Nr. 47 - September / Oktober 2013
Languedoc: Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird Clermont-Ferrand: Aubruch aus schwieriger Position Elsass: Abbaye de Murbach: es steht ein Kloster im Walde Monaco: die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums Nordfrankreich: Musée Matisse Pessac: hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung Rezept: gratin de légumes du jardin Wein: die Jurade de Saint-Emilion Genuss: die AOC der Franche-Comté Tradition: Toulouse im Zeichen des Veilchens
Languedoc: Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird
Clermont-Ferrand: Aubruch aus schwieriger Position
Elsass: Abbaye de Murbach: es steht ein Kloster im Walde
Monaco: die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums
Nordfrankreich: Musée Matisse
Pessac: hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung
Rezept: gratin de légumes du jardin
Wein: die Jurade de Saint-Emilion
Genuss: die AOC der Franche-Comté
Tradition: Toulouse im Zeichen des Veilchens
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>47</strong> · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />
LANGUEDOC<br />
Romantik pur in Saint-Guilhem-le-Désert<br />
Bretagne<br />
Imposante Burgen und<br />
literarische Vermächtnisse<br />
MONACO<br />
Mehr als ein Millionärsparadies<br />
Auvergne<br />
Clermont-Ferrand will aufholen<br />
Elsass Die verwunschenen Überbleibsel eines Eliteklosters<br />
Matisse Nordfrankreich ehrt einen großen Maler<br />
TGV Kein Geld mehr für neue Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
nachdem der Sommer erst nicht<br />
so richtig in Fahrt kommen wollte, zeigte er dann ab<br />
Juli, was in ihm steckt. Volle Strände und Urlaubsorte<br />
waren die Folge. Ziele wie das beliebte Saint-Guilhemle-Désert<br />
sollte man in der Hochsaison aber<br />
ohnehin lieber meiden. Nicht nur, dass sich die<br />
mittelalterlichen Gassen des Dorfes unter<br />
der südfranzösischen Sonne unerträglich<br />
aufheizen, auch der Ansturm der Massen<br />
ist dann für die sonst idyllische Atmosphäre<br />
wenig förderlich. <strong>September</strong> oder <strong>Oktober</strong><br />
sind dagegen perfekte Monate, um<br />
dieses Kleinod im Hinterland<br />
von Montpellier zu erkunden.<br />
Apropos Montpellier: Diese<br />
Stadt hört nicht auf, von sich<br />
reden zu machen. Zuletzt als<br />
die Kommune, in der die<br />
erste schwule Trauung des<br />
Landes stattfand. Noch vor<br />
gar nicht langer Zeit kannte<br />
diese sympathische Hauptstadt der<br />
Region Languedoc-Roussillon im<br />
Ausland kaum jemand. Wie anders ist<br />
die Situation heute: Kaum eine Stadt<br />
in Frankreich gilt als so dynamisch und<br />
jung wie Montpellier. Wir sprachen<br />
mit der Bürgermeisterin darüber, wie<br />
Montpellier diesen Wandel geschafft hat.<br />
Ebenfalls ständig in<br />
Bewegung, wenn auch auf<br />
einem anderen Niveau, ist ein Ort an der<br />
östlichen Mittelmeerküste: Monaco. Streng<br />
genommen dürften wir als ein Magazin über Frankreich<br />
gar nicht über das souveräne Fürstentum schreiben.<br />
Da die Staatsgrenzen aber kaum sichtbar sind und<br />
Monaco von Frankreich geradezu umzingelt wird,<br />
schickten wir trotzdem einen Redakteur auf diese<br />
« Auslandsreportage ». Er kam mit gemischten Gefühlen<br />
zurück. Einerseits wurde er in seinen Vorurteilen<br />
bestätigt, dass es in Monaco vor allem um Luxus<br />
und Prunk geht. Andererseits faszinierte ihn<br />
die Fähigkeit dieses Zwergstaates, sich derart<br />
souverän unter den Ländern der Erde<br />
zu behaupten und es bis heute geschafft<br />
zu haben, unabhängig zu bleiben.<br />
Falls es Ihnen im <strong>September</strong> oder<br />
<strong>Oktober</strong> im Süden Frankreichs<br />
noch zu warm ist, kann ich Ihnen<br />
vier monumentale Burgen und Schlösser im<br />
Umkreis von Rennes empfehlen. Meistens<br />
denkt man bei der Bretagne immer nur an die<br />
Küsten. Dabei gibt es auch im Inland der<br />
Region eine Menge zu entdecken. Herbstlich<br />
erfrischend geht es auch in Clermont-Ferrand<br />
in der Auvergne oder in Murbach im Elsass zu.<br />
Letzteres Ziel bietet sich für eine Wanderung<br />
durch die bunt gefärbten Wälder der Vogesen an.<br />
Sie merken schon, auch dieses Mal gibt es wieder<br />
viel zu entdecken. Viel Spaß dabei und gute<br />
Reise, egal ob physisch oder in Gedanken!<br />
Titelbild: Saint-Guilhem-le-Désert (Languedoc-Roussillon)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 3
INHALT<br />
Monaco · 50<br />
Saint-Guilhemle-Désert<br />
· 32<br />
Musée Matisse · 58<br />
Saint-Emilion · 78<br />
Clermont-Ferrand · 38<br />
Bretagne · 22<br />
Montpellier · 68<br />
Elsass · 46<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
22 · Combourg<br />
22 · Fougères<br />
22 · Vitré<br />
Nantes<br />
78 · Saint-Emilion<br />
Bordeaux<br />
Lille<br />
38 · Clermont-Ferrand<br />
PARIS<br />
84 · AOC Franche-Comté<br />
44 · Hotel<br />
58 · Le Cateau-Cambrésis<br />
46 · Murbach<br />
Lyon<br />
32 · Saint-Guilhem-le-Désert 50 · Monaco<br />
88 · Toulouse<br />
68 · Montpellier<br />
Marseille<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
22 Bretagne<br />
Mittelalterliche Festungen und<br />
literarische Vermächtnisse<br />
Château des Rochers-Sévigné, Vitré, Fougères, Combourg:<br />
Vier Ziele im Umkreis von Rennes, die vom Mittelalter<br />
erzählen und mit sehenswerten Festungen locken.<br />
32 Languedoc<br />
Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein<br />
Krieger zum Klosterbruder wird<br />
In einem Seitental der malerischen Hérault-Schlucht<br />
liegt ein kleines Dorf mit einem berühmten Kloster.<br />
Ein Schmuckstück für alle Romantiker.<br />
38 Clermont-Ferrand<br />
Aufbruch aus schwieriger Position<br />
Unter den regionalen Hauptstädten Frankreichs spielt<br />
Clermont-Ferrand nicht die erste Geige. Dabei verdient<br />
die Kapitale der Auvergne mehr Aufmerksamkeit.<br />
44 Hotel<br />
Grand Hôtel Le Turenne, Périgord<br />
46 Elsass<br />
Abbaye de Murbach, es steht<br />
ein Kloster im Walde<br />
Die Geschichte einer ehemals wohlhabenden Abtei,<br />
die zu einem mythischen Ort im Wald geworden ist.<br />
50 Monaco<br />
Die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums<br />
Beneidete Insel der Glückseligkeit oder<br />
verhasstes Symbol kapitalistischen Überflusses,<br />
Monaco polarisiert und fasziniert zugleich.<br />
58 Nordfrankreich<br />
Musée Matisse, Kunstgenuss<br />
auf dem platten Land<br />
Gibt es ein Dorf auf der Welt, das nur 7.000<br />
Einwohner zählt und trotzdem ein Museum von<br />
Weltruf besitzt? Ja, Le Cateau-Cambrésis.<br />
Frankreich heute<br />
64 Monnaie de Paris<br />
Pessac, hinter den Kulissen der<br />
Euro-Münzprägung<br />
In der dreiteiligen Serie über die französische Münzprägeanstalt<br />
Monnaie de Paris geht es dieses Mal in den Großraum<br />
von Bordeaux, wo seit den 1970er-Jahren Münzen<br />
im industriellen Stil gefertigt werden. Ein Universum, das<br />
normalerweise der Öffentlichkeit verschlossen bleibt.<br />
68 Stadtentwicklung<br />
Montpellier, ein Synonym für Dynamik<br />
In vielen französischen Städten herrscht Aufbruchstimmung,<br />
doch eine Stadt steht ganz besonders für den<br />
neuen Boom urbanen Lebens: Montpellier. Was sind<br />
die Hintergründe, was hat die Politik dafür getan, was<br />
sind die Risiken und die Chancen des Aufbruchs?<br />
74 Verkehrspolitik<br />
Die Wiederentdeckung der Langsamkeit<br />
In der französischen Eisenbahnpolitik drehte sich jahrelang<br />
alles um das Prestigeprojekt TGV. Doch nun zwingen leere<br />
Kassen zum Umdenken. Die neue Regierung leitet einen<br />
Systemwechsel ein: mehr Geld für den konventionellen<br />
Schienenverkehr und weniger für die Hochgeschwindigkeit.<br />
Art de vivre<br />
78 Wein<br />
Jurade de Saint-Emilion<br />
Wenn eine Prozession aus Männern und Frauen in langen<br />
rotweißen Roben durch die Gassen von Saint-Emilion<br />
zieht, lebt die Tradition der Jurade wieder auf. Doch<br />
dahinter steckt mehr als Folklore: Der Wein von Saint-<br />
Emilion hat dieser alten Tradition viel zu verdanken.<br />
82 Chantals Rezept<br />
Gratin de légumes du jardin<br />
84 Genuss<br />
Die AOC der Franche-Comté<br />
Die Franche-Comté mit den Höhenzügen des Jura ist eine<br />
gute Adresse für Käseliebhaber. Aber auch die Weine<br />
der Region zeichnen sich durch ihre große Vielfalt aus.<br />
88 Tradition<br />
Toulouse im Zeichen des Veilchens<br />
Wenn eine wichtige Person nach Toulouse kommt,<br />
verschenkt der Bürgermeister einen Veilchenstrauß.<br />
Die Blume ist das Symbol der Stadt.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
14 On lit<br />
16 On écoute<br />
17 Abonnement<br />
18 On regarde<br />
20 On surfe<br />
90 Nachbestellungen<br />
94 Kulturschock<br />
96 Guéwen a testé<br />
97 Leserbriefe<br />
97 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
ILE-DE-FRANCE<br />
Die Rückkehr des Zeppelins<br />
Der Star der Luftfahrt der 1930er-Jahre erlebt seit Anfang<br />
August im Pariser Großraum ein Revival. Der<br />
wie ein Airbus A380 lange, wie ein fünfstöckiges Gebäude<br />
hohe und wie eine vierspurige Autobahn breite Zeppelin<br />
ist technologisch auf dem neuesten Stand und bietet in der<br />
Passagierkabine luxuriöse Verhältnisse. Gestartet wird vom<br />
Flugplatz von Pontoise nordwestlich von Paris im Departement<br />
Val-d’Oise. Drei Flugrouten stehen zur Auswahl:<br />
« Royal », ein eineinhalbstündiger Flug zum Schloss von Versailles; « Croisière », ein einstündiger Flug<br />
zum Schloss von Chantilly oder zum Schloss von La Roche-Guyon; « Baptème », ein 30-minütiger<br />
Flug nach Vexin. Da gerade einmal zwölf Passagiere an Bord passen, sind die Preise für diese exklusiven<br />
Touren entsprechend hoch. Sie liegen zwischen 250 und 650 Euro. www.airship-paris.fr<br />
TGV<br />
Von Freiburg nach Paris in<br />
drei Stunden und 40 Minuten<br />
EUROPA<br />
Französische Forscher sehen Europas Mitte in Bayern<br />
Das französische Institut National de l’Information Géographique et Forestière<br />
(IGN) hat keinen Zweifel: Nach den neuesten Berechnungen hat sich der<br />
Mittelpunkt der Europäischen Union nach dem Beitritt Kroatiens von Hessen<br />
in den äußersten Nordwesten Bayerns verschoben. Er befindet sich nun auf<br />
einem Feld, das zur Kommune Westerngrund östlich von Hanau gehört. Um den<br />
Mittelpunkt festzulegen, berücksichtigten die Wissenschaftler die Landesgrenzen<br />
der 28 Mitgliedsstaaten, einschließlich Inseln, aber ohne die Hoheitsgebiete auf<br />
dem Meer. Am 1. Januar 2014 wird sich Europas Zentrum allerdings erneut leicht<br />
verschieben, und zwar 500 Meter in südöstlicher Richtung. Der Grund dafür liegt<br />
in der Anerkennung des neuen französischen Überseedepartements Mayotte als<br />
überseeisches Hoheitsgebiet der Union, wie es etwa die Kanaren oder Madeira<br />
bereits sind. Westerngrund muss aber nicht befürchten, seinen Titel zu verlieren.<br />
Auch der neue Mittelpunkt liegt noch auf dem Gebiet der Gemeinde.<br />
Seit dem 26. August verbindet ein TGV<br />
sechsmal die Woche Freiburg im Breisgau<br />
mit Paris. Die Fahrzeit bis zum Pariser<br />
Bahnhof « Gare de Lyon » beträgt drei<br />
Stunden und 40 Minuten. Außerdem<br />
verbessern sich die Verbindungen von<br />
Freiburg in den Nordosten Frankreichs.<br />
Mulhouse wird mit dem neuen TGV in<br />
41 Minuten erreicht, Belfort (Bahnhof<br />
« Belfort-Montbéliard TGV ») in einer<br />
Stunde und sieben Minuten, Besançon<br />
(Bahnhof « Besançon-Franche-Comté<br />
TGV ») in eineinhalb Stunden und Dijon in<br />
zwei Stunden.<br />
ÄRMELKANAL<br />
Hafen von Calais wird ausgebaut<br />
Trotz der allgemeinen Krise im europäischen Fährverkehr kann sich<br />
der Hafen von Calais nicht beschweren. Gerade im Güterverkehr<br />
steht er gut da. Außerdem gibt es positive Entwicklungschancen für<br />
die Zukunft. Deshalb verfolgen die Region Nord-Pas-de-Calais und die<br />
Industrie- und Handelskammer von Calais das Projekt « Calais Port 2015 »<br />
weiter, das die Gestaltung eines neuen Hafenbeckens, den Bau eines<br />
Schutzwalls sowie Landaufschüttungen vorsieht. Insgesamt sollen 400<br />
Millionen Euro in die Hafenanlagen investiert werden. Bis 2018 soll sich<br />
die Kapazität des Hafens verdoppeln.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
PARIS<br />
Archäologische<br />
Funde könnten<br />
Ursprünge der<br />
Hauptstadt klären<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Kampf gegen das Rauchen geht weiter ++ D i e f ra n zö s i s c h e<br />
Ministerin für Gesundheit und soziale Angelegenheiten, Mar isol Tour aine, plant,<br />
das bestehende Rauchverbot im Land aus zu wei ten. Sie will die Bürgermeister<br />
auffordern, das Rauchen auch in Parks, in Studentendörfern, vor Schulen und an<br />
Stränden zu unter sa gen.<br />
Junge Väter wenig disponibel ++ Nach einer Er heb ung des<br />
nationalen Statistikinstitutes INSEE reduziert nur einer von neun jungen Papas seine<br />
Arbeitszeit nach der Geburt eines Kin des, während dies jede zweite Mutter tut.<br />
Da die frühkindliche Kinder betreuung in Frankreich besser ausgebaut ist als in<br />
vielen anderen europäischen Ländern, reduzieren beide Elternteile ihre Arbeitszeit<br />
insgesamt aber weniger stark als beispielsweise deutsche oder englische Eltern.<br />
19.500 Euro für einen Guide Michelin ++ Ein Sam mler zögerte<br />
nicht, bei einer Versteigerung 19.500 Euro für den Guide Michelin aus dem Jahre<br />
1900 auf den Tisch zu legen. Nach Ex per ten meinung existieren von der Ausgabe<br />
nur noch 30 Exemplare auf der Welt.<br />
Sinkende Immobilienpreise in Paris ++ Für Be stands bauten<br />
sind die Immobilienpreise in der französischen Hauptstadt leicht gesunken. Kostete<br />
im August 2012 der Quadratmeter im Durch schnitt 8.460 Euro, sind ein Jahr später<br />
« nur » noch 8.340 Euro fällig.<br />
Bis vor Kurzem galt es als gesichert,<br />
dass Paris seine Ursprünge<br />
auf der Ile de la Cité hat und<br />
dort von den Galliern als Lutèce gegründet<br />
und von den Römern ausgebaut<br />
wurde. In letzter Zeit wurde diese<br />
These aber immer mehr infrage gestellt,<br />
da man bisher keine Spuren einer<br />
römischen Besiedlung auf der Seine-<br />
Insel finden konnte. So glauben zum<br />
Beispiel einige Archäologen, dass Paris<br />
auf einer Seine-Schleife gegründet<br />
wurde, auf der heute der Vorort<br />
Nanterre liegt. Jüngste archäologische<br />
Entdeckungen liefern nun vielleicht<br />
neue Erkenntnisse. Während umfangreicher<br />
Umbauarbeiten an dem Gebäude<br />
der Präfektur von Paris stießen<br />
Archäologen des Institut National de<br />
Recherches Archéologiques Préventives<br />
(INRAP) im Untergrund auf<br />
Spuren einer früheren Besiedlung.<br />
Noch steht aber nicht fest, ob diese<br />
Funde aus römischer Zeit stammen,<br />
also die These der Gründung der Stadt<br />
auf der Ile de la Cité bestätigen könnten,<br />
oder aus einer späteren Epoche.<br />
Widersprüchliches Konsumverhalten ++ Laut ein er Um frage von<br />
Médiaprism achten 83 Prozent der Franzosen beim Einkauf auf den natürlichen<br />
Charakter eines Produktes. Bei Lebens mitteln sind es sogar 92 Prozent. Gleichzeitig<br />
geben aber nur 21 Prozent der Befragten an, die Qualitätssiegel, die darüber<br />
Auskunft geben, zu beachten.<br />
Autobahngebühren steigen überdurchschnittlich ++ In<br />
den letzten fünf Jahren sind die französischen Auto bahn gebühren um elf Prozent<br />
gestiegen, während die Inflationsrate in der gleichen Zeit nur acht Prozent betrug.<br />
Außerdem verzeichnen die Autobahngesellschaften Rekordumsätze, obwohl der<br />
Verkehr rückläufig ist. Diese Umstände haben den Rechnungshof auf den Plan<br />
gerufen. Er will sich die Zahlen nun genauer anschauen. Ende offen.<br />
Lieber ein Glas Wein als eine ganze Flasche ++ Nach<br />
einer Erhebung des Grossistennetzwerkes C10, das auf die Getränkebelieferung<br />
von Hotels und Restaurants spezialisiert ist, bestellen 64 Prozent der Restaurant besucher<br />
im Land lieber ein Glas Wein als gleich eine ganze Flasche. Bei den unter<br />
25-Jährigen sind es sogar 77 Prozent. Als Hauptgrund wird das geringere Risiko<br />
bei der Auswahl genannt. Dezent verschwiegen wird der geringere Preis, was in<br />
Wirklichkeit ebenfalls entscheidend sein dürfte.<br />
Neue Geschwindigkeitsgrenze für Pariser Stadtring? ++<br />
Auf dem 35 Kilometer langen, vor 40 Jahren gebauten Pariser Autobahnstadtring,<br />
dem Boulevard Périphérique, müssen die täglich 1,1 Millionen Autofahrer<br />
demnächst vielleicht auf die Bremse treten. Der Innenminister Manuel Valls hat<br />
sich für eine Verringerung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 auf<br />
70 Stundenkilometer ausgesprochen. Es ist wahrscheinlich, dass die Pariser<br />
Stadtverwaltung dem Vorschlag folgen wird.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
STROMSPAREN<br />
Beleuchtungen müssen nachts<br />
abgeschaltet werden<br />
Nun ist es amtlich: Fassadenbeleuchtungen und Schaufensterlampen<br />
von Geschäften müssen von ein Uhr nachts<br />
bis sieben Uhr morgens in Frankreich ab sofort ausgeschaltet<br />
bleiben. Außerdem müssen Lampen in Büros spätestens<br />
eine Stunde nach Feierabend des letzten Mitarbeiters ausgeknipst<br />
werden. Wird dagegen verstoßen, sind 750 Euro Bußgeld fällig. Allerdings können die Präfekten Ausnahmen erlauben,<br />
etwa vor Feiertagen, in der Weihnachtszeit oder in Touristenhochburgen, wie beispielsweise den Champs-<br />
Elysées und Montmartre in Paris oder in den Innenstädten von Marseille, Lyon oder Nizza. Durch diese Maßnahmen<br />
soll eine Strommenge pro Jahr eingespart werden, die dem Verbrauch von 750.000 Haushalten entspricht.<br />
CHAMPS-ELYSÉES<br />
Spekulationen über<br />
neuen Mieter im<br />
ehemaligen<br />
Virgin Megastore<br />
Nach der Schließung des<br />
bekannten Virgin Megastore<br />
auf den Champs-Elysées in<br />
Paris sind mehrere potentielle<br />
Nachmieter im Gespräch. So wird über die Eröffnung einer Filiale<br />
der Kaufhauskette Le Printemps spekuliert. Aber auch der Umbau<br />
zu einem Luxushotel oder die Einrichtung eines Showrooms für die<br />
Automarken des Volkswagen-Konzerns sind im Gespräch. Schließlich<br />
ist der Eigentümer des herrschaftlichen Gebäudes, der Staatsfond<br />
von Katar, auch großer Anteilseigner beim Wolfsburger Konzern. Für<br />
die rund 7.000 Quadratmeter in bester Lage muss der Neumieter<br />
vermutlich 20 Millionen Euro pro Jahr als Miete auf den Tisch legen.<br />
LEBENSVERSICHERUNGEN<br />
Unerwartete stille Reserven<br />
Der französische Rechnungshof machte in seinem letzten<br />
Bericht eine unerwartete Entdeckung: Bei Versicherungen<br />
und Banken im Land schlummern vier Milliarden Euro<br />
aus Lebensversicherungen und Sparkonten von Kunden,<br />
die verstorben sind, deren Erbe aber von niemanden<br />
beansprucht wurde. Der Rechnungshof schlägt vor, dass<br />
dieses Geld nun an die Caisse des Dépots, ein staatliches<br />
Finanzinstitut, das vor allem Staats- und Rentengelder<br />
verwaltet, überwiesen wird.<br />
JUBILÄUM<br />
Der Eiffelturm als Musikinstrument<br />
Laut der britischen Tageszeitung The Guardian hat sich der US-amerikanische<br />
Musiker Joseph Bertolozzi ein ganz besonderes Geschenk für die 2014 stattfindende<br />
125-Jahrfeier des Eiffelturms ausgedacht: Er will eine CD herausbringen,<br />
auf der er 2.000 Töne mischt, die er kürzlich direkt am Eiffelturm aufnahm, als er mit<br />
einem Hammer an den unterschiedlichsten Stellen auf das Konstrukt schlug. So kann<br />
der Eiffelturm in seinem Jubiläumsjahr beweisen, ob er auch das Zeug zu einem wohlklingenden<br />
Musikinstrument hat.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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ON EN PARLE<br />
WASSERKRAFT<br />
EDF eröffnet ersten neuen<br />
Staudamm seit 20 Jahren<br />
Obwohl die erneuerbaren Energien immer wichtiger<br />
werden, dauerte es 20 Jahre, bis der staatlich dominierte<br />
Stromkonzern EDF wieder einen neuen<br />
Staudamm zur Stromerzeugung einweihen konnte. Zurzeit<br />
trägt Wasserkraft mit 20,5 Prozent zur nationalen Stromerzeugung<br />
bei. 63,3 Prozent des Stroms wird durch Kernenergie<br />
gewonnen, 14,4 Prozent durch Kohle- und Gaskraftwerke.<br />
Der neue Stausee (Berrage du Rizzanese) befindet<br />
sich im Süden Korsikas. Er soll der Insel helfen, jedes Jahr 20.000<br />
Tonnen fossile Brennstoffe einzusparen.<br />
LUFTVERKEHR<br />
Air France führt Internet über den Wolken ein<br />
Air France weiß selbst, dass es bei einem Thema der Konkurrenz<br />
hinterherhinkt: Der Möglichkeit, als Passagier während des Fluges im<br />
Internet zu surfen. Während etwa Lufthansa diesen Service schon seit<br />
Langem anbietet, hält diese Technik erst jetzt Einzug in die Flugzeuge ge des<br />
französischen Flagcarriers. Zunächst allerdings nur auf ausgewählten<br />
Langstreckenflügen mit Boeing 777. Als Passagier kann man wählen, ob<br />
man für 10,95 Euro für eine Stunde oder für 19,95 Euro den ganzen Flug lang<br />
im Internet surfen will. Laut Fluggesellschaft kostet die technische Ausrüstung<br />
eine halbe Million Euro pro Flugzeug. Erst wenn mindestens fünf Prozent der<br />
Passagiere diesen Dienst nutzen, soll sich der Service für Air France rechnen.<br />
GESETZGEBUNG<br />
Parlament schafft<br />
Tatbestand der<br />
Präsidentenbeleidigung<br />
Pb<br />
ab<br />
2008 hielt ein Protestant bei<br />
einer Demonstration Nicolas<br />
Sarkozy ein Schild vor die Nase,<br />
auf<br />
dem « Casse-toi pov’con »<br />
(dt. etwa « Verpiss Dich, Du<br />
armer Irrer ») stand. Er spielte<br />
damit auf einen Ausspruch des<br />
ehemaligen Staatspräsidenten<br />
an,<br />
den dieser selbst einige Zeit davor auf<br />
der französischen Landwirtschaftsmesse<br />
gegenüber einem Besucher tätigte. Nicolas<br />
Sarkozy sah darin jedoch den Tatbestand<br />
der Präsidentenbeleidigung erfüllt und<br />
erhob Anklage. Mit Erfolg. Doch das Urteil<br />
des französischen Gerichts zugunsten des<br />
Präsidenten führte dazu, dass Frankreich<br />
vom Europäischen Gerichtshof für<br />
Menschenrechte verurteilt wurde. Er sah<br />
das Recht auf Meinungsfreiheit verletzt. Die<br />
Nationalversammlung hat deshalb nun den<br />
Paragrafen und damit den Tatbestand der<br />
Präsidentenbeleidigung aus dem Gesetz<br />
entfernt.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
ARBEITSZEIT<br />
35-Stunden-Woche entspricht nicht der Realität<br />
Komische Szenen einer<br />
Ehe in Südfrankreich<br />
Nach einer Untersuchung des französischen Arbeitsministeriums ist die gesetzliche<br />
35-Stunden-Woche vor allem eine juristische Vorgabe, die Überstunden auslöst. Sie<br />
hat wenig mit der tatsächlichen Arbeitszeit zu tun. Zunächst gibt es einige Bran chen,<br />
in denen länger als 35 Stunden pro Woche gearbeitet werden darf. 2011 be trug die<br />
durchschnittliche gesetzliche Arbeitszeit für alle Arbeitnehmer deshalb nicht 35,<br />
sondern 35,8 Stunden pro Woche. Berücksichtigt man weiterhin die durch schnittliche<br />
Wochenarbeitszeit der leitenden Angestellten (44,1 Stunden) sowie die de klarierten<br />
Überstunden aller Arbeitnehmer, gelangt man zu einer tatsächlichen Ar beitszeit<br />
von durchschnittlich 39,5 Stunden pro Woche. Selbst wenn man noch die Teil zeitbe<br />
schäftigten hinzurechnet, beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit in Frank reich<br />
immer noch 36,6 Stunden pro Woche, gut eineinhalb Stunden mehr als 35 Stunden.<br />
COLMAR<br />
Isenheimer Altar zieht<br />
vorrübergehend um<br />
Während der Umbauarbeiten im Musée Unterlinden<br />
in Colmar wird das wichtigste Ausstellungsstück<br />
des Museums vorrübergehend in die Kirche des<br />
Dominikanerklosters der Stadt gebracht. 18 Monate lang<br />
wurde zuvor darum gestritten, ob der Altar umziehen<br />
oder lieber gut geschützt am alten Ort verweilen sollte. Der Vorteil der jetzigen Lösung: Das<br />
Meisterwerk bleibt während der Bauarbeiten im Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Die<br />
Wiedereröffnung des Musée Unterlinden ist für die zweite Jahreshälfte 2014 geplant.<br />
Dagmar Manzel<br />
Ernst Stötzner<br />
STILLER<br />
SOMMER<br />
Ein Film von Nana Neul<br />
BILDUNGSWESEN<br />
968 Lehrerstellen bleiben unbesetzt<br />
Um Lehrer an einem Collège oder Lycée in Frankreich zu werden,<br />
muss man ein jährlich organisiertes Auswahlverfahren bestehen.<br />
Dieses Jahr konnten in Folge des Verfahrens aber 16 Prozent der<br />
offenen Stellen nicht vergeben werden, da es nicht genug Kandidaten gab,<br />
die den Selektionsprozess überstanden hatten. Besonders betroffen war das<br />
Fach Französisch, für das nur 61 der 200 Stellen besetzt werden konnten.<br />
Ebenfalls schlecht sah es für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch<br />
aus, bei denen zwischen einem Viertel und einem Drittel der Stellen<br />
offen bleiben mussten. Es gibt nun zwei Erklärungsansätze: Entweder die<br />
Kandidaten waren wirklich zu schlecht oder die Anforderungen waren zu<br />
hoch. Allerdings ist ein gewisses aufkommendes Desinteresse an dem Beruf<br />
und den Fächern ebenfalls nicht zu leugnen. Denn für das Fach Französisch<br />
gab es gerade einmal 108 Bewerber für 200 offene Stellen und für<br />
das Fach Deutsch 265 Kandidaten für 270 offene Stellen.<br />
Ab 3. <strong>Oktober</strong> nur im Kino!<br />
ZORRO FILM zeigt eine 2PILOTS produktion mit DAGMAR MANZEL, ERNST STÖTZNER, MARIE ROSA TIETJEN,<br />
ARTHUR IGUAL, VICTORIA TRAUTTMANSDORFF, HANS-JOCHEN WAGNER, SYLVIE GRANOTIER, JEF BAYONNE,<br />
RAINER EWERRIEN, RAINER GALKE, buch und regie NANA NEUL, kamera LEAH STRIKER,<br />
ausstattung JOCHEN DEHN, FRÉDÉRIC DANOS, kostüm CINDY SPIEKERMANN, maske SYLVIA GRAVE,<br />
schnitt ISABEL MEIER, DORA VAJDA, casting SUSANNE RITTER musik HENNING GRAMBOW, JÖRG-MARTIN WAGNER,<br />
ton MATTHIAS HAEB, sound design JOSEF STEINBÜCHEL, mischung FALK MÖLLER,<br />
regieassistent STEFAN KRIEKHAUS, produktionsleitung MONIKA KINTNER, produzenten HARRY FLÖTER,<br />
JÖRG SIEPMANN, redaktion STEFANIE GROSS, in koproduktion mit dem SÜDWESTDEUTSCHEN RUNDFUNK,<br />
gefördert durch FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW, DFFF, KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM, MEDIA<br />
www.StillerSommer.de
FRANKREICHKALENDER<br />
Picasso Céramiste<br />
et la Méditerranée<br />
Aubagne, bis 13.10.<strong>2013</strong><br />
Marathon du Médoc<br />
Bordelais, 07.09.<strong>2013</strong><br />
Tony Cragg,<br />
œuvres récentes<br />
Saint-Etienne, 14.09.<strong>2013</strong> – 05.01.2014<br />
Es gibt nicht wenige, die die Kunst,<br />
aus Keramik Gegenstände zu formen,<br />
ein wenig belächeln. Doch diese<br />
Ausstellung beweist, wie falsch dieses<br />
Vorurteil ist. Präsentiert werden 150<br />
Originalkeramikwerke von Pablo Picasso,<br />
die aus diversen Museen in Paris,<br />
Antibes, Saint-Etienne, Roubaix,<br />
Barcelona und Caldes de Montbui<br />
stammen. Gemeinsam zeigen sie Picassos<br />
Liebe für die Keramikkunst, die<br />
für ihn selbst einen hohen Stellenwert<br />
einnahm, was heute meist in Vergessenheit<br />
gerät. Die Ausstellung findet<br />
in einer sehenswerten Kapelle aus dem<br />
Jahre 1551 in der schmucken Altstadt<br />
von Aubagne statt. Sie würdigt damit<br />
nicht nur den großen Künstler, sondern<br />
auch die Keramiktradition der<br />
Stadt.<br />
Centre d’Art des Pénitents Noirs<br />
Les Aires Saint-Michel<br />
13400 Aubagne<br />
Telefon: +33 (0)4 42 03 49 98<br />
www.picasso<strong>2013</strong>.com<br />
Täglich 9.30 – 19.30 Uhr<br />
8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />
Kinder bis 6 Jahre kostenlos<br />
Ob New York, Paris oder Berlin, jede<br />
große Metropole hat ihren Marathon,<br />
der irgendwie aber auch austauschbar<br />
ist. Nicht so der Marathon du Médoc<br />
im Bordelais, der seinen Start- und<br />
Endpunkt in Pauillac hat. Gegründet<br />
wurde er 1984. Jedes Jahr nehmen<br />
um die 9.000 Läufer daran teil. Anstatt<br />
durch Häuserschluchten laufen<br />
sie durch die Weinfelder bekannter<br />
Appellationen wie Pauillac, Saint-<br />
Julien, Saint-Estèphe, Médoc und<br />
Haut-Médoc. Unterwegs werden von<br />
den Läufern Weine verkostet und<br />
andere Köstlichkeiten wie Schinken,<br />
Käse, Austern und sogar Entrecôtes<br />
vernascht. Außerdem sind die meisten<br />
Teilnehmer verkleidet. Das diesjährige<br />
Motto lautet Science-Fiction. Es geht<br />
also eindeutig um den Spaß an der<br />
Sache und nicht darum, wer möglichst<br />
schnell im Ziel ankommt.<br />
Start- und Endpunkt: Pauillac<br />
Marathon du Médoc<br />
5, rue Etienne Dieuzede<br />
33250 Pauillac<br />
Telefon: +33 (0)5 56 59 17 20<br />
www.marathondumedoc.com<br />
Anthony Cragg, bekannt als Tony<br />
Cragg, ist ein britischer, 1949 in Liverpool<br />
geborener Bildhauer, der seit<br />
1977 in Wuppertal lebt, wo er ebenfalls<br />
unterrichtet. Obwohl er eine wissenschaftliche<br />
Ausbildung absolvierte,<br />
widmete sich Cragg danach lieber den<br />
schönen Künsten. Seine Skulpturen<br />
werden heute in der ganzen Welt ausgestellt.<br />
Zu Saint-Etienne hat er aber<br />
eine ganz besonderes Verhältnis, da<br />
das dortige Musée d’art et d’industrie<br />
1981 die erste Ausstellung über ihn<br />
auf französischem Boden organisierte.<br />
Nun kehren seine Werke zurück in die<br />
Hauptstadt des Departements Loire.<br />
Gezeigt werden seine neuesten Exponate<br />
sowie einige Meisterstücke aus<br />
den Jahren seit 1989 bis heute. Sie sind<br />
aus Holz, Stahl, Marmor und Bronze.<br />
MAM Saint-Etienne Métropole<br />
Rue Fernand Léger<br />
42270 Saint-Priest-en-Jarez<br />
Telefon: +33 (0)4 77 79 52 52<br />
www.mam-st-etienne.fr<br />
Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />
5,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro,<br />
Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Impressions à<br />
Montmartre:<br />
Delâtre & Müller<br />
Paris, 14.09.<strong>2013</strong> – 12.01.2014<br />
Corot dans la<br />
lumière du Nord<br />
Douai, 05.10.<strong>2013</strong> – 06.01.2014<br />
Indochine 1856-1956<br />
Paris, 16.10.<strong>2013</strong> – 26.01.2014<br />
Um das Jahr 1900 fand in der Malerei<br />
in Frankreich eine « Revolution der<br />
Farben » statt. Eine Reihe von Künstlern<br />
trat in den Vordergrund, die man<br />
heute zwischen die Impressionisten aus<br />
den 1870er-Jahren und die Avantgardisten<br />
vom Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
einordnet. Die Wegbereiter dieser<br />
Stilrichtung waren Eugène Delâtre<br />
und Alfredo Müller. Gerade Eugène<br />
Delâtre spielte eine entscheidende<br />
Rolle in der Entwicklung von Farbradierungen.<br />
Er arbeitete dafür zusammen<br />
mit anderen jungen Künstlern<br />
vom Montmartre, etwa Pablo Picasso,<br />
Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Signac<br />
und Théophile-Alexandre Steinlen.<br />
Zum ersten Mal werden fast 100 Werke<br />
aus dieser Epoche vereinigt in einer<br />
Ausstellung in Paris präsentiert.<br />
Musée de Montmartre<br />
12, rue Cortot<br />
75018 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 49 25 89 39<br />
www.museedemontmartre.fr<br />
Täglich 10.00 – 18.00 Uhr<br />
9,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro,<br />
Kinder bis 10 Jahre kostenlos<br />
Wenn es um die Malerei und besondere<br />
Lichtverhältnisse geht, steht stets<br />
der Mittelmeerraum im Vordergrund.<br />
Dabei hat nicht nur das Licht Südfrankreichs<br />
Künstler inspiriert. Das<br />
Musée de la Chartreuse in Douai<br />
zeigt, wie sich der Maler Camille Corot<br />
(1796-1875) von den Landschaften<br />
und Lichtverhältnissen im Norden<br />
des Landes anregen ließ. Außerdem<br />
geht die Ausstellung der Frage nach,<br />
wie der Künstler andere Maler der<br />
Region beeinflusste. Insgesamt werden<br />
130 Werke von Corot sowie weitere<br />
Bilder der sogenannten Ecole d’Arras<br />
präsentiert. Hinzu kommen diverse<br />
Dokumente, die von Freundschaften<br />
zwischen Corot und anderen Malern<br />
aus der Region erzählen. Eine spannende<br />
Ausstellung für alle Corot-Fans.<br />
Musée de la Chartreuse<br />
130, rue des Chartreux<br />
59500 Douai<br />
Telefon: +33 (0)3 27 71 38 80<br />
www.museedelachartreuse.fr<br />
Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr &<br />
14.00 – 18.00 Uhr<br />
4,60 Euro, ermäßigt 2,30 Euro<br />
Nachdem das Musée de l’Armée<br />
letztes Jahr eine Ausstellung über die<br />
Kolonisierung und Entkolonisierung<br />
Algeriens organisiert hat, widmet sich<br />
das Museum nun der französischen<br />
Kolonialgeschichte und der 100-jährigen<br />
militärischen Präsenz in Indochina.<br />
Ohne Tabu wird ein kritischer<br />
Blick auf die Geschichte der Länder<br />
Frankreich, Kambodscha, Vietnam<br />
und Laos geworfen. Die Ausstellung<br />
unterstreicht damit die neue Ausrichtung<br />
und Mission des Museums, sich<br />
möglichst objektiv und kritisch mit der<br />
Vergangenheit auseinanderzusetzen,<br />
auch wenn dies manchmal schmerzliche<br />
Erkenntnisse an den Tag bringt.<br />
Eine nützliche und leidenschaftliche<br />
Ausstellung über Frankreichs Kolonialgeschichte<br />
in Asien.<br />
Musée de l’Armée<br />
Hôtel National des Invalides<br />
129, rue de Grenelle<br />
75007 Paris<br />
www.musee-armee.fr<br />
Täglich 10.00 – 17.00 Uhr<br />
8,50 Euro, mit Dauerausstellung<br />
12,00 Euro<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 13
ON LIT<br />
In memoriam Edith Piaf<br />
Pünktlich zum 50. Todestag von Edith Piaf am 10.<br />
<strong>Oktober</strong> erscheint ein neuer Bildband über das<br />
schicksalhafte Leben und die ungewöhnliche Karriere der<br />
legendären französischen Sängerin. Bereits der große Erfolg des<br />
Kinofilms « La Vie en Rose » zeigte 2007, dass Edith Piaf bis<br />
heute begeistert und fasziniert. Mit einer bemerkenswerten<br />
Stimme und viel Durchsetzungsvermögen entwickelte sich der<br />
« Spatz von Paris » von einer Straßensängerin aus schwierigen<br />
Verhältnissen zum gefeierten Weltstar. Diesen Weg zeichnet der<br />
großformatige Bildband anhand von zahlreichen, mitunter sehr<br />
seltenen Archivbildern, handschriftlichen Dokumenten sowie Noten und Chansontexten nach.<br />
Die ausgewählten und kommentierten Fotografien zeigen die Sängerin privat, auf der Bühne sowie mit<br />
prominenten Zeitgenossen wie Marlene Dietrich, Alain Delon, Georges Moustaki oder Yves Montand.<br />
Charles Dumont: Edith Piaf • Edel Books • ISBN 978-3841902306<br />
BILDBAND<br />
BILDBAND<br />
Marcel Aymé: Der wunderbare Friseur •<br />
Paris aus Sicht<br />
eines Fotografen<br />
Raymond Depardon ist<br />
einer der bedeutendsten<br />
zeitgenössischen Fotografen<br />
Frankreichs. Dieser Bildband stellt auf<br />
512 Seiten 500 Fotoaufnahmen von<br />
ihm vor, die er per Zufall während<br />
seiner Spaziergänge durch die<br />
Seine-Metropole geschossen hat.<br />
Nach der ersten 2004 erschienenen<br />
und vergriffenen Auflage kommt<br />
der Bildband nun in zweiter Auflage<br />
heraus. Es ist ein sehr intimer Blick auf<br />
die französische Hauptstadt.<br />
Raymond Depardon: Paris Journal •<br />
Editions Hazan • ISBN: 978-2754104402<br />
ROMAN<br />
Paris 1936<br />
Das Original « Travelingue » erschien bereits 1941 in Frankreich. Jetzt ist<br />
dieser zeitlose Roman endlich ins Deutsche übersetzt worden. Im Zentrum<br />
steht eine großbürgerliche Familie nach dem Tod des Familienvaters.<br />
Die Witwe deckt ein Verhältnis ihres verstorbenen Mannes auf. Die frisch<br />
verheiratete Tochter trägt sich mit Scheidungsgedanken. Ein Onkel gerät<br />
in eine Demonstration, bekommt sein politisches Aufbegehren aber<br />
wieder in den Griff. Die Lage im Land ist bedrohlich. Streiks und politische<br />
Unruhen bestimmen den Alltag. Doch die Großbürger interessieren sich<br />
vorwiegend für ihre Frisuren und Affären. Marcel Aymé<br />
(1902-1967) stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er<br />
versuchte sich als Student der Medizin und arbeitete<br />
mal als Vertreter, Maler, Journalist und Komparse.<br />
Nach einer langen Krankheit konzentrierte er sich auf<br />
das Schreiben. Er galt als politisch unkorrekt und war<br />
bekannt für seinen bissigen Humor und seine kraftvolle<br />
Sprache.<br />
Aufbau Verlag • ISBN 978-3351035280<br />
Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
COMIC<br />
Was man über Wein wissen sollte<br />
Wer behauptet, die Franzosen nehmen sich und ihren Wein zu ernst?<br />
Dieser Comic beweist das Gegenteil. Mit viel Humor wird ein Blick auf alles<br />
geworfen, was mit Wein zu tun hat. Dabei werden Fragen<br />
nach der Geschichte des Weinanbaus, dem terroir, den<br />
Anbaumethoden, den einzelnen Appellationen und<br />
vielem mehr beantwortet. Nicht nur für Weinliebhaber<br />
empfehlenswert.<br />
ROMAN<br />
Kurzwaren und ein Lottogewinn<br />
Frévin & Murielle Rousseau: Ça m’intéresse,<br />
le vin • Dargaud • ISBN: 978-2205070583<br />
Die <strong>47</strong>-jährige Jocelyn lebt in einer nordfranzösischen<br />
Stadt und führt einen bescheidenen Kurzwarenladen. Mit<br />
Begeisterung betreibt sie ihren Internetblog. Die Kinder sind<br />
aus dem Haus und sie liebt ihren Mann, der allerdings kein<br />
Märchenprinz ist. Alles gerät jedoch aus den Fugen, als ihre Freundinnen<br />
sie davon überzeugen, Lotto zu spielen. Mit viel Wärme erzählt Delacourt<br />
von den Träumen der kleinen Leute. Der Autor arbeitete viele Jahre als<br />
Werbetexter. « Alle meine Wünsche » ist sein zweiter Roman. In Frankreich ist<br />
das Buch ein Bestseller. Es wurde in 15 Sprachen übersetzt. Bereits für sein<br />
erstes Buch erntete er begeisterte Kritiken und Literaturpreise.<br />
SACHBUCH<br />
Die Poesie der<br />
Mathematik<br />
Cédric Villani ist ein begabter Mathematiker.<br />
Seine Kollegen denken, dass er ein Kandidat<br />
für die begehrte Fields-Medaille ist, die als<br />
Nobelpreis für Mathematiker gilt. Er selbst wagt<br />
es kaum zu hoffen: Sie wird nur alle vier Jahre<br />
vergeben, und man muss unter 40 sein – er hat<br />
also nur eine Chance. Unmöglich! Unmöglich?<br />
Fieberhaft macht er sich an die Arbeit. Er erzählt<br />
seine Geschichte. Als Leser wird man direkter<br />
Zeuge der Denkprozesse eines Mathematikers,<br />
und das, ohne die dazugehörigen Formeln<br />
verstehen zu müssen. Spannend geschrieben<br />
wie ein Roman, vermittelt sein Bericht<br />
gleichzeitig, wie heute Wissenschaft betrieben<br />
wird. 2010 erhielt Cédric Villani die renommierte<br />
Fields-Medaille. Der Autor ist Professor für<br />
Mathematik an der Universität in Lyon und<br />
Direktor vom Institut Henri Poincaré in Paris.<br />
Cédric Villani: Das lebendige Theorem •<br />
S. Fischer Verlag • ISBN 978-3100860071<br />
Grégoire Delacourt: Alle meine Wünsche •<br />
Hoffmann und Campe • ISBN 978-3455403848<br />
KRIMI Mord im Périgord<br />
Eine Frauenleiche in einem Boot stört die Idylle in<br />
Saint-Denis. In Kommissar Brunos fünftem Fall<br />
geht es um ein satanistisches Tattoo, undurchsichtige<br />
Geldgeschäfte, ein Labyrinth prähistorischer Grotten<br />
und natürlich um gutes Essen und die wunderschöne<br />
Landschaft des Périgord. Wie immer versucht der Kommissar<br />
den Frieden in seinem beschaulichen Städtchen<br />
wieder herzustellen. Währenddessen gibt es in seinem persönlichen<br />
Leben genügend Unruhe, weil er zwischen zwei<br />
Frauen schwankt. Dem Autor gelingt es, die verschiedenen<br />
Handlungsstränge elegant miteinander zu verbinden. Der<br />
Krimi hat bereits einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.<br />
Der gebürtige Schotte Martin<br />
Walker ist eigentlich politischer<br />
Journalist und arbeitete 25 Jahre bei<br />
der britischen Tageszeitung The Guardian.<br />
Heute ist er Vorsitzender<br />
eines privaten Thinktanks. Er lebt in<br />
Washington und mindestens vier<br />
Monate im Jahr im Périgord. Seine<br />
Krimis beschreibt er als eine Mischung<br />
aus Reiseliteratur, Kochbüchern<br />
und Liebesbriefen an das Périgord – und dazwischen<br />
gibt es einen Mordfall, damit es ein Krimi wird.<br />
Martin Walker: Femme fatale • Diogenes • ISBN 978-3257068627<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 15
ON ÉCOUTE<br />
ZOUK<br />
Kassav’: Sonjé<br />
Kassav’ bedeutet im Kreolischen Maniok-Rösti und<br />
ist eine in Frankreich berühmte Band, die sich 1979<br />
gründete und aus Künstlern von den französischen<br />
Karibikinseln Guadeloupe und Martinique besteht. Sie hat<br />
im französischen Mutterland den Zouk bekannt gemacht,<br />
ein auf den Inseln beheimateter Musikstil, der traditionelle<br />
karibische Rhythmen mit Salsa, Reggae und Rockmusik<br />
verbindet. Die zwölf Titel auf dem neuen Album, das 16.<br />
der Gruppe, vermischen Gitarrenklänge mit elektronischen<br />
Tönen. Es sind Lieder, die sich bestens zum Tanzen eignen,<br />
deren Texte aber nicht weniger beschwingt sind. Beim<br />
Song « Péyi A Bel » handelt es sich etwa um einen Aufruf<br />
an die Völker der<br />
Antillen, stärker von<br />
der Schönheit der<br />
Inseln zu profitieren.<br />
« Mari Mani Mélé »<br />
erzählt dagegen auf<br />
humorvolle Weise<br />
von dem Unglück<br />
der Männer, die sich<br />
um Hausarbeit kümmern müssen. Kurzum, « Sonjé » ist ein<br />
Album, mit dem sich der Sommer zumindest musikalisch<br />
ein wenig verlängern lässt.<br />
CHANSON<br />
Brice Conrad: La nuit bleue<br />
Geboren im Elsass, entschied Brice Conrad<br />
an seinem 17. Geburtstag, dass er aus seiner Musikleidenschaft<br />
nicht nur ein Hobby, sondern seinen Beruf machen will. Eine gute<br />
Entscheidung! Der junge Sänger besitzt eine charakteristische<br />
Stimme, die in den kommenden Jahren bestimmt noch oft von<br />
sich hören machen wird. Ein Künstler, den es lohnt, im Auge zu<br />
behalten.<br />
CHANSON<br />
Christophe Maé:<br />
Je veux du bonheur<br />
Nach zwei Alben und einer triumphalen<br />
Tournee brauchte Christophe Maé einen<br />
Tapetenwechsel. Er reiste nach New Orleans,<br />
wo er die Inspiration für sein jüngstes Album<br />
fand. « Je veux du bonheur » ist voller Blues- und<br />
Jazzklänge.<br />
ELEKTRO-ROCK<br />
Daft Punk:<br />
Rondom Access Memories<br />
Daft Punk macht ein großes Geheimnis<br />
um sich selbst. Man kennt zwar die Namen der beiden Musiker,<br />
die sich hinter dem Duo verbergen, Thomas Bangalter und Guy-<br />
Manuel de Homem-Christo, aber nicht ihre Gesichter. Stets treten<br />
sie maskiert auf. Daft Punk ist aber gleichzeitig einer der besten<br />
Exportschlager von aus Frankreich stammender Musik und mit David<br />
Guetta und Laurent Garnier einer der Akteure, die die elektronische<br />
Musik mit französischem Touch populär gemacht haben. Das neue<br />
Album wurde nach Erscheinen in nur einer Woche eine Million Mal<br />
weltweit verkauft. Es begeistert auch Zuhörer, die bisher wenig mit<br />
elektronischer Musik anfangen konnten.<br />
CHANSON<br />
Joyce Jonathan: Caractère<br />
Alle Welt kennt Carla, die singende Ehefrau von<br />
Nicolas Sarkozy. Nun tritt Joyce ins Rampenlicht,<br />
die Freundin von Thomas, dem Sohn von François<br />
Hollande und Ségolène Royal. Beide interpretieren<br />
schöne Balladen, begleitet von Gitarre und Klavier.<br />
Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Mit 18<br />
Jahren war Joyce die erste weibliche Sängerin, die ihr<br />
Album durch Crowdfunding über My Major Company<br />
finanzierte. Mit jetzt 23 Jahren präsentiert sie ihr zweites<br />
Album.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.
ON REGARDE<br />
TRAGIKOMÖDIE<br />
Für die Liebe ist man nie zu alt<br />
Caroline ist eine junge Ruheständlerin,<br />
die plötzlich viel Zeit hat. Vom<br />
Gutschein für einen Seniorenclub,<br />
den ihr ihre Töchter zur Ablenkung schenken,<br />
ist sie wenig begeistert. Töpfern ödet die<br />
60-Jährige an. Der Computerkurs und dessen<br />
attraktiver Lehrer reizen da schon mehr. Der<br />
könnte zwar ihr Sohn sein, aber es funkt<br />
trotzdem zwischen den beiden. Es folgen<br />
heimliche Treffen, ein Glas Wein in zerwühlten<br />
Kissen, ein Joint nach der Liebe,<br />
Herumalbern wie ein Teenager. Trotzdem<br />
behält Caroline ihren Realitätssinn und weiß<br />
über die Endlichkeit der Affäre... Der in<br />
Dunkerque in Nordfrankreich gedrehte Film<br />
erzählt eine simple, aber schöne Geschichte.<br />
Vor allem zeigt er, dass das Leben lebenswert<br />
ist und dass man es auskosten sollte.<br />
Die schönen Tage • Frankreich 2012, 134 min • Originaltitel: Les beaux jours • Ein Film von Marion<br />
Vernoux mit Fanny Ardant, Laurent Lafitte, Patrick Chesnais u.a. • Kinostart: 19. <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />
THRILLER<br />
Ein Toter in der Kirche<br />
Ein wegen Ausrastens vom Dienst<br />
suspendierter Interpol-Beamter und ein<br />
kurz vor der Pensionierung stehender Polizeikommissar machen sich nach<br />
zwei ungewöhnlichen Morden mit viel Eigensinn und unkonventionellen<br />
Ermittlungsmethoden auf Spurensuche... Der Film basiert auf dem Roman<br />
« Choral des Todes » des französischen Schriftstellers Jean-Christophe<br />
Grangé, der seine Leser mit Spannung fesselte. An dieses Niveau reicht die<br />
Verfilmung, die an einen typischen US-amerikanischen Thriller mit viel Action<br />
und Gewalt erinnert, allerdings nicht heran. Dafür formen Gérard Depardieu<br />
und JoeyStarr ein außergewöhnliches Duo.<br />
Choral des Todes • Frankreich <strong>2013</strong>, 106 min • Originaltitel: La marque<br />
des anges – Miserere • Ein Film von Sylvain White mit Gérard Depardieu,<br />
JoeyStarr, Marthe Keller, Mathieu Carrière u.a. • Kinostart: 12. <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />
ZEICHENTRICKFILM<br />
Ein Klassiker neu erschienen<br />
TRAGIKOMÖDIE<br />
Eine Hymne an die Freundschaft<br />
Dieser Film aus dem Jahre<br />
1974 erzählt die Geschichte<br />
von vier Freunden, die sich<br />
seit ihrer Kindheit kennen<br />
und sich jeden Sonntag<br />
auf dem Lande zum Reden<br />
treffen. Als einer von ihnen<br />
einen Herzinfarkt erleidet,<br />
begreifen sie die Bedeutung<br />
ihrer Freundschaft... Ein<br />
Gruppenporträt mit prominenter Besetzung,<br />
das zu einem Klassiker des französischen Kinos<br />
geworden ist.<br />
Vincent, François, Paul und die<br />
anderen • Frankreich, 1974, 109 min •<br />
Originaltitel: Vincent, François, Paul et les<br />
autres •Ein Film von Claude Sautet mit<br />
Yves Montand, Michel Piccoli, Gérard<br />
Depardieu, Serge Reggiani u.a. •<br />
Sprachen: deutsch/französisch, Untertitel:<br />
deutsch • Ab 5. <strong>September</strong> im Handel<br />
Dieser Film ist 1980 in die Kinos gekommen und hat Generationen von Franzosen<br />
begeistert. Er wird als einer der besten französischen Zeichentrickfilme<br />
gehandelt, den es je gab. Ein Meisterwerk von Paul Grimault und Jacques<br />
Prévert, die sich vom Märchen « Die Hirtin und der Schornsteinfeger » von<br />
Hans Christian Andersen inspirieren ließen. Nun erscheint der Streifen sorgsam<br />
restauriert zum ersten Mal auf DVD.<br />
Der König und der Vogel • Frankreich 1980, 82 min • Originaltitel: Le roi<br />
et l’oiseau • Ein Film von Paul Grimault und Jacques Prévert • Sprachen:<br />
deutsch/französisch, Untertitel: deutsch • Ab 5. <strong>September</strong> im Handel<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
SPEZIAL<br />
Marseille und das<br />
Mittelmeer<br />
Anlässlich der Eröffnung des neuen Musée des civilisations de<br />
l‘Europe et de la Méditerranée (MuCEM) in Marseille dreht<br />
sich bei ARTE am 22. <strong>September</strong> alles um Frankreichs zweitgrößte<br />
Stadt und das Leben im Mittelmeerraum. Gezeigt werden eine<br />
Dokumentation über den Hafen von Marseille anhand zweier Gemälde<br />
von Joseph Vernet, eine Dokumentation über das Museum selbst, eine<br />
Dokumentation über Sidi Bou Saïd, ein kleines Dorf in der Bucht von<br />
Tunis, wo Rudolph d’Erlanger eine Musikschule gründete, die sich die<br />
Bewahrung der traditionellen arabischen Musik zur Aufgabe gemacht<br />
hat, sowie eine Dokumentation über das Archäologische Museum von<br />
Thessaloniki. Außerdem präsentiert das Kulturmagazin « Abgedreht »<br />
Marseille als Filmstadt.<br />
Sonntag, 22. <strong>September</strong> <strong>2013</strong> • 12.30 Uhr: Der Hafen von Marseille – Zwei<br />
Gemälde von Joseph Vernet • 15.30 Uhr: Abgedreht • 16.15 Uhr: Das<br />
MuCEM – ein neues Museum für Marseille • 17.15 Uhr: Vergessene Schätze<br />
des Mittelmeers: Der Palast von Sidi Bou Saïd • 18.00 Uhr: Vergessene<br />
Schätze des Mittelmeers: Das Archäologische Museum von Thessaloniki<br />
DOKUMENTATIONEN<br />
Piaf: Das ideale Konzert &<br />
Piaf: Ohne Liebe ist<br />
man nichts<br />
Zum 50. Todestag von<br />
Edith Piaf erinnert ARTE<br />
am 6. <strong>Oktober</strong> mit zwei<br />
Dokumentationen an die<br />
Legende des französischen<br />
Chansons. Die erste zeigt<br />
ihre größten Erfolge aus den<br />
zehn Jahren von 1952 bis 1962<br />
in seltenen oder bisher unveröffentlichten<br />
Fassungen. Dank der findigen Montage<br />
präsentiert die legendäre Sängerin<br />
gewissermaßen selbst diese Chanson-<br />
Hommage. Die zweite Dokumentation<br />
erzählt anhand von Archivdokumenten und<br />
Auszügen ihre Lebensgeschichte.<br />
Sonntag, 6. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> • 18.30 Uhr:<br />
Piaf: Das ideale Konzert • 22.20 Uhr:<br />
Piaf: Ohne Liebe ist man nichts<br />
DOKUMENTATION<br />
Cocteau Marais –<br />
ein mythisches Paar<br />
Im Herbst <strong>2013</strong> jährt sich der 50. Todestag von Jean<br />
Cocteau sowie der 100. Geburtstag von Jean Marais.<br />
ARTE zeigt eine ausführliche Dokumentation über das<br />
mythenhafte Paar, welches das 20. Jahrhundert mit<br />
außergewöhnlichem Talent, menschlicher Größe und<br />
Anmut durchschritten hat. Thema des Films ist in erster<br />
Linie die leidenschaftliche Liebe zwischen Cocteau<br />
und Marais und ihre Liebe zu den Künsten, der<br />
Schönheit, der Poesie, des Theaters, des Kinos…<br />
Sonntag, 13. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>, 21.45 Uhr<br />
SPIELFILM<br />
Die Katze<br />
Seit 25 Jahren sind Julien und<br />
Clémence Bouin verheiratet.<br />
Doch Julien liebt seine Frau nicht mehr. Clémence will sich<br />
allerdings mit seiner Zurückweisung nicht abfinden. Als Julien<br />
eine streunende Katze mit nach Hause bringt und ihr seine<br />
ganze Aufmerksamkeit schenkt, richtet sich ihr Hass gegen das<br />
Tier und die Tragödie nimmt ihren Lauf.<br />
Montag, 14. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>, 20.15 Uhr • Spielfilm von<br />
Pierre Granier-Deferre • Frankreich/Italien 1970, 83 min<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 19
ON SURFE<br />
BESICHTIGUNG<br />
Paris wie im Film<br />
Paris ist einer der beliebtesten<br />
Drehorte der<br />
Welt, egal ob es um Kinofilme,<br />
Fernsehproduktionen<br />
oder Werbung geht. 2012 wurde<br />
988-mal in der Stadt gedreht,<br />
dies waren fünf Prozent<br />
mehr Dreharbeiten als 2011. Doch obwohl in vielen<br />
Filmen und Sendungen Paris als Kulisse dient, gab es<br />
bisher keine Website oder App, die benutzerfreundlich<br />
die einzelnen Drehorte in der Seine-Metropole auflistet.<br />
Dem hat nun Arte in Zusammenarbeit mit der Pariser<br />
Stadtverwaltung Abhilfe geschaffen. Unter dem<br />
Namen « Cinémacity » lassen sich auf einem interaktiven<br />
Stadtplan die Drehorte von 400 Filmausschnitten<br />
verorten und anschauen. So lässt sich die Fiktion in die<br />
Realität holen und man kann seinen ganz persönlichen<br />
Spaziergang auf den Spuren bekannter Filme zusammenstellen.<br />
Oder man wählt einen der vorgeschlagenen<br />
Spaziergänge aus. Durch die Kombination aus Website<br />
und App lässt sich die personalisierte oder vorgegebene<br />
Tour anschließend aufs eigene Smartphone laden, damit<br />
man unterwegs nicht die Orientierung verliert. Alles ist<br />
zudem auf Deutsch erhältlich und die zur Website gehörende<br />
App ist kostenlos.<br />
http://cinemacity.arte.tv • App Cinemacity<br />
SIGHTSEEING<br />
Eiffelturm von zu Hause erkunden<br />
Es gibt einige Internetseiten, die sich mit dem Eiffelturm<br />
beschäftigen, doch diese ist aus einer ganz besonderen<br />
Zusammenarbeit hervorgegangen, einer zwischen der<br />
Betriebsgesellschaft dieser Sehenswürdigkeit und dem<br />
Internetgiganten Google. Unter der Bezeichnung « Google<br />
Cultural Institute » engagiert sich der US-amerikanische<br />
Konzern dafür, die kulturellen und architektonischen<br />
Schätze der Welt online zugänglich zu machen. Der<br />
Eiffelturm ist ein weiterer Meilenstein in diesem Vorhaben.<br />
Die Betriebsgesellschaft des Eiffelturms kann sich im<br />
Gegenzug darüber freuen, Aufnahmen im Stile von Google<br />
Street View und von einer Qualität zu haben, für deren<br />
Herstellung man selbst nicht die Mittel gehabt hätte. So<br />
lässt sich der Eiffelturm bis ins kleinste Detail erkunden, ohne<br />
das heimische Wohnzimmer verlassen zu müssen (den Link<br />
« Museumsansicht » wählen). Außerdem werden diverse<br />
historische Ansichten und<br />
Pläne präsentiert, die bisher in<br />
Archiven schlummerten.<br />
www.google.com/<br />
culturalinstitute<br />
SPRACHE<br />
Die Kunst des Konjugierens<br />
SIGHTSEEING<br />
Interessante Führungen<br />
online buchen<br />
Für alle, die nicht gerne Reiseführer lesen<br />
und lieber an Führungen teilnehmen, gibt es<br />
diese nützliche Internetseite, die ein großes Angebot an geführten<br />
Touren in Frankreich auflistet. Gesucht werden kann dabei nach Orten,<br />
Terminen oder Themen. Die Reservierung einer Führung erfolgt online,<br />
bezahlt wird vor Ort beim Führer. Damit man sich im Vorfeld ein Bild<br />
von der Qualität einer Tour machen kann, lassen sich die Kommentare<br />
von Teilnehmern, die die Führung bereits mitgemacht haben,<br />
aufrufen. Leider sind die meisten Führungen bisher auf Französisch.<br />
Englische Angebote entwickeln sich zurzeit jedoch stark und auch<br />
Touren auf Deutsch sollen demnächst zahlreicher werden.<br />
www.guideapolis.fr<br />
« Le Bled » ist « das »<br />
Referenznachschlagewerk in Frankreich,<br />
wenn es um das Konjugieren von Verben<br />
geht. Dieses Wissen ist nun auch als App<br />
erhältlich. Insgesamt 6.000 Verben können<br />
in allen Formen und Zeiten abgerufen<br />
werden. Teilweise kann man sich dabei<br />
die Aussprache vorsagen lassen.<br />
Außerdem werden Rechtschreib- und<br />
Grammatikregeln erläutert und es gibt<br />
ein Quiz mit 400 Fragen, mit dessen Hilfe<br />
man seine französischen Sprachkenntnisse<br />
überprüfen kann. Mit<br />
5,49 Euro ist die App kein<br />
Schnäppchen, aber<br />
trotzdem noch günstiger<br />
als der Kauf gedruckter<br />
Nachschlagewerke.<br />
App Bled<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Jan ist erst 8 Jahre alt, aber er hat gelernt, mit seiner<br />
Krebserkrankung umzugehen: Mit aller Kraft kämpft<br />
er für das Leben. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt<br />
die betroffenen Kinder und ihre Eltern. Zudem fördert<br />
sie viele Projekte, die dafür sorgen, dass in Zukunft<br />
noch mehr Kinder wieder gesund werden.<br />
Mehr Informationen und Beratung<br />
erhalten Sie auch unter<br />
Gemeinsam mit Jan für das Leben.<br />
Jan, 8, hat erfolgreich seine Leukämie bekämpft.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Château des Rochers-Sévigné, Vitré, Fougères, Combourg<br />
Mittelalterliche Festungen<br />
und literarische Vermächtnisse<br />
Wenn es um die Bretagne als Reiseziel geht, steht meist die raue Küste der Region im<br />
Mittelpunkt. Dabei gibt es auch im Landesinneren viel Sehenswertes. So etwa vier Burgen<br />
und Schlösser im nordöstlichen Dunstkreis der bretonischen Hauptstadt Rennes: Vitré,<br />
Fougères, Combourg sowie das Château des Rochers-Sévigné. Eine Reise ins Mittelalter<br />
und zu Orten, die die französische Literatur geprägt haben.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />
Ich habe Ihren Brief nicht bekommen. Das<br />
erfüllt mich immer mit Traurigkeit, wenn<br />
« auch ich die Sorgen bekämpfe, die solche<br />
Verzögerungen früher auslösten. Das ist die<br />
Laune der Post, man kann sie nur erdulden.<br />
Ich verliere die Fortführung unserer Konversation.<br />
Genau das ist es, was mich ärgert. »<br />
Mit diesen Zeilen beginnt ein Brief, den die<br />
Marquise de Sévigné am 13. November 1689<br />
vom Château des Rochers aus an ihre geliebte<br />
Tochter Françoise-Marguerite in Grignan in<br />
der Provence schickte und der im sechsten<br />
Band der « Lettres de Madame de Sévigné »<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Es sind Sätze, die die große Sehnsucht<br />
einer Mutter nach ihrer Tochter ausdrücken.<br />
Denn seitdem Françoise-Marguerite den<br />
Grafen François de Grignan geehelicht hatte<br />
und mit ihm in den Süden Frankreichs entschwunden<br />
war, trennten die beiden fast 800<br />
Kilometer. Eine schwer überbrückbare Distanz<br />
in Zeiten, in denen das Reisen nur im<br />
Schneckentempo möglich war. Zwar besuchte<br />
die Marquise ihre Tochter in der Provence<br />
mehrmals, wo sie am Ende sogar starb und<br />
begraben wurde, und es trafen sich beide in<br />
Paris, doch in der übrigen Zeit versuchte die<br />
Mutter die Sehnsucht nach ihrem Kind mit<br />
einem regen Briefwechsel zu stillen.<br />
Zwei- bis dreimal pro Woche griff die<br />
Gemahlin des aus altem bretonischen Adel<br />
stammenden Marquis Henri de Sévigné zur<br />
Schreibfeder – jahrelang. Dies allein war vielleicht<br />
gar nicht so außergewöhnlich, da es damals<br />
weder Telefon noch Internet gab und die<br />
Marquise als Angehörige des französischen<br />
Hochadels über genügend Zeit zum Schreiben<br />
verfügte. Doch die Briefe der Mutter an ihre<br />
geliebte Tochter waren mehr als simple Post.<br />
Die Marquise war schon zu Lebzeiten<br />
dafür bekannt, geistreiche und unterhaltsame<br />
Zeilen zu verfassen, übrigens nicht nur an<br />
ihre Tochter, sondern auch an andere Persönlichkeiten<br />
der damaligen Zeit, wie zum Beispiel<br />
an Nicolas Fouquet, dem Finanzminister<br />
unter Ludwig XIV. Doch es ist am Ende<br />
vor allem die Korrespondenz mit der Tochter,<br />
die die Marquise in den Rang einer großen<br />
Autorin katapultierte. Die größtenteils erhaltenen<br />
Briefe, in denen sie nicht nur über<br />
Privates, sondern auch über gesellschaftliche<br />
Ereignisse, die Politik und den Klatsch aus<br />
dem gemeinsamen Bekanntenkreis berichtete,<br />
gelten heute als ein Klassiker der französische<br />
Literatur. Sie begründeten sogar eine<br />
eigene literarische Gattung.<br />
Viele dieser Briefe an die Tochter in Grignan<br />
wurden im Château des Rochers verfasst,<br />
das heute als Château des Rochers-Sévigné<br />
firmiert und sich nur wenige Kilometer östlich<br />
von Rennes befindet. Es ist längst zu einem<br />
Pilgerziel der Freunde der französischen<br />
Literatur geworden. Doch auch für weniger<br />
literaturaffine Zeitgenossen lohnt sich der<br />
Weg zum Schloss.<br />
Es wurde im 15. Jahrhundert gebaut<br />
und besitzt einen L-förmigen Grundriss.<br />
Das Schlossinnere lässt sich besichtigen.<br />
Man sieht dort ein Porträt der Marquise,<br />
persönliche Gegenstände von ihr sowie ein<br />
paar Handschriften. Noch spannender ist<br />
die Außenanlage des herrschaftlichen Anwesens.<br />
Ein Bereich ist wie ein klassischer<br />
französischer Garten gestaltet, der von niemand<br />
Geringerem als dem französischen<br />
Gartenbaugenie Le Nôtre angelegt wurde.<br />
Der restliche Park ist ein Landschaftsgarten<br />
mit Alleen, deren Namen an die literarische<br />
Welt der Marquise erinnern.<br />
Außerdem gibt es gleich neben dem<br />
Schloss einen Golfplatz mit Restaurant.<br />
Wer also nur mal einen kurzen Blick auf das<br />
Schloss werfen und sich die Eintrittskosten<br />
sparen will, kann dem Schild zum Golfplatz<br />
folgen. Allerdings ist dies ein Privatweg und<br />
eigentlich nicht erwünscht.<br />
VITRÉ – KLEINSTADT MIT<br />
DÖRFLICHEM CHARME<br />
Wenn man vom Château des Rochers-<br />
Sévigné aus wenige Kilometer nach Norden<br />
fährt, anfangs durch einen schönen Wald,<br />
dann durch die Ausläufer einer knapp 17.000<br />
Einwohner zählenden Kleinstadt, kommt<br />
man zu einem weiteren sehenswerten « Château<br />
». Im Deutschen würde man es aber<br />
nicht als Schloss, sondern als Burg bezeichnen.<br />
Die Rede ist vom Château de Vitré.<br />
Während das Château des Rochers-<br />
Sévigné von außen trotz seiner spätmittelalterlichen<br />
Architektur durchaus elegant wirkt,<br />
erkennt man die verteidigungspolitische<br />
Funktion der Burg von Vitré auf den ersten<br />
Blick. Dicke Mauern und massive Rundtürme<br />
verleihen der Festung einen monumen-<br />
Rechte Seite: Das Château des Rochers-Sévigné. Die akkurat gemähte Wiese ist bereits<br />
Bestandteil des Golfplatzes. S. 22/23: Place du Château mit dem Eingang zur Burg von Vitré.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />
talen Charakter. Durch eine leicht erhöhte<br />
Lage überragt die Burg die Dächer von Vitré,<br />
so dass sie die Stadtsilhouette schon von<br />
Weitem dominiert.<br />
Bereits im 11. Jahrhundert wurde an dieser<br />
Stelle eine erste Festung gebaut. Diese erste<br />
Burg bestand überwiegend aus Holz und wurde<br />
im 13. Jahrhundert durch einen Neubau<br />
aus Stein ersetzt. Dieser wurde in den beiden<br />
folgenden Jahrhunderten mehrmals um- und<br />
ausgebaut. Seit über 500 Jahren hat die Burg ihr<br />
Erscheinungsbild jedoch kaum mehr verändert,<br />
allerdings wurde später das Rathaus der Kleinstadt<br />
innerhalb der Anlage errichtet.<br />
Der Ursprungsbau diente zur Absicherung<br />
der Straße nach Rennes und zum<br />
Oben: Die mächtige<br />
Burg von Vitré<br />
dominiert die<br />
Altstadt mit ihren<br />
mittelalterlichen<br />
Gassen. Rechte<br />
Seite: Die Festung<br />
von Fougères.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Eintreiben von Wegzoll. Später wuchs die Bedeutung<br />
von Vitré für die Grenzabsicherung der Bretagne und es<br />
entwickelte sich ein blühender Marktflecken um die Burg<br />
herum. Besonders im 15. Jahrhundert ging es dem Ort<br />
gut und die Händler der Stadt verdienten viel Geld mit<br />
Textilien. Vitré war im Mittelalter zudem eine Hochburg<br />
der Hugenotten. Doch als Ludwig XIV. das Edikt von<br />
Nantes aufhob, begann unaufhaltsam der wirtschaftliche<br />
Abstieg. Viele Protestanten flohen aus der Bretagne. Vitré<br />
wurde zu einer eher unbedeutenden Kleinstadt und ist es<br />
bis heute geblieben.<br />
Doch genau dies ist aus touristischer Sicht ein Glücksfall.<br />
Denn in Vitré lockt nicht nur die Burg, sondern auch<br />
das unverändert mittelalterlich wirkende Herz der Kommune.<br />
Kaum eine andere bretonische Stadt aus dieser Zeit<br />
ist so gut erhalten. Dabei wirkt der Ort in seinem Zentrum<br />
recht dörflich. Die engen Gassen mit ihren hübschen Fachwerkhäusern,<br />
die sich zwischen der Burg, der Kirche Notre-<br />
Dame aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert und dem ebenfalls<br />
pittoresken Bahnhof erstrecken, sind schnell erkundet. Von<br />
Hektik ist hier keine Spur. Die alltäglichen Besorgungen<br />
werden ohnehin längst in den großen Supermärkten vor<br />
den Toren der Stadt erledigt. Dafür gibt es ein paar Läden<br />
und Restaurants und vor allem viel mittelalterliches Flair.<br />
Man sagt Heinrich IV. nach, dass er gerne in Vitré<br />
gelebt hätte, wäre er nicht König gewesen. Dieser<br />
Enthusiasmus ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber<br />
gerade wenn man nach einem gemütlichen Altstadtbummel<br />
die Stadtsilhouette mit der monumentalen<br />
Burg betrachtet, kann man seine Gedanken durchaus<br />
nachvollziehen.<br />
FOUGÈRES – EINE DER GRÖSSTEN<br />
EUROPÄISCHEN FESTUNGEN<br />
Wiederum nur wenige Kilometer weiter nördlich liegt<br />
eine weitere sehenswerte Kleinstadt: Fougères. Auf den<br />
ersten Blick haben Vitré und Fougères viele Gemeinsamkeiten.<br />
Beide Orte verfügen über einen mittelalterlichen<br />
Kern, besaßen früher eine hohe strategische Bedeutung<br />
und locken bis heute mit großen wehrhaften Burgen.<br />
Atmosphärisch unterscheiden sie sich jedoch vom ersten<br />
Moment der Annäherung an. Während Vitré trotz seiner<br />
fast 17.000 Einwohner durch und durch dörflich wirkt,<br />
erscheint das gerade einmal 3.000 Einwohner größere<br />
Fougères wie eine pulsierende Kleinstadt.<br />
Anders als in Vitré prägt auch nicht die Burg die<br />
Stadtsilhouette, sondern die auf einem Hügel gelegene<br />
Oberstadt mit der Kirche Saint-Léonard. Vor dem im 15.<br />
und 16. Jahrhundert gebauten Gotteshaus erstreckt sich<br />
auf dem Gebiet eines einstigen Friedhofs ein wunderschöner<br />
kleiner Stadtpark, der sich wie ein Balkon zum Tal hin<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Blick vom Stadtpark<br />
in der Oberstadt<br />
auf die Burg von<br />
Fougères. Aus<br />
der Ferne werden<br />
die Ausmaße<br />
der Festung erst<br />
richtig deutlich.<br />
öffnet, durch das der Nançon fließt. Von hier<br />
genießt man den besten Blick auf die einst<br />
stolze Festung der Stadt, die bis heute die<br />
Hauptattraktion des Ortes bildet, auch wenn<br />
sie inzwischen etwas abseits des Zentrums<br />
liegt.<br />
Die Wehrmauern und Türme des<br />
Château de Fougères sind nicht weniger<br />
beeindruckend als die in Vitré.<br />
Allerdings schützten die dicken Mauern<br />
nicht davor, dass die Burg im Laufe der<br />
Geschichte diverse Male erfolgreich eingenommen<br />
werden konnte. Schuld daran war<br />
vor allem die Lage im Tal. War die Artillerie<br />
beim Bau der Festung noch nicht so gut ausgereift,<br />
dass die umliegenden Hügel eine Gefahr<br />
für die Burg darstellen konnten, änderte<br />
sich dies in der Folgezeit. Mit der Entwicklung<br />
besserer Kanonen ließen sich später von<br />
den Hängen Löcher in die Festungsmauern<br />
schießen, was sich als ein strategischer Nachteil<br />
erwies. Die Lage im sumpfigen Umfeld<br />
des Nançons reichte zum Schutz nicht mehr<br />
aus.<br />
Trotzdem besaß die Burg von Fougères<br />
über viele Jahrzehnte eine hohe strategische<br />
Bedeutung. Gebaut wurde sie, um die<br />
Bretagne gegenüber dem östlich gelegenen<br />
Königreich Frankreich abzusichern. Wie in<br />
Vitré errichtete man zunächst ein Bollwerk<br />
aus Holz, das nach einer mehrmonatigen<br />
Belagerung durch die Engländer aufgegeben<br />
und vom Feind niedergerbrannt wurde. Der<br />
Wiederaufbau erfolgte deshalb aus solidem<br />
Stein. Immer wieder wurde die Burg in den<br />
folgenden Jahrhunderten verbessert und<br />
ausgebaut, so dass schließlich eine der beeindruckendsten<br />
Festungen des Mittelalters<br />
entstand, deren Monumentalität bis heute<br />
fasziniert und inzwischen als die angeblich<br />
größte Festungsanlage Europas vermarktet<br />
wird.<br />
Bei einem Besuch des Bauwerks erfährt<br />
man viel über die bewegte Geschichte der<br />
Burg und vom Leben im Mittelalter. Zwar<br />
ist das Innenleben der Festung nur noch ansatzweise<br />
erhalten, die dicken Außenmauern<br />
mit ihren 13 Türmen existieren aber bis in<br />
die Gegenwart und vermitteln einen guten<br />
Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit.<br />
Um die Burg herum ist außerdem ein<br />
Stadtbild erhalten geblieben, das mittelalter-<br />
ab<br />
46<br />
pro<br />
Person*<br />
Cibles & Stratégies - 02 96 68 43 43 © Michel Ogier<br />
Kurzaufenthalt in<br />
Rennes<br />
der Hauptstadt der Bretagne<br />
Besichtigen Sie den im Sommer herrlich illuminierten Gerichtshof der Bretagne<br />
Schlendern Sie über den bunten Wochenmarkt am Place des Lices<br />
Flanieren Sie durch den prächtigen Stadtpark Thabor<br />
Besuchen Sie das Kultur- und Wissenschaftszentrum Champs Libres<br />
www.tourisme-rennes.com<br />
Fremdenverkehrsamt: + 33 (0)2 99 67 11 66
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />
licher nicht sein könnte. Es ist eine Postkartenidylle, die<br />
einen auf Zeitreise schickt. Damit ist Fougères heute eine<br />
der sehenswertesten Städte der Bretagne, auch wenn es<br />
wirtschaftlich betrachtet längst nicht mehr die Bedeutung<br />
innehat, die es im Mittelalter besaß.<br />
Auch zwei große französische Literaten fühlten sich<br />
von Fougères angezogen: Honoré de Balzac und Victor<br />
Hugo. Beide suchten in dem bretonischen Ort nach Spuren<br />
der Vergangenheit. Denn die Burg von Fougères war<br />
um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert<br />
Schauplatz des bewaffneten Widerstands königstreuer<br />
bretonischer Katholiken gegen die Französische Republik.<br />
Eine Gegenrevolution, die unter der Bezeichnung<br />
« Chouannerie » in die Geschichtsbücher einging.<br />
Honoré de Balzac sammelte 1828 in Fougères die<br />
Informationen, die er für einen seiner Romane benötigte,<br />
der in dieser Epoche spielte: « Le dernier Chouan ou<br />
la Bretagne en 1800 », der später in « Les Chouans » umbenannt<br />
wurde und seitdem unter diesem Titel bekannt<br />
ist. Das 1829 erschienene Buch bedeutete für Balzac den<br />
literarischen Durchbruch. Es ist das erste Werk seines<br />
Romanzyklus « La Comédie Humaine ». Fougères spielt<br />
Alle vier Burgen und Schlösser befinden<br />
sich nordöstlich von Rennes,<br />
das man aus Norddeutschland über<br />
Bel gien und entlang des Ärmelkanals<br />
bzw. aus Süddeutschland, Österreich<br />
und der Schweiz über den Osten<br />
Frank reichs und Paris erreicht. Alle<br />
vier Anwesen lassen sich im Rahmen<br />
eines Tagesausflugs besichtigen.<br />
Vom Château des Rochers-Sévigné<br />
führt die D88 nach Vitré. Die D178, die<br />
zur D798 wird, verbindet Vitré mit Fougères.<br />
Von Fougères geht es über die<br />
D155 und D796 nach Combourg<br />
Fougères …<br />
… Berlin 1.366 km … Hamburg 1.216 km<br />
… Köln 808 km … München 1.160 km<br />
… Wien 1.574 km … Zürich 945 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Ren nes.<br />
Nonstopflüge aus dem deutschsprachigen<br />
Raum in die Haupt stadt<br />
der Bretagne existieren nicht. Air<br />
France bietet jedoch Umsteige verbin<br />
dungen via Paris und Lyon an.<br />
Alter nativ kann man mit den Air-<br />
France-Töchtern Hop! von Düsseldorf<br />
bzw. Transavia von Berlin nach<br />
Nantes fliegen.<br />
Direkte Zugverbindungen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum in die Bretag<br />
ne gibt es nicht. Vitré, Fougères<br />
und Combourg sind ans französische<br />
Bahn netz angeschlossen. Das Château<br />
des Rochers-Sévigné besitzt dage<br />
gen keinen Bahnanschluss.<br />
www.ot-vitre.fr<br />
www.ot-fougeres.fr<br />
www.chateau-fougeres.com<br />
www.combourg.org<br />
Office de Tourisme du Pays de Vitré<br />
Place du Général de Gaulle<br />
35500 Vitré<br />
Telefon: +33 (0)2 99 75 04 46<br />
Office de Tourisme du Pays de<br />
Fougères<br />
2, rue Nationale<br />
35300 Fougères<br />
Telefon: +33 (0)2 99 94 12 20<br />
Château de Fougères<br />
Telefon: +33 (0)2 99 99 79 59<br />
Office de Tourisme de Combourg<br />
Maison de la Lanterne<br />
35270 Combourg<br />
Telefon: +33 (0)2 99 73 13 93<br />
Dinan<br />
N176/E401<br />
Combourg<br />
Rennes<br />
N24<br />
Avranches<br />
A84<br />
A84/E401<br />
Saint-Lô<br />
Mont-Saint-Michel<br />
Fougères<br />
Vitré<br />
Château des<br />
Rochers-Sévigné<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Im Land der schönen Briefe:<br />
eine Reise nach<br />
Grignan<br />
Wenn man sich<br />
vom Norden<br />
aus dem Süden<br />
nähert, ändert<br />
dieLandschaftbeiMo<br />
Montélimar ihr<br />
Gesicht. Sie bekommt plötzlich ihren<br />
LESETIPP<br />
typisch mediterranen Anstrich. An<br />
dieser Schnittstelle befindet sich auch<br />
das Dorf Grignan. Auf einem Hügel<br />
thronend und mit einem Lavendelfeld<br />
zu Füßen, könnte seine Anmutung nicht<br />
provenzalischer sein, obwohl es noch<br />
im Departement Drôme liegt. Grignan<br />
verheißt die Verlockungen des Südens.<br />
Doch Grignan ist noch mehr als eine<br />
perfekte Postkartenidylle. Der Ort ist<br />
bekannt für einen berühmt gewordenen<br />
Schriftwechsel zwischen einer Mutter und<br />
ihrer Tochter. Fast 800 Briefe schrieben<br />
sich beide zwischen 1671 und 1696,<br />
heute ein Meisterwerk der französischen<br />
Literatur. Selbst 350 Jahre später, im<br />
Zeitalter der SMS und E-Mails, spürt man<br />
in den Gassen von Grignan noch immer<br />
diese besondere Lust für die Kunst des<br />
Schreibens.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
damit eine Schlüsselrolle in seinem literarischen Werdegang.<br />
Victor Hugo kam acht Jahre später nach Fougères.<br />
Er wurde dabei von seiner Maitresse Juliette Drouet<br />
begleitet, die 1806 in dem Ort geboren war. Seine<br />
Erlebnisse von diesem Aufenthalt flossen in seinen<br />
Roman « Quatre-vingt-treize » ein, der 1874 veröffentlicht<br />
wurde. Eine der Personen im Roman trägt den<br />
Geburtsnamen seiner Muse: Gauvain. Heute ist das<br />
Theater der Stadt nach dem Schriftsteller benannt.<br />
Sowohl Victor Hugo als auch Honoré de Balzac liebten<br />
übrigens den kleinen Stadtpark zu Füßen der Kirche<br />
Saint-Léonard.<br />
Ein anderer berühmter Gast in Fougères war François-<br />
René de Chateaubriand. Er kam häufig in die Kleinstadt,<br />
um drei seiner Schwestern zu besuchen. Doch noch viel<br />
mehr als Fougères wird ein anderer Ort mit seinem Namen<br />
in Verbindung gebracht, der sich rund 50 Kilometer<br />
westlich von Fougères befindet: Combourg.<br />
COMBOURG – DIE KINDHEIT EINES<br />
GROSSEN SCHRIFTSTELLERS<br />
« Es ist in den Wäldern von Combourg, dass ich geworden<br />
bin, was ich bin, dass ich angefangen habe, die<br />
Sehnsucht zu spüren, die mich mein Leben lang begleitete,<br />
diese Schwermut, die meine Qual und mein Glück bedeutete.<br />
Dort habe ich ein Herz gesucht, das das meinige<br />
verstehen könnte. » Mit diesen Worten erinnert sich einer<br />
der größten französischen Schriftsteller an seine Jugend<br />
im Schloss von Combourg.<br />
Es sind Erinnerungen an ein Leben in einem kalten<br />
düsteren Anwesen. Sein Vater René-Auguste de Chateaubriand<br />
erwarb die Burg 1761. 1777 zog er mit seiner Frau<br />
nach Combourg. François-René war zu der Zeit acht Jahre<br />
alt. Später wird der Schriftsteller diesen Moment der<br />
Ankunft in seinen Memoiren « Mémoires d’outre-tombe »<br />
verewigen. Das neue Zuhause entpuppte sich als nur wenig<br />
einladend. Die Räume waren kaum möbliert, kalt und<br />
wenig komfortabel. Auch das Umfeld wirkte öde. Nur<br />
selten kam Besuch und unterbrach die Einsamkeit. Da<br />
die kränkliche Mutter wenig Zeit für ihre Kinder hatte,<br />
war der junge François-René meist zusammen mit seiner<br />
Schwester Lucile sich selbst überlassen.<br />
François-René bewohnte ein Zimmer in der oberen<br />
Etage in einem der Türme der Burg. Von seinem Zimmer<br />
sah er nachts « nur ein kleines Stück Himmel und ein paar<br />
Sterne », wie er später schrieb. « Nachteulen, die von einem<br />
Turm zum anderen flogen, zeichneten mit ihren Flügeln<br />
Schatten auf die Vorhänge. » Außerdem spukte es in<br />
dem Turm. Ein ehemaliger Schlossherr soll sich in einen<br />
schwarzen Kater verwandelt haben, der nachts durch die<br />
Gemäuer streunte.<br />
Was François-René de Chateaubriand als düsteres<br />
Anwesen wahrnahm, ist aus heutiger Perspektive eine<br />
malerische Burg. Dazu trägt vor allem ein kleiner See<br />
bei, der sich südlich der Anlage erstreckt. Von der gegenüberliegenden<br />
Uferseite bilden die über den Dächern des<br />
Ortes und zwischen Bäumen ersichtlichen Türme mit ihren<br />
kegelförmigen Dächern eine Bilderbuchidylle, wie sie<br />
schöner nicht sein könnte. Manch einer würde sich wahrscheinlich<br />
wünschen, seine Kindheit in diesem Anwesen<br />
verbracht zu haben.<br />
François-René selbst verließ es 1786. Seine Ärzte hatten<br />
ihm geraten, sein Leben komplett umzustellen, nachdem<br />
ihn Suizidgedanken plagten. Er kehrte danach nur<br />
noch dreimal nach Combourg zurück.<br />
Bis heute befindet sich die Burg im Besitz der gleichen<br />
Familie. Nach dem Tod von René-Auguste de Chateaubriand<br />
erbte sein ältester Sohn Jean-Baptiste das Anwesen.<br />
1875 ließ ein Nachfahr das Schloss komplett restaurieren<br />
und einen englischen Garten anlegen. Nach dessen<br />
Tod erbte es seine jüngste Tochter, die 1961 verstarb und<br />
es einem Enkel ihrer älteren Schwester vermachte. Die<br />
Eintrittsgelder tragen heute zum Erhalt des familiären<br />
Anwesens bei, das Literaturliebhaber und Mittelalterfans<br />
gleichermaßen anzieht.<br />
Die Burg von Combourg. Besonders malerisch ist<br />
der Anblick vom Ufer eines kleinen Sees aus, der<br />
sich südlich des Dorfzentrums erstreckt.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Saint-Guilhem-le-Désert<br />
Wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />
Im Hinterland der Mittelmeerküste des Languedoc lockt mit Saint-Guilhem-le-Désert<br />
ein bei Touristen beliebtes Kleinod. Das um ein Koster herum entstandene Dorf zählt<br />
zu den schönsten des Landes. Außerdem sind die Schlucht des Hérault, in einem<br />
Seitental davon liegt der Ort, sowie eine fast tausendjährige Brücke, die den Namen<br />
des Teufels trägt, sehenswert.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />
Die meisten Besucher, die nach Saint-Guilhem-le-<br />
Désert kommen, nähern sich dem kleinen Dorf<br />
von Süden aus an. Überwiegend sind es Tagestouristen,<br />
die ihren Urlaub an der französischen Mittelmeerküste<br />
verbringen und eine Pause von Sand, Sonne und<br />
Meer suchen. Ich beschließe deshalb ganz bewusst, mich<br />
von Norden diesem Kleinod im Hinterland von Montpellier<br />
zu nähern.<br />
Eine gute Wahl, wie ich alsbald feststelle. So gut wie<br />
alleine bin ich auf der D4 unterwegs, die durch eine fast<br />
unberührte mediterrane Landschaft führt. Die Straße<br />
folgt dabei mal nah, mal etwas entfernt dem Lauf des<br />
Hérault, dem Fluss, der dem Departement seinen Namen<br />
gibt. Gerade auf den letzten Kilometern von Saint-<br />
Guilhem-le-Désert hat der Fluss eine malerische Schlucht<br />
gegraben. Die Fahrt durch diese anmutige Landschaft bei<br />
strahlendem Sonnenschein wirkt sehr entspannend.<br />
Dann laufen plötzlich vor mir Fußgänger auf der Straße<br />
herum und mir begegnen zahlreiche Autos, deren Fahrer<br />
anscheinend auf der Suche nach einem Parkplatz sind.<br />
Kein Zweifel, ich habe mein Ziel erreicht. Zum Glück ist<br />
noch nicht Hauptsaison, wenn Saint-Guilhem-le-Désert,<br />
das offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt<br />
und das Label « Grand Site de France » trägt, von Touristenhorden<br />
überrannt wird. Ende Juni ist noch ein Zeitpunkt,<br />
an dem die Besuchermengen zu ertragen sind. So<br />
biege ich zuversichtlich in eine kleine Straße nach rechts<br />
ein, die zu einem Parkplatz hinter dem Dorf führt, der im<br />
Juli und August wegen Überfüllung fast immer geschlossen<br />
ist.<br />
Eng und kurvenreich schlängelt sich die Straße in das<br />
Seitental der Hérault-Schlucht. Es handelt sich um das<br />
Gellone-Tal mit dem kleinen Bach Verdus, wo das Dorf<br />
liegt. Nach ein paar Metern muss ich bremsen, da sich vor<br />
mir auf der schmalen Fahrbahn viele Menschen mit Fotoapparaten<br />
tummeln. Erneut gibt es keinen Zweifel: Quasi<br />
im Vorbeifahren komme ich an der Stelle vorbei, von der<br />
aus man den schönsten Blick auf das Kloster und das Dorf<br />
genießen kann. Ein Motiv, das sich in jedem Reiseführer<br />
und jeder Reportage über Saint-Guilhem-le-Désert findet<br />
und auf keiner Postkarte fehlen darf.<br />
Die Straße ist an dieser Stelle aber zu schmal, um kurz<br />
anzuhalten. So fahre ich zunächst bis zum Ende der Straße<br />
weiter, wo ich automatisch auf einen kostenpflichtigen<br />
Parkplatz geleitet werde. Ich stelle mein Auto in einer der<br />
letzten freien Parkbuchten ab, schnappe meinen Fotoapparat<br />
und laufe als erstes zurück zu der Stelle mit der<br />
schönen Aussicht. Ein durchaus halsbrecherisches Unterfangen,<br />
da man wegen hoher Mauern zu beiden Seiten<br />
den teilweise schnell um die Kurve angebrausten Autos<br />
kaum ausweichen kann.<br />
Am Ziel werde ich dafür mit einem Traumblick belohnt.<br />
Mir gegenüber liegt das bekannte Kloster von<br />
Saint-Guilhem-le-Désert, die Abbaye de Gellone. Dazwischen<br />
fließt der Verdus durch ein Tal mit viel Grün.<br />
Etwas weiter links sorgt ein kleiner Wasserfall für eine<br />
angenehm erfrischende Geräuschkulisse. Bei fast 30 Grad<br />
sehr wohltuend, auch wenn die Erfrischung rein psychologischer<br />
Art bleibt. Da es noch früh genug am Tag ist,<br />
wird das Kloster wunderschön von der Sonne angestrahlt.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Links: Die Hauptgasse des Ortes,<br />
die mehrmals ihren Namen<br />
wechselt. Oben: Das kleine<br />
Rathaus. Rechts: Die Abtei<br />
mit Klostergarten davor. Linke<br />
Seite: Die Place de la Liberté<br />
mit Restaurants und Läden. S.<br />
32/33: Das meistfotografierte<br />
Motiv von Saint-Guilhemle-Désert.<br />
Der plätschernde<br />
Wasserfall sorgt für eine<br />
erfrischende Geräuschkulisse.<br />
Es ist das perfekte Motiv für meinen Fotoapparat. Hier<br />
zeigt sich Saint-Guilhem-le-Désert von seiner Schokoladenseite.<br />
Die Mönche müssen einen guten Geschmack gehabt<br />
haben, als sie sich diesen Ort für ihr Kloster ausgesucht<br />
haben, denke ich mir. Allerdings ist es falsch, dabei im<br />
Plural zu sprechen. Die Gründung der Abtei ging von<br />
einem einzelnen Mann aus, Herzog Guilhem (im deutschen<br />
Wilhelm) von Aquitanien und Toulouse, einer der<br />
treuesten Feldherren von Karl dem Großen. In diversen<br />
Kämpfen siegte er mit seinem Heer gegen die Mauren.<br />
Seine Tapferkeit war berühmt. Doch als seine geliebte<br />
Frau verstarb, stellte er sein Leben radikal um. Er widersagte<br />
den weltlichen Dingen und gründete ein Kloster<br />
im religiösen Niemandsland, worauf sich der Bestandteil<br />
« désert » (dt. Wüste) im heutigen Ortsnamen bezieht. Der<br />
Zusatz hat also nichts damit zu tun, dass sich der Ort in<br />
einer wüstenhaften Umgebung befinden würde. Ganz im<br />
Gegenteil, das Gellone-Tal mit dem Verdus war und ist<br />
eine kleine grüne Oase.<br />
Karl der Große schenkte Guilhem für seinen Neuanfang<br />
einen Splitter vom Kreuze Jesu. Das Kloster entwickelte<br />
sich dank dieser bedeutenden Reliquie zu einer<br />
Station auf dem berühmten Jakobsweg. Pilger strömten<br />
hierher zum Gebet. Nach dem Tod von Guilhem im Jahre<br />
812 und nach seiner Heiligsprechung bekam der Ort im<br />
12. Jahrhundert seinen bis heute gültigen Namen: Saint-<br />
Guilhem-le-Désert.<br />
Nach der ersten Jahrtausendwende nach Christi Geburt<br />
siedelten sich Bürger im Schutze des Klosters an. Ein<br />
kleines Dorf entstand, dessen Häuser sich in dem schmalen<br />
Tal drängen. Auch eine Burg wurde auf der nördlichen<br />
Seite des Tals errichtet. Sie ist heute allerdings nur noch<br />
als Ruine erhalten. Ihr Besuch ist wegen der Gefahr herabstürzender<br />
Steine untersagt.<br />
Doch schon bevor die Französische Revolution vielen<br />
klerikalen Einrichtungen den Todesstoß versetzte, wurde<br />
die Mönchsgemeinschaft wegen fehlender Ordensbrüder<br />
aufgelöst. Die Gebäude nutzte man anschließend für teilweise<br />
ganz profane Anliegen. Erst Ende der 1970er-Jahre<br />
zogen wieder Nonnen in die Gemäuer ein. Der Karmeliterinnenorden<br />
schloss an die alte Tradition des Ortes an.<br />
Wer will, kann das Innere des Klosters besuchen oder sich<br />
gar für ein paar Tage in dem Kloster zurückziehen.<br />
Ich gehe aber erst einmal die Straße weiter in Richtung<br />
des Hérault, um dann über die Hauptgasse des Dorfes auf<br />
der anderen Seite des Verdus wieder in Richtung der Abtei<br />
zu laufen. Denn Saint-Guilhem-le-Désert kann nicht nur<br />
mit einem malerischen Kloster aufwarten, sondern auch<br />
mit äußerst pittoresken Gassen. Ganz am Anfang passiere<br />
ich dabei die Mairie, das kleine Rathaus der Kommune,<br />
ein trutziger Steinbau. Danach windet sich die Gasse<br />
leicht den Hang herauf, bis ich wieder vor dem Kloster<br />
stehe. Dieses Mal trennt mich kein grünes Tal von den<br />
Gemäuern, sondern ein hübscher Klostergarten. Erneut<br />
muss ich meine Kamera zücken und die Idylle für die<br />
Ewigkeit festhalten.<br />
Natürlich kann ich es mir anschließend nicht entgehen<br />
lassen, einen Blick ins Innere der Abtei zu werfen. Von<br />
dem einst zweistöckigen Kreuzgang sind nur noch Teile<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Languedoc<br />
Oben: Blick auf den Pont du Diable, auf dem früher Pilger das Tal<br />
überquerten. Gebaut wurde die Brücke von 1028 bis 1031. Brücken<br />
jüngeren Datums im Hintergrund stören leider den Anblick. Der<br />
zum See aufgestaute Hérault ist eine beliebte Badestelle. Rechts:<br />
Die Hérault-Schlucht nördlich von Saint-Guilhem-le-Désert.<br />
übriggeblieben. Die Abteikirche ist recht dunkel, was<br />
sich aber durch ihre frühe Bauzeit im Mittelalter erklären<br />
lässt. Im Refektorium befindet sich ein kleines Museum.<br />
Die meisten Kunstschätze aus der Vergangenheit der Abtei<br />
sind aber gar nicht mehr in Saint-Guilhem-le-Désert,<br />
sondern in New York. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde<br />
ein Teil der Anlage von US-Amerikanern gekauft. Die<br />
einstigen Prunkstücke lassen sich seitdem im New Yorker<br />
Museum « The Cloisters Museum and Gardens », einer<br />
Zweigstelle des Metropolitan Museum of Art, besichtigen.<br />
Danach begebe ich mich zurück in den Trubel des<br />
dörflichen Lebens. Allerdings darf man kein echtes Dorfleben<br />
mehr erwarten. Dafür ist Saint-Guilhem-le-Désert<br />
eine viel zu beliebte Sehenswürdigkeit geworden. Zwar leben<br />
noch rund 250 Menschen dauerhaft in dem Ort, doch<br />
anstatt Bäcker, Fleischer oder Tante-Emma-Läden sind<br />
längst Souvenirboutiquen und Kunsthandwerksgeschäfte<br />
in die Erdgeschosse der Gebäude eingezogen. Authentisch<br />
ist Saint-Guilhem-le-Désert sicherlich nicht mehr,<br />
wunderschön trotzdem.<br />
Unweit des Parkplatzes, auf dem ich mein Auto abgestellt<br />
habe, liegt der hübsche Hauptplatz des Dorfes mit<br />
einer großen alten Platane und einem Brunnen in der<br />
Mitte, die Place de la Liberté. Auf dem Platz haben diverse<br />
Restaurants ihre Tische und Stühle gestellt. Hier fühle<br />
ich mich fast an das Leben einer südfranzösischen Kleinstadt<br />
erinnert. Nur dass nicht Einheimische in die Lokale<br />
einkehren, sondern Touristen aus der ganzen Welt.<br />
Da inzwischen Mittagszeit ist, suche auch ich in eines<br />
der Restaurants auf. Es ist nicht einfach, einen noch freien<br />
Tisch zu finden. Als ich mich schließlich hingesetzt habe,<br />
fällt mir auf, dass es sich bei mehreren Restaurants am<br />
Platz um Crêperien handelt. Dabei ist die Bretagne fast<br />
1.000 Kilometer entfernt. Aber der Geschmack der internationalen<br />
Touristen schert sich nicht um solche Details.<br />
Aufgetischt wird, was der Besucher anscheinend gerne<br />
isst. So bestelle ich zwangsweise eine galette complète, die<br />
es geschmacklich trotz aller Polemik durchaus mit einer<br />
solchen aus der Bretagne aufnehmen kann. Danach geht<br />
es zurück zum Auto.<br />
Ein Besuch von Saint-Guilhem-le-Désert wäre nicht<br />
komplett, ohne einen Abstecher zu einer anderen Sehenswürdigkeit<br />
ein paar Kilometer flussabwärts, die einen<br />
Bezug zur Abtei des Ortes hat, zu machen. Die meisten<br />
Touristen beginnen damit sogar ihren Besuch. Da ich<br />
aber von der anderen Seite angereist bin, hebe ich mir die<br />
Attraktion für den Schluss auf. Es geht um die Teufelsbrücke,<br />
den Pont du Diable.<br />
Auch bei der Anfahrt zu dieser Sehenswürdigkeit<br />
wird einem schnell bewusst, wie überlaufen sie im Juli<br />
und August sein muss. Erst kürzlich wurde der Parkplatz<br />
dafür neu angelegt. Er ist riesig und dient gleichzeitig als<br />
Parkplatz für Saint-Guilhem-le-Désert, wohin im Sommer<br />
Pendelbusse verkehren. Ebenso neu ist ein Informationszentrum<br />
mit Restaurant und Verkaufsboutique für<br />
regionale Produkte.<br />
Ich quäle mich zu Fuß durch die inzwischen auf der<br />
Haut brennenden Sonne zur Brücke und frage mich dabei,<br />
ob diese großräumig angelegte Infrastruktur nicht<br />
ein wenig übertrieben ist für eine kleine Brücke. Genau<br />
dieser Gedanke wird bestätigt, als ich den Pont du Diable<br />
endlich erreiche. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Gerade<br />
durch die Existenz neuerer Brücken im Hintergrund<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
kommt die Teufelsbrücke kaum mehr richtig zur Geltung.<br />
Beeindruckend ist jedoch, dass dieses Bauwerk bereits seit<br />
knapp 1.000 Jahren steht. Errichtet wurde es einst, um<br />
das Kloster von Saint-Guilhem-le-Désert mit einer benachbarten<br />
Abtei zu verbinden. Pilger auf dem Weg nach<br />
Galizien überquerten dank dieser Brücke den Hérault.<br />
Doch ansonsten finde ich den Pont du Diable weniger<br />
spektakulär als gedacht. Vielleicht hatte ich aber auch nur<br />
zu viel erwartet.<br />
Fasziniert bin ich dagegen von dem schönen Blick in<br />
die Hérault-Schlucht. Giftig grün leuchtet der Fluss inmitten<br />
des porösen und nur spärlich bewachsenen Karstgesteins.<br />
Ein Traumblick.<br />
Auf meinem Rückweg zum Parkplatz bin ich froh, an<br />
meine Badehose gedacht zu haben. Südlich der Teufelsbrücke<br />
verbreitert sich der Hérault zu einem kleinen See,<br />
an dem sich eine Badestelle mit Kiesstrand befindet, die<br />
sich großer Beliebtheit erfreut. Das Eintauchen in das<br />
angenehm temperierte Wasser sorgt endlich für die redlich<br />
verdiente Erfrischung. Im Hintergrund stets der Pont<br />
du Diable. Vielleicht ist es das erfrischende Wasser, aber<br />
je länger ich in dem See schwimme, desto milder werde<br />
ich in der Bewertung dieser Sehenswürdigkeit. Am Ende<br />
muss ich zugeben, dass ich der Teufelsbrücke trotz der<br />
touristischen Vermarktung im großen Stil eine gewisse<br />
Magie zugestehen muss.<br />
Aus Deutschland und der Schweiz<br />
erreicht man Saint-Guilhem-le-Désert<br />
über das Rhône-Tal und die Autobahn<br />
A9 (Orange-Perpignan), die man bei<br />
Montpellier verlässt. Aus Österreich<br />
ist eine Anreise über Norditalien und<br />
entlang der Côte d’Azur vorteilhafter.<br />
Von Montpellier führen die A750,<br />
D32 und D27 nach Saint-Guilhem-le-<br />
Désert. Wer die Tour wie beschrieben<br />
vornehmen möchte, sollte der D32<br />
weiter nach Norden folgen und sich<br />
dann über die D4 durch das Hérault-<br />
Tal dem Ort nähern. Die Zufahrt zum<br />
Pont du Diable ist ausgeschildert.<br />
Saint-Guilhem-le-Désert …<br />
… Berlin 1.580 km … Hamburg 1.530 km<br />
… Köln 1.075 km … München 1.088 km<br />
… Wien 1.546 km … Zürich 775 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Mont pellier.<br />
Ryanair verbindet Hahn mit Montpellier<br />
viermal pro Woche. Lufthansa<br />
fliegt bis zu zweimal wöchentlich<br />
von München in die Stadt. Weitere<br />
Direktflüge aus Deutschland, Öster-<br />
reich und der Schweiz in die Stadt<br />
bestehen nicht. Air France bietet<br />
aber tägliche Flüge ab diversen<br />
Städten im deutschsprachigen Raum<br />
via Paris nach Montpellier an.<br />
Saint-Guilhem-le-Désert ist nicht ans<br />
französische Zugnetz angeschlossen.<br />
Der nächste TGV-Bahnhof befindet<br />
sich in Montpellier.<br />
www.saintguilhem-valleeherault.fr<br />
Office de Tourisme<br />
3, parc de Camalcé<br />
34150 Gignac<br />
Telefon: +33 (0)4 67 57 58 83<br />
Abbaye de Gellone<br />
34150 Saint-Guilhem-le-Désert<br />
Telefon: +33 (0)4 67 57 75 80<br />
www.carmelitesdesaintjoseph.com/<br />
accueil/st_guilhem.html<br />
Anfragen für einen Aufenthalt<br />
im Kloster können online gestellt<br />
werden.<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Montpellier<br />
A9/E15<br />
Bézier<br />
Saint-Guilhemle-Désert<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Orange<br />
Avignon<br />
Apt<br />
The Cloisters Museum and Gardens<br />
99 Margaret Corbin Drive<br />
Fort Tryon Park<br />
New York, NY 10040<br />
Telefon: +1 212 923 3700<br />
www.metmuseum.org/visit/visit-thecloisters<br />
A7/E15<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55<br />
Marseille<br />
LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />
Montpellier: Eine Stadt im<br />
Aufbruch<br />
Auf halbem Weg<br />
zwischen den<br />
Alpen und den<br />
Pyrenäen und<br />
nur wenige Kilometer vom Mittelmeer<br />
entfernt gelegen, bietet Montpellier alle<br />
kulturellen Einflüsse des französischen<br />
Südens von Nizza bis Biarritz. Montpeul,<br />
wie die Einheimischen den Ort liebevoll<br />
nennen, ist eine kosmopolitische,<br />
junge und dynamische Stadt, die<br />
für ihre Lebensqualität und ihr Klima<br />
beneidet wird. Bei den vielfältigen<br />
Möglichkeiten, die die Hauptstadt der<br />
Region Languedoc-Roussillon bietet, ist<br />
es nicht immer einfach, den Überblick zu<br />
behalten. 10 Ratsc hläge, um Montpellier<br />
besser zu verstehen.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />
Clermont-Ferrand<br />
Aufbruch aus schwieriger Position<br />
Die Hauptstadt der Auvergne, die einst aus den zwei unabhängigen Städten Clermont<br />
und Montferrand entstand, was sich bis heute im Doppelnamen widerspiegelt, hatte es<br />
nicht immer einfach. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohlstand überall im Land ausbrach,<br />
litt Clermont-Ferrand lange Zeit unter der isolierten Lage inmitten des Zentralmassivs.<br />
Zwar haben neue Autobahnen inzwischen für bessere Anbindungen gesorgt, doch bis<br />
heute ist die Auvergne eine der ärmsten Gegenden Frankreichs. Zudem ist die Stadt<br />
wirtschaftlich mehr oder weniger einem Industriegiganten ausgeliefert: Michelin. Doch<br />
dies hinderte die Provinzstadt nicht daran, aus ihrem Schicksal das Beste zu machen.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />
Wenn man an einem grauen Sonntagabend zu Fuß<br />
in der Innenstadt von Clermont-Ferrand unterwegs<br />
ist, wenn alle Geschäfte geschlossen sind<br />
und nur wenige Menschen die Straßen bevölkern, bekommt<br />
man ein Gefühl für die widrigen Lebensumstände im Landesinneren<br />
von Frankreich. Das Zentralmassiv mag zwar<br />
eine der schönsten und bis heute am meisten verkannten<br />
Regionen des Landes sein, es ist aber auch eine Gegend, die<br />
arm ist und aus der die Menschen über Jahrzehnte auf der<br />
Suche nach einem leichteren Leben weggezogen sind.<br />
Clermont-Ferrand unterscheidet sich diesbezüglich<br />
nicht grundlegend von den anderen Kommunen der Region.<br />
Zwar ist die Hauptstadt der Wirtschaftsmotor der<br />
Auvergne und dank des weltbekannten Reifenherstellers<br />
Michelin eine durchaus erfolgreiche Stadt, doch an einem<br />
solchen Sonntagabend merkt man trotzdem, dass<br />
Clermont-Ferrand niemals die Dynamik von Lyon, die<br />
Aufbruchstimmung von Montpellier, die Leichtigkeit<br />
von Toulouse oder den Glanz von Bordeaux haben wird,<br />
Hauptstadt hin oder her.<br />
An einem solchen Sonntagabend kann Clermont-<br />
Ferrand sogar abweisend wirken. Es ist schwierig, in der<br />
Innenstadt ein gutes Restaurant zu finden. Die Lokale,<br />
die es gibt und die geöffnet sind, entpuppen sich überwiegend<br />
als Bars oder Imbisse. Die für die Region typischen<br />
Fassaden aus schwarzem Stein wirken düster, gerade wenn<br />
die Sonne nicht scheint und die Straßen verlassen sind.<br />
Unterwegs trifft man auf ein paar Jugendliche, die mit<br />
ihrer Zeit nicht so richtig etwas anzufangen wissen und<br />
ein leichtes Gefühl der Unsicherheit aufkommen lassen<br />
können. An einem solchen Abend ist es nicht einfach, sich<br />
in Clermont-Ferrand zu verlieben.<br />
Doch die Hauptstadt der Auvergne hat auch ein anderes<br />
Gesicht. Dies zeigt sich am nächsten Morgen, wenn<br />
die Geschäfte in der Innenstadt wieder ihre Türen öffnen<br />
und die Sonne den nahen Puy de Dôme, den vielleicht<br />
schönsten Vulkankegel der Auvergne, den man von fast<br />
überall in Clermont-Ferrand aus sieht, anstrahlt. An einem<br />
solchen Montagvormittag spürt man die zweite Seele<br />
der Stadt und ihren Wunsch, zu den großen erfolgreichen<br />
Städten im Land zu gehören. Auch die Robustheit der<br />
Menschen der Auvergne und ihr Talent, mit Widrigkeiten<br />
umzugehen, werden dann deutlich.<br />
Seit Kurzem spiegelt sich das Streben nach einem besseren<br />
Leben auch in architektonischer Weise wider. Symbol<br />
dafür ist die Place de Jaude. Der große rechteckige<br />
Platz im Zentrum der Innenstadt bildet das Herz der kleinen<br />
Metropole. Wegen des Baus einer Straßenbahnlinie<br />
wurde der Platz komplett neu gestaltet. Herausgekommen<br />
ist ein Schmuckstück des Städtebaus. Verkehrsberuhigt<br />
wurde die Place de Jaude zu einem Paradies für Fußgänger.<br />
Kleine Wasserbrunnen plätschern an den Rändern<br />
der neu gepflasterten Flächen. Neu gepflanzte Bäume und<br />
hübsche Blumenbeete sorgen für etwas Grün. Die Place<br />
de Jaude strahlt Weltläufigkeit aus.<br />
Eine Atmosphäre, die durch die herrschaftlichen,<br />
Oben: Die Kathedrale<br />
Notre-Dame de<br />
l’Assomption und die Place<br />
de la Victoire. Rechts: Die<br />
dank des Straßenbahnbaus<br />
neu angelegte Avenue<br />
des Etats-Unis. Kleine Bilder<br />
rechts: Die Kirche Saint-<br />
Pierre-des-Minimes mit<br />
ihrer schwarzen Fassade<br />
und die Rue des Gras mit<br />
dem Puy de Dome in der<br />
Ferne. S. 38/39: Die frisch<br />
sanierte Place de Jaude.<br />
ebenfalls renovierten Gebäude am Platz unterstrichen<br />
wird. In einem der schönsten Häuser am Platz befindet<br />
sich der Konsumtempel Les Galeries Lafayette. In einem<br />
anderen die Oper der Auvergne. Gegenüber liegt die Kirche<br />
Saint-Pierre-des-Minimes, erbaut aus dem typisch<br />
schwarzen Stein der Region. Die Place de Jaude ist die<br />
Verheißung auf eine bessere Zukunft, auf den Anschluss<br />
an die Welt. Sie ist aber mitnichten die einzige Sehenswürdigkeit<br />
von Clermont-Ferrand.<br />
Unweit der Place de Jaude, über die durch den Straßenbahnbau<br />
ebenfalls neu angelegte und nun für Autos<br />
gesperrte Avenue des Etats-Unis gelangt man zu einer<br />
der schönsten Fußgängerzonen Frankreichs, der Rue des<br />
Gras. Dabei sind es aber weniger die Häuser, die diese<br />
Straße säumen, oder die Boutiquen in den Erdgeschossen,<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
die die ansteigende Straße so besonders machen. Nein, es<br />
ist der Blick, den man von dieser Straße auf den nahen<br />
Puy de Dôme hat. Welche andere größere Stadt bietet<br />
schon einen solch grandiosen Ausblick von einer seiner<br />
Haupteinkaufsstraßen. Man muss sich beim Aufstieg zur<br />
Kathedrale Notre-Dame de l’Assomption nur ab und zu<br />
umdrehen, um diesen wundersamen Vulkankegel in der<br />
Ferne zu bewundern. Er erinnert an die traumhafte Lage<br />
von Clermont-Ferrand inmitten des Zentralmassivs.<br />
Am schönsten ist der Blick natürlich von den Stufen<br />
der Kathedrale aus, die am Ende der Rue des Gras liegt.<br />
Das Gotteshaus ist wiederum selbst ein Schmuckstück.<br />
Schon von Weitem prägt es die Silhouette der Stadt. Der<br />
Bau aus dunklem Lavagestein wurde im 13. Jahrhundert<br />
begonnen. Die 93 Meter hohen Türme, die die Kathedrale<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Auvergne<br />
Impressionen von Montferrand, der zweiten<br />
Altstadt von Clermont-Ferrand. Anders als<br />
in der Altstadt von Clermont geht es hier<br />
geruhsam zu. Es gibt kaum Geschäfte oder<br />
Restaurants, dafür ist die Altstadt ein typisches<br />
Beispiel einer mittelalterlichen Bastide.<br />
besonders mächtig wirken lassen, wurden allerdings erst<br />
im 19. Jahrhundert vollendet. Der bombastische Eindruck<br />
von außen setzt sich im Inneren fort. Das hohe Kirchenschiff<br />
lässt den Betrachter klein erscheinen. Heute gehört<br />
die Kirche zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Um die Kathedrale herum breitet sich die Altstadt von<br />
Clermont-Ferrand aus, oder richtiger gesagt: die Altstadt<br />
von Clermont. Besonders schön ist dabei die von Bars und<br />
Restaurants gesäumte Place de la Victoire gleich neben der<br />
Kirche. An ihr liegt auch die Maison du Tourisme, die<br />
Touristeninformation, wo man nützliche Tipps bekommt.<br />
Die angrenzenden Gassen lohnen sich zum Bummeln.<br />
Clermont-Ferrand hat aber das seltene Glück, eben<br />
nicht nur diese eine Altstadt zu besitzen. Eine zweite<br />
lockt an einer Ausfallstraße der Stadt. Zugegeben, in diesem<br />
Umfeld würde man eigentlich keine zweite Altstadt<br />
erwarten. Aber hat man erst einmal den Weg dorthin gefunden,<br />
könnte die Überraschung nicht größer sein.<br />
Nach dem Muster einer typisch südfranzösischen<br />
Bastide, wie man die im Mittelalter gegründeten Städte<br />
nennt, die mit einem streng rechtwinkligen Straßenraster<br />
um einen zentralen Marktplatz herum entstanden,<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
wirkt Montferrand so ganz anders als das im Vergleich<br />
dazu moderne Clermont. In den Gassen von Montferrand<br />
fühlt man sich wie in einem Dorf innerhalb der<br />
Stadt. Es fällt schwer, einen Bezug zu den anderen Vierteln<br />
herzustellen. Das einstige Herz der zweiten Stadt<br />
der Doppelstadt Clermont-Ferrand wirkt einfach zu<br />
anders. Obwohl Clermont und Montferrand schon 1630<br />
durch ein königliches Dekret zu einer Kommune vereint<br />
wurden, bleibt Montferrand eine merkwürdige Insel im<br />
Stadtgefüge. Aber eine Insel, die definitiv einen Besuch<br />
lohnt.<br />
Häuser im Stile der Gotik und Renaissance prägen<br />
die Gassen, in denen es an jedem Tag der Woche recht<br />
geruhsam zugeht. Es gibt nur wenige Geschäfte. Montferrand<br />
ist keine Altstadt im klassischen Sinne, wo man<br />
zum Shoppen und Amüsieren hinkommt. Es ist vielmehr<br />
ein Wohnviertel der kleinen Leute. Viele ehemalige Gastarbeiter<br />
haben hier ihr neues Zuhause gefunden. Ab und<br />
zu laufen ein paar neugierige Touristen durch die Gassen.<br />
Am Rande von Montferrand befindet sich in einem<br />
ehemaligen Kloster das Musée d’Art Roger-Quilliot<br />
(MARQ ). Es präsentiert Exponate der europäischen Malerei<br />
vom Mittelalter bis in die Gegenwart.<br />
Wenn man Montferrand wieder verlässt, wird man fast<br />
unweigerlich sehen, was Clermont-Ferrand zu wirtschaftlicher<br />
Größe geführt hat: die Fabriken von Michelin. Der<br />
Reifenhersteller ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Ein<br />
Industriegigant, der für die Hauptstadt der Auvergne<br />
überlebenswichtig ist. Die Fabriken sind kein wirklich<br />
schöner Anblick. Doch inmitten der Hallen lockt für alle<br />
Neugierige trotzdem eine kleine Attraktion: L’Aventure<br />
Michelin, ein vom Konzern konzipiertes Museum über<br />
die eigene Geschichte. Wer sich für alles, was mit Reifen<br />
zu tun hat, interessiert, sollte ruhig einmal vorbeischauen.<br />
Allerdings nicht an einem Montagvormittag. Denn<br />
montags ist die Einrichtung geschlossen. Manchmal kann<br />
Clermont-Ferrand eben nicht nur an einem bewölkten<br />
Sonntagabend abweisend wirken. Dies sollte aber niemanden<br />
von einem Besuch der Hauptstadt der Auvergne<br />
abhalten.<br />
Nach Clermont-Ferrand gelangt man<br />
aus den meisten Gegenden Deutschlands<br />
über Mulhouse, Beaune und<br />
Lyon bzw. aus Österreich, der Schweiz<br />
so wie dem äußersten Südosten<br />
Deutsch lands via Genf und Lyon.<br />
Clermont-Ferrand …<br />
… Berlin 1.375 km … Hamburg 1.325 km<br />
… Köln 875 km … München 902 km<br />
… Wien 1.4<strong>47</strong> km … Zürich 599 km<br />
Aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz bestehen keine Direktflüge<br />
nach Clermont-Ferrand. Air France<br />
bindet die Stadt über sein Drehkreuz<br />
in Paris an den deutschsprachigen<br />
Raum an. Alternativ bietet sich der<br />
Flughafen von Lyon als Zielflughafen<br />
an.<br />
Es gibt keine direkten Zugver bin dungen<br />
aus dem deutschsprachigen<br />
Raum nach Clermont-Ferrand. Die<br />
Stadt ist auch nicht ans französische<br />
TGV-Netz angeschlossen. Es bestehen<br />
jedoch gute Zugverbindungen aus<br />
Paris nach Clermont-Ferrand.<br />
www.clermont-fd.com<br />
Office de Tourisme<br />
Place de la Victoire<br />
63000 Clermont-Ferrand<br />
Telefon: +33 (0)4 73 98 65 00<br />
Musée d’Art Roger-Quilliot (MARQ)<br />
Place Louis-Deteix<br />
63100 Clermont-Ferrand<br />
Telefon: +33 (0)4 73 16 11 30<br />
http://museedart.clermont-ferrand.fr<br />
L’Aventure Michelin<br />
32, rue du Clos Four<br />
63100 Clermont-Ferrand<br />
Telefon: +33 (0)4 73 98 60 60<br />
www.laventuremichelin.com<br />
Chalon-sur-Saône<br />
A6/E15<br />
A71/E11<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A89/E70<br />
A89/E70<br />
Lyon<br />
A72<br />
A75/E11<br />
Sainte-Etienne A7/E15<br />
LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Viaduc de Garabit<br />
Im Brückenbau<br />
hat man sich an<br />
Rekorde gewöhnt.<br />
Immer wieder<br />
entsteht irgendwo<br />
die höchste, längste oder spektakulärste<br />
Brücke eines Landes, Kontinents oder gar<br />
der Welt. In Frankreich sorgte vor ein paar<br />
Jahren der Bau des Viadukts von Millau,<br />
der höchsten Autobahnbrücke der<br />
Welt, für Furore. Doch nur 120 Kilometer<br />
nördlich dieser Brücke der Superlative<br />
lockt noch eine andere sehenswerte<br />
Talüberquerung: das Garabit-Viadukt,<br />
über das seit 1888 Züge rollen. Der Bau<br />
war damals nicht weniger spektakulär als<br />
bei den Superbrücken aus heutiger Zeit.<br />
Das Bauwerk ist zudem mit einem großen<br />
Namen verbunden: Gustave Eiffel.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
Grand Hôtel<br />
Le Turenne<br />
MODERNES BOUTIQUE-HOTEL IM PÉRIGORD<br />
Wenn man heute in einem der sieben Doppelzimmer<br />
oder einer der zwei Juniorsuiten des kleinen<br />
Grand Hôtel Le Turenne steht, wird man bis auf<br />
den Ausblick aus dem Fenster nichts finden, was an das<br />
alte Hôtel de Bordeaux erinnert, das bis 2008 in den Gemäuern<br />
eingerichtet war. Obwohl das Vorgängerhotel als<br />
das beste Haus am Platze galt, war sein schleichender Untergang<br />
nicht zu verhindern. Der Zahn der Zeit nagte an<br />
dem einst glanzvollen Hotel ohne Unterlass, bis eine verstaubte<br />
Herberge übrig blieb, deren glorreichere Vergangenheit<br />
nur noch in der Erinnerung bestand.<br />
Aus heutiger Sicht ist aber in keiner Weise zu bedauern,<br />
dass das alte Hôtel de Bordeaux seine Türen für<br />
immer schließen musste. Denn durch diesen Umstand<br />
hatten Hervé und Sylvie Savary die Chance, etwas ganz<br />
Neues zu schaffen. Ein Hotel, das man so in der tiefen<br />
Provinz Frankreichs noch nicht an jeder Ecke antrifft. Ein<br />
Boutique-Hotel mit modernem Design, das man eigentlich<br />
eher im urbanen Umfeld erwartet.<br />
Hervé und Sylvie Savary stammen aus dem Norden<br />
Frankreichs. Beide haben sich – wie auch viele Touristen<br />
immer wieder – in das Périgord verliebt. Nach einem<br />
schweren Motorradunfall, mit dessen Folgen Hervé Savary<br />
zwei Jahre lang kämpfen musste, wagten beide das<br />
Abenteuer eines neuen Grand Hotels für Beaulieu-sur-<br />
Dordogne. Das neue Hotel sollte ebenfalls hochwertig<br />
sein, also das Adjektiv « grand » zu Recht im Namen tragen,<br />
sich aber trotzdem von dem steifen und oft altmodischen<br />
Charme anderer Grand Hotels unterscheiden. Um<br />
ihr Ziel zu erreichen, unterzogen sie das Gebäude einer<br />
Totalsanierung, bei der unter anderem wunderschöne alte<br />
Steinmauern freigelegt wurden.<br />
Im neuen Grand Hôtel Le Turenne ist das Erdgeschoss<br />
ganz der Rezeption, einem Frühstückssaal sowie einem<br />
großen Restaurant mit einem langen Bartresen gewidmet.<br />
Auch der Bereich vor dem Hotel wurde neu gestaltet<br />
und mit modernen Designaccessoires aufgepeppt. In den<br />
Toiletten im Erdgeschoss kann man einen Teil der alten<br />
Stadtmauer von Beaulieu-sur-Dordogne entdecken. Ein<br />
Stück Geschichte, das die beiden Hoteliers gerne voller<br />
Stolz ihren Gästen zeigen. Denn das Gebäude wurde zum<br />
Teil in die ehemalige Stadtbefestigung von Beaulieu-sur-<br />
Dordogne gebaut.<br />
Von der Lobby aus gelangt man zu einer alten Wendeltreppe<br />
mit schiefen Stufen aus Stein. Sie ist ein weiteres<br />
Zeugnis davon, dass das Gebäude auf eine lange<br />
Geschichte zurückblicken kann. In der Mitte haben die<br />
beiden hinter einer Glaswand einen Weinkeller angelegt.<br />
So bekommt man schon bei der Ankunft Lust auf einen<br />
geselligen Abend im Hotelrestaurant. Die Wendeltreppe<br />
führt in die erste Etage des Hotels. Da (noch) kein Fahrstuhl<br />
existiert, wird vom Gast ein wenig Muskelkraft fürs<br />
Heraufschleppen der Koffer abverlangt. Die Anstrengung<br />
lohnt sich aber, denn im Obergeschoss liegen schmucke<br />
Doppelzimmer und Suiten.<br />
Die Doppelzimmer unterteilen sich in drei Kategorien:<br />
Elégance, Privilège und Prestige. Allen Doppelzimmern<br />
und Juniorsuiten ist gemein, dass sie in einem<br />
äußerst zeitgenössischen Stil eingerichtet sind, ohne den<br />
Charakter des altehrwürdigen Hauses zu verleugnen. So<br />
geben beispielsweise freigelegte Steinwände den Privilège-<br />
Doppelzimmern eine leicht rustikale Note. Auffallend<br />
ist auch, dass die Zimmer für französische Verhältnisse<br />
recht geräumig sind. So kommt kein klaustrophobisches<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Gefühl wie in anderen Hotelzimmern des Landes auf. Ab<br />
der Kategorie « Prestige » ist das Doppelbett angenehme<br />
1,80 Meter breit. Bei den Juniorsuiten sind es sogar zwei<br />
Meter. Das sind nordeuropäische Verhältnisse.<br />
Die Bäder sind offen gestaltet und – wie heute oft üblich<br />
– in die Hotelzimmer integriert. Einige Zimmer verfügen<br />
zudem über einen Balkon. Ein Flachbildschirm ist<br />
genauso selbstverständlich wie eine Minibar mit kostenlosen<br />
Getränken sowie ein Safe. In den Prestige-Doppelzimmern<br />
und Juniorsuiten gibt es außerdem eine iPod-/<br />
iPhone-Dockingstation, eine Nespresso-Kaffeemaschine,<br />
eine Klimaanalage sowie WLAN. Alles Dinge, die der<br />
moderne Reisende zu schätzen weiß. Es fällt deshalb<br />
nicht schwer, sich in den Zimmern des Hotels schnell heimisch<br />
zu fühlen.<br />
Abends sollte man es nicht verpassen, im hoteleigenen<br />
Restaurant einzukehren. Dabei fällt auf, dass es mehr<br />
Tische im Restaurant gibt als Zimmer im Hotel. Nimmt<br />
man die Terrasse dazu, sogar sehr viel mehr Tische. Der<br />
Grund dafür ist schnell erklärt: Das Restaurant wird nicht<br />
nur gerne von den Hotelkunden, sondern auch von auswärtigen<br />
Gästen frequentiert.<br />
Geboten wird eine authentische lokale Küche, die<br />
viel Wert auf saisonale Produkte legt. Alles wird frisch<br />
zubereitet. Deswegen kann es auch schon einmal passieren,<br />
dass eine Speise auf der Karte vergriffen ist.<br />
Das Einstiegsmenü am Abend kostet 25 Euro für drei<br />
Gänge. Weitere Menüs gibt es für 30, 38 und 39 Euro.<br />
Preise, die für Frankreich für ein solches Hotel normal<br />
sind. Wem das trotzdem zu teuer ist, der sollte in dem<br />
Restaurant von montags bis donnerstags essen, wenn<br />
auch ein sogenanntes Wochenmarkt-Menü für 15 Euro<br />
angeboten wird. Beides ist auch mittags von Montag bis<br />
Samstag erhältlich.<br />
Nach einem leckeren Abendmenü bietet sich ein<br />
Verdauungsspaziergang durch die Straßen von Beaulieusur-Dordogne<br />
an. Durch die zentrale Lage des Hotels<br />
befindet man sich im Herzen der Kleinstadt mit allen Sehenswürdigkeiten<br />
in Laufweite. Wenn man anschließend<br />
zum Hotel zurückkehrt und aufmerksam die Fassade betrachtet,<br />
wird einem auffallen, dass über den Zimmern im<br />
Obergeschoss eine weitere Etage existiert. Was mag sich<br />
wohl hinter den Fenstern verbergen?<br />
Hervé Savary, den man meist an der Rezeption antrifft,<br />
klärt gerne darüber auf. Es handelt sich um weitere<br />
Hotelzimmer des einstigen Hôtel de Bordeaux. Sie sind<br />
bisher noch nicht saniert und dienen als Ausbaureserve für<br />
das Grand Hôtel Le Turenne. Wenn genug Geld mit den<br />
aktuellen Zimmern verdient wurde, ist ein solcher Ausbau<br />
wahrscheinlich. Dem Boutique-Charakter des Hauses<br />
würde das nicht schaden, da das Hotel immer noch überschaubar<br />
bliebe. Ganz oben unterm Dach soll irgendwann<br />
einmal sogar ein Wellness-Bereich entstehen. Das Grand<br />
Hotel von Beaulieu-sur-Dordogne scheint seine besten<br />
Zeiten also noch vor sich zu haben, obwohl es schon heute<br />
eine tolle Herberge ist.<br />
Grand Hôtel Le Turenne<br />
1, boulevard Saint-Rodolphede-Turenne<br />
19120 Beaulieu-sur-Dordogne<br />
Telefon: +33 (0)5 55 91 94 72<br />
www.leturenne.com<br />
DZ ab 88 Euro<br />
9 Zimmer, Restaurant<br />
Périgueux<br />
Limoges<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
A89/E70<br />
Beaulieu-sur-<br />
Dordogne<br />
Aurillac<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 45
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Abbaye de Murbach<br />
ES STEHT EIN KLOSTER IM WALDE<br />
Das Tal von Guebwiller zwischen<br />
dem Petit Ballon im Norden und<br />
dem Grand Ballon im Süden ist<br />
nicht nur das kürzeste und<br />
engste Tal der elsässischen Vogesen,<br />
es wartet auch mit einem<br />
kleinen Schmuckstück auf, der<br />
Abtei von Murbach. Im Mittelalter<br />
war das Kloster eines der<br />
mächtigsten und wohlhabendsten<br />
im Rhein-Tal. Eine Art Elitekloster<br />
für reiche und adlige Ordensbrüder.<br />
Heute wirkt die malerisch<br />
in die Wälder der Vogesen<br />
eingebettete Anlage wie ein<br />
verwunschener Ort. Die Umgebung<br />
bietet sich zudem für Wanderungen<br />
an.<br />
Guebwiller am Rande der Vogesen<br />
ist ein wohlhabender Ort, und<br />
dies nicht erst seit kurzem. Viele<br />
der historischen Fassaden sind prachtvoll<br />
und zeugen von einer prosperierenden Vergangenheit.<br />
Die Straßen sind adrett und<br />
Blumen schmücken das Dorf an allen<br />
Ecken. Wenn man die Einheimischen<br />
nach den Gründen des Wohlstandes befragt,<br />
erhält man meist drei unterschiedliche<br />
Antworten:<br />
Die häufigste und offensichtlichste Erklärung<br />
basiert auf der im 19. Jahrhundert<br />
einsetzenden Industrialisierung. In dem<br />
Zusammenhang fällt unvermeidlich der<br />
Name Schlumberger. Die berühmte Unternehmerfamilie<br />
siedelte einst Fabriken<br />
und Spinnereien im Ort an. Heute hat der<br />
Konzern noch drei Filialen in Guebwiller:<br />
eine Gießerei, die für die Textilindustrie,<br />
das Transportwesen und die Windkraft-<br />
Linke Seite: Inmitten<br />
der dichten Wälder<br />
der Vogesen<br />
wirkt die einstige<br />
Klosterkirche<br />
überproportioniert<br />
und fast surreal.<br />
Oben: Viele<br />
Zeugnisse der<br />
Vergangenheit<br />
sind inzwischen<br />
überwuchert.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · <strong>47</strong>
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
Links: Die kleine Kapelle Notre-Damede-Lorette.<br />
Oben: Wegweiser für<br />
Wanderungen. Rechts: Verzierung<br />
an der Kirchenfassade.<br />
branche tätig ist, eine Fabrik, in der Maschinen für die<br />
Textilbranche produziert werden, sowie ein Unternehmen<br />
zur lokalen Energieerzeugung. Damit leistet Schlumberger<br />
einen entscheidenden Beitrag zum Wohlstand der<br />
12.000 Einwohner zählenden Kommune.<br />
Eine weitere Erklärung kann in der Tradition des<br />
Weinanbaus gefunden werden. Der Ort liegt an der elsässischen<br />
Weinstraße. Zahlreiche Weinberge prägen die<br />
Umgebung. Guebwiller ist vor allem für seinen Riesling<br />
und Gewürztraminer bekannt.<br />
Schließlich gibt es einige, die die Grundlage für den<br />
heutigen Wohlstand bereits im Mittelalter sehen. Damals<br />
gründete sich wenige Kilometer westlich von Guebwiller<br />
die Abtei von Murbach, die im Laufe der Zeit eine der<br />
mächtigsten im Rhein-Tal wurde, wenn nicht gar Europas.<br />
Die Mönche besaßen zahlreiche Ländereien und Güter<br />
und kultivierten den Weinanbau. Eine ganze Region<br />
erblühte im Schatten dieser Klosteranlage.<br />
Wenn man mehr über diesen dritten Erklärungsansatz<br />
erfahren will, verlässt man Guebwiller auf der D430<br />
in Richtung Buhl, wo man auf die D40 nach Murbach<br />
abbiegt. Nach einer Fahrt durch immer dichter werdende<br />
Wälder erreicht man schließlich die alte Abtei bzw. das,<br />
was davon noch übriggeblieben ist. Von der Klosterkirche<br />
stehen heute nur noch der Chor, Querschiff und zwei<br />
Türme im romanischen Stil. Doch genau dies macht die<br />
erste Begegnung mit dem Ort so magisch. Durch die abgeschiedene<br />
Lage inmitten eines Meeres aus Bäumen hat<br />
der Anblick dieser Überreste etwas Surreales. Man würde<br />
niemals ein solch monumentales Bauwerk in diesem Umfeld<br />
erwarten. Es ist geradezu ein « Schock », wenn man<br />
zum ersten Mal nach Murbach kommt.<br />
Doch selbst wenn heute nur noch Reste des einstigen<br />
Klosters existieren, lassen die beiden Türme der Klosterkirche<br />
erahnen, wie mächtig die Benediktinerabtei<br />
gewesen sein muss. Ihre Ursprünge gehen bis ins 8. Jahrhundert<br />
zurück. Stifter war Graf Eberhard von Egisheim,<br />
Neffe von Odilia von Hohenburg, die die Abtei vom Mont<br />
Sainte-Odile gründete. Das Kloster erlebte einen ungewöhnlich<br />
schnellen Aufstieg. Seine Bibliothek wuchs in<br />
wenigen Jahrzehnten so massiv an, dass sie in vielen historischen<br />
Schriften bewundernd erwähnt wird.<br />
Durch Spenden und Hinterlassenschaften kam die<br />
Abtei zudem in den Besitz zahlreicher Immobilien und<br />
Grundstücke, die sich auf fast 350 Ortschaften verteilten<br />
und zum Teil weit vom Kloster entfernt lagen, wie etwa<br />
in der Pfalz oder der Schweiz. Ein guter Teil der Stadt<br />
Luzern gehörte beispielsweise dem Kloster von Murbach.<br />
Aber nicht nur Wälder, Weinberge, Felder und Bauernhöfe<br />
standen im Eigentum der Abtei, sondern auch Burgen,<br />
Thermalbäder, Glashütten und Bergwerke. Heute würde<br />
man das Imperium der Klosterbrüder als Multikonzern<br />
bezeichnen.<br />
Um diesen Wohlstand zu erreichen, funktionierte<br />
das Kloster ein wenig wie ein elitärer Privatclub. Nicht<br />
jeder Mönch konnte in die Gemeinschaft eintreten. Man<br />
musste aus gut situierten Verhältnissen stammen, bereits<br />
ein kleines Vermögen mitbringen und von jemandem<br />
geworben werden. Sieben Ritter mussten auf die Bibel<br />
schwören, dass ein Kandidat die notwendigen Qualitäten<br />
mitbrachte. Die Aufnahmezeremonie selbst war dann entsprechend<br />
üppig und feierlich.<br />
Die Mönche von Murbach verstanden es auf raffinierte<br />
Weise, Gebet und Geschäftssinn miteinander in Einklang<br />
zu bringen. Ab dem 13. Jahrhundert durften die Ordensbrüder,<br />
die allesamt adelig waren, den Titel « Prinz des<br />
Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen » tragen.<br />
Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen verlieh ihnen dieses<br />
Privileg. Der Abt selbst wurde zum Reichsfürst. Im 16.<br />
Jahrhundert erhielt Murbach von Karl V. das Münzrecht.<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Der Reichtum rief am Ende aber zahlreiche Gegner<br />
auf den Plan. Der 30-jährige Krieg und vor allem die<br />
Französische Revolution beendeten die Aktivitäten des<br />
Klosters. Die Abtei wurde geplündert und die Gebäude<br />
als Quelle für Baumaterialien benutzt.<br />
Im Inneren der Klosterkirche befindet sich heute nur<br />
noch ein Sarkophag für sieben bei einer ungarischen Invasion<br />
im Jahr 926 getöteten Mönche sowie das Grab des<br />
Stifters der Abtei, Graf Eberhard von Egisheim. Spannender<br />
ist aber ohnehin die Umgebung. Ein kleiner Weg<br />
führt zu einer sehenswerten Kapelle aus dem 17. Jahrhundert,<br />
Notre-Dame-de-Lorette, von der aus man einen<br />
tollen Panoramablick genießt.<br />
Wer ein Fernrohr dabei hat, sollte außerdem die Fassade<br />
der Klosterkirche genau unter die Lupe nehmen. Unter<br />
anderem findet man Tierdarstellungen als Verzierung.<br />
Hasen und Hunde spielen auf Musikinstrumenten. Ein<br />
Hase amüsiert sich mit einem Weihrauchfass. Ungewöhnliche<br />
Motive für die Fassade einer Kirche. Kein Zweifel,<br />
Murbach war keine Abtei wie jede andere.<br />
Guebwiller erreicht man aus dem<br />
deutschsprachigen Raum über das<br />
Rhein-Tal. Von dort führen die D430<br />
und D40 nach Murbach.<br />
Murbach …<br />
… Berlin 877 km … Hamburg 826 km<br />
… Köln <strong>47</strong>0 km … München 493 km<br />
… Wien 949 km … Zürich 153 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Ba sel/<br />
Mul house, wohin es diverse Direktverbindungen<br />
aus dem deutschsprachigen<br />
Raum gibt, u.a. mit Lufthansa<br />
und EasyJet. Air France bindet<br />
Basel/Mulhouse via Paris an den<br />
deutsch sprachigen Raum an.<br />
Die Abtei von Murbach ist nicht mit<br />
dem Zug zu erreichen. Der nächste<br />
große Bahnhof ist in Mulhouse.<br />
www.tourisme-guebwiller.fr<br />
Office de Tourisme de Guebwiller<br />
71, rue de la République<br />
68500 Guebwiller<br />
Telefon: +33 (0)3 89 76 10 63<br />
Abbaye de Murbach<br />
68530 Murbach<br />
A31/E21-E23<br />
France<br />
y<br />
Besançon<br />
Colmar<br />
Murbach<br />
A36/E60<br />
Mulhouse<br />
Belfort<br />
Strasbourg<br />
A35<br />
A35/E25<br />
Basel<br />
Schweiz<br />
Bern<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Mont Sainte-Odile: Berg der<br />
Hoffnung und der Tragödie<br />
Er ist gerade einmal<br />
763 Meter hoch. 763<br />
Meter ist eigentlich<br />
keine Zahl, die aus<br />
einer Erhebung<br />
einen wirklich<br />
beeindruckenden Berg macht. Und<br />
doch ist der Mont Sainte-Odile von einer<br />
besonderen Erhabenheit. Es ist ein Berg,<br />
der sich mit seinem schon von weitem<br />
sichtbaren Kloster von den anderen<br />
Gipfeln der Vogesen unterscheidet.<br />
Ein Berg, der die Menschen über<br />
die Jahrhunderte hinweg anzog, sie<br />
faszinierte, ihnen Schutz bot, aber auch<br />
Unheil über sie brachte. Ein Berg, der aus<br />
dem Elsass nicht wegzudenken ist.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Grand Ballon: Eine<br />
Wanderung auf die Spitze<br />
der Vogesen<br />
Der Grand Ballon,<br />
auch Ballon von<br />
Guebwiller genannt,<br />
liegt 25 Kilometer<br />
nordwestlich von<br />
Mulhouse. Er ist mit seiner Höhe von 1.424<br />
Metern der höchste Punkt der Vogesen.<br />
Ob im Sommer oder Winter, vom Gipfel<br />
aus genießt man ein eindrucksvolles<br />
Bergpanorama, vorausgesetzt, das<br />
Wetter spielt mit. Bei guter Sicht sind<br />
die nahe Rhein-Ebene und die Alpen<br />
zu erkennen, bei sehr guter Sicht sogar<br />
Liechtenstein, Österreich und der<br />
Montblanc.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />
10 Ideen für ein Wochenende<br />
im Elsass<br />
Das Elsass<br />
steckt voller<br />
Überraschungen.<br />
Seine bewegte<br />
Geschichte<br />
und kulturelle<br />
Durchmischung, die manchmal<br />
unter deutschen, manchmal unter<br />
französischen Vorzeichen verlief, bietet<br />
eine ideale Basis für Initiativen aller Art,<br />
ob auf künstlerischem, touristischem oder<br />
kulinarischem Gebiet. Ein Wochenende<br />
reicht natürlich nicht aus, um die Region<br />
in ihrer ganzen Vielfalt zu entdecken.<br />
Es reicht aber aus, um einen ersten<br />
Eindruck zu gewinnen und einige der hier<br />
genannten Ziele anzusteuern.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />
Die unglaubliche Saga eines kleinen Fürstentums<br />
Auf einem engen Streifen zwischen Bergen und Meer befi ndet sich der nach<br />
dem Vatikan zweitkleinste Staat der Erde: Monaco. Das Land ist Vollmitglied<br />
der Vereinten Nationen und des Europarates. Regiert wird es seit dem<br />
13. Jahrhundert fast ununterbrochen von einer Familie: den Grimaldis.<br />
Das Fürstentum ist bekannt als Heimat des internationalen Jetsets und<br />
Zufl uchtsort für Millionäre, die keine Steuern zahlen wollen. Es ist aber<br />
auch ein Land, das in den letzten 150 Jahren wie kaum ein anderes<br />
eine spektakuläre Entwicklung durchlaufen hat. Zu Besuch in einer<br />
Welt, die an Frankreich erinnert, ohne es zu sein.<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />
Ein entspanntes Mittagessen im Rahmen einer « Garden<br />
Party » für 115 Euro, eine Spa-Anwendung<br />
« Soin Or Pur » für 230 Euro, ein « Love Seat » am<br />
Strand mit Massage und Fruchtspießen für 300 Euro oder<br />
eine Hotelübernachtung im Luxushotel mit Chauffeurservice<br />
in einer Mercedes S-Klasse sowie VIP-Empfang für<br />
4.290 Euro. Angebote, die von der monegassischen Tourismuszentrale<br />
offeriert werden und die üblichen Klischees<br />
über Monaco als einen Ort für die Reichen und Schönen<br />
bestätigen. Immer wieder wird der Kleinstaat mit Luxus,<br />
internationalem Jetset und Glamour in Verbindung gebracht.<br />
Unzählige Reportagen in Zeitschriften und Sendungen<br />
im Fernsehen erzählen davon. Das sorgsam gepflegte<br />
Image als eine Insel der Glückseligkeit und des<br />
Überflusses ist zum Teil sogar die Geschäftsgrundlage für<br />
das Fürstentum geworden.<br />
Trotzdem ist auch Monaco kein weltfremder Ort.<br />
Auch hier lassen sich die Spuren der allgemeinen Krise<br />
– wenn auch in homöopathischen Dosen – spüren. Die<br />
« Société des bains de mer », die hinter dem legendären<br />
Hôtel de Paris und dem weltberühmten Kasino von<br />
Monte-Carlo steht, sucht frisches Geld in Höhe von 180<br />
bis 250 Millionen Euro. Insbesondere, um das Luxushotel<br />
grundlegend zu sanieren und auf den heutigen Stand zu<br />
bringen. Selbst wenn Ferraris, Lamborghinis und Rolls<br />
Royce unverändert zum Straßenbild des Fürstentums<br />
gehören, so wissen die heimischen Tourismusexperten<br />
trotzdem, dass man auch Besucher mit weniger dickem<br />
Portemonnaie braucht.<br />
Traumatisch für das Fürstentum war zudem die<br />
Brandmarkung als Steueroase im Jahr 2009. Im April<br />
des Jahres kam das kleine Land auf die graue Liste, die<br />
von den G20-Staaten erstellt worden war und es als nicht<br />
kooperationswilligen Ort für Steuerflüchtige outete. Eilig<br />
wurden Steuerabkommen mit zwölf Staaten unterzeichnet,<br />
damit im <strong>September</strong> des gleichen Jahres der Makel<br />
endlich wieder beseitigt war. Trotzdem war der ganze<br />
Vorfall ein Schock für die Monegassen.<br />
Kurzum, das Fürstentum kennt auch Schattenseiten<br />
und schwere Zeiten. Das Land ist zu klein, um mit eigenen<br />
Rohstoffen oder Industrieprodukten zu überleben.<br />
40.000 Menschen wohnen auf einer Fläche von gerade<br />
einmal 200 Hektar. Nur ein Sechstel der Einwohner sind<br />
echte Monegassen. Monaco muss also verführen, sei es<br />
ausländische Touristen, die ihr Geld für ein paar Tage im<br />
Fürstentum lassen, oder Investoren, die in Monaco einen<br />
guten Platz für ihr Vermögen sehen.<br />
Letztere scheinen sich unverändert vom Fürstentum<br />
angezogen zu fühlen. So wächst gerade die « Tour Odéon »<br />
in die Höhe. Nach Fertigstellung im nächsten Jahr wird<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Oben: Blick vom Jardin<br />
Exotique hinunter<br />
auf Monaco. Rechts:<br />
Kakteen im Jardin<br />
Exotique. Links: Die<br />
Oper. Linke Seite: Das<br />
weltberühmte Kasino<br />
von Monte-Carlo,<br />
erbaut von Charles<br />
Garnier. S. 50/51: Aus<br />
der Vogelperspektive<br />
wird deutlich, wie dicht<br />
gedrängt die Gebäude<br />
in Monaco stehen. Platz<br />
ist kostbar und teuer.<br />
das Gebäude mit 170 Metern das höchste Hochhaus in<br />
Monaco sein: 250 Luxuswohnungen auf 49 Etagen. Das<br />
3.300 Quadratmeter große Penthouse mit Pool auf dem<br />
Dach gilt mit einem Quadratmeterpreis von 91.000 Euro<br />
und einem Gesamtpreis von über 300 Millionen Euro als<br />
die teuerste Wohnung der Welt.<br />
Fürst Albert II., das Staatsoberhaupt des kleinen<br />
Landes, hat außerdem die Aufschüttung einer zehn Hektar<br />
großen Fläche angekündigt. Monaco kennt sich mit<br />
derartigen Landgewinnungsprojekten aus. Das bereits<br />
existierende Stadtviertel Fontvieille befindet sich fast vollkommen<br />
auf künstlich vom Meer gewonnenem Land. So<br />
soll erneut dem chronischen Platzmangel Abhilfe geleistet<br />
werden, zumindest für ein paar Jahre.<br />
Was den Tourismus angeht, so scheint das Image<br />
des Zwergstaates ebenfalls Menschenmengen anzuziehen.<br />
Wenn man im Sommer durch die Gassen der Altstadt<br />
schlendert oder die legendäre Wachablösung vor<br />
dem Fürstenpalast aufsuchen will, darf man nicht unter<br />
Klaustrophobie leiden. Ähnliches gilt, wenn man in die<br />
Kathedrale mit dem Grab von Grace Kelly oder ins Aquarium<br />
möchte. In der Hauptsaison bilden sich täglich lange<br />
Schlangen vor den Eingängen der beiden Attraktionen.<br />
Die Verführungsstrategie des Fürstentums geht also<br />
auf. Doch kann man als Besucher auch noch ein authentisches<br />
Monaco finden oder ist der Ort zu einer Art Disneyland<br />
für reiche und schaulustige Besucher geworden?<br />
« Ja, man kann », lautet die Antwort. Selbst im heißen<br />
Sommer, wenn fast die ganze Welt Urlaub macht und<br />
zum Teil nach Monaco reist, ist dies möglich. Man muss<br />
nur die sanierten Touristengassen verlassen. Am besten zu<br />
Fuß. Wenn man von oben auf Monaco schaut, wie es zwischen<br />
dem Meer und den nahen Bergen eingeklemmt ist,<br />
mag der Gedanke zunächst abschreckend wirken. Man<br />
stellt sich vor, immer wieder Steigungen bewältigen oder<br />
durch serpentinenartige Straßen Umwege laufen zu müssen.<br />
Dabei ist die Erkundung der Stadt per pedes weniger<br />
anstrengend als es zunächst scheint.<br />
Denn oft machen Fahrstühle und Rolltreppen den<br />
Stadtbummel entspannter als gedacht. Ihre Benutzung<br />
ist kostenlos. Manchmal kann es zwar etwas schwierig<br />
sein, den nächsten Fahrstuhl zu finden, aber die Einheimischen<br />
kennen die Aufzüge bestens. Man muss ihnen<br />
nur folgen oder einfach nett nachfragen. Wer schlecht zu<br />
Fuß ist, oder einfach nicht laufen möchte, kann eine der<br />
sechs Buslinien, die in Monaco fahren, benutzen, wobei<br />
die Linien 1 und 2 die für Touristen interessantesten Orte<br />
anfahren.<br />
Es gibt also kein echtes Hindernis, sich zu Fuß durch<br />
Monaco treiben zu lassen. Sicher ist es ohnehin überall.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 53
UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />
Oben: Die Kirche mit<br />
dem Grab von Grace<br />
Kelly. Links und unten:<br />
Impressionen aus den<br />
Straßen von Monaco.<br />
Im Jachthafen liegen<br />
Luxusjachten, die meist ein<br />
Vermögen kosten. Ganz<br />
unten rechts: Das Institut<br />
Océanographique, erbaut<br />
in spektakulärer Lage auf<br />
einem Felsvorsprung.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Dies ist geradezu ein Markenzeichen des Fürstentums.<br />
Hier brauchen weder Ferrarifahrer, noch Trägerinnen<br />
von teuren Schmuckstücken um ihr Hab und Gut zu<br />
fürchten. Dieser Umstand ist unverändert erstaunlich,<br />
wenn man bedenkt, dass die Situation im nahen Nizza<br />
ganz anders aussieht.<br />
Einen guten Startpunkt für eine Erkundungstour<br />
bildet der Jardin Exotique. Vielleicht gibt es andernorts<br />
schönere botanische Gärten, dafür ist der Park wegen<br />
seiner Sukkulentensammlung recht originell. Vor allem<br />
bietet er aber eine schöne Aussicht auf die Altstadt sowie<br />
den Fürstenpalast und zeigt, wie sehr die Stadt mit der<br />
Fürstenfamilie verbandelt ist. 1899 begann Augustin<br />
Gastaud, einen Kakteengarten anzulegen. Der damalige<br />
Fürst Albert I. war von dieser Arbeit so begeistert,<br />
dass er die Anlage dieses Parks oberhalb der Altstadt<br />
ermöglichte. Nach umfangreichen Bauarbeiten konnte<br />
der Jardin Exotique 1933 eröffnen.<br />
Die Eintrittskarte gilt übrigens gleichzeitig für den<br />
Besuch einer Höhle mit zahlreichen Stalaktiten und<br />
Stalagmiten, der « Grotte de l’observatoire ». Um den<br />
Zugang aber möglichst besucherfreundlich zu gestalten,<br />
wurde die Höhle derart umgestaltet, dass ihre Seele leider<br />
auf der Strecke geblieben ist.<br />
Wenn man anschließend vom Jardin Exotique ins<br />
Viertel Monte-Carlo hinuntergeht, werden die Wohnhäuser<br />
entlang der Straße immer edler. Man nähert sich<br />
dem Herzen des Fürstentums mit seinem Kasino. Dabei<br />
wandelt man erneut auf den Spuren der Weitsicht eines<br />
der Fürsten, die den Zwergstaat regiert haben. Charles<br />
III. hatte 1856, als Geldmangel herrschte, den Einfall,<br />
das Glücksspiel zu erlauben. Das Etablissement « Société<br />
des Bains de mer » entstand.<br />
Um das Vorhaben zu realisieren, wandte sich der<br />
Fürst an einen Experten, François Blanc. Er erwarb die<br />
Konzession für das neue Kasino für eine Einmalzahlung<br />
in Höhe von 1,7 Millionen Francs, eine jährliche Konzessionsgebühr<br />
in Höhe von 50.000 Francs sowie die<br />
Verpflichtung, zehn Prozent des Nettogewinns abzutreten.<br />
Der erste Roulettetisch wurde in einem bescheidenden<br />
Gebäude 1863 aufgestellt. Trotzdem sprach sich<br />
das neue Kasino schnell herum. Schon im ersten Jahr<br />
konnte man einen Gewinn von 800.000 Francs verbuchen.<br />
Man beschloss deshalb, die Eisenbahnstrecke von<br />
Paris über Lyon ans Mittelmeer bis nach Monaco zu<br />
verlängern.<br />
Um die Erfolgsgeschichte richtig einordnen zu können,<br />
muss man sich verdeutlichen, dass Monaco damals<br />
gerade einmal aus der Altstadt auf dem Felsvorsprung<br />
bestand. Von der heutigen Urbanität war man weit entfernt.<br />
Um ein internationales Publikum anzulocken,<br />
stießen Francois Blanc und seine Frau Marie für damalige<br />
Verhältnisse kolossale Bauvorhaben an.<br />
1864 konnte bereits das legendäre Hôtel de Paris eröffnet<br />
werden. Es galt als eines der besten Luxushotels<br />
der Welt. 1879 folgten das neue Kasino und die Oper,<br />
Wohnen Sie im Herzen der schönsten<br />
Regionen Frankreichs in einer<br />
Ferienresidenz von Arts et Vie!<br />
Ferienresidenz Serre-Chevalier ****<br />
Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer,<br />
die zum Erholungsgebiet Serre-Chevalier<br />
gehören. Der Ort bietet viele Wander– und<br />
Wintersportmöglichkeiten.<br />
Die 3-, 4- und 5- Zimmerwohnungen sind<br />
ausgestattet mit Wohnküche, Fernseher,<br />
Telefon und Internetanschluss mit W-Lan.<br />
Im Gemeinschaftshaus gibt es eine<br />
Leihbücherei, Säle für amerikanischen Billard,<br />
Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen<br />
Festsaal und eine Terrassenbar.<br />
Dazu wird ein Vergnügungsprogramm angeboten, je nach Jahreszeiten, mit Ausflügen,<br />
Spiel– und Sportveranstaltungen und Konzerten.<br />
La Cîme des Prés-Chabert – 05220 Le Monêtier-les-Bains – Tel. +33 (0)4 92 22 27 37<br />
Fax +33 (0)4 92 22 27 46 – E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Malaucène ****<br />
Im Herzen der malerischen Provence.<br />
Malaucène ist ein romantisches Dorf im<br />
Vaucluse. Es lockt mit herrlichen<br />
Naturwanderwegen und ist der ideale<br />
Ausgangspunkt für Ausflüge in die<br />
römisch-romanische Provence und zu den<br />
diversen Sommerfestivals in der Region.<br />
Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt<br />
200 m außerhalb des Ortskerns und verfügt<br />
über ein großzügiges Sportareal mit Tennis,<br />
Sauna, Wellnessbereich und Schwimmbecken<br />
(geöffnet von Juni bis <strong>September</strong>). Die komfortablen Appartements bieten Platz für<br />
4 bis 8 Personen.<br />
Boulevard des Remparts – 84340 Malaucène – Tel. +33 (0)4 90 12 62 00<br />
Fax +33 (0)4 90 12 62 99 – E-Mail: malaucene@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Samoëns<br />
Samoëns ist ein typisches und malerisches<br />
Dorf in Savoyen nahe der Schweiz und des<br />
Mont Blancs. Im Sommer ein beliebtes<br />
Wandergebiet, lockt Samoëns im Winter<br />
mit vielen Wintersportmöglichkeiten und<br />
direktem Zugang zu seinen Skipisten<br />
(die neue Seilbahn ist nur 300 m von der<br />
Ferienresidenz entfernt). Die Ferienresidenz<br />
von Arts et Vie liegt 300 m außerhalb des<br />
Ortskerns und verfügt über 4 Tennisplätze.<br />
In den gemütlichen Appartements finden 4<br />
bis 6 Personen Platz.<br />
339, route du Grand Massif – 74340 Samoëns – Tel. +33 (0)4 50 34 97 78<br />
Fax +33 (0)4 50 34 40 24 – E-Mail: samoens@artsetvie.com<br />
Ferienresidenz Messanges ***<br />
Eine kleine Gemeinde an der Küste von<br />
Landes. Die kleine Gemeinde Messanges<br />
liegt inmitten eines Pinienwaldes, nur<br />
1200 m entfernt von einem traumhaften<br />
Sandstrand. Unweit von Spanien und dem<br />
berühmten Guggenheim-Museum in<br />
Bilbao, befindet sich hier die Ferienresidenz<br />
Arts et Vie. Sie liegt 500 m außerhalb<br />
des Ortskerns und verfügt über ein privates<br />
Tennisareal, einen Sportplatz und ein<br />
Schwimmbad (geöffnet von Juni bis<br />
<strong>September</strong>). In den komfortablen Appartements finden 4 bis 8 Personen Platz.<br />
20 Route de la Vallée – 40660 Messanges – Tel. +33 (0)5 58 48 96 00<br />
Fax +33 (0)5 58 48 97 09 – E-Mail: messanges@artsetvie.com<br />
www.artsetvie.com
UNTERWEGS IN FRANKREICH Monaco<br />
Oben und<br />
rechts: Im Institut<br />
Océanographique.<br />
Links: Die Grotte de<br />
l’observatoire im<br />
Jardin Exotique.<br />
beides Werke von Charles Garnier, der auch das Pariser<br />
Opernhaus gebaut hat. Danach folgten ein zweites Luxushotel,<br />
l’Hermitage, aber auch geteerte Straßen, damit die<br />
Gäste ihre teuren Wagen vorführen konnten, Restaurants<br />
und Strandeinrichtungen.<br />
Innerhalb weniger Jahre wurde Monaco zum place to<br />
be. Der « Jetset » der damaligen Epoche gab sich ein Stelldichein.<br />
Napoleon III., Jules Verne, Alexandre Dumas,<br />
Jacques Offenbach, Winston Churchill, Maria Callas,<br />
Salvador Dalí, Aristoteles Onassis, um nur einige berühmte<br />
Namen zu nennen, verfielen dem Charme des<br />
Fürstentums. Eine bessere Werbung hätten sich die Monegassen<br />
nicht wünschen können.<br />
Um diesen Aufstieg zu ermöglichen, bedurfte es aber<br />
nicht nur der Einrichtung eines Kasinos, in dem die Monegassen<br />
selbst übrigens bis heute nicht spielen dürfen.<br />
Entscheidend war auch, dass 1869 auf Anordnung des<br />
Fürsten die Steuern in Monaco abgeschafft wurden. Dies<br />
lockte natürlich Vermögende und Investoren magisch an.<br />
Hinzu kam, dass sich ab 1918 Frankreich dazu verpflichtete,<br />
den kleinen Staat nach außen hin zu schützen.<br />
Zum wirtschaftlichen Erfolg gesellte sich darüber<br />
hinaus der kulturelle Aufstieg. Diverse Gedenktafeln an<br />
Häuserwänden erinnern heute an große Künstler, die<br />
in Monaco gewirkt haben. Etwa Sarah Bernhardt oder<br />
Sergei Pawlowitsch Djagilew, der als russischer Choreograf<br />
im Exil das russische Ballett im Westen bekannt<br />
machte. Berühmt ist auch das internationale Zirkusfestival<br />
im Winter.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Inszenierung<br />
Monacos als internationales Trendziel fort. Durch die<br />
Heirat von Fürst Rainer III. mit der US-amerikanischen<br />
Schauspielerin Grace Kelly wurde geradezu ein Hype<br />
entfacht. Der tragische Unfall der Gemahlin verstärkte<br />
noch den Mythos von Monaco. Hinzu kamen sportliche<br />
Großereignisse wie der Grand Prix der Formel 1.<br />
Aber nicht nur die Boulevardpresse trägt zum Ruf von<br />
Monaco bei. Auch wissenschaftliche Einrichtungen wie<br />
das Institut Océanographique, das man unbedingt besuchen<br />
sollte, tun dies. Es ist untergebracht in einem von<br />
Fürst Albert I. erdachten Gebäude, das spektakulär auf<br />
einem Felsen 85 Meter über dem Meer steht. Der Fürst<br />
war ein begeisterter Meeresforscher. Seit seiner Einweihung<br />
1910 macht das Aquarium die Unterwasserwelt einer<br />
breiten Öffentlichkeit zugänglich. Zudem wurde von<br />
Beginn an die Forschung unterstützt. Heute geht es zudem<br />
um Themen wie die Bedrohung der Unterwasserwelt<br />
oder die Artenvielfalt. Höhepunkt eines Besuchs ist das<br />
450.000 Liter fassende Haifischbecken.<br />
Am Ende des Rundganges sollte man einen Abstecher<br />
auf die Dachterrasse des Gebäudes machen, von der man<br />
einen der besten Panoramablicke auf Monaco genießt,<br />
gerade in der Abendsonne. Viele Besucher verharren hier<br />
ewig. Einige schauen dabei bestimmt zum Fürstenpalast<br />
hinüber, in der Hoffnung, vielleicht doch ein aus dem<br />
Fernsehen oder der Presse bekanntes Gesicht zu entdecken.<br />
Andere fühlen sich beim Anblick des Häusermeeres<br />
an eine Miniaturausgabe von Hongkong erinnert. So oder<br />
so, Monaco wird einen spätestens jetzt verführt haben,<br />
egal ob Millionär oder Normalverdiener.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Aus dem deutschsprachigen Raum<br />
bie tet sich eine Anreise über Nordita<br />
lien an. Monaco befindet sich kurz<br />
hin ter der italienisch-französischen<br />
Gren ze direkt am Mittelmeer.<br />
Direkte Zugverbindungen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum nach<br />
Monaco existieren nicht. Monaco<br />
ist aber ans französische Bahnnetz<br />
angeschlossen.<br />
Opéra de Monte-Carlo<br />
Place du Casino<br />
MC-98000 Monaco<br />
Telefon: +377 98 06 28 28<br />
www.opera.mc<br />
Monaco …<br />
… Berlin 1.335 km … Hamburg 1.408 km<br />
… Köln 1.125 km … München 840 km<br />
… Wien 1.149 km … Zürich 575 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Nizza, wo hin<br />
es aus dem deutsch sprachi gen Raum<br />
diverse Direktflüge gibt: Mit Luft han sa<br />
kann von Berlin, Düssel dorf, Frank furt a.M.<br />
und Mün chen, mit air berlin von Düsseldorf,<br />
mit German wings von Ham burg<br />
und Köln/Bonn, mit EasyJet von Berlin<br />
und Basel, mit Swiss von Zürich und mit<br />
Austrian von Wien nach Nizza ge flo gen<br />
wer den. Air France bietet aus Deutschland,<br />
Öster reich und der Schweiz<br />
Verbindungen via Paris nach Nizza<br />
an. Vom Flughafen Nizza verkehren<br />
Hubschrauber nach Monaco.<br />
www.visitmonaco.com<br />
Direction du Tourisme et des Congrès<br />
de la Principauté de Monaco<br />
2a, boulevard des Moulins<br />
MC-98030 Monaco<br />
Telefon: +377 92 16 61 16<br />
Jardin Exotique de Monaco<br />
62, boulevard du Jardin Exotique<br />
MC-98000 Monaco<br />
Telefon: +377 93 15 29 80<br />
www.jardin-exotique.mc<br />
Casino de Monte-Carlo<br />
Place du Casino<br />
MC-98000 Monaco<br />
Telefon: +377 98 06 21 21<br />
www.casinomontecarlo.com<br />
n<br />
5<br />
Musée Océanographique de<br />
Monaco<br />
Avenue Saint Martin<br />
MC-98000 Monaco<br />
Telefon: +377 93 15 36 00<br />
www.oceano.mc<br />
Apt<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A52<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
Marseille<br />
A50 Toulon<br />
A57<br />
France<br />
Cannes<br />
A8/E80<br />
Monaco<br />
Nice<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />
Côte d‘Azur: Jean Cocteau<br />
zwischen Nizza und Menton<br />
Es gibt Künstler, die stehen<br />
nicht für eine Kunst oder<br />
eine Kunstrichtung,<br />
sondern für die Kunst an<br />
sich. Jean Cocteau ist so einer. Sein Werk<br />
ist derart vielseitig, dass es als Synonym<br />
für die französische Kunst des frühen 20.<br />
Jahrhunderts gelten kann. Wer ein solches<br />
Werk hervorbringt, lebt intensiv und sein<br />
Geist braucht ästhetische Nahrung. Wo<br />
findet er die am ehesten, wenn nicht unter<br />
dem sonnenblauen Himmel der Côte<br />
d‘Azur? Eine Reise auf den Spuren Jean<br />
Cocteaus zwischen Nizza und Menton.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer<br />
Diva<br />
Dank ihrer privilegierten<br />
Lage ist Nizza eine der<br />
ersten Städte Frankreichs,<br />
die sich aus der Winterkälte verabschiedet<br />
und den Frühling begrüßt. Der Ende Februar<br />
stattfindende Karneval, bei dem die<br />
Einwohner die Nächte zum Tag machen<br />
und untereinander Blumenschlachten<br />
organisieren, symbolisiert den Beginn<br />
der schönen Jahreszeit. Wenn die noch<br />
schüchterne Frühlingssonne die Straßen in<br />
ein verheißungsvolles Licht hüllt, ergeben<br />
sich ungewohnte Perspektiven in einer<br />
Stadt, die wie eine Diva mit zunehmendem<br />
Alter ihre Reize nicht verliert. Eine Reise in<br />
Bildern.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Eze: Wo die Berge ins Meer fallen<br />
Von den vielen Bergdörfern<br />
im Hinterland der<br />
Côte d‘Azur ist Eze<br />
das wahrscheinlich<br />
spektakulärste. Zwischen<br />
Nizza und Monaco gelegen, zieht sich<br />
der Ort vom Mittelmeer die Hänge<br />
hinauf, bis zu einer Höhe von 675 Metern.<br />
Neben einzigartigen Panoramablicken<br />
und schmucken Gassen lockt zudem ein<br />
sehenswerter Kakteengarten. Alles reichlich<br />
Gründe, um Eze einen Besuch abzustatten.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />
Grasse: Der Duft einer<br />
Hauptstadt<br />
Auf einer Höhe von 350<br />
Metern zwischen dem<br />
Mittelmeer und den<br />
Alpen gelegen, lockt<br />
Grasse im Hinterland von Cannes viele<br />
Touristen an. Neben der Altstadt, die mit<br />
ihren Fassaden an Südfrankreich und Italien<br />
gleichermaßen erinnert, ist es vor allem<br />
ein Duft, der die Menschen ködert: Der<br />
Duft kostbarer Flacons. Denn Grasse ist die<br />
Hauptstadt der Parfumwelt, einer Industrie,<br />
die eine lange Tradition im Ort hat, wenn<br />
sie sich auch immer mehr verändert. Ein<br />
Besuch der Stadt weckt deshalb gemischte<br />
Gefühle zwischen Nostalgie und der<br />
industriellen Realität von heute.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />
Musée Kunstgenuss<br />
Matisse in Le Cateau-Cambrésis<br />
auf dem platten Land<br />
Völlig unerwartet befi ndet sich im Departement<br />
Nord eine Autostunde südöstlich von<br />
Lille in einem nur 7.000 Einwohner zählenden<br />
Dorf ein Kunstmuseum von internationalem<br />
Rang: das Musée Matisse in Le Cateau-<br />
Cambrésis. Jedes Jahr zieht es zehnmal<br />
mehr Besucher an, als der Ort Einwohner<br />
hat. Gezeigt werden zahlreiche Werke von<br />
zwei bekannten Söhnen der Kommune, Henri<br />
Matisse und Auguste Herbin, sowie das Vermächtnis<br />
des Kunstkritikers , Kunstsammlers<br />
und Verlegers Stratis Eleftheriadis, bekannt<br />
unter dem Namen Tériade. Dieses Museum<br />
allein rechtfertigt jede Reise in den Norden<br />
Frankreichs.<br />
Das Schicksal meinte es gut mit Le Cateau-Cambrésis.<br />
Wie viele andere Orte in der Region erlebte<br />
das Dorf glorreiche Zeiten am Ende des 19. Jahrhunderts,<br />
als die Gegend für ihre Textilindustrie berühmt<br />
war. Damals stellte man einige der besten Stoffe für Kleidung<br />
und Möbel her. Die Maschinen liefen ohne Unterbrechung<br />
und die Familien der Region hatten ein gutes<br />
Auskommen. Dann drehte der Wind. Moden und Techniken<br />
änderten sich. Die nordfranzösische Textilindustrie<br />
rutschte in eine ausweglose Krise. Die Arbeitslosigkeit in<br />
Le Cateau-Cambrésis wie in den Nachbargemeinden<br />
schnellte in die Höhe. Die internationale Konkurrenz war<br />
zu stark geworden, die Mächte des freien Marktes schlugen<br />
ohne Erbarmen zu.<br />
Le Cateau-Cambrésis drohte das gleiche Schicksal<br />
wie vielen anderen Orten der Region, die bis heute vom<br />
Strukturwandel gezeichnet und deren Namen mehr oder<br />
weniger in Vergessenheit geraten sind. Doch das Dorf<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
hatte Glück. Der Zufall wollte es, dass zwei große Maler<br />
dort geboren worden waren. Ihre Namen wurden die<br />
neuen Pfründe, mit denen es nach dem Untergang der<br />
Textilindustrie zu wuchern galt. Die Kunst wurde der<br />
Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft.<br />
Heute kommen jedes Jahr 70.000 Besucher in den<br />
kleinen Ort, um die im Museum ausgestellten Exponate<br />
zu bewundern. Eine Erfolgsgeschichte, die gerne als Beispiel<br />
für einen geglückten Strukturwandel genannt wird.<br />
Aber wie kam es genau zu dieser neuen Epoche in der<br />
Geschichte von Le Cateau-Cambrésis?<br />
Die Voraussetzungen dafür wurden am letzten Tag<br />
eines Jahres geschaffen, um genau zu sein, am 31. Dezember<br />
1869. An dem Tag erblickte ein kleiner Junge im<br />
Haus mit den Nummern drei bis fünf an der Place du Capitaine-Vignol<br />
das Licht der Welt. Der Name des Babys:<br />
Henri Matisse. Heute verbinden viele den Maler mit den<br />
Farben Südfrankreichs und des Mittelmeers. Dabei sind<br />
es die Weizen- und Rübenfelder Nordfrankreichs sowie<br />
der schnell wechselnde Himmel, die zunächst seinen Horizont<br />
bildeten. Er war das Kind einer typischen Familie<br />
der Region: Sein Vater stammte aus einer Weberfamilie,<br />
seine Mutter aus einer Gerberfamilie. Beide betrieben<br />
einen Samenhandel und eine Drogerie. Es waren bescheidene<br />
Verhältnisse, aber es fehlte an nichts Essentiellem.<br />
Durch das Geschäft seiner Eltern kam Henri Matisse<br />
in jungen Jahren in Kontakt mit Webern der Gegend. Er<br />
entdeckte seine Liebe zu schönen Stoffen, insbesondere zu<br />
den Woll- und Seidenstoffen, die für die Haute-Couture-<br />
Häuser in Paris gefertigt wurden. Schon damals war er<br />
fasziniert von dem Spiel der Farben. Seine Leidenschaft<br />
für Stoffe prägte auch seinen letzten Lebensabschnitt, als<br />
er mit über 70 Jahren seinen Pinsel gegen eine Schere eintauschte<br />
und Collagen aus Papier zusammenschnitt.<br />
Seine Leidenschaft fürs Malen entdeckte Henri Matisse<br />
im Alter von 21 Jahren. Er befand sich nach einer<br />
Blinddarmentzündung zur Genesung bei seinen Eltern. In<br />
einem Schreiben schilderte er die Situation rückblickend<br />
wie folgt: « Es gab bei meinen Eltern einen Nachbarn, der<br />
Direktor einer Weberei war. In seiner Freizeit malte er<br />
Schweizer Landschaften. Er erzählte mir, dass es für ihn<br />
entspannend sei und man dadurch etwas für die Wände<br />
hätte. Er fragte mich, warum ich es nicht auch versuche. »<br />
Henri Matisse ließ sich überreden und fing mit der Malerei<br />
an. Eine einzigartige Karriere nahm ihren Lauf.<br />
Kurz danach, 1891, verließ er seine Heimat, um mit 22<br />
Jahren nach Paris zu ziehen. Der Beginn in der Hauptstadt<br />
war eher schwierig. Eine Zeit lang lebte Matisse vom Anfertigen<br />
von Kopien von Werken aus dem Louvre. Die mächtige<br />
Ecole des Beaux Arts lehnte seine eigenen Arbeiten ab.<br />
Man bescheinigte ihm eine unperfekte Pinselführung.<br />
Alsbald stellten sich danach jedoch erste Erfolge ein.<br />
Davon hörte man auch in seinem Geburtsort. Die Leute<br />
in Le Cateau-Cambrésis begannen, sich für sein Wirken<br />
zu interessieren. Allerdings ließ man den Maler zunächst<br />
in Ruhe. Seiner Heimat in Nordfrankreich blieb Matisse<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />
übrigens stets treu. Egal ob in der Pariser Zeit oder später,<br />
als er den Süden des Landes entdeckte und sich dort, von<br />
den örtlichen Lichtverhältnissen angezogen, niederließ.<br />
Niemals verleugnete er seine Herkunft. Er war stolz, ein<br />
Kind des Nordens zu sein.<br />
1934 wagte es der Museumsdirektor in Cambrai, Ernest<br />
Gaillard, einen Brief an Henri Matisse zu schicken.<br />
Darin bat er ihn, ein Gemälde für sein Museum geschenkt<br />
zu bekommen. Der Maler antwortete ihm höflich, dass er<br />
leider kein Gemälde zur Verfügung hätte, ihm aber gerne<br />
eine Zeichnung schicken werde, was er auch gleich darauf<br />
tat. Einige Jahre später, 19<strong>47</strong>, nahm Ernest Gaillard<br />
erneut Kontakt mit dem Maler auf und bat ihn wiederum<br />
um ein Gemälde. Henri Matisse bedauerte nochmals,<br />
kein Bild schicken zu können. Erneut sandte er aber eine<br />
Zeichnung an das Museum von Cambrai.<br />
Doch die Menschen in Nordfrankreich sind bekannt<br />
dafür, dickköpfig zu sein und sich nicht so schnell abwimmeln<br />
zu lassen. Parallel zu den Bemühungen von Ernest<br />
Gaillard unternahm der Bürgermeister von Le Cateau-<br />
Cambrésis im gleichen Jahr einen Anlauf der Kontaktaufnahme,<br />
vielleicht auf etwas geschicktere Weise. Er nutze<br />
die Verleihung des Ehrenlegionsordens an Henri Matisse,<br />
um ihm seine große Bewunderung und die aller Einwohner<br />
seiner Geburtsstadt zu übermitteln. Nicht ohne Hintergedanken<br />
schrieb er: « Sicherlich haben Sie den kleinen<br />
Ort vergessen, in dem Sie geboren wurden. Aber seien Sie<br />
sicher, wir sind viele hier, die Ihren verdienten Aufstieg<br />
verfolgt haben, und wir sind stolz auf unseren berühmten<br />
Mitbürger. » Der Bürgermeister traute sich noch nicht offen<br />
zu sagen, was viele im Dorf bereits dachten: Ein paar<br />
Bilder von Matisse wären gut für die eigene Situation.<br />
Kurz danach reiste eine heterogene Delegation – ein<br />
Versicherungsagent war genauso darunter wie ein Konditor<br />
– nach Paris, um sich mit dem Maler zu treffen. Sie<br />
kamen nicht mit leeren Händen: Die Vertreter aus Le<br />
Auf ein Bier ins Kloster<br />
Nur ein paar Schritte vom Museum entfernt, überrascht Le<br />
Cateau-Cambrésis mit einer weiteren Sehenswürdigkeit:<br />
die Brasserie Historique de l’Abbaye. In einem<br />
denkmalgeschützten Gebäude, das sich an der gleichen<br />
Stelle befindet wie früher die Abtei, braut die einstige<br />
Klosterbrasserie ein über die Grenzen des Ortes hinaus<br />
bekanntes Bier. Perfekt, um nach einem Museumsbesuch<br />
eine Pause einzulegen oder gleich zu Abend zu essen.<br />
Brasserie Historique<br />
de l’Abbaye du Cateau-Cambrésis<br />
16, rue du Marché aux Cheveux<br />
59360 le Cateau-Cambrésis<br />
Telefon: +33 (0)3 27 07 19 19<br />
www.brasserieducateau.fr<br />
Geöffnet täglich außer montags<br />
von 10.00 bis 22.00 Uhr<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Oben: Eine Originalfarbpalette von Matisse.<br />
Rechts: Die Gesichter der drei Enkelkinder<br />
von Henri Matisse, einst vom ans Bett<br />
gefesselten Künstler in Südfrankreich gemalt.<br />
Linke Seite: Einer der Ausstellungsräume, wo<br />
Zeichnungen von Matisse präsentiert werden.<br />
S. 58 und 59 oben: Das Musée Matisse von<br />
außen. S. 59 Mitte: Das von Matisse für seinen<br />
Verlegerfreund gestaltete Esszimmer. S. 59<br />
unten: Von Matisse gestaltete bunte Fenster.<br />
Cateau-Cambrésis eröffneten Matisse die Idee, die Schule<br />
des Dorfes nach ihm benennen zu wollen. Das Kalkül<br />
ging auf. Henri Matisse fühlte sich geschmeichelt und<br />
willigte wohlwollend ein. In dem Gespräch wurde die<br />
Idee in den Raum gestellt, ein kleines Museum über ihn<br />
eröffnen zu wollen.<br />
Danach ging alles recht flott. 1951 wurde vom Gemeinderat<br />
die Gründung eines Matisse-Museums beschlossen.<br />
Das Museum aus Cambrai erklärte sich bereit,<br />
ein Dutzend Gemälde und eine Skulptur auszuleihen.<br />
Außerdem fand man Geld, um drei Lithographien anzukaufen.<br />
Eingerichtet wurde das kleine Museum im Ehrensaal<br />
des Rathauses.<br />
Als Henri Matisse von diesem Engagement in seiner<br />
Geburtsstadt erfuhr, es war das erste Museum über den<br />
Maler, das zu Lebzeiten geschaffen wurde, zeigte er sich<br />
großzügig und vermachte 38 Skizzen, fünf Skulpturen,<br />
zwei Gemälde, zwei Wandteppiche, 27 Stiche, zehn Bücher<br />
und 25 Fotos der neuen Einrichtung. Der Schule, die<br />
seinen Namen trägt, spendete er zudem ein buntes, von<br />
ihm gestaltetes Fenster. Le Cateau-Cambrésis hatte plötzlich<br />
einen kleinen Kunstschatz.<br />
Damit aber noch nicht genug des Glücks. 1955, ein<br />
Jahr nach dem Tod von Henri Matisse, vermachte ein<br />
anderer Sohn des Dorfes und ebenfalls berühmter Maler,<br />
Auguste Herbin, der Kommune 24 Gemälde, Zeichnungen<br />
und Skulpturen. Damit zeichnete sich ab, dass der<br />
Ehrensaal des Rathauses als Museum langfristig zu klein<br />
sein würde. 1982 wurde das Museum deshalb in das Palais<br />
Fénélon verlegt. Parallel dazu entschlossen sich die Nachfahren<br />
von Matisse, dem Museum in seiner Geburtsstadt<br />
weitere Werke zur Verfügung zu stellen, so dass die ganze<br />
Karriere des Künstlers zur Geltung kommen konnte.<br />
Ein Jahrzehnt später, 1992, erklärte sich das Departement<br />
Nord bereit, die Kosten des Museums, das inzwischen<br />
immer beliebter wurde, zu übernehmen und daraus ein<br />
Haus von überregionaler Bedeutung zu machen. Umfangreiche<br />
Sanierungs- und Ausbauarbeiten wurden geplant<br />
und im Jahr 2000 angeschoben. Dazu gehört auch ein moderner<br />
Anbau mit einer Fassade aus Ziegeln und Fenstern,<br />
der dem ganzen Museum eine zeitgenössische Note gibt.<br />
Doch selbst das war noch nicht das Ende der Glückssträhne<br />
von Le Cateau-Cambrésis. Alice Tériade, die<br />
Witwe eines bedeutenden Kunstsammlers, Kunstkritikers<br />
und Verlegers, der mit Matisse befreundet war, entschied,<br />
das verlegerische Erbe ihres Mannes dem Museum zu<br />
übergeben. Außerdem vermachte sie Meisterwerke der<br />
modernen Kunstsammlung ihres Mannes und ließ das<br />
von Matisse entworfene Speisezimmer aus der Sommerresidenz<br />
in Vence wieder aufbauen. Es war eine der größten<br />
Schenkungen, die ein Museum in Frankreich je erhielt.<br />
So kam es, dass das kleine Dorf heute ein Museum<br />
besitzt, das auf einer Stufe mit den Kunsttempeln der<br />
großen europäischen Städte steht. Allerdings darf nicht<br />
verschwiegen werden, dass es auch ein paar Proteste gab.<br />
Als das Museum 2002 wiedereröffnet wurde, schlossen<br />
am Eröffnungstag alle Restaurants im Dorf. Die Bürger<br />
wollten damit zum Ausdruck bringen, dass sie Jobs und<br />
keine Museen bräuchten. Heute wollen aber selbst die<br />
Kritiker von einst nicht mehr auf die Einrichtung verzichten.<br />
Die Einwohner von Le Cateau-Cambrésis dürfen<br />
sogar kostenlos in die ehrwürdigen Räume. Eine Geste,<br />
die Matisse sicherlich gefallen hätte.<br />
Auf ein Werk ist man im Museum übrigens ganz besonders<br />
stolz: An einer der Decken des Gebäudes prangen<br />
drei Gesichter. Es handelt sich um die Enkelkinder<br />
Jacqueline, Claude und Gérard von Henri Matisse. Die<br />
Porträts wurden von dem Künstler gemalt, als ihn die drei<br />
zu seinem 80. Geburtstag besuchten. Matisse war bereits<br />
ans Bett gefesselt. Er befestigte ein Stück Kreide an einer<br />
Angelrute und zeichnete das Bild an die Decke seines<br />
Ateliers in Südfrankreich. « Ich habe sie an die Decke gemalt,<br />
um sie jederzeit zu sehen, gerade nachts. Dann fühle<br />
ich mich weniger einsam », erklärte er dazu. Die Decke<br />
wurde später im Originalzustand aus Südfrankreich nach<br />
Le Cateau-Cambrésis gebracht.<br />
Nun wachen die drei Gesichter über den Geburtsort<br />
des Großvaters und erinnern daran, dass Kunst überall<br />
bewegen und erfolgreich sein kann, auch in einem kleinen<br />
Dorf auf dem platten Land.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nord-Pas-de-Calais<br />
Aus Norddeutschland erreicht man<br />
Le Cateau-Cambrésis über Belgien<br />
und Valenciennes. Von Valenciennes<br />
führt die D955 nach Le Cateau-<br />
Cambrésis. Aus Süddeutschland,<br />
Österreich und der Schweiz ist die<br />
Anreise über den Osten Frankreichs<br />
günstiger. Bei Saint-Quentin verlässt<br />
man die Autobahn und gelangt über<br />
die D644 und D932 nach Le Cateau-<br />
Cambrésis. Das Museum ist im Ort<br />
ausgeschildert.<br />
Le Cateau-Cambrésis …<br />
… Berlin 877 km … Hamburg 727 km<br />
… Köln 312 km … München 839 km<br />
… Wien 1.256 km … Zürich 715 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Lille,<br />
wohin es jedoch aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz keine<br />
Direktflüge gibt. Der nächste aus dem<br />
deutschsprachigen Raum nonstop<br />
angeflogene Flughafen ist in Paris.<br />
Eine Alternative ist der Flughafen von<br />
Brüssel.<br />
Le Cateau-Cambrésis ist ans franzö<br />
si sche Bahnnetz an ge schlossen.<br />
Di rek te Zug ver bin dun gen aus dem<br />
deutsch sprach igen Raum existieren<br />
aller dings nicht.<br />
www.museematisse.cg59.fr<br />
Musée Matisse<br />
Palais Fénélon<br />
11, place du Commandant Edouard<br />
Richez<br />
59360 Le Cateau-Cambrésis<br />
Telefon: +33 (0)3 59 73 38 00<br />
Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />
5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre<br />
kostenlos<br />
Boulogne<br />
Calais Dunkerque<br />
Amiens<br />
A16<br />
Arras<br />
Lille<br />
A1/E15-E19<br />
Roubaix<br />
Gent<br />
Cambrai<br />
Le Cateau-Cambrésis<br />
Saint-Quentin<br />
A26/E17<br />
Reims<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
Belfriede: Symbole der Freiheit<br />
23 Belfriede in Frankreichs<br />
Norden stehen unter<br />
dem Schutz des<br />
Weltkulturerbes der<br />
UNESCO, womit die UN-<br />
Sonderorganisation den besonderen<br />
Wert dieser Bauten aus dem Mittelalter,<br />
die stets ein Symbol der kommunalen<br />
Unabhängigkeit waren, anerkennt. Eine<br />
Reise zu den Türmen des Nordens ist eine<br />
gute Möglichkeit, sich der Seele dieser<br />
Region zu nähern.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />
Jardin Mosaic: Ein Spaziergang<br />
wird zur Reise<br />
Der Jardin Mosaïc wurde<br />
anlässlich des 2004 in<br />
Lille stattgefundenen<br />
europäischen<br />
Kulturhauptstadtjahres geschaffen. Es<br />
ist ein Park, der sich von anderen im<br />
Land unterscheidet. Denn die diversen<br />
Themengärten innerhalb desselben<br />
sind eine Hommage an die Männer<br />
und Frauen aus vielen Nationen, die<br />
im Großraum Lille eine neue Heimat<br />
gefunden haben und die Region heute<br />
prägen.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Arras & Douai: Riesen für den<br />
Kleinen<br />
Seit dem 16. Jahrhundert<br />
existiert im Norden<br />
Frankreichs und<br />
dem angrenzenden<br />
Flandern die Tradition riesiger Puppen,<br />
die zu einer Art Maskottchen der<br />
jeweiligen Orte geworden sind und bei<br />
festlichen Anlässen von Einwohnern<br />
durch die Straßen getragen werden.<br />
Ein Spektakel, das nicht nur Kinder<br />
fasziniert und einen Reiseplan spontan<br />
durcheinanderbringen kann.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
10 Ideen für Nord-Pas-de-<br />
Calais<br />
Lange Zeit spielte die<br />
Region Nord-Pas-de-<br />
Calais keine große Rolle<br />
auf der Landkarte der Reisenden. Wegen<br />
ihrer Vergangenheit als Bergbau- und<br />
Industrieregion und wegen des weniger<br />
sonnigen Wetters als andernorts in<br />
Frankreich galt die Gegend als touristisch<br />
weniger interessant. Doch das Bild hat<br />
sich in den letzten Jahren zu Recht<br />
gewandelt.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />
Pays de Condé: Eine<br />
Bergbaugegend erfindet<br />
sich neu<br />
270 Jahre lang wurde<br />
in der Region Nord-<br />
Pas-de-Calais Kohle gefördert. Mit der<br />
Schließung der letzten Zeche 1990 drohte<br />
eine Region, die über Jahrzehnte der<br />
Motor der französischen Industrialisierung<br />
war, in eine Depression zu fallen. Doch<br />
die Solidarität und der Einfallsreichtum<br />
der Menschen im Norden Frankreichs<br />
sorgten dafür, dass neue Perspektiven<br />
entstanden. Der Parc Naturel Régional<br />
Scarpe-Escaut mit dem Pays de Condé<br />
illustriert perfekt das neue Gesicht der<br />
einstigen Bergbaugegend.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 63
FRANKREICH HEUTE Monnaie de Paris<br />
Teil 2: Pessac, hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung<br />
Frankreichs älteste Institution, die Münzprägeanstalt von Paris, hat uns in der letzten Ausgabe<br />
die Türen zu ihrem historischen Palais am Quai de Conti in Paris geöffnet. Doch während in der<br />
französischen Hauptstadt nur noch besondere Münzen und Medaillen geprägt werden, fi ndet<br />
die eigentliche Produktion seit den 1970er-Jahren in Pessac im Großraum von Bordeaux statt.<br />
1,5 Milliarden Münzen pro Jahr verlassen die wie ein Hochsicherheitsgefängnis geschützte Fabrik.<br />
Alle französischen Euro-Münzen, aber auch die Münzen anderer Staaten und Währungen,<br />
werden dort hergestellt. Für Besucher ist die Einrichtung nicht zugänglich. In unserer Serie über<br />
Monnaie de Paris wurde uns allerdings der Zutritt gewährt.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Wenn man mit dem Auto vor der Produktionsstätte<br />
der Münzprägeanstalt in Pessac vorfährt, beschleicht<br />
einen ein leicht mulmiges Gefühl. Der<br />
Bau ist derart gesichert und abweisend, dass man sich eher an<br />
ein Gefängnis denn eine Fabrik erinnert fühlt. 26.000 Kubikmeter<br />
Beton und 1.200 Tonnen Stahl wurden für das Werk<br />
verbaut. Die Architektur spiegelt den Geschmack der<br />
1970er-Jahre wider. Zehn Hektar nehmen die Gebäude ein.<br />
Sie befinden sich dabei auf einem achtmal so großen Grundstück,<br />
das durch hohe Mauern und Zäune abgeschirmt wird.<br />
Lediglich im Wind wehende Fahnen Frankreichs und<br />
der Europäischen Union sowie der in einen Betonblock<br />
gemeißelte Schriftzug « Monnaie de Paris – Etablissement<br />
de Pessac » erinnern einen daran, dass sich in dieser Festung<br />
aus Beton keine Gefangenen befinden.<br />
Seit 40 Jahren, genauer gesagt seit dem 1. <strong>September</strong><br />
1973, werden hier die gesamten Münzen Frankreichs<br />
geprägt. Früher natürlich in Franc, heute in Euro. 850<br />
Millionen Münzen pro Jahr sind es zurzeit. Hinzu kommt<br />
die Prägung von Münzen ausländischer Staaten. Seit der<br />
Eröffnung der Fabrik in Pessac ließen bereits 40 Zentralbanken<br />
in dem Vorort von Bordeaux ihr Geld prägen.<br />
Der Startschuss für diese ungewöhnliche Fabrik fiel<br />
Ende der 1950er-Jahre. Damals zeichnete sich bereits ab,<br />
dass die historischen Räume von Monnaie de Paris im<br />
Herzen der französischen Hauptstadt für die Zukunft<br />
nicht mehr geeignet sein würden. Die Verhältnisse waren<br />
schlicht zu beengt. Die Errichtung einer modernen Produktionsstätte<br />
wurde unausweichlich. Der Staat entschied<br />
sich für Pessac im Südwesten des Landes.<br />
Als zukünftige Arbeitsteilung der beiden Standorte<br />
von Monnaie de Paris wurde festgelegt, dass in<br />
Paris die Prägung besonderer Münzen, Medaillen und<br />
Auszeichnungen verbleiben sollte, also der handwerk-<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 65
FRANKREICH HEUTE Monnaie de Paris<br />
lich anspruchsvolle Teil. Nach Pessac kam dagegen die<br />
industrielle Massenproduktion von Münzen, aber auch<br />
von Spielmarken und einigen Sammlerstücken. Heute<br />
befinden sich in Pessac zudem das Nationale Zentrum zur<br />
Untersuchung von Münzen (Centre National d’Analyse<br />
des Pièces) sowie das Europäische Technische und Wissenschaftliche<br />
Zentrum (Centre Technique et Scientifique<br />
Européen), die beide im Kampf gegen Geldfälschung auf<br />
nationaler und europäischer Ebene aktiv sind.<br />
Nur ausgewählte Personen haben natürlich Zutritt<br />
zu der Produktionsstätte in Pessac, insbesondere die 300<br />
Mitarbeiter sowie von Zeit zu Zeit Vertreter ausländischer<br />
Staaten und Zentralbanken, die über eine Produktion ihrer<br />
Münzen in Frankreich nachdenken oder diese bereits<br />
hier prägen lassen. Denn obwohl sich Monnaie de Paris in<br />
staatlicher Hand befindet, angebunden an das Finanzministerium,<br />
wird es seit 2007 als privatwirtschaftlich ausgerichtetes<br />
Unternehmen geführt. Die Institution hat seitdem<br />
den Status eines « Etablissement Public à Caractère<br />
Industriel et Commercial », kurz EPIC, grob übersetzt:<br />
Öffentliche Einrichtung mit industrieller und kommerzieller<br />
Ausrichtung.<br />
Dies bedeutet, dass die Institution nun Rentabilitätsziele<br />
wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen<br />
erreichen muss. Ging es früher nur darum, Frankreichs<br />
Münzen zu prägen, muss die « neue » Monnaie de Paris<br />
Geld erwirtschaften. Dafür wurde extra eine Abteilung<br />
für ausländische Münzen gebildet, die sich um Aufträge<br />
von anderen Staaten kümmert. Die Münzprägeanstalt soll<br />
exportieren und mit ihrem langjährigen Know-how neue<br />
Märkte erobern.<br />
Wenn man erst einmal das Zutrittsprozedere in Pessac<br />
hinter sich gebracht hat, natürlich muss man einen Metalldetektor<br />
passieren, fühlt man sich nicht mehr an ein<br />
Gefängnis, sondern an einen Flughafen erinnert; ganz besonders<br />
an den Terminal 1 des Flughafens Paris-CDG, der<br />
aus der gleichen Epoche stammt. Es gibt ein Hauptgebäude,<br />
von dem man durch lange Gänge zu mehreren Satelliten<br />
gelangt. Eigentlich fehlen nur die Lautsprecheransagen für<br />
abgehende Flüge und die Täuschung wäre perfekt.<br />
In einem ruhigen Bereich des Gebäudekomplexes<br />
befindet sich der Arbeitsplatz von Nicolas Cozon. Er ist<br />
einer von drei Graveuren, die sich um die Gestaltung der<br />
Münzen kümmern. Seine Ausbildung erhielt er an der<br />
ehrwürdigen Schule « Boulle » in Paris. Seit 1996 ist er<br />
für Monnaie de Paris tätig. Sein Atelier geht nach Norden<br />
hinaus. « Wie die von allen Künstlern hier », merkt<br />
er mit einem Lächeln an, wobei ihm das Wort Künstler<br />
nur schwer über die Lippen zu kommen scheint. Dabei ist<br />
diese Bezeichnung absolut gerechtfertigt.<br />
In kunstvoller Handarbeit fertigt Nicolas Cozon zunächst<br />
Skizzen, dann Gipsformen und Messingmodelle<br />
und schließlich die Formen für die Prägung. Als Vorlage<br />
für seine Motive dienen Bilder und Zeichnungen. Was<br />
sich einfach anhört, ist in Wahrheit eine beeindruckende<br />
Kunst. Vor allem darf sich Nicolas Cozon nicht irren.<br />
Doch er kennt die entscheidenden Kniffe: « Auf einer<br />
Münze sind, anders als auf Medaillen, die Prägungen nur<br />
ganz leicht. Es geht fast mehr um Andeutungen, die das<br />
Auge des Betrachters vervollständigt. Man muss also äußerst<br />
präzise arbeiten. »<br />
Natürlich wird diese Arbeit heute von Computern unterstützt.<br />
Im Nachbarzimmer stehen einige. Der Graveur<br />
wird damit zum digitalen Mediengestalter. Doch Nicolas<br />
Cozon macht sich keine Sorge, dass die Handarbeit verschwinden<br />
wird: « Für einige Motive ist der Computer<br />
perfekt, da er schneller ist. Doch sobald es beispielsweise<br />
um die Abbildung eines Porträts geht, ersetzt nichts die<br />
kunstvolle Handarbeit. Gesichtsausdrücke und Emotionen<br />
lassen sich nur per Hand richtig wiedergeben. »<br />
Wechsel zu einem anderen Bereich der Fabrik: Während<br />
die Ateliers der Graveure eine Oase der himmlischen<br />
Ruhe sind, tobt einige Meter davon entfernt ein Höllenlärm.<br />
Er stammt von den Prägemaschinen. Es sind 30<br />
Stück, wobei jede Maschine pro Minute 850 Münzen<br />
prägen kann. Allerdings verursacht weniger der Prägevorgang<br />
den Lärm, sondern vielmehr das Fallen der fertigen<br />
Münzen in einen Sammelbehälter. Es hört sich an wie in<br />
einem großen Kasino mit einarmigen Banditen.<br />
Vor einer der Maschinen, die aus deutscher Produktion<br />
stammen, steht Christophe Sauvial. Er gehört zu dem<br />
Team der Qualitätskontrolleure. Mit Argusaugen achtet<br />
er darauf, dass die von der Maschine ausgespuckten Münzen<br />
– gerade werden Ein-Cent-Münzen geprägt – den hohen<br />
Qualitätsansprüchen genügen. Es ist unglaublich, mit<br />
welcher Fähigkeit er so viele Münzen auf einmal erfasst.<br />
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Produktionsprozess<br />
stören können. So kann beispielsweise zu schwüles<br />
Wetter zu einer sofortigen Oxidation der Münzen führen.<br />
Am anderen Ende der Produktionskette achtet ein<br />
Kollege von ihm, Denis Lacoste, darauf, dass die fertigen<br />
Münzen richtig verpackt werden. Dank einer Maschine<br />
werden 200 Ein-Cent-Münzen eingerollt, die dann wiederum<br />
in Kartons gestapelt werden, die am Ende einen<br />
Wert von 30 Euro haben. Bevor sie zum Kunden gebracht<br />
werden, entweder die Banque de France oder eine andere<br />
Nationalbank, kommen sie in einen Tresor.<br />
Anschließend geht es für uns zurück zum Verwaltungstrakt<br />
des Gebäudekomplexes. Nach den ultramodernen<br />
Maschinen kommt einem in der Haupthalle mit ihrem<br />
1970er-Jahre-Charme ein Ausspruch von Nicolas Cozon<br />
in den Sinn. « Wir sind die Verbindung zwischen einer<br />
manuellen Arbeit und einer industriellen Produktion »,<br />
beschrieb er seine Funktion. Genau dieser Spagat zeichnet<br />
Monnaie de Paris auch insgesamt aus. Jahrhundertealtes<br />
Wissen trifft auf moderne High-Tech-Methoden.<br />
Zum Schluss treffen wir Nathalie Pasquet, Direktorin<br />
der Abteilung für ausländische Münzen. Von der<br />
Privatwirtschaft kommend, fing sie 2008 ihren Job in<br />
der Münzprägeanstalt an, ein Jahr nachdem die Institution<br />
ihre neue renditeorientierte Ausrichtung verordnet<br />
bekommen hatte. Also zu einem Zeitpunkt, als sich alles<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
im Umbruch befand und dringend neue Märkte erschlossen<br />
werden mussten. Was Monnaie de Paris seit<br />
Jahrhunderten für die Banque de France und für einige<br />
wenige alte Kunden, insbesondere Zentralbanken<br />
ehemaliger Kolonien, fertigte, sollte nun auch anderen<br />
Zentralbanken angeboten werden.<br />
Nathalie Pasquet bereist deshalb mit zwei Außendienstmitarbeitern<br />
die Welt, stets auf der Suche nach<br />
neuen Aufträgen. Oftmals wird sie dabei von den<br />
französischen Botschaften vor Ort unterstützt, die<br />
Kontakte herstellen können. Schwerpunktmäßig sucht<br />
sie nach Ländern, die selbst nicht über die notwendige<br />
Infrastruktur zur Münzprägung verfügen. « Insgesamt<br />
arbeiten wir mit rund 20 Staaten zusammen », verrät<br />
die Direktorin, die gerade aus Dakar zurückkommt.<br />
Dazu zählen Luxemburg, Guatemala, Saudi-Arabien,<br />
Oman, Tunesien und Uruguay. Ein neuer Auftrag<br />
kommt gerade aus Thailand. Für das Land sollen in<br />
Kürze 200 Millionen Münzen geprägt werden.<br />
Nathalie Pasquet ist sich natürlich durchaus bewusst,<br />
dass nicht nur Monnaie de Paris nach lukrativen Aufträgen<br />
sucht. Die Konkurrenz ist stark. Auch Münzprägeanstalten<br />
aus Kanada, Großbritannien, Finnland,<br />
Südafrika, der Slowakei und kürzlich Deutschland sind<br />
auf dem Markt unterwegs. Doch sie ist sich der eigenen<br />
Stärken bewusst: « Es ist nicht einfach, eine öffentliche<br />
Institution privatwirtschaftlich zu organisieren, aber uns<br />
ist das Schritt für Schritt gelungen. Wir können heute<br />
mit einem historisch gewachsenen Know-how und unserem<br />
guten Renommee punkten. »<br />
2012 erreichte Nathalie Pasquet mit 19 Millionen<br />
Euro Umsatz pro Jahr bereits 80 Prozent der Summe,<br />
die ihr bis 2015 pro Jahr vorgegeben ist. Sie hat also<br />
allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen,<br />
zumal ihr Bereich für das Unternehmen immer wichtiger<br />
wird. Denn während 2012 neun Prozent weniger<br />
Münzen für die französische Zentralbank geprägt<br />
wurden, stieg die Produktion für ausländische Zentralbanken<br />
im gleichen Zeitraum um zehn Prozent. Der<br />
Export boomt.<br />
Monnaie de Paris verändert sich. Das spürt man in<br />
Pessac genauso wie am Stammsitz in Paris. Dort steht<br />
sogar ein architektonisches Projekt an, das die größte bauliche<br />
Herausforderung seit dem Umzug nach Pessac darstellt.<br />
Unter der Bezeichnung « MétaLmorphoses » sollen<br />
die historischen Fabriken in der französischen Haupt stadt<br />
geöffnet und zu einem lebendigen Stadtteil um gebaut<br />
werden. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe.<br />
Oben: Nicolas Cozon bei seiner Arbeit. Als Vorbild für<br />
eine neue Münze dient ihm eine Fotografie. Unten: In der<br />
Halle der Prägemaschinen. Denis Lacoste überprüft die<br />
frisch eingerollten Münzen. S. 64: Der wie ein Gefängnis<br />
gesicherte Eingang. S. 65: Die Architektur erinnert an<br />
den typischen Baustil der damaligen Zeit und ein<br />
wenig an den Terminal 1 des Flughafens Paris-CDG.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 67
FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />
Montpellier<br />
EIN SYNONYM FÜR DYNAMIK<br />
Jahr für Jahr erreicht Montpellier in Umfragen<br />
über die beliebtesten Städte der Franzosen<br />
Spitzenpositionen. Mit mehr als 300 Sonnentagen<br />
im Jahr, einem Fahrradweg, der vom<br />
Zentrum bis zum Meer führt, einem TGV, mit<br />
dem man in knapp dreieinhalb Stunden trotz<br />
der großen Entfernung in Paris ist, und einer<br />
sehr belebten Innenstadt kann die Hauptstadt<br />
der Region Languedoc-Roussillon mit<br />
guten Argumenten punkten. Aber andere<br />
Städte haben ebenfalls vielfältige Reize.<br />
Warum gilt Montpellier trotzdem in den<br />
Augen vieler als vorbildlich, extrem<br />
dynamisch oder gar avantgardistisch?<br />
Warum macht die Stadt so viel von sich<br />
reden? Eine Spurensuche.<br />
Seit einigen Jahren verändern etliche französische<br />
Städte ihr Gesicht. Nachdem viele Orte jahrelang im<br />
Dornröschenschlaf verharrten, haben zahlreiche Lokalpolitiker<br />
den Städtebau neu entdeckt. In vielen Kommunen<br />
wurde die Stadterneuerung zur Chefsache und zum<br />
Schlüssel zu einem wirtschaftlichen, sozialen und touristischen<br />
Aufschwung. Große urbane Projekte wurden und<br />
werden angeschoben, sei es in Bordeaux, Marseille, Lyon<br />
oder anderswo.<br />
Eine dieser dynamischen Städte, die sich schon sehr<br />
früh der modernen Architektur gegenüber öffnete, ist<br />
Montpellier. Als Ergebnis kann man bei einem Stadtbummel<br />
zahlreiche Spuren dieses Aufbruchs entdecken. Man<br />
spürt geradezu, dass sich die Bewohner der Stadt Neuerungen<br />
gegenüber sehr aufgeschlossen zeigen. Neben den<br />
historischen Gassen der Altstadt mit ihrer 1.000-jährigen<br />
Geschichte hat die moderne Architektur längst einen<br />
festen Platz im Stadtbild. Diverse namhafte Architekten<br />
verewigten sich in Montpellier. Deshalb ist es auch kein<br />
Zufall, dass die örtliche Touristeninformation als eine der<br />
ersten im Land eine Audioguide-App entwickelte, die den<br />
modernen Städtebau als Thema hat.<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Als Startpunkt für diese Entwicklung kann ein neues<br />
Stadtviertel östlich der Innenstadt gelten, das bei seinem<br />
Bau durchaus umstritten war: Antigone. Der Vater dieses<br />
Projektes war der von 1977 bis 2004 amtierende und<br />
2010 verstorbene Bürgermeister George Frêche. Er wusste<br />
bereits in den 1980er-Jahren, wie man mit spektakulären<br />
Projekten für Aufmerksamkeit sorgt. Auf einem ehemaligen<br />
Militärgelände entstand ein neuer Stadtteil, der sich<br />
architektonisch an der Antike orientierte und vom italienischen<br />
Architekten Ricardo Boffil entworfen wurde.<br />
Als größenwahnsinnig und verrückt wurde das Vorhaben<br />
von einigen verschrien. Andere lobten die architektonische<br />
Erneuerung. Schon damals sorgte die Stadt für<br />
Schlagzeilen jenseits der lokalen Presse. Man sprach über<br />
Montpellier als eine Stadt, die sich der Modernität öffnete.<br />
Ein Ruf, der seitdem sorgsam gepflegt wurde.<br />
Um das umstrittene Viertel selbst ist es inzwischen ruhig<br />
geworden. Die Betonfassaden haben Patina angesetzt<br />
und selbst die einstigen Kritiker scheinen sich inzwischen<br />
mit dem Quartier versöhnt zu haben. « Letztendlich habe<br />
wir unser Antigone liebgewonnen », meint Simone, eine<br />
Anwohnerin, die früher wie viele andere eine erklärte<br />
Gegnerin des Projektes war. « Wir waren damals an die<br />
moderne Architektur einfach noch nicht gewöhnt. »<br />
Das hat sich seit den 1980er-Jahren aber definitiv geändert.<br />
Diverse zeitgenössische Projekte haben das Stadtbild<br />
gewandelt. Zum Beispiel das neue spektakuläre Rathaus<br />
der Stadt. Ein großer, bläulich schimmernder Kubus, der<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 69
FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />
Oben: Die neue von Christian<br />
Lacroix gestalteten Straßenbahn.<br />
Rechte Seite im Uhrzeigersinn:<br />
Das neue RBC-Design-Center, das<br />
Viertel « Antigone », « pierresvives »<br />
von Zaha Hadid und der neue<br />
Stadtteil « Port Marianne ». S. 68: Das<br />
neue 2011 eingeweihte Rathaus<br />
von Jean Nouvel. S. 69 oben: Das<br />
Kunst- und Kreativzentrum « La<br />
Panacée ». S. 69 unten: Das von<br />
Massimiliano Fuksas entworfene<br />
Gymnasium « Georges Frèche ».<br />
von den Stararchitekten Jean Nouvel und François Fontès<br />
entworfen und im November 2011 eingeweiht wurde.<br />
Oder ein vom italienischen Architekten Massimiliano<br />
Fuksas ausgedachtes Gymnasium mit runden Formen<br />
und einer futuristisch anmutenden Fassade aus dreieckigen<br />
Aluminiumplatten. Nicht weniger futuristisch wirkt<br />
« pierresvives » (dt. lebendige Steine), ein Gebäude von der<br />
britisch-irakischen Architektin Zaha Hadid, in dem die<br />
Cité des Savoirs et du Sport, die Archive des Departements<br />
sowie eine moderne Mediathek untergebracht sind.<br />
Außerdem sind zu nennen: das neue Stadtviertel « Port<br />
Marianne », das von großen internationalen Architekten<br />
gestaltet wird; Odysseum, ein Shopping- und Freizeitzentrum<br />
mit Geschäften, Restaurants, Bowlingbahnen,<br />
Planetarium, Aquarium und Schlittschuhbahn, dessen<br />
Gestaltung vom Film « 2001: Odyssee im Weltraum » von<br />
Stanley Kubrick inspiriert ist; das RBC-Design-Center<br />
von Jean Nouvel und La Panacée, ein Kunst- und Kreativ-<br />
zentrum.<br />
Einen weiteren Beitrag zur Stadterneuerung leisten<br />
neben diesen architektonischen Leuchttürmen die ultramodernen<br />
Straßenbahnen. Die vier Linien sind den<br />
vier Elementen Luft (Linie 1 mit weißen Schwalben auf<br />
blauem Hintergrund), Erde (Linie 2 mit Blumen), Wasser<br />
(Linie 3 mit Unterwassermotiven) und Feuer (Linie 4 mit<br />
Anspielungen auf die Sonne) gewidmet.<br />
All dies führt dazu, dass Montpellier heute als eine<br />
moderne dynamische Stadt wahrgenommen wird. 2012<br />
benannte die New York Times Montpellier sogar als<br />
einen der 45 Orte, die man unbedingt besuchen<br />
sollte.<br />
Es wäre aber zu kurz gefasst, die Dynamik<br />
der Stadt nur an der Architektur festmachen zu<br />
wollen. Auch die Mentalität der Menschen und<br />
der von ihnen gewählten Politiker spielen eine Rolle. So<br />
war es die<br />
amtierende Bürgermeisterin der Stadt, Hélène<br />
Mandroux, die die erste homosexuelle Ehe in Frankreich<br />
besiegelte. Damit schaffte es Montpellier erneut tagelang<br />
in die Presse und wurde als ein Ort wahrgenommen, der<br />
sich der Modernität und der gesellschaftlichen Entwick-<br />
lung gegenüber öffnet. Montpellier zeigte sich als eine<br />
Stadt am Puls der Zeit, und zwar gleich weltweit.<br />
Montpellier-Kritiker bemängeln am neuen Image<br />
der Stadt vor allem, dass es manch unliebsame Wahrheit<br />
vertuscht. Zwar ist die Agglomeration mit 420.000 Ein-<br />
wohnern inzwischen die achtgrößte des Landes, doch das<br />
Angebot an Arbeitsplätzen hält mit dem ständigen Zu-<br />
strom neuer Einwohner nicht Schritt. Die Arbeitslosen-<br />
quote von 14 Prozent liegt über dem Landesdurchschnitt<br />
von elf Prozent. Außerdem hat der Hype um Montpellier<br />
zur Folge,<br />
dass sich die Immobilienpreise in den letzten<br />
zehn Jahren verdoppelten.<br />
In den nächsten fünf Jahren sollen weitere fünf Mil-<br />
liarden Euro investiert werden. Der Aufbruch geht also<br />
weiter. Er hat inzwischen sogar einen Slogan, der passen-<br />
der nicht sein könnte: « Montpellier unlimited ».<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 71
FRANKREICH HEUTE Stadtentwicklung<br />
Hèlene<br />
Mandroux<br />
Bürgermeisterin der<br />
Stadt Montpellier<br />
Hèlene Mandroux gehört der Sozialistischen Partei<br />
Frankreichs an und ist seit 2004 das Stadtoberhaupt<br />
von Montpellier. Wir sprachen mit ihr über den<br />
Mythos ihrer Stadt.<br />
Madame le Maire, das einst im Ausland unbekannte<br />
Montpellier wird heute von vielen spontan genannt, wenn<br />
man sie nach einer dynamischen Stadt befragt. Wie erklären<br />
Sie sich diese erstaunliche Entwicklung und wie hat sie begonnen?<br />
Oben: Bürgermeisterin Hèlene Mandroux.<br />
Unten und rechte Seite: Place de la Comédie<br />
im historischen Zentrum von Montpellier.<br />
Die Transformation fing Anfang der 1960er-Jahre an,<br />
als viele Menschen aus Algerien zuzogen. Dann folgten<br />
weitere positive Einflüsse wie der Aufstieg der Mittelmeerregion,<br />
der Ausbau des Hochschulwesens und wissenschaftlicher<br />
Einrichtungen in der Stadt, die allgemeine<br />
Dezentralisierungspolitik. Montpellier wurde zu einer<br />
regionalen Hauptstadt.<br />
Der Motor hinter der Entwicklung war und ist die<br />
positive demografische Entwicklung. Große städtebauliche<br />
Projekte waren notwendig und wurden angeschoben.<br />
Früher mit Antigone, einem damals sehr umstrittenen<br />
Vorhaben unter Leitung von Ricardo Bofill, heute Port<br />
Marianne oder das Quartier des Grisettes, die sich einer<br />
ökologischen Stadtentwicklung verschrieben haben.<br />
Außerdem verdankt Montpellier seinen guten Ruf<br />
auch den internationalen kulturellen Ereignissen in der<br />
Stadt, wie etwa das Tanzfestival der Stadt oder das Musikfestival<br />
von Radio France.<br />
Der Aufbruch bildet heute die Identität und den<br />
Reichtum von Montpellier. Er mischt die Stadt immer<br />
wieder neu auf. Sie müssen wissen: 80 Prozent der aktuellen<br />
Einwohner sind nicht in Montpellier geboren. In<br />
den letzten zehn Jahren sind wir um 30.000 Einwohner<br />
gewachsen. Jeder zweite Bewohner der Stadt ist jünger als<br />
30 Jahre.<br />
Gibt es ein für Montpellier typisches Erfolgsmodell? Was<br />
macht die Stadt heute besonders im Vergleich zu anderen französischen<br />
Städten der gleichen Größe?<br />
Da bin ich mir ganz sicher: Unsere Besonderheit ist<br />
unsere Dynamik. Montpellier ist ständig in Bewegung.<br />
Hinzu kommt, wie wir die Stadt entwickeln. Wir setzen<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
auf eine starke Beteiligung der Bürger und legen viel Wert<br />
auf architektonische und ästhetische Aspekte. Außerdem<br />
unterstützen wir zum Beispiel Spitzenteams im Sport, die<br />
unser Image in die Welt tragen. Unsere Stärke ist es, Dinge<br />
zu wagen und gleichzeitig das Wachstum mit einem<br />
Ausbau der öffentlichen Einrichtungen zu begleiten. Es<br />
geht um eine Politik für alle, eine linke Politik.<br />
Inwieweit ist Montpellier eine linke Stadt?<br />
Eine linke Stadt achtet auf Gleichheit und darauf, dass<br />
alle den gleichen Zugang zu ihren Rechten haben. Ich will<br />
Ihnen vier Beispiele nennen. Erstens unsere Baupolitik:<br />
Bei neuen Projekten wird ein Drittel der Wohnungen für<br />
den sozialen Wohnungsbau reserviert. Zweitens unsere<br />
Bildungspolitik: Angesichts einer sehr jungen Bevölkerung<br />
mit vielen Kindern sorgen wir für gute Bedingungen<br />
für den Nachwuchs, egal ob Schulen, familienunterstützende<br />
Maßnahmen oder Hilfen an Vereine. Drittens unser<br />
Freizeitangebot: Vieles, was wir anbieten, ist kostenlos<br />
oder so preisgünstig, dass es sich jeder erlauben kann.<br />
Schließlich unsere Gesellschaftspolitik: Beispiele hier<br />
sind die erste schwule Eheschließung Frankreichs oder<br />
die Schaffung eines Rates von in Montpellier lebenden<br />
Ausländern.<br />
Schlagen sich diese politischen Grundsätze wirklich im<br />
Städtebau nieder?<br />
Aber selbstverständlich. Selbst wenn wir heute mit<br />
Budgetkürzungen leben müssen und wenn nachhaltiges<br />
Bauen immer wichtiger wird, so liegen unsere Schwerpunkte<br />
unverändert im Bereich der Bildung, des Wohnungswesens<br />
und der Gestaltung des öffentlichen Raumes.<br />
Was sind die großen entwicklungspolitischen Herausforderungen<br />
der kommenden Jahre?<br />
Die Lebensqualität. Sie bestimmt unser Wirken. Sie<br />
verbindet Urbanismus und Humanismus. Montpellier<br />
ist eine schöne Stadt. Es ist wichtig, das architektonische<br />
Erbe und die natürlichen Freiräume zu bewahren.<br />
Schließlich liegt die Stadt ideal zwischen den Ausläufern<br />
der Cevennen und dem Mittelmeer. Man muss damit<br />
weitermachen, womit man begonnen hat. Brachen neu<br />
nutzen und die Stadt sozusagen recyceln, um sie zu<br />
entwickeln, ohne Naturräume zu zerstören. Außerdem<br />
geht es auch in Zukunft um eine gute sozialkulturelle<br />
Mischung.<br />
Wird die Entwicklung im selben Rhythmus wie in der<br />
Vergangenheit weitergehen?<br />
Sie wird vor allem etwas anders verlaufen. Da der<br />
Zustrom neuer Menschen unverändert anhält, will ich<br />
die weitere Zersiedlung aus dem eben genannten Grund<br />
bremsen und mehr auf den Neubau und die Renovierung<br />
im Herzen der Stadt setzen. Darum geht es bei dem städtebaulichen<br />
Vorhaben « Montpellier 2040 », das wir mit<br />
den italienischen Städteplanern Bernardo Secchi und Paola<br />
Vigano verfolgen.<br />
Kurzfristig steht die Rehabilitierung einer alten Kaserne<br />
an. Das 35 Hektar große Gelände wurde von der Stadt<br />
erworben und wird das erste französische Stadtviertel mit<br />
Gewerbe und kulturellen Einrichtungen sein, das mehr<br />
Energie produziert als es verbraucht. Sie merken, wir haben<br />
noch viel vor.<br />
Madame le Maire, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Verkehrspolitik<br />
SCHIENENVERKEHR<br />
Die Wiederentdeckung<br />
Lange Zeit haben die Franzosen den<br />
TGV genommen, ohne groß darüber<br />
nachzu denken. Die Société Nationale des<br />
Chemins de Fer Français, kurz SNCF, wird<br />
allseits geschätzt. Seit 1981, als der erste<br />
TGV von Paris nach Lyon sauste, ist man<br />
sogar mächtig stolz auf die staatliche<br />
Bahngesellschaft. Schließlich ist das französische<br />
Hochgeschwindigkeitsnetz eines<br />
der besten der Welt. Doch in letzter Zeit<br />
regten sich immer mehr Bahnreisende<br />
über die hohen Fahrkartenpreise auf.<br />
Daraus entstand eine Diskussion über die<br />
Kosten der Hochgeschwindigkeitszüge.<br />
Zum ersten Mal wurde das Credo, nachdem<br />
immer mehr Städte durch teure Investitionen<br />
an das Schnellbahnnetz anzuschließen<br />
seien, infrage gestellt. Inzwischen hat die<br />
Politik sogar eine Kehrtwende in Sachen<br />
Schienenverkehr eingeleitet. Anstatt in<br />
neue TGV-Strecken soll zukünftig das Geld<br />
in konventionelle Strecken fl ießen.<br />
Es ist nur ein Satz und doch fasst er eine kleine Revolution<br />
der französischen Verkehrspolitik in Worte:<br />
« Es gibt keine Priorität, neue pharaonische, defizitäre<br />
Projekte ins Leben zu rufen. » Ausgesprochen wurde er<br />
Anfang Juli von Jean-Marc Ayrault, dem französischen<br />
Premierminister, während der Vorstellung der Verkehrsinvestitionsstrategie<br />
der Regierung für die kommenden zehn<br />
Jahre. Es dauerte nicht lange, bis diese Worte für eine Sensation<br />
sorgten. Die Telefonleitungen in den Redaktionen<br />
des Landes liefen heiß. Die Nachricht schlug im Heimatland<br />
des TGV ein wie eine Bombe.<br />
Denn zum ersten Mal schien ein hoher Politiker die<br />
Frage zu stellen, die zuvor tabu war: « Wozu dient eigentlich<br />
der TGV? » Über 30 Jahre beherrschte der Hochgeschwindigkeitszug<br />
die französische Eisenbahnpolitik. Es<br />
war unumstritten, dass die Investitionen in das Schienennetz<br />
des Landes vor allem einem zugute kommen sollte:<br />
dem Ausbau der TGV-Linien. Möglichst viele Städte und<br />
Regionen sollten in den Genuss dieser modernen Errungenschaft<br />
des öffentlichen Personenverkehrs kommen.<br />
Es ist noch gar nicht so lange her, da verkündete Nicolas<br />
Sarkozy den Bau zahlreicher neuer Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
im Land. Damals wurde das noch groß bejubelt.<br />
Doch inzwischen wurde Sarkozy von den Wählern<br />
in den politischen Ruhestand geschoben und ein neuer<br />
Präsident erklärt mit seiner Regierung bisher unantastbare<br />
Dogmen für antastbar.<br />
Eine Infrastrukturkommission, die von dem sozialistischen<br />
Abgeordneten Philippe Duron geleitet wurde,<br />
untersuchte alle geplanten neuen Hochgeschwindigkeitsvorhaben<br />
auf ihre Wirtschaftlich- und Sinnhaftigkeit.<br />
Herausgekommen ist, dass alle neuen geplanten Strecken,<br />
etwa die von Marseille nach Nizza, von Belfort nach<br />
Mulhouse, von Paris nach Le Havre, von Poitiers nach<br />
Limoges oder von Bordeaux nach Hendaye an die spanische<br />
Grenze, auf einen Zeitraum nach dem Jahr 2030<br />
verschoben werden. Mit anderen, weniger diplomatischen<br />
Worten: Die Projekte verschwinden in der Versenkung.<br />
Nur eine einzige Verbindung hielt den kritischen Blicken<br />
der Kommission stand und soll vor 2030 realisiert<br />
werden: die Hochgeschwindigkeitstrasse von Bordeaux<br />
nach Toulouse, durch die die Züge von der französischen<br />
Hauptstadt in die dynamische Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées<br />
erstmals auf ganzer Länger mit hohem Tempo<br />
unterwegs werden sein können. Zudem sollen natürlich<br />
die bereits im Bau befindlichen Strecken, insbesondere die<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
der Langsamkeit<br />
Verlängerung der Hochgeschwindigkeitslinie von Tours<br />
nach Bordeaux, wie geplant fertiggestellt werden.<br />
Diese 180-Grad-Wende der französischen Eisenbahnpolitik<br />
kann erstaunen. Doch sie lässt sich erklären.<br />
Der Hauptgrund für eine Neuausrichtung nach 30 Jahren<br />
Konzentration auf den Ausbau des TGV-Netzes muss in<br />
der aktuellen Wirtschaftskrise gesehen werden. Der TGV<br />
ist teuer, doch Frankreich muss sparen. Damit ein Zug mit<br />
300 Stundenkilometern durchs Land rasen kann, müssen<br />
separate Schienentrassen gebaut werden, die möglichst<br />
wenige Steigungen und keine schmalen Kurven aufweisen<br />
und vor Wildwechsel und menschlichem Zutritt geschützt<br />
sind. Das kostet. Im Durschnitt rund 15 Millionen Euro<br />
für einen Kilometer neue Hochgeschwindigkeitstrasse, in<br />
einem schwierigen Umfeld sogar noch mehr. Ein Kilometer<br />
« normale » Schienenstrecke schlägt dagegen mit einer<br />
im Vergleich lächerlichen Million Euro zu Buche. Wer<br />
würde in Zeiten der Krise also nicht an dieser Stelle den<br />
Rotstift ansetzen wollen?<br />
Außerdem darf man nicht nur die Baukosten betrachten,<br />
sondern muss auch deren Finanzierung sehen. Die<br />
insgesamt 1.880 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
des Landes wurden überwiegend auf Pump<br />
gebaut. Die staatliche Netzgesellschaft Réseau Ferré de<br />
France (RFF), in deren Eigentum sich die Trassen befinden,<br />
ist heute mit 32 Milliarden Euro verschuldet. Hinzu<br />
kommt der Unterhalt des Fuhrparks. So investiert die<br />
SNCF zurzeit 7,3 Milliarden Euro in ihre Ausstattung.<br />
Beides sind große Brocken, für die am Ende der Steuerzahler<br />
aufkommen muss.<br />
Doch nicht nur die explodierenden Kosten sorgten<br />
für ein Umdenken. Da in den letzten drei Jahrzehnten<br />
das Geld vor allem in die Hochgeschwindigkeitsverbindungen<br />
gesteckt wurde, egal welche Regierung gerade an<br />
der Macht war, entwickelte sich ein Bahnsystem der zwei<br />
Klassen. Auf der einen Seite der prestigeträchtige TGV,<br />
der verhätschelt wurde, auf der anderen Seite die normalen<br />
Züge, die täglich die meisten Franzosen befördern,<br />
deren Netz aber immer mehr verkam.<br />
Genau dieser Zwei-Klassen-Ansatz wird seit Jahren<br />
von Fahrgastverbänden und den Gewerkschaften der<br />
Eisenbahner kritisiert. So ließ und lässt der einstige Chef<br />
der größten Gewerkschaft der SNCF, Didier le Reste,<br />
keine Gelegenheit aus, dies anzuprangern. Kürzlich sagte<br />
er in einem Interview mit der Tageszeitung Libération:<br />
« Man darf die SNCF nicht auf den TGV beschränken.<br />
Weniger als 20 Prozent der Reisenden nutzen den Hochgeschwindigkeitszug.<br />
Die TGV-Strecken machen mit<br />
knapp 1.900 Kilometern nur einen Bruchteil des 30.000<br />
Kilometer großen Netzes aus. Doch gerade die große<br />
Masse des Netzes ist chronisch unterfinanziert. » Zwar<br />
bestreitet auch er nicht die Verdienste des TGV, doch der<br />
Zug sei inzwischen ein « Staubsauger der Investitionen »<br />
geworden, zu Lasten der anderen Strecken.<br />
Eine Einschätzung, die durch diverse Berichte und<br />
Analysen in den letzten zehn Jahren immer wieder bestätigt<br />
wurde. So stellte eine Untersuchung der Ecole<br />
Polytechnique de Lausanne 2005 fest, dass ein Drittel der<br />
französischen Weichenstellwerke baufällig und in einem<br />
zum Teil besorgniserregenden Zustand seien. Außerdem<br />
sagte man voraus, dass bei fehlendem Gegenlenken 60<br />
Prozent des Netzes 2025 nicht mehr funktionstüchtig sein<br />
wird. Ins gleiche Horn stieß der nationale Rechnungshof<br />
2010 und 2012: « Durch die Orientierung der finanziellen<br />
Mittel auf den TGV überaltert das restliche Netz. »<br />
Es wäre falsch zu behaupten, dass die Politik in der<br />
Vergangenheit nur weggeschaut hat. 2006 gab es einen<br />
nationalen Investitionsplan für das konventionelle Schienennetz.<br />
2009 einen weiteren für die Ile-de-France. Doch<br />
die eingesetzten Mittel reichten nach einhelliger Meinung<br />
nur dafür aus, den Verfall des Netzes zu verlangsamen,<br />
nicht, ihn zu stoppen. Außerdem wurde in der Zeit das<br />
meiste Geld unverändert in den TGV-Ausbau gepumpt.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 75
FRANKREICH HEUTE Verkehrspolitik<br />
Damit macht François Hollande<br />
nun Schluss. Schon während<br />
Die SNCF in Zahlen<br />
seines Wahlkampfes hörte er 3.029 Bahnhöfe<br />
nicht auf zu betonen, dass er dem 30.000 Kilometer Schienen<br />
alltäglichen Zugverkehr, also den 250.000 Mitarbeiter<br />
Zügen, die die Menschen jeden<br />
Tag nehmen, in seiner Politik<br />
den Vorrang einräumen will. Die<br />
Ankündigung seines Premierministers<br />
Anfang Juli, die meisten<br />
TGV-Neubauvorhaben fallen zu 1981<br />
lassen, ist damit nur eine logische<br />
Konsequenz.<br />
(40.000 Kilometer)<br />
Ohnehin gibt es von Seiten der<br />
Regionen bereits ein umfassendes Bahnhöfe<br />
Erneuerungsprogramm für den<br />
lokalen Schienenverkehr. Langfristig<br />
sollen alle Nahverkehrszüge<br />
konventionellen Strecken<br />
(TER) ausgetauscht werden. Dies<br />
fordert von den Regionen kolossale<br />
Summen, da sie die Züge<br />
bezahlen müssen. Alain Rousset,<br />
Präsident der Region Aquitanien<br />
und Präsident der Vereinigung der französischen Regionen,<br />
wies darauf kürzlich bei der Einführung neuer<br />
Waggons in seiner Region hin: « Den Zug für den Alltag,<br />
die Regionen lassen ihn wieder aufleben. So wurden neue<br />
Waggons im Wert von sieben Milliarden Euro in Auftrag<br />
gegeben. Allein in Aquitanien haben wir 22 neue Züge<br />
für 6,8 Millionen Euro pro Stück bestellt. »<br />
Für Guillaume Pépy, den Präsidenten der SNCF, beginnt<br />
jetzt die Suche nach dem richtigen Gleichgewicht.<br />
Auf der einen Seite muss der TGV, für den Frankreich in<br />
vielen Ecken der Welt beneidet wird, ein Erfolg bleiben.<br />
Auf der anderen Seite soll das traditionelle Zugnetz ge-<br />
33,8 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr<br />
15.000 Züge täglich im Einsatz, davon 800 TGV<br />
127 Millionen TGV-Reisende pro Jahr, davon<br />
24,5 Millionen auf den internationalen Strecken<br />
2 Milliarden TGV-Reisende seit seiner Einführung<br />
Jeder TGV umrundet jeden Monat einmal die Welt<br />
Alle drei Minuten verlässt ein TGV einen der Pariser<br />
10 Millionen Reisende täglich auf den<br />
3 Millionen Reisende pro Tag im Pariser Großraum<br />
Quelle: Rapport Profil & Chiffres Clés SNCF 2012<br />
stärkt aus der strategischen<br />
Neuausrichtung hervorgehen.<br />
Seine unverändert pro<br />
TGV ausgerichtete Sichtweise<br />
erstaunt nicht wirklich.<br />
Ebenfalls Anfang Juli ließ<br />
er verkünden: « Wir haben<br />
in Frankreich große ländlich<br />
geprägte Gegenden zwischen<br />
den Ballungszentren. Der<br />
TGV, so wie wir ihn heute<br />
kennen, ist eine gute Antwort<br />
darauf. Er passt genau zu den<br />
geografischen Gegebenheiten<br />
Frankreichs. Von Paris<br />
nach Toulon kommt man in<br />
dreieinhalb Stunden, obwohl<br />
beide Städte 800 Kilometer<br />
trennen. Bald ist man in zwei<br />
Stunden von Paris im über<br />
500 Kilometer entfernten Bordeaux.<br />
Die Formel des TGV,<br />
große Entfernungen mit hohen<br />
Geschwindigkeiten zu überwinden, ist perfekt dafür. »<br />
Doch auch Guillaume Pépy hat den neuen Zeitgeist<br />
verstanden. Auf die Frage nach der Zukunft der SNCF<br />
antwortete er unmissverständlich: « Die TER ziehen heute<br />
die SNCF nach oben. Die neue Eisenbahnrevolution geht<br />
von den Regionalzügen aus. » Ein Satz, den der oberste<br />
Eisenbahner vor ein paar Jahren so wahrscheinlich noch<br />
nicht gesagt hätte. Die Nachricht der neuen Regierung<br />
scheint bei ihm angekommen zu sein.<br />
Ein Unfall, der sich mit der Entgleisung eines Intercitys<br />
im Pariser Großraum am 12. Juli ereignete und sechs<br />
Todesopfer forderte, scheint auf tragische Weise die Notwendigkeit<br />
einer Neuausrichtung des<br />
Alain Rousset,<br />
Präsident<br />
der Region<br />
Aquitanien, bei<br />
der Einweihung<br />
neuer TER-Züge<br />
in seiner Region.<br />
S. 74: Einer der<br />
neuen Nahverkehrs<br />
züge der<br />
SNCF.<br />
S. 75: Guillau me<br />
Pépy, Präsident<br />
der SNCF.<br />
Schienenverkehrs zu unterstreichen.<br />
Die Katastrophe wurde durch ein Problem<br />
an einer Weiche ausgelöst. Die<br />
Frage ist also durchaus legitim, ob eine<br />
bessere Wartung des Schienennetzes<br />
den Unfall hätte verhindern können.<br />
Auch wenn solche Zwischenfälle in<br />
Frankreich zum Glück äußerst selten<br />
passieren, verdeutlicht der Unfall die<br />
Notwendigkeit von Investitionen ins<br />
klassische Eisenbahnnetz.<br />
Der TGV wird auch in Zukunft<br />
durchs Land sausen. Er muss sich bei<br />
den Investitionen aber auf eine neue<br />
Konkurrenz mit den konventionellen<br />
Zügen einstellen. Die Zeit, in der nicht<br />
nach den Kosten der Hochgeschwindigkeit<br />
gefragt wird, ist vorbei. Zumindest<br />
auf absehbare Zeit.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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ART DE VIVRE Wein<br />
Jurade de Saint-Emilion<br />
Mehr als Folklore: eine Tradition, die lebt<br />
Regelmäßig zieht eine Prozession durch<br />
die Gassen des Winzerortes Saint-Emilion<br />
östlich von Bordeaux. Die Schritte der zahlreichen<br />
Männer und wenigen Frauen in<br />
langen rotweißen Roben sind langsam und<br />
bestimmt, die Stimmung ist feierlich. Auch<br />
wenn es auf den ersten Blick so ausschauen<br />
könnte, dieser Marsch hat keinen religiösen<br />
Hintergrund. Es geht um die alte Tradition der<br />
Jurade, einem einst mächtigen Kollektiv, das<br />
im 12. Jahrhundert gegründet, während der<br />
Französischen Revolution aufgelöst und<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg als Marketinginstrument<br />
für die Weine aus dem Ort<br />
wiederentdeckt wurde.<br />
An diesem sonnigen Tag Mitte Juni bleibt Madame<br />
Buzet lieber in der Kühle ihres Weinkellers, der<br />
sich auf dem Gebiet des Dorfes Saint-Christophedes-Bardes<br />
im Herzen der Weinberge von Saint-Emilion<br />
befindet. Mit ihren über 80 Jahren packt sie Weinflaschen<br />
in Kartons. Sie stammen von ihrem Weingut, dem Château<br />
Robin, das zur « AOC Saint-Emilion » gehört und erstklassige<br />
Rotweine produziert. « Und noch ein Karton ist fertig<br />
», sagt sie in ihrer kommunikativen Art, als sie wieder<br />
einmal sechs Flaschen verstaut hat und sich bereits den<br />
nächsten Karton vorknöpft. Nichts scheint sie bei dieser<br />
Routinearbeit zu stören. Dabei ist heute ein ganz besonderer<br />
Tag in Saint-Emilion.<br />
Denn nur einige Kilometer von ihrem Weinkeller<br />
entfernt, im Zentrum des Winzerdorfes, herrscht heiterer<br />
Trubel. Wie an jedem dritten Sonntag im Juni steht die<br />
« Fête de Printemps » (dt. das Frühlingsfest) auf dem Programm.<br />
Zusammen mit dem Fest zur Weinlese am dritten<br />
Sonntag im <strong>September</strong> ist es eine der beiden Feierlichkeiten,<br />
die das Weinjahr von Saint-Emilion gliedern.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Madame Buzet weiß natürlich, dass an diesem Abend<br />
im Dorf ein großes Galadiner mit 800 geladenen Gästen<br />
stattfindet. « Seit Wochen wird hier über nichts anderes<br />
gesprochen. Anscheinend tischt ein großer Sternekoch<br />
auf. Eines ist sicher, man wird viel Wein trinken, guten<br />
Wein », weiß sie zu berichten. Die Sache mit dem Sternekoch<br />
ist richtig. Philippe Etchebest, im Guide Michelin<br />
mit zwei Sternen ausgezeichnet, wird für den Abend<br />
am Herd stehen. Richtig ist auch, dass edle Tropfen die<br />
Gläser füllen werden. Neun ganz besondere Weine werden<br />
gereicht. Es wird ein Abend, den die Gäste so schnell<br />
nicht vergessen sollen, o rganisiert von der Winzervereinigung<br />
des Ortes.<br />
Da Madame Buzet auch Winzerin ist, gehört sie irgendwie<br />
dazu. Trotzdem ist das nicht ihre Welt: « Wissen<br />
Sie, ich habe nichts gegen diese Veranstaltungen. Die<br />
sind bestimmt gut für unser Image. Aber für uns kleine<br />
Winzer sind sie nicht gemacht. » Mit 8,7 Hektar macht<br />
ihr Weingut nur einen kleinen Teil der Appellation von<br />
Saint-Emilion aus, die insgesamt 5.500 Hektar groß ist,<br />
wenn man die AOC « Saint-Emilion » und « Saint-Emilion<br />
Grand Cru » zusammennimmt. Die großen Weingüter<br />
exportieren ihre Erzeugnisse in die ganze Welt. Madame<br />
Buzet weiß das, aber es schert sie nicht besonders: « Mein<br />
Haus und meine Weinberge sind mein Leben. Ich bin<br />
glücklich, auch wenn es harte Arbeit ist. Und am Ende<br />
gehören wir alle zu einer Familie, die großen und die kleinen<br />
Weingüter. Der Wein verbindet uns, mit oder ohne<br />
rote Roben. »<br />
Mit den roten Roben spielt die rüstige Winzerin auf<br />
eine Tradition an, die vor dem Galaessen am Abend stattfindet<br />
und die mit einer Prozession durch das mittelalterliche<br />
Herz von Saint-Emilion beginnt. Es geht um die<br />
Tradition der Jurade.<br />
Die Jurade basiert auf einer Charta aus dem Jahre 1199,<br />
der « Charte de Falaise ». Damals gehörte Aquitanien zur<br />
englischen Krone. Johann Ohneland, König von England,<br />
vereinbarte diese Charta mit den Bürgern von Saint-Emilion.<br />
Der König wollte den Wünschen der Menschen vor Ort<br />
ein Stück entgegenkommen und erlaubte ihnen mit diesem<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 79
ART DE VIVRE Wein<br />
Obere Bildzeile:<br />
Impressionen von<br />
der Prozession<br />
durch Saint-Emilion.<br />
Mit dem Siegel<br />
wurden früher<br />
die Weinfässer<br />
versehen. Links: Die<br />
Weinberge vom<br />
Château Robin:<br />
Rechts: Eingang<br />
zum Weingut und<br />
Madame Buzet in<br />
ihrem Weinkeller.<br />
S. 78: Blick auf Saint-<br />
Emilion. S. 79: Szenen<br />
während und nach<br />
der Vereidigung<br />
neuer Mitglieder.<br />
Regelwerk, ihr Dorf und ihren Wein selbst zu verwalten.<br />
Das Kollektiv, das diese Rechte ausüben sollte, bekam<br />
den Namen Jurade. Die Repräsentanten der Jurade, die<br />
Jurats, mussten die Selbstverwaltung steuern, überwachen<br />
und sich um die Rechtsprechung und die Polizei innerhalb<br />
des eigenen Gebietes, der Juridiction, kümmern. Außerdem<br />
gehörte auch die Pflege der Beziehungen nach außen<br />
zu ihrem Aufgabengebiet. Was den Weinanbau angeht, so<br />
mussten sie diesen überwachen, Betrügereien unterbinden<br />
und schlechten Wein aussortieren. Nur die Jurade konnten<br />
das Siegel der Appellation auf die Fässer brennen. Es war<br />
in gewisser Weise der Vorläufer der heutigen AOC.<br />
Dieser Selbstverwaltung und Ordnung verdankt der<br />
Wein von Saint-Emilion viel. Durch die Arbeit der Jurade<br />
erreichte man beim Wein einen Qualitätsstandard,<br />
den man damals sonst selten finden konnte. In England<br />
bekam der Wein aus Saint-Emilion den schmeichelhaften<br />
Spitznamen « King of wines » (dt. König der Weine). Ludwig<br />
XIV. taufte ihn nicht weniger ehrenvoll « Nectar des<br />
Dieux » (dt. Göttertrank).<br />
Während der Französischen Revolution wurde die Jurade<br />
aufgelöst. Die Revolutionäre mochten keine derartigen<br />
Vereinigungen. Doch 1948 rief man die Tradition wieder<br />
ins Leben. Als Teil der Winzervereinigung des Dorfes ist<br />
die Jurade heute allerdings kein eigenständiges juristisches<br />
Konstrukt mehr. Sie setzt sich aber unverändert aus den<br />
Jurats, dem harten Kern, und vielen weiteren Mitgliedern<br />
mit vielfältigen Titeln zusammen. Zurzeit bilden 120<br />
Winzer, Weinhändler oder andere Persönlichkeiten aus<br />
dem Ort die Jurats. Man kann sich nicht für die Jurade<br />
bewerben, sondern muss dafür vorgeschlagen werden. Die<br />
Hauptaufgabe besteht heute darin, die Appellation von<br />
Saint-Emilion in der ganzen Welt bekannt zu machen.<br />
Bei der heutigen Feierlichkeit handelt es sich um eine<br />
Prozession, während der neue Mitglieder in den erlesenen<br />
Mitgliederkreis aufgenommen werden. Sie verläuft<br />
nach festen Ritualen. Der Vorsitzende der Jurade begrüßt<br />
die Neuankömmlinge, die anschließend ihre Treue zum<br />
Wein aus Saint-Emilion schwören und sich verpflichten<br />
müssen, ab sofort als Botschafter des Weines in der Welt<br />
aufzutreten. Als Gegenleistung dürfen sie sich mit einem<br />
Titel schmücken. Nicht jeder Neuankömmling wird Jurat.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Es gibt diverse weitere Titel und Funktionen: Protecteur<br />
de la Jurade, Pair de la Jurade, Grand Aumônier, Dame de<br />
la Jurade, Chancelier de la Jurade, Prud’hommes de la Jurade<br />
oder Vigneron d’Honneur. Sie drücken auch die Hierarchie<br />
unter den einzelnen Mitgliedern aus.<br />
Bei den Chanceliers de la Jurade handelt es sich um im<br />
Ausland lebende Repräsentanten. Aktuell gibt es zwei in<br />
Großbritannien (York und Oxford), zwei in Belgien (in<br />
Wallonien und Flandern), einen auf Malta, einen in der<br />
Schweiz und einen in Hongkong.<br />
Man achtet darauf, dass bei jeder Inthronisierung<br />
einige Persönlichkeiten darunter sind, damit alles etwas<br />
glamouröser wird. Dieses Mal sind es der Schauspieler<br />
Stéphane Henon, der durch die Erfolgsserie « Plus belle la<br />
vie » im französischen Fernsehen berühmt wurde, und der<br />
schon erwähnte Sternekoch Philippe Etchebest, der für<br />
die kulinarischen Genüsse am Abend sorgen wird.<br />
Madame Buzet wird während der ganzen Prozession<br />
mit ihren Kartons weitermachen. Sie gibt nicht viel auf<br />
den Rummel ein paar Kilometer entfernt und sie will auch<br />
keine Autogramme von den neuen Stars der Jurade. « Plus<br />
belle la vie » ist nicht unbedingt ihre Welt. Doch genau<br />
dies zeigt den Charme von Saint-Emilion: Zwar können<br />
auf ein paar Kilometern Entfernung verschiedene Welten<br />
liegen, trotzdem gibt es einen gemeinsamen Nenner im<br />
Ort: die Liebe zum Wein.<br />
Jurade de Saint-Emilion<br />
Rue Guadet<br />
33330 Saint-Emilion<br />
Telefon: +33 (0)5 57 24 65 57<br />
Château Robin<br />
33330 Saint-Christophe-des-Bardes<br />
Telefon: +33 (0)5 57 24 77 64<br />
www.saintemilion-robin.com<br />
Sowohl Rotweine zum schnellen Genießen (z.B. aus dem<br />
Jahr 2004 für 7,00 Euro/Flasche) als auch Rotweine zum<br />
Aufbewahren (z.B. aus dem Jahr 2009 für 10,00 Euro/<br />
Flasche) sind im Angebot.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 81
ART DE VIVRE Rezept<br />
«<br />
Wollen Sie den Sommer<br />
auch möglichst lange in<br />
den sich ankündigenden<br />
Herbst hinüberretten?<br />
Mit diesen kleinen<br />
Gemüse-Tartes lässt sich<br />
zumindest farblich und<br />
kulinarisch der Sommer<br />
ein wenig verlängern. Sie<br />
sind als Appetitanreger<br />
perfekt geeignet für ein<br />
Abendessen unter Freunden.<br />
Bon appétit!»<br />
Für 4 Personen<br />
Vorbereitungszeit: 65 min<br />
Backzeit: 15 min<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Zutaten<br />
Für den Mürbeteig:<br />
250 g Mehl<br />
75 g Butter<br />
1 Ei<br />
Salz<br />
Für den Belag:<br />
2 Karotten<br />
2 Spargelstangen<br />
1 rote Paprika<br />
½ Fenchelknolle<br />
2 Perlzwiebeln<br />
2 Knoblauchzehen<br />
2 Eier<br />
500 ml Crème fraîche<br />
100 g Parmesan<br />
20 g Butter<br />
Olivenöl<br />
Salz & Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
• Für den Teig Mehl, Butter und Salz<br />
in eine Schüssel geben und mit der<br />
Hand kneten. Das Ei und einen<br />
Schuss Wasser dazugeben und<br />
weiterkneten, bis sich ein glatter<br />
Teig ergibt. Den Teig zu einer<br />
Kugel formen und eine Stunde<br />
lang im Kühlschrank ruhen lassen.<br />
• Die rote Paprika anbraten,<br />
damit sich ihre Haut besser löst.<br />
Anschließend enthäuten und in<br />
kleine Würfel schneiden. Das<br />
andere Gemüse ebenfalls in<br />
kleine Würfel schneiden.<br />
Knoblauchzehen enthäuten,<br />
aber nicht klein schneiden.<br />
• Das klein geschnittene Gemüse<br />
mit Olivenöl in einer Pfanne<br />
anbraten. Die Knoblauchzehen<br />
als Ganzes dazulegen. Alles rund<br />
15 Minuten garen lassen. Mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
• Währenddessen in einem Behälter<br />
die zwei Eier, Crème fraîche<br />
und den Parmesan verrühren.<br />
Pfanne<br />
• Die Knoblauchzehen aus der<br />
nehmen. Die Crème-<br />
Mischung in die Pfanne geben und<br />
alles gut miteinander vermischen.<br />
• Kleine eingefettete Tarteformen<br />
mit dem Teig auslegen.<br />
Anschließend die Gemüse-<br />
Crème-Mischung darüber<br />
verteilen. Alles 15 bis 20<br />
Minuten bei 180 Grad im<br />
Backofen backen lassen.<br />
Anschließend servieren.<br />
Tipp<br />
• Es bietet sich an, einen grünen<br />
Salat zu den Tartes zu reichen<br />
oder alternativ in feine Streifen<br />
geschnittenen gekochten Schinken<br />
bzw. Parmaschinken.<br />
Weinempfehlung<br />
• Ein halbtrockener Weißwein,<br />
zum Beispiel ein Vouvray aus dem<br />
Loire-Tal, passt gut zu den Tartes.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 83
ART DE VIVRE Genuss<br />
Serie: Frankreichs AOC<br />
Teil 10: Die AOC der Franche-Comté<br />
Nach der Auvergne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38), der Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), der Bretagne<br />
(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40), der Region Rhône-Alpes (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41), dem Elsass (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42),<br />
Korsika (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43), der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44), den<br />
Pays de la Loire (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45) und Burgund (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46) geht es dieses Mal in die<br />
Franche-Comté. Die vier Departements der Region zeichnen sich durch eine Mittelgebirgslandschaft<br />
und viele Wälder aus. Die klassische Landwirtschaft spielt eine eher<br />
untergeordnete Rolle. Bedeutender sind Viehwirtschaft und Weinanbau. Insgesamt<br />
dürfen sich 37 Produkte mit einem AOC- bzw. AOP-Siegel schmücken, darunter auch<br />
solche, die man eher mit Nachbarregionen in Verbindung bringt.<br />
Weine<br />
Insgesamt gibt es sechs AOC-geschützte Appellationen in<br />
der Franche-Comté, deren Anbaugebiete sich auf rund 80 Kilometern<br />
zwischen Arbois und dem Jura erstrecken: « Côtes du<br />
Jura », « l’Etoile », « Arbois » bzw. « Arbois-Pupillin », « Château-<br />
Chalon », « Crémant du Jura » und « Macvin du Jura ». Zwar sind<br />
die Weine aus der Franche-Comté weniger berühmt als die Weine<br />
aus der Nachbarregion Burgund oder dem Bordelais, doch<br />
hinsichtlich der Originalität der Erzeugnisse müssen sie sich<br />
nicht hinter den großen französischen Weinregionen verstecken.<br />
Dies ist zunächst einmal deshalb so, da es in der Franche-<br />
Comté drei lokaltypische Reben gibt: Poulsard (auch Plousard<br />
geschrieben), Savagnin und Trousseau. Außerdem gibt es nicht<br />
nur Weiß-, Rosé- und Rotweine, sondern auch einen vin de paille<br />
(dt. Strohwein) und einen vin jaune (dt. gelber Wein).<br />
Bei dem Strohwein (« Côtes du Jura », « Arbois » und<br />
« l’Etoile ») werden sorgfältig ausgewählte Trauben mindestens<br />
sechs Wochen lang auf Strohmatten zum Trocknen ausgelegt,<br />
was den Zuckergehalt durch die Verdunstung erhöht. Nach der<br />
Pressung der Trauben reift der Wein drei Jahre lang in kleinen<br />
Fässern.<br />
Der vin jaune (« Château-Chalon », « Arbois », « l’Etoile » und<br />
« Côtes du Jura ») zeichnet sich ebenfalls durch einen besonderen<br />
Herstellungsprozess aus. Nach der Vergärung des Mosts reift<br />
der Wein mindestens sechs Jahre und drei Monate lang in Eichenfässern.<br />
Während dieser Zeit bildet sich eine Hefeschicht,<br />
die den Kontakt zur Luft unterbindet und vor dem Oxidieren<br />
schützt. Am Ende kommt ein geschmacklich sehr besonderer<br />
Wein heraus. Manche Flaschen lagern jahrzehnte-, gar jahrhundertelang.<br />
Die bisher älteste verkostete Flasche stammte aus dem<br />
Jahre 1774.<br />
Schließlich trägt auch der Macvin zur Originalität der Weine<br />
aus der Franche-Comté bei. Er wird aus einem eau de vie hergestellt<br />
und reift mindestens zwölf Monate lang in Eichenfässern.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Obstbrand<br />
Seit dem 17. Jahrhundert sind die Stadt Fougerolles und ihre<br />
Umgebung für einen Obstbrand aus Kirschen bekannt. Der « Kirsch<br />
de Fougerolles » darf sich zudem seit 2010 mit einem AOC-Siegel<br />
vermarkten lassen, was seine Beliebtheit noch vergrößert hat. Wegen<br />
des kalten Frühlings in diesem Jahr fiel die Kirschernte allerdings<br />
äußerst spärlich aus, so dass Produktionseinbußen für diesen<br />
Jahrgang zu verzeichnen sind.<br />
Butter & Sahne<br />
In einem Viereck zwischen Mervans, Beaufort, Ceyzériat und<br />
Saint-André-de-Bâgé wird auf dem Gebiet von knapp 200 Kom-<br />
munen<br />
in den Departements Ain (Rhône-Alpes), Saône-et-Loire<br />
(Burgund) und Jura (Franche-Comté) die Beurre de Bresse (Butter)<br />
und die<br />
Crème de Bresse (Sahne) hergestellt, beide stehen seit Januar<br />
2012 unter dem Schutz der kontrollierten Herkunftsbezeichnung<br />
AOC. Die Butter wird für ihre Geschmacksintensität und die je<br />
nach Jahreszeit wechselnde Farbe (im Frühjahr heller als im Som-<br />
mer und<br />
im Sommer heller als im Herbst) geschätzt. Die Sahne<br />
zeichnet<br />
sich durch ihre besondere Cremigkeit aus.<br />
Käse<br />
Die Franche-Comté ist berühmt für Käse. Eine der Käsesorten<br />
der Region konnte als eine der ersten im Land mit einer AOC-<br />
Auszeichnung aufwarten. Es handelt sich um den Comté, den viele<br />
Käseliebhaber für den König aller Käse halten. In kathedralenartigen<br />
Höhlen reifen die Laiber viele Monate lang, bevor sie in verschiedenen<br />
Reifestufen in den Handel kommen. Man könnte fast<br />
glauben, dass der Käse so berühmt ist, dass er der Region seinen<br />
Namen gegeben hat. Das ist allerdings nicht so. Das « Comté » im<br />
Namen der Region hat nichts mit diesem Käse zu tun. Der Wortbestandteil<br />
bedeutet in dem Fall « Grafschaft ». Franche-Comté lässt<br />
sich also als « Freie Grafschaft » bzw. « Freigrafschaft » übersetzen.<br />
Weitere AOC-Käse aus der Franche-Comté sind Bleu de Gex,<br />
Munster, Morbier und Mont d’Or. Letzterer ist auch unter der Bezeichnung<br />
Vacherin bekannt. Besonders lecker ist er, wenn man ihn<br />
im Ofen leicht schmelzen lässt und anschließend löffelt. Allerdings<br />
kann man nicht ganzjährig in diesen Genuss kommen, da die Herstellung<br />
nur vom 15. August bis zum 15. März erlaubt ist.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 85
ART DE VIVRE Genuss<br />
Fleisch<br />
Vier Fleischsorten mit einem AOC-Siegel<br />
werden zum Teil auch in der Franche-Comté<br />
hergestellt: Chapon de Bresse (Masthahn),<br />
Dinde de Bresse (Pute), Poularde de Bresse<br />
(Masthühnchen) und Poulet de Bresse (Masthähnchen).<br />
Alle vier Geflügelprodukte genießen<br />
einen guten Ruf unter Feinschmeckern.<br />
Honig<br />
Honig aus den Vogesen ist bekannt für seinen<br />
nussigen Geschmack und seine kräftige dunkle<br />
Farbe. Damit der Honig das AOC-Siegel tragen<br />
darf, müssen die Bienen ihrer Arbeit in den<br />
Wäldern des Mittelgebirges nachgegangen sein.<br />
Ganze Bienenstöcke werden deshalb im Juli mit<br />
Lkws in die Nähe der Wälder gebracht. Die Weiterverarbeitung<br />
darf anschließend nur innerhalb<br />
fest definierter geografischer Grenzen erfolgen,<br />
die Teile der Franche-Comté einschließen.<br />
AOC & AOP<br />
Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />
europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />
AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />
Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />
ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />
nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />
wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />
bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />
Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />
sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />
werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />
d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />
Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />
verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />
eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />
Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />
sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />
Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />
wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />
einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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ART DE VIVRE Tradition<br />
Toulouse<br />
Im Zeichen des Veilchens<br />
Das Veilchen ist ein Symbol von Toulouse. Seine Zucht begann im<br />
19. Jahrhundert und in den 1930er-Jahren erlebte sie ihren Höhepunkt.<br />
Gerade durch den Ausbau der Luftpost, für die Toulouse eines der Zentren<br />
war, wurden Veilchensträuße nach ganz Europa und sogar nach Nordafrika<br />
exportiert. Doch dann drohte das Veilchen ganz aus der Stadt zu<br />
verschwinden. Erst seit Ende des letzten Jahrhunderts geht es mit dem fl oralen<br />
Botschafter von Toulouse wieder bergauf; auch wegen des engagierten<br />
Kampfes einiger Einheimischer, die sich mit dem Verschwinden der<br />
Blume nicht abfi nden wollten.<br />
Wenn eine wichtige Persönlichkeit nach Toulouse<br />
kommt, überreicht der Bürgermeister traditionell<br />
keinen Rosenstrauß wie andernorts, sondern<br />
einen aus Veilchen. Wenn man weiß, wie viele Blüten es<br />
braucht, um einen ganzen Strauß aus dieser Blume zu formen,<br />
kann man die Ehrung gar nicht genug schätzen. Ein<br />
solcher Blumenstrauß erzählt vor allem aber einen Teil der<br />
Geschichte der Stadt. Denn die nur im Winter von November<br />
bis März blühenden Veilchen sind fest mit der<br />
Vergangenheit der Hauptstadt der Region Midi-Pyrénées<br />
verbunden. Zwischen den Bewohnern von Toulouse und<br />
der Blume hat sich so etwas wie eine Liebesbeziehung entwickelt,<br />
selbst wenn diese zeitweise auf Sparflamme loderte.<br />
Wann und wie die Veilchen nach Toulouse gekommen<br />
sind, ist nicht ganz geklärt. Diverse Legenden und Geschichten<br />
existieren. Einige meinen, dass der Ursprung<br />
im Mittelalter zu suchen ist, als in Toulouse Goldmünzen<br />
geprägt wurden, die von Veilchen geziert wurden. Andere<br />
glauben an eine romantischere Version, nach der ein Soldat<br />
der Armee von Napoleon III. ein Veilchen aus Italien<br />
für seine Angebetete nach Toulouse mitgebracht haben<br />
soll.<br />
Was auch immer Wahrheit oder Dichtung ist, am<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts jedenfalls begannen Gemüse-<br />
und Obstbauern aus der Region damit, Veilchen zu<br />
züchten. Da die Blume im Winter blüht, konnte man mit<br />
ihr in einer für die Landwirtschaft sonst schwierigen Jahreszeit<br />
Zusatzeinnahmen erzielen. Im Laufe der folgenden<br />
Jahre wurde aus den anfänglichen Versuchen ein neuer<br />
Erwerbszweig. Vor allem im nördlichen Stadtgebiet, im<br />
Viertel Lalande, sowie nördlich der Stadt im Umfeld von<br />
Saint-Jory und Launaguet gab es immer mehr Felder mit<br />
Veilchen. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man 600 Fa-<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
milien, die im Winter von der Veilchenzucht lebten.<br />
Obwohl es damals noch keine Tradition der Veilchensträuße<br />
gab, erlebte die Blume eine große Erfolgsstory.<br />
Nach diversen Quellen sollen rund 600.000 Sträuße pro<br />
Jahr nach ganz Europa verschickt<br />
worden sein, nach England,<br />
Deutschland, Österreich,<br />
Ungarn und sogar Russland<br />
und Marokko. Zum Höhepunkt<br />
der Veilchenmode fuhren drei<br />
bis sechs Waggons eines Zuges<br />
jeden Tag mit Veilchen nach<br />
Paris. Zu dieser Zeit wurde die<br />
Pflanze zum Symbol von Toulouse.<br />
In der Stadt selbst gab es<br />
Kioske, die nur Veilchensträuße<br />
anboten. Gerade Liebespaare<br />
kauften diese Blumen gerne.<br />
Außerdem erschienen die ersten<br />
Produkte auf der Basis dieser<br />
Pflanze, etwa Veilchenbonbons.<br />
Doch der Erfolg hielt nicht<br />
an. Ab dem Jahr 1955 kamen<br />
schwere Zeiten auf die lilafarbenen<br />
Winterblüher zu. Eine<br />
Weile bestand sogar die Gefahr,<br />
dass die Blume ganz aus Toulouse<br />
verschwinden könnte.<br />
Da die Veilchenzucht aufwendig<br />
und mühsam ist, wandten<br />
sich immer mehr Züchter<br />
davon ab. Man kann sie durchaus verstehen. Damit die<br />
Blumen schön blühen, brauchen sie ein wenig Kälte. Aber<br />
auch nicht zu viel, denn die Pflanzen dürfen nicht erfrieren.<br />
Außerdem mögen die Veilchen keine Sonne. Da die<br />
Blume damals nur auf freien Feldern wuchs, bedeutete<br />
dies für die Züchter, dass sie oftmals auf allen Vieren mit<br />
frierenden Händen über die Felder robben mussten. Als<br />
1956 der Winter extrem kalt ausfiel und ein Großteil der<br />
Blumen erfror, entmutigte dies viele der Züchter endgültig.<br />
Hinzu kam, dass auch die Zucht von neuen Setzlingen<br />
mit viel manueller Arbeit verbunden ist. Außerdem wurden<br />
immer mehr farbenfrohe und ungewöhnliche Blumen<br />
ins Land importiert, vor allem aus Holland. Das Veilchen<br />
verlor seine exotische Note in Anbetracht der neuen, viel<br />
spektakuläreren Konkurrenz. Als dann noch eine Krankheit<br />
den Pflanzen zu schaffen machte, schien das Ende für<br />
die Veilchen in Toulouse nahe.<br />
Zum Glück gab es aber ein paar Toulousains, die sich<br />
La Maison de la violette<br />
Canal du Midi<br />
(gegenüber 3, boulevard Bonrepos)<br />
31000 Toulouse<br />
Telefon: +33 (0)5 61 99 01 30<br />
www.lamaisondelaviolette.com<br />
mit dem vollkommenen Verschwinden des Symbols der<br />
Stadt nicht abfinden wollten. Sie schafften es, die Landwirtschaftskammer<br />
des Departements Haute-Garonne<br />
und den Conseil Régional von Midi-Pyrénées davon<br />
zu überzeugen, Geld für Forschungsarbeiten<br />
an der Pflanze<br />
bereitzustellen. Der Agraringenieur<br />
Adrien Roucolle nahm<br />
sich der Probleme der Blume<br />
an. Ein Konservatorium wurde<br />
ins Leben gerufen. 1992 konnte<br />
durch eine künstliche Reproduktion<br />
der Blume die Zucht<br />
von Neuem beginnen. Lokale<br />
Züchter nahmen sich der Veilchen<br />
wieder an.<br />
Heute gibt es ein Dutzend<br />
Veilchenzüchter in Toulouse<br />
und Umgebung. Ausreichend<br />
viele, um eine alte Tradition<br />
wiederzubeleben. Die Produzenten<br />
haben sich den modernen<br />
Wünschen der Kunden<br />
angepasst. Zwar gibt es unverändert<br />
Veilchensträuße, sie<br />
spielen aber keine so große Rolle<br />
mehr wie früher. Vielmehr dreht<br />
sich nun alles um aus Veilchen<br />
hergestellte Produkte: Bonbons,<br />
Parfum, Seife, Sirup, Honig<br />
usw. Dies hat als Nebenwirkung<br />
zur Folge, dass man bei einer Einkaufstour in Toulouse<br />
aufmerksam sein muss. Manches Veilchenprodukt, das in<br />
der Stadt angeboten wird, ist unter dem Deckmantel einer<br />
nur scheinbar lokalen Verbundenheit inzwischen in Wirklichkeit<br />
« Made in China ».<br />
Es gibt in Toulouse aber auch Boutiquen, in denen nur<br />
authentische Produkte aus der Region feilgeboten werden.<br />
Etwa die « Maison de la violette ». Hélène Vié, eine leidenschaftliche<br />
Anhängerin der Blume, hat auf einem alten<br />
Kahn, nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt,<br />
ihr persönliches Veilchen-Universum aufgebaut. Fast 100<br />
verschiedene Artikel aus Veilchen hat sie im Angebot.<br />
Bei jedem wird garantiert, dass die Herstellung lokal und<br />
nach alter Tradition erfolgt. Ihre Tochter Mélanie teilt inzwischen<br />
die gleiche Leidenschaft und arbeitet im Laden<br />
mit. Dank engagierter Menschen wie diesen beiden Frauen<br />
kann das Veilchen hoffentlich noch lange ein blühender<br />
Botschafter von Toulouse bleiben.<br />
Verkauf von Veilchen im Winter, Teesalon<br />
auf dem Deck des Kahns im Sommer.<br />
Besonders köstlich: das Veilcheneis .<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 89
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46
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Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
9<br />
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6<br />
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1<br />
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2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
14<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
Monnaie de Paris: Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />
Paris mit Kindern: Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />
Nachwuchs<br />
Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />
Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in 38<br />
Paris<br />
Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />
römischen Amphitheaters<br />
Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />
Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des 36<br />
Prachtboulevards?<br />
Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />
35<br />
mit einzigartigem Garten<br />
Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Hotel<br />
Hotel Lutetia, Paris 33<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de Condé: Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />
Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Jardin Mosaic: Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />
Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Hotel<br />
Pasino Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller: Ein Fahrstuhl für Schiffe 45<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />
(Teil 1: Ostfrankreich)<br />
Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />
Musée Lalique: Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />
Maison de Robert Schuman: Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />
des vereinten Europas<br />
Genuss: Die AOC des Elsass 42<br />
10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />
Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />
Kulturerbe<br />
Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />
Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />
Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />
Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />
Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />
Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />
Chantals Rezept: Quiche Lorraine 33<br />
Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />
Hotel<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />
Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Saône: Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />
(Teil 1: Ostfrankreich)<br />
Maison de Louis Pasteur: Ein Dorf im Fokus der Wissenschaft 43<br />
Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />
Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />
Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />
Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein 35<br />
Wanderparadies<br />
Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />
Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen 34<br />
Provinzstadt<br />
Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen 32<br />
erlaubt ist<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Cheverny: Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />
Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />
Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />
Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />
Le Mans: Unerwartet anders 33<br />
Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />
Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Hotel<br />
Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Normandie: Heimat des Impressionismus 45<br />
Genuss: Die AOC der Normandie 39<br />
10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />
Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />
Falaises d'Etretat: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />
Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />
Frankreichs<br />
32<br />
Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Hotel<br />
Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />
(Teil 2: Westfrankreich)<br />
Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />
Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />
Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />
Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten 32<br />
Frankreichs<br />
Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten 32<br />
Frankreichs<br />
Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />
Ile de Bréhat 29<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Ile d‘Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d‘Aix, Fort Boyard: Reif 46<br />
für die Insel(n)<br />
Loire-Mündung: Kunst am Fluss 45<br />
Nantes: Im Westen viel Neues 44<br />
EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen 42<br />
Fassaden<br />
Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />
Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />
Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />
Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />
Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />
Hotel<br />
Hôtel Napoléon, Ile d‘Aix 46<br />
Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Bordeaux 2.0 46<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />
(Teil 2: Westfrankreich)<br />
Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
Chantals Rezept: Cannelés 41<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Wein: Château Bardins 37<br />
Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />
Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35
Genuss: Gâteau basque 34<br />
Dune du Pyla: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches 32<br />
Schmuckstück<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />
Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Toulouse: Zu Besuch bei Airbus 46<br />
Östliche Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
Gouffre de Padirac: Der Erdmitte ein Stückchen näherkommen 44<br />
Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />
Pastell: Das blaue Gold 43<br />
Guéwen a testé... Pastellworkshop 43<br />
Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />
Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />
Viaduc de Garabit 37<br />
Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Genuss: Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />
Cirque de Gavarnie: Die 10 schönsten Naturwunder<br />
33<br />
Frankreichs<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Hotel<br />
Le Grand Balcon, Toulouse 42<br />
Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Montélimar & Umgebung: Eine Reise zwischen gestern und 46<br />
morgen<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />
(Teil 1: Ostfrankreich)<br />
Lyon & Umgebung: Eine Reise zu den städtebaulichen Utopien 44<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />
Tradition: Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />
Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />
Wein: Clairette de Die 42<br />
Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />
Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im 40<br />
Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen 39<br />
Garten<br />
Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />
Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />
Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval: Die Kraft eines Traumes 33<br />
Pont d'Arc: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />
Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Hotel<br />
Cour des Loges, Lyon 44<br />
Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />
Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />
Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />
Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />
Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Orgues d'Ille-sur-Têt – Die 10 schönsten Naturwunder 33<br />
Frankreichs<br />
Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten 32<br />
Frankreichs<br />
Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />
23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Hotel<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Grasse: Der Duft einer Hauptstadt 45<br />
Les Baux-de-Provence: Die unerwarteten Reize eines viel 44<br />
besuchten Dorfes<br />
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />
(Teil 1: Ostfrankreich)<br />
EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />
Orange: Eine Stadt spielt Theater 42<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />
werden<br />
10 Ideen... für die Provence 39<br />
Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />
Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />
Parks<br />
Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />
Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das 34<br />
kleine Gebirge<br />
Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />
Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />
Calanques: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Colorado Provençal de Rustrel: Die 10 schönsten Naturwunder 33<br />
Frankreichs<br />
Gorges du Verdon: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />
Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />
Hotel<br />
Mas du Grand Vallon, Côte d’Azur 45<br />
Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />
B Design & Spa, Le Paradou 39<br />
Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />
Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss: Die AOC Korsikas 43<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Calanche di Piana: Die 10 schönsten Naturwunder<br />
33<br />
Frankreichs<br />
Hotel<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />
Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
Weitere Themen<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Franzosen und Gesellschaftsspiele:<br />
45<br />
Ein Markt mit Steigerungspotential<br />
Verkehr: Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />
Gewalt auf Korsika: Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />
EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
Shopping: Winterschlussverkauf, der andere Wintersport 43<br />
Interview: Michel Chevalet, der Mann, der den Franzosen die 42<br />
Wissenschaft erklärt<br />
Kriminalität: Angst über der Stadt 42<br />
Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />
Interview: Jean Viard, der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />
Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />
Berufe: Simone Hérault, die Stimme Frankreichs 40<br />
Berühmtheiten: Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />
Frankreichbild: Frankreichs Image in der Welt 39<br />
Berufe: Die Unsterblichen, die 40 Wächter der französischen 39<br />
Sprache<br />
Berufe: Der Präfekt, lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />
Berufe: Carien, Startänzerin im Lido 37<br />
Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />
Berufe: Félisa, Gardienne in Paris 36<br />
Spendenbereitschaft: Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />
Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />
Ladenöffnungszeiten: Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />
Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />
Ehrenlegion: Geht es noch um Verdienste? 33<br />
Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />
Frauen: Madame Glückspilz? Die Situation der französischen 32<br />
Frauen<br />
Serie: Städtevergleich (2): Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Serie: Städtevergleich (1): Lyon versus Marseille 31<br />
Mona Ozouf: Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />
Es lebe die Elite!: Frankreichs Grandes Ecoles 29<br />
Fußball: Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 29<br />
Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />
Krieg auf vier Rädern: Die Debatte um das Quad 27<br />
Versailles: Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />
Gedenkkultur: Darf der Staat in die Geschichtsschreibung 20<br />
eingreifen?<br />
Politik<br />
Hochschulpolitik: Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />
Deutsch-Französische Freundschaft: Wenn eine Freundschaft 44<br />
zum Ritual wird<br />
Interview: Gregor Gysi und Frankreich 43<br />
Machtverhältnisse: Alles nach links 41<br />
Medien: Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />
Volksabstimmungen: Modethema im Wahlkampf 39<br />
Fünf Jahre Sarkozy: Zeit für eine Bilanz 38<br />
François Hollande: Der neue Präsident? 37<br />
Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Präsidentschaftswahl 2012: Die Kultur als Wahlkampfthema 35<br />
Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />
Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />
TGV: Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />
leisten?<br />
Marine Le Pen: Das «neue» Gesicht des französischen 32<br />
Rechtsextremismus<br />
Staatsbankette: Wenn die Politik durch den Magen geht 29<br />
Plages de gauche, plages de droite: Urlaub in politischen 28<br />
Farben<br />
Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />
In Mamas oder Papas Fußstapfen: Kinder französischer 27<br />
Politiker in der Politik<br />
Frédéric Mitterrand: Der neue französische Kulturminister 23<br />
Licht und Kerzen: Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum 23<br />
Umweltpolitik: Frankreich wagt die erneuerbaren Energien 20<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>Nr</strong>.
Subventionen: Wissen die Franzosen die EU überhaupt zu<br />
schätzen?<br />
Wirtschaft<br />
Tourismus: Hauptsache außergewöhnlich 40<br />
Tourismus: Futuroscope, Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />
Bistrosterben: Naht das Ende des Bistros? 33<br />
Austernkrise: Sterben Frankreichs Austern aus? 32<br />
Guide Michelin: Eine Deutsche an der Spitze der französischen 29<br />
Gastronomiebibel<br />
Olympia 2012: Wie Frankreichs Norden von den Spielen in 27<br />
London profitieren will<br />
Flughäfen: Welche Zukunftsperspektiven haben Frankreichs 21<br />
Flughäfen<br />
Kunst & Kultur<br />
Interview: Götz Alsmann in Paris 46<br />
Interview: Patricia Kaas 45<br />
Museen: Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />
EU-Hauptstadtjahre: <strong>2013</strong>: Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
ST-ART: Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />
Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />
Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />
einzigartigem Garten<br />
Französisches Historisches Museum: Ein Projekt schlägt hohe 31<br />
Wellen<br />
Pariser Philharmonie: Wenn Politik von der Realität eingeholt 31<br />
wird<br />
Mémorial Caen: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Jean Cocteau an der Côte d'Azur: Jean Cocteau zwischen 28<br />
Nizza und Menton<br />
Die afrikanische Seele von Paris: Interview mit Alain<br />
27<br />
Mabanckou<br />
Chanson: Dalida, unsterbliche Ikone des französischen 20<br />
Chansons<br />
Lebensart<br />
Guignol: Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Shopping: Le Bon Marché, eine Pariser Institution feiert ihren 41<br />
160. Geburtstag<br />
Bunte Töpfe: Keramik aus Vallauris 28<br />
Genuss<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Burgunds 46<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Pays de la Loire 45<br />
Trüffel in Sarlat-la-Canéda: Schwarze Diamanten 44<br />
20<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Provence-Alpes-Côte 44<br />
d’Azur<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Korsikas 43<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC des Elsass 42<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Bretagne 40<br />
Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Normandie 39<br />
Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Auvergne 38<br />
Rillettes: Einfach, deftig, köstlich 37<br />
L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
Nougat: Süßigkeit aus Montélimar 35<br />
Gâteau basque: Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />
Backpflaumen aus Agen: Diskrete Früchtchen 33<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 21<br />
Ti'Punch & Planteur: Der Charme der Antillen in zwei Cocktails 31<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />
31<br />
Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />
29<br />
Hauptstadt (4): Weinbars<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />
28<br />
Hauptstadt (3): Ungewöhnliche Restaurants<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />
27<br />
Hauptstadt (2): Restaurants mit Ausblick<br />
Esskultur: Fastfood erobert Frankreich 23<br />
Poulet de Bresse: Ein Huhn, ein Mann, eine Leidenschaft 20<br />
Weine & Spirituosen<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Ratgeber: Die Kunst des Karaffierens und Dekantierens 45<br />
Les Grés de Montpellier 44<br />
Picon: «Un Picon-Bière, s'il vous plaît» 43<br />
Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen 42<br />
Fassaden<br />
Clairette de Die: Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />
Lagerung: Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />
Bier: Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />
Lirac: Das «mediterranste» Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />
Wein & Gesundheit: Vive le vin! Vive la santé! 39<br />
Angélique de Niort: Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Château Bardins: Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />
Léognan<br />
Cognac: Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />
Saint-Véran: Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />
Vinexpo: Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />
Chinon: Ein Wein für alle Fälle 34<br />
A.O.C. Fitou: Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Crème de Cassis: Ein Getränk, das kein großes Brimborium 32<br />
um sich macht<br />
Saint-Pourçain: Wein von der Tafel der Mächtigen 29<br />
Vin jaune & Vin de Paille: Die geheimnisvollen Weine des 27<br />
Juras<br />
Rum: Hochprozentiges aus Übersee 23<br />
Bier: Ein überraschend französisches Produkt 20<br />
Chantals Rezepte<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />
Quiche sans pâte 44<br />
Coq au vin 43<br />
Poires safranées et ses tuiles à l'orange 42<br />
Cannelés 41<br />
Gazpacho de tomate 40<br />
Crème brûlée à la fleur d'oranger 39<br />
Velouté de laitue 38<br />
Tarte aux rillettes 37<br />
Liqueur d'estragon 36<br />
Gratin dauphinois 35<br />
Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />
Quiche Lorraine 33<br />
Huitres chaudes à la fondue de poireaux et son sabayon 32<br />
Parmentier de canard 31<br />
Moules à la crème 29<br />
Soupe de fraises 28<br />
Méli-Mélo d’avocat et melon 27<br />
Baba au rhum 23<br />
Jarrets de porc à la sauge et au romarin 20<br />
Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften<br />
Ausgaben, fi nden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />
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Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />
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KULTURSCHOCK<br />
Auf die Farbe der<br />
Krawatte kommt es an!<br />
Liebe Ursula,<br />
endlich komme ich dazu, Dir zu schreiben. Ich wollte mich schon<br />
den ganzen Sommer über bei Dir melden. Aber stell Dir vor, ich hatte<br />
keinen Urlaub. Der Bürgermeister, dessen, wie Du weißt, Büro ich manage,<br />
hatte den « genialen » Einfall, diesen Sommer durchzuarbeiten.<br />
Er legte mir sehr nahe, dies genauso zu tun. Warum? Nicht wegen<br />
einer Naturkatastrophe. Von den schlimmen Unwettern diesen Sommer<br />
wurden wir zum Glück verschont. Nein, wegen der anstehenden<br />
Wahlen.<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
Jetzt wirst Du fragen, welche Wahlen? Unser Präsident<br />
wurde doch gerade erst gewählt. Du hast vollkommen<br />
recht. Aber unser Bürgermeister denkt bereits an die<br />
Kommunalwahlen im kommenden März! Dabei ist er<br />
offiziell noch nicht einmal Kandidat für die Wahl. Das<br />
wäre für die Öffentlichkeit noch zu früh, meint er. Er<br />
teilte mir aber im Vertrauen mit, dass er erneut antreten<br />
wird. Er wollte von mir wissen, ob ich bereit wäre, weitere<br />
sechs Jahre für ihn zu arbeiten. Natürlich habe ich total<br />
Lust darauf. Da ahnte ich ja auch noch nicht, dass meine<br />
Sommerferien das erste Opfer dieses Engagements sein<br />
würden.<br />
Schon seit Wochen soll ich diskret am Wahlkampf arbeiten,<br />
zum Beispiel darüber nachdenken, welchen Slogan<br />
wir verwenden können, wer in das Wahlkampfteam muss<br />
und darauf achten, dass wir ein paar schöne Bilder vom<br />
Bürgermeister für die Plakate haben. Doch das ist nicht<br />
der einzige Grund, warum der Sommerurlaub ausfallen<br />
musste. Der Bürgermeister erklärte mir, dass es gegenüber<br />
den Wählern wichtig sei, zu sehen, dass wir immer im<br />
Einsatz sind. Auch wenn sie selbst in Urlaub fahren. Da<br />
half dann auch meine Widerrede nicht weiter, dass es erst<br />
in acht Monaten an die Urnen geht. Es ist eben eine Frage<br />
des guten Images.<br />
Bei einem Mittagessen neulich erzählte ich dem Bürgermeister<br />
von Dir und davon, dass Du für einen deutschen<br />
Amtsträger den gleichen Job machst wie ich. Er<br />
wollte ganz viel wissen, vor allem wie der Wahlkampf in<br />
Deutschland funktioniert, gerade bezüglich der Bundestagswahlen.<br />
Er war davon überzeugt, dass bei Euch alles<br />
viel besser organisiert abläuft und dass alles noch mehr<br />
reglementiert ist als bei uns. Die üblichen Klischees über<br />
Deutschland eben.<br />
Da konnte ich es mir nicht verkneifen, ihm von meinen<br />
ersten Erfahrungen bei einem deutschen Wahlkampf<br />
zu erzählen. Weißt Du noch damals, als ich Dich besucht<br />
hatte und total schockiert war, dass überall in den Straßen<br />
Wahlplakate aufgestellt waren? An den Straßenlaternen,<br />
an den Bäumen, auf den Mittelstreifen, schlicht überall.<br />
Für mich war es das totale Chaos. Ich wollte nicht glauben,<br />
dass es für die Parteien legal war, derart den öffentlichen<br />
Straßenraum nach eigenem Gutdünken zu benutzen.<br />
Dabei waren es nur Landtagswahlen. Weißt Du noch, als<br />
ich kurz danach wieder zu Dir kam – die Wahl war inzwischen<br />
gelaufen – und an manchen Laternen noch immer<br />
ein paar Plakate hingen? Ich glaube von den Rechtsextremen.<br />
Ich war erneut schockiert.<br />
Mein Bürgermeister wollte gar nicht glauben, was ich<br />
ihm erzählte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein<br />
Kandidat einfach so seine Plakate in der Stadt verteilen<br />
kann. Bei uns in Frankreich ist das undenkbar. Wahlplakate<br />
dürfen nur an Stellen aufgehängt werden, die die<br />
Kommunen dafür zur Verfügung stellen. Es handelt sich<br />
um Stellwände aus Metall, die vor den Wahlbüros aufgestellt<br />
werden, also primär vor Schulen und Rathäusern.<br />
Nach der Wahl verschwinden die Stellwände wieder im<br />
Keller. Sie kosten uns viel Geld, rund 150 Euro das Stück<br />
und wir brauchen für einen Standort meist ein gutes Dutzend,<br />
eben so viele, wie es Kandidaten gibt.<br />
Du kannst Dir das wahrscheinlich gar nicht vorstellen,<br />
aber sogar die Anzahl der Standorte ist reglementiert.<br />
Maximal fünf Standorte in Kommunen bis 500 Wahlberechtigte,<br />
zehn Standorte in Kommunen bis zu 5.000<br />
Wahlberechtigte sowie jeweils einen zusätzlichen Standort<br />
pro 3.000 Wahlberechtigte in Kommunen mit mehr<br />
als 5.000 Wahlberechtigten. Kannst du mir noch folgen?<br />
Außerdem dürfen an diesen Wänden pro Kandidat jeweils<br />
nur ein großes Plakat mit einer maximalen Höhe von 841<br />
Millimetern und einer maximalen Breite von 594 Millimetern<br />
sowie ein zweites kleines mit maximal 297 mal<br />
420 Millimetern geklebt werden. So hängen die Kandidaten<br />
brav nebeneinander und jeder hat den gleichen Platz<br />
für seine Kampagne. Die Straßen bleiben ansonsten frei<br />
von Plakaten.<br />
Aber nicht nur die Anzahl und die Maße sind vorgeschrieben.<br />
Auch der Inhalt. Auf dem kleinen Plakat dürfen<br />
zum Beispiel nur Angaben über eine Wahlveranstaltung<br />
mit Datum und Redner gemacht werden. Schlimmer<br />
sind noch die Vorgaben für die Bilder. Ich erinnere mich<br />
an die Kampagne 2008. Ich entdeckte in letzter Minute,<br />
dass wir von dem Bürgermeister ein Bild mit weißem<br />
Hemd und roter Krawatte ausgesucht hatten. Zusammen<br />
mit dem blauen Himmel in Hintergrund ergab das die<br />
Farben blau, weiß, rot. Die Farben unserer Fahne.<br />
Eine Katastrophe, denn die Verwendung dieser nationalen<br />
Farbkombination ist auf Wahlplakaten verboten!<br />
Erst versuchte ich noch, der Wahlkommission zu erklären,<br />
dass das Himmelblau ein anderer Blauton sei als der<br />
auf der Fahne. Doch um auf Nummer sicher zu gehen,<br />
tauschten wir schließlich das Bild aus. Der Bürgermeister<br />
bekam eine rosafarbene Krawatte verpasst. Genauso<br />
müssen wir höllisch aufpassen, wenn wir einen Wahlclip<br />
drehen. Im Hintergrund darf kein öffentliches Gebäude<br />
der Republik erscheinen und auch keine Fahne im Wind<br />
flattern.<br />
Um Dich endgültig zum Lachen zu bringen: Auf<br />
jedem Dokument der Kampagne muss der Kandidat in<br />
klein « Vu, le candidat » (dt. gesehen, der Kandidat) schreiben.<br />
Wenn dieser Zusatz, der garantieren soll, dass jeder<br />
Kandidat seine Kampagne selbst steuert und kennt, fehlt,<br />
sind die Unterlagen unbrauchbar. Du kannst Dir den bürokratischen<br />
Aufwand vorstellen.<br />
Jetzt weißt Du, liebe Ursula, wie meine Wochen zurzeit<br />
aussehen und warum ich mich diesen Sommer nicht<br />
gemeldet habe. Denk an mich, wenn Ihr Eure Plakate<br />
wild in den Straßen aufstellt. Dir jedenfalls viel Glück für<br />
den Endspurt im Wahlkampf.<br />
Deine Florence<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
Guéwen a testé …<br />
... Train Express Régional (TER)<br />
Im Ausland denkt man beim Thema « französische Eisenbahn » meist an<br />
den TGV. Dabei verbindet der Hochgeschwindigkeitszug nur die großen<br />
Städte im Land. Für den Alltag der meisten Franzosen ist der Nahverkehrszug<br />
TER wichtiger. Er gewährleistet den Nahverkehr und wird<br />
von den Regionen finanziert. Aus Anlass der Einweihung neuer Züge<br />
in der Region Aquitanien nutzte ich die Gelegenheit, den neuen TER<br />
einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />
Was muss man vor dem Einsteigen beachten?<br />
Wie überall auf der Welt muss man einen Fahrschein<br />
kaufen, entweder am Schalter bzw. Automaten im Bahnhof<br />
oder per Internet. Auch im TER gibt es zwei<br />
Klassen (1. und 2. Klasse). Außerdem ist es in<br />
Frankreich ganz wichtig, dass man seinen Fahrschein<br />
vor dem Einsteigen auf dem Bahnsteig<br />
entwertet (composter). Man hält den Fahrschein<br />
dafür in einen Automaten, der vergleichbar<br />
mit vielen Entwertungsautomaten in Bussen<br />
und U-Bahnen im deutschsprachigen Raum<br />
ist und der sich meist am Anfang des Bahnsteigs<br />
befindet. Wenn man dies vergisst, wird im Zug trotz gekauften<br />
Fahrscheins eine Strafe fällig. Ohne Entwertung<br />
auf dem Bahnsteig ist der Fahrschein nicht gültig! Hat man<br />
es trotzdem einmal vergessen, sollte man sich sofort an den<br />
Schaffner wenden und nicht erst warten, bis er an den Platz<br />
kommt. Dann ist es zu spät!<br />
Was sind die Unterschiede zum TGV?<br />
Natürlich die Geschwindigkeit. Der neue TER in Aquitanien<br />
fährt bis zu 160 Stundenkilometer schnell. Der Zug<br />
liegt auch bei diesem Tempo noch sehr stabil und ruhig auf<br />
der Schiene. Ich hätte die Geschwindigkeit nicht vermutet,<br />
als der Lokführer sie bei der Probefahrt per Lautsprecher<br />
verkündete. Außerdem rollen die TER-Züge auf den normalen<br />
Gleisen und nicht auf den extra gebauten Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
des TGV. Optisch muss sich der<br />
neue TER nicht hinter dem TGV verstecken. Im Gegensatz<br />
zum TGV, wo die Sitzplatzreservierung obligatorisch<br />
ist, kann man im TER keine Sitzplätze reservieren. Es gibt<br />
auch weder einen Speisewagen, noch einen Imbiss an Bord.<br />
Wer benutzt den TER?<br />
Viele Pendler. Sowohl Schüler und Studenten als auch<br />
Berufstätige fahren TER. Außerdem Reisende, die mit dem<br />
TGVeinelangeStreckeihrerReisezurückgelegthaben<br />
ihrer haben<br />
und mit dem TER zum Zielort außerhalb der großen Städte<br />
weiterfahren. Schließlich einige Sparfüchse, die nicht die<br />
teuren TGV-Fahrscheine bezahlen wollen und auch lange<br />
Distanzen lieber mit dem sehr viel preisgünstigeren TER<br />
unter Inkaufnahme häufigen Umsteigens zurücklegen.<br />
Welchen Komfort bieten<br />
die neuen TER-Züge?<br />
Als Schüler musste ich früher den TER<br />
jeden Tag benutzen. Deshalb war ich sehr<br />
gespannt, wie sich die Züge verändert haben.<br />
Ich wurde nicht enttäuscht. Große<br />
Fenster sorgen im Zug für viel Helligkeit und eine angenehme<br />
Luftigkeit. Die Farben und Sitze sind sehr modern<br />
gehalten. Praktisch ist, dass alle Sitze mit Steckdosen und<br />
einer Leseleuchte ausgestattet sind. Positiv ist zudem, dass<br />
die Sitzabstände wirklich akzeptabel<br />
sind und es genug Platz<br />
fürs Gepäck gibt. Die Züge<br />
sind außerdem klimatisiert.<br />
Alles perfekt also?<br />
Grundsätzlich geben die neuen TER-<br />
Züge eine gute Figur ab. Sie wirken wie ein kleiner TGV,<br />
bieten guten Komfort und sind einladend gestaltet. Der<br />
Unterschied zwischen 1. und 2. Klasse ist allerdings kaum<br />
noch zu erkennen. Der Mehrpreis für die 1. Klasse ist nicht<br />
wirklich gerechtfertigt. Ein echter Schwachpunkt ist zudem<br />
das geringe Platzangebot für Fahrräder. Nur an zwei Stellen<br />
im Zug können sie verstaut werden, was eine Kapazität von<br />
gerade einmal sechs Fahrrädern für den ganzen Zug bedeutet<br />
(bei 210 Sitzplätzen). Das System der Befestigung ist<br />
ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Gerade in Zeiten, in denen<br />
die Verkettung der unterschiedlichen Fortbewegungsmittel<br />
immer wichtiger wird, ist dies enttäuschend. Ansonsten ist<br />
nichts an den neuen Zügen auszusetzen. Aus meiner Sicht:<br />
Welch‘ Quantensprung im Vergleich zu früher!<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />
einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />
findet die Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
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Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
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Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
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© <strong>2013</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />
Leserbriefe<br />
Ein Dankeschön-Gedicht<br />
Hallo, liebes Superteam von Frankreich erleben!<br />
Immer wieder erleb ich lesend, Frankreich wie grad eben.<br />
Für jedes einzelne Heft gibt es von mir Applaus!<br />
Ich hab alle bisherigen bei mir zu Haus.<br />
Besonders hilfreich ist das Verzeichnis, möchte ich erwähnen,<br />
Geordnet nach Regionen, sind hier die Themen.<br />
Damit geht es ganz schnell, um zu finden sodann,<br />
Was ich, in welchem Heft, wo nachlesen kann.<br />
Über Kultur, Wirtschaft und auch über Leute<br />
Gibt’s sachliche Berichte und Neuigkeiten von heute.<br />
Bei Art de vivre wird auch nicht vergessen<br />
Zu schreiben über Weine und französisches Essen.<br />
Unterwegs in Frankreich kreuz und quer geht’s dahin,<br />
Mit tollen Reportagen und Fotografien.<br />
Auch von Städten und Landschaften, wo ich selbst nie gewesen,<br />
Bin ich fasziniert, darüber zu lesen.<br />
Über die Geschichte der Regionen, von Schönheiten der Natur,<br />
Traditionelles und Modernes, einfach Lesegenuss pur!<br />
Auch nicht zu verachten ist, ich erwähn es sehr gerne,<br />
Dass ich bei all dieser Vielfalt, so nebenbei auch viel lerne!<br />
Meinen Dank an das Team samt französischer Redaktion<br />
Und auf das nächste Heft freu ich mich schon!!!<br />
Anna Berger, Wilhelmsburg (Österreich)<br />
Zunächst möchte ich Ihnen zu dem tollen Heft gratulieren. Die<br />
Artikel haben uns angeregt, mal nicht in die Provence zu fahren. Wir<br />
kommen gerade aus der Bretagne (Pornic) und haben einen tollen Urlaub<br />
gehabt. Eine Frage zu den Käsesorten auf Seite 88: Nach meinem<br />
Kenntnisstand kommen Comté und Morbier aus der Region Franche-<br />
Comté und nicht aus Burgund. Liege ich nun falsch oder stimmt Ihre<br />
Information nicht?<br />
Maggie & Matthias Hagen, Speyer<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />
rechts, oben nach unten): Titel: Dr Jan Grasshoff, Globus<br />
Medien • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Dr Jan Grasshoff,<br />
Globus Medien; DR Centre de Presse de Monaco; Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Dr Jan Grasshoff, Globus Medien; G.<br />
Brown, Ajc Presse; Dr Jan Grasshoff, Globus Medien; DR,<br />
Ville de Montpellier; Serge Robin, Ajc Presse • S.6-7: DR,<br />
Airship, ZLT Zeppelin Luftschifftechnik; Jean-Marc Fabro,<br />
Médiathèque SNCF,; Denis Gliksman, Inrap • S.8: Dr Jan<br />
Grasshoff, Globus Medien; Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11:<br />
Bruno Conty, EDF; iStock, froxx; DR, Photothèque Air France;<br />
DR, Musée Unterlinden Colmar • S.12-13: DR • S.14-15: DR •<br />
S. 16: DR • S.18: DR • S.19: Arte, DR • S.20: DR • S.43: Dr Jan<br />
Grasshoff, Globus Medien • DR, Grand Hôtel Le Turenne<br />
• S.46-48: Serge Robin, Ajc Presse • S.50-51: DR, Centre<br />
de Presse de Monaco • S.52-56: G.Brown et Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.58-67: Serge Robin, Ajc Presse • S.68-73: DR,<br />
Ville de Montpellier • S.74-76: G. Brown, Ajc Presse • S. 78-<br />
81: Serge Robin et G. Brown, Ajc Presse • S.82-83: Maurice<br />
A., Ajc Presse • S.84: Serge Robin, Ajc Presse • S.85: Denis<br />
Bringard, CRT Franche-Comté; iStock, vikif; Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.86: iStock, Pixwork; Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S.88-89: Serge Robin, Ajc Presse • S. 94: Chantal Cobac pour<br />
Frankreich erleben • S.96: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Dr<br />
Jan Grasshoff, Globus Medien; DR, Ville du Havre.<br />
Redaktion: Beides ist richtig. Traditionell rechnet man die beiden Käsesorten der<br />
Franche-Comté zu. Laut den offiziellen Bestimmungen zu den beiden genannten<br />
AOC-Produkten darf ein Teil der Produktion aber auch auf burgundischem<br />
Grund erfolgen. Deshalb darf sich Burgund ebenfalls mit diesen Erzeugnissen<br />
schmücken. Die Tatsache, dass Nachbarregionen von bekannten AOC-<br />
Produkten profitieren, kommt auch bei anderen Regionen vor.<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />
Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />
Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> · 97
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48 – November / Dezember <strong>2013</strong> erscheint am 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
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