohnern empfängt an<br />
einem einzigen Wochendende ca. 40.000 Besucher! Übrigens: An zwei Tagen<br />
verkonsumieren die Besucher zwanzig Tonnen in Champagner gegartes<br />
Sauerkraut!<br />
Office de Tourisme de Brienne le Château<br />
T. +33 (0)3 25 92 82 41 – www.ville-brienne-le-chateau.fr<br />
CHAMPAGNER<br />
30 Winzer der südlichen Champagne<br />
laden ein zu einer Rundreise durch die<br />
Weinorte und Champagnerhäuser. Besuchen<br />
Sie auch das Champagnerfest «Route<br />
du Champagne en fête» und probieren<br />
Sie einen Champagner aus biologischem<br />
Anbau.<br />
SHOPPING<br />
Hier ist das größte Zentrum Europas für Werksverkauf<br />
mit Preisnachlässen von 30 – 50 % auf führende Marken<br />
aller Größen. Möchten Sie ein Kristallglas-Unikat von<br />
Bayel erwerben? Hier ist die Gelegenheit. Sie können sogar<br />
dem Glasbläser bei der Herstellung des Kunstwerks<br />
zusehen.<br />
NATUR UND<br />
ERHOLUNG<br />
Der Naturpark Fôret d’Orient mit seinen<br />
Seen und riesigen Wäldern ist ein ideales<br />
Reiseziel für Naturfreunde. 250 Vogelarten<br />
wurden im Ornithologischen Naturreservat<br />
registriert. Angeboten werden<br />
zahlreiche sportliche Aktivitäten und<br />
spannende Veranstaltungen.<br />
27. <strong>September</strong> <strong>2009</strong><br />
Äpfel pressen wie anno dazumal<br />
in Eaux Puiseaux<br />
Gérard Hotte pflegt seine Apfelbäume, presst seinen Cidre, verkauft ihn und<br />
erzählt die Geschichte seines geliebten Getränks in seinem Museum. An<br />
diesem Tag wird über 1 t Äpfel gepresst, um daraus ungefähr 800 l goldenen<br />
Saft zu gewinnen. Die Stände unter den Apfelbäumen präsentieren einheimische<br />
Erzeugnisse der Aube, angeführt vom Cidre.<br />
La Ferme d‘Hotte<br />
T. +33 (0)3 25 42 15 13 – www.lafermedhotte.com<br />
11. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
«Patrimoine Nature et Fromage»<br />
im Käsemuseum von Chaource<br />
An diesem Wochenende auf dem Programm: Vorführung einer handwerklichen<br />
Käse- und Butterherstellung im Käsemuseum von Chaource, gefolgt<br />
von einer Verkostung.<br />
Musée du fromage - T. +33 (0)3 25 40 10 67<br />
an einem Wochenende Mitte Dezember <strong>2009</strong><br />
Weihnachtsmarkt der Champagne<br />
in Neuville sur Seine<br />
«Marché de Noël» nach Art der Champagne: Eine Fülle von Geschenkideen<br />
mit dem Champagner an erster Stelle! Denn Neuville sur Seine und die Côte<br />
des Bar sind ja vor allem das Köngreich der Winzer. Die Auslagen der Händler<br />
bieten traditionelle Erzeugnisse in Hülle und Fülle. Im Dezember schimmern<br />
die Dörfer im Seinetal im Weihnachtschmuck.<br />
Mairie de Neuville sur Seine<br />
T. +33 (0)3 25 38 <strong>23</strong> 91 - mairie.neuvillesurseine@wanadoo.fr<br />
Alle unsere Wochenend-Angebote finden Sie<br />
unter: www.escapades-en-champagne.com<br />
Aube en Champagne Tourisme<br />
Tel.: +33 3 25 42 50 00 · www.aube-champagne.de
Unterwegs in Frankreich Normandie<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Magische Ruinenreste<br />
Die Abtei von Jumièges<br />
in der Normandie<br />
Die Normandie ist für kleine Überraschungen immer gut.<br />
Wie oft verbergen sich im Labyrinth der schmalen<br />
Landstraßen Sehenswürdigkeiten, die dem Reisenden<br />
unverhoffte Erlebnisse bescheren. Ein solches hatten wir<br />
30 Kilometer von Rouen entfernt, als sich uns in der Ferne<br />
die eindrucksvollen Ruinen der Abtei von Jumièges<br />
darboten. Wir ließen uns anlocken und fanden einen Ort,<br />
der zu den eindrucksvollsten an der Seine-Mündung gehört.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 31
Unterwegs in Frankreich Normandie<br />
Die Ruinen von Jumièges liegen<br />
in einem 15 Hektar großen<br />
Park. Als wir den Eingang zur<br />
Abtei erreichen, sind wir überwältigt<br />
von der majestätischen Ruinenlandschaft,<br />
die sich vor uns erhebt und fühlen<br />
uns irgendwie klein. Auch die anderen<br />
Besucher heben, nachdem sie das<br />
Kassenhäuschen passiert haben, wie<br />
benommen den Kopf und bestaunen<br />
die gewaltigen Mauern. Die Bänke im<br />
Umkreis der Ruine werden schnell besetzt.<br />
Als müsse man sich vom Anblick<br />
der Ruinen erst einmal erholen.<br />
Die beiden schlichten Klostertürme<br />
im romanischen Stil ragen 40<br />
Meter in die Höhe. Als wir uns nähern,<br />
stellen wir verblüfft fest, dass<br />
sich hinter der fast intakten Fassade<br />
der Abtei, « nichts » verbirgt. Es ist alles<br />
nur eine Ruine. Das riesige Kirchschiff,<br />
es misst 25 Meter und erinnert<br />
ein bisschen an die Kathedrale von<br />
Rouen, wird nur vom freien Himmel<br />
bedeckt. Unser Blick schweift nach<br />
oben in das sommerliche Wolkenblau<br />
und wir fühlen uns an eine Filmkulisse<br />
erinnert. Im Kircheninneren<br />
sprießt Gras und überall sind die<br />
Spuren der Vergangenheit präsent.<br />
Der Ort hat etwas Poetisches. Hier<br />
und da eine Säule, eine Statue, Mauerbrocken.<br />
Genügend Nahrung für<br />
die Fantasie, um sich vorzustellen,<br />
wie das Leben in der Abtei vor ihrem<br />
Ruinenschicksal wohl ausgesehen<br />
haben mag. Ein bisschen werden wir<br />
sogar an die Überreste von Machu<br />
Pichu in Peru erinnert.<br />
Der Bau der Abtei datiert aus dem<br />
7. Jahrhundert. Um 654 verfügte Philibert,<br />
ein Höfling von König Dagobert,<br />
den Bau eines Klosters an der<br />
strategisch wichtigen Seine-Schleife.<br />
Die Abtei wurde schnell bekannt und<br />
zog bald tausende Mönche, Studenten<br />
und Arbeiter an. Nicht weniger als<br />
vier Kirchen wurden auf dem Grund<br />
des Klosters errichtet: Saint-Pierre,<br />
Notre-Dame, Saint-Denis und Saint-<br />
Germain.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Als Nummer 1 für Feriendörfer und Apartments<br />
garantiert p&v – Groupe Pierre & Vacances – seit<br />
über 40 Jahren individuelle Urlaubserlebnisse<br />
in Frankreich, Italien und Spanien – mit über<br />
300 Feriendörfern, Residenzen und Hotels.<br />
Gruissan<br />
Meava Residenz<br />
Les Occitanes<br />
1 Woche in 2-Zi.-Whg.<br />
für bis zu 5 Personen<br />
ab 196 E<br />
Eine Legende erzählt, dass die<br />
beiden Söhne von König Clovis II.<br />
(635-657), genannt König Nichtsnutz,<br />
ein schreckliches Geschick<br />
erlitten, das in Jumièges sein Ende<br />
fand. Ihr Vater übertrug dem Ältesten<br />
die Verwaltung des Königreiches,<br />
als er sich auf einen Kreuzzug<br />
begab. Der Prinz hatte aber während<br />
der Abwesenheit seines Vaters<br />
nichts Besseres zu tun, als sich mit<br />
seinem Bruder gegen ihre Mutter,<br />
die Königin, zu erheben. Diese aber<br />
gewann den Kampf und rächte sich<br />
fürchterlich. Sie ließ ihren Kindern<br />
die Beinnerven durchtrennen. Bei<br />
seiner Rückkehr litt Clovis II. großen<br />
Kummer wegen seiner verkrüppelten<br />
Söhne. Die grausame Königin<br />
ordnete deshalb an, die Brüder vom<br />
Hof zu schaffen. Man band sie in ein<br />
Boot und überließ sie führerlos der<br />
Strömung der Seine und damit ihrem<br />
Schicksal. Die Legende will es, dass<br />
das Boot schließlich Jumièges erreichte,<br />
wo Philibert die Unglücklichen<br />
fand. Als der König von dieser<br />
glücklichen Rettung hörte, beschloss<br />
er zum Dank, die Abtei finanziell<br />
reich zu entlohnen. Das leere Grab<br />
unweit der Abtei soll für die beiden<br />
Königssöhne errichtet worden sein.<br />
Historiker halten das aber für unwahrscheinlich.<br />
Normandie<br />
Dives-sur-Mer<br />
Residenz Port Guillaume<br />
1 Woche im Studio für bis zu 2 P. ab 260 E<br />
Omaha Beach<br />
Residenz Le Green Beach<br />
1 Woche im Studio für bis zu 5 P. ab 340 E<br />
Languedoc - Roussillon<br />
Port-Barcarès<br />
Residenz Catalana<br />
1 Woche im Studio für bis zu 4 P. ab 250 E<br />
La Grande-Motte<br />
Residenz Le Levant<br />
1 Woche im Studio für bis zu 3 P. ab 200 E<br />
FERIENDÖRFER -<br />
mehr Spaß inklusive:<br />
• Kinder- und Jugend-Clubs<br />
• Sport- und Freizeitaktivitäten<br />
• Internationales Entertainment<br />
Information, Katalog, Reservierung:<br />
Tel: 01805 - 90 10 11 *<br />
(*0,14 Euro/Min. vom dt. Festnetz)<br />
www.pv-holidays.de
Unterwegs in Frankreich Normandie<br />
Verbürgt ist: Die Abtei von Jumièges<br />
wuchs rasch und wurde ungeheuer<br />
reich. Das sorgte für Begehrlichkeiten.<br />
Schon im Jahre 841 überfielen die Wikinger<br />
Jumièges, brandschatzten und<br />
plünderten das Kloster und nötigten<br />
die Mönche, gen Norden zu flüchten.<br />
Es dauerte bis zum 11. Jahrhundert,<br />
bis die Ruinen von Jumièges zum ersten<br />
Mal wieder aufgebaut wurden,<br />
und das Kloster Glanz und Ruhm<br />
zurückerlangte. Mit für die damalige<br />
Zeit enormen Aufwand wurde der Bau<br />
vorangetrieben und die Kirche Notre-<br />
Dame wiederhergestellt. Bei ihrer<br />
Einweihung im Jahr 1067 war selbst<br />
König Wilhelm der Eroberer zugegen.<br />
Die günstige Lage an der Seine-<br />
Schleife trug beträchtlich zur Entwicklung<br />
des Klosters bei. Der Fluss<br />
war einer der wichtigsten Wasserwege<br />
und wurde von unzähligen Händlern<br />
frequentiert, die regelmäßig in Jumièges<br />
Rast machten. Während der beschwerlichen<br />
Reisen im Mittelalter bot<br />
das Kloster ihnen einen friedlichen Ort<br />
zur Erholung und zum Eindecken mit<br />
Proviant. Es fanden sich viele kühle<br />
Brunnen, Tränken, Brotbacköfen und<br />
Herbergen, die für Reisende damals<br />
unentbehrlich waren.<br />
Auf unserem Spaziergang durch<br />
das Dorf, das bis an die Klostertore<br />
heranreicht, treffen wir auf Spuren<br />
dieser Vergangenheit. Es finden sich<br />
noch manche dieser alten, steinernen<br />
Brotbacköfen und ehemaligen Brunnen.<br />
Auch viele Namen der Gasthäuser<br />
und Wirtsstuben erinnern an die<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
nicht minder gastfreundlichen Zeiten<br />
von einst.<br />
Während ihrer Reisen tauschten<br />
sich die Geschäftsleute mit den<br />
Mönchen, Studenten und lokalen<br />
Händlern aus und trugen die Erlebnisse<br />
von Jumièges mit in ihre<br />
Heimatstädte. So wuchs der gute<br />
Ruf von Jumièges entlang der großen<br />
Handelsrouten, und selbst auf<br />
der anderen Seite des Ärmelkanals<br />
war die Abtei ein Begriff. Sie prosperierte<br />
unaufhörlich und zählte bis<br />
zu 170 Liegenschaften in der ganzen<br />
Normandie. Aber der hundertjährige<br />
französisch-englische Krieg von<br />
1337 bis 1453, während dessen sich<br />
die Armeen diesseits und jenseits des<br />
Ärmelkanals unzählige Schlachten<br />
lieferten, leitete den zweiten Abstieg<br />
von Jumièges ein. In der zweiten<br />
Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es<br />
dann die Hugenotten, die das Kloster<br />
plünderten. Wieder wurde Jumièges<br />
für lange Zeit eine vergessene Ruine,<br />
bis sie ein letztes Mal von 1666 bis<br />
1671 restauriert wurde. Dafür wurden<br />
eine große Bibliothek und eine<br />
Orgel gebaut, man errichtete auf<br />
den Wällen Terrassen und legte die<br />
Gärten neu an. Das Kloster begann<br />
allmählich wieder aufzuleben.<br />
Doch abermals klopfte das Schicksal<br />
an die Klostermauern – dieses Mal<br />
unerbittlich und endgültig. In den<br />
Wirren der Französischen Revolution<br />
wurden die Gebäude des Klosters verkauft.<br />
Und die Käufer hatten wahrlich<br />
kein besonderes Interesse am Erhalt<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 35
Unterwegs in Frankreich Normandie<br />
der historischen Stätte. Einige Gebäude<br />
wurden schlichtweg abgerissen, die<br />
Möbel und Kunstwerke über das ganze<br />
Land verstreut. Die letzte Demütigung<br />
musste das einst so glanzvolle Kloster<br />
in den Jahren von 1802 bis 1824 erleiden.<br />
Da nämlich diente die Abtei als<br />
Steinbruch für die umliegenden Bauvorhaben.<br />
Es musste noch einmal ein Jahrhundert<br />
vergehen, bis die Überreste<br />
der Abtei endlich geschützt wurden.<br />
Doch die wirkliche Lebensversicherung<br />
für Jumièges gilt erst seit 1947.<br />
Seitdem nämlich ist der französische<br />
Staat Eigner der Klosteranlage und<br />
sorgen zahlreiche Konservierungsarbeiten<br />
dafür, dass der Ort sich seine<br />
majestätische Aura bewahrt.<br />
Beim Spazieren durch die Anlage<br />
fällt uns auf, wie harmonisch sich die<br />
hohen Ruinen in den Park einfügen.<br />
Die Konservateure von Jumièges haben<br />
ein beeindruckendes Gleichgewicht<br />
schaffen können. Die Natur<br />
dominiert die Ruinen nicht, wie es an<br />
vergleichbaren Orten oft der Fall ist.<br />
Ganz im Gegenteil, die verbliebenen<br />
Gebäudeteile fordern einen beinahe<br />
ehrerbietigen Respekt. Die Mauerreste,<br />
Dachgewölbe und bloßen Mauersteine,<br />
die wie vom Himmel gefallen<br />
zu sein scheinen, üben einen faszinie-<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Rouen über Belgien, Valenciennes<br />
und Amiens. Aus Süddeutschland<br />
und Österreich via Metz, Reims und<br />
Amiens. Aus der Schweiz über Dijon<br />
und Paris. Von Rouen aus führt die D<br />
982 und anschließend die D 143 nach<br />
Jumièges.<br />
Jumièges …<br />
… Berlin 1.120 km<br />
… Köln 550 km<br />
… Wien 1.420 km<br />
… Hamburg 970 km<br />
… München 1.020 km<br />
… Zürich 820 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Rouen, der<br />
aus dem deutschsprachigen jedoch<br />
nicht angeflogen wird. Air France bietet<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz jedoch Umsteigeverbindungen<br />
via Lyon nach Rouen an. Der nächste<br />
direkt aus dem deutschsprachigen<br />
Raum bediente Flughafen ist in Paris.<br />
renden Bann auf uns aus. Auf Schritt<br />
und Tritt spüren wir, welch bewegte<br />
Geschichte dieser Ort hat.<br />
An manchen Stellen fällt das Licht<br />
fast waagerecht durch die Ruinenreste<br />
und lässt das Ensemble fast etwas Heiliges<br />
ausstrahlen. Vielleicht nicht unbedingt<br />
im religiösen Sinne, sondern<br />
eher als poetisches Zusammenspiel der<br />
alten Ruinen und der Naturgewalten.<br />
Wir verlassen die romanische und romantische<br />
Schmucklosigkeit der Abtei<br />
von Jumièges und müssen uns eines<br />
eingestehen: Wir sind berührt.<br />
Jumièges hat keinen Bahnanschluss.<br />
Der nächste große Bahnhof ist in Rouen,<br />
wohin zahlreiche Züge von Paris aus<br />
verkehren.<br />
www.jumieges.fr<br />
Abbaye de Jumièges<br />
24, rue Guillaume le Conquérant<br />
76480 Jumièges<br />
Telefon: +33 (0)2 35 37 24 02<br />
Täglich, Mitte <strong>September</strong> bis Mitte April<br />
9.30 – 13.00 Uhr und 14.30 –17.30 Uhr,<br />
Mitte April bis Mitte <strong>September</strong> 9.30<br />
–18.30 Uhr.<br />
Calais Dunkerque<br />
5,00 Euro, von November bis März<br />
jeder 1. Sonntag kostenlos, Kinder<br />
und Jugendliche Boulognebis 18 Jahren frei. Roubaix<br />
Auf Nachfrage ist eine einstündige<br />
Führung im Preis inbegriffen.<br />
Lille<br />
Willkommen in der<br />
Domaine du Clos des Fontaines,<br />
ein Hafen des Friedens im Herzen<br />
der Seine-Schleifen und in<br />
unmittelbarer Nähe zur Abtei,<br />
wo Stille und Hochgenuss<br />
vorherrschen.<br />
Hôtel de charme<br />
« Le Domaine du Clos des Fontaines »<br />
191, rue des Fontaines - Jumièges<br />
Tel.: +33 (0)2 35 33 96 96<br />
Antwerpen<br />
www.leclosdesfontaines.com<br />
Gent hotel@leclosdesfontaines.com<br />
Bruxel<br />
Charlroi<br />
Liege<br />
Arras<br />
Amiens<br />
t-Malo le Mont-<br />
Saint-Michel<br />
N176/E401<br />
A84<br />
inan<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Rennes<br />
Saint-Lô<br />
A84/E401<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
Jumièges<br />
Rouen<br />
Caen A13/E46<br />
A28/E402<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
Le Mans<br />
Beauvais<br />
A13/E5<br />
A10/E5<br />
A16<br />
Orleans<br />
PARIS<br />
A1/E15-E19<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Ferienhäuser in der Normandie<br />
Ferien, Wochenenden:<br />
www.frankreich-normandie-ferienhaeuser.com<br />
A4/E50<br />
Sens<br />
A26/E17<br />
Reims<br />
A34/E46<br />
Verweilen Sie mal ganz anders in unseren<br />
Ferienhäusern und Gästezimmern<br />
Epernay<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Ermässigte Bearbeitungskosten<br />
mit dem Passwort „Frankreich“<br />
Charleville-Mézières<br />
A26/E17 Seine Maritime Tourisme Réservation<br />
Imm. Chambre d’Agriculture<br />
Chemin de la Bretèque<br />
TroyesBP 59<br />
76<strong>23</strong>2 BOIS GUILLAUME cedex<br />
für weitere Informationen wenden Sie sich<br />
bitte an Frau Nadège Paillard A5/E17-E54<br />
Tel: +33 (0)2 35 60 73 34<br />
Fax: +33 (0)2 35 61 69 20<br />
Email: npaillard@gitesdefrance76.com<br />
A4/E50<br />
A4/E25<br />
L<br />
A<br />
A3<br />
A<br />
A11/E60<br />
A11/E501<br />
Angers<br />
A86/E60<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
A10/E5-E60<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
A71/E9<br />
Auxerre<br />
Vézelay<br />
Avallon A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Pariser Lichtspiel häuser<br />
Mehr als nur Kino<br />
Auf der ganzen Welt sucht man ein Kino meist nach seinem Programm aus. In Paris lohnt es<br />
sich aber durchaus, andere Auswahlkriterien hinzuzuziehen. Denn einige der 376 Kinosäle der<br />
Hauptstadt, in denen jede Woche zwischen 450 und 500 verschiedene Filme gezeigt werden,<br />
lohnen allein schon wegen ihrer Geschichte oder ihrer Architektur einen Besuch. Die Wahl eines<br />
Kinos ist für viele Pariser zudem eine Frage der Lebenseinstellung. Sag’ mir, in welches Kino<br />
Du gehst, und ich sag’ Dir, wer Du bist – dieser Spruch trifft in Paris besser zu als irgendwo anders.<br />
Da viele Filme zudem in der Originalversion gezeigt werden, sind mangelnde Französischkenntnisse<br />
kein Hindernis für einen Kinobesuch. Eine Reise zu legendären und außergewöhnlichen<br />
Lichtspielhäusern an der Seine.<br />
Der Vorgang ereignete sich vor rund zwei Jahren, im<br />
August 2007: Das unabhängige, in einer Seitenstraße<br />
der weltberühmten Champs-Elysées gelegene Kino<br />
« Le Balzac » entschloss sich zur Renovierung seines großen<br />
Saals. Unter anderem sollten die Kinosessel ausgetauscht werden.<br />
Nach den vielen Jahren, die die alte Bestuhlung auf dem<br />
Buckel hatte, eine weise Entscheidung. Dem Betreiber Jean-<br />
Jacques Schpoliansky kam dabei die Idee, die alten Sessel<br />
kurzerhand zum Verkauf anzubieten. Ein genialer Einfall,<br />
denn die Stühle wurden ihm geradezu aus den Händen gerissen.<br />
Einige Kinoliebhaber reisten dafür sogar aus der Provinz<br />
an. Und selbst die Erwerber stark verschlissener Exemplare<br />
schätzten sich glücklich, nannten sie doch von nun an ein<br />
Stück legendärer Kinogeschichte ihr Eigen.<br />
Diese kleine Geschichte verdeutlicht auf ihre Weise, welches<br />
besondere Verhältnis die Pariser zu ihren Kinos pflegen.<br />
Bis heute umgibt viele Lichtspielhäuser der Hauptstadt eine<br />
ganz besondere Aura. Es geht dabei um mehr als die Vorführung<br />
eines Films. Es geht um Erinnerungen, um legendäre<br />
Ereignisse und um außergewöhnliche Orte. Die Auswahl an<br />
Kinosälen kann sich sehen lassen. Neben den allerorts üblichen<br />
Multiplexkinos, die in Frankreich meist auf die Namen<br />
Gaumont, UGC, MK2 und Pathé hören, gibt es natürlich<br />
viele kleinere oder größere Programmkinos.<br />
Doch damit nicht genug, die französische Hauptstadt ist<br />
auch Heimat einiger Lichtspielhäuser, die sich in gar keine<br />
Kategorie einordnen lassen. So kann man im schicken 7. Arrondissement<br />
in ein Kino gehen, das in einer Pagode unterge-<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Jean-Jacques Schpoliansky,<br />
Betreiber des Balzac<br />
Monsieur Schpoliansky, Sie bezeichnen sich selbst als<br />
Direktor und Unterhalter. Warum?<br />
Folgen Sie mir einfach einen Tag lang bei meiner<br />
Arbeit und Sie werden es schnell verstehen. Das<br />
Balzac ist ein kleines unabhängiges Kino. Wir sind<br />
ein Dutzend Leute, die den Kinobetrieb in Schichten<br />
à drei Personen zum Laufen bringen.<br />
Es gibt zwei Sichtweisen auf die heutige Zeit.<br />
Entweder man sagt, dass es dem Kino schlecht geht<br />
und dass die Multiplexe alles aufsaugen, oder man krempelt<br />
die Ärmel hoch und ist innovativ. Ich habe mich für den<br />
zweiten Ansatz entschieden. Für mich gibt es hinter dem<br />
Phänomen Kino ein Geheimnis, das man nie vergessen darf.<br />
Ein Kinosaal muss ein lebendiger Ort sein. Schließlich ist<br />
es ein Ort der Kultur. Man muss damit spielen. Wissen Sie,<br />
das ist ein wenig wie mit den Literatursalons im 18. Jahrhundert:<br />
Die Leute liebten es, sich zu treffen und über ihre<br />
kulturellen Vorlieben und Entdeckungen zu diskutieren.<br />
Für mich ist ein Kino genau das: Ein Ort des Austausches,<br />
ein Ort, wo sich kulturinteressierte Menschen treffen.<br />
Deshalb gebe ich mir eine doppelte Berufsbezeichnung.<br />
Neben dem Direktor bin ich auch Unterhalter.<br />
Sobald mehr als 20 Besucher im Kinosaal sitzen – zum<br />
Glück also sehr häufig –, gehe ich in den Saal und erzähle<br />
den Leuten von Neuigkeiten aus der Branche. Ich diskutiere<br />
mit ihnen auch über den Film, den sie sehen wollen,<br />
mache ihnen Lust darauf. Und es scheint zu funktionieren.<br />
Wir verkaufen mehr als 170.000 Eintrittskarten im Jahr.<br />
Was macht Ihr Kino besonders?<br />
Vieles! Vielleicht aber gerade die Tatsache, dass wir uns<br />
nicht als eine reine Abspielstätte von Filmen begreifen.<br />
Vielleicht auch, weil wir Filme aussuchen, die wir mögen<br />
und die wir deshalb mit unseren Besuchern teilen wollen.<br />
Oft muss ich darum kämpfen, die Filme zu bekommen,<br />
die ich gerne zeigen möchte. Oft wollen die Verleiher sie<br />
nur an die größeren Kinos geben. Wir zeigen also Filme,<br />
weil wir sie mögen und nicht, wie in anderen Häusern,<br />
weil sie hohe Einnahmen versprechen.<br />
Außerdem: Kennen Sie andere Kinos, in denen<br />
nach der Vorführung ein von Sterneköchen zubereitetes<br />
Abendessen serviert wird, bei dem 350 Menschen mit<br />
dem Teller auf den Knien speisen, um einen Moment der<br />
Gemeinschaft zu erleben? Zusammen mit anderen Kinos<br />
organisieren wir darüber hinaus Filmtage, an denen die<br />
Menschen verschiedene Filme in den diversen Sälen sehen<br />
und anschließend darüber diskutieren. All das macht das<br />
Balzac aus. Sie sehen, das ist mehr als ein simples Kino.<br />
Und zu unseren Besonderheiten gehört auch, dass viele<br />
Prominente gerne inkognito zu uns kommen. Sie wissen,<br />
dass wir ihren Wunsch nach Anonymität respektieren. Ich<br />
habe aufgehört, die Politiker, Schauspieler und Künstler<br />
zu zählen, die zu unseren Gästen gehören.<br />
Monsieur Schpoliansky, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />
bracht ist – ein geradezu magischer Ort inmitten der hektischen<br />
Weltstadt, unweit vom Eiffelturm und Invalidendom.<br />
Das Gebäude war einst das Geschenk eines reichen Mannes<br />
an seine Ehefrau. Auf die nächste Vorführung wartet man<br />
hier in einem kleinen japanischen Garten bei – wenn man<br />
mag – einer Tasse Tee. Danach geht es in einen Saal mit<br />
Kronleuchtern, die man sonst aus vornehmen Salons kennt.<br />
Und da man sich hier in einem gut situierten Viertel der<br />
Hauptstadt befindet, weisen einem Platzeinweiser, die sich<br />
über ein kleines Trinkgeld freuen, den Weg. Entsprechend<br />
betucht und wohlgekleidet ist auch das Publikum. In der<br />
Pagode geht es um Kultur, nicht um Popcorn und Cola.<br />
Ganz anders ist das Ambiente dagegen im Osten von<br />
Paris, im Schatten der Büchertürme der neuen Nationalbibliothek.<br />
Das Multiplexkino « MK2 Bibliothèque » gehört<br />
zu den modernsten Lichtspielhäusern der Stadt, was sich<br />
bereits an der kühlen Architektur des Gebäudes erkennen<br />
lässt. Der besondere Clou des Kinos sind aber seine Sitze:<br />
So gibt es in den Sälen Doppelsitze für verliebte Paare,<br />
bei denen keine Armlehne beim Kuscheln stört. Manch<br />
ein Besucher fühlt sich so an die Kinobesuche in seiner<br />
Jugend erinnert. Schön ist in diesem Kino auch, dass<br />
selbst für wartende Besucher viel Platz zur Verfügung<br />
steht – keine Selbstverständlichkeit in Paris, wo man oft<br />
auf der Straße auf den nächsten Film warten muss, auch<br />
bei Regen. Außerdem bieten kulturorientierte Geschäfte<br />
ihr Sortiment an, so dass man Wartezeiten beispielsweise<br />
mit dem Stöbern nach DVDs überbrücken kann.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 39
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Außenansicht,<br />
Kassenraum und<br />
Saal des Balzac.<br />
Rechte Seite:<br />
Grand Rex.<br />
S. 38: Einer der Säle<br />
von MK2 Bibliothèque.<br />
MK2 Bibliothèque kann zweifellos als das ideale Multiplexkino<br />
der heutigen Zeit gelten, zumal es viele anspruchsvolle<br />
Filme im Programm hat.<br />
Zur Avantgarde modernen Kinovergnügens zählte einst<br />
auch das Max Linder. Es war eines der ersten Säle in der<br />
Metropole, der über den THX-Tonstandard verfügte. Heute<br />
eine Selbstverständlichkeit, damals eine sensationelle<br />
Neuheit. Viele ältere Besucher erinnern sich noch immer<br />
mit Gänsehaut an den THX-Soundcheck, bevor der Film<br />
begann. Im dunklen Saal kam ein Ton aus dem Nichts, der<br />
immer lauter wurde und das Kino schließlich zum Vibrieren<br />
brachte. Gleichzeitig erschienen die drei magischen Buchstaben<br />
auf der Leinwand. Bis heute haben viele Fans von<br />
damals dem Max Linder ihre Treue gehalten und erinnern<br />
sich gerne an diese Zeit zurück.<br />
Für die junge Generation ist eine gute Tonqualität dagegen<br />
längst eine Selbstverständlichkeit. Doch die technischen<br />
Fortschritte machten gerade für die kleinen Häuser<br />
das Überleben immer schwieriger. So veränderte sich auch<br />
die Kinolandschaft in Paris. Multiplexkinos lösten kleine<br />
Schachtelkinos ab. Zwei große Gruppen, Gaumont und<br />
UGC, gefolgt von zwei kleineren, Pathé und MK2, dominieren<br />
das Angebot. Dauerkarten, mit denen man für etwas<br />
mehr als 20 Euro so viele Filme im Monat sehen kann, wie<br />
man möchte, verändern die Besuchsgewohnheiten. Einige<br />
dieser Kinofabriken sind allein wegen ihrer Größe einen<br />
Besuch wert, beispielsweise die UGC Ciné Cité Les Halles<br />
mit 19 Sälen, die UGC Cité Ciné Bercy mit 18 Sälen oder<br />
das Gaumont Aquaboulevard mit 14 Sälen. Aber Achtung,<br />
in diesen Häusern laufen vor allem Großproduktionen aus<br />
Hollywood. Die Kinos sind vor allem bei Jugendlichen aus<br />
den Vorstädten beliebt.<br />
Doch trotz dieser Dominanz großer Ketten konnten<br />
sich bis heute rund 150 unabhängige Kinosäle in Paris halten.<br />
Ihre Eigentümer sind oft mutige Leute, die mit ihrer<br />
Arbeit nicht nur auf Gewinnmaximierung schielen. So wie<br />
Jean-Jacques Schpoliansky, der Betreiber des Balzac. Mit 65<br />
Jahren steht er immer noch an der Spitze dieses legendären<br />
Kinos, das sein Großvater 1935 eröffnet hat. Zu der Zeit<br />
befanden sich die meisten Kinos im Opéra-Viertel oder an<br />
den äußeren großen Boulevards. Vor 1918 gab es gerade<br />
einmal zwei Kinos an den Champs-Elysées. Doch dann<br />
begannen die Kinobetreiber damit, sich für den Prachtboulevard<br />
zu interessieren, so auch Jean-Jacques Schpolianskys<br />
Großvater. Auch Produktionsfirmen siedelten sich an den<br />
Champs-Elysées an.<br />
Das Balzac kannte in der Anfangszeit einen nicht zu<br />
stoppenden Aufstieg. Zunächst zeigte man vor allem USamerikanische<br />
Filme, was damals gerade in Mode war.<br />
In den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren wurden viele<br />
Filmpremieren in Anwesenheit der Leinwandstars gefeiert.<br />
Das waren die glorreichen Jahrzehnte des Hauses. 1975<br />
erweiterte man das Kino um zwei kleinere Säle, um damit<br />
das Programm vielfältiger gestalten zu können. Bis heute<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
ehauptet sich das Balzac gegen die große<br />
Konkurrenz im Dunstkreis der Champs-<br />
Elysées. Immerhin existieren 34 Säle in dem<br />
Viertel. 20 Jahre zuvor waren es allerdings<br />
noch doppelt so viele.<br />
Auf viel Starrummel kann auch ein anderes<br />
legendäres Kino zurückblicken, das<br />
Grand Rex. Am Boulevard Poissonnière nahe<br />
den Galeries Lafayette gelegen, gehört es wie<br />
die Pagode zu den Häusern, die sich in keine<br />
Kategorie pressen lassen, sondern die eine<br />
Klasse für sich bilden. Neben dem Anspruch,<br />
das größte Kino Europas sein zu wollen,<br />
zeichnet es sich vor allem durch seine Architektur<br />
und seine Geschichte aus. Ähnlich wie<br />
bei der Pagode stand auch hier am Anfang<br />
der verrückte Traum eines Mannes. Der Cineast<br />
Jacques Haïk, der in Frankreich Charlie<br />
Chaplin bekannt gemacht hatte, wollte in Paris<br />
ein Kino eröffnen, das unter den anderen<br />
Lichtspielhäusern hervorstach. Es sollte ein<br />
Projektionssaal werden, der die Besucher auf<br />
eine Reise weg vom Alltag schickte.<br />
Nichts war dafür zu schön oder zu teuer.<br />
Herausgekommen ist ein Gebäude im Art<br />
Déco mit einer Höhe von 70 Metern. Die<br />
Leinwand misst beeindruckende 18 Meter<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 41
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Les Etoiles du Rex – eine Reise zum<br />
cineastischen Herzen von Paris<br />
Die Idee hätte dem Gründer des Grand Rex, Jacques<br />
Haïk, sicherlich gefallen: In der Kontinuität, das Kino<br />
als einen Ort der Reise aus dem Alltag zu sehen,<br />
haben die heutigen Betreiber vor ein paar Jahren<br />
ein außergewöhnliches Spektakel erfunden, das<br />
einen nicht nur hinter die Kulissen des Grand Rex,<br />
sondern des Kinofilms insgesamt führt. Ausgestattet<br />
mit einem Audioguide (auch auf Deutsch) nimmt der<br />
Besucher unter anderem in einem Panoramafahrstuhl<br />
Platz, mit dem er hinter der Leinwand des Grand Rex<br />
entlangfährt, bevor es in den Projektionssaal und den<br />
Raum der Spezialeffekte geht. Eine Reise in die Welt<br />
des Films.<br />
in der Breite sowie elf Meter in der Höhe und wiegt über<br />
drei Tonnen. Seit 1988 lässt sie sich sogar auf 25 Meter verbreitern.<br />
Die Inneneinrichtung wirkt wie eine Filmkulisse.<br />
Griechische Statuen, venezianische Masken, Haussilhouetten<br />
aus Nizza bzw. Algier und Palmen: Wenig erinnert an<br />
den Alltag vor der Haustür. Der künstliche Sternenhimmel<br />
unter einer immensen Kuppel tut sein Übriges. Die Einweihung<br />
fand 1932 statt. Zur damaligen Zeit war das Grand<br />
Rex eine Sensation. 2.800 Sitze hat der Saal. Seit 1981 steht<br />
er unter Denkmalschutz.<br />
Dem damaligen Zeitgeist entsprach auch der Umstand,<br />
dass es im Grand Rex drei Klassen von Besuchern gab. Die<br />
Armen mussten im obersten Rang und die Mittelschicht<br />
im Parkett Platz nehmen. Der mittlere Rang mit der besten<br />
Sicht auf die Leinwand war für die Wohlhabenden<br />
reserviert. Bis heute kann man diese Unterteilung im unterschiedlichen<br />
Dekor erkennen.<br />
Auch der Service war lange Zeit außergewöhnlich.<br />
So konnten die Eltern ihre Kinder während der Filmvorführung<br />
betreuen lassen. Für Hundeliebhaber existierte<br />
ein Hundezwinger. Und wenn nach der Spätvorstellung<br />
keine Metro mehr fuhr, erleichterte ein kinoeigener Bus<br />
die Heimfahrt. Natürlich gibt es diese Annehmlichkeiten<br />
heute nicht mehr. Dies wäre nicht mehr bezahlbar. Aber<br />
ein besonderer Ort ist das Grand Rex dennoch geblieben.<br />
Eine Tradition wurde zudem bis heute bewahrt: Jedes Jahr<br />
wieder verzaubert die « Féérie des Eaux » Klein und Groß.<br />
1.200 Wasserfontänen spritzen bis zu 30 Meter in die Höhe,<br />
bevor der neueste Disney-Film gezeigt wird. Ein Spektakel<br />
für die ganze Familie.<br />
In Paris gibt es viel zu entdecken. Die Lichtspielhäuser<br />
der Hauptstadt gehören zweifelsohne dazu. Die Wahl eines<br />
Kinosaals sollte alles andere als Zufall sein. Denn sag’ mir, in<br />
welches Kino Du gehst, und ich sag’ Dir, wer Du bist...<br />
Oben: Les Etoiles du Rex.<br />
Unten links: Das Kino Pagode.<br />
Unten rechts: MK2 Bibliothèque, im Hintergrund<br />
die Büchertürme der Nationalbibliothek.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Paris am besten über die Route<br />
Aachen – Liège – Valenciennes. Aus<br />
Süddeutschland und Österreich bietet<br />
sich die Strecke über Saarbrücken/<br />
Straßburg – Metz – Reims an. Aus der<br />
Schweiz geht es über Dijon nach Paris.<br />
Paris …<br />
… Berlin 1.060 km<br />
… Köln 490 km<br />
… Wien 1.240 km<br />
… Hamburg 905 km<br />
… München 840 km<br />
… Zürich 660 km<br />
Zahlreiche Fluggesellschaften bieten<br />
(oft mehrmals täglich) Direktflüge aus<br />
viel en Städten in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz nach Paris an,<br />
da run ter Lufthansa, Austrian, Swiss, Air<br />
France, Air Berlin, Niki und EasyJet. In Paris<br />
gibt es zwei internationale Flug hä fen,<br />
CDG und Orly, die beide gut an den<br />
öffentlichen Nahverkehr an ge schlos sen<br />
sind. Die meisten Flüge aus dem deutschsprachigen<br />
Raum landen in CDG.<br />
Aus Köln fährt der Thalys, aus Frankfurt<br />
und Saarbrücken der ICE, aus München<br />
und Stuttgart der TGV und aus Zürich<br />
der Lyria mehrmals täg lich nach Paris<br />
(Gare du Nord bzw. Gare de l’Est). Außerdem<br />
bestehen Nacht zugver bin dun gen<br />
aus dem deutsch sprachi gen Raum an<br />
die Seine, etwa ab Berlin und Hamburg.<br />
www.parisinfo.com<br />
La Pagode (1)<br />
57bis, rue Babylone<br />
75007 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 55 48 48<br />
MK2 Bibliothèque (2)<br />
128, avenue de France<br />
75013 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 69 84 84<br />
Max Linder (3)<br />
24, boulevard Poissonnière<br />
75009 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 68 00 31<br />
UGC Les Halles (4)<br />
Forum des Halles Niveau 4<br />
7, place Rotonde<br />
75001 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 70 00 00<br />
UGC Cité Ciné Bercy (5)<br />
2, cours Saint Emilion<br />
75012 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 70 00 00<br />
Gaumont Aquaboulevard (6)<br />
16, rue du Colonel Pierre Avia<br />
75015 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 69 66 96<br />
Le Balzac (7)<br />
1, rue Balzac<br />
75008 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 61 10 60<br />
Le Grand Rex (8)<br />
1, boulevard Poissonnière<br />
75002 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 36 83 93<br />
Les Etoiles du Rex (8)<br />
Separater Eingang neben dem Kino<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mi – So, im Sommer<br />
täglich 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
9,80 Euro, ermäßigt 8,00 Euro<br />
AV DU PRÉSIDENT KENNEDY AVENUE DE NEW YORK<br />
QUAI ANDRÉ CITROËN<br />
QUAI BRANLY<br />
7<br />
BOULEVARD DE GRENELLE BD GARIBALDI<br />
AVENUE DES CHAMPS ÉLYSÉES<br />
QUAI D’ORSAY<br />
BOULEVARD DES<br />
INVALIDES<br />
1<br />
RUE DE RIVOLI<br />
BD HAUSSMANN<br />
QUAI DU LOUVRE<br />
RUE DE RICHELIEU<br />
BOULEVARD SAINT GERMAIN<br />
3<br />
BD POISSINIÈRE<br />
4<br />
8<br />
RUE DE TURBIGO<br />
QUAI DE L’HÔTEL DE VILLE<br />
18 .<br />
17.<br />
19.<br />
8. 9. 10 .<br />
1. 2. 16 .<br />
3.<br />
11.<br />
4.<br />
7.<br />
6.<br />
5. 12 .<br />
15.<br />
14. 13 .<br />
BD VOLTAIRE<br />
20.<br />
BOULEVARD PASTEUR<br />
BD DIDEROT<br />
BOULEVARD DU MONTPARNASSE<br />
AVENUE DU MAINE<br />
BD VICTOR BD LEFEBVRE<br />
BOULEVARD PÉRIPHÉRIQUE<br />
BD BRUNE<br />
RUE D’ALÉSIA<br />
BOULEVARD ARAGO<br />
6 2 5<br />
BD AUGUSTE<br />
BLANQUI<br />
BD DE L’HOPITAL<br />
BD VINCENT AURIOL<br />
R DE TOLBIAC<br />
QUAI DE BERCY<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 43
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
Ardèche<br />
Ein Departement voller Überraschungen<br />
Mit einer Fläche von 5.529 Quadratkilometern steht das<br />
Departement Ardèche bezüglich der Größe an 64. Stelle<br />
im Land. Dies ändert aber nichts daran, dass es viele<br />
landschaftliche Höhepunkte zu bieten hat. Nur einige<br />
Kilometer trennen dichte Wälder von kargen Bergfelsen,<br />
Flüsse durchziehen die Gegend und bilden pittoreske<br />
Schluchten und einsame Bergdörfer wirken wie aus einer<br />
anderen Zeit. Eine Gegend zum Entdecken und Bestaunen.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 6:17 Uhr<br />
Sonnenaufgang 1.000 Meter über<br />
dem Meeresspiegel auf dem Gipfel<br />
der Montagne Sainte-Marguerite<br />
nord westlich von Privas. Nur wenige<br />
Früh auf steher kommen in den Genuss<br />
die ser fried vollen Morgen stunden.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 15:29 Uhr<br />
Gorges de l’Ardèche: Auf einer Länge von<br />
32 Kilometern bildet die Ardèche eine der<br />
größten Schluchten im Süden Frankreichs.<br />
Der Fluss zwischen den bis zu 300 Meter<br />
aufragenden Felswänden aus Kalkstein ist<br />
ein Paradies für Kanufahrer und Wasserratten.<br />
Zu den beliebtesten Fotomotiven<br />
in der Schlucht gehört der Pont d’Arc.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 47
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Sonntag, 12. Juli <strong>2009</strong>, 18:<strong>23</strong> Uhr<br />
Neck de Sceautres, südlich von Privas:<br />
Vor mehr als acht Millionen Jahren<br />
überströmte Lava das Land. Ein alter,<br />
längst nicht mehr aktiver Vulkan<br />
erinnert daran. In seinem Schatten<br />
entstand später das kleine Dorf<br />
Sceautres. Ein Ort himmlischer Ruhe.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 49
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
Montag, 13. Juli <strong>2009</strong>, 11:31 Uhr<br />
Der Parc de l’Intermittente im Kurort<br />
Vals-les-Bains. Seit einer Minute, so wie alle<br />
sechs Stunden, schießt eine Wasserquelle<br />
für kurze Zeit in die Höhe. Der Druck<br />
entsteht durch eine Ansammlung von<br />
Kohlendioxid. Die Besucher des Ortes, allen<br />
voran die Kinder, lieben das Spektakel. Ein<br />
kleiner Geysir inmitten eines Kurbades...<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Frankreich erleben<br />
im Abonnement –<br />
für Sie und Ihre Freunde !<br />
<br />
Ihre Vorteile:<br />
Sie zahlen nur € 4,20 anstatt € 4,90 pro Heft<br />
(Deutschland) und sparen fast 15% !<br />
Sie bekommen jedes Heft portofrei<br />
bequem nach Hause geliefert !<br />
Sie versäumen keine Ausgabe mehr !<br />
Sie haben kein Risiko, denn das Abonnement<br />
ist nach einem Jahr jederzeit kündbar !<br />
Bestellen Sie noch heute !<br />
Einfach Postkarte ausfüllen und abschicken<br />
Bestellung per Fax: +49 (0)30 / 61 10 53 67<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Postkarte bereits vergriffen? Kein Problem, einfach Coupon ausfüllen und schicken an:<br />
Frankreich erleben-Aboservice, Postfach 10 32 45, 20022 Hamburg oder per Fax an: +49 (0)30 / 61 10 53 67.<br />
Ja, hiermit bestelle ich ein Abonnement<br />
von Frankreich erleben zum Vorzugspreis.<br />
Den Abonnementpreis bezahle ich per:<br />
Bankeinzug (nur von deutschem Konto möglich):<br />
Vorname / Name<br />
Kontonummer<br />
Straße<br />
Bankleitzahl<br />
PLZ / Ort<br />
Geldinstitut<br />
Land<br />
Kreditkarte: Visa MasterCard AMEX Diners Club<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Ich bestelle das Abonnement für mich selbst und zahle für ein Jahr (6 Ausgaben) nur<br />
25,20 € anstatt 29,40 € im Zeitschriftenhandel (Deutschland). In Österreich kostet das<br />
Abonnement 29,70 € anstatt 33,00 € und in der Schweiz 51,80 CHF anstatt 57,60 CHF.<br />
Alle anderen Auslandsabonnements kosten 39,50 €. Das Abonnement läuft zunächst für<br />
ein Jahr und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach dem ersten Jahr jederzeit<br />
kündbar.<br />
Ich möchte das Abonnement zu den oben genannten Preisen verschenken. Entscheidend<br />
ist dabei der Wohnort des Beschenkten. Ich erhalte eine Auftragsbestätigung und einen<br />
Geschenkgutschein, den ich dem Beschenkten übergeben kann. Das Abonnement endet<br />
nach einem Jahr (6 Ausgaben) automatisch. Das Abonnement soll erhalten:<br />
Kartennummer<br />
Gültig bis Monat/Jahr<br />
Werbecode: <strong>23</strong>/ 09<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
Datum, Unterschrift<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von<br />
14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />
PLZ / Ort<br />
Land<br />
Datum, Unterschrift<br />
Frankreich erleben-Aboservice • Postfach 10 32 45 • 20022 Hamburg • Telefon +49 (0)30 / 61 10 53 66<br />
Fax +49 (0)30 / 61 10 53 67 • frankreicherleben@interabo.de • www.frankreicherleben.de<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />
Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
Montag, 13. Juli <strong>2009</strong>, 19:42 Uhr<br />
In der Nähe der Quelle der Loire<br />
am Mont Gerbier de Jonc verläuft<br />
die Wasserscheide zwischen Atlantik<br />
und Mittelmeer. Da es schwer<br />
ist, die Bedeutung dieses Ortes<br />
auf natürliche Weise zu erfassen,<br />
weist ein Schild darauf hin.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
A71/E11<br />
A6/E15<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Mimizan<br />
E602/A837<br />
Angoulême<br />
Aus<br />
<br />
den meisten Gegenden Deutschlands<br />
erreicht man das Departement<br />
Ardèche über das Rhône-Tal. Aus dem<br />
Südosten Deutschlands und Österreich<br />
bietet sich dagegen die Anreise über<br />
A89/E70<br />
die Schweiz E5/A10an. Aus der Schweiz geht<br />
Bordeaux<br />
es via Annecy, Chambéry und Valence<br />
ins Departement Ardèche.<br />
A52/E72<br />
Privas …<br />
… Berlin 1.370 km<br />
… Köln 870 km<br />
… Wien 1.310 km<br />
E5-E70/A63<br />
… Hamburg 1.320 km<br />
… München 890 km<br />
… Zürich 570 km<br />
A75/E11<br />
sprachigen Raum angeflogene Flughafen<br />
ist in Lyon. Air France verbindet<br />
le Mont-Dore<br />
die<br />
Stadt nonstop mit Düsseldorf, Ham burg,<br />
München und Stuttgart. Luft hansa hat<br />
Nonstop-Verbindungen von Düsseldorf,<br />
Frankfurt a.M. und Mün chen im Flugplan.<br />
Aus Wien geht es mit Austrian nonstop<br />
nach Lyon, aus Zürich mit Swiss.<br />
Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
aus dem deutschsprachigen Raum ins<br />
Departement Ardèche. Der nächste<br />
TGV-Bahnhof ist in Valence.<br />
AP web tv ALL 210X184.qxd:AP Der nächste, auch web aus dem tv ALL deutsch- 210X184 21/01/09 www.ardeche-guide.com<br />
15:32 Page 1<br />
segor<br />
rritz<br />
endaye<br />
na<br />
Bayonne<br />
Pau<br />
Limoges<br />
Andorra<br />
France<br />
A89/E70<br />
A72/E70<br />
Agence de Développement<br />
Touristique de l’Ardèche<br />
St. Etienne<br />
4, cours du Palais · 07000 Privas<br />
Telefon: +33 (0)4 75 64 04 66<br />
Nîmes<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Montpellier<br />
Toulouse<br />
Rhône-Alpes<br />
A9/E15<br />
Bézier<br />
Narbonne<br />
voll im<br />
Carcassonne A81/E80<br />
Bild<br />
Limoux<br />
Perpignan<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A9/E15<br />
AP7/E15<br />
Collioure<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Cerbère<br />
Lyon<br />
Privas<br />
Valence<br />
Orange<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Avignon<br />
A5<br />
A1/E30<br />
Aix-en-<br />
Provenc<br />
A55<br />
Marseille<br />
Cass<br />
Spanien<br />
A Gratie – Mandrak / Heimermann – Villa Florentine / P. Lebeau / S. Maviel – Mandrak – Getty / S. Maviel – Mandrak Studio / C. Martelet - Kalyana<br />
Magazinsendungen, Reportagen, Interviews, Live-Sendungen,<br />
Wettkämpfe, Ereignisse und Festivals<br />
Reisen, Sport und Kultur, die ganze Region in Bildern unter<br />
www.rhonealpes.tv<br />
alle Schwerpunkt-Fernsehsender von Rhône-Alpes
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Hôtel Helvie<br />
Ein Hauch der Goldenen Zwanziger in der Ardèche<br />
Es ist nicht gerade einfach, in<br />
einem Departement wie der<br />
Ardèche, das vor allem wegen<br />
seiner unberührten Natur und ländlichen<br />
Ursprünglichkeit berühmt ist,<br />
den luxuriösen und mondänen Stil der<br />
1920er-Jahre nachzuempfinden. Doch<br />
das Hôtel Helvie hat diese Herausforderung<br />
bravourös gemeistert.<br />
Schon die Lage des Hauses ist<br />
einzigartig. Es liegt in dem kleinen<br />
Kurort Vals-les-Bains, rund 30 Autominuten<br />
westlich von Montélimar in<br />
der Nähe von Aubenas. Der Wohlstand<br />
von Vals-les-Bains gründet auf<br />
der heilenden Wirkung seines Wassers.<br />
Mehrere Quellen und diverse<br />
Kureinrichtungen machen den Ort bis<br />
heute zu einem beliebten Thermalbad.<br />
Der Status als Kurbad bedeutet nach<br />
der französischen Gesetzgebung auch,<br />
dass die Kommune ein Kasino auf<br />
ihrem Gebiet beherbergen darf. Ein<br />
solches besitzt Vals-les-Bains seit dem<br />
Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Um den Glücksspielern nach dem<br />
Kasinobesuch eine standesgemäße<br />
Übernachtungsmöglichkeit anbieten<br />
zu können, entschied sich die Betreibergesellschaft<br />
in den 1930er-Jahren<br />
zum Bau eines Hotels im Art déco.<br />
Anfangs trug es den Namen « Thermal<br />
Palace », später dann « Hôtel Vivarais »<br />
(wie die Gegend heute heißt) und seit<br />
einiger Zeit « Hôtel Helvie » (wie die<br />
Gegend früher hieß). Das Hotel liegt<br />
ideal zwischen dem Kasino und den<br />
Thermen des Ortes. Bis heute konnte<br />
es die Atmosphäre aus den Anfangsjahren<br />
bewahren. Dank umfangreicher<br />
Renovierungsarbeiten im Jahre<br />
2007 genügt die Herberge gleichzeitig<br />
modernen Komfortansprüchen.<br />
Dabei verbinden sich moderne<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
alo<br />
A28/E402<br />
A13/E5<br />
PARIS<br />
Epernay<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A31/E<br />
176/E401<br />
n<br />
nnes<br />
le Mont-<br />
Saint-Michel<br />
A84<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Sens<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
A5/E17-E54<br />
A31/E<br />
Le Mans<br />
Orleans<br />
Nantes<br />
A83<br />
A11/E60<br />
A87<br />
Cholet<br />
A11/E501<br />
Angers<br />
A86/E60<br />
Chambord<br />
A28/E502<br />
A10/E5-E60<br />
Cheverny<br />
Tours<br />
A71/E9<br />
A85<br />
Chenonceau<br />
Monts<br />
Bouges-le-Château<br />
Bourges<br />
Auxerre<br />
Vézelay<br />
Avallon A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon<br />
A38<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Seine<br />
es Sables-<br />
’Olonne<br />
A83<br />
A10/E5<br />
Poitiers<br />
Sarzay<br />
N11/E601 Niort<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
Montluçon<br />
A71/E11<br />
A6/E15<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
p-Ferret<br />
mizan<br />
ye<br />
Bayonne<br />
E602/A837 Designelemente gekonnt mit dem Stil<br />
der 1920er-Jahre. Als Gast spürt man<br />
das Ambiente eines ehrwürdigen Kurhotels,<br />
ohne dauernd Kurgästen über<br />
Angoulême<br />
den Weg zu laufen.<br />
Alle 27 Zimmer, die in vier Kategorien<br />
unterteilt sind (Standard, Supérieure,<br />
Luxe und Suites Juniors), sind<br />
E5-E70/A63<br />
geräumig und verfügen A89/E70 über große<br />
E5/A10<br />
Bordeaux Fenster mit Blick auf über 100 Jahre<br />
alte Platanen. Auch die Betten sind<br />
breit – in Frankreich durchaus erwähnenswert.<br />
A52/E72 Natürlich wurden die Bäder<br />
ebenfalls komplett neu gestaltet und<br />
geschmackvoll eingerichtet.<br />
Mathieu Poli, der Hoteldirektor<br />
Pau<br />
und gleichzeitig auch Kasinodirektor,<br />
hält mit einer Besonderheit nicht hinter<br />
dem Berg: Das Hotel profitiert von<br />
den Einnahmen aus dem Spielbetrieb<br />
des Kasinos und kann deshalb A89/E70 relativ<br />
günstige Zimmerpreise für ein Haus<br />
dieses Standards anbieten. Dies gilt<br />
auch für das Restaurant, in dessen Küche<br />
seit <strong>September</strong> 2007 der talentierte<br />
Stéphane Polly für frischen Wind<br />
sorgt. Für ihn sind keine Zutaten zu<br />
edel, ob Trüffel oder erlesene Weine.<br />
« Nichts macht mir mehr Freude, als<br />
zu beobachten, wie ein Gast seinen<br />
Teller anschaut und seine Augen zu<br />
leuchten anfangen. », pflegt der Chefkoch<br />
zu sagen. « Wenn ich es schaffe,<br />
zu überraschen, bin ich zufrieden ».<br />
Ein Geheimtipp ist seine Poire belle<br />
Helène dans sa coque ephémère.<br />
Limoges<br />
Toulouse<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Narbonne<br />
Carcassonne A81/E80<br />
Limoux<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55 A52<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A72/E70<br />
St. Etienne<br />
Vals-les-Bains<br />
Nîmes<br />
A75/E11 Hôtel Helvie<br />
A54/E805<br />
Lodève<br />
5, avenue Claude Expilly<br />
Montpellier<br />
Arles<br />
07600 Vals-les-Bains<br />
Telefon: A9/E15+33 (0)4 75 94 65 85<br />
Bézier<br />
www.hotel-helvie.com<br />
Lyon<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
DZ ab 65 Euro, Juniorsuite ab 120<br />
Orange<br />
Euro, Menü zwischen 20 und 60 Euro<br />
Avignon<br />
A1/E30<br />
A51/E712<br />
Marseille<br />
Cassis<br />
G<br />
A<br />
Andorra<br />
France<br />
Spanien<br />
Perpignan<br />
A9/E15<br />
AP7/E15<br />
27 Zimmer, Parkplatz, kostenloses WLAN<br />
Collioure<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Cerbère<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 55
Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />
Nîmes<br />
<br />
Römische Baudenkmäler<br />
und mediterrane Lebensfreude<br />
Als Nemausus wurde Nîmes einst unter den<br />
alten Römern groß. Bis heute prägen Bauten<br />
aus dieser Zeit das Stadtbild und gehören zu<br />
den Hauptsehenswürdigkeiten. Doch die rund<br />
130.000 Einwohner zählende Departementhauptstadt<br />
ist seitdem mitnichten ein verstaubtes<br />
Provinznest geworden. Ein Stadtrundgang.<br />
Die Menge tobt. Dicht an dicht stehen die Besucher<br />
auf den Rängen und fiebern dem nächsten Programmpunkt<br />
entgegen. Die Sonne strahlt von<br />
einem wolkenlosen Himmel, was die Stimmung zusätzlich<br />
aufheizt. Räucherpfannen machen die Luft schwer. Eben<br />
wurden bereits Kriminelle wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.<br />
Es war nach Meinung der Zuschauer ein sensationelles<br />
Schauspiel. Der Anblick versetzte sie geradezu in Ekstase.<br />
Nun warten alle gespannt auf den Einmarsch der Gladiatoren,<br />
der jeden Moment beginnen muss.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Sie werden sich zunächst dem Publikum präsentieren<br />
und danach in den Katakomben auf ihren Einsatz warten.<br />
Es folgen ein paar Vorübungen, bei denen sie ihre Techniken<br />
mit stumpfen Waffen unter Beweis stellen können.<br />
Im Anschluss endlich der Höhepunkt des Tages: der Zweikampf<br />
der Gladiatoren. Sie werden um ihr Leben kämpfen,<br />
ihr Letztes geben. Die bereits jetzt tosende Menge wird in<br />
eine frenetische Hysterie verfallen. Unter dem Jubel der Zuschauer<br />
wird schließlich einer der beiden Kämpfer sterben<br />
– entweder ermordet von seinem Kontrahenten oder, sollte<br />
einer der beiden vorher aufgeben, auf Verlangen des Publikums.<br />
Theoretisch wäre auch eine Begnadigung möglich,<br />
aber die Masse scheint an diesem Tag nach einem grausamen<br />
Ende zu lechzen.<br />
Keinen Kilometer von hier entfernt herrscht zur gleichen<br />
Zeit eine ganz andere Atmosphäre. Hier ergötzen sich<br />
keine Massen an grausamen Kämpfen, sondern huldigen<br />
einige Römer ihren Göttern. Die meisten Bewohner von<br />
Nemausus sind ohnehin im Amphitheater und nicht am<br />
Tempel, der später einmal Maison Carrée genannt werden<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />
Linke Spalte von oben nach unten:<br />
Maison Carrée, Blick über die Dächer<br />
der Altstadt, Tour Magne.<br />
Oben, unten und S. 58/59: Amphitheater.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
wird. Am Morgen fand noch eine politische Veranstaltung<br />
statt. Nun geht es aber sehr geruhsam zu. Der Tempel erstrahlt<br />
friedfertig im Sonnenlicht. Aus der Ferne hört man<br />
allerdings die Jubelschreie aus der Arena. Sie bilden ein<br />
gleichmäßiges Hintergrundgeräusch, so wie das Rauschen<br />
des Meeres am Strand.<br />
Wiederum rund einen Kilometer von hier entfernt<br />
herrscht ebenfalls Ruhe. Von einem ovalen Turm, der Teil<br />
der Stadtbefestigung ist, blicken zwei römische Legionäre<br />
auf die Via Domitia, die das heutige Italien mit dem heutigen<br />
Spanien verbindet. Es ist aber nicht viel los an diesem<br />
Tag, so dass sich beide von der Sonne bescheinen lassen und<br />
über die Spiele in der Arena sprechen. Sicherlich können sie<br />
sich kaum vorstellen, dass der Turm noch zwei Jahrtausende<br />
später als Tour Magne zu den Hauptsehenswürdigkeiten<br />
der Stadt zählen wird.<br />
Eine Stadt mit einer über<br />
2000-jährigen Geschichte<br />
So oder so ähnlich könnte ein Tag zu Zeiten der alten<br />
Römer im heute so beschaulichen Nîmes ausgesehen haben.<br />
Denn die Hauptstadt des Departements Gard kann stolz<br />
auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Ihre Ursprünge<br />
datiert man sogar auf das 4. Jahrhundert v. Chr., doch<br />
es waren die Römer, die den Ort zu seiner Blüte verhalfen.<br />
Bis heute prägen Spuren aus dieser Zeit stolz das Stadtbild,<br />
darunter auch das Amphitheater, der Tempel und der Turm<br />
der Stadtbefestigung.<br />
An der südlichen Spitze der dreiecksförmigen Altstadt,<br />
die im Norden durch den Boulevard Gambetta, im Osten<br />
bzw. Südosten durch den Boulevard Amiral Courbet und<br />
den Boulevard de la Libération und im Westen bzw. Südwesten<br />
durch den Boulevard Alphonse Daudet und den<br />
Boulevard Victor Hugo begrenzt wird, ist das Amphitheater<br />
der Römer in einem guten Zustand erhalten geblieben.<br />
Wenn man in Nîmes mit dem Zug ankommt und sich zu<br />
Fuß der Altstadt nähert, läuft man geradewegs auf die<br />
Arena zu. Der monumentale Bau wurde nach Vorbild des<br />
Kolosseums in Rom im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet.<br />
Zur antiken Zeit fasste die Anlage rund 25.000 Zuschauer.<br />
Heute beträgt die Sitzplatzkapazität für Veranstaltungen<br />
um die 13.000 Plätze.<br />
Amphitheater: Gladiatorenkämpfe,<br />
Festung und Stierkämpfe<br />
Der gute Zustand der Arena hängt sicherlich auch mit<br />
dem Umstand zusammen, dass sich im Laufe der Geschichte<br />
andere Nutzungen für den Bau fanden. So wurde das<br />
Amphitheater wahrscheinlich im 6. Jahrhundert, nachdem<br />
die Gladiatorenkämpfe verboten wurden, in eine Festung<br />
umgewandelt, in der die Bewohner der Stadt bei Angriffen<br />
sicheren Unterschlupf fanden. Im 12. Jahrhundert wurde<br />
die Anlage zur Heimat des Vicomte von Nîmes und seiner<br />
Vasallen. Im Inneren errichtete man sogar ein Schloss und<br />
zwei Kirchen. Um die 700 Menschen lebten zu der Zeit in<br />
der Arena. Die Bauten bzw. Umbauten aus dieser Epoche<br />
bestanden noch bis zum 18. Jahrhundert fort. Erst dann begann<br />
man damit, dem Amphitheater wieder sein ursprüngliches<br />
Aussehen zu geben. Diese Restaurierungsarbeiten<br />
dauerten bis ins 19. Jahrhundert.<br />
1853 wurde schließlich eine neue Ära eingeläutet. Von<br />
nun an wurden Stierkämpfe in der Arena organisiert, so<br />
dass der Bau zu seiner eigentlichen Funktion als Stätte<br />
der Volksbelustigung zurückfand. Bis heute werden diese<br />
Stierkämpfe abgehalten – zum Karneval im Februar, zu<br />
Pfingsten und zur Weinlese. Die Pfingst-Féria von Nîmes<br />
ist sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und<br />
genießt ein ähnliches Renommee wie die Veranstaltungen<br />
von Sevilla und Madrid. Blutige Kämpfe sind also in das<br />
Amphitheater zurückgekehrt, auch wenn es heute das Blut<br />
von Stieren und nicht das von Menschen ist – es sei denn,<br />
der Torero ist unvorsichtig. Die Stadt ist stolz auf diese Tradition.<br />
Jegliche Bedenken gegen diese Meuchelei werden<br />
mit lokalpatriotischen Argumenten aus dem Weg geräumt.<br />
Tierschützer haben in Nîmes, dieser Stadt des Südens, einen<br />
schweren Stand.<br />
Zum Glück braucht man als Tourist aber nicht an diesen<br />
Spektakeln teilzunehmen, um das römische Amphitheater<br />
von innen sehen zu können. Denn an jedem Tag lässt es<br />
sich auf eigene Faust besichtigen – auf Wunsch mit Audioguide<br />
in deutscher Sprache. Die Atmosphäre ist dann<br />
ohnehin angenehmer als während der Stierkämpfe, wenn es<br />
recht laut zugeht. Man kann in Ruhe umherlaufen und sich<br />
dabei vorstellen, wie alles wohl zu Zeiten der Römer ausgesehen<br />
haben muss. Vom oberen Rand bietet sich zudem ein<br />
Die ideale Unterkunft, um Nîmes, die Provence,<br />
die Camargue und die Cevennen zu besichtigen<br />
3-Sterne-Hotel mit Pool<br />
Restaurant mit regionalen Spezialitäten<br />
Thematische Aufenthalte (Golf, Wein, Kultur...)<br />
Rundreisen für Gruppen und Familien<br />
www.nimotel.com<br />
contact@nimotel.com<br />
Tél. : +33 466 38 13 84<br />
Sonderangebot:<br />
7 Nächte im DZ für 249 € *<br />
*pro Person im DZ (Kategorie: Komfort) vom 01.11.09 bis zum 21.03.10<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Nîmes<br />
wunderbarer Panoramablick über die Dächer<br />
der Altstadt. Eine andere gute Möglichkeit<br />
zur Besichtigung und ein unvergessliches<br />
Erlebnis zugleich sind die Open-Air-Konzerte,<br />
die im Sommer an einigen Abenden<br />
in der Arena veranstaltet werden.<br />
Maison Carrée und Carré d’Art:<br />
Antike trifft Moderne<br />
Ein weiteres Wahrzeichen aus römischer<br />
Zeit, das man bei einer Stadtbesichtigung<br />
auf gar keinen Fall verpassen darf, ist der<br />
alte Tempel der Römer, die Maison Carrée.<br />
Umgeben von einem erst vor einiger Zeit<br />
neu angelegten Platz mit Häusern aus den<br />
beiden letzten Jahrhunderten wirkt es ein<br />
wenig wie ein gelandetes Ufo von einem<br />
anderen Stern. Ungewöhnlich klein und<br />
kompakt kommt der frisch restaurierte Bau<br />
daher. Seine poröse Fassade erzählt von<br />
einer langen Vergangenheit. Der Tempel<br />
wurde wie das Amphitheater im 1. Jahrhundert<br />
n. Chr. errichtet. Seinen heutigen<br />
Namen erhielt er aber erst im 16. Jahrhundert.<br />
Im Altfranzösischen werden viereckige<br />
Gebäude als carré (dt. Quadrat, Viereck)<br />
bezeichnet, auch wenn sie – so wie der<br />
Tempel – nicht quadratisch sind. Das Dach<br />
rekonstruierte man erst 1992 nach antikem<br />
Vorbild, was allerdings kaum auffällt. Im<br />
Inneren befindet sich heute eine moderne<br />
Multimediashow. Ein 3D-Film zeichnet<br />
das Leben in Nîmes zu Zeiten der Römer<br />
nach.<br />
Der Platz um die Maison Carrée herum<br />
ist aber nicht nur ein angenehmer Ort zum<br />
Verweilen, sondern auch ein Beweis dafür,<br />
dass sich Nîmes trotz der antiken Juwelen<br />
im Stadtbild der Moderne gegenüber nicht<br />
verschließt. Am westlichen Rand des Platzes<br />
steht das Carré d’Art, ein ultramoderner<br />
Bau des britischen Stararchitekten Sir<br />
Norman Foster. Das lichtdurchflutete Gebäude<br />
beherbergt eine Mediathek und ein<br />
Museum der modernen Kunst. Die Fassade<br />
zum Platz hin ist vollständig verglast. Das<br />
Dach steht weit über das Gebäude hervor<br />
und wird von fünf schlanken Säulen getragen.<br />
Sir Norman Foster orientierte sich<br />
bei seinem Entwurf bewusst am antiken<br />
Vorbild. Die kubistische Form und das<br />
Vordach mit Säulen spiegeln prägnante<br />
Elemente des Tempels wider.<br />
1993 wurde das Carré d’Art eröffnet.<br />
Das Musée d’Art Contemporain bildet<br />
mit rund 400 Werken zeitgenössische<br />
Kunstströmungen von den 1960er-Jahren<br />
bis heute ab, wobei es drei Schwerpunkte<br />
gibt: Kunst aus Frankreich, aus dem Mittelmeerraum<br />
und aus dem angelsächsischen<br />
bzw. deutschsprachigen Kulturraum.<br />
Zudem gibt es temporäre Ausstellungen.<br />
Aber auch weniger Kunstinteressierte sollten<br />
das Carré d’Art betreten und mit dem<br />
Fahrstuhl in das oberste Stockwerk fahren.<br />
Dort lädt das Café « Ciel du Nîmes » ein,<br />
das eine große Terrasse zum Platz hin<br />
besitzt, von wo aus man einen wunderbaren<br />
Blick auf die Maison Carrée und über<br />
die Dächer der Altstadt hat. Der perfekte<br />
Ort für eine Pause zwischendurch oder<br />
den Ausklang einer Stadtbesichtigung.<br />
Auf jeden Fall ein Muss für einen Nîmes-<br />
Besuch.<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Eine Altstadt im zweiten Frühling<br />
Doch nicht nur das Carré d’Art zeugt<br />
von Nîmes als einer Stadt der Gegenwart.<br />
Bei einem Stadtbummel durch die schöne,<br />
gepflegte und zum großen Teil verkehrsberuhigte<br />
Innenstadt fällt sofort auf, dass<br />
die über zwei Jahrtausende alte Kommune<br />
eine grundlegende Verjüngungskur hinter<br />
sich hat. Überall wurden in den letzten<br />
Jahren Plätze neu gestaltet, Gassen gepflastert<br />
und Fassaden saniert. Mit viel<br />
Ehrgeiz versuchte die Stadtverwaltung<br />
den provinziellen Mief und die Zeichen<br />
des Verfalls aus dem Stadtbild zu verbannen.<br />
Mit Erfolg. Nîmes wirkt heute wie<br />
eine dynamische, wohlhabende Kleinstadt<br />
voller mediterraner Lebensfreude.<br />
Es macht Spaß, durch die Straßen der<br />
Altstadt zu bummeln und dabei an einigen<br />
weiteren Sehenswürdigkeiten wie der<br />
Kathedrale Notre-Dame-et-Saint-Castor<br />
oder der Porte Auguste vorbeizukommen.<br />
Für alle, die mehr über Nîmes wissen<br />
wollen, lohnt sich ein Abstecher ins<br />
Musée du Vieux Nîmes, dem Heimatmuseum.<br />
Ein kleiner Platz daneben fällt<br />
durch eine Art Wassertreppe auf. Dort<br />
liegt auch ein beachtenswertes Designrestaurant:<br />
Le Chapitre. Ein Restaurant<br />
mit einem derart modernen Interieur<br />
würde man eigentlich nicht in einer Stadt<br />
wie Nîmes erwarten.<br />
Zum Abschluss lohnt sich noch ein<br />
kleiner Ausflug zu den Jardins de la<br />
Fontaine, einem Stadtpark nordwestlich<br />
der Altstadt, wo sich auch die Reste des<br />
Diana-Tempels aus dem 1. Jahrhundert<br />
n. Chr. sowie der besagte Tour Magne<br />
befindet. Man erreicht die Grünanlage<br />
in wenigen Minuten zu Fuß von der<br />
Maison Carrée aus, am besten über die<br />
von Autos befreite Place d’Assas. Olivenbäume,<br />
Zypressen, Brunnen und Statuen<br />
mit esoterischen Symbolen auf dem Platz<br />
sorgen für ein ganz besonderes Ambiente.<br />
Kunsthandwerker stellen hier oft<br />
ihre Werke aus, die Südseite wird zudem<br />
von Cafés gesäumt. An der Tour Magne<br />
angekommen, schließt sich der Bogen<br />
zum Ausgangspunkt des Rundgangs am<br />
Amphitheater. Wenn man seine Augen<br />
schließt und seiner Fantasie freien Lauf<br />
lässt, hört man vielleicht auch das ferne<br />
Rauschen der Jubelschreie der Gladiatorenkämpfe<br />
in der Arena.<br />
S. 60 von oben nach unten: Café « Ciel du Nîmes », Carré d’Art,<br />
Designrestaurant « Le Chapitre ». Oben: In der Altstadt von Nîmes,<br />
viele Plätze und Gassen wurden in letzter Zeit neu angelegt. Unten:<br />
Place d’Assas, beliebt bei Kunsthandwerkern und Künstlern.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 61
A4/E50<br />
Reims<br />
Epernay<br />
Unterwegs in Frankreich Nîmes Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A4/E50<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
A4<br />
Metz<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
A4/E25<br />
A35<br />
Karlsruhe<br />
Nancy<br />
A5/E35<br />
Strasbourg<br />
6/E15<br />
Bourges<br />
E11<br />
A5/E54<br />
Aus<br />
<br />
Deutschland und der Schweiz<br />
erreicht man Nîmes A26/E17 über die Rhône-Tal-<br />
Autobahn und die A9 von Orange nach<br />
Troyes<br />
Perpignan. Die Stadt verfügt über zwei<br />
Autobahnabfahrten. Sens<br />
Aus Österreich<br />
A5/E17-E54<br />
ist eine Anreise via Norditalien und<br />
entlang der Côte d’Azur vorteilhafter.<br />
Nîmes …<br />
Vézelay<br />
… Berlin 1.490 km Avallon A6/E15<br />
… Hamburg 1.440 km<br />
Dijon<br />
… Köln 980 km … München 1.000 A38km<br />
… Wien 1.450 km … Zürich 680 km<br />
Nîmes besitzt einen eigenen Flughafen,<br />
der aber nur aus Brüssel, London Chalon-sur-Seine<br />
und Liverpool angeflogen wird. Der Carré d’Art<br />
nächste ans Streckennetz der Air<br />
France angebundene Flughafen ist<br />
in Montpellier. Für Reisende aus dem<br />
deutschsprachigen Raum ist der nur<br />
Montluçon<br />
etwas weiter entfernte Flughafen von<br />
A71/E11 Marseille jedoch vorteilhafter, A6/E15 da er<br />
über direkte Verbindungen nach<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55 A52<br />
Deutschland verfügt (Lufthansa und<br />
Germanwings) A72/E70 und auch mit Air France<br />
A89/E70 via Clermont- Paris gut zu erreichen ist.<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
Lyon<br />
le Mont-Dore Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
aus dem deutschsprachigen St. Etienne Raum.<br />
Narbonne<br />
e81/E80<br />
x<br />
Nîmes ist ans französische TGV-Netz<br />
angeschlossen. Aus Paris benötigt der<br />
Hochgeschwindigkeitszug um die drei<br />
Stunden.<br />
www.ot-nimes.fr<br />
Office de Tourisme<br />
6, rue Auguste<br />
30000 Nîmes<br />
Telefon: +33 (0)4 66 58 38 00<br />
Arènes de Nîmes<br />
Place des Arènes<br />
30000 Nîmes<br />
A31/E21-E<strong>23</strong><br />
Telefon: +33 (0)4 66 21 82 56<br />
www.arenes-nimes.com<br />
Öffnungszeiten variieren je nach<br />
Jahreszeit, <strong>September</strong> 9.00 – 18.30 Uhr, A35/E25<br />
Kurz hinter Marseille führt die A54 via <strong>Oktober</strong> 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Arles Auxerre direkt nach Nîmes.<br />
A31/E17-E21<br />
Maison Carrée<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Montpellier<br />
Bézier<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
Orange<br />
A9/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Avignon<br />
Place de la Maison Carrée<br />
30000 Nîmes<br />
Öffnungszeiten Besançon variieren je nach<br />
Jahreszeit, <strong>September</strong> 10.00 – 18.30 Uhr,<br />
<strong>Oktober</strong> 10.00 – 13.00 Uhr & 14.00 –<br />
18.00 Uhr<br />
16, place de la Maison Carrée<br />
Lausanne<br />
30000 Nîmes<br />
Telefon: +33 (0)4 66 76 35 70<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Genève<br />
Ciel de Nîmes<br />
16, place de Annecy la Maison Carrée<br />
30000 Nîmes<br />
Telefon: +33 (0)4 66 36 71 70<br />
Zugang ohne Chamébry Eintrittskarte zum<br />
Museum möglich<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
April – <strong>September</strong>: Grenobleauch Freitag- &<br />
A1/E30<br />
Samstagabend<br />
Le Chapitre<br />
2A, place du Chapitre<br />
30000 Nîmes<br />
Telefon: +33 (04) 66 84 93 15<br />
www.le-chapitre.fr<br />
Sonntags und montags Ruhetag<br />
A51/E712<br />
Marseille<br />
A50<br />
Toulon<br />
A8/E80<br />
A57<br />
France<br />
Colmar<br />
A35<br />
A36/E60<br />
Mulhouse<br />
Belfort<br />
A8/E80<br />
Tour Magne<br />
Jardins de la Fontaine<br />
30000 Nîmes<br />
Deutschland<br />
Öffnungszeiten variieren je nach<br />
Jahreszeit, <strong>September</strong> 9.30 – 13.00 Uhr<br />
Freiburg<br />
& 14.00 – 18.30 Uhr, <strong>Oktober</strong> 9.30 – 13.00<br />
Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Basel Lesetipps für Ausflüge<br />
in die Umgebung Zürich<br />
Schweiz<br />
Bern<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Das Rätsel der Höhle<br />
von Trabuc, ein<br />
Geheimnis<br />
in den<br />
Cevennen<br />
Einige<br />
Kilometer<br />
von Anduze<br />
entfernt, im Norden von Nîmes,<br />
vor den Toren des Cevennen-<br />
Nationalparks, befindet sich der<br />
Eingang zu einer Höhle, an dem<br />
man leicht achtlos vorübergehen<br />
könnte. Aber im Innern dieser<br />
Höhle hält ein Saal von seltener<br />
Schönheit eines der großen<br />
Geheimnisse der Cevennen sowie<br />
der modernen Geologie bereit:<br />
das Rätsel der 100.000 Soldaten.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Aigues-Mortes –<br />
Später Ruhm<br />
für die Stadt<br />
der « Toten<br />
Wasse »<br />
Die Geschich<br />
te<br />
meinte es nicht immer gut mit<br />
der Festungs stadt im Westen<br />
der kleinen Ca margue. Doch<br />
heute pulsiert das Leben in den<br />
mittelalterlichen Gassen der<br />
charmanten Altstadt, die von<br />
Nice<br />
einer komplett erhaltenen Stadtmauer<br />
eingefasst wird. Aigues-<br />
Cannes<br />
Mortes ist ein Reiseziel, das man<br />
nicht verpassen sollte.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Perpignan<br />
A9/E15 Collioure<br />
62 · Frankreich Port-Vendres erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Cerbère<br />
AP7/E15
Marktplatz<br />
Unterkünfte<br />
Rechtsberatung<br />
VILLA REGALIDO – Hôtel & Spa ****<br />
Hôtel & Spa **** · Rue Frédéric Mistral · 13990 FONTVIEILLE<br />
Tél : 04.90.54.60.22 · email : contact@laregalido.com<br />
Hostellerie ***<br />
DOMAINE DE<br />
Montgivroux<br />
EN CHAMPAGNE<br />
51120 Mondement<br />
tél (0) 3.26.42.06.93 · fax(0) 3.26.42.06.94<br />
www.audomainedemontgivroux.com<br />
FRANZÖSISCHES RECHT<br />
——————— für Sie in Deutschland ———————<br />
Laëtitia Marion<br />
www.marionlex.de<br />
+49 451 47 91 483 · info@marionlex.de<br />
Für Immobiliensachen in Frankreich, Verkehrsunfälle, Streitsachen,<br />
Rechtsberatung, Verträge, juristische Übersetzungen …<br />
Accueil Paysan<br />
Genussvolles<br />
Landleben<br />
www.accueil-paysan-ardeche.com<br />
Shopping<br />
Ferienhaus mit Garten<br />
in Finistère, Bretagne<br />
Sonstiges<br />
8-Personen-Ferienhaus (3 Etagen, 2 Bäder, 3 Schlaf zimmer)<br />
mit Garten, offenem Kamin, Wohn küche von privat zu<br />
vermieten. Nähe zum Strand: 3 km. Ideal für Familienurlaub<br />
mit Kindern (Hunde erlaubt). Diverse Freizeitmöglichkeiten<br />
Preis pro Woche: 400 – 850 Euro (abhängig von Saison und<br />
Personenzahl).<br />
Kontakt: sachaz@web.de<br />
oder + 49 (0)173-30 90 196<br />
Beamer, Plasmas & Zubehör<br />
schnell und preiswert mieten.<br />
Restaurants<br />
Restaurant<br />
OM’ZAKI<br />
Syrisch-Palästinesische Küche<br />
Menü für 12 € • Großer Patio<br />
Familiäre Atmosphäre<br />
76 Rue de la Procession • 75015 Paris<br />
+33 (0)1 56 58 08 82<br />
Vermietung von Veranstaltungstechnik im<br />
Rhein-Main-Gebiet für Privat- und Businesskunden.<br />
Infos und Preise unter www.multimediaschau.de<br />
Wenn Sie Ihre eigene Anzeige<br />
auf unserem Marktplatz<br />
veröffentlichen möchten,<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
Gabriele Jaster<br />
Telefon: +49 (0)211 2926166<br />
g.jaster@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 63
Kulturschock<br />
Damen im Restaurant<br />
Meine erste Reise nach Paris. Eine Hausfrau aus<br />
der norddeutschen Provinz mitten im Pariser<br />
Chic. Seit drei Tagen laufe ich mir die Füße<br />
platt und komme aus dem Staunen nicht heraus. Heute<br />
nun bin ich mit meinem lieben Freund Antoine, einem<br />
Franzosen, in einem Restaurant verabredet. Während unseres<br />
Gesprächs kann ich es mir nicht verkneifen, die<br />
Frauen um uns herum zu mustern. Sie sind alle so elegant<br />
und sorgfältig nach der neuesten Mode gekleidet, irgendwie<br />
so … französisch. Da komme ich mir fast ein bisschen<br />
plump vor. Und dann haben sie dieses schöne brünette<br />
Haar. Ich finde es ungerecht, dass die Französinnen, die<br />
sowieso schon durch ihre reiche Kultur begünstigt sind,<br />
sich auch noch solch toller Haare erfreuen können. Mein<br />
Straßenköterblond kann da definitiv nicht mithalten.<br />
Am Nachbartisch sitzt eine Frau, die auf ihre Begleitung<br />
zu warten scheint. Immer wieder schaut sie<br />
ungeduldig auf die Uhr. Schließlich zieht sie missmutig<br />
ihr Schminktäschchen heraus und prüft ihr Make-up.<br />
Dann aber verschlucke ich mich beinahe. Die Dame betrachtet<br />
sich nicht nur im Spiegelchen, nein, sie beginnt<br />
auch noch, sich in aller Seelenruhe und vor allen Leuten<br />
zu schminken. Zieht sorgfältig die Augenbrauen nach,<br />
erneuert ihren Lippenstift, prüft den Sitz ihrer Haare.<br />
Ich bin entsetzt. Bei uns verschwindet man geflissentlich<br />
auf die Toilette, um sich aufzuhübschen. Hier in<br />
der Welthauptstadt der Mode gehen die Frauen offenbar<br />
weniger diskret damit um.<br />
Dabei sind die Französinnen doch so formvollendet!<br />
Ich sehe manche Herren, die der Dame beim Betreten<br />
des Restaurants die Tür aufhalten, was diese mit einer<br />
Selbstverständlichkeit annimmt, die echten Stil hat. Dafür<br />
sind die Französinnen beim Essen nicht sonderlich<br />
zimperlich. Ich sehe viele Frauen, die ein Steak verzehren.<br />
Erstaunlich. Bei meinen Freundinnen zu Hause ist<br />
das Fleischessen eher verpönt – wer etwas auf sich hält,<br />
isst höchstens mal eine leicht gebratene Hühnerbrust.<br />
Als ich meinem Freund Antoine von der Verwunderung<br />
erzähle, verweist er auf ein anderes Phänomen.<br />
« Das mag ja sein, » sagt er, « aber dafür tun französische<br />
Frauen etwas nicht, was ich bei Euch schon oft gesehen<br />
habe: Französische Frauen rauchen so gut wie nie<br />
auf der Straße. Und was sie schon überhaupt nicht tun<br />
würden, ist im Gehen aus einer Bierflasche zu trinken. »<br />
Belustigt erzählt er mir, wie seiner Mutter während<br />
eines Deutschlandaufenthalts einmal eine Flasche Bier<br />
serviert wurde. Ohne Glas. « Aus Kneipen mag man das<br />
ja kennen, aber im Restaurant? Den fassungslosen Blick<br />
meiner Mutter hättest Du sehen sollen », lacht er. Sie<br />
waren in ein angesagtes Restaurant geraten, wo die Leute<br />
das Bier nur aus Flaschen tranken. Ich kann Antoine<br />
aber beruhigen – das ist auch in deutschen Restaurants<br />
eine Seltenheit.<br />
Später sehe ich durchs Fenster eine mondäne Frau<br />
in einem Cabriolet vorfahren. Die Dame hat Glück,<br />
es gibt einen Parkplatz vor dem Restaurant. Würdevoll<br />
beginnt sie das Einparkmanöver und rammt den Wagen<br />
hinter wie vor ihr, um sich in der Parklücke Platz zu<br />
verschaffen. Wahrlich rabiat. Dann steigt sie aus, betritt<br />
hoheitsvoll das Restaurant und nimmt an einem Tisch<br />
am Fenster Platz. Ich kann gut hören, wie sie die Bestellung<br />
aufgibt. Mit energischer Stimme verlangt sie eine<br />
Vorspeise, eine große Hauptspeise, dazu eine Karaffe<br />
Wein und Wasser. Sie isst zügig und konzentriert, auch<br />
dabei die Würde in Person. Der Flusskrebs, der ihr serviert<br />
wird, darf sich glücklich schätzen, von solch einer<br />
Autorität verspeist zu werden.<br />
Als wir bezahlen möchten, gibt der Kellner ganz<br />
selbstverständlich die Rechnung an Antoine. Der zückt<br />
auch prompt die Brieftasche und wehrt meine Frage nach<br />
der Summe energisch ab: « Ich bitte Dich … ! » Ich lerne:<br />
Frauen bezahlen nicht im Restaurant. Jedenfalls nicht,<br />
wenn sie in männlicher Begleitung sind. Dann zahlt der<br />
Mann, egal ob er mit seiner Geliebten, seiner Großtante<br />
oder mit einer Kollegin speist. Der emanzipatorische Teil<br />
in mir rebelliert ein bisschen gegen diese Regel, aber dann<br />
will ich mich doch lieber den hiesigen Sitten anpassen.<br />
Schließlich bin ich zu Gast in Frankreich.<br />
Die Dame am Nebentisch hat den halben Liter<br />
Wein mittlerweile geleert. Keine Stunde hat das Mahl<br />
gedauert. Sie erhebt sich, verlässt erhobenen Hauptes<br />
das Restaurant, steigt in ihr Auto und fährt davon. Was<br />
für eine Erscheinung. Paris ist anders, irgendwie besonders.<br />
Und die Frauen in dieser Stadt sowieso.<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an ein Werk von Ramon Casas aus dem Jahre 1897,<br />
das heute im Museum der Modernen Kunst in Barcelona zu sehen ist. Und dieses Mal?<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 65
Frankreich heute Versailles<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Jede Pendeluhr im<br />
Schloss ist ein Unikat.<br />
Bernard Draux hat für<br />
jede Uhr dennoch den<br />
richtigen Schlüssel<br />
zum Aufziehen.<br />
Das Schloss von Versailles hat viele Gesichter: Es ist Weltkulturerbe der<br />
UNESCO, eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Landes, Museum, eine<br />
Stätte kultureller Ausstellungen und Versammlungsort des französischen<br />
Kongresses. Oder in Zahlen: <strong>23</strong>3.000 Quadratmeter umbauter Raum und<br />
730 Hektar Parkfläche. Doch Versailles ist auch ein wichtiger Arbeitgeber:<br />
Mehr als 1.000 Mitarbeiter verdienen hier ihr täglich Brot. Sie kümmern<br />
sich um 60.000 Kunstwerke, darunter 7.000 Gemälde, 2.100 Skulpturen sowie<br />
6.000 antiquarische Bücher, 32 Hektar Wiesen sowie mehr als 350.000<br />
Bäume und 35 Kilometer Rohre für den Betrieb der Fontänen. Einige dieser<br />
Metiers können dabei als durchaus kurios gelten. Ein Blick hinter die<br />
Kulissen gewöhnlicher und weniger gewöhnlicher Berufe an einem historischen<br />
Ort.<br />
Der Uhrmacher:<br />
der einsame Herr der Zeit<br />
Jeden Montagmorgen, wenn das Schloss für<br />
die Öffentlichkeit gesperrt ist, begibt sich<br />
ein unscheinbarer, nur mit einer kleinen Tasche<br />
ausgestatteter Mann diskret in das Innere<br />
von Versailles. Bernard Draux findet sich perfekt<br />
zurecht, er ist ein Kenner der Örtlichkeiten.<br />
Seine Füße gleiten schnellen Schrittes über den<br />
Fußboden. Außerdem ist er jede Woche pünktlich<br />
wie die Maurer. Denn schließlich ist er der<br />
offizielle Uhrmacher im Schloss aller Schlösser.<br />
Das verpflichtet. Seine Aufgabe ist es, die rund<br />
100 Pendeluhren in Versailles zu pflegen und<br />
jede Woche neu aufzuziehen, so dass sie den<br />
Besuchern stets die richtige Zeit anzeigen.<br />
Dabei vergisst er am Anfang seiner Tour<br />
niemals, am Sicherheitsposten, der intern « PC<br />
Gabriel » genannt wird, vorbeizuschauen. Er hat<br />
immer ein wenig Zeit, um mit den Wachmännern<br />
die letzten Neuigkeiten auszutauschen.<br />
Danach geht er dann zu einem der großen Treppenhäuser<br />
und beginnt mit seiner eigentlichen<br />
Arbeit. Der Meister der Zeit hat das Privileg,<br />
überall dort Zugang zu haben, wo sich Uhren<br />
befinden – also fast überall im Schloss.<br />
Wenn er das Schlafzimmer des Königs betritt,<br />
sind die Fensterläden zum Schutz der<br />
wertvollen Teppiche noch geschlossen. Er<br />
öffnet sie vorsichtig und nähert sich dann respektvoll<br />
der Pendeluhr, die auf dem Kamin<br />
steht. Die Ruhe im Raum ist gespenstig und<br />
magisch zugleich – so, als ob die Zeit stehen<br />
geblieben wäre. Nur das Klicken der Pendel<br />
durchbricht die Stille und erinnert daran,<br />
dass dem nicht so ist. Bernard Draux schaut<br />
auf die Uhrzeit der Pendeluhr, vergleicht sie<br />
mit seiner eigenen Armbanduhr und holt<br />
dann einen Schlüssel aus seiner Tasche, um<br />
die Pendeluhr wieder aufzuziehen. Danach<br />
geht er in das nächste Zimmer, wo sich alles<br />
von vorne wiederholt.<br />
Unterwegs kommt es natürlich auch vor,<br />
dass Bern ard Draux auf kaputte Uhren trifft.<br />
Dann muss er den Zeitanzeiger genau unter<br />
die Lupe nehmen, das defekte Teil im Uhrwerk<br />
finden und sich seine Beschaffen heit<br />
merken – not falls<br />
mit einer Zeichnung<br />
desglei chen.<br />
Denn nur in Ausnahme<br />
fällen darf<br />
er eine Uhr für eine<br />
Re para tur aus dem<br />
Schloss mit nehmen.<br />
Ersatzteile<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 67
Frankreich heute Versailles<br />
sind ohnehin ausschließlich Maßanfertigungen.<br />
Um an die Uhren zu gelangen, muss der<br />
Uhrmacher oft erst andere wertvolle und<br />
zerbrechliche Dekorationsgegenstände beiseiteräumen.<br />
Manchmal muss er fast in das<br />
Uhrenwerk hineinkriechen, so groß sind einige<br />
Pendeluhren. Seine Arbeit ist alles andere<br />
als geruhsam. Dafür sorgen schon die vielen<br />
Kilometer, die er während seiner Rundtour<br />
durch die Räume des Schlosses zurücklegt.<br />
Außerdem darf er trotz der körperlichen<br />
Anstrengungen niemals seine ruhige Hand<br />
verlieren. Volle Konzentration ist jederzeit<br />
unerlässlich. Seine Handgriffe an den Uhren<br />
erinnern schließlich an chirurgische Eingriffe.<br />
Eine mühsame Präzisionsarbeit.<br />
Bernard Draux kennt sich mit herrschaftlichen<br />
Anwesen bestens aus. Neben Versailles<br />
kümmert er sich ebenfalls um den Senat und<br />
den Justizpalast in Paris, weitere Orte mit<br />
alten ehrwürdigen Pendeluhren. In seinem<br />
Metier muss er Monotonie ohnehin nicht<br />
fürchten: Jede Uhr ist ein Unikat, im Falle<br />
von Versailles meist persönlich vom König<br />
bei renommierten Uhrmachern bestellt. Und<br />
Gebrauchsanweisungen für die Uhren gibt es<br />
nicht. Viele Pendeluhren verraten ihre exakte<br />
Funktionsweise erst bei einer Reparatur,<br />
wenn sich der Uhrmacher das Innere genauer<br />
vornehmen muss.<br />
Oft verlässt Bernard Draux die Räume des<br />
Schlosses durch kleine versteckte Türen, die<br />
für Besucher verschlossen bleiben. Er wandelt<br />
dann beispielsweise in den Gängen, die der<br />
König und die Königin nahmen, um sich zu<br />
treffen, oder die für die Dienerinnen und Diener<br />
vorgesehen waren.<br />
Auf seiner wöchentlichen Tour durch das<br />
Schloss vergisst der einsame Herr der Zeit<br />
niemals einen kleinen Raum mit harmonischen<br />
Proportionen. Es handelt sich um das<br />
Badezimmer der Königin. Auf dem Kamin<br />
thront eine kleine Pendeluhr. Dieser Raum<br />
ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Es gibt eigentlich keinen Grund,<br />
die Pendeluhr jede Woche neu aufzuziehen.<br />
Dennoch lässt Bernard Draux dieses Zimmer<br />
niemals aus. Wenn man ihn nach dem Grund<br />
fragt, antwortet er mit einem Schmunzeln:<br />
« Wenn man daran denkt, dass die Königin<br />
auf diese Uhr schaute, wenn sie ihr Bad nahm,<br />
muss man diese Uhr doch geradezu aufziehen,<br />
oder? Selbst wenn heute kaum jemand mehr in<br />
diesen Raum kommt, sind wir ihr das einfach<br />
schuldig. »<br />
Die Museumswärterin:<br />
alles andere als eine<br />
missmutige Aufpasserin<br />
Eines mag Isabelle Penicaut gar nicht:<br />
Wenn man sie als Museumswärterin bezeichnet.<br />
Geschieht dies, so stimmt sie das<br />
immer sehr traurig. Denn das Image von<br />
Museumswärtern ist in Frankreich – wie anderswo<br />
auf der Welt – nicht gerade schmeichelhaft.<br />
Gleich hat man das Bild von Menschen<br />
in Uniform im Kopf, die stundenlang<br />
fast regungslos auf Stühlen sitzen oder in<br />
der Ecke eines Raumes verharren und die<br />
Besucher missmutig und manchmal auch<br />
herablassend begutachten. Nur selten öffnen<br />
sie ihren Mund oder verziehen eine Miene.<br />
Man muss Isabelle Penicaut nur kurz<br />
beobachten, um zu merken, dass sie ganz<br />
und gar nicht diesem Klischee entspricht.<br />
Zunächst ist diese junge Frau, die lange<br />
Zeit als Chefassistentin in den USA und<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig<br />
war, eine elegante Dame, die eher an Carla<br />
Bruni als an eine typische Museumswärterin<br />
erinnert. Außerdem liebt sie ihren Job<br />
leidenschaftlich und sieht darin keinen bloßen<br />
Zeitvertreib, für den man bezahlt wird.<br />
Sie geht in ihrer Arbeit auf. « Es ist schade,<br />
dass so viele Besucher immer noch so ein<br />
schlechtes Bild von uns haben », beklagt sie<br />
sich. « Dabei werden wir in Versailles nach<br />
modernen Kriterien ausgesucht: Wir müssen<br />
mehrere Fremdsprachen beherrschen,<br />
über gute Fachkenntnisse verfügen und reaktionsschnell<br />
sein. »<br />
Isabelle Penicaut kann viel über die Besucher<br />
des Schlosses erzählen, selbst wenn<br />
Oben: Isabelle<br />
Penicaut kennt das<br />
Schloss wie ihre eigene<br />
Westentasche. Eines<br />
Tages entdeckte<br />
sie eine vergoldete<br />
Schnecke in einem<br />
Bilderrahmen.<br />
Rechts Seite: Auch in<br />
Versailles geschehen<br />
alltägliche Dinge,<br />
wie das Putzen der<br />
Räume und Fenster.<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
sie mit den meisten nie ein Wort gewechselt<br />
hat. Es ist die Gabe der guten<br />
Beobachtung. Sie teilt die Besucher<br />
gerne in verschiedene Kategorien<br />
ein. Solche, die mit ihren Kopfhörern<br />
am Ohr und dem Audioguide in der<br />
Hand durch die Räume gehen. Sie<br />
sind meistens die Besucher, die am<br />
wenigsten Lärm machen. Sie verweilen<br />
so lange vor einem Kunstwerk,<br />
wie der gesprochene Text des Audioguides<br />
dauert, nehmen aber kaum das<br />
Umfeld wahr, das nicht besprochen<br />
wird. Dann gibt es die Touristen, die<br />
in kurzer Zeit möglichst alle Highlights<br />
von Versailles sehen wollen.<br />
Isabelle Penicaut erkennt sie daran,<br />
wie sie zum Spiegelsaal oder dem<br />
Schlafzimmer des Königs eilen, ohne<br />
ein Auge für die kleinen Sehenswürdigkeiten<br />
unterwegs zu haben.<br />
Am liebsten mag die moderne<br />
Museumswärterin allerdings die Leute,<br />
die eher zufällig in einen Raum<br />
des Schlosses kommen. Sie versuchen<br />
zunächst, sich zurechtzufinden,<br />
vielleicht eine Informationstafel zu<br />
finden, und wirken am Anfang fast<br />
schüchtern. Doch dann nehmen sie<br />
sich oft die meiste Zeit, die Atmosphäre<br />
eines Raumes zu erfahren<br />
und kleine Details zu bewundern,<br />
die die meisten Besucher schlichtweg<br />
übersehen. Viele von ihnen trauen<br />
sich auch, Isabelle Penicaut anzusprechen.<br />
Es entsteht ein Dialog über den<br />
Raum oder das Schloss. Dies sind die<br />
Sternstunden von Isabelle Penicauts<br />
Arbeitsalltag.<br />
Zu den Privilegien ihrer Tätigkeit<br />
gehört, dass sie mit ihren Schlüsseln<br />
Zugang zu fast allen Bereichen des<br />
Schlosses hat. Ein Vorteil, den sie oft<br />
nutzt. Morgens kommt sie nicht selten<br />
eine halbe Stunde früher, um die<br />
Atmosphäre des noch leeren Schlosses<br />
zu genießen. Dann schließt sie die<br />
Augen und kann die jahrhundertealte<br />
Geschichte von Versailles spüren.<br />
Außerdem liebt sie es, während<br />
der langen Stunden in den Räumen<br />
des Schlosses kleinste Details zu entdecken.<br />
So fiel ihr eines Tages eine<br />
kleine Schnecke in einem goldenen<br />
Bilderrahmen auf, die zuvor wahrscheinlich<br />
kaum einer wahrgenommen<br />
www.fapf.de<br />
FRANZÖSISCH<br />
heute<br />
«relooké»<br />
Das Verbandsorgan der<br />
Vereinigung<br />
der Französischlehrerinnen<br />
und<br />
-lehrer e. V.<br />
jetzt im neuen Format<br />
40. Jahrgang<br />
43558<br />
ISSN 0342-2895<br />
1<br />
<strong>2009</strong><br />
Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer e. V.<br />
FRANZÖSISCH<br />
heute<br />
Französischunterricht<br />
aus Lernersicht<br />
Die vorrangigen Ziele der VdF lauten:<br />
– zur Verbreitung der französischen<br />
Sprache und Kultur beizutragen,<br />
– den Unterricht der Nachbarsprache<br />
Französisch inhaltlich und<br />
didaktisch zu fördern.<br />
In den letzten Jahren war die VdF<br />
an der Fortbildung von ca. 5000<br />
Lehrer/innen für Französisch alleine<br />
oder mit unterschiedlichen Partnern<br />
beteiligt.<br />
In nahezu allen Bundesländern ist die<br />
VdF durch Landesverbände vertreten.<br />
Das 4 mal im Jahr erscheinende Heft<br />
französisch heute versteht sich als<br />
ein Forum für den Informations -<br />
fluss zwischen Theorie und Praxis<br />
des Französischunterrichts.<br />
Adresse der Geschäftsstelle:<br />
VdF<br />
Am Haanes 15a · 35440 Linden<br />
Tel. 06403-963663
Frankreich heute Versailles<br />
hatte. Isabelle Penicaut wollte dieses Geheimnis<br />
enträtseln und unternahm ein paar<br />
Recherchen. Sie fand heraus, dass es sich<br />
um die Signatur des Künstlers handelte,<br />
einem Mann aus Burgund. Er wollte mit<br />
diesem Symbol seine Heimatverbundenheit<br />
zum Ausdruck bringen, denn die Schnecke<br />
steht offiziell für die Region Burgund. Es<br />
sind solche Geschichten, die Isabelle Penicaut<br />
den Besuchern erzählen kann, die diese<br />
sonst in keinem Reiseführer lesen würden.<br />
Selbst in ihrer Freizeit kommt die<br />
freundliche Aufpasserin manchmal nach<br />
Versailles. Sie bringt dann ihre Kinder mit,<br />
die ihr sogar ganz freiwillig ins Schloss<br />
folgen. Denn Isabelle Penicaut hat eine originelle<br />
Methode gefunden, sie für die Geschichte<br />
des Gebäudes zu interessieren. Sie<br />
fordert die Kinder in jedem Saal auf, nach<br />
Tieren in der Dekoration zu suchen. Es erscheint<br />
unglaublich, aber es gibt in der Tat<br />
überall zahlreiche Tierdarstellungen – auf<br />
dem Fußboden, an den Wänden oder an der<br />
Decke. Die goldene Schnecke im Bilderrahmen<br />
ist nur ein Beispiel.<br />
Die Tischlerei:<br />
ein Ort der Teamarbeit<br />
Der Unterhalt von Versailles ist kein einfaches<br />
Unterfangen. Eine ganze Heerschar<br />
von Handwerkern kümmert sich das ganze<br />
Jahr darum, die Anlage und ihre Schätze<br />
für die Nachwelt zu erhalten. Ein Teil von<br />
ihnen arbeitet für die Museumswerkstätten,<br />
die von Bertrand Rondot geführt werden. Diese<br />
Ateliers sind für den Erhalt des Schlosses<br />
und seiner Kunstsammlungen von ganz zentraler<br />
Bedeutung und vereinen Abteilungen und<br />
Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen.<br />
Darunter eine Tischlerei, zwei Experten für<br />
vergoldete Holzmöbel, einen Fachmann für die<br />
Restaurierung von Büchern und die Pflege von<br />
Kupfer und einen Spezialisten für Teppiche.<br />
Die Tischlereiabteilung ist in einem Gebäude<br />
gegenüber dem Schloss untergebracht,<br />
das auch kleiner Marstall genannt wird.<br />
Ihre Werkstatt ist aber mitnichten ein wildes<br />
Durcheinander, wie man sich das bei diesem<br />
Berufszweig ausmalen könnte. Alles wirkt sehr<br />
sauber und aufgeräumt, historische Arbeitsmittel<br />
stehen neben ultramodernen Maschinen. An<br />
einem Computer mit Internetanschluss können<br />
die Mitarbeiter zudem nach Ersatzteilen oder<br />
notwenigen Informationen für ihre Arbeit<br />
suchen. Der Altersdurchschnitt ist ebenfalls<br />
erstaunlich niedrig. Die meisten Tischler sind<br />
zwischen 30 und 35 Jahre alt. Es ist ein junges,<br />
dynamisches Team.<br />
Jeder der Mitarbeiter verfügt über spezielle<br />
Fertigkeiten, auch wenn sich die Ausgangspunkte<br />
der Karrieren ähneln. Denn am Anfang<br />
stand für alle ein schweres Auswahlverwahren,<br />
der concours des métiers d’art (dt. Auswahlverfahren<br />
der künstlerischen Berufe) des öffentlichen<br />
Dienstes. Hat ein Bewerber diesen Test<br />
bestanden, wird er je nach Stellensituation<br />
irgendwo in Frankreich eingesetzt. Die Tischler,<br />
die heute in Versailles werkeln, hatten also<br />
nicht unbedingt vor, hier zu arbeiten. Alle, die<br />
hierher kommen, merken aber sofort, dass diese<br />
Arbeitsstätte ein Ort ohnegleichen ist.<br />
In der Mitte<br />
der Werkstatt<br />
wird gerade ein<br />
Möbelstück vorsichtig<br />
demontiert.<br />
Es soll in Kürze<br />
nach Frankfurt<br />
am Main gebracht<br />
werden, wo man es<br />
im Rahmen einer<br />
großen Ausstellung<br />
zu André-<br />
Charles Boulle<br />
zeigen wird. Es<br />
ist ein sehr wertvolles<br />
Möbelstück.<br />
Die Mitarbeiter<br />
sind deshalb sehr<br />
konzentriert bei<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
ihrer Arbeit. Doch<br />
das Verschicken<br />
von Ausstellungsstücken<br />
ist eher<br />
die Ausnahme.<br />
H a u p t s ä c h l i c h<br />
küm mern sich die<br />
Tischler um die<br />
Restaurierung derselben.<br />
Denn die<br />
Möbel im Schloss<br />
müssen besondere<br />
Beanspruchungen<br />
aushalten. Da sie<br />
meist in öffentlich<br />
zugänglichen Räumen<br />
stehen, sind<br />
sie wechselnden<br />
Temperaturen und<br />
Luftfeuchtigkeiten<br />
sowie Lichteinflüssen<br />
ausgesetzt. Keine idealen konservatorischen<br />
Bedingungen.<br />
Bei der Restaurierung stellt sich immer<br />
wieder die Frage, wie weit die Tischler gehen<br />
sollen. Oft wird darüber in der Werkstatt diskutiert.<br />
Benjamin Girandon, einer der Tischler<br />
und Restaurateure, erklärt die Philosophie der<br />
Werkstatt wie folgt: « Die Kunst besteht darin,<br />
die an einem Möbelstück sichtbare Geschichte<br />
zu erhalten, die Eingriffe so gering und vor allem<br />
so umkehrbar wie möglich zu halten und<br />
dem Gegenstand trotzdem eine möglichst lange<br />
Haltbarkeit zu schenken. »<br />
Denn alle Objekte, die in die Werkstatt gelangen,<br />
haben eine lange Historie hinter sich.<br />
Es geht nicht darum, sie wieder in ihren Originalzustand<br />
zu versetzen. Gerade deshalb müssen<br />
die Eingriffe vorher ausgiebig besprochen<br />
und abgewogen werden. Die Restaurierung<br />
solch wertvoller Gegenstände ist das Produkt<br />
von Teamarbeit. Jeder Mitarbeiter bringt sein<br />
spezifisches Wissen ein, verschiedene Optionen<br />
werden offen diskutiert. Und auch Recherchearbeiten<br />
nehmen dabei einen wichtigen<br />
Stellenwert ein, was oft vergessen wird. « Ein<br />
Drittel unserer Zeit verbringen wir mit Recherchen,<br />
ein Drittel mit den eigentlichen Restaurierungsarbeiten<br />
und ein Drittel mit dem<br />
Erstellen von Berichten über unsere konkreten<br />
Maßnahmen », erläutert Bertrand Rondot.<br />
Und noch etwas fällt auf: Auch wenn moderne<br />
Maschinen in der Tischlerei von Versailles<br />
stehen, so haben sich viele Arbeitsmethoden<br />
im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.<br />
Viele Verfahren, die heute zur Restaurierung<br />
angewandt werden, nutzte man auch schon<br />
für den Bau der Möbel. Einige andere verbieten<br />
sich aber. So würde ein Restaurator<br />
nie das Holz abschleifen, wie es einst der<br />
Erbauer getan hat. Er muss dann innovativ<br />
sein und überlegen, wie man mit anderen<br />
Mitteln zu ähnlichen Ergebnissen gelangt.<br />
Doch das macht gerade einen der Reize der<br />
Arbeit in dieser nicht ganz gewöhnlichen<br />
Tischlerei aus.<br />
Der Vergolder: die Gabe<br />
der Geduld und Ehrfurcht<br />
Oberhalb der Tischlerei befindet sich<br />
die Werkstatt von Laurent Heissier. Er<br />
selbst gibt zu, dass er « von seiner Arbeitsstätte<br />
wahrscheinlich den besten Blick aufs<br />
Schloss genießt ». Sein offizieller Titel lautet<br />
doreur-peintre en décors, also Dekormaler und<br />
-vergolder. Grob gesagt kümmert er sich um<br />
die Restaurierung aller Vergoldungen und<br />
Goldauflagen in Versailles, wie etwa Bilderrahmen.<br />
Aber auch vorgetäuschte Marmorflächen,<br />
die es im Schloss an vielen Stellen<br />
gibt, gehören zu seinem Aufgabengebiet.<br />
Seine Werkstatt erinnert ein bisschen<br />
an einen Gemischtwarenladen. Die Regale<br />
biegen sich unter dem Gewicht von Farbpigmenten,<br />
Pinseln, Warenmustern und<br />
Werkzeugen. Auf den großen Tischen im<br />
Atelier warten diverse Gegenstände auf die<br />
Bearbeitung. Wenn Laurent Heissier von<br />
Oben: Laurent<br />
Heissier ist der Mann<br />
für alles Goldene im<br />
Schloss. Linke Seite:<br />
Die Tischlerei von<br />
Versailles sieht sich<br />
immer wieder neuen<br />
Herausforderungen<br />
gegenüber. Das junge<br />
Team findet aber<br />
jederzeit Lösungen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 71
Frankreich heute Versailles<br />
seiner Arbeit spricht, leuchten seine Augen.<br />
Man könnte ihm stundenlang zuhören. Oder<br />
einfach nur zuschauen, wie er mit äußerster<br />
Präzision und Vorsicht mit dünnen Goldblättchen<br />
hantiert. In Frankreich gibt es nur<br />
noch einen einzigen Hersteller, der diese<br />
Goldblättchen produziert. Geliefert wird das<br />
Gold direkt von der Banque de France.<br />
Die Arbeit mit dem Gold setzt ein besonderes<br />
Geschick voraus. Die Goldblätter<br />
sind derart fein, dass man sie nicht mit der<br />
bloßen Hand berühren darf. Sie würden bei<br />
Berührung sofort zerbröseln. Es bedarf also<br />
spezieller Werkzeuge, um mit dem Gold zu<br />
arbeiten, und einer Ablage mit einer ganz<br />
spezifischen Oberfläche. Diese besteht aus<br />
Tierhaut. Aber nicht aus irgendeiner, sondern<br />
aus der Haut eines totgeborenen Kalbes.<br />
Man fragt sich, wie die Vergolder je auf die<br />
Idee gekommen sind, diese Haut auszuprobieren,<br />
und wie dieses Wissen die Jahrhunderte<br />
überlebte.<br />
Wenn Laurent Heissier über seinen Beruf<br />
erzählt, weist er gerne daraufhin, wieviel<br />
Geduld und Ehrfurcht man dafür mitbringen<br />
muss. Im Anblick seiner Präzisionsarbeit<br />
glaubt man ihm das gerne. Allgemein heißt es,<br />
dass man rund sechs Monate braucht, bis man<br />
ein Goldblättchen richtig auftragen kann, aber<br />
viele Jahre, bis man wirklich vergolden kann.<br />
Für die Restaurierungsarbeiten versucht Laurent<br />
Heissier sich immer in die Situation des<br />
Erschaffers hineinzudenken und dessen Gesten<br />
nachzuahmen. Er hat großen Respekt vor der<br />
Leistung, die einst erbracht wurde. Während<br />
er sich an sein nächstes Werk macht, ertönt leise<br />
Musik aus einem kleinen Radio. Klassische<br />
Musik. Was hätte man auch sonst in dieser<br />
Werkstatt erwarten sollen.<br />
Die Empfangsdame: die<br />
Kunst der Gastfreundschaft<br />
Eines ist sicher, Marie-Claire Chennevière<br />
ist eine Frau, die weiß, wie man Gäste empfängt.<br />
Jedes Jahr begrüßt sie gemeinsam mit<br />
ihren Kollegen rund 10 Millionen Besucher in<br />
Versailles. Es ist nicht immer einfach, die Massen<br />
zu steuern und den täglichen Stress auszuhalten.<br />
Aber selbst wenn es hektisch zugeht,<br />
vergisst sie nie ihr freundliches Lächeln. Sie<br />
will damit Aggressivität und Spannungen, für<br />
die sie oft gar nichts kann, beispielsweise wenn<br />
es stark regnet oder wenn die Besucher unter<br />
heißem Wetter leiden,<br />
abbauen. Die<br />
Empfa n g s d a me<br />
weiß dabei von der<br />
besonderen Bedeutung<br />
ihrer Arbeit.<br />
Sie und ihre Kollegen<br />
sind die ersten<br />
Gesichter, die Versailles<br />
gegenüber<br />
den Touristen repräsentieren.<br />
Und<br />
bekanntlich ist<br />
der erste Eindruck<br />
ganz besonders<br />
wichtig.<br />
Stress ist natürlicher<br />
Bestandteil<br />
des Arbeitsalltags.<br />
Immer wieder gibt<br />
es Kollegen, die<br />
dem nicht gewachsen<br />
sind und um<br />
eine Versetzung<br />
auf einen ruhigeren Posten bitten, etwa ins<br />
Trianon. Aber Marie-Claire Chennevière<br />
will ihren Job nicht tauschen. Sie mag ihre<br />
Arbeit und den Kontakt zu den vielen Menschen.<br />
Dabei geht jeden Tag ein Schwall von<br />
nicht enden wollenden Fragen über sie<br />
her. Sie beantwortet diese mit Engelsgeduld<br />
– auf Französisch, auf Englisch, auf<br />
Italienisch oder auf Spanisch. Die häufigste<br />
Frage ist « Was kann man in Versailles<br />
besichtigen? », gefolgt von « Wie lange dauert<br />
die Besichtigung? ». Es ist gar nicht so<br />
einfach, diese Fragen kurz und treffend zu<br />
beantworten. Marie-Claire Chennevière<br />
muss erst herausfinden, was die konkrete<br />
Erwartungshaltung ist und wieviel Zeit ein<br />
Besucher zur Verfügung hat.<br />
Die meisten Besucher haben eine nur<br />
sehr unvollständige Vorstellung vom<br />
Schloss und seinem Park. Natürlich kennen<br />
sie ein wenig die Geschichte und<br />
wissen von der Bedeutung des Gebäudes.<br />
Auch haben sie gehört oder gelesen, dass<br />
die Anlage sehr groß ist. Aber die wenigsten<br />
sind sich bewusst, wie riesig sie wirklich<br />
ist. Wenn sie dann aber den Plan vom<br />
Schloss und seinem Park sehen, verstehen<br />
sie, warum man mindestens einen ganzen<br />
Tag braucht, will man alles sehen.<br />
Marie-Claire Chennevière hat in ihrer<br />
Karriere auch beobachtet, dass es nationa-<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Linke Seite großes<br />
Foto: Marie-Claire<br />
Chennevière. Andere<br />
Bilder: Impressionen<br />
aus dem Schloss.<br />
le Unterschiede gibt. Die Japaner sind<br />
meistens sehr diskret. Sie trauen sich<br />
nicht, viel zu fragen und verlieren sich<br />
deshalb oft in der Vielfalt der Möglichkeiten.<br />
Die Deutschen kommen<br />
dagegen meist mit einem ganz guten<br />
Vorwissen nach Versailles. Sie unterschätzen<br />
aber oft die immense Größe<br />
der Anlage. Die Franzosen wiederum<br />
sind weniger gut über die Geschichte<br />
des Schlosses informiert, als man eigentlich<br />
vermuten dürfte. Allgemein<br />
kann man sagen, dass die Besucherprofile<br />
sehr heterogen sind. « Es gibt<br />
Besucher, die nicht wissen, wer Ludwig<br />
XIV. war, und solche, die meinen, alles<br />
besser zu wissen als wir », erzählt die<br />
Empfangsdame – natürlich begleitet<br />
von einem Lächeln.<br />
Aber wie sieht eigentlich das ideale<br />
Besichtigungsprogramm nach Marie-<br />
Claire Chennevières Meinung aus?<br />
Zunächst schlägt sie vor, dass man die<br />
Hauptbesuchszeiten meiden sollte. Am<br />
besten man kommt dafür früh morgens<br />
nach Versailles. Dann sollte man ruhig<br />
an Führungen teilnehmen, um den Ort<br />
besser kennenzulernen und in Räume zu<br />
gelangen, die einem sonst verschlossen<br />
blieben. Wer mag, kann thematische<br />
Rundgänge wählen. Zum Beispiel die<br />
Tour « Marie-Antoinette », die zu den<br />
Privatgemächern der Königin, die sich<br />
über drei Stockwerke des Schlosses erstrecken,<br />
führt. Oder « La vie quotidienne<br />
à la cour » (dt. der Alltag am Hof),<br />
bei der man in eineinhalb Stunden die<br />
wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigt:<br />
die Kapelle, das Schlafzimmer<br />
des Königs, den Spiegelsaal usw. Im<br />
Anschluss an eine Führung sollte man<br />
dann unbedingt genug Zeit für eine<br />
Erkundung der riesigen Parkanlage<br />
mitbringen.<br />
Während Marie-Claire Chennevière<br />
noch von ihren Besuchsvorschlägen<br />
spricht, entdeckt sie in der Warteschlange<br />
eine schwangere Frau. Sofort<br />
unterbricht sie ihre Ausführungen und<br />
eilt zu der Frau, um ihr zu erklären, dass<br />
sie nicht in der Schlange warten muss,<br />
sondern eine spezielle Kasse benutzen<br />
darf. Auch das gehört zu der Besuchspolitik<br />
in Versailles: Aufmerksam sein<br />
und auch bei Tausenden von Besuchern<br />
niemals den Überblick verlieren.<br />
Jean-Jacques Aillagon,<br />
Präsident des Versailler<br />
Schlosses<br />
Jean-Jacques Aillagon war französischer<br />
Kulturminister, Präsident des Pariser Centre<br />
Georges Pompidou und Intendant des Auslandssenders<br />
TV5, bevor er 2007 per Dekret<br />
von Nicolas Sarkozy an die Spitze des Versailler<br />
Schlosses berufen wurde. Nachdem er Frankreich<br />
erleben einen Blick hinter die Kulissen<br />
ermöglichte, selbst für die Presse ein großes<br />
Privileg, erzählt er in einem Exklusivinterview<br />
von seiner eigenen Verbundenheit mit dem<br />
Schloss und seiner Liebe zu Deutschland.<br />
Monsieur Aillagon, was kannten Sie von Versailles,<br />
bevor Sie zum Präsidenten des Schlosses<br />
berufen wurden?<br />
Da ich zuvor Kulturminister war, kannte<br />
ich mich natürlich gut mit den besonderen<br />
Herausforderungen in Versailles aus, wusste<br />
vom Zustand des Schlosses und dem Stand<br />
der Restaurierungsarbeiten. Außerdem bin<br />
ich oft an einem Sonntag von Paris aus nach<br />
Versailles gefahren, um im Park spazieren zu<br />
gehen und die verschiedenen Bereiche des<br />
Schlosses zu besichtigen. Schon bevor ich<br />
meinen Posten hier angenommen hatte, fühlte<br />
ich mich in Versailles zu Hause.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 73
Frankreich heute Versailles<br />
Es gibt nur wenige<br />
Schlösser weltweit, die<br />
prunkvoller sind als<br />
Versailles. Zweites Bild<br />
von unten: Spiegelsaal.<br />
Was haben Sie gefühlt, als Ihre Nominierung<br />
bekannt gegeben wurde?<br />
Ich habe dies als eine große Ehre empfunden.<br />
Die Chance und die Verantwortung<br />
zu bekommen, ein solch bedeutendes Kulturerbe<br />
Frankreichs, nein der Welt, führen<br />
zu dürfen, lässt einen natürlich nicht unberührt.<br />
Nachdem ich bereits eine andere<br />
Kultureinrichtung, das Centre Georges<br />
Pompidou, geleitet habe, wo es um moderne<br />
Kunst ging, finde ich mich nun inmitten<br />
von antiken Gegenständen mit neuen Herausforderungen<br />
und Fragestellungen wieder<br />
– eine aufregende Erfahrung.<br />
Außerdem liebe ich das Interdisziplinäre<br />
von Versailles: Das Schloss ist Museum,<br />
historisches Denkmal, Konzert ort,<br />
Forschungszentrum und Staatsgebäude in<br />
einem. Es ist ein kultureller Ort, an den<br />
man einlädt, wo man innovativ ist, forscht<br />
und nachdenkt. Wenn man hier ankommt,<br />
übermannt einen das Gefühl, dass man eine<br />
lange Geschichte erbt und man spürt die<br />
Last der historischen Verantwortung für<br />
diesen Ort.<br />
Ist es manchmal nicht schwierig, diese Last<br />
zu tragen?<br />
Wenn es Abend wird, die Besucher das<br />
Schloss verlassen und ich mich ganz allein<br />
im Spiegelsaal oder dem Schlafzimmer<br />
des Königs wiederfinde, dann spüre ich<br />
intellektuell und physisch die Dichte der<br />
Geschichte. Dieses Gefühl hat etwas sehr<br />
Sinnliches. Ich fühle mich aber nicht einsam.<br />
Ludwig XIV., Ludwig XV., Ludwig<br />
XVI., Marie-Antoinette, alle scheinen hier<br />
zu sein und mich in meiner Arbeit zu unterstützen.<br />
Wenn ich dann das Schloss verlasse und<br />
in den Garten gehe, um zu meiner Dienstwohnung<br />
zu gelangen, dann überkommt<br />
mich das Gefühl, am schönsten Ort der<br />
Welt zu sein. Wenn ich abends das Fenster<br />
meines Schlafzimmers öffne, um etwas frische<br />
Luft hereinzulassen, dann sehe ich das<br />
Schloss und die Kapelle im Dunkeln. Dann<br />
sage ich zu mir: « Junge, du hast wirklich<br />
Glück gehabt ». Man darf nicht vergessen,<br />
was für ein Privileg es ist, ein Schloss wie<br />
Versailles führen zu dürfen.<br />
Wird Versailles irgendwann alltäglich,<br />
wenn man hier arbeitet und sogar lebt?<br />
Versailles ist ein Anwesen, das sich stetig<br />
verändert. Das fängt schon ganz simpel mit<br />
dem Lauf der Jahreszeiten an. Die Gärten<br />
wirken in jeder Saison anders. Wenn sich der<br />
Winter ankündigt, verhüllen wir die Statuen<br />
mit Schutzhüllen. Das ist eine ganze andere<br />
Atmosphäre als im Frühling, wenn wir die<br />
Orangenbäume herausstellen. Versailles bezaubert<br />
immer wieder von neuem. Es gibt keine<br />
Routine.<br />
Versailles verleitet auch zum Träumen.<br />
Das Schloss ist wie eine große Schatzkiste,<br />
die glitzert und glänzt. Wenn Sie sich allein<br />
anschauen, wie viele Romane und Filme von<br />
Versailles inspiriert wurden. Auch Modeschöpfer<br />
sind davor nicht gefeit. Karl Lagerfeld<br />
kommt regelmäßig zum Fotografieren<br />
hierher. Ohne prätentiös sein zu wollen,<br />
Versailles ist Vorbild und Inspirationsquelle<br />
für viele Berufe und wurde dafür auch gebaut.<br />
Hier wurden etwa in der Herstellung von<br />
Möbeln und Dekorationsgegenständen Spitzenleistungen<br />
vollbracht. Auch das begeistert<br />
immer wieder von neuem und kann niemals<br />
alltäglich werden.<br />
Es gibt immer neue Aspekte zu entdecken.<br />
Wir haben die Verpflichtung, diese außergewöhnlichen<br />
Leistungen zu bewahren. Das<br />
kann nie ein ganz normaler Job werden.<br />
Zum Abschluss eine ganz andere Frage: Kennen<br />
Sie Deutschland?<br />
Ja, ich kenne aus familiären Gründen<br />
Deutschland sogar sehr gut. Meine Mutter<br />
und Großmutter wurden im Departement Moselle<br />
geboren, das vom Deutschen Reich annektiert<br />
worden war. Mein Großvater stammt<br />
aus dem Saarland. Ihre Kultur war also immer<br />
deutsch geprägt. Meine Mutter wurde am 16.<br />
<strong>September</strong> 1918 auf dem Gebiet des Deutschen<br />
Reiches geboren, um nach Ende des Ersten<br />
Weltkrieges Französin zu werden. Mein Vater<br />
kommt dagegen aus dem Béarn. Ich habe Vorfahren,<br />
die auf beiden Seiten der Schlachtfelder<br />
gefallen sind. Das fördert auf natürliche Weise<br />
ein gewisses Interesse für beide Länder und ein<br />
Gefühl der Verbundenheit, selbst wenn unsere<br />
Vergangenheit manchmal gewalttätig war.<br />
Doch selbst diese Gewalt macht unser gemeinsames<br />
Schicksal einzigartig. Davon bin ich<br />
überzeugt. Ich mag Deutschland von ganzem<br />
Herzen.<br />
Monsieur Aillagon, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Sprachtraining. Landeskunde. Vokabelhilfen.<br />
Frankreich erLesen.<br />
<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />
<br />
ActUALitÉ<br />
<br />
militaire à Abu Dhabi<br />
<br />
s’islamise lentement<br />
Pages 2–3<br />
ÉcO n OMi E<br />
<br />
Daniel carasso<br />
Page 4<br />
SOciÉ t É<br />
<br />
«sauver les riches»<br />
<br />
ne plaît pas à tout le monde<br />
Pages 6–7<br />
ff f RAnÇAi S fAciLE ff<br />
<br />
d’être un héros<br />
chasse aux armes à l’école<br />
Bordeaux se veut ville verte<br />
Pages 8–9<br />
c ULt URE<br />
<br />
le tour d’Eiffel<br />
<br />
7 à 77 ans<br />
Pages 10–11<br />
L’A i R DU tEMPS<br />
<br />
de nerfs<br />
Page 12<br />
Après le succès du rassemblement<br />
Europe Écologie aux<br />
élections européennes du 7 juin<br />
dernier, les écologistes veulent<br />
«s’incruster» dans le paysage<br />
politique.<br />
1 PresQue sonnés par «tant<br />
de bonheur». Hier à midi, après<br />
le score historique de ses listes<br />
dimanche – 16,28 % au coude à<br />
coude avec le PS, 14 eurodéputés<br />
–, Daniel Cohn-Bendit avait<br />
du mal à masquer sa joie. «si,<br />
il y a six mois, je vous avais dit<br />
qu’on aurait quatre élus en Île-de-<br />
France, ou trois dans le sud-est»<br />
… «Dany» marque une pause sans<br />
finir sa phrase. Le vieil enfant terrible<br />
de la vie politique française<br />
savoure le moment. La tête dans<br />
les nuages, mais les pieds sur<br />
terre. «La question, maintenant,<br />
c’est: “comment on continue?”»,<br />
dit-il.<br />
2 L’ancien chef de file des listes<br />
d’europe Écologie, qui regroupaient<br />
aussi bien les Verts<br />
que le milieu associatif ou les<br />
altermondialistes, est conscient<br />
de l’ampleur de la tâche. «Ce résultat,<br />
assure-t-il, nous donne<br />
une obligation: ne pas décevoir<br />
ces millions de citoyens qui nous<br />
ont fait confiance, ni ces milliers<br />
<br />
<br />
<br />
Légende LE chEf de file der Hauptkandidat, der spit-<br />
de militants qui ont découvert<br />
une autre manière de faire la<br />
politique.»<br />
3 Or, reconnaît-il, «quand on<br />
connaît les associations, on sait<br />
qu’elles ne changent pas facile-<br />
0 – 1 S’incruster h.: s. einnisten, Wurzeln schlagen – sonné<br />
(fam.) verrückt, wie benommen – score (m.) resultat –<br />
au coude à coude avec qn (fig.) Kopf an Kopf mit jdm.,<br />
le coude der ellbogen – PS (m.) = Parti socialiste – un<br />
eurodéputé ein Abgeordneter des eu-Parlaments – il a du<br />
mal à faire qc es fällt ihm schwer, etw. zu tun – un élu ein<br />
gewählter Volksvertreter – Île-de-france (region, in die<br />
Paris eingebettet ist) – savourer auskosten<br />
ment. Quand on connaît les Verts,<br />
on sait qu’ils ne changent pas facilement».<br />
Mais, veut-il croire,<br />
«sans vouloir être grandiloquent,<br />
rien ne sera, ou plutôt ne devrait<br />
être, comme avant!» À ses yeux,<br />
2 Regrouper zusammenschließen, vereinen – le mi-<br />
zenvertreter – rassemblement (m.) h.: sammlungsbewegung<br />
– globalement h.: insgesamt gesehen – UMP (f.) = les altermondialistes die Globalisierungskritiker – être<br />
lieu associatif gem.: das Vereins-, Organisationswesen –<br />
Union pour un mouvement populaire (regierungspartei conscient de qc s. e-r s. bewusst sein – ampleur (f.) Ausmaß,<br />
Weite – décevoir enttäuschen – confiance (f.) Ver-<br />
aus Neogaullisten und Zentristen) – score (m.) resultat<br />
trauen – le militant der Aktivist<br />
3 – 5 Or, … nun, … – association (f.) h.: Organisation –<br />
grandiloquent hochtrabend, geschwollen – la ligne de<br />
mire die Visier-, die Ziellinie – le chef gem.: staatspräsident<br />
sarkozy – baptiser taufen, nennen – néanmoins<br />
nichtsdestoweniger, gleichwohl – maintenir beibehalten<br />
– la majorité actuelle gem.: die bestehende konservativ-liberale<br />
regierungsmehrheit<br />
• Sprachzeitungen •<br />
World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />
Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER<br />
Für ihr<br />
Gesamtkonzept<br />
gewann die<br />
Sprachzeitung<br />
1 fONDÉ sur l’initiative de<br />
Daniel Cohn-Bendit en octobre<br />
2008 à Paris, europe Écologie se<br />
veut un rassemblement politique<br />
Daniel Cohn-Bendit lors d’un meeting électoral, le 7 juin dernier à Paris. Aux élections européennes,<br />
l’ancien protagoniste de Mai 68 a joué et gagné en tant que chef de file des listes d’Europe Écologie: 16,28 %<br />
des électeurs français ont voté pour le rassemblement écologiste. C’est presque autant que pour le Parti<br />
socialiste (16,48 %), le grand perdant des élections. Globalement, c’est l’UMP de Nicolas Sarkozy qui a<br />
réalisé le meilleur score en recueillant 27,78 % des voix. | Photo: Getty Images<br />
Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />
de gauche, dont les acteurs sont<br />
inspirés par l’idée d’un «green<br />
deal» face à la crise: le désir de<br />
le pour un monde<br />
<br />
<br />
Écologie regroupe des partis politiques<br />
(les Verts, la Fédération<br />
régions et Peuples solidaires),<br />
des figures renommées du milieu<br />
associatif, comme José Bové<br />
(militant anti-OGM) ou Yannick<br />
Jadot (ancien directeur des campagnes<br />
de Greenpeace), ainsi<br />
és comme<br />
en france pour son engagement<br />
contre la corruption).<br />
2 L’exploit de cette coalition<br />
bariolée, composée d’écologistes,<br />
de régionalistes et d’altermondialistes,<br />
est d’avoir obtenu<br />
16,28 % des voix le 7 juin dernier.<br />
C’est le meilleur score jamais<br />
réalisé par un parti écologiste à<br />
le rassemblement europe Écologie<br />
doit poursuivre son travail<br />
pour «essayer de s’incruster dans<br />
le paysage politique», avec en<br />
ligne de mire les élections régionales<br />
de 2010. Toute la difficulté<br />
sera, d’ici là, de conserver intacte<br />
la dynamique du rassemblement.<br />
Pour Daniel Cohn-Bendit, «l’erreur»<br />
serait de «faire un nouveau<br />
Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeexemplar<br />
S ERvicE PROf S<br />
Pages 7 et 12<br />
LE JOURn AL PARLÉ<br />
Pages 3, 6 et 7<br />
parti socialiste écologiste anticapitaliste»:<br />
une «UMP de gauche<br />
serait une mauvaise solution car<br />
l’uMP ne peut fonctionner que<br />
parce qu’il y a l’idéologie du chef»,<br />
dit-il.<br />
4 La secrétaire nationale des<br />
Verts, Cécile Duflot, s’est dite elle<br />
aussi «certaine qu’il y a une volonté<br />
collective pour que le rassemblement<br />
soit poursuivi». Le débat<br />
sur la suite qui sera donnée à la<br />
campagne devrait ainsi débuter<br />
le 4 juillet lors d’une fête baptisée<br />
Écologie Day. Il se poursuivra fin<br />
août lors des journées d’été des<br />
Verts à Nîmes et à l’automne lors<br />
d’une convention.<br />
5 selon Cohn-Bendit, le rassemblement<br />
devra néanmoins<br />
«maintenir son autonomie, car<br />
c’est la seule possibilité d’un partenariat<br />
décomplexé avec tous<br />
ceux qui veulent se battre contre<br />
Leserservice: Telefon +49(0)4 21 . 369 03-76 · www.sprachzeitungen.de
Frankreich Heute Politik<br />
Kabinettsumbildung<br />
Wieder ein Mitterrand im Elysée-Palast<br />
Mit der letzten Kabinettsumbildung landete Nicolas Sarkozy<br />
wieder einmal einen politischen Coup. Denn seither ist der<br />
Neffe des ehemaligen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand<br />
neuer Kulturminister in der derzeitigen konservativen<br />
Regierung. Wieder ein Mitterrand im Elysée-Palast, wenn auch<br />
nur bei den wöchentlichen Kabinettssitzungen. Der Höhepunkt<br />
einer beeindruckenden Karriere für einen außergewöhnlich<br />
begabten Politiker.<br />
Oft hält man Frédéric Mitterrand<br />
das vor, wofür er am wenigsten<br />
kann: seinen Namen.<br />
Ein Name, der ihm anhaftet wie Pech.<br />
Für seine Kritiker ist klar, dass allein er<br />
es ist, der Mitterrand die Türen öffnet.<br />
Mitterrands Verteidiger wiederum erzählen,<br />
dass sich der Politiker am liebsten<br />
mit dem Vornamen vorstellt, um<br />
sich nicht sofort erkennen geben zu<br />
müssen. Eine delikate Angelegenheit,<br />
wenn man der Neffe des ehemaligen<br />
Präsidenten der Französischen Republik<br />
ist, noch dazu eines so charismatischen<br />
wie François Mitterrand.<br />
Wenn Frédéric Mitterrand heute<br />
im Elysée-Palast aus- und eingeht,<br />
wird er sich gewiss an die Zeiten erinnern,<br />
als er hier noch seinen Onkel besuchte.<br />
Doch das ist lange her. Heute<br />
betritt er den Palast der Republik nicht<br />
mehr als Besucher. Heute ist er hier,<br />
um zu arbeiten – und steht unter dem<br />
Druck, sich als Frédéric Mitterrand<br />
einen Namen machen zu müssen.<br />
Dieser Mann ist kein typischer<br />
Politiker. Ist er überhaupt einer? So<br />
ganz klar ist das nicht. Frédéric Mitterrand<br />
war schon so ziemlich alles,<br />
was man im Kulturbetrieb werden<br />
kann. Filmkritiker, Kinobetreiber,<br />
Fernsehmoderator, Kolumnist, Chef<br />
eines Fernsehsenders und schließlich<br />
Direktor der französischen Akademie<br />
in Rom, der hoch angesehenen Villa<br />
Medicis. Eine Biographie, die doch<br />
ziemlich weit entfernt ist von den üblichen<br />
Karriereschritten im Lebenslauf<br />
eines französischen Berufspolitikers.<br />
Der neue Kulturminister gilt als<br />
höflich, warmherzig und charmant,<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
er ist für seine Lachsalven berühmt.<br />
Genauso wie für sein kurios betontes<br />
« Bonsoir! », das er Frankreich entgegenposaunte,<br />
wenn er seine Sendung<br />
« Etoiles et Toiles » eröffnete. Ein Beispiel<br />
unter vielen für seine Mischung<br />
aus umwerfender Höflichkeit und dem<br />
Willen, Konventionen umzustoßen<br />
und etablierte Normen zu brechen.<br />
Nie hat Frédéric Mitterrand die<br />
Dinge getan, wie andere sie tun.<br />
Hätte er den Lebensweg verfolgt, wie<br />
er ihm als Spross der französischen<br />
Großbourgeoisie vorgezeichnet war,<br />
hätte er sicherlich eine standesgemäße<br />
Ehe geschlossen und wäre heute ein<br />
etablierter hoher Staatsbeamter oder<br />
Unternehmenschef. Dabei sah alles<br />
danach aus, dass sein Leben genau so<br />
verlaufen würde. Er absolvierte mit<br />
Auszeichnung das Lycée Janson de<br />
Sailly, eines der renommiertesten<br />
Gymnasien der Hauptstadt, studierte<br />
dann Geschichte in Nanterre<br />
und schloss am prestigeträchtigen<br />
Institut des Sciences Politiques mit<br />
einem Diplom ab. Das weitere Leben<br />
schien vorgezeichnet.<br />
Aber Frédéric Mitterrand ging<br />
einen anderen Weg. Er wuchs zwar<br />
in einem Umfeld auf, das genauso<br />
konservativ war wie das damalige<br />
Frankreich, versteckte aber seine<br />
Homosexualität nicht, sondern<br />
bekannte sich offen zu ihr. Das<br />
erlaubte ihm, spielerisch mit seiner<br />
Sexualität umzugehen und seine<br />
Kritiker in ihren Widersprüchen zu<br />
diesem Thema bloßzustellen. Dadurch<br />
wurde Frédéric Mitterrand zu<br />
einem kultivierten und brillianten<br />
Dandy im besten Sinne des Wortes,<br />
der in der Pariser Gesellschaft ein<br />
gern gesehener Gast war.<br />
In den 1970er-Jahren wurde er<br />
auf ein kleines, verstecktes Kino<br />
im 14. Pariser Arrondissement aufmerksam,<br />
das Cinéma Olympic. Er<br />
übernahm die Leitung und machte<br />
daraus einen der wichtigsten<br />
Cineasten-Treffpunkte der Hauptstadt,<br />
in dessen angrenzendem<br />
Restaurant bald das Who’s who der<br />
7ème Art verkehrte. Dort wurden<br />
die wichtigen Gespräche geführt,<br />
dort wurden die entscheidenden<br />
Kontakte geknüpft. Der Erfolg des<br />
Olympic mündete in der Gründung<br />
einer ganzen Kinokette. Die wurde<br />
allerdings für Frédéric Mitterrand zu<br />
einer persönlichen Niederlage. Hoch<br />
verschuldet brauchte er Jahre, um sich<br />
von diesem Abenteuer wieder zu erholen.<br />
Es war aber auch die Zeit, in der<br />
er Kontakte zu wichtigen Förderern<br />
knüpfte, und in der er lernte, seinen<br />
Willen durchzusetzen, um tun zu<br />
können, was ihm gefällt.<br />
Es folgten die Jahre im Fernsehen.<br />
Mitterrand avancierte zu einem beliebten<br />
Moderator, dessen besonderes<br />
Markenzeichen das Interview wurde.<br />
Er verstand es, seinem Gegenüber eine<br />
Atmosphäre zu schaffen, in der sich<br />
die Intimität eines tieferen Gespräches<br />
entfalten konnte. Vor allem ließ er seinen<br />
Gästen Zeit, sich auszudrücken.<br />
Seine nächtliche Gesprächssendung<br />
« Du côté de chez Fred » (1988-1991)<br />
hatte damit großen Erfolg. Wieder<br />
machte Mitterrand die Dinge anders,<br />
als man es erwartete. Einmal erhielt<br />
er bei der jährlichen Verleihung der « 7<br />
d’Or de la Télévision », dem französischen<br />
Fernsehpreis, eine der begehrten<br />
Auszeichnungen. Er aber stellte den<br />
Preis auf den Boden der Bühne, griff<br />
das Mikrofon und sagte, er habe den<br />
Preis gerade dorthin gestellt, wo das<br />
öffentliche Fernsehen seiner Meinung<br />
nach angekommen sei: auf dem untersten<br />
Niveau. Im Publikum atemlose<br />
Stille. Doch später erkannten alle an,<br />
dass er der einzige gewesen war, der<br />
es gewagt hatte, öffentlich Kritik zu<br />
üben.<br />
Wenn auch Frédéric Mitterrand<br />
gerne provoziert und mit seiner<br />
Leichtigkeit und seinem häufigen<br />
Lachen lockerer wirkt als viele andere<br />
französische Politiker, so ist<br />
er doch gewiss kein oberflächlicher<br />
Mensch. Hinter dieser Person verbirgt<br />
sich ein sensibler Mensch. 2005<br />
veröffentlichte er die Biographie « La<br />
mauvaise vie » (dt. Das schlechte<br />
Leben), in der einem ein vom Leben<br />
enttäuschter Frédéric Mitterrand<br />
begegnet. Ein Mann, « … der sich<br />
über sein vergangenes Leben beugte.<br />
Ein schlechtes Leben, das ganz<br />
anders war, als seine noble Herkunft<br />
vermuten ließ. » Das vieldiskutierte<br />
Buch ist mutig und sehr persönlich.<br />
Mitterrand offenbart darin sein Liebesleben<br />
und die schwierige Suche<br />
nach erotischer Erfüllung. Die bewegenden<br />
Bekenntnisse berührten<br />
bei Erscheinen die ganze Nation.<br />
Heute nun wird Frédéric Mitterrand<br />
Kulturminister unter Nicolas<br />
Sarkozy. Die Leute, die immer dachten,<br />
er sei mehr als « Frédéric », werden<br />
sich wohl bestätigt fühlen. Mitterrand<br />
wird sich beweisen müssen und es ist<br />
zu erwarten, dass der impulsive Politiker<br />
die Herausforderung mit Freuden<br />
annimmt. Übrigens, während ganz<br />
Frankreich seinen berühmten Onkel<br />
« Tonton » (dt. Onkelchen) nannte, tat<br />
Frédéric Mitterrand das als Einziger<br />
nicht. Schon damals machte er die<br />
Dinge anders, als die anderen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 77
Frankreich Heute Städtepartnerschaft<br />
Licht und Kerzen<br />
Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum<br />
Wenn in diesem Jahr die Wende ihr<br />
20-jähriges Jubiläum feiert, wird das<br />
auch in Frankreich registriert und mit<br />
großem Interesse verfolgt. Einige<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
widmen sich diesem Thema. Etwas<br />
Besonderes entsteht aus diesem Anlass<br />
in Leipzig. Zum 20. Jahrestag der<br />
Montagsdemonstrationen schenkt die<br />
Stadt Lyon, mit der die Sachsenmetropole<br />
durch eine langjährige Partnerschaft<br />
verbunden ist, ihrer Schwesterstadt das<br />
berühmte Lichterfest. Oder zumindest<br />
fast. Ein Bericht über ein deutschfranzösisches<br />
Projekt mit Seltenheitswert.<br />
Die Ereignisse zwischen <strong>Oktober</strong> 1989 und März<br />
1990, die in Deutschland kurz als « Die Wende »<br />
bezeichnet werden, sind in Frankreich in ihrer Abfolge<br />
und ihren Einzelheiten kaum bekannt. Das Datum des<br />
9. Novembers 1989 als das Datum des Mauerfalls jedoch ist<br />
den Franzosen ein wichtiger Begriff und nicht selten wird<br />
man in Frankreich auf die chute de mur angesprochen. Auch<br />
interessieren sich die Franzosen sehr für das Leben in der<br />
DDR und im späteren vereinten Deutschland, wenn sie die<br />
Gelegenheit haben, mit einem Ostdeutschen zu sprechen.<br />
Das 20. Jubiläum der Wende ist deshalb selbstverständlich<br />
ein Datum, das auch in Frankreich einen prominenten Platz<br />
im politischen Kalender einnimmt.<br />
Für manche hat die institutionelle Zusammenarbeit<br />
zwischen Deutschen und Franzosen ein etwas angestaubtes<br />
Image. Doch das zu Unrecht. Ein Beleg dafür ist die aktive<br />
Städtepartnerschaft von Leipzig und Lyon. Sie gipfelt dieser<br />
Tage in einem Aufsehen erregenden Projekt. In Leipzig wird,<br />
und nicht zuletzt Dank eines sehr persönlichen und freundschaftlichen<br />
Verhältnisses der beiden Bürgermeister, den<br />
Ereignissen von vor 20 Jahren in einer Weise gedacht, die<br />
ob ihrer völkerverbindenden Idee überrascht. Lyon schenkt<br />
Leipzig sein Lichterfest. Das ist vielleicht etwas übertrieben<br />
formuliert. Aber es ist so: Lyon beteiligt sich rege an dem<br />
diesjährigen Lichtfest von Leipzig, das zum Gedenken an<br />
die Montags demonstrationen organisiert wird.<br />
Bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig (genauso wie<br />
bei den vielen Veranstaltungen in den Kirchen anderswo in der<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
DDR) bedienten sich die Menschen der Kerzen als Ausdruck<br />
ihres friedlichen Protestes. Die Bilder gehen noch heute unter<br />
die Haut: Unzählige Menschen gehen schweigend durch das<br />
nächtliche, dunkle Leipzig und tragen in den bloßen Händen<br />
Kerzen, deren Wachs ihnen auf die Haut tropft. Die flackernden<br />
Flammen werden so gut es geht mit der Hand vor dem<br />
Wind geschützt. Das Kerzenlicht symbolisiert, worum es den<br />
Menschen geht. Es steht für Offenheit und für eine freie Gesellschaft.<br />
Für eine Gesellschaft, die es nicht nötig hat, ihre<br />
Politik hinter verschlossenen Türen zu machen, in der Wahlen<br />
frei, offen und ehrlich abgehalten werden, und wo auch der<br />
Rede ihr freier Raum gewährt wird. Beim Betrachten dieser<br />
Bilder 20 Jahre danach, erscheint die Kerze – oder eben: das<br />
Licht – als das Symbol für die Wendezeit schlechthin.<br />
Die Leipziger erinnern deshalb seit zwei Jahren mit einer<br />
« Nacht der Kerzen » an die Wochen des Herbstes ’89.<br />
Besonders an jenen 9. <strong>Oktober</strong>, als eine riesige Demonstration<br />
durch Leipzig führte und die in Alarmbereitschaft<br />
versetzten bewaffneten Kräfte der DDR nur einen schicksalhaft<br />
kurzen Moment vom Schießen entfernt waren. Ein<br />
Moment, der vielleicht als der « Wende-Punkt » der friedlichen<br />
Revolution schlechthin gelten kann. Nicht umsonst<br />
bestehen die Leipziger darauf, dass dieser Tag der eigentliche<br />
Wende-Geburtstag sei. Am 9. <strong>Oktober</strong> nun folgen die<br />
Leipziger alljährlich der Route, die die Demonstranten damals<br />
gingen. Auch heute wieder mit der Kerze in der Hand,<br />
um zu mahnen, dass das Vergangene nicht vergessen wird,<br />
und dass die heutige Freiheit immer auch Pflege nötig hat.<br />
In Lyon, das für das alljährliche Lichterfest berühmt ist<br />
(Frankreich erleben berichtete bereits mehrfach über die Fête<br />
de la lumière), hat die Kerze ebenfalls eine große Bedeutung.<br />
Allerdings steht die Fête de la lumière in Lyon in einer<br />
ganz anderen Tradition. Sie ist eine große Touristenattraktion,<br />
die jährlich mehr als vier Millionen Menschen in die<br />
Stadt zieht. Ein echter Wirtschaftsfaktor. Hervorgegangen<br />
aus religiösen Motiven, spricht sie aber durchaus auf ein<br />
ähnliches Prinzip an wie die Leipziger Nacht der Kerzen:<br />
Mit der Fête de la lumière soll der Gemeinschaftsgeist beschworen<br />
werden. Insofern hat das Lyoner Lichterfest etwas<br />
Politisches. Wer sich an dem, was in der Stadt geschieht,<br />
beteiligt, wer sich engagiert und Interesse zeigt am Gegenüber,<br />
der lebt seine Bürgerschaft aktiv aus – und verhindert,<br />
dass das « Dunkle » Oberhand gewinnt.<br />
Oben und linke Seite: « Nacht der Kerzen » 2008<br />
auf dem Nikolaikirchhof in Leipzig.<br />
Wenn im Rahmen der Lyoner Beteiligung am Lichtfest<br />
Leipzig der Künstler Sébastian Lefèvre eine Licht-Installation<br />
konzipieren wird, dann greift er den Gedanken der<br />
Bürgerbeteiligung auf und wird die Mauern der evangelisch-lutherischen<br />
Kirche am Goerdelering anstrahlen lassen.<br />
Die Kirche liegt an der Strecke, die die Demonstranten<br />
am 9. <strong>Oktober</strong> 1989 nahmen. Vom Dach dieser Kirche aus<br />
wurden die heimlichen Filmaufnahmen gemacht, die heute<br />
in aller Welt bekannt sind.<br />
Die Idee der gemeinsamen Veranstaltung des Lichtfestes<br />
Leipzig zum Wendejubiläum kam den beiden Bürgermeistern.<br />
Burkhard Jung, seit 2006 Oberbürgermeister von<br />
Leipzig, stand mit seinem Amtskollegen Gérard Collomb<br />
auf dem Balkon des Rathauses von Lyon. Als sie über das<br />
illuminierte Lyon schauten, kam ihnen die Idee, dass ein solches<br />
Lichterfest auch nach Leipzig gehören könnte. Damals<br />
war noch nicht daran zu denken, welche Folgen diese Idee<br />
haben würde. Heute ist aus diesem ersten Gedanken ein riesiges<br />
Projekt geworden, wofür die Lyoner Leipzig ihr Knowhow<br />
zur Verfügung stellen. Der künstlerische Direktor der<br />
Fête de la lumière von Lyon, Jean François Zurawik, reist<br />
persönlich in die sächsische Metropole, um das Fest zu choreografieren.<br />
Doch damit nicht genug. Der Leipziger und der<br />
Lyoner Bürgermeister werden zur Eröffnung des Lichtfestes<br />
eine Bürgermeisterkonferenz einberufen, der französische<br />
Generalkonsul von Leipzig wird zum Jahreskongress des<br />
Deutsch-Französischen Jugendwerkes laden und der diesjährige<br />
Leipziger Opernball wird unter dem Motto « Lyon »<br />
stehen. Die Leipziger Feierlichkeiten zum Wendejubiläum<br />
werden so auch Feierlichkeiten der deutsch-französischen<br />
Freundschaft und damit eine Rückbesinnung auf die demokratische<br />
Tradition der beiden Messestädte.<br />
Reisen ist mehr, als nur von A nach B zu gelangen. Reisen ist Balsam für die Seele.<br />
Herzlich Willkommen im Hilton LYON<br />
Zwischen dem Park de la Têtre d’Or und der Rhone gelegen, erreichen Sie die Alstadt und Sehenswürdigkeiten in nur wenigen Minuten<br />
199 gemütliche, große Zimmer und Suiten erwarten Sie mit Rhone- und Parkblick<br />
Entspannen Sie sich in unserem Wellness-Bereich mit Whirlpool und orientalischem Dampfbad und lassen Sie sich in unseren<br />
Restaurants “La Brasserie du Hilton” und “Le Blue Elephant” kulinarisch verwöhnen<br />
Buchen Sie jetzt: reservations.lyon@hilton.com / +33 4 78 17 50 64<br />
hilton.de
Frankreich Heute Städtepartnerschaft<br />
Monsieur Collomb, waren Sie vor der<br />
Wende schon einmal in der DDR? Und<br />
Sie als Westdeutscher, Herr Jung, kannten<br />
Sie den Osten?<br />
Aus Anlass des Lichtfests Leipzig<br />
befragten wir die Bürgermeister von<br />
Lyon und Leipzig zu diesem Ereignis<br />
und erkundigten uns dabei auch nach<br />
ihren Erfahrungen aus der Wendezeit.<br />
Monsieur Collomb, Herr Jung, welche<br />
persönlichen Erinnerungen haben Sie an<br />
die Wende und an den Mauerfall?<br />
Collomb: Der Mauerfall war für<br />
mich ein hochbewegender Moment. Ich<br />
habe die Nachrichten verfolgt und die<br />
Fernsehbilder bewundert. Wie die Menschen<br />
sich gefreut haben, als sie in Berlin<br />
über die Mauer kletterten, das war sehr<br />
bewegend. Und irgendwann wusste ich<br />
dann: Du erlebst hier gerade einen der<br />
Schlüsselmomente der Geschichte. Es<br />
war mit den Händen greifbar, dass dieses<br />
Ereignis Europa und die Welt verändern<br />
würde. Die Vereinigung Deutschlands<br />
lag damals schon in der Luft.<br />
Jung: Ich weiß noch ganz genau,<br />
wie ich den Fernseher einschaltete<br />
und von den Bildern überrascht wurde.<br />
Als sich am 9. <strong>Oktober</strong> der riesige<br />
Demonstrationszug durch Leipzig<br />
schob und wir im Westen fürchteten,<br />
dass die Staatsmacht hart durchgreifen<br />
würde, da war die Erleichterung<br />
groß, als die Schüsse ausblieben. Als<br />
am 7.11. in Berlin 400.000 Menschen<br />
friedlich auf dem Alexanderplatz demonstrierten,<br />
da ahnte ich, dass hier<br />
etwas ganz Großes im Gange war.<br />
Und ab dem 9.11. verfolgte ich atemlos<br />
die Geschehnisse an der Mauer und<br />
war ständig mit Freunden in Berlin<br />
in Kontakt. Dass eine solch friedliche<br />
Revolution möglich war, begeisterte<br />
mich am meisten.<br />
Lyon gratuliert Leipzig mit seinem<br />
Beitrag zum Lichtfest – wie kamen Sie<br />
auf diese Idee?<br />
Jung: Ich weiß, es hört sich nach<br />
einer Phrase an, aber ich kann Ihnen<br />
versichern, dass es in diesem Fall keine<br />
ist: Die Idee entstand aus Freundschaft.<br />
Gérard und ich fühlen uns seit Jahren<br />
verbunden und das nicht nur, weil wir<br />
der gleichen politischen Strömung angehören.<br />
Es gab da diesen Moment bei<br />
der Eröffnung der Fête de la lumière in<br />
Lyon vor zwei Jahren, als ich eingeladen<br />
war, eine Rede zu halten. Da standen<br />
wir nebeneinander, betrachteten<br />
das Spektakel und irgendwie war uns<br />
beiden klar, dass es hier eine Verbindung<br />
zu Leipzig gibt. Dass Leipzig<br />
dieses Fest nun wirklich auf die Beine<br />
stellen kann, verdanken wir unseren<br />
Partnern aus Lyon. Alleine hätten wir<br />
das nie stemmen können.<br />
Collomb: Burkhard hat Recht, es ist<br />
eine echte Freundschaft. Und diese gibt<br />
noch einmal einen besonderen Schub<br />
und ermöglicht es, neue Projekte anzustoßen<br />
und umsetzen. Eben auch bei<br />
der Beteiligung von Lyon am Lichtfest<br />
Leipzig. Es lag auf der Hand, dass wir<br />
den Leipzigern mit unserer Erfahrung<br />
unter die Arme greifen würden. Denn<br />
die Ereignisse der friedlichen Revolution<br />
vom Herbst 1989 haben alle Franzosen<br />
sehr beeindruckt.<br />
Jung: Nein, ich bin wirklich erst<br />
Anfang der Neunziger in die ehemalige<br />
DDR gekommen – nach Leipzig. Seit<br />
dem lebe ich hier – und deshalb gefällt<br />
mir die Zuschreibung Westdeutscher<br />
gar nicht. Ich bin mittlerweile Leipziger.<br />
Und glauben Sie mir, wenn man<br />
Bürgermeister der « Wendestadt » ist,<br />
beschäftigt man sich sehr mit der Vergangenheit<br />
in der DDR.<br />
Collomb: Ich war tatsächlich Ende<br />
der 1970er-Jahre in West-Berlin und<br />
unternahm einen Abstecher in den<br />
Ostteil. Wo wir uns gerade anlässlich<br />
des Lichtfestes unterhalten: Es war<br />
frappierend zu sehen, wie hell und<br />
erleuchtet der Westteil war, und wie<br />
dunkel und grau das östliche Berlin<br />
wirkte. Man hatte das Gefühl der ständigen<br />
Überwachung. Und ich erinnere<br />
mich auch noch gut an die Mauer, die<br />
damals schon voller Graffiti war.<br />
Das 20-jährige Wendejubiläum wird<br />
von den Franzosen mit einer Reihe<br />
von weiteren Aus stellungen und<br />
Veranstaltungen bedacht:<br />
• Im Garten des Pariser Palais Royal<br />
wurden im Juni Exponate der Mauerkunst<br />
gezeigt. Die Wander ausstellung<br />
machte im Juli und August in Berlin<br />
Station und endet im November in<br />
Moskau.<br />
• Das Mémorial vom normannischen<br />
Caen zeigt vom 09.11.<strong>2009</strong> bis 31.12.<strong>2009</strong><br />
die Ausstellung « 1989 – <strong>2009</strong>: 20. Jahrestag<br />
des Mauerfalls ».<br />
• Vom Berliner Institut Français werden<br />
anlässlich des Mauerfall-Jubi läums den<br />
ganzen Herbst über Kunst aktionen in<br />
der deutschen Haupt stadt veranstaltet.<br />
Konzerte entlang des Mauerstreifens<br />
und Auftritte der Riesenmarionetten<br />
Royale de Luxe am Brandenburger Tor<br />
gehören dazu.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Links: Burkhard Jung, Bürgermeister<br />
von Leipzig. Rechts: Gérard Collomb,<br />
Bürgermeister von Lyon.<br />
Lichtfest Leipzig<br />
9. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> 18.00 – 24.00 Uhr<br />
Lichtinstallationen an 21 Stationen von Niko<br />
laikirchhof, Augustusplatz, Georgiring,<br />
Haupt bahnhof, Tröndlinring und Goerdelerring<br />
bis zur „Runden Ecke“.<br />
Der Mauerfall und die Wende sind<br />
nun bald 20 Jahre her. Was glauben Sie,<br />
bedeuten diese Ereignisse den jungen<br />
Leuten von heute?<br />
Jung: In meinen Gesprächen in<br />
Schulen und Universitäten spüre ich es<br />
immer wieder deutlich: Für die jungen<br />
Leute ist die Wende Geschichte, lange<br />
her. Und deshalb müssen wir uns anstrengen,<br />
dass die jungen Menschen<br />
begreifen lernen, dass diese Freiheit,<br />
in der sie heute aufwachsen, nicht<br />
selbstverständlich ist. Sie muss erhalten<br />
werden, durch Zivilcourage. Wir<br />
müssen ihnen diese Grunderfahrung<br />
der Wendezeit vermitteln: Nichts<br />
muss bleiben, wie es ist. Wir Älteren<br />
sind dafür verantwortlich, dass das<br />
nicht in Vergessenheit gerät. Ich war<br />
früher selbst Lehrer und weiß, dass<br />
man die jungen Leute begeistern kann.<br />
Deshalb ist uns ja auch die Bürgerbeteiligung<br />
so wichtig: Die Nacht der<br />
Kerzen bisher genauso wie das Lichtfest<br />
in diesem Jahr sind Mitmachfeste<br />
für alle Bürger!<br />
Collomb: Die Jugendlichen in<br />
Frankreich haben das große Glück in<br />
einer Welt aufzuwachsen, in der die<br />
Teilung Europas in Ost und West<br />
längst Geschichte ist. Ich finde es<br />
wichtig, dass sie in Gesprächen mit<br />
ihren Eltern und Großeltern aus persönlichen<br />
Eindrücken davon erfahren,<br />
was die Ost-West-Teilung bedeutete.<br />
Denn was mir so gefällt, ist die Art<br />
und Weise, wie die Jugendlichen sich<br />
heute auf dem Kontinent bewegen und<br />
wie sie auch mit jungen Deutschen<br />
Mitmach-Bau der Besucher am Schriftzug<br />
„Leipzig 1989“ aus brennenden Kerzen.<br />
Festkonzert in der Nikolaikirche unter<br />
Leitung von Nikolaikantor Jürgen Wolf.<br />
Kontakt pflegen. Das ist für sie etwas<br />
Selbstverständliches. Sie fühlen sich<br />
als Europäer. Und sie leben auch so.<br />
Lyon wird sich nicht nur am Lichtfest<br />
Leipzig beteiligen, sondern anlässlich des<br />
Wendejubiläums auch selbst Veranstaltungen<br />
durchführen. Was planen Sie in<br />
Lyon, Monsieur Collomb?<br />
Collomb: Wir werden zum Beispiel<br />
zum fünften Mal das Lyoner<br />
Freiheitsforum veranstalten. In diesem<br />
Jahr wird es unter dem Motto « Europa<br />
20 Jahre nach dem Mauerfall » stehen.<br />
Dazu laden wir viele Menschen aus<br />
Leipzig und aus Deutschland ein, die<br />
uns dazu einiges zu sagen haben. Außerdem<br />
wird das Centre d‘histoire de<br />
la Résistance et de la Déportation Lyon<br />
eine große Ausstellung zur Wendezeit<br />
veranstalten, die die Erfahrungen der<br />
Leipziger Bürger veranschaulichen<br />
wird. Dafür arbeiten wir eng mit diversen<br />
Leipziger Museen zusammen.<br />
Jung: Diese Ausstellung liegt Leipzig<br />
sehr am Herzen, denn wir wollen<br />
unserer Schwesterstadt zeigen, wie<br />
unsere Geschichte ist. Dafür gibt es<br />
einen ganzen Stab von Leuten, die mit<br />
den Vorbereitungen beschäftigt sind.<br />
Aber nicht zu vergessen ist eben auch<br />
die europäische Dimension – Leipzig<br />
und Lyon arbeiten mit Partnerstädten<br />
weltweit zusammen. Wir lernen gemeinsam<br />
aus der Geschichte, um gemeinsam<br />
die Zukunft zu bewältigen.<br />
Da gibt es sehr lebendige Beziehungen<br />
auch jenseits von Wende und Mauerfall,<br />
die aber erst durch diese ermöglicht<br />
wurden.<br />
Leipzig und Lyon verbinden viele<br />
Aktivitäten, wie man auch an den langfristigeren<br />
Projekten wie dem gemeinsamen<br />
Jugendorchester sieht. Was ist die<br />
Perspektive dieser Zusammenarbeit? Wo<br />
geht es hin?<br />
Collomb: Die Mauer stand für die<br />
Teilung und für das Eingesperrtsein.<br />
Solche Dinge haben wir heute nicht<br />
mehr zu bedauern. Aber ums Reisen<br />
geht es heute auch noch. Wir brauchen<br />
unbedingt eine Direktverbindung mit<br />
dem Flugzeug von Lyon nach Leipzig.<br />
Das ist mir ein Anliegen, für das ich<br />
sehr werbe, gemeinsam mit Burkhard<br />
Jung.<br />
Jung: Ich sehe die Zukunft der<br />
Freundschaft von Leipzig und Lyon<br />
im Verbund mit anderen Metropolen.<br />
Dort werden wir unsere Zukunft<br />
haben, dort werden wir gemeinsam<br />
unsere Stärken ausspielen können, bi-,<br />
tri- und multinational. Und übrigens,<br />
noch ein Wort zum Lichtfest: Leipzig<br />
führte als erste deutsche Stadt 1701<br />
die Straßenbeleuchtung ein. Solche<br />
lichtvollen Visionen wünsche ich mir<br />
für die Zukunft auch, gemeinsam mit<br />
unseren Partnerstädten.<br />
Monsieur Collomb, Herr Jung, wir<br />
bedanken uns für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 81
Kulturszene<br />
Pierre Guimard: Les beaux<br />
souvenirs ne meurent jamais<br />
CD von Jive<br />
CDs<br />
Nach seinem erfolgreichen Debutalbum « Stéphanie »,<br />
mit dem Pierre Guimard 2007 für den begehrten Preis<br />
Victoires de la musique nominiert war, legt der Sänger<br />
nun seine zweite Platte vor. Diese enthält mehr Folk-<br />
Elemente und gibt Mundharmonika und Klavier viel Raum. « Les<br />
beaux souvenirs ne meurent jamais » (dt. Die schönen Erinnerungen<br />
sterben nie) sind romantische Songs, die ohne Umschweife von<br />
Guimards Eindrücken, Begegnungen und Reisen erzählen.<br />
Cali: Le bruit de ma vie<br />
CD von Virgin<br />
Auf zwei triumphalen Tourneen absolvierte Cali mehr als 100 Auftritte und eroberte<br />
die Herzen der Franzosen. Musikalisches Herzstück der Tourneen war das mit zwei<br />
goldenen Schallplatten gekrönte Album « L’Espoir » (dt. Die Hoffnung). Nun präsentiert<br />
er seinen Fans auf einer Doppel-CD eine akustische Zusammenfassung der<br />
Live-Auftritte. Darauf auch einige bisher unveröffentlichte Versionen seines größten<br />
Erfolges aus « L’Espoir »: « 1000 cœurs debout » (dt. 1000 aufrechte Herzen).<br />
LOL<br />
Originaltitel: LOL • Frankreich 2008, 103 min • Ein Film von Lisa Azuelos<br />
mit Sophie Marceau, Christa Theret, Jérémy Kapone, Félix Moati u.a. •<br />
Kinostart: 27. August <strong>2009</strong>, im Verleih von Delphi<br />
Filme<br />
Wer früher für « La Boum – Die Fete » schwärmte, wird feststellen, dass sich<br />
in 20 Jahren nichts geändert hat. Noch immer werden romantische Komödien<br />
über die erste Liebe gedreht – und noch immer spielt Sophie Marceau die<br />
Hauptrolle. Heute gibt sie zwar die Mutter des pubertierenden Teenagers, sieht<br />
aber mindestens so umwerfend aus wie ihre Filmtochter Lola (Christa Theret).<br />
Diese schlägt sich mit ihrem untreuen Freund herum, mit den angeblich zu vielen<br />
Pfunden und natürlich mit ihrer viel zu uncoolen Mutter. Das ist Sommerkino vom Feinsten,<br />
in Frankreich im letzten Sommer ein Kassenknüller. Übrigens, LOL bedeutet in der Internetsprache<br />
herzliches und lautes Lachen. Man kann sich auf einiges gefasst machen.<br />
Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten<br />
Originaltitel: Chéri • Großbritannien/Deutschland/Frankreich <strong>2009</strong>, 93 min •<br />
Ein Film von Stephen Frears mit Michelle Pfeiffer, Rupert Friend, Kathy Bates u.a. •<br />
Kinostart: 27. August <strong>2009</strong>, im Verleih von Prokino<br />
Luxuskurtisane Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer) kann ihr Leben genießen, sie<br />
hat alles, wovon andere nur träumen. Doch als sie sich in den sehr viel jüngeren<br />
Chéri (Rupert Friend) verliebt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Diese Beziehung<br />
bleibt eine unmögliche Liebe. Als Chéri eine Geldheirat mit einer anderen Frau<br />
eingeht, bleibt Léa als gebrochene Frau zurück. Die Handlung ist streckenweise<br />
etwas zäh, aber Freunde des opulenten Ausstattungsfilms kommen in dieser Verfilmung<br />
zweier Colette-Romane aus der Belle Epoque ganz auf ihre Kosten.<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Louis Begley:<br />
Der Fall Dreyfus<br />
Untersuchung, 247 Seiten,<br />
Suhrkamp<br />
Skandal im französischen<br />
Verteidigungsministerium im<br />
Jahre 1894. Bedeutende Militärgeheimnisse<br />
sind an die<br />
Deutschen verraten worden.<br />
Unter Verdacht gerät der Hauptmann Dreyfus,<br />
nur weil er Jude ist. Eine beispiellos rassistische<br />
Hetzjagd endet mit der Verurteilung Dreyfus’<br />
zu lebenslanger Verbannung. Erst nach heftigen<br />
Protesten, darunter Emile Zolas berühmt gewordener<br />
Artikel « J’accuse... » (dt. Ich klage an...),<br />
wird Dreyfus wieder rehabilitiert. Bestsellerautor<br />
Louis Begley (« Lügen in den Zeiten des Krieges<br />
») zeichnet den Fall akribisch und detailreich<br />
nach – und zeigt erstaunliche Parallelen zu heutigen<br />
Ereignissen auf.<br />
Bücher<br />
Christian Pernath:<br />
Ein Morgen wie<br />
jeder andere<br />
Kriminalroman, 217 Seiten, dtv<br />
Der Landtierarzt und Ex-Alkoholiker<br />
Bélouard ist einsam und unglücklich.<br />
Eines schönen Junitages findet er eine<br />
verletzte Frau, kümmert sich um sie und verliebt sich in sie.<br />
Glück scheint plötzlich wieder möglich zu sein. Aber könnte<br />
sie etwas mit dem grausamen Mord zu tun haben, der in der<br />
Nähe geschah? Und wenn, will er es überhaupt wissen? Dieser<br />
psychologisch fein gestaltete Roman erzählt in sanftem,<br />
melancholischem Ton von Hass und Gewalt, ohne dabei das<br />
Menschliche aus den Augen zu verlieren. Spannend und berührend.<br />
Vincent Delecroix: Der Schuh auf dem Dach<br />
Roman, 217 Seiten, Ullstein<br />
Ein Schuh auf einem Dach regt die Bewohner eines Pariser Mietshauses an, sich jeweils<br />
ganz eigene Gedanken über ihr Leben zu machen. Manche dieser Reflektionen<br />
gehen sehr ans Herz, andere sind hintersinnige Nahrung für den Geist, wiederum andere<br />
foppen den Leser mit den Irrealitäten des Lebens. Mädchen sprechen mit Engeln,<br />
Hunde fürchten sich vor ihrem Herrchen, ein Intellektueller versucht mit bzw. trotz<br />
philosophischer Werke die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Das Buch stand in Frankreich<br />
monatelang auf den Bestsellerlisten. Zu recht.<br />
DVD<br />
Opéra national de Paris:<br />
La Dame aux camélias<br />
Frankreich <strong>2009</strong>, 190 min, DVD von Opus Arte<br />
Eine der erfolgreichsten Produktionen des Balletts der Pariser Oper<br />
erscheint nun auf DVD: Die « Kameliendame » vom Großmeister der<br />
Ballettchoreographen John Neumeier. Eine Edelkurtisane, die mit dem<br />
Mann, den sie liebt, aus Standesdünkel nicht zusammenleben darf, stirbt<br />
am Ende an Schwindsucht. Der Stoff inspirierte Verdi zu seiner Oper « La<br />
Traviata ». Neumeier dagegen inszenierte nach der Musik von Frédéric<br />
Chopin und schuf ein feinsinniges und anrührendes Handlungsballett,<br />
dessen filmische Umsetzung mehr ist, als eine bloße Aufzeichnung. Im<br />
Mittelpunkt das grandiose Ballett-Ensemble der Opéra national de Paris.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 83
Art de vivre Rum<br />
HocH prozentiges aus Übersee<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Zuckerrohrschnaps. Was für ein profaner Begriff für<br />
ein Getränk, das in uns Bilder von karibischer Sonne,<br />
Palmenküsten und relaxtem Lebensstil hervorruft.<br />
Guildive (vom englischen Kill-devil), Tafia oder Arack sind<br />
Bezeichnungen, die früher für das feurige Getränk gebräuchlich<br />
waren. Heute sprechen wir schlicht von: Rum.<br />
Der Legende nach soll ein Sklave zufällig darauf gestoßen<br />
sein, dass aus vergärtem Zuckerrohrsaft Alkohol<br />
gewonnen werden kann. Er hatte einen Becher Zuckerrohrsaft<br />
in der Sonne stehen lassen und wurde vom Alkohol<br />
überrascht, der sich gebildet hatte. Die<br />
Geschichte könnte durchaus stimmen,<br />
war der Rum doch lange der Alkohol<br />
der Sklaven auf den karibischen Inseln,<br />
die mit seiner betäubenden Wirkung<br />
ihre Lebensbedingungen zu verdrängen<br />
suchten.<br />
Häufig wird der Rum mit Kuba<br />
oder Mexiko in Verbindung gebracht.<br />
Dass Rum auch eine französische<br />
Spezialität ist, weiß man außerhalb<br />
Frankreichs kaum. Es ist der Rum von<br />
den Überseedepartements der karibischen<br />
Antillen und dem im westindischen<br />
Ozean gelegenen Departement<br />
La Réunion. Die Rumproduktion ist<br />
in den DOM (Départements d’Outre-<br />
Mer, dt. Überseedepartements) ein<br />
enormer Wirtschaftsfaktor, denn für<br />
viele Franzosen ist der wahre Rum<br />
natürlich der französische. Dabei geht<br />
die Rumproduktion der karibischen<br />
« Blumeninsel » Martinique zu 65 Prozent<br />
in den lokalen Konsum, während von dem Rum, der<br />
auf La Réunion produziert wird, der überwiegende Teil in<br />
den Export gelangt.<br />
Auf Martinique wird Rum im Gegensatz zu den meisten<br />
anderen Sorten nicht aus Zuckerrohrmaische hergestellt,<br />
sondern aus reinem Zuckerrohrsaft. Es ist der so<br />
genannte rhum agricole, der auf Martinique so sehr zum<br />
Alltag gehört, dass man ihn wohl als ein soziales Getränk<br />
bezeichnen muss. Kein Fest ohne Rum, kein Tanz ohne<br />
Rum, keine Beerdigung ohne Rum. Für jede Phase des Tages<br />
gibt es eine eigene Spezialität und wenn man möchte<br />
– und es verträgt –, kann man den ganzen Tag nur rumhaltige<br />
Getränke zu sich nehmen. Reinen Rum, Rum gemischt<br />
mit Wasser, Rum als Cocktail oder Rum als fruchthaltiger<br />
punch. Der Zuckerrohrschnaps gilt aber auch als Medizin<br />
und wird nicht nur zur Wunddesinfektion eingesetzt, sondern<br />
auch zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden<br />
und Kopfschmerzen und selbst zur Bekämpfung von Potenzproblemen.<br />
Die Rumproduktion auf La Réunion ist ebenfalls ein<br />
enormer Wirtschaftszweig, belegt der Rum doch Platz zwei<br />
der Ausfuhren von der Insel. Spezialitäten des Rums aus La<br />
Réunion sind der Versatz mit Kräutern, Rinden und Früchten.<br />
Das gibt dem Réunion-Rum seinen eigenen Geschmack,<br />
der sich von dem des Martinique-Rums deutlich unterscheidet.<br />
Letzterer reift vor allem in alten Bordeaux-Fässern und<br />
wird dadurch mit unverwechselbaren Aromen angereichert.<br />
Auf La Réunion produziert man allerdings noch ein erstaunliches<br />
Nebenprodukt aus Rum – und zwar Strom. Ein Sechstel<br />
des Strombedarfs der Insel wird aus den Abbauprodukten<br />
der Rumproduktion gewonnen. Dabei wird die Restmaische<br />
verfeuert, was pro Jahr das Verbrennen von 120.000 Tonnen<br />
Schweröl ersetzt. Ein Segen für die Umwelt.<br />
Unterscheidet man zwischen den<br />
beiden Produktionsweisen des rhum<br />
agricole und des rhum traditionnel<br />
(der etwa 90 Prozent der weltweiten<br />
Produktion ausmacht), so gibt es<br />
zusätzlich auch streng überwachte<br />
Qualitätsstufen der Rumsorten. Für<br />
den rhum agricole aus Martinique gibt<br />
es eine eigene AOC, die französische<br />
kontrollierte Herkunftsbezeichnung.<br />
Dabei wird genau unterschieden, wie<br />
lange der Rum gereift ist und ob er<br />
in einem Edelstahltank oder in einem<br />
Eichenfass gelagert wurde. Bei<br />
den Rumsorten, die länger als sechs<br />
Jahre gelagert wurden (meist in alten<br />
Bordeaux-Fässern), übersteigen die<br />
Flaschenpreise schnell einmal die 100<br />
Euro. Es ist der rhum hors d’âge. Der<br />
rhum blanc (dt. weißer Rum) braucht<br />
dagegen nur drei Monaten im Edelstahlfass<br />
gelagert werden. Der Rum<br />
von La Réunion wird zu großem Teil<br />
als Verschnitt in die ganze Welt verkauft. In Deutschland<br />
und Österreich stammt etwa die Hälfte des verarbeiteten<br />
Rums von La Réunion.<br />
So vielfältig die Gelegenheiten und Rezepte für den<br />
Zuckerrohralkohol sind, so vielfältig sind die Legenden, die<br />
sich um ihn ranken. Einst das Getränk der Sklaven, wurde<br />
er später zum Markenzeichen der Piraten in der Karibik.<br />
Was sich nach Abenteuerromantik anhören mag, hatte vor<br />
etwa 300 Jahren einen ernsten Hintergrund. Denn mit<br />
Rum machten die Freibeuter die Seeleute der Handelsschiffe<br />
betrunken, die vor den Karibikhäfen vor Anker lagen.<br />
So sehr betrunken, dass die Matrosen die Abfahrt ihrer<br />
Schiffe versäumten. Vor die Wahl gestellt, auf den Inseln zu<br />
versauern, oder sich von den Piraten rekrutieren zu lassen,<br />
schlugen sich die meisten auf die Seite der Banditen. Der<br />
perfide Trick wurde aber auch manch einem Piraten zum<br />
Verhängnis. Der Bande um den Seeräuber John Rackam<br />
kam die englische Marine 1720 auf die Schliche, weil die<br />
Piraten sich so sehr am Rum eines erbeuteten Schiffs gütlich<br />
taten, dass sie zu betrunken waren, um sich gegen die<br />
Verfolger zu verteidigen. Heute genießen wir den Rum zum<br />
Glück etwas gesitteter, mit dem Kuchen Baba au rhum zum<br />
Beispiel.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 85
Art de vivre Chantals Rezept<br />
uns zu Hause war es stets mein Vater, der einen<br />
«Bei<br />
Rum-Savarin zubereitete, meist ganz früh am Morgen,<br />
damit er von niemandem gestört wurde. Dann neckte<br />
er uns damit, dass dieser Kuchen wegen des Alkohols<br />
angeblich nichts für Kinder sei. Aber natürlich durften<br />
wir naschen. Wir Kinder sind inzwischen groß geworden,<br />
aber dieser traditionelle französische Kuchen<br />
hat von seinem Reiz nichts verloren. Bon appétit.»<br />
Baba<br />
au rhum<br />
Für 6 Personen • Zubereitungszeit: 30 min<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Zutaten<br />
160 g Mehl<br />
4 Eier<br />
70 g Butter<br />
200 g Zucker<br />
4 EL Milch<br />
125 g Korinthen<br />
30 g Trockenhefe<br />
Für die Glasur:<br />
500 ml Wasser<br />
250 g Zucker<br />
20 ml Rum<br />
Zubereitung<br />
• Die Korinthen in lauwarmem Wasser<br />
einweichen. Die Eier trennen. Eine<br />
Ringkuchenform ausbuttern und den<br />
Backofen auf 210 Grad vorheizen.<br />
• Das Eigelb und den Zucker schaumig<br />
schlagen. Die Milch hinzu gießen, das<br />
Mehl mit der Hefe darüber stäuben und<br />
die aufgeweichte Butter dazugeben.<br />
Die Korinthen abtropfen lassen und<br />
hinzufügen.<br />
• Das Eiweiß fest schlagen und unter die<br />
Masse heben.<br />
• Den Teig in die Kuchenform geben und<br />
20 Minuten backen lassen.<br />
• Währenddessen in einem Topf das<br />
Wasser erhitzen, den Zucker hinzufügen<br />
und 10 Minuten sprudelnd kochen<br />
lassen.<br />
• Das Zuckerwasser vom Herd nehmen<br />
und den Kochvorgang beenden. Den<br />
Rum dazugießen. Den entstandenen<br />
Sirup kurz ruhen lassen.<br />
• Noch während der Savarin in der<br />
Form ist, den Sirup vollständig darüber<br />
gießen. Anschließend den Kuchen<br />
aus der Form nehmen und abwarten,<br />
bis er abgekühlt ist und den Sirup<br />
aufgesogen hat.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 87
Art de Vivre Gastronomie<br />
Fastfood<br />
erobert Frankreich<br />
Widersprüchliches geschieht bei den Franzosen:<br />
Während das Land weltweit den Ruf genießt,<br />
eine kulinarische Hochkultur zu sein, finden<br />
doch immer mehr industrielle Fertigprodukte<br />
Eingang in den französischen Alltag.<br />
Die Folge: Man isst weniger gut, das Wissen<br />
um das kulturelle Erbe geht ein bisschen verloren<br />
und die Leute werden dicker. Manche<br />
schlagen schon Alarm und warnen, dass die<br />
französische Haute-Cuisine bald der Vergangenheit<br />
angehören könnte.<br />
Man könnte es für ein unbedeutendes Detail halten,<br />
und doch sagt es einiges aus: In den französischen<br />
McDonalds-Restaurants werden seit einiger Zeit<br />
neuartige Automaten aufgestellt. Mit ihnen können die<br />
Kunden ihre Bestellung direkt aufgeben und bezahlen. Ein<br />
Verkäufer wird dann nicht mehr gebraucht. Die US-amerikanische<br />
Fastfoodkette tut das nicht aus purem Vergnügen.<br />
Die Automaten werden aufgestellt, weil der Ruf als Schnell-<br />
Restaurant angesichts der langen Schlangen vor den Bestelltresen<br />
auf dem Spiel steht. Die Verkaufszahlen von McDonalds<br />
Frankreich steigen seit Jahren. Im Jahr 2008 um 12,2<br />
Prozent. Auch in diesem Jahr wird ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum erwartet. Über 1.200 McDonalds-Restaurants<br />
gibt es bereits in Frankreich und ein Blick in eine Mc-<br />
Donalds-Filiale zur Mittagszeit beweist, dass mehr und<br />
mehr Franzosen die Angebote der Fastfoodkette zu schätzen<br />
wissen.<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Die Wirtschaftskrise muss ja für so einiges herhalten, in<br />
diesem Fall kann man sich aber nicht auf sie berufen. Oft<br />
macht es keinen Unterscheid, einen Hamburger mit den<br />
unvermeidlichen Pommes Frites und einem Kaltgetränk in<br />
einem Fastfood-Lokal zu bestellen, oder in einem Bistro<br />
das traditionelle Mittagsgericht, den Plat du Jour, zu ordern.<br />
Preislich läuft das ungefähr auf dasselbe hinaus. Es ist wohl<br />
eher zu konstatieren, dass die Franzosen an der Fastfood-<br />
Gastronomie schlichtweg Gefallen gefunden haben.<br />
Muss man sich darüber aufregen? Es ist ja schließlich<br />
keine Schande, wenn sich die Essgewohnheiten ändern.<br />
Das ist ein Prozess, der in allen industrialisierten Ländern<br />
zu beobachten ist. Unser Leben ändert sich eben. Wir verbringen<br />
weniger Zeit in der Küche. Bloß was wird dabei<br />
aus dem Bild Frankreichs als das Land der « guten Küche »?<br />
Wenn selbst die Franzosen sich dem Fastfood verschreiben,<br />
laufen sie da nicht Gefahr, allmählich den Sinn für das gute<br />
Essen zu verlieren?<br />
Es ist noch nicht lange her, da machte Nicolas Sarkozy<br />
den Vorschlag, die französische Kochkunst in das Weltkulturerbe<br />
der Menschheit aufzunehmen. Man war schnell<br />
versucht auf diesen Vorstoß zu antworten, dass dann ja<br />
alle Länder ihre Esskultur schützen lassen könnten. Gutes<br />
Essen ist nun wahrlich kein Merkmal nur von Frankreich.<br />
Doch allein die Idee zeigt schon, dass die Franzosen mit<br />
der Entwicklung ihrer Esskultur ein wirkliches Problem<br />
haben.<br />
Sie haben dafür sogar ein Wort erfunden. Das hat zwar<br />
noch nicht Eingang in die offiziellen Lexika gefunden, aber<br />
alle benutzen es: malbouffe. Es entsteht aus dem Zusammenziehen<br />
der Begriffe mal (dt. schlecht) und bouffe (dt. ugs.<br />
Essen). Mit ihm wird all das benannt, was in den Augen<br />
mancher schlechte Nahrungsmittel sind. Die Dinge, die<br />
nichts mit Vergnügen oder einer besonderen Qualität zu tun<br />
haben, sondern dem simplen Akt der Nahrungsaufnahme<br />
dienen. Malbouffe, das ist Fastfood genauso wie industrielle<br />
Fertigprodukte und Tiefkühlkost. Eben alles, was man essen,<br />
aber eben nicht genießen kann.<br />
Im Sommer, wenn die Leute sich um ihre Figur für<br />
ihren Strandurlaub sorgen, thematisieren die Zeitschriften<br />
regelmäßig den malbouffe. Sonderartikel beschäftigen sich<br />
mit dem Zuwachs der Übergewichtigen in Frankreich und<br />
die Boulevardblätter fragen in alarmierendem Ton, ob die<br />
Franzosen bald aussähen wie die US-Amerikaner. Man beklagt<br />
den malbouffe zwar, aber hält ihn irgendwie auch für<br />
nötig. Zu wenig Zeit zum Kochen, zu teure frische Lebensmittel,<br />
die Sprösslinge zu McDonalds-begeistert – die Liste<br />
der Begründungen ist lang.<br />
Ist die französische Küche also in Gefahr und müssen<br />
wir dem Boeuf Bourguignon und dem Magret de Canard<br />
langsam Adieu sagen? Ist bald Schluss mit den klassischen<br />
Menüs aus Vorspeise, Hauptspeise, Käse und Dessert?<br />
Manche glauben das und beginnen sich zusammenzuschließen.<br />
Eine Organisation, die als erste auf dieses Thema<br />
aufmerksam machte, ist Slowfood. 1989 in Paris gegründet,<br />
ist sie heute eine internationale Organisation mit Sitz im<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 89
Art de Vivre Gastronomie<br />
italienischen Bra und kämpft gegen « die negativen Auswirkungen<br />
des Fastfood und die Vereinheitlichung des<br />
Geschmacks ». Sie fördert im Gegenzug das Wissen um<br />
gutes Essen und die Entwicklung eines öffentlichen Bewusstseins<br />
über die eigene kulinarische<br />
Tradition. Mittlerweile erfreut<br />
sich Slowfood in Frankreich eines<br />
immer größeren Zulaufs. Slowfood<br />
ruft zum Beispiel die Politiker dazu<br />
auf, in den Schulmensen bevorzugt<br />
regionale Produkte einsetzen zu<br />
lassen, um die Kinder zu einem guten<br />
Geschmack zu erziehen.<br />
Auch die Parlamentarier befassen<br />
sich mit dem Thema und verfassten<br />
kürzlich einen Bericht, mit<br />
dem sie die Übergewichtigkeit bekämpfen<br />
wollen. Sie fordern dafür<br />
eine Besteuerung der Lebensmittel<br />
entsprechend ihres Nährwertes.<br />
Ein Art Bonus-Malus-System also.<br />
Nach diesem Vorschlag würden<br />
Produkte wie Snacks und Fastfood<br />
Cozna Vera<br />
7, avenue de Chavoires<br />
74940 Annecy-le-Vieux<br />
Telefon: +33 (0)4 50 63 41 65<br />
www.coznavera.eu<br />
Miyou<br />
Terminal 2E<br />
mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19,6 Prozent<br />
belegt, anstatt mit dem reduzierten Steuersatz von 5,5<br />
Prozent, der derzeit gilt. Produkte, die keiner industriellen<br />
Verwertung unterzogen werden, wie etwa frisches Obst und<br />
Gemüse, sollen nur mit 2,2 Prozent anstatt der jetzigen 5,5<br />
Prozent besteuert werden. Aber die parlamentarische Initiative<br />
geht noch weiter. Sie schlägt vor, an Schulen und in<br />
Unternehmen kostenlos frisches Saisonobst und -gemüse zu<br />
verteilen und es Obst- und Gemüsehändlern einfacher zu<br />
machen, auf öffentlichem Grund Verkaufsflächen zu errichten.<br />
Diese letzten Vorschläge werden derzeit noch diskutiert,<br />
während die Idee der Steuerreduzierung schon wieder<br />
verworfen wurde. « Der Vorstoß war interessant, aber wir<br />
befinden uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase,<br />
in der die Besteuerung von Lebensmitteln bedeuten würde,<br />
die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr zu belasten »,<br />
argumentiert die französische Gesundheitsministerin Roselyne<br />
Bachelot.<br />
Erstaunlicherweise ist es der Fastfood-Bereich selbst, auf<br />
dem mittlerweile zur Attacke gegen den malbouffe geblasen<br />
wird. Die bekanntesten französischen Köche wollen das<br />
Fastfood neu erfinden, nicht mehr und nicht weniger! Da<br />
die Franzosen Fastfood wollen, sollen sie es kriegen. Aber<br />
anders als vorher. Das hat jedenfalls Thierry Marx vor. Der<br />
mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch gilt als<br />
einer der besten des Landes und wurde von Gault et Millau<br />
2006 zum Koch des Jahres gewählt. Er will 2010 unter dem<br />
Namen « Easy Marx » sein erstes Fastfood-Restaurant eröffnen.<br />
Wieso? « Weil die Imbissküche mich fasziniert », sagt er<br />
sofort. In seinem Restaurant im 18. Pariser Arrondissement<br />
will er anstatt traditionellem Fastfood schnelle Gerichte<br />
der traditionellen Küche anbieten, die aber nicht mehr als<br />
sechs oder sieben Euro kosten sollen. In Annecy-le-Vieux<br />
Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle<br />
Café Be<br />
Printemps de la Maison<br />
64, boulevard Haussmann<br />
75009 Paris<br />
im Haute-Savoie folgt bereits Marc Veyrat, ein anderer<br />
landesweit bekannter Koch, einem neuen Fastfoodkonzept.<br />
In seinem Lokal « Cozna vera » will er den malbouffe besiegen,<br />
indem er einen Kampf für das « Bio » führt. In seinem<br />
Laden soll der Kunde keine Minute<br />
auf sein Essen warten müssen und<br />
dennoch hohe Qualität erhalten.<br />
Veyrat hat eigens neue Rezepte für<br />
sein Fastfood-Lokal kreiert und<br />
bietet die Gerichte ab 5,60 Euro<br />
an.<br />
Dieses Fastfood à la française<br />
findet man inzwischen immer häufiger<br />
und auch an Orten, wo man<br />
es gar nicht vermuten würde. Zum<br />
Beispiel am Terminal 2E des Flughafens<br />
Roissy-Charle-de-Gaulle,<br />
wo Guy Martin, Chefkoch des Pariser<br />
Gastrotempels « Le Grand Véfour<br />
», einen Imbiss mit dem Namen<br />
« Miyou » eröffnete. Gleich beim<br />
Betreten wird dem Kunden klar:<br />
Hier befindet er sich in einem Luxussandwichladen.<br />
Beim Warten auf seinen Anschlussflug<br />
kann der Kunde ein Baguette mit Gänseleberpastete, Mangoconfit<br />
und gebeiztem Gemüse bestellen. Das ist schon etwas<br />
anderes als das übliche Käse-Schinken-Sandwich. Für<br />
Guy Martin handelt es sich bei seinem Konzept um einen<br />
Zugewinn an Charakter und Authentizität. « Miyou » will<br />
Hunger und Genuss zusammenzubringen. Dass der Spitzenkoch<br />
sein Fastfoodkonzept ausgerechnet am Flughafen<br />
präsentiert, kommt nicht von ungefähr. Er ist es nämlich,<br />
der die warmen Mahlzeiten für die Erste Klasse der Air<br />
France kreiert.<br />
Auch in der dritten Etage des berühmten Pariser Kaufhauses<br />
« Le Printemps de la Maison » gibt es seit neuestem<br />
Fastfood. Chefkoch Alain Ducasse hat hier ein Lokal eröffnet,<br />
wo man sich mit hochwertigem Fastfood eindecken und<br />
dabei schnell die besten Gerichte der französischen Küche<br />
kosten kann. Die Preise beginnen schon bei 4,20 Euro.<br />
Die Franzosen waren ja wirklich gut darin, aller Welt<br />
ihr Wasser als das beste überhaupt zu verkaufen. Die Marken<br />
Evian und Vittel beweisen das. Jetzt sind sie vielleicht<br />
dabei, das Fastfood à la française zu entwickeln. Schauen<br />
wir mal, ob diese Version de luxe sie als Sieger gegen den<br />
malbouffe hervorgehen lässt.<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Frankreich praktisch<br />
Tanken gibt<br />
In Frankreich unterscheiden sich die<br />
Tankstellen nicht grundlegend von denen<br />
im deutschsprachigen Raum. Dennoch<br />
es ein paar Besonderheiten.<br />
Wo tankt man?<br />
Wie tankt man?<br />
Früher tankten die Franzosen vor allem<br />
bei kleinen freien Tankstellen, die man<br />
in jedem noch so winzigen Dorf fand.<br />
Aber so wie die Tante-Emma-Läden<br />
nicht überlebt haben, sind auch diese<br />
Tankstellen vielerorts verschwunden.<br />
Allgemein hat sich die Zahl der Stationen in Frankreich in den letzten 20<br />
Jahren von 40.000 auf 13.000 verringert. Der Markt wird heute von einigen<br />
großen Mineralölkonzernen beherrscht, insbesondere Total, Esso, BP und<br />
Shell. Außerdem mischen die großen Supermarktketten wie Leclerc, Carrefour<br />
oder Auchan in diesem Geschäft kräftig mit. Ihre Tankstellen kann<br />
man selbst an Autobahnen finden. Die kleinen freien Stationen sind dagegen<br />
in der Minderheit. Es existieren nur noch rund 1.500 im ganzen Land.<br />
Worin liegt der Unterschied<br />
zwischen den Tankstellen?<br />
Der wichtigste Unter schied liegt im<br />
Preis. Im Gegensatz zum deutschsprachigen<br />
Raum sind die Preisdifferenzen<br />
in Frankreich sehr viel stärker ausgeprägt<br />
und können leicht zehn Cent pro Liter ausmachen.<br />
Wer besonders günstig tanken will, sollte die Stationen der<br />
Supermarktketten aufsuchen. Dafür ist der Service dort auf<br />
ein Minimum beschränkt. Selbst simple Anliegen wie das<br />
Auffüllen des Spritzwassers sind oft nicht zu erfüllen. Teurer,<br />
dafür aber auch serviceorientierter sind die Stationen der<br />
großen Mineralölkonzerne. Am teuersten sind schließlich<br />
die kleinen freien Tankstellen. Dafür können sie meist bei<br />
kleinen technischen Problemen weiterhelfen, insbesondere<br />
wenn – wie oft üblich – eine Werkstatt angeschlossen ist.<br />
Preisvergleiche im Internet: www.zagaz.com.<br />
Die Stationen sind in<br />
aller Regel Selbstbedienungstankstellen.<br />
Nicht selten gibt es<br />
automatische Zapfsäulen,<br />
an denen man<br />
direkt mit Kreditoder<br />
Tankkarte bezahlt.<br />
Aber Achtung: Diese Automaten<br />
akzeptieren meist keine ausländischen<br />
Kreditkarten, selbst wenn diese mit<br />
einem Chip ausgestattet sind. Eine<br />
weitere Besonderheit ist, dass sich die<br />
Zapfpistolen beim Betankungsvorgang<br />
nicht einrasten lassen.<br />
Welche Kraftstoffarten<br />
gibt es?<br />
Bleifreies Benzin und Diesel<br />
sind überall erhältlich. Allerdings<br />
gibt es kein Normalbenzin<br />
in Frankreich. Das Benzin<br />
mit der niedrigsten Oktanzahl<br />
entspricht Superbenzin. Die<br />
verschiedenen Sorten werden<br />
aber meist mit ihrer Oktanzahl<br />
angegeben, was die Orientierung<br />
erleichtert. Autogas ist<br />
dagegen sehr viel schwieriger zu finden. Man ist gut<br />
beraten, sich vorher im Internet (www.cfbp.fr) über<br />
Tankstellen mit diesem Angebot zu informieren.<br />
Ist der Kraftstoff der Supermarkt tankstellen<br />
qualitativ genauso gut?<br />
Grundsätzlich kann man heute davon ausgehen, auch wenn dieses Thema<br />
vor ein paar Jahren eine große Polemik in Frankreich auslöste. Den<br />
Billigtankstellen der Supermärkte wurde vorgeworfen, dass sie ihre Vorratstanks<br />
seltener reinigen, was zu Motorproblemen führen kann. Die<br />
Ketten versprachen Abhilfe und sichern heute zu, dass ihre Kraftstoffe<br />
den gleichen Qualitätsstandard aufweisen wie die der großen Mineralölkonzerne.<br />
Gibt es Besonderheiten<br />
beim Bezahlen?<br />
Nachts kann es notwendig sein, insbesondere<br />
an manchen Autobahnstationen,<br />
aber auch in Städten wie Nizza,<br />
sich vor dem Tanken an der Kasse<br />
zu melden und seine Kreditkarte bzw.<br />
Geld vorzulegen, bevor sich die Zapfsäule<br />
bedienen lässt.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Arte-Programm<br />
Montag bis Freitag, ab 07.09.<strong>2009</strong>, 20.15 Uhr<br />
Die schönsten Küsten<br />
Frankreichs<br />
10-teilige Dokumentationsreihe<br />
Nur wenige Länder in Europa haben so viele<br />
Küsten wie Frankreich: Am Ärmelkanal, am Atlantik<br />
und am Mittelmeer verfügt das Land über Küsten<br />
mit einer Gesamtlänge von 5.500 Kilometern:<br />
eine außergewöhnliche Vielfalt von Klimazonen,<br />
Landschaften, Traditionen, Gewerbe sowie Freizeitmöglichkeiten.<br />
Eine Einladung zur Entdeckung<br />
der französischen Küsten jenseits klischeehafter<br />
Postkartenidylle und betoniertem Strand.<br />
Sonntag, 13.09.<strong>2009</strong>, <strong>23</strong>.15 Uhr<br />
Baukunst:<br />
Die Schokoladenfabrik<br />
Menier<br />
Dokumentation<br />
Ein Bauwerk, ein berühmter Architekt sowie<br />
viele Pläne und 3D-Animationen – das sind die<br />
Fundamente der ARTE-Architekturreihe « Baukunst<br />
». Dieses Mal wird die Schokoladenfabrik<br />
Menier vorgestellt. Sie steht in Noisiel, unweit<br />
von Paris, und wurde zwischen 1872 und 1906<br />
von drei Architekten auf dem Gelände einer alten<br />
Mühle an der Marne erbaut. Der Bau aus Ziegel<br />
und Eisen galt lange als einer der innovativsten<br />
Industriebauten seiner Zeit.<br />
Mittwoch, 07.10.<strong>2009</strong>, 21.00 Uhr<br />
Wiktor Krawtschenko –<br />
Die Affäre des<br />
moskauhörigen Paris<br />
Dokumentation<br />
Paris 1947: Der ehemalige Sowjetoffizier Wiktor<br />
Krawtschenko verklagt die französische Zeitschrift<br />
Les Lettres françaises, die ihn als amerikanischen<br />
Spion bezeichnete, wegen Verleumdung.<br />
Die Dokumentation rollt den Jahrhundertprozess<br />
noch einmal auf, bei dem sich letztlich die beiden<br />
Supermächte USA und UdSSR gegenüberstanden.<br />
Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Eigentlich habe ich ja wenig Zeit<br />
und schreibe grundsätzlich keine<br />
Leserbriefe, aber nun muss ich Ihnen<br />
doch schreiben. Meine Freundin<br />
brachte mir das Frankreich<br />
erleben-Heft <strong>Nr</strong>. 18, da sie weiß,<br />
dass wir Frankreich-Fans sind.<br />
Dort stellten Sie das Périgord vor.<br />
Diese Gegend war uns neu und<br />
die Bilder so toll, dass wir nun<br />
dieses Jahr im Juni dort acht Tage<br />
Urlaub verbracht haben und dann<br />
anschließend nach Canet-Plage<br />
zum Bade- und Erholungsurlaub<br />
gefahren sind. Wir haben direkt<br />
in Périgueux gewohnt, gegenüber<br />
dem Dom. Wir haben fast alles<br />
angeschaut, was Sie vorgeschlagen<br />
haben, wie Périgueux, Beynac,<br />
Sarlat, Bourdeilles, Brantome etc.<br />
und alles in natura zu sehen war<br />
natürlich absolute Spitze.<br />
Brigitte und Gustav Schmidt,<br />
Weilheim an der Teck<br />
Durch unseren Sohn wurden wir<br />
auf Ihre Zeitschrift aufmerksam<br />
und sind seitdem begeisterte Leser.<br />
Es ist uns ein Bedürfnis, Ihnen<br />
für Ihre interessanten Artikel zu<br />
danken, denn sie haben uns angeregt,<br />
wieder einmal Frankreich zu<br />
bereisen. Wir waren im Juni in der<br />
Normandie und hatten, auch durch<br />
ihre Empfehlungen, wieder einmal<br />
einen wunderschönen Urlaub in<br />
diesem Land. Hilfreich waren auch<br />
ihre Annoncen zu Unterkünften,<br />
denn wir hatten dadurch ein nettes<br />
kleines Haus mieten können. Wir<br />
sind heute schon sicher, dass es<br />
nicht unser letzter Frankreichurlaub<br />
gewesen ist und dass wir uns<br />
durch Ihre Artikel wieder inspirieren<br />
lassen werden. Wir wünschen<br />
Ihnen weiterhin viel Erfolg und<br />
sind gespannt auf die nächsten<br />
Ausgaben, denn bestimmt werden<br />
sie wieder interessante Urlaubsziele<br />
für uns beinhalten.<br />
Gabi und Lothar Hauswald, Trittau<br />
Bereits seit einer der ersten Ausgaben<br />
lese ich als Frankreich-Fan<br />
mit sehr hohem Interesse Ihr hervorragendes<br />
Magazin. In der aktuellen<br />
Ausgabe hat mich besonders<br />
überrascht, dass Sie den Lesern<br />
Informationen zur Strandsicherheit<br />
liefern. Insbesondere für Besucher<br />
der Atlantikküste können<br />
diese im Extremfall lebensrettend<br />
sein. In Reisemagazinen wird über<br />
Strandsicherheit – nach meinem<br />
Kenntnisstand – leider viel zu<br />
selten berichtet. Insofern gebührt<br />
Ihnen hierfür ein großes Lob.<br />
Dr. Marc Hasenjäger, per E-Mail<br />
Heute fand ich die aktuelle Ausgabe<br />
Juli/August in meinem Briefkasten.<br />
Mit der Themenauswahl<br />
Provence, Nancy, Atlantik und<br />
Paris weckten Sie mein Interesse<br />
umgehend, in der Zeitschrift zu<br />
blättern. Seit der ersten Ausgabe<br />
lese ich Frankreich erleben und darf<br />
anmerken, dass der behutsame<br />
Relaunch das Magazin übersichtlicher<br />
werden ließ. Ich habe<br />
beschlossen, Frankreich erleben für<br />
immer (bis zum Lebensende) zu<br />
abonnieren.<br />
Helmut Lang, Gochsheim/Baden<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail:<br />
Per Brief:<br />
Leserbriefe<br />
leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe<br />
Globus Medien GmbH - Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />
Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelne<br />
Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die<br />
Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 50178145 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />
info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />
Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />
Frankreich erleben-Aboservice · Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0)30 61105366 · Fax: +49 (0)30 61105367<br />
frankreicherleben@interabo.de · www.frankreicherleben.de<br />
ISSN: 1861-4256<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Nadine Braquetti-Veerapermal, Chantal<br />
Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr.<br />
Jan Grasshoff, Lilian Grenier, Olivier Huonnic, Anne Kamaropoulos, Noémie<br />
Mayaudon, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival, Serge<br />
Robin, Ester Segura, Susanne Ziegler, Andrea Zuendel, Matthias Zuendel<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />
Gabriele Jaster<br />
Telefon: +49 (0)211 2926166 · g.jaster@frankreicherleben.de<br />
Anzeigen Frankreich:<br />
Isabelle Schmidt<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 441 · ischmidt@frankreicherleben.com<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 4/2008<br />
Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />
Vetrieb:<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG · Römerstraße 90 · 79618 Rheinfelden<br />
Telefon: +49 (0)76<strong>23</strong> 964-0 · Fax: +49 (0)76<strong>23</strong> 964-259<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />
zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />
kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />
für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />
Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />
Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />
und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />
schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />
Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />
und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />
9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,50 € (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />
(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2009</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />
unten): Titel: JanParis, Globus Medien • S.3: Ajc Presse • S.4: Boizel;<br />
Gilles Martin-Rajet, Nîmes Métropole; Serge Robin, Ajc Presse; Felipex,<br />
Istock • S.6: CiteBd, Pierre Laporte Communication; Nicolas Borel, Palais<br />
de Tokyo; Rene Wechsler, Fotolia • S.7: Fotolia; Service Communication<br />
Région Pays de Loire • S.8: Ajc Presse; Annerp, Fotolia • S.10: Ajc Presse;<br />
Comité Régional du Tourisme d’Auvergne • S.11: Fanfan, fotolia • 12-13:<br />
DR • S.14-19: Serge Robin, Ajc Presse • S.22: JanParis, Globus Medien<br />
• S.<strong>23</strong>: Andreas Achmann pour Moët&Chandon • S.24: Ville d’Epernay<br />
• S.26: Andreas Achmann pour Moët&Chandon, Hôtel Moët; Boizel;<br />
JanParis, Globus Medien • S.30-37: Ajc Presse • S.38: MK2 Bibliothèque<br />
• S.39-41: Serge Robin, Ajc Presse • S.42: Serge Robin, Ajc Presse; Marc<br />
Bertrand, Office du Tourisme de Paris; MK2 Bibliothèque • S.44-53: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.53-54: Serge Robin, Ajc Presse; Hôtel Helvie • S.56-<br />
57: JanParis, Globus Medien • S.58: Gilles Martin-Rajet, Lilian Martorell,<br />
Nîmes Métropole, JanParis, Globus Medien • S.60-62: JanParis, Globus<br />
Medien; Restaurant Le Chapitre • S.64-65: Chantal Cobac fur Ajc Presse<br />
• S.66-74: Ajc Presse • S:76: Sichov, Sipa Press • S.78-79: LTM Westend;<br />
Sten Beneke, Globus Medien; Mairie de Lyon • S.82-83: DR • S.84-85:<br />
Felipex, Istock • S.86-87: M.A, Ajc Presse • S.88:Karl Bolf, Fotolia • S.89:<br />
Serge Robin, Ajc Presse; RapidEye, Istock • S.90: Joe Gough, Fotolia •<br />
S.92: Serge Robin, Ajc Presse • S.93: Arte, DR • S.98: Sneska, Istock;<br />
Serge Robin, Ajc Presse; Marrons Sabaton; Petit Train de la Rhune.<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
Übersicht der Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
2<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
7<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
3<br />
4<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />
Metropole<br />
Hotel<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
1<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit<br />
urigem Humor<br />
13<br />
10<br />
11<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung<br />
geht weiter<br />
10<br />
6<br />
9<br />
12<br />
13<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />
22<br />
Szeneviertel<br />
Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />
Zweiten Weltkrieg<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Paris: Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />
12<br />
Verhägnis wird<br />
Barbizon - Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
14<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />
12<br />
Fahrradrevolution<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />
9<br />
Arrondissement<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />
7<br />
Publikum<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Elsass - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />
11<br />
Leitmotiv<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />
8<br />
Dörfern des Elsass<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />
Grenze<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3
Hotel<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Burgund: Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />
Saline von Arc-et-Senans<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />
Nivernais<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />
des Jura<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />
des Meeres<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Atlantikküste – Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />
vor der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Atlantikküste – Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />
Vulkane<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />
zwei Meeren<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />
«Toten Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />
4<br />
Aalfang...<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19
Haben Sie eine Ausgabe von<br />
Frankreich erleben verpasst?<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22 Jahreskalender 2010<br />
Bestellen Sie noch<br />
heute die fehlenden<br />
Ausgaben nach:<br />
Coupon per Fax an:<br />
+49 (0)30 / 61 10 53 67<br />
Coupon per Post an:<br />
Frankreich erleben-<br />
Aboservice<br />
Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben für 4,90 € pro Heft<br />
zzgl. Ver sand kos ten pauschale. Diese be trägt innerhalb Deutschlands 1,00 Euro fürs erste<br />
Heft und 0,50 € für je des weitere Heft. Andere Länder: 2,00 Euro fürs erste Heft und 1,00<br />
Euro für jedes weitere Heft. Der Jahreskalender 2010 kostet 19,90 Euro zzgl. Versand-<br />
Ja,kostenpauschale (innerhalb Deutschlands 4,50 Euro, andere Länder 8,90 Euro).<br />
Werbecode: <strong>23</strong>/09<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />
Vorname / Name<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Solange<br />
der Vorrat<br />
reicht<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Den Bestellpreis zahle ich per:<br />
Bankeinzug (nur von deutschem Konto möglich):<br />
<br />
Kontonummer<br />
Geldinstitut<br />
Kreditkarte:<br />
<br />
Visa<br />
<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />
Bankleitzahl<br />
MasterCard AMEX Diners Club<br />
<br />
Kalender 2010<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Straße<br />
Kartennummer<br />
Gültig bis Monat/Jahr<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG<br />
Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus<br />
Harnau. Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH,<br />
Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter<br />
Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.<br />
PLZ / Ort<br />
Land<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Datum, Unterschrift<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />
von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen<br />
werden kann.<br />
Datum, Unterschrift
VoRschau<br />
Côte d'Azur<br />
Die ewigen Reize von Cannes<br />
Die Symbole<br />
der Republik<br />
Burgund<br />
Beliebtes Cluny,<br />
unbekanntes Flavigny<br />
Glasierte Maronen<br />
Eine vorweihnachtliche Köstlichkeit<br />
Baskenland<br />
85. Geburtstag der Bergbahn<br />
des Rhune-Massifs<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24 - November / Dezember <strong>2009</strong> erscheint am 28. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong>
ANWESEN BEI DÜSSELDORF<br />
Hahnerhof in Ratingen: ehemaliges Industriellenanwesen mit<br />
ca. 1.500 m 2 Wohnfläche. Haupthaus, Hofanlage, diverse<br />
Nebengebäude. Rund 13,6 ha Grundstück. Preis: € 4,8 Millionen<br />
Alle Infos, alle Bilder unter www.bellevue.de/hahnerhof<br />
www.BELLEVUE.de<br />
DIE SCHÖNSTEN IMMOBILIEN DER WELT IM INTERNET
www.peugeot.de<br />
D U F T<br />
von<br />
NEUSCHNEE<br />
by<br />
308 CC<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 7,8; außerorts 4,8; kombiniert 5,9. CO 2<br />
-Emission in g/km: 155 gemäß RL 80/1268/EWG.<br />
NACKENHEIZUNG AIRWAVE<br />
Genießen Sie jetzt das unvergleichliche Cabriogefühl<br />
zu jeder Jahreszeit. Die in die vorderen Kopfstützen<br />
eingebaute Nackenheizung Airwave (modellabhängig)<br />
schützt Fahrer und Bei fahrer bei jeder Witterung<br />
mit einem Schal angenehm warmer Luft.<br />
Der neue<br />
OFFEN FÜR JEDE JAHRESZEIT