Nr. 34 - Juli / August 2011
Provence: mit dem Moutainbike durch die Dentelles de Montmirail Inseln: die 10 schönsten Inseln Frankreichs Burgund: Châtillon-sur-Seine, das Erwachen einer verschlafenen Provinzstadt Paris: wie Haussmann Paris neu erfand Ardèche: zu den schönsten Dörfern der Ardèche Dieppe: die Stadt und das Meer Städtevergleich: Metzt versus Nancy Rezept: Salade au crottin de chèvre chaud Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle Genuss: Gâteau basque
Provence: mit dem Moutainbike durch die Dentelles de Montmirail
Inseln: die 10 schönsten Inseln Frankreichs
Burgund: Châtillon-sur-Seine, das Erwachen einer verschlafenen Provinzstadt
Paris: wie Haussmann Paris neu erfand
Ardèche: zu den schönsten Dörfern der Ardèche
Dieppe: die Stadt und das Meer
Städtevergleich: Metzt versus Nancy
Rezept: Salade au crottin de chèvre chaud
Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle
Genuss: Gâteau basque
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>34</strong> · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong><br />
Die 10 schönsten<br />
Inseln Frankreichs<br />
Provence<br />
Mit dem Mountainbike durch<br />
die Dentelles de Montmirail<br />
Ardèche<br />
Schmucke Dörfer zum Verlieben<br />
Paris<br />
Haussmann und die Impressionisten<br />
TGV Was wird aus den neuen Schnellstrecken?<br />
Burgund Spektakuläre Funde aus der Eisenzeit<br />
Wein Die vielschichtigen Facetten des Chinon<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wie Sie sicherlich bemerkt haben,<br />
mussten wir den Verkaufspreis unseres Magazins erhöhen.<br />
Nachdem wir den Preis seit fast sechs Jahren stabil<br />
gehalten haben, während derer die Papierpreise stets<br />
stiegen und die Anzeigenerlöse zurückgingen, ist<br />
dieser Schritt für das Überleben dieses Magazins<br />
leider unausweichlich geworden. Da die<br />
Hälfte des Verkaufspreises beim Handel<br />
verbleibt, konnte die Erhöhung leider auch<br />
nicht kleiner ausfallen. Ich hoffe aber, dass<br />
Sie für diesen Schritt Verständnis zeigen<br />
und uns in Zukunft weiterhin die<br />
Treue halten werden. Als kleiner<br />
Verlag sind wir auf Ihre Loyalität<br />
ganz besonders angewiesen!<br />
Nicht verändert aber hat sich, dass<br />
wir Ihnen auch in dieser Ausgabe<br />
wieder eine bunte Mischung<br />
an Themen in der gewohnten<br />
Qualität vorstellen. Nach den<br />
zehn schönsten Naturwundern in<br />
der letzten Ausgabe präsentieren wir<br />
Ihnen dieses Mal die zehn schönsten<br />
Inseln des Landes. Am Anfang dachten<br />
wir in der Redaktion, dass die Auswahl<br />
leichter fallen müsste als beim letzten<br />
Mal. Wir hatten das trügerische Gefühl,<br />
dass es weniger Inseln als Naturwunder<br />
in Frankreich geben müsste. Doch wir<br />
wurden im Laufe der Recherchen<br />
eines Besseren belehrt.<br />
Frankreich<br />
besitzt mehr Inseln als<br />
man auf den ersten Blick<br />
meinen möchte, darunter viele Kleinode.<br />
Nach vielen Diskussionen haben wir schließlich<br />
eine Hitliste der zehn schönsten zusammengestellt.<br />
Immer wieder lohnenswert im Sommer ist zudem die Provence.<br />
Die blühenden Lavendelfelder sind einfach einzigartig<br />
schön. Doch auch abseits des Lavendels gibt es viel<br />
Malerisches zu entdecken, beispielsweise die Dentelles<br />
de Montmirail, ein Höhenzug westlich des Mont Ventoux.<br />
Einer unserer Redakteure hat Sportsgeist<br />
bewiesen und hat das kleine Gebirge mit dem<br />
Mountainbike erobert. Nicht weniger pittoresk<br />
sind einige Dörfer am oberen Flusslauf<br />
der Ardèche. Wenn es Ihnen im <strong>Juli</strong> und<br />
<strong>August</strong> im Süden jedoch zu heiß wird,<br />
könnten Sie Ihr Urlaubsglück vielleicht<br />
an der normannischen Küste im Seebad<br />
Dieppe finden. Oder wie wäre es mit<br />
einem Ausflug nach Châtillon-sur-<br />
Seine in Burgund? Eine Kleinstadt, die von den<br />
Touristen bisher meist links liegen gelassen wird,<br />
unserer Meinung nach zu Unrecht. Der Redakteur<br />
dieser Reportage kam jedenfalls ganz begeistert<br />
wieder zurück und interessiert sich seitdem noch<br />
mehr für historische Themen als schon zuvor.<br />
Bleibt mir zum Schluss noch, Ihnen einen<br />
wunderschönen Sommer zu wünschen und,<br />
falls Sie verreisen, einen tollen Urlaub. Viel<br />
Spaß bei der Lektüre der folgenden Seiten!<br />
Titelblatt: Lavendelfeld nahe Le Poët-Sigillat im Departement Drôme<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 3
Inhalt<br />
Dieppe · 66<br />
Paris · 46<br />
Die 10 schönsten Inseln · 14<br />
TGV-Projekte · 76<br />
Ardèche · 58<br />
Dentelles de Montmirail · 28<br />
Gâteau<br />
basque · 90<br />
Châtillon-sur-Seine · 36<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
14 · Ile d’Ouessant<br />
14 · Mont-Saint-Michel<br />
14 · Ile de Sein<br />
14 · Ile-aux-Moines<br />
14 · Belle-Ile-en-Mer<br />
14 · Ile d'Yeu<br />
14 · Ile de Ré<br />
44 · Hotel<br />
90 · Gâteau basque<br />
66 · Dieppe<br />
86 · Chinon<br />
80 · Metz<br />
14, 46 · Paris<br />
28 · Dentelles de Montmirail<br />
58 · Ardèche<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
14 Inseln<br />
Die 10 schönsten Inseln Frankreichs<br />
Rund 300 Inseln gibt es vor Frankreichs Küsten, nicht mitgerechnet<br />
die Überseegebiete. Zehn davon sollte man<br />
wegen ihrer Schönheit auf jeden Fall kennenlernen.<br />
28 Provence<br />
Mit dem Mountainbike durch die<br />
Dentelles de Montmirail<br />
Steinige spitze Gipfel geben diesem Höhenzug<br />
unweit des Mont Ventoux seinen Namen. Ein<br />
Paradies für Naturliebhaber und Zweiradfans.<br />
80 · Nancy<br />
36 · Châtillon-sur-Seine<br />
14 · Korsika<br />
36 Burgund<br />
Châtillon-sur-Seine, das Erwachen<br />
einer verschlafenen Provinzstadt<br />
Die Kleinstadt in Burgund bietet nicht nur eine Altstadt<br />
mit authentischem Lebensgefühl, sondern hütet auch so<br />
manches Geheimnis und einen Schatz aus der Eisenzeit.<br />
4 4 H o te l<br />
L’Avant-Scène, Bordeaux<br />
46 Paris<br />
Wie Haussmann Paris neu erfand<br />
Im 19. Jahrhundert baute Haussmann Paris komplett um,<br />
was viele Impressionisten zu zahlreichen Werken inspirierte.<br />
Auf den Spuren der Metamorphose einer Hauptstadt.<br />
58 Ardèche<br />
Zu den schönsten Dörfern der Ardèche<br />
Bei der Ardèche denken die meisten an den gleichnamigen<br />
spektakulären Canyon. Doch auch weiter flussaufwärts gibt<br />
es viel zu entdecken, zum Beispiel wunderschöne Dörfer.<br />
66 Dieppe<br />
Die Stadt und das Meer<br />
Das Seebad am Ärmelkanal hat es in der Geschichte<br />
nicht immer einfach gehabt. Trotzdem lohnt es einen<br />
Abstecher, der ruhig ein bisschen länger dauern kann.<br />
14 · Ile de Porquerolles<br />
Frankreich heute<br />
74 Laizität<br />
Ein Thema von immerwährender Aktualität<br />
In Frankreich gilt eine strenge Trennung von Staat und<br />
Kirche. Ein Prinzip, das im Volk allgemein anerkannt ist.<br />
Im Alltag scheint die Anwendung dieses Grundsatzes<br />
aber nicht immer ohne Probleme. Auch Parteien missbrauchen<br />
die Laizität bisweilen für ihre Zwecken.<br />
76 TGV<br />
Wieviel Hochgeschwindigkeit kann<br />
sich Frankreich leisten?<br />
2007 beschloss die französische Regierung ein riesiges<br />
Ausbauprogramm der Infrastruktur, das auch zahlreiche<br />
neue TGV-Strecken im Land vorsah. Ein Parlamentsbericht<br />
kommt jetzt aber zu der Feststellung, dass sich Frankreich<br />
ein derartiges Programm kaum mehr leisten kann.<br />
78 Ladenöffnungszeiten<br />
Wird der Sonntag zum Werktag?<br />
« Am siebten Tage sollst Du ruhen ». Ein Grundsatz,<br />
der im französischen Einzelhandel immer weniger zu<br />
gelten scheint, denn immer mehr Geschäfte öffnen<br />
an Sonntagen, nicht immer auf legaler Basis.<br />
80 Städtevergleich<br />
Metz versus Nancy<br />
Im vierten Teil der Serie geht es um die beiden Metropolen Lothringens,<br />
die gerade einmal 50 Kilometer auseinanderliegen.<br />
Art de vivre<br />
86 Wein<br />
Chinon, ein Wein für alle Fälle<br />
Es gibt ihn in weiß, rot und rosé; für vier Euro oder 40 Euro<br />
die Flasche; passend für einen feierlichen Anlass oder ein<br />
einfaches Diner unter Freunden. Kaum ein französischer<br />
Wein ist so vielfältig wie der Chinon aus der Touraine.<br />
88 Chantals Rezept<br />
Salade au crottin de chèvre chaud<br />
90 Genuss<br />
Gâteau basque<br />
Wie viele französische Regionen hat auch das Baskenland<br />
seine ganz eigene kulinarische Spezialität. Das Gebäck aus<br />
Frankreichs Südwesten ist aber nichts für kalorienbewusste<br />
Zeitgenossen. Probieren sollte man es trotzdem einmal.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
72 Kulturschock<br />
84 Kulturszene<br />
92 Frankreich praktisch<br />
93 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 5
On En Parle<br />
Samaritaine wird saniert<br />
Vor sechs Jahren musste das bis dahin größte Kaufhaus der<br />
französischen Hauptstadt seine Türen schließen, da das Gebäude<br />
nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen<br />
entsprach. Der Brandschutz und das Fluchtwegesystem waren<br />
veraltet. Nun wurden endlich die Pläne zur Revitalisierung<br />
des legendären Konsumtempels gelüftet. Die Gruppe<br />
LVHM investiert 450 Millionen Euro, um 2014 das Samaritaine<br />
wiederzueröffnen. In einem Teil des Gebäudeensembles<br />
werden zudem ein Luxushotel mit 80 Zimmern, Büros<br />
und Sozialwohnungen eingerichtet. Damit kehrt endlich<br />
wieder Leben in das Haus in einer der schönsten Lagen von<br />
Paris gegenüber dem Pont-Neuf ein. Das Projekt gilt als<br />
eines der zurzeit wichtigsten in der Seine-Metropole. Für<br />
die Sanierung wurden Architekten des japanischen Büros<br />
Sanaa, das 2010 den Pritzker-Preis gewonnen hat, beauftragt.<br />
Sie planen, die Fassaden mit riesigen Glasscheiben zu<br />
versehen. Außerdem soll die bekannte Art-déco-Treppe im<br />
Inneren würdig in Szene gesetzt werden.<br />
Manuskripte werden nach<br />
145 Jahren zurückgegeben<br />
1866 raubten Truppen von Napoleon<br />
III. im Mündungsgebiet<br />
des Han in Südkorea Holzkisten.<br />
Im Inneren fanden sie 297 Handschriften,<br />
die in die Archive der<br />
französischen Nationalbibliothek<br />
wanderten. Es sind Manuskripte,<br />
die ein wichtiges koreanisches<br />
Kulturgut darstellen, beschreiben sie doch Riten der<br />
Monarchie. Trotz diverser Anläufe hat es Südkorea bisher<br />
nicht geschafft, diese wichtigen Dokumente zurückzubekommen.<br />
Erst im November letzten Jahres erkannte<br />
Nicolas Sarkozy am Rande des G20-Gipfels in Seoul an,<br />
dass diese Manuskripte nach Korea gehören. Allerdings<br />
gibt es ein juristisches Problem in der Heimat, wonach<br />
die Besitzstände öffentlicher Einrichtungen wie der<br />
Nationalbibliothek nicht angetastet werden dürfen. Um<br />
diesen Grundsatz zu überwinden, werden die Handschriften<br />
nun als Dauerleihgabe an die Südkoreaner<br />
zurückgegeben.<br />
Renzo Piano<br />
saniert Zitadelle<br />
von Amiens<br />
Die Hauptstadt der Picardie hat den italienischen<br />
Architekten Renzo Piano, der unter anderem am<br />
Bau des Centre Pompidou in Paris mitgewirkt hat<br />
und für den Potsdamer Platz in Berlin bekannt ist,<br />
damit beauftragt, die Zitadelle der Stadt umzubauen.<br />
In Zukunft soll die Sehenswürdigkeit von<br />
Amiens die Université de Picardie Jules Vernes<br />
beherbergen. Die ganze Anlage weist eine Fläche<br />
von 18 Hektar auf. Die Baukosten werden mit<br />
163,3 Millionen Euro angesetzt. Bis 2020 sollen<br />
die Arbeiten abgeschlossen sein.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Mehr TGV-Verbindungen von Zürich nach Paris +++ Lyria,<br />
das Gemeinschaftsunternehmen der SNCF und SBB, hat angekündigt, dass<br />
zukünftig sechs anstatt fünf Hochgeschwindigkeitszüge täglich von Zürich<br />
nach Paris verkehren. Außerdem wird sich die Fahrzeit ab Dezember auf vier<br />
Stunden verkürzen, ab Basel sogar auf drei Stunden.<br />
Hotelklassifizierung:<br />
Palace floppt<br />
Die Einführung der Hotelkategorie « Palace<br />
», die für Häuser gelten soll, die einen<br />
Standard oberhalb von fünf Sternen anbieten,<br />
ist gefloppt. Nur acht Luxushäuser<br />
haben sich um eine derartige Einstufung<br />
bemüht. Allgemein als Palace bekannte<br />
Hotels wie das Ritz oder das George V in<br />
Paris fehlen dagegen. Es bleibt zu vermuten,<br />
dass das letzte Wort über diese Kategorie<br />
noch nicht gesprochen ist. Bis dahin<br />
gelten die folgenden acht französischen<br />
Hotels als Palace: Le Bristol, Le Meurice,<br />
Park Hyatt Paris-Vendôme und Plaza-<br />
Athénée in Paris, das Hôtel du Palais in<br />
Biarritz, Les Airelles und Cheval Blanc<br />
in Courchevel sowie das Grand Hôtel<br />
Ferrat in Saint-Jean-Cap-Ferrat.<br />
Hotelgäste<br />
kommen zurück<br />
Nach der letzten Datenerhebung des nationalen<br />
Statistikinstituts INSEE können die französischen<br />
Hoteliers wieder ein wenig aufatmen.<br />
Nachdem die Übernachtungszahlen im Land<br />
2009 mit einem Rückgang von elf Prozent dramatisch<br />
eingebrochen waren, hat sich die Situation<br />
2010 wieder leicht verbessert. Die Zahl ausländischer<br />
Übernachtungsgäste stieg im letzten<br />
Jahr um 2,8 Prozent an, die der Franzosen um<br />
zwei Prozent. Allerdings gibt es Verschiebungen<br />
bei den Herkunftsländern. Während die Engländer<br />
und Italiener nach wie vor weniger nach<br />
Frankreich kommen als in der Vergangenheit,<br />
hat die Besucherzahl aus den USA wieder zugenommen.<br />
Besonders beeindruckend sind aber die<br />
Zuwächse aus dem asiatischen Raum. Insgesamt<br />
kamen 15,7 Prozent mehr Hotelgäste aus Asien,<br />
aus China sogar 44,8 Prozent. Mit 7,4 Millionen<br />
Übernachtungen haben die Asiaten inzwischen<br />
fast die Nord- und Südamerikaner (8,9 Millionen<br />
Übernachtungen) eingeholt.<br />
Väter an den Wickeltisch +++ 78 Prozent der Franzosen sind dafür,<br />
dass Väter verbindlich in Elternzeit gehen sollten.<br />
Erfolgreiche Hochgeschwindigkeitszüge +++ 1,7 Milliarden<br />
Passagiere haben die französischen TGV-Züge seit Inbetriebnahme der ersten<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke von Paris nach Lyon vor 30 Jahren befördert.<br />
Online verdrängt nicht Print +++ Leser von Tageszeitungen<br />
im Internet bzw. auf Smartphones verbringen 47 Prozent der Lesezeit für eine<br />
Zeitung trotz des digitalen Angebots mit der Printausgabe. Nur elf Prozent aller<br />
Nutzer der Onlineversion verzichten völlig auf das Lesen der Printausgabe.<br />
Fenster der Kathedrale von Nevers instandgesetzt +++<br />
Es hat 7,1 Millionen Euro gekostet und 30 Jahre gedauert, bis sieben Handwerker<br />
die Fenster der Kathedrale von Nevers wieder vollständig repariert haben, die<br />
einst in der Nacht vom 15. <strong>Juli</strong> 1944 durch einen Bombenangriff der Alliierten,<br />
die eigentlich den Rangierbahnhof der Stadt treffen wollten, zerstört wurden.<br />
Mehrheit glaubt an Gott +++ Nach einer Umfrage glauben 55<br />
Prozent der Franzosen an Gott. 1947 waren es aber noch 66 Prozent. Frauen sind<br />
dabei gläubiger (61 Prozent) als Männer (51 Prozent).<br />
Arztberuf wird weiblicher +++ In Frankreich gibt es zurzeit<br />
210.000 Ärzte, die ihren Beruf aktiv ausüben. Allerdings wird der Berufszweig<br />
immer weiblicher: Bereits 57 Prozent der Ärzte, die jünger als <strong>34</strong> Jahre sind, sind<br />
Frauen.<br />
Auch Franzosen wollen Atomausstieg +++ Nach dem Unfall im<br />
japanischen Fukushima sprechen sich laut Umfragen 70 Prozent der Franzosen<br />
für einen Stopp des französischen Atomstromprogramms und eine Stilllegung<br />
der Meiler aus. 19 Prozent wünschen einen schnellen Ausstieg, 51 Prozent einen<br />
Ausstieg in den kommenden 25 bis 30 Jahren.<br />
Lesen ist wichtigste kulturelle Aktivität +++ In den<br />
Augen der Franzosen ist Lesen die wichtigste kulturelle Aktivität, wie eine<br />
Umfrage ergab. 29 Prozent sind dieser Meinung. An zweiter Stelle steht der<br />
Besuch eines Museums (20 Prozent), gefolgt von einem Konzertbesuch und<br />
der Lektüre der Tageszeitung (jeweils zwölf Prozent). Danach kommen das<br />
Fernsehschauen und der Kinobesuch (jeweils sieben Prozent) sowie das Hören<br />
von Musik (fünf Prozent). Im Aufwind befindet sich das Surfen im Internet mit<br />
acht Prozent, 2006 waren es noch vier Prozent.<br />
Kommunen im Cyberspace +++ 67 Prozent aller französischen<br />
Kommunen verfügen inzwischen über eine eigene Internetseite, wie eine<br />
Erhebung ergeben hat. Im Gegenzug bedeutet dies aber, dass rund ein Drittel<br />
noch immer offline ist.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 7
On En Parle<br />
Paris für Investoren<br />
unverändert<br />
interessant<br />
Produktionsdirektor<br />
vom Château Margaux<br />
geht in die USA<br />
Weil er zum besten Weinproduzenten der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika aufsteigen will, hat der Regisseur Francis Ford<br />
Coppola, der seit 1975 das Weingut Rubicon im kalifornischen<br />
Napa Valley besitzt, den Produktionsdirektor des Château<br />
Margaux, Philippe Bascaules, angeheuert. Château Margaux<br />
ist eines der prestigeträchtigsten Weingüter im Bordelais.<br />
Trotzdem ist bei den Franzosen keine Panik ausgebrochen. Der<br />
Generaldirektor von Margaux, Paul Pontalier, ließ wissen, dass<br />
« Philippe Bascaules keine Produktionsgeheimnisse mit sich<br />
nehmen könne, da die Geheimnisse von Margaux mit dem Terroir<br />
des Weingutes verbunden seien ».<br />
Nach einer Studie, die KPMG gemeinsam mit<br />
der Pariser Industrie- und Handelskammer vorgestellt<br />
hat, ist die französische Hauptstadt bei<br />
den Auslandsinvestitionen immer noch unter den<br />
Top 10 der Metropolen der Welt. Allerdings hat<br />
die Seine-Metropole mit 170 Investitionen im<br />
Jahr 2010 einen Platz verloren und steht nun an<br />
fünfter Stelle des Rankings. London, Shanghai<br />
und Hongkong konnten ihre Positionen dagegen<br />
behaupten. Verdrängt wurde Paris von Moskau.<br />
Stadt 2010 2009<br />
London 1 1<br />
Shanghai 2 2<br />
Hongkong 3 3<br />
Moskau 4 6<br />
Paris 5 4<br />
Peking 6 5<br />
Sao Paolo 7 12<br />
New York 8 10<br />
Madrid 9 8<br />
Barcelona 10 7<br />
Homophobie<br />
muss weiter<br />
bekämpft werden<br />
Bienenstöcke für Bordeaux<br />
Der Conseil Régional d’Aquitaine hat auf dem Dach seines Gebäudes<br />
vier Bienenstöcke für insgesamt 120.000 Bienen eingerichtet.<br />
Die Regionalverwaltung will damit einen Beitrag zur Bienenerhaltung<br />
leisten. Wenn die erste Ernte zufrieden und schadstofffrei<br />
ausfällt, sollen 2012 vier weitere Bienenstöcke folgen.<br />
Obwohl es seit sieben Jahren ein Gesetz gibt, das<br />
homophobe Beleidigungen und Gewalt sanktioniert,<br />
hat die französische Polizei keinerlei Statistiken<br />
dazu. Eine Lücke, die das Magazin Têtu gemeinsam<br />
mit dem Meinungsforschungsinstitut Ifop nun<br />
geschlossen hat. Die Ergebnisse der ersten großen<br />
Untersuchung homophober Gewalt in Frankreich<br />
sind allerdings erschreckend. 48 Prozent der Schwulen<br />
wurden bereits wegen ihrer sexuellen Orientierung<br />
beleidigt, 24 Prozent deshalb sogar Opfer eines<br />
Gewaltaktes. Es bleibt noch viel zu tun im Kampf<br />
gegen Homophobie.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
On En Parle<br />
Erleben Sie Frankreich mit einer Exklusiven<br />
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die wir Ihnen in den vergangenen Ausgaben unseres<br />
Magazins vorgestellt haben. Treffen Sie mit uns<br />
Menschen, die Ihnen einen neuen Blick auf das<br />
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Languedoc-Roussillon<br />
Weinseliges Dreieck zwischen Nîmes, Perpignan und Carcassonne 8. - 15. Oktober <strong>2011</strong><br />
1. Tag: Anreise im Flugzeug nach<br />
Montpellier. Bustransfer in die<br />
Region von Narbonne zum Hotel<br />
Domaine de l’Hospitalet.<br />
2. Tag: Ausflug in den Naturpark von<br />
Narbonne und Besichtigung der Stadt.<br />
Nachmittags ausführliche Weinprobe<br />
in der Domaine de l'Hospitalet.<br />
3. Tag: Ausflug zu den Festungsanlagen<br />
von Carcassonne. Nachmittags<br />
Weinprobe. Abschließend<br />
Besuch der Zisterzienserabtei<br />
Sainte-Marie-de-Fontfroide.<br />
4. Tag: Besuch des mittelalterlichen<br />
Dorfes Saint-Guilhem-le-Désert.<br />
Mittagessen im ehemals befestigten<br />
Bauernhof Blancardy (12./13. Jh.).<br />
Weiterfahrt zur Grotte des Demoiselles<br />
mit der unterirdischen Cathédrale<br />
Souterraine. Am späten Nachmittag<br />
Ausflug nach Montpellier und<br />
Abendessen mit dem Chefredakteur<br />
von Frankreich erleben.<br />
5. Tag: Ausflug an die Côte Vermeille<br />
mit Süßweinverkostung. Besuch des<br />
Fischerdorfs Collioure mit Besichtigung<br />
des Espace Fauve. Nachmittags<br />
Weiterfahrt nach Perpignan und<br />
Besichtigung der Altstadt.<br />
6. Tag: Ausflug in die Mittelalterstadt<br />
Aigues-Mortes. Rundfahrt mit der<br />
Besucherbahn zu den Salzwiesen<br />
der Stadt. Fahrt durch die<br />
Carmargue zu den Stierzüchtern<br />
von Manade. Dort Besichtigung<br />
und Mittagessen. Nachmittags<br />
Weiterfahrt in die Römerstadt Nîmes.<br />
7. Tag: Ausflug nach Marseillan<br />
zum Wermut-Hersteller von Noilly<br />
Prat (Verkostung). Rundgang<br />
am Fischerhafen von Sète.<br />
Am Nachmittag Besuch bei<br />
Austernzüchter mit Verkostung.<br />
8. Tag: Transfer zum Flughafen von<br />
Montpellier und Rückflug via Paris.<br />
UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />
• Air France Linienflug ab MUC / FFM<br />
/ DUS via Paris nach Montpellier<br />
und zurück (weitere Abflughäfen<br />
auf Anfrage möglich)<br />
• Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />
• Rundreise im Reisebusbus ab/<br />
bis Flughafen Montpellier<br />
• 7 x Übernachtung mit<br />
Frühstücksbüffet im ***-Domaine<br />
de l'Hospitalet - Hôtel Restaurant,<br />
• Unterbringung in Doppelzimmern<br />
mit Bad oder Dusche/WC,<br />
Telefon und Farb-TV<br />
• 6 x 3 Gang-Abendessen im Hotel<br />
• Mittagessen auf einem<br />
Land- und Weingut<br />
• Besuch einer Stierzucht<br />
mit Leiterwagenfahrt und<br />
3-Gang Menü inkl. Apéritif<br />
• Besichtigung der Produktion mit<br />
anschließender Degustation<br />
der 3 verschiedenen Noilly<br />
Prat Apéritifsorten<br />
• Austernprobe und Besichtigung<br />
am Etang du Thau<br />
• Durchgehende deutschsprachige<br />
Studienreiseleitung ab/bis Montpellier<br />
• Kompensationsbeitrag für die 100%<br />
klimaneutrale Gruppenreise<br />
• Preis pro Person im DZ: 1990,00 Euro<br />
EZ-Zuschlag 215,00 Euro<br />
Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.<br />
Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.
On En Parle<br />
Laut dem Gesellschaftsmonotoring <strong>2011</strong> der OECD<br />
verbringen die Franzosen mehr Zeit als alle anderen Nationen<br />
am Esstisch. Mehr als zwei Stunden gehen pro<br />
Tag fürs Essen und Trinken drauf. Manche Klischees<br />
scheinen also zu stimmen. Ebenfalls brauchen die Franzosen<br />
am meisten Zeit für die Einkäufe: 32 Minuten<br />
täglich. Da erstaunt es, dass sie mit 48 Minuten pro Tag<br />
nicht diejenigen sind, die auch am meisten Zeit beim<br />
Kochen in der Küche verbringen. Die Türken widmen<br />
der Essenzubereitung immerhin 74 Minuten, die US-<br />
Amerikaner dagegen allerdings nur 30 Minuten. Auch<br />
dies scheint ein Klischee zu bestätigen.<br />
Stierkampf als<br />
immaterielles<br />
Kulturerbe<br />
Der französische Kulturminister Frédéric<br />
Mitterrand hat angekündigt, dass der<br />
Stierkampf zum immateriellen Kulturerbe<br />
des Landes ernannt wird, womit man<br />
sich auf eine Konvention der UNESCO<br />
aus dem Jahre 2003 zum Schutz immaterieller<br />
Kulturgüter bezieht. Eine<br />
Entscheidung, die für große Polemik<br />
sorgt. Schließlich hat Katalonien, wo<br />
die Tradition des Stierkampfes noch sehr<br />
viel tiefer verwurzelt ist als in Südfrankreich,<br />
dieses Spektakel 2010 gerade erst<br />
abgeschafft.<br />
Henri-Nannen-<br />
Preis für<br />
Le Canard enchaîné<br />
Die kritische Satirezeitung Le Canard<br />
enchaîné sollte am 6. Mai mit<br />
dem deutschen Henri-Nannen-Preis<br />
ausgezeichnet werden. Begründet<br />
wurde die Entscheidung damit, dass<br />
die Zeitung diverse Skandale in<br />
Frankreich aufgedeckt hat und eine<br />
wichtige Kontrollfunktion gegenüber<br />
der Politik wahrnimmt. Doch die<br />
Zeitung ist ihrem eigenen Anspruch<br />
an absolute Unabhängigkeit treu geblieben<br />
und hat den Preis abgelehnt.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Paris: Mietfahrradsystem<br />
wird touristenfreundlicher<br />
Die Stadtverwaltung von Paris<br />
hat ein Herz für Touristen: Um<br />
Besuchern die Benutzung des<br />
kommunalen Mietfahrradsystems<br />
(Vélib’) zu erleichtern,<br />
kann die Grundgebühr ab<br />
sofort im Voraus im Internet<br />
(www.velib.paris.fr) bezahlt<br />
werden. Es stehen zwei Tarifoptionen<br />
zur Auswahl: ein<br />
Tagesticket für 1,70 Euro, mit<br />
dem man 24 Stunden lang<br />
unbegrenzt oft ein Fahrrad<br />
mieten kann (jede Anmietung<br />
ist 30 Minuten lang kostenlos),<br />
oder ein Wochenticket für 8,00<br />
Euro. Die Tickets können bis<br />
zu sieben Tage vor der ersten<br />
Anmietung erworben werden.<br />
Der Kunde erhält im Anschluss<br />
eine E-Mail mit einem Code,<br />
der ihm den Zugriff auf ein<br />
Fahrrad an einer der automatisierten<br />
Verleihstationen ermöglicht. Im Gegensatz zu den Automaten<br />
an den Verleihstationen werden im Internet alle gängigen<br />
Kreditkarten aus allen Ländern akzeptiert.<br />
Sommer <strong>2011</strong><br />
Freundlicher Familienurlaub oder<br />
auf Entdeckungsreise mit Ihrem<br />
Frankreichspezialisten<br />
für Ferienwohnungen!<br />
Buchungen + kostenloser<br />
Katalog 0711-61 11 18<br />
www.lagrange-holidays.de<br />
Franzosen gegen<br />
Nutzung von<br />
Schiefergas<br />
Eigentlich könnte es eine gute Nachricht sein: Bodenanalysen<br />
haben ergeben, dass 2,38 Billionen<br />
Kubikmeter Schiefergas unter dem französischen<br />
Staatsterritorium existieren, das nach optimistischen<br />
Schätzungen bis 2060 für die Energieversorgung<br />
des Landes ausreichen könnte. Trotzdem wollen die<br />
meisten Franzosen – ähnlich wie die US-Amerikaner<br />
– von einer Nutzung dieses Rohstoffes nichts wissen.<br />
Die Technik für diese Gewinnung gilt nämlich als<br />
schwer beherrschbar und sehr umweltverschmutzend.<br />
Deshalb macht die Regierung, die bereits mehrere<br />
Unternehmen für die Ausbeutung des Rohstoffes<br />
zugelassen hatte, nun eine komplette Kehrtwendung.<br />
Bereits erteilte Genehmigungen werden widerrufen<br />
und ein Gesetz für ein Verbot der Gasgewinnung<br />
wird vorbereitet.<br />
Die grüne Fee, wie der Absinth<br />
gerne genannt wird, darf in<br />
Frankreich wieder konsumiert<br />
werden. Seit März 1915 waren<br />
die Produktion und der Verkauf<br />
dieses alkoholischen Getränks<br />
verboten gewesen. Dieses Gesetz<br />
wurde nun wieder aufgehoben.<br />
Absinth stand damals im Ruf,<br />
verrückt und abhängig zu machen.<br />
Moderne Studien haben<br />
diese Gefahren aber entkräftet,<br />
so dass er in vielen Ländern<br />
wieder legal ist, nun auch in<br />
Frankreich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 11
Frankreichkalender<br />
Robert Doisneau<br />
Manderen, bis 28.08.<strong>2011</strong><br />
Riera I Arago<br />
Céret & Collioure, bis 06.11.<strong>2011</strong><br />
L’art du costume à la<br />
Comédie Française<br />
Moulins, bis 31.12.<strong>2011</strong><br />
Bereits der Ausstellungsort ist einen Besuch<br />
wert: das Château de Malbrouck<br />
in dem lothringischen Dorf Manderen<br />
im Dreiländereck zwischen Frankreich,<br />
Deutschland und Luxemburg, das dem<br />
Conseil Général des Departements<br />
Moselle gehört. Bei der Retrospektive<br />
über Robert Doisneau (1912-1994) werden<br />
mehr als 300 Werke des berühmten<br />
Fotografen gezeigt. Viele kennen von<br />
dem Künstler vor allem das Bild eines<br />
küssenden Paares vor dem Pariser Rathaus.<br />
Doch in Manderen hat man die<br />
Chance, auch die weniger bekannten<br />
Fotografien von Doisneau zu entdecken,<br />
die französische Landschaften<br />
genauso zeigen wie das Leben in den<br />
Pariser Vorstadtghettos oder die Arbeit<br />
in den einstigen Zechen Lothringens.<br />
Château de Malbrouck<br />
57480 Manderen<br />
Telefon: +33 (0)3 87 35 03 87<br />
www.chateau-malbrouck.com<br />
Mo 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Di – Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa & So 10.00 – 19.00 Uhr<br />
7,00 Euro, ermäßigt 5,50 Euro,<br />
bis 16 Jahre kostenlos<br />
Zwei Museen, die eigentlich 30 Kilometer<br />
Entfernung voneinander trennen,<br />
arbeiten zusammen, um das Werk<br />
des Künstlers Riera I Arago zur Schau<br />
zu stellen. Der Bildhauer arbeitet gerne<br />
mit Holz, Eisen und Bronze. Zu<br />
sehen sind in Céret unter anderem das<br />
Werk « Avio-Céret », eine 4,44 Meter<br />
hohe Eisenskulptur, sowie in Collioure<br />
diverse Werke, die sich mit dem Meer<br />
beschäftigen.<br />
Musée d’art moderne de Céret<br />
8, boulevard Maréchal-Joffre<br />
66403 Céret<br />
Telefon: +33 (0)4 68 87 27 76<br />
www.musee-ceret.com<br />
Täglich 10.00 – 19.00 Uhr<br />
(ab 15.09. bis 18.00 Uhr)<br />
8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />
bis 12 Jahre kostenlos<br />
Musée d’art moderne de Collioure<br />
Route de Port-Vendres<br />
66190 Collioure<br />
Telefon: +33 (0)4 68 82 10 19<br />
Täglich 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00<br />
Uhr (ab 01.10. dienstags geschlossen)<br />
3,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro,<br />
bis 12 Jahre kostenlos<br />
Aus Anlass des fünfjährigen Bestehens<br />
macht sich das nationale Bühnenkostümzentrum<br />
in Moulins selbst ein Geschenk<br />
und organisiert eine Ausstellung<br />
mit den schönsten Kostümen der<br />
Comédie Française, dem legendären<br />
Pariser Theater, das von Ludwig XIV.<br />
vor drei Jahrhunderten ins Leben gerufen<br />
wurde und zu den Gründungsinstitutionen<br />
dieses Zentrums gehört.<br />
Diese Exposition ist eine einmalige<br />
Chance, mehr als 200 aufwendige<br />
Kostüme zu entdecken und mehr über<br />
die Hintergründe dieser Kunst zu erfahren.<br />
So lernt man bei einem Besuch<br />
viel von der Arbeit der Kostümbildner,<br />
die sonst meist im Schatten der Aufmerksamkeit<br />
bleiben.<br />
Centre National du Costume de Scène<br />
Quartier Villars<br />
Route de Montilly<br />
03000 Moulins<br />
Telefon: +33 (0)4 70 20 76 20<br />
www.cncs.fr<br />
Täglich 10.00 – 19.00<br />
(ab 01.09. bis 18.00 Uhr)<br />
5,00 Euro, ermäßigt 2,50 Euro,<br />
bis 12 Jahre kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Couleur Lavande<br />
Montélimar, 09 & 10.07.<strong>2011</strong><br />
Les Escales<br />
Saint-Nazaire, 05. & 06.08.<strong>2011</strong><br />
Festival Interceltique<br />
Lorient, 05.-14.08.<strong>2011</strong><br />
Um die Produktion von Lavendel zu<br />
unterstützen, wird seit neun Jahren<br />
in Montélimar ein Fest rund um diese<br />
Pflanze organisiert, das zwei Tage<br />
lang dauert und einen Umweg in die<br />
Stadt lohnt. Während auf den umliegenden<br />
Feldern der Lavendel in voller<br />
Blüte steht, informieren sich jedes Jahr<br />
rund 40.000 Besucher über die Pflanze<br />
und die Produkte, die man daraus<br />
herstellen kann. Ob Sträuße, Öle, Honige,<br />
Kerzen, Sirups, Seifen, Parfums<br />
– alle möglichen Lavendelerzeugnisse<br />
werden von 80 Ausstellern dargeboten.<br />
Natürlich fehlen dabei auch nicht<br />
Gemälde und Fotografien mit Lavendelmotiven.<br />
Außerdem wird inmitten<br />
der Stadt ein temporäres Lavendelfeld<br />
aus 380 Pflanzen aufgebaut, das die<br />
Besucher zum Malen einladen soll.<br />
Malstaffeln stehen dafür bereit.<br />
Allées Provençales<br />
26200 Montélimar<br />
Telefon: +33 (0)4 75 01 00 20<br />
www.montelimar-toursime.com<br />
Sa & So 9.00 – 20.00 Uhr<br />
Eintritt kostenlos<br />
So wie Saint-Nazaire am Atlantik<br />
liegt und mit seinem Hafen ein Tor<br />
zur Welt bildet, öffnet sich dieses<br />
Festival, das diesen Sommer seinen<br />
20. Geburtstag feiert, gegenüber dem<br />
vielfältigen Universum der Musik mit<br />
Sängerinnen und Sängern aus aller<br />
Welt. Dieses Mal sind unter anderem<br />
Gilberto Gil aus Brasilien, Gotan<br />
Project aus Frankreich, der Schweiz<br />
und Argentinien, Manu Dibango<br />
aus Kamerun, Stromae aus Belgien,<br />
Axel Krygier aus Argentinien, Shantel<br />
and the Bucovina Club Orkestar<br />
aus Deutschland sowie Les Gnawas<br />
d’Agadir aus Marokko dabei.<br />
Hafen von Saint-Nazaire<br />
<br />
Association Les Escales<br />
24, rue d’Anjou<br />
44600 Saint-Nazaire<br />
Telefon: +33 (0)2 51 10 00 00<br />
www.les-escales.com<br />
Di – Do, Sa, So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
Fr 11.00 – 21.00 Uhr<br />
Tagesticket im Vorverkauf 18,00 Euro,<br />
vor Ort 22,00 Euro, 2-Tagesticket im<br />
Vorverkauf 26,00 Euro, vor Ort 30,00<br />
Euro, bis 12 Jahre kostenlos<br />
Es gilt als eines der wichtigsten Musikfestivals<br />
Frankreichs und ist eine<br />
Plattform für die bretonische Musik<br />
und Kultur als Teil der großen keltischen<br />
Familie. Neben Künstlern aus<br />
der Bretagne treten unter anderem<br />
Musiker aus Schottland, Cornwall,<br />
Irland, Galizien und Asturien auf.<br />
Während der Festivaltage lebt die<br />
ganze Stadt im Rhythmus der Musik,<br />
was für eine ganz eigene Atmosphäre<br />
im sonst recht beschaulichen Lorient<br />
sorgt. Das Angebot der diversen Konzerte<br />
ist immens, so dass man sich im<br />
Vorfeld über das Programm im Internet<br />
informieren sollte. Zum Abschluss<br />
des Festivals gibt es eine große Parade,<br />
die jedes Jahr über 40.000 Zuschauer<br />
anlockt.<br />
<br />
Diverse Veranstaltungsorte<br />
Informationen<br />
Telefon: +33 (0)2 97 21 24 29<br />
Karten<br />
Telefon: +33 (0)2 97 64 03 20<br />
www.festival-interceltique.com<br />
Eintrittspreise variieren je nach Konzert.<br />
Schnupperticket für drei Konzerte für<br />
41,41 Euro erhältlich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Die 10 schönsten<br />
Inseln Frankreichs<br />
Es ist vielen im ersten Moment vielleicht nicht unbedingt bewusst, aber<br />
auf französischem Staatsgebiet befindet sich eine stolze Anzahl von<br />
Inseln. Ohne die Überseegebiete und Inseln im Inland auf Flüssen und<br />
Seen einzubeziehen, gibt es rund 300 französische Eilande, etwas über<br />
200 entlang der Atlantikküste und fast 90 an der Mittelmeerküste,<br />
darunter allein 30 rund um Korsika, das bekanntlich selbst eine Insel ist.<br />
Diese Anzahl vergrößert sich sogar noch: Seit zwei Jahren bildet sich<br />
um den Phare de Cordouan in der Gironde eine neue Insel, die heute<br />
schon fast fünf Hektar groß ist. Bisher ist sie aber noch namenlos.<br />
Einige der rund 300 französischen Inseln sind recht stattlich, andere<br />
winzigklein. Wir haben die zehn schönsten darunter ausgewählt. Zehn<br />
Inseln, die sich besuchen lassen und auf denen man sogar übernachten<br />
kann, wenn man das wünscht.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
Mont-Saint-Michel<br />
(Manche)<br />
Der Klosterberg in der gleichnamigen Bucht an der<br />
Schnittstelle zwischen der Bretagne und der Normandie<br />
darf natürlich in einer Auflistung der zehn schönsten Inseln<br />
Frankreichs nicht fehlen. Zu berühmt, zu einzigartig, zu malerisch<br />
ist dieses eng bebaute Eiland, das sich wie ein Kegel in<br />
die Höhe schiebt und seit 1979 zum Welterbe der UNESCO<br />
gehört. Der Mont-Saint-Michel ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
von ganz Frankreich.<br />
Dabei ließe sich trefflich darüber streiten, inwieweit der<br />
Mont-Saint-Michel überhaupt noch eine Insel ist. Seine Umgebung<br />
ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr versandet,<br />
auch wegen des Dammes, der einst als Verbindung zum<br />
Festland gebaut wurde, so dass der Klosterberg selbst bei Flut<br />
oft gar nicht mehr vom Meer umspült wird. Bei Ebbe lässt<br />
er sich ohnehin übers Watt zu Fuß erreichen, übrigens eine<br />
der schönsten Annäherungen an diese weltbekannte Sehenswürdigkeit.<br />
Doch seit einigen Jahren gibt es ein umfassendes<br />
Sanierungsprogramm, das der Insel das Wasser zurückgeben<br />
soll. Mit Millionenaufwand soll die Versandung der Bucht<br />
rückgängig gemacht werden. Im Rahmen dieser Arbeiten<br />
wird auch der alte Damm durch eine neue Brücke ersetzt.<br />
Die Ruhe, die die Mönche einst auf der kleinen Insel hatten,<br />
lässt sich heute nur noch erahnen. Über drei Millionen<br />
Besucher schieben sich jedes Jahr durch die Gasse des Klosterberges<br />
hinauf zur Kirche. Ein Trubel, der leider zulasten des<br />
einzigartigen Charmes des Mont-Saint-Michel geht. Doch<br />
wer an einem regnerischen und stürmischen Herbst- oder<br />
Wintertag zum Klosterberg kommt, kann auch heute noch<br />
die einstige Schönheit und Isoliertheit dieses Weltkulturerbes<br />
nachempfinden.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Ile d’Ouessant<br />
(Finistère)<br />
Die Ile d’Ouessant ist vielleicht die französische<br />
Insel, auf der man die Stärke der Naturgewalten am<br />
meisten spürt. 20 Kilometer vor der Küste des Finistère<br />
gelegen, eine Stunde mit dem Boot von Conquet<br />
entfernt, zwei Stunden gar von Brest, ist das Eiland<br />
ein Ort, an dem sich die Bretagne besonders wild und<br />
rau zeigt. Das Leben auf der Insel wirkt unwirtlich.<br />
« Qui voit Ouessant, voit son sang » (dt. « Wer Ouessant<br />
sieht, sieht sein Blut ») lautet nicht ohne Grund<br />
ein lokales Sprichwort.<br />
Auf der Insel scheint alles vom Winde verweht zu<br />
sein. Bäume sind quasi nicht vorhanden. Der höchste<br />
Punkt des Eilands misst gerade einmal 60 Meter.<br />
Selbst die Schafe, mit ihrem schwarzen Kopf ein<br />
Wahrzeichen der Insel, gehören mit ihren maximal<br />
50 Zentimetern zu den kleinsten der Welt. Im Gegensatz<br />
zu den schwierigen Lebensbedingungen am<br />
Boden ist der Himmel voller Leben. Tausende von<br />
Vögeln fliegen die Insel an, viele davon auf dem Weg<br />
nach Norden bzw. Süden.<br />
Viel los ist auch auf dem Wasser vor der Insel: Von<br />
der Pointe du Pern, dem westlichsten Punkt Frankreichs,<br />
hat man einen guten Blick auf die berühmte<br />
Rail d’Ouessant, eine der gefürchtetsten und meist<br />
befahrenen Wasserstraßen Europas. Rund 50.000<br />
Schiffe passieren diese gefährliche Stelle auf dem<br />
Weg vom Atlantik in den Ärmelkanal. Der Phare du<br />
Créac’h ist der stärkste Leuchtturm des Kontinents.<br />
Seinen Lichtstrahl sieht man bis zu 60 Kilometer<br />
weit. Ohnehin ist die felsige Küste der Insel, die den<br />
Kräften eines aufgewühlten Ozeans unaufhörlich<br />
ausgeliefert ist, besonders sehenswert.<br />
Etwas geruhsamer als an der Pointe du Pern geht<br />
es auf der anderen Seite der Insel zu, an der Pointe<br />
de Penn-Arlan. Dort findet man sogar ein paar wenige<br />
Buchten mit winzigen Stränden. Zu den Höhepunkten<br />
eines Inselbesuchs gehört zudem die Baie de<br />
Béninou, in der Seehunde ihre Kolonie haben. Seit<br />
1969 gehört die Ile d’Ouessant zum Parc naturel régional<br />
d’Armorique. Sie ist außerdem ein UNESCO<br />
Biosphärenreservat.<br />
ABTEI DES<br />
MONT-SAINT-MICHEL<br />
Eine Reise durch die Nacht<br />
Vom 5. <strong>Juli</strong> bis 31. <strong>August</strong>,<br />
von 19.00 Uhr bis Mitternacht *<br />
FÜR DIE UNTER 26-JÄHRIGEN<br />
KOSTENLOS **<br />
Wenn es Dunkel wird, enthüllt die Abtei des<br />
Mont-Saint-Michel ihre Vergangenheit und ihre<br />
Geheimnisse. Ein Dekor aus Lichtern und Bildern,<br />
akustische Untermalung und Musik nehmen diesen<br />
Ort in ihren Besitz. Sie laden zu unerwarteten und<br />
originellen Entdeckungen ein...<br />
Eine wahrhaftige Zeitreise, zwischen Traum und<br />
Wirklichkeit, bei der man die Geschichte eines in<br />
der Welt einzigartigen Bauwerks kennenlernt.<br />
Abbaye du Mont-Saint-Michel<br />
50170 Le Mont-Saint-Michel<br />
tél. (33)2 33 89 80 00<br />
www.mont-saint-michel.monuments-nationaux.fr<br />
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Jeden Abend außer Sonntags<br />
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Die Staatsangehörige eines der 27 EU-Länder bzw. Nichteuropäer mit<br />
rechtmäßigem Wohnsitz in Frankreich sind.<br />
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Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
Ile de Sein<br />
(Finistère)<br />
Die Ile de Sein ist so klein, dass man sie nur zu Fuß<br />
besuchen kann. Selbst das Fahren mit dem Fahrrad ist<br />
untersagt! Mit einer Länge von gerade einmal 1,8 Kilometern<br />
und einer Breite von maximal 800 Metern, an<br />
einigen Stellen aber nur wenigen hundert Metern, ist<br />
jeder Quadratmeter wertvoll. Mit ihrer Lage, acht Kilometer<br />
vor der Pointe du Raz, der westlichsten Stelle des<br />
französischen Festlandes, erinnert die Ile de Sein an die<br />
Ile d’Ouessant etwas weiter nördlich.<br />
Wie die große Schwester besitzt das Eiland keine<br />
Bäume und ist den Gewalten des Ozeans und des Windes<br />
völlig ausgeliefert. Die Ile de Sein ist allerdings noch<br />
sehr viel niedriger als die Ile d’Ouessant. Gerade einmal<br />
6,50 Meter über dem Meeresspiegel misst ihr höchster<br />
Punkt. Die Insel war in der Vergangenheit deshalb schon des Öfteren überschwemmt worden.<br />
Heute sollen Deiche dies verhindern. Fischer und Hobbykapitäne haben ohnehin großen Respekt<br />
vor den Gewässern vor der Insel. Ein lokales Sprichwort besagt: « Qui voit Sein, voit sa<br />
fin » (dt. « Wer Sein sieht, sieht sein Ende »). Auch dies erinnert an die Ile d’Ouessant.<br />
Die Insel besteht vor allem aus Felsen, was einem schnell das Gefühl vermittelt, auf dem<br />
Mond gelandet zu sein. Im Kontrast dazu stehen jedoch die hellen Fassaden der wenigen Häuser<br />
der Insel, die sich allesamt um den kleinen Hafen gruppieren. Um sich vor dem Wind<br />
zu schützen, stehen sie so dicht beieinander, dass lediglich schmale Gassen zwischen ihnen<br />
bleiben, durch die die Trinkwassertonnen gerade noch transportiert werden können.<br />
In der jüngeren Geschichte haben die Inseleinwohner übrigens viel Mut bewiesen. Als General<br />
de Gaulle am 18. Juni 1940 von London aus seinen berühmten Appell an die Franzosen<br />
hielt, machten sich alle männlichen Bewohner der Ile de Sein auf den Weg nach England. Unter<br />
den ersten 600 Franzosen, die sich de Gaulle anschlossen, kamen dadurch 150 von diesem<br />
kleinen Eiland, was den General zu der nicht ganz ernst gemeinten Frage bewegte, ob die Ile<br />
de Sein ein Viertel Frankreichs repräsentiere.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Ile aux<br />
Moines<br />
(Morbihan)<br />
Mor Bihan bedeutet im Bretonischen<br />
« kleines Meer ». Den<br />
Eindruck von einem kleinen Meer<br />
gewinnt man in der Tat, wenn man<br />
mit dem Boot im Golfe de Morbihan<br />
unterwegs ist. Nicht weniger<br />
als 40 Inseln, von denen sich nur<br />
zwei nicht in Privatbesitz befinden,<br />
die Ile d’Arz und die Ile aux Moines, liegen in diesem<br />
Golf. Letztere hat die Form eines Kreuzes. Sie ist die<br />
größte der Inseln und auch die am stärksten bewaldete.<br />
Dadurch lädt sie auch im Hochsommer zu langen<br />
Wanderungen im Schatten der Wälder ein. Sehenswert<br />
sind zudem die kleinen Häuser der Fischer und<br />
die berühmten Dolmen Boglieux und Penhap im<br />
Süden des Eilands.<br />
Kurzaufenthalt in<br />
Rennes<br />
der HauPTSTadT der BreTaGne<br />
44 €<br />
ab<br />
pro Person*<br />
• Besichtigen Sie den im Sommer<br />
herrlich illuminierten Gerichtshof der Bretagne**<br />
• Schlendern Sie über den bunten<br />
Wochenmarkt am Place des Lices<br />
• Flanieren Sie durch den prächtigen<br />
Stadtpark Thabor<br />
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Wissenschaftszentrum Champs Libres<br />
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Fremdenverkehrsamt: + 33 (0)2 99 67 11 66<br />
- adaptation STudIO BIGOT <strong>2011</strong> - © Clément Guillaume, 4 horizons, Michel Ogier<br />
* Übernachtung (1 bzw. 2 Nächte) im Hotel für 2 Personen im Doppelzimmer mit Frühstück.<br />
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** Vom 6. July 6 bis 24. <strong>August</strong>, <strong>2011</strong>
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Belle-Ile-en-Mer<br />
(Morbihan)<br />
Sie liegt rund 14 Kilometer südlich von Quiberon<br />
und kann in weniger als einer Stunde mit der Fähre<br />
erreicht werden: die 17 Kilometer lange und neun Kilometer<br />
breite Belle-Ile-en-Mer. Obwohl sie die größte<br />
der bretonischen Inseln ist, bleiben ihre Ausmaße überschaubar.<br />
Trotzdem bietet das Eiland eine unglaubliche<br />
Vielfalt, so dass man, ohne damit zu übertreiben, von<br />
einem Stück Bretagne in Miniaturformat sprechen<br />
kann. Ihre üppige Natur verdankt die Insel dabei dem<br />
Golfstrom.<br />
Belle-Ile-en-Mer ist ein Paradies für Radfahrer und<br />
Wanderer. 200 Kilometer kleine Straßen und 100 Kilometer<br />
Wanderpfade stehen zur Verfügung. Ganz im<br />
Norden an der Pointe des Poulains sowie im Westen<br />
entlang der Côte Sauvage ist die Insel vor allem spektakulär.<br />
Meer und Wind haben die felsige Landschaft auf<br />
einzigartige Weise geformt. Die Felsen der Steilküsten<br />
sind bis zu 30 Meter hoch. Dort befindet sich auch die<br />
Grotte marine de l’Apothicairerie, wo Tausende von<br />
Kormoranen ihre Nester an die Felswände bauen. An<br />
der Ostseite, zum Festland hin, zeigt sich Belle-Ile-en-<br />
Mer dagegen von einer ganz anderen Seite: ruhig und<br />
lieblich, mit vielen schönen Buchten und Stränden.<br />
Grands-Sables ist der längste Strand und perfekt zum<br />
Baden und Sonnen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 21
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
Ile d’Yeu<br />
(Vendée)<br />
Sie ist zehn Kilometer lang, vier Kilometer<br />
breit und befindet sich 17 Kilometer vom<br />
Festland entfernt, doch was die Ile d’Yeu<br />
ganz besonders auszeichnet, sind ihre zwei<br />
total unterschiedlichen Gesichter: Während<br />
sich das Eiland zum offenen Meer hin mit<br />
einer felsigen und rauen Küste zeigt, laden<br />
auf der anderen Inselseite lange, von Pinien<br />
gesäumte Strände zum Baden ein.<br />
In der Nähe von Port de la Meule, einem<br />
hübschen kleinen Fischerdorf, wartet eine<br />
ungewöhnliche Attraktion. Ein enormer,<br />
rund sieben Meter langer Stein liegt auf den<br />
Felsen. Wenn man gegen ihn drückt, fängt<br />
er an zu wippen. Doch obwohl schon viele es<br />
versucht haben, stürzt<br />
er nicht in die Tiefe.<br />
Ebenfalls sehenswert<br />
ist der große Leuchtturm<br />
im Nordwesten<br />
der Insel. 41 Meter<br />
erhebt er sich in die<br />
Höhe. Von oben hat<br />
man einen wunderbaren<br />
Rundblick auf die<br />
Insel und bei guten<br />
Sichtverhältnissen auf<br />
die benachbarte Ile<br />
de Noirmoutier sowie<br />
das Festland.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
A62<br />
Ile de Ré<br />
(Charente-Maritime)<br />
Ein ganz besonderes Kleinod vor der französischen Atlantikküste<br />
in der Höhe von La Rochelle ist die Ile de Ré. Seit 1988<br />
verbindet eine Brücke die Insel mit dem Festland, die inzwischen selbst eine<br />
Sehenswürdigkeit geworden ist, obwohl ihr Bau wegen einer befürchteten Zunahme<br />
des Autoverkehrs anfangs sehr umstritten war. An den Wochenenden<br />
haben sich diese Befürchtungen zum Teil bestätigt, nicht selten bilden sich Staus<br />
bei der An- und Abreise. Doch durch hohe Mautgebühren versucht man ein zu<br />
starkes Anwachsen des Verkehrs zu verhindern.<br />
Die 85 Quadratkilometer große Ile de Ré wird vor allem für ihre vielfältige<br />
Landschaft, zu der unter anderem Salzwiesen, Austernbänke und lange Strände<br />
gehören, und ihre hübschen, herausgeputzten Dörfer, insbesondere La Flotte<br />
und Saint-Martin-de-Ré, die mondän und bodenständig zugleich wirken, geliebt.<br />
Die Insel ist zudem ein Paradies für Fahrradfahrer, die für die Überquerung<br />
der Brücke auf einer gesonderten Spur keine Maut entrichten müssen. Eine<br />
besonders schöne Radtour führt zu den Sümpfen der Fier d’Ars, einer Bucht<br />
im Westen der Insel, die zum Naturreservat Lilleau des Niges gehört. Mehr<br />
als 250 verschiedene Vogelarten werden hier beobachtet, was auch zahlreiche<br />
Ornithologen anzieht, gerade im Frühling und Herbst, wenn die Zugvögel eine<br />
Pause einlegen.<br />
Frankreich erleben 210x140_Mise en page 1 26/05/11 16:38 Page1<br />
Freizeitpark<br />
Unweit der Atlantikküste ist das Futuroscope<br />
zwischen Loiretal, Dordogne, Cognac und der Vendée<br />
mit dem TGV auch nur 80 Minuten von Paris entfernt.<br />
BREST<br />
ST-MALO<br />
A81<br />
CHERBOURG<br />
A84<br />
RENNES<br />
CAEN<br />
ANGERS<br />
LE HAVRE<br />
A81<br />
A28<br />
A11<br />
DIEPPE<br />
A13<br />
CALAIS<br />
A16<br />
TGV<br />
A1<br />
PARIS<br />
LILLE<br />
NANTES<br />
TOURS<br />
A10<br />
A83<br />
VENDÉE<br />
LA ROCHELLE<br />
A20<br />
COGNAC<br />
TGV<br />
LIMOGES<br />
A71<br />
A10<br />
LYON<br />
BORDEAUX<br />
A20<br />
TOULOUSE<br />
Das etwas andere Reiseziel –<br />
zur Freude der ganzen Familie!<br />
Abendvorstellung<br />
Das Geheimnis Des Blauen Tons<br />
Infos und Reservierung<br />
unter der Tel.-<strong>Nr</strong>.<br />
Machen Sie mit Ihrer Familie oder Ihren Freunden eine kleine<br />
Pause und erleben Sie 25 einzigartige und unvergessliche<br />
Freizeitattraktionen<br />
Mit annähernd 40 Millionen Besuchern seit seiner Gründung ist<br />
das Futuroscope einer der bekanntesten und beliebtesten<br />
Freizeitparks in ganz Frankreich. Ein Reiseziel, das auf über<br />
60 Hektar Gelände einen etwas anderen Freizeitpark für 1- oder<br />
2-Tagesbesuche und eine große Auswahl an Unterkünften<br />
miteinander verbindet – ein Freizeitpark für Jung und Alt!<br />
00 33 5 49 49 59 08<br />
Das ganze<br />
Jahr über<br />
Angebote<br />
49 ,50EUR<br />
/Person (1)<br />
Im Preis enthalten: 1 Tages-Ticket (mit Abendvorstellung) +<br />
1 Übernachtung mit Frühstück pro Person, auf der Basis<br />
einer Familie mit 2 Erwachsenen (2 x 67 EUR) und 2 Kindern<br />
(2 x 32 EUR).<br />
(1) Beispiel für eine 4-köpfige Familie mit 2 Erwachsenen<br />
(zwischen 17 und 59 Jahre) und 2 Kindern (zwischen 5 und<br />
16 Jahre), die in einem Vierbettzimmer im Hotel du<br />
Futuroscope* übernachtet.<br />
ab
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
Ile de Porquerolles<br />
(Var)<br />
Die Ile de Porquerolles an der französischen Mittelmeerküste<br />
bildet zusammen mit der benachbarten Ile de Port-Cros und der Ile<br />
du Levant das Archipel der Iles d’Hyères. Ihre sichelförmige Form<br />
misst sieben mal drei Kilometer. Die Insel ist ein gutes<br />
Beispiel dafür, wie man eine erhaltenswerte Natur vor<br />
dem Ansturm des Massentourismus schützen kann. Seit<br />
1971 ist der überwiegende Teil der Insel in Staatsbesitz.<br />
Rund 1.000 der 1.257 Hektar des Eilands stehen unter<br />
der Obhut des Parc national de Port-Cros. Naturschutz<br />
ist auf der Ile de Porquerolles oberstes Gebot, wobei aber<br />
durchaus Besucher zugelassen werden. Es geht um die<br />
richtige Balance, um sanften Tourismus. Die Touristen<br />
erfreuen sich vor allem an einem Wander- und Radwegenetz<br />
von 51 Kilometern Länge, an einer unverfälschten<br />
Natur mit über 700 verschiedenen Pflanzenarten,<br />
darunter einige sehr seltene, sowie zwei schönen Stränden<br />
mit feinem Sand.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Korsika<br />
Mit einer Nord-Süd-Ausdehnung<br />
von 182 Kilometern, einer Fläche<br />
von 8.680 Quadratkilometern und<br />
mehr als 300.000 Einwohnern ist Korsika<br />
im Vergleich zu den anderen französischen<br />
Inseln ein Riese. Die enormen<br />
Ausmaße zeigen sich auch darin, dass<br />
die Insel heute eine eigene Region bildet,<br />
die aus zwei Departements besteht:<br />
Corse-du-Sud und Haute-Corse. Mit<br />
einer Entfernung von 90 Kilometern<br />
liegt Korsika näher an Italien als an<br />
Frankreich, dessen Festland 160 Kilometer<br />
entfernt ist.<br />
Doch trotz ihrer Größe gehört die<br />
Insel natürlich in die Liste der zehn<br />
schönsten Eilande des Landes. Schließlich<br />
wird die Insel im Französischen Ile<br />
de beauté (dt. Insel der Schönheit) genannt.<br />
Eine Bezeichnung, die Korsika<br />
zweifelsohne zu Recht trägt. Die über<br />
1.000 Kilometer lange Küste der Insel<br />
zeigt sich im Westen spektakulär und im<br />
Osten mit wunderschönen Sandstränden<br />
gesegnet. Der Golfe de Porto im Nordwesten<br />
der Insel gehört zum Welterbe<br />
der UNESCO. Im Osten befinden sich<br />
einige beliebte FKK-Campingplätze und<br />
-strände. Doch nicht nur ihren Küsten<br />
verdankt die Insel den Beinamen « Insel<br />
der Schönheit », auch das bergige Innere<br />
ist atemberaubend malerisch, wozu kleine<br />
Seen und verwunschene Bergdörfer<br />
beitragen.<br />
Eine der schönsten Varianten, die<br />
Insel kennenzulernen, ist eine Wanderung<br />
auf dem berühmten Wanderweg<br />
GR20, der die Insel von Norden nach<br />
Süden durchquert und 200 Kilometer<br />
lang ist. Rund zwei Wochen sollte man<br />
für diesen Weg einplanen. Es ist eine<br />
der anspruchsvollsten Wanderungen,<br />
die Europa zu bieten hat. Entschädigt<br />
wird man dafür mit einer einzigartigen<br />
Landschaft. Ein Erlebnis, das man sein<br />
Leben lang nicht vergessen wird.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 25
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Inseln<br />
Ile de<br />
la Cité<br />
(Paris)<br />
Wenn man über Inseln spricht,<br />
denkt man meist nur ans Meer.<br />
Doch eine der romantischsten Inseln<br />
des Landes befindet sich viele<br />
Kilometer von der Küste entfernt<br />
im Inland, mitten im Herzen der<br />
Hauptstadt: die Ile de la Cité. Das<br />
kleine Eiland in der Seine ist eine<br />
Schatzkammer von architektonischer<br />
und historischer Bedeutung. Die Ile de la Cité<br />
war die Keimzelle der heutigen Millionenmetropole.<br />
Es ist der Ort, an dem alles begann. Heute beherbergt<br />
die Insel Sehenswürdigkeiten, die zum Teil<br />
weltbekannt sind, wie beispielsweise die Sainte-Chapelle,<br />
den Palais de Justice und Notre-Dame. Wenn<br />
man über die Place Dauphine, den Square du Vert-<br />
Galant oder den Blumenmarkt schlendert, erlebt<br />
man ein durch und durch idyllisches Paris. Die Ile<br />
de la Cité ist eine kleine ruhige Oase inmitten einer<br />
pulsierenden Weltstadt, die trotz ihrer Bekanntheit<br />
ungewöhnlich authentisch geblieben ist. Nur wohnen<br />
kann man auf der Insel heute kaum noch, es sei denn,<br />
man kann sich die horrenden Quadratmeterpreise für<br />
die wenigen Wohnungen auf der Insel leisten.<br />
LESETIPPS FÜR INSELN IN ÜBERSEE<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Guadeloupe – Ein Stück<br />
Frankreich in der Karibik<br />
Endlose Regen wälder,<br />
Wasserfälle, Vulkane,<br />
brodelnd heiße<br />
Quellen oder doch<br />
lieber Kokospalmen,<br />
weiße Strände und smaragdgrünes<br />
Meer gefällig? Guadeloupe lässt jedes<br />
Urlauberherz höher schlagen. Eine<br />
Entdeckungsreise auf die karibische<br />
Schmetterlingsinsel mit ihren zwei<br />
aufregend schönen Seiten.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
La Réunion – Imposante<br />
Vulkaninsel im<br />
Indischen Ozean<br />
Es gibt viele<br />
Möglichkeiten,<br />
La Réunion zu<br />
erkunden. Etwa bei<br />
Wanderungen durch die Bergwelt oder<br />
beim Besichtigen kreolischer Dörfer. Eine<br />
ganz besondere Option ist jedoch, die<br />
Einheimischen bei ihrer beliebtesten<br />
Wochenendbeschäftigung begleiten zu<br />
dürfen: dem Ausflug mit der Großfamilie<br />
samt einem Picknick als Höhepunkt.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Martinique – Entdeckungen in<br />
einer Postkartenidylle<br />
Als ich Freunden<br />
davon erzählte, dass<br />
ich nach Martinique<br />
reisen würde, riefen<br />
sie neidisch, was für<br />
ein Glückspilz ich doch sei. Dann aber<br />
fragten sie: « Wird das nicht langweilig? »<br />
Irgendwann habe man die Idylle doch<br />
sicher satt. Nun, nach meiner Rückkehr<br />
von Martinique kann ich sie beruhigen.<br />
Martinique hat weit mehr zu bieten als<br />
eine Postkartenidylle.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Mont-Saint-Michel<br />
Office de Tourisme du Mont-Saint-<br />
Michel<br />
Telefon: +33 (0)2 33 60 14 30<br />
www.ot-montsaintmichel.com<br />
Der Klosterberg ist über einen Damm (zukünftig<br />
eine Brücke) mit dem Festland<br />
verbunden.<br />
Ile d’Ouessant<br />
Office de Tourisme d’Ouessant<br />
Telefon: +33 (0)2 98 48 85 83<br />
www.ot-ouessant.fr<br />
Aus Brest verkehren ganzjährig Fähren<br />
zur Ile d’Ouessant (zwei Stun den). Im<br />
Sommer gibt es auch Schiffs ver bin dungen<br />
aus Conquet und Camaret (jeweils<br />
eine Stunde).<br />
Ile de Sein<br />
www.mairie-iledesein.com<br />
Personenfähren verkehren ab<br />
Audienne (eine Stunde) sowie im<br />
Sommer sonntags ab Brest und<br />
Camaret.<br />
Ile aux Moines<br />
Office de Tourisme de l’Ile aux Moines<br />
Telefon: +33 (0)2 97 26 32 45<br />
www.mairie-ileauxmoines.fr<br />
Die Insel ist mit der Fähre von Port-Blanc<br />
aus erreichbar. Die Überfahrt dauert<br />
keine fünf Minuten.<br />
Belle-Ile-en-Mer<br />
Office de Tourisme de Belle-Ile-en-Mer<br />
Telefon: +33 (0)2 97 31 81 93<br />
www.belle-ile.com<br />
Von Quiberon aus verkehren eine Autound<br />
Personenfähre nach Le Palais (die<br />
Überfahrt dauert 45 Minuten), sowie<br />
eine reine Personenfähre nach Sauzon<br />
(20 Minuten). Personenfähren fahren im<br />
Sommer außerdem von Trinité-sur-Mer<br />
(60 Minuten), Vannes (130 Minuten),<br />
Part-Navalo (60 Minuten), La Turballe<br />
(110 Minuten) sowie Le Croisic (135<br />
Minuten) ab.<br />
Ile d’Yeu<br />
Office de Tourisme de l’Ile d’Yeu<br />
Telefon: +33 (0)2 51 58 32 58<br />
www.ile-yeu.fr<br />
Von Fromentine verkehren Fähren (30 bis<br />
70 Minuten, je nach Schiff) ganzjährig<br />
zur Ile d’Yeu, von Saint-Gilles-Croix-de-<br />
Vie aus nur im Sommer (60 Minuten).<br />
Ile de Ré<br />
Ile de Ré Tourisme<br />
Telefon: +33 (0)5 46 09 00 55<br />
www.iledere.com<br />
Eine mautpflichtige Brücke verbindet<br />
die Ile de Ré mit dem Festland. In der<br />
Hoch sai son (20. Juni bis 11. September)<br />
ist die Maut für die Hin- und Rückfahrt<br />
mit 16,50 Euro für ein Auto besonders<br />
hoch. Günstiger ist die Überfahrt für<br />
Motor räder mit 2,00 Euro. Fußgänger<br />
und Radfahrer können die Brücke kosten<br />
los passieren.<br />
Ile de Porquerolles<br />
Bureau d’informations de Porquerolles<br />
www.porquerolles.com<br />
Personenfähren verkehren von Giens<br />
und La Tour-Fondue (20 Minuten).<br />
Korsika<br />
Agence du Tourisme Corse<br />
Telefon: +33 (0)4 95 51 00 00<br />
www.visit-corsica.com<br />
Die Insel lässt sich bequem mit dem<br />
Flugzeug erreichen. Korsika ver fügt über<br />
vier Flughäfen: Ajaccio, Bastia, Calvi,<br />
Figari. Direktflüge exis tieren aus vielen<br />
französischen Städten, aber auch aus<br />
dem deutsch sprachi gen Raum. Außerdem<br />
bieten vier Fährgesellschaften<br />
Schiffs verbindun gen von französischen<br />
und italienischen Festlandhäfen an. Die<br />
Haupthäfen auf der Insel sind Ajaccio,<br />
Bastia und Calvi.<br />
Ile de la Cité<br />
Office de Tourisme de Paris<br />
www.parisinfo.com<br />
Diverse Brücken verbinden die Ile de la<br />
Cité mit den anderen Ufern der Seine,<br />
darunter die weltberühmte Pont-Neuf.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 27
Unterwegs in Frankreich Provence<br />
Mit dem Mountainbike durch<br />
In der Provence zieht nicht nur der Mont Ventoux<br />
Mountainbikefahrer an, auch die Dentelles de<br />
Montmirail, ein Höhenzug im Norden des Departements<br />
Vaucluse, unweit des legendären Berges, sind ein<br />
beliebtes Ziel für leidenschaftliche Zweiradfans.<br />
Ein schweißtreibender Selbstversuch.<br />
Das Leben als Redakteur für<br />
Frankreich erleben wartet<br />
manch mal mit besonderen<br />
Her aus forderungen auf. Allerdings darf<br />
ich mich nicht darüber beschweren,<br />
habe ich diese doch selbst gesucht. Als<br />
wir in der Redaktionssitzung darüber<br />
dis ku tierten, welches Thema für eine<br />
Re por tage in der Provence geeignet<br />
sein könn te, meldete ich mich freiwillig<br />
mit einem Vorschlag: eine Mountain-<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
die Dentelles de Montmirail<br />
biketour durch die einsame Landschaft<br />
und urigen Dörfer der Dentelles de<br />
Montmirail.<br />
So befinde ich mich nun zusammen<br />
mit einem Freund aus der Gegend auf<br />
dem Weg zu diesem kleinen Gebirge.<br />
Aus dem Fenster des Autos, das uns<br />
an unseren Zielort bringt, betrachte<br />
ich eine provenzalische Landschaft wie<br />
aus dem Bilderbuch. Doch je näher wir<br />
den Dentelles de Montmirail kommen,<br />
desto mehr machen die Lavendelfelder<br />
Weinbergen Platz. Kurz vor dem Ziel<br />
sehe ich fast nur noch Weinstöcke –<br />
so weit das Auge reicht. Gigondas,<br />
Vacqueyras, die berühmten Weine der<br />
Côtes du Rhône, werden hier angebaut.<br />
In dem kleinen Dorf Beaumes-de-<br />
Venise, Start- und Endpunkt für viele,<br />
die die Dentelles de Montmirail erkunden,<br />
holen auch wir unsere Mountainbikes<br />
vom Autodach und schwingen<br />
uns auf die Zweiräder. Ich frage mich,<br />
woher das Gebirge eigentlich seinen<br />
Namen hat. Dentelle bedeutet im<br />
Französischen « Spitze ». Schon nach<br />
wenigen Kilometern bekomme ich die<br />
Antwort. Nachdem wir das Dorf hinter<br />
uns gelassen haben, sehen wir die<br />
steinigen, spitzen Gipfel des Gebirges,<br />
die durch Erosion entstanden sind und<br />
der Gegend ihren Namen verliehen<br />
haben. Der zweite Namensbestandteil<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 29
Unterwegs in Frankreich Provence<br />
ist allerdings keine Hommage an den<br />
Helden im Film « Les visiteurs » von<br />
Jean-Marie Poiré. Er kommt schlicht<br />
aus dem Lateinischen und bedeutet<br />
« prächtige Berge ».<br />
Wir radeln zunächst noch gemütlich<br />
auf einer einsamen Landstraße entlang<br />
eines Flusses, überqueren dann aber alsbald<br />
den kleinen Wasserstrom, um uns<br />
mehr in die Wildnis zu begeben und die<br />
Berge zu erklimmen. Begleitet werden<br />
wir dabei vom Gesang der Zikaden,<br />
wie er für die Provence so typisch ist.<br />
Wir kommen an ein paar bescheidenen<br />
Häusern und Hütten inmitten der<br />
Weinberge vorbei und erfreuen uns<br />
an der Einsamkeit der Gegend. Man<br />
könnte fast glauben, alleine auf der Welt<br />
zu sein. Nur ab und zu treffen wir auf<br />
ein paar andere Radfahrer, die wie wir<br />
der zunehmenden Hitze trotzen. Die<br />
Gipfel selbst, die teilweise bis zum 100<br />
Meter senkrecht in die Höhe wachsen,<br />
sind zudem ein beliebtes Eldorado für<br />
Kletterer. Ansonsten bleiben die Wege<br />
die letzten Hinweise auf menschliche<br />
Zivilisation.<br />
Nach einiger Zeit gelangen wir an<br />
eine Weggabelung, an der wir einem<br />
steinigen Pfad in den Wald folgen.<br />
Der Schatten der Pinien, Zedern und<br />
Eichen tut gut. Kaum zu glauben, dass<br />
anstelle dieser üppigen Flora vor Millionen<br />
von Jahren das Meer regierte.<br />
Bis heute findet man hier Haifischzähne<br />
und andere Fossilien, die daran<br />
erinnern, dass an dieser Stelle einst die<br />
Unterwassertierwelt das Sagen hatte.<br />
Als wir am Ende unserer ersten<br />
steilen Auffahrt angekommen sind,<br />
schaue ich mit Stolz auf den zurückgelegten<br />
Weg. Der Schweiß tropft von<br />
meinem Gesicht. Kein Wunder, dass<br />
bei diesen harten Trainingsmöglichkeiten<br />
der örtliche Mountainbikeverein<br />
bereits mehrere französische Meister<br />
zählt. Doch mein Freund beruhigt<br />
mich. Was uns nun erwarten würde,<br />
sei weit weniger anstrengend. Ich atme<br />
tief durch und folge ihm.<br />
Weinberge und Olivenbäume geben der<br />
Landschaft der Dentelles de Montmirail<br />
eine typisch mediterrane Note.<br />
S. 28/29: Wege ganz unterschiedlicher<br />
Beschaffenheit führen durch den<br />
Höhenzug, manche sind asphaltiert,<br />
manche steinig und anspruchsvoll.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
VIELE WEGE<br />
FÜHREN NACH<br />
FRANKREICH<br />
BRUNO NIMMT DEN DURCH DEN KANAL.<br />
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Unterwegs in Frankreich Provence<br />
Es stimmt, die folgenden Kilometer<br />
sind eine weniger große Herausforderung<br />
für die eigene Kondition, wenn<br />
es auch weiterhin beständig bergauf<br />
geht. Wir fahren auf Wegen, die<br />
manchmal breit und mit Erde bedeckt,<br />
manchmal eher schmale Waldpfade<br />
sind. Irgendwann kommt dann der<br />
lang ersehnte Moment: Wir sind oben<br />
angekommen. Vor uns ein einzigartiger<br />
Panoramablick auf die Ebene des<br />
Comtat Venaissin und das kleine Dorf<br />
Le Barroux auf der anderen Seite.<br />
Der Blick auf die monumentale<br />
Burg des Dorfes aus dem 12. Jahrhundert<br />
ist großartig. Die Festung schützte<br />
einst die Region vor Invasionen, war<br />
dann aber lange Zeit verlassen, bevor<br />
man sie in den 1960er-Jahren wieder<br />
restaurierte. Seitdem wird die Burg<br />
gerne als Kulisse in Filmen genommen.<br />
Trotzdem kennen viele den<br />
Namen des Ortes eher wegen einiger<br />
fundamentalistischer Mönche, die in<br />
der Gemeinde ebenfalls zu Hause sind,<br />
denn wegen dieser Sehenswürdigkeit.<br />
Hinter Le Barroux erhebt sich der sagenumwobene<br />
Mont Ventoux. Obwohl<br />
seine Spitze gerade in den Wolken<br />
verschwunden ist, büßt er nichts von<br />
seiner majestätischen Würde ein. Ein<br />
herrlicher Anblick, der jede Anstrengung<br />
zuvor vergessen lässt.<br />
Entlang von Feldern voller Olivenbäume<br />
treten wir nach einer kleinen<br />
Pause die Abfahrt in Richtung La<br />
Roque Alric an, ein Ort, der aus der<br />
Zeit gefallen zu sein scheint. Das Dorf<br />
befindet sich auf den Hängen einer felsigen<br />
Bergkuppe, was La Roque-Alric<br />
zu einem der schönsten Dörfer der<br />
Gegend macht. Die Kommune muss<br />
sich jedenfalls nicht hinter den viel<br />
bekannteren Bergdörfern des Luberon<br />
zu verstecken.<br />
Wir fahren weiter hinunter und<br />
passieren diverse Weinberge. Ihr Anblick<br />
hat ebenfalls etwas sehr Erhabenes<br />
und angenehm Beruhigendes. Die<br />
Winzer der Region produzieren einige<br />
der besten Weine Südfrankreichs, die<br />
Pittoreske Dörfer schmiegen sich<br />
an die Hänge der Dentelles de<br />
Montmirail und tragen zum besonderen<br />
Charme der Gegend bei. Rechte<br />
Seite: Burg von Le Barroux.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 33
Unterwegs in Frankreich Provence<br />
Bergab geht<br />
es leichter als<br />
bergauf, aber<br />
auf den steinigen<br />
Pisten ist trotzdem<br />
viel Vorsicht<br />
geboten. Die<br />
Dentelles de<br />
Montmirail sind<br />
zu jeder Tagesund<br />
Jahreszeit<br />
malerisch schön.<br />
<strong>34</strong> · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
A85<br />
Dijon<br />
A38<br />
Besançon<br />
A87<br />
Cholet<br />
Azay-le-Rideau<br />
Bourges<br />
Beaune<br />
A83<br />
11/E601<br />
E602/A837<br />
Niort<br />
a Rochelle<br />
E5/A10<br />
zum Teil bis nach Australien exportiert<br />
werden.<br />
A10/E5<br />
Dann kommen wir nach Lafare,<br />
Poitiers<br />
einem Dorf, das von den umliegenden<br />
Hügeln geradezu eingezwängt<br />
ist. Doch wir wollen noch weiter nach<br />
Suzette, das sich etwas weiter nördlich<br />
befindet. Suzette ist ein Bergdorf auf<br />
720 Metern Höhe, das alleine einen<br />
Ausflug lohnen würde, insbesondere<br />
Limoges<br />
wegen seiner himmlischen Ruhe und<br />
Angoulême<br />
dem 360-Grad-Blick auf die Dentelles<br />
de Montmirail, den Mont Ventoux<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
und die Ebene davor.<br />
Hier gönnen wir uns ein erfrischendes<br />
Getränk auf der Terrasse der<br />
Gaststätte Les Coquelicots. Nun ja,<br />
eigentlich sollte es bei einem Getränk<br />
bleiben. Doch Montluçon beim Blick in die verlockende<br />
Speisekarte beschließen wir<br />
A71/E11<br />
nach der ersten Runde spontan, auch<br />
noch etwas zu essen zu bestellen. Das<br />
Clermont-<br />
Fahren hat hungrig<br />
Ferrand<br />
gemacht, unsere<br />
Körper sehnen A89/E70 sich nach Kalorien.<br />
Puy de Dôme<br />
Die<br />
Rückfahrt nach Beaumes-de-Venise<br />
A75/E11<br />
kann noch ein bisschen le Mont-Dore warten.<br />
A72/E70<br />
Chalon-sur-Saône<br />
MUSÉE-ATELIER<br />
A6/E15<br />
WERNER LICHTNER-AIX<br />
84830 Sérignan-du-Comtat (Vaucluse)<br />
Cluny<br />
1. April bis 15. Oktober<br />
Mittwoch bis Mâcon<br />
Samstag von 14 -18 h<br />
So bis Di und an<br />
A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />
Feiertagen geschlossen<br />
www.musee-lichtner-aix.com<br />
Villars-les-Dombes<br />
Lyon<br />
St. Etienne<br />
A42<br />
Annecy<br />
Lausan<br />
Genève<br />
A41/E712 A<br />
A430<br />
Chamébry<br />
Val<br />
E5/A10<br />
rdeaux<br />
A52/E72<br />
-E70/A63<br />
A65<br />
France<br />
64/E80<br />
Pau<br />
Aus<br />
<br />
Deutschland, A89/E70 Österreich und der<br />
Schweiz erreicht man die Dentelles<br />
de Montmirail über die Rhône-Tal-<br />
Autobahn, die man am besten kurz<br />
hinter Orange verlässt (Abfahrt <strong>Nr</strong>.<br />
22), um über die D950 in Richtung<br />
Carpentras zu fahren. Auf halber<br />
Strecke biegt man bei Sarrians auf die<br />
D52 ab, von der anschließend die D21<br />
nach Beaumes-de-Venise abgeht.<br />
Beaumes-de-Venise …<br />
… Berlin 1.451 km<br />
… Köln 946 km<br />
… Wien 1.390 km<br />
… Hamburg 1.400 km<br />
… München 958 km<br />
… Zürich 655 Toulouse km<br />
Der nächste aus dem deutschsprachigen<br />
Raum angeflogene Flughafen ist<br />
in Marseille. Lufthansa verbindet die<br />
Stadt mit Frankfurt a. M. und München,<br />
Germanwings mit Köln/Bonn, Ryanair<br />
mit Weeze sowie Twin Jet mit Basel/<br />
Mulhouse. Außerdem bestehen aus<br />
Deutsch land, Österreich und der<br />
Schweiz mit Air France Umsteige verbindungen<br />
via Paris nach Marseille.<br />
Die Dentelles de Montmirail sind nicht<br />
ans Zugnetz angeschlossen. Der<br />
nächste Bahnhof, der auch über gute<br />
TGV-Verbindungen aus Paris verfügt,<br />
ist in Avignon. Der DB Autozug fährt<br />
ebenfalls bis nach Avignon.<br />
www.ot-beaumesdevenise.com<br />
Office de Tourisme<br />
Maison des Dentelles<br />
122, place du Marché<br />
Andorra<br />
A81/E80<br />
84190 Beaumes-de-Venise<br />
Telefon: +33 (0)4 90 62 94 39<br />
In den Dentelles de Montmirail gibt<br />
es diverse Strecken mit unter schiedlichem<br />
Schweregrad, die für Mountainbiketouren<br />
geeignet sind. Lohnende<br />
Streckenvorschläge findet man auf der<br />
Website www.provence-a-velo.fr. Die in<br />
dieser Reportage beschriebene Strecke<br />
lässt sich gut an einem Tag bewältigen,<br />
ein wenig Kondition ist aber notwendig.<br />
84190 Suzette<br />
Telefon: +33 (0)4 90 65 06 94<br />
France<br />
Spanien<br />
A75/E11<br />
Restaurant Les Coquelicots Lodève<br />
Carcassonne<br />
Limoux<br />
Narbonne<br />
Bézier<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
Mont Ventoux – Ein Berg<br />
und sein Mythos<br />
Als Wahrzeichen<br />
Perpignan<br />
der Pro vence<br />
A9/E15 Collioure<br />
und gefürchtete<br />
Port-Vendres<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
Etappe auf<br />
Cerbère<br />
AP7/E15der Tour de<br />
France ist der<br />
Mont Ventoux<br />
ein Berg, zu dem die Einheimischen ein<br />
ganz besonderes Verhältnis haben.<br />
Er dominiert die Ebene des Comtat<br />
Venaissin und bildet einen Übergang<br />
zwischen der Provence und den Alpen.<br />
Eine Reportage über die Hänge und<br />
Montpellier<br />
den Gipfel einer regionalen Berühmtheit.<br />
Nîmes<br />
A9/E15<br />
A7/E15<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
Avignon<br />
Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Ein Tag in der Stadt der<br />
Päpste<br />
Wo die Durance<br />
in die Rhône<br />
mündet und<br />
sich drei<br />
Departe ments<br />
treffen, liegt<br />
Avignon. Der<br />
monumentale Palast der Päpste erinnert<br />
an die glorreiche Vergangenheit<br />
der Stadt, die bis heute für viele ein<br />
Sehnsuchtsziel geblieben ist. Ein<br />
A49/E713 A51/E712<br />
Arles A7/E15 A51/E712<br />
A54/E805<br />
Aix-en-Provence<br />
Rundgang durch die Altstadt einer<br />
lebendigen provenzalischen Stadt.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
A55<br />
Marseille<br />
Grenoble<br />
Beaumes-de-Venise<br />
Orange<br />
Apt<br />
A52<br />
A50<br />
France<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
Toulon<br />
A46/E<br />
A5<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 35
Unterwegs in Frankreich Châtillon-sur-Seine<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Châtillon-sur-Seine<br />
Das Erwachen einer verschlafenen Provinzstadt<br />
Es gibt einige Großstädte in Frankreich, von denen es heißt,<br />
dass sie in letzter Zeit aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt<br />
worden seien. Berühmtestes Beispiel ist Bordeaux, das einst<br />
den Spitznamen « la belle endormie » (dt. « die schlafende<br />
Schöne ») trug. Doch ist dies eine Entwicklung, von der nur<br />
große Agglomerationen profitieren? Wenn man Châtillon-sur-<br />
Seine kennt, lautet die Antwort eindeutig nein. Die gerade<br />
einmal 6.000 Seelen zählende Gemeinde in Burgund ist der<br />
Beweis, dass sich auch in der tiefsten Provinz viel tut. Ein<br />
Besuch voller Überraschungen und Geheimnisse.<br />
Sie wollen nach Châtillon, um dort<br />
eine Reportage für ein ausländisches<br />
Reisemagazin zu schrei-<br />
«<br />
ben? Wirklich? Ist die Stadt denn so<br />
berühmt? », fragt mich der Fahrer verblüfft,<br />
der den Bus vom TGV-Bahnhof<br />
Montbard nach Châtillon-sur-Seine<br />
steuert. Ich weiß nicht genau, was ich<br />
antworten soll. Liegt es an der Monotonie<br />
der Strecke – eine schnurgerade<br />
von Feldern gesäumte Straße – oder an<br />
einem gewissen Redebedürfnis, doch<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 37
Unterwegs in Frankreich Châtillon-sur-Seine<br />
An der Quelle der Douix, einer kleinen Oase inmitten der Stadt.<br />
S. 36/37: Blick über die Dächer von Châtillon-sur-Seine.<br />
schon wenige Kilometer nach dem<br />
Start stellt mir der Fahrer diese und<br />
andere Fragen. Normalerweise empfände<br />
ich diese Wissbegierde als zu indiskret,<br />
aber da der Bus fast völlig leer ist,<br />
lasse ich mich auf die Konversation ein.<br />
« Berühmt? Vielleicht noch nicht<br />
wirklich », erwidere ich. « Doch soweit<br />
ich weiß, verdient die Stadt mehr Aufmerksamkeit<br />
als sie bisher bekommt. »<br />
Ich bin über mich selbst erstaunt, wie<br />
ich Châtillon-sur-Seine bereits verteidige,<br />
obwohl ich den Ort noch gar<br />
nicht erkundet habe. Zu meiner Rechtfertigung<br />
muss ich aber ergänzen, dass<br />
ich mich seit Wochen mit der kleinen<br />
Stadt 235 Kilometer südöstlich von<br />
Paris und 83 Kilometer nordwestlich<br />
von Dijon beschäftige. Ich habe im<br />
Vorfeld meiner Reise versucht, so viele<br />
Informationen wie möglich über den<br />
Ort zu sammeln.<br />
Der Grundtenor bei allem, was ich<br />
gelesen haben, war dabei stets der gleiche:<br />
Châtillon-sur-Seine ist eine von<br />
Touristen wenig beachtete Kommune.<br />
Ein Ort, der den Ruf eines verschlafenen<br />
Provinznestes hat, der aber auch<br />
gar nicht erst versucht, mit international<br />
bekannten Orten in der Nachbarschaft,<br />
etwa Cluny oder Vézelay,<br />
mithalten zu wollen. Châtillon-sur-<br />
Seine beruft sich lieber auf die eigenen<br />
Stärken, die vor allem in einer bewegten<br />
Geschichte und in Sehenswürdigkeiten,<br />
die mit einigen Geheimnissen<br />
aufwarten, liegen. Insbesondere Letzteres<br />
hat mich ganz besonders auf die<br />
kleine Stadt neugierig gemacht.<br />
Willkommen in der Provinz<br />
Nachdem ich angekommen bin<br />
und mein Gepäck in einem kleinen,<br />
schlichten Hotel abgestellt habe, will<br />
ich den Rest des Tages dazu nutzen,<br />
mir noch einen ersten Überblick zu<br />
verschaffen. Ich möchte mir die Stadt<br />
von oben anschauen. « Es ist ganz<br />
einfach, Sie können die Eglise Saint-<br />
Vorles gar nicht verfehlen », erklärt mir<br />
die freundliche Dame an der Rezeption.<br />
« Die Kirche dominiert die Stadt.<br />
Am Fuße des Hügels werden Sie eine<br />
alte Treppe vorfinden, die hinaufführt.<br />
Von dort oben ist der Blick einfach<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
wunderbar. » Ich will bereits losgehen,<br />
da merkt die Frau mit einem recht<br />
harschen Ton noch an: « Kommen<br />
Sie aber nicht zu spät zurück, wenn<br />
Sie noch etwas essen wollen. » Leicht<br />
verunsichert schaue ich auf die Uhr.<br />
Es ist 18:30 Uhr. Willkommen in der<br />
Provinz! Ist Châtillon-sur-Seine also<br />
doch ein verschlafenes Nest?<br />
Ich mache mich mit meinem Fotoapparat<br />
und einem Buch unterm Arm<br />
auf den Weg in die Altstadt. Die Läden<br />
entlang meiner Strecke sind gerade<br />
dabei, ihre Türen zu schließen, was<br />
den provinziellen Eindruck natürlich<br />
noch unterstreicht. Es ist noch früh<br />
am Abend und in Châtillon-sur-Seine<br />
kehrt bereits Ruhe ein.<br />
Die Fassaden der Häuser, meist aus<br />
dem Pierre de Bourgogne gebaut, einem<br />
Naturstein aus der Region, leuchten<br />
gelborange im Abendlicht. Ein<br />
idyllischer Anblick. Auf meinem Weg<br />
zur Eglise Saint-Vorles, die man in der<br />
Tat nicht verfehlen kann, passiere ich<br />
eine schmucke kleine Steinbrücke. Sie<br />
führt über einen Fluss, der hier noch<br />
ganz bescheiden vor sich hinplätschert,<br />
bevor er viele Kilometer später<br />
zu Weltruhm gelangt: die Seine. Châtillon<br />
ist die erste Stadt, die an diesem<br />
Fluss, der auf dem Plateau de Langres<br />
einige Kilometer weiter südlich in<br />
Richtung Dijon entspringt, liegt.<br />
Wenige Minuten später erreiche<br />
ich die Treppe zur Kirche. Recht steil<br />
führt sie auf den Hügel, auf der die<br />
Eglise Saint-Vorles thront. Oben angekommen,<br />
setze ich mich auf eine Bank.<br />
Ein idealer Moment, um in meinem<br />
Buch über das Gotteshaus nachzulesen.<br />
Denn eine der vielen mysteriösen<br />
Geschichten über Châtillon-sur-Seine<br />
hatte mich schon bei meinen Vorbereitungen<br />
ganz besonders beeindruckt:<br />
das Wunder von Marias Milchabsonderung.<br />
Die Kirche mit dem Wunder<br />
Der Legende nach soll der Abt und<br />
Mystiker Saint-Bernard de Clairvaux<br />
(1090-1153) eines Tages in dieser Kirche<br />
vor einer Statue, die Maria beim<br />
Stillen des kleinen Jesus zeigt, gebetet<br />
haben. Soweit nichts Ungewöhnliches.<br />
Doch als der Kirchenmann die<br />
Worte: « Monstra te esse matrem »<br />
(dt. « Zeige Dich als Mutter ») sprach,<br />
wurde die Statue plötzlich lebendig.<br />
Maria drückte auf eine ihrer beiden<br />
Brüste und spritzte ihre Milch in<br />
Richtung Saint-Bernards Mund. Der<br />
Abt schluckte die Milch und erhielt<br />
dadurch die Begabung zum Predigen.<br />
Egal, wie man über dieses angebliche<br />
Wunder denken mag, als ich an<br />
diesem Abend eine Statue von Saint<br />
Bernard sehe, muss ich innerlich<br />
schmunzeln. Schon erstaunlich, dass<br />
von einem heute unbedeutenden Ort<br />
eine derartige Geschichte um die Welt<br />
ging. Diese Geschichte ist auf vielen<br />
Gemälden verewigt worden, die heute<br />
in den prestigevollsten Museen der<br />
Welt – wie etwa dem Prado in Madrid<br />
– ausgestellt sind. Aber wer weiß das<br />
schon? Wer kennt schon Châtillonsur-Seine?<br />
Nachdem ich die Kirche besichtigt<br />
habe, bewundere ich noch einen Augenblick<br />
lang den Panoramablick über<br />
die Dächer der Stadt. Die Ausmaße<br />
von Châtillon-sur-Seine sind wirklich<br />
überschaubar. Für eine Stadtbesichtigung<br />
braucht man weder ein Auto<br />
noch öffentliche Verkehrsmittel. Ich<br />
beschließe, am nächsten Tag wieder<br />
zu Fuß loszuziehen. Danach steige<br />
ich die Treppe hinunter. Bevor es aber<br />
wieder zurück ins Hotel geht, will ich<br />
noch einen Abstecher zur Karstquelle<br />
der Douix machen.<br />
Eine Quelle voller Rätsel<br />
Die Quelle, die aus einem unterirdischen<br />
Fluss entspringt, ist eine kleine<br />
Oase, obwohl sie sich im urbanen<br />
Raum befindet. Der Ort hat etwas<br />
Erfrischendes. Ist es das Wasser der<br />
Quelle oder sind es schlicht die vielen<br />
Bäume, die dafür sorgen? Wie auch<br />
immer, an dieser Stelle vergisst man<br />
schnell, sich in einer Stadt zu befinden.<br />
Die Menschen kommen hierher, um<br />
den neuesten Klatsch auszutauschen,<br />
sich auszuruhen oder sich schlicht an<br />
dem kristallklaren Wasser zu erfreuen,<br />
das später in die Seine fließt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 39
Unterwegs in Frankreich Châtillon-sur-Seine<br />
Die Quelle der Douix hat aber<br />
auch etwas Rätselhaftes. Erzählt wird<br />
davon auf Hinweistafeln, die von der<br />
Gemeinde aufgestellt wurden. So hat<br />
man herausgefunden, dass die Menschen<br />
um 500 v. Chr. Kleiderspangen<br />
in das Wasser der Quelle geworfen<br />
haben. Bei Pumparbeiten im Jahre<br />
1996 wurden rund 350 solcher Bügel<br />
aus Eisen und Bronze gefunden. Die<br />
Tradition, etwas in das Wasser zu<br />
werfen, ging sogar bis ins 10. Jahrhundert<br />
weiter, allerdings warf man<br />
später Nadeln. Was der Sinn hinter<br />
diesen Handlungen war, ist bis heute<br />
nicht herausgefunden worden. Diverse<br />
Gerüchte ranken sich um diese Tradition.<br />
Angeblich soll auch ein Geist an<br />
diesem Ort gelebt haben.<br />
Bestärkt wird diese mystische Aura<br />
noch durch die Tatsache, dass man es<br />
nie geschafft hat, weiter als 180 Meter<br />
in das Innere der Quelle vorzudringen.<br />
Es ist, als ob die Quelle ihre Geheimnisse<br />
nicht preisgeben will. Beeindruckt<br />
ob so vieler Rätsel schaue ich<br />
auf meine Uhr und realisiere, dass es<br />
schon recht spät geworden ist. Es wird<br />
Zeit, dass ich zum Hotel zurückkehre,<br />
will ich noch etwas zu Essen bekommen.<br />
Wie ein Champagner<br />
Eine gute Viertelstunde später sitze<br />
ich im Hotelrestaurant und bekomme<br />
vom Kellner einen Aperitif serviert,<br />
einen Crémant de Bourgogne, eine<br />
lokale Spezialität. Dieser prickelnde<br />
Weißwein bzw. Rosé erinnert daran,<br />
dass die Champagne nicht weit entfernt<br />
ist. Um ganz ehrlich zu sein, merke ich<br />
im ersten Moment noch nicht einmal<br />
einen großen Unterschied zu einem<br />
echten Champagner. Der Crémant<br />
bildet eine eigene Appellation und ist<br />
um einiges günstiger als Champagner.<br />
Bei genauerer Verkostung muss ich allerdings<br />
zugeben, dass ich doch einen<br />
leichten Unterschied herausschmecke.<br />
Ich probiere den Crémant auf Geheiß<br />
des Kellners anschließend noch auf<br />
eine für die Region sehr typische Art<br />
und Weise, und zwar als Kir mit einem<br />
Schuss Crème de Cassis. Danach kann<br />
das Diner beginnen.<br />
Da ich es immer sehr schwierig finde,<br />
ganz alleine im Restaurant essen zu<br />
müssen, habe ich wieder ein paar meiner<br />
Bücher mitgebracht. Ich nutze die<br />
Zeit zwischen den Gängen, um meinen<br />
morgigen Tag im Detail vorzubereiten.<br />
Ich lese über die Epoche der Kelten<br />
und Griechen im 5. Jahrhundert v. Chr.<br />
Es ist eigentlich kein Zeitalter, in dem<br />
ich mich gut auskenne oder das mich<br />
besonders begeistert, aber ich muss<br />
zugeben, dass es sich in Châtillonsur-Seine<br />
lohnt, sich für diese Zeit zu<br />
interessieren. Gerade, da ich morgen<br />
das Musée du Pays Châtillonnais besuchen<br />
will. Ein Museum, das einen der<br />
mystischsten und am besten erhaltenen<br />
archäologischen Funde Frankreichs<br />
aus dieser Epoche sein Eigen nennt,<br />
den Trésor de Vix, der sechs Kilometer<br />
nordwestlich der Stadt am Fuße des<br />
Mont Lassois ausgegraben wurde.<br />
Ein sensationeller Fund<br />
Nach dem Essen gehe ich auf mein<br />
Zimmer und setze meine Lektüre fort.<br />
Ich lese, wie am Anfang dieses ungewöhnlichen<br />
Fundes zwei Einwohner<br />
von Châtillon stehen: René Joffroy, ein<br />
junger geschichtsbegeisterter Lehrer,<br />
der die Ausgrabungen anschob, und<br />
Maurice Moisson, ein Landwirt, der<br />
die Ausgrabungen durchführte und beaufsichtigte.<br />
Die beiden Männer starteten<br />
die archäologischen Grabungen<br />
am Mont Lassois im Januar 1953. Sie<br />
waren zwar keine Experten auf diesem<br />
Gebiet, wussten aber, dass diese Stelle<br />
in der Antike auf dem Transportweg<br />
für Zinn lag. Ein Rohstoff, der für die<br />
Herstellung von Waffen aus Bronze<br />
benötigt wurde und von den Steinbrüchen<br />
im heutigen Großbritannien ans<br />
Mittelmeer befördert werden musste.<br />
Eines Abends, als die Arbeiten für<br />
den Tag bereits beendet werden sollten,<br />
stieß Maurice Moisson mit seinem<br />
Werkzeug auf etwas Hartes im Boden.<br />
Das Geräusch dabei unterschied sich<br />
von dem, welches erklingt, wenn man<br />
auf einen Felsblock im Erdreich trifft.<br />
Er hörte sofort auf, weiter zu graben<br />
und unterrichtete René Joffroy von seiner<br />
Entdeckung. Nach Sonnenaufgang<br />
kehrten beide sofort zu der Fundstelle<br />
zurück und gruben vorsichtig weiter.<br />
Zunächst vermuteten sie, ein kleines<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Das Musée du Pays Châtillonnais ist alles andere als ein verstaubtes Heimatmuseum. In einem äußerst attraktiven<br />
Umfeld werden unzählige Exponate gezeigt, darunter auch der sensationelle Krater von Vix.<br />
Objekt aus Metall gefunden zu haben.<br />
Doch mit jedem Zentimeter, mit dem<br />
sie den Gegenstand freilegten, wurde<br />
die wahre Größe des Fundes sichtbar.<br />
Es dauerte schließlich ganze vier<br />
Tage, bis das Objekt aus der Erde geborgen<br />
werden konnte. Zu Tage kam<br />
ein gigantisches Gefäß aus Bronze, das<br />
trotz seiner Zerbrechlichkeit äußerst<br />
gut erhalten geblieben war: der Krater<br />
von Vix. Er misst 1,64 Meter, wiegt<br />
208 Kilogramm und kann 1.100 Liter<br />
Wein fassen, womit er der größte aus<br />
der Antike jemals ausgegrabene Krater<br />
ist. Der Fund war eine Sensation und<br />
beschäftigt bis heute Wissenschaftler,<br />
darunter die Forscher des renommierten<br />
Centre National de la Recherche<br />
Scientifique (CNRS), die voller Anerkennung<br />
davon sprechen, dass heutige<br />
Handwerker wohl kaum mehr in der<br />
Lage wären, ein Gefäß aus Bronze in<br />
diesen Dimensionen herzustellen.<br />
Die rätselhafte Dame de Vix<br />
Doch das Gefäß war nicht der<br />
einzige Fund. Entdeckt wurden auch<br />
die Überreste einer jungen Frau von<br />
nordeuropäischer Statur, die im Alter<br />
zwischen 30 und 40 Jahren gestorben<br />
sein muss. Man taufte sie « Dame de<br />
Vix ». Es wird vermutet, dass sie eine<br />
Person von hohem Rang war, vermutlich<br />
eine keltische Prinzessin. Darauf<br />
deutet der wertvolle Schmuck hin, darunter<br />
ein Diadem aus 24 Karat Gold<br />
sowie diverse Armbänder, Perlen und<br />
Bronzeringe, die man bei ihr ausgrub.<br />
René Joffroy und Maurice Moisson<br />
waren auf eine fürstliche Grabkammer<br />
gestoßen, eine der wichtigsten aus der<br />
frühen Eisenzeit.<br />
Aber wie wurde der enorme Krater<br />
einst nach Châtillon transportiert?<br />
Man geht davon aus, dass er<br />
von griechischen Handwerkern im<br />
Süden Italiens geschaffen wurde, also<br />
nicht gerade um die Ecke. Und wer<br />
war diese mysteriöse Dame? Warum<br />
starb sie so früh und warum in der<br />
Nähe von Châtillon? Was war ihr<br />
Status, dass ihr Grab derart luxuriös<br />
war? Fragen über Fragen drehen sich<br />
in meinem Kopf, bevor ich das Licht<br />
ausmache, um einzuschlafen. Wie<br />
konnte ich jemals denken, dass man<br />
sich in Châtillon-sur-Seine langweilen<br />
könnte?<br />
Ein erstaunliches Museum<br />
Als ich mich am nächsten Morgen<br />
auf den Weg zum Musée du Pays Châtillonnais<br />
mache, kommen mir meine<br />
Gedanken vom Vorabend wieder in den<br />
Sinn. Von außen ist das Museum bereits<br />
sehr beeindruckend. Ich hatte eigentlich<br />
einen bescheidenen Bau erwartet, so wie<br />
man sich ein Museum in einer kleinen<br />
Provinzstadt vorstellt. In Wahrheit ist<br />
das Museum aber äußerst modern und<br />
hübsch in der ehemaligen Abtei Notre-<br />
Dame, die bereits als Krankenhaus für<br />
die Stadt diente, untergebracht. Die<br />
Abteikirche gilt übrigens als Kopie der<br />
Kirche von Fontenay.<br />
Was mir sofort auffällt, ist das<br />
gekonnte Zusammenspiel historischer<br />
Bausubstanz und moderner<br />
Designelemente. Eine Mischung, die<br />
man in Frankreich so sonst nicht oft<br />
findet. Ich frage mich, wie eine Stadt<br />
wie Châtillon-sur-Seine ein solches<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 41
Unterwegs in Frankreich Châtillon-sur-Seine<br />
Oben: Châtillon-sur-Seine von seiner Schokoladenseite, die Eglise Saint-Vorles und<br />
die kleine Steinbrücke über die Seine. Unten: Aufstieg zur Eglise Saint-Vorles.<br />
Vorhaben finanzieren konnte. Die<br />
Antwort geben die Logos des französischen<br />
Kulturministeriums, des<br />
Conseil Régional Burgunds und des<br />
Conseil Général des Departements<br />
Côte-d’Or, die man an diversen Stellen<br />
erblickt. Die Schaffung dieses<br />
Ausstellungshauses ist ein gemeinsamer<br />
Kraftakt des Staates, der Region<br />
und des Departements gewesen, der<br />
mit rund zehn Millionen Euro zu<br />
Buche schlug.<br />
Aber nicht nur das Geldauftreiben<br />
war eine Herausforderung für die<br />
Initiatoren des Museums. Es mussten<br />
auch viele Entscheidungsträger von<br />
dem Wert eines solchen Hauses an<br />
diesem Ort überzeugt werden. Der<br />
Krater von Vix hatte die Region zuvor<br />
bereits verlassen und wurde nach seiner<br />
Restaurierung im Louvre gezeigt. Die<br />
Pariser Kollegen hätten das Exponat<br />
gerne behalten. Es bedurfte viel Überzeugungsarbeit,<br />
dass dieser sensationelle<br />
Fund schließlich wieder nach<br />
Châtillon-sur-Seine zurückkehrte.<br />
Das riesige Gefäß ist zwar das<br />
Meisterstück des Musée du Pays<br />
Châtillonnais, aber mitnichten seine<br />
einzige Attraktion. Der Boden in und<br />
um Châtillon-sur-Seine erwies sich<br />
als reich an historischen Zeugnissen.<br />
Unzählige Ausgrabungen und mehr<br />
als 600 Grabhügel in der Gegend förderten<br />
Tausende von Objekten zutage,<br />
die heute in einem stilvollen Ambiente<br />
besichtigt werden können. Damit<br />
sind die Funde eine der schönsten<br />
Sammlungen dieser Art im Land, die<br />
zu Recht in einem solch ehrwürdigen<br />
Rahmen präsentiert werden.<br />
So kann das kleine Châtillon-sur-<br />
Seine stolz darauf sein, ein Museum<br />
zu besitzen, das jeder Großstadt würdig<br />
wäre. Als Besucher wird man sich<br />
in seinen Räumen jedenfalls nicht<br />
langweilen. Wer genug von den Geheimnissen<br />
der Archäologie hat, kann<br />
in der zweiten Etage einen Rundgang<br />
durch die Geschichte der Kommune<br />
seit dem Mittelalter machen. Dabei<br />
erfährt man unter anderem, dass<br />
Châtillon-sur-Seine vier Jahrhunderte<br />
lang einer der Hauptorte zur Eisenverarbeitung<br />
und damit ein wichtiger<br />
Produktionsstandort war.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Antwerpen<br />
herbourgcteville<br />
Als ich das Museum wieder verlasse,<br />
wird mir bewusst, wie schnell<br />
man Châtillon-sur-Seine Unrecht tun<br />
kann. Die Stadt ist keineswegs so verschlafen<br />
und für einen Besuch uninteressant,<br />
wie einige meinen. Ich habe<br />
eine kulturell ungewöhnlich dynamische<br />
Provinzstadt erlebt, die zudem<br />
alles andere als hässlich ist. Die Eglise<br />
Saint-Vorles, der Krater, die Dame de<br />
Vix – Dinge, die mir noch lange in<br />
Erinnerung bleiben werden, wenn ich<br />
diese erstaunliche Provinzstadt längst<br />
schon wieder verlassen habe.<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
Rouen<br />
Boulogne<br />
Calais Dunkerque<br />
Beauvais<br />
Arras<br />
Gent<br />
Urlaub in Burgund<br />
CÔTE-D‘OR<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
500 Häuser öffnen ihre Türen für Charlroi Sie<br />
für Ferien mit der Familie oder mit Freunden…<br />
Informationen und Reservierungen:<br />
Amiens<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
www.gites-de-france-cotedor.com Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Tel.: +33 (0)3 80 45 97 15 / Fax: + 33 (0)3 80 45 97 16<br />
A<strong>34</strong>/E46<br />
A1/E15-E19<br />
A26/E17<br />
Liege<br />
Luxemb<br />
alo<br />
Avranches<br />
aint-Michel<br />
6/E401<br />
Rennes<br />
Sableslonne<br />
ontalivet<br />
Porge<br />
erret<br />
A84<br />
Châtillon-sur-Seine Caen A13/E46 liegt nordwestlich<br />
Saint-Lô von Dijon. Aus Deutschland und<br />
A84/E401<br />
Österreich er reicht man den Ort entwe<br />
der über die Auto bahnverbindung<br />
von Saar brücken über Metz und Nancy<br />
A28/E402<br />
nach Dijon oder über die Strecke von<br />
Freiburg über Mul house nach Dijon. Aus<br />
der Schweiz durchquert man entweder Châtillon-sur-Seine.<br />
A5/E54<br />
auf einer der Alençon Landstraßen den Jura, Chartres<br />
A6/E15<br />
oder wählt ebenfalls die Strecke via www.chatillonnais.fr<br />
A11/E50 A10/E5<br />
Mulhouse. Von Dijon führt die D971 und<br />
von der Autobahn Metz-Dijon die D428<br />
(Abfahrt <strong>Nr</strong>. 6) nach Châtillon-sur-Seine.<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
Châtillon-sur-Seine …<br />
… Berlin 1.058 km<br />
… Hamburg 957 km<br />
relativ gleich weit von Châtillon-sur-<br />
Seine entfernt. A16 Der nahe Flughafen von<br />
Dijon verfügt über keinen Linienverkehr<br />
A4/E50<br />
aus A13/E5 dem deutschsprachigen Raum.<br />
Der nächste TGV-Bahnhof ist in Montbard.<br />
Von dort verkehren Busse nach<br />
<br />
Maison du Pays Châtillonnais<br />
9-11, rue de la Libération<br />
Orleans<br />
21400 Châtillon-sur-Seine<br />
Telefon: +33 (0)3 80 81 57 57<br />
Angers … Köln 542 km … München A28/E502727 A10/E5-E60 km<br />
<br />
Trésor Chambord de Vix<br />
A11/E60 … Wien 1.170 km … Zürich 431 km Musée Cheverny du Châtillonnais<br />
Tours<br />
A86/E60<br />
Rue de la Libération A71/E9<br />
A85<br />
Nantes Die nächsten aus Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz Monts direkt an ge flo-<br />
Telefon: +33 (0)3 80 91 24 67<br />
Chenonceau21400 Châtillon-sur-Seine<br />
A87<br />
Cholet<br />
gen en Flughäfen sind in Paris, Lyon und www.musee-vix.fr Bourges<br />
Bouges-le-Château<br />
A83 Basel/Mulhouse. Alle drei Städte sind<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Clisson<br />
LESETIPPs FÜR Ausflüge in die Umgebung<br />
Poitiers<br />
A83<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Eine Reise ins mittelalterliche Burgund<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />
Cluny<br />
Mönchsstille – die Abtei von Fontenay<br />
N11/E601 Niort<br />
Die Abtei von Cluny mit der bis ins 16. Jahrhundert Montluçon In der Nähe von Montbard in Burgund befindet<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
größten Kirche der Welt ist vielen bekannt,<br />
zumindest den Namen haben die meisten<br />
sich eines der ältesten Zisterzienserkloster<br />
A71/E11Europas. Die Abtei von Fontenay A6/E15 ist eine<br />
schon einmal gehört. Wenige kennen<br />
der bekanntesten Kulturdenkmäler der<br />
E602/A837<br />
dagegen das kleine Dorf Flavigny-sur-<br />
Clermont- Region. Weniger A72/E70bekannt ist dagegen<br />
Ozerain. Beide Orte werden Limoges<br />
Ferrand<br />
wegen ihres<br />
der Umstand, einer einzelnen Familie<br />
Lyon<br />
A89/E70<br />
mittelalterlichen Charakters gepriesen und<br />
Puy<br />
zu verdanken<br />
de Dôme<br />
Angoulême<br />
ist, dass wir das riesige A43/E70<br />
A75/E11<br />
zeugen von der reichen Vergangenheit Burgunds.<br />
historische Gebäudeensemble heute noch besuchen können.<br />
le Mont-Dore<br />
St. Etienne<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95<br />
Bordeaux<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
A10/E5<br />
A89/E70<br />
PARIS<br />
Sens<br />
Auxerre<br />
Troyes<br />
A6/E15<br />
Reims<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A26/E17<br />
Vézelay Avallon<br />
A5/E17-E54<br />
Beaune<br />
A38<br />
A4/E50<br />
Châtillon-sur-Seine<br />
Flavigny<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon<br />
Chalon-sur-Saône<br />
A49/E713<br />
Valence<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong><br />
A7/E15<br />
/ <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 43<br />
A31/E2<br />
A31/E21-E23<br />
Hauterives<br />
Genè<br />
Anne<br />
Cham<br />
Gre
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Sein<br />
nte<br />
Raz<br />
Brest<br />
Quimper<br />
L’Ava n t- Sc è n e<br />
N165/E60<br />
N165/E60<br />
N164<br />
Lorient<br />
Quiberon<br />
Saint-Brieuc<br />
N12/E50<br />
D768<br />
N24<br />
Vannes<br />
Dinan<br />
Rennes<br />
A84<br />
A11/E60<br />
A28/E502<br />
La Baule St. Nazaire<br />
Tours<br />
A86/E60<br />
Mehr als Nantesnur ein Hotel<br />
A87<br />
Le Mans<br />
Es ist in Mode gekommen, ein paar Tage in Clisson<br />
Cholet<br />
Bordeaux sofort verliebt. Er entschloss sich<br />
Bouges-le-Château<br />
dazu, in diesem Haus das<br />
zu verbringen. Seitdem sich die Stadt einer A83umfas-<br />
senden Schönheitskur unterzogen hat und zum chen Geschäftsreisen immer geträumt hat, und beginnt mit<br />
perfekte Hotel einzurichten, von dem er auf seinen zahlrei-<br />
A20/E9<br />
UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde, boomt der Tourismus.<br />
Doch die Weinmetropole hat ihre ein d’Olonne wenig geheim-<br />
großen französischen Konzerns für Luxusgüter liebt er De-<br />
aufwendigen Sanierungsarbeiten. A10/E5 Als Ex-Angestellter eines<br />
Les Sables-<br />
Poitiers<br />
nisvolle Aura dabei nicht verloren. Die Stadt liebt man vor sign und schöne Dinge. Ihm ist es wichtig, dass jedes der<br />
allem für ihre Atmosphäre. Atmosphäre ist auch das richtige<br />
Stichwort zu einem der größten Geheimtipps der einheimischen<br />
N11/E601<br />
A83<br />
neun Zimmer eine seiner Lieblingsepochen der Geschichte<br />
Niort<br />
des Designs repräsentiert.<br />
Hotellerie, dem Hotel L’Avant-<br />
Scène. Das Haus bietet nicht nur eine<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
Der Gast hat daher heute das<br />
Glück, in einem ganz besonderen<br />
hervorragende Qualität sowie ein gutes<br />
Haus sein Haupt zur Ruhe zu betten.<br />
An jeder Ecke spürt man, dass<br />
E602/A837<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern<br />
auch eine äußerst authentische und intime<br />
Atmosphäre.<br />
Das Hotel L’Avant-Scène ist ein<br />
Angoulême<br />
der Hausherr Geschmack Limoges hat und bis<br />
heute jedes Detail liebevoll plant. So<br />
stehen überall frische Blumen, die<br />
Ort mit Geschichte. Zunächst einmal<br />
Patrick Demolin selbst aussucht. Die<br />
Montalivet<br />
wegen seiner Lage im Stadtteil Les<br />
Zimmer sind mit wertvollen Möbeln,<br />
Chartrons, einem Viertel unweit der<br />
renovierten Ufer der Garonne, das für<br />
beispielsweise vom Designer Starck,<br />
eingerichtet. Eine Bose-Stereoanlage<br />
seine Antiquitäten- und Weinhändler<br />
E5/A10<br />
gehört genauso zur Ausstattung wie<br />
A89/E70<br />
bekannt ist. Im 18. Jahrhundert bildete<br />
ein Heizofen für kalte Wintertage.<br />
das Quartier eine kleine Stadt in der<br />
Bordeaux<br />
Außerdem findet man diverse Originalwerke<br />
zeitgenössischer Künstler<br />
Stadt, gegründet von ausländischen<br />
A52/E72<br />
Händlern, die dem protestantischen<br />
an den Wänden, etwa von Tony Soulier<br />
Glauben angehörten. Doch auch das<br />
Hotelgebäude selbst kann auf eine<br />
oder <strong>Juli</strong>en Diez. Als Gast merkt<br />
man sofort, im L’Avant-Scène nicht in<br />
lange und wechselvolle Vergangenheit Mimizan <br />
Hotel L’Avant-Scène<br />
einem seelenlosen Hotel untergekommen<br />
zu sein.<br />
zurückblicken. Gebaut wurde es von 6, rue Borie<br />
einem Schiffskapitän im 18. Jahrhundert.<br />
Die Fassade des Gebäudes ist ein<br />
typisches Beispiel für die Architektur<br />
33300 E5-E70/A63 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)5 57 29 25 39<br />
Zu diesem Eindruck trägt auch<br />
der Rezeptionist bei. Amaury und sein<br />
Team wissen, wie man mit Herzlichkeit<br />
und Diskretion Reisende aus der<br />
dieser Zeit in dieser Stadt. Später Hossegor www.lavantscene.fr France<br />
kannte das Haus ganz unterschiedliche<br />
ganzen Welt empfängt. Toulouse Sie stehen jederzeit<br />
mit guten Tipps für die Stadt-<br />
Eigentümer. So gehörte es im 19. Jahrhundert<br />
erst dem dänischen, dann dem Sare<br />
besichtigung, eine Tour zu den Wein-<br />
Biarritz Bayonne DZ ab 105 Euro, Apartment ab 225 Euro<br />
Hendaye<br />
A64/E80<br />
niederländischen Konsul. Später Donostia- richteten<br />
sich unterschiedliche Läden ein.<br />
den Strand oder ein gutes Restaurant<br />
9 Zimmer Pau<br />
gütern des Bordelais, einen Ausflug an<br />
S. Sebastian<br />
1936 eröffnete eine Bar in den Räumen,<br />
bereit. Ganz zu schweigen davon, dass<br />
schließlich dann ein Konzertcafé, das L’Avant-Scène. Da es sie den Aufenthalt im Hotel perfekt gestalten.<br />
Pamplona<br />
nur das Erdgeschoss in Anspruch nahm, blieben die Obergeschosse<br />
im Zustand von Anfang des 20. Jahrhunderts. Spanien Eigenschaften finden. Nach einer Nacht im L’Avant-Scène<br />
Man wird in der Stadt kein zweites Hotel mit derartigen<br />
1988 wurde dieses kleine Juwel endlich von einem Mann hat man des Gefühl, Bordeaux von einer ganz besonderen France<br />
entdeckt, der sowohl Bordeaux als auch die ganze restliche Seite erlebt zu haben. Die Geschichte des Viertels, die Eleganz<br />
des Hauses, die Intimität eines kleinen Hotels, der<br />
Andorra<br />
Welt sehr gut kennt: Patrick Demolin. Er hatte sich in das<br />
Treppenhaus und den heimeligen Charakter der Räume aufmerksame Service, alles bildet eine perfekte Einheit.<br />
Angers<br />
Alençon<br />
A11/E501<br />
Monts<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
Chartres<br />
Chenonceau<br />
A85<br />
A10/E5<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
Orleans<br />
A71/E9<br />
A6/E15<br />
A71/E11<br />
Bourges<br />
A89/E70<br />
A5/E54<br />
Montluçon<br />
Clerm<br />
Ferran<br />
le Mont-D<br />
Narbonne<br />
Carcassonne A81/E80<br />
Limoux<br />
Perpignan<br />
A9/E15<br />
AP7/E<br />
Spanien<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Wie Haussmann Paris neu erfand<br />
Wenn man heute die französische Hauptstadt<br />
besucht, denkt man selten daran, dass sie<br />
nicht immer so schön war. Bis zur Mitte des<br />
19. Jahrhunderts war Paris eng und dreckig,<br />
was sich erst mit Napoleon III. änderte, der<br />
Georges Eugène Haussmann (1809-1891),<br />
auch bekannt als Baron Haussmann, mit<br />
einem kompletten Stadtumbau beauftragte.<br />
Die Metamorphose fand vor allem von 1852<br />
bis 1870 statt. Am Ende entstand eine der<br />
prächtigsten Hauptstädte der Welt. Doch für<br />
die damalige Bevölkerung war der Stadtumbau<br />
mit schmerzvollen Einschnitten verbunden.<br />
Zahlreiche Künstler wie Caillebotte, Manet<br />
oder Monet begleiteten die Verwandlung<br />
von Paris. Viele dieser Werke werden momentan<br />
im Pariser Rathaus ausgestellt und sind ein<br />
guter Anlass für einen Stadtrundgang auf den<br />
Spuren von Haussmann und den Impressionisten.<br />
Ich liebe es, entlang der Ufer der Seine zu spazieren und<br />
zu beobachten, wie das Wasser unter den Brücken<br />
« durchfließt. Ich mag die Schiffe auf dem Fluss und<br />
schätze ebenso die Umgebung der Place Dauphine. Auf den<br />
großen Boulevards muss ich immer nach oben zu den Fassaden<br />
der Häuser schauen. Sie sind so beeindruckend und<br />
majestätisch. Für mich ist das Paris von Haussmann eine<br />
Stadt voller Poesie », sagt Caroline Mathieu, Chefkonservatorin<br />
und verantwortlich für die architektonische Sammlung<br />
des Musée d’Orsay. Sie kennt die französische Hauptstadt<br />
wie ihre eigene Westentasche. Trotzdem fällt es ihr gar nicht<br />
so leicht, die Magie der Metropole auf den Punkt zu bringen.<br />
Caroline Mathieu hat, als wir sie treffen, noch eine<br />
zweite Rolle inne. Zusammen mit Isabelle <strong>Juli</strong>a, Generalkonservatorin<br />
des Musée d’Orsay, stellte sie die Ausstellung<br />
« Paris au temps des impressionnistes » (dt. Paris zu Zeiten<br />
der Impressionisten), die noch bis zum 30. <strong>Juli</strong> im Rathaus<br />
zu sehen ist, zusammen. Monatelang studierten die beiden<br />
dafür unzählige Gemälde. Herausgekommen ist eine Ausstellung,<br />
die einen originellen Blick auf die französische<br />
Kapitale darstellt.<br />
« Die Idee zu dieser Ausstellung kam mir in einem<br />
dieser Momente, in denen ich die Stadt beobachtet habe »,<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 47
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
erzählt Caroline Mathieu. « Heute gehören all diese herrschaftlichen<br />
Gebäude, die von Bäumen gesäumten Boulevards,<br />
diese Parks und berühmten Sehenswürdigkeiten, wie<br />
beispielsweise die Opéra Garnier, ganz selbstverständlich<br />
zu Paris. Sie machen für uns alle, ob Touristen oder Einheimische,<br />
den Charme der Stadt aus. Aber stellen Sie sich<br />
einmal das Entsetzen der Pariser im 19. Jahrhundert vor, als<br />
plötzlich ohne große Rücksichtnahme entschieden wurde,<br />
dies alles zu errichten. Was für ein Stadtumbau! Mir gefiel<br />
die Idee, einmal zu schauen, welche Auswirkungen diese<br />
Veränderungen auf die Künstler der damaligen Zeit hatten,<br />
wie die Arbeiten ihren Blick, aber auch ihre Maltechnik<br />
beeinflusst haben. »<br />
Noch während wir ihr zuhören, stellen wir uns vor, wie<br />
Paris wohl vor den Baumaßnahmen von Haussmann aussah.<br />
Wer davon einen Eindruck bekommen möchte, sollte<br />
sich in das Herz der Metropole begeben, dorthin, wo die<br />
Straßen noch eng sind und die Häuser aneinanderkleben.<br />
Auf der Ile Saint-Louis und der Ile de la Cité oder am unteren<br />
Ende des Boulevard Saint-Michel zwischen der Seine,<br />
der Rue de la Happe und der Rue de Saint-Séverin liegen<br />
solche Viertel. Auch das Marais kann man dazuzählen,<br />
obwohl die Bausubstanz des Quartiers aus einer noch früheren<br />
Epoche stammt. Dennoch vermittelt es ebenfalls ein<br />
Gefühl dafür, wie Paris vor Haussmann ausgesehen haben<br />
muss. Alles ist eng und durcheinander. Wegen des wenigen<br />
Platzes sind die Bürgersteige schmal und es gibt für Autos<br />
kaum Platz.<br />
Was man sich allerdings noch dazu denken muss, sind<br />
die katastrophalen hygienischen Zustände der damaligen<br />
Zeit. Selbstverständlich verfügt heute ganz Paris über eine<br />
effiziente Kanalisation und die Straßen werden regelmäßig<br />
gereinigt. Dies war nicht so am Anfang des 19. Jahrhunderts.<br />
Damals kamen zu der Enge also noch der Dreck und<br />
Gestank, was wir uns heute gar nicht mehr so richtig ausmalen<br />
wollen.<br />
« Eigentlich », so fährt Caroline Mathieu fort, « unterschied<br />
sich das Paris aus dem Jahre 1850 gar nicht so sehr<br />
von dem Paris während der Französischen Revolution<br />
1789. » Die Stadt entwickelte sich damals auf anarchische<br />
Weise. Es gab keine abgestimmte Entwicklung. Die Häuser<br />
hatten keinerlei Homogenität und viele Straßen waren<br />
so eng, dass sie immer verschattet, muffig und dreckig blieben.<br />
Jeder warf auf die Straße, was er wollte, einschließlich<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Die Seine, der Pont Saint-Michel und Notre-Dame, gemalt von Johan Barthold Jongkind. Linke Seite: Die Ufer<br />
der Seine sehen fast immer noch so aus wie zu Zeiten der Impressionisten. S. 46: Ein typisches Wohnhaus im Stile<br />
Haussmanns. S. 47: Das Rathaus von Paris wurde ebenfalls im Rahmen des Stadtumbaus neu errichtet.<br />
Abwasser und Abfälle. Das ideale Umfeld für Epidemien<br />
wie Cholera oder Typhus. Zudem war es fast unmöglich,<br />
durch die Stadt zu kommen, so eng und kompakt waren die<br />
Viertel. Es war eine Stadt, in der wir mit Sicherheit nicht<br />
gerne gelebt hätten.<br />
Aus diesem Grund entschied Napoleon III. nach der<br />
Machtübernahme, Paris auf geradezu brutale Art und<br />
Weise modernisieren zu wollen. Dabei ging es ihm nicht<br />
nur darum, die Menschen aus der Misere zu holen, sondern<br />
auch um die Vorbeugung vor Revolten, die in den engen<br />
Gassen kaum zu kontrollieren gewesen wären. Napoleon<br />
hatte bereits feste Vorstellungen, wie er sich eine Stadt<br />
wünschte. Seine Reisen nach London und in die Vereinigten<br />
Staaten von Amerika hatten ihm die Augen geöffnet.<br />
So konnte er in London, das er von 1846 bis 1848 bereiste,<br />
sehen, wie ganze Stadtviertel nach den großen Bränden von<br />
1666 vorbildlich wiederaufgebaut worden waren. London<br />
galt damals als Referenz für den modernen Städtebau und<br />
eine verbesserte Hygiene. Dies wollte er nun auf die französische<br />
Hauptstadt übertragen. Er erdachte ein Paris mit<br />
breiten Avenuen, mit Parks und anderen modernen Errungenschaften.<br />
Um dies zu erreichen, beauftragte Napoleon 1853 einen<br />
Vertrauten, den Präfekten des Departements Seine, den<br />
Baron Haussmann. Dieser holte sich wiederum Verstärkung<br />
von einem starken Team. Es wurde geführt von dem<br />
Architekten Victor Baltard (1805-1874), der die berühmten<br />
Markthallen im Zentrum von Paris entwarf, die 1972/73<br />
nach dem Umzug des Großmarkts nach Rungis abgerissen<br />
wurden, sowie den zwei Ingenieuren Eugène Belgrand<br />
(1810-1878), dem man vor allem die Kanalisation sowie<br />
das Wasservorratsbecken von Montsouris verdankt, und<br />
Jean-Charles Alphand (1817-1891), der für die Alleen und<br />
Parks verantwortlich war und die Parks Monceau, Buttes-<br />
Chaumont, Bois de Boulogne und Bois de Vincennes anlegen<br />
ließ.<br />
Der Auftrag an dieses Team und die grundlegende Philosophie<br />
hinter den Arbeiten war klar: Es sollte vor allem<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 49
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
« La sortie de théâtre », ein Werk von Jean Béraud.<br />
Paris zwischen 1848 und 1914<br />
1848 Ausrufung der Zweiten Republik, Napoleon wird ihr Präsident.<br />
1852 Wiedereinführung des Kaiserreichs mit Napoleon III. als Kaiser.<br />
1860 Paris wird in 20 Arrondissements aufgeteilt. Passy, Vaugirard, Les Batignolles<br />
und Montmartre werden Paris angeschlossen. Haussmann lässt breite<br />
Boulevards und Gärten anlegen. Eine moderne Kanalisation wird gebaut.<br />
1861 Architekturwettbewerb für die Opéra Garnier, der von Charles Garnier<br />
gewonnen wird.<br />
1866 Bau der Markthallen von Victor Baltard.<br />
1867 Weltausstellung, Eröffnung des Parc des Buttes-Chaumont<br />
1870/71 Deutsch-Französischer Krieg<br />
1873 Architekturwettbewerb für das Rathaus, der von Théodore Ballu und Edouard<br />
Deperthes gewonnen wird.<br />
1874 Erste Impressionisten-Ausstellung<br />
1875 Einweihung der Opéra Garnier<br />
1877 Weltausstellung, Bau des Palais du Trocadéro<br />
1889 Weltausstellung, Bau des Eiffelturms<br />
1900 Weltausstellung, Bau der ersten Metrolinie<br />
1914 Beginn des Ersten Weltkrieges<br />
erreicht werden, dass die Luft und die Menschen besser<br />
in der Stadt zirkulieren konnten. Sogar einen Slogan hatte<br />
man sich ausgedacht: Paris embellie, Paris agrandie, Paris<br />
assainie (dt. das verschönerte Paris, das vergrößerte Paris,<br />
das gesäuberte Paris).<br />
Mit den Arbeiten selbst wurde zu Beginn der 1850er-<br />
Jahre sehr rasch begonnen. Die überrumpelten<br />
Pariser sahen, wie an allen<br />
Ecken plötzlich Baustellen entstanden.<br />
Schon wenige Jahre später konnten die<br />
ersten spektakulären Errungenschaften<br />
in Betrieb genommen werden: So<br />
bekamen die Häuser bis 1870 einen<br />
Wasseranschluss bis an die Hauswand<br />
gelegt. Auch die Kanalisation wurde<br />
in nur zehn Jahren errichtet. An vielen<br />
Stellen in der Hauptstadt wurden<br />
kleine begrünte Plätze angelegt, die<br />
squares, und Brunnen aufgestellt.<br />
Außerdem wurde die Kapitale in 20<br />
Arrondissements aufgeteilt. Jedes<br />
Arrondissement bekam ein Rathaus,<br />
eine Schule und eine Kirche. Die Stadt<br />
wurde durch Boulevards, Plätze und<br />
große Verkehrsachsen neu gegliedert.<br />
Paris verwandelte sich in atemberaubender<br />
Geschwindigkeit.<br />
Diese Veränderungen sind bis heute<br />
im Stadtbild präsent. « Wir haben das<br />
längst vergessen, da sie selbstverständlich<br />
geworden sind », sagt Caroline<br />
Mathieu. « Doch wenn man aufmerksam<br />
durch die Stadt geht, trifft man an<br />
fast jeder Ecke auf die Folgen dieser<br />
Umbaumaßnahmen. Man kann daraus<br />
fast ein Spiel machen. » Ein Beispiel<br />
ist die Rue de Rivoli, die von der Place<br />
de la Concorde entlang des Louvre in<br />
Richtung Osten führt. Es ist beliebt,<br />
auf dieser Straße zu bummeln. Doch<br />
begleitet wird man stets vom Lärm der<br />
Autos. Ein Lärm, der an der Kreuzung<br />
mit dem Boulevard Sébastopol fast unerträglich<br />
wird. Streng genommen ist<br />
dies die « Schuld » des Baron Haussmann.<br />
Eine der ersten von ihm initiierten<br />
Arbeiten war die Schaffung einer<br />
großen Nord-Süd- und einer Ost-<br />
West-Achse, die von 1855 bis 1858<br />
realisiert wurden. Manche sagen, dass<br />
Hausmann von geraden Linien geradezu<br />
besessen war. Die beiden Achsen<br />
wären das beste Beispiel dafür. An<br />
dieser Kreuzung treffen sie aufeinander.<br />
Angesichts des Lärms mag man<br />
heute vielleicht sagen, dass eine derartige Planung nicht<br />
besonders intelligent war. Man muss aber auch zugeben,<br />
dass Haussmann nicht die Entwicklung des automobilen<br />
Individualverkehrs voraussehen konnte.<br />
Ein weiteres Beispiel der Umbauarbeiten findet sich nur<br />
wenige Schritte von dort entfernt, man muss nur den Bou-<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
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Unterwegs in Frankreich Paris<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Sacré Cœur im Jahre <strong>2011</strong>, auf den Treppen vor der Kirche finden Kleinkünstler ein begeisterungsfähiges Publikum.<br />
Linke Seite: Die Place Vintimille und Sacré Cœur, gesehen aus dem Fenster des Malers Edouard Vuillard.<br />
levard Sébastopol in Richtung Seine gehen. An der Place<br />
du Châtelet stehen sich zwei Theater gegenüber, das Théâtre<br />
du Châtelet und das Théâtre de la Ville. Beide wurden 1874<br />
vom gleichen Architekten entworfen: Gabriel Davioud, ein<br />
treuer Mitarbeiter von Haussmann. Er gestaltete auch den<br />
bekannten Brunnen in der Platzmitte. Die Pariser nutzen<br />
ihn gerne als Treffpunkt für Verabredungen. Genauso wie<br />
den Brunnen auf der Place Saint-Michel südlich der Seine,<br />
der ebenfalls von Gabriel Davioud stammt. Außerdem<br />
hat der Architekt den Zaun und die Eingangstore des Parc<br />
Monceau sowie die Gärten entlang den Champs-Elysées<br />
entworfen.<br />
Napoleon III. war sich aber darüber bewusst, dass es bei<br />
dem Umbau von Paris nicht nur um Straßen gehen konnte.<br />
Das neue Paris musste auch lebensfreundlicher werden.<br />
Notwendig waren Parks und Grünflächen. Der Bois de<br />
Boulogne, der Bois de Vincennes, der Parc Monceau, der<br />
Parc de Montsouris und der Parc des Buttes-Chaumont<br />
wurden angelegt. Auch kulturell sollte sich etwas bewegen.<br />
Das sichtbarste Zeichen im Stadtbild ist dafür sicherlich die<br />
Opéra Garnier. Charles Garnier gewann 1861 den Architekturwettbewerb<br />
für dieses Opernhaus, das 1875 eingeweiht<br />
wurde. Daneben wurden überall weitere Theater und<br />
Bibliotheken eröffnet. Zudem entdeckten die Pariser das<br />
Vergnügen, sich auf den Terrassen vor den neu entstandenen<br />
Bistros zum Essen, Feiern und Diskutieren zu treffen.<br />
Doch neben all diesen mit Bäumen gesäumten Boulevards,<br />
Plätzen und kulturellen Einrichtungen sticht ein weiteres<br />
städtebauliches Meisterstück ganz besonders hervor:<br />
Etoile, heute offiziell Place Charles de Gaulle. Ursprünglich<br />
1777 zusammen mit den Champs-Elysées angelegt,<br />
dachte man eigentlich, dass der majestätische Platz baulich<br />
abgeschlossen war. Doch Baron Haussmann war mit der<br />
Platzanlage noch nicht zufrieden. Er beauftragte einen seiner<br />
Architekten, Jacques Ignace Hittorf (1792-1867), damit,<br />
ihn noch weiter zu verschönern. Ein Dekret vom 13. <strong>August</strong><br />
1854 bestimmte daraufhin, dass an den Zwischenräumen<br />
der zwölf Straßen, die auf den Platz führen, Stadtpalais<br />
mit Gärten zum Platz hin errichtet werden sollten. Heute<br />
befinden sich in diesen Immobilien überwiegend Büros, die<br />
ein kleines Vermögen kosten.<br />
Auf Jacques Ignace Hittorfs Konto, der halb Deutscher<br />
(geboren in Köln) und halb Franzose (durch die Annektierung<br />
Kölns durch die französische Armee 1794) war, geht<br />
auch die Neugestaltung der Place de la Concorde zurück,<br />
die sich am anderen Ende der Champs-Elysées befindet und<br />
nicht viel weniger beeindruckend ist. Aufgrund der historischen<br />
Bedeutung des Platzes war seine Umgestaltung keine<br />
leichte Aufgabe. Einst geschaffen zur Ehrung von Ludwig<br />
XV. (1710-1774) stand hier zur Zeit der Französischen<br />
Revolution die Guillotine, die für den Tod von Ludwig<br />
XVI., Marie-Antoinette, Danton, Robespierre und anderer<br />
Adliger sorgte. Eine Legende besagt sogar, dass selbst eine<br />
Viehherde den Platz nicht passieren wollte, so blutdurchtränkt<br />
war er. Bevor Hittorf Hand anlegte, thronte in der<br />
Mitte des Platzes immer noch die 1792 zerstörte Reiterstatue<br />
von Ludwig XV. sowie die Guillotine. Es musste also<br />
wirklich etwas geschehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 53
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Der Architekt entschloss sich dazu, die riesigen Ausmaße<br />
des Platzes (84.000 Quadratmeter) zu respektieren,<br />
ihm aber durch neue Elemente Glanz zu verleihen. An erster<br />
Stelle stand dabei, den Obelisken, den Frankreich 1830<br />
vom ägyptischen Vizekönig als Geschenk erhalten hatte,<br />
in der Mitte des Platzes<br />
aufzustellen. Er konnte<br />
damit wie eine überdimensionierte<br />
Sonnenuhr<br />
fungieren. Außerdem<br />
war ein Obelisk ohne<br />
politische Bedeutung,<br />
so dass er keinen Zwist<br />
zwischen Royalisten und<br />
Republikanern an dieser<br />
symbolträchtigen Stelle<br />
schuf. Zudem ließ Hittorf<br />
zwei herrschaftliche<br />
Brunnen aufstellen, für<br />
die er die Piazza San<br />
Pietro in Rom als Vorbild<br />
nahm. Sie symbolisieren<br />
die Schifffahrt<br />
– der nördliche Brunnen<br />
für die Binnenschifffahrt,<br />
der südliche für<br />
die Seefahrt. Für jede<br />
Ecke des Platzes entwarf<br />
er zudem acht<br />
Statuen, die jeweils eine<br />
französische Großstadt<br />
des 19. Jahrhunderts repräsentieren:<br />
Marseille,<br />
Lyon, Bordeaux, Nantes,<br />
Rouen, Brest, Lille und<br />
Straßburg. Zur Avenue<br />
des Champs-Elysées hin<br />
stellte Hittorf die Statue<br />
« Chevaux de Marly »<br />
auf, deren Original heute<br />
im Louvre aufbewahrt<br />
wird.<br />
Dies sind nur einige<br />
Beispiele dafür, wo man<br />
heute auf den Spuren der<br />
großen Umbaumaßnahmen<br />
im 19. Jahrhundert<br />
wandeln kann. Außerdem<br />
sollte man Caroline<br />
Mathieus Rat folgen und<br />
in den Boulevards einfach<br />
die Häuser aufmerksam betrachten. Viele stammen aus<br />
dieser Epoche. Die Franzosen sagen dazu gerne immeubles<br />
Hauss manniens. Viele schöne Beispiele dafür finden sich am<br />
Boulevard Haussmann. Es sind gerade auch diese gewöhnlichen<br />
Mehrfamilienhäuser und gar nicht einmal nur die<br />
Oben: Einer der beiden Brunnen auf der Place de la Concorde.<br />
Unten: « L’orchestre de l’Opéra », ein Werk von Edgar Degas.<br />
großen Sehenswürdigkeiten, die den besonderen Charme<br />
der Seine-Metropole ausmachen. Erreicht wurde dies dank<br />
sehr strenger Bau- und Gestaltungsvorschriften, die 1859<br />
erlassen wurden. Nach Haussmann waren diese notwendig,<br />
damit aus Paris ein homogenes Gesamtensemble wurde. Er<br />
scheint damit Recht gehabt<br />
zu haben.<br />
Trotzdem sollte man<br />
nicht vergessen, welche<br />
Auswirkungen dieser<br />
brutale Umbau auf die<br />
damaligen Einwohner<br />
hatte. Wie müssen sie<br />
sich gefühlt haben, als<br />
sich ihre Stadt von einem<br />
Tag zum anderen in eine<br />
riesige Baustelle verwandelte?<br />
Heute umstrittene<br />
Städtebauprojekte wie<br />
Stuttgart 21 oder die<br />
Berliner Kastanienallee<br />
sind im Vergleich dazu<br />
geradezu lächerlich.<br />
Die Gewöhnung an<br />
die neue Stadt war nicht<br />
einfach. Zahlreiche<br />
Schriften zeugen davon.<br />
So schreibt Charles Baudelaire<br />
(1821-1867), den<br />
eine Hassliebe mit Paris<br />
verbindet und der die<br />
Stadt in seinen Werken<br />
bis auf den Louvre und<br />
den Carrousel niemals<br />
direkt zitiert, einst zu<br />
den Umbaumaßnahmen<br />
von Haussmann: « Für<br />
mich wird alles zu einer<br />
Allegorie und meine<br />
teuren Erinnerungen<br />
sind schwerer als die<br />
Steine ». Gleichzeitig<br />
bleibt er aber auch von<br />
der neuen sich bildenden<br />
Moderne angezogen.<br />
Andere Schriftsteller,<br />
etwa Emile Zola<br />
(1840-1902), beklagen<br />
vor allem die autoritären<br />
Praktiken in der Zeit, die<br />
mit einer versöhnenden<br />
harmonischen Entwicklung der Hauptstadt unvereinbar<br />
seien. Zolas Roman « La Curée » rechnet mit den damaligen<br />
Machenschaften und vor allem Finanzaktionen gnadenlos<br />
ab und denunziert den Umstand, dass die neu gebauten<br />
Wohnungen über einen Standard verfügten, den sich die<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Vive la langue française!<br />
Französisch erLesen.<br />
• No 4 | 58º Année •<br />
Avril <strong>2011</strong> Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />
¤ 2,00 [d]<br />
Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />
ACTUALITÉ<br />
• Le débat sur le nucléaire<br />
relancé en France<br />
Page 3<br />
ENVIRONNEMENT<br />
• On va interdire les voitures<br />
polluantes en centre-ville<br />
Page 4<br />
SOCIÉTÉ<br />
• France multiculturelle: fils<br />
d’immigrés en mal de nation<br />
Page 7<br />
ff FRANÇAIS FACILE ff<br />
• Lutte contre l’absentéisme<br />
scolaire: punir les parents…<br />
• Le «micro-lycée», une<br />
deuxième chance<br />
• Paris, où sont tes folles<br />
nuits?<br />
Pages 8–9<br />
CULTURE<br />
• Portrait: Annie Girardot –<br />
une femme, tout simplement<br />
• Un mémorial pour<br />
«La Marseillaise»<br />
Pages 10–11<br />
L’AIR DU TEMPS<br />
Yves Saint Laurent: Rive<br />
Gauche, retour vers le futur<br />
Page 13<br />
SERVICE PROFS<br />
Pages 6 et 12<br />
LE JOURNAL PARLÉ<br />
Pages 4, 6 et 7<br />
Affaire Galliano:<br />
Dior renvoie sa star<br />
stylistesont«entotalecontradictionaveclesvaleursessentielles<br />
prévuevendrediaumuséeRodin,<br />
tionprintemps-été2012deDior,<br />
quionttoujoursétédéfendues» danslecadredelaFashionWeek.<br />
parlamarque.<br />
SelonleservicedepressedeDior,<br />
2 Ladiffusion,surlesiteinternetdutabloïdanglaisTheSun,<br />
pasannulé».Lesmodèlesdessi-<br />
«ledéfilé,pourlemoment,n’est<br />
delavidéotournéeendécembre nésparledandydéchudevraient<br />
au bar parisienla Perledans le<br />
Marais, fait suite à deux supposéesdisputes(uneenoctobre<br />
2010 avec une jeune femme et<br />
uneautre,le24février,avecun<br />
couple),aucoursdesquellesilauraittenudesproposantisémites.<br />
Lundiaprès-midi,Galliano,qui<br />
contestetoutdérapage,avaitété<br />
confrontéàdeuxdesplaignantes.<br />
aucuntémoinprésentdanslebar<br />
propostenus».PourSydneyToledano,PDGdeDior<br />
3 L’annonce du licenciement<br />
n’aconfirmécesdiatribes.<br />
Couture, les déclarations intervientseulementtroisjours<br />
alcooliséesetinsultantesdu avantlaprésentationdelacollec-<br />
La maison de couture a lancé<br />
une procédure de licenciement<br />
contre le styliste John Galliano,<br />
accusé d’antisémitisme.<br />
1 Ladiffusionlundidelavidéo<br />
oùonvoitunJohnGallianoéméché<br />
affirmerqu’il«aimeHitler»a<br />
accéléré la disgrâce dustyliste.<br />
Hieraprès-midi,lamaisonDior,<br />
propriété du groupe LVMH, a<br />
annoncéqu’elleavaitmis à pied<br />
sondirecteurartistiquedepuis<br />
1996 et lancé une<br />
procédure de licenciement<br />
à son encontre,<br />
«en raison du caractère<br />
particulièrement odieux<br />
du comportement et des<br />
• Sprachzeitungen •<br />
World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />
Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />
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1960NaissancedeJuanCarlos<br />
antonioGallianoàGibraltar.Il<br />
estlefilsd’unreporteranglais<br />
devenuplombieretd’unemère<br />
fandemodeetdefla-<br />
Leserservice: Telefon +49(0)4 21 . 369 03-76 | www.sprachzeitungen.de<br />
John<br />
Galliano<br />
au zénith de sa<br />
carrière chez<br />
Dior, en juillet<br />
2009. Sur la<br />
photo, le<br />
styliste pose en<br />
compagnie de<br />
mannequins en<br />
marge du défilé<br />
haute couture<br />
automne-hiver<br />
2009 – 2010, à<br />
Paris.<br />
|Photo: Getty<br />
Images<br />
0 – 1 RENVOYERh.:entlassen,verweisen–lancer une procédure de licenciement(m.)einEntlassungsverfahreneinleiten–diffusion<br />
(f.)Verbreitung–<br />
éméché (fam.)angeheitert,beschwipst–accélérer beschleunigen–disgrâce<br />
(f.)Ungnade,Ächtung–LVMH = Louis Vuitton/Moët/Hennessy (Luxuskonzern)–mettre<br />
qn à pied(fig.)jdn.vonseinerTätigkeitentbinden,suspendieren–à<br />
son encontre gegenihn–en raison deaufgrundvon–odieux, -se<br />
abscheulich–comportement(m.)Verhalten–propos(m.)Äußerung–PDG<br />
(m.)= président-directeur général–insultantbeleidigend<br />
2 – 3 Tabloïd(m.)kleinformatigeZeitung–dans le Maraisgem.:imMarais-Viertel(historischesjüdischesViertelim4.Pariserarrondissement,vgl.<br />
RdlP1/2010,S.9)–faire suite à qcaufetw.folgen–supposéangeblich–<br />
contesterbestreiten–dérapage(m.)h.:ausrutscher,verbaleEntgleisung–le<br />
plaignantderKläger–témoin(m.)Zeuge–confirmerbestätigen–diatribe<br />
(f.)Schmähschrift,-rede,h.:Pöbelei–intervenirh.:erfolgen–déchu(Herrscher)gestürzt,entthront–podium(m.)h.:Laufsteg(vgl.S.16)<br />
John Galliano: bio express<br />
donc monter sur le podium,<br />
tout comme ceux de sa propre<br />
marque, contrôlée financièrementparDior,dontledéfiléest<br />
prévudimanche.<br />
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La « Revue de<br />
la Presse »<br />
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joyeuses Pâques!<br />
Suite page 16<br />
<strong>2011</strong> accusé d’avoir tenu des<br />
proposantisémitesetracistes,il<br />
perdsapositionchezDior.<br />
Source: Le Soir (B), 2-3-<strong>2011</strong><br />
sa population très cosmopolite 1995NomméàlatêtedelamaisonGivenchy.<br />
–famillesafricaines,asiatiques<br />
etindiennes–futpourlui«une 1996Directeurartistiqueduprêtà-porter<br />
et de la hautecouture<br />
fantastique».<br />
chezDior.<br />
sourced’enrichissementculturel<br />
aSaintMartin’s 2001Directeurartistiquedel’enr.<br />
BANLIEUE(f.)Vorstadt–enrichissement<br />
(m.) Bereicherung – ha-
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
meisten Pariser nicht leisten konnten. Schon damals waren<br />
die armen Bevölkerungsschichten dazu gezwungen, dass<br />
Zentrum zu verlassen.<br />
Trotz aller neuen Errungenschaften gab es also lebhafte<br />
Kritik. Einige unzufriedene Pariser nannten den Baron<br />
Haussmann sogar Attila. Sie hielten ihn für einen kalten<br />
Mann ohne Herz, der noch nicht einmal davor zurückschrak,<br />
für eine seiner Achsen sein eigenes Geburtshaus (55<br />
rue du Faubourg-du-Roule) abreißen zu lassen. Für viele<br />
war Haussmann also ein Enteigner und Zerstörer. Seine<br />
Architektur regte dabei genauso auf wie seine politische<br />
Haltung. Er selbst sagte zum Bau der neuen Boulevards,<br />
dass Paris dadurch gegen die Arbeiter aus der Provinz verteidigt<br />
werden würde.<br />
Für Aufregung sorgte darüber hinaus der Preis für alle<br />
diese Erneuerungsmaßnahmen. Haussmann selbst sprach<br />
von 500 Millionen Francs, seine Gegner gar von 1,5 Milliarden.<br />
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen,<br />
jedenfalls waren die Kosten immens.<br />
Zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts hat sich aber nicht nur die Stadt<br />
selbst verändert, sondern auch der Blick, den man auf sie<br />
hatte. Insbesondere der Blick der Maler der damaligen<br />
Zeit, wie uns Caroline Mathieu ins Gedächtnis ruft. Die<br />
Veränderungen in der französischen Hauptstadt waren eines<br />
der großen Themen der Impressionisten. Beispiele dafür<br />
sind die Bilder « Déjeuner sur l’herbe » und « La musique »<br />
von Edouard Manet (1832-1883), « Gare Saint-Lazare » von<br />
Claude Monet (1840-1926), « Orchestre de l’Opéra » von<br />
Edgar Degas (18<strong>34</strong>-1917) oder « Bal du moulin de la Galette<br />
» von <strong>August</strong>e Renoir (1841-1919). Ebenso die Blicke<br />
auf die verschneiten Dächer von Paris von Gustave Caillebotte<br />
(1848-1894), die Ufer der Seine von Johan Barthold<br />
Jongkind (1819-1891) oder die Werke von Edouard Vuillard<br />
(1868-1940).<br />
« Man findet in den Werken der damaligen Zeit viel Positives<br />
», sagt Caroline Mathieu. « Die Themen gingen mit<br />
der Dynamik in der Stadt einher. Es wurden Theaterszenen<br />
gemalt oder Frauen an den Tischen vor den Bistros ». Doch<br />
nicht nur die Motive erneuerten sich, auch der Malstil<br />
der Künstler. Die Striche wurden dynamischer, als ob die<br />
Künstler mit der Dynamik der Baustellen mithalten wollten.<br />
Doch trotz dieses Interesses begrüßten nicht alle Maler<br />
die Veränderungen kritiklos. So ist von <strong>August</strong>e Renoir bekannt,<br />
dass er die für Haussmann typischen Gebäude « kalt<br />
und wie eine Soldatenparade aneinandergereiht » empfand.<br />
Auch die neuen Freizeitvergnügen der Hauptstädter mochte<br />
er nicht.<br />
Erwähnt werden muss ebenso, dass sich die Maler erst<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Frauen auf der Terrasse eines Cafés, gemalt von Edgar Degas. Linke Seite: Die Place Dauphine auf der Ile de la Cité.<br />
nach und nach mit dem neuen Paris beschäftigten. Am<br />
Anfang der Baumaßnahmen waren die wenigsten an den<br />
Baustellen interessiert. Viele malten sogar nostalgische Bilder<br />
vom alten Paris. Als die Verwandlung der Metropole<br />
aber vollzogen war, waren sie zunehmend von dem Neuen<br />
fasziniert, von dem Licht in den breiten Boulevards, von<br />
den Parks oder den Menschen an den Bistrotischen, so dass<br />
sie mit ihren Malstaffeln ankamen.<br />
All diese Gemälde bilden ein wichtiges Zeugnis aus einer<br />
Zeit der Stadtgeschichte, als aus Paris die Hauptstadt<br />
wurde, wie wir sie heute kennen. Nach der Ausstellung im<br />
Rathaus werden die Bilder wieder ins Musée d’Orsay zurückkehren,<br />
in dem gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt<br />
werden. Es wird also möglich sein, diese Bilder auch<br />
nach dem Ende der Exposition zu bewundern und festzustellen,<br />
wie sehr sich die Motive mit dem Paris von heute<br />
ähneln. Man nehme nur die « Femmes à la terrasse d’un<br />
café » von Edgar Degas. Eine Szenerie, die man noch heute<br />
in den Bistros vorfindet. Haussmann scheint also sein Ziel<br />
erreicht zu haben: Paris ist die Stadt, die er gewollt hat.<br />
<br />
Paris au temps des impressionnistes,<br />
les chefs-d’œuvre du Musée d’Orsay à<br />
l’Hôtel de ville<br />
Hôtel de ville<br />
Salle Saint-Jean<br />
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oder später ins Musée d’Orsay schafft,<br />
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Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Zu den schönsten<br />
Dörfern der Ardèche<br />
Bei der Ardèche denken die meisten an den Abschnitt<br />
des Flusses, auf dem er durch einen spektakulären<br />
Canyon fließt, der sich auf einer Länge von 32<br />
Kilometern von Vallon-Pont-d’Arc nach Saint-Martind’Ardèche<br />
zieht: die Georges de l’Ardèche. Doch<br />
auch weiter flussaufwärts ist die Ardèche, die nordwestlich<br />
von Vals-les-Bains entspringt und nach 120<br />
Kilometern in die Rhône mündet, äußerst sehenswert.<br />
Drei Dörfer lohnen ganz besonders einen Besuch:<br />
Vogüé, Balazuc und Labeaume.<br />
Vogüé – die<br />
pure Schönheit<br />
Es ist eigentlich unmöglich, dem<br />
Charme dieses Dorfes nicht zu<br />
erliegen, wenn man es von Aubenas<br />
kommend hinter einer Kurve auf<br />
der D579 entdeckt. Malerisch liegen<br />
die Häuser auf einem Hang und gruppieren<br />
sich um ein mittelalterliches<br />
Schloss. Die lieblichen Ufer der<br />
Ardèche, eine kleine pittoreske Kirche<br />
sowie eine alte Steinbrücke unterstrei-<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
Oben: Die Kirche von Vogüé.<br />
Links: Rue des Puces, eine der<br />
engsten Gassen Frankreichs.<br />
Rechte Seite: Das Restaurant « La<br />
Granja Delh Gourmandas » in<br />
Balazuc. S. 58: Blick auf Vogüé.<br />
S. 59: Schloss von Vogüé.<br />
chen den charmanten Gesamteindruck.<br />
Schnell versteht man, warum Vogüé als<br />
eines der schönsten Dörfer Frankreichs<br />
gilt, auch ganz offiziell, ist der Ort doch<br />
Mitglied der Vereinigung « Les plus<br />
beaux villages de France ». Natürlich<br />
achtet man in einem solchen Dorf penibel<br />
darauf, dass nichts die Idylle zerstört.<br />
So wird man beispielsweise keine<br />
grellen Werbeplakate in den Gassen<br />
von Vogüé finden.<br />
Das Schloss, dessen Besichtigung<br />
im Sommer eine angenehme Abkühlung<br />
bringt, hat zur Besonderheit,<br />
dass es seit über 1.000 Jahren fast<br />
ununterbrochen der gleichen Familie<br />
gehört, den Vogüé. Sie ließen es im<br />
12. Jahrhundert bauen und wurden<br />
eine der wohlhabendsten Familien im<br />
Königreich Frankreich. 1736 verließ<br />
die Familie jedoch das Anwesen und<br />
zog auf eigene Ländereien in Burgund.<br />
Während der Französischen Revolution<br />
wurde das Schloss konfisziert, doch<br />
1840 brachte es Léonce de Vogüé mit<br />
einem Rückkauf wieder in Familienbesitz.<br />
Noch heute zählt die Familie<br />
Vogüé zu einer der großen im Land,<br />
die sehr aktiv in der Industrie (Groupes<br />
Lafarge, Saint-Gobain) sowie im<br />
Bankensektor (Crédit Agricole, Crédit<br />
Lyonnais) ist.<br />
Die Gassen von Vogüé bilden<br />
ein Labyrinth, das vom Autoverkehr<br />
verschont geblieben ist. Besonders sehenswert<br />
sind die Rue des Puces, eine<br />
der engsten Gassen Frankreichs, sowie<br />
die Rue des Balcons, die mit Hausfassaden<br />
aus bunten Steinen aufwartet.<br />
Im Sommer sollte man sich zudem<br />
ein Bad in der Ardèche am Fuße des<br />
Dorfes gönnen – ein wunderbar erfrischendes<br />
Erlebnis in einer einmalig<br />
schönen Umgebung – oder, wer nicht<br />
so gerne badet, ein Kanu mieten.<br />
Balazuc – schlicht<br />
authentisch<br />
Nur acht Kilometer weiter flussabwärts<br />
scheint Balazuc mit<br />
den gleichen Reizen zu locken<br />
wie Vogüé. Auch in Balazuc trifft man<br />
auf ein überaus pittoreskes Dorf. Die<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
Oben: Thierry und sein Restaurant-Team « La Granja Delh<br />
Gourmandas ». Unten: Dörfliche Idylle in Labeaume.<br />
Lage, die felsige Umgebung, der Fluss,<br />
das Schloss, dieses Mal sogar mit Donjon,<br />
sowie eine hübsche Kirche: die<br />
Zutaten für die perfekte Dorfidylle sind<br />
die gleichen. Natürlich haben auch in<br />
den Gassen von Balazuc Autos nichts<br />
zu suchen.<br />
Trotzdem gibt es etwas, was Balazuc<br />
von Vogüé unterscheidet: Es ist<br />
der Eindruck, dass das Dorf etwas<br />
weniger aufgeräumt und herausgeputzt<br />
ist. Auffallend ist auch die üppige Natur<br />
im Ort. Man hat das Gefühl, dass<br />
jeder Bewohner versucht, jedes noch so<br />
kleine fruchtbare Fleckchen Erde zu<br />
bepflanzen. Eine Pracht aus Blumen,<br />
Sträuchern und Bäumen, die die alten<br />
Mauern der Häuser noch malerischer<br />
wirken lässt und im Sommer für eine<br />
wohltuende Frische in den Gassen<br />
sorgt.<br />
Außerdem gibt es in dem Ort das<br />
Restaurant « La Granja Delh Gourmandas<br />
», das von Thierry und seinem<br />
Team seit 1995 betrieben wird. Eine<br />
kleine Gaststätte ohne Glamour – man<br />
sitzt an Kunststofftischen im Schatten<br />
der Bäume –, die sich aber einer authentischen,<br />
frisch zubereiteten Küche<br />
mit einfachen Speisen aus der Region<br />
verpflichtet fühlt. « Wir hätten auch<br />
Pizzas anbieten können, aber das ist<br />
nicht unser Ding », sagt Thierry gerne,<br />
wenn man ihn nach seinem Konzept<br />
fragt. « Wir wollen etwas bieten, dass<br />
zum Dorf und zur Region passt ». Les<br />
Galettes de pommes de terre râpée oder<br />
die Caillette sollte man unbedingt kosten.<br />
Labeaume –<br />
die besondere<br />
Lebensart<br />
Das Dorf Labeaume befindet<br />
sich etwas abseits der Ardèche<br />
westlich von Ruoms am Ufer<br />
der Beaume, einem Seitenfluss. Auch<br />
hier geht es mit kopfsteingepflasterten<br />
Gassen, einem Schloss, einer Kirche<br />
und üppigen Gärten sehr idyllisch zu.<br />
Also nichts Außergewöhnliches,<br />
möchte man sagen, wenn man die an-<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
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Wir leben Fernweh<br />
AFRIKA<br />
Kilimandscharo, ich bezwing’ dich!<br />
Gastro-Test: Von Stars und Legenden<br />
Wo Manhattan am coolsten ist<br />
Flug weg? Zug weg? Oder verspätet? So<br />
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Unterwegs in Frankreich Ardèche<br />
deren beiden Dörfer bereits besichtigt<br />
hat. Doch auch Labeaume hat seine<br />
ganz spezielle Eigenart. Wenn muss<br />
sich auf das Leben im Dorf einlässt,<br />
wird man feststellen, dass die Menschen<br />
ihren eigenen Lebensstil pflegen.<br />
Die vielen Künstler, die ihre<br />
Skulpturen und Gemälde zeigen, und<br />
die Pétanque-Spieler unten am Fluss<br />
zeugen davon.<br />
Der kleine Fluss und sein Ufer<br />
spielen ohnehin eine große Bedeutung<br />
im Alltagsgeschehen der Menschen.<br />
Abends kommt man hierher, um einen<br />
Apéro zu trinken oder entlang des<br />
Ufers zu schlendern. Gerne baden die<br />
Kinder des Dorfes bis zum Sonnenuntergang<br />
im Wasser der Beaume.<br />
Im Hintergrund immer die beeindruckenden<br />
Kalksteinfelsen, die das<br />
Dorf zu beschützen scheinen. Diese<br />
einzigartige Lage hat sich sogar die<br />
Kultur zunutze gemacht: Seit dem<br />
Sommer 1997 wird mehrmals jährlich<br />
das Festival « Labeaume en Musiques »<br />
veranstaltet. Musiker packen dann<br />
ihre Instrumente aus und verwandeln<br />
den Ort in einen einzigen Konzertsaal.<br />
Denn die Felswände wirken wie ein<br />
riesiges Amphitheater, das für beste<br />
Tonverhältnisse sorgt. In Labeaume<br />
gibt es eben ein ganz besonderes Verhältnis<br />
zwischen Natur, Architektur<br />
und Kultur.<br />
Oben: Die Kirche von Labeaume. Pétanque ist eine beliebte Freizeitaktivität.<br />
Unten: Hinter dem Dorf ragen die Kalksteinfelsen beeindruckend in die<br />
Höhe. Rechte Seite: Das Dorfleben findet vor allem unten am Fluss statt.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Honfleur<br />
A131<br />
Jumièges<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
A26/E17<br />
Saint-Lô<br />
A84/E401<br />
Avranches<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
Caen<br />
A13/E46<br />
A28/E402<br />
A13/E5<br />
A16<br />
Saint-Denis<br />
PARIS<br />
A4/E50<br />
Epernay<br />
Reims<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A4/E50<br />
A31/E21-E23<br />
A<br />
Metz<br />
A31/E21-E23<br />
Nanc<br />
A84<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Sens<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
A5/E17-E54<br />
A31/E21-E23<br />
Le Mans<br />
Orléans<br />
A11/E501<br />
A71/E9<br />
Auxerre<br />
-<br />
antes<br />
et<br />
A11/E60<br />
A83<br />
5-E70/A63<br />
e<br />
N11/E601 Niort<br />
Aus<br />
<br />
den meisten Gegenden Deutschlands<br />
erreicht man die Ardèche über<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
das Rhône-Tal. Aus dem Südosten<br />
anien<br />
E602/A837<br />
France<br />
A64/E80<br />
A87<br />
Cholet<br />
Bordeaux<br />
Angers A86/E60<br />
Deutschlands und Österreich bietet sich<br />
dagegen die Anreise über die Schweiz,<br />
Limoges<br />
Annecy, Chambéry und Valence an.<br />
Die drei Dörfer Angoulême liegen westlich der<br />
Rhône-Tal-Autobahn und sind über die<br />
D579 miteinander verbunden.<br />
Labeaume …<br />
… Berlin 1.425 km … Hamburg 1.376 km<br />
A89/E70<br />
E5/A10 … Köln 920 km … München 932 km<br />
… Wien 1.366 km<br />
A10/E5<br />
… Zürich 629 km<br />
Der nächste aus dem deutschsprachigen<br />
A52/E72<br />
Raum angeflogene Flughafen ist in Lyon.<br />
Pau<br />
Air France verbindet die Stadt nonstop<br />
mit Düsseldorf, Hamburg, München<br />
und Stuttgart. Lufthansa hat Nonstop-<br />
Verbindungen von Düsseldorf, Frankfurt<br />
a.M. und München im Flugplan. Aus<br />
Wien geht es mit Austrian nonstop nach<br />
Lyon, aus Zürich mit Swiss.<br />
Die drei Dörfer sind nicht ans französische<br />
Zugnetz angeschlossen.<br />
www.ot-vogue.com<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
Poitiers<br />
Azay-le-Rideau<br />
www.ot-pays-ruomsois.com<br />
A10/E5-E60<br />
A85<br />
A20/E9<br />
Foix<br />
Roquefixade<br />
Montségur<br />
Comus<br />
<br />
Office de Tourisme Montluçon de la Basse Vallée<br />
de l’Ardèche<br />
Village<br />
A71/E11<br />
07200 Vogüé<br />
Telefon: +33 (0)4 75 37 01 Clermont- 17<br />
Ferrand<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
<br />
Office de Tourisme du Pays Ruomsois<br />
A75/E11<br />
Rue Alphonse Daudet le Mont-Dore<br />
07120 Ruoms<br />
Telefon: +33 (0)4 75 93 91 90<br />
<br />
Château de Vogüé<br />
07200 Vogüé<br />
Telefon: +33 (0)4 75 37 01 95<br />
www.chateaudevogue.net<br />
Öffnungszeiten:<br />
Im Sommer täglich 10.00 – 19.00 Uhr, im<br />
Frühling und Herbst 10.30 – 12.30 Uhr &<br />
14.00 – 18.00 Uhr, geschlossen vom<br />
1. November bis 10. April<br />
Eintrittspreise:<br />
4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro,<br />
bis 8 Jahre kostenlos<br />
<br />
La Granja Delh Gourmandas<br />
Toulouse Le Portalas<br />
Andorra<br />
07120 Balazuc<br />
A71/E11<br />
France<br />
Bourges<br />
Perpignan<br />
A9/E15<br />
A6/E15<br />
Vézelay Avallon<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Telefon: +33 (0)6 12 11 53 51<br />
Im A81/E80 Sommer täglich geöffnet. Bézier<br />
Carcassonne<br />
Narbonne<br />
Limoux<br />
Durban-Corbières Port-la-Nouvelle<br />
Puivert<br />
Belvis Tuchan<br />
Cucugnan<br />
Caudiès Prugnanes<br />
Flavigny<br />
Dijon<br />
A38<br />
Mâcon<br />
<br />
Festival Labeaume en Musiques<br />
A6/E15<br />
Draille des Ecoliers<br />
07120 Labeaume<br />
A31/E17-E21<br />
A6/E15<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Telefon: +33 (0)4 75 39 79 86<br />
A42<br />
www.labeaume-festival.org<br />
A72/E70 Lyon<br />
Nîmes<br />
A9/E15<br />
Montpellier<br />
Beaune<br />
Cluny<br />
Saint-Etienne<br />
A7/E15<br />
Vogüé<br />
Balazuc<br />
Labeaume<br />
Avignon<br />
Valence<br />
Orange<br />
ArlesA54/E805<br />
Aix-en-Provence<br />
A55<br />
Marseille<br />
Apt<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 65<br />
France<br />
A51/E712<br />
A52<br />
Annecy<br />
A41/E712<br />
A51/E712<br />
Besan<br />
Chambéry<br />
Grenoble<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
G<br />
A50<br />
Toulon
Unterwegs in Frankreich Dieppe<br />
Dieppe<br />
Die Stadt und das Meer<br />
In den Reiseführern über die Normandie wird Dieppe neben den anderen Badeorten an der<br />
Côte d’Albâtre meist in die Kategorie « ganz interessant » eingeordnet. Ein Ausflugsziel, das man<br />
vielleicht einmal anfahren kann, wenn man gerade in der Nähe ist. Dabei verdient Dieppe<br />
mehr als nur einen kurzen Abstecher.<br />
Das Schloss, der Strand, der Hafen – voilà, das ist<br />
Dieppe als Postkartenmotiv. Wie das mit den Postkarten<br />
aber so ist, verfälschen sie auf kleinem Raum<br />
die Realität. Die Hafenstadt im Departement Seine-Maritime,<br />
die am Ärmelkanal gleich gegenüber von England<br />
liegt, ist mehr als ein Postkartenmotiv aus vergangenen<br />
Zeiten. Nachdem die Stadt lange mit Niedergang und<br />
Strukturwandel zu kämpfen hatte, hat man die Ärmel hochgekrempelt<br />
und sein Schicksal in die eigene Hand genommen.<br />
Dieppe macht schon beim Einfahren Eindruck: Wenn<br />
man die zwei Stunden von Paris hergefahren kommt und<br />
in die Stadt auf der Avenue Gambetta hinunter fährt, sieht<br />
es so aus, als würden Fischkutter, Segelboote und Frachter<br />
über den Häusern navigieren, so beherrscht wird das Bild<br />
von den Schiffen am Hafen, die durch die Dächer lugen. Je<br />
weiter man ins Stadtzentrum kommt, desto deutlicher wird,<br />
welche Bedeutung das Meer für die Stadt hat. Geschützt<br />
von zwei Felsen ist Dieppe direkt am Meer erbaut und wird<br />
von zwei Armen des Arques eingefasst, der hier in den Ärmelkanal<br />
mündet. Der Stadtname rührt von diesem Fluss<br />
her, der sich tief durch den kalkhaltigen Boden des Pays de<br />
Caux gegraben hat. Aus dem englischen deep und dem djepp<br />
der Vikinger (dt. jeweils « tief ») entstand der Name Dieppe.<br />
Geografisch wird die Stadt durch den Hafen mit seinen<br />
drei Becken in zwei Teile geschnitten. Im Westen befindet<br />
sich das wohlhabende Quartier, wo früher die Bürger und<br />
die vermögenden Reeder wohnten, im Osten schließt sich<br />
das Quartier du Pollet an, das von einfachen Leuten und<br />
den Fischern bewohnt wurde.<br />
Von der Innenstadt aus fällt sofort die stolze Burg auf,<br />
die auf dem westlich gelegenen Felsen thront. Auf dem<br />
anderen Felsen im Osten scheint die Kirche Nôtre-Damede-Bon-Secours<br />
über die Stadt zu wachen. So beschützt<br />
müsste Dieppe eigentlich ein sicherer Ort gewesen sein.<br />
In Wahrheit aber wurde die Stadt von der Geschichte arg<br />
gebeutelt.<br />
Schon alleine der Fakt, dass Dieppe der am nächsten<br />
an England gelegene Hafen war, lässt nichts Gutes ahnen.<br />
Die Stadt war immer als ein strategisch wichtiger Ort angesehen,<br />
den man eroberte – und oft zerstörte. Schon 1195<br />
wehrte Philippe <strong>August</strong>e in Dieppe Richard Löwenherz ab<br />
und entschied danach schlechterdings, die Stadt zu schleifen.<br />
Einige Jahrhunderte später bombardierte die englischholländische<br />
Flotte die Stadt während der Religionskriege.<br />
Einzig die Burg und die Kirchen Saint-Rémy und Saint-<br />
Jacques blieben übrig. So wurde Dieppe auf Anordnung<br />
Ludwig XIV. nach Plänen von Vauban wieder aufgebaut.<br />
Nachdem Dieppe im Krieg von 1870 zweimal von den<br />
Preußen erobert wurde, litt die Stadt noch einmal beträchtlich<br />
am 19. <strong>August</strong> 1942, als die Alliierten im Zweiten<br />
Weltkrieg, vor allem durch die Sowjetunion gedrängt, eine<br />
neue Westfront eröffneten und das Verteidigungssystem der<br />
Deutschen prüften. Die Landung der 6.000 kanadischen<br />
und britischen Soldaten scheiterte jedoch und 1.500 von<br />
ihnen fanden den Tod.<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Der Hafen von Dieppe ist auch bei Hobbykapitänen beliebt. Linke Seite: Ein grünes Rasenband trennt den Strand vom Ort.<br />
Mit Blick auf diese bewegte Geschichte dürfte die<br />
Architektur der Hafenstadt kaum ein besonderes Flair<br />
verströmen. Aber ganz im Gegenteil: Das Quartier du<br />
Pollet, früher das Fischerviertel, ist besonders anziehend.<br />
Die kleinen Häuser mit den Schieferdächern und den kaum<br />
noch genutzten Ladekränen schaffen eine ganz eigene Atmosphäre.<br />
Manchmal fühlt man sich an englische Docks<br />
erinnert. Gleichzeitig finden sich alte Häuser, zum Beispiel<br />
in der Nummer 3 der Rue du Petit-Fort, die schon das<br />
Bombardement von 1694 erlebt haben. Folgt man der Rue<br />
du Petit-Fort, erreicht man den östlichen Felsen und die<br />
Kapelle Notre-Dame-de-Bon-Secours. Von dort oben hat<br />
man eine fantastische Sicht über die Stadt und das Meer.<br />
Dieppe hat aber nicht nur die dunklen Zeiten erlebt.<br />
Durch den Hafen erfuhr die Stadt auch einen beträchtlichen<br />
wirtschaftlichen Aufschwung dank des regen Handels<br />
mit Übersee. Lange Zeit war es die Einfuhr exotischer Waren,<br />
die die Stadt wohlhabend werden ließ.<br />
Neugierig und innovationsfreudig haben die Bewohner<br />
manche dieser Güter zu nutzen gelernt und zu einer regionalen<br />
Spezialität entwickelt. So hat das Elfenbein, das<br />
aus Afrika anlandete, eine besondere Handwerkskunst in<br />
Dieppe hervorgebracht: Die Elfenbeinschnitzer brachten<br />
Werke hoher Qualität hervor, von denen heute noch einige<br />
in den Sammlungen der Burg ausgestellt werden. Auch von<br />
dort hat man einen wunderbaren Panoramablick.<br />
Aus Dieppe kamen einige der großen Entdecker: Die<br />
Brüder Verrazno zum Beispiel entdeckten 1524 auf ihrer<br />
Schiffsreise nach Amerika die Küsten Kanadas und tauften<br />
sie « Nouvelle France » beziehungsweise « Nova Francia ».<br />
Außerdem waren die beiden auf die Mündung des Hudson<br />
gestoßen, wo sich heute New York befindet. Doch damit<br />
nicht genug. Im 17. Jahrhundert waren es vor allem viele<br />
Bürger aus Dieppe, die nach dem Edikt von Nantes als Hugenotten<br />
nach Québec flohen und sich dort niederließen.<br />
So ist auch die Ähnlichkeit der Architektur von Dieppe mit<br />
der von Québec zu erklären.<br />
Die französischen Bevölkerungsgruppen in Québec<br />
wurden mit dem Vertrag vom 17. Februar 1763, als Frankreich<br />
alle Ansprüche an die Gebiete der Nouvelle-France an<br />
England abtrat, britische Staatsbürger. Gegen ihren Willen<br />
selbstverständlich. Ihr Widerstand dagegen war kreativ. Sie<br />
riefen die « Revolte der Wiegen » aus. Jede französischstämmige<br />
Familie versuchte so viele Kinder wie möglich in die<br />
Welt zu setzen, häufig waren es fünf bis zwanzig pro Familie.<br />
Nach und nach wollte man so die zahlenmäßig stärkste<br />
Bevölkerungsgruppe im Vergleich zu den Engländern<br />
werden. Québec ist bis heute eine eigene Entität inmitten<br />
des englischsprachigen Kanadas, so dass man annehmen<br />
darf, dass diese Geburten-Revolte, die zur damaligen Zeit<br />
auch von der Kirche unterstützt wurde, ihre – im wahrsten<br />
Sinne des Wortes – Früchte getragen hat. Man sieht: Die<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 67
Unterwegs in Frankreich Dieppe<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Leute aus Dieppe haben sich auch im fernen<br />
Amerika behaupten können.<br />
Bei einem Spaziergang durch Dieppe fällt<br />
auf, wie aktiv der Hafen hier noch ist. Viele<br />
andere Häfen in Frankreich haben längst mit<br />
Bedeutungslosigkeit zu kämpfen. Der Hafen<br />
von Dieppe ist aber immer noch der wichtigste<br />
Hafen für Muscheln in Frankreich (vor<br />
allem Jakobsmuscheln). Der Handelshafen,<br />
der schon immer auf den Transport von<br />
Früchten spezialisiert war, hat sich an die<br />
veränderten Bedingungen angepasst und sich<br />
auf den Transport von Windkraftanlagen<br />
spezialisiert. Mehr als 2.600 Arbeiter leben<br />
davon, 30 Millionen Euro sollen bis 2013<br />
noch investiert werden. Dieppe ist also bei<br />
weitem nicht nur eine einfache Hafenstadt<br />
mit alter Fischereitradition.<br />
Ihren Touristen mutet die Stadt denn<br />
auch eine Führung der eigenen Art zu. Sie<br />
beginnt um 5.45 Uhr am Morgen auf den<br />
Quais des Hafens. Dreimal im Jahr (dieses<br />
Jahr noch am 23. <strong>Juli</strong> und 20. <strong>August</strong>) lädt<br />
Dieppe zur Tour auf den Fischmarkt ein,<br />
der heute längst EDV-gestützt abgewickelt<br />
wird. Um 7.00 Uhr gibt es Frühstück in den<br />
Fischercafés, um 8.00 Uhr werden ein Fischgroßhändler<br />
und der Fischerhafen besucht.<br />
In der Menge kann man das Fischerleben<br />
ganz ohne Verklärung hautnah erleben.<br />
Besonders auffällig ist in Dieppe, wie<br />
man die Seeseite der Stadt revitalisiert hat.<br />
Der zwei Kilometer lange Strand ist von der<br />
Stadt durch eine etwa acht Hektar große Rasenfläche<br />
getrennt. Hier vergnügen sich die<br />
Leute mit Picknicks und Freizeitsport. Man<br />
hätte Palmen pflanzen, einen Parkplatz anlegen<br />
oder zahlungspflichtige Gärten anlegen<br />
können. In Dieppe aber entschied man sich,<br />
den Rasen einfach als schlichte Grünfläche<br />
zu belassen. Eine Idee, die sicher auch ökonomische<br />
Hintergründe hatte, die sich aber<br />
als raffinierter Einfall erwiesen hat. Denn die<br />
Stadt verfügt damit mitten im Zentrum und<br />
vor der herrlichen Kulisse des Meeres über ein<br />
ideales Terrain für Großveranstaltungen aller<br />
Art. So zum Beispiel das bemerkenswerte<br />
Festival International du Cerf Volant, das<br />
in jedem September eines Jahres mit gerader<br />
Jahreszahl veranstaltet wird. Die Teilnehmer<br />
kommen aus der ganzen Welt, um in Dieppe<br />
und vor mehr als einer halben Million Zuschauer<br />
aufzutreten. Für eine kleine Stadt<br />
wie Dieppe eine ganz schön große Nummer.<br />
Linke Seite: Impressionen aus Dieppe, darunter die Festung der Stadt.<br />
Und das ist nicht alles. In der Tradition<br />
der Seebäder, die durch die Herzogin von<br />
Berry in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
auch in Dieppe etabliert wurde, hat<br />
die Stadt vor einigen Jahren am Strand ein<br />
Hallenbad eröffnet, das moderner kaum sein<br />
kann. Im « Les Bains Dieppe » kann man im<br />
Sommer wie im Winter in einem Meerwasserbecken<br />
baden, das durchgehend auf 28<br />
Grad erwärmt ist. Ein wahrer Genuss!<br />
Nicht weit davon in Richtung Hafen ist<br />
mit der « Estran-Cité de la Mer » ein weiterer<br />
moderner Museumskomplex dem Meer<br />
gewidmet. Auch hier begnügten sich die<br />
Stadtväter nicht mit dem Üblichen. Anstatt<br />
es bei einer Ausstellung über Fischereigeräte<br />
und die Geschichte des Bootsbaus zu belassen,<br />
öffnet sich das Museum thematisch<br />
auch der aktuellen Welt der Meere. Fischfangquoten<br />
und die Probleme beim Schutz<br />
des Ökosystems Meer finden hier ebenso ihren<br />
Platz. Das ist selten, aber es hat Erfolg:<br />
Viele Besucher kommen wissbegierig wieder<br />
und besichtigen die großen Aquarien.<br />
Aber mit der « Estran-Cité de la Mer »<br />
hat man noch immer nicht alles gesehen –<br />
Dieppe hat noch eine weitere Überraschung<br />
parat. Es handelt sich um die « Dieppe Scène<br />
Nationale » (von den Einwohnern als « DSN »<br />
abgekürzt), ein Veranstaltungszentrum der<br />
besonderen Art. Der Verein, der von der Stadt<br />
unterstützt wird, betreibt an einem Platz eine<br />
Mischung aus Theater, Kino, Showbühne<br />
und Konzerthalle. In den zwei ultramodernen<br />
Sälen mit 600 und 130 Plätzen werden<br />
in dieser Saison 22 Veranstaltungen gezeigt,<br />
die man einer Stadt von der Größe Dieppes<br />
kaum zutraut. Aber im DSN probiert man,<br />
was woanders gar nicht erst versucht wird.<br />
Im Programm des DSN findet man Klassiker<br />
neben modernen Shows mit Tanz und<br />
Comedy, Theater- und Kinoprogrammen.<br />
Manche dieser Shows haben enormen Erfolg.<br />
Eine davon ist « Scorpène », die zurzeit durch<br />
mehr als 30 französische Städte tourt.<br />
Dieppe startet also durch. Die normannische<br />
Stadt am Meer ist zwar noch wenig<br />
bekannt, aber sie weckt das Wichtigste<br />
überhaupt: die Lust am Entdecken. Ohne<br />
die historischen Wurzeln in der Seefahrt zu<br />
vergessen, hat sie sich mit dem maritimen<br />
Erbe an die Erfordernisse des modernen<br />
Tourismus angepasst. Ein guter Grund, sich<br />
davon eine eigene Meinung zu bilden.<br />
GÎTES DE FRANCE<br />
Seine-Maritime<br />
Verweilen Sie mal<br />
ganz anders in unseren<br />
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Unterwegs in Frankreich Dieppe<br />
Brest<br />
Quimper<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Dieppe über Belgien und Amiens, aus<br />
Süddeutschland und Österreich über<br />
den Osten Frankreichs, Reims und<br />
Amiens, aus der Schweiz über Burgund,<br />
Paris und Rouen. Von der Autobahn<br />
führen die D915 und die N27 nach<br />
Dieppe.<br />
Dieppe …<br />
… Berlin 1.085 km<br />
… Köln 521 km<br />
… Wien 1.384 km<br />
Nicht nur in<br />
den sonnenverwöhnten<br />
Landesteilen<br />
Frankreichs lässt es<br />
sich wunderbar planschen, auch im<br />
klimatisch weniger begünstigten Le<br />
Havre rückt seit diesem Sommer das<br />
Badevergnügen in den Mittelpunkt.<br />
Die Hafenstadt hat als neuesten Clou<br />
das Thema « Wellness » entdeckt und<br />
versucht mit einem vom Stararchitekten<br />
Jean Nouvel entworfenen Badehaus<br />
ihrem grauen Image ein puristisches<br />
Weiß entgegenzusetzen.<br />
… Hamburg 936 km<br />
… München 985 km<br />
… Zürich 860 km<br />
Die nächsten Flughäfen sind in Rouen<br />
www.dieppetourisme.com<br />
<br />
Office de Tourisme<br />
Pont Ango, Quai du Carénage<br />
76200 Dieppe<br />
Telefon: +33 (0)2 32 14 40 60<br />
<br />
Château-Musée de Dieppe<br />
Rue de Chastes<br />
76200 Dieppe<br />
Telefon: +33 (0)2 35 06 61 99<br />
www.vert-marine.com/les-bainsdieppe-76<br />
Caen A13/E46<br />
Saint-Lô<br />
und Le Havre. Aus dem deutschsprachigen<br />
Raum gibt es aber keine direk<br />
ten Flugverbindungen zu diesen beiden<br />
Städten. Der nächste aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz<br />
angeflogene Flughafen ist in Paris.<br />
A84/E401<br />
<br />
Dieppe Scène Nationale<br />
1, quai Bérigny<br />
Lannion<br />
Dinard Saint-Malo<br />
76200 Dieppe Avranches<br />
Aus dem N12/E50deutschsprachigen Raum Telefon: Mont-Saint-Michel<br />
+33 (0)2 35 82 04 43<br />
Saint-Brieuc<br />
N176/E401<br />
be ste hen keine direkten Zugver bin dungen.<br />
www.dsn.asso.fr<br />
A84<br />
Aus Paris erreicht man Dieppe mit Dinan<br />
N12/E50<br />
Um steigen in Rouen. N164<br />
Alençon<br />
D768<br />
Rennes<br />
N24<br />
N165/E60<br />
Lorient<br />
Ausgabe Vannes <strong>Nr</strong>. 18<br />
Les Bains des Docks<br />
– Le Havres weißer N165/E60<br />
Quiberon<br />
Badetempel<br />
La Baule<br />
Stopp den<br />
Klischees!<br />
St. Nazaire<br />
Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Le Mans<br />
Nantes<br />
A83<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Magische Ruinenreste A11/E501 -<br />
Die Abtei von Jumièges<br />
A11/E60 in der Normandie Angers A86/E60<br />
Die Normandie<br />
ist für kleine<br />
Überraschungen<br />
immer gut. Wie<br />
oft verbergen<br />
sich im Labyrinth<br />
Erlebnisse bescheren. Ein solches<br />
hatten wir 30 N11/E601 Kilometer Niort von Rouen<br />
entfernt, als La sich Rochelle uns in der Ferne die<br />
eindrucksvollen Ruinen E5/A10 der Abtei von<br />
Jumièges darboten. Wir ließen uns<br />
E602/A837<br />
anlocken und fanden einen Ort, der<br />
zu den eindrucksvollsten an der Seine-<br />
Mündung gehört.<br />
A87<br />
Cholet<br />
A29/E44<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
A28/E402<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
A71/E9<br />
Kreidefelsen, Möwen,<br />
A10/E5-E60 Belle-Epoque – das<br />
Seebad Etretat<br />
Der malerische<br />
A85<br />
Badeort Etretat,<br />
an dem sich die<br />
steilen Felsen der<br />
Alabasterküste<br />
A20/E9<br />
zu einem<br />
A10/E5<br />
sanften Tal öffnen,<br />
war lange ein kleines unbedeutendes<br />
Poitiers Fischerdorf. Bis Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts die ersten Badegäste<br />
kamen. Von da an erlebte Etretat<br />
den Aufstieg zu einem der schönsten<br />
Seebäder am Ärmelkanal, dessen Ruhm<br />
von Dichtern und Malern in die Welt<br />
getragen wurde.<br />
Limoges<br />
Angoulême<br />
Dieppe<br />
Azay-le-Rideau<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
Montalivet<br />
Rouen<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
A13/E5<br />
Dunkerque<br />
Calais<br />
Boulogne<br />
A16/E402<br />
Beauvais<br />
A10/E5<br />
Amiens<br />
A16<br />
Orléans<br />
PARIS<br />
A71/E11<br />
Arras<br />
A1/E15<br />
A89/E70<br />
Lille<br />
A5/E54<br />
A6/E15<br />
Ro<br />
A26/E17<br />
A<br />
A<br />
Saint-Farg<br />
Bourges<br />
Montluçon<br />
A71/E11<br />
der schmalen<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Landstraßen Sehenswürdigkeiten,<br />
die dem Reisenden A83 unverhoffte<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
<br />
Les Bains Dieppe<br />
101, boulevard de Verdun<br />
Le Havre<br />
76200 Dieppe<br />
A131<br />
Honfleur<br />
Telefon: +33 (0)2 35 82 80 90<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
Pu<br />
A75/E<br />
le Mont-Dore<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong><br />
Le Porge<br />
Bordeaux<br />
E5/A10<br />
A89/E70
Marktplatz<br />
Unterkünfte<br />
Sonstiges<br />
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Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 71
Kulturschock<br />
Was ist ein Eierpiekser?<br />
Die Globalisierung und das Internet haben in den<br />
letzten Jahren unsere Welt stark verändert. Grenzen<br />
haben ihre Bedeutung verloren. Waren zirkulieren<br />
rund um die Uhr um den Planeten, als hätte es eine Epoche<br />
mit Zollbeschränkungen und Transportproblemen niemals<br />
gegeben. Zumindest in den wohlhabenden Gegenden unserer<br />
Erde scheint es überall und jederzeit alles zu geben.<br />
In einem solchen Zeitalter, so denke ich jedenfalls<br />
leichtfertig, sollte ich in einem französischen Supermarkt<br />
mehr oder weniger die gleichen Produkte finden können,<br />
die ich von zu Hause gewohnt bin. Zumindest wenn es sich<br />
um Basisprodukte handelt bzw. um solche, die ich mit meiner<br />
deutschen Sozialisierung dafür halte. Ich mache mich<br />
also mit meiner Einkaufsliste auf den Weg zum kleinen<br />
Supermarkt um die Ecke. Auf meinem Zettel stehen unter<br />
anderem Mandarinen aus der Dose und Sahne.<br />
Als ich kurz danach am Regal mit den Konserven stehe,<br />
staune ich allerdings nicht schlecht. Ich sehe viele bekannte<br />
Produkte, denn auch in Frankreich gibt es alle möglichen<br />
Gemüse und Früchte aus der Dose. Nur eines kann ich nicht<br />
finden: Mandarinen. Dabei brauche ich sie unbedingt für<br />
einen indisch angehauchten Nudelsalat. Nun gut, vielleicht<br />
ist der Supermarkt einfach zu klein, denke ich mir. Da ich<br />
noch viele weitere Produkte benötige, entschließe ich mich,<br />
zu einem größeren Supermarkt zu fahren. Gesagt, getan.<br />
Ich verlasse den Laden, hole mein Auto und fahre zu einem<br />
der riesigen Shoppingcenter im Pariser Großraum. Zu einem<br />
dieser Supermärkte, bei deren Betreten man meinen<br />
könnte, in den USA und nicht in Frankreich zu sein.<br />
Doch auch dort stehe ich schon kurze Zeit später wieder<br />
ratlos vor dem Regal mit den Konserven. Erneut gibt<br />
es viele bekannte Produkte, dieses Mal in noch größerer<br />
Auswahl, doch wieder fehlt das für mich Entscheidende:<br />
Mandarinen. Man mag es kaum glauben, aber Mandarinen<br />
aus der Dose sind in ganz Frankreich schlicht nicht<br />
bekannt. Vielleicht essen die Franzosen keine Nudelsalate,<br />
wie wir sie kennen, tröste ich mich. Ich werde das Rezept<br />
wohl überdenken müssen.<br />
Also gut: weiter zur Sahne. Ich benötige sie für die Zubereitung<br />
einer Soße für Geschnetzeltes. Das einzige, was<br />
ich im überdimensionierten Kühlregal jedoch finden kann,<br />
ist eine Art süße Sahne, die man schlagen und dann für<br />
Kuchen verwenden kann, aber eben nicht zum Kochen,<br />
sowie Fertigsahne, natürlich ebenfalls für den Genuss von<br />
Kuchen bestimmt. Beides hilft mir für meine Soße nicht<br />
weiter. Also gut, ein Plan B muss her: Vielleicht ersetze ich<br />
die Sahne einfach durch Schmand? Doch erneut Fehlanzeige.<br />
Stattdessen stehe ich vor einer Unmenge an verschiedenen<br />
Marken, Größen und Varianten von Crème fraîche.<br />
Aber welche Sorte kommt meiner Sahne wohl am nächsten?<br />
Als ich eine Verkäuferin danach frage, ernte ich nur einen<br />
unwissenden Blick. Nach einigem Studieren der Packungen<br />
wähle ich einen Becher mehr oder weniger zufällig aus und<br />
hoffe, dass damit die Soße schon irgendwie klappen wird.<br />
Wenn ich in einem derartigen Mega-Supermarkt bin,<br />
kann ich vielleicht noch ein paar Sachen kaufen, die mir<br />
in meinem französischen Haushalt bisher fehlen. Frohen<br />
Mutes mache ich mich auf den Weg, um nach einem Eierpiekser<br />
zu suchen, diesem praktischen kleinen Ding, das die<br />
Frühstückseier beim Kochen nicht platzen lässt. Die Regale<br />
mit Haushaltswaren sind beeindruckend groß. Es gibt<br />
unzählige Formen und Farben an Frischedosen, alle möglichen<br />
Küchenutensilien, Kochtöpfe usw. Nur Eierpiekser<br />
lassen sich nicht auffinden. Sie sind in Frankreich einfach<br />
nicht bekannt, obwohl sich die Franzosen bestimmt nicht<br />
weniger über geplatzte Eier ärgern als die Deutschen. Ohne<br />
meine Mandarinen und mit Crème fraîche als Sahneersatz<br />
mache ich mich wieder auf den Weg nach Hause.<br />
Wie ich später feststelle, gibt es nicht nur ungewöhnliche<br />
Lücken im Sortiment der Lebensmittel und Haushaltswaren.<br />
Nein, auch ein ganz anderes praktisches Gefährt, das<br />
in meiner Heimat vollkommen selbstverständlich geworden<br />
ist, wird man auf französischen Bürgersteigen vergeblich<br />
suchen. Die Rede ist vom Rollator für ältere oder gehbehinderte<br />
Menschen. Es klingt grotesk, aber Frankreichs<br />
Senioren müssen ohne diese praktische Hilfe auskommen.<br />
Während ich langsam in Erwägung ziehe, ob ich nicht<br />
einen Importhandel für Sahne, Mandarinen in der Dose,<br />
Rollatoren und Eierpieksern – übrigens für mich zurzeit<br />
das ideale Gastgeschenk, wenn ich bei Franzosen eingeladen<br />
bin, natürlich in heimischen Supermärkten zuvor<br />
erworben – aufmachen sollte, ruft mich ein französischer<br />
Freund verzweifelt aus Deutschland an. Er verbringt dort<br />
ein Wochenende bei Freunden von mir und will sie bekochen.<br />
Gerade war er im Supermarkt, um Crème fraîche zu<br />
kaufen. Doch zu seinem Entsetzen gäbe es dieses Produkt<br />
nicht. Natürlich erwidere ich, dass dies nicht stimme. Sein<br />
Kommentar: « Du glaubst doch nicht, dass diese kleinen<br />
Döschen, die ihr habt, richtige Crème fraîche ist ». Nun ja,<br />
nachdem ich die Auswahl dieses Produkts in französischen<br />
Supermarkt kenne, muss ich ihm wohl Recht geben. « Warum<br />
versuchst Du es nicht mit Sahne oder Schmand? »,<br />
versuche ich ihm zu helfen. « Was, wovon sprichst Du? », ist<br />
seine Reaktion...<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an den zeitgenössischen Comiczeichner Jenfevre. Und dieses Mal?<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 73
Frankreich heute Religion<br />
Laizität<br />
Ein Thema von immerwährender Aktualität<br />
Seit 1905 gilt in Frankreich eine strikte<br />
Trennung zwischen Staat und Kirche.<br />
Die Laizität ist eine der Grundfesten der<br />
französischen Gesellschaft. Trotzdem<br />
tauchen die Probleme, die mit diesem<br />
Grundsatz entstehen können, immer<br />
wieder in den Schlagzeilen der Zeitungen<br />
auf. Auch im Zuge der Präsidentschaftswahlen<br />
2012 könnte die Laizität zu<br />
einem wichtigen Thema werden.<br />
Eine Situationsanalyse.<br />
Der Vorfall ist fast unbemerkt geblieben, dabei sagt er<br />
einiges über das komplexe Verhältnis der Französischen<br />
Republik zur katholischen Kirche aus: Nicolas<br />
Sarkozy hatte entschieden, dass der Premierminister<br />
François Fillon Frankreich bei der kürzlich stattfindenden<br />
Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. in Rom offiziell<br />
repräsentieren sollte. Außer Italien und Polen war ansonsten<br />
kein anderes europäisches Land mit einem offiziellen Vertreter<br />
bei dieser Feierlichkeit, die von rein religiöser Natur war,<br />
anwesend. Ein bemerkenswerter Umstand für ein Land, das<br />
ansonsten sehr viel Wert auf seine laizistische Ausrichtung<br />
legt. In Frankreich existiert seit 1905 eine strikte Trennung<br />
zwischen Kirche und Staat.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Als der Sprecher der französischen Regierung darauf<br />
angesprochen wurde, versuchte er einer konkreten Antwort<br />
aus dem Weg zu gehen. Stattdessen zitierte er eine<br />
berühmte Bemerkung aus der französischen Geschichte,<br />
und zwar aus dem Jahre 498. Damals wurde aus Anlass<br />
der Taufe von Clovis der Satz bekannt, dass « Frankreich<br />
die älteste Tochter der Kirche » sei. Dieses Beispiel zeigt,<br />
dass die Laizität, auf die die Franzosen so stolz sind und<br />
die sie als einen der Grundpfeiler ihrer Republik verstehen,<br />
durchaus ein paar variable Interpretationsspielräume<br />
offen lässt.<br />
Die gesetzliche Lage ist dabei eigentlich klar. Seit 1905<br />
existiert ein Gesetz, das die strikte Trennung zwischen<br />
Staat und Religionsgemeinschaften verbindlich vorschreibt.<br />
Dieses Prinzip ist so stark im Land verwurzelt, dass theoretisch<br />
die Leitwörter der Französischen Republik – Freiheit,<br />
Gleichheit, Brüderlichkeit – um dieses Wort ergänzt werden<br />
könnten. Seit 1958, also seit dem Bestehen der Fünften<br />
Republik, ist die Laizität in der Verfassung verankert. So<br />
definiert der erste Artikel der Verfassung Frankreich als<br />
eine « unteilbare, laizistische, demokratische und soziale<br />
Republik ». Der französische Staat muss sich allen Religionsgemeinschaften<br />
gegenüber vollkommen neutral zeigen<br />
und darf keine bevorzugen, noch sich zu ihrem Handlanger<br />
machen lassen. Diese Neutralität muss im Alltag der Gesellschaft<br />
allzeit respektiert werden.<br />
Natürlich hat es auch in Frankreich viele Jahrzehnte<br />
gedauert, bis sich dieses Prinzip durchgesetzt hatte. Zunächst<br />
wurde die Religionsfreiheit 1789 im Rahmen der<br />
Deklaration der Menschenrechte ausgerufen. In Artikel<br />
10 dergleichen hieß es: « Niemand darf sich wegen seiner<br />
Überzeugungen sorgen, auch nicht wegen seiner religiösen<br />
». Einige Jahre später, 1791, wurde die Religionsfreiheit<br />
in der Verfassung verankert. Die Zivilehe und der Zivilstaat<br />
wurden mit dem Konkordat von 1801 geschaffen. 1882<br />
folgten die sogenannten Ferry-Gesetze, wonach auf dem<br />
gesamten Staatsgebiet öffentliche Schulen eingerichtet<br />
wurden, deren Besuch verpflichtend und kostenlos ist und<br />
die laizistisch sind. 1905 folgte dann das bereits erwähnte<br />
Gesetz zur strikten Trennung zwischen Staat und Kirche<br />
und 1946 erschien dieses Prinzip in der Präambel der Verfassung<br />
der Vierten Republik, bevor es 1958 sogar in den<br />
Artikeln der Verfassung der Fünften Republik selbst festgeschrieben<br />
wurde.<br />
Im Alltag der Franzosen heute bedeutet dies zum Beispiel<br />
ganz konkret, dass in französischen Schulen keine<br />
Kreuze in den Klassenzimmern aufgehängt werden dürfen.<br />
Eine Ausnahme besteht nur für das Elsass und das Departement<br />
Moselle. Sie gehörten zum Deutschen Reich, als<br />
das Gesetz zur Trennung zwischen Staat und Kirche in<br />
Kraft trat, so dass für diese Gegend ausnahmsweise noch<br />
die Bestimmungen aus dem Konkordat aus dem Jahre 1801<br />
gelten. Genauso ist es in Frankreich untersagt, ein religiöses<br />
Zeichen, etwa ein Kreuz oder einen Davidstern, provokant<br />
nach außen sichtbar zu tragen. Der französische Staat käme<br />
auch niemals auf die Idee, Steuern für die Kirchen einzuziehen,<br />
wie es etwa in Deutschland der Fall ist.<br />
Wenn man die französische Gesellschaft genau analysiert,<br />
merkt man, dass die Laizität noch viel mehr als ein<br />
bloß rechtliches Prinzip ist. Für die Franzosen ist dieses<br />
Prinzip eine Art Gesellschaftsvertrag, eine Verständigung,<br />
wie man miteinander leben möchte. Dennoch ist die Anwendung<br />
des Prinzips im Alltag nicht immer ganz einfach.<br />
Wo beginnt und wo endet die Glaubensfreiheit des Einzelnen<br />
genau? Welches sind die objektiven Maßstäbe zur<br />
Beurteilung eines laizistischen Verhaltens? So kommt es in<br />
der politischen Debatte regelmäßig zu Diskussionen über<br />
dieses Thema.<br />
So etwa im Jahre 1989, als eine muslimische Schülerin<br />
in Creil im Pariser Großraum beschloss, verschleiert<br />
in die Schule zu kommen. Leidenschaftliche politische<br />
Diskussionen folgten, bis das höchste Verwaltungsgericht,<br />
der Staatsrat, am 27. November 1989 seine Meinung veröffentlichte.<br />
Demnach war das Tragen von religiösen Zeichen<br />
in der Schule nicht automatisch ein Verstoß gegen<br />
das Prinzip der Laizität, es sei denn, die Zeichen würden<br />
provozierend und fordernd zur Schau gestellt. Eine Entscheidung<br />
müsste im Einzelfall getroffen werden. Keine<br />
leicht anzuwendende Vorgabe. Als sich ein ähnlicher<br />
Fall 2003 im Gymnasium von Aubervilliers wiederholte,<br />
wurde 2004 kurzerhand ein Gesetz verabschiedet, das das<br />
Tragen religiöser Zeichen in Schulen seitdem grundsätzlich<br />
verbietet.<br />
Aber auch dies hat nicht verhindert, dass die Diskussionen<br />
über die Laizität immer wieder hochkommen. So sorgte<br />
kürzlich eine Nachricht für Aufregung, wonach bekannt<br />
wurde, dass der Staatspräsident diskret verlangt hat, dass<br />
die Auswahlverfahren für die Elitehochschulen des Landes<br />
für jüdische Bewerber verschoben werden, da sie sich mit<br />
dem jüdischen Osterfest überschnitten. Man hatte dies im<br />
Vorfeld nicht beachtet. In jedem anderen Land wäre man<br />
wahrscheinlich schnell zu einer pragmatischen Lösung<br />
gekommen. In Frankreich löste diese Geschichte aber eine<br />
große Diskussion aus, da das Prinzip der Laizität bedroht<br />
zu sein schien.<br />
Auch für die anstehenden Präsidentschaftswahlen 2012<br />
ist zu erwarten, dass die Trennung zwischen Kirche und<br />
Staat für heftige Diskussionen sorgen wird. Gerade der<br />
rechtsextreme Front National instrumentalisiert die Laizität<br />
gerne, um in deren Namen gegen eine zu große Sichtbarkeit<br />
des muslimischen Glaubens im Alltag der Franzosen<br />
zu kämpfen. Wenn man den Argumenten der Partei auf<br />
den Grund geht, wird aber schnell deutlich, dass es nicht<br />
um die Laizität, sondern gegen Muslime im Land geht.<br />
Man versucht, eine rassistisch gemeinte Debatte schön zu<br />
verkleiden. Diese Attacken von rechts fürchtet auch die<br />
konservative Regierungsmehrheit, die daraufhin selbst eine<br />
Debatte um dieses Thema ausgelöst hat, allerdings recht<br />
ungeschickt. Viele Franzosen zeigen jedoch auch, dass sie<br />
den politischen Missbrauch eines für sie wichtigen Grundsatzes<br />
nicht gerne sehen. Die Diskussionen werden trotzdem<br />
weitergehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 75
Frankreich heute TGV<br />
Wieviel<br />
Hochgeschwindigkeit<br />
kann sich Frankreich<br />
leisten?<br />
Zu seinem 30. Geburtstag hätte sich der TGV sicherlich ein anderes Geschenk gewünscht als<br />
den Bericht des Abgeordneten Hervé Mariton an die Finanzkommission der Nationalversammlung<br />
bezüglich der Finanzierung neuer Hochgeschwindigkeitstrassen. In diesem Rapport stellt<br />
der Delegierte des Departements Drôme den ambitionierten Ausbau des TGV-Netzes im Land<br />
ungewöhnlich offen infrage, da weder seine Finanzierung noch die Rentabilität gesichert<br />
seien. Eine Feststellung, die die Realisierung einiger Projekte stark verzögern könnte.<br />
Offiziellen Untersuchungsberichten, egal ob sie unter<br />
der Obhut der Parlamentarier oder der Verwaltung<br />
angefertigt wurden, wird in Frankreich gerne vorgeworfen,<br />
dass sie keine klaren Aussagen treffen und sich<br />
hinter diplomatischen Formulierungen verstecken würden.<br />
Stammt ein Rapport von einem Abgeordneten der regierenden<br />
Mehrheit, unterstellt man nicht selten sogar eine<br />
fehlende Distanz zur Sache. Vorwürfe, die auf den Bericht<br />
vom 18. Mai des Politikers Hervé Mariton allerdings ganz<br />
und gar nicht zutreffen.<br />
Denn obwohl der Abgeordnete der Nationalversammlung<br />
Mitglied der Regierungsmehrheit ist, hat es sein<br />
Rapport, in dem es über die Finanzierung großer Infrastrukturprojekte<br />
im Land geht, in sich. Hervé Mariton legt<br />
eine so deutliche Sprache an den Tag, dass man fast glauben<br />
könnte, die Situationsanalyse käme von einem Oppositionspolitiker.<br />
Einige seiner Parteikollegen reagierten daher<br />
verschnupft auf die kritischen Zeilen des Autors.<br />
Um aber die ganze Tragweite dieses Berichtes zu erfassen,<br />
muss man zunächst wissen, welche Bedeutung der<br />
TGV für die Franzosen hat. Die Hochgeschwindigkeitszüge<br />
sind so etwas wie ein nationales Heiligtum, auf das<br />
die Menschen unendlich stolz sind – so wie einst auf die<br />
Concorde oder Minitel, eine Art Vorläufer des heutigen<br />
Internets. Der TGV gehört, wie der Eiffelturm, Wein oder<br />
Baguette zu den Symbolen der Nation. Außerdem hat der<br />
TGV Entfernungen in dem flächenmäßig großen Land<br />
schrumpfen lassen, was die Menschen zu schätzen wissen.<br />
Man liebt den TGV und würde so schnell nichts auf ihn<br />
kommen lassen.<br />
Außerdem muss man sich den Kontext dieses Untersuchungsberichtes<br />
verdeutlichen. Er bezieht sich auf ein<br />
groß angelegtes Ausbauprogramm der Infrastruktur, dem<br />
« Schéma National d’Infrastructures de Transport » (SNIT),<br />
das Nicolas Sarkozy und seine Regierung 2007 mit viel<br />
Pomp verabschiedet haben. Darin wird festgelegt, welche<br />
Infrastrukturmaßnahmen auf der Straße, auf der Schiene,<br />
zu Wasser und in der Luft in den kommenden 30 Jahren<br />
verwirklicht werden sollen.<br />
Wie man es bei dem aktuellen französischen Präsidenten<br />
nicht anders erwarten würde, wird dabei geklotzt und<br />
nicht gekleckert. So sollen in den kommenden 30 Jahren<br />
nicht weniger als 260 Milliarden Euro in die Infrastruktur<br />
des Landes investiert werden, davon alleine 145 Milliarden<br />
Euro in die Eisenbahn, wovon wiederum 103 Milliarden<br />
Euro für den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes vorgesehen<br />
sind. Bis 2020 sollen 2.000 Kilometer neue Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
entstehen, weitere 2.400 Kilometer<br />
in den Jahren danach. Ein nach allgemeiner Auffassung<br />
überaus ambitioniertes Vorhaben, aber auch eine strategische<br />
Entscheidung, die auf die Entwicklung der Schiene<br />
setzt und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leistet.<br />
Diese Politik der großen Projekte sollte 2007 zudem die<br />
nationale Wirtschaft ankurbeln.<br />
Doch die Zeiten im Jahre <strong>2011</strong> sind andere geworden.<br />
Der Wunsch der Konjunkturbelebung ist haushaltspolitischen<br />
Sorgen gewichen. Haushaltsdisziplin und -konsolidierung<br />
sind auch in Frankreich die zurzeit anstehenden<br />
politischen Herausforderungen. Der Blick auf die Ausgaben<br />
des Staates hat sich verändert. Genau in diese Kerbe schlägt<br />
nun der Bericht von Hervé Mariton. Danach hat Frankreich<br />
einfach nicht mehr die finanziellen Möglichkeiten, derartige<br />
Projekte von pharaonischen Ausmaßen zu stemmen.<br />
Die Zeiten seien vorbei, in denen man das ganze Land mit<br />
einem Netz von superschnellen Zügen überspannen könne.<br />
Zwar geht der Rapport davon aus, dass die sich bereits<br />
in der Realisierung befindlichen Projekte fortgeführt<br />
werden müssten, allerdings mahnt er insgesamt eine neue<br />
Priorisierung beim Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes<br />
der Bahn an. Nicht mehr alle 2007 geplanten Vorhaben<br />
seien realisierbar, so dass man sich auf die wichtigsten und<br />
rentabelsten Abschnitte konzentrieren und die Kosten so<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
stark wie möglich begrenzen müsse. Im Klartext: Der Abgeordnete<br />
ruft die Regierung auf, das ambitionierte SNIT-<br />
Programm zu kürzen, das von der Regierung selbst – und<br />
damit auch von ihm – einst beschlossen wurde. Dies zeigt<br />
die Brisanz hinter dieser Situationsanalyse.<br />
Hervé Maritons Bericht kritisiert außerdem, dass mit<br />
dem SNIT-Programm die Weichen falsch gestellt worden<br />
seien, und zwar für den Neubau neuer Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
anstelle der Verbesserung bereits bestehender<br />
Schienenstränge. Dies könne sich das Land nicht mehr<br />
leisten. Lange Zeit herrschte die grundsätzliche Annahme,<br />
dass der TGV rentabel sei.<br />
Doch die Untersuchung<br />
findet nun heraus, dass die<br />
Rentabilität einiger der<br />
geplanten neuen Strecken<br />
ganz und gar nicht gesichert<br />
sei. Dies zeigt sich auch<br />
darin, dass private Investoren<br />
immer zurückhaltender<br />
werden. Je nach Strecke<br />
müssten 45 bis 90 Prozent<br />
der Investitionssumme vom<br />
Staat finanziert werden,<br />
wollte man alle Vorhaben<br />
realisieren, so der Bericht.<br />
Dies ist aber ein wenig<br />
realistisches Szenario, wie<br />
sich bereits heute für das<br />
Schlüsselprojekt « Ligne à<br />
Grande Vitesse Sud Europe<br />
Atlantique » (LGV SEA),<br />
also der geplanten Hochgeschwindigkeitstrasse<br />
in<br />
den Südwesten des Landes<br />
und weiter zur spanischen<br />
Grenze, zeigt. Neben dem<br />
Abschnitt von Tours nach<br />
Bordeaux, der bereits 2016<br />
eröffnet werden soll, gehören<br />
zu diesem Vorhaben<br />
auch die Abschnitte von<br />
Bordeaux nach Toulouse,<br />
Existierende und geplante<br />
Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
Rennes<br />
Hendaye<br />
Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
in Betrieb<br />
im Bau<br />
geplant<br />
Le Havre<br />
Le Mans<br />
Tours<br />
Poitiers<br />
Bordeaux<br />
geplante Regionalhubs von Air France<br />
von Bordeaux zur spanischen Grenze sowie von Poitiers<br />
nach Limoges. Doch bereits für den ersten Bauabschnitt,<br />
der mit 7,5 Milliarden Euro zu Buche schlägt, will der Staat<br />
nur noch 1,5 Milliarden selbst aufbringen. Weitere 1,5<br />
Milliarden Euro verlangt er von den fünf Regionen, zwölf<br />
Departements und 40 Kommunen, die von der Strecke<br />
betroffen sind. 21 Millionen Euro steuert die Europäische<br />
Union bei. Für den großen Rest, also über vier Milliarden<br />
Euro, ist man dagegen auf einen privaten Partner angewiesen,<br />
in diesem Fall Vinci. Doch dies wird nicht bei allen<br />
neuen Strecken funktionieren.<br />
Hinzu kommt noch, dass selbst dieses Modell mitnichten<br />
die Finanzierung sicherstellt, denn einige Regionen und<br />
Calais<br />
Rouen<br />
PARIS<br />
Toulouse<br />
Departments wollen nicht zahlen. Eine der größten Widersprecher<br />
ist Nicolas Sarkozys Herausforderin bei der letzten<br />
Präsidentschaftswahl, Ségolène Royal. In ihrer Funktion<br />
als Präsidentin der Region Poitou-Charentes lehnt sie kategorisch<br />
ab, sich an den Baukosten der TGV-Strecke zu beteiligen.<br />
Für sie steht fest, dass die Finanzierung derartiger<br />
Infrastrukturmaßnahmen nicht die Aufgabe der Regionen<br />
sei. Doch was wird passieren? Müssen nun die anderen Regionen<br />
mehr zahlen oder der Staat bzw. Vinci einspringen?<br />
Bis jetzt gibt es keine Klärung der Frage. Sie zeigt aber, wie<br />
wackelig bereits die Finanzierung begonnener Projekte ist,<br />
ganz zu schweigen von den<br />
noch geplanten Vorhaben.<br />
Limoges<br />
Lille<br />
Reims<br />
Lyon<br />
Montpellier<br />
Metz<br />
Strabourg<br />
Mulhouse<br />
Belfort<br />
Dijon<br />
Besançon<br />
Amberieuen-Bugey<br />
Chambéry<br />
Nice<br />
Marseille<br />
Hervé Maritons Antwort<br />
auf diese Problematik<br />
ist die Forderung nach einer<br />
Priorisierung der finanziellen<br />
Mittel, die im SNIT-<br />
Programm fehle. Nur wenn<br />
man die Investitionen auf die<br />
wichtigsten Strecken konzentriere,<br />
könne man eine<br />
Realisierung dergleichen<br />
garantieren. Nach seiner<br />
Analyse müsse man sich<br />
neben der Strecke von Tours<br />
nach Bordeaux noch auf die<br />
Verbindung von der Rhône<br />
an den Rhein, die zum Jahresende<br />
eröffnet werden soll,<br />
sowie den Weiterbau der<br />
TGV-Strecke in Richtung<br />
Bretagne konzentrieren.<br />
Alle anderen im SNIT-Programm<br />
vorgesehenen Projekte<br />
müssten dagegen aufgeschoben<br />
werden, darunter<br />
die Trassen von Bordeaux<br />
nach Toulouse, von Poitiers<br />
nach Limoges und von Paris<br />
nach Le Havre. Ansonsten<br />
bestehe die Gefahr, dass der<br />
Staat mit dem Willen, alles<br />
zu verwirklichen, am Ende gar nichts mehr realisieren kann.<br />
Nach der Veröffentlichung von Hervé Maritons Rapport<br />
wird es schwierig sein, die Frage nach der Rentabilität<br />
und der Finanzierung neuer Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
wieder zum Verstummen zu bringen. Es ist anzuzweifeln,<br />
ob die 260 Milliarden Euro, die laut dem SNIT-Programm<br />
in den nächsten 30 Jahren in die Infrastruktur des Landes<br />
investiert werden sollen, wirklich noch realistisch sind. Es<br />
spricht heute einiges dafür, dass sich die Franzosen beim<br />
Ausbau ihres geschätzten Hochgeschwindigkeitsnetzes<br />
stärker gedulden werden müssen. Vielleicht müssen sie auf<br />
einigen Strecken sogar wieder den Reiz der « Langsamkeit »<br />
auf der Schiene neu entdecken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 77
Frankreich heute Sonntagsarbeit<br />
Auf den Pariser Champs-Elysées kann auch am Sonntag eingekauft werden.<br />
Wie in vielen europäischen Ländern stellt<br />
sich auch in Frankreich die Frage, inwieweit<br />
Arbeiten am Sonntag erlaubt werden soll,<br />
damit etwa Läden an diesem Tag öffnen<br />
dürfen. Doch obwohl die Gesetzeslage dazu<br />
eigentlich eindeutig ist, gibt die Realität im<br />
Land ein wenig zufriedenstellendes Bild ab.<br />
Einblicke in ein komplexes Thema, das auch<br />
durch ideologische Diskussionen geprägt<br />
wird.<br />
Was hätte Amélie Poulain wohl darüber gedacht?<br />
Anfang Mai hat die Arbeitsaufsichtsbehörde von<br />
Paris, die für die Einhaltung arbeitsrechtlicher<br />
Vorschriften zuständig ist, schriftlich die Ladenbesitzer in<br />
der Rue des Abbesses in « ihrem » Viertel Montmartre aufgefordert,<br />
sonntags die Geschäftstüren zukünftig geschlossen<br />
zu halten. Als Rechtsgrundlage wurde das sonntägliche Ruhegebot<br />
angeführt. Dabei hatte es sich in diesem Viertel<br />
eingebürgert, dass man auch am siebten Tag der Woche seine<br />
Besorgungen erledigen kann.<br />
Die meisten Franzosen, ob Kunde oder Ladenbesitzer,<br />
wissen eigentlich, dass Geschäfte am Sonntag geschlossen<br />
sein sollen – abgesehen von ein paar Ausnahmen. Das<br />
Schrei ben der Behörde ist inhaltlich also keine Überraschung.<br />
Trotzdem ist es vielen Geschäftsinhabern in der<br />
Vergangenheit schwergefallen, sich daran zu halten. Zu viele<br />
Touristen und Einheimische, die unter der Woche keine Zeit<br />
zum Einkaufen haben, lassen am Sonntag die Kassen klingeln.<br />
Der Sonntag wird mehr und mehr zu einem normalen<br />
Werktag, zumindest was die Ladenöffnungszeiten angeht.<br />
Allerdings liegt dies auch an einigen Vorschriften, die<br />
durch aus als ungerecht empfunden werden können. Denn<br />
während die Stadt in der Rue des Abbesses das Ruhegebot<br />
durch setzen will, dürfen Läden ein paar Schritte davon entfernt<br />
rund um die Kirche Sacré-Cœur und entlang einiger<br />
Straßen am Fuße des Hügels ganz offiziell öffnen. Dabei<br />
handelt es sich um Geschäfte mit genau dem gleichen Sortiment.<br />
Gleiches gilt für die Einzelhändler auf den Champs-<br />
Ely sées, im Louvre-Viertel, entlang der Rue de Rivoli oder an<br />
der Place des Vosges im Marais, die alle ungestraft am Sonntag<br />
öffnen dürfen. Wieso sollen die Ladenbesitzer in der Rue<br />
des Abbesses diese Wettbewerbsverzerrungen hinnehmen?<br />
Gesetzlich ist die Lage dabei eindeutig. Grundsätzlich gilt<br />
das sonntägliche Ruhegebot in Frankreich. Ein Arbeitgeber<br />
darf einen Angestellten nicht mehr als sechs Tage die Woche<br />
zur Arbeit verpflichten. Eine Ruhepause von mindestens 24<br />
Stunden pro Woche muss respektiert werden. Das Arbeitsgesetzbuch<br />
legt dabei fest, dass « im Interesse der Angestellten<br />
die Ruhepause am Sonntag erfolgen muss ». Demnach dürften<br />
die Franzosen sonntags nicht arbeiten. Aber natürlich<br />
würde dies in einer modernen Welt nicht funktionieren. Es<br />
gibt also diverse Ausnahmen. Die Frage ist nur, welche Ausnahmen<br />
sind notwendig, welche nicht?<br />
So bestehen Sonderregelungen für viele wichtige Berufszweige,<br />
etwa für die Hotellerie, Restaurants, kulturelle<br />
Veranstaltungen, Krankenhäuser usw. Außerdem dürfen<br />
Inhaber von Läden sonntags öffnen, soweit sie dafür nicht<br />
auf die Hilfe von Angestellten zurückgreifen. Auch die<br />
Industrie kann in Sondersituationen, wenn etwa ein außergewöhnlicher<br />
Auftrag abgearbeitet werden muss, auf die<br />
Arbeit am Sonntag zurückgreifen.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
« Ist es normal, dass ich die Läden<br />
erst anrufen muss, damit Madame<br />
Obama mit ihren Töchtern<br />
sonntags shoppen gehen kann? »<br />
Nicolas Sarkozy, aus Anlass<br />
des Besuchs des US-Präsidenten 2009<br />
Doch mit diesen Ausnahmen, die mehr oder weniger<br />
überall in der Welt gelten, nicht genug. In der letzten Zeit<br />
sind immer weitere Sonderregelungen hinzugekommen.<br />
Nicolas Sarkozy, der 2007 mit dem Slogan « travailler plus<br />
pour gagner plus » (dt. mehr arbeiten, um mehr zu verdienen)<br />
Wahlkampf machte, hat seit seiner Amtsübernahme<br />
selbst dafür gesorgt. Er hat sich schon immer gefragt,<br />
warum man in Frankreich nicht auch am Sonntag arbeiten<br />
können sollte. Die unter ihm beschlossenen Gesetze sind<br />
damit nur eine logische Folgerung.<br />
Den Anfang machte das sogenannte Chatel-Gesetz<br />
vom 3. Januar 2008, wonach großen Möbelhäusern erlaubt<br />
wurde, sonntags zu öffnen. Der Druck für dieses Gesetz<br />
kam vor allem von dem Möbelriesen IKEA. Eine noch<br />
größere Auswirkung hatte jedoch das Mallié-Gesetz vom<br />
10. <strong>August</strong> 2009. Es erlaubt allen Geschäften, die sich in<br />
einer Zone touristischer oder thermaler Bedeutung, einer<br />
Zone mit außergewöhnlichem Zulauf oder einer Zone mit<br />
dauerhaft kultureller Animation befinden, ihre Türen am<br />
Sonntag ebenfalls zu öffnen. Es ist die Aufgabe der Präfekten,<br />
die genauen geografischen Grenzen festzulegen.<br />
Zudem können die Präfekten dank dieses Gesetzes in<br />
Städten mit mehr als einer Million Einwohnern Sondereinkaufszonen<br />
ausrufen (périmètres d’usage de consommation<br />
exceptionnel), in denen ebenfalls geöffnet werden darf.<br />
Dank dieser Sonderregelungen ist der Grundsatz, dass Geschäfte<br />
sonntags geschlossen bleiben, in Frankreich lange<br />
nicht mehr so gültig wie noch vor ein paar Jahren. Dies bedeutet<br />
auch, dass sehr viel mehr Menschen mit dem Thema<br />
Sonntagsarbeit konfrontiert sind als früher. Man geht heute<br />
von rund sieben Millionen Betroffenen aus.<br />
Die Regierung ist mit der jetzigen Situation sehr zufrieden.<br />
Sie bewertet sie als ausgewogen. Angestellte und<br />
Unternehmen hätten eine gemeinschaftliche Übereinkunft<br />
gefunden, in der sich jede Seite wiederfinde. Die Kunden<br />
würden ohnehin von den gelockerten Öffnungszeiten profitieren.<br />
Es verwundert nicht, dass die Gewerkschaften dies<br />
naturgemäß anders sehen. Ihre Bilanz zwei Jahre nach<br />
Einführung des Mallié-Gesetzes ist weniger euphorisch.<br />
Zwar müssen auch sie sich eingestehen, dass die meisten<br />
Franzosen die neuen Konsumfreiheiten eher begrüßen. Ein<br />
religiös bedingter Widerstand im Volk, wie er in einem katholischen<br />
Land durchaus vorstellbar gewesen wäre, blieb<br />
ohnehin aus. Doch beklagen die Gewerkschaften, dass das<br />
neue Gesetz die Ungleichheiten unter den Arbeitnehmern<br />
verstärkt habe. So hätten nicht alle, die am Sonntag in der<br />
gleichen Stadt und im gleichen Sektor arbeiten, die gleichen<br />
Rechte und Ansprüche. Darunter würden vor allem Frauen<br />
und Geringverdiener leiden.<br />
Es ist richtig, dass einige Realitäten recht paradox wirken.<br />
So ist es nur schwer zu verstehen, warum ein Angestellter,<br />
der in einer Zone von touristischem Interesse keinen<br />
gesetzlichen Anspruch auf Sonntagszuschläge hat, in einer<br />
Sondereinkaufszone von einer vorgeschriebenen Verdoppelung<br />
seines Gehalts profitieren würde. Auch ist fraglich,<br />
inwieweit die gesetzlich vorgeschriebene Freiwilligkeit einer<br />
Arbeit am Sonntag in der Realität wirklich besteht. Die<br />
Schiedsstellen für arbeitsrechtliche Streitfälle vermelden einen<br />
großen Anstieg von Klagen, bei denen Arbeitnehmern<br />
das Ausschlagen des Angebotes zur Sonntagsarbeit teuer zu<br />
stehen gekommen ist.<br />
« Wollen wir eine Welt,<br />
in der der höchste Wert<br />
der Konsum ist? »<br />
Bertrand Delanoë, Bürgermeister von Paris<br />
Dass man nicht von einer gerechten Situation sprechen<br />
kann, zeigt auch ein anderes Beispiel: 2010 lieferten sich<br />
der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, und zwei<br />
Kaufhäuser in der Stadt eine Schlacht um die Öffnung am<br />
Sonntag. Les Galeries Lafayette und Printemps hatten die<br />
Stadt aufgefordert, den Boulevard Haussmann, an dem<br />
sie liegen, als touristische Zone zu deklarieren, damit sie<br />
sonntags öffnen können. Doch der Bürgermeister stellte<br />
sich quer und verweigerte dies kategorisch. Er war nur dazu<br />
bereit, die Anzahl verkaufsoffener Sonntage im Jahr neu zu<br />
verhandeln und von fünf auf zehn bis zwölf zu erhöhen.<br />
Unterstützt wurde Bertrand Delanoë dabei von seiner<br />
Partei, den Sozialisten, die sich generell gegen eine durch<br />
den Konsum bestimmte Gesellschaft aussprechen. Die Gewerkschaften<br />
waren ebenfalls auf seiner Seite. Zur Wahrheit<br />
gehört aber auch, dass die Champs-Elysées als touristische<br />
Zone gilt, dabei verkehren dort pro Jahr nur rund acht<br />
Millionen Touristen, während es am Boulevard Haussmann<br />
zwölf Millionen sind, worauf die beiden Kaufhäuser gerne<br />
hinweisen. Ein Argument, das sich ja auch kaum von der<br />
Hand weisen lässt.<br />
Inzwischen hat sich auch die Internationale Organisation<br />
für Arbeit auf Anfrage der französischen Gewerkschaft<br />
Force Ouvrière mit der Sonntagsarbeit in Frankreich beschäftigt.<br />
Ihr Urteil: die Ausnahmeregelungen würden zu<br />
sehr die wirtschaftlichen Vorteile und zu wenig die sozialen<br />
Auswirkungen für die Angestellten berücksichtigen.<br />
Der Streit um den Ladenschluss und die Arbeit am<br />
Sonntag wird also bestimmt noch einige Zeit weitergehen.<br />
Dabei scheint es aber immer weniger um eine kategorische<br />
Ablehnung dergleichen zu gehen. Sowohl die Konsumenten<br />
als auch die betroffenen Angestellten haben sich inzwischen<br />
zu sehr an die Lockerung des sonntäglichen Ruhegebotes<br />
gewöhnt. Vielmehr geht es um gerechtere Zustände. Dies<br />
sehen wahrscheinlich auch die Ladenbesitzer in der Rue des<br />
Abbesses so.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 79
Frankreich heute Städtevergleich<br />
Serie: Städtevergleich (4)<br />
Metz versus Nancy<br />
Nachdem wir uns in den letzten drei Ausgaben mit den Rivalitäten<br />
zwischen Lyon und Marseille, Bordeaux und Toulouse sowie Cannes<br />
und Saint-Tropez beschäftigt haben, geht es dieses Mal in den Nordosten<br />
des Landes, nach Lothringen.<br />
Metz und Nancy sind die beiden unumstrittenen<br />
Metropolen Lothringens. Gerade einmal 50 Kilometer<br />
trennen die beiden Städte voneinander,<br />
die trotz aller Rivalität vieles verbindet, zum Beispiel eine<br />
wechselvolle Geschichte an der Schnittstelle zwischen<br />
Deutschland und Frankreich. Ungeachtet ihrer<br />
geografischen Nähe liegen beide Orte allerdings<br />
in zwei unterschiedlichen Departements, deren<br />
Hauptstädte sie jeweils sind; Metz im<br />
Departement Moselle, Nancy im Departement<br />
Meurthe-et-Moselle. Metz<br />
ist darüber hinaus die Hauptstadt der<br />
Region Lothringen und kann damit<br />
einen gewissen Bedeutungsvorteil für<br />
sich verbuchen. Die folgenden Vergleiche<br />
beziehen sich jeweils auf beide<br />
Kommunen und nicht auf ihre Großräume.<br />
Einkaufsstadt<br />
versus<br />
Universitätsstadt<br />
Mit Einzelhandelsflächen von mehr als<br />
390.000 Quadratmetern präsentiert sich<br />
Metz gerne als die ideale Shoppingstadt.<br />
Die Auswahl an Läden gilt allgemein<br />
als sehr gut. Nancy schmückt<br />
sich dagegen gerne mit dem Image<br />
der Universitätsstadt. Einer von fünf<br />
Einwohnern ist Student und besucht<br />
eine der Fakultäten und Grandes<br />
Ecoles der Stadt, deren Gebäude<br />
sich über das ganze Stadtgebiet<br />
verteilen.<br />
Wo leben mehr<br />
Menschen?<br />
Rivalitäten entstehen oft, wenn<br />
es nicht eindeutig ist, wem eine<br />
automatische Führungsrolle<br />
zukommt. Betrachtet man die<br />
Einwohnerzahl von Metz und<br />
Nancy findet man diese These<br />
bestätigt. Beide Orte sind kleine<br />
Großstädte mit etwas mehr als<br />
100.000 Einwohnern.<br />
Metz: 123.580 Einwohner<br />
Nancy: 105.<strong>34</strong>9 Einwohner<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Wo gibt es mehr Platz?<br />
Während sich die Einwohnerzahlen<br />
der beiden Städte ähneln, gibt<br />
es klare Unterschiede hinsichtlich<br />
der Stadtfläche. Die Stadtgrenzen<br />
von Metz sind sehr viel großzügiger<br />
gefasst als die von Nancy.<br />
Metz: 41,94 Quadratkilometer<br />
Nancy: 15,01 Quadratkilometer<br />
Wilhelminische Stadt<br />
versus Architekturensemble<br />
des 18. Jahrhunderts<br />
Das Bahnhofsviertel von Metz entstand<br />
in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />
Damals gehörte die Stadt zum<br />
Deutschen Reich, was zur Folge hatte,<br />
dass dieser Stadtteil bis heute architektonisch<br />
sehr stark an typisch deutsche<br />
Städte erinnert. Kaiser Wilhelm II. wünschte damals ganz<br />
ausdrücklich eine Neustadt im « deutschen Stil » als Gegenpunkt<br />
zur « französischen<br />
Altstadt ». Nancy ist dagegen<br />
dafür bekannt, schöne Bauten aus dem 18.<br />
Jahrhundert bis in die heutige Zeit bewahrt<br />
zu haben. Ein ganz besonderes Schmuckstück<br />
ist dabei die wunderschöne Place<br />
Stanislas, einer der schönsten Plätze Europas.<br />
Gemeinsam mit zwei weiteren in<br />
Nancy gehört er zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO.<br />
Wo sind die Menschen<br />
wohlhabender?<br />
Vergleicht man das durchschnittlich<br />
beim Finanzamt deklarierte<br />
Haushaltseinkommen, ist Nancy die<br />
Stadt mit dem größeren Wohlstand.<br />
Metz: 32.243 Euro<br />
Nancy: 35.022 Euro<br />
Wo werden mehr Steuern bezahlt?<br />
Wo mehr Geld verdient wird, werden auch mehr<br />
Steuern bezahlt. Nancy und Metz bestätigen diese<br />
Regel, wenn man sich anschaut, wie hoch der Anteil<br />
der Haushalte ist, die Steuern entrichten.<br />
Metz: 50,3 %<br />
Nancy: 53,7 %<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 81
Frankreich heute Städtevergleich<br />
Wo leben mehr<br />
Singles?<br />
In beiden Städten ist<br />
der Anteil der Singles<br />
relativ groß. Nancy<br />
scheint einsame<br />
Herzen aber noch<br />
stärker anzuziehen<br />
als Metz. Dies<br />
liegt sicherlich<br />
auch an den vielen<br />
Studenten in<br />
der Stadt.<br />
Metz: 46,7 %<br />
Nancy: 58,7 %<br />
Centre<br />
Pompidou versus<br />
L’Autre Canal<br />
Metz kann sich glücklich schätzen. Als eine<br />
der ersten großen Kultureinrichtungen Frankreichs<br />
hat das renommierte Centre Pompidou<br />
eine Zweigstelle in der Provinz eröffnet und dafür<br />
die Stadt an der Mosel ausgesucht. Das Centre<br />
Pompidou Metz wurde 2010 eingeweiht und kann<br />
für seine Ausstellungen auf die enormen Schätze des<br />
Mutterhauses zurückgreifen. Untergebracht ist es in<br />
einem spektakulären Neubau der Architekten Shigeru<br />
Ban und Jean de Gastines. Keine Frage, mit diesem Museum hat<br />
Metz eine Sehenswürdigkeit von nationalem Rang erhalten.<br />
Nancy kann mit etwas Vergleichbarem nicht aufwarten. Aber<br />
auch das Kulturleben in der Hauptstadt des Departements<br />
Meurthe-et-Moselle ist alles andere als verschlafen. Ein<br />
Beispiel dafür ist das vor ein paar Jahren eröffnete<br />
innovative Veranstaltungszentrum<br />
Wo gibt es mehr<br />
Arbeitslose?<br />
Der Nordosten Frankreichs<br />
gehört nicht zu den wirtschaftlich<br />
stärksten Gegenden<br />
des Landes. Dies zeigt<br />
sich auch in der Höhe der<br />
Arbeitslosigkeit, die in beiden<br />
Städten aber fast identisch<br />
ist.<br />
Metz: 13,0 %<br />
Nancy: 13,2 %<br />
L’Autre Canal, in dem Musiker<br />
aus der ganzen Welt auftreten.<br />
Wo gibt es mehr<br />
Campingplätze?<br />
In diesem Punkt ist Metz klar im Vorteil,<br />
denn Nancy muss schlicht passen.<br />
Metz: 1<br />
Nancy: 0<br />
Wo leben mehr<br />
Teenager?<br />
Sowohl Nancy als auch<br />
Metz sind keine Städte mit<br />
veralteter Bevölkerungsstruktur.<br />
In beiden Orten<br />
ist rund jeder fünfte Einwohner<br />
jünger als 20 Jahre.<br />
Metz: 22,0 %<br />
Nancy: 20,9 %<br />
Wo leben mehr<br />
Rentner?<br />
In Metz leben nicht nur<br />
etwas mehr Teenager als<br />
in Nancy, sondern auch<br />
mehr Rentner.<br />
Metz: 5,4 %<br />
Nancy: 4,2 %<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Wo gibt es mehr 4- und<br />
5-Sterne-Hotels?<br />
Der Anteil der Luxushotellerie ist in beiden<br />
Städten sehr bescheiden. Darin zeigt<br />
sich, dass beide Orte weder große Wirtschaftszentren<br />
noch Touristenziele<br />
der Reichen und Schönen der Welt<br />
sind. Trotzdem kann Nancy von<br />
sich behaupten, dass die Auswahl<br />
an 4- und 5-Sterne-Hotels in der<br />
Stadt doppelt so hoch ist wie in<br />
Metz. Insgesamt verfügen beide<br />
Rivalen über eine fast gleich<br />
hohe Anzahl an Hotels.<br />
Metz: 1 (von insgesamt 25<br />
Hotels, Stand: 01.01.<strong>2011</strong>)<br />
Nancy: 2 (von insgesamt 26<br />
Hotels, Stand: 01.01.<strong>2011</strong>)<br />
Boulet de<br />
Metz versus<br />
Bergamote<br />
de Nancy<br />
Die Boulets de Metz sind eine<br />
Süßigkeit aus einem Biskuit,<br />
Zartbitter-, Vollmich- oder weißer<br />
Schokolade, Mandelcrème und gegrillten<br />
Haselnüssen. Sie sind eine<br />
kulinarische Spezialität aus der<br />
Hauptstadt Lothringens. Nancy<br />
kann dagegen mit den Bergamotes<br />
aufwarten, goldenen durchsichtigen<br />
Bonbons, die aus<br />
Zucker und Bergamottenöl<br />
bestehen.<br />
Gemeinsam abheben<br />
Trotz aller Rivalität weiß man auch in<br />
Metz und Nancy, dass man gemeinsam<br />
oft stärker ist als alleine. Französische<br />
Städte, die zu nah an der Hauptstadt<br />
liegen, haben es schwer, einen eigenen<br />
Flughafen mit signifikanten Flugverbindungen<br />
zu etablieren. Um sich diesbezüglich<br />
nicht noch gegenseitig Konkurrenz<br />
zu machen, heben die Einwohner<br />
von Metz und Nancy von einem gemeinsamen<br />
Airport ab, der sich 21 Kilometer<br />
vom Stadtzentrum von Metz und 39<br />
Kilometer vom Stadtzentrum von Nancy<br />
entfernt befindet. Eine Zusammenarbeit,<br />
die man beim Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse<br />
der Bahn von Paris in den<br />
Osten des Landes mit dem TGV-Bahnhof<br />
Lorraine wiederholt hat.<br />
Quelle: Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques (INSEE) 2010 (weitgehend basierend auf der letzten verfügbaren<br />
Datenerhebung aus dem Jahre 2007), außer wenn gesondert gekennzeichnet.<br />
Immer mehr Veranstaltungen in Epinal !<br />
In <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong> entdecken Sie jeden Tag neue Aktivitäten in Epinal,<br />
Hauptstadt des Vogesens.<br />
Ecolo‘leben’<br />
Wanderungen<br />
konzerte<br />
Soprologie<br />
Wanderungen<br />
stadtführungen<br />
schauspiele<br />
für Kinder<br />
Nordischer<br />
Gang<br />
kanoë<br />
Fantastische<br />
Märchen<br />
schatzsuche<br />
Das ganze Sommerprogramm von Epinal ist auf unser Website verfügbar : www.tourisme-epinal.com<br />
Epinal Fremderverkehrsamt****<br />
6 place Saint-Goëry - 88000 Epinal - Tél. +33 (0)3 29 82 53 32 - Fax +33 (0)3 29 82 88 22<br />
tourisme.epinal@wanadoo.fr - www.tourisme-epinal.com
Kulturszene<br />
CDs<br />
Nolwenn Leroy: Bretonne<br />
CD von Mercury<br />
Die im bretonischen Saint-Renan geborene<br />
Sängerin, die 2002 in der beliebten französischen<br />
Castingshow « Star Academy » den Sieg<br />
davontrug, lädt auf ihrem neuen Album zu einer<br />
musikalischen Reise durch ihre Heimat ein, die<br />
Bretagne. Traditionelle keltische Lieder werden<br />
modern und mit viel Gefühl interpretiert. Ein Album, das nicht nur für<br />
Bretagne-Fans von Interesse ist.<br />
Johnny Halliday: Jamais seul<br />
CD von Warner<br />
Er gehört zu den am besten verdienenden Sängern Frankreichs und ist<br />
einer der ganz großen Rockstars des Landes, der sich vor zwei Jahren<br />
mit einer großen Tournee eigentlich von seinem Publikum verabschieden<br />
wollte. Mit dem neuen Album ist er nun aber zurück im Geschäft und für<br />
2012 ist sogar eine Tournee mit rund 20 Konzerten geplant.<br />
Axelle Red: Un cœur comme le mien<br />
CD von Naive<br />
Die Sängerin ist im flämischen Teil Belgiens zur Welt gekommen. Ihre<br />
Chansons singt sie aber fast ausschließlich auf Französisch, so dass die<br />
Franzosen die Belgierin alsbald als eine der ihren adoptiert haben. Axelle<br />
Red setzt sich sehr für eine bessere Welt ein, kämpft für Menschen- und<br />
Frauenrechte. Entsprechend engagiert sind viele ihrer Lieder. Auch ihr<br />
neues Werk ist ein Album voller Poesie und aussagekräftiger Texte.<br />
Kleine wahre Lügen<br />
Frankreich 2010, 154 min • Originaltitel: Les petits mouchoirs<br />
• Ein Film von Guillaume Canet mit François Cluzet, Marion<br />
Cotillard, Benoit Magimel, Gilles Lellouche, Laurent Lafitte, Jean<br />
Dujardin, Valérie Bonneton, Pascale Arbillot u.a. • Kinostart: 7. <strong>Juli</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Tobis<br />
Sommer am Cap Ferret. Wie jedes Jahr hat der gestresste Restaurantbesitzer Max<br />
seine Freunde in sein Strandhaus eingeladen. Freunde, von denen er vieles weiß,<br />
aber einiges nicht wahrhaben will: Da ist zum Beispiel der Chiropraktiker Vincent,<br />
der vor kurzem festgestellt hat, dass er heimlich in Max verliebt ist; oder<br />
Antoine, der unermüdlich von seiner Ex redet und allen damit ganz schön auf<br />
die Nerven geht; oder Eric, der auch mit Mitte 30 noch immer meint, jede ins<br />
Bett kriegen zu können; und Marie, die hofft, sich hier vor einem hartnäckigen<br />
Pariser Verehrer verstecken zu können; sowie Max‘ Ehefrau Vero, die sich für alle<br />
verantwortlich fühlt, vor allem wenn es um die biodynamisch richtige Ernährung<br />
geht. Ein Urlaub unter Freunden mit Gruppendynamik pur. Doch die Fassade,<br />
hinter der sich jeder Einzelne zu verstecken sucht, beginnt zu bröckeln, als sie die Realität einholt: Denn<br />
ein Freund fehlt – Ludo. Nach einem schweren Unfall liegt er im Krankenhaus und die Freunde müssen<br />
nun überlegen, wie sie mit dieser außergewöhnlichen Situation umgehen sollen… Die mitreißende Komödie<br />
begeisterte mehr als fünf Millionen Zuschauer in Frankreich.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Christophe Deloire &<br />
Christophe Dubois: Sexus politicus<br />
Sachbuch, 390 Seiten, Albin Michel<br />
Bücher<br />
Das Buch der beiden Journalisten Christophe Deloire (Le Parisien) und<br />
Christophe Dubois (Le Point) ist zwar bereits fünf Jahre alt, erfährt aber<br />
durch die Sex-Affäre von Dominique Strauss-Kahn gerade ungeahnte<br />
Aufmerksamkeit und Aktualität. Die Autoren gehen in ihrem Werk<br />
schonungslos dem Zusammenspiel von Macht, Politik und Sex in Frankreich<br />
nach. Leider ist das Buch nur in französischer Sprache erhältlich.<br />
Martin Walker: Schwarze Diamanten<br />
Roman, 352 Seiten, Diogenes<br />
Das Périgord ist die Heimat der schwarzen Trüffel – sie sind, bei einem Preis von<br />
5.000 Euro pro Kilo, der wichtigste Bodenschatz der Region. Als ruchbar wird,<br />
dass die schwarzen Diamanten auf dem Trüffelmarkt des Nachbarorts mit billigen<br />
Importen aus Asien verschnitten werden, muss Bruno als Chef de police ermitteln.<br />
Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als ein furchtbarer Mord begangen<br />
wird. Bruno steht nun vor der Herausforderung, die Verbindung zwischen diesem<br />
und einigen lange zurückliegenden Verbrechen zu finden, die eng mit Frankreichs<br />
unrühmlicher kolonialer Vergangenheit in Indochina verknüpft sind. Eine Geschichte<br />
mit Dominoeffekt, die als beschauliche Erzählung über eine kulinarische Spezialität beginnt,<br />
sich dann aber zu einem rasanten Thriller steigert, der mehrere Kontinente und ein halbes Jahrhundert<br />
umspannt.<br />
Filme<br />
Angèle und Tony<br />
Frankreich 2010, 87 min • Originaltitel: Angèle et Tony •<br />
Ein Film von Alix Delaporte mit Clotilde Hesme, Grégory<br />
Gadebois, Evelyne Didi, Antoine Couleau, Jérôme Huguet u.a.<br />
• Kinostart: 4. <strong>August</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih von Kool Filmdistribution<br />
Es ist der erste Spielfilm der Regisseurin Alix Delaporte, kein Film der großen<br />
Dramatik, sondern der kleinen Gesten. Der Fischer Tony sucht eine Frau; die<br />
gerade aus dem Gefängnis entlassene Angèle unbedingt einen Mann. Aber was<br />
sollte eine umwerfend schöne junge Frau an einem gewöhnlichen Fischer wie Tony<br />
finden? Sucht sie einen Vater für ihren Sohn? Oder steckt noch mehr dahinter?<br />
Zwei grundverschiedene Menschen stellen an der wildromantischen Küste der<br />
Normandie ihr Schicksal auf die Probe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 85
Art de vivre Wein<br />
ino<br />
in ein für alle älle<br />
Dieser Wein aus einem Anbaugebiet<br />
zwischen Tours und Saumur im Herzen<br />
der Touraine hat Weinkenner schon<br />
immer erfreut. Ganz gleich, ob er weiß,<br />
rot oder rosé ist. Die Franzosen mögen<br />
den Chinon wegen seines einfachen<br />
und authentischen Charakters, der aus<br />
ihm zugleich einen Alltagswein wie<br />
auch einen Wein für festliche Anlässe<br />
macht. Der Chinon ist erschwinglich,<br />
überall erhältlich und passt mit seinem<br />
reichhaltigen Geschmack zu vielen<br />
Gerichten. Ein Wein ohne Allüren, der<br />
die Gäste trotzdem beeindruckt. Kurz,<br />
ein Wein, der das Leben leichter<br />
macht.<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Man spricht in Frankreich vom Phänomen Chinon:<br />
Kaum ein Wein erfreut sich solch allgemeiner<br />
Beliebtheit. Bei einem offiziellen Dinner oder<br />
beim Imbiss mit Freunden – eine Flasche Chinon passt immer.<br />
In manchen Kreisen, die sonst die großen Weine aus<br />
Bordeaux oder Burgund bevorzugen, ist es sogar chic geworden,<br />
einen Chinon zu kredenzen.<br />
Er transportiert sofort eine Art<br />
Lebensfreude und Originalität,<br />
der sich kein Weinkenner entziehen<br />
kann. Er gilt für manche daher<br />
gar als ein bo-bo-Wein, ein<br />
Ausdruck, mit dem man in<br />
Fakten zum Chinon<br />
Departement: Indre-et-Loire<br />
2.361 Hektar Anbaufläche<br />
200 Winzer<br />
Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) seit 1937<br />
Frank reich die Lebensart der<br />
bourgeois-bohême (dt. bürgerliche Drei Farben:<br />
Bohême) aufs Korn nimmt. Auf Rotwein entfallen 88 Prozent, auf Roséwein<br />
Doch der Chinon ist für viele<br />
Franzosen vor allem ein Alltagswein.<br />
zehn Prozent und auf Weißwein zwei Prozent der<br />
Produktion.<br />
Es ist der Wein, den man<br />
immer auf Vorrat im Weinkeller<br />
oder in einer kühlen Ecke der<br />
Wohnung lagert und den man<br />
herausholt, wenn überraschend<br />
Besuch zum Abendessen kommt.<br />
Drei Traubensorten:<br />
Für die Rot- und Roséweine: Cabernet franc<br />
(mindestens 90 Prozent) und Cabernet-Sauvignon<br />
(maximal zehn Prozent).<br />
Für die Weißweine: Chenin zu 100 Prozent.<br />
Die Begeisterung für den<br />
Chinon drückt sich auch in den<br />
Verkaufszahlen aus: 15 Millionen<br />
Der Chinon ist die vom Volumen her bedeutendste<br />
Appellation der roten Loire-Weine.<br />
Flaschen werden jedes Jahr<br />
produziert. Sie werden zu 60<br />
Prozent an die Gastronomie und<br />
zu 15 Prozent an Weinhändler<br />
geliefert, während 20 Prozent<br />
in den Einzelhandel gelangen.<br />
In 86 Prozent der Supermärkte<br />
Frankreichs kann man einen<br />
Chinon kaufen, was die hohe<br />
Marktdurchdringung verdeutlicht.<br />
Der Preis reicht von vier<br />
Euro pro Flasche für die jüngeren<br />
bis 40 Euro pro Flasche<br />
für die alten Jahrgänge, so dass<br />
sich für jeden Geldbeutel etwas<br />
finden lässt.<br />
Der Chinon hat aber nicht<br />
nur sehr unterschiedliche Konsumenten,<br />
es gibt noch eine weitere erstaunliche Vielfalt.<br />
Denn die Böden, auf denen die Reben der Appellation gedeihen,<br />
sind ungewöhnlich verschieden. Im Sommer 2008<br />
veröffentlichten die Landwirtschaftskammer des Departements<br />
Indre-et-Loire und das nationale Agrar-Forschungsinstitut<br />
(INRA) aus Angers eine Studie über das terroir der<br />
Appellation Chinon. Terroir, dieser so typisch französische<br />
und eigentlich nicht übersetzbare Begriff, wird immer dann<br />
verwendet, wenn die Franzosen die ganz eigene Besonderheit<br />
eines regionalen Produkts beschreiben.<br />
Hier hat zum ersten Mal eine wissenschaftliche Studie die<br />
außerordentliche Vielseitigkeit der Böden und damit also das<br />
spezielle terroir des Chinon aufzeigen können. Eine Weltpremiere!<br />
Herausgekommen ist eine Art Atlas des Weinanbaugebiets<br />
Chinon im Verhältnis 1:25.000, der die Böden und<br />
den Untergrund in ihrer geologischen Charakteristik, ihren<br />
klimatischen Bedingungen, der Bewässerung, ihrer Tiefe<br />
und Höhenlage beschreibt. Ein<br />
aufwendiges Werk für die 200<br />
Winzer aus dem Chinon. Ergebnis<br />
dieser Arbeit ist, dass nicht<br />
weniger als 51 verschiedene terroirs<br />
identifiziert wurden, von der<br />
jedes seine eigene Charakteristik<br />
aufweist. Jeder kann aus diesen<br />
Daten interpretieren was er möchte,<br />
klar ist aber doch, dass diese<br />
Diversität eine andere zu erklären<br />
hilft. Die Vielfalt der Aromen des<br />
Chinon ergibt sich demnach ganz<br />
natürlich aus der Vielfalt der Böden<br />
im Anbaugebiet.<br />
Die vielseitigen Bedingungen<br />
des Anbaugebietes bringen<br />
einen variantenreichen Wein<br />
hervor, der sich gut mit Gerichten<br />
kombinieren lässt, die sonst<br />
etwas schwierig sind wie Fisch,<br />
Eier oder Senfsaucen. Ein junger<br />
Chinon ist ein guter Begleiter zu<br />
Fisch mit kräftigem Geschmack<br />
wie Rotbarbe oder Aal. Sein lebhafter<br />
Charakter passt aber auch<br />
gut zu Salatsaucen oder Senf,<br />
etwa zu in Senf mariniertem<br />
Kalb oder Hase. Der etwas ältere<br />
Chinon (zwei bis fünf Jahre)<br />
ist ideal für gehaltvolle Gerichte<br />
wie Lammragout, Bœuf Bourguignon<br />
oder – etwas exotischer<br />
– für im arabischen Tajine zubereitetes<br />
Hühnchen mit Zitronen-<br />
Konfit. Gleichzeitig passt ein<br />
Chinon genauso gut zu Wildbret<br />
oder gegrilltem Rindersteak.<br />
Ein Chinon ist also unkompliziert.<br />
Er ist par excellence der Wein für die Geselligkeit<br />
und Lebensfreude, um den sich schöne Anekdoten ranken.<br />
Schon der Dichter Pierre de Ronsard verehrte ihn und war so<br />
verliebt in die Region des Chinon, dass er sich in La Riche ein<br />
Haus errichten ließ, das man heute noch besichtigen kann.<br />
Auch Honoré de Balzac pflegte sich in der kleinen Stadt Saché<br />
in der Touraine zu erholen und dort Inspirationskraft zu<br />
tanken. Nebenbei entfloh er so auch seinen Pariser Gläubigern.<br />
Nicht zu vergessen der berühmte Rabelais mit seinem<br />
« Gargantua », einem Lobgesang auf die Tischfreuden und<br />
die « Divine Bouteille » (dt. « Göttliche Flasche »).<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 87
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Ein Salat mit Ziegenkäse steht auf vielen Speisekarten<br />
französischer Brasserien und Restaurants.<br />
Besonders an heißen Sommertagen schmeckt er<br />
besonders gut. Die Wahl des Ziegenkäses ist bei<br />
der Zubereitung wichtig. Persönlich nehme ich<br />
gerne die Crottins de Chavignols, die ganzjährig<br />
im Handel sind. Aber auch der Chabichou oder<br />
der Sainte-Maure bieten sich an. Bon appétit!»<br />
Salade au crottin<br />
de chèvre chaud<br />
Für 2 Personen • Zubereitungszeit 20 min<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Zutaten<br />
2 Crottins de Chavignol oder anderer Ziegenkäse<br />
1 Friseesalat<br />
1 Prise Kreuzkümmel<br />
2 geriebene Haselnüsse<br />
1 Knoblauchzehe<br />
1 Baguette<br />
Pfeffer aus der Mühle<br />
Olivenöl<br />
Für die Vinaigrette<br />
1 EL Weißweinessig<br />
3 EL Olivenöl<br />
Salz und Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
• Die kleinen runden Ziegenkäse länglich durchschneiden.<br />
Auf die Innenseiten einen Tropfen<br />
Olivenöl, ein wenig Kümmel sowie Pfeffer geben.<br />
Danach beide Hälften wieder zusammenführen.<br />
• Den Salat waschen und trockenschleudern.<br />
•<br />
Die Vinaigrette aus Weißweinessig und Olivenöl zubereiten<br />
und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Nach Belieben kann ein wenig Knoblauch<br />
dazugegeben werden. Anschließend die Vinaigrette<br />
über den Salat verteilen.<br />
• Zwei Scheiben von dem Baguette abschneiden,<br />
mit Hilfe eines Toasters grillen und<br />
mit der Knoblauchzehe einreiben.<br />
• Die Ziegenkäse in einer Pfanne mit Olivenöl etwa<br />
zwei Minuten lang anbraten. Dabei den auslaufenden<br />
Käse immer wieder zurückschaufeln. Der Käse muss<br />
goldbraun werden. Anschließend die Ziegenkäse auf die<br />
Baguettescheiben legen und auf dem Salat anrichten.<br />
Alles mit den geriebenen Haselnüssen bestreuen.<br />
Tipp<br />
• Das restliche Baguette kann in Scheiben geschnitten<br />
zum Salat gereicht werden.<br />
Weinempfehlung<br />
• Ein weißer Sancerre, Pouilly fumé, Arbois oder<br />
Pupillin passen gut dazu. Für Rotweinliebhaber:<br />
ein Valencay oder ein Beaujolais Villages.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 89
Art de vivre Genuss<br />
basqueDas Musée du Gâteau Basque in Sare.<br />
gâteau<br />
Wie die Normandie mit dem Käse, die<br />
Bretagne mit den Crêpes, Dijon mit dem Senf,<br />
Marseille mit dem Pastis und Aix-en-Provence<br />
mit den Calissons hat auch das französische<br />
Baskenland seine eigene Spezialität, die aus<br />
der Gegend nicht wegzudenken ist. In der<br />
Region im Südwesten Frankreichs, die im<br />
Norden vom Departement Landes, im Westen<br />
von der Biskaya und im Süden von den<br />
Pyrenäen begrenzt wird, kommt niemand<br />
am Gâteau basque vorbei. Ein Gebäck,<br />
auf das die ganze Region stolz ist.<br />
Ich soll über einen Kuchen schreiben. Einfach ist das<br />
nicht gerade. Im Beruf des Journalisten gibt es spannendere<br />
Themen. Wie macht man einen Artikel über einen<br />
Kuchen? Von welcher Seite auch immer man die Sache<br />
betrachtet, es kommt stets das Gleiche dabei heraus: Ein<br />
Kuchen ist ein Kuchen und bleibt… ein Kuchen. Zwar gibt<br />
es manche, die gehaltvoller, andere, die leichter sind, dann<br />
haben wir süße und weniger süße, und wieder andere sehen<br />
besonders appetitanregend aus. Welcher Kuchen es auch ist,<br />
und sei es auch ein so runder wie der Gâteau basque, bezüglich<br />
der Fragen in einem Interview gibt es sicherlich gesprächigere<br />
Partner.<br />
Und doch hat man mir die Aufgabe übertragen, Ihnen<br />
diese Spezialität aus dem Südwesten Frankreichs vorzustellen.<br />
Der Gâteau basque ist eine Institution rund um Biarritz<br />
und im baskischen Hinterland. Keine Konditorei, die nicht<br />
ihren « echten » Gâteau basque anbietet, manche mit Kirschen,<br />
andere mit Mandeln oder Crème.<br />
Die erste Idee, die mir in den Sinn kam, lag auf der<br />
Hand. Man muss den Traditionskuchen probieren, um Ihnen<br />
davon einen Eindruck geben zu können. Denn schließlich,<br />
das ist doch klar, will so ein Kuchen in erster Linie<br />
eines: gegessen werden. Das wiederum trifft sich gut, denn<br />
ich bin ein wahrer Gourmet.<br />
Aber Vorsicht: Für die Verkostung muss man den echten<br />
Gâteau basque finden! Kein Vergleich damit sind nämlich<br />
diese Kuchen aus dem Supermarkt, die unter demselben<br />
Namen vertrieben werden. Das sind nur mehr oder weniger<br />
trockene Kopien. Nein, es muss ein wahrer Gâteau basque<br />
sein, das bedeutet, ein Kuchen, der weich und frisch ist und<br />
der nach dem traditionellen Rezept gebacken wurde.<br />
Hier können Sie einwenden, dass es gar nicht so einfach<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
ist, solch einen Kuchen zu finden. Sie haben vollkommen<br />
Recht. Man müsste sich dafür am besten ins Baskenland<br />
begeben. Und da Frankreich erleben immer nur das Originale<br />
sucht, bin ich ins Baskenland gereist und zwar ins Zentrum<br />
des Geschehens überhaupt – ins Museum des Gâteau<br />
basque, zwei Kilometer von der spanischen<br />
Grenze und zwölf Kilometer<br />
von Saint-Jean-de-Luz entfernt. Es<br />
befindet sich im winzigen hübschen<br />
Dorf Sare, das als eines der schönsten<br />
Frankreichs gilt. Hier haben Liebhaber<br />
der baskischen Architektur und<br />
der Patisserie in einem Haus von 1770<br />
einen einzigartigen Ort geschaffen,<br />
der ganz und gar dem Gâteau basque<br />
gewidmet ist.<br />
Frédérique Marichular ist eine<br />
dynamische Frau, die mich in ihrem<br />
ungewöhnlichen Museum empfängt.<br />
Bei ihr steht der Gâteau basque nicht<br />
in Vitrinen, sondern ist der Held des<br />
ganzen Hauses. Die Besucher können<br />
nicht nur bei der Zubereitung dabei<br />
sein, sondern auch mithelfen, den Kuchen<br />
am Ende zu essen. « Ich warne Sie,<br />
dieser Kuchen ist ein Symbol für die<br />
ganze Region », sagt sie mir gleich am<br />
Anfang. « Die Leute, die hier wohnen,<br />
geben ihre Rezepte von einer Generation<br />
an die nächste weiter. » Während<br />
ich mit ihr plaudere, steigt mir der<br />
Duft des Kuchens in die Nase, den<br />
die Besucher gerade vorbereitet und in<br />
den Ofen geschoben haben. Frédérique<br />
Le Musée du Gâteau Basque<br />
Maison Haranea<br />
Quartier Lehenbiscay<br />
64310 Sare<br />
Telefon: +33 (0)5 59 54 22 09<br />
www.legateaubasque.com<br />
Geöffnet Montag bis Freitag<br />
Es ist dringend angeraten, sich vor<br />
einem Besuch über die aktuellen<br />
Öffnungszeiten auf der Museums-<br />
Homepage zu informieren.<br />
Zwei Besuchsvarianten sind möglich<br />
(jeweils an festen Tagen und zu festen<br />
Uhrzeiten):<br />
Klassischer Besuch: Empfang durch<br />
einen Museumskonditor, Vorführung<br />
der Kuchenauswahl, Vorstellung der<br />
Kniffe und Tricks, Verkostung; Dauer<br />
45 Minuten, 7,00 Euro.<br />
Atelierbesuch: Jeder Besucher backt<br />
seinen eigenen Gâteau basque unter<br />
Anleitung eines Museumskonditors;<br />
Dauer 90 Minuten, 14,00 Euro<br />
Marichular erklärt mir weiter, dass sie und ihr Mann mit<br />
diesem Museum das überlieferte Wissen über den Gâteau<br />
basque bewahren wollen. Dieser « integrale Bestandteil der<br />
baskischen Kultur hat so viele Rezepte, wie es Steine in der<br />
Rhûne » gibt, dem kleinen Bach nebenan. In der<br />
Museumsbackstube wird<br />
das traditionellste<br />
Rezept des Gâteau basque à la Crème verwendet,<br />
das auch das kalorienärmste ist.<br />
Nach dieser Vorrede darf ich endlich ein Stück von dem<br />
berühmten Kuchen kaufen und probieren. Auf den ersten<br />
Bissen mag ich den Geschmack und das buttrige Aroma.<br />
Danach aber, muss ich ehrlicherweise<br />
zugeben, erscheint mir der Kuchen<br />
sehr schwer. Kein Wunder bei 200<br />
Gramm Butter, Eiern und 200 Gramm<br />
Zucker. Schon nach dem vierten oder<br />
fünften Bissen kann ich nicht mehr<br />
und lasse den Kuchen liegen.<br />
Ich kann ganz und gar nicht sagen,<br />
dass mir der Gâteau basque nicht<br />
schmecken würde. Aber…, ohne ihn<br />
und die Fans der baskischen Kultur<br />
beleidigen zu wollen, nach der ersten<br />
Verkostung dieses sehr reichhaltigen,<br />
schweren Kuchens denke ich mir insgeheim:<br />
« Das klebt ja zwischen den<br />
Zähnen! ».<br />
Dennoch muss ich zugeben, dass<br />
der Geschmack wirklich besonders<br />
angenehm ist. Ich habe den Kuchen<br />
lediglich – Ihnen kann ich es ja verraten<br />
– ein bisschen schwer empfunden.<br />
Aber das ist natürlich nur ein ganz<br />
subjektiver Eindruck. Denn als ordentlicher<br />
Journalist, der um Objektivität<br />
bemüht ist, würde ich Ihnen trotzdem<br />
raten, den echten Gâteau basque<br />
einmal zu probieren. Da Frédérique<br />
Marichular nicht jeden von Ihnen einen<br />
Kuchen schicken kann, müssten<br />
Sie ihr bei Ihrer nächsten Reise ins Baskenland unbedingt<br />
einen Besuch abstatten. Und dann müssen Sie mir schreiben,<br />
was Sie von diesem Traditionsgebäck halten. Denn<br />
das Wichtigste ist es für mich doch, Ihre Neugier – und im<br />
besten Fall auch Ihren Appetit – geweckt<br />
zu haben.<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 91
Frankreich praktisch<br />
Mautfreie Autobahnen<br />
Es ist kein Geheimnis, Frankreichs Autobahnen sind zwar gut ausgebaut,<br />
aber auch teuer. Fast alle Strecken im Land sind mautpflichtig, was gerade<br />
bei längeren Reisen das Portemonnaie zu spüren bekommt. Doch die Betonung<br />
liegt auf « fast », denn es gibt ein paar Ausnahmen. Wenn man seine<br />
Route geschickt plant, lassen sich unter Umständen ein paar Euros sparen.<br />
Wer in die Bretagne möchte,<br />
sollte prüfen, ob eine Anreise<br />
entlang des Ärmelkanals Sinn<br />
machen könnte. Für die A84 von<br />
Caen nach Rennes fallen keine<br />
Autobahngebühren an.<br />
Mautfreie Autobahnen<br />
Mautpflichtige Autobahnen<br />
Im nordfranzösisch-belgischen Grenzgebiet ist die<br />
Benutzung der Autobahnen zum Teil kostenlos. Wer vom<br />
Inland an die Küste will, sollte lieber die mautfreie A25<br />
von Lille nach Dunkerque anstatt die mautpflichtige<br />
A26 von Lens nach Calais wählen. Ebenfalls ist die<br />
Benutzung der Küstenautobahn A16 von der Grenze<br />
bis nach Boulogne-sur-Mer gebührenfrei.<br />
A25<br />
A26<br />
A1<br />
A16<br />
A15<br />
A1<br />
A84<br />
A84<br />
A11<br />
A6<br />
A81<br />
A10<br />
A77<br />
A85<br />
A77<br />
A10<br />
A83<br />
A71<br />
A20<br />
A10<br />
A89<br />
A20<br />
A75<br />
A63<br />
A62<br />
A65<br />
A26 A<strong>34</strong><br />
A4<br />
A4<br />
A26<br />
A35<br />
A5<br />
A31<br />
A6<br />
A36<br />
A39<br />
A6<br />
A42<br />
A41<br />
A43<br />
A51<br />
A7<br />
A51<br />
A9<br />
A8<br />
A8<br />
Wer aus Nord- und West deutschland<br />
nach Paris fährt, wählt<br />
gewöhnlich den Weg über<br />
Belgien, Valenciennes und die A1<br />
von Lille nach Paris. Eine mögliche<br />
Alternative führt seit Fertigstellung<br />
der A<strong>34</strong> von Charleville-Méziers<br />
nach Reims über die belgischen<br />
Ardennen und die A<strong>34</strong>. Diese<br />
Strecke ist nicht nur sehr viel<br />
weniger befahren, sondern von<br />
der belgischen Grenze bis Reims<br />
auch kostenlos.<br />
Wer im deutsch-elsässischen<br />
Grenz gebiet unterwegs ist,<br />
muss nicht auf die deutsche A5<br />
wechseln, wenn er die Region von<br />
Norden nach Süden durchfahren<br />
will. Auch die parallel dazu<br />
verlaufende A35 links des Rheins<br />
ist mautfrei. Gleiches gilt für die<br />
ersten Kilometer der A36, die<br />
die beiden Autobahnen auf der<br />
Höhe von Mulhouse miteinander<br />
verbindet.<br />
A64<br />
A61<br />
A57<br />
A9<br />
Wer in den Süden des Landes will, nimmt meist die A6/A7 von Dijon über Lyon<br />
ans Mittelmeer oder die A10 von Paris nach Bordeaux. Im Landesinneren<br />
stehen aber seit ein paar Jahren zwei Alternativen zur Verfügung, die<br />
zum Teil sogar mautfrei sind. Dies trifft zu für die A20 auf dem Abschnitt<br />
von Vierzon bis Brive-la-Gaillarde sowie die A75 von Clermont-Ferrand<br />
nach Béziers bzw. Montpellier. Bei der zweiten Route muss man aber das<br />
spektakuläre, jedoch mautpflichtige Viadukt von Millau überqueren.<br />
Außerdem gilt: Die meisten Autobahnen in den<br />
Ballungsräumen der Großstädte des Landes können<br />
ebenfalls gebührenfrei benutzt werden.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
Arte-Programm<br />
Dienstag, 05.07.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />
8 Frauen<br />
Spielfilm von François Ozon mit Catherine Deneuve, Isabelle<br />
Huppert, Fanny Ardant, Ludivine Sagnier, Emmanuelle Beart,<br />
Frankreich 2001<br />
Frankreich in den 1950er-Jahren, ein abgelegener<br />
Landsitz in der verschneiten Provinz: Die Familie trifft<br />
sich, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Doch es wird<br />
kein Fest geben, denn das geliebte Familienoberhaupt ist<br />
ermordet worden. Als Täter kommt nur eine der acht Frauen<br />
in Frage, die dem Hausherrn am nächsten standen…<br />
Sonntag, 10.07.<strong>2011</strong>, 14.00 Uhr<br />
Theaterfestival in Avignon<br />
Live-Übertragung<br />
ARTE sendet vom diesjährigen Theaterfestival in<br />
Avignon – mit Interviews, aktuellen Reportagen und Theaterinszenierungen.<br />
ARTE-Moderatorin Marie Labory<br />
berichtet live vor Ort und spricht unter anderem mit dem<br />
künstlerischen Berater Boris Charmatz.<br />
Samstag, 16.07.<strong>2011</strong>, 21.35 Uhr<br />
La Traviata live aus<br />
Aix-en-Provence<br />
Live-Übertragung, Oper von Giuseppe Verdi<br />
Dank ihres Melodienreichtums, der authentischen Figuren<br />
und der ebenso zeitlosen wie bewegenden und realistischen<br />
Geschichte gehört Giuseppe Verdis Oper « La Traviata<br />
» zu den beliebtesten Opern überhaupt. Louis Langrée<br />
dirigiert das London Symphony Orchestra. In der Rolle der<br />
Violetta ist die französische Star-Sopranistin Natalie Dessay<br />
zu hören.<br />
Dienstag, 16.08.<strong>2011</strong>, 22.25 Uhr<br />
Vanessa Paradis on tour<br />
Dokumentation<br />
2007 brachte Vanessa Paradis nach siebenjähriger<br />
Pause ihr fünftes Album heraus: « Divinidylle ». Der Film<br />
begleitet sie auf ihrer anschließenden Frankreich-Tournee<br />
und bietet die ideale Gelegenheit, Vanessa Paradis einmal<br />
anders zu entdecken: zwischen langen Konzertausschnitten<br />
und Alltagsszenen erzählt sie von sich, von ihrer Karriere<br />
sowie ihren unglaublichen Begegnungen mit Lenny<br />
Kravitz, Serge Gainsbourg und M.<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Leserbriefe<br />
In Ihrer Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 gab es<br />
den Beitrag über eine Käserei in<br />
der Normandie. Ich fand diesen<br />
sehr gut, da meine Schwiegereltern<br />
dort wohnen und wir die<br />
Normandie sowie Land und Leute<br />
uns kennen. Leider wurde bei den<br />
Fotos keine normannische Kuh<br />
abgebildet, sondern eine holländische<br />
bunte. Das ist schade, weil die<br />
Kühe dort ganz anders aussehen.<br />
Trotzdem freue ich mich immer<br />
über ihr Magazin und wünsche<br />
weiter viel Erfolg.<br />
Susanne Dumesny, per E-Mail<br />
Redaktion: Es ist richtig, dass die<br />
normannischen Kühe anders aussehen.<br />
Allerdings wird für die Herstellung des<br />
Livarot zurzeit auch noch die Milch<br />
anderer Kuhrassen verwendet, darunter<br />
auch die der abgebildeten Kuh. Die<br />
AOC Livarot schreibt bisher nur vor, dass<br />
die Kuh in der Normandie weiden muss,<br />
nicht die Rasse der Kuh. Erst ab 2017 darf<br />
nur noch die Milch von normannischen<br />
Kühen verwendet werden.<br />
Im Heft <strong>Nr</strong>. 33 sprach mir der<br />
Artikel zum Kulturschock voll<br />
aus der Seele. Genau das erlebe<br />
ich immer wieder, wenn ich nach<br />
mehrwöchigen Urlaubsreisen aus<br />
Frankreich in die deutsche Autolandschaft<br />
wieder eintauchen<br />
muss. Das stundenlange, entspannte<br />
Fahren mit Tempomat<br />
ist schlagartig vorbei. Während<br />
in Frankreich, von ganz wenigen<br />
Ausnahmen abgesehen, die meisten<br />
Autos sich mit fast gleicher<br />
Geschwindigkeit bewegen, ist<br />
das in Deutschland völlig anders.<br />
Auch die ständig wechselnden<br />
Geschwindigkeitsvorgaben bei<br />
uns nerven und natürlich, soweit<br />
es die Verkehrsdichte zulässt,<br />
erschrecken einige besonders<br />
schnelle Karossen. Ich genieße<br />
das Autofahren in Frankreich und<br />
minimiere seit Jahren die Anfahrt<br />
auf deutschen Autobahnen bis zur<br />
Landesgrenze, auch wenn die Reise<br />
etwas länger dauert.<br />
Horst Kußmann, Bensheim<br />
Ein Kompliment an « Chantals<br />
Rezepte ». Gleich nach<br />
Erscheinen der neuen Ausgabe<br />
habe ich die Quiche Lorraine<br />
nachgebacken. Ich kann nur sagen:<br />
schlicht, schnell herzustellen<br />
und ein toller Geschmack. Bisher<br />
war ich nicht der überzeugte<br />
Quicheesser, jedenfalls von dem,<br />
was mir in Lothringen serviert<br />
wurde. Bei dem hier vorgestellten<br />
Rezept stimmt alles und ich habe<br />
es sogar mit Spargel meinen Gästen<br />
vorgestellt. Mit dem passenden<br />
Weißwein war das ein voller<br />
Erfolg.<br />
Kurt Heinen, Köln<br />
Ich habe heute Ihr neues Heft<br />
erworben und gleich gelesen. Es<br />
ist interessant wie immer. In dem<br />
Artikel über die Maut schreiben<br />
Sie, dass man die Liber-t-Box nur<br />
bekommen kann, wenn man ein<br />
Konto in Frankreich hat. Über die<br />
Firma Tolltickets, http://www.<br />
tolltickets.com/country/france/<br />
libert.aspx kann man es auch mit<br />
einem Konto in Deutschland.<br />
Karl Hermanowski, per E-Mail<br />
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Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
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ISSN: 1861-4256<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
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Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 4<strong>34</strong> 549<br />
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Jean-<strong>Juli</strong>en Bault, Sten Beneke, Florence Boyer, Chantal Cobac, Dominique<br />
Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Olivier Huonnic,<br />
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Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />
zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />
kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />
für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />
Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />
Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />
und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />
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© <strong>2011</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />
unten): Titel: Lionel Pascale • S.3: Ajc Presse • S.4: Sten Beneke, Globus<br />
Medien; Serge Robin, Ajc Presse; Bathilde Chaboche, Office de tourisme<br />
de Belle Ile en Mer; Jean-Gilles Berizzi, Réunion des Musées Nationaux<br />
(RMN) Musée d'Orsay; DR, Benoît Dignac, Comité Départemental du<br />
Tourisme (CDT) Vaucluse • S.6: Serge Robin, Ajc Presse; iStock, Hulton<br />
Archive; Renzo Piano • S.7: Serge Robin, Ajc Presse • S.8: Serge Robin,<br />
Ajc Presse; iStock, BostjanT • S.10-11: Serge Robin, Ajc Presse; Jan<br />
Grasshoff, Globus Medien; iStock, artefy • S.12-13: DR • S.14-16: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.17-19: Comité Régional du Tourisme (CRT) de<br />
Bretagne • S.20-21: Bathilde Chaboche, Office de tourisme de Belle Ile en<br />
Mer• S.22: Serge Robin, Ajc Presse • S.23: Jan Grasshoff, Globus Medien<br />
• S.24: iStock, nikitjenikitje • S.25: Jan Grasshoff, Globus Medien • S.26:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.28-<strong>34</strong>: Benoît Dignac, CDT Vaucluse; Gabriel<br />
Siméon • S.36-43: Serge Robin, Ajc Presse • S. 44: Hôtel l'Avant Scène •<br />
S.46-48: Serge Robin, Ajc Presse; S.49: Jean-Gilles Berizzi, Réunion des<br />
Musées Nationaux (RMN) Musée d'Orsay • S.50: Hervé Lewandowski,<br />
RMN Musée d'Orsay • S.52: Jean-Manuel Salingue, Mba, Rennes •<br />
S.53: Serge Robin, Ajc Presse • S.54: Serge Robin, Ajc Presse; Hervé<br />
Lewandowski, RMN Musée d'Orsay • S.56: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S.57: Hervé Lewandowski, RMN Musée d'Orsay • S.58-65: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.66-68: Sten Beneke, Globus Medien • S. 73: Chantal<br />
Cobac für Frankreich erleben • S.74: Serge Robin, Ajc Presse • S.78:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.80: OT Metz • S.81: Serge Robin, Ajc Presse<br />
• S.82: Centre Pompidou-Metz; Serge Robin, Ajc Presse • S.82-83: DR •<br />
S.86: Pascal Girault, Interloire • S.87: Stevens Frémont, Interloire • S.88-<br />
89: Maurice Albert, Ajc Presse • S.90-91: Serge Robin, Ajc presse • S.92:<br />
iStock, carolecastelli • S.93: Arte, DR • S.98: Serge Robin, Ajc Presse.<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
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Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
14<br />
Saint-Denis - Ruhestätte der Könige 33<br />
Pantheon: Großes Gebäude für die Großen<br />
32<br />
Frankreichs<br />
Aus der Mitte entsprang ein Fluss: Das Pariser 31<br />
Stadtviertel Butte-aux-Cailles<br />
Serie: Designrestaurants 31<br />
Serie: Kiezrestaurants 30<br />
Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />
Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />
Serie: Weinbars 29<br />
Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />
Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />
Versailles: Das eigentümliche Paradies der Maire- 27<br />
Antoinette<br />
Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />
Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />
26<br />
Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />
Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />
Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht 25<br />
Paris bald bis ans Meer?<br />
Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />
24<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />
22<br />
Szeneviertel<br />
Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis 12<br />
wird<br />
Barbizon: Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris 7<br />
Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />
Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie: Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview: Anne Hidalgo 1<br />
Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />
Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel<br />
Hotel Lutetia, Paris 33<br />
The Five Hotel, Paris 26<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Jardin Mosaic - Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier: Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />
urigem Humor<br />
La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />
geht weiter<br />
Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Chantals Rezept - Quiche Lorraine 33<br />
Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />
Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />
Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières: Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse: Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern 8<br />
des Elsass<br />
Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen 7<br />
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die 32<br />
Kulissen erlaubt ist<br />
Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />
Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />
Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />
Geschichte<br />
Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />
24<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />
Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />
Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Le Mans - Unerwartet anders 33<br />
Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />
Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein: Vouvray 9<br />
Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein: Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein: Domaine de Beauséjour 3<br />
Hotel<br />
Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />
Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />
Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />
der Alliierten<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16
Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte: Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />
Ile de Bréhat 29<br />
Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />
La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor 4<br />
der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein<br />
32<br />
baskisches Schmuckstück<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der<br />
28<br />
Austernzüchter<br />
Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits: Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss - Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus 33<br />
Agen<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />
30<br />
Mittelmeer und den Pyrenäen<br />
Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />
Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />
26<br />
Vulkane<br />
Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />
24<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von<br />
15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur: Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen 7<br />
Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval - Die Kraft eines 33<br />
Traumes<br />
Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />
Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 30<br />
Metern Höhe<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />
Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen 7<br />
Skifahren in den Nordalpen 7<br />
Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />
Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten 19<br />
Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />
Serie: Städtevergleich (3) - Cannes versus Saint- 33<br />
Tropez<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />
Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die<br />
29<br />
Provence<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />
Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />
der Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
La Réunion: Imposante Vulkaninsel<br />
24<br />
im Indischen Ozean<br />
Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />
Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />
französischen Antillen<br />
30
VoRschau<br />
Die 10 schönsten Kirchen<br />
Frankreichs<br />
Bretagne<br />
Rund um den Golfe du Morbihan<br />
Paris<br />
Kunstgenuss im Musée Rodin<br />
Eze<br />
Balkon zum Mittelmeer<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Wein<br />
AOC Saint-Veran<br />
feiert 40. Geburtstag<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 – September / Oktober <strong>2011</strong> erscheint am 30. <strong>August</strong> <strong>2011</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2011</strong>
www.citroen-ds4.de<br />
1<br />
DER NEUE CITROËN DS4:<br />
NONKONFORMITÄT KANN SO SCHÖN SEIN.<br />
Heutzutage sehen alle Autos gleich aus? Ganz im Gegenteil: Der neue CITROËN DS4<br />
macht den Unterschied – mit innovativer Technologie und einzigartigem Design. Das<br />
fi nden übrigens auch die Experten der AUTO BILD: die Leser wählten ihn zum schönsten<br />
Wagen seiner Klasse 1 . Nonkonformität mit Auszeichnung eben, die Sie ab sofort bei einer<br />
Testfahrt live erleben können.<br />
1<br />
Sieger in der Kategorie „Klein- und Kompaktwagen“, AUTO BILD 20/<strong>2011</strong>. Abb. zeigt evtl. Sonderausstattung/höherwertige Ausstattung.<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert von 6,5 bis 4,4 l/100 km; CO 2 -Emissionen kombiniert von 149 bis 114 g/km (VO EG 715/2007).