Nr. 30 - November / Dezember 2010
Burgund: Die Abtei von Fontenay Paris: Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel Languedoc-Roussillon: im Katharland, ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und den Pyrenäen Angers: eine der Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität Franche-Comté: in der Kathedrale des Comté: das Fort Saint-Antoine Charentes: Schloss La Rochefoucauld Val d'Isère: für Skifahrer empfehlenswert Rezept: Poulet basquaise Weinbrand: die Geschichte des Armagnac Schauwein: welchen Champagner zu Silvester ?
Burgund: Die Abtei von Fontenay
Paris: Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel
Languedoc-Roussillon: im Katharland, ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und den Pyrenäen
Angers: eine der Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität
Franche-Comté: in der Kathedrale des Comté: das Fort Saint-Antoine
Charentes: Schloss La Rochefoucauld
Val d'Isère: für Skifahrer empfehlenswert
Rezept: Poulet basquaise
Weinbrand: die Geschichte des Armagnac
Schauwein: welchen Champagner zu Silvester ?
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>30</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />
Burgund<br />
Weltkulturerbe Fontenay<br />
Champagner<br />
für weniger als 15 Euro<br />
Languedoc-Roussillon<br />
Wandern im Land der Katharer<br />
Val d'Isère<br />
Skistation von Weltniveau<br />
Paris Wo Friedhöfe zu Sehenswürdigkeiten werden<br />
Politik Streiken Franzosen öfter als andere Europäer?<br />
Käse In der Kathedrale des Comté<br />
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(maximal 25 Personen)<br />
1. Tag: Flug nach Paris - Stadtrundfahrt mit<br />
deutschsprachiger Reiseleiterin: Prachtmeile<br />
Champs-Elysées, Place de la Concorde,<br />
Triumphbogen, Invalidendom, Jardin du<br />
Luxembourg. Opernhaus etc. – Bezug der<br />
Zimmer im ****-Hotel Océania Porte de<br />
Versailles - Gemeinsames Abendessen<br />
2. Tag: Führung über die Ile de la Cité mit<br />
Besichtigung der Kathedrale Notre-Dame und<br />
der Sainte-Chapelle – Mittagessen in einem<br />
typischen Pariser Bistro – Besuch des Musée<br />
Rodin – Schifffahrt auf der Seine mit Abendessen<br />
3. Tag (Silvester):<br />
2 Führungen stehen zur Auswahl:<br />
Führung 1: Louvre Ein Museumsbesuch der<br />
besonderen Art oder … wie erotisch kann der<br />
Louvre sein? - mit Bruno de Baecque (auf<br />
Französisch und/oder Englisch)<br />
Führung 2: Gläserne Einkaufspassagen Besuch<br />
der unter Denkmalschutz stehenden Pariser<br />
Einkaufspassagen aus dem 19. Jahrhunderts<br />
2 Varianten für den Silvesterabend:<br />
Lido: Silvesterfeier in einem der berühmtesten<br />
Varietés der Welt - gastronomisches Abendessen -<br />
atemberaubende Bühnenshow «Bonheur» - Tanz<br />
bis in den Morgen mit Liveband - jede Menge<br />
Champagner oder<br />
Restaurantbesuch: Jahresausklang bei<br />
ausgezeichnetem Essen mit Wein und<br />
Champagner – traditioneller Spaziergang<br />
über die nächtlichen Champs-Elysées<br />
4. Tag: Ausflug zum Schloss Chantilly vor<br />
den Toren von Paris - Rückfahrt nach Paris<br />
am frühen Nachmittag - Abendessen in<br />
einem typischen Pariser Restaurant.<br />
5. Tag: Transfer zum Flughafen und<br />
Rückflug in die Heimatorte<br />
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im ****- Hotel Océania<br />
• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />
• Schifffahrt auf einem Schiff der Bateaux<br />
Mouches mit gastronomischem Abendessen<br />
• alle Einfahrtgenehmigungen für Paris<br />
• Eintritte zu allen im Reiseverlauf<br />
genannten Sehenswürdigkeiten<br />
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Studienreiseleitung<br />
Preis pro Person im DZ 1.190,00 E<br />
Extras:<br />
EZ-Zuschlag<br />
80,00 E<br />
Führung Einkaufs-Passagen 25,00 E<br />
Führung Louvre<br />
35,00 E<br />
Silvester-Gala-Menü 200,00 E<br />
Silvester im Lido<br />
520,00 E<br />
Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.<br />
Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
in den letzten Wochen sind viele Bilder um<br />
den Globus gegangen, auf denen man Franzosen<br />
sieht, die auf die Straße gehen und streiken.<br />
Frankreich wurde seinem Ruf einer reformresistenten<br />
Nation wieder einmal gerecht. Aber<br />
streiken die Franzosen wirklich so viel öfter<br />
als die Menschen in den anderen<br />
europäischen Ländern? Wir sind der<br />
Frage auf den Grund gegangen und fanden<br />
dabei recht erstaunliche Ergebnisse.<br />
Der Hauptgrund für die Generalstreiks<br />
in letzter Zeit war<br />
die Reform des französischen<br />
Rentensystems, ein wichtiges Vorzeigeprojekt<br />
von Nicolas Sarkozy.<br />
Wie überall auf dem Kontinent<br />
wissen auch die Franzosen,<br />
dass sie in Zukunft den Gürtel<br />
wohl enger schnallen müssen.<br />
Viele regt dabei aber auf,<br />
dass Politiker und hohe Beamte<br />
unverändert zahlreiche Privilegien<br />
genießen, von denen die Normalbürger<br />
nur träumen können. Dies scheint<br />
auch der Präsident zu spüren. Schon<br />
gleich nach seiner Amtsübernahme<br />
hat er mit dem Beschneiden diverser<br />
Sonderregeln begonnen. Wir schauen, was<br />
drei Jahre danach daraus geworden ist.<br />
Ganz unpolitisch ist natürlich<br />
wieder unser Reiseprogramm in dieser<br />
Ausgabe: Passend zum Herbst möchten wir<br />
Sie auf eine Tour über zwei berühmte Pariser Friedhöfe<br />
mitnehmen, die sich längst zu bedeutenden Sehenswürdigkeiten<br />
entwickelt haben. Wenn Sie gerne Käse mögen,<br />
interessiert Sie bestimmt der Besuch der « Cathédrale<br />
du Comté », in der der edle Käse zur Perfektion reifen<br />
kann. Ebenso spannend ist die Reportage über das<br />
Château de la Rochefoucauld im Westen Frankreichs,<br />
das wie nur wenige Schlösser der Welt seit über 1.000<br />
Jahren im Besitz der gleichen Familie ist. Nicht<br />
weniger historisch interessant ist die Abbaye<br />
de Fontenay in Burgund. Wenn Sie es im<br />
Urlaub gerne etwas aktiver mögen, kann<br />
ich Ihnen eine Wanderung im Land der<br />
Katharer oder Skiferien im alpinen<br />
Wintersportort Val d’Isère empfehlen.<br />
Zum Schluss möchte ich Ihnen<br />
noch unseren Jahreskalender 2011 als Weihnachtsgeschenk<br />
ans Herz legen. Sie erfreuen<br />
damit nicht nur Ihre Familie und Freunde mit<br />
schönen Impressionen aus Frankreich, sondern<br />
unterstützen auch die Arbeit unseres kleinen<br />
Verlags, was wir in diesen wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten sehr zu schätzen wissen.<br />
Kommen Sie gut durch die immer kürzer werdenden<br />
Tage. Wenn die Sehnsucht nach Sonne<br />
und schönem Wetter zu groß wird, finden Sie auf<br />
den folgenden Seiten bestimmt viele Anregungen zum<br />
Träumen. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.<br />
Titelblatt: Abbaye de Fontenay (Burgund)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 3
Inhalt<br />
Angers · 42<br />
Burgund · 14<br />
Languedoc-Roussillon · 32<br />
Val d'Isère · 60<br />
Comté · 48<br />
Château de la<br />
Rochefoucauld · 54<br />
Champagner · 80<br />
Pariser Friedhöfe · 24<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
72 · Bergues<br />
Frankreich heute<br />
54 · La Rochefoucauld<br />
40 · Martinique<br />
42 · Angers<br />
24, 88 · Paris<br />
14 · Fontenay<br />
48 · Comté<br />
60 · Val d'Isère<br />
32 · Katharerland<br />
70 Gesellschaft<br />
Sind Franzosen Weltmeister im Streiken?<br />
Frankreich gilt als ein Land, in dem die Menschen gerne<br />
auf die Straße gehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Aber<br />
streiken die Franzosen wirklich mehr als andere Europäer?<br />
Die Statistiken sprechen jedenfalls eine andere Sprache.<br />
72 Film<br />
Zurück bei den Sch’tis<br />
Die Komödie « Willkommen bei den Sch’tis » war der erfolgreichste<br />
französische Kinofilm, den es je gab. Wie gehen<br />
die Menschen in Bergues, wo die Dreharbeiten stattfanden,<br />
heute mit dem neuen Bekanntheitsgrad ihrer Stadt um?<br />
76 Politik<br />
Weniger Privilegien für Politiker und Beamte<br />
In Zeiten, in denen alle Menschen den Gürtel enger<br />
schnallen müssen, fallen Privilegien für Staatsdiener<br />
und Politiker besonders auf. Sarkozy hat deshalb<br />
versprochen, mit ungerechtfertigten Privilegien<br />
Schluss zu machen. Geschieht dies aber wirklich?<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
14 Burgund<br />
Mönchsstille, die Abtei von Fontenay<br />
Vom Kloster zur Papierfabrik und zurück. Die erstaunliche<br />
Geschichte einer alten Abtei, die dank eines privaten Engagements<br />
heute in neuem mittelalterlichen Glanz erstrahlt.<br />
24 Paris<br />
Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel<br />
Eine Tour über den Cimetière du Père Lachaise<br />
und den Cimetière de Montmartre.<br />
32 Languedoc-Roussillon<br />
Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />
Mittelmeer und den Pyrenäen<br />
250 Kilometer zu Fuß durch das alte Katharerland. Vom Mittelmeer<br />
bis in die Pyrenäen, vorbei an Schlössern, Burgen und<br />
Felsschluchten. Und immer dabei: Geschichte zum Anfassen.<br />
40 Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa, Martinique<br />
42 Angers<br />
Einfach l(i)ebenswert<br />
Die sympathische Kleinstadt im Loire-Tal gilt als eine der<br />
Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität.<br />
48 Franche-Comté<br />
In der Kathedrale des Comté:<br />
das Fort Saint-Antoine<br />
In einem unwegsamen Gelände in der Franche-Comté<br />
lagern im Fort Saint-Antoine hunderttausende Käselaiber. Ein<br />
erstaunlich schöner Ort, der fast etwas Andächtiges hat.<br />
54 La Rochefoucauld<br />
Eine Familiensaga<br />
Das Schloss im Charentes ist seit über 1.000 Jahren im Besitz<br />
derselben Familie. Ein Besuch bei der aktuellen Schlossherrin.<br />
60 Val d’Isère<br />
Für Skifahrer empfehlenswert<br />
Die Skistation auf 1.850 Metern Höhe lockt mit Schneegarantie,<br />
endlosen Pisten und einem internationalen Publikum.<br />
Art de vivre<br />
80 Schaumwein<br />
Champagner für alle!<br />
Der Jahreswechsel naht und damit für die Franzosen die<br />
Frage: Welchen Champagner zu Silvester? Und lässt sich<br />
zum Fest auch günstiger, aber guter Champagner finden?<br />
84 Weinbrand<br />
700 Jahre und noch keine Falten:<br />
die Geschichte des Armagnac<br />
Vor 700 Jahren beschrieb ein Kirchenmann die sagenhafte<br />
Wirkung des Weinbrandes Armagnac, der heute noch eine<br />
der beliebtesten Spirituosen im Südwesten Frankreichs ist.<br />
86 Chantals Rezept<br />
Poulet basquaise<br />
88 Gastronomie<br />
Kiezrestaurants in Paris<br />
In der fünften Ausgabe der Serie über die Speisestätten der<br />
französischen Hauptstadt geht es um Restaurants an der<br />
Ecke, wo sich die Menschen aus einem Viertel gerne treffen.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
68 Kulturschock<br />
78 Kulturszene<br />
92 Frankreich praktisch<br />
93 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 5
On En Parle<br />
Leserreise Périgord: Ein voller Erfolg<br />
Wunderschönes Spätsommerwetter begleitete die Leserreise<br />
von Frankreich erleben, die in diesem Herbst ins Périgord<br />
führte. 15 frankreichbegeisterte Leserinnen und Leser begannen<br />
die Reise mit einem gemeinsamen Abendessen in<br />
Bordeaux mit Chefredakteur Jean-Charles Albert. Dann<br />
waren sie zehn Tage lang im paradiesischen Südwesten unterwegs<br />
– und am Ende traurig, dass die Zeit so schnell vergangen<br />
ist. « Mir ist es so vorgekommen, als wäre ich einen<br />
Monat lang unterwegs gewesen », sagte eine Teilnehmerin.<br />
Für einige war der Besuch der Höhle von Padirac einer der<br />
Höhepunkte der Reise, für andere das idyllische Mittagessen<br />
im Château Carbonneau. Reiseleiterin Dagmar Heyne meinte<br />
zum Schluss: « Diese Reise hat angeregt zu träumen – von<br />
vielen weiteren Reisen in unserem Lieblingsurlaubsland. »<br />
Gefährliche Wildschweine<br />
2009 gab es in Frankreich 20.000 Zusammenstöße<br />
von Fahrzeugen mit Wildschweinen,<br />
3.000 Unfälle mehr als im Jahr davor. Am<br />
meisten betroffen sind vier Departements<br />
im Osten Frankreichs: Moselle, Bas-Rhin,<br />
Haut-Rhin und Meurthe-et-Moselle. Da<br />
sich der Wildschweinbestand in den letzten<br />
20 Jahren gleichzeitig verfünffacht hat,<br />
beschloss die französische Regierung<br />
nun einen nationalen Maßnahmenplan<br />
zur besseren Kontrolle der<br />
Vermehrung dieser Tiere. Die Autoversicherungen<br />
ihrerseits haben<br />
eine Selbstbeteiligung in Höhe von 500 Euro<br />
für Zusammenstöße mit Wildschweinen und<br />
anderen Wildtieren eingeführt.<br />
Air France denkt über<br />
Low-Cost-Ableger nach<br />
Das Management von Air France hat bestätigt,<br />
dass es über die Gründung einer Low-Cost-Airline<br />
für den Inlandsmarkt nachdenkt, die den Namen<br />
Air France Express tragen könnte. Gerade im Inlandsverkehr<br />
steht Frankreichs Home Carrier unter<br />
starkem Konkurrenzdruck durch Billiganbieter<br />
einerseits, insbesondere EasyJet, und den TGV andererseits.<br />
Air France Express könnte vor allem von<br />
den Standorten Marseille, Nizza und Toulouse aus<br />
operieren. Der Konzern Air France-KLM verfügt<br />
mit der Fluggesellschaft Transavia zwar bereits<br />
über eine Billigtochter, wegen der Heterogenität<br />
der Flotte – Boeing 737 bei Transavia, Airbus<br />
A320-Familie bei Air France – wurde eine Ausdehnung<br />
des Transavia-Netzes auf den französischen<br />
Inlandsmarkt aber wieder verworfen. Eine Umwandlung<br />
der Regionaltochter Air Régional in eine<br />
Low-Cost-Airline kommt ebenfalls kaum in Frage,<br />
da dadurch große Probleme bei den Verträgen mit<br />
den Piloten entstehen würden.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Scheidungsfreudige<br />
Pariser<br />
Nach einer Untersuchung des nationalen<br />
Instituts für demografische Studien führen<br />
die Pariser die Statistik der scheidungsfreudigsten<br />
Paare im Land an. Von 1.000 Ehen<br />
in der Hauptstadt wurden zwischen 2007<br />
und 2009 19,8 geschieden. Im Landesdurchschnitt<br />
sind es dagegen nur 12,4. Relativ<br />
viele Scheidungen gibt es außerdem im Südosten<br />
Frankreichs (zwischen 15,3 und 16,4),<br />
während die Bretonen den Wert des Ehe unverändert<br />
hochhalten (nur zwischen 8,1 und<br />
9,6 Scheidungen).<br />
Franzosen hängen<br />
an ihren Schecks<br />
Wenn es ums Bezahlen geht, geben die Franzosen<br />
ein sehr ambivalentes Bild ab. Auf der einen<br />
Seite sind Kreditkarten im Land sehr weit<br />
verbreitet und gelten als beliebtestes Zahlungsmittel<br />
der Menschen. Auf der anderen Seite<br />
hängen die Franzosen unverändert an einem<br />
Zahlungsverkehr per Scheck, eine Methode,<br />
die in vielen europäischen Ländern mehr oder<br />
weniger abgeschafft wurde. Nach Auskunft der<br />
Europäischen Zentralbank werden 61 Prozent<br />
aller in Europa ausgestellten Schecks in Frankreich<br />
ausgestellt. Fast einer von fünf Zahlvorgängen<br />
in Frankreich wird mit einem Scheck<br />
vorgenommen, was für die Banken mit erheblichen<br />
Kosten verbunden ist. Dies soll sich nun<br />
ändern. Um den Franzosen das Benutzen der<br />
Schecks abzugewöhnen, sollen die Möglichkeiten<br />
für Überweisungen verbessert werden. So<br />
soll es demnächst möglich sein, Überweisungen<br />
von jedem Geldautomaten aus an eine zuvor definierte<br />
Liste von Empfängern zu beauftragen.<br />
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Franzosen<br />
deshalb wirklich von ihren geliebten Schecks<br />
trennen werden.<br />
Erfolgreicher Expo-Pavillon ++ Mit sechs Millionen Besuchern<br />
war der französische Pavillon auf der Expo in Shanghai ein voller Erfolg.<br />
Außerdem kostete er den Staat nicht 50 Millionen Euro wie anfangs kalkuliert,<br />
sondern nur 37,5 Millionen Euro. Der Grund dafür lag in der regen Beteiligung<br />
französischer Unternehmen an dem Projekt.<br />
Boom für geschächtetes Fleisch ++ Der Handel mit nach<br />
moslimischen Regeln geschächtetem Fleisch hat sich in Frankreich in den<br />
letzten fünf Jahren verdoppelt. Neben den Schnellrestaurants Quick und KFC<br />
bieten zunehmend auch Supermärkte solches Fleisch an. Ein Angebot, das die<br />
rund fünf Millionen Moslems im Land zu schätzen wissen.<br />
Disneyland expandiert ++ EuroDisney SAS hat mit dem französischen<br />
Staat eine Vereinbarung unterschrieben, wonach der Freizeitpark östlich<br />
von Paris in Marne-la-Vallée vergrößert werden könnte. Angedacht sind<br />
insbesondere der Bau eines dritten Parks sowie eines Naturfreizeitdorfes.<br />
Letzteres soll zusammen mit der Gruppe Pierre & Vacances realisiert werden.<br />
Durch die Expansionspläne sollen langfristig 70.000 neue direkte und indirekte<br />
Jobs entstehen.<br />
Umsatzstarke Champs-Elysées ++ Die Geschäfte im Umkreis<br />
der Champs-Elysées in Paris erwirtschaften pro Jahr einen Umsatz von mehr<br />
als einer Milliarde Euro. Der Pariser Prachtboulevard bleibt also ein lukrativer<br />
Standort für den Konsum.<br />
Franzosen mögen Sandwichs ++ Entgegen dem gängigen Klischee<br />
sind die Franzosen anscheinend weniger große Gourmets als gedacht. Nach<br />
einer gemeinsamen Studie der Messe « Sandwich & Snack Show » und der<br />
Beratungsfirma Girat Conseil werden in Frankreich fast zwei Milliarden Sandwichs<br />
pro Jahr verkauft, was einem Umsatz von rund 6,3 Milliarden Euro entspricht.<br />
Neue Schilder für Taxis ++ Bisher ist es in Frankreich oftmals<br />
nicht einfach zu sehen, ob ein Taxi frei oder besetzt ist, da die entsprechenden<br />
Lampen am Taxischild auf dem Dach gerade tagsüber schwer zu erkennen<br />
sind. Dies soll sich nun mit der Einführung neuer Taxischilder, die gut sichtbar<br />
grün (freies Taxi) oder rot (besetztes Taxi) leuchten, ändern. Bis 2012 soll die<br />
Umrüstung abgeschlossen sein. Außerdem wird von den Behörden empfohlen,<br />
dass alle Taxis schwarze Dächer haben sollten, damit man sie noch besser von<br />
normalen Autos unterscheiden kann.<br />
Teure Haustiere ++ Nach einer Untersuchung geben Hundebesitzer<br />
in Frankreich durchschnittlich 800 Euro pro Jahr für ihren Vierbeiner aus. Eine<br />
Katze schlägt mit 600 Euro zu Buche.<br />
Ungewöhnliche Auszeichnung für Mireille Mathieu ++<br />
Der französischen Sängerin Mireille Mathieu wurde in Russland, einem Land,<br />
in dem sie sehr populär ist, eine ungewöhnliche Ehrung zuteil. Sie erhielt eine<br />
Medaille für Mut und Tapferkeit von der Generalstaatsanwaltschaft, die sich<br />
normalerweise um Terrorismusfälle und sonstige heikle Affären kümmert. Bei<br />
der Überreichung der Medaille schien die Künstlerin selbst darüber überrascht<br />
zu sein.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 7
On En Parle<br />
Abpumpen am Montblanc<br />
hat begonnen<br />
Ende August hat das mühsame und langwierige Abpumpen<br />
einer riesigen Wasserblase in dem 3.200 Meter hohen<br />
Tête-Rousse-Gletscher am Montblanc begonnen. Der unterirdische<br />
Gletschersee wurde von Forschern entdeckt und<br />
bedroht wie ein Damoklesschwert die 900 Einwohner von<br />
Saint-Gervais-les-Bains am Fuße des Montblanc-Massivs.<br />
Denn das viele Wasser könnte den Gletscher bersten lassen<br />
und ins Tal strömen. Eine Katastrophe, die sich genau so<br />
schon 1892 zugetragen hat. Damals starben 175 Menschen.<br />
Um die Wiederholung eines solchen Unglücks auszuschließen,<br />
hat man sich zum Abpumpen des Wassers entschlossen.<br />
Ungeklärt bleibt aber die Frage, was mit dem Gletscher<br />
passiert, wenn die Wasserblase leer ist. Stürzt der Gletscher<br />
dann vielleicht ein und wenn ja, was hätte das für Konsequenzen?<br />
Die Behörden sind bisher jedoch zuversichtlich,<br />
dass die Arbeiten keine schlimmen Folgen haben werden.<br />
App für Pariser<br />
Denkmäler und<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Patrimap heißt die neue, von der<br />
Pariser Stadtverwaltung herausgegebene<br />
App, mit der iPhone-Nutzer<br />
ab sofort mehr über die Geschichte<br />
vieler Sehenswürdigkeiten und<br />
Denk mäler der Seine-Metropole<br />
erfahren können. Erhältlich ist die<br />
kostenlose App, die auch die GPS-<br />
Funktion des iPhones nutzt, im<br />
iTunes-Store von Apple.<br />
Adèle verführt China<br />
Der letzte Film von Luc Besson, « Adèle Blanc-<br />
Sec », feiert einen unerwarteten Erfolg in China.<br />
In nur zwei Wochen hat der Streifen 5,5 Millionen<br />
Euro eingespielt, womit er den bisher erfolgreichsten<br />
Film im Reich der Mitte, « Transporteur<br />
3 », überholt.<br />
Rafale-Kampfjet ohne Erfolg<br />
Der französische Luftfahrtkonzern Dassault, dessen militärisches<br />
Angebot aus einem einzigen Kampfflugzeug<br />
besteht, der Rafale, konnte in den letzten 15 Jahren kein<br />
einziges Exemplar dieses Typs ins Ausland verkaufen.<br />
Um dieses Manko auszugleichen, orderte der französische<br />
Staat bereits mehrmals Rafale-Flieger für sich. Nach einer<br />
Information der französischen Wirtschaftszeitung Les<br />
Echos muss nun wiederum der französische Steuerzahler<br />
einspringen. Nach einer vom Verteidigungsministerium<br />
bestätigten Information will Frankreich 800 Millionen<br />
Euro für elf neue Flugzeuge des Typs ausgeben, um den<br />
internationalen Misserfolg erneut auszugleichen.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
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Angaben der Airline eine Weltneuheit. Mit einem Gewicht von nur noch 9,1<br />
Kilo sind die Sitze 5,4 Kilo leichter als die Vorgängermodelle. Damit wird ein<br />
Kurzstreckenflugzeug im Schnitt rund 750 Kilo leichter, wodurch 1.700 Tonnen<br />
Kerosin pro Jahr eingespart werden und sich der CO 2<br />
-Ausstoß um 5.200 Tonnen<br />
pro Jahr reduziert. Allerdings könnte man sich fragen, ob die Fluggesellschaft<br />
wirklich vor allem die Umwelt im Blick hat. Denn ansonsten gäbe es noch weiteres<br />
Einsparpotential: So wogen allein das Bordmagazin und das Magazin Air<br />
France Madame, die sich an jedem Sitz befinden und voller Werbung sind, 900<br />
Gramm (September-Ausgaben) pro Passagier.<br />
Wettbewerbsfähigkeit leicht verbessert<br />
Kann man bald in<br />
Frankreichs schönsten<br />
Schlössern nächtigen?<br />
Der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand<br />
hat die Denkmalschützer des Landes mit einer neuen<br />
Idee überrascht. Er schlug vor, dass man in den großen<br />
Schlössern des Landes Luxushotels einrichten könnte,<br />
um somit zusätzliche Einnahmen zu erzielen und die<br />
Anwesen vor dem Verfall zu schützen. Bei dem Vorschlag<br />
berief er sich auf Beispiele aus Spanien, wo das<br />
Tourismusministerium bereits über 100 solcher Hotels<br />
erfolgreich betreibt. In Frankreich soll nun eine entsprechende<br />
Machbarkeitsstudie durchgeführt werden,<br />
unter anderem für mögliche Projekte in Seitenflügeln<br />
der Schlösser in Versailles und Fontainebleau im Pariser<br />
Großraum, in Bussy-Rabutin in Burgund, aber<br />
auch in der Altstadt von Carcassonne und im Fort<br />
Saint-André, beide im Süden des Landes.<br />
Beim aktuellen vom World Economic Forum veröffentlichten<br />
Ranking der wettbewerbsstärksten Staaten der Welt<br />
gelangt Frankreich auf den 15. Platz von insgesamt 139.<br />
Damit verbessert sich das Land um einen Platz im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Frankreichs Stärken liegen demnach<br />
in der guten Infrastruktur, im Gesundheitssystem und im<br />
Bildungswesen. Negativ bewertet werden eine fehlende<br />
Flexibilität am Arbeitsmarkt und eine zu geringe Innovationsfreude.<br />
In dem Ranking nimmt die Schweiz den ersten<br />
Platz ein, Deutschland folgt auf Platz fünf, Öster reich auf<br />
dem 18. und Luxemburg auf dem 20. Platz.<br />
Franzosen besorgt um ihr<br />
internationales Ansehen<br />
Nach einer neuen Umfrage glauben 71 Prozent der Franzosen,<br />
dass sich das Image ihres Landes in letzter Zeit<br />
verschlechtert hat. Als Gründe sehen sie das Verhalten des<br />
Fußballteams während der WM in Südafrika, die politischen<br />
Positionen von Nicolas Sarkozy (insbesondere bezüglich<br />
der Abschiebung der Roma), die Proteste wegen der<br />
Rentenreform sowie die zahlreichen Affären der Regierung,<br />
für die sich auch die internationale Presse sehr interessiert.<br />
Die negative Einschätzung ist dabei unabhängig von eigenen<br />
politischen Überzeugungen oder der sozialen Herkunft.<br />
Saint-Cloud: Schlossnachbau wie in Berlin?<br />
Die Diskussion kommt einem aus Berlin bekannt vor: Ein französischer Verein<br />
kämpft für den Wiederaufbau des Schlosses von Saint-Cloud vor den Toren von Paris,<br />
dessen Mauern 1891 geschliffen wurden, nachdem es im deutsch-französischen<br />
Krieg von 1870/71 niedergebrannt war. Das Schloss, dessen herrschaftlicher Park ein<br />
beliebtes Ausflugsziel der Hauptstädter ist, galt früher als ein « kleines Versailles ».<br />
Doch genauso wie in Berlin würde ein derartiges Projekt hohe Investitionssummen<br />
bedeuten, die in diesen Krisenzeiten nicht leicht aufzutreiben sein dürften.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Die Wissenschaft im<br />
Dienste des Champagners<br />
Die Labore der Universität von Reims haben herausgefunden,<br />
dass Champagner besser schäumt, wenn<br />
man das Champagnerglas beim Einfüllen schief hält.<br />
Doch genau dies dürfte in der Praxis schwer einzuhalten<br />
sein, da die Servicekräfte kaum jedes einzelne<br />
Glas beim Einschenken immer in die Hände nehmen<br />
können. Daher beschäftigt sich jetzt auch die Glasindustrie<br />
mit dieser Thematik. Die Frage ist, ob man die<br />
Gläser so verändern kann, dass die gleiche Wirkung<br />
eintritt. Schon heute weiß man, das winzige Partikel<br />
in den Gläsern der Schaumbildung zuträglich sind.<br />
Ähnliches passiert, wenn ein Glas leicht verschrammt<br />
ist. Bis es jedoch neue Gläser gibt, kann man sich an<br />
folgenden Trick halten: Den Champagner in kleinen<br />
Schüben eingießen.<br />
Albi und La Réunions Berge<br />
werden Welterbe<br />
Die Bischofsstadt Albi nordöstlich von Toulouse wurde von der UNESCO<br />
zum Weltkulturerbe ernannt. Das markanteste Gebäude der schmucken<br />
Kleinstadt ist die Kathedrale Saint-Cécile aus dem Jahre 1282, ein imposantes<br />
Gotteshaus mit Ziegelfassade. Auch das französische Überseedepartement<br />
La Réunion kann sich freuen, denn der zentrale Bereich des<br />
Nationalparks im bergigen Inselinneren gilt ab sofort ebenfalls als Welterbestätte<br />
der UNESCO.<br />
Schon 3 Millionen Besucher<br />
ein internationaler Erfolg!<br />
70 Künstler auf der Bühne,<br />
23 Szenenbilder,<br />
600 Kostüme...<br />
Eine Show der<br />
Ausnahmeklasse auf den<br />
Champs-Elysées !<br />
ABENDESSEN UND REVUE<br />
CHAMPAGNER UND REVUE<br />
Ab 90 €<br />
116 bis avenue des Champs-Elysées 75008 Paris.<br />
Tèl. +33 (0)1 40 76 56 10 - www.lido.fr
Frankreichkalender<br />
Murakami-Versailles<br />
Versailles, bis 12.12.<strong>2010</strong><br />
Claude Monet<br />
Paris, bis 24.01.2011<br />
Portraits<br />
d’académiciens<br />
Chantilly, 03.11.<strong>2010</strong> – 02.01.2011<br />
©2001-2006 Takashi Murakami/Kaikai Kiki Co., Ltd. All Rights Reserved.<br />
Nach dem großen Erfolg der Jeff Koons-<br />
Ausstellung veranstaltet das Schloss<br />
Ver sailles wieder eine spek ta ku läre<br />
Schau eines modernen Künst lers. In<br />
diesem Jahr werden die Ar beiten des japanischen<br />
Künstlers Takashi Murakmi<br />
einen spannenden Kontrast zur klassizistischen<br />
Fassade des Schlosses bilden.<br />
Seine Pop-Art-Skulpturen sind von<br />
japanischen Comics inspiriert. 22 von<br />
ihnen werden in den 15 Ausstellungsräumen<br />
und im Garten des Schlosses<br />
zu sehen sein. Das beeindruckendste<br />
Werk ist sicher die Installation « Flower<br />
Mango » im Spiegelsaal. Ob man das<br />
mag oder nicht, eines ist klar: Unberührt<br />
lässt es niemanden. Es ist zu erwarten,<br />
dass die Ausstellung zahlreiche<br />
Besucher anziehen wird.<br />
Château de Versailles<br />
Place d’Armes<br />
78000 Versailles<br />
Telefon: + 33 (0)1 <strong>30</strong> 83 78 00<br />
www.chateauversailles.fr<br />
Di – So 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
15,00 Euro, unter 26 Jahre kostenlos<br />
Der Eintritt gilt auch für die Großen<br />
Gemächer des Schlosses.<br />
60 Jahre lang malte Claude Monet<br />
ununterbrochen. Er begann unter dem<br />
Einfluss des Realismus um 1860, wurde<br />
dann vom Impressionismus geprägt und<br />
galt im frühen 20. Jahrhundert schließlich<br />
als Begründer der Moderne. Dem<br />
Weg, den die Kunst Monets im Laufe<br />
der Jahrzehnte nahm, spürt die Pariser<br />
Ausstellung nach, die zu den größten<br />
Kunstattraktionen des Jahres gehört.<br />
Über 100 Gemälde sind zu sehen,<br />
darunter die bekanntesten Bilder aus<br />
den Beständen des Musée d’Orsay und<br />
vielen anderen staatlichen und privaten<br />
Sammlungen aus der ganzen Welt.<br />
Galeries Nationales du Grand Palais<br />
3, avenue du Général Eisenhower<br />
75008 Paris<br />
Telefon: + 33 (0)1 44 13 17 17<br />
www.monet<strong>2010</strong>.com<br />
Fr – Mo & Mi 10.00 – 22.00 Uhr<br />
Di 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Do 10.00 – 20.00 Uhr<br />
Während der Schulferien täglich 9.00<br />
– 23.00 Uhr (23.10.<strong>2010</strong> – 07.11.<strong>2010</strong> &<br />
18.12.<strong>2010</strong> – 02.01.2011)<br />
12,00 Euro, ermäßigt 8,00 Euro<br />
Eintrittskarten können im Internet<br />
reserviert werden.<br />
Louis Monier ist ein Fotograf, der sich<br />
auf die Porträts großer Schriftsteller<br />
spezialisiert hat, die aus Frankreich<br />
bzw. aus der ganzen Welt kommen.<br />
In seiner Karriere hat er auch viele<br />
Mitglieder der ehrwürdigen Académie<br />
Française, die am Pariser Quai<br />
de Conti ihren Sitz hat, abgelichtet:<br />
Helène Carrère d’Encausse, Michel<br />
Déon, Marguerite Yourcenard und<br />
Eugène Ionesco sind nur einige der<br />
berühmten Autoren, die vor seiner<br />
Linse saßen. Die Ausstellung wird im<br />
Bücherkabinett des Château de Chantilly<br />
nordöstlich von Paris gezeigt,<br />
das dort in den Jahren 1876 und 1877<br />
eingerichtet wurde. Die über 14.000<br />
Bände, die in dieser beeindruckenden<br />
Bibliothek versammelt sind, bilden<br />
einen schönen und passenden Rahmen<br />
für diese Ausstellung.<br />
Château de Chantilly<br />
60500 Chantilly<br />
Telefon: + 33 (0)3 44 27 31 80<br />
www.domainedechantilly.com<br />
Di – So 10.<strong>30</strong> – 17.00 Uhr<br />
12,00 Euro, Kinder kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Andrée Putman,<br />
Ambassadrice<br />
du style<br />
Paris, 10.11.<strong>2010</strong> – 26.02.2011<br />
Le monde<br />
de Bernar Venet<br />
Toulouse, 17.11.<strong>2010</strong> – 13.03.2011<br />
Le musée des<br />
confluences dévoile<br />
ses réserves<br />
Lyon, 16.12.<strong>2010</strong> – 08.05.2011<br />
Vielen gilt sie als die wohl bekannteste<br />
Innenarchitektin und Designerin der<br />
Welt: Andrée Putman, die 1925 in<br />
Paris geboren wurde. Von der Ausbildung<br />
her war sie eigentlich Musikerin,<br />
arbeitete aber als Journalistin und war<br />
ab 1958 künstlerische Leiterin von<br />
der Interieur-Schiene beim Kaufhaus<br />
Prisunic. Hier begann sie sich dafür<br />
einzusetzen, dass Design für jeden<br />
erschwinglich sein solle. Bisher gab es<br />
von dieser Frau, die als Erfinderin des<br />
Designhotel gilt und die unter anderem<br />
für die Gestaltung der Innenkabinen<br />
des Überschallflugzeugs Concorde verantwortlich<br />
war, keine Retrospektive.<br />
Hier nun endlich hat die Stadt Paris<br />
einen Überblick über ihre Arbeiten<br />
initiiert.<br />
Salons de l’Hôtel de Ville de Paris<br />
Hôtel de Ville de Paris<br />
Place de l’Hôtel de Ville<br />
75004 Paris<br />
Telefon: + 33 (0)1 42 76 40 40<br />
www.paris.fr<br />
Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Eintritt kostenlos<br />
Bernar Venet, der 1941 in den Alpen<br />
der Haute-Provence geboren wurde,<br />
ist als bildender Künstler vor allem<br />
für seine Zeichnungen und für seine<br />
Skulpturen aus Stahl bekannt. Bisher<br />
wurden seine eigenen Arbeiten noch<br />
nie denen gegenübergestellt, die seine<br />
künstlerischen Weggefährten und<br />
Freunde schufen. Denn Venet ist selbst<br />
auch passionierter Sammler. Es ist<br />
Intention dieser Ausstellung, die vom<br />
Kunsthaus Abattoirs de Toulouse (dt.<br />
Schlachthof von Toulouse) organisiert<br />
wird, gleichzeitig den Künstler wie auch<br />
den Sammler zu zeigen. 50 sowohl von<br />
ihm selbst geschaffene Werke als auch<br />
von ihm in Nizza, Paris oder New York<br />
erworbene, werden nun in Toulouse<br />
gezeigt.<br />
Les Abattoirs<br />
76, allées Charles-de-Fitte<br />
31<strong>30</strong>0 Toulouse<br />
Telefon: + 33 (0)5 62 48 58 00<br />
www.lesabattoirs.org<br />
Mi – Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa – So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
7,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro, kostenlos<br />
am ersten Sonntag im Monat<br />
Das 2000 eröffnete Musée des Confluences<br />
von Lyon ist eigentlich aus<br />
dem Naturkundemuseum der Stadt<br />
Lyon hervorgegangen, dessen Anfänge<br />
bis in das Jahr 1772 zurückgehen.<br />
Deswegen bewahrt es auch unzählige<br />
bedeutende, sehr alte Objekte in seinen<br />
Lagern auf, die nun zum erstem<br />
Mal dem Publikum gezeigt werden.<br />
600 an der Zahl sind aus dem Dunkel<br />
der Archive in die Ausstellungsräume<br />
gelangt. Darunter Exemplare von<br />
sehr seltenen oder schon ausgestorbenen<br />
Arten, wie zum Beispiel ein<br />
ausgestopfter Dodo. Es sind aber auch<br />
einige interessante Gegenstände und<br />
Gerätschaften zu bewundern, die die<br />
großen Fortschritte der Naturwissenschaften<br />
verdeutlichen.<br />
<br />
Musée Gallo-Romain<br />
de Lyon-Fourvière<br />
17, rue Cléberg<br />
69005 Lyon<br />
Telefon: + 33 (0)4 72 38 49 <strong>30</strong><br />
www.museedesconfluences.fr<br />
Di – So 10-00 – 18.00 Uhr<br />
7,00 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Kinder und<br />
Jugendliche bis 18 Jahre kostenlos<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Mönchsstille<br />
die Abtei von Fontenay<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
In der Nähe von Montbard in Burgund befindet sich eines der ältesten Zisterzienserkloster<br />
Europas. Die Abtei von Fontenay, die von der UNESCO zum kulturellen Welterbe der<br />
Menschheit gezählt wird, ist eines der bekanntesten Kulturdenkmälern der Region.<br />
Weniger bekannt ist dagegen der Umstand, dass es dem mutigen Kampf einer einzelnen<br />
Familie zu verdanken ist, dass wir das riesige historische Gebäudeensemble heute noch<br />
besuchen können.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Besonders aufregend ist die Straße von Châtillon-sur-<br />
Seine nach Montbard im Departement Côte-d’Or<br />
nicht. Ein langes, gerades Band, das an den Seiten<br />
von ein paar Dörfern mit hübschen Kirchtürmen und den<br />
typischen Steinmauern Burgunds gesäumt wird. Kilometerlang<br />
immer das gleiche Bild. Die riesigen, platten Felder<br />
entlang dieser Straße, auf denen in großem Stil Getreide<br />
angebaut wird, stimmen uns fast ein wenig missmutig und<br />
wir bedauern, dass die kleinen Felder mit den Rainen und<br />
Büschen im Zuge der Flurbereinigung verschwunden sind.<br />
Wir kennen die Landschaft noch, als sie lieblich von vielfarbigen<br />
Flecken durchsetzt war. Innerhalb nur weniger Jahre<br />
hat die intensive Landwirtschaft hier den ganzen Kulturraum<br />
verändert. Die großen Unternehmen der Agrarindustrie<br />
warten mit großen Maschinen auf, die – Riesen gleich<br />
– die fruchtbaren Böden Burgunds durchpflügen. Ein paar<br />
kleinere Bauern gibt es zwar auch noch, aber für sie ist es<br />
ungleich schwerer geworden, sich am Markt zu behaupten.<br />
Doch dann die Überraschung: Wenige Kilometer vor<br />
Montbard geht linker Hand eine schmale Straße in Richtung<br />
Marmagne ab und führt den Besucher in ein kleines<br />
Tal, in dem die Landschaft komplett anders aussieht.<br />
Liebliche Feldstücke überall, buschreiche Wiesengrenzen,<br />
Baumgruppen. Je weiter wir ins Tal fahren, desto stiller und<br />
wilder wird die Landschaft. Die Straße folgt in Serpentinen<br />
dem Lauf eines Baches und wird von einem dunklen Wald<br />
umgeben.<br />
Der erste Mensch, der die Schönheit dieses Ortes zu<br />
schätzen wusste, war Bernhard von Clairvaux, genannt der<br />
Heilige Bernhard. Er gehört zu den wichtigsten Förderern<br />
des Zisterzienser-Ordens. Auf sein Wirken ging schon der<br />
Bau der Abtei von Clairvaux zurück, wie auf viele andere<br />
Klosteranlagen im Land. So eben auch das Kloster von Fontenay,<br />
das als das siebtgrößte Zisterzienserkloster gilt. 1119<br />
entschied sich der Heilige Bernhard für Fontenay als Standort<br />
für ein neues Kloster. Damals war die Gegend noch<br />
feucht und unwirtlich. Trotzdem war er davon überzeugt,<br />
genau den richtigen Ort für das neue Kloster gefunden zu<br />
haben. Das Kloster sollte sich absichtlich von dem nahen,<br />
wohlhabenden Cluny absetzen, wo die Mönche in fast luxuriösen<br />
Verhältnissen lebten. Wie anders war dagegen der<br />
Kodex der Zisterzienser! Ein asketisches Leben in Strenge<br />
und Armut war das Ideal und Ziel. Das unwirtliche Tal von<br />
Fontenay bot für solche Werte genau den richtigen Ort.<br />
Der Anspruch der Zisterzienser schlug sich gravierend<br />
in der Architektur nieder. So schmücken die Fassaden<br />
des Fontenay-Klosters kein überflüssiges Dekor. Absolute<br />
Nüchternheit bestimmt die Formen und Linien. Gebäude<br />
sollten praktisch sein und ihrer Funktion gemäß gestaltet.<br />
Dadurch strahlen schon die Klostermauern eine klare<br />
Einfachheit und beeindruckende Ruhe aus. Betritt man die<br />
Anlage durch das Haupttor, bietet sich einem der Anblick<br />
eines « idealen Dorfes ». Zu seiner Zeit war es mit Glockenturm,<br />
dem damals obligatorischen Taubenschlag, der<br />
Krankenstation, den Schlafräumen, der Bäckerei, den Arbeitsräumen<br />
und selbst einer Schmiede praktisch komplett<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Oben und links: Die Klosterschmiede<br />
mit dem durch<br />
Wasserkraft angetriebenen<br />
Schmiedehammer. Unten:<br />
Innenräume des Klosters, die ob<br />
ihrer schlichten Eleganz eine ganz<br />
besondere Aura ausstrahlen.<br />
S. 17: Im Park von Fontenay.<br />
S. 16 von oben nach unten:<br />
Eingangsbereich des Klosters.<br />
Wasserbecken im Park, in<br />
dem früher Fische gezüchtet<br />
wurden. Der Wohnbereich<br />
des aktuellen Eigentümers.<br />
S. 14/15: Blick vom Eingang<br />
auf die Abtei und die<br />
gepflegte Gartenanlage.<br />
S. 20: Der einstige Schlafsaal<br />
der Mönche. Der Dachstuhl<br />
erinnert an den umgestürzten<br />
Kiel eines Schiffes.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
unabhängig von der Außenwelt. Die abgeschiedene Lage<br />
und die fast vollkommene Stille erinnern an ein anderes<br />
bekanntes Zisterzienserkloster – das von Sénanque in der<br />
Provence.<br />
Eine böse Überraschung allerdings erlebt der unvorbereitete<br />
Besucher am Eingang des Klosters. Der bloße Eintritt<br />
kostet 9,20 Euro! Der Empfang, den man uns bietet, ist auch<br />
alles andere als warmherzig. Auf die durchaus legitime Frage,<br />
wieso der Preis so hoch ist, bekommen wir ein Schulterzucken<br />
und die abweisende Antwort: « So ist das nun mal…<br />
Wollen Sie nun rein oder nicht? » Nicht wenig fehlt und wir<br />
würden auf dem Absatz wieder umdrehen. Machen wir aber<br />
nicht, sondern betreten etwas zerknirscht das Gelände und<br />
rufen uns in Erinnerung, dass die Klosteranlage von Fontenay<br />
zu den ganz wenigen Welterbe-Denkmälern der UNESCO<br />
gehört, die ausschließlich in privatem Besitz sind.<br />
Seit 1820 gehört Fontenay derselben Familie, die schon<br />
lange mit ungeheurem Aufwand die Restaurierung des einzigartigen<br />
Ensembles betreibt. Die Kosten für Erhalt und<br />
Betrieb sind enorm, was den hohen Eintrittspreis sicher<br />
rechtfertigt. Der etwas misslaunige Empfang, den man<br />
uns bot, war wohl eher eine Ausnahme, passt er doch so<br />
gar nicht zu der Philosophie des Hauses. Und sowieso lässt<br />
uns die Schönheit des Ortes den Ärger beim Eingang sehr<br />
schnell vergessen.<br />
Wir fangen mit unserem Besuch in der Abteikirche an,<br />
die sich gleich rechts am Eingang befindet. Sie wurde ab<br />
1139 gebaut und 1147 von Papst Eugen III. eingeweiht.<br />
Ihre Größe ist für die damalige Zeit enorm: 66 Meter misst<br />
sie in der Länge, über 16 Meter in der Höhe. Vor allem<br />
ist es wieder die Nüchternheit, die hier beeindruckt. Kein<br />
Schmuckwerk an der Fassade, und auch im Inneren finden<br />
sich an den Säulen kaum Skulpturen. Nichts sollte den Betenden<br />
von seiner Einkehr ablenken.<br />
Rund um die Abteikirche gruppieren sich uralte Grabsteine.<br />
Einer davon gehört zum Grab von Ebrard von Norwich.<br />
Dieser englische Bischof musste vor Verfolgungen<br />
aus seiner Heimat fliehen und ließ sich in Fontenay nieder.<br />
Er war einer der Förderer des Ausbaus der Klosteranlage.<br />
Hinter der Kirche führt rechts eine Treppe direkt zu den<br />
Schlafräumen der Mönche. Es ist ein riesiger Saal, dessen<br />
hölzerner Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert berühmt<br />
ist. annonceoctobre.qxd Er erinnert ein bisschen 29/09/<strong>2010</strong> an den umgestürzten 09:45 Page Kiel 1 eines<br />
Schiffes. Nach den Regeln des Ordens schliefen alle<br />
Mönche im selben Raum und auf einfachsten Strohbetten,<br />
die nur durch eine niedrige Wand voneinander abgetrennt<br />
waren.<br />
Wie in allen Klostern ist der Kreuzgang das Herz des<br />
Klosterlebens. Hier lasen, studierten und meditierten die<br />
Mönche die meiste Zeit, die sie mit den praktischen Übungen<br />
verbrachten. Auf der linken Seite, wo sich der Übergang<br />
zur Abteikirche befindet, zeigen Rillen in den Mauern die<br />
Stelle, wo früher die Regale aufgehängt waren, auf denen<br />
die Bücher der Mönche lagerten. Der andere Ort im Kloster,<br />
an dem sich die Mönche zum Studium der Regeln des<br />
Heiligen Bernhard versammelten, war der große Hauptsaal,<br />
der sich an den Kreuzgang anschließt.<br />
Das Gebet gab dem Leben im Kloster seinen Rhythmus,<br />
die Arbeit füllte es dazwischen aus. Im Mönchssaal<br />
versammelte man sich unter den zwölf Spitzbögen, um<br />
mit größter Sorgfalt die Abschriften der Manuskripte zu<br />
illuminieren. Die wurden dann in einer kleinen beheizten<br />
Kammer zum Trocknen ausgebreitet. Eine willkommene<br />
Gelegenheit für die Mönche, sich selbst ein wenig aufzuwärmen,<br />
denn beheizte Räume gab es im Kloster sonst nur<br />
in der Krankenstation und in der Küche.<br />
Aber die handwerklichen Tätigkeiten bestanden nicht<br />
nur im handschriftlichen Kopieren gelehrter Bücher. Man<br />
mag es kaum glauben, aber Fontenay war eine richtige…<br />
Fabrik! Schon seit Ende des 12. Jahrhunderts verfügte das<br />
Kloster über seine eigene Schmiede, die in einem Gebäude<br />
untergebracht war, das 53 mal 13 Meter maß. Noch weniger<br />
kann man sich vorstellen, dass die Mönche sogar ihr<br />
eigenes Eisenerz förderten. In einer kleinen Mine westlich<br />
des Klosters bauten sie das Erz ab, in dessen Bearbeitung sie<br />
solche Meister wurden, dass sie ihre Produkte in die gesamte<br />
Umgebung verkaufen konnten.<br />
Die Mine erschöpfte sich in den folgenden Jahrhunderten<br />
und aus dem einst prosperierenden Kloster war bis zur<br />
Französischen Revolution nur noch ein Refugium für gerade<br />
mal ein knappes Dutzend Mönche geworden. Die wurden<br />
von den Revolutionären vertrieben, während die Gebäude<br />
zu nationalem Eigentum erklärt und verkauft wurden.<br />
Fontenay hatte das Glück, nicht wie viele andere Kloster<br />
im Land als Steinbruch genutzt zu werden. Clairvaux zum<br />
Beispiel war dieses Schicksal nicht erspart geblieben. Für<br />
DIJON-Welcher Typ sind Sie:<br />
der mittelalterliche der futuristische?<br />
Puits de Moïse<br />
Der Brunnen ist ein mittelalterliches<br />
Meisterwerk von Claus Sluter.<br />
Ganzjährig täglich geöffnet.<br />
oder<br />
Auskünfte, Preise und Reservierungen erteilt das Tourismusbüro von Dijon, 11 rue des Forges sowie in der<br />
15 Cour de la gare. Telefonnummer: +33 892 700 558 (0,34€/min) www.visitdijon.com<br />
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Nichts einfacher als das - und darüber<br />
hinaus auch sehr amüsant!<br />
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Streckenführungen von jeweils 1,5 Std.<br />
möglich: Innenstadt oder Coulée verte<br />
(grüner Wanderweg).<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 19
Unterwegs in Frankreich Burgund<br />
Fontenay brach dagegen eine Art zweites Leben an, denn<br />
ein Unternehmer kaufte die Anlage und errichtete darin<br />
eine Papierfabrik. Das Holz der dichten Klosterwälder und<br />
das klare Wasser waren ideal, um aus Fontenay einen solchen<br />
Industriestandort zu machen.<br />
Die Fabrik gelangte Anfang des 19. Jahrhunderts in den<br />
Besitz von Elie de Montgolfier, eine der Nachkommen des<br />
Erfinders des Heißluftballons. In den folgenden Jahrzehnten<br />
entwickelte sich eine dynamische Fabrik. Um 1890 war<br />
es schließlich die Enkelin von Elie, Rose de Montgolfier,<br />
die sich der Anlage in ihrer vormaligen Funktion eines<br />
Klosters annahm. Sie war mit Edouard Aynard verheiratet,<br />
einem Bankier und Abgeordneten aus Lyon. Diese beiden<br />
feinsinnigen Kunstliebhaber ließen die Spuren industrieller<br />
Nutzung entfernen. Zwischen 1906 und 1914 gaben<br />
sie einen Großteil ihres Vermögens aus, um die Abtei von<br />
Fontenay wieder auferstehen zu lassen. Eine Arbeit, die ihre<br />
Nachfahren unbeirrt fortsetzten. So auch François Aynard,<br />
der heutige Besitzer, der sich nicht weniger um Fontenay<br />
bemüht und dort auch seinen Wohnsitz hat.<br />
Heute ist die Abtei, könnte man sagen, immer noch eine<br />
Fabrik – eine Kulturfabrik. Gut zehn Mitarbeiter kümmern<br />
sich um das alte Gemäuer, dessen Türen den Besuchern<br />
aus aller Welt weit offen stehen. 120.000 werden pro Jahr<br />
gezählt, davon mehr als 40 Prozent aus dem Ausland. Das<br />
Gelände wird auch für Filmaufnahmen genutzt, wie zum<br />
Beispiel zu den Dreharbeiten von « Cyrano von Bergerac »<br />
von Jean-Paul Rappenau.<br />
François Aynard, der das Glück hat, einen so schönen<br />
Ort sein eigen nennen zu können, ist deshalb noch lange<br />
nicht vermögend. Es ist noch gar nicht lange her, da betrug<br />
das jährliche Defizit der Anlage 100.000 Euro. Da braucht<br />
es schon einigen Erfindungsgeist und neue Ideen, um solche<br />
Finanzierungslücken zu schließen. Nicht zuletzt sind es<br />
stärkere Partner, auf die sich Fontenay in solchen Momenten<br />
stützen muss.<br />
Einen solchen Partner fand Aynard bei der Instandsetzung<br />
der uralten Schmiede, und vor allem beim Herrichten<br />
des riesigen Schmiedehammers aus dem 12. Jahrhundert.<br />
Am Ende seines langen Stiels wiegt der Kopf ganze 85<br />
Kilogramm, der von einem Schaufelrad mit einem Durchmesser<br />
von fünf Metern bewegt wird. Mit ihm wurde früher<br />
das Metall, das die Mönche aus der Mine förderten,<br />
zur Weiterverarbeitung zugerichtet. Man schätzt, dass die<br />
Kraft des Schmiedehammers der Schlagkraft von einem<br />
Dutzend Männer entspricht.<br />
Vor zwei Jahren wurde die Schmiedeanlage für 85.000<br />
Euro komplett restauriert und funktioniert heute wieder<br />
wie früher. Dabei halfen sieben höherbildende Technische<br />
Schulen aus Frankreich, Deutschland, Italien, Rumänien<br />
und Polen. Finanziert wurden die Arbeiten vom Conseil<br />
Général, dem Conseil Régional, einigen Sponsoren und<br />
der Familie Aynard selbst. Viel Fleiß, Einfallsreichtum<br />
und guter Wille waren dazu noch nötig, um das historische<br />
Schmiedewerk in einen Zustand zu versetzen, der dem von<br />
vor 800 Jahren sehr nahe kommt.<br />
Noch weniger als das ständige Bemühen einer einzelnen<br />
Familie um den Fortbestand dieses Weltkulturdenkmals ist<br />
bekannt, dass auch eine berühmte Frau eng mit der Abtei<br />
von Fontenay verbunden ist. Es handelt sich um Andrée<br />
Putman, die von einem US-amerikanischen Magazin einmal<br />
als die « Coco Chanel der Innenarchitektur » bezeichnet<br />
wurde. Sie lebte während ihrer Kindheit in der Anlage,<br />
denn sie ist eine Enkelin von Edouard Aynard, der die<br />
Restaurierungsarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in<br />
Gang brachte. Sie beruft sich auf ihre Kinderjahre als frühe<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Calais Dunkerque<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
Liege<br />
erbourgteville<br />
Quelle der Inspiration: « Ich bin in einer Abtei aus dem 12.<br />
Jahrhundert groß geworden, wo meine Familie seit über 100<br />
Jahren das schönste Papier der Welt herstellte – das Chiffon-Papier.<br />
Dieser Ort hat mich für immer geprägt. Völlig<br />
gepackt von dieser so sehr spirituellen Architektur empfing<br />
ich dort das Erbe der Empfindung und der Leidenschaft,<br />
das aus der Geometrie geboren ist. »<br />
Gut vorstellbar, dass sich der Heilige Bernhard gerührt<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
gezeigt hätte, dass die Abtei knapp 900 Charlroi Jahre nach ihm mit<br />
ihrer nüchternen Architektur nicht nur viel Bewunderung<br />
Arras<br />
hervorruft, sondern auch für nicht geringe Inspirationen<br />
sorgt. Genauso stolz können wohl die Familien der Montgolfiers<br />
und Aynards auf ihre Nachkommen sein, die uns<br />
Amiens<br />
die Abtei heute zu aller Freude in einem<br />
Charleville-Mézières<br />
solchen Zustand<br />
erhalten haben. Wir sind jedenfalls froh, den Weg in diesen<br />
einsamen Winkel Burgunds gefunden zu haben.<br />
A1/E15-E19<br />
A26/E17<br />
A34/E46<br />
A4/E25<br />
Luxemb<br />
<br />
Die Abbaye<br />
Caen<br />
de A13/E46 Fontenay liegt nordwestlich<br />
von Dijon. Aus Deutschland und reich und der Schweiz direkt an ge flo-<br />
Die nächsten aus Deutschland, Öster-<br />
Saint-Lô<br />
A16<br />
A4/E50<br />
A84/E401Österreich erreicht man sie entweder genen Flughäfen sind in Paris, Lyon und<br />
A13/E5<br />
über die Autobahnverbindung von Basel/Mulhouse. Alle drei Städte sind<br />
PARIS<br />
alo<br />
Saarbrücken über A28/E402 Metz und Nancy relativ gleich weit von der Abbaye de<br />
Avranches<br />
nach Dijon oder über die Strecke von Fontenay entfernt. Der nahe Flughafen<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
/E401<br />
Freiburg über Mulhouse nach Dijon. Aus von Dijon verfügt über keinen Linien verkehr<br />
in den deutschsprachigen A5/E54Raum.<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
A84<br />
der Schweiz durchquert man entweder<br />
auf einer der Landstraßen den Jura<br />
A6/E15<br />
A83<br />
A31/E21-<br />
ablesnne<br />
ntalivet<br />
orge<br />
rret<br />
Nantes<br />
A11/E60<br />
A83<br />
N11/E601<br />
A87<br />
Cholet<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
oder wählt ebenfalls die Strecke via A11/E50<br />
Mulhouse. Von der Autobahn Dijon-<br />
Paris führt die D980 nach Montbard.<br />
Le Mans<br />
Von dort sind es nur noch wenige<br />
Kilometer über die D905 und D32 bis zur<br />
Abtei.<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
Abbaye de Fontenay …<br />
A10/E5-E60<br />
Angers A86/E60<br />
… Berlin 1.100 km … Hamburg Tours 1.020 km<br />
… Köln 570 km … München 750 km<br />
… Wien 1.190 km<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />
Poitiers<br />
Morvan – Einst vergessen,<br />
heute ein grüner Schatz<br />
Im Herzen Burgunds<br />
gelegen, haftete<br />
dem Morvan über<br />
E602/A837<br />
Jahrzehnte der Ruf<br />
andere. Die<br />
größten Kirche A42<br />
Clermontan,<br />
zurückgeblieben<br />
Häuser der knapp<br />
A72/E70<br />
der Welt ist vielen<br />
Limoges<br />
Ferrand<br />
und wenig spannend<br />
500 Einwohner<br />
A89/E70<br />
bekannt, Lyon<br />
Puy de Dôme<br />
zumindest<br />
Angoulême<br />
zu sein. Heute aber ist für die Bewohner gruppieren sich um eine Hauptstraße, A75/E11 den Namen haben die meisten<br />
dieses Mittelgebirges der Moment der es gibt ein paar Geschäfte, le ansonsten Mont-Dore schon einmal gehört. Wenige kennen<br />
Bordeaux<br />
Niort<br />
Revanche gekommen. Vor allem eine<br />
unberührte Natur lockt Besucher aus<br />
nah und fern. Ein Vorzug, der sich immer<br />
mehr herumspricht. A89/E70<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
A10/E5<br />
Azay-le-Rideau<br />
… Zürich 442 km<br />
Die Abbaye A10/E5 de Fontenay ist nicht ans<br />
französische Bahnnetz angeschlossen. Sens<br />
Dafür hat das nahe Montbard einen<br />
Bahn Orléans hof, an dem sogar TGV-Züge<br />
halten.<br />
A71/E9<br />
www.abbayedefontenay.com<br />
<br />
Abbaye de Fontenay<br />
21500 A85 Marmagne<br />
Telefon: +33 (0)3 80 92 15 00<br />
Bourges<br />
9,20 Euro, ermäßigt 5,50 Euro<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Der Pilger-Hügel von<br />
Vézelay<br />
Eigentlich Montluçon ist<br />
Vézelay ein<br />
A71/E11<br />
Dorf wie jedes<br />
dominiert die ländliche Umgebung.<br />
Trotzdem kommen die Menschen aus<br />
der ganzen Welt hierher, denn der Ort<br />
ist einer der Anfänge des Pilgerweges<br />
nach Santiago de Compostela.<br />
Auxerre<br />
Epernay<br />
Troyes<br />
A6/E15<br />
Reims<br />
A26/E17<br />
VézelayAvallon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Eine Reise Cluny ins<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Mâcon<br />
Die Abtei von<br />
A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />
Cluny mit der bis<br />
ins Villars-les-Dombes<br />
16. Jahrhundert<br />
dagegen das kleine Dorf St. Etienne Flavigny-sur-<br />
Ozerain. Beide Orte werden wegen<br />
A7/E15<br />
ihres mittelalterlichen Charakters<br />
gepriesen und zeugen von der reichen<br />
Vergangenheit Burgunds.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A5/E17-E54<br />
Fontenay<br />
Flavigny<br />
Dijon<br />
A38<br />
Beaune<br />
A6/E15<br />
A4/E50<br />
A31/E17-E21<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Valence<br />
A49/E713<br />
A51/E712<br />
A31/E21<br />
A31/E21-E<br />
Annec<br />
A41/E<br />
Cham<br />
Gren<br />
an<br />
E5-E70/A63<br />
A7/E15<br />
Gagnières<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 21<br />
Orange<br />
Avignon<br />
Pont du Gard<br />
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Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus<br />
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Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb<br />
von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen<br />
werden kann.<br />
Datum, Unterschrift
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Pariser Friedhöfe<br />
Museen unter freiem Himmel<br />
Einige Friedhöfe der Seine-Metropole sind inzwischen viel mehr als bloße<br />
Ruhestätten für die Toten der Stadt, sondern Sehenswürdigkeiten, die in keinem<br />
Reiseführer mehr fehlen. Rive Droite ziehen vor allem der Cimetière du Père Lachaise<br />
und der Cimetière de Montmartre die Besucher an. Ein grauer <strong>November</strong>tag passt<br />
perfekt zu einem Spaziergang über die parkähnlichen Anlagen, wo man auf<br />
viele große Namen der Vergangenheit stoßen kann. Eine kleine subjektive<br />
Auswahl dergleichen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.<br />
Le Cimetière du Père Lachaise, die prestigevollste letzte Ruhestätte von Paris<br />
Der Père Lachaise, wie die Pariser den Friedhof<br />
kurz nennen, ist die größte und berühmteste Begräbnisstätte<br />
der französischen Hauptstadt. Sie umfasst<br />
ganze 44 Hektar und ist mit mehr als 3.500 Bäumen<br />
und adrett angelegten Wegen gleichzeitig einer der<br />
schönsten Parks von Paris. Kein Wunder also, dass<br />
sich der Friedhof am Wochenende als ein Ort voller<br />
Trubel entpuppt. Die Statistiken sprechen eine eindeutige<br />
Sprache: Die eine Million ruhenden Seelen<br />
auf der Begräbnisstätte werden jedes Jahr von zwei<br />
Millionen Menschen besucht. Der Cimetière du<br />
Père Lachaise ist damit eher ein Ort der Lebenden<br />
denn der Toten. Die zum Teil sehr schmuckvollen<br />
und aufwendig gestalteten Gräber sowie die Namen<br />
vieler berühmter Persönlichkeiten, die hier bestattet<br />
wurden, locken zu einem Bummel durch die Anlage,<br />
bei dem man sich leicht verlaufen kann. Aber das ist<br />
gar nicht so schlimm, denn der Père Lachaise wartet<br />
an jeder Ecke mit besonderen Gräbern und kleinen<br />
Anekdoten darüber auf.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
James Douglas Morrison (1943-1971), bekannt als Jim Morrison,<br />
US-amerikanischer Dichter und Rockstar<br />
Das Grab des Leadsängers der legendären Gruppe The Doors, der in Paris verstorben<br />
ist, gehört zu den am meisten besuchten Grabstätten des Friedhofs. Es hat sich<br />
eingebürgert, dass die Fans eine Zigarette, eine leer Flasche, eine Fotografie oder ein<br />
paar Blumen auf dem Grab zurücklassen. Die wilden Zeiten, als noch die umliegenden<br />
Gräber mit Graffiti beschmiert waren und heimliche Partys an seinem Grab gefeiert<br />
wurden, sind aber längst vorbei.<br />
Edith Giovanna Gassion (1915-1963), bekannt als Edith Piaf,<br />
französische Sängerin<br />
Der gläubigen Chansonsängerin, die von den Franzosen verehrt wurde wie kaum<br />
eine andere und deren Lieder wie « La vie en rose », « Millord » oder « Non, je ne regrette<br />
rien » weltbekannt sind, wurde von der katholischen Kirche eine kirchliche Beisetzung<br />
verweigert. Als Grund wurde angegeben, dass Edith Piaf geschieden war und einen<br />
sündigen Lebensstil geführt hatte. Dies hinderte aber viele Künstlerkollegen und Tausende<br />
von Bewunderern nicht daran, ihr bei der Beerdigung auf dem Cimetière du Père<br />
Lachaise die letzte Ehre zu erweisen.<br />
Amedeo Modigliani (1884-1920), italienischer Maler und Bildhauer<br />
Der Italiener kam im Alter von 22 Jahren das erste Mal nach Paris und gehörte alsbald<br />
zur Künstlerszene von Montmartre, später von Montparnasse, wo er seine Kollegen<br />
malte und in seiner Freizeit ein Leben voller Exzesse führte. Auf dem Père Lachaise ist<br />
er zusammen mit seiner Freundin Jeanne Hébuterne begraben, die sich mit nur 22 Jahren<br />
zwei Tage nach dem Tod ihres Geliebten aus dem Fenster der gemeinsamen Wohnung<br />
stürzte, da sie die Trauer über den Verlust nicht aushielt.<br />
Oscar Wilde (1854-1900), irischer Schriftsteller<br />
Der wegen seiner Homosexualität in Großbritannien im Gefängnis eingesessene<br />
Autor von « Das Bildnis des Dorian Gray » und anderer bekannter Werke würde sich<br />
sicherlich darüber amüsieren, dass die Gestaltung seines Grabes bis heute die Menschen<br />
beschäftigt. Es wird von einer nackten, wegfliegenden Statue geschmückt und ist von<br />
Liebesnachrichten und Knutschflecken übersät. Pikantes Detail: Der Penis der Statue<br />
wurde von einem Unbekannten abgebrochen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 25
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Sarah Bernhardt (1844-1923), französische Theaterschauspielerin<br />
Zu Lebzeiten war sie für einige « die Göttliche », für andere ein Enfant terrible. Eines<br />
blieb der Schauspielerin, die heute allgemein als eine der größten Frankreichs gilt, nach<br />
ihrem Tod jedoch verweigert: Ihr Wunsch, am Meer auf der Belle-Ile-en-Mer bestattet<br />
zu werden. Stattdessen muss sie mit dem Père Lachaise Vorlieb nehmen. Sicherlich auch<br />
keine ganz schlechte Wahl.<br />
Hippolyte Léon Denizard Rivail (1804-1969),<br />
bekannt als Allan Kardec, französischer Spiritist<br />
Allan Kardecs Begräbnisstätte wird ebenfalls gerne besucht. Sie besteht aus einem<br />
großen Granitdolmen mit einem Baldachin, worunter sich seine Bronzebüste befindet,<br />
die inzwischen allerdings deutliche Spuren von den vielen Berührungen seiner Anhänger<br />
aufweist. Denn bis heute kommen sie zu seiner Grabstelle, um Trost zu suchen.<br />
Wilhelm Albert Vladimir Apollinaris de Kostrowitzky (1880-1918),<br />
bekannt als Guillaume Apollinaire, französischer Dichter und<br />
Schriftsteller<br />
Den für sein Gedicht « Le Pont Mirabeau » berühmten Autor, der im Ersten Weltkrieg<br />
verwundet wurde, bestattete man just in dem Moment, als die Franzosen das Ende<br />
dieses Krieges feierten. Sein Grabstein, ein von Picasso gestalteter Menhir, wurde durch<br />
die Versteigerung eines seiner Werke und eines Werks von Matisse finanziert.<br />
Marcel Proust (1871-1922), französischer Schriftsteller<br />
Der weltbekannte französische Schriftsteller starb im Alter von nur 51 Jahren an den<br />
Folgen einer schlecht ausgeheilten Bronchitis. Die Familiengruft musste nach seinem<br />
Tod aber bereits einmal grundlegend restauriert werden, da sie durch einen Bombenanschlag,<br />
der einem benachbarten Grab galt, beschädigt worden war.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867), französischer Maler<br />
Der Maler des « Bain turc » verstarb im Alter von stolzen 86 Jahren. Heute liegen<br />
seine beiden Ehefrauen gemeinsam mit ihm im gleichen Grab. Geschaffen wurde es von<br />
Baltard, Architekt der alten Markthallen von Les Halles und Freund des Malers.<br />
Jean de La Fontaine (1621-1695), französischer Dichter, und<br />
Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673), bekannt als Molière,<br />
französischer Autor und Schauspieler<br />
Ein ungewöhnliches Schicksal verbindet die beiden großen Männer der französischen<br />
Literatur des 17. Jahrhunderts. Als die Stadtverwaltung aus hygienischen Gründen<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts die Errichtung des Cimetière du Père Lachaise beschloss,<br />
wurde die Anlage von den Parisern wegen der Entfernung zum Zentrum und der Lage<br />
inmitten eines ärmlichen Stadtviertels nur sehr zögerlich angenommen. Um dies zu ändern,<br />
verlegte man Gräber von berühmten Persönlichkeiten auf den neuen Friedhof. So<br />
auch die Überreste von La Fontaine, dessen Begräbnisstelle zuvor auf dem Cimetière<br />
Saint-Joseph war, und von Molière, dessen Grab sich auf dem Cimetière des Innocents<br />
befand. Seitdem ruhen die beiden Künstler in Sarkophagen Seite an Seite. Allerdings<br />
bestehen bis heute Zweifel daran, ob die Überreste in den steinernen und umzäunten<br />
Särgen wirklich von den beiden Männern stammen, da die Identifikationsmethoden zur<br />
Zeit der Umbettung noch sehr ungenau waren.<br />
Théodore Gericault (1791-1824),<br />
französischer Maler<br />
Die Statue auf dem Grabstein des bedeutenden<br />
Vertreters der Romantik wurde<br />
zunächst aus Marmor gefertigt, bis sie 1884<br />
von Antoine Etex, der auch die Reliefs des<br />
Triumphbogens entwarf, durch eine Bronzestatue<br />
ersetzt wurde. Die drei Reliefs am<br />
Sockel sind Kopien seiner wichtigsten, heute<br />
im Louvre zu besichtigen Werke, darunter<br />
« Radeau de la Méduse ».<br />
Frédéric Chopin (1810-1849), polnischer Komponist und Pianist<br />
Der gefeierte Komponist und Pianist starb an der Place Vendôme im jungen Alter<br />
von 39 Jahren. Zu seiner Totenmesse in der Eglise de la Madeleine spielte man den<br />
Trauermarsch aus einer seiner Sonaten. Seinem eigenen Wunsch entsprechend wurde<br />
sein Herz nach Warschau gebracht, wo es in der Heiligkreuzkirche beigesetzt wurde.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 27
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Le Cimetière de<br />
Montmartre, exklusive<br />
Ruhestätte am Fuße<br />
von Sacré Cœur<br />
Das Gebiet, auf dem sich heute<br />
der Cimetière de Montmartre<br />
befindet, war für die Nutzung als<br />
Friedhof geradezu prädestiniert.<br />
Schon im 18. Jahrhundert begrub<br />
man dort Menschen, ohne dass<br />
es eine richtige Anlage dafür<br />
gab, was nicht ohne hygienische<br />
Probleme blieb. Die Stadt kaufte<br />
schließlich ein elf Hektar großes<br />
Terrain, so dass 1825 der Cimetière<br />
de Montmartre offiziell eröffnet<br />
wurde. Heute sind 20.000<br />
Konzessionen für ein Grab auf<br />
dem Friedhof im Umlauf. Wie<br />
der größere Cimetière du Père<br />
Lachaise ist die Begräbnisstätte<br />
längst zu einer Sehenswürdigkeit<br />
geworden. Die herrschaftlichen<br />
Grabstellen, die wunderbaren<br />
alten Bäume entlang der Wege<br />
und die Namen berühmter Persönlichkeiten<br />
locken Pariser und<br />
Touristen gleichermaßen zu einem<br />
Bummel über die hügelige<br />
Anlage.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Yolanda Gigliotti (1933-1987), bekannt als Dalida,<br />
in Ägypten geborene Sängerin und Schauspielerin<br />
italienischer Abstammung<br />
Das Gesicht der Statue auf dem Grab von Dalida ist traurig und<br />
passt damit gut zu dem tragischen Tod der beliebten Chansonsängerin.<br />
Die Künstlerin setzte ihrem Leben nur wenige Schritte vom Friedhof<br />
entfernt in ihrer Wohnung in der Rue d’Orchampt 1987 selbst ein Ende.<br />
Ihre Musik lebt aber fort mit Chansons wie « Bambino » oder « Am Tag<br />
als der Regen kam ». Ein Platz in Montmartre trägt ihren Namen.<br />
Henri Beyle (1783-1842), bekannt als Stendhal,<br />
französischer Schriftsteller<br />
Der Schriftsteller, der den Namen Stendhal in Anlehnung an die<br />
Kleinstadt Stendal in Sachsen-Anhalt annahm, folgte als Offizier Napoleon<br />
nach Italien, ein Land, das in seinen Werken sehr präsent ist. Nach<br />
seinem Tod fand er seine letzte Ruhe in Montmartre.<br />
Emile Zola (1840-1902), französischer Schriftsteller<br />
Der gefeierte Schriftsteller, der vor allem wegen der Dreyfus-Affäre<br />
und seiner Schrift « J’accuse » bekannt ist, wohnte ganz nah am Cimetière<br />
de Montmartre in der Rue Montmartre. Nachdem er zunächst auf<br />
dem Friedhof begraben wurde, überführte man seine Überreste 1908<br />
ins Pantheon. Seine Frau und Kinder ruhen aber immer noch auf dem<br />
Cimetière de Montmartre. Böse Zungen sehen darin eine Fortführung<br />
der notorischen Untreue Zolas gegenüber seiner Frau, die man ihm zu<br />
Lebzeiten nachsagte.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 29
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Vatslav Fomitch Nijinski (1890-1950),<br />
russischer Tänzer<br />
Er galt als einer der größten männlichen Tänzer seiner Epoche. Nach<br />
seinem Tod wurde er zunächst in London begraben und erst drei Jahre<br />
später auf den Friedhof von Montmartre überführt. Sein Begräbnisstätte<br />
schmückt eine Statue von sich selbst.<br />
Heinrich Heine (1797-1856), deutscher Schriftsteller<br />
Während seiner ersten Lebenshälfte, die er in Deutschland verbrachte,<br />
liebäugelte Heinrich Heine mit der aktiven Politik. Doch sobald er<br />
1831 in Paris ankam, widmete er sich ganz der Poesie und der politischen<br />
Satire. In der französischen Hauptstadt sind mindestens 16 Adressen<br />
bekannt, an denen er wohnte. Die Mehrzahl darunter in Montmartre.<br />
Hector Berlioz (1803-1869), französischer Komponist<br />
und Musikkritiker<br />
Der Erschaffer von « Te Deum », « La Symphonie Fantastique »<br />
und « Les Troyens » wohnte 18<strong>30</strong> einige Monate in Montmartre an der<br />
Kreuzung der Rue du Mont-Cenis mit der Rue Saint-Vincent. Zu Lebzeiten<br />
liebte Hector Berlioz es, über den Cimetière de Montmartre zu<br />
spazieren. Heute ruht er zwischen seinen beiden Frauen, Harriet Smithson<br />
(1800-1854) und Marie Martin (1814-1862), bekannt als Recio.<br />
<strong>30</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Léon Foucault (1819-1868), französischer Physiker<br />
Der Wissenschaftler ist vor allem für seinen Nachweis der Erdrotation<br />
mit dem Pendel bekannt. Einige seiner Experimente fanden sogar im<br />
Umkreis von Montmartre statt, insbesondere Versuche zur Messung der<br />
Lichtgeschwindigkeit.<br />
Jacques Offenbach (1819-1880),<br />
deutsch-französischer Komponist<br />
Der Kopf des Komponisten thront über seinem Grab aus rotem Marmor,<br />
das mit Musikinstrumenten geschmückt ist. Entworfen wurde es<br />
von Charles Ganrier, dessen bekanntestes Bauwerk die alte Oper von<br />
Paris ist.<br />
Cimetière du Père Lachaise<br />
8, boulevard de Menilmontant<br />
75020 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 55 25 82 10<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo – Fr 8.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
Sa 8.<strong>30</strong> – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
So & Feiertage 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
Eingänge:<br />
Boulevard de Menilmontant<br />
Avenue du Père Lachaise<br />
Seit einiger Zeit kann man den Friedhof<br />
virtuell im Internet besuchen und dabei<br />
Bilder der wichtigsten Gräber sehen:<br />
www.pere-lachaise.com<br />
Cimetière de Montmartre<br />
20, avenue Rachel<br />
75018 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 53 42 36 <strong>30</strong><br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo – Sa 8.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
So & Feiertage 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />
17.<br />
8.<br />
16 .<br />
7.<br />
15.<br />
18 .<br />
19.<br />
9. 10 .<br />
1. 2. 3.<br />
11. 20.<br />
6.<br />
5.<br />
4.<br />
12 .<br />
14.<br />
13 .<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 31
Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />
Im Katharerland<br />
Ein Wanderweg zwischen<br />
Mittelmeer und den Pyrenäen<br />
Der Katharerweg, der sich über 250 Kilometer<br />
von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer bis nach<br />
Foix in den Pyrenäen zieht, gilt neben dem GR20<br />
auf Korsika als der schönste Wanderweg Frankreichs.<br />
Ob man ihn zu Fuß, auf dem Pferd oder<br />
mit dem Mountainbike bewältigt, man wird sich<br />
an der grandiosen Landschaft kaum sattsehen<br />
können. Bei all dem wandelt man auf Schritt und<br />
Tritt auf historischen Wegen, wie zahlreiche alte<br />
Katharerburgen zeigen. Einer unser Autoren hat<br />
den Weg in zwölf Etappen bewältigt und erlebte<br />
eine unvergessliche Wanderung.<br />
«<br />
Zwölf Tage und 250 Kilometer zu Fuß durch das Katharerland<br />
» – wie sehr diese simple Aussage die Aufmerksamkeit<br />
erregen kann. Seit ich von meiner<br />
Wanderung Ende Juni zurückgekehrt bin, betrachten mich<br />
alle mit großen Augen. Anfangs wollte ich mich schon ärgern<br />
und fragte mich, ob ich denn so unsportlich wirke, dass<br />
man sich deswegen wundern müsste. Wenn das stimme,<br />
wozu bezahle ich eigentlich jeden Monat mein Fitnessstudio?<br />
Dann aber begriff ich, dass es doch eher Neugier war,<br />
mehr über diese Reise zu erfahren, die Geschichte und Natur<br />
miteinander verband.<br />
Denn das war es auch, was mich an dieser Wanderung<br />
so reizte. Eigentlich bin ich gar kein Wanderfreund. Zwar<br />
laufe ich gerne mal längere Strecken, aber ich brauche einen<br />
Sinn dabei. Einen Berg zu erwandern, nur um einmal oben<br />
gestanden zu haben, genügt mir nicht. Beim Katharerweg<br />
fand ich, was ich brauchte. Hier begegnet man auf der Strecke<br />
ständig den Überbleibseln einer stürmischen Phase der<br />
französischen Geschichte. Es war die Zeit vor 700 Jahren, als<br />
sich viele Menschen einer neuen christlichen Religion, der<br />
katharischen Laienbewegung, zuwandten und im Namen<br />
Gottes aufs Gräulichste verfolgt und ermordet wurden.<br />
Ich habe diesen Wanderweg ganz und gar nicht wie einen<br />
Pilgerweg beschritten. Dennoch haben mich manche<br />
Stellen sehr berührt, habe ich an manchen Orten eine ganz<br />
eigene, fast spirituelle Atmosphäre gespürt. Man kann gar<br />
nicht umhin, auf dieser Strecke die Geschichte von Jahrhunderten<br />
zu spüren. Das ist für mich der echte Antrieb,<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
den dieser Wanderweg mit seinen zwölf Etappen auf den<br />
Spuren der Katharer bietet.<br />
Port-la-Nouvelle –<br />
Durban-Corbières, 27 km / 8 Std.<br />
Erste beruhigende Information: Die Wanderer, die mir<br />
entgegen kamen und den Weg in der umgekehrten Richtung<br />
gegangen waren, erzählten mir, dass der Weg gut in<br />
zwölf Tagen zu schaffen und vor allem, dass er gut ausgeschildert<br />
sei. Das hat mich schon einmal erleichtert. Denn<br />
ich muss zugeben, dass ich anfangs befürchtet hatte, in den<br />
Bergen ein GPS zu brauchen, um mich zurechtzufinden.<br />
Das aber war niemals der Fall.<br />
Als ich Port-la-Nouvelle hinter mir verschwinden sah,<br />
war ich nicht besonders traurig. Vor meiner Ankunft hatte<br />
ich das Bild von einem lieblichen Badeort, bei dem das<br />
Meer lustig an die Strände schwappte, war dann aber von<br />
der Realität eingeholt worden. Port-la-Nouvelle ist ein von<br />
Neubauten verschandelter Flecken, der in meinen Augen so<br />
gar nichts Liebliches hat.<br />
Daran dachte ich aber schon bald nicht mehr, als die<br />
vielen Weinstöcke des Corbières in meinen Blick gerieten,<br />
die auf dem kargen, kalkreichen Boden dieser Gegend<br />
gedeihen. Was mich richtig behinderte – und dieser Feind<br />
wich den ganzen ersten Tag nicht von meiner Seite – war<br />
der Wind. Er blies ständig aus nördlicher Richtung und mir<br />
gelang es kaum, mich dagegen zu schützen. Die Einheimi-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 33
Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />
schen haben ihm einen Namen gegeben, « Cers » sagen die<br />
Leute aus dem Departement Aude zu ihm, « Tramontane »<br />
nennen ihn in ihrer Sprache die Katalanen drüben auf der<br />
spanischen Seite. Was mich aber noch mehr verwunderte,<br />
war der schwere Geruch, den der Wind mit sich trug:<br />
Ein Duft von Thymian und Rosmarin, die großflächig am<br />
Wegesrand wachsen. Die Sonne war schon so kräftig, dass<br />
ihre Morgenstrahlen den Duft aus den Kräutern kitzelte.<br />
Gleich musste ich an ein schönes Grillfleisch mit Kräutern<br />
denken. Aber noch war es ein bisschen früh für das Mittagessen.<br />
Kurz bevor ich an diesem Tag an meinem Etappenziel<br />
Durban-Corbières ankam, kreuzte ich noch einen anderen<br />
berühmten Weg: die Via Domitia. Der verbindet Spanien<br />
mit Italien und ist der älteste romanische Weg im damaligen<br />
Gallien. Ich stellte mir vor, wie viele Menschen hier schon<br />
entlang gegangen waren – und das machte mir Mut, auch in<br />
der Lage zu sein, die Endstation in Foix zu erreichen.<br />
Durban-Corbières – Tuchan,<br />
26 km / 8 Std.<br />
Meine Nacht in dem kleinen Hotel hatte ich gut verbracht,<br />
nur schmerzten meine Beine ein wenig. Sie waren so<br />
lange Fußstrecken nicht gewöhnt. Nun, das würde sich in<br />
den nächsten Tagen wohl ändern.<br />
Auch auf dieser Etappe musste ich<br />
mich beim Durchqueren des Corbières-Massivs<br />
wieder gegen den Wind<br />
wehren, der mir einen ordentlichen<br />
Kampf abverlangte. Ich bewunderte<br />
die schöne Landschaft mit ihren felsigen<br />
Böden. In der Ferne wurden die<br />
ersten hohen Berge sichtbar und ich<br />
freute mich schon auf den Unterstand,<br />
den ich dort zu finden hoffte. Bis dahin<br />
traf ich zufällig noch auf ein paar alte<br />
Schäferhütten, die aber zum größten<br />
Teil schon nicht mehr intakt waren.<br />
Wie so oft bei Wanderungen sind<br />
die Abende die schönste Zeit. Bei mir<br />
war das am zweiten Tag auch so. Da<br />
ging die Sonne gerade unter, als ich die<br />
Burg Aguilar zu sehen bekam. Sie war<br />
einmal gebaut worden, um Carcassonne<br />
zu schützen. Ihre beeindruckenden<br />
Ruinen hoben sich vor dem rotgefärbten Himmel ab – ein<br />
atemberaubender Anblick. Die Gîte in Aguilar, in der ich<br />
in dieser Nacht schlief, war einfach und bequem. Ein guter<br />
Abschluss des Tages.<br />
Tuchan – Cucugnan, 18 km / 5 Std.<br />
Wer waren die Katharer?<br />
Als ich am nächsten Morgen aus meiner Unterkunft<br />
kam, fiel mir auf, dass viele Wanderer ihre Tour erst hier<br />
in Tuchan begannen. Diese « Schwindler » ließen die ersten<br />
Vom 12. bis 14. Jahrhundert wirkte<br />
diese christliche Glaubensbewegung<br />
vor allem in Südfrankreich, Spanien,<br />
Italien und Deutschland. Nach der<br />
französischen Stadt Albi im De partement<br />
Tarn, die eine Hochburg der<br />
Katharer war, nannte man sie auch<br />
Albigenser. Die Katharer vertraten<br />
keine einheitliche Lehre, setzten<br />
sich aber von der als dekadent abge<br />
lehnten Papstkirche mit einer<br />
als « rein » empfundenen Form des<br />
Christentums ab. Sie wurden von der<br />
Inquisition unerbittlich verfolgt und<br />
innerhalb von 100 Jahren vollständig<br />
vernichtet.<br />
beiden Etappen einfach aus. Was man ihnen nicht verdenken<br />
kann, denn so besonders pittoresk war die Landschaft<br />
bis hierher nicht – das muss ich zugeben. Aber ich war stolz<br />
darauf, dass ich den Weg in seiner ganzen Länge würde<br />
abgelaufen haben, und außerdem hatte ich die Burg von<br />
Aguilar bei Sonnenuntergang gesehen. Das alleine genügte<br />
schon, fand ich.<br />
Auf der Etappe des dritten Tages genoss ich einige besonders<br />
schöne Panoramen, auch wenn mich der Wanderweg<br />
an einige ziemlich heikle Stellen führte. Wer hier nicht<br />
schwindelfrei ist, dürfte seine Probleme haben. Zumal der<br />
Wind immer wieder in heftigen Böen durch die Berge pfiff<br />
und mich manchmal regelrecht wegzuwehen drohte.<br />
Später kam ich durch die Gegend von Padern, wo mich<br />
die beeindruckenden Felsformationen an die Felsbucht von<br />
Cassis erinnerten. Das Meer kann man von hier aus noch<br />
etwas sehen, aber ich entferne mich ja immer mehr von<br />
ihm. Als ich durch das winzige Dorf Padern kam, fiel mir<br />
der Name des Cafés auf: « Café des sports ». Das schien mir<br />
gut zu meinem Wandervorhaben zu passen und so versorgte<br />
ich mich dort erst einmal mit einem Sandwich.<br />
Später leuchtete mir schon ein Zwischenziel dieses<br />
Tages entgegen: die Überreste der Burg von Quéribus, die<br />
vor mir auf einem spitzen Felsen auftauchten. Diese war<br />
eines der letzten Refugien der Katharer – und wurde für<br />
sie später zu einer tödlichen Falle. Die<br />
schma len steinernen Stufen, die hinauf<br />
führen, und die dreifache Burgmauer<br />
beeindruckten mich sehr. Zum ersten<br />
Mal auf meiner Wanderung war ich<br />
außerdem vor dem scharfen Wind geschützt.<br />
Nach einer kurzen Pause stieg ich<br />
vorsichtig zurück ins Tal hinunter und<br />
wandte mich dem Ende der Etappe<br />
zu: Cucugnan. Der Weg wurde an<br />
einigen Stellen wieder ziemlich steil<br />
und war manchmal kaum noch zu<br />
erkennen. Aber die Orientierung fiel<br />
nicht schwer, denn die Dächer von<br />
Cucugnan leuchteten von weitem. Von<br />
hier sah ich sogar schon das Ziel des<br />
nächsten Tages, die Zitadelle von Peyrepertuse.<br />
In Cucugnan gehört zu den größten<br />
Attraktionen das Theater Achille<br />
Mir, das jede halbe Stunde auf etwas routinierte Weise<br />
die Geschichte der « Predigt des Pfarrers von Cucugnan »<br />
zum Besten gibt. Es handelt sich um einen Klassiker der<br />
Region, in dem von einem Pfarrer erzählt wird, der einen<br />
Traum erfindet, um die Leute zu erschrecken und der Kirche<br />
zuzuführen. Ich ließ das Theater aber links liegen und<br />
lief an der Mühle vorbei, die immer noch in Betrieb ist. Sie<br />
wurde durch Alphonse Daudet (1840 - 1897) berühmt, der<br />
sie in seiner Erzählung « Les lettres de mon Moulin » (dt.<br />
Briefe aus meiner Mühle) beschrieben hatte. Die Erzählung<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Oben: Château d’Aguilar. Unten: Château de Puilaurens.<br />
S. 32/33: Das Château de Peyrepertuse aus der Vogelperspektive.<br />
gehört zu den populärsten Stücken der französischen Literatur.<br />
Nach diesem Tag war mir aber auch nicht nach Lesen<br />
zumute, sondern ich gönnte mir eine heiße Dusche im<br />
Hotel und ging früh schlafen, um für die nächste Etappe<br />
ausgeruht zu sein.<br />
Cucugnan – Prugnanes,<br />
23 km / 7 Std.<br />
Auf dieser Etappe haben mich einige Dinge beeindruckt.<br />
Als erstes die Burg von Peyrepertuse, die ich nach einem<br />
steilen Aufstieg ereichte. Ich hatte vorher schon gelesen,<br />
dass man sie auch das « Carcassonne des Himmels » nennt.<br />
Nun wusste ich auch wieso. Die Burg, von der nur noch<br />
Ruinen übrig sind, ist eine wahre Höhenherausforderung.<br />
Auf 800 Metern scheint es eine Verschmelzung zwischen<br />
den Steinen, aus denen sie erbaut wurde, und dem Felsen,<br />
auf dem sie steht, zu geben. Vom Gipfel hat man einen<br />
unglaublichen Blick über die Landschaft, an klaren Tagen<br />
ist sogar das Mittelmeer zu sehen. Ich hatte dieses Glück<br />
nicht, aber der Blick auf das gegenübergelegene Château de<br />
Quéribus entschädigte mich, machte er mir doch bewusst,<br />
welchen Weg ich schon zurückgelegt hatte.<br />
Der andere Höhepunkt dieser an Sehenswürdigkeiten<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 35
Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />
reichen Etappe war die Schlucht von Galamus, wo sich die<br />
Einsiedelei von Saint-Antoine befindet. Seit dem 7. Jahrhundert<br />
kamen Mönche zum Gebet hierher und erbauten<br />
im 15. Jahrhundert auch eine Kapelle in einer Grotte, die<br />
heute noch regelmäßig von Pilgern aufgesucht wird.<br />
Ich ging später weiter auf der südlichen Variante des<br />
Katharerweges, der das Bugarach-Massiv meidet und dafür<br />
an vielen Schlössern und Burgen vorbeiführt. An diesem<br />
Abend schlief ich in einer sympathischen Gîte in dem kleinen<br />
Dorf Prugnanes. Vor dem Schlafengehen musste ich<br />
die ersten Blasen an meinen Füßen behandeln.<br />
Prugnanes – Aigues-Bonnes,<br />
15 km / 6 Std.<br />
Eine Etappe, die mit ihren nur 15 zu absolvierenden<br />
Kilometern geradezu eine Erholung war. Ich brauchte nur<br />
sechs Stunden, obwohl ich mir viel Zeit gelassen hatte,<br />
und auch noch in einer Apotheke war, um meine Blasen<br />
zu behandeln. Dort war man auf solche Anfragen schon<br />
eingestellt, denn der Apotheker hatte eine ganze Reihe von<br />
Gegenmitteln. Dasjenige, das er mir empfahl, tat eine gute<br />
Wirkung. Bereits nach zwei Tagen war alles wieder verheilt.<br />
Nachdem ich das hübsche Dorf Caudiès hinter mir<br />
gelassen hatte, wo ich noch ein paar Lebensmittel für die<br />
kommenden Tage eingekauft hatte, staunte ich, wie sich<br />
plötzlich die Landschaft veränderte. Das Corbières-Massiv<br />
war mittlerweile in die Pyrenäen übergegangen und damit<br />
die heideartige Landschaft in eine bewaldete. Der hier<br />
feuchte und schwere Boden verströmte einen erfrischenden<br />
Duft von Waldluft.<br />
Aigues-Bonnes – Labeau,<br />
25 km / 8 Std.<br />
Die schöne, erholsame Wanderung des Vortages war ein<br />
guter Moment des Kräftesammelns. Denn nun lag eine sehr<br />
lange, kräftezehrende Etappe vor mir. Sie begann mit einer<br />
angenehmen Strecke entlang der Felsen von Alguera, über<br />
die man zur Puilaurens-Burg gelangt. Sie liegt mitten in einem<br />
Tannenwald auf 700 Metern Höhe und ist die am besten<br />
erhaltene Burg, die ich auf meiner Wanderung bis dahin<br />
gesehen hatte. Offensichtlich ein gutes Beispiel für die Verteidigungskunst<br />
im Mittelalter. Es gibt eine Art Sprachrohr<br />
in ihr, das aus einem kleinen Durchbruch in den Mauern<br />
besteht, und durch welches man auf den verschiedenen<br />
Etagen miteinander kommunizieren konnte. Sozusagen<br />
ein Vorläufer unserer heutigen Gegensprechanlagen. Von<br />
einem Besucher erfuhr ich, dass das Schloss auch einigen<br />
Katharern als Zufluchtsort diente, die sich dadurch vor der<br />
Verfolgung retten konnten.<br />
Am Nachmittag staunte ich wieder über eine wechselnde<br />
Landschaft. Nun führte mein Weg auf schnurgeraden Forststraßen<br />
durch weite Wälder. Mir gefiel dieser Landschaftswechsel,<br />
wenn mir diese Etappe auch besonders lang vorkam.<br />
Labeau – Puivert, 26 km / 8 Std.<br />
Wieder eine ziemlich lange Etappe. Ich stellte fest, dass<br />
ich den Gipfeln der Pyrenäen langsam immer näher kam.<br />
In einem der hübschen Dörfer, durch die ich kam, aß ich in<br />
einem einfachen Bistro hervorragend zu Mittag.<br />
Als ich dann in Puivert ankam, fand ich ein ange nehmes<br />
kleines Dorf am Fuß eines Berges, das von den Ruinen<br />
einer Burg dominiert wurde. Ein viereckiger Turm ist aber<br />
noch vollständig erhalten geblieben. Ich muss aller dings<br />
zugeben, dass ich keine Lust mehr hatte, dort hinaufzusteigen.<br />
Dafür legte ich mich am Ufer des Sees ein bisschen<br />
in die Sonne, wo ich die Bekanntschaft mit Suzanne<br />
machte, einer sympathischen älteren Frau, die aus dem<br />
Dorf stammte.<br />
Als ich ihr von meiner Wanderung erzählte, gab sie<br />
mir – zu Erholungszwecken, sagte sie – die Geschichte von<br />
der « Dame Blanche » (dt. der weißen Dame) zum Besten.<br />
Sie kam eines Tages in die Burg und verliebte sich über alle<br />
Maßen in den See. Viele Tage verbrachte sie damit, ihn zu<br />
betrachten, und setzte sich dafür auf einen nahen Felsen.<br />
Unglücklicherweise fiel sehr viel Regen und der Felsen war<br />
nun vom Wasser des Sees umflutet und für die Dame nicht<br />
mehr zu erreichen. Sie kam deshalb auf die Idee, ein Loch<br />
in die Wand des natürlichen Staudamms zu bohren, damit<br />
sich der Wasserspiegel des Sees ein bisschen absenken würde.<br />
Der Damm brach aber und riss mit seinen Fluten einen<br />
großen Teil des Tales mit. So auch die unglückliche Dame<br />
Blanche. Sagt jedenfalls Suzanne.<br />
Puivert – Belvis, 17 km / 5 Std.<br />
Diese Strecke legte ich zu einem großen Teil mit<br />
einer jungen Französin aus Dijon zurück, die ich in der<br />
Gîte von Puivert kennengelernt hatte. Sie wanderte zwar<br />
nicht auf dem Katharerweg, sondern wollte in die Pyrenäen<br />
hinein, musste aber ebenso wie ich durch ein großes<br />
Waldgebiet. Wir unterhielten uns lange über die Résistance<br />
in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges.<br />
Ihr Großvater Gustave hatte ihr, als er von ihrer Wanderroute<br />
hörte, zu einem Abstecher nach Lescal geraten.<br />
Dieses kleine Dorf war im Krieg völlig zerstört worden<br />
und ist heute noch ein bedeutendes Symbol für den lokalen<br />
Widerstand gegen die Besatzung. Die Partisanen<br />
hatten sich in den Wäldern versteckt, die, wie wir auf<br />
unserem Weg sahen, viele Möglichkeiten dazu boten.<br />
Die Bevölkerung wiederum hatte die Widerstandskämpfer<br />
unterstützt und gedeckt. Selbst manche Gendarmen<br />
halfen ihnen heimlich. Vor 800 Jahren allerdings hatte<br />
man die Bevölkerung noch angestiftet, die Katharer zu<br />
denunzieren. Diese mussten sich ebenfalls verstecken –<br />
im selben Wald wie später die Résistance-Kämpfer. Was<br />
für ein Glück es doch ist, dass wir heute in friedlichen<br />
Zeiten leben, in denen wir uns einfach an der schönen<br />
Landschaft erfreuen können und die Schreckensbilder<br />
verblassen.<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Aude, LAnd der KAthArer<br />
www.lesentiercathare.com<br />
Aude, Pays Cathare<br />
Quelle histoire !<br />
C O M I T É D É P A R T E M E N T A L D U T O U R I S M E<br />
Allée Raymond Courrière - 11855 Carcassonne Cedex 09 - Tél. +33 (0)4 68 11 66 00 - Fax +33 (0)4 68 11 66 01<br />
www.audetourisme.com - E-mail : documentation@audetourisme.com<br />
www.audetourisme.com<br />
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Bitte schicken Sie mir das kostenlose Freizeitaktivitäten-Magazin « Aude », das vom CDT de l’Aude herausgegeben wird.<br />
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Crédits photos : P. Palau - Frankreich Erleben – octobre <strong>2010</strong>-09-22
Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />
nerung, die ich an diese Strecke auf dem Plateau zwischen<br />
Sault und Languerail habe, ist, dass meine Waden auf eine<br />
ernste Probe gestellt wurden: Über 1.<strong>30</strong>0 Meter Höhenunterschied<br />
hatte ich zu überwinden. Dafür wurde ich aber<br />
auch mit sagenhaften Aussichten belohnt. Und mit dem<br />
Blick auf eines der Symbole des Widerstandes der Katharer<br />
überhaupt, der Burg von Montségur, die aus der Ferne<br />
leuchtete.<br />
Comus – Montségur, 15 km / 5 Std.<br />
Oben und unten: Château de Quéribus.<br />
Das Château von Montségur war alles in einem: Schutzburg,<br />
Tempel und Friedhof. Auf den Besuch von Montségur<br />
hatte ich mich sehr gefreut und schon zu Hause viel über diesen<br />
symbolhaften Ort gelesen. Ein enger Pfad mit in den Fels<br />
geschlagenen Stufen führte mich hinauf. Eine halbe Stunde<br />
brauchte ich dafür. Oben auf 1.200 Metern Höhe bot sich<br />
mir ein toller Ausblick. Aber ich konnte mich auch nicht einer<br />
gewissen Ehrfurcht vor diesem geschichtsträchtigen Ort<br />
erwehren. Es war hier auf dieser Burg, die auf einen Felsen<br />
gebaut ist, den irgendein Riese wie zum Spaß aufgerichtet<br />
haben mag, dass im Jahr 1244 500 Frauen und Männer zehn<br />
Monate lang eine Armee von 6.000 Soldaten in Schach gehalten<br />
hatten. 500 Menschen, die nichts anderes wollten, als<br />
ihr Recht auf Gedankenfreiheit zu verteidigen. Zum Schluss<br />
mussten sie sich den Belagerern jedoch ergeben. Die stellten<br />
sie vor die Wahl: entweder ihrem « ketzerischen » Glauben<br />
abzuschwören oder bei lebendigem Leib verbrannt zu werden.<br />
Mehr als 200 von ihnen blieben standhaft und ihrem<br />
Glauben treu. Sie starben elendig in den Flammen eines riesigen<br />
Scheiterhaufens am Fuße der Burg.<br />
Wenn man etwas abseits geht und vom Burggipfel etwa<br />
100 Meter hinuntersteigt, kommt man an einen großen<br />
Steinhaufen. Hier unten, an der mächtigen Burgmauer,<br />
wehrten die Belagerten die letzten großen Angriffe ab. Die<br />
Legende sagt, dass es einigen Katharern während der Belagerung<br />
gelungen sei, aus der Burg zu fliehen. Sie sollen<br />
dabei einen großen Schatz mitgenommen haben. Bei ihrer<br />
Flucht müssen sie einen Teil des Weges gegangen sein, den<br />
ich bis dahin aus Port-la-Nouvelle gekommen bin. Wohin<br />
sie geflüchtet sind und was aus dem Schatz geworden ist,<br />
weiß übrigens niemand zu sagen.<br />
Montségur – Roquefixade,<br />
17 km / 6 Std.<br />
Belvis – Comus, 21 km / 7 Std.<br />
Dieser Tag war der einsamste der ganzen Wanderung.<br />
Auf der ganzen Strecke bekam ich niemanden anderen zu<br />
sehen als ein paar Kühe am Wegesrand. Die andere Erin-<br />
Meine Nacht war unruhig. Ich träumte wohl von den<br />
Katharern, die gestraft, verurteilt und getötet wurden, ohne<br />
dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, sie zu verstehen.<br />
Diese Gedanken im Kopf wanderte ich auf die letzte Burg<br />
meiner Tour zu. Das Château de Roquefixade fällt im Vergleich<br />
zu der Burg von Montségur viel bescheidener aus.<br />
Hier gibt es keine Touristenmassen und keine Schlangen von<br />
Reisebussen. Man kann man den Ort ganz in Ruhe besichtigen.<br />
Die Burg soll einmal einer Adligen von den Katharern<br />
gehört haben. Zu Füßen der Burg liegt das sehr schöne Dorf<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
nt-Brieuc<br />
68<br />
N24<br />
Vannes<br />
N12/E50<br />
Dinan<br />
Rennes<br />
N176/E401<br />
A84<br />
Roquefixade – Foix, A11/E501 18 km / 6 Std.<br />
A83<br />
N11/E601<br />
Lesetipp für einen<br />
Ausflug in die La Rochelle Umgebung<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
Bordeaux<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Cap-Ferret<br />
Côte Vermeille – Die rote Küste A52/E72<br />
Jeder kennt die Côte d’Azur, doch<br />
haben Sie schon einmal von der<br />
Côte Vermeille gehört? Auch am<br />
Mimizan<br />
westlichen Ende der französischen<br />
Mittelmeerküste E5-E70/A63 schwingt sich<br />
Mutter Erde zu landschaftlichen<br />
Höchstleistungen auf. Steil fallen<br />
France<br />
die Ausläufer der Pyrenäen ins<br />
Hossegor<br />
blaue Mittelmeer. Im Abendlicht<br />
gemausert. Eine Reise an diese<br />
romantisch-wilde Küste kurz<br />
Pamplona<br />
vor der spanischen Grenze ist<br />
Spanien<br />
E602/A837<br />
E5/A10<br />
nicht weniger lohnend als zur<br />
E5/A10<br />
berühmten Schwester im Osten.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Alençon<br />
Montfort, wo ich gleich beschloss, die Nacht zu verbringen.<br />
Le Mans<br />
Es gab einige gute Pensionen und Restaurants.<br />
Niort<br />
A10/E5<br />
<br />
Den Ausgangspunkt der Wanderung,<br />
den Küstenort Port-la-Nouvelle, erreicht<br />
man aus Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz über das Rhône-Tal und die<br />
Autobahn entlang der Mittelmeerküste<br />
von Orange in Richtung LimogesSpanien. Bei<br />
Angoulême der Abfahrt <strong>Nr</strong>. 39 führt die D6139 nach<br />
Port-la-Nouvelle.<br />
Port-la-Nouvelle …<br />
… Berlin 1.650 km<br />
… Köln 1.133 km<br />
A89/E70 … Wien 1.590 km<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
… Hamburg 1.600 km<br />
… München 1.150 km<br />
… Zürich 840 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Per pignan.<br />
Die Stadt wird von Air France über<br />
das Drehkreuz in Paris an den deutschsprachigen<br />
Raum an ge bun den. Der<br />
nächste Flughafen in der Nähe von<br />
Foix für den Rückflug ist in Toulouse, von<br />
wo aus es diverse Direktflüge in den<br />
deutschsprachigen Raum gibt.<br />
A10/E5<br />
wieder Orléans verlassen.<br />
Andorra<br />
Spanien<br />
A6/E15<br />
France<br />
A5/E54<br />
Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
Montluçon<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
nach Port-la-Nouvelle. A71/E11 Der Ort ist aber<br />
mit Regionalexpress-Zügen erreichbar,<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Biarritz wetteifert Bayonne das Rot der Felsen<br />
Hendaye<br />
A64/E80<br />
mit dem Grün der Weinberge.<br />
Sare<br />
Donostia- Ehemalige Fischerdörfer haben<br />
Pau<br />
S. Sebastiansich zu attraktiven Ferienorten<br />
etwa aus Montpellier, wohin TGV-Züge<br />
Clermont- Saintes- A72/E70<br />
verkehren. Ferrand<br />
Maries-de-la-Mer<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
www.audetourisme.com<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Comité Départemental du Tourisme<br />
de l’Aude<br />
Allée Raymond Courrière<br />
11000 Carcassonne<br />
Telefon: +33 (0)4 68 11 66 00<br />
Das Fremdenverkehrsamt des Depar<br />
tements Aude gibt eine spezielle<br />
Broschüre über diesen Wanderweg<br />
heraus. Sie kann im Internet her untergeladen<br />
werden. Im Frühjahr Gagnières 2011<br />
erscheint zudem eine Wanderkarte für<br />
den Weg von Rando Editions, die zum<br />
Beispiel auf www.fnac.com Pont bestellt du Gard<br />
werden kann.<br />
A26/E17<br />
A71/E9<br />
Auxerre<br />
bringt und man sich besser kennenlerne. Ich hatte eher den<br />
N165/E60<br />
A28/E502 A10/E5-E60<br />
A6/E15<br />
Ich hatte mir immer vorgestellt,<br />
La Baule<br />
A11/E60<br />
Angers<br />
dass einem auf einer dem sie mir ein Bewusstsein dafür gab, dass<br />
A86/E60<br />
Vézelay all die Orte<br />
Avallon<br />
so langen Wanderung die letzte Etappe wie eine<br />
Tours<br />
große und Landschaften untrennbar mit ihrer Geschichte verbunden<br />
St. Erleichterung Nazaire<br />
Nantes erscheinen müsse. Ein Augenblick, den man<br />
waren. Eine Geschichte, die man heute noch überall<br />
A85<br />
mit Ungeduld erwarten<br />
A87würde. Wie ich mich Azay-le-Rideau getäuscht spürt. So habe ich das Ziel dieser Wanderung tatsächlich<br />
A83<br />
hatte! Jeder Schritt – und Choletes waren noch einige, ehe ich bis erreicht: Ich habe mich nicht Bourges nur physisch gestärkt, sondern<br />
Poitiers<br />
Toulouse<br />
Foix<br />
Roquefixade<br />
Montségur<br />
Comus<br />
Perpignan<br />
A9/E15<br />
AP7/E15<br />
Sens<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Troyes<br />
nach Foix hinabgestiegen war – entfernte mich mehr von<br />
einer Gegend, in der ich mich so wohl gefühlt hatte, und<br />
die sich mir in den letzten elf Tagen Stück für Stück geöffnet<br />
hatte. Eigentlich wollte ich sie gar nicht so schnell<br />
Man sagt ja, dass eine Wanderung einen an die Grenzen<br />
Eindruck, dass sie mir einen neuen Horizont eröffnete, in<br />
auch spannende Erfahrungen machen und die Geschichten<br />
A20/E9<br />
der außergewöhnlich A71/E11 mutigen Katharer kennenlernen können.<br />
Montpellier<br />
Bézier<br />
A81/E80<br />
Carcassonne<br />
Narbonne<br />
Limoux<br />
Durban-Corbières Port-la-Nouvelle<br />
Puivert<br />
Belvis Tuchan<br />
Cucugnan<br />
Caudiès Prugnanes<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
A5/E17-E<br />
Flavigny<br />
D<br />
A3<br />
Beaune<br />
Cluny<br />
Cha<br />
A6/E<br />
Mâcon<br />
A6/E1 Bo<br />
Villars-les-D<br />
Lyon<br />
St. Etienne<br />
A<br />
A7/<br />
Cavaillo<br />
Arles<br />
Saintes<br />
Maries-de-l<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 39
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa<br />
Luxusresort auf den französischen Antillen<br />
Die Eröffnung eines neuen Luxushotels<br />
ist immer eine Herausforderung.<br />
Die Tatsache,<br />
ein solches Projekt auf einer Insel zu<br />
realisieren, macht es nicht gerade einfacher.<br />
Zumal die Hotellerie im französischen<br />
Überseedepartement Martinique<br />
bisher eher von kleinen Familienhotels<br />
und einigen gesichtslosen Hotelketten<br />
geprägt ist. Doch die Insel tut<br />
gut daran, sich auch einen Platz in der<br />
Luxushotellerie zu sichern, will man in<br />
Konkurrenz zu einigen Nachbarinseln<br />
nicht ins Hintertreffen geraten.<br />
In diesem Kontext hat sich das zum<br />
exklusiven Verbund « Relais et Châteaux<br />
» gehörende Cap Est Lagoon Resort<br />
& Spa im Osten von Martinique<br />
angesiedelt. Es ist das einzige Hotel<br />
auf der Insel, das vom französischen<br />
Tourismusministerium mit fünf Sternen<br />
klassifiziert wurde. Dafür musste<br />
es 246 Kriterien, die die Ausstattung,<br />
den Service und die Nachhaltigkeit<br />
der Anlange bewerten, erfüllen. Wie<br />
bei den legendären Palaces der französischen<br />
Hauptstadt muss für die Gäste<br />
alles perfekt sein. Schließlich kommen<br />
die meisten von ihnen auf die Insel,<br />
um ein paar sorgenfreie Tage unter<br />
karibischer Sonne zu verbringen.<br />
Zu den Stärken des Cap Est Lagoon<br />
Resort & Spa gehört die sich angenehm<br />
in die Umgebung einpassende<br />
Architektur. Das Hotel am Meer besteht<br />
aus 18 in einem Park verstreuten<br />
Villen, in denen Platz für 50 Suiten ist.<br />
Bevor man in seine Hotelsuite gelangt,<br />
durchquert man den tropisch anmutenden<br />
Garten und fühlt sich sogleich<br />
in ein kleines Paradies versetzt. Für<br />
die Augen der Gäste ist es ein Feuerwerk<br />
der Farben: das leuchtende Blau<br />
des großen Swimmingpools, der herrlich<br />
azurblaue Atlantische Ozean, das<br />
saftige Grün der Palmen, das kräftige<br />
Rot der üppigen Blumen und der Dächer<br />
der Villen. In den Abendstunden<br />
gesellt sich zu diesem Naturerlebnis<br />
das Quaken der Frösche, die zu einem<br />
tropischen Konzert anstimmen.<br />
Egal welche der drei angebotenen<br />
Kategorien « Jardin », « Luxe » oder<br />
« Executive » man gebucht hat, der<br />
Standard der Suiten entspricht dem<br />
Niveau, welchen man von einer solchen<br />
Anlage erwarten darf. Bei der<br />
leicht asiatisch anmutenden Innengestaltung<br />
wurde viel Wert auf die<br />
Verwendung natürlicher Materialien<br />
wie Holz oder Bambus gelegt, so dass<br />
eine sehr warme Atmosphäre entsteht.<br />
Auch die Technik ist auf heutigem<br />
Stand mit großem Flachbildfernseher,<br />
CD/DVD-Player und kostenlosem<br />
WLAN. Eine Minibar gehört selbstverständlich<br />
auch zur Ausstattung.<br />
Besonders positiv fallen zudem die<br />
Größe und die durchdachte Platzeinteilung<br />
in allen Suitekategorien auf.<br />
Die Badezimmer sind überaus geräumig<br />
bemessen und sehr stilvoll be-<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
leuchtet. Die Betten sind ebenfalls sehr<br />
breit und mit guten Matratzen ausgestattet.<br />
Die mit Teakholz ausgelegten<br />
Terrassen bieten genug Platz, um die<br />
Natur direkt vor der eigenen Suite aus<br />
zu genießen. Die Suiten der Kategorie<br />
« Luxe » und « Executive » besitzen als<br />
ganz besonderen Clou außerdem einen<br />
eigenen Pool sowie eine vor neugierigen<br />
Blicken geschützte Außendusche,<br />
die man nach einem Tag am Strand<br />
sehr zu schätzen lernt.<br />
Der Ausblick von den Suiten ist<br />
ebenfalls sehr attraktiv, egal ob die<br />
eigene Suite zum Garten, zum großen<br />
Swimmingpool, zur Lagune oder zum<br />
Strand hin ausgerichtet ist. Die Architekten<br />
der Anlage verstanden es zudem,<br />
die Suiten sehr lichtdurchflutet zu<br />
gestalten und trotzdem eine maximal<br />
mögliche Privatsphäre zu garantieren.<br />
Zu dem Resort gehören zwei Restaurants.<br />
Ins « Belem » kommt man<br />
von der ganzen Insel, um eine feine<br />
innovative Küche zu gustieren und<br />
gleichzeitig den wunderschönen Ausblick<br />
auf das Meer zu genießen. Das<br />
« Compêche » ist dagegen der ideale<br />
Ort, um einen erfrischenden Salat<br />
oder einen Fisch mit kreolischer Sauce<br />
zu sich zu nehmen und dabei direkt<br />
am Strand zu verweilen.<br />
Für alle Sportbegeisterten gibt<br />
es diverse Aktivitäten im Cap Est<br />
Lagoon Resort & Spa. So kann man<br />
segeln, kiten, Kajak fahren, angeln,<br />
tauchen oder auf den hoteleigenen<br />
Plätzen Tennis spielen. Wer es ruhiger<br />
mag, hat viele Möglichkeiten, es sich<br />
auf der eigenen Terrasse, im Park, am<br />
Pool oder am Strand gemütlich zu machen.<br />
Außerdem steht ein exklusiver<br />
Spa-Bereich für Massageanwendungen<br />
zur Verfügung. Das gesamte Personal<br />
bemüht sich zudem, den Gästen keinen<br />
Wunsch ausschlagen zu müssen<br />
und sei es, beim Öffnen einer Kokosnuss,<br />
die von einer der Palmen auf dem<br />
Resortgelände stammt, beiwohnen zu<br />
wollen.<br />
Kurzum, das Cap Est Lagoon Resort<br />
& Spa ist ein kleines Paradies, das<br />
allerdings ein dickes Portemonnaie voraussetzt.<br />
Leider wird sich nicht jeder<br />
in diesem Luxusrefugium eine Nacht<br />
erlauben können. Doch das Hotel ist<br />
bewusst für eine exklusive Kundschaft<br />
geschaffen worden, die bisher kein<br />
entsprechendes Angebot auf Martinique<br />
finden konnte. In diesem Sinne<br />
ist das Resort ein großer Erfolg. Es<br />
beweist, dass auch die Martiniquais<br />
zu Spitzenleistungen in der Hotellerie<br />
fähig sind.<br />
Cap<br />
<br />
Est Lagoon Resort & Spa<br />
97240 Le François<br />
Martinique<br />
Telefon: +596 5 96 54 80 80<br />
www.capest.com<br />
Suite « Jardin » ab 400 Euro, Suite « Luxe »<br />
ab 600 Euro, Suite « Executive » ab 800<br />
Euro<br />
N2<br />
N3<br />
Fort-de-France<br />
N1<br />
La Trinité<br />
N4<br />
A1<br />
Le François<br />
Le Marin<br />
50 Suiten (zum Teil mit Privatpool), Pool,<br />
Garten, Tennisplätze, Strand, WLAN<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 41
Unterwegs in Frankreich Angers<br />
Angers<br />
Einfach l(i)ebenswert<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Angers, die idyllische Stadt; Angers, die<br />
grüne Stadt; Angers, die Stadt, in der es sich<br />
gut leben lässt – alles Attribute, die man der<br />
Hauptstadt des Anjou in der Region Pays de<br />
la Loire gerne zuschreibt. Regelmäßig erreicht<br />
Angers in Rankings zu Städten mit hoher<br />
Lebensqualität den ersten Platz. Doch was<br />
macht Angers so besonders? Eine Suche<br />
nach Antworten.<br />
Der 10. September hielt eine große Überraschung für<br />
die Autofahrer von Angers bereit: Auf dem Boulevard<br />
Jean Moulin mussten sie zum ersten Mal die Straße<br />
mit der brandneuen Tram der Stadt teilen. Allerdings handelte<br />
es sich noch um einen Probebetrieb auf einem kurzen Abschnitt,<br />
bei dem die zukünftigen Fahrer gleichzeitig erste praktische<br />
Erfahrungen sammeln konnten. Am Ende der Probefahrt<br />
waren alle Verantwortlichen zufrieden. Bis auf ein paar<br />
Kleinigkeiten verlief alles reibungslos, der für 2011 geplanten<br />
Aufnahme des Normalbetriebs steht also nichts entgegen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 43
Unterwegs in Frankreich Angers<br />
Links: Wo früher Autos entlang rollten, fahren<br />
bald nur noch Straßenbahnen. Oben: Place<br />
Sainte-Croix mit zahlreichen Bistros. Unten: Die<br />
Rue Saint-Aubin, eine der Haupteinkaufsstraßen.<br />
Rechte Seite oben: Der mittelalterliche<br />
Wandteppichzyklus. Unten: Gärten<br />
im Innenhof der Burg.<br />
S. 42/43: Blick vom Quais de Ligny auf<br />
die Kathedrale Saint-Maurice.<br />
Alle, die diesem Spektakel zufällig beiwohnten, bekamen<br />
einen Eindruck davon, wie sich die Stadt zukünftig<br />
verändern wird. Die Straßenbahn kann dabei mit großem<br />
Wohlwollen bei den Einheimischen, die die Tram wegen<br />
der Farben der Wagen liebevoll « Regenbogen » nennen,<br />
rechnen. Der Ärger einiger über die vielen Staus während<br />
der Bauarbeiten für die erste Tramstrecke der Stadt, die<br />
insgesamt zwölf Kilometer misst, ist bereits vor der endgültigen<br />
Inbetriebnahme weitestgehend verflogen. Die<br />
Einführung dieses neuen Fortbewegungsmittels kann also<br />
schon heute als Erfolg auf ganzer Linie bezeichnet werden,<br />
insbesondere wenn man bedenkt, wie stark ähnliche Projekte<br />
in Paris und Bordeaux von den dortigen Bewohnern<br />
bekämpft wurden.<br />
In gewisser Weise sagt dies einiges über den Charakter<br />
der Kleinstadt im Westen Frankreichs aus. Angers entwickelt<br />
sich ohne viel Wirbel in einem für die Stadt eigenen<br />
Rhythmus und ist dabei stets besorgt, die Lebensqualität<br />
für die eigenen Bewohner zu erhöhen. Mit der Tram steigt<br />
die Kommune in den privilegierten Kreis von Städten auf,<br />
die durch die Einführung einer Straßenbahn zu einer Dynamisierung<br />
ihrer Innenstädte beitrugen.<br />
In den letzten zehn Jahren gab es in Frankreich ein unvergleichliches<br />
Revival der Tram. Fast jede größere Kommune<br />
entwickelte ihre eigenen Projekte. Da Angers eher<br />
etwas spät dran ist, konnte die Stadt aus den Fehlern, die<br />
andernorts begangen wurden, lernen. So werden in Angers<br />
beispielsweise die Schienen auf acht der insgesamt zwölf<br />
Kilometer in einem Rasenbett verlegt, eine Methode, die<br />
sich in anderen Städten zuvor als sehr vorteilhaft erwies.<br />
Hinzu kommen 1.600 neue Bäume entlang der Strecke,<br />
was gleichzeitig zu einer Aufwertung der betroffenen Boulevards<br />
führt. So wird die neue Tram ab kommendem Jahr<br />
ein weiteres Mosaiksteinchen für das positive Image der<br />
Stadt bilden.<br />
Wenn man die Einheimischen danach fragt, was ihre<br />
Stadt so lebenswert macht, antworten sie gerne: la douceur<br />
de vivre (dt. sinngemäß das idyllische/harmonische Leben).<br />
Hochtrabende Worte, die sehr subjektiv sind und sich kaum<br />
klar definieren lassen. Welche Stadt träumt nicht davon,<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
dass man ihr diese Eigenschaft zuschreibt? Doch Angers<br />
bekam diesen Ruf quasi ohne aktive Vermarktungsstrategie,<br />
was sie unter anderem einem berühmten Sohn der Region,<br />
dem Dichter Joachim du Bellay, verdankt.<br />
Der 1522 in Liré rund 60 Kilometer westlich von Angers<br />
geborene Poet zählt zu den größten Dichtern seiner<br />
Zeit. Gemeinsam mit Pierre de Ronsard ist er außerdem<br />
einer der Gründer des wichtigen Dichterzirkels La Pléiade.<br />
Von 1553 bis 1557 lebte Bellay am Hofe des Papstes in<br />
Rom, wohin er einen Cousin seines Vaters begleitete. Dort<br />
erlebte er eine Welt voller Intrigen und Feindseligkeiten<br />
und entwickelte eine große Sehnsucht nach seiner Heimatregion,<br />
dem Anjou. In jenen Jahren schrieb er die Werke<br />
« Les Regrets » und « Heureux qui comme Ulysse, a fait un<br />
beau voyage », was wie kaum ein anderes Gedicht das Gefühl<br />
von Heimweh ausdrückt. In einem in Frankreich sehr<br />
berühmten Vers, der von Generationen von Schulkindern<br />
auswendig gelernt wird, spricht Bellay dabei über die Idylle<br />
des Anjou, was viel zu dem besonderen Image von Angers<br />
beigetragen hat.<br />
Aber wie drückt sich dieses « idyllische Lebensgefühl »<br />
im Alltag aus? Kann man es bei einem Besuch wahrnehmen?<br />
Wenn man in Angers unterwegs ist, fällt zunächst<br />
der kleinstädtische Charakter auf. Die Stadt an den Flüssen<br />
Maine und Loire ist kein Moloch. Mit 156.000 Einwohnern<br />
steht Angers lediglich an 17. Stelle der größten Städte<br />
des Landes. Dies zeigt sich gerade in der Altstadt, die zum<br />
Teil dörfliche Züge trägt.<br />
Doch Angers ist auch kein verschlafenes Provinznest.<br />
Der Großraum zählt immerhin 280.000 Einwohner und gilt<br />
nach Rennes und Nantes als drittwichtigster Ballungsraum<br />
des französischen Nordwestens. Gute Autobahnverbindungen,<br />
aber vor allem der Anschluss ans französische TGV-<br />
Netz, dank dessen man nur eineinhalb Zugstunden von Paris<br />
sowie knapp vier von Brüssel bzw. viereinhalb Stunden<br />
von Straßburg entfernt ist, sorgen dafür, dass Angers eine<br />
dynamische und junge – fast die Hälfte der Einwohner ist<br />
nicht älter als <strong>30</strong> Jahre – Kleinstadt geblieben ist.<br />
Die Lage der Stadt ist ohnehin attraktiv. So befindet sich<br />
Angers inmitten des zum UNESCO Weltkulturerbe gehö-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Angers<br />
Von links nach<br />
rechts: Innenraum<br />
der Kathedrale<br />
Saint-Maurice. Die<br />
Burg von Angers, das<br />
auch Château du Roi<br />
René genannt wird.<br />
Eingangsportal der<br />
Kathedrale. Gasse,<br />
die zur Kathedrale<br />
Saint-Maurice führt.<br />
Blick von der Burg über<br />
die Dächer der Stadt.<br />
renden Loire-Tals. Der Umgang mit dem eigenen kulturellen<br />
Erbe zeigt jedoch gleichzeitig eine für Angers typische Unaufgeregtheit.<br />
So zählt die Burg aus dem 13. Jahrhundert mit<br />
ihren 17 Türmen, die auf einem Hügel im Zentrum über die<br />
Stadt wacht, zweifelsohne zu einem der bedeutenden Bauten<br />
der Gegend, dennoch wird dieser Fakt nicht endlos touristisch<br />
ausgeschlachtet wie in manch anderen Städten. Die Stadtverwaltung<br />
scheint der Meinung zu sein, dass man diese beeindruckende<br />
Festungsanlage bei einem Besuch sowieso nicht<br />
verfehlen kann. So fügt sich der Bau ganz natürlich in die heutige<br />
Stadt ein. Auch dies passt zum Image des douceur de vivre.<br />
Neben einem einmaligen Panoramablick über die Stadt,<br />
der sich von den Burgtürmen aus bietet, und einem ungewöhnlichen<br />
Garten lohnt ein Besuch der Burg vor allem<br />
wegen des berühmten mittelalterlichen Wandteppichzyklus’<br />
aus dem 14. Jahrhundert, der im Inneren der Anlage<br />
ausgestellt wird. In 75 Bildern zeigt er die Apokalypse des<br />
Johannes. Die Dimensionen sind beeindruckend: 103 Meter<br />
lang und viereinhalb Meter hoch ist dieses einzigartige<br />
Kunstwerk, das als wichtigstes Wandteppichensemble des<br />
Mittelalters gilt. Beauftragt wurde das Kunstwerk vom<br />
Herzog des Anjou Ludwig I. Die Fertigung erfolgte in Paris,<br />
wahrscheinlich zwischen 1377 und 1382.<br />
Um diese Kostbarkeit zu Gesicht zu bekommen, muss<br />
man eine Schleuse passieren, in der die Augen an die dunklen<br />
Lichtverhältnisse gewöhnt werden. Um die Teppiche zu<br />
schonen, werden sie nur mit einem speziellen, recht dunklen<br />
Licht angestrahlt. Wenn man schließlich vor den Wandteppichen<br />
steht, fühlt man sich angesichts der Ausmaße klein.<br />
Indifferent lässt der Anblick des Kunstwerkes kaum jemanden.<br />
Selbst Kinder stehen meist mit großen Augen staunend<br />
davor. Am Ende der Besichtigung müssen sich viele eingestehen,<br />
dass sie einen solchen Schatz in Angers gar nicht<br />
vermutet hätten. Angers liebt eben das Understatement.<br />
Die Wandteppichkunst ist eines der Markenzeichen von<br />
Angers. So ist der Teppich « Le Chant du Monde » von Jean<br />
Lurçat ein zeitgenössisches Pendant zu dem apokalyptischen<br />
Werk aus dem Mittelalter. Er wird im Krankensaal<br />
des einstigen Hôpital Saint-Jean aus dem 12. Jahrhundert<br />
ausgestellt. Außerdem gibt es in der Stadt das Musée de la<br />
Tapisserie Contemporaine mit weiteren international bekannten<br />
Wandteppichen.<br />
Wenn man durch die kopfsteingepflasterten Gassen<br />
des Zentrums schlendert, fällt einem noch ein anderes<br />
Charakteristikum der Stadt auf. In Angers, das man zur<br />
Renaissance gerne das Athen des Westens nannte, stehen<br />
zahlreiche bedeutende religiöse Bauten. Am Vorabend der<br />
Französischen Revolution zählte man gar fünf Abteien, 27<br />
Klöster und 47 Kirchen. Heute sind es vor allem die Kathedrale<br />
Saint-Maurice aus dem 12. Jahrhundert, ein wunderbares<br />
Zeugnis der Gotik, und die karolingische Stiftskirche<br />
Saint-Martin, die die Besucher anziehen.<br />
Am meisten zum Image des douceur de vivre trägt aber<br />
wohl das grüne Stadtbild bei. Neben vielen Parks und<br />
kleinen gepflegten Grünflächen ist es auch die Naturverbundenheit<br />
der Menschen, die die Stadt erblühen lässt. So<br />
schmücken vom Frühling bis zum Herbst Blumenkästen<br />
viele Balkone. Mit 40 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner<br />
ist Angers eine der grünsten Städte des Landes. Die<br />
wichtigsten Parks sind der Parc de l’Arboretum, der sich auf<br />
sieben Hektar erstreckt und eine kleine botanische Weltreise<br />
in zwei Stunden erlaubt, sowie der Parc de Balzac, dessen<br />
Flora sich auf natürlichem Wege durch Hochwasser der<br />
Maine entwickelt hat. Im Herzen der Stadt lockt zudem<br />
der Parc Saint-Nicolas, wo man sich gerne zum Picknicken<br />
mit Freunden trifft.<br />
Angers lohnt also einen Besuch, keine Frage. Zwar gibt<br />
es an einigen Stellen der Stadt bis zur endgültigen Fertigstellung<br />
der Tramlinie noch Baustellen, die teilweise auch<br />
den Fußgängern Umwege abverlangen, doch das wird alles<br />
bald der Vergangenheit angehören. Auf den umgestalteten<br />
Boulevards bereiten sich die Cafés und Brasserien bereits<br />
auf die kommende Zeit vor und stehen mit neuen Stühlen<br />
und Tischen für ihre Terrassen in den Startlöchern. Es wird<br />
also nicht mehr lange dauern, bis der Baustellenlärm der<br />
Geräuschkulisse vergnügter Gäste weichen wird.<br />
Die Einheimischen gehen ohnehin gerne aus. Dann<br />
bestellen sie in den Bars den Wein des Anjou, der kalt getrunken<br />
wird und weniger stark ist als etwa ein Bordeaux,<br />
und dazu regionale Wurstspezialitäten. So lässt es sich<br />
beschwingt bis tief in die Nacht mit Freunden über Gott<br />
und die Welt diskutieren. Wahrscheinlich ist es auch dieses<br />
gesellige Miteinander, das den douceur de vivre auszeichnet<br />
und wovon Bellay im fernen Rom träumte.<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Antwerpen<br />
Calais Dunkerque<br />
Gent<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man Flug ha fen ist in Nantes. Der nächste www.angersloiretourisme.com Charlroi<br />
Angers am besten über Belgien, den direkt aus Deutsch land, Öster reich und<br />
Norden Frankreichs und Paris. Aus<br />
Arras<br />
der Schweiz angeflogene Flug hafen Office de Tourisme<br />
Süddeutschland, Österreich und der be fin det sich dagegen in Paris.<br />
7, place Kennedy<br />
Schweiz geht es via Ostfrankreich und<br />
49000 Angers<br />
Amiens<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
Paris nach Angers.<br />
Es gibt keine direkten Zugverbindungen Telefon: +33 (0)2 41 23 50 00<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
Charleville-Mézièr<br />
A34/E46<br />
… Berlin 1.350 km … Hamburg 1.200 km Le Havre fran zö sische TGV-Netz an gebunden. A1/E15-E192, promenade du Bout-du-monde<br />
Angers …<br />
nach Angers. Die Stadt ist aber gut ans<br />
A29/E44<br />
Château d’Angers<br />
… Köln 780 km … München 1.2<strong>30</strong> km A131 Jumièges<br />
Honfleur Aus Paris braucht der Hoch ge schwin dig-<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
49100 Angers A26/E17<br />
… Wien 1.5<strong>30</strong> km … Zürich 900 km keits zug lediglich eineinhalb Stunden. Telefon: +33 (0)2 41 86 48 77<br />
Caen A13/E46<br />
www.angers.monuments-nationaux.fr<br />
Reims<br />
Saint-Lô<br />
Der Flughafen von Angers verfügt über<br />
A16<br />
A4/E50<br />
A4/E50<br />
keinen nennenswerten A84/E401 Linienverkehr.<br />
LESETIPPs A13/E5 FÜR Ausflüge in die Umgebung Epernay<br />
Der nächste von Air France angeflogene<br />
und damit via Paris aus dem A28/E402<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
PARIS<br />
Dinard Saint-Malo<br />
Avranches<br />
deutsch sprachigen Raum erreichbare<br />
Loire-Schlösser:<br />
Azay-le-Rideau:<br />
N176/E401<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
Skandale, Anekdoten,<br />
Ein Juwel der<br />
N12/E50<br />
N165/E60<br />
a Baule<br />
Dinan<br />
St. Nazaire<br />
Rennes<br />
A83<br />
A84<br />
Nantes<br />
A11/E60<br />
A83<br />
N11/E601<br />
A87<br />
Cholet<br />
Niort<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
A11/E501<br />
Alençon<br />
Angers<br />
Le Mans<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
Poitiers<br />
A10/E5<br />
Petitessen<br />
A5/E54<br />
Chartres<br />
Die Schlösser A6/E15<br />
A11/E50 A10/E5 der Loire - das<br />
ist ein Thema,<br />
zu dem<br />
längst Orleans alles<br />
gesagt und<br />
geschrieben<br />
ist und bei dem sich ein Klischee an<br />
A28/E502<br />
das A10/E5-E60 andere reiht. Chambord Sie sind touristisch<br />
Cheverny<br />
Toursso gut erschlossen, dass von<br />
A71/E9<br />
Überraschungen keine A85 Rede sein<br />
Chenonceau<br />
kann. Denkt man. Denn wie so oft lohnt<br />
sich ein genauerer Blick. Die großen, Azay-le-Rideau ist ein kleines Juwel<br />
Bourges<br />
bekannten Bouges-le-Château Schlösser wie Chenonceau voller Perfektion und Harmonie, das<br />
und Chambord haben A20/E9 dabei genauso<br />
A71/E11<br />
kleine Geheimnisse preiszugeben<br />
wie die bescheideneren und weniger<br />
berühmten in Sarzay und Bouges.<br />
Renaissance A26/E17<br />
Azay-le-<br />
Troyes Rideau<br />
Sens befindet<br />
sind im<br />
Zentrum<br />
der Loire-<br />
Auxerre Schlösser.<br />
Das Anwesen ist zwar nicht so<br />
bombastisch wie einige A6/E15 seiner<br />
Vézelay<br />
berühmten Nachbarn, etwa Avallon<br />
Chambord oder Chenonceau, dafür<br />
aber nicht weniger bezaubernd.<br />
der französische Schriftsteller Honoré<br />
de Balzac – Bezug nehmend auf den<br />
das Schloss umfließenden Fluss – den<br />
« Diamanten der Indre » nannte.<br />
Cluny<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Montluçon<br />
A71/E11<br />
A5/E17-E54<br />
Flavigny<br />
Beaune<br />
A38<br />
A6/E15<br />
A<br />
A31/E17-E<br />
Dijon<br />
Chalon-sur-S<br />
E602/A837<br />
Angoulême<br />
Limoges<br />
Clermont- Frankreich erleben · <strong>November</strong> A72/E70/ <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 47<br />
Ferrand<br />
Lyon<br />
A89/E70<br />
Puy de Dôme<br />
A75/E11
Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />
In der Kathedrale des Comté:<br />
das Fort Saint-Antoine<br />
In etwa 1.000 Meter Höhe, im Wald von Haut-Doubs, scheint die Zeit still zu stehen. Hier, in der<br />
größten Abgeschiedenheit und Ruhe, reifen während zehn bis 20 Monaten in einem ehemaligen<br />
Fort des Militärs mehr als 100.000 Laiber des Comté-Käses. Kilometerlange kühle Gänge<br />
mit der idealen Luftfeuchtigkeit bieten die Kulisse für das Zusammenspiel von Geduld und authentischer<br />
Handwerkskunst der Käseproduktion – zum größten Vergnügen der Gourmets in<br />
aller Welt.<br />
Fast möchte man es bereuen, für die Fahrt nach Saint-<br />
Antoine das Auto genommen zu haben. So still liegt<br />
die Landschaft, dass wir den Eindruck haben, zu stören.<br />
In dem abseits gelegenen Dorf in der Franche-Comté<br />
leben kaum mehr als <strong>30</strong>0 Einwohner. Die Grenze zur<br />
Schweiz ist nicht weit, von weitem ist der felsige Mont d’Or<br />
zu sehen – eine Postkartenidylle. Blumengeschmückte Häuser<br />
im für die Region typischen Stil, sattgrüne Wiesen,<br />
Montbéliards-Kühe, die träge ihren Kopf nach uns drehen,<br />
als wir vorbeifahren.<br />
« Das Fort? Nehmen Sie die kleine Straße am Dorfausgang,<br />
Sie werden sehen, es ist ausgeschildert », sagt uns ein<br />
alter Mann routiniert, den wir auf der Straße treffen. Er<br />
ist an solche Fragen wohl gewöhnt. Das Fort liegt tief in<br />
einem Wald und ist so versteckt, dass man sich den Zutritt<br />
erst einmal verdienen muss. Wir nehmen die kleine Straße,<br />
die uns der Dorfbewohner genannt hat. Bald geht sie<br />
in einen bloßen Waldweg über. Je weiter wir in den Wald<br />
hinein fahren, desto mehr bekommen wir das Gefühl, die<br />
Natur zu stören. Wie kann man ausgerechnet hier einen<br />
Militärstützpunkt bauen? Aber das monströse Gebäude,<br />
das wir erwarten, gibt es nicht. Im Gegenteil, wir erreichen<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
einen ruhigen Parkplatz vor einer Anlage, die den Eindruck<br />
erweckt, als würde sie sich in die Natur hineinschmiegen<br />
wollen. Das Fort ist mit Erde bedeckt und kaum zu erkennen.<br />
Den einzigen Eingang mit seiner an das Mittelalter<br />
erinnernden Zugbrücke müssen wir eine Weile suchen.<br />
Die Militäranlage, in der einst 400 Soldaten kaserniert<br />
waren, wurde nach dem deutsch-französischen Krieg von<br />
1870/71 errichtet. Frankreich hatte Elsass und Lothringen<br />
verloren und fürchtete einen neuen Krieg mit dem Nachbarn.<br />
Deshalb errichtete man im Osten Frankreichs einen<br />
gewaltigen Ring von Verteidigungsanlagen. Zwischen<br />
1873 und 1885 wurden nicht weniger als 166 Befestigungen<br />
gebaut, viele nach Theorien von Vauban und Maginot.<br />
Die Erbauung des Fort von Saint-Antoine verdankt man<br />
General Séré de Rivières, der die Verteidigungsanlagen an<br />
die Erfordernisse der aufkommenden Artillerie anpasste.<br />
Er hatte erkannt, dass die Stadtmauern, hinter denen sich<br />
die Truppen gewöhnlich verschanzten, unzeitgemäß geworden<br />
waren. Er ließ die Verteidigungsanlagen außerhalb<br />
der Stadtzentren errichten und verhinderte so, dass mit den<br />
Angriffen immer auch die Städte in arge Mitleidenschaft<br />
gezogen wurden.<br />
Heute hat sich die Natur schon fast wieder zurückerobert,<br />
was das Fort einst vereinnahmt hatte. Überall wuchern<br />
Büsche und Bäume über die alte Anlage. Nachdem<br />
das Fort 1965 von der Armee aufgegeben wurde, kaufte es<br />
ein Käsereibesitzer aus der Region, Marcel Petite. Dessen<br />
Familie stellt seit sechs Generationen mit leidenschaftlichem<br />
Traditionsbewusstsein Käse her.<br />
In den 1960er-Jahren begann der Aufschwung der industriellen<br />
Milchverwertung. Marcel Petite ließ sich von<br />
der Mode aber nicht beirren. Er war – weitsichtigerweise,<br />
wie man heute weiß – der Ansicht, dass die großen Industriemolkereien<br />
nicht die wahre Zukunft der Käsereien<br />
sein könnten. Stattdessen setzte er auf die unabhängigen,<br />
kleinen Produzenten, die sich um die Pflege regionaler Traditionen<br />
bemühten und dabei auch ökologische Standards<br />
berücksichtigten. Eine solche Meinung rief bei den Leuten<br />
damals ein mitleidiges Lächeln hervor.<br />
Um einen Comté-Käse herzustellen, braucht man neben<br />
gesunden Kühen, guter Milch und dem alten Wissen um<br />
die Käseherstellung, vor allem einen Ort, wo die Käse über<br />
Monate reifen können. Gerade für die kleinen Hersteller eine<br />
Schwierigkeit, da ein solches Lager bestimmte Anforderungen<br />
an Temperatur und Luftfeuchtigkeit hat. Eines schönen<br />
Tages erfuhr Marcel Petite von den verlassenen Bunkeranlagen<br />
in den Wäldern der Franche-Comté. Sogleich packte ihn<br />
die Neugier. Schon ein paar Tage später besichtigte er das<br />
Fort von Saint-Antoine. Als er zu seiner Familie zurückkam,<br />
gab er bekannt: « Ich habe eine Entdeckung gemacht, die unsere<br />
Firma berühmt machen wird! » Er war überzeugt, dass<br />
das Fort nicht nur ein guter und sicherer Lagerplatz für die<br />
Käselaibe sei, sondern dem Unternehmen auch zusätzlichen<br />
wirtschaftlichen Erfolg bringen würde.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 49
Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />
Oben: Jeder Käselaib ist ein kostbares Einzelstück,<br />
der eine eigene Nummer erhält. Unten: Die Rinde gibt<br />
einen Anhaltspunkt, wie sehr ein Comté gereift ist.<br />
S. 48/49: In den endlos erscheinenden Gängen<br />
können die Käselaiber zur Perfektion reifen.<br />
Insgesamt sind es mehr als 100.000 Stück.<br />
Die Leute in der Gegend begannen bald über das Vorhaben<br />
von Marcel Petite zu reden. Auch wenn er für sein<br />
handwerkliches Geschick bekannt und geschätzt war,<br />
hielten ihn die meisten doch für verrückt. Durch die neuen<br />
Verfahren der Milchindustrie konnte man einen Comté<br />
nach einer Reifezeit von drei Monaten auf den Markt bringen.<br />
Petite aber wollte einen « Jahrgangskäse » herstellen, so<br />
wie es auch die großen Jahrgangsweine gibt. Er erklärte den<br />
Leuten, dass sein Comté nach der Reifung kein einheitlich<br />
schmeckendes Produkt sei, sondern dass der Käse im Gegenteil<br />
je nach Boden, Jahrgang und Lagerweise einen ganz<br />
eigenen Geschmack erhalten werde. Mehr noch, er stellte<br />
das komplette System der Produktion in Frage. Anstatt<br />
den Käse nach drei Monaten aus dem Reifungsprozess zu<br />
nehmen, wollte er ihm die Zeit lassen, bis er entsprechend<br />
seiner Bedingungen die optimale Reife erhalten habe.<br />
Dabei war Petite durchaus kein realitätsfremder Revolutionär.<br />
Seine Ideen waren schon fast zu einer politischen<br />
Frage geworden, so sehr rührten sie an dem, was wirtschaftlich<br />
gerade en vogue war. Er musste sich Verbündete<br />
schaffen. Die Molkereigenossenschaften waren für ihn ein<br />
solches Vorbild. Da der Comté die eigenen Bedingungen<br />
für die Reife benötigt, haben sich die Käseproduzenten<br />
schon früh zusammengeschlossen, um ihre Produktion in<br />
größerem Umfang lagern zu können. An solche Genossenschaften<br />
auf lokaler Ebene dachte Marcel Petite, um sich<br />
der Industrialisierung der Käseherstellung zu widersetzen.<br />
Er schloss mit den lokalen Kooperativen Verträge ab, die<br />
fortan in seinem Fort ihren Käse lagern konnten.<br />
Marcel Petite hatte noch einen zweiten essentiellen<br />
Faktor im Blick. Als die Comté-Produzenten von den Verlockungen<br />
der Milchindustrie angezogen wurden, gerieten<br />
auch die naturbelassenen Wiesen der Franche-Comté, die<br />
traditionellerweise das Futter für die Montbéliarde-Milchkühe<br />
bieten, in Gefahr. Man hatte begonnen, die Milchkühe<br />
auf Weiden grasen zu lassen, die nur noch aus vier oder<br />
fünf Gräsern bestanden. Die Milchbauern wurden von der<br />
Milchindustrie ermuntert, aus Rentabilitätsgründen so ihre<br />
Felder zu bewirtschaften. Vor allem sollten die « schlechten<br />
» Gräser auf den Weiden vermieden werden, da sie die<br />
Zusammensetzung der Milch beeinflussen würden.<br />
Nun ist es aber so, dass auf den Wiesen der Milchbauern<br />
der Franche-Comté gerade eine Vielzahl von Pflanzen und<br />
Gräsern gedeihen. Man schätzt, dass auf einer Wiese mehr<br />
als 350 Arten sprießen, worunter sich auch aromareiche<br />
Pflanzen und sogar medizinische Heilkräuter befinden.<br />
Jede Kuh hat einen Hektar Weidefläche zur Verfügung.<br />
Dadurch ist die Milch der Kühe auf den traditionellen<br />
Weiden sehr viel aromatischer – je nachdem eben, welche<br />
Gräser und Kräuter auf dem Speisezettel standen. Marcel<br />
Petite war überzeugt davon, dass ein Käse, der aus dieser<br />
Milch gewonnen wird, das Aromen der Wiesen in unverwechselbarer<br />
Weise wiedergeben würde.<br />
Bei unserem Besuch im Fort von Saint-Antoine beginnen<br />
wir zu begreifen, wie Recht Marcel Petite mit seinen<br />
Theorien wohl hat. Man sieht, wie wenig sinnvoll es ist,<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
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Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />
Links: Mit dem<br />
Klopfen auf<br />
den Käselaib<br />
überwacht<br />
der Fachmann<br />
den Reifegrat.<br />
Im Zweifel<br />
kann er eine<br />
Stichprobe aus<br />
dem Inneren<br />
des Käselaibs<br />
nehmen.<br />
Rechts: Ein<br />
Roboter dreht<br />
die Käselaibe<br />
regelmäßig<br />
um.<br />
die Natur um jeden Preis beherrschen und vereinheitlichen<br />
zu wollen. Die Besonderheit der Comté-Laibe von Saint-<br />
Antoine ist, dass jeder Käse eben nicht wie der andere<br />
reift, sondern seiner eigenen Reifezeit und Behandlung<br />
bedarf – und eben auch seinen eignen unverwechselbaren<br />
Geschmack besitzt.<br />
Die kilometerlange Schlange der Käse ist von einer eigentümlichen<br />
Schönheit. Es sind mehr als 100.000 Laibe,<br />
die hier friedlich vor sich hin lagern. Jeder wiegt zwischen<br />
34 und 40 Kilogramm, für jeden sind durchschnittlich 400<br />
Liter Milch verarbeitet worden. Die Temperatur im Fort<br />
liegt sommers wie winters konstant zwischen sechs und<br />
neun Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 94 bis 98 Prozent.<br />
Ein Ort, wie von einem anderen Stern, vollkommen abgetrennt<br />
von der Außenwelt. Wir fühlen uns ein bisschen wie<br />
in einem Tresor – als wären die Käselaibe Goldbarren, die<br />
darauf warten, aus der Bank geholt zu werden. Mit dem bedeutenden<br />
Unterschied allerdings, dass sie umso wertvoller<br />
werden, je älter sie werden. Denn das Essentielle der Arbeit<br />
an einem Comté ist die Geduld.<br />
Etwa 20 Personen arbeiten in dem Käse-Fort, darunter<br />
Claude Querry, der die Anlage leitet. Der Mann hat auf<br />
den ersten Blick etwas Abweisendes und Misstrauisches.<br />
Wir haben den Eindruck, dass er von Journalisten oder<br />
Besuchern enttäuscht worden sein muss, die nicht begriffen<br />
haben, an was für einem Ort sie sich befanden. Von Leuten,<br />
die keinen Sinn für die Atmosphäre der Hallen hatten und<br />
sich nicht öffneten für die Schönheit des Ensembles. Wer<br />
das Fort betritt, sollte dazu aber bereit sein. Denn wie kann<br />
man nicht demütig werden vor dieser Schönheit und berührenden<br />
Stille? Wenn man sich darauf einlässt, kann man<br />
für einen Moment Teilnehmer werden an dem viel Geduld<br />
erfordernden, fast magischen – da unsichtbaren – Prozess,<br />
dem Reifen des Käses.<br />
Beim langsamen Abschreiten der endlosen Regalreihen<br />
wird Claude Querry, der Sohn eines Landwirts ist,<br />
zugänglicher. Er bemerkt unser ehrliches, ehrfürchtiges<br />
Erstaunen. Von da an wird unser Besuch zu einem der<br />
seltenen Momente, in dem einem bewusst wird, dass das<br />
althergebrachte Wissen um Traditionen ein wahrer Schatz<br />
ist, der von den Menschen lebendig gehalten werden<br />
muss.<br />
Ein wahrer Schatz ist auch, was Claude Querry uns<br />
zum Abschluss unseres Besuchs zeigt. Auf der rechten Seite<br />
deutet er auf eine Regalwand. Es sind die sehr seltenen<br />
Käse, die länger als 18 Monate gereift sind. « Das hier ist<br />
unsere Bibliothek der Aromen », erklärt er. Die Laibe gehören<br />
leidenschaftlichen Käseherstellern, die Claude Querry<br />
ihre Schätze zur Lagerung anvertrauen. Was er mit einer<br />
besonderen Sorgfalt erledigt. Hin und wieder wird einer der<br />
Käse abgeholt. Aber eigentlich, gesteht uns Claude Querry,<br />
mag er es gar nicht gerne sehen, wenn einer der alten Laibe<br />
davongetragen wird.<br />
Die Appellation d’Origine Contrôlée (AOC), also das französische<br />
Gütesiegel einer kontrollierten Herkunft, sieht in<br />
ihren Bestimmungen für den Comté-Käse eine Reifezeit<br />
von mindestens vier Monaten vor. In Saint-Antoine beträgt<br />
die mittlere Reife jedoch 14 Monate. So viel zusätzliche<br />
Zeit, während der ein Comté-Käse sein Aroma entwickeln<br />
kann. Verständlich, dass der Comté aus Saint-Antoine als<br />
Käse der Extraklasse angesehen wird.<br />
Dafür verrichtet das Team von Claude Querry während<br />
der Reifemonate eine wahre Ameisenarbeit. Alle Laibe<br />
werden mindestens einmal pro Woche gedreht, gebürstet<br />
und gesalzen: dreimal in der Woche die jüngeren, alle<br />
sieben Tage die älteren. Früher wurde das noch per Hand<br />
gemacht, heute erledigen das teilweise Maschinen. Sie<br />
sind das einzige Zugeständnis an die Moderne, die in den<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
ugue<br />
Caen<br />
A11/E501<br />
ngers A86/E60<br />
endlosen Reihen der Regale lautlos ihre monotone Arbeit<br />
verrichten.<br />
Es genügt aber nicht, nur die Bedingungen zu kennen,<br />
unter denen die Aromen am besten zur Geltung kommen.<br />
A29/E44<br />
Le Sonde. Havre Dieses einfache und doch so ungleich A1/E15-E19 wichtige<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
Gerät erlaubt es permanent,<br />
Rouen<br />
Beauvais den Reifeprozess eines Käses<br />
A11/E50 A10/E5<br />
Aus<br />
<br />
den meisten Gegenden Deutschlands<br />
erreicht man das Fort Saint-<br />
Le Mans Antoine über das obere Rhein-Tal und<br />
Orléans<br />
die Autobahnverbindung von Mulhouse<br />
nach Besançon. Von dort führt die<br />
A71/E9<br />
N57 in Richtung zur Schweizer Grenze.<br />
Saint-Antoine …<br />
Poitiers<br />
… Berlin 1.063 km<br />
… Köln 690 km<br />
… Hamburg 1.011 km<br />
… München 540 km<br />
… Wien 972km … Zürich 2<strong>30</strong> km<br />
Der nächste französische Flughafen ist<br />
in Basel/Mulhouse, wohin es aus dem<br />
deutsch sprachigen Raum zahlreiche<br />
Limoges<br />
Direkt flüge gibt, zum Beispiel von Lufthan<br />
sa und EasyJet. Kilo meter mäßig nä Angoulême<br />
-<br />
Gent<br />
Gravelines Dunkerque<br />
Calais<br />
Bergues<br />
A26/E15<br />
Boulogne<br />
Armentières<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Aire-sur-la-Lys<br />
A1/E17<br />
Man muss auch wissen, zu welchem Zeitpunkt die Käsereife<br />
jeweils abgeschlossen ist. Dafür sind die fünf « Käsologen<br />
» zuständig, erklärt Claude Querry. Dieser Titel<br />
ist hier nur erfunden worden und soll an die Expertise der<br />
Önologen erinnern, die für die Produktion von Spitzenweinen<br />
zuständig sind. « Der Käseexperte sorgt dafür, dass der<br />
Käse genau dann in den A16/E402 Käsehandel gegeben wird, wenn Douai er<br />
Arras<br />
seinen perfekten Reifepunkt erreicht hat. Das ist eine große<br />
Verantwortung. Denn ein Laib wird in etwa 75 Teile à<br />
500 Gramm geschnitten und unter die Leute gebracht. 75<br />
Amiens<br />
Verbraucher und ihre Gäste sollen also mit einem einzigen<br />
Laib zufrieden gestellt werden! »<br />
Das wichtigste Werkzeug eines « Käsologen » ist die<br />
zu überprüfen. Mit einer präzisen und fast würdevollen Bewegung<br />
schlägt Querry mit der Sonde mehrmals auf einen<br />
A13/E46<br />
Laib. Dabei legt er die Hand auf A16 den Käse, denn es geht<br />
A4/E50<br />
darum, die Schallwellen des Klopfens zu spüren. Er « hört »<br />
sozusagen dem Käse zu.<br />
A13/E5<br />
So kann sich der Kenner ein Bild<br />
vom Inneren des Käses machen. Ein PARIS Loch oder ein Riss im<br />
A28/E402<br />
Käse wird nicht riskiert, denn die könnten den Geschmack<br />
entscheidend beeinträchtigen.<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
her liegt allerdings Sens der Airport von Genf,<br />
A5/E17-E54<br />
der ebenfalls von vielen deutschen und<br />
österreichischen Städten angeflogen<br />
wird.<br />
Auxerre<br />
Saint-Antoine ist nicht ans französische<br />
A28/E502 Einige Kilometer A10/E5-E60 nach Pontarlier zweigt Bahnnetz angeschlossen. A6/E15 Der nächste<br />
A31/E17-E21<br />
die D45 nach Saint-Antoine ab. Aus größere Bahnhof Vézelay ist in Besançon. Avallon Flavigny<br />
Tours<br />
Österreich und dem Südosten Bayerns<br />
Dijon<br />
A85<br />
A38<br />
bietet sich dagegen eher die Anreise www.comte-petite.com<br />
Azay-le-Rideau<br />
über die Schweiz an. Die Strecke führt<br />
über Bern und Orbe, so dass man auf Bourges<br />
<br />
Comté Marcel Petite<br />
Beaune<br />
französischer Seite auf A20/E9 die N57 vom Fort de Saint-Antoine<br />
A39<br />
Süden her kommt.<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Saône<br />
25370 Saint-Antoine<br />
A10/E5<br />
Besichtigung ganzjährlich möglich<br />
Eintritt: 6,00 Euro, ermäßigt 3,50 Euro,<br />
Cluny<br />
Kinder unter vier Jahren kostenlos<br />
Montluçon Reservierung unerlässlich und nur über<br />
Office du tourisme du Mont d’Or et des<br />
deux lacs A71/E11<br />
1, place la Mairie<br />
25370 Clermont- Les Hospitaux-Neufs A72/E70<br />
Ferrand<br />
Telefon: +33 (0)3 81 69 31 21<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
www.tourisme-metabief.com<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Wenn der Käsologe glaubt, dass ein Käse reif genug ist,<br />
oder wenn er ihn Antwerpen wirklich kosten möchte, macht er mit der<br />
Sonde eine kleine Stichprobe, um ein Stück aus dem Inneren<br />
herauszuziehen. Davon nimmt er ein Ende und rollt es<br />
zwischen den Fingern, um die Konsistenz zu prüfen. Dann<br />
wird gerochen, erst danach gekostet. Mit dem unbenutzten<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
Bruxel<br />
Rest der Probe wird dann das Loch im Käselaib wieder<br />
sorgfältig verschlossen.<br />
Liege<br />
Das Ungewöhnlichste ist aber sicherlich die « horizontale<br />
Verkostung ». Dabei Charlroi werden mehrere Proben von mehreren<br />
Käselaiben genommen. So kann man die Käse miteinander<br />
vergleichen, die alle am gleichen Tag angesetzt wurden,<br />
aber von der Milch verschiedener Weiden stammen. Diese<br />
Weiden mögen zwar nur ein paar hundert Meter voneinander<br />
entfernt sein, können aber völlig unterschiedlicher Son-<br />
Charleville-Mézières<br />
neneinstrahlung ausgesetzt gewesen sein. Es ist tatsächlich<br />
A4/E25<br />
so, dass die Wiesen mit ihren klimatischen<br />
Luxembourg<br />
Bedingungen<br />
A34/E46<br />
deutliche Spuren im Käse hinterlassen. Kaum zu glauben:<br />
zwei Käselaibe des gleichen Alters und aus demselben Ort –<br />
und doch haben sie zwei völlig verschiedene Aromen.<br />
A26/E17<br />
Saarbrücken<br />
Claude Reims Querry ist an diese erstaunliche<br />
A31/E21-E23<br />
Differenz ge-<br />
A4<br />
Metz<br />
A4/E50<br />
wöhnt. Er weiß, dass gerade diese Geschmacksunterschiede<br />
die wahre Stärke von Fort Saint-Antoine ist. Marcel Petite<br />
A31/E21-E23<br />
hatte<br />
Epernay<br />
in den 1960er-Jahren Châlons-en- also absolut Recht, als er pro-<br />
Champagne<br />
phezeite, dass die industrielle Gleichmacherei nicht der<br />
Weisheit letzter Schluss sein könne. Für sein Nancy unbeirrtes<br />
Wirken müssten wir ihm heute geradezu dankbar sein.<br />
A6/E15<br />
St. Etienne<br />
Lyon<br />
A31/E21-E23<br />
A41/E712<br />
A36/E60<br />
Besançon<br />
Pontarlier<br />
Saint-Antoine<br />
Annecy<br />
Lausanne<br />
Genève<br />
Albertville<br />
A4<strong>30</strong><br />
Chamébry<br />
Val d’Isère<br />
A46/E70<br />
France<br />
Kayserberg<br />
A4<br />
Stras<br />
Colmar<br />
Mulhouse<br />
Belfort<br />
A35<br />
A89/E70<br />
Frankreich erleben A49/E713 · <strong>November</strong> Grenoble / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 53<br />
A51/E712
Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />
La Rochefoucauld<br />
Eine Familiensaga<br />
Das zwischen Angoulême und Limoges im Departement<br />
Charentes gelegene Château de la Rochefoucauld zählt<br />
nicht zu den berühmtesten Schlössern Frankreichs und steht<br />
eher im Schatten der bekannten Anwesen entlang der Loire<br />
oder der Dordogne. Dabei kann es durchaus eine Einzigartigkeit<br />
aufweisen: Seit seiner Errichtung im Jahre 980 ist es im Besitz ein und<br />
derselben Familie, der La Rochefoucaulds, die es bis auf wenige<br />
Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute bewohnt.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Sonia Matossian entschuldigt sich, dass sie mich in<br />
einem Bett liegend empfangen muss, das in einem an<br />
die Küche grenzenden Zimmer steht. In dem Raum,<br />
von dem aus man einen herrlichen Blick ins Tal genießt, befindet<br />
sich außerdem ein großer Kamin und ein kleiner<br />
Fernseher. Auf der Bettdecke liegen Zeitungen, auf dem<br />
Nachtisch ein Terminkalender und ein Stift. Sie zeugen von<br />
der Ruhelosigkeit der Schlossherrin, der Mutter des aktuellen<br />
Herzogs von La Rochefoucauld, der es sichtlich schwer<br />
fällt, im Bett zu verweilen anstatt mit mir im Schloss herumzulaufen.<br />
« Ich habe leider keine Wahl », erklärt mir Madame<br />
Matossian. Nach einem Sturz im Treppenhaus vor ein paar<br />
Tagen – man sagt übrigens, dass das Treppenhaus neben<br />
denen von Chambord und Blois das schönste des Landes sei<br />
– haben die Ärzte ihr absolute Bettruhe vorordnet, damit<br />
ein Oberschenkelhalsbruch wieder verheilen kann. « Nichts<br />
Schlimmes », wie sie beteuert, « aber es braucht eben Zeit,<br />
um zu heilen. »<br />
« Wie Sie sehen können, ist das Leben auf einem Schloss<br />
nicht immer nur lustig », fährt die Schlossherrin mit einem<br />
breiten Lächeln fort. Der Humor in ihren Worten verrät<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 55
Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />
viel über die Lebenseinstellung der eleganten Dame. Und er<br />
passt gut zu der durchaus surrealen Situation, in der dieses<br />
Interview stattfinden muss. Das Ganze hat jedoch auch seine<br />
positive Seite: So können wir ganz in Ruhe über dieses<br />
ungewöhnliche Schloss reden, das wie nur wenige andere<br />
auf der Welt seit einem Jahrtausend der gleichen Familie<br />
gehört, und werden dabei durch nichts abgelenkt.<br />
Die Geschichte des Château de la Rochefoucauld reicht<br />
bis ins Jahr 980 zurück, als Fucaldus, der jüngere Bruder<br />
des damaligen Vicomte von Limoges, zum Schutz vor den<br />
Wikingern eine Festung auf einem Felsen oberhalb des<br />
Flusses Tardoire errichten ließ. Er taufte sie « La Roche à<br />
Foucauld », woraus später der Name La Rochefoucauld wurde.<br />
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte nahm jede Generation<br />
der Familie Um- und Ausbauten an dem Anwesen<br />
vor. So ließ etwa der Sohn von Fucaldus den ersten Donjon<br />
errichten. 1350 folgten im Auftrag von Aimery de la Rochefoucauld<br />
zwei weitere Türme, und 1453 ließ Jean de la<br />
Rochefoucauld drei Ecktürme bauen und veranlasste in Folge<br />
der siegreichen Schlacht von Castillon, die den Einhundertjährigen<br />
Krieg beendete, die Aufstockung des Donjons.<br />
Aber nicht nur die männlichen Nachfahren begeisterten<br />
sich fürs Bauen. So beauftragte Anne de Polignac, die Frau<br />
von François II. de la Rochefoucauld, 1520 die Errichtung<br />
der Arkadengänge an den Fassaden zum Innenhof sowie<br />
den Bau des großen Treppenhauses im Stil der Renaissance,<br />
dessen Pläne von Leonardo da Vinci stammen.<br />
Heute weist das Schloss daher Spuren aus diversen Epochen<br />
auf und ist damit gleichzeitig ein Zeugnis der französischen<br />
Geschichte. Als Besucher kann man sich dabei<br />
an dem schraubenförmigen Treppenhaus mit seinen 108<br />
Stufen genauso erfreuen wie an den Vertäfelungen, Möbeln<br />
und Gemälden in den Wohnräumen, die aus dem 13.<br />
und 17. Jahrhundert stammen. Ebenso ist ein Blick hinter<br />
die Kulissen des höfischen Lebens möglich, beispielsweise<br />
durch einen Besuch der Küche oder des Saals der Wache.<br />
Eine Besichtigung der Fundamente macht es außerdem<br />
leichter, die diversen Bauetappen des Schlosses nachzuvollziehen.<br />
Beeindruckend sind zudem die vier Bibliotheken mit<br />
insgesamt 21.000 Büchern sowie <strong>30</strong>0 Landkarten und Stichen.<br />
Beim Besichtigen dieses Schatzes fällt auf, wie jede<br />
Generation ihre eigenen Vorlieben hatte. Mal steht ein Sofa<br />
in der Bibliothek, mal nur ein Tisch mit Stuhl. Mal verbirgt<br />
sich die Bibliothek hinter einer schweren Eichentür,<br />
mal erreicht man sie über einen unscheinbaren Weg. Mal ist<br />
eine Bibliothek voller Regale, mal wie ein kleines privates<br />
Kabinett, in das man sich noch heute gerne mit einem Buch<br />
zurückziehen würde.<br />
Eines wird bei einem Schlossrundgang auf jeden Fall<br />
deutlich: Das Château de la Rochefoucauld ist ein Haus mit<br />
Seele und kein verstaubtes lebloses Anwesen. Nach einer<br />
Legende, wie Madame Matossian erzählt, soll in den Mauern<br />
zudem die Seele einer gewissen Mélusine herumgeistern,<br />
die sich einst vom Donjon in den Tod stürzte.<br />
Besonders gerne spricht die Schlossherrin über die Zeit<br />
Linke Spalte von<br />
oben nach unten:<br />
Arkadengang<br />
zum Innenhof,<br />
ein Raum des<br />
Dienstpersonals,<br />
Blick auf die<br />
Fundamente<br />
des Schlosses,<br />
Familienarchiv<br />
mit pittoresker<br />
Wendeltreppe.<br />
Mittlere Spalte:<br />
Das von<br />
Leonardo da<br />
Vinci entworfene<br />
Treppenhaus und<br />
Eindrücke von<br />
der Schlossküche.<br />
Rechte Spalte:<br />
Den Salons und<br />
Bibliotheken sieht<br />
man an, dass<br />
das Schloss bis<br />
heute bewohnt<br />
und nicht nur<br />
ein Museum ist.<br />
S. 54/55:<br />
Außenansicht des<br />
Château de la<br />
Rochefoucauld.<br />
Hinter den beiden<br />
linken Ecktürmen<br />
erkennt man die<br />
Überreste des<br />
Donjons, dessen<br />
Wiederaufbau<br />
seit langem<br />
geplant ist, bisher<br />
jedoch wegen<br />
fehlenden Geldes<br />
nicht in Angriff<br />
genommen<br />
wurde.<br />
S. 59: Der<br />
Innenhof mit den<br />
Arkadengängen<br />
im Stil der<br />
Renaissance.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />
nach 1989, als sie in das Château einzog. Die Jahre zuvor<br />
war der Bau unbewohnt, nachdem er im Zweiten Weltkrieg<br />
von der deutschen Armee besetzt war, die es nach ihrem<br />
Abzug in einem erbärmlichen Zustand hinterließ.<br />
Ein anderes Thema, das ihr ganz besonders am Herzen<br />
liegt, ist der Wiederaufbau des Donjons aus dem 11. Jahrhundert.<br />
Am 28. Januar 1960 stürzte die westliche Hälfte<br />
des Turms ein. Der Grund lag in einer Unterspülung der<br />
Felsen, auf denen das Schloss steht. Während die Fundamente<br />
seitdem verstärkt wurden, so dass für die Standsicherheit<br />
des Schlosses keine Gefahr mehr besteht, blieb<br />
der Donjon bis heute zerstört. Die Schlossherrin träumt<br />
allerdings schon seit den 1960er-Jahren davon, die Turmruine<br />
wieder aufzubauen, und zwar als ein Bauwerk mit<br />
zeitgenössischer Architektur.<br />
In dieser Angelegenheit kreuzt sich die große Geschichte<br />
des Familienschlosses mit einer ungewöhnlichen<br />
Geschichte aus dem Leben von Madame Matossian, die « in<br />
ihren Mädchenjahren begann », wie es die Schlossherrin<br />
vornehm ausdrückt. Damals gehörte eine gewisse Jacqueline<br />
Bouvier zu ihren Freundinnen. Das Schicksal wollte es,<br />
dass diese Freundin den späteren Präsidenten der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika ehelichte und als Jackie Kennedy<br />
berühmt wurde.<br />
Die beiden Freundinnen hatten sich aber vorher aus den<br />
Augen verloren. « Ich verfolgte natürlich in den Zeitungen,<br />
wie sich Jackies Leben entwickelt hat », verrät Madame Matossian.<br />
« Ich wusste aber nicht, wie ich wieder Kontakt aufnehmen<br />
sollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, im Weißen<br />
Haus anzurufen und zu sagen, dass ich als alte Freundin<br />
gerne die First Lady sprechen wolle. »<br />
Eines Tages im Jahre 1967 klingelte jedoch das Telefon<br />
im Schloss. Am anderen Ende der Leitung meldete sich<br />
eine be kannte Stimme. Es war Jackie. « Erst wollte ich es<br />
gar nicht glauben », erinnert sich mein Interviewpartnerin.<br />
« Doch wir waren uns gleich ganz vertraut, so als ob wir<br />
uns erst ein paar Tage zuvor zum letzen Mal gesprochen<br />
hätten. » Jackie Kennedy war bereits verwitwet und sollte in<br />
Kürze als Frau Onassis ein neues Leben beginnen. Beide<br />
Freundinnen redeten über die letzten Jahre. So erfuhr Madame<br />
Matossian zufällig auch, dass Jackie demnächst nach<br />
New York fahren würde, um dort einen nach ihren Worten<br />
« ganz interessanten chinesischen Architekten » zu treffen,<br />
dem sie den Bau der John F. Kennedy Bibliothek in Boston,<br />
in der Dokumente und Briefe ihres ermordeten Ehemannes<br />
aufbewahrt werden sollten, übertragen wollte.<br />
Madame Matossian erzählte ihrer alten Freundin daraufhin,<br />
dass auch sie nach einem Architekten für den Wiederaufbau<br />
des eingestürzten Donjons, den sie schon damals<br />
plante, obwohl sie noch gar nicht im Schloss wohnte,<br />
suchen würde und bemerkte flapsig: « Mit der tausendjährigen<br />
chinesischen Geschichte brauche ich eigentlich auch<br />
einen chinesischen Architekten für mein tausendjähriges<br />
Schloss. » Jackie bot spontan an, ein Treffen mit « ihrem »<br />
Architekten zu vermitteln. Dabei handelte es sich bei dem<br />
Mann um niemand Geringeren als den berühmten leoh<br />
Ming Pei, der später zum Beispiel die Pyramide im Innenhof<br />
des Louvre oder den Erweiterungsbau des Deutschen<br />
Historischen Museums in Berlin entwarf.<br />
Schon kurze Zeit nach diesem Telefonat traf Madame<br />
Matossian den vielbeschäftigten leoh Ming Pei und konnte<br />
ihn davon überzeugen, einen Abstecher in ihr kleines Dorf<br />
im Charentes zu unternehmen. Dort erlag der Architekt<br />
sogleich dem Charme des Schlosses und sagte seine Unterstützung<br />
für den Wiederaufbau des Turmes zu. Seine Entwürfe,<br />
bei denen er die drei Mauerruinen des alten Donjons<br />
mit einer modernen Glasfassade ergänzt, sind im Schloss<br />
für alle Besucher ausgestellt.<br />
Mit diesem Projekt könnte die Schlossherrin nicht nur<br />
die Restaurierung des familiären Anwesens abschließen,<br />
sondern auch sich selbst ein architektonisches Denkmal setzen,<br />
so wie viele ihrer Ahnen es in den Jahrhunderten zuvor<br />
gemacht haben. Außerdem würde Platz für die Einrichtung<br />
einer Architekturschule geschaffen. Madame Matossian<br />
glaubt fest an die Realisierung dieses Projekts, auch wenn<br />
ein Problem über die letzten Jahrzehnte das gleiche geblieben<br />
ist: die Finanzierung des Wiederaufbaus. Die Kosten<br />
für den neuen Donjon werden auf fünf Millionen Euro<br />
geschätzt. Eine Summe, die die Familie, die bereits regelmäßig<br />
große Summen in die Erhaltung der bestehenden<br />
Anlage investieren muss, nicht alleine aufbringen kann.<br />
Neue Hoffnung besteht allerdings, seitdem das Schloss<br />
offiziell unter Denkmalschutz steht. Denn seitdem darf der<br />
Staat mit Subventionen aushelfen. Ob dies wirklich geschehen<br />
wird, ist jedoch noch unbestimmt. Im Gegenzug<br />
zum Denkmalschutz ist die Schlossherrin verpflichtet, an<br />
mindestens 40 Tagen im Jahr die Schlosstüren für die Öffentlichkeit<br />
zu öffnen. Eine Verpflichtung, die inzwischen<br />
viele private Schlossherren in Frankreich akzeptiert haben<br />
und die erfolgreich zur Erhaltung vieler herrschaftlicher<br />
Anwesen beiträgt. Madame Matossian freut sich ohnehin<br />
über Besucher in ihrem Schloss und sieht in der Verpflichtung<br />
keine Belastung. Oftmals ist es sogar sie selbst, die die<br />
Gäste durch das Schloss führt. Schließlich kennt niemand<br />
die Räume so gut wie sie. Während einer solchen Besichtigungstour<br />
war sie neulich im Treppenhaus gestürzt und<br />
hatte sich den Oberschenkel gebrochen.<br />
Am Ende unseres Gesprächs lässt es sich die Schlossherrin<br />
trotz der ärztlich verordneten Bettruhe nicht nehmen,<br />
mich zum Ausgang zu begleiten. Mein Widerspruch läuft<br />
ins Leere. « Ich kann ja nicht die ganze Zeit im Bett liegen<br />
und muss mich auch mal bewegen », meint sie bestimmt und<br />
führt mich zur Haustür. Nachdem wir uns verabschiedet<br />
haben und ich wieder draußen bin, drehe ich mich nochmals<br />
zum Schloss um. An der Fassade sieht man deutlich<br />
die Reste des alten Donjons. Nach diesem Gespräch bin<br />
ich mir aber sicher, dass dies nicht mehr ewig so bleiben<br />
wird. Mit dieser Energie, die ich bei Madame Matossian<br />
kennenlernen durfte, wird sie es bestimmt schaffen, den<br />
Wiederaufbau des Donjons doch noch zu verwirklichen.<br />
Die Familiengeschichte auf dem Château de la Rochefoucauld<br />
wird dann ein weiteres Kapitel bekommen.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
aus Deutschland, Österreich oder<br />
A10/E5<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
bindet<br />
A83<br />
der Schweiz gibt. Air France<br />
aller dings Limoges über Lyon an den<br />
Poitiers<br />
deutsch sprachigen Raum an.<br />
Niort<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
Rouen<br />
Saint-Lô<br />
Caen<br />
A13/E46<br />
A84/E401<br />
Brest<br />
Quimper<br />
Lannion<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
N164<br />
D768<br />
Dinard Saint-Malo<br />
N176/E401<br />
Dinan<br />
N12/E50<br />
Rennes<br />
Avranches<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
A84<br />
Alençon<br />
A28/E402<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
N165/E60<br />
Lorient<br />
N24<br />
Vannes<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
Quiberon<br />
N165/E60<br />
La Baule<br />
A11/E60<br />
Angers A86/E60<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
A10/E5-E60<br />
St. Nazaire<br />
Nantes<br />
A83<br />
A87<br />
Cholet<br />
Azay-le-Rideau<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland und Österreich<br />
erreicht man La Roche fou cauld über<br />
Paris und die Autobahn von der Hauptstadt<br />
nach Bordeaux, die man auf<br />
der Höhe von Poitiers in Richtung Angoulême<br />
verlässt. Aus der Schweiz<br />
bietet es sich dagegen an, Frankreich<br />
auf der Höhe von Lyon und Limoges<br />
in Richtung La Rochefoucauld zu<br />
durchqueren, allerdings kann man die<br />
Strecke dann nicht durchgehend auf<br />
Autobahnen zurücklegen.<br />
La Rochefoucauld …<br />
… Berlin 1.512 km<br />
… Köln 950 km<br />
… Wien 1.700 km<br />
… Hamburg 1.360 km<br />
… München 1.166 km<br />
… Zürich 820 km<br />
Der nächste im Linienverkehr an ge floge<br />
ne Flughafen ist in Limoges, zu dem<br />
es aber keine direkten Verbindungen<br />
La Rochefoucauld ist ans französische La Rochelle<br />
E5/A10<br />
Bahnnetz angeschlossen und lässt sich<br />
aus Angoulême und Limoges mit dem<br />
E602/A837<br />
Regionalexpress (ter) erreichen.<br />
www.chateau-la-rochefoucauld.com<br />
Cognac<br />
Château de la Rochefoucauld<br />
Montalivet<br />
16110 La Rochefoucauld<br />
Telefon: +33 (0)5 45 62 07 42<br />
Das Schloss kann vom 1. April bis<br />
2. Januar täglich, außer dienstags,<br />
E5/A10<br />
zwischen 10.00 Uhr und 19.00 Le Uhr Porge<br />
besichtigt werden. Eintritt: 9,00 Euro,<br />
Bordeaux<br />
ermäßigt 5,00 Euro. Cap-Ferret<br />
A52/E72<br />
La Rochefoucauld<br />
Angoulême<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Limoges<br />
Mimizan<br />
E5-E70/A63<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />
Für Skifahrer empfehlenswert<br />
Die Skistation in Savoyen gehört zu den großen Wintersportzentren der<br />
europäischen Alpen, die ein internationales zahlungskräftiges Publikum<br />
anziehen. Zwar ist von dem Charme des einstigen Bergdorfes nach dem<br />
Boom als Urlaubsort, der bereits Anfang des letzten Jahrhunderts einsetzte,<br />
nicht mehr viel übriggeblieben. Dafür blieb Val d’Isère bis heute von<br />
extremen Bausünden verschont. Das Skigebiet des Ortes hat ohnehin<br />
Weltklasseniveau.<br />
Val d’Isère, ein Name, der mich schon seit meiner<br />
Kindheit zum Träumen verleitet. Der coolste<br />
Mitschüler aus meiner Klasse fuhr im Winter immer<br />
mit seinen Eltern zum Skifahren dorthin. Später las<br />
ich dann oft in den typischen Boulevardmagazinen über<br />
das Jetset-Leben in dieser französischen Skistation. Val<br />
d’Isère wurde für mich der Inbegriff mondänen Wintersportvergnügens.<br />
Die Jahre vergingen, ich fuhr Ski in<br />
Österreich, in Liechtenstein, in der Schweiz und auch in<br />
Frankreich, doch nie habe ich es in den Ort im Tal der<br />
Isère geschafft. Bis heute, als ich zur Feier meines 33. Geburtstages<br />
mit meiner Freundin eine Woche in einem<br />
Hotel mitten im Zentrum gebucht habe.<br />
Voller Vorfreude fahren wir deshalb auch die Serpen-<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
tinen von Bourg-Saint-Maurice nach Val d’Isère hinauf.<br />
Ich kann es gar nicht abwarten, endlich selbst den Ort<br />
zu erkunden, dessen internationaler Werbeslogan « Not<br />
Just a Dream » (dt. Nicht nur ein Traum) lautet. Die<br />
erste positive Überraschung am Wegesrand ist, dass die<br />
allseits versprochene Schneegarantie kein reiner Marketingspruch<br />
zu sein scheint. Denn während im Tal von<br />
Bourg-Saint-Maurice trotz bester Winterzeit Anfang<br />
Februar von Schnee nichts zu sehen ist, wird die Landschaft<br />
mit jedem Höhenmeter immer weißer.<br />
Kurz vor Val d’Isère passieren wir den malerischen<br />
Stausee Lac du Chevril, auf dem sich das Mondlicht<br />
spiegelt. Über die Staumauer führt eine Abzweigung<br />
nach Tignes, der « ärmeren » Schwester von Val d’Isère,<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />
beide Orte zusammen bilden das Skigebiet Espace Killy,<br />
bevor unsere Straße in eine Reihe von Tunneln abtaucht.<br />
Dann ist es endlich soweit: Das Ziel meiner Kindheitsträume<br />
begrüßt uns mit großen Fackeln links und rechts<br />
der Straße und einer angestrahlten Felsenwand. Es ist<br />
ein herrschaftlicher Empfang, genau so, wie ich es mir<br />
von einem exklusiven Reiseziel vorgestellt habe.<br />
Danach säumen einige eher schmucklose Apartmentblocks<br />
sowie Parkplätze die Straße, bis wir ins Herz<br />
der Skistation vorstoßen. Mein erster Eindruck dort ist<br />
etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite wirkt der Ort<br />
recht modern und nüchtern, ganz anders jedenfalls als<br />
andere Skistationen in den Alpen mit klangvollem Namen.<br />
Die Gebäude entlang der Hauptstraße sind relativ<br />
gleichförmig und wenig spektakulär. Mit ihren Holzfassaden<br />
wollen sie zwar eine gewisse Ursprünglichkeit<br />
vortäuschen, können aber trotzdem nicht verbergen, dass<br />
es sich nur um hübsch verpackte Betonklötze handelt.<br />
Auch Luxushotels und -boutiquen kann ich kaum ausmachen.<br />
Irgendwie fehlt dieses gewisse Etwas, was man<br />
in einem mondänen Wintersportort erwartet.<br />
Auf der anderen Seite entfaltet der Ort gleich seinen<br />
ganz eigenen Charme. Es sind kaum Autos unterwegs,<br />
Parkplätze gibt es hier im Zentrum ohnehin nicht, dafür<br />
schlendern einige Touristen über die mit einer festen<br />
Schneedecke bedeckte Hauptstraße. Das Knirschen ihrer<br />
Schritte im Schnee bildet eine angenehme Geräuschkulisse.<br />
Alles wirkt sehr friedlich und gemütlich. Ich fühle<br />
mich sofort wohl. Außerdem wirkt Val d’Isère trotz der<br />
eher modernen Gebäude viel weniger wie eine Skistation<br />
aus der Retorte als manch anderer Wintersportort in den<br />
französischen Alpen.<br />
Der Zweifel, vielleicht doch nicht in einem hochpreisigen<br />
Urlaubsort angekommen zu sein, verfliegt in der<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Tiefgarage unseres Hotels allerdings schlagartig. Dort reiht<br />
sich ein großer Geländewagen an die nächste Luxuslimousine.<br />
Ein ungewohntes Bild im ansonsten eher kleinwagenverliebten<br />
Frankreich. Und auch das Publikum in der Hotellobby entspricht<br />
dem gängigen Klischee. Wer nach Val d’Isère kommt,<br />
hat Geld und scheut sich nicht, dies auch zu zeigen.<br />
Am nächsten Morgen begrüßt uns ein traumhaft blauer<br />
Himmel. Es könnte keine besseren Voraussetzungen für eine<br />
Erkundung von Val d’Isère geben, das auf einer Höhe von<br />
1.850 Metern liegt. Nachdem wir uns ein wenig mit den örtlichen<br />
Gegebenheiten vertraut gemacht haben, lernen wir alsbald<br />
einen der Trümpfe der Station schätzen: die Kompaktheit<br />
des Ortes. Man muss nur ein paar Schritte machen, egal von<br />
wo aus man losgeht, und befindet sich gleich an einem Skioder<br />
Sessellift wieder. Die Abfahrten führen direkt in den Ort<br />
hinein, so dass man das Treiben auf den Pisten hautnah zu<br />
spüren meint.<br />
Obwohl in Val d’Isère 28.000 Gästebetten auf gerade einmal<br />
1.700 permanente Einwohner kommen und der Ort rund<br />
zwei Millionen Übernachtungen im Winter zählt, kommt keine<br />
Enge auf. Dank der Lage in einem großen Talkessel und der<br />
vielen Abfahrten in alle Himmelsrichtungen verteilen sich die<br />
Urlauber. Dazu tragen auch beeindruckende Express-Sessellifte<br />
bei, die man angesichts ihrer Geschwindigkeit durchaus<br />
als den TGV unter den alpinen Sesselliften bezeichnen könnte.<br />
Insgesamt stellen wir jedenfalls erfreut fest, dass es kaum<br />
Schlangen vor den diversen Liften und Gondeln gibt.<br />
Wir beschließen, unsere Skier aus dem Hotel zu holen und<br />
uns selbst auf die Pisten des Espace Killy, dessen Namensgeber<br />
der französische Olympiasieger Jean-Claude Killy ist, zu begeben.<br />
Die Schneeverhältnisse sind perfekt, die Sonne erwärmt<br />
die Luft und die Ausblicke von den Gipfeln und Hängen sind<br />
traumhaft. Col de Fresse, Roche de Bellevarde, Tovière, Pointe<br />
du Montet und einige andere Namen werden unsere kleinen<br />
Sehnsuchtsziele in den nächsten Tagen. Unsere Lieblingsski-<br />
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Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />
hütte für die Mittagspause wird das Restaurant auf dem<br />
Hausberg Solaise (La Tête de Solaise), von wo aus man<br />
einen tollen Blick auf das Tal bis hinunter zum Lac du<br />
Cheval genießt.<br />
Insgesamt stehen in dem gemeinsamen Skigebiet von<br />
Val d’Isère und Tignes 90 Skilifte und 154 Abfahrten mit<br />
einer Gesamtlänge von rund <strong>30</strong>0 Kilometern zur Auswahl.<br />
Ein großer Spielplatz für alle Freunde des Wintersports,<br />
auf dem es nie langweilig wird. Kein Wunder,<br />
dass auch wir das Gefühl haben, die Zeit vergehe quasi<br />
im Fluge. Allerdings müssen wir uns manchmal gegenseitig<br />
daran erinnern, dass wir gerade in Frankreich<br />
Ski fahren. Denn die beherrschenden Sprachen um uns<br />
herum sind eindeutig Englisch und Holländisch. Auch<br />
Deutsch und Russisch hört man ab und zu. Nur Französisch<br />
ist in der Minderheit, auch wenn laut Auskunft<br />
des örtlichen Fremdenverkehrsamts 40 Prozent der Touristen<br />
aus dem Inland kommen sollen.<br />
Die Abende sind dagegen eher ruhig. Natürlich gibt<br />
es auch in Val d’Isère die üblichen Restaurants und Bars,<br />
um dem Après-Ski zu frönen. Doch der Ort ist mitnichten<br />
ein Mallorca im Schnee. Es geht überall recht<br />
gediegen zu und das Angebot bleibt überschaubar, so<br />
dass wir einige Abende sogar nur in der hoteleigenen Bar<br />
verbringen.<br />
Als sich die vergnügliche Urlaubswoche dem Ende<br />
zuneigt, lerne ich allerdings eine der Schattenseiten von<br />
Val d’Isère kennen. In Folge eines ungünstigen Sturzes<br />
auf der Piste ziehe ich mir eine Verstauchung zu. Nichts<br />
Tragisches, wie der Arzt feststellt, aber die Möglichkeit,<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
mit zwei Brettern den Berg hinunterzufahren, besteht danach<br />
nicht mehr. Also nehmen wir uns vor, die letzten beiden<br />
Tage im Wintersportort ohne Skier zu genießen. Ein<br />
Unterfangen, das gar nicht so einfach ist.<br />
Denn während gegen das Pistenangebot in Val d’Isère<br />
selbst bei sehr kritischer Betrachtung nicht viel einzuwenden<br />
ist, bleibt das Angebot für alle ohne Skier recht dürftig.<br />
Der Ort selbst ist schnell durchwandert und sobald man<br />
auf eine der umliegenden Berge mit der Gondel hochfährt,<br />
ist man als Fußgänger schnell aufgeschmissen – ganz zu<br />
schweigen davon, dass einen die anderen schon während<br />
der Fahrt nach oben wie einen Außerirdischen mustern. Bei<br />
den meisten Endstationen schafft man es ohne Skier noch<br />
nicht einmal, zu einer der nahen Skihütten zu gelangen.<br />
Der Wintersportort ist eben durch und durch auf die Welt<br />
Unten: Moderne Express-Sessellifte bringen<br />
die Skifahrer schnell nach oben. Skifahrer<br />
auf einer der Abfahrten des Solaise,<br />
die zu den Pisten des 2009 in Val d’Isère<br />
veranstalteten Ski-Weltcups gehörte.<br />
S. 62/63: Blick auf den Lac du Chevril<br />
und dessen Staumauer, über die<br />
die Straße nach Tignes führt.<br />
S. 60/61: Panoramablick über die Alpengipfel<br />
des Skigebiets Espace Killy, das von<br />
sich selbst behauptet, das schönste der<br />
Welt zu sein. Das ist Ansichtssache, aber<br />
eines der schönsten ist es bestimmt.<br />
S. 66: In der Hauptstraße von Val<br />
d’Isère. Holzfassaden sollen die<br />
Apartmentblocks aufhübschen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 65
Antwerpen<br />
Unterwegs in Frankreich Calais Dunkerque Val d'Isère<br />
Gent<br />
A29/E44<br />
re<br />
1 Jumièges<br />
ans<br />
<br />
Im Winter, wenn viele Alpenpässe<br />
A5/E54<br />
Chartres<br />
geschlossen sind, erreicht A6/E15 man Val<br />
A11/E50 d’Isère aus dem deutschsprachigen<br />
A10/E5<br />
Raum am besten über Genf, Annecy,<br />
Chambery und Bourg-Saint-Maurice.<br />
Die Straße von Bourg-Saint-Maurice<br />
Orléans<br />
nach Val d’Isère ist ganzjährig<br />
befahrbar. Bei Neuschnee können aber<br />
A71/E9<br />
Schneeketten notwendig sein. Der Col<br />
28/E502 A10/E5-E60de l’Iseran südlich von Val d’Isère ist im<br />
urs<br />
0<br />
Rouen<br />
Azay-le-Rideau<br />
rs<br />
me<br />
A13/E5<br />
Winter dagegen geschlossen.<br />
A85<br />
Val d’Isère …<br />
… Berlin 1.3<strong>30</strong> km<br />
… Köln 960 km<br />
… Wien A20/E9 1.1<strong>30</strong> km<br />
A16<br />
A1/E15-E19<br />
… Hamburg 1.280 km<br />
… München<br />
Bourges<br />
750 km<br />
… Zürich 500 km<br />
A71/E11<br />
Die nächsten aus dem deutsch sprachigen<br />
Raum direkt angeflogenen Flug -<br />
Limoges<br />
Boulogne<br />
Beauvais<br />
PARIS<br />
Arras<br />
Amiens<br />
Lesetipp für einen Ausflug in die Umgebung<br />
Montluçon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
A4/E50<br />
häfen sind in Lyon und Genf. Der etwas<br />
A26/E17<br />
näher gelegene Flughafen von Annecy<br />
ist zwar Troyes ans Streckennetz von Air<br />
Sens France angebunden, allerdings ist bei<br />
A5/E17-E54<br />
Umsteigeverbindungen aus Deutschland,<br />
Öster reich und der Schweiz via<br />
Paris ein Flughafenwechsel in der franzö-<br />
Auxerre sischen Hauptstadt notwendig. Der<br />
eben falls näher gelegene Flughafen<br />
von Grenoble A6/E15 wird zurzeit weder A31/E17-E21 direkt<br />
aus Vézelay dem Avallon deutschsprachigen Flavigny Raum<br />
Dijon<br />
noch von Air France angeflogen.<br />
A38<br />
Val d’Isère ist nicht ans französische<br />
die Urlaubsgäste in die A6/E15 Skistation<br />
bringen.<br />
A26/E17<br />
Epernay<br />
Bruxel<br />
Reims<br />
A34/E46<br />
Charlroi<br />
Charleville-Mézières<br />
Zugnetz angeschlossen. BeauneAllerdings<br />
verkehren TGV-Züge nach Bourg-<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Saint-Maurice, von wo aus Linienbusse<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Cluny<br />
Mâcon<br />
italienischen Grenze entfernt, befindet A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />
Montgenèvre: Wo A71/E11 sich Montgenèvre, die älteste Villars-les-Dombes<br />
Skistation<br />
Frankreich Skilaufen Frankreichs. Wir sind dahin gefahren,<br />
A42<br />
lernte Clermont- wo der französische A72/E70 Skisport seinen<br />
Ferrand<br />
In den<br />
Ausgang nahm und bis heute viele<br />
A89/E70<br />
Lyon<br />
Puy de Dôme<br />
französischen Besucher anzieht, und stellten fest, dass<br />
A75/E11<br />
Alpen, nur<br />
le Mont-Dore<br />
der Wintersportort auch für andere<br />
wenige Kilometer Vergnügungen im Schnee bestens<br />
St. Etienne<br />
von der<br />
geeignet ist.<br />
A7/E15<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
A4/E50<br />
des Skifahrens eingestellt.<br />
Liege Aber dies schmälert nicht den positiven<br />
Gesamteindruck. Val d’Isère ist<br />
nach dieser Woche nicht mehr ein Ort in<br />
meinen Träumen, sondern ein Ort meiner<br />
Träume geworden, an den ich gerne zurückkehren<br />
werde. Das mondäne Treiben<br />
erwies sich als weniger präsent als zuvor<br />
gedacht, die Gediegenheit, die von dem<br />
Ort ausgeht, wirkt dafür umso angenehmer.<br />
Auf der Rückfahrt nach Bourg-<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
Saint-Maurice wird die Schneedecke mit<br />
jedem Höhenmeter wieder dünner. Unten<br />
im Tal angekommen, meinen Saarbrücken wir fast im<br />
A31/E21-E23<br />
Frühjahr gelandet zu sein. Was für eine<br />
A4<br />
andere Welt liegt Metz nur wenige Kilometer<br />
hinter uns!<br />
Valence<br />
A31/E21-E23<br />
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Place Jacques Mouflier<br />
73150 Val d’Isère<br />
Telefon: +33 (0)4 79 06 06 60<br />
France<br />
Mulhouse<br />
La Tête de Solaise<br />
A36/E60<br />
Telefon: +33 (0)6 33 12 49 03Belfort<br />
A49/E713<br />
A51/E712<br />
Annecy<br />
Nancy<br />
Besançon<br />
Lausanne<br />
Genève<br />
A41/E712 Albertville<br />
A4<strong>30</strong><br />
Chambéry<br />
Grenoble<br />
A46/E70<br />
France<br />
Colmar<br />
Schweiz<br />
A4/E25<br />
Strasbourg<br />
A35<br />
Kayserberg<br />
Val d’Isère<br />
Briançon<br />
A35/E25<br />
Bern<br />
Italien<br />
A35<br />
A5/E35<br />
Freiburg<br />
Deutsch<br />
Basel<br />
Torino<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />
A7/E15<br />
A51/E712
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 67
Kulturschock<br />
Leben wie Gott<br />
in Frankreich?<br />
Nein, wie Kinder<br />
in Deutschland!<br />
Liebe Mama, lieber Papa,<br />
bitte nehmt mir diesen Brief nicht übel, doch seitdem ich in Berlin lebe, habe ich Lust, Euch<br />
diese Zeilen zu schreiben. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich Euch meine Erziehung vorwerfe.<br />
Ich will damit nicht sagen, dass ich eine unglückliche Kindheit hatte oder dass Ihr mich nicht<br />
genug geliebt habt. Ganz im Gegenteil. Aber ich muss Euch unbedingt erzählen, wie das mit den<br />
Kindern in Deutschland läuft. Es war am Anfang fast ein Schock zu sehen, wie unterschiedlich<br />
man hier mit ihnen umgeht und wie anders sie sich benehmen dürfen.<br />
Das fängt schon an, bevor sie überhaupt geboren sind. Ihr müsstet sehen, mit welchem<br />
Stolz die werdenden Mütter mit ihren dicken Bäuchen durch die Straßen von Berlin laufen.<br />
Manchmal habe ich fast das Gefühl, es gäbe so etwas wie einen Wettbewerb, wer den<br />
rundesten Bauch hat. Eigentlich finde ich es sogar ganz rührend. Die werdenden Mütter<br />
scheinen den anderen Passanten sagen zu wollen: « Schaut her, ich freue mich, bald ein Baby<br />
zu bekommen ». Gleichzeitig ist es aber auch so weit von dem entfernt, was Du mir aus Deiner<br />
Schwangerschaft mit mir erzählt hast, Mama. Ich erinnere mich an Deine Worte, wie Du<br />
stolz warst, mich zu bekommen und dennoch prüde ob Deiner körperlichen Rundungen. Du<br />
wolltest keine große Geschichte daraus machen. Du bekamst « Dein » Baby, Du wolltest<br />
diesen Umstand nicht zur Schau stellen.<br />
Wenn die Babys dann in Deutschland geboren sind, genießen sie zweifelsohne eine viel größere<br />
Freiheit, sich selbst auszudrücken, als ich das aus meiner Heimat kenne. Ein Baby, das<br />
schreit, ist hier ein Baby, das sich ausdrückt. Das muss von allen respektiert werden. Bei uns<br />
zu Hause ist dagegen ein Baby, das in der Öffentlichkeit schreit, ein Baby, das stört. Man<br />
versucht es irgendwie ruhigzustellen, um bloß niemanden zu belästigen. Wenn ich dagegen die<br />
Babys in den Cafés oder Restaurants meines Viertels hier in Berlin beobachte, frage ich mich<br />
oft, was sie überhaupt anstellen könnten, um die Erwachsenen zu stören. Wenn sie schreien,<br />
dreht sich kaum jemand danach um. Die Mütter und Väter nehmen sie vielleicht in den Arm,<br />
versuchen aber nicht wie in Frankreich, sie auf jeden Fall zum Schweigen zu bringen. Vielmehr<br />
essen sie und diskutieren sie mit ihren Freunden weiter, mit dem unausgesprochenen Anspruch,<br />
dass sie schließlich auch zahlende Kunden seien.<br />
Auch für die Fortbewegung verfügen die deutschen Babys über komfortable Mittel. Die<br />
hier gebräuchlichen Kinderwagen sind kleine Autos, die wenig mit den bescheidenen Modellen<br />
gemein haben, die ich aus Frankreich kenne. Ich erinnere mich an die Bilder meines eigenen Kin-<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
derwagens. Er war winzig und passte fast überall hinein, wenn Du ihn mal verstauen musstest,<br />
Mama. Ich weiß noch, wie Du immer gesagt hast, dass Du ihn gerade deshalb so mochtest.<br />
Hier habe ich dagegen den Eindruck, dass die Väter und Mütter umso glücklicher sind, desto<br />
größer ihr Kinderwagen ist, den sie vor sich herschieben. In den Hausfluren müssen sie sogar<br />
angeschlossen werden, da man die wertvollen Stücke sonst klauen würde.<br />
Ich habe Euch doch schon einmal erzählt, wie sehr man sich als Franzose in Deutschland<br />
an die Fahrradfahrer gewöhnen muss und dass man als Fußgänger auf gar keinen Fall<br />
unvorsichtig auf den Fahrradweg geraten sollte. Wenn ich allerdings einige Eltern mit ihren<br />
großen Kinderwagen auf den Bürgersteigen beobachte, glaube ich manchmal, dass es auch so<br />
etwas wie die « freie Fahrt für freie Eltern » in diesem Land gibt: « Platz da, eiliges Baby<br />
unterwegs ». Ob die Kleinen damit schon an die großen Limousinen aus deutscher Fabrikation<br />
gewöhnt werden?<br />
Glaubt nicht, dass das süße Leben der Babys aufhört, wenn sie etwas älter geworden sind.<br />
Auch wenn die Kleinen zu laufen und zu sprechen beginnen, scheinen sie die Könige des öffentlichen<br />
Raumes zu sein. Sie laufen wild herum, dürfen laut in der U-Bahn sprechen, klettern<br />
an allem herum oder stehen im Restaurant auf, ohne ihre Eltern um Erlaubnis zu fragen. Ich<br />
spreche dabei noch nicht einmal von den Kindern, die über mir wohnen. Sie dürfen auf den Holzdielen<br />
der gutbürgerlichen Wohnung mit ihrem Dreirad düsen als sei es ein Spielplatz – auch<br />
früh morgens am Wochenende, wenn ich gerne noch etwas schlafen würde. Ich weiß noch, wie ich<br />
damals mit meinen Miniaturautos nur auf unserem großen Teppich im Wohnzimmer spielen<br />
durfte, um ja nicht die Nachbarn unter uns zu stören.<br />
Aber Achtung, ich will mit meinem Brief an Euch nicht sagen, dass alle Kinder in Frankreich<br />
Engel und alle in Deutschland unerzogen sind. Das wäre natürlich eine viel zu große<br />
Verallgemeinerung. Doch der kulturelle Schock ist nicht zu leugnen. Das fiel mir gerade neulich<br />
auf, als ich mal wieder kurz in Paris war: Auf den Straßen gab es kaum Kindergeschrei und im<br />
Bus brach eine Mutter fast in Panik aus, als sie ihr Kleines nicht zur Ruhe bekam.<br />
Sollte man als Baby also möglichst in Deutschland geboren werden, um die ersten Lebensjahre<br />
vollends genießen zu können? Schwer zu beurteilen. Nur die Babys selbst könnten es<br />
wahrscheinlich sagen, aber in dem Alter wird man noch keine qualifizierte Aussage darüber<br />
erwarten können. Wenn ich mir allerdings die Gesichter der Kleinen beiderseits des Rheins<br />
anschaue, habe ich nicht das Gefühl, dass die Kinder auf einer Uferseite einen traurigeren Eindruck<br />
machen als auf der anderen. Macht Euch vor allem keine Vorwürfe: Vielleicht durfte<br />
ich nicht in der U-Bahn herumtollen, Dummheiten habe ich trotzdem gemacht. Und am Ende<br />
zählt doch vor allem eines: Das glückliche Lachen eines Kindes, egal ob es in Deutschland oder<br />
in Frankreich ist.<br />
Bis bald<br />
Euer Sohn<br />
Das Bild in der letzten Ausgabe<br />
war eine Reminiszenz an den<br />
Malstil des zeitgenössischen,<br />
wenig bekannten Künstler<br />
Maurice Tréblat. Und dieses Mal?<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 69
Frankreich heute Streiks<br />
In letzter Zeit häufen sich wegen der von der Regierung beschlossenen Rentenreform wieder<br />
die Nachrichten von Generalstreiks in Frankreich. Einmal mehr geht das Bild einer streikwütigen<br />
Nation um die Welt, das Klischee eines Volkes, das lieber revolutioniert anstatt reformiert. Aber<br />
stimmt es wirklich, dass die Franzosen Weltmeister im Streiken sind? Eine Suche nach Antworten.<br />
«<br />
Darin sind wir spitze », wie oft hört man diesen Satz<br />
an einem Streiktag in Frankreich. Wenn man die<br />
Franzosen fragt, dann ist das Streiken fast so etwas<br />
wie ein Nationalsport geworden. Anstatt miteinander zu<br />
verhandeln, geht man bei einem Konflikt mit seinem Arbeitgeber<br />
oder der Politik lieber gleich auf die Straße. Es ist fast<br />
wie ein gesellschaftlicher Reflex. Ein Reflex, der bei der letzten<br />
Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika sogar Einzug in<br />
den Sport gehalten hat. Hochbezahlte Fußballspieler, die eigentlich<br />
als Vorbilder gelten sollten, riefen einen Trainingsstreik<br />
aus, da sie mit dem Zustand des Teams und mit Entscheidungen<br />
des Trainers unzufrieden waren. Eine Premiere<br />
in der Welt des internationalen Fußballs.<br />
Viele Franzosen haben sich inzwischen an das Klischee<br />
des streikwütigen Frankreichs gewöhnt. Die heimische<br />
Presse zögert nicht, dieses Bild weiter zu verstärken. Regelmäßig<br />
erscheinen die entsprechenden Schlagzeilen auf den<br />
ersten Seiten der Tageszeitungen bzw. Magazine oder gibt<br />
es Sendungen zu diesem Thema im Fernsehen. So titelte<br />
Le Monde kürzlich groß: « Retraites: le goût français pour<br />
l’affrontement » (dt. « Renten: die französische Vorliebe für<br />
die Konfrontation »). Ähnlich Le Figaro: « Le droit de paralyser<br />
» (dt. « Das Recht, lahmzulegen »). In dieselbe Kerbe<br />
schlugen auch das Wochenmagazin L’Express mit dem Titel<br />
« L’exception gauloise » (dt. « Die gallische Ausnahme ») sowie<br />
eine Sendung auf France 2: «Pourquoi est-il impossible<br />
de réformer en France? » (dt. « Warum ist es unmöglich, in<br />
Frankreich zu reformieren? »).<br />
Die mediale Präsenz dieses Themas führt auch dazu, dass<br />
das Klischee der Streikweltmeister längst ein Eigenleben<br />
führt. Es muss nur eine Unterbrechung der Pariser Metro<br />
geben, schon vermuten die Hauptstädter, dass bestimmt ein<br />
Streik dahinter stecke. Die Idee, dass die Ursache in einem<br />
technischen Problem liegen könnte, kommt ihnen kaum noch<br />
in den Sinn. Und auch viele ausländische Touristen aus der<br />
ganzen Welt fürchten bei einer Reise nach Frankreich Opfer<br />
eines Streiks werden zu können. Aber ist die französische<br />
Nation wirklich so streikwütig wie immer behauptet wird?<br />
Eine Frage, die sich objektiv nicht so einfach beantworten<br />
lässt, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermuten<br />
mag. Wie auch in ähnlichen Situationen, in denen ein subjektives<br />
Empfinden sehr dominant ist, könnte die Suche<br />
nach aussagekräftigen Zahlen wichtige Hinweise für eine<br />
Beantwortung liefern. Warum nicht einfach die Streiktage<br />
in Frankreich mit denen anderer europäischer Länder vergleichen?<br />
Das europäische Statistikinstitut Eurostat veröffentlicht<br />
schließlich Erhebungen zu Streiks in ganz Europa.<br />
Doch genau an diesem Punkt beginnen schon die Probleme.<br />
Wie aussagekräftig sind diese Statistiken wirklich?<br />
Zunächst einmal gibt es die Problematik der zeitlichen<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Dimension. Es liegt in der Natur der Sache, dass Streiks<br />
eine spontane Antwort auf soziale oder politische Krisen<br />
sind, die sich nicht regelmäßig über die Jahre verteilen.<br />
Große Schwankungen von einem Jahr zum anderen sind<br />
also die Regel. Es würde demnach keinerlei Sinn machen,<br />
sich nur ein spezielles Jahr in den Statistiken herauszusuchen.<br />
Die Jahre 2003 und 2004 verdeutlichen dies sehr<br />
gut. Während Eurostat für 2003 in Frankreich 193 durch<br />
Streiks verlorene Arbeitstage pro 1.000 Arbeitnehmer verzeichnet<br />
– die Regierung arbeitete in jenem Jahr an einer<br />
Rentenreform –, sind es 2004 nur 32. Will man also Schlüsse<br />
aus den Statistiken ziehen, muss man sich mindestens ein<br />
ganzes Jahrzehnt anschauen, alles andere würde zu irrigen<br />
Einschätzungen führen.<br />
Ein weiteres Problem betrifft die Vergleichbarkeit der<br />
Erhebungen in den einzelnen Ländern aufgrund fehlender<br />
Harmonisierungen in den Statistiken. So gab es in der Vergangenheit<br />
beispielsweise ein Problem in der Erfassung der<br />
Streiktage im öffentlichen Sektor in Frankreich. In Folge<br />
der Dezentralisierungsmaßnahmen der 1980er-Jahre wurden<br />
über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren Streiktage<br />
von einigen Beamten nicht erfasst, da sie nicht zu den Kriterien<br />
der Statistiken passten.<br />
Auch heute noch gibt selbst der französische Staat zu,<br />
dass die Zählungen der Streiktage im öffentlichen Sektor<br />
nicht hundertprozentig zuverlässig sind, da teilweise klare<br />
Definitionen oder technische Mittel fehlen. In der Privatwirtschaft<br />
werden Streiktage dagegen erst als solche gezählt,<br />
wenn der Arbeitsinspektor sie nachträglich meldet.<br />
Eine Studie des Arbeitsministeriums hat inzwischen aber<br />
gezeigt, dass viele Meldungen niemals erfolgt sind, so dass<br />
sich vermuten lässt, dass es mehr Streiktage in der Privatwirtschaft<br />
gibt als erfasst werden.<br />
Die Zahlen von Eurostat sind also mit Vorsicht zu verwenden<br />
und lassen maximal gewisse Tendenzen erkennen.<br />
Schaut man sich mit diesem Wissen das letzte erfasste Jahrzehnt<br />
an (1998-2008), so gab es in Frankreich jährlich zwischen<br />
32 (2004) und 193 (2003) durch Streiks verlorene Arbeitstage<br />
pro 1.000 Arbeitnehmer. Das ist eindeutig mehr<br />
als beispielsweise in Deutschland, wo im gleichen Zeitraum<br />
niemals mehr als 13 Tage pro Jahr verloren gingen, obwohl<br />
in der Zeit ebenfalls große soziale Reformen unter Gerhard<br />
Schröder verabschiedet wurden.<br />
Auf der anderen Seite scheinen die Italiener und Spanier<br />
noch viel streikfreudiger zu sein als die Franzosen. So<br />
gingen im gleichen Zeitraum im ruhigsten Jahr <strong>30</strong> Tage<br />
in Italien und 47 in Spanien, im heißesten Jahr aber 274<br />
Tage in Italien und 297 Tage in Spanien verloren, natürlich<br />
wieder jeweils gemessen pro 1.000 Arbeitnehmer. Selbst<br />
der Norden Europas ist streikfreudiger als man gemeinhin<br />
denkt. So wurden in Dänemark 1998 sogar stolze 1.254<br />
Tage durch Streik pro 1.000 Arbeitnehmer verloren. Das ist<br />
mehr als alle Tage der zehn Jahre in Frankreich zusammen.<br />
Die Franzosen können in Europa also kaum als Weltmeister<br />
im Streiken bezeichnet werden.<br />
Viele erstaunt in diesem Zusammenhang auch, dass in<br />
Frankreich viel weniger Arbeitnehmer einer Gewerkschaft<br />
angehören als etwa im weitaus weniger streikgeplagten<br />
Deutschland. Doch dies ist nur auf den ersten Blick ein<br />
Paradox. Denn der niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />
ist auch Ausdruck der fehlenden Verhandlungsund<br />
Mitbestimmungskultur, wie sie beispielsweise in<br />
Deutschland existiert. In Frankreich reden Arbeitgeber und<br />
-nehmer vielmehr übereinander anstatt miteinander. Jede<br />
Seite sieht vor allem die eigenen Interessen. Die Gewerkschaften<br />
werden längst nicht so ernst genommen und in die<br />
Tarifpolitik einbezogen wie in Deutschland.<br />
Jenseits dieser Zahlen und Aspekte gibt es aber noch<br />
einen weiteren Grund, warum den Franzosen der Ruf der<br />
Streikweltmeister vorauseilt. Anders als in Deutschland und<br />
vielen mittel- und nordeuropäischen Staaten gilt ein Streik<br />
in Frankreich nicht nur als ein probates Mittel zur Durchsetzung<br />
von Interessen in Tarifkonflikten, sondern auch als<br />
ein politisches Druckmittel. Vorhaben der Regierung, die<br />
den Gewerkschaften oder Bürgern nicht gefallen, werden<br />
gerne schnell mit einem Generalstreik beantwortet. Anstatt<br />
gegen ein neues Gesetz nur zu protestieren, legt man gleich<br />
seine Arbeit nieder.<br />
Die politische Einflussnahme durch einen Streik ist<br />
dabei ein in allen Gesellschaftsschichten akzeptiertes Mittel.<br />
Nicht ohne Grund heißen solche Generalstreiktage im<br />
Französischen auch journées d’action solidaire (dt. Tage solidarischer<br />
Aktionen). Dann finden sich Franzosen aus allen<br />
Einkommens- und Bildungsschichten, Beamte und Angestellte<br />
der Privatwirtschaft gemeinsam auf den Straßen<br />
des Landes wieder, selbst wenn ihre speziellen Forderungen<br />
ganz unterschiedlich oder gar konträr sein können. Was<br />
zählt, ist der gemeinsame « Feind », die Regierung.<br />
Da eine solch umfassende Mobilisierung der Bevölkerung<br />
aber nicht ohne Auswirkungen auf den öffentlichen<br />
Nah- und Fernverkehr, die Flughäfen, die Schulen und<br />
viele Unternehmen bleiben kann, entsteht schnell der<br />
nicht ganz falsche Eindruck, dass das ganze Land zum<br />
Stillstand kommt. Ein Umstand, den die Gewerkschaften<br />
perfekt zu instrumentalisieren wissen. So treffen sich die<br />
vier, fünf wichtigsten Gewerkschaftsbosse regelmäßig, um<br />
über Streiks zu entscheiden. Entschließen sie sich zu einem<br />
Streikaufruf, wird er über die Betriebe und Medien unter<br />
das Volk gebracht. Je nachdem wie sehr ein politisches<br />
Projekt bei den Menschen verhasst ist, folgt ein mehr oder<br />
weniger großer Streiktag.<br />
Es ist deshalb vielleicht gar nicht so sehr das Zahlenmaterial<br />
aus den Statistiken über die Streiktage in den<br />
einzelnen europäischen Staaten, das Frankreichs Image als<br />
Streiknation erklären kann, sondern vielmehr das grundsätzlich<br />
unterschiedliche Verständnis vom Streik – Maßnahme<br />
in einem Tarifkonflikt versus allgemeines politisches<br />
Instrument. Denn ansonsten kann man nach Prüfung<br />
der Eurostat-Statistiken, auch wenn hinter diesen Zahlen<br />
gewisse Unwägbarkeiten stehen, nur ernüchternd feststellen,<br />
dass die Franzosen beim Streiken lediglich mittelmäßig<br />
und mitnichten spitze sind.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 71
Frankreich heute Film<br />
Zurück bei den<br />
Sch’tis<br />
Bevor « Willkommen bei den Sch’tis », der<br />
erfolgreichste französische Film, den es je<br />
gab, in die Kinos kam, war Bergues ein kleines<br />
verschlafenes Städtchen in Nordfrankreich<br />
unweit der belgischen Grenze. Die einstige<br />
Ruhe ist seitdem vorbei und Reisebusse mit<br />
neugierigen Besuchern steuern den Ort<br />
regelmäßig an. Wie sehen die Einheimischen<br />
den neuen Hype um ihre Heimat? Wir fuhren<br />
zu den Sch’tis und fragten nach.<br />
Jacques Martel, den wir Ihnen bereits in der letzten Ausgabe<br />
in der Reportage über die schönsten Belfriede von<br />
Nord-Pas-de-Calais vorgestellt haben, kann es jedes Mal,<br />
wenn er die 193 Stufen zu seinem Glockenspiel hochgestiegen<br />
ist, bei einem Blick aus dem Turm bestätigen: Bergues<br />
ist ein beliebtes Ziel für Besuchergruppen geworden, die<br />
nicht selten mit dem Bus anreisen, um anschließend auf den<br />
Spuren des Erfolgsfilms von Dany Boon zu wandeln, der<br />
2008 die Franzosen in die Kinos strömen ließ.<br />
« Bienvenue chez les Ch’tis », wie der Film im Original<br />
heißt, brach mit fast <strong>30</strong> Millionen Besuchern die Rekorde<br />
aller Zeiten. Doch der Film ist noch mehr als ein riesiger<br />
kommerzieller Erfolg. Die Franzosen im Rest des Landes<br />
entdeckten dank Dany Boons Werk, dass das Leben ganz<br />
im Norden gar nicht so trostlos und traurig ist, wie sie es<br />
sich in ihrer Fantasie immer ausmalten. Plötzlich rückte<br />
eine Region in den Fokus, die die meisten Menschen bis<br />
dahin kaum mit der für Frankreich typischen art de vivre<br />
in Verbindung gebracht hatten. Gut leben lässt es sich im<br />
mediterranen Süden, so lautete das gängige Klischee. Der<br />
Norden war quasi eine Terra incognita bzw. eine Gegend,<br />
von der man vor allem negative Vorurteile hatte.<br />
In seinem Film wusste Dany Boon perfekt, wie man mit<br />
diesen Klischees – etwa dem schlechten Wetter, dem sonderbaren<br />
Dialekt, dem merkwürdigen Essen – spielt, um mit<br />
viel Humor die Herzen der Franzosen und vieler Touristen<br />
(der Film feierte ebenso große Erfolge im Ausland) für diesen<br />
Landstrich im Norden zu gewinnen. Im Mittelpunkt<br />
der Handlung steht die 4.000-Seelen-Gemeinde Bergues.<br />
Doch wie geht eine bis dahin verschlafene Kleinstadt mit<br />
dem plötzlichen Ruhm um?<br />
Als wir auf dem zentralen Platz der Stadt ankommen,<br />
sehen wir den Glockenspieler Jacques Martel mit einer<br />
Gruppe von Kindern. Auf seinem Kopf eine Postbotenmütze.<br />
« Monsieur, Monsieur », fragt eines der Kinder ganz<br />
aufgeregt, als ein gelbes Postauto an der Menschentraube<br />
vorbeifährt, « ist der Wagen echt oder für den Film? ». Jacques<br />
Martel antwortet mit einem Lächeln und erklärt, dass<br />
das ein echtes Postfahrzeug und der Dreh des Films schon<br />
lange vorbei sei. Der Junge ist mit der Antwort zufrieden,<br />
auch wenn es für ihn in seinem Alter noch nicht ganz<br />
einfach zu sein scheint, zwischen Fiktion und Realität zu<br />
unterscheiden.<br />
Doch eben diese Ambivalenz ist für die Einheimischen<br />
allgemein nicht einfach. Sicherlich war Bergues vor dem<br />
Film weniger berühmt, doch es gab auch schon zuvor sehenswerte<br />
Orte in der Stadt, die Touristen – wenn auch<br />
weniger als heute – anzogen. Etwa die Stadtmauer. Seit<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
« Willkommen bei den Sch’tis » sehen die meisten Besucher<br />
in Bergues aber nur noch die Geschichte aus dem<br />
Film, den Postbeamten aus dem Süden, der in den Norden<br />
strafversetzt wird. Wie soll man damit umgehen? Soll man<br />
die Gäste darin unterstützen, auf den Spuren des Films zu<br />
wandeln, und damit ein künstliches Bild aufrechterhalten,<br />
oder ihnen lieber das echte Bergues mit seinen authentischen<br />
Sehenswürdigkeiten zeigen? Eine Entscheidung, die<br />
für die Tourismusverantwortlichen nicht einfach ist.<br />
Für Jacques Martel, der auch Vize-Präsident des örtlichen<br />
Fremdenverkehrsamtes ist, liegt die Lösung des Problems<br />
in einem Mittelweg: « In dem Film sieht man kein<br />
einziges Mal die wunderschöne Stadtmauer. Man könnte<br />
das bedauern. Doch Dany Boons Absicht war es ja nicht,<br />
einen Werbefilm über Bergues zu drehen, sondern eine<br />
ganze Region von einer anderen Seite zu zeigen und vor<br />
allem eine Komödie zu drehen. Es ist deshalb nun unsere<br />
Herausforderung, die Menschen, die das Ambiente aus dem<br />
Film suchen, auch an die anderen Sehenswürdigkeiten heranzuführen.<br />
Wir müssen dabei beide Aspekte berücksichtigen<br />
und die richtige Balance finden. Aus diesem Grund<br />
trage ich bei meinen Touren beispielsweise diese Postbotenmütze,<br />
kläre aber gleichzeitig über die Wirklichkeit auf. »<br />
Das Fremdenverkehrsamt hat einen geführten Rundgang<br />
« Willkommen bei den Sch’tis » eingeführt, bei dem<br />
man in einer Stunde die wichtigsten Drehorte sieht, gleichzeitig<br />
aber auch einen Eindruck des echten Bergues erhält.<br />
Denn eines ist sicher: Die Einheimischen wollen aus ihrer<br />
Kleinstadt kein Disneyland machen, wo sie in einem künstlichen<br />
Dekor leben. Sie wollen sich ihre authentische, unaufgeregte<br />
Art, wie sie für den Norden typisch ist und wie<br />
sie auch im Film gezeigt wurde, bewahren, auch wenn sie<br />
den Besuchergruppen mit viel Wohlwollen begegnen.<br />
Bei seinen Rundgängen hat Jacques Martel eine Reihe<br />
von Bildern aus der Zeit der Dreharbeiten bei sich, die<br />
er unterwegs zeigt. Er hält auch immer vor der kleinen<br />
Boutique « Coup de cœur » an, in deren Schaufenster das<br />
Geschenk von Dany Boon an die Bewohner von Bergues<br />
ausgestellt ist – ein von ihm signiertes Foto vom 12. Mai<br />
2007, als die Dreharbeiten begannen. Außerdem berichtet<br />
er, dass der Belfried für die Aufnahmen im Film zu eng<br />
war, so dass sein Inneres in einem Studio rund 50 Kilometer<br />
von Paris entfernt nachgebaut werden musste. Er erzählt<br />
auch, wie ergreifend es für ihn war, dieses künstliche Glockenspiel<br />
mit Glocken aus Styropor selbst einmal zu sehen,<br />
und sensibilisiert die Menschen damit gleichzeitig für den<br />
echten Belfried.<br />
So schafft es Jacques Martel bei seinen Rundgängen<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 73
Frankreich heute Film<br />
Willkommen bei den Sch’tis – die Filmhandlung<br />
Ein Postbeamter führt mit seiner Frau ein zufriedenes, ruhiges<br />
Dasein in der Provence. Doch um das eigene Glück perfekt zu<br />
machen, träumen beide von einem Leben an der Côte d’Azur.<br />
Gerade die an Depressionen leidende Ehefrau verspricht sich<br />
davon eine Verbesserung ihres Gesundheitszustands. Seiner Frau<br />
zuliebe versucht der Postbeamte, sich an die Riviera versetzen zu<br />
lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihm fast jedes Mittel recht.<br />
Allerdings stellt er sich dabei etwas ungeschickt an, so dass es<br />
schließlich zur « Katastrophe » kommt: einer Versetzung in den<br />
Norden Frankreichs. Weil man sich im Süden nur das Schlimmste<br />
über diesen dunklen und kalten Landstrich ausmalt, macht sich<br />
der Postbote ohne Frau und Sohn und ausgerüstet mit einer dicken<br />
Daunenjacke sowie einem Koffer voller Vorurteile allein auf den<br />
Weg nach Bergues – zu den Sch’tis. Dort angekommen merkt er<br />
schnell, dass er zwar den Dialekt der Nordfranzosen überhaupt nicht<br />
versteht, die Menschen aber unglaublich herzlich und liebenswert<br />
sind. Zu seinem Erstaunen trifft er auf einen charmanten kleinen<br />
Ort, ein warmherziges Team und offene, freundliche Menschen.<br />
Ein vom Regisseur Dany Boon selbst gespielter Postbote wird<br />
rasch sein bester Freund. Die Lebenswelten des Postbeamten,<br />
der in Bergues so glücklich ist wie nie zuvor, zu Hause aber immer<br />
noch das Bild des barbarischen Nordens aufrecht erhält, und die<br />
seiner Ehefrau im Süden driften immer weiter auseinander. Dies<br />
geht so weiter, bis die Ehefrau eines Tages beschließt, ihrem Mann<br />
in der vermeintlichen Hölle vor Ort « beizustehen ». Der sieht sich<br />
nun gezwungen, seinem Freund, dem Postboten, und dem Rest<br />
seiner Kollegen zu gestehen, dass er sie seiner Frau als unzivilisierte<br />
Horde beschrieben hat. Doch am Ende der Komödie sind alle<br />
miteinander befreundet und es fließen Tränen, als der Postbeamte<br />
wieder in den Süden ziehen muss.<br />
Links: Das von Dany Boon signierte Foto als Geschenk an die Bewohner. Rechts: Die Stadtmauer von Bergues,<br />
die im Film nicht zu sehen ist. S. 72: Jacques Martel führt eine Reisegruppe durch den Ort. Auf seinem Kopf eine<br />
Postbotenmütze als Reminiszenz an den Film. S. 73: Impressionen aus den Straßen von Bergues.<br />
immer wieder, einen Bezug zwischen der Filmwelt und der<br />
Realität herzustellen, um einerseits die Wünsche der Besucher<br />
zu befriedigen, andererseits stets behutsam zu zeigen,<br />
dass Bergues mehr als eine Filmkulisse ist.<br />
Ein Klassiker der cineastischen Scheinwelt ist das Postamt<br />
der Stadt. Denn anders als alle glauben, ist die echte Post<br />
von Bergues mitnichten in dem Gebäude untergebracht, das<br />
man in Dany Boons Film sieht. Im Vorfeld hatte die Produktionsfirma<br />
bei der Zentrale der Französischen Post in Paris<br />
angefragt, ob man in der Postfiliale von Bergues drehen dürfe.<br />
Dies wurde jedoch abgelehnt. So schuf man für den Film<br />
in einem leerstehenden Verwaltungsgebäude eine « neue »<br />
Post. « Regelmäßig kommt es vor, dass wir Einheimischen<br />
von den Touristen auf der Straße nach dem Weg zur Post<br />
gefragt werden », amüsiert sich Jacques Martel. « Dann frage<br />
ich zurück: die echte oder die aus dem Film? »<br />
Doch auch in dieser Frage zeigt sich wieder die Suche<br />
nach einem Kompromiss zwischen Filmwelt und Wirklichkeit.<br />
Das Gebäude, das bis vor kurzem noch Gaz de France<br />
gehörte, wurde inzwischen der Kommune übertragen. Die<br />
hat in den Räumen ein kleines « Museum » zum Film eingerichtet.<br />
Im Sommer haben diverse Vereine im Ort zudem<br />
beschlossen, dort eine Fotoausstellung über die Dreharbeiten<br />
unterzubringen. Damit will man der erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit zwischen Filmteam und Bewohnern ein<br />
kleines Denkmal setzen. Der Eintritt kostet lediglich einen<br />
Euro und wird unter den Vereinen aufgeteilt. Die Stadtverwaltung<br />
sieht darin diese typische Solidarität des Nordens,<br />
die auch im Film zum Ausdruck kommt.<br />
Es ist wahrscheinlich auch der besondere Humor und<br />
die ganz eigene Lebenseinstellung der Menschen im Norden<br />
Frankreichs, die dafür gesorgt haben, dass den Bewohnern<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
von Bergues der plötzliche Ruhm nicht zu sehr zu Kopf gestiegen<br />
ist. Denn während es einige Reminiszenzen an den<br />
Film im Stadtbild gibt, ist man von einem kommerziellen<br />
Ausschlachten des Filmerfolgs weit entfernt. So gibt es keine<br />
Schilder mit Aufschriften wie « Hier stellte Dany Boon<br />
sein Fahrrad ab » oder « In dieser Straße kam der Postbeamte<br />
in Bergues an ». Auch die vom Fremdenverkehrsamt<br />
verkauften Souvenirs zeigen einen würdevollen Umgang<br />
mit dem jüngeren Aufstieg der Stadt. Kurzum, Bergues ist<br />
durch den Erfolg des Films nicht größenwahnsinnig geworden<br />
und die Menschen erfreuen sich eher an den neuen<br />
Besuchern anstatt maximales Geld mit ihnen verdienen zu<br />
wollen.<br />
Die größte Veränderung im Stadtbild, die man seit<br />
« Willkommen bei den Sch’tis » beobachten kann, ist eine<br />
Reihe zusätzlicher mobiler Pommesbuden, wie sie für den<br />
Norden Frankreichs so typisch sind und wie sie auch im<br />
Film gezeigt wurden. Einige tragen den Namen « Chez<br />
Momo » wie im Film. Doch die Einheimischen nehmen<br />
dieses Phänomen mit Gelassenheit, zumal die meisten der<br />
Buden eine gute Qualität anbieten.<br />
Während der Dreharbeiten war es für Dany Boon wichtig,<br />
dass die Menschen am Treiben der Filmleute partizipieren<br />
konnten. Es gab nur eine Regel, die jeder beflissentlich<br />
und gerne einhielt: Sobald der Regisseur « Ruhe, wir<br />
drehen » rief, musste Ruhe in den Straßen herrschen. Diese<br />
Gelassenheit mit der Welt des Kinos haben sich die Menschen<br />
von Bergues bis heute bewahrt. Sie freuen sich über<br />
die neuen Gäste in ihren Straßen, sind stolz auf den jungen<br />
Ruhm und bleiben doch so authentisch und bodenständig<br />
wie vorher. Fast so, als hätte die Stadt die Geschichte<br />
des Films, der seine ganze Magie völlig ohne aufwändige<br />
Spezialeffekte schuf, einfach fortgeschrieben. Ein schöner<br />
Erfolg – auf der ganzen Linie.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />
Exklusivinterview mit dem Regisseur<br />
Dany Boon<br />
Lesetipp<br />
Der Regisseur Dany Boon ist ein<br />
Kind Nord frankreichs. Sein erster<br />
Film « Bienvenue chez les Ch‘tis »<br />
war schon kurz nach seiner<br />
Premiere zu einem Kultwerk<br />
geworden und wurde ein riesiger<br />
Überraschungserfolg. Es ist ein<br />
Film, der Vorurteile überwinden hilft und das Verbindende<br />
zwischen den regionalen Eigenheiten eines Landes<br />
betont. Wir trafen Dany Boon zu einem Exklusivinterview,<br />
noch bevor der Film zu einem Kassenschlager wurde.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben<br />
finden Sie auf Seite 97.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />
KU’DAMM / OPERNUMZUG / FRIEDRICHSHAIN / HACKESCHE HÖFE / POTSDAM / NATURKUNDEMUSEUM / MODE / 22 BESTE CAFÉS<br />
<strong>Nr</strong>. 1<br />
Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />
DER<br />
KU’DAMM LEBT<br />
CHARMEOFFENSIVE<br />
IN DER CITY WEST<br />
AUSGEHVIERTEL<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
SPAZIERGANG<br />
HACKESCHE<br />
HÖFE<br />
DIE 22 BESTEN CAFÉS<br />
Mode: Gibt es den Berliner Style?<br />
Potsdam: Erkundungstour im Holländischen Viertel<br />
Naturkundemuseum: 200 Jahre Saurier & Co<br />
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Frankreich erleben<br />
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Frankreich heute Politik<br />
Weniger Privilegien für Politiker und Beamte<br />
Als Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast einzog, verkündete er die Ambition, aus Frankreich eine<br />
République irréprochable, also eine Republik, die sich nichts vorzuwerfen hat, machen zu wollen.<br />
In diesem Kontext wurde alsbald der Kampf gegen ungerechtfertigte Privilegien von Politikern<br />
und Staatsdienern propagiert. Doch was ist aus dem Ansinnen seitdem geworden? Eine<br />
Situationsanalyse.<br />
Das Zurückfahren von Privilegien für hohe Beamte<br />
und Politiker steht in Frankreich regelmäßig auf<br />
der politischen Agenda. Meist nimmt sich jede neue<br />
Regierung nach einem Machtwechsel dieses Ziel vor. Doch<br />
wenn man die Realität genauer betrachtet, scheinen sich bis<br />
heute trotz aller Beteuerungen etliche Privilegien gehalten<br />
zu haben. Es ist zwar nicht so, dass es in den letzten Jahrzehnten<br />
keine Einschnitte gab, meist durchgesetzt, wenn<br />
wirtschaftliche Krisen dazu zwangen, doch im Vergleich gerade<br />
zu einigen nordeuropäischen Staaten wirken viele Privilegien<br />
in Frankreich bis heute sonderbar und äußerst überlebensfähig.<br />
Sollte Sarkozys Ankündigung also wirklich zu<br />
einem grundlegenden Wandel geführt haben?<br />
Eine Veränderung ist auf jeden Fall bei den Medien zu<br />
verzeichnen. Ob Zeitungen oder Fernsehen, die Redakteure<br />
scheuen nicht mehr den Blick über die Landesgrenze und<br />
vergleichen verstärkt, wie es bei dieser Thematik in anderen<br />
Ländern zugeht und welche Privilegien dort existieren.<br />
Dies trägt dazu bei, dass die Franzosen zunehmend lauter<br />
hinterfragen, ob alle Privilegien, die der Staat seinen Repräsentanten<br />
einräumt, wirklich gerechtfertigt sind, insbesondere<br />
in Zeiten, in denen die Politik von der Bevölkerung<br />
verlangt, den Gürtel enger zu schnallen.<br />
In den letzten Monaten machten diverse Skandale rund<br />
um dieses Thema Schlagzeilen. Zwei davon sorgten für<br />
ganz besonderen Wirbel: Der Staatssekretär für Entwicklung<br />
und wirtschaftliche Zusammenarbeit, Alain Joyandet,<br />
schockierte die Nation damit, zu einer Versammlung auf<br />
Martinique mit dem Privatjet angereist zu sein, anstatt den<br />
täglichen Linienflug von Air France zu nehmen. Ein Vergnügen,<br />
das den Steuerzahler stolze 114.000 Euro kostete.<br />
Der andere Fall betraf den erst vor kurzer Zeit geschaffenen<br />
Posten des Staatssekretärs für die Hauptstadtregion. Der<br />
aktuelle Amtsinhaber Christian Blanc musste, nachdem<br />
die Presse den Skandal aufgedeckt hatte, 12.000 Euro für<br />
den Kauf von Zigarren, die er zu einem großen Teil privat<br />
konsumiert hatte, an den Staat zurückzahlen.<br />
Solche Exzesse bleiben heute nicht mehr unbedingt<br />
folgenlos, so wie es früher oft der Fall war. In einer Pressemitteilung<br />
erklärte der Elysée-Palast dazu im Sommer<br />
offiziell, dass « die Staatssekretäre Alain Joyandet und<br />
Christian Blanc die Regierung um ihre Entlassung gebeten<br />
hätten und dass der Präsident der Republik und der Premierminister<br />
ihre Gesuche akzeptiert haben ». Natürlich weiß<br />
man hinter vorgehaltener Hand, dass die beiden Herren<br />
kaum freiwillig ihre Ämter aufgeben wollten, sondern dass<br />
der Elysée-Palast aufgrund des öffentlichen Drucks unter<br />
Handlungszwang geriet und einen solchen Schritt einforderte.<br />
Trotz allem ist festzuhalten, dass das Verhalten der<br />
Staatssekretäre nicht unsanktioniert blieb.<br />
Es sind aber gar nicht nur diese Skandale, die sicherlich<br />
schockieren, aber meist auch ein persönliches Fehlverhalten<br />
beinhalten, die die Bürger in Aufregung versetzen, sondern<br />
die vielen kleinen Privilegien, die sich einige Politiker<br />
herausnehmen. Manche haben dabei durchaus etwas Anekdotenhaftes.<br />
Während niemand in Frage stellt, dass der<br />
Staatspräsident und die Kabinettsmitglieder der Regierung<br />
über Dienstwagen mit Chauffeuren verfügen, so nervt die<br />
Pariser schon lange, dass sie bei ihren Fahrten mit Blaulicht<br />
durch die Stadt rasen und sich damit über rote Ampeln und<br />
Staus hinwegsetzen. Eine Praxis, die, unabhängig von der<br />
jeweiligen Regierung, Überhand genommen hat. Inzwischen<br />
sah man sich aber zu einer Anweisung an die Ministerien<br />
gezwungen, sich im Straßenverkehr diskreter zu<br />
verhalten. Der Anfang für einen Mentalitätswandel wäre in<br />
diesem Bereich also gemacht.<br />
Kostspieliger für den Steuerzahler ist dagegen ein anderes<br />
Privileg: die Dienstwohnungen. Damit ist nicht gemeint,<br />
dass der französische Staatspräsident über herrschaftliche<br />
Privaträume im Elysée-Palast kostenlos verfügen darf, deren<br />
Pracht die deutsche Bundeskanzlerin vor Neid erblassen<br />
lassen müsste. Jeder Franzose gesteht diesem hohen Amt<br />
mit seinen Repräsentationspflichten dieses Privileg zu. In<br />
Frankreich besitzt aber auch jeder Präfekt als Vertreter des<br />
Staates in den Departements ein Anrecht auf eine repräsentative<br />
Bleibe. Meist handelt es sich dabei um sehr luxuriöse<br />
Anwesen, nicht selten gar um das schönste Palais der Stadt,<br />
bei denen Annehmlichkeiten wie Schwimmbad oder privater<br />
Tennisplatz zum gebotenen Komfort dazugehören. Hinzu<br />
kommen Haushaltshilfen, Gärtner, Chauffeure usw. Nichts<br />
scheint zu teuer, um die Macht des Staates zu symbolisieren.<br />
Aber ein konkretes Umdenken diesbezüglich ist auch nach<br />
der Machtübernahme von Sarkozy bisher nicht erkennbar.<br />
Das heißt aber nicht, dass das Thema Dienstwohnungen<br />
in den letzten Jahren völlig ignoriert wurde. Erste<br />
Einschränkungen wurden nämlich bereits veranlasst, allerdings<br />
nicht bei den Präfekten, sondern bei den Ministern.<br />
Während viele von ihnen bis vor kurzem noch über bis zu<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
mehrere hundert Quadratmeter große kostenlose Dienstwohnungen<br />
mitten in Paris – ein selbst für Gutverdienende<br />
unbezahlbarer Luxus – verfügen konnten, wurde die maximale<br />
Größe solcher Wohnungen inzwischen gesetzlich<br />
geregelt. So hat ein Minister nur noch ein Anrecht auf<br />
80 Quadratmeter, zuzüglich 20 Quadratmeter für jedes<br />
Kind. Außerdem müssen diese Dienstwohnungen nun bei<br />
der Steuererklärung des Ministers berücksichtigt werden.<br />
Ebenfalls ein absolutes Novum. Infolge dieser Neuregelung<br />
haben einige Minister, die ohnehin in Paris leben, bereits<br />
ihre Dienstwohnungen aufgegeben.<br />
Nachdem Nicolas Sarkozy 2007 in das höchste Staatsamt<br />
des Landes gewählt wurde, hat er zunächst sein eigenes Salär<br />
zwar um 170 Prozent erhöht und damit an das des Premierministers<br />
angepasst, wobei beide mit 19.500 Euro monatlich<br />
immer noch weit weniger als die meisten Spitzenmanager<br />
der Privatwirtschaft verdienen. Gleichzeitig hat er aber auch<br />
eine andere für das Land revolutionäre Neuerung eingeführt:<br />
die Veröffentlichung des Budgets des Präsidialamtes und die<br />
Überprüfung desgleichen durch den Rechnungshof und das<br />
Parlament. Bis zu dieser Maßnahme war nicht bekannt, wie<br />
viel Geld der französische Staatspräsident für seine Verwaltung<br />
und diverse Aktionen zur Verfügung hatte. Sarkozys<br />
Idee hinter dieser Reform ist simpel und passt zu seiner<br />
République irréprochable: Mehr Transparenz schaffen, damit<br />
das Volk weniger das Gefühl hat, dass die eigenen Volksvertreter<br />
über dem Gesetz stehen.<br />
Der Rechnungshof hat sich der neuen Aufgabe jedenfalls<br />
gestellt. Im letzten Bericht erkennt er an, dass sich im<br />
Elysée-Palast der Umgang mit Geld verbessert hat, dass<br />
aber auch noch diverse Anstrengungen unternommen werden<br />
müssen, insbesondere bei den Reisen des Präsidenten.<br />
Die Ausgaben dafür haben sich von 14 Millionen Euro im<br />
Jahr 2008 auf 19,7 Millionen Euro im Jahr 2009 erhöht. Die<br />
neue Transparenz könnte langfristig also die gewünschte<br />
Wirkung zeigen.<br />
In kleinen Dingen ist man im Elysée-Palast ohnehin<br />
sparsam geworden, zumindest wenn es sich gut nach außen<br />
kommunizieren lässt. So wurden die konventionellen Glühbirnen<br />
im ganzen Gebäude publikumswirksam durch neue<br />
Energiesparlampen ersetzt. Wobei der Ehrlichkeit halber<br />
erwähnt werden sollte, dass die neuen Sparlampen zukünftig<br />
ohnehin vorgeschrieben sind.<br />
Die Ministerien können dem Trend nach der neuen<br />
gewollten Bescheidenheit ebenfalls nicht entgehen. Neben<br />
den Neuregelungen für die Dienstwohnungen der Minister<br />
ist ein gewisser Mentalitätswandel auch in anderen Bereichen<br />
zu spüren. So bekommen eingeladene VIP-Gäste<br />
des Ministeriums für Forschung und höhere Bildung keine<br />
Hermès-Kravatte mehr als Präsent überreicht, sondern<br />
ein Buch, dessen Anschaffung weit weniger kostspielig ist.<br />
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen der Premierminister<br />
keine Skrupel hatte, mit einer Falcone der Republik am<br />
Wochenende in seinen Heimatwahlkreis zu fliegen. Außerdem<br />
will die Regierung tausende Fahrzeuge des 75.000 Autos<br />
starken staatlichen Fuhrparks, wobei hierzu nicht nur<br />
die eigentlichen Wagen der Regierung, sondern auch die<br />
öffentlicher Unternehmen wie den Autobahngesellschaften<br />
oder der Post zählen, abschaffen.<br />
Trotz dieses neuen Zeitgeistes kann aber auch nicht<br />
übersehen werden, dass manche Privilegien eine hartnäckige<br />
Überlebensdauer aufweisen. Dies gilt ganz besonders für<br />
einen Bereich, der die Franzosen in den letzten Monaten<br />
ganz besonders beschäftigte: die finanzielle Absicherung im<br />
Alter. Während von der allgemeinen Bevölkerung immer<br />
größere Zugeständnisse eingefordert werden, beispielsweise<br />
die Erhöhung des Renteneintrittsalters, bleiben Volksvertreter<br />
und höhere Beamte von tieferen Einschnitten bisher<br />
noch relativ unberührt bzw. haben eine sehr viel komfortablere<br />
Ausgangsbasis.<br />
So ist jeder Euro, den ein Abgeordneter der Nationalversammlung<br />
in die Pensionskasse einzahlt, 6,10 Euro wert,<br />
wenn er in Pension geht. Bei einem Senator sind es sogar<br />
7,40 Euro, bei einem Angestellten der Privatwirtschaft<br />
dagegen nur zwischen 0,87 und 1,51 Euro. Die Volksvertreter<br />
haben also ein rund siebenmal so vorteilhaftes<br />
Rentensystem wie die normalen Arbeitnehmer. Außerdem<br />
muss ein Abgeordneter oder Senator nur 22,5 Jahre lang in<br />
die Pensionskasse einzahlen, um später die höchstmögliche<br />
Pension ausgezahlt zu bekommen. In der Privatwirtschaft<br />
sind dafür normalerweise 41 Jahre notwendig. Selbst wenn<br />
ein Volksvertreter natürlich das Risiko trägt, eventuell<br />
nicht wiedergewählt zu werden, scheint diese große Differenz<br />
zwischen den beiden Systemen in den Augen von<br />
immer mehr Franzosen kaum mehr gerecht. Das Parlament<br />
hat deshalb auch kürzlich eingewilligt, dass eigene System<br />
überdenken zu wollen.<br />
Zu den Senioren im Land, die sich keine finanziellen<br />
Sorgen machen müssen, gehört auch Altpräsident Jacques<br />
Chirac. Seine Bezüge machten ebenfalls monatelang<br />
Schlagzeilen im Land. Denn neben den 5.250 Euro Pension<br />
für seine Tätigkeit als Präsident, erhält er auch 5.0<strong>30</strong><br />
Euro für seine Tätigkeit als Abgeordneter, 3.500 Euro<br />
für seine Tätigkeit am Rechnungshof und 5.000 Euro für<br />
seine Tätigkeit als Conseiller Général und Bürgermeister<br />
von Paris, summa summarum 18.780 Euro. Doch noch<br />
mehr als die hohe Summe regte die Menschen auf, dass es<br />
möglich ist, diverse Pensionsansprüche derart kumulieren<br />
zu können.<br />
Das Beispiel über die Altersabsicherung zeigt, dass die<br />
neue, von Nicolas Sarkozy vorgegebene, Marschrichtung<br />
noch lange nicht alle Privilegien erreicht hat. Dennoch<br />
wurde, wie die zuvor genannten Beispiele zeigen, in anderen<br />
Bereichen ein Mentalitätswandel eingeleitet. Er scheint auf<br />
den ersten Blick nachhaltiger zu sein als ähnliche Versuche<br />
in der Vergangenheit. Ob dem langfristig aber wirklich so<br />
ist, wird man erst in ein paar Jahren endgültig bewerten<br />
können. Eines ist aber auch sicher: Die Präfekten oder pensionierten<br />
Abgeordneten dürften noch ein paar nette Jahre<br />
vor sich haben.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 77
Kulturszene<br />
Katerine: Bla, bla, bla<br />
CD von Barclay<br />
CDs<br />
Philippe Katerine, den alle nur Katerine nennen, ist in<br />
der Musikszene eine Art « Ufo ». Der <strong>30</strong>-Jährige macht<br />
sich in seinen Texten scheinbar über alles lustig. Berühmt<br />
wurde er mit der zweideutigen Textzeile: « Lass<br />
mich nackt am Strand meine Banane essen », mit seinen<br />
Kostümen und selbst mit dem Cover seiner CD. Hinter diesen wenig<br />
seriösen Merkmalen verbirgt sich aber ein echter Liebhaber gefühlvoller<br />
Chansons. Mit Sicherheit eine Entdeckung in der Welt des französischen<br />
Pop <strong>2010</strong>.<br />
Raphaël: Pacific 231<br />
CD von Emi<br />
Zwei Jahre nach « Je sais que la terre est plate » (dt. Ich weiß, dass die Erde eine<br />
Scheibe ist) ist der Autor der mit Platin ausgezeichneten CD « Caravane » wieder<br />
zurück. Sein fünftes Album « Pacific 23 » wurde im letzten Winter in Paris<br />
produziert und beinhaltet 14 neue Stücke mit der so typischen, melancholischen<br />
Stimme des beliebten Sängers.<br />
Albrecht Mayer: Bonjour Paris<br />
CD von Decca<br />
Er ist mittlerweile Weltstar in seinem Fach, der Oboist der Berliner<br />
Philharmoniker Albrecht Mayer. Einen Teil seines Studiums absolvierte<br />
er in Paris, weswegen er seine gelungene neue Solo-CD der<br />
Stadt widmet, die er so liebt. Neben Werken von Debussy und Ravel<br />
finden sich auch hörenswerte Adaptionen von Stücken von Erik Satie<br />
für Oboe. Begleitet wird Mayer von der renommierten Academie of St.<br />
Martin in the Fields.<br />
A Real Live<br />
Originaltitel: Au voleur • Frankreich 2009, 96 min • Ein Film von Sarah Leonor mit Guillaume<br />
Depardieu, Florence Loiret-Caille, Jacques Nolot u. a. • Kinostart: 11. <strong>November</strong> <strong>2010</strong>, im<br />
Verleih von Projektor Filmverleih<br />
Es ist der letzte Film, für den der kürzlich verstorbene Guillaume Depardieu vor<br />
der Kamera stand. Darin spielt er einen Dieb, der einer jungen Frau erste Hilfe<br />
leistet – sie dabei aber erst einmal bestiehlt. Es entwickelt sich eine intensive Beziehung,<br />
die von Sarah Leonor sensibel in Szene gesetzt wurde. Mal wieder ein<br />
richtig französischer Liebesfilm – konsequent, romantisch, verstörend.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Gärten der Provence<br />
Bildband, 160 Seiten, Kosmos<br />
Bücher<br />
Mit diesem hochwertigen Band nimmt die Journalistin Gudrun Mangold ihre<br />
Leser mit auf eine Gartenreise durch die Provence. Neben den weiten Lavendelfeldern<br />
gibt es in der Region noch viel mehr zu entdecken. Die Wein- und<br />
Obstgärten, Parks voller Rosen oder Bambus und grüne Oasen mit traumhaften<br />
Teichen und Wasserfällen hat Bruno Preschesmisky auf 200 farbenfrohen Fotografien<br />
festgehalten. Geschmückt mit Mangolds Texten bringen sie den Leser<br />
wunderbar zum Träumen. Fernweh inklusive.<br />
Frédérique Deghelt: Frühstück mit Proust<br />
Roman, 288 Seiten, rütten&loening<br />
Jade will nicht zulassen, dass ihre geliebte Großmutter Mamoune von den Tanten in ein<br />
Altenheim abgeschoben wird und holt sie kurzerhand zu sich nach Paris. Für die beiden<br />
Frauen ist das der Beginn eines wahrlich ungewöhnlichen WG-Lebens. Eines Tages verrät<br />
Mamoune ihrer Enkelin ihr größtes Geheimnis: Seit Jahren liest sie heimlich Literaturklassiker.<br />
Jade, die ihre Großmutter nie mit einem anderen Buch als der Bibel gesehen hat, muss<br />
ihr Bild vom einfachen Leben Mamounes nun gründlich korrigieren. Ein Roman, der ans<br />
Herz geht und anregt, das eigene Leben zu reflektieren.<br />
Roland Barthes: Mythen des Alltags<br />
Essays, 325 Seiten, Suhrkamp<br />
Der Denker und Schriftsteller Roland Barthes ist im deutschsprachigen Raum<br />
nur einem kleineren Fachpublikum bekannt, in Frankreich dagegen gehört er<br />
zur ersten Riege der Philosophen. Die hier erstmals in einem Band vorliegenden<br />
Essays aus den 1950er-Jahren bieten einen leichten Einstieg in seine Denkweise.<br />
Was zum Beispiel steckt wirklich hinter den Fotografien des Harcourt-Studios?<br />
Und wieso muss ein Beefsteak blutig sein? Höchst luzide Antworten finden sich<br />
in diesem lesenswerten und anregenden Buch.<br />
Filme<br />
Carlos – Der Schakal<br />
Originaltitel: Carlos • Frankreich/Deutschland <strong>2010</strong>, 332 min • Ein<br />
Film von Olivier Assayas mit Edgar Ramirez, Anna Thalbach, Jule<br />
Böwe u. a. • Kinostart: 04. <strong>November</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Warner<br />
Der Mann, den man nur unter dem Decknamen Carlos kannte, galt<br />
über Jahrzehnte als der gefährlichste Terrorist der Welt. Anfangs<br />
von Regierungen aus dem Ostblock gedeckt, machten bald sämtliche<br />
Geheimdienste auf ihn Jagd. Bis er 1984 gefasst wird. Dieser<br />
außergewöhnliche Fünfstundenfilm erzählt auf spektakuläre Weise seine Geschichte.<br />
Mit dabei auch die gefeierte deutsche Jungschauspielerin Nora von Waldstätten.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 79
Art de vivre Champagner<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Champagner für alle!<br />
Gute Qualität für unter 15 Euro<br />
Als das Getränk überhaupt, mit dem freudige Ereignisse begossen werden,<br />
ist der Champagner auch das Getränk der Wahl zum Feiern des Jahreswechsels<br />
an Silvester. Kurz vor dem besonderen Abend beginnen die Franzosen, sich nach<br />
« ihrem » Champagner für dieses Jahr umzusehen. In dieser Ausgabe will Frankreich<br />
erleben einen kleinen Feldversuch unternehmen: Bekommt man in Frankreich<br />
einen Champagner für weniger als 15 Euro?<br />
Anfangen wollen wir unsere Recherche in einem der<br />
Traditionsgeschäfte für Wein: Wir klopfen an die Tür<br />
einer Filiale von « Nicolas », einer Kette, deren Zweigstellen<br />
man in jeder größeren Stadt Frankreichs findet. Die<br />
Firma hat einen guten Ruf, den sie sich seit ihrer Gründung<br />
1822 mit viel Fleiß erarbeitet hat. Natürlich hängt es von der<br />
Größe der Filiale ab, wie viele verschiedene Champagner vorrätig<br />
sind. In der unsrigen beginnen die günstigsten Champagner<br />
ohne Jahrgangsangabe bei 20 Euro pro Flasche. Für die<br />
besseren mit eigener Cuvée fangen die Preise bei 2<strong>30</strong> Euro an.<br />
Wir begreifen schnell, hier werden wir nicht fündig auf unserer<br />
Suche nach dem Champagner für weniger als 15 Euro.<br />
Versuchen wir es weiter bei einem unabhängigen Weinhändler<br />
im 15. Pariser Arrondissement. Ebenso wie « Nicolas<br />
» kann auch er uns keine Flasche zum gesuchten Preis<br />
anbieten. Bei ihm beginnt der günstigste Champagner bei<br />
23,50 Euro. Er erklärt uns aber, dass er von Zeit zu Zeit<br />
Sonderpreise für diese edlen Schaumweine hat. Er darf natürlich<br />
nicht mit Verlust verkaufen, das ist ja nicht erlaubt,<br />
aber er setzt den Preis dann so an, dass er keinen Gewinn<br />
erzielt. Er tut das hin und wieder als Werbeaktion für seine<br />
Kunden. Eine generelle Preisgestaltung dieser Art kann er<br />
sich aber nicht erlauben. « Sonst könnte ich meinen Laden<br />
gleich schließen, » sagt er. Letztlich bestärkt er uns darin,<br />
dass sich durchaus ein preiswerter Champagner finden lässt.<br />
Man muss nur Glück haben. Oder sich in die Gegend von<br />
Reims begeben, zu den Produzenten selbst.<br />
Bevor wir das auch wirklich tun und uns in den Osten<br />
Frankreichs aufmachen, besuchen wir noch einen der großen<br />
Supermärkte. Bei den riesigen Mengen, die hier täglich<br />
umgesetzt werden, müssen die Margen ein Schnäppchen<br />
doch zulassen. Wir betreten einen Monoprix, eine alte Supermarktkette<br />
in Paris. Und dort die Überraschung! Wir<br />
finden eine Flasche « Bruther Brut » für 12,96 Euro (ohne<br />
Jahrgangsbezeichnung). Auf dem Etikett sind aber keine<br />
weiterführenden Informationen und eine Verkäuferin, die<br />
uns helfen könnte, ist nirgends zu sehen. Wir würden schon<br />
gern wissen, was wir da kaufen. Denn kosten können wir<br />
ja nicht. Als wir weiter unschlüssig vor dem Regal stehen,<br />
erscheint neben uns ein anderer Kunde. « Ist der gut? », fragt<br />
er und deutet auf die Flasche in unserer Hand. Das gleiche<br />
fragen wir uns ja auch, und zucken die Achseln. Wir lassen<br />
diesen Champagner lieber im Regal und machen uns weiter<br />
auf die Suche.<br />
Jetzt geht es zu einem der großen Einkaufszentren,<br />
die sich überall an den Rändern der französischen Städte<br />
befinden. Hypermarché werden sie genannt. Weil sie sich<br />
außerhalb der teuren Innenstadtzonen befinden, sind sie<br />
meistens auch viel günstiger. Carrefour, Leclerc, Auchan –<br />
sie alle haben gemeinsam, dass sie sich untereinander einen<br />
unerbittlichen Preiskrieg liefern und in ihrer Kundenwerbung<br />
lautstark beteuern, dass es bei ihnen ganz gewiss am<br />
allergünstigsten sei. Wir entscheiden uns für eine Leclerc-<br />
Filiale im Nordwesten von Paris in Lavallois-Perret, einer<br />
eher kaufkräftigen Banlieue der Hauptstadt.<br />
Schwer einzuschätzen, wann es der richtige Moment für<br />
einen Besuch bei Leclerc ist. Wir jedenfalls platzen direkt<br />
in die großen Aktionswochen vom 22. September bis 2.<br />
Oktober, die « Weinmesse » genannt werden. Hier sollen<br />
außerordentliche Preise gelten. Und tatsächlich, zu unserem<br />
großen Erstaunen finden wir sofort eine Flasche « Marquis<br />
de Vauzelle brut » für nur… 9,99 Euro. Es ist sogar möglich,<br />
mit einem Verkäufer zu sprechen und Informationen einzuholen.<br />
Wir wollen natürlich sofort wissen, wie der Preis<br />
zustande kommt. « Das ist natürlich ein absolutes Schnäppchen<br />
», sagt uns der Mann. « Dieser Champagner ist wirklich<br />
exzellent, seine Perlen sind von einer großen Finesse,<br />
seine Nase ist fruchtig und er ist frisch und leicht… »<br />
Offensichtlich hat der Verkäufer den Text auswendig gelernt,<br />
der draußen auf den Werbeschildern zur Weinmesse<br />
prangt. Wir bleiben hartnäckig und wollen wissen, wie dieser<br />
Preis zustande kommt. « Aber ich versichere Ihnen, das<br />
ist ein echter Champagner! Wir haben für die Aktionswochen<br />
eben 40.000 Flaschen davon gekauft und so den Preis<br />
gedrückt. » Tatsächlich, das Etikett trägt die Bezeichnung<br />
AOC Champagne, das Siegel also, das garantiert, dass der<br />
Champagner echt ist. Auch das Emblem sieht echt aus und<br />
wird wohl kaum eine Kopie sein. Trotzdem bleiben wir skep-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 81
Art de vivre Champagner<br />
tisch, kaufen aber eine Flasche, um sie später zu probieren.<br />
Bei den Konkurrenten von Leclerc – wir statten Carrefour<br />
noch einen Besuch ab – ist ganz zufällig ebenfalls<br />
Weinmesse. Auch hier finden wir einen Champagner für<br />
9,95 Euro pro Flasche, einen « Charles d’Embrun Brut ».<br />
Offensichtlich schläft die Konkurrenz nicht. Auch hier<br />
nehmen wir eine Flasche, um sie später mit der von Leclerc<br />
zu vergleichen.<br />
Wir folgen nun endlich dem Rat unseres Pariser Weinhändlers<br />
und fahren in die Region, wo der Champagner<br />
produziert wird. Dort wird man doch sicher guten Champagner<br />
für wenig Geld bekommen. Mit dem Auto geht es in<br />
die Gegend zwischen Reims und Epernay – die Region für<br />
Champagner schlechthin also. Auf dem Weg dahin kommen<br />
wir an Fagnière vorbei, wo uns ein Leclerc-Supermarkt<br />
auffällt. Da halten wir doch sofort an, um die Weinabteilung<br />
zu überprüfen. Und tatsächlich: Es gibt einen « Laurence d.<br />
Brut » für 9,50 Euro. Hier schlagen wir auch zu und legen<br />
die Beute zu den anderen Flaschen in den Kofferraum. Unsere<br />
hübsche Sammlung wird langsam immer größer.<br />
Wir haben uns für die Tour zu den lokalen Champagner-<br />
Produzenten mit einigen von ihnen verabredet. Die meisten<br />
empfangen uns sehr herzlich in ihren Weingütern und erklären<br />
uns ihre Situation genauer. Denn sie haben es durchaus<br />
nicht leicht auf dem Markt für Champagner, der heute von<br />
einigen wenigen großen Häusern dominiert wird: Taittinger,<br />
Rothschild oder Mumm. Auch diese produzieren Champagner<br />
von sehr hoher Qualität, den sie in die ganze Welt exportieren.<br />
Auf sie ist es zurückzuführen, dass Champagner<br />
überall als Luxusgut zu einem hohen Preis angesehen wird.<br />
Für die kleinen Produzenten ist es beinahe unmöglich, in<br />
dieser Liga mitzuhalten. Selbst wenn ihr Champagner von<br />
gleich hoher Qualität ist, verfügen sie nicht über die großen<br />
Marketingbudgets, um es überhaupt in die Regale der teuren<br />
Restaurants und Hotels zu schaffen. Ein Ausweg aus dieser<br />
Situation ist neben der Mitgliedschaft in einer Winzergenossenschaft,<br />
welche das zentrale Marketing übernimmt,<br />
der direkte Abverkauf vom Weingut aus.<br />
So kommt es, dass alle Produzenten, die wir besuchen,<br />
ihren Champagner zu günstigen Preisen anbieten, da die<br />
Kosten für Zwischenhandel, Lagerung und Transport wegfallen.<br />
Ohne Probleme finden wir guten Champagner für<br />
unter 15 Euro. So günstig – um nicht « billig » zu sagen –<br />
wie in den Supermärkten zur Weinmesse sind die Flaschen<br />
aber nicht. Wie kommt das?<br />
Die Antwort ist einfach: In 2009 kauften die großen<br />
Champagnerhäuser den Winzern ihre Trauben zu Kilopreisen<br />
zwischen 4,80 und 5,80 Euro ab. Wenn man bedenkt,<br />
dass man 1,2 Kilogramm Champagnertrauben benötigt,<br />
um eine Flasche herzustellen, liegen die einfachen Kosten<br />
für die Flaschenproduktion bei 5,76 Euro bzw. 6,96 Euro<br />
– noch bevor der Champagner überhaupt ins Fass gerät.<br />
Wenn man nun noch die Kosten berücksichtigt, die bei der<br />
eigentlichen Kelterung und der zeitaufwendigen Lagerung<br />
entstehen, wird schnell klar, dass ein Preis von unter zehn<br />
Euro pro Flasche auf langfristige Sicht unrentabel ist. Ein<br />
solcher Preis kann nur zu den Marktbedingungen der großen<br />
Supermarktketten gehalten werden.<br />
Wieder nach Paris zurückgekehrt, beschließen wir,<br />
eine kleine Verkostung vorzunehmen. Es sind insgesamt<br />
zehn Flaschen. Weil wir selbst nicht so wirklich vom Fach<br />
sind, laden wir einige Experten dazu: Professionelle aus der<br />
Champagnerbranche und den Barkeeper eines renommierten<br />
Pariser Hotels. Ohne ihnen die Etiketten zu zeigen und<br />
erst recht, ohne den Preis der jeweiligen Flasche zu nennen,<br />
präsentieren wir ihnen den Champagner.<br />
Das Ergebnis ist erstaunlich: Keiner der Champagner<br />
wird ganz aus dem Rennen geworfen. Sicher, jeder Tester<br />
hat seine eigenen Vorlieben und kann die auch erklären,<br />
keiner aber findet einen der Champagner wirklich schlecht.<br />
Einhelliges Ergebnis ist aber auch, dass die billigen Champagner<br />
aus dem Supermarkt von allen am wenigsten positiv<br />
bewertet werden.<br />
Wir halten am Ende unserer Recherche also fest, dass<br />
es durchaus möglich ist, einen Champagner für weniger<br />
als 15 Euro pro Flasche zu finden. Solange man dabei<br />
darauf achtet, dass sie das Etikett der AOC Champagne<br />
trägt, wird man auch nicht zum Narren gehalten. Das ist<br />
das erste. Die andere Erkenntnis ist, dass die Qualität des<br />
Champagners nicht immer mit seinem (hohen) Preis in Verbindung<br />
gebracht werden muss. Wie so oft machen hier die<br />
Zwischenhändler einen Großteil des Preises aus. Und die<br />
dritte Erkenntnis: Man muss das Glück haben, einen der<br />
großen Supermärkte während der Weinmessen aufsuchen<br />
zu können. Oder man muss sich die Mühe machen, seinen<br />
Champagner direkt bei den Produzenten zu erwerben.<br />
Lieferadresse für günstigen Champagner<br />
Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich bei einer Frankreichreise<br />
mit günstigem Champagner einzudecken. Einige günstige<br />
Hersteller liefern aber auch direkt in den deutschsprachigen<br />
Raum, so<br />
Champagne Yvelines Prat<br />
9, rue des Ruisselots<br />
511<strong>30</strong> Vert-Toulon<br />
Telefon: +33 (0)3 26 52 12 16<br />
Fax: +33 (0)3 26 52 03 04<br />
E-Mail: info@champagneprat.com<br />
www.champagneprat.com<br />
Drei Sorten sind für unter 15 Euro zu haben:<br />
- Brut Tradition Yveline Prat für 13.20 Euro pro Flasche (75cl)<br />
- Demi-sec Yveline Prat für 13.20 Euro pro Flasche (75cl)<br />
- Cuvée Sélection Yveline Prat für 14.20 Euro<br />
pro Flasche (75cl)<br />
Preise jeweils zuzüglich Versandkosten.<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 83
Art de Vivre Armagnac<br />
700 Jahre und noch keine Falten:<br />
die Geschichte des Armagnac<br />
Armagnac findet man sowohl in den schicken Cocktailbars wie auch im Küchenschrank<br />
bei den Großeltern, besonders im Südwesten Frankreichs, von wo er stammt. Zwar wissen die<br />
meisten, dass es sich beim Armagnac um einen Weinbrand handelt, aber wer weiß schon,<br />
woraus er genau gemacht wird, oder wie man ihn am besten trinkt? In diesem Jahr feiert der<br />
Armagnac seinen 700. Geburtstag – für uns die Gelegenheit, ein bisschen mehr über die<br />
älteste Spirituose Frankreichs zu erzählen.<br />
Das erste, was man erwähnen muss, wenn man vom<br />
Armagnac spricht, ist natürlich sein Alter – 700<br />
Jahre hat er auf dem Buckel. Welcher Alkohol kann<br />
das schon von sich behaupten? Seit 1310 wird Armagnac<br />
produziert. Dass er ein paar besondere Eigenschaften haben<br />
muss, zeigen auch die heutigen Zahlen: 6,6 Millionen Flaschen<br />
wurden im Jahr 2008 verkauft.<br />
Dabei sind die 700 Jahre durchaus kein Marketing-<br />
Gag, die Zahl stützt sich auf historische Fakten. Es finden<br />
sich nämlich – im Gegensatz zu vielen anderen Alkoholika<br />
– sehr genaue Zeugnisse, die belegen, wann Armagnac das<br />
erste Mal produziert wurde. Grund dafür ist die Leidenschaft<br />
des Kirchenmannes Vital Dufour für die Medizin.<br />
Er lebte von 1260 bis 1327 und verfasste 1310 ein Buch über<br />
« Brände, die die Gesundheit und das Wohlbefinden bewahren<br />
». Eine frühe Form unserer heutigen Wellness-Ratgeber.<br />
Darin beschreibt er nicht weniger als 40 Wirkungen eines<br />
damals noch wenig bekannten Schnapses, der « Aygue ardente<br />
» genannt wurde – der Vorläufer des Armagnac.<br />
Auf der Liste der angeblichen Wirkungen finden sich<br />
viele, die uns heute schmunzeln lassen. Da wird etwa<br />
beschrieben, dass « die Röte aus Augen und Wangen verschwinde<br />
», dass « Tränen gestoppt » und bei mäßigem Genuss<br />
« die Sinne geschärft » würden, oder dass sich « Mut<br />
und Verwegenheit » einstelle, wenn man den Schnaps von<br />
Zeit zu Zeit trinkt. Da der Mönch auch aufschrieb, wie man<br />
das Getränk zuzubereiten habe, ist er indirekt mitverantwortlich<br />
dafür, dass mit dem Erscheinen des Nachdrucks<br />
seines Buches im Jahre 1531 die erste « Werbekampagne »<br />
Frankreichs für Alkohol ins Rollen kam. Die Kampagne<br />
hatte Erfolg – bald war das Wissen um den Armagnac in<br />
weiten Teilen des Landes verbreitet. Man findet eine Ausgabe<br />
des Buches sogar in den Archiven des Vatikans.<br />
War es nun der Erfolg des Buches von Vital Dufour<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Welchen Armagnac wie trinken?<br />
Armagnac<br />
Um den Käufern die Sache einfacher zu machen, gibt es<br />
seit 2009 ein Bewertungssystem, das auf allen Etiketten der<br />
Armagnac-Flaschen zu finden ist. Es ist in vier Kategorien<br />
aufgeteilt, die mit Quadraten symbolisiert werden:<br />
VS oder ***: Ein junger Armagnac von ein bis drei Jahren.<br />
Er wird hauptsächlich in der Küche genutzt, um eine Sauce<br />
zu verfeinern oder Geflügel oder Krustentiere zu flambieren.<br />
Häufig wird er auch für Süßspeisen verwendet.<br />
VSOP oder Napoleon: Ein Armagnac von vier bis neun Jahren.<br />
Er wird gern als Aperitif getrunken, einfach mit einem Eiswürfel<br />
oder mit Tonic-Wasser und einer Zitronenscheibe, und ist auch<br />
Grundzutat für Cocktails.<br />
XO oder Hors d’âge: Dieser Armagnac ist mindestens zehn<br />
Jahre alt. Er wird gerne als Digestif nach einem guten Essen<br />
getrunken. Oft reicht man ihn zum Kaffee oder – für die<br />
besonderen Kenner – zu einer Zigarre.<br />
XO Premium: Hier handelt es sich um einen mindestens 20<br />
Jahre alten Armagnac, der zudem noch sortenrein ist. Ein<br />
Spitzenweinbrand, dessen Extraklasse sich natürlich auch im<br />
Preis niederschlägt. Er wird regelrecht verkostet und zelebriert,<br />
gerne zum krönenden Abschluss eines geselligen Abends. Ein<br />
XO Premium ist ein typisches Präsent, wenn man etwas ganz<br />
Besonderes schenken möchte.<br />
Baron de Lustrac<br />
Jahrgänge mit Charakter<br />
www.armagnac-baron-de-lustrac.com<br />
oder lag es an der Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda? Jedenfalls hat der Armagnac<br />
nach einigen Jahrhunderten<br />
schon einen solchen Bekanntheitsgrad<br />
erlangt, dass um 1893 bereits eine<br />
Weinanbaufläche von 108.000 Hektar<br />
benötigt wurde, um die Nachfrage zu<br />
bedienen. Wie aber viele Weinanbaugebiete<br />
Frankreichs zu dieser Zeit, waren auch die Weinberge,<br />
auf denen die Trauben für den Armagnac wuchsen,<br />
1909 von der verheerenden Blattlausplage betroffen. Die<br />
Anbaufläche schrumpfte bis heute auf 20.000 Hektar, auf<br />
denen noch 800 Winzer produzieren.<br />
Seit 1936 gelten auch für den Armagnac die strengen<br />
Regeln einer AOC. Sie bestimmen genau, wo die Trauben<br />
für den Armagnac angebaut sein<br />
müssen. Drei Zonen gibt es: in den<br />
Landes, in Lot-et-Garonne und im<br />
Gers. Das Anbaugebiet im Westen<br />
« Bas-Armagnac » mit seinen sandigen,<br />
eisenhaltigen Böden liefert einen<br />
fruchtigen Alkohol. Das in der Mitte<br />
gelegene « Armagnac-Ténarèze » mit<br />
seiner ton- und kalkreichen Erde bringt einen stärkeren<br />
Weinbrand hervor, der für längeres Lagern gut geeignet ist.<br />
Im Gebiet « Haut-Armagnac » schließlich, das im Osten<br />
und Süden liegt, wird auf den besonders kalkhaltigen Boden<br />
ein Armagnac in verschiedene Geschmacksvarianten<br />
produziert.<br />
Vier Sorten Weißweintrauben werden für die Destillierung<br />
von Armagnac verwendet: Ugni-blanc, Folle Blanche,<br />
Baco und Colombard. Wenn der Schnaps aus der Destillieranlage<br />
gekommen ist, wird er erst einmal in 400-Liter-<br />
Eichenfässern gelagert, die aus dem Holz der Gascogne<br />
oder dem Limousin gefertigt sind. Diese Lagerung bewirkt<br />
die Anreicherung des Weinbrands mit Taninen und den<br />
Aromen des Holzes. Während dieser Zeit « verdampft » der<br />
Alkohol auf natürliche Weise durch die Poren der Holzfässer.<br />
Die Winzer nennen diese verschwindende Menge den<br />
Teil, « der den Engeln zusteht ».<br />
Wenn der Kellermeister entscheidet, dass der Reifeprozess<br />
abgeschlossen ist, verschneidet er Brände aus verschiedenen<br />
Altern und Geschmäckern. Für eine weitere Reifung<br />
wird der so komponierte Armagnac in alte Weinfässer gefüllt.<br />
Der Mindestalkoholgehalt beträgt 40 Prozent. Es gibt<br />
aber auch seltene alte Armagnac, die einen noch höheren<br />
Alkoholgehalt aufweisen.<br />
Der Armagnac hätte sich bei all dem Renommee auf<br />
den Lorbeeren seiner 700-jährigen Geschichte ausruhen<br />
und von dem Ruhm gut leben können. Das aber passt nicht<br />
zu den Produzenten – die haben nämlich 2005 eine neue<br />
Armagnac-Sorte entwickelt: den « Blanche d’Armagnac ».<br />
Diesen gab es zwar schon länger, er war aber nur echten<br />
Kennern bekannt und sehr selten. Der « Helle » enthält ein<br />
fruchtig-blumiges Aroma und wird anstatt in Holzfässern<br />
in neutralen Behältern aus Glas oder Edelstahl gelagert.<br />
Dadurch bleibt seine Farbe hell und durchsichtig. Dieser<br />
Armagnac wird in sehr eleganten Glasflaschen verkauft,<br />
wodurch der transparente Charakter des Brandes noch<br />
verstärkt wird. Er bekommt so ein modernes Image, bleibt<br />
aber seinen alten Wurzeln treu.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 85
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Heute möchte ich Ihnen ein typisches Gericht aus dem<br />
Südwesten vorstellen, das im ganzen Land sehr beliebt<br />
ist: Hühnchen auf Baskenart. Die Zubereitung steht<br />
und fällt mit der Verwendung guter Chilischoten, die<br />
im Baskenland hauptsächlich aus der Gegend um<br />
Espelette kommen. Es eignen sich aber auch Schoten von<br />
guter Qualität aus anderer Herkunft. Bon appétit!»<br />
Poulet<br />
basquaise<br />
Für 4 Personen • Zubereitungszeit: <strong>30</strong> min • Garzeit: 40 min<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Zutaten<br />
1 Hühnchen, zerteilt<br />
3 EL Olivenöl<br />
4 Fleischtomaten, enthäutet und<br />
in Spalten geschnitten<br />
je 2 rote und grüne Chilischoten, entkernt<br />
und in Streifen geschnitten<br />
3 Zwiebeln, in Scheiben geschnitten<br />
3 Knoblauchzehen, gehackt<br />
100 g Rohschinken, in Streifen geschnitten<br />
1 Glas trockener Weißwein<br />
½ TL Paprikapulver<br />
1 Bund Petersilie<br />
Salz und Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
• Das Öl in einem Bräter erhitzen und die Hühnerteile<br />
darin goldbraun braten. Das Fleisch herausnehmen<br />
und auf einem Teller ruhen lassen.<br />
• Im selben Bräter die Zwiebeln anbraten, auch herausnehmen<br />
und beiseite stellen. Danach in diesem<br />
Bratfett die Chilischoten zehn Minuten unter<br />
ständigem Rühren schmoren lassen. Den Schinken<br />
dazu geben, anbraten und alles nach kurzer Zeit<br />
ebenfalls herausnehmen und beiseite stellen.<br />
• Nun die Hähnchenteile wieder in den Bräter legen<br />
und kurz anbraten, salzen, pfeffern und mit dem<br />
Paprika pulver bestreuen. Den Schinken, die Schoten<br />
und die Zwiebeln hinzugeben, kurz scharf<br />
anbraten und mit dem Weißwein ablöschen.<br />
Fünf Minuten kochen lassen, danach die<br />
Tomaten und den Knoblauch hinzugeben.<br />
• Den Bräter zudecken und den Inhalt 40 Minuten<br />
bei schwacher Hitze köcheln lassen.<br />
Serviervorschlag<br />
• Sehr heiß servieren und mit Petersiliensträußchen<br />
garnieren. Dazu passen Reis und<br />
mit Knoblauch geröstete Croûtons.<br />
Weinempfehlung<br />
• Hier ist ein Wein aus dem Baskenland der ideale<br />
Begleiter, etwa ein Irouléguy. Da baskische<br />
Weine außerhalb Frankreichs schwer zu bekommen<br />
sind, kann auch ein Médoc, Saumur-<br />
Champigny oder ein Chinon gewählt werden.<br />
Tipp<br />
• Die Chilischoten im Ofen grillen, anstatt<br />
sie zu schmoren. Danach enthäuten und wie<br />
beschrieben zu den Zutaten geben.<br />
• Dieses Gericht lässt gut am<br />
nächsten Tag wieder erwärmen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 87
Art de Vivre Gastronomie<br />
Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (5)<br />
Kiezrestaurants<br />
Das gute Restaurant « um die Ecke » ist sicherlich besonders schwer zu finden, wenn<br />
man in einer Stadt nicht zu Hause ist. Besonderes Merkmal dieser Restaurants ist eine<br />
gewisse authentische Atmosphäre und ein hoher Anteil von Stammgästen. Es geht<br />
mehr ums gute Essen und den netten Plausch mit den Nachbarn bzw. dem Wirt als<br />
um ein außergewöhnliches Dekor oder eine hippe Adresse.<br />
Le Café du Commerce<br />
Nur wenige Schritte vom Eiffelturm und den Champs de Mars entfernt<br />
hat sich das Café du Commerce, dessen Name sich von der Straße<br />
ableitet, in der es liegt, der Rue du Commerce, zu einer Institution für<br />
die Bewohner des Viertels entwickelt. Dabei kann das Restaurant auf<br />
eine lange Vergangenheit zurückblicken. Gegründet wurde es bereits<br />
1921. Damals war es eine der Anfang des Jahrhunderts in Mode kommenden<br />
Gaststätten, in denen die Arbeiterklasse günstig essen konnte. Bouillons<br />
parisiens (abgeleitet von bouillon, dt. Brühe) nannte man diese Etablissements<br />
im Volksmund.<br />
Noch heute kommt man in das Café du Commerce, um einen Kaffee zu<br />
trinken, die Zeitung zu lesen oder gut und schnell zu speisen. Besonders beliebt<br />
sind dabei die Klassiker der französischen Küche, die man in vielen anderen<br />
vornehmen Pariser Restaurants gar nicht mehr findet. Zum Beispiel l’œuf<br />
dur mayonnaise (hart gekochtes Ei mit Mayonnaise), les harengs pomme à l’huile<br />
(eingelegter Hering mit Kartoffeln) oder les poireaux vinaigrettes (Lauch mit<br />
Vinaigrette).<br />
Der Service ist professionell und flink, liebt aber<br />
nicht die großen Phrasen, was zur besonderen Aura der<br />
Brasserie gehört. Die Stammgäste nehmen gerne einen<br />
Tisch im Erdgeschoss nahe der Bar oder der Küche, um<br />
mitten im Geschehen zu sein. Im Sommer lässt sich das<br />
Dach der über drei Etagen gehenden Brasserie außerdem<br />
öffnen, so dass die Sonne in das Innere des Restaurants<br />
gelangt. Zudem lockt ein kleiner Außenbereich.<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Le Rocher de Cancale<br />
Das Gebäude, in dem sich das Restaurant befindet,<br />
stammt aus dem 18. Jahrhundert. Balzac<br />
kehrte hier gerne zum Mittagessen ein und die<br />
Fresken in der ersten Etage stehen unter Denkmalschutz.<br />
Eigentlich hat Le Rocher de Cancale<br />
alles, um ein geschichtsinteressiertes Publikum<br />
anzuziehen, dem die Örtlichkeit am Ende vielleicht<br />
wichtiger wäre als das Essen auf den Tellern.<br />
Doch genau dies ist erstaunlicherweise nicht<br />
passiert. Das Speiselokal ist ein restaurant de quartier<br />
geblieben, in dem sich die Menschen aus der<br />
Nachbarschaft einfinden.<br />
Die gute französische Küche, die man hier als<br />
Gast gereicht bekommt, ist sicherlich ein wichtiger<br />
Grund dafür. Ob einer der reichhaltigen Salate,<br />
ein carré d’agneau au romarin (Lammfleisch mit<br />
Rosmarin), ein bœuf à la moutarde (Rindfleisch mit<br />
Senfsoße) oder ein mi-cuit au chocolat (Schokoladennachtisch), alles<br />
schmeckt fantastisch. Viele der Gäste sind Stammgäste, die gerne<br />
Ratschläge zu der Weinkarte an Neuankömmlinge weitergeben.<br />
Chez Antoine<br />
Das deutsch-französische Paar<br />
Cornelia und Antoine betreibt das<br />
kleine Restaurant im schicken 16.<br />
Arrondissement nun schon seit Jahren.<br />
In der ganzen Zeit hat sich aber<br />
eines nicht geändert: Chez Antoine<br />
ist ein Restaurant, in dem sich vor<br />
allem Stammgäste des Viertels<br />
wohlfühlen, die den beiden oft mit<br />
Namen bekannt sind. Das Ambiente<br />
ist freundlich und authentisch.<br />
Cornelia freut sich zudem, wenn sie<br />
mit ihren Gästen auf Deutsch sprechen<br />
kann.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 89
Art de Vivre Gastronomie<br />
Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (5)<br />
Page35<br />
Das Page35 im Herzen<br />
des Marais beweist,<br />
dass man ein typisches<br />
Kiezrestaurant sein kann<br />
und trotzdem keine<br />
eingestaubte Inneneinrichtung<br />
aus dem letzten<br />
Jahrhundert haben muss.<br />
Das Interieur ist modern<br />
und farbenfroh, das Team<br />
jung und dynamisch, die<br />
Küche traditionell und<br />
experimentierfreudig zugleich.<br />
Dies führte dazu,<br />
dass sich die Adresse<br />
schnell bei den Menschen<br />
des Viertels herumsprach<br />
und heute gerne von<br />
Stammgästen frequentiert wird. Ein eher rares Phänomen im ansonsten sehr<br />
touristischen Marais.<br />
Gereicht werden ein menu terroir (Menü mit lokalen Spezialitäten), ein<br />
menu gourmand (Genießermenü) und ein menu breton (bretonisches Menü). Zu<br />
den begehrtesten Speisen des Hauses gehört die Vorspeise œufs cocotte au fois<br />
gras et ses mouillettes (in einer Auflaufform gebackene Eier mit Gänsestopfleber<br />
und Brotkrumen) sowie ein crèpe au salidou (ein Crèpe mit weichem Karamell<br />
aus halbgesalzener Butter).<br />
Le Café du Commerce<br />
51, rue du Commerce<br />
75015 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 75 03 27<br />
Täglich 12.00 – 15.00 Uhr<br />
& 19.00 – 24.00 Uhr<br />
Vorspeisen um die 5,00 Euro,<br />
Hauptgerichte von 14,00 bis 19,00 Euro,<br />
Desserts um die 6,00 Euro<br />
Le Rocher de Cancale<br />
78, rue de Montorgueil<br />
75008 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 33 50 29<br />
Täglich 8.00 – 2.00 Uhr<br />
Salate von 11,00 bis 15,00 Euro,<br />
Hauptspeisen um die 16,00 Euro,<br />
Desserts um die 8,00 Euro<br />
Page35<br />
4, rue du Parc Royal<br />
75003 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 54 35 35<br />
Di – Fr 11.<strong>30</strong> – 15.00 Uhr & 19.00 –<br />
23.00 Uhr, Sa & So 11.<strong>30</strong> – 23.00 Uhr<br />
(durchgehende Küche)<br />
Vorspeisen von 7,00 bis 11,00 Euro,<br />
Hauptgerichte von 12,00 bis 16,00<br />
Euro, Desserts von 5,00 bis 8,00 Euro,<br />
Mittagsmenü für 13,90 Euro<br />
Chez Antoine<br />
97, avenue de Versailles<br />
75016 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 27 15 74<br />
Mo – Fr 12.00 – 14.00 Uhr<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
The Studio<br />
Unter der Woche ist dieses Tex-Mex-Restaurant im Marais ein Lokal wie<br />
viele andere in dem Stadtteil auch. Doch beim Brunch<br />
am Wochenende mutiert The Studio zu einem Ort, an<br />
dem sich die Menschen aus dem Viertel treffen. Dann<br />
fühlt man sich dort fast wie in einer großen Familie. Es<br />
wird geredet und gelacht, man erzählt sich die Neuigkeiten<br />
der letzten Wochen und die Kinder spielen in dem<br />
schönen Innenhof aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich<br />
das Restaurant befindet – gleich neben dem Café de la<br />
Gare, einem bekannten Veranstaltungssaal und keinem<br />
Café, wie der Name vermuten lässt. Allerdings ist es<br />
schwierig, fürs Brunchen überhaupt einen Platz zu bekommen.<br />
Der Versuch ist es jedoch wert.<br />
Le 51<br />
Das Restaurant, das sich in der neuen Cinémathèque von Paris befindet, ist aufgrund<br />
seines Konzepts zu einem restaurant de quartier geworden, obwohl man das<br />
bei der Lage auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Ein riesiger Holztisch zieht<br />
sich wie eine Schlange durch das Restaurant und setzt sich nach draußen hin fort.<br />
Die Leute setzen sich gemeinsam an diesen großen Tisch und kommen gewöhnlich<br />
schnell ins Gespräch miteinander.<br />
Das Konzept findet sich auch auf der Speisekarte wieder. Die Gerichte sind simpel<br />
und bezahlbar. Das ganze Jahr wird vor dem Restaurant zudem gegrillt, so dass gegrilltes<br />
Fleisch und Spanferkel zu den Spezialitäten gehören. Auch das pavé de bœuf sauce<br />
girolles (Rindfleisch mit Pfifferlingen) ist längst ein Klassiker unter den Stammgästen.<br />
In den letzten Ausgaben: Die Brasserien und Restaurants der Stars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26), Restaurants mit Ausblick<br />
(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27), ungewöhnliche Restaurants (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28). Weinbars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29). In der nächsten<br />
Ausgabe: Design-Restaurants.<br />
& 20.00 – 22.00 Uhr<br />
Gerichte von 15,00 bis 25,00 Euro<br />
The Studio<br />
41, rue du Temple<br />
75004 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 74 10 38<br />
Täglich 12.00 – 24.00 Uhr<br />
Vorspeisen um die 7,00 Euro,<br />
Hauptgerichte um die 17,00 Euro<br />
Brunch (jeden Samstag- und<br />
Sonntagmittag) für 20,00 Euro<br />
einschließlich kalter und warmer<br />
Getränke<br />
Le 51<br />
51, rue de Bercy<br />
75012 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 58 51 10 91<br />
Mi – So 10.00 – 23.00 Uhr,<br />
Mo 10.00 – 17.00 Uhr<br />
Mittagsmenü zwischen 14,00 und<br />
17,00 Euro, Abendmenü zwischen<br />
19,00 und 24,00 Euro<br />
4<br />
17.<br />
8.<br />
2<br />
16 .<br />
7.<br />
1<br />
15.<br />
18 .<br />
19.<br />
10 .<br />
9.<br />
1. 2. 3. 3 20.<br />
5 11.<br />
4.<br />
6. 5. 12 .<br />
6<br />
14.<br />
13 .<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 91
Frankreich praktisch<br />
Pariser Eikaufsstraßen<br />
Die französische Hauptstadt ist ein Paradies für alle Shopping-Liebhaber.<br />
Das Angebot an Geschäften und Waren scheint endlos. Doch wohin muss man gehen,<br />
wenn man nicht nach Teurem, Individuellem und Exotischem, nicht nach einem modernen<br />
Shoppingcenter, sondern nach der klassischen Einkaufsstraße mit Kaufhäusern und Filialen<br />
internationaler Ketten sucht? Eine Auswahl der wichtigsten Einkaufsstraßen von Paris.<br />
Rue de Rivoli (1. & 4. Arrondissement)<br />
Die mehrspurige Einbahnstraße, auf der viele Autos und Busse<br />
die Stadt von Osten nach Westen durchqueren, ist die wichtigste<br />
Einkaufsstraße im Herzen der Millionenmetropole. Die größeren<br />
Läden beginnen mit dem Kaufhaus BHV auf der Höhe des Hôtel<br />
de Ville im 4. Arrondissement und ziehen sich bis kurz vor den<br />
Louvre im 1. Arrondissement. Dazwischen findet man die allseits<br />
bekannten Ketten, insbesondere aus dem Bereich Mode und<br />
Sport. Allerdings sind die recht schmalen Bürgersteige dem großen<br />
Ansturm von Menschen kaum gewachsen<br />
und Autoabgase und -lärm machen<br />
einen Bummel nicht gerade zu einem<br />
gemütlichen Ereignis. Die Rue de Rivoli<br />
ist genau dann die richtige Wahl, wenn<br />
man gezielt Einkäufe erledigen will und<br />
dabei vor allem eine große Auswahl<br />
an Filialen wünscht. Außerdem kann<br />
man gut einen Abstecher ins riesige<br />
unterirdische Shoppingcenter von Les<br />
Halles einplanen.<br />
Rue de Rennes<br />
(6. Arrondissement)<br />
Die Rue de Rennes ist zwar auch<br />
befahren, allerdings nur auf einer Spur in<br />
jede Richtung, so dass es hier viel ruhiger<br />
zugeht. Die Einkaufsstraße ist in gewisser<br />
Weise das Gegenstück zur Rue de Rivoli am linken<br />
Seine-Ufer. Zwischen der Kirche Saint-Germain-des-Prés bis zum<br />
Tour Montparnasse erstrecken sich die wichtigsten Modeketten, aber<br />
auch einige Bistros und eine große fnac-Filiale kann man hier finden.<br />
Das Publikum ist eher etwas gehoben, ganz wie es dem Klischee des<br />
Rive Gauche entspricht. Unterwegs kann man zudem einen kleinen<br />
Umweg zum nahen Kaufhaus Le Bon Marché einlegen, einem der<br />
großen traditionellen Pariser Konsumtempel.<br />
Rue du Commerce (15. Arrondissement)<br />
Wer es noch ruhiger mag, der ist in der Rue de Commerce richtig<br />
aufgehoben. Die nur einspurige Einbahnstraße mit ihren eher<br />
niedrigen Häusern wirkt zum Teil fast kleinstädtisch. Die Rue du<br />
Commerce gehört traditionell nicht zu den « großen » Einkaufsstraßen<br />
der Stadt, entwickelt sich aber immer mehr in diese Richtung,<br />
seitdem internationale Ketten an der Straße ihre Filialen eröffnen. Die<br />
Bewohner des 15. und des angrenzenden 7. Arrondissements sind<br />
zudem eine gern gesehene, zahlungskräftige Kundschaft.<br />
Avenue des Ternes (17. Arrondissement)<br />
Zahlungskräftig sind auch die meisten Kunden, die in der Avenue des<br />
Ternes nordwestlich des Triumphbogens unterwegs sind. Tagsüber<br />
erledigen dort vor allem die viele Angestellten der umliegenden<br />
Büros ihre Einkäufe. Nach Feierabend und am Wochenende kommen<br />
dann die gutbürgerlichen Anwohner des Arrondissements sowie<br />
Pariser aus der ganzen Stadt in die Avenue des<br />
Ternes zum Shoppen. Das Angebot an Läden<br />
ähnelt dem der Rue de Rivoli. Die Fahrbahn<br />
ist sogar noch breiter, dennoch wirkt die<br />
Einkaufsstraße etwas weniger hektisch als ihr<br />
Pendant im 1. bzw. 4. Arrondissement.<br />
Boulevard Haussmann<br />
(9. Arrondissement)<br />
Der Boulevard Haussmann zwischen der Rue<br />
de la Chaussée D’Aantin und der Rue du<br />
Havre nördlich der Garnier-Oper ist ebenfalls<br />
eine der ganz großen Einkaufsstraßen<br />
der französischen Hauptstadt. Allerdings<br />
dominieren hier vor allem zwei große<br />
Kaufhäuser, die sich jeweils über mehrere<br />
Gebäude erstrecken, das Angebot: Les<br />
Galeries Lafayette und Printemps. In ihrem<br />
Umfeld siedelten sich aber ebenso weitere<br />
Ketten wie C&A, H&M usw. an. Der Boulevard Haussmann<br />
eignet sich auch für einen Shoppingbummel bei schlechtem Wetter,<br />
da einige Bürgersteige überdacht sind und man ansonsten ohne<br />
Probleme viele Stunden in den beiden Kaufhäusern verbringen kann.<br />
Champs-Elysées (8. Arrondissement)<br />
Natürlich darf bei einer Aufzählung der wichtigsten Pariser<br />
Einkaufsstraßen der Boulevard aller Boulevards nicht fehlen: die<br />
Champs-Elysées. Denn die Prachtmeile ist längst nicht mehr nur ein<br />
Hort edler Boutiquen und zahlreicher Bistros bzw. Kinos. Einige große<br />
Filialisten sowie ein Virgin Megastore und eine große fnac-Filiale<br />
haben sich ebenfalls eine Adresse an dieser berühmten Avenue<br />
gesichert. Außerdem sind einige Läden entlang der Champs-Elysées<br />
bis spät in den Abend geöffnet, so dass man hier noch shoppen<br />
kann, wenn woanders bereits die Türen geschlossen werden.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Arte-Programm<br />
Dienstag, 09.11.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Der Liebhaber<br />
Spielfilm, Frankreich/Großbritannien 1991<br />
Ein französisches Schulmädchen, das mit seiner Familie während der<br />
1920er-Jahre in Vietnam lebt, lernt einen reichen, jungen Chinesen kennen<br />
und wird seine Geliebte. Während er auf diskrete Weise ihre verschuldete<br />
Familie finanziell unterstützt, gibt sie vor, nur des Geldes wegen mit ihm<br />
zusammen zu sein. Doch nach ihrer Abreise erkennt sie, dass sie wirklich in<br />
ihn verliebt war…<br />
Sonntag, 14.11.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Pariser Impressionen<br />
Themenabend<br />
Die französische Hauptstadt ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine<br />
Projektionsfläche von Träumen, Sehnsüchten und Wünschen. Literaten,<br />
Maler, bildende Künstler, Fotografen und Filmschaffende entdeckten die<br />
Stadt und ihren Wandel als Motiv oder Kulisse. Sie alle dokumentieren<br />
in ihren Werken auch die Umgestaltung der Metropole zu einer modernen<br />
Großstadt. Das Liebesdrama « Die Liebenden von Pont-Neuf » von<br />
Léos Carax aus dem Jahre 1991 bildet den Auftakt des Themenabends<br />
über die Faszination der französischen Metropole. Anschließend folgt<br />
der dokumentarische Streifzug « Die Impressionisten in Paris – Eine<br />
Metropole im Umbruch ».<br />
Montag, 15.11.<strong>2010</strong>, 22.50 Uhr<br />
Patrice Chéreau –<br />
Leidenschaft für den Körper<br />
Dokumentarfilm<br />
Patrice Chéreau gilt als « Theater-Wunderkind ». Mit 22 Jahren übernahm<br />
er die Leitung des Théâtre de Sartrouville, mit 25 Jahren inszenierte er seine<br />
erste Oper. Zu Beginn seiner Arbeit in den 1960er-Jahren revolutionierte er<br />
die Formen des theatralischen Ausdrucks und entstaubte die noch in den bürgerlichen<br />
Konventionen des 19. Jahrhunderts gefangene Oper. In diesem Film<br />
ermöglicht er Einblicke in sein Handwerk sowie in die Fragen und Zweifel, die<br />
ihn bei seiner rastlosen Arbeit erfüllen. Dabei zieht er Bilanz über das, was er in<br />
seiner Epoche erlebt und erlitten hat, was er jetzt ist und was er noch sucht.<br />
Montag, 27.12.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Eselshaut<br />
Spielfilm, Frankreich 1970<br />
Nach dem Tod der Königin hält der König nur eine einzige Frau für<br />
würdig, seine neue Gemahlin zu werden: die eigene Tochter. Doch die hört<br />
auf den Rat der Fee Lilas, von einer solchen Bindung abzusehen, und flieht.<br />
Um unerkannt zu bleiben, versteckt sie sich unter einer Eselshaut. Doch ein<br />
junger Prinz macht sich auf die Suche nach ihr.<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Ich bin Leser und inzwischen<br />
Abonnent Ihres Magazins ab<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1. Da ich teilweise<br />
mit meiner Frau in Frankreich<br />
lebe, interessieren mich Ihre Themen<br />
sehr. Dieses Mal habe ich<br />
Ihnen einmal einen Vorschlag für<br />
ein wunderschönes Thema zu machen:<br />
La Fête Soulac 1900. Das<br />
Fest findet jedes Jahr am ersten<br />
Juni-Wochenende statt und ist<br />
mehr und mehr die Attraktion im<br />
Südwesten Frankreichs. Ich würde<br />
mich freuen, wenn ich Ihnen einen<br />
brauchbaren Tipp gegeben hätte.<br />
Herwart Reh, Trier<br />
Ayant vu votre prévue pour le<br />
prochain journal no 28, je me suis<br />
plongé sur mes vieilles photos de<br />
l’Ile de Tatihou, car il me semblait<br />
avoir déjà vu la photo avec le bateau<br />
et l’ile au fond. J’ai la même photo<br />
en noir et blanc qui date de 1953.<br />
En 1953, j’ai passé d’excellents vacances<br />
avec un groupe d’écoliers de<br />
Sarrebruck en colonie de vacances<br />
sur cette île avec des jeunes Français<br />
de la Manche. On avait tous<br />
l’âge de 14 ou 15 ans.<br />
Günter & Gisela Köhl, Neuendettelsau<br />
Félicitations! Auch als Franzose<br />
finde ich Frankreich erleben<br />
sehr informativ und schön gestaltet.<br />
Die tollen Bilder und guten<br />
Berichte animieren mich, mein<br />
Land besser kennenzulernen. Wir<br />
wohnen im Elsass und meine Frau<br />
ist aus Deutschland. Ich freue<br />
mich jedes Mal, wenn mir meine<br />
Schwiegermutter die neue Ausgabe<br />
Ihres Magazins schenkt. Auf<br />
diesem Wege auch an sie, herzlichen<br />
Dank. Das einzige was ich<br />
mir wünschen würde, wäre, bei<br />
Ihren Empfehlungen von Lokalen,<br />
Hotels usw. ein paar Preisangaben<br />
zu bekommen. Ansonsten bin ich<br />
begeistert und freue mich auf die<br />
nächste Ausgabe. Merci.<br />
Pierre Schitter, per E-Mail<br />
Heute traf Ihr Magazin ein. Es<br />
ist wunderbar, wie fast alle Ausgaben<br />
Ihrer Zeitschrift. « Fast »<br />
nur deshalb, weil wir ganz auf den<br />
Norden fixiert sind; doch die Themenvielfalt<br />
von Frankreich erleben<br />
lässt ja absolut nichts zu wünschen<br />
übrig. DOCH! Dass das Magazin<br />
prosperieren und seinem Verleger<br />
Glück und Erfolg bescheren<br />
möge. So etwas Feines aus einem<br />
so kleinen Verlag! Inhalt, Layout,<br />
Papier, alles 1a. Auch mit der<br />
Berlin-Zeitschrift viel, viel Erfolg.<br />
Karin und Leon Mengden, Hamburg<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail:<br />
Per Brief:<br />
Leserbriefe<br />
leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe<br />
Globus Medien GmbH - Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />
Per Fax: +49 (0)<strong>30</strong> 920372065<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />
einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />
findet die Nennung im Impressum statt.<br />
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ISSN: 1861-4256<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33<strong>30</strong>0 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
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Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Florence Boyer, Chantal Cobac, Dominique<br />
Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Olivier Huonnic,<br />
Marie Lardière, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Jessica Schulz, Susanne Ziegler<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />
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oben nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Ajc Presse •<br />
S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Henri Gaud, Association des sites du<br />
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S.6: Serge Robin; Ajc Presse; Nicolas Larento, Fotolia; • S.8: Jan<br />
Grasshoff, Globus Medien; Apple; DR • S.10: Jan Grasshoff, Globus<br />
Medien • S.11: Jean-Philippe Baltel, Sipa Press, Collection CIVC;<br />
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Galerie des Glaces / Château de Versailles; DR • S.14-20: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.24-31: Jan Grasshoff, Globus Medien; Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S. 32-33: Henri Gaud, Association des sites du<br />
Pays Cathare • S.35: Henri Gaud, Association des sites du Pays<br />
Cathare • S.38: Cécile Deschamps, Comité Départemental du<br />
Tourisme (CDT) Aude; Henri Gaud, Association des sites du Pays<br />
Cathare • S.40-41: Serge Robin, Ajc Presse • S.42-47: Serge Robin,<br />
Ajc Presse; B.Ruiz, Siba • S.48-53: Serge Robin, Ajc Presse • S.54-<br />
59: Serge Robin, Ajc Presse • S.60-66: Jan Grasshoff, Globus<br />
Medien • S. 68-69: Chantal Cobac für Frankreich erleben • S.72-<br />
75: Serge Robin, Ajc Presse • S. 78-79: DR • S.80:Michel Jolyot,<br />
CIVC • S.83: Françoise Peretti, CIVC • S.84-85: Bureau National<br />
Interprofessionnel de lʼArmagnac • S.86-87: M.Albert, Ajc Presse<br />
• S.88: Café du Commerce • S.89-90: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S.91: Serge Robin, Ajc Presse; Le 51• S. 92: iStock, LoopAll • S.93:<br />
Arte, DR • S.98: Jan Grasshoff, Globus Medien; Office du Tourisme<br />
dʼAvignon; Serge Robin, Ajc Presse.<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Übersicht der Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
14<br />
Gärten in Paris – Oasen der Ruhe 29<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 29<br />
Hauptstadt (4) – Weinbars<br />
Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Stadtentwicklung – Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />
Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />
Versailles – Das eigentümliche Paradies der Maire- 27<br />
Antoinette<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 27<br />
Hauptstadt (2) – Restaurants mit Ausblick<br />
Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />
26<br />
Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />
Eine Riesin im Bistro – Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 25<br />
Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />
Pariser Stadtentwicklung – Seine Métropole - Reicht 25<br />
Paris bald bis ans Meer?<br />
Hauptstadt der Liebe – Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht – Eine romantische Reise<br />
24<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />
22<br />
Szeneviertel<br />
Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />
Zweiten Weltkrieg<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />
12<br />
Verhägnis wird<br />
Barbizon - Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />
12<br />
Fahrradrevolution<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />
9<br />
Arrondissement<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />
7<br />
Publikum<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />
1<br />
Metropole<br />
Hotel<br />
The Five Hotel, Paris 26<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Symbole der Freiheit – Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />
urigem Humor<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille<strong>30</strong>00, die Verwandlung 6<br />
geht weiter<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Höhenrausch in den Vogesen – Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass – Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epinal – Stadt der Parks und Museen 25<br />
Champagne – Die Champs-Elysée des<br />
23<br />
Schaumweins<br />
Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />
11<br />
Leitmotiv<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />
8<br />
Dörfern des Elsass<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />
Grenze<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
Museumotel L'Utopie (Raôn-l'Etape) 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Belfort, charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />
Geschichte<br />
Cluny und Flavigny – Eine Reise ins<br />
24<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />
Saline von Arc-et-Senans<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />
Nivernais<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />
des Jura<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Azay-le-Rideau – Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Normandie – Die fantastische Reise zur Ile de 28<br />
Tatihou<br />
Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Landungsküste – Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />
der Alliierten<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Ile de Bréhat 29<br />
Dinan – Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />
des Meeres<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />
vor der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Bassin d'Arcachon – Auf den Spuren der<br />
28<br />
Austernzüchter<br />
Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Périgord – Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Loirequelle – Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi – Eine Nacht zwischen Himmel und 27<br />
Erde<br />
Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />
26<br />
Vulkane<br />
Volvic – Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />
24<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />
Vulkane<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />
zwei Meeren<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Gefiederte Freunde – Vogelpark von Villars-les- 28<br />
Dombes<br />
Ardèche – Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon - Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Avenue Lodge Hotel (Val d'Isère) 28<br />
Helvie, Val-les-Bains (Ardèche) 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Montpellier – Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />
«Toten Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />
4<br />
Aalfang...<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or – Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Wanderung – Auf Schusters Rappen durch die 29<br />
Provence<br />
Côte d'Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und 28<br />
Menton<br />
Baux-de-Provence – Ein kleines Weingebiet wird 28<br />
groß<br />
Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Luberon – Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />
der Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
La Réunion – Imposante Vulkaninsel<br />
24<br />
im Indischen Ozean<br />
Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
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VoRschau<br />
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Auf dem Dach Europas<br />
Avignon<br />
In der Stadt der Päpste<br />
Point du Raz<br />
Das bretonische Ende der Welt<br />
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La Buttes-aux-Cailles<br />
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jenseits der Klischees<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31 - Januar / Februar 2011 erscheint am 28. <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Vive la langue française!<br />
Französisch erLesen.<br />
• No 9 | 57º Année •<br />
Septembre <strong>2010</strong> Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />
¤ 2,00 [d]<br />
aCTUa LITÉ<br />
• Le Congo fête le cinquantenaire<br />
de son indépendance<br />
avec le roi belge<br />
Page 2<br />
e nvIRonneM enT<br />
• Péage urbain: la polémique<br />
est relancée au parlement<br />
Page 4<br />
É C onoMIe<br />
• L’Oréal, l’idéal de<br />
l’actionnaire<br />
Page 5<br />
S o CIÉTÉ<br />
• Les dérapages de la culture<br />
SMS: texto, coups d’envoi<br />
Page 7<br />
ff FRanÇ a IS FaCILe ff<br />
• Christophe Lemaitre,<br />
20 ans, est la nouvelle star<br />
du sprint européen<br />
• Waka ou comment parler<br />
aux jeunes<br />
• L’ours et les bergers,<br />
une histoire passionnelle<br />
Pages 8–9<br />
CULTURe<br />
• Carla Bruni-Sarkozy,<br />
devant la caméra de<br />
Woody Allen<br />
• Édition: Paris, capitale<br />
chérie des peintres<br />
Pages 10–11<br />
SeRv ICe pRo FS<br />
Pages 6 et 7<br />
L e Jo URnaL paRLÉ<br />
Pages 6 et 7<br />
Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />
Nicolas Sarkozy annonce une<br />
sévérité accrue contre les délinquants<br />
d’origine étrangère<br />
Réagissant aux violences collectives,<br />
qui se sont déroulées<br />
à Grenoble, le 17 juillet dernier,<br />
le chef de l’État a déploré une<br />
immigration «insuffisamment<br />
régulée».<br />
1 NiCoLAS SARKoZy ne veut<br />
plus rien lâcher sur la sécurité<br />
(…). «La guerre que j’ai décidé<br />
d’engager contre les trafiquants,<br />
contre les<br />
voyous, cette guerrelà<br />
vaut pour plusieurs<br />
années (…).<br />
C’est une guerre<br />
nationale», atil<br />
déclaré à l’occasion<br />
de son dernier<br />
déplacement<br />
avant les vacances,<br />
accompagné de son<br />
ministre de l’intérieur,<br />
Brice Hortefeux. il a mis<br />
en cause, lors d’un discours très<br />
offensif, l’échec du modèle français<br />
d’intégration, et il a proposé<br />
Grenoble, le 17 juillet dernier: des habitants du quartier de la Villeneuve se sont rassemblés<br />
devant l’épave d’une voiture incendiée pendant les violences nocturnes, qui ont opposé les<br />
forces de l’ordre à des groupes de jeunes émeutiers. En médaillon: le président Sarkozy est décidé<br />
à intervenir contre l’insécurité. | Photos: Getty Images<br />
les préfets en leur disant qu’il ques contre les «gens du voyage»,<br />
voulait les voir «la nuit dehors dont 537 camps sauvages vont<br />
d’instituer la déchéance de la avec les troupes, et puis régulièrement!».<br />
violences qui se sont produites<br />
d’origine étrangère. il a imputé 3 Mercredi, le président avait à SaintAignan, dans la nuit du<br />
une partie des problèmes d’insé<br />
déjà annoncé des mesures drasti<br />
18 au 19 juillet derniers]. «on ne<br />
être fermés [en réaction aux<br />
nationalité pour les délinquants<br />
curité de la France à une immigration<br />
«insuffisamment régulée», ce<br />
qu’il n’avait jamais fait jusqu’ici,<br />
du moins aussi nettement.<br />
2 Le président était dans l’Isère,<br />
à l’occasion de l’installation du<br />
nouveau préfet, l’expolicier Éric<br />
Le Douaron, qui remplace Albert<br />
Dupuy, limogé après de violents<br />
incidents dans le quartier populaire<br />
de la Villeneuve, à Grenoble,<br />
le 17 juillet dernier. Ce discours<br />
conclut plusieurs initiatives qui<br />
visent toutes à durcir le ton. Début<br />
juillet, Sarkozy secouait déjà<br />
Légende Épave (f.) Wrack – incendier anzünden – violences<br />
(f. pl.) Gewalttätigkeiten – émeutier (m.) Krawallschläger<br />
– intervenir h.: einschreiten<br />
0 – 1 La sévérité accrue die verschärfte Strenge – délinquant<br />
(m.) Straftäter – origine (f.) Herkunft – déplorer<br />
beklagen – ne plus rien lâcher sur qc h. gem.: keinerlei<br />
Konzessionen mehr bezüglich er S. machen – engager<br />
une guerre en Krieg beginnen, aufnehmen – le trafiquant<br />
der Schmuggler, der Dealer – voyou (m.) (fam.)<br />
Rowdy, Ganove – valoir gelten – déplacement (m.) h.:<br />
Amtsreise – mettre qn/qc en cause jdn./etw. anklagen –<br />
l’échec (m.) das Scheitern, der Misserfolg – instituer<br />
einführen, schaffen – la déchéance de la nationalité der<br />
Verlust , die Aberkennung der französischen Staatsangehörigkeit<br />
– imputer qc à qn/qc jdn./etw. für ee S. verantwortlich<br />
machen – net, -te deutlich<br />
• Sprachzeitungen •<br />
World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />
Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />
1 QuARANtENEuF associations<br />
syndicales et politiques se<br />
sont publiquement inquiétées,<br />
hier, de la stigmatisation par<br />
Nicolas Sarkozy «de groupes<br />
sociaux entiers». «Jusqu’au plus<br />
haut niveau de l’État, on entend<br />
des propos qui étaient jusqu’à<br />
présent l’apanage de l’extrême<br />
droite», relèventelles. «Le président<br />
de la République luimême<br />
stigmatise les Roms, les gens du<br />
voyage, les étrangers, les Français<br />
qui ne sont pas “de souche”, les<br />
parents d’enfants délinquants.»<br />
Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />
Leserservice: Telefon +49(0)4 21 . 369 03-76 | www.sprachzeitungen.de<br />
Ces organisations y voient «une<br />
volonté de désigner comme a<br />
priori dangereuses des millions<br />
Suite page 2<br />
2 Isère (département de la Région RhôneAlpes) –<br />
préfet (m.) Präfekt (vom Staatspräsidenten eingesetzter<br />
Verwaltungsbeamter an der Spitze es Departements, repräsentiert<br />
die Pariser Zentralgewalt) – limoger h.: seines<br />
Amtes entheben, „absägen“ – violent gewalttätig – incident<br />
(m.) Vorfall – un quartier populaire h.: ein EinfacheLeuteWohnviertel<br />
– conclure schließen – viser anstreben<br />
– secouer h.: wachrütteln, antreiben<br />
3 Mesure (f.) Maßnahme – les «gens du voyage»<br />
allgemein: die nicht sesshaft lebende Bevölkerung, das<br />
„fahrende Volk“, h. gem.: das Volk der Roma und Sinti –<br />
Saint-aignan (Stadt im Departement LoiretCher, Region<br />
Centre) – impuni ungestraft – expulsion (f.) Vertreibung,<br />
h.: Ausweisung – les Roms en situation illégale gem.:<br />
Roma ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung<br />
Étrangers et Roms: la stigmatisation inquiète<br />
de personnes à raison de leur origine<br />
ou de leur situation sociale».<br />
2 Hier, d’autres associations<br />
ont protesté contre les propos du<br />
chef de l’État. SoS Racisme s’est<br />
indigné des «propos scandaleux<br />
tenus une fois de plus par des<br />
responsables de la majorité» sur<br />
la déchéance de la nationalité.<br />
laissera pas la situation impunie.<br />
Je demanderai l’expulsion de<br />
Roms en situation illégale», avait<br />
déclaré Nicolas Sarkozy.<br />
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Vorbereitung auf das<br />
La section française d’Amnesty<br />
international a demandé aux<br />
politiques de «faire preuve de<br />
sangfroid» après des déclarations<br />
jugées «très préoccupantes<br />
sur divers sujets», dont les gens<br />
du voyage et la déchéance de la<br />
nationalité.<br />
58<strong>2010</strong> © Libération<br />
he (f.) der Verlust , die Aberkennung der französischen<br />
uve de qc etw. an
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<strong>Nr</strong>. 1<br />
Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />
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<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />
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