UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland Zu den zahlreichen Kuriositäten des Schlosses gehören die vielen Tiere, die Violletle-Duc kreierte, sowie die Löcher, die Antoine d‘Abbadie in die Wände des Gebäudes bohren ließ und mit denen er ein riesiges Teleskop schaffen wollte. geprägte Antoine d’Abbadie betrachtete diesen Jungen jedoch niemals als seinen Sklaven, sondern eher als seinen Schützling, wenn nicht gar als spirituellen Sohn. Die Art, wie er ihn darstellen ließ – in Form einer hölzernen Statue an einer Ehrentreppe des Schlosses – drückt dies im Übrigen klar und deutlich aus: Gegenüber den riesigen Fresken von Antoines Ahnen steht Abdullah aufrecht und trägt mit ausgestrecktem Arm stolz ein Licht, welches den Besuchern den Weg zu weisen scheint. Virginie d’Abbadie (geborene Vincent de Saint-Bonnet) stammte ihrerseits aus einer elitären aristokratischen Familie. Sie erschien äußerlich zurückhaltender als ihr Mann – so wie es sich damals in der französischen Gesellschaft gehörte –, verstand es jedoch durchaus, sich während des Baus des Schlosses durchzusetzen und die Arbeiten zu überwachen. Bauarbeiten, die den Mitteln und Ambitionen des Paares entsprachen! Virginie und Antoine d’Abbadie lebten in einem vornehmen Pariser Stadtviertel und waren – wie damals in der Bourgeoisie üblich – auf der Suche nach einem schönen Zweitwohnsitz für regelmäßige Aufenthalte alleine oder mit Freunden. Antoine, dessen Familie aus dem Baskenland stammte, kaufte dort mehrere Immobilien, bevor er beschloss, auf einem ideal gelegenen Grundstück direkt am Meer das gewünschte Gebäude selbst bauen zu lassen. Die Grundsteinlegung für Château d‘Abbadia erfolgte am 30. Januar 1864. Nur drei Monate später zog sich der mit dem Bau beauftragte Architekt von dieser Aufgabe zurück, da er sich der Umsetzung der Wünsche des begüterten Paares nicht gewachsen fühlte. Zugegebenermaßen waren die Vorstellungen der beiden etwas « verrückt » und gingen weit über ein « normales » Domizil hinaus: Es sollte sowohl zum Wohnen als auch für Empfänge dienen, einen religiösen Charakter haben – die Pläne enthielten auch eine Kapelle – und vor allem als Arbeitsplatz für Antoine d’Abbadie geeignet sein. Dieser wollte sich dort mit allem einrichten, was er für seine wissenschaftlichen Arbeiten – insbesondere in den Bereichen Physik und Astronomie – benötigte. Noch heute erhält man aufgrund eines Details, das trotz mehrerer Restaurationen nach wie vor vorhanden ist, eine Vorstellung von dieser Maßlosigkeit: Antoine d’Abbadie wollte nämlich aus seinem Wohnsitz eine Art riesiges Teleskop machen, um das Phänomen der atmosphärischen Refraktion zu untersuchen. Dafür ließ er eine ganze Reihe von Löchern auf einer geraden Linie in die Innen- und Außenwände bohren. Dies war allerdings ein offensichtlicher Misserfolg, zu dem der Wissenschaftler jedoch voll und ganz und nicht ohne Humor stand, indem er um das letzte Loch, das in den äußeren Vorhof zeigt, ein Motto in baskischer Sprache gravieren ließ: Ez ikusi, ez ikasi (« Ich habe nichts gesehen, ich habe nichts gelernt ») gravieren ließ. Der Zufall wollte es, dass Antoine d’Abbadie im März 1864, kurz vor dem Rückzug des ursprünglichen Architekten, in Paris die Bekanntschaft von Eugène Viollet-le-Duc machte. Dieser war nicht nur durch die Restaurierung renommierter mittelalterlicher Monumente wie Vézelay, Carcassonne und Amiens bekannt geworden, sondern vor allem auch durch die neue Turmspitze, mit der er 1859 die Kathedrale Notre-Dame de Paris ausgestattet hatte, nachdem die ursprüngliche, 1220 errichtete Spitze Ende des 18. Jahrhunderts demontiert worden war. Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb. Nicht nur, dass beide ein Faible für den neugotischen Stil hatten, es war zudem unschwer zu erkennen, dass sie vom selben Hang zur « Verrücktheit » angetrieben wurden. Es lag daher nahe, dass Antoine d’Abbadie Viollet-le-Duc für die Realisierung seines geplanten Schlosses gewinnen wollte. Viollet-le-Duc war für ein solch exzessives Projekt durchaus empfänglich, da er darin vermutlich die Möglichkeit sah, seine Vorstellungen endlich einmal frei verwirklichen zu können. Obwohl der Architekt am Höhepunkt seiner Karriere stand und sich vor Arbeit kaum retten konnte, nahm er den zusätzlichen Auftrag im April 1864 an. Da er dem Bau nicht seine ganze Zeit widmen konnte, stellte er dafür den treuesten seiner Mitarbeiter ab: Edmond Duthoit. Es traf sich gut, dass dieser bereits in Syrien und Palästina gewesen war und eine Vorliebe für den Orient hatte … Er sollte sich daher sehr gut mit 66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
DUBLIN BIRMINGHAM BERLIN SOUTHAMPTON LONDON (Gatwick, Stanford, Luton) MUNICH BIARRITZ by Instinct paysbasque_tourisme @BiarritzPaysbasqueEN biarritz-pays-basque.com