Nr. 46 - Juli / August 2013

Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade Bordeaux 2.0 Toulouse: zu Besuch bei Airbus Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr Rezept: Gaspacho de tomates et fraises Genuss: die AOC Burgunds Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron
Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade
Bordeaux 2.0
Toulouse: zu Besuch bei Airbus
Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr
Rezept: Gaspacho de tomates et fraises
Genuss: die AOC Burgunds

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN Nr. 46 · Juli / August 2013 Atlantikküste Eine Insel für jeden Geschmack Alle wichtigen Sommerfestivals BORDEAUX Die Geburt einer Metropole Zu Besuch bei Airbus RHÔNE-TAL Montélimar und Umgebung Paris Münzen aus der Mitte der französischen Hauptstadt Lavendel Ein Bakterium bedroht den Lavendel der Provence Interview Götz Alsmann über sein neues Album aus Paris www.frankreicherleben.de Deutschland 5,90 € Österreich 6,50 € Schweiz 9,60 CHF Frankreich & Benelux 7,00 € Italien 7,00 €

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong> · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Atlantikküste<br />

Eine Insel für jeden Geschmack<br />

Alle wichtigen<br />

Sommerfestivals<br />

BORDEAUX<br />

Die Geburt einer Metropole<br />

Zu Besuch bei<br />

Airbus<br />

RHÔNE-TAL<br />

Montélimar und Umgebung<br />

Paris Münzen aus der Mitte der französischen Hauptstadt<br />

Lavendel Ein Bakterium bedroht den Lavendel der Provence<br />

Interview Götz Alsmann über sein neues Album aus Paris<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Österreich 6,50 €<br />

Schweiz 9,60 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7,00 €<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

über kaum etwas anderes wurde in<br />

den letzten Monaten so heftig in Frankreich diskutiert<br />

wie über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche<br />

Paare. Bil der von Demonstrationen gegen dieses Vorzeigeprojekt<br />

der neuen Regierung, die teilweise in<br />

Straßenschlachten endeten, gingen um die Welt.<br />

Aus dem Ausland betrachtet glaubte man<br />

seinen Augen nicht zu trauen. Wie konnte<br />

es sein, dass sich in der Heimat der Menschenrechte<br />

Homo phobie so ungeniert und<br />

aggressiv zeigen kon nte? Warum schlug in<br />

Frankreich etwas derart hohe Wellen,<br />

was in den skandi na vischen Ländern,<br />

den Niederlanden, Belgien,<br />

Spanien, Argentinien und anderen<br />

Staaten längst Standard ist?<br />

In der Tat, die Bilder aus Frankreich<br />

haben etwas Er schrecken<br />

des. Sie lassen sich nicht<br />

schönreden, genauso wenig<br />

wie der Umstand, dass die erste<br />

gefeierte Eheschließung zweier<br />

Männer in Montpellier unter Polizeischutz<br />

stattfinden musste. Das sind<br />

Verhältnisse, die man in Westeuropa eigentlich<br />

als nicht mehr vorstellbar ansah.<br />

Trotzdem ist es notwendig, den Eindruck<br />

etwas zu relativieren. Zunächst ein mal<br />

sollte man sich gerade im deutschsprachigen<br />

Raum nicht zu<br />

sehr aus<br />

dem<br />

Fenster<br />

lehnen. Denn<br />

in Frankreich<br />

ging es nicht um die Einführung<br />

der « Homo-Ehe »,<br />

wie man sie in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz kennt, also um die Einführung<br />

einer bezüglich der echten Ehe immer noch benachteiligten<br />

eingetragenen Partnerschaft, die es in Frankreich<br />

längst gibt, übrigens schon länger als im deutschsprachigen<br />

Raum, sondern um die wirkliche Gleichstellung<br />

homosexueller Partnerschaften mit der heterosexuellen<br />

Ehe, einschließlich dem Adoptionsrecht.<br />

Außerdem kommen die Proteste von einer<br />

Minderheit, die sich lautstark in Szene zu setzen<br />

weiß. Neueste Umfragen zeigen, dass mittlerweile<br />

fast drei Viertel aller Franzosen gegen<br />

diese Demonstrationen sind und die Gleichstellung<br />

homosexueller Partnerschaften<br />

anerkennen. Frankreich ist damit<br />

wahrscheinlich nicht homophober oder<br />

weniger homophob als seine Nachbarn.<br />

Nur gibt es in Frankreich eine stärkere<br />

Kultur, auf die Barrikaden zu gehen. Hinzu<br />

kam eine allgemeine Unzufriedenheit mit der<br />

neuen Regierung. Es ist deshalb wahrscheinlich,<br />

dass schwule bzw. lesbische Paare ihre Eheschließung<br />

bald genauso in Ruhe feiern können<br />

wie heterosexuelle. Und das ist auch gut so!<br />

Zum Schluss noch eine kurze Anmerkung in<br />

eigener Sache: Wir hatten Ihnen in der letzten<br />

Ausgabe eine Reportage über Monaco angekündigt.<br />

Aus Platzgründen mussten wir den Artikel leider um<br />

eine Ausgabe verschieben. Ich verspreche Ihnen aber,<br />

dass Sie in der nächsten Ausgabe über Monaco lesen<br />

werden.<br />

Titelbild: La Flotte auf der Ile de Ré<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 3


INHALT<br />

Monnaie de<br />

Paris · 44<br />

Bordeaux · 48<br />

Montélimar & Umgebung · 60<br />

Lavendel · 78<br />

Götz Alsmann · 72<br />

Atlantikküste · 24<br />

Burgunds AOC · 86<br />

Airbus · 56<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Nantes<br />

24 · Ile de Ré,<br />

Ile d‘Aix,<br />

Fort Boyard,<br />

Ile Madame,<br />

Ile d‘Oléron;<br />

42 · Hotel<br />

80 · Wein<br />

48 · Bordeaux<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

24 Atlantikküste<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Vor der Küste von La Rochelle und Rochefort<br />

liegen fünf Inseln. Vier davon sind die perfekte<br />

Adresse für einen erholsamen Sommerurlaub<br />

und eine umweht eine mysthische Aura.<br />

42 Hotel<br />

Hôtel Napoléon, Ile d’Aix<br />

44 Paris<br />

Monnaie de Paris, eine Fabrik<br />

hinter königlicher Fassade<br />

Die französische Münzprägeanstalt ist die<br />

älteste staatliche Institution des Landes. Ihrem<br />

Stammsitz in Paris würde man von außen nicht<br />

ansehen, dass hinter der prunkvollen<br />

Fassade hart gearbeitet wird.<br />

48 Bordeaux<br />

Bordeaux 2.0<br />

Frankreichs Weinmetropole hört nicht auf, sich neu zu<br />

erfinden. Erst wurden Häuser renoviert und Straßen<br />

neu angelegt, nun baut man an einer Hafencity und<br />

einem spektakulären Weinmuseum. Bordeaux kennt<br />

nur ein Ziel: die Spitzenliga der großen Städte.<br />

Lille<br />

44 · Paris<br />

56 · Toulouse<br />

86 · Burgunds AOC<br />

Marseille<br />

Lyon<br />

60 · Montélimar<br />

56 Toulouse<br />

Zu Besuch bei Airbus<br />

Wie sieht eine Fabrik aus, in der das größte Flugzeug<br />

der Welt gebaut wird? In Toulouse ist es<br />

möglich, genau dies zu erfahren und einen Blick<br />

hinter die Kulissen von Airbus zu werfen.<br />

78 · Lavendel<br />

60 Montélimar & Umgebung<br />

Eine Reise zwischen gestern und morgen<br />

Im Departement Drôme schwingt sich das gebeutelte Montélimar<br />

zu einer neuen Zukunft auf, während in der Umgebung<br />

malerische Dörfer aus einer anderen Zeit locken.<br />

Frankreich heute<br />

72 Interview<br />

Götz Alsmann in Paris<br />

Der Musiker und Entertainer Götz Alsmann, den viele<br />

durch die WDR-Kultsendung « Zimmer frei » kennen, ist mit<br />

seiner Band nach Paris gefahren, um dort in einem legendären<br />

Studio sein neues Album aufzunehmen. In einem<br />

Interview erzählt er über seine Erfahrungen an der Seine,<br />

französische Musik und deutsch-französische Klischees.<br />

76 Hochschulpolitik<br />

Teaching in English? Oh mon Dieu!<br />

Frankreichs Hochschulministerin erlässt ein Gesetz,<br />

das es den Universitäten des Landes erlaubt, Vorlesungen<br />

und Seminare auf Englisch anzubieten.<br />

Für einige ist dies eine längst überfällige Reform, für<br />

andere ein Verrat an der französischen Sprache.<br />

78 Umwelt<br />

Lavendel der Provence in Gefahr<br />

Noch hat die Meldung die breite Masse nicht erreicht, doch<br />

die Lavendelfelder der Provence sind in großer Gefahr. Die<br />

Ursache ist eine Krankheit, die durch eine Zikade verbreitet<br />

wird und sich rasant ausbreitet. Die Konsequenz: Immer<br />

mehr Pflanzen vertrocknen und müssen entfernt werden.<br />

Art de vivre<br />

80 Wein<br />

Ein asiatischer Winzer im Bordelais<br />

In Frankreichs renommiertester Weinanbaugegend<br />

werden immer mehr Weingüter von Asiaten, meist<br />

Chinesen, aufgekauft. Eine Entwicklung, die manche<br />

Traditionalisten beunruhigt, aber auch neue Chancen<br />

eröffnet. Ein Gespräch über Vorurteile und Erfahrungen<br />

mit Peter Kwok, einem Neu-Winzer aus Fernost.<br />

84 Chantals Rezept<br />

Gaspacho de tomates et fraises<br />

86 Genuss<br />

Die AOC Burgunds<br />

Burgund ist eine Feinschmeckerdestination. Insbesondere<br />

die Weine der Region genießen einen guten Ruf und stehen<br />

oftmals unter dem Schutz der kontrollierten Herkunftsbezeichnung<br />

AOC. Aber auch Produkte aus Milch und<br />

Fleisch können sich mit einem solchen Siegel schmücken.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

16 On lit<br />

18 On écoute<br />

19 Abonnement<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

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Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

SPRACHE<br />

Neue Wörter und Wortbedeutungen<br />

Die jährliche Neuerscheinung des Lexikons « Le Petit Larousse »,<br />

das eines der beliebtesten der Franzosen ist und sich rund<br />

800.000-mal pro Jahr verkauft, ist ein wichtiges Ereignis<br />

für alle Freunde der französischen Sprache. Auch die<br />

Ausgabe 2014 enthält wieder neue Wörter und Definitionen.<br />

150, um genau zu sein. Dazu zählt eine erweiterte<br />

Definition des Begriffes printemps (dt. Frühling). Das<br />

Wort bezeichnet nun nicht mehr nur die Jahreszeit, sondern<br />

auch den Aufschrei einer Nation nach Freiheit,<br />

Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Als Beispiele<br />

werden der « Prager Frühling » und der « Arabische<br />

Frühling » genannt. Eine erweiterte Nutzung wird<br />

auch dem Wort imprimer zugestanden. Neben der<br />

klassischen Bedeutung « drucken », darf das Wort nun<br />

auch im Sinne von « verstehen » genutzt werden. So<br />

darf man jetzt ganz offiziell sagen: Il serait temps que tu<br />

imprimes: c’est fini entre nous. Auf Deutsch: Es wird Zeit,<br />

dass du verstehst: Es ist aus zwischen uns. Oder: Je suis trop fatigué, je<br />

n’imprime plus! Übersetzt: Ich bin zu müde, ich verstehe nichts mehr.<br />

Als Wort neu hinzugekommen ist das Verb googliser. Es bezeichnet<br />

die Suche nach etwas mit Hilfe der Internet-Suchmaschine<br />

Google. Außerdem cougar, eine abfällige Bezeichnung für<br />

Frauen über 40 Jahre, die sich einen jungen Mann als Liebhaber<br />

suchen.<br />

CHAMPAGNER I<br />

China erkennt Champagner an<br />

Es ist ein schöner Sieg für das Comité Interprofessionnel des Vins<br />

de Champagne (CIVC) und François Hollande, der sich bei seiner<br />

letzten Reise nach China dafür stark gemacht hat: Das Reich der<br />

Mitte erkennt nach dem Cognac, dem schottischen Whisky und dem<br />

kalifornischen Weinanbaugebiet Napa Valley offiziell die geografische<br />

Herkunft des Champagners an. Zwar verschwinden damit nicht<br />

automatisch die zahlreichen Klonprodukte vom chinesischen Markt, das<br />

Wort Champagner wird dort sogar für Mineralwasser und Hundefutter<br />

verwendet, doch das CIVC kann nun mit Hilfe der chinesischen Justiz<br />

dagegen vorgehen. Ein Fortschritt, der für die Champagnerproduzenten<br />

von hoher Bedeutung ist, da die Exporte nach China in den letzten Jahren<br />

geradezu explodiert sind.<br />

So wurden 2012 mehr als<br />

zwei Millionen Flaschen<br />

nach China verkauft,<br />

was eine Steigerung von<br />

51,8 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr bedeutet.<br />

CHAMPAGNER II<br />

Nigeria im<br />

Champagnerrausch<br />

Nach einer Studie von Euromonitor<br />

International steigt der<br />

Champagnerkonsum nicht in China<br />

und auch nicht in Russland am<br />

schnellsten, wie man vermuten könnte,<br />

sondern in Nigeria. 2011 investierten<br />

die Nigerianer bereits <strong>46</strong> Millionen Euro<br />

pro Jahr in Champagnerflaschen. Für<br />

2017 erwartet man einen Anstieg auf 80<br />

Millionen Euro. Dabei ist Nigeria ein Land,<br />

in dem nach Angaben der Weltbank zwei<br />

Drittel der Bevölkerung mit weniger als einem<br />

US-Dollar pro Tag auskommen muss. Die Eliten<br />

des Landes haben dagegen kein Problem<br />

damit, zwischen 100 und 700 Euro für eine<br />

Flasche des Schaumweines auszugeben.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


PARIS<br />

Musée du Quai Branly installiert Kunst<br />

auf dem Dach<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Deutsche Bahn verkauft keine Thalys-Fahrkarten<br />

mehr ++ Ab dem 9. Juni hat die Deutsche Bahn den Verkauf von<br />

Fahrscheinen für den Hochgeschwindigkeitszug Thalys, der unter<br />

anderem Köln und das Ruhrgebiet mit Paris verbindet, eingestellt. Ab<br />

dem Zeitpunkt können die Fahrkarten nur noch in Reisebüros oder<br />

direkt von Thalys online bzw. telefonisch erworben werden. In Köln<br />

gibt es am Bahnhofsvorplatz zudem einen Thalys-Fahrkartenshop.<br />

Franzosen bleiben im eigenen Land ++ Nach den<br />

neuesten Zahlen des Tourismusministeriums unternahmen die Franzosen<br />

2011 200 Millionen Privatreisen. 180 Millionen davon führten ins<br />

eigene Land.<br />

Das Pariser Musée du Quai Branly, das sich direkt<br />

zu Füßen des Eiffelturms befindet, macht mit einem<br />

außergewöhnlichen Standort für eines seiner Exponate<br />

Schlagzeilen. Die australische Künstlerin Lena Nyadbi, die<br />

als einer der wichtigsten Repräsentanten der modernen<br />

Aborigines-Kunst gilt, durfte einen Teil des Daches<br />

des Museums mit einem Kunstwerk versehen. Das 700<br />

Quadratmeter große Werk lässt sich vom Museum selbst<br />

aus nicht begutachten. Vielmehr ist es für die rund sieben<br />

Millionen Besucher gedacht, die jedes Jahr den Eiffelturm<br />

besteigen, sowie für alle Benutzer von Google Earth.<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Frankreichs Schulen<br />

müssen Flagge zeigen<br />

Schon bisher ist es an vielen Schulen in<br />

Frankreich üblich, dass am Giebel des<br />

Schulgebäudes die französische Flagge<br />

weht. Ein neues Gesetz schreibt dieses in Kürze<br />

für alle Schulen des Landes zwingend vor.<br />

Außerdem muss dann an jedem<br />

Schulge bäu de die Losung der<br />

Republik, « Liberté, Egalité,<br />

Fraternité », gut sichtbar angebracht<br />

sein. Im Schul ge bäude<br />

soll zu dem an pro mi nen ter Stelle<br />

die De kla ra tion der Menschen<br />

rechte aus gehängt wer den.<br />

Pariser Mietpreise leicht rückläufig ++ Im<br />

Durchschnitt muss man zurzeit 23,90 Euro pro Quadratmeter für eine<br />

Miet wohnung in der Seine-Metropole bezahlen. Das sind 1,3 Prozent<br />

weniger als 2012.<br />

Frankreich ist meistbesuchtes Land der Welt ++<br />

Mit 81,4 Millionen ausländischen Touristen ist Frankreich unverändert<br />

das am meisten besuchte Land der Welt, vor großen Staaten wie den<br />

USA oder bei Touristen ebenfalls begehrten Ländern wie Italien und<br />

Spanien.<br />

Pariser Nahverkehr senkt Stromverbrauch ++<br />

Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP haben angekündigt, 250.000<br />

konventionelle Glühbirnen in den Bahnhöfen und an den Haltestellen<br />

der Stadt bis 2017 durch 50 Millionen LED-Lampen zu ersetzen.<br />

Dadurch wird der Stromverbrauch für die Beleuchtung massiv<br />

gesenkt.<br />

Wochenmärkte trotzen der Krise ++ Nach einer Erheb<br />

ung der Industrie- und Handelskammer der Ile-de-France blieb<br />

die Anzahl der Wochenmärkte mit 550 in den letzten zehn Jahren in<br />

der Region stabil. In Paris gibt es inzwischen 97 Märkte, acht mehr<br />

als 2001. Eine zunehmend wichtige Rolle spielen dabei Bioprodukte.<br />

Beste Wasserqualität ++ Laut der Europäischen Um weltagen<br />

tur kann man an Frankreichs Stränden unbesorgt baden. 60<br />

Prozent der 3.322 Badestellen im Land verfügen sogar über eine exzel<br />

lente Wasserqualität, insbesondere entlang der Atlantikküste. Nur<br />

zwei Prozent der Strände bieten eine mangelhafte Wasserqualität.<br />

Sie liegen am Mittelmeer und in der Bretagne.<br />

Kooperation von Air France mit Etihad ++ Ab<br />

diesem Sommer werden die beiden Fluggesellschaften Air France<br />

und Etihad aus Abu-Dhabi ihre bereits letztes Jahr angekündigte<br />

strategische Partnerschaft mit Leben füllen. Diverse Flüge werden<br />

ab dann im Codeshare angeboten. Etihad baut damit nach der<br />

Beteiligung an airberlin seinen Einfluss in Europa aus. Air France<br />

kann mit einem erweiterten Angebot von Flügen unter eigener<br />

Flugnummer in Richtung Asien und Australien punkten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

SNCF<br />

Günstige Bahntickets für Samstage<br />

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF hat ein neues<br />

Angebot auf den Markt gebracht: Immer samstags kann man<br />

für 30 Euro mit dem TGV von einer Stadt zur nächsten und wieder<br />

zurück düsen. Voraussetzung: Die Hin- und Rückfahrt erfolgt am<br />

gleichen Tag, findet in der 2. Klasse statt und dauert für eine<br />

Strecke nicht länger als zwei Stunden. In Frage kommen also<br />

beispielsweise Verbindungen von Paris nach Lille, Tours und<br />

Reims oder von Lyon nach Marseille. Langfristig will die SNCF das<br />

Angebot auch auf Sonntage ausdehnen.<br />

PARIS<br />

Auf einen Drink mit Katzen<br />

Im Pariser Szeneviertel Marais wird im <strong>August</strong> eine neue Bar eröffnet, in der<br />

sich nicht nur Zweibeiner wohlfühlen. In dem neuen Etablissement werden<br />

auch Katzen zu Hause sein und die Gäste mit ihrer Anwesenheit erfreuen. So<br />

stellt sich das die junge Frau vor, die hinter dieser Idee<br />

steht. Sie will Stadtmenschen, die Katzen lieben, aber<br />

keine eigene besitzen, ein entsprechendes Angebot<br />

unterbreiten. So kann man beim Kaffeetrinken mit<br />

den Vierbeinern schmusen oder sich an deren<br />

Schnurren erfreuen. Das Hygieneamt sowie der<br />

Tierschutzverein haben bereits grünes Licht gegeben,<br />

unter der Bedingung, dass die Küche katzenfrei<br />

bleibt und es einen Rückzugsraum<br />

für die Tiere gibt. Es ist noch nicht<br />

abzusehen, ob Milch das neue<br />

Kultgetränk in der Bar werden<br />

wird...<br />

TAGUNGSGESCHÄFT<br />

Paris zweitwichtigste<br />

Kongressmetropole der Welt<br />

Nach den Ergebnissen der aktuellen Statistik der<br />

International Congress & Convention Association<br />

war Paris mit 181 Veranstaltungen im letzten Jahr<br />

die zweitwichtigste Kongressstadt der Welt. Nur<br />

Wien ist als Tagungsort mit 195 Veranstaltungen<br />

noch beliebter. Auf Platz drei folgt Berlin mit 172<br />

Veranstaltungen. Danach kommen Madrid<br />

mit 164 Veranstaltungen und Barcelona mit<br />

154 Veranstaltungen. Für Paris sprechen das<br />

besondere Flair der Metropole, die gute<br />

Infrastruktur für Kongresse und die exzellente<br />

Erreichbarkeit mit dem Flugzeug aus der ganzen<br />

Welt. Schließlich ist Paris-CDG nach London-<br />

Heathrow der wichtigste Flughafen Europas.<br />

FLUGHAFEN NIZZA<br />

Weniger Lärm auf dem Rollfeld<br />

Der Flughafen von Nizza, der viel von Privatjets angeflogen<br />

wird, gönnt sich bis Mitte 2014 ein neues Stromversorgungssystem<br />

für die Geschäftsfliegerei. Damit soll die<br />

Lärmbelästigung, die bisher durch das Laufen der Turbinen auf dem<br />

Rollfeld entsteht, um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden. Zukünftig können Privatjets per Kabel mit<br />

Strom versorgt werden, so dass die Piloten für die Klimatisierung und die elektrischen Systeme der Flugzeuge<br />

nicht mehr die Motoren laufen lassen müssen. Die fluglärmgeplagten Anrainer wird es freuen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


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ON EN PARLE<br />

PARIS Ladenmieten auf der Avenue Montaigne explodieren<br />

Die letzten Ladenanmietungen auf der prestigevollen<br />

Avenue Montaigne in Paris lassen selbst Immobilienexperten<br />

schwindelig werden: Zwischen 13.000 und<br />

15.000 Euro werden inzwischen für einen Quadratmeter pro<br />

Monat verlangt. Zum Vergleich: Auf den ebenfalls beliebten<br />

Pariser Einkaufsstraßen Rue de Rennes und Boulevard Haussmann<br />

sind es « nur » 5.500 bzw. 6.000 Euro. Doch für die großen<br />

Luxusmarken, die traditionell auf der Avenue Montaigne zu<br />

Hause sind, scheint die Lage diese Preise zu rechtfertigen. Sie<br />

wollen zunehmend ein jüngeres und internationaleres Publikum<br />

anziehen. So eröffnete Yves Saint-Laurent kürzlich eine<br />

ultramoderne Boutique in der Straße, Fendi folgt in Kürze.<br />

BERLIN<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

Kontroverse um<br />

einen Hof mit<br />

1.000 Kühen<br />

Während der<br />

durchschnittliche<br />

milchproduzierende<br />

Bauernhof in Frankreich<br />

um die 50 Kühe zählt,<br />

soll nun eine Anlange<br />

mit 1.000 Kühen in<br />

Abbeville unweit<br />

der Somme-Bucht<br />

in der Picardie entstehen. Die Tiere sollen in<br />

sieben Ställen untergebracht werden, die<br />

sie niemals verlassen und die sich auf einer<br />

Fläche von sieben Hektar verteilen. Inzwischen<br />

regt sich in der lokalen Bevölkerung aber<br />

Widerstand gegen diesen Megahof. Die Kritiker<br />

verweisen insbesondere darauf, dass sich die<br />

Weltgesundheitsorganisation WHO ausdrücklich<br />

gegen derartige Massentierhaltungen<br />

ausspricht. Trotzdem sollen nach den aktuellen<br />

Plänen die ersten Kühe Anfang 2014 gemolken<br />

werden können. Es sei denn, die Lokalpolitik<br />

beugt sich doch noch dem Druck der<br />

Bevölkerung oder die Justiz schreitet ein.<br />

Muss die Maison de France schließen?<br />

Die Maison de France am Berliner Kurfürstendamm soll 2015 für immer ihre<br />

Türen schließen. So hat es zumindest der französische Botschafter in der<br />

Stadt verkündet. Das Gebäude, in dem unter anderem das Institut Français,<br />

Ausstellungsräume sowie das Cinéma Paris, das schwerpunktmäßig<br />

französische Filme zeigt, untergebracht sind, ist seit seiner Eröffnung am<br />

21. April 1950 ein wichtiges Aushängeschild der französischen Kultur in<br />

der deutschen Hauptstadt. Im Rahmen der Haushaltssanierung will der<br />

französische Staat sich nun aber von einem beträchtlichen Teil seines<br />

Immobilienbesitzes im Ausland zu trennen. Ziel ist es, alle diplomatischen und<br />

kulturellen Vertretungen in einer Stadt auf einen Standort zu konzentrieren.<br />

Für den Berliner Fall bedeutet dies, dass das Institut Français in das<br />

Botschaftsgebäude in Mitte umziehen soll. Doch die Proteste gegen dieses<br />

Vorhaben sind so groß, dass der französische Außenminister inzwischen auf<br />

Distanz zu seinem Botschafter in Berlin geht. Eine Sprecher von Laurent Fabius<br />

ließ mitteilen, dass die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen sei.<br />

PARIS<br />

Eiffelturm in den Farben<br />

Südafrikas<br />

Im Mai und Juni staunten die Pariser nicht<br />

schlecht. Ihr Eiffelturm leuchtete abends in<br />

schwarz, grün, gelb, rot und blau, den Farben<br />

der südafrikanischen Flagge. Die Aktion fand im<br />

Rahmen südafrikanischer Kulturwochen in der<br />

französischen Hauptstadt statt. Die Operation<br />

soll vom 15. bis zum 21. <strong>Juli</strong> wiederholt werden.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


FAHRRADVERKEHR<br />

Bordeaux viertfahrradfreundlichste<br />

Stadt der Welt<br />

Laut des « Copenhagenize Index <strong>2013</strong> of Bicycle<br />

Friendly Cities », der eine Referenz für die Bewertung<br />

der Fahrradfreundlichkeit einer Stadt ist, steht Bordeaux<br />

gemeinsam mit Sevilla an vierter Stelle der Top 20 der<br />

weltweit fahrradfreundlichsten Städte. Die Weinmetropole<br />

verdiente sich die gute Positionierung dank eines 200<br />

Kilometer langen Fahrradwegenetzes, eines einfach<br />

funktionierenden und effizienten kommunalen<br />

Leihfahrradsystems und eines Klimas, das zum Radfahren<br />

einlädt. Auf den ersten drei Plätzen befinden sich<br />

Amsterdam, Kopenhagen und Utrecht. Die erste deutsche<br />

Stadt ist Berlin auf Platz acht, gefolgt von München auf Platz<br />

elf und Hamburg auf Platz 14. Eine österreichische oder<br />

schweizerische Stadt schaffte es nicht unter die ersten 20.<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Bouchot-Muscheln sind<br />

« garantiert traditionelle<br />

Spezialität »<br />

Die auf Pfählen an der bretonischen<br />

Nordküste gezüchteten Miesmuscheln<br />

wurden von der Europäischen Union<br />

als « garantiert traditionelle Spezialität » anerkannt.<br />

Sie sind damit das erste französische<br />

Produkt, das sich mit dieser europäischen Auszeichnung<br />

schmücken darf.<br />

Seit 50 Jahren leiSten<br />

Gewöhnliche MenSchen<br />

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FRANKREICHKALENDER<br />

SPEZIAL:<br />

Sommerfestivals<br />

Jeden Sommer verwandelt sich Frankreich in ein Land der Festivals. Ob Musik (Rock, Pop,<br />

Klassik...), Theater, Tanz, Fotografie oder Gartenkunst, vielfältig sind die Themen. Viele dieser<br />

Sommerfestivals sind längst zu Institutionen ihrer Art geworden und lassen sich nicht mehr<br />

aus dem Veranstaltungskalender wegdenken. Von den Hunderten kleinen und großen<br />

Sommerfestivals stellen wir Ihnen die wichtigsten, originellsten und besten vor.<br />

Musikfestivals<br />

Les Flâneries Musicales<br />

de Reims<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Reims, 20. Juni bis 20. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Einen Monat lang werden jeden Tag<br />

Konzerte klassischer Musik mit renom<br />

mierten Künstlern geboten, die<br />

zum Teil keinen Eintritt kosten.<br />

www.flaneriesreims.com<br />

Jazz à Vienne<br />

JAZZFESTIVAL<br />

Vienne, 28. Juni bis 13. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

In Vienne südlich von Lyon findet<br />

eines der bedeutendsten Jazz-Festivals<br />

der Welt statt. Miles Devis, Stan<br />

Getz, Ella Fitzgerald, Dee Dee<br />

Bridgewater und viele weitere hatten<br />

schon ihren Auf tritt auf der Bühne<br />

des antiken Theaters der Stadt.<br />

www.jazzavienne.com<br />

Festival de Nîmes <strong>2013</strong><br />

ROCK-/POPMUSIKFESTIVAL<br />

Nîmes, 29. Juni bis 16. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

In der einzigartigen antiken Arena<br />

von Nîmes geben unter anderem<br />

Depeche Mode und Dead Can Dance<br />

diesen Sommer Konzerte.<br />

www.festivaldenimes.com<br />

Festival Folklores<br />

du monde de Saint-Malo<br />

FESTIVAL INTERNATIONALER<br />

FOLKLOREMUSIK<br />

Saint-Malo, 30. Juni bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Künstler erobern die Gassen von<br />

Saint-Malo und geben Folkloremusik<br />

aus der ganzen Welt zum Besten.<br />

www.ville-saint-malo.fr<br />

Festival Cognac<br />

Blues Passions <strong>2013</strong><br />

FESTIVAL<br />

AFRO-AMERIKANISCHER MUSIK<br />

Cognac, 2. bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Sechs Tage und Nächte lebt ganz<br />

Cog nac im Rhythmus afroamerikanischer<br />

Musik.<br />

www.bluespassions.com<br />

Folies d’O<br />

OPERETTEN- UND<br />

MUSICALFESTIVAL<br />

Montpellier, 2. bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Seit 2007 findet dieses Freiluftfestival<br />

im Amphitheater der Domaine<br />

d’O in Montpellier statt, einer der<br />

wenigen Open-Air-Bühnen mit<br />

Orchester graben. Dieses Jahr wird<br />

der Broadway-Klassiker « West Side<br />

Story » gespielt.<br />

www.folieslyriques.com<br />

Festival de la Côte d’Opale<br />

MUSIKFESTIVAL<br />

Côte d’Opale/Boulogne-sur-Mer,<br />

2. bis 11. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Entlang der Côte d’Opale rund um<br />

Bou logne-sur-Mer stehen die unterschied<br />

lichsten Musikstile auf dem<br />

Pro gramm. Von Rock/Pop über Jazz<br />

und Blues bis Klassik ist alles dabei.<br />

Ge grün det wurde das Festival bereits<br />

1976.<br />

www.festival-cotedopale.fr<br />

Festival international<br />

de Colmar<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Kolmar, 2. bis 14. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Aus Anlass seines 25-jährigen Jubiläums<br />

als künstlerischer Direktor<br />

dieses Festivals bricht Vladimir<br />

Spivakov mit der Tradition,<br />

während des Festivals einen großen<br />

Komponisten zu würdigen. Vielmehr<br />

holt er die großen Künstler nach<br />

Kolmar, die das Festival über die Jahre<br />

geprägt haben.<br />

www.festival-colmar.com<br />

Les Eurockéennes de Belfort<br />

ROCK-/POPMUSIKFESTIVAL<br />

Belfort, 4. bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Seit 25 Jahren verwandelt sich die<br />

Halb insel Malsaucy in Belfort jeden<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Lille<br />

Monte-Carlo<br />

Sporting Summer Festival<br />

ROCK-/POPMUSIKFESTIVAL<br />

Monaco, 6. <strong>Juli</strong> bis 19. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

In diesem Sommer, in dem man<br />

den 150. Geburtstag der Société des<br />

Bains de Mer feiert, treten zahlreiche<br />

internationale Künstler in Monaco<br />

auf.<br />

www.sportingsummerfestival.com<br />

Nantes<br />

Lyon<br />

Nice Jazz Festival<br />

JAZZFESTIVAL<br />

Nizza, 8. bis 12. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Das Jazzfestival von Nizza ist eines<br />

der größten in Europa. Diesen<br />

Sommer treten 500 Musiker in 75<br />

Konzerten auf.<br />

www.nicejazzfestival.fr<br />

Sommer in ein französisches Woodstock.<br />

Dieses Jahr werden in vier<br />

Tagen 70 Bands erwartet.<br />

www.eurockeennes.fr<br />

Mainsquare Festival<br />

ROCK-/POPMUSIKFESTIVAL<br />

Arras, 4. bis 8. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Die unter Denkmalschutz stehende<br />

Zi tadelle von Arras bietet den<br />

Rahmen für Auftritte großer Sänger<br />

und Bands. Dieses Jahr mit dabei:<br />

The Prodigy, Indochine und Sting.<br />

www.mainsquarefestival.fr<br />

Festival d’Aix-en-Provence<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Aix-en-Provence, 4. bis 27. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Dieses Festival, das sich selbst Festival<br />

Marseille<br />

der lyrischen Kunst nennt, ist eines<br />

der größten seiner Art in Europa, das<br />

jeden Sommer Stars der Opern- und<br />

Klassikwelt anzieht. Eine besondere<br />

Vorliebe wird dabei für die Musik von<br />

Mozart gepflegt.<br />

www.festival-aix.com<br />

Festival de musique<br />

de Chambord<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Chambord, 6. bis 20. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Dieses Festival klassischer Musik<br />

bietet die bezaubernde Chance,<br />

Konzerten im Innenhof, in der<br />

Kapelle, auf den Terrassen oder im<br />

Wald vom Loire-Schloss Chambord<br />

zu lauschen.<br />

www.chambord.org<br />

Les Musicales<br />

de Normandie<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Normandie, 9. <strong>Juli</strong> bis<br />

1. September <strong>2013</strong><br />

Dieses Festival wurde ins Leben<br />

gerufen, um die architektonischen<br />

Schätze und Sehenswürdigkeiten<br />

der Normandie dank zahlreicher<br />

Sommer konzerte bekannter zu<br />

machen. Zahlreiche international<br />

bekannte Künstler treten bei den<br />

Konzerten auf.<br />

www.musicales-normandie.com<br />

Les Chorégies d’Orange<br />

KLASSIK/OPERNFESTIVAL<br />

Orange, 11. <strong>Juli</strong> bis 6. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Das 1869 gegründete Festival von<br />

Orange ist das älteste Opernfestival<br />

Frankreichs. Schauplatz ist die wunder<br />

schöne Bühne des antiken The aters<br />

der Stadt. Die diesjährige Aus gabe<br />

entpuppt sich jedoch als durch aus<br />

gewagt: Da der Vorverkauf für die<br />

16.600 Plätze bietende Arena so<br />

schleppend anlief, wurde bereits eine<br />

von zwei geplanten Darbietungen des<br />

« Fliegenden Holländers » von Wagner<br />

abgesagt. Das Publikum ist in Orange<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 13


FRANKREICHKALENDER<br />

tra di tionell an Stücke von Verdi<br />

gewöhnt.<br />

www.choregies.asso.fr<br />

Les Francofolies<br />

de la Rochelle<br />

FESTIVAL FRANZÖSISCH-<br />

SPRACHIGER MUSIK<br />

La Rochelle, 12. bis 16. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Bei diesem Festival in La Rochelle am<br />

Atlantik dreht sich alles um Chansons<br />

und andere französischsprachige<br />

Musik.<br />

www.francofolies.fr<br />

Jazz à Juan<br />

JAZZFESTIVAL<br />

Juan-les-Pins, 12. bis 21. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Das Jazz-Festival von Juan-les-Pins<br />

war das erste auf europäischem Boden<br />

organisierte Jazzfestival überhaupt.<br />

Seit 1960 hat es sich zu einer<br />

Institution entwickelt. Ein Termin im<br />

Veranstaltungskalender, den Jazz liebhaber<br />

nicht missen sollten.<br />

www.jazzajuan.com<br />

Big Festival<br />

MUSIKFESTIVAL<br />

Biarritz, 17. bis 21. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Im Stade Aguilera in Biarritz treffen<br />

sich jeden Sommer große Namen<br />

der Rock- und Popmusik, aber auch<br />

Reggae-Musiker und Vertreter elektronischer<br />

Musik.<br />

www.bigfest.fr<br />

Festival des Vieilles<br />

Charrues<br />

ROCK-/POPMUSIKFESTIVAL<br />

Carhais, 18. bis 21. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Zu diesem Festival kommt man<br />

nicht nur wegen der Musik, sondern<br />

auch wegen der einzigartigen Atmos<br />

phäre. Schließlich ist es Frankreichs<br />

Musikfestival mit den meisten<br />

Besuchern (über 210.000). Or ganisiert<br />

wird es in der kleinen bretonischen<br />

Kommune Carhais. Für<br />

dieses Jahr haben sich Elton John und<br />

Rammstein angekündigt.<br />

www.vieillescharrues.asso.fr<br />

Les Grands Crus Musicaux<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

Bordelais, 20. bis 23. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Bei diesem seit 2003 existierenden<br />

Festi val wird die Liebe zur klassischen<br />

Musik mit dem Genuss von<br />

Wein verbunden. Die Konzerte<br />

fin den auf den Anwesen von sechs<br />

prestigevollen Weingütern im Bordelais<br />

statt: Yquem, Pape Clément,<br />

Smith-Haut-Lafitte, Lascombes,<br />

Léo ville-Poyferré und Agassac. Nach<br />

den Konzerten trifft man sich zur<br />

stilvollen Weinverkostung.<br />

www.grandscrusmusicaux.com<br />

Jazz in Marciac<br />

JAZZFESTIVAL<br />

Marciac, 26. <strong>Juli</strong> bis 15. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Während des Festivals bevölkern<br />

200.000 Jazzliebhaber die Straßen des<br />

sonst nur 1.500 Einwohner zählen den<br />

südfranzösischen Dorfes Marciac in<br />

der Region Midi-Pyrénées.<br />

www.jazzinmarciac.com<br />

Festival du chant marin<br />

de Paimpol<br />

SEEMANNSLIEDERFESTIVAL<br />

Paimpol, 9. bis 11. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Im bretonischen Paimpol lautet das<br />

Thema in diesem Sommer: Auf zu<br />

den Inseln. Geboten wird Seemannsmusik<br />

von den französischen Antillen,<br />

Tahiti, der Ile d’Ouessant, der Ile de<br />

Bréhat, Korsika, Japan, Australien<br />

Kap Verde und Island.<br />

www.paimpol-festival.com<br />

Kulturfestivals<br />

Arte Flamenco<br />

TANZFESTIVAL<br />

Mont-de-Marsant, 2. bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

In Mont-de-Marsant in den Landes<br />

findet das wichtigste Flamenco festival<br />

außerhalb Spaniens statt. Es zieht<br />

große Künstler wie das an da lusische<br />

Flamenco-Ballett, La Nina de Los<br />

Cupones oder La Farruca an.<br />

www.arteflamenco.landes.org<br />

Rencontres d’Arles<br />

FOTOGRAFIEFESTIVAL<br />

Arles, 2. <strong>Juli</strong> bis 22. September <strong>2013</strong><br />

Das bereits 1970 gegründete internationale<br />

Festival der Fotografie von<br />

Arles bietet auch diesen Sommer<br />

wieder rund 50 verschiedene Ausstellungen<br />

an diversen Orten in der<br />

Stadt.<br />

www.rencontres-arles.com<br />

Festival d’Avignon<br />

THEATERFESTIVAL<br />

Avignon, 5. bis 26. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Das 1947 ins Leben gerufene The ­<br />

a terfestival von Avignon ist weltbe<br />

kannt und eines der wich tig sten<br />

Som mer festivals rund um den Globus.<br />

Ne ben dem offiziellen Festi val im<br />

Pa last der Päpste erfreut sich auch<br />

das Off-Festival großer Beliebtheit,<br />

zu dem fast 600 Thea ter gruppen aus<br />

der gan zen Welt an reisen. Während<br />

des Festivals wird Avig non zu einer<br />

einzigen riesigen Theaterbühne.<br />

www.festival-avignon.com<br />

Festival du cinéma<br />

en plein air de la Villette<br />

FILMFESTIVAL<br />

Paris, 24. <strong>Juli</strong> bis 25. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Jeden Mittwoch bis Sonntag werden<br />

nach Einbruch der Dunkelheit<br />

im Parc de la Villette im 19.<br />

Arrondissement von Paris Film klassiker<br />

und weniger bekannte Streifen<br />

gezeigt. Die Vorführungen unter freiem<br />

Himmel sind kostenlos. Wer es<br />

sich auf Liegestühlen bequem machen<br />

will, muss sieben Euro bezahlen.<br />

www.villette.com<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Straßenfestivals<br />

Les<br />

Z’Estivales<br />

Le Havre, 6. <strong>Juli</strong> bis 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Jedes Wochenende während des<br />

Festivals bevölkern Zirkuskünstler,<br />

Märchenerzähler, Marionettenspieler,<br />

Sänger und Schauspieler die Straßen<br />

von Le Havre.<br />

www.lehavre.fr<br />

Les Noctibules<br />

d’Annecy<br />

Annecy, 10. bis 13. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Vier Abende lang verwandelt sich das<br />

beschauliche Annecy in den Alpen in<br />

eine Spielwiese für rund 30 Straßenkunstgruppen.<br />

Theater, Feuerwerk,<br />

Straßenzirkus, das Programm ist<br />

vielfältig.<br />

www.bonlieu-annecy.com<br />

Gartenfestival<br />

Festival international<br />

des Jardins<br />

Chaumont, bis 20. Oktober <strong>2013</strong><br />

In Chaumont im Loire-Tal wird<br />

seit 1992 eines der schönsten und<br />

originellsten Gartenfestivals der<br />

Welt organisiert. Das Thema lautet<br />

dieses Jahr: Gärten der Sinnesempfindungen.<br />

Gartenprofis und<br />

Landschaftsarchitekten von überall<br />

her treten im Wettbewerb um den<br />

schönsten Garten an.<br />

www.domaine-chaumont.fr<br />

Multidisziplinäre<br />

Festivals<br />

Les nuits<br />

de Fourvière<br />

Lyon, 5. Juni bis 31. <strong>Juli</strong><br />

Acht Wochen lang werden 114<br />

Theater-, Tanz-, Opernaufführungen,<br />

Konzerte und Zirkusvorstellungen<br />

geboten. Ein Großteil der<br />

Veranstaltungen findet im antiken<br />

Theater von Fourvière in Lyon statt.<br />

www.nuitsdefourviere.com<br />

Festival de<br />

Carcassonne<br />

Carcassonne, 19. Juni bis 4. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Das Festival von Carcassonne ist eines<br />

der größten des Landes. Insgesamt<br />

gibt es 150 Veranstaltungen, 100<br />

davon ohne Eintrittspreis. Stars<br />

geben sich die Klinken in die Hand<br />

und treten an prestigevollen Orten<br />

wie dem antiken Theater der Stadt,<br />

der Basilika Saint-Nazaire und dem<br />

Schloss auf. Geboten werden Theater,<br />

Tanz, klassische Musik, moderne<br />

Musik und Varieté. Von Seiten der<br />

Musiker haben sich David Guetta,<br />

Jane Birkin, Stephan Eicher, Luz<br />

Casal, Christophe Maé, Marc Lavoine<br />

und Elton John angekündigt.<br />

www.festivaldecarcassonne.fr<br />

Sonstige Festivals<br />

Festival automobile<br />

de Mulhouse<br />

AUTOMOBILFESTIVAL<br />

Mulhouse, 5. bis 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Die für sein Automobilmuseum<br />

bekannte elsässische Stadt Mulhouse<br />

organisiert jeden Sommer ein<br />

Festival um legendäre Autos aus der<br />

Vergangenheit.<br />

www.festivalauto.mulhouse.fr<br />

Festival d’art<br />

pyrotechnique<br />

FEUERWERKSFESTIVAL<br />

Cannes, 14., 21., 29. <strong>Juli</strong> und<br />

7., 15., 24. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Die besten Pyrotechniker der Welt<br />

treffen sich jeden Sommer in Cannes,<br />

um ihr Können unter Beweis zu<br />

stellen. Der diesjährige Gewinner<br />

wird am 24. <strong>August</strong> gekürt. Die<br />

deutsche Innovative Pyrotechnik<br />

GmbH macht sich Hoffnungen auf<br />

den ersten Platz.<br />

www.festival-pyrotechnique-cannes.com<br />

Mondial Air Ballons<br />

HEISSLUFTBALLONFESTIVAL<br />

Lothringen, 26. <strong>Juli</strong> bis 4. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Das im Parc naturel régional de Lorraine<br />

stattfindende Festival ist das<br />

größ te Treffen von Heißluftballons<br />

in der Welt. Um die 1.000 Heiß luftbal<br />

lons, die insgesamt 50 Nationen<br />

re prä sen tieren, steigen in die Höhe.<br />

Dieses Mal ist auch eine Mannschaft<br />

aus Thailand mit von der Partie.<br />

www.pilatre-de-rozier.com<br />

Festival Interceltique<br />

de Lorient<br />

FESTIVAL DER KELTISCHEN<br />

KULTUR<br />

Lorient, 3. bis 11. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Vor 40 Jahren wurde das Festival ins<br />

Le ben gerufen, um die bretonische<br />

Musik zu fördern. Heute geht es<br />

in Lorient aber längst um mehr als<br />

nur Musik. Die keltische Kultur<br />

insgesamt wird gefeiert, egal ob<br />

sie in der Bretagne oder in Irland,<br />

Großbritannien, Galizien, Asturien<br />

oder Auswanderergegenden wie<br />

Australien, Lateinamerika oder<br />

Kanada heimisch ist.<br />

www.festival-interceltique.com<br />

Festival des Filets Bleus<br />

FOLKLOREFESTIVAL<br />

Concarneau, 18. bis 21. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Gegründet 1905, um den damals sich<br />

in einer Krise befindenden Sardinenfischern<br />

von Concarneau zu helfen,<br />

ent wickelte sich das Festival zu<br />

einem der besten Folklorefestivals<br />

der Bret agne. Es wird gegessen,<br />

getrunken, getanzt und traditionelle<br />

Musik gehört. Außerdem gibt es<br />

Ausstellungen und Vorführungen.<br />

www.festivaldesfiletsbleus.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 15


ON LIT<br />

BILDBAND Die Einsamkeit der Farmer<br />

Agnès Pataux war Landschaftsgärtnerin an der normannischen Küste, bevor<br />

es sie nach Paris zog, wo sie unabhängige Fotografin wurde. Als große<br />

Irlandliebhaberin begann sie 2003 ein Projekt auf der grünen Insel, das sie<br />

ab 2005 in Frankreich im Departement Cantal, besonders im Umkreis vom Puy<br />

Mary und in der Nähe von Aubrac, fortsetzte. Dabei ging es um Aufnahmen von<br />

alleinlebenden Landwirten auf ihren oft abgelegenen Höfen. « Ich bin mit meinem<br />

Motorrad losgefahren und habe eine Welt entdeckt, die sonst wenig Beachtung<br />

findet. Ich habe diese Singles, meist Männer und nur wenige Frauen, fotografiert,<br />

wo sie zu Hause sind: auf ihrem Stück Land », erklärt Agnès Pataux. Herausgekommen<br />

ist ein poesievoller und sensibler Bildband in schwarz-weiß, der von<br />

einem ländlichen Frankreich erzählt, dessen Existenz man bereits vergessen hatte.<br />

Agnès Pataux: Célibataires • Flammarion • ISBN: 978-2081299139<br />

AUSSTELLUNGSKATALOG<br />

Eine US-amerikanische Liebe<br />

für französische Kunst<br />

Marlène und Spencer Hays sind ein kunstverliebtes<br />

Paar aus den USA, das sich ganz besonders für die<br />

französische Kultur interessiert. Über mehrere Jahrzehnte<br />

sammelten die beiden Werke aus dem 19. Jahrhundert und von den<br />

Anfängen des 20. Jahrhunderts, darunter vor allem Bilder des französischen<br />

Impressionismus und der Avantgarde. Zum ersten Mal wird diese Sammlung<br />

fast vollständig in Frankreich gezeigt, im Pariser Musée d’Orsay. Der gut<br />

gemachte Ausstellungskatalog zeigt alle ihre Exponate und ermöglicht<br />

damit Einblicke in die Geschichte dieses erstaunlichen Kunstsammlerpaars,<br />

das aus einfachen Verhältnissen in Texas stammt und sich autodidaktisch in<br />

die Welt der Kunst eingearbeitet hat.<br />

Une Passion française, la Collection Marlène et<br />

Spencer Hays • Skira • ISBN: 978-2081299542<br />

ROMAN<br />

Eine französische<br />

Liebesgeschichte<br />

Es ist der Sommer nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

An der rauen Küste der Normandie begegnet<br />

die Fischerstochter Mathilde dem Pariser Maler<br />

Roger. Eine große Liebe erwacht und inspiriert<br />

Roger zu seinem bislang besten<br />

Gemälde: « Mathilde mit Rosen ».<br />

Doch in Paris wartet eine<br />

Neiderin darauf, das junge Glück<br />

mit allen Mitteln zu zerstören.<br />

Greta Hansen: Eine Liebe<br />

in der Normandie • Piper<br />

Verlag • ISBN: 978-3492302913<br />

BILDBAND<br />

In den Kulissen des Musée du Quai Branly<br />

Ein Bildband über ein Museum ist keine einfache Sache. Soll man sich auf die<br />

Architektur konzentrieren oder auf die Ausstellungsobjekte? Diesem Bildband über<br />

eines der jüngsten Pariser Museen, dem Musée du Quai Branly, gelingt dieser Spagat<br />

bestens. Faszinierend beispielsweise die Aufnahme, bei der afrikanische Masken<br />

durch große Fenster auf den Eiffelturm zu schauen scheinen.<br />

Hélène Fulgence & Gérard Rondeau: Musée du quai Branly, Là où<br />

soufflent les esprits • Editions de la Martinière • ISBN: 978-2732449166<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Der Blick berühmter Fotografen auf Paris<br />

Die unartigen Kinder von Robert Doisneau, das Liebespaar von Willy Ronis, der Maler des<br />

Eiffelturms von Marc Riboud: Drei Beispiele von vielen Fotografien, die Paris zeigen und<br />

berühmt wurden. 100 solcher legendärer Aufnahmen vereint dieser Bildband.<br />

Paris Mythique, 100 photos de légende • Parigramme • ISBN: 978-2840968450<br />

BILDBAND<br />

ROMAN<br />

Was ist Liebe?<br />

Mit Mitte 40 und ohne festen Job haust<br />

Germain in einem alten Wohnwagen,<br />

schnitzt Holzfiguren, baut Gemüse an und<br />

er im Leben noch nie erfahren. Bis er eines<br />

Marie-Sabine Roger: Das Labyrinth der<br />

trifft sich ab und zu mit Annette. Ob es Liebe<br />

ist, kann er jedoch nicht sagen, denn die hat<br />

Tages im Park die zierliche Margueritte kennenlernt, die dort,<br />

genau wie er, die Tauben zählt. Obwohl sie unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten, sind die beiden bald ein Herz und eine<br />

Seele... Die Autorin Marie-Sabine Roger wurde 1957 in Bordeaux<br />

geboren. Bevor sie als Schriftstellerin arbeitete, war sie als<br />

Erzieherin in einem Kindergarten tätig, wo sie bereits erste<br />

Kindertexte veröffentlichte. Ihre Gabe, einfache Geschichten auf<br />

fesselnde Weise zu erzählen, hat sie sich auch für ihre Bücher für<br />

Erwachsene bewahrt.<br />

Wörter • dtv • ISBN: 978-3423253383<br />

KRIMI<br />

Mord in der Bretagne<br />

Drei Leichen auf einer unbewohnten Insel zehn Seemeilen<br />

vor der bretonischen Küste. Das ist Kommissar Dupins zweiter<br />

Fall. Der Kommissar wurde vor vier Jahren aus Paris in die<br />

Bretagne versetzt. Erst sieht alles nach einem Schiffsunglück<br />

aus... Bis zur letzten Seite ein spannender Krimi, angereichert<br />

mit wunderbaren Beschreibungen der<br />

Bretagne und ihren Bewohnern. Dupins<br />

erster Fall schaffte es in die Spiegel-<br />

Bestseller-Liste. Der zweite Fall hat das<br />

gleiche Potential. Jean-Luc Bannalec<br />

schreibt unter einem Pseudonym. Er lebt<br />

in Deutschland und Frankreich.<br />

Jean-Luc Bannalec: Bretonische<br />

Brandung • Kiepenheuer &<br />

Witsch • ISBN: 978-3<strong>46</strong>2044966<br />

BILDBAND<br />

Im Kielwasser der Impressionisten<br />

Durch das von den Lumière-Brüdern am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte<br />

Autochromverfahren kam Farbe in Fotoaufnahmen. Einige Fotografen folgten<br />

daraufhin den Impressionisten und fotografierten zum ersten Mal die Landschaften<br />

der Normandie und die dort lebenden Menschen in Farbe.<br />

Bertrand Lavédrine, Nathalie Boulouch & Céline Ernaelsteen: En couleurs et en lumière, dans le<br />

sillage de l’Impressionnisme, la photographie autochrome (1903-1931) • Skira • ISBN: 978-2081300323<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 17


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Maxime Le Forestier: Le Cadeau<br />

Maxime Le Forestier ist einer der Großen des<br />

französischen Chansons. Der 64-jährige Sänger<br />

ist ein leidenschaftlicher Fan von Georges Brassens,<br />

mit dem er 1972 in Paris auftrat. International ist<br />

Maxime Le Forestier vor allem für sein Lied « San Francisco<br />

» bekannt, ein Riesenhit aus den 1970er-Jahren, in dem<br />

er ein blaues Haus in der Stadt mit der Golden Gate<br />

Bridge besingt, wo er von einer Hippie-Kommune aufgenommen<br />

worden war. Als er letztes Jahr sein 40-jähriges-<br />

Bühnenjubiläum feierte, organisierte seine Plattenfirma<br />

deshalb ein medienwirksames Event, bei dem Maxime Le<br />

Forestier nach San Francisco reiste und das besagte Haus<br />

blau anmalte. Heute lebt ein lesbisches Pärchen mit vier<br />

Kindern in dem Anwesen. Für den Sänger eine grandiose<br />

Chance zu beweisen, dass er immer noch ein politisch engagierter<br />

Mensch ist. In einem Interview mit Le Monde<br />

schwärmte er über diese Regenbogenfamilie,<br />

zu einer Zeit, als<br />

in Frankreich gerade die Einführung<br />

der Homo-Ehe heiß<br />

diskutiert wurde. Für Maxime<br />

Le Forestier ist es eine Selbstverständlichkeit, gesellschaftliche<br />

Entwicklungen zu kommentieren. Mit seinen zehn<br />

Chansons auf seinem neuen Album, dem 15. seiner Karriere,<br />

beobachtet er wieder die Welt und deckt Absurditäten<br />

mit viel Feingefühl und Poesie auf. Bei « L’averse » geht es<br />

beispielsweise um Manager und ihre hohen Abfindungen<br />

im Falle einer Entlassung. Das Stück « La petite hirondelle<br />

» erzählt von illegalen Flüchtlingen, die alles zurücklassen,<br />

um auf ein neues Leben zu hoffen. Bei einigen Liedern<br />

des Albums wirkt übrigens sein Sohn Arthur mit, der<br />

ebenfalls Sänger und Gitarrist ist.<br />

CHANSON<br />

Lara Fabian: Le Secret<br />

Alle 17 Chansons dieses Doppelalbums stammen<br />

aus der Feder der Sängerin selbst. Das verleiht der Musik eine<br />

sehr intime Note. Außerdem bezieht Lara Fabian bei einem<br />

tagespolitischen Thema wie Maxime Le Forestier Stellung: Mit<br />

« Deux ils, Deux elles » setzt sie sich für das Recht homosexueller<br />

Paare ein, den Bund der Ehe zu schließen und Kinder zu<br />

adoptieren. Insgesamt geht es bei den Liedern viel um Werte und<br />

Themen, die einen nicht unberührt lassen können.<br />

CHANSON<br />

Emmanuel Moire:<br />

Le Chemin<br />

Entdeckt 2005 durch das Mu si cal « Le Roi Soleil » und<br />

letztes Jahr von den Medien durch seinen Sieg in<br />

der französischen Version der TV-Show « Let’s dance »<br />

wiederentdeckt, bietet Em ma nu el Moire mit seinen<br />

15 Songs auf seinem neu en Album eine musikalische<br />

Autobiographie. Der Al bum titel « Le Chemin » (dt. Der<br />

Weg) könnte nicht bes ser passen. Musikalisch finden<br />

sich leise Piano stücke genauso auf der Platte wie<br />

heftige Rock- und le ben di ge Popsongs.<br />

CHANSON<br />

ZAZ: Recto Verso<br />

Mit ihrem ersten Album 2010 feierte Isabelle<br />

Geffroy, die unter dem Künstlernamen ZAZ auftritt, auch außerhalb<br />

der französischen Landesgrenzen, etwa im deutschsprachigen<br />

Raum, große Erfolge. Nun präsentiert die junge Sängerin, die ihre<br />

musikalische Lauf bahn als Straßensängerin in den Gassen von<br />

Montmartre begann, ihr zweites Album. « Recto Verso » lädt dazu ein,<br />

Grenzen zu überwinden und sich ohne Vorurteile auf die Welt und<br />

die Menschen einzulassen. Sie singt über Afghanistan genauso wie<br />

über Menschen mit Alzheimer. Schwere Themen, die ZAZ mit ihrem<br />

Talent grandios meistert. Das Album ist große Kunst.<br />

CHANSON<br />

Vanessa Paradis: Love Songs<br />

Die Muse von Serge Gainsbourg, die ein<br />

Jahr später mit Florent Pagny und danach mit Lenny<br />

Kravitz zusammen war, bevor sie die Frau von Johnny<br />

Depp wurde, meldet sich mit einem neuen Album, dem<br />

sechsten ihrer Karriere, zurück. Bei den 20 Liebessongs<br />

haben Benjamin Biolay, Adrien Gallon und Mathieu<br />

Boogerts mitgewirkt.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.


ON REGARDE<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

Das Universum von Boris Vian<br />

Colin ist ein junger Mann, der Partys, Frauen und<br />

Musik zu schätzen weiß. Er hat alles bis auf eine<br />

Frau, die er von ganzem Herzen lieben kann. Sein<br />

Freund Chick besitzt dagegen kein Geld, doch ist er mit<br />

der wunderschönen Alise zusammen. Eines Tages lernt<br />

Colin auf einer Party Chloé kennen und verliebt sich in sie.<br />

Colin und Chloé heiraten bald, doch in den Flitterwochen<br />

verspürt Chloé einen leichten Schmerz in ihrer Brust. Bei<br />

einer ärztlichen Untersuchung wird festgestellt, dass sie<br />

krank ist… « Der Schaum der Tage » ist die Verfilmung<br />

eines der größten französischen Bücher des 20. Jahrhunderts,<br />

das von Boris<br />

Vian geschrieben<br />

wurde. In den<br />

1970er-Jahren war es Kult und gehört seit langem zum<br />

Standardlesestoff in den Schulen. Bei dieser Verfilmung<br />

spielen zwar drei der aktuell wichtigsten französischen<br />

Schauspieler mit, Audrey Tautou, Romain Duris sowie<br />

Omar Sy, trotzdem bleibt der Streifen von der Magie der<br />

Vorlage entfernt. Boris Vian schafft in seinen Werken eine<br />

surreale, oft absurde Welt, die sich nur schwer in Bilder<br />

fassen lässt bzw. die Bilder der eigenen Fantasie benötigt.<br />

Der Schaum der Tage • Frankreich <strong>2013</strong>, 125 min • Originaltitel: L’écume des jours • Ein Film von Michel<br />

Gondry mit Audrey Tautou, Romain Duris, Omar Sy und Gad Elmaleh u.a. • Kinostart: 1. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Oma wird zur Drogendealerin<br />

Die rüstige Rentnerin Paulette wohnt<br />

alleine in ihrer Sozialwohnung in einem<br />

Pariser Vorort. Doch ständig sorgt sie sich darum, wie sie mit ihrer schmalen<br />

Rente zurechtkommen soll. Als ihr eines Abends ein Päckchen Marihuana<br />

in die Hände fällt, sieht sie ihre Chance gekommen. Paulette wird zur<br />

Haschischdealerin... Der Film basiert auf wahren Geschichten und verpackt<br />

ein ernstes Thema in eine Komödie.<br />

KRIMI<br />

KOMÖDIE<br />

Paulette • Frankreich 2012, 87 min • Originaltitel: Paulette •<br />

Ein Film von Jérôme Enrico mit Bernadette Laffont, Carmen<br />

Maura, Dominique Lavanant u.a. • Kinostart: 18. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

Ein Klassiker von Jean-Luc Godard<br />

Odile arbeitet als Au-Pair-Mädchen in Paris. Franz, ein Bekannter aus ihrem<br />

Englischkurs, macht sie mit seinem Freund Arthur bekannt. Gemeinsam wollen<br />

sie das Geld von Odiles Arbeitgeberin rauben. Während sich Odile und Arthur<br />

ineinander verlieben, geht der geplante Coup leider total<br />

schief... Die Gangsterparodie ist einer der zugänglichsten<br />

Filme des Nouvelle-Vague-Regisseurs und genießt heute<br />

Kultstatus.<br />

Die Außenseiterbande • Frankreich 1964, 94 min •<br />

Originaltitel: Bande à part • Ein Film von Jean-Luc Godard<br />

mit Anna Karina, Sami Frey, Claude Brasseur u.a. • Sprachen:<br />

deutsch/französisch, Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />

DRAMA<br />

Die Reize einer jungen Frau<br />

Frankreich<br />

im Sommer<br />

1943 während<br />

des Zweiten<br />

Weltkrieges:<br />

In einem Dorf<br />

am Rande der<br />

Pyrenäen lebt<br />

der Bildhauer Marc Cros mit seiner Frau Lea.<br />

Der Künstler hat seine Arbeit der Suche nach<br />

Schönheit in ihrer reinsten Form gewidmet.<br />

Allerdings vergebens, wie er findet. Dann<br />

bringt seine Frau die junge Mercé ins Haus,<br />

ein spanischer Flüchtling. Das Mädchen erhält<br />

Unterschlupf und soll im Gegenzug dem<br />

Künstler Modell stehen. Dabei bringt sie den<br />

alten Mann zurück ins Leben: Mercé wird seine<br />

Lolita, seine Muse, seine Versuchung.<br />

Das Mädchen und der Künstler • Spanien<br />

2012, 105 min • Originaltitel: El artista y la<br />

modelo • Ein Film von Fernando Trueba<br />

mit Jean Rochefort, Aida Folch, Claudia<br />

Cardinale u.a. • Kinostart: 29. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


DOKUMENTATIONSREIHE<br />

Die Königsetappen der<br />

Tour de France<br />

<strong>2013</strong> findet die Tour de<br />

France zum 100. Mal statt.<br />

Zu den Höhepunkten des<br />

berühmtesten Radrennens der<br />

Welt zählen die Bergetappen. Sie<br />

sind seit 1910 Schauplatz für dramatische<br />

Wendungen, überraschendes Versagen und außergewöhnliche<br />

Comebacks. Die fünfteilige Dokumentationsreihe<br />

stellt jeweils eine spektakuläre Gebirgsetappen<br />

vor: Le Galibier, Alpe-d‘Huez, Le Tourmalet, Mont Ventoux<br />

und Le Puy de Dôme.<br />

Montag bis Freitag, 24. bis 28. Juni <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr • 5x 26 min<br />

THEMENABEND<br />

Tour de France<br />

Mit einem Themenabend feiert ARTE das Jubiläum<br />

der Tour de France. In der Komödie « Das Rennrad »<br />

versucht sich Benoît Poelvoorde mit einer Karriere<br />

als Radprofi im Frankreich der 1970er-Jahre. Die<br />

Dokumentation « Mont Ventoux – Kampf um das<br />

Bergtrikot » lässt die Rennfahrer Richard Virenque,<br />

Jean-François Bernard, Juan Manuel Garanté und<br />

Davide Boifava zu einem fiktiven Rennen antreten<br />

und erzählt die Geschichte des Radrennfahrens<br />

anhand von Archivbildern, Zeitzeugen und<br />

grafischen Animationen.<br />

Sonntag, 7. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong>, 20.15 Uhr • Das Rennrad •<br />

Spielfilm von Philippe Harel mit Benoît Poelvoorde,<br />

José Garcia, Daniel<br />

Ceccaldi, Frankreich/<br />

Belgien 2001, 120 min<br />

Mont Ventoux: Kampf<br />

ums Bergtrikot • 75 min<br />

OPER<br />

Festival d’Aix<br />

en Provence<br />

Eine dramatische<br />

Geschichte<br />

um Vaterliebe,<br />

Verführung, eine<br />

folgenschwere<br />

Verwechslung und<br />

einen Fluch erzählt Verdis « Rigoletto ».<br />

ARTE überträgt live die erste Inszenierung<br />

dieser Oper in der Geschichte des<br />

Opernfestivals von Aix-en-Provence<br />

anlässlich des Verdi-Jahres <strong>2013</strong>.<br />

Freitag, 12. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong>, 21.30 Uhr • Dirigent:<br />

Gianandrea Noseda, Orchester: London<br />

Symphony Orchestra • 135 min<br />

DOKUMENTATION<br />

Frischer Wind im Papstpalast – Visionäres<br />

Theater vom Festival d‘Avignon<br />

Im <strong>Juli</strong> herrscht wieder Metropolen-Flair im südfranzösischen<br />

Avignon. Thomas Ostermeier, Romeo Castellucci, Simon<br />

McBurney und Dieudonné Niangouna haben das Festival<br />

d’Avignon, auch hinsichtlich seiner politischen Dimension, maßgeblich<br />

geprägt. Ob in London, Berlin oder Brazzaville – die Dokumentation begleitet<br />

die visionären Regisseure weltweit bei den Proben zu ihren Inszenierungen,<br />

die später in Avignon im Ehrenhof des Papstpalastes aufgeführt werden.<br />

Außerdem taucht der Dokumentarfilm in die einzigartige Geschichte des<br />

Festivals ein.<br />

Samstag, 13. <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong>, 21.00 Uhr • 95 min<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 21


ON SURFE<br />

RATGEBER<br />

Frankreich mit dem<br />

Fahrrad erkunden<br />

Eine lobenswerte Initiative: Zum<br />

ersten Mal haben sich private und<br />

öffentliche Akteure zusammengetan,<br />

um gemeinsam den Fahrradtourismus in Frankreich zu fördern.<br />

Dafür wurde die Marke « France Vélo Tourisme » ins Leben gerufen.<br />

Auf der entsprechenden Internetseite findet man alle notwendigen<br />

Informationen, um Frankreich mit dem Zweirad zu erkunden: Routenvorschläge,<br />

aktuelle Informationen rund ums Thema Fahrrad,<br />

Hinweise über Unterkünfte, die auf Fahrradurlauber eingestellt sind,<br />

Fahrradreparaturläden entlang der Strecken für den Fall einer Panne<br />

etc. Außerdem erhält man Hinweise, an welchen Bahnhöfen man<br />

sein Fahrrad mit in den Zug nehmen kann und welche Verkehrsregeln<br />

zu beachten sind. Leider existiert die Website bisher nur auf<br />

Französisch und auf Englisch, nicht jedoch auf Deutsch.<br />

www.francevelotourisme.com<br />

SIGHTSEEING<br />

Frankreich<br />

aus der<br />

Vogelperspektive<br />

National<br />

Geographic<br />

Traveler und<br />

Fotopedia<br />

haben sich<br />

zusammengetan, um die schönsten<br />

Luftaufnahmen von Frankreich, mehr als 2.000<br />

Bilder, in einer kostenlosen App zu bündeln. Sie<br />

lassen sich entweder zufällig in einer Diashow<br />

abrufen oder man erkundet Frankreich Region<br />

für Region. So oder so wird man das Land<br />

entdecken, wie man es wahrscheinlich noch<br />

nie zuvor gesehen hat.<br />

App Above France<br />

WETTERVORHERSAGE<br />

Alles übers Strandwetter<br />

Bevor man an den Strand aufbricht, kann es nicht schaden, sich über die<br />

Wetterverhältnisse zu informieren. Ob Wassertemperatur, Wetterentwicklung oder<br />

notwendiger UV-Schutz, alle Informationen findet man auf der Internetseite oder in der kostenlosen App<br />

von Météo France, Frankreichs offiziellem Wetterdienst. Die Hinweise sind für die einzelnen Strände sehr<br />

präzise. Da steht dem Sonnenbad nichts mehr im Wege, außer eventuell ein paar Wolken...<br />

www.meteofrance.com/france/mer · App MeteoFrance<br />

RESERVIERUNGSPORTAL<br />

Zu Gast bei unbekannten Freunden<br />

Dieses Reservierungsportal existiert seit über einem Jahr und erfuhr in den ersten<br />

Monaten einen regen Zuspruch in Frankreich. Wie auch andere Portale aus dem<br />

Ausland bietet es Privatpersonen die Möglichkeit, die eigene Wohnung bzw.<br />

das eigene Haus bei Abwesenheit an Fremde zu vermieten. Für Menschen, die<br />

eine Unterkunft suchen, ist dies nicht nur eine preiswerte Alternative zum Hotel,<br />

sondern auch die Chance, einen Eindruck von den Lebensumständen am Urlaubsziel zu bekommen. Man<br />

fühlt sich ein wenig, als sei man zu Gast bei Freunden. Die Preise für eine solche Unterkunft liegen in Paris<br />

bei durchschnittlich 76 Euro. In Nizza sind es 73 Euro, in Lyon 64 Euro und in Toulouse 43 Euro. Die Buchung<br />

und Abwicklung der Reservierung erfolgen unkompliziert über die Website.<br />

www.morningcroissant.fr<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


gegen<br />

Deutschlands<br />

Fernweh.<br />

großes Reisemagazin<br />

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Vorname<br />

Straße<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Datum Unterschrift<br />

Hausnummer<br />

Frank<strong>46</strong>13


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


harente- aritime<br />

Vor der Küste von La Rochelle und Rochefort liegt für Inselliebhaber<br />

ein kleines Eldorado. Nicht nur die beiden großen, jeweils durch eine<br />

Brücke mit dem Festland verbundenen Inseln Ile de Ré und Ile<br />

d’Oléron, sondern auch drei weniger bekannte Eilande, die Ile d’Aix,<br />

die Ile Madame und das Fort Boyard, locken an diesem Abschnitt der<br />

französischen Atlantikküste. Jede Insel hat ihre eigenen Vorzüge, eines<br />

haben sie aber gemeinsam: Für einen Sommerurlaub im Departement<br />

Charente-Maritime sind sie eine sehr gute Wahl.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

Als Kind und Jugendlicher verbrachte ich meine<br />

Sommerferien immer am gleichen Ort: in Sainte-<br />

Marie-de-Ré, einem der ältesten Dörfer auf der Ile<br />

de Ré. Für meine Eltern war es ein Ritual: Sobald die<br />

großen Schulferien im Sommer begannen, setzten sie mich<br />

zusammen mit meiner Schwester in einen Zug von Paris<br />

nach La Rochelle. Am Bahnhof dort warteten bereits unsere<br />

Großeltern auf unsere Ankunft. Sie stammen beide<br />

gebürtig von der Ile de Ré. Niemals kamen sie zu spät zum<br />

Bahnhof. Darauf war Verlass.<br />

Nach einer herzlichen Begrüßung nahmen wir Platz<br />

in der alten Ente meiner Großeltern und verließen die<br />

Hafenstadt in Richtung Westen. Nach ein paar Minuten<br />

erreichten wir die 2.926,5 Meter lange und 1988 eröffnete<br />

Brücke zur Ile de Ré. Die großen Sommerferien konnten<br />

beginnen.<br />

Ile de Ré, eine Insel mit Niveau<br />

Während der folgenden acht Wochen betraten wir<br />

nicht mehr den « Kontinent », wie die Menschen von der<br />

Insel das Festland nennen. Die Insel war spannend genug,<br />

um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Sogar das<br />

Auto unserer Großeltern bestiegen wir nur selten. Mit einer<br />

maximalen Länge von 30 Kilometern und einer Breite<br />

von gerade einmal fünf Kilometern waren die Ausmaße<br />

der Ile de Ré überschaubar genug, um unsere in Paris verkümmerten<br />

Muskeln zu trainieren und alle Strecken mit<br />

dem Fahrrad zurückzulegen. Die vielen Fahrradwege auf<br />

der Insel waren ideal dafür.<br />

Die meiste Zeit blieben wir aber sowieso im Umfeld<br />

des Dorfes unserer Großeltern. Während wir am Strand<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Am Hafen und in<br />

den Gassen von La<br />

Flotte auf der Ile de<br />

Ré. Linke Seite: Die<br />

Hafeneinfahrt von La<br />

Flotte. S. 24/25: Der<br />

Strand von Anse de<br />

la Croix mit seinen<br />

zwei Leuchttürmen<br />

auf der Ile d’Aix.<br />

spielten oder durch die Gassen von Sainte-Marie-de-Ré<br />

tobten, verstrichen die Tage wie im Fluge. Wenn dabei die<br />

Sonne auf die hellen Fassaden der Häuser fiel, mussten wir<br />

unweigerlich blinzeln, was uns sofort als « Fremde » outete.<br />

Bis heute erkennt man Touristen an zugekniffenen Augen<br />

oder dunklen Sonnenbrillen, denn die Einheimischen sind<br />

von klein auf an die hellen Lichtverhältnisse gewöhnt.<br />

Große Ereignisse in dieser entschleunigten Welt waren<br />

kleine Ausflüge mit unseren Großeltern in die Inselhauptstadt<br />

Saint-Martin-de-Ré oder ins Nachbardorf La<br />

Flotte. Sei es, um Einkäufe zu erledigen oder ein Eis zu<br />

essen. Unser Großvater, der einst Fischer war, erklärte uns<br />

dabei immer die Unterschiede zwischen den einzelnen Fischerbooten<br />

und Fischernetzen.<br />

Außerdem gehörte es zur Tradition, während unseres<br />

Aufenthalts wenigstens einmal an den westlichsten<br />

Punkt der Ile de Ré zu fahren, wo der Phare des Baleines<br />

(dt. Leuchtturm der Wale) steht. Zum letzten Mal ist<br />

1907 ein Wal an dieser Stelle gestrandet. Sein Skelett<br />

kann man im Meeresmuseum neben dem Leuchtturm<br />

bewundern. Als Kinder liebten wir es, die 257 Stufen<br />

des Leuchtturms hochzusteigen und den einzigartigen<br />

Panoramablick zu genießen. Zu unseren Füßen lag der<br />

schöne Conche-Strand, wo Regisseur Darryl Zanuck<br />

Szenen von der Landung der Alliierten in der Normandie<br />

für seinen Film « Der längste Tag » drehte. Er<br />

wählte dafür die Ile de Ré und nicht die normannischen<br />

Originalschauplätze, da er den Regen in der Normandie<br />

fürchtete.<br />

Außerdem zeigten unsere Großeltern immer in die<br />

Ferne und erklärten uns, dass es eine andere große Insel<br />

in der Nähe gibt, die Ile d’Oléron. So hörte ich schon als<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

Oben: Der Hafen von La Flotte und der Fischmarkt von Le Bois-<br />

Plage-en-Ré auf der Ile de Ré. Unten: Die Festungsmauern von<br />

Saint-Martin-de-Ré und der Blick auf das Dorf Ars-en-Ré, das<br />

man an der schwarzen Spitze der Kirche Sainte-Etienne erkennt.<br />

junger Mensch oft diesen Namen. Gleichzeitig entnahm<br />

ich ihren Schilderungen, dass die Insel « anders » sei als<br />

die Ile de Ré. Ja, ich spürte, dass es eine gewisse Rivalität<br />

gab, wenn auch freundschaftlicher Natur.<br />

Bis heute sprechen die Einheimischen, Reiseführer<br />

und Touristen gerne von dieser Konkurrenz. Die Ile<br />

d’Oléron gilt als volkstümlicher und authentischer als<br />

die Ile de Ré, die ihr Gesicht mit dem Zustrom vieler<br />

Zweitwohnbesitzer aus Paris immer mehr verändert<br />

hat. Die Immobilienpreise sind geradezu explodiert<br />

und selbst als Jugendlicher fiel mir schon auf, dass die<br />

Ente meiner Großeltern neben den großen Limousinen<br />

der anderen Gäste immer mehr zu einer exotischen Erscheinung<br />

wurde. Heute ist die Ile de Ré zwar unverändert<br />

ein Naturparadies mit vielen Fahrradfahrern, man<br />

kann aber sicher sein, dass die großen Mercedes, BMW<br />

oder Porsche der Gäste auf irgendeinem Parkplatz stehen.<br />

Die Ile de Ré ist in den Augen einiger eine Art « Saint-<br />

Tropez der Atlantikküste » geworden. Gerne wird die<br />

Insel auch als die Heimat eines Milieus verspottet, das<br />

man Gauche-Caviar (dt. Kaviarlinke) nennt. Gemeint sind<br />

dabei politisch links verortete Menschen, die selbst wohlhabend<br />

sind und traditionell eigentlich eher konservative<br />

Parteien bevorzugen müssten. Auch der ehemalige sozialistische<br />

Premierminister Lionel Jospin besitzt ein Haus<br />

auf der Ile de Ré und Frankreichs Sozialistische Partei<br />

hält ihre Sommeruniversität, eine Art Parteikongress, regelmäßig<br />

auf dem Eiland ab.<br />

Aber ist der Vergleich mit Saint-Tropez wirklich<br />

gerechtfertigt? Es ist nicht zu leugnen, dass auf der Ile<br />

de Ré Reichtum existiert. Doch anders als an der Côte<br />

d’Azur geht es hier an der Atlantikküste nicht ums Prahlen<br />

oder Sehen und Gesehen werden. Prominente, die<br />

ihren Urlaub auf der Ile de Ré verbringen, wollen lieber<br />

unerkannt bleiben. Sie wissen, dass dieser Wunsch respektiert<br />

wird. So unterscheidet sich die Insel eindeutig<br />

vom Karneval der Eitelkeiten in Saint-Tropez. Dass sich<br />

Menschen mit einem dicken Portemonnaie auf der Insel<br />

tummeln, merkt man eher an der Existenz von Feinschmeckerrestaurants<br />

und gehobenen Hotels. Angeberische<br />

Jachten wie in Saint-Tropez wird man dagegen nicht<br />

erblicken.<br />

Außerdem gibt es viele Insulaner, die trotz der gestiegenen<br />

Immobilienpreise, die einen, wenn man Grundstücke<br />

an der richtigen Stelle besaß, über Nacht reich<br />

machen konnten, ihr Land nicht verkauft haben. « Wir<br />

sind hier erdverbunden und bodenständig », pflegen meine<br />

Großeltern zu sagen. Auch das ist die Ile de Ré. Bis<br />

heute leben einige Bewohner recht bescheiden, etwa als<br />

Landwirte. Schließlich ist die Insel für ihre Kartoffeln<br />

bekannt. Allerdings nicht für irgendeine Kartoffelsorte,<br />

sondern für die erste, die in Frankreich unter dem Schutz<br />

eines AOC-Siegels steht. Irgendwie ist die Ile de Ré eben<br />

doch besonders. Man hat Niveau, auch wenn man es nicht<br />

zur Schau stellt.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

Ile d’Oléron, bodenständig<br />

und naturverbunden<br />

Als ich nun einige Jahre später als Erwachsener zum<br />

ersten Mal meinen Fuß auf die Ile d’Oléron setze, bin ich<br />

erstaunt. Auf den ersten Blick habe ich nicht das Gefühl,<br />

dass die Ile de Ré und die Ile d’Oléron zwei vollkommen<br />

unterschiedliche Welten darstellen, wie man mir<br />

immer erzählte. Vieles ähnelt sich. Zunächst einmal die<br />

Anreise: Beide Inseln sind dank einer Brücke mit dem<br />

Festland verbunden. Die Brücke zur Ile d’Oléron ist die<br />

drittlängste des Landes und nur wenig kürzer als die zur<br />

Ile de Ré.<br />

Auch der Größenunterschied, der gerne als Argument<br />

für die Unterschiedlichkeit der beiden Inseln angeführt<br />

wird und von dem auch meine Großeltern sprachen, fällt<br />

mir nicht wirklich auf. Zwar ist die Ile d’Oléron mit einer<br />

Fläche von 174 Quadratkilometern doppelt so groß wie<br />

die Ile de Ré mit 86 Quadratkilometern, doch bezüglich<br />

der Länge unterscheiden sich beide Inseln kaum. Die größere<br />

Fläche kommt vor allem durch eine größere Breite<br />

zustande, die aber nicht so signifikant größer ist, dass<br />

man sich insgesamt auf einer größeren Insel fühlen würde.<br />

So ist auch für die Ile d’Oléron das Fahrrad das ideale<br />

Fortbewegungs mittel, ohne dass man sich dabei zu sehr<br />

verausgaben müsste.<br />

Die weißen Fassaden der Häuser und die hellen Lichtverhältnisse<br />

erinnern mich ebenfalls an die Ile de Ré.<br />

Genauso wie die Befestigungsanlage des hübschen Fischerortes<br />

Le Château-d’Oléron. Es könnten genauso gut<br />

die Mauern der Zitadelle von Saint-Martin-de-Ré sein.<br />

Außerdem gibt es wie auf der Nachbarinsel eine Reihe<br />

sympathischer Dörfer. Etwa Saint-Georges-d’Oléron mit<br />

seinem großen Platz im Zentrum und seinen von Linden<br />

gesäumten Alleen. Oder La Brée-les-Bains mit seinen<br />

charmanten kleinen Häuschen und einer pittoresken<br />

Mühle. Wie auf der Ile de Ré steht am äußersten Zipfel<br />

des Eilandes zudem ein Leuchtturm, der Phare de Chassiron,<br />

von dem aus man einen traumhaften 360-Grad-Blick<br />

genießt. Vom Phare des Baleines unterscheidet er sich im<br />

Wesentlichen farblich, da er mit schwarz-weißen Streifen<br />

versehen wurde.<br />

Erst auf den zweiten Blick, als ich die Insel etwas<br />

genauer erkunde, fallen mir ein paar kleine Unterschiede<br />

auf. So wirkt die Landschaft auf der Ile d’Oléron insgesamt<br />

ein wenig vielfältiger. Ganz im Süden der Insel<br />

erinnern mich Palmen und Mimosen ans Mittelmeer,<br />

während der Norden der Insel Assoziationen an die Bretagne<br />

wachwerden lassen. Außerdem gibt es Unterschiede<br />

hinsichtlich der Mentalität der Menschen. Die Bewohner<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


der Ile d’Oléron wirken etwas spontaner und entspannter.<br />

Dazu passt auch, dass der Bau der Brücke zum Festland,<br />

die bereits 1966 eröffnet wurde, keinen so heftigen Streit<br />

hervorrief wie der Bau der Brücke zur Ile de Ré, der von<br />

vielen Insulanern bekämpft wurde.<br />

Touristisch gesehen wirkt die Ile d’Oléron außerdem<br />

familiärer. Urlaub auf einem Campingplatz ist verbreiteter<br />

und das Hotelangebot weniger entwickelt. Das Preisniveau<br />

liegt allgemein unter dem der Ile de Ré. Unterm<br />

Strich würde ich sagen, dass sich beide Inseln gut ergänzen,<br />

ohne dass ich einen Grund für eine Rivalität erkennen<br />

würde. Ich kann persönlich keiner der beiden Inseln<br />

den Vorzug geben. Aber zu dem Archipel vor der Küste<br />

von La Rochelle und Rochefort gehören ja noch drei<br />

weitere Inseln, wie mir schon meine Großeltern immer<br />

erklärt haben. Also auf zur Ile d’Aix, zur Ile Madame und<br />

zum Fort Boyard. Vielleicht finde ich auf den Inseln große<br />

Unterschiede.<br />

Ile Madame,<br />

erreichbar zweimal täglich<br />

Wer auf die Ile Madame will, muss sich mit den Gezeiten<br />

auskennen. Denn das kleine Eiland, das an der<br />

Mündung der Charente westlich von Port-des-Barques<br />

liegt und gerade einmal einen Kilometer mal 600 Meter<br />

misst, ist nicht rund um die Uhr erreichbar. Nur bei Ebbe<br />

lässt sich die « Passe aux bœuf » genannte Straße, die die<br />

Insel mit dem Festland verbindet, passieren. So kann man<br />

nur zweimal am Tag auf die Ile Madame gelangen, was<br />

dafür sorgt, dass man sich auf der Insel ein bisschen wie<br />

am Ende der Welt fühlt.<br />

Durch diese Isoliertheit fühle ich mich hier wirklich<br />

wie in einem anderen Universum im Vergleich zur Ile de<br />

Ré oder der Ile d’Oléron. Auf der Insel gibt es nur eine<br />

einzige schmale Straße, auf der quasi keine Autos unterwegs<br />

sind und die nur in eine Richtung befahren werden<br />

darf. Es existieren auch keine schmucken Dörfer mit weißen<br />

Häusern. Nur Wiesen, ein paar Bäume und ein Fort<br />

bilden die Kulisse der Ile Madame. Man könnte fast glauben,<br />

sich auf einem Privatanwesen zu befinden.<br />

Als ich diesen Gedanken Jean-Pierre und Elisabeth<br />

Mineau erzähle, mit denen ich verabredet bin und die<br />

seit 1980 eine Aquakulturanlange auf der Insel betreiben,<br />

müssen beide lachen. Denn so falsch liege ich mit meiner<br />

Einschätzung nicht: Von den 75 Hektar, die die Insel groß<br />

ist, gehören 65 Hektar den beiden Farmern. Die restlichen<br />

zehn Hektar teilen sich eine öffentliche Institution,<br />

das Conservatoire du Littoral, dem das Fort gehört, die<br />

Diözese von La Rochelle sowie drei Privatpersonen, die<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

Impressionen von<br />

der Ile Madame.<br />

Links: Jean-Pierre<br />

und Elisabeth<br />

Mineau. S. 30:<br />

Ile d’Oléron bei<br />

Ebbe aus der<br />

Vogelperspektive.<br />

S. 31 oben:<br />

Fischerhütten auf<br />

der Ile Madame.<br />

S. 31 unten:<br />

Aquakulturanlage<br />

von Jean-Pierre und<br />

Elisabeth Mineau.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


jeweils ein Haus auf der Insel besitzen. Die Eigentumsverhältnisse<br />

sind also überschaubar.<br />

Jean-Pierre und Elisabeth Mineau entsprechen aber<br />

nicht dem Klischee eines Großgrundbesitzers. Ich entdecke<br />

ein Paar voller Neugierde und Leidenschaft für das<br />

Meer und die Produkte, die es bietet. Die beiden gehörten<br />

zu den Ersten, die in Frankreich eine Aquakulturanlage<br />

aufmachten. « Selbst wenn es nicht immer einfach ist,<br />

gerade auch nach dem großen Sturm von 1999, der alles<br />

zerstörte, so ist es unser Lebenstraum, den wir hier verwirklichen<br />

», erzählt mir Elisabeth, die ein Kind der Gegend<br />

ist. Und ihr Mann ergänzt: « Es macht mir immer<br />

wieder Spaß, Kindern bei Besichtigungstouren erklären<br />

zu können, dass Austern nicht aus der Dose kommen. »<br />

Beide betreiben zudem ein Restaurant auf ihrer Farm,<br />

in das man unbedingt einkehren sollte. Wo kann man<br />

sonst so frisch zubereitetes Essen finden? Elisabeth stellt<br />

sich für ihre Gäste persönlich hinter den Herd. Doch danach<br />

muss ich mich beeilen. Die nächste Flut kündigt sich<br />

an und ich muss noch zurück aufs Festland.<br />

Fort Boyard, verschlossen und<br />

doch weltbekannt<br />

Als ich die Sommerferien bei meinen Großeltern<br />

verbrachte, gab es ein Bauwerk, das mich ganz besonders<br />

faszinierte: das Fort Boyard. Von der Ile de Ré konnte<br />

man es mit dem Fernrohr erkennen. Das 20 Meter hohe,<br />

63 Meter lange und 31 Meter breite Fort sah aus wie ein<br />

auf einer Sandbank gestrandeter Ozeanriese. Mein Großvater<br />

erzählte mir von dem Film « Die Abenteurer » von<br />

Robert Enrico mit Alain Delon und Lino Ventura, für<br />

den 1966 Szenen im Fort Boyard gedreht wurden. Außerdem<br />

gab es Ausflugsboote, die das Fort umkreisten. Doch<br />

ansonsten war das ungewöhnliche Bauwerk zwischen der<br />

Ile d’Oléron und der Ile d’Aix für die Öffentlichkeit ein<br />

unzugängliches Mysterium. Übrigens ist das bis heute so.<br />

Die ersten Pläne für das Bollwerk entstanden aus<br />

militärischen Überlegungen heraus am Ende des 17. Jahrhunderts.<br />

In Rochefort hatte man damals ein neues Arsenal<br />

angelegt. Das Mündungsgebiet der Charente wurde<br />

deshalb ein strategisch bedeutender Ort. Um sich gegen<br />

Angriffe englischer Schiffe zu wehren, mussten Verteidigungsanlagen<br />

her. Die sich bereits auf der Ile d’Aix<br />

und Ile d’Oléron befundenen Festungen lagen mit einer<br />

Distanz von rund sechs Kilometern zu weit auseinander,<br />

um diese Aufgabe alleine übernehmen zu können. Damals<br />

reichten Kanonenschüsse maximal 1.500 Meter weit.<br />

Ludwig XIV. bat deshalb seinen Baumeister Vauban,<br />

ein drittes Fort zwischen den beiden Festungen zu errichten,<br />

und zwar auf einer Sandbank zwischen den beiden<br />

Inseln. Vauban untersuchte die örtlichen Gegebenheiten<br />

und – was für ihn eigentlich kaum vorstellbar war – lehnte<br />

den Auftrag ab. 1674 schrieb er an Ludwig XIV.: « Sire, es<br />

wäre einfacher, den Mond mit den eigenen Zähnen anzubeißen,<br />

als an dieser Stelle zu bauen. » Die Pläne von<br />

Ludwig XIV. blieben unverwirklicht.<br />

Da die Verteidigungslücke aber fortbestand, belebte<br />

Napoleon Bonaparte das Projekt 1801 neu. 1803 wurden<br />

die Arbeiten zum Bau eines Forts aufgenommen. Sie<br />

wurden aber erst 1859 abgeschlossen. Bei Baubeginn war<br />

vorgesehen, dass das Fort auf drei Etagen mit 74 Kanonen<br />

ausgestattet werden sollte. Außerdem wollte man eine<br />

Garnison von 260 Mann in der Festung unterbringen.<br />

Doch die Bauarbeiten dauerten zu lange und als das Fort<br />

endlich fertiggestellt war, waren die technischen Errungenschaften<br />

der Artillerie derart fortgeschritten, dass das<br />

Fort nicht mehr gebraucht wurde. Verbessere Kanonen<br />

konnten weiter schießen als bei Baubeginn, so dass man<br />

die Flussmündung problemlos von der Ile d’Aix und der<br />

Ile d’Oléron aus beschützen konnte. Außerdem hatte<br />

Frankreich 1845 mit England Frieden geschlossen, so dass<br />

die Gefahrenlage nicht mehr die gleiche war.<br />

Fort Boyard verlor also seine militärische Bedeutung,<br />

noch bevor es fertiggestellt war. Ersatzweise benutzte man<br />

das Bauwerk einige Zeit lang als Gefängnis. 1913 wurde<br />

es aber entwidmet und 1962 schließlich für 40.000 Euro<br />

an eine Privatperson verkauft. Weitere Eigentümer folgten<br />

und diverse Ideen wurden entwickelt, etwa die Umwandlung<br />

in ein Luxushotel oder die Eröffnung eines Restaurants.<br />

Doch alle Vorhaben scheiterten jeweils an den<br />

zu hohen Kosten für den Umbau und die Instandsetzung.<br />

Bis Jacques Antoine, ein bekannter Fernsehproduzent<br />

und Erfinder von TV-Shows, 1988 die Idee hatte, das Fort<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

zu erwerben und für einen symbolischen Franc an den<br />

Conseil Général des Departements Charente-Maritime<br />

weiterzuverkaufen. Im Gegenzug dazu verpflichtete Jacques<br />

Antoine sich, aus dem Fort Boyard ein Fernsehstudio<br />

zu machen, in dem Abenteuerspielshows aufgezeichnet<br />

werden können. Diese Idee rettete die Festung auf der<br />

Sandbank und stellt bis heute die Bestimmung des Bauwerks<br />

dar.<br />

Das Fort Boyard ist für die Öffentlichkeit unverändert<br />

verschlossen. Doch dank der gleichnamigen Fernsehshow,<br />

die vielfach ins Ausland exportiert wurde, ist das Bauwerk<br />

inzwischen weltbekannt. Ausflugsboote umrunden die<br />

Festung wie zu den Zeiten, als ich bei meinen Großeltern<br />

die Ferien verbrachte. Ein Betreten des Bollwerks ist aber<br />

nicht gestattet. Die Produktionsgesellschaft will eine gewisse<br />

mystische Aura um das Fort Boyard am Leben erhalten,<br />

die einen Teil des Reizes der TV-Shows ausmacht.<br />

Ich habe allerdings das Glück, dass ich für Frankreich<br />

erleben diese Reportage schreibe und damit bei der Produktionsfirma<br />

mit Zustimmung des Conseil Général eine<br />

Ausnahme erwirken konnte. So befinde ich mich an einem<br />

stürmischen Tag auf dem Weg zum Fort Boyard. Die<br />

Sandbank, auf der das Fort steht, ist nicht größer als das<br />

Fort selbst. Bei Flut bleibt deshalb kein freies Land mehr.<br />

Vielmehr scheint die Festung im Meer zu schwimmen.<br />

Als ich das Innere des Forts betrete, bin ich von der<br />

Ruhe erstaunt. Während draußen Wind und Wellen für<br />

eine permanente Geräuschkulisse sorgen, ist es hinter<br />

den dicken Außenmauern vollkommen still. Nur ein paar<br />

Techniker der Produktionsfirma stören die Ruhe. Wie<br />

jedes Jahr erwecken sie sechs bis sieben Wochen vor dem<br />

Sommer das Bauwerk aus dem Winterschlaf und bereiten<br />

es für die nächsten TV-Aufzeichnungen vor. Die Aufnahmen<br />

ziehen sich zwischen sieben und 15 Wochen hin, je<br />

Dominique Bussereau,<br />

Präsident des Conseil Général des<br />

Departements Charente-Maritime<br />

Dominique Bussereau hatte unter<br />

Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy<br />

schon mehrmals den Posten als Staatssekretär<br />

und Minister inne, insbesondere<br />

in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft<br />

und Finanzen. Seit 2008 ist<br />

er der Präsident des Conseil Général<br />

des Departements Charente-Maritime<br />

und seit 2010 auch Abgeordneter in<br />

der Nationalversammlung.<br />

Monsieur Bussereau, von Ihrem Büro<br />

aus erkennt man das gesamte Archipel,<br />

für das wir uns in dieser Reportage interessieren,<br />

darunter auch die Silhouette<br />

vom Fort Boyard. Das Departement<br />

Charente-Maritime identifiziert sich<br />

sehr mit diesem Bauwerk. Auf vielen offiziellen<br />

Dokumenten und in Broschüren<br />

wird es als Symbol für das Departement<br />

verwendet. Warum?<br />

Das Fort Boyard ist ein ganz besonderes<br />

Bauwerk. Die Menschen<br />

hier fühlen sich sehr mit dem Fort<br />

und seiner Geschichte verbunden.<br />

Außerdem ist es wegen seiner jüngeren<br />

Vergangenheit interessant. Seit 1990<br />

werden im Fort Boyard Spielshows<br />

aufgezeichnet, die in der ganzen Welt<br />

gezeigt werden. Jede Folge wird von<br />

Millionen Fernseh<br />

zuschauern<br />

ver folgt. So wurde<br />

es rund um den<br />

Globus berühmt.<br />

Im Sommer kommen<br />

die Menschen<br />

dann hierher<br />

und machen eine<br />

Bootstour zum<br />

Fort, wobei dieses<br />

aber nur umkreist<br />

werden kann. Sie<br />

sind auf der Suche nach der besonderen<br />

Magie des Fort Boyard.<br />

Diese jüngere Geschichte ist<br />

einzigartig. Ein Departement wird<br />

Eigentümer eines architektonischen<br />

Erbes. Das ist nichts Ungewöhnliches,<br />

werden Sie jetzt einwenden, sondern<br />

eigentlich die Regel. Doch dann<br />

überträgt das Departement die Nutzungsrechte<br />

an eine TV-Produktionsgesellschaft,<br />

was dazu führt, dass die<br />

Sehenswürdigkeit weltbekannt wird,<br />

obwohl sie kein Besucher betreten<br />

darf. Wo ist so etwas sonst schon in<br />

Europa passiert?<br />

Das war am Anfang aber auch ein<br />

sehr gewagtes Vorgehen...<br />

Ja, das ist richtig. Als der TV-<br />

Produzent Jacques Antoine Ende<br />

der 1980er-Jahre an die Türen des<br />

Conseil Général klopfte, hätte sich<br />

niemand ausgemalt, welche Wirkung<br />

seine Spielshows einmal erzielen<br />

würden. Das Departement sollte<br />

nach seiner Idee das Fort erwerben,<br />

um es ihm anschließend für sein TV-<br />

Projekt zu überlassen. Das bedeutete<br />

für beide Seiten ein großes Investment.<br />

Das Departement verpflichtete<br />

sich als Eigentümer zum Unterhalt<br />

des Bollwerks. Die Produktionsgesellschaft<br />

kümmerte sich um alles,<br />

was mit der Funktion als Fernsehstudio<br />

zu tun hatte. So waren die Aufgaben<br />

von Anfang an klar verteilt.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Trotzdem war das Projekt ein Risiko.<br />

Doch was für eine Erfolgsgeschichte<br />

ist daraus geworden? Im<br />

Nachhinein gibt es nur Gewinner.<br />

Die Produktionsgesellschaft bekam<br />

einen außergewöhnlichen Ort für<br />

eine erfolgreiche Sendung und das<br />

Departement eine Sehenswürdigkeit,<br />

die dank des Fernsehens weltberühmt<br />

wurde. Der Beweis dafür ist, dass<br />

sich sogar ausländische Magazine wie<br />

Frankreich erleben dafür interessieren.<br />

So, wie Sie unseren Titel aussprechen,<br />

beherrschen Sie die deutsche Sprache. Woher<br />

kommt Ihr Interesse an Deutschland?<br />

(lacht) Oh, haben Sie das bemerkt?<br />

Ja, es stimmt, ich spreche Deutsch.<br />

Leider habe ich zu selten die Gelegenheit<br />

dazu. Meine Verbindung zu<br />

Deutschland geht auf persönliche<br />

Umstände zurück. Mein Vater war<br />

als Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg<br />

nördlich von Berlin. Trotzdem<br />

war es ihm nach seiner Rückkehr<br />

wichtig, dass ich in der Schule<br />

Deutsch lernte. Damals war das eine<br />

Möglichkeit, in eine « gute » Klasse<br />

zu kommen, da Deutsch als schwere<br />

Sprache galt.<br />

Hatten Sie als Kind denn auch die<br />

Möglichkeit, Deutschland persönlich kennenzulernen?<br />

Ja, sogar mehrfach. Mein Vater<br />

arbeitete bei der SNCF, wo es diverse<br />

Kooperationen mit der Deutschen<br />

Bahn gab. So konnte ich ab dem Alter<br />

von zwölf Jahren jeden Sommer ein<br />

oder zwei Monate in einer deutschen<br />

Familie verbringen. So habe ich die<br />

Sprache wirklich gelernt.<br />

Waren die deutschen Sprachkenntnisse<br />

während Ihrer Karriere hilfreich?<br />

Ja, ganz eindeutig! Als ich Teil<br />

der Regierung war, erleichterten mir<br />

meine deutschen Sprachkenntnisse oft<br />

das Leben. Etwa, als ich den Europäischen<br />

Ministerrat vorbereiten musste.<br />

Viele meiner Gesprächspartner waren<br />

deutschsprachig. Es ist so viel einfacher,<br />

wenn man sich ohne Dolmetscher<br />

unterhalten, jemanden einfach<br />

auf seinem Handy anrufen oder ihm<br />

eine SMS in seiner Muttersprache<br />

schicken kann. Außerdem erleichterte<br />

es mir die Arbeit mit Österreich<br />

und einigen osteuropäischen Staaten,<br />

wo die Eliten oft Deutsch sprechen<br />

können. So unterhielt ich mich auf<br />

Deutsch mit meinen lettischen und<br />

estnischen Kollegen.<br />

Außerdem verdankte ich meinen<br />

deutschen Sprachkenntnissen den<br />

Posten als Landwirtschaftsminister.<br />

Als mir Jacques Chirac 2004 dieses<br />

Amt anbot, hat er mir erklärt, dass<br />

meine Sprachkenntnisse ein entscheidendes<br />

Kriterium darstellten. Er war<br />

davon überzeugt, dass sich dies auf das<br />

Verhandeln einer gemeinsamen Agrarpolitik<br />

positiv auswirkte.<br />

Wie erklären Sie sich, dass – verglichen<br />

mit anderen französischen Regionen<br />

– noch nicht so viele deutsche Touristen in<br />

Ihr Departement kommen?<br />

Das Departement Charente-Maritime<br />

ist traditionell ein beliebtes Ziel<br />

der Briten. Diverse Low-Cost-Airlines<br />

fliegen von britischen Städten aus den<br />

Flughafen von La Rochelle an. Viele<br />

Engländer haben bei uns Ferienhäuser<br />

gekauft. Vielleicht suchen die Deutschen,<br />

die oftmals durch Frankreich<br />

nach Spanien fahren, ein mediterraneres<br />

Klima. Ich bedauere das. Denn<br />

wir haben viel zu bieten: ein reiches<br />

kulturelles Erbe, schöne Strände oder<br />

unseren weltbekannten Cognac. Ich<br />

werde nicht müde, dies gegenüber<br />

deutschen Gesprächspartnern zu betonen.<br />

So lade ich regelmäßig den deutschen<br />

Botschafter in unsere Gegend<br />

ein. Außerdem machen wir einiges im<br />

Rahmen der deutsch-französischen<br />

Städtepartnerschaften, die in unserem<br />

Departement existieren.<br />

Monsieur Bussereau, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

Eric Buron,<br />

Direktor vor Ort<br />

der Produktionsgesellschaft.<br />

Rechte<br />

Seite: Impressionen<br />

aus dem Inneren<br />

des Fort Boyard.<br />

S. 35: Von Weitem<br />

scheint das Fort<br />

Boyard im Meer<br />

zu schwimmen.<br />

nachdem wie viele Länder im Fort Boyard drehen lassen.<br />

Für Eric Buron, den Direktor vor Ort, ist das Fort<br />

Boyard das außergewöhnlichste Fernsehstudio der Welt.<br />

« Es ist wie ein großes Kreuzfahrtschiff aus Stein. Die Atmosphäre<br />

für die Fernsehteams ist unvergleichlich. Wenn<br />

draußen der Sturm tobt, suchen wir Schutz in den alten<br />

Mauern. Wir fühlen uns hier wie in einer Familie. Das<br />

Fort Boyard ist etwas ganz Besonderes », schwärmt er mir<br />

vor. Niemand von den Mitarbeitern und Teilnehmern der<br />

Shows schläft übrigens in der Festung. Jeden Tag pendelt<br />

deshalb ein Schiff zwischen Festland und Fort.<br />

Auch ich spüre bei meinem Besuch diese besondere<br />

Aura des Ortes. Ganz besonders beeindruckt mich der<br />

Blick vom Ausguck des Forts. Während der Regen gegen<br />

die Scheiben schlägt, fühle ich mich wie im Nirgendwo.<br />

Als ich wieder hinuntersteige, bemerke ich die wunderschönen<br />

Treppenhäuser, die man so auch in einem edlen<br />

Herrenhaus auf dem Festland vorfinden könnte. Eigentlich<br />

schade, dass all dies für die Allgemeinheit nicht erlebbar<br />

ist. Doch neben einem gewissen Mysterium um das<br />

Fort, das man von Seiten der Produktionsfirma bewahren<br />

will, würde eine Öffnung mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen<br />

Millionen kosten, die niemand hat. So<br />

weiß ich auf der Rückfahrt mein eigenes Glück, das Fort<br />

betreten zu haben, zu schätzen. Für alle anderen bleiben<br />

die Bilder der Festung im Fernsehen.<br />

Ile d’Aix, wo der Stress<br />

auf dem Festland bleibt<br />

« Die Leute auf der Ile d’Aix sind ein wenig speziell ».<br />

Wie oft hörte ich diesen Satz von meinen Großeltern. Er<br />

kommt mir wieder in den Sinn, als in an der Pointe de la<br />

Fumée in Fouras die Fähre zur Ile d’Aix besteige. Mit an<br />

Bord zwei Gymnasiastinnen. Auf der nur 186 Einwohner<br />

zählenden Insel gibt es nur eine Grundschule, in der zurzeit<br />

zehn Schüler jahrgangsübergreifend unterrichtet werden.<br />

Danach müssen die Kinder zur Schule aufs Festland.<br />

Kaum sind alle Passagiere an Bord, haben die Touristen<br />

wie ich nur Augen für die schöne Umgebung, wohingegen<br />

die beiden Schülerinnen bereits in einer Ecke des Schiffes<br />

sitzen und mit ihren Hausaufgaben beginnen.<br />

« Sieht Du die beiden Mädchen da vorne? », fragt meine<br />

Sitznachbarin ihren Ehemann. « Die schauen sich noch<br />

nicht einmal um, dabei ist es so schön hier. » Sie scheint<br />

nicht verstanden zu haben, dass es sich um zwei Insulanerinnen<br />

handelt, die jeden Tag diese Strecke mit dem Schiff<br />

zurücklegen. Da beschleicht mich der Gedanke, dass es<br />

vielleicht gar nicht die Bewohner der Ile d’Aix sind, die<br />

« speziell » sind, sondern wir Festlandsmenschen, die immer<br />

alles gleich beurteilen und deuten müssen, wenn auch<br />

bisweilen falsch. Für die beiden Gymnasiastinnen ist die<br />

Fähre, was für uns Stadtmenschen die U-Bahn oder der<br />

Bus ist. Und wie viele Städter schauen dort noch aus dem<br />

Fenster?<br />

Während der 20-minütigen Überfahrt lese ich über<br />

die Geschichte der Ile d’Aix. Wie auf den Nachbarinseln<br />

ist sie ebenfalls von einer konfliktreichen Zeit zwischen<br />

Franzosen und Engländern geprägt. Ludwig XIV. forderte<br />

von Vauban auch für die Ile d’Aix die Konstruktion einer<br />

Befestigungsanlage. Ein Auftrag, den dieser von 1691<br />

bis 1693 erfüllte. Viele Jahre lang hielt sie den britischen<br />

Angriffen stand, bis sie 1757 zur großen Überraschung in<br />

weniger als einer Stunde von den Engländern komplett<br />

zerstört werden konnte.<br />

Im 19. Jahrhundert wollte Napoleon diese Schmach<br />

vergessen machen und ließ von seinen Ingenieuren erneut<br />

eine Festung errichten. Das Fort Liédot im Nordosten der<br />

Insel stammt aus dieser Epoche. Allerdings wurde von<br />

dem Fort niemals eine einzige Kanonenkugel abgefeuert.<br />

Die Fähre erreicht die Insel. Ich packe mein Buch wieder<br />

ein und bin gespannt, die Ile d’Aix zum ersten Mal<br />

in meinem Leben zu betreten. Auf der Fähre waren keine<br />

Autos, dafür ganz viele Fahrräder. Die gerade einmal<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

drei Kilometer lange und 600 Meter breite Ile d’Aix ist<br />

ein noch größeres Fahrradfahrerparadies als die Ile de Ré<br />

und die Ile d’Oléron. So leihe ich mir nach Verlassen des<br />

Schiffes als erstes selbst ein Zweirad. Für zehn Euro pro<br />

Tag zögere ich nicht lange.<br />

Als ich den Fahrradverleiher jedoch frage, ob er gar<br />

kein Fahrradschloss für mich habe, fängt dieser an zu<br />

schmunzeln: « Ein Fahrradschloss, was wollen Sie denn<br />

damit? Wer soll hier Ihr Fahrrad klauen? Wohin soll er<br />

damit verschwinden? », fragt er mich, natürlich rhetorisch.<br />

« Schlimmstenfalls könnte jemand Ihr Fahrrad verwechseln<br />

oder kurz ausleihen. Aber hier findet man alles immer<br />

wieder. » Ich merke, dass auf der Ile d’Aix andere Regeln<br />

gelten als auf dem Festland.<br />

In den folgenden Tagen entdecke ich eine Insel, die eigentlich<br />

alles für einen perfekten Urlaub anbietet: schöne<br />

Wanderwege, kleine einsame Buchten, Sand- und Muschelstrände,<br />

Eichenwälder, rosenberankte Häuser, Austernfarmen,<br />

viel frische Luft, alte Festungsmauern und<br />

sogar einen Winzer. Was will man mehr?<br />

Was mich allerdings am meisten beeindruckt, ist die<br />

Atmosphäre. Überall, wo ich hingehe, werde ich von den<br />

Einheimischen freundlich empfangen. Man lässt sich<br />

schnell auf einen Plausch ein und ist gerne bereit, Einblicke<br />

in das Inselleben zu geben. Natürlich kommt mir<br />

dabei zugute, dass ich nicht im <strong>Juli</strong> oder <strong>August</strong> hier bin,<br />

wenn mehr als 7.000 Tagesgäste die Insel bevölkern. Aber<br />

selbst im Sommer ticken die Uhren auf der Ile d’Aix langsamer<br />

als auf dem Festland. Der Stress, der heute die Welt<br />

prägt, ist auf dem Festland geblieben. Auf der Ile d’Aix<br />

lebt man entspannt.<br />

Neben der schönen Natur und den herzlichen Menschen<br />

wartet das Eiland mit drei Museen auf. Eines davon<br />

ist das Musée Napoléon. Vor meiner Besichtigung bin ich<br />

ein wenig skeptisch. Doch dann entpuppt sich der Besuch<br />

als äußerst spannend, auch wegen der engagierten Museumsführerin<br />

Lucette Moreau. Sie erklärt mir, dass die<br />

Maison du Gouverneur, in der sich das Museum befindet,<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Oben links: Lucette<br />

Moreau vom Musée<br />

Napoléon, Franck<br />

Speisser, der einziger<br />

Austernzüchter<br />

der Insel, Paul<br />

Pécherat in seinem<br />

botanischen Garten<br />

und Hervé Gallet,<br />

Perlmutthandwerker.<br />

Oben rechts: Die<br />

beiden Leuchttürme<br />

der Ile d’Aix. Unten<br />

links: Baby Plage<br />

ganz im Osten der<br />

Ile d’Aix. Linke Seite:<br />

Der Hauptstrand<br />

der Ile d’Aix. In der<br />

Ferne erkennt man<br />

das Fort Boyard.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />

bis heute für Napoleon-Fans eine große Bedeutung hat.<br />

Der Kaiser beauftragte den Bau dieses Gebäudes 1808, als<br />

er sich auf der Ile d’Aix einfand, um das Verteidigungssystem<br />

zu kontrollieren.<br />

Es ist aber vor allem das Gebäude, in dem er seine<br />

letzten Tage auf französischem Boden verbrachte, bevor er<br />

am 13. <strong>Juli</strong> 1815 seinen Kapitulationsbrief an die Engländer<br />

schrieb und anschließend nach Sankt Helena verbannt<br />

wurde. Die Ile d’Aix und die Maison du Gouverneur waren<br />

also das Letzte, was Napoleon von Frankreich gesehen<br />

hat. Dies erklärt auch, warum Straßen, Plätze und Hotels<br />

nach dem Kaiser und nach Schlachten von ihm benannt<br />

sind. So heißt der größte Platz im Ort Place d’Austerlitz.<br />

Lucette Moreau begleitet mich anschließend in das<br />

zweite Museum der Insel, das gleich gegenüber liegt: das<br />

Musée Africain. Es hat ebenfalls einen starken Bezug<br />

zur Lokalgeschichte der Insel. Trotzdem ist das Gezeigte<br />

erstaunlich. Präsentiert werden ausgestopfte Antilopen,<br />

Krokodile, Löwen und diverse afrikanische Vögel sowie<br />

Masken und Waffen aus Afrika. Der größte Stolz des<br />

Hauses ist ein weißes Dromedar, auf dem Napoleon 1798<br />

während seines Ägypten-Feldzuges saß.<br />

Diese mehr oder weniger skurrilen Exponate wurden<br />

vom Baron Gourgaud, der sie selbst auf Reisen in den Jahren<br />

von 1913 bis 1931 sammelte, auf die Insel gebracht.<br />

Baron Gourgaud ist ein Urenkel vom General Gourgaud,<br />

dem letzten Adjutanten von Napoleon. Er war ein großer<br />

Afrikaliebhaber. Dank seiner reichen US-amerikanischen<br />

Ehefrau Eva Gebhart, Erbin eines großen Vermögens,<br />

konnte er der Insel dieses Museum stiften. Er wollte den<br />

Insulanern damit die Chance geben, virtuell durch die<br />

Welt zu reisen.<br />

Das war aber nicht die einzige Wohltat, die die beiden<br />

für die Ile d’Aix in petto hatten. Da beide in die Insel verliebt<br />

waren, kauften sie auch diverse verfallene Häuser auf,<br />

um sie zu renovieren und so das architektonische Erbe der<br />

Insel zu erhalten. Außerdem ermutigten sie die Insulaner,<br />

sich gegenüber dem Tourismus zu öffnen und damit die Zukunft<br />

der Insel abzusichern. Heute wären der Baron und die<br />

Baronin sicherlich stolz, was aus « ihrer » Insel geworden ist.<br />

Ohnehin sind es die Menschen, die die Ile d’Aix zu<br />

einem ganz besonderen Ort machen. Dazu zählt neben<br />

den bereits Genannten auch Hervé Gallet, der mit seiner<br />

Familie noch eines der wenigen Perlmutt-Ateliers<br />

in Frankreich betreibt. Oder Paul Pécherat, der einen<br />

sehenswerten botanischen Garten auf der Insel besitzt,<br />

den er gerne interessierten Besuchern zeigt. Oder Franck<br />

Speisser, dem einzigen Austernzüchter der Insel, der seine<br />

Ware zur Verkostung anbietet.<br />

Als ich einige Zeit später bei einer Familienfeier meine<br />

Großeltern wiedersehe, fragt mich meine Großmutter:<br />

« Jetzt, wo Du alle Inseln kennst, welche bevorzugst Du? »<br />

Ich zögere. Noch bevor ich eine diplomatische Antwort<br />

gefunden habe, fügt sie hinzu: « Du hast Recht, warum<br />

soll man sich immer für eine Sache entscheiden. » Ich werde<br />

ihr nicht widersprechen.<br />

Ganz oben: Das Musée<br />

Napoléon. Darunter:<br />

Im Inneren des Fort<br />

Liédot. Darunter:<br />

Exponate im Musée<br />

Africain. Rechts: Alain<br />

Burnet, Bürgermeister<br />

der Ile d’Aix, vor<br />

einem Plan der<br />

Befestigungsanlagen<br />

der Insel. Unten:<br />

Das Fort Liédot.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Saint-Lô<br />

A84/E401<br />

<br />

Die Inseln liegen vor der Küste von<br />

La Rochelle und Rochefort. Aus den<br />

meis ten Gegenden Deutschlands<br />

so wie Österreich erreicht man die<br />

Re gion am besten via Belgien bzw.<br />

Ost frank reich, Paris und Tours. Aus<br />

der Schweiz sowie dem äußersten<br />

Süd westen Deutsch lands sollte man<br />

Frank reich weiter südlich durchque<br />

ren. Die Ile de Ré und die Ile<br />

d’Oléron sind mit einer Brücke ans<br />

Fest land angebunden. Die Ile Madame<br />

erreicht man über eine Straße,<br />

die nur bei Ebbe befahrbar ist. Zur Ile<br />

d’Aix verkehren Fähren von Fouras<br />

aus. Das Fort Boyard lässt sich nicht<br />

besichtigen.<br />

Ile de Ré …<br />

… Berlin 1.540 km … Hamburg 1.390 km<br />

… Köln 970 km … München 1.320 km<br />

… Wien 1.720 km<br />

… Zürich 1.000 km<br />

Der nächste Flughafen ist in La Rochelle.<br />

Er liegt in unmittelbarer Nähe<br />

der Brücke zur Ile de Ré, wird aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum allerdings<br />

nicht angeflogen und ist auch nicht<br />

N12/E50<br />

N176/E401 le Mont-Saint-Michel<br />

Brest<br />

Saint-Brieuc<br />

ans Flugnetz von Air France angebunden.<br />

Die nächsten größeren Flug-<br />

Avenue Sadi Carnot Dinan A84<br />

Office N12/E50 de Tourisme Rochefort Océan<br />

häfen sind in Bordeaux und Nantes, N164 17300 Rochefort<br />

Ile de Sein<br />

die beide mit Air France via Paris aus<br />

Telefon: +33 (0)5 <strong>46</strong> 99 08 60<br />

Quimper<br />

dem Pointe deutschsprachigen Raum ange<br />

flogen werden. Außerdem N165/E60 flie gen<br />

Ferme N24 aquacole de l’Ile Madame<br />

D768<br />

Rennes<br />

du Raz<br />

Transavia ab Berlin, Hop! ab Düs seldorf<br />

und Volotea ab München non-<br />

17730 Port-des-Barque<br />

Elisabeth & Jean-Pierre Mineau<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

stop nach Nantes.<br />

Telefon: +33 (0)5 <strong>46</strong> 84 12 67<br />

N165/E60<br />

Quiberon<br />

Zu den Inseln gibt es keinen Zug verkehr.<br />

Die nächsten Bahnhöfe sind in<br />

La Rochelle und Rochefort.<br />

www.iledere.com<br />

www.ile-oleron-marennes.com<br />

www.rochefort-ocean.com<br />

www.ilemadame.com<br />

Office de Tourisme de l’Ile de Ré<br />

Rue des Embruns<br />

17580 Le Bois-Plage-en-Ré<br />

Telefon: +33 (0)5 <strong>46</strong> 09 00 54<br />

Maison du Tourisme de l’Ile d’Oléron<br />

et du Bassin de Marennes<br />

22, rue Dubois Meynardie<br />

17320 Marennes<br />

Telefon: +33 (0)5 <strong>46</strong> 85 65 23<br />

Lannion<br />

La Baule<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

St. Nazaire<br />

Ile de Ré<br />

Ile d‘Aix<br />

Fort Boyard<br />

Ile Madame<br />

Ile d‘Oléron<br />

A11/E60<br />

Nantes<br />

A83<br />

Avranches<br />

Clisson<br />

A83<br />

A87<br />

Les Sables-d’Olonne<br />

N11/E601<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Cholet<br />

Niort<br />

A<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Montalivet<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Abteien, die sogar Kinder<br />

begeistern<br />

Kann der Besuch von<br />

alten Klöstern aus<br />

dem Mittelalter ein<br />

spannender Ausflug<br />

für die ganze Familie sein? Ja! Drei<br />

Abteien in der Nähe von Poitiers und<br />

Niort beweisen es. Außerdem lockt die<br />

Hauptstadt der Region Poitou-Charentes<br />

mit einem Besuch. Ein Erlebnisbericht.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Cognac: Von betrunkenen<br />

Spinnen und verdächtig<br />

schwarzen Fassaden<br />

Mit Cognac werden<br />

gerne Lederclubsessel<br />

vor einem knisternden<br />

Kaminfeuer assoziiert, in denen man<br />

es sich gemütlich macht, um mit<br />

E5/A10<br />

Freunden zu diskutieren, während man<br />

Le Porge<br />

eine Zigarre raucht. Cognac hat für Bordeaux<br />

viele etwas Dekadentes. Doch anders<br />

Cap-Ferret<br />

als das Getränk liefert die Kleinstadt<br />

A52/E72<br />

Cognac, die im Westen Frankreichs<br />

zwischen Poitiers und Bordeaux liegt,<br />

auf den ersten Blick kein besonders<br />

Mimizan<br />

luxuriöses Bild ab. Vielmehr wirkt sie wie<br />

eine typische Provinzstadt mit knapp E5-E70/A63<br />

20.000 Einwohnern. Doch von diesem<br />

Eindruck sollte man sich nicht in die Irre<br />

führen lassen. Hinter einigen der dunklen<br />

Hossegor<br />

Fassaden verbergen sich wertvolle<br />

France<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Die grünen Kanäle des Marais<br />

Poitevin<br />

An der Schnittstelle<br />

der drei Departements<br />

Vendée, Deux-Sèvres<br />

und Charente-<br />

Maritime befindet sich eine der<br />

beeindruckendsten Landschaften<br />

Frankreichs, der Marais Poitevin. In<br />

diesem riesigen grünen Sumpfgebiet<br />

westlich der Stadt Niort fungieren Kanäle<br />

als Straßen und es gibt Boote anstatt<br />

Autos. Selbst das präziseste GPS-System<br />

schafft es nicht, einem Ruderer, der<br />

sich in den über 100 mehr oder weniger<br />

schiffbaren Wasserläufen verfahren hat,<br />

den Weg zu weisen. Mehr als anderswo<br />

kommt es einem im Marais Poitevin so<br />

vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.<br />

Schätze. Je schwärzer Biarritzdie Bayonne Fassade, desto<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

größer sogar die Schätze. Dies ist eines<br />

Sare<br />

der Geheimnisse, Donostia- das man bei einem<br />

Pau<br />

Besuch vor S. Ort Sebastian erfahren kann.<br />

Pamplona<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Spanien<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Hôtel Napoléon<br />

Eine Wohlfühlinsel auf der Insel<br />

Als der Baron und die Baronin Gourgaud, die sich in die Ile<br />

d’Aix verliebt hatten, in den 1930er-Jahren dafür sorgten,<br />

dass sich die Insel dem Tourismus öffnete, um damit neue<br />

wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen, war beiden klar, dass es dafür<br />

nicht an einem guten Hotel fehlen dürfte. So wurde das Hôtel<br />

Napoléon geboren, das den Gästen ein würdiges Umfeld für ihren<br />

Urlaub bieten sollte.<br />

Der Hotelname wurde als Hommage an Napoleon gewählt, der<br />

auf der Insel ohnehin allgegenwärtig ist. Das Haus befindet sich<br />

zudem an der großen und symbolträchtigen Place d’Austerlitz.<br />

Der Platz erinnert mit seinem Namen an eine Schlacht, die als<br />

taktisches Meisterwerk des Kaisers gilt. Bis heute ist das Haus<br />

mit seiner Steinfassade und seinen grauen Fensterläden eines der<br />

schönsten am Platz.<br />

Nach den erfolgreichen Anfangsjahren lief die Herberge später<br />

immer schlechter. Der Niedergang zeichnete sich ab. Zu abhängig<br />

war man von der allgemeinen touristischen Frequentation der Ile<br />

d’Aix. Von 2007 bis 2010 wurde das Haus schließlich komplett<br />

geschlossen. Es hätte ein Ende für immer sein können. Doch<br />

dann entdeckte das Hotelierehepaar Martine und Noël Bourdet,<br />

welches auf der benachbarten Ile de Ré bereits das Hôtel Océan in<br />

Blois-Plage-en-Ré betreibt, dieses Haus. Sie bewarben sich beim<br />

Freundesverein der Ile d’Aix, in deren Eigentum sich das Gebäude<br />

befand, um die Wiedereröffnung des Hotelbetriebs.<br />

« Wir sind seit 30 Jahren auf der Ile de Ré aktiv und haben dort<br />

ein gut laufendes Hotel. Wir haben im Sommer oft auf die Ile d’Aix<br />

übergesetzt, mit unseren Kindern und mit Freunden. Als wir von<br />

dem geschlossenen Hotel erfuhren, dachten wir uns, dass man daraus<br />

etwas machen könnte », erklärt Noël Bourdet, froh, sich für<br />

ein Interview in dem frisch renovierten Salon des Hauses treffen zu<br />

können. Seine Frau Martine stimmt ihm zu. Auch sie ist glücklich<br />

über das Erreichte.<br />

Die Herausforderung war nicht gering. Um aus dem alten verstaubten<br />

und geschlossenen Hôtel Napoléon ein modernes 3-Sterne-Hotel<br />

zu machen, waren Bauarbeiten notwendig, die ein Jahr<br />

lang dauerten. Das Innere des Gebäudes gestaltete man dabei fast<br />

komplett neu. Alte Mauern wurden eingerissen, neue gebaut. Denn<br />

nicht nur die Komfortansprüche der Gäste sind gestiegen, auch alle<br />

Sicherheitsvorschriften aus heutiger Zeit mussten erfüllt werden.<br />

Doch trotz der umfassenden Sanierung wurden Spuren der Vergangenheit<br />

in das neue Hotel integriert. Etwa ein beeindruckender<br />

Weinkeller, den man durch einen Glasfußboden vom Restaurant<br />

aus sieht. Die Investitionskosten beliefen sich insgesamt auf eine<br />

Million Euro.<br />

« Die Umbauzeit war lang und schwierig », blickt Martine zurück,<br />

« aber wir hatten viel Unterstützung. So halfen uns die Fischer<br />

und Fährleute, Baumaterial mit ihren Booten auf die Insel zu brin­<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


gen. Denn eine solche Grundsanierung auf einer<br />

kleinen Insel ist nicht einfach. Außerdem wollten<br />

wir ein wenig die Gewohnheiten brechen und ein<br />

zeitgenössisches Design schaffen. Wir wollten<br />

beweisen, dass ein moderner Einrichtungsstil die<br />

Authentizität des Ortes nicht stört. » Ein Versuch,<br />

der gelungen ist. Das neue Hôtel Napoléon<br />

versteht es, moderne Designelemente perfekt mit<br />

der alten Bausubstanz in Einklang zu bringen. So<br />

wirken die Stühle von Philippe Starck in keiner<br />

Weise unpassend auf dieser Insel, die sonst eher<br />

einen rustikalen Stil pflegt.<br />

Als Gast stehen einem 18 Zimmer und eine<br />

Suite zur Verfügung. Das Dekor ist durchweg<br />

elegant und modern, die Betten sind neu und<br />

komfortabel. Außerdem sind die Zimmer angenehm<br />

geräumig und die Badezimmer stehen in<br />

puncto Design dem Rest in nichts nach. Zwar<br />

fehlen Badewannen, doch dies ist eine bewusste<br />

Entscheidung gewesen, denn Wasserknappheit<br />

ist im Hochsommer ein großes Thema auf der<br />

Ile d’Aix. Das kostbare Nass muss durch Rohrleitungen<br />

vom Festland auf die Insel gepumpt<br />

werden.<br />

Für kulinarische Genüsse sorgt das Hotelrestaurant<br />

« Chez Joséphine ». Die Küche hat sich<br />

lokalen und frischen Produkten verschrieben.<br />

Insbesondere die Fischgerichte sind köstlich. Die<br />

Fischsuppe zeigt ganz besonders die Qualität der<br />

Küche. Der Tagesfisch lohnt ebenso einen Versuch.<br />

Natürlich stehen auch die für die Ile d’Aix<br />

typischen Austern auf der Speisekarte, in diesem<br />

Fall begleitet von einer würzigen Wurst. Nicht<br />

zu vergessen die Desserts, die so manche Überraschung<br />

für den Gaumen bereithalten.<br />

« Wir haben hier eine nicht ganz gewöhnliche<br />

Herberge geschaffen », sind die beiden Gastgeber<br />

überzeugt. Recht haben sie. Man würde ein<br />

solches Design-Boutique-Hotel nicht auf der Ile<br />

d’Aix vermuten. Erfreulich sind zudem die moderaten<br />

Preise.<br />

Wenn man im Hôtel Napoléon sein Nachtlager<br />

aufschlägt, sollte man auf keinen Fall verpassen,<br />

es sich am Ende des Tages, wenn die Sonne<br />

am Horizont untergeht, auf der Terrasse des<br />

Hotelrestaurants bequem zu machen und einen<br />

Aperitif zu genießen. Man sieht dann, wie die<br />

letzten Tagesbesucher zur Fähre eilen, um noch<br />

aufs Festland zurückzukommen. Spätestens in<br />

dem Moment weiß man, welches Privileg es ist,<br />

über Nacht bleiben zu dürfen und die Insel fast<br />

für sich alleine zu haben. Allerdings wird man<br />

an einem der folgenden Tage die gleiche Fähre<br />

nehmen müssen. Bis dahin kann man es sich im<br />

Hôtel Napoléon jedoch so richtig gut gehen lassen.<br />

<br />

Hôtel Napoléon<br />

Rue Gourgaud<br />

17123 Ile d’Aix<br />

Telefon: +33 (0)5 <strong>46</strong> 84 00 77<br />

<br />

www.hotel-ile-aix.com<br />

<br />

DZ ab 80 Euro, Suite ab 100 Euro<br />

<br />

19 Zimmer, Restaurant, kostenloses WLAN<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

Monnaie de Paris<br />

Teil 1: Quai de Conti, eine Fabrik hinter königlicher Fassade<br />

Auch im touristisch stark erschlossenen und viel beschriebenen Paris gibt es noch so<br />

manche Überraschung. Eine befindet sich direkt an der Seine gegenüber<br />

dem Louvre. Hinter einer herrschaftlichen Fassade aus dem 18. Jahrhundert<br />

verbirgt sich Frankreichs älteste staatliche Institution, die Münzprägeanstalt<br />

des Landes. Eine Einrichtung, deren genaue Aktivität in so<br />

zentraler Lage nur wenige erahnen.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


11, quai de Conti ist eine der erstaunlichsten Adressen<br />

der französischen Hauptstadt. Sie bezeichnet<br />

ein Gebäude, an dem viele Besucher der Stadt<br />

vorbeikommen, sei es bei einem Spaziergang entlang der<br />

Seine oder während einer Schiffstour auf dem Fluss, ohne<br />

wahrscheinlich zu erraten, was sich hinter der Fassade genau<br />

verbirgt. Von außen wirkt das Gebäude vor allem herrschaftlich.<br />

Man würde ein Ministerium oder die Botschaft eines<br />

reichen Landes hinter den Mauern vermuten. Die Fassade<br />

zur Seine ist stolze 117 Meter lang. Vornehme Räume liegen<br />

dahinter sowie eines der schönsten Treppenhäuser der Stadt.<br />

Insgesamt nimmt das ganze Areal sogar eine Fläche von 1,2<br />

Hektar ein, und dies mitten im 6. Arrondissement, wo der<br />

Quadratmeterpreis für Grundstücke und Immobilien einer<br />

der höchsten der Metropole ist.<br />

Das alles wäre aber nicht wirklich aufsehenerregend,<br />

zumal man in Paris gerade in diesem Bereich der Stadt an<br />

majestätische Bauwerke gewöhnt ist. Die wahre Überraschung<br />

liegt nicht im Äußeren, sondern in der Nutzung<br />

des Gebäudes. Denn hinter der Adresse 11, quai de Conti<br />

verbirgt sich eine der letzten industriellen Wirkungsstätten<br />

inmitten des Zentrums der Weltstadt, zudem eine mit<br />

langer Historie und von einst großer strategischer Bedeutung.<br />

Es handelt sich um die Münzprägeanstalt von Paris.<br />

Die Produktionsaktivitäten sind jedoch so diskret,<br />

dass selbst einige Anrainer kaum wissen, was hinter den<br />

Mauern der Münze von Paris vor sich geht. Jeden Tag<br />

werden von hochqualifizierten Mitarbeitern dank beeindruckender<br />

Maschinen und bei Temperaturen von bis zu<br />

650 Grad Münzen und Medaillen geprägt. Monnaie de<br />

Paris ist im Laufe der Jahrhunderte eine Marke mit einem<br />

exzellenten Ruf in der Welt geworden. Die Münzen aus<br />

Paris gelten mit als die besten, die es gibt.<br />

Um zu verstehen, warum sich eine solche Produktionsstätte<br />

inmitten der Innenstadt befindet und warum<br />

die Münzprägeanstalt so renommiert ist, muss man einen<br />

Blick in die Vergangenheit werfen. Am 25. Juni 864 traf<br />

Karl II., Karl der Kahle genannt und Enkel von Karl<br />

dem Großen, eine wichtige Entscheidung: Er befahl die<br />

Neuordnung und Zentralisierung der Münzenproduktion<br />

im Königreich, um damit auch dem wachsenden Umlauf<br />

gefälschter Münzen Einhalt zu gebieten. Damit schuf er<br />

die älteste, heute noch bestehende Institution des Landes.<br />

Die Münze von Paris war geboren, auch wenn sie damals<br />

noch nicht so hieß.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Münzwesen im<br />

Land immer ausgereifter. Im 14. Jahrhundert eröffnete in<br />

Paris eine Münzwerkstatt. Die Räume der Fabrikationsstätte<br />

waren nicht sehr prestigevoll. Es handelte sich um<br />

ein paar Altbauten, die aber einer heute noch existierenden<br />

Straße, der Rue de la Monnaie, ihren Namen gaben.<br />

Doch angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung des<br />

Landes und der immer größer werdenden Bedeutung von<br />

Geld als Zahlungsmittel wurden die Räume zu eng. Man<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

Monnaie de Paris in Zahlen<br />

2 Produktionsstätten: Paris und Pessac bei Bordeaux<br />

500 Mitarbeiter, davon 350 Arbeiter<br />

traf deshalb die Entscheidung, dass ein neues Gebäude für<br />

die Münzprägeanstalt errichtet werden müsste, das zudem<br />

würdevoller sein sollte als die alte Werkstatt.<br />

Diverse Standorte wurden unter die Lupe genommen.<br />

Zunächst präferierte man die Place de la Concorde. Doch<br />

dann wurde entschieden, die neue Münze von Paris am<br />

Ufer der Seine am Quai de Conti unweit der alten Einrichtung<br />

zu konstruieren. Der Standort war sehr repräsentativ.<br />

Es hatte zuvor sogar Pläne von der Stadt gegeben, an<br />

der Stelle ein neues Rathaus zu bauen. Außerdem erleichterte<br />

die Lage direkt am Fluss<br />

den Transport der für die<br />

Münzprägung notwendigen<br />

Rohstoffe.<br />

Zur Realisierung des Projektes<br />

wurde ein Architekturwettbewerb<br />

ausgerufen,<br />

den der Architekt Jacques-<br />

Denis Antoine gewann. Den<br />

Grundstein legte man am<br />

30. April 1771 und am 20.<br />

Dezember 1775 wurde die<br />

Münze von Paris eingeweiht.<br />

Die Architektur des Gebäudes galt von Beginn an als<br />

gelungen und wurde ein Referenzobjekt des damaligen<br />

Stils. Besonders gut gefiel dabei, dass die neue Münzprägeanstalt<br />

von außen eher wie ein majestätisches Palais<br />

denn eine Fabrik aussah. Jacques-Denis Antoine hatte es<br />

verstanden, die Erfordernisse eines modernen Produktionsprozesses<br />

mit dem Repräsentationsanspruch einer<br />

solch ehrwürdigen Institution, schließlich ging es um die<br />

Macht des Königs, in Einklang zu bringen.<br />

Ein Geniestreich, der bis in die Gegenwart beeindruckt.<br />

Wenn man heute die Münze von Paris durch das<br />

Haupttor betritt und sich im Ehrenhof befindet, taucht<br />

man in eine vom Verkehrslärm geschützte Welt ein, die<br />

mitnichten an eine Fabrik erinnert. Dabei sind das Herz<br />

des Gebäudes unverändert die Räume, in<br />

denen Münzen und Medaillen geprägt<br />

1,5 Milliarden geprägte Münzen pro Jahr<br />

100.000 geprägte Medaillen pro Jahr<br />

120.000 geprägte Goldmünzen pro Jahr<br />

130.000 produzierte Auszeichnungen pro Jahr<br />

36,5 Tonnen eingekauftes Silber pro Jahr<br />

werden.<br />

Als Frankreich noch ein Königreich<br />

war und die Münzen noch von Menschenhand<br />

geprägt wurden, verließen<br />

einige Millionen Münzen pro Jahr die<br />

Einrichtung. Durch die Industrialisierung<br />

und den Einzug neuer Techniken<br />

und Maschinen stieg diese Zahl im 19.<br />

und 20. Jahrhundert steil an. So stellte<br />

man 1970 bereits 383 Millionen Stücke<br />

her.<br />

Allerdings ging auch der technologische Fortschritt<br />

nicht spurlos an der Münze von Paris vorbei. So verlagerte<br />

man 1973 das Tagesgeschäft nach Pessac, in einen Vorort<br />

von Bordeaux. In schmucklosen Fabriken werden dort<br />

heute rund 900 Millionen französische Euro-Münzen sowie<br />

die Münzen anderer Staaten wie etwa die von Oman,<br />

La Monnaie de Paris<br />

11, quai de Conti<br />

75006 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 <strong>46</strong> 56 66<br />

www.monnaiedeparis.fr<br />

Thailand, Costa Rica oder Madagaskar geprägt.<br />

Trotzdem hat das Pariser Stammhaus seine ursprüngliche<br />

Bestimmung nicht verloren. Zwar sind die Maschinen<br />

nicht mehr so stark im Einsatz wie vor 1973, doch am<br />

Quai de Conti wird bis heute geprägt. Heute entstehen<br />

Münzen aus Edelmetallen, Medaillen, Auszeichnungen<br />

ziviler und militärischer Art sowie Schmuck. Die Münze<br />

von Paris wird für ihr Know-how und ihre Qualität rund<br />

um den Globus geschätzt. In der Welt des Luxus und der<br />

Kunst hat sie sich einen Namen gemacht. Ein Großteil<br />

der Produktion aus Paris geht<br />

an Sammler. So prägte man<br />

beispielsweise aus Anlass<br />

der Euro-Einführung 5.000<br />

Francs-Münzen aus Silber<br />

und Gold, die der Designer<br />

Philippe Starck entworfen<br />

hatte.<br />

Der eigentliche Produktionsprozess<br />

veränderte sich<br />

dabei im Laufe der Zeit gar<br />

nicht so stark wie man glauben<br />

könnte. Die Pläne von<br />

Jacques-Denis Antoine sahen vor, dass die Aufteilung<br />

der Räume den einzelnen Produktionsschritten folgte.<br />

Damals war das ein geradezu revolutionärer Ansatz, der<br />

bis heute aber nichts an Aktualität eingebüßt hat. Man<br />

versteht, warum der Architekt nach Fertigstellung der<br />

Münze von Paris von der Schweiz gebeten wurde, die<br />

Münzprägeanstalt von Bern zu errichten.<br />

In der Münze von Paris ist man stolz auf die eigene<br />

Vergangenheit. So stammt das älteste Werkzeug, das sich<br />

bis heute in den Räumen der Institution befindet, aus dem<br />

Jahre 1496. Das ist aber nur ein Beispiel einer 300.000<br />

Werkzeuge umfassenden Sammlung. Viele dieser Gegenstände<br />

haben eine ganz besondere Geschichte. So gibt es<br />

eine Prägemaschine, die aus geschmolzenen Kanonen aus<br />

der Schlacht von Austerlitz hergestellt<br />

wurde.<br />

Auch wenn man in den Sälen der<br />

Münze von Paris die Geschichte atmen<br />

hört, so will sich die Institution nicht auf<br />

den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen.<br />

Die in einem Palast untergebrachte<br />

Fabrik der Republik hat Großes vor.<br />

Unter dem Namen « MétaLmorphoses »<br />

gestaltet man gerade den Pariser Stammsitz<br />

um, damit ein neues Kulturviertel<br />

im Herzen der französischen Hauptstadt<br />

entsteht, das sich der Öffentlichkeit gegenüber stärker öffnet<br />

als bisher. Das Abenteuer der Münze von Paris geht<br />

also weiter.<br />

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe über die Münz pro duktion in<br />

Pessac und in der darauffolgenden Ausgabe über die detaillierten<br />

Pläne für das Projekt MétaLmorphoses.<br />

<strong>46</strong> · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Oben: Das Gebäude der Münzprägeanstalt von der Seine<br />

aus gesehen sowie der Ehrenhof und das Ehrentreppenhaus.<br />

Unten: Das Innere erinnert eher an ein Schloss als an eine<br />

Fabrik. Unter anderem werden hier wertvolle Auszeichnungen<br />

hergestellt. S. 44: Der Salon Guillaume Dupré mit einem<br />

Deckengemälde von J-J Weerts. S. 45: Die Prägung<br />

besonderer Münzen bedarf zum Teil der Handarbeit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bordeaux<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Im letzten Jahrzehnt haben sich viele französische Städte einer<br />

Verjüngungskur unterzogen. Allerorts wurden Plätze neu angelegt,<br />

Straßen saniert und Fassaden gesäubert. Oft diente die Errichtung<br />

eines Straßenbahnnetzes – die Tram erfährt in letzter Zeit eine unglaubliche<br />

Renaissance in Frankreich – als Initialzündung für eine Stadterneuerung.<br />

Bauarbeiter leisten also in vielen Städten des Landes ganze Arbeit, doch kaum<br />

eine Stadt hat sich derart verändert wie die Weinmetropole im Süd westen des<br />

Landes. Bordeaux erlebte in den letzten zehn Jahren eine Metamorphose, die<br />

die Stadt heute zu einer der schönsten und attraktivsten in ganz Frankreich<br />

macht. Eine Liebeserklärung an eine Metropole, die sich neu erfunden hat.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bordeaux<br />

Oben im Uhrzeigersinn: Die Rue Notre-Dame im Szeneviertel Les Chartrons. Jean-Philippe auf seinem Balkon mit Blick auf die Place<br />

du Parlement. Skatbordanlage am Ufer der Garonne. Die ultramoderne Straßenbahn der Stadt. Rechte Seite: Place du Marché<br />

des Chartrons. S. 48/49: Frachtschiffe kommen nicht mehr bis ins Zentrum von Bordeaux, Kreuzfahrtschiffe dafür immer öfter.<br />

Wenn Jean-Philippe auf seinem Balkon steht, liegt<br />

ihm das heitere Leben von Bordeaux im wahrsten<br />

Sinne des Wortes zu Füßen. Seine gemütliche<br />

Zwei-Zimmer-Wohnung in der vierten Etage eines<br />

Wohnhauses aus dem 18. Jahrhundert liegt direkt an der<br />

Place du Parlement, einem der Hauptplätze der Altstadt.<br />

Gerade im Sommer pulsiert das Leben auf dem von Restaurants<br />

und Bistros gesäumten Platz bis tief in die Nacht.<br />

Dann genießen Einheimische und Touristen die warmen<br />

Sommerabende auf den Terrassen der Gastronomiebetriebe.<br />

Jean-Philippe nimmt das Treiben an solchen<br />

Abenden als eine gleichmäßige Geräuschkulisse wahr.<br />

Doch den aus Toulouse stammenden Opernsänger,<br />

der am Grand Théâtre von Bordeaux fest angestellt ist,<br />

stört das nicht. Er freut sich vielmehr darüber, dank eines<br />

alten Mietvertrages eine bezahlbare Bleibe in so zentraler<br />

Lage zu besitzen – zu seiner Arbeitsstelle sind es nur<br />

wenige Minuten zu Fuß. Denn eine Wohnung an der<br />

Place du Parlement ist heute fast unbezahlbar geworden.<br />

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Fassaden von Bordeaux<br />

schwarz waren, man in der Altstadt auf merkwürdige<br />

Typen traf und überall ein wenig Endzeitstimmung<br />

herrschte. Damals in den 1980er- und 1990er-Jahren war<br />

Bordeaux eine Stadt verblichener Schönheit. Kaum einer<br />

hätte sich damals ausgemalt, welche Magie diese Stadt<br />

einige Jahre später ausstrahlen würde.<br />

Jean-Philippe weiß, dass er mit seiner Wohnung Glück<br />

hat. Er weiß auch, dass die Veränderungen, die Bordeaux<br />

in den letzten zehn bis 15 Jahren erlebte, ihre Schattenseiten<br />

haben, etwa steigende Mieten in der Innenstadt. Doch<br />

wie die meisten anderen Einwohner der Weinmetropole<br />

möchte er den Erneuerungsschub trotzdem nicht missen.<br />

Keiner wünscht sich die dunklen Fassaden, die verlassenen<br />

Gassen und die deprimierende Atmosphäre von<br />

früher zurück. Zudem sind die Mieten trotz des Anstiegs<br />

im Vergleich zu anderen französischen Städten insgesamt<br />

immer noch recht moderat. Dies zeigt auch eine kürzlich<br />

vom Meinungsforschungsinstitut BVA veröffentlichte<br />

Umfrage, wonach Bordeaux nach Paris und vor Toulouse<br />

die beliebteste Stadt der Franzosen ist.<br />

Nicht weit von Jean-Philippes Wohnung entfernt, liegt<br />

ein weiterer Platz, der wie kein anderer die Erneuerung<br />

der Stadt symbolisiert: die Place de la Bourse. Der Platz<br />

ist so etwas wie die gute Stube von Bordeaux. An ihm liegen<br />

die Handelskammer sowie das Nationale Zollmuseum<br />

(Musée National des Douanes). Wer in den 1990er-Jahren<br />

auf dem Platz stand, befand sich inmitten von parkenden<br />

Autos. Dazu der Lärm einer lauten Uferstraße. Die Fassaden<br />

der angrenzenden Gebäude waren wie überall tiefschwarz.<br />

Kurzum, die Place de la Bourse war alles andere<br />

als repräsentativ oder ein angenehmer Ort zum Verweilen.<br />

Wie anders die Situation heute: Die Autos sind vom<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Platz verbannt worden. Die Gebäude wurden aufwendig<br />

saniert und verströmen wieder ihre ganze Pracht. Die<br />

Uferstraße ist verkehrsberuhigt und die ultramoderne<br />

Tram, die heute entlang der Garonne fährt, bildet einen<br />

wunderschönen Kontrast zum historischen Ensemble.<br />

Gerade abends, wenn die Fassaden kunstvoll illuminiert<br />

werden und Spaziergänger den Platz bevölkern, kann man<br />

hier stundenlang dem Treiben zuschauen, ohne sich auch<br />

nur eine Minute zu langweilen. Die Place de la Bourse ist<br />

nicht mehr wiederzuerkennen.<br />

So wie an diesen beiden Plätzen hat sich die Stadt fast<br />

überall verändert. Es gibt kaum eine Straße in der Innenstadt,<br />

die nicht neu gepflastert wurde. Kaum eine Fassade,<br />

die nicht gesandstrahlt wurde und nun wieder hell leuchtet.<br />

Kaum ein Platz, der jetzt nicht zum Verweilen einlädt<br />

und von parkenden Autos befreit wurde. Bordeaux hat<br />

sich schick gemacht und dabei seine alte Größe wiedergefunden.<br />

Ein weiterer Höhepunkt der Stadterneuerung ist das<br />

neu angelegte Ufer der Garonne. Der Fluss war die einstige<br />

Lebensader der Hafenstadt, die durch Wein- und Sklavenhandel<br />

reich wurde. Wo früher eine schnellstraßenartige<br />

Uferstraße und verlassene Brachflächen für Ödnis sorgten,<br />

ist heute eine einzigartige Promenade entstanden, auf der<br />

man kilometerlang flanieren kann. Mit viel Geschmack hat<br />

die Stadtverwaltung den Uferstreifen neu angelegt. Schön<br />

gestaltete Grünflächen wechseln sich mit Einrichtungen<br />

für sportliche Aktivitäten ab. Design-Laternen hüllen<br />

abends alles in ein sanftes Licht. Es gibt nicht viele Städte<br />

auf der Welt, die eine so attraktive Promenade besitzen.<br />

Entlang der Kais wurden zudem drei Anlegestellen für<br />

Kreuzfahrtschiffe eingerichtet. Es ist ein ganz besonderes<br />

Erlebnis, wenn die Ozeanriesen direkt im Zentrum anlegen.<br />

Dann wird für ein paar Stunden eine Wunde der Stadt<br />

geschlossen, die auch der von Bürgermeister Alain Juppé<br />

initiierte Stadterneuerungsprozess nicht heilen konnte.<br />

Denn viele Bordelais bedauern, dass ihre Stadt nicht mehr<br />

das besitzt, was sie einmal groß machte: einen Hafen.<br />

Zwar steuern auch heute noch Frachtschiffe Bordeaux<br />

an, doch es sind viel weniger als früher. Außerdem, und<br />

das ist der wichtigere Punkt, befinden sich die Hafenanlagen<br />

nun weit außerhalb der Stadt flussabwärts in Richtung<br />

der Mündung der Gironde. Anders als Hamburg,<br />

das ebenfalls im Landesinneren liegt, schaffte Bordeaux<br />

es nicht, seinen Hafen in die Moderne zu retten. Ein<br />

Trauma, das wohl nur mit der Zeit verschwinden wird.<br />

Ein Zurück wird es jedenfalls nicht mehr geben – außer<br />

für ein paar Stunden, wenn mal wieder ein Kreuzfahrtschiff<br />

in die Stadt kommt. Außerdem verkehren ab<br />

diesem Jahr als kleiner Trost zwei umweltfreundliche<br />

Katamarane im öffentlichen Linienverkehr (BatCub) auf<br />

der Garonne.<br />

Doch der Verlust des Hafens hat auch seine positiven<br />

Seiten. Dadurch wurde nicht nur die Anlage der Flaniermeile<br />

entlang der Garonne ermöglicht, die von typischen<br />

Fassaden aus dem 18. Jahrhundert gesäumt wird, sondern<br />

auch eine neue Nutzung ehemaliger Hangars nördlich der<br />

Innenstadt. Wo früher Waren lagerten, befinden sich heute<br />

Geschäfte und Gaststätten. Der « Quai des Marques »<br />

genannte Shoppingkomplex besteht aus 34 Boutiquen, die<br />

auch sonntags geöffnet sind, und 13 Restaurants. Er ist<br />

zu einem neuen Anziehungspunkt im Norden der Stadt<br />

geworden.<br />

Diese Hangars sind aber erst der Vorbote eines noch<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bordeaux<br />

viel spannenderen Projektes. Denn etwas weiter nördlich<br />

davon wird gerade um ein altes Hafenbecken herum eine<br />

moderne Hafencity entwickelt. Als erstes Symbol dieses<br />

neuen Stadtteils wurde Anfang des Jahres eine neue Brücke<br />

über die Garonne eröffnet, der Pont Jacques Chaban-<br />

Delmas. Die futuristische Brücke, deren Mittelstück sich<br />

hochfahren lässt, damit auch zukünftig Kreuzfahrtschiffe<br />

bis in die Innenstadt von Bordeaux navigieren können, ist<br />

das moderne Gegenstück zum altehrwürdigen Pont de<br />

Pierre, der symbolträchtigen Brücke in der Innenstadt.<br />

Dank der neuen Brücke soll die Verkehrssituation im Norden<br />

von Bordeaux verbessert und ein Zusammenwachsen<br />

der beiden Uferseiten gefördert werden.<br />

Außerdem dient sie der Erschließung der neuen<br />

Hafencity, den Bassins à flots. Auf Brachflächen entstehen<br />

rund um ein altes Hafenbecken Hotels, Geschäfte,<br />

kulturelle Einrichtungen und viele Wohnungen. Wenn<br />

alles fertig ist, sollen 10.000 Menschen in diesem neuen<br />

maritimen Stadtteil wohnen. Bordeaux folgt mit diesem<br />

städtebaulichen Projekt bekannten Vorbildern aus anderen<br />

Hafenstädten wie Hamburg, London, Oslo oder Amsterdam.<br />

Die Fassaden aus dem 18. Jahrhundert, für die<br />

Bordeaux bekannt ist, erhalten an dieser Stelle einen zeitgenössischen<br />

Kontrapunkt. Die Stadt erfindet sich noch<br />

einmal ganz neu.<br />

Einer der architektonischen Leuchttürme der neuen<br />

Hafencity wird die Cité des civilisations du vin. Das<br />

vom französischen Architekturbüro X-TU entworfene<br />

Gebäude soll für Bordeaux das werden, was das Guggenheim-Museum<br />

für Bilbao ist: eine Ikone der modernen<br />

Architektur, die neugierige Touristen an die Garonne<br />

lockt. Inhaltlich wird es in dem Zentrum um Wein gehen,<br />

einem der Trümpfe der Stadt. Schließlich ist Bordeaux<br />

das Zentrum eines der wichtigsten Weinanbaugebiete<br />

der Welt. Errichtet wird das neue Weinzentrum direkt<br />

an einer Schleuse, die das alte Hafenbecken mit der Garonne<br />

verbindet. Die vom Fluss sichtbare Stadtsilhouette<br />

bekommt ein neues Wahrzeichen. Die Eröffnung ist für<br />

Mai 2015 geplant.<br />

Ein Termin, den Serge mit besonderer Freude erwartet.<br />

Vor einigen Jahren hat der Bankangestellte unweit<br />

der Bassins à flots ein Haus gekauft. Hier, in den nördlichen<br />

Ausläufern der Innenstadt, werden die Straßen<br />

meist von zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden gesäumt,<br />

die Makler neudeutsch wohl als Townhouses vermarkten<br />

würden.<br />

Wie seine Nachbarn hat Serge viel Geld in die Renovierung<br />

des Anwesens gesteckt. Die Fassade musste<br />

grundgereinigt werden. Ein kostspieliges Unterfangen, da<br />

der in Bordeaux verwendete Sandstein besonders behutsam<br />

saniert werden muss. Außerdem ließ er die Fenster<br />

und Fensterläden erneuern, alle Stromleitungen im Haus<br />

ausbessern, Rohre auswechseln und noch vieles mehr<br />

renovieren. Investitionen, die sich aber gelohnt haben<br />

dürften. Denn seit die Pläne für die Hafencity bekannt<br />

wurden, steigen die Immobilienpreise in diesem Viertel.<br />

Was könnte einen Hausbesitzer mehr erfreuen?<br />

Eine Entwicklung, welche etwas weiter südlich, also<br />

zwischen der Innenstadt und der neuen Hafencity, bereits<br />

vor einigen Jahren eingesetzt hat. Es handelt sich um den<br />

Stadtteil Les Chartrons, « dem » Szeneviertel von Bordeaux.<br />

Wer in diesem Viertel wohnt, hat es im Leben zu<br />

etwas gebracht, will aber im Alltag trotzdem nicht auf ein<br />

urbanes Umfeld verzichten. Les Chartrons ist so etwas<br />

wie der Prenzlauer Berg von Bordeaux. Viele Kreative und<br />

Intellektuelle haben sich in diesem historischen Viertel<br />

Unten: Simulation der neuen Hafencity, den Bassins à flots, mit dem<br />

neuen Weinmuseum. Rechte Seite im Uhrzeigersinn: Das Hotel<br />

von Patrick Demolin. Jean-Philippe Cache in seiner Boutique.<br />

Ein Kreuzfahrtschiff passiert den neuen Pont Jacques Chaban-<br />

Delmas. BatCub eröffnet den Linienverkehr auf der Garonne. Die<br />

neu angelegte Promenade am Fluss. Der « Quai des Marques ».<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


mit seinen herausgeputzten, aber noch immer charmanten<br />

Gassen niedergelassen.<br />

Das Herz des Viertels bildet der Platz mit einer alten<br />

Markthalle, die Place du Marché des Chartrons. Auch<br />

die nahe Rue Notre-Dame ist sehr beliebt. An ihr liegen<br />

diverse Boutiquen mit Designmöbeln und Dekorationsgegenständen.<br />

Eine von ihnen wird von Jean-Philippe Cache<br />

betrieben. Der Pariser war das Leben in der Hauptstadt<br />

leid und suchte in Bordeaux nach einer neuen Herausforderung.<br />

Für seinen neuen Laden schaute er sich viele freie<br />

Geschäfte überall in der Stadt an. Doch am Ende gab es<br />

keinen Zweifel für ihn: seine neue Boutique musste in Les<br />

Chartrons eröffnet werden. Seitdem bietet er in der Rue<br />

Notre-Dame Designgegenstände an.<br />

Dass das Viertel die Spielwiese für Menschen ist, die<br />

den Mut für Neues haben, zeigt auch das Beispiel von Patrick<br />

Demolin. Einst in der Modewelt zu Hause, hat sich<br />

der 48-Jährige vor einigen Jahren einen Kindheitstraum<br />

erfüllt: die Eröffnung eines eigenen kleinen Boutique-<br />

Hotels in Les Chartrons. Ein Hotel, wie er es sich immer<br />

selbst gewünscht hat.<br />

Doch damit nicht genug. Das Hotel mit seinen neun<br />

Zimmern und drei Suiten ist längst am Markt etabliert<br />

und läuft quasi von allein. Patrick Demolin hat also Zeit<br />

für neue Abenteuer. Es ergab sich, dass der Hotelier ein<br />

paar Meter von seinem Hotel entfernt ein weiteres Haus<br />

erwerben konnte. Ein Haus, das für Bordeaux nicht typischer<br />

sein könnte: Im Erdgeschoss, das tief in die Fläche<br />

geht, wurde früher Wein gelagert, schließlich sind es von<br />

hier nur wenige Meter bis zur Garonne, von wo aus der<br />

Wein in die ganze Welt verschifft werden konnte. In der<br />

ersten Etage des Vorderhauses befanden sich die repräsentativen<br />

Räume eines Weinhändlers. In der zweiten Etage<br />

die Schlafräume. Im Hinterhaus, das sich über dem Weinlager<br />

im Erdgeschoss befindet, wohnten die Bediensteten.<br />

Bis vor kurzem nutzte einer der renommiertesten<br />

Weinhändler der Stadt das Erdgeschoss noch als Lager<br />

für sein Geschäft in der Innenstadt. Doch dann wurde die<br />

Tram gebaut und die Lkws konnten die Seitenstraße nicht<br />

mehr verlassen. So konnte Patrick Demolin das Gebäude<br />

kaufen. Bisher nutzt er vor allem das Erdgeschoss als<br />

Parkplatz für seine Hotelgäste. Doch er hat mit diesem<br />

ehrwürdigen Haus Großes vor und plant die Eröffnung<br />

einer zweiten Herberge. Dieses Mal für Gäste, die ein<br />

paar Tage länger in der Weinmetropole verweilen wollen.<br />

Er denkt an ein exklusives Aparthotel.<br />

Kein Zweifel: Egal ob im Zentrum, entlang der Garonne<br />

oder im Szeneviertel Les Chartrons, Bordeaux ist<br />

eine Stadt geworden, die wieder glitzert und glänzt. Die<br />

einstige Hafenstadt ist dabei trotzdem menschlich geblieben.<br />

Nicht nur in Les Chartrons verbergen sich hinter<br />

einigen der schönsten Fassaden Sozialwohnungen – die<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 53


Clisson<br />

A87<br />

Cholet<br />

Monts<br />

A1<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Bordeaux<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

A83<br />

<br />

Aus den meisten Gegenden Deutschlands<br />

erreicht man Bordeaux über<br />

den Nor den Frankreichs, Paris und<br />

die Autobahn A10 von Paris nach<br />

Bor deaux. Aus dem Süden Deutschlands,<br />

aus Österreich und der<br />

Schweiz wählt man eine Anreise über<br />

den Osten Frankreichs und die neue<br />

Auto ver bindung A89 von Lyon über<br />

Cler mont-Ferrand nach Bordeaux.<br />

Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

gibt es keine direkten Zug ver bin dungen<br />

nach Bordeaux. Die Stadt ist<br />

aber gut ans französische TGV-Netz<br />

an ge schlossen. Von Paris braucht<br />

der Hoch ge schwindigkeitszug drei<br />

Stun den bis nach Bordeaux, ab 2016<br />

so gar nur noch zwei Stunden.<br />

www.bordeaux-tourisme.com<br />

Informationen A83 über die Zukunft der<br />

Stadt: www.bordeaux2030.fr Saint-Sigismond<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

Linienverkehr<br />

La<br />

auf<br />

Rochelle<br />

der Garonne:<br />

BatCub www.batcub.frE5/A10<br />

E602/A837<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

Bordeaux …<br />

… Berlin 1.632 km … Hamburg 1.488 km<br />

… Köln 1.080km … München 1.290 km<br />

… Wien 1.782 km … Zürich 986 km<br />

Office de Tourisme<br />

12, cours du XXX Juillet<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)5 56 00 66 00<br />

Montalivet<br />

E5/A10<br />

A89/E70<br />

Volotea verbindet München mit<br />

Bordeaux. Air France bietet aus<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz Flüge mit Umsteigen in Paris<br />

oder Lyon in die Weinmetropole an.<br />

Informationen über das neue<br />

Hafenviertel: www.bassins-a-flot.fr<br />

Informationen über das neue<br />

Weinzentrum:<br />

www.centreculturelduvin.com<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

Bordeaux<br />

A52/E72<br />

LESETIPPS FÜR BORDEAUX UND UMGEBUNG<br />

E5-E70/A63<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Bassin d‘Arcachon: Auf<br />

den Spuren der<br />

Austernzüchter<br />

Das Becken von<br />

Arcachon rund 50<br />

Kilometer südwestlich<br />

von Bordeaux gilt ein wenig als das Saint-<br />

Tropez der Atlantikküste. Jeden Sommer<br />

zieht es zahlreiche Stars nach Arcachon<br />

und Cap Ferret. Doch die Einheimischen<br />

wissen um die einstige bescheidene<br />

Vergangenheit der Region und lieben vor<br />

allem die Orte am Bassin d‘Arcachon, die<br />

eine gewisse Ursprünglichkeit bewahren<br />

konnten. So wie das malerische<br />

Fischerdorf L‘Herbe.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Gironde: Wie Vauban eine<br />

Flussmündung abriegelte<br />

Mit einer Breite von<br />

bis zu zwölf Kilometern<br />

ist die Gironde<br />

eine der breitesten<br />

Flussmündungen Europas. Wegen seiner<br />

strategischen Bedeutung versuchten<br />

die Franzosen seit jeher, vor feindlichen<br />

Eindringlingen zu schützen. Keine<br />

leichte Aufgabe, zumal die Gironde<br />

den Gezeiten des Atlantiks unterliegt. Biarritz Weingüter, Bayonne die für die Appellation<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

Doch der berühmte Ingenieur Vauban typisch sind. Château Bardins wird seit<br />

Sare<br />

dachte sich im 17. Jahrhundert ein Donostia- mehreren Generationen von derselben<br />

Pau<br />

kühnes Verteidigungskonzept aus, S. Sebastian Familie geführt. Die heutige Besitzerin<br />

mit dem er im Ernstfall das Passieren<br />

feindlicher Schiffe unterbinden wollte.<br />

Er ließ dafür drei Festungen errichten.<br />

Heute gehören diese Bauwerke zum<br />

Welterbe der UNESCO und sind ein<br />

schönes Ziel für einen Tagesausflug<br />

entlang der Gironde.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Wein: Château Bardins<br />

Das Château Bardins<br />

ist ein kleines Weingut<br />

von kaum zehn Hektar<br />

Größe im Süden<br />

von Bordeaux. Es<br />

liegt inmitten der Gegend, die man<br />

gemeinhin als das Herz der großen<br />

Bordeaux-Weine bezeichnet: die<br />

Region «Graves de Bordeaux». Es<br />

gehört zu der prestigeträchtigen<br />

Appellation Pessac-Léognan, die 75<br />

Weingüter zusammenfasst. Es ist eines<br />

Hossegor<br />

dieser einfachen und authentischen<br />

ist eine mutige und passionierte Frau,<br />

die sich ganz der Pflege der familiären<br />

Pamplona<br />

Traditionen verschrieben hat: Stelle Puel.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Spanien<br />

France<br />

Chantals Rezept: Cannelés<br />

Cannelés sind eine wahrhaft<br />

süße Köstlichkeit und eine<br />

kulinarische Spezialiät<br />

von Bordeaux. Weder<br />

zu schwer noch zu süß<br />

passen sie perfekt zu<br />

einer Tasse Kaffee am<br />

Nachmittag oder als Abschluss zu<br />

einem Menü. Es gibt zahlreiche Rezepte<br />

zur Herstellung, meist sorgsam gehütet<br />

von den Familien im Bordelais, woher<br />

diese Süßigkeit stammt. Eines dieser<br />

Familienrezepte stellt Chantal zum<br />

Nachbacken vor.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Stadt kauft regelmäßig Gebäude auf, um sie aufwendig<br />

zu sanieren und dann für sozial schwächere Schichten<br />

bereitzustellen. Auch innerhalb der Kernstadt gibt es bis<br />

heute Stadtviertel, die sich zwar ebenfalls verändern, aber<br />

trotzdem sogenannte Kleine-Leute-Viertel geblieben sind.<br />

Beispielsweise das Viertel Saint-Michel: Hier arbeitet<br />

Cédric in der Filiale einer der großen Banken des Landes.<br />

Seine Kundschaft hat sich in den letzten Jahren wenig<br />

verändert. Es handelt sich um Menschen mit einem<br />

bescheidenen Auskommen, die mal einen Kredit für den<br />

Kauf eines billigen Gebrauchtwagens anfragen, mal um<br />

die Erhöhung ihres Dispokredits bitten. Vor dem Eingang<br />

zur Filiale sitzt seit Jahren der gleiche Bettler. Eine ungewöhnliche,<br />

aber friedliche Koexistenz hat sich etabliert.<br />

Zwar versuchte die Bank anfangs, den Mann zu vertreiben.<br />

Da er sich aber auf öffentlichem Grund befindet,<br />

hatte sie damit keine Chance. Heute hat man sich miteinander<br />

arrangiert. Und Cédric kann aus seinem Fenster<br />

beobachten, dass der Bettler an manchen Tagen mehr<br />

einnimmt als einige seiner Kunden.<br />

Das Viertel Saint-Michel ist auch die Heimat der<br />

Nordafrikaner und Türken der Stadt. Ein Klein-Kreuzberg<br />

in Frankreichs Südwesten. Sie kamen einst nach Bordeaux,<br />

um für ein paar Jahre Geld zu verdienen. Längst<br />

haben die meisten von ihnen bereits ihre Enkelkinder<br />

in Bordeaux auf die Welt kommen sehen. Aus Gästen<br />

wurden Einheimische. Im Viertel Saint-Michel beweist<br />

Bordeaux, mehr als eine Postkartenidylle zu sein. Hier ist<br />

Bordeaux eine echte Metropole, in der viele Kulturen und<br />

Lebensweisen ein Zuhause finden können.<br />

Wenn es Abend wird, lieben es die Menschen aus dem<br />

Viertel Saint-Michel – wie alle anderen in der Stadt –, an<br />

die Ufer der Garonne zu gehen. Sie setzen sich dann auf<br />

eine der Wiesen entlang der Promenade oder machen einen<br />

langen Spaziergang entlang des Flusses. Die beleuchteten<br />

Fassaden der stolzen Weinmetropole sorgen für eine spektakuläre<br />

Kulisse. Es ist genau an solchen Abenden, an denen<br />

man dem echten Wandel der Stadt auf die Spur kommt.<br />

Denn noch mehr als die renovierten Fassaden, die<br />

neue futuristische Straßenbahn oder die geplante Hafenstadt<br />

zeigt sich die Metamorphose von Bordeaux in der<br />

geänderten Lebensweise der Menschen. Die Bordelais,<br />

egal ob arm oder reich, ob hier geboren oder zugezogen,<br />

sind dank der Veränderungen der letzten Jahre wieder<br />

stolz auf ihre Heimat. Sie haben sich ihre Stadt zurückerobert<br />

und genießen das Leben in den Straßen. Wo vor<br />

20 Jahren niemand auf die Idee gekommen wäre, auf einem<br />

öffentlichen Platz oder entlang der Garonne länger<br />

zu verweilen als notwendig, herrscht heute lebendiger<br />

Müßiggang. Bordeaux ist erwacht und hat seinen Glanz<br />

zurück. Was kann einer eingeschlafenen Stadt Schöneres<br />

passieren? Bordeaux hat es verdient!<br />

HotElS unD FEriEnwoHnunGEn<br />

Die Erste Adresse in puncto Service und Gastfreundschaft!<br />

die Bucht von ArcAchon<br />

La TesTe-de-Buch<br />

(+33) 5 56 22 05 00<br />

lateste@allsuites-appart.com<br />

Le Teich<br />

(+33) 5 56 22 08 08<br />

leteich@allsuites-hotel.com<br />

www.allsuites-apparthotel.com<br />

BordeAuX<br />

Bordeaux<br />

(+33) 5 35 31 01 01<br />

bordeauxlac@allsuites-appart.com<br />

Mérignac<br />

(+33) 5 56 18 41 84<br />

merignac@allsuites-appart.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Airbus<br />

Toulouse<br />

Zu Besuch<br />

bei Airbus<br />

Die Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées gilt als eine<br />

der dynamischsten Städte Frankreichs. Die aus Toulouse<br />

und 35 angrenzenden Kommunen bestehende<br />

Metropolregion ist ein wichtiger Technologie-<br />

und Industriestandort, der jedes Jahr 19.000<br />

neue Bewohner anlockt. Von den aktuell 700.000<br />

Einwohnern sind 108.000 Studenten oder Forscher. Kein<br />

Wunder also, dass neben den klassischen Sehenswürdigkeiten der Stadt der Industrietourismus<br />

immer wichtiger wird, insbesondere wegen der Airbus-Werke unweit<br />

des Flughafens Toulouse-Blagnac. Sie lassen sich besichtigen und erzählen von<br />

einer Erfolgsgeschichte der europäischen Zusammenarbeit.<br />

Das Leben ist manchmal voller Widersprüche. Obwohl<br />

wir aus Hamburg kommen und jeden Tag<br />

die Beluga, das unförmige Transportflugzeug von<br />

Airbus, über unseren Köpfen nach Finkenwerder einschweben<br />

sehen, sind wir noch nie auf die Idee gekommen,<br />

die Airbus-Werke an der Elbe zu besichtigen. Es bedarf<br />

eines Urlaubs im Süden Frankreichs, dass uns diese glorreiche<br />

Idee in den Sinn kommt. Um allerdings ganz ehrlich<br />

zu sein, auch in Toulouse hatten wir das zunächst nicht vor.<br />

Doch dann sehen wir in der örtlichen Touristeninformation<br />

einen Flyer von Airbus. Spontan entsteht die Lust, einmal<br />

hinter die Kulissen des Flugzeugbauers zu schauen.<br />

Eine der Mitarbeiterinnen des Fremdenverkehrsamtes<br />

erklärt uns jedoch, dass ein Besuch der Airbus-Werke in<br />

Blagnac gut vorbereitet sein will. « Aus Sicherheitsgründen,<br />

schließlich ist Airbus ein bedeutender Industriekonzern<br />

», wie sie sagt. Außerdem könne man eine sich in<br />

Betrieb befindliche Fabrik eben nicht besichtigen wie<br />

ein Museum und ließe sich der Besucheransturm<br />

ansonsten nicht<br />

vernünftig<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Blick von der Aussichtsterrasse auf das<br />

Vorfeld. Mock-Up der Innenkabine des<br />

A380. Filmvorführung während der Tour.<br />

Linke Seite: Der Rundgang beginnt an<br />

einem unscheinbaren Gebäude.<br />

steuern. Kurzum, wer in die heiligen Hallen des Flugzeugbauers<br />

möchte, muss sich vorher telefonisch oder im<br />

Internet anmelden. Es bringt nichts, spontan nach Blagnac<br />

zu fahren. Wir nehmen diesen Rat gemeinsam mit<br />

der Broschüre mit, um abends im Hotel unseren Besuch<br />

vorzubereiten.<br />

Die Anmeldung im Internet ist nicht weiter schwierig.<br />

Die Führungen werden nicht direkt von Airbus durchgeführt,<br />

sondern von Manatour, einer auf Industrietourismus<br />

spezialisierten Agentur. Drei verschiedene Touren<br />

stehen zur Auswahl. Allerdings sind zumindest an den<br />

Tagen, an denen wir vor Ort sind, keine Besichtigungen<br />

auf Deutsch vorgesehen. Eigentlich schade für ein so europäisches<br />

Projekt wie Airbus, zumal die Deutschen nach<br />

den Engländern und den Spaniern die stärkste Besuchergruppe<br />

darstellen. Wir nehmen trotzdem in Kauf, dass<br />

die Führung auf Französisch sein wird und wir für unsere<br />

Kinder übersetzen müssen.<br />

Von den drei angebotenen Touren sticht uns die erste<br />

ganz besonders ins Auge: « Circuit A380 ». Dabei geht es<br />

um einen Blick hinter die Kulissen des Riesenvogels. Man<br />

soll laut der Angaben im Internet viel Spannendes über<br />

das Flugzeug und seinen Zertifizierungsprozess erfahren.<br />

Außerdem wird man ein originalgroßes Modell des Flugzeugrumpfes<br />

betreten und einen Blick in die Fabrikhalle<br />

werfen. Die ganze Familie ist von dieser Tour begeistert,<br />

selbst wenn der Preis von 15 Euro pro Erwachsener recht<br />

teuer ist. Aber wann hat man schon die Chance, dem<br />

A380 so nahe zu kommen?<br />

Alternativ hätten wir auch einen « Circuit panoramique<br />

» wählen können. Dabei handelt es sich um eine<br />

reine Bustour ohne Aussteigen. Sie führt zum 700 Hektar<br />

große Airbus-Gelände in Blagnac, wo sich neben der<br />

A380-Produktion auch der Hauptsitz von Airbus und das<br />

Schulungszentrum für Piloten befindet, zum Werksgelände<br />

in Saint-Martin-du-Touch mit dem Entwicklungszentrum<br />

des Unternehmens und den Fertigungshallen für<br />

die Flugzeuge der A320-Famile sowie zu den Fabriken in<br />

Colomiers, wo der A330 und der A350 gebaut werden sowie<br />

die Beluga be- und entladen wird. 25 Kilometer lang<br />

ist die Tour, die sicherlich nicht uninteressant ist. Doch<br />

für unsere Kinder finden wir sie weniger passend, da man<br />

die ganze Zeit im Bus sitzen bleibt.<br />

Als dritte Option könnten wir auch den « Circuit visite<br />

verte » mitmachen. Er wirkt auf uns allerdings zu « propagandistisch<br />

». Bei dieser Bustour geht es ums nachhaltige<br />

Wirtschaften bei Airbus. Der Flugzeugbauer will sich<br />

dabei als umweltbewusster, zukunftsorientierter Konzern<br />

präsentieren, der bei jedem Arbeitsschritt auf höchste<br />

Ressourceneffizienz achtet. Unsere Tochter fragt deshalb<br />

auch, ob die Tour wenigsten mit einem Elektrobus durchgeführt<br />

wird. Wer weiß? Bestimmt enthält auch diese<br />

Führung interessante Informationen, wir sind aber von<br />

der ersten Tour sehr viel mehr angetan.<br />

Die Fahrt am nächsten Tag zum Ausgangspunkt der<br />

reservierten Führung stellt sich als nicht ganz einfach heraus.<br />

Zwar findet man den Flughafen Toulouse-Blagnac<br />

gut von der Innenstadt aus, doch wo sich der Treffpunkt<br />

für die Touren befindet, ist ein großes Rätsel. Richtungsschilder<br />

fehlen fast vollkommen. Auch die Angaben auf<br />

der Internetseite, die wir uns notiert haben, sind nicht<br />

sehr präzise und nur bedingt hilfreich. Nachdem wir<br />

einige Male wenden und zweimal Passanten um Hilfe<br />

bitten mussten, erreichen wir endlich die Airbus-Werke.<br />

Anderen Besuchern scheint es ähnlich gegangen zu sein.<br />

Uns wird vom Personal vor Ort versichert, dass die Beschilderung<br />

in Kürze verbessert werden soll. Man kann es<br />

nur hoffen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Airbus<br />

Links: Blick in die Halle, in der der A380<br />

gebaut wird. Oben: Erläuterungen<br />

zur europäischen Dimension des<br />

Flugzeugbauers. Unten: Querschnitt<br />

des zukünftigen Luftfahrtmuseums.<br />

Im Besucherzentrum wechseln wir unsere Personalausweise<br />

gegen Besucherpässe. Die Tour beginnt in einem<br />

durch hohe Zäune gesicherten Gebäude etwas abseits<br />

der eigentlichen Produktionsstätte, wo wir von unserer<br />

Gruppenführerin herzlich empfangen werden. Sie gibt<br />

uns die wichtigsten Fakten zum A380-Programm und<br />

zum Werksgelände, das wir gleich entdecken werden.<br />

Benannt ist es nach Jean-Luc Lagardère, dem ehemaligen<br />

Vorstandsvorsitzenden der Largadère-Gruppe, einem der<br />

Hauptaktionäre von EADS, dem Mutterkonzern von<br />

Airbus.<br />

Aéroscopia<br />

Ein neues Luftfahrtmuseum eröffnet 2014<br />

Anfang nächsten Jahres wird ein 30 Jahre alter Traum<br />

wahr: ein Luftfahrtmuseum in Frankreichs Hauptstadt der<br />

Luftfahrtindustrie. Das 15 Millionen Euro teure Vorhaben, das<br />

von der Kommune Blagnac, der Metropolregion Toulouse,<br />

Airbus, dem Conseil Régional und dem Conseil Général<br />

finanziert wird, befindet sich gerade im Bau. Zukünftig wird<br />

man in dem auf den Namen « Aéroscopia » getauften<br />

Museum diverse, zum Teil mythische Flugzeuge bestaunen<br />

können, etwa die Caravelle, die Concorde oder den A300B.<br />

Das Museum wird damit zur idealen Ergänzung einer Airbus-<br />

Werksbesichtigung.<br />

www.aeroscopia-blagnac.fr<br />

Während der Präsentation fallen viele Zahlen. Beispielsweise,<br />

dass die Fertigungshallen für den A380 von<br />

2002 bis 2004 errichtet wurden. 1.500 Ingenieure, Bauarbeiter<br />

und Techniker waren dabei involviert. 50 Hektar<br />

messen die Hallen und damit zweieinhalbmal so viel wie<br />

die Fabrik Clément Ader, in der der A330 gebaut wird –<br />

und früher auch der A340. Die zentrale Haupthalle für<br />

den A380 ist 490 Meter lang, 250 Meter breit und <strong>46</strong><br />

Meter hoch.<br />

Nach diesen ersten Erklärungen geht es in einen Raum<br />

mit diversen Bildschirmen. Hier sehen wir Bilder von den<br />

ersten Startversuchen, den Testflügen und die Kommentare<br />

der Testpiloten. Sogar unsere Kinder, die vom ersten<br />

Vortrag der Gruppenführerin bereits gelangweilt waren,<br />

schauen sich voller Begeisterung um.<br />

Danach verlassen wir das Gebäude und besteigen<br />

einen Bus, der uns auf das eigentliche Werksgelände des<br />

A380 bringt. Es sind nur wenige hundert Meter, die<br />

zurückgelegt werden müssen, unterbrochen jedoch von<br />

einem Sicherheitscheck, bei dem unsere Besucherausweise<br />

überprüft werden. Nachdem wir wieder ausgestiegen<br />

sind, betreten wir einen Saal, an dessen Wänden große<br />

Schautafeln den Produktionsprozess des Airbus-Jumbos<br />

in Europa erläutern. Sie verdeutlichen die europäische Dimension<br />

hinter diesem Flugzeug.<br />

Wenige Minuten später bringt uns ein Fahrstuhl zu<br />

einer Aussichtsplattform, von der aus wir in die Fertigungshallen<br />

schauen können. Der Anblick ist grandios.<br />

Alles wirkt so riesig. Unsere Gruppenführerin erklärt uns,<br />

dass allein die Werkstore 90 Meter breit und 27 Meter<br />

hoch sind. Auch die sich in der Produktion befindlichen<br />

Flugzeuge sehen riesig aus, obwohl man einige Meter von<br />

ihnen entfernt steht. Etwas enttäuschend ist, dass man von<br />

dem Ganzen keine Fotos machen darf. Wegen der Angst<br />

vor Industriespionage ist das Fotografieren verboten. Aus<br />

dem gleichen Grund kommt man leider nicht noch näher<br />

an die Flugzeuge heran. Doch schon der Blick von dieser<br />

Aussichtsplattform ist faszinierend.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Brest<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

N176/E401<br />

Dinan<br />

Nachdem<br />

N164<br />

wir weitere Informationen erhalten haben<br />

Quimper<br />

einer zweiten Aussichtsplattform, D768<br />

die den Rennes Blick auf das<br />

St. Nazaire<br />

Das Modell bildet das doppelstöckige Flugzeuginnere<br />

Nantes<br />

A87<br />

auf einer Länge von 16 Metern ab. Präsentiert wird dabei<br />

eine mögliche Inneneinrichtung des A380. Clisson Allen, Cholet die<br />

ist bei den meisten Airlines sogar um einiges komfortabler<br />

A83<br />

als in diesem Modell. Unsere Kinder sind trotzdem ganz Saint-Sigismond<br />

begeistert. Jetzt können sie ihren Freunden erzählen, N11/E601 dass<br />

Niort<br />

A84<br />

Avranches<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

und Zeit für Fragen war, gelangen wir durch eine Tür zu<br />

Vorfeld N165/E60 freigibt, wo weitere N24 Flugzeuge stehen. Danach<br />

werden wir gebeten, zum Bus, der uns bereits erwartet,<br />

Lorient<br />

herunterzugehen, um zur letzten Station der Tour zu gelangen:<br />

dem Gebäude, wo die Führung begann, wo wir<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

dieses Quiberon Mal aber in einen Bereich kommen, in dem der<br />

Rumpf des A380 originalgetreu nachgebildet ist,<br />

A11/E60<br />

das sogenannte<br />

Mock-Up.<br />

La Baule<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Alençon<br />

A28/E402<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

A6/E15<br />

sie einmal im Airbus-Jumbo gesessen zu haben. Etwas<br />

A11/E50<br />

schade ist dagegen, dass es kein Mock-Up vom Cockpit<br />

des Flugzeugs gibt.<br />

A10/E5<br />

Danach ist die Tour zu Ende. Allerdings nicht ohne<br />

Orléans<br />

durch Le eine MansSouvenirboutique geschleust worden zu sein.<br />

A11/E501<br />

Als Resümee bleibt ein gemischtes Gefühl. Auf der einen<br />

A28/E502<br />

Seite wirkt alles recht kommerziell und der Abstand zur<br />

echten Produktion bleibt doch<br />

Bloisrecht Chambord groß. Man würde<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

am liebsten zwischen den Monteuren Cheverny hin- und herlaufen<br />

können. A86/E60 Auf der anderen<br />

Tours Chenonceau Seite vermittelt der A71/E9 Blick in die<br />

A85<br />

Fertigungshalle zumindest einen Eindruck von der Arbeit<br />

an diesem Monts Flugzeug. A10/E5Außerdem erfährt man viel Bourges Wissenswertes.<br />

Zwei Dinge sind nach diesem Besuch sicher: Wir werden<br />

die Beluga über unseren Köpfen in Hamburg ab A71/E11 sofort<br />

A20/E9<br />

mit anderen Augen sehen und unsere Kinder bestehen<br />

nun darauf, die nächste Urlaubsreise an Bord eines A380<br />

Poitiers<br />

zu beginnen. Ob außen Lufthansa, Air France oder ein<br />

anderer Name steht, ist ihnen dabei egal. Hauptsache, es<br />

ist ein A380.<br />

A5/E54<br />

Montluçon<br />

Se<br />

A71/E11<br />

<br />

Toulouse erreicht man aus Süddeutschland<br />

und der Schweiz über<br />

die Auto bahn durchs Rhône-Tal<br />

und entlang der Mittelmeerküste.<br />

Aus Öster reich bietet sich die Anreise<br />

über Norditalien und entlang<br />

der Mittelmeerküste an, aus Norddeutsch<br />

land über Paris und Limoges.<br />

Der Flug hafen Toulouse-Blagnac und<br />

Le Porge<br />

das Werks gelände der A380 liegen<br />

west lich der Stadt. Leider ist der Treffpunkt<br />

für die Führungen<br />

Cap-Ferret<br />

schlecht<br />

aus ge schildert. Man folgt zunächst<br />

den Schildern zum Flughafen. Auf<br />

dem Stadtring (Rocade) nimmt man<br />

Mimizan<br />

die Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 4 (Secteur Aéroportuaire<br />

Nord). Anschließend der<br />

D902 in Richtung Beauzelle-Seilh<br />

bis zur Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 902-3 (ZAC Aéroconstellation)<br />

folgen. Am Kreisel nach<br />

Hossegor<br />

der Ausfahrt die dritte Straße rechts<br />

Besucherzentrum.<br />

Toulouse …<br />

… Berlin 1766 km … Hamburg 1.577 km<br />

… Köln 1.169 km … München 1.272 km<br />

… Wien 1.725 km<br />

Pamplona<br />

… Zürich 969 km<br />

Air France verbindet Hamburg und<br />

im Sommer Berlin nonstop mit Toulouse.<br />

Von anderen Flughäfen<br />

Angoulême<br />

im<br />

deutsch sprachigen Raum bestehen<br />

Montalivet<br />

Umsteigeverbindungen über Paris.<br />

Lufthansa fliegt ab Frankfurt a.M. und<br />

München nach Toulouse, TwinJet und<br />

A89/E70<br />

EasyJet ab Basel/Mulhouse.<br />

E5/A10<br />

Direkte Bordeaux Zugverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum nach<br />

Toulouse existieren<br />

A52/E72<br />

nicht. Die Stadt ist<br />

gut ans französische TGV-Netz an geschlossen..<br />

www.manatour.fr<br />

E5-E70/A63<br />

Groupe Manatour<br />

Rue Franz Joseph Strauss<br />

France<br />

31700 Blagnac<br />

Telefon: +33 (0)5 34 39 42 00<br />

Circuit A380:<br />

15,00 Euro, ermäßigt 12,00 Euro<br />

Circuit panoramique:<br />

Spanien<br />

E602/A837<br />

13,00 Euro, ermäßigt 11,00 Euro<br />

Circuit visite verte:<br />

13,00 Euro, ermäßigt 11,00 Euro<br />

Führungen Limoges müssen im Voraus<br />

telefonisch oder im Internet reserviert A89/E70 Pu<br />

werden. Nicht-EU-Bürger müssen sich A75/<br />

le Mont-Dore<br />

mindestens zwei Werktage vor der<br />

Führung anmelden. Personalausweis<br />

oder Reisepass müssen vorgezeigt<br />

werden. Das Mitführen von<br />

Fotoapparaten und Videokameras<br />

ist verboten.<br />

A64/E80<br />

A62/E9<br />

Toulouse<br />

A66/E9<br />

Andorra<br />

Limoux<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

France<br />

Céret<br />

A9/E15<br />

Perpignan<br />

noch nie mit einem A380 geflogen sind, ermöglicht das<br />

A83<br />

Mock-Up einen Eindruck davon, wie der A380 von innen<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

des echten A380<br />

aussieht. Allerdings sind die Innenräume<br />

im Liniendienst doch recht anders. Gerade die First Class<br />

nehmen. Den folgenden zweiten Biarritz Bayonne<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

Kreisel an der vierten Ausfahrt<br />

Tägliche Führungen von 9.00 bis<br />

Sare<br />

verlassen und danach Donostia- in die erste<br />

18.00 Uhr, außer sonntags<br />

Pau<br />

Straße links abbiegen. An S. ihr Sebastian liegt das<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

C<br />

Spanien<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 59<br />

AP7/E15


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

MONTÉLIMAR & UMGEBUNG<br />

Eine Reise<br />

zwischen gestern<br />

und morgen<br />

Das Departement Drôme ist eine Region des Übergangs:<br />

von den hohen Bergen des Vercors-Massifs und<br />

der Alpen zu den sanften Hügeln im Departement<br />

Vaucluse, von schneebedeckten Gipfeln mit alpiner<br />

Flora zu Obstplantagen, Olivenhainen und Lavendelfeldern.<br />

In dieser Landschaft liegen Montélimar, eine<br />

Kleinstadt, die sich gerade neu erfindet und das neue<br />

Zentrum der Gegend werden will, sowie einige wunderschöne<br />

Dörfer, die unbedingt einen Besuch lohnen.<br />

Eine 90 Kilometer lange Rundreise zwischen mittelalterlichen<br />

Gemäuern und zeitgenössischen Architekturprojekten.<br />

Als ich mich Montélimar nähere, empfinde<br />

ich sehr gemischte Gefühle.<br />

Während die Musik aus dem Autoradio<br />

vor sich hin spielt und die Landschaft des<br />

Rhône-Tals an mir vorbeigleitet, erinnere ich<br />

mich an meine erste Begegnung mit der Stadt.<br />

Das war vor 20 Jahren, als es in Frankreich<br />

noch die Wehrpflicht gab, die Jacques Chirac<br />

erst 1996 abschaffte, und ich einen Teil<br />

meines Wehrdienstes in Montélimar absolvieren<br />

musste.<br />

Während für die meisten Franzosen<br />

und Touristen der Stadtname synonym für<br />

Nougat steht, die süße Spezialität, die eine<br />

lange Tradition in Montélimar hat, verbin­<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


de ich mit dem Ortsnamen Kasernen, und<br />

zwar die des 45. Fernmeldebataillons. Es<br />

waren trostlose Gebäude, die inmitten des<br />

Zentrums standen und trotzdem durch hohe<br />

Mauern vom Leben der Stadt abgetrennt<br />

waren. Außerdem erinnere ich mich an die<br />

Bahnhofshalle, wo ich mit meinen Kameraden,<br />

so oft es ging, auf einen Zug nach Hause<br />

wartete, um dem Alltag in der Kaserne zu<br />

entfliehen.<br />

Es sind also nicht unbedingt schöne Erinnerungen,<br />

die ich mit Montélimar verbinde.<br />

Gleichzeitig bin ich aber neugierig, wie sich<br />

die Stadt in den letzten 20 Jahren verändert<br />

hat und was aus den Kasernen geworden ist.<br />

Als erstes will ich die Kaserne des 45.<br />

Fernmeldebataillons ansteuern. Zu meiner<br />

Wehrdienstzeit war es nicht schwer, den Weg<br />

dorthin zu finden. Das Militär war ein wichtiger<br />

lokaler Wirtschaftsfaktor. Überall war<br />

die Strecke ausgeschildert. Die « 45ème RT »,<br />

wie die Einheimischen kurz sagten, war so<br />

etwas wie der Pulsschlag der Stadt. Wie anders<br />

die Situation heute: Kein einziges Schild<br />

weist mir den Weg. In den Straßen ist nicht<br />

ein Soldat zu sehen. Damals waren Männer<br />

in Uniform fester Bestandteil des Stadtbildes.<br />

Ich fühle mich verloren und halte an einer<br />

Tankstelle an, um nach dem Weg zu fragen.<br />

Dort erfahre ich, was in der lokalen<br />

Oben: In der Altstadt<br />

von Montélimar.<br />

Unten: Château<br />

des Adhémar. Links:<br />

Das neue Quartier<br />

Saint-Martin.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

Oben: Maison de<br />

la Pantoufle. Schon<br />

das Werbeschild<br />

zeigt, dass der<br />

Laden aus einer<br />

anderen Zeit<br />

stammt. Unten: Die<br />

Bäckerei « Chez<br />

Titin ». Rechte Seite:<br />

Impressionen<br />

von Montélimar<br />

sowie das Bistro<br />

« le 45ème ».<br />

Presse sicherlich ausgiebig<br />

behandelt wurde, ich im<br />

entfernten Paris aber nicht<br />

mitbekommen habe: Das<br />

45. Fernmeldebataillon in<br />

Montélimar wurde bei einer<br />

Umstrukturierung des<br />

französischen Militärs am<br />

30. Juni 2000 aufgelöst. Die<br />

Nachricht schlägt bei mir<br />

ein wie eine Bombe. Gleichzeitig<br />

spüre ich, wie meine<br />

leicht gedrückte Stimmung<br />

einer größeren Leichtigkeit<br />

weicht. Ohne die Kasernen<br />

wird es mir leichter fallen,<br />

ein neues Kapitel mit Montélimar<br />

aufzuschlagen.<br />

Montélimar, eine<br />

Stadt mit Ambitionen<br />

Diese Neuigkeit wird nicht die letzte<br />

Überraschung sein, die mich in Montélimar<br />

erwartet. Nachdem mir der Tankwart den<br />

Weg beschrieben hat und ich mein Auto geparkt<br />

habe, stehe ich vor großen Gebäuden,<br />

die perfekt saniert und mit modernen Designelementen<br />

verschönert wurden. « Espace<br />

d’Art Contemporain Saint-Martin », « Musée<br />

d’Art Contemporain Saint-Martin » und<br />

« Office de Tourisme » steht an den Fassaden.<br />

Niemals hätte ich eine so zeitgenössische Architektur<br />

in dieser Stadt erwartet.<br />

Das ganze Ensemble ist geradezu perfekt.<br />

Zwischen den sanierten Gebäuden schufen<br />

Landschaftsarchitekten<br />

einen idyllischen Stadtraum<br />

– mit Wiesen, kleinen<br />

Wasserinnen und Fontänen,<br />

alten Olivenbäumen und<br />

modernen Stühlen, Bänken<br />

und Liegestühlen. Ein paar<br />

Leute haben sich auf einem<br />

Stück Rasen zum Picknick<br />

getroffen. Im Schatten der<br />

Bäume findet sich eine<br />

Handvoll Senioren zum<br />

Klönen zusammen. Die<br />

Atmosphäre ist äußerst<br />

idyllisch und hat nichts<br />

mit meiner Erinnerung an<br />

Montélimar gemein.<br />

Da die Überraschung<br />

so groß ist, realisiere ich<br />

erst im zweiten Moment,<br />

dass diese Gebäude früher meine alte Kaserne<br />

beherbergten. Der Tankstellenwart hat<br />

mir den richtigen Weg gewiesen. Ich kann<br />

nicht fassen, was für ein Schmuckstück aus<br />

den Gebäuden geworden ist. Ich bin schlicht<br />

sprachlos.<br />

Mitten auf dem Platz, wo wir früher auf<br />

einer unwirtlichen Fläche aus Beton und<br />

Asphalt, umgeben von Mauern, als Soldaten<br />

marschieren mussten, existiert eine geradezu<br />

provenzalisch anmutende Allee mit Olivenbäumen.<br />

Hier entdecke ich ein Restaurant,<br />

dessen Name mich zum Lachen bringt: « le<br />

45ème, bistrot d’aujourd’hui ». Untergebracht<br />

ist es in einem Gebäude, das aus den üblichen<br />

Zutaten zeitgenössischer Architektur<br />

besteht: große Fenster, Sichtbeton, Ziegelmauern<br />

und Stahl. Der Kontrast zu meinen<br />

Erinnerungen könnte nicht größer sein.<br />

Kein Zweifel: Montélimar hat den Abzug<br />

militärischer Einrichtungen als Chance für<br />

einen Neuanfang genutzt, anstatt sich seinem<br />

Schicksal zu ergeben.<br />

Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen,<br />

in dieses Bistro, das mit seinem Namen<br />

auf mein Bataillon anspielt, einzukehren.<br />

Neugierig, mehr über den Umbau des alten<br />

Kasernengeländes zu erfahren, fange ich ein<br />

Gespräch mit dem Kellner an. Er erzählt<br />

mir, dass die Neugestaltung der Place Saint-<br />

Martin, dem Herzen des einst acht Hektar<br />

großen Kasernengeländes, vom renommierten<br />

Büro Wilmotte und Partner geleitet<br />

wurde. Das Büro ist weltweit aktiv und hat<br />

beispielsweise das Chiado-Museum in Lissabon<br />

saniert, den Innenausbau des hochgelobten<br />

internationalen Flughafens von Seoul,<br />

Incheon, verantwortet, die Stadtmöbel der<br />

Champs-Elysées entworfen und kürzlich das<br />

neue Mandarin Oriental Hotel in Paris gestaltet.<br />

Montélimar wollte also anscheinend<br />

den großen Wurf. Die Stadt will sich damit<br />

als lokale Hauptstadt etablieren.<br />

« Außerdem », so erzählt mir der Kellner<br />

weiter, « will man auch bei der Infrastruktur<br />

wieder aufschließen ». Die Lage der Stadt im<br />

Rhône-Tal machte Montélimar schon immer<br />

zu einem Verkehrsknotenpunkt, schließlich<br />

ist das Tal eine der wichtigsten Verkehrsachsen<br />

des Landes. So führte früher die berühmte<br />

Route Nationale 7, die Urlaubsroute<br />

der Pariser ans Mittelmeer, durch die Stadt.<br />

Heute übernimmt die Autobahn A7, an der<br />

Montélimar liegt, diese Funktion. Außerdem<br />

sorgte schon früh der TGV für gute Zugverbindungen.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Doch dann wurde die Hochgeschwindigkeitstrasse<br />

von Paris ans Mittelmeer ab Lyon<br />

in Richtung Süden weiter ausgebaut. Nach<br />

der Fertigstellung hielten die schnellen Züge<br />

auf ihrem Weg nach Marseille hinter Lyon<br />

plötzlich nur noch in Valence, Avignon und<br />

Aix-en-Provence. Montélimar verlor seinen<br />

Anschluss an die Hochgeschwindigkeit. Man<br />

fühlt sich seitdem, wie der ganze Süden des<br />

Departements Drôme und der Norden des<br />

Departements Vaucluse, abgehängt. Doch<br />

genau das soll sich wieder ändern.<br />

Ein neuer TGV-Bahnhof wird bis 2018<br />

nur zehn Kilometer von Montélimar entfernt<br />

gebaut, und zwar in der Kommune Allan.<br />

Allerdings wird der Bahnhof den Namen<br />

von Montélimar tragen. « Montélimar TGV<br />

soll jährlich von 300.000 Reisenden benutzt<br />

werden. Eine Zugfahrt nach Paris wird nur<br />

noch zwei Stunden und 35 Minuten dauern.<br />

Mindestens vier Fahrten soll es pro Tag geben<br />

», weiß der Kellner zu berichten. « Damit<br />

werden wir Valence Paroli bieten. » Ich<br />

merke, dass die Menschen in Montélimar<br />

ihre Zukunft ambitioniert angehen. Wird<br />

Montélimar die neue Hauptstadt der Region<br />

und Valence gar den Rang ablaufen? Ich habe<br />

meine Zweifel. Ein wichtiges lokales Zentrum<br />

wird es aber bestimmt werden. Wenn es<br />

das nicht ohnehin schon ist.<br />

Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken<br />

und mich beim Kellner für seine Erklärungen<br />

bedankt habe, gehe ich zum Museum<br />

der Modernen Kunst. Es ist in den Räumen<br />

untergebracht, in denen sich damals unsere<br />

Schlafräume befanden. Es ist ein komisches<br />

Gefühl, heute Kunst zu sehen, wo wir damals<br />

gelebt haben. Am Ende des Museumsbesuchs<br />

entdecke ich in einer Broschüre, dass in etwas<br />

mehr als einem Jahr noch ein modernes Kongresszentrum<br />

eröffnet werden soll. Ein weiterer<br />

Beweis für die Ambitionen von Montélimar.<br />

Danach verspüre ich Lust, einen Abstecher<br />

in das « alte » Zentrum der Stadt zu unternehmen.<br />

Die Gassen dort wirken anders<br />

als das neue Viertel rund um die Place Saint-<br />

Martin. Ich finde die Atmosphäre einer typisch<br />

südfranzösischen Stadt wieder. Kleine<br />

Plätze mit schattenspendenden Bäumen<br />

laden zum Verweilen ein. Manche Schaufenster<br />

der Boutiquen scheinen aus einem<br />

anderen Jahrhundert zu stammen. So, als ob<br />

die Zeit in Montélimar trotz aller neuer Dynamik<br />

auch ein Stück stehengeblieben wäre.<br />

Als ich an der Bäckerei « Chez Titin », die<br />

mit dem Zusatz « Boulangerie artisanale fondée<br />

en 1930 » (dt. Traditionelle Bäckerei, gegründet<br />

1930) wirbt, vorbeikomme, kann ich<br />

den süßen Verlockungen in der Auslage nicht<br />

widerstehen. Doch die Auswahl des hausgemachten<br />

Gebäcks ist so groß, dass ich einige<br />

Zeit brauche, bis ich mich entscheiden kann.<br />

Nachdem ich anschließend noch den<br />

Panoramablick vom Château des Adhémar,<br />

von wo aus man nicht nur über die Dächer<br />

von Montélimar, sondern bis zu den Bergen<br />

des Vercors-Massifs schauen kann, genossen<br />

habe, mache ich mich auf den Weg zurück<br />

zu meinem Auto. Die Stadtbesichtigung hat<br />

mich animiert, das Hinterland von Montélimar<br />

zu erkunden. Orte wie Puygiron, La<br />

Bégude-de-Mazenc, Le Poël-Laval, Dieulefit<br />

oder Grignan werden mit ihrer mittelalterlichen<br />

Struktur einen verlockenden Kontrast<br />

zu dem erwachten Montélimar bilden.<br />

Puygiron & La Bégude-de-Mazenc,<br />

Balkone der Drôme Provençale<br />

Wenige Minuten später verlasse ich die<br />

Stadt auf der D540 in Richtung Osten. Die<br />

kleine Landstraße überquert alsbald die Autobahn<br />

A7, auf der der Verkehr von Nordeuropa<br />

nach Südeuropa und umgekehrt rauscht.<br />

Kurz danach biege ich auf die D327 ab, die<br />

nach Puygiron führt, dem ersten Dorf der<br />

Drôme Provençale, das ich besuchen will.<br />

Es ist ein Ort, der abseits der üblichen<br />

Touristenströme liegt. Es gibt weder Souvenirboutiquen,<br />

noch stauen sich Reisebusse<br />

am Ortseingang. Dominiert wird das Dorf<br />

von seinem alten Schloss, dessen Bau bereits<br />

im 13. Jahrhundert begonnen wurde. Von<br />

dort hat man bei schönem Wetter einen tollen<br />

Ausblick. Man kann von den Cevennen<br />

im Westen bis zu den Voralpen im Osten<br />

schauen. Hier versteht man, warum der Ort<br />

auch als der « erste Balkon der Drôme Provençale<br />

» genannt wird.<br />

Danach geht es zurück zur D540, vorbei<br />

an Schafherden, die zum Teil keine Scheu<br />

haben, die Landstraße zu überqueren, weiter<br />

in Richtung Osten. Meinen nächsten Halt<br />

plane ich in La Bégude-de-Mazenc, oder um<br />

präziser zu sein: im oberen Teil des Dorfes,<br />

der aus dem Weiler Châteauneuf-de-Mazenc<br />

besteht. Der mittelalterliche Marktflecken<br />

überragt die Ebene ebenfalls wie ein Balkon<br />

und scheint wie aus der Zeit gefallen. Nur<br />

wenige Häuser bilden die Siedlung, die sich<br />

um eine kleine Kirche herum gruppieren.<br />

Die meisten Fensterläden sind geschlossen<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


und in den Gassen treffe ich lediglich auf<br />

eine herumstreunende Katze. Aus der Ferne<br />

hört man den Lärm des modernen Lebens in<br />

der Unterstadt, dem eigentlichen La Bégudede-Mazenc,<br />

wohin sich das Leben mit seinen<br />

Geschäften verzogen hat. Dort befindet sich<br />

auch ein Schloss, das als Anwesen für den<br />

ersten französischen Präsidenten des 20.<br />

Jahrhunderts, Emile Loubet, diente.<br />

Le Poël-Laval, eines der<br />

schönsten Dörfer Frankreichs<br />

Wieder zurück auf der D540 setze ich<br />

meine Fahrt in Richtung Osten fort. Schon<br />

nach wenigen Kilometern erkenne ich die<br />

Silhouette eines Dorfes, das für mich ohne<br />

Übertreibung eines der schönsten Frankreichs<br />

ist. Übrigens auch ganz offiziell, darf<br />

es sich mit dem Titel « L’un des plus beaux<br />

villages de France » schmücken. Ich meine Le<br />

Poël-Laval.<br />

Verpassen kann man das Dorf nicht. Sein<br />

mittelalterlicher Donjon aus dem 12. Jahrhundert<br />

macht es unverwechselbar. Doch<br />

nicht nur die Häuser aus dem 15. Jahrhundert,<br />

die alten Befestigungsanlagen und die<br />

Ruine der Dorfkirche faszinieren mich an Le<br />

Poël-Laval. Schon immer war ich begeistert,<br />

wie anders dieses Dorf wirkt. Denn gerade<br />

der obere, älteste Teil scheint keiner Logik zu<br />

folgen. Die Gassen sind für Autos zu schmal,<br />

aber selbst Fahrradfahrer trauen sich kaum<br />

hindurch. Es gibt fast keine Geschäfte und<br />

sobald der Frühling begonnen hat, erobert<br />

die Natur das Dorf. Vor allem Stockrosen<br />

sprießen überall. Niemand scheint sich daran<br />

zu stören oder käme auf die Idee, etwas wegzuschneiden.<br />

Im Château des Hospitaliers, von dessen<br />

Donjon man einen schönen Blick hat, erfährt<br />

man mehr über die sonderbare jüngere Vergangenheit<br />

von Le Poël-Laval. Denn ohne<br />

die Entschlossenheit eines Mannes, Yvon<br />

Morin, einstiger Bürgermeister und Ehrenpräsident<br />

der Vereinigung der Freunde von<br />

Le Poël-Laval, der im Dezember 2012 im Alter<br />

von 88 Jahren verstorben ist, würde es das<br />

Dorf heute wahrscheinlich nicht mehr geben.<br />

Denn 1959 lebten nur noch drei Menschen in<br />

einer ansonsten ruinenhaften Siedlung. Yvon<br />

Morin und seine holländische Frau Hilda<br />

entschlossen sich damals, gegen das Sterben<br />

des Ortes anzukämpfen und kauften das<br />

letzte noch unbeschädigte Gebäude sowie die<br />

angrenzenden Parzellen im oberen Teil des<br />

Dorfes. Ende der 1960er-Jahre eröffneten sie<br />

das Hotel des Hospitaliers und hauchten dem<br />

Dorf damit neues Leben ein. Die Herberge<br />

hat bis heute einen guten Ruf in der Gegend.<br />

Eine weitere Besonderheit über die Geschichte<br />

von Le Poël-Laval lernt man im<br />

Musée du Protestantisme Dauphinois, das<br />

sich mehr im unteren Teil des Ortes befindet.<br />

Historisch gehörte ein Großteil der Bevölkerung<br />

der Gegend dem protestantischen<br />

Glauben an. Noch heute befindet sich die<br />

drittwichtigste protestantische Gemeinde<br />

des Landes in dieser Ecke. Das Museum ist<br />

in einem ehemaligen Gotteshaus aus dem 17.<br />

Jahrhundert untergebracht. Es ist das einzige,<br />

neben dem von Le Collet-de-Dèze im Departement<br />

Lozère, das das Edikt von Nantes<br />

überlebte. Gezeigt werden diverse Exponate,<br />

die vom Leben der Protestanten und ihrer<br />

heimlichen Religionsausübung erzählen.<br />

Darunter eine Bibel, die man in einem Misthaufen<br />

auf einem Bauernhof versteckt fand.<br />

Als ich das Museum wieder verlasse, treffe<br />

ich zufällig eine Wandergruppe, die auf<br />

dem 1.800 Kilometer langen europäischen<br />

Wanderweg auf den Spuren der Hugenotten<br />

aus dem Dauphiné nach Bad Karlshafen in<br />

Deutschland unterwegs ist. Ich wünsche den<br />

Wanderern viel Kraft und begebe mich selbst<br />

– weniger mutig – zurück zu meinem Auto.<br />

Wieder geht es auf die D540, dieses Mal<br />

nach Dieulefit.<br />

Die Maison de<br />

la Céramique in<br />

Dieulefit. Linke Seite:<br />

In den Gassen<br />

von Le Poët-Laval<br />

sowie im Inneren<br />

des Musée du<br />

Protestantisme<br />

Dauphinois.<br />

Seite 64: Oben:<br />

Statue und Brunnen<br />

in Montélimar. Unten:<br />

Châteauneufde-Mazenc.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

Dieulefit,<br />

das Dorf der Töpferkunst<br />

Oben: Die Chapelle Saint-Pierre-Saint-Paul von Comps mit<br />

der Ausstellung von Bienenkörben aus der ganzen Welt.<br />

Unten: Lavendelfelder in der Nähe von Grignan.<br />

Im Herzen der lokalen Bevölkerung<br />

nimmt Dieulefit eine ganz besondere Stellung<br />

ein. Der an einer Stelle, an der sich<br />

das Jabron-Tal weitet, gelegene Ort hat eine<br />

lange Töpfertradition. Wenn man durch die<br />

Straßen schlendert, ist das nicht zu übersehen.<br />

Viele Boutiquen bieten die heimische<br />

Töpferware an. Viele Franzosen wissen es zu<br />

schätzen, einen Topf « Made in Dieulefit » zu<br />

besitzen. Ist es doch ein Ausdruck der Verbundenheit<br />

mit einer traditionellen Handwerkskunst.<br />

Ich lasse mich durch die Gassen des Ortes<br />

treiben. Rue du Calvaire, Rue Zig-Zag, Rue<br />

du Pont-Percé oder Rue sous les Maisons: Sie<br />

alle verströmen den Geist der Vergangenheit.<br />

Die Kirche Saint-Roch fällt durch ihre<br />

Größe auf. Dies ist ebenfalls der Geschichte<br />

geschuldet. Nach dem Edikt von Nantes war<br />

die alte Kirche für die Menschen des einst<br />

protestantischen Dieulefit zu klein geworden.<br />

Nicht verpassen sollte man zudem eine<br />

Attraktion, die sich etwas außerhalb des<br />

Zentrums befindet: die Maison de la Céramique<br />

du Pays de Dieulefit, untergebracht in<br />

einem schönen Haus im Parc de la Baume.<br />

Bis dahin empfand ich die Töpferkunst eher<br />

als etwas spießig. In dieser Einrichtung entdecke<br />

ich aber, wie viel Kreativität hinter der<br />

Töpferei stehen kann.<br />

In diesem Museum lernt man viel über<br />

die 2.000 Jahre alte Tradition und wie sich<br />

diese Branche stets an gesellschaftliche Veränderungen<br />

und technologischen Fortschritt<br />

anpasste. So stellte die Industrialisierung und<br />

die vermehrte Nutzung von Eisen eine große<br />

Herausforderung für die Töpfer dar. Sie reagierten<br />

mit neuen Formen und Farben. Dies<br />

ging sogar so weit, dass man mehr und mehr<br />

auf den heimischen Lehm zur Produktion<br />

verzichtete.<br />

Die Maison de la Céramique du Pays de<br />

Dieulefit ist aber nicht nur ein Museum. In<br />

einem Saal macht ein Dutzend junger Menschen<br />

eine Ausbildung zur Töpferin bzw.<br />

zum Töpfer. Auch Workshops für Laien sind<br />

im Angebot. Außerdem gibt es jedes Jahr<br />

einen Töpfermarkt. Der letzte fand im Mai<br />

statt und zog 70 Aussteller an. Interessierte<br />

aus der ganzen Welt reisten an. Partnerland<br />

war dieses Mal Australien. In Dieulefit versucht<br />

man alles, damit eine alte Tradition<br />

überlebt.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Chapelle Saint-Pierre-Saint-<br />

Paul, schönste romanische<br />

Kirche des Departements<br />

Bevor ich meine Rückreise nach Montélimar<br />

antrete, mache ich noch einen Abstecher<br />

in den Nordosten von Dieulefit. Über die<br />

kleine D547 gelange ich nach rund sieben Kilometern<br />

zur Chapelle Saint-Pierre-Saint-Paul<br />

von Comps. Es ist eine der schönsten romanischen<br />

Kirchen im Departement Drôme, gelegen<br />

in einer der schönsten Landschaften des<br />

Departements. Erneut ist es ein Kleinod, das<br />

von keinem Reisebus angesteuert wird. Ein<br />

echter Geheimtipp. Gerade einmal zwei Autos<br />

stehen auf dem Parkplatz, als ich ankomme.<br />

Neben der Kirche existiert zudem eine<br />

ungewöhnliche Ausstellung: die Sammlung<br />

von Bienenstöcken aus der ganzen Welt.<br />

Inmitten einer Wiese stehen kunstvolle Bienenkörbe<br />

aus Europa, Amerika, Ägypten<br />

und Japan. Manche sind kleine Kunstwerke,<br />

andere schlicht und bescheiden. Einige der<br />

100 Exponate sind in einem kleinen Haus<br />

untergebracht. Ich hätte nicht vermutet, hier<br />

auf eine solche Ausstellung zu treffen. Wiederum<br />

geht es aber um die Erzählung einer<br />

alten Kunst. Nur ist es nicht die Arbeit an<br />

Töpfen, sondern mit Bienen.<br />

Durch Lavendelfelder<br />

zurück nach Montélimar<br />

Für meinen Rückweg wähle ich eine Strecke,<br />

die weiter südlich im Bogen zurück nach<br />

Montélimar führt. Ich nehme die D538 und<br />

lande auf der Höhe von Taulignan inmitten<br />

von Lavendelfeldern. Eine wohltuende Überraschung<br />

für alle Sinne: Die Luft riecht wie<br />

frisch aus der Waschmaschine genommene<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Zu den schönsten Dörfern der Ardèche<br />

Bei der Ardèche denken die meisten an den<br />

Abschnitt des Flusses, auf dem er durch einen<br />

spektakulären Canyon fließt, der sich auf<br />

einer Länge von 32 Kilometern von Vallon-<br />

Pont-d‘Arc nach Saint-Martin-d‘Ardèche zieht:<br />

die Georges de l‘Ardèche. Doch auch weiter<br />

flussaufwärts ist die Ardèche, die nordwestlich von Vals-les-Bains<br />

entspringt und nach 120 Kilometern in die Rhône mündet, äußerst<br />

sehenswert. Drei Dörfer lohnen ganz besonders einen Besuch:<br />

Vogüé, Balazuc und Labeaume.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Nougat aus Montélimar<br />

Die Geschichte einer Süßigkeit aus Eiweiß, Honig und<br />

Mandeln, deren Ursprung im antiken Orient<br />

liegt und die ihren Erfolg auch der legendären<br />

Route Nationale 7 verdankt. Heute ist Nougat<br />

der Botschafter der Stadt Montélimar.<br />

Er ist einer der unschlagbaren Stars der<br />

französischen Pâtisserie.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Jardin Zen d‘Erik Borja: Auf der Suche nach dem<br />

verlorenen Garten<br />

Nördlich von Valence auf dem Gebiet der<br />

kleinen Kommune Beaumont-Monteux<br />

befindet sich für alle Gartenfreunde eine<br />

Überraschung: der Jardin Zen von Erik Borja.<br />

Es ist das Lebenswerk eines Künstlers, der -<br />

fasziniert von der japanischen Gartenbaukunst und Kultur - sein<br />

Leben im Pariser Künstlermilieu aufgab, um im Departement<br />

Drôme einen japanischen Garten zu erschaffen, den viele für den<br />

schönsten japanischen Garten außerhalb Japans halten.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Grignan verheißt die Verlockungen des Südens.<br />

Doch Grignan ist noch mehr als eine perfekte<br />

Postkartenidylle. Der Ort ist bekannt für einen<br />

berühmt gewordenen Schriftwechsel zwischen<br />

einer Mutter und ihrer Tochter. Fast 800 Briefe<br />

schrieben sich beide zwischen 1671 und 1696,<br />

heute ein Meisterwerk der französischen Literatur. Selbst 350 Jahre<br />

später, im Zeitalter der SMS und E-Mails, spürt man in den Gassen<br />

von Grignan noch immer diese besondere Lust für die Kunst des<br />

Schreibens.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und<br />

Alpen<br />

Das Drôme-Tal ist ein Ort für Kenner. Die meisten<br />

rasen entweder westlich vom Tal über die<br />

Rhône-Tal-Autobahn gen Süden oder erkunden<br />

östlich davon die Alpen rund um Gap. Dabei<br />

zeigt das Drôme-Tal, was zwei wunderschöne<br />

Landschaften, die Provence und die Alpen, gemeinsam als Höchstleistung<br />

hervorbringen können. Mit Berg gipfeln und Lavendel fel dern<br />

verwöhnt das Tal selbst anspruchsvolle Tour isten. Ein echter Geheimtipp,<br />

der jedoch eine große Gefahr birgt: Wer einmal im Drôme-Tal<br />

war, will unter Umständen nie mehr nach Hause.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 69


Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

t-Lô<br />

hel<br />

UNTERWEGS<br />

Le A29/E44 Havre<br />

IN FRANKREICH Rhône-Tal<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

Rouen<br />

Wäsche. Die Augen wollen sich an den lilafarbenen Reihen<br />

gar A13/E<strong>46</strong> nicht satt genug sehen. Ich passiere Grignan mit<br />

A13/E5<br />

seinem bekannten Schloss, in dem die Tochter<br />

A16<br />

der Marquise<br />

de Sévigné wohnte. Den Sonnenuntergang von der<br />

Evreux<br />

Schlossterrasse aus zu genießen, bleibt ein Souvenir, das<br />

PARIS<br />

man nicht A28/E402 so schnell vergisst.<br />

Versailles<br />

Als ich mich dann wieder DreuxMontélimar nähere, will ich<br />

gar nicht glauben, dass ich insgesamt noch nicht einmal<br />

100 Kilometer zurückgelegt habe. Wie vielfältig<br />

A6/E15<br />

waren<br />

Caen<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

A5/E54<br />

A4/E50<br />

A26/E17<br />

Troyes<br />

A26/E17<br />

A34/E<strong>46</strong><br />

A4<br />

Metz Sarreguemin<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

France<br />

Saa<br />

7<br />

t<br />

nt-Sigismond<br />

lle<br />

E5/A10<br />

837<br />

ce<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

A5/E17-E54 A31/E21-E23<br />

<br />

Montélimar befindet sich an der<br />

Office de Tourisme de Montélimar<br />

26200 Montélimar<br />

Le<br />

Rhône-Tal-Autobahn<br />

Mans<br />

A7, die von Lyon<br />

A11/E501 ans Mittelmeer führt und die man<br />

aus A28/E502 dem deutschsprachigen Raum<br />

Orléans Allées Provençales<br />

1, montée Saint-Martin<br />

26200 Montélimar<br />

Auxerre<br />

Telefon: +33(0)4 75 00 62 32<br />

www.montelimar.fr<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

via den Nordosten Frankreichs Blois bzw.<br />

Telefon: +33 (0)4 75 01 00 20<br />

Château des Hospitaliers<br />

Chambord<br />

über Genf erreicht. A10/E5-E60 Die Autobahn<br />

A6/E15<br />

Angers<br />

Vieux Village A31/E17-E21<br />

Cheverny<br />

verlässt man an der Abfahrt <strong>Nr</strong>. 17. Für<br />

Office de Tourisme Vézelay Avallon Flavigny 26160 Le Poët-Laval<br />

A86/E60<br />

die Dörfer im Hinterland Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

verlässt man A85 du Pays de Dieulefit<br />

Telefon: +33 (0)4 Dijon<br />

A38 75 <strong>46</strong> 44 15<br />

Besançon<br />

Montélimar über die D540 in Richtung<br />

1, place Abbé Magnet<br />

Monts A10/E5<br />

Osten. Der Straße folgt man mit<br />

26220<br />

Bourges<br />

Dieulefit<br />

Musée du Protestantisme Dauphinois<br />

kurzen Abstechern bis nach Dieulefit.<br />

Telefon: +33 (0)4 75 <strong>46</strong> 42 49<br />

Vieux Beaune Village<br />

Niort<br />

Der Rückweg von dort erfolgt über A20/E9<br />

die D538, D24, D14 und D4.<br />

Poitiers Montélimar …<br />

… Berlin 1.377 km … Hamburg 1.327 km<br />

… Köln 872 km … München 857 km<br />

… Wien 1.318 km<br />

… Zürich 580 km<br />

Die nächsten internationalen Flughäfen<br />

sind in Lyon und in Marseille.<br />

Air France bietet Nonstopflüge aus<br />

Limoges<br />

Berlin und Hamburg nach Marseille<br />

Angoulême an. Die neue Air-France-Tochter Hop!<br />

verbindet Düsseldorf und Stuttgart<br />

mit Lyon. Lufthansa fliegt ab Frankfurt<br />

a.M. und München nach Lyon und<br />

nach Marseille. EasyJet verbindet<br />

Berlin A89/E70 mit Lyon. Austrian fliegt ab<br />

Wien, Swiss ab Zürich nach Lyon.<br />

Eine direkte Zugverbindung aus<br />

dem deutschsprachigen Raum<br />

nach Montélimar gibt es nicht. Der<br />

neue TGV von Frankfurt a.M. über<br />

Baden nach Marseille hält aber<br />

in Lyon, von wo aus man mit dem<br />

Zug unkompliziert nach Montélimar<br />

gelangt.<br />

www.montelimar-tourisme.com<br />

www.paysdedieulefit.eu<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Toulouse<br />

A71/E11<br />

Office de Tourisme<br />

du pays de Grignan<br />

Place Jeu de Ballon<br />

26230 Grignan<br />

Telefon: +33 (0)4 75 <strong>46</strong> 56 75<br />

Montluçon<br />

le 45ème<br />

A71/E11<br />

4, avenue du 45ème Régiment de<br />

Transmissions<br />

26200 Montélimar Clermont-<br />

A72/E70<br />

Ferrand<br />

Telefon: + 3 (0)4 75 01 80 20<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

www.restaurant-le45eme.com<br />

A75/E11<br />

Menü um le 25 Mont-Dore Euro, mittags ab 15 Euro.<br />

Musée d’Art Contemporain<br />

Saint-Martin<br />

Avenue Saint-Martin<br />

26200 Montélimar<br />

Telefon: +33 (0)4 75 92 09 98<br />

www.montelimar.fr<br />

Boulangerie « Chez Titin »<br />

11, place du Marché<br />

26200 Montélimar<br />

Telefon: +33 (0)4 75 01 02 77<br />

Unbedingt die « Nougats Délices<br />

Maison » probieren!<br />

A75/E11<br />

Château des Adhémar<br />

Centre d’Art Contemporain Lodève<br />

Plateau de Narbonne<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Bézier<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

26160 Le Poët-Laval<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Telefon: +33 (0)4 75 <strong>46</strong> <strong>46</strong> 33<br />

Cluny<br />

Für den europäischen Wanderweg<br />

auf den Spuren der Hugenotten:<br />

www.surlespasdeshuguenots.eu<br />

Maison de la Céramique<br />

du Pays de Dieulefit<br />

Parc Lyon de la Baume<br />

26220 Dieulefit A43/E70<br />

Telefon: +33 (0)4 75 50 20 98<br />

www.maisondelaceramique.fr<br />

St.-Etienne<br />

Valence<br />

A9/E15<br />

A7/E15<br />

Montélimar<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

A49/E713<br />

Le Poël-Laval<br />

Dieulefit<br />

A7/E15<br />

A55<br />

Chambéry<br />

Grenoble<br />

La Bégude-de-Mazenc<br />

Puygiron<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Apt<br />

A51/E712<br />

Mannheim, Karlsruhe und Baden-<br />

www.museeduprotestantis-<br />

A6/E15<br />

medauphinois.com<br />

die Eindrücke unterwegs. Von dem neuen Zentrum von<br />

Montélimar mit viel Reims modernem Design über die verwunschenen<br />

mittelalterlichen Dörfer bis zur provenzalischen<br />

A4/E50<br />

Lebensart rund um Grignan. Ich fühle mich, als hätte<br />

Epernay Châlons-enich<br />

eine kleine Weltreise<br />

Champagne<br />

hinter mir. Eines ist sicher, mit<br />

Montélimar und seiner Umgebung verbinden mich ab<br />

sofort fröhlichere Erinnerungen als meine Wehrdienstzeit<br />

in einer trostlosen Kaserne. Ich werde wiederkommen.<br />

Das steht fest!<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A8/E80<br />

A52<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

Genève<br />

Annecy<br />

Lausanne<br />

Briançon<br />

A57<br />

Mu<br />

A<br />

Be<br />

I


MARKTPLATZ<br />

Unterkünfte<br />

Shopping<br />

L'avant Scène Boutique Hôtel<br />

Design-Hotel im historischen Zentrum von<br />

Bordeaux - Unesco Weltkulturerbe -<br />

Gute Weine von der Ardèche hier in<br />

Deutschland: www.ardechewein.de<br />

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Tel: + 33(0)5 57 29 25 39 - Contact@lavantscene.fr<br />

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Kontakt: sachaz@web.de<br />

oder + 49 (0) 171 3363366<br />

Frankreich erleben<br />

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Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Götz<br />

Alsmann<br />

in Paris<br />

Prof. Dr. Götz Alsmann ist Musiker und Entertainer,<br />

hat eine eigene Musiksendung im WDR-Radio und<br />

moderiert im WDR-Fernsehen die Grimme-Preis-gekrönte<br />

Sendung « Zimmer frei ». Sein aktuelles Album,<br />

mit dem er jetzt auf Deutschlandtournee ist, heißt<br />

« Götz Alsmann in Paris ». Auf der CD präsentiert er<br />

mit seiner Band französische Chansons der 1930erbis<br />

1960er-Jahre, unter anderem Lieder von Charles<br />

Trenet, Yves Montand, Dalida, Henri Salvador und<br />

Jean Sablon. Der Titel ist wörtlich zu nehmen. Das<br />

Album wurde in Paris produziert und bereits mit<br />

dem Echo in der Kategorie « Jazzsänger national »<br />

ausgezeichnet. Über die Arbeit in Paris, französische<br />

Musik und Klischees sprach er mit uns.<br />

Herr Alsmann, wie kam es zu der Idee, eine CD mit französischen<br />

Chansons aufzunehmen?<br />

Die Idee war ein Gemeinschaftsprodukt. Anderthalb<br />

Jahre bevor wir ins Studio gingen, saßen mein Management,<br />

meine Plattenfirma « Blue Note » und ich zusammen.<br />

Der für mich zuständige Mann meiner Plattenfirma<br />

ist Franzose. Er hatte sich alle meine Platten<br />

noch einmal angehört und ihm war aufgefallen,<br />

dass dort immer wieder französische Titel auftauchen.<br />

Er schlug vor, ein ganzes Programm<br />

mit französischer Musik zu planen. Das schien<br />

mir als ausschließliches Konzept zu dünn. Darauf<br />

meinte er: Wenn schon, dann muss man<br />

es richtig machen. Das heißt in ein historisches<br />

französisches Studio gehen und mit einem renommierten<br />

französischen Produzenten arbeiten.<br />

Dazu muss man erklären: Der Produzent ist in der<br />

Musik, anders als beim Film, nicht der, der das Geld<br />

besorgt. Er fällt vielmehr das letzte künstlerische Urteil.<br />

Wenn man unter diesen Bedingungen in Paris produziert,<br />

kommt auch etwas ganz anderes heraus, als würde man<br />

in Köln oder Dortmund arbeiten. Die Idee fand ich charmant.<br />

Wir entschieden uns für das Studio Ferber. Das ist<br />

das zweitälteste Studio in Paris, viele andere Studios haben<br />

den Generationenwechsel in den 1970er- und 1980er-<br />

Jahren nicht überlebt.<br />

Wir waren uns schnell einig, wer Tonmeister und<br />

Produzent sein sollte. Der Produzent Regis Ceccarelli<br />

ist schwerstens verbunden mit der Nouvelle-Chanson-<br />

Bewegung und verkörpert gleichzeitig den Brückenschlag<br />

zur alten Musikergeneration. Er war der letzte Bandleader<br />

von Henri Salvador. Wir hatten ein traumhaftes Team<br />

beisammen. Der Tonmeister war Jean-Pierre Sluys, auch<br />

ein Meister seines Fachs.<br />

Wenn wir das Album<br />

in Deutschland aufgenommen<br />

hätten,<br />

wäre es ein anderes<br />

geworden.<br />

Wie sieht so ein historisches<br />

französisches Studio<br />

aus?<br />

Besonders beeindruckt<br />

hat mich das Sofa<br />

von Serge Gainsbourg.<br />

Viele jüngere französische Künstler haben sich auf diesem<br />

Sofa fotografieren lassen. Das ist ein bisschen wie der<br />

Trevi-Brunnen in Rom. Dieses Sofa ist heiliggesprochen.<br />

Serge Gainsbourg hat sich das Sofa in den Abhörraum<br />

gestellt, weil er gerne mal ein Nickerchen zwischen den<br />

einzelnen Aufnahmen machte. Er wollte mitbekommen,<br />

was in dem turnhallengroßen Studio passierte. Da haben<br />

ganze Orchester Platz gefunden. Er wollte quasi wie von<br />

einem Feldherrenhügel alles verfolgen. Dafür kam ihm<br />

das Sofa gerade recht. Ich vermute, dass es neu war, als er<br />

es reingestellt hat.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Etwas erschüttert war ich über den Zustand des Studios.<br />

Sie sehen halbherzig ausgeführte Reparaturarbeiten<br />

von Handwerkern, die ihr Handwerk anscheinend nicht<br />

richtig erlernt haben. Dann steht irgendwo ein Baugerüst.<br />

Das wurde auf die Seite geschoben, aber niemand macht<br />

Anstalten, es zu entfernen.<br />

Dann gibt es einen<br />

abseitigen Winkel, in<br />

dem man Orchesterschlagzeug,<br />

Pauken und<br />

Becken aufnimmt. In<br />

diesem Winkel lagern<br />

aber auch 200 Stühle,<br />

die keiner mehr braucht,<br />

unter einer beeindruckenden<br />

Staubschicht.<br />

Laissez-faire? Ich weiß<br />

es nicht. Dem Besitzer ist das egal. Das ist ein betagter<br />

Beau, der in einem schwarzen Ledermantel herumläuft<br />

und ein Gesicht hat, das von einem wilden Leben erzählt.<br />

Er erinnert an einen Alain Delon mit betont draculöser<br />

Ausstrahlung und sieht aus wie jemand, der nur zwischen<br />

zwölf Uhr mittags und ein Uhr nachts auf die Straße geht.<br />

Aber es war ein tolles Arbeiten. Es war zudem toll,<br />

diese alte Technologie zu nutzen. Das war auch das Plus<br />

unseres Tonmeisters. Der hat den bewusst altmodischen<br />

Sound des Albums so hergestellt, dass man mit historischen<br />

Geräten aufnimmt und das Ergebnis hinterher beim<br />

Mixen behutsam an die modernen Gepflogenheiten anpasst.<br />

Wir haben mit historischen Mikrofonen aufgenommen.<br />

Da war sehr viel Originalperipherie im Spiel, die es<br />

in neueren Studios nicht mehr gibt. Wenn wir das Album<br />

in Deutschland aufgenommen hätten, wäre es ein anderes<br />

geworden.<br />

Warum singen Sie alle Lieder auf Deutsch?<br />

In Frankreich und Italien<br />

gibt es eine hymnische<br />

Verehrung für Schlagersänger.<br />

Da kann man sich<br />

mit drei oder vier schönen<br />

Liedern unsterblich machen.<br />

Diese Kultur haben wir<br />

in Deutschland nicht.<br />

Vor 16 oder 17 Jahren habe ich beschlossen, nur noch<br />

in meiner Muttersprache zu singen. Das ist die Sprache,<br />

in der ich träume und denke, in der ich räsoniere<br />

und schwadroniere, in der ich moderiere<br />

und Witze auf der Bühne erzähle.<br />

Warum sollte ich in einer anderen Sprache<br />

singen? Man muss ja auch ganz klar sagen,<br />

dass nicht alle französischen Chansons<br />

Gedichte von Jacques Prevert sind. Da gibt<br />

es genauso viele fröhliche Schlager wie in<br />

unserer Unterhaltungsmusik. Die Chansons,<br />

die ich ausgewählt habe, sind doch<br />

eher Maurice Chevalier mit dem Strohhut<br />

als Georges Moustaki mit dem Intellektuellenbart.<br />

Ich fühle mich dem Music-Hall-<br />

Varieté-Aspekt des Chansons einfach näher.<br />

Deshalb fällt es mir auch leichter, Lieder von Charles<br />

Trenet zu spielen, als beispielsweise ein Moustaki-Lied zu<br />

interpretieren.<br />

George Moustaki ist vor kurzer Zeit gestorben. Wie stehen<br />

Sie zu ihm?<br />

Georges Moustaki war ein Idol für die Liedermacher<br />

der 1960er-Jahre, die damals mit der Gitarre bewaffnet<br />

Richtung Schloss Waldeck marschiert sind. Sicherlich<br />

einer der Allergrößten, wenngleich auch<br />

für meine Musik ohne direkten Einfluss.<br />

Warum fehlen Lieder von Edith Piaf auf Ihrer<br />

CD?<br />

Edith Piaf und Jacques Brel waren meine<br />

beiden Ausschlusskriterien. Jacques Brel ist in<br />

Deutschland aufs Feinste in französischer Sprache<br />

von Dominique Horwitz und auf Deutsch<br />

von Klaus Hoffmann über viele Jahre über die<br />

Bühnen geschickt worden. Besser geht es nicht, also ist<br />

das ein Thema, dem ich etwas Ruhe gönne. Und was die<br />

Piaf-Lieder angeht: Ich habe einfach auf zu vielen Gala-<br />

Veranstaltungen gespielt, auf der irgendwann eine Sängerin<br />

samt Akkordeonspieler kommt und « Milord » singt.<br />

Das ist für mich totgeritten.<br />

Deshalb entdeckt man auf Ihrer CD auch Neues.<br />

« Boum » gibt es schon seit 1939 auf Deutsch. Aber es<br />

hat sich nicht durchgesetzt. Auch von « La Mer » gab es<br />

bereits 1947 zwei hervorragend gesungene deutsche Versionen.<br />

Das hat sich aber leider auch nicht in den Kanon populärer<br />

deutscher Schlagermusik hinübergerettet. Dabei<br />

war gerade die Version von Liselotte Malkowsky damals<br />

recht populär. Aber diese Aufnahmen sind verklungen. In<br />

Frankreich und Italien gibt es eine hymnische Verehrung<br />

für Schlagersänger. Da kann man sich mit drei oder vier<br />

schönen Liedern unsterblich machen. Diese Kultur haben<br />

wir in Deutschland nicht. Sonst gäbe es Denkmäler für<br />

Liselotte Malkowsky, Evelyn Künneke oder Bully Buhlan.<br />

Aber für Charles Trenet und Dalida gibt es Denkmäler in<br />

Frankreich.<br />

Mit unserem Arbeitsrhythmus<br />

kamen die<br />

französischen Kollegen anfangs<br />

nicht gut zurecht. Wir<br />

standen jeden Morgen um<br />

viertel nach neun vor dem<br />

Studio, wie es verabredet<br />

war. Aber wir standen<br />

auch immer ziemlich<br />

lange alleine da.<br />

Mit welchem Künstler wären<br />

Sie gerne einmal zusammen<br />

aufgetreten?<br />

Sicherlich mit Henri Salvador.<br />

Ich glaube, der ist mir<br />

am nächsten. Seine Mischung<br />

aus extrem sentimental und<br />

wahnsinnig albern finde ich<br />

faszinierend. Salvador hatte<br />

einen total anarchischen Humor.<br />

Die Kinder liebten seine<br />

bekloppten Lieder wie « Juanita Banana ». Er hat einige<br />

der anrührendsten Chansons überhaupt geschrieben wie<br />

« Le petit Indien » oder « Syracuse ». Auf « Dans mon Ile »<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

geht praktisch die gesamte Bossa-Nova-Musik zurück.<br />

Salvador war im Alter von 90 Jahren noch auf einer Brasilientournee<br />

und beim Präsidenten Lula eingeladen. Der<br />

verlieh ihm einen Orden für die Verdienste um die brasilianische<br />

Musik. Was Salvador nicht wusste: Joao Gilberto,<br />

der erste große stilprägende Bossa-Nova-Sänger, hat sich<br />

mit der « Dans mon Ile » zurückgezogen und daraus den<br />

Bossa Nova herausdestilliert.<br />

Was haben Sie vom<br />

Pariser Leben mitbekommen,<br />

als Sie Ihr Album<br />

aufgenommen haben?<br />

Fast nichts. Wir hatten<br />

einmal einen halben<br />

Tag frei. Aber ich war<br />

in den 1990er-Jahren<br />

regelmäßig in Paris, als<br />

ich noch für Rias TV,<br />

dem späteren Deutsche<br />

Wir sind große Wanderer.<br />

Ich habe aus dem<br />

Pariser Stadtplan eine Wanderkarte<br />

gemacht und drei<br />

Routen festgelegt, mit denen<br />

man innerhalb von drei Tagen<br />

alle wichtigen<br />

Punkte abwandern<br />

konnte.<br />

Welle TV, gearbeitet habe. Da haben wir gerne in Paris<br />

gedreht, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau von Ulrich<br />

Wickert. Unsere Ehefrauen hatten sich wohl schon alle<br />

gefreut, als sie hörten, es geht nach Paris. Leider mussten<br />

wir sie enttäuschen. Nur die Band war in Paris, wir waren<br />

schließlich zum Arbeiten da. Natürlich waren wir jeden<br />

Abend angemessen essen, das haben wir uns nicht nehmen<br />

lassen.<br />

Mit unserem Arbeitsrhythmus kamen die französischen<br />

Kollegen anfangs nicht gut zurecht. Wir standen<br />

jeden Morgen um viertel nach neun vor dem Studio, wie<br />

es verabredet war. Aber wir standen auch immer ziemlich<br />

lange alleine da. Wir sind halt Studio-Tages-Arbeiter.<br />

Wenn wir mittags den Tisch für den Abend reserviert<br />

haben, waren sie meistens etwas irritiert. Ich glaube nicht<br />

an diese ganze Nachtsession-Romantik. Egal wie toll man<br />

sich nachts um drei beim Einspielen gefühlt hat – wenn<br />

man sich am nächsten Morgen die Ergebnisse<br />

anhört, ist es meist doch sehr ernüchternd.<br />

Die Zeit im Studio hat Sie zu einer privaten<br />

Reise animiert.<br />

Mit meiner Frau habe ich unlängst die Silberhochzeitsreise<br />

nach Paris unternommen.<br />

Unser Sohn, schließlich ja das Produkt unserer<br />

Ehe, war auch dabei. Da haben wir dann das gemacht,<br />

was unser Produzent, als « die japanische<br />

Tour » bezeichnet. Wir sind große Wanderer. Ich habe aus<br />

dem Pariser Stadtplan eine Wanderkarte gemacht und<br />

drei Routen festgelegt, mit denen man innerhalb von drei<br />

Tagen alle wichtigen Punkte abwandern konnte. Möglich<br />

war das nur, weil unser Hotel schön zentral direkt am<br />

Louvre lag. Das war wunderbar. Meine Frau war zum<br />

ersten Mal in Paris. Die Alsmanns sind ja privat keine<br />

großen Reisenden. Ich reise so viel beruflich – das muss<br />

reichen.<br />

Was war das Bemerkenswerteste auf Ihren Wanderungen<br />

durch Paris?<br />

Erstaunlich und faszinierend fand ich, dass Arm und<br />

Reich auf so engem Raum beieinander sind. Da haben wir<br />

Teutonen doch einen eher schamhaften Blick.<br />

Dieses Nebeneinander der großzügigen und feudalen<br />

Stadthäuser mit den direkt davor lagernden<br />

Clochards, das gibt es in Deutschland so eigentlich<br />

nicht. Wir kennen es nicht, dass unmittelbar<br />

neben einer armseligen und abgewrackten<br />

Ladenzeile ein unfassbares architektonisches<br />

Meisterwerk aus der Belle Epoque steht, nach<br />

wie vor privat bewohnt. Dieses direkte Nebeneinander<br />

von unerhörtem Luxus und armseligster<br />

sozialer Verwerfung in Paris, das ist nicht immer<br />

ein leicht zu verdauender Anblick.<br />

Was waren die Highlights Ihrer privaten Reise?<br />

Meine Dalida-Expedition auf den Montmartre. Die<br />

Place Dalida kannte ich schon. Um die Ecke haben wir ja<br />

die Fotos für mein Paris-Album aufgenommen. Jetzt war<br />

ich auch an ihrem Grab auf dem Cimetière Montmartre,<br />

an ihrem Wohnhaus und habe mich überall fotografieren<br />

lassen. Die knallharte Touristennummer! Ich bin halt ein<br />

großer Fan von Dalida. Das hat allerdings zu sehr einsamen<br />

Momenten in meiner Jugend geführt. Wenn ich auf<br />

eine Party eingeladen war und aufgefordert wurde, ein<br />

paar Platten mitzubringen, habe ich immer einige obskure<br />

Rockabilly-Scheiben und die besten Cha-Cha-Chas von<br />

Dalida mitgebracht. Da hatte ich keine großen Chancen.<br />

Die Mädchen wollten doch damals immer Cat Stevens<br />

und T.Rex hören. Ich wurde überhaupt nicht wahrgenommen.<br />

Den damaligen Jugendslang hatte ich auch<br />

nicht richtig drauf. Ich<br />

Dieses direkte Nebeneinander<br />

von unerhörtem<br />

Luxus und armseligster<br />

sozialer Verwerfung in Paris,<br />

das ist nicht immer ein<br />

leicht zu verdauender<br />

Anblick.<br />

war als junger Mensch<br />

eine komplette Fehlbesetzung.<br />

Das war nicht<br />

meine Paraderolle.<br />

Was sind Ihre ersten<br />

Erinnerungen an französische<br />

Musik?<br />

Ich bin ja in den<br />

1960er- und 1970er-Jahren aufgewachsen. In dieser Zeit<br />

waren französische Künstler im deutschen Fernsehen allgegenwärtig.<br />

Es musste ja nicht immer so weit gehen wie<br />

bei Mireille Mathieu, die man quasi durch die Hintertür<br />

zur deutschen Schlagersängerin gemacht hat. Gilbert Bécaud,<br />

Dalida, Charles Aznavour, Jean Claude Pascal waren<br />

ständig zu sehen, gefühlt mindestens einmal in der Woche.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Damals war der heutige anglo-amerikanische Formatradio-Stalinismus<br />

noch nicht so vorherrschend und man<br />

hörte viel französische Musik. Ich habe Schallplatten, auf<br />

denen Barbara ihre Lieder auf Deutsch singt, auch von<br />

Francoise Hardy habe ich Platten mit deutschen Texten.<br />

Aber im Radio liefen viel häufiger die französischen<br />

Versionen. « Et maintenant » von<br />

Gilbert Bécaud hörte man im deutschen<br />

Radio häufiger als « Was wird aus mir ».<br />

Auch die französische Version von « Nathalie<br />

» hörte man viel öfter als die deutsche.<br />

Ich fand es vor allen Dingen toll, wenn die<br />

Protagonisten am Klavier saßen. Meine<br />

kindlichen Allmachtsfantasien konnte ich<br />

komplett auf diese Vorbilder projizieren.<br />

Interessieren Sie sich für die aktuelle französische Musik?<br />

Die groben Entwicklungen bekomme ich mit, aber ich<br />

bin kein Fachmann. Das gilt aber auch für die zeitgenössische<br />

Musik hierzulande. Ich interessiere mich eher für<br />

altmodische Musik. Für Rock- oder Popmusik habe ich<br />

kein Ohr. Ich kann nicht wirklich unterscheiden, was da<br />

gut und was schlecht ist.<br />

Treten Sie mit dem Paris-Programm in Frankreich auf?<br />

Das war ein großes Thema zu Beginn unserer Planung,<br />

hat aber leider nicht geklappt. Aber der Traum in Paris zu<br />

spielen, ist noch nicht ausgeträumt. Bis zum Jahresende<br />

sind wir mit dem Programm noch auf Tournee. Dann<br />

werden wir es knicken,<br />

lochen, abheften und etwas<br />

Neues kommt. Lassen<br />

Sie sich überraschen.<br />

Welches Bild hatten<br />

Sie als junger Mann von<br />

Frankreich?<br />

Ich mochte die<br />

französischen Schwarz-<br />

Weiß-Filme wie « Touche<br />

pas au grisbi » (in<br />

Deutschland sowohl<br />

als « Der Tiger kehrt<br />

zurück » als auch als<br />

« Wenn es Nacht wird<br />

in Paris » bekannt) sehr<br />

gerne. Ich fand die<br />

Optik faszinierend. Insgeheim<br />

habe ich immer gehofft, dass in Frankreich noch<br />

viele alte Citroëns fahren und es viele Männer in Wintermänteln<br />

und mit Filzhüten gibt, die ständig im Stehen<br />

Pernod trinken.<br />

Als mein französischer Schallplattenmann vorschlug,<br />

Ich bin halt ein großer<br />

Fan von Dalida.<br />

Das hat allerdings zu sehr<br />

einsamen Momenten<br />

in meiner Jugend<br />

geführt.<br />

Die weiteren Konzert -<br />

termine von Götz Alsmann<br />

und Band « Paris! »:<br />

Wiesbaden (15.08.), Buchholz<br />

(19.08.), Sylt (20.-22.08.),<br />

Braunschweig (25.08.), Vellmar<br />

(26.08.), Dresden (27.08.), Minden<br />

(29.08.), Remscheid (20.09.),<br />

Beverungen (28.09.), Heidelberg<br />

(11.10.), Zweibrücken (12.10.),<br />

Losheim am See (13.10.), Lengerich<br />

(31.10.), Sonneberg (14.11.),<br />

Salzkotten (22.11.), Celle (23.11.),<br />

Düsseldorf (05.+06.12.),<br />

Dortmund (19.12.)<br />

das Video zur CD am Montmartre zu drehen, sagte ich,<br />

das sei doch alles nur Klischee. Und er antwortete mit<br />

leicht träumerisch verhangenem Blick: « Aber Paris ist<br />

so. » Als ich jetzt mit meiner Frau da war, war sie beeindruckt,<br />

dass es an jeder Ecke zu jeder Stunde ein offenes<br />

Lokal gibt. Ich staune auch<br />

immer wieder, was für wunderbare<br />

Gerichte die französischen<br />

Restaurantküchen<br />

selbst in den mickrigsten Läden<br />

hervorbringen. Mit einer<br />

Mini speise karte aus winzigen<br />

Küchen, die bei uns längst von<br />

der Gesundheitspolizei neutralisiert<br />

worden wären. Das<br />

ist so, und damit kokettiert der eine oder andere Pariser<br />

Lokalpatriot sehr gerne. Es ist schon ganz anders als Köln<br />

oder Berlin, auf jeden Fall ganz anders als in Münster, wo<br />

ich lebe.<br />

Ihr ganzes Leben dreht sich um Musik. Können Sie eigentlich<br />

auch bei Musik entspannen?<br />

Ich höre eigentlich nie Musik zur Entspannung.<br />

Wenn wir Gäste haben, legen wir nie Musik auf. Wenn<br />

ich irgendwo eingeladen bin, empfinde ich die Musik<br />

oft als eher irritierend. Es stört mich auch, dass sogar in<br />

den Sterne-Restaurants im Hintergrund immer irgendein<br />

Gedudel läuft. Das ist furchtbar. Selbst wenn wir auf<br />

Tournee sind, läuft im Auto so gut wie keine Musik. Wir<br />

quatschen lieber während der Fahrt.<br />

Seit 2012 sind Sie Honorarprofessor an der<br />

Wilhelmsuniversität in Münster. Worum geht es in<br />

Ihren Vorlesungen?<br />

Ich behandele die Geschichte der Unterhaltungsmusik.<br />

Das kann um die Vorgeschichte<br />

des Jazz gehen, in die ich schon 1450 einsteige.<br />

Platz ist da für Manches. Es kommen vielerlei<br />

Themen, von der Operette bis zum Bossa Nova,<br />

zu Ehren. Auch technische Bereiche wie zum<br />

Beispiel Instrumentenkunde haben ihren Platz.<br />

Sie haben einmal geäußert, wie sehr Sie es bedauern,<br />

dass gutes Benehmen immer seltener wird.<br />

Wie haben Sie das in Frankreich erlebt?<br />

Die Pariser sind uns ausnahmslos immer sehr<br />

freundlich und höflich begegnet. Aber wenn ich<br />

die Menschen über eine Tasse Kaffee hinweg beobachtet<br />

habe, was ich sehr gerne tue, ist mir aufgefallen,<br />

dass ihr Umgang untereinander doch etwas ruppiger ist<br />

als bei uns.<br />

Herr Alsmann, vielen Dank für das Gespräch<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Hochschulpolitik<br />

Ein neues Gesetz erlaubt Englisch als<br />

Unterrichtssprache an französischen<br />

Universitäten. So, wie es in vielen anderen<br />

europäischen Ländern längst Standard ist<br />

und in Frankreichs Elitehochschulen, den<br />

Grandes Ecoles, schon seit einiger Zeit<br />

praktiziert wird. Der Vorschlag schlug im<br />

Vorfeld allerdings hohe Wellen in einem<br />

Land, das dem Englischen traditionell sehr<br />

reserviert gegenübersteht und die eigene<br />

Sprache selbst als Weltsprache ansieht. Ob<br />

Sorbonne, Académie Française, Politiker<br />

oder Journalisten, alle stritten, ob dieses<br />

Gesetz eine Gefährdung für die französische<br />

Sprache darstellt oder eine längst notwendige<br />

Anpassung an Realitäten bedeutet.<br />

Am 15. Mai ergriff der Abgeordnete Jacques Myard<br />

der oppositionellen UMP in der Nationalversammlung<br />

im Rahmen der aktuellen Fragestunde<br />

an den Premierminister das Wort. Er begann seinen Redebeitrag<br />

in zwei Sprachen, die man normalerweise nicht<br />

im französischen Parlament hört: « Herr Premierminister,<br />

ich bitte Sie um eine Frage », fing er auf Deutsch an, um<br />

dann das Gleiche sofort auf Englisch zu wiederholen:<br />

« Mister Prime Minister, I wish to ask you a question ». Ziel<br />

seiner Intervention war es, ein zu der Zeit von der Hochschul<br />

ministerin Geneviève Fioraso geplantes Gesetzes vorha<br />

ben anzuprangern, das die Verwendung von Englisch als<br />

Un ter richts sprache an französischen Universitäten erlauben<br />

soll.<br />

Wenn die einleitenden Sätze des Abgeordneten Jacques<br />

Myard zuallererst viel Gelächter auf den Bänken der<br />

Nationalversammlung hervorriefen, so zeigt dieser Vorfall<br />

auch, welch merkwürdiges Verhältnis die Franzosen gegenüber<br />

Fremdsprachen pflegen. Für diesen konservativen<br />

Volksvertreter – wie für viele seiner Kollegen – war es<br />

eine gewollte unerhörte Provokation, den Premierminister<br />

in einer anderen Sprache als Französisch anzusprechen.<br />

Schließlich legt die Verfassung des Landes in Artikel 2<br />

klar fest, dass die Sprache der Republik Französisch ist.<br />

Außerdem gibt es das Gesetz vom 4. <strong>August</strong> 1994, das<br />

als Toubon-Gesetz bekannt ist. Jacques Toubon war der<br />

damalige Minister, der es durchgesetzt hat. Das Gesetz<br />

achtet auf die Bewahrung der französischen Sprache im<br />

öffentlichen Raum und in der Verwaltung. So müssen<br />

beispielsweise englische Slogans in der Werbung ins Französische<br />

übersetzt werden. Kritiker nennen das Toubon-<br />

Gesetz spöttisch Allgood-Gesetz. Ein Wortspiel aus dem<br />

Namen Toubon und dem gleichklingenden Ausdruck tout<br />

bon (dt. alles gut), der dann ins Englische übersetzt wird.<br />

Einige Tage nach dem kleinen Eklat in der Nationalversammlung,<br />

als die Diskussion um die Sprache<br />

Shakespeares in vollem Gange war, durfte Geneviève<br />

Fioraso ihr Anliegen in einem Fernsehinterview erklären.<br />

Die Journalistin begrüßte die Ministerin dabei mit<br />

den Worten: « Good morning, thanks to be there ». Die<br />

Politikerin erwiderte auf Französisch: « Oh nein, ich spreche<br />

Französisch ». Später in der Sendung kam ein zweiter<br />

Journalist hinzu und konfrontierte Geneviève Fioraso erneut<br />

mit Englisch: « What’s the problem? You can speak<br />

in English. » Leicht genervt antwortete die Ministerin<br />

schließlich « Yes, I can », um dann aber doch wieder ins<br />

Französische zu wechseln.<br />

Man könnte aus diesem kleinen verbalen Scharmützel<br />

zwischen den beiden Moderatoren und der Politikerin<br />

schließen, dass Geneviève Fioraso die englische Sprache<br />

vielleicht nicht gut genug beherrscht, um ihre Ideen in<br />

einer Fremdsprache zu verteidigen. Wäre das nicht ein<br />

schöner Skandal? Die Frau, die das Monopol der französischen<br />

Sprache bricht, kann selbst die Fremdsprache, um<br />

die es dabei vor allem geht, nicht ausreichend gut sprechen?<br />

Das wäre allerdings eine totale Fehlinterpretation<br />

der Situation, denn Geneviève Fioraso spricht fließend<br />

Englisch. Bevor sie in die Politik ging, war sie sogar Englischlehrerin<br />

in Amiens. Das Problem lag also woanders.<br />

Die Ministerin weiß, dass es in Frankreich verpönt<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


ist, sich öffentlich im Fernsehen in einer Fremdsprache<br />

auszudrücken, vor allem auf Englisch. Es ging deshalb<br />

um ein Tabu, das Geneviève Fioraso sicherlich nicht auch<br />

noch brechen wollte, nachdem ihr Gesetzesvorhaben die<br />

Gemüter bereits so erhitzt hatte.<br />

Allerdings hat die Ministerin hinsichtlich ihres Gesetzes<br />

nicht nur Gegner. Zwar findet es die überwiegende<br />

Mehrheit der Franzosen wichtig und anerkennenswert,<br />

dass der Staat die französische Sprache, insbesondere gegenüber<br />

der erschlagenden Dominanz des Englischen, zu<br />

schützen versucht. Gleichzeitig gibt es aber immer mehr<br />

Franzosen, die nach einem entspannteren Umgang mit<br />

Fremdsprachen verlangen. Sie wissen, dass der Wettlauf<br />

zwischen Englisch und Französisch für die eigene Sprache<br />

längst verloren ist und es keinen Sinn mehr ergibt, Französisch<br />

international auf das gleiche Niveau wie Englisch<br />

hieven zu wollen. Englisch ist nun einmal die Weltsprache<br />

geworden.<br />

Für diese Franzosen zeigt die Ministerin endlich den<br />

Mut, sich der Realität zu stellen und als ersten Schritt die<br />

Universitäten sprachlich breiter aufzustellen. Als zweiter<br />

Schritt müsste die Art und Weise, wie Fremdsprachen<br />

in Frankreichs Schulen unterrichtet werden, komplett<br />

überdacht und an moderne pädagogische Erkenntnisse<br />

angepasst werden. François Hollande sprach diese beiden<br />

Themen während seiner Wahlkampagne bereits an. Geneviève<br />

Fioraso wagte sich nun an die Umsetzung des ersten<br />

Schrittes.<br />

Dabei geht es primär noch nicht einmal darum, dass<br />

die Franzosen besser Englisch lernen sollen, sondern dass<br />

es für ausländische Studenten attraktiver wird, zum Studium<br />

nach Frankreich zu kommen. « Indien zählt über eine<br />

Milliarde Einwohner und 60 Millionen IT-Spezialisten,<br />

doch wir können nur 3.000 indische Studenten bei uns<br />

begrüßen. Das ist lächerlich », gibt die Ministerin unumwunden<br />

zu. Schließlich ist der internationale Wettbewerb<br />

um die besten Köpfe längst für alle Industrieländer eine<br />

Frage der Zukunftssicherung geworden.<br />

Die Situation an französischen Universitäten vor dem<br />

Gesetz war schon recht speziell. Das Toubon-Gesetz legte<br />

fest, dass in Frankreich ausschließlich Französisch als Unterrichtssprache<br />

zugelassen war. Ein Universitätsprofessor<br />

hatte deshalb nicht das Recht, seine Vorlesungen in einer<br />

Fremdsprache anzubieten, es sei denn, es ging um die Unterrichtung<br />

dieser Fremdsprache. Wenn ausländische Studenten<br />

nach Frankreich kommen, blieb ihnen also nichts<br />

anderes übrig, als Französisch zu lernen.<br />

Kein Wunder also, dass Frankreich im internationalen<br />

Wettbewerb ins Hintertreffen geraten ist. Ein Zustand,<br />

der nach Meinung der Hochschulministerin ein großes<br />

Handikap für die Wirtschaft des Landes darstellt. Frankreich<br />

wurde gerade von Deutschland vom vierten Platz der<br />

wichtigsten Empfängerländer ausländischer Studenten<br />

verdrängt. Frankreich kann im Wesentlichen nur noch<br />

in seinem traditionellen Einflussgebiet im Maghreb und<br />

in anderen afrikanischen Staaten punkten. Die schlauen<br />

Köpfe der aufstrebenden Mächte China, Indien und Brasilien<br />

studieren lieber woanders.<br />

Das neue Gesetz von Geneviève Fioraso soll dies nun<br />

Stück für Stück ändern. Sie geht dabei sehr behutsam<br />

vor. Zunächst werden nur zwei Ausnahmen zur aktuellen<br />

rechtlichen Situation geschaffen. So wird Englisch oder<br />

eine andere Unterrichtssprache erlaubt, wenn dies im<br />

Rahmen eines europäischen Austauschprogramms oder<br />

im Rahmen einer Vereinbarung mit einer ausländischen<br />

Bildungseinrichtung geschieht. Es geht also mitnichten<br />

darum, dass nun plötzlich alle Vorlesungen und Seminare<br />

auf Englisch abgehalten werden.<br />

Trotzdem reichte dieses Gesetzesvorhaben, das Land<br />

in Wallung zu versetzen. « Wenn wir Englisch in unsere<br />

Universitäten einziehen lassen, wenn wir zulassen,<br />

dass Englisch die einzige Sprache der Wissenschaft und<br />

der modernen Welt wird, dann wird das Französische<br />

verkümmern. Es wird zu einer banalen Sprache oder gar<br />

einer toten Sprache », erregte sich zum Beispiel Bernard<br />

Pivot, ein bekannter Journalist, Autor und Liebhaber der<br />

französischen Sprache. In die gleiche Kerbe schlug die<br />

ehrwürdige Académie Française, offizielle Hüterin der<br />

französischen Sprache: « Die Gefahren dieser Maßnahme<br />

ist die Marginalisierung des Französischen ». Außerdem<br />

drohten diverse Hochschulgewerkschaften mit Demonstrationen<br />

und Streiks.<br />

Richtig grotesk wird die Diskussion jedoch, wenn man<br />

weiß, dass es im Bildungsbereich schon längst Ausnahmen<br />

gibt. So missachten die Elitehochschulen des Landes, die<br />

Grandes Ecoles, schon längst das Verbot und bieten einen<br />

Teil der Vorlesungen und Seminare auf Englisch an, ohne<br />

dass es deshalb Probleme gibt oder sich jemand darüber<br />

erzürnt.<br />

Warum sollen Universitäten nicht das gleiche Recht<br />

dazu haben? Dies prangerte Jean-Yves le Déaut von den<br />

Sozialisten an: « Wir sind wahnsinnig heuchlerisch.<br />

An der Sciences Po, an der ich unterrichte, spricht man<br />

durchaus Englisch. Aber an den Universitäten will man<br />

das nicht zulassen. Sollen Fremdsprachen für Eliten<br />

reserviert bleiben? » Mit dieser Feststellung wurde der<br />

Kampf um die Unterrichtssprache sogar ein Kampf um<br />

Chancen gleichheit, ein Kampf zwischen den elitären oft<br />

teuren Grandes Ecoles auf der einen Seite und den für die<br />

Massen bestimmten Universitäten auf der anderen Seite.<br />

Doch diese Absurdität der aktuellen Verhältnisse<br />

ging im allgemeinen Getöse unter. Zwar wurde das Gesetz<br />

von der Hochschulministerin am 23. Mai nach einer<br />

zweistündigen leidenschaftlichen Diskussion von der<br />

Nationalversammlung verabschiedet, doch es ist zu vermuten,<br />

dass sich die Diskussion um die Bewahrung der<br />

französischen Sprache noch einige Monate in die Länge<br />

ziehen wird. Es scheint fast so, als ob das Volk und die<br />

Medien nach der hitzigen Debatte um die Gleichstellung<br />

der Homo-Ehe ein neues Thema gefunden haben, mit<br />

dem sich Traditionalisten und Modernisierer bekämpfen<br />

können.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Umwelt<br />

Lavendel der Provence in Gefahr<br />

Bisher zirkulierte die Information eher in Fachkreisen und selbst die französische<br />

Öffentlichkeit nahm nur wenig Kenntnis davon: Die für die Provence so typischen<br />

Lavendelfelder sind in großer Gefahr. Mehr und mehr dieser Felder verschwinden<br />

unfreiwillig und die noch blühenden Pflanzen sind weniger leuchtend als früher.<br />

Schuld daran ist ein Bakterium. Doch obwohl man die Ursache kennt, fand man<br />

bisher noch nicht die richtige Gegenmaßnahme. Eine Region und ein ganzer<br />

Industriezweig stehen vor einer Katastrophe, die man nun mit verstärkter<br />

Forschungsarbeit zu verhindern versucht. Hinzu kommen neue Auflagen aus<br />

Brüssel. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als das Überleben des Lavendels<br />

in der Provence.<br />

Stolbur-Phytoplasma und Hyalesthes obsoletus sind<br />

die beiden Schlagwörter, die die Provence seit gut<br />

zehn Jahren erzittern lassen. Ersteres ist ein Bakterium,<br />

das Lavendelpflanzen angreift und für kleinere Blüten<br />

bzw. das Vertrocknen der Pflanze sorgt. Letzteres ist eine<br />

kleine Zikade, die auf Deutsch Winden-Glasflügelzikade<br />

heißt und durch die das Bakterium von Pflanze zu Pflanze<br />

übertragen wird.<br />

Es ist gerade dieses Zusammenspiel, das die Krankheit<br />

so teuflisch macht. Denn das Stolbur-Phytoplasma<br />

selbst befällt die Pflanzen zwar, kann sich aber nicht<br />

von alleine ausbreiten. Vielleicht tat der Natur leid, dass<br />

das Bakterium so einsam in einer Pflanze verharren<br />

musste? Jedenfalls schuf es eine kleine Zikade, die den<br />

Saft der Lavendelblüten liebt und als Leckermaul von<br />

Blüte zu Blüte fliegt. Dabei passiert es, dass das Bakterium<br />

in den Mund der Zikade gelangt und gemeinsam<br />

mit ihr zur nächsten Pflanze fliegt. So nimmt das<br />

Unheil seinen Lauf. Das Bakterium nistet sich in der<br />

neuen Pflanze ein und sorgt dafür, dass der Lavendel<br />

zunächst nicht weiter wächst, dann braun wird und<br />

schließlich abstirbt.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


In den letzten Jahren wurden immer mehr Lavendelfelder<br />

der Provence von diesem Bakterium befallen. Wie es<br />

diesen Sommer aussieht, ist noch etwas zu früh zu sagen,<br />

da die Lavendelblüte je nach Region gerade erst beginnt<br />

bzw. noch im Gange ist. Doch Experten gehen davon aus,<br />

dass die französische Lavendelernte diesen Sommer nur<br />

noch ein Drittel von der im Jahre 2005 ausmachen wird.<br />

Eine katastrophale Entwicklung.<br />

Hinzu kommt, dass nicht nur Lavendel betroffen ist,<br />

sondern auch Lavandin. Lavandin ist eine Hybridform<br />

von zwei Lavendelarten. Die Stängel sind länger als beim<br />

echten Lavendel und der Duft stärker. Lavandin gilt zwar<br />

als weniger edel, die ätherischen Öle der Pflanze werden<br />

aber im großen Stil für die Parfümierung von Massenprodukten<br />

wie etwa Seifen und Waschmittel verwendet.<br />

Lavandin ist damit ein wichtiger Rohstoff und Frankreich<br />

ist der absolute Marktführer für diese Substanz. Da verwundert<br />

es nicht, dass sich inzwischen auch die Hersteller<br />

von Seifen und Waschmitteln zu sorgen beginnen.<br />

Was die aus dem echten Lavendel gewonnenen Öle<br />

betrifft, die insbesondere in der Parfum- und Kosmetikindustrie<br />

zum Einsatz kommen, geht man davon aus, dass<br />

sich deren Weltproduktion in weniger als zehn Jahren wegen<br />

der Krankheit auf den französischen Lavendelfeldern<br />

halbiert hat. Wegen des Bakteriums hat Frankreich sogar<br />

seinen weltweiten Spitzenplatz eingebüßt und wurde von<br />

den Produktionszahlen her inzwischen von Bulgarien<br />

überholt.<br />

Die Situation ist also ernst. Es geht nicht nur darum,<br />

dass die Provence ihre bei Besuchern so beliebten violett<br />

leuchtenden Felder verlieren könnte. Auch wenn die Vorstellung<br />

einer Provence ohne Lavendel schon aus touristischer<br />

Sicht schlimm genug wäre. Nein, es geht um einen<br />

ganzen Wirtschaftszweig, der um sein Überleben kämpft.<br />

Es geht um ein regionaltypisches Erbe und Arbeitsplätze<br />

gleichermaßen.<br />

Doch wirksame Gegenmittel zu finden, ist aus verschiedenen<br />

Gründen nicht so einfach. Der Einsatz von<br />

Insektiziden verbietet sich, da sie auch die Bienen gefährden<br />

würden, die die Lavendelpflanzen bestäuben. Auch<br />

der Einsatz eines Antibiotikums ist nicht möglich, da dies<br />

die Gewinnung der ätherischen Öle unmöglich machen<br />

würde. Es müssen also andere Methoden erforscht werden.<br />

Doch dafür braucht man Geld, viel Geld. Geld, das<br />

die Lavendelbauern selbst nicht aufbringen können.<br />

Deshalb wurde ein Hilfsfonds ins Leben gerufen. Unterstützt<br />

wird er von L’Occitane. Der Gründer des Unternehmens<br />

aus Manosque, Olivier Baussan, übernahm sogar<br />

den Vorsitz. Schließlich steht auch für L’Occitane viel auf<br />

dem Spiel, basiert die Unternehmensstrategie doch auf<br />

dem typischen provenzalischen Lebensgefühl, aus dem<br />

Lavendel nicht wegzudenken ist. Außerdem beinhalten<br />

diverse Produkte der Handelskette aus Lavendel gewonnene<br />

Substanzen. Der Fonds soll Lavendelbauern helfen,<br />

aber auch alle Akteure der Region, die mit Lavendel zu<br />

tun haben, für die Problematik sensibilisieren. Das betont<br />

Eric Chaisse, Direktor des Pflanzen-Forschungszentrums<br />

Crieppam.<br />

Durch intensive Forschungstätigkeit ist inzwischen<br />

auch ein erster Silberstreifen am Horizont zu erkennen.<br />

Es gibt die ersten Lavendelsorten mit den Namen « Rapido<br />

», « Carla », « Diva », « C15.50 » und « 77.13 », die gegen<br />

das Bakterium resistent zu sein scheinen. Zudem können<br />

mittlerweile zertifizierte Setzlinge angeboten werden, bei<br />

denen die Bauern sicher sein können, dass sie noch nicht<br />

vom Bakterium befallen sind.<br />

Der Hilfsfonds ist nicht der einzige Akteur im Kampf<br />

gegen die Krankheit. Auch andere große Unternehmen<br />

sind sich der Dramatik der Lage bewusst und haben<br />

sich dem Kampf gegen das Bakterium angeschlossen.<br />

Beispielsweise die Nummer eins der Parfum- und Duftherstellung,<br />

der Konzern Givaudan. Da für viele Produkte<br />

der Kunden des Unternehmens Lavendelaromen<br />

verwendet werden, beispielsweise für die Parfums « Pour<br />

un Homme » von Caron, « Luna Rossa » von Prada oder<br />

« Jicky » von Guerlain, engagiert sich Givaudan ebenfalls<br />

finanziell für die Rettung des Lavendels. Seit 2007 hat der<br />

Konzern Partnerschaftsabkommen mit Lavendelbauern<br />

in der Drôme Provençale abgeschlossen. Sie sollen dafür<br />

sorgen, dass bakterienfreie Setzlinge verwendet und<br />

Pflanzen, die die Ausbreitung der Zikade eindämmen,<br />

zwischen die einzelnen Lavendelfelder gepflanzt werden<br />

können.<br />

Doch trotz all dieser Bemühungen, die als positiven<br />

Nebeneffekt haben, dass sich eine größere Solidarität innerhalb<br />

der Branche bildete, ist die Krankheit noch nicht<br />

unter Kontrolle. Unverändert sterben Lavendelpflanzen ab<br />

und es verschwinden ganze Felder in der Provence, da die<br />

Bauern die befallenen Pflanzen herausreißen müssen.<br />

Und weil ein Unglück im Leben selten allein kommt,<br />

stehen die Lavendelbauern außerdem vor einer weiteren<br />

Herausforderung. Dieses Mal kommt das Unheil nicht<br />

von einem Bakterium, sondern aus Brüssel. Eine neue<br />

Verordnung der Europäischen Union sieht vor, dass die<br />

aus Lavendel gewonnen ätherischen Öle nicht mehr als<br />

natürliches, sondern als chemischen Produkt eingestuft<br />

werden sollen, da sie Augenreizungen hervorrufen können<br />

und entflammbar sind. Des Weiteren plant der Europäische<br />

Wissenschaftsrat, die Liste allergieauslösender Substanzen<br />

von 26 auf 130 zu erweitern. Ätherische Öle, auch<br />

die aus Lavendelpflanzen gewonnenen, sollen auf den<br />

neuen Index. Dies würde natürlich negative Auswirkungen<br />

auf ihre Verwendung haben.<br />

So muss man in der Provence nicht nur gegen die<br />

Natur kämpfen, sondern auch gegen die Bürokraten aus<br />

Brüssel. Ein Kampf, der lange noch nicht gewonnen ist,<br />

auch wenn sich niemand die Provence ohne Lavendelfelder<br />

vorstellen mag. Schließlich geht es um eine alte Tradition<br />

von wirtschaftlichem und touristischem Wert. Bisher<br />

geht die Branche die Herausforderungen noch mit viel<br />

Mut an. Es bleibt zu hoffen, dass sich keine Resignation<br />

breitmacht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 79


ART DE VIVRE Wein<br />

Ein asiatischer Winzer<br />

im Bordelais<br />

Peter Kwok ist in Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) in Vietnam geboren<br />

und dort bis zum 17. Lebensjahr aufgewachsen. Durch seine Tätigkeit in der<br />

Finanzwelt, insbesondere in Hongkong und Taiwan, häufte er ein kleines<br />

Vermögen an. Damit kaufte er einige prestigeträchtige Hotels in Asien.<br />

Außerdem war er der erste Asiat, der 1997 ein Weingut im Bordelais erwarb.<br />

Heute gehören ihm drei Weingüter innerhalb der AOC-Weinanbaugebiete<br />

« Saint-Emilion » und « Pomerol ». Da Peter Kwok viel Wert auf Diskretion legt,<br />

gibt er nur selten Interviews. Wir hatten jedoch die Möglichkeit, ihn bei seinem<br />

letzten Aufenthalt im Bordelais für ein Gespräch zu treffen. Dabei redeten wir<br />

mit ihm unter anderem über seine Liebe zu Frankreich und seine neue<br />

Leidenschaft für Wein.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Monsieur Kwok, woher kommt Ihre Liebe zu Frankreich?<br />

In meiner Kindheit in Vietnam habe ich viel von der<br />

französischen Kultur mitbekommen. Jeder, der schon einmal<br />

in Saigon war, weiß, dass viele<br />

Kirchen dort Notre-Dame-de-Paris<br />

heißen und dass einige Stadtviertel<br />

ein gewisses Pariser Flair besitzen.<br />

Man hört französische Musik und<br />

findet Bäckereien, die Baguette verkaufen.<br />

Das Aufwachsen in einem<br />

derart frankophilen Umfeld hat<br />

sicherlich viel mit meiner heutigen<br />

Verbundenheit zu Frankreich zu<br />

tun.<br />

Wie sind Sie zum ersten Mal nach<br />

Frankreich gekommen, wie haben Sie<br />

Saint-Emilion entdeckt?<br />

Meine ersten Begegnungen mit<br />

Frankreich spielten sich in Paris<br />

ab. Ich war Banker und hatte geschäftlich<br />

in London und New York zu tun. Außerdem<br />

studierten meine Kinder in den USA. Paris war der ideale<br />

Zwischenstopp auf dem Weg von Asien in die Vereinigten<br />

Staaten von Amerika. Dadurch wurde der Jetlag<br />

erträglicher. Immer öfter versuchte ich deshalb, in Paris<br />

einen Halt einzulegen und verliebte mich dabei Stück<br />

für Stück in Frankreich. Zunächst wollte ich etwas in<br />

Paris kaufen. Dann entdeckte ich – wie viele Ausländer<br />

– die Provence. 1995 kam ich schließlich zum ersten<br />

Mal nach Saint-Emilion. Ein Freund hatte mir den Ort<br />

empfohlen. Das war<br />

wie eine Offenbarung<br />

für mich.<br />

Waren Sie denn bereits<br />

ein großer Weinliebhaber?<br />

(lacht) Nein, bevor<br />

ich nach Saint-Emilion<br />

kam, trank ich keinen<br />

Wein. Doch ich eignete<br />

mir das dann an. In<br />

Saint-Emilion fühlte<br />

ich mich sofort wohl. Was mir gefiel, waren die Ruhe und<br />

die Sauberkeit. Außerdem spürte ich, dass es hier eine<br />

bestimmte Kultur gab. Es ist schwer zu beschreiben, was<br />

ich damit meine. Doch gerade für uns Asiaten ist es eine<br />

unbekannte Kultur. Mit der Zeit begriff ich, dass diese<br />

Kultur den Wein als Basis hat. Es ist der Weinanbau, der<br />

die Menschen hier miteinander verbindet. Der Wein ist<br />

mehr als nur ein simples Getränk.<br />

Außerdem stellte ich bald fest, dass diese Kultur rund<br />

um den Wein – eine Tradition, die hier seit Jahrhunderten<br />

gepflegt wird – eine gute Schule für meine Kinder sein<br />

würde. Denn man lernt hier Geduld. Meine Kinder, die<br />

durch den Lebensstil der USA geprägt sind, wo es ständig<br />

um die schnelle Befriedigung spontaner Bedürfnisse geht,<br />

entdeckten in Saint-<br />

Meine Kinder, die durch<br />

den Lebensstil der USA<br />

geprägt sind, wo es ständig<br />

um die schnelle Befriedigung<br />

spontaner Bedürfnisse geht, entdeckten<br />

in Saint-Emilion, dass man<br />

ein Jahr lang warten muss, um<br />

eine Ernte einzufahren, und dass<br />

es wiederum Jahre dauert, um einen<br />

edlen Tropfen zu haben. Das<br />

klingt nach nichts, doch<br />

in unserer schnelllebigen<br />

Zeit ist das eine wertvolle<br />

Erfahrung.<br />

Heute sind wir eine Chance<br />

fürs Bordelais, denn<br />

wir vermarkten den Großteil<br />

unserer Flaschen in Asien. Das<br />

macht den Wein dort bekannt<br />

und eröffnet neue wirtschaftliche<br />

Chancen für<br />

das ganze Weinanbaugebiet.<br />

Emilion, dass man ein<br />

Jahr lang warten muss,<br />

um eine Ernte einzufahren,<br />

und dass es wiederum<br />

Jahre dauert, um<br />

einen edlen Tropfen zu<br />

haben. Das klingt nach<br />

nichts, doch in unserer<br />

schnelllebigen Zeit ist<br />

das eine wertvolle Erfahrung.<br />

Das ist eine sehr philosophische<br />

Annäherung an<br />

die Weinwelt...<br />

Ja, das stimmt. Ich<br />

glaube, dass alles im<br />

Leben unter einem philosophischen Blickwinkel gesehen<br />

werden kann. Vielleicht hängt diese Sichtweise mit meinen<br />

asiatischen Wurzeln zusammen. Ich bin jedenfalls<br />

davon überzeugt, dass im Weinanbau in Saint-Emilion<br />

und anderswo viel Philosophisches mitschwingt. Die<br />

Menschen hier arbeiten hart, um einen Wein zu schaffen,<br />

der seinen ganz eigenen Charakter besitzt. Das ist doch<br />

sehr philosophisch.<br />

Fast 30 Weingüter im Bordelais sind inzwischen in chinesischer<br />

Hand. Das sorgt für einige<br />

Unruhe unter den Einheimischen.<br />

Man spricht vom Ausverkauf einer alten<br />

Tradition. Wie wurden Sie von den<br />

Franzosen empfangen?<br />

Um ehrlich zu sein: Am Anfang<br />

sprach ich nicht viel mit Franzosen.<br />

Zunächst weil ich kein Französisch<br />

konnte und die meisten Franzosen<br />

kaum oder nur schlecht Englisch.<br />

Außerdem war mir bewusst, dass<br />

ich noch nichts vom Wein verstand.<br />

Deshalb überließ ich anfangs lieber meinen Angestellten<br />

das Geschäft. Ich kann aber sagen, dass ich nie eine Ablehnung<br />

von Seiten der Franzosen spürte. Sie merkten,<br />

dass ich ihnen vertraute und mich für ihre Kultur interessierte.<br />

Ich war motiviert, die Arbeit der Winzer zu verstehen,<br />

und hatte den Ehrgeiz, selbst einen guten Wein herzustellen.<br />

Heute sind wir eine Chance fürs Bordelais, denn<br />

wir vermarkten den Großteil unserer Flaschen in Asien.<br />

Das macht den Wein dort bekannt und eröffnet neue wirtschaftliche<br />

Chancen für das ganze Weinanbaugebiet.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 81


ART DE VIVRE Wein<br />

Wie stellt sich die Arbeit mit den Franzosen für Sie, der in<br />

der ganzen Welt tätig ist, dar?<br />

Es ist klar, dass sich die Geschäftsgewohnheiten in<br />

Frankreich und ganz besonders in Saint-Emilion stark<br />

von denen unterscheiden,<br />

die ich aus China<br />

und Taiwan kenne. Das<br />

hängt aber auch damit<br />

zusammen, dass ich aus<br />

einer anderen Branche<br />

komme, dem Bank- und<br />

Finanzwesen. Das ist<br />

eine Welt, die sehr weit<br />

vom Weinanbau und der<br />

Landwirtschaft entfernt<br />

ist. Mir war deshalb klar, dass ich zunächst zuhören und<br />

beobachten musste, um zu lernen. Anfangs erschien mir<br />

alles sehr langsam. Doch dann begriff ich, dass es Zeit<br />

braucht, um gute Resultate zu erzielen. Für einen Banker<br />

ist das eine gute Lektion. Dank meiner Weingüter habe<br />

ich sie gelernt.<br />

Heute gibt es für Wein<br />

einen weltumspannenden<br />

Markt. Ich bin überzeugt,<br />

dass sich die Umsätze<br />

in Zukunft verdoppeln<br />

oder verdreifachen<br />

werden.<br />

zu bestellen. Wein wurde zu einem Modegetränk in New<br />

York und anderen Städten des Landes. In den 1990er-<br />

Jahren folgte eine ähnliche Entwicklung in Asien. Heute<br />

sind es die Chinesen, die mehr und mehr den Wein entdecken.<br />

Das ist eine Revolution. Denn Wein war dort bisher<br />

völlig unbekannt. Ich bin mir sicher,<br />

dass weitere Länder wie Indien oder<br />

Vietnam folgen werden.<br />

Heute gibt es für Wein einen<br />

weltumspannenden Markt. Ich bin<br />

überzeugt, dass sich die Umsätze in<br />

Zukunft verdoppeln oder verdreifachen<br />

werden. Dabei werden sich<br />

Unterschiede herauskristallisieren.<br />

So ist der Wein für den US-amerikanischen<br />

Markt süßer und milder als<br />

beispielsweise der für Europa. Diese Unterschiede müssen<br />

beachtet werden. Doch unterm Strich bin ich mir sicher,<br />

dass Wein eine große Zukunft auf der ganzen Welt hat.<br />

Kreieren die Franzosen in Ihren Augen ein zu großes Mysterium<br />

um den Weinanbau?<br />

Sie haben viel Geld in den französischen Weinanbau investiert.<br />

Heißt das, dass Sie an die Zukunft des französischen<br />

Weins glauben?<br />

Ja, selbstverständlich. Der französische Wein hat eine<br />

Zukunft! Unter der Voraussetzung, dass er von guter<br />

Qualität ist. Die Märkte und Gewohnheiten haben sich<br />

innerhalb weniger Jahrzehnte stark verändert. Viele Nationen,<br />

die früher keinen Wein tranken, sind inzwischen zu<br />

Weinkonsumenten geworden. In den 1980er-Jahren kam<br />

es in den USA auf, ein Glas Wein anstatt einer Coca-Cola<br />

Nein, das sehe ich nicht so. Aber wie jede Berufsgruppe<br />

haben die Winzer ihre speziellen Gewohnheiten, die<br />

für Außenstehende mysteriös wirken können. Ebenso die<br />

Sprache, die sie benutzen. Nehmen Sie zum Beispiel das<br />

Wort terroir. Als ich meine Zelte in Saint-Emilion aufschlug,<br />

merkte ich, dass es oft benutzt wurde, wenn es um<br />

Wein ging. Man konnte mir den Begriff aber nicht richtig<br />

übersetzen. Das schien mir am Anfang so merkwürdig,<br />

dass ich dachte, es würde eine Art Lokalglaube dahinterstecken,<br />

irgendeine übernatürliche Kraft. Doch mit der<br />

Zeit begriff ich, was man mit dem Wort meinte. Es geht<br />

Die Weingüter von Peter Kwok<br />

Château Tour Saint-Christophe (AOC « Saint-Emilion »)<br />

Dieses Weingut kaufte Peter Kwok 2012 zusammen mit seiner<br />

Tochter Karen. Der erste Jahrgang unter seiner Führung, der<br />

Jahrgang 2011, wird ab September <strong>2013</strong> kommerzialisiert.<br />

Es wird ein sehr mineralhaltiger Wein sein. Die Weinstöcke<br />

gedeihen auf jahrhundertealten Terrassen rund um<br />

das Château.<br />

Château Haut-Brisson (AOC « Saint-Emilion Grand Cru »)<br />

Peter Kwok erwarb das Weingut zusammen mit seiner Tochter<br />

Elaine 1997. Die 16 Hektar großen Weinberge, auf denen zu<br />

88 Prozent Merlot, neun Pro zent Cabernet Sauvignon und<br />

drei Pro zent Cabernet Franc gedeihen, erstrecken sich über<br />

die Kommunen Saint-Emilion, Saint-Sulpice-de-Faley rens und<br />

Vignonet. Seit 2010 sind die Weine als « Agriculture Biologique »<br />

klassi fiziert. Hergestellt werden drei Weine: « La Réserve », ein<br />

Spitzenwein, der 15 bis 20 Jahre lagern sollte und 18 Monate<br />

lang zu 100 Prozent in Fässern aus französischer Eiche reift.<br />

« Château Haut-Brisson », ein eher klassischer Wein im mittleren<br />

Preissegment. Schließlich « La Grave », ein frischer Wein, der bereits<br />

jung genossen werden kann.<br />

Château La Patache (AOC « Pomerol »)<br />

Dieses Weingut erwarb Peter Kwok ebenfalls im Jahr 2012,<br />

allerdings zu sam men mit seinem Sohn Howard. Neun Parzel<br />

len gehören zu dem Anwesen, die sich auf insgesamt 3,8<br />

Hektar er strecken und sehr unterschiedliche Bö den bieten. 70<br />

Prozent der Trauben sind Merlot, 30 Prozent Cabernet Franc. Ange<br />

strebt wird die Produktion eines für das Pomerol typischen<br />

Qualitätsweins.<br />

Kontakt für alle drei Weingüter: Telefon: +33 (0)5 57 84 69 57<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


um das Zusammenspiel diverser Faktoren, das Zusammenspiel<br />

von Mikroklima, geologischer Gegebenheiten<br />

und örtlichem Know-how.<br />

Das Wort ist typisch französisch und lässt sich schwer<br />

in andere Sprachen übersetzen, auch nicht ins Deutsche.<br />

Die Idee hinter dem Wort ließe sich<br />

aber auch gut woanders anwenden.<br />

In China beispielsweise für die<br />

große, in Europa unbekannte Vielfalt<br />

an Orangen und Mandarinen.<br />

Obwohl die Früchte teilweise nicht<br />

weit voneinander entfernt wachsen,<br />

schmecken sie manchmal komplett<br />

anders. So sind etwa Mandarinen<br />

nördlich des Jangtsekiang säuerlich,<br />

südlich davon, selbst wenn nur wenige<br />

Kilometer dazwischen liegen,<br />

süßlich. Das ist nur ein Beispiel. Es zeigt aber, dass terroir<br />

eine weltweit gültige Bedeutung hat. Die Franzosen verstanden<br />

es jedoch, dafür ein Wort zu erfinden.<br />

Mir ist in Saint-Emilion aufgefallen, dass eine große<br />

Bandbreite von Mikroklimata existiert. Meiner Meinung<br />

nach verdankt der französische Wein diesem Umstand<br />

seine Vielfalt und Besonderheit. Außerdem ist das Wetter<br />

jedes Jahr ein wenig anders, selbst wenn die Unterschiede<br />

minimal sind. Das sorgt trotzdem dafür, dass sich die<br />

Jahrgänge eines Weins unterscheiden. Das ist in der sogenannten<br />

neuen Welt anders. Dort sind die klimatischen<br />

Bedingungen stabiler, so dass das Ergebnis jedes Jahr quasi<br />

das gleiche ist. Das hat natürlich seine Vorteile. Gleichzeitig<br />

fehlt diesen Weinen aber eine gewisse Komplexität,<br />

eine gewisse mystische Seite.<br />

Deshalb glaube ich an die Bedeutung<br />

des terroir.<br />

Welchen Beitrag leisten Sie<br />

persönlich für die Weingüter, die<br />

Sie erworben haben?<br />

Ich stelle Kapital zur<br />

Verfügung. Geld, das es den<br />

Teams vor Ort ermöglicht, noch besser und innovativer<br />

zu arbeiten. Das ist aber auch schon alles. Ich weiß, dass<br />

mein Beitrag sehr bescheiden ist. Ich kann hier viel mehr<br />

lernen als geben. Meine Rolle ist darüber hinaus, meine<br />

Mitarbeiter zu ermutigen, den bestmöglichen Wein herzustellen.<br />

Ich versuche, das so gut wie möglich zu machen.<br />

Wie bewerten Sie aus dem Blickwinkel eines Investors die<br />

Rolle, die die französische Regierung in der Verteidigung der<br />

Interessen der Winzer spielt? Müsste die Regierung noch mehr<br />

für diese Branche tun?<br />

Man sollte nicht vergessen, dass im Bordelais oder in<br />

Burgund schon seit Jahrhunderten Wein produziert wird.<br />

Das ist ein Wissen, das über Generationen gewachsen<br />

Mir ist in Saint-Emilion<br />

aufgefallen, dass eine<br />

große Bandbreite von<br />

Mikroklimata existiert. Meiner Meinung<br />

nach ver dankt der<br />

französische Wein diesem<br />

Umstand seine Vielfalt und<br />

Besonderheit.<br />

ist. Ich denke nicht, dass eine Regierung, wie auch immer<br />

sie aussieht, den Winzern bei ihrer Arbeit wirklich<br />

helfen kann. Die Regierung kann maximal Investments<br />

erleichtern und den Winzern damit den Zugang zu neuen<br />

Technologien ermöglichen. Lange Zeit hat man in Frankreich<br />

nur in den Himmel<br />

geschaut, wenn man<br />

wissen wollte, wann<br />

die Weinlese beginnen<br />

sollte. Heute kann die<br />

Meteorologie wichtige<br />

Hinweise geben. Das<br />

ist der Ansatz, den ich<br />

verfolge. Ich ermutige<br />

meine Mitarbeiter, neue<br />

Technologien für ihre<br />

Arbeit auszuprobieren.<br />

Eine andere Hilfestellung, die die Regierung geben<br />

kann, liegt im Bereich der Vermarktung. Ich erinnere<br />

mich noch immer an den Generalkonsul Frankreichs in<br />

Hongkong. Er ist ein großer Weinliebhaber und spricht<br />

bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, über Wein. Ich<br />

denke, dass solche Dinge sehr nützlich sein können, den<br />

französischen Wein in der Welt zu fördern.<br />

Wenn man Ihnen zuhört, spürt man, dass Sie sich in den<br />

Weinanbau wirklich verliebt haben. Ihre Augen leuchten,<br />

wenn Sie von all den Dingen erzählen...<br />

Ja, das stimmt, ich fühle mich hier in Saint-Emilion<br />

wohl. Meine Frau und ich haben Lust, noch viel öfter<br />

hierher zu kommen. Ich bin<br />

froh, dass wir akzeptiert werden.<br />

Wir sind nicht hier, weil<br />

wir für Unruhe sorgen<br />

wollen. Über<br />

un seren Wein gütern wehen<br />

auch keine chinesischen<br />

Flaggen.<br />

War das doch schwieriger, als<br />

Sie eben gesagt haben?<br />

Wie erwähnt, die Sprachbarriere<br />

war ein Problem.<br />

Außerdem bin ich eher ein<br />

schüchterner Mensch. Die Entwicklung von Freundschaften<br />

braucht Zeit – so wie der Wein. Ich glaube daran und<br />

finde das normal. Natürlich gab es Menschen hier, die am<br />

Anfang Angst hatten, dass ein « Chinese » ihren Wein<br />

« klaut ». Das verstehe ich durchaus. Doch das ist ganz<br />

und gar nicht, was ich vorhabe. Wir sind nicht hier, weil<br />

wir für Unruhe sorgen wollen. Über unseren Weingütern<br />

wehen auch keine chinesischen Flaggen. Ich habe hier das<br />

Erbe einer großen Kultur vorgefunden. Ein Erbe, das ich<br />

pflegen will. Meine Weingüter sollen durch und durch<br />

französisch bleiben. Ich verteidige sie, wie jeder Franzose<br />

es auch machen würde. Wenn am Ende auch noch ein guter<br />

Wein dabei herauskommt, ist alles perfekt.<br />

Monsieur Kwok, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 83


«<br />

ART DE VIVRE Rezept<br />

Eine kalte Suppe ist das perfekte Rezept für einen<br />

heißen Sommertag. Ich möchte Ihnen eine Gazpacho<br />

aus Tomaten und Erdbeeren vorstellen, die<br />

mit einem Cremehäubchen verfeinert und einem<br />

Tapenade-Blätterteiggebäck ergänzt wird. Bei<br />

der Wahl der Erdbeeren und Tomaten ist darauf<br />

zu achten, dass sie sehr geschmacksintensiv sein<br />

sollten. Anstelle der Erdbeeren lassen sich auch<br />

andere Früchte verwenden, es sollte aber auch hier<br />

geschmacksintensives Obst sein. Bon appétit!»<br />

Gaspacho<br />

de tomates et fraises<br />

Für 4 Personen • Vorbereitungszeit: 30 min • Backzeit: 15 min<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Zutaten<br />

Für das Blätterteiggebäck:<br />

1 fertiger Blätterteig<br />

50 g Tapenade aus<br />

schwarzen Oliven<br />

10 g Puderzucker<br />

Für die Gazpacho:<br />

500 g Tomaten<br />

150 g Erdbeeren<br />

½ Zitrone<br />

1-2 EL Puderzucker<br />

4 cl Olivenöl<br />

Salz und Pfeffer<br />

Für das Cremehäubchen:<br />

100 g Speisequark<br />

10 cl fettarme Milch<br />

1 grüne Zitrone<br />

2 EL Olivenöl<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Den Blätterteig ausrollen, mit<br />

der Tapenade bestreichen und<br />

mit Puderzucker bestreuen.<br />

Der Zucker sorgt dafür, dass<br />

sich die Tapenade beim Backen<br />

besser mit dem Teig verbindet.<br />

Anschließend den Teig einrollen<br />

und die Teigrolle rund zehn<br />

Minuten in den Gefrierschrank<br />

legen (dies erleichtert das anschließende<br />

Schneiden der Rolle).<br />

• Die Teigrolle in circa einen Zentimeter<br />

breite Scheiben schneiden.<br />

Die Scheiben auf ein mit Backpapier<br />

ausgelegtes Backblech legen.<br />

Dabei genug Platz zwischen den<br />

einzelnen Scheiben lassen, da sie<br />

sich während des Backvorgangs<br />

ausdehnen. Erneut alles leicht<br />

mit Puderzucker bestreuen. Die<br />

Teigscheiben im auf 180 Grad<br />

vorgeheizten Backofen 15 Minuten<br />

backen lassen. Den Backvorgang<br />

gut überwachen, da die Teigscheiben<br />

schnell verbrennen können.<br />

• Währenddessen Tomaten und<br />

Erdbeeren waschen und in Stücke<br />

schneiden. Die halbe Zitrone<br />

auspressen. Alle drei Zutaten<br />

zusammen mit dem Puderzucker<br />

und dem Olivenöl in einen Mixer<br />

geben. Die Flüssigkeit anschließend<br />

sieben. Mit einer Suppenkelle<br />

lässt sich dabei ein wenig Druck<br />

ausüben. Nach eigener Vorliebe<br />

salzen und pfeffern. Anschließend<br />

bis zum Servieren kalt stellen.<br />

• Für die Cremehäubchen die grüne<br />

Zitrone auspressen und die Schale<br />

raspeln. Speisequark, Milch,<br />

Olivenöl, Zitronensaft sowie einige<br />

Stücke der geriebenen Zitronenschale<br />

gut miteinander vermischen<br />

und leicht salzen und pfeffern.<br />

• Die Gazpacho in vier große Gläser<br />

gießen. Darüber die Cremehäubchen<br />

auftragen (ein bis zwei Esslöffel<br />

pro Glas). Anschließend mit<br />

ein paar Streifen der geraspelten<br />

Zitroneschale dekorieren. Neben<br />

den Gläsern zwei bis drei Stücke<br />

des Blätterteiggebäcks anordnen.<br />

Weinempfehlung<br />

• Zu der Gazpacho passen Weißweine,<br />

beispielsweise ein Sauvignon.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 85


ART DE VIVRE Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC<br />

Teil 9: Die AOC Burgunds<br />

Nach der Auvergne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38), der Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), der Bretagne<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40), der Region Rhône-Alpes (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41), dem Elsass (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42),<br />

Korsika (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43), der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44) und den<br />

Pays de la Loire (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45) steht dieses Mal Burgund im kulinarischen Fokus. Die<br />

Region ist weltweit für ihre Weine bekannt. Da ist es wenig erstaunlich, dass sich 91 der 108<br />

burgundischen kontrollierten Herkunftsbezeichnungen auf Weine beziehen. Doch auch zwei<br />

andere alkoholische Getränke sowie einige Käse, Milchprodukte und Fleischsorten schmücken<br />

sich mit einem AOC- bzw. AOP-Siegel. Insgesamt gibt es 1.459 AOC- bzw. AOP-Produkte aus der<br />

Region. Dies macht Burgund zu einer Feinschmeckerregion ersten Ranges.<br />

Aperitifs & Digestifs<br />

Zwei mit 48 bzw. 49 Prozent stark<br />

alkoholhaltige Aperitifs bzw. Digestifs<br />

aus Burgund tragen das AOC-Siegel:<br />

Marc de Bourgogne und Fine de Bourgogne.<br />

Ersterer wird aus den Überbleibseln<br />

gepresster Weintrauben destilliert.<br />

Anschließend muss er neun Jahre lang<br />

reifen. Eichenfässer geben ihm einen<br />

holzigen Geschmack. Traditionell heißt<br />

es, dass der Marc de Bourgogne ein Getränk<br />

für Männer sei. Gerne wird er in<br />

den Espresso geschüttet, den man nach<br />

einem Mahl zu sich nimmt. Die Fine<br />

de Bourgogne gilt dagegen als femininer.<br />

Sie wird aus Heferesten, die bei der<br />

Weinherstellung anfallen, destilliert.<br />

Dieses Getränk ist milder als der Marc<br />

de Bourgogne. Es wird oft als Aperitif<br />

gereicht, gemischt mit einer Crème de<br />

Cassis.<br />

Milchprodukte<br />

Eine Butter und eine Sahne schmücken sich mit einem AOC-Siegel: Beurre de Bresse<br />

und Crème de Bresse. Beides stammt aus der Bresse, die im Länderdreieck von Burgund,<br />

Rhône-Alpes und Franche-Comté liegt. Die kontrollierte Herkunftsbezeichnung ist noch<br />

ganz jung, da sie erst am 26. Januar 2012 etabliert wurde.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Weine<br />

Auf einer Fläche von knapp 28.000 Hektar erstrecken<br />

sich die Weinberge Burgunds. Im Durchschnitt<br />

werden 200 Millionen Flaschen pro Jahr in der Region<br />

produziert. Eine Zahl, die durchaus beeindruckt,<br />

obwohl dies nur 0,3 Prozent der Weltproduktion ausmacht.<br />

Auch im nationalen Vergleich ist das Weinland<br />

Burgund gar nicht so übermächtig, wie man<br />

glauben könnte: Nur drei Prozent aller Weinberge des<br />

Landes liegen in der Region. Die in Burgund produzierten<br />

Weine verfügen dafür aber über 91 kontrollierte<br />

Appellationen, die sich in fünf Zonen aufteilen<br />

lassen:<br />

• Chablis, Grand Auxerrois und Châtillonais: Die<br />

Weinberge in dieser Zone gruppieren sich vor<br />

allem um die historischen Weinstädte Auxerre,<br />

Vézelay, Chablis und Tonnerre. Châtillon-sur-Seine<br />

ist für den Crémant de Bourgogne bekannt und<br />

bildet damit den Übergang zur Champagne.<br />

•<br />

Côte de Nuits und Hautes-Côtes de Nuits: Sobald<br />

man Dijon Richtung Süden verlässt, kommt<br />

man in die Weingegend der Côte de Nuits, während<br />

man auf den Höhen im Hintergrund die<br />

Weinberge der Hautes-Côtes de Nuits sieht.<br />

•<br />

Côte de Beaune und Hautes-Côtes de Beaune: Diese<br />

Weinanbaugegenden erstrecken sich um Beaune<br />

herum und reichen im Süden bis nach Santenay.<br />

• Côte Chalonnaise und Couchois: Die Gegend<br />

von Chagny bis Givry westlich von<br />

Chalon-sur-Saône und dann wieder südlich<br />

bis Sercy erfasst diese Zone.<br />

•<br />

Mâconnais: Wo Burgund fast schon mediterrane<br />

Züge annimmt, liegt dieses Weinanbaugebiet,<br />

das sich von Tournus bis Mâcon erstreckt.<br />

Weltweit bekannt ist Burgund vor allem für zwei<br />

Rebsorten: Pinot Noir und Chardonnay. Danach folgen<br />

mit weitem Abstand Gamay und Aligoté. Von<br />

den AOC-Siegeln sind einige ebenfalls recht berühmt,<br />

etwa Beaujolais, Chablis, Montrachet, <strong>Juli</strong>énas, Irancy,<br />

Romanée-Conti oder Volnay.<br />

Insgesamt verfügen burgundische Weine über eine<br />

große Vielfalt. Die heimischen Winzer verwenden zur<br />

Unterscheidung den Begriff « Climat ». Eine Bezeichnung,<br />

die nur in Burgund verwendet wird und die sich<br />

über die geologischen und mikroklimatischen Konditionen<br />

fest umrissener Anbaugebiete definiert. Man zählt<br />

tausende solcher « Climats ». Zusammen mit den Städten<br />

Dijon und Beaune wollten die burgundischen Winzer<br />

ihre « Climats » unter den Schutz des Welterbes der<br />

UNESCO stellen lassen. Frankreich hat im Januar allerdings<br />

entschieden, anderen Kandidaturen den Vortritt zu<br />

lassen. Die Initiatoren hinter diesem Projekt wollen nun<br />

2014 einen neuen Anlauf unternehmen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 87


ART DE VIVRE Genuss<br />

Fleisch<br />

Bœuf de Charolles, Dinde de Bresse und Volaille de Bresse sind<br />

Fleischsorten aus Burgund, die mit einem AOC-Siegel ausgezeichnet<br />

sind. Für das Charolles-Rindfleisch reicht es nicht aus, dass das<br />

Fleisch von Tieren der Charolaise-Rasse stammt, die auf vielen französischen<br />

Wiesen sowie in 70 weiteren Ländern weiden. Das Fleisch<br />

muss von Rindern dieser Rasse stammen, die innerhalb der Grenzen<br />

der kontrollierten Herkunftsbezeichnung geboren, aufgewachsen und<br />

geschlachtet wurden. Das Herz dieser Herkunftsbezeichnung liegt in<br />

Charolles. Allgemein heißt es, dass das Bœuf de Charolles zarter und<br />

geschmackvoller sei als das Fleisch von Tieren der gleichen Rasse aus<br />

anderen Gegenden.<br />

Die Geflügelprodukte Dinde de Bresse und Volaille de Bresse werden<br />

gerne von Spitzenköchen nachgefragt. Sie gelten als Feinschmeckerprodukte.<br />

Das Fleisch wird erst auf den Markt gebracht, wenn die<br />

Tiere zuvor mindestens sieben Monate lang auf Wiesen aufgewachsen<br />

sind. Das Fleisch ist sehr zart und weich. Das Aufzuchtgebiet erstreckt<br />

sich zwischen Mâcon, Chalon-sur-Saône und Bourg-en-Bresse.<br />

Käse<br />

Neben Wein ist Burgund auch für Käse bekannt. Dies<br />

spiegelt sich in der Anzahl der als AOC geschützten Käsesorten<br />

wider. Zehn Käse dürfen sich mit einem solchen<br />

Siegel schmücken: Brie de Maux, Brie de Melun, Chaource,<br />

Charolais, Chavignol, Comté, Epoisses, Langres, Mâconnais<br />

und Morbier. Einige dieser Käse, beispielsweise Brie de<br />

Maux, Brie de Melun und Chavignol, bringt man eigentlich<br />

eher mit Nachbarregionen in Verbindung. Ein Teil der Herstellung<br />

findet aber auch auf burgundischem Territorium<br />

statt. Ein durch und durch burgundischer Käse ist dagegen<br />

zum Beispiel der Epoisses. Er ist weich und wird aus<br />

Kuhmilch hergestellt. Seine orangene Farbe macht in unverwechselbar.<br />

Gut wiederzuerkennen ist auch der Langres.<br />

Als einziger französischer Käse fällt der runde Käse in der<br />

Mitte zusammen und bildet eine Kuhle. Er wird ebenfalls<br />

aus Kuhmilch produziert, von Tieren, die rund um die Stadt<br />

Langres weiden, der Geburtsstadt von Diderot.<br />

AOC & AOP<br />

Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />

europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />

AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />

Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />

ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />

nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />

wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />

bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />

Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />

sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />

werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />

d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />

Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />

verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />

eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />

Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />

sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />

Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />

wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />

einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Festivals von A-Z.<br />

Jetzt im Handel oder unter<br />

www.festspielguide.de oder gratis als App


Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

14<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Paris mit Kindern: Tipps für einen Städtebesuch mit dem<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in<br />

Paris<br />

Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />

mit einzigartigem Garten<br />

Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Hotel<br />

Hotel Lutetia, Paris 33<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de Condé: Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />

Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Jardin Mosaic: Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Hotel<br />

Pasino Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller: Ein Fahrstuhl für Schiffe 45<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

42<br />

41<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

44<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Musée Lalique: Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Maison de Robert Schuman: Zu Besuch bei einem der Väter<br />

des vereinten Europas<br />

Genuss: Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />

Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />

Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Chantals Rezept: Quiche Lorraine 33<br />

Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />

Hotel<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />

Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône: Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Maison de Louis Pasteur: Ein Dorf im Fokus der Wissenschaft 43<br />

Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein<br />

Wanderparadies<br />

Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen<br />

Provinzstadt<br />

Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen<br />

erlaubt ist<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Cheverny: Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans: Unerwartet anders 33<br />

Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Hotel<br />

Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie: Heimat des Impressionismus 45<br />

42<br />

40<br />

44<br />

41<br />

35<br />

34<br />

32<br />

Genuss: Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />

Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />

Falaises d'Etretat: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />

Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Hotel<br />

Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />

Ile de Bréhat 29<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Loire-Mündung: Kunst am Fluss 45<br />

Nantes: Im Westen viel Neues 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen<br />

Fassaden<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />

Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />

Hotel<br />

Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Chantals Rezept: Cannelés 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Wein: Château Bardins 37<br />

32<br />

45<br />

32<br />

32<br />

43<br />

42


Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Genuss: Gâteau basque 34<br />

Dune du Pyla: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches<br />

Schmuckstück<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Östliche Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Gouffre de Padirac: Der Erdmitte ein Stückchen näherkommen 44<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Pastell: Das blaue Gold 43<br />

Guéwen a testé... Pastellworkshop 43<br />

Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Genuss: Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Cirque de Gavarnie: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Hotel<br />

Le Grand Balcon, Toulouse 42<br />

Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Lyon & Umgebung: Eine Reise zu den städtebaulichen Utopien<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Tradition: Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein: Clairette de Die 42<br />

Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />

Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval: Die Kraft eines Traumes 33<br />

Pont d'Arc: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />

Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Hotel<br />

Cour des Loges, Lyon 44<br />

Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />

Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />

Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

32<br />

36<br />

33<br />

44<br />

40<br />

39<br />

Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Orgues d'Ille-sur-Têt – Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Hotel<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Grasse: Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Les Baux-de-Provence: Die unerwarteten Reize eines viel<br />

besuchten Dorfes<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Orange: Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

10 Ideen... für die Provence 39<br />

Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />

Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />

Calanques: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Colorado Provençal de Rustrel: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Gorges du Verdon: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />

Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />

Hotel<br />

Mas du Grand Vallon, Côte d’Azur 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />

B Design & Spa, Le Paradou 39<br />

Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />

Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC Korsikas 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Calanche di Piana: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Hotel<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

36<br />

33<br />

32<br />

23<br />

44<br />

44<br />

43<br />

39<br />

36<br />

34<br />

33<br />

33<br />

Weitere Themen<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele:<br />

Ein Markt mit Steigerungspotential<br />

Verkehr: Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />

Gewalt auf Korsika: Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Shopping: Winterschlussverkauf, der andere Wintersport 43<br />

Interview: Michel Chevalet, der Mann, der den Franzosen die<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität: Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Interview: Jean Viard, der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Berufe: Simone Hérault, die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten: Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild: Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Berufe: Die Unsterblichen, die 40 Wächter der französischen<br />

Sprache<br />

Berufe: Der Präfekt, lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Berufe: Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Berufe: Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Spendenbereitschaft: Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

Ladenöffnungszeiten: Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Ehrenlegion: Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />

Frauen: Madame Glückspilz? Die Situation der französischen<br />

Frauen<br />

Serie: Städtevergleich (2): Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Serie: Städtevergleich (1): Lyon versus Marseille 31<br />

Mona Ozouf: Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Es lebe die Elite!: Frankreichs Grandes Ecoles 29<br />

Fußball: Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 29<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

Krieg auf vier Rädern: Die Debatte um das Quad 27<br />

Versailles: Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Gedenkkultur: Darf der Staat in die Geschichtsschreibung<br />

eingreifen?<br />

Politik<br />

Deutsch-Französische Freundschaft: Wenn eine Freundschaft<br />

zum Ritual wird<br />

Interview: Gregor Gysi und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse: Alles nach links 41<br />

Medien: Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Volksabstimmungen: Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy: Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande: Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Präsidentschaftswahl 2012: Die Kultur als Wahlkampfthema 35<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV: Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich<br />

leisten?<br />

Marine Le Pen: Das «neue» Gesicht des französischen<br />

Rechtsextremismus<br />

Staatsbankette: Wenn die Politik durch den Magen geht 29<br />

Plages de gauche, plages de droite: Urlaub in politischen<br />

Farben<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

In Mamas oder Papas Fußstapfen: Kinder französischer<br />

Politiker in der Politik<br />

Frédéric Mitterrand: Der neue französische Kulturminister 23<br />

Licht und Kerzen: Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum 23<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

45<br />

43<br />

42<br />

39<br />

32<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

44<br />

36<br />

34<br />

32<br />

28<br />

27


Umweltpolitik: Frankreich wagt die erneuerbaren Energien 20<br />

Subventionen: Wissen die Franzosen die EU überhaupt zu<br />

schätzen?<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus: Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Tourismus: Futuroscope, Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Bistrosterben: Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Austernkrise: Sterben Frankreichs Austern aus? 32<br />

Guide Michelin: Eine Deutsche an der Spitze der französischen<br />

Gastronomiebibel<br />

Olympia 2012: Wie Frankreichs Norden von den Spielen in<br />

London profitieren will<br />

Flughäfen: Welche Zukunftsperspektiven haben Frankreichs<br />

Flughäfen<br />

Kunst & Kultur<br />

Interview: Patricia Kaas 45<br />

Museen: Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

ST-ART: Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens mit<br />

einzigartigem Garten<br />

Französisches Historisches Museum: Ein Projekt schlägt hohe<br />

Wellen<br />

Pariser Philharmonie: Wenn Politik von der Realität eingeholt<br />

wird<br />

Mémorial Caen: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Jean Cocteau an der Côte d'Azur: Jean Cocteau zwischen<br />

Nizza und Menton<br />

Die afrikanische Seele von Paris: Interview mit Alain<br />

Mabanckou<br />

Chanson: Dalida, unsterbliche Ikone des französischen<br />

Chansons<br />

Lebensart<br />

Guignol: Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Shopping: Le Bon Marché, eine Pariser Institution feiert ihren<br />

160. Geburtstag<br />

Bunte Töpfe: Keramik aus Vallauris 28<br />

Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Trüffel in Sarlat-la-Canéda: Schwarze Diamanten 44<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

29<br />

27<br />

21<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

43<br />

35<br />

31<br />

31<br />

28<br />

27<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

41<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Provence-Alpes-Côte<br />

d’Azur<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes: Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Nougat: Süßigkeit aus Montélimar 35<br />

Gâteau basque: Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Backpflaumen aus Agen: Diskrete Früchtchen 33<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 21<br />

Ti'Punch & Planteur: Der Charme der Antillen in zwei Cocktails 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (4): Weinbars<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (3): Ungewöhnliche Restaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (2): Restaurants mit Ausblick<br />

Esskultur: Fastfood erobert Frankreich 23<br />

Poulet de Bresse: Ein Huhn, ein Mann, eine Leidenschaft 20<br />

Weine & Spirituosen<br />

Ratgeber: Die Kunst des Karaffierens und Dekantierens 45<br />

Les Grés de Montpellier 44<br />

Picon: «Un Picon-Bière, s'il vous plaît» 43<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen<br />

Fassaden<br />

Clairette de Die: Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung: Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier: Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac: Das «mediterranste» Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit: Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort: Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins: Ein kleines Familien-Weingut in Pessac-<br />

Léognan<br />

Cognac: Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Saint-Véran: Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />

Vinexpo: Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />

Chinon: Ein Wein für alle Fälle 34<br />

A.O.C. Fitou: Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

44<br />

31<br />

29<br />

28<br />

27<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

42<br />

37<br />

Crème de Cassis: Ein Getränk, das kein großes Brimborium<br />

um sich macht<br />

Saint-Pourçain: Wein von der Tafel der Mächtigen 29<br />

Vin jaune & Vin de Paille: Die geheimnisvollen Weine des<br />

Juras<br />

Rum: Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Bier: Ein überraschend französisches Produkt 20<br />

Chantals Rezepte<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Quiche sans pâte 44<br />

Coq au vin 43<br />

Poires safranées et ses tuiles à l'orange 42<br />

Cannelés 41<br />

Gazpacho de tomate 40<br />

Crème brûlée à la fleur d'oranger 39<br />

Velouté de laitue 38<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Liqueur d'estragon 36<br />

Gratin dauphinois 35<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Huitres chaudes à la fondue de poireaux et son sabayon 32<br />

Parmentier de canard 31<br />

Moules à la crème 29<br />

Soupe de fraises 28<br />

Méli-Mélo d’avocat et melon 27<br />

Baba au rhum 23<br />

Jarrets de porc à la sauge et au romarin 20<br />

32<br />

27<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften<br />

Ausgaben, finden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Werbecode: <strong>46</strong>/13<br />

ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />

für 4,90 € pro Heft (bis Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33) bzw. 5,90 € pro Heft<br />

(ab Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34) zzgl. Ver sand kos ten pauschale. Diese be trägt<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

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KULTURSCHOCK<br />

Präzise<br />

oder<br />

pingelig?<br />

An einem Montagmorgen saß ich einmal in einem<br />

Besprechungsraum im 30. Stock eines Hochhauses<br />

im Pariser Geschäftsviertel La Défense. Von der<br />

theoretisch schönen Aussicht hatte ich damals nichts, da<br />

der Konferenzraum fensterlos war. Es blieb mir also versagt,<br />

mich bei zu großer Eintönigkeit des Meetings mit<br />

einem Blick in die Ferne abzulenken. Also versuchte ich,<br />

mich ganz und gar auf die PowerPoint-Präsentation zu<br />

konzentrieren, die uns ein hoher Manager des Unternehmens,<br />

für das ich arbeitete, präsentierte.<br />

Aus meiner deutschen Heimat war ich es gewohnt,<br />

dass PowerPoint-Folien auf dieser hierarchischen Ebene<br />

stets perfekt waren. In meinem alten Unternehmen gab es<br />

sogar eine eigene Abteilung, die sich nur mit der Verschönerung<br />

und Korrektur von PowerPoint-Präsentationen<br />

beschäftigte. Egal, ob die Präsentation nur für interne<br />

Augen bestimmt war oder Geschäftspartnern und Kunden<br />

gezeigt wurde, immer musste alles tadellos sein. Das<br />

war eine Selbstverständlichkeit.<br />

Nun wohnte ich das erste Mal einer solchen Präsentation<br />

bei meinem neuen französischen Arbeitgeber bei.<br />

Neben ein paar Kollegen waren vor allem wichtige Kunden<br />

im Raum. Es ging um einen großen Auftrag und viel<br />

Geld. Mehrere Millionen Euro wollten wir mit diesem<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Geschäft einnehmen. Doch je mehr ich der Präsentation<br />

an der Wand vor mir folgte, desto weniger mochte ich<br />

meinen Augen trauen: Nicht nur, dass die einzelnen Folien<br />

in keiner Weise unserer Corporate Identity entsprachen,<br />

sie waren vollkommen chaotisch.<br />

Schrifttypen und -größen wurden ohne Sinn und Verstand<br />

durcheinander gewürfelt. Mal wurde auf der gleichen<br />

Folie ein Punkt zur Kennzeichnung eines Stichpunktes<br />

verwendet, mal ein Bindestrich. Manchmal wechselte<br />

das sogar von Zeile zu Zeile. Viele Zeilenabstände waren<br />

unregelmäßig, Spalten wurden nicht eingehalten. Auch<br />

wenn Texte oder Auflistungen eingerückt wurden, erfolgte<br />

dies nicht immer grafisch sauber. Von der Verwendung<br />

eines unternehmenseigenen Farbcodes schien der Verfasser<br />

ohnehin noch nie etwas gehört zu haben. Ja sogar ein<br />

paar Rechtschreibfehler konnte ich finden.<br />

Hätte sich ein Manager, der direkt an den Vorstand<br />

berichtet, bei meinem alten Arbeitgeber mit einer Präsentation<br />

derart blamiert, wären danach aber einige böse<br />

Worte mit dem für die Folien Verantwortlichen gefallen.<br />

Hier schien der unorthodoxe Stil aber niemanden zu<br />

stören. Als ich einen erfahrenen Kollegen im Anschluss<br />

darauf ansprach, nach dem Motto « Was war das denn<br />

mit den Folien? », verstand er noch nicht einmal, was ich<br />

überhaupt meinte. Heute ist mir die Geschichte im Nachhinein<br />

selbst peinlich. Bestimmt dachte er sich damals,<br />

dass ich ein pingeliger Deutscher bin, der mit dieser Bemerkung<br />

alle gängigen Klischees erfüllte.<br />

Denn es bedurfte weiterer PowerPoint-Präsentationen<br />

und anderer Entdeckungen, bis ich begriff, dass man in<br />

Deutschland und Frankreich ein unterschiedliches Verständnis<br />

von korrekter Schreibweise und gutem Layout<br />

pflegt.<br />

So kann es einem zum Beispiel passieren, dass in einem<br />

Artikel oder auf einer Website die gleiche Bezeichnung<br />

mal in Groß- und mal in Kleinbuchstaben erscheint.<br />

Ich erinnere mich etwa an die Präsentation einer CD in<br />

einer Musikzeitschrift. Wurde der Titel des Albums<br />

in der Überschrift mit « La Vie » angegeben, also beide<br />

Wörter mit Großbuchstaben geschrieben, wechselte man<br />

in der ersten Zeile der folgenden Beschreibung sofort zu<br />

« La vie ». Später im Text folgte dann manchmal sogar die<br />

Schreibweise « la vie ». Es war ein buntes Durcheinander<br />

aller drei Varianten im gleichen Text.<br />

Dieses Durcheinander kann man auch auf vielen<br />

Websites von Fremdenverkehrsämtern entdecken. Gerne<br />

schreibt man dort auf ein und der gleichen Seite « Office<br />

de Tourisme » und « Office de tourisme » im ständigen<br />

Wechsel.<br />

Ähnlich chaotisch geht es bei der Nennung von<br />

Adressen zu. Mal wird « Rue » oder « Avenue » mit einem<br />

großen « R » bzw. « A » geschrieben, mal mit einem<br />

kleinen. Mal wird hinter die Hausnummer ein Komma<br />

gesetzt, mal nicht. Wohl gemerkt, dies kann wiederum in<br />

ein und demselben Text wild durcheinander gehen. Erheiternd<br />

finde ich zudem die Verwendung von Bindestrichen.<br />

So muss man sich nicht wundern, wenn ein Ortsname,<br />

der aus zwei Wörtern besteht, manchmal mit Bindestrich<br />

und manchmal ohne Bindestrich geschrieben wird. Viele<br />

Kommunen wissen selbst nicht, was sie für sich am besten<br />

finden.<br />

Wo man als Deutscher in der Versuchung ist zu fragen,<br />

was denn wohl die korrekte Schreibweise sei, würde<br />

ein Franzose noch nicht einmal darüber nachdenken, ob<br />

er wohl irgendeinen Rechtschreibfehler gemacht hat. Es<br />

spielt einfach keine Rolle.<br />

Sehr amüsant finde ich auch immer wieder aufs Neue<br />

Zeitungsartikel, in denen tabellarisch oder auch als Text<br />

Dinge aufgelistet werden. Beispielsweise Veranstaltungen.<br />

Da kann es gut passieren, dass für die meisten Termine<br />

das Datumsformat « 05/07/<strong>2013</strong> » gewählt wird. Doch<br />

ohne ersichtlichen Grund gibt es dann plötzlich einen<br />

Termin, bei dem das Datum ausgeschrieben wird, also<br />

« 15 juillet <strong>2013</strong> ». Bei einem anderen Event etwas später<br />

vergisst man dann vielleicht sogar die Jahresangabe und<br />

schreibt nur « 17 juin ».<br />

Einmal las ich in einer der ganz großen renommierten<br />

Tageszeitungen des Landes einen Bericht über französische<br />

Weine. Diverse Weine wurden kurz vorgestellt und<br />

anschließend mit ein paar Stichpunkten wie Anbaugebiet,<br />

Produktionsmenge, verwendeten Rebensorten usw. kategorisiert.<br />

Mit meinem kulturellen Hintergrund hätte ich<br />

erwartet, dass die einzelnen Kategorien natürlich für alle<br />

Weine angewendet werden. Falsch gedacht. War es nur<br />

Fahrlässigkeit des Autors oder Faulheit, für alle Weine<br />

die gleichen Informationen zu recherchieren, von Einheitlichkeit<br />

innerhalb der Aufstellung konnte man jedenfalls<br />

nicht reden.<br />

So denke ich heute mit einem breiten Schmunzeln an<br />

das Meeting mit der PowerPoint-Präsentation zurück.<br />

Schließlich hat die fehlende Präzision auch Vorteile: So<br />

konnte ich im Laufe meiner Karriere oft beweisen, perfekte<br />

Präsentationen abliefern zu können, da es mir nicht<br />

schwerfiel, auf solche formalen Dinge zu achten. Schließlich<br />

wurde mir das in Deutschland von Schule und Arbeitgeber<br />

jahrelang eingetrichtert. Allerdings bin ich mir<br />

bis heute nicht sicher, ob ich mir diesen vermeintlichen<br />

Vorteil nur einbilde oder ob er wirklich existiert. Denn<br />

wenn die fehlerhaften Texte und Präsentationen nicht auffallen,<br />

warum sollten es dann die korrekten?<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Guéwen a testé …<br />

Wo kann man auf Bäume klettern?<br />

Theoretisch geht das natürlich überall, wo ein zum<br />

Klettern geeigneter Baum steht. Sicherer ist es aber, sich zu<br />

einem der zahlreichen Kletterwälder im Land zu begeben.<br />

Frankreich ist neben Deutschland und Großbritannien eines<br />

der Länder, das besonders viele Hochseilgärten in freier<br />

Natur anbietet. Aus fünf französischen Kletterwäldern<br />

1998 sind inzwischen 500 geworden, die sich über das ganze<br />

Land verteilen. Oftmals befinden sich diese Hochseilgärten<br />

in der Nähe beliebter Touristenorte. Die Kletterwälder<br />

ermöglichen es, die Landschaft einmal aus ganz anderer<br />

Perspektive zu sehen. Ich bin im Departement Gironde<br />

in die Höhe geklettert und konnte das Cap Ferret und die<br />

Wälder der Landes aus der Vogelperspektive erleben.<br />

Worum geht es bei den Klettergärten wirklich?<br />

Zunächst einmal geht es natürlich ums Klettern und<br />

den Spaß dabei. Darüber hinaus kann man seine eigenen<br />

Grenzen austesten, seine Kondition herausfordern und die<br />

Natur auf spielerische Weise erkunden. Man klettert dabei<br />

dank diverser Hilfsmittel wie Seilen, Strickleitern, Hängebrücken,<br />

Schwebeseilen etc. zwischen den Bäumen hin und<br />

her. Gesichert ist man die ganze Zeit durch ein ausgeklügeltes<br />

Sicherungssystem, wie es auch professionelle Kletterer<br />

benutzen. Meistens werden verschiedene Schwierigkeitsstufen<br />

angeboten, die auf die eigenen Fähigkeiten und<br />

das Alter Rücksicht nehmen. Von diesen Klettergärten, die<br />

für die breite Öffentlichkeit konzipiert sind, ist das Klettern<br />

in Bäumen zu unterscheiden, das einige Profis praktizieren<br />

und bei dem keine festen Installationen, sondern – ähnlich<br />

wie beim Bergsteigen – temporäre Sicherungssysteme benutzt<br />

werden.<br />

Wer darf in einen Klettergarten?<br />

Grundsätzlich jeder, der sich fit genug dafür fühlt. Am<br />

Anfang gibt es eine Einweisung, bei der vor allem das Sicherungssystem<br />

erklärt wird. Außerdem wird man mit einem<br />

Helm, einem Gurtsystem und Handschuhen ausgerüstet.<br />

Ähnlich wie beim Bergsteigen oder Skifahren sind die<br />

... Hochseilgarten<br />

Bäume und Wälder rücken in Frankreich touristisch immer<br />

mehr in den Fokus. So wie es immer beliebter wird,<br />

außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in Baumhäusern<br />

und Ähnlichem zu schaffen, schießen auch immer<br />

mehr Hochseilgärten und Kletterwälder aus dem Boden.<br />

Ich nahm dies zum Anlass, einen solchen Kletterwald in<br />

den Landes einmal selbst auszuprobieren.<br />

verschiedenen Rundwege<br />

nach Schwierigkeitsstufen<br />

klassifiziert. Eine<br />

Tour kann von wenigen<br />

Mi nu ten bis zu ein paar<br />

Stun den dauern. Eines<br />

sollte man aber nicht<br />

haben: Hö hen angst.<br />

Selbst wenn wegen<br />

der<br />

Sich er ungs syste me<br />

nichts passieren kann,<br />

stel len manche Klettertouren<br />

hohe Anforderungen<br />

an die eigene<br />

Schwin del frei heit.<br />

Wenn man aber erst<br />

ein mal losgelegt hat, gewöhnt man<br />

sich recht schnell an die luftige Höhe.<br />

Bekommt man unterwegs Angst?<br />

Wenn ich ganz ehrlich bin, war die erste Klettertour eine<br />

Herausforderung für mich. Wenn man unter seinen Füßen<br />

plötzlich nur noch eine große Leere sieht, kann es einem<br />

schon recht mulmig werden. Ich habe aber schnell einen Trick<br />

herausgefunden: Wenn die Höhenangst kommt, einfach nach<br />

geradeaus, anstatt nach unten schauen. Das hilft, das nächste<br />

Hindernis zu überwinden. Hat man sich erst einmal eingewöhnt<br />

und realisiert, dass einem wirklich nichts passieren<br />

kann, bleibt immer mehr Zeit, die wunderschöne Umgebung<br />

aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu entdecken. Niemals<br />

fühlte ich mich den Wäldern der Landes so nah.<br />

Wieviel kostet der Spaß?<br />

Da die Kletterwälder privat betrieben werden, variieren<br />

die Preise natürlich. Die meisten Hochseilgärten in Frankreich<br />

kosten um die 20 Euro für Erwachsene und zwischen<br />

zehn und 15 Euro für Kinder. In dem von mir ausprobierten<br />

Park ist die Größe des Teilnehmers entscheidend. Kinder<br />

bis 140 Zentimeter zahlen zehn Euro, zwischen 140 und<br />

155 Zentimeter 15 Euro, darüber 20 Euro.<br />

Lohnt sich das Abenteuer wirklich?<br />

Ein definitives « Ja ». In Frankreich wurde diese Art des<br />

Kletterns sogar einst erfunden. Am Anfang ging es dabei<br />

um die sportliche Betätigung, auch zu militärischen Zwecken,<br />

und nicht um den Spaß. Heute sind Kletterwälder<br />

eine international beliebte Freizeitbeschäftigung geworden.<br />

Dies bewiesen auch die vielen Nationalitäten, die sich um<br />

mich herum befanden. Man sprach Spanisch, Englisch,<br />

Deutsch... Die Welt einmal aus einer anderen Perspektive<br />

zu sehen, hinterlässt bleibende Erinnerungen. Wer nach<br />

Extremen sucht: In der Region Rhône-Alpes befindet sich<br />

der größte und schwindelerregendste Kletterwald Europas.<br />

Das längste Schwebeseil (1.870 Meter lang) des Kontinents<br />

spannt sich dagegen vom Gipfel des Drouvet zum Lac Long<br />

in Orcières in den südlichen Alpen.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178148 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

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Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-<strong>Juli</strong>en Bault, Florence Boyer, Guéwen Brown, Chantal Cobac,<br />

Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Olivier Huonnic, Ute Jessel, Alain Lardière, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz,<br />

Winfried Ressler, Gérard Rival, Serge Robin, Peter Schmidt, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 10/2012<br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 6<strong>2013</strong>8<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und<br />

Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag<br />

übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion<br />

behält sich die Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />

Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stellungen<br />

sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise,<br />

Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen sowie Nutz ung<br />

auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 € (D), 6,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 € (F/L/B/NL), 7,00 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 29,90 € (D), 35,90 €<br />

(A), 51,80 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2013</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />

rechts, oben nach unten): Titel: G.Brown, Ajc Presse • S.3:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Monnaie de Paris, DR ; Serge<br />

Robin, G. Brown Ajc Presse; Jérôme Bonnet; Monnaie de<br />

Paris; A. Ibanez, Bureau Interprofessionnel des Vins de<br />

Bourgogne (BIVB) • S.6-7: DR; Collection CIVC; Musée du<br />

Quai Branly, Simulation de l’installation de l’oeuvre de Lena<br />

Nyadbi • S.8: DR, SNCF; Eric Isselé, Fotolia; Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.10: Amélie Dupont, Office du Tourisme de Paris;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Christian Bamale, SETE • S.11: iStock,<br />

mikedabell; S.16-20: DR • S.21: Arte, DR • S.22: DR • S.24-41:<br />

G.Brown, Ajc Presse • S.42-43: G.Brown, Ajc Presse; Hôtel<br />

Napoléon, DR • S.44: Gilles Targat, Monnaie de Paris • S.45:<br />

Monnaie de Paris, DR • S. 47: Gilles Targat, Monnaie de Paris;<br />

Monnaie de Paris, DR • S.48-51: G.Brown, Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.51: Mairie de Bordeaux, DR • S.53: Serge Robin,<br />

Ajc Presse, G. Brown, Ajc Presse • S.56: G.Brown, Ajc Presse<br />

• S.57: Serge Robin, Ajc Presse; Manatour, DR • Serge Robin,<br />

Ajc Presse; Manatour, DR • S.60-70: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.72: Jérôme Bonnet • S.78: Serge Robin, Ajc Presse • S.79:<br />

Jean-Charles Albert, Ajc Presse • S.84-85: Maurice A., Ajc<br />

Presse • S.86: DR; S.87: A. Ibanez, Bureau Interprofessionnel<br />

des Vins de Bourgogne (BIVB) • S.88: Images et associés,<br />

BIVB • S.94: Chantal Cobac pour Frankreich erleben •<br />

S.95: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Jan Grasshoff, Globus<br />

Medien GmbH; Centre de Presse de Monaco • Monnaie de<br />

Paris, DR • Serge Robin, Ajc Presse.<br />

Ich möchte gerne das Rezept<br />

« Fondant au chocolat au<br />

coeur de framboises » ausprobieren.<br />

Nun meine Frage: Können<br />

Sie mir sagen, was die Formen<br />

für einen Durchmesser haben<br />

müssen und auf welcher Schiene<br />

ich diese Kuchen backen<br />

muss? Ihre treue Frankreich<br />

erleben-Leserin.<br />

Waltraud Wagner, per E-Mail<br />

Redaktion: Der Durchmesser sollte so<br />

sieben bis acht Zentimeter betragen.<br />

Gebacken wird auf der mittleren<br />

Schiene.<br />

Leserbriefe<br />

Ich war in der Normandie,<br />

als das erste Mal das Festival<br />

« Normandie Impressioniste »<br />

stattfand und kann allen nur<br />

sagen, dass es sich lohnt. Dieses<br />

Jahr habe ich leider keine Zeit,<br />

dorthin zu fahren. Aber nächstes<br />

Mal bestimmt wieder.<br />

Jürgen Wand, Bergen<br />

Ich möchte Ihnen ganz<br />

herzlich zu dem Titelblatt der<br />

letzten Ausgabe gratulieren.<br />

Schon als ich das Heft von der<br />

Ferne im Regal gesehen habe,<br />

ging mir das Herz auf. Der<br />

Garten von Monet in Giverny.<br />

Welch schönes Kleinod. Das<br />

Motiv ist so schön, dass man<br />

denken könnte, es sei ein Gemälde<br />

und kein Foto. Bravo!<br />

Ohnehin finde ich fast alle Titelbilder<br />

sehr gelungen. Auch<br />

die Ausgabe davor mit dem<br />

lustigen Elefanten in Nantes<br />

war super. Es kommt nur ganz<br />

LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

selten vor, dass ich ein Motiv<br />

mal weniger mag. Nur Lavendel<br />

war in letzter Zeit oft<br />

genug auf dem Cover. Das ist<br />

nicht schlimm, aber für diesen<br />

Sommer könnten Sie sich das<br />

sparen. Ansonsten weiter so!<br />

Karl Sosnowski, Köln<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

zum Kulturschock « Bauverbot<br />

für Deutsche ». Sie haben damit<br />

genau ins Schwarze getroffen.<br />

Ich kann Ihnen nur zustimmen.<br />

Es ist unfassbar, was<br />

in Deutschland abgeht. Egal<br />

wohin man schaut, fast alle<br />

Baustellen brauchen viel länger<br />

und werden viel teurer als gedacht.<br />

Das ist doch nicht mehr<br />

normal. Bestes Beispiel der von<br />

Ihnen genannte Flughafenneubau<br />

in Berlin. Aber nicht nur,<br />

dass die Politik versagt hat.<br />

Die Fehler wurden ja von großen<br />

renommierten deutschen<br />

Unternehmen gemacht. Wie<br />

kann es denn sein, dass die so<br />

dilettantisch geworden sind?<br />

Nicht nur in der Politik sollten<br />

Köpfe rollen, sondern auch in<br />

den Unternehmen. Leider hat<br />

das alles auch nichts nur mit<br />

einer Stadt oder Region zu tun.<br />

Ich wohne in Bayern und ich<br />

kann Ihnen versichern, dass es<br />

hier nicht anders zugeht. Auch<br />

wenn manche süddeutsche Politiker<br />

das gerne anders verkaufen<br />

wollen. Die Realität ist die gleiche.<br />

Deutschland ist eben eine<br />

Bananenrepublik geworden.<br />

Andreas Schmidt, München<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 97


VORSCHAU<br />

Monaco<br />

Frankreich so nahe<br />

Clermont-Ferrand<br />

Überraschend lebendig<br />

Bordelais<br />

Wo Euro-Münzen geprägt werden<br />

Nordfrankreich<br />

Matisse Geschenk an seine Heimat<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Toulouse<br />

Eine Stadt im Zeichen eines Veilchens<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47 – September / Oktober <strong>2013</strong> erscheint am 27. <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Erleben Sie Aquitanien<br />

mit Frankreich erleben!<br />

Fort Médoc/Blaye<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Bassin d‘Arcachon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Périgord<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Rezept für Cannelés<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Bordeaux<br />

Trüffel<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Gâteau basque<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Château Bardins<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Saint-Jean-<br />

Pied-de-Port<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

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