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Nr. 47 - September / Oktober 2013

Languedoc: Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird Clermont-Ferrand: Aubruch aus schwieriger Position Elsass: Abbaye de Murbach: es steht ein Kloster im Walde Monaco: die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums Nordfrankreich: Musée Matisse Pessac: hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung Rezept: gratin de légumes du jardin Wein: die Jurade de Saint-Emilion Genuss: die AOC der Franche-Comté Tradition: Toulouse im Zeichen des Veilchens

Languedoc: Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird
Clermont-Ferrand: Aubruch aus schwieriger Position
Elsass: Abbaye de Murbach: es steht ein Kloster im Walde
Monaco: die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums
Nordfrankreich: Musée Matisse
Pessac: hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung
Rezept: gratin de légumes du jardin
Wein: die Jurade de Saint-Emilion
Genuss: die AOC der Franche-Comté
Tradition: Toulouse im Zeichen des Veilchens

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>47</strong> · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />

LANGUEDOC<br />

Romantik pur in Saint-Guilhem-le-Désert<br />

Bretagne<br />

Imposante Burgen und<br />

literarische Vermächtnisse<br />

MONACO<br />

Mehr als ein Millionärsparadies<br />

Auvergne<br />

Clermont-Ferrand will aufholen<br />

Elsass Die verwunschenen Überbleibsel eines Eliteklosters<br />

Matisse Nordfrankreich ehrt einen großen Maler<br />

TGV Kein Geld mehr für neue Hochgeschwindigkeitstrassen<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

nachdem der Sommer erst nicht<br />

so richtig in Fahrt kommen wollte, zeigte er dann ab<br />

Juli, was in ihm steckt. Volle Strände und Urlaubsorte<br />

waren die Folge. Ziele wie das beliebte Saint-Guilhemle-Désert<br />

sollte man in der Hochsaison aber<br />

ohnehin lieber meiden. Nicht nur, dass sich die<br />

mittelalterlichen Gassen des Dorfes unter<br />

der südfranzösischen Sonne unerträglich<br />

aufheizen, auch der Ansturm der Massen<br />

ist dann für die sonst idyllische Atmosphäre<br />

wenig förderlich. <strong>September</strong> oder <strong>Oktober</strong><br />

sind dagegen perfekte Monate, um<br />

dieses Kleinod im Hinterland<br />

von Montpellier zu erkunden.<br />

Apropos Montpellier: Diese<br />

Stadt hört nicht auf, von sich<br />

reden zu machen. Zuletzt als<br />

die Kommune, in der die<br />

erste schwule Trauung des<br />

Landes stattfand. Noch vor<br />

gar nicht langer Zeit kannte<br />

diese sympathische Hauptstadt der<br />

Region Languedoc-Roussillon im<br />

Ausland kaum jemand. Wie anders ist<br />

die Situation heute: Kaum eine Stadt<br />

in Frankreich gilt als so dynamisch und<br />

jung wie Montpellier. Wir sprachen<br />

mit der Bürgermeisterin darüber, wie<br />

Montpellier diesen Wandel geschafft hat.<br />

Ebenfalls ständig in<br />

Bewegung, wenn auch auf<br />

einem anderen Niveau, ist ein Ort an der<br />

östlichen Mittelmeerküste: Monaco. Streng<br />

genommen dürften wir als ein Magazin über Frankreich<br />

gar nicht über das souveräne Fürstentum schreiben.<br />

Da die Staatsgrenzen aber kaum sichtbar sind und<br />

Monaco von Frankreich geradezu umzingelt wird,<br />

schickten wir trotzdem einen Redakteur auf diese<br />

« Auslandsreportage ». Er kam mit gemischten Gefühlen<br />

zurück. Einerseits wurde er in seinen Vorurteilen<br />

bestätigt, dass es in Monaco vor allem um Luxus<br />

und Prunk geht. Andererseits faszinierte ihn<br />

die Fähigkeit dieses Zwergstaates, sich derart<br />

souverän unter den Ländern der Erde<br />

zu behaupten und es bis heute geschafft<br />

zu haben, unabhängig zu bleiben.<br />

Falls es Ihnen im <strong>September</strong> oder<br />

<strong>Oktober</strong> im Süden Frankreichs<br />

noch zu warm ist, kann ich Ihnen<br />

vier monumentale Burgen und Schlösser im<br />

Umkreis von Rennes empfehlen. Meistens<br />

denkt man bei der Bretagne immer nur an die<br />

Küsten. Dabei gibt es auch im Inland der<br />

Region eine Menge zu entdecken. Herbstlich<br />

erfrischend geht es auch in Clermont-Ferrand<br />

in der Auvergne oder in Murbach im Elsass zu.<br />

Letzteres Ziel bietet sich für eine Wanderung<br />

durch die bunt gefärbten Wälder der Vogesen an.<br />

Sie merken schon, auch dieses Mal gibt es wieder<br />

viel zu entdecken. Viel Spaß dabei und gute<br />

Reise, egal ob physisch oder in Gedanken!<br />

Titelbild: Saint-Guilhem-le-Désert (Languedoc-Roussillon)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 3


INHALT<br />

Monaco · 50<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

· 32<br />

Musée Matisse · 58<br />

Saint-Emilion · 78<br />

Clermont-Ferrand · 38<br />

Bretagne · 22<br />

Montpellier · 68<br />

Elsass · 46<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


22 · Combourg<br />

22 · Fougères<br />

22 · Vitré<br />

Nantes<br />

78 · Saint-Emilion<br />

Bordeaux<br />

Lille<br />

38 · Clermont-Ferrand<br />

PARIS<br />

84 · AOC Franche-Comté<br />

44 · Hotel<br />

58 · Le Cateau-Cambrésis<br />

46 · Murbach<br />

Lyon<br />

32 · Saint-Guilhem-le-Désert 50 · Monaco<br />

88 · Toulouse<br />

68 · Montpellier<br />

Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Bretagne<br />

Mittelalterliche Festungen und<br />

literarische Vermächtnisse<br />

Château des Rochers-Sévigné, Vitré, Fougères, Combourg:<br />

Vier Ziele im Umkreis von Rennes, die vom Mittelalter<br />

erzählen und mit sehenswerten Festungen locken.<br />

32 Languedoc<br />

Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein<br />

Krieger zum Klosterbruder wird<br />

In einem Seitental der malerischen Hérault-Schlucht<br />

liegt ein kleines Dorf mit einem berühmten Kloster.<br />

Ein Schmuckstück für alle Romantiker.<br />

38 Clermont-Ferrand<br />

Aufbruch aus schwieriger Position<br />

Unter den regionalen Hauptstädten Frankreichs spielt<br />

Clermont-Ferrand nicht die erste Geige. Dabei verdient<br />

die Kapitale der Auvergne mehr Aufmerksamkeit.<br />

44 Hotel<br />

Grand Hôtel Le Turenne, Périgord<br />

46 Elsass<br />

Abbaye de Murbach, es steht<br />

ein Kloster im Walde<br />

Die Geschichte einer ehemals wohlhabenden Abtei,<br />

die zu einem mythischen Ort im Wald geworden ist.<br />

50 Monaco<br />

Die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums<br />

Beneidete Insel der Glückseligkeit oder<br />

verhasstes Symbol kapitalistischen Überflusses,<br />

Monaco polarisiert und fasziniert zugleich.<br />

58 Nordfrankreich<br />

Musée Matisse, Kunstgenuss<br />

auf dem platten Land<br />

Gibt es ein Dorf auf der Welt, das nur 7.000<br />

Einwohner zählt und trotzdem ein Museum von<br />

Weltruf besitzt? Ja, Le Cateau-Cambrésis.<br />

Frankreich heute<br />

64 Monnaie de Paris<br />

Pessac, hinter den Kulissen der<br />

Euro-Münzprägung<br />

In der dreiteiligen Serie über die französische Münzprägeanstalt<br />

Monnaie de Paris geht es dieses Mal in den Großraum<br />

von Bordeaux, wo seit den 1970er-Jahren Münzen<br />

im industriellen Stil gefertigt werden. Ein Universum, das<br />

normalerweise der Öffentlichkeit verschlossen bleibt.<br />

68 Stadtentwicklung<br />

Montpellier, ein Synonym für Dynamik<br />

In vielen französischen Städten herrscht Aufbruchstimmung,<br />

doch eine Stadt steht ganz besonders für den<br />

neuen Boom urbanen Lebens: Montpellier. Was sind<br />

die Hintergründe, was hat die Politik dafür getan, was<br />

sind die Risiken und die Chancen des Aufbruchs?<br />

74 Verkehrspolitik<br />

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit<br />

In der französischen Eisenbahnpolitik drehte sich jahrelang<br />

alles um das Prestigeprojekt TGV. Doch nun zwingen leere<br />

Kassen zum Umdenken. Die neue Regierung leitet einen<br />

Systemwechsel ein: mehr Geld für den konventionellen<br />

Schienenverkehr und weniger für die Hochgeschwindigkeit.<br />

Art de vivre<br />

78 Wein<br />

Jurade de Saint-Emilion<br />

Wenn eine Prozession aus Männern und Frauen in langen<br />

rotweißen Roben durch die Gassen von Saint-Emilion<br />

zieht, lebt die Tradition der Jurade wieder auf. Doch<br />

dahinter steckt mehr als Folklore: Der Wein von Saint-<br />

Emilion hat dieser alten Tradition viel zu verdanken.<br />

82 Chantals Rezept<br />

Gratin de légumes du jardin<br />

84 Genuss<br />

Die AOC der Franche-Comté<br />

Die Franche-Comté mit den Höhenzügen des Jura ist eine<br />

gute Adresse für Käseliebhaber. Aber auch die Weine<br />

der Region zeichnen sich durch ihre große Vielfalt aus.<br />

88 Tradition<br />

Toulouse im Zeichen des Veilchens<br />

Wenn eine wichtige Person nach Toulouse kommt,<br />

verschenkt der Bürgermeister einen Veilchenstrauß.<br />

Die Blume ist das Symbol der Stadt.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

16 On écoute<br />

17 Abonnement<br />

18 On regarde<br />

20 On surfe<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

ILE-DE-FRANCE<br />

Die Rückkehr des Zeppelins<br />

Der Star der Luftfahrt der 1930er-Jahre erlebt seit Anfang<br />

August im Pariser Großraum ein Revival. Der<br />

wie ein Airbus A380 lange, wie ein fünfstöckiges Gebäude<br />

hohe und wie eine vierspurige Autobahn breite Zeppelin<br />

ist technologisch auf dem neuesten Stand und bietet in der<br />

Passagierkabine luxuriöse Verhältnisse. Gestartet wird vom<br />

Flugplatz von Pontoise nordwestlich von Paris im Departement<br />

Val-d’Oise. Drei Flugrouten stehen zur Auswahl:<br />

« Royal », ein eineinhalbstündiger Flug zum Schloss von Versailles; « Croisière », ein einstündiger Flug<br />

zum Schloss von Chantilly oder zum Schloss von La Roche-Guyon; « Baptème », ein 30-minütiger<br />

Flug nach Vexin. Da gerade einmal zwölf Passagiere an Bord passen, sind die Preise für diese exklusiven<br />

Touren entsprechend hoch. Sie liegen zwischen 250 und 650 Euro. www.airship-paris.fr<br />

TGV<br />

Von Freiburg nach Paris in<br />

drei Stunden und 40 Minuten<br />

EUROPA<br />

Französische Forscher sehen Europas Mitte in Bayern<br />

Das französische Institut National de l’Information Géographique et Forestière<br />

(IGN) hat keinen Zweifel: Nach den neuesten Berechnungen hat sich der<br />

Mittelpunkt der Europäischen Union nach dem Beitritt Kroatiens von Hessen<br />

in den äußersten Nordwesten Bayerns verschoben. Er befindet sich nun auf<br />

einem Feld, das zur Kommune Westerngrund östlich von Hanau gehört. Um den<br />

Mittelpunkt festzulegen, berücksichtigten die Wissenschaftler die Landesgrenzen<br />

der 28 Mitgliedsstaaten, einschließlich Inseln, aber ohne die Hoheitsgebiete auf<br />

dem Meer. Am 1. Januar 2014 wird sich Europas Zentrum allerdings erneut leicht<br />

verschieben, und zwar 500 Meter in südöstlicher Richtung. Der Grund dafür liegt<br />

in der Anerkennung des neuen französischen Überseedepartements Mayotte als<br />

überseeisches Hoheitsgebiet der Union, wie es etwa die Kanaren oder Madeira<br />

bereits sind. Westerngrund muss aber nicht befürchten, seinen Titel zu verlieren.<br />

Auch der neue Mittelpunkt liegt noch auf dem Gebiet der Gemeinde.<br />

Seit dem 26. August verbindet ein TGV<br />

sechsmal die Woche Freiburg im Breisgau<br />

mit Paris. Die Fahrzeit bis zum Pariser<br />

Bahnhof « Gare de Lyon » beträgt drei<br />

Stunden und 40 Minuten. Außerdem<br />

verbessern sich die Verbindungen von<br />

Freiburg in den Nordosten Frankreichs.<br />

Mulhouse wird mit dem neuen TGV in<br />

41 Minuten erreicht, Belfort (Bahnhof<br />

« Belfort-Montbéliard TGV ») in einer<br />

Stunde und sieben Minuten, Besançon<br />

(Bahnhof « Besançon-Franche-Comté<br />

TGV ») in eineinhalb Stunden und Dijon in<br />

zwei Stunden.<br />

ÄRMELKANAL<br />

Hafen von Calais wird ausgebaut<br />

Trotz der allgemeinen Krise im europäischen Fährverkehr kann sich<br />

der Hafen von Calais nicht beschweren. Gerade im Güterverkehr<br />

steht er gut da. Außerdem gibt es positive Entwicklungschancen für<br />

die Zukunft. Deshalb verfolgen die Region Nord-Pas-de-Calais und die<br />

Industrie- und Handelskammer von Calais das Projekt « Calais Port 2015 »<br />

weiter, das die Gestaltung eines neuen Hafenbeckens, den Bau eines<br />

Schutzwalls sowie Landaufschüttungen vorsieht. Insgesamt sollen 400<br />

Millionen Euro in die Hafenanlagen investiert werden. Bis 2018 soll sich<br />

die Kapazität des Hafens verdoppeln.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


PARIS<br />

Archäologische<br />

Funde könnten<br />

Ursprünge der<br />

Hauptstadt klären<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Kampf gegen das Rauchen geht weiter ++ D i e f ra n zö s i s c h e<br />

Ministerin für Gesundheit und soziale Angelegenheiten, Mar isol Tour aine, plant,<br />

das bestehende Rauchverbot im Land aus zu wei ten. Sie will die Bürgermeister<br />

auffordern, das Rauchen auch in Parks, in Studentendörfern, vor Schulen und an<br />

Stränden zu unter sa gen.<br />

Junge Väter wenig disponibel ++ Nach einer Er heb ung des<br />

nationalen Statistikinstitutes INSEE reduziert nur einer von neun jungen Papas seine<br />

Arbeitszeit nach der Geburt eines Kin des, während dies jede zweite Mutter tut.<br />

Da die frühkindliche Kinder betreuung in Frankreich besser ausgebaut ist als in<br />

vielen anderen europäischen Ländern, reduzieren beide Elternteile ihre Arbeitszeit<br />

insgesamt aber weniger stark als beispielsweise deutsche oder englische Eltern.<br />

19.500 Euro für einen Guide Michelin ++ Ein Sam mler zögerte<br />

nicht, bei einer Versteigerung 19.500 Euro für den Guide Michelin aus dem Jahre<br />

1900 auf den Tisch zu legen. Nach Ex per ten meinung existieren von der Ausgabe<br />

nur noch 30 Exemplare auf der Welt.<br />

Sinkende Immobilienpreise in Paris ++ Für Be stands bauten<br />

sind die Immobilienpreise in der französischen Hauptstadt leicht gesunken. Kostete<br />

im August 2012 der Quadratmeter im Durch schnitt 8.460 Euro, sind ein Jahr später<br />

« nur » noch 8.340 Euro fällig.<br />

Bis vor Kurzem galt es als gesichert,<br />

dass Paris seine Ursprünge<br />

auf der Ile de la Cité hat und<br />

dort von den Galliern als Lutèce gegründet<br />

und von den Römern ausgebaut<br />

wurde. In letzter Zeit wurde diese<br />

These aber immer mehr infrage gestellt,<br />

da man bisher keine Spuren einer<br />

römischen Besiedlung auf der Seine-<br />

Insel finden konnte. So glauben zum<br />

Beispiel einige Archäologen, dass Paris<br />

auf einer Seine-Schleife gegründet<br />

wurde, auf der heute der Vorort<br />

Nanterre liegt. Jüngste archäologische<br />

Entdeckungen liefern nun vielleicht<br />

neue Erkenntnisse. Während umfangreicher<br />

Umbauarbeiten an dem Gebäude<br />

der Präfektur von Paris stießen<br />

Archäologen des Institut National de<br />

Recherches Archéologiques Préventives<br />

(INRAP) im Untergrund auf<br />

Spuren einer früheren Besiedlung.<br />

Noch steht aber nicht fest, ob diese<br />

Funde aus römischer Zeit stammen,<br />

also die These der Gründung der Stadt<br />

auf der Ile de la Cité bestätigen könnten,<br />

oder aus einer späteren Epoche.<br />

Widersprüchliches Konsumverhalten ++ Laut ein er Um frage von<br />

Médiaprism achten 83 Prozent der Franzosen beim Einkauf auf den natürlichen<br />

Charakter eines Produktes. Bei Lebens mitteln sind es sogar 92 Prozent. Gleichzeitig<br />

geben aber nur 21 Prozent der Befragten an, die Qualitätssiegel, die darüber<br />

Auskunft geben, zu beachten.<br />

Autobahngebühren steigen überdurchschnittlich ++ In<br />

den letzten fünf Jahren sind die französischen Auto bahn gebühren um elf Prozent<br />

gestiegen, während die Inflationsrate in der gleichen Zeit nur acht Prozent betrug.<br />

Außerdem verzeichnen die Autobahngesellschaften Rekordumsätze, obwohl der<br />

Verkehr rückläufig ist. Diese Umstände haben den Rechnungshof auf den Plan<br />

gerufen. Er will sich die Zahlen nun genauer anschauen. Ende offen.<br />

Lieber ein Glas Wein als eine ganze Flasche ++ Nach<br />

einer Erhebung des Grossistennetzwerkes C10, das auf die Getränkebelieferung<br />

von Hotels und Restaurants spezialisiert ist, bestellen 64 Prozent der Restaurant besucher<br />

im Land lieber ein Glas Wein als gleich eine ganze Flasche. Bei den unter<br />

25-Jährigen sind es sogar 77 Prozent. Als Hauptgrund wird das geringere Risiko<br />

bei der Auswahl genannt. Dezent verschwiegen wird der geringere Preis, was in<br />

Wirklichkeit ebenfalls entscheidend sein dürfte.<br />

Neue Geschwindigkeitsgrenze für Pariser Stadtring? ++<br />

Auf dem 35 Kilometer langen, vor 40 Jahren gebauten Pariser Autobahnstadtring,<br />

dem Boulevard Périphérique, müssen die täglich 1,1 Millionen Autofahrer<br />

demnächst vielleicht auf die Bremse treten. Der Innenminister Manuel Valls hat<br />

sich für eine Verringerung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 auf<br />

70 Stundenkilometer ausgesprochen. Es ist wahrscheinlich, dass die Pariser<br />

Stadtverwaltung dem Vorschlag folgen wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

STROMSPAREN<br />

Beleuchtungen müssen nachts<br />

abgeschaltet werden<br />

Nun ist es amtlich: Fassadenbeleuchtungen und Schaufensterlampen<br />

von Geschäften müssen von ein Uhr nachts<br />

bis sieben Uhr morgens in Frankreich ab sofort ausgeschaltet<br />

bleiben. Außerdem müssen Lampen in Büros spätestens<br />

eine Stunde nach Feierabend des letzten Mitarbeiters ausgeknipst<br />

werden. Wird dagegen verstoßen, sind 750 Euro Bußgeld fällig. Allerdings können die Präfekten Ausnahmen erlauben,<br />

etwa vor Feiertagen, in der Weihnachtszeit oder in Touristenhochburgen, wie beispielsweise den Champs-<br />

Elysées und Montmartre in Paris oder in den Innenstädten von Marseille, Lyon oder Nizza. Durch diese Maßnahmen<br />

soll eine Strommenge pro Jahr eingespart werden, die dem Verbrauch von 750.000 Haushalten entspricht.<br />

CHAMPS-ELYSÉES<br />

Spekulationen über<br />

neuen Mieter im<br />

ehemaligen<br />

Virgin Megastore<br />

Nach der Schließung des<br />

bekannten Virgin Megastore<br />

auf den Champs-Elysées in<br />

Paris sind mehrere potentielle<br />

Nachmieter im Gespräch. So wird über die Eröffnung einer Filiale<br />

der Kaufhauskette Le Printemps spekuliert. Aber auch der Umbau<br />

zu einem Luxushotel oder die Einrichtung eines Showrooms für die<br />

Automarken des Volkswagen-Konzerns sind im Gespräch. Schließlich<br />

ist der Eigentümer des herrschaftlichen Gebäudes, der Staatsfond<br />

von Katar, auch großer Anteilseigner beim Wolfsburger Konzern. Für<br />

die rund 7.000 Quadratmeter in bester Lage muss der Neumieter<br />

vermutlich 20 Millionen Euro pro Jahr als Miete auf den Tisch legen.<br />

LEBENSVERSICHERUNGEN<br />

Unerwartete stille Reserven<br />

Der französische Rechnungshof machte in seinem letzten<br />

Bericht eine unerwartete Entdeckung: Bei Versicherungen<br />

und Banken im Land schlummern vier Milliarden Euro<br />

aus Lebensversicherungen und Sparkonten von Kunden,<br />

die verstorben sind, deren Erbe aber von niemanden<br />

beansprucht wurde. Der Rechnungshof schlägt vor, dass<br />

dieses Geld nun an die Caisse des Dépots, ein staatliches<br />

Finanzinstitut, das vor allem Staats- und Rentengelder<br />

verwaltet, überwiesen wird.<br />

JUBILÄUM<br />

Der Eiffelturm als Musikinstrument<br />

Laut der britischen Tageszeitung The Guardian hat sich der US-amerikanische<br />

Musiker Joseph Bertolozzi ein ganz besonderes Geschenk für die 2014 stattfindende<br />

125-Jahrfeier des Eiffelturms ausgedacht: Er will eine CD herausbringen,<br />

auf der er 2.000 Töne mischt, die er kürzlich direkt am Eiffelturm aufnahm, als er mit<br />

einem Hammer an den unterschiedlichsten Stellen auf das Konstrukt schlug. So kann<br />

der Eiffelturm in seinem Jubiläumsjahr beweisen, ob er auch das Zeug zu einem wohlklingenden<br />

Musikinstrument hat.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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ON EN PARLE<br />

WASSERKRAFT<br />

EDF eröffnet ersten neuen<br />

Staudamm seit 20 Jahren<br />

Obwohl die erneuerbaren Energien immer wichtiger<br />

werden, dauerte es 20 Jahre, bis der staatlich dominierte<br />

Stromkonzern EDF wieder einen neuen<br />

Staudamm zur Stromerzeugung einweihen konnte. Zurzeit<br />

trägt Wasserkraft mit 20,5 Prozent zur nationalen Stromerzeugung<br />

bei. 63,3 Prozent des Stroms wird durch Kernenergie<br />

gewonnen, 14,4 Prozent durch Kohle- und Gaskraftwerke.<br />

Der neue Stausee (Berrage du Rizzanese) befindet<br />

sich im Süden Korsikas. Er soll der Insel helfen, jedes Jahr 20.000<br />

Tonnen fossile Brennstoffe einzusparen.<br />

LUFTVERKEHR<br />

Air France führt Internet über den Wolken ein<br />

Air France weiß selbst, dass es bei einem Thema der Konkurrenz<br />

hinterherhinkt: Der Möglichkeit, als Passagier während des Fluges im<br />

Internet zu surfen. Während etwa Lufthansa diesen Service schon seit<br />

Langem anbietet, hält diese Technik erst jetzt Einzug in die Flugzeuge ge des<br />

französischen Flagcarriers. Zunächst allerdings nur auf ausgewählten<br />

Langstreckenflügen mit Boeing 777. Als Passagier kann man wählen, ob<br />

man für 10,95 Euro für eine Stunde oder für 19,95 Euro den ganzen Flug lang<br />

im Internet surfen will. Laut Fluggesellschaft kostet die technische Ausrüstung<br />

eine halbe Million Euro pro Flugzeug. Erst wenn mindestens fünf Prozent der<br />

Passagiere diesen Dienst nutzen, soll sich der Service für Air France rechnen.<br />

GESETZGEBUNG<br />

Parlament schafft<br />

Tatbestand der<br />

Präsidentenbeleidigung<br />

Pb<br />

ab<br />

2008 hielt ein Protestant bei<br />

einer Demonstration Nicolas<br />

Sarkozy ein Schild vor die Nase,<br />

auf<br />

dem « Casse-toi pov’con »<br />

(dt. etwa « Verpiss Dich, Du<br />

armer Irrer ») stand. Er spielte<br />

damit auf einen Ausspruch des<br />

ehemaligen Staatspräsidenten<br />

an,<br />

den dieser selbst einige Zeit davor auf<br />

der französischen Landwirtschaftsmesse<br />

gegenüber einem Besucher tätigte. Nicolas<br />

Sarkozy sah darin jedoch den Tatbestand<br />

der Präsidentenbeleidigung erfüllt und<br />

erhob Anklage. Mit Erfolg. Doch das Urteil<br />

des französischen Gerichts zugunsten des<br />

Präsidenten führte dazu, dass Frankreich<br />

vom Europäischen Gerichtshof für<br />

Menschenrechte verurteilt wurde. Er sah<br />

das Recht auf Meinungsfreiheit verletzt. Die<br />

Nationalversammlung hat deshalb nun den<br />

Paragrafen und damit den Tatbestand der<br />

Präsidentenbeleidigung aus dem Gesetz<br />

entfernt.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


ARBEITSZEIT<br />

35-Stunden-Woche entspricht nicht der Realität<br />

Komische Szenen einer<br />

Ehe in Südfrankreich<br />

Nach einer Untersuchung des französischen Arbeitsministeriums ist die gesetzliche<br />

35-Stunden-Woche vor allem eine juristische Vorgabe, die Überstunden auslöst. Sie<br />

hat wenig mit der tatsächlichen Arbeitszeit zu tun. Zunächst gibt es einige Bran chen,<br />

in denen länger als 35 Stunden pro Woche gearbeitet werden darf. 2011 be trug die<br />

durchschnittliche gesetzliche Arbeitszeit für alle Arbeitnehmer deshalb nicht 35,<br />

sondern 35,8 Stunden pro Woche. Berücksichtigt man weiterhin die durch schnittliche<br />

Wochenarbeitszeit der leitenden Angestellten (44,1 Stunden) sowie die de klarierten<br />

Überstunden aller Arbeitnehmer, gelangt man zu einer tatsächlichen Ar beitszeit<br />

von durchschnittlich 39,5 Stunden pro Woche. Selbst wenn man noch die Teil zeitbe<br />

schäftigten hinzurechnet, beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit in Frank reich<br />

immer noch 36,6 Stunden pro Woche, gut eineinhalb Stunden mehr als 35 Stunden.<br />

COLMAR<br />

Isenheimer Altar zieht<br />

vorrübergehend um<br />

Während der Umbauarbeiten im Musée Unterlinden<br />

in Colmar wird das wichtigste Ausstellungsstück<br />

des Museums vorrübergehend in die Kirche des<br />

Dominikanerklosters der Stadt gebracht. 18 Monate lang<br />

wurde zuvor darum gestritten, ob der Altar umziehen<br />

oder lieber gut geschützt am alten Ort verweilen sollte. Der Vorteil der jetzigen Lösung: Das<br />

Meisterwerk bleibt während der Bauarbeiten im Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Die<br />

Wiedereröffnung des Musée Unterlinden ist für die zweite Jahreshälfte 2014 geplant.<br />

Dagmar Manzel<br />

Ernst Stötzner<br />

STILLER<br />

SOMMER<br />

Ein Film von Nana Neul<br />

BILDUNGSWESEN<br />

968 Lehrerstellen bleiben unbesetzt<br />

Um Lehrer an einem Collège oder Lycée in Frankreich zu werden,<br />

muss man ein jährlich organisiertes Auswahlverfahren bestehen.<br />

Dieses Jahr konnten in Folge des Verfahrens aber 16 Prozent der<br />

offenen Stellen nicht vergeben werden, da es nicht genug Kandidaten gab,<br />

die den Selektionsprozess überstanden hatten. Besonders betroffen war das<br />

Fach Französisch, für das nur 61 der 200 Stellen besetzt werden konnten.<br />

Ebenfalls schlecht sah es für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch<br />

aus, bei denen zwischen einem Viertel und einem Drittel der Stellen<br />

offen bleiben mussten. Es gibt nun zwei Erklärungsansätze: Entweder die<br />

Kandidaten waren wirklich zu schlecht oder die Anforderungen waren zu<br />

hoch. Allerdings ist ein gewisses aufkommendes Desinteresse an dem Beruf<br />

und den Fächern ebenfalls nicht zu leugnen. Denn für das Fach Französisch<br />

gab es gerade einmal 108 Bewerber für 200 offene Stellen und für<br />

das Fach Deutsch 265 Kandidaten für 270 offene Stellen.<br />

Ab 3. <strong>Oktober</strong> nur im Kino!<br />

ZORRO FILM zeigt eine 2PILOTS produktion mit DAGMAR MANZEL, ERNST STÖTZNER, MARIE ROSA TIETJEN,<br />

ARTHUR IGUAL, VICTORIA TRAUTTMANSDORFF, HANS-JOCHEN WAGNER, SYLVIE GRANOTIER, JEF BAYONNE,<br />

RAINER EWERRIEN, RAINER GALKE, buch und regie NANA NEUL, kamera LEAH STRIKER,<br />

ausstattung JOCHEN DEHN, FRÉDÉRIC DANOS, kostüm CINDY SPIEKERMANN, maske SYLVIA GRAVE,<br />

schnitt ISABEL MEIER, DORA VAJDA, casting SUSANNE RITTER musik HENNING GRAMBOW, JÖRG-MARTIN WAGNER,<br />

ton MATTHIAS HAEB, sound design JOSEF STEINBÜCHEL, mischung FALK MÖLLER,<br />

regieassistent STEFAN KRIEKHAUS, produktionsleitung MONIKA KINTNER, produzenten HARRY FLÖTER,<br />

JÖRG SIEPMANN, redaktion STEFANIE GROSS, in koproduktion mit dem SÜDWESTDEUTSCHEN RUNDFUNK,<br />

gefördert durch FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW, DFFF, KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM, MEDIA<br />

www.StillerSommer.de


FRANKREICHKALENDER<br />

Picasso Céramiste<br />

et la Méditerranée<br />

Aubagne, bis 13.10.<strong>2013</strong><br />

Marathon du Médoc<br />

Bordelais, 07.09.<strong>2013</strong><br />

Tony Cragg,<br />

œuvres récentes<br />

Saint-Etienne, 14.09.<strong>2013</strong> – 05.01.2014<br />

Es gibt nicht wenige, die die Kunst,<br />

aus Keramik Gegenstände zu formen,<br />

ein wenig belächeln. Doch diese<br />

Ausstellung beweist, wie falsch dieses<br />

Vorurteil ist. Präsentiert werden 150<br />

Originalkeramikwerke von Pablo Picasso,<br />

die aus diversen Museen in Paris,<br />

Antibes, Saint-Etienne, Roubaix,<br />

Barcelona und Caldes de Montbui<br />

stammen. Gemeinsam zeigen sie Picassos<br />

Liebe für die Keramikkunst, die<br />

für ihn selbst einen hohen Stellenwert<br />

einnahm, was heute meist in Vergessenheit<br />

gerät. Die Ausstellung findet<br />

in einer sehenswerten Kapelle aus dem<br />

Jahre 1551 in der schmucken Altstadt<br />

von Aubagne statt. Sie würdigt damit<br />

nicht nur den großen Künstler, sondern<br />

auch die Keramiktradition der<br />

Stadt.<br />

Centre d’Art des Pénitents Noirs<br />

Les Aires Saint-Michel<br />

13400 Aubagne<br />

Telefon: +33 (0)4 42 03 49 98<br />

www.picasso<strong>2013</strong>.com<br />

Täglich 9.30 – 19.30 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />

Kinder bis 6 Jahre kostenlos<br />

Ob New York, Paris oder Berlin, jede<br />

große Metropole hat ihren Marathon,<br />

der irgendwie aber auch austauschbar<br />

ist. Nicht so der Marathon du Médoc<br />

im Bordelais, der seinen Start- und<br />

Endpunkt in Pauillac hat. Gegründet<br />

wurde er 1984. Jedes Jahr nehmen<br />

um die 9.000 Läufer daran teil. Anstatt<br />

durch Häuserschluchten laufen<br />

sie durch die Weinfelder bekannter<br />

Appellationen wie Pauillac, Saint-<br />

Julien, Saint-Estèphe, Médoc und<br />

Haut-Médoc. Unterwegs werden von<br />

den Läufern Weine verkostet und<br />

andere Köstlichkeiten wie Schinken,<br />

Käse, Austern und sogar Entrecôtes<br />

vernascht. Außerdem sind die meisten<br />

Teilnehmer verkleidet. Das diesjährige<br />

Motto lautet Science-Fiction. Es geht<br />

also eindeutig um den Spaß an der<br />

Sache und nicht darum, wer möglichst<br />

schnell im Ziel ankommt.<br />

Start- und Endpunkt: Pauillac<br />

Marathon du Médoc<br />

5, rue Etienne Dieuzede<br />

33250 Pauillac<br />

Telefon: +33 (0)5 56 59 17 20<br />

www.marathondumedoc.com<br />

Anthony Cragg, bekannt als Tony<br />

Cragg, ist ein britischer, 1949 in Liverpool<br />

geborener Bildhauer, der seit<br />

1977 in Wuppertal lebt, wo er ebenfalls<br />

unterrichtet. Obwohl er eine wissenschaftliche<br />

Ausbildung absolvierte,<br />

widmete sich Cragg danach lieber den<br />

schönen Künsten. Seine Skulpturen<br />

werden heute in der ganzen Welt ausgestellt.<br />

Zu Saint-Etienne hat er aber<br />

eine ganz besonderes Verhältnis, da<br />

das dortige Musée d’art et d’industrie<br />

1981 die erste Ausstellung über ihn<br />

auf französischem Boden organisierte.<br />

Nun kehren seine Werke zurück in die<br />

Hauptstadt des Departements Loire.<br />

Gezeigt werden seine neuesten Exponate<br />

sowie einige Meisterstücke aus<br />

den Jahren seit 1989 bis heute. Sie sind<br />

aus Holz, Stahl, Marmor und Bronze.<br />

MAM Saint-Etienne Métropole<br />

Rue Fernand Léger<br />

42270 Saint-Priest-en-Jarez<br />

Telefon: +33 (0)4 77 79 52 52<br />

www.mam-st-etienne.fr<br />

Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

5,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro,<br />

Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Impressions à<br />

Montmartre:<br />

Delâtre & Müller<br />

Paris, 14.09.<strong>2013</strong> – 12.01.2014<br />

Corot dans la<br />

lumière du Nord<br />

Douai, 05.10.<strong>2013</strong> – 06.01.2014<br />

Indochine 1856-1956<br />

Paris, 16.10.<strong>2013</strong> – 26.01.2014<br />

Um das Jahr 1900 fand in der Malerei<br />

in Frankreich eine « Revolution der<br />

Farben » statt. Eine Reihe von Künstlern<br />

trat in den Vordergrund, die man<br />

heute zwischen die Impressionisten aus<br />

den 1870er-Jahren und die Avantgardisten<br />

vom Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

einordnet. Die Wegbereiter dieser<br />

Stilrichtung waren Eugène Delâtre<br />

und Alfredo Müller. Gerade Eugène<br />

Delâtre spielte eine entscheidende<br />

Rolle in der Entwicklung von Farbradierungen.<br />

Er arbeitete dafür zusammen<br />

mit anderen jungen Künstlern<br />

vom Montmartre, etwa Pablo Picasso,<br />

Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Signac<br />

und Théophile-Alexandre Steinlen.<br />

Zum ersten Mal werden fast 100 Werke<br />

aus dieser Epoche vereinigt in einer<br />

Ausstellung in Paris präsentiert.<br />

Musée de Montmartre<br />

12, rue Cortot<br />

75018 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 49 25 89 39<br />

www.museedemontmartre.fr<br />

Täglich 10.00 – 18.00 Uhr<br />

9,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro,<br />

Kinder bis 10 Jahre kostenlos<br />

Wenn es um die Malerei und besondere<br />

Lichtverhältnisse geht, steht stets<br />

der Mittelmeerraum im Vordergrund.<br />

Dabei hat nicht nur das Licht Südfrankreichs<br />

Künstler inspiriert. Das<br />

Musée de la Chartreuse in Douai<br />

zeigt, wie sich der Maler Camille Corot<br />

(1796-1875) von den Landschaften<br />

und Lichtverhältnissen im Norden<br />

des Landes anregen ließ. Außerdem<br />

geht die Ausstellung der Frage nach,<br />

wie der Künstler andere Maler der<br />

Region beeinflusste. Insgesamt werden<br />

130 Werke von Corot sowie weitere<br />

Bilder der sogenannten Ecole d’Arras<br />

präsentiert. Hinzu kommen diverse<br />

Dokumente, die von Freundschaften<br />

zwischen Corot und anderen Malern<br />

aus der Region erzählen. Eine spannende<br />

Ausstellung für alle Corot-Fans.<br />

Musée de la Chartreuse<br />

130, rue des Chartreux<br />

59500 Douai<br />

Telefon: +33 (0)3 27 71 38 80<br />

www.museedelachartreuse.fr<br />

Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr &<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

4,60 Euro, ermäßigt 2,30 Euro<br />

Nachdem das Musée de l’Armée<br />

letztes Jahr eine Ausstellung über die<br />

Kolonisierung und Entkolonisierung<br />

Algeriens organisiert hat, widmet sich<br />

das Museum nun der französischen<br />

Kolonialgeschichte und der 100-jährigen<br />

militärischen Präsenz in Indochina.<br />

Ohne Tabu wird ein kritischer<br />

Blick auf die Geschichte der Länder<br />

Frankreich, Kambodscha, Vietnam<br />

und Laos geworfen. Die Ausstellung<br />

unterstreicht damit die neue Ausrichtung<br />

und Mission des Museums, sich<br />

möglichst objektiv und kritisch mit der<br />

Vergangenheit auseinanderzusetzen,<br />

auch wenn dies manchmal schmerzliche<br />

Erkenntnisse an den Tag bringt.<br />

Eine nützliche und leidenschaftliche<br />

Ausstellung über Frankreichs Kolonialgeschichte<br />

in Asien.<br />

Musée de l’Armée<br />

Hôtel National des Invalides<br />

129, rue de Grenelle<br />

75007 Paris<br />

www.musee-armee.fr<br />

Täglich 10.00 – 17.00 Uhr<br />

8,50 Euro, mit Dauerausstellung<br />

12,00 Euro<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 13


ON LIT<br />

In memoriam Edith Piaf<br />

Pünktlich zum 50. Todestag von Edith Piaf am 10.<br />

<strong>Oktober</strong> erscheint ein neuer Bildband über das<br />

schicksalhafte Leben und die ungewöhnliche Karriere der<br />

legendären französischen Sängerin. Bereits der große Erfolg des<br />

Kinofilms « La Vie en Rose » zeigte 2007, dass Edith Piaf bis<br />

heute begeistert und fasziniert. Mit einer bemerkenswerten<br />

Stimme und viel Durchsetzungsvermögen entwickelte sich der<br />

« Spatz von Paris » von einer Straßensängerin aus schwierigen<br />

Verhältnissen zum gefeierten Weltstar. Diesen Weg zeichnet der<br />

großformatige Bildband anhand von zahlreichen, mitunter sehr<br />

seltenen Archivbildern, handschriftlichen Dokumenten sowie Noten und Chansontexten nach.<br />

Die ausgewählten und kommentierten Fotografien zeigen die Sängerin privat, auf der Bühne sowie mit<br />

prominenten Zeitgenossen wie Marlene Dietrich, Alain Delon, Georges Moustaki oder Yves Montand.<br />

Charles Dumont: Edith Piaf • Edel Books • ISBN 978-3841902306<br />

BILDBAND<br />

BILDBAND<br />

Marcel Aymé: Der wunderbare Friseur •<br />

Paris aus Sicht<br />

eines Fotografen<br />

Raymond Depardon ist<br />

einer der bedeutendsten<br />

zeitgenössischen Fotografen<br />

Frankreichs. Dieser Bildband stellt auf<br />

512 Seiten 500 Fotoaufnahmen von<br />

ihm vor, die er per Zufall während<br />

seiner Spaziergänge durch die<br />

Seine-Metropole geschossen hat.<br />

Nach der ersten 2004 erschienenen<br />

und vergriffenen Auflage kommt<br />

der Bildband nun in zweiter Auflage<br />

heraus. Es ist ein sehr intimer Blick auf<br />

die französische Hauptstadt.<br />

Raymond Depardon: Paris Journal •<br />

Editions Hazan • ISBN: 978-2754104402<br />

ROMAN<br />

Paris 1936<br />

Das Original « Travelingue » erschien bereits 1941 in Frankreich. Jetzt ist<br />

dieser zeitlose Roman endlich ins Deutsche übersetzt worden. Im Zentrum<br />

steht eine großbürgerliche Familie nach dem Tod des Familienvaters.<br />

Die Witwe deckt ein Verhältnis ihres verstorbenen Mannes auf. Die frisch<br />

verheiratete Tochter trägt sich mit Scheidungsgedanken. Ein Onkel gerät<br />

in eine Demonstration, bekommt sein politisches Aufbegehren aber<br />

wieder in den Griff. Die Lage im Land ist bedrohlich. Streiks und politische<br />

Unruhen bestimmen den Alltag. Doch die Großbürger interessieren sich<br />

vorwiegend für ihre Frisuren und Affären. Marcel Aymé<br />

(1902-1967) stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er<br />

versuchte sich als Student der Medizin und arbeitete<br />

mal als Vertreter, Maler, Journalist und Komparse.<br />

Nach einer langen Krankheit konzentrierte er sich auf<br />

das Schreiben. Er galt als politisch unkorrekt und war<br />

bekannt für seinen bissigen Humor und seine kraftvolle<br />

Sprache.<br />

Aufbau Verlag • ISBN 978-3351035280<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


COMIC<br />

Was man über Wein wissen sollte<br />

Wer behauptet, die Franzosen nehmen sich und ihren Wein zu ernst?<br />

Dieser Comic beweist das Gegenteil. Mit viel Humor wird ein Blick auf alles<br />

geworfen, was mit Wein zu tun hat. Dabei werden Fragen<br />

nach der Geschichte des Weinanbaus, dem terroir, den<br />

Anbaumethoden, den einzelnen Appellationen und<br />

vielem mehr beantwortet. Nicht nur für Weinliebhaber<br />

empfehlenswert.<br />

ROMAN<br />

Kurzwaren und ein Lottogewinn<br />

Frévin & Murielle Rousseau: Ça m’intéresse,<br />

le vin • Dargaud • ISBN: 978-2205070583<br />

Die <strong>47</strong>-jährige Jocelyn lebt in einer nordfranzösischen<br />

Stadt und führt einen bescheidenen Kurzwarenladen. Mit<br />

Begeisterung betreibt sie ihren Internetblog. Die Kinder sind<br />

aus dem Haus und sie liebt ihren Mann, der allerdings kein<br />

Märchenprinz ist. Alles gerät jedoch aus den Fugen, als ihre Freundinnen<br />

sie davon überzeugen, Lotto zu spielen. Mit viel Wärme erzählt Delacourt<br />

von den Träumen der kleinen Leute. Der Autor arbeitete viele Jahre als<br />

Werbetexter. « Alle meine Wünsche » ist sein zweiter Roman. In Frankreich ist<br />

das Buch ein Bestseller. Es wurde in 15 Sprachen übersetzt. Bereits für sein<br />

erstes Buch erntete er begeisterte Kritiken und Literaturpreise.<br />

SACHBUCH<br />

Die Poesie der<br />

Mathematik<br />

Cédric Villani ist ein begabter Mathematiker.<br />

Seine Kollegen denken, dass er ein Kandidat<br />

für die begehrte Fields-Medaille ist, die als<br />

Nobelpreis für Mathematiker gilt. Er selbst wagt<br />

es kaum zu hoffen: Sie wird nur alle vier Jahre<br />

vergeben, und man muss unter 40 sein – er hat<br />

also nur eine Chance. Unmöglich! Unmöglich?<br />

Fieberhaft macht er sich an die Arbeit. Er erzählt<br />

seine Geschichte. Als Leser wird man direkter<br />

Zeuge der Denkprozesse eines Mathematikers,<br />

und das, ohne die dazugehörigen Formeln<br />

verstehen zu müssen. Spannend geschrieben<br />

wie ein Roman, vermittelt sein Bericht<br />

gleichzeitig, wie heute Wissenschaft betrieben<br />

wird. 2010 erhielt Cédric Villani die renommierte<br />

Fields-Medaille. Der Autor ist Professor für<br />

Mathematik an der Universität in Lyon und<br />

Direktor vom Institut Henri Poincaré in Paris.<br />

Cédric Villani: Das lebendige Theorem •<br />

S. Fischer Verlag • ISBN 978-3100860071<br />

Grégoire Delacourt: Alle meine Wünsche •<br />

Hoffmann und Campe • ISBN 978-3455403848<br />

KRIMI Mord im Périgord<br />

Eine Frauenleiche in einem Boot stört die Idylle in<br />

Saint-Denis. In Kommissar Brunos fünftem Fall<br />

geht es um ein satanistisches Tattoo, undurchsichtige<br />

Geldgeschäfte, ein Labyrinth prähistorischer Grotten<br />

und natürlich um gutes Essen und die wunderschöne<br />

Landschaft des Périgord. Wie immer versucht der Kommissar<br />

den Frieden in seinem beschaulichen Städtchen<br />

wieder herzustellen. Währenddessen gibt es in seinem persönlichen<br />

Leben genügend Unruhe, weil er zwischen zwei<br />

Frauen schwankt. Dem Autor gelingt es, die verschiedenen<br />

Handlungsstränge elegant miteinander zu verbinden. Der<br />

Krimi hat bereits einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.<br />

Der gebürtige Schotte Martin<br />

Walker ist eigentlich politischer<br />

Journalist und arbeitete 25 Jahre bei<br />

der britischen Tageszeitung The Guardian.<br />

Heute ist er Vorsitzender<br />

eines privaten Thinktanks. Er lebt in<br />

Washington und mindestens vier<br />

Monate im Jahr im Périgord. Seine<br />

Krimis beschreibt er als eine Mischung<br />

aus Reiseliteratur, Kochbüchern<br />

und Liebesbriefen an das Périgord – und dazwischen<br />

gibt es einen Mordfall, damit es ein Krimi wird.<br />

Martin Walker: Femme fatale • Diogenes • ISBN 978-3257068627<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 15


ON ÉCOUTE<br />

ZOUK<br />

Kassav’: Sonjé<br />

Kassav’ bedeutet im Kreolischen Maniok-Rösti und<br />

ist eine in Frankreich berühmte Band, die sich 1979<br />

gründete und aus Künstlern von den französischen<br />

Karibikinseln Guadeloupe und Martinique besteht. Sie hat<br />

im französischen Mutterland den Zouk bekannt gemacht,<br />

ein auf den Inseln beheimateter Musikstil, der traditionelle<br />

karibische Rhythmen mit Salsa, Reggae und Rockmusik<br />

verbindet. Die zwölf Titel auf dem neuen Album, das 16.<br />

der Gruppe, vermischen Gitarrenklänge mit elektronischen<br />

Tönen. Es sind Lieder, die sich bestens zum Tanzen eignen,<br />

deren Texte aber nicht weniger beschwingt sind. Beim<br />

Song « Péyi A Bel » handelt es sich etwa um einen Aufruf<br />

an die Völker der<br />

Antillen, stärker von<br />

der Schönheit der<br />

Inseln zu profitieren.<br />

« Mari Mani Mélé »<br />

erzählt dagegen auf<br />

humorvolle Weise<br />

von dem Unglück<br />

der Männer, die sich<br />

um Hausarbeit kümmern müssen. Kurzum, « Sonjé » ist ein<br />

Album, mit dem sich der Sommer zumindest musikalisch<br />

ein wenig verlängern lässt.<br />

CHANSON<br />

Brice Conrad: La nuit bleue<br />

Geboren im Elsass, entschied Brice Conrad<br />

an seinem 17. Geburtstag, dass er aus seiner Musikleidenschaft<br />

nicht nur ein Hobby, sondern seinen Beruf machen will. Eine gute<br />

Entscheidung! Der junge Sänger besitzt eine charakteristische<br />

Stimme, die in den kommenden Jahren bestimmt noch oft von<br />

sich hören machen wird. Ein Künstler, den es lohnt, im Auge zu<br />

behalten.<br />

CHANSON<br />

Christophe Maé:<br />

Je veux du bonheur<br />

Nach zwei Alben und einer triumphalen<br />

Tournee brauchte Christophe Maé einen<br />

Tapetenwechsel. Er reiste nach New Orleans,<br />

wo er die Inspiration für sein jüngstes Album<br />

fand. « Je veux du bonheur » ist voller Blues- und<br />

Jazzklänge.<br />

ELEKTRO-ROCK<br />

Daft Punk:<br />

Rondom Access Memories<br />

Daft Punk macht ein großes Geheimnis<br />

um sich selbst. Man kennt zwar die Namen der beiden Musiker,<br />

die sich hinter dem Duo verbergen, Thomas Bangalter und Guy-<br />

Manuel de Homem-Christo, aber nicht ihre Gesichter. Stets treten<br />

sie maskiert auf. Daft Punk ist aber gleichzeitig einer der besten<br />

Exportschlager von aus Frankreich stammender Musik und mit David<br />

Guetta und Laurent Garnier einer der Akteure, die die elektronische<br />

Musik mit französischem Touch populär gemacht haben. Das neue<br />

Album wurde nach Erscheinen in nur einer Woche eine Million Mal<br />

weltweit verkauft. Es begeistert auch Zuhörer, die bisher wenig mit<br />

elektronischer Musik anfangen konnten.<br />

CHANSON<br />

Joyce Jonathan: Caractère<br />

Alle Welt kennt Carla, die singende Ehefrau von<br />

Nicolas Sarkozy. Nun tritt Joyce ins Rampenlicht,<br />

die Freundin von Thomas, dem Sohn von François<br />

Hollande und Ségolène Royal. Beide interpretieren<br />

schöne Balladen, begleitet von Gitarre und Klavier.<br />

Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Mit 18<br />

Jahren war Joyce die erste weibliche Sängerin, die ihr<br />

Album durch Crowdfunding über My Major Company<br />

finanzierte. Mit jetzt 23 Jahren präsentiert sie ihr zweites<br />

Album.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.


ON REGARDE<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

Für die Liebe ist man nie zu alt<br />

Caroline ist eine junge Ruheständlerin,<br />

die plötzlich viel Zeit hat. Vom<br />

Gutschein für einen Seniorenclub,<br />

den ihr ihre Töchter zur Ablenkung schenken,<br />

ist sie wenig begeistert. Töpfern ödet die<br />

60-Jährige an. Der Computerkurs und dessen<br />

attraktiver Lehrer reizen da schon mehr. Der<br />

könnte zwar ihr Sohn sein, aber es funkt<br />

trotzdem zwischen den beiden. Es folgen<br />

heimliche Treffen, ein Glas Wein in zerwühlten<br />

Kissen, ein Joint nach der Liebe,<br />

Herumalbern wie ein Teenager. Trotzdem<br />

behält Caroline ihren Realitätssinn und weiß<br />

über die Endlichkeit der Affäre... Der in<br />

Dunkerque in Nordfrankreich gedrehte Film<br />

erzählt eine simple, aber schöne Geschichte.<br />

Vor allem zeigt er, dass das Leben lebenswert<br />

ist und dass man es auskosten sollte.<br />

Die schönen Tage • Frankreich 2012, 134 min • Originaltitel: Les beaux jours • Ein Film von Marion<br />

Vernoux mit Fanny Ardant, Laurent Lafitte, Patrick Chesnais u.a. • Kinostart: 19. <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />

THRILLER<br />

Ein Toter in der Kirche<br />

Ein wegen Ausrastens vom Dienst<br />

suspendierter Interpol-Beamter und ein<br />

kurz vor der Pensionierung stehender Polizeikommissar machen sich nach<br />

zwei ungewöhnlichen Morden mit viel Eigensinn und unkonventionellen<br />

Ermittlungsmethoden auf Spurensuche... Der Film basiert auf dem Roman<br />

« Choral des Todes » des französischen Schriftstellers Jean-Christophe<br />

Grangé, der seine Leser mit Spannung fesselte. An dieses Niveau reicht die<br />

Verfilmung, die an einen typischen US-amerikanischen Thriller mit viel Action<br />

und Gewalt erinnert, allerdings nicht heran. Dafür formen Gérard Depardieu<br />

und JoeyStarr ein außergewöhnliches Duo.<br />

Choral des Todes • Frankreich <strong>2013</strong>, 106 min • Originaltitel: La marque<br />

des anges – Miserere • Ein Film von Sylvain White mit Gérard Depardieu,<br />

JoeyStarr, Marthe Keller, Mathieu Carrière u.a. • Kinostart: 12. <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />

ZEICHENTRICKFILM<br />

Ein Klassiker neu erschienen<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

Eine Hymne an die Freundschaft<br />

Dieser Film aus dem Jahre<br />

1974 erzählt die Geschichte<br />

von vier Freunden, die sich<br />

seit ihrer Kindheit kennen<br />

und sich jeden Sonntag<br />

auf dem Lande zum Reden<br />

treffen. Als einer von ihnen<br />

einen Herzinfarkt erleidet,<br />

begreifen sie die Bedeutung<br />

ihrer Freundschaft... Ein<br />

Gruppenporträt mit prominenter Besetzung,<br />

das zu einem Klassiker des französischen Kinos<br />

geworden ist.<br />

Vincent, François, Paul und die<br />

anderen • Frankreich, 1974, 109 min •<br />

Originaltitel: Vincent, François, Paul et les<br />

autres •Ein Film von Claude Sautet mit<br />

Yves Montand, Michel Piccoli, Gérard<br />

Depardieu, Serge Reggiani u.a. •<br />

Sprachen: deutsch/französisch, Untertitel:<br />

deutsch • Ab 5. <strong>September</strong> im Handel<br />

Dieser Film ist 1980 in die Kinos gekommen und hat Generationen von Franzosen<br />

begeistert. Er wird als einer der besten französischen Zeichentrickfilme<br />

gehandelt, den es je gab. Ein Meisterwerk von Paul Grimault und Jacques<br />

Prévert, die sich vom Märchen « Die Hirtin und der Schornsteinfeger » von<br />

Hans Christian Andersen inspirieren ließen. Nun erscheint der Streifen sorgsam<br />

restauriert zum ersten Mal auf DVD.<br />

Der König und der Vogel • Frankreich 1980, 82 min • Originaltitel: Le roi<br />

et l’oiseau • Ein Film von Paul Grimault und Jacques Prévert • Sprachen:<br />

deutsch/französisch, Untertitel: deutsch • Ab 5. <strong>September</strong> im Handel<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


SPEZIAL<br />

Marseille und das<br />

Mittelmeer<br />

Anlässlich der Eröffnung des neuen Musée des civilisations de<br />

l‘Europe et de la Méditerranée (MuCEM) in Marseille dreht<br />

sich bei ARTE am 22. <strong>September</strong> alles um Frankreichs zweitgrößte<br />

Stadt und das Leben im Mittelmeerraum. Gezeigt werden eine<br />

Dokumentation über den Hafen von Marseille anhand zweier Gemälde<br />

von Joseph Vernet, eine Dokumentation über das Museum selbst, eine<br />

Dokumentation über Sidi Bou Saïd, ein kleines Dorf in der Bucht von<br />

Tunis, wo Rudolph d’Erlanger eine Musikschule gründete, die sich die<br />

Bewahrung der traditionellen arabischen Musik zur Aufgabe gemacht<br />

hat, sowie eine Dokumentation über das Archäologische Museum von<br />

Thessaloniki. Außerdem präsentiert das Kulturmagazin « Abgedreht »<br />

Marseille als Filmstadt.<br />

Sonntag, 22. <strong>September</strong> <strong>2013</strong> • 12.30 Uhr: Der Hafen von Marseille – Zwei<br />

Gemälde von Joseph Vernet • 15.30 Uhr: Abgedreht • 16.15 Uhr: Das<br />

MuCEM – ein neues Museum für Marseille • 17.15 Uhr: Vergessene Schätze<br />

des Mittelmeers: Der Palast von Sidi Bou Saïd • 18.00 Uhr: Vergessene<br />

Schätze des Mittelmeers: Das Archäologische Museum von Thessaloniki<br />

DOKUMENTATIONEN<br />

Piaf: Das ideale Konzert &<br />

Piaf: Ohne Liebe ist<br />

man nichts<br />

Zum 50. Todestag von<br />

Edith Piaf erinnert ARTE<br />

am 6. <strong>Oktober</strong> mit zwei<br />

Dokumentationen an die<br />

Legende des französischen<br />

Chansons. Die erste zeigt<br />

ihre größten Erfolge aus den<br />

zehn Jahren von 1952 bis 1962<br />

in seltenen oder bisher unveröffentlichten<br />

Fassungen. Dank der findigen Montage<br />

präsentiert die legendäre Sängerin<br />

gewissermaßen selbst diese Chanson-<br />

Hommage. Die zweite Dokumentation<br />

erzählt anhand von Archivdokumenten und<br />

Auszügen ihre Lebensgeschichte.<br />

Sonntag, 6. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> • 18.30 Uhr:<br />

Piaf: Das ideale Konzert • 22.20 Uhr:<br />

Piaf: Ohne Liebe ist man nichts<br />

DOKUMENTATION<br />

Cocteau Marais –<br />

ein mythisches Paar<br />

Im Herbst <strong>2013</strong> jährt sich der 50. Todestag von Jean<br />

Cocteau sowie der 100. Geburtstag von Jean Marais.<br />

ARTE zeigt eine ausführliche Dokumentation über das<br />

mythenhafte Paar, welches das 20. Jahrhundert mit<br />

außergewöhnlichem Talent, menschlicher Größe und<br />

Anmut durchschritten hat. Thema des Films ist in erster<br />

Linie die leidenschaftliche Liebe zwischen Cocteau<br />

und Marais und ihre Liebe zu den Künsten, der<br />

Schönheit, der Poesie, des Theaters, des Kinos…<br />

Sonntag, 13. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>, 21.45 Uhr<br />

SPIELFILM<br />

Die Katze<br />

Seit 25 Jahren sind Julien und<br />

Clémence Bouin verheiratet.<br />

Doch Julien liebt seine Frau nicht mehr. Clémence will sich<br />

allerdings mit seiner Zurückweisung nicht abfinden. Als Julien<br />

eine streunende Katze mit nach Hause bringt und ihr seine<br />

ganze Aufmerksamkeit schenkt, richtet sich ihr Hass gegen das<br />

Tier und die Tragödie nimmt ihren Lauf.<br />

Montag, 14. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>, 20.15 Uhr • Spielfilm von<br />

Pierre Granier-Deferre • Frankreich/Italien 1970, 83 min<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 19


ON SURFE<br />

BESICHTIGUNG<br />

Paris wie im Film<br />

Paris ist einer der beliebtesten<br />

Drehorte der<br />

Welt, egal ob es um Kinofilme,<br />

Fernsehproduktionen<br />

oder Werbung geht. 2012 wurde<br />

988-mal in der Stadt gedreht,<br />

dies waren fünf Prozent<br />

mehr Dreharbeiten als 2011. Doch obwohl in vielen<br />

Filmen und Sendungen Paris als Kulisse dient, gab es<br />

bisher keine Website oder App, die benutzerfreundlich<br />

die einzelnen Drehorte in der Seine-Metropole auflistet.<br />

Dem hat nun Arte in Zusammenarbeit mit der Pariser<br />

Stadtverwaltung Abhilfe geschaffen. Unter dem<br />

Namen « Cinémacity » lassen sich auf einem interaktiven<br />

Stadtplan die Drehorte von 400 Filmausschnitten<br />

verorten und anschauen. So lässt sich die Fiktion in die<br />

Realität holen und man kann seinen ganz persönlichen<br />

Spaziergang auf den Spuren bekannter Filme zusammenstellen.<br />

Oder man wählt einen der vorgeschlagenen<br />

Spaziergänge aus. Durch die Kombination aus Website<br />

und App lässt sich die personalisierte oder vorgegebene<br />

Tour anschließend aufs eigene Smartphone laden, damit<br />

man unterwegs nicht die Orientierung verliert. Alles ist<br />

zudem auf Deutsch erhältlich und die zur Website gehörende<br />

App ist kostenlos.<br />

http://cinemacity.arte.tv • App Cinemacity<br />

SIGHTSEEING<br />

Eiffelturm von zu Hause erkunden<br />

Es gibt einige Internetseiten, die sich mit dem Eiffelturm<br />

beschäftigen, doch diese ist aus einer ganz besonderen<br />

Zusammenarbeit hervorgegangen, einer zwischen der<br />

Betriebsgesellschaft dieser Sehenswürdigkeit und dem<br />

Internetgiganten Google. Unter der Bezeichnung « Google<br />

Cultural Institute » engagiert sich der US-amerikanische<br />

Konzern dafür, die kulturellen und architektonischen<br />

Schätze der Welt online zugänglich zu machen. Der<br />

Eiffelturm ist ein weiterer Meilenstein in diesem Vorhaben.<br />

Die Betriebsgesellschaft des Eiffelturms kann sich im<br />

Gegenzug darüber freuen, Aufnahmen im Stile von Google<br />

Street View und von einer Qualität zu haben, für deren<br />

Herstellung man selbst nicht die Mittel gehabt hätte. So<br />

lässt sich der Eiffelturm bis ins kleinste Detail erkunden, ohne<br />

das heimische Wohnzimmer verlassen zu müssen (den Link<br />

« Museumsansicht » wählen). Außerdem werden diverse<br />

historische Ansichten und<br />

Pläne präsentiert, die bisher in<br />

Archiven schlummerten.<br />

www.google.com/<br />

culturalinstitute<br />

SPRACHE<br />

Die Kunst des Konjugierens<br />

SIGHTSEEING<br />

Interessante Führungen<br />

online buchen<br />

Für alle, die nicht gerne Reiseführer lesen<br />

und lieber an Führungen teilnehmen, gibt es<br />

diese nützliche Internetseite, die ein großes Angebot an geführten<br />

Touren in Frankreich auflistet. Gesucht werden kann dabei nach Orten,<br />

Terminen oder Themen. Die Reservierung einer Führung erfolgt online,<br />

bezahlt wird vor Ort beim Führer. Damit man sich im Vorfeld ein Bild<br />

von der Qualität einer Tour machen kann, lassen sich die Kommentare<br />

von Teilnehmern, die die Führung bereits mitgemacht haben,<br />

aufrufen. Leider sind die meisten Führungen bisher auf Französisch.<br />

Englische Angebote entwickeln sich zurzeit jedoch stark und auch<br />

Touren auf Deutsch sollen demnächst zahlreicher werden.<br />

www.guideapolis.fr<br />

« Le Bled » ist « das »<br />

Referenznachschlagewerk in Frankreich,<br />

wenn es um das Konjugieren von Verben<br />

geht. Dieses Wissen ist nun auch als App<br />

erhältlich. Insgesamt 6.000 Verben können<br />

in allen Formen und Zeiten abgerufen<br />

werden. Teilweise kann man sich dabei<br />

die Aussprache vorsagen lassen.<br />

Außerdem werden Rechtschreib- und<br />

Grammatikregeln erläutert und es gibt<br />

ein Quiz mit 400 Fragen, mit dessen Hilfe<br />

man seine französischen Sprachkenntnisse<br />

überprüfen kann. Mit<br />

5,49 Euro ist die App kein<br />

Schnäppchen, aber<br />

trotzdem noch günstiger<br />

als der Kauf gedruckter<br />

Nachschlagewerke.<br />

App Bled<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Jan ist erst 8 Jahre alt, aber er hat gelernt, mit seiner<br />

Krebserkrankung umzugehen: Mit aller Kraft kämpft<br />

er für das Leben. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt<br />

die betroffenen Kinder und ihre Eltern. Zudem fördert<br />

sie viele Projekte, die dafür sorgen, dass in Zukunft<br />

noch mehr Kinder wieder gesund werden.<br />

Mehr Informationen und Beratung<br />

erhalten Sie auch unter<br />

Gemeinsam mit Jan für das Leben.<br />

Jan, 8, hat erfolgreich seine Leukämie bekämpft.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Château des Rochers-Sévigné, Vitré, Fougères, Combourg<br />

Mittelalterliche Festungen<br />

und literarische Vermächtnisse<br />

Wenn es um die Bretagne als Reiseziel geht, steht meist die raue Küste der Region im<br />

Mittelpunkt. Dabei gibt es auch im Landesinneren viel Sehenswertes. So etwa vier Burgen<br />

und Schlösser im nordöstlichen Dunstkreis der bretonischen Hauptstadt Rennes: Vitré,<br />

Fougères, Combourg sowie das Château des Rochers-Sévigné. Eine Reise ins Mittelalter<br />

und zu Orten, die die französische Literatur geprägt haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Ich habe Ihren Brief nicht bekommen. Das<br />

erfüllt mich immer mit Traurigkeit, wenn<br />

« auch ich die Sorgen bekämpfe, die solche<br />

Verzögerungen früher auslösten. Das ist die<br />

Laune der Post, man kann sie nur erdulden.<br />

Ich verliere die Fortführung unserer Konversation.<br />

Genau das ist es, was mich ärgert. »<br />

Mit diesen Zeilen beginnt ein Brief, den die<br />

Marquise de Sévigné am 13. November 1689<br />

vom Château des Rochers aus an ihre geliebte<br />

Tochter Françoise-Marguerite in Grignan in<br />

der Provence schickte und der im sechsten<br />

Band der « Lettres de Madame de Sévigné »<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Es sind Sätze, die die große Sehnsucht<br />

einer Mutter nach ihrer Tochter ausdrücken.<br />

Denn seitdem Françoise-Marguerite den<br />

Grafen François de Grignan geehelicht hatte<br />

und mit ihm in den Süden Frankreichs entschwunden<br />

war, trennten die beiden fast 800<br />

Kilometer. Eine schwer überbrückbare Distanz<br />

in Zeiten, in denen das Reisen nur im<br />

Schneckentempo möglich war. Zwar besuchte<br />

die Marquise ihre Tochter in der Provence<br />

mehrmals, wo sie am Ende sogar starb und<br />

begraben wurde, und es trafen sich beide in<br />

Paris, doch in der übrigen Zeit versuchte die<br />

Mutter die Sehnsucht nach ihrem Kind mit<br />

einem regen Briefwechsel zu stillen.<br />

Zwei- bis dreimal pro Woche griff die<br />

Gemahlin des aus altem bretonischen Adel<br />

stammenden Marquis Henri de Sévigné zur<br />

Schreibfeder – jahrelang. Dies allein war vielleicht<br />

gar nicht so außergewöhnlich, da es damals<br />

weder Telefon noch Internet gab und die<br />

Marquise als Angehörige des französischen<br />

Hochadels über genügend Zeit zum Schreiben<br />

verfügte. Doch die Briefe der Mutter an ihre<br />

geliebte Tochter waren mehr als simple Post.<br />

Die Marquise war schon zu Lebzeiten<br />

dafür bekannt, geistreiche und unterhaltsame<br />

Zeilen zu verfassen, übrigens nicht nur an<br />

ihre Tochter, sondern auch an andere Persönlichkeiten<br />

der damaligen Zeit, wie zum Beispiel<br />

an Nicolas Fouquet, dem Finanzminister<br />

unter Ludwig XIV. Doch es ist am Ende<br />

vor allem die Korrespondenz mit der Tochter,<br />

die die Marquise in den Rang einer großen<br />

Autorin katapultierte. Die größtenteils erhaltenen<br />

Briefe, in denen sie nicht nur über<br />

Privates, sondern auch über gesellschaftliche<br />

Ereignisse, die Politik und den Klatsch aus<br />

dem gemeinsamen Bekanntenkreis berichtete,<br />

gelten heute als ein Klassiker der französische<br />

Literatur. Sie begründeten sogar eine<br />

eigene literarische Gattung.<br />

Viele dieser Briefe an die Tochter in Grignan<br />

wurden im Château des Rochers verfasst,<br />

das heute als Château des Rochers-Sévigné<br />

firmiert und sich nur wenige Kilometer östlich<br />

von Rennes befindet. Es ist längst zu einem<br />

Pilgerziel der Freunde der französischen<br />

Literatur geworden. Doch auch für weniger<br />

literaturaffine Zeitgenossen lohnt sich der<br />

Weg zum Schloss.<br />

Es wurde im 15. Jahrhundert gebaut<br />

und besitzt einen L-förmigen Grundriss.<br />

Das Schlossinnere lässt sich besichtigen.<br />

Man sieht dort ein Porträt der Marquise,<br />

persönliche Gegenstände von ihr sowie ein<br />

paar Handschriften. Noch spannender ist<br />

die Außenanlage des herrschaftlichen Anwesens.<br />

Ein Bereich ist wie ein klassischer<br />

französischer Garten gestaltet, der von niemand<br />

Geringerem als dem französischen<br />

Gartenbaugenie Le Nôtre angelegt wurde.<br />

Der restliche Park ist ein Landschaftsgarten<br />

mit Alleen, deren Namen an die literarische<br />

Welt der Marquise erinnern.<br />

Außerdem gibt es gleich neben dem<br />

Schloss einen Golfplatz mit Restaurant.<br />

Wer also nur mal einen kurzen Blick auf das<br />

Schloss werfen und sich die Eintrittskosten<br />

sparen will, kann dem Schild zum Golfplatz<br />

folgen. Allerdings ist dies ein Privatweg und<br />

eigentlich nicht erwünscht.<br />

VITRÉ – KLEINSTADT MIT<br />

DÖRFLICHEM CHARME<br />

Wenn man vom Château des Rochers-<br />

Sévigné aus wenige Kilometer nach Norden<br />

fährt, anfangs durch einen schönen Wald,<br />

dann durch die Ausläufer einer knapp 17.000<br />

Einwohner zählenden Kleinstadt, kommt<br />

man zu einem weiteren sehenswerten « Château<br />

». Im Deutschen würde man es aber<br />

nicht als Schloss, sondern als Burg bezeichnen.<br />

Die Rede ist vom Château de Vitré.<br />

Während das Château des Rochers-<br />

Sévigné von außen trotz seiner spätmittelalterlichen<br />

Architektur durchaus elegant wirkt,<br />

erkennt man die verteidigungspolitische<br />

Funktion der Burg von Vitré auf den ersten<br />

Blick. Dicke Mauern und massive Rundtürme<br />

verleihen der Festung einen monumen-<br />

Rechte Seite: Das Château des Rochers-Sévigné. Die akkurat gemähte Wiese ist bereits<br />

Bestandteil des Golfplatzes. S. 22/23: Place du Château mit dem Eingang zur Burg von Vitré.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

talen Charakter. Durch eine leicht erhöhte<br />

Lage überragt die Burg die Dächer von Vitré,<br />

so dass sie die Stadtsilhouette schon von<br />

Weitem dominiert.<br />

Bereits im 11. Jahrhundert wurde an dieser<br />

Stelle eine erste Festung gebaut. Diese erste<br />

Burg bestand überwiegend aus Holz und wurde<br />

im 13. Jahrhundert durch einen Neubau<br />

aus Stein ersetzt. Dieser wurde in den beiden<br />

folgenden Jahrhunderten mehrmals um- und<br />

ausgebaut. Seit über 500 Jahren hat die Burg ihr<br />

Erscheinungsbild jedoch kaum mehr verändert,<br />

allerdings wurde später das Rathaus der Kleinstadt<br />

innerhalb der Anlage errichtet.<br />

Der Ursprungsbau diente zur Absicherung<br />

der Straße nach Rennes und zum<br />

Oben: Die mächtige<br />

Burg von Vitré<br />

dominiert die<br />

Altstadt mit ihren<br />

mittelalterlichen<br />

Gassen. Rechte<br />

Seite: Die Festung<br />

von Fougères.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Eintreiben von Wegzoll. Später wuchs die Bedeutung<br />

von Vitré für die Grenzabsicherung der Bretagne und es<br />

entwickelte sich ein blühender Marktflecken um die Burg<br />

herum. Besonders im 15. Jahrhundert ging es dem Ort<br />

gut und die Händler der Stadt verdienten viel Geld mit<br />

Textilien. Vitré war im Mittelalter zudem eine Hochburg<br />

der Hugenotten. Doch als Ludwig XIV. das Edikt von<br />

Nantes aufhob, begann unaufhaltsam der wirtschaftliche<br />

Abstieg. Viele Protestanten flohen aus der Bretagne. Vitré<br />

wurde zu einer eher unbedeutenden Kleinstadt und ist es<br />

bis heute geblieben.<br />

Doch genau dies ist aus touristischer Sicht ein Glücksfall.<br />

Denn in Vitré lockt nicht nur die Burg, sondern auch<br />

das unverändert mittelalterlich wirkende Herz der Kommune.<br />

Kaum eine andere bretonische Stadt aus dieser Zeit<br />

ist so gut erhalten. Dabei wirkt der Ort in seinem Zentrum<br />

recht dörflich. Die engen Gassen mit ihren hübschen Fachwerkhäusern,<br />

die sich zwischen der Burg, der Kirche Notre-<br />

Dame aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert und dem ebenfalls<br />

pittoresken Bahnhof erstrecken, sind schnell erkundet. Von<br />

Hektik ist hier keine Spur. Die alltäglichen Besorgungen<br />

werden ohnehin längst in den großen Supermärkten vor<br />

den Toren der Stadt erledigt. Dafür gibt es ein paar Läden<br />

und Restaurants und vor allem viel mittelalterliches Flair.<br />

Man sagt Heinrich IV. nach, dass er gerne in Vitré<br />

gelebt hätte, wäre er nicht König gewesen. Dieser<br />

Enthusiasmus ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber<br />

gerade wenn man nach einem gemütlichen Altstadtbummel<br />

die Stadtsilhouette mit der monumentalen<br />

Burg betrachtet, kann man seine Gedanken durchaus<br />

nachvollziehen.<br />

FOUGÈRES – EINE DER GRÖSSTEN<br />

EUROPÄISCHEN FESTUNGEN<br />

Wiederum nur wenige Kilometer weiter nördlich liegt<br />

eine weitere sehenswerte Kleinstadt: Fougères. Auf den<br />

ersten Blick haben Vitré und Fougères viele Gemeinsamkeiten.<br />

Beide Orte verfügen über einen mittelalterlichen<br />

Kern, besaßen früher eine hohe strategische Bedeutung<br />

und locken bis heute mit großen wehrhaften Burgen.<br />

Atmosphärisch unterscheiden sie sich jedoch vom ersten<br />

Moment der Annäherung an. Während Vitré trotz seiner<br />

fast 17.000 Einwohner durch und durch dörflich wirkt,<br />

erscheint das gerade einmal 3.000 Einwohner größere<br />

Fougères wie eine pulsierende Kleinstadt.<br />

Anders als in Vitré prägt auch nicht die Burg die<br />

Stadtsilhouette, sondern die auf einem Hügel gelegene<br />

Oberstadt mit der Kirche Saint-Léonard. Vor dem im 15.<br />

und 16. Jahrhundert gebauten Gotteshaus erstreckt sich<br />

auf dem Gebiet eines einstigen Friedhofs ein wunderschöner<br />

kleiner Stadtpark, der sich wie ein Balkon zum Tal hin<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Blick vom Stadtpark<br />

in der Oberstadt<br />

auf die Burg von<br />

Fougères. Aus<br />

der Ferne werden<br />

die Ausmaße<br />

der Festung erst<br />

richtig deutlich.<br />

öffnet, durch das der Nançon fließt. Von hier<br />

genießt man den besten Blick auf die einst<br />

stolze Festung der Stadt, die bis heute die<br />

Hauptattraktion des Ortes bildet, auch wenn<br />

sie inzwischen etwas abseits des Zentrums<br />

liegt.<br />

Die Wehrmauern und Türme des<br />

Château de Fougères sind nicht weniger<br />

beeindruckend als die in Vitré.<br />

Allerdings schützten die dicken Mauern<br />

nicht davor, dass die Burg im Laufe der<br />

Geschichte diverse Male erfolgreich eingenommen<br />

werden konnte. Schuld daran war<br />

vor allem die Lage im Tal. War die Artillerie<br />

beim Bau der Festung noch nicht so gut ausgereift,<br />

dass die umliegenden Hügel eine Gefahr<br />

für die Burg darstellen konnten, änderte<br />

sich dies in der Folgezeit. Mit der Entwicklung<br />

besserer Kanonen ließen sich später von<br />

den Hängen Löcher in die Festungsmauern<br />

schießen, was sich als ein strategischer Nachteil<br />

erwies. Die Lage im sumpfigen Umfeld<br />

des Nançons reichte zum Schutz nicht mehr<br />

aus.<br />

Trotzdem besaß die Burg von Fougères<br />

über viele Jahrzehnte eine hohe strategische<br />

Bedeutung. Gebaut wurde sie, um die<br />

Bretagne gegenüber dem östlich gelegenen<br />

Königreich Frankreich abzusichern. Wie in<br />

Vitré errichtete man zunächst ein Bollwerk<br />

aus Holz, das nach einer mehrmonatigen<br />

Belagerung durch die Engländer aufgegeben<br />

und vom Feind niedergerbrannt wurde. Der<br />

Wiederaufbau erfolgte deshalb aus solidem<br />

Stein. Immer wieder wurde die Burg in den<br />

folgenden Jahrhunderten verbessert und<br />

ausgebaut, so dass schließlich eine der beeindruckendsten<br />

Festungen des Mittelalters<br />

entstand, deren Monumentalität bis heute<br />

fasziniert und inzwischen als die angeblich<br />

größte Festungsanlage Europas vermarktet<br />

wird.<br />

Bei einem Besuch des Bauwerks erfährt<br />

man viel über die bewegte Geschichte der<br />

Burg und vom Leben im Mittelalter. Zwar<br />

ist das Innenleben der Festung nur noch ansatzweise<br />

erhalten, die dicken Außenmauern<br />

mit ihren 13 Türmen existieren aber bis in<br />

die Gegenwart und vermitteln einen guten<br />

Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit.<br />

Um die Burg herum ist außerdem ein<br />

Stadtbild erhalten geblieben, das mittelalter-<br />

ab<br />

46<br />

pro<br />

Person*<br />

Cibles & Stratégies - 02 96 68 43 43 © Michel Ogier<br />

Kurzaufenthalt in<br />

Rennes<br />

der Hauptstadt der Bretagne<br />

Besichtigen Sie den im Sommer herrlich illuminierten Gerichtshof der Bretagne<br />

Schlendern Sie über den bunten Wochenmarkt am Place des Lices<br />

Flanieren Sie durch den prächtigen Stadtpark Thabor<br />

Besuchen Sie das Kultur- und Wissenschaftszentrum Champs Libres<br />

www.tourisme-rennes.com<br />

Fremdenverkehrsamt: + 33 (0)2 99 67 11 66


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

licher nicht sein könnte. Es ist eine Postkartenidylle, die<br />

einen auf Zeitreise schickt. Damit ist Fougères heute eine<br />

der sehenswertesten Städte der Bretagne, auch wenn es<br />

wirtschaftlich betrachtet längst nicht mehr die Bedeutung<br />

innehat, die es im Mittelalter besaß.<br />

Auch zwei große französische Literaten fühlten sich<br />

von Fougères angezogen: Honoré de Balzac und Victor<br />

Hugo. Beide suchten in dem bretonischen Ort nach Spuren<br />

der Vergangenheit. Denn die Burg von Fougères war<br />

um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert<br />

Schauplatz des bewaffneten Widerstands königstreuer<br />

bretonischer Katholiken gegen die Französische Republik.<br />

Eine Gegenrevolution, die unter der Bezeichnung<br />

« Chouannerie » in die Geschichtsbücher einging.<br />

Honoré de Balzac sammelte 1828 in Fougères die<br />

Informationen, die er für einen seiner Romane benötigte,<br />

der in dieser Epoche spielte: « Le dernier Chouan ou<br />

la Bretagne en 1800 », der später in « Les Chouans » umbenannt<br />

wurde und seitdem unter diesem Titel bekannt<br />

ist. Das 1829 erschienene Buch bedeutete für Balzac den<br />

literarischen Durchbruch. Es ist das erste Werk seines<br />

Romanzyklus « La Comédie Humaine ». Fougères spielt<br />

Alle vier Burgen und Schlösser befinden<br />

sich nordöstlich von Rennes,<br />

das man aus Norddeutschland über<br />

Bel gien und entlang des Ärmelkanals<br />

bzw. aus Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz über den Osten<br />

Frank reichs und Paris erreicht. Alle<br />

vier Anwesen lassen sich im Rahmen<br />

eines Tagesausflugs besichtigen.<br />

Vom Château des Rochers-Sévigné<br />

führt die D88 nach Vitré. Die D178, die<br />

zur D798 wird, verbindet Vitré mit Fougères.<br />

Von Fougères geht es über die<br />

D155 und D796 nach Combourg<br />

Fougères …<br />

… Berlin 1.366 km … Hamburg 1.216 km<br />

… Köln 808 km … München 1.160 km<br />

… Wien 1.574 km … Zürich 945 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Ren nes.<br />

Nonstopflüge aus dem deutschsprachigen<br />

Raum in die Haupt stadt<br />

der Bretagne existieren nicht. Air<br />

France bietet jedoch Umsteige verbin<br />

dungen via Paris und Lyon an.<br />

Alter nativ kann man mit den Air-<br />

France-Töchtern Hop! von Düsseldorf<br />

bzw. Transavia von Berlin nach<br />

Nantes fliegen.<br />

Direkte Zugverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum in die Bretag<br />

ne gibt es nicht. Vitré, Fougères<br />

und Combourg sind ans französische<br />

Bahn netz angeschlossen. Das Château<br />

des Rochers-Sévigné besitzt dage<br />

gen keinen Bahnanschluss.<br />

www.ot-vitre.fr<br />

www.ot-fougeres.fr<br />

www.chateau-fougeres.com<br />

www.combourg.org<br />

Office de Tourisme du Pays de Vitré<br />

Place du Général de Gaulle<br />

35500 Vitré<br />

Telefon: +33 (0)2 99 75 04 46<br />

Office de Tourisme du Pays de<br />

Fougères<br />

2, rue Nationale<br />

35300 Fougères<br />

Telefon: +33 (0)2 99 94 12 20<br />

Château de Fougères<br />

Telefon: +33 (0)2 99 99 79 59<br />

Office de Tourisme de Combourg<br />

Maison de la Lanterne<br />

35270 Combourg<br />

Telefon: +33 (0)2 99 73 13 93<br />

Dinan<br />

N176/E401<br />

Combourg<br />

Rennes<br />

N24<br />

Avranches<br />

A84<br />

A84/E401<br />

Saint-Lô<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Fougères<br />

Vitré<br />

Château des<br />

Rochers-Sévigné<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Im Land der schönen Briefe:<br />

eine Reise nach<br />

Grignan<br />

Wenn man sich<br />

vom Norden<br />

aus dem Süden<br />

nähert, ändert<br />

dieLandschaftbeiMo<br />

Montélimar ihr<br />

Gesicht. Sie bekommt plötzlich ihren<br />

LESETIPP<br />

typisch mediterranen Anstrich. An<br />

dieser Schnittstelle befindet sich auch<br />

das Dorf Grignan. Auf einem Hügel<br />

thronend und mit einem Lavendelfeld<br />

zu Füßen, könnte seine Anmutung nicht<br />

provenzalischer sein, obwohl es noch<br />

im Departement Drôme liegt. Grignan<br />

verheißt die Verlockungen des Südens.<br />

Doch Grignan ist noch mehr als eine<br />

perfekte Postkartenidylle. Der Ort ist<br />

bekannt für einen berühmt gewordenen<br />

Schriftwechsel zwischen einer Mutter und<br />

ihrer Tochter. Fast 800 Briefe schrieben<br />

sich beide zwischen 1671 und 1696,<br />

heute ein Meisterwerk der französischen<br />

Literatur. Selbst 350 Jahre später, im<br />

Zeitalter der SMS und E-Mails, spürt man<br />

in den Gassen von Grignan noch immer<br />

diese besondere Lust für die Kunst des<br />

Schreibens.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


damit eine Schlüsselrolle in seinem literarischen Werdegang.<br />

Victor Hugo kam acht Jahre später nach Fougères.<br />

Er wurde dabei von seiner Maitresse Juliette Drouet<br />

begleitet, die 1806 in dem Ort geboren war. Seine<br />

Erlebnisse von diesem Aufenthalt flossen in seinen<br />

Roman « Quatre-vingt-treize » ein, der 1874 veröffentlicht<br />

wurde. Eine der Personen im Roman trägt den<br />

Geburtsnamen seiner Muse: Gauvain. Heute ist das<br />

Theater der Stadt nach dem Schriftsteller benannt.<br />

Sowohl Victor Hugo als auch Honoré de Balzac liebten<br />

übrigens den kleinen Stadtpark zu Füßen der Kirche<br />

Saint-Léonard.<br />

Ein anderer berühmter Gast in Fougères war François-<br />

René de Chateaubriand. Er kam häufig in die Kleinstadt,<br />

um drei seiner Schwestern zu besuchen. Doch noch viel<br />

mehr als Fougères wird ein anderer Ort mit seinem Namen<br />

in Verbindung gebracht, der sich rund 50 Kilometer<br />

westlich von Fougères befindet: Combourg.<br />

COMBOURG – DIE KINDHEIT EINES<br />

GROSSEN SCHRIFTSTELLERS<br />

« Es ist in den Wäldern von Combourg, dass ich geworden<br />

bin, was ich bin, dass ich angefangen habe, die<br />

Sehnsucht zu spüren, die mich mein Leben lang begleitete,<br />

diese Schwermut, die meine Qual und mein Glück bedeutete.<br />

Dort habe ich ein Herz gesucht, das das meinige<br />

verstehen könnte. » Mit diesen Worten erinnert sich einer<br />

der größten französischen Schriftsteller an seine Jugend<br />

im Schloss von Combourg.<br />

Es sind Erinnerungen an ein Leben in einem kalten<br />

düsteren Anwesen. Sein Vater René-Auguste de Chateaubriand<br />

erwarb die Burg 1761. 1777 zog er mit seiner Frau<br />

nach Combourg. François-René war zu der Zeit acht Jahre<br />

alt. Später wird der Schriftsteller diesen Moment der<br />

Ankunft in seinen Memoiren « Mémoires d’outre-tombe »<br />

verewigen. Das neue Zuhause entpuppte sich als nur wenig<br />

einladend. Die Räume waren kaum möbliert, kalt und<br />

wenig komfortabel. Auch das Umfeld wirkte öde. Nur<br />

selten kam Besuch und unterbrach die Einsamkeit. Da<br />

die kränkliche Mutter wenig Zeit für ihre Kinder hatte,<br />

war der junge François-René meist zusammen mit seiner<br />

Schwester Lucile sich selbst überlassen.<br />

François-René bewohnte ein Zimmer in der oberen<br />

Etage in einem der Türme der Burg. Von seinem Zimmer<br />

sah er nachts « nur ein kleines Stück Himmel und ein paar<br />

Sterne », wie er später schrieb. « Nachteulen, die von einem<br />

Turm zum anderen flogen, zeichneten mit ihren Flügeln<br />

Schatten auf die Vorhänge. » Außerdem spukte es in<br />

dem Turm. Ein ehemaliger Schlossherr soll sich in einen<br />

schwarzen Kater verwandelt haben, der nachts durch die<br />

Gemäuer streunte.<br />

Was François-René de Chateaubriand als düsteres<br />

Anwesen wahrnahm, ist aus heutiger Perspektive eine<br />

malerische Burg. Dazu trägt vor allem ein kleiner See<br />

bei, der sich südlich der Anlage erstreckt. Von der gegenüberliegenden<br />

Uferseite bilden die über den Dächern des<br />

Ortes und zwischen Bäumen ersichtlichen Türme mit ihren<br />

kegelförmigen Dächern eine Bilderbuchidylle, wie sie<br />

schöner nicht sein könnte. Manch einer würde sich wahrscheinlich<br />

wünschen, seine Kindheit in diesem Anwesen<br />

verbracht zu haben.<br />

François-René selbst verließ es 1786. Seine Ärzte hatten<br />

ihm geraten, sein Leben komplett umzustellen, nachdem<br />

ihn Suizidgedanken plagten. Er kehrte danach nur<br />

noch dreimal nach Combourg zurück.<br />

Bis heute befindet sich die Burg im Besitz der gleichen<br />

Familie. Nach dem Tod von René-Auguste de Chateaubriand<br />

erbte sein ältester Sohn Jean-Baptiste das Anwesen.<br />

1875 ließ ein Nachfahr das Schloss komplett restaurieren<br />

und einen englischen Garten anlegen. Nach dessen<br />

Tod erbte es seine jüngste Tochter, die 1961 verstarb und<br />

es einem Enkel ihrer älteren Schwester vermachte. Die<br />

Eintrittsgelder tragen heute zum Erhalt des familiären<br />

Anwesens bei, das Literaturliebhaber und Mittelalterfans<br />

gleichermaßen anzieht.<br />

Die Burg von Combourg. Besonders malerisch ist<br />

der Anblick vom Ufer eines kleinen Sees aus, der<br />

sich südlich des Dorfzentrums erstreckt.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Saint-Guilhem-le-Désert<br />

Wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />

Im Hinterland der Mittelmeerküste des Languedoc lockt mit Saint-Guilhem-le-Désert<br />

ein bei Touristen beliebtes Kleinod. Das um ein Koster herum entstandene Dorf zählt<br />

zu den schönsten des Landes. Außerdem sind die Schlucht des Hérault, in einem<br />

Seitental davon liegt der Ort, sowie eine fast tausendjährige Brücke, die den Namen<br />

des Teufels trägt, sehenswert.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />

Die meisten Besucher, die nach Saint-Guilhem-le-<br />

Désert kommen, nähern sich dem kleinen Dorf<br />

von Süden aus an. Überwiegend sind es Tagestouristen,<br />

die ihren Urlaub an der französischen Mittelmeerküste<br />

verbringen und eine Pause von Sand, Sonne und<br />

Meer suchen. Ich beschließe deshalb ganz bewusst, mich<br />

von Norden diesem Kleinod im Hinterland von Montpellier<br />

zu nähern.<br />

Eine gute Wahl, wie ich alsbald feststelle. So gut wie<br />

alleine bin ich auf der D4 unterwegs, die durch eine fast<br />

unberührte mediterrane Landschaft führt. Die Straße<br />

folgt dabei mal nah, mal etwas entfernt dem Lauf des<br />

Hérault, dem Fluss, der dem Departement seinen Namen<br />

gibt. Gerade auf den letzten Kilometern von Saint-<br />

Guilhem-le-Désert hat der Fluss eine malerische Schlucht<br />

gegraben. Die Fahrt durch diese anmutige Landschaft bei<br />

strahlendem Sonnenschein wirkt sehr entspannend.<br />

Dann laufen plötzlich vor mir Fußgänger auf der Straße<br />

herum und mir begegnen zahlreiche Autos, deren Fahrer<br />

anscheinend auf der Suche nach einem Parkplatz sind.<br />

Kein Zweifel, ich habe mein Ziel erreicht. Zum Glück ist<br />

noch nicht Hauptsaison, wenn Saint-Guilhem-le-Désert,<br />

das offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt<br />

und das Label « Grand Site de France » trägt, von Touristenhorden<br />

überrannt wird. Ende Juni ist noch ein Zeitpunkt,<br />

an dem die Besuchermengen zu ertragen sind. So<br />

biege ich zuversichtlich in eine kleine Straße nach rechts<br />

ein, die zu einem Parkplatz hinter dem Dorf führt, der im<br />

Juli und August wegen Überfüllung fast immer geschlossen<br />

ist.<br />

Eng und kurvenreich schlängelt sich die Straße in das<br />

Seitental der Hérault-Schlucht. Es handelt sich um das<br />

Gellone-Tal mit dem kleinen Bach Verdus, wo das Dorf<br />

liegt. Nach ein paar Metern muss ich bremsen, da sich vor<br />

mir auf der schmalen Fahrbahn viele Menschen mit Fotoapparaten<br />

tummeln. Erneut gibt es keinen Zweifel: Quasi<br />

im Vorbeifahren komme ich an der Stelle vorbei, von der<br />

aus man den schönsten Blick auf das Kloster und das Dorf<br />

genießen kann. Ein Motiv, das sich in jedem Reiseführer<br />

und jeder Reportage über Saint-Guilhem-le-Désert findet<br />

und auf keiner Postkarte fehlen darf.<br />

Die Straße ist an dieser Stelle aber zu schmal, um kurz<br />

anzuhalten. So fahre ich zunächst bis zum Ende der Straße<br />

weiter, wo ich automatisch auf einen kostenpflichtigen<br />

Parkplatz geleitet werde. Ich stelle mein Auto in einer der<br />

letzten freien Parkbuchten ab, schnappe meinen Fotoapparat<br />

und laufe als erstes zurück zu der Stelle mit der<br />

schönen Aussicht. Ein durchaus halsbrecherisches Unterfangen,<br />

da man wegen hoher Mauern zu beiden Seiten<br />

den teilweise schnell um die Kurve angebrausten Autos<br />

kaum ausweichen kann.<br />

Am Ziel werde ich dafür mit einem Traumblick belohnt.<br />

Mir gegenüber liegt das bekannte Kloster von<br />

Saint-Guilhem-le-Désert, die Abbaye de Gellone. Dazwischen<br />

fließt der Verdus durch ein Tal mit viel Grün.<br />

Etwas weiter links sorgt ein kleiner Wasserfall für eine<br />

angenehm erfrischende Geräuschkulisse. Bei fast 30 Grad<br />

sehr wohltuend, auch wenn die Erfrischung rein psychologischer<br />

Art bleibt. Da es noch früh genug am Tag ist,<br />

wird das Kloster wunderschön von der Sonne angestrahlt.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Links: Die Hauptgasse des Ortes,<br />

die mehrmals ihren Namen<br />

wechselt. Oben: Das kleine<br />

Rathaus. Rechts: Die Abtei<br />

mit Klostergarten davor. Linke<br />

Seite: Die Place de la Liberté<br />

mit Restaurants und Läden. S.<br />

32/33: Das meistfotografierte<br />

Motiv von Saint-Guilhemle-Désert.<br />

Der plätschernde<br />

Wasserfall sorgt für eine<br />

erfrischende Geräuschkulisse.<br />

Es ist das perfekte Motiv für meinen Fotoapparat. Hier<br />

zeigt sich Saint-Guilhem-le-Désert von seiner Schokoladenseite.<br />

Die Mönche müssen einen guten Geschmack gehabt<br />

haben, als sie sich diesen Ort für ihr Kloster ausgesucht<br />

haben, denke ich mir. Allerdings ist es falsch, dabei im<br />

Plural zu sprechen. Die Gründung der Abtei ging von<br />

einem einzelnen Mann aus, Herzog Guilhem (im deutschen<br />

Wilhelm) von Aquitanien und Toulouse, einer der<br />

treuesten Feldherren von Karl dem Großen. In diversen<br />

Kämpfen siegte er mit seinem Heer gegen die Mauren.<br />

Seine Tapferkeit war berühmt. Doch als seine geliebte<br />

Frau verstarb, stellte er sein Leben radikal um. Er widersagte<br />

den weltlichen Dingen und gründete ein Kloster<br />

im religiösen Niemandsland, worauf sich der Bestandteil<br />

« désert » (dt. Wüste) im heutigen Ortsnamen bezieht. Der<br />

Zusatz hat also nichts damit zu tun, dass sich der Ort in<br />

einer wüstenhaften Umgebung befinden würde. Ganz im<br />

Gegenteil, das Gellone-Tal mit dem Verdus war und ist<br />

eine kleine grüne Oase.<br />

Karl der Große schenkte Guilhem für seinen Neuanfang<br />

einen Splitter vom Kreuze Jesu. Das Kloster entwickelte<br />

sich dank dieser bedeutenden Reliquie zu einer<br />

Station auf dem berühmten Jakobsweg. Pilger strömten<br />

hierher zum Gebet. Nach dem Tod von Guilhem im Jahre<br />

812 und nach seiner Heiligsprechung bekam der Ort im<br />

12. Jahrhundert seinen bis heute gültigen Namen: Saint-<br />

Guilhem-le-Désert.<br />

Nach der ersten Jahrtausendwende nach Christi Geburt<br />

siedelten sich Bürger im Schutze des Klosters an. Ein<br />

kleines Dorf entstand, dessen Häuser sich in dem schmalen<br />

Tal drängen. Auch eine Burg wurde auf der nördlichen<br />

Seite des Tals errichtet. Sie ist heute allerdings nur noch<br />

als Ruine erhalten. Ihr Besuch ist wegen der Gefahr herabstürzender<br />

Steine untersagt.<br />

Doch schon bevor die Französische Revolution vielen<br />

klerikalen Einrichtungen den Todesstoß versetzte, wurde<br />

die Mönchsgemeinschaft wegen fehlender Ordensbrüder<br />

aufgelöst. Die Gebäude nutzte man anschließend für teilweise<br />

ganz profane Anliegen. Erst Ende der 1970er-Jahre<br />

zogen wieder Nonnen in die Gemäuer ein. Der Karmeliterinnenorden<br />

schloss an die alte Tradition des Ortes an.<br />

Wer will, kann das Innere des Klosters besuchen oder sich<br />

gar für ein paar Tage in dem Kloster zurückziehen.<br />

Ich gehe aber erst einmal die Straße weiter in Richtung<br />

des Hérault, um dann über die Hauptgasse des Dorfes auf<br />

der anderen Seite des Verdus wieder in Richtung der Abtei<br />

zu laufen. Denn Saint-Guilhem-le-Désert kann nicht nur<br />

mit einem malerischen Kloster aufwarten, sondern auch<br />

mit äußerst pittoresken Gassen. Ganz am Anfang passiere<br />

ich dabei die Mairie, das kleine Rathaus der Kommune,<br />

ein trutziger Steinbau. Danach windet sich die Gasse<br />

leicht den Hang herauf, bis ich wieder vor dem Kloster<br />

stehe. Dieses Mal trennt mich kein grünes Tal von den<br />

Gemäuern, sondern ein hübscher Klostergarten. Erneut<br />

muss ich meine Kamera zücken und die Idylle für die<br />

Ewigkeit festhalten.<br />

Natürlich kann ich es mir anschließend nicht entgehen<br />

lassen, einen Blick ins Innere der Abtei zu werfen. Von<br />

dem einst zweistöckigen Kreuzgang sind nur noch Teile<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />

Oben: Blick auf den Pont du Diable, auf dem früher Pilger das Tal<br />

überquerten. Gebaut wurde die Brücke von 1028 bis 1031. Brücken<br />

jüngeren Datums im Hintergrund stören leider den Anblick. Der<br />

zum See aufgestaute Hérault ist eine beliebte Badestelle. Rechts:<br />

Die Hérault-Schlucht nördlich von Saint-Guilhem-le-Désert.<br />

übriggeblieben. Die Abteikirche ist recht dunkel, was<br />

sich aber durch ihre frühe Bauzeit im Mittelalter erklären<br />

lässt. Im Refektorium befindet sich ein kleines Museum.<br />

Die meisten Kunstschätze aus der Vergangenheit der Abtei<br />

sind aber gar nicht mehr in Saint-Guilhem-le-Désert,<br />

sondern in New York. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde<br />

ein Teil der Anlage von US-Amerikanern gekauft. Die<br />

einstigen Prunkstücke lassen sich seitdem im New Yorker<br />

Museum « The Cloisters Museum and Gardens », einer<br />

Zweigstelle des Metropolitan Museum of Art, besichtigen.<br />

Danach begebe ich mich zurück in den Trubel des<br />

dörflichen Lebens. Allerdings darf man kein echtes Dorfleben<br />

mehr erwarten. Dafür ist Saint-Guilhem-le-Désert<br />

eine viel zu beliebte Sehenswürdigkeit geworden. Zwar leben<br />

noch rund 250 Menschen dauerhaft in dem Ort, doch<br />

anstatt Bäcker, Fleischer oder Tante-Emma-Läden sind<br />

längst Souvenirboutiquen und Kunsthandwerksgeschäfte<br />

in die Erdgeschosse der Gebäude eingezogen. Authentisch<br />

ist Saint-Guilhem-le-Désert sicherlich nicht mehr,<br />

wunderschön trotzdem.<br />

Unweit des Parkplatzes, auf dem ich mein Auto abgestellt<br />

habe, liegt der hübsche Hauptplatz des Dorfes mit<br />

einer großen alten Platane und einem Brunnen in der<br />

Mitte, die Place de la Liberté. Auf dem Platz haben diverse<br />

Restaurants ihre Tische und Stühle gestellt. Hier fühle<br />

ich mich fast an das Leben einer südfranzösischen Kleinstadt<br />

erinnert. Nur dass nicht Einheimische in die Lokale<br />

einkehren, sondern Touristen aus der ganzen Welt.<br />

Da inzwischen Mittagszeit ist, suche auch ich in eines<br />

der Restaurants auf. Es ist nicht einfach, einen noch freien<br />

Tisch zu finden. Als ich mich schließlich hingesetzt habe,<br />

fällt mir auf, dass es sich bei mehreren Restaurants am<br />

Platz um Crêperien handelt. Dabei ist die Bretagne fast<br />

1.000 Kilometer entfernt. Aber der Geschmack der internationalen<br />

Touristen schert sich nicht um solche Details.<br />

Aufgetischt wird, was der Besucher anscheinend gerne<br />

isst. So bestelle ich zwangsweise eine galette complète, die<br />

es geschmacklich trotz aller Polemik durchaus mit einer<br />

solchen aus der Bretagne aufnehmen kann. Danach geht<br />

es zurück zum Auto.<br />

Ein Besuch von Saint-Guilhem-le-Désert wäre nicht<br />

komplett, ohne einen Abstecher zu einer anderen Sehenswürdigkeit<br />

ein paar Kilometer flussabwärts, die einen<br />

Bezug zur Abtei des Ortes hat, zu machen. Die meisten<br />

Touristen beginnen damit sogar ihren Besuch. Da ich<br />

aber von der anderen Seite angereist bin, hebe ich mir die<br />

Attraktion für den Schluss auf. Es geht um die Teufelsbrücke,<br />

den Pont du Diable.<br />

Auch bei der Anfahrt zu dieser Sehenswürdigkeit<br />

wird einem schnell bewusst, wie überlaufen sie im Juli<br />

und August sein muss. Erst kürzlich wurde der Parkplatz<br />

dafür neu angelegt. Er ist riesig und dient gleichzeitig als<br />

Parkplatz für Saint-Guilhem-le-Désert, wohin im Sommer<br />

Pendelbusse verkehren. Ebenso neu ist ein Informationszentrum<br />

mit Restaurant und Verkaufsboutique für<br />

regionale Produkte.<br />

Ich quäle mich zu Fuß durch die inzwischen auf der<br />

Haut brennenden Sonne zur Brücke und frage mich dabei,<br />

ob diese großräumig angelegte Infrastruktur nicht<br />

ein wenig übertrieben ist für eine kleine Brücke. Genau<br />

dieser Gedanke wird bestätigt, als ich den Pont du Diable<br />

endlich erreiche. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Gerade<br />

durch die Existenz neuerer Brücken im Hintergrund<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


kommt die Teufelsbrücke kaum mehr richtig zur Geltung.<br />

Beeindruckend ist jedoch, dass dieses Bauwerk bereits seit<br />

knapp 1.000 Jahren steht. Errichtet wurde es einst, um<br />

das Kloster von Saint-Guilhem-le-Désert mit einer benachbarten<br />

Abtei zu verbinden. Pilger auf dem Weg nach<br />

Galizien überquerten dank dieser Brücke den Hérault.<br />

Doch ansonsten finde ich den Pont du Diable weniger<br />

spektakulär als gedacht. Vielleicht hatte ich aber auch nur<br />

zu viel erwartet.<br />

Fasziniert bin ich dagegen von dem schönen Blick in<br />

die Hérault-Schlucht. Giftig grün leuchtet der Fluss inmitten<br />

des porösen und nur spärlich bewachsenen Karstgesteins.<br />

Ein Traumblick.<br />

Auf meinem Rückweg zum Parkplatz bin ich froh, an<br />

meine Badehose gedacht zu haben. Südlich der Teufelsbrücke<br />

verbreitert sich der Hérault zu einem kleinen See,<br />

an dem sich eine Badestelle mit Kiesstrand befindet, die<br />

sich großer Beliebtheit erfreut. Das Eintauchen in das<br />

angenehm temperierte Wasser sorgt endlich für die redlich<br />

verdiente Erfrischung. Im Hintergrund stets der Pont<br />

du Diable. Vielleicht ist es das erfrischende Wasser, aber<br />

je länger ich in dem See schwimme, desto milder werde<br />

ich in der Bewertung dieser Sehenswürdigkeit. Am Ende<br />

muss ich zugeben, dass ich der Teufelsbrücke trotz der<br />

touristischen Vermarktung im großen Stil eine gewisse<br />

Magie zugestehen muss.<br />

Aus Deutschland und der Schweiz<br />

erreicht man Saint-Guilhem-le-Désert<br />

über das Rhône-Tal und die Autobahn<br />

A9 (Orange-Perpignan), die man bei<br />

Montpellier verlässt. Aus Österreich<br />

ist eine Anreise über Norditalien und<br />

entlang der Côte d’Azur vorteilhafter.<br />

Von Montpellier führen die A750,<br />

D32 und D27 nach Saint-Guilhem-le-<br />

Désert. Wer die Tour wie beschrieben<br />

vornehmen möchte, sollte der D32<br />

weiter nach Norden folgen und sich<br />

dann über die D4 durch das Hérault-<br />

Tal dem Ort nähern. Die Zufahrt zum<br />

Pont du Diable ist ausgeschildert.<br />

Saint-Guilhem-le-Désert …<br />

… Berlin 1.580 km … Hamburg 1.530 km<br />

… Köln 1.075 km … München 1.088 km<br />

… Wien 1.546 km … Zürich 775 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Mont pellier.<br />

Ryanair verbindet Hahn mit Montpellier<br />

viermal pro Woche. Lufthansa<br />

fliegt bis zu zweimal wöchentlich<br />

von München in die Stadt. Weitere<br />

Direktflüge aus Deutschland, Öster-<br />

reich und der Schweiz in die Stadt<br />

bestehen nicht. Air France bietet<br />

aber tägliche Flüge ab diversen<br />

Städten im deutschsprachigen Raum<br />

via Paris nach Montpellier an.<br />

Saint-Guilhem-le-Désert ist nicht ans<br />

französische Zugnetz angeschlossen.<br />

Der nächste TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Montpellier.<br />

www.saintguilhem-valleeherault.fr<br />

Office de Tourisme<br />

3, parc de Camalcé<br />

34150 Gignac<br />

Telefon: +33 (0)4 67 57 58 83<br />

Abbaye de Gellone<br />

34150 Saint-Guilhem-le-Désert<br />

Telefon: +33 (0)4 67 57 75 80<br />

www.carmelitesdesaintjoseph.com/<br />

accueil/st_guilhem.html<br />

Anfragen für einen Aufenthalt<br />

im Kloster können online gestellt<br />

werden.<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Bézier<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Apt<br />

The Cloisters Museum and Gardens<br />

99 Margaret Corbin Drive<br />

Fort Tryon Park<br />

New York, NY 10040<br />

Telefon: +1 212 923 3700<br />

www.metmuseum.org/visit/visit-thecloisters<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Marseille<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Montpellier: Eine Stadt im<br />

Aufbruch<br />

Auf halbem Weg<br />

zwischen den<br />

Alpen und den<br />

Pyrenäen und<br />

nur wenige Kilometer vom Mittelmeer<br />

entfernt gelegen, bietet Montpellier alle<br />

kulturellen Einflüsse des französischen<br />

Südens von Nizza bis Biarritz. Montpeul,<br />

wie die Einheimischen den Ort liebevoll<br />

nennen, ist eine kosmopolitische,<br />

junge und dynamische Stadt, die<br />

für ihre Lebensqualität und ihr Klima<br />

beneidet wird. Bei den vielfältigen<br />

Möglichkeiten, die die Hauptstadt der<br />

Region Languedoc-Roussillon bietet, ist<br />

es nicht immer einfach, den Überblick zu<br />

behalten. 10 Ratsc hläge, um Montpellier<br />

besser zu verstehen.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />

Clermont-Ferrand<br />

Aufbruch aus schwieriger Position<br />

Die Hauptstadt der Auvergne, die einst aus den zwei unabhängigen Städten Clermont<br />

und Montferrand entstand, was sich bis heute im Doppelnamen widerspiegelt, hatte es<br />

nicht immer einfach. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohlstand überall im Land ausbrach,<br />

litt Clermont-Ferrand lange Zeit unter der isolierten Lage inmitten des Zentralmassivs.<br />

Zwar haben neue Autobahnen inzwischen für bessere Anbindungen gesorgt, doch bis<br />

heute ist die Auvergne eine der ärmsten Gegenden Frankreichs. Zudem ist die Stadt<br />

wirtschaftlich mehr oder weniger einem Industriegiganten ausgeliefert: Michelin. Doch<br />

dies hinderte die Provinzstadt nicht daran, aus ihrem Schicksal das Beste zu machen.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />

Wenn man an einem grauen Sonntagabend zu Fuß<br />

in der Innenstadt von Clermont-Ferrand unterwegs<br />

ist, wenn alle Geschäfte geschlossen sind<br />

und nur wenige Menschen die Straßen bevölkern, bekommt<br />

man ein Gefühl für die widrigen Lebensumstände im Landesinneren<br />

von Frankreich. Das Zentralmassiv mag zwar<br />

eine der schönsten und bis heute am meisten verkannten<br />

Regionen des Landes sein, es ist aber auch eine Gegend, die<br />

arm ist und aus der die Menschen über Jahrzehnte auf der<br />

Suche nach einem leichteren Leben weggezogen sind.<br />

Clermont-Ferrand unterscheidet sich diesbezüglich<br />

nicht grundlegend von den anderen Kommunen der Region.<br />

Zwar ist die Hauptstadt der Wirtschaftsmotor der<br />

Auvergne und dank des weltbekannten Reifenherstellers<br />

Michelin eine durchaus erfolgreiche Stadt, doch an einem<br />

solchen Sonntagabend merkt man trotzdem, dass<br />

Clermont-Ferrand niemals die Dynamik von Lyon, die<br />

Aufbruchstimmung von Montpellier, die Leichtigkeit<br />

von Toulouse oder den Glanz von Bordeaux haben wird,<br />

Hauptstadt hin oder her.<br />

An einem solchen Sonntagabend kann Clermont-<br />

Ferrand sogar abweisend wirken. Es ist schwierig, in der<br />

Innenstadt ein gutes Restaurant zu finden. Die Lokale,<br />

die es gibt und die geöffnet sind, entpuppen sich überwiegend<br />

als Bars oder Imbisse. Die für die Region typischen<br />

Fassaden aus schwarzem Stein wirken düster, gerade wenn<br />

die Sonne nicht scheint und die Straßen verlassen sind.<br />

Unterwegs trifft man auf ein paar Jugendliche, die mit<br />

ihrer Zeit nicht so richtig etwas anzufangen wissen und<br />

ein leichtes Gefühl der Unsicherheit aufkommen lassen<br />

können. An einem solchen Abend ist es nicht einfach, sich<br />

in Clermont-Ferrand zu verlieben.<br />

Doch die Hauptstadt der Auvergne hat auch ein anderes<br />

Gesicht. Dies zeigt sich am nächsten Morgen, wenn<br />

die Geschäfte in der Innenstadt wieder ihre Türen öffnen<br />

und die Sonne den nahen Puy de Dôme, den vielleicht<br />

schönsten Vulkankegel der Auvergne, den man von fast<br />

überall in Clermont-Ferrand aus sieht, anstrahlt. An einem<br />

solchen Montagvormittag spürt man die zweite Seele<br />

der Stadt und ihren Wunsch, zu den großen erfolgreichen<br />

Städten im Land zu gehören. Auch die Robustheit der<br />

Menschen der Auvergne und ihr Talent, mit Widrigkeiten<br />

umzugehen, werden dann deutlich.<br />

Seit Kurzem spiegelt sich das Streben nach einem besseren<br />

Leben auch in architektonischer Weise wider. Symbol<br />

dafür ist die Place de Jaude. Der große rechteckige<br />

Platz im Zentrum der Innenstadt bildet das Herz der kleinen<br />

Metropole. Wegen des Baus einer Straßenbahnlinie<br />

wurde der Platz komplett neu gestaltet. Herausgekommen<br />

ist ein Schmuckstück des Städtebaus. Verkehrsberuhigt<br />

wurde die Place de Jaude zu einem Paradies für Fußgänger.<br />

Kleine Wasserbrunnen plätschern an den Rändern<br />

der neu gepflasterten Flächen. Neu gepflanzte Bäume und<br />

hübsche Blumenbeete sorgen für etwas Grün. Die Place<br />

de Jaude strahlt Weltläufigkeit aus.<br />

Eine Atmosphäre, die durch die herrschaftlichen,<br />

Oben: Die Kathedrale<br />

Notre-Dame de<br />

l’Assomption und die Place<br />

de la Victoire. Rechts: Die<br />

dank des Straßenbahnbaus<br />

neu angelegte Avenue<br />

des Etats-Unis. Kleine Bilder<br />

rechts: Die Kirche Saint-<br />

Pierre-des-Minimes mit<br />

ihrer schwarzen Fassade<br />

und die Rue des Gras mit<br />

dem Puy de Dome in der<br />

Ferne. S. 38/39: Die frisch<br />

sanierte Place de Jaude.<br />

ebenfalls renovierten Gebäude am Platz unterstrichen<br />

wird. In einem der schönsten Häuser am Platz befindet<br />

sich der Konsumtempel Les Galeries Lafayette. In einem<br />

anderen die Oper der Auvergne. Gegenüber liegt die Kirche<br />

Saint-Pierre-des-Minimes, erbaut aus dem typisch<br />

schwarzen Stein der Region. Die Place de Jaude ist die<br />

Verheißung auf eine bessere Zukunft, auf den Anschluss<br />

an die Welt. Sie ist aber mitnichten die einzige Sehenswürdigkeit<br />

von Clermont-Ferrand.<br />

Unweit der Place de Jaude, über die durch den Straßenbahnbau<br />

ebenfalls neu angelegte und nun für Autos<br />

gesperrte Avenue des Etats-Unis gelangt man zu einer<br />

der schönsten Fußgängerzonen Frankreichs, der Rue des<br />

Gras. Dabei sind es aber weniger die Häuser, die diese<br />

Straße säumen, oder die Boutiquen in den Erdgeschossen,<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


die die ansteigende Straße so besonders machen. Nein, es<br />

ist der Blick, den man von dieser Straße auf den nahen<br />

Puy de Dôme hat. Welche andere größere Stadt bietet<br />

schon einen solch grandiosen Ausblick von einer seiner<br />

Haupteinkaufsstraßen. Man muss sich beim Aufstieg zur<br />

Kathedrale Notre-Dame de l’Assomption nur ab und zu<br />

umdrehen, um diesen wundersamen Vulkankegel in der<br />

Ferne zu bewundern. Er erinnert an die traumhafte Lage<br />

von Clermont-Ferrand inmitten des Zentralmassivs.<br />

Am schönsten ist der Blick natürlich von den Stufen<br />

der Kathedrale aus, die am Ende der Rue des Gras liegt.<br />

Das Gotteshaus ist wiederum selbst ein Schmuckstück.<br />

Schon von Weitem prägt es die Silhouette der Stadt. Der<br />

Bau aus dunklem Lavagestein wurde im 13. Jahrhundert<br />

begonnen. Die 93 Meter hohen Türme, die die Kathedrale<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />

Impressionen von Montferrand, der zweiten<br />

Altstadt von Clermont-Ferrand. Anders als<br />

in der Altstadt von Clermont geht es hier<br />

geruhsam zu. Es gibt kaum Geschäfte oder<br />

Restaurants, dafür ist die Altstadt ein typisches<br />

Beispiel einer mittelalterlichen Bastide.<br />

besonders mächtig wirken lassen, wurden allerdings erst<br />

im 19. Jahrhundert vollendet. Der bombastische Eindruck<br />

von außen setzt sich im Inneren fort. Das hohe Kirchenschiff<br />

lässt den Betrachter klein erscheinen. Heute gehört<br />

die Kirche zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />

Um die Kathedrale herum breitet sich die Altstadt von<br />

Clermont-Ferrand aus, oder richtiger gesagt: die Altstadt<br />

von Clermont. Besonders schön ist dabei die von Bars und<br />

Restaurants gesäumte Place de la Victoire gleich neben der<br />

Kirche. An ihr liegt auch die Maison du Tourisme, die<br />

Touristeninformation, wo man nützliche Tipps bekommt.<br />

Die angrenzenden Gassen lohnen sich zum Bummeln.<br />

Clermont-Ferrand hat aber das seltene Glück, eben<br />

nicht nur diese eine Altstadt zu besitzen. Eine zweite<br />

lockt an einer Ausfallstraße der Stadt. Zugegeben, in diesem<br />

Umfeld würde man eigentlich keine zweite Altstadt<br />

erwarten. Aber hat man erst einmal den Weg dorthin gefunden,<br />

könnte die Überraschung nicht größer sein.<br />

Nach dem Muster einer typisch südfranzösischen<br />

Bastide, wie man die im Mittelalter gegründeten Städte<br />

nennt, die mit einem streng rechtwinkligen Straßenraster<br />

um einen zentralen Marktplatz herum entstanden,<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


wirkt Montferrand so ganz anders als das im Vergleich<br />

dazu moderne Clermont. In den Gassen von Montferrand<br />

fühlt man sich wie in einem Dorf innerhalb der<br />

Stadt. Es fällt schwer, einen Bezug zu den anderen Vierteln<br />

herzustellen. Das einstige Herz der zweiten Stadt<br />

der Doppelstadt Clermont-Ferrand wirkt einfach zu<br />

anders. Obwohl Clermont und Montferrand schon 1630<br />

durch ein königliches Dekret zu einer Kommune vereint<br />

wurden, bleibt Montferrand eine merkwürdige Insel im<br />

Stadtgefüge. Aber eine Insel, die definitiv einen Besuch<br />

lohnt.<br />

Häuser im Stile der Gotik und Renaissance prägen<br />

die Gassen, in denen es an jedem Tag der Woche recht<br />

geruhsam zugeht. Es gibt nur wenige Geschäfte. Montferrand<br />

ist keine Altstadt im klassischen Sinne, wo man<br />

zum Shoppen und Amüsieren hinkommt. Es ist vielmehr<br />

ein Wohnviertel der kleinen Leute. Viele ehemalige Gastarbeiter<br />

haben hier ihr neues Zuhause gefunden. Ab und<br />

zu laufen ein paar neugierige Touristen durch die Gassen.<br />

Am Rande von Montferrand befindet sich in einem<br />

ehemaligen Kloster das Musée d’Art Roger-Quilliot<br />

(MARQ ). Es präsentiert Exponate der europäischen Malerei<br />

vom Mittelalter bis in die Gegenwart.<br />

Wenn man Montferrand wieder verlässt, wird man fast<br />

unweigerlich sehen, was Clermont-Ferrand zu wirtschaftlicher<br />

Größe geführt hat: die Fabriken von Michelin. Der<br />

Reifenhersteller ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Ein<br />

Industriegigant, der für die Hauptstadt der Auvergne<br />

überlebenswichtig ist. Die Fabriken sind kein wirklich<br />

schöner Anblick. Doch inmitten der Hallen lockt für alle<br />

Neugierige trotzdem eine kleine Attraktion: L’Aventure<br />

Michelin, ein vom Konzern konzipiertes Museum über<br />

die eigene Geschichte. Wer sich für alles, was mit Reifen<br />

zu tun hat, interessiert, sollte ruhig einmal vorbeischauen.<br />

Allerdings nicht an einem Montagvormittag. Denn<br />

montags ist die Einrichtung geschlossen. Manchmal kann<br />

Clermont-Ferrand eben nicht nur an einem bewölkten<br />

Sonntagabend abweisend wirken. Dies sollte aber niemanden<br />

von einem Besuch der Hauptstadt der Auvergne<br />

abhalten.<br />

Nach Clermont-Ferrand gelangt man<br />

aus den meisten Gegenden Deutschlands<br />

über Mulhouse, Beaune und<br />

Lyon bzw. aus Österreich, der Schweiz<br />

so wie dem äußersten Südosten<br />

Deutsch lands via Genf und Lyon.<br />

Clermont-Ferrand …<br />

… Berlin 1.375 km … Hamburg 1.325 km<br />

… Köln 875 km … München 902 km<br />

… Wien 1.4<strong>47</strong> km … Zürich 599 km<br />

Aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz bestehen keine Direktflüge<br />

nach Clermont-Ferrand. Air France<br />

bindet die Stadt über sein Drehkreuz<br />

in Paris an den deutschsprachigen<br />

Raum an. Alternativ bietet sich der<br />

Flughafen von Lyon als Zielflughafen<br />

an.<br />

Es gibt keine direkten Zugver bin dungen<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum nach Clermont-Ferrand. Die<br />

Stadt ist auch nicht ans französische<br />

TGV-Netz angeschlossen. Es bestehen<br />

jedoch gute Zugverbindungen aus<br />

Paris nach Clermont-Ferrand.<br />

www.clermont-fd.com<br />

Office de Tourisme<br />

Place de la Victoire<br />

63000 Clermont-Ferrand<br />

Telefon: +33 (0)4 73 98 65 00<br />

Musée d’Art Roger-Quilliot (MARQ)<br />

Place Louis-Deteix<br />

63100 Clermont-Ferrand<br />

Telefon: +33 (0)4 73 16 11 30<br />

http://museedart.clermont-ferrand.fr<br />

L’Aventure Michelin<br />

32, rue du Clos Four<br />

63100 Clermont-Ferrand<br />

Telefon: +33 (0)4 73 98 60 60<br />

www.laventuremichelin.com<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A6/E15<br />

A71/E11<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A89/E70<br />

A89/E70<br />

Lyon<br />

A72<br />

A75/E11<br />

Sainte-Etienne A7/E15<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Viaduc de Garabit<br />

Im Brückenbau<br />

hat man sich an<br />

Rekorde gewöhnt.<br />

Immer wieder<br />

entsteht irgendwo<br />

die höchste, längste oder spektakulärste<br />

Brücke eines Landes, Kontinents oder gar<br />

der Welt. In Frankreich sorgte vor ein paar<br />

Jahren der Bau des Viadukts von Millau,<br />

der höchsten Autobahnbrücke der<br />

Welt, für Furore. Doch nur 120 Kilometer<br />

nördlich dieser Brücke der Superlative<br />

lockt noch eine andere sehenswerte<br />

Talüberquerung: das Garabit-Viadukt,<br />

über das seit 1888 Züge rollen. Der Bau<br />

war damals nicht weniger spektakulär als<br />

bei den Superbrücken aus heutiger Zeit.<br />

Das Bauwerk ist zudem mit einem großen<br />

Namen verbunden: Gustave Eiffel.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Grand Hôtel<br />

Le Turenne<br />

MODERNES BOUTIQUE-HOTEL IM PÉRIGORD<br />

Wenn man heute in einem der sieben Doppelzimmer<br />

oder einer der zwei Juniorsuiten des kleinen<br />

Grand Hôtel Le Turenne steht, wird man bis auf<br />

den Ausblick aus dem Fenster nichts finden, was an das<br />

alte Hôtel de Bordeaux erinnert, das bis 2008 in den Gemäuern<br />

eingerichtet war. Obwohl das Vorgängerhotel als<br />

das beste Haus am Platze galt, war sein schleichender Untergang<br />

nicht zu verhindern. Der Zahn der Zeit nagte an<br />

dem einst glanzvollen Hotel ohne Unterlass, bis eine verstaubte<br />

Herberge übrig blieb, deren glorreichere Vergangenheit<br />

nur noch in der Erinnerung bestand.<br />

Aus heutiger Sicht ist aber in keiner Weise zu bedauern,<br />

dass das alte Hôtel de Bordeaux seine Türen für<br />

immer schließen musste. Denn durch diesen Umstand<br />

hatten Hervé und Sylvie Savary die Chance, etwas ganz<br />

Neues zu schaffen. Ein Hotel, das man so in der tiefen<br />

Provinz Frankreichs noch nicht an jeder Ecke antrifft. Ein<br />

Boutique-Hotel mit modernem Design, das man eigentlich<br />

eher im urbanen Umfeld erwartet.<br />

Hervé und Sylvie Savary stammen aus dem Norden<br />

Frankreichs. Beide haben sich – wie auch viele Touristen<br />

immer wieder – in das Périgord verliebt. Nach einem<br />

schweren Motorradunfall, mit dessen Folgen Hervé Savary<br />

zwei Jahre lang kämpfen musste, wagten beide das<br />

Abenteuer eines neuen Grand Hotels für Beaulieu-sur-<br />

Dordogne. Das neue Hotel sollte ebenfalls hochwertig<br />

sein, also das Adjektiv « grand » zu Recht im Namen tragen,<br />

sich aber trotzdem von dem steifen und oft altmodischen<br />

Charme anderer Grand Hotels unterscheiden. Um<br />

ihr Ziel zu erreichen, unterzogen sie das Gebäude einer<br />

Totalsanierung, bei der unter anderem wunderschöne alte<br />

Steinmauern freigelegt wurden.<br />

Im neuen Grand Hôtel Le Turenne ist das Erdgeschoss<br />

ganz der Rezeption, einem Frühstückssaal sowie einem<br />

großen Restaurant mit einem langen Bartresen gewidmet.<br />

Auch der Bereich vor dem Hotel wurde neu gestaltet<br />

und mit modernen Designaccessoires aufgepeppt. In den<br />

Toiletten im Erdgeschoss kann man einen Teil der alten<br />

Stadtmauer von Beaulieu-sur-Dordogne entdecken. Ein<br />

Stück Geschichte, das die beiden Hoteliers gerne voller<br />

Stolz ihren Gästen zeigen. Denn das Gebäude wurde zum<br />

Teil in die ehemalige Stadtbefestigung von Beaulieu-sur-<br />

Dordogne gebaut.<br />

Von der Lobby aus gelangt man zu einer alten Wendeltreppe<br />

mit schiefen Stufen aus Stein. Sie ist ein weiteres<br />

Zeugnis davon, dass das Gebäude auf eine lange<br />

Geschichte zurückblicken kann. In der Mitte haben die<br />

beiden hinter einer Glaswand einen Weinkeller angelegt.<br />

So bekommt man schon bei der Ankunft Lust auf einen<br />

geselligen Abend im Hotelrestaurant. Die Wendeltreppe<br />

führt in die erste Etage des Hotels. Da (noch) kein Fahrstuhl<br />

existiert, wird vom Gast ein wenig Muskelkraft fürs<br />

Heraufschleppen der Koffer abverlangt. Die Anstrengung<br />

lohnt sich aber, denn im Obergeschoss liegen schmucke<br />

Doppelzimmer und Suiten.<br />

Die Doppelzimmer unterteilen sich in drei Kategorien:<br />

Elégance, Privilège und Prestige. Allen Doppelzimmern<br />

und Juniorsuiten ist gemein, dass sie in einem<br />

äußerst zeitgenössischen Stil eingerichtet sind, ohne den<br />

Charakter des altehrwürdigen Hauses zu verleugnen. So<br />

geben beispielsweise freigelegte Steinwände den Privilège-<br />

Doppelzimmern eine leicht rustikale Note. Auffallend<br />

ist auch, dass die Zimmer für französische Verhältnisse<br />

recht geräumig sind. So kommt kein klaustrophobisches<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Gefühl wie in anderen Hotelzimmern des Landes auf. Ab<br />

der Kategorie « Prestige » ist das Doppelbett angenehme<br />

1,80 Meter breit. Bei den Juniorsuiten sind es sogar zwei<br />

Meter. Das sind nordeuropäische Verhältnisse.<br />

Die Bäder sind offen gestaltet und – wie heute oft üblich<br />

– in die Hotelzimmer integriert. Einige Zimmer verfügen<br />

zudem über einen Balkon. Ein Flachbildschirm ist<br />

genauso selbstverständlich wie eine Minibar mit kostenlosen<br />

Getränken sowie ein Safe. In den Prestige-Doppelzimmern<br />

und Juniorsuiten gibt es außerdem eine iPod-/<br />

iPhone-Dockingstation, eine Nespresso-Kaffeemaschine,<br />

eine Klimaanalage sowie WLAN. Alles Dinge, die der<br />

moderne Reisende zu schätzen weiß. Es fällt deshalb<br />

nicht schwer, sich in den Zimmern des Hotels schnell heimisch<br />

zu fühlen.<br />

Abends sollte man es nicht verpassen, im hoteleigenen<br />

Restaurant einzukehren. Dabei fällt auf, dass es mehr<br />

Tische im Restaurant gibt als Zimmer im Hotel. Nimmt<br />

man die Terrasse dazu, sogar sehr viel mehr Tische. Der<br />

Grund dafür ist schnell erklärt: Das Restaurant wird nicht<br />

nur gerne von den Hotelkunden, sondern auch von auswärtigen<br />

Gästen frequentiert.<br />

Geboten wird eine authentische lokale Küche, die<br />

viel Wert auf saisonale Produkte legt. Alles wird frisch<br />

zubereitet. Deswegen kann es auch schon einmal passieren,<br />

dass eine Speise auf der Karte vergriffen ist.<br />

Das Einstiegsmenü am Abend kostet 25 Euro für drei<br />

Gänge. Weitere Menüs gibt es für 30, 38 und 39 Euro.<br />

Preise, die für Frankreich für ein solches Hotel normal<br />

sind. Wem das trotzdem zu teuer ist, der sollte in dem<br />

Restaurant von montags bis donnerstags essen, wenn<br />

auch ein sogenanntes Wochenmarkt-Menü für 15 Euro<br />

angeboten wird. Beides ist auch mittags von Montag bis<br />

Samstag erhältlich.<br />

Nach einem leckeren Abendmenü bietet sich ein<br />

Verdauungsspaziergang durch die Straßen von Beaulieusur-Dordogne<br />

an. Durch die zentrale Lage des Hotels<br />

befindet man sich im Herzen der Kleinstadt mit allen Sehenswürdigkeiten<br />

in Laufweite. Wenn man anschließend<br />

zum Hotel zurückkehrt und aufmerksam die Fassade betrachtet,<br />

wird einem auffallen, dass über den Zimmern im<br />

Obergeschoss eine weitere Etage existiert. Was mag sich<br />

wohl hinter den Fenstern verbergen?<br />

Hervé Savary, den man meist an der Rezeption antrifft,<br />

klärt gerne darüber auf. Es handelt sich um weitere<br />

Hotelzimmer des einstigen Hôtel de Bordeaux. Sie sind<br />

bisher noch nicht saniert und dienen als Ausbaureserve für<br />

das Grand Hôtel Le Turenne. Wenn genug Geld mit den<br />

aktuellen Zimmern verdient wurde, ist ein solcher Ausbau<br />

wahrscheinlich. Dem Boutique-Charakter des Hauses<br />

würde das nicht schaden, da das Hotel immer noch überschaubar<br />

bliebe. Ganz oben unterm Dach soll irgendwann<br />

einmal sogar ein Wellness-Bereich entstehen. Das Grand<br />

Hotel von Beaulieu-sur-Dordogne scheint seine besten<br />

Zeiten also noch vor sich zu haben, obwohl es schon heute<br />

eine tolle Herberge ist.<br />

Grand Hôtel Le Turenne<br />

1, boulevard Saint-Rodolphede-Turenne<br />

19120 Beaulieu-sur-Dordogne<br />

Telefon: +33 (0)5 55 91 94 72<br />

www.leturenne.com<br />

DZ ab 88 Euro<br />

9 Zimmer, Restaurant<br />

Périgueux<br />

Limoges<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

A89/E70<br />

Beaulieu-sur-<br />

Dordogne<br />

Aurillac<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Abbaye de Murbach<br />

ES STEHT EIN KLOSTER IM WALDE<br />

Das Tal von Guebwiller zwischen<br />

dem Petit Ballon im Norden und<br />

dem Grand Ballon im Süden ist<br />

nicht nur das kürzeste und<br />

engste Tal der elsässischen Vogesen,<br />

es wartet auch mit einem<br />

kleinen Schmuckstück auf, der<br />

Abtei von Murbach. Im Mittelalter<br />

war das Kloster eines der<br />

mächtigsten und wohlhabendsten<br />

im Rhein-Tal. Eine Art Elitekloster<br />

für reiche und adlige Ordensbrüder.<br />

Heute wirkt die malerisch<br />

in die Wälder der Vogesen<br />

eingebettete Anlage wie ein<br />

verwunschener Ort. Die Umgebung<br />

bietet sich zudem für Wanderungen<br />

an.<br />

Guebwiller am Rande der Vogesen<br />

ist ein wohlhabender Ort, und<br />

dies nicht erst seit kurzem. Viele<br />

der historischen Fassaden sind prachtvoll<br />

und zeugen von einer prosperierenden Vergangenheit.<br />

Die Straßen sind adrett und<br />

Blumen schmücken das Dorf an allen<br />

Ecken. Wenn man die Einheimischen<br />

nach den Gründen des Wohlstandes befragt,<br />

erhält man meist drei unterschiedliche<br />

Antworten:<br />

Die häufigste und offensichtlichste Erklärung<br />

basiert auf der im 19. Jahrhundert<br />

einsetzenden Industrialisierung. In dem<br />

Zusammenhang fällt unvermeidlich der<br />

Name Schlumberger. Die berühmte Unternehmerfamilie<br />

siedelte einst Fabriken<br />

und Spinnereien im Ort an. Heute hat der<br />

Konzern noch drei Filialen in Guebwiller:<br />

eine Gießerei, die für die Textilindustrie,<br />

das Transportwesen und die Windkraft-<br />

Linke Seite: Inmitten<br />

der dichten Wälder<br />

der Vogesen<br />

wirkt die einstige<br />

Klosterkirche<br />

überproportioniert<br />

und fast surreal.<br />

Oben: Viele<br />

Zeugnisse der<br />

Vergangenheit<br />

sind inzwischen<br />

überwuchert.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · <strong>47</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

Links: Die kleine Kapelle Notre-Damede-Lorette.<br />

Oben: Wegweiser für<br />

Wanderungen. Rechts: Verzierung<br />

an der Kirchenfassade.<br />

branche tätig ist, eine Fabrik, in der Maschinen für die<br />

Textilbranche produziert werden, sowie ein Unternehmen<br />

zur lokalen Energieerzeugung. Damit leistet Schlumberger<br />

einen entscheidenden Beitrag zum Wohlstand der<br />

12.000 Einwohner zählenden Kommune.<br />

Eine weitere Erklärung kann in der Tradition des<br />

Weinanbaus gefunden werden. Der Ort liegt an der elsässischen<br />

Weinstraße. Zahlreiche Weinberge prägen die<br />

Umgebung. Guebwiller ist vor allem für seinen Riesling<br />

und Gewürztraminer bekannt.<br />

Schließlich gibt es einige, die die Grundlage für den<br />

heutigen Wohlstand bereits im Mittelalter sehen. Damals<br />

gründete sich wenige Kilometer westlich von Guebwiller<br />

die Abtei von Murbach, die im Laufe der Zeit eine der<br />

mächtigsten im Rhein-Tal wurde, wenn nicht gar Europas.<br />

Die Mönche besaßen zahlreiche Ländereien und Güter<br />

und kultivierten den Weinanbau. Eine ganze Region<br />

erblühte im Schatten dieser Klosteranlage.<br />

Wenn man mehr über diesen dritten Erklärungsansatz<br />

erfahren will, verlässt man Guebwiller auf der D430<br />

in Richtung Buhl, wo man auf die D40 nach Murbach<br />

abbiegt. Nach einer Fahrt durch immer dichter werdende<br />

Wälder erreicht man schließlich die alte Abtei bzw. das,<br />

was davon noch übriggeblieben ist. Von der Klosterkirche<br />

stehen heute nur noch der Chor, Querschiff und zwei<br />

Türme im romanischen Stil. Doch genau dies macht die<br />

erste Begegnung mit dem Ort so magisch. Durch die abgeschiedene<br />

Lage inmitten eines Meeres aus Bäumen hat<br />

der Anblick dieser Überreste etwas Surreales. Man würde<br />

niemals ein solch monumentales Bauwerk in diesem Umfeld<br />

erwarten. Es ist geradezu ein « Schock », wenn man<br />

zum ersten Mal nach Murbach kommt.<br />

Doch selbst wenn heute nur noch Reste des einstigen<br />

Klosters existieren, lassen die beiden Türme der Klosterkirche<br />

erahnen, wie mächtig die Benediktinerabtei<br />

gewesen sein muss. Ihre Ursprünge gehen bis ins 8. Jahrhundert<br />

zurück. Stifter war Graf Eberhard von Egisheim,<br />

Neffe von Odilia von Hohenburg, die die Abtei vom Mont<br />

Sainte-Odile gründete. Das Kloster erlebte einen ungewöhnlich<br />

schnellen Aufstieg. Seine Bibliothek wuchs in<br />

wenigen Jahrzehnten so massiv an, dass sie in vielen historischen<br />

Schriften bewundernd erwähnt wird.<br />

Durch Spenden und Hinterlassenschaften kam die<br />

Abtei zudem in den Besitz zahlreicher Immobilien und<br />

Grundstücke, die sich auf fast 350 Ortschaften verteilten<br />

und zum Teil weit vom Kloster entfernt lagen, wie etwa<br />

in der Pfalz oder der Schweiz. Ein guter Teil der Stadt<br />

Luzern gehörte beispielsweise dem Kloster von Murbach.<br />

Aber nicht nur Wälder, Weinberge, Felder und Bauernhöfe<br />

standen im Eigentum der Abtei, sondern auch Burgen,<br />

Thermalbäder, Glashütten und Bergwerke. Heute würde<br />

man das Imperium der Klosterbrüder als Multikonzern<br />

bezeichnen.<br />

Um diesen Wohlstand zu erreichen, funktionierte<br />

das Kloster ein wenig wie ein elitärer Privatclub. Nicht<br />

jeder Mönch konnte in die Gemeinschaft eintreten. Man<br />

musste aus gut situierten Verhältnissen stammen, bereits<br />

ein kleines Vermögen mitbringen und von jemandem<br />

geworben werden. Sieben Ritter mussten auf die Bibel<br />

schwören, dass ein Kandidat die notwendigen Qualitäten<br />

mitbrachte. Die Aufnahmezeremonie selbst war dann entsprechend<br />

üppig und feierlich.<br />

Die Mönche von Murbach verstanden es auf raffinierte<br />

Weise, Gebet und Geschäftssinn miteinander in Einklang<br />

zu bringen. Ab dem 13. Jahrhundert durften die Ordensbrüder,<br />

die allesamt adelig waren, den Titel « Prinz des<br />

Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen » tragen.<br />

Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen verlieh ihnen dieses<br />

Privileg. Der Abt selbst wurde zum Reichsfürst. Im 16.<br />

Jahrhundert erhielt Murbach von Karl V. das Münzrecht.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Der Reichtum rief am Ende aber zahlreiche Gegner<br />

auf den Plan. Der 30-jährige Krieg und vor allem die<br />

Französische Revolution beendeten die Aktivitäten des<br />

Klosters. Die Abtei wurde geplündert und die Gebäude<br />

als Quelle für Baumaterialien benutzt.<br />

Im Inneren der Klosterkirche befindet sich heute nur<br />

noch ein Sarkophag für sieben bei einer ungarischen Invasion<br />

im Jahr 926 getöteten Mönche sowie das Grab des<br />

Stifters der Abtei, Graf Eberhard von Egisheim. Spannender<br />

ist aber ohnehin die Umgebung. Ein kleiner Weg<br />

führt zu einer sehenswerten Kapelle aus dem 17. Jahrhundert,<br />

Notre-Dame-de-Lorette, von der aus man einen<br />

tollen Panoramablick genießt.<br />

Wer ein Fernrohr dabei hat, sollte außerdem die Fassade<br />

der Klosterkirche genau unter die Lupe nehmen. Unter<br />

anderem findet man Tierdarstellungen als Verzierung.<br />

Hasen und Hunde spielen auf Musikinstrumenten. Ein<br />

Hase amüsiert sich mit einem Weihrauchfass. Ungewöhnliche<br />

Motive für die Fassade einer Kirche. Kein Zweifel,<br />

Murbach war keine Abtei wie jede andere.<br />

Guebwiller erreicht man aus dem<br />

deutschsprachigen Raum über das<br />

Rhein-Tal. Von dort führen die D430<br />

und D40 nach Murbach.<br />

Murbach …<br />

… Berlin 877 km … Hamburg 826 km<br />

… Köln <strong>47</strong>0 km … München 493 km<br />

… Wien 949 km … Zürich 153 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Ba sel/<br />

Mul house, wohin es diverse Direktverbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum gibt, u.a. mit Lufthansa<br />

und EasyJet. Air France bindet<br />

Basel/Mulhouse via Paris an den<br />

deutsch sprachigen Raum an.<br />

Die Abtei von Murbach ist nicht mit<br />

dem Zug zu erreichen. Der nächste<br />

große Bahnhof ist in Mulhouse.<br />

www.tourisme-guebwiller.fr<br />

Office de Tourisme de Guebwiller<br />

71, rue de la République<br />

68500 Guebwiller<br />

Telefon: +33 (0)3 89 76 10 63<br />

Abbaye de Murbach<br />

68530 Murbach<br />

A31/E21-E23<br />

France<br />

y<br />

Besançon<br />

Colmar<br />

Murbach<br />

A36/E60<br />

Mulhouse<br />

Belfort<br />

Strasbourg<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Basel<br />

Schweiz<br />

Bern<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Mont Sainte-Odile: Berg der<br />

Hoffnung und der Tragödie<br />

Er ist gerade einmal<br />

763 Meter hoch. 763<br />

Meter ist eigentlich<br />

keine Zahl, die aus<br />

einer Erhebung<br />

einen wirklich<br />

beeindruckenden Berg macht. Und<br />

doch ist der Mont Sainte-Odile von einer<br />

besonderen Erhabenheit. Es ist ein Berg,<br />

der sich mit seinem schon von weitem<br />

sichtbaren Kloster von den anderen<br />

Gipfeln der Vogesen unterscheidet.<br />

Ein Berg, der die Menschen über<br />

die Jahrhunderte hinweg anzog, sie<br />

faszinierte, ihnen Schutz bot, aber auch<br />

Unheil über sie brachte. Ein Berg, der aus<br />

dem Elsass nicht wegzudenken ist.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Grand Ballon: Eine<br />

Wanderung auf die Spitze<br />

der Vogesen<br />

Der Grand Ballon,<br />

auch Ballon von<br />

Guebwiller genannt,<br />

liegt 25 Kilometer<br />

nordwestlich von<br />

Mulhouse. Er ist mit seiner Höhe von 1.424<br />

Metern der höchste Punkt der Vogesen.<br />

Ob im Sommer oder Winter, vom Gipfel<br />

aus genießt man ein eindrucksvolles<br />

Bergpanorama, vorausgesetzt, das<br />

Wetter spielt mit. Bei guter Sicht sind<br />

die nahe Rhein-Ebene und die Alpen<br />

zu erkennen, bei sehr guter Sicht sogar<br />

Liechtenstein, Österreich und der<br />

Montblanc.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

10 Ideen für ein Wochenende<br />

im Elsass<br />

Das Elsass<br />

steckt voller<br />

Überraschungen.<br />

Seine bewegte<br />

Geschichte<br />

und kulturelle<br />

Durchmischung, die manchmal<br />

unter deutschen, manchmal unter<br />

französischen Vorzeichen verlief, bietet<br />

eine ideale Basis für Initiativen aller Art,<br />

ob auf künstlerischem, touristischem oder<br />

kulinarischem Gebiet. Ein Wochenende<br />

reicht natürlich nicht aus, um die Region<br />

in ihrer ganzen Vielfalt zu entdecken.<br />

Es reicht aber aus, um einen ersten<br />

Eindruck zu gewinnen und einige der hier<br />

genannten Ziele anzusteuern.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />

Die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums<br />

Auf einem engen Streifen zwischen Bergen und Meer befi ndet sich der nach<br />

dem Vatikan zweitkleinste Staat der Erde: Monaco. Das Land ist Vollmitglied<br />

der Vereinten Nationen und des Europarates. Regiert wird es seit dem<br />

13. Jahrhundert fast ununterbrochen von einer Familie: den Grimaldis.<br />

Das Fürstentum ist bekannt als Heimat des internationalen Jetsets und<br />

Zufl uchtsort für Millionäre, die keine Steuern zahlen wollen. Es ist aber<br />

auch ein Land, das in den letzten 150 Jahren wie kaum ein anderes<br />

eine spektakuläre Entwicklung durchlaufen hat. Zu Besuch in einer<br />

Welt, die an Frankreich erinnert, ohne es zu sein.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />

Ein entspanntes Mittagessen im Rahmen einer « Garden<br />

Party » für 115 Euro, eine Spa-Anwendung<br />

« Soin Or Pur » für 230 Euro, ein « Love Seat » am<br />

Strand mit Massage und Fruchtspießen für 300 Euro oder<br />

eine Hotelübernachtung im Luxushotel mit Chauffeurservice<br />

in einer Mercedes S-Klasse sowie VIP-Empfang für<br />

4.290 Euro. Angebote, die von der monegassischen Tourismuszentrale<br />

offeriert werden und die üblichen Klischees<br />

über Monaco als einen Ort für die Reichen und Schönen<br />

bestätigen. Immer wieder wird der Kleinstaat mit Luxus,<br />

internationalem Jetset und Glamour in Verbindung gebracht.<br />

Unzählige Reportagen in Zeitschriften und Sendungen<br />

im Fernsehen erzählen davon. Das sorgsam gepflegte<br />

Image als eine Insel der Glückseligkeit und des<br />

Überflusses ist zum Teil sogar die Geschäftsgrundlage für<br />

das Fürstentum geworden.<br />

Trotzdem ist auch Monaco kein weltfremder Ort.<br />

Auch hier lassen sich die Spuren der allgemeinen Krise<br />

– wenn auch in homöopathischen Dosen – spüren. Die<br />

« Société des bains de mer », die hinter dem legendären<br />

Hôtel de Paris und dem weltberühmten Kasino von<br />

Monte-Carlo steht, sucht frisches Geld in Höhe von 180<br />

bis 250 Millionen Euro. Insbesondere, um das Luxushotel<br />

grundlegend zu sanieren und auf den heutigen Stand zu<br />

bringen. Selbst wenn Ferraris, Lamborghinis und Rolls<br />

Royce unverändert zum Straßenbild des Fürstentums<br />

gehören, so wissen die heimischen Tourismusexperten<br />

trotzdem, dass man auch Besucher mit weniger dickem<br />

Portemonnaie braucht.<br />

Traumatisch für das Fürstentum war zudem die<br />

Brandmarkung als Steueroase im Jahr 2009. Im April<br />

des Jahres kam das kleine Land auf die graue Liste, die<br />

von den G20-Staaten erstellt worden war und es als nicht<br />

kooperationswilligen Ort für Steuerflüchtige outete. Eilig<br />

wurden Steuerabkommen mit zwölf Staaten unterzeichnet,<br />

damit im <strong>September</strong> des gleichen Jahres der Makel<br />

endlich wieder beseitigt war. Trotzdem war der ganze<br />

Vorfall ein Schock für die Monegassen.<br />

Kurzum, das Fürstentum kennt auch Schattenseiten<br />

und schwere Zeiten. Das Land ist zu klein, um mit eigenen<br />

Rohstoffen oder Industrieprodukten zu überleben.<br />

40.000 Menschen wohnen auf einer Fläche von gerade<br />

einmal 200 Hektar. Nur ein Sechstel der Einwohner sind<br />

echte Monegassen. Monaco muss also verführen, sei es<br />

ausländische Touristen, die ihr Geld für ein paar Tage im<br />

Fürstentum lassen, oder Investoren, die in Monaco einen<br />

guten Platz für ihr Vermögen sehen.<br />

Letztere scheinen sich unverändert vom Fürstentum<br />

angezogen zu fühlen. So wächst gerade die « Tour Odéon »<br />

in die Höhe. Nach Fertigstellung im nächsten Jahr wird<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Oben: Blick vom Jardin<br />

Exotique hinunter<br />

auf Monaco. Rechts:<br />

Kakteen im Jardin<br />

Exotique. Links: Die<br />

Oper. Linke Seite: Das<br />

weltberühmte Kasino<br />

von Monte-Carlo,<br />

erbaut von Charles<br />

Garnier. S. 50/51: Aus<br />

der Vogelperspektive<br />

wird deutlich, wie dicht<br />

gedrängt die Gebäude<br />

in Monaco stehen. Platz<br />

ist kostbar und teuer.<br />

das Gebäude mit 170 Metern das höchste Hochhaus in<br />

Monaco sein: 250 Luxuswohnungen auf 49 Etagen. Das<br />

3.300 Quadratmeter große Penthouse mit Pool auf dem<br />

Dach gilt mit einem Quadratmeterpreis von 91.000 Euro<br />

und einem Gesamtpreis von über 300 Millionen Euro als<br />

die teuerste Wohnung der Welt.<br />

Fürst Albert II., das Staatsoberhaupt des kleinen<br />

Landes, hat außerdem die Aufschüttung einer zehn Hektar<br />

großen Fläche angekündigt. Monaco kennt sich mit<br />

derartigen Landgewinnungsprojekten aus. Das bereits<br />

existierende Stadtviertel Fontvieille befindet sich fast vollkommen<br />

auf künstlich vom Meer gewonnenem Land. So<br />

soll erneut dem chronischen Platzmangel Abhilfe geleistet<br />

werden, zumindest für ein paar Jahre.<br />

Was den Tourismus angeht, so scheint das Image<br />

des Zwergstaates ebenfalls Menschenmengen anzuziehen.<br />

Wenn man im Sommer durch die Gassen der Altstadt<br />

schlendert oder die legendäre Wachablösung vor<br />

dem Fürstenpalast aufsuchen will, darf man nicht unter<br />

Klaustrophobie leiden. Ähnliches gilt, wenn man in die<br />

Kathedrale mit dem Grab von Grace Kelly oder ins Aquarium<br />

möchte. In der Hauptsaison bilden sich täglich lange<br />

Schlangen vor den Eingängen der beiden Attraktionen.<br />

Die Verführungsstrategie des Fürstentums geht also<br />

auf. Doch kann man als Besucher auch noch ein authentisches<br />

Monaco finden oder ist der Ort zu einer Art Disneyland<br />

für reiche und schaulustige Besucher geworden?<br />

« Ja, man kann », lautet die Antwort. Selbst im heißen<br />

Sommer, wenn fast die ganze Welt Urlaub macht und<br />

zum Teil nach Monaco reist, ist dies möglich. Man muss<br />

nur die sanierten Touristengassen verlassen. Am besten zu<br />

Fuß. Wenn man von oben auf Monaco schaut, wie es zwischen<br />

dem Meer und den nahen Bergen eingeklemmt ist,<br />

mag der Gedanke zunächst abschreckend wirken. Man<br />

stellt sich vor, immer wieder Steigungen bewältigen oder<br />

durch serpentinenartige Straßen Umwege laufen zu müssen.<br />

Dabei ist die Erkundung der Stadt per pedes weniger<br />

anstrengend als es zunächst scheint.<br />

Denn oft machen Fahrstühle und Rolltreppen den<br />

Stadtbummel entspannter als gedacht. Ihre Benutzung<br />

ist kostenlos. Manchmal kann es zwar etwas schwierig<br />

sein, den nächsten Fahrstuhl zu finden, aber die Einheimischen<br />

kennen die Aufzüge bestens. Man muss ihnen<br />

nur folgen oder einfach nett nachfragen. Wer schlecht zu<br />

Fuß ist, oder einfach nicht laufen möchte, kann eine der<br />

sechs Buslinien, die in Monaco fahren, benutzen, wobei<br />

die Linien 1 und 2 die für Touristen interessantesten Orte<br />

anfahren.<br />

Es gibt also kein echtes Hindernis, sich zu Fuß durch<br />

Monaco treiben zu lassen. Sicher ist es ohnehin überall.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />

Oben: Die Kirche mit<br />

dem Grab von Grace<br />

Kelly. Links und unten:<br />

Impressionen aus den<br />

Straßen von Monaco.<br />

Im Jachthafen liegen<br />

Luxusjachten, die meist ein<br />

Vermögen kosten. Ganz<br />

unten rechts: Das Institut<br />

Océanographique, erbaut<br />

in spektakulärer Lage auf<br />

einem Felsvorsprung.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Dies ist geradezu ein Markenzeichen des Fürstentums.<br />

Hier brauchen weder Ferrarifahrer, noch Trägerinnen<br />

von teuren Schmuckstücken um ihr Hab und Gut zu<br />

fürchten. Dieser Umstand ist unverändert erstaunlich,<br />

wenn man bedenkt, dass die Situation im nahen Nizza<br />

ganz anders aussieht.<br />

Einen guten Startpunkt für eine Erkundungstour<br />

bildet der Jardin Exotique. Vielleicht gibt es andernorts<br />

schönere botanische Gärten, dafür ist der Park wegen<br />

seiner Sukkulentensammlung recht originell. Vor allem<br />

bietet er aber eine schöne Aussicht auf die Altstadt sowie<br />

den Fürstenpalast und zeigt, wie sehr die Stadt mit der<br />

Fürstenfamilie verbandelt ist. 1899 begann Augustin<br />

Gastaud, einen Kakteengarten anzulegen. Der damalige<br />

Fürst Albert I. war von dieser Arbeit so begeistert,<br />

dass er die Anlage dieses Parks oberhalb der Altstadt<br />

ermöglichte. Nach umfangreichen Bauarbeiten konnte<br />

der Jardin Exotique 1933 eröffnen.<br />

Die Eintrittskarte gilt übrigens gleichzeitig für den<br />

Besuch einer Höhle mit zahlreichen Stalaktiten und<br />

Stalagmiten, der « Grotte de l’observatoire ». Um den<br />

Zugang aber möglichst besucherfreundlich zu gestalten,<br />

wurde die Höhle derart umgestaltet, dass ihre Seele leider<br />

auf der Strecke geblieben ist.<br />

Wenn man anschließend vom Jardin Exotique ins<br />

Viertel Monte-Carlo hinuntergeht, werden die Wohnhäuser<br />

entlang der Straße immer edler. Man nähert sich<br />

dem Herzen des Fürstentums mit seinem Kasino. Dabei<br />

wandelt man erneut auf den Spuren der Weitsicht eines<br />

der Fürsten, die den Zwergstaat regiert haben. Charles<br />

III. hatte 1856, als Geldmangel herrschte, den Einfall,<br />

das Glücksspiel zu erlauben. Das Etablissement « Société<br />

des Bains de mer » entstand.<br />

Um das Vorhaben zu realisieren, wandte sich der<br />

Fürst an einen Experten, François Blanc. Er erwarb die<br />

Konzession für das neue Kasino für eine Einmalzahlung<br />

in Höhe von 1,7 Millionen Francs, eine jährliche Konzessionsgebühr<br />

in Höhe von 50.000 Francs sowie die<br />

Verpflichtung, zehn Prozent des Nettogewinns abzutreten.<br />

Der erste Roulettetisch wurde in einem bescheidenden<br />

Gebäude 1863 aufgestellt. Trotzdem sprach sich<br />

das neue Kasino schnell herum. Schon im ersten Jahr<br />

konnte man einen Gewinn von 800.000 Francs verbuchen.<br />

Man beschloss deshalb, die Eisenbahnstrecke von<br />

Paris über Lyon ans Mittelmeer bis nach Monaco zu<br />

verlängern.<br />

Um die Erfolgsgeschichte richtig einordnen zu können,<br />

muss man sich verdeutlichen, dass Monaco damals<br />

gerade einmal aus der Altstadt auf dem Felsvorsprung<br />

bestand. Von der heutigen Urbanität war man weit entfernt.<br />

Um ein internationales Publikum anzulocken,<br />

stießen Francois Blanc und seine Frau Marie für damalige<br />

Verhältnisse kolossale Bauvorhaben an.<br />

1864 konnte bereits das legendäre Hôtel de Paris eröffnet<br />

werden. Es galt als eines der besten Luxushotels<br />

der Welt. 1879 folgten das neue Kasino und die Oper,<br />

Wohnen Sie im Herzen der schönsten<br />

Regionen Frankreichs in einer<br />

Ferienresidenz von Arts et Vie!<br />

Ferienresidenz Serre-Chevalier ****<br />

Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer,<br />

die zum Erholungsgebiet Serre-Chevalier<br />

gehören. Der Ort bietet viele Wander– und<br />

Wintersportmöglichkeiten.<br />

Die 3-, 4- und 5- Zimmerwohnungen sind<br />

ausgestattet mit Wohnküche, Fernseher,<br />

Telefon und Internetanschluss mit W-Lan.<br />

Im Gemeinschaftshaus gibt es eine<br />

Leihbücherei, Säle für amerikanischen Billard,<br />

Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen<br />

Festsaal und eine Terrassenbar.<br />

Dazu wird ein Vergnügungsprogramm angeboten, je nach Jahreszeiten, mit Ausflügen,<br />

Spiel– und Sportveranstaltungen und Konzerten.<br />

La Cîme des Prés-Chabert – 05220 Le Monêtier-les-Bains – Tel. +33 (0)4 92 22 27 37<br />

Fax +33 (0)4 92 22 27 46 – E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Malaucène ****<br />

Im Herzen der malerischen Provence.<br />

Malaucène ist ein romantisches Dorf im<br />

Vaucluse. Es lockt mit herrlichen<br />

Naturwanderwegen und ist der ideale<br />

Ausgangspunkt für Ausflüge in die<br />

römisch-romanische Provence und zu den<br />

diversen Sommerfestivals in der Region.<br />

Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt<br />

200 m außerhalb des Ortskerns und verfügt<br />

über ein großzügiges Sportareal mit Tennis,<br />

Sauna, Wellnessbereich und Schwimmbecken<br />

(geöffnet von Juni bis <strong>September</strong>). Die komfortablen Appartements bieten Platz für<br />

4 bis 8 Personen.<br />

Boulevard des Remparts – 84340 Malaucène – Tel. +33 (0)4 90 12 62 00<br />

Fax +33 (0)4 90 12 62 99 – E-Mail: malaucene@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Samoëns<br />

Samoëns ist ein typisches und malerisches<br />

Dorf in Savoyen nahe der Schweiz und des<br />

Mont Blancs. Im Sommer ein beliebtes<br />

Wandergebiet, lockt Samoëns im Winter<br />

mit vielen Wintersportmöglichkeiten und<br />

direktem Zugang zu seinen Skipisten<br />

(die neue Seilbahn ist nur 300 m von der<br />

Ferienresidenz entfernt). Die Ferienresidenz<br />

von Arts et Vie liegt 300 m außerhalb des<br />

Ortskerns und verfügt über 4 Tennisplätze.<br />

In den gemütlichen Appartements finden 4<br />

bis 6 Personen Platz.<br />

339, route du Grand Massif – 74340 Samoëns – Tel. +33 (0)4 50 34 97 78<br />

Fax +33 (0)4 50 34 40 24 – E-Mail: samoens@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Messanges ***<br />

Eine kleine Gemeinde an der Küste von<br />

Landes. Die kleine Gemeinde Messanges<br />

liegt inmitten eines Pinienwaldes, nur<br />

1200 m entfernt von einem traumhaften<br />

Sandstrand. Unweit von Spanien und dem<br />

berühmten Guggenheim-Museum in<br />

Bilbao, befindet sich hier die Ferienresidenz<br />

Arts et Vie. Sie liegt 500 m außerhalb<br />

des Ortskerns und verfügt über ein privates<br />

Tennisareal, einen Sportplatz und ein<br />

Schwimmbad (geöffnet von Juni bis<br />

<strong>September</strong>). In den komfortablen Appartements finden 4 bis 8 Personen Platz.<br />

20 Route de la Vallée – 40660 Messanges – Tel. +33 (0)5 58 48 96 00<br />

Fax +33 (0)5 58 48 97 09 – E-Mail: messanges@artsetvie.com<br />

www.artsetvie.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />

Oben und<br />

rechts: Im Institut<br />

Océanographique.<br />

Links: Die Grotte de<br />

l’observatoire im<br />

Jardin Exotique.<br />

beides Werke von Charles Garnier, der auch das Pariser<br />

Opernhaus gebaut hat. Danach folgten ein zweites Luxushotel,<br />

l’Hermitage, aber auch geteerte Straßen, damit die<br />

Gäste ihre teuren Wagen vorführen konnten, Restaurants<br />

und Strandeinrichtungen.<br />

Innerhalb weniger Jahre wurde Monaco zum place to<br />

be. Der « Jetset » der damaligen Epoche gab sich ein Stelldichein.<br />

Napoleon III., Jules Verne, Alexandre Dumas,<br />

Jacques Offenbach, Winston Churchill, Maria Callas,<br />

Salvador Dalí, Aristoteles Onassis, um nur einige berühmte<br />

Namen zu nennen, verfielen dem Charme des<br />

Fürstentums. Eine bessere Werbung hätten sich die Monegassen<br />

nicht wünschen können.<br />

Um diesen Aufstieg zu ermöglichen, bedurfte es aber<br />

nicht nur der Einrichtung eines Kasinos, in dem die Monegassen<br />

selbst übrigens bis heute nicht spielen dürfen.<br />

Entscheidend war auch, dass 1869 auf Anordnung des<br />

Fürsten die Steuern in Monaco abgeschafft wurden. Dies<br />

lockte natürlich Vermögende und Investoren magisch an.<br />

Hinzu kam, dass sich ab 1918 Frankreich dazu verpflichtete,<br />

den kleinen Staat nach außen hin zu schützen.<br />

Zum wirtschaftlichen Erfolg gesellte sich darüber<br />

hinaus der kulturelle Aufstieg. Diverse Gedenktafeln an<br />

Häuserwänden erinnern heute an große Künstler, die<br />

in Monaco gewirkt haben. Etwa Sarah Bernhardt oder<br />

Sergei Pawlowitsch Djagilew, der als russischer Choreograf<br />

im Exil das russische Ballett im Westen bekannt<br />

machte. Berühmt ist auch das internationale Zirkusfestival<br />

im Winter.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Inszenierung<br />

Monacos als internationales Trendziel fort. Durch die<br />

Heirat von Fürst Rainer III. mit der US-amerikanischen<br />

Schauspielerin Grace Kelly wurde geradezu ein Hype<br />

entfacht. Der tragische Unfall der Gemahlin verstärkte<br />

noch den Mythos von Monaco. Hinzu kamen sportliche<br />

Großereignisse wie der Grand Prix der Formel 1.<br />

Aber nicht nur die Boulevardpresse trägt zum Ruf von<br />

Monaco bei. Auch wissenschaftliche Einrichtungen wie<br />

das Institut Océanographique, das man unbedingt besuchen<br />

sollte, tun dies. Es ist untergebracht in einem von<br />

Fürst Albert I. erdachten Gebäude, das spektakulär auf<br />

einem Felsen 85 Meter über dem Meer steht. Der Fürst<br />

war ein begeisterter Meeresforscher. Seit seiner Einweihung<br />

1910 macht das Aquarium die Unterwasserwelt einer<br />

breiten Öffentlichkeit zugänglich. Zudem wurde von<br />

Beginn an die Forschung unterstützt. Heute geht es zudem<br />

um Themen wie die Bedrohung der Unterwasserwelt<br />

oder die Artenvielfalt. Höhepunkt eines Besuchs ist das<br />

450.000 Liter fassende Haifischbecken.<br />

Am Ende des Rundganges sollte man einen Abstecher<br />

auf die Dachterrasse des Gebäudes machen, von der man<br />

einen der besten Panoramablicke auf Monaco genießt,<br />

gerade in der Abendsonne. Viele Besucher verharren hier<br />

ewig. Einige schauen dabei bestimmt zum Fürstenpalast<br />

hinüber, in der Hoffnung, vielleicht doch ein aus dem<br />

Fernsehen oder der Presse bekanntes Gesicht zu entdecken.<br />

Andere fühlen sich beim Anblick des Häusermeeres<br />

an eine Miniaturausgabe von Hongkong erinnert. So oder<br />

so, Monaco wird einen spätestens jetzt verführt haben,<br />

egal ob Millionär oder Normalverdiener.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

bie tet sich eine Anreise über Nordita<br />

lien an. Monaco befindet sich kurz<br />

hin ter der italienisch-französischen<br />

Gren ze direkt am Mittelmeer.<br />

Direkte Zugverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum nach<br />

Monaco existieren nicht. Monaco<br />

ist aber ans französische Bahnnetz<br />

angeschlossen.<br />

Opéra de Monte-Carlo<br />

Place du Casino<br />

MC-98000 Monaco<br />

Telefon: +377 98 06 28 28<br />

www.opera.mc<br />

Monaco …<br />

… Berlin 1.335 km … Hamburg 1.408 km<br />

… Köln 1.125 km … München 840 km<br />

… Wien 1.149 km … Zürich 575 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Nizza, wo hin<br />

es aus dem deutsch sprachi gen Raum<br />

diverse Direktflüge gibt: Mit Luft han sa<br />

kann von Berlin, Düssel dorf, Frank furt a.M.<br />

und Mün chen, mit air berlin von Düsseldorf,<br />

mit German wings von Ham burg<br />

und Köln/Bonn, mit EasyJet von Berlin<br />

und Basel, mit Swiss von Zürich und mit<br />

Austrian von Wien nach Nizza ge flo gen<br />

wer den. Air France bietet aus Deutschland,<br />

Öster reich und der Schweiz<br />

Verbindungen via Paris nach Nizza<br />

an. Vom Flughafen Nizza verkehren<br />

Hubschrauber nach Monaco.<br />

www.visitmonaco.com<br />

Direction du Tourisme et des Congrès<br />

de la Principauté de Monaco<br />

2a, boulevard des Moulins<br />

MC-98030 Monaco<br />

Telefon: +377 92 16 61 16<br />

Jardin Exotique de Monaco<br />

62, boulevard du Jardin Exotique<br />

MC-98000 Monaco<br />

Telefon: +377 93 15 29 80<br />

www.jardin-exotique.mc<br />

Casino de Monte-Carlo<br />

Place du Casino<br />

MC-98000 Monaco<br />

Telefon: +377 98 06 21 21<br />

www.casinomontecarlo.com<br />

n<br />

5<br />

Musée Océanographique de<br />

Monaco<br />

Avenue Saint Martin<br />

MC-98000 Monaco<br />

Telefon: +377 93 15 36 00<br />

www.oceano.mc<br />

Apt<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A52<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Marseille<br />

A50 Toulon<br />

A57<br />

France<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Monaco<br />

Nice<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Côte d‘Azur: Jean Cocteau<br />

zwischen Nizza und Menton<br />

Es gibt Künstler, die stehen<br />

nicht für eine Kunst oder<br />

eine Kunstrichtung,<br />

sondern für die Kunst an<br />

sich. Jean Cocteau ist so einer. Sein Werk<br />

ist derart vielseitig, dass es als Synonym<br />

für die französische Kunst des frühen 20.<br />

Jahrhunderts gelten kann. Wer ein solches<br />

Werk hervorbringt, lebt intensiv und sein<br />

Geist braucht ästhetische Nahrung. Wo<br />

findet er die am ehesten, wenn nicht unter<br />

dem sonnenblauen Himmel der Côte<br />

d‘Azur? Eine Reise auf den Spuren Jean<br />

Cocteaus zwischen Nizza und Menton.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Nizza: Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

Dank ihrer privilegierten<br />

Lage ist Nizza eine der<br />

ersten Städte Frankreichs,<br />

die sich aus der Winterkälte verabschiedet<br />

und den Frühling begrüßt. Der Ende Februar<br />

stattfindende Karneval, bei dem die<br />

Einwohner die Nächte zum Tag machen<br />

und untereinander Blumenschlachten<br />

organisieren, symbolisiert den Beginn<br />

der schönen Jahreszeit. Wenn die noch<br />

schüchterne Frühlingssonne die Straßen in<br />

ein verheißungsvolles Licht hüllt, ergeben<br />

sich ungewohnte Perspektiven in einer<br />

Stadt, die wie eine Diva mit zunehmendem<br />

Alter ihre Reize nicht verliert. Eine Reise in<br />

Bildern.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Eze: Wo die Berge ins Meer fallen<br />

Von den vielen Bergdörfern<br />

im Hinterland der<br />

Côte d‘Azur ist Eze<br />

das wahrscheinlich<br />

spektakulärste. Zwischen<br />

Nizza und Monaco gelegen, zieht sich<br />

der Ort vom Mittelmeer die Hänge<br />

hinauf, bis zu einer Höhe von 675 Metern.<br />

Neben einzigartigen Panoramablicken<br />

und schmucken Gassen lockt zudem ein<br />

sehenswerter Kakteengarten. Alles reichlich<br />

Gründe, um Eze einen Besuch abzustatten.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Grasse: Der Duft einer<br />

Hauptstadt<br />

Auf einer Höhe von 350<br />

Metern zwischen dem<br />

Mittelmeer und den<br />

Alpen gelegen, lockt<br />

Grasse im Hinterland von Cannes viele<br />

Touristen an. Neben der Altstadt, die mit<br />

ihren Fassaden an Südfrankreich und Italien<br />

gleichermaßen erinnert, ist es vor allem<br />

ein Duft, der die Menschen ködert: Der<br />

Duft kostbarer Flacons. Denn Grasse ist die<br />

Hauptstadt der Parfumwelt, einer Industrie,<br />

die eine lange Tradition im Ort hat, wenn<br />

sie sich auch immer mehr verändert. Ein<br />

Besuch der Stadt weckt deshalb gemischte<br />

Gefühle zwischen Nostalgie und der<br />

industriellen Realität von heute.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />

Musée Kunstgenuss<br />

Matisse in Le Cateau-Cambrésis<br />

auf dem platten Land<br />

Völlig unerwartet befi ndet sich im Departement<br />

Nord eine Autostunde südöstlich von<br />

Lille in einem nur 7.000 Einwohner zählenden<br />

Dorf ein Kunstmuseum von internationalem<br />

Rang: das Musée Matisse in Le Cateau-<br />

Cambrésis. Jedes Jahr zieht es zehnmal<br />

mehr Besucher an, als der Ort Einwohner<br />

hat. Gezeigt werden zahlreiche Werke von<br />

zwei bekannten Söhnen der Kommune, Henri<br />

Matisse und Auguste Herbin, sowie das Vermächtnis<br />

des Kunstkritikers , Kunstsammlers<br />

und Verlegers Stratis Eleftheriadis, bekannt<br />

unter dem Namen Tériade. Dieses Museum<br />

allein rechtfertigt jede Reise in den Norden<br />

Frankreichs.<br />

Das Schicksal meinte es gut mit Le Cateau-Cambrésis.<br />

Wie viele andere Orte in der Region erlebte<br />

das Dorf glorreiche Zeiten am Ende des 19. Jahrhunderts,<br />

als die Gegend für ihre Textilindustrie berühmt<br />

war. Damals stellte man einige der besten Stoffe für Kleidung<br />

und Möbel her. Die Maschinen liefen ohne Unterbrechung<br />

und die Familien der Region hatten ein gutes<br />

Auskommen. Dann drehte der Wind. Moden und Techniken<br />

änderten sich. Die nordfranzösische Textilindustrie<br />

rutschte in eine ausweglose Krise. Die Arbeitslosigkeit in<br />

Le Cateau-Cambrésis wie in den Nachbargemeinden<br />

schnellte in die Höhe. Die internationale Konkurrenz war<br />

zu stark geworden, die Mächte des freien Marktes schlugen<br />

ohne Erbarmen zu.<br />

Le Cateau-Cambrésis drohte das gleiche Schicksal<br />

wie vielen anderen Orten der Region, die bis heute vom<br />

Strukturwandel gezeichnet und deren Namen mehr oder<br />

weniger in Vergessenheit geraten sind. Doch das Dorf<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


hatte Glück. Der Zufall wollte es, dass zwei große Maler<br />

dort geboren worden waren. Ihre Namen wurden die<br />

neuen Pfründe, mit denen es nach dem Untergang der<br />

Textilindustrie zu wuchern galt. Die Kunst wurde der<br />

Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft.<br />

Heute kommen jedes Jahr 70.000 Besucher in den<br />

kleinen Ort, um die im Museum ausgestellten Exponate<br />

zu bewundern. Eine Erfolgsgeschichte, die gerne als Beispiel<br />

für einen geglückten Strukturwandel genannt wird.<br />

Aber wie kam es genau zu dieser neuen Epoche in der<br />

Geschichte von Le Cateau-Cambrésis?<br />

Die Voraussetzungen dafür wurden am letzten Tag<br />

eines Jahres geschaffen, um genau zu sein, am 31. Dezember<br />

1869. An dem Tag erblickte ein kleiner Junge im<br />

Haus mit den Nummern drei bis fünf an der Place du Capitaine-Vignol<br />

das Licht der Welt. Der Name des Babys:<br />

Henri Matisse. Heute verbinden viele den Maler mit den<br />

Farben Südfrankreichs und des Mittelmeers. Dabei sind<br />

es die Weizen- und Rübenfelder Nordfrankreichs sowie<br />

der schnell wechselnde Himmel, die zunächst seinen Horizont<br />

bildeten. Er war das Kind einer typischen Familie<br />

der Region: Sein Vater stammte aus einer Weberfamilie,<br />

seine Mutter aus einer Gerberfamilie. Beide betrieben<br />

einen Samenhandel und eine Drogerie. Es waren bescheidene<br />

Verhältnisse, aber es fehlte an nichts Essentiellem.<br />

Durch das Geschäft seiner Eltern kam Henri Matisse<br />

in jungen Jahren in Kontakt mit Webern der Gegend. Er<br />

entdeckte seine Liebe zu schönen Stoffen, insbesondere zu<br />

den Woll- und Seidenstoffen, die für die Haute-Couture-<br />

Häuser in Paris gefertigt wurden. Schon damals war er<br />

fasziniert von dem Spiel der Farben. Seine Leidenschaft<br />

für Stoffe prägte auch seinen letzten Lebensabschnitt, als<br />

er mit über 70 Jahren seinen Pinsel gegen eine Schere eintauschte<br />

und Collagen aus Papier zusammenschnitt.<br />

Seine Leidenschaft fürs Malen entdeckte Henri Matisse<br />

im Alter von 21 Jahren. Er befand sich nach einer<br />

Blinddarmentzündung zur Genesung bei seinen Eltern. In<br />

einem Schreiben schilderte er die Situation rückblickend<br />

wie folgt: « Es gab bei meinen Eltern einen Nachbarn, der<br />

Direktor einer Weberei war. In seiner Freizeit malte er<br />

Schweizer Landschaften. Er erzählte mir, dass es für ihn<br />

entspannend sei und man dadurch etwas für die Wände<br />

hätte. Er fragte mich, warum ich es nicht auch versuche. »<br />

Henri Matisse ließ sich überreden und fing mit der Malerei<br />

an. Eine einzigartige Karriere nahm ihren Lauf.<br />

Kurz danach, 1891, verließ er seine Heimat, um mit 22<br />

Jahren nach Paris zu ziehen. Der Beginn in der Hauptstadt<br />

war eher schwierig. Eine Zeit lang lebte Matisse vom Anfertigen<br />

von Kopien von Werken aus dem Louvre. Die mächtige<br />

Ecole des Beaux Arts lehnte seine eigenen Arbeiten ab.<br />

Man bescheinigte ihm eine unperfekte Pinselführung.<br />

Alsbald stellten sich danach jedoch erste Erfolge ein.<br />

Davon hörte man auch in seinem Geburtsort. Die Leute<br />

in Le Cateau-Cambrésis begannen, sich für sein Wirken<br />

zu interessieren. Allerdings ließ man den Maler zunächst<br />

in Ruhe. Seiner Heimat in Nordfrankreich blieb Matisse<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />

übrigens stets treu. Egal ob in der Pariser Zeit oder später,<br />

als er den Süden des Landes entdeckte und sich dort, von<br />

den örtlichen Lichtverhältnissen angezogen, niederließ.<br />

Niemals verleugnete er seine Herkunft. Er war stolz, ein<br />

Kind des Nordens zu sein.<br />

1934 wagte es der Museumsdirektor in Cambrai, Ernest<br />

Gaillard, einen Brief an Henri Matisse zu schicken.<br />

Darin bat er ihn, ein Gemälde für sein Museum geschenkt<br />

zu bekommen. Der Maler antwortete ihm höflich, dass er<br />

leider kein Gemälde zur Verfügung hätte, ihm aber gerne<br />

eine Zeichnung schicken werde, was er auch gleich darauf<br />

tat. Einige Jahre später, 19<strong>47</strong>, nahm Ernest Gaillard<br />

erneut Kontakt mit dem Maler auf und bat ihn wiederum<br />

um ein Gemälde. Henri Matisse bedauerte nochmals,<br />

kein Bild schicken zu können. Erneut sandte er aber eine<br />

Zeichnung an das Museum von Cambrai.<br />

Doch die Menschen in Nordfrankreich sind bekannt<br />

dafür, dickköpfig zu sein und sich nicht so schnell abwimmeln<br />

zu lassen. Parallel zu den Bemühungen von Ernest<br />

Gaillard unternahm der Bürgermeister von Le Cateau-<br />

Cambrésis im gleichen Jahr einen Anlauf der Kontaktaufnahme,<br />

vielleicht auf etwas geschicktere Weise. Er nutze<br />

die Verleihung des Ehrenlegionsordens an Henri Matisse,<br />

um ihm seine große Bewunderung und die aller Einwohner<br />

seiner Geburtsstadt zu übermitteln. Nicht ohne Hintergedanken<br />

schrieb er: « Sicherlich haben Sie den kleinen<br />

Ort vergessen, in dem Sie geboren wurden. Aber seien Sie<br />

sicher, wir sind viele hier, die Ihren verdienten Aufstieg<br />

verfolgt haben, und wir sind stolz auf unseren berühmten<br />

Mitbürger. » Der Bürgermeister traute sich noch nicht offen<br />

zu sagen, was viele im Dorf bereits dachten: Ein paar<br />

Bilder von Matisse wären gut für die eigene Situation.<br />

Kurz danach reiste eine heterogene Delegation – ein<br />

Versicherungsagent war genauso darunter wie ein Konditor<br />

– nach Paris, um sich mit dem Maler zu treffen. Sie<br />

kamen nicht mit leeren Händen: Die Vertreter aus Le<br />

Auf ein Bier ins Kloster<br />

Nur ein paar Schritte vom Museum entfernt, überrascht Le<br />

Cateau-Cambrésis mit einer weiteren Sehenswürdigkeit:<br />

die Brasserie Historique de l’Abbaye. In einem<br />

denkmalgeschützten Gebäude, das sich an der gleichen<br />

Stelle befindet wie früher die Abtei, braut die einstige<br />

Klosterbrasserie ein über die Grenzen des Ortes hinaus<br />

bekanntes Bier. Perfekt, um nach einem Museumsbesuch<br />

eine Pause einzulegen oder gleich zu Abend zu essen.<br />

Brasserie Historique<br />

de l’Abbaye du Cateau-Cambrésis<br />

16, rue du Marché aux Cheveux<br />

59360 le Cateau-Cambrésis<br />

Telefon: +33 (0)3 27 07 19 19<br />

www.brasserieducateau.fr<br />

Geöffnet täglich außer montags<br />

von 10.00 bis 22.00 Uhr<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Oben: Eine Originalfarbpalette von Matisse.<br />

Rechts: Die Gesichter der drei Enkelkinder<br />

von Henri Matisse, einst vom ans Bett<br />

gefesselten Künstler in Südfrankreich gemalt.<br />

Linke Seite: Einer der Ausstellungsräume, wo<br />

Zeichnungen von Matisse präsentiert werden.<br />

S. 58 und 59 oben: Das Musée Matisse von<br />

außen. S. 59 Mitte: Das von Matisse für seinen<br />

Verlegerfreund gestaltete Esszimmer. S. 59<br />

unten: Von Matisse gestaltete bunte Fenster.<br />

Cateau-Cambrésis eröffneten Matisse die Idee, die Schule<br />

des Dorfes nach ihm benennen zu wollen. Das Kalkül<br />

ging auf. Henri Matisse fühlte sich geschmeichelt und<br />

willigte wohlwollend ein. In dem Gespräch wurde die<br />

Idee in den Raum gestellt, ein kleines Museum über ihn<br />

eröffnen zu wollen.<br />

Danach ging alles recht flott. 1951 wurde vom Gemeinderat<br />

die Gründung eines Matisse-Museums beschlossen.<br />

Das Museum aus Cambrai erklärte sich bereit,<br />

ein Dutzend Gemälde und eine Skulptur auszuleihen.<br />

Außerdem fand man Geld, um drei Lithographien anzukaufen.<br />

Eingerichtet wurde das kleine Museum im Ehrensaal<br />

des Rathauses.<br />

Als Henri Matisse von diesem Engagement in seiner<br />

Geburtsstadt erfuhr, es war das erste Museum über den<br />

Maler, das zu Lebzeiten geschaffen wurde, zeigte er sich<br />

großzügig und vermachte 38 Skizzen, fünf Skulpturen,<br />

zwei Gemälde, zwei Wandteppiche, 27 Stiche, zehn Bücher<br />

und 25 Fotos der neuen Einrichtung. Der Schule, die<br />

seinen Namen trägt, spendete er zudem ein buntes, von<br />

ihm gestaltetes Fenster. Le Cateau-Cambrésis hatte plötzlich<br />

einen kleinen Kunstschatz.<br />

Damit aber noch nicht genug des Glücks. 1955, ein<br />

Jahr nach dem Tod von Henri Matisse, vermachte ein<br />

anderer Sohn des Dorfes und ebenfalls berühmter Maler,<br />

Auguste Herbin, der Kommune 24 Gemälde, Zeichnungen<br />

und Skulpturen. Damit zeichnete sich ab, dass der<br />

Ehrensaal des Rathauses als Museum langfristig zu klein<br />

sein würde. 1982 wurde das Museum deshalb in das Palais<br />

Fénélon verlegt. Parallel dazu entschlossen sich die Nachfahren<br />

von Matisse, dem Museum in seiner Geburtsstadt<br />

weitere Werke zur Verfügung zu stellen, so dass die ganze<br />

Karriere des Künstlers zur Geltung kommen konnte.<br />

Ein Jahrzehnt später, 1992, erklärte sich das Departement<br />

Nord bereit, die Kosten des Museums, das inzwischen<br />

immer beliebter wurde, zu übernehmen und daraus ein<br />

Haus von überregionaler Bedeutung zu machen. Umfangreiche<br />

Sanierungs- und Ausbauarbeiten wurden geplant<br />

und im Jahr 2000 angeschoben. Dazu gehört auch ein moderner<br />

Anbau mit einer Fassade aus Ziegeln und Fenstern,<br />

der dem ganzen Museum eine zeitgenössische Note gibt.<br />

Doch selbst das war noch nicht das Ende der Glückssträhne<br />

von Le Cateau-Cambrésis. Alice Tériade, die<br />

Witwe eines bedeutenden Kunstsammlers, Kunstkritikers<br />

und Verlegers, der mit Matisse befreundet war, entschied,<br />

das verlegerische Erbe ihres Mannes dem Museum zu<br />

übergeben. Außerdem vermachte sie Meisterwerke der<br />

modernen Kunstsammlung ihres Mannes und ließ das<br />

von Matisse entworfene Speisezimmer aus der Sommerresidenz<br />

in Vence wieder aufbauen. Es war eine der größten<br />

Schenkungen, die ein Museum in Frankreich je erhielt.<br />

So kam es, dass das kleine Dorf heute ein Museum<br />

besitzt, das auf einer Stufe mit den Kunsttempeln der<br />

großen europäischen Städte steht. Allerdings darf nicht<br />

verschwiegen werden, dass es auch ein paar Proteste gab.<br />

Als das Museum 2002 wiedereröffnet wurde, schlossen<br />

am Eröffnungstag alle Restaurants im Dorf. Die Bürger<br />

wollten damit zum Ausdruck bringen, dass sie Jobs und<br />

keine Museen bräuchten. Heute wollen aber selbst die<br />

Kritiker von einst nicht mehr auf die Einrichtung verzichten.<br />

Die Einwohner von Le Cateau-Cambrésis dürfen<br />

sogar kostenlos in die ehrwürdigen Räume. Eine Geste,<br />

die Matisse sicherlich gefallen hätte.<br />

Auf ein Werk ist man im Museum übrigens ganz besonders<br />

stolz: An einer der Decken des Gebäudes prangen<br />

drei Gesichter. Es handelt sich um die Enkelkinder<br />

Jacqueline, Claude und Gérard von Henri Matisse. Die<br />

Porträts wurden von dem Künstler gemalt, als ihn die drei<br />

zu seinem 80. Geburtstag besuchten. Matisse war bereits<br />

ans Bett gefesselt. Er befestigte ein Stück Kreide an einer<br />

Angelrute und zeichnete das Bild an die Decke seines<br />

Ateliers in Südfrankreich. « Ich habe sie an die Decke gemalt,<br />

um sie jederzeit zu sehen, gerade nachts. Dann fühle<br />

ich mich weniger einsam », erklärte er dazu. Die Decke<br />

wurde später im Originalzustand aus Südfrankreich nach<br />

Le Cateau-Cambrésis gebracht.<br />

Nun wachen die drei Gesichter über den Geburtsort<br />

des Großvaters und erinnern daran, dass Kunst überall<br />

bewegen und erfolgreich sein kann, auch in einem kleinen<br />

Dorf auf dem platten Land.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />

Aus Norddeutschland erreicht man<br />

Le Cateau-Cambrésis über Belgien<br />

und Valenciennes. Von Valenciennes<br />

führt die D955 nach Le Cateau-<br />

Cambrésis. Aus Süddeutschland,<br />

Österreich und der Schweiz ist die<br />

Anreise über den Osten Frankreichs<br />

günstiger. Bei Saint-Quentin verlässt<br />

man die Autobahn und gelangt über<br />

die D644 und D932 nach Le Cateau-<br />

Cambrésis. Das Museum ist im Ort<br />

ausgeschildert.<br />

Le Cateau-Cambrésis …<br />

… Berlin 877 km … Hamburg 727 km<br />

… Köln 312 km … München 839 km<br />

… Wien 1.256 km … Zürich 715 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Lille,<br />

wohin es jedoch aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz keine<br />

Direktflüge gibt. Der nächste aus dem<br />

deutschsprachigen Raum nonstop<br />

angeflogene Flughafen ist in Paris.<br />

Eine Alternative ist der Flughafen von<br />

Brüssel.<br />

Le Cateau-Cambrésis ist ans franzö<br />

si sche Bahnnetz an ge schlossen.<br />

Di rek te Zug ver bin dun gen aus dem<br />

deutsch sprach igen Raum existieren<br />

aller dings nicht.<br />

www.museematisse.cg59.fr<br />

Musée Matisse<br />

Palais Fénélon<br />

11, place du Commandant Edouard<br />

Richez<br />

59360 Le Cateau-Cambrésis<br />

Telefon: +33 (0)3 59 73 38 00<br />

Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre<br />

kostenlos<br />

Boulogne<br />

Calais Dunkerque<br />

Amiens<br />

A16<br />

Arras<br />

Lille<br />

A1/E15-E19<br />

Roubaix<br />

Gent<br />

Cambrai<br />

Le Cateau-Cambrésis<br />

Saint-Quentin<br />

A26/E17<br />

Reims<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Belfriede: Symbole der Freiheit<br />

23 Belfriede in Frankreichs<br />

Norden stehen unter<br />

dem Schutz des<br />

Weltkulturerbes der<br />

UNESCO, womit die UN-<br />

Sonderorganisation den besonderen<br />

Wert dieser Bauten aus dem Mittelalter,<br />

die stets ein Symbol der kommunalen<br />

Unabhängigkeit waren, anerkennt. Eine<br />

Reise zu den Türmen des Nordens ist eine<br />

gute Möglichkeit, sich der Seele dieser<br />

Region zu nähern.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />

Jardin Mosaic: Ein Spaziergang<br />

wird zur Reise<br />

Der Jardin Mosaïc wurde<br />

anlässlich des 2004 in<br />

Lille stattgefundenen<br />

europäischen<br />

Kulturhauptstadtjahres geschaffen. Es<br />

ist ein Park, der sich von anderen im<br />

Land unterscheidet. Denn die diversen<br />

Themengärten innerhalb desselben<br />

sind eine Hommage an die Männer<br />

und Frauen aus vielen Nationen, die<br />

im Großraum Lille eine neue Heimat<br />

gefunden haben und die Region heute<br />

prägen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Arras & Douai: Riesen für den<br />

Kleinen<br />

Seit dem 16. Jahrhundert<br />

existiert im Norden<br />

Frankreichs und<br />

dem angrenzenden<br />

Flandern die Tradition riesiger Puppen,<br />

die zu einer Art Maskottchen der<br />

jeweiligen Orte geworden sind und bei<br />

festlichen Anlässen von Einwohnern<br />

durch die Straßen getragen werden.<br />

Ein Spektakel, das nicht nur Kinder<br />

fasziniert und einen Reiseplan spontan<br />

durcheinanderbringen kann.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

10 Ideen für Nord-Pas-de-<br />

Calais<br />

Lange Zeit spielte die<br />

Region Nord-Pas-de-<br />

Calais keine große Rolle<br />

auf der Landkarte der Reisenden. Wegen<br />

ihrer Vergangenheit als Bergbau- und<br />

Industrieregion und wegen des weniger<br />

sonnigen Wetters als andernorts in<br />

Frankreich galt die Gegend als touristisch<br />

weniger interessant. Doch das Bild hat<br />

sich in den letzten Jahren zu Recht<br />

gewandelt.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Pays de Condé: Eine<br />

Bergbaugegend erfindet<br />

sich neu<br />

270 Jahre lang wurde<br />

in der Region Nord-<br />

Pas-de-Calais Kohle gefördert. Mit der<br />

Schließung der letzten Zeche 1990 drohte<br />

eine Region, die über Jahrzehnte der<br />

Motor der französischen Industrialisierung<br />

war, in eine Depression zu fallen. Doch<br />

die Solidarität und der Einfallsreichtum<br />

der Menschen im Norden Frankreichs<br />

sorgten dafür, dass neue Perspektiven<br />

entstanden. Der Parc Naturel Régional<br />

Scarpe-Escaut mit dem Pays de Condé<br />

illustriert perfekt das neue Gesicht der<br />

einstigen Bergbaugegend.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 63


FRANKREICH HEUTE Monnaie de Paris<br />

Teil 2: Pessac, hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung<br />

Frankreichs älteste Institution, die Münzprägeanstalt von Paris, hat uns in der letzten Ausgabe<br />

die Türen zu ihrem historischen Palais am Quai de Conti in Paris geöffnet. Doch während in der<br />

französischen Hauptstadt nur noch besondere Münzen und Medaillen geprägt werden, fi ndet<br />

die eigentliche Produktion seit den 1970er-Jahren in Pessac im Großraum von Bordeaux statt.<br />

1,5 Milliarden Münzen pro Jahr verlassen die wie ein Hochsicherheitsgefängnis geschützte Fabrik.<br />

Alle französischen Euro-Münzen, aber auch die Münzen anderer Staaten und Währungen,<br />

werden dort hergestellt. Für Besucher ist die Einrichtung nicht zugänglich. In unserer Serie über<br />

Monnaie de Paris wurde uns allerdings der Zutritt gewährt.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Wenn man mit dem Auto vor der Produktionsstätte<br />

der Münzprägeanstalt in Pessac vorfährt, beschleicht<br />

einen ein leicht mulmiges Gefühl. Der<br />

Bau ist derart gesichert und abweisend, dass man sich eher an<br />

ein Gefängnis denn eine Fabrik erinnert fühlt. 26.000 Kubikmeter<br />

Beton und 1.200 Tonnen Stahl wurden für das Werk<br />

verbaut. Die Architektur spiegelt den Geschmack der<br />

1970er-Jahre wider. Zehn Hektar nehmen die Gebäude ein.<br />

Sie befinden sich dabei auf einem achtmal so großen Grundstück,<br />

das durch hohe Mauern und Zäune abgeschirmt wird.<br />

Lediglich im Wind wehende Fahnen Frankreichs und<br />

der Europäischen Union sowie der in einen Betonblock<br />

gemeißelte Schriftzug « Monnaie de Paris – Etablissement<br />

de Pessac » erinnern einen daran, dass sich in dieser Festung<br />

aus Beton keine Gefangenen befinden.<br />

Seit 40 Jahren, genauer gesagt seit dem 1. <strong>September</strong><br />

1973, werden hier die gesamten Münzen Frankreichs<br />

geprägt. Früher natürlich in Franc, heute in Euro. 850<br />

Millionen Münzen pro Jahr sind es zurzeit. Hinzu kommt<br />

die Prägung von Münzen ausländischer Staaten. Seit der<br />

Eröffnung der Fabrik in Pessac ließen bereits 40 Zentralbanken<br />

in dem Vorort von Bordeaux ihr Geld prägen.<br />

Der Startschuss für diese ungewöhnliche Fabrik fiel<br />

Ende der 1950er-Jahre. Damals zeichnete sich bereits ab,<br />

dass die historischen Räume von Monnaie de Paris im<br />

Herzen der französischen Hauptstadt für die Zukunft<br />

nicht mehr geeignet sein würden. Die Verhältnisse waren<br />

schlicht zu beengt. Die Errichtung einer modernen Produktionsstätte<br />

wurde unausweichlich. Der Staat entschied<br />

sich für Pessac im Südwesten des Landes.<br />

Als zukünftige Arbeitsteilung der beiden Standorte<br />

von Monnaie de Paris wurde festgelegt, dass in<br />

Paris die Prägung besonderer Münzen, Medaillen und<br />

Auszeichnungen verbleiben sollte, also der handwerk-<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Monnaie de Paris<br />

lich anspruchsvolle Teil. Nach Pessac kam dagegen die<br />

industrielle Massenproduktion von Münzen, aber auch<br />

von Spielmarken und einigen Sammlerstücken. Heute<br />

befinden sich in Pessac zudem das Nationale Zentrum zur<br />

Untersuchung von Münzen (Centre National d’Analyse<br />

des Pièces) sowie das Europäische Technische und Wissenschaftliche<br />

Zentrum (Centre Technique et Scientifique<br />

Européen), die beide im Kampf gegen Geldfälschung auf<br />

nationaler und europäischer Ebene aktiv sind.<br />

Nur ausgewählte Personen haben natürlich Zutritt<br />

zu der Produktionsstätte in Pessac, insbesondere die 300<br />

Mitarbeiter sowie von Zeit zu Zeit Vertreter ausländischer<br />

Staaten und Zentralbanken, die über eine Produktion ihrer<br />

Münzen in Frankreich nachdenken oder diese bereits<br />

hier prägen lassen. Denn obwohl sich Monnaie de Paris in<br />

staatlicher Hand befindet, angebunden an das Finanzministerium,<br />

wird es seit 2007 als privatwirtschaftlich ausgerichtetes<br />

Unternehmen geführt. Die Institution hat seitdem<br />

den Status eines « Etablissement Public à Caractère<br />

Industriel et Commercial », kurz EPIC, grob übersetzt:<br />

Öffentliche Einrichtung mit industrieller und kommerzieller<br />

Ausrichtung.<br />

Dies bedeutet, dass die Institution nun Rentabilitätsziele<br />

wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen<br />

erreichen muss. Ging es früher nur darum, Frankreichs<br />

Münzen zu prägen, muss die « neue » Monnaie de Paris<br />

Geld erwirtschaften. Dafür wurde extra eine Abteilung<br />

für ausländische Münzen gebildet, die sich um Aufträge<br />

von anderen Staaten kümmert. Die Münzprägeanstalt soll<br />

exportieren und mit ihrem langjährigen Know-how neue<br />

Märkte erobern.<br />

Wenn man erst einmal das Zutrittsprozedere in Pessac<br />

hinter sich gebracht hat, natürlich muss man einen Metalldetektor<br />

passieren, fühlt man sich nicht mehr an ein<br />

Gefängnis, sondern an einen Flughafen erinnert; ganz besonders<br />

an den Terminal 1 des Flughafens Paris-CDG, der<br />

aus der gleichen Epoche stammt. Es gibt ein Hauptgebäude,<br />

von dem man durch lange Gänge zu mehreren Satelliten<br />

gelangt. Eigentlich fehlen nur die Lautsprecheransagen für<br />

abgehende Flüge und die Täuschung wäre perfekt.<br />

In einem ruhigen Bereich des Gebäudekomplexes<br />

befindet sich der Arbeitsplatz von Nicolas Cozon. Er ist<br />

einer von drei Graveuren, die sich um die Gestaltung der<br />

Münzen kümmern. Seine Ausbildung erhielt er an der<br />

ehrwürdigen Schule « Boulle » in Paris. Seit 1996 ist er<br />

für Monnaie de Paris tätig. Sein Atelier geht nach Norden<br />

hinaus. « Wie die von allen Künstlern hier », merkt<br />

er mit einem Lächeln an, wobei ihm das Wort Künstler<br />

nur schwer über die Lippen zu kommen scheint. Dabei ist<br />

diese Bezeichnung absolut gerechtfertigt.<br />

In kunstvoller Handarbeit fertigt Nicolas Cozon zunächst<br />

Skizzen, dann Gipsformen und Messingmodelle<br />

und schließlich die Formen für die Prägung. Als Vorlage<br />

für seine Motive dienen Bilder und Zeichnungen. Was<br />

sich einfach anhört, ist in Wahrheit eine beeindruckende<br />

Kunst. Vor allem darf sich Nicolas Cozon nicht irren.<br />

Doch er kennt die entscheidenden Kniffe: « Auf einer<br />

Münze sind, anders als auf Medaillen, die Prägungen nur<br />

ganz leicht. Es geht fast mehr um Andeutungen, die das<br />

Auge des Betrachters vervollständigt. Man muss also äußerst<br />

präzise arbeiten. »<br />

Natürlich wird diese Arbeit heute von Computern unterstützt.<br />

Im Nachbarzimmer stehen einige. Der Graveur<br />

wird damit zum digitalen Mediengestalter. Doch Nicolas<br />

Cozon macht sich keine Sorge, dass die Handarbeit verschwinden<br />

wird: « Für einige Motive ist der Computer<br />

perfekt, da er schneller ist. Doch sobald es beispielsweise<br />

um die Abbildung eines Porträts geht, ersetzt nichts die<br />

kunstvolle Handarbeit. Gesichtsausdrücke und Emotionen<br />

lassen sich nur per Hand richtig wiedergeben. »<br />

Wechsel zu einem anderen Bereich der Fabrik: Während<br />

die Ateliers der Graveure eine Oase der himmlischen<br />

Ruhe sind, tobt einige Meter davon entfernt ein Höllenlärm.<br />

Er stammt von den Prägemaschinen. Es sind 30<br />

Stück, wobei jede Maschine pro Minute 850 Münzen<br />

prägen kann. Allerdings verursacht weniger der Prägevorgang<br />

den Lärm, sondern vielmehr das Fallen der fertigen<br />

Münzen in einen Sammelbehälter. Es hört sich an wie in<br />

einem großen Kasino mit einarmigen Banditen.<br />

Vor einer der Maschinen, die aus deutscher Produktion<br />

stammen, steht Christophe Sauvial. Er gehört zu dem<br />

Team der Qualitätskontrolleure. Mit Argusaugen achtet<br />

er darauf, dass die von der Maschine ausgespuckten Münzen<br />

– gerade werden Ein-Cent-Münzen geprägt – den hohen<br />

Qualitätsansprüchen genügen. Es ist unglaublich, mit<br />

welcher Fähigkeit er so viele Münzen auf einmal erfasst.<br />

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Produktionsprozess<br />

stören können. So kann beispielsweise zu schwüles<br />

Wetter zu einer sofortigen Oxidation der Münzen führen.<br />

Am anderen Ende der Produktionskette achtet ein<br />

Kollege von ihm, Denis Lacoste, darauf, dass die fertigen<br />

Münzen richtig verpackt werden. Dank einer Maschine<br />

werden 200 Ein-Cent-Münzen eingerollt, die dann wiederum<br />

in Kartons gestapelt werden, die am Ende einen<br />

Wert von 30 Euro haben. Bevor sie zum Kunden gebracht<br />

werden, entweder die Banque de France oder eine andere<br />

Nationalbank, kommen sie in einen Tresor.<br />

Anschließend geht es für uns zurück zum Verwaltungstrakt<br />

des Gebäudekomplexes. Nach den ultramodernen<br />

Maschinen kommt einem in der Haupthalle mit ihrem<br />

1970er-Jahre-Charme ein Ausspruch von Nicolas Cozon<br />

in den Sinn. « Wir sind die Verbindung zwischen einer<br />

manuellen Arbeit und einer industriellen Produktion »,<br />

beschrieb er seine Funktion. Genau dieser Spagat zeichnet<br />

Monnaie de Paris auch insgesamt aus. Jahrhundertealtes<br />

Wissen trifft auf moderne High-Tech-Methoden.<br />

Zum Schluss treffen wir Nathalie Pasquet, Direktorin<br />

der Abteilung für ausländische Münzen. Von der<br />

Privatwirtschaft kommend, fing sie 2008 ihren Job in<br />

der Münzprägeanstalt an, ein Jahr nachdem die Institution<br />

ihre neue renditeorientierte Ausrichtung verordnet<br />

bekommen hatte. Also zu einem Zeitpunkt, als sich alles<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


im Umbruch befand und dringend neue Märkte erschlossen<br />

werden mussten. Was Monnaie de Paris seit<br />

Jahrhunderten für die Banque de France und für einige<br />

wenige alte Kunden, insbesondere Zentralbanken<br />

ehemaliger Kolonien, fertigte, sollte nun auch anderen<br />

Zentralbanken angeboten werden.<br />

Nathalie Pasquet bereist deshalb mit zwei Außendienstmitarbeitern<br />

die Welt, stets auf der Suche nach<br />

neuen Aufträgen. Oftmals wird sie dabei von den<br />

französischen Botschaften vor Ort unterstützt, die<br />

Kontakte herstellen können. Schwerpunktmäßig sucht<br />

sie nach Ländern, die selbst nicht über die notwendige<br />

Infrastruktur zur Münzprägung verfügen. « Insgesamt<br />

arbeiten wir mit rund 20 Staaten zusammen », verrät<br />

die Direktorin, die gerade aus Dakar zurückkommt.<br />

Dazu zählen Luxemburg, Guatemala, Saudi-Arabien,<br />

Oman, Tunesien und Uruguay. Ein neuer Auftrag<br />

kommt gerade aus Thailand. Für das Land sollen in<br />

Kürze 200 Millionen Münzen geprägt werden.<br />

Nathalie Pasquet ist sich natürlich durchaus bewusst,<br />

dass nicht nur Monnaie de Paris nach lukrativen Aufträgen<br />

sucht. Die Konkurrenz ist stark. Auch Münzprägeanstalten<br />

aus Kanada, Großbritannien, Finnland,<br />

Südafrika, der Slowakei und kürzlich Deutschland sind<br />

auf dem Markt unterwegs. Doch sie ist sich der eigenen<br />

Stärken bewusst: « Es ist nicht einfach, eine öffentliche<br />

Institution privatwirtschaftlich zu organisieren, aber uns<br />

ist das Schritt für Schritt gelungen. Wir können heute<br />

mit einem historisch gewachsenen Know-how und unserem<br />

guten Renommee punkten. »<br />

2012 erreichte Nathalie Pasquet mit 19 Millionen<br />

Euro Umsatz pro Jahr bereits 80 Prozent der Summe,<br />

die ihr bis 2015 pro Jahr vorgegeben ist. Sie hat also<br />

allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen,<br />

zumal ihr Bereich für das Unternehmen immer wichtiger<br />

wird. Denn während 2012 neun Prozent weniger<br />

Münzen für die französische Zentralbank geprägt<br />

wurden, stieg die Produktion für ausländische Zentralbanken<br />

im gleichen Zeitraum um zehn Prozent. Der<br />

Export boomt.<br />

Monnaie de Paris verändert sich. Das spürt man in<br />

Pessac genauso wie am Stammsitz in Paris. Dort steht<br />

sogar ein architektonisches Projekt an, das die größte bauliche<br />

Herausforderung seit dem Umzug nach Pessac darstellt.<br />

Unter der Bezeichnung « MétaLmorphoses » sollen<br />

die historischen Fabriken in der französischen Haupt stadt<br />

geöffnet und zu einem lebendigen Stadtteil um gebaut<br />

werden. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe.<br />

Oben: Nicolas Cozon bei seiner Arbeit. Als Vorbild für<br />

eine neue Münze dient ihm eine Fotografie. Unten: In der<br />

Halle der Prägemaschinen. Denis Lacoste überprüft die<br />

frisch eingerollten Münzen. S. 64: Der wie ein Gefängnis<br />

gesicherte Eingang. S. 65: Die Architektur erinnert an<br />

den typischen Baustil der damaligen Zeit und ein<br />

wenig an den Terminal 1 des Flughafens Paris-CDG.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />

Montpellier<br />

EIN SYNONYM FÜR DYNAMIK<br />

Jahr für Jahr erreicht Montpellier in Umfragen<br />

über die beliebtesten Städte der Franzosen<br />

Spitzenpositionen. Mit mehr als 300 Sonnentagen<br />

im Jahr, einem Fahrradweg, der vom<br />

Zentrum bis zum Meer führt, einem TGV, mit<br />

dem man in knapp dreieinhalb Stunden trotz<br />

der großen Entfernung in Paris ist, und einer<br />

sehr belebten Innenstadt kann die Hauptstadt<br />

der Region Languedoc-Roussillon mit<br />

guten Argumenten punkten. Aber andere<br />

Städte haben ebenfalls vielfältige Reize.<br />

Warum gilt Montpellier trotzdem in den<br />

Augen vieler als vorbildlich, extrem<br />

dynamisch oder gar avantgardistisch?<br />

Warum macht die Stadt so viel von sich<br />

reden? Eine Spurensuche.<br />

Seit einigen Jahren verändern etliche französische<br />

Städte ihr Gesicht. Nachdem viele Orte jahrelang im<br />

Dornröschenschlaf verharrten, haben zahlreiche Lokalpolitiker<br />

den Städtebau neu entdeckt. In vielen Kommunen<br />

wurde die Stadterneuerung zur Chefsache und zum<br />

Schlüssel zu einem wirtschaftlichen, sozialen und touristischen<br />

Aufschwung. Große urbane Projekte wurden und<br />

werden angeschoben, sei es in Bordeaux, Marseille, Lyon<br />

oder anderswo.<br />

Eine dieser dynamischen Städte, die sich schon sehr<br />

früh der modernen Architektur gegenüber öffnete, ist<br />

Montpellier. Als Ergebnis kann man bei einem Stadtbummel<br />

zahlreiche Spuren dieses Aufbruchs entdecken. Man<br />

spürt geradezu, dass sich die Bewohner der Stadt Neuerungen<br />

gegenüber sehr aufgeschlossen zeigen. Neben den<br />

historischen Gassen der Altstadt mit ihrer 1.000-jährigen<br />

Geschichte hat die moderne Architektur längst einen<br />

festen Platz im Stadtbild. Diverse namhafte Architekten<br />

verewigten sich in Montpellier. Deshalb ist es auch kein<br />

Zufall, dass die örtliche Touristeninformation als eine der<br />

ersten im Land eine Audioguide-App entwickelte, die den<br />

modernen Städtebau als Thema hat.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Als Startpunkt für diese Entwicklung kann ein neues<br />

Stadtviertel östlich der Innenstadt gelten, das bei seinem<br />

Bau durchaus umstritten war: Antigone. Der Vater dieses<br />

Projektes war der von 1977 bis 2004 amtierende und<br />

2010 verstorbene Bürgermeister George Frêche. Er wusste<br />

bereits in den 1980er-Jahren, wie man mit spektakulären<br />

Projekten für Aufmerksamkeit sorgt. Auf einem ehemaligen<br />

Militärgelände entstand ein neuer Stadtteil, der sich<br />

architektonisch an der Antike orientierte und vom italienischen<br />

Architekten Ricardo Boffil entworfen wurde.<br />

Als größenwahnsinnig und verrückt wurde das Vorhaben<br />

von einigen verschrien. Andere lobten die architektonische<br />

Erneuerung. Schon damals sorgte die Stadt für<br />

Schlagzeilen jenseits der lokalen Presse. Man sprach über<br />

Montpellier als eine Stadt, die sich der Modernität öffnete.<br />

Ein Ruf, der seitdem sorgsam gepflegt wurde.<br />

Um das umstrittene Viertel selbst ist es inzwischen ruhig<br />

geworden. Die Betonfassaden haben Patina angesetzt<br />

und selbst die einstigen Kritiker scheinen sich inzwischen<br />

mit dem Quartier versöhnt zu haben. « Letztendlich habe<br />

wir unser Antigone liebgewonnen », meint Simone, eine<br />

Anwohnerin, die früher wie viele andere eine erklärte<br />

Gegnerin des Projektes war. « Wir waren damals an die<br />

moderne Architektur einfach noch nicht gewöhnt. »<br />

Das hat sich seit den 1980er-Jahren aber definitiv geändert.<br />

Diverse zeitgenössische Projekte haben das Stadtbild<br />

gewandelt. Zum Beispiel das neue spektakuläre Rathaus<br />

der Stadt. Ein großer, bläulich schimmernder Kubus, der<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />

Oben: Die neue von Christian<br />

Lacroix gestalteten Straßenbahn.<br />

Rechte Seite im Uhrzeigersinn:<br />

Das neue RBC-Design-Center, das<br />

Viertel « Antigone », « pierresvives »<br />

von Zaha Hadid und der neue<br />

Stadtteil « Port Marianne ». S. 68: Das<br />

neue 2011 eingeweihte Rathaus<br />

von Jean Nouvel. S. 69 oben: Das<br />

Kunst- und Kreativzentrum « La<br />

Panacée ». S. 69 unten: Das von<br />

Massimiliano Fuksas entworfene<br />

Gymnasium « Georges Frèche ».<br />

von den Stararchitekten Jean Nouvel und François Fontès<br />

entworfen und im November 2011 eingeweiht wurde.<br />

Oder ein vom italienischen Architekten Massimiliano<br />

Fuksas ausgedachtes Gymnasium mit runden Formen<br />

und einer futuristisch anmutenden Fassade aus dreieckigen<br />

Aluminiumplatten. Nicht weniger futuristisch wirkt<br />

« pierresvives » (dt. lebendige Steine), ein Gebäude von der<br />

britisch-irakischen Architektin Zaha Hadid, in dem die<br />

Cité des Savoirs et du Sport, die Archive des Departements<br />

sowie eine moderne Mediathek untergebracht sind.<br />

Außerdem sind zu nennen: das neue Stadtviertel « Port<br />

Marianne », das von großen internationalen Architekten<br />

gestaltet wird; Odysseum, ein Shopping- und Freizeitzentrum<br />

mit Geschäften, Restaurants, Bowlingbahnen,<br />

Planetarium, Aquarium und Schlittschuhbahn, dessen<br />

Gestaltung vom Film « 2001: Odyssee im Weltraum » von<br />

Stanley Kubrick inspiriert ist; das RBC-Design-Center<br />

von Jean Nouvel und La Panacée, ein Kunst- und Kreativ-<br />

zentrum.<br />

Einen weiteren Beitrag zur Stadterneuerung leisten<br />

neben diesen architektonischen Leuchttürmen die ultramodernen<br />

Straßenbahnen. Die vier Linien sind den<br />

vier Elementen Luft (Linie 1 mit weißen Schwalben auf<br />

blauem Hintergrund), Erde (Linie 2 mit Blumen), Wasser<br />

(Linie 3 mit Unterwassermotiven) und Feuer (Linie 4 mit<br />

Anspielungen auf die Sonne) gewidmet.<br />

All dies führt dazu, dass Montpellier heute als eine<br />

moderne dynamische Stadt wahrgenommen wird. 2012<br />

benannte die New York Times Montpellier sogar als<br />

einen der 45 Orte, die man unbedingt besuchen<br />

sollte.<br />

Es wäre aber zu kurz gefasst, die Dynamik<br />

der Stadt nur an der Architektur festmachen zu<br />

wollen. Auch die Mentalität der Menschen und<br />

der von ihnen gewählten Politiker spielen eine Rolle. So<br />

war es die<br />

amtierende Bürgermeisterin der Stadt, Hélène<br />

Mandroux, die die erste homosexuelle Ehe in Frankreich<br />

besiegelte. Damit schaffte es Montpellier erneut tagelang<br />

in die Presse und wurde als ein Ort wahrgenommen, der<br />

sich der Modernität und der gesellschaftlichen Entwick-<br />

lung gegenüber öffnet. Montpellier zeigte sich als eine<br />

Stadt am Puls der Zeit, und zwar gleich weltweit.<br />

Montpellier-Kritiker bemängeln am neuen Image<br />

der Stadt vor allem, dass es manch unliebsame Wahrheit<br />

vertuscht. Zwar ist die Agglomeration mit 420.000 Ein-<br />

wohnern inzwischen die achtgrößte des Landes, doch das<br />

Angebot an Arbeitsplätzen hält mit dem ständigen Zu-<br />

strom neuer Einwohner nicht Schritt. Die Arbeitslosen-<br />

quote von 14 Prozent liegt über dem Landesdurchschnitt<br />

von elf Prozent. Außerdem hat der Hype um Montpellier<br />

zur Folge,<br />

dass sich die Immobilienpreise in den letzten<br />

zehn Jahren verdoppelten.<br />

In den nächsten fünf Jahren sollen weitere fünf Mil-<br />

liarden Euro investiert werden. Der Aufbruch geht also<br />

weiter. Er hat inzwischen sogar einen Slogan, der passen-<br />

der nicht sein könnte: « Montpellier unlimited ».<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />

Hèlene<br />

Mandroux<br />

Bürgermeisterin der<br />

Stadt Montpellier<br />

Hèlene Mandroux gehört der Sozialistischen Partei<br />

Frankreichs an und ist seit 2004 das Stadtoberhaupt<br />

von Montpellier. Wir sprachen mit ihr über den<br />

Mythos ihrer Stadt.<br />

Madame le Maire, das einst im Ausland unbekannte<br />

Montpellier wird heute von vielen spontan genannt, wenn<br />

man sie nach einer dynamischen Stadt befragt. Wie erklären<br />

Sie sich diese erstaunliche Entwicklung und wie hat sie begonnen?<br />

Oben: Bürgermeisterin Hèlene Mandroux.<br />

Unten und rechte Seite: Place de la Comédie<br />

im historischen Zentrum von Montpellier.<br />

Die Transformation fing Anfang der 1960er-Jahre an,<br />

als viele Menschen aus Algerien zuzogen. Dann folgten<br />

weitere positive Einflüsse wie der Aufstieg der Mittelmeerregion,<br />

der Ausbau des Hochschulwesens und wissenschaftlicher<br />

Einrichtungen in der Stadt, die allgemeine<br />

Dezentralisierungspolitik. Montpellier wurde zu einer<br />

regionalen Hauptstadt.<br />

Der Motor hinter der Entwicklung war und ist die<br />

positive demografische Entwicklung. Große städtebauliche<br />

Projekte waren notwendig und wurden angeschoben.<br />

Früher mit Antigone, einem damals sehr umstrittenen<br />

Vorhaben unter Leitung von Ricardo Bofill, heute Port<br />

Marianne oder das Quartier des Grisettes, die sich einer<br />

ökologischen Stadtentwicklung verschrieben haben.<br />

Außerdem verdankt Montpellier seinen guten Ruf<br />

auch den internationalen kulturellen Ereignissen in der<br />

Stadt, wie etwa das Tanzfestival der Stadt oder das Musikfestival<br />

von Radio France.<br />

Der Aufbruch bildet heute die Identität und den<br />

Reichtum von Montpellier. Er mischt die Stadt immer<br />

wieder neu auf. Sie müssen wissen: 80 Prozent der aktuellen<br />

Einwohner sind nicht in Montpellier geboren. In<br />

den letzten zehn Jahren sind wir um 30.000 Einwohner<br />

gewachsen. Jeder zweite Bewohner der Stadt ist jünger als<br />

30 Jahre.<br />

Gibt es ein für Montpellier typisches Erfolgsmodell? Was<br />

macht die Stadt heute besonders im Vergleich zu anderen französischen<br />

Städten der gleichen Größe?<br />

Da bin ich mir ganz sicher: Unsere Besonderheit ist<br />

unsere Dynamik. Montpellier ist ständig in Bewegung.<br />

Hinzu kommt, wie wir die Stadt entwickeln. Wir setzen<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


auf eine starke Beteiligung der Bürger und legen viel Wert<br />

auf architektonische und ästhetische Aspekte. Außerdem<br />

unterstützen wir zum Beispiel Spitzenteams im Sport, die<br />

unser Image in die Welt tragen. Unsere Stärke ist es, Dinge<br />

zu wagen und gleichzeitig das Wachstum mit einem<br />

Ausbau der öffentlichen Einrichtungen zu begleiten. Es<br />

geht um eine Politik für alle, eine linke Politik.<br />

Inwieweit ist Montpellier eine linke Stadt?<br />

Eine linke Stadt achtet auf Gleichheit und darauf, dass<br />

alle den gleichen Zugang zu ihren Rechten haben. Ich will<br />

Ihnen vier Beispiele nennen. Erstens unsere Baupolitik:<br />

Bei neuen Projekten wird ein Drittel der Wohnungen für<br />

den sozialen Wohnungsbau reserviert. Zweitens unsere<br />

Bildungspolitik: Angesichts einer sehr jungen Bevölkerung<br />

mit vielen Kindern sorgen wir für gute Bedingungen<br />

für den Nachwuchs, egal ob Schulen, familienunterstützende<br />

Maßnahmen oder Hilfen an Vereine. Drittens unser<br />

Freizeitangebot: Vieles, was wir anbieten, ist kostenlos<br />

oder so preisgünstig, dass es sich jeder erlauben kann.<br />

Schließlich unsere Gesellschaftspolitik: Beispiele hier<br />

sind die erste schwule Eheschließung Frankreichs oder<br />

die Schaffung eines Rates von in Montpellier lebenden<br />

Ausländern.<br />

Schlagen sich diese politischen Grundsätze wirklich im<br />

Städtebau nieder?<br />

Aber selbstverständlich. Selbst wenn wir heute mit<br />

Budgetkürzungen leben müssen und wenn nachhaltiges<br />

Bauen immer wichtiger wird, so liegen unsere Schwerpunkte<br />

unverändert im Bereich der Bildung, des Wohnungswesens<br />

und der Gestaltung des öffentlichen Raumes.<br />

Was sind die großen entwicklungspolitischen Herausforderungen<br />

der kommenden Jahre?<br />

Die Lebensqualität. Sie bestimmt unser Wirken. Sie<br />

verbindet Urbanismus und Humanismus. Montpellier<br />

ist eine schöne Stadt. Es ist wichtig, das architektonische<br />

Erbe und die natürlichen Freiräume zu bewahren.<br />

Schließlich liegt die Stadt ideal zwischen den Ausläufern<br />

der Cevennen und dem Mittelmeer. Man muss damit<br />

weitermachen, womit man begonnen hat. Brachen neu<br />

nutzen und die Stadt sozusagen recyceln, um sie zu<br />

entwickeln, ohne Naturräume zu zerstören. Außerdem<br />

geht es auch in Zukunft um eine gute sozialkulturelle<br />

Mischung.<br />

Wird die Entwicklung im selben Rhythmus wie in der<br />

Vergangenheit weitergehen?<br />

Sie wird vor allem etwas anders verlaufen. Da der<br />

Zustrom neuer Menschen unverändert anhält, will ich<br />

die weitere Zersiedlung aus dem eben genannten Grund<br />

bremsen und mehr auf den Neubau und die Renovierung<br />

im Herzen der Stadt setzen. Darum geht es bei dem städtebaulichen<br />

Vorhaben « Montpellier 2040 », das wir mit<br />

den italienischen Städteplanern Bernardo Secchi und Paola<br />

Vigano verfolgen.<br />

Kurzfristig steht die Rehabilitierung einer alten Kaserne<br />

an. Das 35 Hektar große Gelände wurde von der Stadt<br />

erworben und wird das erste französische Stadtviertel mit<br />

Gewerbe und kulturellen Einrichtungen sein, das mehr<br />

Energie produziert als es verbraucht. Sie merken, wir haben<br />

noch viel vor.<br />

Madame le Maire, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Verkehrspolitik<br />

SCHIENENVERKEHR<br />

Die Wiederentdeckung<br />

Lange Zeit haben die Franzosen den<br />

TGV genommen, ohne groß darüber<br />

nachzu denken. Die Société Nationale des<br />

Chemins de Fer Français, kurz SNCF, wird<br />

allseits geschätzt. Seit 1981, als der erste<br />

TGV von Paris nach Lyon sauste, ist man<br />

sogar mächtig stolz auf die staatliche<br />

Bahngesellschaft. Schließlich ist das französische<br />

Hochgeschwindigkeitsnetz eines<br />

der besten der Welt. Doch in letzter Zeit<br />

regten sich immer mehr Bahnreisende<br />

über die hohen Fahrkartenpreise auf.<br />

Daraus entstand eine Diskussion über die<br />

Kosten der Hochgeschwindigkeitszüge.<br />

Zum ersten Mal wurde das Credo, nachdem<br />

immer mehr Städte durch teure Investitionen<br />

an das Schnellbahnnetz anzuschließen<br />

seien, infrage gestellt. Inzwischen hat die<br />

Politik sogar eine Kehrtwende in Sachen<br />

Schienenverkehr eingeleitet. Anstatt in<br />

neue TGV-Strecken soll zukünftig das Geld<br />

in konventionelle Strecken fl ießen.<br />

Es ist nur ein Satz und doch fasst er eine kleine Revolution<br />

der französischen Verkehrspolitik in Worte:<br />

« Es gibt keine Priorität, neue pharaonische, defizitäre<br />

Projekte ins Leben zu rufen. » Ausgesprochen wurde er<br />

Anfang Juli von Jean-Marc Ayrault, dem französischen<br />

Premierminister, während der Vorstellung der Verkehrsinvestitionsstrategie<br />

der Regierung für die kommenden zehn<br />

Jahre. Es dauerte nicht lange, bis diese Worte für eine Sensation<br />

sorgten. Die Telefonleitungen in den Redaktionen<br />

des Landes liefen heiß. Die Nachricht schlug im Heimatland<br />

des TGV ein wie eine Bombe.<br />

Denn zum ersten Mal schien ein hoher Politiker die<br />

Frage zu stellen, die zuvor tabu war: « Wozu dient eigentlich<br />

der TGV? » Über 30 Jahre beherrschte der Hochgeschwindigkeitszug<br />

die französische Eisenbahnpolitik. Es<br />

war unumstritten, dass die Investitionen in das Schienennetz<br />

des Landes vor allem einem zugute kommen sollte:<br />

dem Ausbau der TGV-Linien. Möglichst viele Städte und<br />

Regionen sollten in den Genuss dieser modernen Errungenschaft<br />

des öffentlichen Personenverkehrs kommen.<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da verkündete Nicolas<br />

Sarkozy den Bau zahlreicher neuer Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

im Land. Damals wurde das noch groß bejubelt.<br />

Doch inzwischen wurde Sarkozy von den Wählern<br />

in den politischen Ruhestand geschoben und ein neuer<br />

Präsident erklärt mit seiner Regierung bisher unantastbare<br />

Dogmen für antastbar.<br />

Eine Infrastrukturkommission, die von dem sozialistischen<br />

Abgeordneten Philippe Duron geleitet wurde,<br />

untersuchte alle geplanten neuen Hochgeschwindigkeitsvorhaben<br />

auf ihre Wirtschaftlich- und Sinnhaftigkeit.<br />

Herausgekommen ist, dass alle neuen geplanten Strecken,<br />

etwa die von Marseille nach Nizza, von Belfort nach<br />

Mulhouse, von Paris nach Le Havre, von Poitiers nach<br />

Limoges oder von Bordeaux nach Hendaye an die spanische<br />

Grenze, auf einen Zeitraum nach dem Jahr 2030<br />

verschoben werden. Mit anderen, weniger diplomatischen<br />

Worten: Die Projekte verschwinden in der Versenkung.<br />

Nur eine einzige Verbindung hielt den kritischen Blicken<br />

der Kommission stand und soll vor 2030 realisiert<br />

werden: die Hochgeschwindigkeitstrasse von Bordeaux<br />

nach Toulouse, durch die die Züge von der französischen<br />

Hauptstadt in die dynamische Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées<br />

erstmals auf ganzer Länger mit hohem Tempo<br />

unterwegs werden sein können. Zudem sollen natürlich<br />

die bereits im Bau befindlichen Strecken, insbesondere die<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


der Langsamkeit<br />

Verlängerung der Hochgeschwindigkeitslinie von Tours<br />

nach Bordeaux, wie geplant fertiggestellt werden.<br />

Diese 180-Grad-Wende der französischen Eisenbahnpolitik<br />

kann erstaunen. Doch sie lässt sich erklären.<br />

Der Hauptgrund für eine Neuausrichtung nach 30 Jahren<br />

Konzentration auf den Ausbau des TGV-Netzes muss in<br />

der aktuellen Wirtschaftskrise gesehen werden. Der TGV<br />

ist teuer, doch Frankreich muss sparen. Damit ein Zug mit<br />

300 Stundenkilometern durchs Land rasen kann, müssen<br />

separate Schienentrassen gebaut werden, die möglichst<br />

wenige Steigungen und keine schmalen Kurven aufweisen<br />

und vor Wildwechsel und menschlichem Zutritt geschützt<br />

sind. Das kostet. Im Durschnitt rund 15 Millionen Euro<br />

für einen Kilometer neue Hochgeschwindigkeitstrasse, in<br />

einem schwierigen Umfeld sogar noch mehr. Ein Kilometer<br />

« normale » Schienenstrecke schlägt dagegen mit einer<br />

im Vergleich lächerlichen Million Euro zu Buche. Wer<br />

würde in Zeiten der Krise also nicht an dieser Stelle den<br />

Rotstift ansetzen wollen?<br />

Außerdem darf man nicht nur die Baukosten betrachten,<br />

sondern muss auch deren Finanzierung sehen. Die<br />

insgesamt 1.880 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

des Landes wurden überwiegend auf Pump<br />

gebaut. Die staatliche Netzgesellschaft Réseau Ferré de<br />

France (RFF), in deren Eigentum sich die Trassen befinden,<br />

ist heute mit 32 Milliarden Euro verschuldet. Hinzu<br />

kommt der Unterhalt des Fuhrparks. So investiert die<br />

SNCF zurzeit 7,3 Milliarden Euro in ihre Ausstattung.<br />

Beides sind große Brocken, für die am Ende der Steuerzahler<br />

aufkommen muss.<br />

Doch nicht nur die explodierenden Kosten sorgten<br />

für ein Umdenken. Da in den letzten drei Jahrzehnten<br />

das Geld vor allem in die Hochgeschwindigkeitsverbindungen<br />

gesteckt wurde, egal welche Regierung gerade an<br />

der Macht war, entwickelte sich ein Bahnsystem der zwei<br />

Klassen. Auf der einen Seite der prestigeträchtige TGV,<br />

der verhätschelt wurde, auf der anderen Seite die normalen<br />

Züge, die täglich die meisten Franzosen befördern,<br />

deren Netz aber immer mehr verkam.<br />

Genau dieser Zwei-Klassen-Ansatz wird seit Jahren<br />

von Fahrgastverbänden und den Gewerkschaften der<br />

Eisenbahner kritisiert. So ließ und lässt der einstige Chef<br />

der größten Gewerkschaft der SNCF, Didier le Reste,<br />

keine Gelegenheit aus, dies anzuprangern. Kürzlich sagte<br />

er in einem Interview mit der Tageszeitung Libération:<br />

« Man darf die SNCF nicht auf den TGV beschränken.<br />

Weniger als 20 Prozent der Reisenden nutzen den Hochgeschwindigkeitszug.<br />

Die TGV-Strecken machen mit<br />

knapp 1.900 Kilometern nur einen Bruchteil des 30.000<br />

Kilometer großen Netzes aus. Doch gerade die große<br />

Masse des Netzes ist chronisch unterfinanziert. » Zwar<br />

bestreitet auch er nicht die Verdienste des TGV, doch der<br />

Zug sei inzwischen ein « Staubsauger der Investitionen »<br />

geworden, zu Lasten der anderen Strecken.<br />

Eine Einschätzung, die durch diverse Berichte und<br />

Analysen in den letzten zehn Jahren immer wieder bestätigt<br />

wurde. So stellte eine Untersuchung der Ecole<br />

Polytechnique de Lausanne 2005 fest, dass ein Drittel der<br />

französischen Weichenstellwerke baufällig und in einem<br />

zum Teil besorgniserregenden Zustand seien. Außerdem<br />

sagte man voraus, dass bei fehlendem Gegenlenken 60<br />

Prozent des Netzes 2025 nicht mehr funktionstüchtig sein<br />

wird. Ins gleiche Horn stieß der nationale Rechnungshof<br />

2010 und 2012: « Durch die Orientierung der finanziellen<br />

Mittel auf den TGV überaltert das restliche Netz. »<br />

Es wäre falsch zu behaupten, dass die Politik in der<br />

Vergangenheit nur weggeschaut hat. 2006 gab es einen<br />

nationalen Investitionsplan für das konventionelle Schienennetz.<br />

2009 einen weiteren für die Ile-de-France. Doch<br />

die eingesetzten Mittel reichten nach einhelliger Meinung<br />

nur dafür aus, den Verfall des Netzes zu verlangsamen,<br />

nicht, ihn zu stoppen. Außerdem wurde in der Zeit das<br />

meiste Geld unverändert in den TGV-Ausbau gepumpt.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Verkehrspolitik<br />

Damit macht François Hollande<br />

nun Schluss. Schon während<br />

Die SNCF in Zahlen<br />

seines Wahlkampfes hörte er 3.029 Bahnhöfe<br />

nicht auf zu betonen, dass er dem 30.000 Kilometer Schienen<br />

alltäglichen Zugverkehr, also den 250.000 Mitarbeiter<br />

Zügen, die die Menschen jeden<br />

Tag nehmen, in seiner Politik<br />

den Vorrang einräumen will. Die<br />

Ankündigung seines Premierministers<br />

Anfang Juli, die meisten<br />

TGV-Neubauvorhaben fallen zu 1981<br />

lassen, ist damit nur eine logische<br />

Konsequenz.<br />

(40.000 Kilometer)<br />

Ohnehin gibt es von Seiten der<br />

Regionen bereits ein umfassendes Bahnhöfe<br />

Erneuerungsprogramm für den<br />

lokalen Schienenverkehr. Langfristig<br />

sollen alle Nahverkehrszüge<br />

konventionellen Strecken<br />

(TER) ausgetauscht werden. Dies<br />

fordert von den Regionen kolossale<br />

Summen, da sie die Züge<br />

bezahlen müssen. Alain Rousset,<br />

Präsident der Region Aquitanien<br />

und Präsident der Vereinigung der französischen Regionen,<br />

wies darauf kürzlich bei der Einführung neuer<br />

Waggons in seiner Region hin: « Den Zug für den Alltag,<br />

die Regionen lassen ihn wieder aufleben. So wurden neue<br />

Waggons im Wert von sieben Milliarden Euro in Auftrag<br />

gegeben. Allein in Aquitanien haben wir 22 neue Züge<br />

für 6,8 Millionen Euro pro Stück bestellt. »<br />

Für Guillaume Pépy, den Präsidenten der SNCF, beginnt<br />

jetzt die Suche nach dem richtigen Gleichgewicht.<br />

Auf der einen Seite muss der TGV, für den Frankreich in<br />

vielen Ecken der Welt beneidet wird, ein Erfolg bleiben.<br />

Auf der anderen Seite soll das traditionelle Zugnetz ge-<br />

33,8 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr<br />

15.000 Züge täglich im Einsatz, davon 800 TGV<br />

127 Millionen TGV-Reisende pro Jahr, davon<br />

24,5 Millionen auf den internationalen Strecken<br />

2 Milliarden TGV-Reisende seit seiner Einführung<br />

Jeder TGV umrundet jeden Monat einmal die Welt<br />

Alle drei Minuten verlässt ein TGV einen der Pariser<br />

10 Millionen Reisende täglich auf den<br />

3 Millionen Reisende pro Tag im Pariser Großraum<br />

Quelle: Rapport Profil & Chiffres Clés SNCF 2012<br />

stärkt aus der strategischen<br />

Neuausrichtung hervorgehen.<br />

Seine unverändert pro<br />

TGV ausgerichtete Sichtweise<br />

erstaunt nicht wirklich.<br />

Ebenfalls Anfang Juli ließ<br />

er verkünden: « Wir haben<br />

in Frankreich große ländlich<br />

geprägte Gegenden zwischen<br />

den Ballungszentren. Der<br />

TGV, so wie wir ihn heute<br />

kennen, ist eine gute Antwort<br />

darauf. Er passt genau zu den<br />

geografischen Gegebenheiten<br />

Frankreichs. Von Paris<br />

nach Toulon kommt man in<br />

dreieinhalb Stunden, obwohl<br />

beide Städte 800 Kilometer<br />

trennen. Bald ist man in zwei<br />

Stunden von Paris im über<br />

500 Kilometer entfernten Bordeaux.<br />

Die Formel des TGV,<br />

große Entfernungen mit hohen<br />

Geschwindigkeiten zu überwinden, ist perfekt dafür. »<br />

Doch auch Guillaume Pépy hat den neuen Zeitgeist<br />

verstanden. Auf die Frage nach der Zukunft der SNCF<br />

antwortete er unmissverständlich: « Die TER ziehen heute<br />

die SNCF nach oben. Die neue Eisenbahnrevolution geht<br />

von den Regionalzügen aus. » Ein Satz, den der oberste<br />

Eisenbahner vor ein paar Jahren so wahrscheinlich noch<br />

nicht gesagt hätte. Die Nachricht der neuen Regierung<br />

scheint bei ihm angekommen zu sein.<br />

Ein Unfall, der sich mit der Entgleisung eines Intercitys<br />

im Pariser Großraum am 12. Juli ereignete und sechs<br />

Todesopfer forderte, scheint auf tragische Weise die Notwendigkeit<br />

einer Neuausrichtung des<br />

Alain Rousset,<br />

Präsident<br />

der Region<br />

Aquitanien, bei<br />

der Einweihung<br />

neuer TER-Züge<br />

in seiner Region.<br />

S. 74: Einer der<br />

neuen Nahverkehrs<br />

züge der<br />

SNCF.<br />

S. 75: Guillau me<br />

Pépy, Präsident<br />

der SNCF.<br />

Schienenverkehrs zu unterstreichen.<br />

Die Katastrophe wurde durch ein Problem<br />

an einer Weiche ausgelöst. Die<br />

Frage ist also durchaus legitim, ob eine<br />

bessere Wartung des Schienennetzes<br />

den Unfall hätte verhindern können.<br />

Auch wenn solche Zwischenfälle in<br />

Frankreich zum Glück äußerst selten<br />

passieren, verdeutlicht der Unfall die<br />

Notwendigkeit von Investitionen ins<br />

klassische Eisenbahnnetz.<br />

Der TGV wird auch in Zukunft<br />

durchs Land sausen. Er muss sich bei<br />

den Investitionen aber auf eine neue<br />

Konkurrenz mit den konventionellen<br />

Zügen einstellen. Die Zeit, in der nicht<br />

nach den Kosten der Hochgeschwindigkeit<br />

gefragt wird, ist vorbei. Zumindest<br />

auf absehbare Zeit.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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ART DE VIVRE Wein<br />

Jurade de Saint-Emilion<br />

Mehr als Folklore: eine Tradition, die lebt<br />

Regelmäßig zieht eine Prozession durch<br />

die Gassen des Winzerortes Saint-Emilion<br />

östlich von Bordeaux. Die Schritte der zahlreichen<br />

Männer und wenigen Frauen in<br />

langen rotweißen Roben sind langsam und<br />

bestimmt, die Stimmung ist feierlich. Auch<br />

wenn es auf den ersten Blick so ausschauen<br />

könnte, dieser Marsch hat keinen religiösen<br />

Hintergrund. Es geht um die alte Tradition der<br />

Jurade, einem einst mächtigen Kollektiv, das<br />

im 12. Jahrhundert gegründet, während der<br />

Französischen Revolution aufgelöst und<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg als Marketinginstrument<br />

für die Weine aus dem Ort<br />

wiederentdeckt wurde.<br />

An diesem sonnigen Tag Mitte Juni bleibt Madame<br />

Buzet lieber in der Kühle ihres Weinkellers, der<br />

sich auf dem Gebiet des Dorfes Saint-Christophedes-Bardes<br />

im Herzen der Weinberge von Saint-Emilion<br />

befindet. Mit ihren über 80 Jahren packt sie Weinflaschen<br />

in Kartons. Sie stammen von ihrem Weingut, dem Château<br />

Robin, das zur « AOC Saint-Emilion » gehört und erstklassige<br />

Rotweine produziert. « Und noch ein Karton ist fertig<br />

», sagt sie in ihrer kommunikativen Art, als sie wieder<br />

einmal sechs Flaschen verstaut hat und sich bereits den<br />

nächsten Karton vorknöpft. Nichts scheint sie bei dieser<br />

Routinearbeit zu stören. Dabei ist heute ein ganz besonderer<br />

Tag in Saint-Emilion.<br />

Denn nur einige Kilometer von ihrem Weinkeller<br />

entfernt, im Zentrum des Winzerdorfes, herrscht heiterer<br />

Trubel. Wie an jedem dritten Sonntag im Juni steht die<br />

« Fête de Printemps » (dt. das Frühlingsfest) auf dem Programm.<br />

Zusammen mit dem Fest zur Weinlese am dritten<br />

Sonntag im <strong>September</strong> ist es eine der beiden Feierlichkeiten,<br />

die das Weinjahr von Saint-Emilion gliedern.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Madame Buzet weiß natürlich, dass an diesem Abend<br />

im Dorf ein großes Galadiner mit 800 geladenen Gästen<br />

stattfindet. « Seit Wochen wird hier über nichts anderes<br />

gesprochen. Anscheinend tischt ein großer Sternekoch<br />

auf. Eines ist sicher, man wird viel Wein trinken, guten<br />

Wein », weiß sie zu berichten. Die Sache mit dem Sternekoch<br />

ist richtig. Philippe Etchebest, im Guide Michelin<br />

mit zwei Sternen ausgezeichnet, wird für den Abend<br />

am Herd stehen. Richtig ist auch, dass edle Tropfen die<br />

Gläser füllen werden. Neun ganz besondere Weine werden<br />

gereicht. Es wird ein Abend, den die Gäste so schnell<br />

nicht vergessen sollen, o rganisiert von der Winzervereinigung<br />

des Ortes.<br />

Da Madame Buzet auch Winzerin ist, gehört sie irgendwie<br />

dazu. Trotzdem ist das nicht ihre Welt: « Wissen<br />

Sie, ich habe nichts gegen diese Veranstaltungen. Die<br />

sind bestimmt gut für unser Image. Aber für uns kleine<br />

Winzer sind sie nicht gemacht. » Mit 8,7 Hektar macht<br />

ihr Weingut nur einen kleinen Teil der Appellation von<br />

Saint-Emilion aus, die insgesamt 5.500 Hektar groß ist,<br />

wenn man die AOC « Saint-Emilion » und « Saint-Emilion<br />

Grand Cru » zusammennimmt. Die großen Weingüter<br />

exportieren ihre Erzeugnisse in die ganze Welt. Madame<br />

Buzet weiß das, aber es schert sie nicht besonders: « Mein<br />

Haus und meine Weinberge sind mein Leben. Ich bin<br />

glücklich, auch wenn es harte Arbeit ist. Und am Ende<br />

gehören wir alle zu einer Familie, die großen und die kleinen<br />

Weingüter. Der Wein verbindet uns, mit oder ohne<br />

rote Roben. »<br />

Mit den roten Roben spielt die rüstige Winzerin auf<br />

eine Tradition an, die vor dem Galaessen am Abend stattfindet<br />

und die mit einer Prozession durch das mittelalterliche<br />

Herz von Saint-Emilion beginnt. Es geht um die<br />

Tradition der Jurade.<br />

Die Jurade basiert auf einer Charta aus dem Jahre 1199,<br />

der « Charte de Falaise ». Damals gehörte Aquitanien zur<br />

englischen Krone. Johann Ohneland, König von England,<br />

vereinbarte diese Charta mit den Bürgern von Saint-Emilion.<br />

Der König wollte den Wünschen der Menschen vor Ort<br />

ein Stück entgegenkommen und erlaubte ihnen mit diesem<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 79


ART DE VIVRE Wein<br />

Obere Bildzeile:<br />

Impressionen von<br />

der Prozession<br />

durch Saint-Emilion.<br />

Mit dem Siegel<br />

wurden früher<br />

die Weinfässer<br />

versehen. Links: Die<br />

Weinberge vom<br />

Château Robin:<br />

Rechts: Eingang<br />

zum Weingut und<br />

Madame Buzet in<br />

ihrem Weinkeller.<br />

S. 78: Blick auf Saint-<br />

Emilion. S. 79: Szenen<br />

während und nach<br />

der Vereidigung<br />

neuer Mitglieder.<br />

Regelwerk, ihr Dorf und ihren Wein selbst zu verwalten.<br />

Das Kollektiv, das diese Rechte ausüben sollte, bekam<br />

den Namen Jurade. Die Repräsentanten der Jurade, die<br />

Jurats, mussten die Selbstverwaltung steuern, überwachen<br />

und sich um die Rechtsprechung und die Polizei innerhalb<br />

des eigenen Gebietes, der Juridiction, kümmern. Außerdem<br />

gehörte auch die Pflege der Beziehungen nach außen<br />

zu ihrem Aufgabengebiet. Was den Weinanbau angeht, so<br />

mussten sie diesen überwachen, Betrügereien unterbinden<br />

und schlechten Wein aussortieren. Nur die Jurade konnten<br />

das Siegel der Appellation auf die Fässer brennen. Es war<br />

in gewisser Weise der Vorläufer der heutigen AOC.<br />

Dieser Selbstverwaltung und Ordnung verdankt der<br />

Wein von Saint-Emilion viel. Durch die Arbeit der Jurade<br />

erreichte man beim Wein einen Qualitätsstandard,<br />

den man damals sonst selten finden konnte. In England<br />

bekam der Wein aus Saint-Emilion den schmeichelhaften<br />

Spitznamen « King of wines » (dt. König der Weine). Ludwig<br />

XIV. taufte ihn nicht weniger ehrenvoll « Nectar des<br />

Dieux » (dt. Göttertrank).<br />

Während der Französischen Revolution wurde die Jurade<br />

aufgelöst. Die Revolutionäre mochten keine derartigen<br />

Vereinigungen. Doch 1948 rief man die Tradition wieder<br />

ins Leben. Als Teil der Winzervereinigung des Dorfes ist<br />

die Jurade heute allerdings kein eigenständiges juristisches<br />

Konstrukt mehr. Sie setzt sich aber unverändert aus den<br />

Jurats, dem harten Kern, und vielen weiteren Mitgliedern<br />

mit vielfältigen Titeln zusammen. Zurzeit bilden 120<br />

Winzer, Weinhändler oder andere Persönlichkeiten aus<br />

dem Ort die Jurats. Man kann sich nicht für die Jurade<br />

bewerben, sondern muss dafür vorgeschlagen werden. Die<br />

Hauptaufgabe besteht heute darin, die Appellation von<br />

Saint-Emilion in der ganzen Welt bekannt zu machen.<br />

Bei der heutigen Feierlichkeit handelt es sich um eine<br />

Prozession, während der neue Mitglieder in den erlesenen<br />

Mitgliederkreis aufgenommen werden. Sie verläuft<br />

nach festen Ritualen. Der Vorsitzende der Jurade begrüßt<br />

die Neuankömmlinge, die anschließend ihre Treue zum<br />

Wein aus Saint-Emilion schwören und sich verpflichten<br />

müssen, ab sofort als Botschafter des Weines in der Welt<br />

aufzutreten. Als Gegenleistung dürfen sie sich mit einem<br />

Titel schmücken. Nicht jeder Neuankömmling wird Jurat.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Es gibt diverse weitere Titel und Funktionen: Protecteur<br />

de la Jurade, Pair de la Jurade, Grand Aumônier, Dame de<br />

la Jurade, Chancelier de la Jurade, Prud’hommes de la Jurade<br />

oder Vigneron d’Honneur. Sie drücken auch die Hierarchie<br />

unter den einzelnen Mitgliedern aus.<br />

Bei den Chanceliers de la Jurade handelt es sich um im<br />

Ausland lebende Repräsentanten. Aktuell gibt es zwei in<br />

Großbritannien (York und Oxford), zwei in Belgien (in<br />

Wallonien und Flandern), einen auf Malta, einen in der<br />

Schweiz und einen in Hongkong.<br />

Man achtet darauf, dass bei jeder Inthronisierung<br />

einige Persönlichkeiten darunter sind, damit alles etwas<br />

glamouröser wird. Dieses Mal sind es der Schauspieler<br />

Stéphane Henon, der durch die Erfolgsserie « Plus belle la<br />

vie » im französischen Fernsehen berühmt wurde, und der<br />

schon erwähnte Sternekoch Philippe Etchebest, der für<br />

die kulinarischen Genüsse am Abend sorgen wird.<br />

Madame Buzet wird während der ganzen Prozession<br />

mit ihren Kartons weitermachen. Sie gibt nicht viel auf<br />

den Rummel ein paar Kilometer entfernt und sie will auch<br />

keine Autogramme von den neuen Stars der Jurade. « Plus<br />

belle la vie » ist nicht unbedingt ihre Welt. Doch genau<br />

dies zeigt den Charme von Saint-Emilion: Zwar können<br />

auf ein paar Kilometern Entfernung verschiedene Welten<br />

liegen, trotzdem gibt es einen gemeinsamen Nenner im<br />

Ort: die Liebe zum Wein.<br />

Jurade de Saint-Emilion<br />

Rue Guadet<br />

33330 Saint-Emilion<br />

Telefon: +33 (0)5 57 24 65 57<br />

Château Robin<br />

33330 Saint-Christophe-des-Bardes<br />

Telefon: +33 (0)5 57 24 77 64<br />

www.saintemilion-robin.com<br />

Sowohl Rotweine zum schnellen Genießen (z.B. aus dem<br />

Jahr 2004 für 7,00 Euro/Flasche) als auch Rotweine zum<br />

Aufbewahren (z.B. aus dem Jahr 2009 für 10,00 Euro/<br />

Flasche) sind im Angebot.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 81


ART DE VIVRE Rezept<br />

«<br />

Wollen Sie den Sommer<br />

auch möglichst lange in<br />

den sich ankündigenden<br />

Herbst hinüberretten?<br />

Mit diesen kleinen<br />

Gemüse-Tartes lässt sich<br />

zumindest farblich und<br />

kulinarisch der Sommer<br />

ein wenig verlängern. Sie<br />

sind als Appetitanreger<br />

perfekt geeignet für ein<br />

Abendessen unter Freunden.<br />

Bon appétit!»<br />

Für 4 Personen<br />

Vorbereitungszeit: 65 min<br />

Backzeit: 15 min<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Zutaten<br />

Für den Mürbeteig:<br />

250 g Mehl<br />

75 g Butter<br />

1 Ei<br />

Salz<br />

Für den Belag:<br />

2 Karotten<br />

2 Spargelstangen<br />

1 rote Paprika<br />

½ Fenchelknolle<br />

2 Perlzwiebeln<br />

2 Knoblauchzehen<br />

2 Eier<br />

500 ml Crème fraîche<br />

100 g Parmesan<br />

20 g Butter<br />

Olivenöl<br />

Salz & Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Für den Teig Mehl, Butter und Salz<br />

in eine Schüssel geben und mit der<br />

Hand kneten. Das Ei und einen<br />

Schuss Wasser dazugeben und<br />

weiterkneten, bis sich ein glatter<br />

Teig ergibt. Den Teig zu einer<br />

Kugel formen und eine Stunde<br />

lang im Kühlschrank ruhen lassen.<br />

• Die rote Paprika anbraten,<br />

damit sich ihre Haut besser löst.<br />

Anschließend enthäuten und in<br />

kleine Würfel schneiden. Das<br />

andere Gemüse ebenfalls in<br />

kleine Würfel schneiden.<br />

Knoblauchzehen enthäuten,<br />

aber nicht klein schneiden.<br />

• Das klein geschnittene Gemüse<br />

mit Olivenöl in einer Pfanne<br />

anbraten. Die Knoblauchzehen<br />

als Ganzes dazulegen. Alles rund<br />

15 Minuten garen lassen. Mit<br />

Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

• Währenddessen in einem Behälter<br />

die zwei Eier, Crème fraîche<br />

und den Parmesan verrühren.<br />

Pfanne<br />

• Die Knoblauchzehen aus der<br />

nehmen. Die Crème-<br />

Mischung in die Pfanne geben und<br />

alles gut miteinander vermischen.<br />

• Kleine eingefettete Tarteformen<br />

mit dem Teig auslegen.<br />

Anschließend die Gemüse-<br />

Crème-Mischung darüber<br />

verteilen. Alles 15 bis 20<br />

Minuten bei 180 Grad im<br />

Backofen backen lassen.<br />

Anschließend servieren.<br />

Tipp<br />

• Es bietet sich an, einen grünen<br />

Salat zu den Tartes zu reichen<br />

oder alternativ in feine Streifen<br />

geschnittenen gekochten Schinken<br />

bzw. Parmaschinken.<br />

Weinempfehlung<br />

• Ein halbtrockener Weißwein,<br />

zum Beispiel ein Vouvray aus dem<br />

Loire-Tal, passt gut zu den Tartes.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 83


ART DE VIVRE Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC<br />

Teil 10: Die AOC der Franche-Comté<br />

Nach der Auvergne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38), der Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), der Bretagne<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40), der Region Rhône-Alpes (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41), dem Elsass (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42),<br />

Korsika (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43), der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44), den<br />

Pays de la Loire (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45) und Burgund (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46) geht es dieses Mal in die<br />

Franche-Comté. Die vier Departements der Region zeichnen sich durch eine Mittelgebirgslandschaft<br />

und viele Wälder aus. Die klassische Landwirtschaft spielt eine eher<br />

untergeordnete Rolle. Bedeutender sind Viehwirtschaft und Weinanbau. Insgesamt<br />

dürfen sich 37 Produkte mit einem AOC- bzw. AOP-Siegel schmücken, darunter auch<br />

solche, die man eher mit Nachbarregionen in Verbindung bringt.<br />

Weine<br />

Insgesamt gibt es sechs AOC-geschützte Appellationen in<br />

der Franche-Comté, deren Anbaugebiete sich auf rund 80 Kilometern<br />

zwischen Arbois und dem Jura erstrecken: « Côtes du<br />

Jura », « l’Etoile », « Arbois » bzw. « Arbois-Pupillin », « Château-<br />

Chalon », « Crémant du Jura » und « Macvin du Jura ». Zwar sind<br />

die Weine aus der Franche-Comté weniger berühmt als die Weine<br />

aus der Nachbarregion Burgund oder dem Bordelais, doch<br />

hinsichtlich der Originalität der Erzeugnisse müssen sie sich<br />

nicht hinter den großen französischen Weinregionen verstecken.<br />

Dies ist zunächst einmal deshalb so, da es in der Franche-<br />

Comté drei lokaltypische Reben gibt: Poulsard (auch Plousard<br />

geschrieben), Savagnin und Trousseau. Außerdem gibt es nicht<br />

nur Weiß-, Rosé- und Rotweine, sondern auch einen vin de paille<br />

(dt. Strohwein) und einen vin jaune (dt. gelber Wein).<br />

Bei dem Strohwein (« Côtes du Jura », « Arbois » und<br />

« l’Etoile ») werden sorgfältig ausgewählte Trauben mindestens<br />

sechs Wochen lang auf Strohmatten zum Trocknen ausgelegt,<br />

was den Zuckergehalt durch die Verdunstung erhöht. Nach der<br />

Pressung der Trauben reift der Wein drei Jahre lang in kleinen<br />

Fässern.<br />

Der vin jaune (« Château-Chalon », « Arbois », « l’Etoile » und<br />

« Côtes du Jura ») zeichnet sich ebenfalls durch einen besonderen<br />

Herstellungsprozess aus. Nach der Vergärung des Mosts reift<br />

der Wein mindestens sechs Jahre und drei Monate lang in Eichenfässern.<br />

Während dieser Zeit bildet sich eine Hefeschicht,<br />

die den Kontakt zur Luft unterbindet und vor dem Oxidieren<br />

schützt. Am Ende kommt ein geschmacklich sehr besonderer<br />

Wein heraus. Manche Flaschen lagern jahrzehnte-, gar jahrhundertelang.<br />

Die bisher älteste verkostete Flasche stammte aus dem<br />

Jahre 1774.<br />

Schließlich trägt auch der Macvin zur Originalität der Weine<br />

aus der Franche-Comté bei. Er wird aus einem eau de vie hergestellt<br />

und reift mindestens zwölf Monate lang in Eichenfässern.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Obstbrand<br />

Seit dem 17. Jahrhundert sind die Stadt Fougerolles und ihre<br />

Umgebung für einen Obstbrand aus Kirschen bekannt. Der « Kirsch<br />

de Fougerolles » darf sich zudem seit 2010 mit einem AOC-Siegel<br />

vermarkten lassen, was seine Beliebtheit noch vergrößert hat. Wegen<br />

des kalten Frühlings in diesem Jahr fiel die Kirschernte allerdings<br />

äußerst spärlich aus, so dass Produktionseinbußen für diesen<br />

Jahrgang zu verzeichnen sind.<br />

Butter & Sahne<br />

In einem Viereck zwischen Mervans, Beaufort, Ceyzériat und<br />

Saint-André-de-Bâgé wird auf dem Gebiet von knapp 200 Kom-<br />

munen<br />

in den Departements Ain (Rhône-Alpes), Saône-et-Loire<br />

(Burgund) und Jura (Franche-Comté) die Beurre de Bresse (Butter)<br />

und die<br />

Crème de Bresse (Sahne) hergestellt, beide stehen seit Januar<br />

2012 unter dem Schutz der kontrollierten Herkunftsbezeichnung<br />

AOC. Die Butter wird für ihre Geschmacksintensität und die je<br />

nach Jahreszeit wechselnde Farbe (im Frühjahr heller als im Som-<br />

mer und<br />

im Sommer heller als im Herbst) geschätzt. Die Sahne<br />

zeichnet<br />

sich durch ihre besondere Cremigkeit aus.<br />

Käse<br />

Die Franche-Comté ist berühmt für Käse. Eine der Käsesorten<br />

der Region konnte als eine der ersten im Land mit einer AOC-<br />

Auszeichnung aufwarten. Es handelt sich um den Comté, den viele<br />

Käseliebhaber für den König aller Käse halten. In kathedralenartigen<br />

Höhlen reifen die Laiber viele Monate lang, bevor sie in verschiedenen<br />

Reifestufen in den Handel kommen. Man könnte fast<br />

glauben, dass der Käse so berühmt ist, dass er der Region seinen<br />

Namen gegeben hat. Das ist allerdings nicht so. Das « Comté » im<br />

Namen der Region hat nichts mit diesem Käse zu tun. Der Wortbestandteil<br />

bedeutet in dem Fall « Grafschaft ». Franche-Comté lässt<br />

sich also als « Freie Grafschaft » bzw. « Freigrafschaft » übersetzen.<br />

Weitere AOC-Käse aus der Franche-Comté sind Bleu de Gex,<br />

Munster, Morbier und Mont d’Or. Letzterer ist auch unter der Bezeichnung<br />

Vacherin bekannt. Besonders lecker ist er, wenn man ihn<br />

im Ofen leicht schmelzen lässt und anschließend löffelt. Allerdings<br />

kann man nicht ganzjährig in diesen Genuss kommen, da die Herstellung<br />

nur vom 15. August bis zum 15. März erlaubt ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 85


ART DE VIVRE Genuss<br />

Fleisch<br />

Vier Fleischsorten mit einem AOC-Siegel<br />

werden zum Teil auch in der Franche-Comté<br />

hergestellt: Chapon de Bresse (Masthahn),<br />

Dinde de Bresse (Pute), Poularde de Bresse<br />

(Masthühnchen) und Poulet de Bresse (Masthähnchen).<br />

Alle vier Geflügelprodukte genießen<br />

einen guten Ruf unter Feinschmeckern.<br />

Honig<br />

Honig aus den Vogesen ist bekannt für seinen<br />

nussigen Geschmack und seine kräftige dunkle<br />

Farbe. Damit der Honig das AOC-Siegel tragen<br />

darf, müssen die Bienen ihrer Arbeit in den<br />

Wäldern des Mittelgebirges nachgegangen sein.<br />

Ganze Bienenstöcke werden deshalb im Juli mit<br />

Lkws in die Nähe der Wälder gebracht. Die Weiterverarbeitung<br />

darf anschließend nur innerhalb<br />

fest definierter geografischer Grenzen erfolgen,<br />

die Teile der Franche-Comté einschließen.<br />

AOC & AOP<br />

Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />

europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />

AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />

Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />

ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />

nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />

wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />

bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />

Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />

sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />

werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />

d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />

Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />

verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />

eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />

Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />

sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />

Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />

wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />

einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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ART DE VIVRE Tradition<br />

Toulouse<br />

Im Zeichen des Veilchens<br />

Das Veilchen ist ein Symbol von Toulouse. Seine Zucht begann im<br />

19. Jahrhundert und in den 1930er-Jahren erlebte sie ihren Höhepunkt.<br />

Gerade durch den Ausbau der Luftpost, für die Toulouse eines der Zentren<br />

war, wurden Veilchensträuße nach ganz Europa und sogar nach Nordafrika<br />

exportiert. Doch dann drohte das Veilchen ganz aus der Stadt zu<br />

verschwinden. Erst seit Ende des letzten Jahrhunderts geht es mit dem fl oralen<br />

Botschafter von Toulouse wieder bergauf; auch wegen des engagierten<br />

Kampfes einiger Einheimischer, die sich mit dem Verschwinden der<br />

Blume nicht abfi nden wollten.<br />

Wenn eine wichtige Persönlichkeit nach Toulouse<br />

kommt, überreicht der Bürgermeister traditionell<br />

keinen Rosenstrauß wie andernorts, sondern<br />

einen aus Veilchen. Wenn man weiß, wie viele Blüten es<br />

braucht, um einen ganzen Strauß aus dieser Blume zu formen,<br />

kann man die Ehrung gar nicht genug schätzen. Ein<br />

solcher Blumenstrauß erzählt vor allem aber einen Teil der<br />

Geschichte der Stadt. Denn die nur im Winter von November<br />

bis März blühenden Veilchen sind fest mit der<br />

Vergangenheit der Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées<br />

verbunden. Zwischen den Bewohnern von Toulouse und<br />

der Blume hat sich so etwas wie eine Liebesbeziehung entwickelt,<br />

selbst wenn diese zeitweise auf Sparflamme loderte.<br />

Wann und wie die Veilchen nach Toulouse gekommen<br />

sind, ist nicht ganz geklärt. Diverse Legenden und Geschichten<br />

existieren. Einige meinen, dass der Ursprung<br />

im Mittelalter zu suchen ist, als in Toulouse Goldmünzen<br />

geprägt wurden, die von Veilchen geziert wurden. Andere<br />

glauben an eine romantischere Version, nach der ein Soldat<br />

der Armee von Napoleon III. ein Veilchen aus Italien<br />

für seine Angebetete nach Toulouse mitgebracht haben<br />

soll.<br />

Was auch immer Wahrheit oder Dichtung ist, am<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts jedenfalls begannen Gemüse-<br />

und Obstbauern aus der Region damit, Veilchen zu<br />

züchten. Da die Blume im Winter blüht, konnte man mit<br />

ihr in einer für die Landwirtschaft sonst schwierigen Jahreszeit<br />

Zusatzeinnahmen erzielen. Im Laufe der folgenden<br />

Jahre wurde aus den anfänglichen Versuchen ein neuer<br />

Erwerbszweig. Vor allem im nördlichen Stadtgebiet, im<br />

Viertel Lalande, sowie nördlich der Stadt im Umfeld von<br />

Saint-Jory und Launaguet gab es immer mehr Felder mit<br />

Veilchen. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man 600 Fa-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


milien, die im Winter von der Veilchenzucht lebten.<br />

Obwohl es damals noch keine Tradition der Veilchensträuße<br />

gab, erlebte die Blume eine große Erfolgsstory.<br />

Nach diversen Quellen sollen rund 600.000 Sträuße pro<br />

Jahr nach ganz Europa verschickt<br />

worden sein, nach England,<br />

Deutschland, Österreich,<br />

Ungarn und sogar Russland<br />

und Marokko. Zum Höhepunkt<br />

der Veilchenmode fuhren drei<br />

bis sechs Waggons eines Zuges<br />

jeden Tag mit Veilchen nach<br />

Paris. Zu dieser Zeit wurde die<br />

Pflanze zum Symbol von Toulouse.<br />

In der Stadt selbst gab es<br />

Kioske, die nur Veilchensträuße<br />

anboten. Gerade Liebespaare<br />

kauften diese Blumen gerne.<br />

Außerdem erschienen die ersten<br />

Produkte auf der Basis dieser<br />

Pflanze, etwa Veilchenbonbons.<br />

Doch der Erfolg hielt nicht<br />

an. Ab dem Jahr 1955 kamen<br />

schwere Zeiten auf die lilafarbenen<br />

Winterblüher zu. Eine<br />

Weile bestand sogar die Gefahr,<br />

dass die Blume ganz aus Toulouse<br />

verschwinden könnte.<br />

Da die Veilchenzucht aufwendig<br />

und mühsam ist, wandten<br />

sich immer mehr Züchter<br />

davon ab. Man kann sie durchaus verstehen. Damit die<br />

Blumen schön blühen, brauchen sie ein wenig Kälte. Aber<br />

auch nicht zu viel, denn die Pflanzen dürfen nicht erfrieren.<br />

Außerdem mögen die Veilchen keine Sonne. Da die<br />

Blume damals nur auf freien Feldern wuchs, bedeutete<br />

dies für die Züchter, dass sie oftmals auf allen Vieren mit<br />

frierenden Händen über die Felder robben mussten. Als<br />

1956 der Winter extrem kalt ausfiel und ein Großteil der<br />

Blumen erfror, entmutigte dies viele der Züchter endgültig.<br />

Hinzu kam, dass auch die Zucht von neuen Setzlingen<br />

mit viel manueller Arbeit verbunden ist. Außerdem wurden<br />

immer mehr farbenfrohe und ungewöhnliche Blumen<br />

ins Land importiert, vor allem aus Holland. Das Veilchen<br />

verlor seine exotische Note in Anbetracht der neuen, viel<br />

spektakuläreren Konkurrenz. Als dann noch eine Krankheit<br />

den Pflanzen zu schaffen machte, schien das Ende für<br />

die Veilchen in Toulouse nahe.<br />

Zum Glück gab es aber ein paar Toulousains, die sich<br />

La Maison de la violette<br />

Canal du Midi<br />

(gegenüber 3, boulevard Bonrepos)<br />

31000 Toulouse<br />

Telefon: +33 (0)5 61 99 01 30<br />

www.lamaisondelaviolette.com<br />

mit dem vollkommenen Verschwinden des Symbols der<br />

Stadt nicht abfinden wollten. Sie schafften es, die Landwirtschaftskammer<br />

des Departements Haute-Garonne<br />

und den Conseil Régional von Midi-Pyrénées davon<br />

zu überzeugen, Geld für Forschungsarbeiten<br />

an der Pflanze<br />

bereitzustellen. Der Agraringenieur<br />

Adrien Roucolle nahm<br />

sich der Probleme der Blume<br />

an. Ein Konservatorium wurde<br />

ins Leben gerufen. 1992 konnte<br />

durch eine künstliche Reproduktion<br />

der Blume die Zucht<br />

von Neuem beginnen. Lokale<br />

Züchter nahmen sich der Veilchen<br />

wieder an.<br />

Heute gibt es ein Dutzend<br />

Veilchenzüchter in Toulouse<br />

und Umgebung. Ausreichend<br />

viele, um eine alte Tradition<br />

wiederzubeleben. Die Produzenten<br />

haben sich den modernen<br />

Wünschen der Kunden<br />

angepasst. Zwar gibt es unverändert<br />

Veilchensträuße, sie<br />

spielen aber keine so große Rolle<br />

mehr wie früher. Vielmehr dreht<br />

sich nun alles um aus Veilchen<br />

hergestellte Produkte: Bonbons,<br />

Parfum, Seife, Sirup, Honig<br />

usw. Dies hat als Nebenwirkung<br />

zur Folge, dass man bei einer Einkaufstour in Toulouse<br />

aufmerksam sein muss. Manches Veilchenprodukt, das in<br />

der Stadt angeboten wird, ist unter dem Deckmantel einer<br />

nur scheinbar lokalen Verbundenheit inzwischen in Wirklichkeit<br />

« Made in China ».<br />

Es gibt in Toulouse aber auch Boutiquen, in denen nur<br />

authentische Produkte aus der Region feilgeboten werden.<br />

Etwa die « Maison de la violette ». Hélène Vié, eine leidenschaftliche<br />

Anhängerin der Blume, hat auf einem alten<br />

Kahn, nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt,<br />

ihr persönliches Veilchen-Universum aufgebaut. Fast 100<br />

verschiedene Artikel aus Veilchen hat sie im Angebot.<br />

Bei jedem wird garantiert, dass die Herstellung lokal und<br />

nach alter Tradition erfolgt. Ihre Tochter Mélanie teilt inzwischen<br />

die gleiche Leidenschaft und arbeitet im Laden<br />

mit. Dank engagierter Menschen wie diesen beiden Frauen<br />

kann das Veilchen hoffentlich noch lange ein blühender<br />

Botschafter von Toulouse bleiben.<br />

Verkauf von Veilchen im Winter, Teesalon<br />

auf dem Deck des Kahns im Sommer.<br />

Besonders köstlich: das Veilcheneis .<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 89


Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

14<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Monnaie de Paris: Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern: Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in 38<br />

Paris<br />

Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des 36<br />

Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />

35<br />

mit einzigartigem Garten<br />

Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Hotel<br />

Hotel Lutetia, Paris 33<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de Condé: Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />

Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Jardin Mosaic: Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Hotel<br />

Pasino Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller: Ein Fahrstuhl für Schiffe 45<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Musée Lalique: Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Maison de Robert Schuman: Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Genuss: Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />

Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />

Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Chantals Rezept: Quiche Lorraine 33<br />

Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />

Hotel<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />

Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône: Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Maison de Louis Pasteur: Ein Dorf im Fokus der Wissenschaft 43<br />

Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein 35<br />

Wanderparadies<br />

Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen 34<br />

Provinzstadt<br />

Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen 32<br />

erlaubt ist<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Cheverny: Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans: Unerwartet anders 33<br />

Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Hotel<br />

Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie: Heimat des Impressionismus 45<br />

Genuss: Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />

Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />

Falaises d'Etretat: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />

Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

32<br />

Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Hotel<br />

Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten 32<br />

Frankreichs<br />

Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten 32<br />

Frankreichs<br />

Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />

Ile de Bréhat 29<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Ile d‘Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d‘Aix, Fort Boyard: Reif 46<br />

für die Insel(n)<br />

Loire-Mündung: Kunst am Fluss 45<br />

Nantes: Im Westen viel Neues 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen 42<br />

Fassaden<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />

Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />

Hotel<br />

Hôtel Napoléon, Ile d‘Aix 46<br />

Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Bordeaux 2.0 46<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Chantals Rezept: Cannelés 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Wein: Château Bardins 37<br />

Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35


Genuss: Gâteau basque 34<br />

Dune du Pyla: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches 32<br />

Schmuckstück<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Toulouse: Zu Besuch bei Airbus 46<br />

Östliche Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Gouffre de Padirac: Der Erdmitte ein Stückchen näherkommen 44<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Pastell: Das blaue Gold 43<br />

Guéwen a testé... Pastellworkshop 43<br />

Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Genuss: Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Cirque de Gavarnie: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

33<br />

Frankreichs<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Hotel<br />

Le Grand Balcon, Toulouse 42<br />

Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Montélimar & Umgebung: Eine Reise zwischen gestern und 46<br />

morgen<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Lyon & Umgebung: Eine Reise zu den städtebaulichen Utopien 44<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Tradition: Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein: Clairette de Die 42<br />

Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />

Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen 39<br />

Garten<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval: Die Kraft eines Traumes 33<br />

Pont d'Arc: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />

Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Hotel<br />

Cour des Loges, Lyon 44<br />

Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />

Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />

Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Orgues d'Ille-sur-Têt – Die 10 schönsten Naturwunder 33<br />

Frankreichs<br />

Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten 32<br />

Frankreichs<br />

Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

23<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Hotel<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Grasse: Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Les Baux-de-Provence: Die unerwarteten Reize eines viel 44<br />

besuchten Dorfes<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Orange: Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

10 Ideen... für die Provence 39<br />

Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das 34<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />

Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />

Calanques: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Colorado Provençal de Rustrel: Die 10 schönsten Naturwunder 33<br />

Frankreichs<br />

Gorges du Verdon: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />

Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />

Hotel<br />

Mas du Grand Vallon, Côte d’Azur 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />

B Design & Spa, Le Paradou 39<br />

Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />

Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC Korsikas 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Calanche di Piana: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

33<br />

Frankreichs<br />

Hotel<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Weitere Themen<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele:<br />

45<br />

Ein Markt mit Steigerungspotential<br />

Verkehr: Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />

Gewalt auf Korsika: Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Shopping: Winterschlussverkauf, der andere Wintersport 43<br />

Interview: Michel Chevalet, der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität: Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Interview: Jean Viard, der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Berufe: Simone Hérault, die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten: Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild: Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Berufe: Die Unsterblichen, die 40 Wächter der französischen 39<br />

Sprache<br />

Berufe: Der Präfekt, lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Berufe: Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Berufe: Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Spendenbereitschaft: Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

Ladenöffnungszeiten: Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Ehrenlegion: Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />

Frauen: Madame Glückspilz? Die Situation der französischen 32<br />

Frauen<br />

Serie: Städtevergleich (2): Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Serie: Städtevergleich (1): Lyon versus Marseille 31<br />

Mona Ozouf: Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Es lebe die Elite!: Frankreichs Grandes Ecoles 29<br />

Fußball: Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 29<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

Krieg auf vier Rädern: Die Debatte um das Quad 27<br />

Versailles: Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Gedenkkultur: Darf der Staat in die Geschichtsschreibung 20<br />

eingreifen?<br />

Politik<br />

Hochschulpolitik: Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Deutsch-Französische Freundschaft: Wenn eine Freundschaft 44<br />

zum Ritual wird<br />

Interview: Gregor Gysi und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse: Alles nach links 41<br />

Medien: Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Volksabstimmungen: Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy: Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande: Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Präsidentschaftswahl 2012: Die Kultur als Wahlkampfthema 35<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV: Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />

leisten?<br />

Marine Le Pen: Das «neue» Gesicht des französischen 32<br />

Rechtsextremismus<br />

Staatsbankette: Wenn die Politik durch den Magen geht 29<br />

Plages de gauche, plages de droite: Urlaub in politischen 28<br />

Farben<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

In Mamas oder Papas Fußstapfen: Kinder französischer 27<br />

Politiker in der Politik<br />

Frédéric Mitterrand: Der neue französische Kulturminister 23<br />

Licht und Kerzen: Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum 23<br />

Umweltpolitik: Frankreich wagt die erneuerbaren Energien 20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>.


Subventionen: Wissen die Franzosen die EU überhaupt zu<br />

schätzen?<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus: Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Tourismus: Futuroscope, Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Bistrosterben: Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Austernkrise: Sterben Frankreichs Austern aus? 32<br />

Guide Michelin: Eine Deutsche an der Spitze der französischen 29<br />

Gastronomiebibel<br />

Olympia 2012: Wie Frankreichs Norden von den Spielen in 27<br />

London profitieren will<br />

Flughäfen: Welche Zukunftsperspektiven haben Frankreichs 21<br />

Flughäfen<br />

Kunst & Kultur<br />

Interview: Götz Alsmann in Paris 46<br />

Interview: Patricia Kaas 45<br />

Museen: Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

ST-ART: Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />

einzigartigem Garten<br />

Französisches Historisches Museum: Ein Projekt schlägt hohe 31<br />

Wellen<br />

Pariser Philharmonie: Wenn Politik von der Realität eingeholt 31<br />

wird<br />

Mémorial Caen: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Jean Cocteau an der Côte d'Azur: Jean Cocteau zwischen 28<br />

Nizza und Menton<br />

Die afrikanische Seele von Paris: Interview mit Alain<br />

27<br />

Mabanckou<br />

Chanson: Dalida, unsterbliche Ikone des französischen 20<br />

Chansons<br />

Lebensart<br />

Guignol: Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Shopping: Le Bon Marché, eine Pariser Institution feiert ihren 41<br />

160. Geburtstag<br />

Bunte Töpfe: Keramik aus Vallauris 28<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Burgunds 46<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Trüffel in Sarlat-la-Canéda: Schwarze Diamanten 44<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Provence-Alpes-Côte 44<br />

d’Azur<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes: Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Nougat: Süßigkeit aus Montélimar 35<br />

Gâteau basque: Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Backpflaumen aus Agen: Diskrete Früchtchen 33<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 21<br />

Ti'Punch & Planteur: Der Charme der Antillen in zwei Cocktails 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

29<br />

Hauptstadt (4): Weinbars<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

28<br />

Hauptstadt (3): Ungewöhnliche Restaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

27<br />

Hauptstadt (2): Restaurants mit Ausblick<br />

Esskultur: Fastfood erobert Frankreich 23<br />

Poulet de Bresse: Ein Huhn, ein Mann, eine Leidenschaft 20<br />

Weine & Spirituosen<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Ratgeber: Die Kunst des Karaffierens und Dekantierens 45<br />

Les Grés de Montpellier 44<br />

Picon: «Un Picon-Bière, s'il vous plaît» 43<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen 42<br />

Fassaden<br />

Clairette de Die: Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung: Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier: Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac: Das «mediterranste» Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit: Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort: Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins: Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac: Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Saint-Véran: Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />

Vinexpo: Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />

Chinon: Ein Wein für alle Fälle 34<br />

A.O.C. Fitou: Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Crème de Cassis: Ein Getränk, das kein großes Brimborium 32<br />

um sich macht<br />

Saint-Pourçain: Wein von der Tafel der Mächtigen 29<br />

Vin jaune & Vin de Paille: Die geheimnisvollen Weine des 27<br />

Juras<br />

Rum: Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Bier: Ein überraschend französisches Produkt 20<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Quiche sans pâte 44<br />

Coq au vin 43<br />

Poires safranées et ses tuiles à l'orange 42<br />

Cannelés 41<br />

Gazpacho de tomate 40<br />

Crème brûlée à la fleur d'oranger 39<br />

Velouté de laitue 38<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Liqueur d'estragon 36<br />

Gratin dauphinois 35<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Huitres chaudes à la fondue de poireaux et son sabayon 32<br />

Parmentier de canard 31<br />

Moules à la crème 29<br />

Soupe de fraises 28<br />

Méli-Mélo d’avocat et melon 27<br />

Baba au rhum 23<br />

Jarrets de porc à la sauge et au romarin 20<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften<br />

Ausgaben, fi nden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

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Bestellung innerhalb von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne<br />

Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />

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KULTURSCHOCK<br />

Auf die Farbe der<br />

Krawatte kommt es an!<br />

Liebe Ursula,<br />

endlich komme ich dazu, Dir zu schreiben. Ich wollte mich schon<br />

den ganzen Sommer über bei Dir melden. Aber stell Dir vor, ich hatte<br />

keinen Urlaub. Der Bürgermeister, dessen, wie Du weißt, Büro ich manage,<br />

hatte den « genialen » Einfall, diesen Sommer durchzuarbeiten.<br />

Er legte mir sehr nahe, dies genauso zu tun. Warum? Nicht wegen<br />

einer Naturkatastrophe. Von den schlimmen Unwettern diesen Sommer<br />

wurden wir zum Glück verschont. Nein, wegen der anstehenden<br />

Wahlen.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


Jetzt wirst Du fragen, welche Wahlen? Unser Präsident<br />

wurde doch gerade erst gewählt. Du hast vollkommen<br />

recht. Aber unser Bürgermeister denkt bereits an die<br />

Kommunalwahlen im kommenden März! Dabei ist er<br />

offiziell noch nicht einmal Kandidat für die Wahl. Das<br />

wäre für die Öffentlichkeit noch zu früh, meint er. Er<br />

teilte mir aber im Vertrauen mit, dass er erneut antreten<br />

wird. Er wollte von mir wissen, ob ich bereit wäre, weitere<br />

sechs Jahre für ihn zu arbeiten. Natürlich habe ich total<br />

Lust darauf. Da ahnte ich ja auch noch nicht, dass meine<br />

Sommerferien das erste Opfer dieses Engagements sein<br />

würden.<br />

Schon seit Wochen soll ich diskret am Wahlkampf arbeiten,<br />

zum Beispiel darüber nachdenken, welchen Slogan<br />

wir verwenden können, wer in das Wahlkampfteam muss<br />

und darauf achten, dass wir ein paar schöne Bilder vom<br />

Bürgermeister für die Plakate haben. Doch das ist nicht<br />

der einzige Grund, warum der Sommerurlaub ausfallen<br />

musste. Der Bürgermeister erklärte mir, dass es gegenüber<br />

den Wählern wichtig sei, zu sehen, dass wir immer im<br />

Einsatz sind. Auch wenn sie selbst in Urlaub fahren. Da<br />

half dann auch meine Widerrede nicht weiter, dass es erst<br />

in acht Monaten an die Urnen geht. Es ist eben eine Frage<br />

des guten Images.<br />

Bei einem Mittagessen neulich erzählte ich dem Bürgermeister<br />

von Dir und davon, dass Du für einen deutschen<br />

Amtsträger den gleichen Job machst wie ich. Er<br />

wollte ganz viel wissen, vor allem wie der Wahlkampf in<br />

Deutschland funktioniert, gerade bezüglich der Bundestagswahlen.<br />

Er war davon überzeugt, dass bei Euch alles<br />

viel besser organisiert abläuft und dass alles noch mehr<br />

reglementiert ist als bei uns. Die üblichen Klischees über<br />

Deutschland eben.<br />

Da konnte ich es mir nicht verkneifen, ihm von meinen<br />

ersten Erfahrungen bei einem deutschen Wahlkampf<br />

zu erzählen. Weißt Du noch damals, als ich Dich besucht<br />

hatte und total schockiert war, dass überall in den Straßen<br />

Wahlplakate aufgestellt waren? An den Straßenlaternen,<br />

an den Bäumen, auf den Mittelstreifen, schlicht überall.<br />

Für mich war es das totale Chaos. Ich wollte nicht glauben,<br />

dass es für die Parteien legal war, derart den öffentlichen<br />

Straßenraum nach eigenem Gutdünken zu benutzen.<br />

Dabei waren es nur Landtagswahlen. Weißt Du noch, als<br />

ich kurz danach wieder zu Dir kam – die Wahl war inzwischen<br />

gelaufen – und an manchen Laternen noch immer<br />

ein paar Plakate hingen? Ich glaube von den Rechtsextremen.<br />

Ich war erneut schockiert.<br />

Mein Bürgermeister wollte gar nicht glauben, was ich<br />

ihm erzählte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein<br />

Kandidat einfach so seine Plakate in der Stadt verteilen<br />

kann. Bei uns in Frankreich ist das undenkbar. Wahlplakate<br />

dürfen nur an Stellen aufgehängt werden, die die<br />

Kommunen dafür zur Verfügung stellen. Es handelt sich<br />

um Stellwände aus Metall, die vor den Wahlbüros aufgestellt<br />

werden, also primär vor Schulen und Rathäusern.<br />

Nach der Wahl verschwinden die Stellwände wieder im<br />

Keller. Sie kosten uns viel Geld, rund 150 Euro das Stück<br />

und wir brauchen für einen Standort meist ein gutes Dutzend,<br />

eben so viele, wie es Kandidaten gibt.<br />

Du kannst Dir das wahrscheinlich gar nicht vorstellen,<br />

aber sogar die Anzahl der Standorte ist reglementiert.<br />

Maximal fünf Standorte in Kommunen bis 500 Wahlberechtigte,<br />

zehn Standorte in Kommunen bis zu 5.000<br />

Wahlberechtigte sowie jeweils einen zusätzlichen Standort<br />

pro 3.000 Wahlberechtigte in Kommunen mit mehr<br />

als 5.000 Wahlberechtigten. Kannst du mir noch folgen?<br />

Außerdem dürfen an diesen Wänden pro Kandidat jeweils<br />

nur ein großes Plakat mit einer maximalen Höhe von 841<br />

Millimetern und einer maximalen Breite von 594 Millimetern<br />

sowie ein zweites kleines mit maximal 297 mal<br />

420 Millimetern geklebt werden. So hängen die Kandidaten<br />

brav nebeneinander und jeder hat den gleichen Platz<br />

für seine Kampagne. Die Straßen bleiben ansonsten frei<br />

von Plakaten.<br />

Aber nicht nur die Anzahl und die Maße sind vorgeschrieben.<br />

Auch der Inhalt. Auf dem kleinen Plakat dürfen<br />

zum Beispiel nur Angaben über eine Wahlveranstaltung<br />

mit Datum und Redner gemacht werden. Schlimmer<br />

sind noch die Vorgaben für die Bilder. Ich erinnere mich<br />

an die Kampagne 2008. Ich entdeckte in letzter Minute,<br />

dass wir von dem Bürgermeister ein Bild mit weißem<br />

Hemd und roter Krawatte ausgesucht hatten. Zusammen<br />

mit dem blauen Himmel in Hintergrund ergab das die<br />

Farben blau, weiß, rot. Die Farben unserer Fahne.<br />

Eine Katastrophe, denn die Verwendung dieser nationalen<br />

Farbkombination ist auf Wahlplakaten verboten!<br />

Erst versuchte ich noch, der Wahlkommission zu erklären,<br />

dass das Himmelblau ein anderer Blauton sei als der<br />

auf der Fahne. Doch um auf Nummer sicher zu gehen,<br />

tauschten wir schließlich das Bild aus. Der Bürgermeister<br />

bekam eine rosafarbene Krawatte verpasst. Genauso<br />

müssen wir höllisch aufpassen, wenn wir einen Wahlclip<br />

drehen. Im Hintergrund darf kein öffentliches Gebäude<br />

der Republik erscheinen und auch keine Fahne im Wind<br />

flattern.<br />

Um Dich endgültig zum Lachen zu bringen: Auf<br />

jedem Dokument der Kampagne muss der Kandidat in<br />

klein « Vu, le candidat » (dt. gesehen, der Kandidat) schreiben.<br />

Wenn dieser Zusatz, der garantieren soll, dass jeder<br />

Kandidat seine Kampagne selbst steuert und kennt, fehlt,<br />

sind die Unterlagen unbrauchbar. Du kannst Dir den bürokratischen<br />

Aufwand vorstellen.<br />

Jetzt weißt Du, liebe Ursula, wie meine Wochen zurzeit<br />

aussehen und warum ich mich diesen Sommer nicht<br />

gemeldet habe. Denk an mich, wenn Ihr Eure Plakate<br />

wild in den Straßen aufstellt. Dir jedenfalls viel Glück für<br />

den Endspurt im Wahlkampf.<br />

Deine Florence<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Guéwen a testé …<br />

... Train Express Régional (TER)<br />

Im Ausland denkt man beim Thema « französische Eisenbahn » meist an<br />

den TGV. Dabei verbindet der Hochgeschwindigkeitszug nur die großen<br />

Städte im Land. Für den Alltag der meisten Franzosen ist der Nahverkehrszug<br />

TER wichtiger. Er gewährleistet den Nahverkehr und wird<br />

von den Regionen finanziert. Aus Anlass der Einweihung neuer Züge<br />

in der Region Aquitanien nutzte ich die Gelegenheit, den neuen TER<br />

einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

Was muss man vor dem Einsteigen beachten?<br />

Wie überall auf der Welt muss man einen Fahrschein<br />

kaufen, entweder am Schalter bzw. Automaten im Bahnhof<br />

oder per Internet. Auch im TER gibt es zwei<br />

Klassen (1. und 2. Klasse). Außerdem ist es in<br />

Frankreich ganz wichtig, dass man seinen Fahrschein<br />

vor dem Einsteigen auf dem Bahnsteig<br />

entwertet (composter). Man hält den Fahrschein<br />

dafür in einen Automaten, der vergleichbar<br />

mit vielen Entwertungsautomaten in Bussen<br />

und U-Bahnen im deutschsprachigen Raum<br />

ist und der sich meist am Anfang des Bahnsteigs<br />

befindet. Wenn man dies vergisst, wird im Zug trotz gekauften<br />

Fahrscheins eine Strafe fällig. Ohne Entwertung<br />

auf dem Bahnsteig ist der Fahrschein nicht gültig! Hat man<br />

es trotzdem einmal vergessen, sollte man sich sofort an den<br />

Schaffner wenden und nicht erst warten, bis er an den Platz<br />

kommt. Dann ist es zu spät!<br />

Was sind die Unterschiede zum TGV?<br />

Natürlich die Geschwindigkeit. Der neue TER in Aquitanien<br />

fährt bis zu 160 Stundenkilometer schnell. Der Zug<br />

liegt auch bei diesem Tempo noch sehr stabil und ruhig auf<br />

der Schiene. Ich hätte die Geschwindigkeit nicht vermutet,<br />

als der Lokführer sie bei der Probefahrt per Lautsprecher<br />

verkündete. Außerdem rollen die TER-Züge auf den normalen<br />

Gleisen und nicht auf den extra gebauten Hochgeschwindigkeitstrassen<br />

des TGV. Optisch muss sich der<br />

neue TER nicht hinter dem TGV verstecken. Im Gegensatz<br />

zum TGV, wo die Sitzplatzreservierung obligatorisch<br />

ist, kann man im TER keine Sitzplätze reservieren. Es gibt<br />

auch weder einen Speisewagen, noch einen Imbiss an Bord.<br />

Wer benutzt den TER?<br />

Viele Pendler. Sowohl Schüler und Studenten als auch<br />

Berufstätige fahren TER. Außerdem Reisende, die mit dem<br />

TGVeinelangeStreckeihrerReisezurückgelegthaben<br />

ihrer haben<br />

und mit dem TER zum Zielort außerhalb der großen Städte<br />

weiterfahren. Schließlich einige Sparfüchse, die nicht die<br />

teuren TGV-Fahrscheine bezahlen wollen und auch lange<br />

Distanzen lieber mit dem sehr viel preisgünstigeren TER<br />

unter Inkaufnahme häufigen Umsteigens zurücklegen.<br />

Welchen Komfort bieten<br />

die neuen TER-Züge?<br />

Als Schüler musste ich früher den TER<br />

jeden Tag benutzen. Deshalb war ich sehr<br />

gespannt, wie sich die Züge verändert haben.<br />

Ich wurde nicht enttäuscht. Große<br />

Fenster sorgen im Zug für viel Helligkeit und eine angenehme<br />

Luftigkeit. Die Farben und Sitze sind sehr modern<br />

gehalten. Praktisch ist, dass alle Sitze mit Steckdosen und<br />

einer Leseleuchte ausgestattet sind. Positiv ist zudem, dass<br />

die Sitzabstände wirklich akzeptabel<br />

sind und es genug Platz<br />

fürs Gepäck gibt. Die Züge<br />

sind außerdem klimatisiert.<br />

Alles perfekt also?<br />

Grundsätzlich geben die neuen TER-<br />

Züge eine gute Figur ab. Sie wirken wie ein kleiner TGV,<br />

bieten guten Komfort und sind einladend gestaltet. Der<br />

Unterschied zwischen 1. und 2. Klasse ist allerdings kaum<br />

noch zu erkennen. Der Mehrpreis für die 1. Klasse ist nicht<br />

wirklich gerechtfertigt. Ein echter Schwachpunkt ist zudem<br />

das geringe Platzangebot für Fahrräder. Nur an zwei Stellen<br />

im Zug können sie verstaut werden, was eine Kapazität von<br />

gerade einmal sechs Fahrrädern für den ganzen Zug bedeutet<br />

(bei 210 Sitzplätzen). Das System der Befestigung ist<br />

ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Gerade in Zeiten, in denen<br />

die Verkettung der unterschiedlichen Fortbewegungsmittel<br />

immer wichtiger wird, ist dies enttäuschend. Ansonsten ist<br />

nichts an den neuen Zügen auszusetzen. Aus meiner Sicht:<br />

Welch‘ Quantensprung im Vergleich zu früher!<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178148 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

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Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Florence Boyer, Guéwen Brown, Chantal Cobac,<br />

Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Olivier Huonnic, Ute Jessel, Alain Lardière, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz,<br />

Winfried Ressler, Gérard Rival, Serge Robin, Peter Schmidt, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 4<strong>47</strong>10<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 10/2012<br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 6<strong>2013</strong>8<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und<br />

Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag<br />

übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion<br />

behält sich die Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />

Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stellungen<br />

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auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 € (D), 6,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 € (F/L/B/NL), 7,00 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 29,90 € (D), 35,90 €<br />

(A), 51,80 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2013</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Leserbriefe<br />

Ein Dankeschön-Gedicht<br />

Hallo, liebes Superteam von Frankreich erleben!<br />

Immer wieder erleb ich lesend, Frankreich wie grad eben.<br />

Für jedes einzelne Heft gibt es von mir Applaus!<br />

Ich hab alle bisherigen bei mir zu Haus.<br />

Besonders hilfreich ist das Verzeichnis, möchte ich erwähnen,<br />

Geordnet nach Regionen, sind hier die Themen.<br />

Damit geht es ganz schnell, um zu finden sodann,<br />

Was ich, in welchem Heft, wo nachlesen kann.<br />

Über Kultur, Wirtschaft und auch über Leute<br />

Gibt’s sachliche Berichte und Neuigkeiten von heute.<br />

Bei Art de vivre wird auch nicht vergessen<br />

Zu schreiben über Weine und französisches Essen.<br />

Unterwegs in Frankreich kreuz und quer geht’s dahin,<br />

Mit tollen Reportagen und Fotografien.<br />

Auch von Städten und Landschaften, wo ich selbst nie gewesen,<br />

Bin ich fasziniert, darüber zu lesen.<br />

Über die Geschichte der Regionen, von Schönheiten der Natur,<br />

Traditionelles und Modernes, einfach Lesegenuss pur!<br />

Auch nicht zu verachten ist, ich erwähn es sehr gerne,<br />

Dass ich bei all dieser Vielfalt, so nebenbei auch viel lerne!<br />

Meinen Dank an das Team samt französischer Redaktion<br />

Und auf das nächste Heft freu ich mich schon!!!<br />

Anna Berger, Wilhelmsburg (Österreich)<br />

Zunächst möchte ich Ihnen zu dem tollen Heft gratulieren. Die<br />

Artikel haben uns angeregt, mal nicht in die Provence zu fahren. Wir<br />

kommen gerade aus der Bretagne (Pornic) und haben einen tollen Urlaub<br />

gehabt. Eine Frage zu den Käsesorten auf Seite 88: Nach meinem<br />

Kenntnisstand kommen Comté und Morbier aus der Region Franche-<br />

Comté und nicht aus Burgund. Liege ich nun falsch oder stimmt Ihre<br />

Information nicht?<br />

Maggie & Matthias Hagen, Speyer<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />

rechts, oben nach unten): Titel: Dr Jan Grasshoff, Globus<br />

Medien • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Dr Jan Grasshoff,<br />

Globus Medien; DR Centre de Presse de Monaco; Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Dr Jan Grasshoff, Globus Medien; G.<br />

Brown, Ajc Presse; Dr Jan Grasshoff, Globus Medien; DR,<br />

Ville de Montpellier; Serge Robin, Ajc Presse • S.6-7: DR,<br />

Airship, ZLT Zeppelin Luftschifftechnik; Jean-Marc Fabro,<br />

Médiathèque SNCF,; Denis Gliksman, Inrap • S.8: Dr Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien; Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11:<br />

Bruno Conty, EDF; iStock, froxx; DR, Photothèque Air France;<br />

DR, Musée Unterlinden Colmar • S.12-13: DR • S.14-15: DR •<br />

S. 16: DR • S.18: DR • S.19: Arte, DR • S.20: DR • S.43: Dr Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien • DR, Grand Hôtel Le Turenne<br />

• S.46-48: Serge Robin, Ajc Presse • S.50-51: DR, Centre<br />

de Presse de Monaco • S.52-56: G.Brown et Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.58-67: Serge Robin, Ajc Presse • S.68-73: DR,<br />

Ville de Montpellier • S.74-76: G. Brown, Ajc Presse • S. 78-<br />

81: Serge Robin et G. Brown, Ajc Presse • S.82-83: Maurice<br />

A., Ajc Presse • S.84: Serge Robin, Ajc Presse • S.85: Denis<br />

Bringard, CRT Franche-Comté; iStock, vikif; Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.86: iStock, Pixwork; Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.88-89: Serge Robin, Ajc Presse • S. 94: Chantal Cobac pour<br />

Frankreich erleben • S.96: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Dr<br />

Jan Grasshoff, Globus Medien; DR, Ville du Havre.<br />

Redaktion: Beides ist richtig. Traditionell rechnet man die beiden Käsesorten der<br />

Franche-Comté zu. Laut den offiziellen Bestimmungen zu den beiden genannten<br />

AOC-Produkten darf ein Teil der Produktion aber auch auf burgundischem<br />

Grund erfolgen. Deshalb darf sich Burgund ebenfalls mit diesen Erzeugnissen<br />

schmücken. Die Tatsache, dass Nachbarregionen von bekannten AOC-<br />

Produkten profitieren, kommt auch bei anderen Regionen vor.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 97


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Ein neuer Stadtteil entsteht<br />

Oscar Niemeyer<br />

Das französische Vermächtnis<br />

eines Stararchitekten<br />

Mittelmeerküste<br />

Quirlige Hafenstadt Sète<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Bretagne<br />

Postkartenidylle in Ploumanac’h<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48 – November / Dezember <strong>2013</strong> erscheint am 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>


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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Château de<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Alle AOC Burgunds<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

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auf der Saône<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Roche de Solutré &<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

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