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Nr. 31 - Januar / Februar 2011

Frankreich erleben ist ein unabhängiges Frankreich-Magazin, das Frankreich als Reiseland vorstellt und gleichzeitig spannende Einblicke in die französische Lebensart, den Alltag der Franzosen sowie die deutsch-französische Zusammenarbeit präsentiert. Alle drei Monate erwarten Sie informative und unterhaltsame Artikel aus den Bereichen Reise, Kultur, Lebensstil, Gastronomie, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Unsere Redaktion hat ihren Sitz in Frankreich und besteht aus erfahrenen Redakteuren, die in Frankreich zu Hause sind und gleichzeitig die Bedürfnisse und Blickweisen deutschsprachiger Leser bestens kennen. Frankreich erleben wird speziell für den deutschsprachigen Markt produziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Reisemagazinen zahlen wir alle unsere Reisekosten für notwendige Recherchen selbst, um in keinerlei Abhängigkeit zu einem Dienstleister oder einem Fremdenverkehrsamt zu kommen. Dies garantiert Ihnen eine absolute Unabhängigkeit in unserer Berichterstattung. Wir haben den Mut, ehrlich zu sein und auch Kritisches zu berichten. Das Magazin ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Italien (Südtirol) und der Schweiz sowie weltweit per Abonnement erhältlich.

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Unsere Redaktion hat ihren Sitz in Frankreich und besteht aus erfahrenen Redakteuren, die in Frankreich zu Hause sind und gleichzeitig die Bedürfnisse und Blickweisen deutschsprachiger Leser bestens kennen. Frankreich erleben wird speziell für den deutschsprachigen Markt produziert.
Im Gegensatz zu vielen anderen Reisemagazinen zahlen wir alle unsere Reisekosten für notwendige Recherchen selbst, um in keinerlei Abhängigkeit zu einem Dienstleister oder einem Fremdenverkehrsamt zu kommen. Dies garantiert Ihnen eine absolute Unabhängigkeit in unserer Berichterstattung. Wir haben den Mut, ehrlich zu sein und auch Kritisches zu berichten.
Das Magazin ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Italien (Südtirol) und der Schweiz sowie weltweit per Abonnement erhältlich.

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>31</strong> · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong><br />

Jubiläumsausgabe5<br />

Jahre<br />

Hotelnächte<br />

in Paris zu gewinnen<br />

Montblanc<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Avignon<br />

Die Stadt der Päpste<br />

Bretagne<br />

Ans Ende der Welt<br />

Martinique<br />

Frankreichs karibische Seite<br />

Kultur Was wird aus der Pariser Philharmonie?<br />

Normandie Würdiges Gedenken im Mémorial von Caen<br />

Paris Die besten Design-Restaurants der Hauptstadt<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 4,90 €<br />

Österreich 5,50 €<br />

Schweiz 9,60 CHF<br />

Frankreich & Benelux 5,90 €<br />

Italien 6,20 €


DAS NEUE<br />

<strong>Nr</strong>. 1<br />

Herbst/Winter 2010/11<br />

AUSGEHVIERTEL<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

SPAZIERGANG<br />

HACKESCHE<br />

HÖFE<br />

DIE 22 BESTEN CAFÉS<br />

Mode: Gibt es den Berliner Style?<br />

Potsdam: Erkundungstour im Holländischen Viertel<br />

Naturkundemuseum: 200 Jahre Saurier & Co<br />

WWW.BERLIN-SAISONAL.DE<br />

AUS DEM<br />

VERLAG VON<br />

Frankreich erleben<br />

REISEMAGAZIN<br />

FÜR DIE<br />

HAUPTSTADT<br />

100<br />

SEITEN<br />

FÜR<br />

BERLIN-<br />

REISENDE<br />

<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter 2010/11<br />

KU’DAMM / OPERNUMZUG / FRIEDRICHSHAIN / HACKESCHE HÖFE / POTSDAM / NATURKUNDEMUSEUM / MODE / 22 BESTE CAFÉS<br />

DER<br />

KU’DAMM LEBT<br />

CHARMEOFFENSIVE<br />

IN DER CITY WEST<br />

WIE FÜR BERLINER<br />

DAS REISEMAGAZIN<br />

FÜR DIE HAUPTSTADT<br />

EINE OPER ZIEHT UM<br />

Deutschland: 5,90 Euro<br />

Österreich: 6,50 Euro<br />

Schweiz: 11,50 CHF<br />

Benelux: 7,00 Euro<br />

Frankreich: 7,50 Euro<br />

Italien: 7,20 Euro<br />

Dänemark: 63,00 DKK<br />

JETZT IM<br />

ZEITSCHRIFTENHANDEL


Editorial<br />

Sie uns nicht<br />

die Treue gehalten<br />

hätten. Hierfür ein<br />

ganz herzliches Dankeschön!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

mit dieser Ausgabe feiert unser Magazin seinen fünften<br />

Geburtstag. Am 4. <strong>Januar</strong> 2006 wurde Frankreich erleben<br />

zum ersten Mal im Zeitschriftenhandel angeboten.<br />

Seitdem waren wir Tausende von Kilometern in Frankreich<br />

unterwegs und haben <strong>31</strong> Hefte produziert,<br />

also 3.100 Seiten über eines der spannendsten<br />

und vielfältigsten Länder Europas. Wir<br />

sind im Land auf Bekanntes, Kurioses<br />

und Neues gestoßen. Immer dabei: unsere<br />

Liebe zu Frankreich und der Wunsch, diese<br />

mit Ihnen zu teilen. Trotzdem haben wir<br />

nie vergessen, dass man auch eine<br />

kritische Distanz behalten muss.<br />

Ganz besonders stolz sind wir<br />

deshalb darauf, dass wir in den fünf<br />

Jahren unsere Unabhängigkeit bewahren<br />

konnten. Sie werden in<br />

unserem Magazin keinen einzigen<br />

Artikel finden, für den<br />

ein Fremdenverkehrsamt oder<br />

irgendjemand anderes bezahlt hat.<br />

Längst leider keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr im Reisejournalismus.<br />

Ebenso lassen wir uns bei der Wahl<br />

unserer Themen nicht beeinflussen und<br />

nehmen an keinen gesponserten Pressereisen<br />

teil. Alle Reisen unserer Redakteure<br />

werden vom Verlag selbst organisiert und<br />

finanziert, was uns eine absolute Unabhängigkeit<br />

sichert. Doch dies alles<br />

wäre nicht möglich, wenn<br />

Für diese Treue möchten wir uns mit einer<br />

Verlosung erkenntlich zeigen. Zu gewinnen gibt es vier<br />

Hotelnächte in der französischen Hauptstadt, zwei<br />

Weinkisten aus dem Elsass und fünf Kalender. Weitere<br />

Informationen dazu finden Sie auf den Seiten 56 und 57.<br />

Aus Anlass unseres Jubiläums gönnen wir uns<br />

außerdem ein neues Papier. Bisher wurde zum Teil<br />

bemängelt, dass das alte Papier wegen seines Glanzes<br />

und der damit verbundenen Spiegelungen unter<br />

künstlichem Licht das Lesen erschwere. Dieses<br />

Problem sollte mit dem neuen, matteren Papier<br />

aus der Welt geschafft sein. Ich hoffe, dass<br />

es Ihnen genauso gut gefällt wie uns.<br />

Zum Schluss möchte ich Sie noch<br />

auf unsere zwei geplanten Leserreisen<br />

im nächsten Jahr aufmerksam machen.<br />

Sowohl die Reise in die Provence<br />

als auch nach Languedoc-Roussillon<br />

wandelt auf den Spuren vieler Repor tagen<br />

der letzten fünf Jahre. Sie sehen unter wegs<br />

aber auch Orte, die es noch zu entdecken gilt.<br />

Außerdem werde ich bei jeder Reise ein<br />

Mittag- bzw. Abendessen gemeinsam<br />

mit den Teilnehmern verbringen. Vielleicht<br />

lernen auch wir uns dann persönlich<br />

kennen. Es würde mich freuen!<br />

Viel Spaß bei der Lektüre dieser Jubiläumsausgabe<br />

und ein erfolgreiches Jahr <strong>2011</strong> für uns alle!<br />

Titelblatt: Blick vom Aiguille du Midi (Alpen)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 3


Inhalt<br />

Paris · 48<br />

Avignon · 58<br />

Montblanc · 32<br />

Mémorial · 28<br />

Martinique · 14<br />

Design-<br />

Restaurants · 86<br />

Cocktails · 82<br />

Bretagne · 40<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Frankreich heute<br />

40 · Pointe du Raz<br />

14 · Martinique<br />

28 · Caen<br />

54 · Hotel<br />

48, 78, 86 · Paris<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

68 · Lyon<br />

58 · Avignon<br />

68 · Marseille<br />

14 Martinique<br />

Entdeckungen in einer Postkartenidyllle<br />

Viele denken bei Martinique an palmengesäumte<br />

Strände und türkisfarbenes Wasser. Doch die Karibikinsel<br />

hat noch viel mehr zu bieten. Eine Entdeckungsreise.<br />

28 Normandie<br />

Mémorial, ein Museum für den Frieden<br />

Seit fast 25 Jahren gedenkt man in Caen den Wirren<br />

der Weltkriege, um für zukünftige Generationen den<br />

Frieden zu wahren. Ein Museum der Hoffnung.<br />

32 Alpen<br />

Winterfreuden am Montblanc<br />

Ob eine Skiabfahrt im Vallée Blanche, eine Zahnradbahnfahrt<br />

zum Mer de Glace oder ein Bummel durch Chamonix,<br />

am Montblanc-Massiv gibt es viel zu entdecken.<br />

40 Bretagne<br />

Pointe du Raz, das Ende der Welt<br />

Wo der Kontinent endet und der weite Ozean<br />

beginnt, spürt man die Kraft der Natur hautnah.<br />

Eine Reise an Frankreichs westlichsten Punkt.<br />

48 Paris<br />

Aus der Mitte entsprang ein Fluss, das<br />

Stadtviertel Butte-aux-Cailles<br />

Das Viertel im 13. Arrondissement ist nicht so bekannt<br />

wie Montmartre oder das Marais, dafür bietet es<br />

etwas, was in Paris immer seltener wird: Authentizität.<br />

32 · Montblanc<br />

54 Hotel<br />

Troglododo, Azay-le-Rideau<br />

58 Avignon<br />

Ein Tag in der Stadt der Päpste<br />

Eine große Vergangenheit und eine reiche kulturelle Gegenwart,<br />

gepaart mit provenzalischer Lebensfreude, machen<br />

aus Avignon eine Stadt, die man einfach lieben muss.<br />

68 Städtevergleich<br />

Lyon versus Marseille<br />

Es ist ein Wettstreit um den zweiten Platz im<br />

Lande nach Paris. Was verbindet, was trennt<br />

die beiden konkurrierenden Metropolen?<br />

72 Französisches Historisches Museum<br />

Ein Projekt schlägt hohe Wellen<br />

Die Gründung eines zentralen Museums für die Geschichte<br />

Frankreichs gehört zu Sarkozys wichtigsten<br />

Kulturprojekten. Viele Historiker kritisieren jedoch,<br />

dass das Vorhaben für eine zweifelhafte Politik der<br />

nationalen Rückbesinnung instrumentalisiert wird.<br />

74 Interview<br />

Mona Ozouf, Bretonin, Französin und Europäerin<br />

Kann man gleichzeitig Bretonin und Französin sein? Die<br />

französische Schriftstellerin und Wissenschaftlerin Mona<br />

Ozouf sagt ja und erzählt, wie sie den Spagat zwischen<br />

Heimatverbundenheit und Vaterlandsliebe hinbekommt.<br />

78 Pariser Philharmonie<br />

Wenn Politik von der Realität eingeholt wird<br />

Mit einem sensationellen Entwurf von Jean Nouvel<br />

soll Paris endlich eine Philharmonie und das 19.<br />

Arrondissement eine Sehenswürdigkeit mit weltweiter<br />

Strahlkraft erhalten. Doch explodierende Kosten bedrohen<br />

die Fertigstellung des gesamten Projekts.<br />

Art de vivre<br />

82 Cocktails<br />

Ti’Punch & Planteur, der Charme<br />

der Antillen in zwei Cocktails<br />

Viele Regionen haben ihre eigenen kulinarischen Spezialitäten<br />

und typischen Getränke, da bilden Frankreichs<br />

Karibikinseln keine Ausnahme: Ti’Punch und Planteur<br />

bringen karibisches Lebensgefühl ins Cocktailglas.<br />

84 Chantals Rezept<br />

Parmentier de canard<br />

86 Gastronomie<br />

Pariser Design-Restaurants<br />

In der sechsten und letzten Ausgabe der Serie<br />

über die Restaurants und Bistros der französischen<br />

Hauptstadt dreht sich alles ums Design.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

51 Abonnement<br />

66 Kulturschock<br />

80 Kulturszene<br />

92 Frankreich praktisch<br />

93 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Nachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 5


On En Parle<br />

Paris hat die längsten Staus in Europa<br />

Nach einer Erhebung von Inrix, einer US-amerikanischen<br />

Gesellschaft für Verkehrsinformationen, die – basierend auf<br />

den Daten des europäischen Statistikbüros Eurostat – 109<br />

Agglomerationen in Europa untersucht hat, ist Paris die<br />

Stadt mit den längsten Verkehrsstaus auf dem Kontinent.<br />

Von den zehn staugeplagtesten Straßenabschnitten Europas<br />

liegen acht auf dem Pariser Boulevard Périphérique, dem<br />

Autobahnring der Seine-Metropole, insbesondere auf seinem<br />

südlichen Abschnitt. So sollte man die Porte d’Italie, die<br />

Porte de Sèvres und die Porte de Bercy lieber meiden. Allein<br />

bei den drei Autobahnkreuzen verlieren die Autofahrer<br />

70 Stunden im Jahr. Zum Vergleich: Im Ruhrgebiet, das in<br />

Europa bei den Staus immerhin an dritter Stelle steht, sind es<br />

für die ganze Region insgesamt « lediglich » 51 Stunden.<br />

Frankreich wieder größter<br />

Weinproduzent der Welt<br />

Nach den jüngsten Statistiken der Internationalen<br />

Organisation für Rebe und Wein (OIV)<br />

war 2010 ein gutes Jahr für Frankreichs Winzer.<br />

Denn trotz der allgemein gesunkenen Nachfrage<br />

infolge der Wirtschaftskrise und einer internationalen<br />

Politik, die auf die Verringerung der produzierten<br />

Weinmengen abzielt, schlugen sich die französischen Weinbauern<br />

eher gut im Wettbewerb, wodurch sie im weltweiten Ranking nun wieder<br />

den Spitzenplatz einnehmen. Insgesamt produzierten sie im abgelaufenen<br />

Jahr 44,75 Millionen Hektoliter (minus zwei Prozent im Vergleich zum<br />

Vorjahr) und stehen damit vor den Italienern mit 42,58 Millionen Hektolitern<br />

(minus elf Prozent), den Spaniern mit 35,14 Millionen Hektolitern<br />

(unverändert), den US-Amerikanern mit 19,92 Millionen Hektolitern (minus<br />

neun Prozent), den Argentiniern mit 16,25 Millionen Hektolitern (plus<br />

33 Prozent), den Australiern mit 10,9 Millionen Hektolitern (minus sieben<br />

Prozent), den Südafrikanern mit 9,79 Millionen Hektolitern (unverändert)<br />

und den Chilenen mit 9,1 Millionen Hektolitern (minus sieben Prozent).<br />

Zum Vergleich: Die deutschen Winzer produzierten im vergangenen Jahr<br />

8,76 Millionen Hektoliter. Die weltweite Produktion reduzierte sich um<br />

10,7 Millionen Hektoliter auf nun insgesamt 260 Millionen Hektoliter, was<br />

einem Minus von vier Prozent entspricht. Mit den Worten des Generaldirektors<br />

der OIV: « Dies ist so, als ob ein Land wie Südafrika oder Deutschland<br />

ein ganzes Jahr keinen Wein produziert hätte. »<br />

Lyon:<br />

Krankenhaus wird<br />

5-Sterne-Hotel<br />

Das im Herzen von Lyon gelegene<br />

Hôtel Dieu, das einst älteste Krankenhaus<br />

der Stadt, wird zu einem Hotel der<br />

Spitzenkategorie. Rund ein Drittel des<br />

insgesamt 45.000 Quadratmeter großen<br />

Gebäudes aus dem 17. und 18. Jahrhundert<br />

wird dazu von der Hotelgruppe<br />

Intercontinental umgebaut, wobei die<br />

repräsentative Lobby unter einer 32<br />

Meter hohen Kuppel Platz finden wird.<br />

Als Krankenhaus wurde das Hôtel<br />

Dieu seit einiger Zeit ohnehin nicht<br />

mehr genutzt. Die städtischen Kliniken<br />

bleiben aber Eigentümer des Gebäudes<br />

und können somit mit guten Mieteinnahmen<br />

rechnen. Die vom Hotel nicht<br />

beanspruchten Flächen sollen in Büros<br />

und Geschäfte umgewandelt werden.<br />

Es ist auch möglich, dass das bereits<br />

existierende Medizinmuseum mehr<br />

Platz im Haus erhält.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Sinkende<br />

Hotelpreise<br />

Laut einer Erhebung des Internetportals trivago.fr<br />

sind im November die Hotelpreise für ein<br />

Doppelzimmer in den meisten europäischen<br />

Ländern gesunken, in Frankreich sogar um<br />

zwölf Prozent, einem der höchsten Rückgänge.<br />

So kostet ein Doppelzimmer in Frankreich<br />

durchschnittlich 101 Euro (gegenüber 115 Euro<br />

im Oktober), womit das Land jedoch immer<br />

noch an zehnter Stelle der teuersten Hotelpreise<br />

in Europa steht. Nur in der Franche-Comté<br />

und in Lothringen blieben die Preise völlig<br />

stabil. Die Hoteliers der Hauptstadt kommen<br />

auch noch relativ glimpflich davon. Der Durchschnittspreis<br />

für ein Doppelzimmer verringerte<br />

sich dort nur um ein Prozent (im Vergleich zum<br />

Vorjahr) auf 139 Euro. Am stärksten sind die<br />

Rückgänge dagegen in der Haute-Normandie<br />

(minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).<br />

37 Prozent der Franzosen<br />

gehen fremd oder können<br />

es sich vorstellen<br />

Laut einer Untersuchung<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Ipsos sind 17<br />

Prozent der Franzosen,<br />

die verheiratet sind oder<br />

in einer festen Partnerschaft<br />

leben, bereits<br />

fremdgegangen, davon<br />

mehr als die Hälfte sogar<br />

mehrmals. Weitere<br />

20 Prozent können sich<br />

vorstellen, dass ihnen<br />

dies passieren könnte.<br />

Männer sind dabei einem Seitensprung gegenüber<br />

offener als Frauen: So haben bereits 21 Prozent der<br />

Männer ihre feste Partnerin mit einer anderen Frau<br />

betrogen. Bei den Frauen liegt die Quote dagegen<br />

bei nur 13 Prozent. Da ist es wahrscheinlich wenig<br />

erstaunlich, dass Männer auch eher bereit sind, einen<br />

Seitensprung zu verzeihen: 62 Prozent der Männer,<br />

aber nur 54 Prozent der Frauen erklärten sich grundsätzlich<br />

unter bestimmten Bedingungen dazu bereit.<br />

M i r ei lle M ath ieu er n eut i n R u ssl a n d a u s gezeic h n et<br />

++ Kürzlich hatte die französische Sängerin die Medaille für Mut und<br />

Tapferkeit von der russischen Generalstaatsanwaltschaft erhalten<br />

(wir berichteten in der letzten Ausgabe). Nun kommt eine weitere<br />

Auszeichnung aus Russland hinzu: Präsident Medvedev persönlich<br />

überreichte ihr den Orden der Freundschaft.<br />

114 Jahre ++ Dieses stolze Alter erreichte die Französin Eugénie<br />

Blanchard, die älteste Frau der Welt. Im November ist die auf der<br />

französischen Karibikinsel Saint-Barthélemy wohnende Nonne<br />

verstorben.<br />

Saint-Nazaire: Fähre für Fahrradfahrer und<br />

Fußgänger ++ Ab 2012 werden Fußgänger und Fahrradfahrer die<br />

Loire in Saint-Nazaire auf einer neuen regelmäßig zwischen den beiden<br />

Ufern pendelnden Fähre überqueren können. Bisher steht Fahrradfahrern<br />

dafür nur die große Pont de Saint-Nazaire zur Verfügung, unter der<br />

Voraussetzung, dass der Wind nicht zu stark weht. Dank der neuen<br />

Fährverbindung wächst das Radwegenetz nördlich und südlich der Loire<br />

zusammen.<br />

Depardieu spielt erneut Obelix ++ Es ist entschieden,<br />

die vierte Verfilmung des berühmten Comics « Asterix und Obelix » wird<br />

realisiert. Dieses Mal geht es um die Folge « Bei den Bretonen ». Gérard<br />

Depardieu schlüpft erneut in die Rolle des Obelix. Cesar wird von Fabrice<br />

Luchini gespielt und für Asterix ist Lorant Deutsch im Gespräch. Regisseur<br />

des neuen Streifens ist Laurent Tirard.<br />

Teurer Skiurlaub in Frankreich ++ Nach einer<br />

Untersuchung des ADAC zahlt man für eine Woche Skiurlaub für zwei<br />

Personen in Frankreich im Schnitt 1.463 Euro. Das Land ist damit das<br />

Zweitteuerste in Europa. Nur ein Skiurlaub in der Schweiz schlägt mit 1.474<br />

Euro noch etwas teurer zu Buche.<br />

Franzosen beklagen fehlende Einkommenssteigerungen<br />

++ Nach einer Studie des Instituts BVA geben 64<br />

Prozent der Franzosen an, dass ihr Einkommen seit zwei Jahren nicht<br />

signifikant gestiegen sei. 40 Prozent beklagen sogar, dass sie seit über<br />

fünf Jahren keine Zuwächse mehr verzeichnen konnten.<br />

Air France im Anflug auf Köln ++ Ab dem 10. <strong>Januar</strong><br />

fliegt Air France zweimal täglich von der Seine an den Rhein und bindet<br />

damit Köln ans internationale Streckennetz der Fluggesellschaft an.<br />

Saint-Etienne wird UNESCO-Stadt des Designs ++<br />

Die UNESCO verlieh Saint-Etienne den Titel « Stadt des Designs ». Dieses<br />

von der UN-Sonderorganisation geschaffene globale Netzwerk soll<br />

der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung und dem<br />

gegenseitigen Austausch zwischen kreativen Städten dienen. Bereits<br />

2005 wurde Berlin und Buenos Aires dieser Titel zuteil. Es folgten seitdem<br />

Montreal, Nagoya, Kobe, Shenzhen, Shanghai und Seoul. Saint-Etienne ist<br />

damit die erste französische Stadt, die diese Auszeichnung erhält.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 7


On En Parle<br />

Tourismus: Gute Noten für Paris<br />

Die Pariser wissen, wie man Touristen empfängt. Diese Schlussfolgerung lässt<br />

eine Untersuchung der privaten Agentur DMS zu, die vom Fremdenverkehrsamt<br />

der Region Ile-de-France veröffentlicht wurde. Dabei haben Testpersonen<br />

im Alter von 21 bis 54 Jahren fünfmal sechs große europäische Städte besucht,<br />

wobei sie sich entweder in ihrer Muttersprache oder auf Englisch verständigt<br />

haben. Herausgekommen ist, dass Paris gemeinsam mit Amsterdam an zweiter<br />

Stelle der von den Testpersonen am positivsten bewerteten Städte kam. Insgesamt<br />

wurden 79 Prozent aller Kriterien in beiden Städten positiv bewertet.<br />

Auf dem ersten Platz landete London (82 Prozent positiv bewertete Kriterien),<br />

Schlusslicht wurde Berlin (73 Prozent) nach Madrid und Rom (jeweils 74<br />

Prozent). Spitze ist Paris demnach beim Empfang im Museum (getestet wurde<br />

der Louvre) und bei der Touristenauskunft am Flughafen. Außerdem weist<br />

der Direktor des Fremdenverkehrsamtes der Region Ile-de-France, Gérard<br />

Feldzer, darauf hin, dass die Taxis an der Seine besser seien als ihr Ruf (76<br />

Prozent positive Bewertungen dieses Kriteriums), genauso wie die Restaurants<br />

(86 Prozent mittags, 84 Prozent abends). Schwachpunkte sind dagegen die<br />

öffentlichen Transportmittel und die Fahrscheinautomaten.<br />

Neuer<br />

Service im<br />

TGV-Est<br />

In den Hochgeschwindigkeitszügen<br />

zwischen<br />

dem Osten des<br />

Landes und Paris bietet<br />

die französische Eisenbahn<br />

SNCF einen<br />

neuen Service mit dem<br />

Namen « Box TGV »<br />

an. Passagiere mit einem<br />

WLAN-fähigen<br />

Empfangsgerät (Laptop,<br />

iPad, Mobiltelefon<br />

etc.) können nun im<br />

Zug Filme, Spiele oder<br />

Sprachkurse herunterladen<br />

bzw. Informationen<br />

über die Städte<br />

erhalten, die auf der<br />

Strecke liegen. Außerdem<br />

kann man – ähnlich<br />

wie im Flugzeug<br />

– die genaue Position<br />

des Zuges verfolgen.<br />

Wichtig für alle, die<br />

bei solchen technischen<br />

Verlockungen ganz vergessen,<br />

aus dem Fenster<br />

zu schauen.<br />

Immer mehr gefälschte Führerscheine<br />

Nach einem Bericht der Nationalversammlung<br />

fahren in Frankreich immer mehr Ausländer<br />

mit gefälschten Führerscheinen herum. Hintergrund<br />

ist das Recht von in Frankreich lebenden<br />

Ausländern, in den ersten zwölf Monaten in<br />

ihrer neuen Heimat den alten Führerschein<br />

in einen französischen umschreiben zu lassen,<br />

soweit zwischen dem Heimatland und<br />

Frankreich ein entsprechendes Abkommen<br />

existiert. Das Prozedere dafür ist simpel: Es<br />

reicht aus, den Führerschein aus der Heimat<br />

bei der zuständigen Behörde im Departement des<br />

neuen Wohnortes vorzulegen. Eine erneute Fahrprüfung<br />

ist nicht erforderlich. Die lokalen Behörden in Frankreich<br />

haben aber kaum die Möglichkeit zu erkennen,<br />

ob der vorgelegte Führerschein aus der<br />

Heimat echt ist, der Fahrer also wirklich einen<br />

Führerschein besitzt, oder ob es sich um eine<br />

Fälschung handelt. Schätzungen gehen davon<br />

aus, dass mindestens zehn Prozent dieser Führerscheine<br />

gefälscht sind. Die meisten getürkten<br />

Führerscheine sollen aus Sri Lanka, Algerien,<br />

Mali und der Türkei stammen. Es rächt sich,<br />

dass Frankreich mit vielen Staaten derartige<br />

Abkommen geschlossen hat. Um die 90 solcher<br />

Abmachungen existieren, während Länder wie<br />

Deutschland, Großbritannien und Italien nur jeweils rund<br />

ein Dutzend derartiger Verpflichtungen eingegangen sind.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


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On En Parle<br />

Franzosen mit<br />

mathematischem Talent<br />

Von wegen, die Franzosen sind chaotisch<br />

und wenig technikorientiert:<br />

Französische Mathematiker erhalten<br />

zum dritten Mal hintereinander die<br />

prestigeträchtige Fields-Medaille,<br />

die für herausragende Entdeckungen<br />

in der Mathematik alle vier Jahre an<br />

Wissen schaftler, die nicht älter als<br />

40 Jahre sein dürfen, vergeben wird.<br />

Damit haben nur noch die USA mehr<br />

Medaillen erhalten als Frankreich.<br />

Anscheinend haben Descartes und<br />

Pascal seit dem 17. Jahrhundert ihre<br />

Landsleute erfolgreich an die mathematische<br />

Logik gewöhnt.<br />

Nach Velib’<br />

kommt Autolib’<br />

Nach dem großen Erfolg des Pariser<br />

Mietfahrradsystems Velib’,<br />

das inzwischen auch die einst<br />

schärfsten Kritiker überzeugt hat<br />

und bereits in zahlreichen Städten<br />

Europas kopiert wurde, will die<br />

Stadt nun ein ähnliches System<br />

mit Elektrofahrzeugen ins Leben<br />

rufen: Autolib’. Dafür wurden bereits<br />

35 Millionen Euro im Haushalt<br />

reserviert, womit insbesondere<br />

die notwendigen Verleihstationen<br />

und Aufladeeinrichtungen gebaut<br />

werden sollen. Die ersten 1.000<br />

sollen bis zum Frühjahr 2012<br />

stehen. Bleibt die Frage, ob die<br />

Autoindustrie mit diesem Tempo<br />

mithalten kann. Das Konzept<br />

sieht vor, dass insgesamt 3.000<br />

Elektro-Fahrzeuge bereitgestellt<br />

werden, ein Drittel davon bis zum<br />

Herbst. Zum jetzigen Zeitpunkt<br />

ist aber noch fraglich, ob eine solch<br />

große Anzahl von Fahrzeugen, die<br />

zudem zuverlässig funktionieren<br />

müssen, rechtzeitig von der Industrie<br />

geliefert werden kann. Außerdem<br />

ist noch nicht geklärt, wie sich<br />

der Unterhalt und die Wartung der<br />

Autos organisieren lässt.<br />

Louvre: Spendenaufruf<br />

für ein deutsches Gemälde<br />

Um das Gemälde « Die drei Grazien » aus dem 16. Jahrhundert des deutschen<br />

Malers Lucas Cranach der Ältere zu erwerben, hat der Louvre einen<br />

großen Spendenaufruf in der Öffentlichkeit gestartet. Eine kleine Revolution<br />

für das Museum, sprach man bei der Suche nach Mäzenen bisher<br />

große Unternehmen und wohlhabende Bürger eher direkt an. Dieses Mal<br />

werden aber neue Wege beschritten. Es gibt keinen Minimalbetrag für eine<br />

Spende – und natürlich keinen Maximalbetrag. Jeder kann dazu beitragen,<br />

dass das Gemälde, das sich derzeit noch in Privatbesitz eines französischen<br />

Sammlers befindet, demnächst im Louvre allgemein zugänglich sein wird.<br />

Wenn die dafür notwendige noch fehlende eine Million Euro zusammengekommen<br />

ist, wird Cranachs Werk in den Sälen über die deutsche Malerei<br />

aufgehängt.<br />

Russisch-orthodoxe Kathedrale am Ufer der Seine<br />

Letzten Winter hat der französische Staat den Sitz von Météo France, dem<br />

französischen Wetterdienst, zum Verkauf angeboten. Es handelt sich dabei<br />

um ein 4.245 Quadratmeter großes Grundstück in bester Lage am Quai<br />

Branly, das sich also nur einen Steinwurf vom Eiffelturm und dem neuen<br />

spektakulären Musée du Quai Branly entfernt befindet. Zum Zuge kam<br />

für 70 Millionen Euro der russische Staat – zum Leidwesen von Kanada<br />

und Saudi-Arabien, die ebenfalls interessiert waren. Der neue Eigentümer<br />

hat seitdem einen internationalen Architekturwettbewerb für den Bau eines<br />

« spirituellen und kulturellen Zentrums des orthodoxen Russlands » ausgeschrieben.<br />

Das neue Zentrum soll eine russisch-orthodoxe Kathedrale mit<br />

typischen Zwiebeltürmen, die aber aus städtebaurechtlichen Gründen nicht<br />

höher als 27 Meter sein dürfen, ein Priesterseminar, ein russisches Kulturzentrum<br />

sowie einen öffentlich zugänglichen Park umfassen. Die Baukosten<br />

werden auf 20 bis 30 Millionen Euro geschätzt und sollen mit Spenden von<br />

reichen Russen finanziert werden, denn die russische Verfassung untersagt<br />

eine Finanzierung von Gotteshäusern durch den Staat. Der russische Staat<br />

wird aber das erworbene Grundstück der orthodoxen Kirche zur Nutzung<br />

überlassen und somit indirekt zur Verwirklichung des Projekts beitragen.<br />

Der Baubeginn ist für <strong>Januar</strong> 2012 geplant.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Regierung will Steuer auf Anzeigen bei Google & Co.<br />

Die französische Regierung wird eine Sondersteuer für<br />

Online-Werbung einführen. Unternehmen wie Google<br />

streichen mit ihren Angeboten an Anzeigenkunden Einnahmen<br />

in Milliardenhöhe ein. Versteuert werden diese<br />

aber meist nicht in Frankreich, sondern im Ausland, im<br />

Fall von Google in den USA, selbst wenn die Anzeigen von<br />

französischen Unternehmen für französische Konsumenten<br />

bestimmt sind. Dem will Frankreichs Regierung nicht mehr<br />

tatenlos zusehen, zumal der Markt für Online-Werbung<br />

geradezu explodiert. Demnächst soll jeder Anzeigenkunde<br />

ein Prozent des Anzeigenpreises an den französischen Staat<br />

abführen. Zwischen zehn und 20 Millionen Euro sollen dabei<br />

für den französischen Fiskus herauskommen.<br />

Französische Esskultur<br />

wird Welterbe<br />

Essen Franzosen anders als andere Nationen? Die<br />

UNESCO geht davon aus und erhebt die französische<br />

Esskultur zum immateriellen Welterbe, das bereits aus<br />

177 Schutzbereichen besteht. Die Bewerbung um diesen<br />

Titel begann 2008 und wurde von Nicolas Sarkozy initiiert.<br />

Damals hätte aber kaum jemand gedacht, dass dieses<br />

Vorhaben eine reelle Chance haben würde. Anders<br />

als zum Teil behauptet, hat die UNESCO aber nicht die<br />

französische Küche allgemein, sondern das klassische<br />

französische Mahl, das aus Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht<br />

mit Fisch oder Fleisch und Gemüse, Käse, Dessert<br />

und Digestif besteht und eine fest verankerte nationale<br />

Gewohnheit ist, zum Welterbe erklärt. Allerdings ist<br />

man von dieser Definition aus schnell dabei, zumindest<br />

in der Kommunikation den Titel auf die französische<br />

Küche insgesamt zu « übertragen ». Diverse Minister<br />

haben deshalb auch schon angekündigt, dass man diese<br />

Auszeichnung benutzen will, um den kulinarischen Tourismus<br />

anzukurbeln und französische Nahrungsmittel in<br />

der Welt zu fördern. Bei einer Sitzung der UNESCO<br />

fragte ein japanischer Delegierter deshalb auch besorgt,<br />

ob die französischen Restaurants in seiner Heimat nun<br />

mit dem UNESCO-Logo an der Tür werben dürften.<br />

Man hat ihm geantwortet, dass diese Frage noch einer<br />

größeren Reflexion bedürfe, man sich aber um diese Angelegenheit<br />

kümmern wolle.<br />

Anzeige<br />

Wohnen Sie im Herzen der schönsten Regionen<br />

Frankreichs in einer Ferienresidenz von Arts et Vie!<br />

Ferienresidenz Serre Chevalier****<br />

Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer,<br />

die zum Erholungsgebiet Serre Chevalier<br />

gehören. Der Ort bietet viele Wander– und<br />

Wintersportmöglichkeiten. Die 3-, 4- und<br />

5- Zimmerwohnungen sind ausgestattet<br />

mit Wohnküche, Fernseher, Telefon und<br />

Internetanschluss mit W-Lan.<br />

Im Gemeinschaftshaus gibt es eine Leihbücherei, Säle für amerikanischen<br />

Billard, Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen Festsaal und eine<br />

Terrassenbar. Dazu wird ein Vergnügungsprogramm angeboten,<br />

je nach Jahreszeiten, mit Ausflügen, Spiel– und Sportveranstaltungen<br />

und Konzerten.<br />

La Cîme des Prés-Chabert – 05220 Le Monêtier-les-Bains – Tel. +33 (0)4 92<br />

22 27 37 Fax +33 (0)4 92 22 27 46 – E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Samoëns<br />

Samoëns ist ein typisches und malerisches<br />

Dorf in Savoyen nahe der Schweiz und des<br />

Mont Blancs. Im Sommer ein beliebtes<br />

Wandergebiet, lockt Samoëns im Winter<br />

mit vielen Wintersportmöglichkeiten und<br />

direktem Zugang zu seinen Skipisten<br />

(die neue Seilbahn ist nur 300 m von<br />

der Ferienresidenz entfernt). Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt<br />

300 m außerhalb des Ortskerns und verfügt über 4 Tennisplätze.<br />

In den gemütlichen Appartements finden 4 bis 6 Personen Platz.<br />

74340 Samoëns – Tel. +33 (0)4 50 34 97 78 – E-Mail: samoens@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Malaucène****<br />

Im Herzen der malerischen Provence.<br />

Malaucène ist ein romantisches Dorf im<br />

Vaucluse. Es lockt mit herrlichen<br />

Naturwanderwegen und ist der ideale<br />

Ausgangspunkt für Ausflüge in die<br />

römisch-romanische Provence und zu den<br />

diversen Sommerfestivals in der Region.<br />

Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt 200 m<br />

außerhalb des Ortskerns und verfügt über ein großzügiges Sportareal mit<br />

Tennis, Sauna, Wellnessbereich und Schwimmbecken (geöffnet von Juni<br />

bis September). Die komfortablen Appartements bieten Platz für 4 bis 8<br />

Personen.<br />

Boulevard des Remparts – 84340 Malaucène – Tel. +33 (0)4 90 12 62 00<br />

E-Mail: malaucene@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Messanges<br />

Eine kleine Gemeinde an der Küste von<br />

Landes. Die kleine Gemeinde Messanges<br />

liegt inmitten eines Pinienwaldes, nur<br />

1200 m entfernt von einem traumhaften<br />

Sandstrand. Unweit von Spanien und dem<br />

berühmten Guggenheim-Museum in<br />

Bilbao, befindet sich hier die Ferienresidenz<br />

Arts et Vie. Sie liegt 500 m außerhalb<br />

des Ortskerns und verfügt über ein privates Tennisareal, einen Sportplatz<br />

und ein Schwimmbad (geöffnet von Juni bis September).<br />

In den komfortablen Appartements finden 4 bis 8 Personen Platz.<br />

Quartier Nature – 40660 Messanges – Tel. +33 (0)5 58 48 96 00<br />

E-Mail: messanges@artsetvie.com<br />

www.artsetvie.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 11


Frankreichkalender<br />

Signac, Les Ports<br />

de France<br />

Le Havre, bis 16.01.<strong>2011</strong><br />

Les Esquimaux<br />

vus par Matisse<br />

Le Cateau-Cambrésis,<br />

bis 06.02.<strong>2011</strong><br />

Sciences et curiosités<br />

à la cour<br />

de Versailles<br />

Versailles, bis 27.02.<strong>2011</strong><br />

Paul Signac (1863-1935) begann 1929<br />

ein Projekt zu verwirklichen, von<br />

dem er schon lange geträumt hatte:<br />

die 100 schönsten Häfen Frankreichs<br />

auf Aquarell festzuhalten. In den folgenden<br />

Jahren widmete er sich nichts<br />

Anderem mehr und wurde dabei von<br />

einem Mäzen großzügig unterstützt.<br />

Der Geschäftsmann Gaston Lévy,<br />

Gründer der Supermarktkette Monoprix,<br />

stellte ihm neben den finanziellen<br />

Mittel auch einen Wagen mit Fahrer<br />

zur Verfügung, der Signac vom Ärmelkanal<br />

bis zum Mittelmeer chauffierte.<br />

Die Ausstellung in Le Havre zeigt<br />

zum ersten Mal alle noch erhaltenen<br />

Bilder dieser Serie und stellt sie neben<br />

heutige Abbildungen dieser Häfen.<br />

Musée Malraux<br />

2, boulevard Clemenceau<br />

76600 Le Havre<br />

Telefon: + 33 (0)2 35 19 62 62<br />

www.musees-haute-normandie.fr<br />

Mo, Mi – Fr 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Sa – So 11.00 – 19.00 Uhr<br />

5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />

Kinder und Jugendliche unter<br />

26 Jahren kostenlos<br />

Als Henri Matisse (1869-1954) die großen<br />

Bilder für die Kapelle von Rosaire<br />

in Vence (Alpes-Maritimes) zu malen<br />

begann, wuchs sein Interesse für die<br />

Abbildung von Gesichtern, welche er<br />

manchmal auch « Masken » zu nennen<br />

pflegte. Besonders hatten es ihm dabei<br />

die Gesichter der Eskimos angetan. Seine<br />

Tochter Marguerite und deren Mann<br />

Georges Duthuit recherchierten ihrerseits<br />

in den Jahren um 1947 die Riten<br />

und Gebräuche fremder Kulturen und<br />

inspirierten Matisse beim Arbeiten. Die<br />

erste so entstandene Serie behandelt die<br />

Eskimos. Während Duthuit die Texte<br />

beisteuerte, fertigte Matisse Bilder von<br />

den Gesichtern der Inuits an und nahm<br />

dabei Fotos als Vorlage. Die sehenswerte<br />

Ausstellung läuft im Museum Matisse<br />

in der Geburtsstadt des Malers.<br />

Musée départemental Matisse<br />

Palais Fénelon<br />

59360 Le Cateau-Cambrésis<br />

Telefon: + 33 (0)3 27 84 64 50<br />

Di – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

7,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro, Kinder<br />

und Jugendliche unter 18 Jahren sowie<br />

jeder erste Sonntag im Monat kostenlos<br />

Eine originelle Schau zeigt die wissenschaftliche<br />

Seite von Versailles. Denn<br />

Versailles war früher ein guter Ort,<br />

um zu forschen. In den Menagerien<br />

untersuchten Zoologen die seltenen<br />

Tiere, im Gut des Trianon arbeiteten<br />

Botaniker, im großen Marstall nahm<br />

die französische Veterinärmedizin<br />

ihren Anfang. Vor dem versammelten<br />

Hof wurden wissenschaftliche Experimente<br />

vorgeführt – für einen Forscher<br />

eine große Ehre und gleichzusetzen<br />

mit der Verleihung eines Nobelpreises<br />

heutzutage. So wurden zum Beispiel<br />

im Beisein von Ludwig XIV. ein Elefant<br />

seziert oder erste Experimente mit<br />

Elektrizität durchgeführt.<br />

Salles d’Afrique et de Crimée<br />

Château de Versailles<br />

Place d’Armes<br />

78000 Versailles<br />

Telefon: + 33 (0)1 30 83 78 00<br />

www.chateauversailles.fr<br />

Di – So 9.00 – 17.30 Uhr<br />

(letzter Einlass 17.00 Uhr)<br />

15,00 Euro, ermäßigt 13,00 Euro<br />

(inklusive Eintritt ins Schloss und<br />

Audioguide)<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Quand Lyon<br />

dominait le Monde<br />

Lyon, bis 20.03.<strong>2011</strong><br />

Ponts<br />

Avignon, bis 30.06.<strong>2011</strong><br />

Science (et) Fiction<br />

Paris, bis 03.07.<strong>2011</strong><br />

Schon seit vier Jahrhunderten ist Lyon<br />

berühmt für seine Seidenkreationen,<br />

die im 19. Jahrhundert ihren glorreichen<br />

Höhepunkt hatten. Aber auch<br />

die Produktion synthetischer Seide<br />

nahm in Lyon ihren Lauf, die mit der<br />

Automatisierung der Herstellung begann<br />

und sich stark in der Mode der<br />

Zeit widerspiegelte. Die Industrie der<br />

Stadt wandelte sich und richtete sich<br />

immer mehr an der Produktion von<br />

Luxusgütern aus. Nach dem Ende der<br />

Weltausstellung von Shanghai 2010<br />

feiert das Stoffmuseum von Lyon noch<br />

einmal die Exponate aus Lyoner Seide,<br />

die in Shanghai einen prestigeträchtigen<br />

Platz unter den internationalen<br />

Ausstellungsstücken eingenommen<br />

hatten.<br />

Musée des Tissus<br />

34, rue de la Charité<br />

69002 Lyon<br />

Telefon: + 33 (0)4 78 38 42 00<br />

www.museedestissus.com<br />

Di – So 10.00 – 17.30 Uhr<br />

7,00 Euro, ermäßigt 4,50 Euro,<br />

Kinder und Jugendliche unter<br />

16 Jahren kostenlos<br />

Jedes französische Kind und auch viele<br />

außerhalb Frankreichs kennen das Lied<br />

« Sur le Pont d’Avignon », das vermutlich<br />

bereits aus dem 15. Jahrhundert stammt.<br />

Die Stadt Avignon mit der berühmten<br />

Brücke feiert in diesem Jahr Brücken aus<br />

aller Welt. 44 Künstler wurden eingeladen,<br />

ihre Visionen und Ideen zum Thema<br />

« Brücken » zu gestalten. Die Arbeiten,<br />

darunter einige von den bekanntesten<br />

Namen der Szene für moderne Kunst,<br />

werden nun in einem anderen berühmten<br />

Bauwerk der Stadt ausgestellt (dem<br />

Papstpalast) sowie auf dem Pont de<br />

Bénézet (eben jener besungenen Brücke<br />

von Avignon) selbst.<br />

Palais des Papes & Pont de Bénézet<br />

84000 Avignon<br />

Office du Tourisme<br />

Telefon: +33 (0)4 32 74 32 74<br />

www.avignon-expositionponts.com<br />

bis 28.02.<strong>2011</strong>: 9.30 – 17.45 Uhr<br />

01.03.-14.03.<strong>2011</strong>: 9.00 – 18.30 Uhr<br />

15.03.-30.06.<strong>2011</strong>: 9.00 – 19.00 Uhr<br />

6,50 Euro, ermäßigt 5,00 Euro bis 28.<br />

<strong>Februar</strong>; 7,50 Euro, ermäßigt 6,00 Euro<br />

ab 1. März; Kinder unter 8 Jahren<br />

kostenlos<br />

In Paris läuft eine sehenswerte Ausstellung,<br />

die Groß und Klein gefallen<br />

dürfte: Zum ersten Mal nämlich findet<br />

in Frankreich die Science Fiction<br />

Einlass in ein großes Museum. In<br />

der futuristischen Cité des Sciences<br />

de la Villette von Paris kann man<br />

einen Spaziergang durch eine riesige<br />

Sammlung von Objekten machen, die<br />

bei den Dreharbeiten zu Kinofilmen<br />

und Fernsehserien genutzt wurden:<br />

2001 – Die Odysee im Weltraum, Star<br />

Trek, Matrix usw. Zu entdecken ist<br />

diese ganz eigene Dimension der Welt<br />

durch die Literatur, das Kino und<br />

ebenfalls durch die in Frankreich weit<br />

verbreiteten Comic-Bände. Roboter,<br />

Androiden und Cyborgs inklusive.<br />

<br />

Cité des Sciences et de l’Industrie<br />

30, avenue Corentin-Cariou<br />

75019 Paris<br />

Telefon: + 33 (0)1 40 05 80 00<br />

www.cite-sciences.fr/science-fiction<br />

Di – Sa 10.00 – 18.00 Uhr<br />

So 10.00 – 19.00 Uhr<br />

11,00 Euro, ermäßigt 8,00 Euro,<br />

Kinder unter 6 Jahren kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 13


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

Martinique<br />

Entdeckungen in einer Postkartenidylle<br />

Als ich meinen Freunden davon erzählte, dass ich nach Martinique<br />

reisen würde, diesem klitzekleinen Stück Frankreich mitten in der Karibik, riefen<br />

sie neidisch, was für ein Glückspilz ich doch sei. Dann aber fragten sie besorgt:<br />

« Und wirst Du Dich nicht langweilen? » Irgendwann habe man Sonne, Strand<br />

und Kokospalmen doch sicher satt. Nun, nach meiner Rückkehr von Martinique<br />

kann ich sie beruhigen. Martinique hat weit mehr zu bieten als eine<br />

Postkartenidylle. Tagebauch einer Entdeckungstour.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 15


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

1. Tag: Die Route de la Trace und<br />

der Jardin de Balata, ein Spaziergang<br />

durch üppige Vegetation<br />

Ich hatte am ersten Tag meines Inselaufenthalts noch<br />

gar keine Lust, ins türkisblaue Wasser zu springen. Viel<br />

mehr lockte mich die reiche, sattgrüne Vegetation des<br />

Inselinneren. Gleich am frühen Morgen machte ich mich<br />

deshalb auf den Weg zur Route de la Trace, die nördlich<br />

der Inselhauptstadt Fort-de-France liegt. Erste Erkenntnis:<br />

Autofahren ist hier wie zu Hause. Die Straßen sind hervorragend<br />

ausgebaut und sehr gut ausgeschildert. Verfahren<br />

kann man sich kaum. Auch gibt es überall<br />

Tankstellen, an denen man natürlich<br />

mit Euro zahlt. Nur wenn es in die<br />

Berge geht, sollte man aufpassen. Auf<br />

den schmalen, kurvenreichen Straßen<br />

kommen einem die Fahrzeuge<br />

der Einheimischen gerne einmal mit<br />

hoher Geschwindigkeit entgegen. Für<br />

den ungeübten Besucher ein Heidenschreck.<br />

Sieben Kilometer nördlich von<br />

Fort-de-France führt die N3 in Richtung<br />

Le Morne-Rouge. Die Straße<br />

folgt dem Verlauf der einstigen Route<br />

de la Trace, einem Pfad, der im 18.<br />

Jahrhundert von den Siedlern ins Inselinnere<br />

geschlagen wurde. Über die<br />

N3 erreicht man den Jardin de Balata.<br />

Auch wenn man es an den Traumständen<br />

Martiniques schnell<br />

vergessen kann, die Insel hat<br />

eine üppige und berühmte<br />

Pflanzenwelt, die sich in den<br />

abgeschiedenen Tälern der<br />

Insel ungestört entwickelt<br />

hat. Der Balata-Garten ist<br />

dafür ein schönes Beispiel.<br />

Der knapp 70-jährige<br />

Jean-Philippe Thoze hat<br />

den Garten gegründet. Als<br />

er nach vielen Reisen vor 30<br />

Jahren nach Martinique zurückkehrte<br />

und den Garten<br />

seiner Großmutter übernahm,<br />

bewunderte er nicht<br />

nur das schöne Holzhaus<br />

im kreolischen Stil, sondern<br />

auch das ausbalancierte<br />

Ökosystem, in dem die Blumen gediehen. Er begann die botanischen<br />

Mitbringsel, die er aus allen Teilen der Welt mitgebracht<br />

hatte, in diesen Garten zu pflanzen. Als der Garten<br />

zu einem wahren Blumenmeer wurde, bedrängten ihn seine<br />

Verwandten, die grüne Oase der Öffentlichkeit freizuge-<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


en. Jean-Philippe Thoze aber lehnte ab. Bis eines Tages ein<br />

Freund dem Ganzen den entscheidenden Anstoß gab. Er<br />

schrieb gerade an einem Reiseführer über Martinique und<br />

setzte den Garten von Balata kurzerhand als Ausflugstipp<br />

hinein. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten:<br />

Eines Tages standen die ersten Besucher vor dem Tor und<br />

wollten den Garten sehen. Jean-Philippe Thoze spielte das<br />

Spiel mit, installierte ein kleines Tischchen am Eingang und<br />

eine Bekannte, Danielle, führte die Neugierigen herum. Das<br />

war der Beginn eines langen Abenteuers.<br />

Noch heute ist Danielle da, das alte kreolische Häuschen<br />

ebenso, und der Erfolg auch. Zwischen 150.000 und<br />

160.000 Besucher kommen jedes Jahr in den Jardin de<br />

Balata, der zu den besten botanischen Gärten Frankreichs<br />

gezählt wird. Abgesehen von der großen Vielfalt der Pflanzen<br />

(250 bis 300 sind es ungefähr, rechnet man die Palmen<br />

mit, sogar 3.000), ist besonders die Art, wie die Pflanzen<br />

inszeniert werden, eine Überraschung. Jean-Philippe<br />

Thoze und seine drei Gärtner setzen die Blumen und<br />

Pflanzen in Beziehung zum Boden und kreieren so<br />

weit mehr als eine Landschaft. Was hier entsteht, ist<br />

ein Blumen- und Pflanzentheater. Man hat fast den<br />

Eindruck, sie würden sich zwischendurch bei der Arbeit<br />

langweilen und kämen dann auf die verrücktesten<br />

Gedanken. Eines dieser Ergebnisse ist die Hängebrücke,<br />

die sie zwischen die Baumwipfel gespannt haben.<br />

Auf ihr fühlt man sich wie einer der Vögel, von denen<br />

es im Garten so viele gibt.<br />

Auf Empfehlung von Danielle folgte ich der Straße<br />

weiter Richtung Norden. Je mehr ich vorankam, desto<br />

stärker hatte ich den Eindruck in einer tropischen Welt<br />

zu sein, die sich von der am Strand vollkommen unterscheidet.<br />

An einem Parkplatz einige Kilometer vom botanischen<br />

Garten entfernt, hielt ich an. Ein Wanderweg<br />

begann dort, auf dem man in aller Ruhe die Pflanzenwelt<br />

erleben konnte. Es war genau das, was ich brauchte, denn<br />

ich merkte die ersten Auswirkungen der Zeitverschiebung.<br />

Fünf Stunden später war es zu Hause, im Sommer wäre es<br />

sogar noch eine Stunde mehr. Schon nach ein paar Schritten<br />

war ich mitten<br />

in einem Tropenwald,<br />

der<br />

von riesigen<br />

Bäumen und<br />

faszinierenden<br />

Farnen bewachsen<br />

war.<br />

Für mich die<br />

ideale Atmosphäre<br />

zum<br />

Ausspannen.<br />

2. Tag: Die Straße nach Grand’Rivière,<br />

ein Mittelding zwischen Brücke am Kwai und Costa Rica<br />

An diesem Tag war ich wieder auf einer Straße<br />

unterwegs, dieses Mal in<br />

Richtung Grand’Rivière, einer<br />

Ortschaft mit kaum 1.000<br />

Einwohnern im äußersten<br />

Norden der Insel. Besonderes<br />

Merkmal dort: Die Straße<br />

endet als Sackgasse. Eine<br />

Umrundung der Insel ist nicht<br />

möglich. Nur wirklich neugierige<br />

Touristen fahren bis hierher,<br />

wenn sie für ein paar Stunden<br />

das Faulenzen und Sonnenbaden<br />

am Strand unterbrechen<br />

wollen. Hier treffen sie auf einen<br />

Ort von einzigartiger Schönheit,<br />

der sich am stürmischen<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 17


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

tiefblauen Meer entlangstreckt, wo die Felsen von starken<br />

Winden umheult werden und wo der Wald dunkel und tropisch<br />

ist.<br />

Der Inselnorden wird vom imposanten Pelée dominiert,<br />

einem Vulkan von 1.400 Metern Höhe. Seine Eruptionen<br />

haben eine fruchtbare Sedimentschicht an den Hängen<br />

abgelagert, die der Pflanzenwelt einen reichhaltigen Boden<br />

bietet. Je näher ich ihm kam, desto üppiger wurde die<br />

Vegetation. Die Gegend erinnerte mich an Landschaften,<br />

die ich in Asien, am Amazonas oder in Costa Rica gesehen<br />

hatte. Aber hier auf Martinique, also « mitten in Frankreich<br />

»… ? Die größte Überraschung erlebte ich jedoch, als<br />

ich in Grand’Rivière ankam. Die Straße führte über zwei<br />

Stahlbrücken mitten durch eine unglaubliche tropische<br />

Pflanzenwelt. Unwillkürlich musste ich die Melodie von<br />

« Die Brücke am Kwai » vor mich hin pfeifen.<br />

Das Bild von der Sackgasse ist nicht übertrieben. Die<br />

Teerstraße endete unten unvermittelt an einem Strand. Ich<br />

musste, um wieder zurückzukommen, einmal komplett<br />

wenden. Als ich die Spuren von anderen Autos im Sand<br />

sah, die dort vor mir gewendet hatten, wagte ich mich kühn<br />

daran, es ihnen gleichzutun. Keine gute Idee. Die Räder<br />

fraßen sich sofort in den lockeren Sand und ich steckte mit<br />

dem Wagen fest. So machte ich die Bekanntschaft mit einem<br />

sehr freundlichen Einheimischen, der an seinem Auto<br />

eine Seilwinde hatte. Mit der zog er meinen Mietwagen,<br />

der offensichtlich doch eher für Stadtstraßen gemacht war,<br />

wieder auf festeren Grund. Zum Dank lud ich ihn auf einen<br />

Drink ein, wobei er mir den Rat gab, unbedingt noch bei<br />

seiner Freundin Paulette vorbeizuschauen. Die alte Dame<br />

führe eine kleine Patisserie. « Sie werden sehen, Paulette ist<br />

eine ganz besondere Persönlichkeit », sagte er lächelnd.<br />

Ein Viertelstündchen später parkte ich mein Auto vor<br />

« Chez Paulette » und war gespannt auf die Frau, die ich nun<br />

kennenlernen sollte. Die Besitzerin der Patisserie war von<br />

einer Freundlichkeit, die genauso strahlte wie die Nachmittagssonne.<br />

Kaum hatte ich mich gesetzt, bot sie mir auch<br />

schon von ihrem Bananenkuchen an, dessen Rezept noch<br />

von ihrer Großmutter stammte. Eine Köstlichkeit. Während<br />

wir ein wenig plauderten, kam eine Kundin herein.<br />

Paulette erhob sich und fragte: « Was gibt es, Schätzchen? »<br />

Auch das gehört zur kreolischen Kultur – man geht sehr<br />

freundlich und liebevoll miteinander um. Als ich später losgehen<br />

wollte, eilte Paulette in einen Hinterraum und kam<br />

mit einer prachtvollen Ananas wieder: « Schau, die ist aus<br />

meinem Garten. Abends ist das eine tolle Erfrischung, und<br />

Du kannst dann an mich denken. » Ich nahm dankend an,<br />

versorgte mich noch mit einer Portion Bananenkuchen und<br />

verabschiedete mich mit einer Umarmung von Paulette, als<br />

würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


3. Tag: Die Fonds blancs,<br />

das Flair der Malediven mitten im Josephinenbad<br />

Am dritten Tag, nach über 48<br />

Stunden auf der Insel, rief unwiderstehlich<br />

das Meer mit seiner Badetemperatur<br />

von 28 Grad. Ich fuhr<br />

zum Hafen der zweitgrößten Kommune<br />

der Insel, Le François. Hier<br />

fährt jeden Tag eine<br />

Flotte kleiner Boote<br />

zu den gegenüberliegenden<br />

Sandbänken<br />

ab. Deren weiße<br />

Sandhügel, die durch<br />

das klare Meerwasser<br />

hindurchschimmern,<br />

geben dem Ganzen<br />

ein Flair wie auf den<br />

Malediven. Es ist<br />

ein ziemlich touristischer,<br />

aber auch sehr eindrucksvoller Ort. Während das<br />

Boot mitten auf dem Meer zum Halten kommt, steigen die<br />

Fahrgäste aus – und stehen im Wasser, denn es reicht einem<br />

nur bis zur Taille. Man kann sich buchstäblich ins Meer<br />

setzen. Eine – recht kommerzielle – Sitte ist es, dass jeder<br />

hier seine Rumtaufe bekommen muss. Was eine surreale<br />

Szenerie entstehen lässt: Dutzende Touristen sitzen mitten<br />

im Meer und trinken bei 30 Grad Sonne ein Glas Rum.<br />

Zwischen der Ilet Oscar und der Ilet Thierry liegt die<br />

berühmteste dieser natürlichen Badewannen, die auch die<br />

meisten Besucher anzieht: die Baignoire de l’Impératrice<br />

Joséphine. Der Legende nach soll die Gattin von Napoleon<br />

I., Joséphine de Beauharnais (1763-1814), die selbst auf<br />

Martinique geboren wurde, regelmäßig hierher gekommen<br />

sein, um zu baden. Dabei stammte Joséphine eigentlich aus<br />

Les Trois-Ilets, einem Dorf, das von der westlichen Küste<br />

ziemlich weit entfernt liegt. Es ist deshalb recht unwahrscheinlich,<br />

dass die Geschichte wahr ist.<br />

4. Tag: Der Caravelle-Wanderweg,<br />

ein Ausflug mitten in die Mangroven<br />

La Caravelle ist eine Halbinsel im Nordosten<br />

von Martinique. Sie erstreckt sich über ein Dutzend<br />

Kilometer weit in den Ozean und ist vor<br />

allem für ihre schönen Strände und die Ruinen<br />

eines Château bekannt, das einmal einem<br />

reichen Zuckerrohrproduzenten gehörte.<br />

La Caravelle hält für bewegungsfreudige<br />

Besucher aber noch eine Attraktion<br />

bereit: Ein perfekt ausgebauter, wirklich<br />

lohnenswerter Wanderweg führt durch<br />

ein Naturreservat. Exotisch mutete gleich<br />

das Schild am Eingang an. Darauf wurde<br />

ich vor einem gewissen Mancenillier-<br />

Baum gewarnt. Ungläubig näher tretend<br />

las ich: « Dieser Baum ist sehr gefährlich:<br />

Ernste innere oder äußere Verbrennungen<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 19


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

können nach Kontakt mit dem Saft<br />

oder dem Verzehr seiner Frucht entstehen.<br />

Auf gar keinen Fall bei Regen unter<br />

einen Mancenillier-Baum stellen! »<br />

Schon hatte ich gar keine Lust mehr<br />

auf dieses Abenteuer,<br />

aber mir entgegenkommende<br />

Wanderer, die den<br />

Weg schon hinter sich<br />

hatten, schwärmten von<br />

ihrer Wanderung. Und<br />

was diesen Baum betrifft,<br />

meinten sie, könne man<br />

ihn wirklich gut meiden.<br />

Ich beschloss also, weiterzugehen.<br />

Der Weg gibt dem Wanderer eine der seltenen Gelegenheiten,<br />

in das Ökosystem eines Mangrovenwaldes einzudringen.<br />

Normalerweise sind diese streng geschützt und<br />

nicht begehbar. Dort aber hat die zuständige Behörde mit<br />

viel Aufwand<br />

Stege in den<br />

feuchten<br />

Untergrund<br />

bauen lassen,<br />

so dass die<br />

Wa n d e r e r<br />

nicht nur<br />

nicht im Sumpf einsinken,<br />

sondern auch die zarten<br />

Sprösslinge nicht zertreten,<br />

die zur Aufforstung<br />

überall gepflanzt sind.<br />

Ganz zu schweigen von den<br />

unzähligen Krabben, die<br />

auf dem modrigen Grund<br />

herumeilen. An einigen Stellen hat man spektakuläre Aussichten,<br />

besonders abends gibt es herrliche Panoramen. Den<br />

gefährlichen Baum habe ich gut vermeiden können. Nur<br />

etwas mehr Wasservorrat hätte ich mitnehmen sollen.<br />

5. Tag: Der bois-lélé, ein Utensil,<br />

das der liebe Gott Martinique geschenkt haben muss<br />

An diesem Morgen<br />

hatte ich auf dem<br />

großen Markt von<br />

Fort-de-France eine<br />

Verabredung mit<br />

Alex Sophie. Jede<br />

Woche steht dieser<br />

gut gelaunte Mann<br />

von Montag bis<br />

Samstag an seinem<br />

Gewürzstand und<br />

gilt unbestritten als<br />

die gute Seele des<br />

Marktes. Er verkauft<br />

in der drückenden<br />

Hitze der Halle Gewürze,<br />

Vanille und<br />

eine Vielzahl von<br />

Punchs, jener typischen<br />

Mixgetränken<br />

von Martinique, die<br />

hier eine lange Tradition<br />

haben. Der<br />

bekannteste unter<br />

ihnen ist der Punch-coco. Um seinen Stand herum riecht<br />

es intensiv nach Zimt, Muskat und Vanille. Schon die<br />

Mutter von Alex hat ihn früher betrieben und ist heute<br />

diejenige, die zu Hause die Tradition fortsetzt und mit<br />

den Enkelkindern die Punchs für den Markt zubereitet.<br />

Ich bin aber nicht wegen der Gewürze zum Stand von<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Alex gefahren, sondern weil ich mir von einem ganz besonderen<br />

Gegenstand erzählen lassen wollte. Es handelte sich<br />

um den bois-lélé. « Den », so meinte Alex, « hat der liebe Gott<br />

nach Martinique gebracht ». Er<br />

flüsterte das geradezu ehrfürchtig,<br />

während er in seinen Händen<br />

ein langes Stück Holz hielt,<br />

das an einem Ende wie ein Stern<br />

gespreizt war. Es war ein Ast<br />

von einem wilden Baum, den es<br />

nur in den Wäldern von Martinique<br />

gibt, und auch dort nur<br />

im nördlichen Teil. Ganz früher<br />

hat man seine großen Äste beim<br />

Kochen benutzt, wenn man Kartoffeln<br />

stampfen oder in großen<br />

Suppentöpfen umrühren wollte.<br />

Heute werden nur noch die kleinen lélés<br />

benutzt, mit denen man einen Punch umrührt<br />

und die Zitronen darin ausdrückt.<br />

Beim Erzählen machte Alex die typische<br />

Handbewegung: Man nimmt den<br />

Stiel des lélé zwischen die Handballen und<br />

dreht ihn schnell hin und her. Mit dem<br />

sternförmigen Ende lässt sich auf diese Weise eine Flüssigkeit<br />

gut durchrühren. Als ich Alex dabei betrachtete,<br />

dachte ich bei mir, was für eine uralte Tradition in dieser<br />

Geste verkörpert ist und wie schade es wäre, würde das<br />

verloren gehen. Es gibt ja bereits die lélés aus Plastik. Was<br />

Alex davon hält, brauchte ich ihn gar nicht erst zu fragen.<br />

Eben hatte er mir ja noch mit wichtiger Miene erklärt,<br />

dass ein lélé idealerweise fünf oder sechs Zacken hat. Und<br />

dann verriet er mir noch ein echtes Geheimnis: Ein wirklicher<br />

lélé hat nämlich zwischen den Zacken noch eine<br />

Spitze, mit der<br />

man besonders<br />

gut die grünen<br />

Zitronen ausquetschen<br />

kann.<br />

Ohne Spitze sei<br />

es kein richtiger<br />

lélé, und ohne<br />

den könne man<br />

selbstverständlich<br />

niemals einen<br />

wirklichen Punch<br />

à la Martiniquaise<br />

zubereiten.<br />

6. Tag: Die versteinerte Steppe, eine Mondlandschaft<br />

Die Südostspitze von Martinique ist vor<br />

allem für ihre Strände berühmt. Über 20<br />

Kilometer reihen sie sich mit ihrem weißen<br />

Sand an dem türkisblauen Wasser aneinander,<br />

einer schöner als der andere. Der beste, hatte<br />

man mir gesagt, sei der Strand von Saline,<br />

der auch der größte von Martinique ist. Er ist<br />

aber auch, das habe ich erfahren müssen, der<br />

meistbesuchte. Über eine Million Menschen<br />

kommen jedes Jahr hierher. Aber Alex hatte<br />

mich vorgewarnt und mir den Tipp gegeben,<br />

den Strand sonntags zu meiden und ihn lieber<br />

am Abend<br />

aufzusuchen.<br />

So genoss ich<br />

doch eine stille<br />

Badestunde.<br />

So schön<br />

dieser Strand<br />

auch war, um<br />

wie viel wunderbarer<br />

war<br />

die Entdeckung,<br />

die ich<br />

etwas später<br />

zufällig machte.<br />

Ich war bis<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 21


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

zum südöstlichen Ende des Strandes gelaufen<br />

und hatte dort einen gut befestigten<br />

Wanderweg gesehen. Der führte mich<br />

in ein völlig unbekanntes Universum,<br />

die versteinerte Steppe. Hier gab es<br />

einmal einen Wald, der eines Tages bei<br />

einem der Vulkanausbrüche mit glühender<br />

Lava überströmt worden war.<br />

Die versteinerten Bäume ragten früher<br />

noch wie Gespensterhände in den<br />

Himmel, wurden aber später von skrupellosen<br />

Souvenirjägern abgebrochen<br />

und verschifft. Heute ist nur noch eine<br />

versteinerte Steppe übrig geblieben, in<br />

der hier und da ein Kaktus gedeiht.<br />

Der Kontrast zwischen dem Blau des<br />

Ozeans und dem Graubraun der Steine<br />

ist höchst beeindruckend.<br />

7. Tag: Die Habitation<br />

Anse-Latouche, wo sich<br />

Geschichte und Natur vereinen<br />

Wenn ich nur einen Ort auf Martinique besuchen könnte,<br />

ich würde diesen wählen. In ihm vereinen sich auf unnachahmliche<br />

Weise die Schönheit, die Geschichte und die<br />

Erneuerung von Martinique. Was die Geschichte betrifft,<br />

so findet man an diesem einsamen Ort im Nordwesten<br />

der Insel eine der ältesten Plantagen – oder habitation, wie<br />

man hier sagt – die seit 1643 Kaffee, Tabak, Kakao, und<br />

seit Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem Zucker und Rum<br />

produzierte. Sie wurde schnell zur größten auf der Insel. So<br />

enthält dieser Ort auch das soziale Gedächtnis von Martinique,<br />

denn auf der Plantage wohnten Sklaven, Arbeiter<br />

und Siedler. Beim Ausbruch des Vulkans Pelée 1902 wurde<br />

sie aber zum Großteil zerstört. Es blieb nicht mehr übrig als<br />

ein paar Maschinen und einige vom Lavastrom verschüttete<br />

Häuser.<br />

Für die Erneuerung von Anse-Latouche gab Jean-<br />

Philippe Thoze den Anstoß, eben jener, der auch den<br />

Garten von Balata ausgebaut hat. Er wollte den Ort durch<br />

das wiederbeleben, was für Martinique so typisch ist: die<br />

reiche Natur. Hier aber nicht wie in Balata durch eine üppige<br />

Vegetation, sondern durch eine, die sich langsam den<br />

Raum in den Ruinen erobert und den Ort trotzdem seine<br />

Geschichte erzählen lässt. Kakteen und Gräser sind hier<br />

die Herrscher. Die benötigen<br />

viel Zeit, um sich zu<br />

entwickeln. Demnächst<br />

sollen auch wieder Vögel<br />

und Schmetterlinge angesiedelt<br />

werden. Früher,<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Cap·Est<br />

Lagoon Resort & Spa<br />

« Ein Garten Eden,<br />

ganz der Ruhe<br />

gewidmet:<br />

Hier vereinen sich<br />

Gelassenheit, Luxus<br />

und Behaglichkeit …»<br />

« … eine wahre Perle<br />

unter den<br />

Urlaubsorten … »<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa<br />

97240 Le François<br />

Martinique<br />

Informationen :<br />

+33 1 53 75 22 37<br />

oder: booking@capest.com<br />

www.capest.com


Unterwegs in Frankreich Martinique<br />

vor dem Vulkanausbruch, hieß das Tal noch « Tal der<br />

Schmetterlinge ». Aber es wird wohl noch viel Zeit<br />

vergehen, eher dieser Name wieder zutreffen wird.<br />

Während ich mich umblickte und mit so manchem<br />

Besucher ins Gespräch kam, gefiel mir am<br />

meisten, dass die Erneuerung dieser habitation sowohl<br />

die Pflanzenfreunde als auch die Wanderer<br />

(es gibt schöne Wege in diesem Tal) und den Geschichtsinteressierten<br />

erfreut. Letzterer findet hinter<br />

manchem Baumstamm und unter den Blättern am Boden<br />

immer wieder Spuren aus vergangenen Zeiten.<br />

8. Tag: Die Habitation Clément, Rumdestille mit Präsidentenraum<br />

Natürlich konnte ich Martinique<br />

nicht wieder verlassen, ohne eine der<br />

Produktionsstätten für das Lokalgetränk<br />

überhaupt besucht zu haben: den<br />

Rum. Alle hatten berichtet, dass es etliche<br />

davon auf der Insel gebe. Aber die<br />

Habitation Clément ist ganz sicher die<br />

ungewöhnlichste unter ihnen. Einmal<br />

schon deswegen, weil die Destille einen<br />

wunderschönen botanischen<br />

Garten von 16<br />

Hektar Größe besitzt,<br />

in dessen Mitte ein<br />

altes kreolisches Haus<br />

thront, das denkmalgeschützt<br />

ist. Dieses<br />

Haus ist das einzige<br />

Gebäude aus dem<br />

18. Jahrhundert, das<br />

man auf Martinique<br />

besichtigen kann. Es<br />

ist vollkommen restauriert<br />

und mit Möbeln aus der damaligen Epoche<br />

bestückt. Außerdem lohnt sich eine Besichtigung<br />

der Destille, weil in ihren Lagern nicht nur hervorragende<br />

Rumsorten reifen, sondern man auch<br />

die schönen Hallen besichtigen kann. Außerdem<br />

beherbergt die Habitation Clément auch noch ein<br />

originelles Museum für moderne Kunst.<br />

Als ich das Ensemble besichtigte, waren die Angestellten<br />

gerade damit beschäftigt, alles für den Empfang<br />

des französischen<br />

Ku l t urministers<br />

Frédéric Mitterrand<br />

vorzubereiten,<br />

der ein paar Tage<br />

später die Insel<br />

besuchen würde.<br />

Der wusste sicherlich,<br />

dass er hier auf<br />

den Spuren seines<br />

berühmten Onkels,<br />

dem einstigen<br />

Staatspräsidenten<br />

François Mitterrand,<br />

wandeln würde. Der hatte dort nämlich 1991<br />

den US-amerikanischen Präsidenten George<br />

W. Bush getroffen. Dafür hatte man damals<br />

einen der Räume umgewandelt,<br />

um die beiden<br />

Präsidenten gebührend<br />

zu empfangen. Homère<br />

Clément, der die Habitation<br />

1887 gekauft<br />

hatte und einer der<br />

ersten farbigen Ärzte,<br />

Bürgermeister von Le<br />

François und schließlich<br />

auch Abgeordneter für<br />

Martinique war, hätte<br />

bestimmt gelächelt, wenn er vom Besuch der beiden Präsidenten<br />

in seinem Haus erfahren hätte.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Aus dem deutschsprachigen Raum gibt<br />

es keine Nonstopflüge nach Martinique.<br />

Air France bietet täglich Flüge von<br />

diversen Städten in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz via Paris<br />

zu dem Überseedepartement an. Die<br />

Anschlussflüge starten in Paris jedoch in<br />

Paris-Orly, so dass ein Flughafenwechsel<br />

notwendig ist, da die Air France-Flüge<br />

aus dem deutschsprachigen Raum in<br />

Paris-CDG landen. Außerdem bieten<br />

Air Caraibes und Corsair Flüge von Paris<br />

nach Martinique an. Der internationale<br />

Flughafen der Insel befindet sich östlich<br />

der Hauptstadt Fort-de-France.<br />

<br />

Das Fahren mit dem Mietwagen ist<br />

auf Martinique unproblematisch. Das<br />

Straßennetz ist gut ausgebaut und<br />

entspricht dem des französischen<br />

Mutterlandes.<br />

www.martiniquetourisme.com<br />

Comité Martiniquais du Tourisme<br />

Immeuble Le Beaupré<br />

Pointe de Jaham<br />

97233 Schoelcher<br />

Telefon: +596 5 96 61 61 77<br />

Büro Europa:<br />

2, rue des Moulins<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 77 86 00<br />

Les Jardins de Balata<br />

Route de Balata<br />

97234 Fort-de-France<br />

Telefon: +596 5 96 64 48 73<br />

www.jardindebalata.com<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich 9.00 – 17.00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

6,50 Euro, 10,00 Euro in Verbindung mit<br />

Habitation Anse-Latouche<br />

Habitation Anse-Latouche<br />

Von Saint-Pierre kommend am Eingang<br />

nach Carbet<br />

Telefon: +596 5 96 78 28 34<br />

www.jardindebalata.com<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich (außer Sonntagmorgen) 9.00 –<br />

13.00 Uhr & 14.30 – 18.30 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

10,00 Euro (inklusive Garten von Balata)<br />

Habitation Clément<br />

Domaine de l’Acajou,<br />

Am Ausgang von François in Richtung<br />

Saint-Esprit<br />

Telefon: +596 5 96 54 62 07<br />

www.habitation-clement.com<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich 9.00 – 17.30 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

7,00 Euro, Kinder unter 12 Jahren 4,00<br />

Euro<br />

Besichtigung dauert zweieinhalb<br />

Stunden inklusive Park, Lager, den<br />

Rumlehrpfad, das kreolische Haus und<br />

die abschließende Verkostung.<br />

2) Grand’ Rivière<br />

7) Anse-Latouche<br />

5) Fort-de-France<br />

1) Balata<br />

8) Habitation<br />

Clément<br />

LESETIPP<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />

Guadeloupe – Ein Stück<br />

Frankreich in der Karibik<br />

Endlose Re gen -<br />

wäl der, to sende<br />

Wasser fälle,<br />

schwefel um wog te<br />

Vulkane, brodelnd<br />

heiße Quellen oder doch lieber Kokospalmen,<br />

weiße Strände und smaragdgrünes<br />

Meer ge fällig? Guadeloupe lässt<br />

jedes Ur lauber herz höher schlagen. Eine<br />

Ent deckungsreise auf die karibische<br />

Schmet terlings insel mit ihren zwei<br />

aufregend schönen Seiten.<br />

4) Caravelle<br />

6) Savane<br />

3) Fonds<br />

Blancs<br />

Informationen zur Bestellung dieser und<br />

anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 25


Erleben Sie Frankreich mit einer Exklusiven<br />

Garantiert kleine<br />

Reisegruppen<br />

(maximal 25 Personen)<br />

Besuchen Sie mit uns die schönsten Plätze Frankreichs, die wir Ihnen in den vergangenen<br />

Ausgaben unseres Magazins vorgestellt haben. Treffen Sie mit uns Menschen, die<br />

Ihnen einen neuen Blick auf das Land ermöglichen. Lassen Sie sich von unseren Reiseführern<br />

in Gegenden führen, die abseits der bekannten Touristenpfade liegen.<br />

Reise 1 Zauberhafte Provence<br />

Wo Wein, Lavendel und Olivenöl zum Alltag gehören 30. Juli - 6. August <strong>2011</strong><br />

1. Tag: Individuelle Anreise nach<br />

Basel Badischer Bahnhof. Weiterfahrt<br />

im deutschen Fernreisebus<br />

nach Bourg-en-Bresse.<br />

2. Tag: Fahrt nach Montelimar im<br />

Département Drôme. Besichtigung einer<br />

Nougat-Manufaktur mit Verkostung.<br />

Besuch eines Trüffelmuseums. Abschluss<br />

des Tages mit einer Weindegustation.<br />

Gegen Abend Ankunft am Standorthotel<br />

Safari in Carpentras und Abendessen<br />

im hoteleigenen Restaurant Hibiscus.<br />

3. Tag: Besuch des Lavendelmuseum<br />

von Coustellet. Fahrt in die Höhenlagen<br />

des Vaucluse zur Lavendelernte<br />

(je nach Witterungsverlauf) und<br />

Mittagessen. Besichtigung einer<br />

Destillerie. Rückreise nach Carpentras<br />

entlang des Mont Ventoux.<br />

4. Tag: Ausflug nach Avignon und<br />

Besichtigung der Brücke Saint-Bénézet<br />

und des Papstpalastes, anschließend<br />

Weinprobe. Am Abend Besuch der<br />

Opernfestspiele von Orange.<br />

5. Tag: Ausflug nach Marseille mit Besuch<br />

des Altstadtviertel Quartier du Panier.<br />

Gemeinsames Mittagessen mit den<br />

Chefredakteur von Frankreich erleben im<br />

berühmten Le Miramar. Rückfahrt über die<br />

Gärten der Färberpflanzen im Luberon.<br />

6. Tag: Ausflug nach Sénanque mit<br />

Besuch der Abbaye Nôtre-Dame, danach<br />

Weiterfahrt durch die Lavendelfelder zu<br />

den Ockersteinbrüchen von Roussillon.<br />

Zum Abschluss ein Bummel durch<br />

das romantische Dorf Gordes.<br />

7. Tag: Rückfahrt nach Deutschland<br />

mit Station in der Hauptstadt des<br />

Olivenöls, Nyon. Besichtigung einer<br />

Ölmühle mit Verkostung. Weiterfahrt und<br />

Übernachtung in der Alpenstadt Annecy.<br />

8. Tag: Rückkehr nach Basel, Badischer<br />

Bahnhof gegen 13.30 Uhr. Individuelle<br />

Heimreise per ICE oder Flug.<br />

UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />

• 1 x Halbpension mit Frühstücksbüffet<br />

im ***-Hotel in Bourg-en-Bresse<br />

• 5 x Halbpension mit Frühstücksbüffet<br />

im ***-Hotel in Carpentras<br />

• 1 x Übernachtung mit Frühstücksbüffet<br />

im ***-Hotel in Annecy<br />

• Unterbringung in Doppelzimmern<br />

mit Bad oder Dusche/WC<br />

• Fahrt ab/bis Basel Bahnhof<br />

im Fernreisebus<br />

• Alle Eintrittsgelder und<br />

Besichtigungen laut ausführlicher<br />

Reisbeschreibung<br />

• Mittagessen rund um das<br />

Thema Lavendel<br />

• Bouillabaisse-Mittagessen im<br />

Restaurant Miramar in Marseille<br />

• 3-Gang Abendessen in einem<br />

Restaurant in der Altstadt von Annecy<br />

• Durchgehende deutschsprachige<br />

Studienreiseleitung ab/bis Basel<br />

• Kompensationsbeitrag für die 100%<br />

klimaneutrale Gruppenreise<br />

• Preis pro Person im DZ 2090,00 Euro<br />

(EZ-Zuschlag 288,00 Euro)<br />

• Eigene An- und Abreise mit der<br />

Deutschen Bahn an / ab Basel<br />

• Oper „Rigoletto“ am 02.08.<strong>2011</strong><br />

60,00 - 250,00 Euro pro Person<br />

• Preis für Fluganreise auf Anfrage<br />

Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.


Ausführliche Informationen<br />

zu Reisen und Buchung:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

E-Mail: leserreisen@frankreicherleben.de<br />

Telefon: 08177-99 81 04<br />

Fax: 08177-99 81 06<br />

Reise 2 Languedoc-Roussillon<br />

Weinseliges Dreieck zwischen Nîmes, Perpignan und Carcassonne 8. - 15. Oktober <strong>2011</strong><br />

1. Tag: Anreise im Flugzeug nach<br />

Montpellier. Bustransfer in die<br />

Region von Narbonne zum Hotel<br />

Domaine de l’Hospitalet.<br />

2. Tag: Ausflug in den Naturpark von<br />

Narbonne und Besichtigung der Stadt.<br />

Nachmittags ausführliche Weinprobe<br />

in der Domaine de l'Hospitalet.<br />

3. Tag: Ausflug zu den Festungsanlagen<br />

von Carcassonne. Nachmittags<br />

Weinprobe. Abschließend<br />

Besuch der Zisterzienserabtei<br />

Sainte-Marie-de-Fontfroide.<br />

4. Tag: Besuch des mittelalterlichen<br />

Dorfes Saint-Guilhem-le-Désert.<br />

Mittagessen im ehemals befestigten<br />

Bauernhof Blancardy (12./13. Jh.).<br />

Weiterfahrt zur Grotte des Demoiselles<br />

mit der unterirdischen Cathédrale<br />

Souterraine. Am späten Nachmittag<br />

Ausflug nach Montpellier und<br />

Abendessen mit dem Chefredakteur<br />

von Frankreich erleben.<br />

5. Tag: Ausflug an die Côte Vermeille<br />

mit Süßweinverkostung. Besuch des<br />

Fischerdorfs Collioure mit Besichtigung<br />

des Espace Fauve. Nachmittags<br />

Weiterfahrt nach Perpignan und<br />

Besichtigung der Altstadt.<br />

6. Tag: Ausflug in die Mittelalterstadt<br />

Aigues-Mortes. Rundfahrt mit der<br />

Besucherbahn zu den Salzwiesen<br />

der Stadt. Fahrt durch die<br />

Carmargue zu den Stierzüchtern<br />

von Manade. Dort Besichtigung<br />

und Mittagessen. Nachmittags<br />

Weiterfahrt in die Römerstadt Nîmes.<br />

7. Tag: Ausflug nach Marseillan<br />

zum Wermut-Hersteller von Noilly<br />

Prat (Verkostung). Rundgang<br />

am Fischerhafen von Sète.<br />

Am Nachmittag Besuch bei<br />

Austernzüchter mit Verkostung.<br />

8. Tag: Transfer zum Flughafen von<br />

Montpellier und Rückflug via Paris.<br />

UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />

• Air France Linienflug ab MUC / FFM<br />

/ DUS via Paris nach Montpellier<br />

und zurück (weitere Abflughäfen<br />

auf Anfrage möglich)<br />

• Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />

• Rundreise im Reisebusbus ab/<br />

bis Flughafen Montpellier<br />

• 7 x Übernachtung mit<br />

Frühstücksbüffet im ***-Domaine<br />

de l'Hospitalet - Hôtel Restaurant,<br />

• Unterbringung in Doppelzimmern<br />

mit Bad oder Dusche/WC,<br />

Telefon und Farb-TV<br />

• 6 x 3 Gang-Abendessen im Hotel<br />

• Mittagessen auf einem<br />

Land- und Weingut<br />

• Besuch einer Stierzucht<br />

mit Leiterwagenfahrt und<br />

3-Gang Menü inkl. Apéritif<br />

• Besichtigung der Produktion mit<br />

anschließender Degustation<br />

der 3 verschiedenen Noilly<br />

Prat Apéritifsorten<br />

• Austernprobe und Besichtigung<br />

am Etang du Thau<br />

• Durchgehende deutschsprachige<br />

Studienreiseleitung ab/bis Montpellier<br />

• Kompensationsbeitrag für die 100%<br />

klimaneutrale Gruppenreise<br />

• Preis pro Person im DZ: 1990,00 Euro<br />

EZ-Zuschlag 215,00 Euro<br />

Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.


Unterwegs in Frankreich Caen<br />

Mémorial<br />

Ein Museum für den Frieden<br />

Das gibt es also auch: ein Museum nur für den Frieden. Das Mémorial von Caen zeigt seit<br />

nun fast 25 Jahren mit großem Aufwand, wie zerbrechlich dieser sein kann, und wie schwer<br />

es ist, ihn zu bewahren. Das Museum, das zu den meistbesuchten Frankreichs gehört, ist<br />

damit eigentlich ein Museum der Hoffnung.<br />

Am Stadtrand von Caen, dort wo Gewerbegebiete in<br />

Neubauviertel übergehen und wohin man sich als<br />

Tourist, sein Navigationsgerät verfluchend, höchstens<br />

einmal verirrt, befindet sich eines der meistbesuchten<br />

Museen Frankreichs. Zählt man nur die Museen außerhalb<br />

der Ile-de-France, hat sogar kein anderes Museum im Land<br />

so viele Besucher wie das Mémorial von Caen (im Jahr 2009<br />

fast 400.000).<br />

Auf einem weitläufigen Gelände mit akkurat geschorenem<br />

Rasen, um das herum sich viele Parkplätze gruppieren,<br />

erhebt sich ein nüchterner, quaderförmiger Bau, der<br />

auf dem ersten Blick gut in die moderne Architektur des<br />

Stadtrandes passt. Er könnte auch eines der großen Gewerbegebäude<br />

sein, die es hier gibt. Wären da nicht die zwölf<br />

Fahnenmasten vor dem Eingang (darunter auch einer mit<br />

deutscher Flagge) und vor allem die metallene Skulptur, die<br />

die Blicke auf sich ziehen. Die Skulptur ist weltbekannt,<br />

es ist jenes Kunstwerk des schwedischen Bildhauers Carl<br />

Fredrik Reuterswärd mit dem Titel « non-violence » (dt.<br />

keine Gewalt), von der Exemplare unter anderem auch vor<br />

der UNO in New York und im Garten des Kanzleramts in<br />

Berlin stehen. Dem riesigen Revolver, der auf den Besucher<br />

des Mémorials gerichtet ist, nimmt ein Knoten in seinem<br />

Lauf jegliche Bedrohlichkeit.<br />

Das Mémorial ist direkt über dem Bunker errichtet, in<br />

dem während des Zweiten Weltkrieges die französische<br />

Armee einen wichtigen Kommandostützpunkt hatte. Von<br />

hier aus wurde die Befreiung Frankreichs in der Schlacht<br />

um die Normandie mit organisiert. An der glatten Fassade<br />

des Eingangs steht in großen Buchstaben die Widmung geschrieben:<br />

« La douleur m‘a brisée, la fraternité m‘a relevée,<br />

de ma blessure a jailli un fleuve de liberté » (dt. Der Schmerz<br />

hat mich gebrochen, die Brüderlichkeit half mir wieder auf,<br />

aus meiner Verletzung entsprang die Freiheit). Sie stammt<br />

von dem Dichter Paul Dorey aus Caen, der mit diesen Zeilen<br />

seine Heimatstadt ehrte.<br />

Vor dem Eingang stehen die Besucher mit hoch aufgeregten<br />

Köpfen und versuchen die Inschrift zu erfassen. Es<br />

sind französische Schulklassen darunter, aber auch viele<br />

einzelne Touristen aus allen Ecken der Welt. Überall ist<br />

neben Französisch auch viel amerikanisches und britisches<br />

Englisch zu hören. Das Mémorial ist ein wichtiger Teil des<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Erinnerns und Gedenkens an die Kämpfe bei der Landung<br />

in der Normandie im Frühjahr 1944. So reisen auch viele<br />

der Veteranen und deren Angehörige nach Caen und<br />

mischen sich unter die jungen Franzosen, die mit ihren<br />

Schulen hierher kommen. Diese Mischung aus jungen und<br />

alten Besuchern und das Sprachgewirr geben einen sympathischen<br />

ersten Eindruck von dem Museumskomplex.<br />

Man betritt das Mémorial über eine großzügige Eingangshalle,<br />

deren Ende einen Blick auf die hinter dem<br />

Gebäude liegenden Gärten des Friedens gestattet. In der<br />

hohen Halle dominiert eine echte Hawker Typhoon, die an<br />

der Decke schwebt. Das britische Flugzeug war bei der Befreiung<br />

Frankreichs in der Normandie im Einsatz und trug<br />

damals wie heute die Farben der Royal Air Force.<br />

Zur großen Ausstellung « Guerre mondiale, Guerre<br />

totale » über den Zweiten Weltkrieg führt linker Hand ein<br />

Gang zum Beginn des Ausstellungsparcours. Der Besucher<br />

taucht hier ab in die dunkel gehaltenen Gänge und Hallen,<br />

die hauptsächlich über das Licht an den Exponaten erhellt<br />

werden. Allein diese Lichtgestaltung gibt dem Ganzen<br />

etwas Unheimliches und Bedrückendes. Vor allem aber ist<br />

es die spiralförmige Abwärtsbewegung, die der Besucher<br />

beim Abschreiten der Gänge vollzieht. Immer tiefer hinab<br />

geht es ins Dunkle, bis mit der untersten Ebene und den<br />

Exponaten zur Shoah und zum Rassenwahn der Nazis auch<br />

der symbolische Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte erreicht<br />

wird.<br />

Auf dem Weg dahin werden einige Kinosäle passiert, in<br />

denen Filme aus Originaldokumenten die Zusammenhänge<br />

der Ereignisse erklären. Überhaupt sind die Exponate sehr<br />

anschaulich. Uniformen, Nachbildungen von Gefechtsständen,<br />

Militärfahrzeuge und vieles mehr zeigen das Leben der<br />

Soldaten im Krieg, andere das Leben der Zivilbevölkerung.<br />

Ein guter Ansatzpunkt der Ausstellung ist außerdem, dass<br />

sie den Zweiten Weltkrieg im größeren geschichtlichen Zusammenhang<br />

erklärt und mit dem Abschluss der Versailler<br />

Verträge am Ende des Ersten Weltkrieges beginnt.<br />

Der Teil über die Befreiung Frankreichs und schließlich<br />

Europas durch die Landung in der Normandie endet mit<br />

dem Aufstieg hinauf zur Halle. Oben angekommen wirkt<br />

die helle, lichtdurchflutete Halle geradezu befreiend. Es ist<br />

nun nicht so, dass man – gerade als Besucher aus Deutschland<br />

– über die in der Ausstellung gezeigten Dinge nicht<br />

schon informiert wäre. Wirklich Neues erfährt man nicht.<br />

Aber dieses Hinabtauchen in das sprichwörtlich Dunkle ist<br />

eine geradezu körperliche Erfahrung, die beim Besuch des<br />

Mémorials einen großen Eindruck macht.<br />

Das Museum, das 1988 mit EU-Mitteln gebaut wurde,<br />

kommt vollkommen ohne staatliche Unterstützung<br />

aus und erwirtschaftet sein Budget allein. Nur für Symposien<br />

oder den Ankauf von Ausstellungsstücken stellt<br />

ihm die Stadt Caen Mittel zur Verfügung. So wurde das<br />

Mémorial 2010 um zwei Ausstellungsbereiche erweitert.<br />

Der eine widmet sich dem Fall der Mauer, einem in<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 29


Unterwegs in Frankreich Caen<br />

Linkes Bild: In die glatte Außenfassade wurde eine Widmung des Dichters Paul Dorey gemeißelt. Rechte Bilder: Die<br />

Vitrinenreihe, in der Grundsteine für das Museum ausgestellt sind, die aus den zwölf Ländern stammen, welche<br />

bei den Kämpfen in der Normandie beteiligt waren. S. 28: Die Skulptur des schwedischen Bildhauers Carl Fredrik<br />

Reuterswärd. S. 29: Die Außenansicht und die großzügige Eingangshalle des Museums. Seit 2010 wurde das<br />

Museum um einen Ausstellungsbereich erweitert, in dem sich alles um den Fall der Berliner Mauer dreht.<br />

Frankreich immer noch viel beachteten Ereignis der europäischen<br />

Geschichte. In der Ausstellung dazu kann man –<br />

natürlich – einen originalen Block der Berliner Mauer sehen<br />

und einige Ausstellungsstücke zum Leben in der DDR. Der<br />

zweite neue Museumsbereich ist wechselnden Ausstellungen<br />

vorbehalten, die im Jahresrhythmus konzipiert werden.<br />

So beherbergte das Mémorial die erste außeramerikanische<br />

Ausstellung zum 11. September und präsentierte über<br />

60 Exponate vom und zum Ground Zero in New York. 2009<br />

machte eine Ausstellung Furore, auf die in Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 23 schon hingewiesen wurde: die Kinder der Shoah.<br />

Ein ergreifendes Zeugnis des Lebens und Überlebens von<br />

Kindern in Hitlers Konzentrationslagern. Im vergangenen<br />

Jahr war der Kriegsverlauf an der russischen Front Thema.<br />

Für <strong>2011</strong> ist keine eigene Ausstellung geplant, dafür haben<br />

die Kuratoren 70 Prozent der Dauerausstellung erneuert.<br />

Im Gebäudeteil rechts von der Eingangshalle, in dem die<br />

Sonderausstellungen eingerichtet sind, gibt es seit einiger<br />

Zeit eine Ausstellung, die Zeitungskarikaturen aus aller<br />

Welt zum Thema Krieg und Frieden versammelt.<br />

Das Mémorial versteht sich nicht nur als Museum für<br />

Vergangenes, sondern will auch aktiv in die französische<br />

Gesellschaft hineinwirken, um künftige Generationen<br />

zu beeinflussen. Deshalb sind, neben der Galerie und der<br />

Ausstellung zu den Trägern des Friedensnobelpreises, die<br />

sich im Untergeschoss des Museums befinden, die Menschenrechte<br />

ein zentrales Thema der museumspädagogischen<br />

Arbeit. Jedes Jahr findet im großen, komfortablen<br />

Vortragssaal des Mémorials ein Wettbewerb sogenannter<br />

« Plädoyers für die Menschenrechte » statt. Er richtet sich<br />

zum einen an Schüler, die sich mit einem sprachlich und<br />

argumentativ soliden Vortrag in die Welt der öffentlichen<br />

Diskussion einfinden sollen. Wer hier gewinnt, dem winkt<br />

eine Reise zu den Vereinten Nationen nach New York mit<br />

dem Besuch einer UN-Debatte. Zum anderen wendet sich<br />

der Concours an Absolventen der juristischen Fakultäten<br />

des Landes, die zum Teil schon als Anwälte im Berufsleben<br />

stehen. Sie konkurrieren mit ihren rechtswissenschaftlichen<br />

Plädoyers tatsächlich wie in einem Gerichtsverfahren um<br />

die beste Argumentation und können als Preis eine Geldsumme<br />

erringen.<br />

Wenn man das Mémorial wieder verlässt, sollte man noch<br />

die links vor dem Eingang liegende steinerne Vitrinenreihe<br />

aufsuchen. Erst beim Näherkommen erkennt man, worum es<br />

sich dabei handelt. In den zwölf Vitrinen befindet sich jeweils<br />

ein Stein mit einer Inschrift. Es sind die Grundsteine, die aus<br />

zwölf Nationen für den Bau des Memorials zusammengetragen<br />

wurden. Es sind die zwölf Nationen, die bei den Kämpfen<br />

um die Landung in der Normandie beteiligt waren. Auch<br />

ein deutscher Stein ist dabei. Seine Inschrift trägt den ersten<br />

Artikel (Absatz 2) des Grundgesetztes. Der moosbewachsene<br />

norwegische Stein hat keine Inschrift. Doch die Leere ist<br />

eine sprechende. Die glatte, unberührte Oberfläche soll an<br />

die Verletzlichkeit des Lebens erinnern.<br />

Es ist schon beeindruckend, dass sich unter den zwölf<br />

Steinen auch ein deutscher befindet, und dadurch die ehemaligen<br />

deutschen Besatzer in das Erinnern einbezogen<br />

werden. Dass aber im Mémorial selbst alle Exponate mit<br />

je drei Beschreibungen versehen sind, nämlich auf Französisch<br />

und Englisch sowie auch auf Deutsch, ist ein an einem<br />

Ort wie diesem ein bemerkenswerter friedensstiftender Akt<br />

der Versöhnung.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Brest<br />

Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Caen über Belgien, Amiens und Hon fleur,<br />

aus Süd deutschland und Öster reich über<br />

Saarbrücken/Straßburg, Reims und Paris bzw.<br />

Amiens, aus der Schweiz via Dijon und Paris.<br />

Das Mé morial liegt am nördlichen Stadtrand<br />

unweit des Ring schnellweges von Caen und<br />

ist im Um kreis ausgeschildert.<br />

Caen …<br />

… Berlin 1.220 km<br />

… Köln 655 km<br />

… Wien 1.480 km<br />

… Hamburg 1.070 km<br />

… München 1.080 km<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

… Zürich 890 km<br />

Der Flughafen von Caen wird von Air France<br />

via Lyon an den deutschsprachigen Raum<br />

ange bun den. Direktverbindungen aus<br />

Deutsch land, Österreich und der Schweiz<br />

existieren nicht. Der nächste aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogene<br />

Flughafen ist in Paris.<br />

Aus dem deutschsprachigen Raum gibt es<br />

keine direkten Bahnverbindungen nach<br />

Caen. Die Stadt ist aber gut ans französische<br />

Bahnnetz angeschlossen. Aus Paris verkehren<br />

regelmäßig Intercités-Züge nach Caen.<br />

www.memorial-caen.fr<br />

Lesetipp für einen<br />

Ausflug in die Umgebung<br />

Landungsküste der Alliierten<br />

Mün dung breitet sich<br />

eine ge schwungene,<br />

sichel förmige Küste<br />

aus. An dieser Küste<br />

landeten 1944 die Saint-Malo<br />

Alli ierten und leiteten<br />

Lannion<br />

das Ende des Zweiten Dinard<br />

Weltkrieges ein. N12/E50 Seit her ist die « Landung<br />

in der Norman die » ein geflügeltes<br />

Saint-Brieuc<br />

Wort, N176/E401<br />

und man nennt man die Küste « Plages Dinan<br />

N12/E50<br />

du Débarquement » (dt. Landungsküste).<br />

N164<br />

Dieser Landstrich, der begrifflich so sehr mit<br />

Quimper<br />

Krieg in Verbindung steht, D768 ist jedoch von<br />

einer anrührenden Schönheit.<br />

N24<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

Informationen zur Bestellung dieser Vannes und anderer<br />

Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Quiberon<br />

N165/E60<br />

La Baule<br />

St. Nazaire<br />

<br />

Mémorial de Caen<br />

Esplanade Général Eisenhower<br />

14050 Caen<br />

Telefon: +33 (0)2 <strong>31</strong> 06 06 45<br />

Bis <strong>31</strong>. Dezember 2010: 9.30 –18.00 Uhr<br />

1. – 24. <strong>Januar</strong> <strong>2011</strong> geschlossen.<br />

25. <strong>Januar</strong> – 11. <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>:<br />

9.30 – 18 Uhr, montags Ruhetag<br />

11. <strong>Februar</strong> – 6. November <strong>2011</strong>:<br />

9.00 – 19.00 Uhr<br />

7. November – 24. Dezember <strong>2011</strong>:<br />

9.30 – 18.00 Uhr, montags Ruhetag<br />

26. Dezember – <strong>31</strong>. Dezember <strong>2011</strong>:<br />

9.30 – 18.00 Uhr<br />

Die Kassen schließen 75 Minuten vor Ende<br />

der Öffnungszeit.<br />

17,00 Euro, ermäßigt 15,00 Euro<br />

Familienkarte 45,00 Euro<br />

Kinder unter 10 Jahren kostenlos<br />

Audioguide auf Deutsch für 4,00 Euro<br />

erhältlich<br />

Zwischen der Halb insel Coten<br />

tin und der Seine-<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Rennes<br />

A83<br />

A84<br />

A11/E60<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

Nantes<br />

Saint-Lô<br />

A87<br />

Cholet<br />

Le Havre<br />

Honfleur<br />

A11/E501<br />

Caen<br />

Alençon<br />

Angers A86/E60<br />

A13/E46<br />

A1<strong>31</strong><br />

A28/E402<br />

Le Mans<br />

A29/E44<br />

Lassen Sie sich erobern !<br />

Rouen<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

zwei Boulogne Abteien<br />

eine Burg<br />

Wilhelm<br />

der Eroberer<br />

Das Museum<br />

Mémorial<br />

de Caen<br />

Ein<br />

Jachthafen<br />

A13/E5<br />

Orléans<br />

A10/E5<br />

A71/E9<br />

Fremdenverkehrsamt von Caen<br />

www.tourisme.caen.fr<br />

A10/E5-E60<br />

A28/E502 tourisminfo@ville-caen.fr<br />

Tours<br />

Jumièges<br />

Azay-le-Rideau<br />

A85<br />

Beauvais<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · <strong>31</strong><br />

Calais Dunkerque<br />

A16<br />

Amiens<br />

PARIS<br />

Arras<br />

A1/E1<br />

A6/E15<br />

Bourge


Unterwegs in Frankreich Montblanc<br />

Der Montblanc an der französisch-italienischen<br />

Grenze gilt als höchster Gipfel Europas. Ein Urlaub<br />

im Umkreis dieses majestätischen Berges verspricht<br />

pures Wintersportvergnügen. Sechs Dinge,<br />

die man bei einer Reise zum Dach des Kontinents<br />

nicht verpassen sollte.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Gondelfahrt auf die Aiguille du Midi<br />

Eigentlich sollte man lieber vom Montblanc-Massiv<br />

und nicht nur vom Montblanc sprechen, gruppieren sich<br />

um den Gipfel doch eine Reihe spektakulärer Bergspitzen,<br />

die alle zusammen zum gleichen Massiv gehören. Die<br />

stolzen 4.810 Meter des Montblanc werden von keinem<br />

anderen Gipfel in den Alpen überragt und lassen dem<br />

Berg nach allgemeiner Auffassung – es gibt den Streit,<br />

ob der höhere Elbrus im Kaukasus noch zu Europa zählt,<br />

oder schon zu Asien – die Ehre zukommen, die höchste<br />

Erhebung des Kontinents zu sein. Wer allerdings ganz<br />

nach oben auf den Montblanc will, sollte ein geübter und<br />

gut trainierter Bergsteiger sein.<br />

Für alle anderen gibt es eine nicht minder aufregende<br />

Alternative: eine Gondelfahrt auf die 3.842 Meter hohe<br />

Aiguille du Midi. Zwar ist die pittoreske Bergspitze knapp<br />

1.000 Meter niedriger als der Montblanc, doch diesen Höhenunterschied<br />

empfindet man als Besucher als gar nicht so<br />

groß. Außerdem bietet sich von dort oben ein einmaliger<br />

Panoramablick über die Alpen und ins Tal von Chamonix.<br />

Die Abfahrtsstation der Gondel liegt am südlichen Rand<br />

der Innenstadt von Chamonix. In dem erst 2008 von Grund<br />

auf sanierten Gebäude herrscht meist viel Trubel. Schließlich<br />

ist der Montblanc eine weltweit bekannte Sehenswürdigkeit<br />

und zieht entsprechend Besuchermassen von überall<br />

her an. Die Gondeln fahren in kurzen Abständen ab. Beim<br />

Kauf des Tickets bekommt der Besucher eine persönliche<br />

Abfahrtszeit zugeteilt. Die Wartezeit kann man sich in<br />

einem modernen Café mit angeschlossenem Souvenirshop<br />

ein wenig vertreiben.<br />

Die Gondelfahrt selbst ist in zwei Abschnitte unterteilt.<br />

Eine erste Gondel bringt die Besucher in acht Minuten<br />

vom 1.035 Meter hohen Chamonix zum 2.<strong>31</strong>7 Meter hohen<br />

Plan de l’Aiguille. Dort wechselt man die Kabine, um in<br />

einer spektakulären Weiterfahrt in wiederum acht Minuten<br />

bis auf die Aiguille du Midi zu gelangen. Es hört sich kühn<br />

an, aber das Kabel für den letzten Streckenabschnitt, das<br />

mehr als eine Tonne wiegt, wurde 1950 von Menschen auf<br />

den Gipfel getragen.<br />

Oben angekommen, erwartet einen ein unglaubliches<br />

Panorama mit einem 360-Grad-Blick. Die Bergstation mit<br />

ihren diversen Cafés und Aussichtsplattformen ist zwar<br />

ein wenig in die Jahre gekommen, aber das stört dank des<br />

einzigartigen Ausblicks niemanden. Allerdings merkt man,<br />

wie einem bei körperlicher Anstrengung das Atmen schwerer<br />

fällt und die Luft eisiger ist als im Tal. Schließlich befindet<br />

man sich auf einer Höhe von knapp 4.000 Metern.<br />

Im Sommer könnte man von der Aiguille du Midi mit<br />

der Gondel « Panoramic Mont-Blanc » weiter auf die italienische<br />

Seite zur 3.462 Meter hohen Punta Helbronner<br />

fahren. Im Winter ist diese Strecke jedoch geschlossen. Das<br />

macht aber gar nichts, denn die Aiguille du Midi ist bereits<br />

atemberaubend genug, der Blick auf den etwas weiter südwestlich<br />

liegenden Montblanc unvergesslich!<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 33


Unterwegs in Frankreich Montblanc<br />

Abfahrt im<br />

Vallée Blanche<br />

Das Vallée Blanche lässt die Herzen der meisten Skifahrer<br />

höher schlagen. Eine Abfahrt auf dieser 20 Kilometer<br />

langen unpräparierten Piste ist ein magisches Erlebnis,<br />

das man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Die<br />

Bergkulisse, die schimmernden Farben der Eisabbrüche<br />

und Gletscher, der unberührte Schnee – alles ist einfach<br />

perfekt, gerade an einem wolkenlosen Sonnentag.<br />

Aber Vorsicht, das Vallée Blanche ist nur etwas für<br />

geübte Skifahrer und definitiv nichts für Anfänger! Außerdem<br />

sollte man die Abfahrt nur mit einem Bergführer<br />

durchführen, da sie mit Risiken behaftet ist. Die größte<br />

Gefahr ist der Sturz in eine Gletscherspalte. Meistens<br />

sieht man diese nicht, da sie von einer mehr oder weniger<br />

stabilen Schneeschicht bedeckt sind. Es reicht manchmal<br />

aus, nur ein paar Meter von der Spur abzukommen,<br />

um eine böse Überraschung zu erleben.<br />

Wer aber sicher auf Skiern unterwegs ist und ein bisschen<br />

Abenteuerlust verspürt, sollte das Vallée Blanche<br />

nicht auslassen. Bereits der Anfang der Tour sorgt für<br />

einen puren Adrenalinschub: Von der Bergstation des<br />

Aiguille du Midi muss man sich über einen schmalen<br />

Pfad über Eis und Schnee am steilen Hang zur etwas<br />

niedriger gelegenen Piste begeben. Ein Abstieg, der es<br />

in sich hat. Aber keine Sorge: Der Bergführer seilt seine<br />

Schützlinge vorher an und das Gefühl danach, diesen<br />

schweren Weg gemeistert zu haben, ist wunderbar. Ganz<br />

zu schweigen von der Euphorie, wenn man nach der Abfahrt<br />

unten im Tal wieder ankommt.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Stadtbummel durch<br />

Chamonix<br />

Keine Frage, Chamonix ist « das » Tor zum<br />

Montblanc-Massiv, was bereits im Ortsnamen<br />

zum Ausdruck kommt, heißt die Kommune offiziell<br />

doch Chamonix-Mont-Blanc. Ein Besuch<br />

der Wintersportstation lohnt aber nicht nur wegen<br />

des majestätischen Blicks auf Europas höchsten<br />

Berg, sondern auch wegen des Ortes selbst.<br />

Denn anders als andere renommierte Skistationen<br />

in den französischen Alpen ist Chamonix<br />

eine gewachsene Gemeinde mit einer langen<br />

Tradition als Urlaubsort – und keine Retortenstadt.<br />

Im Jahre 1924 fanden hier die ersten<br />

Olympischen Winterspiele der Welt statt. Im<br />

Zentrum stehen bis heute einige schöne Bauten<br />

aus vergangenen Zeiten. Die Hauptfußgängerzone<br />

hat sogar etwas sehr Urbanes.<br />

Wahrscheinlich ist es gerade diese Mischung<br />

aus langer Tradition, schmuckem Ortsbild, einzigartigen<br />

Skipisten und dem Mythos des Montblanc,<br />

die dazu geführt hat, dass in den letzten Jahren<br />

immer mehr Urlauber aus Russland, Osteuropa,<br />

Indien, der Golfregion oder Brasilien den<br />

Weg nach Chamonix finden. Längst wurden<br />

diese « neuen Reichen » aus den wirtschaftlich<br />

aufstrebenden Ländern von den lokalen Tourismusmanagern<br />

als interessante Zielgruppe identifiziert,<br />

auf die man sich auch kulinarisch und<br />

kulturell einstellt. Denn im Gegensatz zu den<br />

traditionellen Besuchergruppen sind die neuen<br />

Gäste oftmals großzügiger mit dem Geld und<br />

gönnen sich eher exorbitant teure Hotelzimmer<br />

oder Skiausflüge mit dem Hubschrauber. So ist<br />

Chamonix auch ein Sinnbild der Globalisierung<br />

und der Montblanc könnte nicht nur als<br />

Dach Europas, sondern gar der Welt gelten.<br />

Das Gebirge<br />

im reinen Zustand<br />

DEN MONT-BLANC ERLEBEN<br />

Mario Colonel<br />

www.chamonix.com<br />

Vereinigung der Bergführer<br />

Tel. +33(0)4 50 47 76 55<br />

www.guides-mont-blanc.com<br />

Damit wir im Gebirge nur unsere<br />

Fußspuren hinterlassen<br />

Touristeninformation<br />

Maison de Saint-Gervais - 43 rue du<br />

Chamonix<br />

Mont-Blanc<br />

Mont-Blanc Verkehrsbüro<br />

74170 Saint-Gervais - Frankreich<br />

Tél. : +334 50 53 00 Tel. 24 +33(0)4 50 47 76 08<br />

Mail : info@chamonix.comwww.saintgervais.com<br />

© Crédit Photos : M. Colonel - Albert 1 er<br />

Cybergraph Chamonix 04 50 53 4810


Unterwegs in Frankreich Montblanc<br />

Mit der Zahnradbahn zum Mer de Glace<br />

« Meer aus Eis », schon der poetische Name verleitet<br />

zum Träumen. Rund 20 Minuten braucht die nicht mehr<br />

ganz junge Zahnradbahn vom eigenen Bahnhof in Chamonix<br />

bis zur Gare du Montenvers unweit des Mer de<br />

Glace. In dieser Zeit schlängelt sie sich in Form eines<br />

großen Z den Berg hinauf und überwindet dabei einen<br />

Höhenunterschied von knapp 1.000 Metern. Gebaut<br />

wurde sie bereits 1892, damals allerdings unter großen<br />

Protesten der Einheimischen, die die Verschandelung<br />

ihrer Heimat und die Zerstörung der Arbeitsplätze der<br />

Mauleseltreiber und Bergführer befürchteten. Heute<br />

würde in Chamonix dagegen niemand mehr auf diese<br />

Attraktion verzichten wollen.<br />

Einige Meter vor der Endstation passiert die Zahnradbahn<br />

das altehrwürdige Grand Hôtel du Montenvers,<br />

das bereits 1880, also einige Jahre vor der Bahn, eröffnet<br />

wurde. Doch trotz seiner malerischen Lage und der Tatsache,<br />

dass die Gäste heute nicht mehr mit dem Maulesel,<br />

sondern bequem mit der Zahnradbahn anreisen<br />

könnten, hat der große Hotelbetrieb leider nicht überlebt.<br />

Nur noch in den beiden Sommermonaten Juli und<br />

August stehen ein paar Gästezimmer zur Verfügung,<br />

die aber nicht mit dem Niveau eines klassischen Grand<br />

Hotels vergleichbar sind. In der übrigen Zeit haben in<br />

dem Hotelgebäude nur ein Restaurant, das für eine Verschnaufpause<br />

sehr empfehlenswert ist, und ein kleines<br />

Museum zur Geschichte des Ortes geöffnet.<br />

Die eigentliche Attraktion am Ende der Zahnradbahn<br />

ist aber auch nicht das<br />

Grand Hotel, sondern das<br />

Mer de Glace. Mit einer<br />

Fläche von 40 Quadratkilometern<br />

ist das der größte<br />

Gletscher Frankreichs. Von<br />

der Bergstation hat man einen grandiosen Blick auf dieses<br />

Eismeer, das an seinen Rändern in magischen Blau- und<br />

Grüntönen schimmert. Wer noch näher an den Gletscher<br />

herankommen möchte, kann seit 1960 mit einer Gondel<br />

zum Eis hinunterfahren. Dort unten sieht man auch sofort,<br />

welche Gefahr dem Gletscher droht: das Abschmelzen.<br />

Denn inzwischen kommt die Gondel längst nicht<br />

mehr direkt am Gletscher an, sondern man muss noch<br />

viele weitere Meter über Treppen nach unten steigen.<br />

Selbst wenn der Gletscher in seinem Zentrum noch eine<br />

durchschnittliche Dicke von rund 120 Metern aufweist,<br />

so werden es jedes Jahr drei bis vier Meter weniger – mit<br />

zunehmender Tendenz.<br />

Am Gletscher selbst wurde die Grotte de Glace<br />

eingerichtet. Ein kleines Höhlensystem, das in das Eis<br />

gehauen und mit Lichteffekten und Eisskulpturen ausgestattet<br />

wurde. Die Grotte ermöglicht es den Besuchern,<br />

den Gletscher von innen zu besichtigen. Allerdings ist<br />

die künstliche Inszenierung sicherlich nicht jedermanns<br />

Sache, ein Besuch also nicht unbedingt ein Muss. Ganz<br />

anders als der Blick auf das Mer de Glace von der Gare du<br />

Montenvers aus, den man unbedingt erlebt haben sollte.<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Skifahren am Brévent<br />

Im Umkreis des Montblanc gibt es viele<br />

Skigebiete, die sich lohnen. Neben dem Vallée<br />

Blanche sollte man aber vor allem nicht<br />

die Pisten des 2.525 Meter in die Höhe ragenden<br />

Brévent verpassen. Zwar ist dieses<br />

Skigebiet kein Teil des Montblanc-Massivs,<br />

sondern liegt genau auf der gegenüberliegenden<br />

Seite des Tals von Chamonix. Aber<br />

gerade dies erlaubt wunderbare Ausblicke<br />

auf den Montblanc. Außerdem sind die<br />

Pisten nicht so gefährlich wie das Vallée<br />

Blanche und stellen damit auch nicht ganz<br />

so hohe Anforderungen an den Skifahrer.<br />

Wenn sich mittags der Magen bemerkbar<br />

macht, sollte man nicht in die Berghütte<br />

auf dem Brévent, sondern lieber in die Bergerie<br />

de Planpraz an der Zwischenstation<br />

zwischen Tal und Gipfel einkehren. Der<br />

Andrang ist zwar meist sehr groß, das gute<br />

Essen entschädigt dafür aber für eventuelle<br />

Wartezeiten.<br />

Das Gebirge<br />

im reinen Zustand<br />

Mario Colonel<br />

Vereinigung der Bergführer<br />

Tel. +33(0)4 50 47 76 55<br />

www.guides-mont-blanc.com<br />

Damit wir im Gebirge nur unsere<br />

Fußspuren hinterlassen<br />

Maison de Saint-Gervais - 43 rue du Mont-Blanc<br />

Verkehrsbüro<br />

74170 Saint-Gervais - Frankreich Tel. +33(0)4 50 47 76 08<br />

www.saintgervais.com


Unterwegs in Frankreich Montblanc<br />

Entspannen in Saint-Gervais-les-Bains<br />

Natürlich tummeln sich im Winter auch in Saint-<br />

Gervais-les-Bains die Wintersporturlauber, doch wirkt<br />

der Ort ganz anders als eine klassische Skistation. Dies<br />

liegt zum einen sicherlich an der Lage. Saint-Gervaisles-Bains<br />

befindet sich nicht in einem engen Tal wie<br />

Chamonix, sondern malerisch am Hang an der weiten<br />

Schnittstelle mehrerer Täler. Von vielen Stellen im<br />

Ort fällt der Blick in die Ferne und auf die umliegenden<br />

Berggipfel, was ein Gefühl von Leichtigkeit und<br />

Freiheit hervorruft. Man « schwebt » über dem Tal und<br />

damit irgendwie auch über den Dingen.<br />

Außerdem werden in Saint-Gervais-les-Bains, wie<br />

der Ortsname bereits vermuten lässt, seit über einem<br />

Jahrhundert Kurgäste umsorgt. Dies spiegelt sich<br />

auch im gediegenen Ortsbild wider, das tatsächlich<br />

mehr wie ein Kurort als wie eine Skistation wirkt.<br />

Allerdings sucht man hier leider umsonst nach einem<br />

öffentlichen Thermalbad mit großer Saunalandschaft<br />

wie in vielen Kurorten Mitteleuropas. Die Therme<br />

des Ortes ist für « richtige » Kurgäste reserviert, die<br />

mit Anwendungen ihr Wohlbefinden verbessern wollen.<br />

Zum Ende des Winters, wenn der Hang im Sonnenlicht<br />

liegt, hat Saint-Gervais-les-Bains ein geradezu<br />

südländisches Flair. Während man sich in Chamonix<br />

noch wie im tiefsten Winter fühlt, meint man in<br />

Saint-Gervais-les-Bains bereits den Frühling zu spüren.<br />

Die Schattenseite davon ist jedoch, dass der Ort<br />

weniger schneesicher ist. Aber wen stört das schon,<br />

wenn der Montblanc nur wenige Kilometer im Rücken<br />

der Gemeinde liegt. Wer sich seinem Gipfeln nähern<br />

möchte, nimmt einfach die Tramway du Mont-Blanc.<br />

Wer dagegen genug vom Schnee hat, lässt sich durch<br />

den hübschen Ort treiben.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


aix<br />

Bruxel<br />

Liege<br />

Charlroi<br />

71/E11<br />

A4/E50<br />

Sens<br />

Epernay<br />

Der Pass aus dem schweizerischen A<strong>31</strong>/E21-E23<br />

Châlons-en-<br />

A35<br />

Wallis ist Champagne dagegen bei schlechten Téléphérique de l’Aiguille A4/E25 du Midi<br />

Straßen verhältnissen geschlossen.<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 22 75 A5/E35<br />

Nancy<br />

www.compagniedumontblanc.com<br />

Strasbourg<br />

nt-<br />

A75/E11<br />

re<br />

Auxerre<br />

<br />

Den Montblanc erreicht man aus<br />

Deutsch land, Österreich und der<br />

Schweiz über Genf und Sallanches. Bis<br />

wohl aber Chamonix und Saint-Gervais-<br />

kurz vor Chamonix Charleville-Mézières<br />

führt eine Autobahn. les-Bains.<br />

Die letzten Kilometer werden A4/E25 auf einer<br />

Luxembourg<br />

gut ausgebauten A34/E46 Schnellstraße mit impo<br />

santer Brückenkonstruktion zurück-<br />

Chamonix-Mont-Blanc<br />

Office de Tourisme de<br />

A26/E17<br />

gelegt, schließlich ist der Montblanc- 85, place du Triangle de l’Amitié<br />

Saarbrücken<br />

Tunnel eine wichtige europäische 74400 Chamonix-Mont-Blanc<br />

Reims<br />

A<strong>31</strong>/E21-E23<br />

Transit strecke. Entsprechend gut wird Telefon: A4 +33 (0)4 50 53 00 24<br />

Metz<br />

die Straße auch bei Schneefall A4/E50 geräumt. www.chamonix.com<br />

Montblanc …<br />

A26/E17 … Berlin 1.195 km<br />

… Köln 820 km<br />

Troyes<br />

… Wien 1.100 km<br />

… Hamburg 1.145 km<br />

… München 670 km Fahrscheine können bis zu 10 Tage<br />

A<strong>31</strong>/E21-E23<br />

… Zürich 360 km vorher im Internet Kayserberg gebucht werden.<br />

A5/E17-E54<br />

Der nächste große internationale Flughafen<br />

ist in Genf. Lufthansa, Austrian,<br />

Swiss und EasyJet bieten ab zahlreichen<br />

Städten im deutschsprachigen Raum<br />

Puy de Dôme<br />

Nonstop-Flüge in die Stadt an. Der<br />

A6/E15<br />

A<strong>31</strong>/E17-E21<br />

Flughafen von Annecy ist ähnlich weit<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

ent fernt, wird aus Dijon Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz A38 aber nicht ange<br />

flogen und Air France bietet nur<br />

Um steigeverbindungen mit Flug hafenwechsel<br />

in Paris an.<br />

Beaune<br />

A6/E15<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A72/E70<br />

Cluny<br />

Mâcon<br />

A6/E15<br />

Lyon<br />

Saint-Etienne<br />

A7/E15<br />

A42<br />

Valence<br />

A49/E713<br />

A51/E712<br />

Annecy<br />

France<br />

Der Montblanc ist natürlich nicht ans<br />

französische Zugnetz angeschlossen,<br />

France<br />

Hin- und Rückfahrt: 42,50 Euro,<br />

A35<br />

ermäßigt 34,00 Euro<br />

Colmar<br />

Freiburg<br />

Train du Montenvers<br />

A35/E25<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 22 75<br />

www.compagniedumontblanc.com<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Hin- und Rückfahrt: 25,00 Euro,<br />

Belfort<br />

Basel<br />

ermäßigt 20,00 Euro<br />

Le Grand Hôtel Restaurant du<br />

Besançon Montenvers<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 87 70<br />

Bern<br />

Téléphérique du Brévent<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 22 75<br />

Lausanne<br />

Genève<br />

Saint-Gervais<br />

A41/E712<br />

Albertville<br />

A430<br />

Chambéry<br />

Val d’Isère<br />

Grenoble<br />

A46/E70<br />

Chamonix<br />

Briançon<br />

Schweiz<br />

Montblanc<br />

Deutschland<br />

Italien<br />

Torino<br />

www.compagniedumontblanc.com<br />

Hin- und Rückfahrt: 25,00 Euro,<br />

ermäßigt 20,00 Euro<br />

La Bergerie de la Planpraz<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 05 42<br />

www.restaurants-altitude.com<br />

Office de Tourisme de<br />

Karlsruhe Saint-Gervais-les-Bains<br />

43, rue du Mont-Blanc<br />

Zürich<br />

Anzeige<br />

74170 Saint-Gervais-les-Bains<br />

Telefon: +33 (0)4 50 47 75 69<br />

www.st-gervais.net<br />

Tramway du Mont-Blanc<br />

Telefon: +33 (0)4 50 53 22 75<br />

www.compagniedumontblanc.com<br />

Hin- und Rückfahrt: 26,00 Euro,<br />

ermäßigt 20,80 Euro<br />

L’ADEAF<br />

L’Association pour le Développement de l’Enseignement de l’Allemand<br />

en France regroupe des professeurs d’allemand de tous<br />

niveaux. Elle est constituée de bureaux régionaux calqués sur les<br />

académies, et d’un bureau exécutif national.<br />

Son objectif inchangé depuis une trentaine d’année est de contribuer<br />

au développement de l’enseignement de l’allemand en<br />

France.<br />

L’ADEAF offre à ses membres une structure qui permet d’éviter<br />

de s’isoler, qui permet de partager ses expériences avec des collègues.<br />

Elle propose un ensemble de documents pour la promotion de<br />

la langue allemande, destinés aux enfants, aux parents, et aux différents<br />

acteurs de l’Education Nationale.<br />

Elle publie quatre bulletins par an organisés autour d’un thème<br />

(exemples : le film en cours, l’Autriche, Internet en cours, les sections<br />

européennes, l’enseignement dans les écoles primaires, les<br />

TPE et IDD, les expériences réussies, Deutsch mal anders…) et<br />

qui proposent des comptes rendus d’expériences concrètes : le<br />

bulletin se veut une espace de débat sur l’évolution de l’enseignement<br />

de l’allemand et une bourse d’idées.<br />

Elle gère un site Internet (www.adeaf.fr) qui constitue un outil<br />

unique d’échange d’informations et de compétences par le biais<br />

de documents mis en ligne, de forums, de liens, et aussi la liste<br />

de diffusion qui compte plus de 1.600 abonnés.<br />

C’est le portail Deutsch Fans (www.Deutsch-Fans.com), véritable<br />

centre de documentation virtuel sur les pays de langue allemande,<br />

qui s‘adresse à tous les publics dès le primaire et permet<br />

les recherches thématiques et les parcours les plus variés“.<br />

Gagnières<br />

A7/E15<br />

A51/E712<br />

ADEAF nationale<br />

18, rue du Camp de Cheval – F – 70000 FROTEY LES VESOUL<br />

Tel/Fax 00 33 (0)3 84 75 06 34<br />

Courriel : t.oudet@wanadoo.fr<br />

Pont du Gard<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Gordes<br />

Apt<br />

A51/E712<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 39


Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Das Ende der Welt<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Die Bretonen nennen den westlichsten Punkt Frankreichs<br />

« Penn ar Bed », was « Ende der Welt » bedeutet.<br />

Keine Frage, ein solcher Ort flößt Respekt ein. An der<br />

Pointe du Raz im Departement Finistère fällt das französische<br />

Festland über eine bis zu 72 Meter hohe Steilküste<br />

in den Ozean. Wo die Wellen unaufhörlich an die<br />

Felsen klatschen, lockt ein majestätisches Kap, das jeden<br />

in seinen Bann zieht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 41


Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />

Oben: Das moderne Eingangsgebäude. Unten: Die Statue<br />

Notre-Dame-des-Naufragés und der gut ausgebaute Weg zur<br />

Pointe du Raz. Rechte Seite: Ein Pfad folgt dem Küstenverlauf<br />

von der Pointe du Raz zurück in Richtung Südosten. S. 40/41: Blick<br />

vom äußersten Punkt der Pointe du Raz in Richtung Amerika.<br />

Lange Zeit habe ich mich damit begnügt, mir die<br />

Pointe du Raz in meiner Fantasie auszumalen. Dorthin<br />

zu fahren, habe ich bisher nicht geschafft. Das<br />

mag verwundern, da ich als Nantais, also als Einwohner der<br />

Stadt Nantes, quasi in der Nachbarschaft lebe. Aber die Bretagne<br />

ist keine Region, die man zufällig bereist, die man<br />

zwangsläufig durchfährt. Erst recht nicht ihren westlichsten<br />

Punkt, « La Pointe », wie wir hier kurz sagen. Nein, eine Reise<br />

zur Pointe du Raz ist eine Reise in eine Sackgasse, die<br />

man ganz bewusst unternehmen muss. Bisher habe ich mir<br />

die Zeit für eine solche Fahrt schlicht nicht genommen.<br />

Mein Wissen über dieses außergewöhnliche Kap beschränkt<br />

sich also auf die Geschichten, die man mir darüber<br />

erzählt hat, und die Bilder, die ich davon gesehen habe. Ich<br />

erinnere mich vor allem an das Jahr 1981. Damals machte<br />

die Pointe du Raz landesweit Schlagzeilen. Man wollte dort<br />

ein Kernkraftwerk errichten. Doch der damalige Präsidentschaftskandidat<br />

François Mitterrand sprach sich gegen dieses<br />

Vorhaben aus. Er wurde gewählt und der Atommeiler<br />

zum Glück niemals gebaut. Das Kap konnte seine natürliche<br />

Schönheit bewahren.<br />

Nun bin ich bereits über 40 Jahre alt und niemals am<br />

französischen Ende der Welt gewesen. Doch seit einigen<br />

Monaten kreisen meine Gedanken immer mehr um einen<br />

möglichen Besuch. So schlage ich meiner Frau und meinen<br />

Kindern vor, in Richtung Westen aufzubrechen. Die<br />

Begeisterung der Familie ist groß. Am nächsten schönen<br />

Wochenende machen wir uns bereits auf den Weg.<br />

Nachdem wir einige Zeit unterwegs sind und gerade<br />

an Quimper, der letzten Stadt vor dem Kap, vorbeifahren,<br />

amüsieren wir uns damit, uns gegenseitig zu erzählen, wie<br />

wir uns die Pointe du Raz vorstellen. Dabei sind wir uns<br />

alle einig, dass es sich um einen sehr trockenen, unwirtlichen<br />

Flecken Erde handeln muss, wo Büsche und Bäume<br />

kaum eine Chance zum Überleben haben und wo ein aufgewühlter<br />

Ozean und ein heftiger Wind für ein beständiges<br />

Grundrauschen sorgen. Meine Frau Martine ist außerdem<br />

fest davon überzeugt, dass das Kap von Touristen überlaufen<br />

sein muss, so dass man sich kaum wie am Ende der Welt<br />

vorkommen wird.<br />

Als wir schließlich an unserem Ziel ankommen, sehen<br />

wir zu unserem Erstaunen zunächst einen riesigen<br />

Parkplatz. Martine frohlockt bereits, dass ihre Vorhersage<br />

stimmen würde, und sieht in ihrer Fantasie eine lange<br />

Autoschlange vor sich, die um die letzten freien Parkplätze<br />

kämpft. Doch ganz so wird es nicht. In weniger als fünf<br />

Minuten passieren wir die Schranke, stellen unser Auto auf<br />

dem gar nicht überfüllten Parkplatz ab und machen uns zu<br />

Fuß auf den Weg zum Kap. Hinweisschilder zur Pointe du<br />

Raz zeigen uns die Richtung. Die Wege sind sehr adrett<br />

angelegt. Unsere Kinder toben vor uns her. Alles wirkt sehr<br />

friedlich und gar nicht respekteinflößend, wie wir dachten.<br />

Nach ein paar Minuten gelangen wir zum eigentlichen<br />

Eingang, der Maison de la Pointe du Raz. In dem Gebäude<br />

wird eine Ausstellung über das Kap und sein Ökosystem<br />

gezeigt. Wir sind allerdings zu ungeduldig, endlich an der<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 43


Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Pointe du Raz selbst anzukommen,<br />

um hier lange zu verweilen. Hinter<br />

dem Gebäude gibt es eine Reihe von<br />

Bars, Restaurants und Boutiquen,<br />

zum Glück eher diskret und – vor dem<br />

Wind geschützt – in einem Halbkreis<br />

gebaut. Die Kinder sind den süßen<br />

Verlockungen wie Eis oder Crêpes<br />

noch nicht erlegen, was auf der Rücktour<br />

aber anders sein wird.<br />

Von der Maison de la Pointe du Raz<br />

gibt es zwei Möglichkeiten, das Kap zu<br />

erreichen. Entweder man nimmt den<br />

kostenlosen Shuttle oder man läuft<br />

die letzten Meter bis ans Ende der<br />

Welt zu Fuß. Wir wählen nach kurzer Abstimmung den<br />

Fußmarsch. Der Weg ist wiederum sehr bequem angelegt.<br />

Wir hätten für unsere Kleine sogar den Buggy mitnehmen<br />

können. Doch sie läuft vergnügt mit ihren beiden größeren<br />

Brüdern mit.<br />

Nach rund 20 Minuten stehen wir schließlich vor der<br />

berühmten Statue Notre-Dame-des-Naufragés. Wir setzen<br />

uns zu ihren Füßen und kommen mit einer bretonischen<br />

Touristin, Huguette, ins Gespräch, die sich ebenfalls am<br />

Sockel der Statue ausruht und nicht zum ersten Mal hier zu<br />

sein scheint. Sie erzählt uns, dass die Statue aus elf Tonnen<br />

Marmor besteht und dass sie seit über 100 Jahren über die<br />

Seefahrer wacht. Sie klärt uns auf, dass sie nicht – wie man<br />

schnell vermuten könnte – wegen einer Serie von Schiffsuntergängen,<br />

sondern aufgrund einer wirtschaftlichen<br />

Krise der Sardinenfischerei errichtet wurde. Seitdem steht<br />

sie stolz am Ufer, dem Festland den Rücken zugewandt, als<br />

wolle sie damit den Widrigkeiten des weiten Ozeans besser<br />

trotzen.<br />

Während wir noch mit Huguette plaudern, sammeln<br />

die Kinder bereits fleißig Steine, um das nachzuahmen, was<br />

viele Besucher schon vorgemacht haben. Kleine, mehr oder<br />

weniger stabile Türme aus Steinen zu bauen. Unsere neue<br />

Bekannte erklärt uns, dass niemand weiß, woher dieser<br />

Brauch kommt, dass es aber schon fast eine obligatorische<br />

Geste eines jeden Besuchers sei. Mich erinnert das an Rituale<br />

tibetischer Mönche. Es scheint fast so, als wollten die<br />

Menschen damit einen Wunsch verbinden, der durch diese<br />

Steinsäulen zum Ausdruck gebracht werden soll.<br />

Huguette erzählt uns außerdem, dass diese äußerste<br />

Spitze Frankreichs früher in privater Hand war. Viele Bretonen<br />

aus Plogoff hatten hier ein Stück Land, auf dem sie<br />

ihre Kühe grasen ließen. Erst 1988 kaufte eine öffentliche<br />

Einrichtung, das Conservatoire du Littoral, die Grundstücke<br />

auf, um das Kap zu schützen. Es steht nun unter Naturschutz<br />

und gilt als ein « Grand site de France ». Seitdem hat<br />

sich auch die Flora wieder erholt, wozu auch das Anlegen<br />

von Wegen beigetragen hat, das die Besucherströme in geordnete<br />

Bahnen lenkt.<br />

Wir verabschieden uns von der freundlichen Frau und<br />

gehen die letzten Meter des Weges weiter nach Westen. Nun<br />

Erwecken Sie Ihre Sinne am Ende der Welt:<br />

Das Hotel Restaurant KERMOOR & SPA lässt all Ihre<br />

Sinne tanzen: Schmecken Sie die Würze des Ozeans,<br />

schöpfen Sie neue Energie aus der Gischt und erleben<br />

Sie die Magie des Ortes Pointe du Raz.<br />

KERMOOR & SPA ** Hotel Restaurant<br />

Route de la Pointe du Raz<br />

18 Plage du Loch · 29770 Plogoff<br />

Tel: ++49 298 706206 · Fax: ++49 298 703269<br />

www.kermoor-audierne.com<br />

E-Mail: kermoor.h.rest@wanadoo.fr<br />

liegt das Kap vor uns. Der angelegte<br />

Weg hört auf, nur ein steiniger Pfad<br />

führt noch weiter. Wir müssen uns<br />

eingestehen, dass unsere Vorstellung<br />

von der Pointe du Raz, so wie wir sie<br />

uns im Auto gegenseitig beschrieben<br />

haben, nur zum Teil zutrifft. Zumindest<br />

an diesem sonnigen Sommertag<br />

ist das Kap weniger sturmumtost und<br />

wild, wie man sich das für das Ende<br />

der Welt vorstellt, auch wenn das Meer<br />

beständig gegen die Felsen klatscht.<br />

Trotzdem ist der Ort nicht weniger<br />

beeindruckend. Die steilen Felsen und<br />

der rutschige Boden flößen Respekt<br />

ein und mahnen zur Vorsicht.<br />

Instinktiv greifen wir uns die Kinder. Aber sie selbst<br />

Oben: An der Statue Notre-Dame-des-Naufragés bauen<br />

die Besucher kleine Türme aus Steinen. Niemand weiß,<br />

wie es zu diesem Brauch kam. Unten: Ein Schild warnt<br />

vor dem Weitergehen. Linke Seite: Setzt man seinen<br />

Weg zur äußersten Spitze trotzdem fort, führt der Pfad<br />

manchmal gefährlich nahe am Abgrund vorbei.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 45


Unterwegs in Frankreich Bretagne<br />

wirken angesichts dieses überwältigenden Anblicks wie<br />

gelähmt und sind froh, nicht weitergehen zu müssen. Ein<br />

Reiseführer mit einer kleinen Gruppe kommt uns entgegen.<br />

Er berichtet, dass man noch ein wenig weiter gehen könne,<br />

dass dies aber mit Kindern gefährlich sei. Martine gibt mir<br />

zugleich zu verstehen, dass sie auf keinen Fall weitergehen<br />

möchte. Sie leidet ohnehin unter Höhenangst und kennt<br />

ihre Grenzen. Sie spürt aber meine Neugierde und bietet<br />

mir an, alleine den Weg fortzusetzen, natürlich ausgerüstet<br />

mit dem Fotoapparat. Sie will mit den Kindern zurückbleiben.<br />

So befinde ich mich kurz danach alleine hinter einem<br />

Warnschild mit der Aufschrift « Hinter dieser Grenze bewegen<br />

Sie sich auf eigenes Risiko auf einem unfallträchtigen<br />

Terrain, auf dem das Fortkommen schwierig ist ». Ich<br />

merke, wie die Konzentration auf meine Schritte unweigerlich<br />

zunimmt. Doch während bei nassem und stürmischem<br />

Wetter die Gefahr zu verunglücken nicht zu unterschätzen<br />

ist, kann man sich bei gutem Wetter als erwachsener, gesunder<br />

Mensch den Pfad durchaus zutrauen. Allerdings sollte<br />

man keine Höhenangst haben. Der Weg führt immer wieder<br />

an Stellen vorbei, an denen die Felsen direkt und ohne<br />

jeglichen Schutz ins Meer stürzen, besonders am « Enfer de<br />

Plogoff », einer Art Höhle, in der die Wellen einen tosenden<br />

Strudel bilden. Vorsicht ist also geboten.<br />

Doch nach weiteren zwanzig Minuten werde ich für<br />

meine Abenteuerlust mehr als belohnt. Ich bin am äußersten<br />

Zipfel dieses Endes der Welt angekommen. Was für ein<br />

berauschendes Gefühl! Vor mir liegt nur noch ein Leuchtturm<br />

auf einem Felsen im Meer, der Phare de la Vieille,<br />

und die winzige Ile de Sein. Ich sehe, wie links von mir<br />

ein Paar die Felsen hochsteigt. Ich beschließe, ihrem Weg<br />

nachzugehen, und entdecke eine tolle « Aussichtsplattform »<br />

auf einem Felsvorsprung. Ich setze mich hin und genieße<br />

das majestätische Panorama. Ab und zu kommt ein Boot<br />

vorbei und passiert das Kap. Die Zeit vergeht, ohne dass ich<br />

es überhaupt merke.<br />

Es ist eine SMS, die mich aus meinen Tagträumen holt.<br />

« Ist alles in Ordnung? Wann kommst Du zurück? Wir<br />

warten an der Maison de la Pointe du Raz auf Dich und<br />

essen Crêpes. Bisous », steht darin geschrieben. Martine<br />

wartet bereits auf mich, was ich sehr gut verstehen kann.<br />

Ich kann es auch kaum erwarten, sie und die Kinder wiederzusehen<br />

und ihnen von meinen Eindrücken von diesem<br />

ganz besonderen Ort zu erzählen. Zum Glück habe ich den<br />

Fotoapparat dabei, was mir das Berichten leichter machen<br />

wird. Denn wie ich später merke, ist es nicht ganz einfach,<br />

die passenden Worte für das zu finden, was man an der äußersten<br />

Spitze der Pointe du Raz empfindet.<br />

Erstes und zweites Bild oben: An der leicht zugänglichen<br />

Aussichtsplattform der Pointe du Raz. Dahinter beginnt<br />

der schmale Pfad zur äußersten Spitze. Unten: Ein<br />

kleines Segelboot passiert das Kap. Aufgrund der<br />

starken Strömungen ein mutiges Unterfangen.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Die Pointe du Raz erreicht man aus<br />

Norddeutschland entlang der Autobahn<br />

am Ärmelkanal via Amiens, Le<br />

Havre, Caen, Rennes und Lorient bzw.<br />

aus Süddeutschland, Österreich und<br />

der Schweiz über den Osten Frankreichs,<br />

Paris, Le Mans, Rennes und<br />

Lorient. Von Quimper aus führt die D765<br />

und D784 zur Pointe du Raz.<br />

Pointe du Raz …<br />

… Berlin 1.675 km<br />

… Köln 1.110 km<br />

… Wien 1.855 km<br />

… Hamburg 1525 km<br />

… München 1.455 km<br />

… Zürich 1.235 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Quim per.<br />

Air France bietet aus dem deutschsprachigen<br />

Raum Verbindungen mit<br />

Umsteigen in Paris dorthin an, aller dings<br />

muss dafür in der Seine-Metro pole<br />

der Flughafen gewechselt wer den.<br />

Alternativ fliegt Air France auch Brest an.<br />

Nonstop-Verbindungen aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz in die<br />

Bretagne existieren nicht.<br />

Die Pointe du Raz ist nicht ans französische<br />

Bahnnetz angeschlossen. Der<br />

nächste größere Bahnhof ist in Quimper,<br />

wohin der TGV aus Paris viereinhalb<br />

Stunden benötigt.<br />

www.pointeduraz.com<br />

Maison de la Pointe du Raz<br />

Telefon: +33 (0)2 98 70 67 18<br />

<br />

Im Sommer und in den Schulferien ist<br />

das Parken kostenpflichtig. Die Parkgebühren<br />

erlauben aber die kostenlose<br />

Be nutzung des Shuttles zur Pointe du<br />

Raz. In den anderen Zeiten ist der Parkplatz<br />

kostenlos. Es fährt dann aber auch<br />

kein Shuttle.<br />

<br />

Auch die Ile de Sein lässt sich erkunden.<br />

Die Boote von zwei Reedereien fahren<br />

das ganze Jahr über in Audierne-Plage<br />

ab.<br />

<br />

Compagnie Penn Ar Bed<br />

Telefon: +33 (0)2 98 70 70 70<br />

Compagnie Armement Atlantique<br />

Telefon: +33 (0)2 98 70 21 15<br />

<br />

Crêperie du Loch<br />

Plage du Loch<br />

29770 Plogoff<br />

Telefon: +33 (0)2 98 70 36 26<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Brest<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

N164<br />

Lorient<br />

Quiberon<br />

Saint-Brieuc<br />

D768<br />

N24<br />

Vannes<br />

L<br />

LESETIPPs FÜR Ausflüge in die Umgebung<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />

Carnac, die mystische<br />

Aura von Hinkelsteinen<br />

Auf halber Strecke zwischen<br />

Nantes<br />

und Brest<br />

liegt an der<br />

b re to n i s c h-<br />

en Süd küste<br />

der beliebte<br />

Badeort Carnac.<br />

Doch der Ortsname steht für mehr<br />

als nur simples Badevergnügen. Denn<br />

nördlich der Gemeinde befindet sich<br />

eine der großartigsten Ansammlungen<br />

von Menhiren in ganz Europa. Der<br />

Umstand, dass die genaue Bedeutung<br />

dieser Steinreihen bis heute nicht<br />

abschließend geklärt werden konnte,<br />

verstärkt die Anziehungskraft dieser<br />

sonderbaren Sehenswürdigkeit.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />

Halbinsel Quiberon,<br />

rauer Westen, sanfter<br />

Osten<br />

Wie ein<br />

schmales<br />

Band zieht<br />

sich die Halbinsel<br />

Qui beron<br />

in den<br />

Atlantischen<br />

Ozean. Es ist ein Stück Bretagne wie<br />

aus dem Bilderbuch – mit einer felsigen<br />

und wilden Küste, schmucken Orten<br />

mit regionaltypischen Häusern aus<br />

Granit stein und Booten in geschützten<br />

Buchten. Die Anzahl der Sonnenstunden<br />

im Jahr kann mit der Mittelmeerküste<br />

fast mithalten. Eine Reisereportage aus<br />

einem vermeintlichen Paradies an der<br />

bre to nisch en Südküste.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ile de Bréhat, die Insel<br />

ruft<br />

Wenn man Ruhe und<br />

Erholung<br />

sucht, sehnt<br />

man sich<br />

schnell<br />

nach einer<br />

einsamen<br />

Insel. Wer<br />

hat nicht schon einmal davon geträumt,<br />

weit weg der menschlichen Zivilisation,<br />

der Autos und der Abgase irgendwo<br />

sein vom Meer umspültes Refugium<br />

zu haben? Die Ile de Bréhat an der<br />

bretonischen Nordküste ist ein solches<br />

Sehnsuchtsziel. Es ist ein Königreich<br />

für Wanderer und Radfahrer mit einer<br />

dank des Golfstroms fast mediterranen<br />

Vegetation.<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 47


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Aus der Mitte<br />

entsprang ein Fluss<br />

Das Pariser Stadtviertel Butte-aux-Cailles<br />

Ein Publikumsmagnet ist das Viertel Butte-aux-<br />

Cailles ganz sicher nicht. Selbst die Pariser<br />

kennen den Stadtteil, in dem es wenige<br />

Sehenswürdigkeiten und keine schicken<br />

Boutiquen gibt, kaum. Wer auf dem Hügel<br />

des 13. Arrondissements im südlichen Paris<br />

wohnt, der sucht kein lebhaftes Großstadtgetümmel,<br />

sondern die geradezu dörflich<br />

ruhige Atmosphäre, die die Bewohner<br />

mit viel Sorgfalt zu bewahren suchen.<br />

Solange das eben noch geht.<br />

Butte-aux-Cailles erfüllt eigentlich keine Paris-Klischees.<br />

Gleichzeitig kommt man als Besucher nicht<br />

umhin, bei einem Spaziergang durch das Viertel an<br />

« Die fabelhafte Welt der Amélie » zu denken, dem Erfolgsfilm<br />

von Jean-Pierre Jeunet von 2001. Die junge Kellnerin<br />

einer typischen Bar von Montmartre, gespielt von Audrey<br />

Tautou, hätte sich bestimmt wohl gefühlt an den Hängen<br />

des kurz « Butte » (dt. Hügel) genannten Viertels. Sie hätte<br />

hier die charakteristische Atmosphäre des kleinstädtischen<br />

Paris gefunden, die in dem Film so romantisch gezeigt wird.<br />

Butte-aux-Cailles ist ein Viertel, in dem die Zeit stehen geblieben<br />

zu sein scheint. Kleine Stadthäuser mit Vorgärten<br />

wechseln sich mit schmalen, schattigen Gassen aus altem<br />

Kopfsteinpflaster ab, verwunschene Treppen führen den Hügel<br />

hinauf und enden an kleinen verschlafenen Plätzen.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Amélie hätte hier nicht die Maler und Karikaturisten<br />

gefunden, wie es sie in Montmartre an der Place du Tertre<br />

gibt, und auch nicht die unvermeidlichen Akkordeonspieler,<br />

die mehr oder weniger treffsicher die Melodien eines<br />

einst so populären, verruchten Montmartre spielen. Auch<br />

würde die verträumte junge Frau sicher bemerken, dass der<br />

Hügel von Butte-aux-Cailles nicht ganz so hoch ist wie der<br />

bei ihr zu Hause: Montmartre liegt auf 130 Metern Höhe<br />

über dem Meeresspiegel, während es Butte-aux-Cailles nur<br />

auf bescheidene 70 Meter bringt.<br />

Gefallen finden würde Amélie trotzdem an Butte-aux-<br />

Cailles, denn im Gegensatz zu der großen Schwester Montmartre<br />

ist der Stadtteil authentisch geblieben. Hier kennt<br />

man den Massentourismus noch nicht. Die Leute, die sich<br />

in den Straßencafés versammeln, sind meist Einwohner des<br />

Viertels. Die Kellner und Barbesitzer versuchen hier nicht,<br />

vorüberschlendernde Passanten in ihr Lokal zu ziehen, und<br />

es gibt auch keine motorisierte « Bimmelbahn », die für eine<br />

Stadtrundfahrt durch die Straßen zuckelt.<br />

In Butte-aux-Cailles fühlt man sich gleichzeitig wie in<br />

Paris und doch wie in einem Ort in der Provinz. Wie auf<br />

einer vergilbten Postkarte gibt es hier das Paris von früher,<br />

als in der Hauptstadt viele unabhängige Quartiere nebeneinander<br />

existierten, in denen sich die typischen Händler und<br />

Handwerker aneinanderreihten. Sie hießen Barbés, Bastille,<br />

La Goutte d’Or, Javel, Montmartre, Montparnasse, Monsouris,<br />

Pigalle, Vaugirard... Heute sind das die Stadtteile,<br />

die mit der Entwicklung von Paris ihr authentisches Flair<br />

kaum bewahren konnten. Wie anders ist es da Butte-aux-<br />

Cailles ergangen.<br />

Dem aufmerksamen Spaziergänger werden in und um<br />

der « Butte » die kleinen Metallplatten auffallen, die hier<br />

und da in den Boden eingelassen sind. Auf ihnen ist die<br />

Aufschrift: « ehemaliges Flussbett des Bièvre » zu lesen.<br />

Da es weiter keine Erklärung gibt, wird man wohl achselzuckend<br />

weitergehen und somit nicht erfahren, dass das<br />

Viertel ohne diesen Bièvre gar nicht existieren würde. Der<br />

Name Bièvre stammt vom lateinischen Wort für Biber, was<br />

auch erklärt, wieso ein solcher im Rathauswappen des 13.<br />

Arrondissements abgebildet ist. Das traurige Schicksal<br />

dieses Flusses, der für seine hervorragende Wasserqualität<br />

bekannt und nur deswegen auch für den Biber geeignet war,<br />

ist, dass er zunächst in einen Kanal umgewandelt wurde,<br />

dessen Wasser längst ungenießbar geworden war, und man<br />

ihn später schlechterdings zugebaut hat.<br />

Der Bièvre hat seine Quelle in den Yvelines, im Westen<br />

von Paris. Er schlängelte sich früher über 30 Kilometer<br />

durch die Landschaft, ehe er in Paris nahe des heutigen<br />

Gare d’Austerlitz in die Seine mündete. Im 15. Jahrhundert<br />

zog das gute Wasser des Bièvre – es war sehr klar und<br />

kaum kalkhaltig – eine flandrische Handwerkerfamilie an,<br />

die Gobelins. Sie ließen sich an seinem Ufer nieder und<br />

gründeten eine Färberei, aus der später die berühmte und<br />

prestigeträchtige « Manufacture de Gobelins » hervorging,<br />

die eben jene Wandtextilien produzierte, deren Bezeichnung<br />

später mit dem Familiennamen gleichgesetzt wurde.<br />

Oben: Bild aus vergangenen Tagen, als der Bièvre noch<br />

unter freiem Himmel durch das Viertel floss. Unten: Die Ente<br />

in der Passage Barrault passt perfekt zu diesem nostalgisch<br />

angehauchten Stadtteil. Linke Seite: Die Rue Buot.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 49


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Seit 2001 hinterlassen Künstler im Auftrag eines Stadtteilvereins<br />

Zeichnungen an den Mauern des Viertels, die an den<br />

heute unterirdischen Verlauf des Bièvre erinnern sollen.<br />

Die Gobelin-Familie wurde bald Lieferant des königlichen<br />

Hofes und schließlich auch Königliche Manufaktur, was<br />

bedeutete, dass die Gobelins Möbel und Kunstgewerbe für<br />

sämtliche königlichen Paläste Frankreichs lieferten.<br />

Der Erfolg der ersten Färberei am Bièvre fand viele<br />

Nachahmer und immer mehr Handwerker errichteten am<br />

Flussufer ihre Werkstätten. Mit der Zeit veränderte sich<br />

die Landschaft rund um die « Butte ». Während die ersten<br />

Wassermühlen am Biévre entstanden, zeugten auch die neu<br />

entstandenen Windmühlen auf dem Hügel für die handwerkliche<br />

Aktivität in der Region. Stiche aus der damaligen<br />

Zeit belegen das, ebenso mancher Straßenname des heutigen<br />

Paris. Die Rue du Moulin-des-Près zum Beispiel führt<br />

von Gentilly in das heutige Gobelins-Viertel (an der Grenze<br />

vom 5. und 13. Arrondissement). An der Nummer 12 der<br />

Rue de la Butte-aux-Cailles befand sich noch 1850 eine<br />

Windmühle und eine zweite nur ein paar hundert Meter<br />

entfernt in der Rue de l’Espérance.<br />

Ein anderer wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Viertel<br />

war der Kalkstein. Die Sedimente, die sich hier über Jahrtausende<br />

abgelagert hatten, erfreuten das Herz jedes Steinmetzes.<br />

Sehr bald war der Untergrund des Viertels, wie in<br />

vielen anderen Stadtteilen von Paris übrigens auch, in einen<br />

riesigen Steinbruch verwandelt: Gruben von 20 mal 30 Metern<br />

Umfang gab es überall.<br />

Trotz dieser halbindustriellen Entwicklung ging bis<br />

1850 die städtebauliche Entwicklung an Butte-aux-Cailles<br />

vollkommen vorbei, wenn man von den paar Holzhäusern<br />

absieht, die an den Steinbrüchen und Mühlen entstanden<br />

waren. Administrativ gehörte das Viertel zur Kommune<br />

von Gentilly. Erst 1860 wurde diese von Paris eingemeindet.<br />

Zu jener Zeit war die Gegend um den Hügel noch ein<br />

kleines Paradies. Dann aber entstanden mehr und mehr<br />

Werkstätten, Gerbereien und Färbereien und veränderten<br />

das ruhige Flussufer. Man sagt, die große Urbanisierung<br />

der Stadt nahm unter anderem auch hier ihren Anfang, wo<br />

in der Mehrzahl kleine Handwerker und Arbeiter wohnten.<br />

Die hatten mehr mit dem täglichen Überleben zu tun als<br />

mit der Bewahrung der Umwelt. Ganz in der Nähe, an der<br />

Place d’Italie, soll deswegen auch 1866 das erste Pferdeschlachthaus<br />

der Stadt eröffnet haben, weil die Bevölkerung<br />

das billige Fleisch besonders nachfragte. Der Hügel des<br />

Quartiers, der zum Symbol des armen Stadtteils geworden<br />

war, wurde mehr und mehr mit bescheidenen, einfachen<br />

Häusern bebaut, die häufig auf unsicherem Grund errichtet<br />

wurden. Zu seinen Füßen verwandelte sich der einst klare<br />

Bièvre in einen Schmutzwasser führenden offenen Kanal.<br />

Gleichzeitig war der Hügel im Laufe der Jahrhunderte<br />

Inspirationsquelle für so manchen Künstler. Er wurde von<br />

Douanier Rousseau gemalt, von Robert Doisneau fotografiert,<br />

von Balzac und Victor Hugo beschrieben. Letzterer<br />

widmete dem Fluss 18<strong>31</strong> ein eigenes Gedicht. « Bièvre »<br />

erschien in der melancholischen Sammlung « Les Feuilles<br />

d’Automne » (dt. Die Herbstblätter). Darin kontrastiert er<br />

die charmante Landschaft, wo die Sinne Erholung schöpften,<br />

mit der nahen gigantischen Stadt Paris, der ville fatale<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


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Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Die Straßenkreuzung der Rue de la Butte-aux-Cailles mit der Rue des 5 Diamants, einer der Hauptplätze des Viertels. Rechte Seite<br />

von links nach rechts: Schwimmbad von Butte-aux-Cailles, die kleine Gasse Villa Daveil, Tante-Emma-Laden im Herzen des Viertels.<br />

– die wie ein Vulkan die Menschenmassen verschlang und<br />

einen Skandal nach dem anderen ausspuckte. Der Bièvre<br />

wurde zum Symbol eines Garten Edens, der dem Profit einer<br />

galoppierenden Industrialisierung geopfert wurde.<br />

Tatsächlich hatte niemand Skrupel, die liebliche Landschaft<br />

nach Belieben in Anspruch zu nehmen. Kein Wunder,<br />

dass von dem klaren Wasser, das die Gewerke einmal angezogen<br />

hatte, nichts mehr übrig blieb. Jeder entledigte sich seiner<br />

Abfälle im Bièvre, wie es ihm passte, die Industrie genauso<br />

wie die Bewohner des Viertels. Die berühmte Manufaktur<br />

Gobelin soll sogar Studenten dafür bezahlt haben, dass sie in<br />

den Fluss urinierten. Man nahm an, dass das Flusswasser so<br />

noch besser für Gerbung und Färbung geeignet sei.<br />

Die Verschmutzung des Bièvre war zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts schließlich so verheerend, dass man sich aus<br />

Anlass des U-Bahn-Baus dafür entschied, den stinkenden<br />

Kanal einfach zu überdecken. Der Spaziergänger an der<br />

« Butte » hat jedoch auch heute noch einen Fluss unter seinen<br />

Füßen, der sich am Ende aber nicht mehr direkt in die<br />

Seine ergießt, sondern in der allgemeinen Kanalisation von<br />

Paris versickert.<br />

Aus der Vergangenheit einer fortschreitenden Industrialisierung<br />

bezieht das Quartier Butte-aux-Cailles heute allerdings<br />

seinen reizvollen Charme. Denn die einst intensive<br />

Nutzung des Erdbodens als Steinbruch verbietet es heute,<br />

größere Gebäude auf dem durchlöcherten Untergrund zu<br />

errichten. So kann man vom Hügel aus zwar die eher unansehnlichen<br />

Bürotürme an der Place d’Italie sehen, hat aber<br />

im eigenen Viertel nur einfache Gebäude mit ein oder zwei<br />

Stockwerken.<br />

An der « Butte » hat jedes Haus seinen Vorgarten. Die<br />

Villa « Petite Alsace » mit ihren roten Ziegeln und dem<br />

Fachwerk lässt an eine Kleinstadt in der Provinz denken.<br />

Beim Aufstieg hinauf auf den Hügel verstärken die kleinen<br />

Straßen und Gassen diesen Eindruck. Man sollte ruhig<br />

in die Straßen wie Rue Alphand, Rue Barrault, Passage<br />

Barrault, Rue Buot, Rue Michal und die Passage Sigaud<br />

hineinlaufen. Zwar mag man hier oder dort in eine Sackgasse<br />

geraten, aber verlaufen kann man sich in dem kleinen<br />

Viertel nicht. Man fragt sich eher, wie die Autos in diese<br />

schmalen Gassen überhaupt vordringen können. Nicht<br />

selten sieht man eine der alten Enten, also den legendären<br />

Citroën 2CV, die mit ihrem altertümlichen Design hervorragend<br />

zur Stimmung dieser Gegend passt.<br />

Die größte Kirche des 13. Arrondissements, Sainte-<br />

Anne-de-la-Butte-aux-Cailles, liegt an der Ecke der Rue<br />

de Tolbiac und der Rue Bobillot. Ihre Fassade wird von<br />

den Leuten liebevoll « Schokoladenfassade » genannt, da die<br />

Kirche von der in Frankreich sehr berühmtem Chocolatier-<br />

Familie Lombard gestiftet wurde. Das Zentrum des Viertels<br />

ist der hübsche dreieckige Platz oben auf der Hügelspitze,<br />

der von der Rue de la Butte-aux-Cailles verlängert wird.<br />

Auf diesem Platz hatte im Mai 1871 der General Valéri<br />

Wroblewski seine Artillerie Stellung nehmen lassen und<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


damit den Kommunarden Feuerschutz gegeben. So konnten<br />

sie während der blutigen Aufstände der Pariser Kommune<br />

Zeit gewinnen und sich auf die rechte Seine-Seite flüchten.<br />

Heute befindet sich in der Mitte des Platzes ein hübscher<br />

Springbrunnen. Er gehört zu den 108 Springbrunnen der<br />

Hauptstadt, die vor allem nach 1875 von Baron Haussmann<br />

angelegt wurden, um der Öffentlichkeit sauberes und kostenloses<br />

Trinkwasser zur Verfügung zu stellen.<br />

Etwas unterhalb der Place Paul Verlaine befindet sich<br />

die große, im Art-Déco-Stil errichtete « Öffentliche Badeanstalt<br />

von Butte-aux-Cailles ». Heute würde man das<br />

schlicht kommunales Schwimmbad nennen. Das Gebäude<br />

steht unter Denkmalschutz, sein Wasser wird seit 1903 aus<br />

582 Metern Tiefe aus dem Untergrund des Hügels an die<br />

Oberfläche gepumpt. So wird das Schwimmbad sommers<br />

wie winters mit Wasser einer hervorragenden Qualität<br />

versorgt, die an die von Heilbädern heranreicht. In Paris<br />

war das früher ein großer Luxus, denn 1922 zählte man<br />

in ganz Frankreich gerade einmal 20 ganzjährig geöffnete<br />

Schwimmbäder, sieben davon befanden sich in Paris. Zur<br />

gleichen Zeit waren es in Deutschland 1.362. Die Franzosen<br />

hatten also noch viel nachzuholen.<br />

Aus einem ganz anderen Grund war das Schwimmbad<br />

von Butte-aux-Cailles für die 1920er-Jahre eine kleine<br />

Revolution. Es war nämlich das erste, in dem der Besucher<br />

erst die Duschen aufsuchen musste, ehe er in das<br />

Schwimmbecken gelangte. Wenn man bedenkt, das nur<br />

wenige Jahrzehnte vorher das einst so reine Wasser des<br />

Bièvre-Flusses völlig verseucht worden war, ist es ein schönes<br />

Augenzwinkern der Geschichte, dass nun ausgerechnet<br />

in Butte-aux-Cailles solche Fortschritte in der öffentlichen<br />

Hygiene gemacht wurden. Noch heute ist das Schwimmbad<br />

eines der angenehmsten von ganz Paris. Auf dem Platz davor<br />

sprudelt aus einem modernen Brunnen das Wasser aus<br />

582 Metern Tiefe und wird offiziell als Trinkwasserspender<br />

genutzt. So sieht man die Bewohner des Viertels sich dort<br />

ihr Trinkwasser abfüllen und nach Hause tragen.<br />

Ein Stadtteilverein von Butte-aux-Cailles, der sich den<br />

hintersinnigen Namen « Lézarts de la Bièvre » gegeben hat<br />

– die Wortneuschöpfung spielt auf den Gleichklang von<br />

lézards (dt. Eidechsen) und les arts (dt. die Künste) an – fördert<br />

seit einigen Jahren die Kunst im öffentlichen Raum des<br />

Viertels. Mit Unterstützung der Pariser Stadtverwaltung<br />

wird jährlich ein namhafter Künstler beauftragt, den unterirdischen<br />

Verlauf des Bièvres zwischen 5. und 13. Arrondissement<br />

künstlerisch nachzugestalten.<br />

So sind seit 2001 an vielen Mauern des Viertels Arbeiten<br />

von bekannten und weniger bekannten Künstlern zu finden.<br />

Wenn ihre Kunstwerke an freier Luft zwar nach und<br />

nach verbleichen, sind sie doch ein schöner Anlass für einen<br />

Spaziergang entlang dieser Street-Art-Galerie unter freiem<br />

Himmel, auf die die Bewohner der « Butte » so stolz sind.<br />

Die Immobilienpreise in Butte-aux-Cailles steigen heute<br />

unaufhörlich. Es öffnen ständig angesagte Bars und Restaurants.<br />

Noch aber hat sich der Stadtteil sein eigenes Flair<br />

bewahren können. Das zieht einige Besucher an, auch die<br />

Jugend, die sich an den Sommerabenden auf dem Hügel<br />

versammelt. Zwar gibt es größere Immobilienprojekte, sie<br />

fügen sich aber gut in das Milieu des Viertels ein. Der Pariser<br />

Bürgermeister Bertrand Delanoë hat im Wahlkampf 2001<br />

sogar versprochen, den Flusslauf des Bièvre wieder zu öffnen.<br />

Ein Vorhaben, das sich mit geschätzten Kosten von 100 Millionen<br />

Euro als zu teuer herausgestellt hat. Dafür entschied<br />

man sich für ein Paket von kleineren Einzelmaßnahmen.<br />

Der Fluss soll nun an einigen wenigen Stellen wieder ans<br />

Tageslicht geführt werden. Bis dahin fließt er noch geduldig<br />

unter dem Pflaster von Butte-aux-Cailles und trägt so manches<br />

Geheimnis dieses Viertels mit sich fort.<br />

Das<br />

<br />

Viertel erstreckt sich im 13.<br />

Arrondissement zwischen dem<br />

Boulevard Auguste Blanqui im Norden,<br />

der Avenue d’Italie im Osten, der Rue<br />

de Tolbiac im Süden und der Rue de la<br />

Clacière im Westen.<br />

Piscine de la Butte-aux-Cailles<br />

5, place Paul Verlaine<br />

75013 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 89 60 05<br />

http://piscine.equipement.paris.fr<br />

Das Schwimmbad verfügt über drei<br />

Becken, zwei davon sind im Sommer<br />

gut besuchte Außenbecken.<br />

Die Öffnungszeiten variieren je nach<br />

Saison und Schulferien.<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

8. 9. 10 .<br />

7.<br />

1. 2. 3.<br />

4.<br />

14.<br />

6.<br />

18 .<br />

5.<br />

13 .<br />

11.<br />

19.<br />

12 .<br />

20.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 53


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Troglododo<br />

Wohnen in der Höhle<br />

Wenn man als Reisender nach einem Hotel sucht, hat man die<br />

Qual der Wahl: zwei Sterne oder lieber fünf, modernes Design oder<br />

lieber klassisches, zentrale Lage oder lieber einsam gelegen – fast<br />

überall findet man ein Angebot, das alle möglichen Vorlieben<br />

abdeckt. Etwas wirklich Außergewöhnliches zu finden, ist heute<br />

kaum noch möglich. Anders dagegen in der Touraine, in Azay-le-<br />

Rideau südwestlich von Tours. Dort wartet eine ganz besondere<br />

Herberge auf neugierige Gäste: Eine kleine Pension, deren Zimmer<br />

in Höhlen untergebracht sind.<br />

Bereits der Name der Unterkunft<br />

weist auf diesen ungewöhnlichen<br />

Aspekt hin. Er basiert auf<br />

dem Wortspiel der beiden französischen<br />

Begriffen troglodyte (dt. bewohnte<br />

Höhle) und faire dodo (dt.<br />

schlafen). In einer Gegend, in der seit<br />

dem Mittelalter Menschen in Höhlen<br />

wohnen, haben Cathy und Alain Sarrazin<br />

diese Wohnform für auswärtige<br />

Besucher zugänglich gemacht. In einem<br />

alten Weingut aus dem 17. Jahrhundert<br />

eröffneten sie mit viel Eigenarbeit ihre<br />

Pension.<br />

Vier der insgesamt fünf Zimmer<br />

der Pension sind in Höhlen untergebracht.<br />

« Le Grand Troglo » ist 65<br />

Quadratmeter groß, bietet Platz für bis<br />

zu drei Personen und besitzt einen mit<br />

Vorhängen voneinander getrennten<br />

Wohn- und Schlafbereich. Besonderer<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Quimper<br />

Clou ist ein zentraler Kamin. « Le Petit<br />

Rennes<br />

Zeit D768 passt. Die Gastgeber setzen für<br />

Troglo », die kleine Bruderhöhle sozusagen,<br />

kann ebenfalls bis zu drei Perlartechnik<br />

und verwenden ausschließ-<br />

die Energieerzeugung N24 zudem auf So-<br />

Le Mans<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

sonen beherbergen, weist aber nur eine lich Bioprodukte Vannes zum Reinigen der<br />

Größe von 30 Quadratmetern auf. Neu Zimmer und Waschen der Bettwäsche<br />

A11/E501<br />

hinzugekommen sind zudem die Höhle<br />

« Victoria H » sowie die Höhle « Doo Doch neben diesen ökologischen<br />

und Handtücher. N165/E60<br />

A28/E502<br />

Quiberon<br />

La Baule<br />

A11/E60<br />

Angers A86/E60<br />

Tours<br />

Little » mit jeweils 40 Quadratmetern. Aspekten ist das Übernachten in einer<br />

Die beiden letzten Höhlen sind vom<br />

St. Nazaire<br />

Höhle vor allem ein außergewöhnliches<br />

Nantes<br />

Erlebnis. Die Zimmer sind<br />

A87<br />

Stil her etwas moderner eingerichtet.<br />

A83<br />

Jedes der Pensionszimmer besitzt ein gerade in der dunklen Jahreszeit sehr Cholet<br />

A10/E5<br />

eigenes Bad sowie eine Terrasse mit gemütlich und eine gute Alternative<br />

Südausrichtung.<br />

zu einem klassischen Hotel. Aber auch Troglododo<br />

Das Wohnen in Höhlen bringt im Sommer weiß man schnell die angenehme<br />

9, chemin des Caves<br />

Kühle in den Zimmern<br />

durchaus Vorteile mit sich, beispielsweise<br />

bei der Raumtemperatur. Denn schätzen. Dann kann man es sich auf Telefon: +33 (0)2 47 45 <strong>31</strong> Poitiers 25<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

zu A83 37190 Azay-le-Rideau<br />

egal, ob draußen die Sonne die Erde<br />

verbrennt oder ein eisiger Winterwind<br />

der schönen Terrasse in Hanglage bequem<br />

machen. Außerdem geben Cathy www.troglododo.com<br />

Niort<br />

weht, herrscht im Inneren der Höhlen und Alain Sarrazin gerne Ausflugtipps La Rochelle<br />

eine gleichmäßige Temperatur von<br />

angenehmen 20 Grad. So ist das Troglododo<br />

auf seine Weise ein modernes<br />

Öko-Hotel, das perfekt in die heutige<br />

für die an Sehenswürdigkeiten reiche<br />

Umgebung, sollte man sich nach einer<br />

Nacht in der Höhle nach Weite und<br />

Natur sehnen.<br />

DZ E5/A10 ab 52 Euro, Frühstück inklusive<br />

E602/A837<br />

5 Zimmer, davon 4 in Höhlen<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A1<strong>31</strong> Jumièges<br />

Honfleur<br />

Rouen<br />

Saint-Lô<br />

Caen<br />

A13/E46<br />

Brest<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

Dinard<br />

N12/E50<br />

Saint-Malo<br />

Dinan<br />

N176/E401<br />

A84<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

Cognac<br />

Alençon<br />

A28/E402<br />

Azay-le-Rideau<br />

La Rochefoucauld<br />

Angoulême<br />

A<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

O<br />

A10/E5-E6<br />

A<br />

Limoges<br />

Montalivet<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 55


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vom Jardin du Luxembourg entfernt, am Schnittpunkt von Modeboutiquen,<br />

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die elegante Villa Madame<br />

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Zimmer des Hotels bieten<br />

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des Gewinners, soweit das Hotel zum Zeitpunkt der Reservierung<br />

für den angefragten Zeitraum noch nicht ausgebucht ist. Der<br />

Preis muss bis spätestens <strong>31</strong>.12.<strong>2011</strong> eingelöst worden sein.<br />

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schönsten Seite, hochwertig gedruckt auf 50 x 35 cm. Sie können einen von<br />

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an der Verlosung ist der <strong>31</strong>. <strong>Januar</strong> <strong>2011</strong>.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter des Verlages können an der Verlosung nicht teilnehmen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

<strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> 2010<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />

März / April 2010<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Mai / Juni 2010<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Juli / August 2010<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

September / Oktober 2010<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

November / Dezember 2010<br />

So einfach geht's:<br />

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5 Jahre Frankreich erleben<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

Bestes Heft 2010:<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

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Straße<br />

PLZ / Ort<br />

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Unterwegs in Frankreich Avignon<br />

Ein Tag in der<br />

Stadt der Päpste<br />

Wo die Durance in die Rhône mündet und<br />

drei Departements aneinander grenzen, liegt<br />

Avignon. Der monumentale Palast der Päpste<br />

erinnert an die glorreiche Vergangenheit der<br />

Stadt, die bis heute für viele ein Sehnsuchtsziel<br />

geblieben ist. Ein Rundgang durch die Altstadt<br />

einer lebendigen provenzalischen Stadt.<br />

Avignon TGV, ici Avignon TGV », tönt es aus den<br />

Lautsprechern, als wir an dem noch recht jungen<br />

« TGV-Bahnhof der Stadt ankommen. Kaum sind<br />

wir ausgestiegen, werden wir von einem strahlend blauen<br />

Himmel und angenehmen Temperaturen empfangen. Wir<br />

verstehen sofort, warum viele Pariser gerne für ein Wochenende<br />

nach Avignon reisen, schließlich braucht der Hochgeschwindigkeitszug<br />

nur noch zwei Stunden und 40 Minuten<br />

für die knapp 700 Kilometer von der Hauptstadt. Damit die<br />

schnellen Züge auf ihrer Reise vom Norden ans Mittelmeer<br />

nicht unnötig Zeit verlieren, errichtete man den Bahnhof am<br />

südlichen Stadtrand.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Linke Seite: Avignon aus der Vogelperspektive. Das große Gebäude in der Mitte des Bildes ist der<br />

Papstpalast. Oben: Impressionen von dem berühmten Pont d’Avignon und der Rhône.<br />

Wir erkundigen uns vor Ort, wie man am besten ins<br />

Zentrum gelangt. Wie im Französischen bei Städtenamen<br />

üblich, fragen wir daher, wie man « à Avignon » kommt.<br />

« En Avignon », verbessert uns unser Gegenüber sofort sehr<br />

bestimmt. Die Präposition « en » verwendet man gewöhnlich<br />

aber für Länder und Regionen und nicht für Städte. Unser<br />

Gesprächspartner muss unseren verdutzen Gesichtsausdruck<br />

sofort bemerkt haben, denn er legt gleich noch einmal nach<br />

und klärt uns ausdrücklich auf, dass es « en Avignon » und<br />

nicht « à Avignon » heißen würde. Da wir keine Diskussion<br />

über die französische Grammatik anzetteln wollen, lassen<br />

wir seine Behauptung im Raum stehen und wundern uns<br />

im Geheimen, auf welch komischen Zeitgenossen wir wohl<br />

gestoßen sind. Sein Tipp, den Busshuttle ins Zentrum zu<br />

benutzen, stellt sich aber als eine gute Empfehlung heraus,<br />

so dass wir kurz danach in Richtung Innenstadt unterwegs<br />

sind.<br />

Rund zehn Minuten später finden wir uns innerhalb<br />

der Stadtmauern der Altstadt wieder, wo der Busfahrer alle<br />

Fahrgäste zum Aussteigen auffordert. Wir können mit unserer<br />

Stadtbesichtigung beginnen und begeben uns zunächst<br />

in Richtung des weltbekannten Papstpalastes. Über die Rue<br />

de la République, einer der Hauptarterien der Kernstadt, ist<br />

der trutzige Bau nicht zu verfehlen.<br />

Die Gründe der Päpste, sich im 14. Jahrhundert in Avignon<br />

anzusiedeln, waren zahlreich. Die Stadt war damals<br />

ein Teil des Königreichs von Neapel, einem treuen Vasallenstaat<br />

der Kirche. Im direkten Umkreis befand sich zudem<br />

die Grafschaft Venaissin, die seit 1274 den Päpsten gehörte.<br />

Doch es waren vor allem die friedlichen Verhältnisse in der<br />

damaligen Epoche in Avignon, was für Rom ganz und gar<br />

nicht galt, und die strategische Lage am Zusammenfluss<br />

der Rhône und der Durance, die 1309 den Ausschlag für<br />

den Umzug in die Provence gaben. Für Avignon bedeutete<br />

dies eine Ära der Prosperität, die sogar noch einige Jahre<br />

darüber hinaus anhielt, als die Päpste 1376 wieder nach<br />

Rom zurückgingen.<br />

Wenn man vor dem an eine Festung erinnernden<br />

Papstpalast steht, mag man gar nicht glauben, dass er seine<br />

ursprüngliche Bestimmung schon vor vielen Jahrhunderten<br />

verloren hat. Seine Fassaden sind tadellos erhalten<br />

und wirken mitnichten verstaubt. Der Bau hat sich zudem<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Avignon<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


perfekt in die Umgebung eingepasst, bzw.<br />

die Umgebung sich ihm angepasst. Die<br />

gesamte Anlage mit dem großen Vorplatz<br />

bildet ein harmonisches Ensemble. Wir<br />

sind jedenfalls von dem herrschaftlichen<br />

Anblick beeindruckt.<br />

Im Inneren der päpstlichen Residenz,<br />

die übrigens der größte Palast der Welt<br />

im gotischen Stil ist, entdecken wir große<br />

Prunksäle, in denen offizielle Zeremonien<br />

und Feste abgehalten wurden, prächtige<br />

Kappellen sowie die einstigen Privatgemächer<br />

der Päpste. Im Angesicht der großen<br />

Dimensionen und der prunkvollen Ausstattung<br />

wird uns erst richtig bewusst, dass<br />

zur damaligen Zeit das heute beschauliche<br />

Avignon die Welthauptstadt des Christentums<br />

und eine der bevölkerungsreichsten<br />

Städte des Okzidents war. Am Ende des<br />

Rundgangs betreten wir die Terrassen des<br />

Palastes, von wo aus man einen herrlichen<br />

Panoramablick auf die Stadt und die Rhône<br />

genießt.<br />

Als wir wieder auf dem Platz vor dem<br />

Palast stehen, fällt uns eine Bronzestatue<br />

auf: ein Elefant, der mit seinem Rüssel einen<br />

« Handstand » macht. Das Werk des katalanischen<br />

Künstlers Miquel Barcelò wirkt wie<br />

eine spielerische Antithese zu der strengen<br />

und wehrhaften Architektur der päpstlichen<br />

Residenz. Ob man in der Statue einen Ausdruck<br />

von Hochmut sieht oder ob man sie<br />

wegen ihrer Originalität einfach nur bewundert,<br />

ist wahrscheinlich auch eine Frage der<br />

eigenen Überzeugungen. Jedenfalls stellen<br />

wir fest, dass das Kunstwerk die Menschen<br />

auf dem Platz beschäftigt und zum Diskutieren<br />

anregt. Allerdings handelt es sich nur<br />

um eine temporäre Statue, auch wenn sich<br />

manch einer sicherlich wünschen würde,<br />

dass die Stadt den Elefanten « adoptiert » und<br />

dauerhaft an seinem Platz belässt.<br />

Wir machen uns anschließend zur zweiten<br />

bekannten Sehenswürdigkeit der Stadt<br />

auf, der berühmten Brücke von Avignon,<br />

die richtig Pont Saint-Bénezet heißt. Es<br />

könnte nicht klischeehafter sein, aber einer<br />

von uns stimmt dabei das Lied « Sur le<br />

Pont d’Avigon, on y danse, on y danse, sur<br />

le Pont d’Avigon, on y danse tous en rond »<br />

(dt. « Auf der Brücke von Avignon, lasst uns<br />

tanzen, lasst uns tanzen, auf der Brücke von<br />

Avignon, lasst uns tanzen rundherum ») an<br />

und alle singen plötzlich mit. Ursprünglich<br />

hieß das Lied « Sous le Pont d’Avignon… »<br />

(dt. « Unter der Brücke von Avignon… »)<br />

und spielte darauf an, dass unter der Brücke<br />

einst Jungen und Mädchen beim Tanze<br />

miteinander anbandelten. Wie auch immer,<br />

wir sind jedenfalls zufrieden, diese auf der<br />

ganzen Welt besungene Brücke endlich<br />

einmal selbst zu sehen.<br />

Eine Brücke, die heute mitten auf dem<br />

Fluss endet. Zugegeben, der Anblick hat<br />

etwas Bizarres. Der Umstand erinnert jedoch<br />

daran, dass das Bauwerk eine bewegte<br />

Geschichte hinter sich hat. Ursprünglich<br />

errichtet im Jahre 1185, wurde die Brücke<br />

zum ersten Mal 1226 zerstört. 1237 erfolgte<br />

der Wiederaufbau. Die Flussüberquerung<br />

zählte damals 22 Bögen und war einen<br />

stolzen Kilometer lang. Wegen der starken<br />

Strömung der Rhône an dieser Stelle stürzten<br />

einzelne Bögen in der Folgezeit immer<br />

wieder ein. Im Jahre 1660 gab man es<br />

schließlich auf, gegen diese kontinuierlich<br />

entstehenden Schäden anzukämpfen. Man<br />

überließ die Brücke ihrem Schicksal.<br />

Die Einwohner ahnten damals natürlich<br />

nicht, dass die Ruine später einmal zu<br />

einer Hauptsehenswürdigkeit ihrer Stadt<br />

werden und sogar zum Weltkulturerbe der<br />

UNESCO zählen würde. Wie die meisten<br />

anderen Besucher bezahlen auch wir dafür,<br />

die letzten vier erhaltenen Bögen der Brücke<br />

begehen zu dürfen. Ein eher unspektakuläres<br />

Unterfangen, aber so konnten wir wenigstens<br />

einen schönen Blick auf die Rhône<br />

genießen.<br />

Anschließend setzen wir unseren Rundgang<br />

entlang der Stadtmauer in südlicher<br />

Richtung fort. Der Befestigungswall zählt<br />

zu den längsten und am besten erhaltenen<br />

in Frankreich. Die Altstadt hinter den<br />

wehrhaften Mauern kommt uns plötzlich<br />

fragil vor, als ob die alten Häuser eine Insel<br />

der Schönheit und der vollkommenen<br />

Harmonie bilden würden. Der Kontrast<br />

zwischen der Stadt innerhalb und außerhalb<br />

der Stadtmauer könnte allerdings kaum<br />

Im sagenhaften<br />

Licht der Provence<br />

feiert Saint Remy<br />

die Lust am Leben.<br />

Saint Remy<br />

de Provence<br />

BEZAUBERNDE STADT<br />

VOLLER GESCHICHTE<br />

Gegründet von den<br />

Römern, die prächtige<br />

Ruinen hinterließen.<br />

Geburtstadt des<br />

Weissagers Nostradamus.<br />

Gemalt in über 150 Gemälden<br />

von Vincent van Gogh.<br />

Obere drei Bilder: Der Papstpalast von Avignon. Die Elefanten-Statue ist ein temporäres<br />

Kunstwerk des katalanischen Künstlers Miquel Barcelò. Beide Bilder links unten: Die<br />

Rue des Teinturiers. Die Kraft der Wassermühlen nutzten einst die Weber und Färber,<br />

die in der Straße ansässig waren. Rechtes Bild unten: In manchen Gassen der Altstadt<br />

fühlt man sich wie im Mittelalter. Im Hintergrund der monumentale Papstpalast.<br />

Office de Tourisme<br />

Place Jean Jaurès<br />

13210 Saint Rémy de Provence<br />

+33 (0)4 90 92 05 22<br />

www.saintremy-de-provence.com


Unterwegs in Frankreich Avignon<br />

Oben und links: Zahlreiche Restaurants und<br />

Bistros säumen die Straßen der Altstadt und<br />

laden zum Verweilen ein. Unten rechts: Porte<br />

de la République, eines der Tore entlang<br />

der Stadtmauer. Dahinter der Cours Jean<br />

Jaurès, der zur Rue de la République wird<br />

und ins Herz von Avignon führt. Rechte<br />

Seite: Blick vom Rocher des Doms auf die<br />

Rhône und die Brücke von Avignon.<br />

größer ausfallen. Die äußeren Stadtteile von Avignon sind<br />

architektonisch und historisch kaum von Interesse.<br />

Wir überwinden deshalb alsbald wieder den Befestigungsring<br />

und kehren in die Gassen der Altstadt zurück.<br />

Von der Place de Crillon führen zwei nette Sträßchen zur<br />

Place de l’Horloge, dem Epizentrum der Innenstadt, an<br />

dem wir am Morgen auf unserem Weg zum Papstpalast<br />

schon einmal vorbeigekommen sind. Wir kehren zum Mittagessen<br />

ins Opéra Café ein, einem angesagten Bistro, das<br />

abends bei den Besuchern der gegenüberliegenden Oper<br />

beliebt ist.<br />

Gut gestärkt gehen wir danach zum nahen Haus Jean<br />

Vilar, in dem sich die Archive des Begründers des renommierten<br />

Theaterfestivals der Stadt befinden. Seit 1947 lebt<br />

ganz Avignon jeden Juli im Rhythmus dieses Festivals. Unzählige<br />

Ensembles von überall her spielen dann in den Sälen<br />

sowie auf den Straßen und Plätzen der Stadt. Die Fassaden<br />

der Häuser sind in dem Monat übersät mit Werbeplakaten<br />

für die einzelnen Veranstaltungen. Die Atmosphäre in diesen<br />

Tagen im Juli ist schlicht unbeschreiblich.<br />

Nach der Maison Jean Vilar setzen wir unseren Spaziergang<br />

in der angrenzenden Fußgängerzone fort. Hier könnte<br />

man gut ein wenig shoppen, wäre nicht Montag, ein Tag, an<br />

dem viele kleine Läden die Rollläden vor ihren Schaufenstern<br />

unten lassen und sich einen Ruhetag gönnen. Wir lassen<br />

uns einfach treiben und gelangen schließlich in die Rue<br />

des Teinturiers (dt. Straße der Färber). Die Straße wird von<br />

einem kleinen Kanal gesäumt. Heute kühlt der Wasserfluss<br />

die von der Sonne aufgeheizte Luft, früher wurden mit ihm<br />

Wassermühlen angetrieben, die die Arbeit der in der Gasse<br />

ansässigen Färber und Weber unterstützen. An diesem Ort<br />

hat Avignon einen sehr mittelalterlichen Anstrich.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Während wir weiterschlendern, überlegen wir uns, wie<br />

das Leben damals wohl gewesen sein muss. Die Stadt war<br />

schließlich über Jahrhunderte eine Enklave innerhalb des<br />

französischen Königreichs. Bücher, die in Frankreich zensiert<br />

waren, wurden hier ohne Repressalien gedruckt. Erst<br />

1791, am Morgen nach der Französischen Revolution, wurde<br />

Avignon endgültig an Frankreich angegliedert. Bis heute<br />

wirkt sich diese besondere Geschichte in einem gewissen<br />

Unabhängigkeitsbewusstsein der Einwohner aus.<br />

Place Pasteur, Place des Carmes, Place Saint-Pierre –<br />

pittoreske Plätze, die alle zum Verweilen einladen. Unsere<br />

Wahl für einen Kaffee am Ende unserer Tour fällt aber<br />

auf die Place Pie. In wenigen Stunden wird sich dieser am<br />

Nachmittag noch beschauliche Platz in ein Mekka des<br />

Nachtlebens verwandeln. So lange werden wir wohl nicht<br />

mehr ausharren, wir nutzen aber den Moment des Ausspannens,<br />

um das Gesehene Revue passieren zu lassen und<br />

die Ausflüge der kommenden Tage zu planen.<br />

Außerdem beschäftigt uns immer noch eine Frage:<br />

Heißt es nun wirklich « en Avignon » oder doch « à<br />

Avignon », wie wir meinen? Der Zufall will es, dass an<br />

unserem Nachbartisch eine Frau sitzt, die sich mit dieser<br />

Frage auszukennen scheint und unsere Diskussion<br />

darüber mitbekommt. « Es heißt à Avignon », klärt sie<br />

uns auf. « Früher, als Avignon noch ein päpstliches Territorium<br />

war, sprach man von en Avignon, so wie man<br />

auch en Provence sagt », fährt sie fort. « In der Literatur<br />

wird dies bis heute zum Teil immer noch so gemacht, um<br />

die klangliche Doppellung bei à Avignon zu vermeiden.<br />

Richtig heißt es aber à Avignon. » Darauf wären wir von<br />

alleine sicherlich nicht gekommen. Avignon ist eben eine<br />

ganz besondere Stadt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 63


A83<br />

N11/E601<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

ordeaux<br />

A63<br />

France<br />

A64/E80<br />

ien<br />

Aus<br />

<br />

Deutschland und der Schweiz<br />

erreicht man Avignon über die Rhône-<br />

Tal-Autobahn, die man bei der Abfahrt<br />

Limoges<br />

23 verlässt. Aus Österreich ist eine Anreise<br />

entweder Angoulême über Süddeutschland,<br />

die Schweiz und das Rhône-Tal möglich<br />

oder via Norditalien und entlang der<br />

Côte d’Azur.<br />

A10/E5<br />

Poitiers<br />

Unterwegs in Frankreich Avignon<br />

Niort<br />

Avignon …<br />

A89/E70<br />

E5/A10 … Berlin 1.445 km … Hamburg 1.406 km<br />

… Köln 950 km<br />

… Wien 1.420 km<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Nîmes – Römische<br />

Baudenkmäler<br />

und<br />

mediterrane<br />

Lebensfreude<br />

Als Nemau<br />

sus wurde Nîmes einst<br />

un ter den alten Römern groß.<br />

Bis heute prägen Bau ten<br />

aus dieser Zeit das Stadtbild<br />

und gehören zu den<br />

Haupt sehens würdigkeiten.<br />

Doch die rund 130.000<br />

Einwohner zählende De partementhauptstadt<br />

ist seitdem<br />

mitnichten ein verstaubtes<br />

Provinznest geworden.<br />

… München 963 km<br />

… Zürich 650 km<br />

A52/E72<br />

Der Flughafen von Avignon wird aus<br />

Pau<br />

dem deutschsprachigen Raum nicht<br />

angeflogen. Auch Air France hat die<br />

Stadt inzwischen aus ihrem Flugplan<br />

gestrichen. Der nächste Flughafen, den<br />

man aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz entweder direkt oder mit<br />

Umsteigen erreicht, ist Marseille.<br />

Der DB Autozug verkehrt nach Avignon.<br />

Außerdem ist die Stadt gut ans fran z ö-<br />

sische TGV-Netz angeschlossen.<br />

www.avignon-tourisme.com<br />

Lesetipp für Ausflüge in die Umgebung<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Eine Spritztour<br />

durch den<br />

Lubéron<br />

Die<br />

Hänge<br />

des<br />

Lubéron-<br />

Gebirges<br />

in der Provence entsprechen<br />

geradezu klischeehaft<br />

dem Bild der Provence<br />

als Traumurlaubsziel. Die<br />

typische Vegetation auf<br />

den felsigen Bergen, die<br />

verwunschenen kleinen<br />

Dörfer und das sonnige,<br />

milde Klima lassen die Herzen<br />

der Reiselustigen höher<br />

schlagen.<br />

Office de Tourisme<br />

41, cours Jean Jaurès<br />

84000 Avignon Clermont-<br />

Ferrand<br />

Telefon: +33 (0)4 32 74 32 74<br />

A89/E70<br />

Palais des Papes<br />

Place du Palais<br />

84000 Avignon<br />

Telefon: +33 (0)4 90 27 50 00<br />

www.palais-des-papes.com<br />

Öffnungszeiten variieren saisonal<br />

Eintritt: 8,50 Euro (ermäßigt 7,00 Euro)<br />

im Winter,<br />

10,50 Euro (ermäßigt 8,50 Euro)<br />

im Sommer<br />

Pont d’Avignon (Pont Saint-Bénezet)<br />

Telefon: +33 (0)4 90 27 51 16<br />

Öffnungszeiten variieren saisonal<br />

Eintritt: 4,00 Euro (ermäßigt 3,00 Euro)<br />

im Winter,<br />

4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro)<br />

im Sommer<br />

Toulouse<br />

Andorra<br />

Opéra Café<br />

24, place de l’Horloge<br />

84000 Avignon<br />

Bézier<br />

A81/E80<br />

Telefon: +33 (0)4 90 Narbonne 86 17 43<br />

Carcassonne<br />

Limoux<br />

France<br />

Spanien<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />

Perpignan<br />

Mont Ventoux,<br />

A9/E15 Collioure<br />

ein Port-Vendres Berg und<br />

Banyuls-sur-Mer sein<br />

Cerbère<br />

AP7/E15 Mythos<br />

Als Wahrzeichen<br />

der<br />

Provence<br />

und gefürchtete Etappe auf<br />

der Tour de France ist der<br />

Mont Ventoux ein Berg, zu<br />

dem die Einheimischen ein<br />

ganz besonderes Verhältnis<br />

haben. Er dominiert die<br />

Ebene des Comtat Venaissin<br />

und bildet einen Übergang<br />

zwischen der Provence und<br />

den Alpen.<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

A6/E15<br />

Maison Jean Villars-les-Dombes<br />

Vilar<br />

8, rue de Mons<br />

A42<br />

A72/E70 Montée Paul Puaux<br />

84000 Avignon Lyon<br />

Telefon: +33 (0)4 90 86 59 64<br />

www.maisonjeanvilar.org<br />

St. Etienne A7/E15<br />

Nîmes<br />

A9/E15<br />

Montpellier<br />

Cluny<br />

Mâcon<br />

A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />

A7/E15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Durch die<br />

Provence auf<br />

Schusters<br />

Rappen!<br />

Es gibt<br />

viele<br />

Mög lichkeiten,<br />

die einzigartige Landschaft<br />

der Provence zu erkunden.<br />

Auf den eigenen Füßen und<br />

mit einem Wanderstock<br />

in der Hand wird eine<br />

Entdeckungstour zum<br />

Erlebnis für alle Sinne. Eine<br />

Wanderreise zum Pont du<br />

Gard, durch den Lubéron<br />

und die Camargue.<br />

Valence<br />

Orange<br />

A49/E713<br />

Avignon<br />

Apt<br />

Cavaillon<br />

A7/E15<br />

Arles A54/E805<br />

Aix-en-Provence<br />

A55<br />

Marseille<br />

Lausa<br />

Genèv<br />

Annecy<br />

A41/E712<br />

A430<br />

Chambéry<br />

A46/<br />

Grenoble<br />

A51/E712<br />

V<br />

Franc<br />

A51/E712<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

A52<br />

A<br />

A50<br />

Toulon<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


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veröffentlichen möchten,<br />

wenden Sie sich bitte an:<br />

D A CH<br />

Annette Schotters<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145<br />

a.schotters@frankreicherleben.de<br />

F<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 65


Kulturschock<br />

Nach zwei Jahren in Heidelberg bin ich mir bewusst,<br />

dass unsere Rückkehr in mein heimatliches Aix-en-<br />

Provence mit einem gewissen Kulturschock verbunden<br />

sein würde. Zwei Jahre sind eine zu lange Zeit, um nicht<br />

fremde Gewohnheiten anzunehmen und zu verinnerlichen,<br />

insbesondere wenn man sich in seiner neuen temporären<br />

Heimat wohl gefühlt hat. Ich habe also erwartet, dass mir so<br />

praktische Dinge wie ein Eierpiekser oder ein Stövchen,<br />

beides in Frankreich unbekannt, fehlen könnten. Oder die<br />

typischen deutschen Brötchen. Doch niemals hätte ich gedacht,<br />

dass mich der größte Kulturschock in unserem alten<br />

Schlafzimmer erwarten würde.<br />

Als ich es in unserer alten Wohnung zum ersten Mal<br />

wieder betrete und das Bett sehe, will ich zunächst meinen<br />

Augen nicht trauen. Dieses Bett, das ich immer so liebte,<br />

auf dem ich mich in traurigen Stunden ausheulen konnte<br />

und in glücklichen Zeiten wunderbare Momente erlebte,<br />

dieses Bett wirkt plötzlich vollkommen lächerlich. Wie ist<br />

es nur möglich, dass ich in diesem Bett, das ich darüber<br />

hinaus auch noch mit meinem Mann teile, so viele Jahre<br />

schlafen konnte?<br />

Habe ich in Heidelberg dermaßen zugenommen, dass es<br />

mir auf einmal so klein erscheint? Wohl kaum. Dabei weiß<br />

ich noch genau, dass ich mir früher – wenn ich mal alleine<br />

in dem Bett lag – oft darin verloren vorkam. Das Bett ist<br />

in der Zwischenzeit auch nicht geschrumpft. Es ist unverändert<br />

1,40 Meter breit, das Standardmaß für französische<br />

Doppelbetten. Aber was ist das schon zu den zwei Metern<br />

in Heidelberg? Ein 1,40 Meter breites Bett besitzt dort bereits<br />

jeder Single!<br />

Ich tröste mich damit, dass wir aus Deutschland unser<br />

Bettzeug mitgebracht haben. Denn in französischen Doppelbetten<br />

gibt es immer nur eine große gemeinsame Decke.<br />

Das ist sicherlich ein Konzept, das auf den ersten Blick sehr<br />

romantisch anmuten mag; für frisch verliebte Paare eine<br />

entzückende Vorstellung. Doch was heißt das in der Praxis?<br />

Jedes Umdrehen bekommt der andere mit. Unterschiedliche<br />

Temperaturbedürfnisse lassen sich nur schwer unter einen<br />

Hut bringen. In Heidelberg haben wir uns deshalb an das<br />

System von zwei Einzeldecken derart gewöhnt, dass wir sie<br />

nicht mehr missen wollen. Doch als ich die Decken nun<br />

auspacke und auf das Bett lege, realisiere ich, dass das Bett<br />

dadurch nur noch lächerlicher wirkt. Eine Zudecke ist bereits<br />

breiter als das ganze Bett, ganz zu schweigen von der zweiten,<br />

die das Bett gar nicht mehr zu verkraften scheint!<br />

Als ich anschließend den Kleiderschrank öffne, um die<br />

Bettwäsche zu verstauen, fällt mir die in Frankreich übliche<br />

Nackenrolle in die Hände. Wie hatte ich sie nur vergessen<br />

können? Sie ist genauso breit wie das Bett, also 1,40 Meter,<br />

aber eigentlich alles andere als praktisch. Als Kind habe ich<br />

mit ihr Kissenschlachten veranstaltet. Aber zum Schlafen?<br />

Keine wirklich praktische Erfindung. Keine Frage, sie wird<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


zugunsten unserer quadratischen Kissen aus Deutschland<br />

in den Ruhestand geschickt. Allerdings wird auch das<br />

nicht ganz einfach sein. Da jedes einzelne Kissen bereits 80<br />

mal 80 Zentimeter groß ist, benötigt man für zwei Kissen<br />

nebeneinander theoretisch mindestens 1,60 Meter. Unser<br />

französisches Bett misst aber eben 20 Zentimeter weniger.<br />

Im Schrank finde ich außerdem eine Wolldecke mit<br />

altmodischem Karomuster in Beige. Ich muss schmunzeln.<br />

Was haben es die Deutschen doch gut, dass ihre Zudecken<br />

immer in einem Bettbezug versteckt werden. Wie oft war<br />

ich in Frankreich in irgendwelchen Hotels unterwegs und<br />

habe mich gefragt, wer schon alles mit der Decke des Bettes<br />

in Berührung gekommen ist. Natürlich liegt man nicht<br />

direkt unter ihr, sondern benutzt ein Laken als « Schutz ».<br />

Aber wer schläft schon, ohne sich zu bewegen? So kommt<br />

es irgendwann in der Nacht unweigerlich vor, dass Laken<br />

und Wolldecke nicht an der gleichen Stelle bleiben.<br />

Mir ist nach wenigen Minuten in unserem alten französischen<br />

Schlafzimmer klar: Zu diesen Gewohnheiten<br />

möchte ich nach zwei Jahren in Heidelberg nicht mehr<br />

zurückkehren. Es bleibt also nur eine Lösung: Ein neues<br />

breiteres Bett muss her. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch<br />

nicht, wie schwer es sein wird, ein solches in Aix zu finden.<br />

Von neuer Bettwäsche für die Zudecken und Kissen ganz<br />

zu schweigen. Die werden wir in Zukunft bei Bedarf immer<br />

aus Deutschland mitbringen müssen. Aber das ist mir egal.<br />

Ich bin zur Revolution bereit. Es wird Zeit, dass sich in<br />

Frankreichs Schlafzimmern etwas ändert!<br />

Die Zeichnung in der letzen Ausgabe war inspiriert von den in Frankreich<br />

berühmten Drillingen, die Nicole Lambert regelmäßig zeichnet<br />

und in Figaro Magazine veröffentlicht. Und dieses Mal?<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 67


Frankreich heute Städtevergleich<br />

Serie: Städtevergleich (1)<br />

Lyon versus Marseille<br />

Ein französisches Sprichwort lautet « Comparaison<br />

n’est pas raison » (dt. « Der Vergleich ist nicht Vernunft<br />

»). Mit anderen Worten: Wenn man vergleicht,<br />

findet man nicht zwangsweise die Wahrheit. Trotzdem<br />

lieben die Franzosen das Gegenüberstellen.<br />

Wenn es um die Städte des Landes geht, ist normalerweise<br />

Paris die ultimative Referenz – schließlich ist<br />

man in einem zentralistischen Land, in dem sich<br />

selbst große Provinzstädte schnell unterlegen fühlen.<br />

Es gibt aber auch eine Reihe von Rivalitäten zwischen<br />

einzelnen Provinzstädten. Besonders gerne<br />

zitiert wird dabei die zwischen Lyon und Marseille.<br />

Eine Suche nach Fakten und Klischees, nach Trennendem<br />

und Gemeinsamem, nach ernstzunehmenden<br />

Aspekten und solchen, die man mit einem<br />

Augenzwinkern betrachten sollte.<br />

Es gibt eine alte Rivalität zwischen<br />

Marseille und Lyon um<br />

die Frage, wer nach Paris die<br />

bevölkerungsmäßig größte Stadt im<br />

Land, wer also die Nummer zwei der<br />

Nation ist. Eigentlich sollte die Antwort<br />

mit einem Blick in die Statistiken<br />

schnell gefunden sein. Eigentlich.<br />

Denn fragt man die Franzosen<br />

nach der zweitgrößten Stadt im Land,<br />

kommen viele schnell ins Straucheln:<br />

Ist es Marseille? Oder doch Lyon?<br />

Alles ist nämlich eine Frage des<br />

Blickwinkels: Die Antwort auf die<br />

Frage hängt davon ab, ob man die<br />

Einwohnerzahl der Stadt selbst oder<br />

die des dazugehörenden Großraumes<br />

als Maßstab nimmt. Für den Vergleich<br />

zwischen Marseille und Lyon<br />

kommt dabei ein zweideutiges Ergebnis<br />

heraus.<br />

Einwohnerzahl der Stadt<br />

Lyon: 472.3<strong>31</strong><br />

Marseille: 852.396<br />

Einwohnerzahl des Großraumes<br />

Lyon: 1.257.117<br />

Marseille: 1.038.521<br />

Während Marseille also klar<br />

die größere Stadt ist, bildet Lyon<br />

den einwohnermäßig gewichtigeren<br />

Großraum. Dieser Unterscheid ist<br />

von großer Bedeutung. Denn anders<br />

als etwa in Deutschland wurden in<br />

Frankreich im Laufe der Jahrzehnte<br />

Vororte weniger großzügig eingemeindet.<br />

Die Stadtgrenzen sind allgemein<br />

sehr viel enger gefasst. Der<br />

Ortsfremde mag manchmal gar nicht<br />

bemerken, ob er sich noch in der eigentlichen<br />

Stadt oder schon in einer<br />

Kommune mit einem an de ren Namen<br />

be fin det, so fließend sind zum<br />

Teil die Übergänge. Deshalb ist es<br />

oft wichtiger, die Bevölkerungszahl<br />

des Großraums, als die der Stadt<br />

anzuschauen, will man eine wirklich<br />

nachhaltige Aussage hinsichtlich der<br />

Größe treffen.<br />

Im Falle von Marseille und Lyon<br />

ist es wahrscheinlich auch eine Frage<br />

des eigenen Blickwinkels, welchem<br />

Kriterium man den Vorrang gibt.<br />

Jedenfalls können beide Städte von<br />

sich behaupten, die Nummer zwei<br />

im Lande zu sein und sich dabei auf<br />

entsprechende Zahlen berufen. Die<br />

folgenden Vergleiche beziehen sich<br />

allerdings jeweils auf die beiden Städte<br />

und nicht auf ihre Großräume.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Wo hat man mehr Platz zum Leben?<br />

Marseille liegt am Meer und ist damit in eine<br />

Richtung flächenmäßig stark eingeschränkt,<br />

sollte man zumindest meinen. Lyon befindet<br />

sich dagegen im weiten Tal der<br />

Rhône. Welche Stadt dehnt sich mehr<br />

aus? Die Antwort lautet: Marseille. Es<br />

erstaunt daher auch nicht, dass sich<br />

die Menschen in Lyon oft in großen<br />

Apartmentanlagen drängen, während<br />

im Stadtgebiet von Marseille noch viele<br />

Einfamilienhäuser mit Gärten existieren.<br />

Marseille ist flächenmäßig sogar<br />

zweieinhalb Mal so groß wie Paris. Die<br />

maximale Ausdehnung beträgt 21 Kilometer.<br />

Fast die Hälfte des Stadtgebiets ist aber Naturschutzgebiet<br />

und darf nicht bebaut werden.<br />

Fläche in Quadratkilometern<br />

Lyon: 47,9<br />

Marseille: 240,6<br />

Bevölkerungsdichte in Einwohnern<br />

pro Quadratkilometer<br />

Lyon: 9.867<br />

Marseille: 3.542<br />

Wo gibt es die<br />

komfortableren<br />

Badezimmer?<br />

Wenn es um die Nasszelle in<br />

der eigenen Wohnung<br />

geht, gibt es ein Patt<br />

zwischen beiden<br />

Städten. Beim<br />

Anteil der Wohnungen,<br />

deren<br />

Badezimmer mit<br />

einer Dusche oder<br />

Badewanne ausgestattet<br />

sind, weisen<br />

Lyon und Marseille<br />

den gleichen Prozentsatz<br />

aus.<br />

Wo ist man<br />

wohlhabender?<br />

Vergleicht man das zu versteuernde<br />

durchschnittliche Jahreseinkommen<br />

pro Haushalt, ein wichtiger Indikator<br />

für den Wohlstand der Menschen<br />

in einer Stadt, gewinnt Lyon<br />

mit Abstand.<br />

Lyon: 24.926 Euro<br />

Marseille: 20.517 Euro<br />

Gebirge<br />

versus Meer<br />

Die Bewohner von Lyon<br />

sind stolz auf die Alpen, die<br />

quasi vor der eigenen Haustür<br />

liegen. In Marseille preist man<br />

dagegen die Vorzüge des Mittelmeeres<br />

an, schließlich<br />

ist der nächste Strand<br />

nie weit.<br />

OL<br />

versus OM<br />

Zwischen den Fußballclubs der<br />

beiden Städte, Olympique Lyonnais<br />

(OL) und Olympique de Marseille<br />

(OM), gab es bereits viele legendäre Spiele,<br />

die manche auch den Choc des Olympiques<br />

nennen. Das Aufeinandertreffen<br />

der beiden Vereine zieht regelmäßig<br />

ein Millionenpublikum vor die<br />

Fernseher. Beide Clubs gehören<br />

zudem zu den besten des<br />

Landes.<br />

Wo besitzt man eher<br />

ein Auto?<br />

Vergleicht man die Haushalte, die<br />

ein eigenes Auto besitzen, zeigen<br />

sich die Menschen aus Marseille<br />

autoverliebter als die<br />

Bürger aus Lyon.<br />

Lyon: 65,4 %<br />

Marseille: 68,3 %<br />

Wo zahlt man mehr Steuern?<br />

Angesichts des größeren Wohlstandes<br />

in Lyon erstaunt die Antwort auf<br />

diese Frage nicht wirklich. An<br />

der Rhône ist der Anteil der<br />

Haushalte, die Steuern zahlen,<br />

eindeutig höher als am<br />

Mittelmeer.<br />

Lyon: 63,5 %<br />

Marseille: 51,5 %<br />

Wo ist die<br />

Arbeitslosigkeit höher?<br />

Es verwundert deshalb nicht, dass die<br />

Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der<br />

15- bis 64-Jährigen in Marseille um einiges<br />

höher ist als an der Rhône.<br />

Lyon: 10,9 %<br />

Marseille: 16,5 %<br />

Jésus<br />

versus<br />

Bouillabaisse<br />

Auch gastronomisch wetteifern<br />

die beiden Städte miteinander. Lyon<br />

ist bekannt für sein Jésus lyonnais, eine<br />

getrocknete Wurst in Form einer Birne,<br />

verpackt in einem Netz, Marseille<br />

für seine berühmte Bouillabaisse,<br />

eine herzhafte Fischsuppe mit<br />

Kartoffeln und ganzen<br />

Fischen.<br />

Wo scheint öfter die<br />

Sonne?<br />

Zwar trennen Lyon und Marseille<br />

gerade einmal 300 Kilometer<br />

voneinander und beide<br />

Städte befinden sich – aus der französischen Hauptstadt<br />

oder aus Mitteleuropa betrachtet – in Südfrankreich.<br />

Dennoch liegen klimatisch Welten zwischen den beiden<br />

Metropolen, was sich in der durchschnittlichen Anzahl<br />

von Sonnenstunden pro Jahr deutlich zeigt.<br />

Lyon: 95,5 %<br />

Marseille: 95,5 %<br />

Lyon: 1.969<br />

Marseille: 3.022<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 69


Frankreich heute Städtevergleich<br />

Progressiv<br />

versus konservativ<br />

Der Bürgermeister von Lyon,<br />

Gérard Collomb, ist Mitglied der<br />

Sozialistischen Partei (PS), während<br />

sein Kollege in Marseille,<br />

Jean-Claude Gaudin, der konservativen<br />

Sarkozy-Partei<br />

UMP angehört.<br />

Wo haben mehr Paare Kinder?<br />

Haben die Menschen jedoch einen Partner gefunden,<br />

stellt sich die Frage nach möglichem Nachwuchs.<br />

Der Anteil der Paare, die Kinder haben,<br />

ist in beiden Städten allerdings ähnlich<br />

hoch.<br />

Lyon: 39,1 %<br />

Marseille: 40,6 %<br />

Wo leben mehr Singles?<br />

Wenn es um das Leben zu zweit geht,<br />

zeigen sich die Bewohner von Marseille<br />

kontaktfreudiger. Sowohl unten den Frauen als<br />

auch unter den Männern gibt es in Lyon mehr Singles<br />

als in der Mittelmeer-Metropole.<br />

Anteil weiblicher Single-Haushalte<br />

Lyon: 28,8 %<br />

Marseille: 23,6 %<br />

Anteil männlicher<br />

Single-Haushalte<br />

Lyon: 19,6 %<br />

Marseille: 15,3 %<br />

Wo lebt man sicherer?<br />

Landläufig ist Marseille nicht als ein Hort der Sicherheit<br />

bekannt und die Stadt gilt gegenüber Lyon als gefährlicher.<br />

Offizielle Erhebungen dazu – ob gewollt oder<br />

nicht – lassen einen direkten Vergleich kaum zu. Es gibt<br />

aber andere Statistiken, die das Klischee zu bestätigen<br />

scheinen: Laut einer Analyse der Tageszeitung<br />

Le Figaro (aus dem Jahre<br />

2008) über Gewalttaten in Frankreich<br />

ist die Kriminalitätsrate insbesondere<br />

für Körperverletzungen und<br />

Raubüberfälle in Marseille höher als<br />

in Lyon (jeweils bezogen auf 1.000<br />

Einwohner).<br />

Lyon: 8,28<br />

Marseille: 12,67<br />

Wo findet man mehr Hotels ohne Sterne?<br />

Wer gerne in günstigen Unterkünften übernachtet, wird in Marseille<br />

sein Paradies finden. Fast dreimal so viele Hotels wie in<br />

Lyon haben dort keinen Stern, obwohl die Rhône-Metropole<br />

insgesamt sogar mehr Hotels besitzt als die stolze Hafenstadt am<br />

Mittelmeer.<br />

Lyon: 4 (von insgesamt 96 Hotels, Stand: 1.1.2010)<br />

Marseille: 11 (von insgesamt 78 Hotels, Stand: 1.1.2010)<br />

Wo findet man die meisten<br />

4- und 5-Sterne-Hotels?<br />

Wer dagegen gerne in einem Haus der Luxushotellerie übernacht, sollte<br />

seine Reise eher nach Lyon antreten.<br />

Lyon: 12 (von insgesamt 96 Hotels, Stand: 1.1.2010)<br />

Marseille: 9 (von insgesamt 78 Hotels, Stand: 1.1.2010)<br />

Pastis<br />

versus Pot<br />

lyonnais<br />

Der Pastis ist das Nationalgetränk<br />

der Bewohner von Marseille.<br />

Gereicht wird er mit einer typischen<br />

Karaffe Wasser, die in jedem Bistro zur<br />

Standardausstattung gehört. Lyon hat<br />

kein Nationalgetränk von gleichem<br />

Renommee, dafür aber eine eigene<br />

Weinflasche, den pot lyonnais,<br />

der genau 460 Milliliter<br />

fasst.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Wo ist man näher an der<br />

Hauptstadt?<br />

Eine Frage, die in einem zentralistischen Staat<br />

trotz allen Lokalstolzes durchaus wichtig sein<br />

kann. Kilometermäßig ist Lyon mit 466 Kilometern<br />

näher an Paris als Marseille mit 778 Kilometern.<br />

Aber in einem Land, in dem moderne<br />

Hochgeschwindigkeitszüge Entfernungen<br />

schrumpfen lassen, muss dies nicht unbedingt<br />

viel heißen. Dennoch: Auch bei der Fahrtzeit<br />

des TGV nach Paris muss sich Marseille seiner<br />

Rivalin an der Rhône geschlagen geben.<br />

Lyon: 1 Stunde und 57 Minuten<br />

Marseille: 3 Stunden und 3 Minuten<br />

Wo leben schon länger Menschen?<br />

Geht es um die Vergangenheit, kann niemand Marseille etwas<br />

vormachen. Gegründet von<br />

den alten Griechen, lebten<br />

an dieser Stelle schon Menschen,<br />

als auf der Fläche<br />

des heutigen Lyon noch die<br />

Natur die Oberhand hatte.<br />

Keine Stadt in Frankreich<br />

ist älter als Marseille. Lyon<br />

wurde erst knapp 600 Jahre<br />

später von den alten Römern<br />

gegründet. Die Gründungsdaten<br />

zeigen dies.<br />

Lyon: ca. 43 v.Chr.<br />

Marseille: ca. 600 v.Chr.<br />

Wo gibt es den<br />

wichtigeren Flughafen?<br />

Wen es in die Ferne zieht und wer dabei<br />

gerne den Flieger nimmt, ist in Lyon besser<br />

aufgehoben als in Marseille. Der Flughafen<br />

Saint-Exupéry östlich der Stadt bietet nicht nur mehr direkte Verbindungen<br />

an, sondern Air France betreibt dort auch ein europäisches Drehkreuz. In<br />

Marseille ist man dagegen stolz darauf, einen der europäischen Flughäfen mit<br />

dem größten Aufkommen im Low-Cost-Bereich zu haben.<br />

Für die Billigflieger hat man sogar einen eigenen<br />

Terminal mit dem Namen MP2 errichtet.<br />

Direkt angeflogene Ziele (2010)<br />

Lyon: 104<br />

Marseille: 78<br />

Anzahl der Fluggesellschaften (2010)<br />

Lyon: 63<br />

Marseille: 35<br />

Passagiere in Millionen (2009)<br />

Lyon: 7.717.609<br />

Marseille: 7.290.119<br />

Binnen hafen<br />

versus Hafenstadt<br />

Obwohl Lyon im Inland liegt, spielt<br />

Wasser eine Rolle in der Stadt. Gleich<br />

zwei Flüsse fließen durch Lyon und münden<br />

sogar innerhalb des Stadtgebiets ineinander:<br />

die Rhône und die Saône. Dadurch hat<br />

Lyon auch einen Binnenhafen. Dieser ist aber<br />

nichts im Vergleich zum internationalen<br />

Hafen von Marseille, der obendrein der<br />

größte Hafen von ganz Frankreich ist<br />

und international in einer Liga<br />

mit Hamburg oder Rotterdam<br />

spielt.<br />

Hauptstadt<br />

versus<br />

Hauptstadt<br />

Sowohl Marseille als auch Lyon<br />

können sich mit einem Hauptstadttitel<br />

schmücken. Lyon ist die Hauptstadt<br />

der Region Rhône-Alpes und<br />

Marseille der Region Provence-Alpes-<br />

Côte d’Azur. Beide sind zudem Regionen,<br />

die zu den größten und<br />

wirtschaftlich bedeutendsten<br />

des Landes gehören.<br />

Gemeinsam einzigartig<br />

Neben Paris sind Marseille und Lyon die einzigen beiden<br />

Städte im Land, deren Stadtgebiete in Arrondissements<br />

unterteilt sind. In welchem Arrondissement man sich<br />

befindet, sieht man nicht nur auf dem Straßenschild, sondern<br />

auch an der Postleitzahl einer Adresse. Die letzten<br />

beiden Ziffern der fünfstelligen Postleitzahl entsprechen<br />

der Nummer des Arrondissements. Genauso wie in der<br />

großen Hauptstadt an der Seine.<br />

Quelle: Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques (INSEE) 2010 (weitgehend basierend auf der<br />

letzten verfügbaren Datenerhebung aus dem Jahre 2007), außer wenn gesondert gekennzeichnet.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 71


Frankreich heute Kultur<br />

Französisches<br />

Historisches Museum<br />

Ein Projekt schlägt hohe Wellen<br />

Georges Pompidou hinterließ ein heute weltbekanntes<br />

Museum für moderne Kunst, François Mitterrand die neue<br />

Nationalbibliothek und Jacques Chirac sein Musée des<br />

Arts Premiers. Nicolas Sarkozys Ansinnen, ein Französisches<br />

Historisches Museum aus der Taufe zu heben, könnte also<br />

schlicht als Versuch interpretiert werden, sich wie seine<br />

Vorgänger mit einem kulturellen Prestigeprojekt in der französischen<br />

Hauptstadt zu verewigen. Doch dieses Vorhaben<br />

ruft seit Monaten ungewöhnlich großen Widerspruch hervor.<br />

Dabei wird vor allem der politische Ansatz hinter diesem<br />

Vorhaben kritisiert, so dass das geplante Museum längst<br />

selbst zu einem Politikum geworden ist.<br />

Am Anfang stand eine Idee, die<br />

durchaus einleuchtend erscheint:<br />

Obwohl die Franzosen sich sehr<br />

für Geschichte interessieren – im Land<br />

beschäftigen sich über 10.000 Museen<br />

mehr oder weniger mit diesem Thema<br />

und Sonderausstellungen zu historischen<br />

Ereignissen verbuchen regelmäßig hohe<br />

Besucherzahlen –, gibt es kein zentrales<br />

Museum, das die Geschichte der Nation<br />

umfassend abbildet – anders als in vielen<br />

anderen Ländern, etwa Deutschland mit<br />

seinem Deutschen Historischen Museum<br />

in Berlin. Warum sollte nicht auch<br />

Frankreich in einer solchen Art und<br />

Weise die eigene Vergangenheit beleuchten<br />

und ausstellen?<br />

Man würde vermuten, dass die Idee<br />

zur Schaffung eines solchen Hauses auf<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


viel Wohlwollen treffen sollte. Sicherlich<br />

gäbe es den einen oder anderen,<br />

der die Notwendigkeit und Legitimität<br />

eines solchen Museums grundsätzlich<br />

in Frage stellen würde, gerade in der<br />

heutigen Zeit der Globalisierung, in<br />

der die Bedeutung der Nationalstaaten<br />

zunehmend kleiner wird. Auch<br />

würden manche sicherlich fragen, ob<br />

man eine über 2.500-jährige Historie<br />

überhaupt in einem einzigen Museum<br />

abbilden kann. Solche Diskussionen<br />

gehören selbstverständlich zu einem<br />

derartigen Projekt dazu. Doch was<br />

sich seit ein paar Monaten in der französischen<br />

Öffentlichkeit und Politik<br />

abspielt, geht weit darüber hinaus.<br />

Gerade unter den renommierten<br />

Historikern des Landes macht sich<br />

eine immer größere Ablehnung des<br />

Museums projektes breit. Ein knappes<br />

Dutzend von ihnen veröffentlichte<br />

seine kritische Haltung kürzlich in<br />

der Tageszeitung Le Monde. Der Titel<br />

ließ keine Zweifel über die Meinung<br />

der Wissenschaftler offen: « La Maison<br />

de l’histoire de la France est un projet<br />

dangereux » (dt. Das Französische Historische<br />

Museum ist ein gefährliches<br />

Projekt) stand über dem Plädoyer gegen<br />

das Museum. In den Augen der Historiker<br />

trüge eine solche Einrichtung ein<br />

« engstirniges Image Frankreichs nach<br />

außen », da es zu wenig die europäische<br />

Öffnung berücksichtigen würde. Außerdem<br />

« basiere es auf der Angst vor<br />

dem anderen und sei nicht das Resultat<br />

einer kritischen und pädagogischen<br />

Selbstreflexion ». Daher fordern diese<br />

Historiker so lange ein Aussetzen der<br />

Pläne, bis das Konzept nach modernen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen und<br />

geprägt durch einen weltoffenen Geist<br />

überarbeitet worden sei.<br />

Gegen das neue Museum sprechen<br />

sich auch die Beschäftigten des Hôtel<br />

de Soubise im Marais aus, das bisher<br />

das Nationalarchiv beherbergt, wo<br />

demnächst aber das Museum eröffnet<br />

werden soll. Und auch in der Bevölkerung<br />

zeigt sich zunehmend Skepsis<br />

gegenüber diesem Vorhaben. So wird<br />

aus einem simplen Projekt mit der Zeit<br />

eine immer stärker werdende politische<br />

Kontroverse. Wie ist das zu erklären?<br />

Es ist durchaus wahrscheinlich,<br />

dass das gleiche Vorhaben zu einer anderen<br />

Zeit und vor allem initiiert von<br />

einem anderen Politiker sehr viel geräuschloser<br />

über die Bühne gegangen<br />

wäre. Denn wenn man den Argumenten<br />

in der aktuellen Diskussion auf<br />

den Grund geht, stellt man fest, dass<br />

weniger das Museum als ein Ausstellungsort<br />

wissenschaftlicher Erkenntnis<br />

an sich, sondern eher die politische<br />

Dimension dahinter die Kritiker auf<br />

den Plan ruft. Mit anderen Worten:<br />

Die Gegner des Projekts unterstellen,<br />

dass es Sarkozy weniger um die Einrichtung<br />

eines zusätzlichen Museums<br />

geht, sondern vielmehr um eine Festigung<br />

seiner Position und die Schaffung<br />

eines Symbols für seine Politik.<br />

Sie sehen das Vorhaben im Kontext einer<br />

Politik, die sich auf die « nationale<br />

Identität » zurückbesinnen soll, wie es<br />

von Sarkozy propagiert wird.<br />

Die Kritiker können sich dabei auf<br />

einige erstaunliche Fakten berufen. So<br />

schickten der Präsident und sein Premierminister<br />

am <strong>31</strong>. März 2009 ein<br />

Schreiben an Eric Besson, den damals<br />

neuen Minister für Immigration, Integration,<br />

die nationale Identität und<br />

solidarische Entwicklung, in dem sie<br />

klar ihre Erwartung an ihn ausdrückten:<br />

« Die Förderung unserer nationalen<br />

Identität muss der Kern Ihres Handelns<br />

sein ». Außerdem konnte der Minister<br />

lesen, dass der Präsident und sein<br />

Premierminister die Schaffung eines<br />

Historischen Museums wünschten, das<br />

« dazu beiträgt, unsere nationale Identität<br />

einem großen Publikum gegenüber<br />

mit Leben zu füllen ». Es fällt deshalb<br />

schwer, heute einen Zusammenhang<br />

zwischen dem Museumsprojekt und<br />

einer Politik der nationalen Besinnung<br />

ernsthaft zu verneinen.<br />

Doch dies allein kann die aktuelle<br />

Aufregung nur zum Teil erklären.<br />

Schließlich hat der Premierminister<br />

François Fillon niemals ein Geheimnis<br />

daraus gemacht, dass die Frage<br />

der nationalen Identität eines seiner<br />

Steckenpferde ist. Im letzten Frühjahr<br />

gab es dazu eine große, ebenfalls sehr<br />

kontroverse Debatte im Land und im<br />

Sommer machten politische Aktionen,<br />

die die Frage der nationalen Identität<br />

mit der Diskussion um die innere Sicherheit<br />

verbanden, viele Schlagzeilen.<br />

Hierzu gehörten etwa die Ausweisung<br />

der Roma-Familien, womit sich<br />

Frankreich eine Rüge aus Brüssel einhandelte,<br />

sowie die Verschärfung der<br />

Einwanderungspolitik.<br />

Wenn das Museumsprojekt heute<br />

auf derartigen Widerstand trifft, so<br />

hängt dies mit dem aktuellen politischen<br />

Klima insgesamt zusammen. In<br />

diesem Herbst meldeten sich bereits<br />

einige Abgeordnete der Regierungsmehrheit<br />

zu Wort und beklagten<br />

« exzessive Vorschläge » und eine<br />

« ausufernde Sicherheitspolitik », die<br />

von einigen Mitgliedern der Regierung<br />

organisiert würden. Wer zündelt,<br />

löst manchmal ein Feuer aus, das er<br />

anschließend nur noch schwer beherrschen<br />

kann.<br />

Wenn dieses Feuer nun um die<br />

Frage der Schaffung eines simplen<br />

Museums so richtig in Fahrt kommt, so<br />

liegt dies auch daran, dass manche darin<br />

nicht nur eine Symbolpolitik für die<br />

Besinnung auf die nationale Identität<br />

sehen, sondern sogar einen Versuch von<br />

Seiten des Staatsoberhaupts wittern,<br />

seine eigene Sicht auf die Geschichte<br />

durchzudrücken, wofür es allerdings<br />

keine wirklichen Beweise gibt.<br />

Unterm Strich lässt sich also festhalten,<br />

dass das Museum, bevor es<br />

überhaupt existiert, schon unter dem<br />

Verdacht steht, ein politisches Instrument<br />

zu sein. Dabei sollte es doch zu<br />

allererst um die Beschäftigung mit einem<br />

Kulturerbe gehen, der Geschichte<br />

einer Nation. Die Zukunft wird zeigen,<br />

ob die Kritiker des Projekts mit ihren<br />

Zweifeln Recht haben oder nicht. Einige<br />

hoffen ohnehin darauf, dass bei diesem<br />

Vorhaben das Gleiche passiert wie<br />

bei anderen Initiativen des Präsidenten,<br />

bei denen es um die Geschichte ging.<br />

So entfalteten seine Ideen, dass in jeder<br />

Klasse der Abschiedsbrief des Widerstandskämpfers<br />

Guy Môquet (1924<br />

– 1941) gelesen wird, oder dass jede<br />

Klasse die Erinnerung an ein jüdisches<br />

Kind aus dem Zweiten Weltkrieg wach<br />

hält, kaum Wirkung. Nicolas Sarkozy<br />

selbst lässt aber ungeachtet aller Kontroversen<br />

keinen Zweifel daran, dass<br />

« sein » Museum 2015 die Türen öffnen<br />

wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 73


Frankreich heute Interview<br />

Mona<br />

Ozouf<br />

Bretonin, Französin<br />

und Europäerin<br />

Mona Ozouf ist Philosophin, Forscherin, Expertin für die Geschichte der Französischen<br />

Revolution und Schriftstellerin. Geboren wurde sie 19<strong>31</strong> in der Bretagne als Tochter zweier<br />

Grundschullehrer, die sich sehr für die bretonische Kultur und Identität einsetzten. In ihrem<br />

neuesten Buch « Composition française, Retour sur une enfance bretonne » erzählt sie auf<br />

bewegende Weise, wie schwer es manchmal ist, die Liebe zur eigenen Heimat und das<br />

Vertrauen in die Französische Republik, die regionale Unterschiede zu negieren versucht,<br />

unter einen Hut zu bringen.<br />

Mona Ozoufs neuestes Buch ist ein großer Erfolg in<br />

Frankreich. Dies liegt unter anderem daran, dass<br />

die Autorin in diesem Werk Fragen stellt, die viele<br />

ihrer Landsleute beschäftigen. Ob Bretonen, Korsen, Katalanen<br />

oder Elsässer, viele Franzosen sind in Gegenden des<br />

Landes geboren, die sehr lokalpatriotisch sind. Mona Ozoufs<br />

Zeilen regen zum Nachdenken an und geben Antworten auf<br />

etwas, was einige wie eine Identitätskrise empfinden: Der<br />

Zwiespalt, einerseits Franzose zu sein und sich andererseits<br />

vor allem einer bestimmten Region zugehörig zu fühlen.<br />

Für ihr Buch hat die Bretonin kürzlich den « Prix<br />

Montaigne de Bordeaux 2010 » erhalten. Der Preis wird<br />

Schriftstellern verliehen, die in ihren literarischen Werken<br />

Werte wie Humanismus, Toleranz und Freiheit transportieren,<br />

Werte also, die dem berühmten Autor und einstigen<br />

Bürgermeister von Bordeaux Montaigne so wichtig<br />

waren. Zum Anlass der Preisverleihung hatten wir die<br />

Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit Mona<br />

Ozouf.<br />

Madame Ozouf, würden Sie sagen, dass Ihre Kindheit genauso<br />

verlief wie die aller anderen Franzosen?<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Ich bin in der Tat in Frankreich geboren. Soweit nichts<br />

Besonderes. Der Zufall wollte es aber, dass die Geburt in<br />

der Bretagne stattfand. Das ist vielleicht eine Besonderheit.<br />

Aber auch diesbezüglich bin ich nicht die Einzige,<br />

zum Glück. Daher würde ich sagen, dass ich insgesamt<br />

eine Kindheit wie alle anderen französischen Mädchen aus<br />

meiner Generation<br />

So merkte ich recht früh,<br />

dass ich zwei Sprachen und zwei<br />

Kulturen besaß, die beide sehr<br />

unterschiedlich waren. Ich musste<br />

lernen, damit umzugehen.<br />

hatte. Der einzige<br />

wirkliche<br />

Unterschied war<br />

vielleicht, dass ich<br />

recht früh begriff,<br />

dass man in der<br />

Region, in der ich<br />

aufwuchs, die lokale<br />

Identität und Traditionen sehr wichtig nimmt.<br />

So lernte ich in der Schule neben dem Französischen,<br />

der Nationalsprache, auch bretonisch. Es gab außerdem<br />

einen Widerspruch zwischen dem, was ich zu Hause von<br />

meinen Eltern beigebracht bekam, die beide große Verfechter<br />

der bretonischen Kultur waren, und dem, was man in<br />

der Schule lernte, der Schule einer laizistischen Republik.<br />

Auf gewisse Weise gab es für mich zwei « Schulen », die<br />

offizielle Schule mit Lehrern und Regeln, die « französische<br />

Schule » also, und die « bretonische Schule » meiner Eltern.<br />

Diese Divergenz hat mich lange beschäftigt. Wie soll<br />

man beispielsweise als Kind verstehen, dass man zu Hause<br />

nicht die gleichen großen Persönlichkeiten verehrt wie in<br />

der Schule? Es ist ein wenig so, als gäbe es zwei Kategorien<br />

von Helden, die lokalen und die nationalen. Aber welche<br />

sind wichtiger? Wem soll man glauben? Und vor allem warum?<br />

So merkte ich recht früh, dass ich zwei Sprachen und<br />

zwei Kulturen besaß, die beide sehr unterschiedlich waren.<br />

Ich musste lernen, damit umzugehen.<br />

ich auch, dass die Schule die Vielfalt im Land viel besser<br />

berücksichtigen könnte.<br />

Es scheint so, als ob die Französische Republik gleichmachend<br />

und gegenüber den regionalen Kulturen sehr ignorant sei.<br />

So ist es! Ohne zu sehr die Geschichte<br />

Frankreichs bemühen zu wollen, nehmen<br />

Sie nur die Sprache: Mit dem Edikt<br />

von Villers-Cotterêts aus dem Jahre 1539<br />

wurde bestimmt, dass im ganzen Land<br />

Französisch die offizielle Sprache der<br />

Verwaltung sein soll. Der Staat gründete<br />

zudem die Académie Française, um<br />

genau zu definieren, wie diese Sprache<br />

zu sein hat. Zu keinem Zeitpunkt hat man die Regionen<br />

mit ihren Sprachen eingebunden. Alles wurde in Paris entschieden<br />

und dem Rest des Landes übergestülpt.<br />

Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Schauen Sie<br />

sich die Debatte über die nationale Identität an, die die aktuelle<br />

Regierung lanciert hat. Sie wurde von oben nach unten,<br />

vom Zentrum in die Peripherie getragen. Auf der einen<br />

Seite die Hauptstadt, auf der anderen Seite die Regionen,<br />

die Provinz. Das ist typisch französisch!<br />

Wissen Sie, in diesem Drang zur Gleichmacherei, wie er<br />

für die Französische Republik charakteristisch ist, werden<br />

regionale Unterschiede als ein gefährlicher und verdächtiger<br />

Archaismus behandelt. Die Französische Revolution<br />

hat diese Kultur der Vereinheitlichung hervorgebracht: die<br />

Einheitlichkeit der Sprache, der Geisteshaltung, selbst der<br />

Pädagogik. Regionale Eigenheiten galten als konterrevolutionär<br />

und bedenklich. Das ist vielleicht auch der Grund,<br />

warum die Regionen es immer noch so schwer haben, sich<br />

Gehör zu verschaffen.<br />

Wie sind Sie damit umgegangen? Ab wann konnten Sie als<br />

Mädchen Ihre eigenen Empfindungen in Worte fassen?<br />

Dabei konnten regionale Unterschiede bis heute überleben,<br />

gerade die bretonische Sprache ist ein gutes Beispiel dafür.<br />

Man muss wissen, dass die dominante Kultur sehr<br />

schnell gewinnt. Als kleines Mädchen hatte ich keine wirkliche<br />

Wahl. Ich folgte dem Weg, der sich mir aufdrängte.<br />

Es war der Weg der Schule der Französischen Republik,<br />

wobei ich mich kontinuierlich<br />

ein wenig weiter von meinen<br />

bretonischen Wurzeln entfernte.<br />

Erst später, während meiner<br />

Studienjahre, wurde mir das<br />

bewusst. Die Dominanz einer<br />

Kultur über eine andere erfolgt<br />

schleichend. Erst als Erwachsene<br />

habe ich wiederentdeckt, welchen<br />

kulturellen Reichtum es in meiner bretonischen Kindheit<br />

gab. Die Kindheit in einer Region, von der ich mich<br />

immer mehr losgelöst hatte, die ich aber niemals aufgehört<br />

habe zu lieben. Erst als ich dies erkannt hatte, konnte ich<br />

mich auf meine Wurzeln neu besinnen. Erst dann verstand<br />

Ja, das ist richtig. Die bretonische Sprache ist übrigens<br />

viel direkter als die französische. Wenn man zum Beispiel<br />

den Satz auf Stimmzetteln aus dem Französischen ins Bretonische<br />

übersetzen würde, hieße es nicht « Werfen Sie den<br />

Wissen Sie, in diesem Drang zur<br />

Gleichmacherei, wie er für die Französische<br />

Republik charakteristisch ist, werden<br />

regionale Unterschiede als ein gefährlicher<br />

und verdächtiger Archaismus behandelt.<br />

Wahlzettel in<br />

die Wahlurne<br />

», sondern<br />

« Wer fen Sie<br />

das Blatt in<br />

den Kasten ».<br />

Im Bretonischen<br />

ist alles<br />

b i l d l i c h e r ,<br />

die Sprache ist weniger kopflastig als das Französische.<br />

Manchmal kann die bretonische Sprache sogar ein wenig<br />

vulgär wirken. So wären die Sprichwörter meiner Großmütter<br />

recht grob, würde man sie in eine andere Sprache<br />

übersetzen, obwohl sie es im Bretonischen gar nicht sind.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 75


Frankreich heute Interview<br />

Neben der Sprache macht für mich die Bretagne aber<br />

vor allem eine Ansammlung vieler kleiner Details aus, die<br />

zusammengenommen eine eigene Kultur bilden. Es ist auch<br />

nicht purer Zufall, dass ich vor allem Landschaften liebe,<br />

die Charakter haben, die etwas rauer sind. So wie in der<br />

Bretagne eben.<br />

Die regionalen<br />

Identi täten sind<br />

also nicht tot in<br />

Frankreich.<br />

Es gibt heute einen<br />

Lokalpatriotismus, der wie<br />

eine Art Revanche für eine über<br />

Jahrhunderte dauernde<br />

Demütigung daherkommt.<br />

Nein, zum<br />

Glück nicht.<br />

Ganz im Gegenteil,<br />

die Regionen<br />

zeigen sich heute sehr viel dynamischer als zu meiner<br />

Kindheit. Das finde ich sehr beruhigend. Als ich jung<br />

war, schämten sich die Bretonen häufig dafür, Bretonen<br />

zu sein. Man fühlte sich minderwertig, gerade gegenüber<br />

den Parisern. Heute ist das nicht nur mehr der Fall, sondern<br />

die Situation hat sich fast umgekehrt. Es ist amüsant<br />

zu sehen, dass nun die « Provinzler » eine gewisse Arroganz<br />

bezüglich ihrer Herkunft an den Tag legen. Zumindest für<br />

die Bretagne ist dies festzustellen. Es gibt heute einen Lokalpatriotismus,<br />

der wie eine Art Revanche für eine über<br />

Jahrhunderte dauernde Demütigung daherkommt. Er sorgt<br />

für ein kulturelles Aufblühen der Regionen, das mehr als<br />

beeindruckend ist.<br />

Wie konnte es zu einer derartigen Umkehrung der Verhältnisse<br />

kommen?<br />

Ich frage mich, ob nicht der Umstand eine Rolle spielt,<br />

dass die Nation in einer größeren Gemeinschaft, der europäischen<br />

Integration, zunehmend verschwindet. Dies könnte<br />

bei den Menschen das Bedürfnis auslösen, sich stärker an<br />

ihre Region zu binden. Gleichzeitig glaube ich aber auch,<br />

dass sich ein neues Gleichgewicht der Identitäten<br />

bildet.<br />

Es gab vor kurzem eine Umfrage im Land,<br />

in der man die Menschen zunächst gefragt hat,<br />

ob sie stolz seien, aus einer bestimmten Region<br />

zu kommen, dann, ob sie stolz seien, Franzosen<br />

zu sein, und schließlich, ob sie stolz seien,<br />

Europäer zu sein. Die erste Frage bejahten am<br />

meisten die Korsen, gefolgt von den Bretonen.<br />

Bei der zweiten Frage stimmten am meisten die Bretonen<br />

zu, gefolgt von den Elsässern. Bei der dritten Frage war es<br />

genau umgekehrt, die Elsässer bejahten sie am meisten, gefolgt<br />

von den Bretonen.<br />

Das ist doch unglaublich. Gerade die Regionen, die im<br />

Land am meisten für ihren Lokalpatriotismus « verschrien »<br />

sind, bekennen sich am stärksten zu ihrer regionalen Identität,<br />

zu Frankreich und zu Europa. Welche Lektion! Man<br />

sollte sich also nie vom äußeren Anschein täuschen lassen.<br />

Erst wenn man sich zu seinen Eigenarten bekennt, kann<br />

man wirklich auf andere zugehen. Und nicht andersherum.<br />

Warum ist gerade die Bretagne so für ihren Lokalpatriotismus<br />

bekannt?<br />

Die Bretagne ist sogar ein Paradebeispiel, vor allem seit<br />

dem 19. Jahrhundert. Die Französische Revolution<br />

wollte alle Unterschiede auslöschen. Als<br />

Reaktion haben die Bretonen sie überall wieder<br />

hervorgehoben. So schuf man beispielsweise<br />

eine Académie Celtique, die das keltische Erbe<br />

pflegt. Doch es gibt auch ganz banale Beispiele<br />

für die Unterschiedlichkeit: So gibt es in der<br />

Bretagne keine kostenpflichtigen Autobahnen.<br />

Aber warum ist die Bretagne so lokalpatriotisch?<br />

Schwer zu sagen. Die Geschichte spielt eine Rolle,<br />

aber auch die Geografie. Die Tatsache, von drei Seiten vom<br />

Meer umspült und somit fast eine Insel zu sein, hat Auswirkungen.<br />

Genauso der Umstand, mit dem Bretonischen eine<br />

sehr andere Sprache zu besitzen.<br />

Warum fällt es dem französischen Staat bis heute so schwer,<br />

die regionalen Unterschiede anzuerkennen?<br />

Es gibt sicherlich mehrere Gründe dafür. Global betrachtet<br />

glaube ich, dass die Franzosen schwer verstehen,<br />

dass es so etwas gibt, was ich « gestaffelte Treue » oder « hierarchisierte<br />

Zugehörigkeit » nennen würde. Es ist möglich,<br />

mehrere Menschen gleichzeitig zu mögen. Warum sollte es<br />

nicht genauso mit der eigenen Herkunft sein?<br />

Die Franzosen verstehen aber schlecht die Hierarchie<br />

unterschiedlicher Ebenen. Dabei hierarchisieren wir im<br />

Alltag ständig. Warum also nicht auch bei unserer Heimatverbundenheit?<br />

Ich habe kein Problem damit, mich als Bretonin,<br />

Französin und Europäerin gleichzeitig zu definieren.<br />

Ich vergesse dabei auch nicht, dass die Hierarchie der unterschiedlichen<br />

Identitäten nicht starr ist. Man fragt mich<br />

Ich habe kein<br />

Problem damit, mich als<br />

Bretonin, Französin<br />

und Europäerin<br />

gleichzeitig zu definieren.<br />

oft, ob ich mich mehr als<br />

Bretonin oder mehr als<br />

Französin fühle. Ich antworte<br />

stets, dass es ganz<br />

darauf ankommt. Das<br />

ist so, als ob man mich<br />

fragen würde, ob ich zuerst<br />

Mutter oder Ehefrau<br />

bin. Auch bei der Frage<br />

kommt es auf den Zusammenhang an, den Lebensumstand.<br />

Genauso geht es mir bei meiner nationalen Identität.<br />

Ein weiteres Problem ist, dass die Frage etwas mit<br />

Macht und Staatshoheit zu tun hat. Die französische Geschichte<br />

hat aber gezeigt, dass man sich in diesem Land<br />

schwer vorstellen kann, Macht und Hoheitsgewalt zu delegieren.<br />

Nehmen Sie nur das Adjektiv « föderal ». Es ist ein<br />

Wort, das vielen Franzosen immer noch Angst macht. In<br />

Frankreich wird der Föderalismus als etwas Gefährliches<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


gesehen. So lange sich dieser Blickwinkel nicht ändert,<br />

werden regionale Besonderheiten als eine Bedrohung für<br />

die nationale Macht gelten.<br />

Schließlich glaube ich auch, dass die Pariser Arroganz<br />

eine Rolle spielt. Erinnern Sie sich beispielsweise an Mistral<br />

(Frédéric Mistral, 1830-1914, provenzalischer Schriftsteller<br />

und Literaturnobelpreisträger, Anm. d. Red.) und sein wunderbares<br />

Werk<br />

« Mireille ». Ein Nehmen Sie nur<br />

Mitglied der<br />

das Adjektiv « föderal ».<br />

sehr zentralistischen<br />

Académie<br />

Française<br />

Es ist ein Wort, das<br />

vielen Franzosen immer<br />

in Paris maßte<br />

sich einst an zu noch Angst macht.<br />

beklagen, dass<br />

dieses wunderbare Werk in der Sprache des Dienstpersonals<br />

verfasst sei. Ich denke, dieses Beispiel sagt alles aus<br />

über den oft sehr arroganten Blick von der Hauptstadt auf<br />

die Provinz.<br />

Dabei hat sich aber auch einiges verändert. Versuchen<br />

Sie einmal ein Kolleg in Paris und eines in Quimper zu organisieren,<br />

etwa zu einem Thema wie die Französische Revolution.<br />

Heute fällt es nicht schwer, dafür 400 Personen,<br />

darunter weltbekannte Experten, in die Bretagne zu locken,<br />

während Sie mit Paris als Veranstaltungsort diesbezüglich<br />

große Probleme haben können. Auch das ist inzwischen<br />

Realität.<br />

Jahreskalender <strong>2011</strong><br />

Zum Abschluss eine ganz andere Frage: Welchen Ort in der<br />

Bretagne würden Sie unseren Lesern empfehlen, um das besondere<br />

bretonische Lebensgefühl nachzuempfinden?<br />

Mona Ozouf<br />

Composition française, Retour<br />

sur une enfance bretonne<br />

Gallimard<br />

ISBN 978-2-07-012464-0<br />

Ohne Zögern, die<br />

Baie de Morlaix. Die<br />

Bucht ist einmalig, ein<br />

Spaziergang am Wasser<br />

traumhaft. Dort ist man<br />

weit vom Massentourismus<br />

entfernt. Ich liebe<br />

die Natur und Ruhe an<br />

diesem Ort. Gleichzeitig<br />

sind die umliegenden<br />

Dörfer im Sommer sehr<br />

lebendig. Überall gibt es<br />

Aktivitäten, sei es eine<br />

Theatervorstellung, ein<br />

Konzert oder irgendein<br />

anderes Event. Das<br />

widerlegt das Klischee,<br />

dass in der Provinz<br />

nichts los sei.<br />

Madame Ozouf, wir<br />

danken Ihnen für das<br />

Gespräch.<br />

Bilder, die Frankreich von<br />

seiner schönsten Seite zeigen.<br />

Hochwertig gedruckt<br />

auf 50 x 35 cm.<br />

Bestellen Sie den Kalender<br />

noch heute mit dem Coupon<br />

auf Seite 97.


Frankreich heute Kultur<br />

Pariser Philharmonie<br />

Wenn Politik von der Realität eingeholt wird<br />

Nicht nur Hamburg hat mit seiner Elbphilharmonie ein Kostenproblem. Ähnlich geht es beim<br />

Bau der neuen Pariser Philharmonie zu, dessen Kosten ebenfalls aus dem Ruder laufen. In<br />

Zeiten, in denen der Staat an allen Enden sparen muss, ist die Fertigstellung des Vorhabens<br />

trotz erfolgtem Baubeginn ungewisser denn je, was auch Auswirkungen auf andere kulturelle<br />

Prestigeprojekte im Land und den Ruf des Staatspräsidenten hat.<br />

Jean Nouvel, der die neue Pariser Philharmonie entworfen<br />

hat, ist ein Architekt mit Erfahrung. Er kennt sich aus<br />

mit der Komplexität großer Bauvorhaben und auch mit<br />

ihren manchmal schwierigen politischen Dimensionen.<br />

Der Bau einer Philharmonie im Pariser Nordosten ist deshalb<br />

keine neuartige Herausforderung für ihn, selbst wenn<br />

die Baustelle als wichtigstes kulturelles Vorhaben in der Präsidentschaft<br />

von Nicolas Sarkozy gilt und somit also keine<br />

ganz gewöhnliche ist.<br />

Zu Beginn konnte der Stararchitekt zudem mehr als zuversichtlich<br />

sein. Seit Anfang 2010 ließen es sich Politiker<br />

auf lokaler und nationaler Ebene nicht nehmen, die Inangriffnahme<br />

dieses Projekts zu feiern, das für das 19. Arrondissement,<br />

wo es realisiert wird, städtebaulich von größter<br />

Bedeutung ist. Nicolas Sarkozy kam im <strong>Januar</strong> persönlich<br />

zu einer Besichtigung der Baustelle vorbei. Kulturminister<br />

Frédéric Mitterrand äußerte mehrmals gegenüber den Medien<br />

seine Zufriedenheit, dass es mit dem Bau dieses zukünftigen<br />

Wahrzeichens endlich losgehen würde. Ähnlich<br />

Bertrand Delanoë, der Bürgermeister von Paris, und Jean-<br />

Paul Huchon, der Präsident der Region Ile-de-France, die<br />

beide ebenfalls ihren Enthusiasmus über den Baustart zum<br />

Ausdruck brachten.<br />

Das ist eine durchaus bemerkenswerte Harmonie unter<br />

den verschiedenen Akteuren, die immerhin unterschiedlichen<br />

politischen Lagern angehören. Dass es sich um eine<br />

gemeinsame Kraftanstrengung handelt, zeigt zudem die<br />

ungewöhnliche Finanzierungsart des Vorhabens: 45 Prozent<br />

zahlt der französische Staat, weitere 45 Prozent die<br />

Stadt Paris und zehn Prozent die Region Ile-de-France.<br />

Alles war also auf einem guten Wege. Klassische Musikliebhaber<br />

freuen sich ohnehin darauf, in Paris endlich in<br />

einen Konzertsaal von Weltniveau gehen zu können. Und<br />

für die Bewohner des 19. Arrondissements ist die neue<br />

Philharmonie ein Hoffnungsträger, gilt der Stadtteil bisher<br />

doch als kulturell eher unterversorgt. Ganz zu schweigen<br />

von dem positiven Imagegewinn, den diese Ecke der<br />

Hauptstadt gut gebrauchen kann.<br />

Doch obwohl alles so vielversprechend und harmonisch<br />

begann, die Bagger die Baugrube ausgehoben haben und man<br />

schon an den Fundamenten arbeitete, kam plötzlich eine unerwartete<br />

Wende: Die Finanzierung des Projekts fing an zu<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


wackeln. Die Ursache liegt in einer ernormen Kostenexplosion,<br />

die bei solchen Projekten zwar nicht ungewöhnlich ist,<br />

die in Zeiten, in denen jeder seinen Gürtel enger schnallen<br />

muss, aber politisch nicht unbedingt als vertretbar gilt.<br />

Die Zahlen sind dabei alarmierend. Schätzte man Anfang<br />

des Jahrtausends die Kosten auf gerade einmal 120<br />

Millionen Euro, so erhöhten sich die Prognosen im Laufe<br />

der Zeit zunächst auf 200 Millionen Euro, schließlich sogar<br />

auf 320 Millionen Euro. Die Politik war also zum Handeln<br />

gezwungen. Frédéric Mitterrand gab klar zu verstehen, dass<br />

« gerade in der heutigen Zeit derartige Kostensteigerungen<br />

hinterfragt werden müssten ». Die Richtung der Antwort<br />

scheint klar zu sein: So hohe Mehrkosten sind nicht zu finanzieren.<br />

Zum großen Erstaunen der Anwohner kamen die Arbeiten<br />

an der Baustelle vor ein paar Monaten deshalb zum Erliegen.<br />

Ein eher ungewöhnliches Szenario für eine Baustelle<br />

dieser Größe und Bedeutung, zumal auch ein Baustopp<br />

hohe Kosten verursacht, die bisher aber geheim gehalten<br />

werden. Bis auf Weiteres gibt es von der neuen Philharmonie<br />

nicht mehr zu sehen als ein zwölf Meter tiefes und mehrere<br />

tausend Quadratmeter großes Loch neben der Cité de<br />

la Musique. Einige Anwohner nehmen es mit Galgenhumor<br />

und freuen sich bereits auf einen zukünftigen See, füllt sich<br />

die Baugrube bei jedem Regen doch mit Wasser. Die für<br />

die Aushub- und Fundamentarbeiten bereits ausgegebenen<br />

zehn Millionen Euro könnten sogar umsonst gewesen sein,<br />

da manche schon davon reden, dass man die Baugrube aus<br />

Sicherheitsgründen wieder zuschütten müsste, was weitere<br />

fünf Millionen Euro verschlingen würde.<br />

Die Verantwortlichen vor Ort geben sich währenddessen<br />

optimistisch und beteuern, dass das Vorhaben insgesamt<br />

nicht auf der Kippe stünde. « Vielleicht wird es nicht<br />

2012, sondern 2013, bis das Haus steht », heißt es inoffiziell.<br />

In der Pariser Stadtverwaltung erwartet man, dass die<br />

lange erwartete Umbildung des Kabinetts neuen Schwung<br />

in die Angelegenheit bringen könnte, so dass hoffentlich<br />

bald Entscheidungen fallen. Bertrand Delanoë hat in der<br />

Zwischenzeit einen Brief an Nicolas Sarkozy geschrieben,<br />

in dem er den Präsidenten fragt, wo das versprochene Geld<br />

vom französischen Staat bliebe. Bis dahin stehen im 19. Arrondissement<br />

die Bagger aber erst einmal still.<br />

Dabei ist es aber vielleicht gar nicht nur die aktuelle<br />

wirtschaftliche Lage, die zu einem Baustopp führte. Kostensteigerungen<br />

sind bei solchen Projekten, mit denen<br />

sich in Frankreich Präsidenten gerne ein Denkmal setzen<br />

und die wie kleine Konjunkturprogramme wirken, nichts<br />

Neues. Aber vielleicht ist die Politik nicht mehr bereit, sie<br />

einfach hinzunehmen. Der Rechnungshof hat in einem im<br />

Dezember 2007 veröffentlichten Bericht zu den kulturellen<br />

Prestigeprojekten im Land festgestellt, dass « man nicht nur<br />

die Architektur und den Erfolg in der Öffentlichkeit als<br />

Maßstab für die Bewertung eines Vorhabens nehmen darf »,<br />

um anschließend die systematische Kostensteigerungen bei<br />

derartigen Projekten anzuprangern: « Mit durchschnittlich<br />

30 Prozent höheren Kosten als geplant, sind die kulturellen<br />

Prestigeprojekte des Landes eine große Belastung für den<br />

Staatshaushalt ». In diesem Kontext muss man sich also selbst<br />

ohne Berücksichtigung der aktuellen Wirtschaftslage nicht<br />

wundern, wenn die Regierung nun die Notbremse zieht.<br />

Die Philharmonie ist nicht die einzige Kulturbaustelle<br />

im Land. Zu den anderen laufenden Projekten gehören das<br />

Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée<br />

in Marseille, dessen Erweiterungsbau 175 Millionen Euro<br />

kostet und 2013 fertig sein soll, ein neues Nationalarchiv<br />

für 254 Millionen Euro sowie das neue Französische Historische<br />

Museum für mindestens 60 Millionen Euro. So will<br />

man laut Kulturministerium dafür sorgen, dass « alle Franzosen<br />

Zugang zu kulturellen Einrichtungen bekommen<br />

und dass die Kultur zum Wirtschaftswachstum beiträgt ».<br />

Doch die Probleme der Philharmonie haben nun diese<br />

Kulturpolitik insgesamt ins Stocken gebracht. Nicht nur<br />

Musikliebhaber werden aufmerksam beobachten, wie es<br />

im Pariser Nordosten weitergeht. Auch der Ruf des Staatspräsidenten<br />

hängt von diesem Projekt ab. Schließlich steht<br />

2012 seine Wiederwahl an.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 79


Kulturszene<br />

Camelia Jordana:<br />

Camelia Jordana<br />

CD von Sony Music<br />

CDs<br />

Auf den ersten Blick könnte man denken,<br />

diese junge Frau, die kaum 18 Jahre alt und<br />

durch die Fernsehsendung « Nouvelle Star »<br />

(französisches Pendant zu « Deutschland sucht<br />

den Superstar ») bekannt geworden ist, sei ein typisches Marketingprodukt<br />

der Plattenindustrie. Hört man aber den ersten Song ihres<br />

neuen Albums « Non non non (Ecouter Barbara) », begegnet einem<br />

eine beeindruckende Stimme voller Feinheit und Sensibilität. Eine<br />

echte Entdeckung und ein riesiger Erfolg in Frankreich.<br />

ZAZ: ZAZ<br />

CD von Sony Music<br />

Ein neuer Stern am französischen Chansonhimmel.<br />

Die Musik hat Einflüsse von Jazz,<br />

die Stimme strahlt voll jugendlicher Frische,<br />

die nicht von ungefähr etwas an Edith Piaf<br />

erinnert. Schnell überrascht man sich dabei,<br />

die Melodien den ganzen Tag vor sich hinzusummen.<br />

Cellisten der Berliner Philharmoniker:<br />

Fleur de Paris<br />

CD von EMI<br />

Mit ihrem unvergleichlich samtigen Klang interpretieren die berühmten<br />

zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker Klassiker des französischen<br />

Chansons wie Piafs « La vie en rose » oder Trenets « Que reste-t-il de nos<br />

amours ». Aus dem Repertoire der Moderne enthält die CD außerdem<br />

eine Bearbeitung der « Figure humaine » nach der Vertonung eines Gedichts<br />

von Eluard durch Francis Poulenc. Absolut hörenswert.<br />

Gustave Flaubert: Bouvard und Pécuchet<br />

Roman, 407 Seiten, Insel<br />

Flauberts 100 Jahre altes Werk über die menschliche Dummheit wurde kürzlich von<br />

Erich Wolfgang Skwara neu übersetzt. Es ist der Bericht über zwei Biedermänner, die<br />

auf der Jagd nach dem Weltwissen sind. Eine Parodie auf die Wissenschaftsgläubigkeit,<br />

die im Zeitalter des Internets eine ganz neue Bedeutung gewinnt – denn Bouvard und<br />

Pécuchet verstellt stets ein Wust an Informationen den Blick auf das Wesentliche. Irgendwie<br />

kommt uns das heute sehr bekannt vor.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Vergissmichnicht<br />

Originaltitel: L’âge de raison • Frankreich 2010, 89 min • Ein Film<br />

von Yann Samuell mit Sophie Marceau, Marton Csokas, Michel<br />

Duchaussoy u.a. • Kinostart: 23. Dezember 2010, im Verleih von<br />

Schwarz-Weiss<br />

Filme<br />

Die Briefe beginnen mit der Anrede: « Liebe Ich ». Margaret (Sophie Marceau) hat<br />

sie an sich selbst geschrieben, als sie sieben Jahre alt war. Nun, 30 Jahre später, führt<br />

der Notar, der diese Post bis jetzt aufbewahren sollte, seinen Auftrag zu Ende und<br />

sendet sie der Managerin, zu der das Kind von einst geworden ist, regelmäßig zu.<br />

Doch die will von der Kinderei von damals nichts mehr wissen. Nur langsam dringt<br />

zu ihr durch, dass ihr heutiges Leben die unverblümten Fragen einer Kinderstimme<br />

dringend nötig hat. Mal wieder ein klassisch-schöner... französischer Film.<br />

Good food, bad food<br />

Originaltitel: Solutions locales pour un désordre global • Frankreich 2010, 113 min<br />

• Ein Film von Coline Serreau • Kinostart: 20. <strong>Januar</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Alamode<br />

« Anleitung für eine bessere Landwirtschaft » nennt sich Coline Serreaus<br />

Dokumentation im Untertitel und man kann nur hoffen, dass sich<br />

möglichst viele Kinobesucher die porträtierten Personen zum Vorbild<br />

nehmen. Es ist zwar nichts fundamental Neues, das die französische<br />

Regisseurin hier über die Missstände der Nahrungsmittelindustrie berichtet (und zum Teil<br />

auch fragwürdig zuspitzt), erschreckend bleibt es dennoch. Ein sehenswerter Dokumentarfilm,<br />

dem man ein großes Publikum wünschen muss.<br />

Das Labyrinth der Wörter<br />

Frankreich 2010, 84 min • Originaltitel: La tête en friche • Ein Film von Jean Becker mit Gérard Depardieu,<br />

Gisèlle Casadesus, Françaois-Xaver Demaison u.a. • Kinostart: 06. <strong>Januar</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Concorde<br />

Es ist die Geschichte über eine dieser Begegnungen, die das ganze Leben verändern können:<br />

Germain (Gérard Depardieu), um die 50, praktisch Analphabet, trifft Margueritte (Gisèle<br />

Casadesus), eine kleine alte Dame und leidenschaftliche Leserin. 40 Jahre und 100 Kilo trennen<br />

sie voneinander. Marguerite beginnt Germain aus Romanen vorzulesen und eröffnet ihm<br />

eine neue Welt und die Magie der Bücher. Für sein Umfeld, die Freunde im Bistro, die ihn<br />

bis jetzt für einen Einfaltspinsel hielten, wechselt die Dummheit mit einem Mal die Seite. In<br />

Frankreich einer der Hits des letzten Jahres.<br />

Bücher<br />

Didier van Cauwelaert: Das Findelkind<br />

Roman, 198 Seiten, Aufbau Verlag<br />

Als Zigeuner ein Auto stehlen, finden sie darin einen schlafenden Jungen. Sie<br />

nehmen ihn auf, besorgen ihm einen marokkanischen Pass und bilden ihn<br />

zum Spezialisten für den Diebstahl von Autoradios aus. Als er später erwischt<br />

wird, schiebt man ihn in sein (angebliches) Heimatland ab. Und damit beginnen<br />

die Schwierigkeiten erst richtig. Der feinsinnige, witzige Roman, der nun<br />

in deutscher Übersetzung erschienen ist, erhielt 1994 den Prix Goncourt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 81


Art de vivre Cocktails<br />

Ti’Punch & Planteur<br />

Der Charme der Antillen in zwei Cocktails<br />

Marseille hat den Pastis, Podensac den Lillet, Dijon die Crème de Cassis und Fécamp<br />

die Bénédictine. Doch auch Frankreichs Karibikinseln können mit « alkoholischen<br />

Botschaftern » aufwarten: Ti’Punch und Planteur sind die Stars unter den Cocktails<br />

der Antillen und inzwischen auch international bekannt. Zwei Getränke, die gut zu<br />

der Sonne und Lebensfreude der Karibik passen.<br />

Einer der besten Barmänner der französischen Antillen<br />

ist Eugène im Cap Est Lagoon Resort & Spa in<br />

Le François auf Martinique. Er kennt sich aus mit<br />

Cocktails und natürlich auch mit den zwei bekanntesten der<br />

Karibik. Allerdings bereitet er den Ti’Punch und Planteur<br />

etwas anders zu als anderswo auf Martinique, Guadeloupe<br />

oder Saint-Martin. Für Frankreich erleben lüftet er exklusiv<br />

seine beiden Geheimrezepte.<br />

Ti’Punch<br />

Der Ti’Punch ist ein wahrhaftes Nationalgetränk auf<br />

den Antillen. Man trinkt ihn gewöhnlich aus kleinen Gläsern<br />

in kleinen Mengen zu allen möglichen Anlässen. Die<br />

Herstellmenge lässt sich variabel nach Bedarf dosieren.<br />

Wichtig ist nur, dass das Mengenverhältnis der Zutaten<br />

gleich bleibt.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Eugène empfiehlt als Zutaten:<br />

eine grüne Zitronenscheibe<br />

einen Teil Zuckerrohrsirup<br />

vier Teile weißen Rum<br />

• Eis (Geschmacksrichtung nach eigener Vorliebe)<br />

Die Zutaten werden alle in ein Glas gegeben und gut<br />

umgerührt, damit sich der Zuckerrohrsirup gleichmäßig<br />

verteilt und die Zitronenscheibe leicht ausgedrückt wird.<br />

Im Gegensatz zu anderen Ti’Punch-Rezepten – etwa<br />

auf Guadeloupe – besteht der Cocktail von Eugène aus<br />

mehr Zuckersirup und weniger Rum. Das macht seinen<br />

Ti’Punch weniger stark und lässt den frischen Zitronengeschmack<br />

besser hervortreten.<br />

Planteur<br />

Noch erfrischender ist der Planteur. Im Gegensatz zum<br />

Ti’Punch wird er aus einem großen Glas getrunken. Es gibt<br />

diverse Versionen dieses Cocktails, die insbesondere im<br />

Hinblick auf die verwendeten Säfte variieren.<br />

Eugène empfiehlt als Zutaten:<br />

2 cl alter Rum<br />

2 cl weißer Rum<br />

• 1 Schuss Grenadine<br />

•<br />

1 Schuss Angostura<br />

1 TL Zimt<br />

1 Schuss Vanilleextrakt<br />

5 cl Maracujasaft<br />

• 5 cl Guavensaft<br />

Die Zutaten in einen Shaker geben, in dem sich ein paar<br />

Eiswürfel befinden. Gut vermischen.<br />

Für Eugène machen vor allem der Zimt und der Schuss<br />

Angostura den Unterschied zu anderen Rezepten. Angostura<br />

ist ein Bitterlikör, der aus Bitterorange und Gewürzen<br />

hergestellt wird. Entwickelt wurde er vom deutschen Arzt<br />

Johann Gottlieb Benjamin Siegert, der damit Soldaten im<br />

Lazarett kurierte. Man kann das Produkt bei einem gut<br />

sortierten Händler für alkoholische Erzeugnisse oder im<br />

Internet erwerben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 83


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen: In<br />

der letzten Ausgabe hat sich leider ein Übersetzungsfehler<br />

eingeschlichen, bei dem aus je zwei roten und<br />

grünen Paprika rote und grüne Chilischoten wurden.<br />

Hoffentlich haben Sie keine feurige Überraschung<br />

erlebt. Dafür kann ich Sie beruhigen, das Rezept<br />

in dieser Ausgabe ist von sehr mildem Geschmack.<br />

Der Kartoffel-Entenconfit-Auflauf ist eine Spezialität<br />

aus Frankreichs Südwesten. Bon appétit!»<br />

Parmentier<br />

de canard<br />

Für 8 Personen • Zubereitungszeit: 60 min • Garzeit: 30 min<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Zutaten<br />

2 kg Kartoffeln<br />

100 g Butter<br />

600 ml Milch<br />

4 EL Crème fraîche<br />

2 Gläser Entenconfit mit jeweils 4 Keulen<br />

2 Zwiebeln, in Scheiben geschnitten<br />

2 Knoblauchzehen, gerieben<br />

1 EL Petersilie, klein gehackt<br />

75 g Comté, geraspelt<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Kartoffeln in Salzwasser 20 Minuten kochen lassen.<br />

•<br />

Entenconfit-Gläser in einem Wasserbad erhitzen,<br />

bis das Fett geschmolzen ist. Entenkeulen herausnehmen,<br />

abkühlen lassen, enthäuten, von den<br />

Knochen befreien und mit einem Messer zerteilen.<br />

• In einer Pfanne die Hälfte der Butter erhitzen und<br />

Zwiebeln glasig braten. Anschließend Knoblauch und<br />

das Entenfleisch dazugeben. Alles gut miteinander<br />

verrühren und bei schwacher Hitze brutzeln lassen.<br />

• Kartoffeln abgießen, in den Topf zurückgeben und<br />

klein stampfen. Bei ständigem Umrühren bei großer<br />

Hitze kurz die restliche Flüssigkeit verdampfen<br />

lassen. Dann die Milch, die restliche Butter sowie<br />

die Crème fraîche unterrühren und mit Salz und<br />

Pfeffer abschmecken. Bei schwacher Hitze köcheln<br />

lassen, ständiges Umrühren dabei nicht vergessen.<br />

• Eine Auflaufform mit drei bis vier Esslöffeln des<br />

geschmolzenen Confitfettes einfetten und die Petersilie<br />

darüber streuen. Anschließend das angebratene<br />

Entenconfit aus der Pfanne in die Auflaufform<br />

geben. Darüber den Kartoffelbrei verteilen und<br />

alles schließlich mit dem Comté bestreuen.<br />

• Auflaufform in den auf 210 Grad vorgeheizten<br />

Backofen stellen und alles 20 bis<br />

30 Minuten lang überbacken lassen.<br />

Serviervorschlag<br />

• Zu dem Gericht passt sehr gut ein<br />

Frisee- oder Radieschensalat.<br />

Weinempfehlung<br />

• Als Wein empfiehlt sich ein Bergerac.<br />

Tipp<br />

• Das übriggebliebene Fett des Entenconfits lässt sich gut<br />

im Kühlschrank aufbewahren und als Ölersatz, etwa<br />

für die Zubereitung von Bratkartoffeln, verwenden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 85


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (6)<br />

Design-Restaurants<br />

Lange Zeit schienen die Gastronomen der französischen Hauptstadt beim Thema<br />

Inneneinrichtung nicht viel von außergewöhnlichem Design zu halten. War es aus der<br />

Überzeugung heraus, dass beim Essen der Inhalt mehr als die Form zählen soll, oder<br />

schlicht wegen mangelnder Neugierde bzw. Investitionsfreude. Doch seit einigen<br />

Jahren tut sich etwas in der Pariser Gastroszene und Design wird zunehmend wichtiger.<br />

Sechs ganz unterschiedliche Adressen, die einen Besuch lohnen.<br />

Mori Venice Bar<br />

Der Werdegang des Hausherrn allein rechtfertigt fast<br />

schon den Besuch dieses Restaurants. Massimo Mori war<br />

bereits Händler für italienische Weine, Hersteller frischer<br />

Nudelprodukte, Importeur italienischer Delikatessen, Mitarbeiter<br />

bekannter Firmen wie Lenôtre oder den Galeries<br />

Lafayette in Paris und Berlin und wurde 2002 außerdem<br />

als bester Maître d’hôtel Frankreichs gekürt. Kurzum, der<br />

Mann interessiert sich für gutes Essen und setzt sich dafür<br />

ein, der italienischen Küche Glanz zu geben und sie nicht<br />

auf Pizza und Pasta zu reduzieren.<br />

Man kommt deshalb vor allem wegen der Qualität der<br />

Speisen in die Mori Venice Bar. In nur fünf Jahren wurde<br />

das Restaurant eines der<br />

besten italienischen Lokale<br />

in der Seine-Metropole.<br />

Die Stammkunden schätzen<br />

die authentischen<br />

Speisen, deren Zutaten direkt<br />

aus Venedig angeliefert<br />

werden. Die diversen<br />

Risottos sind ein Muss.<br />

Das Interieur wurde übrigens<br />

von Philippe Starck<br />

entworfen und ist sehr<br />

elegant und gediegen.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Tokyo Eat<br />

Anders als der Name es vermuten lässt, kommt<br />

man in dieses Restaurant nicht, um japanisch zu<br />

essen. Ohnehin ist nicht die Qualität der gebotenen<br />

Speisen, sondern das besondere Ambiente des Restaurants<br />

der Hauptanziehungsgrund. Das Tokyo<br />

Eat befindet sich im Palais de Tokyo, dem Zentrum<br />

für zeitgenössische Kunst der Stadt Paris, in einem<br />

immensen, industriell anmutenden Saal mit viel Beton.<br />

Man sitzt auf bunten Plastikstühlen an runden<br />

Tischen und kann beim Warten aufs Essen dem munteren Treiben in der großen offenen Küche<br />

zusehen oder die Museumsbesucher beim Bezahlen ihrer Eintrittskarten beobachten.<br />

Im Tokyo Eat fühlt man sich irgendwo zwischen New York und Berlin. Es ist eines dieser atypischen,<br />

sehr urbanen Etablissements, wo die Gäste über Architektur, Malerei oder sonstige kulturelle<br />

Themen diskutieren. Was auf den Teller kommt, wirkt dagegen nicht besonders originell.<br />

Die Qualität ist akzeptabel, aber auch nicht mehr. Dafür sind die Portionen reichhaltig bemessen,<br />

so dass man das Tokyo Eat nicht hungrig verlässt.<br />

Im Sommer ist es zudem möglich, unter freiem Himmel zu sitzen. Von der Terrasse des Tokyo<br />

Eat eröffnet sich ein schöner Blick auf den nicht weit entfernten Eiffelturm. Allerdings spürt man<br />

draußen wenig von der besonderen Architektur des Restaurants. Es ist deshalb wohl eine Frage der<br />

eigenen Prioritäten, ob man bei schönem Wetter lieber drinnen oder draußen Platz nimmt.<br />

Bevor man das Restaurant wieder verlässt, sollte man einen Abstecher zu den Toiletten machen.<br />

Die lichtdurchlässigen Plexiglastrennwände und riesigen Waschbecken sind durchaus sehenswert.<br />

Mama Shelter<br />

Unter allen Pariser Design-Restaurants ist das Mama Shelter eines der sympathischsten. Modernes<br />

Design ist in diesem Restaurant nicht gleichbedeutend mit kühler Atmosphäre und der<br />

Service ist nicht so hochnäsig wie in manch anderem Etablissement dieser Art. Ganz im Gegenteil,<br />

Gemütlichkeit wird im Mama Shelter hochgehalten und die Bedienung ist sehr freundlich.<br />

Das Restaurant gehört zu einem gleichnamigen Hotel, dessen Betreiber den Mut zur Eröffnung<br />

eines solchen Hauses in einem eher schwierigen und vom Tourismus weitgehend unbeachteten<br />

Arrondissement, dem 20., hatten. Für die Innengestaltung der Räume bat man den französischen<br />

Stardesigner Philippe Starck um Hilfe, was natürlich<br />

automatisch zu ein wenig Glamour verhilft.<br />

Gegessen wird in entspannter Atmosphäre, wobei<br />

man die Wahl zwischen klassischen französischen<br />

Gerichten – etwa einem Salade de lentilles vertes oder<br />

einem Parmantier de confit de canard – oder auch selbstgemachten<br />

leckeren Pizzen (ab 19.00 Uhr, außer sonntags)<br />

hat. Donnerstags, freitags und samstags gibt es<br />

zudem Live-Musik von unterschiedlichen Künstlern.<br />

Rundum ist das Mama Shelter also eine gute Wahl,<br />

bei der sogar das Portemonnaie nicht überstrapaziert<br />

wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 87


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (6)<br />

Pershing Hall<br />

Die Pershing Hall ist ein geschichtsträchtiger Ort.<br />

Das herrschaftliche Stadtpalais im Herzen des sogenannten<br />

« Goldenen Dreiecks » unweit der Champs-<br />

Elysées, welches Ende des 18. Jahrhunderts der Graf von<br />

Paris errichten ließ, wurde 1917 zum Hauptquartier des<br />

Kommandanten der US-amerikanischen Truppen: John<br />

Pershing. An der gut erhaltenen Außenfassade des Gebäudes<br />

erinnern zwei Ornamente an diese Epoche.<br />

Auch heute noch gehen US-Amerikaner hier zuweilen<br />

ein und aus, allerdings nicht mehr in Militäruniform,<br />

sondern als Gäste des nun in dem Haus untergebrachten<br />

Hotels und Restaurants. Die Gestaltung der gegenwärtigen<br />

Räume trägt die Handschrift von Andrée Putman,<br />

international gefeierte französische Innenarchitektin<br />

und Designerin, die insbesondere die Innengestaltung<br />

der Hotelzimmer verantwortete, sowie von Imaad<br />

Rahmouni, der sich um das Design des Restaurants und<br />

der Lounge kümmerte.<br />

Wenn man das Gebäude betritt, ist man erstaunt, im<br />

Inneren einen hellen überdachten Innenhof vorzufinden,<br />

in dem das Restaurant untergebracht ist. Das gläserne<br />

Dach lässt sich im Sommer öffnen, was den Speiseraum<br />

noch charmanter macht. Der besondere Clou ist aber vor<br />

allem ein 30 Meter hoher « vertikaler Garten », der eine<br />

Wand des Restaurants über das Dach hinaus begrünt<br />

und mit Pflanzen aus dem Himalaya, Amazonien und<br />

von den Philippinen angelegt wurde. Diese Art der Fassadenbegrünung<br />

erlebt in der französischen Hauptstadt<br />

in den letzten Jahren geradezu einen Boom und verleiht<br />

auch diesem Restaurant eine magische Note.<br />

Glasperlen aus dem Hause Murano, edle Stühle<br />

und Tische sowie ein ausgefeiltes Lichtkonzept sorgen<br />

hier für eine sehr warme und angenehme Atmosphäre.<br />

Besonders beliebt sind die Tische auf den kleinen Balkonen<br />

in der ersten Etage. Doch nicht nur das Design<br />

ist stimmig, auch die gebotenen Speisen werden dem<br />

Anspruch an hochwertige Gastronomie gerecht. Dabei<br />

bietet die Küche sowohl traditionelle Gerichte – etwa ein<br />

Lachs- und Wolfsbarschtartar oder ein Rinderfilet – als<br />

auch exotische – beispielsweise japanische Udon-Nudeln<br />

mit Trüffeln und Foie Gras.<br />

Wenn man in der Pershing Hall speisen möchte, muss<br />

man allerdings selbst für Pariser Verhältnisse etwas tiefer<br />

in die Tasche greifen. Belohnt wird man dafür mit einem<br />

ganz außergewöhnlichen Ort inmitten der Hauptstadt<br />

sowie mit gutem Essen.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (6)<br />

L’Insouciant<br />

Dieses Restaurant gegenüber dem friedvollen Parc Georges Brassens<br />

im 15. Arrondissement gehört zu den Lieblingsplätzen der Redaktion.<br />

Das Restaurant ist sehr klein, war aber eines der ersten, das<br />

ein wenig Design in das Viertel brachte. Liebevoll wurde der Speiseraum<br />

in harmonischen Farben gestaltet und mit modernen Möbeln<br />

ausgestattet.<br />

Die Essensqualität kann dabei mit dem anspruchsvollen Interieur<br />

mithalten. Die Suppe Velours de Châtaigne au Lonzo ist bereits ein<br />

Klassiker geworden, genauso die Ravioles de foie gras. Die Küche legt<br />

bei allen Gerichten viel Wert auf frische Zutaten.<br />

Im L’Insouciant fühlt man sich schnell wohl. Die vielen Kerzen<br />

machen aus dem Restaurant zudem einen Ort, an dem man Franzosen<br />

die Bedeutung des deutschen Wortes « gemütlich » gut erklären kann.<br />

Der Erfolg ließ also nicht lange auf sich warten. Man sollte vor Besuch<br />

des Restaurants deshalb lieber einen Tisch reservieren, um einen Platz<br />

zu bekommen. Allerdings gibt es diesbezüglich<br />

gute Nachrichten: Das Team bereitet<br />

die Eröffnung eines zweiten Restaurants<br />

(L’Insouciante)<br />

in der Nachbarschaft<br />

vor.<br />

Mori Venice Bar<br />

2, rue du 4 Septembre<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 55 51 55<br />

www.mori-venicebar.com<br />

Täglich 12.00 – 15.00 Uhr<br />

& 20.00 – 23.30 Uhr<br />

Antipasti von 19,00 bis 24,00 Euro,<br />

Hauptgerichte von 34,00 bis 44,00 Euro.<br />

Mittagsmenü werktags 40,00 Euro, am<br />

Wochenende 50,00 Euro<br />

Tokyo Eat<br />

Palais de Tokyo<br />

13, avenue du Président Wilson<br />

75016 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 47 20 00 29<br />

Di – So 12.00 – 15.00 Uhr<br />

& 19.30 – 23.30 Uhr<br />

Abends um die 35,00 bis 45,00 Euro,<br />

werktags mittags um die 20,00 Euro<br />

Mama Shelter<br />

109, rue de Bagnolet<br />

75020 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 43 48 45 45<br />

www.mamashelter.com<br />

Täglich 12.00 – 01.30 Uhr<br />

Vorspeisen von 9,00 bis 29,00 Euro,<br />

Hauptgerichte von 14,00 bis 49,00 Euro,<br />

Desserts von 8,00 bis 24,00 Euro,<br />

Pizzen von 9,00 bis 12,00 Euro<br />

Restaurant Pershing<br />

Pershing Hall<br />

49, rue Pierre Charron<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 58 36 58 36<br />

www.pershinghall.com<br />

Täglich 12.00 – 15.00 Uhr<br />

& 19.00 – 02.00 Uhr<br />

Vorspeisen von 19,00 bis 39,00 Euro,<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Tarmac<br />

Das Tarmac (das Wort bedeutet im Deutschen<br />

Rollfeld) ist die Landebahn, auf der der Reisende zum<br />

ersten Mal mit seinem Reiseziel in Berührung kommt.<br />

Das ist jedenfalls das Motto des Restaurants im Pariser<br />

Osten. Ins Kulinarische übertragen bedeutet dies, dass<br />

der erste Eindruck in einem Restaurant von ganz besonderer<br />

Bedeutung ist. Deshalb setzt man im Tarmac<br />

auf authentische Speisen mit frischen Zutaten und ein<br />

ungewöhnliches Interieur.<br />

Untergebracht ist das Lokal in einer ehemaligen<br />

traditionellen Brasserie. Von seinem Vorgänger übernahm<br />

das Tarmac eine bemalte Decke aus dem 19.<br />

Jahrhundert und die typische entspannte Atmosphäre<br />

der Pariser Brasserien. Hinzugefügt wurden moderne<br />

Designelemente, die aus dem Tarmac einen ganz besonderen<br />

Ort machen.<br />

Auf der Speisekarte findet man Klassiker der französischen<br />

Küche – tartare de bœuf, filet de bœuf oder<br />

moelleux au chocolat, aber auch originelle Neukreationen<br />

– Poulet mariné au gingembre oder Salade de papaye<br />

verte au saumon. Das Tarmac ist ein Mix diverser Stile,<br />

architektonisch genauso wie kulinarisch.<br />

In den letzten Ausgaben: Die Brasserien und Restaurants der Stars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26), Restaurants mit Ausblick<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27), ungewöhnliche Restaurants (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28), Weinbars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29), Kiezrestaurants<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30). Die Serie endet mit dieser Ausgabe.<br />

Hauptgerichte von 19,00 bis 49,00 Euro,<br />

Dessert von 13,00 bis 22,00 Euro<br />

Werktags gibt es ein Mittagsmenü für<br />

38,00 Euro, inklusive einem Glas Wein<br />

und einem Espresso<br />

L’Insouciant<br />

77, rue Brancion · 75015 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 48 42 25 24<br />

Täglich 12.00 – 14.00 Uhr<br />

& 19.00 – 22.30 Uhr<br />

Menü für 25,00 Euro (Hauptgericht mit<br />

wahlweise Vorspeise oder Dessert)<br />

bzw. für 30,00 Euro (Vorspeise,<br />

Hauptgericht, Dessert). Mittagstisch<br />

von 16,50 bis 18,50 Euro, inklusive<br />

einem Glas Wein<br />

Tarmac<br />

33, rue de Lyon · 75012 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 43 41 97 70<br />

www.tarmac-paris.com<br />

Täglich 8.00 – 2.00 Uhr, Küche<br />

12.00 – 15.00 Uhr & 19.00 – 23.30 Uhr,<br />

nachmittags auch kleine Speisen<br />

Menü für 13,00 Euro (Hauptgericht<br />

mit wahlweise Vorspeise oder<br />

Dessert) bzw. für 17,00 Euro<br />

(Vorspeise, Hauptgericht, Dessert),<br />

Hauptgerichte von 12,50 bis 29,00 Euro<br />

18 .<br />

17.<br />

19.<br />

10 .<br />

8. 9.<br />

4 2.<br />

20.<br />

2 1. 3.<br />

16 .<br />

11. 3<br />

1<br />

7. 4.<br />

6<br />

6. 5.<br />

15.<br />

12 .<br />

5 14.<br />

13 .<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 91


Frankreich praktisch<br />

Panne auf der Autobahn<br />

Mehr als 11.000 Kilometer Autobahn gibt es in Frankreich, wovon ein Großteil<br />

mautpflichtig ist. Wie auf allen Autobahnen in der Welt ist im Falle einer Panne Vorsicht geboten<br />

und müssen besondere Regeln beachtet werden, zumal die mautpflichtigen Strecken<br />

nicht frei zugänglich sind. Tipps für den Fall einer Panne.<br />

Unnötig, einen eigenen<br />

Abschleppdienst<br />

zu suchen<br />

Wenn man auf französischen<br />

Autobahnen eine<br />

Panne hat, kann man es sich<br />

sparen, nach einem eigenen<br />

Abschleppunternehmen zu suchen.<br />

Der Staat hat für jeden<br />

Streckenabschnitt genau<br />

ein Abschleppunternehmen<br />

lizenziert, welches<br />

für alle Pannen in seinem<br />

Bereich zuständig ist. Dieses<br />

Monopol ist ohne Ausnahmen<br />

und gilt für alle Autofahrer, die<br />

eine Panne haben.<br />

Unbedingt die Notrufsäulen benutzen<br />

Nur an den an den Autobahnen stehenden Notrufsäulen<br />

ist es möglich, Hilfe bei einer Panne anzufordern. Man<br />

braucht es erst gar nicht mit seinem eigenen Mobiltelefon<br />

versuchen, sondern sollte sich nach Absicherung des Fahrzeugs<br />

lieber gleich auf den Weg zur Notrufsäule machen.<br />

Die orangefarbenen Säulen stehen alle zwei Kilometer am<br />

Straßenrand. Die nächste wird mit einem Pfeil auf einem<br />

weißen Schild in regelmäßigem Abstand ausgeschildert.<br />

Die Benutzung der Notrufsäulen ist gratis. Nach Drücken<br />

eines Knopfes wird man mit der Polizei oder einem Servicezentrum<br />

der Autobahngesellschaft verbunden, die sich<br />

um die Pannenhilfe kümmern. Man sollte die Autobahnnummer,<br />

die Fahrtrichtung und möglichst den Kilometerpunkt<br />

sowie die eigene Automarke und das Kennzeichen<br />

mitteilen. Die Pannenhilfe ist vertraglich dazu verpflichtet,<br />

spätestens 30 Minuten nach Absenden des Notrufs an der<br />

Pannenstelle zu erscheinen.<br />

Unnütz, Prozedere infrage zu stellen<br />

Die Pannenhilfe unterliegt auf französischen Autobahnen<br />

klaren gesetzlichen Vorgaben. Eine mögliche Reparatur<br />

vor Ort darf nicht länger als 30 Minuten dauern.<br />

Wenn diese Zeit überschritten wird, muss das Fahrzeug<br />

abgeschleppt werden, entweder auf den nächsten Parkplatz,<br />

zur Werkstatt des Pannendienstes<br />

oder an einen anderen<br />

Ort, wenn dies vom Fahrzeughalter<br />

gewünscht wird.<br />

Sinnlos, Tarife<br />

verhandeln zu wollen<br />

Die Preise für die Pannenhilfe<br />

auf Autobahnen<br />

sind ebenfalls gesetzlich<br />

geregelt und nicht verhandelbar.<br />

Sie werden jedes<br />

Jahr vom Wirtschafts- und<br />

Finanzministerium neu<br />

festgelegt. Zurzeit gilt für Fahrzeuge<br />

bis 1,8 Tonnen tagsüber ein<br />

Pauschalpreis von 114,50 Euro. Passiert die Panne zwischen<br />

18.00 Uhr abends und 8.00 Uhr morgens oder am Samstag,<br />

am Sonntag oder an einem Feiertag, erhöht sich der Betrag<br />

auf 172,00 Euro. Bei Fahrzeugen mit einem Gewicht zwischen<br />

1,8 und 3,5 Tonnen sind 141,50 Euro bzw. 212,25<br />

Euro fällig. In diesem Preis sind die Anfahrt der Pannenhilfe,<br />

die Reparatur bis zu 30 Minuten sowie ein eventuelles<br />

Abschleppen enthalten.<br />

Vorsicht vor Zusatzleistungen<br />

Alle Leistungen, die nicht durch die Pauschale abdeckt<br />

sind, können allerdings gesondert in Rechnung<br />

gestellt und dementsprechend zuvor verhandelt werden.<br />

Dies gilt insbesondere für die Kosten für Ersatzteile, für<br />

Reparaturarbeiten, die länger als 30 Minuten dauern,<br />

und fürs Abschleppen zu einem Ort, der weiter als fünf<br />

Kilometer hinter der nächsten Ausfahrt liegt, ausgenommen,<br />

der Abschleppdienst bringt das Pannenfahrzeug<br />

zur eigenen Werkstatt. Die Tarife für Zusatzleistungen<br />

unterliegen keinen Beschränkungen. Sie müssen aber<br />

im Inneren des Abschleppwagens sichtbar angeschlagen<br />

sein. Außerdem ist der Pannendienst verpflichtet, eine<br />

Rechnung auszustellen, die die einzelnen Leistungen<br />

detailliert ausweist.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Arte-Programm<br />

Mittwoch, 29.12.2010, 20.15 Uhr<br />

Können Frankreichs Köche nicht mehr kochen?<br />

Themenabend<br />

Frankreichs Spitzenköche drohen ihre Vorrangstellung in der internationalen<br />

Gastronomie an Japan zu verlieren. So kürte der renommierte Gastronomieführer<br />

Michelin 2007 die Feinschmeckerlokale Tokios in seiner ersten Ausgabe<br />

für ein Land außerhalb Europas mit nahezu doppelt so vielen Sternen wie die<br />

Häuser der Pariser Haute Cuisine. Der Themenabend analysiert die Gründe für<br />

die grundlegenden Veränderungen in der Gastronomie und führt die Zuschauer<br />

nach Japan und Frankreich.<br />

Sonntag, <strong>31</strong>.12.2010, 09.45 Uhr<br />

La Folle Journée de Nantes <strong>2011</strong><br />

Live-Übertragung<br />

Alle Jahre wieder begibt sich ARTE nach Nantes zum Klassikmusik-Festival<br />

« La Folle Journée ». Auch <strong>2011</strong> sendet ARTE wieder einen Tag lang, elf Stunden<br />

live aus dem Kongresszentrum in Nantes. Diesmal widmet sich das Festival der<br />

deutschen, post-romantischen Musik und präsentiert Musik aus fast 100 Jahren,<br />

von 1850 bis 1950, von Johannes Brahms über Richard Strauss bis hin zu den<br />

Komponisten der Wiener Schule.<br />

Sonntag, 02.01.<strong>2011</strong>, 21.00 Uhr<br />

Heinrich der IV. und seine Dämonen<br />

Themenabend<br />

Der Themenabend beginnt mit dem Film « Die Bartholomäusnacht » (Frankreich<br />

1993, 135 min, Film von Patrice Chéreau mit Isabelle Adjani, Daniel Auteuil,<br />

Virna Lisi): Frankreich im Jahre 1572. Das Land ist von Religionskriegen<br />

zerrissen. Der hugenottische König Heinrich von Navarra, später Heinrich IV.,<br />

soll die katholische Margarete von Valois heiraten. Die Hochzeit endete in einem<br />

Blutbad und ging als « Bartholomäusnacht » in die Geschichte ein. Der gleichnamige<br />

Film wurde mehrfach mit dem César ausgezeichnet. In der anschließenden<br />

Dokumentation « Vom Teufel besessen » wird das Schicksal eines Mädchens verfolgt,<br />

dessen Leben am seidenen Faden der angespannten Beziehungen zwischen<br />

Staat und Religion hängt.<br />

Sonntag, 27.02.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />

Poet und Provokateur – Serge Gainsbourg<br />

Themenabend<br />

Sein lustvolles Duo mit Jane Birkin « Je t'aime, moi non plus » sorgte weltweit<br />

für Furore. Zwischen Poesie und Provokation: Serge Gainsbourg bleibt einer der<br />

größten französischen Popstars. Vor 20 Jahren ist er gestorben. Der Themenabend<br />

zeigt den Spielfilm « Elisa » mit Vanessa Paradis und Gérard Dépardieu,<br />

für den Gainsbourg posthum einen César für die beste Musik erhielt, und einen<br />

Konzertmitschnitt von 1986 aus dem Casino de Paris.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong> · 93


Leserbriefe · Impressum<br />

Leserbriefe<br />

Ich bin zwar erst 19, doch ich<br />

liebe Frankreich über alles. Ein<br />

Glück, dass es von Freiburg aus nur<br />

wenige Autominuten bis ins Elsass<br />

sind. Meine Anregung befasst sich<br />

aber nicht mit dem Elsass, sondern<br />

mit dem Roussillon. Schon<br />

zum vierten Mal habe ich diesen<br />

Sommer Perpignan besucht. Die<br />

Stadt hat sich in den letzten Jahren<br />

sehr positiv entwickelt und ist<br />

zu einer wirklich sehenswerten<br />

Attraktion geworden. Wie wäre es<br />

denn einmal mit einem Stadtportrait?<br />

Die Weine des Roussillon,<br />

allen voran der Banyuls oder der<br />

Muscat de Rivesaltes, könnten das<br />

Ganze noch ausschmücken. Für<br />

Freunde der Natur sind die Etangs<br />

(Etang de Salses, Etang de Canet)<br />

sehr interessant. Auch in Zukunft<br />

werde ich Frankreich erleben treu<br />

bleiben! C'est toujours un grand<br />

plaisir! Macht weiter so!<br />

Sven Freimuth, Freiburg<br />

Redaktion: Eine unserer beiden neuen<br />

Leser reisen wird nach Perpignan führen.<br />

In Ihrer Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30 ist<br />

Ihnen ein Fehler unterlaufen:<br />

Grabstein von Hyppolyte Léon<br />

Denizard Rivali (1804-1969) – da<br />

ist er aber sehr alt geworden. Ihre<br />

Zeitschrift gefällt mir sehr gut,<br />

bin seit Anfang des Jahres regelmäßiger<br />

Leser und seit 36 Jahren<br />

Frankreichfan.<br />

Karin Fritz, Köln.<br />

Als Frankreichfan bin ich von Ihrem<br />

Heft total begeistert – außer<br />

vom Einkleben der Abokarte. Die<br />

Klebestelle ist leider deutlich sichtbar<br />

und vor allem dann besonders<br />

störend, wenn auf der Rückseite<br />

Landschaftsbilder durch diesen<br />

länglichen Klebefleck verunziert<br />

werden. Was die Qualität der Reportagen,<br />

Fotos etc. betrifft: Note<br />

1. Es gibt nichts auszusetzen!!! Ich<br />

finde Ihre Reportagen und Erzählungen<br />

auch dann interessant und<br />

gut lesbar, wenn ich dort noch<br />

nicht selbst gewesen bin. Ihre<br />

Hefte zu lesen, heißt für mich<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

« Frankreich erleben ». Danke für<br />

die tollen Hefte. Ich habe alle 30.<br />

Die Übersicht der Reisethemen<br />

hilft sehr bei Rückblenden.<br />

Anna Berger, Wilhelmsburg (Österreich)<br />

Redaktion: Leider lässt sich die Klebestelle<br />

nicht verhindern. Dies ist ein technisches<br />

Problem, für die noch keine<br />

Drucke rei bzw. kein Kleberproduzent<br />

eine Lösung gefunden hat.<br />

Zu Ausgabe 29: Wer hat eigent<br />

lich die Unart erfunden, zu<br />

Mu scheln Pommes Frites zu essen?<br />

Als seit über 30 Jahren regelmäßiger<br />

Frankreichfahrer kann<br />

ich mich noch erinnern, dass man<br />

nur Baguette dazu gereicht hat.<br />

Gertrud und Friedrich Käfer, per E-Mail<br />

Als begeisterter Leser Ihrer<br />

Zeitschrift bin ich natürlich ein<br />

großer Fan von Frankreich. Doch<br />

zusätzlich bin ich ein großer Verehrer<br />

des französischen Kaisers Napoleon<br />

I. Könnten Sie nicht einmal<br />

einen Bericht über die Route Napoleon<br />

bringen, die ja bekanntlich<br />

von Cannes bis Grenoble offiziell<br />

als solche ausgeschildert ist?<br />

Herbert Horn, Meuselbach<br />

Redaktion: Eine solche Reportage wird<br />

es eines Tages bestimmt in unserem<br />

Magazin geben.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH - Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice · Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366 · Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de · www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Florence Boyer, Chantal Cobac, Dominique<br />

Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Olivier Huonnic,<br />

Marie Lardière, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Gabriel Siméon, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

Annette Schotters<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145 · a.schotters@frankreicherleben.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441 · ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 7/2010<br />

Druck: Neef + Stumme premium printing GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 620138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,20 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© 2010 Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Jan Grasshoff, Globus Medien • S.3:<br />

Ajc Presse • S.4: David Lefranc, Office du Tourisme de Paris; J.P.<br />

Campomar, Ville dʼAvignon; Sten Beneke, Globus Medien; Palais<br />

de Tokyo; Jan Grasshoff, Globus Medien; Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.6: Serge Robin, Ajc Presse; Maurice Albert, Ajc Presse • S.7:<br />

Hôtel Helvie; Yves Boulay, Saint-Vincent-du-Lorouër • S.8-11: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.12-13: DR • S.14-25: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.26-27: Jan Grasshoff, Globus Medien • S.28-<strong>31</strong>: Sten Beneke,<br />

Globus Medien • S.32-34: Jan Grasshoff, Globus Medien • S.35:<br />

Jan Grasshoff, Globus Medien; Boris, Fotolia • S.36: Pjgs, Istock;<br />

Jan Grasshoff, Globus Medien • S.37: Jan Grasshoff, Globus Medien<br />

• S.38: Pascal Alemany, Office du Tourisme de Saint-Gervais •<br />

S.40-47: Serge Robin, Ajc Presse • S.48: David Lefranc, Office du<br />

Tourisme de Paris • S.49: DR, Serge Robin, Ajc Presse • S.50-52:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.53: David Lefranc, Office du Tourisme de<br />

Paris ; Serge Robin, Ajc Presse • S.54-55: Troglododo, DR • S.56-<br />

57: DR • S.58: J.P. Campomar, Ville dʼAvignon • S.60-63: Gabriel<br />

Simeon, Globus Medien • S.66-67 : Chantal Cobac für Frankreich<br />

erleben • S.68-72: Serge Robin, Ajc Presse; S.74: Gallimard, DR •<br />

S.78-79: Cabinet Jean Nouvel, DR • S.80-81: DR • S.82-83: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.84-85: Maurice Albert, Ajc Presse • S.86-<br />

91: DR • S.92: iStock, sonicken • S.93: Arte, DR • S.98: Jardins<br />

dʼEyrignac, DR; Serge Robin, Ajc Presse.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Übersicht der Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

14<br />

Serie: Kiezrestaurants 30<br />

Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />

Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />

Serie: Weinbars 29<br />

Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />

Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />

Versailles: Das eigentümliche Paradies der Maire- 27<br />

Antoinette<br />

Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />

Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />

26<br />

Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />

Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />

Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />

Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht 25<br />

Paris bald bis ans Meer?<br />

Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />

Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />

24<br />

durch die Metropole<br />

Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser Szeneviertel 22<br />

Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />

Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln 21<br />

inmitten einer Weltstadt<br />

Das Grand Palais erwacht aus dem<br />

20<br />

Dornröschenschlaf<br />

An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem 19<br />

Mietfahrrad entlang der Seine<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />

18<br />

Luxusherbergen<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />

alten Stadtschlosses<br />

Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis 12<br />

wird<br />

Barbizon: Nabel der französischen<br />

12<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären 12<br />

Lebensgefühls<br />

Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines<br />

12<br />

polarisierenden Architekten<br />

Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser<br />

8<br />

Flughafens Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris 7<br />

Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />

Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die 6<br />

Pariser Luxusmeile<br />

Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom<br />

6<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />

5<br />

Fondation Cartier<br />

Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />

Vorort von Paris<br />

Gastronomie: Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview: Anne Hidalgo 1<br />

Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />

Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel<br />

The Five Hotel, Paris 26<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier: Die Geschichte des<br />

14<br />

Bergbaus erleben<br />

Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />

urigem Humor<br />

La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />

die Welt der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />

geht weiter<br />

Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />

Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />

Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />

Charleville-Mézières: Dichterleben und<br />

21<br />

Marionettenkunst<br />

Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />

Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den 12<br />

Vogesen<br />

Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />

und charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt 8<br />

sich volksnah<br />

Mulhouse: Europäische Hauptstadt der<br />

8<br />

Technikmuseen<br />

Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen 8<br />

überwindet<br />

Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern 8<br />

des Elsass<br />

Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine 8<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer 8<br />

automobilen Legende<br />

Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />

treffen<br />

Skifahren in den Vogesen 7<br />

Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel<br />

Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />

Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />

Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />

Geschichte<br />

Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />

24<br />

mittelalterliche Burgund<br />

Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />

Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />

Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />

Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein: Vouvray 9<br />

Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein: Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein: Domaine de Beauséjour 3


6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />

Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />

der Alliierten<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte: Die Normandie unter<br />

16<br />

Wilhelm dem Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des 10<br />

Klosterbergs<br />

Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ile de Bréhat 29<br />

Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />

Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />

Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />

Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />

Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />

Fjorden wie im hohen Norden<br />

Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt 9<br />

ein Kanal<br />

Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />

Bretagne<br />

Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel<br />

Oceania Saint-Malo 22<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />

Vergangenheit<br />

Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />

Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />

4<br />

Metamorphose<br />

Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor 4<br />

der Küste<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Hotel<br />

Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der<br />

28<br />

Austernzüchter<br />

Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />

Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an<br />

13<br />

Bordeaux<br />

Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum<br />

13<br />

Markenzeichen werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21.<br />

13<br />

Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits: Salzbauern, Austernzüchter,<br />

4<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />

Seebades begründet<br />

La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />

lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden<br />

1<br />

Schönheit<br />

Hotel<br />

The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />

30<br />

Mittelmeer und den Pyrenäen<br />

Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />

Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />

26<br />

Vulkane<br />

Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />

Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />

24<br />

in den Pyrenäen<br />

Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs 18<br />

in den Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von<br />

15<br />

Zerstörung bedroht<br />

Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen<br />

13<br />

Kunstgeschichte<br />

Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur: Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />

11<br />

am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen 7<br />

Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 30<br />

Metern Höhe<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />

Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und<br />

11<br />

Fernsicht<br />

Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf<br />

11<br />

Schönheitskur<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder 11<br />

der Belle Epoque<br />

Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen 7<br />

Skifahren in den Nordalpen 7<br />

Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />

Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten 19<br />

Wasser»<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen 6<br />

Namens<br />

Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />

Bambusgartens<br />

Hotel<br />

La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />

Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />

der Provence<br />

Cannes hors Saison 24<br />

Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />

Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />

Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />

Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von 10<br />

«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der 10<br />

Provence<br />

Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />

werden<br />

Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

La Coquillade, Gargas 25<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

La Réunion: Imposante Vulkaninsel<br />

24<br />

im Indischen Ozean<br />

Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />

Hotel<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />

französischen Antillen<br />

30


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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG<br />

Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus<br />

Harnau. Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH,<br />

Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter<br />

Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.<br />

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Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />

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VoRschau<br />

Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Nizza<br />

Perle der Côte d'Azur<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port<br />

Das Herz des Baskenlandes<br />

Pantheon<br />

Wo der Staat seine großen Söhne ehrt<br />

Loire-Atlantique<br />

Italienisches Flair in Clisson<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 - März / April <strong>2011</strong> erscheint am 22. <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong>


Rügen freut sich auf Sie!<br />

Maritimes Naturerlebnis im<br />

UNESCO-Biospährenreservat Mönchgut<br />

Machen Sie das ganze Jahr über Urlaub<br />

in einem unserer Ferienhäuser auf der<br />

Halbinsel Mönchgut. Jedes unserer liebevoll<br />

eingerichteten Häuser erwartet<br />

Sie in einem individuellen Ambiente.<br />

Die Großzügigkeit der Räume, das<br />

besondere Flair des Designs sowie<br />

die einmalige Lage in Port Gager im<br />

UNESCO-Bisopährenreservat Südost-<br />

Rügen verspechen einen unvergesslichen<br />

Urlaub voller Natur, Entspannung<br />

und Genuss!<br />

Jedes Haus besitzt einen großen<br />

lichtdurchfluteten Wohnraum mit einer<br />

komplett ausgestatteten Küchenzeile,<br />

einem Esstisch und einer gemütlichen<br />

Couchecke mit Kamin und Flachbild-<br />

TV. Vor der großen Fensterfront mit<br />

Boddenblick befindet sich eine Terasse<br />

mit Gartenmöbeln. In jedem Haus gibt<br />

es zwei getrennte Schlafbereiche mit jeweils<br />

einem Doppelbett, einem kleinen<br />

Ankleidebereich und einem eigenen<br />

Außenbad.<br />

Entspannen Sie in der finnischen<br />

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Willkommen in Port Gager auf Rügen!<br />

Ferienhäuser in Port Gager · Am Hafen · 18586 Gager auf Rügen · www.portgager.de

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