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Nr. 49 - Januar / Februar 2014

Marseille: die Renaissance einer Metropole ? Normandie: die Stars der Côte Fleurie: Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer und Honfleur Vichy: ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit Route Napoléon: einmal quer durch die Alpen Korsika: unterwegs auf dem Zöllnerpfad vom Cap Corse Rochefort: die Stadt, die ihre Träume lebt Rezept: ile flottante Aperitif: die Kunst des Aperitifs Genuss: die AOC Aquitaniens

Marseille: die Renaissance einer Metropole ?
Normandie: die Stars der Côte Fleurie: Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer und Honfleur
Vichy: ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit
Route Napoléon: einmal quer durch die Alpen
Korsika: unterwegs auf dem Zöllnerpfad vom Cap Corse
Rochefort: die Stadt, die ihre Träume lebt
Rezept: ile flottante
Aperitif: die Kunst des Aperitifs
Genuss: die AOC Aquitaniens

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong><br />

Marseille<br />

Die Renaissance einer Metropole<br />

ALPEN<br />

Auf Napoleons Spuren<br />

Normandie<br />

Die Reize der Blumenküste<br />

KORSIKA<br />

Wandern am Cap Corse<br />

Vichy Ein Kurort mit wechselvoller Geschichte<br />

Politik François Hollande im absoluten Stimmungstief<br />

Atlantik In Rochefort werden Träume wahr<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Österreich 6,50 €<br />

Schweiz 9,60 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7,00 €<br />

Italien 7,00 €


Nantes, Kunstwerke « Les anneaux de Buren et Bouchain », Estuaire Nantes Saint Nazaire © Nautilus<br />

Relais Thalasso Baie de la Baule /<br />

Chateau des Tourelles, Pornichet<br />

Verkostung von Meeresfrüchten auf der<br />

Insel Ile de Noirmoutier © M.Thiery<br />

Tal der Loire mit dem Weinanbaugebiet Savennières<br />

© PH.Caharel<br />

Die Region Pays de la Loire<br />

Nantes,<br />

Tor zum Tal der Loire und zum Atlantik<br />

Nantes ist mit dem Flugzeug von Berlin (Transavia), Düsseldorf (Hop!/Air France) und<br />

München (Volotea) aus erreichbar.<br />

Nicht nur das Schloss der Herzöge der Bretagne ist für den Besucher ein spannendes Erlebnis,<br />

auch das Ausstellungsprojekt „Machines de l’Ile“ mit imaginären Welten nach Jules Verne bietet<br />

ein interessantes Ziel. Darüber hinaus ist Nantes ein idealer Ausgangspunkt, um die Küstenstreifen<br />

der Départements Loire-Atlantique und der Vendée zu entdecken. Aber auch das Tal der<br />

Loire lässt sich von Nantes aus gut erschließen.<br />

Entlang der Mündung der Loire gibt es unter dem Namen „Estuaire Nantes Saint-Nazaire einzigartige<br />

Werke zeitgenössischer Kunst - eine originelle Möglichkeit, um die Flussmündung bis Saint-<br />

Nazaire kennen zu lernen.<br />

Nutzen Sie Ihren Aufenthalt in der Region Pays de la Loire, um Küstenorte wie La Baule, Pornic<br />

oder les Sables-d’Olonne mit ihrer berühmten Thalassotherapie kennen zu lernen.<br />

Entdecken Sie Weinanbaugebiete des Loiretals wie Muscadet, Anjou, …<br />

Genießen Sie die Gastronomie mit Schalentieren, schmackhaften Gemüse-und Obstsorten der<br />

Region, Süßwaren und Gebäck.<br />

Nantes und die ganze Region bieten vielfältige Möglichkeiten für Ausflüge jeder Art …<br />

Erfahren Sie mehr:


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Marseille hat nicht gerade einen<br />

besonders guten Ruf. Lang ist die Liste der Klischees,<br />

die die meisten Franzosen und Touristen über diese Stadt<br />

im Kopf haben. Die Marseiller gelten als heißblütig,<br />

streiklustig und schlitzohrig. Fast jeder kennt<br />

eine Geschichte von jemandem, dessen Auto in<br />

Frankreichs ältester Stadt aufgebrochen<br />

oder dessen Portemonnaie geklaut wurde.<br />

Sicher lich, Marseille ist keine ganz<br />

einfache Stadt. Man würde der Metropole<br />

aber Unrecht tun, sie deshalb links liegen zu<br />

lassen. In den letzten Jahren erlebt die<br />

Hafenstadt eine unglaubliche Verwandlung,<br />

so dass sie inzwischen<br />

definitiv zu den sehenswertesten<br />

Städten des Landes gehört und<br />

viel sicherer ist, als manch<br />

einer denkt. Unser Redakteur<br />

kam sogar so begeistert von<br />

seiner Recherchereise zurück,<br />

dass er selbst meinte,<br />

er hätte sich in die Stadt<br />

verliebt. Die gesamte Redaktion<br />

fühlte sich von seinen begeisterten<br />

Erzählungen derart angesteckt, dass<br />

wir schließlich den Vieux Port von<br />

Marseille als Titelblatt wählten.<br />

Kleinstadt viel<br />

übersichtlicher<br />

als der Vieux Port von<br />

Marseille, spektakulär ist<br />

es aber trotzdem. Er lohnt genauso einen<br />

Besuch wie die ehrwürdigen Seebäder entlang<br />

der Côte Fleurie. Gerade in der Belle Epoque war Deauville<br />

das Epizentrum des gesellschaftlichen Lebens.<br />

Das hat das Seebad gemeinsam mit Vichy, dem Kurbad<br />

in der Auvergne, das schon die alten Römer wegen<br />

seiner Quellen anzog. Leider meinte es das Schicksal<br />

mit Vichy aber weniger gut als mit Deauville. Im<br />

Zweiten Weltkrieg wurde der Ort zum Synonym<br />

eines Unrechtsstaates, der mit den deutschen<br />

Nazis kollaborierte. Seitdem kämpft das<br />

Kurbad um seinen Ruf, denn Vichy selbst<br />

konnte nichts dafür, als Hauptstadt des<br />

angeblich freien Frankreichs unter<br />

Pétain ausgewählt worden zu sein.<br />

Historisches gibt es in dieser Ausgabe<br />

mit der Reportage über die Route<br />

Napoleon auch aus den Alpen zu berichten.<br />

Theoretisch könnte man die Strecke ebenso zu<br />

Fuß zurücklegen wie einst der Kaiser. Immerhin<br />

kommt das Wandern in Frankreich immer mehr<br />

in Mode, wie Sie in dieser Ausgabe nachlesen<br />

können. Wer aber wirklich per pedes losziehen<br />

will, dem empfehlen wir eher den Zöllnerpfad<br />

am Cap Corse. Der Redakteur dieses Artikels kam<br />

ebenfalls völlig begeistert von seiner Reise zurück.<br />

Wie immer viel Spaß bei der Lektüre dieser<br />

und all der anderen Themen im Heft!<br />

Anstelle vom Vieux Bassin von Honfleur,<br />

was wir zunächst als Motiv geplant<br />

hatten. Zwar ist das alte Hafenbecken<br />

der normmanischen<br />

Titelbild: Vieux Port von Marseille<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 3


INHALT<br />

Korsika · 56<br />

Aperitif · 80<br />

Marseille · 22<br />

Route Napoleon · 48<br />

Côte Fleurie · 32<br />

Vichy · 42<br />

Pays-de-la-Loire · 88<br />

Rochefort · 64<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


40 · Hotel<br />

84 · AOC Aquitanien<br />

86 · Pays-de-la-Loire<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Lille<br />

32 · Côte Fleurie<br />

76 · Grosbliederstroff<br />

PARIS<br />

42 · Vichy<br />

64 · Rochefort<br />

Lyon<br />

48 · Route Napoleon<br />

22 · Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Marseille<br />

Die Renaissance einer Metropole!?<br />

Frankreichs zweitgrößte Stadt entwickelt sich immer mehr<br />

zu einem Trendziel am Mittelmeer. Zu Besuch in einer sich<br />

neu definierenden Metropole.<br />

32 Normandie<br />

Die Stars der Côte Fleurie<br />

Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer und Honfleur gehör en<br />

zu den Höhepunkten eine Reise an die normannische<br />

Blumen küste, die man nicht verpassen sollte.<br />

40 Hotel<br />

Hôtel les bains de Cabourg<br />

42 Vichy<br />

Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit<br />

Der Name Vichy steht für ein stolzes Kurbad aus der Belle<br />

Epoque, aber auch für eines der dunkelsten Kapitel der französischen<br />

Geschichte. Wie geht der Ort mit diesem Erbe um?<br />

48 Route Napoleon<br />

Einmal quer durch die Alpen<br />

Sie führt von Cannes nach Grenoble und passiert<br />

unterwegs malerische Bergpässe und sehenswerte Orte:<br />

Die Route, auf der Napoleon zurück an die Macht nach<br />

Paris marschierte.<br />

56 Korsika<br />

Türme, Kühe und Kanonen, unterwegs<br />

auf dem Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Ganz im Norden der Insel der Schönheit führt ein<br />

malerischer Wanderweg durch eine zerklüftete<br />

Landschaft und entlang verfallener Wachtürme.<br />

56 · Cap Corse<br />

64 Rochefort<br />

Die Stadt, die ihre Träume lebt<br />

Obwohl sie nicht am Meer liegt, wurde Rochefort durch<br />

königliches Dekret zur Hafenstadt. Seitdem wissen die<br />

Einheimischen, dass nichts unmöglich ist, wenn man es nur<br />

wirklich will.<br />

Frankreich heute<br />

72 Politik<br />

François Hollande: Es ist nicht einfach,<br />

Präsident zu sein<br />

Noch nie hat sich ein französischer Staatspräsident<br />

bei seinem Volk so schnell so unbeliebt gemacht wie<br />

der amtierende Sozialist François Hollande. Doch<br />

wer ist schuld daran? Ein stümperhaft regierender<br />

Präsident oder ein Volk, das zu ungeduldig ist?<br />

74 Gesellschaft<br />

Die Franzosen entdecken das Wandern<br />

Immer mehr Franzosen entdecken am Wochenende oder<br />

im Urlaub ihre Heimat zu Fuß. Noch nie war das<br />

Wandern in Frankreich so beliebt wie heute.<br />

76 Deutsch-Französische Freundschaft<br />

Ein Grenzfall: Zwei zwangsverbrüderte Orte<br />

stellen sich vor<br />

Vor 51 Jahren wurde der Elysée-Vertrag unterschrieben,<br />

der aus zwei Erbfeinden Freunde machen sollte. Doch wie<br />

gelingt diese Freundschaft im Alltag ein halbes Jahrhundert<br />

später? Eine Suche nach Antworten in zwei Kommunen,<br />

die nur durch einen Fluss voneinander getrennt sind.<br />

Art de vivre<br />

80 Aperitif<br />

Die Kunst des Aperitifs<br />

In Frankreich wird ein Essen gerne mit einem Aperitif<br />

begonnen. Man reicht dafür einen edlen Tropfen und ein<br />

paar Häppchen zum Naschen. Doch was muss man noch<br />

beachten? Tipps für eine typisch französische Erfindung.<br />

82 Chantals Rezept<br />

Ile flottante<br />

84 Genuss<br />

Die AOC Aquitaniens<br />

Eines der berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt,<br />

das Bordelais, liegt in Aquitanien. Es ist deshalb nur<br />

logisch, dass zahlreiche Weine aus dieser Region mit<br />

einem AOC-Siegel geadelt wurden. Doch Aquitanien<br />

kann auch andere AOC-Lebensmittel aufweisen.<br />

86 Gastronomie<br />

A table!<br />

Jede Region ist stolz auf ihre lokaltypische Küche.<br />

Dies gilt auch für die Pays-de-la-Loire, die ein ganz<br />

besonders inniges Verhältnis zum kulinarischen Genuss<br />

haben und mit innovativen Ideen aufwarten.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

16 On écoute<br />

17 Abonnement<br />

18 On regarde<br />

20 On surfe<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

CANAL DU MIDI<br />

Chemieangriff auf Platanen<br />

Als ob es die großen alten Platanen entlang des Canal<br />

du Midi mit dem Befall durch eine Krankheit, die zu<br />

großflächigen Abholzungen führen wird, nicht schon<br />

schwer genug hätten: Es wurde festgestellt, dass jemand<br />

die Bäume illegal mit einem chemischen Produkt, das<br />

mit Hilfe einer Bohrmaschine in die Stämme injiziert<br />

wurde, malträtiert hat. Eine Suche nach dem oder den<br />

Verantwortlichen wurde eingeleitet.<br />

GIRONDE<br />

Phare de<br />

Cordouan<br />

wird saniert<br />

Der Leuchtturm<br />

von Cordouan,<br />

der inmitten der<br />

Mündung der Gironde an<br />

der Atlantikküste steht<br />

und als der schönste des<br />

Landes gilt, weshalb er<br />

auch als « kleines Versailles<br />

am Atlantik » bezeichnet<br />

wird, erhält endlich<br />

eine dringend notwendige Schönheitskur. Bis 2018<br />

soll der Signalturm für fünf Millionen Euro saniert<br />

werden, was einer logistischen Meisterleistung gleichkommt,<br />

da sowohl die Bauarbeiter als auch die Baumaterialien<br />

per Hubschrauber zur Baustelle gebracht<br />

werden müssen. Die Restaurierung kommt dem<br />

ganzen Leuchtturm zugute, also auch der kleinen Kapelle<br />

und den wunderschönen Apartments aus dem 18.<br />

Jahrhundert.<br />

PERSONENBEFÖRDERUNG<br />

Regierung stärkt Taxigewerbe<br />

gegenüber Chauffeurdiensten<br />

Laut französischer Gesetzeslage ist es nur lizensierten Taxis<br />

erlaubt, im öffentlichen Straßenraum zu parken, um auf die<br />

Beförderung von Fahrgästen zu warten. Dafür erwerben<br />

Taxibesitzer eine Lizenz, die in Paris bis zu 200.000 Euro<br />

kosten kann. Seit 2009 hat sich jedoch mit dem seitdem<br />

erlaubten Angebot von Limousinen mit Chauffeur eine<br />

Konkurrenz entwickelt, die von den Taxifahrern zunehmend<br />

als unfair bewertet wird. Chauffeurdienste dürfen offiziell<br />

zwar nur im Voraus gemietet werden und unterliegen<br />

im Gegenzug geringeren Auflagen, insbesondere<br />

brauchen sie nicht die teure Taxilizenz. Doch während<br />

in der Anfangszeit noch ein gewisses Gleichgewicht<br />

zwischen beiden Systemen herrschte, gerät dieses nun<br />

durch die Möglichkeiten der immer weiter verbreiteten<br />

Smartphones mehr und mehr ins Wanken. So lassen<br />

sich die meist komfortableren Limousinen, deren Fahrer<br />

sich gerne im Umfeld von Bahnhöfen und Flughäfen<br />

aufhalten, inzwischen durch einen Klick in der richtigen<br />

App in kürzester Zeit bestellen, was die dort ebenfalls<br />

wartenden Taxifahrer natürlich ärgert. Um wieder zu<br />

einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Taxis und<br />

Limousinen zu gelangen, hat die Regierung beschlossen,<br />

dass ab dem 1. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong> zwischen der Reservierung<br />

eines Chauffeurdienstes und der tatsächlichen Aufnahme<br />

des Passagiers<br />

mindestens 15<br />

Minuten vergehen<br />

müssen.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


SNCF<br />

Verbessertes Speisenangebot<br />

in den Zügen<br />

Bisher hatte das<br />

Speisen an ge bot<br />

in den Zügen<br />

der SNCF kein en<br />

gu ten Ruf. Einheim<br />

ische und<br />

Touristen ärgerten<br />

sich über eine<br />

geringe Auswahl, geschmacklose weiche<br />

Sandwichs und hohe Preise. Damit soll nun<br />

Schluss sein. Die nationale Bahngesellschaft hat<br />

ihr kulinarisches Angebot komplett überarbeitet<br />

und auf eine neue Grundlage gestellt. So gibt<br />

es in den TGV-Zügen zukünftig Gebäck der<br />

Edelmarke « Chez Paul », Kaffee von « Illy » sowie<br />

Snacks von « Daily Monop ». Das Angebot warmer<br />

Speisen wurde in Zusammenarbeit mit bekannten<br />

Köchen wie Anne-Sophie Pic und Jean-Michel<br />

Lorrain entwickelt. Außerdem werden die Speisen<br />

hübscher serviert. Neu ist darüber hinaus, dass<br />

das Angebot auf die regionalen Unterschiede<br />

eingeht und die kulinarischen Gewohnheiten des<br />

Reiseziels berücksichtigt. So gibt es beispielsweise<br />

in den TGV-Zügen nach Deutschland Bretzel,<br />

Gugelhupf, Pinot-Weine aus dem Hause<br />

Wolfberger und Bier vom Fass.<br />

IMMOBILIENPREISE<br />

Finanzministerium bietet neuen<br />

Service für die Wertermittlung<br />

Die seit mehreren Monaten angekündigte Website<br />

« Pa trim » des französischen Finanzministeriums ist online<br />

gegangen. Damit sollen die Bürger die Mög lich -<br />

keit haben, den Wert ihres Grundbesitzes prä zi ser zu<br />

ermitteln. Während die Makler und Im mo bil ien -<br />

gut achter diesen neuen Service argwöhn isch<br />

beäugen, da sie darin eine Konkurrenz zur ei genen<br />

Ar beit sehen, betont das Ministerium, dass die ser<br />

neue Dienst vor allem dafür sorgen soll, dass die Steuerzahler<br />

ihren Immobilienbesitz in der Steu er er klär ung<br />

nicht unter- oder überbewerten. Kein Steu er zahl er soll<br />

sich bei zu niedrigen Angaben zum Ver mö gen zu künftig<br />

damit herausreden können, dass er den Wert sein es<br />

Grundbesitzes als nicht so hoch ge schätzt hätte.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Höhere Mehrwertsteuer ab 1. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong> ++ Die franzö<br />

sische Mehrwertsteuer wird zum 1. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong> von 19,6 auf 20 Pro zent<br />

angehoben. Für den reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Pro zent<br />

(Gastronomie, Hotellerie, Verkehr) gilt ab dann ein Wert von zehn Pro zent.<br />

Der Mehrwertsteuersatz von 5,5 Prozent (Lebensmittel) bleibt da ge gen unver<br />

ändert.<br />

Paris ist 700 Milliarden Euro wert ++ Das Magazin<br />

L’Express hat ausgerechnet, dass Frankreichs Hauptstadt 700 Milliarden Euro<br />

wert ist. Diesen Wert sollen die sich meist in Privathand befindlichen 48.439<br />

Gebäude in der Stadt haben. Eine originelle Herangehensweise.<br />

Aéroport de Paris mit Umsatzzuwächsen ++ Die Pariser<br />

Flughafengesellschaft Aéroport de Paris kann sich freuen: In den letzten neun<br />

Monaten sind die Umsätze um 4,7 Prozent auf 2,07 Milliarden Euro gestiegen.<br />

Besonders dazu beigetragen haben die Einnahmen aus der Vermietung<br />

von Läden und dem Angebot diverser Serviceleistungen (zusammen plus<br />

6,9 Prozent). Die Strategie, das Shopping-Angebot an den beiden Pariser<br />

Flughäfen auszubauen und zu modernisieren, scheint sich auszuzahlen.<br />

Kein Sparschwein für die Rente ++ Nach einer Untersuchung<br />

von BlackRock denken 56 Prozent der Franzosen nicht daran, Geld speziell<br />

für den Ruhestand anzusparen.<br />

Hilton ist zurück in Paris ++ Seitdem das Hilton-Hotel<br />

nahe dem Eiffelturm von Accor übernommen wurde und als Pullmann<br />

firmiert, war die US-amerikanische Hotelkette Hilton nicht mehr an der Seine<br />

präsent. Zwar gab es Hilton-Hotels an beiden Flughäfen der Stadt sowie im<br />

Geschäftsviertel La Défense, aber eben nicht mehr im eigentlichen Paris.<br />

Damit ist nun Schluss: Durch den Kauf des Hotels Concorde Opéra mit seinen<br />

300 Zimmern ist die Marke wieder in Paris vertreten.<br />

Weinversteigerung in Beaune mit Rekordergebnis<br />

++ Die 153. Ausgabe der berühmten Weinversteigerung der Hospices de<br />

Beaune brachte mit 5,7 Millionen Euro ein Rekordergebnis ein. Dies be deute<br />

te einen Anstieg von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das be reits ein<br />

historisches Rekordjahr war. Bei der diesjährigen von Christie’s or ga ni sier ten<br />

Versteigerung kamen 443 Kisten unter den Hammer.<br />

Großeltern wichtig für Kinderbetreuung ++ Laut des<br />

Centre d’Analyse Stratégique verbringen Frankreichs Großeltern 23 Millionen<br />

Stunden pro Woche damit, auf die Kinder ihrer Kinder aufzupassen. In elf<br />

Prozent der Fälle kümmern sie sich um den Nachwuchs am Mittwoch, dem<br />

Tag, an dem traditionell an vielen Schulen nur vormittags oder gar nicht<br />

unterrichtet wird. Außerdem holen sie in fünf Prozent der Fälle den drei- bis<br />

sechsjährigen Nachwuchs vom Kindergarten ab.<br />

Kommunen sollen sparen ++ Der französische Rechnungshof<br />

hat die lokalen Gebietskörperschaften aufgefordert, bei den Ausgaben<br />

auf die Bremse zu treten. 2012 häuften alle Kommunen zusammen einen<br />

Schul den berg von 174 Milliarden Euro an, was 9,5 Prozent der französischen<br />

Staatsverschuldung ausmacht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

ZEITSCHRIFTENHANDEL<br />

Bahnhofskioske werden landesweit renoviert<br />

Sie sind rot, tragen den Schriftzug « Relay » und es gibt sie 300-mal im Land: Die Kioske<br />

in Frankreichs Bahnhöfen, die von der Lagardère-Gruppe betrieben werden. Das<br />

Unternehmen hat nun eine 30 Millionen Euro schwere Modernisierung angeschoben, damit die Verkaufsstellen<br />

noch attraktiver werden. Dafür wird eigens eine gemeinsame Tochtergesellschaft mit der SNCF gegründet.<br />

Neben der Erneuerung der Läden soll das Warenangebot ausgebaut werden. So sollen Reisende zukünftig auch<br />

Snacks, Artikel des Reisebedarfs, Souvenirs, Spielzeug und Elektronikartikel in den Läden kaufen können.<br />

PLEYEL<br />

Letzter französische Klavierbauer gibt auf<br />

Für alle Pianoliebhaber ist es eine<br />

Nachricht, die Entsetzen hervorruft:<br />

Das 1807 von dem Österreicher Ignaz<br />

Pleyel in Paris gegründete Klavierbauunternehmen<br />

Pleyel, das lange Zeit als eines der<br />

renommiertesten auf der Welt galt, stellt seine<br />

Produktion ein. Debussy, Liszt und andere<br />

große Komponisten spielten auf den Pianos<br />

dieses Herstellers. Chopin sagte sogar<br />

einst, dass er ein Pleyel-Klavier bräuchte, um<br />

seinen Ton zu finden. Doch die glorreiche Vergangenheit bringt nichts für die<br />

triste Gegenwart. Anfang des neuen Jahrtausends traf das Unternehmen eine aus<br />

heutiger Sicht fatale Entscheidung: Man beschloss, nur noch wenige, maximal 20<br />

Pianos pro Jahr zu bauen, die dafür die Crème de la Crème des Marktes sein<br />

sollten, sozusagen echte Kunstwerke « Made in France ». Peugeot Design Lab arbeitete<br />

dafür zwei Jahre lang an einem innovativen Design aus Holz und Karbon.<br />

Der Verkaufspreis für das revolutionäre Klavier betrug 165.000 Euro. Pleyel verkaufte<br />

lediglich ein einziges Exemplar davon. Zu wenig, um zu überleben.<br />

STEUERN<br />

Ein Viertel der Franzosen<br />

liebäugelt mit<br />

Steuerhinterziehung<br />

Nach einer Umfrage von RTL und<br />

Harris Interactive sind 25 Prozent<br />

der Franzosen der Versuchung<br />

nahe, ihre Steuererklärung<br />

bewusst falsch abzugeben und<br />

Steuern zu hinterziehen. Bei den<br />

über 50-Jährigen sind es sogar<br />

29 Prozent und bei Anhängern<br />

konservativer Parteien 31<br />

Prozent. Der Versuchung am<br />

nächsten sind jedoch die freien<br />

Berufe: 98 Prozent, also quasi<br />

jeder Selbständige gibt an, sich<br />

vorstellen zu können, Steuern<br />

falsch zu deklarieren.<br />

VERSAILLES<br />

Moderne Kunst für das Schloss aller Schlösser<br />

Als Jean-Jacques Aillagon aus dem Präsidentenamt der Schlossverwaltung von Versailles<br />

ausschied, wünschte er sich, dass moderne Kunst zukünftig nicht nur im Rahmen der von<br />

ihm initiierten jährlichen großen Ausstellungen im Schloss gezeigt werden würde. Seine<br />

Nachfolgerin Catherine Pégard hat diese Idee nun aufgegriffen und die Installation eines<br />

zeitgenössischen « Kronleuchters », der von den Brüdern Erwan und Ronan Bouroullec<br />

stammt, im zu den königlichen Gemächern führenden Gabriel-Treppenhaus genehmigt. Die<br />

ungewöhnliche Lampe, die wie eine leuchtende Liane aussieht, besteht aus 800 Einzelteilen,<br />

die zusammen 500 Kilogramm wiegen. Montiert wurde sie von einem Team von Swarovski.<br />

Die Firma hat auch die Kristalle des Leuchters produziert.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


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ON EN PARLE<br />

KLEINKUNST<br />

Paris hat<br />

ein Herz fürs<br />

Marionettentheater<br />

In der französischen<br />

Haupt stadt hat<br />

im 5. Arrondissement<br />

ein neues<br />

Theater eröffnet, in<br />

dem sich alles um<br />

Marionetten dreht. « Le Mouffetard » heißt die neue Kultureinrichtung,<br />

die von der Stadt, der Region Ile-de-France und dem französischen<br />

Kulturministerium finanziell unterstützt wird.<br />

GLEICHBERECHTIGUNG<br />

Ein Schild sorgt für Aufregung<br />

Selbst die seriöse Tageszeitung Le Monde berichtete<br />

davon: Ein in der Abflughalle am Flughafen Paris-<br />

Orly installiertes Schild sorgte für Aufregung. Auf<br />

dem Schild wurden die nach Männern und Frauen getrennten<br />

Toiletten ausgewiesen. Soweit nichts Ungewöhnliches.<br />

Allerdings wurde nur bei dem Symbol für<br />

Frauen ein zweites Piktogramm hinzugefügt, das auf das<br />

Vorhandensein eines Wickeltisches zum Windelwechseln<br />

hinwies. Eine Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern,<br />

die im 21. Jahrhundert nicht nur Feministinnen veraltet<br />

vorkommt. Deshalb wird das Schild nun schnell<br />

wieder ausgetauscht. Ob jedoch nur das Piktogramm für<br />

den Wickeltisch geschlechtsneutral wird oder auch in der<br />

Herrentoilette ein solcher eingerichtet wird, ist noch offen.<br />

Männern mit<br />

Babys wäre es allerdings<br />

schwer<br />

zuzumuten, die<br />

Frauentoilette besuchen<br />

zu müssen.<br />

ELEKTROSENSIBILITÄT<br />

Ein Ort ohne Elektrosmog<br />

In einer kleinen isolierten Kommune in<br />

den französischen Alpen, Saint-Julien-en-<br />

Beauchêne, wird das frankreichweit erste<br />

Zentrum für elektrosensible Menschen errichten.<br />

Die « zone blanche » genannte Einrichtung<br />

soll Platz für 30 Menschen bieten, die sich dort<br />

medizinisch beraten und behandeln lassen<br />

können. Wegen seiner Abgeschiedenheit sind<br />

die elektromagnetischen Strahlen im Dorf selbst<br />

sehr gering.<br />

GEWERBEMIETEN<br />

Champs-Elysées sind drittteuerster<br />

Einkaufsboulevard der Welt<br />

Man könnte glauben,<br />

es gibt keine Krise:<br />

Nach einer Analyse der<br />

Immobilienberatungsgesellschaft<br />

Cushman<br />

& Wakefield, die<br />

die Entwicklung der<br />

Gewerbemieten auf den<br />

wichtigsten Einkaufsstraßen der großen Metropolen<br />

weltweit beobachtet, sind die Preise für Läden auf<br />

den berühmten Pariser Champs-Elysées 2013 erneut<br />

explodiert. Der Anstieg beträgt im Durchschnitt 38,5<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nachdem die Mieten<br />

2012 bereits um 30 Prozent gestiegen waren. Die<br />

Durchschnittsmiete beträgt für einen Quadratmeter<br />

inzwischen 13.255 Euro. Ein historischer Rekord. Die<br />

Champs-Elysées sind damit die Einkaufsstraße mit den<br />

dritthöchsten Mieten der Welt, nach der Causeway<br />

Bay in Hongkong (24.983 Euro pro Quadratmeter)<br />

und der 5th Avenue in New York (20.702 Euro pro<br />

Quadratmeter). Ein eindeutiges Zeichen für den<br />

Erfolg der Straße ist, dass immer mehr internationale<br />

Marken auf den Boulevard drängen. So hat die USamerikanische<br />

Schmuckkette Tiffany die Eröffnung<br />

eines 1.000 Quadratmeter großen Flagship-Stores<br />

für <strong>2014</strong> angekündigt. Was Immobilienbesitzer freut,<br />

besorgt zunehmend viele Pariser. Sie befürchten,<br />

dass der Prachtboulevard seine einzigartige Aura<br />

verlieren wird, wenn er nur noch eine Einkaufsstraße<br />

internationaler Marken ist, die zwar exklusiv, aber doch<br />

austauschbar sind.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


PYRENÄEN<br />

13 Personen auf<br />

dem Pic du Midi<br />

festgehangen<br />

BANKGESCHÄFTE<br />

Kontoeröffnung<br />

beim Tabakhändler<br />

In den Pyrenäen begann<br />

der Schneefall dieses Jahr<br />

ungewöhnlich früh und heftig. Dies bekamen Mitte November<br />

auch 13 Personen zu spüren, die sich auf dem Pic du Midi<br />

in den Pyrenäen befanden. Sie mussten tagelang auf dem<br />

2.877 Meter hohen Gipfel ausharren, da die Seilbahn wegen<br />

der Schneefälle eine Panne hatte. Sie fanden jedoch Schutz<br />

in der Bergstation mit Observatorium, die bestens für längere<br />

Aufenthalte ausgerüstet ist. Da der Gipfel zu dieser Zeit für die<br />

Öffentlichkeit geschlossen ist, handelte es sich um Techniker<br />

und Hobbyastronomen, die trotz des Zwangsaufenthaltes<br />

wussten, wie man die Zeit sinnvoll nutzen konnte. Der Direktor<br />

der Anlage versicherte deshalb auch gegenüber der<br />

Öffentlichkeit, dass kein Grund zur Sorge bestand und man<br />

solche Wetterkapriolen gewöhnt sei.<br />

Frankreichs 27.000 Tabakhändler, die rund zehn<br />

Millionen Kunden pro Tag bedienen, freuen sich<br />

über die Möglichkeit, Einnahmeverluste aus dem<br />

rückläufigen Tabakgeschäft durch das Angebot eines<br />

neuen Produkts auszugleichen. Denn zukünftig soll es<br />

möglich sein, in den Tabakläden ein Bankkonto zu eröffnen<br />

und eine Kreditkarte zu erhalten. Dafür muss der<br />

Kunde beim Händler eine kleine Schachtel für 20 Euro<br />

erwerben. Darin befindet sich eine MasterCard. Deren<br />

Identifikationsnummer gibt er zusammen mit seiner<br />

Mobilfunknummer sowie seiner E-Mail-Adresse an<br />

einem Automaten ein und scannt seinen Personalausweis.<br />

Anschließend wird die Karte vom Tabakhändler<br />

sofort freigeschaltet. Er gibt dem Kunden auch die Login-Daten<br />

für den Zugriff auf das neue Konto im Internet.<br />

Einzige Hürde, die noch existiert: Um diesen Service<br />

gesetzeskonform anbieten zu können, muss der Tabakhändler<br />

bei der Bankenaufsicht registriert sein und<br />

die Regeln im Kampf gegen Geldwäsche kennen. Bei<br />

der großen Anzahl von Tabakhändlern im Land wird es<br />

ein wenig dauern, bis der neue Service flächendeckend<br />

eingeführt ist. Trotzdem sollen <strong>2014</strong> bereits 100.000<br />

Konten auf diesem Weg eröffnet werden.<br />

Wohnen Sie im Herzen der schönsten<br />

Regionen Frankreichs in einer<br />

Ferienresidenz von Arts et Vie!<br />

Ferienresidenz Serre-Chevalier ****<br />

Monêtier-les-Bains ist eines der vier Dörfer,<br />

die zum Erholungsgebiet Serre-Chevalier<br />

gehören. Der Ort bietet viele Wander– und<br />

Wintersportmöglichkeiten.<br />

Die 3-, 4- und 5- Zimmerwohnungen sind<br />

ausgestattet mit Wohnküche, Fernseher,<br />

Telefon und Internetanschluss mit W-Lan.<br />

Im Gemeinschaftshaus gibt es eine<br />

Leihbücherei, Säle für amerikanischen Billard,<br />

Tischtennis und sonstige Spiele, sowie einen<br />

Festsaal und eine Terrassenbar.<br />

Dazu wird ein Vergnügungsprogramm angeboten, je nach Jahreszeiten, mit Ausflügen,<br />

Spiel– und Sportveranstaltungen und Konzerten.<br />

La Cîme des Prés-Chabert – 05220 Le Monêtier-les-Bains – Tel. +33 (0)4 92 22 27 37<br />

Fax +33 (0)4 92 22 27 46 – E-Mail: serre-chevalier@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Malaucène ****<br />

Im Herzen der malerischen Provence.<br />

Malaucène ist ein romantisches Dorf im<br />

Vaucluse. Es lockt mit herrlichen<br />

Naturwanderwegen und ist der ideale<br />

Ausgangspunkt für Ausflüge in die<br />

römisch-romanische Provence und zu den<br />

diversen Sommerfestivals in der Region.<br />

Die Ferienresidenz von Arts et Vie liegt<br />

200 m außerhalb des Ortskerns und verfügt<br />

über ein großzügiges Sportareal mit Tennis,<br />

Sauna, Wellnessbereich und Schwimmbecken<br />

(geöffnet von Juni bis September). Die komfortablen Appartements bieten Platz für<br />

4 bis 8 Personen.<br />

Boulevard des Remparts – 84340 Malaucène – Tel. +33 (0)4 90 12 62 00<br />

Fax +33 (0)4 90 12 62 99 – E-Mail: malaucene@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Samoëns<br />

Samoëns ist ein typisches und malerisches<br />

Dorf in Savoyen nahe der Schweiz und des<br />

Mont Blancs. Im Sommer ein beliebtes<br />

Wandergebiet, lockt Samoëns im Winter<br />

mit vielen Wintersportmöglichkeiten und<br />

direktem Zugang zu seinen Skipisten<br />

(die neue Seilbahn ist nur 300 m von der<br />

Ferienresidenz entfernt). Die Ferienresidenz<br />

von Arts et Vie liegt 300 m außerhalb des<br />

Ortskerns und verfügt über 4 Tennisplätze.<br />

In den gemütlichen Appartements finden 4<br />

bis 6 Personen Platz.<br />

339, route du Grand Massif – 74340 Samoëns – Tel. +33 (0)4 50 34 97 78<br />

Fax +33 (0)4 50 34 40 24 – E-Mail: samoens@artsetvie.com<br />

Ferienresidenz Messanges ***<br />

Eine kleine Gemeinde an der Küste von<br />

Landes. Die kleine Gemeinde Messanges<br />

liegt inmitten eines Pinienwaldes, nur<br />

1200 m entfernt von einem traumhaften<br />

Sandstrand. Unweit von Spanien und dem<br />

berühmten Guggenheim-Museum in<br />

Bilbao, befindet sich hier die Ferienresidenz<br />

Arts et Vie. Sie liegt 500 m außerhalb<br />

des Ortskerns und verfügt über ein privates<br />

Tennisareal, einen Sportplatz und ein<br />

Schwimmbad (geöffnet von Juni bis<br />

September). In den komfortablen Appartements finden 4 bis 8 Personen Platz.<br />

20, Route de la Vallée – 40660 Messanges – Tel. +33 (0)5 58 48 96 00<br />

Fax +33 (0)5 58 48 97 09 – E-Mail: messanges@artsetvie.com<br />

www.artsetvie.com


FRANKREICHKALENDER<br />

Cartier: Le style et<br />

l’histoire<br />

Paris, bis 16.02.<strong>2014</strong><br />

Brassaï: Pour l’amour<br />

de Paris<br />

Paris, bis 08.03.<strong>2014</strong><br />

Delacroix en<br />

héritage<br />

Paris, bis 17.03.<strong>2014</strong><br />

Die Ausstellung im wunderschönen<br />

Pariser Grand Palais ist die größte und<br />

umfassendste Ausstellung, die sich je<br />

mit dem Hause Cartier beschäftigt<br />

hat. Gezeigt wird dabei das ganze<br />

Spektrum der Marke. Insgesamt lassen<br />

sich 600 Exponate bewundern,<br />

Schmuckstücke genauso wie Uhren<br />

oder andere kunstvolle Objekte. Außerdem<br />

beschäftigt sich die Exposition<br />

mit den berühmten Kundinnen<br />

des Hauses wie beispielsweise Barbara<br />

Hutton, Marlene Dietrich, Liz Taylor<br />

oder Maria Félix. Schließlich haben<br />

auch sie dazu beigetragen, dass diese<br />

französische Luxusmarke in der Welt<br />

so berühmt wurde. Fast 200 Skizzen<br />

und andere Archivdokumente erzählen<br />

zudem etwas darüber, wie die edlen<br />

Produkte entstehen.<br />

Grand Palais<br />

3, avenue du Général Eisenhower<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 13 17 17<br />

www.grandpalais.fr<br />

Mi – Mo 10.00 – 20.00 Uhr<br />

11,00 Euro, ermäßigt 8,00 Euro,<br />

Kinder bis 16 Jahre kostenlos<br />

Nach dem Erfolg der Retrospektive<br />

über Willy Ronis 2006, Doisneau<br />

2007 und Iziz 2010 führt die Stadtverwaltung<br />

Paris ihre Ausstellungsreihe<br />

fort, bei der man die Stadt durch die<br />

Bilder großer Fotografen erkunden<br />

kann. Dieses Mal dreht sich alles um<br />

die Parisaufnahmen des französischen<br />

Fotografen mit ungarischen Wurzeln<br />

Gyula Halasz, der sich Brassaï nannte<br />

und der von 1899 bis 1984 lebte.<br />

Nachdem er in Berlin gewesen war,<br />

fotografierte er in den Straßen von Paris.<br />

Die Schmuckseiten der Metropole,<br />

ihre Hinterhöfe, ihre Intellektuellen,<br />

Künstler und großen Berühmtheiten,<br />

aber auch die einfachen Leute oder<br />

Prostituierte dienten ihm als Motiv.<br />

Eine Ausstellung, die einen Einblick in<br />

die Gedanken des Fotografen erlaubt.<br />

Hôtel de Ville<br />

Salle Saint-Jean<br />

1, place de l’Hôtel de Ville<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 76 40 40<br />

www.paris.fr<br />

Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Kostenlos<br />

Die Ausstellung vereint eine bemerkenswerte<br />

Auswahl an Zeichnungen<br />

und Gemälden des Künstlers Eugène<br />

Delacroix (1798-1863), die aus der<br />

Sammlung Moreau-Nélaton stammen<br />

und bisher selten gezeigt wurden. So<br />

entdeckt man Werke, die bisher kaum<br />

im Rampenlicht standen. Von den<br />

Motiven her gibt sich die Exposition<br />

sehr vielfältig. Französische Landschaftsbilder<br />

sind genauso zu sehen<br />

wie Szenen aus Marokko, Symbole<br />

der antiken Kunst wie solche aus der<br />

Renaissance. Eine schöne Hommage<br />

an einen Künstler, dessen Werk « La<br />

liberté guidant le peuple » regelmäßig<br />

verwendet wird, um die französische<br />

Nationalhymne zu bebildern, und der<br />

wegen seines großzügigen Umgangs<br />

mit Farben als einer der Wegbereiter<br />

des Impressionismus gilt.<br />

Musée national Eugène Delacroix<br />

6, rue de Furstenberg<br />

75006 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 41 86 50<br />

www.musee-delacroix.fr<br />

Mi – Mo 9.30 – 17.00 Uhr<br />

7,50 Euro<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Internationales<br />

Comic-Festival<br />

Angoulême, 30.01. – 02.02.<strong>2014</strong><br />

Fête du citron<br />

Menton, 15.02. – 05.03.<strong>2014</strong><br />

Paparazzi! Photographes,<br />

stars et artistes<br />

Metz, 26.02. – 09.06.<strong>2014</strong><br />

Das 1974 ins Leben gerufene Comic-<br />

Festival (Festival international de la<br />

bande dessinée) von Angoulême ist<br />

im Laufe der Jahre « der » Treffpunkt<br />

für Comic-Liebhaber geworden, auch<br />

für diejenigen, die jenseits der französischen<br />

Landesgrenzen leben. Für<br />

die diesjährige Ausgabe werden neben<br />

260 Ausstellern 1.600 Comic-Autoren<br />

erwartet, berühmte und Hobbyzeichner<br />

gleichermaßen, darunter sicherlich<br />

auch die Genies von morgen. Viele<br />

Autogrammjäger finden ebenfalls ihren<br />

Weg in die westfranzösische Provinzstadt,<br />

die während des Festivals<br />

mit einem reichhaltigen Kulturprogramm<br />

aufwartet und zu der größten<br />

Comic-Buchhandlung der Welt wird.<br />

Diverse Veranstaltungsorte<br />

Telefon: +33 (0)5 45 38 70 00<br />

www.bdangouleme.com<br />

Tagespass im Vorverkauf 15,00 Euro,<br />

ermäßigt 11,00 Euro<br />

4-Tagespass im Vorverkauf 31,00 Euro,<br />

ermäßigt 24,00 Euro<br />

Tagespass vor Ort 16,00 Euro, kein<br />

ermäßigter Tarif<br />

4-Tagespass vor Ort 35,00 Euro, kein<br />

ermäßigter Tarif<br />

Das Zitronenfest von Menton reiht sich<br />

in die Tradition des Karnevals an der<br />

französischen Riviera ein, die Ausgestaltung<br />

ist jedoch besonders: Seit den<br />

1930er-Jahren werden Zitrusfrüchte für<br />

die Dekoration der Umzugswagen verwendet.<br />

Außerdem werden in den Jardins<br />

Biovès überdimensionierte Bilder<br />

ausgestellt, die mit Hilfe von Zitronen<br />

und Orangen gestaltet wurden. Jedes<br />

Jahr steht dabei ein anderes Thema im<br />

Fokus. So war die letzte Ausgabe, als<br />

die Veranstaltung ihren 80. Geburtstag<br />

feierte, Jules Verne gewidmet. Dieses<br />

Jahr geht es wieder um den Autor, und<br />

zwar um sein Werk « 20.000 Meilen<br />

unter dem Meer ». Das Zitronenfest ist<br />

außerdem eine gute Gelegenheit, den<br />

Jardin du Palais Carnolès zu erkunden,<br />

wo Europas größte Sammlung an Zitrusfrüchten<br />

zu finden ist.<br />

Im Stadtgebiet von Menton<br />

Office de Tourisme<br />

Palais de l’Europe<br />

8, avenue Boyer<br />

06500 Menton<br />

Telefon: +33 (0)4 92 41 76 76<br />

www.feteducitron.com<br />

In der Zweigstelle des weltberühmten<br />

Centre Pompidou in Lothringen dreht<br />

sich diesen Frühjahr alles um ein Metier,<br />

das von Stars gehasst und von der<br />

Öffentlichkeit kaum als Beruf angesehen<br />

wird. Es geht um die Arbeit der<br />

Paparazzi. 600 Exponate (Fotografien,<br />

Zeichnungen, Videos, Skulpturen)<br />

zeigen den künstlerischen Aspekt hinter<br />

der Tätigkeit dieser Promijäger, die<br />

nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort sein, sondern auch das Gespür<br />

dafür haben müssen, den richtigen<br />

Moment abzulichten. Die Ausstellung<br />

beleuchtet auch das komplexe Verhältnis<br />

zwischen Star und Paparazzi und<br />

geht der Frage nach, inwieweit die<br />

Bilder von Paparazzi die Fotografie der<br />

Modewelt beeinflusst haben.<br />

Centre Pompidou-Metz<br />

1, parvis des Droits de l’Homme<br />

57020 Metz<br />

Telefon: +33 (0)3 87 15 39 39<br />

www.centrepompidou-metz.fr<br />

Mo, Mi – Fr 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Sa & So 10.00 – 20.00 Uhr<br />

12,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro,<br />

bis 26 Jahre kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 13


ON LIT<br />

BILDBAND<br />

Die Modelle von<br />

Pierre Auguste Renoir<br />

Der französische Impressionist liebte es, Frauen zu malen, und<br />

hatte mit vielen seiner Modelle eine Beziehung. Sein Modell<br />

Aline Charigot hat er geheiratet. Doch vor, nach und neben<br />

ihr gab es in Renoirs Leben und auf seinen Leinwänden viele Frauen.<br />

Die Renoir-Expertin Karin Sagner erzählt die Geschichten der Porträtierten<br />

und zeigt historische Fotos der Frauen. Das Vorwort schrieb<br />

sein Urenkel Jacques Renoir.<br />

Karin Sagner: Renoir und seine Frauen • Elisabeth<br />

Sandmann Verlag • ISBN: 978-3938045671<br />

NOVELLE<br />

Eine Reise in die Zwischenwelt<br />

2008 spielte Ulrich Tukur, der fließend französisch<br />

spricht, in dem preisgekrönten französischbelgischen<br />

Film « Séraphine » den deutschen<br />

Kunsthändler Wilhelm Ude. Während des Drehs<br />

in der Picardie verschwindet der Regieassistent<br />

und erzählt nach seiner Rückkehr von einem alten<br />

Schloss, in dem er merkwürdige Dinge gesehen<br />

hat. Der Schauspieler macht sich auf zu diesem<br />

mysteriösen Ort und steigt ein in die<br />

Zwischenwelt. Er spannt den Bogen<br />

vom Rokoko über die Französische<br />

Revolution, die beiden Weltkriege bis<br />

in die Gegenwart.<br />

Ulrich Tukur: Die Spieluhr •<br />

Ullstein • ISBN: 978-3899035896<br />

BIOGRAFIE<br />

Albert Camus<br />

Albert Camus, Nobelpreisträger und einer<br />

der großen Existenzialisten, wäre in diesem<br />

Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem<br />

Anlass hat die Leiterin des ZEIT-Feuilletons<br />

Iris Radisch eine Biografie geschrieben, die den Weg des<br />

Halbwaisen Camus zum Starphilosophen nachzeichnet. Sie<br />

hat eine Fülle an Informationen aus Briefbänden, Camus‘<br />

Tagebüchern, langen Gesprächen mit den Kindern Catherine<br />

und Jean sowie den beiden wichtigen Biografien von Herbert<br />

Lottmann und Olivier Todd zusammengetragen.<br />

Iris Radisch: Camus, das Ideal der Einfachheit •<br />

Rowohlt • ISBN: 978-3<strong>49</strong>8057893<br />

BILDBAND<br />

Wenn die Malerei provoziert<br />

Schon in der Antike wurde über Kunst und den guten Geschmack gestritten. Nicht anders war<br />

es im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Mit diesem Bildband wird anhand von 100 Gemälden die<br />

Geschichte der Kunst nachgezeichnet und es dreht sich alles um das Verhältnis der Kunst zur<br />

Provokation.<br />

Stéphane Guegan: Cent tableaux qui font débat • Editions Hazan • ISBN: 978-2754107044<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


BILDBAND<br />

Eine Hommage an die Frauen<br />

Titouan Lamazou wurde 1955 in Casablanca geboren.<br />

Er liebt die Seefahrt genauso wie die Malerei und das<br />

Schreiben. Lamazou kennt die Meere der Welt und gewann<br />

als erster die « Vendée Globe », die härteste Weltumsegelung<br />

für Einhandsegler, und nahm an der « Route du Rhum » teil, einer<br />

Transatlantik-Einhandsegelregatta. Gleichzeitig war er offizieller Zeichner<br />

der französischen Marine. 2003 wurde er von der UNESCO als engagierter<br />

« Künstler für den Frieden » ausgezeichnet, womit Lamazous Kampf für<br />

die Rechte von Frauen gewürdigt wurde. Dieser zweibändige Bildband<br />

präsentiert 50 seiner schönsten Zeichnungen und Fotografien von Frauen.<br />

Titouan Lamazou: Peintures et Photographies •<br />

Editions Gallimard • ISBN: 978-2742435982<br />

BILDBAND<br />

Wenn die Propaganda<br />

die Werbung ersetzt<br />

Aus Anlass des Beginns des<br />

Ersten Weltkrieges vor 100<br />

Jahren erscheint ein nicht<br />

ganz gewöhnlicher Bildband,<br />

der sich mit politischen<br />

Propagandaplakaten aus<br />

den Jahren von 1914 bis 1918<br />

beschäftigt. Der Fokus liegt<br />

dabei nicht nur auf Frankreich,<br />

sondern auf weiteren am Krieg beteiligten<br />

Ländern, also auch Deutschland, Österreich,<br />

Italien, Großbritannien und den USA. Ein Bildband,<br />

der den Krieg der Propaganda entlarvt und an<br />

eine grauenvolle Vergangenheit erinnert.<br />

Patrick Facon: 1914-1918: La<br />

guerre des affiches • Editions<br />

Atlas • ISBN: 978-2723<strong>49</strong>7206<br />

SACHBUCH<br />

Eine Metrofahrt durch Frankreichs Geschichte<br />

Wessen Gebeine ruhen eigentlich unter dem Eiffelturm? Wo befinden sich die Überreste der<br />

ältesten Kathedrale von Paris? Was hat diese Frage mit einem Parkhaus im 5. Arrondissement<br />

zu tun? Als passionierter Parisliebhaber unternimmt der französische Schauspieler Lorànt<br />

Deutsch eine ganz besondere Zeitreise, deren Fahrplan so einfach wie verblüffend ist: Im<br />

Takt der Metro taucht er ein in die bewegten Jahrhunderte der Seine-Metropole und entführt tief in die<br />

Geschichte Frankreichs. Mit überraschenden Seitenblicken zeichnet Deutsch in dem ersten Buch seines<br />

Lebens ein ungewöhnliches Porträt Frankreichs und seiner Hauptstadt.<br />

Lorànt Deutsch: Métronom • Propyläen • ISBN: 978-35<strong>49</strong>074404<br />

AUSSTELLUNGSKATALOG<br />

Der Körper des Mannes<br />

Nach dem Wiener Leopold-Museum hat sich auch das Pariser Musée<br />

d’Orsay kürzlich in einer Ausstellung mit dem nackten Männerkörper in<br />

der Kunst seit 1800 beschäftigt. Der Ausstellungskatalog bietet die Möglichkeit,<br />

die Pariser Ausstellung mit der aus Wien zu vergleichen und nach kulturellen<br />

Unterschieden in der Herangehensweise zu suchen.<br />

Masculin/Masculin • Editions Flammarion • ISBN: 978-2081310094<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 15


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON/KLASSIK<br />

Natalie Dessay & Michel Legrand:<br />

Entre elle et lui<br />

Natalie Dessay ist eine französische, international<br />

bekannte Sopranistin, die eine Bilderbuchkarriere<br />

an den Tag legt und bereits in den größten Opernhäusern<br />

der Welt gesungen hat. Doch trotz ihrer großen<br />

musikalischen Erfolge hat sich die Künstlerin nun eine<br />

Pause von der Singerei verordnet (für wie lange, weiß sie<br />

noch nicht), um sich ihrer großen Leidenschaft für das<br />

Theaterspielen zu widmen. Doch bevor sie mit ihrem<br />

« neuen » Leben beginnt, schenkt sie ihren Fans ein Album,<br />

mit dem sie sich selbst einen Kindheitstraum erfüllt: Das<br />

Singen von Liedern von Michel Legrand zusammen mit<br />

Michel Legrand. Michel<br />

Legrand ist einer<br />

der bedeutendsten<br />

Komponisten des<br />

Landes, der insbesondere<br />

die Musik einiger legendärer Filme komponierte,<br />

zum Beispiel für « Das Mädchen von Rochefort » oder<br />

« Eselshaut » mit der großartigen Catherine Deneuve. So<br />

erscheinen auf diesem Album die größten Erfolge von Michel<br />

Legrand, gesungen von Natalie Dessay. Ein Ohrenschmaus!<br />

CHANSON<br />

Thomas Fersen & The<br />

Ginger Accident<br />

Thomas Fersen feierte letzten<br />

Herbst sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Sein<br />

neues Album ist ein würdiges Werk, um diesen<br />

Jahrestag zu feiern. Als Titel dient der Name der<br />

Band, die ihn begleitet. In den elf Liedern ist von<br />

den Fantasien des Sängers (« Mais oui mesdames »),<br />

seinen Begierden (« Donne-moi un petit baiser »)<br />

sowie seinen Theorien zur Liebe (« Les femmes<br />

préfèrent Jean ») die Rede. Dies alles zu Blues- und<br />

Rockrhythmen, die an die 1960er-Jahre erinnern.<br />

CHANSON<br />

Juliette Gréco: Gréco chante Brel<br />

Wenn eine Musiklegende einer anderen<br />

Musiklegende die Ehre erweist, entsteht ein<br />

Album wie « Gréco chante Brel ». Mit 86 Jahren huldigt die große<br />

Sängerin Juliette Gréco den vor 35 Jahren verstorbenen Jacques Brel,<br />

mit dem sie befreundet war, mit zwölf Chansons. Darunter bekannte<br />

Lieder wie « Amsterdam » und weniger bekannte wie « Prochain Amour ».<br />

Ein Album voller Emotionen, auf dem Juliette Gréco beweist, dass sie sich<br />

perfekt in die Lieder von Jacques Brel hineinversetzen kann.<br />

CHANSON<br />

CHANSON<br />

Julien Doré: Løve<br />

Auf seinem dritten Album präsentiert der als<br />

exzentrisch verschriene Julien Doré Liebeslieder. Er<br />

scheut dabei nicht davor zurück, seine manchmal<br />

wirren Gefühle auszudrücken und von den Höhen und Tiefen der Liebe zu<br />

singen. « Løve » bedeutet im Dänischen « Löwe ». Auf dem Album zieht der<br />

Löwe aber seine Krallen ein, um von der Liebe (« Love ») zu erzählen.<br />

Michel Fugain:<br />

Projet Pluribus<br />

Mit 61 Jahren erfindet sich Michel Fugain,<br />

der für Hits wie « Fais comme l’oiseau » oder<br />

« La fête » bekannt ist, neu und schließt sich<br />

der Gruppe « Pluribus », die aus elf Künstlern<br />

unterschiedlicher Disziplinen (Musiker,<br />

Schauspieler, Maler) besteht, an, um alte Lieder<br />

neu aufzunehmen und zehn neue Chansons<br />

zum Besten zu geben. Ein Album gegen<br />

Wintermüdigkeit und Depressionen.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


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ON REGARDE<br />

DRAMA<br />

Eine lesbische Liebesgeschichte<br />

Mädchen gehen mit Jungs aus – das stellt die<br />

15-jährige Adèle zunächst nicht infrage. Doch<br />

das ändert sich schlagartig, als sie Emma trifft.<br />

Die Künstlerin mit den blauen Haaren lässt sie ungeahnte<br />

Sehnsüchte entdecken und hilft ihr, sich selbst zu finden –<br />

als Frau und als Erwachsene. Atemberaubend, intensiv und<br />

hautnah erzählt Abdellatif Kechiche diese Liebesgeschichte.<br />

Der Stil ist so nah und eindringlich, dass der Betrachter jeden<br />

Kuss, jedes Schmatzen und jedes Schluchzen wie am<br />

eigenen Leib erfährt. Der Streifen ist einer<br />

der ergreifendsten und ungewöhnlichsten<br />

Liebesfilme der letzten Jahre. 2013 wurde er<br />

mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet, und zwar<br />

nicht nur der Film selbst, sondern auch die beiden Hauptdarstellerinnen<br />

für ihre grandiose Leistung. Cannes setzte<br />

damit auch ein Zeichen, denn zu der Zeit gingen noch Tausende<br />

Franzosen auf die Straße, um gegen die Einführung<br />

der gleichgeschlechtlichen Ehe zu protestieren.<br />

Blau ist eine warme Farbe • Frankreich 2013, 179 min • Originaltitel: La vie d‘Adèle • Ein Film von Abdellatif Kechiche<br />

mit Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux, Salim Kechiouche, Mona Walravens u.a. • Kinostart: 19. Dezember 2013<br />

KOMÖDIE<br />

Freundschaft<br />

macht alles<br />

möglich<br />

In Carhaix, einer kleinen<br />

Stadt im Herzen der<br />

Bretagne, leben die<br />

Freundinnen Mathilde,<br />

Firmine und Louise.<br />

Während Mathilde und<br />

Firmine als Hebamme<br />

und Krankenschwester arbeiten, ist Louise<br />

die stolze Besitzerin einer Bowling-Halle, in<br />

der sich die drei oft am Feierabend treffen.<br />

Bald bekommt das Bowling-Trio Zuwachs von<br />

Catherine, einer Personalmanagerin, die aus<br />

Paris geschickt wurde, um die Rentabilität des<br />

Krankenhauses zu prüfen. Schnell lebt sich die<br />

Großstädterin Catherine in der französischen<br />

Provinz ein. Doch schon bald ahnt sie, dass sie<br />

im Zuge der Umstrukturierung ausgerechnet die<br />

Geburtsstation schließen muss.<br />

Willkommen in der Bretagne • Frankreich<br />

2013, 90 min • Originaltitel: Bowling • Ein<br />

Film von Marie-Castille Mention-Schaar<br />

mit Catherine Frot, Mathilde Seigner,<br />

Firmine Richard, Laurence Arné u.a. •<br />

Sprachen: deutsch/französisch, Untertitel:<br />

deutsch • Ab sofort im Handel<br />

Eine menschliche Geschichte<br />

Auf Bitten seiner französischen Noch-Ehefrau Marie kehrt<br />

Ahmad vier Jahre nach der Trennung der beiden aus<br />

Teheran zurück nach Paris, um die Scheidung abzuschließen.<br />

Schnell spürt Ahmad jedoch, dass die Beziehung zwischen<br />

Marie und ihrer Tochter Lucie angespannt ist. Ahmad will helfen, die<br />

Spannungen abzubauen – und so kommt schon bald ein Geheimnis aus der<br />

Vergangenheit ans Licht.<br />

Die pure Lust an der Schauspielerei<br />

Der Film gleicht einem Abschiedsbrief. Mit einem<br />

Augenzwinkern inszeniert der französische<br />

Meisterregisseur Alain Resnais humorvoll bis leisemelancholisch<br />

Reflexionen über das Leben, das<br />

Theater und den Tod. Seine wichtigsten und treuesten filmischen<br />

Weggefährten versammelt er dafür in diesem Werk.<br />

DRAMA<br />

DRAMA<br />

Ihr werdet Euch noch wundern • Frankreich 2011, 105 min •<br />

Originaltitel: Vous n’avez encore rien vu • Ein Film von Alain<br />

Resnais mit Sabine Azéma, Pierre Arditi, Lambert Wilson, Michel<br />

Piccoli, Denis Podalydès, Anny Duperey, Anne Consigny,<br />

Mathieu Amalric, Hippolyte Girardot u.a. • Sprachen: deutsch/<br />

französisch, Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />

Le passé – Das Vergangene • Frankreich 2013, 130 min • Originaltitel:<br />

Le passé • Ein Film von Asghar Farhadi mit Bérénice Bejo, Tahar<br />

Rahim, Alis Mosaffa, Pauline Burlet u.a. • Kinostart: 30. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong><br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


DOKUMENTATIONEN<br />

Wie das Land,<br />

so der Mensch<br />

In dieser Dokumentationsreihe<br />

werden die schönsten<br />

Regionen Frankreichs<br />

bereist und wird gezeigt, wie die Natur die Menschen in den<br />

unterschiedlichen Landstrichen geprägt hat, aber auch, wie<br />

die Menschen ihrer Umgebung ihren Stempel aufgedrückt<br />

haben. In der zweiten <strong>Januar</strong>woche geht es in das Überseedepartement<br />

La Réunion, nach Versailles, in die Bretagne sowie<br />

ins Hinterland der Côte d’Azur.<br />

Montag, 6. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 17.00 Uhr: La Réunion, Vulkane und Talkessel<br />

Dienstag, 7. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 17.00 Uhr: La Réunion, die Küste<br />

Mittwoch, 8. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 17.00 Uhr: Versailles<br />

Donnerstag, 9. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 17.00 Uhr: Bretagne<br />

Freitag, 10. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 17.00 Uhr: Grasse<br />

SPIELFILME<br />

Eine Nacht mit Fantômas<br />

Fantômas ist eine französische Serie von<br />

Kriminalromanen vom Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

und ein großer Filmmythos. Anlässlich des 100.<br />

Geburtstages der Serie präsentiert Gaumont einen<br />

seiner größten Archivschätze in einer brillanten<br />

4K-Digitalrestaurierung. Dazu hat der renommierte<br />

französische Musiker Yann Tiersen mit vier internationalen Bands neue<br />

Filmmusiken komponiert. Die Filme trafen mit ihrer skrupellosen Hauptfigur,<br />

die sich in ständig wechselnden Masken unters Volk mischt und stets der<br />

Polizei entkommt, den Nerv der Zeit, und haben bis heute nichts von ihrer<br />

düsteren Faszination eingebüßt.<br />

Samstag, 11. <strong>Januar</strong>, ab 23.05 Uhr • Das grausame Genie • Im Schatten<br />

der Guillotine • Juve gegen Fantômas • Der mörderische Leichnam<br />

Sonntag, 12. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, ab 0.30 Uhr • Fantômas<br />

gegen Fantômas • Der falsche Ermittler<br />

THEMA<br />

Der letzte Glanz<br />

der alten Welt<br />

Zu Beginn des Jahres <strong>2014</strong><br />

widmet sich ARTE mit dem<br />

Sonderprogramm « 1914 –<br />

Der letzte Glanz der alten<br />

Welt » der Belle Epoque und<br />

der Zeit vor Ausbruch des<br />

Ersten Weltkrieges. Mehrere<br />

Spiel- und Stummfilme,<br />

zahlreiche Dokumentationen sowie die ARTE-<br />

Magazine nehmen den Zuschauer mit auf<br />

eine kulturelle Reise in die friedliche und<br />

prosperierende Zeit Europas des frühen 20.<br />

Jahrhunderts. Darunter ist ein Dokumentarfilm,<br />

der einen ganzen Tag des Jahres 1913 in<br />

Frankreich rekonstruiert und dabei einen Blick<br />

auf ganz Europa wirft, eine Dokumentation<br />

über Paul Poiret, der von 1903 bis zum Ende<br />

des Ersten Weltkrieges der einflussreichste<br />

Modeschöpfer nicht nur in Frankreich,<br />

sondern auf der ganzen Welt war, sowie ein<br />

Dokumentarfilm, der das Pariser Leben der<br />

Jahre 1900 bis 1914, die sogenannte Belle<br />

Epoque, nachzeichnet, wobei Ausschnitte aus<br />

rund 700 Spielfilmen und Wochenschauen<br />

zu einem umfassenden Sittengemälde<br />

zusammengefügt werden.<br />

Samstag, 11. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 22.05 Uhr:<br />

Stil und Eleganz - Die Belle Epoque<br />

Sonntag, 12. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 12.30 Uhr:<br />

Paul Poiret - König der Mode<br />

Sonntag, 12. <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>, 23.25 Uhr:<br />

Paris 1900 - La Belle Epoque<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 19


ON SURFE<br />

SHOPPING<br />

Produkte garantiert<br />

« Made in Paris »<br />

Es gibt unzählige Onlineshops<br />

im Internet.<br />

Dieser Onlineshop,<br />

der erst am 5. Dezember<br />

« seine Türen » geöffnet hat,<br />

unterscheidet sich allerdings<br />

grundlegend von anderen.<br />

Denn hinter der Website<br />

steht nicht irgendein Privatunternehmen,<br />

sondern die<br />

Stadtverwaltung von Paris.<br />

Es kommt in Frankreich und<br />

auch andernorts nicht oft vor,<br />

dass sich eine Stadtverwaltung einer derartigen<br />

Initiative annimmt. Die Motivation hinter<br />

der digitalen Boutique ist deshalb auch<br />

nicht rein ökonomischer Natur. Es geht der<br />

Stadt vor allem darum, Produkte ins Rampenlicht<br />

zu rücken, die aus der französischen<br />

Hauptstadt stammen. Damit will man die lokale<br />

Wirtschaft und die kreativen Kräfte der<br />

Stadt stärken. In der Startphase umfasst das<br />

Sortiment rund 250 Waren, darunter Kassenschlager<br />

und Raritäten. Damit man sich als<br />

Benutzer schnell zurechtfindet, werden die<br />

Artikel in Rubriken wie Kultur, Mode oder<br />

Haushalt eingeteilt. Voraussetzung für die<br />

Aufnahme eines Erzeugnisses in den Shop<br />

ist, dass das Produkt eine enge Verbindung zu<br />

Paris besitzt. Dies ist zum Beispiel bei den<br />

exklusiven Teesorten « Matin Parisien » und<br />

« Paris-Marais » aus dem renommierten Teehandel<br />

« Mariage Frères » gegeben. Oder bei<br />

originalgetreuen Nachbauten des berühmten<br />

Stuhlklassikers « Fermob », der im Jardin du<br />

Luxembourg und auf der neu gestalteten<br />

Place de la République steht. Originale Pariser<br />

Wasserkaraffen mit den Logos der Arrondissements<br />

sind ebenfalls im Sortiment. Außerdem<br />

gibt es natürlich eine Auswahl von<br />

Büchern über die Geschichte der Stadt, die<br />

Kunst oder die Stadtplanung. Kurzum, der<br />

Onlineshop ist eine wahre Fundgrube für alle<br />

Parisliebhaber und eine gute Inspirationsquelle<br />

für Mitbringsel und Geschenke. Besonders<br />

lobenswert zudem: Die Seite existiert<br />

auch in einer deutschen Fassung.<br />

www.boutique.paris.fr<br />

FOTOGRAFIE<br />

Fotokunst versus Google<br />

Zwischen 2004 und 2010 fuhr der bekannte französische<br />

Fotograf Gérard Depardon mit seinem Wohnmobil durch<br />

Frankreich, um das Land mit einem altmodischen Fotoapparat<br />

abzulichten. Das Resultat waren Bilder von Straßen, Gebäuden,<br />

Schildern und Geschäften, die Frankreich porträtieren und die seitdem<br />

in zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden. Eine andere Fotografin,<br />

Caroline Delieutraz, hatte nun die Idee, den Motiven ihres Kollegen mit<br />

Google Street View nachzuspüren und mit Hilfe dieses Dienstes möglichst<br />

dieselben Blickwinkel wiederzufinden, ohne dafür ihren Schreibtisch<br />

verlassen zu müssen. Es geht um eine Gegenüberstellung herkömmlicher<br />

Fotografie und den Möglichkeiten moderner Informationstechnologien,<br />

also um « zwei Visionen unserer Welt », wie die Fotografin selbst sagt.<br />

Exportschlager aus<br />

Frankreich<br />

Drei Freunde hatten die Idee, den Alltag<br />

der Menschen etwas lustiger zu gestalten. Daraus ist eine der<br />

beliebtesten Apps « Made in France » geworden, die inzwischen<br />

mehr als eine Million Nutzer auf der ganzen Welt besitzt. Bei der App<br />

werden den Benutzern jeden Tag ein paar lustige Aufgaben gestellt,<br />

zum Beispiel « Mache die Sicherheitsanweisungen im Flugzeug<br />

nach » oder « Fotografiere die Welt aus 10.000 Meter Höhe ».<br />

Anschließend können sie ihre Bilder von der Erfüllung dieser Aufgabe<br />

mit den anderen Nutzern teilen.<br />

RATGEBER<br />

Kampf den Wartezeiten<br />

SPIEL<br />

Wer ärgert sich nicht, wenn er am Telefon in einer<br />

War te schleife festhängt oder vor einem Museum anste<br />

hen muss? Eine App will den Frust vermindern und zeigt nun<br />

an, zu welchen Tages- und Wochenzeiten es am günstigsten<br />

ist, die Hotline einer Fluggesellschaft, der Bahn oder eines großen<br />

Unternehmens anzurufen bzw. sich auf den Weg zu einem<br />

Museum oder einer beliebten Sehenswürdigkeit zu machen.<br />

Eine App, die hilft, die eigene Lebenszeit effizienter zu nutzen.<br />

App 02 Minutes d’Attente<br />

www.deuxvisions.net<br />

App One Feat<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Urlaub unterm Reetdach, in einer Design-Wohnung<br />

mit Sauna und Kamin, in einem Ferienhaus mit<br />

eigenem Garten oder in einer Kajüte wie auf einem<br />

Schiff, mönchgut living bietet vielfältige Optionen!<br />

Die einzigartige Lage der Anlage im Herzen des<br />

romantischen Fischerdorfes Gager im UNESCO-<br />

Biosphärenreservat Südost-Rügen verspricht Ihnen<br />

einen unvergesslichen Aufenthalt voller Entspannung<br />

und Genuss inmitten unberührter Natur, nur<br />

wenige Minuten vom Ostseestrand entfernt.<br />

mönchgut living, die ultimative ultimative Adresse<br />

für Ihren nächsten Urlaub auf Rügen!<br />

• 2-Zimmer-Ferienwohnung KOMFORT<br />

mit Terrasse oder Balkon für 2 Personen ab 45 Euro<br />

• 2-Zimmer-Ferienwohnung DELUXE<br />

mit Sauna, Kamin & Terrasse für 2 Personen ab 55 Euro<br />

• 3-Zimmer-Ferienwohnung KOMFORT<br />

mit Terrasse für 4 Personen ab 65 Euro<br />

• 3-Zimmer-Ferienwohnung DELUXE<br />

mit Sauna, Kamin & Balkon für 4 Personen ab 75 Euro<br />

• Ferienhaus mit Kamin & Garten für 4 Personen ab 79 Euro<br />

* Alle Preise pro Nacht inkl. Endreinigung, Bettwäsche, Handtücher, Parkplatz,<br />

zzgl. Kurtaxe (nur im Sommer). Mindestaufenthalt ab 2 Nächten.<br />

mönchgut living • Am Hafen 10 • 18586 Gager/Rügen • Tel. (038308) 66470 • www.moenchgut-living.de


UNTERWEGS IN FRANKREICH Marseille<br />

Marseille<br />

Die Rennaissance einer Metropole!?<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Ein Jahr lang durfte sich Frankreichs zweitgrößte Stadt als Kulturhauptstadt<br />

Europas feiern lassen. Nun geht ein aufregendes Jahr zu Ende und es<br />

stellt sich die Frage nach der Zukunft. Doch wie ist Marseille überhaupt?<br />

Stimmt das Klischee vom kriminalitätsgeplagten Moloch oder ist die<br />

Metropole auf dem Weg zu einer neuen Blütezeit? Impressionen und<br />

Erlebnissplitter aus einer zerrissenen, aber verführerischen Stadt. Einer<br />

Stadt, die viele Gesichter hat und niemals ihre Würde verliert, egal wie<br />

widrig die Umstände sind.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Marseille<br />

Als ich einem Freund davon erzählte, dass ich von<br />

einer Reportage aus Marseille zurück bin, fragte er<br />

mich, ob die Stadt eher wie Barcelona oder eher<br />

wie Neapel sei. Eine Frage, auf die mir die Antwort schwerfällt.<br />

Zunächst einmal, weil sich dahinter ein sehr klischeehafter<br />

Ansatz verbirgt. Auf der einen Seite das hippe Barcelona,<br />

das es geschafft hat, sich seit den Olympischen Sommerspielen<br />

1992 ein cooles Image zuzulegen und zum<br />

Sehnsuchtsziel für Reisende aus der ganzen Welt geworden<br />

ist. Auf der anderen Seite das angebliche Monstrum Neapel<br />

mit seiner explosiven Mischung aus Arbeitslosigkeit, Mafia<br />

und Korruption. Wer kürzlich in der italienischen Hafenstadt<br />

gewesen ist, weiß, wie einseitig dieses Bild ist. Und<br />

auch in Barcelona ist nicht alles Gold, was glänzt.<br />

Für mich scheinen beide Vergleiche nicht auf Marseille<br />

zuzutreffen. Ich vergleiche die Hafenstadt lieber mit einer<br />

nicht mehr ganz jungen Diva. Sie hat ein nicht immer<br />

einfaches Leben hinter sich und trägt manchmal etwas zu<br />

viel Schminke auf, um die Spuren der Vergangenheit zu<br />

vertuschen. Oder sie unterwirft sich gar einer Schönheitsoperation.<br />

Sie hat ihre Launen und Eigenarten, übt sich in<br />

Hochmut, auch wenn es manchmal nicht angebracht ist.<br />

Vor allem aber hat sie nie ihren Stolz verloren, auch wenn<br />

es zuweilen schwerfällt, die Fassade aufrecht zu erhalten.<br />

Sie liebt unverändert den großen Auftritt.<br />

Für mich ist das ein Bild, das Marseille perfekt charakterisiert.<br />

Die Mittelmeermetropole ist Frankreichs<br />

älteste Stadt überhaupt. Gegründet wurde sie von den<br />

alten Griechen als Handelsstützpunkt rund 600 Jahre<br />

vor Christi Geburt. Massalia nannten sie den Ort. Durch<br />

ihre günstige Lage wurde die griechische Kolonie eine der<br />

reichsten und wichtigsten im westlichen Mittelmeerraum.<br />

Später kamen dann die Römer und übernahmen den Hafen.<br />

Damit herrschte in Marseille schon zivilisiertes Leben,<br />

als im Norden Europas noch wilde Barbaren durch<br />

die Wälder streiften.<br />

Vielleicht ist es dieses Wissen um eine lange und bedeutende<br />

Vergangenheit, aus dem die Stadt und ihre Bewohner<br />

bis heute ihren Stolz ziehen. Paris mag die Hauptstadt<br />

des Landes sein. Lyon die ewige Rivalin, mit der man<br />

sich darum streitet, wer nun wirklich die Nummer zwei<br />

im Land ist – Marseille zählt zwar mehr Einwohner, der<br />

Großraum Lyon ist aber einwohnerstärker und vor allem<br />

wirtschaftlich bedeutender. Trotzdem würden die meisten<br />

Marseiller einen Umzug in den wohlhabenderen Norden<br />

des Landes wie eine Strafversetzung empfinden. Marseille<br />

ist nicht die reichste und friedlichste Stadt des Landes, für<br />

die meisten Bewohner aber trotzdem die beste.<br />

Soziale Brennpunkte im Norden<br />

So sieht das auch Nadine. Sie ist als Kind afrikanischer<br />

Einwanderer im Norden der Stadt groß geworden. Dort,<br />

wo sich heute die Polizei nicht mehr in einige Viertel traut<br />

und die Drogenbosse selbst für die « öffentliche Ordnung<br />

sorgen » bzw. für das, was sie darunter verstehen. Besonders<br />

wenn man sich als Auswärtiger in eines dieser Quartiere<br />

begeben will, wird man misstrauisch beäugt, wenn<br />

einem nicht gleich auf unmissverständliche Weise mitgeteilt<br />

wird, dass man lieber schnell umkehren sollte.<br />

Immer wieder gehen die Schlagzeilen von ermordeten<br />

jungen Männern durch die Presse. Abgeschlachtet, weil<br />

sie für den falschen Clan gearbeitet oder sich nicht an die<br />

Regeln der Unterwelt gehalten haben. Wenn mal wieder<br />

ein Mord auf offener Straße am helllichten Tage passiert,<br />

ist die Aufregung besonders groß. Manche Politiker<br />

fordern dann sogar, dass das Militär in den nördlichen<br />

Ghettos der Mittelmeermetropole einmarschieren sollte.<br />

Doch kaum werden andere Schlagzeilen wichtiger, gerät<br />

das Elend in den Trabantenstädten von Marseille wieder<br />

in den Hintergrund. Ein Lokalpolitiker gab kürzlich zu<br />

Protokoll, dass sich sowieso nichts ändert, bis sich die<br />

Drogenpolitik der westlichen Welt allgemein wandeln<br />

wird. Marseille allein kann den Krieg gegen die Drogenbosse<br />

kaum gewinnen.<br />

Nadine hat es trotzdem geschafft, sich aus dieser Spirale<br />

der Gewalt zu befreien. Vielleicht hatte sie das Glück, ein<br />

Mädchen zu sein, das von ihren Eltern beschützt wurde,<br />

ohne in traditionelle Rollen gedrängt zu werden. Sie studiert<br />

inzwischen an der Universität von Marseille und lebt<br />

in einer WG in einem gepflegten Stadtteil südlich der Innenstadt.<br />

Nadine kennt die Schattenseiten ihrer Heimat aus<br />

erster Hand, trotzdem möchte sie nirgendwo anders leben.<br />

« Marseille ist einzigartig. Es ist ein echter Schmelztiegel<br />

der Nationen. Marseille ist hart, aber die Stadt macht<br />

einen damit fit für die Härten des Lebens », ist ihr Motto.<br />

Ganz besonders stolz ist sie, dass ihre Heimatstadt 2013<br />

die Kulturhauptstadt Europas geworden ist. « Es gab so<br />

viele tolle Ausstellungen und Events. Die Kultur hat die<br />

Menschen einander wirklich nähergebracht », schwärmt<br />

sie noch immer davon.<br />

Hauptstadt für ein Jahr<br />

Keine Frage, Marseille hat von dem Kulturhauptstadtjahr<br />

profitiert. Zwar gab es am Anfang viel Polemik darüber,<br />

dass trotz jahrelanger Vorlaufzeit nicht alles rechtzeitig<br />

fertig wurde. « Typisch Marseille », hieß es dann wieder<br />

allseits. Die Stadt schafft es einfach nicht, perfekt zu sein.<br />

Selbst wenn viel auf dem Spiel steht und eine große Chance<br />

wartet, verbocken es die Verantwortlichen. Doch nach<br />

den ersten Anlaufschwierigkeiten war der meiste Ärger<br />

bald verflogen. Wie andere Kulturhauptstädte zuvor verzauberte<br />

die Metropole mit einem vielseitigen Programm.<br />

Doch noch viel wichtiger als das Jahr an sich ist, was<br />

davon bleiben wird. Da gibt es einmal die Veränderungen<br />

in der Wahrnehmung der Menschen. Marseille wurde<br />

dank dieses großen Kulturevents mit positiven Schlagzeilen<br />

bedacht und nicht mit der üblichen Berichterstattung<br />

von Kriminalität und Elend. Auch weniger kulturaffine<br />

Bevölkerungsschichten entdeckten außerdem die Kraft<br />

der Kunst.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Oben: Blick auf das MuCEM mit seinem spektakulären Neubau und dem Fort Saint-Jean. Im Hintergrund die<br />

Cathédrale La Major. Unten links: Das Hôtel Dieu, in dem sich heute das Hotel InterContinental befindet, und<br />

die verkehrsberuhigte Promenade am Vieux Port. Unten rechts: Blick vom Hôtel Dieu auf die Kirche Notre<br />

Dame de la Garde hoch über der Stadt. S. 22/23: Blick vom Palais du Pharo auf den Vieux Port.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Marseille<br />

Hinzu kommen die baulichen Vermächtnisse. Das<br />

allerwichtigste darunter ist das brandneue Musée des<br />

civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, kurz Mu-<br />

CEM genannt. Das Museum, das sich mit der Geschichte<br />

der Zivilisation im Mittelmeerraum beschäftigt, war das<br />

Flaggschiff für das Kulturhauptstadtjahr und wird auch<br />

zukünftig das Vorzeigemuseum der Stadt bleiben.<br />

Insgesamt besteht es aus drei Stätten, wovon sich die<br />

beiden wichtigsten direkt an der Hafeneinfahrt von Marseille<br />

befinden und miteinander verbunden sind. Herzstück<br />

ist dabei ein Neubau, der vom Architekten Rudy<br />

Ricciotti auf einer ehemals als Hafen genutzten Mole<br />

errichtet wurde. Die markante Fassade wurde weltweit<br />

als architektonische Meisterleistung gefeiert und füllte<br />

die Feuilletons in den Zeitungen rund um den Globus.<br />

Verbunden ist dieser Neubau über eine luftige Brücke aus<br />

Metall mit dem alten Fort Saint-Jean, das für die Eröffnung<br />

des Museums von Grund auf saniert wurde und auf<br />

dessen Dach ein mediterraner Garten im zeitgenössischen<br />

Design auch für Nicht-Museumsbesucher zugänglich ist<br />

und für faszinierende Ausblicke sorgt.<br />

Zwischen den beiden Gebäuden liegt ein Wasserbecken,<br />

in dem das Schwimmen ausdrücklich verboten ist.<br />

Davon lässt sich Karim im Sommer aber nicht abhalten.<br />

Milliarden Euro für die Zukunft<br />

Auf einer Fläche von 480 Hektar findet nach Angaben der Verantwortlichen<br />

Europas größtes Stadterneuerungsprogramm statt. Nun, es gibt einige<br />

europäische Metropolen, die diesen Titel für sich beanspruchen.<br />

Zweifelsfrei ist jedoch, dass das Euroméditerranée genannte Projekt eines<br />

der beeindruckendsten städtebaulichen Vorhaben des Kontinents ist.<br />

Marseille erobert seine Küste zurück und schafft auf ehemaligen Hafen-<br />

und Brachflächen ein neues Zentrum. 40.000 Menschen sollen hier einmal<br />

leben, 35.000 zur Arbeit kommen. Mehr als sieben Milliarden Euro werden<br />

am Ende verbaut.<br />

Da Euroméditerranée so erfolgreich ist, wurde es kürzlich um ein zweites<br />

Entwicklungsgebiet weiter nördlich ergänzt. Euroméditerranée 2 soll den<br />

Übergang zu den nördlichen Trabantenstädten schaffen und für noch<br />

mehr Lebensqualität sorgen. Herzstück dieses zweiten Abschnitts wird<br />

unter anderem eine neue Uferpromenade, unter der die jetzige Autobahn<br />

A55 verschwinden soll. Außerdem ein 14 Hektar großer Park.<br />

Doch nicht nur in das neue Zentrum am Hafen fließen Milliarden. Kurz vor<br />

den im Frühling stattfindenden Kommunalwahlen hat der französische<br />

Premierminister Jean-Marc Ayrault verkündet, dass der französische<br />

Staat drei Milliarden Euro in die Infrastruktur von Marseille investieren will.<br />

Damit soll die Anbindung der nördlichen Vororte ans Zentrum nachhaltig<br />

verbessert werden. Für ein Gros des Geldes soll der erst kürzlich für den<br />

TGV komplett sanierte Bahnhof Saint-Charles von einem Kopfbahnhof zu<br />

einem unterirdischen Durchgangsbahnhof ausgebaut werden. Während<br />

ein solch pharaonisches Vorhaben in Stuttgart für Bürgerproteste sorgte,<br />

freuen sich die Marseiller über die Investitionen. Außerdem soll die<br />

Bahnstrecke von Marseille nach Aix-en-Provence verdoppelt und die<br />

U-Bahn-Linie 2 nach Norden verlängert werden.<br />

Er liebt es, vom Rand ins Wasser zu springen, zum anderen<br />

Ufer zu schwimmen, aus dem Wasser zu steigen und<br />

das Spiel von vorne zu beginnen. Es ist nicht ganz klar, ob<br />

er damit seine Freundin beeindrucken will, die ihn meist<br />

begleitet und es sich dann auf einem Handtuch am Fuße<br />

des MuCEM bequem macht, oder die vielen Touristen,<br />

die ihm von der Brücke zwischen den beiden Bauten des<br />

Museums gespannt zusehen. Nun ist das Wasser aber zu<br />

kalt zum Baden und Karim sitzt nur auf der Mauer und<br />

schaut hinaus aufs Meer.<br />

Vom Einwandererviertel<br />

zum Szenestadtteil<br />

Er ist im Viertel Le Panier groß geworden, das gleich<br />

hinter dem MuCEM beginnt. Der Stadtteil ist der älteste<br />

der Mittelmeermetropole. Hier ließen sich die ersten<br />

Griechen vor über 2.600 Jahren nieder. Traditionell gilt<br />

das Viertel als ein Einwanderer- und Arbeiterquartier.<br />

Viele Familien aus Nordafrika und anderen ehemaligen<br />

französischen Kolonien fanden hier ihre erste Bleibe in der<br />

neuen Heimat. Bis heute ist Le Panier noch multikultureller<br />

als das ohnehin insgesamt multikulturelle Marseille.<br />

Doch in den letzten Jahren verändert das Viertel sein<br />

Gesicht. Aus einer missachteten Gegend wird<br />

zunehmend eine Touristenattraktion. Karim<br />

beobachtet das mit gemischten Gefühlen.<br />

Einerseits ist er stolz darauf, dass es plötzlich<br />

populär geworden ist, in Le Panier zu wohnen.<br />

Er kann damit glänzen, zu den Alteingesessenen<br />

zu gehören. Andererseits bedeuten<br />

Wandel und Aufschwung auch steigende<br />

Mieten und die Gefahr der Verdrängung.<br />

Am deutlichsten auszumachen sind die<br />

Veränderungen an einem weit sichtbaren<br />

Gebäude, dem Hôtel Dieu. Das auf einer<br />

Höhe gelegene Gebäude hat durchaus etwas<br />

von einem Schloss. Gebaut wurde es als<br />

Krankenhaus. Bis 2006 wurden hier noch<br />

Anwärter medizinischer Berufe ausgebildet.<br />

Doch dann rückten die Bauarbeiter an und<br />

verwandelten das herrschaftliche Anwesen in<br />

das neueste Luxushotel der Stadt, betrieben<br />

vom Hotelkonzern InterContinental. Wenn<br />

das 5-Sterne-Haus abends festlich illuminiert<br />

ist, wirkt es noch ein wenig fremd in<br />

dieser einstigen Arbeitergegend. Doch das<br />

InterContinental zeigt, wohin die Reise in<br />

diesem zentral gelegenen Stadtviertel gehen<br />

könnte. Denn die ganze Gegend rund um Le<br />

Panier ist im Aufbruch.<br />

Ein neues Zentrum am Hafen<br />

Wo früher eine Stadtautobahn das Stadtviertel<br />

vom Hafen trennte und viel Verkehr<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Das herrschaftliche Palais du Pharo wurde einst als kaiserliche Residenz gebaut und dient heute als modernes<br />

Kongresszentrum. Der Park ist frei zugänglich und bietet einen traumhaften Blick auf den Vieux Port.<br />

für Lärm und Abgase sorgte, sind die Autos nun in einem<br />

Tunnel unter der Erde verschwunden. Darüber entsteht<br />

gerade ein verkehrsberuhigter Stadtboulevard. Während<br />

die Straße selbst bereits neu angelegt ist und mit Bäumen<br />

und Designstraßenlaternen ausgestattet wurde, wird in<br />

den den Boulevard säumenden Gebäuden noch kräftig<br />

gewerkelt.<br />

Euroméditerranée heißt dieses ehrgeizige Städtebauprojekt,<br />

das ungenutzte Hafenflächen und Brachen zu<br />

einem lebendigen zweiten Zentrum der Hauptstadt der<br />

Provence machen soll. So werden zum Beispiel die einstigen<br />

Gewölbe unter dem Platz, auf dem die markante<br />

Cathédrale La Major steht, geöffnet und für Geschäfte<br />

hergerichtet. Im Laufe des Jahres <strong>2014</strong> soll alles fertig sein<br />

und die ersten Läden eröffnet werden.<br />

Etwas weiter entsteht mit den « Terrasses du Port » ein<br />

weiteres großes Shoppingcenter. Mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />

von 61.000 Quadratmetern und 160 Läden wird<br />

es das Herz der neuen Hafencity werden. Höhepunkt ist<br />

eine große Terrasse, die sich zum Meer hin öffnet und zum<br />

Flanieren und Pausieren einladen wird. Außerdem werden<br />

ein Foodcourt und zahlreiche Restaurants zum Verweilen<br />

einladen. Die Eröffnung ist ebenfalls für <strong>2014</strong> geplant.<br />

Genau gegenüber liegt ein « Les Docks » genannter<br />

Gebäuderiegel, der bereits aufwendig saniert wurde und<br />

nun für eine neue Bestimmung als Freizeitpol mit Restaurants,<br />

Geschäften und Büros vorbereitet wird. « Les<br />

Docks » ist für viele Marseiller ein Denkmal, das eng mit<br />

der Geschichte des Hafens verbunden ist. Wenn man sich<br />

vom Norden dem Vieux Port nähert, kommt man zwangsweise<br />

an diesem Gebäuderiegel vorbei. Ab Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts diente er als<br />

Lager und Scharnier zwischen See- und Landhandel. So<br />

wie etwa die alte Speicherstadt in Hamburg. Die Gebäude<br />

werden heute von Büros in Beschlag genommen. Der Abschluss<br />

der Arbeiten mit der Eröffnung zahlreicher Läden<br />

in den Erdgeschossen ist für 2015 geplant.<br />

Neben « Les Docks » sind weitere Bürogebäude entstanden<br />

bzw. entstehen noch. Dort arbeitet Thomas in<br />

einer Niederlassung einer großen französischen Bank. Er<br />

liebt seinen Arbeitsplatz. « Es ist cool zu sehen, wie eine<br />

ganz neue Stadt entsteht », meint er. « Zwar ist es hier<br />

nach Feierabend noch etwas tot, aber das wird sich in den<br />

nächsten Jahren ändern, wenn alles fertig ist. »<br />

Zu dem Projekt Euroméditerranée gehört neben der<br />

Rehabilitierung vorhandener Gebäude und dem Bau neuer<br />

« gewöhnlicher » Gebäude auch die Errichtung von vier<br />

Hochhäusern, die Marseille eine echte Skyline bescheren<br />

sollen. Eines der Hochhäuser ist bereits fertig, die von<br />

Zaha Hadid entworfene, 147 Meter hohe Tour CMA-<br />

CGM, in der der gleichnamige französische Schifffahrts-<br />

und Logistikkonzern seinen Hauptsitz hat. Das<br />

Hochhaus bildet die Speerspitze am nördlichen Ende des<br />

neuen Stadtteils. Zu seinen Füßen kommt die Autobahn<br />

aus dem Norden an, um sich zu gabeln und schließlich ein<br />

paar Meter später im neuen Tunnel zu verschwinden.<br />

Auf der Brache zwischen der Tour CMA-CGM und<br />

« Les Docks » sind die anderen drei Hochhäuser geplant,<br />

jeweils unter der Federführung großer Architekten. Jean<br />

Nouvel hat einen 135 Meter hohen Turm entworfen. Daneben<br />

wird die Tour Horizon mit einem Hotel und Wohnungen<br />

von Yves Lion in die Höhe wachsen. Schließlich folgt<br />

das Hochhaus H99 mit einer Höhe von 99 Metern, das<br />

Luxuswohnungen beherbergen wird und von Jean-Baptiste<br />

Piétri stammt. In der zehnten Etage wird es ein Schwimmbad<br />

und einen Spabereich für die Bewohner geben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Marseille<br />

Links: Simulation<br />

der geplanten<br />

Hochhäuser gemäß<br />

der aktuellen<br />

Pressemitteilung von<br />

Euroméditerranée.<br />

Rechts: Der sanierte<br />

Gebäuderiegel<br />

« Les Docks », der<br />

bis 2015 weiter<br />

umgebaut wird,<br />

damit auch Läden<br />

und Restaurants<br />

darin Platz finden.<br />

Das alte Herz der Mittelmeermetropole<br />

Wenn Thomas nach Hause will, hat er es nicht weit. Er<br />

hat eine Wohnung in der Rue de la République gefunden,<br />

einer der neuen Einkaufsstraßen von Marseille, die das<br />

neue Stadtviertel Euroméditerranée mit dem Vieux Port<br />

verbindet. Am nördlichen Ende sind die meisten Läden<br />

zwar noch verwaist und es künden nur große Plakate von<br />

der rosigen Zukunft als Bummelboulevard. Im südlichen<br />

Abschnitt, zum Vieux Port hin, ist die Rue de la République<br />

aber bereits eine schicke Flaniermeile. H&M, Celio,<br />

Starbucks und viele weitere bekannte Marken säumen den<br />

Boulevard. Die Fassaden der vor kurzem komplett sanierten<br />

Straße lassen einen glauben, man sei im Paris von<br />

Haussmann gelandet. Herrschaftlich sind die Gebäude<br />

und tadellos renoviert.<br />

Die Wohnung von Thomas liegt in der vierten Etage<br />

zum Hinterhof. Sie ist klein und nicht gerade billig. 600<br />

Euro muss er im Monat für die zwei Zimmer bezahlen.<br />

« Für eine Familie mit Kindern ist die Wohnung kaum<br />

geeignet », gibt Thomas zu. « Aber bei mir besteht keine<br />

zu große Gefahr, dass sich Nachwuchs anmeldet », fügt er<br />

schelmisch hinzu. Ihm ist es wichtig, so dicht wie möglich<br />

am Herzen der Stadt zu leben, so dass er die etwas höhere<br />

Miete gerne in Kauf nimmt.<br />

Denn trotz aller neuen städtebaulichen Projekte: Das<br />

Herz von Marseille ist und bleibt der Vieux Port, der nur<br />

ein paar Schritte von Thomas’ Wohnung entfernt beginnt.<br />

Kein anderer Ort ist mehr Wahrzeichen für Marseille als<br />

dieses Hafenbecken voller Motorboote und Segeljachten.<br />

Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Vieux<br />

Port sogar ein echter pulsierender Hafen. Hier wurde<br />

Handel mit den Kolonien und der ganzen Welt getrieben,<br />

bevor die Hafenwirtschaft in Richtung Norden abwanderte.<br />

Gut geschützt wurde die Hafeneinfahrt über Jahrhunderte<br />

durch zwei Forts, die sich jeweils auf einer Seite<br />

der Hafeneinfahrt befinden. Den schönsten Blick auf den<br />

Vieux Port hat man vom Palais du Pharo. Es liegt auf einer<br />

Erhebung auf der südlichen Seite des Hafenausgangs<br />

gegenüber vom MuCEM. Napoleon III. ließ es einst errichten.<br />

Heute dient es als Kongresszentrum.<br />

Rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr wurden die<br />

Uferbereiche des Vieux Port verkehrsberuhigt. Wo sich<br />

früher lange Autoschlangen bildeten, dürfen heute nur<br />

noch Busse und Taxis passieren. An der östlichen Seite<br />

zum Zentrum hin wurde ein großer Platz angelegt. Dort<br />

finden oft Veranstaltungen statt. Fischhändler verkaufen<br />

am Quai des Belges morgens ihre fangfrische Ware. Außerdem<br />

wurde eine Überdachung errichtet, die wie ein<br />

riesiger Spiegel fungiert und in der sich das Leben am Kai<br />

spiegeln soll.<br />

Eine Fahrradstadt ohne Fahrradfahrer<br />

Die Stadtverwaltung unternimmt ohnehin viel, um<br />

den Individualverkehr aus der engen Innenstadt zu verdrängen.<br />

Viele Boulevards wie die Rue de la République<br />

oder die legendäre Canebière wurden zurückgebaut. Anstatt<br />

mehrerer Fahrspuren und zahlreicher Parkbuchten<br />

gibt es nun viel Platz für Fußgänger und Radfahrer. Auf<br />

einigen Boulevards fährt zudem die neue Straßenbahn<br />

der Metropole, die das U-Bahnnetz ergänzen soll. Autos<br />

müssen sich dagegen meist über eine Spur pro Richtung<br />

durch die Straßen quälen.<br />

Doch die Marseiller scheinen Leid gewöhnt zu sein<br />

und stehen lieber im Stau als aufs Fahrrad oder die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel umzusteigen. Jeden Tag sind<br />

gerade im Berufsverkehr die für die Autos verbliebenen<br />

Spuren hoffnungslos verstopft, die Fahrradwege dagegen<br />

verwaist. Besonders gut lässt sich das Verkehrschaos auf<br />

der Rue de la République beobachten.<br />

Sophie versteht das auch nicht. Die aus Straßburg<br />

wegen der Liebe nach Marseille gezogene Mittdreißigerin<br />

gehört zu den wenigen, die sich mit dem Zweirad in<br />

Marseille bewegen. « Vielleicht kommt das daher, dass ich<br />

als Elsässerin mehr von der Fahrradkultur Mitteleuropas<br />

beeinflusst bin », versucht sie zu erklären. Ihre neuen<br />

Freunde in Marseille können jedenfalls nicht wirklich<br />

ihre Begeisterung fürs Fahrradfahren verstehen.<br />

Dabei hat Marseille wie inzwischen quasi jede französische<br />

Großstadt sogar ein gut ausgebautes kommunales<br />

Leihfahrradsystem. Doch einen Sinneswandel scheinen<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


die ganzen Radwege noch nicht hervorgerufen zu haben. Die Leihstationen<br />

sind meist voller Fahrräder. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Fast niemand<br />

benutzt die Mieträder. Aber welche echte Diva fährt auch schon Fahrrad?<br />

Vielleicht ist die Erklärung so simpel.<br />

Deutschlands<br />

gegen<br />

großes Reisemagazin<br />

Fernweh.<br />

Nicht jedes Klischee ist falsch<br />

Flanieren tun die Marseiller dagegen gerne. Egal ob rund um den Vieux<br />

Port, auf einem der Einkaufsboulevards oder in der Fußgängerzone Rue<br />

Saint-Ferréol, an deren Ende die Präfektur an einem herrschaftlichen Platz<br />

liegt. Dort nimmt Jean an einer Demonstration gegen die Budgetkürzungen<br />

und die geplante Rentenreform der sozialistischen Regierung teil. Jean ist<br />

seit drei Jahrzehnten Mitglied der Force Ouvrière, eine der militantesten Gewerkschaften<br />

des Landes.<br />

Die laute Popmusik, die über die Place de la Prefecture schallt, erinnert<br />

mehr an die Love-Parade als an eine Demonstration. Auch sind gerade<br />

einmal 40 bis 50 Demonstranten gekommen. Doch Jean irritiert das nicht:<br />

« Wir werden es diesen falschen Sozialisten schon zeigen ». Er meint damit<br />

François Hollande und seine Regierung und ist sich seiner Sache sicher, fest<br />

im Klassenkampf verankert. Die meisten Marseiller, die in den angrenzenden<br />

Bistros zu Mittag essen oder auf Einkaufstour sind, erfreuen sich dagegen<br />

vor allem an der lauten Musik. Eine Verkäuferin hinterm Tresen wippt<br />

munter im Takt.<br />

Keine Frage, so manches Klischee über Marseille ist nicht unbedingt<br />

nur ein Klischee. Die Streiklust einiger Einwohner und das Aufbegehren<br />

gegenüber ungerecht empfundenen Maßnahmen haben viele Marseiller<br />

im Blut. Selbst wenn sich hinter manchen hehren Zielen eher egoistische<br />

Überlegungen verbergen. In Marseille können einige Hafenarbeiter schon<br />

einmal tagelang den wichtigsten Hafen des Landes lahmlegen. Jede Diva<br />

hat eben ihre ganz eigenen « Macken ». In Marseille hat Streik für viele<br />

jedenfalls keine negative Konnotation. Man akzeptiert es auch, wenn die<br />

Post einmal nicht kommt, weil es für den Postboten zu sehr regnet. Auch<br />

das ist Marseille.<br />

Die Magie des Vieux Port am Abend<br />

Wenn es Abend wird und die Dunkelheit der Nacht manche Blessur verdeckt,<br />

finden viele ältere Diven zu ihrer Hochform aus jungen Jahren zurück.<br />

So auch Marseille. Es gibt keinen magischeren Moment, als nach Einbruch<br />

der Dunkelheit am Vieux Port zu sein. Südlich sieht man die illuminierte<br />

Kirche Notre Dame de la Garde hoch auf einem Hügel thronend. Nördlich<br />

das festlich beleuchtete Rathaus und das zu neuem Leben erwachte Hôtel<br />

Dieu. Zum Meer hin erstrahlen das Fort Saint-Nicolas sowie der Palais du<br />

Pharo, der fast wie ein aus dem Weltall gelandetes Ufo wirkt. Die bläuliche<br />

Beleuchtung der Stege im Jachthafen verströmt zudem viel Friedlichkeit. Die<br />

Restaurants entlang der Ufer und rund um die Cours Honoré d’Estienne<br />

d’Orves sind gut gefüllt.<br />

In diesem Moment vergisst Marseille seine kleinen Wehwehchen und<br />

Probleme. Dann fällt es nicht auf, dass die alternde Diva im Zentrum vielleicht<br />

etwas zu viel Schminke aufgetragen hat, was den Kontrast zu den<br />

tristen Vorstädten nur noch größer macht. Marseille ist in dem Augenblick<br />

die stolze Grande Dame am Mittelmeer. Kein sozialer Brennpunkt und<br />

kein ermordeter Drogenkurier können die Feierlaune stören. Marseille ist<br />

dann eine Diva im besten Sinne des Wortes und Nadine, Karim, Thomas,<br />

Sophie und Jean können zu Recht stolz darauf sein, hier ihr Zuhause zu<br />

haben.<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH A6/E15 Marseille<br />

Lausanne<br />

Schweiz<br />

A71/E11<br />

Cluny<br />

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Marseille erreicht man aus Deutschland<br />

über den Osten Frankreichs und<br />

die Rhône-Tal-Autobahn. Aus der<br />

Schweiz geht es über Genf und Lyon<br />

nach Marseille, aus Österreich über<br />

montnd<br />

Nord A72/E70 italien und entlang der Côte<br />

d’Azur.<br />

Lyon<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

A43/E70<br />

ont-Dore Marseille …<br />

… Berlin 1.543 km … St.-Etienne Hamburg 1.<strong>49</strong>3 km<br />

A75/E11<br />

Bézier<br />

Lodève<br />

… Köln 1.044 km … München 1.050 km<br />

… Wien 1.368 km … Zürich 747 km<br />

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Marseille. Air France verbindet in Crest den<br />

Sommermonaten Berlin A7/E15 zwei mal pro Saillans<br />

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Montpellier<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

A55<br />

Marseille<br />

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Chambéry<br />

Stunden.<br />

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Grenoble<br />

Office de Tourisme et Italien des Congrès<br />

Torino<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

11, la Canebière Briançon<br />

13001 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)8 26 50 05 00<br />

Gap<br />

Palais du Pharo<br />

58, boulevard Charles Livon<br />

13007 Marseille<br />

http://palaisdupharo.marseille.fr<br />

A50<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Toulon<br />

A57<br />

France<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Nice<br />

M u C E M<br />

1, esplanade du J4<br />

13002 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 84 35 13 13<br />

www.mucem.org<br />

Euroméditerranée<br />

Centre d’informations<br />

Les Docks Atrium 10.3 RDC<br />

10, place de la Joliette<br />

13002 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 91 14 45 00<br />

www.euromediterranee.fr<br />

Les Voûtes de la Major<br />

Boulevard du Littoral<br />

13002 Marseille<br />

www.voutesdelamajor.com<br />

Les Terrasses du Port<br />

Boulevard du Littoral<br />

13002 Marseille<br />

www.terrasses-du-port.fr<br />

Les Docks<br />

Boulevard du Littoral<br />

13002 Marseille<br />

http://lesdocks-marseille.fr<br />

Hôtel Dieu<br />

Hotel InterContinental<br />

1, place Daviel<br />

13002 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 13 42 42 42<br />

Collioure<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

7/E15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt<br />

der Päpste<br />

Wo die Durance<br />

in die Rhône<br />

mündet und sich<br />

drei Departements<br />

treffen, liegt<br />

Avignon. Der monumentale Palast<br />

der Päpste erinnert an die glorreiche<br />

Vergangenheit der Stadt, die bis heute<br />

für viele ein Sehnsuchtsziel geblieben ist.<br />

Ein Rundgang durch die Altstadt einer<br />

lebendigen provenzalischen Stadt.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Les Baux-de-Provence: Die<br />

unerwarteten Reize eines<br />

viel besuchten<br />

Dorfes<br />

Südlich von Avignon<br />

und nordöstlich<br />

von Arles erheben<br />

sich die Alpillen<br />

aus der Ebene,<br />

ein schroffer kleiner Gebirgszug aus<br />

Kalkstein. Die von der Sonne verwöhnte<br />

und vom Mistral geformte Landschaft hat<br />

mit ihren Weinbergen und Olivenhainen<br />

zahlreiche Maler inspiriert, darunter<br />

auch Van Gogh. Les Baux-de-Provence,<br />

das seit 1998 auch offiziell als eines<br />

der schönsten Dörfer Frankreichs gilt,<br />

ist das Herz der Alpillen. Wegen seiner<br />

großen Beliebtheit ist der Ort in den<br />

Sommermonaten stark überlaufen,<br />

womit er leider einen Teil seines Charmes<br />

einbüßt. Wer sich aber ein wenig abseits<br />

der Hauptwege aufhält und in der<br />

Nebensaison nach Les Baux-de-Provence<br />

kommt, kann einen überraschend<br />

reizvollen Ort vorfinden. Eine Reise voller<br />

Insidertipps.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte Fleurie<br />

Cabourg, Deauville,<br />

Trouville-sur-Mer,<br />

Honfleur<br />

Die<br />

Stars<br />

der<br />

Côte<br />

Fleurie<br />

Die Côte Fleurie, die Blumenküste, erhielt<br />

ihren Namen aufgrund der blühenden<br />

Gärten und Wiesen, wie sie für diesen<br />

normannischen Küstenabschnitt und das<br />

Hinterland, das Pays d’Auge, typisch sind.<br />

Urlauber schätzen die schönen Sandstrände<br />

am Ärmelkanal und die gediegenen Seebäder.<br />

Gerade Cabourg, Deauville und<br />

Trouville-sur-Mer locken mit einem Flair,<br />

das Erinnerungen an die Belle Epoque,<br />

die Hochzeit der Küste, wachwerden lässt.<br />

Honfleur bildet mit seinem malerischen<br />

Hafenbecken und seiner maritimen Vergangenheit<br />

einen angenehmen Kontrapunkt.<br />

Wer Städte mit einem geordneten Straßenmuster<br />

mag, wird Cabourg lieben. Die Straßen im Zentrum<br />

des Seebades sind zwar nicht im Schachbrettmuster<br />

angelegt, so wie man es von vielen Städten aus<br />

der neuen Welt kennt, trotzdem ist bei einem Blick auf den<br />

Stadtplan genauso schnell offensichtlich, dass Cabourg<br />

keine über Jahrhunderte gewachsene Gemeinde, sondern<br />

eine auf dem Reißbrett geplante Stadt ist. Wie ein Fächer<br />

verlaufen die Straßen in einem Halbkreis auf einen zentralen<br />

Platz zu. Als Besucher gelangt man deshalb früher oder<br />

später unweigerlich zu dem Ort, dem Cabourg einen<br />

Großteil seines Renommees verdankt: dem Jardin du Casino<br />

mit dem legendären Grand Hôtel und dem Kasino.<br />

Cabourg ohne sein Grand Hôtel wäre nicht denkbar.<br />

Zwar gehört das Luxushaus inzwischen zu einem großen<br />

Hotelkonzern, trotzdem hat es seine Rolle als Epizentrum<br />

des gesellschaftlichen Lebens des Seebades nicht verloren.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Es ist auch der Ort, an dem einer der berühmtesten Gäste<br />

von Cabourg logierte, dessen Namen die Tourismusexperten<br />

bis heute zur Vermarktung des Ortes vielfach bemühen.<br />

Die Rede ist von Marcel Proust.<br />

Der Schriftsteller verbrachte vor dem Ersten Weltkrieg<br />

mehrere Sommer in dem Luxushotel. Die frische Seeluft<br />

brachte ihm Linderung von seinem Asthmaleiden. Um<br />

nicht durch die Geräusche anderer Gäste bei seiner Arbeit<br />

gestört zu werden, mietete er stets drei Hotelzimmer an<br />

und bewohnte nur das mittlere davon. Der Dichter liebte<br />

den Blick aus dem Fenster auf die Weite des Ärmelkanals.<br />

« Mit den Augen den Wellen zu folgen, die eine nach der<br />

anderen wie Artisten von einem unsichtbaren Sprungbrett<br />

schnellen », schrieb er einst voller Poesie.<br />

Wer weiß, ob Cabourg jemals so berühmt geworden<br />

wäre, hätte Marcel Proust es nicht in seinem Werk « Im<br />

Schatten junger Mädchenblüte », dem zweiten Band seines<br />

siebenbändigen Romans « Auf der Suche nach der verlorenen<br />

Zeit », eines der bedeutendsten literarischen Werke<br />

des 20. Jahrhunderts, verewigt. Zwar heißt das Seebad im<br />

Roman Balbec. Der fiktive Ort ähnelt aber stark Cabourg<br />

und seinem Grand Hôtel, die beide als Vorlage dienten.<br />

So ist Cabourg fest mit dem Namen Marcel Proust verbunden<br />

und dies nicht nur auf der nach ihm benannten<br />

Promenade.<br />

Gerade außerhalb der hektischen Hochsaison im Juli<br />

und August verströmt Cabourg bis heute einen gewissen<br />

Charme des Fin de siècle. Endzeitstimmung und Leichtigkeit<br />

vermischen sich dann zu einem ganz besonderen Lebensgefühl<br />

an einem Ort, der aus der Zeit gefallen zu sein<br />

scheint. Nicht ohne Grund wirbt die Tourismuszentrale<br />

damit, « in einer Welt voller Unsicherheiten ein Hafen der<br />

Geborgenheit zu sein ». Man verpasst sich selbst den Namen<br />

« La plage des romantiques », Strand der Romantiker.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte Fleurie<br />

Wenn man entlang der vielen herrschaftlichen Villen<br />

im typischen normannischen Baustil mit echtem oder<br />

angedeutetem Fachwerk spaziert, ist man jedenfalls dem<br />

Investor dankbar, der dieses Fleckchen Erde im 19. Jahrhundert<br />

wachküsste. Denn ursprünglich war Cabourg ein<br />

armes Fischerdorf, das von wirtschaftlichem Wohlstand<br />

nur träumen konnte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als<br />

der gut situierte Pariser Geschäftsmann Henri Durand-<br />

Morimbau Land an dieser Stelle kaufte, um nach dem<br />

Vorbild des bereits florierenden Trouville-sur-Mer ein<br />

Seebad zu erschaffen, war das so. Verwirklicht wurden die<br />

ambitionierten Pläne vom Architekten Paul Leroux aus<br />

Caen. Er dachte sich das fächerartige Straßenmuster aus,<br />

das an ein griechisch-römisches Amphitheater erinnern<br />

soll – mit dem Jardin du Casino und dem Grand Hôtel<br />

als Bühne.<br />

Bis heute gibt es diese enge Verbindung zwischen Paris<br />

und Cabourg. Gerade an sonnigen Wochenenden fallen<br />

viele Hauptstädter auf der Suche nach frischer Meeresluft<br />

für 48 Stunden wie Heuschrecken in Cabourg ein<br />

und verleihen dem Seebad seinen mondänen Charakter.<br />

Auf der Avenue de la Mer, der Hauptverkehrsstraße mit<br />

ihren zahlreichen Boutiquen und Restaurants, fühlt man<br />

sich dann wie im 6. oder 17. Arrondissement von Paris.<br />

Cabourg hat eine bürgerliche und gut betuchte Gästegemeinde,<br />

die schöne Dinge und das angenehme Leben zu<br />

schätzen weiß.<br />

Deauville, die Königin<br />

der normannischen Seebäder<br />

Doch nicht nur Cabourg zieht an der Côte Fleurie<br />

die Pariser in Scharen an. Mindestens genauso zutreffend<br />

ist dies für das nur 18 Kilometer östlich von Cabourg<br />

gelegene Deauville. Anders als das vergleichsweise<br />

noch bodenständige und familiäre Cabourg konnte<br />

sich Deauville sogar den Ruf als Hotspot des internationalen<br />

Jetsets aufbauen. Zwar geht es heute nicht mehr<br />

ganz so exklusiv zu wie in den Anfangszeiten des Seebades.<br />

Unverändert hebt sich Deauville aber von seiner<br />

Umgebung ab.<br />

Boutiquen großer Luxusmarken wie Hermès und exquisite<br />

Delikatessenläden sowie große Limousinen und<br />

SUV teurer Automarken auf den Straßen machen auf den<br />

ersten Blick deutlich, dass Deauville die Schönen und<br />

Reichen der Welt anzieht. Man kommt nach Deauville,<br />

um Entspannung zu suchen, aber auch, um Golf oder<br />

Polo zu spielen, ein Rennen auf einer der berühmtesten<br />

Pferderennbahnen des Landes zu erleben oder ein kleines<br />

Vermögen im legendären Kasino des Urlaubsortes zu gewinnen<br />

oder zu verlieren. Deauville bietet alles, wonach<br />

die internationale Schickeria trachtet, selbst wenn es wettermäßig<br />

nicht mit den mondänen Seebädern der Côte<br />

d’Azur mithalten kann.<br />

Ähnlich wie Cabourg verdankt der Ort seine Existenz<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Oben links: Die Promenade Marcel Proust in Cabourg. Darunter: Im Zentrum von Deauville. Rechts: Herrschaftliche<br />

Ferienvilla in Cabourg. Linke Seite: Das Luxushotel Le Normandy in Deauville und der Strand des Seebades mit seinen<br />

berühmten bunten Sonnenschirmen. S. 32/33: Der Jardin du Casino mit dem Grand Hôtel und Kasino in Cabourg.<br />

der Weitsicht und dem unternehmerischen Gespür eines<br />

Mannes: Charles de Morny. Der Halbbruder von Napoleon<br />

III. war Mitte des 19. Jahrhunderts zu Besuch in<br />

Trouville-sur-Mer. Dort kam er auf die Idee, die sumpfige<br />

Fläche jenseits des kleinen Flusses Touques trockenzulegen<br />

und in ein mondänes Seebad zu verwandeln. Zusammen<br />

mit seinem Freund, bei dem er zu Besuch war, dem<br />

Doktor Olliffe, sowie dem Bankier Donon und dem Architekten<br />

Breney wollte er ein « Königreich der Eleganz »<br />

unweit der Hauptstadt schaffen.<br />

In nur vier Jahren, von 1860 bis 1864, wuchsen die<br />

ersten Villen auf dem einstigen Marschland. Da Morny<br />

ein Pferdenarr war, durfte eine Rennbahn von Anfang<br />

an nicht fehlen. Noch wichtiger für den gesellschaftlichen<br />

Aufstieg des Seebades war jedoch der Bau einer<br />

Eisenbahnlinie von Paris nach Deauville. 1863 wurde der<br />

erste Bahnhof fertiggestellt. 1931 wurde der alte Bahnhof<br />

durch einen größeren und moderneren ersetzt. Die Zugfahrt<br />

dauerte in den Anfangsjahren zwar noch fünf Stunden,<br />

doch die Anreise war trotzdem bequem und schnell<br />

genug, um wohlhabende Hauptstädter an den Ärmelkanal<br />

zu locken.<br />

Ein Quantensprung in der Entwicklung von Deauville<br />

fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt. 1912 wurde das<br />

Kasino von Deauville errichtet. Im gleichen Jahr und ein<br />

Jahr später eröffneten nacheinander zwei große Luxushotels,<br />

Le Normandy und Le Royal. Berühmte Schriftsteller,<br />

Dichter, Modemacher, bedeutende Industrielle und<br />

Mitglieder der europäischen Königshäuser kamen in der<br />

Folgezeit nach Deauville. Das Seebad erlebte seine goldene<br />

Epoche. 1928 eröffnete sogar eine zweite Pferderennbahn<br />

und 1931 ein Flughafen.<br />

Mit dem Aufkommen des Massentourismus nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges veränderte sich natürlich<br />

auch in Deauville das Publikum. Urlaub wurde für breite<br />

Bevölkerungsschichten erschwinglich. « Normale » Bürger<br />

entdeckten das Seebad. Trotzdem hörte Deauville nicht<br />

auf, sich international als ein exklusives Reiseziel zu positionieren.<br />

Dazu trug die Eröffnung eines Kongresszentrums<br />

in den 1980er-Jahren genauso bei wie die Organisation<br />

bedeutender Veranstaltungen. So findet seit 1975<br />

jeden September das Festival des amerikanischen Films<br />

statt oder werden im August beim Grand Prix de Deauville<br />

prestigeträchtige Galopprennen ausgetragen. 2011<br />

gingen dank des in Deauville veranstalteten G8-Gipfels<br />

Bilder des Ortes um die Welt.<br />

Doch der ganze Glamour sollte nicht davon ablenken,<br />

dass Deauville eine der wichtigsten Voraussetzungen für<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte Fleurie<br />

Oben: Das Vieux Bassin von Honfleur. Unten links: Blick auf Trouville-sur-Mer. Unten rechts:<br />

Eine der majestätischen Ferienvillen am Strand von Trouville-sur-Mer.<br />

einen erfolgreichen Urlaubsort am Meer erfüllt: die Existenz<br />

eines traumhaften Sandstrandes. Er ist bis heute einer<br />

der wichtigen Trümpfe des Seebades. Die gut erhaltenen<br />

nostalgischen Strandkabinen sind längst ein Wahrzeichen<br />

der Stadt. Genauso die bunten Sonnenschirme, die am<br />

Strand für ein wenig Schatten sorgen sollen.<br />

Außerdem hat Deauville in seiner Geschichte nie den<br />

Fehler gemacht, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, sonders<br />

sich stets neu erfunden. Ein gutes Beispiel dafür ist<br />

das städtebauliche Entwicklungsbiet am östlichen Rand<br />

des Zentrums auf einer von der Touques umspülten Halbinsel.<br />

An der Schnittstelle zwischen Deauville und Trouville-sur-Mer,<br />

gleich gegenüber vom Bahnhof, wächst seit<br />

2010 ein neues Stadtquartier in die Höhe.<br />

Wo seit fast 25 Jahren Brachflächen für einen wenig<br />

einladenden Eindruck sorgten, werden Altbauten saniert,<br />

Neubauten errichtet, Straßen und Gärten neu angelegt<br />

und Ufer zu Promenaden ausgebaut. 2016 soll alles fertig<br />

sein und Deauville um eine Attraktion reicher. Die malerische<br />

Kulisse in diesem neuen Stadtteil bildet aber gar<br />

nicht Deauville selbst, sondern das pittoreske Trouvillesur-Mer<br />

auf der anderen Uferseite der Touques.<br />

Trouville-sur-Mer,<br />

das Gegenstück mit<br />

gewachsenen Strukturen<br />

Denn es sind von Deauville nur ein paar Schritte über<br />

den Pont des Belges und man ist in einem Urlaubsort, der<br />

den anderen beiden Seebädern stark ähnelt und trotzdem<br />

ganz anders ist: Trouville-sur-Mer. Natürlich gibt es viele<br />

Parallelen zu Cabourg und Deauville. Auch Trouvillesur-Mer<br />

verdankt seine Popularität vor allem gut situier-<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


ten Parisern, die am Ärmelkanal nach ein wenig Sommerfrische<br />

suchten. Wie in den anderen beiden Orten waren<br />

es Künstler und wohlhabende Bürger, die das einstige<br />

Fischerdorf entdeckten und bekannt machten.<br />

Trotzdem unterscheidet sich Trouville-sur-Mer in<br />

einem Punkt grundlegend von den beiden benachbarten<br />

Seebädern. Der Ort ist über viele Jahrzehnte gewachsen<br />

und kein auf dem Reißbrett entstandenes Urlaubsmekka.<br />

Das verleiht ihm eine andere Atmosphäre. Zwar hat das<br />

Seebad ebenfalls einen schönen, von Villen gesäumten<br />

Sandstrand. Doch das Herz der Gemeinde zieht sich entlang<br />

der Touques ins Landesinnere.<br />

Trouville-sur-Mer wirkt kleinstädtischer und weniger<br />

künstlich. An den Kaianlagen liegen nicht nur Jachten,<br />

sondern auch Fischerboote. Der Hafen ist der wichtigste<br />

Makrelenhafen in der Umgebung. Zweimal in der Woche<br />

verwandelt ein Wochenmarkt die Uferstraße in ein buntes<br />

Treiben, das man sich so im exquisiten Deauville nicht<br />

vorstellen kann. Die Gassen in der Altstadt sind eng und<br />

verwinkelt. Hier gibt es kein sorgsam geplantes Straßenraster.<br />

Das hügelige Ufer der Touques lässt keine großen<br />

städteplanerischen Gesten zu.<br />

Vielleicht war es auch diese authentische Aura, die<br />

einige Künstler nach Trouville-sur-Mer lockte. Den Anfang<br />

machte Charles Mozin. Er kam 1825 als 19-jähriger<br />

Mann in das Fischerdorf und verliebte sich in die Gegend.<br />

Seine auf Leinwand festgehaltenen Landschaftsbilder<br />

machten andere Künstler in Paris auf den Ort neugierig.<br />

Charles Mozin siedelte sogar ganz von der Hauptstadt<br />

nach Trouville-sur-Mer über.<br />

Auch Marcel Proust war diverse Male in Trouville-sur-<br />

Mer, bevor er seine Sommer schließlich in Cabourg verbrachte.<br />

Schon vor Proust fand der Schriftsteller Gustave<br />

Flaubert seine Inspiration in dem Seebad. Guy de Maupassant<br />

schrieb in seinem Roman « Pierre und Jean » über den<br />

Ort. Sehr verbunden mit Trouville-sur-Mer fand sich zudem<br />

die Autorin Marguerite Duras, die unter anderem durch den<br />

Roman « Der Liebhaber » bekannt wurde. Sie nannte das<br />

Seebad das « Dorf am Meer ». Auch als ihre Alkoholsucht<br />

immer schlimmer wurde, ließ sie es sich nicht nehmen, am<br />

Strand spazierenzugehen. Für einen Skandal sorgte ihr Liebesabenteuer<br />

mit einem fast 40 Jahre jüngeren Mann, was<br />

alle gesellschaftlichen Konventionen über Bord warf.<br />

Honfleur, ein Hafen voller Künstler<br />

Einen noch größeren Kontrast als Trouville-sur-Mer<br />

bildet jedoch Honfleur zu den übrigen Seebädern. Das<br />

Hafenstädtchen liegt nicht mehr am offenen Ärmelkanal,<br />

sondern in der Mündung der Seine gegenüber von Le<br />

Willkommen im<br />

Mercure Rouen Champ de Mars<br />

Nur 10 Minuten zu Fuß vom historischen Zentrum Rouens<br />

entfernt, liegt das Hotel Mercure Rouen Champ de Mars geradezu<br />

ideal, um von dort die Stadt zu besichtigen. Ihr Auto können<br />

Sie unbesorgt auf dem gut bewachten Parkplatz abstellen, um<br />

bedenkenlos durch das Stadtzentrum zu bummeln.<br />

Sie können sich aber auch nach einem interessanten<br />

Besichtigungstag bei freiem Entritt in unserem Fitnesscenter<br />

entspannen (Fitnessraum, Sauna, Hammam).<br />

Gerne erwarten wir Sie auf einen Cocktail in unserer<br />

behaglich-gemütlichen Bar Le Boston. Im Restaurant le Honfleur<br />

können Sie leckere Gerichte kosten, angereichert und<br />

verfeinert durch die regionale Küche, oder auch die großen<br />

Weine des Hauses Mercure genießen.<br />

Das Hotel Mercure Champ de Mars verschafft Ihnen<br />

Ihre wohlverdiente Erholung - ganz in der Nähe der Stadt Rouen.<br />

Mercure Rouen Champ de Mars • 12 Avenue Aristide Briand • 76000 Rouen<br />

Tel.: 02 35 52 42 32 • Fax: 02 35 08 15 06<br />

Mail: h1273@accor.com • Site: www.rouen-hotel.fr


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte Fleurie<br />

Havre. Auch ist der Ort kein Seebad im klassischen Sinne.<br />

In Honfleur gibt es keinen breiten Sandstrand und keine<br />

Promenade zum Sehen und Gesehen werden. Trotzdem<br />

kommen aber nicht weniger Touristen hierher.<br />

Das Vieux Bassin von Honfleur mit seinen schmalen<br />

Häusern ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der<br />

Normandie. Im Sommer sind die Tische der Restaurants<br />

und Bars rund um das Hafenbecken bis auf den letzten<br />

Platz belegt. Alle paar Meter zücken Besucher ihre Fotoapparate,<br />

um die Postkartenidylle für die Ewigkeit<br />

festzuhalten. Honfleur hat sich heute ganz und gar dem<br />

Tourismus verschrieben, auch ohne Seebadambitionen.<br />

Doch auch wenn sich der Ort äußerlich eindeutig von<br />

Cabourg, Deauville und Trouville-sur-Mer unterscheidet,<br />

seine Geschichte ist gar nicht so anders. Denn wie die drei<br />

Seebäder verdankt Honfleur seinen legendären Ruf Malern<br />

und Schriftstellern. Wahrscheinlich ist es nicht falsch<br />

zu behaupten, dass der von den Normammen gegründete<br />

Hafenort, der später eine Zwischenstation für den Schiffsverkehr<br />

zwischen Rouen und Großbritannien wurde, die<br />

wichtigste Künstlerkolonie der Normandie war.<br />

Zu den großen Söhnen der Stadt gehört der Maler<br />

Calais Dunkerque<br />

Eugène Boudin, der in Honfleur geboren wurde und in<br />

Deauville verstarb. Er war einer der ersten Freilichtmaler<br />

und wurde zum Vorreiter des Impressionismus. Boudin<br />

lud viele Kollegen in seine Heimatstadt ein und trug damit<br />

zur künstlerischen Entwicklung des Ortes bei. Ebenfalls<br />

in Honfleur geboren wurden der Komponist Erik Satie<br />

sowie der Schriftsteller Alphonse Allais.<br />

Doch nicht nur in dem Hafenort geborene Künstler<br />

schätzten Honfleur. Auch viele auswärtige Maler und<br />

Schriftsteller prägten das Image der Künstlerkolonie. Beispielsweise<br />

der Autor Charles Baudelaire, der in Honfleur<br />

drei Bücher schrieb. Ebenso Gustave Coubet, Claude<br />

Monet oder Camille Corot.<br />

So verkraften es die Einheimischen von Honfleur ohne<br />

Probleme, dass man die Rolle als wichtigster Hafen an<br />

der Seine-Mündung längst an Le Havre verloren hat, das<br />

einst von François I. gegründet wurde, da der Hafen von<br />

Honfleur immer wieder zu versanden drohte. Wenn die<br />

Menschen heute auf das Moloch mit seinen Raffinerien,<br />

Schornsteinen und Hafenkränen auf der anderen Flussseite<br />

schauen, sind sie eigentlich Antwerpen ganz froh, das idyllische<br />

Hafenstädtchen von einst geblieben zu sein.<br />

Gent<br />

A84/E401<br />

aint-Michel<br />

/E60<br />

n<br />

A87<br />

Honfleur<br />

Trouville<br />

Deauville<br />

Cabourg<br />

Saint-Lô<br />

Caen<br />

A13/E46<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131<br />

A28/E402<br />

A13/E5<br />

<br />

Aus Norddeutschland erreicht man<br />

die Côte Fleurie über Belgien, Nordfrankreich<br />

und dann entlang des Ärmel<br />

kanals via Amiens und Le<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

Havre.<br />

Aus Süd deutschland, Österreich A11/E50 und<br />

der Schweiz wählt man die Anreise<br />

über den Osten Frankreichs und Paris.<br />

Die D513 Le Mans verbindet Cabourg, Deauville,<br />

A11/E501 Trouville-sur-Mer und Honfleur<br />

A28/E502<br />

mit einander.<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Tours Chenonceau<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong><br />

A85<br />

Monts<br />

A10/E5<br />

Rouen<br />

Evreux<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Dreux<br />

Boulogne Cabourg …<br />

Roubaix<br />

… Berlin 1.200 km … Hamburg Lille 1.040 km<br />

… Köln 632 km … München 1.050 km<br />

… Wien 1.462 km<br />

… Zürich 808 km<br />

Honfleur …<br />

Arras<br />

… Berlin 1.150 km … Hamburg 995 km<br />

… Köln 585 km … München 1.025 km<br />

… Wien 1.438 km … Zürich Guyencourt-Saulcourt<br />

784 km<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Der Flughafen von Deauville verfügt<br />

praktisch über keinen Linienverkehr.<br />

Auch die nahen Flughäfen von Caen,<br />

Le Havre und Rouen lassen sich aus<br />

dem deutschsprachigen Raum nicht<br />

per Flugzeug erreichen. Der nächste<br />

A16<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz angeflogene Flughafen A4/E50 ist in<br />

Paris.<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Es gibt aus dem deutschsprachigen<br />

Raum keine direkten Zug ver bin dungen<br />

in die Normandie. A5/E54 Deauville,<br />

A6/E15<br />

Trou ville-sur-Mer und Cabourg sind<br />

ans französische Bahnnetz an geschlos<br />

sen. Von Paris aus verkehrt<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

ein IC zum gemeinsamen Bahnhof<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

von Orléans Deauville und Trouville-sur-Mer.<br />

Von dort fahren Nahverkehrszüge<br />

nach Cabourg. Honfleur ist von den Auxerre<br />

A71/E9<br />

Bourges<br />

A26/E17<br />

Bus zu erreichen.<br />

www.cabourg.net<br />

www.deauville.org<br />

www.trouvillesurmer.org<br />

www.ot-honfleur.fr<br />

Charleville-Mézières<br />

Office de Tourisme de Cabourg A4/E25<br />

Jardins de l’Hôtel de Ville<br />

A34/E46<br />

14390 Cabourg<br />

Telefon: +33 (0)2 31 06 20 00<br />

Reims<br />

Deauville Tourisme<br />

Bruxel<br />

Bahnhöfen Deauville/Trouville-sur-<br />

Mer, Lisieux und Pont-l’Evêque Liege per<br />

112, rue Victor Hugo A4/E50<br />

14800 Deauville<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne Telefon: +33 (0)2 31 14 40 00<br />

Troyes<br />

Office de Tourisme de<br />

Trouville-sur-Mer<br />

A26/E17 32, quai Fernand-Moureaux<br />

14360 Trouville-sur-Mer<br />

Telefon: +33 (0)2 31 14 60 70<br />

A5/E17-E54 A31/E21-E23<br />

Office de Tourisme de Honfleur<br />

Quai Lepaulmier<br />

14600 Honfleur<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

Telefon: +33 (0)2 31 89 23 30<br />

A6/E15<br />

Vézelay Avallon<br />

Charlroi<br />

Flavigny<br />

A38<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon<br />

Luxembourg<br />

A4<br />

Metz Sarre<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

Fran<br />

Besançon


ANZEIGE<br />

Le Havre<br />

eine Stadt und ihre Viertel<br />

Halles Centrales ©Hilke Maunder - OTAH<br />

Volcan et Saint Joseph ©Pixell - OTAH<br />

Sainte-Adresse ©Patrick Boulen - OTAH<br />

In Le Havre wird das von dem Stararchitekten Auguste Perret vollkommen<br />

neu errichtete Stadtzentrum als Weltkulturerbe gefeiert. Musterwohnungen<br />

zeigen beispielhaft den Stil der 50er Jahre. Wenn auch<br />

diese Anerkennung zum Weltkulturerbe der höchste Trumpf dieser Stadt<br />

am Meer ist und auch ihren Reiz und Ruf ausmacht, so kann Le Havre aber<br />

noch andere Trümpfe ausspielen, und diese haben durchaus Format!<br />

In der Nähe der historischen Hafenbecken „Roy et Commerce“ (Sehenswürdigkeiten,<br />

die in der App für Handys „Le Havre Impressionniste et<br />

Fauve“ beschrieben werden), bietet das Viertel St. François, das für seine<br />

zahlreichen Restaurants bekannt ist, einige sehenswerte Zeugnisse des 17.<br />

und 18. Jahrhunderts. Erwähnenswert ist das Hôtel Dubocage de Bléville,<br />

ein Patrizierhaus aus dem 17. Jahrhundert mit einer Ausstellung über das<br />

alte Le Havre sowie das Reederhaus Maison de l’Amateur, das aufgrund<br />

seiner besonderen Bauweise rund um einen zentralen Lichthof und dem<br />

kostbaren Mobiliar eine ausgesprochen beliebte touristische Sehenswürdigkeit<br />

darstellt.<br />

In Bezug auf Stimmung, Lebensqualität und Shoppen rund um das<br />

von Oskar Niemeyer errichtete Theater „Volcan“ , das sich zugleich als<br />

ein Kulturzentrum zeigt, bietet das Viertel „Halles Centrales“ mit seinen<br />

Fußgängerzonen eine große Palette von Terrassencafés, Restaurants und<br />

Geschäften.<br />

Wandelt man auf den Spuren von Monet, Pissarro, Boudin, Dufy, Friesz<br />

und Marquet, so entdeckt man den Badevorort Sainte-Adresse mit seiner<br />

Siedlung „le Nice havrais“ , dem Nizza von Le Havre. Es gibt zahlreiche Villen<br />

in anglonormannischem Stil, im Kunststil der Art Déco aus den Jahren<br />

1920 bis 1940, aber auch in zeitgenössischem Stil, und es fi nden sich ganz<br />

besonders idyllische Örtchen wie das „Le Bout du Monde“, das Ende der<br />

Welt, ideal für Sonnenhungrige und Anhänger des Dolce far niente.<br />

Das MuMa<br />

Das „MuMa“ oder „Musée Malraux“ präsentiert anlässlich<br />

des hundertsten Ge burts ta ges des Künst lers<br />

eine Sonder aus stel lung: „Nicolas de Staël: Lumières du<br />

Nord. Lumières du<br />

Sud“. Sie wird vom<br />

7. Juni bis zum 9.<br />

November <strong>2014</strong> zu<br />

sehen sein.<br />

Die Ausstellung<br />

vereint viele<br />

größere Werke,<br />

von denen manche<br />

noch wenig<br />

bekannt sind, und<br />

Nicolas de Staël, Le Port de Dunkerque, 1954,<br />

ermöglicht einen Huile sur toile, 60 x 81,2 cm, Cincinnati, Cincinnati<br />

Art Museum © ADAGP / Cincinnati Art Musuem,<br />

ganz neuen Blick<br />

bequest of Mary E. Johnston<br />

auf die Bedeutung<br />

der Landschaft im Werk von Nicolas de Staël. Werke aus<br />

den Jahren 1951/1952 zeugen ganz besonders davon.<br />

Danach folgt eine abstraktere Schaffensperiode, dann<br />

wieder eine Rückkehr zum Thema und dem Studium der<br />

Landschaft, zumeist einer Landschaft am Meer, bis hin zu<br />

seinen letzten Bildern in Antibes im Jahre 1955.<br />

Sie werden Le Havre entdecken und lieben lernen!<br />

1-Sainte-Adresse ©Erik Levilly - VDH<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Hôtel les bains de Cabourg<br />

Die französische Interpretation eines Wellness-Hotels<br />

Wenn man durch die Straßen von Cabourg fährt,<br />

was gerade an einem grauen Tag eine leicht melancholische<br />

Stimmung aufkommen lassen<br />

kann, fällt einem an einer der Kreuzungen im Ort zwangsweise<br />

ein braunes Hinweisschild für ein Hotel auf, das sich<br />

von den anderen weißen Schildern unterscheidet. « Hôtel<br />

les bains de Cabourg » ist darauf zu lesen. Folgt man der<br />

Beschilderung, gelangt man an einer Ausfallstraße in westlicher<br />

Richtung zu einem modernen Wellness-Hotel, das<br />

erst zur Saison 2013 seine Türen öffnete.<br />

Wenn man sich dem Hotel, das man durchaus als<br />

Resort bezeichnen könnte, über einen großen Parkplatz<br />

nähert, setzt sich der Eindruck fort, dass das Hôtel les<br />

bains de Cabourg anders ist als die üblichen Unterkünfte<br />

im Ort. Für die Architektur des Gebäudes hat man nicht<br />

den gängigen normannischen Stil mit steilen Dächern,<br />

Gauben, Erkern, kleinen Türmchen und echtem oder angedeutetem<br />

Fachwerk gewählt, so, wie unzählige Apartmentanlagen<br />

und Hotels im Seebad aussehen. Vielmehr<br />

entschied man sich für eine schlichte braunweiße Fassade<br />

mit großen Fenstern und Balkonen mit Glasbrüstungen<br />

sowie ein Flachdach. Traditionalisten mögen diese Architektur<br />

als einen Fremdkörper im Ort empfinden. Architektur-<br />

und Designliebhaber werden dagegen die Gradlinigkeit<br />

und Modernität derselben zu schätzen wissen.<br />

Der von außen gesetzte Stil wird im Inneren fortgeführt.<br />

Das Hotel setzt beim Interieur auf modernes Design<br />

und richtet sich an eine urbane designaffine Kundschaft.<br />

Schließlich ist die Weltstadt Paris keine zwei Stunden mit<br />

dem Auto entfernt. Auffallend ist vom ersten Moment an<br />

das äußerst freundliche Personal des 4-Sterne-Hotels. So<br />

fühlt man sich als Gast sofort willkommen und die Erholung<br />

kann schon beim Einchecken beginnen.<br />

Die Zimmer stehen in puncto Design und Ausstattung<br />

der geschmackvoll gestalteten Lobby in nichts nach.<br />

Als Farben wurden vor allem Sand- und helle Grautöne<br />

gewählt – passend zum maritimen Flair durch die direkte<br />

Lage am Meer. Trotz des Fehlens starker Farbakzente –<br />

nur ein paar Zimmer fallen mit roten Stilelementen auf<br />

– wirken die Räume nicht eintönig. Vielmehr verbreiten<br />

die hellen Farben eine entspannende Atmosphäre. Die<br />

Zimmer sind eine moderne Interpretation des klassischen<br />

Seebäderstils, der auf jeglichen Kitsch verzichtet.<br />

Die ebenfalls modernen Bäder bilden mit den raumhoch<br />

in anthrazit gefliesten Wänden einen gewollten<br />

Kontrapunkt. Dank einer warmen Halogenbeleuchtung<br />

wirken sie trotzdem angenehm und nicht abweisend. Für<br />

französische Verhältnisse ist die Größe der Bäder akzeptabel,<br />

allerdings fehlt gerade am Waschbecken Ablagefläche.<br />

Geduscht wird in der Badewanne.<br />

Einen besonderen Trumpf des Hotels entdeckt man,<br />

wenn man aus dem Fenster schaut. Das Hôtel les bains<br />

de Cabourg liegt direkt am Ärmelkanal. Vor dem Hotel<br />

breitet sich der schöne Strand von Cabourg aus. Über die<br />

berühmte Promenade Marcel Proust ist es nicht weit bis<br />

ins Zentrum des Ferienortes. Der Blick richtet sich aber<br />

vor allem auf das endlos wirkende Meer. Eine schönere<br />

Aussicht kann man sich nicht wünschen. Egal, ob der Ärmelkanal<br />

friedlich im Sonnenlicht funkelt oder an einem<br />

stürmischen Tag stark aufgewühlt ist.<br />

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man die teureren<br />

Zimmer mit Meerblick bzw. seitlichem Meerblick<br />

gebucht hat. Reicht der Geldbeutel nur für die sehr viel<br />

günstigeren Zimmer ohne Aussicht aufs Meer, fällt der<br />

Blick auf einen großen Parkplatz voller Autos. Allerdings<br />

ist dieser wenigstens geschmackvoll angelegt, auch wenn<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


die Pflanzen noch ein paar Jahre wachsen müssen, bis sie<br />

den Parkplatz wirklich verschönern.<br />

Herzstück des Hotels ist der Wellness-Bereich. Da<br />

in Frankreich Heilanwendungen mit (Meer)wasser unter<br />

der Bezeichnung « Thalassothérapie » firmieren und<br />

dieses Wort in den Ohren der Franzosen nach Erholung<br />

und Entspannung klingt, nennt sich der Spa-Bereich der<br />

Anlage marketingorientiert « Thalazur – Thalassothérapie<br />

& Spa ». Wenn man jedoch vergleichbare Wellness-Hotels<br />

aus dem deutschsprachigen Raum gewöhnt ist, sollte man<br />

vor einem Besuch des Spa-Bereichs seine Erwartungen<br />

stark drosseln, selbst wenn sich das Haus großspurig<br />

« les bains de Cabourg », auf Deutsch « die Bäder von Cabourg<br />

», nennt.<br />

Weder das Schwimmbad mit integriertem Whirlpool,<br />

Strömungskanal, Wasserfall und diversen Düsen noch der<br />

eigentliche Saunabereich mit Dampf- und Trockensauna<br />

können mit den großen Wellness-Hotels in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz mithalten. So ist die<br />

Dampfsauna zwar großzügig bemessen, das Sitzplatzangebot<br />

doch recht begrenzt. Die Trockensauna hinter einer<br />

fensterlosen Tür wirkt wenig einladend. Vor allem gibt<br />

es keine vernünftigen kalten Schwallduschen für die Abkühlung<br />

nach dem Schwitzen. Der Ruheraum hinterlässt<br />

ebenfalls den Eindruck, als wurde er vom Architekten<br />

eher stiefmütterlich behandelt. Nacktsein in der Sauna<br />

ist – wie überall in Frankreich – strengstens verboten, was<br />

gerade bei Saunaprofis Kopfschütteln auslöst.<br />

Doch bei all dieser Kritik darf man nicht vergessen,<br />

dass Frankreich nun einmal keine Saunanation ist und<br />

dass selbst Wellness-Hotels trotz aller Entwicklungen<br />

in den letzten Jahren noch immer ein Schattendasein im<br />

Land fristen. Von daher ist es lobenswert, dass es im Hotel<br />

überhaupt einen solchen Bereich gibt. Außerdem ist er<br />

optisch sehr modern und ansprechend gestaltet. Der Designansatz<br />

des Hauses wird konsequent durchdekliniert.<br />

Nach einem Strandspaziergang bei stürmischem Wetter<br />

kann man es gar nicht genug wertschätzen, es sich in<br />

einem Wellness-Bereich gut gehen zu lassen. Wer will,<br />

kann aus einem breiten Angebot von Anwendungen wählen.<br />

Allerdings können das Schwimmbad und die kleine<br />

Saunalandschaft an solchen Tagen auch recht schnell voll<br />

werden, denn der Spa-Bereich ist ebenfalls für externe<br />

Gäste zugänglich. Magisch ist der Blick auf den Ärmelkanal,<br />

den man vom Schwimmbad aus hat.<br />

Für ein 4-Sterne-Hotel ist es selbstverständlich, dass<br />

die Gäste auch kulinarisch verwöhnt werden. Dies gilt<br />

ebenso für das Hôtel les bains de Cabourg. Das Hotelrestaurant<br />

ist in einen legereren Bereich, in dem man<br />

tagsüber durchaus Gäste mit Bademantel sieht, die gerade<br />

eine Pause vom Saunieren und Baden machen, und einen<br />

förmlicheren Bereich mit eingedeckten Tischen unterteilt.<br />

Das Speisenangebot ist regionaltypisch geprägt. Außerdem<br />

hat man vom Restaurant wieder den wunderschönen<br />

Blick aufs Meer. So haben auch die Gäste aus den günstigeren<br />

Zimmern ausreichend Gelegenheit, diese Aussicht<br />

genießen zu können.<br />

Damit bietet das Hôtel les bains de Cabourg unterm<br />

Strich alles, um ein paar erholsame Tage an der Côte<br />

Fleurie zu verbringen. Vorausgesetzt, man mag modernes<br />

Design und akzeptiert die französische Vorstellung<br />

davon, was ein Wellness-Hotel bieten muss oder eben<br />

nicht bietet.<br />

<br />

Hôtel les bains de Cabourg<br />

44, avenue Charles de Gaulle<br />

14390 Cabourg<br />

Telefon: +33 (0)2 50 22 10 00<br />

<br />

www.hotel-lesbains-cabourg.com<br />

DZ ab 139 Euro, Suite ab 290 Euro<br />

<br />

165 Zimmer, Restaurant, Schwimmbad, Wellness-Bereich,<br />

Parkplatz, kostenloses WLAN<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Vichy<br />

ich ich<br />

Ein Kurbad mit<br />

Ein Kurbad mit<br />

schicksalhafter<br />

Vergangenheit<br />

Im Bourbonnais in der nördlichen Auvergne<br />

gelegen, ist Vichy bis heute einer der wichtigsten<br />

Kurorte Frankreichs. Schon die alten Römer schätzten die<br />

heißen und kalten Quellen, die hier an der Erdoberfläche<br />

austreten. Illustre Gäste zählten über die Jahrhunderte zu den<br />

Besuchern der Thermalanlagen. Doch auch eines der dunkelsten Kapitel<br />

der französischen Geschichte, die Zeit des Vichy-Regimes während des<br />

Zweiten Weltkrieges, wird mit dem Ortsnamen in Verbindung gebracht. Vichy<br />

trägt seitdem eine historische Last, die es sich nicht selbst ausgesucht hat.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Oben: Im Inneren der Trinkhalle. Linke Seite: Vornehme<br />

Wandelgänge geben dem Parc des Sources einen Rahmen.<br />

Wenn man durch die Arkadengänge<br />

im Parc des Sources im Thermalviertel<br />

von Vichy flaniert, fühlt man<br />

sich wie in einem typischen Kurbad der Belle<br />

Epoque. Majestätische Bäume und farbenfrohe<br />

Blumenrabatten schmücken den Park. Auf<br />

den Sitzbänken entlang der Wege haben es<br />

sich überwiegend ältere Kurgäste bequem gemacht.<br />

Vögel singen um die Wette. Es ist eine<br />

Idylle, wie sie für ein Kurbad nicht typischer<br />

sein könnte. Doch Vichy ist kein Kurbad wie<br />

jedes andere. Sein Name steht seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg nicht nur für Heilung und Erholung,<br />

sondern auch für eines der dunkelsten<br />

Kapitel der französischen Geschichte.<br />

Dabei hat alles so positiv angefangen.<br />

Bereits die alten Römer wussten die heilende<br />

und wohltuende Kraft des Wassers aus<br />

Vichy zu schätzen. Durch die vulkanische<br />

Vergangenheit der Auvergne treten viele Mineral-<br />

und Heilquellen an dieser Stelle an die<br />

Oberfläche. Die Römer gründeten das Thermalbad Aquis<br />

Calidis. Es war sozusagen der Vorläufer des heutigen<br />

Vichy. Mit dem Untergang des Römischen Reichs ging<br />

auch die Badetradition verloren. Doch im 17. Jahrhundert<br />

entdeckte man die Quellen in Vichy neu. In den folgenden<br />

Jahrhunderten entwickelte sich der Ort erneut zu einem<br />

bedeutenden Kurort mit weltweiter Strahlkraft.<br />

Zu den ersten berühmten Kurgästen gehörte beispielsweise<br />

die große Schriftstellerin Marquise de Sévigné.<br />

Sie kam 1676 und 1677 nach Vichy und wohnte in der<br />

Maison Badoche. In Briefen an ihre Tochter in Grignan<br />

in Südfrankreich berichtete sie von den Erlebnissen während<br />

ihres Kuraufenthaltes und auch davon, wie ekelig das<br />

Wasser schmecke, das sie trinken musste. Allerdings ließ<br />

sie nichts auf dessen heilende Wirkung kommen.<br />

Später, 1799, kam die Mutter von Napoleon Bonaparte<br />

nach Vichy zur Kur. Ihr Sohn, der Kaiser, stiftete<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts auch den wunderschönen<br />

Parc des Sources. Es ist anzunehmen, dass der einstige<br />

Kuraufenthalt der Mutter eine Rolle dabei spielte. Der<br />

Ort entwickelte sich immer mehr zu einem beliebten Ziel<br />

des Hochadels und der Aristokratie. Auch Napoleon III.<br />

wusste die Reize von Vichy zu schätzen und machte den<br />

Ort einige Male zu seiner Sommerresidenz. Spätestens ab<br />

diesem Zeitpunkt war das Kurbad ein Trendziel geworden.<br />

In dieser Zeit, um die Jahrhundertwende vom 19.<br />

zum 20. Jahrhundert, gab es geradezu einen Bauboom<br />

in Vichy. Aus dieser Epoche stammt die Oper am südlichen<br />

Rand des Kurparks, die architektonische Anleihen<br />

an die Pariser Garnier-Oper nimmt und die heute auch<br />

ein Kongresszentrum ist. Ebenso in dieser Zeit errichtet<br />

wurde die Hall des Sources, die Trinkhalle am nördlichen<br />

Rand des Parc des Sources. Sie ist ein gutes Beispiel für<br />

die filigrane Baukunst um die Jahrhundertwende. In diese<br />

Halle wird das Wasser der wichtigsten Heilquellen geleitet,<br />

damit die Kurgäste ihre Dosen verabreicht bekommen<br />

konnten. Gleich dahinter erstreckt sich das 1903 eröffnete<br />

Kurhaus, dessen Architektur arabisch-maurische Stilelemente<br />

aufgreift.<br />

Alle drei Gebäude gehören heute zu den Hauptsehenswürdigkeiten<br />

von Vichy und machen den Charme<br />

des Thermalviertels aus. Ein wenig Patina hier und da<br />

verstärkt die ohnehin nostalgische Atmosphäre und lässt<br />

einen als Besucher fast eine Zeitreise in ein vergangenes<br />

goldenes Jahrhundert machen.<br />

Doch leider ging es mit der Geschichte des Kurbades<br />

nicht immer so positiv weiter. Zwar sind es im Wesentlichen<br />

nur vier Jahre, von 1940 bis 1944, in der jahrtausendealten<br />

Vergangenheit des Ortes, doch sie waren so düster<br />

und grausam, dass sie für immer den Ortsnamen mit<br />

einem dunklen Kapitel der französischen Geschichte in<br />

Verbindung bringen, mit dem angeblich freien Frankreich<br />

unter der deutschen Nazi-Herrschaft, dem Vichy-Regime.<br />

Dabei fiel die Wahl auf Vichy als Hauptstadt des<br />

freien Frankreichs eher zufällig. Nachdem die deutschen<br />

Truppen im Zweiten Weltkrieg immer weiter ins französische<br />

Landesinnere vordrangen und eine Besetzung der<br />

Hauptstadt drohte, verließ die französische Regierung am<br />

10. Juni 1940 Paris. Zunächst zog man ins Touraine, wo<br />

diverse Schlösser in temporäre Ministerien umgewandelt<br />

werden sollten. Doch an der Loire verweilte man wegen<br />

der fortschreitenden Kämpfe nur kurz. Schon am 14.<br />

Juni ging es weiter nach Bordeaux, gegen den Willen von<br />

Charles de Gaulle, der Quimper in der Bretagne vorgeschlagen<br />

hatte.<br />

Doch auch Bordeaux sollte keine lange Bedeutung als<br />

neue temporäre Hauptstadt der Republik haben. Denn<br />

zwei Tage später, am 16. Juni, wurde in der Präfektur des<br />

Departements Gironde, wo der Ministerrat provisorisch<br />

tagte, eine schicksalhafte Entscheidung getroffen. Die<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Vichy<br />

Oben: Die Oper von Vichy, deren Spielzeit sich in eine Winter- und eine<br />

Sommersaison unterteilt. Oben rechts: Kurgäste genießen die Sonnenstrahlen<br />

vor der Trinkhalle. Rechts: Schicke Pavillons schmücken den Kurpark.<br />

Anhänger eines Waffenstillstandes mit Hitler-Deutschland<br />

siegten in einer Abstimmung gegenüber den Anhängern,<br />

die den Krieg gegen Deutschland an der Seite der<br />

Engländer fortführen wollten. Der Staatspräsident Albert<br />

Lebrun beauftragte daraufhin den Marschall Pétain, der<br />

seit dem Ersten Weltkrieg als nationaler Held galt, mit<br />

der Bildung einer neuen Regierung, was Charles de Gaulle<br />

veranlasste, nach London ins Exil zu gehen, von wo aus<br />

er am 18. Juni zum Widerstand aufrief.<br />

Pétain unterzeichnete am 22. Juni den Waffenstillstand<br />

mit den Deutschen, was faktisch das Ende der<br />

Dritten Republik bedeutete. Frankreich wurde in einen<br />

besetzen Teil im Norden und Westen und einen freien<br />

Teil im Südosten des Landes aufgeteilt. Eine rund 1.200<br />

Kilometer lange Grenze von der Schweiz bis hinunter zu<br />

den Pyrenäen, die sich an der Route Nationale 10 und der<br />

Schienenverbindung von Tours nach Bordeaux orientierte,<br />

teilte beide Hälften voneinander, wobei der besetzte Teil<br />

etwas größer war als der unbesetzte.<br />

Da Bordeaux nunmehr im besetzten Frankreich lag,<br />

brauchte Pétain für seinen Etat français (dt. französischen<br />

Staat), das Wort Republik wurde penibel vermieden, eine<br />

neue Hauptstadt im sogenannten freien Teil des Landes.<br />

Genau an dieser Stelle wendete sich das Schicksal von Vichy<br />

ins Negative.<br />

Dem Kurort wurde zum Verhängnis, dass er 1935 mit<br />

einer brandneuen Telefonanlage ausgestattet worden war.<br />

Selbstverständlich nicht im Hinblick auf die Möglichkeit,<br />

einmal Regierungssitz zu werden, sondern für den<br />

Komfort der vielen internationalen Kurgäste. Doch diese<br />

Anlage war nun für die Einrichtung der Regierungsgeschäfte<br />

in der Provinz ideal. Außerdem gab es in Vichy<br />

ausreichend viele Hotels, die für die Arbeit der Ministerien<br />

und deren Angestellten umgewidmet werden konnten.<br />

Schließlich existierte unverändert eine Bahnverbindung<br />

in die formale Hauptstadt Paris. So fiel Pétains Wahl auf<br />

Vichy.<br />

Am 3. Juli 1940 begann die Regierung ihre Arbeit in<br />

dem Kurort. Hauptangelpunkt wurde das Hôtel du Parc,<br />

das am westlichen Rand des Parc des Sources liegt und<br />

in dem sich heute die Touristeninformation befindet. Die<br />

erste Etage bezog der Außenminister, die zweite Etage<br />

diente der Regierung und in der dritten Etage hatte Pétain<br />

seinen Amtssitz. Der Ministerrat traf sich in einem<br />

der Hotelzimmer der Herberge. Andere Ministerien wurden<br />

in weiteren Hotels untergebracht bzw. im Falle des<br />

Innenministeriums im Kasino.<br />

Am 10. Juli wurden 672 Abgeordnete und Senatoren<br />

ins Théâtre du Grand Casino, das heute als Oper firmiert,<br />

geladen, um mit 569 Stimmen und nur 80 Gegenstimmen<br />

Pétain zu ermächtigen, eine neue Verfassung zu erlassen.<br />

Aus dem republikanischen Wahlspruch « Liberté, Egalité,<br />

Fraternité » (dt. « Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit »)<br />

wurde das neue Motto « Travail, Famille, Patrie » (dt.<br />

« Arbeit, Familie, Vaterland »). Das Ende der Dritten<br />

Republik war endgültig besiegelt und das Schicksal nahm<br />

seinen Lauf.<br />

Denn das angeblich freie Frankreich war keine<br />

wirklich freie Demokratie. Demokratische Grundsätze<br />

wurden vom Vichy-Regime mit Füßen getreten und ein<br />

Überwachungsstaat wurde etabliert. Außerdem kollaborierte<br />

die neue Regierung in vielen Bereichen mit den<br />

Nazis. Charles de Gaulle wurde in Abwesenheit wegen<br />

Landesverrats zum Tode verurteilt. Gesetze wurden erlassen,<br />

die sich gegen die im Land lebenden ausländischen<br />

Juden richteten. Erst mit der Befreiung Frankreichs durch<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


die alliierten Truppen hatte der Spuk ein Ende.<br />

Für das Kurbad hatte dies zur Folge, dass sein Ortsname<br />

der Inbegriff des kollaborierenden Frankreichs wurde,<br />

ein Symbol für einen Unrechtsstaat, der unter falschem<br />

Siegel auf der falschen Seite kämpfte. Vichy erinnerte<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg die Franzosen an ihr teilweise<br />

eigenes dunkles Mitwirken am Horrorregime der<br />

Nazis. Vichy wurde zu einem Synonym für eine Epoche,<br />

auf die man nicht stolz war.<br />

Dabei konnte die Stadt selbst nichts dafür. Die Menschen<br />

in der Kleinstadt waren nicht mehr oder weniger<br />

Kollaborateure als im Rest des Landes. Sie waren nicht<br />

mehr oder weniger der Naziideologie verfallen als andernorts.<br />

Trotzdem ist es für den Kurort bis heute nicht einfach,<br />

sich von diesem historischen Erbe zu befreien. Dabei<br />

macht die Kommune an vielen Stellen klar, was sie von<br />

dem Ganzen hält. So erinnert beispielsweise am Eingang<br />

der Oper eine Plakette an den Mut der 80 Parlamentarier,<br />

die am 10. Juli 1940 gegen Pétain gestimmt hatten.<br />

Wahrscheinlich wird es noch einige Zeit dauern, bis<br />

Vichy wieder ein ganz normales Kurbad geworden ist. Architektonisch<br />

hat es dafür jedenfalls alle Voraussetzungen.<br />

Neben dem Parc des Sources mit der Oper, dem Kasino,<br />

der Trinkhalle und dem Kurhaus wirkt auch der Rest des<br />

Ortes wie eine friedliche Gartenstadt. Gerade der Parc<br />

Napoleon III. entlang des Allier ist eine grüne Oase für<br />

Jogger, Walker und Spaziergänger.<br />

In der Innenstadt sorgen die Rue de Paris, die vom<br />

Bahnhof zum Kurpark führt, sowie die Rue Clémenceau<br />

für etwas urbanes Leben. An der Schnittstelle beider<br />

Achsen, der Place des Chemins, stellen Bistrobesitzer ihre<br />

Stühle nach draußen und ein Multiplexkino sowie ein<br />

Shoppingcenter laden zum Verweilen ein. In Vieux Vichy,<br />

der Altstadt südlich des Thermalzentrums, geht es eng<br />

und verwinkelt zu.<br />

Außerdem sorgen unverändert sechs Quellen für Linderung<br />

rheumatischer Erkrankungen oder von Stoffwechselproblemen.<br />

Drei davon sind heiße Quellen, drei kalte<br />

Quellen. Zum Teil sollte das Wasser nur unter medizinischer<br />

Aufsicht längere Zeit getrunken werden, so stark<br />

ist die Wirkung. Kurgäste wissen die heilende Wirkung<br />

zu schätzen. So ist Vichy am Ende doch vor allem eines:<br />

ein Kurbad mit langer Geschichte, die leider auch ein sehr<br />

tragisches Kapitel kennt.<br />

Claude Malhuret, Bürgermeister von Vichy<br />

1989 wurde Claude Malhuret zum ersten Mal zum Bürgermeister<br />

von Vichy gewählt. 1995, 2001 und 2008 gelang ihm jeweils die<br />

Wiederwahl. Er ist Arzt und Rechtsanwalt, den meisten Franzosen<br />

aber vor allem als ehemaliger Präsident von « Ärzte ohne Grenzen »<br />

bekannt, die er von 1978 bis 1986 führte. Unter Jacques Chirac wurde<br />

Malhuret zwei Jahre lang Staatssekretär für Menschenrechte.<br />

Schlagzeilen machte der engagierte Bürgermeister zudem zum<br />

Jahrtausendwechsel, als er hinter der Internetseite doctissimo.fr<br />

stand, einem wichtigen Gesundheitsportal, das medizinisches<br />

Sachwissen einem breiten Publikum zugänglich macht.<br />

Monsieur Malhuret, Vichy hat ein schwieriges Verhältnis<br />

zur Geschichte, oder?<br />

Ja, definitiv. Vichy gehört zu den Orten, wo der Lauf<br />

der Geschichte das Schicksal brutal auf den Kopf gestellt<br />

hat, ohne dass die Stadt selbst eine Wahl<br />

Niemand in Vichy<br />

hat Pétain gebeten,<br />

seine Hauptstadt<br />

hier einzurichten.<br />

hatte. Niemand in Vichy hat Pétain gebeten,<br />

seine Hauptstadt hier einzurichten.<br />

Ganz im Gegenteil.<br />

Wenn er seine Regierung in Vichy<br />

eingerichtet hat, so aus rein praktischen<br />

Überlegungen. Die Stadt wurde ein Opfer<br />

ihres eigenen Erfolgs. Die ganze Welt<br />

kam zuvor hierher, darunter auch viele Honoratioren aus<br />

Afrika, um zu kuren. Der Ort war eine Art Sommerhauptstadt<br />

des französischen Imperiums. Das Hotelangebot, eines<br />

der größten im Land, schien Pétain ideal. Genauso die<br />

Telefonanlage der Stadt, die wie kaum eine andere international<br />

vernetzt war. Manchmal sind es eben ganz banale<br />

praktische Aspekte, die Geschichte schreiben.<br />

Wie positioniert sich die Stadt gegenüber<br />

diesem negativen Image, das Vichy seit dieser<br />

Zeit anhängt?<br />

Unser Standpunkt dazu ist ganz klar.<br />

Vichy darf dieses Kapitel nicht vergessen.<br />

Die Regierung des französischen Staates<br />

während des Zweiten Weltkrieges wird Vichy-Regime<br />

genannt. Der historische Aspekt des Stadtnamens ist also<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Vichy<br />

allgegenwärtig. Es wäre blödsinnig, das verneinen oder<br />

vergessen machen zu wollen. Gleichzeitig ist es aber nicht<br />

Aufgabe der Stadt, die Verantwortung für die Regierung<br />

von Pétain zu übernehmen. Es ist der französische Staat,<br />

der für das Vichy-<br />

Regime die Verantwortung<br />

trägt. Nicht die<br />

Unser Standpunkt dazu<br />

ist ganz klar. Vichy<br />

Stadt Vichy!<br />

darf dieses Kapitel<br />

In diesem Sinne<br />

nicht vergessen.<br />

scheuen wir uns aber<br />

nicht, die Vergangenheit<br />

zu thematisieren<br />

und ihrer Realität ins Gesicht zu schauen. Wir organisieren<br />

Gedenkfeiern und haben in der Stadt diverse Tafeln<br />

montiert, die an diese dunklen Jahre erinnern. Die Tourismusinformation<br />

bietet sogar Rundgänge zu den einzelnen<br />

Gebäude und Hotels an, in denen sich die Regierung<br />

von Pétain eingerichtet hatte.<br />

Diese Gedenkarbeit ist nützlich und notwendig! Wir<br />

lehnen dagegen ab, ein Museum über<br />

diese Epoche zu eröffnen. Wenn es ein<br />

solches Museum geben soll, dann ist<br />

es Aufgabe des französischen Staates,<br />

dieses zu eröffnen und sich darum zu<br />

kümmern.<br />

Wie sehr ist das Image von Vichy heute<br />

noch wirklich von den Vorkommnissen im<br />

Zweiten Weltkrieg beeinflusst?<br />

Die Zeit arbeitet für uns und die<br />

Dinge bessern sich langsam. Wir<br />

haben uns stets für eine differenzierte Betrachtungsweise<br />

eingesetzt. Doch manchmal muss man auch<br />

heute noch darauf hinweisen, dass man die Bewohner<br />

von Vichy, die Vichyssois, nicht mit den Anhängern des<br />

Vichy-Regimes, den Vichystes, verwechseln darf. Das ist<br />

ein wichtiger Unterschied. Das ist ein wenig wie mit<br />

Berlin. Es gibt das Berlin als Sitz des Dritten Reiches<br />

und es gibt das Berlin von heute. Manch einer bringt<br />

das vielleicht ein wenig durcheinander. Doch insgesamt<br />

würde ich sagen, dass die Menschen heute allgemein<br />

zwischen der Stadt Vichy und dem Vichy-Regime unterscheiden.<br />

Hat es Vichy auf der internationalen Bühne einfacher?<br />

Doch manchmal ist<br />

es auch heute noch<br />

notwendig, darauf hinzuweisen,<br />

dass man die<br />

Bewohner von Vichy, die<br />

Vichyssois, nicht mit den<br />

Anhängern des Vichy-<br />

Regimes, den Vichystes,<br />

verwechseln darf.<br />

Ja. Vichy gehört zu den Städten, deren Namen mit<br />

Markenprodukten in Verbindung gebracht werden. In der<br />

ganzen Welt ist die Stadt heute für ihr Wasser bekannt,<br />

aber auch für Bonbons, Stoffe und Kosmetikprodukte. Ich<br />

habe das mit Freude auf vielen Reisen im Ausland festgestellt.<br />

Viele Frauen auf der Welt, sei es in Japan, China,<br />

Amerika oder Gabun, benutzen die Kosmetikprodukte<br />

von Vichy Laboratoires, einem der größten Erfolge des<br />

L’Oréal-Konzerns. Glauben Sie mir, viele Städte beneiden<br />

uns dafür. In diesem Bereich konnte sich die Stadt<br />

von ihrem negativen Image befreien. Außerdem ist dies<br />

ein Zeichen dafür, dass es nicht ganz so schlimm sein<br />

kann. Ansonsten hätte sich ein Konzern wie L’Oréal in<br />

den 1950er-Jahren nicht getraut, unseren Stadtnamen als<br />

Markennamen zu entwickeln und die Produkte hätten<br />

sich nicht so gut verkauft. Man sollte also nicht fatalistisch<br />

an das Thema herangehen.<br />

Vichy gilt heute als eine dynamische Stadt. Manche sprechen<br />

sogar vom « Deauville der Auvergne »...<br />

Das ist richtig. Wir verdanken dies unter anderem der<br />

Renovierung der Promenade entlang des Allier, die sich<br />

großer Beliebtheit erfreut. Die verwendeten Holzbohlen<br />

erinnern an die berühmten Holzbohlen von Deauville.<br />

Dieser Vergleich stört uns ganz und gar nicht!<br />

Wir haben in den letzten Jahren viel in der Stadt<br />

angepackt. Auch was die Wirtschaft angeht. Als ich<br />

Ende der 1980er-Jahre das Bürgermeisteramt<br />

übernahm, war der Kurbetrieb<br />

auf dem absteigenden Ast.<br />

Dabei war es die einzige « Industrie »<br />

in der Stadt. Für mich stand fest, dass<br />

wir unsere Wirtschaft diversifizieren<br />

mussten, wollten wir nicht das gleiche<br />

Schicksal erleben wie die Bergarbeiterstädte<br />

in Lothringen nach den Zechenschließungen.<br />

Wir haben deshalb alles versucht,<br />

uns breiter aufzustellen. Ein Kongresszentrum<br />

wurde errichtet, eine<br />

Universität eröffnet und Hoteliers ermutigt, Geld in Renovierungen<br />

zu stecken und sich von reinen Kurhotels<br />

zu Wellnesshotels weiterzuentwickeln. Ein Ansatz, der<br />

etwa in Deutschland schon gut funktionierte, was uns<br />

als Vorbild diente. Außerdem haben wir viel in unsere<br />

sportliche Infrastruktur investiert, was dazu geführt<br />

hat, dass wir inzwischen international einen Namen<br />

für erfolgreiche Trainingsbedingungen für Sportteams<br />

haben.<br />

Außerdem haben wir die Innenstadt renoviert. Heute<br />

ist Vichy einer der wenigen Orte in Frankreich, wo alle<br />

Geschäfte auch sonntags geöffnet haben. All dies zeigt:<br />

Wir sind dynamisch!<br />

Sie sind inzwischen<br />

über 20 Jahre lang Bürgermeister<br />

von Vichy.<br />

Was empfinden Sie als<br />

Ihren größten Erfolg?<br />

In der ganzen Welt ist<br />

die Stadt heute für ihr<br />

Wasser bekannt, aber<br />

auch für Bonbons, Stoffe<br />

und Kosmetikprodukte.<br />

Es erfüllt mich mit<br />

Freude zu sehen, dass die Stadt ihr Gesicht verändert hat<br />

und dass die Einwohner und Touristen das wertschätzen.<br />

Dies zeigt, dass Änderungen möglich sind und dass man<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Arras<br />

12/E50<br />

5/E60<br />

N24<br />

DinardSaint-Malo<br />

N176/E401<br />

Dinan<br />

Lyon. Letztere Route gilt Angers auch für<br />

A11/E60<br />

La Baule<br />

die Anreise aus Österreich und der<br />

A86/E60<br />

St. Nazaire Schweiz. Wenn man aus Richtung<br />

Nantes<br />

Paris kommt, verlässt A87 man die A71 Monts an<br />

der Ausfahrt Clisson <strong>Nr</strong>. 12. Die A719, die bis<br />

Cholet<br />

Vichy verlängert werden soll, sowie<br />

A83<br />

die anschließende D2209 führen ans<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Ziel. Von Lyon aus kommend verlässt<br />

man die A89 an der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 2,<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

sich nicht von Pessimismus runterziehen<br />

lassen darf. Wenn man den richtigen<br />

Willen dazu hat, lassen sich Dinge<br />

verändern.<br />

A84<br />

<br />

Aus Deutschland gelangt man<br />

Rennes<br />

nach Vichy entweder über den<br />

Nor den Frankreichs und die Autobahn<br />

verbindung von Paris über A11/E501 Or-<br />

Le Mans<br />

A28/E502<br />

léans nach Clermont-Ferrand oder<br />

über den Osten Frankreichs und<br />

um über A83 die D906 in den Kurort Poitiers zu<br />

gelangen.<br />

Saint-Sigismond<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

Vichy …<br />

La Rochelle<br />

… Berlin 1.276 km … Hamburg E5/A10 1.217 km<br />

… Köln 768 km … München 883 km<br />

… Wien 1.339 E602/A837 km … Zürich 543 km<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Vichy verfügt zwar über einen jettaug<br />

lichen Flughafen, aber keine<br />

Angoulême<br />

Linien<br />

fluggesellschaft fliegt den Flughafen<br />

zurzeit an. Der nächste Montalivet<br />

Flughafen<br />

ist in Clermont-Ferrand, wohin<br />

E5/A10<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Caen<br />

Wir sind dafür nicht das einzige<br />

A13/E46<br />

Saint-Lô<br />

Beispiel. Nehmen Sie Bordeaux. Alain<br />

Juppé hat die Stadt zu einer neuen<br />

A84/E401<br />

Blüte gebracht. Das ist auch keine<br />

Frage von Avranches links oder rechts. Lyon<br />

und Montpellier werden von sozialistischen<br />

Bürgermeistern<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

geführt<br />

Alençon<br />

A28/E402<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

A10/E5<br />

Schweiz allerdings keine Direktflüge<br />

bestehen. Air France bindet Orléansdie<br />

Stadt über ihr Drehkreuz in Paris an<br />

den deutschsprachigen Raum an.<br />

Alternativ bietet Blois sich der Flughafen<br />

Chambord<br />

von Lyon<br />

A10/E5-E60<br />

als Zielflughafen an.<br />

Cheverny<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

Es gibt keine direkten A85Zugverbindun-<br />

gen aus dem deutschsprachigen<br />

A10/E5<br />

Bourges<br />

Raum nach Vichy. Die Stadt ist auch<br />

nicht ans französische TGV-Netz<br />

angeschlossen. Direkte A20/E9 Zugver bindungen<br />

bestehen jedoch aus<br />

A71/E11<br />

Lyon<br />

und Paris.<br />

www.vichy-destinations.com<br />

Office de Tourisme<br />

19, rue du Parc<br />

03200 Vichy<br />

Telefon: +33 (0)4 70 98 71 94<br />

Limoges<br />

Opéra de Vichy<br />

1, rue du Casino<br />

03200 Vichy<br />

Telefon: +33 (0)4 70 30 50 30<br />

A89/E70<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Wer zu<br />

Sens<br />

Kurzwecken nach Vichy reisen<br />

möchte, findet ein<br />

A5/E17-E54<br />

reichhaltiges<br />

An gebot diverser Kuren von zwei bis<br />

zwölf Tagen. Weitere Informationen<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

finden sich auf Auxerre der oben ange geben<br />

en Website.<br />

Aurillac<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47<br />

Sarlat-le-Canéda im Land ausbrach, litt Clermont-Ferrand lange Zeit unter der<br />

Bordeaux<br />

Clermont-Ferrand: Aufbruch aus schwieriger Position isolierten Lage inmitten des Zentralmassivs. Zwar haben neue<br />

Die A52/E72 Hauptstadt der Auvergne, die einst aus<br />

den zwei unabhängigen Städten Clermont<br />

und Montferrand entstand, was sich bis<br />

Jumièges<br />

wir unsere Rouen Wirtschaft<br />

Evreux<br />

erleben wie die<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

A16<br />

A6/E15<br />

A89/E70<br />

A1/E15-E19<br />

und haben ebenfalls eine erstaunliche<br />

A34/E46<br />

Entwicklung hinter sich. Beide politischen<br />

Lager sind A26/E17 also dazu in der<br />

A5/E54<br />

A71/E11<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

A6/E15<br />

A72/E70<br />

A26/E17<br />

Autobahnen inzwischen für bessere Anbindungen gesorgt,<br />

doch bis heute ist die Auvergne eine der ärmsten Gegenden<br />

Frankreichs. Zudem ist die Stadt wirtschaftlich mehr oder weniger<br />

heute im Doppelnamen widerspiegelt,<br />

einem Industriegiganten ausgeliefert: Michelin. Doch dies<br />

Mimizan<br />

hatte es nicht immer einfach. Als nach dem hinderte die Provinzstadt nicht daran, aus ihrem Schicksal das<br />

Oran<br />

Zweiten Weltkrieg der Wohlstand überall<br />

Beste zu machen.<br />

E5-E70/A63<br />

A9/E15<br />

A75/E11<br />

Av<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Hossegor France<br />

A<br />

Lodève<br />

Toulouse<br />

Arles<br />

Biarritz Bayonne<br />

Montpellier<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

Frankreich erleben · A9/E15 <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 47<br />

Sare<br />

A<br />

Bézier<br />

Donostia-<br />

Pau<br />

S. Sebastian<br />

Amiens<br />

Für mich stand fest, dass<br />

diversifizieren mussten,<br />

wollten wir nicht das<br />

A13/E5<br />

gleiche Schicksal<br />

Bergarbeiterstädte in<br />

Lothringen nach den<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Zechenschließungen<br />

Dreux<br />

Périgueux<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Montluçon<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Lage. Die größte Zufriedenheit spüre<br />

Reims<br />

ich deshalb, weil ich als Bürgermeister<br />

Veränderungen initiieren konnte und<br />

die Zeit den A4/E50 Rest erledigt. Kein Platz<br />

Epernay Châlons-ender<br />

Fatalität!<br />

Champagne<br />

Monsieur Malhuret, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

Vézelay<br />

Vichy<br />

Troyes<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Saint-Etienne<br />

Charleville-Méz<br />

Dijon<br />

A38<br />

Beaune<br />

A6/E15<br />

Lyon<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A4/E5<br />

A31/E<br />

C


UNTERWEGS IN FRANKREICH Route Napoleon<br />

Route Napoleon<br />

Einmal quer durch die Alpen<br />

Sie ist 335 Kilometer lang und führt von<br />

Cannes quer durch die Alpen bis nach Grenoble:<br />

die Route Napoleon. Die Straße ist<br />

mehr als eine touristische Strecke. Auf diesen<br />

Kilometern hat sich entschieden, ob es Napoleon<br />

Bonaparte nach seiner Verbannung<br />

nach Elba noch einmal an die Spitze Frankreichs<br />

schaffen würde. Über Grasse, Castellane,<br />

Digne-les-Bains, Sisteron und Gap führte<br />

sein Triumphzug in nur sieben Tagen. Heute<br />

lässt sich die Strecke an einem Tag bewältigen.<br />

Mehr Spaß macht es aber, sich Zeit zu<br />

lassen und ein paar Zwischenstopps für Erkundungen<br />

rechts und links der Strecke einzuplanen.<br />

Was wäre dem Kaiser damals wohl durch den Kopf<br />

gegangen, hätte er gewusst, dass sein beschwerlicher<br />

Weg zurück aus dem Exil auf Elba an die<br />

Macht in Paris später einmal eine Touristenattraktion<br />

wird? Wahrscheinlich hätte er ungläubig den Kopf geschüttelt.<br />

1815 konnte er noch nicht ahnen, dass breite<br />

Massen der Bevölkerung jemals so wohlhabend sein würden,<br />

dass sie im Namen der Erholung und dank technischer<br />

Errungenschaften rund um den Globus jetten, um sich<br />

einfach andere Regionen, Städte und Länder anzuschauen.<br />

Napoleon Bonapartes Reise durch die Alpen war alles<br />

andere als ein Zuckerschlecken und hatte mit Tourismus<br />

rein gar nichts zu tun. Nachdem der Kaiser nach der<br />

Niederlage der Völkerschlacht bei Leipzig abdanken und<br />

seinen Wohnsitz auf Elba nehmen musste, fühlte er sich<br />

unverändert zu Höherem berufen und plante sein Comeback.<br />

Am 1. März 1815 landete er mit seinen Getreuen<br />

schließlich im Golfe Juan an der Côte d’Azur und näch-<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Oben: Auf den ersten Kilometern der Route Napoleon in der Höhe von Escragnolles.<br />

Links: Digne-les-Bains. Unten: Blick aufs malerische Castellane, das am Verdon liegt.<br />

tigte in Cannes. Da er den bequemeren Weg zurück in die<br />

Hauptstadt durch das Rhône-Tal als zu gefährlich ansah,<br />

entschloss er sich zu einer mühseligen Überquerung der<br />

Alpen von Cannes nach Grenoble. Kein einfaches Unterfangen<br />

zur damaligen Zeit. Trotzdem bewältigten er<br />

und seine Männer die Strapazen in gerade einmal sieben<br />

Tagen.<br />

Die gut ausgebaute Straßenverbindung aus heutiger<br />

Zeit war damals natürlich noch nicht existent. Sie wurde<br />

erst über 100 Jahre später eingeweiht und erhielt ihren<br />

Namen in Erinnerung an Napoleon in den 1930er-Jahren.<br />

Ein gelungener Marketingcoup, würde man heute sagen.<br />

Als Markierung der Strecke dient das Abbild des kaiserlichen<br />

Adlers. Schließlich hatte Napoleon vorhergesagt,<br />

dass « der Adler von Kirchturm zu Kirchturm fliegen wird<br />

bis zu den Türmen von Notre-Dame ». Er sollte Recht behalten,<br />

wenn seine erneute Herrschaft auch nur 100 Tage<br />

andauerte.<br />

Wenn man sich heute auf die Spuren von Napoleon<br />

quer durch die Alpen begibt, sollte man keine landschaftlichen<br />

Höchstleistungen erwarten. Die Route Napoleon<br />

ist keine spektakuläre Alpenstraße wie die Route des<br />

Grandes Alpes. Zwar erklimmt auch die Route Napoleon<br />

einige sehenswerte Pässe und durchquert malerische<br />

Täler. Doch gerade im Abschnitt jenseits von Digneles-Bains<br />

wird die Szenerie weniger aufregend und man<br />

durchfährt vor allem das breite und stark zivilisierte<br />

Durance-Tal anstatt einer einsamen Alpenlandschaft. Bei<br />

einer Fahrt auf der Route Napoleon geht es mehr um die<br />

Geschichte, sehenswerte Städte entlang der Strecke und<br />

ein paar landschaftliche Leckerbissen. Die Mischung<br />

macht das Kunstwerk.<br />

Nichtsdestotrotz begeistert die Route Napoleon aber<br />

gerade auf ihren ersten Kilometern weg vom Mittelmeer<br />

hinein in die Seealpen. Hat man die Schnellstraße von<br />

Cannes nach Grasse und das meist verstopfte Zentrum<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · <strong>49</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Route Napoleon<br />

der Hauptstadt des Parfums hinter sich gelassen, schraubt<br />

sich die Route Napoleon immer mehr in die Berge hinein.<br />

Mit jeder Kurve gewinnt man an Höhe und der Panoramablick<br />

zurück auf Grasse und das Mittelmeer wird spektakulärer.<br />

Abnehmende Temperaturen sorgen für eine<br />

angenehme Frische.<br />

Castellane, ein Dorf<br />

mit spektakulärer Felswand<br />

Man passiert den Col du Pilon, den Pas de la Faye,<br />

den Col de Valferrière und den Col de Luens. Dann nähert<br />

man sich einem grünen Tal, in dem Castellane liegt.<br />

Der Ort mit rund 1.600 Einwohnern ist die erste größere<br />

Siedlung nach Grasse. Napoleon erreichte das Dorf<br />

vormittags, so zwischen 10.00 und 12.00 Uhr. Großen<br />

Widerstand musste der Kaiser nicht befürchten, da seine<br />

Ankunft für die Menschen überraschend kam. Allerdings<br />

war der Empfang durch die Einheimischen auch nicht<br />

überschwänglich. Von den Dorfbewohnern wollte sich jedenfalls<br />

niemand Napoleons Truppen anschließen. Dafür<br />

empfing der Unterpräfekt Francoul Napoleon zum Mittagessen.<br />

Er war ein alter Freund des Kaisers. Napoleon<br />

bedankte sich dafür wiederum bei ihm damit, dass er ihn<br />

zum Präfekten von Digne-les-Bains ernannte.<br />

Heute ist Castellane vor allem ein gemütlicher Ferienort.<br />

Viele Reisende nutzen die Gemeinde als Zwischenstation<br />

oder Basis für die Erkundung des weltberühmten<br />

Grand Canyon du Verdon, der nur wenige Kilometer südlich<br />

von Castellane beginnt. Oder sie besuchen von hier<br />

aus den Lac de Castillon und dessen Umgebung nördlich<br />

von Castellane.<br />

Das Wahrzeichen des Ortes ist eine rund 180 Meter<br />

über dem Dorf aufragende Felswand. Auf ihr befindet sich<br />

die Kapelle Notre-Dame-du-Roc, die als Wallfahrtsstätte<br />

beliebt ist. Ein Spazierweg führt hinauf zum Gotteshaus,<br />

von wo aus man einen malerischen Panoramablick genießt.<br />

Unterwegs kommt man an den Ruinen von Petra<br />

Castellana vorbei. Denn schon zur Zeit der alten Römer<br />

gab es den Ort im Herzen der Haute-Provence.<br />

Nach Castellane gewinnt die Route Napoleon wieder<br />

an Höhe. Es geht hinauf zum Col des Lèques. Dabei sollte<br />

man immer mal wieder den Blick zurück auf Castellane<br />

und die markante Felswand werfen. Immer der Asse folgend,<br />

passiert man anschließend Barrême, wo Napoleon<br />

die Nacht vom 3. auf den 4. März 1815 verbrachte, um<br />

schließlich nach Digne-les-Bains zu gelangen. Der fast<br />

18.000 Einwohner zählende Kurort ist die erste Stadt<br />

nach Grasse und sogleich Hauptstadt des Departements<br />

Alpes-de-Haute-Provence.<br />

Digne-les-Bains,<br />

Kurort und Hauptstadt<br />

Auch ohne Napoleon wäre der malerisch in die Alpen<br />

eingebettete Ort eine Reise wert. Der Kaiser erreichte den<br />

Kurort am 4. März 1815. Er blieb aber nur kurze Zeit und<br />

stärkte sich im Hôtel du Petit-Paris, bevor er weiter zum<br />

Château de Malijai westlich von Digne-les-Bains zog, wo<br />

er die Nacht verbrachte. Napoleon ist aber nicht die einzige<br />

Persönlichkeit, die mit Digne-les-Bains in Verbindung<br />

gebracht wird.<br />

In dem Jahr, in dem der Kaiser durch den Ort kam,<br />

wurde Alphonso Beau de Rochas dort geboren. Beau de<br />

Rochas wirkte später maßgeblich an einer Telegraphenverbindung<br />

zwischen Frankreich und England durch<br />

den Ärmelkanal mit. Auch an der Erfindung des Viertaktmotors<br />

war er beteiligt. Ebenso aus Digne-les-Bains<br />

stammt Pierre Gassendi, ein Anhänger Galileis, der sich<br />

der Sternenbeobachtung widmete und als Mathematiker,<br />

Astronom und Physiker bekannt wurde.<br />

Auf einer Reise auf der Route Napoleon ist Digneles-Bains<br />

jedenfalls eine perfekte Zwischenetappe zum<br />

Übernachten. Das beschauliche Zentrum mit dem von<br />

Platanen gesäumten Boulevard Gassendi oder die verwinkelte<br />

Altstadt laden zum Müßiggang ein. Geschichts- und<br />

Kulturfreunde finden vier Museen vor, darunter das Musée<br />

Alexandra-David-Néel. Die Asien- und Buddhismusforscherin<br />

kaufte 1927 ein Haus in Digne-les-Bains und<br />

vermachte es nach ihrem Tod der Stadt, einschließlich der<br />

vielen Mitbringsel von ihren Expeditionen im Himalaja.<br />

Die Thermalbäder des Kurbades sind für echte Kuren<br />

vorgesehen und dienen leider nicht der kurzzeitigen Erholung.<br />

Wer nur ein wenig im warmen Wasser plantschen<br />

will, sollte den Complexe Aquatique Les Eaux Chaudes<br />

aufsuchen.<br />

Hinter Digne-les-Bains hat man den landschaftlich<br />

spektakulärsten Abschnitt der Route Napoleon verlassen.<br />

Nach gut 16 Kilometern gelangt man in das breite<br />

Durance-Tal, wo die Alpen nur noch zur malerischen<br />

Kulisse werden. Am Übergang befindet sich das Château<br />

de Malijai. In dem Schloss aus dem 18. Jahrhundert verbrachte<br />

Napoleon die Nacht vom 4. auf den 5. März 1815<br />

schlafend in einem Sessel.<br />

Die Durance war lange Zeit ein Fluss, der mit seiner<br />

Unberechenbarkeit und seinen zahlreichen Überschwemmungen<br />

den Menschen zu schaffen machte. Erst<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man sich die Bändigung<br />

des Stromes vor. In den 1960er-Jahren wurde ein<br />

System aus Kanälen und Staudämmen eröffnet, dass die<br />

ganzjährige Regulierung der Wassermassen erlaubt. Die<br />

Durance spielt seitdem eine wichtige Rolle in der Strom-<br />

Rechte Seite im Uhrzeigersinn: Der Verdon bei Castellane. Blick auf das grüne Tal von Castallane mit dem<br />

markanten Felsen (in der Bildmitte). Blick auf Sisteron vom östlichen Ufer der Durance, das leider von einer<br />

Autobahn verunstaltet wird. Aussicht von der Festung von Sisteron auf das nördliche Durance-Tal.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Route Napoleon<br />

erzeugung und der Bewässerung der Felder. Neben der<br />

hier als breite Landstraße ausgebauten Route Napoleon<br />

verläuft parallel dazu eine Autobahn. Es ist kein Frevel,<br />

insbesondere hinter Sisteron, einige Kilometer auf der<br />

Autobahn zurückzulegen, um schneller voranzukommen.<br />

Sisteron, am Schnittpunkt<br />

zwischen Provence und Alpen<br />

Vorher wartet mit Sisteron auf den Reisenden aber ein<br />

Höhepunkt entlang der Route Napoleon. Die Kleinstadt<br />

liegt an einer Verengung des Durance-Tals und bildet die<br />

traditionelle Grenze zwischen der Provence im Süden und<br />

der Dauphiné im Norden. Von der auf einem Felsvorsprung<br />

gelegenen Zitadelle kann man weit das Durance-<br />

Tal in beide Richtungen überblicken und überwachen.<br />

Auch Napoleon musste diesen strategisch wichtigen Ort<br />

passieren. Doch er hatte Glück. Die Zitadelle war nur<br />

spärlich besetzt, da Truppen, die seinen Marsch in die<br />

Hauptstadt hätten stoppen können, am Vortag verlegt<br />

worden waren. Trotzdem blieb Napoleon nicht in Sisteron,<br />

sondern zog gleich weiter nach Gap.<br />

Die Zitadelle ist auch heute noch die Hauptsehenswürdigkeit<br />

des Ortes, ein Besuch geradezu Pflicht. Dabei<br />

wurde die Festung im Zweiten Weltkrieg arg in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Bomben zerstörten unter anderem<br />

die beeindruckend auf dem Felsen thronende Kapelle, die<br />

aber nach dem Krieg wieder sorgsam restauriert wurde.<br />

Wenn man bis ganz nach oben will, muss man schon ein<br />

wenig Kondition mitbringen. Dafür wird man am Ende<br />

mit einem einzigartigen Panoramablick belohnt.<br />

Vauban, der in Frankreich fast mit jeder Festung in<br />

Verbindung gebracht werden kann, hat an dieser Zitadelle<br />

nur zum Teil mitgewirkt. Er kam 1682 nach Sisteron,<br />

um das bereits existierende Bollwerk zu inspizieren. Seine<br />

anschließend ausgearbeiteten Verbesserungsvorschläge<br />

wurden nur zum Teil umgesetzt.<br />

Nicht nur die Zitadelle lohnt einen Besuch, auch der<br />

Ort selbst kann sich sehen lassen. In Sisteron spürt man<br />

noch die Lebensfreude des Südens. Man kann gut ein,<br />

zwei Stunden durch den Ort flanieren und in einem der<br />

Cafés einkehren. Von den alten Römern, die bereits die<br />

Siedlung Segustero an dieser Stelle gründeten, schließlich<br />

führte die wichtige Handelsstraße Via Domitia durch das<br />

Tal, ist allerdings fast nichts mehr erhalten.<br />

Hinter Sisteron folgt die Route Napoleon noch bis<br />

Tallard der Durance. Wer es eilig hat, kann – wie bereits<br />

erwähnt – diese Strecke getrost auf der parallel verlaufenden<br />

Autobahn zurücklegen. Danach geht es weg vom<br />

Fluss nach Gap. Die knapp 38.000 Einwohner zählende<br />

Stadt ist eines der Wirtschaftszentren der südlichen Alpen.<br />

Gap, alpin und<br />

mediterran zugleich<br />

Napoleon kam am späten Abend des 5. März 1815 in<br />

die Kleinstadt und wurde von der einheimischen Bevölkerung<br />

herzlich empfangen – anders als noch in Sisteron<br />

zuvor. Die Menschen applaudierten dem Kaiser und die<br />

Nationalgarde übergab ihre Waffen. Unter dem Eindruck<br />

der Begeisterung der Menschen sagte Napoleon zu einem<br />

ihn begleitenden General: « Endlich! Wir sind wirklich<br />

in Frankreich! » Über die Rue de Provence gelangte Napoleon<br />

in die Rue de France, wo er in der Auberge de<br />

Marchand mit der Hausnummer 17 über Nacht blieb. Am<br />

nächsten Tag verweilte er noch den Vormittag in Gap, bevor<br />

es weiter in Richtung Grenoble ging.<br />

Einige Tage später zogen einige aufgebrachte Bürger<br />

aus Marseille nach Gap, um die Stadt für den triumphalen<br />

Empfang Napoleons zu strafen. Die Bewohner von Gap<br />

konnten sich aber erfolgreich wehren. Genauso gegenüber<br />

einem zweiten noch größeren Ansturm ein paar Tage später.<br />

Heute ist die Hauptstadt des Departements Hautes-<br />

Alpes das Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum einer<br />

ansonsten eher spärlich bevölkerten Umgebung. Fast jeder<br />

dritte Einwohner des Departments wohnt in der Stadt.<br />

Mit seiner Lage von 735 Metern über dem Meeresspiegel<br />

vereint der Ort alpines und mediterranes Lebensgefühl<br />

miteinander. Man ist von hier genauso schnell am warmen<br />

Mittelmeer mit seinen Stränden sowie in den wichtigsten<br />

Skigebieten der französischen Alpen. Die Innenstadt ist<br />

schön angelegt und verfügt über mehrere kleine Plätze<br />

mit städtischem Leben.<br />

Am Anfang des 21. Jahrhunderts gab es Überlegungen,<br />

sich um die Austragung der Olympischen Winterspiele<br />

2018 zu bewerben. Schließlich ging für Frankreich<br />

allerdings Annecy und nicht Gap ins Rennen. Gewonnen<br />

hat am Ende aber nicht der nördliche Rivale, sondern das<br />

südkoreanische Pyeongchang. Trotzdem ist Gap eine sehr<br />

sportlich orientierte Stadt. 2013 wurde sie von der französischen<br />

Sportzeitung L’Equipe zur sportlichsten Stadt in<br />

der Kategorie « Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern »<br />

gekürt.<br />

Nördlich von Gap wird die Route Napoleon landschaftlich<br />

wieder spannender. Napoleon erreichte am<br />

Abend des 6. März 1815 Corps, wo er sich in der Herberge<br />

« Chez Dumas » einquartierte. Von dort sollte es weiter<br />

bis Grenoble gehen. Doch in Laffrey südlich von Grenoble<br />

erlebte der Kaiser eine kritische Situation, als sich ihm<br />

königliche Truppen entgegenstellten. Napoleon hielt eine<br />

Rechte Seite oben links: Einer der Plätze im Zentrum von<br />

Gap. Darunter: Blick auf Sisteron. Daneben: Die Festung von<br />

Sisteron. Unten: Die Route Napoleon kurz vor Grenoble.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 53


Saarbrücken<br />

/E21-E23<br />

A4<br />

Bitche<br />

Karlsruhe<br />

Metz Sarreguemines<br />

A35<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Route Napoleon<br />

A31/E21-E23<br />

A4/E25<br />

flammende Rede und sorgte damit dafür, dass die Solda-<br />

Nancy<br />

ten zu ihm überliefen. Strasbourg Danach war es nicht mehr weit bis<br />

Grenoble, womit er den beschwerlichen Teil seiner Reise<br />

durch die Alpen hinter sich<br />

A35<br />

hatte.<br />

In<br />

France<br />

Grenoble endet auch offiziell die Route Napoleon,<br />

auch wenn Napoleons Rückkehr A5/E35 an die Macht erst vollendet<br />

war, als er knapp zwei Freiburg Wochen später an der<br />

Colmar<br />

Seine<br />

ankam. Grenoble ist heute eine moderne Großstadt inmitten<br />

der Alpen. Ein Ort, der eine eigene Reise verdient.<br />

Napoleon sagte einst im Rückblick zu seiner Überquerung<br />

der Alpen: « Bis Grenoble war ich ein Abenteurer. In<br />

Grenoble war ich ein Prinz. » Heute ist eine Reise auf der<br />

Route Napoleon kaum noch ein Abenteuer. Ein Erlebnis<br />

ist es aber unverändert.<br />

e<br />

70<br />

A35/E25<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

<br />

Die Route Napoleon beginnt in Cannes<br />

und endet in Grenoble. Basel Can nes<br />

Belfort<br />

erreicht man aus dem deutschsprach<br />

igen Raum am besten über<br />

Besançon Nord italien. Von dort folgt die N85<br />

die Côte d’Azur an. Swiss verbindet<br />

dem Verlauf der Route Napoleon.<br />

Zürich, EasyJet Basel und Berlin und<br />

Auch wenn es in vielen Bern Reiseführern<br />

Ger man wings Köln/Bonn mit Nizza.<br />

an ders heißt, ist die Strecke nicht<br />

Aus Wien geht es mit Austrian oder<br />

Schweiz<br />

durchgehend als solche aus ge schildert.<br />

Eine gute Landkarte ist deshalb<br />

em p fehlenswert. Die Strecke ist norma<br />

le rweise ganzjährig befahrbar.<br />

Lausanne<br />

Cannes …<br />

Der nächste Flughafen für den Startpunkt<br />

der Route Napoleon ist in<br />

Zürich Nizza. Lufthansa bietet Direktflüge<br />

von Frankfurt a.M. und München an<br />

Nikki nonstop nach Nizza. Air France<br />

hat aus dem deutsch sprach igen<br />

Raum Umsteigeverbindungen via<br />

Paris im Flugprogramm.<br />

Die Route Napoleon lässt sich nicht<br />

… Genève Berlin 1.387 km … Hamburg 1.457 km<br />

mit dem Zug zurücklegen. Ein Auto<br />

… Köln 1.167 km … München 731 km<br />

ist unabdingbar. Den Startpunkt der<br />

… Wien 1.197 km … Zürich 625 km<br />

Route Napoleon erreicht man mit<br />

Annecy<br />

Grenoble …<br />

dem TVG von Frankfurt a.M. über<br />

… Berlin 1.254 km … Hamburg 1.204 km<br />

… Köln 844 km … München 893 km<br />

Mann heim, Karlsruhe und Baden-<br />

Baden nach Marseille, von wo aus<br />

… Wien 1.223 km<br />

Chambéry<br />

… Zürich 428 km<br />

Züge nach Cannes verkehren.<br />

www.castellane.org<br />

Grenoble<br />

Italien<br />

Briançon<br />

Deutschland<br />

www.ot-dignelesbains.fr<br />

www.sisteron.fr<br />

Torino<br />

www.gap-tourisme.fr<br />

Office de Tourisme de Castellane<br />

Rue Nationale<br />

04120 Castellane<br />

Telefon: +33 (0)4 92 83 61 14<br />

Office de Tourisme de<br />

Digne-les-Bains<br />

Place du Tampinet<br />

04000 Digne-les-Bains<br />

Telefon: +33 (0)4 92 36 62 62<br />

Office de Tourisme de Sisteron<br />

Hôtel de Ville<br />

04200 Sisteron<br />

Telefon: +33 (0)4 92 61 36 50<br />

Office de Tourisme de Gap<br />

1, place Jean Marcellin<br />

05000 Gap<br />

Telefon: +33 (0)4 92 52 56 56<br />

Wer es eilig hat, kann die Strecke an<br />

ein em Tag zurücklegen. Emp fehlenswer<br />

ter ist es jedoch, sich lieber zwei,<br />

drei Tage Zeit zu lassen. Ideale Etappen<br />

ziele sind Digne-les-Bains und<br />

Gap.<br />

Apt<br />

Gap<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A8/E80<br />

A52<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

France<br />

Sisteron<br />

Digne-les-Bains<br />

A51/E712<br />

A57<br />

Castellane<br />

A8/E80<br />

Nice<br />

Cannes<br />

LESETIPP FÜR DIE ROUTE NAPOLEON<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Grasse: Der Duft einer Hauptstadt<br />

Auf einer Höhe von 350 Metern zwischen dem Mittelmeer und den Alpen<br />

gelegen, lockt Grasse im Hinterland von Cannes viele Touristen an.<br />

Neben der Altstadt, die mit ihren Fassaden an Südfrankreich und<br />

Italien gleichermaßen erinnert, ist es vor allem ein Duft, der die<br />

Menschen ködert. Der Duft kostbarer Flacons. Denn Grasse ist die<br />

Hauptstadt der Parfumwelt, einer Industrie, die eine lange Tradition<br />

im Ort hat, wenn sie sich auch immer mehr verändert. Ein Besuch der<br />

Stadt weckt deshalb gemischte Gefühle zwischen Nostalgie und der industriellen Realität<br />

von heute.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Türme, Kühe<br />

und Kanonen<br />

Unterwegs auf dem Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Das Cap Corse, die nördlichste Spitze Korsikas, ist bei Touristen beliebt,<br />

denn hier lässt sich jede Menge sehen und erleben. Wer im Urlaub Natur,<br />

Kultur und etwas sportliche Betätigung kompakt miteinander kombinieren<br />

will, dem sei eine Wanderung auf dem Sentier des Douaniers empfohlen:<br />

Ein schmaler Pfad führt entlang von Klippen und schönen Stränden durch<br />

eine beeindruckende Küstenlandschaft. Besonders faszinieren halb<br />

verfallene Türme aus der Zeit der genuesischen Herrschaft.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Pünktlich um acht sitze ich am Frühstückstisch des<br />

Hotels und esse von allem reichlich. Denn für insgesamt<br />

etwa 26 Kilometer Wegstrecke will ich gewappnet<br />

sein, allerdings ohne schwere Lasten in Form von<br />

Proviant schleppen zu müssen. In meinen Picknick-Rucksack<br />

packe ich dann auch nur zwei Äpfel und eine Tüte<br />

Gummibären. An Wasser spare ich dagegen nicht, damit<br />

habe ich schon einmal schlechte Erfahrung gemacht. Eine<br />

große Flasche mit anderthalb Litern muss es auf solch einer<br />

Strecke mindestens sein. Außerdem unverzichtbar ist<br />

Sonnenschutz in Form von Creme und Hut, denn die Sonne<br />

brennt auf Korsika auch Ende September noch erbarmungslos.<br />

Das wiederum spricht dafür, einen Sprung ins Meer<br />

einzuplanen, also denke ich auch an die Badesachen. Im<br />

Nachhinein weiß ich: Wer die Tour ohne Badeutensilien<br />

unternimmt, wird sich ärgern. Die traumhaften Strände<br />

unterwegs sind nur zu Fuß oder über das Meer erreichbar<br />

und daher ausschließlich von einigen Wanderern bevölkert.<br />

Jetzt aber los, denn vor mir liegt noch eine knappe<br />

Stunde Fahrt, bevor ich am Startpunkt im kleinen Fischerdorf<br />

Macinaggio ankomme. Ein Parkplatz in der<br />

Nähe des Hafens ist schnell gefunden. Kaum ein Mensch<br />

ist auf der Straße.<br />

Ich verlasse den beschaulichen Ort in Richtung Norden,<br />

vorbei an einer kleinen Bucht, und steige langsam<br />

die erste Klippe hinauf. Aus der Ferne sehe ich schon den<br />

ersten Genueser Turm, oberhalb des Wegs befindet er sich<br />

gut erhalten im Gebüsch, das allerdings gar nicht zum<br />

Durchqueren einlädt: Es handelt sich um Macchia, die<br />

typische niedrige Strauch- und Baumvegetation Korsikas.<br />

Sie besteht zu 80 Prozent aus Dornen, der Rest ist stacheliges<br />

Kraut, zumindest ist man davon fest überzeugt,<br />

sobald man sich auch nur zwei Meter vom rechten Weg<br />

entfernen will. Wege, die nicht regelmäßig bewandert<br />

werden, verschwinden innerhalb kurzer Zeit unter neuer<br />

Vegetation. Angeblich nimmt der Macchia-Anteil auf<br />

Korsika sogar zu. Das ist insofern erstaunlich, da die Insel<br />

sehr trocken ist. Ich frage mich, wie es dieses Grünzeug<br />

schafft, hier so zu wuchern.<br />

Als es um die nächste Kurve geht, stolpere ich fast<br />

über eine alte Kanone, so unerwartet liegt diese da.<br />

Langsam kristallisiert sich das Gesamtbild dieses Weges<br />

heraus, er heißt ja nicht umsonst Sentier des Douaniers<br />

– Zöllnerpfad. Das Cap Corse wurde über diesen Trampelpfad<br />

gegen Schmuggler gesichert. Entlang der Küstenlinie<br />

drehten die Zöllner jeweils im Auftrag der aktuellen<br />

Herrscher ihre Runden und behielten sowohl die See- als<br />

auch die Landseite stets im Visier. Neben dem damals<br />

schon aktuellen Kampf gegen Steuerhinterziehung besserten<br />

sie auch schon mal ihr Gehalt auf, indem harmlosen<br />

Reisenden Wegezoll abgeknöpft wurde. Nun, der Anblick<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Oben: Kühe lieben die Strände am Cap Corse. Der Zöllnerpfad ist<br />

zwar gekennzeichnet, man sollte sich aber nicht auf eine lückenlose<br />

Beschilderung verlassen. Blick auf die Finocchiarola-Inseln. Unten:<br />

Die Kapelle Santa Maria della Chiapella und die Tour Santa Maria. S.<br />

56/57: Der Zöllnerpfad führt durch die für Korsika typische Macchia-<br />

Landschaft entlang verfallener Türme aus Genueser Zeit.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


einer Uniform und eine Kontrolle meines<br />

harmlosen Gepäcks bleibt mir 2013<br />

erspart.<br />

Immer weiter geht es, vorbei an<br />

schönen Badebuchten und den vorgelagerten<br />

Finocchiarola-Inseln, eine davon<br />

ist ebenfalls mit einem Turm bestückt.<br />

Nach etwa anderthalb Stunden erreiche<br />

ich das erste Highlight des Zöllnerweges,<br />

die dem Verfall preisgegebene Chapelle<br />

Santa Maria della Chiapella. Die<br />

Kapelle aus dem 12. Jahrhundert erweist<br />

sich wahrlich nicht als architektonische<br />

Schönheit und ist darüber hinaus auch<br />

noch « verrammelt und verriegelt ». Dennoch<br />

erhebt sich der romanische Bau<br />

irgendwie charmant aus der Wildnis.<br />

Der strahlend blaue Himmel bietet die<br />

richtige Kulisse.<br />

Hier ist eine gute Gelegenheit für<br />

eine Rast und eine kurze Bekanntschaft<br />

mit offensichtlich gottesfürchtigen Kühen,<br />

denn warum sonst tummeln sie sich<br />

bevorzugt direkt an der Kapelle? Später<br />

entdecke ich echte « indische Verhältnisse<br />

»: Kühe laufen auch auf weiteren Abschnitten<br />

des Weges herum und fühlen<br />

sich erst recht am Strand so richtig wohl.<br />

Nur die Liegen machen sie einem noch<br />

nicht streitig …<br />

Nur wenige Minuten von der Kapelle<br />

entfernt, entdecke ich den Turm gleichen<br />

Namens, den Tour Santa Maria.<br />

Mit den Füßen im Wasser macht dieser<br />

Steinklotz einen robusten Eindruck.<br />

Allerdings trügt der Schein, denn von<br />

der anderen Seite ist der Verfall unübersehbar.<br />

Zu spät für jede Sanierung, aber<br />

den neugierigen Passanten wird er noch<br />

einige hundert Jahre ein spannendes Fotomotiv<br />

liefern.<br />

Im Zeichen der Herrscher:<br />

Die Genueser Türme<br />

Die zahlreichen Türme an der Küste,<br />

besonders im Norden Korsikas, stammen<br />

aus der Zeit, als die Insel unter der<br />

Herrschaft Genuas stand. Diese begann<br />

1288 und endete, abgesehen von einigen<br />

Unterbrechungen, im 18. Jahrhundert.<br />

Bereits vorher und natürlich auch nach<br />

den Besatzern aus Genua waren andere<br />

Mächte an Korsika interessiert. Die Verteidigung<br />

der Insel hatte daher für jeden<br />

Eroberer Priorität. Besonders erfolgreich<br />

waren die Genuesen. Mit Wehrtürmen<br />

und Festungen gelang es ihnen fast fünf<br />

Jahrhunderte lang, Piraten und unerwünschte<br />

Eindringlinge in Schach zu<br />

halten.<br />

Bei der folgenden Badebucht, Cala<br />

Genovese, werde ich sofort schwach<br />

und denke ernsthaft darüber nach, hier<br />

anzuhalten und den Rest des Tages faul<br />

in der Sonne zu liegen. Ich bleibe aber<br />

standhaft und verschiebe die Belohnung<br />

auf den Rückweg. Zunächst bereue ich<br />

es nicht, weitergegangen zu sein. Bis ich<br />

plötzlich knöcheltief in undefinierbarem<br />

Untergrund aus Sand, Seegras und –<br />

sind das wirklich Kuhfladen? – einsinke.<br />

Es handelt sich um eine Art Morast,<br />

zum Glück keiner der schlimmen Sorte<br />

wie im schottischen Moor. Ich überlebe<br />

das! Aber die Schuhe sind jetzt bis auf<br />

die Socken nass und ich kann also auch<br />

direkt ins Meer stapfen, der Schlamm<br />

muss ja irgendwie abgespült werden.<br />

Nun muss ich mit nassen Füßen weiter.<br />

Der « Schlammassel » ist dennoch<br />

schnell vergessen, es ist schließlich heiß<br />

und die Sonne lacht.<br />

Ab jetzt geht es nun doch die für diesen<br />

Weg angekündigten, entscheidenden<br />

Höhenmeter aufwärts. Circa 100 Meter<br />

muss ich nach oben, dann wandere ich<br />

entspannt weiter über einen kleinen Höhenzug<br />

mit bester Aussicht. Mir fallen<br />

zahlreiche Steinmännchen auf. Baulustige<br />

Wanderer haben diese nützlichen<br />

Wegweiser errichtet, verirren kann man<br />

sich also nicht. Auch wenn sie auf diesem<br />

einfachen Weg nicht wirklich nötig<br />

sind, auf anderen Wanderwegen, speziell<br />

auf Korsika, sollte man sie keinesfalls<br />

zerstören. Denn oftmals fehlen « amtliche<br />

» Wegweiser. Umfassend beschildert<br />

ist auch der Sentier des Douaniers nicht.<br />

Man begnügt sich mit großen Tafeln an<br />

zentralen Punkten.<br />

Ein weiteres Highlight auf luftiger<br />

Klippe erscheint am Horizont: der Tour<br />

d’Agnello. Nach zehn Minuten bin<br />

ich vom Kammweg auf die Höhe des<br />

Turms herabgestiegen. Die Aussicht ist<br />

überwältigend, strahlend blaues Meer,<br />

grandiose Felsen und steile Klippen. In<br />

Richtung Westen erkennt man schon<br />

den Ort Barcaggio, das Ziel der Wanderung.<br />

Jetzt wird es richtig spannend:<br />

Vom Agnello-Turm ist so viel Bausub-<br />

Hôtel****<br />

Castel Brando<br />

Zauberhaftes Hotel<br />

im Cap Corse :<br />

ein einzigartiger und<br />

authentischer Ort<br />

Im Herzen des herrlichen Cap Corse gelegen<br />

ist das Hotel Castel Brando ein<br />

Hotel mit viel Charme und einer zeitlosen<br />

Atmosphäre. Untergebracht in einem<br />

authentischen Herrenhaus aus dem XIX<br />

Jahrhundert und seinen Nebengebäuden,<br />

ist das Hotel von einem schattigen Park<br />

hundertjähriger Palmen und von exotischen<br />

Düften umgeben.<br />

Nur hundert Meter vom Meer entfernt liegt<br />

das Hotel in Erbalunga ,dem Tor zum<br />

Cap Corse. Mit seinem kleinen, mittelalterlichen,<br />

unter Denkmalsschutz gestelltem<br />

Fischerhafen, ist dieses Dorf eins der<br />

schönsten Orte Korsikas und des gesamten<br />

Mittelmeerbereiches.<br />

Castel Brando ist für seine Gäste eine<br />

wirkliche Oase der Ruhe und ein komfortabeler<br />

Zufl uchtsort: 2 Swimmingpools,<br />

darunter ein beheiztes, ein Whirlpool, Spa<br />

« l‘Olivier », gemütliche Zimmer, Privatparkplatz,WiFi<br />

kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt… Hier ist der Service wirklich fürsorglich<br />

und individuell.<br />

Erbalunga<br />

20222 Brando<br />

Korsika<br />

E-mail: info@castelbrando.com<br />

Telefon: +33 <strong>49</strong>5 30 10 30<br />

Fax: +33 <strong>49</strong>5 33 98 18


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Oben: Blick entlang der felsigen Küste mit einem der markanten Türme.<br />

Rechte Seite: Blick auf Rogliano. Die Spuren des Verfalls sind nicht zu übersehen.<br />

stanz erhalten, dass man im Turm nach oben klettern<br />

kann, per Leiter in die Beletage. Ein Spaß für die ganze<br />

Familie, jedenfalls für die, die ich vor Ort antreffe. Ich<br />

steige ebenfalls ein Stockwerk höher, schaue durch dicke<br />

Mauern und zücke die Kamera für Erinnerungsfotos. Damit<br />

lässt sich zu Hause Eindruck machen!<br />

Und weiter geht es. Ein kleines Wäldchen aus Wacholderbäumen<br />

spendet für kurze Zeit Schatten. Auf freier<br />

Bahn brütet dann wieder die Sonne und ich bin froh,<br />

dass ich genug Wasser dabei habe. Mir fällt der intensive<br />

Duft der Macchia auf. Alle Kräuter dieser Welt scheinen<br />

in irgendeiner Wildform versammelt, ich allerdings<br />

erkenne nur Rosmarin, Lavendel und Salbei. Von informierten<br />

Florakennern erfahre ich später, dass zum typischen<br />

Macchia-Mix auch Zistrosen, Ginster, Baumheide<br />

sowie Mastix- und Erdbeerbäume gehören. Zusammen<br />

duften die Gewächse in der Sonnenhitze betörend vor sich<br />

hin. Immer wieder steigen mir würzige Schwaden dieses<br />

einzigartigen Parfüms in die Nase.<br />

Napoleon, prominenter Abkömmling Korsikas, soll<br />

gesagt haben, dass er seine Heimat mit geschlossenen Augen<br />

am Duft erkennen würde. Das glaube ich gern. Allerdings<br />

blieb Napoleon den Beweis schuldig, denn er war zu<br />

dieser Zeit bereits auf Sankt Helena verbannt.<br />

Inzwischen bin ich wieder auf Strandhöhe. Es geht<br />

im Sand recht beschwerlich vorwärts. Barcaggio liegt<br />

zum Greifen nahe, aber da ich auf jeden Fall zu Fuß dieselbe<br />

Strecke zurück nehmen will, trete ich den Rückweg<br />

jetzt schon an – schließlich wartet da noch mein<br />

Badevergnügen fernab jeder Zivilisation auf mich. Auf<br />

meiner Karte ist ein alternativer Weg eingezeichnet, der<br />

einen Kilometer Abkürzung verspricht. Nur wo beginnt<br />

er? Ein ausgetretener Pfad führt vom Strand weg und<br />

verläuft sich alsbald im Gestrüpp. Noch komme ich über<br />

kleine Felsbrocken weiter, hin und wieder ist etwas Freifläche.<br />

Aber nach zehn Minuten erkenne ich, dass diese<br />

Abkürzung eine Sackgasse werden wird. Wegweiser an<br />

den entscheidenden Stellen sind hier wie gesagt nicht<br />

üblich.<br />

Leicht gestresst und nun hungrig, esse ich meine 200<br />

Gramm Gummibärchen in einem Zug auf. Es hilft nichts,<br />

ich muss zum Strand zurück und exakt auf dem gleichen<br />

Weg zum Ausgangsort zurücklaufen. Der Zuckerschock<br />

versüßt mir die Enttäuschung – und außerdem bietet die<br />

wunderschöne Strecke auch von der anderen Seite spektakuläre<br />

Blicke.<br />

Bald bin ich wieder fit und munter und marschiere<br />

motiviert zur Badebucht, die ich auf dem Hinweg links<br />

liegen ließ. Die Abkühlung habe ich mir verdient. Niemand<br />

macht mir die Bucht und die Wellen streitig, auch<br />

keine Kuh kommt vorbei.<br />

Schließlich breche ich endgültig auf, und wandere<br />

nach Macinaggio zum Auto zurück. Dort angekommen,<br />

verabschiede ich mich von meinen Schuhen. Der felsige<br />

Untergrund und zahlreiche Baumwurzeln haben ihnen<br />

arg zugesetzt, der Stoff ist aufgerissen und die Sohle löst<br />

sich. Vielen Dank für die treuen Dienste. Ich schlüpfe in<br />

Flipflops. Angenehm erschöpft, schließlich habe ich mit<br />

dem Sentier des Douaniers ein ordentliches Stück Cap<br />

Corse gemeistert, steuere ich zurück zum Hotel.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Pittoreskes<br />

Cap Corse<br />

Rogliano und Erbalunga –<br />

zwei Orte, die man<br />

gesehen haben muss<br />

Die Wanderung auf dem Zöllnerpfad<br />

lässt sich sehr gut mit einem Abstecher nach<br />

Rogliano verbinden. Dieses beschauliche<br />

Bergdörfchen liegt nur fünf Kilometer von<br />

Macinaggio landeinwärts entfernt. Rogliano<br />

thront inmitten von Oliven- und Kastanienhainen<br />

und besteht aus sieben Weilern, die<br />

alle terrassenförmig verteilt und übereinandergeschichtet<br />

am Fuße des Monte Poggio<br />

liegen. Der Ort war ursprünglich eine Römersiedlung.<br />

Im 12. Jahrhundert übernahm<br />

die Familie da Mare, ein altes Adelsgeschlecht,<br />

die Geschicke Roglianos und weiterer<br />

Teile der korsischen Nordhalbinsel. Die<br />

Ruinen dreier Burgen, ein Kloster und befestigte,<br />

teilweise verfallene Türme erinnern an<br />

die einstige Bedeutung des Ortes. 1869 kam<br />

Rogliano nochmals groß ins Gespräch, als<br />

Kaiserin Eugenie mit der kaiserlichen Yacht<br />

den Hafen von Macinaggio anlief, nachdem<br />

sie den Suezkanal eingeweiht hatte.<br />

Rogliano – der Verfall ist<br />

typisch für Korsika<br />

Heute geht es Rogliano mit seinen 550<br />

Einwohnern nicht besser als zahlreichen anderen<br />

kleinen Orten Korsikas, speziell wenn<br />

sie sich in den Bergen, und damit abgeschnitten<br />

von den Touristenströmen, befinden:<br />

Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht,<br />

es gibt keine Arbeit, keine Perspektive. Der<br />

Zerfall der historischen Gebäude bezeugt<br />

das. Selten ist er allerdings so eindrucksvoll<br />

wie in Rogliano. Der ganze « morbide<br />

Charme » wird bei einem Streifzug durch<br />

den kleinen Ort erfahrbar. Villen, Kapellen,<br />

Brunnen und Kirchen sind in einem bedauernswerten<br />

Zustand. Getaucht in warmes<br />

Licht der untergehenden Sonne erscheint<br />

zwar alles romantisch, nur wohnen möchte<br />

man hier nicht.<br />

Etwas Leben regt sich dann aber doch.<br />

Ein kleines Hotel neben der Kirche Saint-<br />

Agnel aus dem 16. Jahrhundert ist renoviert<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Impressionen von Erbalunga. Auch hier stehen noch die Reste eines<br />

Turms aus Genueser Zeit. Der Zahn der Zeit nagt an vielen Gebäuden.<br />

Barcaggio<br />

<br />

Korsika ist bekanntlich eine Insel.<br />

Wer mit dem Auto anreisen will, benö<br />

tigt folglich eine Fähre. Aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum führt der<br />

schnells te Weg über Italien und<br />

die Fähr häfen Savona und Livorno.<br />

Wer lieber über das fran zösische<br />

Macinaggio<br />

Fest land anreist, kann eine Fähre ab<br />

Mar seille, Toulon oder Nizza nehmen.<br />

Der nächste Fährhafen für eine Er kundung<br />

des Cap Corse ist Bastia. Der<br />

beschriebene Zöllnerpfad führt von<br />

Macinaggio nach Barcoggio ganz im<br />

Nordosten des Cap Corse. Von Bastia<br />

führt die D80 nach Macinaggio..<br />

Macinaggio …<br />

… Berlin 1.353 km … Hamburg 1.582 km<br />

… Köln 1.296 km … München 893 km<br />

… Wien 1.076 km … Zürich 7<strong>49</strong> km<br />

Korsika verfügt über vier Flughäfen.<br />

Der dem Cap Corse am nächsten gele<br />

gen e ist in Bastia. In den Sommermon<br />

a ten verbindet Germanwings<br />

Ber lin, Düsseldorf, Hamburg, Köln/<br />

Tour Santa Bonn Maria und Stuttgart nonstop mit Bastia.<br />

Ganzjährig fliegt Air France via<br />

Paris aus dem deutschsprachigen<br />

Tour<br />

runinée Raum nach Bastia.<br />

Eine Anreise mit dem Zug ist ein mühsam<br />

es Unterfangen. Man muss einen<br />

der italienischen oder französischen<br />

Fähr häfen ansteuern und von dort mit<br />

der Fähre nach Korsika übersetzen.<br />

www.macinaggioroglianocapcorse.fr<br />

Office de Tourisme<br />

Base Nautique<br />

Port de Plaisance<br />

20248 Macinaggio<br />

Telefon: +33 (0)4 95 35 40 34<br />

Der Sentier des Douaniers von<br />

Macinaggio nach Barcaggio:<br />

Weglänge: pro Strecke 13 km (26 km<br />

komplett)<br />

Dauer: ca. 6 Stunden reine<br />

Laufzeit, Bade- und Fotopausen<br />

dazuaddieren<br />

Gastronomie: Prinzip Picknickkorb<br />

– unterwegs keine Einkehr- und<br />

Verpflegungsmöglichkeiten; In<br />

Macinaggio und Barcaggio gibt es<br />

Bars und Restaurants.<br />

Ausrüstung: Feste Schuhe,<br />

Trinkwasser, Sonnenschutz,<br />

Badesachen<br />

Rückweg-Alternative: Von Barcaggio<br />

kann man für ca. 40 Euro mit dem<br />

Taxi zurück nach Macinaggio<br />

fahren. In den Sommermonaten<br />

verkehrt von Barcaggio zudem<br />

ein Boot, Abfahrt ist 12:00 Uhr, 15:15<br />

Uhr und 17.30 Uhr. Vorher online<br />

nachschauen, ob die Zeiten aktuell<br />

sind: www.sanpaulu.com<br />

Bei der Tourismus-Information in<br />

Macinaggio sind Karten erhältlich.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


und bietet sowohl Speis und Trank als auch Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Vielleicht kommt es in einigen Jahren<br />

zu einer echten Wiedergeburt Roglianos. Verdient<br />

hätte es der Ort, der mit seiner grünen Umgebung zum<br />

Schönsten gehört, was das Cap zu bieten hat.<br />

In Erbalunga treffen sich<br />

Tradition und Tourismus<br />

Erbalunga ist einer der kleinsten Fischereihäfen<br />

Frankreichs. Bekannt bei Künstlern und Touristen, bietet<br />

sich der malerische Ort als Basislager für eine Entdeckung<br />

der nördlichen Teile Korsikas an. Schon von weitem hat<br />

man einen herrlichen Blick auf die hohen Häuser von<br />

Erbalunga, die sich um den winzigen Hafen gruppieren.<br />

Gut sichtbar ist auch die Ruine eines alten Turms aus Genueser<br />

Zeiten. Da der Ort an der dem Meer zugewandten<br />

Seite autofrei ist, lässt es sich hier wunderbar flanieren.<br />

Die verwinkelten Gassen und Steintreppen hat man in<br />

einer knappen halben Stunde abgelaufen, den Turm und<br />

die sehenswerte Kirche Saint-Erasme aus dem 18. Jahrhundert<br />

besichtigt.<br />

Erbalunga bietet aber auch Gaumenfreuden, besonders<br />

frischer Fisch empfiehlt sich, denn die Lieferung erfolgt<br />

ohne Umwege. Restaurants und Bars sind im Sommer gut<br />

gefüllt. Wer einkehrt, kann vielleicht in Ruhe einem Maler<br />

zuschauen, der die zahlreichen Motive auf seine Leinwand<br />

bannt. Zum Beispiel die Häuser mit den schlichten,<br />

grau oder in verwaschenen Farben verputzten Fassaden,<br />

die Fischerboote oder die Berge, die sich im Hintergrund<br />

Erbalungas steil in die Höhe erheben.<br />

Wer sich dem Ort aus Richtung Bastia nähert, entdeckt<br />

direkt an der Straße ein altes Gebäude mit der Aufschrift<br />

« Glaciers de Brado »: Bevor es am Kap Strom und<br />

damit Kühlschränke gab, wurde Eis aus den Bergen ins<br />

Tal gebracht und in diesem Gebäude gelagert bzw. verkauft.<br />

Vor einem Ausstieg aus dem Auto zu Fotozwecken<br />

sei allerdings gewarnt. Die Straße ist genau so breit, dass<br />

zwei Autos aneinander vorbeikommen, für Fußgänger ist<br />

kein Millimeter Platz. Und korsische Autofahrer betätigen<br />

die Bremse nur äußerst ungern.<br />

Es lohnt sich, Erbalunga an den Ostertagen zu besuchen,<br />

denn hier lebt die Tradition: Bereits am Gründonnerstag<br />

beginnen die Feierlichkeiten, wenn Männer und<br />

Frauen, die Köpfe unter Tüchern und Kapuzen verhüllt,<br />

schwere Kreuze zum Benediktinerinnen-Kloster oberhalb<br />

des Ortes schleppen. Am Karfreitag findet mit der<br />

« Cerca » eine weitere Prozession statt. Auch sie vermittelt<br />

einen Eindruck von der leidenschaftlichen Religiosität der<br />

Menschen auf Korsika.<br />

Neu! Das Paradies existiert in Cala Di<br />

Greco, einem einzigartigen Flecken Erde<br />

gegenüber der Zitadelle von Bonifacio.<br />

Hochwertige Suiten und Zimmer mit Patio<br />

und Garten in einer Anlage mit jahrhundertalten<br />

Olivenbäumen.<br />

Panoramablick auf die Zitadelle und den<br />

Hafen von Bonifacio mit seinen Schiffen<br />

sowie Sardinien in der Ferne.<br />

Beheizter Pool mit Meerblick.<br />

Strände und Geschäfte in nur 3 Kilometer<br />

Entfernung.<br />

Hôtel Cala Di Greco<br />

Bancarello · 20169 Bonifacio, Korsika<br />

www.caladigreco.com · info@caladigreco.com<br />

Telefon: +33 (0) 4 95 73 08 90<br />

Fax: +33 (0) 4 95 73 19 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rochefort<br />

ROCHEFORT<br />

Die Stadt, die ihre<br />

Träume lebt<br />

Obwohl Rochefort nicht direkt am Meer liegt,<br />

wird die Stadt an der Charente aufgrund eines<br />

königlichen Beschlusses im 17. Jahrhundert zur<br />

Hafenstadt. Eine Anordnung, die das Schicksal<br />

der bis dahin unbedeutenden Siedlung brüsk<br />

verändert. Die Bewohner von Rochefort müssen<br />

sich quasi über Nacht dem Meer gegenüber<br />

öffnen. Sie lernen dabei eine wichtige Lektion:<br />

Wenn man wirklich etwas will, ist fast nichts<br />

unmöglich. Der Wunsch, Träume und Utopien<br />

zu verwirklichen, ist zum Erbgut der Stadt geworden,<br />

er ist bis heute der Motor ihrer Entwicklung.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Der französische Autor Eric Orsenna,<br />

der die Meere liebt und selbst segelt, benutzt<br />

ein schönes Bild, um die Vergangenheit<br />

von Rochefort zu versinnbildlichen: Er<br />

stellt sich Ludwig XIV. vor, wie dieser an einem<br />

Tag im Jahre 1666 mit seinem Finger zufällig auf<br />

einen Ort auf einer Frankreichkarte zeigt und<br />

damit die Zukunft von Rochefort bestimmt. Natürlich<br />

gingen der königlichen Entscheidung in<br />

Wahrheit ausführliche Untersuchungen voraus,<br />

doch das Bild hat durchaus einen wahren Kern.<br />

Vor 1666 war Rochefort eine kleine Siedlung<br />

im Inland, gelegen zwischen Nantes und Bordeaux.<br />

Zwar gab es durch die Charente eine Anbindung<br />

ans Meer, doch das befand sich fast 20<br />

Kilometer flussabwärts. Der Ort bestand aus einer<br />

mittelalterlichen Burg sowie ein paar Häusern,<br />

die sich um eine Kirche gruppierten. Der<br />

Rest waren Wälder und Sümpfe. Rochefort<br />

hatte eigentlich nichts, was die Aufmerksamkeit<br />

des Königs erregen könnte.<br />

Dennoch tippte Ludwig XIV. – um<br />

bei dem Bild von Orsenna zu bleiben<br />

– nicht ohne Grund mit seinem Zeigefinger<br />

auf den Ort. Damals war<br />

die französische, von Richelieu<br />

geschaffene Kriegsflotte in einem<br />

erbärmlichen Zustand. In Folge<br />

diverser Kämpfe besaß das<br />

Land 1661 kaum mehr zwei<br />

Dutzend Kriegsschiffe, die<br />

darüber hinaus zum Teil<br />

nicht mehr richtig seetauglich<br />

waren.<br />

Der König wusste<br />

dies und machte<br />

sich Sorgen um die<br />

Sicherheit seines<br />

Landes.<br />

Ihm war<br />

klar, dass es notwendig<br />

war, die französische<br />

Flotte aufzurüsten<br />

und wieder zum Stolz des Landes<br />

zu machen. So reifte die Entscheidung,<br />

neue Häfen mit großen Arsenalen für die französische<br />

Marine zu schaffen. Toulon wurde als<br />

Standort an der Mittelmeerküste ausgewählt,<br />

Cherbourg und Brest am Ärmelkanal bzw. an<br />

der nördlichen Atlantikküste.<br />

Rochefort erwies sich nach Untersuchungen<br />

schließlich als ideal für die südliche Atlantikküste.<br />

Der Ort lag im Landesinneren und war<br />

damit auf natürliche Weise vom Meer geschützt,<br />

sowohl hinsichtlich feindlicher Angriffe als auch<br />

bezüglich rauer Winde und anderer Wetterkapriolen.<br />

Dank eines Flusses gab es trotzdem eine<br />

gute Anbindung ans Meer und die Bucht vor<br />

Rochefort war durch die Ile d’Oléron und die Ile<br />

de Ré ein vor dem offenen Meer geschützter Ankerplatz,<br />

den man zudem durch Festungen auf<br />

den Inseln gut absichern konnte.<br />

So waren die Würfel gefallen: Das inländische<br />

Rochefort wurde durch königlichen<br />

Beschluss zur Hafenstadt und zu einer der wichtigsten<br />

Basen der französischen Marine – mit<br />

einem Marinearsenal, das den Herrschafts- und<br />

Repräsentationsansprüchen von Ludwig XIV.<br />

gerecht wurde.<br />

Um die königlichen Pläne umzusetzen,<br />

waren für damalige Verhältnisse kolossale Bauarbeiten<br />

notwendig. Herzstück der von Jean-<br />

Baptiste Colbert, dem Oberintendant royaler<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rochefort<br />

Bauwerke unter dem Sonnenkönig, ausgearbeiteten<br />

Pläne war die Errichtung einer Manufaktur<br />

zur Herstellung von Tauen, Seilen und<br />

Kordeln, die Corderie Royale. In ihr sollten insbesondere<br />

Hanftaue hergestellt werden, die für<br />

die Kriegsschiffe gebraucht wurden. Damit die<br />

längsten Taue des Königreiches produziert werden<br />

konnten, bedurfte es eines langen Gebäudes.<br />

So entstand ein architektonisches Meisterwerk,<br />

das 390 Meter lang war, um bis zu 300 Meter<br />

lange Taue herstellen zu können. Die Seilmanufaktur<br />

war das damals längste Fabrikgebäude auf<br />

dem Kontinent.<br />

Als schwierig für Colberts Pläne erwies sich<br />

jedoch der Baugrund. Denn das Gebäude sollte<br />

inmitten einer sumpfigen Landschaft entstehen.<br />

Der Lösungsansatz<br />

für<br />

das Problem war für damalige Zeiten eine Meisterleistung<br />

der Ingenieure: Man errichtete eine<br />

Plattform aus Eichenbohlen. 4.000 hundertjährige<br />

Bäume und über 2.000 Arbeiter waren dafür<br />

notwendig. Die Plattform « schwamm » auf dem<br />

morastigen Grund. Um anschließend darauf ein<br />

Gebäude zu errichten, musste man sorgsam darauf<br />

achten, die Mauern an allen Seiten gleichzeitig<br />

hochzuziehen, damit die Plattform nicht<br />

durch eine unterschiedliche Gewichtsbelastung<br />

aus dem Gleichgewicht kam. Noch heute sind<br />

Bauingenieure und Architekten begeistert, wie<br />

man dies mit den Mitteln der damaligen Zeit<br />

erfolgreich hinbekam.<br />

Aber natürlich war die Corderie Royale nur<br />

ein Puzzleteil in der Entwicklung Rocheforts als<br />

wichtiger Militärhafen. Weitere große Gebäude<br />

waren notwendig. Eine Gießerei, eine Segelmacherwerkstatt,<br />

eine Böttcherei, eine Schmiede,<br />

Pulvermagazine, Trockendocks, Hafenbecken<br />

und vieles mehr wurde<br />

errichtet. Außerdem<br />

wurden<br />

die Straßen<br />

des Ortes<br />

befestigt und<br />

Steinhäuser<br />

für die wach-<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


sende Einwohnerzahl hochgezogen. Tag und<br />

Nacht schufteten Arbeiter aus ganz Frankreich,<br />

um Rochefort ein neues Gesicht zu geben.<br />

Aus einem verschlafenen Provinznest wurde<br />

eine für das Königreich strategisch wichtige<br />

Stadt. Die Einwohner gewöhnten sich daran,<br />

dass Schiffe zum Stadtbild gehörten. In drei<br />

Jahrhunderten verließen 550 Schiffe die Werft<br />

von Rochefort. Sie wurden hier nicht nur gebaut,<br />

sondern auch komplett ausgerüstet. Schiffe aus<br />

Rochefort bevölkerten die Weltmeere und dienten<br />

großen Expeditionen.<br />

Einige der Schiffe, die in Rochefort vom<br />

Stapel liefen, schrieben sogar Weltgeschichte.<br />

So etwa der Dreimaster « Hermione ». Der<br />

gerade einmal 23-jähige Marquis de la Fayette<br />

machte sich damit als Nachrichtenübermittler<br />

von Ludwig XVI. auf den Weg nach Boston, um<br />

dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten, George Washington, die Botschaft zu<br />

übermitteln, dass das französische Königreich<br />

den Unabhängigkeitskampf gegen die Engländer<br />

unterstützen würde.<br />

In dieser Epoche, als Rochefort groß und bedeutend<br />

wurde, hat sich auch die Erfahrung ins<br />

kollektive Gedächtnis gebrannt, dass man Dinge<br />

verändern kann, wenn man es nur will. Der Ansatz<br />

« gemeinsam ist man stark » half Rochefort<br />

auch, als die florierenden Jahre zu Ende gingen.<br />

Denn die Geschichte ließ sich nicht anhalten.<br />

Maritime Expeditionen wurden immer unwichtiger.<br />

Hanftaue verloren mit der technologischen<br />

Entwicklung an Bedeutung. Dampfmaschinen<br />

und Schiffsschrauben ersetzten Segel. Holz<br />

machte Eisen und Stahl Platz. Rochefort und<br />

sein Marinearsenal waren dem Niedergang geweiht.<br />

1867 wurde die Seilmanufaktur dichtgemacht,<br />

am 10. September 1926 ordnete Frankreichs<br />

damaliger Staatspräsident die Schließung<br />

des Arsenals an.<br />

Für Rochefort und seine Bewohner waren<br />

dies extrem bittere Momente. Ein weiteres<br />

schlimmes Kapitel der Geschichte folgte 1944,<br />

als die Deutschen, nachdem sie bereits diverse<br />

Gebäude in die Luft gesprengt hatten, auch noch<br />

die Corderie Royale niederbrannten. Ein riesiges,<br />

mehrere Tage wütendes Feuer zerstörte das<br />

Gebäude komplett und vernichtete damit « das »<br />

Symbol von Rochefort. Eine Stadt lag am Boden.<br />

Rochefort hätte sich in diesem schweren<br />

Augenblick seinem Schicksal ergeben und die<br />

glorreiche Vergangenheit zu einer nostalgischen<br />

Erinnerung werden lassen können. Doch die<br />

Menschen von Rochefort krempelten die Ärmel<br />

hoch. « Das Meer ist verschwunden? Holen wir<br />

es wieder! Die Schiffe sind ausgelaufen? Bauen<br />

Oben, unten und S. 64/65: Im pres sion en von der Ent stehung der<br />

« Hermione ». Die Hänge matten für die Be satz ung sind bereits<br />

mon tiert. Die Decken höhe beträgt nur 1,5 Meter. Linke Seite:<br />

Die Corderie Royale nach dem Krieg und nach dem Wiederaufbau.<br />

Im Museum sieht man, wie früher in der Seil ma nu faktur<br />

ge ar beitet wurde. Der Nachbau der « Hermione ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Rochefort<br />

wir neue! », schrieb Eric Orsenna über die Tatkraft<br />

der Stadt. Wenn Ludwig XIV. imstande<br />

war, aus einer inländischen Siedlung eine strategisch<br />

wichtige Hafenstadt zu machen, warum<br />

sollte es nicht auch im 20. Jahrhundert möglich<br />

sein, Träume und Utopien zu verwirklichen? So<br />

machte sich Rochefort mutig auf den Weg in<br />

eine neue Zukunft.<br />

1964 entschied der Admiral Dupont, der<br />

ebenfalls maritimer Präfekt von Rochefort war,<br />

eigenmächtig, die Ruine der ehemaligen Seilmanufaktur,<br />

an der die Menschen so hingen, von<br />

der überwuchernden Natur zu befreien. 1976<br />

erwarb die Stadt schließlich das Gelände und<br />

ein zehnjähriger Wiederaufbau konnte beginnen.<br />

Von außen wurde die Fassade originalgetreu<br />

rekonstruiert. Sie erstrahlt seitdem genauso<br />

prachtvoll wie im 17. Jahrhundert. Das Innere<br />

wurde dagegen den modernen Bedürfnissen<br />

angepasst, so dass diverse Einrichtungen untergebracht<br />

werden konnten: die Industrie- und<br />

Handelskammer, eine Bibliothek, ein Museum<br />

über die Geschichte der Corderie Royale, ein<br />

internationales Meereszentrum, die Liga für<br />

den Schutz von Vögeln sowie<br />

das Zentrum für den Küstenschutz.<br />

Rochefort hatte sein<br />

wichtigstes Wahrzeichen zurück.<br />

Die Seilmanufaktur ist<br />

heute aber nicht das einzige<br />

Gebäude, das die glorreiche<br />

Vergangenheit in Erinnerung<br />

hält. Auch diverse Museen in<br />

der Stadt kümmern sich um<br />

die Wahrung des Erbes. Das<br />

beeindruckendste darunter ist vielleicht das Musée<br />

de l’école de médecine navale. 1722 wurde in<br />

Rochefort die erste Schule zur Ausbildung von<br />

Marinechirurgen gegründet, die später als Modell<br />

für ähnlich Einrichtungen andernorts diente.<br />

Das Museum der ehemaligen Medizinschule<br />

erinnert daran und thematisiert gesundheitliche<br />

Fragen auf dem Meer und während der großen<br />

Expeditionen. So erfährt man zum Beispiel, dass<br />

zwar fünf Prozent der Schiffsbesatzungen nicht<br />

zurückkehrten, weil sie im Kampf auf See gefallen<br />

waren, 20 Prozent dagegen jedoch wegen Gesundheitsproblemen<br />

unterwegs den Tod fanden.<br />

Aber nicht nur mit diesen Gebäuden und<br />

in diesen öffentlichen Einrichtungen trifft man<br />

heute auf Spuren der Vergangenheit. In der Avenue<br />

Charles de Gaulle betreibt Sylvie Deschamps<br />

ihr Atelier « Le Bégonia d’Or », das ebenfalls<br />

einen Bezug zur Geschichte von Rochefort hat.<br />

Sylvie Deschamps ist eine der wenigen Frauen in<br />

Frankreich, die mit Goldfäden arbeiten können.<br />

Dieses Handwerk hat sich in Rochefort wegen<br />

der Einrichtung des Arsenals etabliert, da die<br />

Uniformen der Marine mit goldenen Stickereien<br />

verziert wurden. Sylvie Deschamps hält diese<br />

Kunst bis heute hoch und arbeitet für die großen<br />

Edelmodehäuser und Inneneinrichter. Die Goldstickerin<br />

genießt internationale Anerkennung.<br />

Ein weiteres Beispiel findet man auf einer<br />

anderen ungewöhnlichen « Baustelle ». Seit 25<br />

Jahren wird an dem Nachbau der « Hermione »<br />

gewerkelt. Verrückt ist das Vorhaben vor allem<br />

deshalb, weil man sich für diesen Nachbau auferlegt<br />

hat, nur die Arbeitsmethoden aus der Originalzeit<br />

des Schiffes anzuwenden. 2015 soll der<br />

Dreimaster fertig sein. Damals wurden solche<br />

Schiffe von rund 100 Werftarbeitern in sieben<br />

Monaten konstruiert. Heute hat es zwar um ein<br />

Vielfaches länger gedauert, dafür ging es von<br />

Anfang an nicht nur um das Ergebnis, sondern<br />

den Prozess an sich. Auch wurden einige Kompromisse<br />

für die Neuzeit eingegangen. So gibt es<br />

eine elektrische Ausrüstung an Bord. Noch verrückter<br />

als der Bau ist wahrscheinlich das Ansinnen,<br />

nach Fertigstellung mit dem Schiff erneut<br />

nach Boston segeln zu wollen.<br />

Die Umtriebigkeit von Rochefort und seinen<br />

Bewohnern zeigt sich fast überall. In der<br />

Stadt befindet sich die letzte noch betriebene<br />

Schwebefähre Frankreichs. Seit 1976 steht sie<br />

unter Denkmalschutz. Dies reichte den Verantwortlichen<br />

aber nicht aus. Sie strebten nach<br />

Höherem und so prüft die UNESCO aktuell,<br />

ob die Schwebefähre als Weltkulturerbe anerkannt<br />

werden kann, so wie bereits sieben andere<br />

Schwebefähren auf der Welt.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Dies wäre eine wunderbare Auszeichnung für<br />

diese 176 Meter breite Flussüberquerung, deren<br />

Bau bereits 1889 beschlossen, aber erst 1897 in<br />

Angriff genommen wurde, nachdem Experten in<br />

Bilbao mit einer Schwebefähre erste Erfahrungen<br />

sammeln konnten. Damals sorgte das Bauwerk<br />

nicht bei allen für Begeisterung. Der Schriftsteller<br />

und Marineoffizier Pierre Loti beschimpfte<br />

das Konstrukt als « hässlich wie der Eiffelturm ».<br />

Zum Glück setzte sich diese Meinung nicht durch.<br />

Heute dient die Schwebefähre nur noch als Touristenattraktion.<br />

Trotzdem beförderte sie 2013<br />

56.000 Menschen mit einer Geschwindigkeit von<br />

eineinhalb Stundenkilometern von einem Ufer der<br />

Charente ans andere.<br />

Rochefort überrascht neben diesen Meisterleistungen<br />

der Ingenieurskunst und des Bauhandwerks<br />

auch mit einem grünen Schatz. Ein wenig<br />

außerhalb des Zentrums in südöstlicher Richtung<br />

stehen 1.000 Quadratmeter große Gewächshäuser:<br />

das Conservatoire du Bégonia. Es wacht über die<br />

weltgrößte Begoniensammlung. Eine Pflanze, die<br />

in über 2.000 Arten vorkommt und damit eine der<br />

wichtigsten der Pflanzenwelt ist.<br />

Die Ursprünge dieser Gewächshäuser erklären<br />

sich wiederum durch die Seefahrertradition von<br />

Rochefort. Michel Bégon, der für Ludwig XIV.<br />

den Hafen des Ortes anlegen ließ, interessierte sich<br />

auch für die Botanik. Er schickte zwei Wissenschaftler<br />

auf Erkundungstour in die Antillen. Einer davon beschrieb<br />

1689 eine Pflanze, die er auf den Namen « Begonia<br />

roseo flore, folio orbiculare » taufte. Der Name<br />

Begonie bürgerte sich ein. Heute kümmert sich das<br />

Oben: Die Bibliothek und die Aus stel lungs räu me des<br />

Museums der ehe maligen Medi zin schule. Zu den wichtigsten<br />

Ex po na ten gehören die Model le des Nerven systems<br />

und des Venen systems von Gaspard Vives und Joachim<br />

Clémot. Unten: Die Schwebe fähre. Linke Seite: Sylvie<br />

Deschamps in ihrem Atelier. S. 70: Eine Be go nien blüte.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 69


alo<br />

401<br />

Rennes<br />

Bayonne<br />

A84<br />

A83<br />

A83<br />

E5-E70/A63<br />

A84/E401<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Rochefort<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

Nantes<br />

A11/E60<br />

Clisson<br />

N11/E601<br />

Spanien<br />

Saint-Lô<br />

A87<br />

Cholet<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Rochefort<br />

<br />

Aus den meisten Gegenden Deutschlands<br />

sowie aus Österreich erreicht<br />

man Rochefort via Belgien bzw. Ostfrankr<br />

eich, Paris und Tours. Aus der<br />

Schweiz sowie dem äußers ten Südwes<br />

ten Deutschlands sollte man<br />

France<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Frank reich weiter südlich durch queren.<br />

Von der Autobahn A10 von Paris<br />

nach Bordeaux führt die A837 direkt<br />

A64/E80 nach Rochefort.<br />

Rochefort Pau …<br />

Angers<br />

Bordeaux<br />

… Berlin 1.530 km … Hamburg 1.380 km<br />

… Köln 960 km … München 1.310 km<br />

… Wien 1.710 km<br />

Alençon<br />

Le Mans<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

A89/E70<br />

A10/E5<br />

… Zürich 900 km<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong><br />

Périgueux<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

A20/E9<br />

Der nächste Flughafen ist in La Rochel<br />

le. Er wird allerdings nicht aus<br />

dem deutschsprachigen Raum ange<br />

flo gen. Die nächsten Montluçon größeren<br />

Flug häfen sind in Bordeaux und<br />

Nantes. Air France bietet aus dem A71/E11<br />

Ancienne école de médecine A9/E15<br />

A75/E11<br />

navale<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

A54/E805<br />

25, rue Amiral Meyer Nîmes<br />

17300 Rochefort<br />

Lodève<br />

Telefon: +33 (0)5 46 99 59 Arles 57<br />

Montpellier<br />

www.musee-marine.fr<br />

A9/E15<br />

deutsch sprach igen Raum via Paris<br />

Pont Transbordeur de Martrou<br />

Flüge in beide Städte an. Außerdem Clermont- Route A72/E70 de Martrou<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

flie gen Transavia ab Berlin, Hop! ab<br />

17620 Echillais<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

Düs sel dorf und Volotea ab München<br />

Telefon: +33 (0)5 46 83 30 86<br />

A75/E11<br />

non stop nach Nantes. le Mont-Dore www.pont-transbordeur.fr<br />

St.-Etienne<br />

Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

Tulle<br />

gibt es keine direkten Zugver bin dungen<br />

an die französische Atlantik-<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

küste. Beaulieu-sur-Dordogne<br />

Die Stadt ist auch nicht<br />

ans französische Aurillac<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

TGV-Netz an geschlossen.<br />

Wer von Paris mit dem<br />

TGV anreisen will, muss in La Rochelle<br />

oder Surgères umsteigen.<br />

www.rochefort-ocean.com<br />

Office de Tourisme<br />

10, rue du Docteur Peltier<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 28 91 20<br />

Corderie Toulouse Royale<br />

Rue Jean-Baptiste Audebert<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 87 01 90<br />

Narbonne<br />

www.corderie-royale.com<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Andorra<br />

A10/E5<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

A6/E15<br />

Bourges<br />

A71/E11<br />

France<br />

Céret<br />

Spanien<br />

A4/E50<br />

wichtig es ist, an seine Ziele zu glauben. Ein König<br />

machte aus Rochefort A6/E15 eine Hafenstadt. A31/E17-E21 Die<br />

Menschen der Vézelay Stadt Avallon haben diese Flavigny unglaubliche<br />

Tatkraft bis heute verinnerlicht. Als Dijon<br />

A38<br />

Besucher<br />

Perpignan<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

ablesnne<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

Le Bégonia d’Or<br />

67, avenue Charles de Gaulle<br />

Cluny<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 87 59 36<br />

www.broderieor.com<br />

Conservatoire du Bégonia<br />

1, rue Charles-Plumier<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 82 40 30<br />

Valence<br />

www.begonia.rochefort.fr<br />

Musée National de la Marine A7/E15<br />

1, place de la Gallissonnière<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 99 86 57<br />

www.musee-marine.fr<br />

Chantier de l’Hermione<br />

Place de la Gallissonnière<br />

17300 Rochefort<br />

Telefon: +33 (0)5 46 82 07 07<br />

www.hermione.com<br />

A6/E15<br />

A4/E50<br />

Konservatorium vor allem um die seltenen Ausprägungen<br />

dieser Pflanze.<br />

A5/E54<br />

A26/E17<br />

Es unternimmt viel<br />

für deren Artenerhalt.<br />

All diese Sehenswürdigkeiten Troyes sorgen dafür,<br />

dass man als Besucher problemlos drei Tage in<br />

Sens<br />

A5/E17-E54<br />

Rochefort verbringen kann, ohne sich zu langweilen.<br />

Doch ein Besuch der Stadt ist nicht<br />

nur wegen der touristischen Attraktionen von<br />

Interesse. In Rochefort Châtillon-sur-Seine<br />

Auxerre erlebt man hautnah, wie<br />

kann man dem nur Respekt zollen und dafür<br />

dankbar sein. Rochefort ist eben eine Stadt, die<br />

ihre Träume lebt. Zum Glück! Beaune<br />

Bézier<br />

Collioure<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A31/E21-E23<br />

A43/E70<br />

A<strong>49</strong>/E713<br />

Crest<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Saillans<br />

Marseille<br />

Die<br />

Apt<br />

A52<br />

A3<br />

Cham<br />

Gre<br />

A50<br />

A


Unterkünfte<br />

Sonstiges<br />

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LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Die grünen Kanäle des Marais Poitevin<br />

An der Schnittstelle der drei Departements<br />

Vendée, Deux-Sèvres und Charente-Maritime<br />

befindet sich eine der beeindruckendsten<br />

Landschaften Frankreichs, der Marais Poitevin. In<br />

diesem riesigen grünen Sumpfgebiet westlich der<br />

Stadt Niort fungieren Kanäle als Straßen und es<br />

gibt Boote anstatt Autos. Mehr als anderswo kommt es einem im<br />

Marais Poitevin so vor, als wäre die Zeit stehengeblieben.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

schwarzen Fassaden<br />

Mit Cognac werden gerne Lederclubsessel vor<br />

einem knisternden Kaminfeuer assoziiert, in denen<br />

man es sich gemütlich macht. Cognac hat für<br />

viele etwas Dekadentes. Doch anders als das<br />

Getränk liefert die Kleinstadt Cognac auf den<br />

ersten Blick kein besonders luxuriöses Bild ab. Vielmehr wirkt sie<br />

wie eine typische Provinzstadt mit knapp 20.000 Einwohnern.<br />

Doch von diesem Eindruck sollte man sich nicht in die Irre führen<br />

lassen. Hinter einigen der dunklen Fassaden verbergen sich<br />

wertvolle Schätze.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ile d‘Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d‘Aix, Fort<br />

Boyard: Reif für die Insel(n)<br />

Vor der Küste von La Rochelle und Rochefort liegt<br />

für Inselliebhaber ein kleines Eldorado. Nicht nur<br />

die beiden großen, jeweils durch eine Brücke mit<br />

dem Festland verbundenen Inseln Ile de Ré und<br />

Ile d‘Oléron, sondern auch drei weniger bekannte<br />

Eilande, die Ile d‘Aix, die Ile Madame und das Fort Boyard, locken<br />

an diesen Abschnitt der französischen Atlantikküste. Jede Insel hat<br />

ihre eigenen Vorzüge, eines haben sie aber gemeinsam: Für einen<br />

Sommerurlaub im Departement Charente-Maritime sind sie eine<br />

sehr gute Wahl.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.


FRANKREICH HEUTE Politik<br />

François Hollande<br />

Es ist nicht einfach, Präsident zu sein<br />

Noch nie waren die Franzosen so<br />

unzufrieden mit einem Präsidenten wie mit<br />

François Hollande. In den letzten Umfragen<br />

erklärte nur einer von fünf Franzosen, mit<br />

der Arbeit des Staatsoberhauptes zufrieden<br />

oder sehr zufrieden zu sein. Liegt es an der<br />

Person François Hollande oder daran, dass<br />

die Franzosen schwer regierbar sind? Wie<br />

weit ist der Präsident mit der Erfüllung seiner<br />

Wahlversprechen anderthalb Jahre nach<br />

Amtsantritt? Fragen, die nie aktueller waren<br />

als in der momentanen Krise im Land.<br />

Erinnern wir uns. Vor rund zwei Jahren konnten Sie<br />

an dieser Stelle einen Artikel über Nicolas Sarkozy<br />

lesen. « Fünf Jahre Sarkozy, Zeit für eine Bilanz »<br />

war der Titel. Damals, kurz vor den Präsidentschaftswahlen<br />

im Mai 2012, ging es um die Bilanz nach fünf Jahren Sarkozy<br />

an der Macht. Damals mussten wir feststellen, dass<br />

viele Franzosen die Nase voll von ihrem obersten Staatsdiener<br />

hatten, was sich in den Schlagzeilen vieler Zeitungen<br />

niederschlug. « Der Taugenichts der Republik »,<br />

« Der kannibalische Präsident », « Die Schande der Fünften<br />

Republik », « Hat es Super-Sarko übertrieben? » prangte es<br />

in großen Buchstaben auf den ersten Seiten der Blätter im<br />

Land.<br />

Heute, zwei Jahre später, könnte man glauben, dass<br />

sich nichts geändert hat. Das Sarkozy-Bashing wurde<br />

durch ein Hollande-Bashing nahtlos abgelöst. « Hollande<br />

wach auf, es brennt! », « Hollande, hören die Dummheiten<br />

auf? », « Wo ist der Mut, Herr Präsident? » lauten nun<br />

die Schlagzeilen. Der einzige Unterschied zu Sarkozy ist<br />

nur, dass Hollande noch nicht einmal zwei Jahre Amtszeit<br />

brauchte, um an diesen Tiefpunkt der Popularität zu gelangen.<br />

Man könnte sich fragen, was für ein merkwürdiges<br />

Volk die Franzosen sind. Kaum haben sie einen Präsidenten<br />

in den Ruhestand geschickt, sind sie den neuen<br />

auch schon wieder leid. Umfragewerte sprechen eine<br />

klare Sprache diesbezüglich. Seit 1958, dem Beginn der<br />

Fünften Republik, misst das Barometer von IFOP für die<br />

Sonntagszeitung Journal du Dimanche die Stimmung im<br />

Land. Mit einer aktuellen Zustimmungsrate von gerade<br />

einmal 20 Prozent in den Umfragen ist François Hollande<br />

der unpopulärste Präsident seit Beginn dieser Umfrage.<br />

Besonders hart für das Staatsoberhaupt ist dabei, dass<br />

sich die Ablehnung seiner Arbeit quer durch alle Gesellschaftsschichten<br />

zieht. Dass die bessergestellten Franzosen<br />

einem sozialistischen Präsidenten gegenüber eher ablehnend<br />

eingestellt sind, ist historisch nichts Neues. Dass<br />

aber nur noch 17 Prozent der Arbeiter und Angestellten<br />

hinter Hollande stehen, ist für die politische Linke eine<br />

schallende Ohrfeige.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Präsident derart viel<br />

Gegenwind bekommt. Aber bisher war der Popularitätsabsturz<br />

nie so tief und so schnell. Bis jetzt hielt François<br />

Mitterrand den Negativrekord. Er erhielt bei der Umfrage<br />

im Dezember 1991 nur 22 Prozent Zustimmung für seine<br />

Politik, was damals viel mit der Nominierung von Edith<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Cresson zur Premierministerin zusammenhing. Zwar war<br />

die Politikerin die erste Frau in diesem Amt, was viele<br />

begeisterte, sie machte aber alsbald einige gravierende politische<br />

Fehler.<br />

Jacques Chirac fiel dagegen nie unter einen Wert von<br />

27 Prozent der Zustimmung. Dies dafür jedoch gleich<br />

zweimal. Einmal im November 1995, als sein Premierminister<br />

Alain Juppé eine Reform des Rentensystems und<br />

der sozialen Sicherungssysteme ankündigte, und einmal<br />

im Juni 2006, als die Jugend des Landes massiv auf die<br />

Straßen ging, um gegen den Plan der Einführung eines<br />

sozial weniger abgesicherten Arbeitsvertrages für Berufseinsteiger<br />

zu protestieren.<br />

Nicolas Sarkozy schnitt in seinen schwersten Momenten<br />

sogar noch besser ab als Jacques Chirac. Sein Negativrekord<br />

lag bei 28 Prozent Zustimmung. Das war im April<br />

2011, als er eine Reihe von Maßnahmen durchboxte und<br />

er ankündigte, die Vermögenssteuer abzuschaffen und in<br />

Libyen militärisch einzugreifen, was im Volk sehr umstritten<br />

war.<br />

Um diese Zahlen richtig zu interpretieren, muss man<br />

gerechtigkeitshalber aber auch erwähnen, dass erst Nicolas<br />

Sarkozy und François Hollande mit einer weltweiten<br />

Krise konfrontiert waren, die die Vorgänger in diesem<br />

Maße in ihrer Amtszeit nie erlebt hatten. Trotzdem ist<br />

der Popularitätsabsturz von François Hollande beeindruckend,<br />

worüber auch seine Berater immer besorgter sind.<br />

Eine Entschuldigung dafür wird gerne in der Überzeugung<br />

gesucht, dass die Franzosen ein kaum bzw. nur<br />

schwer regierbares Volk seien. Ein Volk, das zu ungeduldig<br />

ist und einem Präsidenten bzw. einer Regierung nicht<br />

die Zeit lässt, Reformen wirken zu lassen. Doch selbst<br />

wenn in dieser Aussage ein Funken Wahrheit liegt, so<br />

wissen selbst die Anhänger von Hollande, dass diese Erklärung<br />

allein etwas zu kurz greift.<br />

Umfragen zeigen immer wieder, dass es vor allem die<br />

wirtschaftliche Krise ist, die den Präsidenten so unbeliebt<br />

macht. Doch Frankreich ist nicht das einzige Land auf<br />

dem Kontinent, das mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise<br />

zu kämpfen hat. Dies allein kann also auch nicht die<br />

Ursache für die Unbeliebtheit sein. Vielmehr scheint es<br />

weniger der Inhalt seiner Politik zu sein, die das Volk in<br />

Wallung bringt, als die Art und Weise, wie er sie gestaltet.<br />

Denn inhaltlich hat François Hollande bereits einiges<br />

in die Wege geleitet. Während seines Wahlkampfes listete<br />

der Politiker 60 Maßnahmen auf, die er bei einem Sieg<br />

umsetzen wollte. Natürlich war diese Liste eine perfekte<br />

Steilvorlage für die Presse, die seitdem regelmäßig einen<br />

Abgleich zwischen Versprechen und Wirklichkeit macht.<br />

Internetseiten wie www.bilan-engagements.fr, www.<br />

bilanduchangement.fr und www.luipresident.fr verfolgen<br />

zum Teil fast tagesaktuell den Stand der Dinge. Ein Phänomen,<br />

das es so vorher auch noch nie gab.<br />

Doch genau diese Listen zeigen auch, dass Hollande<br />

seit seiner Ankunft im Elysée-Palast nicht untätig gewesen<br />

ist. Rund die Hälfte der Versprechen wurde bereits<br />

erfüllt oder wird in Kürze umgesetzt. Beispielsweise die<br />

Absenkung des Rentenalters auf 60 Jahre für diejenigen,<br />

die ihre maximalen Beitragsjahre erreicht haben, die Reduzierung<br />

des Gehaltes des Präsidenten um 30 Prozent,<br />

eine höhere Besteuerung großer Vermögen, die Einführung<br />

einer Finanztransaktionssteuer, die Schaffung einer<br />

staatlichen Investitionsbank, Maßnahmen gegen die<br />

Jugendarbeitslosigkeit oder die Öffnung der Ehe für homosexuelle<br />

Paare.<br />

Gleichzeitig bleibt aber die Liste noch notwendiger<br />

Reformen unverändert lang, zumal seit dem Wahlkampf<br />

neue Vorhaben hinzugekommen sind. Gerade in Krisenzeiten<br />

ist es fatal, den Eindruck zu erwecken, wichtige<br />

Reformen könnten aus dem Blick geraten sein. Etwa die<br />

Reform des Rentensystems mit der Abschaffung zahlreicher<br />

Privilegien für bestimmte Berufsgruppen sowie die<br />

Durchsetzung des Verbots, mehrere politische Ämter<br />

zu kumulieren. Darüber hinaus erscheinen auf der Liste<br />

immer noch Engagements, deren Erfüllung als nicht<br />

mehr umsetzbar gelten, zum Beispiel ein ausgeglichener<br />

Haushalt im Jahr 2017. Niemand in Frankreich glaubt<br />

mehr daran, dass dies so noch zu schaffen ist.<br />

Unterm Strich bleibt also trotz aller getaner Arbeit der<br />

Eindruck, dass noch viel erledigt werden muss. Das spüren<br />

auch die Menschen. Doch neben diesen inhaltlichen<br />

Punkten ist es vor allem die Art und Weise, wie François<br />

Hollande regiert, die die Franzosen kritisieren. Der Politiker,<br />

der seit eh und je für eine konsensorientierte Politik<br />

steht, haut in den Augen vieler Bürger nicht stark genug<br />

mit der Faust auf den Tisch. Eine immer größer werdende<br />

Zahl sieht in der Suche nach Konsens ein Fehlen von<br />

Durchsetzungskraft und einen zu großen Laxismus.<br />

Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass<br />

der Präsident und seine Regierung bei einer Reihe von<br />

Entscheidungen nachträglich wieder eingeknickt sind und<br />

einen Schritt zurückgemacht haben. Exemplarisch für<br />

diese stümperhafte Politik steht die Affäre um die Ausweisung<br />

einer Familie ohne Aufenthaltsgenehmigung und<br />

die nachträgliche Einladung an die Tochter, alleine wieder<br />

nach Frankreich zurückzukehren, um im Land die Schule<br />

zu beenden.<br />

So wünschen sich die meisten Franzosen am Ende vor<br />

allem einen Präsidenten, der in seinem Handeln konstanter<br />

und stringenter ist. Vielleicht auch einen Präsidenten,<br />

der besser kommuniziert, denn viele Errungenschaften<br />

seit der Amtsübernahme sind noch nicht einmal richtig<br />

bekannt geworden. François Hollande scheint zumindest<br />

den Wunsch des Volkes verstanden zu haben. Es gibt<br />

diverse Hinweise, dass er an seinem Regierungsstil und<br />

seiner Kommunikationsstrategie feilt. Ob das aber reicht,<br />

den Sozialisten aus dem Stimmungstief zu holen, oder ob<br />

der Kampf schon verloren ist, werden erst die kommenden<br />

Monate und die Bewältigung der nächsten Probleme zeigen.<br />

Bis dahin bleibt François Hollande der Präsident mit<br />

den niedrigsten Zustimmungswerten seit Bestehen der<br />

Fünften Republik.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Die Franzosen entdecken<br />

das Wandern<br />

Noch nie war das Wandern in Frankreich so beliebt wie heute.<br />

In den letzten Jahren ist es zu einem Phänomen geworden, das alle<br />

Gesellschaftsschichten erfasst. Naturliebhaber, Sonntagswanderer<br />

und neue Wanderprofis entdecken ihr Land als Eldorado für eine<br />

Fortbewegung zu Fuß. Außerdem erweist sich der Trend für viele<br />

Wirtschaftsbereiche und den Tourismus als äußerst attraktiv.<br />

In « Emile oder über die Erziehung<br />

», dem berühmten, 1762 von<br />

Jean-Jacques Rousseau veröffentlichten<br />

Werk, soll der fiktive Junge<br />

Emile dank einer idealen Erziehung<br />

zum Vorzeigemann reifen. Rousseau<br />

spricht in dem Werk von seiner Leidenschaft<br />

fürs Wandern. Er fordert<br />

seinen kleinen Helden dazu auf, zu<br />

Fuß durchs Land zu ziehen, was eine<br />

Quelle der Freiheit und des Vergnügens<br />

sei: « Man geht los, wenn man es<br />

will. Man hält an, wenn es einem<br />

passt. Man verausgabt sich so, wie<br />

man es möchte. Man beobachtet unterwegs<br />

die Landschaft, man schaut<br />

nach links und rechts und man<br />

kommt zu allen Aussichtspunkten. »<br />

Für Jean-Jacques Rousseau war das<br />

Wandern eine große Lust.<br />

Wenn man sich heute die Situation<br />

in Frankreich anschaut, könnte<br />

man glauben, dass die Franzosen,<br />

250 Jahre später, endlich dem Rat<br />

des großen Philosophen folgen. Dabei<br />

ist es wohl kaum die Erziehungsarbeit<br />

in den Schulen, die sich diesen<br />

Verdienst auf die Fahnen schreiben<br />

kann. Wandern steht nicht wirklich<br />

auf der Agenda des Sportunterrichts.<br />

Auch ist dies keine Disziplin, die das<br />

Bildungsministerium als Prüfung<br />

vorsieht. Trotzdem wird die Zahl<br />

der Franzosen immer größer, die die<br />

Lust am Wandern entdeckt.<br />

Experten schätzen, dass Wandern<br />

in wenigen Jahren zur beliebtesten<br />

Freizeitbeschäftigung der<br />

Franzosen in freier Natur geworden<br />

ist. Und da es heute Umfragen zu<br />

allen erdenklichen Themen gibt,<br />

stellt man fest, dass 68 Prozent der<br />

Franzosen, die älter als 15 Jahre<br />

sind, regelmäßig zu Fuß unterwegs<br />

sind, entweder als Freizeitbeschäftigung<br />

oder als Sport. Doch was sagen<br />

solche Zahlen aus, wenn das Fortbewegen<br />

zu Fuß zu den grundlegenden<br />

Aktivitäten des Menschen gehört?<br />

Zum Glück gibt es weitere Indizien,<br />

die das Wandern als Trend<br />

bestätigen. So muss man sich nur in<br />

eines der Sportgeschäfte des Landes<br />

begeben, beispielsweise in eine<br />

Filiale der Ketten Decathlon oder<br />

Go Sport. Der für das Wandern<br />

reservierte Verkaufsbereich war<br />

noch nie so großzügig bemessen wie<br />

heute. Ob Wanderschuhe, Rucksäcke,<br />

GPS-Geräte oder andere<br />

Utensilien, die Auswahl ist enorm.<br />

Dass die Nachfrage nach derartigen<br />

Produkten gestiegen ist, zeigt sich<br />

sogar noch deutlicher bei den großen<br />

Supermärkten. Denn auch Carrefour,<br />

Auchan, Leclerc & Co. haben<br />

Wanderutensilien in ihr Programm<br />

aufgenommen.<br />

Manche Wanderschuhe kosten<br />

heute mehr als 200 Euro. Das wäre<br />

nach Meinung vieler Experten vor<br />

zwei Jahren noch kaum kommerzialisierbar<br />

gewesen. Die Nachfrage<br />

schafft sich ihr Angebot. Vorbei sind<br />

die Zeiten, in denen das Wandern<br />

als Betätigung einiger komischer Eigenbrötler<br />

abgetan wurde. Wandern<br />

ist in Mode gekommen. Wandern ist<br />

cool. Sogar das Nordic Walken ist<br />

inzwischen in Frankreich angekommen,<br />

selbst wenn viele Franzosen<br />

immer noch denken, dass es sich bei<br />

den Stöcken um Skistöcke handelt.<br />

Hinsichtlich der Ausrüstung hat<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


zudem ein großer Modernisierungsschub<br />

begonnen. Wanderschuhe<br />

sind längst nicht mehr nur braun,<br />

sondern leuchten in den grellsten<br />

Farben. Dies lässt wiederum die<br />

Einwohner mancher verlassener<br />

Bergdörfer den Kopf schütteln, fragen<br />

sie sich doch, warum man so viel<br />

Geld für eine modische Ausrüstung<br />

ausgeben soll, nur um die Landschaft<br />

zu erkunden.<br />

Soziologen können zudem<br />

vermelden, dass sich der typische<br />

Wanderer ebenfalls verändert hat.<br />

Während Frauen traditionell lieber<br />

flanieren und spazieren gehen und<br />

Männer eher wandern, ändert sich<br />

dies seit einiger Zeit. Immer mehr<br />

Paare und Familien gehen gemeinsam<br />

auf Wandertour. Wandern ist<br />

zu einem generationsübergreifenden,<br />

geschlechtsunabhängigen Freizeitvergnügen<br />

geworden. Frankreich<br />

erfasst geradezu eine kleine Wanderrevolution.<br />

Es ist heute nicht<br />

mehr ungewöhnlich, bei einem<br />

Abendessen unter Freunden die<br />

Frage zu hören, ob man am nächsten<br />

Wochenende mit zum Wandern in<br />

den Wald kommen will.<br />

Eigentlich hätte es die Leidenschaft<br />

fürs Wandern schon lange<br />

geben können. Schließlich bietet<br />

Frankreich alle geografischen Voraussetzungen.<br />

Historisch ist Frankreich<br />

zudem ein Land des Transits.<br />

So führen etwa vier Strecken des<br />

Jakobswegs durch Frankreich. Seit<br />

über 67 Jahren werden außerdem<br />

Wanderwege im ganzen Land ausgeschildert.<br />

Rund 7.000 Freiwillige,<br />

die in 120 regionalen Einheiten des<br />

nationalen Wandervereins organisiert<br />

sind, kümmern sich darum. So<br />

ist das Netz der großen Wanderwege,<br />

die berühmten GR-Wege (GR<br />

steht für « Grande Randonnée »),<br />

inzwischen über 90.000 Kilometer<br />

lang. Damit besitzt Frankreich eines<br />

der längsten Wanderwegenetze Europas.<br />

Die inzwischen 6,5 Millionen<br />

Franzosen, die in einem Wanderclub<br />

organisiert sind, freut es.<br />

Der neue Boom verändert auch<br />

die Wahrnehmung der Tourismusexperten.<br />

Galten Wanderer früher<br />

als wenig interessant für diesen<br />

Berufszweig, da sie wenig Geld in<br />

den Urlaubsregionen ließen, so hat<br />

sich dies inzwischen grundlegend<br />

gewandelt. Einige Fremdenverkehrsämter<br />

machen aus dem Wandertourismus<br />

inzwischen sogar ihre<br />

Priorität. Sie können sich dabei auf<br />

vielversprechende Zahlen berufen.<br />

So stellte der Verein « Grande Traversée<br />

des Alpes » fest, dass die rund<br />

30.000 Wanderer, die das Aspe-Tal<br />

im Sommer von Juni bis September<br />

durchlaufen, für einen Umsatz von<br />

zwei Millionen Euro in der lokalen<br />

Wirtschaft sorgen. So eröffnet die<br />

neue Lust an der Fortbewegung zu<br />

Fuß auch neue ökonomische Perspektiven<br />

für den Tourismus.<br />

Aber nicht nur der Tourismussektor<br />

profitiert. Auch Branchen,<br />

die man auf den ersten Blick nicht<br />

mit dem Wandern in Verbindung<br />

bringen würde, bekommen ein<br />

Stück vom Kuchen ab. So die Verlagsbranche.<br />

Es gibt immer mehr<br />

« wandernde Autoren ». Einer der<br />

größten Erfolge auf dem französischen<br />

Buchmarkt in den letzten<br />

Monaten ist das Buch « Immortelle<br />

randonnée, Compostelle malgré<br />

moi » des ehemaligen Botschafters<br />

Jean-Christophe Rufin aus dem<br />

Verlag Editions Guérin. Das Mitglied<br />

der Académie Française erzählt<br />

darin von seiner Pilgertour auf dem<br />

Jakobsweg. Die Franzosen lieben das<br />

Buch so sehr, dass es bereits diverse<br />

Male nachgedruckt werden musste.<br />

Der Journalist Jean-Paul Kauffmann,<br />

der als Geisel im Libanon<br />

« berühmt » wurde, veröffentlichte<br />

das Buch « El camino del Norte », in<br />

dem er davon berichtet, wie er 525<br />

Kilometer entlang der Marne wanderte<br />

und spannende Menschen traf.<br />

Ein intimes Porträt Frankreichs und<br />

seiner Bewohner.<br />

Der berühmte Genetiker Axel<br />

Kahn hat sich ebenfalls auf den Weg<br />

gemacht und ist einmal quer durch<br />

Frankreich gelaufen. 2.000 Kilometer<br />

legte er dabei von Mai bis Ende<br />

Juli zurück. Er hat darüber zwar<br />

(noch) kein Buch geschrieben, seine<br />

Erfahrungen aber in einem Internetblog<br />

niedergeschrieben, welcher<br />

ebenfalls einen großen Erfolg bei<br />

den Franzosen feierte.<br />

Bei soviel Begeisterung fürs<br />

Wandern will die Politik natürlich<br />

nicht ins Hintertreffen geraten. Am<br />

10. April 2013 zog sich der Abgeordnete<br />

für das Departement Pyrénées-Atlantiques,<br />

Jean Lassaille, die<br />

Wanderschuhe an. Er ließ seinen<br />

Dienstwagen in Paris und begab sich<br />

von der Nationalversammlung aus<br />

auf eine ganz persönliche Tour de<br />

France. Sein Anliegen: « Ein Marsch<br />

über die Straßen und Wege Frankreichs,<br />

um die Bürger zu treffen und<br />

die Demokratie und die Republik<br />

wiederzubeleben, um das Leid, die<br />

Zweifel, aber auch die Hoffnungen<br />

der Franzosen kennenzulernen ».<br />

Durchaus ambitioniert.<br />

Seine Gegner werfen ihm zwar<br />

vor, während der Zeit nicht seiner<br />

Arbeit in der Nationalversammlung<br />

nachgehen zu können, zumal noch<br />

nicht klar ist, wann er seine Tour beenden<br />

wird. Jean Lassaille lässt sich<br />

davon aber nicht beirren. Währenddessen<br />

kann das Volk die Etappen<br />

des « wandernden Abgeordneten »,<br />

wie er sich selbst nennt, auf seiner<br />

Internetseite www.ledeputequimarche.fr<br />

nachverfolgen und ihm Unterkunft<br />

gewähren.<br />

Unterm Strich lässt sich also feststellen,<br />

dass die Ermutigungen von<br />

Jean-Jacques Rousseau gefruchtet<br />

zu haben scheinen. Das Wandern<br />

nimmt manchmal sogar Formen an,<br />

an die der Philosoph sicherlich nicht<br />

dachte. Um dem neuen Boom gerecht<br />

zu werden und Engpässe zu vermeiden,<br />

kümmern sich die Freiwilligen<br />

des nationalen Wanderclubs längst<br />

um neue Wanderwege. Die Revolution<br />

kann also weitergehen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Deutsch-Französische Freundschaft<br />

Zwei zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />

Durch die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages wurde die gute<br />

Beziehung zwischen den ehemaligen Erbfeinden Deutschland<br />

und Frankreich gesetzmäßig vorgeschrieben. Wie gehen die<br />

Menschen mit dieser vertraglich verordneten Freundschaft<br />

im täglichen Leben um? Wir gehen aus Anlass des<br />

deutsch-französischen Tages am 22. <strong>Januar</strong>, der an diesen<br />

Freundschaftsvertrag erinnert, der Frage nach und besuchen<br />

Grosbliederstroff, einen Ort in Lothringen, und das benachbarte<br />

Kleinblittersdorf auf deutscher Seite. Beide Gemeinden sind<br />

nur durch einen Fluss voneinander getrennt und über eine<br />

Fußgängerbrücke (Freundschaftsbrücke bzw. Pont d‘Amitié)<br />

miteinander verbunden. Beide Orte haben außerdem<br />

eine gegenseitige Städtepartnerschaft geschlossen.<br />

Im Interview beantworten Monsieur Niederländer,<br />

Bürgermeister von Grosbliederstroff, sowie Herr<br />

Strichertz, Bürgermeister der Gemeinde<br />

Kleinblittersdorf, Fragen über das<br />

alltägliche Zusammenleben.<br />

Monsieur Niederländer, ein Teil Ihrer Gemeinde besteht<br />

aus deutschen Grenzgängern, Stichwort<br />

« Steuer vorteil ». Fühlen Sie sich ausgenutzt?<br />

Niederländer: Man hat lange Zeit angenommen,<br />

dass die Deutschen nur zu uns kommen, um die steuerlichen<br />

Vorteile zu nutzen und diese Leute haben so gut wie<br />

gar nicht an dem Leben in der Gemeinde teilgenommen.<br />

Wie viele Personen dies letztendlich wirklich waren,<br />

lässt sich schwer sagen, vielleicht zehn, vielleicht<br />

20 Prozent. Aber ein Teil der Deutschen, die heute<br />

nach Frankreich ziehen, vor allem die jungen Paare<br />

mit kleinen Kindern, bemühen sich sehr viel mehr,<br />

sich zu integrieren und am Gemeindeleben hier in<br />

Grosbliederstroff teilzunehmen, auch in der Kommunalpolitik.<br />

So haben wir zum ersten Mal in der Geschichte<br />

eine ausländische conseillère communale, ein deutsches<br />

Gemeinderatsmitglied. Das ist das perfekte<br />

Beispiel für die Integration. Diese Fortschritte lassen<br />

sich meist auf die jungen Paare zurückführen, die ihre<br />

Kinder in die école maternelle hier im Ort schicken. Ein<br />

Grund hierfür ist, dass die école maternelle in Frankreich<br />

kostenlos ist. Ab der école primaire wird es allerdings ein<br />

wenig schwieriger, da viele deutsche Eltern ihre Kinder<br />

wieder von der französischen Schule nehmen, um sie in<br />

Deutschland einzuschulen.<br />

Früher war es auch so, und ich übertreibe hier nicht,<br />

dass die Häuser in Grosbliederstroff innerhalb einer<br />

Woche verkauft waren. Damals haben wir uns darüber<br />

beschwert, weil das die Preise in die Höhe trieb. Wir<br />

waren in einer aggressiven Konkurrenzsituation, da die<br />

Deutschen mit ihren besseren<br />

Geldmitteln unserer<br />

So haben wir zum ersten<br />

Mal in der Geschichte<br />

eine ausländische<br />

Bevölkerung die Häuser<br />

wegnahmen. Das hatte<br />

mit der starken D-Mark<br />

conseillère communale, und dem schwachen<br />

ein deutsches Gemeinderatsmitglied.<br />

Das ist<br />

Francs zu tun.<br />

Heutzutage sind es<br />

das perfekte Beispiel<br />

für die Integration.<br />

nicht mehr viele Deutsche,<br />

die hierher ziehen.<br />

Aber diejenigen, die diesen<br />

Schritt gehen, sind<br />

gewillt, sich viel mehr zu integrieren, als es früher der Fall<br />

war. Es gibt in der Espace Victor Hugo neben dem Rathaus<br />

mittlerweile sogar einen Kurs, der Französisch für<br />

Deutsche anbietet. Dieser Kurs ist sehr gut besucht.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Strichertz: Dieses Pendant gibt es bei uns auf der<br />

deutschen Seite auch. Es existiert seit zehn Jahren eine<br />

Kooperation diesbezüglich zwischen den beiden Orten.<br />

Wir haben sogenannte Tandemkurse ins Leben gerufen,<br />

in denen Deutsche und Franzosen im Wechsel die jeweils<br />

andere Sprache sprechen müssen. Das wird sehr gut angenommen.<br />

Um aber nochmals auf die eigentliche Frage zu sprechen<br />

zu kommen: Die Deutschen hatten ursprünglich im<br />

Sinn, Steuern zu sparen, wenn sie nach Frankreich zogen.<br />

Wir haben aber mittlerweile das Gefühl, dass in den letzten<br />

Jahren ein massiver Wandel stattgefunden hat. Zum<br />

einen stimmt das mit der Steuerersparnis auch gar nicht<br />

mehr. Wenn ich nämlich am Jahresende einmal vergleiche,<br />

welche Steuern in Frankreich anfallen, die die Deutschen<br />

gar nicht kennen, dann ist die Ersparnis nicht mehr<br />

so relevant. Aber viel wichtiger ist von der Einstellung her,<br />

dass die Menschen, die auf die französische Seite ziehen,<br />

ein hohes Integrationsinteresse haben. Die leben nicht nur<br />

dort, um Steuern zu sparen. Sie wollen die Sprache lernen,<br />

die schöne französische Sprache.<br />

Wie sieht die wirkliche, gelebte Freundschaft zwischen<br />

den beiden Orten aus, beispielsweise bei Feuerwehreinsätzen,<br />

Karnevalsveranstaltungen etc.?<br />

Niederländer: Es gibt mehr und mehr Beziehungen<br />

zwischen den diversen Institutionen. Zum Beispiel bei der<br />

Feuerwehr oder auch den Angelvereinen, die zusammen<br />

ihre Feste ausrichten. Die Bergleute, die Kirche, die Chöre<br />

und vor allem der Kanuclub am Saarufer. Wir haben<br />

auch einen Spielpark in Grosbliederstroff, zu dem viele<br />

von der deutschen Seite kommen.<br />

Außerdem existieren Austauschprogramme zwischen<br />

den beiden Kommunen. Das geht nun schon seit einigen<br />

Jahren so, dass sich die jeweiligen Stadträte zusammensetzen.<br />

Das ist nicht aufgrund der Städtepartnerschaft<br />

so, sondern weil sich die<br />

einzelnen Personen gut<br />

verstehen, also kein gezwungenes<br />

oder institutionalisiertes<br />

Treffen. Daraus<br />

erwachsen auch internationale<br />

Projekte wie<br />

beispielsweise der Pont<br />

Die Deutschen hatten<br />

ursprünglich im Sinn,<br />

Steuern zu sparen, wenn<br />

sie nach Frankreich<br />

zogen. Wir haben aber<br />

mittlerweile das Gefühl,<br />

dass in den letzten Jahren<br />

ein massiver Wandel<br />

stattgefunden hat.<br />

International, welcher<br />

nur durch die Kooperation<br />

zwischen den beiden<br />

Kommunen umgesetzt<br />

werden kann.<br />

In Sachen Kooperation gibt es aber auch Hindernisse,<br />

wie bei den Junioren-Fußballern zum Beispiel. Um<br />

ein Team auf die Beine zu stellen, müssen wir mit zwei<br />

französischen Orten zusammenarbeiten, damit genügend<br />

Spieler zusammenkommen. Eine Kooperation mit dem<br />

Fußballclub Kleinblittersdorf besteht, allerdings nur für<br />

Grosbliederstroff und Kleinblittersdorf<br />

– Eine wechselvolle Vergangenheit<br />

Im Mittelalter waren die beiden Ge mein den links und rechts<br />

der Saar nichts weiter als zwei un be deu ten de Teile der loth rin -<br />

g ischen Gemeinde Blie ders torff. Doch die Wir ren der<br />

Geschichte mach ten Groß- und Klein blit ters dorf zu einem<br />

Grenz fall. Der Versailler Ver trag teilte die Orte erst mals, der<br />

Fluss diente als Grenze. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wechselten sich Deutschland und Frank reich als Besitzer<br />

ab. Die seit 1880 bestehende Freund schafts brücke (zu Be ginn<br />

des Zweiten Welt krieges zerstört und 1964 wieder neu er richtet)<br />

verbindet die bei den Gemeinden per Fuß weg miteinander.<br />

Zeit weise diente die Freund schafts brücke sogar als Grenzübergang<br />

zwischen den beiden Ländern. Heute ist sie das<br />

Symbol für eine gelebte deutsch-französische Partnerschaft.<br />

die Trainings. Die Turniere sind unverändert strikt nach<br />

Ländern getrennt.<br />

Darüber hinaus kooperieren die beiden Kommunen im<br />

Sinne des Eurodistriktes. Eines betrifft besonders die beiden<br />

Kommunen Grosbliederstroff und Kleinblittersdorf:<br />

Es ist ein Naturwasserbecken, das für den Kanu- und<br />

Kajaksport auf der Saar geschaffen werden soll. Aber auch<br />

hier gibt es wie immer juristische Fallstricke, da man mit<br />

zwei unterschiedlichen Administrationen zusammenarbeiten<br />

muss: einer französischen Behörde und einer deutschen<br />

– das ist quasi unmöglich. Ich wiederhole hier das<br />

Beispiel mit der Brücke: die Finanzierung, wer bezahlt<br />

was? Das eine Jahr war es Deutschland, das keine finanziellen<br />

Mittel hatte. Das Jahr darauf war dies Frankreich.<br />

Das hat die ganze Sache verzögert.<br />

Strichertz: Wir haben hier das Thema der jumelage,<br />

der Städtepartnerschaft. Wobei, wir leben es hier eigentlich<br />

nicht als Städtepartnerschaft, sondern weil wir uns<br />

persönlich gut verstehen. Da passiert eine ganze<br />

Menge, auch bei den Vereinen. Ich war jetzt gerade<br />

auf der Feier « 100 Jahre Obst- und Gartenbauverein<br />

». Da habe ich gehört, dass sie ganz intensiven<br />

Kontakt mit der französischen Seite haben. Das ist<br />

durch irgendein Dorffest entstanden. Die Menschen<br />

leben das wirklich sehr intensiv.<br />

Wir haben auch eine jumelage mit einem kleinen<br />

Ort bei Nantes. Die Städtepartnerschaft ist<br />

allerdings sehr administrativ. Da muss man über<br />

800 Kilometer Distanz schauen, dass man Akteure<br />

findet, die diese Partnerschaft noch leben. Und das<br />

bricht dann so nach und nach weg. Mit Grosbliederstroff<br />

leben wir die Partnerschaft wirklich, obwohl das<br />

gleiche Wort darübersteht. Aber wir leben es, weil wir<br />

hier vor Ort viele Möglichkeiten und Kontakte haben, wie<br />

man das Ganze zusammen leben kann.<br />

Ich denke, das hier ist eine gewachsene Struktur, homogen<br />

und doch teilweise vermischt, zum Beispiel, weil<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Deutsch-Französische Freundschaft<br />

Ute Schmidt (Anm. d. Red.: das deutsche Gemeindebeiratsmitglied)<br />

auf der französischen Seite lebt und auch im<br />

französischen Gemeinderat ist. Das sind dann Beispiele,<br />

die diese guten Beziehungen verfestigen. Das ist viel<br />

wichtiger als ein geschriebenes Stück Papier, auf dem man<br />

sich wechselseitig zu irgendetwas verpflichtet. Das<br />

war ja auch der Geist des Elysee-Vertrages.<br />

Ich war mit Herrn Niederländer einmal in<br />

Straßburg und Kehl. Da hat man gemerkt, dass<br />

nicht alles, was von oben gewollt ist, auch unten<br />

funktioniert. Unser Eindruck von Straßburg und<br />

Kehl war damals, dass es bei uns wesentlich besser<br />

läuft als dort, weil dann auch teilweise Akteure<br />

aufeinanderprallen, die von ihrer Mentalität her gar<br />

nicht zusammenpassen. Da merkt man: Es kann nur<br />

dort funktionieren, wo die Leute den Willen haben,<br />

über die Grenzen, die für mich gar nicht mehr<br />

existieren, hinweg zusammenzuarbeiten und wo<br />

auch die Chemie stimmt. Wenn die Chemie nicht<br />

stimmt, dann können sie 100.000 Blätter mit Siegel<br />

formulieren, aber es passiert nichts. Im Gegenteil: Die<br />

Welten prallen eher aufeinander, als dass eine Bereitschaft<br />

existiert, miteinander zu arbeiten. Das, denke ich, funktioniert<br />

hier ganz anders.<br />

Gerade hier in der Region scheint es so, dass sich das typisch<br />

Deutsche und das typisch Französische vermischt und das Miteinander<br />

dadurch erleichtert wird...<br />

Strichertz: Das kommt auch daher, dass wir zum<br />

Teil deutsche und französische Vorfahren haben. Wenn<br />

wir das Saarland verlassen und im Bundesgebiet unterwegs<br />

sind, wie ich zum Beispiel damals zu meiner<br />

Bundeswehrzeit in München, wurde ich gefragt: « Wo<br />

kommst du her? ». Ich antwortete damals: « Aus Saarbrücken<br />

». « Wieso redest du dann Deutsch? » An diesem<br />

Beispiel wird einem bewusst, dass wir hier eine besondere<br />

Situation haben.<br />

Niederländer: (lacht) Das geht uns auch so, wenn<br />

wir mit Paris telefonieren. Nein, ganz so schlimm ist es<br />

nicht. Hier in der Region<br />

sind wir in der Tat mehr<br />

oder weniger gezwungen, Ihr Deutschen habt die<br />

zusammenzuarbeiten. Kultur des Kompromisses.<br />

Man versteht sich. Der<br />

eine arbeitet im Land des<br />

anderen. Man arrangiert sich, auch was das Administrative<br />

angeht. Wenn man 100 oder 150 Kilometer ins<br />

Landesinnere fährt, ist der Deutsche allerdings ein Ausländer<br />

wie ein Engländer oder Holländer. Hinzu kommen<br />

die Ressentiments und Vorurteile, die bestimmt mit dem<br />

Zweiten Weltkrieg zu tun haben.<br />

Wem gehört die Fußgängerbrücke, die Freundschaftsbrücke,<br />

die Grosbliederstroff und Kleinblittersdorf miteinander<br />

verbindet? Ist diese auch gemeinsam gebaut worden?<br />

Niederländer: Das hat Deutschland finanziert. Aber<br />

auch in diesem Fall wird zusammengearbeitet: 2008 gab<br />

es ein Fest anlässlich der 40-jährigen Städtepartnerschaft<br />

der beiden Orte. Die Brücke sollte zu diesem Anlass beleuchtet<br />

werden. Da hat man die Kosten einfach geteilt.<br />

Kleinblittersdorf hat das<br />

Mir gefällt es persönlich<br />

sehr gut an den Menschen<br />

in Grosbliederstroff,<br />

dass sie lockerer<br />

sind als in Deutschland<br />

und die Probleme eher<br />

unpolitisch angegangen<br />

werden. Bei uns<br />

wird schon auf Gemeindeebene<br />

sehr viel<br />

Parteipolitik betrieben.<br />

Equipment bezahlt und<br />

Grosbliederstroff hat für<br />

den Strom gesorgt.<br />

Wo gehen Sie Ihre Lebensmittel<br />

einkaufen? Profitieren<br />

Sie auch hier von der<br />

Grenznähe?<br />

Strichertz: Es gibt<br />

bestimmte Lebensmittel,<br />

die bestimmt in Frankreich<br />

besser zu kaufen<br />

sind, sowohl von der<br />

Qualität her als auch preislich betrachtet, vor allem beim<br />

Fisch, Käse und Wein.<br />

Niederländer: Es gibt Produkte, die sind sicherlich<br />

günstiger in Deutschland. So geht jeder gerade dort einkaufen,<br />

wo es für ihn persönlich am günstigsten ist. Es<br />

gibt sogar Franzosen, die von Metz aus 50 Kilometer fahren,<br />

um in einem Saarbrücker Warenhaus einzukaufen.<br />

Umgekehrt ist es auch so: Wenn ich in ein französisches<br />

Restaurant hier in Grosbliederstroff gehe, sind drei von<br />

fünf Tischen mit Deutschen besetzt.<br />

Strichertz: In Kleinblittersdorf ist es genau das<br />

Gleiche. Wenn wir die französischen Gäste in unseren<br />

Restaurants nicht hätten, müssten wir schließen. Auch die<br />

letztes Jahr eröffnete Saarland-Therme hat ursprünglich<br />

auf die Mentalität ihrer zahlreichen französischen Gäste<br />

Rücksicht nehmen wollen und neben der textilfreien Sauna<br />

einen separaten Saunabereich mit Textilzwang eingerichtet.<br />

Aber auch das hat sich nach einem Jahr ziemlich<br />

durchmischt und man findet im Nacktbereich textiltragende<br />

Gäste und umgekehrt. Die Durchmischung findet<br />

auch auf anderen Gebieten statt. Zum Beispiel<br />

haben unsere deutschen Ärzte viele französische<br />

Patienten.<br />

Niederländer: Und viele Deutsche kommen in<br />

unsere französische Apotheke. Wenn Sie aufmerksam<br />

sind, bemerken Sie, dass sich die Apotheke auf<br />

beide Seiten eingestellt hat. Ein Eingang befindet sich in<br />

der Straße Richtung Kleinblittersdorf mit der Aufschrift<br />

« Apotheke » und ein zweiter Eingang auf der anderen<br />

Seite mit der Aufschrift « pharmacie ». Diese Entwicklung<br />

wurde natürlich durch den Euro verstärkt. Es fallen die<br />

Wechselkurse weg und man hat nur noch eine Währung,<br />

die den gleichen Wert hat. Die Preise sind vergleichbar<br />

geworden. Es haben sich mittlerweile auch viele deutsche<br />

Firmen in Frankreich angesiedelt.<br />

Außerdem hat sich in unserer Generation sprachlich<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


einiges geändert. Die meisten sprechen Französisch und<br />

Deutsch, die Kommunikation ist sehr viel einfacher geworden.<br />

In den Geschäften in dieser Region sprechen die<br />

Verkäufer beide Sprachen. Die Sprachbarriere existiert<br />

nicht mehr.<br />

Was gefällt Ihnen an den Grosbliederstroffern gut bzw.<br />

nicht so gut – und umgekehrt an den Kleinblittersdorfern?<br />

Strichertz: Mir gefällt es persönlich sehr gut an den<br />

Menschen in Grosbliederstroff, dass sie lockerer sind als<br />

in Deutschland und die Probleme eher unpolitisch angegangen<br />

werden. Bei uns wird schon auf Gemeindeebene<br />

sehr viel Parteipolitik<br />

betrieben. Ihr in Grosbliederstroff<br />

lebt das, was<br />

bei uns im Grundgesetz<br />

steht: Nämlich dass jeder<br />

Mandatsträger nach<br />

freiem Gewissen seine<br />

Entscheidung formulieren<br />

und treffen soll. So wird<br />

Wenn man die Sprache<br />

nicht versteht, kann man<br />

den Rest auch<br />

vergessen.<br />

das bei euch gelebt. Und bei uns ist das genau umgekehrt.<br />

Bei uns ist es der Fraktionszwang, und das geht schon auf<br />

ganz unterer Ebene im Ortsrat los. Meiner Mentalität<br />

käme eure Vorgehensweise näher.<br />

Niederländer: Was ich an den Deutschen gut finde,<br />

ist, dass man sich zu einem bestimmten Thema an den<br />

Tisch setzt: Sie hören sich gegenseitig zu und lassen sich<br />

ausreden. So sind die Diskussionen sehr viel konstruktiver<br />

und man findet unter Umständen sehr viel schneller eine<br />

Lösung. Ihr Deutschen habt die Kultur des Kompromisses.<br />

Was ich nicht so sehr wertschätze, ist, dass, wenn man<br />

außerhalb von Saarbrücken in einem Gremium sitzt, die<br />

Gesprächspartner ausschließlich Deutsch sprechen, weil<br />

sie die französische Sprache nicht beherrschen. Aber das<br />

wird nach meiner Einschätzung nach und nach besser.<br />

Die Deutschen strengen sich mittlerweile an, sich mehr<br />

und mehr auf Französisch auszudrücken.<br />

Was dem entgegenwirkt, ist die Tatsache, dass in den<br />

deutschen Schulen, auch in dieser Region, mehr und mehr<br />

Englisch und nicht Französisch als erste Fremdsprache<br />

gewählt wird. Vielleicht, weil Englisch nach wie vor als<br />

Weltsprache, vor allem in der Geschäftswelt gilt. Ich denke<br />

aber auch, weil Französisch für die Deutschen nicht<br />

so einfach zu lernen ist. Französisch gilt als schwierig zu<br />

erlernende Sprache – im Vergleich zu dem viel einfacheren<br />

Englisch. Hier in Frankreich gilt Deutsch als Sprache der<br />

Gebildeten, wenn man zum Beispiel sein Kind das deutsche<br />

Abitur und französische Baccalauréat gleichzeitig<br />

machen lassen möchte. Früher war es Latein, heute ist es<br />

Deutsch.<br />

Wir unternehmen sehr viele Bemühungen, um den<br />

Rückgang der deutschen Bevölkerungszahl hier in Frankreich<br />

zu verhindern, weil man weiß, dass ein Faktor für<br />

die gute wirtschaftliche Entwicklung für unser Land in<br />

naher Zukunft auch Deutschland ist – weil Deutschland<br />

einen Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Und daher gibt<br />

es ein sehr großes Arbeitsstellenangebot in Deutschland,<br />

und um diesen Transfer zu ermöglichen, ist es notwendig,<br />

dass auch die Deutschen französisch sprechen und umgekehrt.<br />

Wenn man die Sprache nicht versteht, kann man<br />

den Rest auch vergessen.<br />

Strichertz: Das ist auch die Diskussion, die wir zum<br />

Beispiel auf der deutschen Seite seit zwei Jahren führen.<br />

In den Gesamtschulen brechen zurzeit die Schülerzahlen<br />

weg. Wir haben letztens in einem Workshop mehrfach<br />

zusammengesessen und dabei auch herausgefiltert:<br />

Wir stehen in einer Konkurrenzsituation zu zwei<br />

weiteren Orten. Diese beiden Orte bieten als erste<br />

Fremdsprache Englisch auf der weiterführenden<br />

Schule an. Nur 30 Prozent der Eltern entscheiden<br />

sich, ihr Kind nach Kleinblittersdorf auf die Schule<br />

zu schicken. Das Argument ist, dass woanders die<br />

erste Fremdsprache Englisch ist. Der Grund ist,<br />

wie Monsieur Niederländer schon angeführt hat,<br />

dass Französisch die schwierigere Sprache zu sein<br />

scheint und Englisch viel leichter zu lernen ist.<br />

Noch eine kleine Anekdote: Eine mir bekannte Dame<br />

hat eine deutsch-französische Personalberatung, die deutsche<br />

und französische Unternehmen bei der Auswahl von<br />

geeignetem Führungspersonal berät. Die Dame hat einen<br />

schönen Briefkopf für ihre Firma gewählt: Da steht: New<br />

York – London – Paris – Kleinblittersdorf.<br />

Niederländer: Von mir auch eine kleine Anekdote:<br />

Grosbliederstroff ist weltbekannt durch einen Deutschen,<br />

der hier wohnt. Er ist fanatischer Fan von Bayern München.<br />

Seit etlichen Jahren steht er mit seinem Grosbliederstroff-Banner<br />

immer in erster Reihe auf allen wichtigen<br />

Fußballspielen, und das weltweit. Er wird von keinem<br />

Verein und keiner Institution unterstützt, sondern ist eine<br />

Privatperson, die mit dem Banner um die Welt reist.<br />

Monsieur Niederländer, Herr Strichertz, wir danken Ihnen<br />

für das Interview.<br />

Zwei Bürgermeister, die sich verstehen: Herr Strichertz<br />

(links) und Monsieur Niederländer (rechts).<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 79


ART DE VIVRE Aperitif<br />

Die unst<br />

des peritifs<br />

Der Aperitif – oder für die Insider « l’apéro »– gehört zu den wichtigsten französischen<br />

Gewohnheiten. Man kann zu Recht sagen, dass er integraler Bestandteil des nationalen<br />

Kulturguts sei. In allen Gesellschaftsschichten bekennt man sich zum Aperitif. Nur zwei<br />

Prozent der Franzosen sagen, dass sie nie einen Aperitif zu sich nehmen. Der Aperitif<br />

bringt Menschen zusammen und sorgt für eine lockere Atmosphäre, bevor es gemeinsam<br />

zu Tisch geht. Doch wie bei jedem guten Brauch gibt es ein paar Regeln, die man kennen<br />

sollte, damit der Aperitif wirklich der erste Höhepunkt vor dem eigentlichen Essen wird.<br />

Wann ist die richtige Zeit<br />

für einen Aperitif?<br />

Die Frage, wann man einen Aperitif reicht, beschäftigt<br />

jeden, der in Frankreich einlädt. Zwar gibt es keine<br />

echte Regel, alles kommt auf den individuellen Fall an.<br />

Dennoch gilt im Allgemeinen der Brauch, dass man mit dem<br />

Aperitif erst dann startet, wenn alle Beteiligten beieinander sein<br />

können, sowohl der Gastgeber, der die Mahlzeit vorbereitet (es<br />

wäre sehr unhöflich, ihn zu übergehen) als auch die Gäste.<br />

Generell kann man einen Aperitif vor dem Mittagessen als<br />

auch vor dem Abendessen genießen. Einen Aperitif zu Mittag<br />

wird man jedoch häufiger in den Ferien anbieten, vor allem im<br />

Sommer. Auf dem Land gehört er durchaus noch ganzjährig<br />

zum guten Ton, deutlich öfter jedenfalls als in den Städten.<br />

Da man in der Stadt traditionell später zu Abend isst als<br />

auf dem Land, lässt der Aperitif bei den Städtern auch etwas<br />

länger auf sich warten. Wenn also in Paris das Dinner erst<br />

gegen 21.00 Uhr beginnt, kommt ein Aperitif gegen 20.30<br />

Uhr auf den Tisch. Zu diesem Zeitpunkt wird auf dem Land<br />

wahrscheinlich schon abgedeckt: Gegessen wird dort zwischen<br />

19.00 Uhr und 19.30 Uhr, der Aperitif entsprechend<br />

eine halbe Stunde vorher konsumiert.<br />

Wie lange bleibt<br />

man beim Aperitif?<br />

Dazu gibt es keine genaue Regel, alles ist eine Frage<br />

der Situation und Stimmung. Als Faustregel kann<br />

man eine halbe Stunde ansetzen. Das ermöglicht jedem,<br />

ein Gläschen zu trinken und ein paar Snacks zu<br />

knabbern, ohne das eigentliche Mittag- oder Abendessen<br />

im Anschluss zu beeinträchtigten.<br />

Wozu ist ein Aperitif<br />

eigentlich gut?<br />

Mit dem Aperitif stimmt man sich aufeinander<br />

ein, bevor es zu Tisch geht. Freunde<br />

oder Familie kommen zusammen und man<br />

stellt allen Anwesenden eventuell unbekannte<br />

Gesichter vor. Franzosen empfinden dieses<br />

Vorspiel aus kulinarischer Sicht noch nicht<br />

als Bestandteil der Mahlzeit. Das heißt, man<br />

sollte maßvoll bei den Snacks zulangen. Alles<br />

dient dazu, dass man Appetit auf die eigentliche<br />

Mahlzeit bekommt, nicht, um sich satt zu<br />

essen.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Welche Getränke sollte man<br />

als Aperitif servieren?<br />

Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung muss man nicht<br />

über eine gut bestückte Bar verfügen, um einen akzeptablen Aperitif<br />

kredenzen zu können. Lediglich eine minimale Wahlmöglichkeit zwischen<br />

alkoholischen und alkoholfreien Getränken sollte man anbieten.<br />

Franzosen legen hingegen mehr Wert darauf, dass dem Anlass entsprechend<br />

« eine gute Flasche » geöffnet wird, statt mit einem « gewöhnlichen<br />

Getränk » Vorlieb nehmen zu müssen. Gut kommt es an, wenn<br />

man mit der Flasche eine Geschichte liefern kann. Ein Tröpfchen, das<br />

man während des letzten Urlaubs entdeckt hat oder eine Rarität, die<br />

auf einer Weinmesse vorgestellt wurde, sorgen im Freundeskreis garantiert<br />

für gute Stimmung.<br />

Es ist letztendlich nicht so wichtig, ob man Wein, Bier oder einen<br />

stärkeren Alkohol anbietet. Hauptsache, man beweist etwas Sorgfalt<br />

und weiß, mit den rechten Zutaten die Stimmung zu heben.<br />

Wenn man zu einem Geburtstag einlädt oder um ein spezielles<br />

Ereignis zu feiern, kommt als Aperitif ein Glas Champagner in die engere<br />

Wahl. Manche Familien, vor allem auf dem Land, heben sich den<br />

Champagner dagegen bis zum Dessert auf. Hier kann letztlich jeder<br />

so vorgehen, wie er will. Das Einzige, was sich nicht als Aperitif eignet,<br />

sind stark zuckerhaltige Getränke, einschließlich Liköre. Denn sie<br />

können den Geschmack der nachfolgenden Speisen beeinträchtigen.<br />

Muss man zu einem Aperitif<br />

unbedingt etwas essen?<br />

Zwar muss man nichts essen, jedoch hat der Brauch,<br />

eine Kleinigkeit zu verzehren, durchaus Sinn: Wer bereits<br />

ziemlich hungrig ist, hält besser durch bis zur eigentlichen<br />

Mahlzeit. Außerdem mildert eine Grundlage die<br />

Wirkung des Alkohols, wenn er auf nüchternen Magen<br />

eingenommen wird. Die Häppchen zum Aperitif dürfen<br />

klein sein, sie sollen ja nur die Zeit überbrücken, bis zu<br />

Tisch gebeten wird.<br />

Als Feinschmecker achten Franzosen darauf, was<br />

sie zum Aperitif essen. Die Zeiten von Chips und anderen<br />

stark verarbeiteten industriellen Produkten sind<br />

passé. Heutzutage werden Oliven, getrocknete Früchte<br />

oder noch besser hausgemachte Snacks bevorzugt,<br />

zum Beispiel Quiche oder Pizza, die in handliche<br />

Portionen geschnitten wurden. Erlaubt ist auch Wurst<br />

und Schinken, vorausgesetzt, der Aufschnitt ist von<br />

guter Qualität. Die einfachsten Dinge sind oft die<br />

beliebtesten: Passend zur guten Flasche darf es auch<br />

eine exzellente Wurst oder Paté sein, gern wieder mit<br />

Geschichte: « vom Metzger unseres Vertrauens » oder<br />

« selbst gezaubert nach einem alten Familienrezept ».<br />

In die Rubrik « Deftiges » passt auch ein guter, luftgetrockneter<br />

Schinken, in dünne Scheiben geschnitten<br />

wird er für viel Zuspruch sorgen.<br />

Wussten Sie schon?<br />

Eingefahrene Gewohnheiten haben ein langes<br />

Leben: Ein Aperitif ist in Frankreich statistisch<br />

gesehen eher Männersache: 55 Prozent der<br />

Männer geben an, mindestens einmal pro<br />

Woche einen Aperitif zu nehmen, nur 41<br />

Prozent der Frauen tun es ihnen gleich. Und<br />

im Gegensatz zu dem, was man von unseren<br />

Nachbarn denken könnte, sind nur vier Prozent<br />

der Franzosen täglich einem Aperitif zugeneigt.<br />

Kulturell überheblich sind die Franzosen in<br />

Sachen Aperitif jedenfalls nicht: Eine Mehrheit<br />

von 54 Prozent denkt, dass der Aperitif keine rein<br />

französische Tradition hat, sondern in anderen<br />

Ländern ebenso beliebt ist.<br />

Während eines Aperitifs redet man natürlich<br />

– aber am wenigsten über Politik. Die Themen,<br />

die am meisten diskutiert werden, sind<br />

nach Meinung von 63 Prozent der Befragten<br />

allgemeiner Natur und Aktualität: persönliche<br />

Geschichten der Anwesenden (39 Prozent), das<br />

Leben in der Nachbarschaft (29 Prozent) und<br />

Neues im Sport (15 Prozent). Erst dann kommt<br />

die Politik mit 13 Prozent, dicht gefolgt von<br />

Klatsch (zehn Prozent), den kleinen indiskreten<br />

Geschichten über berühmte Leute.<br />

Am wichtigsten ist die Atmosphäre beim Aperitif<br />

und weniger, was die Gläser und Teller füllt. 90<br />

Prozent der Befragten geben an, dass es vor<br />

allem darauf ankommt, dass alle integriert<br />

werden und miteinander reden, dagegen ist es<br />

nur für <strong>49</strong> Prozent von Bedeutung, dass jeder gut<br />

essen und trinken kann.<br />

Quelle: IFOP-Umfrage, Mai 2013<br />

Welche Menge an Alkohol<br />

trinkt man als Aperitif?<br />

Auch hier ist alles eine Frage der Ausgewogenheit.<br />

Es geht nicht darum, sich zu betrinken, ganz im Gegenteil.<br />

Meistens reicht die Zeit nur für ein Glas, damit<br />

ist das Limit klar und bei Tisch geht es dann ja gleich<br />

mit Wein weiter. In einigen Regionen Frankreichs ist es<br />

jedoch üblich, seinen ersten Drink zu verdoppeln, also<br />

die gleiche Menge noch einmal zu trinken. In diesem<br />

Fall ist es besser, vorsichtig zu sein und nur kleine Mengen<br />

auszuschenken. Vorsicht bei Hochprozentigem:<br />

Ein Pastis Marseillais wirkt stärker als ein Kir oder ein<br />

Bier, vor allem, wenn man nicht daran gewöhnt ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 81


ART DE VIVRE Rezept<br />

«<br />

Ile<br />

flottante, wörtlich übersetzt « schwimmende<br />

Insel », ist ein großer Klassiker<br />

unter den französischen Desserts. In vielen<br />

französischen Restaurants steht es auf der<br />

Speisekarte. Manche sagen dazu auch Œufs<br />

à la neige (Eischnee). Ursprünglich handelte<br />

es sich um Eischnee, der mit einer Crème<br />

anglaise und auf einer in Likör getränkten<br />

Brioche serviert wurde. Im Laufe der Zeit<br />

fiel die Brioche weg, was das Ganze leichter<br />

verdaulich macht. Mich begeistert neben dem<br />

Geschmack das Aussehen dieses Desserts.<br />

Beim Anfertigen der Karamellhauben sind<br />

der Kreativität keine Grenzen gesetzt.<br />

»<br />

Ile flottante<br />

Für 4 Personen • Vorbereitungszeit: 20 min<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Zutaten<br />

Für die Crème anglaise:<br />

500 ml Milch<br />

65 g Zucker<br />

1 Vanillestange<br />

(alternativ: 1 Packung<br />

Vanillezucker)<br />

4 Eigelb<br />

Für den Eischnee:<br />

4 Eiweiß<br />

40 g Zucker<br />

Salz<br />

Für die Karamellhaube:<br />

75 g Zucker<br />

Zubereitung<br />

Crême anglaise:<br />

• Vanillestange längs aufschneiden<br />

und die Samen herauskratzen.<br />

Anschließend die Schote und<br />

die Samen in die Milch geben<br />

und diese in einem Topf kurz<br />

aufkochen lassen. Alternativ<br />

zur Vanillestange lässt sich auch<br />

Vanillezucker verwenden.<br />

• Währenddessen das Eigelb der<br />

Eier vom Eiweiß trennen. Das<br />

Eigelb und den Zucker in eine<br />

Schüssel geben und mit einem<br />

Schneebesen schlagen, bis das<br />

Eigelb heller wird. Anschließend<br />

langsam die erhitzte Milch unter<br />

ständigem Rühren dazugießen.<br />

• Die Masse in einen Topf umfüllen<br />

und bei schwacher Hitze erwärmen.<br />

Dabei alles mit einem Holzlöffel<br />

gleichmäßig umrühren, bis<br />

die Sauce leicht andickt. Wenn der<br />

weiße Schaum von der Oberfläche<br />

verschwindet oder wenn die Crème<br />

leicht am Löffel kleben bleibt, kann<br />

die Sauce vom Herd genommen<br />

werden. Anschließend alles durch<br />

ein Sieb gießen, abkühlen lassen<br />

und in den Kühlschrank stellen.<br />

Eischnee:<br />

• Ein wenig Wasser in einem Topf<br />

zum Kochen bringen. Währenddessen<br />

eine Prise Salz zum Eiweiß<br />

geben und das Eiweiß zu Eischnee<br />

schlagen. Anschließend den<br />

Zucker hinzugeben und weitere<br />

fünf Minuten kräftig schlagen.<br />

• Mit Hilfe von zwei Esslöffeln kleine<br />

Eischneehaufen bilden und ins<br />

siedende Wasser legen. Darauf achten,<br />

dass sie sich im Wasser nicht<br />

berühren. Nach 45 Sekunden den<br />

Eischnee mit einem Schaumlöffel<br />

aus dem Wasser nehmen, abtropfen<br />

lassen und zur Seite legen.<br />

Karamellhaube:<br />

• In einem Topf bei mittlerer Hitze<br />

den Zucker ohne Zutun von<br />

Wasser karamellisieren lassen.<br />

• Anschließend mit einem Esslöffel<br />

eine Portion herausnehmen und auf<br />

einer umgekehrten Kelle ein Muster<br />

nach Wahl gießen. Da die Kelle<br />

kalt ist, wird die Flüssigkeit alsbald<br />

erstarren. Anschließend die Kelle<br />

umdrehen und die Karamellhaube<br />

vorsichtig von der Kelle lösen.<br />

• Die kalte Crème anglaise in vier<br />

Dessertschalen gießen. Anschließend<br />

die Eischneehaufen<br />

gleichmäßig auf die vier Portionen<br />

verteilen. Zum Schluss die Karamellhaube<br />

darauf dekorieren. Das<br />

Dessert kann serviert werden.<br />

Tipp<br />

• Anstelle der Karamellhaube<br />

kann man auch zerkleinerte<br />

Pralinen, in Stücke geschnittene<br />

Mandeln oder Streifen von<br />

Limonenschalen verwenden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 83


ART DE VIVRE Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC<br />

Teil 12: Die AOC Aquitaniens<br />

Aquitanien zeichnet sich durch seine Lage zwischen dem Atlantischen Ozean im Westen,<br />

den weitläufigen Kiefernwäldern der Landes im Hinterland der Küste und den hohen Bergen<br />

der Pyrenäen im Süden aus. 130 regionale Produkte genießen einen AOC-/AOP-Status. Das<br />

Gros der kontrollierten Herkunftsbezeichnungen entfällt auf Weine. Aber auch ein paar<br />

AOC-Lebens mittel kommen aus der Region, selbst wenn deren Hauptproduktionsgebiete<br />

teilweise in Nachbarregionen liegen. Unterm Strich wird die Region ihrem Ruf gerecht, eine<br />

Hochburg für Weinliebhaber und Feinschmecker zu sein.<br />

Weine<br />

Aquitanien ist die Heimat eines der wichtigsten und berühmtesten Weinanbaugebiete<br />

der Welt, das Bordelais. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass rekordverdächtige<br />

113 Weine aus der Region das AOC-Siegel auf ihren Flaschen tragen. Dazu<br />

zählen weiße, roséfarbene und rote Bordeaux-Weine genauso wie die Appellationen<br />

« Bergerac », « Buzet », « Graves », « Loupiac », « Montbazillac » und « Margaux ». Sie<br />

alle zusammen sorgen dafür, das Aquitanien für seine Weine weltbekannt ist.<br />

Weinbrände<br />

In Aquitanien gedeihen nicht nur exquisite Weine. Die Region partizipiert auch<br />

an der Herstellung von zwei prominenten Weinbränden, die primär mit den Nachbarregionen<br />

Poitou-Charentes und Midi-Pyrénées in Verbindung gebracht werden:<br />

Cognac und Armagnac. Zwischen beiden Weinbränden gibt es Ähnlichkeiten,<br />

beispielsweise kommen in beiden Fällen Reben der Sorte Ugni Blanc zum Einsatz.<br />

Bedeutende Unterschiede existieren dagegen hinsichtlich der Destillierung und<br />

des Geschmacks. Armagnac wird hauptsächlich im Departement Gers produziert,<br />

das zur Region Midi-Pyrénées gehört, Cognac in den Departements Charente und<br />

Charente-Maritime der Region Poitou-Charentes. Ein Teil der Reben stammt aber<br />

jeweils von Weinbergen auf aquitanischem Boden.<br />

Äpfel & Nüsse<br />

Nüsse haben im Périgord, das Teil Aquitaniens ist, eine lange Tradition. Man hat Nachweise<br />

davon bereits in den Siedlungen der Cro-Magnon-Menschen gefunden. Im 10. Jahrhundert<br />

nutzten Bauern Nüsse als Zahlungsmittel, um Schulden zurückzuzahlen. Drei Jahrhunderte<br />

später galt Nussöl als fast genauso wertvoll wie Gold. Nüsse aus dem Périgord sind heute der<br />

« Rolls-Royce » unter den französischen Nüssen. Ihr Anbau unterliegt strengen Regeln. Wie<br />

beim Wein gibt es für diese Nüsse auch die Variante « primeur ». Darunter versteht man Nüsse,<br />

die im Inneren noch weich sind und die bis spätestens 15. Oktober eines Jahres geerntet wurden.<br />

Beim Obst profitiert die Region außerdem vom benachbarten Limousin. Da der berühmte als<br />

AOC geadelte « Pomme de Limousin » zum Teil auch auf aquitanischem Territorium gedeiht,<br />

darf sich die Region ebenfalls damit schmücken.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Gewürze<br />

Seitdem der Piment d’Espelette im Jahr 2000 mit dem AOC-Siegel und<br />

2012 mit dem europäischen Pendant AOP ausgezeichnet wurde, geht es mit<br />

der lokalen Wirtschaft des namensgebenden Pyrenäendorfes bergauf. Schon<br />

immer waren die weißen Häuser mit roten Fensterläden des Dorfes eine Sehenswürdigkeit,<br />

da in den Gassen die Chilischoten malerisch zum Trocknen<br />

aufgehängt werden. Seit der Auszeichnung strömen noch mehr Neugierige in<br />

den Ort südöstlich von Bayonne. Es heißt sogar, dass die Immobilienpreise gestiegen<br />

seien, da es immer mehr Interessenten gebe, die den Ezpeletako biperra,<br />

wie die Chilisorte auf Baskisch heißt, selbst herstellen wollen. Das « rote Gold »<br />

von Espelette generiert einen Jahresumsatz von rund zehn Millionen Euro. Das<br />

weckt Begehrlichkeiten, zumal der Herstellungsprozess keine großen Investitionen<br />

erfordert. Der Piment d’Espelette wird als Pulver oder als Strang verkauft,<br />

der mindestens aus 20 Schoten, manchmal aber auch aus bis zu 100 Schoten<br />

besteht. Als Pulver ersetzt er gerne den Pfeffer beim Würzen einer Speise. Als<br />

Schote, frisch oder getrocknet, wird er üblicherweise in Stücke geschnitten und<br />

zur Bereicherung von Saucen und Schmorgerichten eingesetzt.<br />

Käse & Butter<br />

Der Ossau-Iraty kommt aus dem Béarn und dem Baskenland und ist der<br />

Star der lokalen Käsesorten. Der Schafskäse wird vor allem im Departement<br />

Pyrénées-Atlantiques produziert, aber auch in ein paar Kommunen im Departement<br />

Hautes-Pyrénées, das bereits zur Region Midi-Pyrénées gehört.<br />

Seinen Namen hat er vom Iraty-Wald, einem der größten Buchenwälder<br />

Europas. Seit den 1970er-Jahren kämpften die Hersteller darum, dass der<br />

Käse nicht nur eine Variante des Roqueforts wurde, sondern seine eigene<br />

kontrollierte Herkunftsbezeichnung bekam. 1980 war es soweit und der<br />

Ossau-Iraty erhielt sein AOC-Siegel. Außerdem darf sich Aquitanien mit<br />

den AOC-Produkten Rocamadour (Käse) sowie Beurre de Charentes-Poitou,<br />

Beurre de Charente und Beurre des Deux-Sèvres (alles Buttersorten) schmücken.<br />

Zwar findet deren Produktion vornehmlich in Nachbarregionen statt, ein<br />

Teil der Milch kommt aber auch aus Aquitanien.<br />

AOC & AOP<br />

Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />

europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />

AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />

Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />

ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />

nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />

wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />

bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />

Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />

sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />

werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />

d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />

Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />

verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />

eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />

Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />

sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />

Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />

wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />

einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />

Bisher erschienen: Auvergne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38), Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), Bretagne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40), Rhône-Alpes<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41), Elsass (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42), Korsika (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43), Provence-Alpes-Côte d’Azur (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44), Pays<br />

de la Loire (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45), Burgund (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46), Franche-Comté (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47), Limousin (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48)<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 85


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Wenn es eine Sache<br />

gibt, die von allen<br />

französischen Regionen<br />

in den Vordergrund<br />

gestellt wird, dann ist es<br />

die Behauptung, dass man<br />

in der eigenen Region gut<br />

essen könne. Überall im Land<br />

ist man stolz auf die lokale<br />

Küche, auf regionale Produkte<br />

und Besonderheiten in der<br />

Zubereitung, auf die Kunst, die<br />

Nahrungsaufnahme als ein Erlebnis<br />

zu inszenieren. Gut zu essen, ist eines der<br />

wichtigsten Bedürfnisse der Franzosen. Doch<br />

obwohl dies für das ganze Land gilt, gibt es unter<br />

den 22 Regionen Frankreichs eine, wo sich kulinarische<br />

Genüsse ganz besonders zu Hause fühlen dürfen: in den Pays-de-la-Loire.<br />

Schon seit Jahrhunderten pflegt man in der Region ohne viel Aufsehen eine<br />

raffinierte Kochkunst. Diese Tradition erlaubt den Pays-de-la-Loire auch heute,<br />

Besucher mit etwas so Universellem wie dem Essen zu überraschen.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Die Loire, Frankreichs mythischer Fluss, spielte in<br />

der Entwicklung des Landes zur Feinschmeckernation<br />

eine wichtige Rolle. Angefangen hat es in<br />

einem westlichen Abschnitt des Flusses in der Region<br />

Centre im 15. Jahrhundert. 1483 wurde im Manoir de la<br />

Devinière unweit von Chinon ein Junge geboren, der später<br />

einer der berühmtesten Schriftsteller Frankreichs wurde<br />

und einer, der die französische Sprache nachhaltig prägte:<br />

François Rabelais.<br />

Der überzeugte Humanist und aufgeschlossene Autor<br />

schuf in einem Romanzyklus die Figur « Gargantua », einen<br />

Riesen, der einen unendlichen Appetit hat und alles<br />

verschlingt, was ihm vor den Mund kommt – im eigentlichen<br />

wie im übertragenen Sinne. Rabelais’ Held lebt<br />

inmitten des Volksstammes der « Gastrolatres », für die die<br />

Nahrungsaufnahme Hauptbestandteil ihres Lebens ist,<br />

womit sie den ganzen Tag beschäftigt sind. Sie leben, um<br />

zu essen. Von dem Wort « Gastrolatres » zur Bezeichnung<br />

« Gastronomie » ist es kein großer Schritt mehr. Ein Teil<br />

des Ursprungs für dieses Wort liegt also an dieser Stelle<br />

des Flusses.<br />

Zum ersten Mal erwähnt wurde das Wort aber weiter<br />

flussaufwärts, weiter südöstlich im Land, wo die Quelle<br />

der Loire liegt. 1760 wurde in dem kleinen Dorf Saint-<br />

Symphorien-de-Lay im Departement Loire in der Region<br />

Rhône-Alpes Joseph de Berchoux geboren. Ein heute fast<br />

vergessener Dichter, der aber für den Ursprung des Wortes<br />

« Gastronomie » verantwortlich ist.<br />

Er veröffentlichte 1801 das Gedicht « La Gastronomie<br />

ou l’homme des champs à table » (dt. « Die Gastronomie<br />

oder die Landmenschen zu Tisch »), das in vier Teile<br />

untergliedert ist: « Histoire de la cuisine des anciens »<br />

(dt. « Geschichte der Küche der Vorfahren) », « Premier<br />

service » (dt. « Erster Service »), « Second service » (dt.<br />

« Zweiter Service) » und « Dessert » (dt. Nachtisch). Eine<br />

Speisenabfolge, die sich zum Grundkonzept der französischen<br />

Küche entwickelte und seit 2010 zum immateriellen<br />

Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Berchoux grenzte<br />

sich mit seinem Gourmetansatz dabei auch von der<br />

Völlerei in Rabelais’ Werk ab.<br />

Es ist auf jeden Fall die Loire, der Fluss<br />

aller Flüsse Frankreichs, wo die Gastronomie<br />

im Sinne der Feinschmeckerei<br />

geboren wurde. Vielleicht<br />

sind es deshalb auch die Paysde-la-Loire,<br />

wo man sich<br />

dem guten Essen ganz<br />

besonders verpflichtet<br />

fühlt. In dieser weitläufigen<br />

Ebene entlang<br />

des letzten Abschnittes<br />

der Loire<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 87


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Oben: Feinschmeckermarkt in Nantes während des « Festival<br />

des goûts uniques 2012 ». Unten: Der Keks « LU », für den Nantes<br />

bekannt ist. S. 86: Beim « Festival des goûts uniques 2012 »<br />

wurde ein großes Dinner im Innenhof des Schlosses der<br />

Herzöge der Bretagne veranstaltet. S. 87 im Uhrzeigersinn:<br />

Traditionelles Restaurant in Clisson. Gemeinsames Essen in<br />

Angers während des « Festival des goûts uniques 2012 ». Die<br />

« Cantine du voyage » während der « Voyage à Nantes » 2013.<br />

auf ihrem Weg zum Meer liegen die fünf Departements<br />

Mayenne, Sarthe, Maine-et-Loire, Loire-Atlantique und<br />

Vendée.<br />

Auf den fruchtbaren Böden zwischen dem Landesinneren<br />

und dem Ozean gedeihen ganz unterschiedliche<br />

Lebensmittel. Dies spiegelt sich natürlich in der lokalen<br />

Küche wider. Die Gegend rund um Nantes ist bekannt für<br />

Gemüse. Egal ob Karotten, Zwiebeln, Rüben, Lauch oder<br />

Salate, viele Produkte haben im ganzen Land einen hervorragenden<br />

Ruf. Die Vendée ist berühmt für ihre Bohnen<br />

(mogettes) und ihren Schinken ( jambon vendéen). An der<br />

Küste und auch entlang der Loire kommen zudem gerne<br />

Meeresfrüchte auf den Tisch. Die fleur de sel de guérande<br />

ist ein Muss für Feinschmecker.<br />

In den nördlichen und östlichen Landesteilen der<br />

Region dreht sich viel ums Fleisch. Die rillettes du Mans,<br />

ein Brotaufstrich, sind ein Genuss, genauso wie die andouilette,<br />

eine Wurst aus Innereien, oder der boudin blanc,<br />

eine Weißwurst. Angers ist berühmt für sein Kalbfleischgericht<br />

cul de veau au vin blanc et aux morilles oder sein<br />

Gänsefleischgericht oie farcie de Segré aux marrons.<br />

Entlang der Loire beschränkt sich die Liebe zum<br />

guten Essen aber nicht nur auf eine Liste lokaltypischer<br />

Speisen. So ist Tours inzwischen national und international<br />

für Veranstaltungen bekannt, die sich mit dem Essen<br />

beschäftigen. Beispielsweise die « Rencontres François<br />

Rabelais », eine von der Universität der Stadt initiierte<br />

Konferenz, die sich wissenschaftlich dem Thema nähert.<br />

Die Universität hat aus dem Essen sogar eine universitäre<br />

Disziplin gemacht und einen Lehrstuhl eingerichtet, der<br />

sich um das kulinarische Erbe kümmert. Oder das « Euro<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Unsere Dossiers <strong>2014</strong><br />

Gusto », ein Festival, bei dem es um den internationalen<br />

Trend des Slow Food geht.<br />

Überall entlang der Loire gibt es viele gute und zum<br />

Teil innovative Restaurants. Die Stadt Nantes nutzt die<br />

Gastronomieszene sogar als positiven Standortfaktor. Jedes<br />

Jahr gibt die Hauptstadt der Pays-de-la-Loire einen kostenlosen<br />

Gastronomieführer heraus (auch als digitale Version<br />

www.lestablesdenantes.fr), der Restaurants listet, die<br />

mit frischen lokalen Produkten kochen und Weine aus der<br />

Gegend ausschenken. So will man Einheimische und Besucher<br />

für gutes Essen sensibilisieren und die lokale Wirtschaft<br />

unterstützen. Der Führer ist inzwischen so beliebt,<br />

dass er in der Stadt genauso wichtig geworden ist wie die<br />

großen Restaurantführer Michelin und Gault et Millau.<br />

Darüber hinaus wird in Nantes seit 2010 alle zwei<br />

Jahre das « Festival des gôuts uniques » veranstaltet, das<br />

jeweils Tausende von Neugierigen anzieht und für das<br />

unter anderem riesige temporäre Restaurants in der Stadt<br />

eingerichtet werden.<br />

Außerdem wurde während der jährlichen Veranstaltung<br />

« Le voyage à Nantes » letzten Sommer eine « Cantine<br />

du voyage » eröffnet, die ein Zentrum des geselligen<br />

Zusammenseins und des guten Essens wurde. Es gab<br />

dort ein Restaurant, einen Feinkostladen mit kulinarischer<br />

Buchhandlung, einen Abendmarkt und Platz<br />

für Petanque und Tischfußball. Samstagabends wurde<br />

gegrillt und sonntagsmittags verspeiste man gegrillte<br />

Hähnchen in großer Runde. Nächsten Sommer wird<br />

man wieder etwas Ähnliches erwarten dürfen.<br />

Alles Initiativen, die man eher aus anderen Trendstädten<br />

wie Berlin kennt als von französischen Orten und<br />

die zeigen, das gutes Essen nicht immer auch gleichzeitig<br />

kostspielig sein muss. Ohnehin ist es für die Restaurants<br />

der Gegend typisch, dass sie gerne mit simplen Zutaten<br />

experimentieren. Ausgangspunkt ist dann meist ein typisches<br />

lokales Produkt, das in einen neuen, vielleicht<br />

ungewöhnlichen Kontext gestellt wird. Gerne spielen die<br />

Köche mit unterschiedlichen Geschmacksnoten, egal ob<br />

es sich um die Sternegastronomie oder das Restaurant<br />

um die Ecke handelt.<br />

Daher verwundert es nicht, dass sich Wochenmärkte<br />

in der Region unverändert großer Beliebtheit erfreuen,<br />

egal ob in Städten wie Laval, Le Mans, Angers, Nantes,<br />

Saumur und La Roche-sur-Yon oder in Dörfern wie<br />

Clisson. Oft kann man auf diesen Märkten früh am<br />

Morgen auch die lokalen Küchenchefs treffen und beobachten,<br />

wie die Händler bereits die besten Produkte für<br />

die Gastronomen reserviert haben.<br />

Natürlich gilt dies alles nicht nur für die Pays-dela-Loire.<br />

Doch gerade in dieser Region gehört die gute<br />

Küche wie ganz selbstverständlich zum Leben. Es handelt<br />

sich nicht um einen prätentiösen Ansatz. Außerdem<br />

ist man für Innovationen offen. François Rabelais würde<br />

sich sicherlich darüber freuen. Sein Riese « Gargantua »<br />

würde, wenn er diesen Artikel lesen könnte, wahrscheinlich<br />

schreien: « A table! ».<br />

1/<strong>2014</strong> Frühjahr<br />

1914 – Beginn des Ersten<br />

Weltkrieges<br />

2/<strong>2014</strong> Sommer<br />

814 – Der Tod von Karl<br />

dem Großen<br />

3/<strong>2014</strong> Herbst<br />

Euro(pa) – Euro(pe)<br />

4/<strong>2014</strong> Winter<br />

Deutsch-französische<br />

Vorurteile<br />

www.dokumente-documents.info


Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

14<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Oscar Niemeyer: Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris: MétaLmorphoses, die Geburt eines neuen<br />

Stadtteils<br />

Monnaie de Paris: Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern: Tipps für einen Städtebesuch mit dem<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in<br />

Paris<br />

Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />

mit einzigartigem Garten<br />

Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Calais: Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse: Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé: Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />

Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Hotel<br />

Pasino Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Abbaye de Murbach: Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller: Ein Fahrstuhl für Schiffe 45<br />

48<br />

42<br />

41<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Musée Lalique: Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Maison de Robert Schuman: Zu Besuch bei einem der Väter<br />

des vereinten Europas<br />

Genuss: Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />

Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />

Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />

Hotel<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />

Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône: Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Maison de Louis Pasteur: Ein Dorf im Fokus der Wissenschaft 43<br />

Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein<br />

Wanderparadies<br />

Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen<br />

Provinzstadt<br />

Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen<br />

erlaubt ist<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Cheverny: Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Hotel<br />

Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Oscar Niemeyer: Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel: Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Normandie: Heimat des Impressionismus 45<br />

Genuss: Die AOC der Normandie 39<br />

44<br />

42<br />

40<br />

44<br />

41<br />

35<br />

34<br />

32<br />

10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />

Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />

Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Hotel<br />

Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ploumanac’h: Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné:<br />

Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />

Ile de Bréhat 29<br />

Hotel<br />

Castel Beau Site, Ploumanac’h 48<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Ile d‘Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d‘Aix, Fort Boyard: Reif<br />

für die Insel(n)<br />

Loire-Mündung: Kunst am Fluss 45<br />

Nantes: Im Westen viel Neues 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen<br />

Fassaden<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />

Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />

Hotel<br />

Hôtel Napoléon, Ile d‘Aix 46<br />

Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Wein: Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux 2.0 46<br />

32<br />

47<br />

45<br />

32<br />

32<br />

46<br />

43<br />

42


Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Chantals Rezept: Cannelés 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Wein: Château Bardins 37<br />

Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Genuss: Gâteau basque 34<br />

Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches<br />

Schmuckstück<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Clermont-Ferrand: Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Toulouse: Zu Besuch bei Airbus 46<br />

Östliche Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Gouffre de Padirac: Der Erdmitte ein Stückchen näherkommen 44<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Pastell: Das blaue Gold 43<br />

Guéwen a testé... Pastellworkshop 43<br />

Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Hotel<br />

Grand Hôtel Le Turenne, Périgord 47<br />

Le Grand Balcon, Toulouse 42<br />

Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Montélimar & Umgebung: Eine Reise zwischen gestern und 46<br />

morgen<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Lyon & Umgebung: Eine Reise zu den städtebaulichen Utopien<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

Wellness in den Bergen: Nach dem Sport die Erholung 43<br />

Tradition: Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein: Clairette de Die 42<br />

Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />

Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />

Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Hotel<br />

Cour des Loges, Lyon 44<br />

Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />

Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />

Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

45<br />

32<br />

36<br />

44<br />

44<br />

40<br />

39<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Saint-Guilhem-le-Désert: Wenn ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung: Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Pyrenäen: Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Hotel<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Monaco: Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Grasse: Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Les Baux-de-Provence: Die unerwarteten Reize eines viel<br />

besuchten Dorfes<br />

Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Drôme-Tal: Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Orange: Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

10 Ideen... für die Provence 39<br />

Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das<br />

kleine Gebirge<br />

Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />

Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />

Hotel<br />

Mas du Grand Vallon, Côte d’Azur 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />

B Design & Spa, Le Paradou 39<br />

Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />

Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC Korsikas 43<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Weitere Themen<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Fußball-EM 2016: Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

Stadtentwicklung: Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

47<br />

36<br />

32<br />

23<br />

44<br />

44<br />

43<br />

39<br />

36<br />

34<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele:<br />

Ein Markt mit Steigerungspotential<br />

Verkehr: Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />

Gewalt auf Korsika: Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Shopping: Winterschlussverkauf, der andere Wintersport 43<br />

Interview: Michel Chevalet, der Mann, der den Franzosen die<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität: Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung: Libérez les menhires 42<br />

Interview: Jean Viard, der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Berufe: Simone Hérault, die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten: Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild: Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Berufe: Die Unsterblichen, die 40 Wächter der französischen<br />

Sprache<br />

Berufe: Der Präfekt, lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Berufe: Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Berufe: Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Spendenbereitschaft: Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

Ladenöffnungszeiten: Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Frauen: Madame Glückspilz? Die Situation der französischen<br />

Frauen<br />

Serie: Städtevergleich (2): Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Serie: Städtevergleich (1): Lyon versus Marseille 31<br />

Mona Ozouf: Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Es lebe die Elite!: Frankreichs Grandes Ecoles 29<br />

Fußball: Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 29<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

Krieg auf vier Rädern: Die Debatte um das Quad 27<br />

Versailles: Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Gedenkkultur: Darf der Staat in die Geschichtsschreibung<br />

eingreifen?<br />

Politik<br />

Verkehrspolitik: Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Hochschulpolitik: Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Deutsch-Französische Freundschaft: Wenn eine Freundschaft<br />

zum Ritual wird<br />

Interview: Gregor Gysi und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse: Alles nach links 41<br />

Medien: Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Volksabstimmungen: Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy: Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande: Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Präsidentschaftswahl 2012: Die Kultur als Wahlkampfthema 35<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Laizität: Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV: Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich<br />

leisten?<br />

Marine Le Pen: Das «neue» Gesicht des französischen<br />

Rechtsextremismus<br />

Staatsbankette: Wenn die Politik durch den Magen geht 29<br />

Plages de gauche, plages de droite: Urlaub in politischen<br />

Farben<br />

Frankophonie: Eine Situationsanalyse 28<br />

In Mamas oder Papas Fußstapfen: Kinder französischer<br />

Politiker in der Politik<br />

Frédéric Mitterrand: Der neue französische Kulturminister 23<br />

Licht und Kerzen: Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum 23<br />

Umweltpolitik: Frankreich wagt die erneuerbaren Energien 20<br />

Subventionen: Wissen die Franzosen die EU überhaupt zu<br />

schätzen?<br />

Wirtschaft<br />

Monnaie de Paris: Pessac, hinter den Kulissen der Euro-<br />

Münzprägung<br />

Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

45<br />

43<br />

42<br />

39<br />

32<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

44<br />

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34<br />

32<br />

28<br />

27<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

47


Tourismus: Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Tourismus: Futuroscope, Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Austernkrise: Sterben Frankreichs Austern aus? 32<br />

Guide Michelin: Eine Deutsche an der Spitze der französischen<br />

Gastronomiebibel<br />

Olympia 2012: Wie Frankreichs Norden von den Spielen in<br />

London profitieren will<br />

Flughäfen: Welche Zukunftsperspektiven haben Frankreichs<br />

Flughäfen<br />

Kunst & Kultur<br />

Musée Matisse: Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Interview: Götz Alsmann in Paris 46<br />

Interview: Patricia Kaas 45<br />

Museen: Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013: Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

ST-ART: Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens mit<br />

einzigartigem Garten<br />

Französisches Historisches Museum: Ein Projekt schlägt hohe<br />

Wellen<br />

Pariser Philharmonie: Wenn Politik von der Realität eingeholt<br />

wird<br />

Mémorial Caen: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Jean Cocteau an der Côte d'Azur: Jean Cocteau zwischen<br />

Nizza und Menton<br />

Die afrikanische Seele von Paris: Interview mit Alain<br />

Mabanckou<br />

Chanson: Dalida, unsterbliche Ikone des französischen<br />

Chansons<br />

Lebensart<br />

Tradition: Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol: Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Shopping: Le Bon Marché, eine Pariser Institution feiert ihren<br />

160. Geburtstag<br />

Bunte Töpfe: Keramik aus Vallauris 28<br />

Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Burgunds 46<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Trüffel in Sarlat-la-Canéda: Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Provence-Alpes-Côte<br />

d’Azur<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC Korsikas 43<br />

29<br />

27<br />

21<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

43<br />

35<br />

31<br />

31<br />

28<br />

27<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

41<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

44<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC: Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes: Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Nougat: Süßigkeit aus Montélimar 35<br />

Gâteau basque: Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 21<br />

Ti'Punch & Planteur: Der Charme der Antillen in zwei Cocktails 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (4): Weinbars<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (3): Ungewöhnliche Restaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen<br />

Hauptstadt (2): Restaurants mit Ausblick<br />

Esskultur: Fastfood erobert Frankreich 23<br />

Poulet de Bresse: Ein Huhn, ein Mann, eine Leidenschaft 20<br />

Weine & Spirituosen<br />

Weinfarbe: Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Ratgeber: Die Kunst des Karaffierens und Dekantierens 45<br />

Les Grés de Montpellier 44<br />

Picon: «Un Picon-Bière, s'il vous plaît» 43<br />

Cognac: Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen<br />

Fassaden<br />

Clairette de Die: Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung: Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier: Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac: Das «mediterranste» Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit: Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort: Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins: Ein kleines Familien-Weingut in Pessac-<br />

Léognan<br />

Cognac: Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Saint-Véran: Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />

Vinexpo: Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />

Chinon: Ein Wein für alle Fälle 34<br />

Crème de Cassis: Ein Getränk, das kein großes Brimborium<br />

um sich macht<br />

Saint-Pourçain: Wein von der Tafel der Mächtigen 29<br />

31<br />

29<br />

28<br />

27<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

42<br />

37<br />

32<br />

Vin jaune & Vin de Paille: Die geheimnisvollen Weine des<br />

Juras<br />

Rum: Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Bier: Ein überraschend französisches Produkt 20<br />

Chantals Rezepte<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Quiche sans pâte 44<br />

Coq au vin 43<br />

Poires safranées et ses tuiles à l'orange 42<br />

Cannelés 41<br />

Gazpacho de tomate 40<br />

Crème brûlée à la fleur d'oranger 39<br />

Velouté de laitue 38<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Liqueur d'estragon 36<br />

Gratin dauphinois 35<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Huitres chaudes à la fondue de poireaux et son sabayon 32<br />

Parmentier de canard 31<br />

Moules à la crème 29<br />

Soupe de fraises 28<br />

Méli-Mélo d’avocat et melon 27<br />

Baba au rhum 23<br />

Jarrets de porc à la sauge et au romarin 20<br />

27<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften<br />

Ausgaben, finden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

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Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />

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KULTURSCHOCK<br />

Ich habe<br />

alle Zeit des<br />

Sommers!<br />

Wie man in französischen<br />

Supermärkten einen<br />

Rausschmiss riskiert<br />

Supermärkte sind zum Einkaufen super einfach.<br />

Weltweit läuft das schließlich nach den gleichen Regeln:<br />

Waren selbst aus dem Regal nehmen und in<br />

den Korb legen, zur Kasse fahren, bezahlen, fertig. Und das<br />

Ganze auch noch schnell. Doch halt, zumindest in Sachen<br />

Tempo muss man in Frankreich deutliche Abstriche machen,<br />

wenn es ums Kassieren und Bezahlen geht. Nirgendwo<br />

sonst auf der Welt erscheinen mir Verkäuferinnen derart<br />

unmotiviert und entsprechend langsam beim Vorbeischieben<br />

der Ware an den Scannern. Egal, wie lang die<br />

Schlange wird, das Personal ist die Ruhe selbst und das<br />

Wort Eile ist ihm definitiv unbekannt. Auch die Kunden<br />

stehen lammfromm an und keiner käme auf die Idee, die<br />

Öffnung einer weiteren Kasse zu verlangen oder zu maulen.<br />

Ganz anders scheint mir die Situation in Deutschland<br />

zu sein. Ob Aldi, Lidl oder Penny – in hohem Tempo wird<br />

der Einkauf des Kunden über das Kassenband befördert.<br />

Man schafft es kaum, die Dinge einzupacken oder wieder<br />

in den Korb zu legen, schon heißt es: « 39,90! Mit Karte<br />

oder bar? » Ist man nicht schnell genug, etwa beim Geld<br />

hervorkramen, gibt es einen kollektiven, gereizten Blick<br />

der anderen Einkäufer. Um das Portemonnaie zu suchen,<br />

hatte man ja genug Zeit, als man an der Kasse anstand.<br />

Gnadenlos geht es weiter, der Nächste ist dran.<br />

Eigentlich ist gar nicht nachvollziehbar, wieso die sicherlich<br />

nicht übermäßig bezahlten Kassierdamen und<br />

-herren einen solchen Tempo-Ehrgeiz an den Tag legen.<br />

Deutsche Effizienz, die uns im Blut liegt? Die man einfach<br />

drauf hat, ob bezahlt oder freiwillig, wie seitens der Kunden,<br />

die freiwillig vorsortieren und möglichst schnell aus<br />

der Kassenzone verschwinden? Ein Phänomen. Das Tempo<br />

an der Kasse nimmt übrigens merklich ab, sobald es<br />

sich um die besseren Supermärkte handelt. Es ist aber immer<br />

noch rasant, wenn man es mit Frankreich vergleicht.<br />

Dass ein gemächliches Tempo für Franzosen ganz<br />

normal und kein Problem ist, durfte ich in einer speziellen<br />

Lektion noch einmal lernen. Dabei kamen mein deutscher<br />

Pragmatismus und leichte Zeitknappheit erschwerend<br />

hinzu. Doch der Reihe nach.<br />

Als ich mich auf dem Rückweg zum Flughafen auf<br />

Korsika befand, ergriff ich die letzte Chance, noch einige<br />

typisch französische Leckereien zu erstehen. Ich hielt<br />

vor einem großen Supermarkt. Schnell hatte ich, ohne<br />

Einkaufskorb, vom Käse bis zur Flasche Wein alles auf<br />

dem Arm und näherte mich der Kassenzone. Drei Kassen<br />

offen, je mit zwei Kunden davor, mit jeweils randvollem<br />

Einkaufswagen. Ich entschied mich für die Kasse, wo<br />

einer der anstehenden Kunden lediglich 20 Packungen<br />

Katzenstreu kaufen wollte. Einmal das Produkt an den<br />

Scanner halten, Packungen zählen, mal 20 eintippen und<br />

schon sollte auch eine langsame Verkäuferin diesen Wagen<br />

absolviert haben, dachte ich. Der Katzenstreukäufer<br />

ließ mich zu meiner Überraschung auch noch vor. Umso<br />

besser. Ich packte meine zehn einzelnen Produkte aufs<br />

Band. Und hatte nun Zeit, den Kassierprozess mit der<br />

einzigen Kundin vor mir zu beobachten.<br />

Mit Bedacht nahm die Kassiererin die einzelnen Waren<br />

in die Hand und scannte die Preise. Insgesamt achtmal<br />

kamen ihr irgendwelche Aufkleber für Sofortrabatt in die<br />

Quere. Bei dieser typisch französischen und furchtbar<br />

zeitfressen Marketing-Nummer muss das Personal an der<br />

Kasse zur Aktivierung der Ermäßigung stets irgendetwas<br />

anderes tun, mal scannen, mal was tippen, mal in ein Heftchen<br />

schauen und eine Zahlenkombination abgleichen.<br />

Auf jeden Fall musste meine Kassiererin die Aufkleber<br />

abziehen. Doch nichts Hilfreiches war zur Hand, also mit<br />

spitzen Fingernägeln fummeln. Ab und zu galt es, einen<br />

nicht funktionierenden Strichcode per Hand abzutippen.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Dann kommt die erste ausgefallene Ware, wo auch die erfahrene<br />

Verkäuferin nicht sofort den Preis kennt: Was kosten<br />

denn diese Woche die Kartoffeln? Fix – äh, natürlich<br />

in aller Ruhe – mal im Handbuch nachsehen…<br />

Ich sehe den Berg der noch nicht gescannten Waren<br />

und mir fällt schlagartig ein, wo ich bin: in einem französischen<br />

Supermarkt. Effizienz adé. Und dann noch<br />

diese zusätzliche Zeitlupe, die wohl häufig auf heißen<br />

Mittelmeerinseln das Bewegungsmuster der Menschen<br />

bestimmt. Ich kalkuliere, wieviel Zeit mir bis zu meinem<br />

Flug noch bleibt. Das könnte knapp werden. Doch<br />

schließlich sind alle Waren eingescannt, ich schöpfe<br />

Hoffnung. Die Kundin reicht jetzt drei unterschiedliche<br />

Gutscheine herüber, von vorherigen Einkäufen und aus<br />

Anzeigen in der Zeitung. Das darf doch nicht wahr sein!<br />

Ein klarer Fall von Coupon-Pest, die uns in Deutschland<br />

in dieser verschärften Form bisher erspart blieb. Die Kassiererin<br />

bearbeitet jeden Gutschein mit der gebührenden<br />

Intensität. Weitere drei Minuten vergehen. Endlich ist der<br />

endgültige Betrag ermittelt: 287 Euro. Der Wagen war<br />

wirklich voll.<br />

Erleichtert atme ich auf, doch zu früh gefreut. Die<br />

Kundin denkt gar nicht ans Bezahlen, sondern beginnt,<br />

im Schneckentempo kleine Einkaufstaschen hervorzukramen.<br />

Diese sollen wohl die vor ihr liegenden Einkäufe<br />

für die nächsten drei Monate aufnehmen. Wie lange soll<br />

das jetzt dauern? Das Missverhältnis von Stauraum und<br />

Warenmenge fällt mir sofort auf. Könnte sie nicht wenigstens<br />

alles in den Einkaufswagen werfen und beiseite<br />

fahren? Mir platzt jetzt doch der Kragen. Ich suche mein<br />

Schulfranzösisch zusammen und sage möglichst höflich:<br />

« Könnten Sie bitte schon mal bezahlen, damit ich drankommen<br />

kann? » Wie bitte!? Lag es an meiner schlechten<br />

Aussprache oder an meiner Unverschämtheit, das Unmögliche<br />

zu verlangen? Sowohl die Kundin als auch die<br />

Kassiererin schauen mich entgeistert an.<br />

« J’ai tout le temps d’été! » bekomme ich von der Dame<br />

mit dem 287 Euro-Korb an den Kopf geworfen. Sie habe<br />

alle Zeit des Sommers. Den Rest verstehe ich nicht genau,<br />

nur, dass sie sich das nicht bieten lassen muss und<br />

in aller Ruhe ihren Einkauf verstauen werde. Auch die<br />

Verkäuferin ist erbost. Sie klärt mich energisch auf, dass<br />

für Menschen mit solcher Eile die Schnellkasse gedacht<br />

sei. Ich schaue mich nochmals um und frage mich, wie<br />

eine andere Kasse schneller sein kann, wenn dort Kunden<br />

mit ebensolchen, randvollen Einkaufswagen stehen wie<br />

hier. Ein Schild mit « Bitte maximal zehn Produkte » oder<br />

ähnliches entdecke ich auch nicht.<br />

Bescheiden stammele ich eine Entschuldigung vor<br />

mich hin. Die Kundin ist indessen so großzügig, ihre Kreditkarte<br />

einzuschieben und die Bezahlung abzuschließen.<br />

Gott sei Dank, ich bin dran! Mein Minikauf geht übers<br />

Band. Obwohl ich sofort alles in eine Tüte packe, werde<br />

ich lautstark ermahnt, die Kundin « nicht zu derangieren »<br />

oder ihre Waren zu verschieben, die sie nun gemütlich<br />

einpackt. Kundin und Verkäuferin sind weiterhin lebhaft<br />

im Gespräch über mich und dieses ungehobelte Auftreten.<br />

Hilfe, was habe ich angerichtet! Mit unbarmherziger<br />

Effizienz störte ich die lokale Einkaufskultur. Ich wollte<br />

mit System und « Mitdenken » die Dinge beschleunigen,<br />

die außer mir niemand beschleunigen will.<br />

Nun, die Sache habe ich lebend überstanden, ich renne<br />

aus dem Supermarkt zum Auto. Nicht auszudenken, wenn<br />

ich den Mann mit dem Katzenstreu auch noch vor mir<br />

gehabt hätte. Auch der meines Erachtens einfachste Kassiervorgang<br />

hätte hier wohl eine ungeahnte, zeitraubende<br />

Wendung genommen und mein Flugzeug wäre ohne mich<br />

abgeflogen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Guéwen a testé …<br />

... Segway-Fahren<br />

Schon seit einigen Jahren sieht man auf Frankreichs Straßen<br />

Segways. Bisher war ich jedoch nie auf die Idee gekommen,<br />

dieses ungewöhnliche Fortbewegungsmittel selbst auszuprobieren,<br />

bis ich mit einem Kollegen auf Geschäftsreise war<br />

und er Schmerzen im Knie hatte. Ein Segway wurde plötzlich<br />

die rettende Idee, die Stadt trotzdem zu erkunden.<br />

Was ist ein Segway?<br />

Wie teuer ist eine Anmietung?<br />

Der Segway ist ein elektrisch<br />

angetriebenes Transportmittel für<br />

eine Person, das über zwei Räder,<br />

aber nur eine Achse verfügt. Man<br />

kann damit bis zu 20 Stundenkilometer<br />

erreichen, ohne sich<br />

verausgaben zu müssen. Je nach<br />

Modell beträgt die Reichweite<br />

bis zu 40 Kilometer. Zum<br />

Wiederaufladen der Batterien<br />

braucht man nicht mehr als eine<br />

Steckdose.<br />

Braucht man einen<br />

Führerschein?<br />

In Frankreich ist kein Führerschein<br />

für das Fahren mit einem<br />

Segway erforderlich. Man<br />

muss allerdings mindestens 14<br />

Jahre alt sein und sollte zwischen<br />

45 und 120 Kilo wiegen.<br />

Wo kann<br />

man Segways mieten?<br />

In fast allen französischen Städten, insbesondere in denen,<br />

die gerne von Touristen besucht werden, findet man<br />

inzwischen Läden, die Segways vermieten. Oft hilft ein<br />

Blick auf die Internetseite der örtlichen Tourismuszentrale,<br />

um die nächste Verleihstation zu finden. Viele Orte stellen<br />

dieses ungewöhnliche Angebot für Erkundungstouren inzwischen<br />

in den Vordergrund. In den meisten Fällen ist es<br />

möglich, Segways das ganze Jahr über anzumieten. Aber<br />

natürlich macht eine Tour mehr Spaß, wenn es draußen<br />

schön und warm ist.<br />

Das variiert natürlich von Verleiher<br />

zu Verleiher und von Stadt zu<br />

Stadt. Grob sollte man mit 30 Euro<br />

pro Stunde rechnen. Im ersten Moment<br />

erscheint das Fahren mit einem<br />

Segway also als recht teures Vergnügen.<br />

Man darf aber nicht den Spaß<br />

vergessen, den man bei einer Segway-<br />

Tour hat. Außerdem kommt man flott<br />

voran, so dass man viel mehr von einer<br />

Stadt sehen kann, als wenn man nur zu<br />

Fuß unterwegs wäre. Wer sich einen<br />

Segway kaufen will, muss um die 7.000<br />

Euro auf den Tisch legen.<br />

Wie schwer ist das Fahren<br />

mit einem Segway?<br />

Es ist gar nicht schwer. Zunächst<br />

einmal wird man als Anfänger normalerweise<br />

nicht allein auf die Straße<br />

gelassen. Je nach Gruppengröße fahren<br />

ein oder mehrere Begleiter mit. Bevor es<br />

losgeht, erhält man zudem eine ausführliche<br />

Einführung. Es wird einem genau<br />

erklärt, wie Segways funktionieren und was man beachten<br />

muss. Steht man dann erst einmal auf den Dingern, ist<br />

der Reflex am Anfang trotzdem, dass man versucht, das<br />

Gleichgewicht zu halten. Dabei ist dies gar nicht notwendig,<br />

da ein Segway von ganz allein die Balance hält. Zum<br />

Losfahren beugt man sich leicht nach vorne, zum Abbiegen<br />

nach rechts bzw. links. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich<br />

so gut an den Segway, dass man sich sogar traut, ein paar<br />

Stufen damit zu bewältigen. Wir hatten jedenfalls einen<br />

Höllenspaß und das Knie meines Kollegen war dankbar,<br />

nicht laufen zu müssen.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />

Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und<br />

alle anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei.<br />

Daher sind keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels<br />

hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 5<strong>49</strong><br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Florence Boyer, Guéwen Brown, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr.<br />

Jan Grasshoff, Olivier Huonnic, Ute Jessel, Alain Lardière, Dr. Petra<br />

Morich, Ina Muñoz, Winfried Ressler, Gérard Rival, Serge Robin,<br />

Susanne Ziegler<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

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Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +<strong>49</strong> (0)921 44710<br />

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Gültige Anzeigenpreisliste: 10/2012<br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />

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erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 € (D), 6,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 € (F/L/B/NL), 7,00 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 29,90 € (D), 35,90 €<br />

(A), 51,80 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,90 €<br />

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Mehrwertsteuer.<br />

© 2013 Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten): Titel:<br />

Dr Jan Grasshoff, Globus Medien • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Winfried Ressler,<br />

Dr Jan Grasshoff, Globus Medien; Shock, Fotolia; Festival les Goûts uniques, Angers,<br />

Juillet 2012, dans le cadre de Voyage à Nantes 2012, Le goût et les couleurs; G. Brown,<br />

Ajc Presse • S.6: Serge Robin, Ajc Presse • S.7: Eric Morency, SNCF Voyages • S.8:<br />

DR, Relay H; DR, Pleyel; Service de Presse Chateau de Versailles, Studio Bouroullec<br />

• S.10: Serge Robin, Ajc Presse; P.Compère, Régie du Pic du Midi; Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S. 12-13: DR • S.14.15: DR • S.16:DR • S.18:DR • S.19: DR/Arte • S.20: DR •<br />

S.22-27: Dr Jan Grasshoff, Globus Medien • S.28: DR, Euroméditerrannée, Service de<br />

Presse; Dr Jan Grasshoff, Globus Medien • S.32-38: Dr Jan Grasshoff, Globus Medien<br />

• S.40-41: Hotel les bains de Cabourg, DR • S.42-44: Dr Jan Grasshoff, Globus Medien<br />

• S.45: Emmanuel Lattes, Mairie de Vichy • S.48-54: Dr Jan Grasshoff, Globus Medien<br />

• S.56-63: Winfried Ressler, Globus Medien • S.64-65: G. Brown, Ajc Presse • S. 66:<br />

Corderie Royale de Rochefort, DR, G. Brown, Ajc Presse; Association Hermione-La<br />

Fayette • S.67-70: G.Brown, Ajc Presse • S.74-75: Serge Robin, Ajc Presse • S.76: Visty,<br />

Fotolia.com • S.79: Susanne Ziegler • S.80: Shock, Fotolia • S.82-83: Maurice Albert,<br />

Ajc Presse • S.84-85: DR • S.86-87: Festival les Goûts uniques - Château des ducs<br />

de Bretagne, Nantes, Septembre 2012, dans le cadre du Voyage à Nantes 2012, Le<br />

goût et les couleurs; Serge Robin, Ajc Presse; Bernard Renoux, La Cantine du Voyage,<br />

Nantes, création Le Voyage à Nantes 2013; Festival les Goûts uniques, Angers, Juillet<br />

2012, dans le cadre de Voyage à Nantes 2012, Le goût et les couleurs; Mâche nantaise,<br />

Nantes (Loire-Atlantique), le goût et les couleurs / Le Voyage à Nantes • S.88: Festival<br />

les Goûts uniques, Chateau des Ducs de Bretagne, Nantes, Septembre 2012, dans le<br />

cadre du Voyage à Nantes 2012, Le goût et les couleurs; Restaurant Les Chants d’Avril,<br />

Nantes (Loire-Atlantique), le goût et les couleurs, le Voyage à Nantes • S.94-95:<br />

Chantal Cobac pour Frankreich erleben • S.96: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Dr Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien; S.Robin, Ajc Presse; G.Brown, Ajc Presse<br />

Leserbriefe<br />

Seit vielen Jahren tummeln wir<br />

uns am Meer von Leucate und in der<br />

Provence. Genauso lange lesen wir<br />

Ihre Zeitschrift mit Begeisterung!!<br />

Ganz Frankreich mit seiner Sprache<br />

und den Menschen interessieren<br />

uns. Wir fühlen uns hier wie zu<br />

Hause. Vor mir liegt Ihre Zeitschrift<br />

<strong>Nr</strong>. 47 mit dem Artikel « Romantik<br />

pur in Saint-Guilhem-le-Désert ».<br />

Wir haben Ihre Empfehlung in die<br />

Tat umgesetzt und bei 26 Grad einen<br />

Tag im Hinterland verbracht.<br />

Zauberhaft... Wir können nur<br />

schwärmen! Leider hatten wir das<br />

Badezeug vergessen, das Baden im<br />

aufgestauten Hérault wäre der krönende<br />

Abschluss gewesen. Es wird<br />

ein zweites Mal geben, im März/<br />

April <strong>2014</strong>, wenn wir gesund bleiben.<br />

Zu Ihrer Kenntnis: Wir sind 71<br />

und 77 Jahre alt.<br />

Holk & Anne Sandvoß, Hildesheim<br />

Mit viel Freude las ich das letzte<br />

Frankreich-erleben-Magazin, insbesondere<br />

die Architekturbeiträge<br />

Niemeyer, EM-Stadien und Lyon-<br />

Confluence. Das Magazin hebt sich<br />

erfreulich von anderen Reisemagazinen<br />

ab. Einen kleinen Verbesserungsvorschlag<br />

möchte ich aber<br />

doch machen: Zu dem Sète-Artikel<br />

gehört für mich zwingend eine kleine<br />

Stadtplanabbildung, in der die<br />

beschriebenen Orte vermerkt sind.<br />

Felix Beukemann, per E-Mail<br />

Selbst Pressemann, empfehle ich<br />

Ihnen, in jedem Heft eine Reportage/Schilderung<br />

oder einen Bericht<br />

über Partnerschaften zwischen<br />

deutschen und französischen Städten<br />

zu bringen! Jede dieser Partnerschaften<br />

ist individuell und reizvoll<br />

und bringt Ihnen womöglich aus<br />

diesem Bereich Leser und Abos. Ich<br />

weiß, wovon ich rede, weil ich selbst<br />

einer der Begründer und bis heute<br />

Aktiver einer solchen Jumelage bin!<br />

1975 wurde unsere Partnerschaft<br />

zwischen Monschau/Eifel und<br />

Bourg-Saint-Andéol am Ufer der<br />

südlichen Rhône begründet.<br />

Heinz Stollenwerk, Monschau<br />

Herzlichen Glückwunsch zu<br />

dem Titelbild der letzten Ausgabe<br />

(Ploumanac’h). Als ich das Magazin<br />

im Briefkasten vorfand, wollte ich<br />

am liebsten gleich die Koffer packen<br />

und in meine geliebte Bretagne fahren.<br />

In Ploumanac’h war ich schon<br />

einige Male. Ich habe mich exakt<br />

in Ihrer Schilderung wiedergefunden.<br />

Die Küste dort ist wirklich ein<br />

Ort, der süchtig machen kann. Toll<br />

fand ich übrigens auch den Artikel<br />

in der Ausgabe davor, in dem es um<br />

Burgen aus dem Mittelalter ging.<br />

Sie haben vollkommen Recht: Das<br />

schöne Inland der Bretagne kommt<br />

leider oft viel zu kurz. Ich freue<br />

mich auf hoffentlich viele weitere<br />

Reportagen aus der Bretagne.<br />

Monika Hinrichsen, per E-Mail<br />

Kompliment an Chantal: Die<br />

Zwiebelsuppe war wie eigentlich<br />

alle ihre Rezepte wieder super lecker!<br />

Mein Mann freut sich immer<br />

besonders, wenn wieder eine neue<br />

Ausgabe und damit ein neues Rezept<br />

erscheint, das ich ihm dann<br />

nachkoche.<br />

Brigitte Scholz, Zürich<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />

Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Per Fax: +<strong>49</strong> (0)30 920372065<br />

LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong> · 97


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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50 – März / April <strong>2014</strong> erscheint am 25. <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2014</strong>


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